1" />
Bei grossen Gesetzen wie OR und ZGB kann dies bis zu 30 Sekunden dauern

Bundesgesetz
über die Ausländerinnen und Ausländer
und über die Integration
(Ausländer- und Integrationsgesetz, AIG)1

1 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Integration), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 121 Absatz 1 der Bundesverfassung2,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 8. März 20023,

beschliesst:

1. Kapitel: Gegenstand und Geltungsbereich

Art. 1 Gegenstand  

Die­ses Ge­setz re­gelt die Ein- und Aus­rei­se, den Auf­ent­halt so­wie den Fa­mi­li­ennach­zug von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern in der Schweiz. Zu­dem re­gelt es die För­de­rung von de­ren In­te­gra­ti­on.

Art. 2 Geltungsbereich  

1 Die­ses Ge­setz gilt für Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, so­weit kei­ne an­de­ren Be­stim­mun­gen des Bun­des­rechts oder von der Schweiz ab­ge­schlos­se­ne völ­ker­recht­li­che Ver­trä­ge zur An­wen­dung kom­men.

2 Für Staats­an­ge­hö­ri­ge der Mit­glied­staa­ten der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft (EG), ih­re Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen so­wie für in die Schweiz ent­sand­te Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer von Ar­beit­ge­bern, die in ei­nem die­ser Staa­ten ih­ren Wohn­sitz oder Sitz ha­ben, gilt die­ses Ge­setz nur so weit, als das Ab­kom­men vom 21. Ju­ni 19994 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits über die Frei­zü­gig­keit kei­ne ab­wei­chen­den Be­stim­mun­gen ent­hält oder die­ses Ge­setz güns­ti­ge­re Be­stim­mun­gen vor­sieht.

3 Für Staats­an­ge­hö­ri­ge der Mit­glied­staa­ten der Eu­ro­päi­schen Frei­han­delsas­so­zia­ti­on (EFTA),ih­re Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen und für in die Schweiz ent­sand­te Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer von Ar­beit­ge­bern, die in ei­nem die­ser Staa­ten ih­ren Wohn­sitz oder Sitz ha­ben, gilt die­ses Ge­setz nur so weit, als das Ab­kom­men zur Än­de­rung des Über­ein­kom­mens zur Er­rich­tung der Eu­ro­päi­schen Frei­han­delsas­so­zia­ti­on vom 21. Ju­ni 20015 kei­ne ab­wei­chen­den Be­stim­mun­gen ent­hält oder die­ses Ge­setz güns­ti­ge­re Be­stim­mun­gen vor­sieht.

4 Die Be­stim­mun­gen über das Vi­sum­ver­fah­ren und über die Ein- und Aus­rei­se gel­ten nur, so­fern die Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men kei­ne ab­wei­chen­den Be­stim­mun­gen ent­hal­ten.6

5 Die Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men sind in An­hang 1 Zif­fer 1 auf­ge­führt.7

4 SR 0.142.112.681

5 SR 0.632.31; im Ver­hält­nis Schweiz-Liech­ten­stein gilt das Prot. vom 21. Ju­ni 2001, wel­ches in­te­gra­ler Be­stand­teil des Abk. ist.

6 Ein­ge­fügt durch Art. 127 hier­nach (AS 2008 5405Art. 2 Bst. a). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

7 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

2. Kapitel: Grundsätze der Zulassung und der Integration

Art. 3 Zulassung  

1 Die Zu­las­sung von er­werbs­tä­ti­gen Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern er­folgt im In­ter­es­se der Ge­samt­wirt­schaft; aus­schlag­ge­bend sind die Chan­cen für ei­ne nach­hal­ti­ge In­te­gra­ti­on in den schwei­ze­ri­schen Ar­beits­markt so­wie in das so­zia­le und ge­sell­schaft­li­che Um­feld. Die kul­tu­rel­len und wis­sen­schaft­li­chen Be­dürf­nis­se der Schweiz wer­den an­ge­mes­sen be­rück­sich­tigt.

2 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der wer­den eben­falls zu­ge­las­sen, wenn völ­ker­recht­li­che Ver­pflich­tun­gen, hu­ma­ni­täre Grün­de oder die Ver­ei­ni­gung der Fa­mi­lie es er­for­dern.

3 Bei der Zu­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern wird der de­mo­gra­fi­schen, der so­zia­len und der ge­sell­schaft­li­chen Ent­wick­lung der Schweiz Rech­nung ge­tra­gen.

Art. 4 Integration  

1 Ziel der In­te­gra­ti­on ist das Zu­sam­men­le­ben der ein­hei­mi­schen und aus­län­di­schen Wohn­be­völ­ke­rung auf der Grund­la­ge der Wer­te der Bun­des­ver­fas­sung und ge­gen­sei­ti­ger Ach­tung und To­le­ranz.

2 Die In­te­gra­ti­on soll län­ger­fris­tig und recht­mäs­sig an­we­sen­den Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern er­mög­li­chen, am wirt­schaft­li­chen, so­zia­len und kul­tu­rel­len Le­ben der Ge­sell­schaft teil­zu­ha­ben.

3 Die In­te­gra­ti­on setzt so­wohl den ent­spre­chen­den Wil­len der Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der als auch die Of­fen­heit der schwei­ze­ri­schen Be­völ­ke­rung vor­aus.

4 Es ist er­for­der­lich, dass sich Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der mit den ge­sell­schaft­li­chen Ver­hält­nis­sen und Le­bens­be­din­gun­gen in der Schweiz aus­ein­an­der­set­zen und ins­be­son­de­re ei­ne Lan­des­s­pra­che er­ler­nen.

3. Kapitel: Ein- und Ausreise

Art. 5 Einreisevoraussetzungen  

1 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die in die Schweiz ein­rei­sen wol­len:

a.
müs­sen über ein für den Grenz­über­tritt an­er­kann­tes Aus­weis­pa­pier und über ein Vi­sum ver­fü­gen, so­fern die­ses er­for­der­lich ist;
b.
müs­sen die für den Auf­ent­halt not­wen­di­gen fi­nan­zi­el­len Mit­tel be­sit­zen;
c.
dür­fen kei­ne Ge­fahr für die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung so­wie die in­ter­na­tio­na­len Be­zie­hun­gen der Schweiz dar­stel­len; und
d.8
dür­fen nicht von ei­ner Fern­hal­te­mass­nah­me oder ei­ner Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis des Straf­ge­setz­buchs (StGB)9 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis des Mi­li­tär­straf­ge­set­zes vom 13. Ju­ni 192710 (MStG) be­trof­fen sein.

2 Sie müs­sen für die ge­si­cher­te Wie­der­aus­rei­se Ge­währ bie­ten, wenn nur ein vor­über­ge­hen­der Auf­ent­halt vor­ge­se­hen ist.

3 Der Bun­des­rat kann Aus­nah­men von den Ein­rei­se­vor­aus­set­zun­gen nach Ab­satz 1 aus hu­ma­ni­tär­en Grün­den oder Grün­den des na­tio­na­len In­ter­es­ses oder auf­grund in­ter­na­tio­na­ler Ver­pflich­tun­gen vor­se­hen.11

4 Der Bun­des­rat be­stimmt die für den Grenz­über­tritt an­er­kann­ten Aus­weis­pa­pie­re.12

8 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

9 SR 311.0

10 SR 321.0

11 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2019, in Kraft seit 1. Dez. 2019 (AS 2019 3539; BBl 2019 175).

12 Fas­sung ge­mä­ss Art. 127 hier­nach, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5405Art. 2 Bst. a).

Art. 6 Ausstellung des Visums  

1 Das Vi­sum wird im Auf­trag der zu­stän­di­gen Be­hör­de des Bun­des oder der Kan­to­ne von der schwei­ze­ri­schen Ver­tre­tung im Aus­land oder von ei­ner an­de­ren durch den Bun­des­rat be­stimm­ten Be­hör­de aus­ge­stellt.

2 Bei Ver­wei­ge­rung des Vi­sums für einen be­wil­li­gungs­frei­en Auf­ent­halt (Art. 10)er­lässt die zu­stän­di­ge Aus­land­ver­tre­tung je nach Zu­stän­dig­keits­be­reich im Na­men des Staats­se­kre­ta­ria­tes für Mi­gra­ti­on (SEM)13 oder des De­par­te­ments für aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten (EDA) mit­tels ei­nes For­mu­lars ei­ne Ver­fü­gung. Der Bun­des­rat kann vor­se­hen, dass an­de­re Stel­len des EDA eben­falls Ver­fü­gun­gen im Na­men des EDA er­las­sen dür­fen.14

2bis Ge­gen ei­ne Ver­fü­gung nach Ab­satz 2 kann bei der ver­fü­gen­den In­stanz (SEM oder EDA) in­ner­halb von 30 Ta­gen schrift­lich Ein­spra­che er­ho­ben wer­den. Ar­ti­kel 63 des Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 196815 gilt sinn­ge­mä­ss.16

3 Zur De­ckung von all­fäl­li­gen Auf­ent­halts-, Be­treu­ungs- und Rück­rei­se­kos­ten kön­nen ei­ne be­fris­te­te Ver­pflich­tungs­er­klä­rung, die Hin­ter­le­gung ei­ner Kau­ti­on oder an­de­re Si­cher­hei­ten ver­langt wer­den.17

13 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 (AS 2004 4937) auf den 1. Jan. 2015 an­ge­passt. Die­se An­pas­sun­gen wur­de für den gan­zen Text vor­ge­nom­men.

14 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

15 SR 172.021

16 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche be­tref­fend das Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tem) (AS 2010 2063; BBl 2009 4245). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

17 Fas­sung ge­mä­ss Art. 127 hier­nach, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5405Art. 2 Bst. a).

Art. 7 Grenzübertritt und Grenzkontrollen 18  

1 Die Ein- und Aus­rei­se rich­tet sich nach den Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men.

1bis Der Bund ar­bei­tet mit der für die Über­wa­chung der Schen­gen-Aus­sen­gren­zen zu­stän­di­gen Agen­tur der Eu­ro­päi­schen Uni­on zu­sam­men. Die­se Zu­sam­men­ar­beit bein­hal­tet na­ment­lich die Er­ar­bei­tung von Pla­nungs­in­stru­men­ten ge­stützt auf die Ver­ord­nung (EU) 2019/189619 zu­han­den der Agen­tur.20

2 Der Bun­des­rat re­gelt die nach die­sen Ab­kom­men mög­li­chen Per­so­nen­kon­trol­len an der Gren­ze. Wird die Ein­rei­se ver­wei­gert, so er­lässt die für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­ge Be­hör­de ei­ne Weg­wei­sungs­ver­fü­gung nach Ar­ti­kel 64.21

3 Wenn die Kon­trol­len an der Schwei­zer Gren­ze ge­mä­ss Schen­ge­ner Grenz­ko­dex22 vor­über­ge­hend wie­der ein­ge­führt wer­den und die Ein­rei­se ver­wei­gert wird, er­lässt die für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­ge Be­hör­de ei­ne be­grün­de­te und be­schwer­de­fä­hi­ge Ver­fü­gung auf dem For­mu­lar nach An­hang V Teil B Schen­ge­ner Grenz­ko­dex.23 Die Ein­rei­se­ver­wei­ge­rung ist so­fort voll­streck­bar. Ei­ne Be­schwer­de hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung.24

18 Fas­sung ge­mä­ss Art. 127 hier­nach, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5405Art. 2 Bst. a).

19 Ver­ord­nung (EU) 2019/1896 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 13. No­vem­ber 2019 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che und zur Auf­he­bung der Ver­ord­nun­gen (EU) Nr. 1052/2013 und (EU) 2016/1624, Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 295 vom 14.11.2019, S. 1.

20 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BB vom 1. Okt. 2021 be­tref­fend die Über­nah­me der Ver­ord­nung (EU) 2019/1896 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che, in Kraft seit 1. Sept. 2022 (AS 2022 462; BBl 2020 7105).

21 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

22 Ver­ord­nung (EU) 2016/399 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 9. März 2016 über einen Ge­mein­schafts­ko­dex für das Über­schrei­ten der Gren­zen durch Per­so­nen (Schen­ge­ner Grenz­ko­dex), ABl. L 77 vom 23.3.2016, S. 1; zu­letzt ge­än­dert durch Ver­ord­nung (EU) 2017/2225, ABl. L 327 vom 9.12.2017, S. 1.

23 Fas­sung ge­mä­ss An­hang des BB vom 21. Ju­ni 2019 (Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen zur Er­rich­tung und Nut­zung des Ein­rei­se- und Aus­rei­se­sys­tems [EES], Ver­ord­nun­gen [EU] 2017/2226 und 2017/2225), in Kraft seit 1. Mai 2022 (AS 2021 732; BBl 2019 175).

24 Ein­ge­fügt durch Art. 2 des BB vom 13. Ju­ni 2008 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft be­tref­fend die Über­nah­me des Schen­ge­ner Grenz­ko­dex (AS 2008 56295405Art. 2 Bst. b). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 15. Dez. 2017 (Über­nah­me der Ver­ord­nung [EU] 2016/1624 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che), in Kraft seit 15. Sept. 2018 (AS 2018 3161; BBl 2017 4155).

Art. 825  

25 Auf­ge­ho­ben durch Art. 127 hier­nach, mit Wir­kung seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5405Art. 2 Bst. a).

Art. 9 Zuständigkeit für die Grenzkontrolle  

1 Die Kan­to­ne üben auf ih­rem Ho­heits­ge­biet die Per­so­nen­kon­trol­le aus.

2 Der Bun­des­rat re­gelt im Ein­ver­neh­men mit den Grenz­kan­to­nen die Per­so­nen­kon­trol­le durch den Bund im Grenz­raum.

4. Kapitel: Bewilligungs- und Meldepflicht

Art. 10 Bewilligungspflicht bei Aufenthalt ohne Erwerbstätigkeit  

1 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der be­nö­ti­gen für einen Auf­ent­halt oh­ne Er­werbs­tä­tig­keit bis zu drei Mo­na­ten kei­ne Be­wil­li­gung; ent­hält das Vi­sum ei­ne kür­ze­re Auf­ent­halts­dau­er, so gilt die­se.

2 Wird ein län­ge­rer Auf­ent­halt oh­ne Er­werbs­tä­tig­keit be­ab­sich­tigt, so ist da­für ei­ne Be­wil­li­gung er­for­der­lich. Die­se ist vor der Ein­rei­se in die Schweiz bei der am vor­ge­se­he­nen Wohn­ort zu­stän­di­gen Be­hör­de zu be­an­tra­gen. Ar­ti­kel 17 Ab­satz 2 bleibt vor­be­hal­ten.

Art. 11 Bewilligungspflicht bei Aufenthalt mit Erwerbstätigkeit  

1 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die in der Schweiz ei­ne Er­werbs­tä­tig­keit aus­üben wol­len, be­nö­ti­gen un­ab­hän­gig von der Auf­ent­halts­dau­er ei­ne Be­wil­li­gung. Die­se ist bei der am vor­ge­se­he­nen Ar­beit­s­ort zu­stän­di­gen Be­hör­de zu be­an­tra­gen.

2 Als Er­werbs­tä­tig­keit gilt je­de üb­li­cher­wei­se ge­gen Ent­gelt aus­ge­üb­te un­selb­stän­di­ge oder selb­stän­di­ge Tä­tig­keit, selbst wenn sie un­ent­gelt­lich er­folgt.

3 Bei un­selb­stän­di­ger Er­werbs­tä­tig­keit ist die Be­wil­li­gung von der Ar­beit­ge­be­rin oder vom Ar­beit­ge­ber zu be­an­tra­gen.

Art. 12 Anmeldepflicht  

1 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die ei­ne Kurz­auf­ent­halts-, Auf­ent­halts- oder Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung be­nö­ti­gen, müs­sen sich vor Ab­lauf des be­wil­li­gungs­frei­en Auf­ent­halts oder vor der Auf­nah­me ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit bei der am Wohn­ort in der Schweiz zu­stän­di­gen Be­hör­de an­mel­den.

2 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der müs­sen sich bei der am neu­en Wohn­ort zu­stän­di­gen Be­hör­de an­mel­den, wenn sie in ei­ne an­de­re Ge­mein­de oder in einen an­de­ren Kan­ton zie­hen.

3 Der Bun­des­rat be­stimmt die An­mel­de­fris­ten.

Art. 13 Bewilligungs- und Anmeldeverfahren  

1 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der müs­sen bei der An­mel­dung ein gül­ti­ges Aus­weis­pa­pier vor­le­gen. Der Bun­des­rat be­stimmt die Aus­nah­men und die an­er­kann­ten Aus­weis­pa­pie­re.

2 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann einen Straf­re­gis­ter­aus­zug aus dem Her­kunfts- oder Hei­mat­staat so­wie wei­te­re für das Ver­fah­ren not­wen­di­ge Do­ku­men­te ver­lan­gen.

3 Die An­mel­dung darf erst er­fol­gen, wenn al­le von der zu­stän­di­gen Be­hör­de be­zeich­ne­ten, für die Be­wil­li­gungs­er­tei­lung not­wen­di­gen Do­ku­men­te vor­lie­gen.

Art. 14 Abweichungen von der Bewilligungs- und der Anmeldepflicht  

Der Bun­des­rat kann güns­ti­ge­re Be­stim­mun­gen über die Be­wil­li­gungs- und die An­mel­de­pflicht er­las­sen, ins­be­son­de­re um vor­über­ge­hen­de grenz­über­schrei­ten­de Dienst­leis­tun­gen zu er­leich­tern.

Art. 15 Abmeldung  

Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die ei­ne Be­wil­li­gung be­sit­zen, müs­sen sich bei der für den Wohn­ort zu­stän­di­gen Be­hör­de ab­mel­den, wenn sie in ei­ne an­de­re Ge­mein­de, einen an­de­ren Kan­ton oder ins Aus­land zie­hen.

Art. 16 Meldepflicht bei gewerbsmässiger Beherbergung  

Wer Aus­län­de­rin­nen oder Aus­län­der ge­werbs­mäs­sig be­her­bergt, muss sie der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de mel­den.

Art. 17 Regelung des Aufenthalts bis zum Bewilligungsentscheid  

1 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die für einen vor­über­ge­hen­den Auf­ent­halt recht­mäs­sig ein­ge­reist sind und die nach­träg­lich ei­ne Be­wil­li­gung für einen dau­er­haf­ten Auf­ent­halt be­an­tra­gen, ha­ben den Ent­scheid im Aus­land ab­zu­war­ten.

2 Wer­den die Zu­las­sungs­vor­aus­set­zun­gen of­fen­sicht­lich er­füllt, so kann die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de den Auf­ent­halt wäh­rend des Ver­fah­rens ge­stat­ten.

5. Kapitel: Zulassungsvoraussetzungen

1. Abschnitt: Zulassung zu einem Aufenthalt mit Erwerbstätigkeit

Art. 18 Ausübung einer unselbständigen Erwerbstätigkeit  

Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zur Aus­übung ei­ner un­selb­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit zu­ge­las­sen wer­den, wenn:

a.
dies dem ge­samt­wirt­schaft­li­chen In­ter­es­se ent­spricht;
b.
das Ge­such ei­nes Ar­beit­ge­bers vor­liegt; und
c.
die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ar­ti­keln 20–25 er­füllt sind.
Art. 19 Ausübung einer selbständigen Erwerbstätigkeit  

Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zur Aus­übung ei­ner selb­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit zu­ge­las­sen wer­den, wenn:

a.
dies dem ge­samt­wirt­schaft­li­chen In­ter­es­se ent­spricht;
b.
die da­für not­wen­di­gen fi­nan­zi­el­len und be­trieb­li­chen Vor­aus­set­zun­gen er­füllt wer­den;
c.26
ei­ne aus­rei­chen­de, ei­gen­stän­di­ge Exis­tenz­grund­la­ge vor­han­den ist; und
d.27
die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ar­ti­keln 20 und 23–25 er­füllt sind.

26 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).

27 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).

Art. 20 Begrenzungsmassnahmen  

1 Der Bun­des­rat kann die Zahl der erst­ma­li­gen Kurz­auf­ent­halts- und Auf­ent­halts­be­wil­li­gun­gen (Art. 32 und 33) zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit be­gren­zen. Er hört vor­gän­gig die Kan­to­ne und die So­zi­al­part­ner an.

2 Er kann für den Bund und die Kan­to­ne Höchst­zah­len fest­le­gen.

3 Das SEM kann im Rah­men der Höchst­zah­len des Bun­des Ver­fü­gun­gen für erst­ma­li­ge Kurz­auf­ent­halts- und Auf­ent­halts­be­wil­li­gun­gen er­las­sen oder die kan­to­na­len Höchst­zah­len er­hö­hen. Es be­rück­sich­tigt da­bei die Be­dürf­nis­se der Kan­to­ne und das ge­samt­wirt­schaft­li­che In­ter­es­se.

Art. 21 Vorrang  

1 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit nur zu­ge­las­sen wer­den, wenn nach­ge­wie­sen wird, dass kei­ne da­für ge­eig­ne­ten in­län­di­schen Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer oder An­ge­hö­ri­ge von Staa­ten, mit de­nen ein Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men ab­ge­schlos­sen wur­de, ge­fun­den wer­den kön­nen.

2 Als in­län­di­sche Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer gel­ten:

a.
Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer;
b.
Per­so­nen mit ei­ner Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung;
c.
Per­so­nen mit ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung, die zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit be­rech­tigt;
d.28
vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen;
e.29
Per­so­nen, de­nen vor­über­ge­hen­der Schutz ge­währt wur­de und die ei­ne Be­wil­li­gung zur Auf­nah­me ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit be­sit­zen.

3 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der mit Schwei­zer Hoch­schul­ab­schluss kön­nen in Ab­wei­chung von Ab­satz 1 zu­ge­las­sen wer­den, wenn ih­re Er­werbs­tä­tig­keit von ho­hem wis­sen­schaft­li­chem oder wirt­schaft­li­chem In­ter­es­se ist. Sie wer­den für ei­ne Dau­er von sechs Mo­na­ten nach dem Ab­schluss ih­rer Aus- oder Wei­ter­bil­dung in der Schweiz vor­läu­fig zu­ge­las­sen, um ei­ne ent­spre­chen­de Er­werbs­tä­tig­keit zu fin­den.30

28 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).

29 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).

30 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Er­leich­ter­te Zu­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern mit Schwei­zer Hoch­schul­ab­schluss), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5957; BBl 2010 427445).

Art. 21a Massnahmen für stellensuchende Personen 31  

1 Der Bun­des­rat legt Mass­nah­men zur Aus­schöp­fung des in­län­di­schen Ar­beits­markt­po­ten­zi­als fest. Er hört vor­gän­gig die Kan­to­ne und die So­zi­al­part­ner an.

2 Bei ei­ner über dem Durch­schnitt lie­gen­den Ar­beits­lo­sig­keit in be­stimm­ten Be­rufs­grup­pen, Tä­tig­keits­be­rei­chen oder Wirt­schafts­re­gio­nen sind zeit­lich be­fris­te­te Mass­nah­men zur För­de­rung der Per­so­nen zu er­grei­fen, die bei der öf­fent­li­chen Ar­beits­ver­mitt­lung als stel­len­su­chend re­gis­triert sind. Die Mass­nah­men kön­nen auf Wirt­schafts­re­gio­nen be­schränkt wer­den.

3 In den Be­rufs­grup­pen, Tä­tig­keits­be­rei­chen oder Wirt­schafts­re­gio­nen mit ei­ner über dem Durch­schnitt lie­gen­den Ar­beits­lo­sig­keit sind of­fe­ne Stel­len durch den Ar­beit­ge­ber der öf­fent­li­chen Ar­beits­ver­mitt­lung zu mel­den. Der Zu­griff auf die In­for­ma­tio­nen über die ge­mel­de­ten Stel­len wird für ei­ne be­fris­te­te Zeit auf Per­so­nen be­schränkt, die bei der öf­fent­li­chen Ar­beits­ver­mitt­lung in der Schweiz an­ge­mel­det sind.

4 Die öf­fent­li­che Ar­beits­ver­mitt­lung stellt den Ar­beit­ge­bern in­nert kur­z­er Frist pas­sen­de Dos­siers von an­ge­mel­de­ten Stel­len­su­chen­den zu. Der Ar­beit­ge­ber lädt ge­eig­ne­te Kan­di­da­tin­nen und Kan­di­da­ten zu ei­nem Be­wer­bungs­ge­spräch oder ei­ner Eig­nungs­ab­klä­rung ein. Die Re­sul­ta­te sind der öf­fent­li­chen Ar­beits­ver­mitt­lung mit­zu­tei­len.

5 Wer­den of­fe­ne Stel­len nach Ab­satz 3 durch bei der öf­fent­li­chen Ar­beits­ver­mitt­lung an­ge­mel­de­te stel­len­su­chen­de Per­so­nen be­setzt, so ist kei­ne Mel­dung der of­fe­nen Stel­len an die öf­fent­li­che Ar­beits­ver­mitt­lung er­for­der­lich.

6 Der Bun­des­rat kann wei­te­re Aus­nah­men von der Stel­len­mel­de­pflicht nach Ab­satz 3 fest­le­gen, ins­be­son­de­re um der be­son­de­ren Si­tua­ti­on von Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men Rech­nung zu tra­gen oder be­tref­fend Per­so­nen, wel­che be­reits frü­her bei dem­sel­ben Ar­beit­ge­ber tä­tig wa­ren; vor Er­lass der Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen hört er die Kan­to­ne und die So­zi­al­part­ner an. Er er­stellt zu­dem pe­ri­odisch Lis­ten mit Be­rufs­grup­pen und Tä­tig­keits­be­rei­chen mit über dem Durch­schnitt lie­gen­der Ar­beits­lo­sig­keit, in wel­chen ei­ne Stel­len­mel­de­pflicht be­steht.

7 Sind die Vor­aus­set­zun­gen nach Ab­satz 2 er­füllt, so kann ein Kan­ton beim Bun­des­rat die Ein­füh­rung ei­ner Stel­len­mel­de­pflicht be­an­tra­gen.

8 Er­zie­len die Mass­nah­men nach den Ab­sät­zen 1–5 nicht die ge­wünsch­te Wir­kung oder er­ge­ben sich neue Pro­ble­me, so un­ter­brei­tet der Bun­des­rat der Bun­des­ver­samm­lung nach An­hö­rung der Kan­to­ne und der So­zi­al­part­ner zu­sätz­li­che Mass­nah­men. Bei er­heb­li­chen Pro­ble­men, ins­be­son­de­re sol­chen, die durch Grenz­gän­ge­rin­nen und Grenz­gän­ger ver­ur­sacht wer­den, kann ein Kan­ton beim Bun­des­rat wei­te­re Mass­nah­men be­an­tra­gen.

31 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).

Art. 22 Lohn- und Arbeitsbedingungen sowie Entschädigungen für Auslagen bei entsandten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern 32  

1 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit nur zu­ge­las­sen wer­den, wenn:

a.
die orts-, be­rufs- und bran­chen­üb­li­chen Lohn- und Ar­beits­be­din­gun­gen ein­ge­hal­ten wer­den; und
b.
die Hö­he der Ent­schä­di­gung nach Ab­satz 2 orts-, be­rufs- und bran­chen­üb­lich ist.

2 Der Ar­beit­ge­ber ent­schä­digt ent­sand­te Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer für die im Zu­sam­men­hang mit ei­ner grenz­über­schrei­ten­den Dienst­leis­tung oder ei­ner Ent­sen­dung im Rah­men ei­nes be­trieb­li­chen Trans­fers ent­stan­de­nen Aus­la­gen, wie Aus­la­gen für Rei­se, Ver­pfle­gung und Un­ter­kunft. Die­se Ent­schä­di­gun­gen gel­ten nicht als Lohn­be­stand­teil.

3 Bei lang­fris­ti­gen Ent­sen­dun­gen kann der Bun­des­rat Be­stim­mun­gen zur Dau­er der Ent­schä­di­gungs­pflicht nach Ab­satz 2 er­las­sen.

32 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. April 2020 (AS 2019 1413, 2020 881; BBl 2018 1685).

Art. 23 Persönliche Voraussetzungen  

1 Kurz­auf­ent­halts- und Auf­ent­halts­be­wil­li­gun­gen zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit kön­nen nur Füh­rungs­kräf­ten, Spe­zia­lis­tin­nen und Spe­zia­lis­ten und an­de­ren qua­li­fi­zier­ten Ar­beits­kräf­ten er­teilt wer­den.

2 Bei der Er­tei­lung von Auf­ent­halts­be­wil­li­gun­gen müs­sen zu­sätz­lich die be­ruf­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on, die be­ruf­li­che und so­zia­le An­pas­sungs­fä­hig­keit, die Sprach­kennt­nis­se und das Al­ter ei­ne nach­hal­ti­ge In­te­gra­ti­on in den schwei­ze­ri­schen Ar­beits­markt und das ge­sell­schaft­li­che Um­feld er­war­ten las­sen.

3 In Ab­wei­chung von den Ab­sät­zen 1 und 2 kön­nen zu­ge­las­sen wer­den:

a.
In­ves­to­rin­nen und In­ves­to­ren so­wie Un­ter­neh­me­rin­nen und Un­ter­neh­mer, die Ar­beitsplät­ze er­hal­ten oder neue schaf­fen;
b.
an­er­kann­te Per­so­nen aus Wis­sen­schaft, Kul­tur und Sport;
c.
Per­so­nen mit be­son­de­ren be­ruf­li­chen Kennt­nis­sen oder Fä­hig­kei­ten, so­fern für de­ren Zu­las­sung ein Be­darf aus­ge­wie­sen ist;
d.
Per­so­nen im Rah­men des Ka­der­trans­fers von in­ter­na­tio­nal tä­ti­gen Un­ter­neh­men;
e.
Per­so­nen, de­ren Tä­tig­keit in der Schweiz im Rah­men von wirt­schaft­lich be­deu­ten­den in­ter­na­tio­na­len Ge­schäfts­be­zie­hun­gen un­er­läss­lich ist.
Art. 24 Wohnung  

Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit nur zu­ge­las­sen wer­den, wenn sie über ei­ne be­darfs­ge­rech­te Woh­nung ver­fü­gen.

Art. 25 Zulassung von Grenzgängerinnen und Grenzgängern  

1 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit als Grenz­gän­ge­rin­nen oder Grenz­gän­ger nur zu­ge­las­sen wer­den, wenn:

a.
sie in ei­nem Nach­bar­staat ein dau­er­haf­tes Auf­ent­halts­recht be­sit­zen und ih­ren Wohn­ort seit min­des­tens sechs Mo­na­ten in der be­nach­bar­ten Grenz­zo­ne ha­ben; und
b.
sie in­ner­halb der Grenz­zo­ne der Schweiz er­werbs­tä­tig sind.

2 Die Ar­ti­kel 20, 23 und 24 sind nicht an­wend­bar.

Art. 26 Zulassung für grenzüberschreitende Dienstleistungen  

1 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zur Er­brin­gung ei­ner vor­über­ge­hen­den, grenz­über­schrei­ten­den Dienst­leis­tung nur zu­ge­las­sen wer­den, wenn ih­re Tä­tig­keit dem ge­samt­wirt­schaft­li­chen In­ter­es­se ent­spricht.

2 Die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ar­ti­keln 20, 22 und 23 gel­ten sinn­ge­mä­ss.

Art. 26a Zulassung von Betreuungs- und Lehrpersonen 33  

1 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit als re­li­gi­öse Be­treu­ungs- oder Lehr­per­son oder als Lehr­kraft für hei­mat­li­che Spra­che und Kul­tur zu­ge­las­sen wer­den, wenn sie zu­sätz­lich zu den Vor­aus­set­zun­gen nach den Ar­ti­keln 18–24:

a.
mit dem ge­sell­schaft­li­chen und recht­li­chen Wer­te­sys­tem in der Schweiz ver­traut sind und fä­hig sind, die­se Kennt­nis­se den von ih­nen be­treu­ten Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern zu ver­mit­teln; und
b.
sich in der am Ar­beit­s­ort ge­spro­che­nen Lan­des­s­pra­che ver­stän­di­gen kön­nen.

2 Bei der Er­tei­lung von Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gun­gen kön­nen die zu­stän­di­gen Be­hör­den von der Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be b ab­wei­chen.

33 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

2. Abschnitt: Zulassung zu einem Aufenthalt ohne Erwerbstätigkeit

Art. 27 Aus- und Weiterbildung  

1 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen für ei­ne Aus- oder Wei­ter­bil­dung zu­ge­las­sen wer­den, wenn:34

a.
die Schul­lei­tung be­stä­tigt, dass die Aus- oder Wei­ter­bil­dung auf­ge­nom­men wer­den kann;
b.
ei­ne be­darfs­ge­rech­te Un­ter­kunft zur Ver­fü­gung steht;
c.
die not­wen­di­gen fi­nan­zi­el­len Mit­tel vor­han­den sind; und
d.35
sie die per­sön­li­chen und bil­dungs­mäs­si­gen Vor­aus­set­zun­gen für die vor­ge­se­he­ne Aus- oder Wei­ter­bil­dung er­fül­len.

2 Bei Min­der­jäh­ri­gen muss die Be­treu­ung si­cher­ge­stellt sein.

3 Der wei­te­re Auf­ent­halt in der Schweiz nach Ab­schluss oder Ab­bruch der Aus- oder Wei­ter­bil­dung rich­tet sich nach den all­ge­mei­nen Zu­las­sungs­vor­aus­set­zun­gen die­ses Ge­set­zes.36

34 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Er­leich­ter­te Zu­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern mit Schwei­zer Hoch­schul­ab­schluss), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5957; BBl 2010 427445).

35 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Er­leich­ter­te Zu­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern mit Schwei­zer Hoch­schul­ab­schluss), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5957; BBl 2010 427445).

36 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Er­leich­ter­te Zu­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern mit Schwei­zer Hoch­schul­ab­schluss), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5957; BBl 2010 427445).

Art. 28 Rentnerinnen und Rentner  

Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die nicht mehr er­werbs­tä­tig sind, kön­nen zu­ge­las­sen wer­den, wenn sie:

a.
ein vom Bun­des­rat fest­ge­leg­tes Min­destal­ter er­reicht ha­ben;
b.
be­son­de­re per­sön­li­che Be­zie­hun­gen zur Schweiz be­sit­zen; und
c.
über die not­wen­di­gen fi­nan­zi­el­len Mit­tel ver­fü­gen.
Art. 29 Medizinische Behandlung  

Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zu me­di­zi­ni­schen Be­hand­lun­gen zu­ge­las­sen wer­den. Die Fi­nan­zie­rung und die Wie­der­aus­rei­se müs­sen ge­si­chert sein.

Art. 29a Stellensuche 37  

Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die sich le­dig­lich zum Zweck der Stel­len­su­che in der Schweiz auf­hal­ten, so­wie de­ren Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­ge ha­ben kei­nen An­spruch auf So­zi­al­hil­fe.

37 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).

3. Abschnitt: Abweichungen von den Zulassungsvoraussetzungen

Art. 30  

1 Von den Zu­las­sungs­vor­aus­set­zun­gen (Art. 18–29) kann ab­ge­wi­chen wer­den, um:

a.
die Er­werbs­tä­tig­keit der im Rah­men des Fa­mi­li­ennach­zugs zu­ge­las­se­nen Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der zu re­geln, so­fern kein An­spruch auf die Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit be­steht (Art. 46);
b.
schwer­wie­gen­den per­sön­li­chen Här­te­fäl­len oder wich­ti­gen öf­fent­li­chen In­ter­es­sen Rech­nung zu tra­gen;
c.
den Auf­ent­halt von Pfle­ge­kin­dern zu re­geln;
d.
Per­so­nen vor Aus­beu­tung zu schüt­zen, die im Zu­sam­men­hang mit ih­rer Er­werbs­tä­tig­keit be­son­ders ge­fähr­det sind;
e.38
den Auf­ent­halt von Op­fern und Zeu­gin­nen und Zeu­gen von Men­schen­han­del so­wie von Per­so­nen zu re­geln, wel­che im Rah­men ei­nes Zeu­gen­schutz­pro­gramms des In- oder Aus­lands oder ei­nes in­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­ho­fes mit den Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den zu­sam­men­ar­bei­ten;
f.
Auf­ent­hal­te im Rah­men von Hilfs- und Ent­wick­lungs­pro­jek­ten über die wirt­schaft­li­che und tech­ni­sche Zu­sam­men­ar­beit zu er­mög­li­chen;
g.39
den in­ter­na­tio­na­len wirt­schaft­li­chen, wis­sen­schaft­li­chen und kul­tu­rel­len Aus­tausch so­wie die be­ruf­li­che Aus- und Wei­ter­bil­dung zu er­leich­tern;
h.
den be­trieb­li­chen Trans­fer von An­ge­hö­ri­gen des hö­he­ren Ka­ders und un­ent­behr­li­chen Spe­zia­lis­tin­nen und Spe­zia­lis­ten in in­ter­na­tio­nal tä­ti­gen Un­ter­neh­men zu ver­ein­fa­chen;
i.40
j.
Au-Pair-An­ge­stell­ten, die von ei­ner an­er­kann­ten Or­ga­ni­sa­ti­on ver­mit­telt wer­den, einen Wei­ter­bil­dungs­auf­ent­halt in der Schweiz zu er­mög­li­chen;
k.
die Wie­der­zu­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern, die im Be­sitz ei­ner Auf­ent­halts- oder Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung wa­ren, zu er­leich­tern;
l.
die Er­werbs­tä­tig­keit so­wie die Teil­nah­me an Be­schäf­ti­gungs­pro­gram­men von Asyl­su­chen­den (Art. 43 des Asyl­ge­set­zes vom 26. Ju­ni 199841, AsylG), vor­läu­fig Auf­ge­nom­me­nen (Art. 85) und Schutz­be­dürf­ti­gen (Art. 75 AsylG) zu re­geln.

2 Der Bun­des­rat legt die Rah­men­be­din­gun­gen fest und re­gelt das Ver­fah­ren.

38 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 23. Dez. 2011 über den aus­ser­pro­zes­sua­len Zeu­gen­schutz, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6715; BBl 2011 1).

39 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. Ju­ni 2014 über die Wei­ter­bil­dung, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 689; BBl 2013 3729).

40 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Er­leich­ter­te Zu­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern mit Schwei­zer Hoch­schul­ab­schluss), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5957; BBl 2010 427445).

41 SR 142.31

4. Abschnitt: Staatenlose

Art. 31  

1 Ei­ne von der Schweiz als staa­ten­los an­er­kann­te Per­son hat An­spruch auf ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung im Kan­ton, in dem sie sich recht­mäs­sig auf­hält.

2 Er­füllt die staa­ten­lo­se Per­son die Tat­be­stän­de nach Ar­ti­kel 83Ab­satz 7, so kom­men die Be­stim­mun­gen über vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen nach Ar­ti­kel 83 Ab­satz 8 zur An­wen­dung.

3 Staa­ten­lo­se Per­so­nen nach den Ab­sät­zen 1 und 2 so­wie staa­ten­lo­se Per­so­nen, die mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB42 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG43 oder mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Aus­wei­sung nach Ar­ti­kel 68 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes be­legt sind, kön­nen in der gan­zen Schweiz ei­ne Er­werbs­tä­tig­keit aus­üben.44 Ar­ti­kel 61 AsylG45 gilt sinn­ge­mä­ss.46

42 SR 311.0

43 SR 321.0

44 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

45 SR 142.31

46 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

6. Kapitel: Regelung des Aufenthalts

Art. 32 Kurzaufenthaltsbewilligung  

1 Die Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung wird für be­fris­te­te Auf­ent­hal­te bis zu ei­nem Jahr er­teilt.

2 Sie wird für einen be­stimm­ten Auf­ent­halts­zweck er­teilt und kann mit wei­te­ren Be­din­gun­gen ver­bun­den wer­den.

3 Sie kann bis zu zwei Jah­ren ver­län­gert wer­den. Ein Stel­len­wech­sel ist nur aus wich­ti­gen Grün­den mög­lich.

4 Die Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung kann nur nach ei­nem an­ge­mes­se­nen Un­ter­bruch des Auf­ent­halts in der Schweiz er­neut er­teilt wer­den.

Art. 33 Aufenthaltsbewilligung  

1 Die Auf­ent­halts­be­wil­li­gung wird für Auf­ent­hal­te mit ei­ner Dau­er von mehr als ei­nem Jahr er­teilt.

2 Sie wird für einen be­stimm­ten Auf­ent­halts­zweck er­teilt und kann mit wei­te­ren Be­din­gun­gen ver­bun­den wer­den.

3 Sie ist be­fris­tet und kann ver­län­gert wer­den, wenn kei­ne Wi­der­rufs­grün­de nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 147 vor­lie­gen.

4 Bei der Er­tei­lung und der Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung wird bei der Fest­le­gung der Gül­tig­keits­dau­er die In­te­gra­ti­on der be­tref­fen­den Per­son be­rück­sich­tigt.48

5 Die Er­tei­lung und die Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung kön­nen mit dem Ab­schluss ei­ner In­te­gra­ti­ons­ver­ein­ba­rung ver­bun­den wer­den, wenn ein be­son­de­rer In­te­gra­ti­ons­be­darf nach den Kri­te­ri­en ge­mä­ss Ar­ti­kel 58a be­steht.49

47 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. IV 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721). Die­se Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

48 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

49 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 34 Niederlassungsbewilligung  

1 Die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung wird un­be­fris­tet und oh­ne Be­din­gun­gen er­teilt.

2 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern kann die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung er­teilt wer­den, wenn:

a.
sie sich ins­ge­samt min­des­tens zehn Jah­re mit ei­ner Kurz­auf­ent­halts- oder Auf­ent­halts­be­wil­li­gung in der Schweiz auf­ge­hal­ten ha­ben und sie wäh­rend den letz­ten fünf Jah­ren un­un­ter­bro­chen im Be­sitz ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung wa­ren; und
b.50
kei­ne Wi­der­rufs­grün­de nach Ar­ti­kel 62 oder 63 Ab­satz 2 vor­lie­gen; und
c.51
sie in­te­griert sind.

3 Die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung kann nach ei­nem kür­ze­ren Auf­ent­halt er­teilt wer­den, wenn da­für wich­ti­ge Grün­de be­ste­hen.

4 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern kann die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung be­reits nach ei­nem un­un­ter­bro­che­nen Auf­ent­halt mit Auf­ent­halts­be­wil­li­gung wäh­rend der letz­ten fünf Jah­re er­teilt wer­den, wenn sie die Vor­aus­set­zun­gen nach Ab­satz 2 Buch­sta­ben b und c er­fül­len und sich gut in der am Wohn­ort ge­spro­che­nen Lan­des­s­pra­che ver­stän­di­gen kön­nen.52

5 Vor­über­ge­hen­de Auf­ent­hal­te wer­den an den un­un­ter­bro­che­nen Auf­ent­halt in den letz­ten fünf Jah­ren nach den Ab­sät­zen 2 Buch­sta­be a und 4 nicht an­ge­rech­net. Auf­ent­hal­te zur Aus- oder Wei­ter­bil­dung (Art. 27) wer­den an­ge­rech­net, wenn die be­trof­fe­ne Per­son nach de­ren Be­en­di­gung wäh­rend zwei­er Jah­re un­un­ter­bro­chen im Be­sitz ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung für einen dau­er­haf­ten Auf­ent­halt war.53

6 Wur­de die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 63 Ab­satz 2 wi­der­ru­fen und durch ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung er­setzt, kann die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung bei ei­ner er­folg­rei­chen In­te­gra­ti­on frü­he­s­tens nach fünf Jah­ren er­neut er­teilt wer­den.54

50 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

51 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

52 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

53 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Er­leich­ter­te Zu­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern mit Schwei­zer Hoch­schul­ab­schluss), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5957; BBl 2010 427445).

54 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 35 Grenzgängerbewilligung  

1 Die Grenz­gän­ger­be­wil­li­gung wird für die Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit in ei­ner Grenz­zo­ne er­teilt (Art. 25).

2 Per­so­nen mit ei­ner Grenz­gän­ger­be­wil­li­gung müs­sen min­des­tens ein­mal wö­chent­lich an ih­ren Wohn­ort im Aus­land zu­rück­keh­ren; die Grenz­gän­ger­be­wil­li­gung kann mit wei­te­ren Be­din­gun­gen ver­bun­den wer­den.

3 Sie ist be­fris­tet und kann ver­län­gert wer­den.

4 Nach ei­ner un­un­ter­bro­che­nen Er­werbs­tä­tig­keit von fünf Jah­ren be­steht ein An­spruch auf Ver­län­ge­rung der Grenz­gän­ger­be­wil­li­gung, wenn kei­ne Wi­der­rufs­grün­de nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 1 vor­lie­gen.

Art. 36 Wohnort  

Per­so­nen mit ei­ner Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung, ei­ner Auf­ent­halts- oder ei­ner Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung kön­nen ih­ren Wohn­ort in­ner­halb des Kan­tons, der die Be­wil­li­gung er­teilt hat, frei wäh­len.

Art. 37 Wechsel des Wohnorts in einen anderen Kanton  

1 Wol­len Per­so­nen mit ei­ner Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung oder ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ih­ren Wohn­ort in einen an­de­ren Kan­ton ver­le­gen, so müs­sen sie im Vor­aus ei­ne ent­spre­chen­de Be­wil­li­gung des neu­en Kan­tons be­an­tra­gen.

2 Per­so­nen mit ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ha­ben An­spruch auf den Kan­tons­wech­sel, wenn sie nicht ar­beits­los sind und kei­ne Wi­der­rufs­grün­de nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 1 vor­lie­gen.

3 Per­so­nen mit ei­ner Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung ha­ben An­spruch auf den Kan­tons­wech­sel, wenn kei­ne Wi­der­rufs­grün­de nach Ar­ti­kel 63 vor­lie­gen.

4 Für einen vor­über­ge­hen­den Auf­ent­halt in ei­nem an­de­ren Kan­ton ist kei­ne Be­wil­li­gung er­for­der­lich.

Art. 38 Erwerbstätigkeit  

1 Per­so­nen mit ei­ner Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung, die zur selb­stän­di­gen oder un­selb­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit zu­ge­las­sen sind, kön­nen die be­wil­lig­te Tä­tig­keit in der gan­zen Schweiz aus­üben. Ein Stel­len­wech­sel kann be­wil­ligt wer­den, wenn wich­ti­ge Grün­de vor­lie­gen und die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ar­ti­keln 22 und 23 er­füllt sind.

2 Per­so­nen mit ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung, die zur selb­stän­di­gen oder un­selb­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit zu­ge­las­sen sind, kön­nen ih­re Tä­tig­keit in der gan­zen Schweiz aus­üben. Sie kön­nen die Stel­le oh­ne wei­te­re Be­wil­li­gung wech­seln.

3 Per­so­nen mit ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung kann der Wech­sel zu ei­ner selb­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit be­wil­ligt wer­den, wenn die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 19 Buch­sta­ben a und b er­füllt sind.

4 Per­so­nen mit ei­ner Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung kön­nen ei­ne selb­stän­di­ge oder un­selb­stän­di­ge Er­werbs­tä­tig­keit in der gan­zen Schweiz aus­üben.

Art. 39 Erwerbstätigkeit der Grenzgängerinnen und Grenzgänger  

1 Per­so­nen mit ei­ner Grenz­gän­ger­be­wil­li­gung kön­nen ih­re Tä­tig­keit vor­über­ge­hend aus­ser­halb der Grenz­zo­ne aus­üben. Wol­len sie den Schwer­punkt der Er­werbs­tä­tig­keit in die Grenz­zo­ne ei­nes an­de­ren Kan­tons ver­le­gen, so müs­sen sie im Vor­aus ei­ne Be­wil­li­gung des neu­en Kan­tons be­an­tra­gen. Nach ei­ner un­un­ter­bro­che­nen Er­werbs­tä­tig­keit von fünf Jah­ren be­steht ein An­spruch auf den Kan­tons­wech­sel.

2 Per­so­nen mit ei­ner Grenz­gän­ger­be­wil­li­gung kann der Stel­len­wech­sel be­wil­ligt wer­den, wenn die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ar­ti­keln 21 und 22 er­füllt sind. Nach ei­ner un­un­ter­bro­che­nen Er­werbs­tä­tig­keit von fünf Jah­ren be­steht ein An­spruch auf den Stel­len­wech­sel.

3 Per­so­nen mit ei­ner Grenz­gän­ger­be­wil­li­gung kann der Wech­sel zu ei­ner selb­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit be­wil­ligt wer­den, wenn die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 19 Buch­sta­ben a und b er­füllt sind.

Art. 40 Bewilligungsbehörde und arbeitsmarktlicher Vorentscheid  

1 Die Be­wil­li­gun­gen nach den Ar­ti­keln 32–35 und 37–39 wer­den von den Kan­to­nen er­teilt. Vor­be­hal­ten bleibt die Zu­stän­dig­keit des Bun­des im Rah­men von Be­gren­zungs­mass­nah­men (Art. 20) so­wie für Ab­wei­chun­gen von den Zu­las­sungs­vor­aus­set­zun­gen (Art. 30) und das Zu­stim­mungs­ver­fah­ren (Art. 99).

2 Be­steht kein An­spruch auf die Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit, so ist für die Zu­las­sung zu ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit so­wie den Stel­len­wech­sel oder den Wech­sel zu ei­ner selb­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit ein ar­beits­markt­li­cher Vor­ent­scheid der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de er­for­der­lich.

3 Stellt ein Kan­ton ein Ge­such um Er­tei­lung ei­ner Kurz­auf­ent­halts- oder Auf­ent­halts­be­wil­li­gung im Rah­men der Höchst­zah­len des Bun­des, so er­lässt das SEM den ar­beits­markt­li­chen Vor­ent­scheid.

Art. 41 Ausweise  

1 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der er­hal­ten mit der Be­wil­li­gung in der Re­gel einen ent­spre­chen­den Aus­weis.

2 Vor­läu­fig Auf­ge­nom­me­ne (Art. 83) er­hal­ten einen Aus­weis, der ih­re Rechts­stel­lung fest­hält.

3 Der Aus­weis für Per­so­nen mit Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung wird zur Kon­trol­le für fünf Jah­re aus­ge­stellt.

4 Der Aus­weis kann mit ei­nem Da­ten­chip ver­se­hen wer­den. Die­ser ent­hält das Ge­sichts­bild, die Fin­ger­ab­drücke der In­ha­be­rin oder des In­ha­bers und die in den ma­schi­nen­les­ba­ren Zei­len ent­hal­te­nen Da­ten.55

5 Der Bun­des­rat legt fest, wel­che Per­so­nen über einen Aus­weis mit Da­ten­chip ver­fü­gen und wel­che Da­ten dar­auf ge­spei­chert wer­den müs­sen.56

6 Das SEM legt die Form und den In­halt der Aus­wei­se fest. Es kann die Aus­fer­ti­gung der Aus­wei­se teil­wei­se oder ganz Drit­ten über­tra­gen.57

55 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. I des BB vom 18. Ju­ni 2010 (Wei­ter­ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands und Ein­füh­rung bio­me­tri­scher Da­ten im Aus­län­der­aus­weis), in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 175; BBl 2010 51).

56 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. I des BB vom 18. Ju­ni 2010 (Wei­ter­ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands und Ein­füh­rung bio­me­tri­scher Da­ten im Aus­län­der­aus­weis), in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 175; BBl 2010 51).

57 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. I des BB vom 18. Ju­ni 2010 (Wei­ter­ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands und Ein­füh­rung bio­me­tri­scher Da­ten im Aus­län­der­aus­weis), in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 175; BBl 2010 51).

Art. 41a Sicherheit und Lesen des Datenchips 58  

1 Der Da­ten­chip ist ge­gen Fäl­schun­gen und un­be­rech­tig­tes Le­sen zu schüt­zen. Der Bun­des­rat be­stimmt die tech­ni­schen An­for­de­run­gen.

2 Der Bun­des­rat ist be­fugt, mit den Staa­ten, die durch ei­nes der Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den sind, so­wie mit an­de­ren Staa­ten Ver­trä­ge über das Le­sen der auf dem Da­ten­chip ge­spei­cher­ten Fin­ger­ab­drücke ab­zu­sch­lies­sen, so­fern die be­tref­fen­den Staa­ten über einen Da­ten­schutz ver­fü­gen, der dem schwei­ze­ri­schen gleich­wer­tig ist.

58 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. I des BB vom 18. Ju­ni 2010 (Wei­ter­ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands und Ein­füh­rung bio­me­tri­scher Da­ten im Aus­län­der­aus­weis), in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 175; BBl 2010 51).

Art. 41b Stelle für die Ausfertigung der biometrischen Ausweise 59  

1 Die mit der Aus­fer­ti­gung von bio­me­tri­schen Aus­wei­sen be­trau­te Stel­leund die be­tei­lig­ten Ge­ne­ral­un­ter­neh­mer müs­sen den Nach­weis er­brin­gen, dass sie:

a.
über das not­wen­di­ge Fach­wis­sen und die not­wen­di­gen Qua­li­fi­ka­tio­nen ver­fü­gen;
b.
ei­ne si­che­re, qua­li­ta­tiv hoch­ste­hen­de, ter­min­ge­rech­te und den Spe­zi­fi­ka­tio­nen ent­spre­chen­de Aus­weis­pro­duk­ti­on ga­ran­tie­ren;
c.
die Ein­hal­tung des Da­ten­schut­zes ge­währ­leis­ten; und
d.
über ge­nü­gend fi­nan­zi­el­le Mit­tel ver­fü­gen.

2 Wirt­schaft­lich Be­rech­tig­te, In­ha­be­rin­nen und In­ha­ber von An­tei­len, Mit­glie­der des Ver­wal­tungs­ra­tes oder ei­nes an­de­ren ver­gleich­ba­ren Or­gans, Mit­glie­der der Ge­schäfts­lei­tung und an­de­re Per­so­nen, die einen mass­ge­ben­den Ein­fluss auf die Un­ter­neh­mung oder die Pro­duk­ti­on der Aus­län­der­aus­wei­se ha­ben oder ha­ben kön­nen, müs­sen über einen gu­ten Ruf ver­fü­gen. Es kön­nen Si­cher­heits­über­prü­fun­gen im Sin­ne von Ar­ti­kel 6 der Ver­ord­nung vom 19. De­zem­ber 200160 über die Per­so­nen­si­cher­heits­prü­fun­gen durch­ge­führt wer­den.

3 Die not­wen­di­gen Un­ter­la­gen zur Über­prü­fung der in den Ab­sät­zen 1 und 2 ge­nann­ten An­for­de­run­gen kön­nen vom SEM je­der­zeit ein­ver­langt wer­den. Ist die Aus­fer­ti­gungs­stel­le Teil ei­ner Un­ter­neh­mungs­grup­pe, so gel­ten die­se An­for­de­run­gen für die ge­sam­te Un­ter­neh­mens­grup­pe.

4 Die Be­stim­mun­gen der Ab­sät­ze 1–3 sind auf Dienst­leis­tungs­er­brin­ger und Lie­fe­ran­ten an­wend­bar, wenn die er­brach­ten Leis­tun­gen von mass­ge­ben­der Be­deu­tung für die Pro­duk­ti­on der Aus­wei­se sind.

5 Der Bun­des­rat legt die wei­te­ren An­for­de­run­gen an die Aus­fer­ti­gungs­stel­le, die Ge­ne­ral­un­ter­neh­mer, die Dienst­leis­tungs­er­brin­ger und die Lie­fe­ran­ten fest.

59 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. I des BB vom 18. Ju­ni 2010 (Wei­ter­ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands und Ein­füh­rung bio­me­tri­scher Da­ten im Aus­län­der­aus­weis), in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 175; BBl 2010 51).

60 [AS 2002377, 2005 4571, 2006 4177Art. 13 4705 Ziff. II 1, 2008 4943Ziff. I 3 5747 An­hang Ziff. 2, 2009 6937An­hang 4 Ziff. II 2. AS 2011 1031Art. 31 Abs. 1]. Sie­he heu­te: die V vom 4 März 2011 (SR 120.4).

7. Kapitel: Familiennachzug

Art. 42 Familienangehörige von Schweizerinnen und Schweizern  

1 Aus­län­di­sche Ehe­gat­ten und le­di­ge Kin­der un­ter 18 Jah­ren von Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zern ha­ben An­spruch auf Er­tei­lung und Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung, wenn sie mit die­sen zu­sam­men­woh­nen.

2 Aus­län­di­sche Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­ge von Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zern ha­ben An­spruch auf Er­tei­lung und Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung, wenn sie im Be­sitz ei­ner dau­er­haf­ten Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ei­nes Staa­tes sind, mit dem ein Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men ab­ge­schlos­sen wur­de. Als Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­ge gel­ten:

a.
der Ehe­gat­te und die Ver­wand­ten in ab­stei­gen­der Li­nie, die un­ter 21 Jah­re alt sind oder de­nen Un­ter­halt ge­währt wird;
b.
die ei­ge­nen Ver­wand­ten und die Ver­wand­ten des Ehe­gat­ten in auf­stei­gen­der Li­nie, de­nen Un­ter­halt ge­währt wird.

3 Nach ei­nem ord­nungs­ge­mäs­sen und un­un­ter­bro­che­nen Auf­ent­halt von fünf Jah­ren ha­ben die Ehe­gat­ten An­spruch auf Er­tei­lung der Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung, wenn die In­te­gra­ti­ons­kri­te­ri­en nach Ar­ti­kel 58a er­füllt sind.61

4 Kin­der un­ter zwölf Jah­ren ha­ben An­spruch auf Er­tei­lung der Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung.

61 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 43 Ehegatten und Kinder von Personen mit Niederlassungsbewilligung 62  

1 Aus­län­di­sche Ehe­gat­ten und le­di­ge Kin­der un­ter 18 Jah­ren von Per­so­nen mit Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung ha­ben An­spruch auf Er­tei­lung und Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung, wenn:

a.
sie mit die­sen zu­sam­men­woh­nen;
b.
ei­ne be­darfs­ge­rech­te Woh­nung vor­han­den ist;
c.
sie nicht auf So­zi­al­hil­fe an­ge­wie­sen sind;
d.
sie sich in der am Wohn­ort ge­spro­che­nen Lan­des­s­pra­che ver­stän­di­gen kön­nen; und
e.
die nach­zie­hen­de Per­son kei­ne jähr­li­chen Er­gän­zungs­leis­tun­gen nach dem Bun­des­ge­setz vom 6. Ok­to­ber 200663 über Er­gän­zungs­leis­tun­gen zur Al­ters‑, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­ver­si­che­rung (ELG) be­zieht oder we­gen des Fa­mi­li­ennach­zugs be­zie­hen könn­te.

2 Für die Er­tei­lung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ist an­stel­le der Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be d die An­mel­dung zu ei­nem Sprach­för­de­rungs­an­ge­bot aus­rei­chend.

3 Bei le­di­gen Kin­dern un­ter 18 Jah­ren fin­det die Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be d kei­ne An­wen­dung.

4 Die Er­tei­lung und die Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung kön­nen mit dem Ab­schluss ei­ner In­te­gra­ti­ons­ver­ein­ba­rung ver­bun­den wer­den, wenn ein be­son­de­rer In­te­gra­ti­ons­be­darf nach den Kri­te­ri­en ge­mä­ss Ar­ti­kel 58a be­steht.

5 Nach ei­nem ord­nungs­ge­mäs­sen und un­un­ter­bro­che­nen Auf­ent­halt von fünf Jah­ren ha­ben die Ehe­gat­ten An­spruch auf Er­tei­lung der Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung, wenn die In­te­gra­ti­ons­kri­te­ri­en nach Ar­ti­kel 58a er­füllt sind.

6 Kin­der un­ter zwölf Jah­ren ha­ben An­spruch auf Er­tei­lung der Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung.

62 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

63 SR 831.30

Art. 44 Ehegatten und Kinder von Personen mit Aufenthaltsbewilligung 64  

1 Aus­län­di­schen Ehe­gat­ten und le­di­gen Kin­dern un­ter 18 Jah­ren von Per­so­nen mit Auf­ent­halts­be­wil­li­gung kann ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung er­teilt und ver­län­gert wer­den, wenn:

a.
sie mit die­sen zu­sam­men­woh­nen;
b.
ei­ne be­darfs­ge­rech­te Woh­nung vor­han­den ist;
c.
sie nicht auf So­zi­al­hil­fe an­ge­wie­sen sind;
d.
sie sich in der am Wohn­ort ge­spro­che­nen Lan­des­pra­che ver­stän­di­gen kön­nen; und
e.
die nach­zie­hen­de Per­son kei­ne jähr­li­chen Er­gän­zungs­leis­tun­gen nach dem ELG65 be­zieht oder we­gen des Fa­mi­li­ennach­zugs be­zie­hen könn­te.

2 Für die Er­tei­lung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ist an­stel­le der Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be d die An­mel­dung zu ei­nem Sprach­för­de­rungs­an­ge­bot aus­rei­chend.

3 Bei le­di­gen Kin­dern un­ter 18 Jah­ren fin­det die Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be d kei­ne An­wen­dung.

4 Die Er­tei­lung und die Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung kön­nen mit dem Ab­schluss ei­ner In­te­gra­ti­ons­ver­ein­ba­rung ver­bun­den wer­den, wenn ein be­son­de­rer In­te­gra­ti­ons­be­darf nach den Kri­te­ri­en ge­mä­ss Ar­ti­kel 58a be­steht.

64 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

65 SR 831.30

Art. 45 Ehegatten und Kinder von Personen mit Kurzaufenthaltsbewilligung  

Aus­län­di­schen Ehe­gat­ten und le­di­gen Kin­dern un­ter 18 Jah­ren von Per­so­nen mit Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung kann ei­ne Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung er­teilt wer­den, wenn:

a.
sie mit die­sen zu­sam­men­woh­nen;
b.
ei­ne be­darfs­ge­rech­te Woh­nung vor­han­den ist; und
c.
sie nicht auf So­zi­al­hil­fe an­ge­wie­sen sind;
d.66
die nach­zie­hen­de Per­son kei­ne jähr­li­chen Er­gän­zungs­leis­tun­gen nach dem ELG67 be­zieht oder we­gen des Fa­mi­li­ennach­zugs be­zie­hen könn­te.

66 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

67 SR 831.30

Art. 45a Eheungültigkeit 68  

Ha­ben die zu­stän­di­gen Be­hör­den bei der Prü­fung des Ehe­gat­ten­nach­zugs nach den Ar­ti­keln 42–45 An­halts­punk­te da­für, dass für die Ehe ein Un­gül­tig­keits­grund nach Ar­ti­kel 105 Zif­fer 5 oder 6 des Zi­vil­ge­setz­buchs69 (ZGB) vor­liegt, so mel­den sie dies der nach Ar­ti­kel 106 ZGB zu­stän­di­gen Be­hör­de. Das Ge­such um Ehe­gat­ten­nach­zug wird bis zur Ent­schei­dung die­ser Be­hör­de sis­tiert. Er­hebt die Be­hör­de Kla­ge, so wird das Ge­such bis zum Vor­lie­gen des rechts­kräf­ti­gen Ur­teils sis­tiert.

68 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs‑ hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

69 SR 210

Art. 46 Erwerbstätigkeit der Ehegatten und Kinder  

Ehe­gat­ten und Kin­der von Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zern so­wie von Per­so­nen mit ei­ner Nie­der­las­sungs- oder Auf­ent­halts­be­wil­li­gung (Art. 42–44) kön­nen ei­ne selb­stän­di­ge oder un­selb­stän­di­ge Er­werbs­tä­tig­keit in der gan­zen Schweiz aus­üben.

Art. 47 Frist für den Familiennachzug  

1 Der An­spruch auf Fa­mi­li­ennach­zug muss in­ner­halb von fünf Jah­ren gel­tend ge­macht wer­den. Kin­der über zwölf Jah­re müs­sen in­ner­halb von zwölf Mo­na­ten nach­ge­zo­gen wer­den.

2 Die­se Fris­ten gel­ten nicht für den Fa­mi­li­ennach­zug nach Ar­ti­kel 42 Ab­satz 2.

3 Die Fris­ten be­gin­nen bei Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen von:

a.
Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zern nach Ar­ti­kel 42 Ab­satz 1 mit de­ren Ein­rei­se oder der Ent­ste­hung des Fa­mi­li­en­ver­hält­nis­ses;
b.
Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern mit der Er­tei­lung der Auf­ent­halts- oder Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung oder der Ent­ste­hung des Fa­mi­li­en­ver­hält­nis­ses.

4 Ein nach­träg­li­cher Fa­mi­li­ennach­zug wird nur be­wil­ligt, wenn wich­ti­ge fa­mi­li­äre Grün­de gel­tend ge­macht wer­den. Kin­der über 14 Jah­re wer­den zum Fa­mi­li­ennach­zug an­ge­hört, so­fern dies er­for­der­lich ist.

Art. 48 Pflegekinder zur Adoption  

1 Pfle­ge­kin­der ha­ben An­spruch auf Er­tei­lung und Ver­län­ge­rung ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung, wenn:

a.
ih­re Ad­op­ti­on in der Schweiz vor­ge­se­hen ist;
b.
die zi­vil­recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für die Auf­nah­me von Pfle­ge­kin­dern zur Ad­op­ti­on er­füllt sind; und
c.
ih­re Ein­rei­se für den Zweck der Ad­op­ti­on recht­mäs­sig er­folgt ist.

2 Kommt die Ad­op­ti­on nicht zu­stan­de, so be­steht ein An­spruch auf Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung und fünf Jah­re nach der Ein­rei­se ein An­spruch auf die Er­tei­lung der Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung.

Art. 49 Ausnahmen vom Erfordernis des Zusammenwohnens  

Das Er­for­der­nis des Zu­sam­men­woh­nens nach den Ar­ti­keln 42–44 be­steht nicht, wenn für ge­trenn­te Wohn­or­te wich­ti­ge Grün­de gel­tend ge­macht wer­den und die Fa­mi­li­en­ge­mein­schaft wei­ter be­steht.

Art. 49a Ausnahme vom Erfordernis des Sprachnachweises 70  

1 Vom Er­for­der­nis nach den Ar­ti­keln 43 Ab­satz 1 Buch­sta­be d und 44 Ab­satz 1 Buch­sta­be d kann ab­ge­wi­chen wer­den, wenn wich­ti­ge Grün­de vor­lie­gen.

2 Als wich­ti­ge Grün­de gel­ten na­ment­lich ei­ne Be­hin­de­rung, ei­ne Krank­heit oder ei­ne an­de­re Ein­schrän­kung, die zu ei­ner we­sent­li­chen Be­ein­träch­ti­gung der Fä­hig­keit zum Spra­ch­er­werb führt.

70 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 50 Auflösung der Familiengemeinschaft  

1 Nach Auf­lö­sung der Ehe oder der Fa­mi­li­en­ge­mein­schaft be­steht der An­spruch des Ehe­gat­ten und der Kin­der auf Er­tei­lung und Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung nach den Ar­ti­keln 42 und 43 wei­ter, wenn:

a.71
die Ehe­ge­mein­schaft min­des­tens drei Jah­re be­stan­den hat und die In­te­gra­ti­ons­kri­te­ri­en nach Ar­ti­kel 58a er­füllt sind; oder
b.
wich­ti­ge per­sön­li­che Grün­de einen wei­te­ren Auf­ent­halt in der Schweiz er­for­der­lich ma­chen.

2 Wich­ti­ge per­sön­li­che Grün­de nach Ab­satz 1 Buch­sta­be b kön­nen na­ment­lich vor­lie­gen, wenn die Ehe­gat­tin oder der Ehe­gat­te Op­fer ehe­li­cher Ge­walt wur­de oder die Ehe nicht aus frei­em Wil­len ge­schlos­sen hat oder die so­zia­le Wie­der­ein­glie­de­rung im Her­kunfts­land stark ge­fähr­det er­scheint.72

3 Die Frist zur Er­tei­lung der Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung rich­tet sich nach Ar­ti­kel 34.

71 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

72 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs‑ hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

Art. 51 Erlöschen des Anspruchs auf Familiennachzug  

1 Die An­sprü­che nach Ar­ti­kel 42 er­lö­schen, wenn:

a.
sie rechts­miss­bräuch­lich gel­tend ge­macht wer­den, na­ment­lich um Vor­schrif­ten die­ses Ge­set­zes und sei­ner Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen über die Zu­las­sung und den Auf­ent­halt zu um­ge­hen;
b.
Wi­der­rufs­grün­de nach Ar­ti­kel 63 vor­lie­gen.

2 Die An­sprü­che nach den Ar­ti­keln 43, 48 und 50 er­lö­schen, wenn:

a.
sie rechts­miss­bräuch­lich gel­tend ge­macht wer­den, na­ment­lich um Vor­schrif­ten die­ses Ge­set­zes und sei­ner Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen über die Zu­las­sung und den Auf­ent­halt zu um­ge­hen;
b.73
Wi­der­rufs­grün­de nach Ar­ti­kel 62 oder 63 Ab­satz 2 vor­lie­gen.

73 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 52 Eingetragene Partnerschaft  

Die Be­stim­mun­gen die­ses Ka­pi­tels über aus­län­di­sche Ehe­gat­ten gel­ten für die ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft gleich­ge­schlecht­li­cher Paa­re sinn­ge­mä­ss.

8. Kapitel:Integration

1. Abschnitt: Integrationsförderung 74

74 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Integration), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 53 Grundsätze 75  

1 Bund, Kan­to­ne und Ge­mein­den be­rück­sich­ti­gen bei der Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben die An­lie­gen der In­te­gra­ti­on und des Schut­zes vor Dis­kri­mi­nie­rung.

2 Sie schaf­fen güns­ti­ge Rah­men­be­din­gun­gen für die Chan­cen­gleich­heit und die Teil­ha­be der aus­län­di­schen Be­völ­ke­rung am öf­fent­li­chen Le­ben. Sie nut­zen die Po­ten­zia­le der aus­län­di­schen Be­völ­ke­rung, be­rück­sich­ti­gen die Viel­falt und for­dern Ei­gen­ver­ant­wor­tung ein.

3 Sie för­dern bei den Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern ins­be­son­de­re den Er­werb von Sprach­kom­pe­ten­zen und an­de­ren Grund­kom­pe­ten­zen, das be­ruf­li­che Fort­kom­men und die Ge­sund­heits­vor­sor­ge; aus­ser­dem un­ter­stüt­zen sie Be­stre­bun­gen, die das ge­gen­sei­ti­ge Ver­ständ­nis zwi­schen der schwei­ze­ri­schen und der aus­län­di­schen Be­völ­ke­rung und de­ren Zu­sam­men­le­ben er­leich­tern.

4 Bei der In­te­gra­ti­ons­för­de­rung ar­bei­ten die Be­hör­den des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den, die So­zi­al­part­ner, die Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen und die Aus­län­der­or­ga­ni­sa­tio­nen zu­sam­men.

5 Die kan­to­na­len So­zi­al­hil­fe­be­hör­den mel­den stel­len­lo­se an­er­kann­te Flücht­lin­ge und vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen bei der öf­fent­li­chen Ar­beits­ver­mitt­lung.

75 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III 1 des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 53a Zielgruppen 76  

1 Der Bun­des­rat legt fest, wel­che Per­so­nen­krei­se bei der In­te­gra­ti­ons­för­de­rung zu be­rück­sich­ti­gen sind. Er hört vor­gän­gig die Kan­to­ne und Kom­mu­nal­ver­bän­de an.

2 Bei der In­te­gra­ti­ons­för­de­rung wird den be­son­de­ren An­lie­gen von Frau­en, Kin­dern und Ju­gend­li­chen Rech­nung ge­tra­gen.

76 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 54 Integrationsförderung in den Regelstrukturen 77  

Die In­te­gra­ti­ons­för­de­rung er­folgt in ers­ter Li­nie in den be­ste­hen­den Struk­tu­ren auf Ebe­ne des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den, na­ment­lich:

a.
in vor­schu­li­schen, schu­li­schen und aus­ser­schu­li­schen Be­treu­ungs- und Bil­dungs­an­ge­bo­ten;
b.
in der Ar­beits­welt;
c.
in den In­sti­tu­tio­nen der so­zia­len Si­cher­heit;
d.
im Ge­sund­heits­we­sen;
e.
in der Raum­pla­nung, Stadt- und Quar­tier­ent­wick­lung;
f.
im Sport, in den Me­di­en und in der Kul­tur.

77 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 55 Spezifische Integrationsförderung 78  

Die spe­zi­fi­sche In­te­gra­ti­ons­för­de­rung auf Ebe­ne des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den er­gänzt die In­te­gra­ti­ons­för­de­rung in den Re­gel­struk­tu­ren, wenn die­se nicht zu­gäng­lich oder wenn Lücken vor­han­den sind.

78 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 55a Massnahmen für Personen mit besonderem Integrationsbedarf 79  

Die Kan­to­ne se­hen für Per­so­nen mit be­son­de­rem In­te­gra­ti­ons­be­darf so früh wie mög­lich ge­eig­ne­te In­te­gra­ti­ons­mass­nah­men vor. Der Bund un­ter­stützt die Kan­to­ne bei die­ser Auf­ga­be.

79 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 56 Aufgabenteilung 80  

1 Der Bun­des­rat legt die In­te­gra­ti­ons­po­li­tik im Zu­stän­dig­keits­be­reich des Bun­des fest. Er sorgt da­für, dass die Bun­des­stel­len ge­mein­sam mit den zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den Mass­nah­men zur In­te­gra­ti­ons­för­de­rung und zum Schutz vor Dis­kri­mi­nie­rung tref­fen.

2 Das SEM ko­or­di­niert die Mass­nah­men der Bun­des­stel­len zur In­te­gra­ti­ons­för­de­rung und zum Schutz vor Dis­kri­mi­nie­rung, ins­be­son­de­re in den Be­rei­chen der so­zia­len Si­cher­heit, der Be­rufs­bil­dung, der Wei­ter­bil­dung und des Ge­sund­heits­we­sens. Die Bun­des­stel­len zie­hen das SEM bei Ak­ti­vi­tä­ten, die Aus­wir­kun­gen auf die In­te­gra­ti­on ha­ben kön­nen, bei.

3 Das SEM stellt den In­for­ma­ti­ons- und Er­fah­rungs­aus­tausch mit den Kan­to­nen, Ge­mein­den und wei­te­ren Be­tei­lig­ten si­cher.

4 Die Kan­to­ne le­gen die In­te­gra­ti­ons­po­li­tik in ih­rem Zu­stän­dig­keits­be­reich fest. Sie sor­gen da­für, dass die kan­to­na­len Be­hör­den ge­mein­sam mit den zu­stän­di­gen kom­mu­na­len Be­hör­den Mass­nah­men zur In­te­gra­ti­ons­för­de­rung und zum Schutz vor Dis­kri­mi­nie­rung tref­fen. Sie be­zeich­nen für das SEM ei­ne An­sprech­stel­le für In­te­gra­ti­ons­fra­gen und stel­len den In­for­ma­ti­ons- und Er­fah­rungs­aus­tausch mit den Ge­mein­den si­cher.

5 Das SEM über­prüft in Zu­sam­men­ar­beit mit den Kan­to­nen pe­ri­odisch die In­te­gra­ti­on der aus­län­di­schen Be­völ­ke­rung und ge­währ­leis­tet die Qua­li­täts­si­che­rung bei der In­te­gra­ti­ons­för­de­rung.

80 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 57 Information und Beratung 81  

1 Bund, Kan­to­ne und Ge­mein­den in­for­mie­ren und be­ra­ten die Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der über die Le­bens- und Ar­beits­be­din­gun­gen in der Schweiz, ins­be­son­de­re über ih­re Rech­te und Pflich­ten.

2 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den wei­sen Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der auf An­ge­bo­te zur In­te­gra­ti­ons­för­de­rung hin.

3 Die Kan­to­ne stel­len die Erst­in­for­ma­ti­on von neu aus dem Aus­land zu­ge­zo­ge­nen Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern si­cher. Der Bund un­ter­stützt die Kan­to­ne bei die­ser Auf­ga­be.

4 Bund, Kan­to­ne und Ge­mein­den in­for­mie­ren die Be­völ­ke­rung über die In­te­gra­ti­ons­po­li­tik und über die be­son­de­re Si­tua­ti­on der Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der.

5 Bund, Kan­to­ne und Ge­mein­den kön­nen die Auf­ga­ben nach den Ab­sät­zen 1–4 auf Drit­te über­tra­gen.

81 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 58 Finanzielle Beiträge 82  

1 Der Bund ge­währt für die In­te­gra­ti­on fi­nan­zi­el­le Bei­trä­ge nach den Ab­sät­zen 2 und 3. Die­se Bei­trä­ge er­gän­zen die von den Kan­to­nen für die In­te­gra­ti­on ge­tä­tig­ten fi­nan­zi­el­len Auf­wen­dun­gen.

2 Die Bei­trä­ge für vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen, an­er­kann­te Flücht­lin­ge und Schutz­be­dürf­ti­ge mit Auf­ent­halts­be­wil­li­gung, für wel­che der Bund den Kan­to­nen die So­zi­al­hil­fe­kos­ten nach Ar­ti­kel 87 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes und nach den Ar­ti­keln 88 und 89 AsylG83 ver­gü­tet, wer­den den Kan­to­nen als In­te­gra­ti­ons­pau­scha­len oder durch Fi­nan­zie­rung von kan­to­na­len In­te­gra­ti­ons­pro­gram­men ge­währt. Sie kön­nen von der Er­rei­chung so­zi­al­po­li­ti­scher Zie­le ab­hän­gig ge­macht und auf be­stimm­te Grup­pen ein­ge­schränkt wer­den.

3 Die üb­ri­gen Bei­trä­ge wer­den zur Fi­nan­zie­rung von kan­to­na­len In­te­gra­ti­ons­pro­gram­men so­wie von Pro­gram­men und Pro­jek­ten von na­tio­na­ler Be­deu­tung ge­währt, die der För­de­rung der In­te­gra­ti­on von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern, un­ab­hän­gig von ih­rem Sta­tus, die­nen. Die Ko­or­di­na­ti­on und die Durch­füh­rung von Pro­gramm- und Pro­jekt­tä­tig­kei­ten kann Drit­ten über­tra­gen wer­den.

4 Der Bun­des­rat legt die Hö­he der vom Bund nach den Ab­sät­zen 2 und 3 ge­leis­te­ten Bei­trä­ge fest.

5 Der Bun­des­rat be­zeich­net in Ab­spra­che mit den Kan­to­nen die För­de­rungs­be­rei­che und re­gelt die Ein­zel­hei­ten des Ver­fah­rens nach den Ab­sät­zen 2 und 3.

82 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

83 SR 142.31

2. Abschnitt: Integrationserfordernisse84

84 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Integration), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 58a Integrationskriterien  

1 Bei der Be­ur­tei­lung der In­te­gra­ti­on be­rück­sich­tigt die zu­stän­di­ge Be­hör­de fol­gen­de Kri­te­ri­en:

a.
die Be­ach­tung der öf­fent­li­chen Si­cher­heit und Ord­nung;
b.
die Re­spek­tie­rung der Wer­te der Bun­des­ver­fas­sung;
c.
die Sprach­kom­pe­ten­zen; und
d.
die Teil­nah­me am Wirt­schafts­le­ben oder am Er­werb von Bil­dung.

2 Der Si­tua­ti­on von Per­so­nen, wel­che die In­te­gra­ti­ons­kri­te­ri­en von Ab­satz 1 Buch­sta­ben c und d auf­grund ei­ner Be­hin­de­rung oder Krank­heit oder an­de­ren ge­wich­ti­gen per­sön­li­chen Um­stän­den nicht oder nur un­ter er­schwer­ten Be­din­gun­gen er­fül­len kön­nen, ist an­ge­mes­sen Rech­nung zu tra­gen.

3 Der Bun­des­rat legt fest, wel­che Sprach­kom­pe­ten­zen bei der Er­tei­lung und der Ver­län­ge­rung ei­ner Be­wil­li­gung vor­lie­gen müs­sen.

Art. 58b Integrationsvereinbarungen und Integrationsempfehlungen  

1 Die In­te­gra­ti­ons­ver­ein­ba­rung hält die Zie­le, Mass­nah­men und Fris­ten ei­ner in­di­vi­du­ell ver­ein­bar­ten In­te­gra­ti­ons­för­de­rung fest. Sie re­gelt zu­dem die Fi­nan­zie­rung.

2 Sie kann ins­be­son­de­re Ziel­set­zun­gen ent­hal­ten zum Er­werb von Sprach­kom­pe­ten­zen, zur schu­li­schen oder be­ruf­li­chen und wirt­schaft­li­chen In­te­gra­ti­on so­wie zum Er­werb von Kennt­nis­sen über die Le­bens­be­din­gun­gen, das Wirt­schafts­sys­tem und die Rechts­ord­nung in der Schweiz.

3 Ver­lan­gen die zu­stän­di­gen Be­hör­den den Ab­schluss ei­ner In­te­gra­ti­ons­ver­ein­ba­rung, so wird die Auf­ent­halts­be­wil­li­gung erst nach Ab­schluss der Ver­ein­ba­rung er­teilt oder ver­län­gert.

4 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den kön­nen Per­so­nen, auf die Ar­ti­kel 2 Ab­sät­ze 2 und 3 so­wie Ar­ti­kel 42 An­wen­dung fin­den, In­te­gra­ti­ons­emp­feh­lun­gen ab­ge­ben.

9. Kapitel: Reisedokumente und Reiseverbot 85

85 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Verfahrensregelungen und Informationssysteme), in Kraft seit 1. Juni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

Art. 59 Ausstellung von Reisedokumenten 86  

1 Das SEM kann an schrif­ten­lo­se Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der Rei­se­do­ku­men­te87 aus­stel­len.

2 An­spruch auf Rei­se­do­ku­men­te ha­ben Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die:

a.
ge­mä­ss dem Ab­kom­men vom 28. Ju­li 195188 über die Rechts­stel­lung der Flücht­lin­ge die Flücht­lings­ei­gen­schaft er­fül­len;
b.
ge­mä­ss dem Über­ein­kom­men vom 28. Sep­tem­ber 195489 über die Rechts­stel­lung der Staa­ten­lo­sen von der Schweiz als Staa­ten­lo­se an­er­kannt sind;
c.
schrif­ten­los sind und ei­ne Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung ha­ben.

3 Kei­nen An­spruch auf Rei­se­do­ku­men­te hat, wer er­heb­lich oder wie­der­holt ge­gen die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung in der Schweiz oder im Aus­land ver­stos­sen hat oder die­se ge­fähr­det oder die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit der Schweiz ge­fähr­det oder rechts­kräf­tig zu ei­ner Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB90 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG91 ver­ur­teilt wur­de.92

493

5und694

86 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

87 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561). Die­se Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

88 SR 0.142.30

89 SR 0.142.40

90 SR 311.0

91 SR 321.0

92 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

93 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), mit Wir­kung seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

94 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 13. Ju­ni 2008 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der EG be­tref­fend die bio­me­tri­schen Päs­se und Rei­se­do­ku­men­te (AS 2009 5521, 2011 4033; BBl 2007 5159). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), mit Wir­kung seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

Art. 59a Datenchip 95  

1 Rei­se­do­ku­men­te für aus­län­di­sche Per­so­nen kön­nen mit ei­nem Da­ten­chip ver­se­hen wer­den. Der Da­ten­chip kann ein di­gi­ta­li­sier­tes Ge­sichts­bild, die Fin­ger­ab­drücke und wei­te­re Per­so­nen­da­ten der In­ha­be­rin oder des In­ha­bers so­wie An­ga­ben zum Rei­se­do­ku­ment ent­hal­ten. Die in Ar­ti­kel 4 Ab­satz 1 Buch­sta­be g des Bun­des­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 200396 über das In­for­ma­ti­ons­sys­tem für den Aus­län­der- und den Asyl­be­reich ge­nann­ten Da­ten kön­nen eben­falls auf dem Da­ten­chip ge­spei­chert wer­den. Ar­ti­kel 2a des Aus­weis­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 200197 (AwG) gilt sinn­ge­mä­ss.

2 Der Bun­des­rat legt fest, wel­che Ar­ten von Rei­se­do­ku­men­ten für aus­län­di­sche Per­so­nen mit ei­nem Da­ten­chip ver­se­hen wer­den und wel­che Da­ten dar­auf zu spei­chern sind.

95 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

96 SR 142.51

97 SR 143.1

Art. 59b Biometrische Daten 98  

1 Die Er­fas­sung der bio­me­tri­schen Da­ten und die Wei­ter­lei­tung der Aus­weis­da­ten an die aus­fer­ti­gen­de Stel­le kön­nen ganz oder teil­wei­se Drit­ten über­tra­gen wer­den. Ar­ti­kel 6a AwG99 gilt sinn­ge­mä­ss.

2 Das SEM und die kan­to­na­len Be­hör­den, die mit der Ent­ge­gen­nah­me der Ge­su­che um Aus­stel­lung von Rei­se­do­ku­men­ten be­traut sind, kön­nen bio­me­tri­sche Da­ten, die be­reits im Zen­tra­len Mi­gra­ti­ons­in­for­ma­ti­ons­sys­tem (ZE­MIS) er­fasst sind, zur Aus­stel­lung oder Er­neue­rung ei­nes Rei­se­do­ku­ments be­ar­bei­ten.

3 Die für die Aus­stel­lung ei­nes Rei­se­do­ku­ments er­for­der­li­chen bio­me­tri­schen Da­ten wer­den al­le fünf Jah­re neu er­ho­ben. Der Bun­des­rat kann kür­ze­re Fris­ten für die Er­he­bung fest­le­gen, wenn dies auf­grund der Ent­wick­lung der Ge­sichts­zü­ge der be­tref­fen­den Per­son er­for­der­lich ist.

98 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

99 SR 143.1

Art. 59c Reiseverbot für Flüchtlinge 100  

1 Flücht­lin­gen ist die Rei­se in den Hei­mat- oder Her­kunfts­staat un­ter­sagt. Be­steht der be­grün­de­te Ver­dacht, dass die­ses Rei­se­ver­bot miss­ach­tet wer­den soll, so kann das SEM für al­le Flücht­lin­ge aus dem be­tref­fen­den Hei­mat- oder Her­kunfts­staat ein Rei­se­ver­bot für wei­te­re Staa­ten vor­se­hen, ins­be­son­de­re für Nach­bar­staa­ten des Hei­mat- oder Her­kunfts­staats.

2 Das SEM kann ei­ner Per­son die Rei­se in einen Staat be­wil­li­gen, für den ein Rei­se­ver­bot nach Ab­satz 1 zwei­ter Satz be­steht, wenn da­für wich­ti­ge Grün­de vor­lie­gen.

100 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. April 2020 (AS 2019 1413, 2020 881; BBl 2018 1685).

10. Kapitel: Beendigung des Aufenthalts

1. Abschnitt: Rückkehr- und Wiedereingliederungshilfe

Art. 60  

1 Der Bund kann die selb­stän­di­ge und pflicht­ge­mäs­se Aus­rei­se von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern un­ter­stüt­zen, in­dem er Rück­kehr- und Wie­der­ein­glie­de­rungs­hil­fe leis­tet.

2 Die Rück­kehr- und Wie­der­ein­glie­de­rungs­hil­fe kön­nen be­an­spru­chen:

a.
Per­so­nen, die we­gen ei­ner schwe­ren all­ge­mei­nen Ge­fähr­dung, ins­be­son­de­re durch Krieg, Bür­ger­krieg, oder ei­ner Si­tua­ti­on all­ge­mei­ner Ge­walt den Hei­mat- oder Her­kunfts­staat ver­las­sen ha­ben oder wäh­rend der Dau­er der Ge­fähr­dung nicht in die­sen zu­rück­keh­ren konn­ten, so­fern ihr Auf­ent­halt nach die­sem Ge­setz ge­re­gelt war und sie zur Aus­rei­se ver­pflich­tet wur­den;
b.
Per­so­nen nach Ar­ti­kel 30 Ab­satz 1 Buch­sta­ben d und e;
c.101
vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen, die aus ei­ge­nem An­trieb die Schweiz ver­las­sen oder de­ren vor­läu­fi­ge Auf­nah­me nach Ar­ti­kel 84 Ab­satz 2 auf­ge­ho­ben wur­de.

3 Die Rück­kehr- und Wie­der­ein­glie­de­rungs­hil­fe um­fasst:

a.
die Rück­kehr­be­ra­tung nach Ar­ti­kel 93 Ab­satz 1 Buch­sta­be a AsylG102;
abis.
den Zu­gang zu den Pro­jek­ten in der Schweiz zur Er­hal­tung der Rück­kehr­fä­hig­keit nach Ar­ti­kel 93 Ab­satz 1 Buch­sta­be b AsylG;
b.
die Teil­nah­me an Pro­jek­ten im Hei­mat-, Her­kunfts- oder Dritt­staat, wel­che die Rück­kehr und die Rein­te­gra­ti­on nach Ar­ti­kel 93 Ab­satz 1 Buch­sta­be c AsylG er­leich­tern;
c.
ei­ne fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung im Ein­zel­fall zur Er­leich­te­rung der Ein­glie­de­rung oder zur me­di­zi­ni­schen Be­treu­ung im Hei­mat-, Her­kunfts- oder Dritt­staat nach Ar­ti­kel 93 Ab­satz 1 Buch­sta­be d AsylG.103

4 Der Bun­des­rat re­gelt die Vor­aus­set­zun­gen und das Ver­fah­ren zur Aus­rich­tung und Ab­rech­nung der Bei­trä­ge.

101 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

102 SR 142.31

103 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV 2 des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 3709).

2. Abschnitt: Erlöschen und Widerruf der Bewilligungen und Erlöschen des Aufenthaltsrechts 104

104 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steuerung der Zuwanderung und Vollzugsverbesserungen bei den Freizügigkeitsabkommen), in Kraft seit 1. Juli 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).

Art. 61 Erlöschen der Bewilligungen  

1 Ei­ne Be­wil­li­gung er­lischt:

a.
mit der Ab­mel­dung ins Aus­land;
b.
mit der Er­tei­lung ei­ner Be­wil­li­gung in ei­nem an­de­ren Kan­ton;
c.
mit Ab­lauf der Gül­tig­keits­dau­er der Be­wil­li­gung;
d.
mit der Aus­wei­sung nach Ar­ti­kel 68;
e.105
mit der rechts­kräf­ti­gen Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a StGB106 oder Ar­ti­kel 49a MStG107;
f.108
mit dem Voll­zug ei­ner Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66abis StGB oder 49abis MStG.

2 Ver­lässt die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der die Schweiz, oh­ne sich ab­zu­mel­den, so er­lischt die Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung nach drei Mo­na­ten, die Auf­ent­halts- und Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung nach sechs Mo­na­ten. Auf Ge­such hin kann die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung wäh­rend vier Jah­ren auf­recht­er­hal­ten wer­den.

105 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der) (AS 2016 2329; BBl 2013 5975). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

106 SR 311.0

107 SR 321.0

108 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

Art. 61a Erlöschen des Aufenthaltsrechts von EU- und EFTA‑Staatsangehörigen 109  

1 Das Auf­ent­halts­recht von Staats­an­ge­hö­ri­gen der Mit­glied­staa­ten der EU und der EFTA mit ei­ner Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung er­lischt sechs Mo­na­te nach un­frei­wil­li­ger Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses. Das Auf­ent­halts­recht von Staats­an­ge­hö­ri­gen der Mit­glied­staa­ten der EU und der EFTA mit ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung er­lischt sechs Mo­na­te nach un­frei­wil­li­ger Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses, wenn die­ses vor Ab­lauf der ers­ten zwölf Mo­na­te des Auf­ent­halts en­det.

2 Wird nach Ab­lauf der sechs Mo­na­te nach Ab­satz 1 wei­ter­hin Ar­beits­lo­sen­ent­schä­di­gung aus­be­zahlt, so er­lischt das Auf­ent­halts­recht mit dem En­de der Ent­schä­di­gung.

3 Im Zeit­raum von der Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses bis zum Er­lö­schen des Auf­ent­halts­rechts nach den Ab­sät­zen 1 und 2 be­steht kein An­spruch auf So­zi­al­hil­fe.

4 Bei un­frei­wil­li­ger Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses nach den ers­ten zwölf Mo­na­ten des Auf­ent­halts er­lischt das Auf­ent­halts­recht von Staats­an­ge­hö­ri­gen der Mit­glied­staa­ten der EU und der EFTA mit ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung sechs Mo­na­te nach der Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses. Wird nach Ab­lauf der sechs Mo­na­te wei­ter­hin Ar­beits­lo­sen­ent­schä­di­gung aus­be­zahlt, so er­lischt das Auf­ent­halts­recht sechs Mo­na­te nach dem En­de der Ent­schä­di­gung.

5 Die Ab­sät­ze 1–4 gel­ten nicht bei Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses auf­grund vor­über­ge­hen­der Ar­beits­un­fä­hig­keit in­fol­ge Krank­heit, Un­fall oder In­va­li­di­tät so­wie für Per­so­nen, die sich auf ein Ver­blei­be­recht nach dem Ab­kom­men vom 21. Ju­ni 1999110 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits über die Frei­zü­gig­keit (FZA) oder dem Über­ein­kom­men vom 4. Ja­nu­ar 1960111 zur Er­rich­tung der Eu­ro­päi­schen Frei­han­delsas­so­zia­ti­on (EFTA-Über­ein­kom­men) be­ru­fen kön­nen.

109 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).

110 SR 0.142.112.681

111 SR 0.632.31

Art. 62 Widerruf von Bewilligungen und anderen Verfügungen 112  

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann Be­wil­li­gun­gen, aus­ge­nom­men die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung, und an­de­re Ver­fü­gun­gen nach die­sem Ge­setz wi­der­ru­fen, wenn die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der:

a.
oder ihr oder sein Ver­tre­ter im Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren falsche An­ga­ben macht oder we­sent­li­che Tat­sa­chen ver­schwie­gen hat;
b.
zu ei­ner län­ger­fris­ti­gen Frei­heits­s­tra­fe ver­ur­teilt wur­de oder ge­gen sie ei­ne straf­recht­li­che Mass­nah­me im Sin­ne der Ar­ti­kel 59–61 oder 64 StGB113 an­ge­ord­net wur­de;
c.
er­heb­lich oder wie­der­holt ge­gen die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung in der Schweiz oder im Aus­land ver­stos­sen hat oder die­se ge­fähr­det oder die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit ge­fähr­det;
d.
ei­ne mit der Ver­fü­gung ver­bun­de­ne Be­din­gung nicht ein­hält;
e.
oder ei­ne Per­son, für die sie oder er zu sor­gen hat, auf So­zi­al­hil­fe an­ge­wie­sen ist;
f.114
in rechts­miss­bräuch­li­cher Wei­se ver­sucht hat, das Schwei­zer Bür­ger­recht zu er­schlei­chen, oder ihr oder ihm die­ses auf­grund ei­ner rechts­kräf­ti­gen Ver­fü­gung im Rah­men ei­ner Nich­ti­g­er­klä­rung ge­mä­ss Ar­ti­kel 36 des Bür­ger­rechts­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2014115 ent­zo­gen wor­den ist;
g.116
ei­ne In­te­gra­ti­ons­ver­ein­ba­rung oh­ne ent­schuld­ba­ren Grund nicht ein­hält.

2 Un­zu­läs­sig ist ein Wi­der­ruf, der nur da­mit be­grün­det wird, dass ein De­likt be­gan­gen wur­de, für das ein Straf­ge­richt be­reits ei­ne Stra­fe oder Mass­nah­me ver­hängt, je­doch von ei­ner Lan­des­ver­wei­sung ab­ge­se­hen hat.

112 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

113 SR 311.0

114 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 1 des Bür­ger­rechts­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 2561; BBl 2011 2825).

115 SR 141.0

116 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821). Be­rich­ti­gung der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers vom 10. Aug. 2018, ver­öf­fent­licht am 18. Sept. 2018 (AS 2018 3213).

Art. 63 Widerruf der Niederlassungsbewilligung  

1 Die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung kann nur wi­der­ru­fen wer­den, wenn:

a.117
die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 1 Buch­sta­be a oder b er­füllt sind;
b.
die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der in schwer­wie­gen­der Wei­se ge­gen die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung in der Schweiz oder im Aus­land ver­stos­sen hat oder die­se ge­fähr­det oder die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit ge­fähr­det;
c.
die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der oder ei­ne Per­son, für die sie oder er zu sor­gen hat, dau­er­haft und in er­heb­li­chem Mass auf So­zi­al­hil­fe an­ge­wie­sen ist;
d.118
die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der in rechts­miss­bräuch­li­cher Wei­se ver­sucht hat, das Schwei­zer Bür­ger­recht zu er­schlei­chen, oder ihr oder ihm die­ses auf­grund ei­ner rechts­kräf­ti­gen Ver­fü­gung im Rah­men ei­ner Nich­ti­g­er­klä­rung ge­mä­ss Ar­ti­kel 36 des Bür­ger­rechts­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2014119 ent­zo­gen wor­den ist;
e.120

2 Die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung kann wi­der­ru­fen und durch ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung er­setzt wer­den, wenn die In­te­gra­ti­ons­kri­te­ri­en nach Ar­ti­kel 58a nicht er­füllt sind.121

3 Un­zu­läs­sig ist ein Wi­der­ruf, der nur da­mit be­grün­det wird, dass ein De­likt be­gan­gen wur­de, für das ein Straf­ge­richt be­reits ei­ne Stra­fe oder Mass­nah­me ver­hängt, je­doch von ei­ner Lan­des­ver­wei­sung ab­ge­se­hen hat.122

117 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

118 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 1 des Bür­ger­rechts­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 2561; BBl 2011 2825).

119 SR 141.0

120 Ur­sprüng­lich: Bst. d. Auf­ge­ho­ben durch Ziff. IV 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

121 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

122 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

3. Abschnitt: Entfernungs- und Fernhaltemassnahmen

Art. 64 Wegweisungsverfügung 123  

1 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den er­las­sen ei­ne or­dent­li­che Weg­wei­sungs­ver­fü­gung, wenn:

a.
ei­ne Aus­län­de­rin oder ein Aus­län­der ei­ne er­for­der­li­che Be­wil­li­gung nicht be­sitzt;
b.
ei­ne Aus­län­de­rin oder ein Aus­län­der die Ein­rei­se­vor­aus­set­zun­gen (Art. 5) nicht oder nicht mehr er­füllt;
c.
ei­ner Aus­län­de­rin oder ei­nem Aus­län­der ei­ne Be­wil­li­gung ver­wei­gert oder nach be­wil­lig­tem Auf­ent­halt wi­der­ru­fen oder nicht ver­län­gert wird.

2 Ver­fü­gen die Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die sich il­le­gal in der Schweiz auf­hal­ten, über einen gül­ti­gen Auf­ent­halts­ti­tel ei­nes an­de­ren Staa­tes, der durch ei­nes der Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men124 ge­bun­den ist (Schen­gen-Staat), so sind sie form­los auf­zu­for­dern, sich un­ver­züg­lich in die­sen Staat zu be­ge­ben. Kom­men sie die­ser Auf­for­de­rung nicht nach, so ist ei­ne Ver­fü­gung nach Ab­satz 1 zu er­las­sen. Ist die so­for­ti­ge Aus­rei­se aus Grün­den der öf­fent­li­chen Si­cher­heit und Ord­nung oder der in­ne­ren oder äus­se­ren Si­cher­heit an­ge­zeigt, so ist oh­ne vor­gän­gi­ge Auf­for­de­rung ei­ne Ver­fü­gung zu er­las­sen.

3 Ei­ne Be­schwer­de ge­gen Ver­fü­gun­gen nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben a und b ist in­ner­halb von fünf Ar­beits­ta­gen nach de­ren Er­öff­nung ein­zu­rei­chen. Die Be­schwer­de hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung. Die Be­schwer­de­in­stanz ent­schei­det in­ner­halb von zehn Ta­gen über de­ren Wie­der­her­stel­lung.

4 Die zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den be­stim­men für un­be­glei­te­te min­der­jäh­ri­ge Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der un­ver­züg­lich ei­ne Ver­trau­ens­per­son, die de­ren In­ter­es­sen wäh­rend des Weg­wei­sungs­ver­fah­rens wahr­nimmt.

5 Der Bun­des­rat be­stimmt die Rol­le, die Zu­stän­dig­kei­ten und die Auf­ga­ben der Ver­trau­ens­per­son ge­mä­ss Ab­satz 4.125

123 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

124 Die­se Abk. sind in An­hang 1 Ziff. 1 auf­ge­führt.

125 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

Art. 64a Wegweisung aufgrund der Dublin-Assoziierungsabkommen 126  

1 Ist auf­grund der Be­stim­mun­gen der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013127 ein an­de­rer Staat, der durch ei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men (Abs. 4) ge­bun­den ist, für die Durch­füh­rung ei­nes Asyl- und Weg­wei­sungs­ver­fah­rens zu­stän­dig (Du­blin-Staat), so er­lässt das SEM ei­ne Weg­wei­sungs­ver­fü­gung ge­gen ei­ne Per­son, die sich il­le­gal in der Schweiz auf­hält.128

2 Ei­ne Be­schwer­de ist in­ner­halb von fünf Ar­beits­ta­gen nach der Er­öff­nung der Ver­fü­gung ein­zu­rei­chen. Die Be­schwer­de hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung. Die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der kann in­ner­halb der Be­schwer­de­frist die Ge­wäh­rung der auf­schie­ben­den Wir­kung be­an­tra­gen. Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ent­schei­det in­ner­halb von fünf Ta­gen nach Ein­gang ei­nes sol­chen An­tra­ges dar­über. Wird die auf­schie­ben­de Wir­kung in­ner­halb die­ser Frist nicht ge­währt, kann die Weg­wei­sung voll­zo­gen wer­den.

3 Zu­stän­dig für den Voll­zug der Weg­wei­sung und, so­fern not­wen­dig, für die Aus­rich­tung und Fi­nan­zie­rung von So­zi­al- oder Not­hil­fe ist der Auf­ent­halts­kan­ton der be­trof­fe­nen Per­son.

3bis Bei un­be­glei­te­ten Min­der­jäh­ri­gen ist Ar­ti­kel 64 Ab­satz 4 an­wend­bar.129

4 Die Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men sind in An­hang 1 Zif­fer 2 auf­ge­führt.

126 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men) (AS 2008 5407; BBl 2007 7937). Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

127 Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 26. Ju­ni 2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes von ei­nem Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen oder Staa­ten­lo­sen in ei­nem Mit­glied­staat ge­stell­ten An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist (Neu­fas­sung), Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 180 vom 29.6.2013, S. 31.

128 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

129 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

Art. 64b Wegweisungsverfügung mit Standardformular 130  

Ist ei­ne Per­son il­le­gal in die Schweiz ein­ge­reist, so wird ihr die Weg­wei­sungs­ver­fü­gung mit ei­nem Stan­dard­for­mu­lar er­öff­net.

130 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

Art. 64c Formlose Wegweisung 131  

1 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der wer­den form­los weg­ge­wie­sen, wenn:

a.
sie von Bel­gi­en, Deutsch­land, Est­land, Frank­reich, Ita­li­en, Lett­land, Li­tau­en, Lu­xem­burg, den Nie­der­lan­den, Nor­we­gen, Ös­ter­reich, Po­len, Schwe­den, der Slo­wa­kei, Slo­we­ni­en, Spa­ni­en oder Un­garn auf­grund ei­nes Rück­über­nah­me­ab­kom­mens wie­der auf­ge­nom­men wer­den;
b.132
ih­nen zu­vor die Ein­rei­se nach Ar­ti­kel 14 des Schen­ge­ner Grenz­ko­dex133 ver­wei­gert wur­de.

2 Auf un­ver­züg­li­ches Ver­lan­gen der be­trof­fe­nen Per­son wird ei­ne Ver­fü­gung mit ei­nem Stan­dard­for­mu­lar er­las­sen (Art. 64b).

131 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

132 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 15. Dez. 2017 (Über­nah­me der Ver­ord­nung [EU] 2016/1624 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che), in Kraft seit 15. Sept. 2018 (AS 2018 3161; BBl 2017 4155).

133 Vgl. die Fuss­no­te zu Art. 7 Abs. 3.

Art. 64d Ausreisefrist und sofortige Vollstreckung 134  

1 Mit der Weg­wei­sungs­ver­fü­gung ist ei­ne an­ge­mes­se­ne Aus­rei­se­frist zwi­schen sie­ben und dreis­sig Ta­gen an­zu­set­zen. Ei­ne län­ge­re Aus­rei­se­frist ist an­zu­set­zen oder die Aus­rei­se­frist wird ver­län­gert, wenn be­son­de­re Um­stän­de wie die fa­mi­li­äre Si­tua­ti­on, ge­sund­heit­li­che Pro­ble­me oder ei­ne lan­ge Auf­ent­halts­dau­er dies er­for­dern.

2 Die Weg­wei­sung ist so­fort voll­streck­bar oder es kann ei­ne Aus­rei­se­frist von we­ni­ger als sie­ben Ta­gen an­ge­setzt wer­den, wenn:

a.
die be­trof­fe­ne Per­son ei­ne Ge­fahr für die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung oder die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit dar­stellt;
b.
kon­kre­te An­zei­chen be­fürch­ten las­sen, dass sich die be­trof­fe­ne Per­son der Aus­schaf­fung ent­zie­hen will;
c.
ein Ge­such um Er­tei­lung ei­ner Be­wil­li­gung als of­fen­sicht­lich un­be­grün­det oder miss­bräuch­lich ab­ge­lehnt wor­den ist;
d.
die be­trof­fe­ne Per­son von ei­nem Staat nach Ar­ti­kel 64c Ab­satz 1 Buch­sta­be a auf­grund ei­nes Rück­über­nah­me­ab­kom­mens wie­der auf­ge­nom­men wird;
e.135
der be­trof­fe­nen Per­son zu­vor die Ein­rei­se nach Ar­ti­kel 14 des Schen­ge­ner Grenz­ko­dex136 ver­wei­gert wur­de (Art. 64c Abs. 1 Bst. b);
f.
die be­trof­fe­ne Per­son auf­grund der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men weg­ge­wie­sen wird (Art. 64a).

3 Na­ment­lich die fol­gen­den kon­kre­ten An­zei­chen las­sen be­fürch­ten, dass sich die be­trof­fe­ne Per­son der Aus­schaf­fung ent­zie­hen will:

a.
Sie kommt der Mit­wir­kungs­pflicht nach Ar­ti­kel 90 nicht nach.
b.
Ihr bis­he­ri­ges Ver­hal­ten lässt dar­auf schlies­sen, dass sie sich be­hörd­li­chen An­ord­nun­gen wi­der­setzt.
c.
Sie be­tritt trotz Ein­rei­se­ver­bot das Ge­biet der Schweiz.137

134 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

135 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 15. Dez. 2017 (Über­nah­me der Ver­ord­nung [EU] 2016/1624 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che), in Kraft seit 15. Sept. 2018 (AS 2018 3161; BBl 2017 4155).

136 Vgl. die Fuss­no­te zu Art. 7 Abs. 3.

137 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

Art. 64e Verpflichtungen nach Eröffnung einer Wegweisungsverfügung 138  

Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der nach der Er­öff­nung ei­ner Weg­wei­sungs­ver­fü­gung ver­pflich­ten:

a.
sich re­gel­mäs­sig bei ei­ner Be­hör­de zu mel­den;
b.
an­ge­mes­se­ne fi­nan­zi­el­le Si­cher­hei­ten zu leis­ten;
c.
Rei­se­do­ku­men­te zu hin­ter­le­gen.

138 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

Art. 64f Übersetzung der Wegweisungsverfügung 139  

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de stellt si­cher, dass die Weg­wei­sungs­ver­fü­gung auf Ver­lan­gen schrift­lich oder münd­lich in ei­ne Spra­che über­setzt wird, die von der be­trof­fe­nen Per­son ver­stan­den wird oder von der aus­ge­gan­gen wer­den kann, dass sie sie ver­steht.

2 Wird die Weg­wei­sungs­ver­fü­gung mit­tels Stan­dard­for­mu­lar nach Ar­ti­kel 64ber­öff­net, so er­folgt kei­ne Über­set­zung. Den be­trof­fe­nen Per­so­nen ist ein In­for­ma­ti­ons­blatt mit Er­läu­te­run­gen zur Weg­wei­sungs­ver­fü­gung ab­zu­ge­ben.

139 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

Art. 65 Einreiseverweigerung und Wegweisung am Flughafen 140  

1 Wird die Ein­rei­se bei der Grenz­kon­trol­le am Flug­ha­fen ver­wei­gert, so hat die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der die Schweiz un­ver­züg­lich zu ver­las­sen.

2 Die für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­ge Be­hör­de er­lässt im Na­men des SEM in­ner­halb von 48 Stun­den ei­ne be­grün­de­te Ver­fü­gung auf dem For­mu­lar nach An­hang V Teil B des Schen­ge­ner Grenz­ko­dex141. Ge­gen die­se Ver­fü­gung kann beim SEM in­ner­halb von 48 Stun­den nach der Er­öff­nung schrift­lich Ein­spra­che er­ho­ben wer­den. Die Ein­spra­che hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung. Das SEM ent­schei­det in­ner­halb von 48 Stun­den über die Ein­spra­che.142

2bis Ge­gen den Ein­spra­cheent­scheid des SEM kann in­ner­halb von 48 Stun­den nach der Er­öff­nung Be­schwer­de er­ho­ben wer­den. Die Be­schwer­de hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung. Die Be­schwer­de­in­stanz ent­schei­det in­ner­halb von 72 Stun­den über die Be­schwer­de.143

3 Weg­ge­wie­se­nen Per­so­nen wird zur Vor­be­rei­tung ih­rer Wei­ter­rei­se für längs­tens 15 Ta­ge der Auf­ent­halt in den in­ter­na­tio­na­len Tran­sit­zo­nen der Flug­hä­fen ge­stat­tet, so­fern nicht die Aus­schaf­fung (Art. 69) oder die Aus­schaf­fungs- oder Durch­set­zungs­haft (Art. 76–78) an­ge­ord­net wird. Vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen über die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me (Art. 83) und die Ein­rei­chung ei­nes Asyl­ge­suchs (Art. 22 AsylG144).145

140 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 des BB vom 13. Ju­ni 2008 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft be­tref­fend die Über­nah­me des Schen­ge­ner Grenz­ko­dex, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 56295405Art. 2 Bst. b; BBl 2007 7937).

141 Ver­ord­nung (EU) 2016/399 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 9. März 2016 über einen Ge­mein­schafts­ko­dex für das Über­schrei­ten der Gren­ze durch Per­so­nen (Schen­ge­ner Grenz­ko­dex), ABl. L 77 vom 23.3.2016, S. 1; ge­än­dert durch Ver­ord­nung (EU) 2017/458, ABl. L 74 vom 18.3.2017, S. 1.

142 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

143 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

144 SR 142.31

145 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

Art. 66146  

146 Auf­ge­ho­ben durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

Art. 67 Einreiseverbot 147  

1 Das SEM ver­fügt un­ter Vor­be­halt von Ab­satz 5 Ein­rei­se­ver­bo­te ge­gen­über weg­ge­wie­se­nen Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern, wenn:

a.
die Weg­wei­sung nach Ar­ti­kel 64d Ab­satz 2 Buch­sta­ben a–c so­fort voll­streck­bar ist;
b.
die­se nicht in­ner­halb der an­ge­setz­ten Frist aus­ge­reist sind;
c.
sie ge­gen die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung in der Schweiz oder im Aus­land ver­stos­sen ha­ben oder die­se ge­fähr­den; oder
d.
sie be­straft wor­den sind, weil sie Hand­lun­gen im Sin­ne von Ar­ti­kel 115 Ab­satz 1, 116, 117 oder 118 be­gan­gen ha­ben oder weil sie ver­sucht ha­ben, sol­che Hand­lun­gen zu be­ge­hen.148

2 Es kann Ein­rei­se­ver­bo­te ge­gen­über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern ver­fü­gen, die:

a.
So­zi­al­hil­fe­kos­ten ver­ur­sacht ha­ben;
b.
in Vor­be­rei­tungs-, Aus­schaf­fungs- oder Durch­set­zungs­haft (Art. 75–78) ge­nom­men wor­den sind.149

3 Das Ein­rei­se­ver­bot wird für ei­ne Dau­er von höchs­tens fünf Jah­ren ver­fügt. Es kann für ei­ne län­ge­re Dau­er ver­fügt wer­den, wenn die be­trof­fe­ne Per­son ei­ne schwer­wie­gen­de Ge­fahr für die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung dar­stellt.

4 Das Bun­des­amt für Po­li­zei (fed­pol) kann zur Wah­rung der in­ne­ren oder der äus­se­ren Si­cher­heit der Schweiz ge­gen­über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern ein Ein­rei­se­ver­bot ver­fü­gen; es hört den Nach­rich­ten­dienst des Bun­des (NDB) vor­gän­gig an. Das fed­pol kann Ein­rei­se­ver­bo­te für ei­ne Dau­er von mehr als fünf Jah­ren und in schwer­wie­gen­den Fäl­len un­be­fris­tet ver­fü­gen.

5 Die verfügende Behörde kann ausnahmsweise aus humanitären oder anderen wichtigen Gründen von der Verhängung eines Einreiseverbots absehen oder ein Einreiseverbot endgültig oder vorübergehend aufheben. Dabei sind namentlich die Gründe, die zum Einreiseverbot geführt haben, sowie der Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung und die Wahrung der inneren oder äusseren Sicherheit der Schweiz gegenüber den privaten Interessen der betroffenen Person an einer Aufhebung abzuwägen.150

147 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

148 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. 1 des BB vom 18. Dez. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems (SIS), in Kraft seit 22. Nov. 2022 (AS 2021 365; 2022 636; BBl 2020 3465).

149 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. 1 des BB vom 18. Dez. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems (SIS), in Kraft seit 22. Nov. 2022 (AS 2021 365; 2022 636; BBl 2020 3465).

150 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

Art. 68 Ausweisung  

1 Fed­pol kann zur Wah­rung der in­ne­ren oder der äus­se­ren Si­cher­heit der Schweiz ge­gen­über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern ei­ne Aus­wei­sung ver­fü­gen; es hört den NDB vor­gän­gig an.151

2 Mit der Aus­wei­sung ist ei­ne an­ge­mes­se­ne Aus­rei­se­frist an­zu­set­zen.

3 Die Aus­wei­sung wird mit ei­nem be­fris­te­ten oder un­be­fris­te­ten Ein­rei­se­ver­bot ver­bun­den. Die ver­fü­gen­de Be­hör­de kann das Ein­rei­se­ver­bot vor­über­ge­hend auf­he­ben, wenn wich­ti­ge Grün­de vor­lie­gen.

4 Wenn die be­trof­fe­ne Per­son er­heb­lich oder wie­der­holt ge­gen die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung ver­stos­sen hat oder die­se ge­fähr­det oder die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit ge­fähr­det, ist die Aus­wei­sung so­fort voll­streck­bar.

151 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 der V vom 12. Dez. 2008 über die An­pas­sung ge­setz­li­cher Be­stim­mun­gen in­fol­ge Über­füh­rung der nach­rich­ten­dienst­li­chen Tei­le des Diens­tes für Ana­ly­se und Prä­ven­ti­on zum VBS, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 6261).

Art. 68a Ausschreibung im Schengener Informationssystem 152  

1 Die zuständige Behörde trägt in das Schengener Informationssystem (SIS) die Daten von Drittstaatsangehörigen, gegen die eine der folgenden Rückkehrentscheide verfügt wurde, ein:

a.
ei­ne Weg­wei­sung nach Ar­ti­kel 64;
b.
ei­ne Aus­wei­sung nach Ar­ti­kel 68;
c.
ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB153 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG154 bei Voll­zugs­an­ord­nung;
d.
ei­ne Weg­wei­sung mit Voll­zugs­an­ord­nung nach den Ar­ti­keln 44 und 45 AsylG155.

2 Da­ten von Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen, ge­gen die Ein­rei­se­ver­bo­te nach den Ar­ti­keln 67 und 68 Ab­satz 3 so­wie ei­ne Lan­des­ver­wei­sung er­las­sen wur­den, wer­den durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de in das SIS ein­ge­tra­gen, so­fern die Vor­aus­set­zun­gen der Ver­ord­nung (EU) 2018/1861156 er­füllt sind.

3 Das SEM kann bio­me­tri­sche Da­ten, die schon im au­to­ma­ti­sier­ten Fin­ger­ab­druck-Iden­ti­fi­ka­ti­ons­sys­tem nach Ar­ti­kel 354 StGB (AFIS) oder im ZE­MIS ver­füg­bar sind, an das SIS lie­fern. Die Lie­fe­rung kann au­to­ma­ti­siert er­fol­gen.

4 Die für die Aus­schrei­bung der Ent­schei­de nach den Ab­sät­zen 1 und 2 zu­stän­di­gen Be­hör­den er­fas­sen im ZE­MIS die Per­so­nen­da­ten der aus­zu­schrei­ben­den Per­son. Sind das Ge­sichts­bild und die Fin­ger­ab­drücke nicht schon vor­han­den, so er­fas­sen sie zwecks Lie­fe­rung an das SIS die­se Da­ten in AFIS oder las­sen die­se dort durch die be­rech­tig­ten Be­hör­den er­fas­sen.

5 Fed­pol kann bei sei­nen Aus­schrei­bun­gen die schon im AFIS ver­füg­ba­ren bio­me­tri­schen Da­ten an das SIS lie­fern. Die Lie­fe­rung kann au­to­ma­ti­siert er­fol­gen. Sind kei­ne bio­me­tri­schen Da­ten vor­han­den, so kann fed­pol de­ren nach­träg­li­che Er­he­bung bei den Be­hör­den, die einen Tref­fer auf die­se Aus­schrei­bun­gen fest­stel­len, an­ord­nen.

6 Der Bun­des­rat re­gelt das Ver­fah­ren und die Zu­stän­dig­kei­ten für die Er­fas­sung und Über­mitt­lung der Da­ten nach den Ab­sät­zen 1–5 zwecks Aus­schrei­bun­gen im SIS. Er kann Aus­nah­men bei der Er­fas­sung und Lie­fe­rung hin­sicht­lich der bio­me­tri­schen Da­ten vor­se­hen.

152 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. 1 des BB vom 18. Dez. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems (SIS), in Kraft seit 1. Ju­li 2021, Abs. 1, 2, 4und 6in Kraft seit 22. Nov. 2022 (AS 2021 365; 2022 636; BBl 2020 3465).

153 SR 311.0

154 SR 321.0

155 SR 142.31

156 Ver­ord­nung (EU) 2018/1861 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 28. No­vem­ber 2018 über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems (SIS) im Be­reich der Grenz­kon­trol­len, zur Än­de­rung des Über­ein­kom­mens zur Durch­füh­rung des Über­ein­kom­mens von Schen­gen und zur Än­de­rung und Auf­he­bung der Ver­ord­nung (EG) Nr. 1987/2006, Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 312 vom 7.12.2018, S. 14.

Art. 68b Zuständige Behörde 157  

1 Der Aus­tausch von Zu­satz­in­for­ma­tio­nen im Zu­sam­men­hang mit ei­ner Aus­schrei­bung nach Ar­ti­kel 68a Ab­sät­ze 1 und 2 zwi­schen den Schen­gen-Staa­ten er­folgt über die An­lauf-, Ko­or­di­na­ti­ons- und Kon­sul­ta­ti­ons­stel­le für den In­for­ma­ti­ons­aus­tausch im Zu­sam­men­hang mit den Aus­schrei­bun­gen im SIS (SI­RE­NE-Bü­ro).

2 Stel­len das Bun­des­amt für Zoll und Grenz­si­cher­heit158 und die für die Kon­trol­le der Schen­gen-Aus­sen­gren­zen oder im In­land ver­ant­wort­li­chen kan­to­na­len Po­li­zei­be­hör­den fest, dass ei­ne von ei­nem an­de­ren Schen­gen-Staat zur Rück­kehr aus­ge­schrie­be­ne Dritt­staats­an­ge­hö­ri­ge oder ein von ei­nem an­de­ren Schen­gen-Staat zur Rück­kehr aus­ge­schrie­be­ner Dritt­staats­an­ge­hö­ri­ger ih­rer oder sei­ner Pflicht zur Rück­kehr nicht nach­ge­kom­men ist, so be­nach­rich­ti­gen sie das SI­RE­NE-Bü­ro.

3 Ist im Zu­sam­men­hang mit ei­ner Aus­schrei­bung im SIS ei­ne Kon­sul­ta­ti­on der zu­stän­di­gen Be­hör­den an­de­rer Schen­gen-Staa­ten er­for­der­lich, so er­folgt die­se über das SI­RE­NE-Bü­ro.

157 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. 1 des BB vom 18. Dez. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems (SIS), in Kraft seit 22. Nov. 2022 (AS 2021 365; 2022 636; BBl 2020 3465).

158 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 20 Abs. 2 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 7. Okt. 2015 (SR 170.512.1) an­ge­passt.

Art. 68c Ausreise und Rückkehrbestätigung 159  

1 Ver­lässt der oder die von ei­nem an­de­ren Schen­gen-Staat im SIS zur Rück­kehr aus­ge­schrie­be­ne Dritt­staats­an­ge­hö­ri­ge den Schen­gen-Raum, so ist durch die zu­stän­di­ge Grenz­kon­troll­be­hör­de zu­han­den des SI­RE­NE-Bü­ros ei­ne Rück­kehr­be­stä­ti­gung aus­zu­stel­len. Das SI­RE­NE-Bü­ro über­mit­telt die Be­stä­ti­gung zwecks Lö­schung der Aus­schrei­bung zur Rück­kehr im SIS an den aus­schrei­ben­den Schen­gen-Staat.

2 Das SI­RE­NE-Bü­ro lei­tet Rück­kehr­be­stä­ti­gun­gen von an­de­ren Schen­gen-Staa­ten an die aus­schrei­ben­de Be­hör­de in der Schweiz wei­ter zwecks Lö­schung der Aus­schrei­bung.

159 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. 1 des BB vom 18. Dez. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems (SIS), in Kraft seit 22. Nov. 2022 (AS 2021 365; 2022 636; BBl 2020 3465).

Art. 68d von Schweizer Ausschreibungen im SIS 160  

1 Aus­schrei­bun­gen nach Ar­ti­kel 68a Ab­satz 1 wer­den durch die aus­schrei­ben­de Be­hör­de ge­löscht, so­bald:

a.
die aus­ge­schrie­be­ne Per­son den Schen­gen-Raum aus ei­nem an­de­ren Schen­gen-Staat ver­las­sen hat;
b.
die Ent­schei­de wi­der­ru­fen oder an­nul­liert wor­den sind; oder
c.
be­kannt ist, dass die be­trof­fe­ne Per­son die Staats­an­ge­hö­rig­keit ei­nes EU/EFTA-Staa­tes er­hal­ten hat.

2 Die Lö­schung von Aus­schrei­bun­gen zur Rück­kehr im SIS nach Ar­ti­kel 68a Ab­satz 1 er­folgt durch die zu­stän­di­ge Grenz­kon­troll­be­hör­de, so­bald die aus­ge­schrie­be­ne Per­son den Schen­gen-Raum über die Schweiz ver­lässt.

3 Aus­schrei­bun­gen zur Ein­rei­se- und Auf­ent­halts­ver­wei­ge­rung nach Ar­ti­kel 68aAb­satz 2 wer­den durch die aus­schrei­ben­de Be­hör­de ge­löscht, so­bald:

a.
die Dau­er des Ein­rei­se­ver­bots oder der Lan­des­ver­wei­sung ab­ge­lau­fen ist;
b.
die Ent­schei­de wi­der­ru­fen oder an­nul­liert wor­den sind; oder
c.
be­kannt ist, dass die be­trof­fe­ne Per­son die Staats­an­ge­hö­rig­keit ei­nes EU/EFTA-Staa­tes er­hal­ten hat.

4 Bei der Lö­schung von Aus­schrei­bun­gen zur Rück­kehr nach Ab­satz 1 Buch­sta­be a oder Ab­satz 2 wird ei­ne all­fäl­li­ge Aus­schrei­bung zur Ein­rei­se- und Auf­ent­halts­ver­wei­ge­rung un­ver­züg­lich im SIS ak­ti­viert.

160 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. 1 des BB vom 18. Dez. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems (SIS), in Kraft seit 22. Nov. 2022 (AS 2021 365; 2022 636; BBl 2020 3465).

Art. 68e Bekanntgabevon SIS-Daten an Dritte 161  

1 Die im SIS ge­spei­cher­ten Da­ten so­wie die da­zu ge­hö­ren­den Zu­satz­in­for­ma­tio­nen dür­fen nicht an Dritt­staa­ten, in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­tio­nen, pri­va­te Stel­len oder na­tür­li­che Per­so­nen über­mit­telt wer­den.

2 Das SEM kann die­se Da­ten und In­for­ma­tio­nen an einen Dritt­staat über­mit­teln, wenn in Be­zug auf die Rück­kehr ei­ner Per­son aus ei­nem Dritt­staat, die sich il­le­gal in der Schweiz auf­hält, die­se iden­ti­fi­ziert oder für die­se ein Rei­se­do­ku­ment oder Aus­weis­pa­pier aus­ge­stellt wer­den soll, so­fern der aus­schrei­ben­de Staat sein Ein­ver­ständ­nis ge­ge­ben hat und die Vor­aus­set­zun­gen von Ar­ti­kel 15 der Ver­ord­nung (EU) 2018/1860162 er­füllt sind.

161 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. 1 des BB vom 18. Dez. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems (SIS), in Kraft seit 22. Nov. 2022 (AS 2021 365; 2022 636; BBl 2020 3465).

162 Ver­ord­nung (EU) 2018/1860 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 28. No­vem­ber 2018 über die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems für die Rück­kehr il­le­gal auf­häl­ti­ger Dritt­staats­an­ge­hö­ri­ger, Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 312 vom 7.12.2018, S. 1.

4. Abschnitt: Ausschaffung und internationale Rückführungseinsätze 163

163 Fassung gemäss Anhang Ziff. 1 des BB vom 15. Dez. 2017 (Übernahme der Verordnung [EU] 2016/1624 über die Europäische Grenz- und Küstenwache), in Kraft seit 15. Sept. 2018 (AS 2018 3161; BBl 2017 4155).

Art. 69 Anordnung der Ausschaffung  

1 Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de schafft Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der aus, wenn:

a.
die­se die Frist, die ih­nen zur Aus­rei­se ge­setzt wor­den ist, ver­strei­chen las­sen;
b.
de­ren Weg- oder Aus­wei­sung so­fort voll­zo­gen wer­den kann;
c.164
die­se sich in Haft nach den Ar­ti­keln 76 und 77 be­fin­den und ein rechts­kräf­ti­ger Aus- oder Weg­wei­sungs­ent­scheid oder ein rechts­kräf­ti­ger Ent­scheid über die Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB165 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG166 vor­liegt.

2 Ha­ben Aus­län­de­rin­nen oder Aus­län­der die Mög­lich­keit, recht­mäs­sig in meh­re­re Staa­ten aus­zu­rei­sen, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de sie in das Land ih­rer Wahl aus­schaf­fen.

3 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann die Aus­schaf­fung um einen an­ge­mes­se­nen Zeit­raum auf­schie­ben, wenn be­son­de­re Um­stän­de wie ge­sund­heit­li­che Pro­ble­me der be­trof­fe­nen Per­son oder feh­len­de Trans­port­mög­lich­kei­ten dies er­for­dern. Die zu­stän­di­ge Be­hör­de be­stä­tigt der be­trof­fe­nen Per­son den Auf­schub der Aus­schaf­fung schrift­lich.167

4 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de stellt vor der Aus­schaf­fung von un­be­glei­te­ten min­der­jäh­ri­gen Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern si­cher, dass die­se im Rück­kehrstaat ei­nem Fa­mi­li­en­mit­glied, ei­nem Vor­mund oder ei­ner Auf­nah­me­ein­rich­tung über­ge­ben wer­den, wel­che den Schutz des Kin­des ge­währ­leis­ten.168

164 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

165 SR 311.0

166 SR 321.0

167 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

168 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

Art. 70 Durchsuchung  

1 Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de kann wäh­rend ei­nes Aus- oder Weg­wei­sungs­ver­fah­rens die be­trof­fe­ne Per­son so­wie Sa­chen, die sie mit­führt, zur Si­cher­stel­lung von Rei­se- und Iden­ti­täts­pa­pie­ren durch­su­chen las­sen. Die Durch­su­chung darf nur von ei­ner Per­son glei­chen Ge­schlechts durch­ge­führt wer­den.

2 Ist ein ers­tin­stanz­li­cher Ent­scheid er­gan­gen, so kann die rich­ter­li­che Be­hör­de die Durch­su­chung ei­ner Woh­nung oder an­de­rer Räu­me an­ord­nen, wenn der Ver­dacht be­steht, dass sich ei­ne weg- oder aus­zu­wei­sen­de Per­son dar­in ver­bor­gen hält, oder dass für das Ver­fah­ren und den Voll­zug be­nö­tig­te Rei­se- und Iden­ti­täts­pa­pie­re dar­in ver­steckt wer­den.169

169 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 71 Unterstützung der Vollzugsbehörden durch den Bund  

1 Das Eid­ge­nös­si­sche Jus­tiz- und Po­li­zei­de­par­te­ment (EJPD) un­ter­stützt die mit dem Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung oder der Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66aoder 66abis StGB170 oder Ar­ti­kel 49aoder 49abis MStG171 von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern be­trau­ten Kan­to­ne, in­dem es ins­be­son­de­re:172

a.
bei der Be­schaf­fung von Rei­se­do­ku­men­ten mit­wirkt;
b.
die Rei­se or­ga­ni­siert;
c.173
die Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen den be­trof­fe­nen Kan­to­nen und dem EDA si­cher­stellt.

2 Das EJPD kann bei der Er­fül­lung der Auf­ga­ben nach Ab­satz 1, ins­be­son­de­re Buch­sta­ben a und b, mit der für die Über­wa­chung der Schen­gen-Aus­sen­gren­zen zu­stän­di­gen Eu­ro­päi­schen Agen­tur zu­sam­men­ar­bei­ten.174

170 SR 311.0

171 SR 321.0

172 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 15. Dez. 2017 (Über­nah­me der Ver­ord­nung [EU] 2016/1624 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che), in Kraft seit 15. Sept. 2018 (AS 2018 3161; BBl 2017 4155).

173 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

174 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BB vom 1. Okt. 2021 be­tref­fend die Über­nah­me der Ver­ord­nung (EU) 2019/1896 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che, in Kraft seit 1. Sept. 2022 (AS 2022 462; BBl 2020 7105).

Art. 71a Internationale Rückführungseinsätze 175  

1 Das SEM und die Kan­to­ne wir­ken ge­stützt auf die Ver­ord­nung (EU) 2019/1896176 bei in­ter­na­tio­na­len Rück­füh­rungs­ein­sät­zen mit; sie stel­len das not­wen­di­ge Per­so­nal zur Ver­fü­gung. Der Bund ge­währt den Kan­to­nen Ab­gel­tun­gen für die­se Ein­sät­ze. Der Bun­des­rat re­gelt die Hö­he und die Mo­da­li­tä­ten der Ab­gel­tun­gen.177

2 Das EJPD kann mit der für die Über­wa­chung der Schen­gen-Aus­sen­gren­zen zu­stän­di­gen Agen­tur der Eu­ro­päi­schen Uni­on Ver­ein­ba­run­gen über den Ein­satz von Per­so­nal des SEM und der Kan­to­ne für in­ter­na­tio­na­le Rück­füh­rungs­ein­sät­ze so­wie über den Ein­satz von Drit­ten für die Über­wa­chung der Rück­füh­run­gen ab­sch­lies­sen.

3 Das EJPD schliesst mit den Kan­to­nen ei­ne Ver­ein­ba­rung über die Mo­da­li­tä­ten des Per­so­nal­ein­sat­zes ab.

175 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG) (AS 2010 5925; BBl 2009 8881). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 15. Dez. 2017 (Über­nah­me der Ver­ord­nung [EU] 2016/1624 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che), in Kraft seit 15. Sept. 2018 (AS 2018 3161; BBl 2017 4155).

176 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 7 Abs. 1bis.

177 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 1. Okt. 2021 be­tref­fend die Über­nah­me der Ver­ord­nung (EU) 2019/1896 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che, in Kraft seit 1. Sept. 2022 (AS 2022 462; BBl 2020 7105).

Art. 71abis Überwachung von Ausschaffungen und internationalen Rückführungseinsätzen 178  

1 Der Bun­des­rat re­gelt das Ver­fah­ren und die Zu­stän­dig­kei­ten zur Über­wa­chung von Aus­schaf­fun­gen und in­ter­na­tio­na­len Rück­füh­rungs­ein­sät­zen.

2 Er kann Drit­te mit Auf­ga­ben im Rah­men der Über­wa­chung von Aus­schaf­fun­gen und in­ter­na­tio­na­len Rück­füh­rungs­ein­sät­zen be­trau­en.

178 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BB vom 15. Dez. 2017 (Über­nah­me der Ver­ord­nung [EU] 2016/1624 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che), in Kraft seit 15. Sept. 2018 (AS 2018 3161; BBl 2017 4155).

Art. 71b Weitergabe medizinischer Daten zur Beurteilung der Transportfähigkeit 179  

1 Die be­han­deln­de me­di­zi­ni­sche Fach­per­son gibt auf An­fra­ge die für die Be­ur­tei­lung der Trans­port­fä­hig­keit not­wen­di­gen me­di­zi­ni­schen Da­ten von Per­so­nen mit ei­nem rechts­kräf­ti­gen Weg- oder Aus­wei­sungs­ent­scheid an die fol­gen­den Be­hör­den wei­ter, so­weit die­se die Da­ten zur Er­fül­lung ih­rer ge­setz­li­chen Auf­ga­ben be­nö­ti­gen:

a.
die für die Weg- oder Aus­wei­sung zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den;
b.
die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter des SEM, die für die zen­tra­le Or­ga­ni­sa­ti­on und Ko­or­di­na­ti­on des zwangs­wei­sen Weg- und Aus­wei­sungs­voll­zugs zu­stän­dig sind;
c.
die me­di­zi­ni­schen Fach­per­so­nen, die im Auf­trag des SEM die me­di­zi­ni­sche Über­wa­chung beim Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung im Zeit­punkt der Aus­rei­se wahr­neh­men.

2 Der Bun­des­rat re­gelt die Auf­be­wah­rung und Lö­schung der Da­ten.

179 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3101, 2017 6171; BBl 2014 7991).

Art. 72 Covid-19-Test bei der Ausschaffung 180  

1 Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der sind zur Si­cher­stel­lung des Voll­zugs der Weg- oder Aus­wei­sung oder der Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB181 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG182 ver­pflich­tet, sich ei­nem Co­vid-19-Test zu un­ter­zie­hen, wenn dies auf­grund der Ein­rei­se­vor­aus­set­zun­gen des Hei­mat- oder Her­kunfts­staa­tes oder des zu­stän­di­gen Du­blin-Staa­tes oder der Vor­ga­ben des trans­por­tie­ren­den Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­mens ver­langt wird.

2 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den in­for­mie­ren die be­trof­fe­ne Per­son vor­gän­gig über die­se Ver­pflich­tung und über die Mög­lich­keit der zwangs­wei­sen Durch­set­zung nach Ab­satz 3.

3 Un­ter­zieht sich ei­ne be­trof­fe­ne Per­son nicht von sich aus ei­nem Co­vid-19-Test, so kön­nen die für den Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung oder der Lan­des­ver­wei­sung zu­stän­di­gen Be­hör­den sie ge­gen ih­ren Wil­len ei­nem Test zu­füh­ren, wenn der Voll­zug nicht durch an­de­re, mil­de­re Mit­tel si­cher­ge­stellt wer­den kann. Wäh­rend der Durch­füh­rung des Tests darf kein Zwang aus­ge­übt wer­den, durch den die Ge­sund­heit der be­trof­fe­nen Per­son ge­fähr­det wer­den könn­te. Die zwangs­wei­se Durch­set­zung von Co­vid-19-Tests ist aus­ge­schlos­sen bei Kin­dern und Ju­gend­li­chen, die das 15. Al­ters­jahr noch nicht zu­rück­ge­legt ha­ben.

4 Die Co­vid-19-Tests wer­den durch da­für spe­zi­fisch ge­schul­tes me­di­zi­ni­sches Per­so­nal durch­ge­führt. Die­ses ver­wen­det die für die be­trof­fe­ne Per­son mil­des­te Test­art. Ist es der An­sicht, dass die Durch­füh­rung des Tests die Ge­sund­heit der be­trof­fe­nen Per­son ge­fähr­den könn­te, so führt es den Test nicht durch.

180 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft vom 2. Okt. 2021 bis zum 31. Dez. 2022 (AS 2021 587; BBl 2021 1901), ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2022 (Co­vid-19-Test bei der Aus­schaf­fung) ver­län­gert vom 17. Dez. 2022 bis zum 30. Ju­ni 2024 (AS 2022 818; BBl 2022 1359).

181 SR 311.0

182 SR 321.0

5. Abschnitt: Zwangsmassnahmen

Art. 73 Kurzfristige Festhaltung  

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de des Bun­des oder des Kan­tons kann Per­so­nen oh­ne Kurz­auf­ent­halts-, Auf­ent­halts- oder Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung fest­hal­ten:

a.
zur Er­öff­nung ei­ner Ver­fü­gung im Zu­sam­men­hang mit ih­rem Auf­ent­halts­sta­tus;
b.
zur Fest­stel­lung ih­rer Iden­ti­tät oder Staats­an­ge­hö­rig­keit, so­weit da­zu ih­re per­sön­li­che Mit­wir­kung er­for­der­lich ist.

2 Die Per­son darf nur für die Dau­er der er­for­der­li­chen Mit­wir­kung oder Be­fra­gung so­wie des al­len­falls er­for­der­li­chen Trans­ports, höchs­tens aber drei Ta­ge fest­ge­hal­ten wer­den.

3 Wird ei­ne Per­son fest­ge­hal­ten, so muss sie:

a.
über den Grund ih­rer Fest­hal­tung in­for­miert wer­den;
b.
die Mög­lich­keit ha­ben, mit den sie be­wa­chen­den Per­so­nen Kon­takt auf­zu­neh­men, wenn sie Hil­fe be­nö­tigt.

4 Dau­ert die Fest­hal­tung vor­aus­sicht­lich län­ger als 24 Stun­den, so ist der be­trof­fe­nen Per­son zu­vor Ge­le­gen­heit zu ge­ben, dring­li­che per­sön­li­che An­ge­le­gen­hei­ten zu er­le­di­gen oder er­le­di­gen zu las­sen.

5 Auf Ge­such hin hat die zu­stän­di­ge rich­ter­li­che Be­hör­de die Recht­mäs­sig­keit der Fest­hal­tung nach­träg­lich zu über­prü­fen.

6 Die Dau­er der Fest­hal­tung wird nicht an die Dau­er ei­ner all­fäl­li­gen Aus­schaf­fungs­haft, Vor­be­rei­tungs­haft oder Durch­set­zungs­haft an­ge­rech­net.

Art. 74 Ein- und Ausgrenzung  

1 Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de kann ei­ner Per­son die Auf­la­ge ma­chen, ein ihr zu­ge­wie­se­nes Ge­biet nicht zu ver­las­sen oder ein be­stimm­tes Ge­biet nicht zu be­tre­ten, wenn:

a.
sie kei­ne Kurz­auf­ent­halts-, Auf­ent­halts- oder Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung be­sitzt und sie die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung stört oder ge­fähr­det; die­se Mass­nah­me dient ins­be­son­de­re der Be­kämp­fung des wi­der­recht­li­chen Be­täu­bungs­mit­tel­han­dels; oder
b.183
ein rechts­kräf­ti­ger Weg- oder Aus­wei­sungs­ent­scheid vor­liegt und kon­kre­te An­zei­chen be­fürch­ten las­sen, dass die be­trof­fe­ne Per­son nicht in­ner­halb der Aus­rei­se­frist aus­rei­sen wird, oder sie die ihr an­ge­setz­te Aus­rei­se­frist nicht ein­ge­hal­ten hat;
c.184
die Aus­schaf­fung auf­ge­scho­ben wur­de (Art. 69 Abs. 3).

1bis Die zuständige kantonale Behörde macht einer Person, die in einem besonderen Zentrum nach Artikel 24aAsylG185untergebracht wird, die Auflage, ein ihr zugewiesenes Gebiet nicht zu verlassen oder ein bestimmtes Gebiet nicht zu betreten.186

2 Die­se Mass­nah­men wer­den von der Be­hör­de des Kan­tons an­ge­ord­net, der für den Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung zu­stän­dig ist. Für Per­so­nen, wel­che sich in den Zen­tren des Bun­des auf­hal­ten, ist der Stand­ort­kan­ton zu­stän­dig. Das Ver­bot, ein be­stimm­tes Ge­biet zu be­tre­ten, kann auch von der Be­hör­de des Kan­tons er­las­sen wer­den, in dem die­ses Ge­biet liegt.187

3 Ge­gen die An­ord­nung die­ser Mass­nah­men kann bei ei­ner kan­to­na­len rich­ter­li­chen Be­hör­de Be­schwer­de ge­führt wer­den. Die Be­schwer­de hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung.

183 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

184 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

185 SR 142.31

186 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

187 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 75 Vorbereitungshaft  

1 Um die Durch­füh­rung ei­nes Weg- oder Aus­wei­sungs­ver­fah­rens oder ei­nes straf­recht­li­chen Ver­fah­rens, in dem ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB188 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG189 droht, si­cher­zu­stel­len, kann die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de ei­ne Per­son, die kei­ne Kurz­auf­ent­halts-, Auf­ent­halts- oder Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung be­sitzt, wäh­rend der Vor­be­rei­tung des Ent­schei­des über ih­re Auf­ent­halts­be­rech­ti­gung für höchs­tens sechs Mo­na­te in Haft neh­men, wenn die Per­son:190

a.191
sich im Asyl­ver­fah­ren, im Weg- oder Aus­wei­sungs­ver­fah­ren oder im straf­recht­li­chen Ver­fah­ren, in dem ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG droht, wei­gert, ih­re Iden­ti­tät of­fen­zu­le­gen, meh­re­re Asyl­ge­su­che un­ter ver­schie­de­nen Iden­ti­tä­ten ein­reicht, wie­der­holt ei­ner Vor­la­dung oh­ne aus­rei­chen­de Grün­de nicht Fol­ge leis­tet oder an­de­re An­ord­nun­gen der Be­hör­den im Asyl­ver­fah­ren miss­ach­tet;
b.
ein ihr nach Ar­ti­kel 74 zu­ge­wie­se­nes Ge­biet ver­lässt oder ein ihr ver­bo­te­nes Ge­biet be­tritt;
c.
trotz Ein­rei­se­ver­bot das Ge­biet der Schweiz be­tritt und nicht so­fort weg­ge­wie­sen wer­den kann;
d.
nach ei­nem rechts­kräf­ti­gen Wi­der­ruf (Art. 62 und 63) oder ei­ner Nicht­ver­län­ge­rung der Be­wil­li­gung we­gen Ver­let­zung oder Ge­fähr­dung der öf­fent­li­chen Si­cher­heit und Ord­nung oder we­gen Ge­fähr­dung der in­ne­ren oder der äus­se­ren Si­cher­heit weg­ge­wie­sen wur­de und ein Asyl­ge­such ein­reicht;
e.
nach ei­ner Aus­wei­sung (Art. 68) ein Asyl­ge­such ein­reicht;
f.
sich rechts­wid­rig in der Schweiz auf­hält, ein Asyl­ge­such ein­reicht und da­mit of­fen­sicht­lich bezweckt, den dro­hen­den Voll­zug ei­ner Weg- oder Aus­wei­sung zu ver­mei­den; ein sol­cher Zweck ist zu ver­mu­ten, wenn ei­ne frü­he­re Ein­rei­chung des Asyl­ge­suchs mög­lich und zu­mut­bar war und wenn das Ge­such in ei­nem en­gen zeit­li­chen Zu­sam­men­hang mit ei­ner Ver­haf­tung, ei­nem Straf­ver­fah­ren, dem Voll­zug ei­ner Stra­fe oder dem Er­lass ei­ner Weg­wei­sungs­ver­fü­gung ein­ge­reicht wird;
g.
Per­so­nen ernst­haft be­droht oder an Leib und Le­ben er­heb­lich ge­fähr­det und des­halb straf­recht­lich ver­folgt wird oder ver­ur­teilt wor­den ist;
h.
we­gen ei­nes Ver­bre­chens ver­ur­teilt wor­den ist;
i.192
Er­kennt­nis­sen von fed­pol oder des NDB zu­fol­ge die in­ne­re oder äus­se­re Si­cher­heit der Schweiz ge­fähr­det.

1bis193

2 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de ent­schei­det über die Auf­ent­halts­be­rech­ti­gung der in­haf­tier­ten Per­son oh­ne Ver­zug.

188 SR 311.0

189 SR 321.0

190 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

191 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

192 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

193 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG) (AS 2010 5925; BBl 2009 8881). Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

Art. 76 Ausschaffungshaft  

1 Wur­de ein ers­tin­stanz­li­cher Weg- oder Aus­wei­sungs­ent­scheid er­öff­net oder ei­ne ers­tin­stanz­li­che Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB194 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG195 aus­ge­spro­chen, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de die be­trof­fe­ne Per­son zur Si­cher­stel­lung des Voll­zugs:196

a.
in Haft be­las­sen, wenn sie sich ge­stützt auf Ar­ti­kel 75 be­reits in Haft be­fin­det;
b.
in Haft neh­men, wenn:
1.197
Grün­de nach Ar­ti­kel 75 Ab­satz 1 Buch­sta­be a, b, c, f, g, h oder i vor­lie­gen,
2.198
3.199
kon­kre­te An­zei­chen be­fürch­ten las­sen, dass sie sich der Aus­schaf­fung ent­zie­hen will, ins­be­son­de­re weil sie der Mit­wir­kungs­pflicht nach Ar­ti­kel 90 die­ses Ge­set­zes so­wie Ar­ti­kel 8 Ab­satz 1 Buch­sta­be a oder Ab­satz 4 AsylG200 nicht nach­kommt,
4.
ihr bis­he­ri­ges Ver­hal­ten dar­auf schlies­sen lässt, dass sie sich be­hörd­li­chen An­ord­nun­gen wi­der­setzt,
5.201
der Weg­wei­sungs­ent­scheid in ei­nem Zen­trum des Bun­des er­öff­net wird und der Voll­zug der Weg­wei­sung ab­seh­bar ist.
6.202

1bis Die Haft­an­ord­nung in Du­blin-Fäl­len rich­tet sich nach Ar­ti­kel 76a.203

2 Die Haft nach Ab­satz 1 Buch­sta­be b Zif­fer 5 darf höchs­tens 30 Ta­ge dau­ern.204

3 Die Haft­ta­ge sind an die Höchst­dau­er nach Ar­ti­kel 79 an­zu­rech­nen.205

4 Die für den Voll­zug der Weg­wei­sung, der Aus­wei­sung oder der Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG not­wen­di­gen Vor­keh­ren sind um­ge­hend zu tref­fen.206

194 SR 311.0

195 SR 321.0

196 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

197 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

198 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

199 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

200 SR 142.31

201 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

202 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG) (AS 2010 5925; BBl 2009 8881). Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

203 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

204 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

205 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

206 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

Art. 76a Haft im Rahmen des Dublin-Verfahrens 207  

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann die be­trof­fe­ne aus­län­di­sche Per­son zur Si­cher­stel­lung der Weg­wei­sung in den für das Asyl­ver­fah­ren zu­stän­di­gen Du­blin-Staat in Haft neh­men, wenn im Ein­zel­fall:

a.
kon­kre­te An­zei­chen be­fürch­ten las­sen, dass die Per­son sich der Durch­füh­rung der Weg­wei­sung ent­zie­hen will;
b.
die Haft ver­hält­nis­mäs­sig ist; und
c.
sich we­ni­ger ein­schnei­den­de Mass­nah­men nicht wirk­sam an­wen­den las­sen (Art. 28 Abs. 2 der Ver­ord­nung [EU] Nr. 604/2013208).

2 Fol­gen­de kon­kre­te An­zei­chen las­sen be­fürch­ten, dass sich die be­trof­fe­ne Per­son der Durch­füh­rung der Weg­wei­sung ent­zie­hen will:

a.
Die be­trof­fe­ne Per­son miss­ach­tet im Asyl- oder Weg­wei­sungs­ver­fah­ren An­ord­nun­gen der Be­hör­den, ins­be­son­de­re in­dem sie sich wei­gert, ih­re Iden­ti­tät of­fen­zu­le­gen, und da­mit ih­rer Mit­wir­kungs­pflicht nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 1 Buch­sta­be a AsylG209 nicht nach­kommt oder wie­der­holt ei­ner Vor­la­dung oh­ne aus­rei­chen­de Grün­de nicht Fol­ge leis­tet.
b.
Ihr Ver­hal­ten in der Schweiz oder im Aus­land lässt dar­auf schlies­sen, dass sie sich be­hörd­li­chen An­ord­nun­gen wi­der­setzt.
c.
Sie reicht meh­re­re Asyl­ge­su­che un­ter ver­schie­de­nen Iden­ti­tä­ten ein.
d.
Sie ver­lässt ein ihr zu­ge­wie­se­nes Ge­biet oder be­tritt ein ihr ver­bo­te­nes Ge­biet nach Ar­ti­kel 74.
e.
Sie be­tritt trotz Ein­rei­se­ver­bot das Ge­biet der Schweiz und kann nicht so­fort weg­ge­wie­sen wer­den.
f.
Sie hält sich rechts­wid­rig in der Schweiz auf, reicht ein Asyl­ge­such ein und bezweckt da­mit of­fen­sicht­lich, den dro­hen­den Voll­zug ei­ner Weg­wei­sung zu ver­mei­den.
g.
Sie be­droht Per­so­nen ernst­haft oder ge­fähr­det die­se er­heb­lich an Leib und Le­ben und wird des­halb straf­recht­lich ver­folgt oder ist des­halb ver­ur­teilt wor­den.
h.
Sie ist we­gen ei­nes Ver­bre­chens ver­ur­teilt wor­den.
i.
Sie ver­neint der zu­stän­di­gen Be­hör­de ge­gen­über, dass sie in ei­nem Du­blin-Staat einen Auf­ent­halts­ti­tel be­zie­hungs­wei­se ein Vi­sum be­sitzt oder be­ses­sen oder ein Asyl­ge­such ein­ge­reicht hat;
j.210
Sie ge­fähr­det Er­kennt­nis­sen von fed­pol oder des NDB zu­fol­ge die in­ne­re oder äus­se­re Si­cher­heit der Schweiz.

3 Die be­trof­fe­ne Per­son kann in Haft be­las­sen oder in Haft ge­nom­men wer­den ab Haft­an­ord­nung für die Dau­er von höchs­tens:

a.
sie­ben Wo­chen wäh­rend der Vor­be­rei­tung des Ent­schei­des über die Zu­stän­dig­keit für das Asyl­ge­such; da­zu ge­hört die Stel­lung des Über­nah­me­er­su­chens an den an­de­ren Du­blin-Staat, die War­te­frist bis zur Ant­wort oder bis zur still­schwei­gen­den An­nah­me so­wie die Ab­fas­sung des Ent­schei­des und des­sen Er­öff­nung;
b.
fünf Wo­chen wäh­rend ei­nes Ver­fah­rens ge­mä­ss Ar­ti­kel 5 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 1560/2003211;
c.
sechs Wo­chen zur Si­cher­stel­lung des Voll­zugs zwi­schen der Er­öff­nung des Weg- oder Aus­wei­sungs­ent­schei­des be­zie­hungs­wei­se nach Be­en­di­gung der auf­schie­ben­den Wir­kung ei­nes all­fäl­lig ein­ge­reich­ten Rechts­mit­tels ge­gen einen ers­tin­stanz­lich er­gan­ge­nen Weg- oder Aus­wei­sungs­ent­scheid und der Über­stel­lung der be­trof­fe­nen Per­son an den zu­stän­di­gen Du­blin-Staat.

4 Wei­gert sich ei­ne Per­son, ein Trans­port­mit­tel zur Durch­füh­rung der Über­stel­lung in den zu­stän­di­gen Du­blin-Staat zu be­stei­gen, oder ver­hin­dert sie auf ei­ne an­de­re Art und Wei­se durch ihr per­sön­li­ches Ver­hal­ten die Über­stel­lung, so kann sie, um die Über­stel­lung si­cher­zu­stel­len, in Haft ge­nom­men wer­den, so­fern die An­ord­nung der Haft nach Ab­satz 3 Buch­sta­be c nicht mehr mög­lich ist und ei­ne we­ni­ger ein­schnei­den­de Mass­nah­me nicht zum Ziel führt. Die Haft darf nur so lan­ge dau­ern, bis die er­neu­te Über­stel­lung mög­lich ist, je­doch höchs­tens sechs Wo­chen. Sie kann mit Zu­stim­mung der rich­ter­li­chen Be­hör­de ver­län­gert wer­den, so­fern die be­trof­fe­ne Per­son wei­ter­hin nicht be­reit ist, ihr Ver­hal­ten zu än­dern. Die Höchst­dau­er die­ser Haft be­trägt drei Mo­na­te.

5 Die Haft­ta­ge sind an die Höchst­dau­er nach Ar­ti­kel 79 an­zu­rech­nen.

207 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

208 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 64a Abs. 1.

209 SR 142.31

210 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

211 Ver­ord­nung (EG) Nr. 1560/2003 der Kom­mis­si­on vom 2. Sept. 2003 mit Durch­füh­rungs­be­stim­mun­gen zur Ver­ord­nung (EG) Nr. 343/2003 des Ra­tes zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes von ei­nem Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen in ei­nem Mit­glied­staat ge­stell­ten Asy­lan­trags zu­stän­dig ist, ABl. L 222 vom 5.9.2003, S. 3.

Art. 77 Ausschaffungshaft wegen fehlender Mitwirkung bei der Beschaffung der Reisedokumente  

1 Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de kann ei­ne Per­son zur Si­cher­stel­lung des Voll­zugs der Weg- oder Aus­wei­sung in Haft neh­men, wenn:

a.
ein voll­streck­ba­rer Ent­scheid vor­liegt;
b.
die­se die Schweiz nicht in der an­ge­setz­ten Frist ver­las­sen hat; und
c.
sie die Rei­se­do­ku­men­te für die­se Per­son be­schaf­fen muss­te.

2 Die Haft darf höchs­tens 60 Ta­ge dau­ern.

3 Die für den Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung not­wen­di­gen Vor­keh­run­gen sind um­ge­hend zu tref­fen.

Art. 78 Durchsetzungshaft  

1 Hat ei­ne Per­son ih­re Pflicht zur Aus­rei­se aus der Schweiz in­ner­halb der ihr an­ge­setz­ten Frist nicht er­füllt und kann die rechts­kräf­ti­ge Weg- oder Aus­wei­sung oder die rechts­kräf­ti­ge Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB212 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG213 auf­grund ih­res per­sön­li­chen Ver­hal­tens nicht voll­zo­gen wer­den, so kann sie, um der Aus­rei­se­pflicht Nachach­tung zu ver­schaf­fen, in Haft ge­nom­men wer­den, so­fern die An­ord­nung der Aus­schaf­fungs­haft nicht zu­läs­sig ist und ei­ne an­de­re, mil­de­re Mass­nah­me nicht zum Ziel führt.214

2 Die Haft kann für einen Mo­nat an­ge­ord­net wer­den. Sie kann mit Zu­stim­mung der kan­to­na­len rich­ter­li­chen Be­hör­de je­weils um zwei Mo­na­te ver­län­gert wer­den, so­fern die be­trof­fe­ne Per­son wei­ter­hin nicht be­reit ist, ihr Ver­hal­ten zu än­dern und aus­zu­rei­sen. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 79.215

3 Die Haft und de­ren Ver­län­ge­rung wer­den von der Be­hör­de des Kan­tons an­ge­ord­net, wel­cher für den Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung zu­stän­dig ist. Be­fin­det sich die be­trof­fe­ne Per­son ge­stützt auf den Ar­ti­kel 75, 76 oder 77 be­reits in Haft, so kann sie in Haft be­las­sen wer­den, wenn die Vor­aus­set­zun­gen von Ab­satz 1 er­füllt sind.216

4 Die erst­ma­li­ge An­ord­nung der Haft ist spä­tes­tens nach 96 Stun­den durch ei­ne rich­ter­li­che Be­hör­de auf Grund ei­ner münd­li­chen Ver­hand­lung zu über­prü­fen. Die Ver­län­ge­rung der Haft ist auf Ge­such der in­haf­tier­ten Per­son von der rich­ter­li­chen Be­hör­de in­ner­halb von acht Ar­beits­ta­gen auf Grund ei­ner münd­li­chen Ver­hand­lung zu über­prü­fen. Die Prü­fungs­be­fug­nis rich­tet sich nach Ar­ti­kel 80 Ab­sät­ze 2 und 4.

5 Die Haft­be­din­gun­gen rich­ten sich nach Ar­ti­kel 81.

6 Die Haft wird be­en­det, wenn:

a.
ei­ne selb­stän­di­ge und pflicht­ge­mäs­se Aus­rei­se nicht mög­lich ist, ob­wohl die be­trof­fe­ne Per­son den be­hörd­lich vor­ge­ge­be­nen Mit­wir­kungs­pflich­ten nach­ge­kom­men ist;
b.
die Schweiz wei­sungs­ge­mä­ss ver­las­sen wird;
c.
die Aus­schaf­fungs­haft an­ge­ord­net wird;
d.
ei­nem Haft­ent­las­sungs­ge­such ent­spro­chen wird.

212 SR 311.0

213 SR 321.0

214 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

215 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

216 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

Art. 79 Maximale Haftdauer 217  

1 Die Vor­be­rei­tungs- und die Aus­schaf­fungs­haft nach den Ar­ti­keln 75–77 so­wie die Durch­set­zungs­haft nach Ar­ti­kel 78 dür­fen zu­sam­men die ma­xi­ma­le Haft­dau­er von sechs Mo­na­ten nicht über­schrei­ten.

2 Die ma­xi­ma­le Haft­dau­er kann mit Zu­stim­mung der kan­to­na­len rich­ter­li­chen Be­hör­de um ei­ne be­stimm­te Dau­er, je­doch höchs­tens um zwölf Mo­na­te, für Min­der­jäh­ri­ge zwi­schen 15 und 18 Jah­ren um höchs­tens sechs Mo­na­te ver­län­gert wer­den, wenn:

a.
die be­trof­fe­ne Per­son nicht mit der zu­stän­di­gen Be­hör­de ko­ope­riert;
b.
sich die Über­mitt­lung der für die Aus­rei­se er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen durch einen Staat, der kein Schen­gen-Staat ist, ver­zö­gert.

217 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

Art. 80 Haftanordnung und Haftüberprüfung  

1 Die Haft wird von den Be­hör­den des Kan­tons an­ge­ord­net, wel­cher für den Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung zu­stän­dig ist. Für Per­so­nen, wel­che sich in den Zen­tren des Bun­des auf­hal­ten, ist für die An­ord­nung der Vor­be­rei­tungs­haft (Art. 75) der Stand­ort­kan­ton zu­stän­dig. In den Fäl­len nach Ar­ti­kel 76 Ab­satz 1 Buch­sta­be b Zif­fer 5 wird die Haft vom Stand­ort­kan­ton der Zen­tren des Bun­des an­ge­ord­net.218

1bis In den Fäl­len nach Ar­ti­kel 76 Ab­satz 1 Buch­sta­be b Zif­fer 5 wird die Haft vom Stand­ort­kan­ton der Zen­tren des Bun­des an­ge­ord­net; wur­de ge­stützt auf Ar­ti­kel 46 Ab­satz 1bis drit­ter Satz AsylG219 ein an­de­rer als der Stand­ort­kan­ton für den Voll­zug der Weg­wei­sung als zu­stän­dig be­zeich­net, so ist die­ser auch für die An­ord­nung der Haft zu­stän­dig.220

2 Die Recht­mäs­sig­keit und die An­ge­mes­sen­heit der Haft sind spä­tes­tens nach 96 Stun­den durch ei­ne rich­ter­li­che Be­hör­de auf­grund ei­ner münd­li­chen Ver­hand­lung zu über­prü­fen. Wur­de die Aus­schaf­fungs­haft nach Ar­ti­kel 77 an­ge­ord­net, so wird das Ver­fah­ren der Haft­über­prü­fung schrift­lich durch­ge­führt.221

2bis Bei ei­ner Haft nach Ar­ti­kel 76 Ab­satz 1 Buch­sta­be b Zif­fer 5 wird die Recht­mäs­sig­keit und An­ge­mes­sen­heit der Haft auf An­trag der in­haf­tier­ten Per­son durch ei­ne rich­ter­li­che Be­hör­de in ei­nem schrift­li­chen Ver­fah­ren über­prüft. Die­se Über­prü­fung kann je­der­zeit be­an­tragt wer­den.222

3 Die rich­ter­li­che Be­hör­de kann auf ei­ne münd­li­che Ver­hand­lung ver­zich­ten, wenn die Aus­schaf­fung vor­aus­sicht­lich in­ner­halb von acht Ta­gen nach der Haft­an­ord­nung er­fol­gen wird und die be­trof­fe­ne Per­son sich da­mit schrift­lich ein­ver­stan­den er­klärt hat. Kann die Aus­schaf­fung nicht in­ner­halb die­ser Frist durch­ge­führt wer­den, so ist ei­ne münd­li­che Ver­hand­lung spä­tes­tens zwölf Ta­ge nach der Haft­an­ord­nung nach­zu­ho­len.

4 Die rich­ter­li­che Be­hör­de be­rück­sich­tigt bei der Über­prü­fung des Ent­schei­des über An­ord­nung, Fort­set­zung und Auf­he­bung der Haft auch die fa­mi­li­ären Ver­hält­nis­se der in­haf­tier­ten Per­son und die Um­stän­de des Haft­voll­zugs. Die An­ord­nung ei­ner Vor­be­rei­tungs-, Aus­schaf­fungs- oder Durch­set­zungs­haft ist aus­ge­schlos­sen ge­gen­über Kin­dern und Ju­gend­li­chen, die das 15. Al­ters­jahr noch nicht zu­rück­ge­legt ha­ben.223

5 Die in­haf­tier­te Per­son kann einen Mo­nat nach der Haft­über­prü­fung ein Haft­ent­las­sungs­ge­such ein­rei­chen. Über das Ge­such hat die rich­ter­li­che Be­hör­de in­nert acht Ar­beits­ta­gen auf­grund ei­ner münd­li­chen Ver­hand­lung zu ent­schei­den. Ein er­neu­tes Ge­such um Haft­ent­las­sung kann bei der Haft nach Ar­ti­kel 75 nach ei­nem oder bei der Haft nach Ar­ti­kel 76 nach zwei Mo­na­ten ge­stellt wer­den.

6 Die Haft wird be­en­det, wenn:

a.
der Haft­grund ent­fällt oder sich er­weist, dass der Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung aus recht­li­chen oder tat­säch­li­chen Grün­den un­durch­führ­bar ist;
b.
ei­nem Haft­ent­las­sungs­ge­such ent­spro­chen wird;
c.
die in­haf­tier­te Per­son ei­ne frei­heits­ent­zie­hen­de Stra­fe oder Mass­nah­me an­tritt.

218 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

219 SR 142.31

220 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

221 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

222 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG) (AS 2010 5925; BBl 2009 8881). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

223 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 26. Sept. 2014, in Kraft seit 1. März 2015 (AS 2015 533; BBl 2014 3373).

Art. 80a Haftanordnung und Haftüberprüfung im Rahmen des Dublin‑Verfahrens 224  

1 Zur Haft­an­ord­nung nach Ar­ti­kel 76a ist zu­stän­dig:

a.225
bei Per­so­nen, die sich in ei­nem Zen­trum des Bun­des auf­hal­ten: der Kan­ton, der ge­stützt auf Ar­ti­kel 46 Ab­satz 1bis drit­ter Satz AsylG226 als für den Voll­zug der Weg­wei­sung zu­stän­dig be­zeich­net wur­de, und in den üb­ri­gen Fäl­len der Stand­ort­kan­ton des Zen­trums des Bun­des;
b.
bei Per­so­nen, die ei­nem Kan­ton zu­ge­wie­sen wur­den oder sich in ei­nem Kan­ton auf­hal­ten und kein Asyl­ge­such ge­stellt ha­ben (Art. 64a): der ent­spre­chen­de Kan­ton.

2227

3 Die Recht­mäs­sig­keit und An­ge­mes­sen­heit der Haft wird auf An­trag der in­haf­tier­ten Per­son durch ei­ne rich­ter­li­che Be­hör­de in ei­nem schrift­li­chen Ver­fah­ren über­prüft. Die­se Über­prü­fung kann je­der­zeit be­an­tragt wer­den.228

4 Die in­haf­tier­te Per­son kann je­der­zeit ein Haft­ent­las­sungs­ge­such ein­rei­chen. Über das Ge­such hat die rich­ter­li­che Be­hör­de in­nert acht Ar­beits­ta­gen in ei­nem schrift­li­chen Ver­fah­ren zu ent­schei­den.

5 Die Haft­an­ord­nung ge­gen­über Kin­dern und Ju­gend­li­chen un­ter 15 Jah­ren ist aus­ge­schlos­sen.

6 Bei ei­ner Haft­an­ord­nung ge­gen­über un­be­glei­te­ten min­der­jäh­ri­gen Asyl­su­chen­den wird die Ver­trau­ens­per­son nach Ar­ti­kel 64a Ab­satz 3bis des vor­lie­gen­den Ge­set­zes oder nach Ar­ti­kel 17 Ab­satz 3 AsylG vor­gän­gig in­for­miert.

7 Die Haft wird be­en­det, wenn:

a.
der Haft­grund ent­fällt oder sich er­weist, dass der Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung aus recht­li­chen oder tat­säch­li­chen Grün­den un­durch­führ­bar ist;
b.
ei­nem Haft­ent­las­sungs­ge­such ent­spro­chen wird; oder
c.
die in­haf­tier­te Per­son ei­ne frei­heits­ent­zie­hen­de Stra­fe oder Mass­nah­me an­tritt.

8 Die rich­ter­li­che Be­hör­de be­rück­sich­tigt bei der Über­prü­fung des Ent­schei­des über An­ord­nung, Fort­set­zung und Auf­he­bung der Haft auch die fa­mi­li­ären Ver­hält­nis­se der in­haf­tier­ten Per­son und die Um­stän­de des Haft­voll­zugs.

224 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

225 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

226 SR 142.31

227 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

228 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 81 Haftbedingungen 229  

1 Die Kan­to­ne sor­gen da­für, dass ei­ne von der in­haf­tier­ten Aus­län­de­rin oder dem in­haf­tier­ten Aus­län­der be­zeich­ne­te Per­son in der Schweiz be­nach­rich­tigt wird. Die in­haf­tier­te Per­son kann mit ih­rer Rechts­ver­tre­te­rin oder ih­rem Rechts­ver­tre­ter so­wie mit Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen und Kon­su­l­ar­be­hör­den münd­lich und schrift­lich ver­keh­ren.

2 Die Haft ist in Haf­tein­rich­tun­gen zu voll­zie­hen, die dem Voll­zug der Vor-be­rei­tungs-, Aus­schaf­fungs- und Durch­set­zungs­haft die­nen. Ist dies ins­be­son­de­re aus Ka­pa­zi­täts­grün­den in Aus­nah­me­fäl­len nicht mög­lich, so sind die in­haf­tier­ten Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der ge­son­dert von Per­so­nen in Un­ter­su­chungs­haft oder im Straf­voll­zug un­ter­zu­brin­gen.230

3 Den Be­dürf­nis­sen von Schutz­be­dürf­ti­gen, un­be­glei­te­ten Min­der­jäh­ri­gen und Fa­mi­li­en mit Min­der­jäh­ri­gen ist bei der Aus­ge­stal­tung der Haft Rech­nung zu tra­gen.231

4 Zu­dem rich­ten sich die Haft­be­din­gun­gen:

a.
bei Rück­füh­run­gen in einen Dritt­staat: nach den Ar­ti­keln 16 Ab­satz 3 und 17 der Richt­li­nie 2008/115/EG232;
b.
bei Du­blin-Über­stel­lun­gen: nach Ar­ti­kel 28 Ab­satz 4 der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013233;
c.234
nach Ar­ti­kel 37 des Über­ein­kom­mens vom 20. No­vem­ber 1989235 über die Rech­te des Kin­des.236

5 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann an­ord­nen, dass die Mög­lich­kei­ten ei­ner in­haf­tier­ten Aus­län­de­rin oder ei­nes in­haf­tier­ten Aus­län­ders ein­ge­schränkt wer­den, mit be­stimm­ten Per­so­nen oder Per­so­nen­grup­pen di­rekt oder über Dritt­per­so­nen in Kon­takt zu ste­hen, wenn:

a.
die be­tref­fen­de Per­son Er­kennt­nis­sen der Po­li­zei- oder Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den von Bund und Kan­to­nen zu­fol­ge ei­ne kon­kre­te Ge­fahr für die in­ne­re oder äus­se­re Si­cher­heit dar­stellt; und
b.
an­de­re Mass­nah­men er­folg­los ge­blie­ben sind oder nicht zur Ver­fü­gung ste­hen.237

6 Er­weist sich die Ein­schrän­kung nach Ab­satz 5 als nicht aus­rei­chend, um der Ge­fähr­dung der in­ne­ren oder äus­se­ren Si­cher­heit wirk­sam ent­ge­gen­zu­tre­ten, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de Ein­zel­haft an­ord­nen.238

229 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

230 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

231 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

232 Richt­li­nie 2008/115/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 16. Dez. 2008 über ge­mein­sa­me Nor­men und Ver­fah­ren in den Mit­glied­staa­ten zur Rück­füh­rung il­le­gal auf­häl­ti­ger Dritt­staats­an­ge­hö­ri­ger, Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 348 vom 24.12.2008, S. 98.

233 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 64a Abs. 1.

234 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

235 SR 0.107

236 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

237 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

238 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

Art. 82 Finanzierung durch den Bund 239  

1 Der Bund kann den Bau und die Ein­rich­tung kan­to­na­ler Haft­an­stal­ten, die aus­sch­liess­lich dem Voll­zug der Vor­be­rei­tungs-, Aus­schaf­fungs- und Durch­set­zungs­haft so­wie der kurz­fris­ti­gen Fest­hal­tung die­nen und die ei­ne be­stimm­te Grös­se auf­wei­sen, ganz oder teil­wei­se fi­nan­zie­ren. Für die Be­mes­sung der Bei­trä­ge und das Ver­fah­ren gel­ten sinn­ge­mä­ss der 2. und der 6. Ab­schnitt des Bun­des­ge­set­zes vom 5. Ok­to­ber 1984240 über die Leis­tun­gen des Bun­des für den Straf- und Mass­nah­men­voll­zug.

2 Der Bund be­tei­ligt sich mit ei­ner Ta­ges­pau­scha­le an den Be­triebs­kos­ten der Kan­to­ne für den Voll­zug der Vor­be­rei­tungs-, Aus­schaf­fungs- und Durch­set­zungs­haft so­wie der kurz­fris­ti­gen Fest­hal­tung. Die Pau­scha­le wird aus­ge­rich­tet für:

a.
Asyl­su­chen­de;
b.
Flücht­lin­ge so­wie an­de­re Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, de­ren In­haf­tie­rung im Zu­sam­men­hang mit der Auf­he­bung ei­ner vor­läu­fi­gen Auf­nah­me steht;
c.
Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, de­ren In­haf­tie­rung im Zu­sam­men­hang mit ei­ner Weg­wei­sungs­ver­fü­gung des SEM an­ge­ord­net wur­de;
d.
Flücht­lin­ge, die nach Ar­ti­kel 65 AsylG241 aus­ge­wie­sen wer­den.

239 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

240 SR 341

241 SR 142.31

11. Kapitel: Vorläufige Aufnahme

Art. 83 Anordnung der vorläufigen Aufnahme  

1 Ist der Voll­zug der Weg­wei­sung nicht mög­lich, nicht zu­läs­sig oder nicht zu­mut­bar, so ver­fügt das SEM die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me.242

2 Der Voll­zug ist nicht mög­lich, wenn die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der we­der in den Hei­mat- oder in den Her­kunfts­staat noch in einen Dritt­staat aus­rei­sen oder dort­hin ge­bracht wer­den kann.

3 Der Voll­zug ist nicht zu­läs­sig, wenn völ­ker­recht­li­che Ver­pflich­tun­gen der Schweiz ei­ner Wei­ter­rei­se der Aus­län­de­rin oder des Aus­län­ders in den Hei­mat-, Her­kunfts- oder in einen Dritt­staat ent­ge­gen­ste­hen.

4 Der Voll­zug kann für Aus­län­de­rin­nen oder Aus­län­der un­zu­mut­bar sein, wenn sie in Si­tua­tio­nen wie Krieg, Bür­ger­krieg, all­ge­mei­ner Ge­walt und me­di­zi­ni­scher Not­la­ge im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat kon­kret ge­fähr­det sind.

5 Der Bun­des­rat be­zeich­net Hei­mat- oder Her­kunfts­staa­ten oder Ge­bie­te die­ser Staa­ten, in wel­che ei­ne Rück­kehr zu­mut­bar ist.243 Kom­men weg­ge­wie­se­ne Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der aus ei­nem die­ser Staa­ten oder aus ei­nem Mit­glied­staat der EU oder der EFTA, so ist ein Voll­zug der Weg­wei­sung in der Re­gel zu­mut­bar.244

5bis Der Bun­des­rat über­prüft den Be­schluss nach Ab­satz 5 pe­ri­odisch.245

6 Die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me kann von kan­to­na­len Be­hör­den be­an­tragt wer­den.

7 Die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me nach den Ab­sät­zen 2 und 4 wird nicht ver­fügt, wenn die weg­ge­wie­se­ne Per­son:246

a.247
zu ei­ner län­ger­fris­ti­gen Frei­heits­s­tra­fe im In- oder Aus­land ver­ur­teilt wur­de oder wenn ge­gen sie ei­ne straf­recht­li­che Mass­nah­me im Sin­ne der Ar­ti­kel 59–61 oder 64 StGB248 an­ge­ord­net wur­de;
b.
er­heb­lich oder wie­der­holt ge­gen die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung in der Schweiz oder im Aus­land ver­stos­sen hat oder die­se ge­fähr­det oder die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit ge­fähr­det; oder
c.249
die Un­mög­lich­keit des Voll­zugs der Weg­wei­sung durch ihr ei­ge­nes Ver­hal­ten ver­ur­sacht hat.

8 Flücht­lin­ge, bei de­nen Asy­laus­schluss­grün­de nach Ar­ti­kel 53 und 54 AsylG250 vor­lie­gen, wer­den vor­läu­fig auf­ge­nom­men.

9 Die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me wird nicht ver­fügt oder er­lischt, wenn ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG251 oder ei­ne Aus­wei­sung nach Ar­ti­kel 68 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes rechts­kräf­tig ge­wor­den ist.252

10 Die kan­to­na­len Be­hör­den kön­nen mit vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Per­so­nen In­te­gra­ti­ons­ver­ein­ba­run­gen ab­sch­lies­sen, wenn ein be­son­de­rer In­te­gra­ti­ons­be­darf nach den Kri­te­ri­en ge­mä­ss Ar­ti­kel 58abe­steht.253

242 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

243 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

244 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

245 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

246 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

247 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

248 SR 311.0

249 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

250 SR 142.31

251 SR 321.0

252 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der) (AS 2016 2329; BBl 2013 5975). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

253 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 84 Beendigung der vorläufigen Aufnahme  

1 Das SEM über­prüft pe­ri­odisch, ob die Vor­aus­set­zun­gen für die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me noch ge­ge­ben sind.

2 Das SEM hebt die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me auf und ord­net den Voll­zug der Weg­wei­sung an, wenn die Vor­aus­set­zun­gen nicht mehr ge­ge­ben sind.254

3 Auf An­trag der kan­to­na­len Be­hör­den, von fed­pol oder des NDB kann das SEM die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me we­gen Un­zu­mut­bar­keit oder Un­mög­lich­keit des Voll­zu­ges (Art. 83 Abs. 2 und 4) auf­he­ben und den Voll­zug der Weg­wei­sung an­ord­nen, wenn Grün­de nach Ar­ti­kel 83 Ab­satz 7 ge­ge­ben sind.255

4 Die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me er­lischt mit der de­fi­ni­ti­ven Aus­rei­se, bei ei­nem nicht be­wil­lig­ten Aus­land­auf­ent­halt von mehr als zwei Mo­na­ten oder bei Er­halt ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung.256

5 Ge­su­che um Er­tei­lung ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung von vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern, die sich seit mehr als fünf Jah­ren in der Schweiz auf­hal­ten, wer­den un­ter Be­rück­sich­ti­gung der In­te­gra­ti­on, der fa­mi­li­ären Ver­hält­nis­se und der Zu­mut­bar­keit ei­ner Rück­kehr in den Her­kunfts­staat ver­tieft ge­prüft.

254 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

255 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 der V vom 12. Dez. 2008 über die An­pas­sung ge­setz­li­cher Be­stim­mun­gen in­fol­ge Über­füh­rung der nach­rich­ten­dienst­li­chen Tei­le des Diens­tes für Ana­ly­se und Prä­ven­ti­on zum VBS, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 6261).

256 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 85 Ausgestaltung der vorläufigen Aufnahme  

1 Der Aus­weis für vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen (Art. 41 Abs. 2) wird vom Auf­ent­halts­kan­ton zur Kon­trol­le für höchs­tens zwölf Mo­na­te aus­ge­stellt und un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 84 ver­län­gert.

2 Für die Ver­tei­lung der vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Per­so­nen ist Ar­ti­kel 27 AsylG257 sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

3 Das Ge­such um einen Kan­tons­wech­sel ist von den vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Per­so­nen beim SEM ein­zu­rei­chen. Die­ses ent­schei­det un­ter Vor­be­halt von Ab­satz 4 über den Kan­tons­wech­sel nach An­hö­rung der be­trof­fe­nen Kan­to­ne end­gül­tig.

4 Der Ent­scheid über den Kan­tons­wech­sel kann nur mit der Be­grün­dung an­ge­foch­ten wer­den, er ver­let­ze den Grund­satz der Ein­heit der Fa­mi­lie.

5 Die vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Per­so­nen kön­nen ih­ren Wohn­ort im Ge­biet des bis­he­ri­gen oder des zu­ge­wie­se­nen Kan­tons frei wäh­len. Die kan­to­na­len Be­hör­den kön­nen vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen, die nicht als Flücht­lin­ge an­er­kannt wur­den und So­zi­al­hil­fe be­zie­hen, in­ner­halb des Kan­tons ei­nem Wohn­ort oder ei­ner Un­ter­kunft zu­wei­sen.258

6259

7 Ehe­gat­ten und le­di­ge Kin­der un­ter 18 Jah­ren von vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Per­so­nen und vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Flücht­lin­gen kön­nen frü­he­s­tens drei Jah­re nach An­ord­nung der vor­läu­fi­gen Auf­nah­me nach­ge­zo­gen und in die­se ein­ge­schlos­sen wer­den, wenn:

a.
sie mit die­sen zu­sam­men­woh­nen;
b.
ei­ne be­darfs­ge­rech­te Woh­nung vor­han­den ist; und
c.
die Fa­mi­lie nicht auf So­zi­al­hil­fe an­ge­wie­sen ist;
d.260
sie sich in der am Wohn­ort ge­spro­che­nen Lan­des­s­pra­che ver­stän­di­gen kön­nen; und
e.261
die nach­zie­hen­de Per­son kei­ne jähr­li­chen Er­gän­zungs­leis­tun­gen nach dem ELG262 be­zieht oder we­gen des Fa­mi­li­ennach­zugs be­zie­hen könn­te.

7bis Für die Er­tei­lung der vor­läu­fi­gen Auf­nah­me ist an­stel­le der Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 7 Buch­sta­be d die An­mel­dung zu ei­nem Sprach­för­de­rungs­an­ge­bot aus­rei­chend.263

7ter Bei le­di­gen Kin­dern un­ter 18 Jah­ren fin­det die Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 7 Buch­sta­be d kei­ne An­wen­dung. Von die­ser Vor­aus­set­zung kann zu­dem ab­ge­wi­chen wer­den, wenn wich­ti­ge Grün­de nach Ar­ti­kel 49a Ab­satz 2 vor­lie­gen.264

8 Hat das SEM bei der Prü­fung des Nach­zugs nach Ab­satz 7 An­halts­punk­te da­für, dass ein Un­gül­tig­keits­grund nach Ar­ti­kel 105 Zif­fer 5 oder 6 ZGB265 vor­liegt, so mel­det es dies der nach Ar­ti­kel 106 ZGB zu­stän­di­gen Be­hör­de. Das Ge­such um Nach­zug wird bis zur Ent­schei­dung die­ser Be­hör­de sis­tiert. Er­hebt die Be­hör­de Kla­ge, so wird das Ge­such bis zum Vor­lie­gen des rechts­kräf­ti­gen Ur­teils sis­tiert.266

257 SR 142.31

258 Zwei­ter Satz ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

259 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

260 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

261 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

262 SR 831.30

263 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

264 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

265 SR 210

266 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs‑ hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

Art. 85a Erwerbstätigkeit 267  

1 Vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen kön­nen in der gan­zen Schweiz ei­ne Er­werbs­tä­tig­keit aus­üben, wenn die orts-, be­rufs- und bran­chen­üb­li­chen Lohn- und Ar­beits­be­din­gun­gen ein­ge­hal­ten wer­den (Art. 22).

2 Die Auf­nah­me und die Be­en­di­gung der Er­werbs­tä­tig­keit so­wie ein Stel­len­wech­sel müs­sen vom Ar­beit­ge­ber vor­gän­gig der vom Kan­ton be­zeich­ne­ten, für den Ar­beit­s­ort zu­stän­di­gen Be­hör­de ge­mel­det wer­den. Die Mel­dung muss ins­be­son­de­re fol­gen­de An­ga­ben ent­hal­ten:

a.
die Iden­ti­tät und den Lohn der er­werbs­tä­ti­gen Per­son;
b.
die aus­ge­üb­te Tä­tig­keit;
c.
den Ar­beit­s­ort.

3 Der Ar­beit­ge­ber muss der Mel­dung ei­ne Er­klä­rung bei­le­gen, dass er die orts-, be­rufs- und bran­chen­üb­li­chen Lohn- und Ar­beits­be­din­gun­gen kennt und sich ver­pflich­tet, sie ein­zu­hal­ten.

4 Die Be­hör­de nach Ab­satz 2 über­mit­telt den Kon­troll­or­ga­nen, die für die Über­prü­fung der Ein­hal­tung der Lohn- und Ar­beits­be­din­gun­gen zu­stän­dig sind, un­ver­züg­lich ei­ne Ko­pie der Mel­dung.

5 Der Bun­des­rat be­zeich­net die zu­stän­di­gen Kon­troll­or­ga­ne.

6 Er re­gelt das Mel­de­ver­fah­ren.

267 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 86 Sozialhilfe und Krankenversicherung  

1 Die Kan­to­ne re­geln die Fest­set­zung und die Aus­rich­tung der So­zi­al­hil­fe und der Not­hil­fe für vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen. Die Ar­ti­kel 80a–84 AsylG268 für Asyl­su­chen­de sind an­wend­bar. Die Un­ter­stüt­zung für vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen ist in der Re­gel in Form von Sach­leis­tun­gen aus­zu­rich­ten. Der An­satz für die Un­ter­stüt­zung liegt un­ter dem An­satz für die ein­hei­mi­sche Be­völ­ke­rung.269

1bis Für die fol­gen­den Per­so­nen gel­ten be­züg­lich So­zi­al­hil­fes­tan­dards die glei­chen Be­stim­mun­gen wie für Flücht­lin­ge, de­nen die Schweiz Asyl ge­währt hat:

a.
vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Flücht­lin­ge;
b.270
Flücht­lin­ge, die mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB271 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG272 oder mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Aus­wei­sung nach Ar­ti­kel 68 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes be­legt sind;
c.
staa­ten­lo­se Per­so­nen nach Ar­ti­kel 31 Ab­sät­ze 1 und 2; und
d.273
staa­ten­lo­se Per­so­nen, die mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG oder mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Aus­wei­sung nach Ar­ti­kel 68 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes be­legt sind.

2 Be­züg­lich ob­li­ga­to­ri­scher Kran­ken­ver­si­che­rung für vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen sind die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen für Asyl­su­chen­de nach dem AsylG und dem Bun­des­ge­setz vom 18. März 1994274 über die Kran­ken­ver­si­che­rung an­wend­bar.

268 SR 142.31

269 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

270 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

271 SR 311.0

272 SR 321.0

273 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

274 SR 832.10

Art. 87 Bundesbeiträge  

1 Der Bund zahlt den Kan­to­nen für:

a.275
je­de vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­son ei­ne Pau­scha­le nach den Ar­ti­keln 88 Ab­sät­ze 1 und 2 und 89 des AsylG276;
b.277
je­den vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Flücht­ling und je­de staa­ten­lo­se Per­son nach Ar­ti­kel 31 Ab­satz 2 ei­ne Pau­scha­le nach den Ar­ti­keln 88 Ab­satz 3 und 89 AsylG;
c.278
Per­so­nen, de­ren vor­läu­fi­ge Auf­nah­me rechts­kräf­tig auf­ge­ho­ben wur­de, die Pau­scha­le nach Ar­ti­kel 88 Ab­satz 4 AsylG, so­fern die­se nicht be­reits in ei­nem frü­he­ren Zeit­punkt aus­ge­rich­tet wor­den ist;
d.279
je­de staa­ten­lo­se Per­son nach Ar­ti­kel 31 Ab­satz 1 und je­de staa­ten­lo­se Per­son, die mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB280 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG281 oder mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Aus­wei­sung nach Ar­ti­kel 68 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes be­legt ist, ei­ne Pau­scha­le nach den Ar­ti­keln 88 Ab­satz 3 und 89 AsylG.

2 Die Über­nah­me der Aus­rei­se­kos­ten und die Aus­rich­tung von Rück­kehr­hil­fe rich­ten sich nach den Ar­ti­keln 92 und 93 AsylG.

3 Die Pau­scha­len nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben a und b wer­den wäh­rend längs­tens sie­ben Jah­ren nach der Ein­rei­se aus­ge­rich­tet.282

4 Die Pau­scha­le nach Ab­satz 1 Buch­sta­be d wird wäh­rend längs­tens fünf Jah­ren nach der An­er­ken­nung der Staa­ten­lo­sig­keit aus­ge­rich­tet.283

275 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

276 SR 142.31

277 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3101, 2017 6171; BBl 2014 7991).

278 Ein­ge­fügt durch Ziff. IV 2 des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 3709).

279 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015 (AS 2016 3101, 2017 6171; BBl 2014 7991). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

280 SR 311.0

281 SR 321.0

282 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3101, 2017 6171; BBl 2014 7991).

283 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3101, 2017 6171; BBl 2014 7991).

Art. 88 Sonderabgabe auf Vermögenswerten 284  

1 Vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen un­ter­lie­gen der Son­der­ab­ga­be auf Ver­mö­gens­wer­ten nach Ar­ti­kel 86 AsylG285. Die Be­stim­mun­gen des 5. Ka­pi­tels 2. Ab­schnitts und des 10. Ka­pi­tels des AsylG so­wie Ar­ti­kel 112aAsylG sind an­wend­bar.

2 Die Pflicht zur Son­der­ab­ga­be be­steht längs­tens zehn Jah­re seit der Ein­rei­se.

284 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 6521; BBl 2013 2397, 2016 2821).

285 SR 142.31

Art. 88a Eingetragene Partnerschaft 286  

Die Be­stim­mun­gen die­ses Ka­pi­tels über aus­län­di­sche Ehe­gat­ten gel­ten für die ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft gleich­ge­schlecht­li­cher Paa­re sinn­ge­mä­ss.

286 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs‑ hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

12. Kapitel: Pflichten

1. Abschnitt: Pflichten der Ausländerinnen und Ausländer, der Arbeitgeber und der Dienstleistungsempfänger

Art. 89 Besitz eines gültigen Ausweispapiers  

Die Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der müs­sen wäh­rend ih­res Auf­ent­hal­tes in der Schweiz im Be­sitz ei­nes gül­ti­gen, nach Ar­ti­kel 13 Ab­satz 1 an­er­kann­ten Aus­weis­pa­piers sein.

Art. 90 Mitwirkungspflicht  

Die Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der so­wie an Ver­fah­ren nach die­sem Ge­setz be­tei­lig­te Drit­te sind ver­pflich­tet, an der Fest­stel­lung des für die An­wen­dung die­ses Ge­set­zes mass­ge­ben­den Sach­ver­halts mit­zu­wir­ken. Sie müs­sen ins­be­son­de­re:

a.
zu­tref­fen­de und voll­stän­di­ge An­ga­ben über die für die Re­ge­lung des Auf­ent­halts we­sent­li­chen Tat­sa­chen ma­chen;
b.
die er­for­der­li­chen Be­weis­mit­tel un­ver­züg­lich ein­rei­chen oder sich dar­um be­mü­hen, sie in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist zu be­schaf­fen;
c.
Aus­weis­pa­pie­re (Art. 89) be­schaf­fen oder bei de­ren Be­schaf­fung durch die Be­hör­den mit­wir­ken.
Art. 91 Sorgfaltspflicht von Arbeitgebern und Dienstleistungsempfängern  

1 Der Ar­beit­ge­ber hat sich vor dem Stel­len­an­tritt der Aus­län­de­rin oder des Aus­län­ders durch Ein­sicht in den Aus­weis oder durch Nach­fra­ge bei den zu­stän­di­gen Be­hör­den zu ver­ge­wis­sern, dass die Be­rech­ti­gung zur Er­werbs­tä­tig­keit in der Schweiz be­steht.

2 Wer ei­ne grenz­über­schrei­ten­de Dienst­leis­tung in An­spruch nimmt, hat sich durch Ein­sicht in den Aus­weis oder durch Nach­fra­ge bei den zu­stän­di­gen Be­hör­den zu ver­ge­wis­sern, dass die Per­son, wel­che die Dienst­leis­tung er­bringt, zur Aus­übung der Er­werbs­tä­tig­keit in der Schweiz be­rech­tigt ist.

2. Abschnitt: Pflichten der Transportunternehmen 287

287 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 13. Juni 2008 (Ergänzungen im Rahmen der Umsetzung der Schengen- und Dublin-Assoziierungsabkommen), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

Art. 92 Sorgfaltspflicht 288  

1 Die Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men müs­sen al­le ih­nen zu­mut­ba­ren Vor­keh­ren tref­fen, da­mit sie nur Per­so­nen be­för­dern, die über die für die Ein­rei­se in den Schen­gen-Raum oder für die Durch­rei­se durch die in­ter­na­tio­na­len Tran­sit­zo­nen der Flug­hä­fen er­for­der­li­chen Rei­se­do­ku­men­te, Vi­sa und Auf­ent­halts­ti­tel ver­fü­gen.

2 Der Bun­des­rat re­gelt den Um­fang der Sorg­falts­pflicht.

288 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

Art. 93 Betreuungspflicht und Deckung der Kosten 289  

1 Die Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men müs­sen auf Ver­lan­gen der zu­stän­di­gen Be­hör­den des Bun­des oder der Kan­to­ne die von ih­nen be­för­der­ten Per­so­nen, de­nen die Ein­rei­se in den Schen­gen-Raum ver­wei­gert wird, un­ver­züg­lich be­treu­en.290

2 Die Be­treu­ungs­pflicht um­fasst:

a.
die un­ver­züg­li­che Be­för­de­rung der be­trof­fe­nen Per­son von der Schweiz in den Her­kunfts­staat, den Staat, der die Rei­se­do­ku­men­te aus­ge­stellt hat, oder einen an­de­ren Staat, in dem ih­re Auf­nah­me ge­währ­leis­tet ist;
b.
die Über­nah­me der un­ge­deck­ten Kos­ten für die not­wen­di­ge Be­glei­tung so­wie der üb­li­chen Le­bens­hal­tungs- und Be­treu­ungs­kos­ten bis zur Aus­rei­se oder bis zur Ein­rei­se in die Schweiz.

3 Kann ein Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men nicht nach­wei­sen, dass es sei­ner Sorg­falts­pflicht nach­ge­kom­men ist, so muss es zu­sätz­lich über­neh­men:291

a.
die un­ge­deck­ten Le­bens­hal­tungs- und Be­treu­ungs­kos­ten, die von Be­hör­den des Bun­des oder der Kan­to­ne ge­tra­gen wur­den, bis zu ei­nem Auf­ent­halt von sechs Mo­na­ten, ein­sch­liess­lich der Kos­ten für die aus­län­der­recht­li­che Haft;
b.
die Kos­ten für die Be­glei­tung;
c.
die Aus­schaf­fungs­kos­ten.

4 Ab­satz 3 fin­det kei­ne An­wen­dung, wenn der be­för­der­ten Per­son die Ein­rei­se in die Schweiz nach Ar­ti­kel 22 AsylG292 be­wil­ligt wur­de. Der Bun­des­rat kann wei­te­re Aus­nah­men vor­se­hen, ins­be­son­de­re für Aus­nah­me­si­tua­tio­nen wie Krieg oder Na­tur­ka­ta­stro­phen.293

5 Der Bun­des­rat kann auf der Grund­la­ge der vor­aus­sicht­li­chen Auf­wen­dun­gen ei­ne Pau­scha­le fest­le­gen.

6 Es kön­nen Si­cher­hei­ten ver­langt wer­den.

289 Fas­sung ge­mä­ss Art. 127 hier­nach, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5405Art. 2 Bst. a).

290 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

291 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

292 SR 142.31

293 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

Art. 94 Zusammenarbeit mit den Behörden 294  

1 Die Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men ar­bei­ten mit den zu­stän­di­gen Be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne zu­sam­men. Die Mo­da­li­tä­ten der Zu­sam­men­ar­beit sind in der Be­triebs­be­wil­li­gung oder in ei­ner Ver­ein­ba­rung zwi­schen dem SEM und dem Un­ter­neh­men zu re­geln.

2 In der Be­triebs­be­wil­li­gung oder der Ver­ein­ba­rung kann zu­sätz­lich ins­be­son­de­re Fol­gen­des fest­ge­legt wer­den:

a.
be­son­de­re Mass­nah­men des Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­mens zur Ein­hal­tung der Sorg­falts­pflicht nach Ar­ti­kel 92;
b.
die Ein­füh­rung von Pau­scha­len an­stel­le der Le­bens­hal­tungs- und Be­treu­ungs­kos­ten nach Ar­ti­kel 93.

3 Wer­den be­son­de­re Mass­nah­men nach Ab­satz 2 Buch­sta­be a fest­ge­legt, so kann in der Be­triebs­be­wil­li­gung oder in der Ver­ein­ba­rung vor­ge­se­hen wer­den, dass ein all­fäl­li­ger Be­trag, den ein Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men nach Ar­ti­kel 122a Ab­satz 1 be­zah­len muss, um ma­xi­mal die Hälf­te re­du­ziert wird.

294 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

Art. 95 Weitere Transportunternehmen 295  

Der Bun­des­rat kann wei­te­re kom­mer­zi­el­le Trans­port­un­ter­neh­men den Ar­ti­keln 92–94, 122a und 122c un­ter­stel­len, wenn schwei­ze­ri­sche Lan­des­gren­zen zu ei­ner Schen­gen-Aus­sen­gren­ze wer­den. Er be­rück­sich­tigt da­bei die Vor­ga­ben von Ar­ti­kel 26 des Über­ein­kom­mens vom 19. Ju­ni 1990296 zur Durch­füh­rung des Über­ein­kom­mens von Schen­gen (SDÜ).

295 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

296 Über­ein­kom­men vom 19. Ju­ni 1990 zur Durch­füh­rung des Über­ein­kom­mens von Schen­gen vom 14. Ju­ni 1985 zwi­schen den Re­gie­run­gen der Staa­ten der Be­ne­lux-Wirt­schafts­uni­on, der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und der Fran­zö­si­schen Re­pu­blik be­tref­fend den schritt­wei­sen Ab­bau der Kon­trol­len an den ge­mein­sa­men Gren­zen, ABl. L 239 vom 22.9.2000, S. 19.

3. Abschnitt: Pflichten der Flughafenbetreiber297

297 Eingefügt durch Anhang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Febr. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325). Siehe auch die UeB dieser Änd. am Schluss dieses Textes.

Art. 95a Bereitstellung von Unterkünften durch den Flughafenbetreiber  

Der Flug­ha­fen­be­trei­ber ist ver­pflich­tet, für Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, de­nen die Ein- oder Wei­ter­rei­se am Flug­ha­fen ver­wei­gert wur­de, auf dem Flug­ha­fen­ge­län­de ge­eig­ne­te und kos­ten­güns­ti­ge Un­ter­künf­te bis zum Voll­zug der Weg­wei­sung oder bis zur Ein­rei­se be­reit­zu­stel­len.

13. Kapitel: Aufgaben und Zuständigkeiten der Behörden

Art. 96 Ermessensausübung  

1 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den be­rück­sich­ti­gen bei der Er­mes­sens­aus­übung die öf­fent­li­chen In­ter­es­sen und die per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se so­wie die In­te­gra­ti­on der Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der.298

2 Ist ei­ne Mass­nah­me be­grün­det, aber den Um­stän­den nicht an­ge­mes­sen, so kann die be­trof­fe­ne Per­son un­ter An­dro­hung die­ser Mass­nah­me ver­warnt wer­den.

298 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 97 Amtshilfe und Datenbekanntgabe 299  

1 Die mit dem Voll­zug die­ses Ge­set­zes be­trau­ten Be­hör­den un­ter­stüt­zen sich ge­gen­sei­tig in der Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben. Sie er­tei­len die be­nö­tig­ten Aus­künf­te und ge­wäh­ren auf Ver­lan­gen Ein­sicht in amt­li­che Ak­ten.

2 An­de­re Be­hör­den des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den sind ver­pflich­tet, die für den Voll­zug die­ses Ge­set­zes not­wen­di­gen Da­ten und In­for­ma­tio­nen auf Ver­lan­gen den Be­hör­den nach Ab­satz 1 be­kannt zu ge­ben.

3 Der Bun­des­rat be­stimmt, wel­che Da­ten den Be­hör­den nach Ab­satz 1 ge­mel­det wer­den müs­sen bei:

a.
der Er­öff­nung von Stra­fun­ter­su­chun­gen;
b.
zi­vil- und straf­recht­li­chen Ur­tei­len;
c.
Än­de­run­gen im Zu­sam­men­hang mit dem Zi­vil­stand so­wie bei ei­ner Ver­wei­ge­rung der Ehe­schlies­sung;
d.
dem Be­zug von So­zi­al­hil­fe;
dbis.300
dem Be­zug von Ar­beits­lo­sen­ent­schä­di­gung;
dter.301
dem Be­zug von Er­gän­zungs­leis­tun­gen nach dem ELG302;
dqua­ter.303
Dis­zi­plin­ar­mass­nah­men von Schul­be­hör­den;
dquin­quies.304
Mass­nah­men von Kin­des- und Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­den;
e.305
an­de­ren Ent­schei­den, die auf einen be­son­de­ren In­te­gra­ti­ons­be­darf nach den Kri­te­ri­en ge­mä­ss Ar­ti­kel 58a hin­deu­ten;
f.306

4 Er­hält ei­ne Be­hör­de nach Ab­satz 1 in An­wen­dung von Ar­ti­kel 26a ELG Da­ten über den Be­zug ei­ner Er­gän­zungs­leis­tung, so mel­det sie dem für die Fest­set­zung und die Aus­zah­lung der Er­gän­zungs­leis­tung zu­stän­di­gen Or­gan un­auf­ge­for­dert die mög­li­che Nicht­ver­län­ge­rung oder den mög­li­chen Wi­der­ruf der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung.307

299 Für Da­ten im Zu­sam­men­hang mit Schwarz­ar­beit gel­ten die Art. 11 und 12des BG vom 17. Ju­ni 2005 ge­gen die Schwarz­ar­beit (SR 822.41).

300 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

301 Ein­ge­fügt durch Ziff. III 1 des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

302 SR 831.30

303 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

304 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

305 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012 (AS 2013 4375; BBl 2010 4455, 2011 7325). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

306 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men (AS 2018 733; BBl 2016 3007). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. III 1 des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

307 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).

Art. 98 Aufgabenverteilung  

1 Das SEM ist für al­le Auf­ga­ben zu­stän­dig, die nicht aus­drück­lich an­de­ren Bun­des­be­hör­den oder den kan­to­na­len Be­hör­den vor­be­hal­ten sind.

2 Der Bun­des­rat re­gelt die Ein- und Aus­rei­se, die Zu­las­sung so­wie den Auf­ent­halt der Per­so­nen, die nach Ar­ti­kel 2 Ab­satz 2 des Gast­staat­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007308 mit Vor­rech­ten, Im­mu­ni­tä­ten und Er­leich­te­run­gen be­güns­tigt sind.309

3 Die Kan­to­ne be­zeich­nen die Be­hör­den, wel­che für die ih­nen über­tra­ge­nen Auf­ga­ben zu­stän­dig sind.

308 SR 192.12

309 Fas­sung ge­mä­ss Art. 35 des Gast­staat­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 6637; BBl 2006 8017).

Art. 98a Anwendung von polizeilichem Zwang und polizeilichen Massnahmen durch die Vollzugsbehörden 310  

Das mit dem Voll­zug die­ses Ge­set­zes be­auf­trag­te Per­so­nal darf zur Er­fül­lung sei­nes Auf­trags und, so­weit die zu schüt­zen­den Rechts­gü­ter es recht­fer­ti­gen, po­li­zei­li­chen Zwang und po­li­zei­li­che Mass­nah­men an­wen­den. Das Zwangs­an­wen­dungs­ge­setz vom 20. März 2008311 ist an­wend­bar.

310 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des Zwangs­an­wen­dungs­ge­set­zes vom 20. März 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5463; BBl 2006 2489).

311 SR 364

Art. 98b Übertragung von Aufgaben im Visumverfahren an Dritte 312  

1 Das EDA kann im Ein­ver­neh­men mit dem SEM Drit­te er­mäch­ti­gen, fol­gen­de Auf­ga­ben im Rah­men des Vi­sum­ver­fah­rens zu er­fül­len:

a.
die Ver­ein­ba­rung von Ter­mi­nen im Hin­blick auf die Vi­su­mer­tei­lung;
b.
den Emp­fang von Do­ku­men­ten (Vi­sum­ge­suchs­for­mu­lar, Pass, Be­le­ge);
c.
die Er­he­bung von Ge­büh­ren;
d.
das Er­fas­sen bio­me­tri­scher Da­ten im Rah­men des zen­tra­len Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tems;
e.
die Rück­sen­dung des Pas­ses an die In­ha­be­rin oder den In­ha­ber am En­de des Ver­fah­rens.

2 Das EDA und das SEM sor­gen da­für, dass die Vor­schrif­ten über Da­ten­schutz und ‑si­cher­heit von den be­auf­trag­ten Drit­ten ein­ge­hal­ten wer­den.

3 Der Bun­des­rat be­stimmt, un­ter wel­chen Be­din­gun­gen Drit­te mit den Auf­ga­ben nach Ab­satz 1 be­auf­tragt wer­den kön­nen.

312 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche be­tref­fend das Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tem), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 20635761; BBl 2009 4245).

Art. 98c Zusammenarbeit und Koordination mit fedpol 313  

1 Das SEM ar­bei­tet im Rah­men sei­ner ge­setz­li­chen Auf­ga­ben bei der Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung mit fed­pol zu­sam­men.

2 Es ko­or­di­niert die Mass­nah­men in sei­nem Zu­stän­dig­keits­be­reich mit den vor­beu­gen­den po­li­zei­li­chen und ad­mi­nis­tra­ti­ven Mass­nah­men von fed­pol.

313 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

Art. 98d Sicherheitsaufgaben der Migrationsbehörden 314  

Das SEM und die kan­to­na­len Be­hör­den, wel­che für den Voll­zug die­ses Ge­set­zes zu­stän­dig sind, prü­fen im Rah­men ih­rer Auf­ga­ben und Zu­stän­dig­kei­ten, ob Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der ei­ne Ge­fahr für die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit oder die in­ter­na­tio­na­len Be­zie­hun­gen der Schweiz dar­stel­len. Bei Aus­schrei­bun­gen im Po­li­zei­be­reich wird fed­pol in­for­miert. Bei Be­darf kön­nen wei­te­re be­trof­fe­ne kan­to­na­le Be­hör­den in­for­miert wer­den.

314 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. 1 des BB vom 18. Dez. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems (SIS), in Kraft seit 22. Nov. 2022 (AS 2021 365; 2022 636; BBl 2020 3465).

Art. 99 Zustimmungsverfahren 315  

1 Der Bun­des­rat legt fest, in wel­chen Fäl­len dem SEM Kurz­auf­ent­halts-, Auf­ent­halts- und Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gun­gen so­wie kan­to­na­le ar­beits­markt­li­che Vor­ent­schei­de zur Zu­stim­mung zu un­ter­brei­ten sind.

2 Das SEM kann die Zu­stim­mung zum Ent­scheid ei­ner kan­to­na­len Ver­wal­tungs­be­hör­de oder ei­ner kan­to­na­len Be­schwer­de­in­stanz ver­wei­gern oder die­sen Ent­scheid be­fris­ten oder an Be­din­gun­gen und Auf­la­gen knüp­fen.

315 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

Art. 100 Internationale Verträge 316  

1 Der Bun­des­rat för­dert bi­la­te­ra­le und mul­ti­la­te­ra­le Mi­gra­ti­ons­part­ner­schaf­ten mit an­de­ren Staa­ten. Er kann Ab­kom­men ab­sch­lies­sen, um die Zu­sam­men­ar­beit im Mi­gra­ti­ons­be­reich zu stär­ken so­wie die il­le­ga­le Mi­gra­ti­on und de­ren ne­ga­ti­ve Fol­gen zu min­dern.

2 Der Bun­des­rat kann mit aus­län­di­schen Staa­ten oder in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen Ab­kom­men ab­sch­lies­sen über:317

a.
die Vi­sumpf­licht und die Durch­füh­rung der Grenz­kon­trol­le;
b.
die Rück­über­nah­me und den Tran­sit von Per­so­nen mit un­be­fug­tem Auf­ent­halt in der Schweiz;
c.
die po­li­zei­lich be­glei­te­te Durch­be­för­de­rung von Per­so­nen im Rah­men von Rück­über­nah­me- und Tran­sit­ver­ein­ba­run­gen ein­sch­liess­lich der Rechts­stel­lung von Be­gleit­per­so­nen der Ver­trags­par­tei­en;
d.
die Frist bis zur Er­tei­lung der Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung;
e.
die be­ruf­li­che Aus- und Wei­ter­bil­dung;
f.
die An­wer­bung von Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern;
g.
grenz­über­schrei­ten­de Dienst­leis­tun­gen;
h.
die Rechts­stel­lung von Per­so­nen nach Ar­ti­kel 98 Ab­satz 2.

3 Bei Rück­über­nah­me- und Tran­si­t­ab­kom­men kann er im Rah­men sei­ner Zu­stän­dig­kei­ten Leis­tun­gen und Vor­tei­le ge­wäh­ren oder vor­ent­hal­ten. Er be­rück­sich­tigt da­bei die völ­ker­recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen so­wie die Ge­samt­heit der Be­zie­hun­gen der Schweiz zum be­trof­fe­nen Staat.318

4 Die zu­stän­di­gen De­par­te­men­te kön­nen mit aus­län­di­schen Be­hör­den oder in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen Ver­ein­ba­run­gen über die tech­ni­sche Durch­füh­rung von Ab­kom­men nach Ab­satz 2 tref­fen.319

5 Bis zum Ab­schluss ei­nes Rück­über­nah­me­ab­kom­mens im Sin­ne von Ab­satz 2 Buch­sta­be b kann das EJPD mit den zu­stän­di­gen aus­län­di­schen Be­hör­den und im Ein­ver­neh­men mit dem EDA Ver­ein­ba­run­gen ab­sch­lies­sen, in de­nen or­ga­ni­sa­to­ri­sche Fra­gen im Zu­sam­men­hang mit der Rück­kehr von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern in ih­ren Hei­mat­staat so­wie mit der Rück­kehr­hil­fe und der Wie­der­ein­glie­de­rung ge­re­gelt wer­den.320

316 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

317 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

318 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

319 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

320 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men) (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 15. Dez. 2017 (Über­nah­me der Ver­ord­nung [EU] 2016/1624 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che), in Kraft seit 15. Sept. 2018 (AS 2018 3161; BBl 2017 4155).

Art. 100a Einsatz von Dokumentenberaterinnen und Dokumentenberatern 321  

1 Zur Be­kämp­fung der il­le­ga­len Mi­gra­ti­on kön­nen Do­ku­men­ten­be­ra­te­rin­nen und Do­ku­men­ten­be­ra­ter ein­ge­setzt wer­den.

2 Do­ku­men­ten­be­ra­te­rin­nen und Do­ku­men­ten­be­ra­ter un­ter­stüt­zen ins­be­son­de­re die für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­gen Be­hör­den, die Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men und die Aus­land­ver­tre­tun­gen bei der Do­ku­men­ten­kon­trol­le. Sie sind aus­sch­liess­lich be­ra­tend tä­tig und üben kei­ne ho­heit­li­che Funk­ti­on aus.

3 Der Bun­des­rat kann mit aus­län­di­schen Staa­ten Ver­ein­ba­run­gen über den Ein­satz von Do­ku­men­ten­be­ra­te­rin­nen und Do­ku­men­ten­be­ra­tern ab­sch­lies­sen.

321 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Au­to­ma­ti­sier­te Grenz­kon­trol­le, Do­ku­men­ten­be­ra­te­rin­nen und Do­ku­men­ten­be­ra­ter, In­for­ma­ti­ons­sys­tem MI­DES), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5755; BBl 2009 8881).

Art. 100b Eidgenössische Migrationskommission 322323  

1 Der Bun­des­rat setzt ei­ne aus Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern so­wie Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zern be­ste­hen­de be­ra­ten­de Kom­mis­si­on ein.

2 Die Kom­mis­si­on be­fasst sich mit so­zia­len, wirt­schaft­li­chen, kul­tu­rel­len, po­li­ti­schen, de­mo­gra­fi­schen und recht­li­chen Fra­gen, die sich aus der Ein­rei­se, dem Auf­ent­halt und der Rück­kehr al­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, ein­sch­liess­lich von Per­so­nen aus dem Asyl­be­reich, er­ge­ben.

3 Sie ar­bei­tet mit den zu­stän­di­gen Be­hör­den des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den so­wie mit den in der Mi­gra­ti­on tä­ti­gen Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen zu­sam­men; da­zu ge­hö­ren na­ment­lich die im Be­reich der In­te­gra­ti­on tä­ti­gen kan­to­na­len und kom­mu­na­len Aus­län­der­kom­mis­sio­nen. Sie be­tei­ligt sich am in­ter­na­tio­na­len Mei­nungs- und Er­fah­rungs­aus­tausch.

4 Die Kom­mis­si­on kann bei Grund­satz­fra­gen der In­te­gra­ti­ons­för­de­rung an­ge­hört wer­den. Sie ist be­rech­tigt, für die Durch­füh­rung von In­te­gra­ti­ons­pro­jek­ten von na­tio­na­ler Be­deu­tung beim SEM fi­nan­zi­el­le Bei­trä­ge zu be­an­tra­gen.

5 Der Bun­des­rat kann der Kom­mis­si­on wei­te­re Auf­ga­ben zu­wei­sen.

322 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

323 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 20 Abs. 2 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 7. Okt. 2015 (AS 20044937) an­ge­passt.

14. Kapitel: Datenbearbeitung und Datenschutz 324

324 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Verfahrensregelungen und Informationssysteme), in Kraft seit 1. Juni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

1. Abschnitt: Allgemeines 325

325 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Verfahrensregelungen und Informationssysteme), in Kraft seit 1. Juni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

Art. 101 Bearbeitung von Personendaten 326  

Das SEM, die zu­stän­di­gen Aus­län­der­be­hör­den der Kan­to­ne und, in sei­nem Zu­stän­dig­keits­be­reich, das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt kön­nen Per­so­nen­da­ten, ein­sch­liess­lich be­son­ders schüt­zens­wer­ter Per­so­nen­da­ten, von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern so­wie von an Ver­fah­ren nach die­sem Ge­setz be­tei­lig­ten Drit­ten be­ar­bei­ten oder be­ar­bei­ten las­sen, so­weit sie die­se Da­ten zur Er­fül­lung ih­rer ge­setz­li­chen Auf­ga­ben be­nö­ti­gen.

326 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 4 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

Art. 102 Datenerhebung zur Identifikation und zur Altersbestimmung 327  

1 Bei der Prü­fung der Ein­rei­se­vor­aus­set­zun­gen so­wie bei aus­län­der­recht­li­chen Ver­fah­ren kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de bio­me­tri­sche Da­ten von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern in Ein­zel­fäl­len zu Iden­ti­fi­ka­ti­ons­zwe­cken er­fas­sen und spei­chern. Bei be­stimm­ten Per­so­nen­ka­te­go­ri­en kön­nen die Er­fas­sung und die Spei­che­rung sys­te­ma­tisch er­fol­gen.328

1bis Be­ste­hen Hin­wei­se, dass ei­ne an­geb­lich min­der­jäh­ri­ge aus­län­di­sche Per­son das Mün­dig­keits­al­ter be­reits er­reicht hat, so kön­nen die zu­stän­di­gen Be­hör­den ein Al­ters­gut­ach­ten ver­an­las­sen.329

2 Der Bun­des­rat legt fest, wel­che Per­so­nen­ka­te­go­ri­en sys­te­ma­tisch er­fasst wer­den und wel­che bio­me­tri­schen Da­ten nach Ab­satz 1 zu er­fas­sen sind, und re­gelt den Zu­griff.330

327 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

328 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. April 2020 (AS 2019 1413, 2020 881; BBl 2018 1685).

329 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

330 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. April 2020 (AS 2019 1413, 2020 881; BBl 2018 1685).

Art. 102a Biometrische Daten für Ausweise 331  

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann die für die Aus­stel­lung der Aus­län­der­aus­wei­se er­for­der­li­chen bio­me­tri­schen Da­ten spei­chern und auf­be­wah­ren.

2 Die Er­fas­sung der bio­me­tri­schen Da­ten und die Wei­ter­lei­tung der Aus­weis­da­ten an die aus­fer­ti­gen­de Stel­le kön­nen ganz oder teil­wei­se Drit­ten über­tra­gen wer­den.332

3 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann bio­me­tri­sche Da­ten, die be­reits im ZE­MIS er­fasst sind, zur Aus­stel­lung oder Er­neue­rung ei­nes Aus­wei­ses be­ar­bei­ten.333

4 Die für die Aus­stel­lung ei­nes Aus­wei­ses er­for­der­li­chen bio­me­tri­schen Da­ten wer­den al­le fünf Jah­re neu er­ho­ben. Der Bun­des­rat kann kür­ze­re Fris­ten für die Er­he­bung fest­le­gen, wenn dies auf­grund der Ent­wick­lung der Ge­sichts­zü­ge der be­tref­fen­den Per­son er­for­der­lich ist.334

331 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. I des BB vom 18. Ju­ni 2010 (Wei­ter­ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands und Ein­füh­rung bio­me­tri­scher Da­ten im Aus­län­der­aus­weis), in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 175; BBl 2010 51).

332 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

333 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

334 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

Art. 102b Kontrolle der Identität der Ausweisinhaberinnen oder -inhaber 335  

1 Fol­gen­de Be­hör­den sind be­rech­tigt, die auf dem Chip ge­spei­cher­ten Da­ten zur Über­prü­fung der Iden­ti­tät der In­ha­be­rin oder des In­ha­bers oder zur Über­prü­fung der Echt­heit des Do­ku­ments zu le­sen:

a.
das Grenzwacht­korps;
b.
die kan­to­na­len und kom­mu­na­len Po­li­zei­be­hör­den;
c.
die kan­to­na­len und kom­mu­na­len Mi­gra­ti­ons­be­hör­den.

2 Der Bun­des­rat kann Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, Flug­ha­fen­be­trei­ber und an­de­re Stel­len, die die Iden­ti­tät ei­ner Per­son prü­fen müs­sen, für Per­so­nen­kon­trol­len da­zu er­mäch­ti­gen, die auf dem Da­ten­chip ge­spei­cher­ten Fin­ger­ab­drücke zu le­sen.

335 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. I des BB vom 18. Ju­ni 2010 (Wei­ter­ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands und Ein­füh­rung bio­me­tri­scher Da­ten im Aus­län­der­aus­weis), in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 175; BBl 2010 51).

2. Abschnitt: Passagierdaten, Überwachung und Kontrollen an Flughäfen und Meldepflicht von Luftverkehrsunternehmen 336

336 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Verfahrensregelungen und Informationssysteme), in Kraft seit 1. Juni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

Art. 103 Überwachung der Ankunft am Flughafen  

1 Die An­kunft von Flug­pas­sa­gie­ren kann mit tech­ni­schen Er­ken­nungs­ver­fah­ren über­wacht wer­den. Die für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­gen Be­hör­den (Art. 7 und 9) ver­wen­den die da­bei er­ho­be­nen Da­ten:337

a.
um bei Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern, wel­che die Ein­rei­se­vor­aus­set­zun­gen nicht er­fül­len, das be­nutz­te Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men und den Ab­flugs­ort fest­zu­stel­len;
b.
um bei al­len ein­rei­sen­den Per­so­nen einen Ver­gleich mit den in Fahn­dungs­sys­te­men auf­be­wahr­ten Da­ten durch­zu­füh­ren.

2 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den mel­den dem NDB, wenn sie durch die­se Über­wa­chung ei­ne kon­kre­te Ge­fähr­dung der in­ne­ren oder der äus­se­ren Si­cher­heit fest­stel­len. Sie kön­nen mit der Mel­dung die ent­spre­chen­den Da­ten wei­ter­lei­ten.338

3 Die er­ho­be­nen Da­ten müs­sen in­ner­halb von 30 Ta­gen ge­löscht wer­den. Falls sie für ein hän­gi­ges straf-, asyl- oder aus­län­der­recht­li­ches Ver­fah­ren be­nö­tigt wer­den, kann der Bun­des­rat vor­se­hen, dass be­stimm­te Da­ten län­ger auf­be­wahrt wer­den.

4 Der Bund kann den Stand­ort­kan­to­nen von in­ter­na­tio­na­len Flug­hä­fen Bei­trä­ge an die Kos­ten der Über­wa­chung nach Ab­satz 1 aus­rich­ten.

5 Der Bun­des­rat re­gelt die Spe­zi­fi­ka­tio­nen, de­nen ein Ge­sichts­er­ken­nungs­sys­tem ge­nü­gen muss, so­wie die Ein­zel­hei­ten des Über­wa­chungs­ver­fah­rens und die Wei­ter­ga­be von In­for­ma­tio­nen an den NDB.339

337 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Art. 127 hier­nach, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5405Art. 2 Bst. a).

338 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 der V vom 12. Dez. 2008 über die An­pas­sung ge­setz­li­cher Be­stim­mun­gen in­fol­ge Über­füh­rung der nach­rich­ten­dienst­li­chen Tei­le des Diens­tes für Ana­ly­se und Prä­ven­ti­on zum VBS, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 6261).

339 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 der V vom 12. Dez. 2008 über die An­pas­sung ge­setz­li­cher Be­stim­mun­gen in­fol­ge Über­füh­rung der nach­rich­ten­dienst­li­chen Tei­le des Diens­tes für Ana­ly­se und Prä­ven­ti­on zum VBS, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 6261).

Art. 103a Informationssystem Einreiseverweigerungen 340  

1 Das SEM führt ein in­ter­nes In­for­ma­ti­ons­sys­tem über Ein­rei­se­ver­wei­ge­run­gen nach Ar­ti­kel 65 (INAD-Sys­tem). Es dient zur Um­set­zung von Sank­tio­nie­run­gen bei Sorg­falts­pflicht­ver­let­zun­gen nach Ar­ti­kel 122a so­wie zur Er­stel­lung von Sta­tis­ti­ken.

2 Das Sys­tem ent­hält fol­gen­de Da­ten über Per­so­nen, de­nen die Ein­rei­se in den Schen­gen-Raum ver­wei­gert wur­de:

a.
Na­me, Vor­na­me, Ge­schlecht, Ge­burts­da­tum, Staats­an­ge­hö­rig­keit;
b.
An­ga­ben zum Flug;
c.
An­ga­ben zum Grund der Ein­rei­se­ver­wei­ge­rung;
d.
An­ga­ben zu Ver­fah­ren we­gen Sorg­falts­pflicht­ver­let­zun­gen nach Ar­ti­kel 122a im Zu­sam­men­hang mit der be­tref­fen­den Per­son.

3 Die im Sys­tem er­fass­ten Da­ten wer­den nach zwei Jah­ren an­ony­mi­siert.

4 Beim Grenz­über­tritt kön­nen die auf dem bio­me­tri­schen Pass oder auf der Teil­neh­mer­kar­te ent­hal­te­nen Da­ten mit dem au­to­ma­ti­sier­ten Po­li­zei­fahn­dungs­sys­tem (RI­POL) und dem SIS ab­ge­gli­chen wer­den.341

340 Ur­sprüng­lich: Art. 103b. Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

341 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. 1 des BB vom 18. Dez. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems (SIS), in Kraft seit 22. Nov. 2022 (AS 2021 365; 2022 636; BBl 2020 3465).

Art. 103b Einreise- und Ausreisesystem 342  

1 Das Ein­rei­se- und Aus­rei­se­sys­tem (EES) ent­hält nach Mass­ga­be der Ver­ord­nung (EU) 2017/2226343 die per­sön­li­chen Da­ten der Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen, die für einen Auf­ent­halt von höchs­tens 90 Ta­gen je Zeit­raum von 180 Ta­gen in den Schen­gen-Raum ein­rei­sen oder de­ren Ein­rei­se in den Schen­gen-Raum ver­wei­gert wird.

2 Fol­gen­de Ka­te­go­ri­en von Da­ten wer­den über die na­tio­na­le Schnitt­stel­le an das EES über­mit­telt:

a.
die al­pha­nu­me­ri­schen Da­ten über die be­tref­fen­den Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen so­wie die Da­ten über er­teil­te Vi­sa, falls sol­che aus­ge­stellt wer­den müs­sen;
b.
das Ge­sichts­bild;
c.
den Zeit­punkt der Ein- und Aus­rei­se in den und aus dem Schen­gen-Raum so­wie die Grenz­über­gangs­stel­le und die für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­ge Be­hör­de;
d.
Ein­rei­se­ver­wei­ge­run­gen.

3 Un­ter­ste­hen die Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen nicht der Vi­sumpf­licht, wer­den von der zu­stän­di­gen Be­hör­de zu­sätz­lich zu den Da­ten nach Ab­satz 2 die Fin­ger­ab­drücke die­ser Per­so­nen er­fasst und an das EES über­mit­telt.

342 Ein­ge­fügt durch An­hang des BB vom 21. Ju­ni 2019 (Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen zur Er­rich­tung und Nut­zung des Ein­rei­se- und Aus­rei­se­sys­tems [EES], Ver­ord­nun­gen [EU] 2017/2226 und 2017/2225), in Kraft seit 1. Mai 2022 (AS 2021 732; BBl 2019 175).

343 Ver­ord­nung (EU) 2017/2226 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 30. No­vem­ber 2017 über ein Ein­rei­se-/Aus­rei­se­sys­tem (EES) zur Er­fas­sung der Ein- und Aus­rei­se­da­ten so­wie der Ein­rei­se­ver­wei­ge­rungs­da­ten von Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen an den Aus­sen­gren­zen der Mit­glied­staa­ten und zur Fest­le­gung der Be­din­gun­gen für den Zu­gang zum EES zu Ge­fah­ren­ab­wehr- und Straf­ver­fol­gungs­zwe­cken und zur Än­de­rung des Über­ein­kom­mens zur Durch­füh­rung des Über­ein­kom­mens von Schen­gen so­wie der Ver­ord­nun­gen (EG) Nr. 767/2008 und (EU) Nr. 1077/2011, Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 327 vom 9.12.2017, S. 20.

Art. 103c Erfassung, Abfrage und Bearbeitung der Daten im EES 344  

1 Fol­gen­de Be­hör­den kön­nen Da­ten im EES nach Mass­ga­be der Ver­ord­nung (EU) 2017/2226345 on­li­ne ein­ge­ben und be­ar­bei­ten:

a.
das Grenzwacht­korps und die für die Kon­trol­le der Schen­gen-Aus­sen­gren­zen ver­ant­wort­li­chen kan­to­na­len Po­li­zei­be­hör­den: zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben im Rah­men der Grenz­kon­trol­le;
b.
das SEM, die schwei­ze­ri­schen Ver­tre­tun­gen im Aus­land und die Missio­nen, die für die Vi­sa zu­stän­di­gen kan­to­na­len Mi­gra­ti­ons­be­hör­den und die Ge­mein­de­be­hör­den, auf wel­che die Kan­to­ne die­se Kom­pe­ten­zen über­tra­gen ha­ben: im Rah­men der Auf­he­bung, An­nul­lie­rung oder Ver­län­ge­rung ei­nes Vi­sums oder ei­nes zu­läs­si­gen Auf­ent­halts von höchs­tens 90 Ta­gen je Zeit­raum von 180 Ta­gen;
c.
das Grenzwacht­korps, die kan­to­na­len und kom­mu­na­len Po­li­zei­be­hör­den so­wie die kan­to­na­len und kom­mu­na­len Mi­gra­ti­ons­be­hör­den: zur Prü­fung des recht­mäs­si­gen Auf­ent­halts in der Schweiz so­wie zur Er­stel­lung und Ak­tua­li­sie­rung des EES-Dos­siers.

2 Fol­gen­de Be­hör­den kön­nen die Da­ten des EES on­li­ne ab­fra­gen:

a.
das Grenzwacht­korps und die für die Kon­trol­le der Schen­gen-Aus­sen­gren­zen ver­ant­wort­li­chen kan­to­na­len Po­li­zei­be­hör­den: zur Durch­füh­rung der Kon­trol­len an den Über­gangs­stel­len der Schen­gen-Aus­sen­gren­zen und im Ho­heits­ge­biet der Schweiz;
b.
das SEM, die schwei­ze­ri­schen Ver­tre­tun­gen im Aus­land und die Missio­nen, die für die Vi­sa zu­stän­di­gen kan­to­na­len Mi­gra­ti­ons­be­hör­den und die Ge­mein­de­be­hör­den, auf wel­che die Kan­to­ne die­se Kom­pe­ten­zen über­tra­gen ha­ben, das Staats­se­kre­ta­ri­at und die Po­li­ti­sche Di­rek­ti­on des EDA so­wie das Grenzwacht­korps und die Grenz­pos­ten der kan­to­na­len Po­li­zei­be­hör­den: im Rah­men des Vi­sum­ver­fah­rens via das zen­tra­le Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tem (C-VIS) (Art. 109a);
c.
das Grenzwacht­korps, die kan­to­na­len und kom­mu­na­len Po­li­zei­be­hör­den, die Per­so­nen­kon­trol­len durch­füh­ren, das SEM so­wie die kan­to­na­len und kom­mu­na­len Mi­gra­ti­ons­be­hör­den: zum Zweck der Prü­fung der Vor­aus­set­zun­gen für die Ein­rei­se oder den Auf­ent­halt in der Schweiz so­wie zur Iden­ti­fi­ka­ti­on von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern, wel­che mög­li­cher­wei­se un­ter ei­ner an­de­ren Iden­ti­tät im EES er­fasst wur­den oder wel­che die Vor­aus­set­zun­gen zur Ein­rei­se oder zum Auf­ent­halt in der Schweiz nicht oder nicht mehr er­fül­len.

3 Die Be­hör­den nach Ab­satz 2 kön­nen die Da­ten, die das au­to­ma­ti­sier­te Be­rech­nungs­sys­tem nach Ar­ti­kel 11 der Ver­ord­nung (EU) 2017/2226 lie­fert, on­li­ne ab­fra­gen.

4 Fol­gen­de Be­hör­den kön­nen zur Ver­hü­tung, Auf­de­ckung oder Er­mitt­lung ter­ro­ris­ti­scher oder sons­ti­ger schwe­rer Straf­ta­ten bei der zen­tra­len Zu­gangs­stel­le nach Ab­satz 6 Da­ten des EES be­an­tra­gen:346

a.
das fed­pol;
b.
der NDB;
c.
die Bun­des­an­walt­schaft;
d.
die kan­to­na­len Po­li­zei- und Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den und die Po­li­zei­be­hör­den der Städ­te Zü­rich, Win­ter­thur, Lau­san­ne, Chi­as­so und Lu­ga­no.

5347

6 Zen­tra­le Zu­gangs­stel­le im Sinn von Ar­ti­kel 29 Ab­satz 3 der Ver­ord­nung (EU) 2017/2226 ist die Ein­satz­zen­tra­le des fed­pol.348

344 Ein­ge­fügt durch An­hang des BB vom 21. Ju­ni 2019 (Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen zur Er­rich­tung und Nut­zung des Ein­rei­se- und Aus­rei­se­sys­tems [EES], Ver­ord­nun­gen [EU] 2017/2226 und 2017/2225), in Kraft seit 1. Mai 2022 (AS 2021 732; BBl 2019 175).

345 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 103b Abs. 1.

346 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2020 (Un­ter­stel­lung des Nach­rich­ten­diens­tes des Bun­des un­ter das Schen­gen-Da­ten­schutz­ge­setz), in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 147; BBl 2020 2885).

347 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. III des BG vom 25. Sept. 2020 (Un­ter­stel­lung des Nach­rich­ten­diens­tes des Bun­des un­ter das Schen­gen-Da­ten­schutz­ge­setz), mit Wir­kung seit 1. Sept. 2023 (AS 2023 147; BBl 2020 2885).

348 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2020 (Un­ter­stel­lung des Nach­rich­ten­diens­tes des Bun­des un­ter das Schen­gen-Da­ten­schutz­ge­setz), in Kraft seit 1. April 2023 (AS 2023 147; BBl 2020 2885).

Art. 103d Bekanntgabe von EES-Daten 349  

1 Die aus dem EES ge­won­ne­nen Da­ten dür­fen grund­sätz­lich nicht an Dritt­staa­ten, in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­tio­nen, pri­va­te Stel­len oder na­tür­li­che Per­so­nen über­mit­telt wer­den.

2 Das SEM darf je­doch an einen Staat, der durch kei­nes der Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den ist, oder an ei­ne in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­ti­on, die in An­hang I der Ver­ord­nung (EU) 2017/2226350 auf­ge­führt ist, Da­ten über­mit­teln, wenn dies zum Nach­weis der Iden­ti­tät ei­ner oder ei­nes Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen zum Zweck der Rück­kehr not­wen­dig ist und die Be­din­gun­gen nach Ar­ti­kel 41 der Ver­ord­nung (EU) 2017/2226 er­füllt sind.

349 Ein­ge­fügt durch An­hang des BB vom 21. Ju­ni 2019 (Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen zur Er­rich­tung und Nut­zung des Ein­rei­se- und Aus­rei­se­sys­tems [EES], Ver­ord­nun­gen [EU] 2017/2226 und 2017/2225), in Kraft seit 1. Mai 2022 (AS 2021 732; BBl 2019 175).

350 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 103b Abs. 1.

Art. 103e Informationsaustausch mit EU-Mitgliedstaaten, die die Verordnung (EU) 2017/2226 nicht anwenden 351  

Die Mit­glied­staa­ten der EU, für die die Ver­ord­nung (EU) 2017/2226352 noch nicht in Kraft ge­tre­ten ist oder nicht an­wend­bar ist, kön­nen ih­re An­trä­ge um In­for­ma­tio­nen an die Be­hör­den nach Ar­ti­kel 103c Ab­satz 4 rich­ten.

351 Ein­ge­fügt durch An­hang des BB vom 21. Ju­ni 2019 (Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen zur Er­rich­tung und Nut­zung des Ein­rei­se- und Aus­rei­se­sys­tems [EES], Ver­ord­nun­gen [EU] 2017/2226 und 2017/2225), in Kraft seit 1. Mai 2022 (AS 2021 732; BBl 2019 175).

352 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 103b Abs. 1.

Art. 103f Ausführungsbestimmungen zum EES 353  

Der Bun­des­rat re­gelt:

a.
für wel­che Ein­hei­ten der Be­hör­den nach Ar­ti­kel 103cAb­sät­ze 1 und 2 die dort ge­nann­ten Be­fug­nis­se gel­ten;
b.
das Ver­fah­ren für den Er­halt von Da­ten des EES durch die Be­hör­den nach Ar­ti­kel 103cAb­satz 4;
c.
den Ka­ta­log der Da­ten im EES und die Zu­gangs­be­rech­ti­gun­gen der Be­hör­den nach Ar­ti­kel 103cAb­sät­ze 1 und 2;
d.
die Auf­be­wah­rung und die Lö­schung der Da­ten;
e.
die Mo­da­li­tä­ten in Be­zug auf die Da­ten­si­cher­heit;
f.
die Zu­sam­men­ar­beit mit den Kan­to­nen;
g.
die Ver­ant­wor­tung für die Da­ten­be­ar­bei­tung;
h.
den Ka­ta­log der Straf­ta­ten nach Ar­ti­kel 103cAb­satz 4;
i.
das Ver­fah­ren zum In­for­ma­ti­ons­aus­tausch nach Ar­ti­kel 103e;
j.
wel­che Be­hör­den auf die durch den In­for­ma­ti­ons­me­cha­nis­mus ge­ne­rier­te Lis­te von Per­so­nen, die die Höchst­dau­er des zu­läs­si­gen Auf­ent­halts im Schen­gen-Raum über­schrit­ten ha­ben, zu­grei­fen kön­nen.

353 Ein­ge­fügt durch An­hang des BB vom 21. Ju­ni 2019 (Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen zur Er­rich­tung und Nut­zung des Ein­rei­se- und Aus­rei­se­sys­tems [EES], Ver­ord­nun­gen [EU] 2017/2226 und 2017/2225), in Kraft seit 1. Mai 2022 (AS 2021 732; BBl 2019 175).

Art. 103g Automatisierte Grenzkontrolle am Flughafen 354  

1 Die für die Grenz­kon­trol­le an den Flug­hä­fen zu­stän­di­gen Be­hör­den kön­nen ein au­to­ma­ti­sier­tes Grenz­kon­troll­ver­fah­ren be­trei­ben.

2 Am au­to­ma­ti­sier­ten Grenz­kon­troll­ver­fah­ren kön­nen Per­so­nen ab dem 12. Al­ters­jahr teil­neh­men, die, un­ab­hän­gig von ih­rer Na­tio­na­li­tät, über ein Rei­se­do­ku­ment ver­fü­gen, das mit ei­nem Da­ten­chip ver­se­hen ist. Die­ser ent­hält ein Ge­sichts­bild der In­ha­be­rin oder des In­ha­bers, des­sen Echt­heit und In­te­gri­tät ge­prüft wer­den kann.

3 Der Bun­des­rat re­gelt die Mo­da­li­tä­ten der au­to­ma­ti­sier­ten Grenz­kon­trol­le.

4 Im Rah­men des au­to­ma­ti­sier­ten Grenz­kon­troll­ver­fah­rens kön­nen die Fin­ger­ab­drücke und das Ge­sichts­bild der Per­son mit den Da­ten des Rei­se­do­ku­ments, das mit ei­nem Da­ten­chip ver­se­hen ist, ab­ge­gli­chen wer­den.

354 Ein­ge­fügt durch An­hang des BB vom 21. Ju­ni 2019 (Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen zur Er­rich­tung und Nut­zung des Ein­rei­se- und Aus­rei­se­sys­tems [EES], Ver­ord­nun­gen [EU] 2017/2226 und 2017/2225), in Kraft seit 1. Mai 2022 (AS 2021 732; BBl 2019 175).

Art. 104 Meldepflicht der Luftverkehrsunternehmen 355  

1 Zur Ver­bes­se­rung der Grenz­kon­trol­len und zur Be­kämp­fung der rechts­wid­ri­gen Ein­rei­sen in den Schen­gen-Raum und Durch­rei­sen durch die in­ter­na­tio­na­len Tran­sit­zo­nen der Flug­hä­fen kann das SEM auf Ge­such der Grenz­kon­troll­be­hör­den Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men ver­pflich­ten, ihm oder der für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­gen Be­hör­de zu be­stimm­ten Flü­gen Per­so­nen­da­ten der be­för­der­ten Per­so­nen so­wie Da­ten zum Flug zu mel­den.356

1bis Das SEM kann die Mel­de­pflicht auf wei­te­re Flü­ge aus­deh­nen:

a.
auf Ge­such des fed­pol: zur Be­kämp­fung des or­ga­ni­sier­ten und in­ter­na­tio­nal tä­ti­gen Ver­bre­chens so­wie des Ter­ro­ris­mus;
b.
auf Ge­such des NDB: zur Ab­wehr von Be­dro­hun­gen für die in­ne­re und äus­se­re Si­cher­heit, die aus­ge­hen von Ter­ro­ris­mus, ver­bo­te­nem Nach­rich­ten­dienst und der Vor­be­rei­tung von ver­bo­te­nem Han­del mit Waf­fen und ra­dio­ak­ti­ven Ma­te­ria­li­en so­wie von ver­bo­te­nem Tech­no­lo­gie­trans­fer.357

1ter Die Da­ten sind un­mit­tel­bar nach dem Ab­flug zu über­mit­teln.358

2 Die An­ord­nung der Mel­de­pflicht muss ent­hal­ten:

a.
die Ab­gangs­flughä­fen oder ‑staa­ten;
b.
die Da­ten­ka­te­go­ri­en nach Ab­satz 3;
c.
die tech­ni­schen Ein­zel­hei­ten zur Über­mitt­lung der Da­ten.

3 Die Mel­de­pflicht gilt für fol­gen­de Da­ten­ka­te­go­ri­en:

a.
Per­so­na­li­en (Na­me, Vor­na­me, Ge­schlecht, Ge­burts­da­tum, Staats­an­ge­hö­rig­keit) der be­för­der­ten Per­so­nen;
b.
Num­mer, Aus­stel­ler­staat, Art und Ab­lauf­da­tum des mit­ge­führ­ten Rei­se­do­ku­ments;
c.
Num­mer, Aus­stel­ler­staat, Art und Ab­lauf­da­tum des mit­ge­führ­ten Vi­sums oder Auf­ent­halts­ti­tels, so­weit das Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men über die­se Da­ten ver­fügt;
d.
Ab­gangs­flug­ha­fen, Um­stei­ge­flughä­fen oder Ziel­flug­ha­fen in der Schweiz so­wie An­ga­ben zur ge­buch­ten Flug­rou­te der be­för­der­ten Per­so­nen, so­weit sie dem Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men be­kannt sind;
e.
Be­för­de­rungs-Co­de­num­mer;
f.
An­zahl der mit dem be­tref­fen­den Flug be­för­der­ten Per­so­nen;
g.
Da­tum und Zeit des ge­plan­ten Ab­flu­ges und der ge­plan­ten An­kunft.

4 Die Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men in­for­mie­ren die be­trof­fe­nen Per­so­nen nach Ar­ti­kel 19 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sep­tem­ber 2020359 (DSG).360

5 An­ord­nun­gen oder Auf­he­bun­gen der Mel­de­pflicht er­fol­gen als All­ge­mein­ver­fü­gung und wer­den im Bun­des­blatt pu­bli­ziert. Be­schwer­den ge­gen sol­che Ver­fü­gun­gen ha­ben kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung.

6 Die Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men dür­fen die Da­ten nach Ab­satz 3 aus­sch­liess­lich zu Be­weis­zwe­cken auf­be­wah­ren. Sie müs­sen die­se Da­ten lö­schen:

a.
wenn fest­steht, dass das SEM kein Ver­fah­ren we­gen Ver­let­zung der Mel­de­pflicht er­öff­net, spä­tes­tens aber zwei Jah­re nach dem Da­tum des Flugs;
b.
am Tag, nach­dem die in An­wen­dung von Ar­ti­kel 122b er­las­se­ne Ver­fü­gung rechts­kräf­tig ge­wor­den ist.

355 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

356 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

357 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

358 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

359 SR 235.1

360 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 4 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

Art. 104a Passagier-Informationssystem 361  

1 Das SEM führt ein Pas­sa­gier-In­for­ma­ti­ons­sys­tem (API-Sys­tem) zur:

a.
Ver­bes­se­rung der Grenz­kon­trol­len;
b.
Be­kämp­fung der rechts­wid­ri­gen Ein­rei­sen in den Schen­gen-Raum und Durch­rei­sen durch die in­ter­na­tio­na­len Tran­sit­zo­nen der Flug­hä­fen;
c.
Be­kämp­fung des or­ga­ni­sier­ten und in­ter­na­tio­nal tä­ti­gen Ver­bre­chens so­wie des Ter­ro­ris­mus, des ver­bo­te­nen Nach­rich­ten­diens­tes und der Vor­be­rei­tung von ver­bo­te­nem Han­del mit Waf­fen und ra­dio­ak­ti­ven Ma­te­ria­li­en so­wie von ver­bo­te­nem Tech­no­lo­gie­trans­fer.362

1bis Das API-Sys­tem ent­hält die Da­ten nach Ar­ti­kel 104 Ab­satz 3 so­wie die Er­geb­nis­se der Ab­glei­che nach Ab­satz 4.363

2 Das SEM darf zur Über­prü­fung, ob die Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men ih­re Mel­de­pflicht er­fül­len, und zur Durch­set­zung der Sank­tio­nen nach Ar­ti­kel 122b mit­tels Ab­ruf­ver­fah­ren die Da­ten nach Ar­ti­kel 104 Ab­satz 3 aus dem API-Sys­tem ab­fra­gen.364

3 Die für die Per­so­nen­kon­trol­len an den Schen­gen-Aus­sen­gren­zen zu­stän­di­gen Be­hör­den dür­fen zur Ver­bes­se­rung der Grenz­kon­trol­len und zur Be­kämp­fung der rechts­wid­ri­gen Ein­rei­sen in den Schen­gen-Raum und Durch­rei­sen durch die in­ter­na­tio­na­len Tran­sit­zo­nen der Flug­hä­fen mit­tels Ab­ruf­ver­fah­ren die Da­ten nach Ar­ti­kel 104 Ab­satz 3 so­wie die Er­geb­nis­se der Ab­glei­che nach Ab­satz 4 ab­fra­gen.365

3bis Be­steht der Ver­dacht, dass ei­ne Per­son Straf­ta­ten nach Ar­ti­kel 104 Ab­satz 1bis Buch­sta­be a vor­be­rei­tet oder durch­führt, so kann fed­pol mit­tels Ab­ruf­ver­fah­ren die Da­ten nach Ar­ti­kel 104 Ab­satz 3 ab­fra­gen.366

4 Die Da­ten nach Ar­ti­kel 104 Ab­satz 3 Buch­sta­ben a und b wer­den au­to­ma­tisch und sys­te­ma­tisch mit den Da­ten des RI­POL, des SIS, des ZE­MIS so­wie der In­ter­pol-Da­ten­bank für ge­stoh­le­ne und ver­lo­re­ne Do­ku­men­te (ASF-SLTD) ab­ge­gli­chen.367

5 Die Da­ten nach Ar­ti­kel 104 Ab­satz 3 so­wie die Er­geb­nis­se der Ab­glei­che nach Ab­satz 4 dür­fen nach An­kunft des be­tref­fen­den Flug­es nur zur Durch­füh­rung ei­nes straf‑, asyl- oder aus­län­der­recht­li­chen Ver­fah­rens ge­nutzt wer­den. Sie sind zu lö­schen:

a.
wenn fest­steht, dass kein sol­ches Ver­fah­ren durch­ge­führt wird, spä­tes­tens aber zwei Jah­re nach dem Da­tum des be­tref­fen­den Flugs;
b.
am Tag, nach­dem die Ver­fü­gung in ei­nem sol­chen Ver­fah­ren rechts­kräf­tig ge­wor­den ist.

6 In an­ony­mi­sier­ter Form dür­fen die Da­ten zu sta­tis­ti­schen Zwe­cken über die Fris­ten nach Ab­satz 5 hin­aus auf­be­wahrt wer­den.

361 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

362 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

363 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

364 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

365 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

366 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

367 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

Art. 104b Automatische Weiterleitung von Daten des API-Systems 368  

1 Die Da­ten nach Ar­ti­kel 104 Ab­satz 3 wer­den au­to­ma­tisch in elek­tro­ni­scher Form an den NDB wei­ter­ge­lei­tet.

2 Der NDB darf die Da­ten für die Er­fül­lung der Auf­ga­ben nach Ar­ti­kel 104a Ab­satz 1 Buch­sta­be c be­ar­bei­ten.

368 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

Art. 104c Zugang zu Passagierdaten im Einzelfall 369  

1 Für die Durch­füh­rung der Grenz­kon­trol­le, die Be­kämp­fung der il­le­ga­len Mi­gra­ti­on und den Voll­zug von Weg­wei­sun­gen müs­sen Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men den für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­gen Be­hör­den auf Ver­lan­gen Pas­sa­gier­lis­ten zur Ver­fü­gung stel­len.

2 Die Pas­sa­gier­lis­ten müs­sen die fol­gen­den Da­ten ent­hal­ten:

a.
Na­me, Vor­na­me, Adres­se, Ge­burts­da­tum, Staats­an­ge­hö­rig­keit und Num­mer des Rei­se­pas­ses der be­för­der­ten Per­so­nen;
b.
Ab­gangs­flug­ha­fen, Um­stei­ge­flughä­fen und Ziel­flug­ha­fen;
c.
An­ga­be des Rei­se­bü­ros, über das der Flug ge­bucht wor­den ist.

3 Die Pflicht, die Pas­sa­gier­lis­ten zur Ver­fü­gung zu stel­len, en­det sechs Mo­na­te nach Durch­füh­rung des Flugs.

4 Die für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­gen Be­hör­den lö­schen die Da­ten in­ner­halb von 72 Stun­den nach Er­halt.

369 Ur­sprüng­lich: Art. 104b. Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

3. Abschnitt: Bekanntgabe von Personendaten ans Ausland 370

370 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2018 (Verfahrensregelungen und Informationssysteme), in Kraft seit 1. Juni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

Art. 105 Bekanntgabe von Personendaten ans Ausland  

1 Das SEM und die zu­stän­di­gen Be­hör­den der Kan­to­ne kön­nen zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben, ins­be­son­de­re zur Be­kämp­fung straf­ba­rer Hand­lun­gen nach die­sem Ge­setz, Per­so­nen­da­ten von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern den mit ent­spre­chen­den Auf­ga­ben be­trau­ten aus­län­di­schen Be­hör­den und in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen be­kannt ge­ben, so­fern die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 16 DSG371 er­füllt sind.372

2 Fol­gen­de Per­so­nen­da­ten kön­nen be­kannt ge­ge­ben wer­den:

a.
die Per­so­na­li­en (Na­me, Vor­na­me, Ali­as­na­men, Ge­burts­da­tum, Ge­burts­ort, Ge­schlecht, Staats­an­ge­hö­rig­keit, letz­te Adres­se im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat) der Aus­län­de­rin oder des Aus­län­ders und, so­fern not­wen­dig, der An­ge­hö­ri­gen;
b.
An­ga­ben über den Rei­se­pass oder an­de­re Iden­ti­täts­aus­wei­se;
c.
bio­me­tri­sche Da­ten;
d.
wei­te­re zur Iden­ti­fi­ka­ti­on ei­ner Per­son er­for­der­li­che Da­ten;
e.
An­ga­ben über den Ge­sund­heits­zu­stand, so­weit dies im In­ter­es­se der be­trof­fe­nen Per­son liegt und die­se be­nach­rich­tigt wur­de;
f.
die für die Si­cher­stel­lung der Ein­rei­se in den Ziel­staat so­wie für die Si­cher­heit der Be­gleit­per­so­nen er­for­der­li­chen Da­ten;
g.
An­ga­ben über Auf­ent­halts­or­te und Rei­se­we­ge;
h.
An­ga­ben über die Re­ge­lung des Auf­ent­halts und er­teil­te Vi­sa.

371 SR 235.1

372 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 4 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

Art. 106 Bekanntgabe von Personendaten an den Heimat- oder Herkunftsstaat  

Für den Voll­zug von Weg- oder Aus­wei­sun­gen in den Hei­mat- oder Her­kunfts­staat kann die für die Or­ga­ni­sa­ti­on der Aus­rei­se zu­stän­di­ge Be­hör­de fol­gen­de Da­ten aus­län­di­schen Be­hör­den nur be­kannt ge­ben, wenn da­durch die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der oder die An­ge­hö­ri­gen nicht ge­fähr­det wer­den:

a.
die Per­so­na­li­en (Na­me, Vor­na­me, Ali­as­na­men, Ge­burts­da­tum, Ge­burts­ort, Ge­schlecht, Staats­an­ge­hö­rig­keit, Na­me und Vor­na­me der El­tern und letz­te Adres­se im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat) der Aus­län­de­rin oder des Aus­län­ders und, so­fern not­wen­dig, der An­ge­hö­ri­gen;
b.
An­ga­ben über den Rei­se­pass oder an­de­re Iden­ti­täts­aus­wei­se;
c.
bio­me­tri­sche Da­ten;
d.
wei­te­re zur Iden­ti­fi­ka­ti­on ei­ner Per­son er­for­der­li­che Da­ten;
e.
An­ga­ben über den Ge­sund­heits­zu­stand, so­weit dies im In­ter­es­se der be­trof­fe­nen Per­son liegt und die­se be­nach­rich­tigt wur­de;
f.
die für die Si­cher­stel­lung der Ein­rei­se in den Ziel­staat so­wie für die Si­cher­heit der Be­gleit­per­so­nen er­for­der­li­chen Da­ten.
Art. 107 Bekanntgabe von Personendaten bei Rückübernahme- und Transitabkommen  

1 Das SEM und die zu­stän­di­gen Be­hör­den der Kan­to­ne kön­nen zur Um­set­zung der in Ar­ti­kel 100 er­wähn­ten Rück­über­nah­me- und Tran­si­t­ab­kom­men die er­for­der­li­chen Per­so­nen­da­ten auch Staa­ten be­kannt ge­ben, die über kei­nen Da­ten­schutz ver­fü­gen, der dem schwei­ze­ri­schen gleich­wer­tig ist.

2 Zum Zweck der Rück­über­nah­me sei­ner Staats­an­ge­hö­ri­gen kön­nen ei­nem an­de­ren Ver­trags­staat fol­gen­de Da­ten be­kannt ge­ge­ben wer­den:

a.
die Per­so­na­li­en (Na­me, Vor­na­me, Ali­as­na­men, Ge­burts­da­tum, Ge­burts­ort, Ge­schlecht, Staats­an­ge­hö­rig­keit, letz­te Adres­se im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat) der Aus­län­de­rin oder des Aus­län­ders und, so­fern not­wen­dig, der An­ge­hö­ri­gen;
b.
An­ga­ben über den Rei­se­pass oder an­de­re Iden­ti­täts­aus­wei­se;
c.
bio­me­tri­sche Da­ten;
d.
wei­te­re zur Iden­ti­fi­ka­ti­on ei­ner Per­son er­for­der­li­che Da­ten;
e.
An­ga­ben über den Ge­sund­heits­zu­stand, so­weit dies im In­ter­es­se der be­trof­fe­nen Per­son liegt;
f.
die für die Si­cher­stel­lung der Ein­rei­se in den Ziel­staat so­wie für die Si­cher­heit der Be­gleit­per­so­nen er­for­der­li­chen Da­ten;
g.
An­ga­ben über straf­recht­li­che Ver­fah­ren, so­weit dies im kon­kre­ten Fall zur Ab­wick­lung der Rück­über­nah­me und zur Wah­rung der öf­fent­li­chen Si­cher­heit und Ord­nung im Hei­mat­staat er­for­der­lich ist und da­durch die be­trof­fe­ne Per­son nicht ge­fähr­det wird; Ar­ti­kel 2 des Rechts­hil­fe­ge­set­zes vom 20. März 1981373 gilt sinn­ge­mä­ss.

3 Zum Zweck der Durch­be­för­de­rung An­ge­hö­ri­ger von Dritt­staa­ten kön­nen dem an­de­ren Ver­trags­staat fol­gen­de Da­ten be­kannt ge­ge­ben wer­den:

a.
Da­ten nach Ab­satz 2;
b.
An­ga­ben über Auf­ent­halts­or­te und Rei­se­we­ge;
c.
An­ga­ben über die Re­ge­lung des Auf­ent­halts und er­teil­te Vi­sa.

4 Die Zweck­bin­dung, all­fäl­li­ge Si­cher­heits­mass­nah­men so­wie die zu­stän­di­gen Be­hör­den sind im Rück­über­nah­me- oder Tran­si­t­ab­kom­men fest­zu­le­gen.

Art. 108 und 109374  

374 Sie­he Art. 126 Abs. 6 hier­nach.

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden