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Bundesgesetz über die Ausländerinnen und Ausländer und über die Integration

vom 16. Dezember 2005 (Stand am 1. März 2019)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 121 Absatz 1 der Bundesverfassung2, nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 8. März 20023,

beschliesst:

1. Kapitel: Gegenstand und Geltungsbereich

Art. 1 Gegenstand  

Die­ses Ge­setz re­gelt die Ein- und Aus­rei­se, den Auf­ent­halt so­wie den Fa­mi­li­ennach­zug von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern in der Schweiz. Zu­dem re­gelt es die För­de­rung von de­ren In­te­gra­ti­on.

Art. 2 Geltungsbereich  

1Die­ses Ge­setz gilt für Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, so­weit kei­ne an­de­ren Be­stim­mun­gen des Bun­des­rechts oder von der Schweiz ab­ge­schlos­se­ne völ­ker­recht­li­che Ver­trä­ge zur An­wen­dung kom­men.

2Für Staats­an­ge­hö­ri­ge der Mit­glied­staa­ten der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft (EG), ih­re Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen so­wie für in die Schweiz ent­sand­te Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer von Ar­beit­ge­bern, die in ei­nem die­ser Staa­ten ih­ren Wohn­sitz oder Sitz ha­ben, gilt die­ses Ge­setz nur so weit, als das Ab­kom­men vom 21. Ju­ni 19991 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits über die Frei­zü­gig­keit kei­ne ab­wei­chen­den Be­stim­mun­gen ent­hält oder die­ses Ge­setz güns­ti­ge­re Be­stim­mun­gen vor­sieht.

3Für Staats­an­ge­hö­ri­ge der Mit­glied­staa­ten der Eu­ro­päi­schen Frei­han­delsas­so­zia­ti­on (EFTA), ih­re Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen und für in die Schweiz ent­sand­te Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer von Ar­beit­ge­bern, die in ei­nem die­ser Staa­ten ih­ren Wohn­sitz oder Sitz ha­ben, gilt die­ses Ge­setz nur so weit, als das Ab­kom­men zur Än­de­rung des Über­ein­kom­mens zur Er­rich­tung der Eu­ro­päi­schen Frei­han­delsas­so­zia­ti­on vom 21. Ju­ni 20012 kei­ne ab­wei­chen­den Be­stim­mun­gen ent­hält oder die­ses Ge­setz güns­ti­ge­re Be­stim­mun­gen vor­sieht.

4Die Be­stim­mun­gen über das Vi­sum­ver­fah­ren und über die Ein- und Aus­rei­se gel­ten nur, so­fern die Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men kei­ne ab­wei­chen­den Be­stim­mun­gen ent­hal­ten.3

5Die Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men sind in An­hang 1 Zif­fer 1 auf­ge­führt.4


1 SR 0.142.112.681
2 SR 0.632.31; im Ver­hält­nis Schweiz-Liech­ten­stein gilt das Prot. vom 21. Ju­ni 2001, wel­ches in­te­gra­ler Be­stand­teil des Abk. ist.
3 Ein­ge­fügt durch Art. 127 hier­nach (AS 2008 5405 Art. 2 Bst. a). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5407 5405 Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).
4 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5407 5405 Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

2. Kapitel: Grundsätze der Zulassung und der Integration

Art. 3 Zulassung  

1Die Zu­las­sung von er­werbs­tä­ti­gen Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern er­folgt im In­ter­es­se der Ge­samt­wirt­schaft; aus­schlag­ge­bend sind die Chan­cen für ei­ne nach­hal­ti­ge In­te­gra­ti­on in den schwei­ze­ri­schen Ar­beits­markt so­wie in das so­zia­le und ge­sell­schaft­li­che Um­feld. Die kul­tu­rel­len und wis­sen­schaft­li­chen Be­dürf­nis­se der Schweiz wer­den an­ge­mes­sen be­rück­sich­tigt.

2Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der wer­den eben­falls zu­ge­las­sen, wenn völ­ker­recht­li­che Ver­pflich­tun­gen, hu­ma­ni­täre Grün­de oder die Ver­ei­ni­gung der Fa­mi­lie es er­for­dern.

3Bei der Zu­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern wird der de­mo­gra­fi­schen, der so­zia­len und der ge­sell­schaft­li­chen Ent­wick­lung der Schweiz Rech­nung ge­tra­gen.

Art. 4 Integration  

1Ziel der In­te­gra­ti­on ist das Zu­sam­men­le­ben der ein­hei­mi­schen und aus­län­di­schen Wohn­be­völ­ke­rung auf der Grund­la­ge der Wer­te der Bun­des­ver­fas­sung und ge­gen­sei­ti­ger Ach­tung und To­le­ranz.

2Die In­te­gra­ti­on soll län­ger­fris­tig und recht­mäs­sig an­we­sen­den Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern er­mög­li­chen, am wirt­schaft­li­chen, so­zia­len und kul­tu­rel­len Le­ben der Ge­sell­schaft teil­zu­ha­ben.

3Die In­te­gra­ti­on setzt so­wohl den ent­spre­chen­den Wil­len der Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der als auch die Of­fen­heit der schwei­ze­ri­schen Be­völ­ke­rung vor­aus.

4Es ist er­for­der­lich, dass sich Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der mit den ge­sell­schaft­li­chen Ver­hält­nis­sen und Le­bens­be­din­gun­gen in der Schweiz aus­ein­an­der­set­zen und ins­be­son­de­re ei­ne Lan­des­s­pra­che er­ler­nen.

3. Kapitel: Ein- und Ausreise

Art. 5 Einreisevoraussetzungen  

1Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die in die Schweiz ein­rei­sen wol­len:

a.
müs­sen über ein für den Grenz­über­tritt an­er­kann­tes Aus­weis­pa­pier und über ein Vi­sum ver­fü­gen, so­fern die­ses er­for­der­lich ist;
b.
müs­sen die für den Auf­ent­halt not­wen­di­gen fi­nan­zi­el­len Mit­tel be­sit­zen;
c.
dür­fen kei­ne Ge­fahr für die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung so­wie die in­ter­na­tio­na­len Be­zie­hun­gen der Schweiz dar­stel­len; und
d.1
dür­fen nicht von ei­ner Fern­hal­te­mass­nah­me oder ei­ner Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis des Straf­ge­setz­buchs (StGB)2 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis des Mi­li­tär­straf­ge­set­zes vom 13. Ju­ni 19273 (MStG) be­trof­fen sein.

2Sie müs­sen für die ge­si­cher­te Wie­der­aus­rei­se Ge­währ bie­ten, wenn nur ein vor­über­ge­hen­der Auf­ent­halt vor­ge­se­hen ist.

34

4Der Bun­des­rat be­stimmt die für den Grenz­über­tritt an­er­kann­ten Aus­weis­pa­pie­re.5


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 SR 311.0
3 SR 321.0
4 Auf­ge­ho­ben durch Art. 127 hier­nach, mit Wir­kung seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5405 Art. 2 Bst. a).
5 Fas­sung ge­mä­ss Art. 127 hier­nach, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5405 Art. 2 Bst. a).

Art. 6 Ausstellung des Visums  

1Das Vi­sum wird im Auf­trag der zu­stän­di­gen Be­hör­de des Bun­des oder der Kan­to­ne von der schwei­ze­ri­schen Ver­tre­tung im Aus­land oder von ei­ner an­de­ren durch den Bun­des­rat be­stimm­ten Be­hör­de aus­ge­stellt.

2Bei Ver­wei­ge­rung des Vi­sums für einen be­wil­li­gungs­frei­en Auf­ent­halt (Art. 10) er­lässt die zu­stän­di­ge Aus­land­ver­tre­tung je nach Zu­stän­dig­keits­be­reich im Na­men des Staats­se­kre­ta­ria­tes für Mi­gra­ti­on (SEM)1 oder des De­par­te­ments für aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten (EDA) mit­tels ei­nes For­mu­lars ei­ne Ver­fü­gung. Der Bun­des­rat kann vor­se­hen, dass an­de­re Stel­len des EDA eben­falls Ver­fü­gun­gen im Na­men des EDA er­las­sen dür­fen.2

2bisGe­gen ei­ne Ver­fü­gung nach Ab­satz 2 kann bei der ver­fü­gen­den In­stanz (SEM oder EDA) in­ner­halb von 30 Ta­gen schrift­lich Ein­spra­che er­ho­ben wer­den. Ar­ti­kel 63 des Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 19683 gilt sinn­ge­mä­ss.4

3Zur De­ckung von all­fäl­li­gen Auf­ent­halts-, Be­treu­ungs- und Rück­rei­se­kos­ten kön­nen ei­ne be­fris­te­te Ver­pflich­tungs­er­klä­rung, die Hin­ter­le­gung ei­ner Kau­ti­on oder an­de­re Si­cher­hei­ten ver­langt wer­den.5


1 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 (AS 2004 4937) auf den 1. Jan. 2015 an­ge­passt. Die­se An­pas­sun­gen wur­de für den gan­zen Text vor­ge­nom­men.
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).
3 SR 172.021
4 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche be­tref­fend das Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tem) (AS 2010 2063; BBl 2009 4245). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).
5 Fas­sung ge­mä­ss Art. 127 hier­nach, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5405 Art. 2 Bst. a).

Art. 7 Grenzübertritt und Grenzkontrollen  

1Die Ein- und Aus­rei­se rich­tet sich nach den Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men.

2Der Bun­des­rat re­gelt die nach die­sen Ab­kom­men mög­li­chen Per­so­nen­kon­trol­len an der Gren­ze. Wird die Ein­rei­se ver­wei­gert, so er­lässt die für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­ge Be­hör­de ei­ne Weg­wei­sungs­ver­fü­gung nach Ar­ti­kel 64.2

3Wenn die Kon­trol­len an der Schwei­zer Gren­ze nach Ar­ti­kel 27, 28 oder 29 des Schen­ge­ner Grenz­ko­dex3 vor­über­ge­hend wie­der ein­ge­führt wer­den und die Ein­rei­se ver­wei­gert wird, er­lässt die für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­ge Be­hör­de ei­ne be­grün­de­te und be­schwer­de­fä­hi­ge Ver­fü­gung auf dem For­mu­lar nach An­hang V Teil B Schen­ge­ner Grenz­ko­dex. Die Ein­rei­se­ver­wei­ge­rung ist so­fort voll­streck­bar. Ei­ne Be­schwer­de hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung.4


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 127 hier­nach, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5405 Art. 2 Bst. a).
2 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).
3 Ver­ord­nung (EU) 2016/399 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 9. März 2016 über einen Ge­mein­schafts­ko­dex für das Über­schrei­ten der Gren­ze durch Per­so­nen (Schen­ge­ner Grenz­ko­dex), ABl. L 77 vom 23.3.2016, S. 1; zu­letzt ge­än­dert durch Ver­ord­nung (EU) 2017/458, ABl. L 74 vom 18.03.2017, S. 1.
4 Ein­ge­fügt durch Art. 2 des BB vom 13. Ju­ni 2008 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft be­tref­fend die Über­nah­me des Schen­ge­ner Grenz­ko­dex (AS 2008 5629 5405 Art. 2 Bst. b). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 15. Dez. 2017 (Über­nah­me der Ver­ord­nung [EU] 2016/1624 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che), in Kraft seit 15. Sept. 2018 (AS 2018 3161; BBl 2017 4155).

Art. 8  

1 Auf­ge­ho­ben durch Art. 127 hier­nach, mit Wir­kung seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5405 Art. 2 Bst. a).

Art. 9 Zuständigkeit für die Grenzkontrolle  

1Die Kan­to­ne üben auf ih­rem Ho­heits­ge­biet die Per­so­nen­kon­trol­le aus.

2Der Bun­des­rat re­gelt im Ein­ver­neh­men mit den Grenz­kan­to­nen die Per­so­nen­kon­trol­le durch den Bund im Grenz­raum.

4. Kapitel: Bewilligungs- und Meldepflicht

Art. 10 Bewilligungspflicht bei Aufenthalt ohne Erwerbstätigkeit  

1Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der be­nö­ti­gen für einen Auf­ent­halt oh­ne Er­werbs­tä­tig­keit bis zu drei Mo­na­ten kei­ne Be­wil­li­gung; ent­hält das Vi­sum ei­ne kür­ze­re Auf­ent­halts­dau­er, so gilt die­se.

2Wird ein län­ge­rer Auf­ent­halt oh­ne Er­werbs­tä­tig­keit be­ab­sich­tigt, so ist da­für ei­ne Be­wil­li­gung er­for­der­lich. Die­se ist vor der Ein­rei­se in die Schweiz bei der am vor­ge­se­he­nen Wohn­ort zu­stän­di­gen Be­hör­de zu be­an­tra­gen. Ar­ti­kel 17 Ab­satz 2 bleibt vor­be­hal­ten.

Art. 11 Bewilligungspflicht bei Aufenthalt mit Erwerbstätigkeit  

1Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die in der Schweiz ei­ne Er­werbs­tä­tig­keit aus­üben wol­len, be­nö­ti­gen un­ab­hän­gig von der Auf­ent­halts­dau­er ei­ne Be­wil­li­gung. Die­se ist bei der am vor­ge­se­he­nen Ar­beit­s­ort zu­stän­di­gen Be­hör­de zu be­an­tra­gen.

2Als Er­werbs­tä­tig­keit gilt je­de üb­li­cher­wei­se ge­gen Ent­gelt aus­ge­üb­te un­selb­stän­di­ge oder selb­stän­di­ge Tä­tig­keit, selbst wenn sie un­ent­gelt­lich er­folgt.

3Bei un­selb­stän­di­ger Er­werbs­tä­tig­keit ist die Be­wil­li­gung von der Ar­beit­ge­be­rin oder vom Ar­beit­ge­ber zu be­an­tra­gen.

Art. 12 Anmeldepflicht  

1Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die ei­ne Kurz­auf­ent­halts-, Auf­ent­halts- oder Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung be­nö­ti­gen, müs­sen sich vor Ab­lauf des be­wil­li­gungs­frei­en Auf­ent­halts oder vor der Auf­nah­me ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit bei der am Wohn­ort in der Schweiz zu­stän­di­gen Be­hör­de an­mel­den.

2Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der müs­sen sich bei der am neu­en Wohn­ort zu­stän­di­gen Be­hör­de an­mel­den, wenn sie in ei­ne an­de­re Ge­mein­de oder in einen an­de­ren Kan­ton zie­hen.

3Der Bun­des­rat be­stimmt die An­mel­de­fris­ten.

Art. 13 Bewilligungs- und Anmeldeverfahren  

1Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der müs­sen bei der An­mel­dung ein gül­ti­ges Aus­weis­pa­pier vor­le­gen. Der Bun­des­rat be­stimmt die Aus­nah­men und die an­er­kann­ten Aus­weis­pa­pie­re.

2Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann einen Straf­re­gis­ter­aus­zug aus dem Her­kunfts- oder Hei­mat­staat so­wie wei­te­re für das Ver­fah­ren not­wen­di­ge Do­ku­men­te ver­lan­gen.

3Die An­mel­dung darf erst er­fol­gen, wenn al­le von der zu­stän­di­gen Be­hör­de be­zeich­ne­ten, für die Be­wil­li­gungs­er­tei­lung not­wen­di­gen Do­ku­men­te vor­lie­gen.

Art. 14 Abweichungen von der Bewilligungs- und der Anmeldepflicht  

Der Bun­des­rat kann güns­ti­ge­re Be­stim­mun­gen über die Be­wil­li­gungs- und die An­mel­de­pflicht er­las­sen, ins­be­son­de­re um vor­über­ge­hen­de grenz­über­schrei­ten­de Dienst­leis­tun­gen zu er­leich­tern.

Art. 15 Abmeldung  

Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die ei­ne Be­wil­li­gung be­sit­zen, müs­sen sich bei der für den Wohn­ort zu­stän­di­gen Be­hör­de ab­mel­den, wenn sie in ei­ne an­de­re Ge­mein­de, einen an­de­ren Kan­ton oder ins Aus­land zie­hen.

Art. 16 Meldepflicht bei gewerbsmässiger Beherbergung  

Wer Aus­län­de­rin­nen oder Aus­län­der ge­werbs­mäs­sig be­her­bergt, muss sie der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de mel­den.

Art. 17 Regelung des Aufenthalts bis zum Bewilligungsentscheid  

1Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die für einen vor­über­ge­hen­den Auf­ent­halt recht­mäs­sig ein­ge­reist sind und die nach­träg­lich ei­ne Be­wil­li­gung für einen dau­er­haf­ten Auf­ent­halt be­an­tra­gen, ha­ben den Ent­scheid im Aus­land ab­zu­war­ten.

2Wer­den die Zu­las­sungs­vor­aus­set­zun­gen of­fen­sicht­lich er­füllt, so kann die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de den Auf­ent­halt wäh­rend des Ver­fah­rens ge­stat­ten.

5. Kapitel: Zulassungsvoraussetzungen

1. Abschnitt: Zulassung zu einem Aufenthalt mit Erwerbstätigkeit

Art. 18 Ausübung einer unselbständigen Erwerbstätigkeit  

Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zur Aus­übung ei­ner un­selb­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit zu­ge­las­sen wer­den, wenn:

a.
dies dem ge­samt­wirt­schaft­li­chen In­ter­es­se ent­spricht;
b.
das Ge­such ei­nes Ar­beit­ge­bers vor­liegt; und
c.
die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ar­ti­keln 20-25 er­füllt sind.
Art. 19 Ausübung einer selbständigen Erwerbstätigkeit  

Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zur Aus­übung ei­ner selb­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit zu­ge­las­sen wer­den, wenn:

a.
dies dem ge­samt­wirt­schaft­li­chen In­ter­es­se ent­spricht;
b.
die da­für not­wen­di­gen fi­nan­zi­el­len und be­trieb­li­chen Vor­aus­set­zun­gen er­füllt wer­den;
c.1
ei­ne aus­rei­chen­de, ei­gen­stän­di­ge Exis­tenz­grund­la­ge vor­han­den ist; und
d.2
die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ar­ti­keln 20 und 23-25 er­füllt sind.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).

Art. 20 Begrenzungsmassnahmen  

1Der Bun­des­rat kann die Zahl der erst­ma­li­gen Kurz­auf­ent­halts- und Auf­ent­halts­be­wil­li­gun­gen (Art. 32 und 33) zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit be­gren­zen. Er hört vor­gän­gig die Kan­to­ne und die So­zi­al­part­ner an.

2Er kann für den Bund und die Kan­to­ne Höchst­zah­len fest­le­gen.

3Das SEM kann im Rah­men der Höchst­zah­len des Bun­des Ver­fü­gun­gen für erst­ma­li­ge Kurz­auf­ent­halts- und Auf­ent­halts­be­wil­li­gun­gen er­las­sen oder die kan­to­na­len Höchst­zah­len er­hö­hen. Es be­rück­sich­tigt da­bei die Be­dürf­nis­se der Kan­to­ne und das ge­samt­wirt­schaft­li­che In­ter­es­se.

Art. 21 Vorrang  

1Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit nur zu­ge­las­sen wer­den, wenn nach­ge­wie­sen wird, dass kei­ne da­für ge­eig­ne­ten in­län­di­schen Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer oder An­ge­hö­ri­ge von Staa­ten, mit de­nen ein Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men ab­ge­schlos­sen wur­de, ge­fun­den wer­den kön­nen.

2Als in­län­di­sche Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer gel­ten:

a.
Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer;
b.
Per­so­nen mit ei­ner Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung;
c.
Per­so­nen mit ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung, die zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit be­rech­tigt;
d.1
vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen;
e.2
Per­so­nen, de­nen vor­über­ge­hen­der Schutz ge­währt wur­de und die ei­ne Be­wil­li­gung zur Auf­nah­me ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit be­sit­zen.

3Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der mit Schwei­zer Hoch­schul­ab­schluss kön­nen in Ab­wei­chung von Ab­satz 1 zu­ge­las­sen wer­den, wenn ih­re Er­werbs­tä­tig­keit von ho­hem wis­sen­schaft­li­chem oder wirt­schaft­li­chem In­ter­es­se ist. Sie wer­den für ei­ne Dau­er von sechs Mo­na­ten nach dem Ab­schluss ih­rer Aus- oder Wei­ter­bil­dung in der Schweiz vor­läu­fig zu­ge­las­sen, um ei­ne ent­spre­chen­de Er­werbs­tä­tig­keit zu fin­den.3


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Er­leich­ter­te Zu­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern mit Schwei­zer Hoch­schul­ab­schluss), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5957; BBl 2010 427 445).

Art. 21a Massnahmen für stellensuchende Personen  

1Der Bun­des­rat legt Mass­nah­men zur Aus­schöp­fung des in­län­di­schen Ar­beits­markt­po­ten­zi­als fest. Er hört vor­gän­gig die Kan­to­ne und die So­zi­al­part­ner an.

2Bei ei­ner über dem Durch­schnitt lie­gen­den Ar­beits­lo­sig­keit in be­stimm­ten Be­rufs­grup­pen, Tä­tig­keits­be­rei­chen oder Wirt­schafts­re­gio­nen sind zeit­lich be­fris­te­te Mass­nah­men zur För­de­rung der Per­so­nen zu er­grei­fen, die bei der öf­fent­li­chen Ar­beits­ver­mitt­lung als stel­len­su­chend re­gis­triert sind. Die Mass­nah­men kön­nen auf Wirt­schafts­re­gio­nen be­schränkt wer­den.

3In den Be­rufs­grup­pen, Tä­tig­keits­be­rei­chen oder Wirt­schafts­re­gio­nen mit ei­ner über dem Durch­schnitt lie­gen­den Ar­beits­lo­sig­keit sind of­fe­ne Stel­len durch den Ar­beit­ge­ber der öf­fent­li­chen Ar­beits­ver­mitt­lung zu mel­den. Der Zu­griff auf die In­for­ma­tio­nen über die ge­mel­de­ten Stel­len wird für ei­ne be­fris­te­te Zeit auf Per­so­nen be­schränkt, die bei der öf­fent­li­chen Ar­beits­ver­mitt­lung in der Schweiz an­ge­mel­det sind.

4Die öf­fent­li­che Ar­beits­ver­mitt­lung stellt den Ar­beit­ge­bern in­nert kur­z­er Frist pas­sen­de Dos­siers von an­ge­mel­de­ten Stel­len­su­chen­den zu. Der Ar­beit­ge­ber lädt ge­eig­ne­te Kan­di­da­tin­nen und Kan­di­da­ten zu ei­nem Be­wer­bungs­ge­spräch oder ei­ner Eig­nungs­ab­klä­rung ein. Die Re­sul­ta­te sind der öf­fent­li­chen Ar­beits­ver­mitt­lung mit­zu­tei­len.

5Wer­den of­fe­ne Stel­len nach Ab­satz 3 durch bei der öf­fent­li­chen Ar­beits­ver­mitt­lung an­ge­mel­de­te stel­len­su­chen­de Per­so­nen be­setzt, so ist kei­ne Mel­dung der of­fe­nen Stel­len an die öf­fent­li­che Ar­beits­ver­mitt­lung er­for­der­lich.

6Der Bun­des­rat kann wei­te­re Aus­nah­men von der Stel­len­mel­de­pflicht nach Ab­satz 3 fest­le­gen, ins­be­son­de­re um der be­son­de­ren Si­tua­ti­on von Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men Rech­nung zu tra­gen oder be­tref­fend Per­so­nen, wel­che be­reits frü­her bei dem­sel­ben Ar­beit­ge­ber tä­tig wa­ren; vor Er­lass der Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen hört er die Kan­to­ne und die So­zi­al­part­ner an. Er er­stellt zu­dem pe­ri­odisch Lis­ten mit Be­rufs­grup­pen und Tä­tig­keits­be­rei­chen mit über dem Durch­schnitt lie­gen­der Ar­beits­lo­sig­keit, in wel­chen ei­ne Stel­len­mel­de­pflicht be­steht.

7Sind die Vor­aus­set­zun­gen nach Ab­satz 2 er­füllt, so kann ein Kan­ton beim Bun­des­rat die Ein­füh­rung ei­ner Stel­len­mel­de­pflicht be­an­tra­gen.

8Er­zie­len die Mass­nah­men nach den Ab­sät­zen 1-5 nicht die ge­wünsch­te Wir­kung oder er­ge­ben sich neue Pro­ble­me, so un­ter­brei­tet der Bun­des­rat der Bun­des­ver­samm­lung nach An­hö­rung der Kan­to­ne und der So­zi­al­part­ner zu­sätz­li­che Mass­nah­men. Bei er­heb­li­chen Pro­ble­men, ins­be­son­de­re sol­chen, die durch Grenz­gän­ge­rin­nen und Grenz­gän­ger ver­ur­sacht wer­den, kann ein Kan­ton beim Bun­des­rat wei­te­re Mass­nah­men be­an­tra­gen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).

Art. 22 Lohn- und Arbeitsbedingungen  

Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit nur zu­ge­las­sen wer­den, wenn die orts-, be­rufs- und bran­chen­üb­li­chen Lohn- und Ar­beits­be­din­gun­gen ein­ge­hal­ten wer­den.

Art. 23 Persönliche Voraussetzungen  

1Kurz­auf­ent­halts- und Auf­ent­halts­be­wil­li­gun­gen zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit kön­nen nur Füh­rungs­kräf­ten, Spe­zia­lis­tin­nen und Spe­zia­lis­ten und an­de­ren qua­li­fi­zier­ten Ar­beits­kräf­ten er­teilt wer­den.

2Bei der Er­tei­lung von Auf­ent­halts­be­wil­li­gun­gen müs­sen zu­sätz­lich die be­ruf­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on, die be­ruf­li­che und so­zia­le An­pas­sungs­fä­hig­keit, die Sprach­kennt­nis­se und das Al­ter ei­ne nach­hal­ti­ge In­te­gra­ti­on in den schwei­ze­ri­schen Ar­beits­markt und das ge­sell­schaft­li­che Um­feld er­war­ten las­sen.

3In Ab­wei­chung von den Ab­sät­zen 1 und 2 kön­nen zu­ge­las­sen wer­den:

a.
In­ves­to­rin­nen und In­ves­to­ren so­wie Un­ter­neh­me­rin­nen und Un­ter­neh­mer, die Ar­beitsplät­ze er­hal­ten oder neue schaf­fen;
b.
an­er­kann­te Per­so­nen aus Wis­sen­schaft, Kul­tur und Sport;
c.
Per­so­nen mit be­son­de­ren be­ruf­li­chen Kennt­nis­sen oder Fä­hig­kei­ten, so­fern für de­ren Zu­las­sung ein Be­darf aus­ge­wie­sen ist;
d.
Per­so­nen im Rah­men des Ka­der­trans­fers von in­ter­na­tio­nal tä­ti­gen Un­ter­neh­men;
e.
Per­so­nen, de­ren Tä­tig­keit in der Schweiz im Rah­men von wirt­schaft­lich be­deu­ten­den in­ter­na­tio­na­len Ge­schäfts­be­zie­hun­gen un­er­läss­lich ist.
Art. 24 Wohnung  

Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit nur zu­ge­las­sen wer­den, wenn sie über ei­ne be­darfs­ge­rech­te Woh­nung ver­fü­gen.

Art. 25 Zulassung von Grenzgängerinnen und Grenzgängern  

1Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit als Grenz­gän­ge­rin­nen oder Grenz­gän­ger nur zu­ge­las­sen wer­den, wenn:

a.
sie in ei­nem Nach­bar­staat ein dau­er­haf­tes Auf­ent­halts­recht be­sit­zen und ih­ren Wohn­ort seit min­des­tens sechs Mo­na­ten in der be­nach­bar­ten Grenz­zo­ne ha­ben; und
b.
sie in­ner­halb der Grenz­zo­ne der Schweiz er­werbs­tä­tig sind.

2Die Ar­ti­kel 20, 23 und 24 sind nicht an­wend­bar.

Art. 26 Zulassung für grenzüberschreitende Dienstleistungen  

1Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zur Er­brin­gung ei­ner vor­über­ge­hen­den, grenz­über­schrei­ten­den Dienst­leis­tung nur zu­ge­las­sen wer­den, wenn ih­re Tä­tig­keit dem ge­samt­wirt­schaft­li­chen In­ter­es­se ent­spricht.

2Die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ar­ti­keln 20, 22 und 23 gel­ten sinn­ge­mä­ss.

Art. 26a Zulassung von Betreuungs- und Lehrpersonen  

1Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit als re­li­gi­öse Be­treu­ungs- oder Lehr­per­son oder als Lehr­kraft für hei­mat­li­che Spra­che und Kul­tur zu­ge­las­sen wer­den, wenn sie zu­sätz­lich zu den Vor­aus­set­zun­gen nach den Ar­ti­keln 18-24:

a.
mit dem ge­sell­schaft­li­chen und recht­li­chen Wer­te­sys­tem in der Schweiz ver­traut sind und fä­hig sind, die­se Kennt­nis­se den von ih­nen be­treu­ten Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern zu ver­mit­teln; und
b.
sich in der am Ar­beit­s­ort ge­spro­che­nen Lan­des­s­pra­che ver­stän­di­gen kön­nen.

2Bei der Er­tei­lung von Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gun­gen kön­nen die zu­stän­di­gen Be­hör­den von der Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be b ab­wei­chen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

2. Abschnitt: Zulassung zu einem Aufenthalt ohne Erwerbstätigkeit

Art. 27 Aus- und Weiterbildung  

1Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen für ei­ne Aus- oder Wei­ter­bil­dung zu­ge­las­sen wer­den, wenn:1

a.
die Schul­lei­tung be­stä­tigt, dass die Aus- oder Wei­ter­bil­dung auf­ge­nom­men wer­den kann;
b.
ei­ne be­darfs­ge­rech­te Un­ter­kunft zur Ver­fü­gung steht;
c.
die not­wen­di­gen fi­nan­zi­el­len Mit­tel vor­han­den sind; und
d.2
sie die per­sön­li­chen und bil­dungs­mäs­si­gen Vor­aus­set­zun­gen für die vor­ge­se­he­ne Aus- oder Wei­ter­bil­dung er­fül­len.

2Bei Min­der­jäh­ri­gen muss die Be­treu­ung si­cher­ge­stellt sein.

3Der wei­te­re Auf­ent­halt in der Schweiz nach Ab­schluss oder Ab­bruch der Aus- oder Wei­ter­bil­dung rich­tet sich nach den all­ge­mei­nen Zu­las­sungs­vor­aus­set­zun­gen die­ses Ge­set­zes.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Er­leich­ter­te Zu­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern mit Schwei­zer Hoch­schul­ab­schluss), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5957; BBl 2010 427 445).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Er­leich­ter­te Zu­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern mit Schwei­zer Hoch­schul­ab­schluss), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5957; BBl 2010 427 445).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Er­leich­ter­te Zu­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern mit Schwei­zer Hoch­schul­ab­schluss), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5957; BBl 2010 427 445).

Art. 28 Rentnerinnen und Rentner  

Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die nicht mehr er­werbs­tä­tig sind, kön­nen zu­ge­las­sen wer­den, wenn sie:

a.
ein vom Bun­des­rat fest­ge­leg­tes Min­destal­ter er­reicht ha­ben;
b.
be­son­de­re per­sön­li­che Be­zie­hun­gen zur Schweiz be­sit­zen; und
c.
über die not­wen­di­gen fi­nan­zi­el­len Mit­tel ver­fü­gen.
Art. 29 Medizinische Behandlung  

Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der kön­nen zu me­di­zi­ni­schen Be­hand­lun­gen zu­ge­las­sen wer­den. Die Fi­nan­zie­rung und die Wie­der­aus­rei­se müs­sen ge­si­chert sein.

Art. 29a Stellensuche  

Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die sich le­dig­lich zum Zweck der Stel­len­su­che in der Schweiz auf­hal­ten, so­wie de­ren Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­ge ha­ben kei­nen An­spruch auf So­zi­al­hil­fe.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).

3. Abschnitt: Abweichungen von den Zulassungsvoraussetzungen

Art. 30  

1Von den Zu­las­sungs­vor­aus­set­zun­gen (Art. 18-29) kann ab­ge­wi­chen wer­den, um:

a.
die Er­werbs­tä­tig­keit der im Rah­men des Fa­mi­li­ennach­zugs zu­ge­las­se­nen Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der zu re­geln, so­fern kein An­spruch auf die Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit be­steht (Art. 46);
b.
schwer­wie­gen­den per­sön­li­chen Här­te­fäl­len oder wich­ti­gen öf­fent­li­chen In­ter­es­sen Rech­nung zu tra­gen;
c.
den Auf­ent­halt von Pfle­ge­kin­dern zu re­geln;
d.
Per­so­nen vor Aus­beu­tung zu schüt­zen, die im Zu­sam­men­hang mit ih­rer Er­werbs­tä­tig­keit be­son­ders ge­fähr­det sind;
e.1
den Auf­ent­halt von Op­fern und Zeu­gin­nen und Zeu­gen von Men­schen­han­del so­wie von Per­so­nen zu re­geln, wel­che im Rah­men ei­nes Zeu­gen­schutz­pro­gramms des In- oder Aus­lands oder ei­nes in­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­ho­fes mit den Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den zu­sam­men­ar­bei­ten;
f.
Auf­ent­hal­te im Rah­men von Hilfs- und Ent­wick­lungs­pro­jek­ten über die wirt­schaft­li­che und tech­ni­sche Zu­sam­men­ar­beit zu er­mög­li­chen;
g.2
den in­ter­na­tio­na­len wirt­schaft­li­chen, wis­sen­schaft­li­chen und kul­tu­rel­len Aus­tausch so­wie die be­ruf­li­che Aus- und Wei­ter­bil­dung zu er­leich­tern;
h.
den be­trieb­li­chen Trans­fer von An­ge­hö­ri­gen des hö­he­ren Ka­ders und un­ent­behr­li­chen Spe­zia­lis­tin­nen und Spe­zia­lis­ten in in­ter­na­tio­nal tä­ti­gen Un­ter­neh­men zu ver­ein­fa­chen;
i.3
j.
Au-Pair-An­ge­stell­ten, die von ei­ner an­er­kann­ten Or­ga­ni­sa­ti­on ver­mit­telt wer­den, einen Wei­ter­bil­dungs­auf­ent­halt in der Schweiz zu er­mög­li­chen;
k.
die Wie­der­zu­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern, die im Be­sitz ei­ner Auf­ent­halts- oder Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung wa­ren, zu er­leich­tern;
l.
die Er­werbs­tä­tig­keit so­wie die Teil­nah­me an Be­schäf­ti­gungs­pro­gram­men von Asyl­su­chen­den (Art. 43 des Asyl­ge­set­zes vom 26. Ju­ni 19984, AsylG), vor­läu­fig Auf­ge­nom­me­nen (Art. 85) und Schutz­be­dürf­ti­gen (Art. 75 AsylG) zu re­geln.

2Der Bun­des­rat legt die Rah­men­be­din­gun­gen fest und re­gelt das Ver­fah­ren.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 23. Dez. 2011 über den aus­ser­pro­zes­sua­len Zeu­gen­schutz, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6715; BBl 2011 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. Ju­ni 2014 über die Wei­ter­bil­dung, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 689; BBl 2013 3729).
3 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Er­leich­ter­te Zu­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern mit Schwei­zer Hoch­schul­ab­schluss), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5957; BBl 2010 427 445).
4 SR 142.31

4. Abschnitt: Staatenlose

Art. 31  

1Ei­ne von der Schweiz als staa­ten­los an­er­kann­te Per­son hat An­spruch auf ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung im Kan­ton, in dem sie sich recht­mäs­sig auf­hält.

2Er­füllt die staa­ten­lo­se Per­son die Tat­be­stän­de nach Ar­ti­kel 83 Ab­satz 7, so kom­men die Be­stim­mun­gen über vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen nach Ar­ti­kel 83 Ab­satz 8 zur An­wen­dung.

31


1 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3101, 2017 6171; BBl 2014 7991).

6. Kapitel: Regelung des Aufenthalts

Art. 32 Kurzaufenthaltsbewilligung  

1Die Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung wird für be­fris­te­te Auf­ent­hal­te bis zu ei­nem Jahr er­teilt.

2Sie wird für einen be­stimm­ten Auf­ent­halts­zweck er­teilt und kann mit wei­te­ren Be­din­gun­gen ver­bun­den wer­den.

3Sie kann bis zu zwei Jah­ren ver­län­gert wer­den. Ein Stel­len­wech­sel ist nur aus wich­ti­gen Grün­den mög­lich.

4Die Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung kann nur nach ei­nem an­ge­mes­se­nen Un­ter­bruch des Auf­ent­halts in der Schweiz er­neut er­teilt wer­den.

Art. 33 Aufenthaltsbewilligung  

1Die Auf­ent­halts­be­wil­li­gung wird für Auf­ent­hal­te mit ei­ner Dau­er von mehr als ei­nem Jahr er­teilt.

2Sie wird für einen be­stimm­ten Auf­ent­halts­zweck er­teilt und kann mit wei­te­ren Be­din­gun­gen ver­bun­den wer­den.

3Sie ist be­fris­tet und kann ver­län­gert wer­den, wenn kei­ne Wi­der­rufs­grün­de nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 11 vor­lie­gen.

4Bei der Er­tei­lung und der Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung wird bei der Fest­le­gung der Gül­tig­keits­dau­er die In­te­gra­ti­on der be­tref­fen­den Per­son be­rück­sich­tigt.2

5Die Er­tei­lung und die Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung kön­nen mit dem Ab­schluss ei­ner In­te­gra­ti­ons­ver­ein­ba­rung ver­bun­den wer­den, wenn ein be­son­de­rer In­te­gra­ti­ons­be­darf nach den Kri­te­ri­en ge­mä­ss Ar­ti­kel 58a be­steht.3


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. IV 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721). Die­se Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 34 Niederlassungsbewilligung  

1Die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung wird un­be­fris­tet und oh­ne Be­din­gun­gen er­teilt.

2Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern kann die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung er­teilt wer­den, wenn:

a.
sie sich ins­ge­samt min­des­tens zehn Jah­re mit ei­ner Kurz­auf­ent­halts- oder Auf­ent­halts­be­wil­li­gung in der Schweiz auf­ge­hal­ten ha­ben und sie wäh­rend den letz­ten fünf Jah­ren un­un­ter­bro­chen im Be­sitz ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung wa­ren; und
b.1
kei­ne Wi­der­rufs­grün­de nach Ar­ti­kel 62 oder 63 Ab­satz 2 vor­lie­gen; und
c.2
sie in­te­griert sind.

3Die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung kann nach ei­nem kür­ze­ren Auf­ent­halt er­teilt wer­den, wenn da­für wich­ti­ge Grün­de be­ste­hen.

4Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern kann die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung be­reits nach ei­nem un­un­ter­bro­che­nen Auf­ent­halt mit Auf­ent­halts­be­wil­li­gung wäh­rend der letz­ten fünf Jah­re er­teilt wer­den, wenn sie die Vor­aus­set­zun­gen nach Ab­satz 2 Buch­sta­ben b und c er­fül­len und sich gut in der am Wohn­ort ge­spro­che­nen Lan­des­s­pra­che ver­stän­di­gen kön­nen.3

5Vor­über­ge­hen­de Auf­ent­hal­te wer­den an den un­un­ter­bro­che­nen Auf­ent­halt in den letz­ten fünf Jah­ren nach den Ab­sät­zen 2 Buch­sta­be a und 4 nicht an­ge­rech­net. Auf­ent­hal­te zur Aus- oder Wei­ter­bil­dung (Art. 27) wer­den an­ge­rech­net, wenn die be­trof­fe­ne Per­son nach de­ren Be­en­di­gung wäh­rend zwei­er Jah­re un­un­ter­bro­chen im Be­sitz ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung für einen dau­er­haf­ten Auf­ent­halt war.4

6Wur­de die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung nach Ar­ti­kel 63 Ab­satz 2 wi­der­ru­fen und durch ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung er­setzt, kann die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung bei ei­ner er­folg­rei­chen In­te­gra­ti­on frü­he­s­tens nach fünf Jah­ren er­neut er­teilt wer­den.5


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Er­leich­ter­te Zu­las­sung von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern mit Schwei­zer Hoch­schul­ab­schluss), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5957; BBl 2010 427 445).
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 35 Grenzgängerbewilligung  

1Die Grenz­gän­ger­be­wil­li­gung wird für die Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit in ei­ner Grenz­zo­ne er­teilt (Art. 25).

2Per­so­nen mit ei­ner Grenz­gän­ger­be­wil­li­gung müs­sen min­des­tens ein­mal wö­chent­lich an ih­ren Wohn­ort im Aus­land zu­rück­keh­ren; die Grenz­gän­ger­be­wil­li­gung kann mit wei­te­ren Be­din­gun­gen ver­bun­den wer­den.

3Sie ist be­fris­tet und kann ver­län­gert wer­den.

4Nach ei­ner un­un­ter­bro­che­nen Er­werbs­tä­tig­keit von fünf Jah­ren be­steht ein An­spruch auf Ver­län­ge­rung der Grenz­gän­ger­be­wil­li­gung, wenn kei­ne Wi­der­rufs­grün­de nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 1 vor­lie­gen.

Art. 36 Wohnort  

Per­so­nen mit ei­ner Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung, ei­ner Auf­ent­halts- oder ei­ner Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung kön­nen ih­ren Wohn­ort in­ner­halb des Kan­tons, der die Be­wil­li­gung er­teilt hat, frei wäh­len.

Art. 37 Wechsel des Wohnorts in einen anderen Kanton  

1Wol­len Per­so­nen mit ei­ner Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung oder ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ih­ren Wohn­ort in einen an­de­ren Kan­ton ver­le­gen, so müs­sen sie im Vor­aus ei­ne ent­spre­chen­de Be­wil­li­gung des neu­en Kan­tons be­an­tra­gen.

2Per­so­nen mit ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ha­ben An­spruch auf den Kan­tons­wech­sel, wenn sie nicht ar­beits­los sind und kei­ne Wi­der­rufs­grün­de nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 1 vor­lie­gen.

3Per­so­nen mit ei­ner Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung ha­ben An­spruch auf den Kan­tons­wech­sel, wenn kei­ne Wi­der­rufs­grün­de nach Ar­ti­kel 63 vor­lie­gen.

4Für einen vor­über­ge­hen­den Auf­ent­halt in ei­nem an­de­ren Kan­ton ist kei­ne Be­wil­li­gung er­for­der­lich.

Art. 38 Erwerbstätigkeit  

1Per­so­nen mit ei­ner Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung, die zur selb­stän­di­gen oder un­selb­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit zu­ge­las­sen sind, kön­nen die be­wil­lig­te Tä­tig­keit in der gan­zen Schweiz aus­üben. Ein Stel­len­wech­sel kann be­wil­ligt wer­den, wenn wich­ti­ge Grün­de vor­lie­gen und die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ar­ti­keln 22 und 23 er­füllt sind.

2Per­so­nen mit ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung, die zur selb­stän­di­gen oder un­selb­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit zu­ge­las­sen sind, kön­nen ih­re Tä­tig­keit in der gan­zen Schweiz aus­üben. Sie kön­nen die Stel­le oh­ne wei­te­re Be­wil­li­gung wech­seln.

3Per­so­nen mit ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung kann der Wech­sel zu ei­ner selb­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit be­wil­ligt wer­den, wenn die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 19 Buch­sta­ben a und b er­füllt sind.

4Per­so­nen mit ei­ner Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung kön­nen ei­ne selb­stän­di­ge oder un­selb­stän­di­ge Er­werbs­tä­tig­keit in der gan­zen Schweiz aus­üben.

Art. 39 Erwerbstätigkeit der Grenzgängerinnen und Grenzgänger  

1Per­so­nen mit ei­ner Grenz­gän­ger­be­wil­li­gung kön­nen ih­re Tä­tig­keit vor­über­ge­hend aus­ser­halb der Grenz­zo­ne aus­üben. Wol­len sie den Schwer­punkt der Er­werbs­tä­tig­keit in die Grenz­zo­ne ei­nes an­de­ren Kan­tons ver­le­gen, so müs­sen sie im Vor­aus ei­ne Be­wil­li­gung des neu­en Kan­tons be­an­tra­gen. Nach ei­ner un­un­ter­bro­che­nen Er­werbs­tä­tig­keit von fünf Jah­ren be­steht ein An­spruch auf den Kan­tons­wech­sel.

2Per­so­nen mit ei­ner Grenz­gän­ger­be­wil­li­gung kann der Stel­len­wech­sel be­wil­ligt wer­den, wenn die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ar­ti­keln 21 und 22 er­füllt sind. Nach ei­ner un­un­ter­bro­che­nen Er­werbs­tä­tig­keit von fünf Jah­ren be­steht ein An­spruch auf den Stel­len­wech­sel.

3Per­so­nen mit ei­ner Grenz­gän­ger­be­wil­li­gung kann der Wech­sel zu ei­ner selb­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit be­wil­ligt wer­den, wenn die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 19 Buch­sta­ben a und b er­füllt sind.

Art. 40 Bewilligungsbehörde und arbeitsmarktlicher Vorentscheid  

1Die Be­wil­li­gun­gen nach den Ar­ti­keln 32-35 und 37-39 wer­den von den Kan­to­nen er­teilt. Vor­be­hal­ten bleibt die Zu­stän­dig­keit des Bun­des im Rah­men von Be­gren­zungs­mass­nah­men (Art. 20) so­wie für Ab­wei­chun­gen von den Zu­las­sungs­vor­aus­set­zun­gen (Art. 30) und das Zu­stim­mungs­ver­fah­ren (Art. 99).

2Be­steht kein An­spruch auf die Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit, so ist für die Zu­las­sung zu ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit so­wie den Stel­len­wech­sel oder den Wech­sel zu ei­ner selb­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit ein ar­beits­markt­li­cher Vor­ent­scheid der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de er­for­der­lich.

3Stellt ein Kan­ton ein Ge­such um Er­tei­lung ei­ner Kurz­auf­ent­halts- oder Auf­ent­halts­be­wil­li­gung im Rah­men der Höchst­zah­len des Bun­des, so er­lässt das SEM den ar­beits­markt­li­chen Vor­ent­scheid.

Art. 41 Ausweise  

1Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der er­hal­ten mit der Be­wil­li­gung in der Re­gel einen ent­spre­chen­den Aus­weis.

2Vor­läu­fig Auf­ge­nom­me­ne (Art. 83) er­hal­ten einen Aus­weis, der ih­re Rechts­stel­lung fest­hält.

3Der Aus­weis für Per­so­nen mit Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung wird zur Kon­trol­le für fünf Jah­re aus­ge­stellt.

4Der Aus­weis kann mit ei­nem Da­ten­chip ver­se­hen wer­den. Die­ser ent­hält das Ge­sichts­bild, die Fin­ger­ab­drücke der In­ha­be­rin oder des In­ha­bers und die in den ma­schi­nen­les­ba­ren Zei­len ent­hal­te­nen Da­ten.1

5Der Bun­des­rat legt fest, wel­che Per­so­nen über einen Aus­weis mit Da­ten­chip ver­fü­gen und wel­che Da­ten dar­auf ge­spei­chert wer­den müs­sen.2

6Das SEM legt die Form und den In­halt der Aus­wei­se fest. Es kann die Aus­fer­ti­gung der Aus­wei­se teil­wei­se oder ganz Drit­ten über­tra­gen.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. I des BB vom 18. Ju­ni 2010 (Wei­ter­ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands und Ein­füh­rung bio­me­tri­scher Da­ten im Aus­län­der­aus­weis), in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 175; BBl 2010 51).
2 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. I des BB vom 18. Ju­ni 2010 (Wei­ter­ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands und Ein­füh­rung bio­me­tri­scher Da­ten im Aus­län­der­aus­weis), in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 175; BBl 2010 51).
3 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. I des BB vom 18. Ju­ni 2010 (Wei­ter­ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands und Ein­füh­rung bio­me­tri­scher Da­ten im Aus­län­der­aus­weis), in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 175; BBl 2010 51).

Art. 41a Sicherheit und Lesen des Datenchips  

1Der Da­ten­chip ist ge­gen Fäl­schun­gen und un­be­rech­tig­tes Le­sen zu schüt­zen. Der Bun­des­rat be­stimmt die tech­ni­schen An­for­de­run­gen.

2Der Bun­des­rat ist be­fugt, mit den Staa­ten, die durch ei­nes der Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den sind, so­wie mit an­de­ren Staa­ten Ver­trä­ge über das Le­sen der auf dem Da­ten­chip ge­spei­cher­ten Fin­ger­ab­drücke ab­zu­sch­lies­sen, so­fern die be­tref­fen­den Staa­ten über einen Da­ten­schutz ver­fü­gen, der dem schwei­ze­ri­schen gleich­wer­tig ist.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. I des BB vom 18. Ju­ni 2010 (Wei­ter­ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands und Ein­füh­rung bio­me­tri­scher Da­ten im Aus­län­der­aus­weis), in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 175; BBl 2010 51).

Art. 41b Stelle für die Ausfertigung der biometrischen Ausweise  

1Die mit der Aus­fer­ti­gung von bio­me­tri­schen Aus­wei­sen be­trau­te Stel­le und die be­tei­lig­ten Ge­ne­ral­un­ter­neh­mer müs­sen den Nach­weis er­brin­gen, dass sie:

a.
über das not­wen­di­ge Fach­wis­sen und die not­wen­di­gen Qua­li­fi­ka­tio­nen ver­fü­gen;
b.
ei­ne si­che­re, qua­li­ta­tiv hoch­ste­hen­de, ter­min­ge­rech­te und den Spe­zi­fi­ka­tio­nen ent­spre­chen­de Aus­weis­pro­duk­ti­on ga­ran­tie­ren;
c.
die Ein­hal­tung des Da­ten­schut­zes ge­währ­leis­ten; und
d.
über ge­nü­gend fi­nan­zi­el­le Mit­tel ver­fü­gen.

2Wirt­schaft­lich Be­rech­tig­te, In­ha­be­rin­nen und In­ha­ber von An­tei­len, Mit­glie­der des Ver­wal­tungs­ra­tes oder ei­nes an­de­ren ver­gleich­ba­ren Or­gans, Mit­glie­der der Ge­schäfts­lei­tung und an­de­re Per­so­nen, die einen mass­ge­ben­den Ein­fluss auf die Un­ter­neh­mung oder die Pro­duk­ti­on der Aus­län­der­aus­wei­se ha­ben oder ha­ben kön­nen, müs­sen über einen gu­ten Ruf ver­fü­gen. Es kön­nen Si­cher­heits­über­prü­fun­gen im Sin­ne von Ar­ti­kel 6 der Ver­ord­nung vom 19. De­zem­ber 20012 über die Per­so­nen­si­cher­heits­prü­fun­gen durch­ge­führt wer­den.

3Die not­wen­di­gen Un­ter­la­gen zur Über­prü­fung der in den Ab­sät­zen 1 und 2 ge­nann­ten An­for­de­run­gen kön­nen vom SEM je­der­zeit ein­ver­langt wer­den. Ist die Aus­fer­ti­gungs­stel­le Teil ei­ner Un­ter­neh­mungs­grup­pe, so gel­ten die­se An­for­de­run­gen für die ge­sam­te Un­ter­neh­mens­grup­pe.

4Die Be­stim­mun­gen der Ab­sät­ze 1-3 sind auf Dienst­leis­tungs­er­brin­ger und Lie­fe­ran­ten an­wend­bar, wenn die er­brach­ten Leis­tun­gen von mass­ge­ben­der Be­deu­tung für die Pro­duk­ti­on der Aus­wei­se sind.

5Der Bun­des­rat legt die wei­te­ren An­for­de­run­gen an die Aus­fer­ti­gungs­stel­le, die Ge­ne­ral­un­ter­neh­mer, die Dienst­leis­tungs­er­brin­ger und die Lie­fe­ran­ten fest.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. I des BB vom 18. Ju­ni 2010 (Wei­ter­ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands und Ein­füh­rung bio­me­tri­scher Da­ten im Aus­län­der­aus­weis), in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 175; BBl 2010 51).
2 [AS2002 377, 20054571, 20064177 Art. 13 4705 Ziff. II 1, 20084943 Ziff. I 3 5747 An­hang Ziff. 2, 20096937 An­hang 4 Ziff. II 2. AS 2011 1031 Art. 31 Abs. 1]. Sie­he heu­te: die V vom 4 März 2011 (SR 120.4).

7. Kapitel: Familiennachzug

Art. 42 Familienangehörige von Schweizerinnen und Schweizern  

1Aus­län­di­sche Ehe­gat­ten und le­di­ge Kin­der un­ter 18 Jah­ren von Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zern ha­ben An­spruch auf Er­tei­lung und Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung, wenn sie mit die­sen zu­sam­men­woh­nen.

2Aus­län­di­sche Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­ge von Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zern ha­ben An­spruch auf Er­tei­lung und Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung, wenn sie im Be­sitz ei­ner dau­er­haf­ten Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ei­nes Staa­tes sind, mit dem ein Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men ab­ge­schlos­sen wur­de. Als Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­ge gel­ten:

a.
der Ehe­gat­te und die Ver­wand­ten in ab­stei­gen­der Li­nie, die un­ter 21 Jah­re alt sind oder de­nen Un­ter­halt ge­währt wird;
b.
die ei­ge­nen Ver­wand­ten und die Ver­wand­ten des Ehe­gat­ten in auf­stei­gen­der Li­nie, de­nen Un­ter­halt ge­währt wird.

3Nach ei­nem ord­nungs­ge­mäs­sen und un­un­ter­bro­che­nen Auf­ent­halt von fünf Jah­ren ha­ben die Ehe­gat­ten An­spruch auf Er­tei­lung der Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung, wenn die In­te­gra­ti­ons­kri­te­ri­en nach Ar­ti­kel 58a er­füllt sind.1

4Kin­der un­ter zwölf Jah­ren ha­ben An­spruch auf Er­tei­lung der Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 43 Ehegatten und Kinder von Personen mit Niederlassungsbewilligung  

1Aus­län­di­sche Ehe­gat­ten und le­di­ge Kin­der un­ter 18 Jah­ren von Per­so­nen mit Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung ha­ben An­spruch auf Er­tei­lung und Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung, wenn:

a.
sie mit die­sen zu­sam­men­woh­nen;
b.
ei­ne be­darfs­ge­rech­te Woh­nung vor­han­den ist;
c.
sie nicht auf So­zi­al­hil­fe an­ge­wie­sen sind;
d.
sie sich in der am Wohn­ort ge­spro­che­nen Lan­des­s­pra­che ver­stän­di­gen kön­nen; und
e.
die nach­zie­hen­de Per­son kei­ne jähr­li­chen Er­gän­zungs­leis­tun­gen nach dem Bun­des­ge­setz vom 6. Ok­to­ber 20062 über Er­gän­zungs­leis­tun­gen zur Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­ver­si­che­rung (ELG) be­zieht oder we­gen des Fa­mi­li­ennach­zugs be­zie­hen könn­te.

2Für die Er­tei­lung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ist an­stel­le der Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be d die An­mel­dung zu ei­nem Sprach­för­de­rungs­an­ge­bot aus­rei­chend.

3Bei le­di­gen Kin­dern un­ter 18 Jah­ren fin­det die Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be d kei­ne An­wen­dung.

4Die Er­tei­lung und die Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung kön­nen mit dem Ab­schluss ei­ner In­te­gra­ti­ons­ver­ein­ba­rung ver­bun­den wer­den, wenn ein be­son­de­rer In­te­gra­ti­ons­be­darf nach den Kri­te­ri­en ge­mä­ss Ar­ti­kel 58a be­steht.

5Nach ei­nem ord­nungs­ge­mäs­sen und un­un­ter­bro­che­nen Auf­ent­halt von fünf Jah­ren ha­ben die Ehe­gat­ten An­spruch auf Er­tei­lung der Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung, wenn die In­te­gra­ti­ons­kri­te­ri­en nach Ar­ti­kel 58a er­füllt sind.

6Kin­der un­ter zwölf Jah­ren ha­ben An­spruch auf Er­tei­lung der Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
2 SR 831.30

Art. 44 Ehegatten und Kinder von Personen mit Aufenthaltsbewilligung  

1Aus­län­di­schen Ehe­gat­ten und le­di­gen Kin­dern un­ter 18 Jah­ren von Per­so­nen mit Auf­ent­halts­be­wil­li­gung kann ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung er­teilt und ver­län­gert wer­den, wenn:

a.
sie mit die­sen zu­sam­men­woh­nen;
b.
ei­ne be­darfs­ge­rech­te Woh­nung vor­han­den ist;
c.
sie nicht auf So­zi­al­hil­fe an­ge­wie­sen sind;
d.
sie sich in der am Wohn­ort ge­spro­che­nen Lan­des­pra­che ver­stän­di­gen kön­nen; und
e.
die nach­zie­hen­de Per­son kei­ne jähr­li­chen Er­gän­zungs­leis­tun­gen nach dem ELG2 be­zieht oder we­gen des Fa­mi­li­ennach­zugs be­zie­hen könn­te.

2Für die Er­tei­lung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ist an­stel­le der Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be d die An­mel­dung zu ei­nem Sprach­för­de­rungs­an­ge­bot aus­rei­chend.

3Bei le­di­gen Kin­dern un­ter 18 Jah­ren fin­det die Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be d kei­ne An­wen­dung.

4Die Er­tei­lung und die Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung kön­nen mit dem Ab­schluss ei­ner In­te­gra­ti­ons­ver­ein­ba­rung ver­bun­den wer­den, wenn ein be­son­de­rer In­te­gra­ti­ons­be­darf nach den Kri­te­ri­en ge­mä­ss Ar­ti­kel 58a be­steht.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
2 SR 831.30

Art. 45 Ehegatten und Kinder von Personen mit Kurzaufenthaltsbewilligung  

Aus­län­di­schen Ehe­gat­ten und le­di­gen Kin­dern un­ter 18 Jah­ren von Per­so­nen mit Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung kann ei­ne Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung er­teilt wer­den, wenn:

a.
sie mit die­sen zu­sam­men­woh­nen;
b.
ei­ne be­darfs­ge­rech­te Woh­nung vor­han­den ist; und
c.
sie nicht auf So­zi­al­hil­fe an­ge­wie­sen sind;
d.1
die nach­zie­hen­de Per­son kei­ne jähr­li­chen Er­gän­zungs­leis­tun­gen nach dem ELG2 be­zieht oder we­gen des Fa­mi­li­ennach­zugs be­zie­hen könn­te.

1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
2 SR 831.30

Art. 45a Eheungültigkeit  

Ha­ben die zu­stän­di­gen Be­hör­den bei der Prü­fung des Ehe­gat­ten­nach­zugs nach den Ar­ti­keln 42-45 An­halts­punk­te da­für, dass für die Ehe ein Un­gül­tig­keits­grund nach Ar­ti­kel 105 Zif­fer 5 oder 6 des Zi­vil­ge­setz­buchs2 (ZGB) vor­liegt, so mel­den sie dies der nach Ar­ti­kel 106 ZGB zu­stän­di­gen Be­hör­de. Das Ge­such um Ehe­gat­ten­nach­zug wird bis zur Ent­schei­dung die­ser Be­hör­de sis­tiert. Er­hebt die Be­hör­de Kla­ge, so wird das Ge­such bis zum Vor­lie­gen des rechts­kräf­ti­gen Ur­teils sis­tiert.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs- hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).
2 SR 210

Art. 46 Erwerbstätigkeit der Ehegatten und Kinder  

Ehe­gat­ten und Kin­der von Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zern so­wie von Per­so­nen mit ei­ner Nie­der­las­sungs- oder Auf­ent­halts­be­wil­li­gung (Art. 42-44) kön­nen ei­ne selb­stän­di­ge oder un­selb­stän­di­ge Er­werbs­tä­tig­keit in der gan­zen Schweiz aus­üben.

Art. 47 Frist für den Familiennachzug  

1Der An­spruch auf Fa­mi­li­ennach­zug muss in­ner­halb von fünf Jah­ren gel­tend ge­macht wer­den. Kin­der über zwölf Jah­re müs­sen in­ner­halb von zwölf Mo­na­ten nach­ge­zo­gen wer­den.

2Die­se Fris­ten gel­ten nicht für den Fa­mi­li­ennach­zug nach Ar­ti­kel 42 Ab­satz 2.

3Die Fris­ten be­gin­nen bei Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen von:

a.
Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zern nach Ar­ti­kel 42 Ab­satz 1 mit de­ren Ein­rei­se oder der Ent­ste­hung des Fa­mi­li­en­ver­hält­nis­ses;
b.
Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern mit der Er­tei­lung der Auf­ent­halts- oder Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung oder der Ent­ste­hung des Fa­mi­li­en­ver­hält­nis­ses.

4Ein nach­träg­li­cher Fa­mi­li­ennach­zug wird nur be­wil­ligt, wenn wich­ti­ge fa­mi­li­äre Grün­de gel­tend ge­macht wer­den. Kin­der über 14 Jah­re wer­den zum Fa­mi­li­ennach­zug an­ge­hört, so­fern dies er­for­der­lich ist.

Art. 48 Pflegekinder zur Adoption  

1Pfle­ge­kin­der ha­ben An­spruch auf Er­tei­lung und Ver­län­ge­rung ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung, wenn:

a.
ih­re Ad­op­ti­on in der Schweiz vor­ge­se­hen ist;
b.
die zi­vil­recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für die Auf­nah­me von Pfle­ge­kin­dern zur Ad­op­ti­on er­füllt sind; und
c.
ih­re Ein­rei­se für den Zweck der Ad­op­ti­on recht­mäs­sig er­folgt ist.

2Kommt die Ad­op­ti­on nicht zu­stan­de, so be­steht ein An­spruch auf Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung und fünf Jah­re nach der Ein­rei­se ein An­spruch auf die Er­tei­lung der Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung.

Art. 49 Ausnahmen vom Erfordernis des Zusammenwohnens  

Das Er­for­der­nis des Zu­sam­men­woh­nens nach den Ar­ti­keln 42-44 be­steht nicht, wenn für ge­trenn­te Wohn­or­te wich­ti­ge Grün­de gel­tend ge­macht wer­den und die Fa­mi­li­en­ge­mein­schaft wei­ter be­steht.

Art. 49a Ausnahme vom Erfordernis des Sprachnachweises  

1Vom Er­for­der­nis nach den Ar­ti­keln 43 Ab­satz 1 Buch­sta­be d und 44 Ab­satz 1 Buch­sta­be d kann ab­ge­wi­chen wer­den, wenn wich­ti­ge Grün­de vor­lie­gen.

2Als wich­ti­ge Grün­de gel­ten na­ment­lich ei­ne Be­hin­de­rung, ei­ne Krank­heit oder ei­ne an­de­re Ein­schrän­kung, die zu ei­ner we­sent­li­chen Be­ein­träch­ti­gung der Fä­hig­keit zum Spra­ch­er­werb führt.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 50 Auflösung der Familiengemeinschaft  

1Nach Auf­lö­sung der Ehe oder der Fa­mi­li­en­ge­mein­schaft be­steht der An­spruch des Ehe­gat­ten und der Kin­der auf Er­tei­lung und Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung nach den Ar­ti­keln 42 und 43 wei­ter, wenn:

a.1
die Ehe­ge­mein­schaft min­des­tens drei Jah­re be­stan­den hat und die In­te­gra­ti­ons­kri­te­ri­en nach Ar­ti­kel 58a er­füllt sind; oder
b.
wich­ti­ge per­sön­li­che Grün­de einen wei­te­ren Auf­ent­halt in der Schweiz er­for­der­lich ma­chen.

2Wich­ti­ge per­sön­li­che Grün­de nach Ab­satz 1 Buch­sta­be b kön­nen na­ment­lich vor­lie­gen, wenn die Ehe­gat­tin oder der Ehe­gat­te Op­fer ehe­li­cher Ge­walt wur­de oder die Ehe nicht aus frei­em Wil­len ge­schlos­sen hat oder die so­zia­le Wie­der­ein­glie­de­rung im Her­kunfts­land stark ge­fähr­det er­scheint.2

3Die Frist zur Er­tei­lung der Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung rich­tet sich nach Ar­ti­kel 34.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs- hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

Art. 51 Erlöschen des Anspruchs auf Familiennachzug  

1Die An­sprü­che nach Ar­ti­kel 42 er­lö­schen, wenn:

a.
sie rechts­miss­bräuch­lich gel­tend ge­macht wer­den, na­ment­lich um Vor­schrif­ten die­ses Ge­set­zes und sei­ner Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen über die Zu­las­sung und den Auf­ent­halt zu um­ge­hen;
b.
Wi­der­rufs­grün­de nach Ar­ti­kel 63 vor­lie­gen.

2Die An­sprü­che nach den Ar­ti­keln 43, 48 und 50 er­lö­schen, wenn:

a.
sie rechts­miss­bräuch­lich gel­tend ge­macht wer­den, na­ment­lich um Vor­schrif­ten die­ses Ge­set­zes und sei­ner Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen über die Zu­las­sung und den Auf­ent­halt zu um­ge­hen;
b.1
Wi­der­rufs­grün­de nach Ar­ti­kel 62 oder 63 Ab­satz 2 vor­lie­gen.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 52 Eingetragene Partnerschaft  

Die Be­stim­mun­gen die­ses Ka­pi­tels über aus­län­di­sche Ehe­gat­ten gel­ten für die ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft gleich­ge­schlecht­li­cher Paa­re sinn­ge­mä­ss.

8. Kapitel: Integration

1. Abschnitt: Integrationsförderung

Art. 53 Grundsätze  

1Bund, Kan­to­ne und Ge­mein­den be­rück­sich­ti­gen bei der Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben die An­lie­gen der In­te­gra­ti­on und des Schut­zes vor Dis­kri­mi­nie­rung.

2Sie schaf­fen güns­ti­ge Rah­men­be­din­gun­gen für die Chan­cen­gleich­heit und die Teil­ha­be der aus­län­di­schen Be­völ­ke­rung am öf­fent­li­chen Le­ben. Sie nut­zen die Po­ten­zia­le der aus­län­di­schen Be­völ­ke­rung, be­rück­sich­ti­gen die Viel­falt und for­dern Ei­gen­ver­ant­wor­tung ein.

3Sie för­dern bei den Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern ins­be­son­de­re den Er­werb von Sprach­kom­pe­ten­zen und an­de­ren Grund­kom­pe­ten­zen, das be­ruf­li­che Fort­kom­men und die Ge­sund­heits­vor­sor­ge; aus­ser­dem un­ter­stüt­zen sie Be­stre­bun­gen, die das ge­gen­sei­ti­ge Ver­ständ­nis zwi­schen der schwei­ze­ri­schen und der aus­län­di­schen Be­völ­ke­rung und de­ren Zu­sam­men­le­ben er­leich­tern.

4Bei der In­te­gra­ti­ons­för­de­rung ar­bei­ten die Be­hör­den des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den, die So­zi­al­part­ner, die Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen und die Aus­län­der­or­ga­ni­sa­tio­nen zu­sam­men.

5Die kan­to­na­len So­zi­al­hil­fe­be­hör­den mel­den stel­len­lo­se an­er­kann­te Flücht­lin­ge und vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen bei der öf­fent­li­chen Ar­beits­ver­mitt­lung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III 1 des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 53a Zielgruppen  

1Der Bun­des­rat legt fest, wel­che Per­so­nen­krei­se bei der In­te­gra­ti­ons­för­de­rung zu be­rück­sich­ti­gen sind. Er hört vor­gän­gig die Kan­to­ne und Kom­mu­nal­ver­bän­de an.

2Bei der In­te­gra­ti­ons­för­de­rung wird den be­son­de­ren An­lie­gen von Frau­en, Kin­dern und Ju­gend­li­chen Rech­nung ge­tra­gen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 54 Integrationsförderung in den Regelstrukturen  

Die In­te­gra­ti­ons­för­de­rung er­folgt in ers­ter Li­nie in den be­ste­hen­den Struk­tu­ren auf Ebe­ne des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den, na­ment­lich:

a.
in vor­schu­li­schen, schu­li­schen und aus­ser­schu­li­schen Be­treu­ungs- und Bil­dungs­an­ge­bo­ten;
b.
in der Ar­beits­welt;
c.
in den In­sti­tu­tio­nen der so­zia­len Si­cher­heit;
d.
im Ge­sund­heits­we­sen;
e.
in der Raum­pla­nung, Stadt- und Quar­tier­ent­wick­lung;
f.
im Sport, in den Me­di­en und in der Kul­tur.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 55 Spezifische Integrationsförderung  

Die spe­zi­fi­sche In­te­gra­ti­ons­för­de­rung auf Ebe­ne des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den er­gänzt die In­te­gra­ti­ons­för­de­rung in den Re­gel­struk­tu­ren, wenn die­se nicht zu­gäng­lich oder wenn Lücken vor­han­den sind.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 55a Massnahmen für Personen mit besonderem Integrationsbedarf  

Die Kan­to­ne se­hen für Per­so­nen mit be­son­de­rem In­te­gra­ti­ons­be­darf so früh wie mög­lich ge­eig­ne­te In­te­gra­ti­ons­mass­nah­men vor. Der Bund un­ter­stützt die Kan­to­ne bei die­ser Auf­ga­be.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 56 Aufgabenteilung  

1Der Bun­des­rat legt die In­te­gra­ti­ons­po­li­tik im Zu­stän­dig­keits­be­reich des Bun­des fest. Er sorgt da­für, dass die Bun­des­stel­len ge­mein­sam mit den zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den Mass­nah­men zur In­te­gra­ti­ons­för­de­rung und zum Schutz vor Dis­kri­mi­nie­rung tref­fen.

2Das SEM ko­or­di­niert die Mass­nah­men der Bun­des­stel­len zur In­te­gra­ti­ons­för­de­rung und zum Schutz vor Dis­kri­mi­nie­rung, ins­be­son­de­re in den Be­rei­chen der so­zia­len Si­cher­heit, der Be­rufs­bil­dung, der Wei­ter­bil­dung und des Ge­sund­heits­we­sens. Die Bun­des­stel­len zie­hen das SEM bei Ak­ti­vi­tä­ten, die Aus­wir­kun­gen auf die In­te­gra­ti­on ha­ben kön­nen, bei.

3Das SEM stellt den In­for­ma­ti­ons- und Er­fah­rungs­aus­tausch mit den Kan­to­nen, Ge­mein­den und wei­te­ren Be­tei­lig­ten si­cher.

4Die Kan­to­ne le­gen die In­te­gra­ti­ons­po­li­tik in ih­rem Zu­stän­dig­keits­be­reich fest. Sie sor­gen da­für, dass die kan­to­na­len Be­hör­den ge­mein­sam mit den zu­stän­di­gen kom­mu­na­len Be­hör­den Mass­nah­men zur In­te­gra­ti­ons­för­de­rung und zum Schutz vor Dis­kri­mi­nie­rung tref­fen. Sie be­zeich­nen für das SEM ei­ne An­sprech­stel­le für In­te­gra­ti­ons­fra­gen und stel­len den In­for­ma­ti­ons- und Er­fah­rungs­aus­tausch mit den Ge­mein­den si­cher.

5Das SEM über­prüft in Zu­sam­men­ar­beit mit den Kan­to­nen pe­ri­odisch die In­te­gra­ti­on der aus­län­di­schen Be­völ­ke­rung und ge­währ­leis­tet die Qua­li­täts­si­che­rung bei der In­te­gra­ti­ons­för­de­rung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 57 Information und Beratung  

1Bund, Kan­to­ne und Ge­mein­den in­for­mie­ren und be­ra­ten die Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der über die Le­bens- und Ar­beits­be­din­gun­gen in der Schweiz, ins­be­son­de­re über ih­re Rech­te und Pflich­ten.

2Die zu­stän­di­gen Be­hör­den wei­sen Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der auf An­ge­bo­te zur In­te­gra­ti­ons­för­de­rung hin.

3Die Kan­to­ne stel­len die Erst­in­for­ma­ti­on von neu aus dem Aus­land zu­ge­zo­ge­nen Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern si­cher. Der Bund un­ter­stützt die Kan­to­ne bei die­ser Auf­ga­be.

4Bund, Kan­to­ne und Ge­mein­den in­for­mie­ren die Be­völ­ke­rung über die In­te­gra­ti­ons­po­li­tik und über die be­son­de­re Si­tua­ti­on der Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der.

5Bund, Kan­to­ne und Ge­mein­den kön­nen die Auf­ga­ben nach den Ab­sät­zen 1-4 auf Drit­te über­tra­gen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 58 Finanzielle Beiträge  

1Der Bund ge­währt für die In­te­gra­ti­on fi­nan­zi­el­le Bei­trä­ge nach den Ab­sät­zen 2 und 3. Die­se Bei­trä­ge er­gän­zen die von den Kan­to­nen für die In­te­gra­ti­on ge­tä­tig­ten fi­nan­zi­el­len Auf­wen­dun­gen.

2Die Bei­trä­ge für vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen, an­er­kann­te Flücht­lin­ge und Schutz­be­dürf­ti­ge mit Auf­ent­halts­be­wil­li­gung, für wel­che der Bund den Kan­to­nen die So­zi­al­hil­fe­kos­ten nach Ar­ti­kel 87 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes und nach den Ar­ti­keln 88 und 89 AsylG2 ver­gü­tet, wer­den den Kan­to­nen als In­te­gra­ti­ons­pau­scha­len oder durch Fi­nan­zie­rung von kan­to­na­len In­te­gra­ti­ons­pro­gram­men ge­währt. Sie kön­nen von der Er­rei­chung so­zi­al­po­li­ti­scher Zie­le ab­hän­gig ge­macht und auf be­stimm­te Grup­pen ein­ge­schränkt wer­den.

3Die üb­ri­gen Bei­trä­ge wer­den zur Fi­nan­zie­rung von kan­to­na­len In­te­gra­ti­ons­pro­gram­men so­wie von Pro­gram­men und Pro­jek­ten von na­tio­na­ler Be­deu­tung ge­währt, die der För­de­rung der In­te­gra­ti­on von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern, un­ab­hän­gig von ih­rem Sta­tus, die­nen. Die Ko­or­di­na­ti­on und die Durch­füh­rung von Pro­gramm- und Pro­jekt­tä­tig­kei­ten kann Drit­ten über­tra­gen wer­den.

4Der Bun­des­rat legt die Hö­he der vom Bund nach den Ab­sät­zen 2 und 3 ge­leis­te­ten Bei­trä­ge fest.

5Der Bun­des­rat be­zeich­net in Ab­spra­che mit den Kan­to­nen die För­de­rungs­be­rei­che und re­gelt die Ein­zel­hei­ten des Ver­fah­rens nach den Ab­sät­zen 2 und 3.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
2 SR 142.31

2. Abschnitt: Integrationserfordernisse

Art. 58a Integrationskriterien  

1Bei der Be­ur­tei­lung der In­te­gra­ti­on be­rück­sich­tigt die zu­stän­di­ge Be­hör­de fol­gen­de Kri­te­ri­en:

a.
die Be­ach­tung der öf­fent­li­chen Si­cher­heit und Ord­nung;
b.
die Re­spek­tie­rung der Wer­te der Bun­des­ver­fas­sung;
c.
die Sprach­kom­pe­ten­zen; und
d.
die Teil­nah­me am Wirt­schafts­le­ben oder am Er­werb von Bil­dung.

2Der Si­tua­ti­on von Per­so­nen, wel­che die In­te­gra­ti­ons­kri­te­ri­en von Ab­satz 1 Buch­sta­ben c und d auf­grund ei­ner Be­hin­de­rung oder Krank­heit oder an­de­ren ge­wich­ti­gen per­sön­li­chen Um­stän­den nicht oder nur un­ter er­schwer­ten Be­din­gun­gen er­fül­len kön­nen, ist an­ge­mes­sen Rech­nung zu tra­gen.

3Der Bun­des­rat legt fest, wel­che Sprach­kom­pe­ten­zen bei der Er­tei­lung und der Ver­län­ge­rung ei­ner Be­wil­li­gung vor­lie­gen müs­sen.

Art. 58b Integrationsvereinbarungen und Integrationsempfehlungen  

1Die In­te­gra­ti­ons­ver­ein­ba­rung hält die Zie­le, Mass­nah­men und Fris­ten ei­ner in­di­vi­du­ell ver­ein­bar­ten In­te­gra­ti­ons­för­de­rung fest. Sie re­gelt zu­dem die Fi­nan­zie­rung.

2Sie kann ins­be­son­de­re Ziel­set­zun­gen ent­hal­ten zum Er­werb von Sprach­kom­pe­ten­zen, zur schu­li­schen oder be­ruf­li­chen und wirt­schaft­li­chen In­te­gra­ti­on so­wie zum Er­werb von Kennt­nis­sen über die Le­bens­be­din­gun­gen, das Wirt­schafts­sys­tem und die Rechts­ord­nung in der Schweiz.

3Ver­lan­gen die zu­stän­di­gen Be­hör­den den Ab­schluss ei­ner In­te­gra­ti­ons­ver­ein­ba­rung, so wird die Auf­ent­halts­be­wil­li­gung erst nach Ab­schluss der Ver­ein­ba­rung er­teilt oder ver­län­gert.

4Die zu­stän­di­gen Be­hör­den kön­nen Per­so­nen, auf die Ar­ti­kel 2 Ab­sät­ze 2 und 3 so­wie Ar­ti­kel 42 An­wen­dung fin­den, In­te­gra­ti­ons­emp­feh­lun­gen ab­ge­ben.

9. Kapitel: Reisedokumente

Art. 59  

1Das SEM kann an schrif­ten­lo­se Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der Rei­se­do­ku­men­te aus­stel­len.

2An­spruch auf Rei­se­do­ku­men­te ha­ben Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die:

a.
ge­mä­ss dem Ab­kom­men vom 28. Ju­li 19511 über die Rechts­stel­lung der Flücht­lin­ge die Flücht­lings­ei­gen­schaft er­fül­len;
b.
ge­mä­ss dem Über­ein­kom­men vom 28. Sep­tem­ber 19542 über die Rechts­stel­lung der Staa­ten­lo­sen von der Schweiz als Staa­ten­lo­se an­er­kannt sind;
c.
schrif­ten­los sind und ei­ne Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung ha­ben.

3Kei­nen An­spruch auf Rei­se­pa­pie­re hat, wer er­heb­lich oder wie­der­holt ge­gen die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung in der Schweiz oder im Aus­land ver­stos­sen hat oder die­se ge­fähr­det oder die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit der Schweiz ge­fähr­det oder rechts­kräf­tig zu ei­ner Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB3 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG4 ver­ur­teilt wur­de.5

4Die Er­fas­sung der bio­me­tri­schen Da­ten und die Wei­ter­lei­tung der Aus­weis­da­ten an die aus­fer­ti­gen­de Stel­le kön­nen ganz oder teil­wei­se Drit­ten über­tra­gen wer­den. Ar­ti­kel 6a des Aus­weis­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 20016 gilt sinn­ge­mä­ss.7

5Rei­se­do­ku­men­te für aus­län­di­sche Per­so­nen kön­nen mit ei­nem Da­ten­chip ver­se­hen wer­den. Der Da­ten­chip kann ein di­gi­ta­li­sier­tes Ge­sichts­bild und die Fin­ger­ab­drücke der In­ha­be­rin oder des In­ha­bers ent­hal­ten. Auch die üb­ri­gen Aus­weis­da­ten nach Ar­ti­kel 111 Ab­satz 2 Buch­sta­ben a, c und e kön­nen auf dem Chip ge­spei­chert wer­den. Ar­ti­kel 2a des Aus­weis­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2001 gilt sinn­ge­mä­ss.8

6Der Bun­des­rat legt fest, wel­che Ar­ten von Rei­se­do­ku­men­ten für aus­län­di­sche Per­so­nen mit ei­nem Da­ten­chip ver­se­hen wer­den und wel­che Da­ten dar­auf zu spei­chern sind.9


1 SR 0.142.30
2 SR 0.142.40
3 SR 311.0
4 SR 321.0
5 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
6 SR 143.1
7 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 13. Ju­ni 2008 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der EG be­tref­fend die bio­me­tri­schen Päs­se und Rei­se­do­ku­men­te, in Kraft seit 1. Okt. 2011 (AS 2009 5521, 2011 4033; BBl 2007 5159).
8 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 13. Ju­ni 2008 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der EG be­tref­fend die bio­me­tri­schen Päs­se und Rei­se­do­ku­men­te, in Kraft seit 1. Okt. 2011 (AS 2009 5521, 2011 4033; BBl 2007 5159).
9 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 13. Ju­ni 2008 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der EG be­tref­fend die bio­me­tri­schen Päs­se und Rei­se­do­ku­men­te, in Kraft seit 1. Okt. 2011 (AS 2009 5521, 2011 4033; BBl 2007 5159).

10. Kapitel: Beendigung des Aufenthalts

1. Abschnitt: Rückkehr- und Wiedereingliederungshilfe

Art. 60  

1Der Bund kann die selb­stän­di­ge und pflicht­ge­mäs­se Aus­rei­se von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern un­ter­stüt­zen, in­dem er Rück­kehr- und Wie­der­ein­glie­de­rungs­hil­fe leis­tet.

2Die Rück­kehr- und Wie­der­ein­glie­de­rungs­hil­fe kön­nen be­an­spru­chen:

a.
Per­so­nen, die we­gen ei­ner schwe­ren all­ge­mei­nen Ge­fähr­dung, ins­be­son­de­re durch Krieg, Bür­ger­krieg, oder ei­ner Si­tua­ti­on all­ge­mei­ner Ge­walt den Hei­mat- oder Her­kunfts­staat ver­las­sen ha­ben oder wäh­rend der Dau­er der Ge­fähr­dung nicht in die­sen zu­rück­keh­ren konn­ten, so­fern ihr Auf­ent­halt nach die­sem Ge­setz ge­re­gelt war und sie zur Aus­rei­se ver­pflich­tet wur­den;
b.
Per­so­nen nach Ar­ti­kel 30 Ab­satz 1 Buch­sta­ben d und e.

3Die Rück­kehr- und Wie­der­ein­glie­de­rungs­hil­fe um­fasst:

a.
die Rück­kehr­be­ra­tung nach Ar­ti­kel 93 Ab­satz 1 Buch­sta­be a AsylG1;
abis.
den Zu­gang zu den Pro­jek­ten in der Schweiz zur Er­hal­tung der Rück­kehr­fä­hig­keit nach Ar­ti­kel 93 Ab­satz 1 Buch­sta­be b AsylG;
b.
die Teil­nah­me an Pro­jek­ten im Hei­mat-, Her­kunfts- oder Dritt­staat, wel­che die Rück­kehr und die Rein­te­gra­ti­on nach Ar­ti­kel 93 Ab­satz 1 Buch­sta­be c AsylG er­leich­tern;
c.
ei­ne fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung im Ein­zel­fall zur Er­leich­te­rung der Ein­glie­de­rung oder zur me­di­zi­ni­schen Be­treu­ung im Hei­mat-, Her­kunfts- oder Dritt­staat nach Ar­ti­kel 93 Ab­satz 1 Buch­sta­be d AsylG.2

4Der Bun­des­rat re­gelt die Vor­aus­set­zun­gen und das Ver­fah­ren zur Aus­rich­tung und Ab­rech­nung der Bei­trä­ge.


1 SR 142.31
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV 2 des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 3709).

2. Abschnitt: Erlöschen und Widerruf der Bewilligungen und Erlöschen des Aufenthaltsrechts

Art. 61 Erlöschen der Bewilligungen  

1Ei­ne Be­wil­li­gung er­lischt:

a.
mit der Ab­mel­dung ins Aus­land;
b.
mit der Er­tei­lung ei­ner Be­wil­li­gung in ei­nem an­de­ren Kan­ton;
c.
mit Ab­lauf der Gül­tig­keits­dau­er der Be­wil­li­gung;
d.
mit der Aus­wei­sung nach Ar­ti­kel 68;
e.1
mit der rechts­kräf­ti­gen Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a StGB2 oder Ar­ti­kel 49a MStG3;
f.4
mit dem Voll­zug ei­ner Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66abis StGB oder 49abis MStG.

2Ver­lässt die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der die Schweiz, oh­ne sich ab­zu­mel­den, so er­lischt die Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung nach drei Mo­na­ten, die Auf­ent­halts- und Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung nach sechs Mo­na­ten. Auf Ge­such hin kann die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung wäh­rend vier Jah­ren auf­recht­er­hal­ten wer­den.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der) (AS 2016 2329; BBl 2013 5975). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 SR 311.0
3 SR 321.0
4 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

Art. 61a Erlöschen des Aufenthaltsrechts von EU- und EFTA-Staatsangehörigen  

1Das Auf­ent­halts­recht von Staats­an­ge­hö­ri­gen der Mit­glied­staa­ten der EU und der EFTA mit ei­ner Kurz­auf­ent­halts­be­wil­li­gung er­lischt sechs Mo­na­te nach un­frei­wil­li­ger Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses. Das Auf­ent­halts­recht von Staats­an­ge­hö­ri­gen der Mit­glied­staa­ten der EU und der EFTA mit ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung er­lischt sechs Mo­na­te nach un­frei­wil­li­ger Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses, wenn die­ses vor Ab­lauf der ers­ten zwölf Mo­na­te des Auf­ent­halts en­det.

2Wird nach Ab­lauf der sechs Mo­na­te nach Ab­satz 1 wei­ter­hin Ar­beits­lo­sen­ent­schä­di­gung aus­be­zahlt, so er­lischt das Auf­ent­halts­recht mit dem En­de der Ent­schä­di­gung.

3Im Zeit­raum von der Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses bis zum Er­lö­schen des Auf­ent­halts­rechts nach den Ab­sät­zen 1 und 2 be­steht kein An­spruch auf So­zi­al­hil­fe.

4Bei un­frei­wil­li­ger Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses nach den ers­ten zwölf Mo­na­ten des Auf­ent­halts er­lischt das Auf­ent­halts­recht von Staats­an­ge­hö­ri­gen der Mit­glied­staa­ten der EU und der EFTA mit ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung sechs Mo­na­te nach der Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses. Wird nach Ab­lauf der sechs Mo­na­te wei­ter­hin Ar­beits­los­ent­schä­di­gung aus­be­zahlt, so er­lischt das Auf­ent­halts­recht sechs Mo­na­te nach dem En­de der Ent­schä­di­gung.

5Die Ab­sät­ze 1-4 gel­ten nicht bei Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses auf­grund vor­über­ge­hen­der Ar­beits­un­fä­hig­keit in­fol­ge Krank­heit, Un­fall oder In­va­li­di­tät so­wie für Per­so­nen, die sich auf ein Ver­blei­be­recht nach dem Ab­kom­men vom 21. Ju­ni 19992 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft ei­ner­seits und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft und ih­ren Mit­glied­staa­ten an­de­rer­seits über die Frei­zü­gig­keit (FZA) oder dem Über­ein­kom­men vom 4. Ja­nu­ar 19603 zur Er­rich­tung der Eu­ro­päi­schen Frei­han­delsas­so­zia­ti­on (EFTA-Über­ein­kom­men) be­ru­fen kön­nen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).
2 SR 0.142.112.681
3 SR 0.632.31

Art. 62 Widerruf von Bewilligungen und anderen Verfügungen  

1Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann Be­wil­li­gun­gen, aus­ge­nom­men die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung, und an­de­re Ver­fü­gun­gen nach die­sem Ge­setz wi­der­ru­fen, wenn die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der:

a.
oder ihr oder sein Ver­tre­ter im Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren falsche An­ga­ben macht oder we­sent­li­che Tat­sa­chen ver­schwie­gen hat;
b.
zu ei­ner län­ger­fris­ti­gen Frei­heits­s­tra­fe ver­ur­teilt wur­de oder ge­gen sie ei­ne straf­recht­li­che Mass­nah­me im Sin­ne der Ar­ti­kel 59-61 oder 64 StGB2 an­ge­ord­net wur­de;
c.
er­heb­lich oder wie­der­holt ge­gen die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung in der Schweiz oder im Aus­land ver­stos­sen hat oder die­se ge­fähr­det oder die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit ge­fähr­det;
d.
ei­ne mit der Ver­fü­gung ver­bun­de­ne Be­din­gung nicht ein­hält;
e.
oder ei­ne Per­son, für die sie oder er zu sor­gen hat, auf So­zi­al­hil­fe an­ge­wie­sen ist;
f.3
in rechts­miss­bräuch­li­cher Wei­se ver­sucht hat, das Schwei­zer Bür­ger­recht zu er­schlei­chen, oder ihr oder ihm die­ses auf­grund ei­ner rechts­kräf­ti­gen Ver­fü­gung im Rah­men ei­ner Nich­ti­g­er­klä­rung ge­mä­ss Ar­ti­kel 36 des Bür­ger­rechts­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 20144 ent­zo­gen wor­den ist;
g.5
ei­ne In­te­gra­ti­ons­ver­ein­ba­rung oh­ne ent­schuld­ba­ren Grund nicht ein­hält.

2Un­zu­läs­sig ist ein Wi­der­ruf, der nur da­mit be­grün­det wird, dass ein De­likt be­gan­gen wur­de, für das ein Straf­ge­richt be­reits ei­ne Stra­fe oder Mass­nah­me ver­hängt, je­doch von ei­ner Lan­des­ver­wei­sung ab­ge­se­hen hat.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 SR 311.0
3 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 1 des Bür­ger­rechts­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 2561; BBl 2011 2825).
4 SR 141.0
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821). Be­rich­ti­gung der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers vom 10. Aug. 2018, ver­öf­fent­licht am 18. Sept. 2018 (AS 2018 3213).

Art. 63 Widerruf der Niederlassungsbewilligung  

1Die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung kann nur wi­der­ru­fen wer­den, wenn:

a.1
die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 1 Buch­sta­be a oder b er­füllt sind;
b.
die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der in schwer­wie­gen­der Wei­se ge­gen die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung in der Schweiz oder im Aus­land ver­stos­sen hat oder die­se ge­fähr­det oder die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit ge­fähr­det;
c.
die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der oder ei­ne Per­son, für die sie oder er zu sor­gen hat, dau­er­haft und in er­heb­li­chem Mass auf So­zi­al­hil­fe an­ge­wie­sen ist;
d.2
die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der in rechts­miss­bräuch­li­cher Wei­se ver­sucht hat, das Schwei­zer Bür­ger­recht zu er­schlei­chen, oder ihr oder ihm die­ses auf­grund ei­ner rechts­kräf­ti­gen Ver­fü­gung im Rah­men ei­ner Nich­ti­g­er­klä­rung ge­mä­ss Ar­ti­kel 36 des Bür­ger­rechts­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 20143 ent­zo­gen wor­den ist;
e.4
...

2Die Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung kann wi­der­ru­fen und durch ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung er­setzt wer­den, wenn die In­te­gra­ti­ons­kri­te­ri­en nach Ar­ti­kel 58a nicht er­füllt sind.5

3Un­zu­läs­sig ist ein Wi­der­ruf, der nur da­mit be­grün­det wird, dass ein De­likt be­gan­gen wur­de, für das ein Straf­ge­richt be­reits ei­ne Stra­fe oder Mass­nah­me ver­hängt, je­doch von ei­ner Lan­des­ver­wei­sung ab­ge­se­hen hat.6


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 1 des Bür­ger­rechts­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 2561; BBl 2011 2825).
3 SR 141.0
4 Ur­sprüng­lich: Bst. d. Auf­ge­ho­ben durch Ziff. IV 3 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
6 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

3. Abschnitt: Entfernungs- und Fernhaltemassnahmen

Art. 64 Wegweisungsverfügung  

1Die zu­stän­di­gen Be­hör­den er­las­sen ei­ne or­dent­li­che Weg­wei­sungs­ver­fü­gung, wenn:

a.
ei­ne Aus­län­de­rin oder ein Aus­län­der ei­ne er­for­der­li­che Be­wil­li­gung nicht be­sitzt;
b.
ei­ne Aus­län­de­rin oder ein Aus­län­der die Ein­rei­se­vor­aus­set­zun­gen (Art. 5) nicht oder nicht mehr er­füllt;
c.
ei­ner Aus­län­de­rin oder ei­nem Aus­län­der ei­ne Be­wil­li­gung ver­wei­gert oder nach be­wil­lig­tem Auf­ent­halt wi­der­ru­fen oder nicht ver­län­gert wird.

2Ver­fü­gen die Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, die sich il­le­gal in der Schweiz auf­hal­ten, über einen gül­ti­gen Auf­ent­halts­ti­tel ei­nes an­de­ren Staa­tes, der durch ei­nes der Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men2 ge­bun­den ist (Schen­gen-Staat), so sind sie form­los auf­zu­for­dern, sich un­ver­züg­lich in die­sen Staat zu be­ge­ben. Kom­men sie die­ser Auf­for­de­rung nicht nach, so ist ei­ne Ver­fü­gung nach Ab­satz 1 zu er­las­sen. Ist die so­for­ti­ge Aus­rei­se aus Grün­den der öf­fent­li­chen Si­cher­heit und Ord­nung oder der in­ne­ren oder äus­se­ren Si­cher­heit an­ge­zeigt, so ist oh­ne vor­gän­gi­ge Auf­for­de­rung ei­ne Ver­fü­gung zu er­las­sen.

3Ei­ne Be­schwer­de ge­gen Ver­fü­gun­gen nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben a und b ist in­ner­halb von fünf Ar­beits­ta­gen nach de­ren Er­öff­nung ein­zu­rei­chen. Die Be­schwer­de hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung. Die Be­schwer­de­in­stanz ent­schei­det in­ner­halb von zehn Ta­gen über de­ren Wie­der­her­stel­lung.

4Die zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den be­stim­men für un­be­glei­te­te min­der­jäh­ri­ge Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der un­ver­züg­lich ei­ne Ver­trau­ens­per­son, die de­ren In­ter­es­sen wäh­rend des Weg­wei­sungs­ver­fah­rens wahr­nimmt.

5Der Bun­des­rat be­stimmt die Rol­le, die Zu­stän­dig­kei­ten und die Auf­ga­ben der Ver­trau­ens­per­son ge­mä­ss Ab­satz 4.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).
2 Die­se Abk. sind in An­hang 1 Ziff. 1 auf­ge­führt.
3 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

Art. 64a Wegweisung aufgrund der Dublin-Assoziierungsabkommen  

1Ist auf­grund der Be­stim­mun­gen der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/20132 ein an­de­rer Staat, der durch ei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men (Abs. 4) ge­bun­den ist, für die Durch­füh­rung ei­nes Asyl- und Weg­wei­sungs­ver­fah­rens zu­stän­dig (Du­blin-Staat), so er­lässt das SEM ei­ne Weg­wei­sungs­ver­fü­gung ge­gen ei­ne Per­son, die sich il­le­gal in der Schweiz auf­hält.3

2Ei­ne Be­schwer­de ist in­ner­halb von fünf Ar­beits­ta­gen nach der Er­öff­nung der Ver­fü­gung ein­zu­rei­chen. Die Be­schwer­de hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung. Die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der kann in­ner­halb der Be­schwer­de­frist die Ge­wäh­rung der auf­schie­ben­den Wir­kung be­an­tra­gen. Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ent­schei­det in­ner­halb von fünf Ta­gen nach Ein­gang ei­nes sol­chen An­tra­ges dar­über. Wird die auf­schie­ben­de Wir­kung in­ner­halb die­ser Frist nicht ge­währt, kann die Weg­wei­sung voll­zo­gen wer­den.

3Zu­stän­dig für den Voll­zug der Weg­wei­sung und, so­fern not­wen­dig, für die Aus­rich­tung und Fi­nan­zie­rung von So­zi­al- oder Not­hil­fe ist der Auf­ent­halts­kan­ton der be­trof­fe­nen Per­son.

3bisBei un­be­glei­te­ten Min­der­jäh­ri­gen ist Ar­ti­kel 64 Ab­satz 4 an­wend­bar.4

4Die Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men sind in An­hang 1 Zif­fer 2 auf­ge­führt.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men) (AS 2008 5407; BBl 2007 7937). Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).
2 Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 26. Ju­ni 2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes von ei­nem Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen oder Staa­ten­lo­sen in ei­nem Mit­glied­staat ge­stell­ten An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist (Neu­fas­sung), Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 180 vom 29.6.2013, S. 31.
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).
4 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

Art. 64b Wegweisungsverfügung mit Standardformular  

Ist ei­ne Per­son il­le­gal in die Schweiz ein­ge­reist, so wird ihr die Weg­wei­sungs­ver­fü­gung mit ei­nem Stan­dard­for­mu­lar er­öff­net.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

Art. 64c Formlose Wegweisung  

1Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der wer­den form­los weg­ge­wie­sen, wenn:

a.
sie von Bel­gi­en, Deutsch­land, Est­land, Frank­reich, Ita­li­en, Lett­land, Li­tau­en, Lu­xem­burg, den Nie­der­lan­den, Nor­we­gen, Ös­ter­reich, Po­len, Schwe­den, der Slo­wa­kei, Slo­we­ni­en, Spa­ni­en oder Un­garn auf­grund ei­nes Rück­über­nah­me­ab­kom­mens wie­der auf­ge­nom­men wer­den;
b.2
ih­nen zu­vor die Ein­rei­se nach Ar­ti­kel 14 des Schen­ge­ner Grenz­ko­dex3 ver­wei­gert wur­de.

2Auf un­ver­züg­li­ches Ver­lan­gen der be­trof­fe­nen Per­son wird ei­ne Ver­fü­gung mit ei­nem Stan­dard­for­mu­lar er­las­sen (Art. 64b).


1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 15. Dez. 2017 (Über­nah­me der Ver­ord­nung [EU] 2016/1624 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che), in Kraft seit 15. Sept. 2018 (AS 2018 3161; BBl 2017 4155).
3 Vgl. die Fuss­no­te zu Art. 7 Abs. 3.

Art. 64d Ausreisefrist und sofortige Vollstreckung  

1Mit der Weg­wei­sungs­ver­fü­gung ist ei­ne an­ge­mes­se­ne Aus­rei­se­frist zwi­schen sie­ben und dreis­sig Ta­gen an­zu­set­zen. Ei­ne län­ge­re Aus­rei­se­frist ist an­zu­set­zen oder die Aus­rei­se­frist wird ver­län­gert, wenn be­son­de­re Um­stän­de wie die fa­mi­li­äre Si­tua­ti­on, ge­sund­heit­li­che Pro­ble­me oder ei­ne lan­ge Auf­ent­halts­dau­er dies er­for­dern.

2Die Weg­wei­sung ist so­fort voll­streck­bar oder es kann ei­ne Aus­rei­se­frist von we­ni­ger als sie­ben Ta­gen an­ge­setzt wer­den, wenn:

a.
die be­trof­fe­ne Per­son ei­ne Ge­fahr für die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung oder die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit dar­stellt;
b.
kon­kre­te An­zei­chen be­fürch­ten las­sen, dass sich die be­trof­fe­ne Per­son der Aus­schaf­fung ent­zie­hen will;
c.
ein Ge­such um Er­tei­lung ei­ner Be­wil­li­gung als of­fen­sicht­lich un­be­grün­det oder miss­bräuch­lich ab­ge­lehnt wor­den ist;
d.
die be­trof­fe­ne Per­son von ei­nem Staat nach Ar­ti­kel 64c Ab­satz 1 Buch­sta­be a auf­grund ei­nes Rück­über­nah­me­ab­kom­mens wie­der auf­ge­nom­men wird;
e.2
der be­trof­fe­nen Per­son zu­vor die Ein­rei­se nach Ar­ti­kel 14 des Schen­ge­ner Grenz­ko­dex3 ver­wei­gert wur­de (Art. 64c Abs. 1 Bst. b);
f.
die be­trof­fe­ne Per­son auf­grund der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men weg­ge­wie­sen wird (Art. 64a).

1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 15. Dez. 2017 (Über­nah­me der Ver­ord­nung [EU] 2016/1624 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che), in Kraft seit 15. Sept. 2018 (AS 2018 3161; BBl 2017 4155).
3 Vgl. die Fuss­no­te zu Art. 7 Abs. 3.

Art. 64e Verpflichtungen nach Eröffnung einer Wegweisungsverfügung  

Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der nach der Er­öff­nung ei­ner Weg­wei­sungs­ver­fü­gung ver­pflich­ten:

a.
sich re­gel­mäs­sig bei ei­ner Be­hör­de zu mel­den;
b.
an­ge­mes­se­ne fi­nan­zi­el­le Si­cher­hei­ten zu leis­ten;
c.
Rei­se­do­ku­men­te zu hin­ter­le­gen.

1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

Art. 64f Übersetzung der Wegweisungsverfügung  

1Die zu­stän­di­ge Be­hör­de stellt si­cher, dass die Weg­wei­sungs­ver­fü­gung auf Ver­lan­gen schrift­lich oder münd­lich in ei­ne Spra­che über­setzt wird, die von der be­trof­fe­nen Per­son ver­stan­den wird oder von der aus­ge­gan­gen wer­den kann, dass sie sie ver­steht.

2Wird die Weg­wei­sungs­ver­fü­gung mit­tels Stan­dard­for­mu­lar nach Ar­ti­kel 64b er­öff­net, so er­folgt kei­ne Über­set­zung. Den be­trof­fe­nen Per­so­nen ist ein In­for­ma­ti­ons­blatt mit Er­läu­te­run­gen zur Weg­wei­sungs­ver­fü­gung ab­zu­ge­ben.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

Art. 65 Einreiseverweigerung und Wegweisung am Flughafen  

1Wird die Ein­rei­se bei der Grenz­kon­trol­le am Flug­ha­fen ver­wei­gert, so hat die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der die Schweiz un­ver­züg­lich zu ver­las­sen.

2Das SEM er­lässt in­ner­halb von 48 Stun­den ei­ne be­grün­de­te und be­schwer­de­fä­hi­ge Ver­fü­gung auf dem For­mu­lar nach An­hang V Teil B Schen­ge­ner Grenz­ko­dex2. Ei­ne Be­schwer­de ist in­ner­halb von 48 Stun­den nach Er­öff­nung der Ver­fü­gung ein­zu­rei­chen. Sie hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung. Die Be­schwer­de­in­stanz ent­schei­det in­ner­halb von 72 Stun­den über die Be­schwer­de.3

3Weg­ge­wie­se­nen Per­so­nen wird zur Vor­be­rei­tung ih­rer Wei­ter­rei­se für längs­tens 15 Ta­ge der Auf­ent­halt in den in­ter­na­tio­na­len Tran­sit­zo­nen der Flug­hä­fen ge­stat­tet, so­fern nicht die Aus­schaf­fung (Art. 69) oder die Aus­schaf­fungs- oder Durch­set­zungs­haft (Art. 76-78) an­ge­ord­net wird. Vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen über die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me (Art. 83) und die Ein­rei­chung ei­nes Asyl­ge­suchs (Art. 22 AsylG4).5


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 des BB vom 13. Ju­ni 2008 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft be­tref­fend die Über­nah­me des Schen­ge­ner Grenz­ko­dex, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5629 5405 Art. 2 Bst. b; BBl 2007 7937).
2 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 7 Abs. 3.
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der Ver­ord­nung [EU] Nr. 1051/2013 zur Än­de­rung des Schen­ge­ner Grenz­ko­dex zwecks Fest­le­gung ei­ner ge­mein­sa­men Re­ge­lung für die vor­über­ge­hen­de Wie­der­ein­füh­rung von Kon­trol­len an den Bin­nen­gren­zen), in Kraft seit 1. März 2015 (AS 2015 535; BBl 2014 3373).
4 SR 142.31
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

Art. 66  

1 Auf­ge­ho­ben durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

Art. 67 Einreiseverbot  

1Das SEM ver­fügt un­ter Vor­be­halt von Ab­satz 5 Ein­rei­se­ver­bo­te ge­gen­über weg­ge­wie­se­nen Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern, wenn:

a.
die Weg­wei­sung nach Ar­ti­kel 64d Ab­satz 2 Buch­sta­ben a-c so­fort voll­streckt wird;
b.
die­se nicht in­ner­halb der an­ge­setz­ten Frist aus­ge­reist sind.

2Es2 kann Ein­rei­se­ver­bo­te ge­gen­über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern ver­fü­gen, die:

a.
ge­gen die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung in der Schweiz oder im Aus­land ver­stos­sen ha­ben oder die­se ge­fähr­den;
b.
So­zi­al­hil­fe­kos­ten ver­ur­sacht ha­ben;
c.
in Vor­be­rei­tungs-, Aus­schaf­fungs- oder Durch­set­zungs­haft (Art. 75-78) ge­nom­men wor­den sind.

3Das Ein­rei­se­ver­bot wird für ei­ne Dau­er von höchs­tens fünf Jah­ren ver­fügt. Es kann für ei­ne län­ge­re Dau­er ver­fügt wer­den, wenn die be­trof­fe­ne Per­son ei­ne schwer­wie­gen­de Ge­fahr für die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung dar­stellt.

4Das Bun­des­amt für Po­li­zei (fed­pol) kann zur Wah­rung der in­ne­ren oder der äus­se­ren Si­cher­heit der Schweiz ge­gen­über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern ein Ein­rei­se­ver­bot ver­fü­gen; es hört den Nach­rich­ten­dienst des Bun­des (NDB) vor­gän­gig an. Das fed­pol kann Ein­rei­se­ver­bo­te für ei­ne Dau­er von mehr als fünf Jah­ren und in schwer­wie­gen­den Fäl­len un­be­fris­tet ver­fü­gen.

5Die ver­fü­gen­de Be­hör­de kann aus­nahms­wei­se aus hu­ma­ni­tär­en oder an­de­ren wich­ti­gen Grün­den von der Ver­hän­gung ei­nes Ein­rei­se­ver­bots ab­se­hen oder ein Ein­rei­se­ver­bot end­gül­tig oder vor­über­ge­hend auf­he­ben. Da­bei sind na­ment­lich die Grün­de, die zum Ein­rei­se­ver­bot ge­führt ha­ben, so­wie der Schutz der öf­fent­li­chen Si­cher­heit und Ord­nung und die Wah­rung der in­ne­ren oder äus­se­ren Si­cher­heit der Schweiz ge­gen­über den pri­va­ten In­ter­es­sen der be­trof­fe­nen Per­son an ei­ner Auf­he­bung ab­zu­wä­gen.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I 1 Abs. 1 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs­hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

Art. 68 Ausweisung  

1Fed­pol kann zur Wah­rung der in­ne­ren oder der äus­se­ren Si­cher­heit der Schweiz ge­gen­über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern ei­ne Aus­wei­sung ver­fü­gen; es hört den NDB vor­gän­gig an.1

2Mit der Aus­wei­sung ist ei­ne an­ge­mes­se­ne Aus­rei­se­frist an­zu­set­zen.

3Die Aus­wei­sung wird mit ei­nem be­fris­te­ten oder un­be­fris­te­ten Ein­rei­se­ver­bot ver­bun­den. Die ver­fü­gen­de Be­hör­de kann das Ein­rei­se­ver­bot vor­über­ge­hend auf­he­ben, wenn wich­ti­ge Grün­de vor­lie­gen.

4Wenn die be­trof­fe­ne Per­son er­heb­lich oder wie­der­holt ge­gen die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung ver­stos­sen hat oder die­se ge­fähr­det oder die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit ge­fähr­det, ist die Aus­wei­sung so­fort voll­streck­bar.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 der V vom 12. Dez. 2008 über die An­pas­sung ge­setz­li­cher Be­stim­mun­gen in­fol­ge Über­füh­rung der nach­rich­ten­dienst­li­chen Tei­le des Diens­tes für Ana­ly­se und Prä­ven­ti­on zum VBS, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 6261).

4. Abschnitt: Ausschaffung und internationale Rückführungseinsätze

Art. 69 Anordnung der Ausschaffung  

1Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de schafft Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der aus, wenn:

a.
die­se die Frist, die ih­nen zur Aus­rei­se ge­setzt wor­den ist, ver­strei­chen las­sen;
b.
de­ren Weg- oder Aus­wei­sung so­fort voll­zo­gen wer­den kann;
c.
die­se sich in Haft nach den Ar­ti­keln 76 und 77 be­fin­den und ein rechts­kräf­ti­ger Aus- oder Weg­wei­sungs­ent­scheid vor­liegt.

2Ha­ben Aus­län­de­rin­nen oder Aus­län­der die Mög­lich­keit, recht­mäs­sig in meh­re­re Staa­ten aus­zu­rei­sen, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de sie in das Land ih­rer Wahl aus­schaf­fen.

3Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann die Aus­schaf­fung um einen an­ge­mes­se­nen Zeit­raum auf­schie­ben, wenn be­son­de­re Um­stän­de wie ge­sund­heit­li­che Pro­ble­me der be­trof­fe­nen Per­son oder feh­len­de Trans­port­mög­lich­kei­ten dies er­for­dern. Die zu­stän­di­ge Be­hör­de be­stä­tigt der be­trof­fe­nen Per­son den Auf­schub der Aus­schaf­fung schrift­lich.1

4Die zu­stän­di­ge Be­hör­de stellt vor der Aus­schaf­fung von un­be­glei­te­ten min­der­jäh­ri­gen Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern si­cher, dass die­se im Rück­kehrstaat ei­nem Fa­mi­li­en­mit­glied, ei­nem Vor­mund oder ei­ner Auf­nah­me­ein­rich­tung über­ge­ben wer­den, wel­che den Schutz des Kin­des ge­währ­leis­ten.2


1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).
2 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

Art. 70 Durchsuchung  

1Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de kann wäh­rend ei­nes Aus- oder Weg­wei­sungs­ver­fah­rens die be­trof­fe­ne Per­son so­wie Sa­chen, die sie mit­führt, zur Si­cher­stel­lung von Rei­se- und Iden­ti­täts­pa­pie­ren durch­su­chen las­sen. Die Durch­su­chung darf nur von ei­ner Per­son glei­chen Ge­schlechts durch­ge­führt wer­den.

2Ist ein ers­tin­stanz­li­cher Ent­scheid er­gan­gen, so kann die rich­ter­li­che Be­hör­de die Durch­su­chung ei­ner Woh­nung oder an­de­rer Räu­me an­ord­nen, wenn der Ver­dacht be­steht, dass sich ei­ne weg- oder aus­zu­wei­sen­de Per­son dar­in ver­bor­gen hält, oder dass für das Ver­fah­ren und den Voll­zug be­nö­tig­te Rei­se- und Iden­ti­täts­pa­pie­re dar­in ver­steckt wer­den.1


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 71 Unterstützung der Vollzugsbehörden durch den Bund  

Das Eid­ge­nös­si­sche Jus­tiz- und Po­li­zei­de­par­te­ment (EJPD) un­ter­stützt die mit dem Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung oder der Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB1 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG2 von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern be­trau­ten Kan­to­ne, in­dem es ins­be­son­de­re:3

a.
bei der Be­schaf­fung von Rei­se­do­ku­men­ten mit­wirkt;
b.
die Rei­se or­ga­ni­siert;
c.4
die Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen den be­trof­fe­nen Kan­to­nen und dem EDA si­cher­stellt.

1 SR 311.0
2 SR 321.0
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 15. Dez. 2017 (Über­nah­me der Ver­ord­nung [EU] 2016/1624 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che), in Kraft seit 15. Sept. 2018 (AS 2018 3161; BBl 2017 4155).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

Art. 71a Internationale Rückführungseinsätze  

1Das SEM und die Kan­to­ne wir­ken ge­stützt auf die Ver­ord­nung (EU) 2016/16242 bei in­ter­na­tio­na­len Rück­füh­rungs­ein­sät­zen mit.

2Das EJPD kann mit der für die Über­wa­chung der Schen­gen-Aus­sen­gren­zen zu­stän­di­gen Agen­tur der Eu­ro­päi­schen Uni­on Ver­ein­ba­run­gen über den Ein­satz von Per­so­nal des SEM und der Kan­to­ne für in­ter­na­tio­na­le Rück­füh­rungs­ein­sät­ze so­wie über den Ein­satz von Drit­ten für die Über­wa­chung der Rück­füh­run­gen ab­sch­lies­sen.

3Das EJPD schliesst mit den Kan­to­nen ei­ne Ver­ein­ba­rung über die Mo­da­li­tä­ten des Per­so­nal­ein­sat­zes ab.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG) (AS 2010 5925; BBl 2009 8881). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 15. Dez. 2017 (Über­nah­me der Ver­ord­nung [EU] 2016/1624 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che), in Kraft seit 15. Sept. 2018 (AS 2018 3161; BBl 2017 4155).
2 Ver­ord­nung (EU) 2016/1624 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 14. Sep­tem­ber 2016 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che und zur Än­de­rung der Ver­ord­nung (EU) 2016/399 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes so­wie zur Auf­he­bung der Ver­ord­nung (EG) Nr. 863/2007 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes, der Ver­ord­nung (EG) Nr. 2007/2004 des Ra­tes und der Ent­schei­dung des Ra­tes 2005/267/EG, Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 251 vom 16.9.2016, S. 1.

Art. 71abis Überwachung von Ausschaffungen und internationalen Rückführungseinsätzen  

1Der Bun­des­rat re­gelt das Ver­fah­ren und die Zu­stän­dig­kei­ten zur Über­wa­chung von Aus­schaf­fun­gen und in­ter­na­tio­na­len Rück­füh­rungs­ein­sät­zen.

2Er kann Drit­te mit Auf­ga­ben im Rah­men der Über­wa­chung von Aus­schaf­fun­gen und in­ter­na­tio­na­len Rück­füh­rungs­ein­sät­zen be­trau­en.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BB vom 15. Dez. 2017 (Über­nah­me der Ver­ord­nung [EU] 2016/1624 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che), in Kraft seit 15. Sept. 2018 (AS 2018 3161; BBl 2017 4155).

Art. 71b Weitergabe medizinischer Daten zur Beurteilung der Transportfähigkeit  

1Die be­han­deln­de me­di­zi­ni­sche Fach­per­son gibt auf An­fra­ge die für die Be­ur­tei­lung der Trans­port­fä­hig­keit not­wen­di­gen me­di­zi­ni­schen Da­ten von Per­so­nen mit ei­nem rechts­kräf­ti­gen Weg- oder Aus­wei­sungs­ent­scheid an die fol­gen­den Be­hör­den wei­ter, so­weit die­se die Da­ten zur Er­fül­lung ih­rer ge­setz­li­chen Auf­ga­ben be­nö­ti­gen:

a.
die für die Weg- oder Aus­wei­sung zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den;
b.
die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter des SEM, die für die zen­tra­le Or­ga­ni­sa­ti­on und Ko­or­di­na­ti­on des zwangs­wei­sen Weg- und Aus­wei­sungs­voll­zugs zu­stän­dig sind;
c.
die me­di­zi­ni­schen Fach­per­so­nen, die im Auf­trag des SEM die me­di­zi­ni­sche Über­wa­chung beim Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung im Zeit­punkt der Aus­rei­se wahr­neh­men.

2Der Bun­des­rat re­gelt die Auf­be­wah­rung und Lö­schung der Da­ten.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3101, 2017 6171; BBl 2014 7991).

Art. 72  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. IV 2 des BG vom 16. Dez. 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 3709).

5. Abschnitt: Zwangsmassnahmen

Art. 73 Kurzfristige Festhaltung  

1Die zu­stän­di­ge Be­hör­de des Bun­des oder des Kan­tons kann Per­so­nen oh­ne Kurz­auf­ent­halts-, Auf­ent­halts- oder Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung fest­hal­ten:

a.
zur Er­öff­nung ei­ner Ver­fü­gung im Zu­sam­men­hang mit ih­rem Auf­ent­halts­sta­tus;
b.
zur Fest­stel­lung ih­rer Iden­ti­tät oder Staats­an­ge­hö­rig­keit, so­weit da­zu ih­re per­sön­li­che Mit­wir­kung er­for­der­lich ist.

2Die Per­son darf nur für die Dau­er der er­for­der­li­chen Mit­wir­kung oder Be­fra­gung so­wie des al­len­falls er­for­der­li­chen Trans­ports, höchs­tens aber drei Ta­ge fest­ge­hal­ten wer­den.

3Wird ei­ne Per­son fest­ge­hal­ten, so muss sie:

a.
über den Grund ih­rer Fest­hal­tung in­for­miert wer­den;
b.
die Mög­lich­keit ha­ben, mit den sie be­wa­chen­den Per­so­nen Kon­takt auf­zu­neh­men, wenn sie Hil­fe be­nö­tigt.

4Dau­ert die Fest­hal­tung vor­aus­sicht­lich län­ger als 24 Stun­den, so ist der be­trof­fe­nen Per­son zu­vor Ge­le­gen­heit zu ge­ben, dring­li­che per­sön­li­che An­ge­le­gen­hei­ten zu er­le­di­gen oder er­le­di­gen zu las­sen.

5Auf Ge­such hin hat die zu­stän­di­ge rich­ter­li­che Be­hör­de die Recht­mäs­sig­keit der Fest­hal­tung nach­träg­lich zu über­prü­fen.

6Die Dau­er der Fest­hal­tung wird nicht an die Dau­er ei­ner all­fäl­li­gen Aus­schaf­fungs­haft, Vor­be­rei­tungs­haft oder Durch­set­zungs­haft an­ge­rech­net.

Art. 74 Ein- und Ausgrenzung  

1Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de kann ei­ner Per­son die Auf­la­ge ma­chen, ein ihr zu­ge­wie­se­nes Ge­biet nicht zu ver­las­sen oder ein be­stimm­tes Ge­biet nicht zu be­tre­ten, wenn:

a.
sie kei­ne Kurz­auf­ent­halts-, Auf­ent­halts- oder Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung be­sitzt und sie die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung stört oder ge­fähr­det; die­se Mass­nah­me dient ins­be­son­de­re der Be­kämp­fung des wi­der­recht­li­chen Be­täu­bungs­mit­tel­han­dels; oder
b.1
ein rechts­kräf­ti­ger Weg- oder Aus­wei­sungs­ent­scheid vor­liegt und kon­kre­te An­zei­chen be­fürch­ten las­sen, dass die be­trof­fe­ne Per­son nicht in­ner­halb der Aus­rei­se­frist aus­rei­sen wird, oder sie die ihr an­ge­setz­te Aus­rei­se­frist nicht ein­ge­hal­ten hat;
c.2
die Aus­schaf­fung auf­ge­scho­ben wur­de (Art. 69 Abs. 3).

1bisDie zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de macht ei­ner Per­son, die in ei­nem be­son­de­ren Zen­trum nach Ar­ti­kel 24a AsylG3 un­ter­ge­bracht wird, die Auf­la­ge, ein ihr zu­ge­wie­se­nes Ge­biet nicht zu ver­las­sen oder ein be­stimm­tes Ge­biet nicht zu be­tre­ten.4

2Die­se Mass­nah­men wer­den von der Be­hör­de des Kan­tons an­ge­ord­net, der für den Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung zu­stän­dig ist. Für Per­so­nen, wel­che sich in den Zen­tren des Bun­des auf­hal­ten, ist der Stand­ort­kan­ton zu­stän­dig. Das Ver­bot, ein be­stimm­tes Ge­biet zu be­tre­ten, kann auch von der Be­hör­de des Kan­tons er­las­sen wer­den, in dem die­ses Ge­biet liegt.5

3Ge­gen die An­ord­nung die­ser Mass­nah­men kann bei ei­ner kan­to­na­len rich­ter­li­chen Be­hör­de Be­schwer­de ge­führt wer­den. Die Be­schwer­de hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).
2 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).
3 SR 142.31
4 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
5 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 75 Vorbereitungshaft  

1Um die Durch­füh­rung ei­nes Weg­wei­sungs­ver­fah­rens oder ei­nes straf­recht­li­chen Ver­fah­rens, in dem ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB1 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG2 droht, si­cher­zu­stel­len, kann die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de ei­ne Per­son, die kei­ne Kurz­auf­ent­halts-, Auf­ent­halts- oder Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung be­sitzt, wäh­rend der Vor­be­rei­tung des Ent­schei­des über ih­re Auf­ent­halts­be­rech­ti­gung für höchs­tens sechs Mo­na­te in Haft neh­men, wenn sie:3

a.4
sich im Asyl­ver­fah­ren, im Weg­wei­sungs­ver­fah­ren oder im straf­recht­li­chen Ver­fah­ren, in dem ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG droht, wei­gert, ih­re Iden­ti­tät of­fen­zu­le­gen, meh­re­re Asyl­ge­su­che un­ter ver­schie­de­nen Iden­ti­tä­ten ein­reicht, wie­der­holt ei­ner Vor­la­dung oh­ne aus­rei­chen­de Grün­de nicht Fol­ge leis­tet oder an­de­re An­ord­nun­gen der Be­hör­den im Asyl­ver­fah­ren miss­ach­tet;
b.
ein ihr nach Ar­ti­kel 74 zu­ge­wie­se­nes Ge­biet ver­lässt oder ein ihr ver­bo­te­nes Ge­biet be­tritt;
c.
trotz Ein­rei­se­ver­bot das Ge­biet der Schweiz be­tritt und nicht so­fort weg­ge­wie­sen wer­den kann;
d.
nach ei­nem rechts­kräf­ti­gen Wi­der­ruf (Art. 62 und 63) oder ei­ner Nicht­ver­län­ge­rung der Be­wil­li­gung we­gen Ver­let­zung oder Ge­fähr­dung der öf­fent­li­chen Si­cher­heit und Ord­nung oder we­gen Ge­fähr­dung der in­ne­ren oder der äus­se­ren Si­cher­heit weg­ge­wie­sen wur­de und ein Asyl­ge­such ein­reicht;
e.
nach ei­ner Aus­wei­sung (Art. 68) ein Asyl­ge­such ein­reicht;
f.
sich rechts­wid­rig in der Schweiz auf­hält, ein Asyl­ge­such ein­reicht und da­mit of­fen­sicht­lich bezweckt, den dro­hen­den Voll­zug ei­ner Weg- oder Aus­wei­sung zu ver­mei­den; ein sol­cher Zweck ist zu ver­mu­ten, wenn ei­ne frü­he­re Ein­rei­chung des Asyl­ge­suchs mög­lich und zu­mut­bar war und wenn das Ge­such in ei­nem en­gen zeit­li­chen Zu­sam­men­hang mit ei­ner Ver­haf­tung, ei­nem Straf­ver­fah­ren, dem Voll­zug ei­ner Stra­fe oder dem Er­lass ei­ner Weg­wei­sungs­ver­fü­gung ein­ge­reicht wird;
g.
Per­so­nen ernst­haft be­droht oder an Leib und Le­ben er­heb­lich ge­fähr­det und des­halb straf­recht­lich ver­folgt wird oder ver­ur­teilt wor­den ist;
h.
we­gen ei­nes Ver­bre­chens ver­ur­teilt wor­den ist.

1bis5

2Die zu­stän­di­ge Be­hör­de ent­schei­det über die Auf­ent­halts­be­rech­ti­gung der in­haf­tier­ten Per­son oh­ne Ver­zug.


1 SR 311.0
2 SR 321.0
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
4 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
5 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG) (AS 2010 5925; BBl 2009 8881). Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

Art. 76 Ausschaffungshaft  

1Wur­de ein ers­tin­stanz­li­cher Weg- oder Aus­wei­sungs­ent­scheid er­öff­net oder ei­ne ers­tin­stanz­li­che Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB1 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG2, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de die be­trof­fe­ne Per­son zur Si­cher­stel­lung des Voll­zugs:3

a.
in Haft be­las­sen, wenn sie sich ge­stützt auf Ar­ti­kel 75 be­reits in Haft be­fin­det;
b.
in Haft neh­men, wenn:
1.4
Grün­de nach Ar­ti­kel 75 Ab­satz 1 Buch­sta­ben a, b, c, f, g oder h vor­lie­gen,
2.5
3.6
kon­kre­te An­zei­chen be­fürch­ten las­sen, dass sie sich der Aus­schaf­fung ent­zie­hen will, ins­be­son­de­re weil sie der Mit­wir­kungs­pflicht nach Ar­ti­kel 90 die­ses Ge­set­zes so­wie Ar­ti­kel 8 Ab­satz 1 Buch­sta­be a oder Ab­satz 4 AsylG7 nicht nach­kommt,
4.
ihr bis­he­ri­ges Ver­hal­ten dar­auf schlies­sen lässt, dass sie sich be­hörd­li­chen An­ord­nun­gen wi­der­setzt,
5.8
der Weg­wei­sungs­ent­scheid in ei­nem Zen­trum des Bun­des er­öff­net wird und der Voll­zug der Weg­wei­sung ab­seh­bar ist.
6.9

1bisDie Haft­an­ord­nung in Du­blin-Fäl­len rich­tet sich nach Ar­ti­kel 76a.10

2Die Haft nach Ab­satz 1 Buch­sta­be b Zif­fer 5 darf höchs­tens 30 Ta­ge dau­ern.11

3Die Haft­ta­ge sind an die Höchst­dau­er nach Ar­ti­kel 79 an­zu­rech­nen.12

4Die für den Voll­zug der Weg­wei­sung, der Aus­wei­sung oder der Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG not­wen­di­gen Vor­keh­ren sind um­ge­hend zu tref­fen.13


1 SR 311.0
2 SR 321.0
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
4 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).
5 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
6 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
7 SR 142.31
8 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
9 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG) (AS 2010 5925; BBl 2009 8881). Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).
10 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).
11 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).
12 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).
13 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

Art. 76a Haft im Rahmen des Dublin-Verfahrens  

1Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann die be­trof­fe­ne aus­län­di­sche Per­son zur Si­cher­stel­lung der Weg­wei­sung in den für das Asyl­ver­fah­ren zu­stän­di­gen Du­blin-Staat in Haft neh­men, wenn im Ein­zel­fall:

a.
kon­kre­te An­zei­chen be­fürch­ten las­sen, dass die Per­son sich der Durch­füh­rung der Weg­wei­sung ent­zie­hen will;
b.
die Haft ver­hält­nis­mäs­sig ist; und
c.
sich we­ni­ger ein­schnei­den­de Mass­nah­men nicht wirk­sam an­wen­den las­sen (Art. 28 Abs. 2 der Ver­ord­nung [EU] Nr. 604/20132).

2Fol­gen­de kon­kre­te An­zei­chen las­sen be­fürch­ten, dass sich die be­trof­fe­ne Per­son der Durch­füh­rung der Weg­wei­sung ent­zie­hen will:

a.
Die be­trof­fe­ne Per­son miss­ach­tet im Asyl- oder Weg­wei­sungs­ver­fah­ren An­ord­nun­gen der Be­hör­den, ins­be­son­de­re in­dem sie sich wei­gert, ih­re Iden­ti­tät of­fen­zu­le­gen, und da­mit ih­rer Mit­wir­kungs­pflicht nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 1 Buch­sta­be a AsylG3 nicht nach­kommt oder wie­der­holt ei­ner Vor­la­dung oh­ne aus­rei­chen­de Grün­de nicht Fol­ge leis­tet.
b.
Ihr Ver­hal­ten in der Schweiz oder im Aus­land lässt dar­auf schlies­sen, dass sie sich be­hörd­li­chen An­ord­nun­gen wi­der­setzt.
c.
Sie reicht meh­re­re Asyl­ge­su­che un­ter ver­schie­de­nen Iden­ti­tä­ten ein.
d.
Sie ver­lässt ein ihr zu­ge­wie­se­nes Ge­biet oder be­tritt ein ihr ver­bo­te­nes Ge­biet nach Ar­ti­kel 74.
e.
Sie be­tritt trotz Ein­rei­se­ver­bot das Ge­biet der Schweiz und kann nicht so­fort weg­ge­wie­sen wer­den.
f.
Sie hält sich rechts­wid­rig in der Schweiz auf, reicht ein Asyl­ge­such ein und bezweckt da­mit of­fen­sicht­lich, den dro­hen­den Voll­zug ei­ner Weg­wei­sung zu ver­mei­den.
g.
Sie be­droht Per­so­nen ernst­haft oder ge­fähr­det die­se er­heb­lich an Leib und Le­ben und wird des­halb straf­recht­lich ver­folgt oder ist des­halb ver­ur­teilt wor­den.
h.
Sie ist we­gen ei­nes Ver­bre­chens ver­ur­teilt wor­den.
i.
Sie ver­neint der zu­stän­di­gen Be­hör­de ge­gen­über, dass sie in ei­nem Du­blin-Staat einen Auf­ent­halts­ti­tel be­zie­hungs­wei­se ein Vi­sum be­sitzt oder be­ses­sen oder ein Asyl­ge­such ein­ge­reicht hat.

3Die be­trof­fe­ne Per­son kann in Haft be­las­sen oder in Haft ge­nom­men wer­den ab Haft­an­ord­nung für die Dau­er von höchs­tens:

a.
sie­ben Wo­chen wäh­rend der Vor­be­rei­tung des Ent­schei­des über die Zu­stän­dig­keit für das Asyl­ge­such; da­zu ge­hört die Stel­lung des Über­nah­me­er­su­chens an den an­de­ren Du­blin-Staat, die War­te­frist bis zur Ant­wort oder bis zur still­schwei­gen­den An­nah­me so­wie die Ab­fas­sung des Ent­schei­des und des­sen Er­öff­nung;
b.
fünf Wo­chen wäh­rend ei­nes Ver­fah­rens ge­mä­ss Ar­ti­kel 5 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 1560/20034;
c.
sechs Wo­chen zur Si­cher­stel­lung des Voll­zugs zwi­schen der Er­öff­nung des Weg- oder Aus­wei­sungs­ent­schei­des be­zie­hungs­wei­se nach Be­en­di­gung der auf­schie­ben­den Wir­kung ei­nes all­fäl­lig ein­ge­reich­ten Rechts­mit­tels ge­gen einen ers­tin­stanz­lich er­gan­ge­nen Weg- oder Aus­wei­sungs­ent­scheid und der Über­stel­lung der be­trof­fe­nen Per­son an den zu­stän­di­gen Du­blin-Staat.

4Wei­gert sich ei­ne Per­son, ein Trans­port­mit­tel zur Durch­füh­rung der Über­stel­lung in den zu­stän­di­gen Du­blin-Staat zu be­stei­gen, oder ver­hin­dert sie auf ei­ne an­de­re Art und Wei­se durch ihr per­sön­li­ches Ver­hal­ten die Über­stel­lung, so kann sie, um die Über­stel­lung si­cher­zu­stel­len, in Haft ge­nom­men wer­den, so­fern die An­ord­nung der Haft nach Ab­satz 3 Buch­sta­be c nicht mehr mög­lich ist und ei­ne we­ni­ger ein­schnei­den­de Mass­nah­me nicht zum Ziel führt. Die Haft darf nur so lan­ge dau­ern, bis die er­neu­te Über­stel­lung mög­lich ist, je­doch höchs­tens sechs Wo­chen. Sie kann mit Zu­stim­mung der rich­ter­li­chen Be­hör­de ver­län­gert wer­den, so­fern die be­trof­fe­ne Per­son wei­ter­hin nicht be­reit ist, ihr Ver­hal­ten zu än­dern. Die Höchst­dau­er die­ser Haft be­trägt drei Mo­na­te.

5Die Haft­ta­ge sind an die Höchst­dau­er nach Ar­ti­kel 79 an­zu­rech­nen.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).
2 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 64a Abs. 1.
3 SR 142.31
4 Ver­ord­nung (EG) Nr. 1560/2003 der Kom­mis­si­on vom 2. Sept. 2003 mit Durch­füh­rungs­be­stim­mun­gen zur Ver­ord­nung (EG) Nr. 343/2003 des Ra­tes zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes von ei­nem Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen in ei­nem Mit­glied­staat ge­stell­ten Asy­lan­trags zu­stän­dig ist, ABl. L 222 vom 5.9.2003, S. 3.

Art. 77 Ausschaffungshaft wegen fehlender Mitwirkung bei der Beschaffung der Reisedokumente  

1Die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de kann ei­ne Per­son zur Si­cher­stel­lung des Voll­zugs der Weg- oder Aus­wei­sung in Haft neh­men, wenn:

a.
ein voll­streck­ba­rer Ent­scheid vor­liegt;
b.
die­se die Schweiz nicht in der an­ge­setz­ten Frist ver­las­sen hat; und
c.
sie die Rei­se­do­ku­men­te für die­se Per­son be­schaf­fen muss­te.

2Die Haft darf höchs­tens 60 Ta­ge dau­ern.

3Die für den Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung not­wen­di­gen Vor­keh­run­gen sind um­ge­hend zu tref­fen.

Art. 78 Durchsetzungshaft  

1Hat ei­ne Per­son ih­re Pflicht zur Aus­rei­se aus der Schweiz in­ner­halb der ihr an­ge­setz­ten Frist nicht er­füllt und kann die rechts­kräf­ti­ge Weg- oder Aus­wei­sung oder die rechts­kräf­ti­ge Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB1 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG2 auf­grund ih­res per­sön­li­chen Ver­hal­tens nicht voll­zo­gen wer­den, so kann sie, um der Aus­rei­se­pflicht Nachach­tung zu ver­schaf­fen, in Haft ge­nom­men wer­den, so­fern die An­ord­nung der Aus­schaf­fungs­haft nicht zu­läs­sig ist und ei­ne an­de­re, mil­de­re Mass­nah­me nicht zum Ziel führt.3

2Die Haft kann für einen Mo­nat an­ge­ord­net wer­den. Sie kann mit Zu­stim­mung der kan­to­na­len rich­ter­li­chen Be­hör­de je­weils um zwei Mo­na­te ver­län­gert wer­den, so­fern die be­trof­fe­ne Per­son wei­ter­hin nicht be­reit ist, ihr Ver­hal­ten zu än­dern und aus­zu­rei­sen. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 79.4

3Die Haft und de­ren Ver­län­ge­rung wer­den von der Be­hör­de des Kan­tons an­ge­ord­net, wel­cher für den Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung zu­stän­dig ist. Be­fin­det sich die be­trof­fe­ne Per­son ge­stützt auf den Ar­ti­kel 75, 76 oder 77 be­reits in Haft, so kann sie in Haft be­las­sen wer­den, wenn die Vor­aus­set­zun­gen von Ab­satz 1 er­füllt sind.5

4Die erst­ma­li­ge An­ord­nung der Haft ist spä­tes­tens nach 96 Stun­den durch ei­ne rich­ter­li­che Be­hör­de auf Grund ei­ner münd­li­chen Ver­hand­lung zu über­prü­fen. Die Ver­län­ge­rung der Haft ist auf Ge­such der in­haf­tier­ten Per­son von der rich­ter­li­chen Be­hör­de in­ner­halb von acht Ar­beits­ta­gen auf Grund ei­ner münd­li­chen Ver­hand­lung zu über­prü­fen. Die Prü­fungs­be­fug­nis rich­tet sich nach Ar­ti­kel 80 Ab­sät­ze 2 und 4.

5Die Haft­be­din­gun­gen rich­ten sich nach Ar­ti­kel 81.

6Die Haft wird be­en­det, wenn:

a.
ei­ne selb­stän­di­ge und pflicht­ge­mäs­se Aus­rei­se nicht mög­lich ist, ob­wohl die be­trof­fe­ne Per­son den be­hörd­lich vor­ge­ge­be­nen Mit­wir­kungs­pflich­ten nach­ge­kom­men ist;
b.
die Schweiz wei­sungs­ge­mä­ss ver­las­sen wird;
c.
die Aus­schaf­fungs­haft an­ge­ord­net wird;
d.
ei­nem Haft­ent­las­sungs­ge­such ent­spro­chen wird.

1 SR 311.0
2 SR 321.0
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
4 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).
5 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

Art. 79 Maximale Haftdauer  

1Die Vor­be­rei­tungs- und die Aus­schaf­fungs­haft nach den Ar­ti­keln 75-77 so­wie die Durch­set­zungs­haft nach Ar­ti­kel 78 dür­fen zu­sam­men die ma­xi­ma­le Haft­dau­er von sechs Mo­na­ten nicht über­schrei­ten.

2Die ma­xi­ma­le Haft­dau­er kann mit Zu­stim­mung der kan­to­na­len rich­ter­li­chen Be­hör­de um ei­ne be­stimm­te Dau­er, je­doch höchs­tens um zwölf Mo­na­te, für Min­der­jäh­ri­ge zwi­schen 15 und 18 Jah­ren um höchs­tens sechs Mo­na­te ver­län­gert wer­den, wenn:

a.
die be­trof­fe­ne Per­son nicht mit der zu­stän­di­gen Be­hör­de ko­ope­riert;
b.
sich die Über­mitt­lung der für die Aus­rei­se er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen durch einen Staat, der kein Schen­gen-Staat ist, ver­zö­gert.

1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

Art. 80 Haftanordnung und Haftüberprüfung  

1Die Haft wird von den Be­hör­den des Kan­tons an­ge­ord­net, wel­cher für den Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung zu­stän­dig ist. Für Per­so­nen, wel­che sich in den Zen­tren des Bun­des auf­hal­ten, ist für die An­ord­nung der Vor­be­rei­tungs­haft (Art. 75) der Stand­ort­kan­ton zu­stän­dig. In den Fäl­len nach Ar­ti­kel 76 Ab­satz 1 Buch­sta­be b Zif­fer 5 wird die Haft vom Stand­ort­kan­ton der Zen­tren des Bun­des an­ge­ord­net.1

1bisIn den Fäl­len nach Ar­ti­kel 76 Ab­satz 1 Buch­sta­be b Zif­fer 5 wird die Haft vom Stand­ort­kan­ton der Zen­tren des Bun­des an­ge­ord­net; wur­de ge­stützt auf Ar­ti­kel 46 Ab­satz 1bis drit­ter Satz AsylG2 ein an­de­rer als der Stand­ort­kan­ton für den Voll­zug der Weg­wei­sung als zu­stän­dig be­zeich­net, so ist die­ser auch für die An­ord­nung der Haft zu­stän­dig.3

2Die Recht­mäs­sig­keit und die An­ge­mes­sen­heit der Haft sind spä­tes­tens nach 96 Stun­den durch ei­ne rich­ter­li­che Be­hör­de auf­grund ei­ner münd­li­chen Ver­hand­lung zu über­prü­fen. Wur­de die Aus­schaf­fungs­haft nach Ar­ti­kel 77 an­ge­ord­net, so wird das Ver­fah­ren der Haft­über­prü­fung schrift­lich durch­ge­führt.4

2bisBei ei­ner Haft nach Ar­ti­kel 76 Ab­satz 1 Buch­sta­be b Zif­fer 5 wird die Recht­mäs­sig­keit und An­ge­mes­sen­heit der Haft auf An­trag der in­haf­tier­ten Per­son durch ei­ne rich­ter­li­che Be­hör­de in ei­nem schrift­li­chen Ver­fah­ren über­prüft. Die­se Über­prü­fung kann je­der­zeit be­an­tragt wer­den.5

3Die rich­ter­li­che Be­hör­de kann auf ei­ne münd­li­che Ver­hand­lung ver­zich­ten, wenn die Aus­schaf­fung vor­aus­sicht­lich in­ner­halb von acht Ta­gen nach der Haft­an­ord­nung er­fol­gen wird und die be­trof­fe­ne Per­son sich da­mit schrift­lich ein­ver­stan­den er­klärt hat. Kann die Aus­schaf­fung nicht in­ner­halb die­ser Frist durch­ge­führt wer­den, so ist ei­ne münd­li­che Ver­hand­lung spä­tes­tens zwölf Ta­ge nach der Haft­an­ord­nung nach­zu­ho­len.

4Die rich­ter­li­che Be­hör­de be­rück­sich­tigt bei der Über­prü­fung des Ent­schei­des über An­ord­nung, Fort­set­zung und Auf­he­bung der Haft auch die fa­mi­li­ären Ver­hält­nis­se der in­haf­tier­ten Per­son und die Um­stän­de des Haft­voll­zugs. Die An­ord­nung ei­ner Vor­be­rei­tungs-, Aus­schaf­fungs- oder Durch­set­zungs­haft ist aus­ge­schlos­sen ge­gen­über Kin­dern und Ju­gend­li­chen, die das 15. Al­ters­jahr noch nicht zu­rück­ge­legt ha­ben.6

5Die in­haf­tier­te Per­son kann einen Mo­nat nach der Haft­über­prü­fung ein Haft­ent­las­sungs­ge­such ein­rei­chen. Über das Ge­such hat die rich­ter­li­che Be­hör­de in­nert acht Ar­beits­ta­gen auf­grund ei­ner münd­li­chen Ver­hand­lung zu ent­schei­den. Ein er­neu­tes Ge­such um Haft­ent­las­sung kann bei der Haft nach Ar­ti­kel 75 nach ei­nem oder bei der Haft nach Ar­ti­kel 76 nach zwei Mo­na­ten ge­stellt wer­den.

6Die Haft wird be­en­det, wenn:

a.
der Haft­grund ent­fällt oder sich er­weist, dass der Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung aus recht­li­chen oder tat­säch­li­chen Grün­den un­durch­führ­bar ist;
b.
ei­nem Haft­ent­las­sungs­ge­such ent­spro­chen wird;
c.
die in­haf­tier­te Per­son ei­ne frei­heits­ent­zie­hen­de Stra­fe oder Mass­nah­me an­tritt.

1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
2 SR 142.31
3 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
4 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).
5 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG) (AS 2010 5925; BBl 2009 8881). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
6 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 26. Sept. 2014, in Kraft seit 1. März 2015 (AS 2015 533; BBl 2014 3373).

Art. 80a Haftanordnung und Haftüberprüfung im Rahmen des Dublin-Verfahrens  

1Zur Haft­an­ord­nung nach Ar­ti­kel 76a ist zu­stän­dig:

a.2
bei Per­so­nen, die sich in ei­nem Zen­trum des Bun­des auf­hal­ten: der Stand­ort­kan­ton der Zen­tren des Bun­des;
b.
bei Per­so­nen, die ei­nem Kan­ton zu­ge­wie­sen wur­den oder sich in ei­nem Kan­ton auf­hal­ten und kein Asyl­ge­such ge­stellt ha­ben (Art. 64a): der ent­spre­chen­de Kan­ton.

23

3Die Recht­mäs­sig­keit und An­ge­mes­sen­heit der Haft wird auf An­trag der in­haf­tier­ten Per­son durch ei­ne rich­ter­li­che Be­hör­de in ei­nem schrift­li­chen Ver­fah­ren über­prüft. Die­se Über­prü­fung kann je­der­zeit be­an­tragt wer­den.4

4Die in­haf­tier­te Per­son kann je­der­zeit ein Haft­ent­las­sungs­ge­such ein­rei­chen. Über das Ge­such hat die rich­ter­li­che Be­hör­de in­nert acht Ar­beits­ta­gen in ei­nem schrift­li­chen Ver­fah­ren zu ent­schei­den.

5Die Haft­an­ord­nung ge­gen­über Kin­dern und Ju­gend­li­chen un­ter 15 Jah­ren ist aus­ge­schlos­sen.

6Bei ei­ner Haft­an­ord­nung ge­gen­über un­be­glei­te­ten min­der­jäh­ri­gen Asyl­su­chen­den wird die Ver­trau­ens­per­son nach Ar­ti­kel 64a Ab­satz 3bis des vor­lie­gen­den Ge­set­zes oder nach Ar­ti­kel 17 Ab­satz 3 AsylG vor­gän­gig in­for­miert.

7Die Haft wird be­en­det, wenn:

a.
der Haft­grund ent­fällt oder sich er­weist, dass der Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung aus recht­li­chen oder tat­säch­li­chen Grün­den un­durch­führ­bar ist;
b.
ei­nem Haft­ent­las­sungs­ge­such ent­spro­chen wird; oder
c.
die in­haf­tier­te Per­son ei­ne frei­heits­ent­zie­hen­de Stra­fe oder Mass­nah­me an­tritt.

8Die rich­ter­li­che Be­hör­de be­rück­sich­tigt bei der Über­prü­fung des Ent­schei­des über An­ord­nung, Fort­set­zung und Auf­he­bung der Haft auch die fa­mi­li­ären Ver­hält­nis­se der in­haf­tier­ten Per­son und die Um­stän­de des Haft­voll­zugs.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
3 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
4 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 81 Haftbedingungen  

1Die Kan­to­ne sor­gen da­für, dass ei­ne von der in­haf­tier­ten Aus­län­de­rin oder dem in­haf­tier­ten Aus­län­der be­zeich­ne­te Per­son in der Schweiz be­nach­rich­tigt wird. Die in­haf­tier­te Per­son kann mit ih­rer Rechts­ver­tre­te­rin oder ih­rem Rechts­ver­tre­ter so­wie mit Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen und Kon­su­l­ar­be­hör­den münd­lich und schrift­lich ver­keh­ren.

2Die Haft ist in ge­eig­ne­ten Räum­lich­kei­ten zu voll­zie­hen. Die Zu­sam­men­le­gung mit Per­so­nen in Un­ter­su­chungs­haft oder im Straf­voll­zug ist nach Mög­lich­keit zu ver­mei­den und darf höchs­tens vor­über­ge­hend und zur Über­brückung von Eng­päs­sen im Be­reich der Ad­mi­nis­tra­tiv­haft an­ge­ord­net wer­den.2

3Den Be­dürf­nis­sen von Schutz­be­dürf­ti­gen, un­be­glei­te­ten Min­der­jäh­ri­gen und Fa­mi­li­en mit Min­der­jäh­ri­gen ist bei der Aus­ge­stal­tung der Haft Rech­nung zu tra­gen.3

4Zu­dem rich­ten sich die Haft­be­din­gun­gen:

a.
bei Rück­füh­run­gen in einen Dritt­staat: nach den Ar­ti­keln 16 Ab­satz 3 und 17 der Richt­li­nie 2008/115/EG4;
b.
bei Du­blin-Über­stel­lun­gen: nach Ar­ti­kel 28 Ab­satz 4 der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/20135.6

1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).
4 Richt­li­nie 2008/115/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 16. Dez. 2008 über ge­mein­sa­me Nor­men und Ver­fah­ren in den Mit­glied­staa­ten zur Rück­füh­rung il­le­gal auf­häl­ti­ger Dritt­staats­an­ge­hö­ri­ger, Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 348 vom 24.12.2008, S. 98.
5 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 64a Abs. 1.
6 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

Art. 82 Finanzierung durch den Bund  

1Der Bund kann den Bau und die Ein­rich­tung kan­to­na­ler Haft­an­stal­ten, die aus­sch­liess­lich dem Voll­zug der Vor­be­rei­tungs-, Aus­schaf­fungs- und Durch­set­zungs­haft so­wie der kurz­fris­ti­gen Fest­hal­tung die­nen und die ei­ne be­stimm­te Grös­se auf­wei­sen, ganz oder teil­wei­se fi­nan­zie­ren. Für die Be­mes­sung der Bei­trä­ge und das Ver­fah­ren gel­ten sinn­ge­mä­ss der 2. und der 6. Ab­schnitt des Bun­des­ge­set­zes vom 5. Ok­to­ber 19842 über die Leis­tun­gen des Bun­des für den Straf- und Mass­nah­men­voll­zug.

2Der Bund be­tei­ligt sich mit ei­ner Ta­ges­pau­scha­le an den Be­triebs­kos­ten der Kan­to­ne für den Voll­zug der Vor­be­rei­tungs-, Aus­schaf­fungs- und Durch­set­zungs­haft so­wie der kurz­fris­ti­gen Fest­hal­tung. Die Pau­scha­le wird aus­ge­rich­tet für:

a.
Asyl­su­chen­de;
b.
Flücht­lin­ge so­wie an­de­re Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, de­ren In­haf­tie­rung im Zu­sam­men­hang mit der Auf­he­bung ei­ner vor­läu­fi­gen Auf­nah­me steht;
c.
Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, de­ren In­haf­tie­rung im Zu­sam­men­hang mit ei­ner Weg­wei­sungs­ver­fü­gung des SEM an­ge­ord­net wur­de;
d.
Flücht­lin­ge, die nach Ar­ti­kel 65 AsylG3 aus­ge­wie­sen wer­den.

1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
2 SR 341
3 SR 142.31

11. Kapitel: Vorläufige Aufnahme

Art. 83 Anordnung der vorläufigen Aufnahme  

1Ist der Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung nicht mög­lich, nicht zu­läs­sig oder nicht zu­mut­bar, so ver­fügt das SEM die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me.

2Der Voll­zug ist nicht mög­lich, wenn die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der we­der in den Hei­mat- oder in den Her­kunfts­staat noch in einen Dritt­staat aus­rei­sen oder dort­hin ge­bracht wer­den kann.

3Der Voll­zug ist nicht zu­läs­sig, wenn völ­ker­recht­li­che Ver­pflich­tun­gen der Schweiz ei­ner Wei­ter­rei­se der Aus­län­de­rin oder des Aus­län­ders in den Hei­mat-, Her­kunfts- oder in einen Dritt­staat ent­ge­gen­ste­hen.

4Der Voll­zug kann für Aus­län­de­rin­nen oder Aus­län­der un­zu­mut­bar sein, wenn sie in Si­tua­tio­nen wie Krieg, Bür­ger­krieg, all­ge­mei­ner Ge­walt und me­di­zi­ni­scher Not­la­ge im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat kon­kret ge­fähr­det sind.

5Der Bun­des­rat be­zeich­net Hei­mat- oder Her­kunfts­staa­ten oder Ge­bie­te die­ser Staa­ten, in wel­che ei­ne Rück­kehr zu­mut­bar ist. Kom­men weg- oder aus­ge­wie­se­ne Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der aus ei­nem die­ser Staa­ten oder aus ei­nem Mit­glied­staat der EU oder der EFTA, so ist ein Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung in der Re­gel zu­mut­bar.1

5bisDer Bun­des­rat über­prüft den Be­schluss nach Ab­satz 5 pe­ri­odisch.2

6Die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me kann von kan­to­na­len Be­hör­den be­an­tragt wer­den.

7Die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me nach den Ab­sät­zen 2 und 4 wird nicht ver­fügt, wenn die weg- oder aus­ge­wie­se­ne Per­son:

a.3
zu ei­ner län­ger­fris­ti­gen Frei­heits­s­tra­fe im In- oder Aus­land ver­ur­teilt wur­de oder wenn ge­gen sie ei­ne straf­recht­li­che Mass­nah­me im Sin­ne der Ar­ti­kel 59-61 oder 64 StGB4 an­ge­ord­net wur­de;
b.
er­heb­lich oder wie­der­holt ge­gen die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung in der Schweiz oder im Aus­land ver­stos­sen hat oder die­se ge­fähr­det oder die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit ge­fähr­det; oder
c.
die Un­mög­lich­keit des Voll­zugs der Weg- oder Aus­wei­sung durch ihr ei­ge­nes Ver­hal­ten ver­ur­sacht hat.

8Flücht­lin­ge, bei de­nen Asy­laus­schluss­grün­de nach Ar­ti­kel 53 und 54 AsylG5 vor­lie­gen, wer­den vor­läu­fig auf­ge­nom­men.

9Die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me wird nicht ver­fügt oder er­lischt, wenn ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG6 rechts­kräf­tig ge­wor­den ist.7

10Die kan­to­na­len Be­hör­den kön­nen mit vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Per­so­nen In­te­gra­ti­ons­ver­ein­ba­run­gen ab­sch­lies­sen, wenn ein be­son­de­rer In­te­gra­ti­ons­be­darf nach den Kri­te­ri­en ge­mä­ss Ar­ti­kel 58a be­steht.8


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.
2 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
4 SR 311.0
5 SR 142.31
6 SR 321.0
7 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 84 Beendigung der vorläufigen Aufnahme  

1Das SEM über­prüft pe­ri­odisch, ob die Vor­aus­set­zun­gen für die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me noch ge­ge­ben sind.

2Das SEM hebt die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me auf und ord­net den Voll­zug der Weg- oder Aus­wei­sung an, wenn die Vor­aus­set­zun­gen nicht mehr ge­ge­ben sind.

3Auf An­trag der kan­to­na­len Be­hör­den, von fed­pol oder des NDB kann das SEM die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me we­gen Un­zu­mut­bar­keit oder Un­mög­lich­keit des Voll­zu­ges (Art. 83 Abs. 2 und 4) auf­he­ben und den Voll­zug der Weg­wei­sung an­ord­nen, wenn Grün­de nach Ar­ti­kel 83 Ab­satz 7 ge­ge­ben sind.1

4Die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me er­lischt mit der de­fi­ni­ti­ven Aus­rei­se, bei ei­nem nicht be­wil­lig­ten Aus­land­auf­ent­halt von mehr als zwei Mo­na­ten oder bei Er­halt ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung.2

5Ge­su­che um Er­tei­lung ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung von vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern, die sich seit mehr als fünf Jah­ren in der Schweiz auf­hal­ten, wer­den un­ter Be­rück­sich­ti­gung der In­te­gra­ti­on, der fa­mi­li­ären Ver­hält­nis­se und der Zu­mut­bar­keit ei­ner Rück­kehr in den Her­kunfts­staat ver­tieft ge­prüft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 der V vom 12. Dez. 2008 über die An­pas­sung ge­setz­li­cher Be­stim­mun­gen in­fol­ge Über­füh­rung der nach­rich­ten­dienst­li­chen Tei­le des Diens­tes für Ana­ly­se und Prä­ven­ti­on zum VBS, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 6261).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 85 Ausgestaltung der vorläufigen Aufnahme  

1Der Aus­weis für vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen (Art. 41 Abs. 2) wird vom Auf­ent­halts­kan­ton zur Kon­trol­le für höchs­tens zwölf Mo­na­te aus­ge­stellt und un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 84 ver­län­gert.

2Für die Ver­tei­lung der vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Per­so­nen ist Ar­ti­kel 27 AsylG1 sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

3Das Ge­such um einen Kan­tons­wech­sel ist von den vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Per­so­nen beim SEM ein­zu­rei­chen. Die­ses ent­schei­det un­ter Vor­be­halt von Ab­satz 4 über den Kan­tons­wech­sel nach An­hö­rung der be­trof­fe­nen Kan­to­ne end­gül­tig.

4Der Ent­scheid über den Kan­tons­wech­sel kann nur mit der Be­grün­dung an­ge­foch­ten wer­den, er ver­let­ze den Grund­satz der Ein­heit der Fa­mi­lie.

5Die vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Per­so­nen kön­nen ih­ren Wohn­ort im Ge­biet des bis­he­ri­gen oder des zu­ge­wie­se­nen Kan­tons frei wäh­len. Die kan­to­na­len Be­hör­den kön­nen vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen, die nicht als Flücht­lin­ge an­er­kannt wur­den und So­zi­al­hil­fe be­zie­hen, in­ner­halb des Kan­tons ei­nem Wohn­ort oder ei­ner Un­ter­kunft zu­wei­sen.2

63

7Ehe­gat­ten und le­di­ge Kin­der un­ter 18 Jah­ren von vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Per­so­nen und vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Flücht­lin­gen kön­nen frü­he­s­tens drei Jah­re nach An­ord­nung der vor­läu­fi­gen Auf­nah­me nach­ge­zo­gen und in die­se ein­ge­schlos­sen wer­den, wenn:

a.
sie mit die­sen zu­sam­men­woh­nen;
b.
ei­ne be­darfs­ge­rech­te Woh­nung vor­han­den ist; und
c.
die Fa­mi­lie nicht auf So­zi­al­hil­fe an­ge­wie­sen ist;
d.4
sie sich in der am Wohn­ort ge­spro­che­nen Lan­des­s­pra­che ver­stän­di­gen kön­nen; und
e.5
die nach­zie­hen­de Per­son kei­ne jähr­li­chen Er­gän­zungs­leis­tun­gen nach dem ELG6 be­zieht oder we­gen des Fa­mi­li­ennach­zugs be­zie­hen könn­te.

7bisFür die Er­tei­lung der vor­läu­fi­gen Auf­nah­me ist an­stel­le der Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 7 Buch­sta­be d die An­mel­dung zu ei­nem Sprach­för­de­rungs­an­ge­bot aus­rei­chend.7

7terBei le­di­gen Kin­dern un­ter 18 Jah­ren fin­det die Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 7 Buch­sta­be d kei­ne An­wen­dung. Von die­ser Vor­aus­set­zung kann zu­dem ab­ge­wi­chen wer­den, wenn wich­ti­ge Grün­de nach Ar­ti­kel 49a Ab­satz 2 vor­lie­gen.8

8Hat das SEM bei der Prü­fung des Nach­zugs nach Ab­satz 7 An­halts­punk­te da­für, dass ein Un­gül­tig­keits­grund nach Ar­ti­kel 105 Zif­fer 5 oder 6 ZGB9 vor­liegt, so mel­det es dies der nach Ar­ti­kel 106 ZGB zu­stän­di­gen Be­hör­de. Das Ge­such um Nach­zug wird bis zur Ent­schei­dung die­ser Be­hör­de sis­tiert. Er­hebt die Be­hör­de Kla­ge, so wird das Ge­such bis zum Vor­lie­gen des rechts­kräf­ti­gen Ur­teils sis­tiert.10


1 SR 142.31
2 Zwei­ter Satz ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
3 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
4 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
6 SR 831.30
7 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
9 SR 210
10 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs- hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

Art. 85a Erwerbstätigkeit  

1Vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen kön­nen in der gan­zen Schweiz ei­ne Er­werbs­tä­tig­keit aus­üben, wenn die orts-, be­rufs- und bran­chen­üb­li­chen Lohn- und Ar­beits­be­din­gun­gen ein­ge­hal­ten wer­den (Art. 22).

2Die Auf­nah­me und die Be­en­di­gung der Er­werbs­tä­tig­keit so­wie ein Stel­len­wech­sel müs­sen vom Ar­beit­ge­ber vor­gän­gig der vom Kan­ton be­zeich­ne­ten, für den Ar­beit­s­ort zu­stän­di­gen Be­hör­de ge­mel­det wer­den. Die Mel­dung muss ins­be­son­de­re fol­gen­de An­ga­ben ent­hal­ten:

a.
die Iden­ti­tät und den Lohn der er­werbs­tä­ti­gen Per­son;
b.
die aus­ge­üb­te Tä­tig­keit;
c.
den Ar­beit­s­ort.

3Der Ar­beit­ge­ber muss der Mel­dung ei­ne Er­klä­rung bei­le­gen, dass er die orts-, be­rufs- und bran­chen­üb­li­chen Lohn- und Ar­beits­be­din­gun­gen kennt und sich ver­pflich­tet, sie ein­zu­hal­ten.

4Die Be­hör­de nach Ab­satz 2 über­mit­telt den Kon­troll­or­ga­nen, die für die Über­prü­fung der Ein­hal­tung der Lohn- und Ar­beits­be­din­gun­gen zu­stän­dig sind, un­ver­züg­lich ei­ne Ko­pie der Mel­dung.

5Der Bun­des­rat be­zeich­net die zu­stän­di­gen Kon­troll­or­ga­ne.

6Er re­gelt das Mel­de­ver­fah­ren.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 86 Sozialhilfe und Krankenversicherung  

1Die Kan­to­ne re­geln die Fest­set­zung und die Aus­rich­tung der So­zi­al­hil­fe und der Not­hil­fe für vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen. Die Ar­ti­kel 80a-84 AsylG1 für Asyl­su­chen­de sind an­wend­bar. Ins­be­son­de­re ist für vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen die Un­ter­stüt­zung nach Mög­lich­keit in Form von Sach­leis­tun­gen aus­zu­rich­ten. Der An­satz für die Un­ter­stüt­zung liegt un­ter dem An­satz für die ein­hei­mi­sche Be­völ­ke­rung. Für vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Flücht­lin­ge und für Flücht­lin­ge mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB2 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG3 gel­ten be­züg­lich So­zi­al­hil­fes­tan­dards die glei­chen Be­stim­mun­gen wie für Flücht­lin­ge, de­nen die Schweiz Asyl ge­währt hat.4

2Be­züg­lich ob­li­ga­to­ri­scher Kran­ken­ver­si­che­rung für vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen sind die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen für Asyl­su­chen­de nach dem AsylG und dem Bun­des­ge­setz vom 18. März 19945 über die Kran­ken­ver­si­che­rung an­wend­bar.


1 SR 142.31
2 SR 311.0
3 SR 321.0
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 3101; BBl 2014 7991).
5 SR 832.10

Art. 87 Bundesbeiträge  

1Der Bund zahlt den Kan­to­nen für:

a.1
je­de vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­son ei­ne Pau­scha­le nach den Ar­ti­keln 88 Ab­sät­ze 1 und 2 und 89 des AsylG2;
b.3
je­den vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Flücht­ling und je­de staa­ten­lo­se Per­son nach Ar­ti­kel 31 Ab­satz 2 ei­ne Pau­scha­le nach den Ar­ti­keln 88 Ab­satz 3 und 89 AsylG;
c.4
Per­so­nen, de­ren vor­läu­fi­ge Auf­nah­me rechts­kräf­tig auf­ge­ho­ben wur­de, die Pau­scha­le nach Ar­ti­kel 88 Ab­satz 4 AsylG, so­fern die­se nicht be­reits in ei­nem frü­he­ren Zeit­punkt aus­ge­rich­tet wor­den ist;
d.5
je­de staa­ten­lo­se Per­son nach Ar­ti­kel 31 Ab­satz 1 ei­ne Pau­scha­le nach den Ar­ti­keln 88 Ab­satz 3 und 89 AsylG.

2Die Über­nah­me der Aus­rei­se­kos­ten und die Aus­rich­tung von Rück­kehr­hil­fe rich­ten sich nach den Ar­ti­keln 92 und 93 AsylG.

3Die Pau­scha­len nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben a und b wer­den wäh­rend längs­tens sie­ben Jah­ren nach der Ein­rei­se aus­ge­rich­tet.6

4Die Pau­scha­le nach Ab­satz 1 Buch­sta­be d wird wäh­rend längs­tens fünf Jah­ren nach der An­er­ken­nung der Staa­ten­lo­sig­keit aus­ge­rich­tet.7


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
2 SR 142.31
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3101, 2017 6171; BBl 2014 7991).
4 Ein­ge­fügt durch Ziff. IV 2 des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 3709).
5 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3101, 2017 6171; BBl 2014 7991).
6 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3101, 2017 6171; BBl 2014 7991).
7 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3101, 2017 6171; BBl 2014 7991).

Art. 88 Sonderabgabe auf Vermögenswerten  

1Vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­so­nen un­ter­lie­gen der Son­der­ab­ga­be auf Ver­mö­gens­wer­ten nach Ar­ti­kel 86 AsylG2. Die Be­stim­mun­gen des 5. Ka­pi­tels 2. Ab­schnitts und des 10. Ka­pi­tels des AsylG so­wie Ar­ti­kel 112a AsylG sind an­wend­bar.

2Die Pflicht zur Son­der­ab­ga­be be­steht längs­tens zehn Jah­re seit der Ein­rei­se.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 6521; BBl 2013 2397, 2016 2821).
2 SR 142.31

Art. 88a Eingetragene Partnerschaft  

Die Be­stim­mun­gen die­ses Ka­pi­tels über aus­län­di­sche Ehe­gat­ten gel­ten für die ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft gleich­ge­schlecht­li­cher Paa­re sinn­ge­mä­ss.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs- hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

12. Kapitel: Pflichten

1. Abschnitt: Pflichten der Ausländerinnen und Ausländer, der Arbeitgeber und der Dienstleistungsempfänger

Art. 89 Besitz eines gültigen Ausweispapiers  

Die Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der müs­sen wäh­rend ih­res Auf­ent­hal­tes in der Schweiz im Be­sitz ei­nes gül­ti­gen, nach Ar­ti­kel 13 Ab­satz 1 an­er­kann­ten Aus­weis­pa­piers sein.

Art. 90 Mitwirkungspflicht  

Die Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der so­wie an Ver­fah­ren nach die­sem Ge­setz be­tei­lig­te Drit­te sind ver­pflich­tet, an der Fest­stel­lung des für die An­wen­dung die­ses Ge­set­zes mass­ge­ben­den Sach­ver­halts mit­zu­wir­ken. Sie müs­sen ins­be­son­de­re:

a.
zu­tref­fen­de und voll­stän­di­ge An­ga­ben über die für die Re­ge­lung des Auf­ent­halts we­sent­li­chen Tat­sa­chen ma­chen;
b.
die er­for­der­li­chen Be­weis­mit­tel un­ver­züg­lich ein­rei­chen oder sich dar­um be­mü­hen, sie in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist zu be­schaf­fen;
c.
Aus­weis­pa­pie­re (Art. 89) be­schaf­fen oder bei de­ren Be­schaf­fung durch die Be­hör­den mit­wir­ken.
Art. 91 Sorgfaltspflicht von Arbeitgebern und Dienstleistungsempfängern  

1Der Ar­beit­ge­ber hat sich vor dem Stel­len­an­tritt der Aus­län­de­rin oder des Aus­län­ders durch Ein­sicht in den Aus­weis oder durch Nach­fra­ge bei den zu­stän­di­gen Be­hör­den zu ver­ge­wis­sern, dass die Be­rech­ti­gung zur Er­werbs­tä­tig­keit in der Schweiz be­steht.

2Wer ei­ne grenz­über­schrei­ten­de Dienst­leis­tung in An­spruch nimmt, hat sich durch Ein­sicht in den Aus­weis oder durch Nach­fra­ge bei den zu­stän­di­gen Be­hör­den zu ver­ge­wis­sern, dass die Per­son, wel­che die Dienst­leis­tung er­bringt, zur Aus­übung der Er­werbs­tä­tig­keit in der Schweiz be­rech­tigt ist.

2. Abschnitt: Pflichten der Transportunternehmen

Art. 92 Sorgfaltspflicht  

1Die Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men müs­sen al­le ih­nen zu­mut­ba­ren Vor­keh­ren tref­fen, da­mit sie nur Per­so­nen be­för­dern, die über die für die Ein­rei­se in den Schen­gen-Raum oder für die Durch­rei­se durch die in­ter­na­tio­na­len Tran­sit­zo­nen der Flug­hä­fen er­for­der­li­chen Rei­se­do­ku­men­te, Vi­sa und Auf­ent­halts­ti­tel ver­fü­gen.

2Der Bun­des­rat re­gelt den Um­fang der Sorg­falts­pflicht.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

Art. 93 Betreuungspflicht und Deckung der Kosten  

1Die Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men müs­sen auf Ver­lan­gen der zu­stän­di­gen Be­hör­den des Bun­des oder der Kan­to­ne die von ih­nen be­för­der­ten Per­so­nen, de­nen die Ein­rei­se in den Schen­gen-Raum ver­wei­gert wird, un­ver­züg­lich be­treu­en.2

2Die Be­treu­ungs­pflicht um­fasst:

a.
die un­ver­züg­li­che Be­för­de­rung der be­trof­fe­nen Per­son von der Schweiz in den Her­kunfts­staat, den Staat, der die Rei­se­do­ku­men­te aus­ge­stellt hat, oder einen an­de­ren Staat, in dem ih­re Auf­nah­me ge­währ­leis­tet ist;
b.
die Über­nah­me der un­ge­deck­ten Kos­ten für die not­wen­di­ge Be­glei­tung so­wie der üb­li­chen Le­bens­hal­tungs- und Be­treu­ungs­kos­ten bis zur Aus­rei­se oder bis zur Ein­rei­se in die Schweiz.

3Kann ein Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men nicht nach­wei­sen, dass es sei­ner Sorg­falts­pflicht nach­ge­kom­men ist, so muss es zu­sätz­lich über­neh­men:3

a.
die un­ge­deck­ten Le­bens­hal­tungs- und Be­treu­ungs­kos­ten, die von Be­hör­den des Bun­des oder der Kan­to­ne ge­tra­gen wur­den, bis zu ei­nem Auf­ent­halt von sechs Mo­na­ten, ein­sch­liess­lich der Kos­ten für die aus­län­der­recht­li­che Haft;
b.
die Kos­ten für die Be­glei­tung;
c.
die Aus­schaf­fungs­kos­ten.

4Ab­satz 3 fin­det kei­ne An­wen­dung, wenn der be­för­der­ten Per­son die Ein­rei­se in die Schweiz nach Ar­ti­kel 22 AsylG4 be­wil­ligt wur­de. Der Bun­des­rat kann wei­te­re Aus­nah­men vor­se­hen, ins­be­son­de­re für Aus­nah­me­si­tua­tio­nen wie Krieg oder Na­tur­ka­ta­stro­phen.5

5Der Bun­des­rat kann auf der Grund­la­ge der vor­aus­sicht­li­chen Auf­wen­dun­gen ei­ne Pau­scha­le fest­le­gen.

6Es kön­nen Si­cher­hei­ten ver­langt wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 127 hier­nach, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5405 Art. 2 Bst. a).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).
4 SR 142.31
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5407 5405 Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

Art. 94 Zusammenarbeit mit den Behörden  

1Die Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men ar­bei­ten mit den zu­stän­di­gen Be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne zu­sam­men. Die Mo­da­li­tä­ten der Zu­sam­men­ar­beit sind in der Be­triebs­be­wil­li­gung oder in ei­ner Ver­ein­ba­rung zwi­schen dem SEM und dem Un­ter­neh­men zu re­geln.

2In der Be­triebs­be­wil­li­gung oder der Ver­ein­ba­rung kann zu­sätz­lich ins­be­son­de­re Fol­gen­des fest­ge­legt wer­den:

a.
be­son­de­re Mass­nah­men des Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­mens zur Ein­hal­tung der Sorg­falts­pflicht nach Ar­ti­kel 92;
b.
die Ein­füh­rung von Pau­scha­len an­stel­le der Le­bens­hal­tungs- und Be­treu­ungs­kos­ten nach Ar­ti­kel 93.

3Wer­den be­son­de­re Mass­nah­men nach Ab­satz 2 Buch­sta­be a fest­ge­legt, so kann in der Be­triebs­be­wil­li­gung oder in der Ver­ein­ba­rung vor­ge­se­hen wer­den, dass ein all­fäl­li­ger Be­trag, den ein Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men nach Ar­ti­kel 122a Ab­satz 1 be­zah­len muss, um ma­xi­mal die Hälf­te re­du­ziert wird.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

Art. 95 Weitere Transportunternehmen  

Der Bun­des­rat kann wei­te­re kom­mer­zi­el­le Trans­port­un­ter­neh­men den Ar­ti­keln 92-94, 122a und 122c un­ter­stel­len, wenn schwei­ze­ri­sche Lan­des­gren­zen zu ei­ner Schen­gen-Aus­sen­gren­ze wer­den. Er be­rück­sich­tigt da­bei die Vor­ga­ben von Ar­ti­kel 26 des Über­ein­kom­mens vom 19. Ju­ni 19902 zur Durch­füh­rung des Über­ein­kom­mens von Schen­gen (SDÜ).


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).
2 Über­ein­kom­men vom 19. Ju­ni 1990 zur Durch­füh­rung des Über­ein­kom­mens von Schen­gen vom 14. Ju­ni 1985 zwi­schen den Re­gie­run­gen der Staa­ten der Be­ne­lux-Wirt­schafts­uni­on, der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und der Fran­zö­si­schen Re­pu­blik be­tref­fend den schritt­wei­sen Ab­bau der Kon­trol­len an den ge­mein­sa­men Gren­zen, ABl. L 239 vom 22.9.2000, S. 19.

3. Abschnitt: Pflichten der Flughafenbetreiber

Art. 95a Bereitstellung von Unterkünften durch den Flughafenbetreiber  

Der Flug­ha­fen­be­trei­ber ist ver­pflich­tet, für Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, de­nen die Ein- oder Wei­ter­rei­se am Flug­ha­fen ver­wei­gert wur­de, auf dem Flug­ha­fen­ge­län­de ge­eig­ne­te und kos­ten­güns­ti­ge Un­ter­künf­te bis zum Voll­zug der Weg­wei­sung oder bis zur Ein­rei­se be­reit­zu­stel­len.

13. Kapitel: Aufgaben und Zuständigkeiten der Behörden

Art. 96 Ermessensausübung  

1Die zu­stän­di­gen Be­hör­den be­rück­sich­ti­gen bei der Er­mes­sens­aus­übung die öf­fent­li­chen In­ter­es­sen und die per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se so­wie die In­te­gra­ti­on der Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der.1

2Ist ei­ne Mass­nah­me be­grün­det, aber den Um­stän­den nicht an­ge­mes­sen, so kann die be­trof­fe­ne Per­son un­ter An­dro­hung die­ser Mass­nah­me ver­warnt wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

Art. 97 Amtshilfe und Datenbekanntgabe  

1Die mit dem Voll­zug die­ses Ge­set­zes be­trau­ten Be­hör­den un­ter­stüt­zen sich ge­gen­sei­tig in der Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben. Sie er­tei­len die be­nö­tig­ten Aus­künf­te und ge­wäh­ren auf Ver­lan­gen Ein­sicht in amt­li­che Ak­ten.

2An­de­re Be­hör­den des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den sind ver­pflich­tet, die für den Voll­zug die­ses Ge­set­zes not­wen­di­gen Da­ten und In­for­ma­tio­nen auf Ver­lan­gen den Be­hör­den nach Ab­satz 1 be­kannt zu ge­ben.

3Der Bun­des­rat be­stimmt, wel­che Da­ten den Be­hör­den nach Ab­satz 1 ge­mel­det wer­den müs­sen bei:

a.
der Er­öff­nung von Stra­fun­ter­su­chun­gen;
b.
zi­vil- und straf­recht­li­chen Ur­tei­len;
c.
Än­de­run­gen im Zu­sam­men­hang mit dem Zi­vil­stand so­wie bei ei­ner Ver­wei­ge­rung der Ehe­schlies­sung;
d.
dem Be­zug von So­zi­al­hil­fe;
dbis.2
dem Be­zug von Ar­beits­lo­sen­ent­schä­di­gung;
dter.3
dem Be­zug von Er­gän­zungs­leis­tun­gen nach dem ELG4;
dqua­ter.5 Dis­zi­plin­ar­mass­nah­men von Schul­be­hör­den;
dquin­quies.6 Mass­nah­men von Kin­des- und Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­den;
e.7
an­de­ren Ent­schei­den, die auf einen be­son­de­ren In­te­gra­ti­ons­be­darf nach den Kri­te­ri­en ge­mä­ss Ar­ti­kel 58a hin­deu­ten;
f.8

4Er­hält ei­ne Be­hör­de nach Ab­satz 1 in An­wen­dung von Ar­ti­kel 26a ELG Da­ten über den Be­zug ei­ner Er­gän­zungs­leis­tung, so mel­det sie dem für die Fest­set­zung und die Aus­zah­lung der Er­gän­zungs­leis­tung zu­stän­di­gen Or­gan un­auf­ge­for­dert die mög­li­che Nicht­ver­län­ge­rung oder den mög­li­chen Wi­der­ruf der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung.9


1 Für Da­ten im Zu­sam­men­hang mit Schwarz­ar­beit gel­ten die Art. 11 und 12 des BG vom 17. Ju­ni 2005 ge­gen die Schwarz­ar­beit (SR 822.41).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. III 1 des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
4 SR 831.30
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
6 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
7 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012 (AS 2013 4375; BBl 2010 4455, 2011 7325). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men (AS 2018 733; BBl 2016 3007). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. III 1 des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
9 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).

Art. 98 Aufgabenverteilung  

1Das SEM ist für al­le Auf­ga­ben zu­stän­dig, die nicht aus­drück­lich an­de­ren Bun­des­be­hör­den oder den kan­to­na­len Be­hör­den vor­be­hal­ten sind.

2Der Bun­des­rat re­gelt die Ein- und Aus­rei­se, die Zu­las­sung so­wie den Auf­ent­halt der Per­so­nen, die nach Ar­ti­kel 2 Ab­satz 2 des Gast­staat­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 20071 mit Vor­rech­ten, Im­mu­ni­tä­ten und Er­leich­te­run­gen be­güns­tigt sind.2

3Die Kan­to­ne be­zeich­nen die Be­hör­den, wel­che für die ih­nen über­tra­ge­nen Auf­ga­ben zu­stän­dig sind.


1 SR 192.12
2 Fas­sung ge­mä­ss Art. 35 des Gast­staat­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 6637; BBl 2006 8017).

Art. 98a Anwendung von polizeilichem Zwang und polizeilichen Massnahmen durch die Vollzugsbehörden  

Das mit dem Voll­zug die­ses Ge­set­zes be­auf­trag­te Per­so­nal darf zur Er­fül­lung sei­nes Auf­trags und, so­weit die zu schüt­zen­den Rechts­gü­ter es recht­fer­ti­gen, po­li­zei­li­chen Zwang und po­li­zei­li­che Mass­nah­men an­wen­den. Das Zwangs­an­wen­dungs­ge­setz vom 20. März 20082 ist an­wend­bar.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des Zwangs­an­wen­dungs­ge­set­zes vom 20. März 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 5463; BBl 2006 2489).
2 SR 364

Art. 98b Übertragung von Aufgaben im Visumverfahren an Dritte  

1Das EDA kann im Ein­ver­neh­men mit dem SEM Drit­te er­mäch­ti­gen, fol­gen­de Auf­ga­ben im Rah­men des Vi­sum­ver­fah­rens zu er­fül­len:

a.
die Ver­ein­ba­rung von Ter­mi­nen im Hin­blick auf die Vi­su­mer­tei­lung;
b.
den Emp­fang von Do­ku­men­ten (Vi­sum­ge­suchs­for­mu­lar, Pass, Be­le­ge);
c.
die Er­he­bung von Ge­büh­ren;
d.
das Er­fas­sen bio­me­tri­scher Da­ten im Rah­men des zen­tra­len Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tems;
e.
die Rück­sen­dung des Pas­ses an die In­ha­be­rin oder den In­ha­ber am En­de des Ver­fah­rens.

2Das EDA und das SEM sor­gen da­für, dass die Vor­schrif­ten über Da­ten­schutz und -si­cher­heit von den be­auf­trag­ten Drit­ten ein­ge­hal­ten wer­den.

3Der Bun­des­rat be­stimmt, un­ter wel­chen Be­din­gun­gen Drit­te mit den Auf­ga­ben nach Ab­satz 1 be­auf­tragt wer­den kön­nen.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche be­tref­fend das Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tem), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 2063 5761; BBl 2009 4245).

Art. 99 Zustimmungsverfahren  

Der Bun­des­rat legt fest, in wel­chen Fäl­len Kurz­auf­ent­halts-, Auf­ent­halts- und Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gun­gen so­wie kan­to­na­le ar­beits­markt­li­che Vor­ent­schei­de dem SEM zur Zu­stim­mung zu un­ter­brei­ten sind. Die­ses kann die Zu­stim­mung ver­wei­gern oder den kan­to­na­len Ent­scheid ein­schrän­ken.

Art. 100 Internationale Verträge  

1Der Bun­des­rat för­dert bi­la­te­ra­le und mul­ti­la­te­ra­le Mi­gra­ti­ons­part­ner­schaf­ten mit an­de­ren Staa­ten. Er kann Ab­kom­men ab­sch­lies­sen, um die Zu­sam­men­ar­beit im Mi­gra­ti­ons­be­reich zu stär­ken so­wie die il­le­ga­le Mi­gra­ti­on und de­ren ne­ga­ti­ve Fol­gen zu min­dern.

2Der Bun­des­rat kann mit aus­län­di­schen Staa­ten oder in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen Ab­kom­men ab­sch­lies­sen über:2

a.
die Vi­sumpf­licht und die Durch­füh­rung der Grenz­kon­trol­le;
b.
die Rück­über­nah­me und den Tran­sit von Per­so­nen mit un­be­fug­tem Auf­ent­halt in der Schweiz;
c.
die po­li­zei­lich be­glei­te­te Durch­be­för­de­rung von Per­so­nen im Rah­men von Rück­über­nah­me- und Tran­sit­ver­ein­ba­run­gen ein­sch­liess­lich der Rechts­stel­lung von Be­gleit­per­so­nen der Ver­trags­par­tei­en;
d.
die Frist bis zur Er­tei­lung der Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung;
e.
die be­ruf­li­che Aus- und Wei­ter­bil­dung;
f.
die An­wer­bung von Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern;
g.
grenz­über­schrei­ten­de Dienst­leis­tun­gen;
h.
die Rechts­stel­lung von Per­so­nen nach Ar­ti­kel 98 Ab­satz 2.

3Bei Rück­über­nah­me- und Tran­si­t­ab­kom­men kann er im Rah­men sei­ner Zu­stän­dig­kei­ten Leis­tun­gen und Vor­tei­le ge­wäh­ren oder vor­ent­hal­ten. Er be­rück­sich­tigt da­bei die völ­ker­recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen so­wie die Ge­samt­heit der Be­zie­hun­gen der Schweiz zum be­trof­fe­nen Staat.3

4Die zu­stän­di­gen De­par­te­men­te kön­nen mit aus­län­di­schen Be­hör­den oder in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen Ver­ein­ba­run­gen über die tech­ni­sche Durch­füh­rung von Ab­kom­men nach Ab­satz 2 tref­fen.4

5Bis zum Ab­schluss ei­nes Rück­über­nah­me­ab­kom­mens im Sin­ne von Ab­satz 2 Buch­sta­be b kann das EJPD mit den zu­stän­di­gen aus­län­di­schen Be­hör­den und im Ein­ver­neh­men mit dem EDA Ver­ein­ba­run­gen ab­sch­lies­sen, in de­nen or­ga­ni­sa­to­ri­sche Fra­gen im Zu­sam­men­hang mit der Rück­kehr von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern in ih­ren Hei­mat­staat so­wie mit der Rück­kehr­hil­fe und der Wie­der­ein­glie­de­rung ge­re­gelt wer­den.5


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5407 5405 Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5407 5405 Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5407 5405 Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5407 5405 Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men) (AS 2008 5407 5405 Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 15. Dez. 2017 (Über­nah­me der Ver­ord­nung [EU] 2016/1624 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che), in Kraft seit 15. Sept. 2018 (AS 2018 3161; BBl 2017 4155).

Art. 100a Einsatz von Dokumentenberaterinnen und Dokumentenberatern  

1Zur Be­kämp­fung der il­le­ga­len Mi­gra­ti­on kön­nen Do­ku­men­ten­be­ra­te­rin­nen und Do­ku­men­ten­be­ra­ter ein­ge­setzt wer­den.

2Do­ku­men­ten­be­ra­te­rin­nen und Do­ku­men­ten­be­ra­ter un­ter­stüt­zen ins­be­son­de­re die für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­gen Be­hör­den, die Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men und die Aus­land­ver­tre­tun­gen bei der Do­ku­men­ten­kon­trol­le. Sie sind aus­sch­liess­lich be­ra­tend tä­tig und üben kei­ne ho­heit­li­che Funk­ti­on aus.

3Der Bun­des­rat kann mit aus­län­di­schen Staa­ten Ver­ein­ba­run­gen über den Ein­satz von Do­ku­men­ten­be­ra­te­rin­nen und Do­ku­men­ten­be­ra­tern ab­sch­lies­sen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Au­to­ma­ti­sier­te Grenz­kon­trol­le, Do­ku­men­ten­be­ra­te­rin­nen und Do­ku­men­ten­be­ra­ter, In­for­ma­ti­ons­sys­tem MI­DES), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5755; BBl 2009 8881).

Art. 100b Kommission für Migrationsfragen  

1Der Bun­des­rat setzt ei­ne aus Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern so­wie Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zern be­ste­hen­de be­ra­ten­de Kom­mis­si­on ein.

2Die Kom­mis­si­on be­fasst sich mit so­zia­len, wirt­schaft­li­chen, kul­tu­rel­len, po­li­ti­schen, de­mo­gra­fi­schen und recht­li­chen Fra­gen, die sich aus der Ein­rei­se, dem Auf­ent­halt und der Rück­kehr al­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, ein­sch­liess­lich von Per­so­nen aus dem Asyl­be­reich, er­ge­ben.

3Sie ar­bei­tet mit den zu­stän­di­gen Be­hör­den des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den so­wie mit den in der Mi­gra­ti­on tä­ti­gen Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen zu­sam­men; da­zu ge­hö­ren na­ment­lich die im Be­reich der In­te­gra­ti­on tä­ti­gen kan­to­na­len und kom­mu­na­len Aus­län­der­kom­mis­sio­nen. Sie be­tei­ligt sich am in­ter­na­tio­na­len Mei­nungs- und Er­fah­rungs­aus­tausch.

4Die Kom­mis­si­on kann bei Grund­satz­fra­gen der In­te­gra­ti­ons­för­de­rung an­ge­hört wer­den. Sie ist be­rech­tigt, für die Durch­füh­rung von In­te­gra­ti­ons­pro­jek­ten von na­tio­na­ler Be­deu­tung beim SEM fi­nan­zi­el­le Bei­trä­ge zu be­an­tra­gen.

5Der Bun­des­rat kann der Kom­mis­si­on wei­te­re Auf­ga­ben zu­wei­sen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

14. Kapitel: Datenschutz, Datenbearbeitung und Informationssysteme

Art. 101 Datenbearbeitung  

Das SEM, die zu­stän­di­gen Aus­län­der­be­hör­den der Kan­to­ne und, in sei­nem Zu­stän­dig­keits­be­reich, das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt kön­nen Per­so­nen­da­ten, ein­sch­liess­lich be­son­ders schüt­zens­wer­ter Da­ten und Per­sön­lich­keitspro­fi­le von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern so­wie von an Ver­fah­ren nach die­sem Ge­setz be­tei­lig­ten Drit­ten be­ar­bei­ten oder be­ar­bei­ten las­sen, so­weit sie die­se Da­ten zur Er­fül­lung ih­rer ge­setz­li­chen Auf­ga­ben be­nö­ti­gen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 der V der BVers vom 20. Dez. 2006 über die An­pas­sung von Er­las­sen an die Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes und des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 5599; BBl 2006 7759).

Art. 102 Datenerhebung zur Identifikation und zur Altersbestimmung  

1Zur Fest­stel­lung und Si­che­rung der Iden­ti­tät ei­ner Aus­län­de­rin oder ei­nes Aus­län­ders kön­nen die zu­stän­di­gen Be­hör­den bei der Prü­fung der Ein­rei­se­vor­aus­set­zun­gen so­wie bei aus­län­der­recht­li­chen Ver­fah­ren die Er­he­bung bio­me­tri­scher Da­ten an­ord­nen.

1bisBe­ste­hen Hin­wei­se, dass ei­ne an­geb­lich min­der­jäh­ri­ge aus­län­di­sche Per­son das Mün­dig­keits­al­ter be­reits er­reicht hat, so kön­nen die zu­stän­di­gen Be­hör­den ein Al­ters­gut­ach­ten ver­an­las­sen.2

2Der Bun­des­rat legt fest, wel­che bio­me­tri­schen Da­ten nach Ab­satz 1 er­ho­ben wer­den, und re­gelt den Zu­griff.3


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
2 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 102a Biometrische Daten für Ausweise  

1Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann die für die Aus­stel­lung der Aus­län­der­aus­wei­se er­for­der­li­chen bio­me­tri­schen Da­ten spei­chern und auf­be­wah­ren.

2Die für die Aus­stel­lung ei­nes Aus­wei­ses er­for­der­li­chen bio­me­tri­schen Da­ten wer­den al­le fünf Jah­re neu er­ho­ben. Der Bun­des­rat kann kür­ze­re Fris­ten für die Er­he­bung fest­le­gen, wenn dies auf­grund der Ent­wick­lung der Ge­sichts­zü­ge der be­tref­fen­den Per­son er­for­der­lich ist.

3Die kan­to­na­len Mi­gra­ti­ons­be­hör­den kön­nen die ge­spei­cher­ten und auf­be­wahr­ten Da­ten zur Er­neue­rung ei­nes Aus­wei­ses ver­wen­den.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. I des BB vom 18. Ju­ni 2010 (Wei­ter­ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands und Ein­füh­rung bio­me­tri­scher Da­ten im Aus­län­der­aus­weis), in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 175; BBl 2010 51).

Art. 102b Kontrolle der Identität der Ausweisinhaberinnen oder -inhaber  

1Fol­gen­de Be­hör­den sind be­rech­tigt, die auf dem Chip ge­spei­cher­ten Da­ten zur Über­prü­fung der Iden­ti­tät der In­ha­be­rin oder des In­ha­bers oder zur Über­prü­fung der Echt­heit des Do­ku­ments zu le­sen:

a.
das Grenzwacht­korps;
b.
die kan­to­na­len und kom­mu­na­len Po­li­zei­be­hör­den;
c.
die kan­to­na­len und kom­mu­na­len Mi­gra­ti­ons­be­hör­den.

2Der Bun­des­rat kann Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, Flug­ha­fen­be­trei­ber und an­de­re Stel­len, die die Iden­ti­tät ei­ner Per­son prü­fen müs­sen, für Per­so­nen­kon­trol­len da­zu er­mäch­ti­gen, die auf dem Da­ten­chip ge­spei­cher­ten Fin­ger­ab­drücke zu le­sen.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. I des BB vom 18. Ju­ni 2010 (Wei­ter­ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands und Ein­füh­rung bio­me­tri­scher Da­ten im Aus­län­der­aus­weis), in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 175; BBl 2010 51).

Art. 103 Überwachung der Ankunft am Flughafen  

1Die An­kunft von Flug­pas­sa­gie­ren kann mit tech­ni­schen Er­ken­nungs­ver­fah­ren über­wacht wer­den. Die für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­gen Be­hör­den (Art. 7 und 9) ver­wen­den die da­bei er­ho­be­nen Da­ten:1

a.
um bei Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern, wel­che die Ein­rei­se­vor­aus­set­zun­gen nicht er­fül­len, das be­nutz­te Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men und den Ab­flugs­ort fest­zu­stel­len;
b.
um bei al­len ein­rei­sen­den Per­so­nen einen Ver­gleich mit den in Fahn­dungs­sys­te­men auf­be­wahr­ten Da­ten durch­zu­füh­ren.

2Die zu­stän­di­gen Be­hör­den mel­den dem NDB, wenn sie durch die­se Über­wa­chung ei­ne kon­kre­te Ge­fähr­dung der in­ne­ren oder der äus­se­ren Si­cher­heit fest­stel­len. Sie kön­nen mit der Mel­dung die ent­spre­chen­den Da­ten wei­ter­lei­ten.2

3Die er­ho­be­nen Da­ten müs­sen in­ner­halb von 30 Ta­gen ge­löscht wer­den. Falls sie für ein hän­gi­ges straf-, asyl- oder aus­län­der­recht­li­ches Ver­fah­ren be­nö­tigt wer­den, kann der Bun­des­rat vor­se­hen, dass be­stimm­te Da­ten län­ger auf­be­wahrt wer­den.

4Der Bund kann den Stand­ort­kan­to­nen von in­ter­na­tio­na­len Flug­hä­fen Bei­trä­ge an die Kos­ten der Über­wa­chung nach Ab­satz 1 aus­rich­ten.

5Der Bun­des­rat re­gelt die Spe­zi­fi­ka­tio­nen, de­nen ein Ge­sichts­er­ken­nungs­sys­tem ge­nü­gen muss, so­wie die Ein­zel­hei­ten des Über­wa­chungs­ver­fah­rens und die Wei­ter­ga­be von In­for­ma­tio­nen an den NDB.3


1 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Art. 127 hier­nach, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5405 Art. 2 Bst. a).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 der V vom 12. Dez. 2008 über die An­pas­sung ge­setz­li­cher Be­stim­mun­gen in­fol­ge Über­füh­rung der nach­rich­ten­dienst­li­chen Tei­le des Diens­tes für Ana­ly­se und Prä­ven­ti­on zum VBS, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 6261).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 der V vom 12. Dez. 2008 über die An­pas­sung ge­setz­li­cher Be­stim­mun­gen in­fol­ge Über­füh­rung der nach­rich­ten­dienst­li­chen Tei­le des Diens­tes für Ana­ly­se und Prä­ven­ti­on zum VBS, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 6261).

Art. 103a Automatisierte Grenzkontrolle am Flughafen  

1Die für die Grenz­kon­trol­le an den Flug­hä­fen zu­stän­di­gen Be­hör­den kön­nen ein au­to­ma­ti­sier­tes Grenz­kon­troll­ver­fah­ren be­trei­ben. Die­ses dient der Ver­ein­fa­chung der Kon­trol­le der dar­an teil­neh­men­den Per­so­nen bei der Ein­rei­se in den Schen­gen-Raum und bei der Aus­rei­se aus dem Schen­gen-Raum.

2Am au­to­ma­ti­sier­ten Grenz­kon­troll­ver­fah­ren kön­nen aus­sch­liess­lich Per­so­nen teil­neh­men, die:

a.
über die Schwei­zer Staats­an­ge­hö­rig­keit ver­fü­gen; oder
b.2
sich auf das FZA3 oder auf das EFTA-Über­ein­kom­men4 be­ru­fen kön­nen.

3Die Teil­nah­me er­for­dert einen bio­me­tri­schen Pass oder ei­ne Teil­neh­mer­kar­te, auf der die bio­me­tri­schen Da­ten ge­spei­chert wer­den. Zur Aus­stel­lung der Teil­neh­mer­kar­te kön­nen die für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­gen Be­hör­den bio­me­tri­sche Da­ten er­he­ben.

4Beim Grenz­über­tritt kön­nen die auf dem bio­me­tri­schen Pass oder auf der Teil­neh­mer­kar­te ent­hal­te­nen Da­ten mit dem au­to­ma­ti­sier­ten Po­li­zei­fahn­dungs­sys­tem (RI­POL) und dem Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) ab­ge­gli­chen wer­den.

5Die für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­gen Be­hör­den be­trei­ben ein In­for­ma­ti­ons­sys­tem. Die­ses dient der Be­ar­bei­tung der Per­so­nen­da­ten der­je­ni­gen Per­so­nen, die ei­ne Teil­neh­mer­kar­te für das au­to­ma­ti­sier­te Grenz­kon­troll­ver­fah­ren be­nö­ti­gen. Das In­for­ma­ti­ons­sys­tem ent­hält kei­ne bio­me­tri­schen Da­ten. Die be­trof­fe­nen Per­so­nen sind vor­gän­gig über den Zweck der Da­ten­be­ar­bei­tung und die Ka­te­go­ri­en der Da­ten­emp­fän­ger zu in­for­mie­ren.

6Der Bun­des­rat re­gelt das Re­gis­trie­rungs­ver­fah­ren, die Vor­aus­set­zun­gen für die Teil­nah­me am au­to­ma­ti­sier­ten Grenz­kon­troll­ver­fah­ren, die Or­ga­ni­sa­ti­on und den Be­trieb des In­for­ma­ti­ons­sys­tems so­wie den Ka­ta­log der im In­for­ma­ti­ons­sys­tem zu be­ar­bei­ten­den Per­so­nen­da­ten.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Au­to­ma­ti­sier­te Grenz­kon­trol­le, Do­ku­men­ten­be­ra­te­rin­nen und Do­ku­men­ten­be­ra­ter, In­for­ma­ti­ons­sys­tem MI­DES), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5755; BBl 2009 8881).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).
3 SR 0.142.112.681
4 SR 0.632.31

Art. 103b Informationssystem Einreiseverweigerungen  

1Das SEM führt ein in­ter­nes In­for­ma­ti­ons­sys­tem über Ein­rei­se­ver­wei­ge­run­gen nach Ar­ti­kel 65 (INAD-Sys­tem). Es dient zur Um­set­zung von Sank­tio­nie­run­gen bei Sorg­falts­pflicht­ver­let­zun­gen nach Ar­ti­kel 122a so­wie zur Er­stel­lung von Sta­tis­ti­ken.

2Das Sys­tem ent­hält fol­gen­de Da­ten über Per­so­nen, de­nen die Ein­rei­se in den Schen­gen-Raum ver­wei­gert wur­de:

a.
Na­me, Vor­na­me, Ge­schlecht, Ge­burts­da­tum, Staats­an­ge­hö­rig­keit;
b.
An­ga­ben zum Flug;
c.
An­ga­ben zum Grund der Ein­rei­se­ver­wei­ge­rung;
d.
An­ga­ben zu Ver­fah­ren we­gen Sorg­falts­pflicht­ver­let­zun­gen nach Ar­ti­kel 122a im Zu­sam­men­hang mit der be­tref­fen­den Per­son.

3Die im Sys­tem er­fass­ten Da­ten wer­den nach zwei Jah­ren an­ony­mi­siert.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

Art. 104 Meldepflicht der Luftverkehrsunternehmen  

1Zur Ver­bes­se­rung der Grenz­kon­trol­len und zur wirk­sa­men Be­kämp­fung der rechts­wid­ri­gen Ein­rei­sen in den Schen­gen-Raum und Durch­rei­sen durch die in­ter­na­tio­na­len Tran­sit­zo­nen der Flug­hä­fen kann das SEM Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men ver­pflich­ten, ihm oder der für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­gen Be­hör­de zu be­stimm­ten Flü­gen Per­so­nen­da­ten der be­för­der­ten Per­so­nen so­wie Da­ten zum Flug zu mel­den. Die Da­ten sind un­mit­tel­bar nach dem Ab­flug zu über­mit­teln.

2Die An­ord­nung der Mel­de­pflicht muss ent­hal­ten:

a.
die Ab­gangs­flughä­fen oder -staa­ten;
b.
die Da­ten­ka­te­go­ri­en nach Ab­satz 3;
c.
die tech­ni­schen Ein­zel­hei­ten zur Über­mitt­lung der Da­ten.

3Die Mel­de­pflicht gilt für fol­gen­de Da­ten­ka­te­go­ri­en:

a.
Per­so­na­li­en (Na­me, Vor­na­me, Ge­schlecht, Ge­burts­da­tum, Staats­an­ge­hö­rig­keit) der be­för­der­ten Per­so­nen;
b.
Num­mer, Aus­stel­ler­staat, Art und Ab­lauf­da­tum des mit­ge­führ­ten Rei­se­do­ku­ments;
c.
Num­mer, Aus­stel­ler­staat, Art und Ab­lauf­da­tum des mit­ge­führ­ten Vi­sums oder Auf­ent­halts­ti­tels, so­weit das Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men über die­se Da­ten ver­fügt;
d.
Ab­gangs­flug­ha­fen, Um­stei­ge­flughä­fen oder Ziel­flug­ha­fen in der Schweiz so­wie An­ga­ben zur ge­buch­ten Flug­rou­te der be­för­der­ten Per­so­nen, so­weit sie dem Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men be­kannt sind;
e.
Be­för­de­rungs-Co­de­num­mer;
f.
An­zahl der mit dem be­tref­fen­den Flug be­för­der­ten Per­so­nen;
g.
Da­tum und Zeit des ge­plan­ten Ab­flu­ges und der ge­plan­ten An­kunft.

4Die Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men in­for­mie­ren die be­trof­fe­nen Per­so­nen nach Ar­ti­kel 18a des Bun­des­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 19922 über den Da­ten­schutz.

5An­ord­nun­gen oder Auf­he­bun­gen der Mel­de­pflicht er­fol­gen als All­ge­mein­ver­fü­gung und wer­den im Bun­des­blatt pu­bli­ziert. Be­schwer­den ge­gen sol­che Ver­fü­gun­gen ha­ben kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung.

6Die Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men dür­fen die Da­ten nach Ab­satz 3 aus­sch­liess­lich zu Be­weis­zwe­cken auf­be­wah­ren. Sie müs­sen die­se Da­ten lö­schen:

a.
wenn fest­steht, dass das SEM kein Ver­fah­ren we­gen Ver­let­zung der Mel­de­pflicht er­öff­net, spä­tes­tens aber zwei Jah­re nach dem Da­tum des Flugs;
b.
am Tag, nach­dem die in An­wen­dung von Ar­ti­kel 122b er­las­se­ne Ver­fü­gung rechts­kräf­tig ge­wor­den ist.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).
2 SR 235.1

Art. 104a Passagier-Informationssystem  

1Das SEM führt ein Pas­sa­gier-In­for­ma­ti­ons­sys­tem (API-Sys­tem) zur Ver­bes­se­rung der Grenz­kon­trol­len und zur wirk­sa­men Be­kämp­fung der rechts­wid­ri­gen Ein­rei­sen in den Schen­gen-Raum und Durch­rei­sen durch die in­ter­na­tio­na­len Tran­sit­zo­nen der Flug­hä­fen. Das API-Sys­tem ent­hält die Da­ten nach Ar­ti­kel 104 Ab­satz 3 so­wie die Er­geb­nis­se der Ab­glei­che nach Ab­satz 4.

2Das SEM darf zur Über­prü­fung, ob die Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men ih­re Mel­de­pflicht er­fül­len, und zur Durch­set­zung der Sank­tio­nen nach Ar­ti­kel 122b mit­tels Ab­ruf­ver­fah­ren die Da­ten nach Ar­ti­kel 104 Ab­satz 3 aus dem API-Sys­tem ab­ru­fen.

3Die für die Per­so­nen­kon­trol­len an den Schen­gen-Aus­sen­gren­zen zu­stän­di­gen Be­hör­den dür­fen zur Ver­bes­se­rung der Grenz­kon­trol­len und zur wirk­sa­men Be­kämp­fung der rechts­wid­ri­gen Ein­rei­sen in den Schen­gen-Raum und Durch­rei­sen durch die in­ter­na­tio­na­len Tran­sit­zo­nen der Flug­hä­fen mit­tels Ab­ruf­ver­fah­ren die Da­ten nach Ar­ti­kel 104 Ab­satz 3 so­wie die Er­geb­nis­se der Ab­glei­che nach Ab­satz 4 ab­ru­fen.

4Die Da­ten nach Ar­ti­kel 104 Ab­satz 3 Buch­sta­ben a und b wer­den au­to­ma­tisch und sys­te­ma­tisch mit den Da­ten des RI­POL, des SIS, des Zen­tra­len Mi­gra­ti­ons­in­for­ma­ti­ons­sys­tems (ZE­MIS) so­wie der In­ter­pol-Da­ten­bank für ge­stoh­le­ne und ver­lo­re­ne Do­ku­men­te (ASF-SLTD) ab­ge­gli­chen.

5Die Da­ten nach Ar­ti­kel 104 Ab­satz 3 so­wie die Er­geb­nis­se der Ab­glei­che nach Ab­satz 4 dür­fen nach An­kunft des be­tref­fen­den Flug­es nur zur Durch­füh­rung ei­nes straf-, asyl- oder aus­län­der­recht­li­chen Ver­fah­rens ge­nutzt wer­den. Sie sind zu lö­schen:

a.
wenn fest­steht, dass kein sol­ches Ver­fah­ren durch­ge­führt wird, spä­tes­tens aber zwei Jah­re nach dem Da­tum des be­tref­fen­den Flugs;
b.
am Tag, nach­dem die Ver­fü­gung in ei­nem sol­chen Ver­fah­ren rechts­kräf­tig ge­wor­den ist.

6In an­ony­mi­sier­ter Form dür­fen die Da­ten zu sta­tis­ti­schen Zwe­cken über die Fris­ten nach Ab­satz 5 hin­aus auf­be­wahrt wer­den.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

Art. 104b Zugang zu Passagierdaten im Einzelfall  

1Für die Durch­füh­rung der Grenz­kon­trol­le, die Be­kämp­fung der il­le­ga­len Mi­gra­ti­on und den Voll­zug von Weg­wei­sun­gen müs­sen Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men den für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­gen Be­hör­den auf Ver­lan­gen Pas­sa­gier­lis­ten zur Ver­fü­gung stel­len.

2Die Pas­sa­gier­lis­ten müs­sen die fol­gen­den Da­ten ent­hal­ten:

a.
Na­me, Vor­na­me, Adres­se, Ge­burts­da­tum, Staats­an­ge­hö­rig­keit und Num­mer des Rei­se­pas­ses der be­för­der­ten Per­so­nen;
b.
Ab­gangs­flug­ha­fen, Um­stei­ge­flughä­fen und Ziel­flug­ha­fen;
c.
An­ga­be des Rei­se­bü­ros, über das der Flug ge­bucht wor­den ist.

3Die Pflicht, die Pas­sa­gier­lis­ten zur Ver­fü­gung zu stel­len, en­det sechs Mo­na­te nach Durch­füh­rung des Flugs.

4Die für die Grenz­kon­trol­le zu­stän­di­gen Be­hör­den lö­schen die Da­ten in­ner­halb von 72 Stun­den nach Er­halt.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

Art. 105 Bekanntgabe von Personendaten ans Ausland  

1Das SEM und die zu­stän­di­gen Be­hör­den der Kan­to­ne kön­nen zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben, ins­be­son­de­re zur Be­kämp­fung straf­ba­rer Hand­lun­gen nach die­sem Ge­setz, Per­so­nen­da­ten von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern den mit ent­spre­chen­den Auf­ga­ben be­trau­ten aus­län­di­schen Be­hör­den und in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen be­kannt ge­ben, wenn die­se für einen Da­ten­schutz Ge­währ bie­ten, der dem schwei­ze­ri­schen gleich­wer­tig ist.

2Fol­gen­de Per­so­nen­da­ten kön­nen be­kannt ge­ge­ben wer­den:

a.
die Per­so­na­li­en (Na­me, Vor­na­me, Ali­as­na­men, Ge­burts­da­tum, Ge­burts­ort, Ge­schlecht, Staats­an­ge­hö­rig­keit, letz­te Adres­se im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat) der Aus­län­de­rin oder des Aus­län­ders und, so­fern not­wen­dig, der An­ge­hö­ri­gen;
b.
An­ga­ben über den Rei­se­pass oder an­de­re Iden­ti­täts­aus­wei­se;
c.
bio­me­tri­sche Da­ten;
d.
wei­te­re zur Iden­ti­fi­ka­ti­on ei­ner Per­son er­for­der­li­che Da­ten;
e.
An­ga­ben über den Ge­sund­heits­zu­stand, so­weit dies im In­ter­es­se der be­trof­fe­nen Per­son liegt und die­se be­nach­rich­tigt wur­de;
f.
die für die Si­cher­stel­lung der Ein­rei­se in den Ziel­staat so­wie für die Si­cher­heit der Be­gleit­per­so­nen er­for­der­li­chen Da­ten;
g.
An­ga­ben über Auf­ent­halts­or­te und Rei­se­we­ge;
h.
An­ga­ben über die Re­ge­lung des Auf­ent­halts und er­teil­te Vi­sa.
Art. 106 Bekanntgabe von Personendaten an den Heimat- oder Herkunftsstaat  

Für den Voll­zug von Weg- oder Aus­wei­sun­gen in den Hei­mat- oder Her­kunfts­staat kann die für die Or­ga­ni­sa­ti­on der Aus­rei­se zu­stän­di­ge Be­hör­de fol­gen­de Da­ten aus­län­di­schen Be­hör­den nur be­kannt ge­ben, wenn da­durch die Aus­län­de­rin oder der Aus­län­der oder die An­ge­hö­ri­gen nicht ge­fähr­det wer­den:

a.
die Per­so­na­li­en (Na­me, Vor­na­me, Ali­as­na­men, Ge­burts­da­tum, Ge­burts­ort, Ge­schlecht, Staats­an­ge­hö­rig­keit, Na­me und Vor­na­me der El­tern und letz­te Adres­se im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat) der Aus­län­de­rin oder des Aus­län­ders und, so­fern not­wen­dig, der An­ge­hö­ri­gen;
b.
An­ga­ben über den Rei­se­pass oder an­de­re Iden­ti­täts­aus­wei­se;
c.
bio­me­tri­sche Da­ten;
d.
wei­te­re zur Iden­ti­fi­ka­ti­on ei­ner Per­son er­for­der­li­che Da­ten;
e.
An­ga­ben über den Ge­sund­heits­zu­stand, so­weit dies im In­ter­es­se der be­trof­fe­nen Per­son liegt und die­se be­nach­rich­tigt wur­de;
f.
die für die Si­cher­stel­lung der Ein­rei­se in den Ziel­staat so­wie für die Si­cher­heit der Be­gleit­per­so­nen er­for­der­li­chen Da­ten.
Art. 107 Bekanntgabe von Personendaten bei Rückübernahme- und Transitabkommen  

1Das SEM und die zu­stän­di­gen Be­hör­den der Kan­to­ne kön­nen zur Um­set­zung der in Ar­ti­kel 100 er­wähn­ten Rück­über­nah­me- und Tran­si­t­ab­kom­men die er­for­der­li­chen Per­so­nen­da­ten auch Staa­ten be­kannt ge­ben, die über kei­nen Da­ten­schutz ver­fü­gen, der dem schwei­ze­ri­schen gleich­wer­tig ist.

2Zum Zweck der Rück­über­nah­me sei­ner Staats­an­ge­hö­ri­gen kön­nen ei­nem an­de­ren Ver­trags­staat fol­gen­de Da­ten be­kannt ge­ge­ben wer­den:

a.
die Per­so­na­li­en (Na­me, Vor­na­me, Ali­as­na­men, Ge­burts­da­tum, Ge­burts­ort, Ge­schlecht, Staats­an­ge­hö­rig­keit, letz­te Adres­se im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat) der Aus­län­de­rin oder des Aus­län­ders und, so­fern not­wen­dig, der An­ge­hö­ri­gen;
b.
An­ga­ben über den Rei­se­pass oder an­de­re Iden­ti­täts­aus­wei­se;
c.
bio­me­tri­sche Da­ten;
d.
wei­te­re zur Iden­ti­fi­ka­ti­on ei­ner Per­son er­for­der­li­che Da­ten;
e.
An­ga­ben über den Ge­sund­heits­zu­stand, so­weit dies im In­ter­es­se der be­trof­fe­nen Per­son liegt;
f.
die für die Si­cher­stel­lung der Ein­rei­se in den Ziel­staat so­wie für die Si­cher­heit der Be­gleit­per­so­nen er­for­der­li­chen Da­ten;
g.
An­ga­ben über straf­recht­li­che Ver­fah­ren, so­weit dies im kon­kre­ten Fall zur Ab­wick­lung der Rück­über­nah­me und zur Wah­rung der öf­fent­li­chen Si­cher­heit und Ord­nung im Hei­mat­staat er­for­der­lich ist und da­durch die be­trof­fe­ne Per­son nicht ge­fähr­det wird; Ar­ti­kel 2 des Rechts­hil­fe­ge­set­zes vom 20. März 19811 gilt sinn­ge­mä­ss.

3Zum Zweck der Durch­be­för­de­rung An­ge­hö­ri­ger von Dritt­staa­ten kön­nen dem an­de­ren Ver­trags­staat fol­gen­de Da­ten be­kannt ge­ge­ben wer­den:

a.
Da­ten nach Ab­satz 2;
b.
An­ga­ben über Auf­ent­halts­or­te und Rei­se­we­ge;
c.
An­ga­ben über die Re­ge­lung des Auf­ent­halts und er­teil­te Vi­sa.

4Die Zweck­bin­dung, all­fäl­li­ge Si­cher­heits­mass­nah­men so­wie die zu­stän­di­gen Be­hör­den sind im Rück­über­nah­me- oder Tran­si­t­ab­kom­men fest­zu­le­gen.


1 SR 351.1

Art. 108 und 109  

1 Sie­he Art. 126 Abs. 6 hier­nach.

Art. 109a Abfrage der Daten des zentralen Visa-Informationssystems  

1Das zen­tra­le Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tem (C-VIS) ent­hält die Vi­sa­da­ten al­ler Staa­ten, für wel­che die Ver­ord­nung (EG) Nr. 767/20082 in Kraft ist.

2Fol­gen­de Be­hör­den kön­nen die Da­ten des C-VIS on­li­ne ab­fra­gen:

a.3
das SEM, die schwei­ze­ri­schen Ver­tre­tun­gen im Aus­land und die Missio­nen, die für die Vi­sa zu­stän­di­gen kan­to­na­len Mi­gra­ti­ons­be­hör­den und die Ge­mein­de­be­hör­den, auf wel­che die Kan­to­ne die­se Kom­pe­ten­zen über­tra­gen ha­ben, das Staats­se­kre­ta­ri­at und die Po­li­ti­sche Di­rek­ti­on des EDA so­wie das Grenzwacht­korps und die Grenz­pos­ten der kan­to­na­len Po­li­zei­be­hör­den: im Rah­men des Vi­sum­ver­fah­rens;
b.4
das SEM: zur Be­stim­mung des Staa­tes, der in An­wen­dung der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/20135 für die Prü­fung ei­nes Asyl­ge­suchs zu­stän­dig ist, und im Rah­men der Prü­fung ei­nes Asyl­ge­suchs, wenn die Schweiz für des­sen Be­ar­bei­tung zu­stän­dig ist;
c.
das Grenzwacht­korps und die für die Kon­trol­le der Schen­gen-Aus­sen­gren­zen ver­ant­wort­li­chen kan­to­na­len Po­li­zei­be­hör­den: zur Durch­füh­rung der Kon­trol­len an den Über­gangs­stel­len der Aus­sen­gren­zen und im Ho­heits­ge­biet der Schweiz;
d.
das Grenzwacht­korps und die kan­to­na­len Po­li­zei­be­hör­den, die Per­so­nen­kon­trol­len durch­füh­ren: zur Iden­ti­fi­ka­ti­on der Per­so­nen, wel­che die Vor­aus­set­zun­gen für die Ein­rei­se in das Ho­heits­ge­biet der Schweiz oder den Auf­ent­halt in der Schweiz nicht oder nicht mehr er­fül­len.

3Fol­gen­de Be­hör­den kön­nen im Sinn des Be­schlus­ses 2008/633/JI6 zur Ver­hü­tung, Auf­de­ckung oder Er­mitt­lung ter­ro­ris­ti­scher oder sons­ti­ger schwe­rer Straf­ta­ten bei der zen­tra­len Zu­gangs­stel­le nach Ab­satz 4 be­stimm­te Da­ten des C-VIS be­an­tra­gen:

a.
das fed­pol;
b.
der NDB;
c.
die Bun­des­an­walt­schaft;
d.
die kan­to­na­len Po­li­zei- und Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den und die Po­li­zei­be­hör­den der Städ­te Zü­rich, Win­ter­thur, Lau­san­ne, Chi­as­so und Lu­ga­no.

4Zen­tra­le Zu­gangs­stel­le im Sinn von Ar­ti­kel 3 Ab­satz 3 des Be­schlus­ses 2008/633/JI ist die Ein­satz­zen­tra­le des fed­pol.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 11. Dez. 2009 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Ver­ord­nung und des Be­schlus­ses über das Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tem (VIS), in Kraft seit 11. Okt. 2011 (AS 2010 2063, 2011 4449; BBl 2009 4245).
2 Ver­ord­nung (EG) Nr. 767/2008 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 9. Ju­li 2008 über das Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tem (VIS) und den Da­ten­aus­tausch zwi­schen den Mit­glied­staa­ten über Vi­sa für einen kurz­fris­ti­gen Auf­ent­halt (VIS-Ver­ord­nung), ABl. L 218 vom 13.8.2008, S. 60.
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 26. Sept. 2014, in Kraft seit 1. März 2015 (AS 2015 533; BBl 2014 3373).
4 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).
5 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 64a Abs. 1.
6 Be­schluss 2008/633/JI des Ra­tes vom 23. Ju­ni 2008 über den Zu­gang der be­nann­ten Be­hör­den der Mit­glied­staa­ten und von Eu­ro­pol zum Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tem (VIS) für Da­ten­ab­fra­gen zum Zwe­cke der Ver­hü­tung, Auf­de­ckung und Er­mitt­lung ter­ro­ris­ti­scher und sons­ti­ger schwer­wie­gen­der Straf­ta­ten, ABl. L 218 vom 13.8.2008, S. 129.

Art. 109b Nationales Visumsystem  

1Das SEM be­treibt ein na­tio­na­les Vi­sum­sys­tem. Das Sys­tem dient der Re­gis­trie­rung von Vi­sum­ge­su­chen und der Aus­stel­lung der von der Schweiz er­teil­ten Vi­sa. Es ent­hält ins­be­son­de­re die Da­ten, die über die na­tio­na­le Schnitt­stel­le (N-VIS) an das C-VIS über­mit­telt wer­den.

2Das na­tio­na­le Vi­sum­sys­tem ent­hält fol­gen­de Ka­te­go­ri­en von Da­ten über die Vi­sum­ge­such­stel­le­rin­nen und Vi­sum­ge­such­stel­ler:

a.
Die al­pha­nu­me­ri­schen Da­ten über die Ge­such­stel­le­rin oder den Ge­such­stel­ler und über die be­an­trag­ten, er­teil­ten, ab­ge­lehn­ten, an­nul­lier­ten, wi­der­ru­fe­nen oder ver­län­ger­ten Vi­sa;
b.
die Fo­to­gra­fi­en und Fin­ger­ab­drücke der Ge­such­stel­le­rin oder des Ge­such­stel­lers;
c.
die Ver­bin­dun­gen zwi­schen be­stimm­ten Vi­sum­ge­su­chen;
d.2
die Da­ten aus dem RI­POL so­wie aus dem ASF-SLTD, auf wel­che die Vi­sum­be­hör­den Zu­griff ha­ben;
e.3
die Da­ten aus dem SIS, auf wel­che die Vi­sum­be­hör­den Zu­griff ha­ben, so­fern ei­ne Aus­schrei­bung nach Ka­pi­tel 4 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 1987/20064 vor­liegt und die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 32 Ab­satz 1 die­ser EG-Ver­ord­nung er­füllt sind.

2bisDas na­tio­na­le Vi­sum­sys­tem ent­hält aus­ser­dem ein Sub­sys­tem mit den Dos­siers der Vi­sum­ge­such­stel­le­rin­nen und Vi­sum­ge­such­stel­ler in elek­tro­ni­scher Form.5

3Das SEM, die schwei­ze­ri­schen Ver­tre­tun­gen im Aus­land und die Missio­nen, die für die Vi­sa zu­stän­di­gen kan­to­na­len Mi­gra­ti­ons­be­hör­den und die Ge­mein­de­be­hör­den, auf wel­che die Kan­to­ne die­se Kom­pe­ten­zen über­tra­gen ha­ben, das Staats­se­kre­ta­ri­at und die Po­li­ti­sche Di­rek­ti­on des EDA so­wie das Grenzwacht­korps und die Grenz­pos­ten der kan­to­na­len Po­li­zei­be­hör­den, die Aus­nah­me­vi­sa er­tei­len, kön­nen Da­ten im In­for­ma­ti­ons­sys­tem ein­ge­ben, än­dern oder lö­schen, um die im Rah­men des Vi­sum­ver­fah­rens er­for­der­li­chen Auf­ga­ben zu er­fül­len.6 Sie müs­sen die Da­ten, die an das C-VIS über­mit­telt wer­den, nach Mass­ga­be der Ver­ord­nung (EG) Nr. 767/20087 ein­ge­ben und be­ar­bei­ten.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 11. Dez. 2009 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Ver­ord­nung und des Be­schlus­ses über das Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tem (VIS), in Kraft seit 20. Jan. 2014 (AS 2010 2063, 2014 1; BBl 2009 4245).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).
4 Ver­ord­nung (EG) Nr. 1987/2006 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 20. De­zem­ber 2006 über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems der zwei­ten Ge­ne­ra­ti­on (SIS II), Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 381 vom 28.12.2006, S. 4.
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).
6 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 26. Sept. 2014, in Kraft seit 1. März 2015 (AS 2015 533; BBl 2014 3373).
7 Ver­ord­nung (EG) Nr. 767/2008 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 9. Ju­li 2008 über das Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tem (VIS) und den Da­ten­aus­tausch zwi­schen den Mit­glied­staa­ten über Vi­sa für einen kurz­fris­ti­gen Auf­ent­halt (VIS-Ver­ord­nung), ABl. L 218 vom 13.8.2008, S. 60.

Art. 109c Abfrage des nationalen Visumsystems  

Das SEM kann fol­gen­den Be­hör­den einen On­li­ne-Zu­gang zu den Da­ten des na­tio­na­len Vi­sum­sys­tems ge­wäh­ren:

a.
dem Grenzwacht­korps und den Grenz­pos­ten der kan­to­na­len Po­li­zei­be­hör­den: zur Durch­füh­rung der Per­so­nen­kon­trol­len und zur Er­tei­lung von Aus­nah­me­vi­sa;
b.
den schwei­ze­ri­schen Ver­tre­tun­gen im Aus­land und den Missio­nen: zur Prü­fung der Vi­sum­ge­su­che;
c.
dem Staats­se­kre­ta­ri­at und der Po­li­ti­schen Di­rek­ti­on des EDA: zur Prü­fung der Vi­sum­ge­su­che im Zu­stän­dig­keits­be­reich des EDA;
d.
der Zen­tra­len Aus­gleichs­stel­le: zur Ab­klä­rung von Leis­tungs­ge­su­chen so­wie zur Zu­tei­lung und Über­prü­fung der AHV-Ver­si­cher­ten­num­mern;
e.
den kan­to­na­len und kom­mu­na­len Mi­gra­ti­ons­be­hör­den und den kan­to­na­len Po­li­zei­be­hör­den: für ih­re Auf­ga­ben im Aus­län­der­be­reich;
f.
den zu­stän­di­gen Bun­des­be­hör­den im Be­reich der in­ne­ren Si­cher­heit, der in­ter­na­tio­na­len Rechts­hil­fe in Strafsa­chen und des Po­li­zei­we­sens:
1.
zur Per­so­ne­ni­den­ti­fi­ka­ti­on in den Be­rei­chen des po­li­zei­li­chen Nach­rich­ten­aus­tau­sches, der si­cher­heits- und ge­richts­po­li­zei­li­chen Er­mitt­lun­gen, bei Aus­lie­fe­rungs­ver­fah­ren, bei Rechts- und Amts­hil­fe, bei der stell­ver­tre­ten­den Straf­ver­fol­gung und Straf­voll­stre­ckung, bei der Be­kämp­fung der Geld­wä­sche­rei, des Dro­gen­han­dels und des or­ga­ni­sier­ten Ver­bre­chens, bei der Kon­trol­le von Aus­weis­schrif­ten, bei Nach­for­schun­gen nach ver­miss­ten Per­so­nen so­wie bei der Kon­trol­le der Ein­ga­ben ins au­to­ma­ti­sier­te Po­li­zei­fahn­dungs­sys­tem nach dem Bun­des­ge­setz vom 13. Ju­ni 20082 über die po­li­zei­li­chen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me des Bun­des,
2.
zur Prü­fung von Fern­hal­te­mass­nah­men zur Wah­rung der in­ne­ren und äus­se­ren Si­cher­heit der Schweiz nach dem Bun­des­ge­setz vom 21. März 19973 über Mass­nah­men zur Wah­rung der in­ne­ren Si­cher­heit;
g.
den Be­schwer­de­in­stan­zen des Bun­des: für die In­struk­ti­on der bei ih­nen ein­ge­gan­ge­nen Be­schwer­den;
h.
den Zi­vil­stand­säm­tern und ih­ren Auf­sichts­be­hör­den: zur Per­so­ne­ni­den­ti­fi­ka­ti­on im Zu­sam­men­hang mit Zi­vil­stand­ser­eig­nis­sen, für die Vor­be­rei­tung ei­ner Ehe­schlies­sung oder Ein­tra­gung der Part­ner­schaft so­wie zur Ver­hin­de­rung der Um­ge­hung des Aus­län­der­rechts nach Ar­ti­kel 97a Ab­satz 1 ZGB4 und Ar­ti­kel 6 Ab­satz 2 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 20045.

1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 11. Dez. 2009 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Ver­ord­nung und des Be­schlus­ses über das Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tem (VIS), in Kraft seit 20. Jan. 2014 (AS 2010 2063, 2011 4449, 2014 1; BBl 2009 4245).
2 SR 361
3 SR 120
4 SR 210
5 SR 211.231

Art. 109d Informationsaustausch mit EU-Mitgliedstaaten, für welche die Verordnung (EG)
Nr.767/2008 noch nicht in Kraft ist
 

Die Mit­glied­staa­ten der EU, für wel­che die Ver­ord­nung (EG) Nr. 767/20082 noch nicht in Kraft ge­tre­ten ist, kön­nen ih­re An­trä­ge um In­for­ma­tio­nen an die Be­hör­den nach Ar­ti­kel 109a Ab­satz 3 rich­ten.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 11. Dez. 2009 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Ver­ord­nung und des Be­schlus­ses über das Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tem (VIS) (AS 2010 2063; BBl 2009 4245). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016 (Steue­rung der Zu­wan­de­rung und Voll­zugs­ver­bes­se­run­gen bei den Frei­zü­gig­keits­ab­kom­men), in Kraft seit 1. Ju­li 2018 (AS 2018 733; BBl 2016 3007).
2 Ver­ord­nung (EG) Nr. 767/2008 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 9. Ju­li 2008 über das Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tem (VIS) und den Da­ten­aus­tausch zwi­schen den Mit­glied­staa­ten über Vi­sa für einen kurz­fris­ti­gen Auf­ent­halt (VIS-Ver­ord­nung), ABl. L 218 vom 13.8.2008, S. 60.

Art. 109e Ausführungsbestimmungen zu den Visa-Informationssystemen  

Der Bun­des­rat re­gelt:

a.
für wel­che Ein­hei­ten der Be­hör­den nach den Ar­ti­keln 109a Ab­sät­ze 2 und 3 und 109b Ab­satz 3 die dort ge­nann­ten Be­fug­nis­se gel­ten;
b.
das Ver­fah­ren für den Er­halt von Da­ten des C-VIS durch die Be­hör­den nach Ar­ti­kel 109a Ab­satz 3;
c.
den Um­fang des On­li­ne-Zu­gangs auf das C-VIS und auf das na­tio­na­le Vi­sum­sys­tem;
d.
den Ka­ta­log der Da­ten im na­tio­na­len Vi­sum­sys­tem und die Zu­gangs­be­rech­ti­gun­gen der Be­hör­den nach Ar­ti­kel 109c;
e.
das Ver­fah­ren für den In­for­ma­ti­ons­aus­tausch nach Ar­ti­kel 109d;
f.
die Spei­che­rung der Da­ten und das Ver­fah­ren für de­ren Lö­schung;
g.
die Mo­da­li­tä­ten in Be­zug auf die Da­ten­si­cher­heit;
h.
die Zu­sam­men­ar­beit mit den Kan­to­nen;
i.
die Ver­ant­wor­tung für die Da­ten­be­ar­bei­tung;
j.
den Ka­ta­log der Straf­ta­ten nach Ar­ti­kel 109a Ab­satz 3.

1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 11. Dez. 2009 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Ver­ord­nung und des Be­schlus­ses über das Vi­sa-In­for­ma­ti­ons­sys­tem (VIS), in Kraft seit 20. Jan. 2014 (AS 2010 2063, 2014 1; BBl 2009 4245).

Art. 110 Personendossier- und Dokumentationssystem  

Das SEM be­treibt in Zu­sam­men­ar­beit mit dem Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt und den zu­stän­di­gen Be­hör­den der Kan­to­ne ein au­to­ma­ti­sier­tes Per­so­nen­dos­sier- und Do­ku­men­ta­ti­ons­sys­tem.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 der V der BVers vom 20. Dez. 2006 über die An­pas­sung von Er­las­sen an die Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes und des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 5599; BBl 2006 7759).

Art. 111 Informationssysteme für Reisedokumente  

1Das SEM führt ein In­for­ma­ti­ons­sys­tem zur Aus­stel­lung von schwei­ze­ri­schen Rei­se­do­ku­men­ten und Be­wil­li­gun­gen zur Wie­der­ein­rei­se an Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der (ISR).1

2Das ISR ent­hält fol­gen­de Da­ten:

a.2
Na­me, Vor­na­men, Ge­schlecht, Ge­burts­da­tum, Ge­burts­ort, Staats­an­ge­hö­rig­keit, Adres­se, Grös­se, Ge­sichts­bild, Fin­ger­ab­drücke, Na­me und Vor­na­men der El­tern, Le­di­gna­me der El­tern, Un­ter­schrift, Dos­sier­num­mer so­wie Per­so­nen­num­mer;
b.
An­ga­ben zum Ge­such, wie Ge­such­sein­gang und Ge­suchs­ent­scheid;
c.
An­ga­ben zum Rei­se­do­ku­ment, wie Aus­stel­lungs­da­tum und Gül­tig­keits­dau­er;
d.
die Un­ter­schrif­ten und Na­men der ge­setz­li­chen Ver­tre­tung bei Rei­se­do­ku­men­ten für min­der­jäh­ri­ge oder für ent­mün­dig­te Per­so­nen;
e.
den Al­li­anz-, Or­dens- oder Künst­ler­na­men so­wie An­ga­ben über be­son­de­re Kenn­zei­chen wie Be­hin­de­run­gen, Pro­the­sen oder Im­plan­ta­te, falls die an­trag­stel­len­de Per­son ver­langt, dass das Rei­se­do­ku­ment die­se An­ga­ben ent­hal­ten soll;
f.
An­ga­ben zu den ver­lo­re­nen Rei­se­do­ku­men­ten.

3Zur Prü­fung, ob die ge­such­stel­len­de Per­son we­gen ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens aus­ge­schrie­ben ist, er­folgt ei­ne au­to­ma­ti­sche Ab­fra­ge im au­to­ma­ti­sier­ten Po­li­zei­fahn­dungs­sys­tem RI­POL.3

4Die ge­stützt auf Ab­satz 2 er­fass­ten Da­ten wer­den von Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern des SEM, die mit der Aus­stel­lung von schwei­ze­ri­schen Rei­se­do­ku­men­ten und Be­wil­li­gun­gen zur Wie­der­ein­rei­se be­fasst sind, be­ar­bei­tet.4

5Das SEM kann die ge­stützt auf Ab­satz 2 er­fass­ten Da­ten fol­gen­den Be­hör­den oder Stel­len durch ein Ab­ruf­ver­fah­ren zu­gäng­lich ma­chen, so­weit die­se die Da­ten zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben be­nö­ti­gen:5

a.
der mit der Aus­fer­ti­gung der Rei­se­do­ku­men­te be­auf­trag­ten Stel­le;
b.
den Grenz­pos­ten der Po­li­zei­be­hör­den der Kan­to­ne und dem Grenzwacht­korps, für die Durch­füh­rung der Per­so­nen­kon­trol­le;
c.
den von den Kan­to­nen be­zeich­ne­ten Po­li­zei­stel­len, zur Iden­ti­täts­ab­klä­rung und zur Auf­nah­me von Mel­dun­gen ver­lo­re­ner Rei­se­do­ku­men­te;
d.6
den von den Kan­to­nen be­zeich­ne­ten Be­hör­den oder Stel­len, zur Ent­ge­gen­nah­me von Ge­su­chen um Aus­stel­lung von Rei­se­do­ku­men­ten;
e.7
den von den Kan­to­nen be­zeich­ne­ten Be­hör­den oder Stel­len, zur Er­fas­sung des Ge­sichts­bilds und der Fin­ger­ab­drücke.

6Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 13. Ju­ni 2008 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der EG be­tref­fend die bio­me­tri­schen Päs­se und Rei­se­do­ku­men­te, in Kraft seit 1. Okt. 2011 (AS 2009 5521, 2011 4033; BBl 2007 5159).
2 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 13. Ju­ni 2008 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der EG be­tref­fend die bio­me­tri­schen Päs­se und Rei­se­do­ku­men­te, in Kraft seit 1. Okt. 2011 (AS 2009 5521, 2011 4033; BBl 2007 5159).
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. 2 des BG über die po­li­zei­li­chen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me des Bun­des vom 13. Ju­ni 2008, in Kraft seit 5. Dez. 2008 (AS 2008 4989; BBl 2006 5061).
4 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 13. Ju­ni 2008 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des No­ten­aus­tauschs zwi­schen der Schweiz und der EG be­tref­fend die bio­me­tri­schen Päs­se und Rei­se­do­ku­men­te, in Kraft seit 1. Okt. 2011 (AS 2009 5521, 2011 4033; BBl 2007 5159).
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die An­pas­sung von Be­stim­mun­gen be­tref­fend die Er­fas­sung von Da­ten im Be­reich der Mi­gra­ti­on, in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 95; BBl 2010 51).
6 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die An­pas­sung von Be­stim­mun­gen be­tref­fend die Er­fas­sung von Da­ten im Be­reich der Mi­gra­ti­on, in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 95; BBl 2010 51).
7 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die An­pas­sung von Be­stim­mun­gen be­tref­fend die Er­fas­sung von Da­ten im Be­reich der Mi­gra­ti­on, in Kraft seit 24. Jan. 2011 (AS 2011 95; BBl 2010 51).

14 . Kapitel: Datenschutz im Rahmen der Schengen-Assoziierungsabkommen

Art. 111a Datenbekanntgabe an die an Schengen-Assoziierungsabkommen beteiligten Staaten  

Die Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten an die zu­stän­di­gen Be­hör­den von Staa­ten, die durch ei­nes der Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den sind, wird der Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten zwi­schen Bun­des­or­ga­nen gleich­ge­stellt.

Art. 111b Datenbearbeitung  

1Das SEM ist die zen­tra­le Be­hör­de für Kon­sul­ta­tio­nen im Zu­sam­men­hang mit Vi­sums­ge­su­chen ge­mä­ss den Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men.

2In die­ser Ei­gen­schaft kann es mit Hil­fe au­to­ma­ti­sier­ter Ver­fah­ren na­ment­lich Da­ten der fol­gen­den Ka­te­go­ri­en be­kannt ge­ben und ab­ru­fen:

a.
die di­plo­ma­ti­sche oder kon­su­la­ri­sche Ver­tre­tung, bei der das Vi­sums­ge­such ein­ge­reicht wur­de;
b.
die Iden­ti­tät der be­trof­fe­nen Per­son (Na­me, Vor­na­men, Ge­burts­da­tum, Ge­burts­ort, Staats­an­ge­hö­rig­keit, Wohn­ort, Be­ruf und Ar­beit­ge­ber) so­wie, wenn nö­tig, die Iden­ti­tät ih­rer An­ge­hö­ri­gen;
c.
An­ga­ben über die Iden­ti­täts­pa­pie­re;
d.
An­ga­ben über die Auf­ent­halts­or­te und Rei­se­we­ge.

3Die schwei­ze­ri­schen Aus­land­ver­tre­tun­gen kön­nen mit ih­ren Part­nern aus den Staa­ten, die durch ei­nes der Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den sind, die für die kon­su­la­ri­sche Zu­sam­men­ar­beit vor Ort not­wen­di­gen Da­ten aus­tau­schen, na­ment­lich In­for­ma­tio­nen über die Ver­wen­dung ge­fälsch­ter oder ver­fälsch­ter Do­ku­men­te und über Schlep­per­net­ze so­wie Da­ten der in Ab­satz 2 er­wähn­ten Ka­te­go­ri­en.

4Der Bun­des­rat kann die in Ab­satz 2 er­wähn­ten Ka­te­go­ri­en von Per­so­nen­da­ten an die neues­ten Ent­wick­lun­gen des Schen­gen-Be­sitz­stands an­pas­sen. Er kon­sul­tiert da­zu den Eid­ge­nös­si­schen Da­ten­schutz­be­auf­trag­ten.

Art. 111c Datenaustausch  

1Die Grenz­kon­troll­be­hör­den und die Trans­port­un­ter­neh­men kön­nen die im Rah­men der Sorg­falts­pflicht nach Ar­ti­kel 92 und der Be­treu­ungs­pflicht nach Ar­ti­kel 93 not­wen­di­gen Per­so­nen­da­ten aus­tau­schen.

2Zu die­sem Zweck kön­nen sie na­ment­lich die Per­so­nen­da­ten nach Ar­ti­kel 111b Ab­satz 2 Buch­sta­ben b-d be­kannt ge­ben und ab­ru­fen.

3Die Ar­ti­kel 111a, 111d und 111f gel­ten sinn­ge­mä­ss.1


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. 1 des BG vom 19. März über die Um­set­zung des Rah­men­be­schlus­ses 2008/977/JI über den Schutz von Per­so­nen­da­ten im Rah­men der po­li­zei­li­chen und jus­ti­zi­el­len Zu­sam­men­ar­beit in Strafsa­chen, in Kraft seit 1. Dez. 2010 (AS 2010 3387 3418; BBl 2009 6749).

Art. 111d Datenbekanntgabe an Drittstaaten  

1An Dritt­staa­ten dür­fen Per­so­nen­da­ten nur be­kannt ge­ge­ben wer­den, so­fern die­se ein an­ge­mes­se­nes Da­ten­schutz­ni­veau ge­währ­leis­ten.

2Ge­währ­leis­tet ein Dritt­staat kein an­ge­mes­se­nes Da­ten­schutz­ni­veau, so kön­nen ihm Per­so­nen­da­ten im Ein­zel­fall be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn:

a.
die be­trof­fe­ne Per­son oh­ne je­den Zwei­fel ein­ge­wil­ligt hat; han­delt es sich um be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten oder Per­sön­lich­keitspro­fi­le, so muss die Ein­wil­li­gung aus­drück­lich sein;
b.
die Be­kannt­ga­be er­for­der­lich ist, um das Le­ben oder die kör­per­li­che In­te­gri­tät der be­trof­fe­nen Per­son zu schüt­zen; oder
c.
die Be­kannt­ga­be zur Wah­rung über­wie­gen­der öf­fent­li­cher In­ter­es­sen oder zur Fest­stel­lung, Aus­übung oder Durch­set­zung von Rechts­an­sprü­chen vor Ge­richt er­for­der­lich ist.

3Ne­ben den in Ab­satz 2 ge­nann­ten Fäl­len kön­nen Per­so­nen­da­ten auch be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn im Ein­zel­fall hin­rei­chen­de Ga­ran­ti­en einen an­ge­mes­se­nen Schutz der be­trof­fe­nen Per­son ge­währ­leis­ten.

4Der Bun­des­rat be­stimmt den Um­fang der zu er­brin­gen­den Ga­ran­ti­en und die Mo­da­li­tä­ten der Ga­ran­tie­er­brin­gung.

5Die aus der Da­ten­bank Eu­ro­dac ge­won­ne­nen Da­ten dür­fen un­ter kei­nen Um­stän­den über­mit­telt wer­den an:

a.
einen Staat, der durch kei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den ist;
b.
in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­tio­nen;
c.
pri­va­te Stel­len.1

1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V [EU] Nr. 603/2013 über die Er­rich­tung von Eu­ro­dac so­wie Änd. der V [EU] Nr. 1077/2011 zur Er­rich­tung der IT-Agen­tur), in Kraft seit 20. Ju­li 2015 (AS 2015 2323; BBl 2014 2675).

Art. 111e  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. 1 des BG vom 19. März über die Um­set­zung des Rah­men­be­schlus­ses 2008/977/JI über den Schutz von Per­so­nen­da­ten im Rah­men der po­li­zei­li­chen und jus­ti­zi­el­len Zu­sam­men­ar­beit in Strafsa­chen, mit Wir­kung seit 1. Dez. 2010 (AS 2010 3387 3418; BBl 2009 6749).

Art. 111f Auskunftsrecht  

Das Aus­kunfts­recht rich­tet sich nach den Da­ten­schutz­be­stim­mun­gen des Bun­des oder der Kan­to­ne.1 Der In­ha­ber der Da­ten­samm­lung er­teilt auch Aus­kunft über die ver­füg­ba­ren An­ga­ben zur Her­kunft der Da­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. 1 des BG vom 19. März über die Um­set­zung des Rah­men­be­schlus­ses 2008/977/JI über den Schutz von Per­so­nen­da­ten im Rah­men der po­li­zei­li­chen und jus­ti­zi­el­len Zu­sam­men­ar­beit in Strafsa­chen, in Kraft seit 1. Dez. 2010 (AS 2010 3387 3418; BBl 2009 6749).

Art. 111g und 111h  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. 1 des BG vom 19. März über die Um­set­zung des Rah­men­be­schlus­ses 2008/977/JI über den Schutz von Per­so­nen­da­ten im Rah­men der po­li­zei­li­chen und jus­ti­zi­el­len Zu­sam­men­ar­beit in Strafsa­chen, mit Wir­kung seit 1. Dez. 2010 (AS 2010 3387 3418; BBl 2009 6749).

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