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Verfassung
der Republik und des Kantons Jura

Übersetzung 1

vom 20. März 1977 (Stand am 12. Juni 2017) 2

1 Der Text in der französischen Originalsprache findet sich unter der gleichen Nummer in der entsprechen­den Ausgabe dieser Sammlung.

2 Diese Veröffentlichung basiert auf jenen der Änderungen im Rahmen der Gewährleitungsbotschaften im BBl. Sie kann vorübergehend von der Veröffentlichung in der kantonalen Gesetzessammlung abweichen. Der Stand bezeichnet daher das Datum des letzten im BBl veröffentlichten Gewährleistungsbeschlusses der Bundesversammlung.

Das jurassische Volk

im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott, den Menschen und seinen zukünftigen Generationen, in der Absicht, seine Souveränität wiederherzustellen und eine geeinte Gemeinschaft zu gründen,3

gibt sich folgende Verfassung:

Präambel

Das jurassische Volk beruft sich auf die Menschenrechtserklärung von 1789, auf die Allgemeine Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen von 1948 und auf die Europäische Menschenrechtskonvention von 19504.

Gestützt auf diese Grundsätze ist die Republik und der Kanton Jura, hervorgegangen aus dem Akt freier Selbstbestimmung vom 23. Juni 1974, entschlossen, eine gedeihliche Gesellschaft aufzubauen, die Grundrechte zu beachten, verantwortungsvoll mit der Umwelt umzugehen, die soziale Gerechtigkeit und die Zusammenarbeit unter den Völkern zu fördern und aktiv in den Gemeinschaften mitzuwirken, auf die sie sich beruft.5

3 Angenommen in der Volksabstimmung vom 28. Nov. 2010, in Kraft seit 28. Nov. 2010. Gewährleistungsbeschluss vom 6. März 2012 (BBl 2012 3861Art. 1 Ziff. 8, 2011 8041).

4 SR 0.101

5 Zweiter Abs. angenommen in der Volksabstimmung vom 28. Nov. 2010, in Kraft seit 28. Nov. 2010. Gewähr­leistungsbeschluss vom 6. März 2012 (BBl 2012 3861Art. 1 Ziff. 8, 2011 8041).

I. Souveränität

Art. 1 Staatsform

1 Die ju­ras­si­sche Re­pu­blik ist ein auf Brü­der­lich­keit ge­grün­de­ter de­mo­kra­ti­scher und so­zia­ler Staat.

2 Sie ist ein sou­ve­rä­ner Kan­ton der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft.

Art. 2 Ausübung der Souveränität

Die Sou­ve­rä­ni­tät steht dem Volk zu, das sie un­mit­tel­bar oder durch sei­ne Ver­tre­ter aus­übt.

Art. 3 Sprache

Das Fran­zö­si­sche ist Lan­des- und Amtss­pra­che der Re­pu­blik und des Kan­tons Ju­ra.

Art. 4 Zusammenarbeit

1 Die Re­pu­blik und der Kan­ton Ju­ra ar­bei­tet mit den an­de­ren Kan­to­nen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft zu­sam­men.

2 Sie ist be­strebt, mit ih­ren Nach­barn eng zu­sam­men­zu­ar­bei­ten.

3 Sie ist weltof­fen und ar­bei­tet mit den um So­li­da­ri­tät be­müh­ten Völ­kern zu­sam­men.

Art. 5 Wappen

Die Re­pu­blik und der Kan­ton Ju­ra hat das fol­gen­de Wap­pen:

«Ge­spal­ten von Sil­ber mit ro­tem Bi­schofs­stab und von Rot mit drei sil­ber­nen Bal­ken»

II. Die Grundrechte

Art. 6 Gleichheit vor dem Gesetz

1 Mann und Frau sind gleich­be­rech­tigt.

2 Nie­mand darf we­gen sei­ner Ge­burt, sei­ner Her­kunft, sei­ner Ras­se, sei­ner welt­an­schau­li­chen Über­zeu­gung, sei­ner Mei­nung oder sei­ner so­zia­len Stel­lung be­nach­tei­ligt oder be­vor­zugt wer­den.

Art. 7 Menschenwürde

1 Die Wür­de des Men­schen ist un­an­tast­bar.

2 Je­der Mensch hat das Recht auf freie Ent­fal­tung sei­ner Per­sön­lich­keit und auf Chan­cen­gleich­heit.

Art. 8 Freiheitsrechte

Die per­sön­li­che Frei­heit ist ge­währ­leis­tet.

Ge­währ­leis­tet sind ins­be­son­de­re:

a.
das Recht auf Le­ben und auf kör­per­li­che und geis­ti­ge Un­ver­sehrt­heit;
b.
das Recht auf Ach­tung der Pri­vat­sphä­re und der Woh­nung;
c.
das Recht auf Ehe und Fa­mi­lie;
d.
das Recht auf Pfle­ge und Er­zie­hung der Kin­der;
e.
die Ge­dan­ken-, die Ge­wis­sens- und die Re­li­gi­ons­frei­heit;
f.
die Frei­heit der Mei­nungs­bil­dung, der Mei­nungs­äus­se­rung und der Mei­nungs­ver­brei­tung, ins­be­son­de­re die Pres­se­frei­heit;
g.
die Ver­eins-, die Ver­samm­lungs- und die De­mons­tra­ti­ons­frei­heit;
h.
die Frei­heit des Ler­nens und der Leh­re;
i.
die Frei­heit der Kunst und der For­schung;
j.
die Frei­heit der Be­rufs­wahl und der Be­rufs­aus­übung;
k.
die Han­dels- und Ge­wer­be­frei­heit;
l.
die Nie­der­las­sungs­frei­heit;
m.
der freie Zu­gang zu öf­fent­li­chen Äm­tern.

Art. 9 Rechtsschutz im Allgemeinen

1 Nie­mand darf sei­nem ver­fas­sungs­mäs­si­gen Rich­ter ent­zo­gen wer­den.

2 Je­de Par­tei hat An­spruch auf recht­li­ches Ge­hör, be­vor über ih­ren Rechtss­treit ent­schie­den wird.

3 Je­der hat aus­ser in den vom Ge­setz vor­ge­se­he­nen Fäl­len An­spruch auf Ak­ten­ein­sicht.

4 Mit­tel­lo­se Par­tei­en ha­ben An­spruch auf un­ent­gelt­li­chen Rechts­bei­stand nach den Vor­schrif­ten des Ge­set­zes.

Art. 106

6Auf­ge­ho­ben in der Volks­ab­stim­mung vom 30. Nov. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 10. Dez. 2009 (BBl 2009 9137Art. 1 Ziff. 5 5961).

Art. 11 Zensur

Die Zen­sur ist un­ter­sagt.

Art. 12 Eigentum

1 Das Ei­gen­tum ist in sei­ner pri­va­ten und sei­ner so­zia­len Funk­ti­on an­er­kannt und in den Schran­ken des Ge­set­zes ge­währ­leis­tet.

2 Wer ent­eig­net wird, hat An­spruch auf vol­le und nach Mög­lich­keit im Vor­aus zu leis­ten­de Ent­schä­di­gung.

3 Bei über­wie­gen­dem öf­fent­li­chem In­ter­es­se er­greift der Staat Mass­nah­men, um den Miss­brauch des Ei­gen­tums ins­be­son­de­re an Bo­den, Woh­nun­gen und wich­ti­gen Pro­duk­ti­ons­mit­teln zu ver­hin­dern.

4 Der Staat för­dert den bäu­er­li­chen Grund­be­sitz.

5 Das Ge­setz kann dem Staat und den Ge­mein­den ein Vor­kaufs­recht in den Fäl­len ein­räu­men, in de­nen ein über­wie­gen­des öf­fent­li­ches In­ter­es­se es er­for­dert.

Art. 13 Beschränkung der Grundrechte

Die Grund­rech­te kön­nen nur durch Ge­setz ein­ge­schränkt wer­den und nur so weit, als ein über­wie­gen­des öf­fent­li­ches In­ter­es­se es er­for­dert.

Art. 14 Wirkungen der Grundrechte

1 Al­le Staats­ge­walt ist an die Grund­rech­te ge­bun­den.

2 Je­der ach­tet bei der Aus­übung sei­ner Grund­rech­te .die Grund­rech­te der an­de­ren.

Art. 15 Pflichten

Je­der hat sei­ne ge­setz­li­chen Pflich­ten ge­gen­über dem Staat und den Ge­mein­den zu er­fül­len.

Art. 16 Bürgerrecht

1 Das Ge­setz re­gelt die Vor­aus­set­zun­gen und das Ver­fah­ren für den Er­werb des Kan­tons- und des Ge­mein­de­bür­ger­rechts.

2 Das Ge­mein­de­bür­ger­recht be­grün­det das Kan­tons­bür­ger­recht.

III. Die Aufgaben des Staates

1. Die Familie

Art. 17

1 Der Staat schützt und un­ter­stützt die Fa­mi­lie, die Ur­zel­le und Grund­la­ge der Ge­sell­schaft.

2 Er stärkt die Stel­lung der Fa­mi­lie in der Ge­mein­schaft.

2. Soziale Sicherheit

Art. 18 Grundsatz

1 Der Staat und die Ge­mein­den för­dern die all­ge­mei­ne Wohl­fahrt und die so­zia­le Si­cher­heit.

2 Sie schüt­zen ins­be­son­de­re die Men­schen, die we­gen ih­res Al­ters, ih­rer Ge­sund­heit und ih­rer wirt­schaft­li­chen oder so­zia­len La­ge Hil­fe brau­chen.

3 Sie för­dern die Ein­glie­de­rung der Wan­der­be­völ­ke­rung in ih­re ju­ras­si­sche so­zia­le Um­welt.

Art. 19 Recht auf Arbeit

1 Das Recht auf Ar­beit ist an­er­kannt.

2 Der Staat strebt mit Un­ter­stüt­zung der Ge­mein­den die Voll­be­schäf­ti­gung an.

3 Je­der Er­werbs­tä­ti­ge hat An­spruch auf den Lohn, der ihm einen men­schen­wür­di­gen Le­bens­un­ter­halt si­chert.

4 Der Staat för­dert die be­ruf­li­che Um­schu­lung.

5 Er för­dert die wirt­schaft­li­che und so­zia­le Ein­glie­de­rung der Be­hin­der­ten.

Art. 20 Schutz der Erwerbstätigen

Zum Schutz der Er­werbs­tä­ti­gen trifft der Staat fol­gen­de Mass­nah­men:

a.
er or­ga­ni­siert die ob­li­ga­to­ri­sche Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung;
b.
er rich­tet einen ar­beits­me­di­zi­ni­schen Dienst ein;
c.
er er­lässt Rechts­vor­schrif­ten über die Ar­beits­be­din­gun­gen;
d.
er för­dert die Mit­be­stim­mung der Ar­beit­neh­mer in den Un­ter­neh­men ;
e.
er schützt die Er­werbs­tä­ti­gen und ih­re Ver­tre­ter bei der Aus­übung ih­rer Rech­te;
f.
er über­wacht die Ein­hal­tung des Grund­satzes «Glei­che Ar­beit, glei­cher Lohn»;
g.
er an­er­kennt das Streik­recht; das Ge­setz be­zeich­net die öf­fent­li­chen Diens­te, in de­nen be­son­de­re Vor­schrif­ten dar­über auf­ge­stellt wer­den kön­nen.

Art. 21 Sozialer Frieden

Der Staat setzt ei­ne kan­to­na­le Schlich­tungs- und Schieds­stel­le ein, die sich bei so­zia­len Kon­flik­ten ein­schal­tet.

Art. 22 Recht auf Wohnung

1 Das Recht auf Woh­nung ist an­er­kannt.

2 Der Staat und die Ge­mein­den sor­gen da­für, dass je­der­mann ei­ne an­ge­mes­se­ne Woh­nung zu trag­ba­ren Be­din­gun­gen er­hält.

3 Sie tref­fen Mass­nah­men zum Schutz der Mie­ter ge­gen Miss­bräu­che.

Art. 23 Sozialversicherungen und Sozialleistungen

1 Der Staat und die Ge­mein­den kön­nen die So­zi­al­ver­si­che­run­gen und So­zi­al­leis­tun­gen des Bun­des er­gän­zen und wei­te­re ein­füh­ren.

2 Der Staat führt die Fa­mi­li­en­zu­la­gen all­ge­mein ein.

3 Das Ge­setz geht für die Fi­nan­zie­rung der So­zi­al­ver­si­che­run­gen und So­zi­al­leis­tun­gen vom Grund­satz der So­li­da­ri­tät aus.

3. Sozialhilfe

Art. 24

Die So­zi­al­hil­fe ist Auf­ga­be des Staa­tes und der Ge­mein­den.

4. Gesundheitswesen

Art. 25 Schutz im Allgemeinen

1 Der Staat und die Ge­mein­den sor­gen für die öf­fent­li­che Hy­gie­ne und die Volks­ge­sund­heit.

2 Sie för­dern die Ge­sund­heits­vor­sor­ge und die Be­ru­fe, die der Pfle­ge von Kran­ken und Be­hin­der­ten die­nen.

3 Der Staat re­gelt und über­wacht die Aus­übung der me­di­zi­ni­schen und pa­ra­me­di­zi­ni­schen Be­ru­fe.

Art. 26 Organisation des Spitalwesens 7

1 Der Staat or­ga­ni­siert und ko­or­di­niert das ge­sam­te Spi­tal­we­sen und die an­ge­schlos­se­nen me­di­zi­ni­schen Ein­rich­tun­gen.

2 Er sorgt für de­ren Un­ter­halt.8

3 Er über­trägt die Ver­wal­tung ei­ner öf­fent­lichrecht­li­chen An­stalt.9

7An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 1993, in Kraft seit 28. Nov. 1993. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 16. Sept. 1996 (BBl 1996 IV 864Art. 1 Ziff. 8, I 1301).

8An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 26. Sept. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2005. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 6. Okt. 2005 (BBl 2005 5995Art. 1 Ziff. 7 2891).

9An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 28. Nov. 1993, in Kraft seit 28. Nov. 1993. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 16. Sept. 1996 (BBl 1996 IV 864Art. 1 Ziff. 8, I 1301).

Art. 27 Hauspflege

Der Staat för­dert die Haus­pfle­ge.

Art. 28 Gesundheitspolizei

Der Staat or­ga­ni­siert die Ge­sund­heits­po­li­zei.

Art. 29 Versicherungen

1 Die Kran­ken-, die Un­fall- und die Mut­ter­schafts­ver­si­che­rung sind ob­li­ga­to­risch.

2 Der Staat för­dert die Über­nah­me der Zahn­be­hand­lungs­kos­ten durch die Kran­ken­ver­si­che­rung.

Art. 30 Sport

Der Staat för­dert den Volkss­port.

Art. 31 Gesundheitsrat

1 Der Staat schafft einen Ge­sund­heits­rat.

2 Das Ge­setz re­gelt Zu­sam­men­set­zung, Tä­tig­keit und Zu­stän­dig­keit des Ge­sund­heits­rats.

5. Schulwesen

Art. 32 Aufgabe

1 Die Schu­le hat die Auf­ga­be, für die vol­le Ent­fal­tung der Kin­der zu sor­gen.

2 Sie er­zieht und un­ter­rich­tet die Kin­der so­li­da­risch mit der Fa­mi­lie.

3 Sie er­zieht die Kin­der zu frei­en und ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten Men­schen, die fä­hig sind, ihr Le­ben sel­ber zu meis­tern.

Art. 33 Schulpflicht

Der Schul­be­such ist ob­li­ga­to­risch.

Art. 34 Öffentliche Schulen

1 Der Staat or­ga­ni­siert und über­wacht das öf­fent­li­che Schul­we­sen.

2 Die Auf­nah­me in den Kin­der­gar­ten ist ge­währ­leis­tet.

3 Der Un­ter­richt ist un­ent­gelt­lich.

4 Die öf­fent­li­chen Schu­len ach­ten die Ge­dan­ken-, die Ge­wis­sens- und die Re­li­gi­ons­frei­heit.

Art. 35 Aufgabenverteilung

1 Der Kin­der­gar­ten und die ob­li­ga­to­ri­sche Volks­schu­le sind Sa­che des Staa­tes und der Ge­mein­den.

2 Die Mit­tel­schu­len, die Be­rufs­schu­len, die Ge­wer­be- und die Han­dels­schu­len sind Sa­che des Staa­tes.

3 Die Be­rufs­bil­dung kann in be­stimm­ten Fäl­len pri­va­ten Ein­rich­tun­gen über­tra­gen wer­den.

4 Der Staat sorgt für die Aus­bil­dung und stän­di­ge Wei­ter­bil­dung der Leh­rer.

Art. 36 Ausbildung von Behinderten

Der Staat un­ter­hält oder för­dert Son­der­ein­rich­tun­gen, in de­nen Be­hin­der­te ei­ne ih­nen an­ge­mes­se­ne Aus­bil­dung er­hal­ten.

Art. 37 Ausbildung ausserhalb des Kantons

Der Staat sorgt, wenn nö­tig durch Ver­ein­ba­run­gen, für Aus­bil­dungs­mög­lich­kei­ten, die im Kan­ton nicht be­ste­hen.

Art. 38 Privatschulen

1 Das Recht zur Grün­dung von Pri­vat­schu­len ist in den Schran­ken des Ge­set­zes ge­währ­leis­tet.

2 Der Staat un­ter­stützt die Pri­vat­schu­len un­ter den im Ge­setz um­schrie­be­nen Vor­aus­set­zun­gen.

Art. 39 Aufsicht

Al­le Schu­len ste­hen un­ter der Auf­sicht des Staa­tes.

Art. 40 Recht auf Ausbildung

1 Das Recht auf Aus­bil­dung ist an­er­kannt.

2 Der Staat und die Ge­mein­den er­leich­tern den Be­such von Schu­len und Uni­ver­si­tä­ten so­wie die Be­rufs­aus­bil­dung im All­ge­mei­nen.

Art. 41 Schulrat

1 Der Staat schafft einen Schul­rat.

2 Das Ge­setz re­gelt Zu­sam­men­set­zung, Tä­tig­keit und Zu­stän­dig­keit des Schul­rats.

6. Kultur und Erwachsenenbildung

Art. 42 Kulturschaffen

1 Der Staat und die Ge­mein­den un­ter­stüt­zen das Kul­tur­schaf­fen im schöp­fe­ri­schen Be­reich, in der For­schung, in Ver­an­stal­tun­gen und im Be­reich der Ver­brei­tung.

2 Sie sor­gen ak­tiv für die Er­hal­tung, die Be­rei­che­rung und die Pfle­ge des ju­ras­si­schen Brauch­tums, vor al­lem der Mund­art.

3 Sie för­dern die Pfle­ge der fran­zö­si­schen Spra­che.

Art. 43 Erwachsenenbildung

Der Staat und die Ge­mein­den för­dern die Er­wach­se­nen­bil­dung.

7. Büro für Frauenfragen

Art. 44

Der Staat schafft ein Bü­ro für Frau­en­fra­gen, des­sen Auf­ga­ben ins­be­son­de­re sind:

a.
die Stel­lung der Frau zu ver­bes­sern;
b.
den Zu­gang der Frau zu den öf­fent­li­chen Auf­ga­ben auf al­len Stu­fen zu för­dern;
c.
Dis­kri­mi­nie­run­gen der Frau zu be­sei­ti­gen.

7 . Nachhaltige Entwicklungbis10

10 Angenommen in der Volksabstimmung vom 28. Nov. 2010, in Kraft seit 28. Nov. 2010. Gewährleistungsbeschluss vom 6. März 2012 (BBl 2012 3861Art. 1 Ziff. 8, 2011 8041).

Art. 44a

1 Der Staat und die Ge­mein­den wa­chen über die Ein­hal­tung des Gleich­ge­wichts zwi­schen der Be­wah­rung der na­tür­li­chen Um­welt und den Be­dürf­nis­sen des wirt­schaft­li­chen und so­zia­len Le­bens.

2 Bei der Aus­übung ih­rer Auf­ga­ben be­ach­ten sie die Prin­zi­pi­en der nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung und sie tra­gen den In­ter­es­sen zu­künf­ti­ger Ge­ne­ra­tio­nen Rech­nung.

8. Umwelt und Raumordnung

Art. 45 Umweltschutz

1 Der Staat und die Ge­mein­den schüt­zen den Men­schen und sei­nen na­tür­li­chen Le­bens­raum vor Schä­den; sie be­kämp­fen ins­be­son­de­re die Ver­schmut­zung der Luft, des Bo­dens und der Ge­wäs­ser so­wie den Lärm.

2 Sie er­hal­ten die Schön­heit und Ei­gen­art der Land­schaft so­wie die Na­tur- und Kul­tur­denk­mä­ler.

3 Der Staat schützt die Tier- und Pflan­zen­welt, ins­be­son­de­re den Wald.

4 Er re­gelt Jagd und Fi­sche­rei.

Art. 46 Raumplanung

1 Der Staat und die Ge­mein­den sor­gen für ei­ne zweck­mäs­si­ge Nut­zung des Bo­dens und für ei­ne ge­ord­ne­te Be­sied­lung des Lan­des.

2 Sie er­hal­ten so­weit wie mög­lich die Forst- und die Land­wirt­schafts­ge­bie­te, in de­nen Forst- und Land­wirt­schaft über­wie­gen.

3 Sie re­ser­vie­ren die für die Ent­wick­lung der Wirt­schaft und der Ver­kehrs­we­ge not­wen­di­gen Flä­chen.

4 Sie sind be­strebt, die zur Er­ho­lung und Frei­zeit be­son­ders ge­eig­ne­ten Ge­bie­te der ge­mein­schaft­li­chen Be­nut­zung zu er­hal­ten.

5 Sie neh­men Rück­sicht auf die Mei­nung der be­trof­fe­nen Be­völ­ke­rung.

9. Wirtschaft

Art. 47 Wirtschaftsentwicklung

1 Der Staat för­dert die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung des Kan­tons; er be­rück­sich­tigt die Be­dürf­nis­se der Re­gio­nen und sorgt für die Viel­falt der Wirt­schaft­stä­tig­kei­ten.

2 Er kann zu die­sem Zweck Äm­ter schaf­fen und Ein­rich­tun­gen un­ter­stüt­zen, na­ment­lich einen kon­sul­ta­ti­ven Wirt­schafts- und So­zi­al­rat und ein Amt für Wirt­schafts­för­de­rung.

Art. 48 Bau- und Strassenwesen

Der Staat er­lässt Vor­schrif­ten über das Bau- und das Stras­sen­we­sen.

Art. 49 Öffentlicher Verkehr

Der Staat för­dert den öf­fent­li­chen Ver­kehr.

Art. 50 Bodenschätze

Der Staat kon­trol­liert die Aus­beu­tung der Bo­den­schät­ze.

Art. 51 Landwirtschaftspolitik

Der Staat er­ar­bei­tet ei­ne Land­wirt­schafts­po­li­tik.

10. Konsumentenschutz

Art. 52

Der Staat be­rück­sich­tigt die In­ter­es­sen der Kon­su­men­ten.

11. Humanitäre Hilfe

Art. 53

Der Staat för­dert die hu­ma­ni­täre Hil­fe und be­tei­ligt sich an der Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit mit den be­nach­tei­lig­ten Völ­kern.

12. Öffentliche Ordnung

Art. 54

Der Staat und die Ge­mein­den sor­gen für die öf­fent­li­che Ord­nung, für Si­cher­heit und Ru­he.

IV. Die Organisation des Staates

1. Allgemeine Grundsätze

Art. 55 Gewaltentrennung

Die ge­setz­ge­ben­de, die voll­zie­hen­de und die recht­spre­chen­de Ge­walt sind ge­trennt.

Art. 56 Grundlagen des staatlichen Handelns

1 Al­les staat­li­che Han­deln muss auf den Grund­sät­zen der Recht­mäs­sig­keit und von Treu und Glau­ben be­ru­hen.

2 Es muss ver­hält­nis­mäs­sig sein.

Art. 57 Haftung

Der Staat und die Ge­mein­den haf­ten für den Scha­den, den Be­hör­den und Be­am­te in Aus­übung ih­rer amt­li­chen Tä­tig­keit wi­der­recht­lich ver­ur­sa­chen.

Art. 58 Rückwirkung von Gesetzen

Ge­set­zen, die den ein­zel­nen oder den Ge­mein­den neue Las­ten oder Pflich­ten auf­er­le­gen, darf kei­ne Rück­wir­kung zu­kom­men.

Art. 59 Übertragung von Befugnissen

1 Das Volk, das Par­la­ment und die Re­gie­rung kön­nen ih­re Be­fug­nis­se nach den Vor­schrif­ten des Ge­set­zes über­tra­gen.

2 Für Volk und Par­la­ment be­stimmt das Ge­setz den Ge­gen­stand je­der Über­tra­gung von Be­fug­nis­sen und legt de­ren Zweck und Um­fang fest.

Art. 60 Notrecht

Das Ge­setz be­stimmt, dass im Krieg oder bei Ka­ta­stro­phen dem Par­la­ment oder der Re­gie­rung vor­über­ge­hend Be­fug­nis­se über­tra­gen wer­den kön­nen, die von der Ver­fas­sung ab­wei­chen.

Art. 61 Rechtsauskunft und Schlichtung

1 Der Staat rich­tet einen grund­sätz­lich un­ent­gelt­li­chen Rechts­aus­kunfts­dienst ein.

2 Er kann ei­ne un­ab­hän­gi­ge Schlich­tungs­stel­le für Ver­wal­tungs­an­ge­le­gen­hei­ten er­rich­ten.

Art. 62 Unvereinbare Ämter

1 Nie­mand darf zwei der fol­gen­den Äm­ter gleich­zei­tig aus­üben: Ab­ge­ord­ne­ter im Par­la­ment, Mit­glied der Re­gie­rung, voll­amt­li­cher Rich­ter, Staats­an­walt.

2 Die Mit­glie­der der Re­gie­rung dür­fen kei­ner Be­zirks- oder Ge­mein­de­be­hör­de an­ge­hö­ren.

3 Die voll­amt­li­chen Rich­ter dür­fen kei­ner Ge­mein­de­be­hör­de und kei­ner an­de­ren Be­zirks­be­hör­de an­ge­hö­ren.

4 Das Man­dat ei­nes eid­ge­nös­si­schen Par­la­men­ta­ri­ers ist mit fol­gen­den Äm­tern un­ver­ein­bar: Ab­ge­ord­ne­ter im Kan­tonspar­la­ment, voll­amt­li­cher Rich­ter, Staats­an­walt und Mit­glied der Re­gie­rung.11

512

6 Das Ge­setz re­gelt die Un­ver­ein­bar­keit von Äm­tern für die ne­ben­amt­li­chen Rich­ter und die Be­am­ten.

11An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 5. April 1987, in Kraft seit 5. April 1987. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 9. März 1988 (BBl 1988 I 1448Art. 1 Ziff. 5 249).

12Auf­ge­ho­ben in der Volks­ab­stim­mung vom 5. April 1987, mit Wir­kung seit 5. April 1987. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 9. März 1988 (BBl 1988 I 1448Art. 1 Ziff. 5 249).

Art. 63 Unvereinbarkeit bei Verwandtschaft

Das Ge­setz re­gelt die Un­ver­ein­bar­keit von Äm­tern bei Ver­wandt­schaft und. Ver­schwä­ge­rung.

Art. 64 Doppeltätigkeit

Das Amt ei­nes Re­gie­rungs­mit­glieds oder ei­nes voll­amt­li­cher Rich­ters ist mit je­der an­de­ren be­zahl­ten Tä­tig­keit un­ver­ein­bar.

Art. 65 Amtsdauer

1 Die Ab­ge­ord­ne­ten, die Mit­glie­der der Re­gie­rung, die Rich­te­rin­nen und Rich­ter, die Staats­an­wäl­tin­nen und Staats­an­wäl­te und die Mit­glie­der der Be­zirks- und der Ge­mein­de­be­hör­den wer­den für fünf Jah­re ge­wählt.13

2 Die Prä­si­den­ten und Vi­ze­prä­si­den­ten des Par­la­ments, der Re­gie­rung und des Kan­tons­ge­richts wer­den für ein Jahr ge­wählt.

3 Wäh­rend ei­ner Amts­pe­ri­ode Ge­wähl­te üben ihr Man­dat bis zum En­de die­ser Pe­ri­ode aus.

13 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 7. März 2010, in Kraft seit 1. Ju­li 2010. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 2. März 2011 (BBl 2011 2927Art. 1 Ziff. 5, 2010 7945).

Art. 66 Wiederwahlen

1 Die Stän­derä­te und die Par­la­ment­s­ab­ge­ord­ne­ten kön­nen nur zwei­mal nach­ein­an­der wie­der­ge­wählt wer­den.

2 Die Mit­glie­der der Re­gie­rung kön­nen nur zwei­mal wie­der­ge­wählt wer­den.14

3 Die Prä­si­den­ten und Vi­ze­prä­si­den­ten des Par­la­ments, der Re­gie­rung und des Kan­tons­ge­richts kön­nen für das glei­che Amt nicht un­mit­tel­bar wie­der­ge­wählt wer­den.

4 Die Mit­glie­der der an­de­ren Be­hör­den des Staa­tes und der Be­zir­ke kön­nen un­be­schränkt wie­der­ge­wählt wer­den.

14 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 7. März 2010, in Kraft seit 1. Ju­li 2010. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 2. März 2011 (BBl 2011 2927Art. 1 Ziff. 5, 2010 7945).

Art. 67 Öffentlichkeit der Verhandlungen

Die Ver­hand­lun­gen des Par­la­ments und der Ge­ne­ral­rä­te sind öf­fent­lich.

Art. 68 Information der Öffentlichkeit

1 Die Kan­tons- und die Ge­mein­de­be­hör­den in­for­mie­ren die Be­völ­ke­rung über ih­re Tä­tig­keit.

2 Sie ver­öf­fent­li­chen die wich­ti­gen Vor­ha­ben in der Wei­se, dass ei­ne öf­fent­li­che Dis­kus­si­on mög­lich ist.

Art. 69 Sitz der Behörden

1 Das Par­la­ment und die Re­gie­rung ha­ben ih­ren Sitz in Dels­berg.

2 Das Kan­tons­ge­richt und das ers­tin­stanz­li­che Ge­richt ha­ben ih­ren Sitz in Prun­trut.15

3 Die kan­to­na­le Ver­wal­tung ist de­zen­tra­li­siert.

15 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 29. Nov. 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2001. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 14. Ju­ni 2000 (BBl 2000 3643Art. 1 Ziff. 9 1107).

2. Die politischen Rechte

Art. 70 Stimmberechtigte

1 Stimm- und wahl­be­rech­tigt in kan­to­na­len An­ge­le­gen­hei­ten sind al­le Män­ner und Frau­en, die Schwei­zer­bür­ger und min­des­tens 18 Jah­re alt sind und Wohn­sitz im Kan­ton ha­ben.

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3 Stimm- und wahl­be­rech­tigt in Ge­mein­de­an­ge­le­gen­hei­ten sind al­le Män­ner und Frau­en, die Schwei­zer­bür­ger und min­des­tens 18 Jah­re alt sind und Wohn­sitz in der Ge­mein­de ha­ben.

4 Das Ge­setz be­stimmt, in wel­chen Fäl­len ei­nem Stimm­be­rech­tig­ten die po­li­ti­schen Rech­te ent­zo­gen wer­den.

16 Auf­ge­ho­ben in der Volks­ab­stim­mung vom 29. Nov. 1998, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 14. Ju­ni 2000 (BBl 2000 3643Art. 1 Ziff. 9 1107).

Art. 71 Inhalt der politischen Rechte

Je­der Stimm­be­rech­tig­te hat das Recht,

a.
an den Volks­wah­len und -ab­stim­mun­gen teil­zu­neh­men;
b.
un­ter den in Ver­fas­sung und Ge­setz ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen in ein öf­fent­li­ches Amt ge­wählt zu wer­den;
c.
Volks­i­ni­tia­ti­ven und Re­fe­ren­den zu un­ter­zeich­nen.

Art. 72 Auswärtige Jurassier

Das Ge­setz re­gelt die po­li­ti­schen Rech­te der Ju­ras­sier, die aus­ser­halb des Kan­tons nie­der­ge­las­sen sind.

Art. 73 Ausländer

Das Ge­setz um­schreibt und re­gelt das Stimm- und Wahl­recht so­wie die üb­ri­gen po­li­ti­schen Rech­te der Aus­län­der.

Art. 74 Volkswahlen

1 Die Stimm­be­rech­tig­ten des Kan­tons wäh­len:

a.
die Par­la­ment­s­ab­ge­ord­ne­ten und die Stell­ver­tre­ter;
b.
die Mit­glie­der der Re­gie­rung;
c.
die Stän­derä­te.

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3 Die Stimm­be­rech­tig­ten der Ge­mein­de wäh­len:

a.
die Ge­ne­ral­rä­te;
b.
den Ge­mein­de­prä­si­den­ten und die Ge­mein­derä­te;
c.
die Mit­glie­der der an­de­ren Ge­mein­de­or­ga­ne, wenn das Ge­setz oder das Ge­mein­de­re­gle­ment es vor­sieht.

4 Die Volks­wah­len er­fol­gen in ge­hei­mer Ab­stim­mung.

5 Die Stän­derä­te, die Par­la­ment­s­ab­ge­ord­ne­ten und die Mit­glie­der der Ge­ne­ral­rä­te wer­den nach dem Ver­hält­nis­wahl­ver­fah­ren ge­wählt.

6 Die Re­gie­rungs­mit­glie­der und die Ge­mein­de­prä­si­den­ten wer­den nach dem Mehr­heits­wahl­ver­fah­ren ge­wählt.18

17 Auf­ge­ho­ben in der Volks­ab­stim­mung vom 29. Nov. 1998, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 14. Ju­ni 2000 (BBl 2000 3643Art. 1 Ziff. 9 1107).

18 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 29. Nov. 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2001. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 14. Ju­ni 2000 (BBl 2000 3643Art. 1 Ziff. 9 1107).

Art. 75 Kantonale Volksinitiative: Voraussetzungen

1 Zwei­tau­send Stimm­be­rech­tig­te oder fünf Ge­mein­den kön­nen mit ei­ner In­itia­ti­ve in der Form der all­ge­mei­nen An­re­gung oder des aus­ge­ar­bei­te­ten Ent­wurfs die An­nah­me, die Än­de­rung oder die Auf­he­bung von Ver­fas­sungs- oder Ge­set­zes­be­stim­mun­gen ver­lan­gen.19

2 Fünf­tau­send Stimm­be­rech­tig­te kön­nen in der Form der all­ge­mei­nen An­re­gung ver­lan­gen, dass das Par­la­ment das Stan­des­i­ni­tia­tivrecht in Bun­des­an­ge­le­gen­hei­ten aus­übt.

3 Die Volks­i­ni­tia­ti­ve muss mit dem über­ge­ord­ne­ten Recht ver­ein­bar sein, darf nur einen Ge­gen­stand be­tref­fen und nicht un­durch­führ­bar sein; an­dern­falls tritt das Par­la­ment we­gen Un­gül­tig­keit nicht dar­auf ein.20

4 Die In­itia­ti­ve kann un­ter den im Ge­setz ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen zu­rück­ge­zo­gen wer­den.

19An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 5. Ju­ni 2016, in Kraft seit 5. Ju­ni 2016. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 12. Ju­ni 2017 (BBl 2017 4419Art. 5 1499).

20An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 26. Sept. 2004, in Kraft seit 1. Sept. 2006. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 6. Okt. 2005 (BBl 2005 5995Art. 1 Ziff. 7 2891).

Art. 76 Kantonale Volksinitiative: Verfahren

1 Das Par­la­ment ent­schei­det, ob die Be­stim­mun­gen, die es auf­grund ei­ner Volks­i­ni­tia­ti­ve in der Form der all­ge­mei­nen An­re­gung an­nimmt oder än­dert, in die Ver­fas­sung oder das Ge­setz auf­ge­nom­men wer­den.21

2 Be­schliesst das Par­la­ment, ei­ner gül­ti­gen Volks­i­ni­tia­ti­ve kei­ne Fol­ge zu ge­ben, oder gibt es die­ser nicht in­ner­halb von zwei Jah­ren Fol­ge, so wird die In­itia­ti­ve dem Volk zur Ab­stim­mung un­ter­brei­tet.

3 Das Par­la­ment kann je­der Volks­i­ni­tia­ti­ve einen Ge­gen­vor­schlag ge­gen­über­stel­len.

4 Nimmt das Volk ei­ne In­itia­ti­ve in der Form der all­ge­mei­nen An­re­gung an, so muss das Par­la­ment die­ser in­ner­halb von zwei Jah­ren Fol­ge ge­ben.22

5 Nimmt das Volk so­wohl die In­itia­ti­ve wie den Ge­gen­vor­schlag an, so gilt die Vor­la­ge als an­ge­nom­men, wel­che die meis­ten Stim­men auf sich ver­ei­nigt hat.

21An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 26. Sept. 2004, in Kraft seit 1. Sept. 2006. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 6. Okt. 2005 (BBl 2005 5995Art. 1 Ziff. 7 2891).

22An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 26. Sept. 2004, in Kraft seit 1. Sept. 2006. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 6. Okt. 2005 (BBl 2005 5995Art. 1 Ziff. 7 2891).

Art. 77 Obligatorisches Referendum

Der Volks­ab­stim­mung wer­den un­ter­brei­tet:

a.
der Grund­satzent­scheid über ei­ne To­tal­re­vi­si­on der Ver­fas­sung zu­sam­men mit dem Ver­fas­sungs­zu­satz, der ih­re Durch­füh­rung re­gelt;
b.
die Ver­fas­sungs­be­stim­mun­gen;
c.
die Volks­i­ni­tia­ti­ven, de­nen das Par­la­ment kei­ne Fol­ge gibt;
d.
je­de nicht ge­setz­lich fest­ge­leg­te Aus­ga­be, so­fern es sich um ei­ne ein­ma­li­ge Aus­ga­be von mehr als 5/100 oder um ei­ne wie­der­keh­ren­de Aus­ga­be von mehr als 5/1000 der Ein­nah­men des letz­ten Staats­vor­an­schlags han­delt;
e.
die Ge­set­ze und Be­schlüs­se, die dem ob­li­ga­to­ri­schen Re­fe­ren­dum un­ter­lie­gen­de Aus­ga­ben zur Fol­ge ha­ben;
f.
die Ver­trä­ge, Kon­kor­da­te und an­de­ren öf­fent­lichrecht­li­chen Ver­ein­ba­run­gen, die von der Ver­fas­sung ab­wei­chen oder sie er­gän­zen oder die dem ob­li­ga­to­ri­schen Re­fe­ren­dum un­ter­lie­gen­de Aus­ga­ben zur Fol­ge ha­ben;
g.23
das Staats­bud­get ge­mä­ss Ar­ti­kel 123a Ab­sät­ze 4 und 6.

23 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 17. Mai 2009, in Kraft seit 1. Jan. 2011. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 8. Dez. 2010 (BBl 2011 257Art. 1 Ziff. 5, 2010 4901).

Art. 78 Fakultatives Referendum

Wenn zwei­tau­send Stimm­be­rech­tig­te oder fünf Ge­mein­den es ver­lan­gen, wer­den der Volks­ab­stim­mung un­ter­brei­tet:24

a.
die Ge­set­ze;
b.
je­de nicht ge­setz­lich fest­ge­leg­te Aus­ga­be, so­fern es sich um ei­ne ein­ma­li­ge Aus­ga­be von mehr als 5/1000 oder um ei­ne wie­der­keh­ren­de Aus­ga­be von mehr als 5/10'000 der Ein­nah­men des letz­ten Staats­vor­an­schlags han­delt;
c.
die Ver­trä­ge, Kon­kor­da­te und an­de­ren öf­fent­lichrecht­li­chen Ver­ein­ba­run­gen, die vom Ge­setz ab­wei­chen oder es er­gän­zen oder die dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum un­ter­lie­gen­de Aus­ga­ben zur Fol­ge ha­ben;
d.
die Im­mo­bi­li­en­ge­schäf­te, die Bürg­schaf­ten und die Be­tei­li­gung an Wirt­schafts­un­ter­neh­men, so­fern die be­tref­fen­den Be­trä­ge grös­ser sind als 5/1000 der Ein­nah­men des letz­ten Staats­vor­an­schlags;
e.
die Plä­ne in den ge­setz­lich vor­ge­se­he­nen Fäl­len;
f.
die Stan­des­i­ni­tia­ti­ven in Bun­des­an­ge­le­gen­hei­ten.

24 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 5. Ju­ni 2016, in Kraft seit 5. Ju­ni 2016. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 12. Ju­ni 2017 (BBl 2017 4419Art. 5 1499).

Art. 79 Referendum auf Beschluss des Parlaments

Das Par­la­ment kann al­le sei­ne Ent­schei­dun­gen der Volks­ab­stim­mung un­ter­brei­ten.

Art. 80 Petitionsrecht

1 Je­der hat das Recht, ei­ne Pe­ti­ti­on an die Be­hör­den zu rich­ten.

2 Die Be­hör­de, bei der ei­ne Pe­ti­ti­on ein­ge­reicht wird, muss­die­se be­han­deln und be­ant­wor­ten.

Art. 81 Politische Parteien

Der Staat an­er­kennt die Auf­ga­be der po­li­ti­schen Par­tei­en und un­ter­stützt de­ren Tä­tig­keit.

3. Das Parlament

Art. 82 Stellung

1 Das Par­la­ment ist die ers­te Ver­tre­tung des Vol­kes.

2 Es be­stimmt die Po­li­tik des Kan­tons.

3 Es übt, un­ter Vor­be­halt der Rech­te des Vol­kes, die ge­setz­ge­ben­de Ge­walt aus.

4 Es übt die Ober­auf­sicht über die Re­gie­rung, die Ver­wal­tung und die rich­ter­li­chen Be­hör­den aus.

Art. 83 Gesetzgebungsbefugnis

1 Das Par­la­ment

a.
ar­bei­tet bei ei­ner Teil­re­vi­si­on der Ver­fas­sung die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen aus;
b.
er­lässt die Ge­set­ze, na­ment­lich die Ein­füh­rungs­ge­set­ze zum Bun­des­recht.

2 Es er­lässt die De­kre­te zur In­kraft­set­zung der wich­ti­gen Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen zum Bun­des­recht und zu kan­to­na­len Ge­set­zen.

3 Die Ent­wür­fe zu Ver­fas­sungs­be­stim­mun­gen, Ge­set­zen und De­kre­ten wer­den in zwei Le­sun­gen be­ra­ten.

Art. 84 Andere Befugnisse

Das Par­la­ment ist, un­ter Vor­be­halt der Rech­te des Vol­kes, aus­ser­dem be­fugt:

a.
die Mit­glie­der des Kan­tons­ge­richts, den Staats­an­walt und die Mit­glie­der der an­de­ren vom Ge­setz be­zeich­ne­ten Be­hör­den zu wäh­len;
b.
die Ver­trä­ge, Kon­kor­da­te und an­de­ren öf­fent­lichrecht­li­chen Ver­ein­ba­run­gen zu ge­neh­mi­gen, die nicht aus­sch­liess­lich Sa­che der Re­gie­rung sind;
c.
über das all­ge­mei­ne Re­gie­rungs­pro­gramm und sei­ne Ver­wirk­li­chung zu be­ra­ten;
d.
die kan­to­na­len Plä­ne, die die Wirt­schaft, das Bau­we­sen und die Raum­ord­nung be­tref­fen, zu ge­neh­mi­gen und zu be­stim­men, wie­weit sie ver­bind­lich sind;
e.
die Fi­nanz­plä­ne des Staa­tes zu ge­neh­mi­gen;
f.
den Staats­vor­an­schlag zu be­schlies­sen und die Staats­rech­nung zu ge­neh­mi­gen;
g.
je­de nicht ge­setz­lich fest­ge­leg­te Aus­ga­be zu be­schlies­sen, so­fern es sich um ei­ne ein­ma­li­ge Aus­ga­be von mehr als 5/10'000 oder um ei­ne wie­der­keh­ren­de Aus­ga­be von mehr als 5/100'000 der Ein­nah­men des letz­ten Staats­vor­an­schlags han­delt;
h.
über den Ab­schluss von Im­mo­bi­li­en­ge­schäf­ten und von Bürg­schaf­ten so­wie über die Be­tei­li­gung an Wirt­schafts­un­ter­neh­men zu be­schlies­sen, so­fern die be­tref­fen­den Be­trä­ge grös­ser sind als 5/10'000 der Ein­nah­men des letz­ten Staats­vor­an­schlags;
i.
öf­fent­li­che An­lei­hen zu be­wil­li­gen;
j.
die Ge­schäfts­be­rich­te der Re­gie­rung, der Ge­rich­te und der selb­stän­di­gen kan­to­na­len An­stal­ten zu ge­neh­mi­gen;
k.
in Kom­pe­tenz­strei­tig­kei­ten zu ent­schei­den, in de­nen der Ver­fas­sungs­ge­richts­hof Par­tei ist;
l.
das Be­gna­di­gungs­recht aus­zuü­ben;
m.
Amnes­tie zu ge­wäh­ren;
n.
zu den Ver­nehm­las­sun­gen der Re­gie­rung in wich­ti­gen Bun­des­an­ge­le­gen­hei­ten Stel­lung zu neh­men;
o.
das Stan­des­i­ni­tia­tivrecht in Bun­des­an­ge­le­gen­hei­ten aus­zuü­ben;
p.
zu­sam­men mit an­de­ren Kan­to­nen die aus­ser­or­dent­li­che Ein­be­ru­fung der Bun­des­ver­samm­lung und die Volks­ab­stim­mung über ein Bun­des­ge­setz oder einen Bun­des­be­schluss zu ver­lan­gen;
q.
je­de an­de­re Be­fug­nis aus­zuü­ben, wel­che ihm die Ver­fas­sung oder das Ge­setz über­trägt.

Art. 85 Zusammensetzung

1 Das Par­la­ment zählt sech­zig Ab­ge­ord­ne­te.

2 Das Ge­setz re­gelt die Wahl von Stell­ver­tre­tern.

Art. 86 Wahlen

1 Für die Wahl des Par­la­ments bil­det je­der Be­zirk einen Wahl­kreis.

2 Je­dem Wahl­kreis ste­hen von vorn­her­ein drei Sit­ze zu; die üb­ri­gen wer­den im Ver­hält­nis zur Be­völ­ke­rungs­zahl ver­teilt.

Art. 87 Einberufung

Das Par­la­ment tritt auf Ein­be­ru­fung durch den Prä­si­den­ten zu­sam­men:

a.
in den im Ge­schäfts­re­gle­ment vor­ge­se­he­nen Fäl­len;
b.
auf sei­nen be­son­de­ren Be­schluss;
c.
auf Ver­lan­gen der Re­gie­rung;
d.
wenn 12 Ab­ge­ord­ne­te es un­ter An­ga­be der Ver­hand­lungs­ge­gen­stän­de ver­lan­gen.

Art. 88 Unabhängigkeit der Parlamentarier

1 Die Ab­ge­ord­ne­ten üben ihr Man­dat frei aus.

2 Sie kön­nen für Äus­se­run­gen, die sie in Aus­übung ih­res Man­dats ma­chen, nicht be­langt wer­den.

3 Sie sind für sol­che Äus­se­run­gen nur dem Par­la­ment ver­ant­wort­lich.

4. Die Regierung

Art. 89 Stellung

1 Die Re­gie­rung lei­tet die Po­li­tik des Kan­tons.

2 Sie übt die voll­zie­hen­de Ge­walt aus und führt die Ver­wal­tung.

3 Sie ver­tritt den Staat.

Art. 90 Gesetzgebung

1 Die Re­gie­rung wirkt an der Aus­ar­bei­tung der Ge­setz­ge­bung mit und kann dem Par­la­ment Ver­fas­sungs-, Ge­set­zes- oder De­krets­be­stim­mun­gen vor­schla­gen.

2 Un­ter Vor­be­halt der Be­fug­nis­se des Par­la­ments er­lässt sie die Durch­füh­rungs­ver­ord­nun­gen zum Bun­des­recht und zu kan­to­na­len Ge­set­zen und De­kre­ten.

Art. 91 Dringlichkeitsrecht

1 In dring­li­chen Fäl­len kann die Re­gie­rung Ver­ord­nun­gen er­las­sen und Mass­nah­men er­grei­fen, die von Be­schlüs­sen, De­kre­ten oder Ge­set­zen ab­wei­chen.

2 Die­se Ver­ord­nun­gen und Mass­nah­men blei­ben in Kraft, so­lan­ge die not­wen­di­gen Vor­keh­run­gen nicht ver­fas­sungs­ge­mä­ss ge­trof­fen wer­den kön­nen, längs­tens je­doch ein Jahr.

Art. 92 Andere Befugnisse

1 Un­ter Vor­be­halt der Be­fug­nis­se von Volk und Par­la­ment

a.
er­nennt die Re­gie­rung die Be­am­ten und be­traut an­de­re Per­so­nen mit kan­to­na­len öf­fent­li­chen Äm­tern;
b.
be­schliesst die Re­gie­rung je­de nicht ge­setz­lich fest­ge­leg­te Aus­ga­be;
c.
ent­schei­det die Re­gie­rung über den Ab­schluss von Im­mo­bi­li­en­ge­schäf­ten und Bürg­schaf­ten so­wie über die Be­tei­li­gung an Wirt­schafts­un­ter­neh­men.

2 Aus­ser­dem ist die Re­gie­rung be­fugt:

a.
öf­fent­lichrecht­li­che Ver­ein­ba­run­gen von ge­rin­ger Trag­wei­te ab­zu­sch­lies­sen;
b.
dem Par­la­ment zu Be­ginn je­der Le­gis­la­tur­pe­ri­ode ein all­ge­mei­nes Re­gie­rungs­pro­gramm vor­zu­le­gen;
c.
dem Par­la­ment am En­de je­der Le­gis­la­tur­pe­ri­ode einen Be­richt über die Ver­wirk­li­chung ih­res Re­gie­rungs­pro­gramms vor­zu­le­gen;
d.
un­ter Vor­be­halt der Be­fug­nis­se des Par­la­ments die Staats­tä­tig­keit zu pla­nen und für die Ver­wirk­li­chung der Plä­ne zu sor­gen;
e.
den Staats­vor­an­schlag und die Staats­rech­nung vor­zu­be­rei­ten und dem Par­la­ment zu un­ter­brei­ten;
f.
das Ver­mö­gen und die Fi­nan­zen des Staa­tes zu ver­wal­ten;
g.
die öf­fent­li­che Ord­nung si­cher­zu­stel­len und zu die­sem Zweck über die kan­to­na­len Trup­pen zu ver­fü­gen;
h.
die Ge­set­ze, De­kre­te und Be­schlüs­se so­wie die Ge­richts­ur­tei­le zu voll­zie­hen;
i.
die Ar­beit der Be­hör­den zu ko­or­di­nie­ren und die Ver­wal­tung in den Schran­ken des Ge­set­zes zu or­ga­ni­sie­ren;
j.
die Auf­sicht über die Ge­mein­den aus­zuü­ben;
k.
die Auf­sicht über die selb­stän­di­gen kan­to­na­len An­stal­ten aus­zuü­ben;
l.
über die Kla­gen und Be­schwer­den in den vom Ge­setz be­stimm­ten Fäl­len zu ent­schei­den;
m.
das Kan­tons­bür­ger­recht zu er­tei­len;
n.
un­ter Vor­be­halt der Be­fug­nis­se des Par­la­ments in den Ver­nehm­las­sungs­ver­fah­ren der Bun­des­be­hör­den Stel­lung zu neh­men;
o.
die eid­ge­nös­si­schen Par­la­men­ta­ri­er re­gel­mäs­sig zu kon­sul­tie­ren und zu in­for­mie­ren;
p.
je­de an­de­re Be­fug­nis aus­zuü­ben, die ihr das Ge­setz ein­räumt oder die kei­ner be­stimm­ten Be­hör­de zu­ge­wie­sen ist.

Art. 93 Zusammensetzung und Wahl

1 Die Re­gie­rung setzt sich aus fünf Mit­glie­dern zu­sam­men.

2 Für die Wahl der Re­gie­rung bil­det der Kan­ton einen ein­zi­gen Wahl­kreis.

Art. 94 Präsident und Vizepräsident

Der Prä­si­dent und der Vi­ze­prä­si­dent der Re­gie­rung wer­den vom Par­la­ment ge­wählt.

Art. 95 Kollegialitätsprinzip

1 Die Re­gie­rung han­delt als Kol­le­gi­al­be­hör­de.

2 Die wich­ti­gen Ge­schäf­te fal­len im­mer in ih­re Zu­stän­dig­keit.

Art. 96 Departemente

1 Je­des Re­gie­rungs­mit­glied lei­tet ein De­par­te­ment, des­sen Auf­ga­ben das Ge­setz be­stimmt.

2 Die Ko­or­di­na­ti­on zwi­schen den De­par­te­men­ten muss si­cher­ge­stellt sein.

Art. 97 Beziehung zum Parlament

1 Die Re­gie­rung kann dem Par­la­ment An­trä­ge un­ter­brei­ten.

2 Sie nimmt an den Sit­zun­gen des Par­la­ments teil und kann sich zu je­dem Ge­gen­stand äus­sern.

Art. 98 Konsultativrat der auswärtigen Jurassier

Der Staat schafft einen Kon­sul­ta­tivrat der Ju­ras­sier, die aus­ser­halb des Kan­tons Wohn­sitz ha­ben.

Art. 99 Verwaltung

1 Je­der Be­am­te steht im Dienst des Vol­kes.

2 Die Ver­wal­tung muss wirk­sam und wirt­schaft­lich seih.

Art. 100 Selbständige Anstalten oder Einrichtungen

Das Ge­setz kann be­stimm­te Staats­auf­ga­ben selb­stän­di­gen An­stal­ten oder Ein­rich­tun­gen über­tra­gen.

5. Die richterlichen Behörden

Art. 101 Unabhängigkeit

Die Ge­rich­te sind un­ab­hän­gig.

Art. 102 Erstinstanzliches Gericht 25

1 Die ers­tin­stanz­li­che Ge­richts­bar­keit wird für das gan­ze Kan­tons­ge­biet vom Ge­richt ers­ter In­stanz aus­ge­übt.26

2 Das Kan­tons­ge­richt ent­schei­det ers­tin­stanz­lich in den vom Ge­setz vor­ge­se­he­nen Fäl­len.

25 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 29. Nov. 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2001. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 14. Ju­ni 2000 (BBl 2000 3643Art. 1 Ziff. 9 1107).

26An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 30. Nov. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 10. Dez. 2009 (BBl 2009 9137Art. 1 Ziff. 5 5961).

Art. 103 Kantonsgericht 27

Die zwei­tin­stanz­li­che Ge­richts­bar­keit wird vom Kan­tons­ge­richt aus­ge­übt.

27An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 30. Nov. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 10. Dez. 2009 (BBl 2009 9137Art. 1 Ziff. 5 5961).

Art. 104 Verfassungsgerichtshof

1 Der Ver­fas­sungs­ge­richts­hof des Kan­tons­ge­richts über­prüft die Ver­fas­sungs­mäs­sig­keit der Ge­set­ze auf An­trag und vor de­ren In­kraft­tre­ten.28

2 Er be­ur­teilt in den Schran­ken des Ge­set­zes:

a.
Strei­tig­kei­ten über die Recht­mäs­sig­keit kan­to­na­ler und kom­mu­na­ler De­kre­te, Be­schlüs­se, Ver­ord­nun­gen und Re­gle­men­te;
b.
Strei­tig­kei­ten über die Au­to­no­mie der Ge­mein­den, der an­er­kann­ten Kir­chen und ih­rer Kirch­ge­mein­den;
c.
Strei­tig­kei­ten über die Aus­übung der po­li­ti­schen Rech­te, über die Gül­tig­keit kan­to­na­ler Wahlen und Ab­stim­mun­gen und, auf Be­schwer­de hin, über die Gül­tig­keit von Wahlen und Ab­stim­mun­gen in den Be­zir­ken und den Ge­mein­den;
d.
Kom­pe­tenz­strei­tig­kei­ten zwi­schen kan­to­na­len Be­hör­den, so­fern der Ver­fas­sungs­ge­richts­hof nicht sel­ber Par­tei ist;
e.
die an­de­ren im Ge­setz ge­nann­ten Strei­tig­kei­ten.

28An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 30. Nov. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 10. Dez. 2009 (BBl 2009 9137Art. 1 Ziff. 5 5961).

Art. 105 Jugendliche

Der Ju­gend­schutz un­ter­steht in Strafsa­chen ei­ner be­son­de­ren Ge­richts­bar­keit.

Art. 106 Strafuntersuchung und Staatsanwaltschaft 29

Die Straf­ver­fol­gung wird von der Staats­an­walt­schaft wahr­ge­nom­men.

29An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 30. Nov. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 10. Dez. 2009 (BBl 2009 9137Art. 1 Ziff. 5 5961).

Art. 107 Organisation, Befugnisse und Verfahren 30

Das Ge­setz re­gelt die Ein­zel­hei­ten der Wahl der rich­ter­li­chen Be­hör­den, ih­rer Or­ga­ni­sa­ti­on, ih­rer Be­fug­nis­se so­wie das Ver­fah­rens­recht un­ter Vor­be­halt des Bun­des­rechts.

30An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 30. Nov. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 10. Dez. 2009 (BBl 2009 9137Art. 1 Ziff. 5 5961).

V. Die Bezirke und die Gemeinden

1. Die Bezirke

Art. 108 Rechtsstellung

1 Die Be­zir­ke sind kan­to­na­le Ver­wal­tungs­krei­se.31

2 Das Ge­setz re­gelt ih­re Or­ga­ni­sa­ti­on.

3 Es be­stimmt die Art der Wahl ih­rer Be­hör­den und de­ren Auf­ga­ben.

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31 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 29. Nov. 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2001. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss der BVers vom 14. Ju­ni 2000 (BBl 2000 3643Art. 1 Ziff. 9 1107).

32 Auf­ge­ho­ben in der Volks­ab­stim­mung vom 29. Nov. 1998, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss der BVers vom 14. Ju­ni 2000 (BBl 2000 3643Art. 1 Ziff. 9 1107).

Art. 109 Anzahl und Grenzen

1 Das Kan­tons­ge­biet ist in drei Be­zir­ke ein­ge­teilt: Dels­berg, Frei­ber­ge, Prun­trut.

2 Die Gren­zen der Be­zir­ke wer­den durch das Ge­setz fest­ge­legt.

2. Die Gemeinden

a. Allgemeine Bestimmungen

Art. 110 Rechtsnatur und Autonomie

1 Die Ge­mein­den und die Ge­mein­de­ver­bän­de sind Kör­per­schaf­ten des öf­fent­li­chen Rechts.

2 Ihr Be­stand und ih­re Au­to­no­mie sind in den Schran­ken der Ver­fas­sung und des Ge­set­zes ge­währ­leis­tet.

Art. 111 Aufsicht

1 Die Ge­mein­den ste­hen un­ter der Auf­sicht der Re­gie­rung.

2 Die Re­gie­rung be­auf­sich­tigt ins­be­son­de­re ih­re Fi­nanz­ver­wal­tung und die Durch­füh­rung der ih­nen von Bund und Kan­ton über­tra­ge­nen Auf­ga­ben.

3 Stellt die Re­gie­rung Un­re­gel­mäs­sig­kei­ten fest, so trifft sie die vom Ge­setz vor­ge­se­he­nen Mass­nah­men.

4 In schwer­wie­gen­den Fäl­len kann die Re­gie­rung die Ge­mein­de­or­ga­ne sus­pen­die­ren und durch ei­ne aus­ser­or­dent­li­che Ver­wal­tung er­set­zen.

5 Kön­nen die Ge­mein­de­or­ga­ne nicht be­stellt wer­den, so setzt die Re­gie­rung ei­ne aus­ser­or­dent­li­che Ver­wal­tung ein.

Art. 112 Zusammenschluss, Teilung, Grenzänderung

1 Die Ge­mein­den kön­nen oh­ne Zu­stim­mung ih­rer Stimm­be­rech­tig­ten und oh­ne Ge­neh­mi­gung des Par­la­ments we­der ih­re Gren­zen än­dern, noch sich zu­sam­mensch­lies­sen, noch sich tei­len oder ei­nem an­de­ren Be­zirk an­ge­schlos­sen wer­den.

2 Der Staat er­leich­tert den Zu­sam­menschluss von Ge­mein­den.

3 In den vom Ge­setz vor­ge­se­he­nen Aus­nah­me­fäl­len und un­ter den im Ge­setz ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen kann das Par­la­ment über den Zu­sam­menschluss von zwei oder mehr Ge­mein­den oder über die Gren­z­än­de­rung zwi­schen Ge­mein­den ent­schei­den.

Art. 113 Gemeindeverbände

1 Die Ge­mein­den ha­ben das Recht, sich für be­stimm­te Auf­ga­ben von ge­mein­sa­mem In­ter­es­se in Ver­bän­den zu­sam­men­zu­sch­lies­sen, in die auch aus­ser­kan­to­na­le Ge­mein­den auf­ge­nom­men wer­den kön­nen.

2 Die Grün­dungs­ur­kun­de und das Ver­bands­re­gle­ment müs­sen von den be­tref­fen­den Ge­mein­den an­ge­nom­men und von der Re­gie­rung ge­neh­migt wer­den.

3 Die Re­gie­rung übt über die Ge­mein­de­ver­bän­de die­sel­be Auf­sicht aus wie über die Ge­mein­den.

4 In den vom Ge­setz vor­ge­se­he­nen Fäl­len kann die Re­gie­rung die Grün­dung ei­nes Ge­mein­de­ver­bands be­schlies­sen und des­sen Grün­dungs­ur­kun­de und Re­gle­ment er­stel­len.

b. Die Einwohnergemeinden

Art. 114 Aufgaben

Die Ein­woh­ner­ge­mein­de nimmt die ört­li­chen Auf­ga­ben wahr, für die we­der der Bund noch der Kan­ton zu­stän­dig sind.

Art. 115 Organisation

1 Die Ein­woh­ner­ge­mein­de gibt sich ein Or­ga­ni­sa­ti­ons­re­gle­ment.

2 Die­ses Re­gle­ment muss von den stimm­be­rech­tig­ten Ein­woh­nern an­ge­nom­men und von der Re­gie­rung ge­neh­migt wer­den.

3 Die Re­gie­rung er­teilt ih­re Ge­neh­mi­gung, wenn das Re­gle­ment mit der Ver­fas­sung und dem Ge­setz über­ein­stimmt.

Art. 116 Organe

Die Ein­woh­ner­ge­mein­de muss die fol­gen­den Or­ga­ne ha­ben:

a.
die stimm­be­rech­tig­ten Ein­woh­ner;
b.
den Ge­mein­de­rat;
c.
die vom Ge­setz be­stimm­ten stän­di­gen Kom­mis­sio­nen.

Art. 117 Stimmberechtigte Einwohner

1 Die Ge­mein­de­sou­ve­rä­ni­tät steht den stimm­be­rech­tig­ten Ein­woh­nern zu.

2 Die stimm­be­rech­tig­ten Ein­woh­ner äus­sern ih­ren Wil­len in der Ge­mein­de­ver­samm­lung oder durch Ur­nen­ab­stim­mung.

3 Die Be­fug­nis­se der stimm­be­rech­tig­ten Ein­woh­ner, die Or­ga­ni­sa­ti­on und der Ge­schäfts­gang der Ge­mein­de­ver­samm­lung, die Ur­nen­ab­stim­mun­gen und das In­itia­tivrecht wer­den durch das Ge­setz ge­re­gelt, das auf das Ge­mein­de­re­gle­ment ver­wei­sen kann.

Art. 118 Generalrat

1 Die Ge­mein­de­ver­samm­lung kann durch einen Ge­ne­ral­rat er­setzt wer­den.

2 Die Wahl, die Be­fug­nis­se, die Or­ga­ni­sa­ti­on und der Ge­schäfts­gang des Ge­ne­ral­rats so­wie das Re­fe­ren­dums­recht ge­gen sei­ne Ent­schei­dun­gen wer­den durch das Ge­setz ge­re­gelt, das auf das Ge­mein­de­re­gle­ment ver­wei­sen kann.

Art. 119 Gemeinderat

1 Der Ge­mein­de­rat ist die voll­zie­hen­de und ver­wal­ten­de Be­hör­de der Ein­woh­ner­ge­mein­de.

2 Der Ge­mein­de­prä­si­dent hat den Vor­sitz.

3 Die Wahl, die Be­fug­nis­se, die Or­ga­ni­sa­ti­on und der Ge­schäfts­gang des Ge­mein­de­rats wer­den durch das Ge­setz ge­re­gelt, das auf das Ge­mein­de­re­gle­ment ver­wei­sen kann.

c. Die anderen Gemeinden

Art. 120

Im Kan­ton gibt es aus­ser den Ein­woh­ner­ge­mein­den ge­misch­te Ge­mein­den, Bür­ger­ge­mein­den und Teil­ge­mein­den, de­ren Rechts­stel­lung das Ge­setz be­stimmt.

VI. Die Finanzen

1. Steuern und Abgaben

Art. 121 Steuerhoheit

1 Der Staat und die Ge­mein­den er­he­ben die zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben not­wen­di­gen Steu­ern und an­de­ren öf­fent­li­chen Ab­ga­ben.

2 Die öf­fent­li­chen Ab­ga­ben wer­den durch Ge­setz ein­ge­führt und in den Grund­zü­gen ge­re­gelt.

Art. 122 Steuerpflicht

Die Steu­er­pflich­ti­gen be­tei­li­gen sich so­li­da­risch, ent­spre­chend ih­rer wirt­schaft­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit, an den Las­ten des Staa­tes und der Ge­mein­den.

2. Die Verwaltung der öffentlichen Finanzen

Art. 123 Allgemeine Bestimmungen

1 Der Staat und die Ge­mein­den müs­sen wirt­schaft­lich ver­wal­tet wer­den.

2 Der Staat be­rück­sich­tigt bei der Ver­wal­tung sei­ner Fi­nan­zen die Be­dürf­nis­se des gan­zen Kan­tons.

3 Der Staat und die Ge­mein­den er­stel­len Fi­nanz­plä­ne, die von der Pla­nung der öf­fent­li­chen Auf­ga­ben aus­ge­hen.

4 Das Ge­setz re­gelt die Grund­sät­ze der Ver­wal­tung der öf­fent­li­chen Fi­nan­zen.

5 Der Staat or­ga­ni­siert die Kon­trol­le der Kan­tons- und der Ge­mein­de­fi­nan­zen.

Art. 123a Schuldenbremse 33

1 Das Staats­bud­get muss einen Selbst­fi­nan­zie­rungs­grad von 80 % oder hö­her auf­wei­sen.

2 Im Fal­le ei­nes Bi­lanz­fehl­be­trags oder falls die Brut­to­schuld um das An­dert­halb­fa­che hö­her ist als der für die kan­to­na­len Steuer­ein­nah­men bud­ge­tier­te Be­trag, muss der Selbst­fi­nan­zie­rungs­grad min­des­tens 100 % be­tra­gen.

3 Das Par­la­ment kann mit ei­ner Mehr­heit von min­des­tens zwei Drit­teln der Stim­men der Par­la­ments­mit­glie­der von den Ab­sät­zen 1 und 2 ab­wei­chen, wenn aus­ser­or­dent­li­che Um­stän­de dies er­for­dern; es kann in­des­sen nicht wäh­rend zwei­er auf­ein­an­der fol­gen­der Jah­re da­von ab­wei­chen.

4 Falls ei­ne Mehr­heit von zwei Drit­teln der Par­la­ments­mit­glie­der nicht er­reicht wer­den kann oder wenn das Par­la­ment von den Ab­sät­zen 1 und 2 im Vor­jahr ab­ge­wi­chen ist, muss ein Staats­bud­get, wel­ches de­ren An­for­de­run­gen nicht ent­spricht, ob­li­ga­to­risch dem Volk zur Ab­stim­mung un­ter­brei­tet wer­den.

5 Nimmt das Volk das Staats­bud­get an, so kann die Aus­nah­me­re­ge­lung im Sin­ne von Ab­satz 3 auf das nächs­te Bud­get wie­der An­wen­dung fin­den.

6 Lehnt das Volk das Staats­bud­get ab, so ar­bei­tet das Par­la­ment ein neu­es aus. Falls die­ses den An­for­de­run­gen der Ab­sät­ze 1 und 2 nicht ent­spricht, ist es ob­li­ga­to­risch dem Volk zur Ab­stim­mung zu un­ter­brei­ten.

7 Im Wei­te­ren re­gelt das Ge­setz die Ein­zel­hei­ten der Schul­den­brem­se.

33 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 17. Mai 2009, in Kraft seit 1. Jan. 2011. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 8. Dez. 2010 (BBl 2011 257Art. 1 Ziff. 5, 2010 4901).

Art. 124 Öffentlichkeit von Rechnung und Voranschlag

Vor­an­schlag und Rech­nung des Staa­tes, der Ge­mein­den, der Ge­mein­de­ver­bän­de, ih­rer An­stal­ten und Ein­rich­tun­gen sind öf­fent­lich.

Art. 125 Finanzierung

Mit je­dem Ent­wurf ei­nes Ge­set­zes, De­krets oder Be­schlus­ses, der Aus­ga­ben zur Fol­ge hat, wird ein Fi­nan­zie­rungs­plan vor­ge­legt.

3. Der Finanzausgleich

Art. 126

Der Staat trifft Mass­nah­men, um die Un­gleich­hei­ten zwi­schen Ge­mein­den mit un­ter­schied­li­cher Wirt­schafts- und Fi­nanz­kraft zu mil­dern.

4. Die selbständigen Wirtschaftseinrichtungen

Art. 127 Kantonalbank

1 Der Staat er­rich­tet ei­ne Kan­to­nal­bank, die sei­ner Auf­sicht un­ter­steht.

2 Er bürgt für ih­re Ver­bind­lich­kei­ten.

3 Die Kan­to­nal­bank un­ter­stützt die Wirt­schafts­po­li­tik des Kan­tons.

Art. 128 Andere Einrichtungen

Der Staat, die Ge­mein­den und die Ge­mein­de­ver­bän­de kön­nen sich an Wirt­schafts­un­ter­neh­men be­tei­li­gen oder sol­che Un­ter­neh­men grün­den.

5. Die Regalien

Art. 129

Das Ber­gre­gal und das Salz­re­gal sind dem Staat vor­be­hal­ten.

VII. Kirche und Staat

Art. 130 Anerkannte Kirchen

1 Die rö­misch-ka­tho­li­sche Kir­che und die evan­ge­lisch-re­for­mier­te Kir­che des Kan­tons sind als Kör­per­schaf­ten des öf­fent­li­chen Rechts an­er­kannt.

2 Das Par­la­ment kann an­de­re Kir­chen von Be­deu­tung und dau­ern­dem Be­stand als Kör­per­schaf­ten des öf­fent­li­chen Rechts an­er­ken­nen.

3 Die an­de­ren re­li­gi­ösen Ge­mein­schaf­ten un­ter­ste­hen dem Pri­vat­recht.

Art. 131 Autonomie

1 Die an­er­kann­ten Kir­chen or­ga­ni­sie­ren sich selb­stän­dig.

2 Je­de an­er­kann­te Kir­che gibt sich ei­ne Kir­chen­ver­fas­sung, die von ih­ren Mit­glie­dern an­ge­nom­men und von der Re­gie­rung ge­neh­migt wer­den muss.

3 Die Re­gie­rung muss die Kir­chen­ver­fas­sung ge­neh­mi­gen, wenn sie nach de­mo­kra­ti­schen Grund­sät­zen an­ge­nom­men wor­den ist und mit der Ver­fas­sung und dem Ge­setz über­ein­stimmt.

Art. 132 Mitgliedschaft in einer anerkannten Kirche

1 Je­der Ein­woh­ner des Kan­tons ge­hört der Kir­che sei­nes Be­kennt­nis­ses an, wenn er de­ren Be­din­gun­gen er­füllt.

2 Je­des Mit­glied ei­ner an­er­kann­ten Kir­che kann schrift­lich sei­nen Aus­tritt er­klä­ren.

Art. 133 Kirchgemeinden

1 Die an­er­kann­ten Kir­chen tei­len das Kan­tons­ge­biet nach den Be­stim­mun­gen ih­rer Kir­chen­ver­fas­sung in Kirch­ge­mein­den ein.

2 Die Kirch­ge­mein­den sind Kör­per­schaf­ten des öf­fent­li­chen Rechts.

Art. 134 Finanzen

1 Die an­er­kann­ten Kir­chen oder ih­re Kirch­ge­mein­den kön­nen Steu­ern in Form von Zu­schlä­gen auf den vom Ge­setz nä­her be­stimm­ten Steu­ern er­he­ben.

2 Der Staat und die Ge­mein­den wir­ken durch ih­re Ver­wal­tung bei der Er­he­bung der Kir­chen­steu­ern mit.

3 Ent­schei­de der an­er­kann­ten Kir­chen oder de­ren Kirch­ge­mein­den in Steu­er­sa­chen un­ter­lie­gen der Be­schwer­de ge­mä­ss dem an­wend­ba­ren Recht.34

4 Das Ge­setz be­stimmt, in wel­chen Fäl­len der Staat den Kir­chen Bei­trä­ge leis­tet.

34An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 30. Nov. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 10. Dez. 2009 (BBl 2009 9137Art. 1 Ziff. 5 5961).

VIII. Revision der Verfassung

Art. 135 Grundsatz

1 Die Ver­fas­sung kann ganz oder teil­wei­se ge­än­dert wer­den.

2 Je­de Re­vi­si­on muss der Volks­ab­stim­mung un­ter­brei­tet wer­den.

Art. 136 Teilrevision

1 Die Teil­re­vi­si­on wird nach dem Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren durch­ge­führt.

2 Sie kann einen oder meh­re­re Ar­ti­kel um­fas­sen.

3 Sie darf nur einen Ge­gen­stand be­tref­fen.

Art. 137 Totalrevision

1 Die To­tal­re­vi­si­on der Ver­fas­sung wird dem Volk durch Volks­i­ni­tia­ti­ve oder durch das Par­la­ment be­an­tragt.

2 Ein Ver­fas­sungs­zu­satz re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

3 Wird der Ver­fas­sungs­zu­satz ab­ge­lehnt, so un­ter­brei­tet das Par­la­ment dem Volk in­nert ei­nes Jah­res einen neu­en Ent­wurf.

Art. 138 Gebietsveränderungen 35

Die Re­pu­blik und der Kan­ton Ju­ra kann je­den Teil des von der Volks­ab­stim­mung vom 23. Ju­ni 1974 un­mit­tel­bar be­trof­fe­nen ju­ras­si­schen Ge­biets auf­neh­men, so­fern sich die­ser Teil nach Bun­des­recht und nach dem Recht des be­trof­fe­nen Kan­tons ord­nungs­ge­mä­ss ge­trennt hat.

35 Die­se Be­stim­mung hat die Ge­währ­leis­tung des Bun­des nicht er­hal­ten (Art. 1 des BB vom 28. Sept. 1977 – BBl 1977 III 256).

Art. 139 Verfahren zur Schaffung eines neuen Kantons 36

Die Re­gie­rung ist er­mäch­tigt, un­ter Be­ach­tung des Bun­des­rechts und des Rechts der be­trof­fe­nen Kan­to­ne ein Ver­fah­ren zur Schaf­fung ei­nes neu­en Kan­tons ein­zu­lei­ten, der das Ge­biet des Ber­ner Ju­ra und das­je­ni­ge des Kan­tons Ju­ra um­fasst.

36 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 24. Nov. 2013, in Kraft seit 24. Nov. 2013. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2015 (BBl 2015 3035Art. 1 Ziff. 10, 2014 9091).

Schluss- und Übergangsbestimmungen

Art. 1

Der Ver­fas­sungs­rat be­stimmt das gleich­zei­ti­ge oder schritt­wei­se In­kraft­tre­ten der Be­stim­mun­gen die­ser Ver­fas­sung.

Art. 2

Die ju­ras­si­sche Ver­fas­sung er­setzt für das Ge­biet der Re­pu­blik und des Kan­tons Ju­ra die Ver­fas­sung des Kan­tons Bern.

Art. 3

1 Die Ge­setz­ge­bung des Kan­tons Bern wird mit dem In­halt über­nom­men, den sie am Tag vor In­kraft­tre­ten die­ser Ver­fas­sung hat, so­weit sie ihr nicht wi­der­spricht und nicht auf­grund ei­nes vom Ver­fas­sungs­rat aus­ge­ar­bei­te­ten und von den Stimm­be­rech­tig­ten an­ge­nom­me­nen Ge­set­zes ge­än­dert wur­de.

2 Die Ge­setz­ge­bung wird zur Ge­setz­ge­bung der Re­pu­blik und des Kan­tons Ju­ra und bleibt es, so­lan­ge sie nicht in der von der Ver­fas­sung vor­ge­schrie­be­nen Form ge­än­dert wird.

Art. 4

1 Der Ver­fas­sungs­rat ist als Par­la­ment tä­tig bis zu dem Tag, an dem sich das ju­ras­si­sche Par­la­ment kon­sti­tu­iert.

2 Er nimmt des­sen Be­fug­nis­se wahr, aus­ge­nom­men je­ne nach Ar­ti­kel 84 Buch­sta­be b der Ver­fas­sung.

Art. 5

1 Das Bü­ro des Ver­fas­sungs­ra­tes ist als Re­gie­rung tä­tig bis zu dem Tag, an dem sich die ju­ras­si­sche Re­gie­rung kon­sti­tu­iert.

2 Es nimmt de­ren Be­fug­nis­se wahr, aus­ge­nom­men je­ne nach Ar­ti­kel 92 Buch­sta­be a der Ver­fas­sung.

3 Der Ver­fas­sungs­rat be­stimmt die Auf­ga­ben des Bü­ros.

Art. 6

137

2 Das Par­la­ment kon­sti­tu­iert sich am drit­ten Mon­tag nach sei­ner Wahl, die Re­gie­rung am dar­auf­fol­gen­den Tag.

3 Be­schwer­den über die Aus­übung der po­li­ti­schen Rech­te, über die Or­ga­ni­sa­ti­on der Wahlen und die Er­mitt­lung der Er­geb­nis­se wer­den von ei­ner be­son­de­ren Kom­mis­si­on des Ver­fas­sungs­ra­tes be­ur­teilt.

37 Auf­ge­ho­ben in der Volks­ab­stim­mung vom 7. März 2010, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2010. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 2. März 2011 (BBl 2011 2927Art. 1 Ziff. 5, 2010 7945).

Art. 7

Die Stän­derä­te wer­den für die Zeit bis zum En­de der Le­gis­la­tur­pe­ri­ode des Na­tio­nal­ra­tes ge­wählt.

Art. 8

In Ab­wei­chung von Ar­ti­kel 62 Ab­satz 438 der Ver­fas­sung darf kein Re­gie­rungs­mit­glied in den acht Jah­ren nach der Wahl der ers­ten Re­gie­rung Mit­glied der Bun­des­ver­samm­lung sein.

38 Es han­delt sich um Art. 62 Abs. 4 in der Fas­sung vom 20. März 1977.

Art. 9

1 Das Ge­setz er­leich­tert den Er­werb des ju­ras­si­schen Bür­ger­rechts für die Schwei­zer­bür­ger, die am 23. Ju­ni 1974 im Ge­biet des neu­en Kan­tons nie­der­ge­las­sen wa­ren.

2 Die­se Ge­set­zes­be­stim­mun­gen blei­ben längs­tens fünf Jah­re in Kraft.

Art. 10

1 Al­le bei den Ver­wal­tungs- und den Ge­richts­be­hör­den des Kan­tons Bern hän­gi­gen Ge­schäf­te ge­hen auf die zu­stän­di­gen Be­hör­den der Re­pu­blik und des Kan­tons Ju­ra über, so­bald die­se sich kon­sti­tu­iert ha­ben.

2 Das Bü­ro des Ver­fas­sungs­ra­tes be­zie­hungs­wei­se die Re­gie­rung kann mit dem Kan­ton Bern ver­ein­ba­ren, dass be­stimm­te hän­gi­ge Ge­schäf­te von den Ber­ner Be­hör­den er­le­digt wer­den, so­fern die be­trof­fe­nen Per­so­nen da­mit ein­ver­stan­den sind.

Art. 1139

1 Der Re­gie­rungs­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung40.

2 Durch Ge­setz kann ei­ne Über­gangs­frist für die Ein­füh­rung der neu­en Ge­richts­or­ga­ni­sa­ti­on vor­ge­se­hen wer­den.

3 Für die Zeit zwi­schen dem In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung und dem Jahr 2002 wer­den die Rich­ter des ers­tin­stanz­li­chen Ge­richts und die Un­ter­su­chungs­rich­ter vom Par­la­ment ge­wählt.

4 Der Re­gie­rungs­rat kann bis zum In­kraft­tre­ten der Än­de­rung des Ge­set­zes über die Ge­richts­or­ga­ni­sa­ti­on die not­wen­di­gen Be­stim­mun­gen auf dem Ver­ord­nungs­weg er­las­sen.

39 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 29. Nov. 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2001. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss der BVers vom 14. Ju­ni 2000 (BBl 2000 3643Art. 1 Ziff. 9 1107).

40 Es han­delt sich um die Än­de­run­gen der Art. 69, 70, 74, 102und 108(Re­form der Ge­richts­or­ga­ni­sa­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2001.

Art. 1241

Die Re­gie­rung be­stimmt das In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung42.

41An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 26. Sept. 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2005. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss der BVers vom 6. Okt. 2005 (BBl 2005 5995Art. 1 Ziff. 7 2891).

42 Es han­delt sich um die Än­de­rung des Art. 26 Abs. 2 (Über­tra­gung der Ge­sund­heits­kos­ten auf den Kan­ton), in Kraft seit 1. Jan. 2005.

Art. 1343

Die Re­gie­rung be­stimmt das In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung44.

43 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 17. Mai 2009, in Kraft seit 1. Jan. 2011. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 8. Dez. 2010 (BBl 2011 257Art. 1 Ziff. 5, 2010 4901).

44 Es han­delt sich um: die Än­de­run­gen der Art. 75 Abs. 1 und 3so­wie 76 Abs. 1 und 4(Ein­füh­rung der Volks­i­ni­tia­ti­ve in der Form des aus­ge­ar­bei­te­ten Ent­wurfs), in Kraft seit 1. Sept. 2006; die Auf­he­bung von Art. 10 und die Än­de­run­gen der Art. 102 Abs. 1, 103, 104Abs. 1, 106, 107und 134Abs. 3 (Um­set­zung der neu­en Straf- und der neu­en Zi­vil­pro­zess­ord­nung des Bun­des), in Kraft seit 1. Jan. 2011; die Än­de­rung des Art. 77 Bst. g und des Art. 123a (Ein­füh­rung ei­ner Schul­den­brem­se), in Kraft seit 1. Jan. 2011.

Art. 1445

1 Die Re­gie­rung be­stimmt das In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung46.

2 Die Ab­ge­ord­ne­ten, die Mit­glie­der der Re­gie­rung, die Rich­te­rin­nen und Rich­ter, die Staats­an­wäl­tin­nen und Staats­an­wäl­te und die Mit­glie­der der Be­zirks- und der Ge­mein­de­be­hör­den, die vor dem In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung ge­wählt wor­den sind, blei­ben dies bis zum En­de ih­rer vier­jäh­ri­gen Wahl­pe­ri­ode.

3 Wenn sie im Lauf ei­ner vier­jäh­ri­gen Le­gis­la­tur­pe­ri­ode im Sin­ne von Ab­satz 2, aber erst nach dem In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung ge­wählt wor­den sind, sind sie es nur bis zum En­de die­ser Le­gis­la­tur­pe­ri­ode.

4 Ab In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung kön­nen Mit­glie­der der Re­gie­rung nur zwei­mal wie­der­ge­wählt wer­den; da­bei wer­den Wahlen und Wie­der­wah­len, die vor dem In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung statt­ge­fun­den ha­ben, an­ge­rech­net.

45An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 7. März 2010, in Kraft seit 1. Ju­li 2010. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 2. März 2011 (BBl 2011 2927Art. 1 Ziff. 5, 2010 7945).

46 Es han­delt sich um die Än­de­run­gen der Art. 65 Abs. 1, 66Abs. 2 und die Auf­he­bung von Art. 6 Abs. 1 der Schluss- und Über­gangs­be­stim­mun­gen (Än­de­rung der Dau­er der Le­gis­la­tur­pe­ri­oden und Wie­der­wahl der Re­gie­rungs­mit­glie­der), in Kraft seit 1. Ju­li 2010.

Sachregister