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Übereinkommen über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindesentführung

Übersetzung

Die Unterzeichnerstaaten dieses Übereinkommens,

in der festen Überzeugung, dass das Wohl des Kindes in allen Angelegenheiten des Sorgerechts von vorrangiger Bedeutung ist;

in dem Wunsch, das Kind vor den Nachteilen eines widerrechtlichen Verbringens oder Zurückhaltens international zu schützen und Verfahren einzuführen, um seine sofortige Rückgabe in den Staat seines gewöhnlichen Aufenthalts sicherzustellen und den Schutz des Rechts zum persönlichen Umgang mit dem Kind zu gewährleisten,

haben beschlossen, zu diesem Zweck ein Übereinkommen zu schliessen, und haben die folgenden Bestimmungen vereinbart:

Kapitel I Anwendungsbereich des Übereinkommens

Art. 1  

Ziel die­ses Über­ein­kom­mens ist es,

a)
die so­for­ti­ge Rück­ga­be wi­der­recht­lich in einen Ver­trags­staat ver­brach­ter oder dort zu­rück­ge­hal­te­ner Kin­der si­cher­zu­stel­len, und
b)
zu ge­währ­leis­ten, dass das in ei­nem Ver­trags­staat be­ste­hen­de Sor­ge- und Be­suchs­recht in den an­de­ren Ver­trags­staa­ten tat­säch­lich be­ach­tet wird.
Art. 2  

Die Ver­trags­staa­ten tref­fen al­le ge­eig­ne­ten Mass­nah­men, um in ih­rem Ho­heits­ge­biet die Zie­le des Über­ein­kom­mens zu ver­wirk­li­chen. Zu die­sem Zweck wen­den sie ih­re schnellst­mög­li­chen Ver­fah­ren an.

Art. 3  

Das Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten ei­nes Kin­des gilt als wi­der­recht­lich, wenn

a)
da­durch das Sor­ge­recht ver­letzt wird, das ei­ner Per­son, Be­hör­de oder sons­ti­gen Stel­le al­lein oder ge­mein­sam nach dem Recht des Staa­tes zu­steht, in dem das Kind un­mit­tel­bar vor dem Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat­te, und
b)
die­ses Recht im Zeit­punkt des Ver­brin­gens oder Zu­rück­hal­tens al­lein oder ge­mein­sam tat­säch­lich aus­ge­übt wur­de oder aus­ge­übt wor­den wä­re, falls das Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten nicht statt­ge­fun­den hät­te.

Das un­ter Buch­sta­be a ge­nann­te Sor­ge­recht kann ins­be­son­de­re kraft Ge­set­zes, auf­grund ei­ner ge­richt­li­chen oder be­hörd­li­chen Ent­schei­dung oder auf­grund ei­ner nach dem Recht des be­tref­fen­den Staa­tes wirk­sa­men Ver­ein­ba­rung be­ste­hen.

Art. 4  

Das Über­ein­kom­men wird auf je­des Kind an­ge­wen­det, das un­mit­tel­bar vor ei­ner Ver­let­zung des Sor­ge- oder Be­suchs­rechts sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in ei­nem Ver­trags­staat hat­te. Das Über­ein­kom­men wird nicht mehr an­ge­wen­det, so­bald das Kind das 16. Le­bens­jahr vollen­det hat.

Art. 5  

Im Sinn die­ses Über­ein­kom­mens um­fasst

a)
das «Sor­ge­recht» die Sor­ge für die Per­son des Kin­des und ins­be­son­de­re das Recht, den Auf­ent­halt des Kin­des zu be­stim­men;
b)
das «Be­suchs­recht» das Recht, das Kind für ei­ne be­grenz­te Zeit an einen an­de­ren Ort als sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts­ort zu brin­gen.

Kapitel II Zentrale Behörden

Art. 6  

Je­der Ver­trags­staat be­stimmt ei­ne zen­tra­le Be­hör­de, wel­che die ihr durch die­ses Über­ein­kom­men über­tra­ge­nen Auf­ga­ben wahr­nimmt.

Ei­nem Bun­des­staat, ei­nem Staat mit meh­re­ren Rechts­sys­te­men oder ei­nem Staat, der aus au­to­no­men Ge­biets­kör­per­schaf­ten be­steht, steht es frei, meh­re­re zen­tra­le Be­hör­den zu be­stim­men und de­ren räum­li­che Zu­stän­dig­keit fest­zu­le­gen. Macht ein Staat von die­ser Mög­lich­keit Ge­brauch, so be­stimmt er die zen­tra­le Be­hör­de, an wel­che die An­trä­ge zur Über­mitt­lung an die zu­stän­di­ge zen­tra­le Be­hör­de in die­sem Staat ge­rich­tet wer­den kön­nen.

Art. 7  

Die zen­tra­len Be­hör­den ar­bei­ten zu­sam­men und för­dern die Zu­sam­men­ar­beit der zu­stän­di­gen Be­hör­den ih­rer Staa­ten, um die so­for­ti­ge Rück­ga­be von Kin­dern si­cher­zu­stel­len und auch die an­de­ren Zie­le die­ses Über­ein­kom­mens zu ver­wirk­li­chen.

Ins­be­son­de­re tref­fen sie un­mit­tel­bar oder mit Hil­fe an­de­rer al­le ge­eig­ne­ten Mass­nah­men, um

a)
den Auf­ent­halts­ort ei­nes wi­der­recht­lich ver­brach­ten oder zu­rück­ge­hal­te­nen Kin­des aus­fin­dig zu ma­chen;
b)
wei­te­re Ge­fah­ren von dem Kind oder Nach­tei­le von den be­trof­fe­nen Par­tei­en ab­zu­wen­den, in­dem sie vor­sorg­li­che Mass­nah­men tref­fen oder ver­an­las­sen;
c)
die frei­wil­li­ge Rück­ga­be des Kin­des si­cher­zu­stel­len oder ei­ne güt­li­che Re­ge­lung der An­ge­le­gen­heit her­bei­zu­füh­ren;
d)
so­weit zweck­dien­lich Aus­künf­te über die so­zia­le La­ge des Kin­des aus­zut­au­schen;
e)
im Zu­sam­men­hang mit der An­wen­dung des Über­ein­kom­mens all­ge­mei­ne Aus­künf­te über das Recht ih­rer Staa­ten zu er­tei­len;
f)
ein ge­richt­li­ches oder be­hörd­li­ches Ver­fah­ren ein­zu­lei­ten oder die Ein­lei­tung ei­nes sol­chen Ver­fah­rens zu er­leich­tern, um die Rück­ga­be des Kin­des zu er­wir­ken so­wie ge­ge­be­nen­falls die Durch­füh­rung oder die wirk­sa­me Aus­übung des Be­suchs­rechts zu ge­währ­leis­ten;
g)
so­weit er­for­der­lich die Be­wil­li­gung von un­ent­gelt­li­cher Rechts­hil­fe und Rechts­be­ra­tung, ein­sch­liess­lich der Bei­ord­nung ei­nes Rechts­an­walts, zu ver­an­las­sen oder zu er­leich­tern;
h)
durch et­wa not­wen­di­ge und ge­eig­ne­te be­hörd­li­che Vor­keh­run­gen die si­che­re Rück­ga­be des Kin­des zu ge­währ­leis­ten;
i)
ein­an­der über die Wir­kungs­wei­se des Über­ein­kom­mens zu un­ter­rich­ten und Hin­der­nis­se, die sei­ner An­wen­dung ent­ge­gen­ste­hen, so­weit wie mög­lich aus­zuräu­men.

Kapitel III Rückgabe von Kindern

Art. 8  

Macht ei­ne Per­son, Be­hör­de oder sons­ti­ge Stel­le gel­tend, ein Kind sei un­ter Ver­let­zung des Sor­ge­rechts ver­bracht oder zu­rück­ge­hal­ten wor­den, so kann sie sich ent­we­der an die für den ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt des Kin­des zu­stän­di­ge zen­tra­le Be­hör­de oder an die zen­tra­le Be­hör­de ei­nes an­de­ren Ver­trags­staats wen­den, um mit de­ren Un­ter­stüt­zung die Rück­ga­be des Kin­des si­cher­zu­stel­len.

Der An­trag muss ent­hal­ten

a)
An­ga­ben über die Iden­ti­tät des An­trag­stel­lers, des Kin­des und der Per­son, die das Kind an­geb­lich ver­bracht oder zu­rück­ge­hal­ten hat;
b)
das Ge­burts­da­tum des Kin­des, so­weit es fest­ge­stellt wer­den kann;
c)
die Grün­de, die der An­trag­stel­ler für sei­nen An­spruch auf Rück­ga­be des Kin­des gel­tend macht;
d)
al­le ver­füg­ba­ren An­ga­ben über den Auf­ent­halts­ort des Kin­des und die Iden­ti­tät der Per­son, bei der sich das Kind ver­mut­lich be­fin­det.

Der An­trag kann wie folgt er­gänzt oder es kön­nen ihm fol­gen­de An­la­gen bei­ge­fügt wer­den:

e)
ei­ne be­glau­big­te Aus­fer­ti­gung ei­ner für die Sa­che er­heb­li­chen Ent­schei­dung oder Ver­ein­ba­rung;
f)
ei­ne Be­schei­ni­gung oder ei­des­statt­li­che Er­klä­rung (Af­fi­da­vit) über die ein­schlä­gi­gen Rechts­vor­schrif­ten des be­tref­fen­den Staa­tes; sie muss von der zen­tra­len Be­hör­de oder ei­ner sons­ti­gen zu­stän­di­gen Be­hör­de des Staa­tes, in dem sich das Kind ge­wöhn­lich auf­hält, oder von ei­ner da­zu be­fug­ten Per­son aus­ge­hen;
g)
je­des sons­ti­ge für die Sa­che er­heb­li­che Schrift­stück.
Art. 9  

Hat die zen­tra­le Be­hör­de, bei der ein An­trag nach Ar­ti­kel 8 ein­geht, Grund zu der An­nah­me, dass sich das Kind in ei­nem an­de­ren Ver­trags­staat be­fin­det, so über­mit­telt sie den An­trag un­mit­tel­bar und un­ver­züg­lich der zen­tra­len Be­hör­de die­ses Staa­tes; sie un­ter­rich­tet da­von die er­su­chen­de zen­tra­le Be­hör­de oder ge­ge­be­nen­falls den An­trag­stel­ler.

Art. 10  

Die zen­tra­le Be­hör­de des Staa­tes, in dem sich das Kind be­fin­det, trifft oder ver­an­lasst al­le ge­eig­ne­ten Mass­nah­men, um die frei­wil­li­ge Rück­ga­be des Kin­des zu be­wir­ken.

Art. 11  

In Ver­fah­ren auf Rück­ga­be von Kin­dern ha­ben die Ge­rich­te oder Ver­wal­tungs­be­hör­den ei­nes je­den Ver­trags­staats mit der ge­bo­te­nen Ei­le zu han­deln.

Hat das Ge­richt oder die Ver­wal­tungs­be­hör­de, die mit der Sa­che be­fasst sind, nicht in­ner­halb von sechs Wo­chen nach Ein­gang des An­trags ei­ne Ent­schei­dung ge­trof­fen, so kann der An­trag­stel­ler oder die zen­tra­le Be­hör­de des er­such­ten Staa­tes von sich aus oder auf Be­geh­ren der zen­tra­len Be­hör­de des er­su­chen­den Staa­tes ei­ne Dar­stel­lung der Grün­de für die Ver­zö­ge­rung ver­lan­gen. Hat die zen­tra­le Be­hör­de des er­such­ten Staa­tes die Ant­wort er­hal­ten, so über­mit­telt sie die­se der zen­tra­len Be­hör­de des er­su­chen­den Staa­tes oder ge­ge­be­nen­falls dem An­trag­stel­ler.

Art. 12  

Ist ein Kind im Sinn des Ar­ti­kels 3 wi­der­recht­lich ver­bracht oder zu­rück­ge­hal­ten wor­den und ist bei Ein­gang des An­trags bei dem Ge­richt oder der Ver­wal­tungs­be­hör­de des Ver­trags­staats, in dem sich das Kind be­fin­det, ei­ne Frist von we­ni­ger als ei­nem Jahr seit dem Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten ver­stri­chen, so ord­net das zu­stän­di­ge Ge­richt oder die zu­stän­di­ge Ver­wal­tungs­be­hör­de die so­for­ti­ge Rück­ga­be des Kin­des an.

Ist der An­trag erst nach Ab­lauf der in Ab­satz 1 be­zeich­ne­ten Jah­res­frist ein­ge­gan­gen, so ord­net das Ge­richt oder die Ver­wal­tungs­be­hör­de die Rück­ga­be des Kin­des eben­falls an, so­fern nicht er­wie­sen ist, dass das Kind sich in sei­ne neue Um­ge­bung ein­ge­lebt hat.

Hat das Ge­richt oder die Ver­wal­tungs­be­hör­de des er­such­ten Staa­tes Grund zu der An­nah­me, dass das Kind in einen an­de­ren Staat ver­bracht wor­den ist, so kann das Ver­fah­ren aus­ge­setzt oder der An­trag auf Rück­ga­be des Kin­des ab­ge­lehnt wer­den.

Art. 13  

Un­ge­ach­tet des Ar­ti­kels 12 ist das Ge­richt oder die Ver­wal­tungs­be­hör­de des er­such­ten Staa­tes nicht ver­pflich­tet, die Rück­ga­be des Kin­des an­zu­ord­nen, wenn die Per­son, Be­hör­de oder sons­ti­ge Stel­le, die sich der Rück­ga­be des Kin­des wi­der­setzt, nach­weist,

a)
dass die Per­son, Be­hör­de oder sons­ti­ge Stel­le, der die Sor­ge für die Per­son des Kin­des zu­stand, das Sor­ge­recht zur Zeit des Ver­brin­gens oder Zu­rück­hal­tens tat­säch­lich nicht aus­ge­übt, dem Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten zu­ge­stimmt oder die­ses nach­träg­lich ge­neh­migt hat, oder
b)
dass die Rück­ga­be mit der schwer­wie­gen­den Ge­fahr ei­nes kör­per­li­chen oder see­li­schen Scha­dens für das Kind ver­bun­den ist oder das Kind auf an­de­re Wei­se in ei­ne un­zu­mut­ba­re La­ge bringt.

Das Ge­richt oder die Ver­wal­tungs­be­hör­de kann es fer­ner ab­leh­nen, die Rück­ga­be des Kin­des an­zu­ord­nen, wenn fest­ge­stellt wird, dass sich das Kind der Rück­ga­be wi­der­setzt und dass es ein Al­ter und ei­ne Rei­fe er­reicht hat, an­ge­sichts de­ren es an­ge­bracht er­scheint, sei­ne Mei­nung zu be­rück­sich­ti­gen.

Bei Wür­di­gung der in die­sem Ar­ti­kel ge­nann­ten Um­stän­de hat das Ge­richt oder die Ver­wal­tungs­be­hör­de die Aus­künf­te über die so­zia­le La­ge des Kin­des zu be­rück­sich­ti­gen, die von der zen­tra­len Be­hör­de oder ei­ner an­de­ren zu­stän­di­gen Be­hör­de des Staa­tes des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des er­teilt wor­den sind.

Art. 14  

Ha­ben die Ge­rich­te oder Ver­wal­tungs­be­hör­den des er­such­ten Staa­tes fest­zu­stel­len, ob ein wi­der­recht­li­ches Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten im Sinn des Ar­ti­kels 3 vor­liegt, so kön­nen sie das im Staat des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des gel­ten­de Recht und die ge­richt­li­chen oder be­hörd­li­chen Ent­schei­dun­gen, gleich­viel ob sie dort förm­lich an­er­kannt sind oder nicht, un­mit­tel­bar be­rück­sich­ti­gen; da­bei brau­chen sie die be­son­de­ren Ver­fah­ren zum Nach­weis die­ses Rechts oder zur An­er­ken­nung aus­län­di­scher Ent­schei­dun­gen, die sonst ein­zu­hal­ten wä­ren, nicht zu be­ach­ten.

Art. 15  

Be­vor die Ge­rich­te oder Ver­wal­tungs­be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats die Rück­ga­be des Kin­des an­ord­nen, kön­nen sie vom An­trag­stel­ler die Vor­la­ge ei­ner Ent­schei­dung oder sons­ti­gen Be­schei­ni­gung der Be­hör­den des Staa­tes des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des ver­lan­gen, aus der her­vor­geht, dass das Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten wi­der­recht­lich im Sinn des Ar­ti­kels 3 war, so­fern in dem be­tref­fen­den Staat ei­ne der­ar­ti­ge Ent­schei­dung oder Be­schei­ni­gung er­wirkt wer­den kann. Die zen­tra­len Be­hör­den der Ver­trags­staa­ten ha­ben den An­trag­stel­ler beim Er­wir­ken ei­ner der­ar­ti­gen Ent­schei­dung oder Be­schei­ni­gung so­weit wie mög­lich zu un­ter­stüt­zen.

Art. 16  

Ist den Ge­rich­ten oder Ver­wal­tungs­be­hör­den des Ver­trags­staats in den das Kind ver­bracht oder in dem es zu­rück­ge­hal­ten wur­de, das wi­der­recht­li­che Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten des Kin­des im Sinn des Ar­ti­kels 3 mit­ge­teilt wor­den, so dür­fen sie kei­ne Sachent­schei­dung über das Sor­ge­recht tref­fen, so­lan­ge nicht ent­schie­den ist, dass das Kind auf­grund die­ses Über­ein­kom­mens nicht zu­rück­zu­ge­ben ist, oder so­fern in­ner­halb an­ge­mes­se­ner Frist nach der Mit­tei­lung kein An­trag nach dem Über­ein­kom­men ge­stellt wird.

Art. 17  

Der Um­stand, dass ei­ne Ent­schei­dung über das Sor­ge­recht im er­such­ten Staat er­gan­gen oder dort an­er­kenn­bar ist, stellt für sich ge­nom­men kei­nen Grund dar, die Rück­ga­be ei­nes Kin­des nach Mass­ga­be die­ses Über­ein­kom­mens ab­zu­leh­nen; die Ge­rich­te oder Ver­wal­tungs­be­hör­den des er­such­ten Staa­tes kön­nen je­doch bei der An­wen­dung des Über­ein­kom­mens die Ent­schei­dungs­grün­de be­rück­sich­ti­gen.

Art. 18  

Die Ge­rich­te oder Ver­wal­tungs­be­hör­den wer­den durch die Be­stim­mun­gen die­ses Ka­pi­tels nicht dar­an ge­hin­dert, je­der­zeit die Rück­ga­be des Kin­des an­zu­ord­nen.

Art. 19  

Ei­ne auf­grund die­ses Über­ein­kom­mens ge­trof­fe­ne Ent­schei­dung über die Rück­ga­be des Kin­des ist nicht als Ent­schei­dung über das Sor­ge­recht an­zu­se­hen.

Art. 20  

Die Rück­ga­be des Kin­des nach Ar­ti­kel 12 kann ab­ge­lehnt wer­den, wenn sie nach den im er­such­ten Staat gel­ten­den Grund­wer­ten über den Schutz der Men­schen­rech­te und Grund­frei­hei­ten un­zu­läs­sig ist.

Kapitel IV Besuchsrecht

Art. 21  

Der An­trag auf Durch­füh­rung oder wirk­sa­me Aus­übung des Be­suchs­rechts kann in der­sel­ben Wei­se an die zen­tra­le Be­hör­de ei­nes Ver­trags­staats ge­rich­tet wer­den wie ein An­trag auf Rück­ga­be des Kin­des.

Die zen­tra­len Be­hör­den ha­ben auf­grund der in Ar­ti­kel 7 ge­nann­ten Ver­pflich­tung zur Zu­sam­men­ar­beit die un­ge­stör­te Aus­übung des Be­suchs­rechts so­wie die Er­fül­lung al­ler Be­din­gun­gen zu för­dern, de­nen die Aus­übung die­ses Rechts un­ter­liegt. Die zen­tra­len Be­hör­den un­ter­neh­men Schrit­te, um so­weit wie mög­lich al­le Hin­der­nis­se aus­zuräu­men, die der Aus­übung die­ses Rechts ent­ge­gen­ste­hen.

Die zen­tra­len Be­hör­den kön­nen un­mit­tel­bar oder mit Hil­fe an­de­rer die Ein­lei­tung ei­nes Ver­fah­rens vor­be­rei­ten oder un­ter­stüt­zen mit dem Ziel, das Be­suchs­recht durch­zu­füh­ren oder zu schüt­zen und zu ge­währ­leis­ten, dass die Be­din­gun­gen, von de­nen die Aus­übung die­ses Rechts ab­hän­gen kann, be­ach­tet wer­den.

Kapitel V Allgemeine Bestimmungen

Art. 22  

In ge­richt­li­chen oder be­hörd­li­chen Ver­fah­ren, die un­ter die­ses Über­ein­kom­men fal­len, darf für die Zah­lung von Kos­ten und Aus­la­gen ei­ne Si­cher­heits­leis­tung oder Hin­ter­le­gung gleich wel­cher Be­zeich­nung nicht auf­er­legt wer­den.

Art. 23  

Im Rah­men die­ses Über­ein­kom­mens darf kei­ne Be­glau­bi­gung oder ähn­li­che Förm­lich­keit ver­langt wer­den.

Art. 24  

An­trä­ge, Mit­tei­lun­gen oder sons­ti­ge Schrift­stücke wer­den der zen­tra­len Be­hör­de des er­such­ten Staa­tes in der Ori­gi­nal­spra­che zu­ge­sandt; sie müs­sen von ei­ner Über­set­zung in die Amtss­pra­che oder ei­ne der Amtss­pra­chen des er­such­ten Staa­tes oder, wenn ei­ne sol­che Über­set­zung nur schwer er­hält­lich ist, von ei­ner Über­set­zung ins Fran­zö­si­sche oder Eng­li­sche be­glei­tet sein.

Ein Ver­trags­staat kann je­doch einen Vor­be­halt nach Ar­ti­kel 42 an­brin­gen und dar­in ge­gen die Ver­wen­dung des Fran­zö­si­schen oder Eng­li­schen, je­doch nicht bei­der Spra­chen, in den sei­ner zen­tra­len Be­hör­de über­sand­ten An­trä­gen, Mit­tei­lun­gen oder sons­ti­gen Schrift­stücken Ein­spruch er­he­ben.

Art. 25  

An­ge­hö­ri­gen ei­nes Ver­trags­staats und Per­so­nen, die ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in ei­nem sol­chen Staat ha­ben, wird in al­len mit der An­wen­dung die­ses Über­ein­kom­mens zu­sam­men­hän­gen­den An­ge­le­gen­hei­ten un­ent­gelt­li­che Rechts­hil­fe und Rechts­be­ra­tung in je­dem an­de­ren Ver­trags­staat zu den­sel­ben Be­din­gun­gen be­wil­ligt wie An­ge­hö­ri­gen des be­tref­fen­den Staa­tes, die dort ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt ha­ben.

Art. 26  

Je­de zen­tra­le Be­hör­de trägt ih­re ei­ge­nen Kos­ten, die bei der An­wen­dung die­ses Über­ein­kom­mens ent­ste­hen.

Für die nach die­sem Über­ein­kom­men ge­stell­ten An­trä­ge er­he­ben die zen­tra­len Be­hör­den und an­de­re Be­hör­den der Ver­trags­staa­ten kei­ne Ge­büh­ren. Ins­be­son­de­re dür­fen sie vom An­trag­stel­ler we­der die Be­zah­lung von Ver­fah­rens­kos­ten noch der Kos­ten ver­lan­gen, die ge­ge­be­nen­falls durch die Bei­ord­nung ei­nes Rechts­an­walts ent­ste­hen. Sie kön­nen je­doch die Er­stat­tung der Aus­la­gen ver­lan­gen, die durch die Rück­ga­be des Kin­des ent­stan­den sind oder ent­ste­hen.

Ein Ver­trags­staat kann je­doch einen Vor­be­halt nach Ar­ti­kel 42 an­brin­gen und dar­in er­klä­ren, dass er nur in­so­weit ge­bun­den ist, die sich aus der Bei­ord­nung ei­nes Rechts­an­walts oder aus ei­nem Ge­richts­ver­fah­ren er­ge­ben­den Kos­ten im Sinn des Ab­sat­zes 2 zu über­neh­men, als die­se Kos­ten durch sein Sys­tem der un­ent­gelt­li­chen Rechts­hil­fe und Rechts­be­ra­tung ge­deckt sind.

Wenn die Ge­rich­te oder Ver­wal­tungs­be­hör­den auf­grund die­ses Über­ein­kom­mens die Rück­ga­be des Kin­des an­ord­nen oder An­ord­nun­gen über das Be­suchs­recht tref­fen, kön­nen sie, so­weit an­ge­zeigt, der Per­son, die das Kind ver­bracht oder zu­rück­ge­hal­ten oder die die Aus­übung des Be­suchs­rechts ver­ei­telt hat, die Er­stat­tung der dem An­trag­stel­ler selbst oder für sei­ne Rech­nung ent­stan­de­nen not­wen­di­gen Kos­ten auf­er­le­gen; da­zu ge­hö­ren ins­be­son­de­re die Rei­se­kos­ten, al­le Kos­ten oder Aus­la­gen für das Auf­fin­den des Kin­des, Kos­ten der Rechts­ver­tre­tung des An­trag­stel­lers und Kos­ten für die Rück­ga­be des Kin­des.

Art. 27  

Ist of­fen­kun­dig, dass die Vor­aus­set­zun­gen die­ses Über­ein­kom­mens nicht er­füllt sind oder dass der An­trag sonst wie un­be­grün­det ist, so ist ei­ne zen­tra­le Be­hör­de nicht ver­pflich­tet, den An­trag an­zu­neh­men. In die­sem Fall teilt die zen­tra­le Be­hör­de dem An­trag­stel­ler oder ge­ge­be­nen­falls der zen­tra­len Be­hör­de, die ihr den An­trag über­mit­telt hat, um­ge­hend ih­re Grün­de mit.

Art. 28  

Ei­ne zen­tra­le Be­hör­de kann ver­lan­gen, dass dem An­trag ei­ne schrift­li­che Voll­macht bei­ge­fügt wird, durch die sie er­mäch­tigt wird, für den An­trag­stel­ler tä­tig zu wer­den oder einen Ver­tre­ter zu be­stel­len, der für ihn tä­tig wird.

Art. 29  

Die­ses Über­ein­kom­men hin­dert Per­so­nen, Be­hör­den oder sons­ti­ge Stel­len, die ei­ne Ver­let­zung des Sor­ge­rechts oder des Be­suchs­rechts im Sinn des Ar­ti­kels 3 oder 21 gel­tend ma­chen, nicht dar­an, sich un­mit­tel­bar an die Ge­rich­te oder Ver­wal­tungs­be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats zu wen­den, gleich­viel ob dies in An­wen­dung des Über­ein­kom­mens oder un­ab­hän­gig da­von er­folgt.

Art. 30  

Je­der An­trag, der nach die­sem Über­ein­kom­men an die zen­tra­len Be­hör­den oder un­mit­tel­bar an die Ge­rich­te oder Ver­wal­tungs­be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats ge­rich­tet wird, so­wie al­le dem An­trag bei­ge­füg­ten oder von ei­ner zen­tra­len Be­hör­de be­schaff­ten Schrift­stücke und sons­ti­gen Mit­tei­lun­gen sind von den Ge­rich­ten oder Ver­wal­tungs­be­hör­den der Ver­trags­staa­ten oh­ne wei­te­res ent­ge­gen­zu­neh­men.

Art. 31  

Be­ste­hen in ei­nem Staat auf dem Ge­biet des Sor­ge­rechts für Kin­der zwei oder mehr Rechts­sys­te­me, die in ver­schie­de­nen Ge­biets­ein­hei­ten gel­ten, so ist

a)
ei­ne Ver­wei­sung auf den ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in die­sem Staat als Ver­wei­sung auf den ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in ei­ner Ge­biets­ein­heit die­ses Staa­tes zu ver­ste­hen;
b)
ei­ne Ver­wei­sung auf das Recht des Staa­tes des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts als Ver­wei­sung auf das Recht der Ge­biets­ein­heit die­ses Staa­tes zu ver­ste­hen, in der das Kind sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat.
Art. 32  

Be­ste­hen in ei­nem Staat auf dem Ge­biet des Sor­ge­rechts für Kin­der zwei oder mehr Rechts­sys­te­me, die für ver­schie­de­ne Per­so­nen­krei­se gel­ten, so ist ei­ne Ver­wei­sung auf das Recht die­ses Staa­tes als Ver­wei­sung auf das Rechts­sys­tem zu ver­ste­hen, das sich aus der Rechts­ord­nung die­ses Staa­tes er­gibt.

Art. 33  

Ein Staat, in dem ver­schie­de­ne Ge­biets­ein­hei­ten ih­re ei­ge­nen Rechts­vor­schrif­ten auf dem Ge­biet des Sor­ge­rechts für Kin­der ha­ben, ist nicht ver­pflich­tet, die­ses Über­ein­kom­men an­zu­wen­den, wenn ein Staat mit ein­heit­li­chem Rechts­sys­tem da­zu nicht ver­pflich­tet wä­re.

Art. 34  

Die­ses Über­ein­kom­men geht im Rah­men sei­nes sach­li­chen An­wen­dungs­be­reichs dem Über­ein­kom­men vom 5. Ok­to­ber 19611 über die Zu­stän­dig­keit der Be­hör­den und das an­zu­wen­den­de Recht auf dem Ge­biet des Schut­zes von Min­der­jäh­ri­gen vor, so­weit die Staa­ten Ver­trags­par­tei­en bei­der Über­ein­kom­men sind. Im üb­ri­gen be­schränkt die­ses Über­ein­kom­men we­der die An­wen­dung an­de­rer in­ter­na­tio­na­ler Über­ein­künf­te, die zwi­schen dem Ur­sprungs­staat und dem er­such­ten Staat in Kraft sind, noch die An­wen­dung des nicht­ver­trag­li­chen Rechts des er­such­ten Staa­tes, wenn da­durch die Rück­ga­be ei­nes wi­der­recht­lich ver­brach­ten oder zu­rück­ge­hal­te­nen Kin­des er­wirkt oder die Durch­füh­rung des Be­suchs­rechts bezweckt wer­den soll.


Art. 35  

Die­ses Über­ein­kom­men fin­det zwi­schen den Ver­trags­staa­ten nur auf ein wi­der­recht­li­ches Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten An­wen­dung, das sich nach sei­nem In­kraft­tre­ten in die­sen Staa­ten er­eig­net hat.

Ist ei­ne Er­klä­rung nach Ar­ti­kel 39 oder 40 ab­ge­ge­ben wor­den, so ist die in Ab­satz 1 des vor­lie­gen­den Ar­ti­kels ent­hal­te­ne Ver­wei­sung auf einen Ver­trags­staat als Ver­wei­sung auf die Ge­biets­ein­heit oder die Ge­biets­ein­hei­ten zu ver­ste­hen, auf die das Über­ein­kom­men an­ge­wen­det wird.

Art. 36  

Die­ses Über­ein­kom­men hin­dert zwei oder mehr Ver­trags­staa­ten nicht dar­an, Ein­schrän­kun­gen, de­nen die Rück­ga­be ei­nes Kin­des un­ter­lie­gen kann, da­durch zu be­gren­zen, dass sie un­ter­ein­an­der ver­ein­ba­ren, von sol­chen Be­stim­mun­gen des Über­ein­kom­mens ab­zu­wei­chen, die ei­ne der­ar­ti­ge Ein­schrän­kung dar­stel­len könn­ten.

Kapitel VI Schlussbestimmungen

Art. 37  

Die­ses Über­ein­kom­men liegt für die Staa­ten zur Un­ter­zeich­nung auf, die zum Zeit­punkt der Vier­zehn­ten Ta­gung der Haa­ger Kon­fe­renz für In­ter­na­tio­na­les Pri­vat­recht Mit­glied der Kon­fe­renz wa­ren.

Es be­darf der Ra­ti­fi­ka­ti­on, An­nah­me oder Ge­neh­mi­gung; die Ra­ti­fi­ka­ti­ons-, An­nah­me- oder Ge­neh­mi­gungs­ur­kun­den wer­den beim Mi­nis­te­ri­um für Aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten des Kö­nig­reichs der Nie­der­lan­de hin­ter­legt.

Art. 38  

Je­der an­de­re Staat kann dem Über­ein­kom­men bei­tre­ten.

Die Bei­tritts­ur­kun­de wird beim Mi­nis­te­ri­um für Aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten des Kö­nig­reichs der Nie­der­lan­de hin­ter­legt.

Das Über­ein­kom­men tritt für den bei­tre­ten­den Staat am ers­ten Tag des drit­ten Ka­len­der­mo­nats nach Hin­ter­le­gung sei­ner Bei­tritts­ur­kun­de in Kraft.

Der Bei­tritt wirkt nur in den Be­zie­hun­gen zwi­schen dem bei­tre­ten­den Staat und den Ver­trags­staa­ten, die er­klä­ren, den Bei­tritt an­zu­neh­men. Ei­ne sol­che Er­klä­rung ist auch von je­dem Mit­glied­staat ab­zu­ge­ben, der nach dem Bei­tritt das Über­ein­kom­men ra­ti­fi­ziert, an­nimmt oder ge­neh­migt. Die­se Er­klä­rung wird beim Mi­nis­te­ri­um für Aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten des Kö­nig­reichs der Nie­der­lan­de hin­ter­legt; die­ses Mi­nis­te­ri­um über­mit­telt je­dem Ver­trags­staat auf di­plo­ma­ti­schem Weg ei­ne be­glau­big­te Ab­schrift.

Das Über­ein­kom­men tritt zwi­schen dem bei­tre­ten­den Staat und dem Staat, der er­klärt hat, den Bei­tritt an­zu­neh­men, am ers­ten Tag des drit­ten Ka­len­der­mo­nats nach Hin­ter­le­gung der An­nah­me­er­klä­rung in Kraft.

Art. 39  

Je­der Staat kann bei der Un­ter­zeich­nung, der Ra­ti­fi­ka­ti­on, der An­nah­me, der Ge­neh­mi­gung oder dem Bei­tritt er­klä­ren, dass sich das Über­ein­kom­men auf al­le oder auf ein­zel­ne der Ho­heits­ge­bie­te er­streckt, de­ren in­ter­na­tio­na­le Be­zie­hun­gen er wahr­nimmt. Ei­ne sol­che Er­klä­rung wird wirk­sam, so­bald das Über­ein­kom­men für den be­tref­fen­den Staat in Kraft tritt.

Ei­ne sol­che Er­klä­rung so­wie je­de spä­te­re Er­stre­ckung wird dem Mi­nis­te­ri­um für Aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten des Kö­nig­reichs der Nie­der­lan­de no­ti­fi­ziert.

Art. 40  

Ein Ver­trags­staat, der aus zwei oder mehr Ge­biets­ein­hei­ten be­steht, in de­nen für die in die­sem Über­ein­kom­men be­han­del­ten An­ge­le­gen­hei­ten un­ter­schied­li­che Rechts­sys­te­me gel­ten, kann bei der Un­ter­zeich­nung, der Ra­ti­fi­ka­ti­on, der An­nah­me, der Ge­neh­mi­gung oder dem Bei­tritt er­klä­ren, dass das Über­ein­kom­men auf al­le sei­ne Ge­biets­ein­hei­ten oder nur auf ei­ne oder meh­re­re da­von er­streckt wird; er kann die­se Er­klä­rung durch Ab­ga­be ei­ner neu­en Er­klä­rung je­der­zeit än­dern.

Je­de der­ar­ti­ge Er­klä­rung wird dem Mi­nis­te­ri­um für Aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten des Kö­nig­reichs der Nie­der­lan­de un­ter aus­drück­li­cher Be­zeich­nung der Ge­biets­ein­hei­ten no­ti­fi­ziert, auf die das Über­ein­kom­men an­ge­wen­det wird.

Art. 41  

Hat ein Ver­trags­staat ei­ne Staats­form, auf­grund de­ren die voll­zie­hen­de, die recht­spre­chen­de und die ge­setz­ge­ben­de Ge­walt zwi­schen zen­tra­len und an­de­ren Or­ga­nen in­ner­halb des be­tref­fen­den Staa­tes auf­ge­teilt sind, so hat die Un­ter­zeich­nung oder Ra­ti­fi­ka­ti­on, An­nah­me oder Ge­neh­mi­gung die­ses Über­ein­kom­mens oder der Bei­tritt zu dem Über­ein­kom­men oder die Ab­ga­be ei­ner Er­klä­rung nach Ar­ti­kel 40 kei­nen Ein­fluss auf die Auf­tei­lung der Ge­walt in­ner­halb die­ses Staa­tes.

Art. 42  

Je­der Staat kann spä­tes­tens bei der Ra­ti­fi­ka­ti­on, der An­nah­me, der Ge­neh­mi­gung oder dem Bei­tritt oder bei Ab­ga­be ei­ner Er­klä­rung nach Ar­ti­kel 39 oder 40 einen der in Ar­ti­kel 24 und Ar­ti­kel 26 Ab­satz 3 vor­ge­se­he­nen Vor­be­hal­te oder bei­de an­brin­gen. Wei­te­re Vor­be­hal­te sind nicht zu­läs­sig.

Je­der Staat kann einen von ihm an­ge­brach­ten Vor­be­halt je­der­zeit zu­rück­neh­men. Die Rück­nah­me wird dem Mi­nis­te­ri­um für Aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten des Kö­nig­reichs der Nie­der­lan­de no­ti­fi­ziert.

Die Wir­kung des Vor­be­halts en­det am ers­ten Tag des drit­ten Ka­len­der­mo­nats nach der in Ab­satz 2 ge­nann­ten No­ti­fi­ka­ti­on.

Art. 43  

Das Über­ein­kom­men tritt am ers­ten Tag des drit­ten Ka­len­der­mo­nats nach der in den Ar­ti­keln 37 und 38 vor­ge­se­he­nen Hin­ter­le­gung der drit­ten Ra­ti­fi­ka­ti­ons-, An­nah­me-, Ge­neh­mi­gungs- oder Bei­tritts­ur­kun­de in Kraft.

Da­nach tritt das Über­ein­kom­men in Kraft

1.
für je­den Staat, der es spä­ter ra­ti­fi­ziert, an­nimmt, ge­neh­migt oder ihm spä­ter bei­tritt, am ers­ten Tag des drit­ten Ka­len­der­mo­nats nach Hin­ter­le­gung sei­ner Ra­ti­fi­ka­ti­ons-, An­nah­me-, Ge­neh­mi­gungs- oder Bei­tritts­ur­kun­de;
2.
für je­des Ho­heits­ge­biet oder je­de Ge­biets­ein­heit, auf die es nach Ar­ti­kel 39 oder 40 er­streckt wor­den ist, am ers­ten Tag des drit­ten Ka­len­der­mo­nats nach der in dem be­tref­fen­den Ar­ti­kel vor­ge­se­he­nen No­ti­fi­ka­ti­on.
Art. 44  

Das Über­ein­kom­men bleibt für die Dau­er von fünf Jah­ren in Kraft, vom Tag sei­nes In­kraft­tre­tens nach Ar­ti­kel 43 Ab­satz 1 an ge­rech­net, und zwar auch für die Staa­ten, die es spä­ter ra­ti­fi­ziert, an­ge­nom­men oder ge­neh­migt ha­ben oder ihm spä­ter bei­ge­tre­ten sind.

Die Gel­tungs­dau­er des Über­ein­kom­mens ver­län­gert sich, aus­ser im Fall der Kün­di­gung, still­schwei­gend um je­weils fünf Jah­re.

Die Kün­di­gung wird spä­tes­tens sechs Mo­na­te vor Ab­lauf der fünf Jah­re dem Mi­nis­te­ri­um für Aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten des Kö­nigs­reichs der Nie­der­lan­de no­ti­fi­ziert. Sie kann sich auf be­stimm­te Ho­heits­ge­bie­te oder Ge­biets­ein­hei­ten be­schrän­ken, auf die das Über­ein­kom­men an­ge­wen­det wird.

Die Kün­di­gung wirkt nur für den Staat, der sie no­ti­fi­ziert hat. Für die an­de­ren Ver­trags­staa­ten bleibt das Über­ein­kom­men in Kraft.

Art. 45  

Das Mi­nis­te­ri­um für Aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten des Kö­nig­reichs der Nie­der­lan­de no­ti­fi­ziert den Mit­glied­staa­ten der Kon­fe­renz so­wie den Staa­ten, die nach Ar­ti­kel 38 bei­ge­tre­ten sind,

1.
je­de Un­ter­zeich­nung, Ra­ti­fi­ka­ti­on, An­nah­me und Ge­neh­mi­gung nach Ar­ti­kel 37;
2.
je­den Bei­tritt nach Ar­ti­kel 38;
3.
den Tag, an dem das Über­ein­kom­men nach Ar­ti­kel 43 in Kraft tritt;
4.
je­de Er­stre­ckung nach Ar­ti­kel 39;
5.
je­de Er­klä­rung nach den Ar­ti­keln 38 und 40;
6.
je­den Vor­be­halt nach Ar­ti­kel 24 und Ar­ti­kel 26 Ab­satz 3 und je­de Rück­nah­me von Vor­be­hal­ten nach Ar­ti­kel 42;
7.
je­de Kün­di­gung nach Ar­ti­kel 44.

Zu Ur­kund des­sen ha­ben die hier­zu ge­hö­rig be­fug­ten Un­ter­zeich­ne­ten die­ses Über­ein­kom­men un­ter­schrie­ben.

Ge­sche­hen in Den Haag am 25. Ok­to­ber 1980 in fran­zö­si­scher und eng­li­scher Spra­che, wo­bei je­der Wort­laut glei­cher­mas­sen ver­bind­lich ist, in ei­ner Ur­schrift, die im Ar­chiv der Re­gie­rung des Kö­nig­reichs der Nie­der­lan­de hin­ter­legt und von der je­dem Staat, der wäh­rend der Vier­zehn­ten Ta­gung der Haa­ger Kon­fe­renz für In­ter­na­tio­na­les Pri­vat­recht Mit­glied der Kon­fe­renz war, auf di­plo­ma­ti­schem Weg ei­ne be­glau­big­te Ab­schrift über­mit­telt wird.

(Es fol­gen die Un­ter­schrif­ten)

Beilage

Antrag auf Rückgabe

Verzeichnis der Zentralen Behörden, welche die ihr durch dieses Übereinkommen übertragenen Aufgaben gemäss Artikel 6 wahrnehmen

Geltungsbereich am 3. September 2020

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