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Asylgesetz

vom 26. Juni 1998 (Stand am 1. April 2020)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 121 Absatz 1 der Bundesverfassung1,2 nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 4. Dezember 19953,

beschliesst:

1. Kapitel: Grundsätze

Art. 1 Gegenstand  

Die­ses Ge­setz re­gelt:

a.
die Asyl­ge­wäh­rung und die Rechts­stel­lung der Flücht­lin­ge in der Schweiz;
b.
den vor­über­ge­hen­den Schutz von Schutz­be­dürf­ti­gen in der Schweiz und de­ren Rück­kehr.
Art. 2 Asyl  

1Die Schweiz ge­währt Flücht­lin­gen auf Ge­such hin Asyl; mass­ge­bend ist die­ses Ge­setz.

2Asyl um­fasst den Schutz und die Rechts­stel­lung, die Per­so­nen auf­grund ih­rer Flücht­lings­ei­gen­schaft in der Schweiz ge­währt wer­den. Es schliesst das Recht auf An­we­sen­heit in der Schweiz ein.

Art. 3 Flüchtlingsbegriff  

1Flücht­lin­ge sind Per­so­nen, die in ih­rem Hei­mat­staat oder im Land, in dem sie zu­letzt wohn­ten, we­gen ih­rer Ras­se, Re­li­gi­on, Na­tio­na­li­tät, Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner be­stimm­ten so­zia­len Grup­pe oder we­gen ih­rer po­li­ti­schen An­schau­un­gen ernst­haf­ten Nach­tei­len aus­ge­setzt sind oder be­grün­de­te Furcht ha­ben, sol­chen Nach­tei­len aus­ge­setzt zu wer­den.

2Als ernst­haf­te Nach­tei­le gel­ten na­ment­lich die Ge­fähr­dung des Lei­bes, des Le­bens oder der Frei­heit so­wie Mass­nah­men, die einen un­er­träg­li­chen psy­chi­schen Druck be­wir­ken. Den frau­en­spe­zi­fi­schen Flucht­grün­den ist Rech­nung zu tra­gen.

3Kei­ne Flücht­lin­ge sind Per­so­nen, die we­gen Wehr­dienst­ver­wei­ge­rung oder De­ser­ti­on ernst­haf­ten Nach­tei­len aus­ge­setzt sind oder be­grün­de­te Furcht ha­ben, sol­chen Nach­tei­len aus­ge­setzt zu wer­den. Vor­be­hal­ten bleibt die Ein­hal­tung des Ab­kom­mens vom 28. Ju­li 19511 über die Rechts­stel­lung der Flücht­lin­ge (Flücht­lings­kon­ven­ti­on).2

4Kei­ne Flücht­lin­ge sind Per­so­nen, die Grün­de gel­tend ma­chen, die we­gen ih­res Ver­hal­tens nach der Aus­rei­se ent­stan­den sind und die we­der Aus­druck noch Fort­set­zung ei­ner be­reits im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat be­ste­hen­den Über­zeu­gung oder Aus­rich­tung sind. Vor­be­hal­ten bleibt die Flücht­lings­kon­ven­ti­on vom 28. Ju­li 1951.3


1 SR 0.142.30
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 28. Sept. 2012 (Dring­li­che Än­de­run­gen des Asyl­ge­set­zes) (AS 2012 5359; BBl 2010 4455, 2011 7325). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 4 Gewährung vorübergehenden Schutzes  

Die Schweiz kann Schutz­be­dürf­ti­gen für die Dau­er ei­ner schwe­ren all­ge­mei­nen Ge­fähr­dung, ins­be­son­de­re wäh­rend ei­nes Krie­ges oder Bür­ger­krie­ges so­wie in Si­tua­tio­nen all­ge­mei­ner Ge­walt, vor­über­ge­hen­den Schutz ge­wäh­ren.

Art. 5 Rückschiebungsverbot  

1Kei­ne Per­son darf in ir­gend­ei­ner Form zur Aus­rei­se in ein Land ge­zwun­gen wer­den, in dem ihr Leib, ihr Le­ben oder ih­re Frei­heit aus ei­nem Grund nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 1 ge­fähr­det ist oder in dem sie Ge­fahr läuft, zur Aus­rei­se in ein sol­ches Land ge­zwun­gen zu wer­den.

2Ei­ne Per­son kann sich nicht auf das Rück­schie­bungs­ver­bot be­ru­fen, wenn er­heb­li­che Grün­de für die An­nah­me vor­lie­gen, dass sie die Si­cher­heit der Schweiz ge­fähr­det, oder wenn sie als ge­mein­ge­fähr­lich ein­zu­stu­fen ist, weil sie we­gen ei­nes be­son­ders schwe­ren Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens rechts­kräf­tig ver­ur­teilt wor­den ist.

Art. 6 Verfahrensgrundsätze  

Ver­fah­ren rich­ten sich nach dem Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­setz vom 20. De­zem­ber 19682 (VwVG), dem Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­setz vom 17. Ju­ni 20053 und dem Bun­des­ge­richts­ge­setz vom 17. Ju­ni 20054, so­weit das vor­lie­gen­de Ge­setz nichts an­de­res be­stimmt.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
2 SR 172.021
3 SR 173.32
4 SR 173.110

2. Kapitel: Asylsuchende

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 6a Zuständige Behörde  

1Das Staats­se­kre­ta­ri­at für Mi­gra­ti­on (SEM)2 ent­schei­det über Ge­wäh­rung oder Ver­wei­ge­rung des Asyls so­wie über die Weg­wei­sung aus der Schweiz.

2Der Bun­des­rat be­zeich­net ne­ben den EU/EFTA-Staa­ten wei­te­re Staa­ten, in de­nen nach sei­nen Fest­stel­lun­gen:3

a.
Si­cher­heit vor Ver­fol­gung be­steht, als si­che­re Hei­mat- oder Her­kunfts­staa­ten;
b.
ef­fek­ti­ver Schutz vor Rück­schie­bung im Sin­ne von Ar­ti­kel 5 Ab­satz 1 be­steht, als si­che­re Dritt­staa­ten.

3Er über­prüft die Be­schlüs­se nach Ab­satz 2 pe­ri­odisch.

4Er un­ter­brei­tet den zu­stän­di­gen Kom­mis­sio­nen der eid­ge­nös­si­schen Rä­te die Lis­te nach Ab­satz 2 Buch­sta­be a vor je­der be­ab­sich­tig­ten Än­de­rung, min­des­tens aber ein­mal pro Jahr zur Kon­sul­ta­ti­on.4


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
2 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 (AS 2004 4937) auf den 1. Jan. 2015 an­ge­passt. Die­se An­pas­sung wur­de im gan­zen Text vor­ge­nom­men.
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
4 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

Art. 7 Nachweis der Flüchtlingseigenschaft  

1Wer um Asyl nach­sucht, muss die Flücht­lings­ei­gen­schaft nach­wei­sen oder zu­min­dest glaub­haft ma­chen.

2Glaub­haft ge­macht ist die Flücht­lings­ei­gen­schaft, wenn die Be­hör­de ihr Vor­han­den­sein mit über­wie­gen­der Wahr­schein­lich­keit für ge­ge­ben hält.

3Un­glaub­haft sind ins­be­son­de­re Vor­brin­gen, die in we­sent­li­chen Punk­ten zu we­nig be­grün­det oder in sich wi­der­sprüch­lich sind, den Tat­sa­chen nicht ent­spre­chen oder mass­ge­blich auf ge­fälsch­te oder ver­fälsch­te Be­weis­mit­tel ab­ge­stützt wer­den.

Art. 8 Mitwirkungspflicht  

1Asyl­su­chen­de sind ver­pflich­tet, an der Fest­stel­lung des Sach­ver­hal­tes mit­zu­wir­ken. Sie müs­sen ins­be­son­de­re:

a.
ih­re Iden­ti­tät of­fen le­gen;
b.1
Rei­se­pa­pie­re und Iden­ti­täts­aus­wei­se ab­ge­ben;
c.
bei der An­hö­rung an­ge­ben, wes­halb sie um Asyl nach­su­chen;
d.
all­fäl­li­ge Be­weis­mit­tel voll­stän­dig be­zeich­nen und sie un­ver­züg­lich ein­rei­chen oder, so­weit dies zu­mut­bar er­scheint, sich dar­um be­mü­hen, sie in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist zu be­schaf­fen;
e.2
bei der Er­he­bung der bio­me­tri­schen Da­ten mit­wir­ken;
f.3
sich ei­ner vom SEM an­ge­ord­ne­ten me­di­zi­ni­schen Un­ter­su­chung un­ter­zie­hen (Art. 26a).

2Von Asyl­su­chen­den kann ver­langt wer­den, für die Über­set­zung fremd­spra­chi­ger Do­ku­men­te in ei­ne Amtss­pra­che be­sorgt zu sein.

3Asyl­su­chen­de, die sich in der Schweiz auf­hal­ten, sind ver­pflich­tet, sich wäh­rend des Ver­fah­rens den Be­hör­den von Bund und Kan­to­nen zur Ver­fü­gung zu hal­ten. Sie müs­sen ih­re Adres­se und je­de Än­de­rung der nach kan­to­na­lem Recht zu­stän­di­gen Be­hör­de des Kan­tons oder der Ge­mein­de (kan­to­na­le Be­hör­de) so­fort mit­tei­len.

3bisPer­so­nen, die oh­ne trif­ti­gen Grund ih­re Mit­wir­kungs­pflicht ver­let­zen oder den Asyl­be­hör­den wäh­rend mehr als 20 Ta­gen nicht zur Ver­fü­gung ste­hen, ver­zich­ten da­mit auf ei­ne Wei­ter­füh­rung des Ver­fah­rens. Das­sel­be gilt für Per­so­nen, die den Asyl­be­hör­den in ei­nem Zen­trum des Bun­des oh­ne trif­ti­gen Grund wäh­rend mehr als 5 Ta­gen nicht zur Ver­fü­gung ste­hen. Die Ge­su­che wer­den form­los ab­ge­schrie­ben. Ein neu­es Ge­such kann frü­he­s­tens nach drei Jah­ren de­po­niert wer­den. Vor­be­hal­ten bleibt die Ein­hal­tung der Flücht­lings­kon­ven­ti­on vom 28. Ju­li 19514.5

4Nach Vor­lie­gen ei­nes voll­zieh­ba­ren Weg­wei­sungs­ent­schei­des sind die be­trof­fe­nen Per­so­nen ver­pflich­tet, bei der Be­schaf­fung gül­ti­ger Rei­se­pa­pie­re mit­zu­wir­ken.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
4 SR 0.142.30
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012 (AS 2013 4375; BBl 2010 4455, 2011 7325). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 9 Durchsuchung  

1Die zu­stän­di­ge Be­hör­de darf Asyl­su­chen­de, die in ei­nem Zen­trum des Bun­des1 oder in ei­ner Pri­vat- oder Kol­lek­ti­vun­ter­kunft un­ter­ge­bracht sind, und ih­re mit­ge­führ­ten Sa­chen auf Rei­se- und Iden­ti­täts­pa­pie­re so­wie auf ge­fähr­li­che Ge­gen­stän­de, Dro­gen und Ver­mö­gens­wer­te un­kla­rer Her­kunft hin durch­su­chen.2

2Asyl­su­chen­de dür­fen nur von Per­so­nen glei­chen Ge­schlechts durch­sucht wer­den.


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991). Die­se Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 10 Sicherstellung und Einziehung von Dokumenten  

1Das SEM nimmt die Rei­se­pa­pie­re und Iden­ti­täts­aus­wei­se von Asyl­su­chen­den zu den Ak­ten.1

2Be­hör­den und Amts­stel­len stel­len zu­han­den des SEM Rei­se­pa­pie­re, Iden­ti­täts­aus­wei­se oder an­de­re Do­ku­men­te si­cher, wenn sie Hin­wei­se auf die Iden­ti­tät ei­ner Per­son, wel­che in der Schweiz ein Asyl­ge­such ein­ge­reicht hat, ge­ben kön­nen. Bei an­er­kann­ten Flücht­lin­gen gilt Ab­satz 5.2

3Über­prüft die si­cher­stel­len­de Be­hör­de oder Amts­stel­le Do­ku­men­te nach Ab­satz 2 auf ih­re Echt­heit hin, so ist dem SEM das Re­sul­tat die­ser Über­prü­fung mit­zu­tei­len.

4Ver­fälsch­te und ge­fälsch­te Do­ku­men­te so­wie ech­te Do­ku­men­te, die miss­bräuch­lich ver­wen­det wur­den, kön­nen vom SEM oder von der Be­schwer­de­in­stanz ein­ge­zo­gen oder zu­han­den des Be­rech­tig­ten si­cher­ge­stellt wer­den.

5Päs­se oder Iden­ti­täts­aus­wei­se, wel­che den in der Schweiz an­er­kann­ten Flücht­lin­gen von de­ren Hei­mat­staat aus­ge­stellt wur­den, sind zu­han­den des SEM si­cher­zu­stel­len.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 11 Beweisverfahren  

Wird zur Er­mitt­lung des Sach­ver­hal­tes ein Be­weis­ver­fah­ren durch­ge­führt, so kön­nen Asyl­su­chen­de zur Be­wei­s­an­ord­nung der Be­hör­de nicht vor­gän­gig Stel­lung neh­men.

Art. 12 Eröffnung und Zustellung bei einem Aufenthalt im Kanton  

1Ei­ne Ver­fü­gung oder Mit­tei­lung an die letz­te den Be­hör­den be­kann­te Adres­se von Asyl­su­chen­den oder von die­sen Be­voll­mäch­tig­ten wird nach Ab­lauf der or­dent­li­chen sie­ben­tä­gi­gen Ab­hol­frist rechts­gül­tig, auch wenn die Be­trof­fe­nen auf­grund ei­ner be­son­de­ren Ver­ein­ba­rung mit der Schwei­ze­ri­schen Post erst zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt da­von Kennt­nis er­hal­ten oder wenn die Sen­dung als un­zu­stell­bar zu­rück­kommt.

2Wird die asyl­su­chen­de Per­son durch meh­re­re Be­voll­mäch­tig­te ver­tre­ten und be­zeich­nen die­se kei­ne ge­mein­sa­me Zu­stel­l­adres­se, so er­öff­net die Be­hör­de ih­re Ver­fü­gun­gen oder stellt Mit­tei­lun­gen der von der asyl­su­chen­den Per­son zu­erst be­zeich­ne­ten be­voll­mäch­tig­ten Per­son zu.

3Ver­fü­gun­gen kön­nen in ge­eig­ne­ten Fäl­len münd­lich er­öff­net und sum­ma­risch be­grün­det wer­den. Die münd­li­che Er­öff­nung ist samt Be­grün­dung pro­to­kol­la­risch fest­zu­hal­ten. Der Pro­to­kol­l­aus­zug ist der asyl­su­chen­den Per­son oder ih­rer be­voll­mäch­tig­ten Per­son aus­zu­hän­di­gen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 12a Eröffnung und Zustellung in den Zentren des Bundes  

1In den Zen­tren des Bun­des er­fol­gen die Er­öff­nung von Ver­fü­gun­gen und die Zu­stel­lung von Mit­tei­lun­gen durch Aus­hän­di­gung. Ist die asyl­su­chen­de Per­son un­ter­ge­taucht, so rich­ten sich die Er­öff­nung und die Zu­stel­lung nach Ar­ti­kel 12.

2Bei Asyl­su­chen­den mit zu­ge­wie­se­ner Rechts­ver­tre­tung er­fol­gen die Er­öff­nung von Ver­fü­gun­gen und die Zu­stel­lung von Mit­tei­lun­gen an den mit der Rechts­ver­tre­tung be­auf­trag­ten Leis­tungs­er­brin­ger. Die­ser gibt der zu­ge­wie­se­nen Rechts­ver­tre­tung die Er­öff­nung oder Zu­stel­lung am glei­chen Tag be­kannt.

3Bei Asyl­su­chen­den oh­ne zu­ge­wie­se­ne Rechts­ver­tre­tung er­fol­gen die Er­öff­nung von Ver­fü­gun­gen und die Zu­stel­lung von Mit­tei­lun­gen an die asyl­su­chen­de Per­son. Ei­ner von der asyl­su­chen­den Per­son be­voll­mäch­tig­ten Per­son wird die Er­öff­nung oder Zu­stel­lung un­ver­züg­lich be­kannt ge­ge­ben.

4Die münd­li­che Er­öff­nung und sum­ma­ri­sche Be­grün­dung rich­tet sich nach Ar­ti­kel 12 Ab­satz 3.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 13 Eröffnung und Zustellung in Verfahren am Flughafen und in dringlichen Fällen  

1Die zu­stän­di­gen Be­hör­den kön­nen Per­so­nen, die an der Gren­ze oder bei der Grenz­kon­trol­le in ei­nem schwei­ze­ri­schen Flug­ha­fen um Asyl nach­su­chen (Art. 21–23), auch un­ter­schrie­be­ne, mit Te­le­fax über­mit­tel­te Ver­fü­gun­gen er­öff­nen. Die be­tref­fen­den Per­so­nen müs­sen die Aus­hän­di­gung der Ver­fü­gung schrift­lich be­stä­ti­gen; bleibt die Be­stä­ti­gung aus, so macht die zu­stän­di­ge Be­hör­de die Aus­hän­di­gung ak­ten­kun­dig. Ar­ti­kel 11 Ab­satz 3 VwVG2 fin­det kei­ne An­wen­dung. Der be­voll­mäch­tig­ten Per­son wird die Er­öff­nung be­kannt ge­ge­ben.

2Für das Ver­fah­ren am Flug­ha­fen gilt sinn­ge­mä­ss Ar­ti­kel 12a.

3In an­de­ren dring­li­chen Fäl­len kann das SEM ei­ne kan­to­na­le Be­hör­de, ei­ne schwei­ze­ri­sche di­plo­ma­ti­sche Missi­on oder einen kon­su­la­ri­schen Pos­ten im Aus­land (schwei­ze­ri­sche Ver­tre­tung) er­mäch­ti­gen, un­ter­schrie­be­ne, mit Te­le­fax über­mit­tel­te Ver­fü­gun­gen zu er­öff­nen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
2 SR 172.021

Art. 14 Verhältnis zum ausländerrechtlichen Verfahren  

1Ab Ein­rei­chung des Asyl­ge­su­ches bis zur Aus­rei­se nach ei­ner rechts­kräf­tig an­ge­ord­ne­ten Weg­wei­sung, nach ei­nem Rück­zug des Asyl­ge­su­ches oder bis zur An­ord­nung ei­ner Er­satz­mass­nah­me bei nicht durch­führ­ba­rem Voll­zug kann ei­ne asyl­su­chen­de Per­son kein Ver­fah­ren um Er­tei­lung ei­ner aus­län­der­recht­li­chen Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ein­lei­ten, aus­ser es be­ste­he ein An­spruch auf de­ren Er­tei­lung.

2Der Kan­ton kann mit Zu­stim­mung des SEM ei­ner ihm nach die­sem Ge­setz zu­ge­wie­se­nen Per­son ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung er­tei­len, wenn:2

a.
die be­trof­fe­ne Per­son sich seit Ein­rei­chung des Asyl­ge­su­ches min­des­tens fünf Jah­re in der Schweiz auf­hält;
b.
der Auf­ent­halts­ort der be­trof­fe­nen Per­son den Be­hör­den im­mer be­kannt war;
c.
we­gen der fort­ge­schrit­te­nen In­te­gra­ti­on ein schwer­wie­gen­der per­sön­li­cher Här­te­fall vor­liegt; und
d.3
kei­ne Wi­der­rufs­grün­de nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 1 des Aus­län­der- und In­te­gra­ti­ons­ge­set­zes vom 16. De­zem­ber 20054 (AIG)5 vor­lie­gen.

3Will der Kan­ton von die­ser Mög­lich­keit Ge­brauch ma­chen, so mel­det er dies dem SEM un­ver­züg­lich.

4Die be­trof­fe­ne Per­son hat nur beim Zu­stim­mungs­ver­fah­ren des SEM Par­tei­stel­lung.

5Hän­gi­ge Ver­fah­ren um Er­tei­lung ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung wer­den mit dem Ein­rei­chen ei­nes Asyl­ge­suchs ge­gen­stands­los.

6Er­teil­te Auf­ent­halts­be­wil­li­gun­gen blei­ben gül­tig und kön­nen ge­mä­ss den aus­län­der­recht­li­chen Be­stim­mun­gen ver­län­gert wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 4745; BBl 2002 6845).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012 (AS 2013 4375; BBl 2010 4455, 2011 7325). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV 4 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
4 SR 142.20
5 Der Ti­tel wur­de in An­wen­dung von Art. 12 Abs. 2 des Pu­bli­ka­ti­ons­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004 (SR 170.512) auf den 1. Jan. 2019 an­ge­passt. Die­se An­pas­sung wur­de im gan­zen Text vor­ge­nom­men.

Art. 15 Interkantonale Stellen  

Die Kan­to­ne kön­nen zur Er­fül­lung der ih­nen nach die­sem Ge­setz über­tra­ge­nen Auf­ga­ben, ins­be­son­de­re für die An­hö­rung, die Ent­scheid­vor­be­rei­tung und den Voll­zug der Weg­wei­sung, in­ter­kan­to­na­le Stel­len er­rich­ten.

Art. 16 Verfahrenssprache  

1Ein­ga­ben an Bun­des­be­hör­den kön­nen in je­der Amtss­pra­che ein­ge­reicht wer­den. Der Bun­des­rat kann vor­se­hen, dass Ein­ga­ben von Asyl­su­chen­den, die von ei­ner be­voll­mäch­tig­ten Per­son ver­tre­ten wer­den, in Zen­tren des Bun­des in der Amtss­pra­che des Stand­ort­kan­tons des Zen­trums ein­ge­reicht wer­den.1

2Ver­fü­gun­gen oder Zwi­schen­ver­fü­gun­gen des SEM wer­den in der Spra­che er­öff­net, die am Wohn­ort der Asyl­su­chen­den Amtss­pra­che ist.2

3Das SEM kann von Ab­satz 2 ab­wei­chen, wenn:

a.
die asyl­su­chen­de Per­son oder de­ren Rechts­ver­tre­te­rin oder Rechts­ver­tre­ter ei­ner an­de­ren Amtss­pra­che mäch­tig ist;
b.
dies un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ge­such­sein­gän­ge oder der Per­so­nal­si­tua­ti­on für ei­ne ef­fi­zi­en­te und frist­ge­rech­te Ge­suchser­le­di­gung er­for­der­lich ist;
c.
die asyl­su­chen­de Per­son von ei­nem Zen­trum des Bun­des ei­nem Kan­ton mit ei­ner an­de­ren Amtss­pra­che zu­ge­wie­sen wird.3

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 17 Besondere Verfahrensbestimmungen  

1Die Be­stim­mung des Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 19681 über den Fris­ten­still­stand fin­det kei­ne An­wen­dung auf das Asyl­ver­fah­ren.

2Der Bun­des­rat er­lässt er­gän­zen­de Be­stim­mun­gen über das Asyl­ver­fah­ren, ins­be­son­de­re um der spe­zi­el­len Si­tua­ti­on von Frau­en und Min­der­jäh­ri­gen im Ver­fah­ren ge­recht zu wer­den.

2bisAsyl­ge­su­che von un­be­glei­te­ten Min­der­jäh­ri­gen wer­den prio­ri­tär be­han­delt.2

3Die In­ter­es­sen von un­be­glei­te­ten min­der­jäh­ri­gen Asyl­su­chen­den wer­den wahr­ge­nom­men für die Dau­er des Ver­fah­rens:

a.
im Zen­trum des Bun­des und am Flug­ha­fen durch die zu­ge­wie­se­ne Rechts­ver­tre­tung als Ver­trau­ens­per­son; die­se stellt die Ko­or­di­na­ti­on mit den zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den si­cher;
b.
nach Zu­wei­sung in den Kan­ton durch die von den zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den un­ver­züg­lich be­stimm­te Ver­trau­ens­per­son.3

3bisBe­ste­hen Hin­wei­se, dass ei­ne an­geb­lich min­der­jäh­ri­ge asyl­su­chen­de Per­son das Mün­dig­keits­al­ter be­reits er­reicht hat, so kann das SEM ein Al­ters­gut­ach­ten ver­an­las­sen.4

4...5

5Bei der Er­öff­nung ei­nes Ent­scheids nach Ar­ti­kel 23 Ab­satz 1, 31a oder 111c stellt das SEM der asyl­su­chen­den oder der von ihr be­voll­mäch­tig­ten Per­son gleich­zei­tig die Ver­fah­rens­ak­ten zu, wenn der Voll­zug der Weg­wei­sung an­ge­ord­net wur­de.6

6Der Bun­des­rat be­stimmt die Rol­le, die Zu­stän­dig­kei­ten und die Auf­ga­ben der Ver­trau­ens­per­son.7


1 SR 172.021
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
4 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005 (AS 2006 4745, BBl 2002 6845). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
6 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
7 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. I 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

Art. 17a Gebühren für Dienstleistungen  

Das SEM kann Ge­büh­ren und Aus­la­gen für Dienst­leis­tun­gen zu Guns­ten Drit­ter die­sen in Rech­nung stel­len.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 17b  

1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005 (AS 2006 4745; BBl 2002 6845). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

2. Abschnitt: Asylgesuch und Einreise

Art. 18 Asylgesuch  

Je­de Äus­se­rung, mit der ei­ne Per­son zu er­ken­nen gibt, dass sie die Schweiz um Schutz vor Ver­fol­gung nach­sucht, gilt als Asyl­ge­such.

Art. 19 Einreichung  

1Das Asyl­ge­such ist bei der Grenz­kon­trol­le in ei­nem schwei­ze­ri­schen Flug­ha­fen, bei der Ein­rei­se an ei­nem ge­öff­ne­ten Grenz­über­gang oder in ei­nem Zen­trum des Bun­des ein­zu­rei­chen. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 24a Ab­satz 3.

2Ein Ge­such kann nur ein­rei­chen, wer sich an der Schwei­zer Gren­ze oder auf dem Ge­biet der Schweiz be­fin­det.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 20  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 21 Asylgesuch an der Grenze, nach Anhaltung im grenznahen Raum bei der illegalen Einreise oder im Inland  

1Die zu­stän­di­gen Be­hör­den wei­sen Per­so­nen, die an der Gren­ze oder nach An­hal­tung bei der il­le­ga­len Ein­rei­se im grenz­na­hen Raum oder im In­land um Asyl nach­su­chen, an ein Zen­trum des Bun­des. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 24a Ab­satz 3.2

2Das SEM prüft sei­ne Zu­stän­dig­keit zur Durch­füh­rung des Asyl­ver­fah­rens un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Be­stim­mun­gen der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men.

3Die Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men sind in An­hang 1 auf­ge­führt.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5407 5405 Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 22 Verfahren am Flughafen  

1Bei Per­so­nen, die in ei­nem schwei­ze­ri­schen Flug­ha­fen um Asyl nach­su­chen, er­hebt die zu­stän­di­ge Be­hör­de die Per­so­na­li­en und er­stellt Fin­ger­ab­druck­bo­gen und Fo­to­gra­fi­en. Sie kann wei­te­re bio­me­tri­sche Da­ten er­he­ben und die Asyl­su­chen­den sum­ma­risch zum Rei­se­weg und zu den Grün­den be­fra­gen, warum sie ihr Land ver­las­sen ha­ben.2

1bisDas SEM prüft sei­ne Zu­stän­dig­keit zur Durch­füh­rung des Asyl­ver­fah­rens un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Be­stim­mun­gen der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men.3

1terEs be­wil­ligt die Ein­rei­se, wenn die Schweiz für die Durch­füh­rung des Asyl­ver­fah­rens auf­grund der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/20134 zu­stän­dig ist und Asyl­su­chen­de:5

a.
im Land, aus dem sie di­rekt in die Schweiz ge­langt sind, aus ei­nem Grund nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 1 ge­fähr­det oder von un­mensch­li­cher Be­hand­lung be­droht er­schei­nen; oder
b.
glaub­haft ma­chen, dass das Land, aus dem sie di­rekt kom­men, sie in Ver­let­zung des Rück­schie­bungs­ver­bo­tes zur Aus­rei­se in ein Land zwin­gen wür­de, in dem sie ge­fähr­det er­schei­nen.6

2Kann auf Grund der Mass­nah­men nach Ab­satz 1 und der Prü­fung nach Ab­satz 1bis nicht so­fort fest­ge­stellt wer­den, ob die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Ein­rei­se­be­wil­li­gung nach Ab­satz 1ter er­füllt sind, so wird die Ein­rei­se vor­läu­fig ver­wei­gert.7

2bisUm Här­te­fäl­le zu ver­mei­den, kann der Bun­des­rat be­stim­men, in wel­chen wei­te­ren Fäl­len die Ein­rei­se be­wil­ligt wird.8

3Das SEM weist den Asyl­su­chen­den gleich­zei­tig mit der Ver­wei­ge­rung der Ein­rei­se einen Auf­ent­halts­ort zu und sorgt für an­ge­mes­se­ne Un­ter­kunft. Es über­nimmt die Kos­ten für die Un­ter­brin­gung. Für die Be­reit­stel­lung ei­ner kos­ten­güns­ti­gen Un­ter­kunft sind die Flug­ha­fen­be­trei­ber ver­ant­wort­lich.9

3bisDer Bund ge­währ­leis­tet asyl­su­chen­den Per­so­nen, die in ei­nem schwei­ze­ri­schen Flug­ha­fen ein Asyl­ge­such ein­rei­chen, un­ent­gelt­li­che Be­ra­tung und Rechts­ver­tre­tung sinn­ge­mä­ss nach den Ar­ti­keln 102f–102k.10

4Die Ver­fü­gung über die Ver­wei­ge­rung der Ein­rei­se und die Zu­wei­sung ei­nes Auf­ent­halts­or­tes ist der asyl­su­chen­den Per­son in­nert zwei Ta­gen nach der Ein­rei­chung des Ge­su­ches mit Rechts­mit­tel­be­leh­rung zu er­öff­nen. Vor­gän­gig wird ihr das recht­li­che Ge­hör ge­währt.11

5Die asyl­su­chen­de Per­son kann am Flug­ha­fen oder aus­nahms­wei­se an ei­nem an­de­ren ge­eig­ne­ten Ort längs­tens 60 Ta­ge fest­ge­hal­ten wer­den. Nach ei­nem rechts­kräf­ti­gen Weg­wei­sungs­ent­scheid kann die wei­te­re Fest­hal­tung in ei­nem Aus­schaf­fungs­ge­fäng­nis er­fol­gen.

6Das SEM kann die asyl­su­chen­de Per­son an­sch­lies­send ei­nem Kan­ton oder ei­nem Zen­trum des Bun­des zu­wei­sen. In den üb­ri­gen Fäl­len rich­tet sich das wei­te­re Ver­fah­ren am Flug­ha­fen nach den Ar­ti­keln 23, 29, 36 und 37.12


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5407 5405 Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).
3 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5407 5405 Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).
4 Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 26. Ju­ni 2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes von ei­nem Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen oder Staa­ten­lo­sen in ei­nem Mit­glied­staat ge­stell­ten An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist (Neu­fas­sung), Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 180 vom 29.6.2013, S. 31.
5 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).
6 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5407 5405 Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).
7 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5407 5405 Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).
8 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5407 5405 Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).
9 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.
10 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
11 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
12 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 23 Entscheide am Flughafen  

1Be­wil­ligt das SEM die Ein­rei­se in die Schweiz nicht, so kann es auf das Asyl­ge­such nicht ein­tre­ten oder die­ses ab­leh­nen.2

2Der Ent­scheid ist in­nert 20 Ta­gen nach Ein­rei­chung des Ge­su­ches zu er­öff­nen. Dau­ert das Ver­fah­ren län­ger, so weist das SEM die asyl­su­chen­de Per­son ei­nem Kan­ton oder ei­nem Zen­trum des Bun­des zu.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

2a. Abschnitt: Zentren des Bundes

Art. 24 Zentren des Bundes  

1Der Bund er­rich­tet Zen­tren, die vom SEM ge­führt wer­den. Da­bei be­ach­tet er die Grund­sät­ze der Zweck­mäs­sig­keit und der Wirt­schaft­lich­keit.

2Der Bund be­zieht bei der Er­rich­tung der Zen­tren die Kan­to­ne und die Ge­mein­den früh­zei­tig ein.

3Ei­ne Un­ter­brin­gung von Asyl­su­chen­den in ei­nem Zen­trum des Bun­des er­folgt ab Ein­rei­chung des Asyl­ge­suchs:

a.
im be­schleu­nig­ten Ver­fah­ren bis zur Asyl­ge­wäh­rung, der An­ord­nung ei­ner vor­läu­fi­gen Auf­nah­me oder bis zur Aus­rei­se;
b.
im Du­blin-Ver­fah­ren bis zur Aus­rei­se;
c.
im er­wei­ter­ten Ver­fah­ren bis zur Zu­wei­sung an den Kan­ton.

4Die Höchst­dau­er des Auf­ent­hal­tes in den Zen­tren des Bun­des be­trägt 140 Ta­ge. Nach Ab­lauf der Höchst­dau­er er­folgt ei­ne Zu­wei­sung an einen Kan­ton.

5Die Höchst­dau­er kann an­ge­mes­sen ver­län­gert wer­den, wenn da­durch das Asyl­ver­fah­ren rasch ab­ge­schlos­sen oder der Voll­zug der Weg­wei­sung er­fol­gen kann. Der Bun­des­rat be­stimmt die Ein­zel­hei­ten zur Ver­län­ge­rung der Höchst­dau­er des Auf­ent­hal­tes in den Zen­tren des Bun­des.

6Ei­ne Zu­wei­sung an einen Kan­ton kann auch vor Ab­lauf der Höchst­dau­er des Auf­ent­halts in den Zen­tren des Bun­des er­fol­gen ins­be­son­de­re bei ei­nem ra­schen und er­heb­li­chen An­stieg der Asyl­ge­su­che. Die Ver­tei­lung und Zu­wei­sung rich­ten sich nach Ar­ti­kel 27.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 24a Besondere Zentren  

1Asyl­su­chen­de, wel­che die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung er­heb­lich ge­fähr­den oder wel­che durch ihr Ver­hal­ten den Be­trieb und die Si­cher­heit der Zen­tren des Bun­des er­heb­lich stö­ren, wer­den in be­son­de­ren Zen­tren un­ter­ge­bracht, die durch das SEM oder durch kan­to­na­le Be­hör­den er­rich­tet und ge­führt wer­den. Mit der Un­ter­brin­gung in ei­nem be­son­de­ren Zen­trum ist ei­ne Ein- oder Aus­gren­zung nach Ar­ti­kel 74 Ab­satz 1bis AIG2 an­zu­ord­nen; das Ver­fah­ren rich­tet sich nach Ar­ti­kel 74 Ab­sät­ze 2 und 3 AIG.

2In den be­son­de­ren Zen­tren kön­nen un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen Asyl­su­chen­de un­ter­ge­bracht wer­den, die ei­nem Kan­ton zu­ge­wie­sen wur­den. Bund und Kan­to­ne be­tei­li­gen sich im Um­fang der Nut­zung an­teils­mäs­sig an den Kos­ten der Zen­tren.

3In den be­son­de­ren Zen­tren kön­nen die glei­chen Ver­fah­ren durch­ge­führt wer­den wie in den Zen­tren des Bun­des nach Ar­ti­kel 24; aus­ge­nom­men ist die Ein­rei­chung ei­nes Asyl­ge­suchs.

4Asyl­ge­su­che von Per­so­nen in den be­son­de­ren Zen­tren wer­den prio­ri­tär be­han­delt und all­fäl­li­ge Weg­wei­sungs­ent­schei­de prio­ri­tär voll­zo­gen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
2 SR 142.20

Art. 24b Betrieb der Zentren  

1Das SEM kann Drit­te mit Auf­ga­ben zur Si­cher­stel­lung des Be­triebs der Zen­tren des Bun­des be­auf­tra­gen. Die be­auf­trag­ten Drit­ten un­ter­ste­hen der glei­chen Schwei­ge­pflicht wie das Bun­des­per­so­nal.

2Das Eid­ge­nös­si­sche Jus­tiz- und Po­li­zei­de­par­te­ment (EJPD) er­lässt Be­stim­mun­gen, um ein ra­sches Ver­fah­ren und einen ge­ord­ne­ten Be­trieb in den Zen­tren des Bun­des si­cher­zu­stel­len.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 24c Vorübergehende Nutzung von militärischen Bauten und Anlagen des Bundes  

1Mi­li­tä­ri­sche Bau­ten und An­la­gen des Bun­des kön­nen, so­fern die be­ste­hen­den Un­ter­brin­gungs­struk­tu­ren nicht aus­rei­chen, oh­ne kan­to­na­le oder kom­mu­na­le Be­wil­li­gun­gen und oh­ne Plan­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren zur Un­ter­brin­gung von Asyl­su­chen­den oder zur Durch­füh­rung von Asyl­ver­fah­ren für höchs­tens drei Jah­re ge­nutzt wer­den, wenn die Zweck­än­de­rung kei­ne er­heb­li­chen bau­li­chen Mass­nah­men er­for­dert und kei­ne we­sent­li­che Än­de­rung in Be­zug auf die Be­le­gung der An­la­ge oder Bau­te er­folgt.

2Kei­ne er­heb­li­chen bau­li­chen Mass­nah­men im Sin­ne von Ab­satz 1 sind ins­be­son­de­re:

a.
ge­wöhn­li­che Un­ter­halts­ar­bei­ten an Ge­bäu­den und An­la­gen;
b.
ge­ring­fü­gi­ge bau­li­che Än­de­run­gen;
c.
Aus­rüs­tun­gen von un­ter­ge­ord­ne­ter Be­deu­tung wie sa­ni­täre An­la­gen oder Was­ser- und Elek­tri­zi­täts­an­schlüs­se;
d.
Fahr­nis­bau­ten.

3Ei­ne er­neu­te Nut­zung der­sel­ben Bau­ten oder An­la­gen nach Ab­satz 1 kann erst nach ei­nem Un­ter­bruch von zwei Jah­ren er­fol­gen, aus­ser der Kan­ton und die Stand­ort­ge­mein­de sind mit dem Ver­zicht auf einen Un­ter­bruch ein­ver­stan­den; vor­be­hal­ten blei­ben Aus­nah­me­si­tua­tio­nen nach Ar­ti­kel 55.

4Der Bund zeigt dem Kan­ton und der Stand­ort­ge­mein­de nach ei­ner Kon­sul­ta­ti­on die Nut­zungs­än­de­rung spä­tes­tens 60 Ta­ge vor der In­be­trieb­nah­me der Un­ter­kunft an.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3101, 2017 6171; BBl 2014 7991).

Art. 24d Kantonale und kommunale Zentren für die Unterbringung  

1Asyl­su­chen­de kön­nen in ei­nem kan­to­nal oder kom­mu­nal ge­führ­ten Zen­trum un­ter­ge­bracht wer­den, wenn nicht ge­nü­gend Un­ter­brin­gungs­plät­ze in den Zen­tren des Bun­des nach Ar­ti­kel 24 ver­füg­bar sind. Für die Un­ter­brin­gung in ei­nem kom­mu­na­len Zen­trum ist das Ein­ver­ständ­nis des Stand­ort­kan­tons er­for­der­lich.

2Der Stand­ort­kan­ton oder die Stand­ort­ge­mein­de:

a.
ge­währ­leis­tet ei­ne an­ge­mes­se­ne Un­ter­brin­gung, Be­treu­ung und Be­schäf­ti­gung;
b.
rich­tet die So­zi­al­hil­fe oder Not­hil­fe aus;
c.
stellt die me­di­zi­ni­sche Be­treu­ung so­wie den Grund­schul­un­ter­richt für Kin­der si­cher;
d.
trifft die not­wen­di­gen Si­cher­heits­vor­keh­run­gen, um einen ge­ord­ne­ten Be­trieb si­cher­zu­stel­len.

3Der Stand­ort­kan­ton oder die Stand­ort­ge­mein­de kann die Auf­ga­ben nach Ab­satz 2 ganz oder teil­wei­se Drit­ten über­tra­gen.

4Für die Aus­rich­tung von So­zi­al­hil­fe und Not­hil­fe gilt kan­to­na­les Recht.

5Der Bund ent­rich­tet dem Stand­ort­kan­ton oder der Stand­ort­ge­mein­de durch Ver­ein­ba­rung Bun­des­bei­trä­ge für die Ab­gel­tung der Ver­wal­tungs- und Per­so­nal- so­wie der üb­ri­gen Kos­ten, die bei der Er­fül­lung der Auf­ga­ben nach Ab­satz 2 ent­ste­hen. Die Ab­gel­tung wird pau­schal fest­ge­setzt. Aus­nahms­wei­se kön­nen die Bei­trä­ge nach Auf­wand fest­ge­setzt wer­den, ins­be­son­de­re zur Ab­gel­tung ein­ma­lig an­fal­len­der Kos­ten.

6Die üb­ri­gen Be­stim­mun­gen für Zen­tren des Bun­des gel­ten sinn­ge­mä­ss auch für kan­to­na­le und kom­mu­na­le Zen­tren. In Zen­tren nach Ab­satz 1 kön­nen die glei­chen Ver­fah­ren durch­ge­führt wer­den wie in den Zen­tren des Bun­des nach Ar­ti­kel 24.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 24e Zusätzliche Vorkehrungen  

Bund und Kan­to­ne tref­fen Mass­nah­men, da­mit sie auf Schwan­kun­gen der Asyl­ge­su­che mit den er­for­der­li­chen Res­sour­cen, ins­be­son­de­re im Be­reich der Un­ter­brin­gung, des Per­so­nals und der Fi­nan­zie­rung, oder wei­te­ren Vor­keh­run­gen recht­zei­tig rea­gie­ren kön­nen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

3. Abschnitt: Das erstinstanzliche Verfahren

Art. 25  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 25a  

1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012 (AS 2013 4375; BBl 2010 4455, 2011 7325). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 26 Vorbereitungsphase  

1Nach Ein­rei­chung des Asyl­ge­suchs be­ginnt die Vor­be­rei­tungs­pha­se. Sie dau­ert im Du­blin-Ver­fah­ren höchs­tens 10 Ta­ge und in den üb­ri­gen Ver­fah­ren höchs­tens 21 Ta­ge.

2In der Vor­be­rei­tungs­pha­se er­hebt das SEM die Per­so­na­li­en und er­stellt in der Re­gel Fin­ger­ab­druck­bo­gen und Fo­to­gra­fi­en. Es kann wei­te­re bio­me­tri­sche Da­ten er­he­ben, Al­ters­gut­ach­ten (Art. 17 Abs. 3bis) er­stel­len, Be­weis­mit­tel und Rei­se- und Iden­ti­täts­pa­pie­re über­prü­fen und her­kunfts- so­wie iden­ti­täts­s­pe­zi­fi­sche Ab­klä­run­gen tref­fen.

3Das SEM weist die Asyl­su­chen­den auf ih­re Rech­te und Pflich­ten im Asyl­ver­fah­ren hin. Es kann die Asyl­su­chen­den zu ih­rer Iden­ti­tät, zum Rei­se­weg und sum­ma­risch zu den Grün­den be­fra­gen, warum sie ihr Land ver­las­sen ha­ben. Da­bei kann das SEM Asyl­su­chen­de über einen mög­li­chen ge­werbs­mäs­si­gen Men­schen­schmug­gel be­fra­gen. Es klärt mit der asyl­su­chen­den Per­son ab, ob ihr Asyl­ge­such hin­rei­chend be­grün­det ist. Soll­te dies nicht der Fall sein und zieht die asyl­su­chen­de Per­son ihr Ge­such zu­rück, so wird die­ses form­los ab­ge­schrie­ben und die Rück­rei­se ein­ge­lei­tet.

4Der Ab­gleich der Da­ten nach Ar­ti­kel 102abis Ab­sät­ze 2–3, die Über­prü­fung der Fin­ger­ab­drücke nach Ar­ti­kel 102ater Ab­satz 1 so­wie die An­fra­ge zur Auf­nah­me oder Wie­der­auf­nah­me an den zu­stän­di­gen durch ei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­de­nen Staat wer­den wäh­rend der Vor­be­rei­tungs­pha­se vor­ge­nom­men.

5Das SEM kann Drit­te mit Auf­ga­ben nach Ab­satz 2 be­auf­tra­gen. Die be­auf­trag­ten Drit­ten un­ter­ste­hen der glei­chen Schwei­ge­pflicht wie das Bun­des­per­so­nal.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 26a Feststellung des medizinischen Sachverhalts  

1Asyl­su­chen­de müs­sen die für das Asyl- und Weg­wei­sungs­ver­fah­ren mass­ge­bli­chen ge­sund­heit­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen, die ih­nen be­reits zum Zeit­punkt der Ein­rei­chung des Asyl­ge­su­ches be­kannt wa­ren, un­mit­tel­bar nach der Ge­such­sein­rei­chung, spä­tes­tens je­doch bei der An­hö­rung zu den Asyl­grün­den nach Ar­ti­kel 36 Ab­satz 2 oder der Ge­wäh­rung des recht­li­chen Ge­hörs nach Ar­ti­kel 36 Ab­satz 1, gel­tend ma­chen.

2Für die Vor­brin­gen nach Ab­satz 1 be­zeich­net das SEM die für die Un­ter­su­chung zu­stän­di­ge me­di­zi­ni­sche Fach­per­son. Ar­ti­kel 82a gilt sinn­ge­mä­ss. Das SEM kann die not­wen­di­gen me­di­zi­ni­schen Auf­ga­ben Drit­ten über­tra­gen.

3Spä­ter gel­tend ge­mach­te oder von ei­ner an­de­ren me­di­zi­ni­schen Fach­per­son fest­ge­stell­te ge­sund­heit­li­che Be­ein­träch­ti­gun­gen kön­nen im Asyl- und Weg­wei­sungs­ver­fah­ren be­rück­sich­tigt wer­den, wenn sie nach­ge­wie­sen wer­den. Ei­ne Glaub­haft­ma­chung reicht aus­nahms­wei­se aus, wenn ent­schuld­ba­re Grün­de für die Ver­spä­tung vor­lie­gen oder im Ein­zel­fall ein Nach­weis aus me­di­zi­ni­schen Grün­den nicht er­bracht wer­den kann. Das SEM kann ei­ne Ver­trau­en­särz­tin oder einen Ver­trau­ens­arzt bei­zie­hen.


1 Ur­sprüng­lich Art. 26bis. Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

Art. 26b Dublin-Verfahren  

Das Ver­fah­ren im Hin­blick auf einen Ent­scheid nach Ar­ti­kel 31a Ab­satz 1 Buch­sta­be b be­ginnt mit der Ein­rei­chung des Ge­suchs an einen Du­blin-Staat um Auf­nah­me oder Wie­der­auf­nah­me der asyl­su­chen­den Per­son. Es dau­ert bis zur Über­stel­lung in den zu­stän­di­gen Du­blin-Staat oder bis zu sei­nem Ab­bruch und zum Ent­scheid über die Durch­füh­rung ei­nes be­schleu­nig­ten oder er­wei­ter­ten Ver­fah­rens.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 26c Beschleunigtes Verfahren  

Nach Ab­schluss der Vor­be­rei­tungs­pha­se folgt das be­schleu­nig­te Ver­fah­ren um­ge­hend mit der An­hö­rung zu den Asyl­grün­den oder der Ge­wäh­rung des recht­li­chen Ge­hörs nach Ar­ti­kel 36. Der Bun­des­rat legt die ein­zel­nen Ver­fah­rens­schrit­te fest.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 26d Erweitertes Verfahren  

Steht nach der An­hö­rung zu den Asyl­grün­den fest, dass ein Ent­scheid im Rah­men des be­schleu­nig­ten Ver­fah­rens nicht mög­lich ist, na­ment­lich weil wei­te­re Ab­klä­run­gen er­for­der­lich sind, er­fol­gen die Zu­tei­lung in das er­wei­ter­te Ver­fah­ren und ei­ne Zu­wei­sung auf die Kan­to­ne nach Ar­ti­kel 27.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 27 Verteilung und Zuweisung auf die Kantone  

1Die Kan­to­ne ver­stän­di­gen sich über die Ver­tei­lung der Asyl­su­chen­den.

1bisBe­son­de­re Leis­tun­gen, wel­che Stand­ort­kan­to­ne von Zen­tren des Bun­des oder Flug­ha­fen­kan­to­ne er­brin­gen, wer­den bei der Ver­tei­lung von Asyl­su­chen­den an­ge­mes­sen be­rück­sich­tigt.2

2Kön­nen sich die Kan­to­ne nicht ei­ni­gen, so legt der Bun­des­rat nach ih­rer An­hö­rung in ei­ner Ver­ord­nung die Kri­te­ri­en für die Ver­tei­lung fest.

3Das SEM weist die Asyl­su­chen­den den Kan­to­nen zu (Zu­wei­sungs­kan­to­ne).3 Es trägt da­bei den schüt­zens­wer­ten In­ter­es­sen der Kan­to­ne und der Asyl­su­chen­den Rech­nung. Der Zu­wei­sungs­ent­scheid kann nur mit der Be­grün­dung an­ge­foch­ten wer­den, er ver­let­ze den Grund­satz der Ein­heit der Fa­mi­lie.

4Nicht zu­ge­wie­sen wer­den Per­so­nen, bei de­nen der Voll­zug der Weg­wei­sung an­ge­ord­net wor­den ist und de­ren Asyl­ent­scheid in ei­nem Zen­trum des Bun­des in Rechts­kraft er­wach­sen ist oder de­ren Asyl­ge­such in ei­nem Zen­trum des Bun­des ab­ge­schrie­ben wur­de.4


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2003 über das Ent­las­tungs­pro­gramm 2003, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2004 1633; BBl 2003 5615).
4 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2003 über das Ent­las­tungs­pro­gramm 2003, (AS 2004 1633; BBl 2003 5615). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 28 Zuweisung eines Aufenthaltsortes und Unterbringung  

1Das SEM oder die kan­to­na­len Be­hör­den kön­nen Asyl­su­chen­den einen Auf­ent­halts­ort zu­wei­sen.

2Sie kön­nen Asyl­su­chen­den ei­ne Un­ter­kunft zu­wei­sen, ins­be­son­de­re sie kol­lek­tiv un­ter­brin­gen. Die Kan­to­ne stel­len einen ge­ord­ne­ten Be­trieb si­cher; sie kön­nen da­zu Be­stim­mun­gen er­las­sen und Mass­nah­men er­grei­fen.1


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 29 Anhörung zu den Asylgründen  

1Das SEM hört die Asyl­su­chen­den zu den Asyl­grün­den an; die An­hö­rung er­folgt in den Zen­tren des Bun­des.

1bisEs zieht nö­ti­gen­falls ei­ne Dol­met­sche­rin oder einen Dol­met­scher bei.

2Die Asyl­su­chen­den kön­nen sich zu­sätz­lich auf ei­ge­ne Kos­ten von ei­ner Per­son und ei­ner Dol­met­sche­rin oder ei­nem Dol­met­scher ih­rer Wahl, die sel­ber nicht Asyl­su­chen­de sind, be­glei­ten las­sen.

3Über die An­hö­rung wird ein Pro­to­koll ge­führt. Die­ses wird von den Be­tei­lig­ten un­ter­zeich­net.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 29a Zusammenarbeit bei der Ermittlung des Sachverhalts  

Der Bun­des­rat kann mit Dritt­staa­ten und in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen Ver­ein­ba­run­gen über die Zu­sam­men­ar­beit bei der Er­mitt­lung des Sach­ver­halts ab­sch­lies­sen. Er kann ins­be­son­de­re Ver­ein­ba­run­gen über den ge­gen­sei­ti­gen In­for­ma­ti­ons­aus­tausch zur Ab­klä­rung der Flucht­grün­de ei­ner asyl­su­chen­den Per­son im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat, ih­res Rei­se­we­ges und ih­res Auf­ent­halts in ei­nem Dritt­staat ab­sch­lies­sen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 30  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 31 Entscheidvorbereitung durch die Kantone  

Das EJPD kann im Ein­ver­ständ­nis mit den Kan­to­nen fest­le­gen, dass An­ge­stell­te kan­to­na­ler Be­hör­den un­ter der Lei­tung des SEM Ent­schei­de zu­han­den des SEM vor­be­rei­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 31a Entscheide des SEM  

1Das SEM tritt in der Re­gel auf Asyl­ge­su­che nicht ein, wenn Asyl­su­chen­de:

a.
in einen si­che­ren Dritt­staat nach Ar­ti­kel 6a Ab­satz 2 Buch­sta­be b zu­rück­keh­ren kön­nen, in wel­chem sie sich vor­her auf­ge­hal­ten ha­ben;
b.
in einen Dritt­staat aus­rei­sen kön­nen, wel­cher für die Durch­füh­rung des Asyl- und Weg­wei­sungs­ver­fah­rens staats­ver­trag­lich zu­stän­dig ist;
c.
in einen Dritt­staat zu­rück­keh­ren kön­nen, in wel­chem sie sich vor­her auf­ge­hal­ten ha­ben;
d.
in einen Dritt­staat wei­ter­rei­sen kön­nen, für wel­chen sie ein Vi­sum be­sit­zen und in wel­chem sie um Schutz nach­su­chen kön­nen;
e.
in einen Dritt­staat wei­ter­rei­sen kön­nen, in dem Per­so­nen, zu de­nen sie en­ge Be­zie­hun­gen ha­ben, oder na­he An­ge­hö­ri­ge le­ben;
f.2
nach Ar­ti­kel 31b in ih­ren Hei­mat— oder Her­kunfts­staat weg­ge­wie­sen wer­den kön­nen.

2Ab­satz 1 Buch­sta­ben c–e fin­det kei­ne An­wen­dung, wenn Hin­wei­se be­ste­hen, dass im Ein­zel­fall im Dritt­staat kein ef­fek­ti­ver Schutz vor Rück­schie­bung nach Ar­ti­kel 5 Ab­satz 1 be­steht.

3Das SEM tritt auf ein Ge­such nicht ein, wel­ches die Vor­aus­set­zun­gen von Ar­ti­kel 18 nicht er­füllt. Dies gilt na­ment­lich, wenn das Asyl­ge­such aus­sch­liess­lich aus wirt­schaft­li­chen oder me­di­zi­ni­schen Grün­den ein­ge­reicht wird.

4In den üb­ri­gen Fäl­len lehnt das SEM das Asyl­ge­such ab, wenn die Flücht­lings­ei­gen­schaft we­der be­wie­sen noch glaub­haft ge­macht wor­den ist oder ein Asy­laus­schluss­grund nach den Ar­ti­keln 53 und 54 vor­liegt.3


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 26. Sept. 2014, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1871; BBl 2014 3373).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 31b Anerkennung von Asyl- und Wegweisungsentscheiden der Dublin-Staaten  

1Ei­ne asyl­su­chen­de Per­son, ge­gen die in ei­nem Staat, der durch ei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den ist (Du­blin-Staat), ein ab­leh­nen­der Asyl- und ein rechts­kräf­ti­ger Weg­wei­sungs­ent­scheid er­gan­gen ist, kann nach den Vor­aus­set­zun­gen der Richt­li­nie 2001/40/EG2 di­rekt in ih­ren Hei­mat- oder Her­kunfts­staat weg­ge­wie­sen wer­den, wenn:

a.
der zu­stän­di­ge Du­blin-Staat wäh­rend län­ge­rer Zeit kei­ne Weg­wei­sun­gen in den Hei­mat- oder Her­kunfts­staat der asyl­su­chen­den Per­son voll­zieht; und
b.
die Weg­wei­sung aus der Schweiz vor­aus­sicht­lich rasch voll­zo­gen wer­den kann.

2Das SEM holt bei den zu­stän­di­gen Be­hör­den des be­trof­fe­nen Du­blin-Staa­tes die zum Voll­zug der Weg­wei­sung not­wen­di­gen Aus­künf­te ein und trifft die er­for­der­li­chen Ab­spra­chen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 26. Sept. 2014, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1871; BBl 2014 3373).
2 Richt­li­nie 2001/40/EG des Ra­tes vom 28. Mai 2001 über die ge­gen­sei­ti­ge An­er­ken­nung von Ent­schei­dun­gen über die Rück­füh­rung von Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen, ABl. L 149 vom 2.6.2001, S. 34.

Art. 3235  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 35a Wiederaufnahme des Asylverfahrens im Rahmen des Dublin-Verfahrens  

Ist die Schweiz auf­grund der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/20132 für die Prü­fung ei­nes Asyl­ge­suchs zu­stän­dig, so wird das Asyl­ver­fah­ren wie­der auf­ge­nom­men, und zwar auch dann, wenn das Asyl­ge­such zu­vor ab­ge­schrie­ben wur­de.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005 (AS 2006 4745; BBl 2002 6845). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).
2 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 22 Abs. 1ter.

Art. 36 Verfahren vor Entscheiden  

1Bei Nicht­ein­tre­tens­ent­schei­den nach Ar­ti­kel 31a Ab­satz 1 wird der asyl­su­chen­den Per­son das recht­li­che Ge­hör ge­währt. Das­sel­be gilt, wenn die asyl­su­chen­de Per­son:

a.
die Be­hör­den über ih­re Iden­ti­tät täuscht und die­se Täu­schung auf­grund der Er­geb­nis­se der er­ken­nungs­dienst­li­chen Be­hand­lung oder an­de­rer Be­weis­mit­tel fest­steht;
b.
ihr Ge­such mass­ge­blich auf ge­fälsch­te oder ver­fälsch­te Be­weis­mit­tel ab­stützt;
c.
ih­re Mit­wir­kungs­pflicht schuld­haft auf an­de­re Wei­se grob ver­letzt.

2In den üb­ri­gen Fäl­len fin­det ei­ne An­hö­rung nach Ar­ti­kel 29 statt.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 37 Erstinstanzliche Verfahrensfristen  

1Ent­schei­de im Du­blin-Ver­fah­ren (Art. 26b) sind in­ner­halb von drei Ar­beits­ta­gen zu er­öff­nen, nach­dem der an­ge­frag­te Du­blin-Staat dem Er­su­chen um Über­stel­lung nach den Ar­ti­keln 21 und 23 der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/20132 zu­ge­stimmt hat.

2Ent­schei­de im be­schleu­nig­ten Ver­fah­ren (Art. 26c) sind in­ner­halb von acht Ar­beits­ta­gen nach Ab­schluss der Vor­be­rei­tungs­pha­se zu er­öff­nen.

3Lie­gen trif­ti­ge Grün­de vor und ist ab­seh­bar, dass der Ent­scheid im Zen­trum des Bun­des ge­trof­fen wer­den kann, so kön­nen die Fris­ten nach den Ab­sät­zen 1 und 2 um ei­ni­ge Ta­ge über­schrit­ten wer­den.

4Ent­schei­de im er­wei­ter­ten Ver­fah­ren (Art. 26d) sind in­ner­halb von zwei Mo­na­ten nach Ab­schluss der Vor­be­rei­tungs­pha­se zu tref­fen.

5In den üb­ri­gen Fäl­len sind Nicht­ein­tre­tens­ent­schei­de in­ner­halb von fünf Ar­beits­ta­gen und Ent­schei­de in­ner­halb von zehn Ar­beits­ta­gen nach der Ge­such­stel­lung zu tref­fen.

6Das SEM ent­schei­det aus­ser­halb der Rei­he und un­ver­züg­lich, wenn die asyl­su­chen­de Per­son auf der Grund­la­ge ei­nes Er­su­chens des Staa­tes, vor wel­chem die­se Schutz in der Schweiz sucht, in Aus­lie­fe­rungs­haft ist. Dies gilt auch, wenn ge­gen sie ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis des Straf­ge­setz­buchs (StGB)3 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis des Mi­li­tär­straf­ge­set­zes vom 13. Ju­ni 19274 (MStG) aus­ge­spro­chen wur­de.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I, Abs. 4 und 6 ge­mä­ss Ziff. IV 2 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
2 Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 26. Ju­ni 2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes von ei­nem Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen oder Staa­ten­lo­sen in ei­nem Mit­glied­staat ge­stell­ten An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist (Neu­fas­sung), Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 180 vom 29.6.2013, S. 31.
3 SR 311.0
4 SR 321.0

Art. 37a Begründung  

Nicht­ein­tre­tens­ent­schei­de sind sum­ma­risch zu be­grün­den.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 37b Behandlungsstrategie des SEM  

Das SEM legt in ei­ner Be­hand­lungs­stra­te­gie fest, wel­che Asyl­ge­su­che prio­ri­tär be­han­delt wer­den. Es be­rück­sich­tigt da­bei ins­be­son­de­re die ge­setz­li­chen Be­hand­lungs­fris­ten, die Si­tua­ti­on in den Her­kunfts­staa­ten, die of­fen­sicht­li­che Be­grün­det­heit oder Un­be­grün­det­heit der Ge­su­che so­wie das Ver­hal­ten der asyl­su­chen­den Per­so­nen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 38  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 39 Gewährung vorübergehenden Schutzes  

Wird auf­grund der Be­fra­gung in ei­nem Zen­trum des Bun­des oder der An­hö­rung of­fen­kun­dig, dass Asyl­su­chen­de zu ei­ner Grup­pe Schutz­be­dürf­ti­ger nach Ar­ti­kel 66 ge­hö­ren, so wird ih­nen vor­über­ge­hen­der Schutz ge­währt.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 40 Ablehnung ohne weitere Abklärungen  

1Wird auf­grund der An­hö­rung of­fen­kun­dig, dass Asyl­su­chen­de ih­re Flücht­lings­ei­gen­schaft we­der be­wei­sen noch glaub­haft ma­chen kön­nen und ih­rer Weg­wei­sung kei­ne Grün­de ent­ge­gen­ste­hen, so wird das Ge­such oh­ne wei­te­re Ab­klä­run­gen ab­ge­lehnt.

2Der Ent­scheid muss zu­min­dest sum­ma­risch be­grün­det wer­den.1


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 41  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 41a Koordination mit dem Auslieferungsverfahren  

Liegt ge­gen die asyl­su­chen­de Per­son ein Aus­lie­fe­rungs­er­su­chen im Sin­ne des Rechts­hil­fe­ge­set­zes vom 20. März 19812 vor, so zieht das SEM für den Ent­scheid über das Asyl­ge­such die Ak­ten aus dem Aus­lie­fe­rungs­ver­fah­ren bei.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 1. Okt 2010 über die Ko­or­di­na­ti­on des Asyl- und des Aus­lie­fe­rungs­ver­fah­rens, in Kraft seit 1. April 2011 (AS 2011 925; BBl 2010 1467).
2 SR 351.1

4. Abschnitt: Stellung während des Asylverfahrens

Art. 42 Aufenthalt während des Asylverfahrens  

Wer ein Asyl­ge­such in der Schweiz ge­stellt hat, darf sich bis zum Ab­schluss des Ver­fah­rens in der Schweiz auf­hal­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 43 Bewilligung zur Erwerbstätigkeit  

1Wäh­rend des Auf­ent­hal­tes in den Zen­tren des Bun­des dür­fen Asyl­su­chen­de kei­ne Er­werbs­tä­tig­keit aus­üben.1

1bisDie wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen für die Zu­las­sung zur Er­werbs­tä­tig­keit rich­ten sich nach dem AIG2.3

2Die Be­wil­li­gung zur Er­werbs­tä­tig­keit er­lischt nach Ab­lauf der mit dem rechts­kräf­ti­gen ne­ga­ti­ven Aus­gang des Asyl­ver­fah­rens fest­ge­setz­ten Aus­rei­se­frist, selbst wenn ein aus­ser­or­dent­li­ches Rechts­mit­tel­ver­fah­ren ein­ge­lei­tet und der Voll­zug der Weg­wei­sung aus­ge­setzt wur­de. Ver­län­gert das SEM die Aus­rei­se­frist im Rah­men des or­dent­li­chen Ver­fah­rens, so kann wei­ter­hin ei­ne Er­werbs­tä­tig­keit be­wil­ligt wer­den. Wäh­rend der Dau­er ei­nes Ver­fah­rens nach Ar­ti­kel 111c wird kei­ne Be­wil­li­gung zur Er­werbs­tä­tig­keit er­teilt.4

3Das EJPD kann in Ab­spra­che mit dem De­par­te­ment für Wirt­schaft, Bil­dung und For­schung die Kan­to­ne er­mäch­ti­gen, für be­stimm­te Ka­te­go­ri­en von Per­so­nen Be­wil­li­gun­gen zur Er­werbs­tä­tig­keit über den Ab­lauf der Aus­rei­se­frist hin­aus zu ver­län­gern, so­fern be­son­de­re Um­stän­de dies recht­fer­ti­gen. Dies gilt sinn­ge­mä­ss auch für Asyl­ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 111c.5

3bisDer Bun­des­rat kann für be­stimm­te Grup­pen von Asyl­su­chen­den ein be­fris­te­tes Ar­beits­ver­bot er­las­sen.6

4Asyl­su­chen­de, die nach den frem­den­po­li­zei­li­chen Be­stim­mun­gen zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit be­rech­tigt sind oder an Be­schäf­ti­gungs­pro­gram­men teil­neh­men, un­ter­lie­gen dem Ar­beits­ver­bot nicht.7


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
2 SR 142.20
3 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 1 des BG vom 16. Dez. 2005 über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 5437, 2008 5405; BBl 2002 3709).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
6 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

5. Abschnitt: Vollzug der Wegweisung und Ersatzmassnahmen

Art. 44 Wegweisung und vorläufige Aufnahme  

Lehnt das SEM das Asyl­ge­such ab oder tritt es dar­auf nicht ein, so ver­fügt es in der Re­gel die Weg­wei­sung aus der Schweiz und ord­net den Voll­zug an; es be­rück­sich­tigt da­bei den Grund­satz der Ein­heit der Fa­mi­lie. Im Üb­ri­gen fin­den für die An­ord­nung des Voll­zugs der Weg­wei­sung die Ar­ti­kel 83 und 84 des AIG2 An­wen­dung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
2 SR 142.20

Art. 44a  

1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2003 über das Ent­las­tungs­pro­gramm 2003 (AS 2004 1633; BBl 2003 5615). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 45 Wegweisungsverfügung  

1Die Weg­wei­sungs­ver­fü­gung ent­hält:

a.
die Ver­pflich­tung der asyl­su­chen­den Per­son, die Schweiz zu ver­las­sen;
b.
den Zeit­punkt, bis zu dem sie die Schweiz ver­las­sen ha­ben muss; bei An­ord­nung ei­ner vor­läu­fi­gen Auf­nah­me wird die Frist für die Aus­rei­se erst mit dem Auf­he­bungs­ent­scheid fest­ge­setzt;
c.2
die An­dro­hung von Zwangs­mit­teln;
d.
ge­ge­be­nen­falls die Be­zeich­nung der Staa­ten, in wel­che die Asyl­su­chen­de Per­son nicht zu­rück­ge­führt wer­den darf;
e.
ge­ge­be­nen­falls die An­ord­nung ei­ner Er­satz­mass­nah­me an­stel­le des Voll­zugs;
f.
die Be­zeich­nung des für den Voll­zug der Weg­wei­sung oder der Er­satz­mass­nah­me zu­stän­di­gen Kan­tons.

2Mit der Weg­wei­sungs­ver­fü­gung ist ei­ne an­ge­mes­se­ne Aus­rei­se­frist zwi­schen sie­ben und dreis­sig Ta­gen an­zu­set­zen. Die Aus­rei­se­frist bei Ent­schei­den, wel­che im be­schleu­nig­ten Ver­fah­ren ge­trof­fen wur­den, be­trägt sie­ben Ta­ge. Im er­wei­ter­ten Ver­fah­ren be­trägt sie zwi­schen sie­ben und dreis­sig Ta­gen.3

2bisEi­ne län­ge­re Aus­rei­se­frist ist an­zu­set­zen oder die Aus­rei­se­frist wird ver­län­gert, wenn be­son­de­re Um­stän­de wie die fa­mi­li­äre Si­tua­ti­on, ge­sund­heit­li­che Pro­ble­me oder ei­ne lan­ge Auf­ent­halts­dau­er dies er­for­dern.4

3Die Weg­wei­sung ist so­fort voll­streck­bar oder es kann ei­ne Aus­rei­se­frist von we­ni­ger als sie­ben Ta­gen an­ge­setzt wer­den, wenn die be­trof­fe­ne Per­son auf­grund der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men5 weg­ge­wie­sen wird.6

4Der asyl­su­chen­den Per­son ist ein In­for­ma­ti­ons­blatt mit Er­läu­te­run­gen zur Weg­wei­sungs­ver­fü­gung ab­zu­ge­ben.7


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
4 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
5 Die­se Abk. sind in An­hang 1 auf­ge­führt.
6 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).
7 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

Art. 46 Vollzug durch die Kantone  

1Der Zu­wei­sungs­kan­ton ist ver­pflich­tet, die Weg­wei­sungs­ver­fü­gung zu voll­zie­hen.1

1bisWäh­rend des Auf­ent­hal­tes ei­ner asyl­su­chen­den Per­son in ei­nem Zen­trum des Bun­des ist der Stand­ort­kan­ton für den Voll­zug der Weg­wei­sung zu­stän­dig. Für Per­so­nen nach Ar­ti­kel 27 Ab­satz 4 bleibt der Stand­ort­kan­ton auch nach de­ren Auf­ent­halt in ei­nem Zen­trum des Bun­des für den Voll­zug der Weg­wei­sung zu­stän­dig. Der Bun­des­rat kann vor­se­hen, dass auf­grund be­son­de­rer Um­stän­de ein an­de­rer als der Stand­ort­kan­ton als zu­stän­dig be­zeich­net wird.2

1terBei ei­nem Mehr­fach­ge­such nach Ar­ti­kel 111c bleibt der im Rah­men des frü­he­ren Asyl- und Weg­wei­sungs­ver­fah­rens zu­stän­di­ge Kan­ton wei­ter­hin für den Voll­zug der Weg­wei­sung und die Aus­rich­tung von Not­hil­fe zu­stän­dig.3

2Er­weist sich der Voll­zug aus tech­ni­schen Grün­den als nicht mög­lich, so be­an­tragt der Kan­ton dem SEM die An­ord­nung ei­ner vor­läu­fi­gen Auf­nah­me.4

3Das SEM über­wacht den Voll­zug und er­stellt zu­sam­men mit den Kan­to­nen ein Mo­ni­to­ring des Weg­wei­sungs­voll­zugs.5


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2003 über das Ent­las­tungs­pro­gramm 2003, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2004 1633; BBl 2003 5615).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2003 über das Ent­las­tungs­pro­gramm 2003, (AS 2004 1633; BBl 2003 5615). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 3101; BBl 2014 7991).

Art. 47 Massnahmen bei unbekanntem Aufenthalt  

Ent­zie­hen sich weg­ge­wie­se­ne Asyl­su­chen­de durch Ver­heim­li­chung ih­res Auf­ent­halts­or­tes dem Voll­zug, so kann der Kan­ton oder das SEM sie po­li­zei­lich aus­schrei­ben las­sen.

Art. 48 Zusammenarbeit der Kantone  

Be­fin­den sich weg­ge­wie­se­ne Asyl­su­chen­de nicht im Kan­ton, der die Weg­wei­sung voll­zie­hen muss, so leis­tet ihm der Auf­ent­halts­kan­ton auf Er­su­chen hin Amts­hil­fe. Die Amts­hil­fe be­steht ins­be­son­de­re in der Zu­füh­rung der be­trof­fe­nen Per­son oder in ih­rer di­rek­ten Aus­schaf­fung.

3. Kapitel: Asylgewährung und Rechtsstellung der Flüchtlinge

1. Abschnitt: Asylgewährung

Art. 49 Grundsatz  

Asyl wird Per­so­nen ge­währt, wenn sie die Flücht­lings­ei­gen­schaft be­sit­zen und kein Asy­laus­schluss­grund vor­liegt.

Art. 50 Zweitasyl  

Flücht­lin­gen, die in ei­nem an­dern Staat auf­ge­nom­men wor­den sind, kann Asyl ge­währt wer­den, wenn sie sich seit min­des­tens zwei Jah­ren ord­nungs­ge­mä­ss und un­un­ter­bro­chen in der Schweiz auf­hal­ten.

Art. 51 Familienasyl  

1Ehe­gat­ten von Flücht­lin­gen und ih­re min­der­jäh­ri­gen Kin­der wer­den als Flücht­lin­ge an­er­kannt und er­hal­ten Asyl, wenn kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de da­ge­gen spre­chen.1

1bisHat das SEM wäh­rend des Asyl­ver­fah­rens An­halts­punk­te da­für, dass ein Un­gül­tig­keits­grund nach Ar­ti­kel 105 Zif­fer 5 oder 6 des Zi­vil­ge­setz­buchs2 (ZGB) vor­liegt, so mel­det es dies der nach Ar­ti­kel 106 ZGB zu­stän­di­gen Be­hör­de. Das Ver­fah­ren wird bis zur Ent­schei­dung die­ser Be­hör­de sis­tiert. Er­hebt die Be­hör­de Kla­ge, so wird das Ver­fah­ren bis zum Vor­lie­gen des rechts­kräf­ti­gen Ur­teils sis­tiert.3

2...4

3In der Schweiz ge­bo­re­ne Kin­der von Flücht­lin­gen wer­den auch als Flücht­lin­ge an­er­kannt, so­fern kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de da­ge­gen spre­chen.5

4Wur­den die an­spruchs­be­rech­tig­ten Per­so­nen nach Ab­satz 1 durch die Flucht ge­trennt und be­fin­den sie sich im Aus­land, so ist ih­re Ein­rei­se auf Ge­such hin zu be­wil­li­gen.6

5...7


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs— hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).
2 SR 210
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs— hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).
4 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
6 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
7 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 4745; BBl 2002 6845).

Art. 52  

1...1

2...2


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
2 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 53 Asylunwürdigkeit  

Flücht­lin­gen wird kein Asyl ge­währt, wenn:

a.
sie we­gen ver­werf­li­cher Hand­lun­gen des Asyls un­wür­dig sind;
b.
sie die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit der Schweiz ver­letzt ha­ben oder ge­fähr­den; oder
c.
ge­gen sie ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB2 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG3 aus­ge­spro­chen wur­de.

1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
2 SR 311.0
3 SR 321.0

Art. 54 Subjektive Nachfluchtgründe  

Flücht­lin­gen wird kein Asyl ge­währt, wenn sie erst durch ih­re Aus­rei­se aus dem Hei­mat- oder Her­kunfts­staat oder we­gen ih­res Ver­hal­tens nach der Aus­rei­se Flücht­lin­ge im Sin­ne von Ar­ti­kel 3 wur­den.

Art. 55 Ausnahmesituationen  

1In Zei­ten er­höh­ter in­ter­na­tio­na­ler Span­nun­gen, bei Aus­bruch ei­nes be­waff­ne­ten Kon­flik­tes, an dem die Schweiz nicht be­tei­ligt ist, oder bei aus­ser­or­dent­lich gros­sem Zu­strom von Asyl­su­chen­den in Frie­dens­zei­ten ge­währt die Schweiz Flücht­lin­gen Asyl, so­lan­ge ihr dies nach den Um­stän­den mög­lich ist.

2Der Bun­des­rat trifft die er­for­der­li­chen Mass­nah­men. Er kann, in Ab­wei­chung vom Ge­setz, die Vor­aus­set­zun­gen für die Asyl­ge­wäh­rung und die Rechts­stel­lung der Flücht­lin­ge ein­schrän­ken und be­son­de­re Ver­fah­rens­be­stim­mun­gen auf­stel­len. Er er­stat­tet der Bun­des­ver­samm­lung dar­über un­ver­züg­lich Be­richt.

3Wenn die dau­ern­de Be­her­ber­gung von Flücht­lin­gen die Mög­lich­kei­ten der Schweiz über­steigt, kann Asyl auch nur vor­über­ge­hend ge­währt wer­den, bis die Auf­ge­nom­me­nen wei­ter­rei­sen kön­nen.

4Zeich­net sich ab, dass ei­ne er­heb­li­che An­zahl von Flücht­lin­gen auf die Schweiz zu­kommt, so sucht der Bun­des­rat ei­ne ra­sche und wirk­sa­me in­ter­na­tio­na­le Zu­sam­men­ar­beit im Hin­blick auf de­ren Ver­tei­lung.

2. Abschnitt: Asyl für Gruppen

Art. 56 Entscheid  

1Grös­se­ren Flücht­lings­grup­pen wird auf­grund ei­nes Ent­schei­des des Bun­des­ra­tes Asyl ge­währt. Bei klei­ne­ren Flücht­lings­grup­pen ent­schei­det das EJPD.

2Das SEM be­stimmt, wer ei­ner sol­chen Grup­pe an­ge­hört.

Art. 57 Verteilung und Erstintegration  

1Für die Ver­tei­lung der Flücht­lin­ge auf die Kan­to­ne gilt Ar­ti­kel 27.

2Der Bund kann im Rah­men der Ers­tin­te­gra­ti­on Flücht­lings­grup­pen vor­über­ge­hend ei­ne Un­ter­kunft zu­wei­sen und sie ins­be­son­de­re in ei­nem Ers­tin­te­gra­ti­ons­zen­trum un­ter­brin­gen.

3. Abschnitt: Rechtsstellung der Flüchtlinge

Art. 58 Grundsatz  

Die Rechts­stel­lung der Flücht­lin­ge in der Schweiz rich­tet sich nach dem für Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der gel­ten­den Recht, so­weit nicht be­son­de­re Be­stim­mun­gen, na­ment­lich die­ses Ge­set­zes und der Flücht­lings­kon­ven­ti­on vom 28. Ju­li 19511 an­wend­bar sind.


Art. 59 Wirkung  

Per­so­nen, de­nen die Schweiz Asyl ge­währt hat oder wel­che die Flücht­lings­ei­gen­schaft er­fül­len, gel­ten ge­gen­über al­len eid­ge­nös­si­schen und kan­to­na­len Be­hör­den als Flücht­lin­ge im Sin­ne die­ses Ge­set­zes so­wie des Ab­kom­mens vom 28. Ju­li 19512 über die Rechts­stel­lung der Flücht­lin­ge.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
2 SR 0.142.30

Art. 60 Regelung der Anwesenheit  

1Per­so­nen, de­nen Asyl ge­währt wur­de, ha­ben An­spruch auf ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung im Kan­ton, in dem sie sich recht­mäs­sig auf­hal­ten.

2Die Er­tei­lung der Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung rich­tet sich nach Ar­ti­kel 34 AIG2.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
2 SR 142.20
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 61 Erwerbstätigkeit  

1Per­so­nen, de­nen die Schweiz Asyl ge­währt oder die sie als Flücht­lin­ge vor­läu­fig auf­ge­nom­men hat, so­wie Flücht­lin­ge mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB2 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG3 kön­nen in der gan­zen Schweiz ei­ne Er­werbs­tä­tig­keit aus­üben, wenn die orts-, be­rufs- und bran­chen­üb­li­chen Lohn- und Ar­beits­be­din­gun­gen ein­ge­hal­ten wer­den (Art. 22 AIG4).5

2Die Auf­nah­me und die Be­en­di­gung der Er­werbs­tä­tig­keit so­wie ein Stel­len­wech­sel müs­sen vom Ar­beit­ge­ber vor­gän­gig der vom Kan­ton be­zeich­ne­ten, für den Ar­beit­s­ort zu­stän­di­gen Be­hör­de ge­mel­det wer­den. Das Mel­de­ver­fah­ren rich­tet sich nach Ar­ti­kel 85a Ab­sät­ze 2–6 AIG.

3Ab­satz 2 ist nicht an­wend­bar auf an­er­kann­te Flücht­lin­ge mit ei­ner Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).
2 SR 311.0
3 SR 321.0
4 SR 142.20
5 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

Art. 62 Medizinalprüfungen  

Per­so­nen, de­nen die Schweiz Asyl ge­währt hat, wer­den zu den eid­ge­nös­si­schen Me­di­zi­nal­prü­fun­gen zu­ge­las­sen; das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment des In­nern be­stimmt die Vor­aus­set­zun­gen.

4. Abschnitt: Beendigung des Asyls

Art. 63 Widerruf  

1Das SEM wi­der­ruft das Asyl oder ab­er­kennt die Flücht­lings­ei­gen­schaft:

a.
wenn die aus­län­di­sche Per­son das Asyl oder die Flücht­lings­ei­gen­schaft durch falsche An­ga­ben oder Ver­schwei­gen we­sent­li­cher Tat­sa­chen er­schli­chen hat;
b.
aus Grün­den nach Ar­ti­kel 1 Buch­sta­be C Zif­fern 1–6 der Flücht­lings­kon­ven­ti­on vom 28. Ju­li 19511.

1bisEs ab­er­kennt die Flücht­lings­ei­gen­schaft, wenn Flücht­lin­ge in ih­ren Hei­mat- oder Her­kunfts­staat rei­sen. Die Ab­er­ken­nung un­ter­bleibt, wenn die aus­län­di­sche Per­son glaub­haft macht, dass die Rei­se in den Hei­mat- oder Her­kunfts­staat auf­grund ei­nes Zwangs er­folg­te.2

2Das SEM wi­der­ruft das Asyl, wenn Flücht­lin­ge:

a.
die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit der Schweiz ver­letzt ha­ben oder ge­fähr­den oder be­son­ders ver­werf­li­che straf­ba­re Hand­lun­gen be­gan­gen ha­ben;
b.
ein Rei­se­ver­bot nach Ar­ti­kel 59c Ab­satz 1 zwei­ter Satz AIG3 miss­ach­tet ha­ben.4

3Der Asyl­wi­der­ruf oder die Ab­er­ken­nung der Flücht­lings­ei­gen­schaft gilt ge­gen­über al­len eid­ge­nös­si­schen und kan­to­na­len Be­hör­den.

4Der Asyl­wi­der­ruf oder die Ab­er­ken­nung der Flücht­lings­ei­gen­schaft er­streckt sich nicht auf den Ehe­gat­ten und die Kin­der.5


1 SR 0.142.30
2 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).
3 SR 142.20
4 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. April 2020 (AS 2019 1413, 2020 881; BBl 2018 1685).
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs— hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

Art. 64 Erlöschen  

1Das Asyl in der Schweiz er­lischt, wenn:

a.1
sich Flücht­lin­ge wäh­rend mehr als ei­nem Jahr im Aus­land auf­ge­hal­ten ha­ben;
b.
Flücht­lin­ge in ei­nem an­de­ren Land Asyl oder die Be­wil­li­gung zum dau­ern­den Ver­blei­ben er­hal­ten ha­ben;
c.
die Flücht­lin­ge dar­auf ver­zich­ten;
d.2
die Weg- oder Aus­wei­sung voll­zo­gen wor­den ist;
e.3
ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB4 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG5 rechts­kräf­tig ge­wor­den ist.

2Das SEM kann die Frist nach Ab­satz 1 Buch­sta­be a ver­län­gern, wenn be­son­de­re Um­stän­de vor­lie­gen.

3Der Flücht­lings­sta­tus und das Asyl er­lö­schen, wenn die aus­län­di­sche Per­son nach Ar­ti­kel 1 Ab­schnitt C Zif­fer 3 der Flücht­lings­kon­ven­ti­on vom 28. Ju­li 19516 die Schwei­zer Staats­an­ge­hö­rig­keit er­wirbt.7


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
3 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
4 SR 311.0
5 SR 321.0
6 SR 0.142.30
7 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 65 Weg- oder Ausweisung  

Die Weg- oder Aus­wei­sung von Flücht­lin­gen rich­tet sich nach Ar­ti­kel 64 AIG2 in Ver­bin­dung mit Ar­ti­kel 63 Ab­satz 1 Buch­sta­be b und Ar­ti­kel 68 AIG. Ar­ti­kel 5 bleibt vor­be­hal­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
2 SR 142.20

4. Kapitel: Gewährung vorübergehenden Schutzes und Rechtsstellung der Schutzbedürftigen

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 66 Grundsatzentscheid des Bundesrates  

1Der Bun­des­rat ent­schei­det, ob und nach wel­chen Kri­te­ri­en Grup­pen von Schutz­be­dürf­ti­gen nach Ar­ti­kel 4 vor­über­ge­hen­der Schutz ge­währt wird.

2Er kon­sul­tiert zu­vor Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der Kan­to­ne, der Hilfs­wer­ke und al­len­falls wei­te­rer nicht­staat­li­cher Or­ga­ni­sa­tio­nen so­wie das Hoch­kom­missa­ri­at der Ver­ein­ten Na­tio­nen für die Flücht­lin­ge.

Art. 67 Aussenpolitische Massnahmen  

1Die Ge­wäh­rung vor­über­ge­hen­den Schut­zes so­wie Mass­nah­men und Hil­fe­leis­tun­gen im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat oder in der Her­kunfts­re­gi­on der Schutz­be­dürf­ti­gen sol­len ein­an­der so­weit mög­lich er­gän­zen.

2Der Bund ar­bei­tet mit dem Hei­mat- oder Her­kunfts­staat, an­de­ren Auf­nah­me­staa­ten und in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen zu­sam­men, um die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne si­che­re Rück­kehr zu schaf­fen.

2. Abschnitt: Verfahren

Art. 68 Schutzbedürftige im Ausland  

1Das SEM be­zeich­net die Grup­pe Schutz­be­dürf­ti­ger nä­her und ent­schei­det, wem in der Schweiz vor­über­ge­hen­der Schutz ge­währt wird. Es be­rück­sich­tigt da­bei den Grund­satz der Ein­heit der Fa­mi­lie.

2Der Ent­scheid über die Ge­wäh­rung vor­über­ge­hen­den Schut­zes kann nur mit der Be­grün­dung an­ge­foch­ten wer­den, er ver­let­ze den Grund­satz der Ein­heit der Fa­mi­lie.

3...1


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 69 Schutzbedürftige an der Grenze und im Inland  

1Auf Ge­su­che von Schutz­be­dürf­ti­gen an der Gren­ze oder im In­land fin­den die Ar­ti­kel 18 und 19 so­wie 21–23 sinn­ge­mä­ss An­wen­dung.1

2Liegt nicht of­fen­sicht­lich ei­ne Ver­fol­gung im Sin­ne von Ar­ti­kel 3 vor, so be­stimmt das SEM im An­schluss an die Be­fra­gung im Zen­trum des Bun­des nach Ar­ti­kel 26, wer ei­ner Grup­pe Schutz­be­dürf­ti­ger an­ge­hört und wem in der Schweiz vor­über­ge­hen­der Schutz ge­währt wird. Die Ge­wäh­rung vor­über­ge­hen­den Schut­zes ist nicht an­fecht­bar.

3Wird ei­ner Per­son vor­über­ge­hen­der Schutz ge­währt, so wird das Ver­fah­ren über ein all­fäl­li­ges Ge­such um An­er­ken­nung als Flücht­ling sis­tiert.

4Be­ab­sich­tigt das SEM, den vor­über­ge­hen­den Schutz zu ver­wei­gern, so setzt es das Ver­fah­ren über die An­er­ken­nung als Flücht­ling oder das Weg­wei­sungs­ver­fah­ren un­ver­züg­lich fort.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 70 Wiederaufnahme des Verfahrens um Anerkennung als Flüchtling  

Schutz­be­dürf­ti­ge, die ein Ge­such um An­er­ken­nung als Flücht­ling ge­stellt ha­ben, kön­nen frü­he­s­tens fünf Jah­re nach dem Sis­tie­rungs­ent­scheid nach Ar­ti­kel 69 Ab­satz 3 die Wie­der­auf­nah­me des Ver­fah­rens um An­er­ken­nung als Flücht­ling ver­lan­gen. Bei der Wie­der­auf­nah­me die­ses Ver­fah­rens wird der vor­über­ge­hen­de Schutz auf­ge­ho­ben.

Art. 71 Gewährung vorübergehenden Schutzes an Familien  

1Ehe­gat­ten von Schutz­be­dürf­ti­gen und ih­ren min­der­jäh­ri­gen Kin­dern wird vor­über­ge­hend Schutz ge­währt, wenn:1

a.
sie ge­mein­sam um Schutz nach­su­chen und kei­ne Aus­schluss­grün­de nach Ar­ti­kel 73 vor­lie­gen;
b.
die Fa­mi­lie durch Er­eig­nis­se nach Ar­ti­kel 4 ge­trennt wur­de, sich in der Schweiz ver­ei­ni­gen will und kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de da­ge­gen spre­chen.

1bisHat das SEM wäh­rend des Ver­fah­rens zur vor­über­ge­hen­den Schutz­ge­wäh­rung An­halts­punk­te da­für, dass ein Un­gül­tig­keits­grund nach Ar­ti­kel 105 Zif­fer 5 oder 6 ZGB2 vor­liegt, so mel­det es dies der nach Ar­ti­kel 106 ZGB zu­stän­di­gen Be­hör­de. Das Ge­such um Nach­zug wird bis zur Ent­schei­dung die­ser Be­hör­de sis­tiert. Er­hebt die Be­hör­de Kla­ge, so wird das Ge­such bis zum Vor­lie­gen des rechts­kräf­ti­gen Ur­teils sis­tiert.3

2Den in der Schweiz ge­bo­re­nen Kin­dern von Schutz­be­dürf­ti­gen wird eben­falls vor­über­ge­hen­der Schutz ge­währt.

3Be­fin­den sich die an­spruchs­be­rech­tig­ten Per­so­nen im Aus­land, so ist ih­re Ein­rei­se zu be­wil­li­gen.

4Der Bun­des­rat re­gelt für wei­te­re Fäl­le die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Ver­ei­ni­gung der Fa­mi­lie in der Schweiz.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs— hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).
2 SR 210
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs— hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

Art. 72 Verfahren  

Im Üb­ri­gen fin­den auf die Ver­fah­ren nach den Ar­ti­keln 68, 69 und 71 die Be­stim­mun­gen des 1., des 2a. und des 3. Ab­schnit­tes des 2. Ka­pi­tels sinn­ge­mä­ss An­wen­dung. Auf die Ver­fah­ren nach den Ar­ti­keln 69 und 71 fin­den die Be­stim­mun­gen des 8. Ka­pi­tels sinn­ge­mä­ss An­wen­dung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 73 Ausschlussgründe  

Vor­über­ge­hen­der Schutz wird nicht ge­währt, wenn die schutz­be­dürf­ti­ge Per­son:

a.
einen Tat­be­stand nach Ar­ti­kel 53 er­füllt hat;
b.
die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung ver­letzt hat oder in schwer­wie­gen­der Wei­se ge­fähr­det hat; oder
c.
mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB2 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG3 be­legt ist.

1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
2 SR 311.0
3 SR 321.0

3. Abschnitt: Rechtsstellung

Art. 74 Regelung der Anwesenheit  

1Schutz­be­dürf­ti­ge hal­ten sich im Kan­ton auf, dem sie zu­ge­teilt wur­den.

2Hat der Bun­des­rat den vor­über­ge­hen­den Schutz nach fünf Jah­ren noch nicht auf­ge­ho­ben, so er­hal­ten Schutz­be­dürf­ti­ge von die­sem Kan­ton ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung, die bis zur Auf­he­bung des vor­über­ge­hen­den Schut­zes be­fris­tet ist.

3Zehn Jah­re nach Ge­wäh­rung des vor­über­ge­hen­den Schut­zes kann ih­nen der Kan­ton ei­ne Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung er­tei­len.

Art. 75 Bewilligung zur Erwerbstätigkeit  

1Wäh­rend der ers­ten drei Mo­na­te nach Ein­rei­se in die Schweiz dür­fen Schutz­be­dürf­ti­ge kei­ne Er­werbs­tä­tig­keit aus­üben. Da­nach rich­ten sich Vor­aus­set­zun­gen für die Zu­las­sung zur Er­werbs­tä­tig­keit nach dem AIG1.2

2Der Bun­des­rat kann güns­ti­ge­re Be­din­gun­gen für ei­ne Er­werbs­tä­tig­keit er­las­sen.

3Be­reits er­teil­te Be­wil­li­gun­gen zur Er­werbs­tä­tig­keit blei­ben be­ste­hen.

4Schutz­be­dürf­ti­ge, die nach den frem­den­po­li­zei­li­chen Be­stim­mun­gen zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit be­rech­tigt sind oder an Be­schäf­ti­gungs­pro­gram­men teil­neh­men, un­ter­lie­gen dem Ar­beits­ver­bot nicht.3


1 SR 142.20
2 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss An­hang Ziff. II 1 des BG vom 16. Dez. 2005 über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 5437, 2008 5405; BBl 2002 3709).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

4. Abschnitt: Beendigung des vorübergehenden Schutzes und Rückkehr

Art. 76 Aufhebung des vorübergehenden Schutzes und Wegweisung  

1Der Bun­des­rat setzt nach Kon­sul­ta­tio­nen mit Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der Kan­to­ne, der Hilfs­wer­ke und al­len­falls wei­te­rer nicht­staat­li­cher Or­ga­ni­sa­tio­nen, dem Hoch­kom­missa­ri­at der Ver­ein­ten Na­tio­nen für die Flücht­lin­ge so­wie mit in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen den Zeit­punkt fest, auf den der vor­über­ge­hen­de Schutz für be­stimm­te Grup­pen von Schutz­be­dürf­ti­gen auf­ge­ho­ben wird; er trifft den Ent­scheid in ei­ner All­ge­mein­ver­fü­gung.

2Das SEM ge­währt den vom Ent­scheid nach Ab­satz 1 be­trof­fe­nen Per­so­nen das recht­li­che Ge­hör.

3Er­ge­ben sich auf­grund des recht­li­chen Ge­hörs Hin­wei­se auf ei­ne Ver­fol­gung, so fin­det ei­ne An­hö­rung nach Ar­ti­kel 29 statt.1

4Ge­ben die be­trof­fe­nen Per­so­nen auf das ge­währ­te recht­li­che Ge­hör kei­ne Stel­lung­nah­me ab, so ver­fügt das SEM die Weg­wei­sung. Für den Voll­zug der Weg­wei­sung gel­ten die Ar­ti­kel 10 Ab­satz 4 und 46–48 die­ses Ge­set­zes so­wie Ar­ti­kel 71 AIG2 sinn­ge­mä­ss.3

5Für die Ab­sät­ze 2–4 sind die Be­stim­mun­gen des 1a. Ab­schnit­tes des 8. Ka­pi­tels sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.4


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
2 SR 142.20
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 1 des BG vom 16. Dez. 2005 über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 5437, 2008 5405; BBl 2002 3709).
4 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 77 Rückkehr  

Der Bund un­ter­stützt in­ter­na­tio­na­le An­stren­gun­gen für die or­ga­ni­sier­te Rück­kehr.

Art. 78 Widerruf  

1Das SEM kann den vor­über­ge­hen­den Schutz wi­der­ru­fen, wenn:

a.
er durch falsche An­ga­ben oder Ver­schwei­gen we­sent­li­cher Tat­sa­chen er­schli­chen wor­den ist;
b.
die schutz­be­dürf­ti­ge Per­son die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit der Schweiz ver­letzt hat, ge­fähr­det oder ver­werf­li­che Hand­lun­gen be­gan­gen hat;
c.
sich die schutz­be­dürf­ti­ge Per­son seit Ge­wäh­rung des vor­über­ge­hen­den Schut­zes wie­der­holt oder län­ge­re Zeit im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat auf­ge­hal­ten hat;
d.
die schutz­be­dürf­ti­ge Per­son in ei­nem Dritt­staat ein or­dent­li­ches Auf­ent­halts­recht hat, in den sie zu­rück­keh­ren kann.

2Der vor­über­ge­hen­de Schutz wird nicht wi­der­ru­fen, wenn sich die schutz­be­dürf­ti­ge Per­son mit dem Ein­ver­ständ­nis der zu­stän­di­gen Be­hör­den in ih­ren Hei­mat- oder Her­kunfts­staat be­gibt.

3Der Wi­der­ruf des vor­über­ge­hen­den Schut­zes er­streckt sich nicht auf den Ehe­gat­ten und die Kin­der, aus­ser es er­wei­se sich, dass die­se nicht schutz­be­dürf­tig sind.1

4Soll der vor­über­ge­hen­de Schutz wi­der­ru­fen wer­den, so fin­det in der Re­gel ei­ne An­hö­rung nach Ar­ti­kel 29 statt. Die Be­stim­mun­gen des 1a. Ab­schnit­tes des 8. Ka­pi­tels sind sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs— hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 79 Erlöschen  

Der vor­über­ge­hen­de Schutz er­lischt, wenn die schutz­be­dürf­ti­ge Per­son:

a.
den Mit­tel­punkt ih­rer Le­bens­ver­hält­nis­se ins Aus­land ver­legt hat;
b.
auf den vor­über­ge­hen­den Schutz ver­zich­tet hat;
c.
ge­stützt auf das AIG2 ei­ne Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung er­hal­ten hat; oder
d.
mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB3 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG4 be­legt ist.

1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
2 SR 142.20
3 SR 311.0
4 SR 321.0

Art. 79a Eingetragene Partnerschaft  

Die Be­stim­mun­gen des 3. und 4. Ka­pi­tels über Ehe­gat­ten gel­ten für die ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft gleich­ge­schlecht­li­cher Paa­re sinn­ge­mä­ss.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs— hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

5. Kapitel: Sozialhilfe und Nothilfe

1. Abschnitt: Ausrichtung von Sozialhilfe, Nothilfe und Kinderzulagen sowie Grundschulunterricht

Art. 80 Zuständigkeit in den Zentren des Bundes  

1Der Bund ge­währ­leis­tet die So­zi­al­hil­fe oder die Not­hil­fe für Per­so­nen, die sich ge­stützt auf die­ses Ge­setz in der Schweiz auf­hal­ten und in ei­nem Zen­trum des Bun­des oder in ei­nem Ers­tin­te­gra­ti­ons­zen­trum für Flücht­lings­grup­pen un­ter­ge­bracht sind. Er stellt in Zu­sam­men­ar­beit mit dem Stand­ort­kan­ton die Ge­sund­heits­ver­sor­gung und den Grund­schul­un­ter­richt si­cher. Er kann die­se Auf­ga­ben ganz oder teil­wei­se Drit­ten über­tra­gen. Ar­ti­kel 81–83a gel­ten sinn­ge­mä­ss.

2Das SEM gilt den be­auf­trag­ten Drit­ten durch Ver­trag die Ver­wal­tungs- und Per­so­nal­kos­ten so­wie die üb­ri­gen Kos­ten ab, die ih­nen bei der Er­fül­lung der Auf­ga­ben nach Ab­satz 1 ent­ste­hen. Die Ab­gel­tung wird pau­schal fest­ge­setzt. Aus­nahms­wei­se kön­nen die Bei­trä­ge nach Auf­wand fest­ge­setzt wer­den, ins­be­son­de­re zur Ab­gel­tung ein­ma­lig an­fal­len­der Kos­ten.

3Das SEM kann mit dem Stand­ort­kan­ton ver­ein­ba­ren, dass die­ser die ob­li­ga­to­ri­sche Kran­ken­ver­si­che­rung ab­sch­liesst. Das SEM ver­gü­tet die Kos­ten für die Kran­ken­kas­sen­prä­mi­en, den Selbst­be­halt und die Fran­chi­se pau­schal.

4Der Stand­ort­kan­ton or­ga­ni­siert den Grund­schul­un­ter­richt für asyl­su­chen­de Per­so­nen im schul­pflich­ti­gen Al­ter, die sich in ei­nem Zen­trum des Bun­des auf­hal­ten. Der Un­ter­richt wird nach Be­darf in die­sen Zen­tren durch­ge­führt. Der Bund kann für die Durch­füh­rung des Grund­schul­un­ter­richts Bei­trä­ge aus­rich­ten. Die Ent­schä­di­gung wird pau­schal fest­ge­setzt. Aus­nahms­wei­se kön­nen die Bei­trä­ge nach Auf­wand fest­ge­setzt wer­den, ins­be­son­de­re zur Ent­schä­di­gung ein­ma­lig an­fal­len­der Kos­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 3101; BBl 2014 7991).

Art. 80a Zuständigkeit in den Kantonen  

Die Zu­wei­sungs­kan­to­ne ge­währ­leis­ten die So­zi­al­hil­fe oder die Not­hil­fe für Per­so­nen, die sich ge­stützt auf die­ses Ge­setz in der Schweiz auf­hal­ten. Für Per­so­nen, die kei­nem Kan­ton zu­ge­wie­sen wur­den, wird die Not­hil­fe von dem Kan­ton ge­währt, der für den Voll­zug der Weg­wei­sung als zu­stän­dig be­zeich­net wor­den ist. Die Kan­to­ne kön­nen die Er­fül­lung die­ser Auf­ga­ben ganz oder teil­wei­se Drit­ten über­tra­gen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 3101; BBl 2014 7991).

Art. 81 Anspruch auf Sozialhilfeleistungen oder auf Nothilfe  

Per­so­nen, die sich ge­stützt auf die­ses Ge­setz in der Schweiz auf­hal­ten und die ih­ren Un­ter­halt nicht aus ei­ge­nen Mit­teln be­strei­ten kön­nen, er­hal­ten die not­wen­di­gen So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen, so­fern nicht Drit­te auf Grund ei­ner ge­setz­li­chen oder ver­trag­li­chen Ver­pflich­tung für sie auf­kom­men müs­sen, be­zie­hungs­wei­se auf Er­su­chen hin Not­hil­fe.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 82 Sozialhilfeleistungen und Nothilfe  

1Für die Aus­rich­tung von So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen und Not­hil­fe gilt kan­to­na­les Recht. Per­so­nen mit ei­nem rechts­kräf­ti­gen Weg­wei­sungs­ent­scheid, de­nen ei­ne Aus­rei­se­frist an­ge­setzt wor­den ist, wer­den von der So­zi­al­hil­fe aus­ge­schlos­sen.2

2Wäh­rend der Dau­er ei­nes aus­ser­or­dent­li­chen Rechts­mit­tel­ver­fah­rens oder ei­nes Asyl­ver­fah­rens nach Ar­ti­kel 111c er­hal­ten Per­so­nen nach Ab­satz 1 und Asyl­su­chen­de auf Er­su­chen hin Not­hil­fe. Dies gilt auch, wenn der Voll­zug der Weg­wei­sung aus­ge­setzt wird.3

2bisDie Kan­to­ne kön­nen wäh­rend der Dau­er ei­nes ge­ne­rel­len Ent­scheid- und Voll­zugs­mo­ra­to­ri­ums und wenn das EJPD dies vor­sieht, für Per­so­nen nach den Ab­sät­zen 1 und 2 So­zi­al­hil­fe aus­rich­ten. Die Ab­gel­tung rich­tet sich nach Ar­ti­kel 88 Ab­satz 2.4

3Für Asyl­su­chen­de und Schutz­be­dürf­ti­ge oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ist die Un­ter­stüt­zung nach Mög­lich­keit in Form von Sach­leis­tun­gen aus­zu­rich­ten. Der An­satz für die Un­ter­stüt­zung liegt un­ter dem An­satz für die ein­hei­mi­sche Be­völ­ke­rung.5

3bisDen be­son­de­ren Be­dürf­nis­sen von un­be­glei­te­ten min­der­jäh­ri­gen Asyl­su­chen­den, Fa­mi­li­en mit Kin­dern und be­treu­ungs­be­dürf­ti­gen Per­so­nen ist bei der Un­ter­brin­gung nach Mög­lich­keit Rech­nung zu tra­gen.6

4Die Not­hil­fe ist nach Mög­lich­keit in Form von Sach­leis­tun­gen an den von den Kan­to­nen oder vom Bund be­zeich­ne­ten Or­ten aus­zu­rich­ten. Der An­satz für die Un­ter­stüt­zung liegt un­ter dem An­satz für die So­zi­al­hil­fe, die Asyl­su­chen­den und Schutz­be­dürf­ti­gen oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung aus­ge­rich­tet wird.7

5Der be­son­de­ren La­ge von Flücht­lin­gen und Schutz­be­dürf­ti­gen, die An­spruch auf ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ha­ben, ist bei der Un­ter­stüt­zung Rech­nung zu tra­gen; na­ment­lich soll die be­ruf­li­che, so­zia­le und kul­tu­rel­le In­te­gra­ti­on er­leich­tert wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
4 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 3101; BBl 2014 7991).
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
6 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 82a Krankenversicherung für Asylsuchende und Schutzbedürftige ohne Aufenthaltsbewilligung  

1Die Kran­ken­ver­si­che­rung für Asyl­su­chen­de und Schutz­be­dürf­ti­ge oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ist un­ter Vor­be­halt der nach­fol­gen­den Be­stim­mun­gen nach den Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­set­zes vom 18. März 19942 über die Kran­ken­ver­si­che­rung (KVG) aus­zu­ge­stal­ten.

2Die Kan­to­ne kön­nen für Asyl­su­chen­de und Schutz­be­dürf­ti­ge oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung die Wahl des Ver­si­che­rers ein­schrän­ken und einen oder meh­re­re Ver­si­che­rer be­zeich­nen, wel­che ei­ne be­son­de­re Ver­si­che­rungs­form nach Ar­ti­kel 41 Ab­satz 4 KVG an­bie­ten.

3Sie kön­nen für Asyl­su­chen­de und Schutz­be­dürf­ti­ge oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung die Wahl der Leis­tungs­er­brin­ger nach den Ar­ti­keln 36–40 KVG ein­schrän­ken. Sie kön­nen dies vor der Be­zeich­nung ei­nes Ver­si­che­rers im Sin­ne von Ab­satz 2 tun.

4Sie kön­nen einen oder meh­re­re Ver­si­che­rer be­zeich­nen, wel­che ei­ne Ver­si­che­rung mit ein­ge­schränk­ter Wahl der Leis­tungs­er­brin­ger im Sin­ne von Ar­ti­kel 41 Ab­satz 4 KVG nur für Asyl­su­chen­de und Schutz­be­dürf­ti­ge oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung an­bie­ten.

5Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten der Ein­schrän­kung der Wahl der Leis­tungs­er­brin­ger.

6Die Kan­to­ne und die Ver­si­che­rer kön­nen ei­ne Auf­he­bung der Kos­ten­be­tei­li­gung nach Ar­ti­kel 64 Ab­satz 2 KVG ver­ein­ba­ren.

7So­lan­ge Asyl­su­chen­de und Schutz­be­dürf­ti­ge oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ganz oder teil­wei­se So­zi­al­hil­fe be­zie­hen, ist ihr An­spruch auf Prä­mi­en­ver­bil­li­gung nach Ar­ti­kel 65 KVG sis­tiert. Der An­spruch lebt in dem Zeit­punkt auf, in dem die­se Per­so­nen als Flücht­lin­ge an­er­kannt wer­den, als Schutz­be­dürf­ti­ge einen An­spruch auf ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ha­ben oder kei­ne So­zi­al­hil­fe mehr be­zie­hen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4823, 2007 5575; BBl 2002 6845).
2 SR 832.10

Art. 83 Einschränkungen der Sozialhilfeleistungen  

1So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen oder re­du­zier­te Leis­tun­gen nach Ar­ti­kel 82 Ab­satz 3 sind ganz oder teil­wei­se ab­zu­leh­nen, zu kür­zen oder zu ent­zie­hen, wenn die be­güns­tig­te Per­son:2

a.
sie durch un­wah­re oder un­voll­stän­di­ge An­ga­ben er­wirkt oder zu er­wir­ken ver­sucht hat;
b.
sich wei­gert, der zu­stän­di­gen Stel­le über ih­re wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se Aus­kunft zu er­tei­len, oder sie nicht er­mäch­tigt, Aus­künf­te ein­zu­ho­len;
c.
we­sent­li­che Än­de­run­gen ih­rer Ver­hält­nis­se nicht mel­det;
d.
es of­fen­sicht­lich un­ter­lässt, ih­re La­ge zu ver­bes­sern, na­ment­lich wenn sie ei­ne ihr zu­ge­wie­se­ne zu­mut­ba­re Ar­beit oder Un­ter­kunft nicht an­nimmt;
e.
oh­ne Ab­spra­che mit der zu­stän­di­gen Stel­le ein Ar­beits- oder Miet­ver­hält­nis auf­löst oder des­sen Auf­lö­sung ver­schul­det und da­mit ih­re La­ge ver­schlech­tert;
f.
die So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen miss­bräuch­lich ver­wen­det;
g.
sich trotz der An­dro­hung des Ent­zu­ges von So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen nicht an die An­ord­nung der zu­stän­di­gen Stel­le hält;
h.3
die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung ge­fähr­det;
i.4
straf­recht­lich ver­folgt oder ver­ur­teilt wor­den ist;
j.5
ih­re Mit­wir­kungs­pflicht schuld­haft grob ver­letzt, ins­be­son­de­re ih­re Iden­ti­tät nicht preis­gibt;
k.6
den An­ord­nun­gen von Mit­ar­bei­ten­den des Ver­fah­rens oder der Un­ter­brin­gungs­ein­rich­tun­gen nicht Fol­ge leis­tet und da­durch Ord­nung und Si­cher­heit ge­fähr­det.

1bisAb­satz 1 gilt für Flücht­lin­ge nur un­ter dem Vor­be­halt, dass die Gleich­be­hand­lung mit der ein­hei­mi­schen Be­völ­ke­rung ge­währ­leis­tet ist.7

2Un­recht­mäs­sig be­zo­ge­ne So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen sind voll­um­fäng­lich zu­rück­zu­er­stat­ten. Der zu­rück­zu­er­stat­ten­de Be­trag kann na­ment­lich von künf­ti­gen So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen ab­ge­zo­gen wer­den. Der Kan­ton setzt den Rück­er­stat­tungs­an­spruch durch. Ar­ti­kel 85 Ab­satz 3 ist an­wend­bar.8


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
4 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
6 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
7 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 83a Voraussetzungen für die Ausrichtung der Nothilfe  

Die be­trof­fe­ne Per­son hat beim Voll­zug ei­ner rechts­kräf­ti­gen Weg­wei­sung, die zu­läs­sig, zu­mut­bar und mög­lich ist, so­wie bei der Er­mitt­lung der Vor­aus­set­zun­gen der Not­hil­fe mit­zu­wir­ken.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 84 Kinderzulagen  

Kin­der­zu­la­gen für im Aus­land le­ben­de Kin­der von Asyl­su­chen­den wer­den wäh­rend des Asyl­ver­fah­rens zu­rück­be­hal­ten. Sie wer­den aus­be­zahlt, wenn die asyl­su­chen­de Per­son als Flücht­ling an­er­kannt oder nach Ar­ti­kel 83 Ab­sät­ze 3 und 4 AIG2 vor­läu­fig auf­ge­nom­men wird.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV 1 des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
2 SR 142.20

2. Abschnitt: Rückerstattungspflicht und Sonderabgabe auf Vermögenswerten

Art. 85 Rückerstattungspflicht  

1So­weit zu­mut­bar, sind die So­zi­al­hil­fe-, Not­hil­fe-, Aus­rei­se- und Voll­zugs­kos­ten so­wie die Kos­ten des Rechts­mit­tel­ver­fah­rens zu­rück­zu­er­stat­ten.

2Der Bund macht sei­nen Rück­er­stat­tungs­an­spruch über ei­ne Son­der­ab­ga­be auf Ver­mö­gens­wer­ten (Art. 86) gel­tend.

3Der Rück­er­stat­tungs­an­spruch des Bun­des ver­jährt drei Jah­re, nach­dem die zu­stän­di­ge Be­hör­de da­von Kennt­nis er­hal­ten hat, in je­dem Fall aber zehn Jah­re nach sei­ner Ent­ste­hung.1 Auf Rück­er­stat­tungs­for­de­run­gen wird kein Zins er­ho­ben.

4Der Rück­er­stat­tungs­an­spruch der Kan­to­ne rich­tet sich nach kan­to­na­lem Recht.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 15. Ju­ni 2018 (Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5343; BBl 2014 235).

Art. 86 Sonderabgabe auf Vermögenswerten  

1Der Son­der­ab­ga­be un­ter­lie­gen Asyl­su­chen­de, Schutz­be­dürf­ti­ge oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung und Per­so­nen mit ei­nem rechts­kräf­ti­gen Weg­wei­sungs­ent­scheid, die über Ver­mö­gens­wer­te ver­fü­gen. Die Son­der­ab­ga­be dient zur De­ckung der Ge­samt­kos­ten nach Ar­ti­kel 85 Ab­satz 1, die al­le die­se Per­so­nen und die von ih­nen un­ter­stütz­ten An­ge­hö­ri­gen ver­ur­sa­chen.

2Die Son­der­ab­ga­be er­folgt über ei­ne Ver­mö­gens­wert­ab­nah­me.

3Die zu­stän­di­gen Be­hör­den kön­nen die Son­der­ab­ga­be nur er­he­ben, wenn die be­tref­fen­den Per­so­nen:

a.
nicht nach­wei­sen kön­nen, dass die Ver­mö­gens­wer­te aus Er­werbs- oder Er­w­erb­ser­satzein­kom­men oder aus öf­fent­li­chen So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen stam­men;
b.
die Her­kunft der Ver­mö­gens­wer­te nicht nach­wei­sen kön­nen; oder
c.
die Her­kunft der Ver­mö­gens­wer­te zwar nach­wei­sen kön­nen, die­se aber einen vom Bun­des­rat fest­zu­set­zen­den Be­trag über­stei­gen.

4Die Pflicht zur Son­der­ab­ga­be be­steht längs­tens zehn Jah­re seit Ein­rei­chung des Asyl­ge­suchs oder des Ge­suchs um vor­über­ge­hen­de Schutz­ge­wäh­rung.

5Der Bun­des­rat legt die Hö­he der Son­der­ab­ga­be und die Dau­er der Ab­ga­be­pflicht fest.


1 Sie­he auch die UeB Änd. 16.12.2016 am Schluss die­ses Tex­tes.

Art. 87 Offenlegung der Vermögenswerte und Verfahren bei Ausreise  

1Asyl­su­chen­de und Schutz­be­dürf­ti­ge oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung und Per­so­nen mit ei­nem rechts­kräf­ti­gen Weg­wei­sungs­ent­scheid müs­sen ih­re Ver­mö­gens­wer­te, die nicht aus ih­rem Er­w­erb­sein­kom­men stam­men, of­fen­le­gen.

2Si­cher­ge­stell­te Ver­mö­gens­wer­te wer­den auf Ge­such hin im vol­len Um­fang zu­rück­er­stat­tet, wenn die be­tref­fen­de Per­son in­ner­halb von sie­ben Mo­na­ten seit Ein­rei­chung des Asyl­ge­suchs oder des Ge­suchs um vor­über­ge­hen­de Schutz­ge­wäh­rung kon­trol­liert aus­reist. Das Ge­such muss vor der Aus­rei­se ein­ge­reicht wer­den.


1 Sie­he auch die UeB Änd. 16.12.2016 am Schluss die­ses Tex­tes.

6. Kapitel: Bundesbeiträge

Art. 88 Pauschalabgeltung  

1Der Bund gilt den Kan­to­nen die Kos­ten aus dem Voll­zug die­ses Ge­set­zes mit Pau­scha­len ab. Die­se ent­hal­ten nicht die Bei­trä­ge nach den Ar­ti­keln 91–93b.2

2Die Pau­scha­len für asyl­su­chen­de und schutz­be­dürf­ti­ge Per­so­nen oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung de­cken na­ment­lich die Kos­ten für die So­zi­al­hil­fe so­wie die ob­li­ga­to­ri­sche Kran­ken­pfle­ge­ver­si­che­rung und ent­hal­ten zu­dem einen Bei­trag an die Be­treu­ungs­kos­ten.

3Die Pau­scha­len für Flücht­lin­ge und schutz­be­dürf­ti­ge Per­so­nen mit Auf­ent­halts­be­wil­li­gung und für Flücht­lin­ge mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB3 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG4 de­cken na­ment­lich die Kos­ten für die So­zi­al­hil­fe und ent­hal­ten zu­dem einen Bei­trag an die Be­treu­ungs- und Ver­wal­tungs­kos­ten. Sie wer­den längs­tens wäh­rend fünf Jah­ren nach Ein­rei­chung des Asyl­ge­suchs aus­ge­rich­tet.5

3bisDer Bund kann für Per­so­nen, die im Rah­men ei­ner Asyl­ge­wäh­rung für Flücht­lings­grup­pen nach Ar­ti­kel 56 in der Schweiz auf­ge­nom­men wer­den, die Pau­scha­le nach Ab­satz 3 län­ger als fünf Jah­re aus­rich­ten, na­ment­lich wenn die­se Per­so­nen bei ih­rer Ein­rei­se be­hin­dert oder be­tagt sind.6

4Die Pau­scha­len für Per­so­nen, die nach Ar­ti­kel 82 nur An­spruch auf Not­hil­fe ha­ben, sind ei­ne Ent­schä­di­gung für die Ge­wäh­rung der Not­hil­fe.7

5...8


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
3 SR 311.0
4 SR 321.0
5 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
6 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
8 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 89 Festsetzung der Pauschalen  

1Der Bun­des­rat legt die Hö­he der Pau­scha­len auf Grund der vor­aus­sicht­li­chen Auf­wen­dun­gen für kos­ten­güns­ti­ge Lö­sun­gen fest.

2Er be­stimmt die Aus­ge­stal­tung der Pau­scha­len so­wie die Dau­er ih­rer Aus­rich­tung und die Vor­aus­set­zun­gen da­für. Er kann die Pau­scha­len na­ment­lich:

a.
in Ab­hän­gig­keit des Auf­ent­halts­sta­tus und der Auf­ent­halts­dau­er fest­le­gen;
b.
un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Kos­ten­un­ter­schie­de im in­ter­kan­to­na­len Ver­gleich ab­stu­fen.

3Das SEM kann die Aus­rich­tung ein­zel­ner Pau­scha­len­be­stand­tei­le von der Er­rei­chung so­zi­al­po­li­ti­scher Zie­le ab­hän­gig ma­chen.

4Die Pau­scha­len wer­den pe­ri­odisch der Teue­rungs­ent­wick­lung an­ge­passt und bei Be­darf über­prüft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 89a Mitwirkungspflicht der Subventionsempfänger  

1Das SEM kann die Kan­to­ne da­zu ver­pflich­ten, die für die Fi­nan­z­auf­sicht, die Fest­set­zung und die An­pas­sung der fi­nan­zi­el­len Ab­gel­tun­gen des Bun­des nach den Ar­ti­keln 88 und 91 Ab­satz 2bis des vor­lie­gen­den Ge­set­zes so­wie 55 und 87 des AIG2 not­wen­di­gen Da­ten zu er­he­ben und dem SEM zur Ver­fü­gung zu stel­len oder die­se im Zen­tra­len Mi­gra­ti­ons­in­for­ma­ti­ons­sys­tem (ZE­MIS) des SEM zu er­fas­sen.

2Kommt ein Kan­ton die­ser Ver­pflich­tung nicht nach, so kann das SEM die fi­nan­zi­el­len Ab­gel­tun­gen an die­sen Kan­ton kür­zen oder auf­grund der vor­han­de­nen Da­ten fest­le­gen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
2 SR 142.20

Art. 89b Rückforderung und Verzicht auf die Ausrichtung von Pauschalabgeltungen  

1Der Bund kann be­reits aus­ge­rich­te­te Pau­scha­l­ab­gel­tun­gen nach Ar­ti­kel 88 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes und nach den Ar­ti­keln 552 und 87 AIG3 zu­rück­for­dern, wenn ein Kan­ton die Voll­zugs­auf­ga­ben ge­mä­ss Ar­ti­kel 46 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes nicht oder nur man­gel­haft er­füllt und kei­ne ent­schuld­ba­ren Grün­de vor­lie­gen.

2Führt die Nicht­er­fül­lung oder die man­gel­haf­te Er­fül­lung von Voll­zugs­auf­ga­ben nach Ar­ti­kel 46 zu ei­ner Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­dau­er der be­trof­fe­nen Per­son in der Schweiz, so kann der Bund dar­auf ver­zich­ten, die ent­spre­chen­den beim Kan­ton an­fal­len­den Kos­ten durch Pau­scha­l­ab­gel­tun­gen nach Ar­ti­kel 88 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes und nach den Ar­ti­keln 554 und 87 AIG zu ent­schä­di­gen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 3101; BBl 2014 7991).
2 Heu­te: Art. 58.
3 SR 142.20
4 Heu­te: Art. 58.

Art. 90 Finanzierung von Kollektivunterkünften  

1Er­rich­tung, Um­bau und Ein­rich­tung von Kol­lek­ti­vun­ter­künf­ten, in de­nen die Be­hör­den Per­so­nen un­ter­brin­gen, die sich ge­stützt auf die­ses Ge­setz in der Schweiz auf­hal­ten, kön­nen ganz oder teil­wei­se vom Bund fi­nan­ziert wer­den.

2Der Bun­des­rat re­gelt das Ver­fah­ren und be­stimmt die Ein­zel­hei­ten über die Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se und die Si­che­rung der Zweck­be­stim­mung sol­cher Un­ter­künf­te.

3Er legt fest, in­wie­weit der vom Bund für die di­rek­te Fi­nan­zie­rung von Un­ter­künf­ten auf­ge­wende­te Be­trag mit der Pau­scha­le zu ver­rech­nen ist.

Art. 91 Weitere Beiträge  

1 und2...1

2bisDer Bund zahlt den Kan­to­nen für asyl­su­chen­de und schutz­be­dürf­ti­ge Per­so­nen oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung einen Pau­schal­bei­trag an die Ver­wal­tungs­kos­ten.2

2terDer Bund kann den Stand­ort­kan­to­nen ei­nes Zen­trums des Bun­des einen Pau­schal­bei­trag an die Si­cher­heits­kos­ten aus­rich­ten.3

3Er kann an Ein­rich­tun­gen für trau­ma­ti­sier­te Per­so­nen, die sich ge­stützt auf die­ses Ge­setz in der Schweiz auf­hal­ten, Bei­trä­ge leis­ten.

4...4

4bisEr kann Bei­trä­ge für die Durch­füh­rung von Be­schäf­ti­gungs­pro­gram­men für Per­so­nen aus­rich­ten, wel­che sich in Zen­tren des Bun­des auf­hal­ten. Er schliesst zu die­sem Zweck Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen mit den Stand­ort­kan­to­nen, Stand­ort­ge­mein­den oder be­auf­trag­ten Drit­ten ab.5

5...6

6Der Bund ver­gü­tet den Kan­to­nen die Per­so­nal­kos­ten, die ih­nen durch die Ent­scheid­vor­be­rei­tung nach Ar­ti­kel 31 ent­ste­hen.

7Er kann im Rah­men der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit nach Ar­ti­kel 113 Bei­trä­ge an die Trä­ger­schaft von in­ter­na­tio­nal aus­ge­rich­te­ten Pro­jek­ten oder an in­ter­na­tio­nal tä­ti­ge Or­ga­ni­sa­tio­nen aus­rich­ten.

8Der Bun­des­rat re­gelt die Vor­aus­set­zun­gen und das Ver­fah­ren zur Aus­rich­tung und Ab­rech­nung der Bei­trä­ge.


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 28. Sept. 2012 (Dring­li­che Än­de­run­gen des Asyl­ge­set­zes) (AS 2012 5359; BBl 2010 4455, 2011 7325). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
4 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 28. Sept. 2012 (Dring­li­che Än­de­run­gen des Asyl­ge­set­zes) (AS 2012 5359; BBl 2010 4455, 2011 7325). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
6 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 92 Kosten für die Ein- und Ausreise  

1Der Bund kann die Kos­ten der Ein- und Aus­rei­se von Flücht­lin­gen und Schutz­be­dürf­ti­gen über­neh­men.

2Er über­nimmt die Kos­ten für die Aus­rei­se von Asyl­su­chen­den, von Per­so­nen, de­ren Asyl­ge­such ab­ge­lehnt wur­de, auf de­ren Asyl­ge­such nicht ein­ge­tre­ten wur­de oder die ihr Asyl­ge­such zu­rück­ge­zo­gen ha­ben, und von Per­so­nen, die nach der Auf­he­bung des vor­über­ge­hen­den Schut­zes weg­ge­wie­sen wer­den, so­fern sie mit­tel­los sind.1

3Er kann für Auf­wen­dun­gen der Kan­to­ne, die mit der Or­ga­ni­sa­ti­on der Aus­rei­se di­rekt in Zu­sam­men­hang ste­hen, Bei­trä­ge aus­rich­ten.

3bisEr kann im Rah­men der An­wen­dung der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men2 für Auf­wen­dun­gen der Kan­to­ne, die mit der Über­stel­lung von Per­so­nen in die Schweiz di­rekt in Zu­sam­men­hang ste­hen, Bei­trä­ge aus­rich­ten.3

4Der Bun­des­rat re­gelt die Vor­aus­set­zun­gen und das Ver­fah­ren zur Aus­rich­tung und Ab­rech­nung der Bei­trä­ge. Nach Mög­lich­keit setzt er Pau­scha­len fest.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
2 Die­se Ab­kom­men sind in An­hang 1 auf­ge­führt.
3 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

Art. 93 Rückkehrhilfe und Prävention irregulärer Migration  

1Der Bund leis­tet Rück­kehr­hil­fe. Er kann da­zu fol­gen­de Mass­nah­men vor­se­hen:

a.
voll­stän­di­ge oder teil­wei­se Fi­nan­zie­rung von Rück­kehr­be­ra­tungs­stel­len;
b.
voll­stän­di­ge oder teil­wei­se Fi­nan­zie­rung von Pro­jek­ten in der Schweiz zur Er­hal­tung der Rück­kehr­fä­hig­keit;
c.
voll­stän­di­ge oder teil­wei­se Fi­nan­zie­rung von Pro­gram­men im Hei­mat-, Her­kunfts- oder Dritt­staat zur Er­leich­te­rung und Durch­füh­rung der Rück­kehr, der Rück­füh­rung und der Rein­te­gra­ti­on (Pro­gram­me im Aus­land);
d.
fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung im Ein­zel­fall zur Er­leich­te­rung der Ein­glie­de­rung oder zur be­fris­te­ten me­di­zi­ni­schen Be­treu­ung im Hei­mat-, Her­kunfts- oder Dritt­staat.

2Pro­gram­me im Aus­land kön­nen auch das Ziel ver­fol­gen, einen Bei­trag zur Prä­ven­ti­on ir­re­gu­lä­rer Mi­gra­ti­on zu leis­ten. Pro­gram­me zur Prä­ven­ti­on ir­re­gu­lä­rer Mi­gra­ti­on sind sol­che, die kurz­fris­tig zur Min­de­rung des Ri­si­kos ei­ner Pri­mär- oder Se­kun­där­mi­gra­ti­on in die Schweiz bei­tra­gen.

3Der Bund kann bei der Um­set­zung der Rück­kehr­hil­fe mit in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen zu­sam­men­ar­bei­ten und ei­ne Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le ein­rich­ten.

4Der Bun­des­rat re­gelt die Vor­aus­set­zun­gen und das Ver­fah­ren zur Aus­rich­tung und Ab­rech­nung der Bei­trä­ge.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 93a Rückkehrberatung  

1Der Bund för­dert durch Rück­kehr­be­ra­tung die frei­wil­li­ge Rück­kehr. Die Rück­kehr­be­ra­tung er­folgt in den Zen­tren des Bun­des und in den Kan­to­nen.

2Das SEM sorgt für re­gel­mäs­si­ge Be­ra­tungs­ge­sprä­che in den Zen­tren des Bun­des. Es kann die­se Auf­ga­ben den kan­to­na­len Rück­kehr­be­ra­tungs­stel­len oder Drit­ten über­tra­gen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 93b Beiträge an die Rückkehrberatung  

1Der Bund ent­rich­tet dem Leis­tungs­er­brin­ger der Rück­kehr­be­ra­tung in den Zen­tren des Bun­des durch Ver­ein­ba­rung Bei­trä­ge zur Ab­gel­tung der für die In­for­ma­ti­on und Be­ra­tung der Asyl­su­chen­den und der weg­ge­wie­se­nen Per­so­nen an­ge­fal­le­nen Ver­wal­tungs- und Per­so­nal­kos­ten. Die Ab­gel­tung wird pau­schal fest­ge­setzt. Aus­nahms­wei­se kön­nen die Bei­trä­ge nach Auf­wand fest­ge­setzt wer­den, ins­be­son­de­re zur Ab­gel­tung ein­ma­lig an­fal­len­der Kos­ten.

2Für die in den Kan­to­nen ge­leis­te­te Rück­kehr­be­ra­tung rich­tet sich die Aus­rich­tung der Bei­trä­ge nach Ar­ti­kel 93 Ab­satz 4.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 94  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 95 Aufsicht  

1Der Bund über­prüft die sub­ven­ti­ons­recht­lich kor­rek­te Ver­wen­dung, die Wirk­sam­keit und die vor­schrifts­ge­mäs­se Ab­rech­nung der Bun­des­bei­trä­ge. Er kann mit die­ser Auf­ga­be auch Drit­te be­auf­tra­gen und die kan­to­na­len Fi­nanz­kon­trol­len zur Un­ter­stüt­zung bei­zie­hen.

2Wer Bun­des­bei­trä­ge er­hält, ist ver­pflich­tet, sei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on so­wie die Da­ten und Füh­rungs­zah­len be­züg­lich Auf­wen­dun­gen und Er­trä­ge im Asyl­be­reich of­fen zu le­gen.

3Die Eid­ge­nös­si­sche Fi­nanz­kon­trol­le, das SEM und die kan­to­na­len Fi­nanz­kon­trol­len üben ih­re Auf­sicht über die Fi­nanz­tä­tig­keit ent­spre­chend ih­ren Vor­schrif­ten aus. Sie be­stim­men das ge­eig­ne­te Vor­ge­hen, ko­or­di­nie­ren ih­re Tä­tig­kei­ten und in­for­mie­ren sich ge­gen­sei­tig über die Er­kennt­nis­se.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

6a. Kapitel: Plangenehmigung bei Bauten und Anlagen des Bundes

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 95a Grundsatz  

1Bau­ten und An­la­gen, die dem Bund zur Un­ter­brin­gung Asyl­su­chen­der oder zur Durch­füh­rung von Asyl­ver­fah­ren die­nen, er­for­dern ei­ne Plan­ge­neh­mi­gung des EJPD (Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de), wenn sie:

a.
neu er­rich­tet wer­den;
b.
ge­än­dert oder die­sem neu­en Nut­zungs­zweck zu­ge­führt wer­den.

2Mit der Plan­ge­neh­mi­gung wer­den sämt­li­che nach Bun­des­recht er­for­der­li­chen Be­wil­li­gun­gen er­teilt.

3Kan­to­na­le Be­wil­li­gun­gen und Plä­ne sind nicht er­for­der­lich. Das kan­to­na­le Recht ist im Rah­men des Plan­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­rens und der In­ter­es­sen­ab­wä­gung zu be­rück­sich­ti­gen.

4Die Plan­ge­neh­mi­gung für Vor­ha­ben, die sich er­heb­lich auf Raum und Um­welt aus­wir­ken, setzt grund­sätz­lich einen Sach­plan nach dem Bun­des­ge­setz vom 22. Ju­ni 19791 über die Raum­pla­nung vor­aus.


1 SR 700

Art. 95b Enteignungsrecht und anwendbares Recht  

1Der Er­werb von Grund­stücken für Bau­ten und An­la­gen zur Un­ter­brin­gung Asyl­su­chen­der oder zur Durch­füh­rung von Asyl­ver­fah­ren so­wie die Be­grün­dung ding­li­cher Rech­te an sol­chen Grund­stücken ist Sa­che des EJPD. Es ist er­mäch­tigt, nö­ti­gen­falls die Ent­eig­nung durch­zu­füh­ren.

2Das Plan­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren rich­tet sich nach die­sem Ge­setz und sub­si­di­är nach dem Bun­des­ge­setz vom 20. Ju­ni 19301 über die Ent­eig­nung (EntG).


1 SR 711

2. Abschnitt: Plangenehmigungsverfahren

Art. 95c Einleitung des ordentlichen Plangenehmigungsverfahrens  

Das Plan­ge­neh­mi­gungs­ge­such ist mit den er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen bei der Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de ein­zu­rei­chen. Die­se prüft die Un­ter­la­gen auf ih­re Voll­stän­dig­keit und ver­langt al­len­falls Er­gän­zun­gen.

Art. 95d Aussteckung  

1Vor der öf­fent­li­chen Auf­la­ge des Ge­suchs muss der Ge­such­stel­ler die Ver­än­de­run­gen, wel­che die ge­plan­ten Bau­ten und An­la­gen im Ge­län­de be­wir­ken, sicht­bar ma­chen, in­dem er sie aus­steckt; bei Hoch­bau­ten hat er Pro­fi­le auf­zu­stel­len.

2Ein­wän­de ge­gen die Aus­ste­ckung oder die Auf­stel­lung von Pro­fi­len sind so­fort, je­den­falls aber vor Ab­lauf der Auf­la­ge­frist bei der Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de vor­zu­brin­gen.

Art. 95e Anhörung, Publikation und Auflage  

1Die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de über­mit­telt das Ge­such den be­trof­fe­nen Kan­to­nen und Ge­mein­den zur Stel­lung­nah­me. Das ge­sam­te An­hö­rungs­ver­fah­ren dau­ert drei Mo­na­te. In be­grün­de­ten Fäl­len kann die­se Frist aus­nahms­wei­se ver­län­gert wer­den.

2Das Ge­such ist in den amt­li­chen Pu­bli­ka­ti­ons­or­ga­nen der be­trof­fe­nen Kan­to­ne und Ge­mein­den so­wie im Bun­des­blatt zu pu­bli­zie­ren und wäh­rend 30 Ta­gen öf­fent­lich auf­zu­le­gen.

3Die öf­fent­li­che Auf­la­ge hat den Ent­eig­nungs­bann nach den Ar­ti­keln 42–44 EntG1 zur Fol­ge.


1 SR 711

Art. 95f Persönliche Anzeige  

Spä­tes­tens mit der öf­fent­li­chen Auf­la­ge des Ge­suchs muss der Ge­such­stel­ler den Ent­schä­di­gungs­be­rech­tig­ten nach Ar­ti­kel 31 EntG1 ei­ne per­sön­li­che An­zei­ge über die zu ent­eig­nen­den Rech­te zu­stel­len.


1 SR 711

Art. 95g Einsprache  

1Wer nach den Vor­schrif­ten des VwVG1 oder des EntG2 Par­tei ist, kann wäh­rend der Auf­la­ge­frist Ein­spra­che er­he­ben. Wer kei­ne Ein­spra­che er­hebt, ist vom wei­te­ren Ver­fah­ren aus­ge­schlos­sen.

2In­ner­halb der Auf­la­ge­frist sind auch sämt­li­che ent­eig­nungs­recht­li­chen Ein­wän­de so­wie Be­geh­ren um Ent­schä­di­gung oder Sach­leis­tung gel­tend zu ma­chen. Nach­träg­li­che Ein­spra­chen und Be­geh­ren nach den Ar­ti­keln 39–41 EntG sind bei der Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de ein­zu­rei­chen.

3Die be­trof­fe­nen Ge­mein­den wah­ren ih­re In­ter­es­sen mit Ein­spra­che.


1 SR 172.021
2 SR 711

Art. 95h Bereinigung in der Bundesverwaltung  

Das Be­rei­ni­gungs­ver­fah­ren in der Bun­des­ver­wal­tung rich­tet sich nach Ar­ti­kel 62b des Re­gie­rungs- und Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 21. März 19971.


Art. 95i Geltungsdauer  

1Mit der Plan­ge­neh­mi­gung ent­schei­det die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de gleich­zei­tig auch über die ent­eig­nungs­recht­li­chen Ein­spra­chen.

2Die Plan­ge­neh­mi­gung er­lischt, wenn fünf Jah­re nach ih­rer rechts­kräf­ti­gen Er­tei­lung mit der Aus­füh­rung des Bau­vor­ha­bens nicht be­gon­nen wor­den ist.

3Die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de kann die Gel­tungs­dau­er der Plan­ge­neh­mi­gung aus wich­ti­gen Grün­den um höchs­tens drei Jah­re ver­län­gern. Die Ver­län­ge­rung ist aus­ge­schlos­sen, wenn sich die mass­ge­ben­den tat­säch­li­chen und recht­li­chen Ver­hält­nis­se seit der rechts­kräf­ti­gen Er­tei­lung der Plan­ge­neh­mi­gung we­sent­lich ver­än­dert ha­ben.

Art. 95j Vereinfachtes Plangenehmigungsverfahren  

1Das ver­ein­fach­te Plan­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren wird an­ge­wen­det bei:

a.
ört­lich be­grenz­ten Vor­ha­ben mit we­ni­gen, ein­deu­tig be­stimm­ba­ren Be­trof­fe­nen;
b.
Bau­ten und An­la­gen, de­ren Än­de­rung oder Um­nut­zung das äus­se­re Er­schei­nungs­bild nicht we­sent­lich ver­än­dert, kei­ne schutz­wür­di­gen In­ter­es­sen Drit­ter be­rührt und sich nur un­er­heb­lich auf Raum und Um­welt aus­wirkt;
c.
Bau­ten und An­la­gen, die spä­tes­tens nach drei Jah­ren wie­der ent­fernt wer­den.

2De­tail­plä­ne, die sich auf ein be­reits ge­neh­mig­tes Pro­jekt stüt­zen, wer­den im ver­ein­fach­ten Ver­fah­ren ge­neh­migt.

3Die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de kann die Aus­ste­ckung an­ord­nen. Das Ge­such wird nicht pu­bli­ziert und nicht öf­fent­lich auf­ge­legt. Die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de un­ter­brei­tet die Plan­vor­la­ge den Be­trof­fe­nen, so­weit sie nicht vor­her schrift­lich ih­re Ein­wil­li­gung ge­ge­ben ha­ben; de­ren Ein­spra­che­frist be­trägt 30 Ta­ge. Die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de kann bei Kan­to­nen und Ge­mein­den Stel­lung­nah­men ein­ho­len. Sie setzt da­für ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist.

4Im Üb­ri­gen gel­ten die Be­stim­mun­gen für das or­dent­li­che Ver­fah­ren. Im Zwei­fels­fall wird die­ses durch­ge­führt.

3. Abschnitt: Schätzungsverfahren; vorzeitige Besitzeinweisung

Art. 95k  

1Nach Ab­schluss des Plan­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­rens wird, so­weit er­for­der­lich, das Schät­zungs­ver­fah­ren vor der Eid­ge­nös­si­schen Schät­zungs­kom­mis­si­on (Schät­zungs­kom­mis­si­on) nach den Be­stim­mun­gen des EntG1 durch­ge­führt. Es wer­den nur an­ge­mel­de­te For­de­run­gen be­han­delt.

2Die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de über­mit­telt dem Prä­si­den­ten der Schät­zungs­kom­mis­si­on die ge­neh­mig­ten Plä­ne, den Ent­eig­nungs­plan, die Grund­er­werb­sta­bel­le und die an­ge­mel­de­ten For­de­run­gen.

3Der Prä­si­dent der Schät­zungs­kom­mis­si­on kann ge­stützt auf einen voll­streck­ba­ren Plan­ge­neh­mi­gungs­ent­scheid die vor­zei­ti­ge Be­sitzein­wei­sung be­wil­li­gen. Da­bei wird ver­mu­tet, dass dem Ent­eig­ner oh­ne die vor­zei­ti­ge Be­sitzein­wei­sung be­deu­ten­de Nach­tei­le ent­stün­den. Im Üb­ri­gen gilt Ar­ti­kel 76 EntG.


1 SR 711

4. Abschnitt: Rechtsmittelverfahren

Art. 95l  

1Für das Rechts­mit­tel­ver­fah­ren gel­ten die all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen über die Bun­des­rechts­pfle­ge.

2Zur Be­schwer­de be­rech­tigt sind auch die be­trof­fe­nen Kan­to­ne und Ge­mein­den.

7. Kapitel: Bearbeitung von Personendaten

1. Abschnitt: Grundsätze

Art. 96 Bearbeiten von Personendaten  

1Das SEM, die Be­schwer­de­be­hör­den so­wie die mit Auf­ga­ben nach die­sem Ge­setz be­auf­trag­ten pri­va­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen kön­nen Per­so­nen­da­ten, ins­be­son­de­re auch be­son­ders schüt­zens­wer­te Da­ten oder Per­sön­lich­keitspro­fi­le nach Ar­ti­kel 3 Buch­sta­ben c und d des Bun­des­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 19922 über den Da­ten­schutz (DSG) ei­ner asyl­su­chen­den oder schutz­be­dürf­ti­gen Per­son und ih­rer An­ge­hö­ri­gen be­ar­bei­ten oder be­ar­bei­ten las­sen, so­weit sie die­se zur Er­fül­lung ih­rer ge­setz­li­chen Auf­ga­ben be­nö­ti­gen.

2Die zur Be­kämp­fung der Schwarz­ar­beit er­for­der­li­chen Da­ten dür­fen von den Be­hör­den nach Ab­satz 1 ge­mä­ss den Ar­ti­keln 11 und 12 des Bun­des­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 20053 ge­gen die Schwarz­ar­beit be­kannt ge­ge­ben wer­den.4


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der bi­la­te­ra­len Ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und der EU über die As­so­zi­ie­rung an Schen­gen und an Du­blin, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 447 5405 Art. 1 Bst. a; BBl 2004 5965).
2 SR 235.1
3 SR 822.41
4 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 17. Ju­ni 2005 ge­gen die Schwarz­ar­beit, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 359; BBl 2002 3605).

Art. 97 Bekanntgabe von Personendaten an den Heimat- oder Herkunftsstaat  

1Per­so­nen­da­ten von Asyl­su­chen­den, an­er­kann­ten Flücht­lin­gen und Schutz­be­dürf­ti­gen dür­fen dem Hei­mat- oder Her­kunfts­staat nicht be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn da­durch die be­trof­fe­ne Per­son oder ih­re An­ge­hö­ri­gen ge­fähr­det wür­den. Über ein Asyl­ge­such dür­fen kei­ne An­ga­ben ge­macht wer­den.1

2Die für die Or­ga­ni­sa­ti­on der Aus­rei­se zu­stän­di­ge Be­hör­de kann zwecks Be­schaf­fung der für den Voll­zug der Weg­wei­sungs­ver­fü­gung not­wen­di­gen Rei­se­pa­pie­re mit dem Hei­mat- oder Her­kunfts­staat Kon­takt auf­neh­men, wenn in ers­ter In­stanz das Vor­lie­gen der Flücht­lings­ei­gen­schaft ver­neint wur­de.2

3Für den Voll­zug ei­ner Weg­wei­sung in den Hei­mat- oder Her­kunfts­staat kann die für die Or­ga­ni­sa­ti­on der Aus­rei­se zu­stän­di­ge Be­hör­de der aus­län­di­schen Be­hör­de fol­gen­de Da­ten be­kannt ge­ben:

a.
Per­so­na­li­en (Na­me, Vor­na­me, Ali­as­na­men, Ge­burts­da­tum, Ge­burts­ort, Ge­schlecht, Staats­an­ge­hö­rig­keit, letz­te Adres­se im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat) der be­trof­fe­nen Per­son und, so­weit für de­ren Iden­ti­fi­ka­ti­on not­wen­dig, der An­ge­hö­ri­gen;
b.
An­ga­ben über den Rei­se­pass oder an­de­re Iden­ti­täts­aus­wei­se;
c.
Fin­ger­ab­drücke, Fo­to­gra­fi­en und al­len­falls wei­te­re bio­me­tri­sche Da­ten;
d.
wei­te­re Da­ten aus Do­ku­men­ten, die zur Iden­ti­fi­ka­ti­on ei­ner Per­son dien­lich sind;
e.
An­ga­ben über den Ge­sund­heits­zu­stand, so­weit dies im In­ter­es­se der be­trof­fe­nen Per­son liegt;
f.
die für die Si­cher­stel­lung der Ein­rei­se in den Ziel­staat so­wie für die Si­cher­heit der Be­gleit­per­so­nen er­for­der­li­chen Da­ten;
g.
An­ga­ben über straf­recht­li­che Ver­fah­ren, so­weit dies im kon­kre­ten Fall zur Ab­wick­lung der Rück­über­nah­me und zur Wah­rung der öf­fent­li­chen Si­cher­heit und Ord­nung im Hei­mat­staat er­for­der­lich ist und da­durch die be­trof­fe­ne Per­son nicht ge­fähr­det wird; Ar­ti­kel 2 des Rechts­hil­fe­ge­set­zes vom 20. März 19813 gilt sinn­ge­mä­ss.4

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 4745; BBl 2002 6845).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 4745; BBl 2002 6845).
3 SR 351.1
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 98 Bekanntgabe von Personendaten an Drittstaaten und internationale Organisationen  

1Das SEM und die Be­schwer­de­be­hör­den dür­fen zum Voll­zug die­ses Ge­set­zes den mit ent­spre­chen­den Auf­ga­ben be­trau­ten aus­län­di­schen Be­hör­den und in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen Per­so­nen­da­ten be­kannt ge­ben, wenn der be­tref­fen­de Staat oder die in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­ti­on für einen gleich­wer­ti­gen Schutz der über­mit­tel­ten Da­ten Ge­währ bie­tet.

2Fol­gen­de Per­so­nen­da­ten dür­fen be­kannt ge­ge­ben wer­den:

a.
Per­so­na­li­en (Na­me, Vor­na­me, Ali­as­na­men, Ge­burts­da­tum, Ge­burts­ort, Ge­schlecht, Staats­an­ge­hö­rig­keit, letz­te Adres­se im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat) der be­trof­fe­nen Per­son und, so­weit für de­ren Iden­ti­fi­ka­ti­on not­wen­dig, der An­ge­hö­ri­gen;
b.
An­ga­ben über den Rei­se­pass oder an­de­re Iden­ti­täts­aus­wei­se;
c.
Fin­ger­ab­drücke, Fo­to­gra­fi­en und al­len­falls wei­te­re bio­me­tri­sche Da­ten;
d.
wei­te­re Da­ten aus Do­ku­men­ten, die zur Iden­ti­fi­ka­ti­on ei­ner Per­son dien­lich sind;
e.
An­ga­ben über den Ge­sund­heits­zu­stand, so­weit dies im In­ter­es­se der be­trof­fe­nen Per­son liegt;
f.
die für die Si­cher­stel­lung der Ein­rei­se in den Ziel­staat so­wie für die Si­cher­heit der Be­gleit­per­so­nen er­for­der­li­chen Da­ten;
g.
An­ga­ben über Auf­ent­halts­or­te und Rei­se­we­ge;
h.
An­ga­ben über An­we­sen­heits­be­wil­li­gun­gen und er­teil­te Vi­sa;
i.
An­ga­ben über ein Asyl­ge­such (Ort und Da­tum der Ein­rei­chung, Stand des Ver­fah­rens, sum­ma­ri­sche An­ga­ben über den In­halt ei­nes ge­trof­fe­nen Ent­schei­des).1

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 98a Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden  

Das SEM oder das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt über­mit­telt den zu­stän­di­gen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den In­for­ma­tio­nen und Be­weis­mit­tel über Asyl­su­chen­de, bei de­nen ernst­haf­te Grün­de für den Ver­dacht be­ste­hen, dass sie ein Ver­bre­chen ge­gen das Völ­ker­recht, ins­be­son­de­re ein Ver­bre­chen ge­gen den Frie­den, ein Kriegs­ver­bre­chen, ein Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit, Völ­ker­mord oder Fol­ter­hand­lun­gen be­gan­gen ha­ben.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 98b Biometrische Daten  

1Zur Fest­stel­lung der Iden­ti­tät von Asyl­su­chen­den und Schutz­be­dürf­ti­gen kön­nen die zu­stän­di­gen Be­hör­den bio­me­tri­sche Da­ten be­ar­bei­ten.

1bisDas SEM kann Drit­te mit der Be­ar­bei­tung von bio­me­tri­schen Da­ten be­auf­tra­gen. Es kon­trol­liert, ob die be­auf­trag­ten Drit­ten die Vor­schrif­ten über den Da­ten­schutz und die In­for­ma­tik­si­cher­heit ein­hal­ten.2

2Der Bun­des­rat legt fest, wel­che bio­me­tri­schen Da­ten er­ho­ben wer­den, und re­gelt den Zu­griff.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
2 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 5407 5405 Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

Art. 99 Abnahme und Auswertung von Fingerabdrücken  

1Von Asyl­su­chen­den und Schutz­be­dürf­ti­gen wer­den die Ab­drücke al­ler Fin­ger ab­ge­nom­men und Fo­to­gra­fi­en er­stellt. Der Bun­des­rat kann Aus­nah­men für Min­der­jäh­ri­ge un­ter 14 Jah­ren vor­se­hen.1

2Die Fin­ger­ab­drücke und Fo­to­gra­fi­en wer­den oh­ne zu­ge­hö­ri­ge Per­so­na­li­en in ei­ner vom Bun­des­amt für Po­li­zei und vom SEM ge­führ­ten Da­ten­bank ge­spei­chert.2

3Neu ab­ge­nom­me­ne Fin­ger­ab­drücke wer­den mit den vom Bun­des­amt für Po­li­zei ge­führ­ten Fin­ger­ab­druck­samm­lun­gen ver­gli­chen.3

4Stellt das Bun­des­amt für Po­li­zei Über­ein­stim­mung mit ei­nem schon vor­han­de­nen Fin­ger­ab­druck fest, so gibt es die­sen Um­stand dem SEM so­wie den be­trof­fe­nen kan­to­na­len Po­li­zei­be­hör­den und dem Grenzwacht­korps zu­sam­men mit den Per­so­na­li­en der be­trof­fe­nen Per­son (Na­me, Vor­na­me, Ali­as­na­men, Ge­burts­da­tum, Ge­schlecht, Re­fe­renz­num­mer, Per­so­nen­num­mer, Staats­an­ge­hö­rig­keit, Pro­zess­kon­troll­num­mer und Zu­tei­lungs­kan­ton) be­kannt. Von po­li­zei­li­chen Er­fas­sun­gen wer­den zu­dem Da­tum, Ort und Grund der Fin­ger­ab­druck­ab­nah­me in Co­de­form mit­ge­teilt.4

5Das SEM ver­wen­det die­se An­ga­ben, um:

a.
die Iden­ti­tät der be­trof­fe­nen Per­son zu über­prü­fen;
b.
zu prü­fen, ob die be­trof­fe­ne Per­son sich be­reits ein­mal um Asyl be­wor­ben hat;
c.
zu prü­fen, ob Da­ten vor­lie­gen, wel­che die Aus­sa­gen der be­trof­fe­nen Per­son be­stä­ti­gen oder wi­der­le­gen;
d.
zu prü­fen, ob Da­ten vor­lie­gen, wel­che die Asyl­wür­dig­keit der be­trof­fe­nen Per­son in Fra­ge stel­len;
e.
die Amts­hil­fe an po­li­zei­li­che Be­hör­den zu er­leich­tern.

6Die nach Ab­satz 4 über­mit­tel­ten Per­so­nen­da­ten dür­fen nicht oh­ne die Zu­stim­mung des In­ha­bers der Da­ten­samm­lung ins Aus­land be­kannt ge­ge­ben wer­den. Ar­ti­kel 6 Ab­satz 1 DSG5 gilt sinn­ge­mä­ss.

7Die Da­ten wer­den ge­löscht:

a.
wenn Asyl ge­währt wird;
b.
spä­tes­tens zehn Jah­re nach rechts­kräf­ti­ger Ab­leh­nung, Rück­zug oder Ab­schrei­bung des Asyl­ge­suchs oder nach ei­nem Nicht­ein­tre­tens­ent­scheid;
c.6
bei Schutz­be­dürf­ti­gen spä­tes­tens zehn Jah­re nach Auf­he­bung des vor­über­ge­hen­den Schut­zes.

1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der bi­la­te­ra­len Ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und der EU über die As­so­zi­ie­rung an Schen­gen und an Du­blin, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 447 5405 Art. 1 Bst. a; BBl 2004 5965).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).
5 SR 235.1
6 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

1a. Abschnitt: Informationssystem der Zentren des Bundes und der Unterkünfte an den Flughäfen

Art. 99a Grundsätze  

1Das SEM führt ein In­for­ma­ti­ons­sys­tem der Zen­tren des Bun­des und der Un­ter­künf­te an den Flug­hä­fen (MI­DES).

2MI­DES dient:

a.
der Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten von Asyl­su­chen­den und Schutz­be­dürf­ti­gen, ein­sch­liess­lich der be­son­ders schüt­zens­wer­ten Per­so­nen­da­ten und der Per­sön­lich­keitspro­fi­le nach Ar­ti­kel 3 Buch­sta­ben c und d DSG1; und
b.
der Ge­schäfts­kon­trol­le, der Durch­füh­rung des Asyl­ver­fah­rens so­wie der Pla­nung und Or­ga­ni­sa­ti­on der Un­ter­brin­gung.

3MI­DES ent­hält fol­gen­de Per­so­nen­da­ten:

a.
Da­ten zur Iden­ti­tät der re­gis­trier­ten Per­so­nen, näm­lich Na­me, Vor­na­me, Ge­schlecht, Ge­burts­da­tum und -ort, Na­tio­na­li­tät, Eth­nie, Re­li­gi­on, Zi­vil­stand, Adres­se und Na­men der El­tern;
b.2
Pro­to­kol­le der in den Zen­tren des Bun­des und an den Flug­hä­fen durch­ge­führ­ten sum­ma­ri­schen Be­fra­gun­gen nach den Ar­ti­keln 22 Ab­satz 1 und 26 Ab­satz 3;
c.
bio­me­tri­sche Da­ten;
d.
An­ga­ben über die Un­ter­brin­gung;
e.
den Stand des Ver­fah­rens;
f.3
den Ver­merk «Me­di­zi­nal­fall», um die Asyl­su­chen­den auf die Kan­to­ne zu ver­tei­len.

4Die Per­so­nen­da­ten nach Ab­satz 3 Buch­sta­ben a, c, e und f wer­den ins ZE­MIS über­nom­men.4

5Die Asyl­su­chen­den und die Schutz­be­dürf­ti­gen sind ins­be­son­de­re über den Zweck der Da­ten­be­ar­bei­tung und die Ka­te­go­ri­en der Da­ten­emp­fän­ger zu in­for­mie­ren.


1 SR 235.1
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).
3 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).
4 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

Art. 99b Datenbearbeitung in MIDES  

Zu­griff auf MI­DES ha­ben, so­weit dies zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben er­for­der­lich ist:

a.
die Mit­ar­bei­ten­den des SEM;
b.
die Be­hör­den nach Ar­ti­kel 22 Ab­satz 1;
c.
be­auf­trag­te Drit­te nach Ar­ti­kel 99c;
d.1
die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter der kan­to­na­len oder kom­mu­na­len Zen­tren nach Ar­ti­kel 24d, die für die Un­ter­brin­gung und Be­treu­ung der Asyl­su­chen­den zu­stän­dig sind.

1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 99c Beauftragte Dritte  

1Das SEM kann Drit­te, die mit der Be­schaf­fung bio­me­tri­scher Da­ten, mit der Auf­recht­er­hal­tung der Si­cher­heit oder mit der Ad­mi­nis­tra­ti­on und Be­treu­ung in den Zen­tren des Bun­des und den Un­ter­künf­ten an den Flug­hä­fen be­auf­tragt sind, da­zu be­rech­ti­gen, in MI­DES die Per­so­nen­da­ten nach Ar­ti­kel 99a Ab­satz 3 Buch­sta­ben a, c und d zu be­ar­bei­ten.

2Das SEM stellt si­cher, dass die be­auf­trag­ten Drit­ten die an­wend­ba­ren Vor­schrif­ten über den Da­ten­schutz und die In­for­ma­tik­si­cher­heit ein­hal­ten.

Art. 99d Aufsicht und Vollzug  

1Das SEM ist für die Si­cher­heit von MI­DES und die Recht­mäs­sig­keit der Be­ar­bei­tung der Per­so­nen­da­ten ver­ant­wort­lich.

2Der Bun­des­rat re­gelt:

a.
die Or­ga­ni­sa­ti­on und den Be­trieb von MI­DES;
b.
den Ka­ta­log der zu be­ar­bei­ten­den Per­so­nen­da­ten;
c.
die Zu­griffs­rech­te;
d.
die tech­ni­schen und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Schutz­mass­nah­men ge­gen un­be­fug­tes Be­ar­bei­ten;
e.
die Dau­er der Da­ten­auf­be­wah­rung;
f.
die Ar­chi­vie­rung und die Ver­nich­tung der Da­ten nach Ab­lauf der Auf­be­wah­rungs­frist.

1b. Abschnitt: Andere Informationssysteme

Art. 100 Informationssystem der Beschwerdebehörden  

1Die Be­schwer­de­be­hör­den füh­ren ein In­for­ma­ti­ons­sys­tem zur Re­gis­trie­rung der bei ih­nen ein­ge­reich­ten Be­schwer­den, zur Füh­rung ei­ner Ge­schäfts­kon­trol­le und zum Er­stel­len von Sta­tis­ti­ken.

2Die­se In­for­ma­ti­ons­sys­te­me kön­nen be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten und Per­sön­lich­keitspro­fi­le ent­hal­ten, so­weit dies zur Er­fül­lung der ge­setz­li­chen Auf­ga­be not­wen­dig ist.

2bisUn­rich­ti­ge Da­ten sind von Am­tes we­gen zu be­rich­ti­gen. Sind die un­rich­ti­gen Da­ten auf ei­ne Ver­let­zung der Mit­wir­kungs­pflicht ei­ner Per­son zu­rück­zu­füh­ren, so kön­nen die­ser die Kos­ten für die Be­rich­ti­gung in Rech­nung ge­stellt wer­den.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 18 Ziff. 2 des BG vom 20. Ju­ni 2003 über das In­for­ma­ti­ons­sys­tem für den Aus­län­der- und den Asyl­be­reich, in Kraft seit 29. Mai 2006 (AS 2006 1931; BBl 2002 4693).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Au­to­ma­ti­sier­te Grenz­kon­trol­le, Do­ku­men­ten­be­ra­te­rin­nen und Do­ku­men­ten­be­ra­ter, In­for­ma­ti­ons­sys­tem MI­DES), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5755; BBl 2009 8881).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

Art. 101  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 4375 5357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 102 Informations- und Dokumentationssystem  

1Das SEM be­treibt in Zu­sam­men­ar­beit mit dem Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ein au­to­ma­ti­sier­tes In­for­ma­ti­ons- und Do­ku­men­ta­ti­ons­sys­tem. Dar­in wer­den in ver­schie­de­nen Da­ten­ban­ken sach­be­zo­ge­ne In­for­ma­tio­nen und Do­ku­men­ta­tio­nen aus dem Auf­ga­ben­be­reich des SEM und des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts ge­spei­chert. So­fern es er­for­der­lich ist, kön­nen auch in den Tex­ten ent­hal­te­ne Per­so­nen­da­ten, na­ment­lich Per­so­na­li­en, so­wie be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten und Per­sön­lich­keitspro­fi­le ge­spei­chert wer­den.1

2Auf Da­ten­ban­ken, die be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten und Per­sön­lich­keitspro­fi­le ent­hal­ten, ha­ben nur Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter des SEM und des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts Zu­griff.2

3Da­ten­ban­ken, die vor­wie­gend sach­be­zo­ge­ne, aus öf­fent­li­chen Quel­len ent­nom­me­ne In­for­ma­tio­nen ent­hal­ten, kön­nen auf Ge­such hin mit­tels Ab­ruf­ver­fah­ren ex­ter­nen Be­nut­ze­rin­nen und Be­nut­zern zu­gäng­lich ge­macht wer­den.

4Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten, na­ment­lich den Zu­griff auf das Sys­tem und den Schutz der dar­in er­fass­ten Per­so­nen­da­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 2197 1069; BBl 2001 4202).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 2197 1069; BBl 2001 4202).

Art. 102a Statistik über Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger  

Für die Steue­rung der fi­nan­zi­el­len Ab­gel­tung an die Kan­to­ne über­mit­telt das Bun­des­amt für Sta­tis­tik dem SEM pe­ri­odisch an­ony­mi­sier­te und ag­gre­gier­te Da­ten über die Per­so­nen des Asyl­be­reichs, wel­che Leis­tun­gen der öf­fent­li­chen So­zi­al­hil­fe be­zie­hen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 2002 6845).

2. Abschnitt: Datenbearbeitung im Rahmen der Dublin-Assoziierungsabkommen

Art. 102abis Eurodac  

1Im Rah­men der An­wen­dung der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men1 ist das SEM für den Ver­kehr mit der Zen­tral­ein­heit des Sys­tems Eu­ro­dac zu­stän­dig.

2Es über­mit­telt fol­gen­de Da­ten in­ner­halb von 72 Stun­den nach Ein­rei­chung des Ge­suchs an die Zen­tral­ein­heit:

a.
den Ort und das Da­tum der Ge­such­stel­lung in der Schweiz;
b.
das Ge­schlecht der ge­such­stel­len­den Per­son;
c.
die nach Ar­ti­kel 99 Ab­satz 1 ab­ge­nom­me­nen Fin­ger­ab­drücke;
d.
das Da­tum der Ab­nah­me der Fin­ger­ab­drücke;
e.
die schwei­ze­ri­sche Kenn­num­mer der Fin­ger­ab­drücke;
f.
das Da­tum der Über­mitt­lung der Da­ten an die Zen­tral­ein­heit;
g.
das Be­nut­zer­kenn­wort.2

2bisLas­sen die Fin­ger der be­trof­fe­nen Per­son kei­ne Er­fas­sung der Fin­ger­ab­drücke zu, so müs­sen die Fin­ger­ab­drücke in­ner­halb von 48 Stun­den, nach­dem ei­ne qua­li­ta­tiv ein­wand­freie Er­fas­sung wie­der mög­lich ist, an die Zen­tral­ein­heit über­mit­telt wer­den. Kön­nen die Fin­ger­ab­drücke we­gen des Ge­sund­heits­zu­stands der be­trof­fe­nen Per­son oder we­gen Mass­nah­men der öf­fent­li­chen Ge­sund­heit nicht ab­ge­nom­men wer­den, so müs­sen die­se Fin­ger­ab­drücke in­ner­halb von 48 Stun­den nach Weg­fal­len des Hin­de­rungs­grun­des an die Zen­tral­ein­heit über­mit­telt wer­den.3

2terWird die Da­ten­über­mitt­lung durch schwer­wie­gen­de tech­ni­sche Pro­ble­me ver­hin­dert, so wird ei­ne Nach­frist von 48 Stun­den ge­währt, um die not­wen­di­gen Mass­nah­men zu tref­fen, da­mit das Sys­tem wie­der ein­wand­frei funk­tio­niert.4

2qua­terDas SEM über­mit­telt zu­dem die fol­gen­den Da­ten an die Zen­tral­ein­heit:

a.
bei Auf­nah­me ei­ner Per­son nach der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/20135: den Zeit­punkt der An­kunft in der Schweiz;
b.
bei Wie­der­auf­nah­me ei­ner Per­son nach der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013: den Zeit­punkt der An­kunft in der Schweiz;
c.
bei Nach­weis, dass ei­ne ge­such­stel­len­de Per­son, für wel­che die Schweiz nach der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013 für die Be­hand­lung ih­res Ge­suchs zu­stän­dig ist, für min­des­tens drei Mo­na­te das Ge­biet der Staa­ten, die durch ei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den sind, ver­las­sen hat: den Zeit­punkt der Aus­rei­se;
d.
nach er­folg­rei­chem Voll­zug der Weg­wei­sung, den Zeit­punkt der Aus­schaf­fung be­zie­hungs­wei­se der Aus­rei­se der ge­such­stel­len­den Per­son aus dem Ge­biet der Staa­ten, die durch ei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den sind;
e.
so­fern die Schweiz auf­grund der Sou­ve­rä­ni­täts­klau­sel der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013 frei­wil­lig der zu­stän­di­ge Du­blin-Staat für die Be­hand­lung ei­nes Asyl­ge­suchs wird: den Zeit­punkt die­ser Ent­schei­dung.6

3Die über­mit­tel­ten Da­ten wer­den in der Da­ten­bank Eu­ro­dac ge­spei­chert und mit den in die­ser Da­ten­bank be­reits ge­spei­cher­ten Da­ten au­to­ma­tisch ver­gli­chen. Das Er­geb­nis des Ver­gleichs wird dem SEM mit­ge­teilt.7

4Die Da­ten wer­den zehn Jah­re nach Ab­nah­me der Fin­ger­ab­drücke von der Zen­tral­ein­heit au­to­ma­tisch ver­nich­tet. Er­hält ei­ne Per­son, de­ren Da­ten von der Schweiz an die Da­ten­bank Eu­ro­dac über­mit­telt wur­den, vor Ab­lauf die­ser Frist die Staats­an­ge­hö­rig­keit ei­nes Staa­tes, der durch ei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den ist, so er­sucht das SEM, so­bald es von die­sem Um­stand Kennt­nis er­hält, die Zen­tral­ein­heit um vor­zei­ti­ge Ver­nich­tung der Da­ten.


1 Die­se Ab­kom­men sind in An­hang 1 auf­ge­führt.
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V [EU] Nr. 603/2013 über die Er­rich­tung von Eu­ro­dac so­wie Änd. der V [EU] Nr. 1077/2011 zur Er­rich­tung der IT-Agen­tur), in Kraft seit 20. Ju­li 2015 (AS 2015 2323; BBl 2014 2675).
3 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V [EU] Nr. 603/2013 über die Er­rich­tung von Eu­ro­dac so­wie Änd. der V [EU] Nr. 1077/2011 zur Er­rich­tung der IT-Agen­tur), in Kraft seit 20. Ju­li 2015 (AS 2015 2323; BBl 2014 2675).
4 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V [EU] Nr. 603/2013 über die Er­rich­tung von Eu­ro­dac so­wie Änd. der V [EU] Nr. 1077/2011 zur Er­rich­tung der IT-Agen­tur), in Kraft seit 20. Ju­li 2015 (AS 2015 2323; BBl 2014 2675).
5 Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 26. Ju­ni 2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes von ei­nem Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen oder Staa­ten­lo­sen in ei­nem Mit­glied­staat ge­stell­ten An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist (Neu­fas­sung), Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 180 vom 29.6.2013, S. 31.
6 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V [EU] Nr. 603/2013 über die Er­rich­tung von Eu­ro­dac so­wie Änd. der V [EU] Nr. 1077/2011 zur Er­rich­tung der IT-Agen­tur), in Kraft seit 20. Ju­li 2015 (AS 2015 2323; BBl 2014 2675).
7 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V [EU] Nr. 603/2013 über die Er­rich­tung von Eu­ro­dac so­wie Änd. der V [EU] Nr. 1077/2011 zur Er­rich­tung der IT-Agen­tur), in Kraft seit 20. Ju­li 2015 (AS 2015 2323; BBl 2014 2675).

Art. 102ater Überprüfung der Fingerabdrücke in Eurodac  

1Ei­ne Spe­zia­lis­tin oder ein Spe­zia­list nimmt ei­ne Über­prü­fung der Fin­ger­ab­drücke vor, wenn die Eu­ro­dac-Ab­fra­ge einen Tref­fer er­ge­ben hat.

2Das SEM be­stimmt, über wel­che Qua­li­fi­ka­tio­nen die Fin­ger­ab­druck­s­pe­zia­lis­tin oder der Fin­ger­ab­druck­s­pe­zia­list ver­fü­gen muss.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V [EU] Nr. 603/2013 über die Er­rich­tung von Eu­ro­dac so­wie Änd. der V [EU] Nr. 1077/2011 zur Er­rich­tung der IT-Agen­tur), in Kraft seit 20. Ju­li 2015 (AS 2015 2323; BBl 2014 2675).

Art. 102b Bekanntgabe von Personendaten an einen Staat, der durch eines der Dublin-Assoziierungsabkommen gebunden ist  

Die Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten an die zu­stän­di­gen Be­hör­den von Staa­ten, die durch ei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den sind, wird der Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten zwi­schen Bun­des­or­ga­nen gleich­ge­stellt.

Art. 102c Bekanntgabe von Personendaten an einen Staat, der durch keines der Dublin-Assoziierungsabkommen gebunden ist  

1An Dritt­staa­ten dür­fen Per­so­nen­da­ten nur be­kannt ge­ge­ben wer­den, so­fern die­se ein an­ge­mes­se­nes Da­ten­schutz­ni­veau ge­währ­leis­ten.

2Ge­währ­leis­tet ein Dritt­staat kein an­ge­mes­se­nes Da­ten­schutz­ni­veau, so kön­nen ihm Per­so­nen­da­ten im Ein­zel­fall be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn:

a.
die be­trof­fe­ne Per­son oh­ne je­den Zwei­fel ein­ge­wil­ligt hat; han­delt es sich um be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten oder Per­sön­lich­keitspro­fi­le, so muss die Ein­wil­li­gung aus­drück­lich sein;
b.
die Be­kannt­ga­be er­for­der­lich ist, um das Le­ben oder die kör­per­li­che In­te­gri­tät der be­trof­fe­nen Per­son zu schüt­zen; oder
c.
die Be­kannt­ga­be zur Wah­rung über­wie­gen­der öf­fent­li­cher In­ter­es­sen oder zur Fest­stel­lung, Aus­übung oder Durch­set­zung von Rechts­an­sprü­chen vor Ge­richt er­for­der­lich ist.

3Ne­ben den in Ab­satz 2 ge­nann­ten Fäl­len kön­nen Per­so­nen­da­ten auch be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn im Ein­zel­fall hin­rei­chen­de Ga­ran­ti­en einen an­ge­mes­se­nen Schutz der be­trof­fe­nen Per­son ge­währ­leis­ten.

4Der Bun­des­rat be­stimmt den Um­fang der zu er­brin­gen­den Ga­ran­ti­en und die Mo­da­li­tä­ten der Ga­ran­tie­er­brin­gung.

5Die aus der Da­ten­bank Eu­ro­dac ge­won­ne­nen Da­ten dür­fen un­ter kei­nen Um­stän­den über­mit­telt wer­den an:

a.
einen Staat, der durch kei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den ist;
b.
in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­tio­nen;
c.
pri­va­te Stel­len.1

1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V [EU] Nr. 603/2013 über die Er­rich­tung von Eu­ro­dac so­wie Änd. der V [EU] Nr. 1077/2011 zur Er­rich­tung der IT-Agen­tur), in Kraft seit 20. Ju­li 2015 (AS 2015 2323; BBl 2014 2675).

Art. 102d  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. 2 des BG vom 19. März über die Um­set­zung des Rah­men­be­schlus­ses 2008/977/JI über den Schutz von Per­so­nen­da­ten im Rah­men der po­li­zei­li­chen und jus­ti­zi­el­len Zu­sam­men­ar­beit in Strafsa­chen, mit Wir­kung seit 1. Dez. 2010 (AS 2010 3387 3418; BBl 2009 6749).

Art. 102e Auskunftsrecht  

Das Aus­kunfts­recht rich­tet sich nach den Da­ten­schutz­be­stim­mun­gen des Bun­des oder der Kan­to­ne.1 Die In­ha­be­rin oder der In­ha­ber der Da­ten­samm­lung er­teilt auch Aus­kunft über die ver­füg­ba­ren An­ga­ben zur Her­kunft der Da­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. 2 des BG vom 19. März über die Um­set­zung des Rah­men­be­schlus­ses 2008/977/JI über den Schutz von Per­so­nen­da­ten im Rah­men der po­li­zei­li­chen und jus­ti­zi­el­len Zu­sam­men­ar­beit in Strafsa­chen, in Kraft seit 1. Dez. 2010 (AS 2010 3387 3418; BBl 2009 6749).

3. Abschnitt: Videoüberwachung

Art. 102ebis  

1Das SEM kann in­ner­halb und aus­ser­halb der Ge­bäu­de, die es im Rah­men des Asyl­ver­fah­rens ver­wal­tet, Vi­deo­über­wa­chungs­ge­rä­te und -an­la­gen ein­set­zen und Bild- und Tonauf­zeich­nun­gen ma­chen, um Gü­ter und Per­so­nen, na­ment­lich die Asyl­su­chen­den, die Mit­ar­bei­ten­den des SEM und die für die Be­treu­ung und die Si­cher­heit zu­stän­di­gen Mit­ar­bei­ten­den, vor Ge­fähr­dung zu schüt­zen.

2Die Bild- und Tonauf­zeich­nun­gen wer­den wäh­rend vier Mo­na­ten auf­be­wahrt und da­nach au­to­ma­tisch ver­nich­tet, so­fern sie nicht für ein Straf­ver­fah­ren oder ei­ne vom SEM ge­führ­te ad­mi­nis­tra­ti­ve Un­ter­su­chung be­nö­tigt wer­den.

3Die Auf­zeich­nun­gen dür­fen nur an Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den über­ge­ben wer­den.

4Bei ei­ner ad­mi­nis­tra­ti­ven oder straf­recht­li­chen Un­ter­su­chung kön­nen die Si­cher­heits­ver­ant­wort­li­chen des SEM so­wie ih­re Vor­ge­setz­ten die Auf­zeich­nun­gen ein­se­hen.

5Der Bun­des­rat re­gelt die Mo­da­li­tä­ten der Vi­deo­über­wa­chung. Er legt na­ment­lich fest, wel­che Ge­bäu­de und Ge­bäu­de­tei­le vi­deo­über­wacht wer­den dür­fen, und re­gelt die Auf­be­wah­rung der Auf­zeich­nun­gen, ih­ren Schutz vor Miss­brauch so­wie ih­re Über­ga­be an die Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den.

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