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Übereinkunft betreffend Zivilprozessrecht

Übersetzung

Die Signatarstaaten dieser Übereinkunft,

vom Wunsche geleitet, an der Übereinkunft vom 17. Juli 19053 betreffend Zivilprozessrecht die nach der Erfahrung gebotenen Verbesserungen vorzunehmen,

haben zu diesem Zweck den Abschluss einer neuen Übereinkunft beschlossen und die nachstehenden Bestimmungen vereinbart:

I. Mitteilung gerichtlicher und aussergerichtlicher Urkunden

Art. 1  

In Zi­vil- oder Han­delssa­chen er­folgt die Zu­stel­lung von Schrift­stücken, die für ei­ne im Aus­lan­de be­find­li­che Per­son be­stimmt sind, in den Ver­trags­staa­ten auf ein Be­geh­ren, das der Kon­sul des er­su­chen­den Staa­tes an die vom er­such­ten Staa­te zu be­zeich­nen­de Be­hör­de rich­tet. Das Be­geh­ren hat die Be­hör­de, von der das über­mit­tel­te Schrift­stück aus­geht, den Na­men und die Stel­lung der Par­tei­en, die Adres­se des Emp­fän­gers so­wie die Art des in Re­de ste­hen­den Schrift­stückes an­zu­ge­ben und muss in der Spra­che der er­such­ten Be­hör­de ab­ge­fasst sein. Die­se Be­hör­de hat dem Kon­sul die Ur­kun­de zu über­sen­den, wel­che die Zu­stel­lung nach­weist oder den die Zu­stel­lung hin­dern­den Um­stand an­gibt.

Al­le An­stän­de, zu de­nen das Zu­stel­lungs­be­geh­ren des Kon­suls An­lass ge­ben mag, sind auf di­plo­ma­ti­schem We­ge zu er­le­di­gen.

Je­der Ver­trags­staat kann in ei­ner an die an­dern Ver­trags­staa­ten ge­rich­te­ten Mit­tei­lung er­klä­ren, er ver­lan­ge, dass das Be­geh­ren ei­ner in sei­nem Ge­bie­te zu be­wir­ken­den Zu­stel­lung, das die in Ab­satz 1 be­zeich­ne­ten An­ga­ben ent­hal­ten soll, auf di­plo­ma­ti­schem We­ge an ihn ge­rich­tet wer­de.

Die vor­ste­hen­den Be­stim­mun­gen hin­dern nicht, dass sich zwei Ver­trags­staa­ten über die Zu­las­sung des un­mit­tel­ba­ren Ge­schäfts­ver­kehrs zwi­schen ih­ren bei­der­sei­ti­gen Be­hör­den ver­stän­di­gen.

Art. 2  

Die Zu­stel­lung er­folgt durch die nach den Ge­set­zen des er­such­ten Staa­tes zu­stän­di­ge Be­hör­de. Die­se Be­hör­de kann sich, aus­ge­nom­men in den in Ar­ti­kel 3 vor­ge­se­he­nen Fäl­len, dar­auf be­schrän­ken, die Zu­stel­lung durch Über­ga­be des Schrift­stückes an den Emp­fän­ger zu be­wir­ken, so­fern er zur An­nah­me be­reit ist.

Art. 3  

Dem Be­geh­ren ist das zu­zu­stel­len­de Schrift­stück in zwei­fa­cher Aus­fer­ti­gung bei­zu­fü­gen.

Ist das zu­zu­stel­len­de Schrift­stück in der Spra­che der er­such­ten Be­hör­de oder in der zwi­schen den bei­den be­tei­lig­ten Staa­ten ver­ein­bar­ten Spra­che ab­ge­fasst oder ist es von ei­ner Über­set­zung in ei­ne die­ser Spra­chen be­glei­tet, so lässt die er­such­te Be­hör­de, falls es in dem Be­geh­ren ge­wünscht wird, das Schrift­stück in der durch ih­re in­ne­re Ge­setz­ge­bung für gleich­ar­ti­ge Zu­stel­lun­gen vor­ge­schrie­be­nen Form oder in ei­ner be­son­dern Form, so­fern die­se ih­rer Ge­setz­ge­bung nicht zu­wi­der­läuft, zu­stel­len. Ist ein sol­cher Wunsch nicht aus­ge­spro­chen, so wird die er­such­te Be­hör­de zu­nächst die Über­ga­be nach den Vor­schrif­ten des Ar­ti­kels 2 zu be­wir­ken su­chen.

Vor­be­hält­lich an­der­wei­ti­ger Ver­ein­ba­rung ist die im vor­ste­hen­den Ab­sat­ze vor­ge­se­he­ne Über­set­zung von dem di­plo­ma­ti­schen oder kon­su­la­ri­schen Ver­tre­ter des er­su­chen­den Staa­tes oder von ei­nem be­ei­dig­ten Dol­met­scher des er­such­ten Staa­tes zu be­glau­bi­gen.

Art. 4  

Die in den Ar­ti­keln 1, 2 und 3 vor­ge­se­he­ne Zu­stel­lung kann nur ab­ge­lehnt wer­den, wenn sie nach der Auf­fas­sung des Staa­tes, auf des­sen Ge­biet sie er­fol­gen soll, ge­eig­net er­scheint, sei­ne Ho­heits­rech­te zu ver­let­zen oder sei­ne Si­cher­heit zu ge­fähr­den.

Art. 5  

Der Nach­weis der Zu­stel­lung er­folgt ent­we­der durch einen mit Da­tum ver­se­he­nen und be­glau­big­ten Emp­fangs­schein des Emp­fän­gers oder durch ei­ne Be­schei­ni­gung der Be­hör­de des er­such­ten Staa­tes, aus der sich die Tat­sa­che, die Form und die Zeit der Zu­stel­lung er­gibt.

Der Emp­fangs­schein oder die Be­schei­ni­gung ist auf ei­ne der bei­den Aus­fer­ti­gun­gen zu set­zen oder dar­an zu hef­ten.

Art. 6  

Die Be­stim­mun­gen der vor­aus­ge­hen­den Ar­ti­kel schlies­sen nicht aus:

1.
dass Ur­kun­den den im Aus­lan­de be­find­li­chen Be­tei­lig­ten un­mit­tel­bar durch die Post zu­ge­sandt wer­den;
2.
dass die Be­tei­lig­ten die Zu­stel­lung un­mit­tel­bar durch die­je­ni­gen Ge­richts­voll­zie­her oder sons­ti­gen Be­am­ten vor­neh­men las­sen, die in dem Lan­de, wo die Zu­stel­lung er­fol­gen soll, hier­für zu­stän­dig sind;
3.
dass je­der Staat die Zu­stel­lung an Per­so­nen, die sich in ei­nem an­dern Staa­te be­fin­den, un­mit­tel­bar durch sei­ne di­plo­ma­ti­schen oder kon­su­la­ri­schen Ver­tre­ter vor­neh­men las­se.

Die in die­sen Fäl­len vor­ge­se­he­nen Zu­stel­lungs­ar­ten sind je­doch nur statt­haft, wenn Ab­kom­men zwi­schen den be­tei­lig­ten Staa­ten sie ein­räu­men oder wenn in Er­man­ge­lung von Ab­kom­men der Staat, auf des­sen Ge­bie­te die Zu­stel­lung er­fol­gen soll, nicht wi­der­spricht. Die­ser Staat kann nicht wi­der­spre­chen, wenn im Fal­le des Ab­sat­zes 1 Zif­fer 3 das Schrift­stück oh­ne An­wen­dung von Zwang ei­nem An­ge­hö­ri­gen des er­su­chen­den Staa­tes zu­ge­stellt wer­den soll.

Art. 7  

Für Zu­stel­lun­gen dür­fen Ge­büh­ren oder Kos­ten ir­gend­wel­cher Art nicht er­ho­ben wer­den.

Je­doch ist, vor­be­hält­lich an­der­wei­ti­ger Über­ein­kunft, der er­such­te Staat be­rech­tigt, von dem er­su­chen­den Staa­te die Er­stat­tung der Kos­ten zu ver­lan­gen, die durch die Mit­wir­kung ei­nes Voll­zie­hungs­be­am­ten oder durch die An­wen­dung ei­ner be­son­de­ren Form in den Fäl­len des Ar­ti­kels 3 ent­stan­den sind.

II. Ersuchungsschreiben

Art. 8  

In Zi­vil- oder Han­delssa­chen kön­nen die ge­richt­li­chen Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staa­tes, nach Mass­ga­be der Vor­schrif­ten sei­ner Ge­setz­ge­bung, sich durch Er­su­chungs­schrei­ben an die zu­stän­di­ge Be­hör­de ei­nes an­dern Ver­trags­staa­tes wen­den, um in­ner­halb de­ren Ge­schäfts­krei­ses die Vor­nah­me ei­ner rich­ter­li­chen Pro­zess­hand­lung oder an­de­rer ge­richt­li­cher Hand­lun­gen zu er­bit­ten.

Art. 9  

Die Er­su­chungs­schrei­ben wer­den durch den Kon­sul des er­su­chen­den Staa­tes der von dem er­such­ten Staa­te zu be­zeich­nen­den Be­hör­de über­mit­telt. Die­se Be­hör­de hat dem Kon­sul die Ur­kun­de zu über­sen­den, aus der sich die Er­le­di­gung des Er­su­chens oder der die Er­le­di­gung hin­dern­de Um­stand er­gibt.

Al­le An­stän­de, zu de­nen die­se Über­mitt­lung An­lass ge­ben mag, wer­den auf di­plo­ma­ti­schem We­ge er­le­digt.

Je­der Ver­trags­staat kann durch ei­ne an die an­dern Ver­trags­staa­ten ge­rich­te­te Mit­tei­lung ver­lan­gen, dass ihm die auf sei­nem Ge­bie­te zu er­le­di­gen­den Er­su­chungs­schrei­ben auf di­plo­ma­ti­schem We­ge über­mit­telt wer­den.

Die vor­ste­hen­den Be­stim­mun­gen schlies­sen nicht aus, dass sich zwei Ver­trags­staa­ten über die Zu­las­sung der un­mit­tel­ba­ren Über­mitt­lung von Er­su­chungs­schrei­ben zwi­schen ih­ren bei­der­sei­ti­gen Be­hör­den ver­stän­di­gen.

Art. 10  

Vor­be­hält­lich an­der­wei­ti­ger Ver­ein­ba­rung muss das Er­su­chungs­schrei­ben in der Spra­che der er­such­ten Be­hör­de oder in der zwi­schen den bei­den be­tei­lig­ten Staa­ten ver­ein­bar­ten Spra­che ab­ge­fasst oder aber von ei­ner Über­set­zung in ei­ne die­ser Spra­chen be­glei­tet sein, die durch einen di­plo­ma­ti­schen oder kon­su­la­ri­schen Ver­tre­ter des er­su­chen­den Staa­tes oder einen be­ei­dig­ten Dol­met­scher des er­such­ten Staa­tes be­glau­bigt ist.

Art. 11  

Die Ge­richts­be­hör­de, an die das Er­su­chen ge­rich­tet wird, ist ver­pflich­tet, ihm zu ent­spre­chen und da­bei die­sel­ben Zwangs­mit­tel an­zu­wen­den, wie bei der Er­le­di­gung ei­nes Er­su­chens der Be­hör­den des er­such­ten Staa­tes oder ei­nes da­hin­ge­hen­den Be­geh­rens ei­ner be­tei­lig­ten Par­tei. Die­se Zwangs­mit­tel brau­chen nicht an­ge­wen­det zu wer­den, wenn es sich um das per­sön­li­che Er­schei­nen strei­ten­der Par­tei­en han­delt. Die er­su­chen­de Be­hör­de ist auf ihr Ver­lan­gen von der Zeit und dem Or­te der auf das Er­su­chen vor­zu­neh­men­den Hand­lung zu be­nach­rich­ti­gen, da­mit die be­tei­lig­te Par­tei ihr bei­zu­woh­nen in der La­ge ist.

Die Er­le­di­gung des Er­su­chens kann nur ab­ge­lehnt wer­den:

1.
wenn die Echt­heit der Ur­kun­de nicht fest­steht;
2.
wenn in dem er­such­ten Staa­te die Er­le­di­gung des Er­su­chens nicht in den Be­reich der Ge­richts­ge­walt fällt;
3.
wenn das Er­su­chen nach der Auf­fas­sung des Staa­tes, auf des­sen Ge­biet sie er­fol­gen soll, ge­eig­net er­scheint, sei­ne Ho­heits­rech­te zu ver­let­zen oder sei­ne Si­cher­heit zu ge­fähr­den.
Art. 12  

Im Fal­le der Un­zu­stän­dig­keit der er­such­ten Be­hör­de ist das Er­su­chungs­schrei­ben von Am­tes we­gen an die zu­stän­di­ge Ge­richts­be­hör­de des­sel­ben Staa­tes un­ter Be­ob­ach­tung der da­für nach des­sen Ge­setz­ge­bung mass­ge­ben­den Re­geln ab­zu­ge­ben.

Art. 13  

In al­len Fäl­len, in de­nen das Er­su­chen von der an­ge­gan­ge­nen Be­hör­de nicht er­le­digt wird, hat die­se die er­su­chen­de Be­hör­de un­ver­züg­lich hie­von zu be­nach­rich­ti­gen, und zwar im Fal­le des Ar­ti­kels 11 un­ter An­ga­be der Grün­de, aus de­nen die Er­le­di­gung des Er­su­chens ab­ge­lehnt, und im Fal­le des Ar­ti­kels 12 un­ter Be­zeich­nung der Be­hör­de, an die das Er­su­chen ab­ge­ge­ben wor­den ist.

Art. 14  

Die ein Er­su­chen er­le­di­gen­de Ge­richts­be­hör­de hat hin­sicht­lich der zu be­ob­ach­ten­den For­men des Ver­fah­rens die Ge­set­ze ih­res Lan­des in An­wen­dung zu brin­gen.

Je­doch ist dem An­tra­ge der er­su­chen­den Be­hör­de, dass nach ei­ner be­son­de­ren Form ver­fah­ren wer­de, zu ent­spre­chen, so­fern die­se Form der Ge­setz­ge­bung des er­such­ten Staa­tes nicht zu­wi­der­läuft.

Art. 15  

Durch die Be­stim­mun­gen der vor­ste­hen­den Ar­ti­kel wird nicht aus­ge­schlos­sen, dass je­der Staat die Er­su­chen un­mit­tel­bar durch sei­ne di­plo­ma­ti­schen oder kon­su­la­ri­schen Ver­tre­ter er­le­di­gen las­sen kann, wenn Ab­kom­men zwi­schen den be­tei­lig­ten Staa­ten dies zu­las­sen oder wenn der Staat, auf des­sen Ge­biet das Er­su­chen er­le­digt wer­den soll, nicht wi­der­spricht.

Art. 16  

Für die Er­le­di­gung von Er­su­chen dür­fen Ge­büh­ren oder Kos­ten ir­gend­wel­cher Art nicht er­ho­ben wer­den.

Je­doch ist, vor­be­hält­lich an­der­wei­ti­ger Ver­ein­ba­rung, der er­such­te Staat be­rech­tigt, von dem er­su­chen­den Staa­te die Er­stat­tung der an Zeu­gen oder Sach­ver­stän­di­ge be­zahl­ten Ent­schä­di­gun­gen so­wie der Kos­ten zu ver­lan­gen, wel­che für die we­gen Nicht­er­schei­nens der Zeu­gen er­for­der­lich ge­wor­de­ne Mit­wir­kung ei­nes Voll­zie­hungs­be­am­ten oder durch die An­wen­dung des Ar­ti­kels 14 Ab­satz 2 ent­stan­den sind.

III. Sicherheitsleistung für die Prozesskosten

Art. 17  

Tre­ten An­ge­hö­ri­ge ei­nes der Ver­trags­staa­ten in ei­nem an­dern die­ser Staa­ten als Klä­ger oder In­ter­ve­ni­en­ten vor Ge­richt auf, so darf, so­fern sie in ir­gend­ei­nem der Ver­trags­staa­ten ih­ren Wohn­sitz ha­ben, ih­nen we­gen ih­rer Ei­gen­schaft als Aus­län­der oder des­we­gen, weil sie kei­nen Wohn­sitz oder Auf­ent­halt im In­lan­de ha­ben, ei­ne Si­cher­heits­leis­tung oder Hin­ter­le­gung, un­ter wel­cher Be­nen­nung es auch sei, nicht auf­er­legt wer­den.

Die glei­che Re­gel fin­det An­wen­dung auf die Vor­aus­zah­lung, die von den Klä­gern oder In­ter­ve­ni­en­ten zur De­ckung der Ge­richts­kos­ten ein­zu­for­dern wä­re.

Die Ab­kom­men, wo­durch Ver­trags­staa­ten für ih­re An­ge­hö­ri­gen oh­ne Rück­sicht auf den Wohn­sitz Be­frei­ung von der Si­cher­heits­leis­tung für die Pro­zess­kos­ten oder von der Vor­aus­zah­lung der Ge­richts­kos­ten ver­ein­bart ha­ben, fin­den auch wei­ter An­wen­dung.

Art. 18  

Ent­schei­dun­gen, wo­durch der Klä­ger oder In­ter­ve­ni­ent, der nach Ar­ti­kel 17 Ab­sät­ze 1 und 2 oder nach dem in dem Staa­te der Kla­ger­he­bung gel­ten­den Rech­te von der Si­cher­heits­leis­tung, Hin­ter­le­gung oder Vor­aus­zah­lung be­freit wor­den war, in die Pro­zess­kos­ten ver­ur­teilt wird, sind, wenn das Be­geh­ren auf di­plo­ma­ti­schem We­ge ge­stellt wird, in je­dem der an­dern Ver­trags­staa­ten durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de kos­ten­frei voll­streck­bar zu er­klä­ren.

Die glei­che Re­gel fin­det An­wen­dung auf ge­richt­li­che Ent­schei­dun­gen, durch die der Be­trag der Kos­ten des Pro­zes­ses spä­ter fest­ge­setzt wird.

Die vor­her­ge­hen­den Be­stim­mun­gen schlies­sen nicht aus, dass zwei Ver­trags­staa­ten ver­ein­ba­ren, auch der be­tei­lig­ten Par­tei selbst zu ge­stat­ten, die Voll­streck­bar­er­klä­rung zu be­an­tra­gen.

Art. 19  

Die Kos­ten­ent­schei­dun­gen wer­den oh­ne An­hö­rung der Par­tei­en, je­doch un­be­scha­det ei­nes spä­te­ren Re­kur­ses der ver­ur­teil­ten Par­tei, ge­mä­ss der Ge­setz­ge­bung des Lan­des, wo die Voll­stre­ckung be­trie­ben wird, voll­streck­bar er­klärt.

Die zur Ent­schei­dung über den An­trag auf Voll­streck­bar­er­klä­rung zu­stän­di­ge Be­hör­de hat ih­re Prü­fung dar­auf zu be­schrän­ken:

1.
ob nach dem Ge­set­ze des Lan­des, wo die Ver­ur­tei­lung er­folgt ist, die Aus­fer­ti­gung der Ent­schei­dung die für ih­re Be­weis­kraft er­for­der­li­chen Vor­aus­set­zun­gen er­füllt;
2.
ob nach dem­sel­ben Ge­set­ze die Ent­schei­dung die Rechts­kraft er­langt hat;
3.
ob das Dis­po­si­tiv der Ent­schei­dung in der Spra­che der er­such­ten Be­hör­de oder in der zwi­schen den bei­den be­tei­lig­ten Staa­ten ver­ein­bar­ten Spra­che ab­ge­fasst ist oder von ei­ner Über­set­zung in ei­ne die­ser Spra­chen be­glei­tet ist, die, vor­be­hält­lich an­der­wei­ti­ger Über­ein­kunft, durch einen di­plo­ma­ti­schen oder kon­su­la­ri­schen Ver­tre­ter des er­su­chen­den Staa­tes oder einen be­ei­dig­ten Dol­met­scher des er­such­ten Staa­tes be­glau­bigt sein muss.

Den Er­for­der­nis­sen des Ab­sat­zes 2 Zif­fern 1 und 2 wird ge­nügt ent­we­der durch ei­ne Er­klä­rung der zu­stän­di­gen Be­hör­de des er­su­chen­den Staa­tes, dass die Ent­schei­dung die Rechts­kraft er­langt hat, oder durch die Vor­le­gung ge­hö­rig be­glau­big­ter Ur­kun­den, die dar­tun, dass die Ent­schei­dung in Rechts­kraft er­wach­sen ist. Die Zu­stän­dig­keit die­ser Be­hör­de ist, vor­be­hält­lich an­der­wei­ti­ger Ver­ein­ba­rung1, durch den höchs­ten Jus­tiz­ver­wal­tungs­be­am­ten des er­su­chen­den Staa­tes zu be­schei­ni­gen. Die Er­klä­rung und die Be­schei­ni­gung, die so­eben er­wähnt wor­den sind, müs­sen nach Vor­schrift des Ab­sat­zes 2 Zif­fer 3 ab­ge­fasst und über­setzt sein.

Die zum Ent­scheid über den An­trag auf Voll­streck­bar­er­klä­rung zu­stän­di­ge Be­hör­de be­stimmt, so­fern die Par­tei dies gleich­zei­tig be­an­tragt, die Hö­he der in Ab­satz 2 Zif­fer 3 er­wähn­ten Be­schei­ni­gungs-, Über­set­zungs- und Be­glau­bi­gungs­kos­ten. Die­se Kos­ten gel­ten als Pro­zess­kos­ten.


1 Sie­he Art. 3 Abs. 2 der Er­kl. vom 30. April 1910 zwi­schen der Schweiz und Deutsch­land be­tref­fend Ver­ein­fa­chung des Rechts­hil­fe­ver­kehrs (SR 0.274.181.362).

IV. Armenrecht

Art. 20  

In Zi­vil- und Han­delssa­chen wer­den die An­ge­hö­ri­gen ei­nes je­den der Ver­trags­staa­ten in al­len an­dern Ver­trags­staa­ten un­ter den­sel­ben ge­setz­li­chen Be­din­gun­gen und Vor­aus­set­zun­gen zum Ar­men­recht zu­ge­las­sen, wie die An­ge­hö­ri­gen des Staa­tes, in des­sen Ge­bie­te die Be­wil­li­gung des Ar­men­rechts nach­ge­sucht wird.

In Staa­ten, die das Ar­men­recht auch in Ver­wal­tungs­sa­chen ken­nen, gilt der vor­ste­hen­de Ab­satz auch für An­ge­le­gen­hei­ten, die vor die in Ver­wal­tungs­sa­chen zu­stän­di­gen Ge­rich­te ge­bracht wer­den.

Art. 21  

Das Ar­muts­zeug­nis oder die Er­klä­rung des Un­ver­mö­gens zur Be­strei­tung der Pro­zess­kos­ten muss in al­len Fäl­len von den Be­hör­den des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts­or­tes des Aus­län­ders, oder in Er­man­ge­lung sol­cher, von den Be­hör­den sei­nes der­zei­ti­gen Auf­ent­halts­or­tes aus­ge­stellt oder ent­ge­gen­ge­nom­men sein. Ge­hö­ren die­se Be­hör­den kei­nem der Ver­trags­staa­ten an und wer­den von ih­nen sol­che Be­schei­ni­gun­gen oder Er­klä­run­gen nicht aus­ge­stellt oder ent­ge­gen­ge­nom­men, so ge­nügt die Aus­stel­lung oder Ent­ge­gen­nah­me der Be­schei­ni­gung oder der Er­klä­rung durch einen di­plo­ma­ti­schen oder kon­su­la­ri­schen Ver­tre­ter des Lan­des, dem der Aus­län­der an­ge­hört.

Hält der An­trag­stel­ler sich nicht in dem Lan­de auf, wo das Ar­men­recht nach­ge­sucht wird, so ist das Zeug­nis oder die Er­klä­rung des Un­ver­mö­gens kos­ten­frei von ei­nem di­plo­ma­ti­schen oder kon­su­la­ri­schen Ver­tre­ter des Lan­des zu be­glau­bi­gen, in des­sen Ge­biet die Ur­kun­de vor­ge­legt wer­den soll.

Art. 22  

Die zur Er­tei­lung des Ar­muts­zeug­nis­ses oder zur Ent­ge­gen­nah­me der Er­klä­rung über das Un­ver­mö­gen zu­stän­di­ge Be­hör­de kann bei den Be­hör­den der an­dern Ver­trags­staa­ten über die Ver­mö­gens­ver­hält­nis­se des An­trag­stel­lers Er­kun­di­gun­gen ein­zie­hen.

Der Be­hör­de, die über den An­trag auf Be­wil­li­gung des Ar­men­rechts zu ent­schei­den hat, bleibt in den Gren­zen ih­rer Amts­be­fug­nis­se das Recht ge­wahrt, die ihr vor­ge­leg­ten Zeug­nis­se, Er­klä­run­gen und Aus­künf­te auf ih­re Rich­tig­keit hin zu prü­fen und sich zur aus­rei­chen­den Un­ter­rich­tung er­gän­zen­de Auf­schlüs­se ge­ben zu las­sen.

Art. 23  

Be­fin­det sich der Be­dürf­ti­ge in ei­nem an­dern Lan­de als in dem, wo das Ar­men­recht nach­ge­sucht wer­den soll, so kann sein An­trag auf Be­wil­li­gung des Ar­men­rechts, samt Zeug­nis­sen oder Er­klä­run­gen über das Un­ver­mö­gen und ge­ge­be­nen­falls wei­te­ren für die Be­hand­lung des An­tra­ges dien­li­chen Be­le­gen, durch den Kon­sul sei­nes Lan­des der zum Ent­scheid zu­stän­di­gen oder der von dem Staat, in dem der An­trag be­han­delt wer­den soll, be­zeich­ne­ten Be­hör­de über­mit­telt wer­den.

Die in Ar­ti­kel 9 Ab­sät­ze 2, 3 und 4 so­wie in den Ar­ti­keln 10 und 12 hier­vor ent­hal­te­nen Be­stim­mun­gen über Er­su­chungs­schrei­ben gel­ten auch für die Über­mitt­lung von An­trä­gen auf Be­wil­li­gung des Ar­men­rechts und ih­rer Bei­la­gen.

Art. 24  

Ist das Ar­men­recht ei­nem An­ge­hö­ri­gen ei­nes der Ver­trags­staa­ten be­wil­ligt wor­den, so hat der er­su­chen­de Staat für Zu­stel­lun­gen jeg­li­cher Art, die sich auf den­sel­ben Pro­zess be­zie­hen und die in ei­nem an­dern Ver­trags­staat vor­zu­neh­men sind, dem er­such­ten Staat kei­ner­lei Aus­la­gen zu ver­gü­ten.

Das­sel­be gilt auch für Er­su­chungs­schrei­ben, mit Aus­nah­me der an Sach­ver­stän­di­ge be­zahl­ten Ent­schä­di­gun­gen.

V. Kostenfreie Abgabe von Auszügen aus den Zivilstandsregistern

Art. 25  

Be­dürf­ti­ge An­ge­hö­ri­ge ei­nes der Ver­trags­staa­ten kön­nen sich un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen wie des­sen ei­ge­ne Staats­an­ge­hö­ri­ge Aus­zü­ge aus den Zi­vil­stands­re­gis­tern kos­ten­los aus­stel­len las­sen. Die zu ih­rer Ehe­schlies­sung er­for­der­li­chen Aus­wei­se wer­den von den di­plo­ma­ti­schen oder kon­su­la­ri­schen Ver­tre­tern der Ver­trags­staa­ten kos­ten­frei be­glau­bigt.

VI. Personalhaft

Art. 26  

Die Per­so­nal­haft fin­det in Zi­vil- oder Han­delssa­chen ge­gen die ei­nem der Ver­trags­staa­ten an­ge­hö­ren­den Aus­län­der nur in den Fäl­len statt, in de­nen sie auch ge­gen In­län­der an­wend­bar sein wür­de. Ei­ne Tat­sa­che, auf Grund de­ren ein im In­lan­de wohn­haf­ter In­län­der die Auf­he­bung der Per­so­nal­haft ver­lan­gen kann, soll zu­guns­ten des An­ge­hö­ri­gen ei­nes Ver­trags­staa­tes die glei­che Wir­kung auch dann ha­ben, wenn sich die­se Tat­sa­che im Aus­land er­eig­net hat.

VII. Schlussbestimmungen

Art. 27  

Die­se Über­ein­kunft steht den Staa­ten, die auf der sie­ben­ten Ta­gung der Kon­fe­renz für in­ter­na­tio­na­les Pri­vat­recht ver­tre­ten wa­ren, zur Un­ter­zeich­nung of­fen.

Sie wird ra­ti­fi­ziert und die Ra­ti­fi­ka­ti­ons­ur­kun­den wer­den beim nie­der­län­di­schen Mi­nis­te­ri­um für Aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten hin­ter­legt.

Über je­de Hin­ter­le­gung von Ra­ti­fi­ka­ti­ons­ur­kun­den wird ein Pro­to­koll auf­ge­nom­men, wo­von je­dem Si­gna­tar­staat ei­ne be­glau­big­te Ab­schrift auf di­plo­ma­ti­schem We­ge zu über­mit­teln ist.

Art. 28  

Die­se Über­ein­kunft tritt am sech­zigs­ten Ta­ge nach der in Ar­ti­kel 27 Ab­satz 2 vor­ge­se­he­nen Hin­ter­le­gung der vier­ten Ra­ti­fi­ka­ti­ons­ur­kun­de in Kraft.

Für je­den Si­gna­tar­staat, der spä­ter ra­ti­fi­ziert, tritt die Über­ein­kunft am sech­zigs­ten Ta­ge nach Hin­ter­le­gung sei­ner Ra­ti­fi­ka­ti­ons­ur­kun­de in Kraft.

Art. 29  

In den Be­zie­hun­gen zwi­schen den Staa­ten, die sie ra­ti­fi­zie­ren, tritt die­se Über­ein­kunft an die Stel­le der am 17. Ju­li 1905 in Den Haag un­ter­zeich­ne­ten Über­ein­kunft be­tref­fend Zi­vil­pro­zess­recht.

Art. 30  

Die­se Über­ein­kunft fin­det auf das Mut­ter­land je­des Ver­trags­staa­tes oh­ne wei­te­res An­wen­dung.

Wünscht ein Ver­trags­staat die In­kraft­set­zung der Über­ein­kunft in al­len oder ein­zel­nen an­dern Ge­bie­ten, de­ren in­ter­na­tio­na­le Be­zie­hun­gen er wahr­nimmt, so hat er dies in ei­ner Mit­tei­lung be­kannt zu ge­ben, die beim nie­der­län­di­schen Mi­nis­te­ri­um für Aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten hin­ter­legt wird. Die­ses über­mit­telt je­dem der Ver­trags­staa­ten auf di­plo­ma­ti­schem We­ge ei­ne be­glau­big­te Ab­schrift.

Die Über­ein­kunft tritt in Kraft für die Be­zie­hun­gen zwi­schen den Staa­ten, die in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach die­ser Mit­tei­lung kei­ne Ein­wen­dun­gen er­he­ben, und je­dem Ge­biet, des­sen in­ter­na­tio­na­le Be­zie­hun­gen der be­tref­fen­de Staat wahr­nimmt und für wel­ches die Mit­tei­lung er­folgt ist.

Art. 31  

Je­der Staat, der auf der sie­ben­ten Ta­gung der Kon­fe­renz nicht ver­tre­ten war, kann vor­ste­hen­der Über­ein­kunft bei­tre­ten, es sei denn, dass ein oder meh­re­re Staa­ten, die die Über­ein­kunft ra­ti­fi­ziert ha­ben, in­ner­halb ei­ner Frist von sechs Mo­na­ten, nach­dem die nie­der­län­di­sche Re­gie­rung den Bei­tritt mit­ge­teilt hat, da­ge­gen Ein­spruch er­he­ben. Der Bei­tritt er­folgt in der in Ar­ti­kel 27 Ab­satz 2 vor­ge­se­he­nen Wei­se.

Es ver­steht sich, dass Bei­trit­te erst er­fol­gen kön­nen, nach­dem die­se Über­ein­kunft ge­mä­ss Ar­ti­kel 28 Ab­satz 1 in Kraft ge­tre­ten ist.

Art. 32  

Je­der Ver­trags­staat kann sich an­läss­lich der Un­ter­zeich­nung oder der Ra­ti­fi­zie­rung der vor­ste­hen­den Über­ein­kunft oder an­läss­lich sei­nes Bei­tritts vor­be­hal­ten, die An­wen­dung des Ar­ti­kels 17 auf die An­ge­hö­ri­gen der Ver­trags­staa­ten zu be­schrän­ken, die ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt auf sei­nem Ge­bie­te ha­ben.

Ein Staat, der von der im vor­her­ge­hen­den Ab­satz vor­ge­se­he­nen Mög­lich­keit Ge­brauch ge­macht hat, kann die An­wen­dung des Ar­ti­kels 17 durch die an­de­ren Ver­trags­staa­ten nur zu­guns­ten der­je­ni­gen sei­ner An­ge­hö­ri­gen be­an­spru­chen, die ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt auf dem Ge­bie­te des Ver­trags­staa­tes ha­ben, vor des­sen Ge­rich­ten sie als Klä­ger oder In­ter­ve­ni­en­ten auf­tre­ten.

Art. 33  

Vor­ste­hen­de Über­ein­kunft gilt für die Dau­er von fünf Jah­ren, ge­rech­net von dem in Ar­ti­kel 28 Ab­satz 1 an­ge­ge­be­nen Zeit­punkt.

Mit dem­sel­ben Zeit­punkt be­ginnt der Lauf die­ser Frist auch für die Staa­ten, wel­che die Über­ein­kunft erst spä­ter ra­ti­fi­zie­ren oder ihr nach­träg­lich bei­tre­ten.

In Er­man­ge­lung ei­ner Kün­di­gung gilt die Über­ein­kunft als still­schwei­gend von fünf zu fünf Jah­ren er­neu­ert. Die Kün­di­gung muss we­nigs­tens sechs Mo­na­te vor Ab­lauf der Frist dem nie­der­län­di­schen Mi­nis­te­ri­um für Aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten er­klärt wer­den, das hier­von al­len an­dern Ver­trags­staa­ten Kennt­nis ge­ben wird.

Die Kün­di­gung kann auf al­le oder ein­zel­ne Ge­bie­te, die in ei­ner auf Grund des Ar­ti­kels 30 Ab­satz 2 er­folg­ten Mit­tei­lung auf­ge­führt sind, be­schränkt wer­den.

Die Kün­di­gung soll nur für den Staat wirk­sam sein, der sie er­klärt hat. Für die üb­ri­gen Ver­trags­staa­ten bleibt die Über­ein­kunft in Kraft.

Zu Ur­kund des­sen ha­ben die Un­ter­zeich­ne­ten, durch ih­re Re­gie­run­gen hier­zu ge­hö­rig er­mäch­tigt, die vor­ste­hen­de Über­ein­kunft un­ter­zeich­net.

Ge­sche­hen in Den Haag, den 1. März 1954, in ei­ner ein­zi­gen Aus­fer­ti­gung, die im Ar­chi­ve der Re­gie­rung der Nie­der­lan­de zu hin­ter­le­gen ist und wo­von ei­ne be­glau­big­te Ab­schrift auf di­plo­ma­ti­schem We­ge ei­nem je­den der Staa­ten über­ge­ben wer­den soll, die auf der sie­ben­ten Ta­gung der Haa­ger Kon­fe­renz für in­ter­na­tio­na­les Pri­vat­recht ver­tre­ten wa­ren.

(Es fol­gen die Un­ter­schrif­ten)

Geltungsbereich am 13. Juli 2020

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