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Asylgesetz
(AsylG)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 121 Absatz 1 der Bundesverfassung1,2
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 4. Dezember 19953,

beschliesst:

1 SR 101

2 Fassung gemäss Ziff. I 1 des BG vom 1. Okt 2010 über die Koordination des Asyl- und des Auslieferungsverfahrens, in Kraft seit 1. April 2011 (AS 2011 925; BBl 2010 1467).

3 BBl 1996 II 1

1. Kapitel: Grundsätze

Art. 1 Gegenstand

Die­ses Ge­setz re­gelt:

a.
die Asyl­ge­wäh­rung und die Rechts­stel­lung der Flücht­lin­ge in der Schweiz;
b.
den vor­über­ge­hen­den Schutz von Schutz­be­dürf­ti­gen in der Schweiz und de­ren Rück­kehr.

Art. 2 Asyl

1 Die Schweiz ge­währt Flücht­lin­gen auf Ge­such hin Asyl; mass­ge­bend ist die­ses Ge­setz.

2 Asyl um­fasst den Schutz und die Rechts­stel­lung, die Per­so­nen auf­grund ih­rer Flücht­lings­ei­gen­schaft in der Schweiz ge­währt wer­den. Es schliesst das Recht auf An­we­sen­heit in der Schweiz ein.

Art. 3 Flüchtlingsbegriff

1 Flücht­lin­ge sind Per­so­nen, die in ih­rem Hei­mat­staat oder im Land, in dem sie zu­letzt wohn­ten, we­gen ih­rer Ras­se, Re­li­gi­on, Na­tio­na­li­tät, Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner be­stimm­ten so­zia­len Grup­pe oder we­gen ih­rer po­li­ti­schen An­schau­un­gen ernst­haf­ten Nach­tei­len aus­ge­setzt sind oder be­grün­de­te Furcht ha­ben, sol­chen Nach­tei­len aus­ge­setzt zu wer­den.

2 Als ernst­haf­te Nach­tei­le gel­ten na­ment­lich die Ge­fähr­dung des Lei­bes, des Le­bens oder der Frei­heit so­wie Mass­nah­men, die einen un­er­träg­li­chen psy­chi­schen Druck be­wir­ken. Den frau­en­spe­zi­fi­schen Flucht­grün­den ist Rech­nung zu tra­gen.

3 Kei­ne Flücht­lin­ge sind Per­so­nen, die we­gen Wehr­dienst­ver­wei­ge­rung oder De­ser­ti­on ernst­haf­ten Nach­tei­len aus­ge­setzt sind oder be­grün­de­te Furcht ha­ben, sol­chen Nach­tei­len aus­ge­setzt zu wer­den. Vor­be­hal­ten bleibt die Ein­hal­tung des Ab­kom­mens vom 28. Ju­li 19514 über die Rechts­stel­lung der Flücht­lin­ge (Flücht­lings­kon­ven­ti­on).5

4 Kei­ne Flücht­lin­ge sind Per­so­nen, die Grün­de gel­tend ma­chen, die we­gen ih­res Ver­hal­tens nach der Aus­rei­se ent­stan­den sind und die we­der Aus­druck noch Fort­set­zung ei­ner be­reits im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat be­ste­hen­den Über­zeu­gung oder Aus­rich­tung sind. Vor­be­hal­ten bleibt die Flücht­lings­kon­ven­ti­on vom 28. Ju­li 1951.6

4 SR 0.142.30

5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 28. Sept. 2012 (Dring­li­che Än­de­run­gen des Asyl­ge­set­zes) (AS 2012 5359; BBl 2010 4455, 2011 7325). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

6 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 4 Gewährung vorübergehenden Schutzes

Die Schweiz kann Schutz­be­dürf­ti­gen für die Dau­er ei­ner schwe­ren all­ge­mei­nen Ge­fähr­dung, ins­be­son­de­re wäh­rend ei­nes Krie­ges oder Bür­ger­krie­ges so­wie in Si­tua­tio­nen all­ge­mei­ner Ge­walt, vor­über­ge­hen­den Schutz ge­wäh­ren.

Art. 5 Rückschiebungsverbot

1 Kei­ne Per­son darf in ir­gend­ei­ner Form zur Aus­rei­se in ein Land ge­zwun­gen wer­den, in dem ihr Leib, ihr Le­ben oder ih­re Frei­heit aus ei­nem Grund nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 1 ge­fähr­det ist oder in dem sie Ge­fahr läuft, zur Aus­rei­se in ein sol­ches Land ge­zwun­gen zu wer­den.

2 Ei­ne Per­son kann sich nicht auf das Rück­schie­bungs­ver­bot be­ru­fen, wenn er­heb­li­che Grün­de für die An­nah­me vor­lie­gen, dass sie die Si­cher­heit der Schweiz ge­fähr­det, oder wenn sie als ge­mein­ge­fähr­lich ein­zu­stu­fen ist, weil sie we­gen ei­nes be­son­ders schwe­ren Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens rechts­kräf­tig ver­ur­teilt wor­den ist.

Art. 5a Zusammenarbeit und Koordination mit fedpol 7

1 Das Staats­se­kre­ta­ri­at für Mi­gra­ti­on (SEM) ar­bei­tet im Rah­men sei­ner ge­setz­li­chen Auf­ga­ben bei der Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung mit fed­pol zu­sam­men.

2 Es ko­or­di­niert die Mass­nah­men in sei­nem Zu­stän­dig­keits­be­reich mit den vor­beu­gen­den po­li­zei­li­chen und ad­mi­nis­tra­ti­ven Mass­nah­men von fed­pol.

7 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

Art. 5b Sicherheitsaufgaben der Migrationsbehörden 8

Das SEM prüft im Rah­men sei­ner Auf­ga­ben und Zu­stän­dig­kei­ten, ob Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der ei­ne Ge­fahr für die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit oder die in­ter­na­tio­na­len Be­zie­hun­gen der Schweiz dar­stel­len. Bei Aus­schrei­bun­gen im Po­li­zei­be­reich wird fed­pol in­for­miert. Bei Be­darf kön­nen auch die be­trof­fe­nen kan­to­na­len Be­hör­den in­for­miert wer­den.

8 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. 2 des BB vom 18. Dez. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems (SIS), in Kraft seit 22. Nov. 2022 (AS 2021 365; 2023 16; BBl 2020 3465).

Art. 6 Verfahrensgrundsätze 9

Ver­fah­ren rich­ten sich nach dem Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­setz vom 20. De­zem­ber 196810 (VwVG), dem Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­setz vom 17. Ju­ni 200511 und dem Bun­des­ge­richts­ge­setz vom 17. Ju­ni 200512, so­weit das vor­lie­gen­de Ge­setz nichts an­de­res be­stimmt.

9 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

10 SR 172.021

11 SR 173.32

12 SR 173.110

2. Kapitel: Asylsuchende

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 6a Zuständige Behörde 13

1 Das SEM ent­schei­det über Ge­wäh­rung oder Ver­wei­ge­rung des Asyls so­wie über die Weg­wei­sung aus der Schweiz.14

2 Der Bun­des­rat be­zeich­net ne­ben den EU/EFTA-Staa­ten wei­te­re Staa­ten, in de­nen nach sei­nen Fest­stel­lun­gen:15

a.
Si­cher­heit vor Ver­fol­gung be­steht, als si­che­re Hei­mat- oder Her­kunfts­staa­ten;
b.
ef­fek­ti­ver Schutz vor Rück­schie­bung im Sin­ne von Ar­ti­kel 5 Ab­satz 1 be­steht, als si­che­re Dritt­staa­ten.

3 Er über­prüft die Be­schlüs­se nach Ab­satz 2 pe­ri­odisch.

4 Er un­ter­brei­tet den zu­stän­di­gen Kom­mis­sio­nen der eid­ge­nös­si­schen Rä­te die Lis­te nach Ab­satz 2 Buch­sta­be a vor je­der be­ab­sich­tig­ten Än­de­rung, min­des­tens aber ein­mal pro Jahr zur Kon­sul­ta­ti­on.16

13 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

14 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

15 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

16 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

Art. 7 Nachweis der Flüchtlingseigenschaft

1 Wer um Asyl nach­sucht, muss die Flücht­lings­ei­gen­schaft nach­wei­sen oder zu­min­dest glaub­haft ma­chen.

2 Glaub­haft ge­macht ist die Flücht­lings­ei­gen­schaft, wenn die Be­hör­de ihr Vor­han­den­sein mit über­wie­gen­der Wahr­schein­lich­keit für ge­ge­ben hält.

3 Un­glaub­haft sind ins­be­son­de­re Vor­brin­gen, die in we­sent­li­chen Punk­ten zu we­nig be­grün­det oder in sich wi­der­sprüch­lich sind, den Tat­sa­chen nicht ent­spre­chen oder mass­ge­blich auf ge­fälsch­te oder ver­fälsch­te Be­weis­mit­tel ab­ge­stützt wer­den.

Art. 8 Mitwirkungspflicht

1 Asyl­su­chen­de sind ver­pflich­tet, an der Fest­stel­lung des Sach­ver­hal­tes mit­zu­wir­ken. Sie müs­sen ins­be­son­de­re:

a.
ih­re Iden­ti­tät of­fen le­gen;
b.17
Rei­se­pa­pie­re und Iden­ti­täts­aus­wei­se ab­ge­ben;
c.
bei der An­hö­rung an­ge­ben, wes­halb sie um Asyl nach­su­chen;
d.
all­fäl­li­ge Be­weis­mit­tel voll­stän­dig be­zeich­nen und sie un­ver­züg­lich ein­rei­chen oder, so­weit dies zu­mut­bar er­scheint, sich dar­um be­mü­hen, sie in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist zu be­schaf­fen;
e.18
bei der Er­he­bung der bio­me­tri­schen Da­ten mit­wir­ken;
f.19
sich ei­ner vom SEM an­ge­ord­ne­ten me­di­zi­ni­schen Un­ter­su­chung un­ter­zie­hen (Art. 26a);
g.20
dem SEM ih­re elek­tro­ni­schen Da­ten­trä­ger vor­über­ge­hend aus­hän­di­gen, wenn ih­re Iden­ti­tät, die Na­tio­na­li­tät oder der Rei­se­weg we­der ge­stützt auf Iden­ti­täts­aus­wei­se noch auf an­de­re Wei­se fest­ge­stellt wer­den kann; die Be­ar­bei­tung der Per­so­nen­da­ten aus elek­tro­ni­schen Da­ten­trä­gern rich­tet sich nach Ar­ti­kel 8a.

2 Von Asyl­su­chen­den kann ver­langt wer­den, für die Über­set­zung fremd­spra­chi­ger Do­ku­men­te in ei­ne Amtss­pra­che be­sorgt zu sein.

3 Asyl­su­chen­de, die sich in der Schweiz auf­hal­ten, sind ver­pflich­tet, sich wäh­rend des Ver­fah­rens den Be­hör­den von Bund und Kan­to­nen zur Ver­fü­gung zu hal­ten. Sie müs­sen ih­re Adres­se und je­de Än­de­rung der nach kan­to­na­lem Recht zu­stän­di­gen Be­hör­de des Kan­tons oder der Ge­mein­de (kan­to­na­le Be­hör­de) so­fort mit­tei­len.

3bis Per­so­nen, die oh­ne trif­ti­gen Grund ih­re Mit­wir­kungs­pflicht ver­let­zen oder den Asyl­be­hör­den wäh­rend mehr als 20 Ta­gen nicht zur Ver­fü­gung ste­hen, ver­zich­ten da­mit auf ei­ne Wei­ter­füh­rung des Ver­fah­rens. Das­sel­be gilt für Per­so­nen, die den Asyl­be­hör­den in ei­nem Zen­trum des Bun­des oh­ne trif­ti­gen Grund wäh­rend mehr als 5 Ta­gen nicht zur Ver­fü­gung ste­hen. Die Ge­su­che wer­den form­los ab­ge­schrie­ben. Ein neu­es Ge­such kann frü­he­s­tens nach drei Jah­ren de­po­niert wer­den. Vor­be­hal­ten bleibt die Ein­hal­tung der Flücht­lings­kon­ven­ti­on vom 28. Ju­li 195121.22

4 ...23

17 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

18 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

19 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

20 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. April 2025 (AS 2024 189; BBl 2020 9287; 2021 137).

21 SR 0.142.30

22 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012 (AS 2013 4375; BBl 2010 4455, 2011 7325). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

23 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2021, mit Wir­kung seit 1. April 2025 (AS 2024 189; BBl 2020 9287; 2021 137).

Art. 8a Bearbeitung von Personendaten aus elektronischen Datenträgern 24

1 Das SEM kann wäh­rend der Dau­er des Asyl­ver­fah­rens zur Ab­klä­rung der Iden­ti­tät, der Na­tio­na­li­tät und des Rei­se­we­ges Per­so­nen­da­ten der be­trof­fe­nen asyl­su­chen­den Per­son, ein­sch­liess­lich be­son­ders schüt­zens­wer­ter Per­so­nen­da­ten nach Ar­ti­kel 5 Buch­sta­be c des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sep­tem­ber 202025 (DSG) aus elek­tro­ni­schen Da­ten­trä­gern, aus der «Cloud» oder aus «Cloud-Diens­ten» be­ar­bei­ten.

2 Per­so­nen­da­ten von Dritt­per­so­nen dür­fen nur be­ar­bei­tet wer­den, wenn die Be­ar­bei­tung der Per­so­nen­da­ten der asyl­su­chen­den Per­son nicht aus­reicht, um die Ziel­set­zun­gen nach Ab­satz 1 zu er­rei­chen.

3 Elek­tro­ni­sche Da­ten­trä­ger sind ins­be­son­de­re:

a.
Mo­bil­te­le­fo­ne, Smart­pho­nes und -wat­ches, SIM-Kar­ten;
b.
Com­pu­ter, Lap­tops, No­te­books, Ta­blets;
c.
Spei­cher­me­di­en wie USB-Sticks, SD-Spei­cher­kar­ten, DVD und CD-ROM.

4 Das SEM ana­ly­siert für je­den Ein­zel­fall vor­gän­gig die Not­wen­dig­keit und Ver­hält­nis­mäs­sig­keit des Ver­fah­rens nach die­sem Ar­ti­kel.

5 Bis zur Aus­wer­tung kön­nen die Per­so­nen­da­ten auf ei­nem ge­si­cher­ten Ser­ver des Eid­ge­nös­si­schen Jus­tiz- und Po­li­zei­de­par­te­ments (EJPD) zwi­schen­ge­spei­chert wer­den.

6 Zum Zeit­punkt, zu dem die asyl­su­chen­de Per­son auf­ge­for­dert wird, im Sin­ne von Ar­ti­kel 8 Ab­satz 1 Buch­sta­be g ih­re elek­tro­ni­schen Da­ten­trä­ger dem SEM aus­zu­hän­di­gen, wird sie über das vor­ge­se­he­ne Ver­fah­ren in­for­miert, ins­be­son­de­re über des­sen Zweck, Ab­lauf, die Art der aus­ge­wer­te­ten Da­ten, die Aus­wer­tungs­me­tho­de, die Spei­cher­me­tho­de und die Lö­schung der Da­ten.

7Die Aus­wer­tung er­folgt grund­sätz­lich wäh­rend der Vor­be­rei­tungs­pha­se (Art. 26). Sie wird durch Mit­ar­bei­ten­de des SEM in An­we­sen­heit der asyl­su­chen­den­den Per­son durch­ge­führt, aus­ser die­se ver­zich­tet auf die An­we­sen­heit bei der Aus­wer­tung oder wei­gert sich, bei der Aus­wer­tung an­we­send zu sein. Die Aus­wer­tung wird in ei­nem Pro­to­koll fest­ge­hal­ten. Sie er­folgt auf der Grund­la­ge der nach Ab­satz 5 zwi­schen­ge­spei­cher­ten Da­ten und falls nö­tig an­hand der Prü­fung des elek­tro­ni­schen Da­ten­trä­gers.

8 Nach der Aus­wer­tung wer­den die nach Ab­satz 5 zwi­schen­ge­spei­cher­ten Per­so­nen­da­ten ge­löscht. Al­le Per­so­nen­da­ten wer­den spä­tes­tens ein Jahr nach der Zwi­schen­spei­che­rung au­to­ma­tisch ge­löscht.

9 Al­le aus­ge­wer­te­ten Per­so­nen­da­ten sind im Asyl­dos­sier ab­zu­le­gen. Die asyl­su­chen­de Per­son kann sich zur Aus­wer­tung äus­sern.

10 Der Bun­des­rat legt fest, wel­che Da­ten nach Ab­satz 1 er­ho­ben wer­den, und re­gelt den Zu­griff so­wie die Ein­zel­hei­ten der Aus­wer­tung der Per­so­nen­da­ten.

24 Ein­ge­fügt durch Ziff. I und Abs. 1 durch Ziff. III des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. April 2025 (AS 2024 189; BBl 2020 9287; 2021 137). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

25 SR 235.1

Art. 9 Durchsuchung

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de darf Asyl­su­chen­de, die in ei­nem Zen­trum des Bun­des26 oder in ei­ner Pri­vat- oder Kol­lek­ti­vun­ter­kunft un­ter­ge­bracht sind, und ih­re mit­ge­führ­ten Sa­chen auf Rei­se- und Iden­ti­täts­pa­pie­re so­wie auf ge­fähr­li­che Ge­gen­stän­de, Dro­gen und Ver­mö­gens­wer­te un­kla­rer Her­kunft hin durch­su­chen.27

2 Asyl­su­chen­de dür­fen nur von Per­so­nen glei­chen Ge­schlechts durch­sucht wer­den.

26 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991). Die­se Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

27 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 10 Sicherstellung und Einziehung von Dokumenten

1 Das SEM28 nimmt die Rei­se­pa­pie­re und Iden­ti­täts­aus­wei­se von Asyl­su­chen­den zu den Ak­ten.29

2 Be­hör­den und Amts­stel­len stel­len zu­han­den des SEM Rei­se­pa­pie­re, Iden­ti­täts­aus­wei­se oder an­de­re Do­ku­men­te si­cher, wenn sie Hin­wei­se auf die Iden­ti­tät ei­ner Per­son, wel­che in der Schweiz ein Asyl­ge­such ein­ge­reicht hat, ge­ben kön­nen. Bei an­er­kann­ten Flücht­lin­gen gilt Ab­satz 5.30

3 Über­prüft die si­cher­stel­len­de Be­hör­de oder Amts­stel­le Do­ku­men­te nach Ab­satz 2 auf ih­re Echt­heit hin, so ist dem SEM das Re­sul­tat die­ser Über­prü­fung mit­zu­tei­len.

4 Ver­fälsch­te und ge­fälsch­te Do­ku­men­te so­wie ech­te Do­ku­men­te, die miss­bräuch­lich ver­wen­det wur­den, kön­nen vom SEM oder von der Be­schwer­de­in­stanz ein­ge­zo­gen oder zu­han­den des Be­rech­tig­ten si­cher­ge­stellt wer­den.

5 Päs­se oder Iden­ti­täts­aus­wei­se, wel­che den in der Schweiz an­er­kann­ten Flücht­lin­gen von de­ren Hei­mat­staat aus­ge­stellt wur­den, sind zu­han­den des SEM si­cher­zu­stel­len.31

28 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 (AS 2004 4937) auf den 1. Jan. 2015 an­ge­passt. Die­se An­pas­sung wur­de im gan­zen Text vor­ge­nom­men.

29 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

30 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

31 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 11 Beweisverfahren

Wird zur Er­mitt­lung des Sach­ver­hal­tes ein Be­weis­ver­fah­ren durch­ge­führt, so kön­nen Asyl­su­chen­de zur Be­wei­s­an­ord­nung der Be­hör­de nicht vor­gän­gig Stel­lung neh­men.

Art. 12 Eröffnung und Zustellung bei einem Aufenthalt im Kanton 32

1 Ei­ne Ver­fü­gung oder Mit­tei­lung an die letz­te den Be­hör­den be­kann­te Adres­se von Asyl­su­chen­den oder von die­sen Be­voll­mäch­tig­ten wird nach Ab­lauf der or­dent­li­chen sie­ben­tä­gi­gen Ab­hol­frist rechts­gül­tig, auch wenn die Be­trof­fe­nen auf­grund ei­ner be­son­de­ren Ver­ein­ba­rung mit der Schwei­ze­ri­schen Post erst zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt da­von Kennt­nis er­hal­ten oder wenn die Sen­dung als un­zu­stell­bar zu­rück­kommt.

2 Wird die asyl­su­chen­de Per­son durch meh­re­re Be­voll­mäch­tig­te ver­tre­ten und be­zeich­nen die­se kei­ne ge­mein­sa­me Zu­stel­l­adres­se, so er­öff­net die Be­hör­de ih­re Ver­fü­gun­gen oder stellt Mit­tei­lun­gen der von der asyl­su­chen­den Per­son zu­erst be­zeich­ne­ten be­voll­mäch­tig­ten Per­son zu.

3 Ver­fü­gun­gen kön­nen in ge­eig­ne­ten Fäl­len münd­lich er­öff­net und sum­ma­risch be­grün­det wer­den. Die münd­li­che Er­öff­nung ist samt Be­grün­dung pro­to­kol­la­risch fest­zu­hal­ten. Der Pro­to­kol­l­aus­zug ist der asyl­su­chen­den Per­son oder ih­rer be­voll­mäch­tig­ten Per­son aus­zu­hän­di­gen.

32 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 12a Eröffnung und Zustellung in den Zentren des Bundes 33

1 In den Zen­tren des Bun­des er­fol­gen die Er­öff­nung von Ver­fü­gun­gen und die Zu­stel­lung von Mit­tei­lun­gen durch Aus­hän­di­gung. Ist die asyl­su­chen­de Per­son un­ter­ge­taucht, so rich­ten sich die Er­öff­nung und die Zu­stel­lung nach Ar­ti­kel 12.

2 Bei Asyl­su­chen­den mit zu­ge­wie­se­ner Rechts­ver­tre­tung er­fol­gen die Er­öff­nung von Ver­fü­gun­gen und die Zu­stel­lung von Mit­tei­lun­gen an den mit der Rechts­ver­tre­tung be­auf­trag­ten Leis­tungs­er­brin­ger. Die­ser gibt der zu­ge­wie­se­nen Rechts­ver­tre­tung die Er­öff­nung oder Zu­stel­lung am glei­chen Tag be­kannt.

3 Bei Asyl­su­chen­den oh­ne zu­ge­wie­se­ne Rechts­ver­tre­tung er­fol­gen die Er­öff­nung von Ver­fü­gun­gen und die Zu­stel­lung von Mit­tei­lun­gen an die asyl­su­chen­de Per­son. Ei­ner von der asyl­su­chen­den Per­son be­voll­mäch­tig­ten Per­son wird die Er­öff­nung oder Zu­stel­lung un­ver­züg­lich be­kannt ge­ge­ben.

4 Die münd­li­che Er­öff­nung und sum­ma­ri­sche Be­grün­dung rich­tet sich nach Ar­ti­kel 12 Ab­satz 3.

33 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 13 Eröffnung und Zustellung in Verfahren am Flughafen und in dringlichen Fällen 34

1 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den kön­nen Per­so­nen, die an der Gren­ze oder bei der Grenz­kon­trol­le in ei­nem schwei­ze­ri­schen Flug­ha­fen um Asyl nach­su­chen (Art. 21–23), auch un­ter­schrie­be­ne, mit Te­le­fax über­mit­tel­te Ver­fü­gun­gen er­öff­nen. Die be­tref­fen­den Per­so­nen müs­sen die Aus­hän­di­gung der Ver­fü­gung schrift­lich be­stä­ti­gen; bleibt die Be­stä­ti­gung aus, so macht die zu­stän­di­ge Be­hör­de die Aus­hän­di­gung ak­ten­kun­dig. Ar­ti­kel 11 Ab­satz 3 VwVG35 fin­det kei­ne An­wen­dung. Der be­voll­mäch­tig­ten Per­son wird die Er­öff­nung be­kannt ge­ge­ben.

2 Für das Ver­fah­ren am Flug­ha­fen gilt sinn­ge­mä­ss Ar­ti­kel 12a.

3 In an­de­ren dring­li­chen Fäl­len kann das SEM ei­ne kan­to­na­le Be­hör­de, ei­ne schwei­ze­ri­sche di­plo­ma­ti­sche Missi­on oder einen kon­su­la­ri­schen Pos­ten im Aus­land (schwei­ze­ri­sche Ver­tre­tung) er­mäch­ti­gen, un­ter­schrie­be­ne, mit Te­le­fax über­mit­tel­te Ver­fü­gun­gen zu er­öff­nen.

34 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

35 SR 172.021

Art. 14 Verhältnis zum ausländerrechtlichen Verfahren 36

1 Ab Ein­rei­chung des Asyl­ge­su­ches bis zur Aus­rei­se nach ei­ner rechts­kräf­tig an­ge­ord­ne­ten Weg­wei­sung, nach ei­nem Rück­zug des Asyl­ge­su­ches oder bis zur An­ord­nung ei­ner Er­satz­mass­nah­me bei nicht durch­führ­ba­rem Voll­zug kann ei­ne asyl­su­chen­de Per­son kein Ver­fah­ren um Er­tei­lung ei­ner aus­län­der­recht­li­chen Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ein­lei­ten, aus­ser es be­ste­he ein An­spruch auf de­ren Er­tei­lung.

2 Der Kan­ton kann mit Zu­stim­mung des SEM ei­ner ihm nach die­sem Ge­setz zu­ge­wie­se­nen Per­son ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung er­tei­len, wenn:37

a.
die be­trof­fe­ne Per­son sich seit Ein­rei­chung des Asyl­ge­su­ches min­des­tens fünf Jah­re in der Schweiz auf­hält;
b.
der Auf­ent­halts­ort der be­trof­fe­nen Per­son den Be­hör­den im­mer be­kannt war;
c.
we­gen der fort­ge­schrit­te­nen In­te­gra­ti­on ein schwer­wie­gen­der per­sön­li­cher Här­te­fall vor­liegt; und
d.38
kei­ne Wi­der­rufs­grün­de nach Ar­ti­kel 62 Ab­satz 1 des Aus­län­der- und In­te­gra­ti­ons­ge­set­zes vom 16. De­zem­ber 200539 (AIG)40 vor­lie­gen.

3 Will der Kan­ton von die­ser Mög­lich­keit Ge­brauch ma­chen, so mel­det er dies dem SEM un­ver­züg­lich.

4 Die be­trof­fe­ne Per­son hat nur beim Zu­stim­mungs­ver­fah­ren des SEM Par­tei­stel­lung.

5 Hän­gi­ge Ver­fah­ren um Er­tei­lung ei­ner Auf­ent­halts­be­wil­li­gung wer­den mit dem Ein­rei­chen ei­nes Asyl­ge­suchs ge­gen­stands­los.

6 Er­teil­te Auf­ent­halts­be­wil­li­gun­gen blei­ben gül­tig und kön­nen ge­mä­ss den aus­län­der­recht­li­chen Be­stim­mun­gen ver­län­gert wer­den.

36 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 4745; BBl 20026845).

37 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

38 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012 (AS 2013 4375; BBl 2010 4455, 2011 7325). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV 4 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

39 SR 142.20

40 Der Ti­tel wur­de in An­wen­dung von Art. 12 Abs. 2 des Pu­bli­ka­ti­ons­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004 (SR 170.512) auf den 1. Jan. 2019 an­ge­passt. Die­se An­pas­sung wur­de im gan­zen Text vor­ge­nom­men.

Art. 15 Interkantonale Stellen

Die Kan­to­ne kön­nen zur Er­fül­lung der ih­nen nach die­sem Ge­setz über­tra­ge­nen Auf­ga­ben, ins­be­son­de­re für die An­hö­rung, die Ent­scheid­vor­be­rei­tung und den Voll­zug der Weg­wei­sung, in­ter­kan­to­na­le Stel­len er­rich­ten.

Art. 16 Verfahrenssprache

1 Ein­ga­ben an Bun­des­be­hör­den kön­nen in je­der Amtss­pra­che ein­ge­reicht wer­den. Der Bun­des­rat kann vor­se­hen, dass Ein­ga­ben von Asyl­su­chen­den, die von ei­ner be­voll­mäch­tig­ten Per­son ver­tre­ten wer­den, in Zen­tren des Bun­des in der Amtss­pra­che des Stand­ort­kan­tons des Zen­trums ein­ge­reicht wer­den.41

2 Ver­fü­gun­gen oder Zwi­schen­ver­fü­gun­gen des SEM wer­den in der Spra­che er­öff­net, die am Wohn­ort der Asyl­su­chen­den Amtss­pra­che ist.42

3 Das SEM kann von Ab­satz 2 ab­wei­chen, wenn:

a.
die asyl­su­chen­de Per­son oder de­ren Rechts­ver­tre­te­rin oder Rechts­ver­tre­ter ei­ner an­de­ren Amtss­pra­che mäch­tig ist;
b.
dies un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ge­such­sein­gän­ge oder der Per­so­nal­si­tua­ti­on für ei­ne ef­fi­zi­en­te und frist­ge­rech­te Ge­suchser­le­di­gung er­for­der­lich ist;
c.
die asyl­su­chen­de Per­son von ei­nem Zen­trum des Bun­des ei­nem Kan­ton mit ei­ner an­de­ren Amtss­pra­che zu­ge­wie­sen wird.43

41 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

42 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

43 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 17 Besondere Verfahrensbestimmungen

1 Die Be­stim­mung des Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 196844 über den Fris­ten­still­stand fin­det kei­ne An­wen­dung auf das Asyl­ver­fah­ren.

2 Der Bun­des­rat er­lässt er­gän­zen­de Be­stim­mun­gen über das Asyl­ver­fah­ren, ins­be­son­de­re um der spe­zi­el­len Si­tua­ti­on von Frau­en und Min­der­jäh­ri­gen im Ver­fah­ren ge­recht zu wer­den.

2bis Asyl­ge­su­che von un­be­glei­te­ten Min­der­jäh­ri­gen wer­den prio­ri­tär be­han­delt.45

3 Die In­ter­es­sen von un­be­glei­te­ten min­der­jäh­ri­gen Asyl­su­chen­den wer­den wahr­ge­nom­men für die Dau­er des Ver­fah­rens:

a.
im Zen­trum des Bun­des und am Flug­ha­fen durch die zu­ge­wie­se­ne Rechts­ver­tre­tung als Ver­trau­ens­per­son; die­se stellt die Ko­or­di­na­ti­on mit den zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den si­cher;
b.
nach Zu­wei­sung in den Kan­ton durch die von den zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den un­ver­züg­lich be­stimm­te Ver­trau­ens­per­son.46

3bis Be­ste­hen Hin­wei­se, dass ei­ne an­geb­lich min­der­jäh­ri­ge asyl­su­chen­de Per­son das Mün­dig­keits­al­ter be­reits er­reicht hat, so kann das SEM ein Al­ters­gut­ach­ten ver­an­las­sen.47

448

5 Bei der Er­öff­nung ei­nes Ent­scheids nach Ar­ti­kel 23 Ab­satz 1, 31a oder 111c stellt das SEM der asyl­su­chen­den oder der von ihr be­voll­mäch­tig­ten Per­son gleich­zei­tig die Ver­fah­rens­ak­ten zu, wenn der Voll­zug der Weg­wei­sung an­ge­ord­net wur­de.49

6 Der Bun­des­rat be­stimmt die Rol­le, die Zu­stän­dig­kei­ten und die Auf­ga­ben der Ver­trau­ens­per­son.50

44 SR 172.021

45 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

46 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

47 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

48 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005 (AS 2006 4745, BBl 20026845). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

49 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

50 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. I 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

Art. 17a Gebühren für Dienstleistungen 51

Das SEM kann Ge­büh­ren und Aus­la­gen für Dienst­leis­tun­gen zu Guns­ten Drit­ter die­sen in Rech­nung stel­len.

51 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 17b52

52 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005 (AS 2006 4745; BBl 20026845). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

2. Abschnitt: Asylgesuch und Einreise

Art. 18 Asylgesuch

Je­de Äus­se­rung, mit der ei­ne Per­son zu er­ken­nen gibt, dass sie die Schweiz um Schutz vor Ver­fol­gung nach­sucht, gilt als Asyl­ge­such.

Art. 19 Einreichung 53

1 Das Asyl­ge­such ist bei der Grenz­kon­trol­le in ei­nem schwei­ze­ri­schen Flug­ha­fen, bei der Ein­rei­se an ei­nem ge­öff­ne­ten Grenz­über­gang oder in ei­nem Zen­trum des Bun­des ein­zu­rei­chen. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 24a Ab­satz 3.

2 Ein Ge­such kann nur ein­rei­chen, wer sich an der Schwei­zer Gren­ze oder auf dem Ge­biet der Schweiz be­fin­det.

53 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 2054

54 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 21 Asylgesuch an der Grenze, nach Anhaltung im grenznahen Raum bei der illegalen Einreise oder im Inland 55

1 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den wei­sen Per­so­nen, die an der Gren­ze oder nach An­hal­tung bei der il­le­ga­len Ein­rei­se im grenz­na­hen Raum oder im In­land um Asyl nach­su­chen, an ein Zen­trum des Bun­des. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 24a Ab­satz 3.56

2 Das SEM prüft sei­ne Zu­stän­dig­keit zur Durch­füh­rung des Asyl­ver­fah­rens un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Be­stim­mun­gen der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men.

3 Die Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men sind in An­hang 1 auf­ge­führt.

55 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

56 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 22 Verfahren am Flughafen 57

1 Bei Per­so­nen, die in ei­nem schwei­ze­ri­schen Flug­ha­fen um Asyl nach­su­chen, er­hebt die zu­stän­di­ge Be­hör­de die Per­so­na­li­en und er­stellt Fin­ger­ab­druck­bo­gen und Fo­to­gra­fi­en. Sie kann wei­te­re bio­me­tri­sche Da­ten er­he­ben und die Asyl­su­chen­den sum­ma­risch zum Rei­se­weg und zu den Grün­den be­fra­gen, warum sie ihr Land ver­las­sen ha­ben.58

1bis Das SEM prüft sei­ne Zu­stän­dig­keit zur Durch­füh­rung des Asyl­ver­fah­rens un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Be­stim­mun­gen der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men.59

1ter Es be­wil­ligt die Ein­rei­se, wenn die Schweiz für die Durch­füh­rung des Asyl­ver­fah­rens auf­grund der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/201360 zu­stän­dig ist und Asyl­su­chen­de:61

a.
im Land, aus dem sie di­rekt in die Schweiz ge­langt sind, aus ei­nem Grund nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 1 ge­fähr­det oder von un­mensch­li­cher Be­hand­lung be­droht er­schei­nen; oder
b.
glaub­haft ma­chen, dass das Land, aus dem sie di­rekt kom­men, sie in Ver­let­zung des Rück­schie­bungs­ver­bo­tes zur Aus­rei­se in ein Land zwin­gen wür­de, in dem sie ge­fähr­det er­schei­nen.62

2 Kann auf Grund der Mass­nah­men nach Ab­satz 1 und der Prü­fung nach Ab­satz 1bis nicht so­fort fest­ge­stellt wer­den, ob die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Ein­rei­se­be­wil­li­gung nach Ab­satz 1ter er­füllt sind, so wird die Ein­rei­se vor­läu­fig ver­wei­gert.63

2bis Um Här­te­fäl­le zu ver­mei­den, kann der Bun­des­rat be­stim­men, in wel­chen wei­te­ren Fäl­len die Ein­rei­se be­wil­ligt wird.64

3 Das SEM weist den Asyl­su­chen­den gleich­zei­tig mit der Ver­wei­ge­rung der Ein­rei­se einen Auf­ent­halts­ort zu und sorgt für an­ge­mes­se­ne Un­ter­kunft. Es über­nimmt die Kos­ten für die Un­ter­brin­gung. Für die Be­reit­stel­lung ei­ner kos­ten­güns­ti­gen Un­ter­kunft sind die Flug­ha­fen­be­trei­ber ver­ant­wort­lich.65

3bis Der Bund ge­währ­leis­tet asyl­su­chen­den Per­so­nen, die in ei­nem schwei­ze­ri­schen Flug­ha­fen ein Asyl­ge­such ein­rei­chen, un­ent­gelt­li­che Be­ra­tung und Rechts­ver­tre­tung sinn­ge­mä­ss nach den Ar­ti­keln 102f–102k.66

4 Die Ver­fü­gung über die Ver­wei­ge­rung der Ein­rei­se und die Zu­wei­sung ei­nes Auf­ent­halts­or­tes ist der asyl­su­chen­den Per­son in­nert zwei Ta­gen nach der Ein­rei­chung des Ge­su­ches mit Rechts­mit­tel­be­leh­rung zu er­öff­nen. Vor­gän­gig wird ihr das recht­li­che Ge­hör ge­währt.67

5 Die asyl­su­chen­de Per­son kann am Flug­ha­fen oder aus­nahms­wei­se an ei­nem an­de­ren ge­eig­ne­ten Ort längs­tens 60 Ta­ge fest­ge­hal­ten wer­den. Nach ei­nem rechts­kräf­ti­gen Weg­wei­sungs­ent­scheid kann die wei­te­re Fest­hal­tung in ei­nem Aus­schaf­fungs­ge­fäng­nis er­fol­gen.

6 Das SEM kann die asyl­su­chen­de Per­son an­sch­lies­send ei­nem Kan­ton oder ei­nem Zen­trum des Bun­des zu­wei­sen. In den üb­ri­gen Fäl­len rich­tet sich das wei­te­re Ver­fah­ren am Flug­ha­fen nach den Ar­ti­keln 23, 29, 36 und 37.68

57 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

58 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

59 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

60 Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 26. Ju­ni 2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes von ei­nem Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen oder Staa­ten­lo­sen in ei­nem Mit­glied­staat ge­stell­ten An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist (Neu­fas­sung), Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 180 vom 29.6.2013, S. 31.

61 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

62 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

63 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

64 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

65 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

66 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

67 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

68 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 23 Entscheide am Flughafen 69

1 Be­wil­ligt das SEM die Ein­rei­se in die Schweiz nicht, so kann es auf das Asyl­ge­such nicht ein­tre­ten oder die­ses ab­leh­nen.70

2 Der Ent­scheid ist in­nert 20 Ta­gen nach Ein­rei­chung des Ge­su­ches zu er­öff­nen. Dau­ert das Ver­fah­ren län­ger, so weist das SEM die asyl­su­chen­de Per­son ei­nem Kan­ton oder ei­nem Zen­trum des Bun­des zu.71

69 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

70 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

71 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

2a. Abschnitt: Zentren des Bundes 72

72 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 24 Zentren des Bundes 73

1 Der Bund er­rich­tet Zen­tren, die vom SEM ge­führt wer­den. Da­bei be­ach­tet er die Grund­sät­ze der Zweck­mäs­sig­keit und der Wirt­schaft­lich­keit.

2 Der Bund be­zieht bei der Er­rich­tung der Zen­tren die Kan­to­ne und die Ge­mein­den früh­zei­tig ein.

3 Ei­ne Un­ter­brin­gung von Asyl­su­chen­den in ei­nem Zen­trum des Bun­des er­folgt ab Ein­rei­chung des Asyl­ge­suchs:

a.
im be­schleu­nig­ten Ver­fah­ren bis zur Asyl­ge­wäh­rung, der An­ord­nung ei­ner vor­läu­fi­gen Auf­nah­me oder bis zur Aus­rei­se;
b.
im Du­blin-Ver­fah­ren bis zur Aus­rei­se;
c.
im er­wei­ter­ten Ver­fah­ren bis zur Zu­wei­sung an den Kan­ton.

4 Die Höchst­dau­er des Auf­ent­hal­tes in den Zen­tren des Bun­des be­trägt 140 Ta­ge. Nach Ab­lauf der Höchst­dau­er er­folgt ei­ne Zu­wei­sung an einen Kan­ton.

5 Die Höchst­dau­er kann an­ge­mes­sen ver­län­gert wer­den, wenn da­durch das Asyl­ver­fah­ren rasch ab­ge­schlos­sen oder der Voll­zug der Weg­wei­sung er­fol­gen kann. Der Bun­des­rat be­stimmt die Ein­zel­hei­ten zur Ver­län­ge­rung der Höchst­dau­er des Auf­ent­hal­tes in den Zen­tren des Bun­des.

6 Ei­ne Zu­wei­sung an einen Kan­ton kann auch vor Ab­lauf der Höchst­dau­er des Auf­ent­halts in den Zen­tren des Bun­des er­fol­gen ins­be­son­de­re bei ei­nem ra­schen und er­heb­li­chen An­stieg der Asyl­ge­su­che. Die Ver­tei­lung und Zu­wei­sung rich­ten sich nach Ar­ti­kel 27.

73 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 24a Besondere Zentren 74

1 Asyl­su­chen­de, wel­che die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung er­heb­lich ge­fähr­den oder wel­che durch ihr Ver­hal­ten den Be­trieb und die Si­cher­heit der Zen­tren des Bun­des er­heb­lich stö­ren, wer­den in be­son­de­ren Zen­tren un­ter­ge­bracht, die durch das SEM oder durch kan­to­na­le Be­hör­den er­rich­tet und ge­führt wer­den. Mit der Unterbringung in einem besonderen Zentrum ist eine Ein- oder Ausgrenzung nach Artikel 74 Absatz 1bis AIG75anzuordnen; das Verfahren richtet sich nach Artikel 74 Absätze 2 und 3AIG.

2 In den be­son­de­ren Zen­tren kön­nen un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen Asyl­su­chen­de un­ter­ge­bracht wer­den, die ei­nem Kan­ton zu­ge­wie­sen wur­den. Bund und Kan­to­ne be­tei­li­gen sich im Um­fang der Nut­zung an­teils­mäs­sig an den Kos­ten der Zen­tren.

3 In den be­son­de­ren Zen­tren kön­nen die glei­chen Ver­fah­ren durch­ge­führt wer­den wie in den Zen­tren des Bun­des nach Ar­ti­kel 24; aus­ge­nom­men ist die Ein­rei­chung ei­nes Asyl­ge­suchs.

4 Asyl­ge­su­che von Per­so­nen in den be­son­de­ren Zen­tren wer­den prio­ri­tär be­han­delt und allfällige Wegweisungsentscheide prioritär vollzogen.

74 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

75 SR 142.20

Art. 24b Betrieb der Zentren 76

1 Das SEM kann Drit­te mit Auf­ga­ben zur Si­cher­stel­lung des Be­triebs der Zen­tren des Bun­des be­auf­tra­gen. Die be­auf­trag­ten Drit­ten un­ter­ste­hen der glei­chen Schwei­ge­pflicht wie das Bun­des­per­so­nal.

2 Das EJPD er­lässt Be­stim­mun­gen, um ein ra­sches Ver­fah­ren und einen ge­ord­ne­ten Be­trieb in den Zen­tren des Bun­des si­cher­zu­stel­len.77

76 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

77 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. April 2025 (AS 2024 189; BBl 2020 9287; 2021 137).

Art. 24c Vorübergehende Nutzung von militärischen Bauten und Anlagen des Bundes 78

1 Mi­li­tä­ri­sche Bau­ten und An­la­gen des Bun­des kön­nen, so­fern die be­ste­hen­den Un­ter­brin­gungs­struk­tu­ren nicht aus­rei­chen, oh­ne kan­to­na­le oder kom­mu­na­le Be­wil­li­gun­gen und oh­ne Plan­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren zur Un­ter­brin­gung von Asyl­su­chen­den oder zur Durch­füh­rung von Asyl­ver­fah­ren für höchs­tens drei Jah­re ge­nutzt wer­den, wenn die Zweck­än­de­rung kei­ne er­heb­li­chen bau­li­chen Mass­nah­men er­for­dert und kei­ne we­sent­li­che Än­de­rung in Be­zug auf die Be­le­gung der An­la­ge oder Bau­te er­folgt.

2 Kei­ne er­heb­li­chen bau­li­chen Mass­nah­men im Sin­ne von Ab­satz 1 sind ins­be­son­de­re:

a.
ge­wöhn­li­che Un­ter­halts­ar­bei­ten an Ge­bäu­den und An­la­gen;
b.
ge­ring­fü­gi­ge bau­li­che Än­de­run­gen;
c.
Aus­rüs­tun­gen von un­ter­ge­ord­ne­ter Be­deu­tung wie sa­ni­täre An­la­gen oder Was­ser- und Elek­tri­zi­täts­an­schlüs­se;
d.
Fahr­nis­bau­ten.

3 Ei­ne er­neu­te Nut­zung der­sel­ben Bau­ten oder An­la­gen nach Ab­satz 1 kann erst nach ei­nem Un­ter­bruch von zwei Jah­ren er­fol­gen, aus­ser der Kan­ton und die Stand­ort­ge­mein­de sind mit dem Ver­zicht auf einen Un­ter­bruch ein­ver­stan­den; vor­be­hal­ten blei­ben Aus­nah­me­si­tua­tio­nen nach Ar­ti­kel 55.

4 Der Bund zeigt dem Kan­ton und der Stand­ort­ge­mein­de nach ei­ner Kon­sul­ta­ti­on die Nut­zungs­än­de­rung spä­tes­tens 60 Ta­ge vor der In­be­trieb­nah­me der Un­ter­kunft an.

78 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3101, 2017 6171; BBl 2014 7991).

Art. 24d Kantonale und kommunale Zentren für die Unterbringung 79

1 Asyl­su­chen­de kön­nen in ei­nem kan­to­nal oder kom­mu­nal ge­führ­ten Zen­trum un­ter­ge­bracht wer­den, wenn nicht ge­nü­gend Un­ter­brin­gungs­plät­ze in den Zen­tren des Bun­des nach Ar­ti­kel 24 ver­füg­bar sind. Für die Un­ter­brin­gung in ei­nem kom­mu­na­len Zen­trum ist das Ein­ver­ständ­nis des Stand­ort­kan­tons er­for­der­lich.

2 Der Stand­ort­kan­ton oder die Stand­ort­ge­mein­de:

a.
ge­währ­leis­tet ei­ne an­ge­mes­se­ne Un­ter­brin­gung, Be­treu­ung und Be­schäf­ti­gung;
b.
rich­tet die So­zi­al­hil­fe oder Not­hil­fe aus;
c.
stellt die me­di­zi­ni­sche Be­treu­ung so­wie den Grund­schul­un­ter­richt für Kin­der si­cher;
d.
trifft die not­wen­di­gen Si­cher­heits­vor­keh­run­gen, um einen ge­ord­ne­ten Be­trieb si­cher­zu­stel­len.

3 Der Stand­ort­kan­ton oder die Stand­ort­ge­mein­de kann die Auf­ga­ben nach Ab­satz 2 ganz oder teil­wei­se Drit­ten über­tra­gen.

4 Für die Aus­rich­tung von So­zi­al­hil­fe und Not­hil­fe gilt kan­to­na­les Recht.

5 Der Bund ent­rich­tet dem Stand­ort­kan­ton oder der Stand­ort­ge­mein­de durch Ver­ein­ba­rung Bun­des­bei­trä­ge für die Ab­gel­tung der Ver­wal­tungs- und Per­so­nal- so­wie der üb­ri­gen Kos­ten, die bei der Er­fül­lung der Auf­ga­ben nach Ab­satz 2 ent­ste­hen. Die Ab­gel­tung wird pau­schal fest­ge­setzt. Aus­nahms­wei­se kön­nen die Bei­trä­ge nach Auf­wand fest­ge­setzt wer­den, ins­be­son­de­re zur Ab­gel­tung ein­ma­lig an­fal­len­der Kos­ten.

6 Die üb­ri­gen Be­stim­mun­gen für Zen­tren des Bun­des gel­ten sinn­ge­mä­ss auch für kan­to­na­le und kom­mu­na­le Zen­tren. In Zen­tren nach Ab­satz 1 kön­nen die glei­chen Ver­fah­ren durch­ge­führt wer­den wie in den Zen­tren des Bun­des nach Ar­ti­kel 24.

79 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 24e Zusätzliche Vorkehrungen 80

Bund und Kan­to­ne tref­fen Mass­nah­men, da­mit sie auf Schwan­kun­gen der Asyl­ge­su­che mit den er­for­der­li­chen Res­sour­cen, ins­be­son­de­re im Be­reich der Un­ter­brin­gung, des Per­so­nals und der Fi­nan­zie­rung, oder wei­te­ren Vor­keh­run­gen recht­zei­tig rea­gie­ren kön­nen.

80 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

3. Abschnitt: Das erstinstanzliche Verfahren

Art. 2581

81 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 25a82

82 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012 (AS 2013 4375; BBl 2010 4455, 2011 7325). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 26 Vorbereitungsphase 83

1 Nach Ein­rei­chung des Asyl­ge­suchs be­ginnt die Vor­be­rei­tungs­pha­se. Sie dau­ert im Du­blin-Ver­fah­ren höchs­tens 10 Ta­ge und in den üb­ri­gen Ver­fah­ren höchs­tens 21 Ta­ge.

2 In der Vor­be­rei­tungs­pha­se er­hebt das SEM die Per­so­na­li­en und er­stellt in der Re­gel Fin­ger­ab­druck­bo­gen und Fo­to­gra­fi­en. Es kann wei­te­re bio­me­tri­sche Da­ten er­he­ben, Al­ters­gut­ach­ten (Art. 17 Abs. 3bis) er­stel­len, Be­weis­mit­tel und Rei­se- und Iden­ti­täts­pa­pie­re über­prü­fen und her­kunfts- so­wie iden­ti­täts­s­pe­zi­fi­sche Ab­klä­run­gen tref­fen.

3 Das SEM weist die Asyl­su­chen­den auf ih­re Rech­te und Pflich­ten im Asyl­ver­fah­ren hin. Es kann die Asyl­su­chen­den zu ih­rer Iden­ti­tät, zum Rei­se­weg und sum­ma­risch zu den Grün­den be­fra­gen, warum sie ihr Land ver­las­sen ha­ben. Dabei kann das SEM Asylsuchende über einen möglichen gewerbsmässigen Menschenschmuggel befragen.Es klärt mit der asyl­su­chen­den Per­son ab, ob ihr Asyl­ge­such hin­rei­chend be­grün­det ist. Soll­te dies nicht der Fall sein und zieht die asyl­su­chen­de Per­son ihr Ge­such zu­rück, so wird die­ses form­los ab­ge­schrie­ben und die Rück­rei­se ein­ge­lei­tet.

4 Der Ab­gleich der Da­ten nach Ar­ti­kel 102abis Ab­sät­ze 2–3, die Über­prü­fung der Fin­ger­ab­drücke nach Ar­ti­kel 102ater Ab­satz 1 so­wie die An­fra­ge zur Auf­nah­me oder Wie­der­auf­nah­me an den zu­stän­di­gen durch ei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­de­nen Staat wer­den wäh­rend der Vor­be­rei­tungs­pha­se vor­ge­nom­men.

5 Das SEM kann Drit­te mit Auf­ga­ben nach Ab­satz 2 be­auf­tra­gen. Die be­auf­trag­ten Drit­ten un­ter­ste­hen der glei­chen Schwei­ge­pflicht wie das Bun­des­per­so­nal.

83 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 26a Feststellung des medizinischen Sachverhalts 84

1 Asyl­su­chen­de müs­sen die für das Asyl- und Weg­wei­sungs­ver­fah­ren mass­ge­bli­chen ge­sund­heit­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen, die ih­nen be­reits zum Zeit­punkt der Ein­rei­chung des Asyl­ge­su­ches be­kannt wa­ren, un­mit­tel­bar nach der Ge­such­sein­rei­chung, spä­tes­tens je­doch bei der An­hö­rung zu den Asyl­grün­den nach Ar­ti­kel 36 Ab­satz 2 oder der Ge­wäh­rung des recht­li­chen Ge­hörs nach Ar­ti­kel 36 Ab­satz 1, gel­tend ma­chen.

2 Für die Vor­brin­gen nach Ab­satz 1 be­zeich­net das SEM die für die Un­ter­su­chung zu­stän­di­ge me­di­zi­ni­sche Fach­per­son. Ar­ti­kel 82a gilt sinn­ge­mä­ss. Das SEM kann die not­wen­di­gen me­di­zi­ni­schen Auf­ga­ben Drit­ten über­tra­gen.

3 Spä­ter gel­tend ge­mach­te oder von ei­ner an­de­ren me­di­zi­ni­schen Fach­per­son fest­ge­stell­te ge­sund­heit­li­che Be­ein­träch­ti­gun­gen kön­nen im Asyl- und Weg­wei­sungs­ver­fah­ren be­rück­sich­tigt wer­den, wenn sie nach­ge­wie­sen wer­den. Ei­ne Glaub­haft­ma­chung reicht aus­nahms­wei­se aus, wenn ent­schuld­ba­re Grün­de für die Ver­spä­tung vor­lie­gen oder im Ein­zel­fall ein Nach­weis aus me­di­zi­ni­schen Grün­den nicht er­bracht wer­den kann. Das SEM kann ei­ne Ver­trau­en­särz­tin oder einen Ver­trau­ens­arzt bei­zie­hen.

84 Ur­sprüng­lich Art. 26bis. Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

Art. 26b Dublin-Verfahren 85

Das Ver­fah­ren im Hin­blick auf einen Ent­scheid nach Ar­ti­kel 31a Ab­satz 1 Buch­sta­be b be­ginntmit der Ein­rei­chung des Ge­suchs an einen Du­blin-Staat um Auf­nah­me oder Wie­der­auf­nah­me der asyl­su­chen­den Per­son. Es dau­ert bis zur Über­stel­lung in den zu­stän­di­gen Du­blin-Staat oder bis zu sei­nem Ab­bruch und zum Ent­scheid über die Durch­füh­rung ei­nes be­schleu­nig­ten oder er­wei­ter­ten Ver­fah­rens.

85 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 26c Beschleunigtes Verfahren 86

Nach Abschluss der Vorbereitungsphase folgt das beschleunigte Verfahren umgehend mit der Anhörung zu den Asylgründen oder der Gewährung des rechtlichen Gehörs nach Artikel 36. Der Bun­des­rat legt die ein­zel­nen Ver­fah­rens­schrit­te fest.

86 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 26d Erweitertes Verfahren 87

Steht nach der An­hö­rung zu den Asyl­grün­den fest, dass ein Ent­scheid im Rah­men des be­schleu­nig­ten Ver­fah­rens nicht mög­lich ist, na­ment­lich weil wei­te­re Ab­klä­run­gen er­for­der­lich sind, er­fol­gen die Zu­tei­lung in das er­wei­ter­te Ver­fah­ren und ei­ne Zu­wei­sung auf die Kan­to­ne nach Ar­ti­kel 27.

87 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 27 Verteilung und Zuweisung auf die Kantone 88

1 Die Kan­to­ne ver­stän­di­gen sich über die Ver­tei­lung der Asyl­su­chen­den.

1bis Be­son­de­re Leis­tun­gen, wel­che Stand­ort­kan­to­ne von Zen­tren des Bun­des oder Flug­ha­fen­kan­to­ne er­brin­gen, wer­den bei der Ver­tei­lung von Asyl­su­chen­den an­ge­mes­sen be­rück­sich­tigt.89

2 Kön­nen sich die Kan­to­ne nicht ei­ni­gen, so legt der Bun­des­rat nach ih­rer An­hö­rung in ei­ner Ver­ord­nung die Kri­te­ri­en für die Ver­tei­lung fest.

3 Das SEM weist die Asyl­su­chen­den den Kan­to­nen zu (Zu­wei­sungs­kan­to­ne).90 Es trägt da­bei den schüt­zens­wer­ten In­ter­es­sen der Kan­to­ne und der Asyl­su­chen­den Rech­nung. Der Zu­wei­sungs­ent­scheid kann nur mit der Be­grün­dung an­ge­foch­ten wer­den, er ver­let­ze den Grund­satz der Ein­heit der Fa­mi­lie.

4 Nicht zu­ge­wie­sen wer­den Per­so­nen, bei de­nen der Voll­zug der Weg­wei­sung an­ge­ord­net wor­den ist und de­ren Asyl­ent­scheid in ei­nem Zen­trum des Bun­des in Rechts­kraft er­wach­sen ist oder de­ren Asyl­ge­such in ei­nem Zen­trum des Bun­des ab­ge­schrie­ben wur­de.91

88 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

89 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

90 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2003 über das Ent­las­tungs­pro­gramm 2003, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2004 1633; BBl 2003 5615).

91 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2003 über das Ent­las­tungs­pro­gramm 2003, (AS 2004 1633; BBl 2003 5615). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 28 Zuweisung eines Aufenthaltsortes und Unterbringung

1 Das SEM oder die kan­to­na­len Be­hör­den kön­nen Asyl­su­chen­den einen Auf­ent­halts­ort zu­wei­sen.

2 Sie kön­nen Asyl­su­chen­den ei­ne Un­ter­kunft zu­wei­sen, ins­be­son­de­re sie kol­lek­tiv un­ter­brin­gen. Die Kan­to­ne stel­len einen ge­ord­ne­ten Be­trieb si­cher; sie kön­nen da­zu Be­stim­mun­gen er­las­sen und Mass­nah­men er­grei­fen.92

92 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 29 Anhörung zu den Asylgründen 93

1 Das SEM hört die Asyl­su­chen­den zu den Asyl­grün­den an; die An­hö­rung er­folgt in den Zen­tren des Bun­des.

1bis Es zieht nö­ti­gen­falls ei­ne Dol­met­sche­rin oder einen Dol­met­scher bei.

2 Die Asyl­su­chen­den kön­nen sich zu­sätz­lich auf ei­ge­ne Kos­ten von ei­ner Per­son und ei­ner Dol­met­sche­rin oder ei­nem Dol­met­scher ih­rer Wahl, die sel­ber nicht Asyl­su­chen­de sind, be­glei­ten las­sen.

3 Über die An­hö­rung wird ein Pro­to­koll ge­führt. Die­ses wird von den Be­tei­lig­ten un­ter­zeich­net.

93 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 29a Prüfung der Vertrauenswürdigkeit 94

1 Das SEM kann vor und während des Auftragsverhältnisses Dolmetscherinnen und Dolmetscher sowie Übersetzerinnen und Übersetzer auf ihre Vertrauenswürdigkeit hin prüfen lassen.

2 Die Vertrauenswürdigkeitsprüfungen werden von den Fachstellen PSP nach Artikel 31 Absatz 2 des Informationssicherheitsgesetzes vom 18. Dezember 202095(ISG) durchgeführt. Das Verfahren richtet sich sinngemäss nach den Bestimmungen des ISG über die Grundsicherheitsprüfung.

3 Werden die Dolmetscherinnen und Dolmetscher sowie Übersetzerinnen und Übersetzer gleichzeitig einer Personensicherheitsprüfung nach dem ISG unterzogen, so werden die beiden Verfahren vereinigt.

4 Das SEM trägt die Kosten der Vertrauenswürdigkeitsprüfungen.

94 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. 3 des In­for­ma­ti­ons­si­cher­heits­ge­set­zes vom 18. Dez. 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2022 232; 2023 650; BBl 2017 2953).

95 SR 128

Art. 29b Zusammenarbeit bei der Ermittlung des Sachverhalts 96

Der Bun­des­rat kann mit Dritt­staa­ten und in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen Ver­ein­ba­run­gen über die Zu­sam­men­ar­beit bei der Er­mitt­lung des Sach­ver­halts ab­sch­lies­sen. Er kann ins­be­son­de­re Ver­ein­ba­run­gen über den ge­gen­sei­ti­gen In­for­ma­ti­ons­aus­tausch zur Ab­klä­rung der Flucht­grün­de ei­ner asyl­su­chen­den Per­son im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat, ih­res Rei­se­we­ges und ih­res Auf­ent­halts in ei­nem Dritt­staat ab­sch­lies­sen.

96 Ur­sprüng­lich: Art. 29a. Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 3097

97 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 31 Entscheidvorbereitung durch die Kantone 98

Das EJPD kann im Ein­ver­ständ­nis mit den Kan­to­nen fest­le­gen, dass An­ge­stell­te kan­to­na­ler Be­hör­den un­ter der Lei­tung des SEM Ent­schei­de zu­han­den des SEM vor­be­rei­ten.

98 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 31a Entscheide des SEM 99

1 Das SEM tritt in der Re­gel auf Asyl­ge­su­che nicht ein, wenn Asyl­su­chen­de:

a.
in einen si­che­ren Dritt­staat nach Ar­ti­kel 6a Ab­satz 2 Buch­sta­be b zu­rück­keh­ren kön­nen, in wel­chem sie sich vor­her auf­ge­hal­ten ha­ben;
b.
in einen Dritt­staat aus­rei­sen kön­nen, wel­cher für die Durch­füh­rung des Asyl- und Weg­wei­sungs­ver­fah­rens staats­ver­trag­lich zu­stän­dig ist;
c.
in einen Dritt­staat zu­rück­keh­ren kön­nen, in wel­chem sie sich vor­her auf­ge­hal­ten ha­ben;
d.
in einen Dritt­staat wei­ter­rei­sen kön­nen, für wel­chen sie ein Vi­sum be­sit­zen und in wel­chem sie um Schutz nach­su­chen kön­nen;
e.
in einen Dritt­staat wei­ter­rei­sen kön­nen, in dem Per­so­nen, zu de­nen sie en­ge Be­zie­hun­gen ha­ben, oder na­he An­ge­hö­ri­ge le­ben;
f.100
nach Ar­ti­kel 31b in ih­ren Hei­mat- oder Her­kunfts­staat weg­ge­wie­sen wer­den kön­nen.

2 Ab­satz 1 Buch­sta­ben c–e fin­det kei­ne An­wen­dung, wenn Hin­wei­se be­ste­hen, dass im Ein­zel­fall im Dritt­staat kein ef­fek­ti­ver Schutz vor Rück­schie­bung nach Ar­ti­kel 5 Ab­satz 1 be­steht.

3 Das SEM tritt auf ein Ge­such nicht ein, wel­ches die Vor­aus­set­zun­gen von Ar­ti­kel 18 nicht er­füllt. Dies gilt na­ment­lich, wenn das Asyl­ge­such aus­sch­liess­lich aus wirt­schaft­li­chen oder me­di­zi­ni­schen Grün­den ein­ge­reicht wird.

4 In den üb­ri­gen Fäl­len lehnt das SEM das Asyl­ge­such ab, wenn die Flücht­lings­ei­gen­schaft we­der be­wie­sen noch glaub­haft ge­macht wor­den ist oder ein Asy­laus­schluss­grund nach den Ar­ti­keln 53 und 54 vor­liegt.101

99 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

100 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 26. Sept. 2014, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1871; BBl 2014 3373).

101 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 31b Anerkennung von Asyl- und Wegweisungsentscheiden der Dublin-Staaten 102

1 Ei­ne asyl­su­chen­de Per­son, ge­gen die in ei­nem Staat, der durch ei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den ist (Du­blin-Staat), ein ab­leh­nen­der Asyl- und ein rechts­kräf­ti­ger Weg­wei­sungs­ent­scheid er­gan­gen ist, kann nach den Vor­aus­set­zun­gen der Richt­li­nie 2001/40/EG103 di­rekt in ih­ren Hei­mat- oder Her­kunfts­staat weg­ge­wie­sen wer­den, wenn:

a.
der zu­stän­di­ge Du­blin-Staat wäh­rend län­ge­rer Zeit kei­ne Weg­wei­sun­gen in den Hei­mat- oder Her­kunfts­staat der asyl­su­chen­den Per­son voll­zieht; und
b.
die Weg­wei­sung aus der Schweiz vor­aus­sicht­lich rasch voll­zo­gen wer­den kann.

2 Das SEM holt bei den zu­stän­di­gen Be­hör­den des be­trof­fe­nen Du­blin-Staa­tes die zum Voll­zug der Weg­wei­sung not­wen­di­gen Aus­künf­te ein und trifft die er­for­der­li­chen Ab­spra­chen.

102 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 26. Sept. 2014, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1871; BBl 2014 3373).

103 Richt­li­nie 2001/40/EG des Ra­tes vom 28. Mai 2001 über die ge­gen­sei­ti­ge An­er­ken­nung von Ent­schei­dun­gen über die Rück­füh­rung von Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen, ABl. L 149 vom 2.6.2001, S. 34.

Art. 3235104

104 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 35a Wiederaufnahme des Asylverfahrens im Rahmen des Dublin-Verfahrens 105

Ist die Schweiz auf­grund der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013106 für die Prü­fung ei­nes Asyl­ge­suchs zu­stän­dig, so wird das Asyl­ver­fah­ren wie­der auf­ge­nom­men, und zwar auch dann, wenn das Asyl­ge­such zu­vor ab­ge­schrie­ben wur­de.

105 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005 (AS 2006 4745; BBl 20026845). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

106 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 22 Abs. 1ter.

Art. 36 Verfahren vor Entscheiden 107

1 Bei Nicht­ein­tre­tens­ent­schei­den nach Ar­ti­kel 31a Ab­satz 1 wird der asyl­su­chen­den Per­son das recht­li­che Ge­hör ge­währt. Das­sel­be gilt, wenn die asyl­su­chen­de Per­son:

a.
die Be­hör­den über ih­re Iden­ti­tät täuscht und die­se Täu­schung auf­grund der Er­geb­nis­se der er­ken­nungs­dienst­li­chen Be­hand­lung oder an­de­rer Be­weis­mit­tel fest­steht;
b.
ihr Ge­such mass­ge­blich auf ge­fälsch­te oder ver­fälsch­te Be­weis­mit­tel ab­stützt;
c.
ih­re Mit­wir­kungs­pflicht schuld­haft auf an­de­re Wei­se grob ver­letzt.

2 In den üb­ri­gen Fäl­len fin­det ei­ne An­hö­rung nach Ar­ti­kel 29 statt.

107 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 37 Erstinstanzliche Verfahrensfristen 108

1 Ent­schei­de im Du­blin-Ver­fah­ren (Art. 26b) sind in­ner­halb von drei Ar­beits­ta­gen zu er­öff­nen, nach­dem der an­ge­frag­te Du­blin-Staat dem Er­su­chen um Über­stel­lung nach den Ar­ti­keln 21 und 23 der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013109 zu­ge­stimmt hat.

2 Ent­schei­de im be­schleu­nig­ten Ver­fah­ren (Art. 26c) sind in­ner­halb von acht Ar­beits­ta­gen nach Ab­schluss der Vor­be­rei­tungs­pha­se zu er­öff­nen.

3 Lie­gen trif­ti­ge Grün­de vor und ist ab­seh­bar, dass der Ent­scheid im Zen­trum des Bun­des ge­trof­fen wer­den kann, so kön­nen die Fris­ten nach den Ab­sät­zen 1 und 2 um ei­ni­ge Ta­ge über­schrit­ten wer­den.

4 Ent­schei­de im er­wei­ter­ten Ver­fah­ren (Art. 26d) sind in­ner­halb von zwei Mo­na­ten nach Ab­schluss der Vor­be­rei­tungs­pha­se zu tref­fen.

5 In den üb­ri­gen Fäl­len sind Nicht­ein­tre­tens­ent­schei­de in­ner­halb von fünf Ar­beits­ta­gen und Ent­schei­de in­ner­halb von zehn Ar­beits­ta­gen nach der Ge­such­stel­lung zu tref­fen.

6 Das SEM ent­schei­det aus­ser­halb der Rei­he und un­ver­züg­lich, wenn die asyl­su­chen­de Per­son auf der Grund­la­ge ei­nes Er­su­chens des Staa­tes, vor wel­chem die­se Schutz in der Schweiz sucht, in Aus­lie­fe­rungs­haft ist. Dies gilt auch, wenn ge­gen sie ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis des Straf­ge­setz­buchs (StGB)110 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis des Mi­li­tär­straf­ge­set­zes vom 13. Ju­ni 1927111 (MStG) oder ei­ne Aus­wei­sung nach Ar­ti­kel 68 AIG112 aus­ge­spro­chen wur­de.113

108 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I, Abs. 4 und 6 ge­mä­ss Ziff. IV 2 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

109 Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 26. Ju­ni 2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes von ei­nem Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen oder Staa­ten­lo­sen in ei­nem Mit­glied­staat ge­stell­ten An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist (Neu­fas­sung), Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 180 vom 29.6.2013, S. 31.

110 SR 311.0

111 SR 321.0

112 SR 142.20

113 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

Art. 37a Begründung 114

Nicht­ein­tre­tens­ent­schei­de sind sum­ma­risch zu be­grün­den.

114 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 37b Behandlungsstrategie des SEM 115

Das SEM legt in ei­ner Be­hand­lungs­stra­te­gie fest, wel­che Asyl­ge­su­che prio­ri­tär be­han­delt wer­den. Es be­rück­sich­tigt da­bei ins­be­son­de­re die ge­setz­li­chen Be­hand­lungs­fris­ten, die Si­tua­ti­on in den Her­kunfts­staa­ten, die of­fen­sicht­li­che Be­grün­det­heit oder Un­be­grün­det­heit der Ge­su­che so­wie das Ver­hal­ten der asyl­su­chen­den Per­so­nen.

115 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 38116

116 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 39 Gewährung vorübergehenden Schutzes 117

Wird auf­grund der Be­fra­gung in ei­nem Zen­trum des Bun­des oder der An­hö­rung of­fen­kun­dig, dass Asyl­su­chen­de zu ei­ner Grup­pe Schutz­be­dürf­ti­ger nach Ar­ti­kel 66 ge­hö­ren, so wird ih­nen vor­über­ge­hen­der Schutz ge­währt.

117 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 40 Ablehnung ohne weitere Abklärungen

1 Wird auf­grund der An­hö­rung of­fen­kun­dig, dass Asyl­su­chen­de ih­re Flücht­lings­ei­gen­schaft we­der be­wei­sen noch glaub­haft ma­chen kön­nen und ih­rer Weg­wei­sung kei­ne Grün­de ent­ge­gen­ste­hen, so wird das Ge­such oh­ne wei­te­re Ab­klä­run­gen ab­ge­lehnt.

2 Der Ent­scheid muss zu­min­dest sum­ma­risch be­grün­det wer­den.118

118 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 41119

119 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 41a Koordination mit dem Auslieferungsverfahren 120

Liegt ge­gen die asyl­su­chen­de Per­son ein Aus­lie­fe­rungs­er­su­chen im Sin­ne des Rechts­hil­fe­ge­set­zes vom 20. März 1981121 vor, so zieht das SEM für den Ent­scheid über das Asyl­ge­such die Ak­ten aus dem Aus­lie­fe­rungs­ver­fah­ren bei.

120 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 1. Okt 2010 über die Ko­or­di­na­ti­on des Asyl- und des Aus­lie­fe­rungs­ver­fah­rens, in Kraft seit 1. April 2011 (AS 2011 925; BBl 2010 1467).

121 SR 351.1

4. Abschnitt: Stellung während des Asylverfahrens

Art. 42 Aufenthalt während des Asylverfahrens 122

Wer ein Asyl­ge­such in der Schweiz ge­stellt hat, darf sich bis zum Ab­schluss des Ver­fah­rens in der Schweiz auf­hal­ten.

122 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 43 Bewilligung zur Erwerbstätigkeit

1 Wäh­rend des Auf­ent­hal­tes in den Zen­tren des Bun­des dür­fen Asyl­su­chen­de kei­ne Er­werbs­tä­tig­keit aus­üben.123

1bis Die wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen für die Zu­las­sung zur Er­werbs­tä­tig­keit rich­ten sich nach dem AIG124.125

2 Die Be­wil­li­gung zur Er­werbs­tä­tig­keit er­lischt nach Ab­lauf der mit dem rechts­kräf­ti­gen ne­ga­ti­ven Aus­gang des Asyl­ver­fah­rens fest­ge­setz­ten Aus­rei­se­frist, selbst wenn ein aus­ser­or­dent­li­ches Rechts­mit­tel­ver­fah­ren ein­ge­lei­tet und der Voll­zug der Weg­wei­sung aus­ge­setzt wur­de. Ver­län­gert das SEM die Aus­rei­se­frist im Rah­men des or­dent­li­chen Ver­fah­rens, so kann wei­ter­hin ei­ne Er­werbs­tä­tig­keit be­wil­ligt wer­den. Wäh­rend der Dau­er ei­nes Ver­fah­rens nach Ar­ti­kel 111c wird kei­ne Be­wil­li­gung zur Er­werbs­tä­tig­keit er­teilt.126

3 Das EJPD kann in Ab­spra­che mit dem De­par­te­ment für Wirt­schaft, Bil­dung und For­schung die Kan­to­ne er­mäch­ti­gen, für be­stimm­te Ka­te­go­ri­en von Per­so­nen Be­wil­li­gun­gen zur Er­werbs­tä­tig­keit über den Ab­lauf der Aus­rei­se­frist hin­aus zu ver­län­gern, so­fern be­son­de­re Um­stän­de dies recht­fer­ti­gen. Dies gilt sinn­ge­mä­ss auch für Asyl­ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 111c.127

3bis Der Bun­des­rat kann für be­stimm­te Grup­pen von Asyl­su­chen­den ein be­fris­te­tes Ar­beits­ver­bot er­las­sen.128

4 Asyl­su­chen­de, die nach den frem­den­po­li­zei­li­chen Be­stim­mun­gen zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit be­rech­tigt sind oder an Be­schäf­ti­gungs­pro­gram­men teil­neh­men, un­ter­lie­gen dem Ar­beits­ver­bot nicht.129

123 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

124 SR 142.20

125 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 1 des BG vom 16. Dez. 2005 über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 20075437, 2008 5405; BBl 2002 3709).

126 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

127 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

128 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

129 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

5. Abschnitt: Vollzug der Wegweisung und Ersatzmassnahmen 130

130 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 44 Wegweisung und vorläufige Aufnahme 131

Lehnt das SEM das Asyl­ge­such ab oder tritt es dar­auf nicht ein, so ver­fügt es in der Re­gel die Weg­wei­sung aus der Schweiz und ord­net den Voll­zug an; es be­rück­sich­tigt da­bei den Grund­satz der Ein­heit der Fa­mi­lie. Im Üb­ri­gen fin­den für die An­ord­nung des Voll­zugs der Weg­wei­sung die Ar­ti­kel 83 und 84 des AIG132 An­wen­dung.

131 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

132 SR 142.20

Art. 44a133

133 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2003 über das Ent­las­tungs­pro­gramm 2003 (AS 2004 1633; BBl 2003 5615). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 45 Wegweisungsverfügung 134

1 Die Weg­wei­sungs­ver­fü­gung ent­hält:

a.135
un­ter Vor­be­halt völ­ker­recht­li­cher Ver­trä­ge, ins­be­son­de­re der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men136, die Ver­pflich­tung der asyl­su­chen­den Per­son, die Schweiz so­wie den Schen­gen-Raum zu ver­las­sen so­wie die Ver­pflich­tung zur Wei­ter­rei­se in den Her­kunfts­staat oder in einen wei­te­ren Staat aus­ser­halb des Schen­gen-Raum­es, wel­cher die Per­son auf­nimmt;
b.137
un­ter Vor­be­halt völ­ker­recht­li­cher Ver­trä­ge, ins­be­son­de­re der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men, den Zeit­punkt, bis zu dem sie die Schweiz so­wie den Schen­gen-Raum zu ver­las­sen hat; bei An­ord­nung ei­ner vor­läu­fi­gen Auf­nah­me wird die Frist für die Aus­rei­se erst mit dem Auf­he­bungs­ent­scheid fest­ge­setzt;
c.138
die An­dro­hung von Zwangs­mit­teln;
d.
ge­ge­be­nen­falls die Be­zeich­nung der Staa­ten, in wel­che die Asyl­su­chen­de Per­son nicht zu­rück­ge­führt wer­den darf;
e.
ge­ge­be­nen­falls die An­ord­nung ei­ner Er­satz­mass­nah­me an­stel­le des Voll­zugs;
f.
die Be­zeich­nung des für den Voll­zug der Weg­wei­sung oder der Er­satz­mass­nah­me zu­stän­di­gen Kan­tons.

2 Mit der Weg­wei­sungs­ver­fü­gung ist ei­ne an­ge­mes­se­ne Aus­rei­se­frist zwi­schen sie­ben und dreis­sig Ta­gen an­zu­set­zen. Die Aus­rei­se­frist bei Ent­schei­den, wel­che im be­schleu­nig­ten Ver­fah­ren ge­trof­fen wur­den, be­trägt sie­ben Ta­ge. Im er­wei­ter­ten Ver­fah­ren be­trägt sie zwi­schen sie­ben und dreis­sig Ta­gen.139

2bis Ei­ne län­ge­re Aus­rei­se­frist ist an­zu­set­zen oder die Aus­rei­se­frist wird ver­län­gert, wenn be­son­de­re Um­stän­de wie die fa­mi­li­äre Si­tua­ti­on, ge­sund­heit­li­che Pro­ble­me oder ei­ne lan­ge Auf­ent­halts­dau­er dies er­for­dern.140

3 Die Weg­wei­sung ist so­fort voll­streck­bar oder es kann ei­ne Aus­rei­se­frist von we­ni­ger als sie­ben Ta­gen an­ge­setzt wer­den, wenn die be­trof­fe­ne Per­son auf­grund der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men weg­ge­wie­sen wird.141

4 Der asyl­su­chen­den Per­son ist ein In­for­ma­ti­ons­blatt mit Er­läu­te­run­gen zur Weg­wei­sungs­ver­fü­gung ab­zu­ge­ben.142

134 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

135 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. Sept. 2022 (AS 2022 459; BBl 2022 7105).

136 Die­se Ab­kom­men sind in An­hang 1 auf­ge­führt.

137 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. Sept. 2022 (AS 2022 459; BBl 2022 7105).

138 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

139 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

140 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

141 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG) (AS 2010 5925; BBl 2009 8881). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. Sept. 2022 (AS 2022 459; BBl 2022 7105).

142 Ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 18. Ju­ni 2010 be­tref­fend die Über­nah­me der EG-Rück­füh­rungs­richt­li­nie (Richt­li­nie 2008/115/EG), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5925; BBl 2009 8881).

Art. 45a Ausschreibung im Schengener Informationssystem 143

1 Die Da­ten von Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen, ge­gen die ein Rück­keh­rent­scheid im Sin­ne der Richt­li­nie 2008/115/EG144 ge­mä­ss den Ar­ti­keln 44 und 45 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes ver­fügt wur­de, wer­den vom SEM in das Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tem (SIS) ein­ge­tra­gen.

2 Weg­wei­sun­gen von Flücht­lin­gen wer­den von der zu­stän­di­gen Be­hör­de, die den Weg- oder Aus­wei­sungs­ent­scheid nach Ar­ti­kel 64 oder 68 AIG145 er­las­sen hat, im SIS er­fasst.

3 Die Ar­ti­kel 68b–68edes AIG sind sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

143 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. 2 des BB vom 18. Dez. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems (SIS), in Kraft seit 22. Nov. 2022 (AS 2021 365; 2023 16; BBl 2020 3465).

144 Richt­li­nie 2008/115/EG des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 16. Dez. 2008 über ge­mein­sa­me Nor­men und Ver­fah­ren in den Mit­glied­staa­ten zur Rück­füh­rung il­le­gal auf­häl­ti­ger Dritt­staats­an­ge­hö­ri­ger, Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 348 vom 24.12.2008, S. 98.

145 SR 142.20

Art. 46 Vollzug durch die Kantone

1 Der Zu­wei­sungs­kan­ton ist ver­pflich­tet, die Weg­wei­sungs­ver­fü­gung zu voll­zie­hen.146

1bis Wäh­rend des Auf­ent­hal­tes ei­ner asyl­su­chen­den Per­son in ei­nem Zen­trum des Bun­des ist der Stand­ort­kan­ton für den Voll­zug der Weg­wei­sung zu­stän­dig. Für Per­so­nen nach Ar­ti­kel 27 Ab­satz 4 bleibt der Stand­ort­kan­ton auch nach de­ren Auf­ent­halt in ei­nem Zen­trum des Bun­des für den Voll­zug der Weg­wei­sung zu­stän­dig. Der Bun­des­rat kann vor­se­hen, dass auf­grund be­son­de­rer Um­stän­de ein an­de­rer als der Stand­ort­kan­ton als zu­stän­dig be­zeich­net wird.147

1ter Bei ei­nem Mehr­fach­ge­such nach Ar­ti­kel 111c bleibt der im Rah­men des frü­he­ren Asyl- und Weg­wei­sungs­ver­fah­rens zu­stän­di­ge Kan­ton wei­ter­hin für den Voll­zug der Weg­wei­sung und die Aus­rich­tung von Not­hil­fe zu­stän­dig.148

2 Erweist sich der Vollzug aus technischen Gründen als nicht möglich, so beantragt der Kanton dem SEM die Anordnung einer vorläufigen Aufnahme.149

3 Das SEM über­wacht den Voll­zug und er­stellt zu­sam­men mit den Kan­to­nen ein Mo­ni­to­ring des Weg­wei­sungs­voll­zugs.150

146 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2003 über das Ent­las­tungs­pro­gramm 2003, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2004 1633; BBl 2003 5615).

147 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2003 über das Ent­las­tungs­pro­gramm 2003, (AS 2004 1633; BBl 2003 5615). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

148 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

149 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

150 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 3101; BBl 2014 7991).

Art. 47 Mitwirkungspflicht im Rahmen des Wegweisungsverfahrens und Massnahmen bei unbekannten Aufenthalt 151

1 Nach Vor­lie­gen ei­nes voll­zieh­ba­ren Weg­wei­sungs­ent­schei­des sind die be­trof­fe­nen Per­so­nen ver­pflich­tet, bei der Be­schaf­fung gül­ti­ger Rei­se­pa­pie­re mit­zu­wir­ken.

2 Steht die Iden­ti­tät der be­trof­fe­nen Per­son nicht fest und kön­nen gül­ti­ge Rei­se­pa­pie­re nicht mit zu­mut­ba­rem Auf­wand auf an­de­ren We­gen be­schafft wer­den, so kann das SEM die be­trof­fe­ne Per­son nach Ein­tritt der Rechts­kraft ver­pflich­ten, elek­tro­ni­sche Da­ten­trä­ger aus­zu­hän­di­gen.

3 Die Aus­wer­tung der Per­so­nen­da­ten so­wie das Ver­fah­ren rich­ten sich sinn­ge­mä­ss nach Ar­ti­kel 8a. Die für den Voll­zug der Weg­wei­sung not­wen­di­gen Per­so­nen­da­ten kön­nen an die Be­hör­den des zu­stän­di­gen Kan­tons wei­ter­ge­lei­tet wer­den.

4 Ent­zie­hen sich weg­ge­wie­se­ne Asyl­su­chen­de durch Ver­heim­li­chung ih­res Auf­ent­halts­or­tes dem Voll­zug, so kann der zu­stän­di­ge Kan­ton oder das SEM sie po­li­zei­lich aus­schrei­ben las­sen.

151 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. April 2025 (AS 2024 189; BBl 2020 9287; 2021 137). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

Art. 48 Zusammenarbeit der Kantone

Be­fin­den sich weg­ge­wie­se­ne Asyl­su­chen­de nicht im Kan­ton, der die Weg­wei­sung voll­zie­hen muss, so leis­tet ihm der Auf­ent­halts­kan­ton auf Er­su­chen hin Amts­hil­fe. Die Amts­hil­fe be­steht ins­be­son­de­re in der Zu­füh­rung der be­trof­fe­nen Per­son oder in ih­rer di­rek­ten Aus­schaf­fung.

3. Kapitel: Asylgewährung und Rechtsstellung der Flüchtlinge

1. Abschnitt: Asylgewährung

Art. 49 Grundsatz

Asyl wird Per­so­nen ge­währt, wenn sie die Flücht­lings­ei­gen­schaft be­sit­zen und kein Asy­laus­schluss­grund vor­liegt.

Art. 50 Zweitasyl

Flücht­lin­gen, die in ei­nem an­dern Staat auf­ge­nom­men wor­den sind, kann Asyl ge­währt wer­den, wenn sie sich seit min­des­tens zwei Jah­ren ord­nungs­ge­mä­ss und un­un­ter­bro­chen in der Schweiz auf­hal­ten.

Art. 51 Familienasyl

1 Ehe­gat­ten von Flücht­lin­gen und ih­re min­der­jäh­ri­gen Kin­der wer­den als Flücht­lin­ge an­er­kannt und er­hal­ten Asyl, wenn kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de da­ge­gen spre­chen.152

1bis Hat das SEM wäh­rend des Asyl­ver­fah­rens An­halts­punk­te da­für, dass ein Un­gül­tig­keits­grund nach Ar­ti­kel 105 Zif­fer 5 oder 105a des Zi­vil­ge­setz­buchs (ZGB)153 vor­liegt, so mel­det es dies der nach Ar­ti­kel 106 ZGB zu­stän­di­gen Be­hör­de.154 Das Ver­fah­ren wird bis zur Ent­schei­dung die­ser Be­hör­de sis­tiert. Er­hebt die Be­hör­de Kla­ge, so wird das Ver­fah­ren bis zum Vor­lie­gen des rechts­kräf­ti­gen Ur­teils sis­tiert. Be­fin­det sich der Ehe­gat­te des Flücht­lings im Aus­land, so er­fol­gen die Mel­dung an die zu­stän­di­ge Be­hör­de und die Sis­tie­rung des Ver­fah­rens nach sei­ner Ein­rei­se in die Schweiz.155 156

2157

3 In der Schweiz ge­bo­re­ne Kin­der von Flücht­lin­gen wer­den auch als Flücht­lin­ge an­er­kannt, so­fern kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de da­ge­gen spre­chen.158

4 Wur­den die an­spruchs­be­rech­tig­ten Per­so­nen nach Ab­satz 1 durch die Flucht ge­trennt und be­fin­den sie sich im Aus­land, so ist ih­re Ein­rei­se auf Ge­such hin zu be­wil­li­gen.159

5160

152 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs- hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

153 SR 210

154 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 14. Ju­ni 2024 (Mass­nah­men ge­gen Min­der­jäh­ri­gen­hei­ra­ten), in Kraft seit 1. Jan. 2025 (AS 2024 590; BBl 2023 2127).

155 Vier­ter Satz ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 14. Ju­ni 2024 (Mass­nah­men ge­gen Min­der­jäh­ri­gen­hei­ra­ten), in Kraft seit 1. Jan. 2025 (AS 2024 590; BBl 2023 2127).

156 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs- hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

157 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

158 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

159 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

160 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 4745; BBl 20026845).

Art. 52

1161

2162

161 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

162 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 53 Asylunwürdigkeit 163

Flücht­lin­gen wird kein Asyl ge­währt, wenn:

a.
sie we­gen ver­werf­li­cher Hand­lun­gen des Asyls un­wür­dig sind;
b.
sie die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit der Schweiz ver­letzt ha­ben oder ge­fähr­den; oder
c.
ge­gen sie ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB164 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG165 aus­ge­spro­chen wur­de.

163 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

164 SR 311.0

165 SR 321.0

Art. 54 Subjektive Nachfluchtgründe

Flücht­lin­gen wird kein Asyl ge­währt, wenn sie erst durch ih­re Aus­rei­se aus dem Hei­mat- oder Her­kunfts­staat oder we­gen ih­res Ver­hal­tens nach der Aus­rei­se Flücht­lin­ge im Sin­ne von Ar­ti­kel 3 wur­den.

Art. 55 Ausnahmesituationen

1 In Zei­ten er­höh­ter in­ter­na­tio­na­ler Span­nun­gen, bei Aus­bruch ei­nes be­waff­ne­ten Kon­flik­tes, an dem die Schweiz nicht be­tei­ligt ist, oder bei aus­ser­or­dent­lich gros­sem Zu­strom von Asyl­su­chen­den in Frie­dens­zei­ten ge­währt die Schweiz Flücht­lin­gen Asyl, so­lan­ge ihr dies nach den Um­stän­den mög­lich ist.

2 Der Bun­des­rat trifft die er­for­der­li­chen Mass­nah­men. Er kann, in Ab­wei­chung vom Ge­setz, die Vor­aus­set­zun­gen für die Asyl­ge­wäh­rung und die Rechts­stel­lung der Flücht­lin­ge ein­schrän­ken und be­son­de­re Ver­fah­rens­be­stim­mun­gen auf­stel­len. Er er­stat­tet der Bun­des­ver­samm­lung dar­über un­ver­züg­lich Be­richt.

3 Wenn die dau­ern­de Be­her­ber­gung von Flücht­lin­gen die Mög­lich­kei­ten der Schweiz über­steigt, kann Asyl auch nur vor­über­ge­hend ge­währt wer­den, bis die Auf­ge­nom­me­nen wei­ter­rei­sen kön­nen.

4 Zeich­net sich ab, dass ei­ne er­heb­li­che An­zahl von Flücht­lin­gen auf die Schweiz zu­kommt, so sucht der Bun­des­rat ei­ne ra­sche und wirk­sa­me in­ter­na­tio­na­le Zu­sam­men­ar­beit im Hin­blick auf de­ren Ver­tei­lung.

2. Abschnitt: Asyl für Gruppen

Art. 56 Entscheid

1 Grös­se­ren Flücht­lings­grup­pen wird auf­grund ei­nes Ent­schei­des des Bun­des­ra­tes Asyl ge­währt. Bei klei­ne­ren Flücht­lings­grup­pen ent­schei­det das EJPD.

2 Das SEM be­stimmt, wer ei­ner sol­chen Grup­pe an­ge­hört.

Art. 57 Verteilung und Erstintegration

1 Für die Ver­tei­lung der Flücht­lin­ge auf die Kan­to­ne gilt Ar­ti­kel 27.

2 Der Bund kann im Rah­men der Ers­tin­te­gra­ti­on Flücht­lings­grup­pen vor­über­ge­hend ei­ne Un­ter­kunft zu­wei­sen und sie ins­be­son­de­re in ei­nem Ers­tin­te­gra­ti­ons­zen­trum un­ter­brin­gen.

3. Abschnitt: Rechtsstellung der Flüchtlinge

Art. 58 Grundsatz

Die Rechts­stel­lung der Flücht­lin­ge in der Schweiz rich­tet sich nach dem für Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der gel­ten­den Recht, so­weit nicht be­son­de­re Be­stim­mun­gen, na­ment­lich die­ses Ge­set­zes und der Flücht­lings­kon­ven­ti­on vom 28. Ju­li 1951166 an­wend­bar sind.

Art. 59 Wirkung 167

Per­so­nen, de­nen die Schweiz Asyl ge­währt hat oder wel­che die Flücht­lings­ei­gen­schaft er­fül­len, gel­ten ge­gen­über al­len eid­ge­nös­si­schen und kan­to­na­len Be­hör­den als Flücht­lin­ge im Sin­ne die­ses Ge­set­zes so­wie des Ab­kom­mens vom 28. Ju­li 1951168 über die Rechts­stel­lung der Flücht­lin­ge.

167 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

168 SR 0.142.30

Art. 60 Regelung der Anwesenheit 169

1 Per­so­nen, de­nen Asyl ge­währt wur­de, ha­ben An­spruch auf ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung im Kan­ton, in dem sie sich recht­mäs­sig auf­hal­ten.

2 Die Er­tei­lung der Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung rich­tet sich nach Ar­ti­kel 34 AIG170.171

169 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

170 SR 142.20

171 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 61 Erwerbstätigkeit 172

1 Per­so­nen, de­nen die Schweiz Asyl ge­währt oder die sie als Flücht­lin­ge vor­läu­fig auf­ge­nom­men hat, so­wie Flücht­lin­ge mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB173 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG174 oder mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Aus­wei­sung nach Ar­ti­kel 68 AIG175 kön­nen in der gan­zen Schweiz ei­ne Er­werbs­tä­tig­keit aus­üben. Bei un­selbst­stän­di­ger Er­werbs­tä­tig­keit müs­sen die orts-, be­rufs- und bran­chen­üb­li­chen Lohn- und Ar­beits­be­din­gun­gen ein­ge­hal­ten wer­den (Art. 22 AIG).176

2 Die Auf­nah­me und die Be­en­di­gung der un­selbst­stän­di­gen Er­werbs­tä­tig­keit so­wie ein Stel­len­wech­sel müs­sen vom Ar­beit­ge­ber vor­gän­gig der vom Kan­ton be­zeich­ne­ten, für den Ar­beit­s­ort zu­stän­di­gen Be­hör­de ge­mel­det wer­den. Bei selbst­stän­di­ger Er­werbs­tä­tig­keit muss die Mel­dung durch die be­tref­fen­de Per­son er­fol­gen. Das Mel­de­ver­fah­ren rich­tet sich nach Ar­ti­kel 85a Ab­sät­ze 2–6 AIG.177

3 Ab­satz 2 ist nicht an­wend­bar auf an­er­kann­te Flücht­lin­ge mit ei­ner Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung.

172 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 6521, 2018 3171; BBl 2013 2397, 2016 2821).

173 SR 311.0

174 SR 321.0

175 SR 142.20

176 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV des BG vom 17. Dez. 2021 (Ein­schrän­kun­gen für Rei­sen ins Aus­land und An­pas­sun­gen des Sta­tus der vor­läu­fi­gen Auf­nah­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2024 (AS 2024 188; BBl 2020 7457).

177 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Dez. 2021 (Ein­schrän­kun­gen für Rei­sen ins Aus­land und An­pas­sun­gen des Sta­tus der vor­läu­fi­gen Auf­nah­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2024 (AS 2024 188; BBl 2020 7457).

Art. 62 Medizinalprüfungen

Per­so­nen, de­nen die Schweiz Asyl ge­währt hat, wer­den zu den eid­ge­nös­si­schen Me­di­zi­nal­prü­fun­gen zu­ge­las­sen; das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment des In­nern be­stimmt die Vor­aus­set­zun­gen.

4. Abschnitt: Beendigung des Asyls

Art. 63 Widerruf

1 Das SEM wi­der­ruft das Asyl oder ab­er­kennt die Flücht­lings­ei­gen­schaft:

a.
wenn die aus­län­di­sche Per­son das Asyl oder die Flücht­lings­ei­gen­schaft durch falsche An­ga­ben oder Ver­schwei­gen we­sent­li­cher Tat­sa­chen er­schli­chen hat;
b.
aus Grün­den nach Ar­ti­kel 1 Buch­sta­be C Zif­fern 1–6 der Flücht­lings­kon­ven­ti­on vom 28. Ju­li 1951178.

1bis Es ab­er­kennt die Flücht­lings­ei­gen­schaft, wenn Flücht­lin­ge in ih­ren Hei­mat- oder Her­kunfts­staat rei­sen. Die Ab­er­ken­nung un­ter­bleibt, wenn die aus­län­di­sche Per­son glaub­haft macht, dass die Rei­se in den Hei­mat- oder Her­kunfts­staat auf­grund ei­nes Zwangs er­folg­te.179

2 Das SEM wi­der­ruft das Asyl, wenn Flücht­lin­ge:

a.
die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit der Schweiz ver­letzt ha­ben oder ge­fähr­den oder be­son­ders ver­werf­li­che straf­ba­re Hand­lun­gen be­gan­gen ha­ben;
b.
ein Rei­se­ver­bot nach Ar­ti­kel 59c Ab­satz 1 zwei­ter SatzAIG180 miss­ach­tet ha­ben.181

3 Der Asyl­wi­der­ruf oder die Ab­er­ken­nung der Flücht­lings­ei­gen­schaft gilt ge­gen­über al­len eid­ge­nös­si­schen und kan­to­na­len Be­hör­den.

4 Der Asyl­wi­der­ruf oder die Ab­er­ken­nung der Flücht­lings­ei­gen­schaft er­streckt sich nicht auf den Ehe­gat­ten und die Kin­der.182

178 SR 0.142.30

179 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

180 SR 142.20

181 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. April 2020 (AS 2019 1413, 2020 881; BBl 2018 1685).

182 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs- hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

Art. 64 Erlöschen

1 Das Asyl in der Schweiz er­lischt, wenn:

a.183
sich Flücht­lin­ge wäh­rend mehr als ei­nem Jahr im Aus­land auf­ge­hal­ten ha­ben;
b.
Flücht­lin­ge in ei­nem an­de­ren Land Asyl oder die Be­wil­li­gung zum dau­ern­den Ver­blei­ben er­hal­ten ha­ben;
c.
die Flücht­lin­ge dar­auf ver­zich­ten;
d.184
die Weg- oder Aus­wei­sung voll­zo­gen wor­den ist;
e.185
ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB186 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG187 rechts­kräf­tig ge­wor­den ist.

2 Das SEM kann die Frist nach Ab­satz 1 Buch­sta­be a ver­län­gern, wenn be­son­de­re Um­stän­de vor­lie­gen.

3 Der Flücht­lings­sta­tus und das Asyl er­lö­schen, wenn die aus­län­di­sche Per­son nach Ar­ti­kel 1 Ab­schnitt C Zif­fer 3 der Flücht­lings­kon­ven­ti­on vom 28. Ju­li 1951188 die Schwei­zer Staats­an­ge­hö­rig­keit er­wirbt.189

183 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

184 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

185 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

186 SR 311.0

187 SR 321.0

188 SR 0.142.30

189 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 65 Weg- oder Ausweisung 190

Die Weg- oder Aus­wei­sung von Flücht­lin­gen rich­tet sich nach Ar­ti­kel 64 AIG191 in Ver­bin­dung mit Ar­ti­kel 63 Ab­satz 1 Buch­sta­be b und Ar­ti­kel 68 AIG. Ar­ti­kel 5 bleibt vor­be­hal­ten.

190 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

191 SR 142.20

4. Kapitel: Gewährung vorübergehenden Schutzes und Rechtsstellung der Schutzbedürftigen

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 66 Grundsatzentscheid des Bundesrates

1 Der Bun­des­rat ent­schei­det, ob und nach wel­chen Kri­te­ri­en Grup­pen von Schutz­be­dürf­ti­gen nach Ar­ti­kel 4 vor­über­ge­hen­der Schutz ge­währt wird.

2 Er kon­sul­tiert zu­vor Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter der Kan­to­ne, der Hilfs­wer­ke und al­len­falls wei­te­rer nicht­staat­li­cher Or­ga­ni­sa­tio­nen so­wie das Hoch­kom­missa­ri­at der Ver­ein­ten Na­tio­nen für die Flücht­lin­ge.

Art. 67 Aussenpolitische Massnahmen

1 Die Ge­wäh­rung vor­über­ge­hen­den Schut­zes so­wie Mass­nah­men und Hil­fe­leis­tun­gen im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat oder in der Her­kunfts­re­gi­on der Schutz­be­dürf­ti­gen sol­len ein­an­der so­weit mög­lich er­gän­zen.

2 Der Bund ar­bei­tet mit dem Hei­mat- oder Her­kunfts­staat, an­de­ren Auf­nah­me­staa­ten und in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen zu­sam­men, um die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne si­che­re Rück­kehr zu schaf­fen.

2. Abschnitt: Verfahren

Art. 68 Schutzbedürftige im Ausland

1 Das SEM be­zeich­net die Grup­pe Schutz­be­dürf­ti­ger nä­her und ent­schei­det, wem in der Schweiz vor­über­ge­hen­der Schutz ge­währt wird. Es be­rück­sich­tigt da­bei den Grund­satz der Ein­heit der Fa­mi­lie.

2 Der Ent­scheid über die Ge­wäh­rung vor­über­ge­hen­den Schut­zes kann nur mit der Be­grün­dung an­ge­foch­ten wer­den, er ver­let­ze den Grund­satz der Ein­heit der Fa­mi­lie.

3192

192 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 69 Schutzbedürftige an der Grenze und im Inland

1 Auf Ge­su­che von Schutz­be­dürf­ti­gen an der Gren­ze oder im In­land fin­den die Ar­ti­kel 18 und 19 so­wie 21–23 sinn­ge­mä­ss An­wen­dung.193

2 Liegt nicht of­fen­sicht­lich ei­ne Ver­fol­gung im Sin­ne von Ar­ti­kel 3 vor, so be­stimmt das SEM im An­schluss an die Be­fra­gung im Zen­trum des Bun­des nach Ar­ti­kel 26, wer ei­ner Grup­pe Schutz­be­dürf­ti­ger an­ge­hört und wem in der Schweiz vor­über­ge­hen­der Schutz ge­währt wird. Die Ge­wäh­rung vor­über­ge­hen­den Schut­zes ist nicht an­fecht­bar.

3 Wird ei­ner Per­son vor­über­ge­hen­der Schutz ge­währt, so wird das Ver­fah­ren über ein all­fäl­li­ges Ge­such um An­er­ken­nung als Flücht­ling sis­tiert.

4 Be­ab­sich­tigt das SEM, den vor­über­ge­hen­den Schutz zu ver­wei­gern, so setzt es das Ver­fah­ren über die An­er­ken­nung als Flücht­ling oder das Weg­wei­sungs­ver­fah­ren un­ver­züg­lich fort.

193 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 70 Wiederaufnahme des Verfahrens um Anerkennung als Flüchtling

Schutz­be­dürf­ti­ge, die ein Ge­such um An­er­ken­nung als Flücht­ling ge­stellt ha­ben, kön­nen frü­he­s­tens fünf Jah­re nach dem Sis­tie­rungs­ent­scheid nach Ar­ti­kel 69 Ab­satz 3 die Wie­der­auf­nah­me des Ver­fah­rens um An­er­ken­nung als Flücht­ling ver­lan­gen. Bei der Wie­der­auf­nah­me die­ses Ver­fah­rens wird der vor­über­ge­hen­de Schutz auf­ge­ho­ben.

Art. 71 Gewährung vorübergehenden Schutzes an Familien

1 Ehe­gat­ten von Schutz­be­dürf­ti­gen und ih­ren min­der­jäh­ri­gen Kin­dern wird vor­über­ge­hend Schutz ge­währt, wenn:194

a.
sie ge­mein­sam um Schutz nach­su­chen und kei­ne Aus­schluss­grün­de nach Ar­ti­kel 73 vor­lie­gen;
b.
die Fa­mi­lie durch Er­eig­nis­se nach Ar­ti­kel 4 ge­trennt wur­de, sich in der Schweiz ver­ei­ni­gen will und kei­ne be­son­de­ren Um­stän­de da­ge­gen spre­chen.

1bis Hat das SEM wäh­rend des Ver­fah­rens zur vor­über­ge­hen­den Schutz­ge­wäh­rung An­halts­punk­te da­für, dass ein Un­gül­tig­keits­grund nach Ar­ti­kel 105 Zif­fer 5 oder 105a ZGB195 vor­liegt, so mel­det es dies der nach Ar­ti­kel 106 ZGB zu­stän­di­gen Be­hör­de.196 Das Ge­such um Nach­zug wird bis zur Ent­schei­dung die­ser Be­hör­de sis­tiert. Er­hebt die Be­hör­de Kla­ge, so wird das Ge­such bis zum Vor­lie­gen des rechts­kräf­ti­gen Ur­teils sis­tiert. Be­fin­det sich der Ehe­gat­te der schutz­be­dürf­ti­gen Per­son im Aus­land, so er­fol­gen die Mel­dung an die zu­stän­di­ge Be­hör­de und die Sis­tie­rung des Ver­fah­rens nach sei­ner Ein­rei­se in die Schweiz.197 198

2 Den in der Schweiz ge­bo­re­nen Kin­dern von Schutz­be­dürf­ti­gen wird eben­falls vor­über­ge­hen­der Schutz ge­währt.

3 Be­fin­den sich die an­spruchs­be­rech­tig­ten Per­so­nen im Aus­land, so ist ih­re Ein­rei­se zu be­wil­li­gen.

4 Der Bun­des­rat re­gelt für wei­te­re Fäl­le die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Ver­ei­ni­gung der Fa­mi­lie in der Schweiz.

194 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs- hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

195 SR 210

196 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 14. Ju­ni 2024 (Mass­nah­men ge­gen Min­der­jäh­ri­gen­hei­ra­ten), in Kraft seit 1. Jan. 2025 (AS 2024 590; BBl 2023 2127).

197 Vier­ter Satz ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 14. Ju­ni 2024 (Mass­nah­men ge­gen Min­der­jäh­ri­gen­hei­ra­ten), in Kraft seit 1. Jan. 2025 (AS 2024 590; BBl 2023 2127).

198 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs- hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

Art. 72 Verfahren 199

Im Üb­ri­gen fin­den auf die Ver­fah­ren nach den Ar­ti­keln 68, 69 und 71 die Be­stim­mun­gen des 1., des 2a. und des 3. Ab­schnit­tes des 2. Ka­pi­tels sinn­ge­mä­ss An­wen­dung. Auf die Ver­fah­ren nach den Ar­ti­keln 69 und 71 fin­den die Be­stim­mun­gen des 8. Ka­pi­tels sinn­ge­mä­ss An­wen­dung.

199 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 73 Ausschlussgründe 200

Vor­über­ge­hen­der Schutz wird nicht ge­währt, wenn die schutz­be­dürf­ti­ge Per­son:

a.
einen Tat­be­stand nach Ar­ti­kel 53 er­füllt hat;
b.
die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung ver­letzt hat oder in schwer­wie­gen­der Wei­se ge­fähr­det hat; oder
c.
mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB201 oder Ar­ti­kel 49a oder 49abis MStG202 be­legt ist.

200 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

201 SR 311.0

202 SR 321.0

3. Abschnitt: Rechtsstellung

Art. 74 Regelung der Anwesenheit

1 Schutz­be­dürf­ti­ge hal­ten sich im Kan­ton auf, dem sie zu­ge­teilt wur­den.

2 Hat der Bun­des­rat den vor­über­ge­hen­den Schutz nach fünf Jah­ren noch nicht auf­ge­ho­ben, so er­hal­ten Schutz­be­dürf­ti­ge von die­sem Kan­ton ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung, die bis zur Auf­he­bung des vor­über­ge­hen­den Schut­zes be­fris­tet ist.

3 Zehn Jah­re nach Ge­wäh­rung des vor­über­ge­hen­den Schut­zes kann ih­nen der Kan­ton ei­ne Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung er­tei­len.

Art. 75 Bewilligung zur Erwerbstätigkeit

1 Wäh­rend der ers­ten drei Mo­na­te nach Ein­rei­se in die Schweiz dür­fen Schutz­be­dürf­ti­ge kei­ne Er­werbs­tä­tig­keit aus­üben. Da­nach rich­ten sich Vor­aus­set­zun­gen für die Zu­las­sung zur Er­werbs­tä­tig­keit nach dem AIG203.204

2 Der Bun­des­rat kann güns­ti­ge­re Be­din­gun­gen für ei­ne Er­werbs­tä­tig­keit er­las­sen.

3 Be­reits er­teil­te Be­wil­li­gun­gen zur Er­werbs­tä­tig­keit blei­ben be­ste­hen.

4 Schutz­be­dürf­ti­ge, die nach den frem­den­po­li­zei­li­chen Be­stim­mun­gen zur Aus­übung ei­ner Er­werbs­tä­tig­keit be­rech­tigt sind oder an Be­schäf­ti­gungs­pro­gram­men teil­neh­men, un­ter­lie­gen dem Ar­beits­ver­bot nicht.205

203 SR 142.20

204 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss An­hang Ziff. II 1 des BG vom 16. Dez. 2005 über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 20075437, 2008 5405; BBl 2002 3709).

205 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

4. Abschnitt: Beendigung des vorübergehenden Schutzes und Rückkehr

Art. 76 Aufhebung des vorübergehenden Schutzes und Wegweisung

1 Der Bun­des­rat setzt nach Kon­sul­ta­tio­nen mit Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der Kan­to­ne, der Hilfs­wer­ke und al­len­falls wei­te­rer nicht­staat­li­cher Or­ga­ni­sa­tio­nen, dem Hoch­kom­missa­ri­at der Ver­ein­ten Na­tio­nen für die Flücht­lin­ge so­wie mit in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen den Zeit­punkt fest, auf den der vor­über­ge­hen­de Schutz für be­stimm­te Grup­pen von Schutz­be­dürf­ti­gen auf­ge­ho­ben wird; er trifft den Ent­scheid in ei­ner All­ge­mein­ver­fü­gung.

2 Das SEM ge­währt den vom Ent­scheid nach Ab­satz 1 be­trof­fe­nen Per­so­nen das recht­li­che Ge­hör.

3 Er­ge­ben sich auf­grund des recht­li­chen Ge­hörs Hin­wei­se auf ei­ne Ver­fol­gung, so fin­det ei­ne An­hö­rung nach Ar­ti­kel 29 statt.206

4 Ge­ben die be­trof­fe­nen Per­so­nen auf das ge­währ­te recht­li­che Ge­hör kei­ne Stel­lung­nah­me ab, so ver­fügt das SEM die Weg­wei­sung. Für den Voll­zug der Weg­wei­sung gel­ten die Ar­ti­kel 10 Ab­satz 4 und 46–48 die­ses Ge­set­zes so­wie Ar­ti­kel 71 AIG207 sinn­ge­mä­ss.208

5 Für die Ab­sät­ze 2–4 sind die Be­stim­mun­gen des 1a. Ab­schnit­tes des 8. Ka­pi­tels sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.209

206 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

207 SR 142.20

208 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 1 des BG vom 16. Dez. 2005 über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 20075437, 2008 5405; BBl 2002 3709).

209 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 77 Rückkehr

Der Bund un­ter­stützt in­ter­na­tio­na­le An­stren­gun­gen für die or­ga­ni­sier­te Rück­kehr.

Art. 78 Widerruf

1 Das SEM kann den vor­über­ge­hen­den Schutz wi­der­ru­fen, wenn:

a.
er durch falsche An­ga­ben oder Ver­schwei­gen we­sent­li­cher Tat­sa­chen er­schli­chen wor­den ist;
b.
die schutz­be­dürf­ti­ge Per­son die in­ne­re oder die äus­se­re Si­cher­heit der Schweiz ver­letzt hat, ge­fähr­det oder ver­werf­li­che Hand­lun­gen be­gan­gen hat;
c.
sich die schutz­be­dürf­ti­ge Per­son seit Ge­wäh­rung des vor­über­ge­hen­den Schut­zes wie­der­holt oder län­ge­re Zeit im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat auf­ge­hal­ten hat;
d.
die schutz­be­dürf­ti­ge Per­son in ei­nem Dritt­staat ein or­dent­li­ches Auf­ent­halts­recht hat, in den sie zu­rück­keh­ren kann.

2 Der vor­über­ge­hen­de Schutz wird nicht wi­der­ru­fen, wenn sich die schutz­be­dürf­ti­ge Per­son mit dem Ein­ver­ständ­nis der zu­stän­di­gen Be­hör­den in ih­ren Hei­mat- oder Her­kunfts­staat be­gibt.

3 Der Wi­der­ruf des vor­über­ge­hen­den Schut­zes er­streckt sich nicht auf den Ehe­gat­ten und die Kin­der, aus­ser es er­wei­se sich, dass die­se nicht schutz­be­dürf­tig sind.210

4 Soll der vor­über­ge­hen­de Schutz wi­der­ru­fen wer­den, so fin­det in der Re­gel ei­ne An­hö­rung nach Ar­ti­kel 29 statt. Die Be­stim­mun­gen des 1a. Ab­schnit­tes des 8. Ka­pi­tels sind sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.211

210 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs- hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

211 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 79 Erlöschen 212

Der vor­über­ge­hen­de Schutz er­lischt, wenn die schutz­be­dürf­ti­ge Per­son:

a.
den Mit­tel­punkt ih­rer Le­bens­ver­hält­nis­se ins Aus­land ver­legt hat;
b.
auf den vor­über­ge­hen­den Schutz ver­zich­tet hat;
c.
ge­stützt auf das AIG213 ei­ne Nie­der­las­sungs­be­wil­li­gung er­hal­ten hat; oder
d.214
mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB215 oder Ar­ti­kel 49aoder 49abis MStG216 oder mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Aus­wei­sung nach Ar­ti­kel 68 AIG217 be­legt ist.

212 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

213 SR 142.20

214 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

215 SR 311.0

216 SR 321.0

217 SR 142.20

Art. 79a Eingetragene Partnerschaft 218

Die Be­stim­mun­gen des 3. und 4. Ka­pi­tels über Ehe­gat­ten gel­ten für die ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft gleich­ge­schlecht­li­cher Paa­re sinn­ge­mä­ss.

218 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs- hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

5. Kapitel: Sozialhilfe und Nothilfe 219

219 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

1. Abschnitt: Ausrichtung von Sozialhilfe, Nothilfe und Kinderzulagen sowie Grundschulunterricht 220

220 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 3101; BBl 2014 7991).

Art. 80 Zuständigkeit in den Zentren des Bundes 221

1 Der Bund ge­währ­leis­tet die So­zi­al­hil­fe oder die Not­hil­fe für Per­so­nen, die sich ge­stützt auf die­ses Ge­setz in der Schweiz auf­hal­ten und in ei­nem Zen­trum des Bun­des oder in ei­nem Ers­tin­te­gra­ti­ons­zen­trum für Flücht­lings­grup­pen un­ter­ge­bracht sind. Er stellt in Zu­sam­men­ar­beit mit dem Stand­ort­kan­ton die Ge­sund­heits­ver­sor­gung und den Grund­schul­un­ter­richt si­cher. Er kann die­se Auf­ga­ben ganz oder teil­wei­se Drit­ten über­tra­gen. Ar­ti­kel 81–83a gel­ten sinn­ge­mä­ss.

2 Das SEM gilt den be­auf­trag­ten Drit­ten durch Ver­trag die Ver­wal­tungs- und Per­so­nal­kos­ten so­wie die üb­ri­gen Kos­ten ab, die ih­nen bei der Er­fül­lung der Auf­ga­ben nach Ab­satz 1 ent­ste­hen. Die Ab­gel­tung wird pau­schal fest­ge­setzt. Aus­nahms­wei­se kön­nen die Bei­trä­ge nach Auf­wand fest­ge­setzt wer­den, ins­be­son­de­re zur Ab­gel­tung ein­ma­lig an­fal­len­der Kos­ten.

3 Das SEM kann mit dem Stand­ort­kan­ton ver­ein­ba­ren, dass die­ser die ob­li­ga­to­ri­sche Kran­ken­ver­si­che­rung ab­sch­liesst. Das SEM ver­gü­tet die Kos­ten für die Kran­ken­kas­sen­prä­mi­en, den Selbst­be­halt und die Fran­chi­se pau­schal.

4 Der Stand­ort­kan­ton or­ga­ni­siert den Grund­schul­un­ter­richt für asyl­su­chen­de Per­so­nen im schul­pflich­ti­gen Al­ter, die sich in ei­nem Zen­trum des Bun­des auf­hal­ten. Der Un­ter­richt wird nach Be­darf in die­sen Zen­tren durch­ge­führt. Der Bund kann für die Durch­füh­rung des Grund­schul­un­ter­richts Bei­trä­ge aus­rich­ten. Die Ent­schä­di­gung wird pau­schal fest­ge­setzt. Aus­nahms­wei­se kön­nen die Bei­trä­ge nach Auf­wand fest­ge­setzt wer­den, ins­be­son­de­re zur Ent­schä­di­gung ein­ma­lig an­fal­len­der Kos­ten.

221 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 3101; BBl 2014 7991).

Art. 80a Zuständigkeit in den Kantonen 222

Die Zu­wei­sungs­kan­to­ne ge­währ­leis­ten die So­zi­al­hil­fe oder die Not­hil­fe für Per­so­nen, die sich ge­stützt auf die­ses Ge­setz in der Schweiz auf­hal­ten. Für Per­so­nen, die kei­nem Kan­ton zu­ge­wie­sen wur­den, wird die Not­hil­fe von dem Kan­ton ge­währt, der für den Voll­zug der Weg­wei­sung als zu­stän­dig be­zeich­net wor­den ist. Die Kan­to­ne kön­nen die Er­fül­lung die­ser Auf­ga­ben ganz oder teil­wei­se Drit­ten über­tra­gen.

222 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 3101; BBl 2014 7991).

Art. 81 Anspruch auf Sozialhilfeleistungen oder auf Nothilfe 223

Per­so­nen, die sich ge­stützt auf die­ses Ge­setz in der Schweiz auf­hal­ten und die ih­ren Un­ter­halt nicht aus ei­ge­nen Mit­teln be­strei­ten kön­nen, er­hal­ten die not­wen­di­gen So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen, so­fern nicht Drit­te auf Grund ei­ner ge­setz­li­chen oder ver­trag­li­chen Ver­pflich­tung für sie auf­kom­men müs­sen, be­zie­hungs­wei­se auf Er­su­chen hin Not­hil­fe.

223 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 82 Sozialhilfeleistungen und Nothilfe 224

1 Für die Aus­rich­tung von So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen und Not­hil­fe gilt kan­to­na­les Recht. Per­so­nen mit ei­nem rechts­kräf­ti­gen Weg­wei­sungs­ent­scheid, de­nen ei­ne Aus­rei­se­frist an­ge­setzt wor­den ist, wer­den von der So­zi­al­hil­fe aus­ge­schlos­sen.225

2 Wäh­rend der Dau­er ei­nes aus­ser­or­dent­li­chen Rechts­mit­tel­ver­fah­rens oder ei­nes Asyl­ver­fah­rens nach Ar­ti­kel 111c er­hal­ten Per­so­nen nach Ab­satz 1 und Asyl­su­chen­de auf Er­su­chen hin Not­hil­fe. Dies gilt auch, wenn der Voll­zug der Weg­wei­sung aus­ge­setzt wird.226

2bis Die Kan­to­ne kön­nen wäh­rend der Dau­er ei­nes ge­ne­rel­len Ent­scheid- und Voll­zugs­mo­ra­to­ri­ums und wenn das EJPD dies vor­sieht, für Per­so­nen nach den Ab­sät­zen 1 und 2 So­zi­al­hil­fe aus­rich­ten. Die Ab­gel­tung rich­tet sich nach Ar­ti­kel 88 Ab­satz 2.227

3 Für Asyl­su­chen­de und Schutz­be­dürf­ti­ge oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ist die Un­ter­stüt­zung nach Mög­lich­keit in Form von Sach­leis­tun­gen aus­zu­rich­ten. Der An­satz für die Un­ter­stüt­zung liegt un­ter dem An­satz für die ein­hei­mi­sche Be­völ­ke­rung.228

3bis Den be­son­de­ren Be­dürf­nis­sen von un­be­glei­te­ten min­der­jäh­ri­gen Asyl­su­chen­den, Fa­mi­li­en mit Kin­dern und be­treu­ungs­be­dürf­ti­gen Per­so­nen ist bei der Un­ter­brin­gung nach Mög­lich­keit Rech­nung zu tra­gen.229

4 Die Not­hil­fe ist nach Mög­lich­keit in Form von Sach­leis­tun­gen an den von den Kan­to­nen oder vom Bund be­zeich­ne­ten Or­ten aus­zu­rich­ten. Der An­satz für die Un­ter­stüt­zung liegt un­ter dem An­satz für die So­zi­al­hil­fe, die Asyl­su­chen­den und Schutz­be­dürf­ti­gen oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung aus­ge­rich­tet wird.230

5 Der be­son­de­ren La­ge von Flücht­lin­gen und Schutz­be­dürf­ti­gen, die An­spruch auf ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ha­ben, ist bei der Un­ter­stüt­zung Rech­nung zu tra­gen; na­ment­lich soll die be­ruf­li­che, so­zia­le und kul­tu­rel­le In­te­gra­ti­on er­leich­tert wer­den.

224 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

225 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

226 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

227 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 3101; BBl 2014 7991).

228 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

229 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

230 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 82a Krankenversicherung für Asylsuchende und Schutzbedürftige ohne Aufenthaltsbewilligung 231

1 Die Kran­ken­ver­si­che­rung für Asyl­su­chen­de und Schutz­be­dürf­ti­ge oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ist un­ter Vor­be­halt der nach­fol­gen­den Be­stim­mun­gen nach den Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­set­zes vom 18. März 1994232 über die Kran­ken­ver­si­che­rung (KVG) aus­zu­ge­stal­ten.

2 Die Kan­to­ne kön­nen für Asyl­su­chen­de und Schutz­be­dürf­ti­ge oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung die Wahl des Ver­si­che­rers ein­schrän­ken und einen oder meh­re­re Ver­si­che­rer be­zeich­nen, wel­che ei­ne be­son­de­re Ver­si­che­rungs­form nach Ar­ti­kel 41 Ab­satz 4 KVG an­bie­ten.

3 Sie kön­nen für Asyl­su­chen­de und Schutz­be­dürf­ti­ge oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung die Wahl der Leis­tungs­er­brin­ger nach den Ar­ti­keln 36–40 KVG ein­schrän­ken. Sie kön­nen dies vor der Be­zeich­nung ei­nes Ver­si­che­rers im Sin­ne von Ab­satz 2 tun.

4 Sie kön­nen einen oder meh­re­re Ver­si­che­rer be­zeich­nen, wel­che ei­ne Ver­si­che­rung mit ein­ge­schränk­ter Wahl der Leis­tungs­er­brin­ger im Sin­ne von Ar­ti­kel 41 Ab­satz 4 KVG nur für Asyl­su­chen­de und Schutz­be­dürf­ti­ge oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung an­bie­ten.

5 Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten der Ein­schrän­kung der Wahl der Leis­tungs­er­brin­ger.

6 Die Kan­to­ne und die Ver­si­che­rer kön­nen ei­ne Auf­he­bung der Kos­ten­be­tei­li­gung nach Ar­ti­kel 64 Ab­satz 2 KVG ver­ein­ba­ren.

7 So­lan­ge Asyl­su­chen­de und Schutz­be­dürf­ti­ge oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ganz oder teil­wei­se So­zi­al­hil­fe be­zie­hen, ist ihr An­spruch auf Prä­mi­en­ver­bil­li­gung nach Ar­ti­kel 65 KVG sis­tiert. Der An­spruch lebt in dem Zeit­punkt auf, in dem die­se Per­so­nen als Flücht­lin­ge an­er­kannt wer­den, als Schutz­be­dürf­ti­ge einen An­spruch auf ei­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung ha­ben oder kei­ne So­zi­al­hil­fe mehr be­zie­hen.

231 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4823, 2007 5575; BBl 2002 6845).

232 SR 832.10

Art. 83 Einschränkungen der Sozialhilfeleistungen 233

1 So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen oder re­du­zier­te Leis­tun­gen nach Ar­ti­kel 82 Ab­satz 3 sind ganz oder teil­wei­se ab­zu­leh­nen, zu kür­zen oder zu ent­zie­hen, wenn die be­güns­tig­te Per­son:234

a.
sie durch un­wah­re oder un­voll­stän­di­ge An­ga­ben er­wirkt oder zu er­wir­ken ver­sucht hat;
b.
sich wei­gert, der zu­stän­di­gen Stel­le über ih­re wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se Aus­kunft zu er­tei­len, oder sie nicht er­mäch­tigt, Aus­künf­te ein­zu­ho­len;
c.
we­sent­li­che Än­de­run­gen ih­rer Ver­hält­nis­se nicht mel­det;
d.
es of­fen­sicht­lich un­ter­lässt, ih­re La­ge zu ver­bes­sern, na­ment­lich wenn sie ei­ne ihr zu­ge­wie­se­ne zu­mut­ba­re Ar­beit oder Un­ter­kunft nicht an­nimmt;
e.
oh­ne Ab­spra­che mit der zu­stän­di­gen Stel­le ein Ar­beits- oder Miet­ver­hält­nis auf­löst oder des­sen Auf­lö­sung ver­schul­det und da­mit ih­re La­ge ver­schlech­tert;
f.
die So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen miss­bräuch­lich ver­wen­det;
g.
sich trotz der An­dro­hung des Ent­zu­ges von So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen nicht an die An­ord­nung der zu­stän­di­gen Stel­le hält;
h.235
die öf­fent­li­che Si­cher­heit und Ord­nung ge­fähr­det;
i.236
straf­recht­lich ver­folgt oder ver­ur­teilt wor­den ist;
j.237
ih­re Mit­wir­kungs­pflicht schuld­haft grob ver­letzt, ins­be­son­de­re ih­re Iden­ti­tät nicht preis­gibt;
k.238
den An­ord­nun­gen von Mit­ar­bei­ten­den des Ver­fah­rens oder der Un­ter­brin­gungs­ein­rich­tun­gen nicht Fol­ge leis­tet und da­durch Ord­nung und Si­cher­heit ge­fähr­det.

1bis Ab­satz 1 gilt für Flücht­lin­ge nur un­ter dem Vor­be­halt, dass die Gleich­be­hand­lung mit der ein­hei­mi­schen Be­völ­ke­rung ge­währ­leis­tet ist.239

2 Un­recht­mäs­sig be­zo­ge­ne So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen sind voll­um­fäng­lich zu­rück­zu­er­stat­ten. Der zu­rück­zu­er­stat­ten­de Be­trag kann na­ment­lich von künf­ti­gen So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen ab­ge­zo­gen wer­den. Der Kan­ton setzt den Rück­er­stat­tungs­an­spruch durch. Ar­ti­kel 85 Ab­satz 3 ist an­wend­bar.240

233 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

234 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

235 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

236 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

237 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

238 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

239 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

240 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 83a Voraussetzungen für die Ausrichtung der Nothilfe 241

Die be­trof­fe­ne Per­son hat beim Voll­zug ei­ner rechts­kräf­ti­gen Weg­wei­sung, die zu­läs­sig, zu­mut­bar und mög­lich ist, so­wie bei der Er­mitt­lung der Vor­aus­set­zun­gen der Not­hil­fe mit­zu­wir­ken.

241 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 84 Kinderzulagen 242

Kin­der­zu­la­gen für im Aus­land le­ben­de Kin­der von Asyl­su­chen­den wer­den wäh­rend des Asyl­ver­fah­rens zu­rück­be­hal­ten. Sie wer­den aus­be­zahlt, wenn die asyl­su­chen­de Per­son als Flücht­ling an­er­kannt oder nach Ar­ti­kel 83 Ab­sät­ze 3 und 4 AIG243 vor­läu­fig auf­ge­nom­men wird.

242 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV 1 des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

243 SR 142.20

2. Abschnitt: Rückerstattungspflicht und Sonderabgabe auf Vermögenswerten244

244 Fassung gemäss Anhang Ziff. 1 des BG vom 16. Dez. 2016 (Integration), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 6521; BBl 2016 2821, 2013 2397).

Art. 85 Rückerstattungspflicht

1 So­weit zu­mut­bar, sind die So­zi­al­hil­fe-, Not­hil­fe-, Aus­rei­se- und Voll­zugs­kos­ten so­wie die Kos­ten des Rechts­mit­tel­ver­fah­rens zu­rück­zu­er­stat­ten.

2 Der Bund macht sei­nen Rück­er­stat­tungs­an­spruch über ei­ne Son­der­ab­ga­be auf Ver­mö­gens­wer­ten (Art. 86) gel­tend.

3 Der Rück­er­stat­tungs­an­spruch des Bun­des ver­jährt drei Jah­re, nach­dem die zu­stän­di­ge Be­hör­de da­von Kennt­nis er­hal­ten hat, in je­dem Fall aber zehn Jah­re nach sei­ner Ent­ste­hung.245 Auf Rück­er­stat­tungs­for­de­run­gen wird kein Zins er­ho­ben.

4 Der Rück­er­stat­tungs­an­spruch der Kan­to­ne rich­tet sich nach kan­to­na­lem Recht.

245 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 15. Ju­ni 2018 (Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5343; BBl 2014 235).

Art. 86 Sonderabgabe auf Vermögenswerten 246

1 Der Son­der­ab­ga­be un­ter­lie­gen Asyl­su­chen­de, Schutz­be­dürf­ti­ge oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung und Per­so­nen mit ei­nem rechts­kräf­ti­gen Weg­wei­sungs­ent­scheid, die über Ver­mö­gens­wer­te ver­fü­gen. Die Son­der­ab­ga­be dient zur De­ckung der Ge­samt­kos­ten nach Ar­ti­kel 85 Ab­satz 1, die al­le die­se Per­so­nen und die von ih­nen un­ter­stütz­ten An­ge­hö­ri­gen ver­ur­sa­chen.

2 Die Son­der­ab­ga­be er­folgt über ei­ne Ver­mö­gens­wert­ab­nah­me.

3 Die zu­stän­di­gen Be­hör­den kön­nen die Son­der­ab­ga­be nur er­he­ben, wenn die be­tref­fen­den Per­so­nen:

a.
nicht nach­wei­sen kön­nen, dass die Ver­mö­gens­wer­te aus Er­werbs- oder Er­w­erb­ser­satzein­kom­men oder aus öf­fent­li­chen So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen stam­men;
b.
die Her­kunft der Ver­mö­gens­wer­te nicht nach­wei­sen kön­nen; oder
c.
die Her­kunft der Ver­mö­gens­wer­te zwar nach­wei­sen kön­nen, die­se aber einen vom Bun­des­rat fest­zu­set­zen­den Be­trag über­stei­gen.

4 Die Pflicht zur Son­der­ab­ga­be be­steht längs­tens zehn Jah­re seit Ein­rei­chung des Asyl­ge­suchs oder des Ge­suchs um vor­über­ge­hen­de Schutz­ge­wäh­rung.

5 Der Bun­des­rat legt die Hö­he der Son­der­ab­ga­be und die Dau­er der Ab­ga­be­pflicht fest.

246 Sie­he auch die UeB Änd. 16.12.2016 am Schluss die­ses Tex­tes.

Art. 87 Offenlegung der Vermögenswerte und Verfahren bei Ausreise 247

1 Asyl­su­chen­de und Schutz­be­dürf­ti­ge oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung und Per­so­nen mit ei­nem rechts­kräf­ti­gen Weg­wei­sungs­ent­scheid müs­sen ih­re Ver­mö­gens­wer­te, die nicht aus ih­rem Er­w­erb­sein­kom­men stam­men, of­fen­le­gen.

2 Si­cher­ge­stell­te Ver­mö­gens­wer­te wer­den auf Ge­such hin im vol­len Um­fang zu­rück­er­stat­tet, wenn die be­tref­fen­de Per­son in­ner­halb von sie­ben Mo­na­ten seit Ein­rei­chung des Asyl­ge­suchs oder des Ge­suchs um vor­über­ge­hen­de Schutz­ge­wäh­rung kon­trol­liert aus­reist. Das Ge­such muss vor der Aus­rei­se ein­ge­reicht wer­den.

247 Sie­he auch die UeB Änd. 16.12.2016 am Schluss die­ses Tex­tes.

6. Kapitel: Bundesbeiträge

Art. 88 Pauschalabgeltung 248

1 Der Bund gilt den Kan­to­nen die Kos­ten aus dem Voll­zug die­ses Ge­set­zes mit Pau­scha­len ab. Die­se ent­hal­ten nicht die Bei­trä­ge nach den Ar­ti­keln 91–93b.249

2 Die Pau­scha­len für asyl­su­chen­de und schutz­be­dürf­ti­ge Per­so­nen oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung de­cken na­ment­lich die Kos­ten für die So­zi­al­hil­fe so­wie die ob­li­ga­to­ri­sche Kran­ken­pfle­ge­ver­si­che­rung und ent­hal­ten zu­dem einen Bei­trag an die Be­treu­ungs­kos­ten.

3 Die Pau­scha­len für Flücht­lin­ge und schutz­be­dürf­ti­ge Per­so­nen mit Auf­ent­halts­be­wil­li­gung und für Flücht­lin­ge mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB250 oder Ar­ti­kel 49aoder 49abis MStG251 oder mit ei­ner rechts­kräf­ti­gen Aus­wei­sung nach Ar­ti­kel 68 AIG252 de­cken na­ment­lich die Kos­ten für die So­zi­al­hil­fe und ent­hal­ten zu­dem einen Bei­trag an die Be­treu­ungs- und Ver­wal­tungs­kos­ten.253 Sie wer­den längs­tens wäh­rend fünf Jah­ren nach Ein­rei­chung des Asyl­ge­suchs aus­ge­rich­tet.254

3bis Der Bund kann für Per­so­nen, die im Rah­men ei­ner Asyl­ge­wäh­rung für Flücht­lings­grup­pen nach Ar­ti­kel 56 in der Schweiz auf­ge­nom­men wer­den, die Pau­scha­le nach Ab­satz 3 län­ger als fünf Jah­re aus­rich­ten, na­ment­lich wenn die­se Per­so­nen bei ih­rer Ein­rei­se be­hin­dert oder be­tagt sind.255

4 Die Pau­scha­len für Per­so­nen, die nach Ar­ti­kel 82 nur An­spruch auf Not­hil­fe ha­ben, sind ei­ne Ent­schä­di­gung für die Ge­wäh­rung der Not­hil­fe.256

5257

248 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

249 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

250 SR 311.0

251 SR 321.0

252 SR 142.20

253 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

254 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

255 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

256 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

257 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 89 Festsetzung der Pauschalen 258

1 Der Bun­des­rat legt die Hö­he der Pau­scha­len auf Grund der vor­aus­sicht­li­chen Auf­wen­dun­gen für kos­ten­güns­ti­ge Lö­sun­gen fest.

2 Er be­stimmt die Aus­ge­stal­tung der Pau­scha­len so­wie die Dau­er ih­rer Aus­rich­tung und die Vor­aus­set­zun­gen da­für. Er kann die Pau­scha­len na­ment­lich:

a.
in Ab­hän­gig­keit des Auf­ent­halts­sta­tus und der Auf­ent­halts­dau­er fest­le­gen;
b.
un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Kos­ten­un­ter­schie­de im in­ter­kan­to­na­len Ver­gleich ab­stu­fen.

3 Das SEM kann die Aus­rich­tung ein­zel­ner Pau­scha­len­be­stand­tei­le von der Er­rei­chung so­zi­al­po­li­ti­scher Zie­le ab­hän­gig ma­chen.

4 Die Pau­scha­len wer­den pe­ri­odisch der Teue­rungs­ent­wick­lung an­ge­passt und bei Be­darf über­prüft.

258 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 89a Mitwirkungspflicht der Subventionsempfänger 259

1 Das SEM kann die Kan­to­ne da­zu ver­pflich­ten, die für die Fi­nan­z­auf­sicht, die Fest­set­zung und die An­pas­sung der fi­nan­zi­el­len Ab­gel­tun­gen des Bun­des nach den Ar­ti­keln 88 und 91 Ab­satz 2bis des vor­lie­gen­den Ge­set­zes so­wie 58 und 87 AIG260 not­wen­di­gen Da­ten zu er­he­ben und dem SEM zur Ver­fü­gung zu stel­len oder die­se im Zen­tra­len Mi­gra­ti­ons­in­for­ma­ti­ons­sys­tem (ZE­MIS) des SEM zu er­fas­sen.261

2 Kommt ein Kan­ton die­ser Ver­pflich­tung nicht nach, so kann das SEM die fi­nan­zi­el­len Ab­gel­tun­gen an die­sen Kan­ton kür­zen oder auf­grund der vor­han­de­nen Da­ten fest­le­gen.

259 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

260 SR 142.20

261 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. 2 des BB vom 18. Dez. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems (SIS), in Kraft seit 22. Nov. 2022 (AS 2021 365; 2023 16; BBl 2020 3465).

Art. 89b Rückforderung und Verzicht auf die Ausrichtung von Pauschalabgeltungen 262

1 Der Bund kann be­reits aus­ge­rich­te­te Pau­scha­l­ab­gel­tun­gen nach Ar­ti­kel 88 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes und nach den Ar­ti­keln 58 und 87 AIG263 zu­rück­for­dern, wenn ein Kan­ton die Voll­zugs­auf­ga­ben ge­mä­ss Ar­ti­kel 46 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes nicht oder nur man­gel­haft er­füllt und kei­ne ent­schuld­ba­ren Grün­de vor­lie­gen.

2 Führt die Nicht­er­fül­lung oder die man­gel­haf­te Er­fül­lung von Voll­zugs­auf­ga­ben nach Ar­ti­kel 46 zu ei­ner Ver­län­ge­rung der Auf­ent­halts­dau­er der be­trof­fe­nen Per­son in der Schweiz, so kann der Bund dar­auf ver­zich­ten, die ent­spre­chen­den beim Kan­ton an­fal­len­den Kos­ten durch Pau­scha­l­ab­gel­tun­gen nach Ar­ti­kel 88 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes und nach den Ar­ti­keln 58 und 87 AIG zu ent­schä­di­gen.

262 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (AS 2016 3101; BBl 2014 7991). Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. 2 des BB vom 18. Dez. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems (SIS), in Kraft seit 22. Nov. 2022 (AS 2021 365; 2023 16; BBl 2020 3465).

263 SR 142.20

Art. 90 Finanzierung von Kollektivunterkünften

1 Er­rich­tung, Um­bau und Ein­rich­tung von Kol­lek­ti­vun­ter­künf­ten, in de­nen die Be­hör­den Per­so­nen un­ter­brin­gen, die sich ge­stützt auf die­ses Ge­setz in der Schweiz auf­hal­ten, kön­nen ganz oder teil­wei­se vom Bund fi­nan­ziert wer­den.

2 Der Bun­des­rat re­gelt das Ver­fah­ren und be­stimmt die Ein­zel­hei­ten über die Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se und die Si­che­rung der Zweck­be­stim­mung sol­cher Un­ter­künf­te.

3 Er legt fest, in­wie­weit der vom Bund für die di­rek­te Fi­nan­zie­rung von Un­ter­künf­ten auf­ge­wende­te Be­trag mit der Pau­scha­le zu ver­rech­nen ist.

Art. 91 Weitere Beiträge

1und 2264

2bis Der Bund zahlt den Kan­to­nen für asyl­su­chen­de und schutz­be­dürf­ti­ge Per­so­nen oh­ne Auf­ent­halts­be­wil­li­gung einen Pau­schal­bei­trag an die Ver­wal­tungs­kos­ten.265

2ter Der Bund kann den Stand­ort­kan­to­nen ei­nes Zen­trums des Bun­des einen Pau­schal­bei­trag an die Si­cher­heits­kos­ten aus­rich­ten.266

3 Er kann an Ein­rich­tun­gen für trau­ma­ti­sier­te Per­so­nen, die sich ge­stützt auf die­ses Ge­setz in der Schweiz auf­hal­ten, Bei­trä­ge leis­ten.

4267

4bis Er kann Bei­trä­ge für die Durch­füh­rung von Be­schäf­ti­gungs­pro­gram­men für Per­so­nen aus­rich­ten, wel­che sich in Zen­tren des Bun­des auf­hal­ten. Er schliesst zu die­sem Zweck Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen mit den Stand­ort­kan­to­nen, Stand­ort­ge­mein­den oder be­auf­trag­ten Drit­ten ab.268

5269

6 Der Bund ver­gü­tet den Kan­to­nen die Per­so­nal­kos­ten, die ih­nen durch die Ent­scheid­vor­be­rei­tung nach Ar­ti­kel 31 ent­ste­hen.

7 Er kann im Rah­men der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit nach Ar­ti­kel 113 Bei­trä­ge an die Trä­ger­schaft von in­ter­na­tio­nal aus­ge­rich­te­ten Pro­jek­ten oder an in­ter­na­tio­nal tä­ti­ge Or­ga­ni­sa­tio­nen aus­rich­ten.

8 Der Bun­des­rat re­gelt die Vor­aus­set­zun­gen und das Ver­fah­ren zur Aus­rich­tung und Ab­rech­nung der Bei­trä­ge.

264 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

265 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

266 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 28. Sept. 2012 (Dring­li­che Än­de­run­gen des Asyl­ge­set­zes) (AS 2012 5359; BBl 2010 4455, 2011 7325). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

267 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

268 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 28. Sept. 2012 (Dring­li­che Än­de­run­gen des Asyl­ge­set­zes) (AS 2012 5359; BBl 2010 4455, 2011 7325). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

269 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 92 Kosten für die Ein- und Ausreise

1 Der Bund kann die Kos­ten der Ein- und Aus­rei­se von Flücht­lin­gen und Schutz­be­dürf­ti­gen über­neh­men.

2 Er über­nimmt die Kos­ten für die Aus­rei­se von Asyl­su­chen­den, von Per­so­nen, de­ren Asyl­ge­such ab­ge­lehnt wur­de, auf de­ren Asyl­ge­such nicht ein­ge­tre­ten wur­de oder die ihr Asyl­ge­such zu­rück­ge­zo­gen ha­ben, und von Per­so­nen, die nach der Auf­he­bung des vor­über­ge­hen­den Schut­zes weg­ge­wie­sen wer­den, so­fern sie mit­tel­los sind.270

3 Er kann für Auf­wen­dun­gen der Kan­to­ne, die mit der Or­ga­ni­sa­ti­on der Aus­rei­se di­rekt in Zu­sam­men­hang ste­hen, Bei­trä­ge aus­rich­ten.

3bis Er kann im Rah­men der An­wen­dung der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men271 für Auf­wen­dun­gen der Kan­to­ne, die mit der Über­stel­lung von Per­so­nen in die Schweiz di­rekt in Zu­sam­men­hang ste­hen, Bei­trä­ge aus­rich­ten.272

4 Der Bun­des­rat re­gelt die Vor­aus­set­zun­gen und das Ver­fah­ren zur Aus­rich­tung und Ab­rech­nung der Bei­trä­ge. Nach Mög­lich­keit setzt er Pau­scha­len fest.

270 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

271 Die­se Ab­kom­men sind in An­hang 1 auf­ge­führt.

272 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Sorg­falts- und Mel­de­pflicht­ver­let­zun­gen durch Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men, In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Okt. 2015 (AS 2015 3023; BBl 2013 2561).

Art. 93 Rückkehrhilfe und Prävention irregulärer Migration 273

1 Der Bund leis­tet Rück­kehr­hil­fe. Er kann da­zu fol­gen­de Mass­nah­men vor­se­hen:

a.
voll­stän­di­ge oder teil­wei­se Fi­nan­zie­rung von Rück­kehr­be­ra­tungs­stel­len;
b.
voll­stän­di­ge oder teil­wei­se Fi­nan­zie­rung von Pro­jek­ten in der Schweiz zur Er­hal­tung der Rück­kehr­fä­hig­keit;
c.
voll­stän­di­ge oder teil­wei­se Fi­nan­zie­rung von Pro­gram­men im Hei­mat-, Her­kunfts- oder Dritt­staat zur Er­leich­te­rung und Durch­füh­rung der Rück­kehr, der Rück­füh­rung und der Rein­te­gra­ti­on (Pro­gram­me im Aus­land);
d.
fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung im Ein­zel­fall zur Er­leich­te­rung der Ein­glie­de­rung oder zur be­fris­te­ten me­di­zi­ni­schen Be­treu­ung im Hei­mat-, Her­kunfts- oder Dritt­staat.

2 Pro­gram­me im Aus­land kön­nen auch das Ziel ver­fol­gen, einen Bei­trag zur Prä­ven­ti­on ir­re­gu­lä­rer Mi­gra­ti­on zu leis­ten. Pro­gram­me zur Prä­ven­ti­on ir­re­gu­lä­rer Mi­gra­ti­on sind sol­che, die kurz­fris­tig zur Min­de­rung des Ri­si­kos ei­ner Pri­mär- oder Se­kun­där­mi­gra­ti­on in die Schweiz bei­tra­gen.

3 Der Bund kann bei der Um­set­zung der Rück­kehr­hil­fe mit in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen zu­sam­men­ar­bei­ten und ei­ne Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le ein­rich­ten.

4 Der Bun­des­rat re­gelt die Vor­aus­set­zun­gen und das Ver­fah­ren zur Aus­rich­tung und Ab­rech­nung der Bei­trä­ge.

273 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 93a Rückkehrberatung 274

1 Der Bund för­dert durch Rück­kehr­be­ra­tung die frei­wil­li­ge Rück­kehr. Die Rück­kehr­be­ra­tung er­folgt in den Zen­tren des Bun­des und in den Kan­to­nen.

2 Das SEM sorgt für re­gel­mäs­si­ge Be­ra­tungs­ge­sprä­che in den Zen­tren des Bun­des. Es kann die­se Auf­ga­ben den kan­to­na­len Rück­kehr­be­ra­tungs­stel­len oder Drit­ten über­tra­gen.

274 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 93b Beiträge an die Rückkehrberatung 275

1 Der Bund ent­rich­tet dem Leis­tungs­er­brin­ger der Rück­kehr­be­ra­tung in den Zen­tren des Bun­des durch Ver­ein­ba­rung Bei­trä­ge zur Ab­gel­tung der für die In­for­ma­ti­on und Be­ra­tung der Asyl­su­chen­den und der weg­ge­wie­se­nen Per­so­nen an­ge­fal­le­nen Ver­wal­tungs- und Per­so­nal­kos­ten. Die Ab­gel­tung wird pau­schal fest­ge­setzt. Aus­nahms­wei­se kön­nen die Bei­trä­ge nach Auf­wand fest­ge­setzt wer­den, ins­be­son­de­re zur Ab­gel­tung ein­ma­lig an­fal­len­der Kos­ten.

2 Für die in den Kan­to­nen ge­leis­te­te Rück­kehr­be­ra­tung rich­tet sich die Aus­rich­tung der Bei­trä­ge nach Ar­ti­kel 93 Ab­satz 4.

275 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 94276

276 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 95 Aufsicht 277

1 Der Bund über­prüft die sub­ven­ti­ons­recht­lich kor­rek­te Ver­wen­dung, die Wirk­sam­keit und die vor­schrifts­ge­mäs­se Ab­rech­nung der Bun­des­bei­trä­ge. Er kann mit die­ser Auf­ga­be auch Drit­te be­auf­tra­gen und die kan­to­na­len Fi­nanz­kon­trol­len zur Un­ter­stüt­zung bei­zie­hen.

2 Wer Bun­des­bei­trä­ge er­hält, ist ver­pflich­tet, sei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on so­wie die Da­ten und Füh­rungs­zah­len be­züg­lich Auf­wen­dun­gen und Er­trä­ge im Asyl­be­reich of­fen zu le­gen.

3 Die Eid­ge­nös­si­sche Fi­nanz­kon­trol­le, das SEM und die kan­to­na­len Fi­nanz­kon­trol­len üben ih­re Auf­sicht über die Fi­nanz­tä­tig­keit ent­spre­chend ih­ren Vor­schrif­ten aus. Sie be­stim­men das ge­eig­ne­te Vor­ge­hen, ko­or­di­nie­ren ih­re Tä­tig­kei­ten und in­for­mie­ren sich ge­gen­sei­tig über die Er­kennt­nis­se.

277 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

6a. Kapitel: Plangenehmigung bei Bauten und Anlagen des Bundes278

278 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2018, Art. 95a Abs. 1 Bst. a gilt bis 31. Dez. 2027 (AS 2016 3101, 2017 6171; BBl 2014 7991).

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 95a Grundsatz

1 Bau­ten und An­la­gen, die dem Bund zur Un­ter­brin­gung Asyl­su­chen­der oder zur Durch­füh­rung von Asyl­ver­fah­ren die­nen, er­for­dern ei­ne Plan­ge­neh­mi­gung des EJPD (Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de), wenn sie:

a.
neu er­rich­tet wer­den;
b.
ge­än­dert oder die­sem neu­en Nut­zungs­zweck zu­ge­führt wer­den.

2 Mit der Plan­ge­neh­mi­gung wer­den sämt­li­che nach Bun­des­recht er­for­der­li­chen Be­wil­li­gun­gen er­teilt.

3 Kan­to­na­le Be­wil­li­gun­gen und Plä­ne sind nicht er­for­der­lich. Das kan­to­na­le Recht ist im Rah­men des Plan­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­rens und der In­ter­es­sen­ab­wä­gung zu be­rück­sich­ti­gen.

4 Die Plan­ge­neh­mi­gung für Vor­ha­ben, die sich er­heb­lich auf Raum und Um­welt aus­wir­ken, setzt grund­sätz­lich einen Sach­plan nach dem Bun­des­ge­setz vom 22. Ju­ni 1979279über die Raum­pla­nung vor­aus.

Art. 95b Enteignungsrecht und anwendbares Recht

1 Der Er­werb von Grund­stücken für Bau­ten und An­la­gen zur Un­ter­brin­gung Asyl­su­chen­der oder zur Durch­füh­rung von Asyl­ver­fah­ren so­wie die Be­grün­dung ding­li­cher Rech­te an sol­chen Grund­stücken ist Sa­che des EJPD. Es ist er­mäch­tigt, nö­ti­gen­falls die Ent­eig­nung durch­zu­füh­ren.

2 Das Plan­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren rich­tet sich nach die­sem Ge­setz.280

3 Sind Ent­eig­nun­gen not­wen­dig, fin­den zu­dem die Vor­schrif­ten des Bun­des­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 1930281 über die Ent­eig­nung (EntG) An­wen­dung.282

280 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4085; BBl 2018 4713).

281 SR 711

282 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4085; BBl 2018 4713).

2. Abschnitt: Plangenehmigungsverfahren

Art. 95c Einleitung des ordentlichen Plangenehmigungsverfahrens

Das Plan­ge­neh­mi­gungs­ge­such ist mit den er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen bei der Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de ein­zu­rei­chen. Die­se prüft die Un­ter­la­gen auf ih­re Voll­stän­dig­keit und ver­langt al­len­falls Er­gän­zun­gen.

Art. 95d Aussteckung

1 Vor der öf­fent­li­chen Auf­la­ge des Ge­suchs muss der Ge­such­stel­ler die Ver­än­de­run­gen, wel­che die ge­plan­ten Bau­ten und An­la­gen im Ge­län­de be­wir­ken, sicht­bar ma­chen, in­dem er sie aus­steckt; bei Hoch­bau­ten hat er Pro­fi­le auf­zu­stel­len.

2 Ein­wän­de ge­gen die Aus­ste­ckung oder die Auf­stel­lung von Pro­fi­len sind so­fort, je­den­falls aber vor Ab­lauf der Auf­la­ge­frist bei der Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de vor­zu­brin­gen.

Art. 95e Anhörung, Publikation und Auflage

1 Die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de über­mit­telt das Ge­such den be­trof­fe­nen Kan­to­nen und Ge­mein­den zur Stel­lung­nah­me. Das ge­sam­te An­hö­rungs­ver­fah­ren dau­ert drei Mo­na­te. In be­grün­de­ten Fäl­len kann die­se Frist aus­nahms­wei­se ver­län­gert wer­den.

2 Das Ge­such ist in den amt­li­chen Pu­bli­ka­ti­ons­or­ga­nen der be­trof­fe­nen Kan­to­ne und Ge­mein­den so­wie im Bun­des­blatt zu pu­bli­zie­ren und wäh­rend 30 Ta­gen öf­fent­lich auf­zu­le­gen.

3283

283 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 19. Ju­ni 2020, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4085; BBl 2018 4713).

Art. 95f284

284 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 19. Ju­ni 2020, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4085; BBl 2018 4713).

Art. 95g Einsprache

1 Wer nach den Vor­schrif­ten des VwVG285 Par­tei ist, kann wäh­rend der Auf­la­ge­frist bei der Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de Ein­spra­che er­he­ben.286 Wer kei­ne Ein­spra­che er­hebt, ist vom wei­te­ren Ver­fah­ren aus­ge­schlos­sen.

2 Wer nach den Vor­schrif­ten des EntG287 Par­tei ist, kann wäh­rend der Auf­la­ge­frist sämt­li­che Be­geh­ren nach Ar­ti­kel 33 EntG gel­tend ma­chen.288

3 Die be­trof­fe­nen Ge­mein­den wah­ren ih­re In­ter­es­sen mit Ein­spra­che.

285 SR 172.021

286 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4085; BBl 2018 4713).

287 SR 711

288 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4085; BBl 2018 4713).

Art. 95h Bereinigung in der Bundesverwaltung

Das Be­rei­ni­gungs­ver­fah­ren in der Bun­des­ver­wal­tung rich­tet sich nach Ar­ti­kel 62b des Re­gie­rungs- und Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 21. März 1997289.

Art. 95i Geltungsdauer

1 Mit der Plan­ge­neh­mi­gung ent­schei­det die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de gleich­zei­tig auch über die ent­eig­nungs­recht­li­chen Ein­spra­chen.

2 Die Plan­ge­neh­mi­gung er­lischt, wenn fünf Jah­re nach ih­rer rechts­kräf­ti­gen Er­tei­lung mit der Aus­füh­rung des Bau­vor­ha­bens nicht be­gon­nen wor­den ist.

3 Die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de kann die Gel­tungs­dau­er der Plan­ge­neh­mi­gung aus wich­ti­gen Grün­den um höchs­tens drei Jah­re ver­län­gern. Die Ver­län­ge­rung ist aus­ge­schlos­sen, wenn sich die mass­ge­ben­den tat­säch­li­chen und recht­li­chen Ver­hält­nis­se seit der rechts­kräf­ti­gen Er­tei­lung der Plan­ge­neh­mi­gung we­sent­lich ver­än­dert ha­ben.

Art. 95j Vereinfachtes Plangenehmigungsverfahren

1 Das ver­ein­fach­te Plan­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren wird an­ge­wen­det bei:

a.
ört­lich be­grenz­ten Vor­ha­ben mit we­ni­gen, ein­deu­tig be­stimm­ba­ren Be­trof­fe­nen;
b.
Bau­ten und An­la­gen, de­ren Än­de­rung oder Um­nut­zung das äus­se­re Er­schei­nungs­bild nicht we­sent­lich ver­än­dert, kei­ne schutz­wür­di­gen In­ter­es­sen Drit­ter be­rührt und sich nur un­er­heb­lich auf Raum und Um­welt aus­wirkt;
c.
Bau­ten und An­la­gen, die spä­tes­tens nach drei Jah­ren wie­der ent­fernt wer­den.

2 De­tail­plä­ne, die sich auf ein be­reits ge­neh­mig­tes Pro­jekt stüt­zen, wer­den im ver­ein­fach­ten Ver­fah­ren ge­neh­migt.

3 Die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de kann die Aus­ste­ckung an­ord­nen. Das Ge­such wird nicht pu­bli­ziert und nicht öf­fent­lich auf­ge­legt. Die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de un­ter­brei­tet die Plan­vor­la­ge den Be­trof­fe­nen, so­weit sie nicht vor­her schrift­lich ih­re Ein­wil­li­gung ge­ge­ben ha­ben; de­ren Ein­spra­che­frist be­trägt 30 Ta­ge. Die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de kann bei Kan­to­nen und Ge­mein­den Stel­lung­nah­men ein­ho­len. Sie setzt da­für ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist.

4 Im Üb­ri­gen gel­ten die Be­stim­mun­gen für das or­dent­li­che Ver­fah­ren. Im Zwei­fels­fall wird die­ses durch­ge­führt.

3. Abschnitt: Einigungs- und Schätzungsverfahren; vorzeitige Besitzeinweisung 290

290 Fassung gemäss Anhang Ziff. 1 des BG vom 19. Juni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4085; BBl 2018 4713).

Art. 95k

1 Nach Ab­schluss des Plan­ge­neh­mi­gungs­ver­fah­rens wird, so­weit er­for­der­lich, das Ei­ni­gungs- und Schät­zungs­ver­fah­ren vor der Eid­ge­nös­si­schen Schät­zungs­kom­mis­si­on (Schät­zungs­kom­mis­si­on) nach den Be­stim­mun­gen des EntG291 durch­ge­führt.292

2293

3 Der Prä­si­dent der Schät­zungs­kom­mis­si­on kann ge­stützt auf einen voll­streck­ba­ren Plan­ge­neh­mi­gungs­ent­scheid die vor­zei­ti­ge Be­sitzein­wei­sung be­wil­li­gen. Da­bei wird ver­mu­tet, dass dem Ent­eig­ner oh­ne die vor­zei­ti­ge Be­sitzein­wei­sung be­deu­ten­de Nach­tei­le ent­stün­den. Im Üb­ri­gen gilt Ar­ti­kel 76 EntG.

291 SR 711

292 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4085; BBl 2018 4713).

293 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 19. Ju­ni 2020, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4085; BBl 2018 4713).

4. Abschnitt: Rechtsmittelverfahren

Art. 95l

1 Für das Rechts­mit­tel­ver­fah­ren gel­ten die all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen über die Bun­des­rechts­pfle­ge.

2 Zur Be­schwer­de be­rech­tigt sind auch die be­trof­fe­nen Kan­to­ne und Ge­mein­den.

7. Kapitel: Bearbeitung von Personendaten

1. Abschnitt: Grundsätze 294

294 Eingefügt durch Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Genehmigung und die Umsetzung der bilateralen Abkommen zwischen der Schweiz und der EU über die Assoziierung an Schengen und an Dublin, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 4475405Art. 1 Bst. a; BBl 2004 5965).

Art. 96 Bearbeiten von Personendaten 295

1 Das SEM, die Be­schwer­de­be­hör­den so­wie die mit Auf­ga­ben nach die­sem Ge­setz be­auf­trag­ten pri­va­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen kön­nen Per­so­nen­da­ten, ins­be­son­de­re auch be­son­ders schüt­zens­wer­te Da­ten nach Ar­ti­kel 5 Buch­sta­be c DSG296, ei­ner asyl­su­chen­den oder schutz­be­dürf­ti­gen Per­son und ih­rer An­ge­hö­ri­gen be­ar­bei­ten oder be­ar­bei­ten las­sen, so­weit sie die­se zur Er­fül­lung ih­rer ge­setz­li­chen Auf­ga­ben be­nö­ti­gen.297

2 Die zur Be­kämp­fung der Schwarz­ar­beit er­for­der­li­chen Da­ten dür­fen von den Be­hör­den nach Ab­satz 1 ge­mä­ss den Ar­ti­keln 11 und 12 des Bun­des­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005298 ge­gen die Schwarz­ar­beit be­kannt ge­ge­ben wer­den.299

295 Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der bi­la­te­ra­len Ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und der EU über die As­so­zi­ie­rung an Schen­gen und an Du­blin, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 4475405Art. 1 Bst. a; BBl 2004 5965).

296 SR 235.1

297 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. April 2025 (AS 2024 189; BBl 2020 9287; 2021 137).

298 SR 822.41

299 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 17. Ju­ni 2005 ge­gen die Schwarz­ar­beit, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 359; BBl 2002 3605).

Art. 97 Bekanntgabe von Personendaten an den Heimat- oder Herkunftsstaat

1 Per­so­nen­da­ten von Asyl­su­chen­den, an­er­kann­ten Flücht­lin­gen und Schutz­be­dürf­ti­gen dür­fen dem Hei­mat- oder Her­kunfts­staat nicht be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn da­durch die be­trof­fe­ne Per­son oder ih­re An­ge­hö­ri­gen ge­fähr­det wür­den. Über ein Asyl­ge­such dür­fen kei­ne An­ga­ben ge­macht wer­den.300

2 Die für die Or­ga­ni­sa­ti­on der Aus­rei­se zu­stän­di­ge Be­hör­de kann zwecks Be­schaf­fung der für den Voll­zug der Weg­wei­sungs­ver­fü­gung not­wen­di­gen Rei­se­pa­pie­re mit dem Hei­mat- oder Her­kunfts­staat Kon­takt auf­neh­men, wenn in ers­ter In­stanz das Vor­lie­gen der Flücht­lings­ei­gen­schaft ver­neint wur­de.301

3 Für den Voll­zug ei­ner Weg­wei­sung in den Hei­mat- oder Her­kunfts­staat kann die für die Or­ga­ni­sa­ti­on der Aus­rei­se zu­stän­di­ge Be­hör­de der aus­län­di­schen Be­hör­de fol­gen­de Da­ten be­kannt ge­ben:

a.
Per­so­na­li­en (Na­me, Vor­na­me, Ali­as­na­men, Ge­burts­da­tum, Ge­burts­ort, Ge­schlecht, Staats­an­ge­hö­rig­keit, letz­te Adres­se im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat) der be­trof­fe­nen Per­son und, so­weit für de­ren Iden­ti­fi­ka­ti­on not­wen­dig, der An­ge­hö­ri­gen;
b.
An­ga­ben über den Rei­se­pass oder an­de­re Iden­ti­täts­aus­wei­se;
c.
Fin­ger­ab­drücke, Fo­to­gra­fi­en und al­len­falls wei­te­re bio­me­tri­sche Da­ten;
d.
wei­te­re Da­ten aus Do­ku­men­ten, die zur Iden­ti­fi­ka­ti­on ei­ner Per­son dien­lich sind;
e.
An­ga­ben über den Ge­sund­heits­zu­stand, so­weit dies im In­ter­es­se der be­trof­fe­nen Per­son liegt;
f.
die für die Si­cher­stel­lung der Ein­rei­se in den Ziel­staat so­wie für die Si­cher­heit der Be­gleit­per­so­nen er­for­der­li­chen Da­ten;
g.
An­ga­ben über straf­recht­li­che Ver­fah­ren, so­weit dies im kon­kre­ten Fall zur Ab­wick­lung der Rück­über­nah­me und zur Wah­rung der öf­fent­li­chen Si­cher­heit und Ord­nung im Hei­mat­staat er­for­der­lich ist und da­durch die be­trof­fe­ne Per­son nicht ge­fähr­det wird; Ar­ti­kel 2 des Rechts­hil­fe­ge­set­zes vom 20. März 1981302 gilt sinn­ge­mä­ss.303

300 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 4745; BBl 20026845).

301 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 4745; BBl 20026845).

302 SR 351.1

303 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 98 Bekanntgabe von Personendaten an Drittstaaten und internationale Organisationen

1 Das SEM und die Be­schwer­de­be­hör­den dür­fen zum Voll­zug die­ses Ge­set­zes den mit ent­spre­chen­den Auf­ga­ben be­trau­ten aus­län­di­schen Be­hör­den und in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen Per­so­nen­da­ten be­kannt ge­ben, so­fern die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 16 DSG304 er­füllt sind.305

2 Fol­gen­de Per­so­nen­da­ten dür­fen be­kannt ge­ge­ben wer­den:

a.
Per­so­na­li­en (Na­me, Vor­na­me, Ali­as­na­men, Ge­burts­da­tum, Ge­burts­ort, Ge­schlecht, Staats­an­ge­hö­rig­keit, letz­te Adres­se im Hei­mat- oder Her­kunfts­staat) der be­trof­fe­nen Per­son und, so­weit für de­ren Iden­ti­fi­ka­ti­on not­wen­dig, der An­ge­hö­ri­gen;
b.
An­ga­ben über den Rei­se­pass oder an­de­re Iden­ti­täts­aus­wei­se;
c.
Fin­ger­ab­drücke, Fo­to­gra­fi­en und al­len­falls wei­te­re bio­me­tri­sche Da­ten;
d.
wei­te­re Da­ten aus Do­ku­men­ten, die zur Iden­ti­fi­ka­ti­on ei­ner Per­son dien­lich sind;
e.
An­ga­ben über den Ge­sund­heits­zu­stand, so­weit dies im In­ter­es­se der be­trof­fe­nen Per­son liegt;
f.
die für die Si­cher­stel­lung der Ein­rei­se in den Ziel­staat so­wie für die Si­cher­heit der Be­gleit­per­so­nen er­for­der­li­chen Da­ten;
g.
An­ga­ben über Auf­ent­halts­or­te und Rei­se­we­ge;
h.
An­ga­ben über An­we­sen­heits­be­wil­li­gun­gen und er­teil­te Vi­sa;
i.
An­ga­ben über ein Asyl­ge­such (Ort und Da­tum der Ein­rei­chung, Stand des Ver­fah­rens, sum­ma­ri­sche An­ga­ben über den In­halt ei­nes ge­trof­fe­nen Ent­schei­des).306

304 SR 235.1

305 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 5 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

306 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 98a Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden 307

Das SEM oder das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt über­mit­telt den zu­stän­di­gen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den In­for­ma­tio­nen und Be­weis­mit­tel über Asyl­su­chen­de, bei de­nen ernst­haf­te Grün­de für den Ver­dacht be­ste­hen, dass sie ein Ver­bre­chen ge­gen das Völ­ker­recht, ins­be­son­de­re ein Ver­bre­chen ge­gen den Frie­den, ein Kriegs­ver­bre­chen, ein Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit, Völ­ker­mord oder Fol­ter­hand­lun­gen be­gan­gen ha­ben.

307 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 98b Biometrische Daten 308

1 Zur Fest­stel­lung der Iden­ti­tät von Asyl­su­chen­den und Schutz­be­dürf­ti­gen kön­nen die zu­stän­di­gen Be­hör­den bio­me­tri­sche Da­ten be­ar­bei­ten.

1bis Das SEM kann Drit­te mit der Be­ar­bei­tung von bio­me­tri­schen Da­ten be­auf­tra­gen. Es kon­trol­liert, ob die be­auf­trag­ten Drit­ten die Vor­schrif­ten über den Da­ten­schutz und die In­for­ma­tik­si­cher­heit ein­hal­ten.309

2 Der Bun­des­rat legt fest, wel­che bio­me­tri­schen Da­ten er­ho­ben wer­den, und re­gelt den Zu­griff.

308 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

309 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 13. Ju­ni 2008 (Er­gän­zun­gen im Rah­men der Um­set­zung der Schen­gen- und Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

Art. 99 Abnahme und Auswertung von Fingerabdrücken

1 Von Asyl­su­chen­den und Schutz­be­dürf­ti­gen wer­den die Ab­drücke al­ler Fin­ger ab­ge­nom­men und Fo­to­gra­fi­en er­stellt. Der Bun­des­rat kann Aus­nah­men für Min­der­jäh­ri­ge un­ter 14 Jah­ren vor­se­hen.310

2 Die Fin­ger­ab­drücke und Fo­to­gra­fi­en wer­den oh­ne zu­ge­hö­ri­ge Per­so­na­li­en in ei­ner vom Bun­des­amt für Po­li­zei und vom SEM ge­führ­ten Da­ten­bank ge­spei­chert.311

3 Neu ab­ge­nom­me­ne Fin­ger­ab­drücke wer­den mit den vom Bun­des­amt für Po­li­zei ge­führ­ten Fin­ger­ab­druck­samm­lun­gen ver­gli­chen.312

4 Stellt das Bun­des­amt für Po­li­zei Über­ein­stim­mung mit ei­nem schon vor­han­de­nen Fin­ger­ab­druck fest, so gibt es die­sen Um­stand dem SEM so­wie den be­trof­fe­nen kan­to­na­len Po­li­zei­be­hör­den und dem Grenzwacht­korps zu­sam­men mit den Per­so­na­li­en der be­trof­fe­nen Per­son (Na­me, Vor­na­me, Ali­as­na­men, Ge­burts­da­tum, Ge­schlecht, Re­fe­renz­num­mer, Per­so­nen­num­mer, Staats­an­ge­hö­rig­keit, Pro­zess­kon­troll­num­mer und Zu­tei­lungs­kan­ton) be­kannt. Von po­li­zei­li­chen Er­fas­sun­gen wer­den zu­dem Da­tum, Ort und Grund der Fin­ger­ab­druck­ab­nah­me in Co­de­form mit­ge­teilt.313

5 Das SEM ver­wen­det die­se An­ga­ben, um:

a.
die Iden­ti­tät der be­trof­fe­nen Per­son zu über­prü­fen;
b.
zu prü­fen, ob die be­trof­fe­ne Per­son sich be­reits ein­mal um Asyl be­wor­ben hat;
c.
zu prü­fen, ob Da­ten vor­lie­gen, wel­che die Aus­sa­gen der be­trof­fe­nen Per­son be­stä­ti­gen oder wi­der­le­gen;
d.
zu prü­fen, ob Da­ten vor­lie­gen, wel­che die Asyl­wür­dig­keit der be­trof­fe­nen Per­son in Fra­ge stel­len;
e.
die Amts­hil­fe an po­li­zei­li­che Be­hör­den zu er­leich­tern.

6 Per­so­nen­da­ten, die nach Ab­satz 4 be­kannt ge­ge­ben wur­den, dür­fen nur mit der Zu­stim­mung des für die Da­ten­be­ar­bei­tung Ver­ant­wort­li­chen ins Aus­land be­kannt ge­ge­ben wer­den. Ar­ti­kel 16 Ab­satz 1 DSG314 gilt sinn­ge­mä­ss.315

7 Die Da­ten wer­den ge­löscht:

a.
wenn Asyl ge­währt wird;
b.
spä­tes­tens zehn Jah­re nach rechts­kräf­ti­ger Ab­leh­nung, Rück­zug oder Ab­schrei­bung des Asyl­ge­suchs oder nach ei­nem Nicht­ein­tre­tens­ent­scheid;
c.316
bei Schutz­be­dürf­ti­gen spä­tes­tens zehn Jah­re nach Auf­he­bung des vor­über­ge­hen­den Schut­zes.

310 Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der bi­la­te­ra­len Ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und der EU über die As­so­zi­ie­rung an Schen­gen und an Du­blin, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 4475405Art. 1 Bst. a; BBl 2004 5965).

311 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

312 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

313 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

314 SR 235.1

315 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 5 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

316 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

1a. Abschnitt: Informationssystem der Zentren des Bundes und der Unterkünfte an den Flughäfen 317318

317 Eingefügt durch Anhang des BG vom 18. Juni 2010 (Automatisierte Grenzkontrolle, Dokumentenberaterinnen und Dokumentenberater, Informationssystem MIDES), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5755; BBl 2009 8881).

318 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 99a Grundsätze

1 Das SEM führt ein In­for­ma­ti­ons­sys­tem der Zen­tren des Bun­des und der Un­ter­künf­te an den Flug­hä­fen (MI­DES).

2 MI­DES dient:

a.319
der Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten von Asyl­su­chen­den und Schutz­be­dürf­ti­gen, ein­sch­liess­lich be­son­ders schüt­zens­wer­ter Per­so­nen­da­ten nach Ar­ti­kel 5 Buch­sta­be c DSG320; und
b.
der Ge­schäfts­kon­trol­le, der Durch­füh­rung des Asyl­ver­fah­rens so­wie der Pla­nung und Or­ga­ni­sa­ti­on der Un­ter­brin­gung.

3 MI­DES ent­hält fol­gen­de Per­so­nen­da­ten:

a.
Da­ten zur Iden­ti­tät der re­gis­trier­ten Per­so­nen, näm­lich Na­me, Vor­na­me, Ge­schlecht, Ge­burts­da­tum und -ort, Na­tio­na­li­tät, Eth­nie, Re­li­gi­on, Zi­vil­stand, Adres­se und Na­men der El­tern;
b.321
Pro­to­kol­le der in den Zen­tren des Bun­des und an den Flug­hä­fen durch­ge­führ­ten sum­ma­ri­schen Be­fra­gun­gen nach den Ar­ti­keln 22 Ab­satz 1 und 26 Ab­satz 3;
c.
bio­me­tri­sche Da­ten;
d.
An­ga­ben über die Un­ter­brin­gung;
e.
den Stand des Ver­fah­rens;
f.322
den Ver­merk «Me­di­zi­nal­fall», um die Asyl­su­chen­den auf die Kan­to­ne zu ver­tei­len.

4 Die Per­so­nen­da­ten nach Ab­satz 3 Buch­sta­ben a, c, e und f wer­den ins ZE­MIS über­nom­men.323

5 Die Asyl­su­chen­den und die Schutz­be­dürf­ti­gen sind ins­be­son­de­re über den Zweck der Da­ten­be­ar­bei­tung und die Ka­te­go­ri­en der Da­ten­emp­fän­ger zu in­for­mie­ren.

319 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 5 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

320 SR 235.1

321 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

322 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

323 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2018 (Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen und In­for­ma­ti­ons­sys­te­me), in Kraft seit 1. Ju­ni 2019 (AS 2019 1413; BBl 2018 1685).

Art. 99b Datenbearbeitung in MIDES

Zu­griff auf MI­DES ha­ben, so­weit dies zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben er­for­der­lich ist:

a.
die Mit­ar­bei­ten­den des SEM;
b.
die Be­hör­den nach Ar­ti­kel 22 Ab­satz 1;
c.
be­auf­trag­te Drit­te nach Ar­ti­kel 99c;
d.324
die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter der kan­to­na­len oder kom­mu­na­len Zen­tren nach Ar­ti­kel 24d, die für die Un­ter­brin­gung und Be­treu­ung der Asyl­su­chen­den zu­stän­dig sind.

324 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 99c Beauftragte Dritte

1 Das SEM kann Drit­te, die mit der Be­schaf­fung bio­me­tri­scher Da­ten, mit der Auf­recht­er­hal­tung der Si­cher­heit oder mit der Ad­mi­nis­tra­ti­on und Be­treu­ung in den Zen­tren des Bun­des und den Un­ter­künf­ten an den Flug­hä­fen be­auf­tragt sind, da­zu be­rech­ti­gen, in MI­DES die Per­so­nen­da­ten nach Ar­ti­kel 99a Ab­satz 3 Buch­sta­ben a, c und d zu be­ar­bei­ten.

2 Das SEM stellt si­cher, dass die be­auf­trag­ten Drit­ten die an­wend­ba­ren Vor­schrif­ten über den Da­ten­schutz und die In­for­ma­tik­si­cher­heit ein­hal­ten.

Art. 99d Aufsicht und Vollzug

1 Das SEM ist für die Si­cher­heit von MI­DES und die Recht­mäs­sig­keit der Be­ar­bei­tung der Per­so­nen­da­ten ver­ant­wort­lich.

2 Der Bun­des­rat re­gelt:

a.
die Or­ga­ni­sa­ti­on und den Be­trieb von MI­DES;
b.
den Ka­ta­log der zu be­ar­bei­ten­den Per­so­nen­da­ten;
c.
die Zu­griffs­rech­te;
d.
die tech­ni­schen und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Schutz­mass­nah­men ge­gen un­be­fug­tes Be­ar­bei­ten;
e.
die Dau­er der Da­ten­auf­be­wah­rung;
f.
die Ar­chi­vie­rung und die Ver­nich­tung der Da­ten nach Ab­lauf der Auf­be­wah­rungs­frist.

1b. Abschnitt: Andere Informationssysteme 325

325 Eingefügt durch Anhang des BG vom 18. Juni 2010 (Automatisierte Grenzkontrolle, Dokumentenberaterinnen und Dokumentenberater, Informationssystem MIDES), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5755; BBl 2009 8881).

Art. 100 Informationssystem der Beschwerdebehörden 326327

1 Die Be­schwer­de­be­hör­den füh­ren ein In­for­ma­ti­ons­sys­tem zur Re­gis­trie­rung der bei ih­nen ein­ge­reich­ten Be­schwer­den, zur Füh­rung ei­ner Ge­schäfts­kon­trol­le und zum Er­stel­len von Sta­tis­ti­ken.

2 Das In­for­ma­ti­ons­sys­tem kann be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten ent­hal­ten, so­weit dies zur Er­fül­lung der ge­setz­li­chen Auf­ga­be not­wen­dig ist.328

2bis Un­rich­ti­ge Da­ten sind von Am­tes we­gen zu be­rich­ti­gen. Sind die un­rich­ti­gen Da­ten auf ei­ne Ver­let­zung der Mit­wir­kungs­pflicht ei­ner Per­son zu­rück­zu­füh­ren, so kön­nen die­ser die Kos­ten für die Be­rich­ti­gung in Rech­nung ge­stellt wer­den.329

326 Fas­sung ge­mä­ss Art. 18 Ziff. 2 des BG vom 20. Ju­ni 2003 über das In­for­ma­ti­ons­sys­tem für den Aus­län­der- und den Asyl­be­reich, in Kraft seit 29. Mai 2006 (AS 2006 1931; BBl 2002 4693).

327 Fas­sung ge­mä­ss An­hang des BG vom 18. Ju­ni 2010 (Au­to­ma­ti­sier­te Grenz­kon­trol­le, Do­ku­men­ten­be­ra­te­rin­nen und Do­ku­men­ten­be­ra­ter, In­for­ma­ti­ons­sys­tem MI­DES), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5755; BBl 2009 8881).

328 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 5 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

329 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 101330

330 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 102 Informations- und Dokumentationssystem

1 Das SEM be­treibt in Zu­sam­men­ar­beit mit dem Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ein au­to­ma­ti­sier­tes In­for­ma­ti­ons- und Do­ku­men­ta­ti­ons­sys­tem. Dar­in wer­den in ver­schie­de­nen Da­ten­ban­ken sach­be­zo­ge­ne In­for­ma­tio­nen und Do­ku­men­ta­tio­nen aus dem Auf­ga­ben­be­reich des SEM und des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts ge­spei­chert. So­fern es er­for­der­lich ist, kön­nen auch in den Tex­ten ent­hal­te­ne Per­so­nen­da­ten, na­ment­lich Per­so­na­li­en, so­wie be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten ge­spei­chert wer­den.331 332

2 Auf Da­ten­ban­ken, die be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten ent­hal­ten, ha­ben nur Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter des SEM und des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts Zu­griff.333

3 Da­ten­ban­ken, die vor­wie­gend sach­be­zo­ge­ne, aus öf­fent­li­chen Quel­len ent­nom­me­ne In­for­ma­tio­nen ent­hal­ten, kön­nen auf Ge­such hin mit­tels Ab­ruf­ver­fah­ren ex­ter­nen Be­nut­ze­rin­nen und Be­nut­zern zu­gäng­lich ge­macht wer­den.

4 Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten, na­ment­lich den Zu­griff auf das Sys­tem und den Schutz der dar­in er­fass­ten Per­so­nen­da­ten.

331 Fas­sung des drit­ten Sat­zes ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 5 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

332 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 21971069; BBl 2001 4202).

333 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 5 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

Art. 102a Statistik über Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger 334

Für die Steue­rung der fi­nan­zi­el­len Ab­gel­tung an die Kan­to­ne über­mit­telt das Bun­des­amt für Sta­tis­tik dem SEM pe­ri­odisch an­ony­mi­sier­te und ag­gre­gier­te Da­ten über die Per­so­nen des Asyl­be­reichs, wel­che Leis­tun­gen der öf­fent­li­chen So­zi­al­hil­fe be­zie­hen.

334 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

2. Abschnitt: Datenbearbeitung im Rahmen der Dublin-Assoziierungsabkommen335

335 Eingefügt durch Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Genehmigung und die Umsetzung der bilateralen Abkommen zwischen der Schweiz und der EU über die Assoziierung an Schengen und an Dublin, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 4475405Art. 1 Bst. a; BBl 2004 5965).

Art. 102abis Eurodac

1 Im Rah­men der An­wen­dung der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men336 ist das SEM für den Ver­kehr mit der Zen­tral­ein­heit des Sys­tems Eu­ro­dac zu­stän­dig.

2 Es über­mit­telt fol­gen­de Da­ten in­ner­halb von 72 Stun­den nach Ein­rei­chung des Ge­suchs an die Zen­tral­ein­heit:

a.
den Ort und das Da­tum der Ge­such­stel­lung in der Schweiz;
b.
das Ge­schlecht der ge­such­stel­len­den Per­son;
c.
die nach Ar­ti­kel 99 Ab­satz 1 ab­ge­nom­me­nen Fin­ger­ab­drücke;
d.
das Da­tum der Ab­nah­me der Fin­ger­ab­drücke;
e.
die schwei­ze­ri­sche Kenn­num­mer der Fin­ger­ab­drücke;
f.
das Da­tum der Über­mitt­lung der Da­ten an die Zen­tral­ein­heit;
g.
das Be­nut­zer­kenn­wort.337

2bis Las­sen die Fin­ger der be­trof­fe­nen Per­son kei­ne Er­fas­sung der Fin­ger­ab­drücke zu, so müs­sen die Fin­ger­ab­drücke in­ner­halb von 48 Stun­den, nach­dem ei­ne qua­li­ta­tiv ein­wand­freie Er­fas­sung wie­der mög­lich ist, an die Zen­tral­ein­heit über­mit­telt wer­den. Kön­nen die Fin­ger­ab­drücke we­gen des Ge­sund­heits­zu­stands der be­trof­fe­nen Per­son oder we­gen Mass­nah­men der öf­fent­li­chen Ge­sund­heit nicht ab­ge­nom­men wer­den, so müs­sen die­se Fin­ger­ab­drücke in­ner­halb von 48 Stun­den nach Weg­fal­len des Hin­de­rungs­grun­des an die Zen­tral­ein­heit über­mit­telt wer­den.338

2ter Wird die Da­ten­über­mitt­lung durch schwer­wie­gen­de tech­ni­sche Pro­ble­me ver­hin­dert, so wird ei­ne Nach­frist von 48 Stun­den ge­währt, um die not­wen­di­gen Mass­nah­men zu tref­fen, da­mit das Sys­tem wie­der ein­wand­frei funk­tio­niert.339

2qua­ter Das SEM über­mit­telt zu­dem die fol­gen­den Da­ten an die Zen­tral­ein­heit:

a.
bei Auf­nah­me ei­ner Per­son nach der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013340: den Zeit­punkt der An­kunft in der Schweiz;
b.
bei Wie­der­auf­nah­me ei­ner Per­son nach der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013: den Zeit­punkt der An­kunft in der Schweiz;
c.
bei Nach­weis, dass ei­ne ge­such­stel­len­de Per­son, für wel­che die Schweiz nach der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013 für die Be­hand­lung ih­res Ge­suchs zu­stän­dig ist, für min­des­tens drei Mo­na­te das Ge­biet der Staa­ten, die durch ei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den sind, ver­las­sen hat: den Zeit­punkt der Aus­rei­se;
d.
nach er­folg­rei­chem Voll­zug der Weg­wei­sung, den Zeit­punkt der Aus­schaf­fung be­zie­hungs­wei­se der Aus­rei­se der ge­such­stel­len­den Per­son aus dem Ge­biet der Staa­ten, die durch ei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den sind;
e.
so­fern die Schweiz auf­grund der Sou­ve­rä­ni­täts­klau­sel der Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013 frei­wil­lig der zu­stän­di­ge Du­blin-Staat für die Be­hand­lung ei­nes Asyl­ge­suchs wird: den Zeit­punkt die­ser Ent­schei­dung.341

3 Die über­mit­tel­ten Da­ten wer­den in der Da­ten­bank Eu­ro­dac ge­spei­chert und mit den in die­ser Da­ten­bank be­reits ge­spei­cher­ten Da­ten au­to­ma­tisch ver­gli­chen. Das Er­geb­nis des Ver­gleichs wird dem SEM mit­ge­teilt.342

4 Die Da­ten wer­den zehn Jah­re nach Ab­nah­me der Fin­ger­ab­drücke von der Zen­tral­ein­heit au­to­ma­tisch ver­nich­tet. Er­hält ei­ne Per­son, de­ren Da­ten von der Schweiz an die Da­ten­bank Eu­ro­dac über­mit­telt wur­den, vor Ab­lauf die­ser Frist die Staats­an­ge­hö­rig­keit ei­nes Staa­tes, der durch ei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den ist, so er­sucht das SEM, so­bald es von die­sem Um­stand Kennt­nis er­hält, die Zen­tral­ein­heit um vor­zei­ti­ge Ver­nich­tung der Da­ten.

336 Die­se Ab­kom­men sind in An­hang 1 auf­ge­führt.

337 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V [EU] Nr. 603/2013 über die Er­rich­tung von Eu­ro­dac so­wie Änd. der V [EU] Nr. 1077/2011 zur Er­rich­tung der IT-Agen­tur), in Kraft seit 20. Ju­li 2015 (AS 2015 2323; BBl 2014 2675).

338 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V [EU] Nr. 603/2013 über die Er­rich­tung von Eu­ro­dac so­wie Änd. der V [EU] Nr. 1077/2011 zur Er­rich­tung der IT-Agen­tur), in Kraft seit 20. Ju­li 2015 (AS 2015 2323; BBl 2014 2675).

339 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V [EU] Nr. 603/2013 über die Er­rich­tung von Eu­ro­dac so­wie Änd. der V [EU] Nr. 1077/2011 zur Er­rich­tung der IT-Agen­tur), in Kraft seit 20. Ju­li 2015 (AS 2015 2323; BBl 2014 2675).

340 Ver­ord­nung (EU) Nr. 604/2013 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 26. Ju­ni 2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes von ei­nem Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen oder Staa­ten­lo­sen in ei­nem Mit­glied­staat ge­stell­ten An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist (Neu­fas­sung), Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 180 vom 29.6.2013, S. 31.

341 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V [EU] Nr. 603/2013 über die Er­rich­tung von Eu­ro­dac so­wie Änd. der V [EU] Nr. 1077/2011 zur Er­rich­tung der IT-Agen­tur), in Kraft seit 20. Ju­li 2015 (AS 2015 2323; BBl 2014 2675).

342 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V [EU] Nr. 603/2013 über die Er­rich­tung von Eu­ro­dac so­wie Änd. der V [EU] Nr. 1077/2011 zur Er­rich­tung der IT-Agen­tur), in Kraft seit 20. Ju­li 2015 (AS 2015 2323; BBl 2014 2675).

Art. 102ater Überprüfung der Fingerabdrücke in Eurodac 343

1 Ei­ne Spe­zia­lis­tin oder ein Spe­zia­list nimmt ei­ne Über­prü­fung der Fin­ger­ab­drücke vor, wenn die Eu­ro­dac-Ab­fra­ge einen Tref­fer er­ge­ben hat.

2 Das SEM be­stimmt, über wel­che Qua­li­fi­ka­tio­nen die Fin­ger­ab­druck­s­pe­zia­lis­tin oder der Fin­ger­ab­druck­s­pe­zia­list ver­fü­gen muss.

343 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V [EU] Nr. 603/2013 über die Er­rich­tung von Eu­ro­dac so­wie Änd. der V [EU] Nr. 1077/2011 zur Er­rich­tung der IT-Agen­tur), in Kraft seit 20. Ju­li 2015 (AS 2015 2323; BBl 2014 2675).

Art. 102b Bekanntgabe von Personendaten an einen Staat, der durch eines der Dublin-Assoziierungsabkommen gebunden ist

Die Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten an die zu­stän­di­gen Be­hör­den von Staa­ten, die durch ei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den sind, wird der Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten zwi­schen Bun­des­or­ga­nen gleich­ge­stellt.

Art. 102c Bekanntgabe von Personendaten an einen Staat, der durch keines der Dublin-Assoziierungsabkommen gebunden ist

1 An Dritt­staa­ten dür­fen Per­so­nen­da­ten nur be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn sie ein an­ge­mes­se­nes Da­ten­schutz­ni­veau nach Ar­ti­kel 16 Ab­satz 1 DSG344 ge­währ­leis­ten.345

2 Ge­währ­leis­tet ein Dritt­staat kein an­ge­mes­se­nes Da­ten­schutz­ni­veau, so kön­nen ihm Per­so­nen­da­ten in fol­gen­den Fäl­len be­kannt ge­ge­ben wer­den:

a.
Die be­trof­fe­ne Per­son hat nach Ar­ti­kel 6 Ab­satz 6 und ge­ge­be­nen­falls Ab­satz 7 DSG ein­ge­wil­ligt.
b.
Die Be­kannt­ga­be ist not­wen­dig, um das Le­ben oder die kör­per­li­che Un­ver­sehrt­heit der be­trof­fe­nen Per­son zu schüt­zen, und es ist nicht mög­lich, in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist de­ren Ein­wil­li­gung ein­zu­ho­len.
c.
Die Be­kannt­ga­be ist not­wen­dig zur Wah­rung über­wie­gen­der öf­fent­li­cher In­ter­es­sen oder zur Fest­stel­lung, Aus­übung oder Durch­set­zung von Rechts­an­sprü­chen vor Ge­richt oder ei­ner an­de­ren zu­stän­di­gen aus­län­di­schen Be­hör­de.346

3 Ne­ben den in Ab­satz 2 ge­nann­ten Fäl­len kön­nen Per­so­nen­da­ten auch be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn im Ein­zel­fall hin­rei­chen­de Ga­ran­ti­en einen an­ge­mes­se­nen Schutz der be­trof­fe­nen Per­son ge­währ­leis­ten.

4 Der Bun­des­rat be­stimmt den Um­fang der zu er­brin­gen­den Ga­ran­ti­en und die Mo­da­li­tä­ten der Ga­ran­tie­er­brin­gung.

5 Die aus der Da­ten­bank Eu­ro­dac ge­won­ne­nen Da­ten dür­fen un­ter kei­nen Um­stän­den über­mit­telt wer­den an:

a.
einen Staat, der durch kei­nes der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ge­bun­den ist;
b.
in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­tio­nen;
c.
pri­va­te Stel­len.347

344 SR 235.1

345 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 5 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

346 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 5 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

347 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V [EU] Nr. 603/2013 über die Er­rich­tung von Eu­ro­dac so­wie Änd. der V [EU] Nr. 1077/2011 zur Er­rich­tung der IT-Agen­tur), in Kraft seit 20. Ju­li 2015 (AS 2015 2323; BBl 2014 2675).

Art. 102d Aufsicht über die Datenbearbeitung im Rahmen der Zusammenarbeit von Dublin 348

1 Die kan­to­na­len Da­ten­schutz­be­hör­den und der Eid­ge­nös­si­sche Da­ten­schutz- und Öf­fent­lich­keits­be­auf­trag­te (EDÖB) ar­bei­ten im Rah­men ih­rer je­wei­li­gen Zu­stän­dig­kei­ten zu­sam­men.

2 Der EDÖB übt die Auf­sicht über die Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten im Rah­men der Zu­sam­men­ar­beit von Du­blin aus. Er ko­or­di­niert die Auf­sichtstä­tig­keit mit den kan­to­na­len Da­ten­schutz­be­hör­den.

3 Er ar­bei­tet bei der Wahr­neh­mung sei­ner Auf­ga­ben mit dem Eu­ro­päi­schen Da­ten­schutz­be­auf­trag­ten zu­sam­men; für die­sen ist er na­tio­na­le Auf­sichts­be­hör­de.

348 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. 2 des BB vom 18. Dez. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der No­ten­aus­tau­sche zwi­schen der Schweiz und der EU be­tref­fend die Über­nah­me der Rechts­grund­la­gen über die Ein­rich­tung, den Be­trieb und die Nut­zung des Schen­ge­ner In­for­ma­ti­ons­sys­tems (SIS), in Kraft seit 22. Nov. 2022 (AS 2021 365; 2023 16; BBl 2020 3465).

Art. 102e Auskunftsrecht

Das Aus­kunfts­recht rich­tet sich nach den Da­ten­schutz­be­stim­mun­gen des Bun­des oder der Kan­to­ne.349350

349 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. 2 des BG vom 19. März über die Um­set­zung des Rah­men­be­schlus­ses 2008/977/JI über den Schutz von Per­so­nen­da­ten im Rah­men der po­li­zei­li­chen und jus­ti­zi­el­len Zu­sam­men­ar­beit in Strafsa­chen, in Kraft seit 1. Dez. 2010 (AS 2010 33873418; BBl 2009 6749).

350 Zwei­ter Satz auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 5 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, mit Wir­kung seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

3. Abschnitt: Videoüberwachung351

351 Eingefügt durch Anhang Ziff. 1 des BG vom 14. Dez. 2018 (Verfahrensregelungen und Informationssysteme), in Kraft seit 1. April 2020 (AS 2019 1413, 2020 881; BBl 2018 1685).

Art. 102ebis

1 Das SEM kann in­ner­halb und aus­ser­halb der Ge­bäu­de, die es im Rah­men des Asyl­ver­fah­rens ver­wal­tet, Vi­deo­über­wa­chungs­ge­rä­te und -an­la­gen ein­set­zen und Bild- und Tonauf­zeich­nun­gen ma­chen, um Gü­ter und Per­so­nen, na­ment­lich die Asyl­su­chen­den, die Mit­ar­bei­ten­den des SEM und die für die Be­treu­ung und die Si­cher­heit zu­stän­di­gen Mit­ar­bei­ten­den, vor Ge­fähr­dung zu schüt­zen.

2 Die Bild- und Tonauf­zeich­nun­gen wer­den wäh­rend vier Mo­na­ten auf­be­wahrt und da­nach au­to­ma­tisch ver­nich­tet, so­fern sie nicht für ein Straf­ver­fah­ren oder ei­ne vom SEM ge­führ­te ad­mi­nis­tra­ti­ve Un­ter­su­chung be­nö­tigt wer­den.

3 Die Auf­zeich­nun­gen dür­fen nur an Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den über­ge­ben wer­den.

4 Bei ei­ner ad­mi­nis­tra­ti­ven oder straf­recht­li­chen Un­ter­su­chung kön­nen die Si­cher­heits­ver­ant­wort­li­chen des SEM so­wie ih­re Vor­ge­setz­ten die Auf­zeich­nun­gen ein­se­hen.

5 Der Bun­des­rat re­gelt die Mo­da­li­tä­ten der Vi­deo­über­wa­chung. Er legt na­ment­lich fest, wel­che Ge­bäu­de und Ge­bäu­de­tei­le vi­deo­über­wacht wer­den dür­fen, und re­gelt die Auf­be­wah­rung der Auf­zeich­nun­gen, ih­ren Schutz vor Miss­brauch so­wie ih­re Über­ga­be an die Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den.

8. Kapitel: Rechtsschutz, Beschwerdeverfahren, Wiedererwägung und Mehrfachgesuche 352

352 Ursprünglich: Vor Art. 103. Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

1.Abschnitt: Rechtsschutz in den Zentren des Bundes353

353 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 102f Grundsatz

1 Asyl­su­chen­de Per­so­nen, de­ren Ge­such in ei­nem Zen­trum des Bun­des be­han­delt wird, ha­ben An­spruch auf un­ent­gelt­li­che Be­ra­tung und Rechts­ver­tre­tung.

2 Das SEM be­auf­tragt einen oder meh­re­re Leis­tungs­er­brin­ger mit der Er­fül­lung der Auf­ga­ben nach Ab­satz 1.

Art. 102g Beratung über das Asylverfahren

1 Wäh­rend des Auf­ent­halts im Zen­trum des Bun­des ha­ben Asyl­su­chen­de Zu­gang zur Be­ra­tung über das Asyl­ver­fah­ren.

2 Die Be­ra­tung bein­hal­tet na­ment­lich die In­for­ma­ti­on der Asyl­su­chen­den über Rech­te und Pflich­ten im Asyl­ver­fah­ren.

3 Die Be­ra­tung bein­hal­tet auch die In­for­ma­ti­on zum Be­schwer­de­ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 111 der Ver­ord­nung (EU) 2019/1896354.355

354 Ver­ord­nung (EU) 2019/1896 des Eu­ro­päi­schen Par­la­ments und des Ra­tes vom 13. No­vem­ber 2019 über die Eu­ro­päi­sche Grenz- und Küs­ten­wa­che und zur Auf­he­bung der Ver­ord­nun­gen (EU) Nr. 1052/2013 und (EU) 2016/1624, Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 295 vom 14.11.2019, S. 1.

355 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. Sept. 2022 (AS 2022 459; BBl 2022 7105).

Art. 102h Rechtsvertretung

1 Je­der asyl­su­chen­den Per­son wird ab Be­ginn der Vor­be­rei­tungs­pha­se und für das wei­te­re Asyl­ver­fah­ren ei­ne Rechts­ver­tre­tung zu­ge­teilt, so­fern die asyl­su­chen­de Per­son nicht aus­drück­lich dar­auf ver­zich­tet.

2 Die zu­ge­wie­se­ne Rechts­ver­tre­tung in­for­miert die asyl­su­chen­de Per­son so rasch als mög­lich über ih­re Chan­cen im Asyl­ver­fah­ren.

3 Die Rechts­ver­tre­tung dau­ert bis zur Rechts­kraft des Ent­schei­des im be­schleu­nig­ten und im Du­blin-Ver­fah­ren oder bis zum Ent­scheid über die Durch­füh­rung ei­nes er­wei­ter­ten Ver­fah­rens. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 102l.

4 Die Rechts­ver­tre­tung en­det mit der Mit­tei­lung der zu­ge­wie­se­nen Rechts­ver­tre­te­rin oder des zu­ge­wie­se­nen Rechts­ver­tre­ters an die asyl­su­chen­de Per­son, sie oder er sei we­gen Aus­sichts­lo­sig­keit nicht ge­willt, ei­ne Be­schwer­de ein­zu­rei­chen. Die­se Mit­tei­lung er­folgt so rasch als mög­lich nach Er­öff­nung des ab­leh­nen­den Asyl­ent­schei­des.

5 Die Auf­ga­ben der Rechts­ver­tre­tung rich­ten sich nach Ar­ti­kel 102k.

Art. 102i Aufgaben des Leistungserbringers

1 Der Leis­tungs­er­brin­ger nach Ar­ti­kel 102f Ab­satz 2 ist ins­be­son­de­re ver­ant­wort­lich für die Si­cher­stel­lung, Or­ga­ni­sa­ti­on und Durch­füh­rung der Be­ra­tung und Rechts­ver­tre­tung in den Zen­tren des Bun­des. Er sorgt für die Qua­li­tät der Be­ra­tung und Rechts­ver­tre­tung.

2 Der Leis­tungs­er­brin­ger be­stimmt die mit der Be­ra­tung und Rechts­ver­tre­tung be­trau­ten Per­so­nen. Er teilt die mit der Rechts­ver­tre­tung be­trau­ten Per­so­nen den Asyl­su­chen­den zu.

3 Zur Be­ra­tung sind Per­so­nen zu­ge­las­sen, die sich be­ruf­lich mit der Be­ra­tung von Asyl­su­chen­den be­fas­sen.

4 Zur Rechts­ver­tre­tung zu­ge­las­sen sind Rechts­an­wäl­tin­nen und Rechts­an­wäl­te. Zu­ge­las­sen sind auch Per­so­nen mit uni­ver­si­tär­em ju­ris­ti­schem Hoch­schul­ab­schluss, die sich be­ruf­lich mit der Be­ra­tung und Ver­tre­tung von Asyl­su­chen­den be­fas­sen.

5 Zwi­schen dem Leis­tungs­er­brin­ger und dem SEM fin­det ein re­gel­mäs­si­ger In­for­ma­ti­ons­aus­tausch statt, na­ment­lich zur Ko­or­di­na­ti­on der Auf­ga­ben und zur Qua­li­täts­si­che­rung.

Art. 102j Teilnahme der Rechtsvertretung

1 Das SEM teilt dem Leis­tungs­er­brin­ger die Ter­mi­ne für die Erst­be­fra­gung in der Vor­be­rei­tungs­pha­se, für die An­hö­rung zu den Asyl­grün­den so­wie für wei­te­re Ver­fah­rens­schrit­te mit, bei de­nen ei­ne Mit­wir­kung der Rechts­ver­tre­tung not­wen­dig ist. Der Leis­tungs­er­brin­ger teilt der Rechts­ver­tre­tung die ent­spre­chen­den Ter­mi­ne un­ver­züg­lich mit.

2 Bei recht­zei­ti­ger Mit­tei­lung der Ter­mi­ne ent­fal­ten die Hand­lun­gen des SEM ih­re Rechts­wir­kun­gen auch oh­ne die An­we­sen­heit oder Mit­wir­kung der Rechts­ver­tre­tung. Vor­be­hal­ten blei­ben kurz­fris­ti­ge Ver­hin­de­run­gen aus ent­schuld­ba­ren, schwer­wie­gen­den Grün­den.

3 Reicht ei­ne Rechts­ver­tre­tung kei­ne oder nicht frist­ge­recht ei­ne Stel­lung­nah­me zum Ent­wurf ei­nes ab­leh­nen­den Asyl­ent­schei­des ein, ob­wohl die­ser ihr vom Leis­tungs­er­brin­ger recht­zei­tig zu­ge­stellt wur­de, so gilt dies als Ver­zicht auf ei­ne Stel­lung­nah­me.

Art. 102k Entschädigung für die Beratung und Rechtsvertretung

1 Der Bund rich­tet dem Leis­tungs­er­brin­ger durch Ver­ein­ba­rung und auf Grund­la­ge von kos­ten­güns­ti­gen Lö­sun­gen ei­ne Ent­schä­di­gung für die Er­fül­lung na­ment­lich fol­gen­der Auf­ga­ben aus:

a.
In­for­ma­ti­on und Be­ra­tung der Asyl­su­chen­den;
b.
Teil­nah­me der Rechts­ver­tre­tung an der Erst­be­fra­gung in der Vor­be­rei­tungs­pha­se und an der An­hö­rung zu den Asyl­grün­den;
c.
Stel­lung­nah­me zum Ent­wurf ei­nes ab­leh­nen­den Asyl­ent­schei­des im be­schleu­nig­ten Ver­fah­ren;
d.
Wahr­neh­mung der Rechts­ver­tre­tung im Be­schwer­de­ver­fah­ren, ins­be­son­de­re das Ver­fas­sen ei­ner Be­schwer­de­schrift;
e.
die Wahr­neh­mung der In­ter­es­sen von un­be­glei­te­ten min­der­jäh­ri­gen Asyl­su­chen­den als Ver­trau­ens­per­son in den Zen­tren des Bun­des und am Flug­ha­fen;
f.
bei ei­nem Wech­sel in das er­wei­ter­te Ver­fah­ren die In­for­ma­ti­on der Rechts­be­ra­tungs­stel­le durch die zu­ge­wie­se­ne Rechts­ver­tre­tung über den bis­he­ri­gen Ver­fah­rens­stand oder die Wei­ter­füh­rung der zu­ge­wie­se­nen Rechts­ver­tre­tung bei ent­schei­dre­le­van­ten Ver­fah­rens­schrit­ten nach Ar­ti­kel 102l;
g.356
Be­ra­tung und Un­ter­stüt­zung bei der Ein­rei­chung ei­ner Be­schwer­de nach Ar­ti­kel 111 der Ver­ord­nung (EU) 2019/1896357.

2 In der Ent­schä­di­gung ent­hal­ten sind ein Bei­trag an die Ver­wal­tungs- und Per­so­nal­kos­ten des Leis­tungs­er­brin­gers, ins­be­son­de­re für die Or­ga­ni­sa­ti­on der Be­ra­tung und der Rechts­ver­tre­tung so­wie ein Bei­trag an ei­ne un­ab­hän­gi­ge Über­set­zung. Die Ab­gel­tung wird pau­schal fest­ge­setzt. Aus­nahms­wei­se kön­nen die Bei­trä­ge nach Auf­wand fest­ge­setzt wer­den, ins­be­son­de­re zur Ab­gel­tung ein­ma­lig an­fal­len­der Kos­ten.

356 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. Sept. 2022 (AS 2022 459; BBl 2022 7105).

357 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 102g Abs. 3

1a. Abschnitt: Beratung und Rechtsvertretung im erweiterten Verfahren nach Zuweisung auf die Kantone358

358 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 102l

1 Nach Zu­wei­sung auf den Kan­ton kön­nen sich Asyl­su­chen­de bei ent­schei­dre­le­van­ten Schrit­ten im ers­tin­stanz­li­chen Ver­fah­ren, ins­be­son­de­re wenn ei­ne zu­sätz­li­che An­hö­rung zu den Asyl­grün­den durch­ge­führt wird, kos­ten­los an ei­ne Rechts­be­ra­tungs­stel­le oder an die zu­ge­wie­se­ne Rechts­ver­tre­tung wen­den.

1bis Nach Zu­wei­sung auf den Kan­ton kön­nen sich Asyl­su­chen­de für die Be­ra­tung und Un­ter­stüt­zung nach Ar­ti­kel 102k Ab­satz 1 Buch­sta­be g kos­ten­los an ei­ne Rechts­be­ra­tungs­stel­le oder an die zu­ge­wie­se­ne Rechts­ver­tre­tung wen­den, wenn die­se Be­ra­tung und Un­ter­stüt­zung nicht be­reits in ei­nem Zen­trum des Bun­des er­folgt sind.359

2 Der Bund rich­tet der Rechts­be­ra­tungs­stel­le durch Ver­ein­ba­rung und auf Grund­la­ge von kos­ten­güns­ti­gen Lö­sun­gen ei­ne Ent­schä­di­gung für die Tä­tig­keit nach den Ab­sät­zen 1 und 1bis aus.360 Die Ab­gel­tung wird pau­schal fest­ge­setzt. Aus­nahms­wei­se kön­nen die Bei­trä­ge nach Auf­wand fest­ge­setzt wer­den, ins­be­son­de­re zur Ab­gel­tung ein­ma­lig an­fal­len­der Kos­ten.

3 Der Bun­des­rat legt die für die Zu­las­sung als Rechts­be­ra­tungs­stel­le not­wen­di­gen Vor­aus­set­zun­gen fest und be­stimmt die ent­schei­dre­le­van­ten Ver­fah­rens­schrit­te nach Ab­satz 1.

359 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. Sept. 2022 (AS 2022 459; BBl 2022 7105).

360 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. Sept. 2022 (AS 2022 459; BBl 2022 7105).

1b. Abschnitt: Unentgeltliche Rechtspflege361

361 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 102m

1 Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt be­stellt auf An­trag der asyl­su­chen­den Per­son, die von der Be­zah­lung der Ver­fah­rens­kos­ten be­freit wur­de, ei­ne amt­li­che Rechts­bei­stän­din oder einen amt­li­chen Rechts­bei­stand aus­sch­liess­lich bei Be­schwer­den ge­gen:

a.
Nicht­ein­tre­tens­ent­schei­de, ab­leh­nen­de Asyl- so­wie Weg­wei­sungs­ent­schei­de nach den Ar­ti­keln 31a und 44 im Rah­men des er­wei­ter­ten Ver­fah­rens;
b.
Ent­schei­de über den Wi­der­ruf und das Er­lö­schen des Asyls nach den Ar­ti­keln 63 und 64;
c.
die Auf­he­bung der vor­läu­fi­gen Auf­nah­me bei Per­so­nen aus dem Asyl­be­reich nach Ar­ti­kel 84 Ab­sät­ze 2 und 3 AIG362;
d.
Ent­schei­de im Rah­men der Ge­wäh­rung des vor­über­ge­hen­den Schut­zes nach dem 4. Ka­pi­tel.

2 Aus­ge­nom­men sind Be­schwer­den nach Ab­satz 1, wenn sie im Rah­men von Wie­der­er­wä­gungs- und Re­vi­si­ons­ver­fah­ren und von Mehr­fach­ge­su­chen er­ge­hen. Für sol­che und für die üb­ri­gen Be­schwer­den mit Aus­nah­me von Ab­satz 1 gilt Ar­ti­kel 65 Ab­satz 2 VwVG363.

3 Bei Be­schwer­den, die ge­stützt auf die­ses Ge­setz ein­ge­reicht wer­den, sind auch Per­so­nen mit uni­ver­si­tär­em ju­ris­ti­schem Hoch­schul­ab­schluss zur amt­li­chen Ver­bei­stän­dung zu­ge­las­sen, die sich be­ruf­lich mit der Be­ra­tung und Ver­tre­tung von Asyl­su­chen­den be­fas­sen.

4 Die Ab­sät­ze 1–3 gel­ten auch für Per­so­nen, über de­ren Ge­such im be­schleu­nig­ten Ver­fah­ren ent­schie­den wor­den ist und die auf ei­ne Rechts­ver­tre­tung nach Ar­ti­kel 102h ver­zich­ten. Das­sel­be gilt, wenn die zu­ge­wie­se­ne Rechts­ver­tre­tung im be­schleu­nig­ten Ver­fah­ren auf die Er­he­bung ei­ner Be­schwer­de ver­zich­tet (Art. 102h Abs. 4).

1c. Abschnitt: Beschwerdeverfahren auf Kantonsebene 364

364 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 103

1 Die Kan­to­ne se­hen min­des­tens ei­ne Be­schwer­de­in­stanz vor, bei der ge­gen Ver­fü­gun­gen kan­to­na­ler Be­hör­den, die sich auf die­ses Ge­setz und sei­ne Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen stüt­zen, Be­schwer­de ge­führt wer­den kann.

2 Be­schwer­den ge­gen letz­tin­stanz­li­che kan­to­na­le Ent­schei­de rich­ten sich nach den all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen über die Bun­des­rechts­pfle­ge, so­weit die­ses Ge­setz nichts Ab­wei­chen­des vor­sieht.

2. Abschnitt: Beschwerdeverfahren auf Bundesebene

Art. 104365

365 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 21971069; BBl 2001 4202).

Art. 105 Beschwerde gegen Verfügungen des SEM 366

Ge­gen Ver­fü­gun­gen des SEM kann nach Mass­ga­be des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005367 Be­schwer­de ge­führt wer­den.

366 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 zu Ziff. IV der V der BVers vom 20. Dez. 2006 über die An­pas­sung von Er­las­sen an die Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes und des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 5599, 2007 5573; BBl 2006 7759).

367 SR 173.32

Art. 106 Beschwerdegründe 368

1 Mit der Be­schwer­de kann ge­rügt wer­den:

a.
Ver­let­zung von Bun­des­recht, ein­sch­liess­lich Miss­brauch und Über­schrei­tung des Er­mes­sens;
b.
un­rich­ti­ge und un­voll­stän­di­ge Fest­stel­lung des recht­s­er­heb­li­chen Sach­ver­halts;
c.369

2 Ar­ti­kel 27 Ab­satz 3 und Ar­ti­kel 68 Ab­satz 2 blei­ben vor­be­hal­ten.

368 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 der V der BVers vom 20. Dez. 2006 über die An­pas­sung von Er­las­sen an die Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes und des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 5599; BBl 2006 7759).

369 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 107 Anfechtbare Zwischenverfügungen

1 Zwi­schen­ver­fü­gun­gen, die in An­wen­dung der Ar­ti­kel 10 Ab­sät­ze 1–3 und 18–48 die­ses Ge­set­zes so­wie Ar­ti­kel 71 AIG370 er­ge­hen, kön­nen nur durch Be­schwer­de ge­gen die End­ver­fü­gung an­ge­foch­ten wer­den. Vor­be­hal­ten bleibt die An­fech­tung von Ver­fü­gun­gen nach Ar­ti­kel 27 Ab­satz 3.371

2 Selb­stän­dig an­fecht­bar sind aus­ser­dem, so­fern sie einen nicht wie­der gutz­u­ma­chen­den Nach­teil be­wir­ken kön­nen:

a.
vor­sorg­li­che Mass­nah­men;
b.
Ver­fü­gun­gen, mit de­nen das Ver­fah­ren sis­tiert wird, aus­ser Ver­fü­gun­gen nach Ar­ti­kel 69 Ab­satz 3.

3372

370 SR 142.20

371 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 1 des BG vom 16. Dez. 2005 über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 5437; BBl 2002 3709).

372 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

Art. 107a Verfahren für die Dublin-Fälle 373

1 Die Be­schwer­de ge­gen einen Nicht­ein­tre­tens­ent­scheid bei ei­nem Ge­such von ei­ner asyl­su­chen­den Per­son, die in einen Staat aus­rei­sen kann, der auf­grund ei­nes Staats­ver­trags für die Durch­füh­rung des Asyl- und Weg­wei­sungs­ver­fah­rens zu­stän­dig ist, hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung.

2 Die asyl­su­chen­de Per­son kann in­ner­halb der Be­schwer­de­frist die Ge­wäh­rung der auf­schie­ben­den Wir­kung be­an­tra­gen.

3 Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ent­schei­det in­ner­halb von fünf Ta­gen nach Ein­gang des An­trags nach Ab­satz 2 dar­über. Wird die auf­schie­ben­de Wir­kung in­ner­halb von fünf Ta­gen nicht ge­währt, kann die Weg­wei­sung voll­zo­gen wer­den.

373 Ein­ge­fügt durch Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der bi­la­te­ra­len Ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und der EU über die As­so­zi­ie­rung an Schen­gen und an Du­blin (AS 2008 447; BBl 2004 5965). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. I 2 des BB vom 26. Sept. 2014 (Über­nah­me der V[EU] Nr. 604/2013 zur Fest­le­gung der Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des Mit­glied­staats, der für die Prü­fung ei­nes An­trags auf in­ter­na­tio­na­len Schutz zu­stän­dig ist), in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1841; BBl 2014 2675).

Art. 108 Beschwerdefristen 374

1 Im be­schleu­nig­ten Ver­fah­ren ist die Be­schwer­de ge­gen einen Ent­scheid nach Ar­ti­kel 31a Ab­satz 4 in­ner­halb von sie­ben Ar­beits­ta­gen, ge­gen Zwi­schen­ver­fü­gun­gen in­ner­halb von fünf Ta­gen seit Er­öff­nung der Ver­fü­gung ein­zu­rei­chen.

2 Im er­wei­ter­ten Ver­fah­ren ist die Be­schwer­de ge­gen einen Ent­scheid nach Ar­ti­kel 31a Ab­satz 4 in­ner­halb von 30 Ta­gen, bei Zwi­schen­ver­fü­gun­gen in­ner­halb von zehn Ta­gen seit Er­öff­nung der Ver­fü­gung ein­zu­rei­chen.

3 Die Be­schwer­de ge­gen Nicht­ein­tre­tens­ent­schei­de so­wie ge­gen Ent­schei­de nach Ar­ti­kel 23 Ab­satz 1 und Ar­ti­kel 40 in Ver­bin­dung mit Ar­ti­kel 6a Ab­satz 2 Buch­sta­be a ist in­ner­halb von fünf Ar­beits­ta­gen seit Er­öff­nung der Ver­fü­gung ein­zu­rei­chen.

4 Die Ver­wei­ge­rung der Ein­rei­se nach Ar­ti­kel 22 Ab­satz 2 kann bis zum Zeit­punkt der Er­öff­nung ei­ner Ver­fü­gung nach Ar­ti­kel 23 Ab­satz 1 an­ge­foch­ten wer­den.

5 Die Über­prü­fung der Recht­mäs­sig­keit und der An­ge­mes­sen­heit der Zu­wei­sung ei­nes Auf­ent­halts­or­tes am Flug­ha­fen oder an ei­nem an­de­ren ge­eig­ne­ten Ort nach Ar­ti­kel 22 Ab­sät­ze 3 und 4 kann je­der­zeit mit­tels Be­schwer­de be­an­tragt wer­den.

6 In den üb­ri­gen Fäl­len be­trägt die Be­schwer­de­frist 30 Ta­ge seit Er­öff­nung der Ver­fü­gung.

7 Per Te­le­fax über­mit­tel­te Rechts­schrif­ten gel­ten als rechts­gül­tig ein­ge­reicht, wenn sie in­nert Frist beim Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ein­tref­fen und mit­tels Nach­rei­chung des un­ter­schrie­be­nen Ori­gi­nals nach den Re­geln ge­mä­ss Ar­ti­kel 52 Ab­sät­ze 2 und 3 VwVG375 ver­bes­sert wer­den.

374 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

375 SR 172.021

Art. 108a Koordination mit dem Auslieferungsverfahren 376

Liegt ge­gen die asyl­su­chen­de Per­son ein Aus­lie­fe­rungs­er­su­chen im Sin­ne des Rechts­hil­fe­ge­set­zes vom 20. März 1981377 vor, so zie­hen die Rechts­mit­tel­in­stan­zen für den Be­schwer­de­ent­scheid im Asyl­be­reich die Ak­ten aus dem Aus­lie­fe­rungs­ver­fah­ren bei.

376 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2003 über das Ent­las­tungs­pro­gramm 2003 (AS 2004 1633; BBl 2003 5615). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 1. Okt 2010 über die Ko­or­di­na­ti­on des Asyl- und des Aus­lie­fe­rungs­ver­fah­rens, in Kraft seit 1. April 2011 (AS 2011 925; BBl 2010 1467).

377 SR 351.1

Art. 109 Behandlungsfristen 378

1 Im be­schleu­nig­ten Ver­fah­ren ent­schei­det das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt über Be­schwer­den ge­gen Ent­schei­de nach Ar­ti­kel 31a Ab­satz 4 in­ner­halb von 20 Ta­gen.

2 Im er­wei­ter­ten Ver­fah­ren ent­schei­det das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt über Be­schwer­den ge­gen Ent­schei­de nach Ar­ti­kel 31a Ab­satz 4 in­ner­halb von 30 Ta­gen.

3 Bei Be­schwer­den ge­gen Nicht­ein­tre­tents­ent­schei­de so­wie ge­gen Ver­fü­gun­gen nach Ar­ti­kel 23 Ab­satz 1 und Ar­ti­kel 40 in Ver­bin­dung mit Ar­ti­kel 6a Ab­satz 2 Buch­sta­be a ent­schei­det es in­ner­halb von fünf Ar­beits­ta­gen.

4 Die Fris­ten nach den Ab­sät­zen 1 und 3 kön­nen bei trif­ti­gen Grün­den um ei­ni­ge Ta­ge über­schrit­ten wer­den.

5 Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt ent­schei­det über Be­schwer­den ge­gen Ent­schei­de nach Ar­ti­kel 22 Ab­sät­ze 2–3 und 4 un­ver­züg­lich auf Grund der Ak­ten.

6 In den üb­ri­gen Fäl­len ent­schei­det das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt über Be­schwer­den in­ner­halb von 20 Ta­gen.

7 Es ent­schei­det aus­ser­halb der Rei­he und un­ver­züg­lich, wenn die asyl­su­chen­de Per­son auf der Grund­la­ge ei­nes Er­su­chens des Staa­tes, vor wel­chem die­se Schutz in der Schweiz sucht, in Aus­lie­fe­rungs­haft ist. Dies gilt auch, wenn ge­gen die asyl­su­chen­de Per­son ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a oder 66abis StGB379 oder Ar­ti­kel 49aoder 49abis MStG380 oder ei­ne Aus­wei­sung nach Ar­ti­kel 68 AIG381 aus­ge­spro­chen wur­de.382

378 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I, Abs. 5 und 7 ge­mä­ss Ziff. IV 2 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

379 SR 311.0

380 SR 321.0

381 SR 142.20

382 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

Art. 109a Informationsaustausch 383

Zwi­schen dem EJPD und dem Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt fin­det ein re­gel­mäs­si­ger In­for­ma­ti­ons­aus­tausch über die Prio­ri­sie­rung und die ad­mi­nis­tra­ti­ven Ab­läu­fe von erst- und zwei­tin­stanz­li­chen Ver­fah­ren statt.

383 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 109b Behandlungsstrategie des Bundesverwaltungsgerichts 384

Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt legt ei­ne Be­hand­lungs­stra­te­gie fest; es be­rück­sich­tigt da­bei:

a.
die Be­hand­lungs­stra­te­gie des SEM nach Ar­ti­kel 37b;
b.
die ge­setz­li­chen Rechts­mit­tel- und Be­hand­lungs­fris­ten.

384 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 110 Verfahrensfristen

1 Die Nach­frist für die Ver­bes­se­rung der Be­schwer­de be­trägt sie­ben Ta­ge, bei Be­schwer­den ge­gen Nicht­ein­tre­tens­ent­schei­de und Ent­schei­de nach Ar­ti­kel 23 Ab­satz 1, nach Ar­ti­kel 40 in Ver­bin­dung mit Ar­ti­kel 6a Ab­satz 2 Buch­sta­be a so­wie Ver­fü­gun­gen nach Ar­ti­kel 111b drei Ta­ge.385

2 Die Frist für die Bei­brin­gung von Be­wei­sen dau­ert sie­ben Ta­ge, wenn der Be­weis im In­land, und 30 Ta­ge, wenn der Be­weis im Aus­land be­schafft wer­den muss. Gut­ach­ten sind bin­nen 30 Ta­gen bei­zu­brin­gen.

3 Die Frist nach Ab­satz 2 kann ver­län­gert wer­den, wenn die be­schwer­de­füh­ren­de Per­son be­zie­hungs­wei­se ih­re Ver­tre­te­rin oder ihr Ver­tre­ter na­ment­lich we­gen Krank­heit oder Un­fall ver­hin­dert ist, in­ner­halb die­ser Frist zu han­deln.386

4 Die Ver­fah­rens­fris­ten be­tra­gen längs­tens zwei Ar­beits­ta­ge bei Ver­fah­ren be­tref­fend die Ver­wei­ge­rung der Ein­rei­se in die Schweiz und die Zu­wei­sung ei­nes Auf­ent­halts­orts am Flug­ha­fen nach Ar­ti­kel 22 Ab­sät­ze 2–3 und 4.387

385 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

386 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

387 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 110a388

388 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012 (AS 2013 4375; BBl 2010 4455, 2011 7325). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 111 Einzelrichterliche Zuständigkeit 389

Die Rich­ter ent­schei­den in fol­gen­den Fäl­len als Ein­zel­rich­ter:

a.
Ab­schrei­bung von Be­schwer­den in­fol­ge Ge­gen­stands­lo­sig­keit;
b.
Nicht­ein­tre­ten auf of­fen­sicht­lich un­zu­läs­si­ge Be­schwer­den;
c.
Ent­scheid über die vor­läu­fi­ge Ver­wei­ge­rung der Ein­rei­se am Flug­ha­fen und Zu­wei­sung ei­nes Auf­ent­halts­orts am Flug­ha­fen;
d.390
e.
mit Zu­stim­mung ei­nes zwei­ten Rich­ters: of­fen­sicht­lich be­grün­de­te oder un­be­grün­de­te Be­schwer­den.

389 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I und IV 1 des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

390 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 111a Verfahren und Entscheid 391

1 Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt kann auf die Durch­füh­rung des Schrif­ten­wech­sels ver­zich­ten.392

2 Be­schwer­de­ent­schei­de nach Ar­ti­kel 111 wer­den nur sum­ma­risch be­grün­det.

391 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

392 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 der V der BVers vom 20. Dez. 2006 über die An­pas­sung von Er­las­sen an die Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes und des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 5599, 2007 5573; BBl 2006 7759).

Art. 111abis Instruktionsmassnahmen und mündliche Urteilseröffnung 393

1 In Be­schwer­de­ver­fah­ren ge­gen Asyl­ent­schei­de nach Ar­ti­kel 31ades vor­lie­gen­den Ge­set­zes, die im be­schleu­nig­ten oder im Du­blin-Ver­fah­ren er­gan­gen sind, kann das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in den Zen­tren des Bun­des In­struk­ti­ons­mass­nah­men nach Ar­ti­kel 39 Ab­satz 2 des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005394 durch­füh­ren, wenn da­mit die Be­schwer­de ra­scher zur Ent­schei­d­rei­fe ge­führt wer­den kann.

2 Das Ur­teil kann münd­lich er­öff­net wer­den. Die münd­li­che Er­öff­nung ist samt sum­ma­ri­scher Be­grün­dung pro­to­kol­la­risch fest­zu­hal­ten.

3 Die Par­tei­en kön­nen in­nert 5 Ta­gen nach der münd­li­chen Ur­teilser­öff­nung ei­ne voll­stän­di­ge Aus­fer­ti­gung des Ur­teils ver­lan­gen. Die Voll­streck­bar­keit wird da­mit nicht auf­ge­scho­ben.

393 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

394 SR 173.32

Art. 111ater Parteientschädigung 395

Im Be­schwer­de­ver­fah­ren ge­gen Asyl­ent­schei­de nach Ar­ti­kel 31a, die im be­schleu­nig­ten oder im Du­blin-Ver­fah­ren er­gan­gen sind, wird kei­ne Par­tei­ent­schä­di­gung zu­ge­spro­chen. Hat die asyl­su­chen­de Per­son auf ei­ne Rechts­ver­tre­tung nach Ar­ti­kel 102h ver­zich­tet oder hat die zu­ge­wie­se­ne Rechts­ver­tre­tung auf die Er­he­bung ei­ner Be­schwer­de ver­zich­tet (Art. 102h Abs. 4), so gel­ten die all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen über die Bun­des­rechts­pfle­ge.

395 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

3. Abschnitt: Wiedererwägung und Mehrfachgesuche 396

396 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Febr. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 111b Wiedererwägung 397

1 Das Wie­der­er­wä­gungs­ge­such ist dem SEM in­nert 30 Ta­gen nach Ent­de­ckung des Wie­der­er­wä­gungs­grun­des schrift­lich und be­grün­det ein­zu­rei­chen. Es fin­det kei­ne Vor­be­rei­tungs­pha­se statt.398

2 Nicht­ein­tre­tens­ent­schei­de sind in der Re­gel in­ner­halb von fünf Ar­beits­ta­gen nach der Ein­rei­chung ei­nes Wie­der­er­wä­gungs­ge­su­ches zu tref­fen. In den üb­ri­gen Fäl­len sind Ent­schei­de in der Re­gel in­ner­halb von zehn Ar­beits­ta­gen nach der Ge­such­stel­lung zu tref­fen.

3 Die Ein­rei­chung ei­nes Wie­der­wä­gungs­ge­su­ches hemmt den Voll­zug nicht. Die für die Be­hand­lung zu­stän­di­ge Be­hör­de kann auf Er­su­chen we­gen ei­ner kon­kre­ten Ge­fähr­dung der ge­such­stel­len­den Per­son im Her­kunfts- oder Hei­mat­staat die auf­schie­ben­de Wir­kung her­stel­len.

4 Un­be­grün­de­te oder wie­der­holt gleich be­grün­de­te Wie­der­er­wä­gungs­ge­su­che wer­den form­los ab­ge­schrie­ben.

397 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

398 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 111c Mehrfachgesuche 399

1 Bei Asyl­ge­su­chen, die in­nert fünf Jah­ren nach Ein­tritt der Rechts­kraft des Asyl- und Weg­wei­sungs­ent­schei­des ein­ge­reicht wer­den, hat die Ein­ga­be schrift­lich und be­grün­det zu er­fol­gen. Es fin­det kei­ne Vor­be­rei­tungs­pha­se statt. Die Nicht­ein­tre­tens­grün­de nach Ar­ti­kel 31a Ab­sät­ze 1–3 fin­den An­wen­dung.400

2 Un­be­grün­de­te oder wie­der­holt gleich be­grün­de­te Mehr­fach­ge­su­che wer­den form­los ab­ge­schrie­ben.

399 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

400 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2016 3101, 2018 2855; BBl 2014 7991).

Art. 111d Gebühren 401

1 Das SEM er­hebt ei­ne Ge­bühr, so­fern es ein Wie­der­er­wä­gungs- oder Mehr­fach­ge­such ab­lehnt oder dar­auf nicht ein­tritt. Wird ein Ge­such teil­wei­se gut­ge­heis­sen, so wird die Ge­bühr er­mäs­sigt. Es wer­den kei­ne Ent­schä­di­gun­gen ge­währt.

2 Das SEM be­freit die ge­such­stel­len­de Per­son nach Ein­rei­chung des Wie­der­er­wä­gungs- oder Mehr­fach­ge­suchs auf Ge­such hin von der Be­zah­lung der Ver­fah­rens­kos­ten, so­fern sie be­dürf­tig ist und ih­re Be­geh­ren nicht von vorn­her­ein aus­sichts­los er­schei­nen.

3 Das SEM kann von der ge­such­stel­len­den Per­son einen Ge­büh­ren­vor­schuss in der Hö­he der mut­mass­li­chen Ver­fah­rens­kos­ten ver­lan­gen. Es setzt zu des­sen Leis­tung un­ter An­dro­hung des Nicht­ein­tre­tens ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist. Auf einen Ge­büh­ren­vor­schuss wird ver­zich­tet:

a.
wenn die Vor­aus­set­zun­gen nach Ab­satz 2 ge­ge­ben sind; oder
b.
im Ver­fah­ren mit un­be­glei­te­ten Min­der­jäh­ri­gen, wenn das Wie­der­er­wä­gungs- oder Mehr­fach­ge­such nicht von vorn­her­ein aus­sichts­los er­scheint.

4 Der Bun­des­rat re­gelt die Be­mes­sung der Ge­bühr und die Hö­he des Ge­büh­ren­vor­schus­ses.

401 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 112402

402 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

4. Abschnitt: Hinderung und Stillstand der Verjährung 403

403 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Febr. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 112a404

Wäh­rend der Dau­er ei­nes Rechts­mit­tel­ver­fah­rens be­ginnt die Ver­jäh­rung von fi­nan­zi­el­len An­sprü­chen des Bun­des ge­gen­über Sub­ven­ti­ons­emp­fän­gern oder So­zi­al­hil­fe­emp­fän­ge­rin­nen und –emp­fän­gern nicht oder steht still, falls sie be­gon­nen hat.

404 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

8a. Kapitel: Asylverfahren im Rahmen von Testphasen 405

405 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Febr. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 112b406

406 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 28. Sept. 2012 (Dring­li­che Än­de­run­gen des Asyl­ge­set­zes), in Kraft vom 29. Sept. 2012 bis zum 28. Sept. 2015 (AS 2012 5359; BBl 2010 4455, 2011 7325) und ver­län­gert bis 28. Sept. 2019 durch Ziff. II des BG vom 26. Sept. 2014 (AS 2015 2047; BBl 2014 2087).

9. Kapitel: Internationale Zusammenarbeit 407

407 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Febr. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 113 Grundsätze 408

Der Bund be­tei­ligt sich an der Har­mo­ni­sie­rung der eu­ro­päi­schen Flücht­lings­po­li­tik auf in­ter­na­tio­na­ler Ebe­ne so­wie an der Lö­sung von Flücht­lings­pro­ble­men im Aus­land. Er un­ter­stützt die Tä­tig­keit in­ter­na­tio­na­ler Hilfs­wer­ke. Er ar­bei­tet na­ment­lich mit dem Hoch­kom­missa­ri­at der Ver­ein­ten Na­tio­nen für die Flücht­lin­ge zu­sam­men.

408 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Dez. 2019, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3989; BBl 2018 6565).

Art. 114 Internationale Verträge 409

Der Bun­des­rat kann zur Um­set­zung ei­nes Rah­men­kre­dits Mi­gra­ti­on, der auf der Grund­la­ge von Ar­ti­kel 91 Ab­satz 7 in Ver­bin­dung mit Ar­ti­kel 113 oder Ar­ti­kel 93 Ab­satz 1 Buch­sta­be c und Ab­satz 2 be­wil­ligt wur­de, völ­ker­recht­li­che Ver­trä­ge ab­sch­lies­sen über die Aus­rich­tung von Bei­trä­gen an aus­ge­wähl­te EU-Mit­glied­staa­ten oder an in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­tio­nen. Er kon­sul­tiert vor­gän­gig die zu­stän­di­gen Kom­mis­sio­nen.

409 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Dez. 2019, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3989; BBl 2018 6565).

10. Kapitel: Strafbestimmungen 410

410 Fassung gemäss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Genehmigung und die Umsetzung der bilateralen Abkommen zwischen der Schweiz und der EU über die Assoziierung an Schengen und an Dublin, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 4475405Art. 1 Bst. a; BBl 2004 5965).

1. Abschnitt: Strafbestimmungen zum 5. Kapitel 2. Abschnitt 411

411 Eingefügt durch Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Genehmigung und die Umsetzung der bilateralen Abkommen zwischen der Schweiz und der EU über die Assoziierung an Schengen und an Dublin, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 4475405Art. 1 Bst. a; BBl 2004 5965).

Art. 115 Vergehen

Mit Geld­stra­fe bis zu 180 Ta­ges­sät­zen wird be­straft, so­fern nicht ein mit ei­ner hö­he­ren Stra­fe be­droh­tes Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen des StGB412 vor­liegt, wer:413

a.
durch un­wah­re oder un­voll­stän­di­ge An­ga­ben oder in an­de­rer Wei­se auf­grund die­ses Ge­set­zes für sich oder einen an­de­ren einen geld­wer­ten Vor­teil er­wirkt, der ihm nicht zu­kommt;
b.414
sich durch un­wah­re oder un­voll­stän­di­ge An­ga­ben oder in an­de­rer Wei­se der Pflicht zur Leis­tung der Son­der­ab­ga­be nach Ar­ti­kel 86 ganz oder teil­wei­se ent­zieht;
c.415
d.416
in der Ab­sicht, sich zu be­rei­chern, zu ei­ner Straf­tat im Sin­ne von Ar­ti­kel 116 Buch­sta­be c Hil­fe ge­leis­tet hat, ins­be­son­de­re durch Pla­nung oder Or­ga­ni­sa­ti­on.

412 SR 311.0. Aus­druck ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

413 Fas­sung ge­mä­ss Art. 333 des Straf­ge­setz­bu­ches in der Fas­sung des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 19991979).

414 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845).

415 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 6521; BBl 2016 2821, 2013 2397).

416 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 116 Übertretungen

Mit Bus­se wird be­straft, so­fern nicht ein Tat­be­stand nach Ar­ti­kel 115 vor­liegt, wer:

a.
die Aus­kunfts­pflicht ver­letzt, in­dem er wis­sent­lich un­wah­re An­ga­ben macht oder ei­ne Aus­kunft ver­wei­gert;
b.
sich ei­ner von der zu­stän­di­gen Stel­le an­ge­ord­ne­ten Kon­trol­le wi­der­setzt oder die­se in an­de­rer Wei­se ver­un­mög­licht;
c.417
als asyl­su­chen­de Per­son ein­zig mit der Ab­sicht, sub­jek­ti­ve Nach­flucht­grün­de im Sin­ne von Ar­ti­kel 54 zu schaf­fen, öf­fent­li­che po­li­ti­sche Tä­tig­kei­ten in der Schweiz ent­fal­tet;
d.418
zu ei­ner Straf­tat im Sin­ne von Buch­sta­be c Hil­fe ge­leis­tet hat, ins­be­son­de­re durch Pla­nung und Or­ga­ni­sa­ti­on.

417 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

418 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 14. Dez. 2012, in Kraft seit 1. Fe­br. 2014 (AS 2013 43755357; BBl 2010 4455, 2011 7325).

Art. 116a419

419 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2005 (AS 2006 4745; BBl 20026845). Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 6521; BBl 2016 2821, 2013 2397).

Art. 117420

420 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 16. Dez. 2016 (In­te­gra­ti­on), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 6521; BBl 2016 2821, 2013 2397).

2. Abschnitt: Strafbestimmungen zum 7. Kapitel 2. Abschnitt421

421 Eingefügt durch Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Genehmigung und die Umsetzung der bilateralen Abkommen zwischen der Schweiz und der EU über die Assoziierung an Schengen und an Dublin, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 4475405Art. 1 Bst. a; BBl 2004 5965).

Art. 117a Zweckwidriges Bearbeiten von Personendaten

Wer in Eu­ro­dac ge­spei­cher­te Per­so­nen­da­ten für einen an­de­ren Zweck be­ar­bei­tet als zur Fest­stel­lung, wel­cher Staat für die Prü­fung des von ei­nem Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen in ei­nem Staat des Gel­tungs­be­reichs der Du­blin-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­menge­stell­ten Asyl­ge­suchs zu­stän­dig ist, wird mit Bus­se be­straft.

3. Abschnitt: Strafverfolgung 422

422 Eingefügt durch Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Genehmigung und die Umsetzung der bilateralen Abkommen zwischen der Schweiz und der EU über die Assoziierung an Schengen und an Dublin, in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 4475405Art. 1 Bst. a; BBl 2004 5965).

Art. 118 423

Die Straf­ver­fol­gung ist Sa­che der Kan­to­ne.

423 Auf­ge­ho­ben durch Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der bi­la­te­ra­len Ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und der EU über die As­so­zi­ie­rung an Schen­gen und an Du­blin, mit Wir­kung seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 4475405Art. 1 Bst. a; BBl 2004 5965).

11. Kapitel: Schlussbestimmungen

Art. 119 Vollzug

Der Bun­des­rat wird mit dem Voll­zug be­auf­tragt. Er er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

Art. 120 Aufhebung bisherigen Rechts

Es wer­den auf­ge­ho­ben:

a.
das Asyl­ge­setz vom 5. Ok­to­ber 1979424;
b.
der Bun­des­be­schluss vom 16. De­zem­ber 1994425 über Spar­mass­nah­men im Asyl- und Aus­län­der­be­reich.

Art. 121 Übergangsbestimmungen

1 Für die im Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens die­ses Ge­set­zes hän­gi­gen Ver­fah­ren gilt das neue Recht.

2 Hän­gi­ge Ver­fah­ren um Er­tei­lung ei­ner frem­den­po­li­zei­li­chen Auf­ent­halts­be­wil­li­gung nach dem bis­he­ri­gen Ar­ti­kel 17 Ab­satz 2 wer­den ge­gen­stands­los.

3 Die Re­kurs­kom­mis­si­on und das EJPD blei­ben zu­stän­dig für die im Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens die­ses Ge­set­zes bei ih­nen hän­gi­gen Be­schwer­den. Vor­be­hal­ten bleibt Ab­satz 2.

4 Mit In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes wer­den auf die nach dem bis­he­ri­gen Ar­ti­kel 14a Ab­satz 5 des Bun­des­ge­set­zes vom 26. März 1931426 über Auf­ent­halt und Nie­der­las­sung der Aus­län­ger grup­pen­wei­se vor­läu­fig auf­ge­nom­me­nen Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der die Be­stim­mun­gen des 4. Ka­pi­tels an­ge­wen­det. Die An­we­sen­heits­dau­er als grup­pen­wei­se vor­läu­fig auf­ge­nom­me­ne Per­son wird auf die Fris­ten nach Ar­ti­kel 74 Ab­sät­ze 2 und 3 an­ge­rech­net.

5 Für die Aus­rich­tung von Für­sor­ge­leis­tun­gen an Flücht­lin­ge mit Auf­ent­halts­be­wil­li­gung gilt bis zwei Jah­re nach In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes das bis­he­ri­ge Recht.

426 [BS 1 121; AS 1949 221; 19871665; 1988332; 19901587Art. 3 Abs. 2; 1991362Ziff. II 11, 1034Ziff. III; 1995146; 19991111; 20001891Ziff. IV 2; 2002 685Ziff. I 1, 701Ziff. I 1, 3988An­hang Ziff. 3; 2003 4557An­hang Ziff. II 2; 2004 1633Ziff. I 1, 4655Ziff. I 1; 2005 5685An­hang Ziff. 2; 2006 979Art. 2 Ziff. 1, 1931Art. 18 Ziff. 1, 2197An­hang Ziff. 3, 3459An­hang Ziff. 1 4745An­hang Ziff. 1, 2007 359An­hang Ziff. 1. AS 2007 5437An­hang Ziff. I]. Sie­he heu­te: das Aus­län­der- und In­te­gra­ti­ons­ge­setz vom 16. Dez. 2005 (SR 142.20).

Art. 122 Verhältnis zum Bundesbeschluss vom
26. Juni 1998
über dringliche Massnahmen im Asyl- und Ausländerbereich 427

Wird ge­gen den Bun­des­be­schluss vom 26. Ju­ni 1998 über dring­li­che Mass­nah­men im Asyl- und Aus­län­der­be­reich das Re­fe­ren­dum er­grif­fen und wird er in ei­ner Volks­ab­stim­mung ab­ge­lehnt, so gel­ten die nach­ste­hend auf­ge­führ­ten Be­stim­mun­gen als ge­stri­chen:

a.
Ar­ti­kel 8 Ab­satz 4 (Mit­wir­kungs­pflicht bei der Be­schaf­fung von gül­ti­gen Rei­se­pa­pie­ren);
b.
Ar­ti­kel 32 Ab­satz 2 Buch­sta­be a (Nicht­ein­tre­ten bei Nich­t­ab­ga­be von Rei­se-pa­pie­ren oder Iden­ti­täts­aus­wei­sen);
c.
Ar­ti­kel 33 (Nicht­ein­tre­ten bei miss­bräuch­li­cher Nach­rei­chung ei­nes Ge­suchs);
d.
Ar­ti­kel 32 Ab­satz 2 Buch­sta­be b (Nicht­ein­tre­ten bei Iden­ti­täts­täu­schung); in die­sem Fall wird der In­halt von Ar­ti­kel 16 Ab­satz 1 Buch­sta­be b in der Fas­sung ge­mä­ss Zif­fer I des Bun­des­be­schlus­ses vom 22. Ju­ni 1990428 über das Asyl­ver­fah­ren an­stel­le der ge­stri­che­nen Be­stim­mung von Ar­ti­kel 32 Ab­satz 2 Buch­sta­be b ein­ge­fügt; und
e.
Ar­ti­kel 45 Ab­satz 2 (So­for­ti­ger Voll­zug bei Nicht­ein­tre­tens­ent­schei­den); in die­sem Fall wird der In­halt von Ar­ti­kel 17aAb­satz 2 in der Fas­sung ge­mä­ss Zif­fer II des Bun­des­ge­set­zes vom 18. März 1994429 über Zwangs­mass­nah­men im Aus­län­der­recht an­stel­le der ge­stri­che­nen Be­stim­mung von Ar­ti­kel 45 Ab­satz 2 un­ter An­pas­sung der Ar­ti­kel­ver­wei­se ein­ge­fügt.

427 AS 1998 1582Ziff. III. Auf­grund der An­nah­me die­ses BB in der Volks­ab­stim­mung vom 13. Ju­ni 1999ist die­ser Art. ge­gen­stands­los.

428 AS 1990 938

429 AS 1995 146151

Art. 123 Referendum und Inkrafttreten

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. Ok­to­ber 1999430

430 BRB vom 11. Aug. 1999

Schlussbestimmungen zur Änderung vom 19. Dezember 2003 431431

Übergangsbestimmungen zur Änderung vom 16. Dezember 2005 433433

433 AS 2006 4745, 2007 5573; BBl 20026845. Abs. 1 in Kraft seit 1. Jan. 2007 und Abs. 2–4 in Kraft seit 1. Jan. 2008.

Übergangsbestimmung zur Änderung vom 28. September 2012 435435

Übergangsbestimmungen zur Änderung vom 14. Dezember 2012 436436

Übergangsbestimmungen der Änderung vom 26. September 2014 438438

438 In Kraft bis zum 28. Sept. 2019 (AS 2015 2047; BBl 2014 2087).

Übergangsbestimmungen zur Änderung vom 25. September 2015 439

Übergangsbestimmung zur Änderung vom 16. Dezember 2016 441441

Übergangsbestimmung zur Änderung vom 1. Oktober 2021 443443

Anhang 1 444

444 Eingefügt durch Anhang Ziff. 1 des BG vom 13. Juni 2008 (Ergänzungen im Rahmen der Umsetzung der Schengen- und Dublin-Assoziierungsabkommen), in Kraft seit 12. Dez. 2008 (AS 2008 54075405Art. 2 Bst. c; BBl 2007 7937).

Dublin-Assoziierungsabkommen

Anhang 2 449

449 Ursprünglich Anhang.

Änderung bisherigen Rechts