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Verordnung über das bäuerliche Bodenrecht

vom 4. Oktober 1993 (Stand am 1. April 2018)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf die Artikel 7 Absatz 1, 10 Absatz 2 und 86 Absatz 2 des Bundesgesetzes vom 4. Oktober 19911 über das bäuerliche Bodenrecht (BGBB),2

verordnet:

1. Abschnitt: Ertragswert

Art. 1 Art der Berechnung und Bemessungsperiode  

1Als Er­trags­wert gilt das Ka­pi­tal, für das der Zins (Land­guts­ren­te) bei lan­des­üb­li­cher Be­wirt­schaf­tung im Mit­tel meh­re­rer Jah­re aus dem land­wirt­schaft­li­chen Ge­wer­be oder Grund­stück er­zielt wer­den kann.

2Für die Be­rech­nung der Land­guts­ren­te wird in der Re­gel das Be­trieb­sein­kom­men auf die Pro­duk­ti­ons­fak­to­ren Ka­pi­tal und Ar­beit auf­ge­teilt und zwar im Ver­hält­nis zu de­ren An­sprü­chen. Der auf das Land­gut ent­fal­len­de An­teil des Ka­pi­tal­er­tra­ges ent­spricht der Land­guts­ren­te.

3Als Be­mes­sungs­pe­ri­ode gel­ten die Jah­re 2009-2024. Der Er­trags­wert be­misst sich nach dem Durch­schnitt der für die Be­mes­sungs­pe­ri­ode kal­ku­lier­ten Land­guts­ren­ten und ei­nem mitt­le­ren Zins­satz von 4,24 Pro­zent.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 31. Jan. 2018, in Kraft seit 1. April 2018 (AS 2018 999).

Art. 2 Schätzung  

1Die Be­stim­mun­gen für die Schät­zung des land­wirt­schaft­li­chen Er­trags­wer­tes (Schät­zungs­an­lei­tung) sind im An­hang ge­re­gelt. Es gel­ten fol­gen­de Grund­sät­ze:

a.
Bei land­wirt­schaft­li­chen Ge­wer­ben wer­den Bo­den, Öko­no­mie- und Al­p­ge­bäu­de, die Be­triebs­lei­ter­woh­nung so­wie land­wirt­schaft­lich be­nö­tig­te An­ge­stell­ten­zim­mer nach den land­wirt­schaft­li­chen Be­stim­mun­gen der Schät­zungs­an­lei­tung ge­schätzt; Ge­bäu­de und Ge­bäu­de­tei­le, die land­wirt­schafts­na­hen Ne­ben­tä­tig­kei­ten die­nen, wer­den auf­grund der Be­triebs­er­geb­nis­se ge­mä­ss der Be­schrei­bung in der Schät­zungs­an­lei­tung ge­schätzt; zu­sätz­li­che Woh­nun­gen zur Be­triebs­lei­ter­woh­nung und Ge­bäu­de für nicht­land­wirt­schaft­li­che Ne­ben­tä­tig­kei­ten wer­den nach nicht­land­wirt­schaft­li­chen Be­stim­mun­gen ge­schätzt.
b.
Bei land­wirt­schaft­li­chen Grund­stücken wer­den Bo­den so­wie Öko­no­mie- und Al­p­ge­bäu­de nach den Be­stim­mun­gen der Schät­zungs­an­lei­tung be­wer­tet; Wohn­raum, Ge­bäu­de­tei­le und Ge­bäu­de für nicht­land­wirt­schaft­li­che Ne­ben­tä­tig­kei­ten sind nach nicht­land­wirt­schaft­li­chen Be­stim­mun­gen zu be­wer­ten.3

2Die im An­hang ent­hal­te­nen Be­stim­mun­gen und An­sät­ze sind für die Schät­zungs­be­hör­den und Schät­zungs­ex­per­tin­nen und -ex­per­ten ver­bind­lich.4

3Bei der Schät­zung sind die mit den Ge­wer­ben und Grund­stücken ver­bun­de­nen Nut­zun­gen, Rech­te, Las­ten und Dienst­bar­kei­ten zu be­rück­sich­ti­gen.

4Das Er­geb­nis der Schät­zung ist in ei­nem Pro­to­koll fest­zu­hal­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. Okt. 1995, in Kraft seit 1. Fe­br. 1996 (AS 1995 5147).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 26. Nov. 2003, in Kraft seit 1. Fe­br. 2004 (AS 2003 4539).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 31. Jan. 2018, in Kraft seit 1. April 2018 (AS 2018 999).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 31. Jan. 2018, in Kraft seit 1. April 2018 (AS 2018 999).

1a. Abschnitt: Berechnung der Standardarbeitskraft

Art. 2a  

1Für die Be­rech­nung des Um­fangs an Stan­dard­ar­beits­kräf­ten (SAK) je Be­trieb gel­ten die Fak­to­ren nach Ar­ti­kel 3 der Land­wirt­schaft­li­chen Be­griffs­ver­ord­nung vom 7. De­zem­ber 19982. Bis zum 1. Ju­li 2016 sind für die Be­rech­nung des Um­fangs an SAK je Be­trieb die Fak­to­ren nach Ar­ti­kel 3 der Land­wirt­schaft­li­chen Be­griffs­ver­ord­nung an­wend­bar, die bis En­de 2015 gal­ten.

2Er­gän­zend zu Ab­satz 1 gel­ten fol­gen­de Fak­to­ren:

a.
Milch­kü­he auf Söm­me­rungs­be­trieb

0,016 SAK/Nor­mal­sto­ss

b.
an­de­re Nutz­tie­re auf Söm­me­rungs­be­trieb

0,011 SAK/Nor­mal­sto­ss

c.
Kar­tof­feln

0,039 SAK/ha

d.
Bee­ren, Heil- und Ge­würz­pflan­zen

0,323 SAK/ha

e.
Reb­bau mit ei­ge­ner Kel­te­rei

0,323 SAK/ha

f.
Ge­wächs­haus mit fes­ten Fun­da­men­ten

0,969 SAK/ha

g.
Hoch­tun­nel oder Treib­beet

0,485 SAK/ha

h.
Pilz­pro­duk­ti­on in Hoch­tun­nel oder Ge­bäu­den

0,065 SAK/Are

i.
Cham­pi­gnon­pro­duk­ti­on in Ge­bäu­den

0,269 SAK/Are

j.
Brüs­se­ler­pro­duk­ti­on in Ge­bäu­den

0,269 SAK/Are

k.
Spros­sen­pro­duk­ti­on in Ge­bäu­den

1,077 SAK/Are

l.
pro­du­zie­ren­der Gar­ten­bau: Ge­wächs­haus mit fes­ten Fun­da­men­ten oder Hoch­tun­nel für Pflan­zen in Be­häl­tern

2,585 SAK/ha

m.
Christ­baum­kul­tu­ren

0,048 SAK/ha

n.
be­triebs­ei­ge­ner Wald

0,013 SAK/ha

3Bei Kul­tu­ren nach Ab­satz 2 Buch­sta­ben f, g und l ist die ge­sam­te Ge­bäu­de­flä­che an­re­chen­bar.

4Bei Kul­tu­ren nach Ab­satz 2 Buch­sta­ben h-k wird als Be­zugs­flä­che die Beet­flä­che (Sub­strat­flä­che, An­zucht­flä­che) be­zie­hungs­wei­se bei drei­di­men­sio­na­len Sub­strat­blö­cken, -zy­lin­dern oder -be­häl­tern de­ren Stand­flä­che in­klu­si­ve Zwi­schen­räu­me (oh­ne Ver­kehrs­flä­chen) ver­wen­det. In mehr­stö­cki­gen An­la­gen (Re­ga­le) wer­den ent­spre­chend die Eta­gen­flä­chen sum­miert.

5Auf Söm­me­rungs­be­trie­ben kön­nen ei­ge­ne und frem­de Tie­re nach Ab­satz 2 Buch­sta­ben a und b nur dann an­ge­rech­net wer­den, wenn der zum Be­trieb ge­hö­ren­de Söm­me­rungs­be­trieb auf ei­ge­ne Rech­nung und Ge­fahr be­wirt­schaf­tet wird.

6Für die Auf­be­rei­tung, die La­ge­rung und den Ver­kauf selbst­pro­du­zier­ter land­wirt­schaft­li­cher Er­zeug­nis­se auf dem Pro­duk­ti­ons­be­trieb in be­wil­lig­ten An­la­gen wird ein Zu­schlag von 0,05 SAK pro 10 000 Fran­ken Roh­leis­tung ge­währt. Die Roh­leis­tung muss in der Fi­nanz­buch­hal­tung aus­ge­wie­sen sein.

7Für land­wirt­schafts­na­he Tä­tig­kei­ten nach Ar­ti­kel 12b der Land­wirt­schaft­li­chen Be­griffs­ver­ord­nung in be­wil­lig­ten An­la­gen wird ein Zu­schlag von 0,05 SAK pro 10 000 Fran­ken Roh­leis­tung ge­währt. Die Roh­leis­tung muss in der Fi­nanz­buch­hal­tung aus­ge­wie­sen sein. Der Zu­schlag wird bis ma­xi­mal 0,4 SAK an­ge­rech­net.

8Zu­schlä­ge nach Ab­satz 7 wer­den nur ge­währt, wenn der Be­trieb aus Tä­tig­kei­ten nach den Ab­sät­zen 1-6 ei­ne Be­triebs­grös­se von min­des­tens 0,8 SAK er­reicht.

9Für Kul­tu­ren des pro­du­zie­ren­den Gar­ten­baus sind die SAK-Fak­to­ren nach den Ab­sät­zen 1-4 sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 28. Okt. 2015, Abs. 1 in Kraft seit 1. Jan. 2016, Abs. 2-9 in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2015 4487).
2 SR 910.91

2. Abschnitt: Anmerkung im Grundbuch

Art. 3 Ausnahmen von der Anmerkungspflicht  

1An­mer­kun­gen nach Ar­ti­kel 86 Ab­satz 1 Buch­sta­be b BGBB dür­fen nur un­ter­blei­ben, wenn die nicht­land­wirt­schaft­li­che Nut­zung nach dem Raum­pla­nungs­ge­setz vom 22. Ju­ni 1979 (RPG)1 be­wil­ligt wur­de.

2Grund­stücke, die zu ei­nem nicht­land­wirt­schaft­li­chen Ne­ben­ge­wer­be im Sin­ne von Ar­ti­kel 3 Ab­satz 2 BGBB ge­hö­ren, un­ter­ste­hen der An­mer­kungs­pflicht im­mer.


1 SR 700

Art. 4 Löschung der Anmerkungen von Amtes wegen  

1Die Be­hör­den, die nach dem RPG1 Nut­zungs­plä­ne er­las­sen, ord­nen die Lö­schung der An­mer­kun­gen von Am­tes we­gen an, wenn die­se auf­grund ei­ner rechts­kräf­ti­gen Än­de­rung des Nut­zungs­plans ge­gen­stands­los wer­den.

2Die Be­hör­den, die Be­wil­li­gun­gen nach Ar­ti­kel 60 Buch­sta­be a BGBB er­tei­len, ord­nen die Lö­schung der An­mer­kun­gen für die neu­en Grund­stücke von Am­tes we­gen an, so­weit die­se ge­gen­stands­los wer­den.


1 SR 700

3. Abschnitt: Verfahrenskoordination und Rechtspflege

Art. 4a Verfahrenskoordination  

1Im Ver­fah­ren um Be­wil­li­gung von Aus­nah­men vom Re­al­tei­lungs- und Zer­stücke­lungs­ver­bot und im Ver­fah­ren um Er­lass ei­ner ent­spre­chen­den Fest­stel­lungs­ver­fü­gung oder ei­ner sol­chen über die Nicht-An­wend­bar­keit des BGBB stellt die Be­wil­li­gungs­be­hör­de nach die­sem Ge­setz der kan­to­na­len Be­hör­de, die für den Ent­scheid über Bau­vor­ha­ben aus­ser­halb der Bau­zo­nen zu­stän­dig ist (Art. 25 Abs. 2 RPG2), die Ak­ten zum Er­lass ei­ner Ver­fü­gung zu, wenn auf ei­nem be­trof­fe­nen Grund­stück ei­ne Bau­te oder An­la­ge be­steht und sich die­se aus­ser­halb ei­ner Bau­zo­ne im Sin­ne des Raum­pla­nungs­rechts be­fin­det.

2Die Be­wil­li­gungs­be­hör­de ent­schei­det in die­sen Fäl­len erst, wenn ei­ne rechts­kräf­ti­ge raum­pla­nungs­recht­li­che Ver­fü­gung vor­liegt, in der die Recht­mäs­sig­keit der Nut­zung der be­tref­fen­den Bau­te oder An­la­ge fest­ge­stellt wird.

3Die Ver­fah­rens­ko­or­di­na­ti­on er­üb­rigt sich, wenn of­fen­sicht­lich ist, dass:

a.
kei­ne Aus­nah­me­be­wil­li­gung nach dem BGBB er­teilt wer­den kann; oder
b.
das be­trof­fe­ne Grund­stück dem BGBB un­ter­stellt blei­ben muss.

1 Ein­ge­fügt durch Art. 51 der Raum­pla­nungs­ver­ord­nung vom 28. Ju­ni 2000, in Kraft seit 1. Sept. 2000 (AS 2000 2047).
2 SR 700

Art. 5 Zuständigkeit des Bundesamtes für Justiz  

1Das Bun­des­amt für Jus­tiz ist be­rech­tigt, Be­schwer­de beim Bun­des­ge­richt zu er­he­ben ge­gen letz­tin­stanz­li­che kan­to­na­le Be­schwer­de­ent­schei­de, die sich auf das BGBB oder auf das Bun­des­ge­setz vom 4. Ok­to­ber 19852 über die land­wirt­schaft­li­che Pacht stüt­zen.3

2Letz­tin­stanz­li­che kan­to­na­le Ent­schei­de sind dem Bun­des­amt für Jus­tiz zu er­öff­nen.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 51 der Raum­pla­nungs­ver­ord­nung vom 28. Ju­ni 2000, in Kraft seit 1. Sept. 2000 (AS 2000 2047).
2 SR 221.213.2
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 18 der V vom 8. Nov. 2006 über die An­pas­sung von Bun­des­rats­ver­ord­nun­gen an die To­tal­re­vi­si­on der Bun­des­rechts­pfle­ge, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 4705).

4. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 6 Aufhebung bisherigen Rechts  

Es wer­den auf­ge­ho­ben:

a.
die Ver­ord­nung vom 28. De­zem­ber 19511 über die Schät­zung des land­wirt­schaft­li­chen Er­trags­werts;
b.
die Ver­ord­nung vom 16. No­vem­ber 19452 über die Ent­schul­dung land­wirt­schaft­li­cher Heim­we­sen;
c.
die Ver­ord­nung vom 16. No­vem­ber 19453 über die Ver­hü­tung der Über­schul­dung land­wirt­schaft­li­cher Lie­gen­schaf­ten;
d.
die Ar­ti­kel 37-44 der Ver­ord­nung vom 30. Ok­to­ber 19174 be­tref­fend die Vieh­ver­pfän­dung.

1 [AS 1951 1287, 1979 804, 1986 975]
2 [BS 9 112, AS 1952 1120, 1962 1273 Art. 54 Abs. 1 Ziff. 4]
3 [BS 9 145]
4 SR 211.423.1

Art. 7 Änderung bisherigen Rechts  

1


1 Die Än­de­run­gen kön­nen un­ter AS 1993 2904 kon­sul­tiert wer­den.

Art. 8 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ja­nu­ar 1994 in Kraft.

Anhang

Schätzungsanleitung

Anhang 2

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