Vierter Abschnitt: Auflösung und Ausscheiden

Art. 821  

A. Auf­lö­sung

I. Grün­de

 

1 Die Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung wird auf­ge­löst:

1.
wenn ein in den Sta­tu­ten vor­ge­se­he­ner Auf­lö­sungs­grund ein­tritt;
2.
wenn die Ge­sell­schaf­ter­ver­samm­lung dies be­schliesst;
3.
wenn der Kon­kurs er­öff­net wird;
4.
in den üb­ri­gen vom Ge­setz vor­ge­se­he­nen Fäl­len.

2 Be­schliesst die Ge­sell­schaf­ter­ver­samm­lung die Auf­lö­sung, so be­darf der Be­schluss der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung.

3 Je­der Ge­sell­schaf­ter kann beim Ge­richt die Auf­lö­sung der Ge­sell­schaft aus wich­ti­gem Grund ver­lan­gen. Das Ge­richt kann statt auf Auf­lö­sung auf ei­ne an­de­re sach­ge­mäs­se und den Be­tei­lig­ten zu­mut­ba­re Lö­sung er­ken­nen, so ins­be­son­de­re auf die Ab­fin­dung des kla­gen­den Ge­sell­schaf­ters zum wirk­li­chen Wert sei­ner Stam­man­tei­le.

Art. 821a  

II. Fol­gen

 

1 Für die Fol­gen der Auf­lö­sung sind die Vor­schrif­ten des Ak­ti­en­rechts ent­spre­chend an­wend­bar.

2 Die Auf­lö­sung ei­ner Ge­sell­schaft muss ins Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen wer­den. Die Auf­lö­sung durch Ur­teil ist vom Ge­richt dem Han­dels­re­gis­ter un­ver­züg­lich zu mel­den. Die Auf­lö­sung aus an­de­ren Grün­den muss die Ge­sell­schaft beim Han­dels­re­gis­ter an­mel­den.

Art. 822  

B. Aus­schei­den von Ge­sell­schaf­tern

I. Aus­tritt

 

1 Ein Ge­sell­schaf­ter kann aus wich­ti­gem Grund beim Ge­richt auf Be­wil­li­gung des Aus­tritts kla­gen.

2 Die Sta­tu­ten kön­nen den Ge­sell­schaf­tern ein Recht auf Aus­tritt ein­räu­men und die­ses von be­stimm­ten Be­din­gun­gen ab­hän­gig ma­chen.

Art. 822a  

II. An­schluss­austritt

 

1 Reicht ein Ge­sell­schaf­ter ei­ne Kla­ge auf Aus­tritt aus wich­ti­gem Grund ein oder er­klärt ein Ge­sell­schaf­ter sei­nen Aus­tritt ge­stützt auf ein sta­tu­ta­ri­sches Aus­tritts­recht, so müs­sen die Ge­schäfts­füh­rer un­ver­züg­lich die üb­ri­gen Ge­sell­schaf­ter in­for­mie­ren.

2 Falls an­de­re Ge­sell­schaf­ter in­ner­halb von drei Mo­na­ten nach Zu­gang die­ser Mit­tei­lung auf Aus­tritt aus wich­ti­gem Grund kla­gen oder ein sta­tu­ta­ri­sches Aus­tritts­recht aus­üben, sind al­le aus­tre­ten­den Ge­sell­schaf­ter im Ver­hält­nis des Nenn­werts ih­rer Stam­man­tei­le gleich zu be­han­deln. Wur­den Nach­schüs­se ge­leis­tet, so ist de­ren Be­trag dem Nenn­wert zu­zu­rech­nen.

Art. 823  

III. Aus­schluss

 

1 Liegt ein wich­ti­ger Grund vor, so kann die Ge­sell­schaft beim Ge­richt auf Aus­schluss ei­nes Ge­sell­schaf­ters kla­gen.

2 Die Sta­tu­ten kön­nen vor­se­hen, dass die Ge­sell­schaf­ter­ver­samm­lung Ge­sell­schaf­ter aus der Ge­sell­schaft aus­sch­lies­sen darf, wenn be­stimm­te Grün­de vor­lie­gen.

3 Die Vor­schrif­ten über den An­schluss­austritt sind nicht an­wend­bar.

Art. 824  

IV. Vor­sorg­li­che Mass­nah­me

 

In ei­nem Ver­fah­ren be­tref­fend das Aus­schei­den ei­nes Ge­sell­schaf­ters kann das Ge­richt auf An­trag ei­ner Par­tei be­stim­men, dass ein­zel­ne oder al­le mit­glied­schaft­li­chen Rech­te und Pflich­ten der be­trof­fe­nen Per­son ru­hen.

Art. 825  

V. Ab­fin­dung

1. An­spruch und Hö­he

 

1 Schei­det ein Ge­sell­schaf­ter aus der Ge­sell­schaft aus, so hat er An­spruch auf ei­ne Ab­fin­dung, die dem wirk­li­chen Wert sei­ner Stam­man­tei­le ent­spricht.

2 Für das Aus­schei­den auf Grund ei­nes sta­tu­ta­ri­schen Aus­tritts­rechts kön­nen die Sta­tu­ten die Ab­fin­dung ab­wei­chend fest­le­gen.

Art. 825a  

2. Aus­zah­lung

 

1 Die Ab­fin­dung wird mit dem Aus­schei­den fäl­lig, so­weit die Ge­sell­schaft:

1.
über ver­wend­ba­res Ei­gen­ka­pi­tal ver­fügt;
2.
die Stam­man­tei­le der aus­schei­den­den Per­son ver­äus­sern kann;
3.
ihr Stamm­ka­pi­tal un­ter Be­ach­tung der ent­spre­chen­den Vor­schrif­ten her­ab­set­zen darf.

2 Ein zu­ge­las­se­ner Re­vi­si­ons­ex­per­te muss die Hö­he des ver­wend­ba­ren Ei­gen­ka­pi­tals fest­stel­len. Reicht die­ses zur Aus­zah­lung der Ab­fin­dung nicht aus, so muss er zu­dem zur Fra­ge Stel­lung neh­men, wie weit das Stamm­ka­pi­tal her­ab­ge­setzt wer­den könn­te.

3 Für den nicht aus­be­zahl­ten Teil der Ab­fin­dung hat der aus­ge­schie­de­ne Ge­sell­schaf­ter ei­ne un­ver­zins­li­che nach­ran­gi­ge For­de­rung. Die­se wird fäl­lig, so­weit im jähr­li­chen Ge­schäfts­be­richt ver­wend­ba­res Ei­gen­ka­pi­tal fest­ge­stellt wird.

4 So­lan­ge die Ab­fin­dung nicht voll­stän­dig aus­be­zahlt ist, kann der aus­ge­schie­de­ne Ge­sell­schaf­ter ver­lan­gen, dass die Ge­sell­schaft ei­ne Re­vi­si­ons­stel­le be­zeich­net und die Jah­res­rech­nung or­dent­lich re­vi­die­ren lässt.

Art. 826  

C. Li­qui­da­ti­on

 

1 Je­der Ge­sell­schaf­ter hat An­spruch auf einen An­teil am Li­qui­da­ti­ons­er­geb­nis, der dem Ver­hält­nis der Nenn­wer­te sei­ner Stam­man­tei­le zum Stamm­ka­pi­tal ent­spricht. Wur­den Nach­schüs­se ge­leis­tet und nicht zu­rück­be­zahlt, so ist de­ren Be­trag den Stam­man­tei­len der be­tref­fen­den Ge­sell­schaf­ter und dem Stamm­ka­pi­tal zu­zu­rech­nen. Die Sta­tu­ten kön­nen ei­ne ab­wei­chen­de Re­ge­lung vor­se­hen.

2 Für die Auf­lö­sung der Ge­sell­schaft mit Li­qui­da­ti­on sind die Vor­schrif­ten des Ak­ti­en­rechts ent­spre­chend an­wend­bar.

Fünfter Abschnitt: Verantwortlichkeit

Art. 827  
 

Für die Ver­ant­wort­lich­keit der Per­so­nen, die bei der Grün­dung mit­wir­ken oder mit der Ge­schäfts­füh­rung, der Re­vi­si­on oder der Li­qui­da­ti­on be­fasst sind, sind die Vor­schrif­ten des Ak­ti­en­rechts ent­spre­chend an­wend­bar.

Neunundzwanzigster Titel: Die Genossenschaft

Erster Abschnitt: Begriff und Errichtung

Art. 828  

A. Ge­nos­sen­schaft des Ob­li­ga­tio­nen­rechts

 

1 Die Ge­nos­sen­schaft ist ei­ne als Kör­per­schaft or­ga­ni­sier­te Ver­bin­dung ei­ner nicht ge­schlos­se­nen Zahl von Per­so­nen oder Han­dels­ge­sell­schaf­ten, die in der Haupt­sa­che die För­de­rung oder Si­che­rung wirt­schaft­li­cher In­ter­es­sen ih­rer Mit­glie­der in ge­mein­sa­mer Selbst­hil­fe bezweckt oder die ge­mein­nüt­zig aus­ge­rich­tet ist.701

2 Ge­nos­sen­schaf­ten mit ei­nem zum vor­aus fest­ge­setz­ten Grund­ka­pi­tal sind un­zu­läs­sig.

701 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 17. März 2017 (Han­dels­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 957; BBl 2015 3617).

Art. 829  

B. Ge­nos­sen­schaf­ten des öf­fent­li­chen Rechts

 

Öf­fent­lich-recht­li­che Per­so­nen­ver­bän­de ste­hen, auch wenn sie ge­nos­sen­schaft­li­chen Zwe­cken die­nen, un­ter dem öf­fent­li­chen Recht des Bun­des und der Kan­to­ne.

Art. 830702  

C. Er­rich­tung

I. Er­for­der­nis­se

1. Im All­ge­mei­nen

 

Die Ge­nos­sen­schaft wird er­rich­tet, in­dem die Grün­der in öf­fent­li­cher Ur­kun­de er­klä­ren, ei­ne Ge­nos­sen­schaft zu grün­den, und dar­in die Sta­tu­ten und die Or­ga­ne fest­le­gen.

702 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 831  

2. Zahl der Mit­glie­der

 

1 Bei der Grün­dung ei­ner Ge­nos­sen­schaft müs­sen min­des­tens sie­ben Mit­glie­der be­tei­ligt sein.

2 Sinkt in der Fol­ge die Zahl der Ge­nos­sen­schaf­ter un­ter die­se Min­dest­zahl, so sind die Vor­schrif­ten des Ak­ti­en­rechts über Män­gel in der Or­ga­ni­sa­ti­on der Ge­sell­schaft ent­spre­chend an­wend­bar.703

703 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 832  

II. Sta­tu­ten

1. Ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­ner In­halt

 

Die Sta­tu­ten müs­sen Be­stim­mun­gen ent­hal­ten über:

1.704
die Fir­ma und den Sitz der Ge­nos­sen­schaft;
2.
den Zweck der Ge­nos­sen­schaft;
3. und 4.705
5.706
die Form der Mit­tei­lun­gen der Ge­nos­sen­schaft an ih­re Ge­nos­sen­schaf­ter.

704 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

705 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

706 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 833  

2. Wei­te­re Be­stim­mun­gen

 

Zu ih­rer Ver­bind­lich­keit be­dür­fen der Auf­nah­me in die Sta­tu­ten:

1.
Vor­schrif­ten über die Schaf­fung ei­nes Ge­nos­sen­schafts­ka­pi­tals durch Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le (An­teil­schei­ne);
2.
Be­stim­mun­gen über nicht durch Ein­zah­lung ge­leis­te­te Ein­la­gen auf das Ge­nos­sen­schafts­ka­pi­tal (Sachein­la­gen), de­ren Ge­gen­stand und de­ren An­rech­nungs­be­trag, so­wie über die Per­son des ein­le­gen­den Ge­nos­sen­schaf­ters;
3.707
4.
von den ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen ab­wei­chen­de Vor­schrif­ten über den Ein­tritt in die Ge­nos­sen­schaft und über den Ver­lust der Mit­glied­schaft;
5.708
Be­stim­mun­gen über die per­sön­li­che Haf­tung, die Nachschusspflicht und eine Verpflichtung der Genossenschafter zu Geld- oder anderen Leistungen sowie die Art und Höhe der entsprechenden Leistungen;
6.
von den ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen ab­wei­chen­de Vor­schrif­ten über die Or­ga­ni­sa­ti­on, die Ver­tre­tung, die Ab­än­de­rung der Sta­tu­ten und über die Be­schluss­fas­sung der Ge­ne­ral­ver­samm­lung;
7.
Be­schrän­kun­gen und Er­wei­te­run­gen in der Aus­übung des Stimm­rech­tes;
8.709
Be­stim­mun­gen über die Be­rech­nung und die Ver­wen­dung des Bi­lanz­ge­winns und des Li­qui­da­ti­ons­über­schus­ses.

707 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

708 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

709 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 834  

III. Kon­sti­tu­ie­ren­de Ver­samm­lung

 

1 Die Sta­tu­ten sind schrift­lich ab­zu­fas­sen und ei­ner von den Grün­dern ein­zu­be­ru­fen­den Ver­samm­lung zur Be­ra­tung und Ge­neh­mi­gung vor­zu­le­gen.

2 Über­dies ist ein schrift­li­cher Be­richt der Grün­der über all­fäl­li­ge Sachein­la­gen der Ver­samm­lung be­kannt­zu­ge­ben und von ihr zu be­ra­ten. Die Grün­der ha­ben zu be­stä­ti­gen, dass kei­ne an­de­ren Sachein­la­gen, Ver­rech­nungs­tat­be­stän­de oder be­son­de­ren Vor­tei­le be­ste­hen, als die in den Be­le­gen ge­nann­ten.710

3 Die­se Ver­samm­lung be­stellt auch die not­wen­di­gen Or­ga­ne.

4 Bis zur Ein­tra­gung der Ge­nos­sen­schaft in das Han­dels­re­gis­ter kann die Mit­glied­schaft nur durch Un­ter­zeich­nung der Sta­tu­ten be­grün­det wer­den.

710 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 835711  

IV. Ein­tra­gung ins Han­dels­re­gis­ter

1. Ge­sell­schaft

 

Die Ge­sell­schaft ist ins Han­dels­re­gis­ter des Or­tes ein­zu­tra­gen, an dem sie ih­ren Sitz hat.

711 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 836712  

2. …

 

712 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 17. März 2017 (Han­dels­re­gis­ter­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 957; BBl 2015 3617).

Art. 837713  

3. Ge­nos­sen­schaf­ter­ver­zeich­nis

 

1 Die Ge­nos­sen­schaft führt ein Ver­zeich­nis, in dem der Vor- und der Nach­na­me oder die Fir­ma der Ge­nos­sen­schaf­ter so­wie die Adres­se ein­ge­tra­gen wer­den. Sie muss das Ver­zeich­nis so füh­ren, dass in der Schweiz je­der­zeit dar­auf zu­ge­grif­fen wer­den kann.

2 Die Be­le­ge, die ei­ner Ein­tra­gung zu­grun­de lie­gen, müs­sen wäh­rend zehn Jah­ren nach der Strei­chung des Ge­nos­sen­schaf­ters aus dem Ver­zeich­nis auf­be­wahrt wer­den.

713 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 12. Dez. 2014 zur Um­set­zung der 2012 re­vi­dier­ten Emp­feh­lun­gen der Grou­pe d’ac­ti­on fi­nan­ciè­re, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 20151389; BBl 2014605).

Art. 838  

V. Er­werb der Per­sön­lich­keit

 

1 Die Ge­nos­sen­schaft er­langt das Recht der Per­sön­lich­keit erst durch die Ein­tra­gung in das Han­dels­re­gis­ter.

2 Ist vor der Ein­tra­gung im Na­men der Ge­nos­sen­schaft ge­han­delt wor­den, so haf­ten die Han­deln­den per­sön­lich und so­li­da­risch.

3 Wur­den sol­che Ver­pflich­tun­gen aus­drück­lich im Na­men der zu bil­den­den Ge­nos­sen­schaft ein­ge­gan­gen und in­ner­halb ei­ner Frist von drei Mo­na­ten nach der Ein­tra­gung in das Han­dels­re­gis­ter von der Ge­nos­sen­schaft über­nom­men, so wer­den die Han­deln­den be­freit, und es haf­tet die Ge­nos­sen­schaft.

Art. 838a714  

D. Sta­tu­ten­än­de­rung

 

Der Be­schluss der Ge­ne­ral­ver­samm­lung oder der Ver­wal­tung über ei­ne Än­de­rung der Sta­tu­ten ist öf­fent­lich zu be­ur­kun­den und ins Han­dels­re­gis­ter ein­zu­tra­gen.

714 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Zweiter Abschnitt: Erwerb der Mitgliedschaft

Art. 839  

A. Grund­satz

 

1 In ei­ne Ge­nos­sen­schaft kön­nen je­der­zeit neue Mit­glie­der auf­ge­nom­men wer­den.

2 Die Sta­tu­ten kön­nen un­ter Wah­rung des Grund­satzes der nicht ge­schlos­se­nen Mit­glie­der­zahl die nä­hern Be­stim­mun­gen über den Ein­tritt tref­fen; sie dür­fen je­doch den Ein­tritt nicht über­mäs­sig er­schwe­ren.

Art. 840  

B. Bei­tritts­er­klä­rung

 

1 Zum Bei­tritt be­darf es ei­ner schrift­li­chen Er­klä­rung.

2 Be­steht bei ei­ner Ge­nos­sen­schaft ne­ben der Haf­tung des Ge­nos­sen­schafts­ver­mö­gens ei­ne per­sön­li­che Haf­tung oder ei­ne Nach­schuss­pflicht der ein­zel­nen Ge­nos­sen­schaf­ter, so muss die Bei­tritts­er­klä­rung die­se Ver­pflich­tun­gen aus­drück­lich ent­hal­ten.

3 Über die Auf­nah­me neu­er Mit­glie­der ent­schei­det die Ver­wal­tung, so­weit nicht nach den Sta­tu­ten die blos­se Bei­tritts­er­klä­rung ge­nügt oder ein Be­schluss der Ge­ne­ral­ver­samm­lung nö­tig ist.

Art. 841  

C. Ver­bin­dung mit ei­nem Ver­si­che­rungs­ver­trag

 

1 Ist die Zu­ge­hö­rig­keit zur Ge­nos­sen­schaft mit ei­nem Ver­si­che­rungs­ver­trag bei die­ser Ge­nos­sen­schaft ver­knüpft, so wird die Mit­glied­schaft er­wor­ben mit der An­nah­me des Ver­si­che­rungs­an­tra­ges durch das zu­stän­di­ge Or­gan.

2 Die von ei­ner kon­zes­sio­nier­ten Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaft mit den Mit­glie­dern ab­ge­schlos­se­nen Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge un­ter­ste­hen in glei­cher Wei­se wie die von ihr mit Drit­ten ab­ge­schlos­se­nen Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge den Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­set­zes vom 2. April 1908715 über den Ver­si­che­rungs­ver­trag.

Dritter Abschnitt: Verlust der Mitgliedschaft

Art. 842  

A. Aus­tritt

I. Frei­heit des Aus­trit­tes

 

1 So­lan­ge die Auf­lö­sung der Ge­nos­sen­schaft nicht be­schlos­sen ist, steht je­dem Ge­nos­sen­schaf­ter der Aus­tritt frei.

2 Die Sta­tu­ten kön­nen vor­schrei­ben, dass der Aus­tre­ten­de zur Be­zah­lung ei­ner an­ge­mes­se­nen Aus­lö­sungs­s­um­me ver­pflich­tet ist, wenn nach den Um­stän­den durch den Aus­tritt der Ge­nos­sen­schaft ein er­heb­li­cher Scha­den er­wächst oder de­ren Fort­be­stand ge­fähr­det wird.

3 Ein dau­ern­des Ver­bot oder ei­ne über­mäs­si­ge Er­schwe­rung des Aus­trit­tes durch die Sta­tu­ten oder durch Ver­trag sind un­gül­tig.

Art. 843  

II. Be­schrän­kung des Aus­trit­tes

 

1 Der Aus­tritt kann durch die Sta­tu­ten oder durch Ver­trag auf höchs­tens fünf Jah­re aus­ge­schlos­sen wer­den.

2 Auch wäh­rend die­ser Frist kann aus wich­ti­gen Grün­den der Aus­tritt er­klärt wer­den. Die Pflicht zur Be­zah­lung ei­ner an­ge­mes­se­nen Aus­lö­sungs­s­um­me un­ter den für den frei­en Aus­tritt vor­ge­se­he­nen Vor­aus­set­zun­gen bleibt vor­be­hal­ten.

Art. 844  

III. Kün­di­gungs­frist und Zeit­punkt des Aus­trit­tes

 

1 Der Aus­tritt kann nur auf Schluss des Ge­schäfts­jah­res und un­ter Be­ob­ach­tung ei­ner ein­jäh­ri­gen Kün­di­gungs­frist statt­fin­den.

2 Den Sta­tu­ten bleibt vor­be­hal­ten, ei­ne kür­ze­re Kün­di­gungs­frist vor­zu­schrei­ben und den Aus­tritt auch im Lau­fe des Ge­schäfts­jah­res zu ge­stat­ten.

Art. 845  

IV. Gel­tend­ma­chung im Kon­kurs und bei Pfän­dung

 

Falls die Sta­tu­ten dem aus­schei­den­den Mit­glied einen An­teil am Ver­mö­gen der Ge­nos­sen­schaft ge­wäh­ren, kann ein dem Ge­nos­sen­schaf­ter zu­ste­hen­des Aus­tritts­recht in des­sen Kon­kur­se von der Kon­kurs­ver­wal­tung oder, wenn die­ser An­teil ge­pfän­det wird, vom Be­trei­bungs­amt gel­tend ge­macht wer­den.

Art. 846  

B. Aus­sch­lies­sung

 

1 Die Sta­tu­ten kön­nen die Grün­de be­stim­men, aus de­nen ein Ge­nos­sen­schaf­ter aus­ge­schlos­sen wer­den darf.

2 Über­dies kann er je­der­zeit aus wich­ti­gen Grün­den aus­ge­schlos­sen wer­den.

3 Über die Aus­sch­lies­sung ent­schei­det die Ge­ne­ral­ver­samm­lung. Die Sta­tu­ten kön­nen die Ver­wal­tung als zu­stän­dig er­klä­ren, wo­bei dem Aus­ge­schlos­se­nen ein Re­kurs­recht an die Ge­ne­ral­ver­samm­lung zu­steht. Dem Aus­ge­schlos­se­nen steht in­ner­halb drei Mo­na­ten die An­ru­fung des Ge­richts of­fen.

4 Das aus­ge­schlos­se­ne Mit­glied kann un­ter den für den frei­en Aus­tritt auf­ge­stell­ten Vor­aus­set­zun­gen zur Ent­rich­tung ei­ner Aus­lö­sungs­s­um­me ver­hal­ten wer­den.

Art. 847  

C. Tod des Ge­nos­sen­schaf­ters

 

1 Die Mit­glied­schaft er­lischt mit dem To­de des Ge­nos­sen­schaf­ters.

2 Die Sta­tu­ten kön­nen je­doch be­stim­men, dass die Er­ben oh­ne wei­te­res Mit­glie­der der Ge­nos­sen­schaft sind.

3 Die Sta­tu­ten kön­nen fer­ner be­stim­men, dass die Er­ben oder ei­ner un­ter meh­re­ren Er­ben auf schrift­li­ches Be­geh­ren an Stel­le des ver­stor­be­nen Ge­nos­sen­schaf­ters als Mit­glied an­er­kannt wer­den müs­sen.

4 Die Er­ben­ge­mein­schaft hat für die Be­tei­li­gung an der Ge­nos­sen­schaft einen ge­mein­sa­men Ver­tre­ter zu be­stel­len.

Art. 848  

D. Weg­fall ei­ner Be­am­tung oder An­stel­lung oder ei­nes Ver­tra­ges

 

Ist die Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner Ge­nos­sen­schaft mit ei­ner Be­am­tung oder An­stel­lung ver­knüpft oder die Fol­ge ei­nes Ver­trags­ver­hält­nis­ses, wie bei ei­ner Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaft, so fällt die Mit­glied­schaft, so­fern die Sta­tu­ten es nicht an­ders ord­nen, mit dem Auf­hö­ren der Be­am­tung oder An­stel­lung oder des Ver­tra­ges da­hin.

Art. 849  

E. Über­tra­gung der Mit­glied­schaft

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Ab­tre­tung der Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le und, wenn über die Mit­glied­schaft oder den Ge­nos­sen­schafts­an­teil ei­ne Ur­kun­de aus­ge­stellt wor­den ist, die Über­tra­gung die­ser Ur­kun­de ma­chen den Er­wer­ber nicht oh­ne wei­te­res zum Ge­nos­sen­schaf­ter. Der Er­wer­ber wird erst durch einen dem Ge­setz und den Sta­tu­ten ent­spre­chen­den Auf­nah­me­be­schluss Ge­nos­sen­schaf­ter.

2 So­lan­ge der Er­wer­ber nicht als Ge­nos­sen­schaf­ter auf­ge­nom­men ist, steht die Aus­übung der per­sön­li­chen Mit­glied­schafts­rech­te dem Ver­äus­se­rer zu.

3 Ist die Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner Ge­nos­sen­schaft mit ei­nem Ver­tra­ge ver­knüpft, so kön­nen die Sta­tu­ten be­stim­men, dass die Mit­glied­schaft mit der Über­nah­me des Ver­tra­ges oh­ne wei­te­res auf den Rechts­nach­fol­ger über­geht.

Art. 850  

II. Durch Über­tra­gung von Grund­stücken oder wirt­schaft­li­chen Be­trie­ben

 

1 Die Mit­glied­schaft bei ei­ner Ge­nos­sen­schaft kann durch die Sta­tu­ten vom Ei­gen­tum an ei­nem Grund­stück oder vom wirt­schaft­li­chen Be­trieb ei­nes sol­chen ab­hän­gig ge­macht wer­den.

2 Die Sta­tu­ten kön­nen für sol­che Fäl­le vor­schrei­ben, dass mit der Ver­äus­se­rung des Grund­stückes oder mit der Über­nah­me des wirt­schaft­li­chen Be­trie­bes die Mit­glied­schaft oh­ne wei­te­res auf den Er­wer­ber oder den Über­neh­mer über­geht.

3 Die Be­stim­mung be­tref­fend den Über­gang der Mit­glied­schaft bei Ver­äus­se­rung des Grund­stückes be­darf zu ih­rer Gül­tig­keit ge­gen­über Drit­ten der Vor­mer­kung im Grund­bu­che.

Art. 851  

F. Aus­tritt des Rechts­nach­fol­gers

 

Bei Über­tra­gung und Ver­er­bung der Mit­glied­schaft gel­ten für den Rechts­nach­fol­ger die glei­chen Aus­tritts­be­din­gun­gen wie für das frü­he­re Mit­glied.

Vierter Abschnitt: Rechte und Pflichten der Genossenschafter

Art. 852  

A. Aus­weis der Mit­glied­schaft

 

1 Die Sta­tu­ten kön­nen vor­schrei­ben, dass für den Aus­weis der Mit­glied­schaft ei­ne Ur­kun­de aus­ge­stellt wird.

2 Die­ser Aus­weis kann auch im An­teil­schein ent­hal­ten sein.

Art. 853  

B. Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le

 

1 Be­ste­hen bei ei­ner Ge­nos­sen­schaft An­teil­schei­ne, so hat je­der der Ge­nos­sen­schaft Bei­tre­ten­de min­des­tens einen An­teil­schein zu über­neh­men.

2 Die Sta­tu­ten kön­nen be­stim­men, dass bis zu ei­ner be­stimm­ten Höchst­zahl meh­re­re An­teil­schei­ne er­wor­ben wer­den dür­fen.

3 Die An­teil­schei­ne wer­den auf den Na­men des Mit­glie­des aus­ge­stellt. Sie kön­nen aber nicht als Wert­pa­pie­re, son­dern nur als Be­wei­sur­kun­den er­rich­tet wer­den.

Art. 854  

C. Rechts­gleich­heit

 

Die Ge­nos­sen­schaf­ter ste­hen in glei­chen Rech­ten und Pflich­ten, so­weit sich aus dem Ge­setz nicht ei­ne Aus­nah­me er­gibt.

Art. 855  

D. Rech­te

I. Stimm­recht

 

Die Rech­te, die den Ge­nos­sen­schaf­tern in den An­ge­le­gen­hei­ten der Ge­nos­sen­schaft, ins­be­son­de­re in Be­zug auf die Füh­rung der ge­nos­sen­schaft­li­chen Ge­schäf­te und die För­de­rung der Ge­nos­sen­schaft zu­ste­hen, wer­den durch die Teil­nah­me an der Ge­ne­ral­ver­samm­lung oder in den vom Ge­setz vor­ge­se­he­nen Fäl­len durch schrift­li­che Stimm­ab­ga­be (Ur­ab­stim­mung) aus­ge­übt.

Art. 856  

II. Kon­troll­recht der Ge­nos­sen­schaf­ter

1. Be­kannt­ma­chung des Ge­schäfts­be­richts

 

1 Spätestens zehn Tage vor der Generalversammlung oder der Urabstimmung, die über die Genehmigung des Lageberichts, der Konzernrechnung und der Jahresrechnung zu entscheiden hat, sind diese mit dem Revisionsbericht zur Einsicht der Genossenschafter am Sitz der Genossenschaft aufzulegen.717

2 Sofern die Unterlagen nicht elektronisch zugänglich sind, kann jeder Genossenschafter während eines Jahres nach der Generalversammlung verlangen, dass ihm der Geschäftsbericht in der von der Generalversammlung genehmigten Form sowie der Revisionsbericht zugestellt werden.718

717 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 23. Dez. 2011 (Rech­nungs­le­gungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6679; BBl 2008 1589).

718 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 857  

2. Aus­kunf­ter­tei­lung

 

1 Die Ge­nos­sen­schaf­ter kön­nen die Re­vi­si­ons­stel­le auf zwei­fel­haf­te An­sät­ze auf­merk­sam ma­chen und die er­for­der­li­chen Auf­schlüs­se ver­lan­gen.719

2 Ei­ne Ein­sicht­nah­me in die Ge­schäfts­bü­cher und Kor­re­spon­den­zen ist nur mit aus­drück­li­cher Er­mäch­ti­gung der Ge­ne­ral­ver­samm­lung oder durch Be­schluss der Ver­wal­tung und un­ter Wah­rung des Ge­schäfts­ge­heim­nis­ses ge­stat­tet.

3 Das Ge­richt kann ver­fü­gen, dass die Ge­nos­sen­schaft dem Ge­nos­sen­schaf­ter über be­stimm­te, für die Aus­übung des Kon­troll­rechts er­heb­li­che Tat­sa­chen durch be­glau­big­te Ab­schrift aus ih­ren Ge­schäfts­bü­chern oder von Kor­re­spon­den­zen Aus­kunft zu er­tei­len hat. Durch die­se Ver­fü­gung dür­fen die In­ter­es­sen der Ge­nos­sen­schaft nicht ge­fähr­det wer­den.

4 Das Kon­troll­recht der Ge­nos­sen­schaf­ter kann we­der durch die Sta­tu­ten noch durch Be­schlüs­se ei­nes Ge­nos­sen­schafts­or­gans auf­ge­ho­ben oder be­schränkt wer­den.

719 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 858  

III. All­fäl­li­ge Rech­te auf den Jah­res­ge­winn

1. …

 

721 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 3 des BG vom 23. Dez. 2011 (Rech­nungs­le­gungs­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6679; BBl 2008 1589).

Art. 859  

2. Ver­tei­lungs­grund­sät­ze

 

1 Ein Jah­res­ge­winn aus dem Be­trie­be der Ge­nos­sen­schaft fällt, wenn die Sta­tu­ten es nicht an­ders be­stim­men, in sei­nem gan­zen Um­fan­ge in das Ge­nos­sen­schafts­ver­mö­gen.

2 Ist ei­ne Ver­tei­lung des Jah­res­ge­winns un­ter die Ge­nos­sen­schaf­ter vor­ge­se­hen, so er­folgt sie, so­weit die Sta­tu­ten es nicht an­ders ord­nen, nach dem Mas­se der Be­nüt­zung der ge­nos­sen­schaft­li­chen Ein­rich­tun­gen durch die ein­zel­nen Mit­glie­der.

3 Be­ste­hen An­teil­schei­ne, so darf die auf sie ent­fal­len­de Quo­te des Jah­res­ge­winns den lan­des­üb­li­chen Zins­fuss für lang­fris­ti­ge Dar­le­hen oh­ne be­son­de­re Si­cher­hei­ten nicht über­stei­gen.

Art. 860  

3. Pflicht zur Bil­dung und Äuf­nung ei­nes Re­ser­ve­fonds

 

1 So­weit der Jah­res­ge­winn in an­de­rer Wei­se als zur Äuf­nung des Ge­nos­sen­schafts­ver­mö­gens ver­wen­det wird, ist da­von jähr­lich ein Zwan­zigs­tel ei­nem Re­ser­ve­fonds zu­zu­wei­sen. Die­se Zu­wei­sung hat wäh­rend min­des­tens 20 Jah­ren zu er­fol­gen; wenn An­teil­schei­ne be­ste­hen, hat die Zu­wei­sung auf al­le Fäl­le so lan­ge zu er­fol­gen, bis der Re­ser­ve­fonds einen Fünf­tel des Ge­nos­sen­schafts­ka­pi­tals aus­macht.

2 Durch die Sta­tu­ten kann ei­ne wei­ter­ge­hen­de Äuf­nung des Re­ser­ve­fonds vor­ge­schrie­ben wer­den.

3 So­weit der Re­ser­ve­fonds die Hälf­te des üb­ri­gen Ge­nos­sen­schafts­ver­mö­gens oder, wenn An­teil­schei­ne be­ste­hen, die Hälf­te des Ge­nos­sen­schafts­ka­pi­tals nicht über­steigt, darf er nur zur De­ckung von Ver­lus­ten oder zu Mass­nah­men ver­wen­det wer­den, die ge­eig­net sind, in Zei­ten schlech­ten Ge­schäfts­gan­ges die Er­rei­chung des Ge­nos­sen­schafts­zweckes si­cher­zu­stel­len.

4722

722 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. II 1 des Ver­si­che­rungs­auf­sichts­ge­set­zes vom 17. Dez. 2004, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2006 (AS 2005 5269; BBl 2003 3789).

Art. 861  

4. Jah­res­ge­winn bei Kre­dit­ge­nos­sen­schaf­ten

 

1 Kre­dit­ge­nos­sen­schaf­ten kön­nen in den Sta­tu­ten von den Be­stim­mun­gen der vor­ste­hen­den Ar­ti­kel ab­wei­chen­de Vor­schrif­ten über die Ver­tei­lung des Jah­res­ge­winns er­las­sen, doch sind auch sie ge­hal­ten, einen Re­ser­ve­fonds zu bil­den und den vor­ste­hen­den Be­stim­mun­gen ge­mä­ss zu ver­wen­den.

2 Dem Re­ser­ve­fonds ist all­jähr­lich min­des­tens ein Zehn­tel des Jah­res­ge­winns zu­zu­wei­sen, bis der Fonds die Hö­he von ei­nem Zehn­tel des Ge­nos­sen­schafts­ka­pi­tals er­reicht hat.

3 Wird auf die Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le ei­ne Quo­te des Jah­res­ge­winns ver­teilt, die den lan­des­üb­li­chen Zins­fuss für lang­fris­ti­ge Dar­le­hen oh­ne be­son­de­re Si­cher­hei­ten über­steigt, so ist von dem die­sen Zins­fuss über­stei­gen­den Be­trag ein Zehn­tel eben­falls dem Re­ser­ve­fonds zu­zu­wei­sen.

Art. 862  

5. Fonds zu Wohl­fahrts­zwe­cken

 

1 Die Sta­tu­ten kön­nen ins­be­son­de­re auch Fonds zur Grün­dung und Un­ter­stüt­zung von Wohl­fahrt­sein­rich­tun­gen für An­ge­stell­te und Ar­bei­ter des Un­ter­neh­mens so­wie für Ge­nos­sen­schaf­ter vor­se­hen.

2–4723

723Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I Buchst. b des BG vom 21. März 1958, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 1958 (AS 1958 379; BBl 1956 II 825).

Art. 863  

6. Wei­te­re Re­ser­ve­an­la­gen

 

1 Die dem Ge­setz und den Sta­tu­ten ent­spre­chen­den Ein­la­gen in Re­ser­ve- und an­de­re Fonds sind in ers­ter Li­nie von dem zur Ver­tei­lung ge­lan­gen­den Jah­res­ge­winn in Ab­zug zu brin­gen.

2 So­weit die Rück­sicht auf das dau­ern­de Ge­dei­hen des Un­ter­neh­mens es als an­ge­zeigt er­schei­nen lässt, kann die Ge­ne­ral­ver­samm­lung auch sol­che Re­ser­ve­an­la­gen be­schlies­sen, die im Ge­setz oder in den Sta­tu­ten nicht vor­ge­se­hen sind oder über de­ren An­for­de­run­gen hin­aus­ge­hen.

3 In glei­cher Wei­se kön­nen zum Zwe­cke der Grün­dung und Un­ter­stüt­zung von Wohl­fahrt­sein­rich­tun­gen für An­ge­stell­te, Ar­bei­ter und Ge­nos­sen­schaf­ter so­wie zu an­dern Wohl­fahrts­zwe­cken Bei­trä­ge aus dem Jah­res­ge­winn auch dann aus­ge­schie­den wer­den, wenn sie in den Sta­tu­ten nicht vor­ge­se­hen sind; sol­che Bei­tra­ge ste­hen un­ter den Be­stim­mun­gen über die sta­tu­ta­ri­schen Wohl­fahrts­fonds.

Art. 864  

IV. Ab­fin­dungs­an­spruch

1. Nach Mass­ga­be der Sta­tu­ten

 

1 Die Sta­tu­ten be­stim­men, ob und wel­che An­sprü­che an das Ge­nos­sen­schafts­ver­mö­gen den aus­schei­den­den Ge­nos­sen­schaf­tern oder de­ren Er­ben zu­ste­hen. Die­se An­sprü­che sind auf Grund des bi­lanz­mäs­si­gen Rein­ver­mö­gens im Zeit­punkt des Aus­schei­dens mit Aus­schluss der Re­ser­ven zu be­rech­nen.

2 Die Sta­tu­ten kön­nen dem Aus­schei­den­den oder sei­nen Er­ben ein Recht auf gänz­li­che oder teil­wei­se Rück­zah­lung der An­teil­schei­ne mit Aus­schluss des Ein­tritts­gel­des zu­er­ken­nen. Sie kön­nen die Hin­aus­schie­bung der Rück­zah­lung bis auf die Dau­er von drei Jah­ren nach dem Aus­schei­den vor­se­hen.

3 Die Ge­nos­sen­schaft bleibt in­des­sen auch oh­ne sta­tu­ta­ri­sche Be­stim­mung hier­über be­rech­tigt, die Rück­zah­lung bis auf drei Jah­re hin­aus­zu­schie­ben, so­fern ihr durch die­se Zah­lung ein er­heb­li­cher Scha­den er­wach­sen oder ihr Fort­be­stand ge­fähr­det wür­de. Ein all­fäl­li­ger An­spruch der Ge­nos­sen­schaft auf Be­zah­lung ei­ner an­ge­mes­se­nen Aus­lö­sungs­s­um­me wird durch die­se Be­stim­mung nicht be­rührt.

4 Die An­sprü­che des Aus­schei­den­den oder sei­ner Er­ben ver­jäh­ren in drei Jah­ren vom Zeit­punkt an ge­rech­net, auf den die Aus­zah­lung ver­langt wer­den kann.

Art. 865  

2. Nach Ge­setz

 

1 Ent­hal­ten die Sta­tu­ten kei­ne Be­stim­mung über einen Ab­fin­dungs­an­spruch, so kön­nen die aus­schei­den­den Ge­nos­sen­schaf­ter oder ih­re Er­ben kei­ne Ab­fin­dung be­an­spru­chen.

2 Wird die Ge­nos­sen­schaft in­ner­halb ei­nes Jah­res nach dem Aus­schei­den oder nach dem To­de ei­nes Ge­nos­sen­schaf­ters auf­ge­löst und wird das Ver­mö­gen ver­teilt, so steht dem Aus­ge­schie­de­nen oder sei­nen Er­ben der glei­che An­spruch zu wie den bei der Auf­lö­sung vor­han­de­nen Ge­nos­sen­schaf­tern.

Art. 866  

E. Pflich­ten

I. Treue­pflicht

 

Die Ge­nos­sen­schaf­ter sind ver­pflich­tet, die In­ter­es­sen der Ge­nos­sen­schaft in gu­ten Treu­en zu wah­ren.

Art. 867  

II. Pflicht zu Bei­trä­gen und Leis­tun­gen

 

1 Die Sta­tu­ten re­geln die Bei­trags- und Leis­tungs­pflicht.

2 Sind die Ge­nos­sen­schaf­ter zur Ein­zah­lung von Ge­nos­sen­schafts­an­tei­len oder zu an­dern Bei­trags­leis­tun­gen ver­pflich­tet, so hat die Ge­nos­sen­schaft die­se Leis­tun­gen un­ter An­set­zung ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist und mit ein­ge­schrie­be­nem Brief ein­zu­for­dern.

3 Wird auf die ers­te Auf­for­de­rung nicht be­zahlt und kommt der Ge­nos­sen­schaf­ter auch ei­ner zwei­ten Zah­lungs­auf­for­de­rung in­nert Mo­nats­frist nicht nach, so kann er, so­fern ihm dies mit ein­ge­schrie­be­nem Brief an­ge­droht wor­den ist, sei­ner Ge­nos­sen­schafts­rech­te ver­lus­tig er­klärt wer­den.

4 So­fern die Sta­tu­ten es nicht an­ders ord­nen, wird der Ge­nos­sen­schaf­ter durch die Ver­lus­ti­g­er­klä­rung nicht von fäl­li­gen oder durch die Aus­sch­lies­sung fäl­lig wer­den­den Ver­pflich­tun­gen be­freit.

Art. 868  

III. Haf­tung

1. Der Ge­nos­sen­schaft

 

Für die Ver­bind­lich­kei­ten der Ge­nos­sen­schaft haf­tet das Ge­nos­sen­schafts­ver­mö­gen. Es haf­tet aus­sch­liess­lich, so­fern die Sta­tu­ten nichts an­de­res be­stim­men.

Art. 869  

2. Der Ge­nos­sen­schaf­ter

a. Un­be­schränk­te Haf­tung

 

1 Die Sta­tu­ten kön­nen, aus­ge­nom­men bei kon­zes­sio­nier­ten Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaf­ten, die Be­stim­mung auf­stel­len, dass nach dem Ge­nos­sen­schafts­ver­mö­gen die Ge­nos­sen­schaf­ter per­sön­lich un­be­schränkt haf­ten.

2 In die­sem Fal­le haf­ten, so­weit die Gläu­bi­ger im Ge­nos­sen­schafts­kon­kur­se zu Ver­lust kom­men, die Ge­nos­sen­schaf­ter für al­le Ver­bind­lich­kei­ten der Ge­nos­sen­schaft so­li­da­risch mit ih­rem gan­zen Ver­mö­gen. Die­se Haf­tung wird bis zur Be­en­di­gung des Kon­kur­ses durch die Kon­kurs­ver­wal­tung gel­tend ge­macht.

Art. 870  

b. Be­schränk­te Haf­tung

 

1 Die Sta­tu­ten kön­nen, aus­ge­nom­men bei kon­zes­sio­nier­ten Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaf­ten, die Be­stim­mung auf­stel­len, dass die Ge­nos­sen­schaf­ter über die Mit­glie­der­bei­trä­ge und Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le hin­aus für die Ver­bind­lich­kei­ten der Ge­nos­sen­schaft nach dem Ge­nos­sen­schafts­ver­mö­gen per­sön­lich, je­doch nur bis zu ei­nem be­stimm­ten Be­tra­ge haf­ten.

2 Wenn Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le be­ste­hen, ist der Haf­tungs­be­trag für die ein­zel­nen Ge­nos­sen­schaf­ter nach dem Be­trag ih­rer Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le zu be­stim­men.

3 Die Haf­tung wird bis zur Be­en­di­gung des Kon­kur­ses durch die Kon­kurs­ver­wal­tung gel­tend ge­macht.

Art. 871  

c. Nach­schuss­pflicht

 

1 Die Sta­tu­ten kön­nen die Ge­nos­sen­schaf­ter an Stel­le oder ne­ben der Haf­tung zur Leis­tung von Nach­schüs­sen ver­pflich­ten, die je­doch nur zur De­ckung von Bi­lanz­ver­lus­ten die­nen dür­fen.

2 Die Nach­schuss­pflicht kann un­be­schränkt sein, sie kann aber auch auf be­stimm­te Be­trä­ge oder im Ver­hält­nis zu den Mit­glie­der­bei­trä­gen oder den Ge­nos­sen­schafts­an­tei­len be­schränkt wer­den.

3 Ent­hal­ten die Sta­tu­ten kei­ne Be­stim­mun­gen über die Ver­tei­lung der Nach­schüs­se auf die ein­zel­nen Ge­nos­sen­schaf­ter, so rich­tet sich die­se nach dem Be­trag der Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le oder, wenn sol­che nicht be­ste­hen, nach Köp­fen.

4 Die Nach­schüs­se kön­nen je­der­zeit ein­ge­for­dert wer­den. Im Kon­kur­se der Ge­nos­sen­schaft steht die Ein­for­de­rung der Nach­schüs­se der Kon­kurs­ver­wal­tung zu.

5 Im Üb­ri­gen sind die Vor­schrif­ten über die Ein­for­de­rung der Leis­tun­gen und über die Ver­lus­ti­g­er­klä­rung an­wend­bar.

Art. 872  

d. Un­zu­läs­si­ge Be­schrän­kun­gen

 

Be­stim­mun­gen der Sta­tu­ten, wel­che die Haf­tung auf be­stimm­te Zeit oder auf be­son­de­re Ver­bind­lich­kei­ten oder auf ein­zel­ne Grup­pen von Mit­glie­dern be­schrän­ken, sind un­gül­tig.

Art. 873  

e. Ver­fah­ren im Kon­kurs

 

1 Im Kon­kurs ei­ner Ge­nos­sen­schaft mit per­sön­li­cher Haf­tung oder mit Nach­schuss­pflicht der Ge­nos­sen­schaf­ter hat die Kon­kurs­ver­wal­tung gleich­zei­tig mit der Auf­stel­lung des Kol­lo­ka­ti­ons­pla­nes die auf die ein­zel­nen Ge­nos­sen­schaf­ter ent­fal­len­den vor­läu­fi­gen Haf­tungs­an­tei­le oder Nach­schuss­be­trä­ge fest­zu­stel­len und ein­zu­for­dern.

2 Un­ein­bring­li­che Be­trä­ge sind auf die üb­ri­gen Ge­nos­sen­schaf­ter im glei­chen Ver­hält­nis zu ver­tei­len, Über­schüs­se nach end­gül­ti­ger Fest­stel­lung der Ver­tei­lungs­lis­te zu­rück­zu­er­stat­ten. Der Rück­griff der Ge­nos­sen­schaf­ter un­ter sich bleibt vor­be­hal­ten.

3 Die vor­läu­fi­ge Fest­stel­lung der Ver­pflich­tun­gen der Ge­nos­sen­schaf­ter und die Ver­tei­lungs­lis­te kön­nen nach den Vor­schrif­ten des Schuld­be­trei­bungs- und Kon­kurs­ge­set­zes vom 11. April 1889724 durch Be­schwer­de an­ge­foch­ten wer­den.

4 Das Ver­fah­ren wird durch ei­ne Ver­ord­nung des Bun­des­ra­tes ge­re­gelt.725

724SR 281.1

725 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 10 des BG vom 20. März 2008 zur for­mel­len Be­rei­ni­gung des Bun­des­rechts, in Kraft seit 1. Aug. 2008 (AS 2008 3437; BBl 2007 6121).

Art. 874  

f. Än­de­rung der Haf­tungs­be­stim­mun­gen

 

1 Än­de­run­gen an den Haf­tungs- oder Nach­schuss­ver­pflich­tun­gen der Ge­nos­sen­schaf­ter so­wie die Her­ab­set­zung oder Auf­he­bung der An­teil­schei­ne kön­nen nur auf dem We­ge der Sta­tu­ten­re­vi­si­on vor­ge­nom­men wer­den.

2 Auf die Her­ab­set­zung oder Auf­he­bung der An­teil­schei­ne fin­den über­dies die Be­stim­mun­gen über die Ka­pi­tal­her­ab­set­zung bei der Ak­ti­en­ge­sell­schaft An­wen­dung.726

3 Von ei­ner Ver­min­de­rung der Haf­tung oder der Nach­schuss­pflicht wer­den die vor der Ver­öf­fent­li­chung der Sta­tu­ten­re­vi­si­on ent­stan­de­nen Ver­bind­lich­kei­ten nicht be­trof­fen.

4 Die Neu­be­grün­dung oder Ver­meh­rung der Haf­tung oder der Nach­schuss­pflicht wirkt mit der Ein­tra­gung des Be­schlus­ses zu­guns­ten al­ler Gläu­bi­ger der Ge­nos­sen­schaft.

726 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 875  

g. Haf­tung neu ein­tre­ten­der Ge­nos­sen­schaf­ter

 

1 Wer in ei­ne Ge­nos­sen­schaft mit per­sön­li­cher Haf­tung oder mit Nach­schuss­pflicht der Ge­nos­sen­schaf­ter ein­tritt, haf­tet gleich den an­dern Ge­nos­sen­schaf­tern auch für die vor sei­nem Ein­tritt ent­stan­de­nen Ver­bind­lich­kei­ten.

2 Ei­ne ent­ge­gen­ste­hen­de Be­stim­mung der Sta­tu­ten oder Ver­ab­re­dung un­ter den Ge­nos­sen­schaf­tern hat Drit­ten ge­gen­über kei­ne Wir­kung.

Art. 876  

h. Haf­tung nach Aus­schei­den oder nach Auf­lö­sung

 

1 Wenn ein un­be­schränkt oder be­schränkt haf­ten­der Ge­nos­sen­schaf­ter durch Tod oder in an­de­rer Wei­se aus­schei­det, dau­ert die Haf­tung für die vor sei­nem Aus­schei­den ent­stan­de­nen Ver­bind­lich­kei­ten fort, so­fern die Ge­nos­sen­schaft in­ner­halb ei­nes Jah­res oder ei­ner sta­tu­ta­risch fest­ge­setz­ten län­gern Frist seit der Ein­tra­gung des Aus­schei­dens in das Han­dels­re­gis­ter in Kon­kurs ge­rät.

2 Un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen und für die glei­chen Fris­ten be­steht auch die Nach­schuss­pflicht fort.

3 Wird ei­ne Ge­nos­sen­schaft auf­ge­löst, so blei­ben die Mit­glie­der in glei­cher Wei­se haft­bar oder zu Nach­schüs­sen ver­pflich­tet, falls in­ner­halb ei­nes Jah­res oder ei­ner sta­tu­ta­risch fest­ge­setz­ten län­ge­re Frist seit der Ein­tra­gung der Auf­lö­sung in das Han­dels­re­gis­ter der Kon­kurs über die Ge­nos­sen­schaft er­öff­net wird.

Art. 877  

i. An­mel­dung von Ein- und Aus­tritt im Han­dels­re­gis­ter

 

1 Sind die Ge­nos­sen­schaf­ter für die Ge­nos­sen­schafts­schul­den un­be­schränkt oder be­schränkt haft­bar oder sind sie zu Nach­schüs­sen ver­pflich­tet, so hat die Ver­wal­tung je­den Ein­tritt oder Aus­tritt ei­nes Ge­nos­sen­schaf­ters in­ner­halb drei Mo­na­ten beim Han­dels­re­gis­ter­amt an­zu­mel­den.

2 Über­dies steht je­dem aus­tre­ten­den oder aus­ge­schlos­se­nen Mit­glie­de so­wie den Er­ben ei­nes Mit­glie­des die Be­fug­nis zu, die Ein­tra­gung des Aus­trit­tes, des Aus­schlus­ses oder des To­des­fal­les von sich aus vor­neh­men zu las­sen. Das Han­dels­re­gis­ter­amt hat der Ver­wal­tung der Ge­nos­sen­schaft von ei­ner sol­chen An­mel­dung so­fort Kennt­nis zu ge­ben.

3 Die kon­zes­sio­nier­ten Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaf­ten sind von der Pflicht zur An­mel­dung ih­rer Mit­glie­der beim Han­dels­re­gis­ter­amt be­freit.

Art. 878  

k. Ver­jäh­rung der Haf­tung

 

1 Die An­sprü­che der Gläu­bi­ger aus der per­sön­li­chen Haf­tung der ein­zel­nen Ge­nos­sen­schaf­ter kön­nen noch wäh­rend der Dau­er ei­nes Jah­res vom Schlus­se des Kon­kurs­ver­fah­rens an von je­dem Gläu­bi­ger gel­tend ge­macht wer­den, so­fern sie nicht nach ge­setz­li­cher Vor­schrift schon vor­her er­lo­schen sind.

2 Der Rück­griff der Ge­nos­sen­schaf­ter un­ter sich ver­jährt mit Ab­lauf von drei Jah­ren vom Zeit­punkt der Zah­lung an, für die er gel­tend ge­macht wird.727

727 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 15. Ju­ni 2018 (Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5343; BBl 2014 235).

Fünfter Abschnitt: Organisation der Genossenschaft

Art. 879  

A. Ge­ne­ral­ver­samm­lung

I. Be­fug­nis­se

 

1 Obers­tes Or­gan der Ge­nos­sen­schaft ist die Ge­ne­ral­ver­samm­lung der Ge­nos­sen­schaf­ter.

2 Ihr ste­hen fol­gen­de un­über­trag­ba­re Be­fug­nis­se zu:

1.
die Fest­set­zung und Än­de­rung der Sta­tu­ten;
2.728
Wahl der Ver­wal­tung und der Re­vi­si­ons­stel­le;
2bis.729
die Ge­neh­mi­gung der Jah­res­rech­nung so­wie ge­ge­be­nen­falls die Be­schluss­fas­sung über die Ver­wen­dung des Bi­lanz­ge­winns;
3.730
die Ge­neh­mi­gung des La­ge­be­richts und der Kon­zern­rech­nung;
3bis.731
die Be­schluss­fas­sung über die Rück­zah­lung von Ka­pi­tal­re­ser­ven;
4.
die Ent­las­tung der Ver­wal­tung;
5.
die Be­schluss­fas­sung über die Ge­gen­stän­de, die der Ge­ne­ral­ver­samm­lung durch das Ge­setz oder die Sta­tu­ten vor­be­hal­ten sind.

728 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

729 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

730 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 23. Dez. 2011 (Rech­nungs­le­gungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6679; BBl 2008 1589).

731 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 880  

II. Ur­ab­stim­mung

 

Bei Ge­nos­sen­schaf­ten, die mehr als 300 Mit­glie­der zäh­len oder bei de­nen die Mehr­heit der Mit­glie­der aus Ge­nos­sen­schaf­ten be­steht, kön­nen die Sta­tu­ten be­stim­men, dass die Be­fug­nis­se der Ge­ne­ral­ver­samm­lung ganz oder zum Teil durch schrift­li­che Stimm­ab­ga­be (Ur­ab­stim­mung) der Ge­nos­sen­schaf­ter aus­ge­übt wer­den.

Art. 881  

III. Ein­be­ru­fung

1. Recht und Pflicht

 

1 Die Ge­ne­ral­ver­samm­lung wird durch die Ver­wal­tung oder ein an­de­res nach den Sta­tu­ten da­zu be­fug­tes Or­gan, nö­ti­gen­falls durch die Re­vi­si­ons­stel­le ein­be­ru­fen.732 Das Ein­be­ru­fungs­recht steht auch den Li­qui­da­to­ren und den Ver­tre­tern der An­lei­hens­gläu­bi­ger zu.

2 Die Ge­ne­ral­ver­samm­lung muss ein­be­ru­fen wer­den, wenn we­nigs­tens der zehn­te Teil der Ge­nos­sen­schaf­ter oder, bei Ge­nos­sen­schaf­ten von we­ni­ger als 30 Mit­glie­dern, min­des­tens drei Ge­nos­sen­schaf­ter die Ein­be­ru­fung ver­lan­gen.

3 Ent­spricht die Ver­wal­tung die­sem Be­geh­ren nicht bin­nen an­ge­mes­se­ner Frist, so hat das Ge­richt auf An­trag der Ge­such­stel­ler die Ein­be­ru­fung an­zu­ord­nen.

732 Fas­sung ers­ter Satz ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 882  

2. Form

 

1 Die Ge­ne­ral­ver­samm­lung ist in der durch die Sta­tu­ten vor­ge­se­he­nen Form, je­doch min­des­tens fünf Ta­ge vor dem Ver­samm­lungs­tag ein­zu­be­ru­fen.

2 Bei Ge­nos­sen­schaf­ten von über 30 Mit­glie­dern ist die Ein­be­ru­fung wirk­sam, so­bald sie durch öf­fent­li­che Aus­kün­di­gung er­folgt.

Art. 883  

3. Ver­hand­lungs­ge­gen­stän­de

 

1 Bei der Ein­be­ru­fung sind die Ver­hand­lungs­ge­gen­stän­de, bei Ab­än­de­rung der Sta­tu­ten der we­sent­li­che In­halt der vor­ge­schla­ge­nen Än­de­run­gen be­kannt­zu­ge­ben.

2 Über Ge­gen­stän­de, die nicht in die­ser Wei­se an­ge­kün­digt wor­den sind, kön­nen Be­schlüs­se nicht ge­fasst wer­den, aus­ser über einen An­trag auf Ein­be­ru­fung ei­ner wei­tern Ge­ne­ral­ver­samm­lung.

3 Zur Stel­lung von An­trä­gen und zu Ver­hand­lun­gen oh­ne Be­schluss­fas­sung be­darf es der vor­gän­gi­gen An­kün­di­gung nicht.

Art. 884  

4. Uni­ver­sal­ver­samm­lung

 

Wenn und so­lan­ge al­le Ge­nos­sen­schaf­ter in ei­ner Ver­samm­lung an­we­send sind, kön­nen sie, falls kein Wi­der­spruch er­ho­ben wird, Be­schlüs­se fas­sen, auch wenn die Vor­schrif­ten über die Ein­be­ru­fung nicht ein­ge­hal­ten wur­den.

Art. 885  

IV. Stimm­recht

 

Je­der Ge­nos­sen­schaf­ter hat in der Ge­ne­ral­ver­samm­lung oder in der Ur­ab­stim­mung ei­ne Stim­me.

Art. 886  

V. Ver­tre­tung

 

1 Bei der Aus­übung sei­nes Stimm­rechts in der Ge­ne­ral­ver­samm­lung kann sich ein Ge­nos­sen­schaf­ter durch einen an­dern Ge­nos­sen­schaf­ter ver­tre­ten las­sen, doch kann kein Be­voll­mäch­tig­ter mehr als einen Ge­nos­sen­schaf­ter ver­tre­ten.

2 Bei Ge­nos­sen­schaf­ten mit über 1000 Mit­glie­dern kön­nen die Sta­tu­ten vor­se­hen, dass je­der Ge­nos­sen­schaf­ter mehr als einen, höchs­tens aber neun an­de­re Ge­nos­sen­schaf­ter ver­tre­ten darf.

3 Den Sta­tu­ten bleibt vor­be­hal­ten, die Ver­tre­tung durch einen hand­lungs­fä­hi­gen Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen zu­läs­sig zu er­klä­ren.

Art. 887  

VI. Aus­sch­lies­sung vom Stimm­recht

 

1 Bei Be­schlüs­sen über die Ent­las­tung der Ver­wal­tung ha­ben Per­so­nen, die in ir­gend­ei­ner Wei­se an der Ge­schäfts­füh­rung teil­ge­nom­men ha­ben, kein Stimm­recht.

2733

733 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 888  

VII. Be­schluss­fas­sung

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Ge­ne­ral­ver­samm­lung fasst ih­re Be­schlüs­se und voll­zieht ih­re Wahlen, so­weit das Ge­setz oder die Sta­tu­ten es nicht an­ders be­stim­men, mit ab­so­lu­ter Mehr­heit der ab­ge­ge­be­nen Stim­men. Das­sel­be gilt für Be­schlüs­se und Wahlen, die auf dem We­ge der Ur­ab­stim­mung vor­ge­nom­men wer­den.

2 Für die Auf­lö­sung der Ge­nos­sen­schaft so­wie für die Ab­än­de­rung der Sta­tu­ten be­darf es ei­ner Mehr­heit von zwei Drit­teln der ab­ge­ge­be­nen Stim­men. Die Sta­tu­ten kön­nen die Be­din­gun­gen für die­se Be­schlüs­se noch er­schwe­ren.734

734 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Fu­si­ons­ge­set­zes vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. Ju­li 2004 (AS 2004 2617; BBl 2000 4337).

Art. 889  

2. Bei Er­hö­hung der Leis­tun­gen der Ge­nos­sen­schaf­ter

 

1 Be­schlüs­se über die Ein­füh­rung oder die Ver­meh­rung der per­sön­li­chen Haf­tung oder der Nach­schuss­pflicht der Ge­nos­sen­schaf­ter be­dür­fen der Zu­stim­mung von drei Vier­tei­len sämt­li­cher Ge­nos­sen­schaf­ter.

2 Sol­che Be­schlüs­se sind für Ge­nos­sen­schaf­ter, die nicht zu­ge­stimmt ha­ben, nicht ver­bind­lich, wenn sie bin­nen drei Mo­na­ten seit der Ver­öf­fent­li­chung des Be­schlus­ses den Aus­tritt er­klä­ren. Die­ser Aus­tritt ist wirk­sam auf den Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens des Be­schlus­ses.

3 Der Aus­tritt darf in die­sem Fal­le nicht von der Leis­tung ei­ner Aus­lö­sungs­s­um­me ab­hän­gig ge­macht wer­den.

Art. 890  

VIII. Ab­be­ru­fung der Ver­wal­tung und der Re­vi­si­ons­stel­le

 

1 Die Ge­ne­ral­ver­samm­lung ist be­rech­tigt, die Mit­glie­der der Ver­wal­tung und der Re­vi­si­ons­stel­le so­wie an­de­re von ihr ge­wähl­te Be­voll­mäch­tig­te und Be­auf­trag­te ab­zu­be­ru­fen.736

2 Auf den An­trag von we­nigs­tens ei­nem Zehn­tel der Ge­nos­sen­schaf­ter kann das Ge­richt die Ab­be­ru­fung ver­fü­gen, wenn wich­ti­ge Grün­de vor­lie­gen, ins­be­son­de­re wenn die Ab­be­ru­fe­nen die ih­nen ob­lie­gen­den Pflich­ten ver­nach­läs­sigt ha­ben oder zu er­fül­len aus­ser­stan­de wa­ren. Es hat in ei­nem sol­chen Fal­le, so­weit not­wen­dig, ei­ne Neu­wahl durch die zu­stän­di­gen Ge­nos­sen­schafts­or­ga­ne zu ver­fü­gen und für die Zwi­schen­zeit die ge­eig­ne­ten An­ord­nun­gen zu tref­fen.

3 Ent­schä­di­gungs­an­sprü­che der Ab­be­ru­fe­nen blei­ben vor­be­hal­ten.

736 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 891  

IX. An­fech­tung der Ge­ne­ral­ver­samm­lungs­be­schlüs­se

 

1 Die Ver­wal­tung und je­der Ge­nos­sen­schaf­ter kön­nen von der Ge­ne­ral­ver­samm­lung oder in der Ur­ab­stim­mung ge­fass­te Be­schlüs­se, die ge­gen das Ge­setz oder die Sta­tu­ten ver­stos­sen, beim Ge­richt mit Kla­ge ge­gen die Ge­nos­sen­schaft an­fech­ten. Ist die Ver­wal­tung Klä­ge­rin, so be­stimmt das Ge­richt einen Ver­tre­ter für die Ge­nos­sen­schaft.

2 Das An­fech­tungs­recht er­lischt, wenn die Kla­ge nicht spä­tes­tens zwei Mo­na­te nach der Be­schluss­fas­sung an­ge­ho­ben wird.

3 Das Ur­teil, das einen Be­schluss auf­hebt, wirkt für und ge­gen al­le Ge­nos­sen­schaf­ter.

Art. 892  

X. De­le­gier­ten­ver­samm­lung

 

1 Ge­nos­sen­schaf­ten, die mehr als 300 Mit­glie­der zäh­len oder bei de­nen die Mehr­heit der Mit­glie­der aus Ge­nos­sen­schaf­ten be­steht, kön­nen durch die Sta­tu­ten die Be­fug­nis­se der Ge­ne­ral­ver­samm­lung ganz oder zum Teil ei­ner De­le­gier­ten­ver­samm­lung über­tra­gen.

2 Zu­sam­men­set­zung, Wahl­art und Ein­be­ru­fung der De­le­gier­ten­ver­samm­lung wer­den durch die Sta­tu­ten ge­re­gelt.

3 Je­der De­le­gier­te hat in der De­le­gier­ten­ver­samm­lung ei­ne Stim­me, so­fern die Sta­tu­ten das Stimm­recht nicht an­ders ord­nen.

4 Im Üb­ri­gen gel­ten für die De­le­gier­ten­ver­samm­lung die ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten über die Ge­ne­ral­ver­samm­lung.

Art. 893  

XI. Aus­nah­me­be­stim­mun­gen für Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaf­ten

 

1 Die kon­zes­sio­nier­ten Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaf­ten mit über 1000 Mit­glie­dern kön­nen durch die Sta­tu­ten die Be­fug­nis­se der Ge­ne­ral­ver­samm­lung ganz oder zum Teil der Ver­wal­tung über­tra­gen.

2 Un­über­trag­bar sind die Be­fug­nis­se der Ge­ne­ral­ver­samm­lung zur Ein­füh­rung oder Ver­meh­rung der Nach­schuss­pflicht, zur Auf­lö­sung, zur Fu­si­on, zur Spal­tung und zur Um­wand­lung der Rechts­form der Ge­nos­sen­schaft.737

737 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Fu­si­ons­ge­set­zes vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. Ju­li 2004 (AS 2004 2617; BBl 2000 4337).

Art. 893a738  

XII. Ta­gungs­ort und Ver­wen­dung elek­tro­ni­scher Mit­tel

 

Die Vor­schrif­ten des Ak­ti­en­rechts über den Ta­gungs­ort und die Ver­wen­dung elek­tro­ni­scher Mit­tel bei der Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung der Ge­ne­ral­ver­samm­lung sind sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

738 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 894  

B. Ver­wal­tung

I. Wähl­bar­keit

1. Mit­glied­schaft

 

1 Die Ver­wal­tung der Ge­nos­sen­schaft be­steht aus min­des­tens drei Per­so­nen; die Mehr­heit muss aus Ge­nos­sen­schaf­tern be­ste­hen.

2 Ist an der Ge­nos­sen­schaft ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son oder ei­ne Han­dels­ge­sell­schaft be­tei­ligt, so ist sie als sol­che nicht als Mit­glied der Ver­wal­tung wähl­bar; da­ge­gen kön­nen an ih­rer Stel­le ih­re Ver­tre­ter ge­wählt wer­den.

Art. 895739  

2. …

 

739 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 896  

II. Amts­dau­er

 

1 Die Mit­glie­der der Ver­wal­tung wer­den auf höchs­tens vier Jah­re ge­wählt, sind aber, wenn die Sta­tu­ten nicht et­was an­de­res be­stim­men, wie­der wähl­bar.

2 Bei den kon­zes­sio­nier­ten Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaf­ten fin­den für die Amts­dau­er der Ver­wal­tung die für die Ak­ti­en­ge­sell­schaft gel­ten­den Vor­schrif­ten An­wen­dung.

Art. 897  

III. Ver­wal­tungs­aus­schuss

 

Die Sta­tu­ten kön­nen einen Teil der Pflich­ten und Be­fug­nis­se der Ver­wal­tung ei­nem oder meh­re­ren von die­ser ge­wähl­ten Ver­wal­tungs­aus­schüs­sen über­tra­gen.

Art. 898740  

IV. Ge­schäfts­füh­rung und Ver­tre­tung

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Sta­tu­ten kön­nen die Ge­ne­ral­ver­samm­lung oder die Ver­wal­tung er­mäch­ti­gen, die Ge­schäfts­füh­rung oder ein­zel­ne Zwei­ge der­sel­ben und die Ver­tre­tung an ei­ne oder meh­re­re Per­so­nen, Ge­schäfts­füh­rer oder Di­rek­to­ren zu über­tra­gen, die nicht Mit­glie­der der Ge­nos­sen­schaft zu sein brau­chen.

2 Die Ge­nos­sen­schaft muss durch ei­ne Per­son ver­tre­ten wer­den kön­nen, die Wohn­sitz in der Schweiz hat. Die­se Per­son muss Mit­glied der Ver­wal­tung, Ge­schäfts­füh­rer oder Di­rek­tor sein. Die­se Per­son muss Zu­gang zum Ver­zeich­nis nach Ar­ti­kel 837 ha­ben.741

740 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

741 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 12. Dez. 2014 zur Um­set­zung der 2012 re­vi­dier­ten Emp­feh­lun­gen der Grou­pe d’ac­ti­on fi­nan­ciè­re, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 20151389; BBl 2014605).

Art. 899  

2. Um­fang und Be­schrän­kung

 

1 Die zur Ver­tre­tung be­fug­ten Per­so­nen sind er­mäch­tigt, im Na­men der Ge­nos­sen­schaft al­le Rechts­hand­lun­gen vor­zu­neh­men, die der Zweck der Ge­nos­sen­schaft mit sich brin­gen kann.

2 Ei­ne Be­schrän­kung die­ser Ver­tre­tungs­be­fug­nis hat ge­gen­über gut­gläu­bi­gen Drit­ten kei­ne Wir­kung, un­ter Vor­be­halt der im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­nen Be­stim­mun­gen über die aus­sch­liess­li­che Ver­tre­tung der Haupt­nie­der­las­sung oder ei­ner Zweignie­der­las­sung oder über die ge­mein­sa­me Füh­rung der Fir­ma.

3 Die Ge­nos­sen­schaft haf­tet für den Scha­den aus un­er­laub­ten Hand­lun­gen, die ei­ne zur Ge­schäfts­füh­rung oder zur Ver­tre­tung be­fug­te Per­son in Aus­übung ih­rer ge­schäft­li­chen Ver­rich­tun­gen be­geht.

Art. 899a742  

3. Ver­trä­ge zwi­schen der Ge­nos­sen­schaft und ih­rem Ver­tre­ter

 

Wird die Ge­nos­sen­schaft beim Ab­schluss ei­nes Ver­tra­ges durch die­je­ni­ge Per­son ver­tre­ten, mit der sie den Ver­trag ab­sch­liesst, so muss der Ver­trag schrift­lich ab­ge­fasst wer­den. Die­ses Er­for­der­nis gilt nicht für Ver­trä­ge des lau­fen­den Ge­schäfts, bei de­nen die Leis­tung der Ge­sell­schaft den Wert von 1000 Fran­ken nicht über­steigt.

742 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 900  

4. Zeich­nung

 

Die zur Ver­tre­tung der Ge­nos­sen­schaft be­fug­ten Per­so­nen ha­ben in der Wei­se zu zeich­nen, dass sie der Fir­ma der Ge­nos­sen­schaft ih­re Un­ter­schrift bei­fü­gen.

Art. 901744  

5. …

 

744 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 902  

V. Pflich­ten

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Ver­wal­tung hat die Ge­schäf­te der Ge­nos­sen­schaft mit al­ler Sorg­falt zu lei­ten und die ge­nos­sen­schaft­li­che Auf­ga­be mit bes­ten Kräf­ten zu för­dern.

2 Sie ist ins­be­son­de­re ver­pflich­tet:

1.
die Ge­schäf­te der Ge­ne­ral­ver­samm­lung vor­zu­be­rei­ten und de­ren Be­schlüs­se aus­zu­füh­ren;
2.
die mit der Ge­schäfts­füh­rung und Ver­tre­tung Be­auf­trag­ten im Hin­blick auf die Be­ob­ach­tung der Ge­set­ze, der Sta­tu­ten und all­fäl­li­ger Re­gle­men­te zu über­wa­chen und sich über den Ge­schäfts­gang re­gel­mäs­sig un­ter­rich­ten zu las­sen.

3 Die Ver­wal­tung ist da­für ver­ant­wort­lich, dass:

1.
ih­re Pro­to­kol­le und die­je­ni­gen der Ge­ne­ral­ver­samm­lung, die not­wen­di­gen Ge­schäfts­bü­cher so­wie das Ge­nos­sen­schaf­ter­ver­zeich­nis ge­führt wer­den;
2.
der Ge­schäfts­be­richt nach den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten auf­ge­stellt und der Re­vi­si­ons­stel­le zur Prü­fung un­ter­brei­tet wird; und
3.
die An­zei­gen an das Han­dels­re­gis­ter­amt über Ein­tritt und Aus­tritt der Ge­nos­sen­schaf­ter ge­macht wer­den.745

745 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 902a746  

2. Rück­er­stat­tung von Leis­tun­gen

 

Auf die Rück­er­stat­tung von Leis­tun­gen sind die Vor­schrif­ten des Ak­ti­en­rechts ent­spre­chend an­wend­bar.

746 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 903747  

3. Dro­hen­de Zah­lungs­un­fä­hig­keit, Ka­pi­tal­ver­lust und Über­schul­dung

 

1 Die Be­stim­mun­gen des Ak­ti­en­rechts zur dro­hen­den Zah­lungs­un­fä­hig­keit, zur Über­schul­dung so­wie zur Auf­wer­tung von Grund­stücken und Be­tei­li­gun­gen sind ent­spre­chend an­wend­bar.

2 Bei Ge­nos­sen­schaf­ten mit An­teil­schei­nen sind über­dies die Be­stim­mun­gen des Ak­ti­en­rechts über den Ka­pi­tal­ver­lust ent­spre­chend an­wend­bar.

747 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 904  

VI. Rück­er­stat­tung ent­rich­te­ter Zah­lun­gen

 

1 Im Kon­kur­se der Ge­nos­sen­schaft sind die Mit­glie­der der Ver­wal­tung den Ge­nos­sen­schafts­gläu­bi­gern ge­gen­über zur Rück­er­stat­tung al­ler in den letz­ten drei Jah­ren vor Kon­kurs­aus­bruch als Ge­winnan­tei­le oder un­ter an­de­rer Be­zeich­nung ge­mach­ten Be­zü­ge ver­pflich­tet, so­weit die­se ein an­ge­mes­se­nes Ent­gelt für Ge­gen­leis­tun­gen über­stei­gen und bei vor­sich­ti­ger Bi­lan­zie­rung nicht hät­ten aus­ge­rich­tet wer­den sol­len.

2 Die Rück­er­stat­tung ist aus­ge­schlos­sen, so­weit sie nach den Be­stim­mun­gen über die un­ge­recht­fer­tig­te Be­rei­che­rung nicht ge­for­dert wer­den kann.

3 Das Ge­richt ent­schei­det un­ter Wür­di­gung al­ler Um­stän­de nach frei­em Er­mes­sen.

Art. 905  

VII. Ein­stel­lung und Ab­be­ru­fung

 

1 Die Ver­wal­tung kann die von ihr be­stell­ten Aus­schüs­se, Ge­schäfts­füh­rer, Di­rek­to­ren und an­dern Be­voll­mäch­tig­ten und Be­auf­trag­ten je­der­zeit ab­be­ru­fen.

2 Die von der Ge­ne­ral­ver­samm­lung be­stell­ten Be­voll­mäch­tig­ten und Be­auf­trag­ten kön­nen von der Ver­wal­tung je­der­zeit in ih­ren Funk­tio­nen ein­ge­stellt wer­den un­ter so­for­ti­ger Ein­be­ru­fung ei­ner Ge­ne­ral­ver­samm­lung.

3 Ent­schä­di­gungs­an­sprü­che der Ab­be­ru­fe­nen oder in ih­ren Funk­tio­nen Ein­ge­stell­ten blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 906748  

C. Re­vi­si­ons­stel­le

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Für die Re­vi­si­ons­stel­le sind die Vor­schrif­ten des Ak­ti­en­rechts ent­spre­chend an­wend­bar.

2 Ei­ne or­dent­li­che Re­vi­si­on der Jah­res­rech­nung durch ei­ne Re­vi­si­ons­stel­le kön­nen ver­lan­gen:

1.
10 Pro­zent der Ge­nos­sen­schaf­ter;
2.
Ge­nos­sen­schaf­ter, die zu­sam­men min­des­tens 10 Pro­zent des An­teil­schein­ka­pi­tals ver­tre­ten;
3.
Ge­nos­sen­schaf­ter, die ei­ner per­sön­li­chen Haf­tung oder ei­ner Nach­schuss­pflicht un­ter­lie­gen.

748 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 907749  

II. Prü­fung des Ge­nos­sen­schaf­ter­ver­zeich­nis­ses

 

Bei Ge­nos­sen­schaf­ten mit per­sön­li­cher Haf­tung oder Nach­schuss­pflicht der Ge­nos­sen­schaf­ter hat die Re­vi­si­ons­stel­le fest­zu­stel­len, ob das Ge­nos­sen­schaf­ter­ver­zeich­nis750 kor­rekt ge­führt wird. Ver­fügt die Ge­nos­sen­schaft über kei­ne Re­vi­si­ons­stel­le, so muss die Ver­wal­tung das Ge­nos­sen­schaf­ter­ver­zeich­nis751 durch einen zu­ge­las­se­nen Re­vi­sor prü­fen las­sen.

749 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

750 Be­rich­tigt von der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers (Art. 58 Abs. 1 ParlG – SR 171.10).

751 Be­rich­tigt von der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers (Art. 58 Abs. 1 ParlG – SR 171.10).

Art. 908752  

D. Män­gel in der Or­ga­ni­sa­ti­on

 

Bei Män­geln in der Or­ga­ni­sa­ti­on der Ge­nos­sen­schaft sind die Vor­schrif­ten des Ak­ti­en­rechts ent­spre­chend an­wend­bar.

752 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 909 und 910753  
 

753 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Sechster Abschnitt: Auflösung der Genossenschaft

Art. 911  

A. Auf­lö­sungs­grün­de

 

Die Ge­nos­sen­schaft wird auf­ge­löst:

1.
nach Mass­ga­be der Sta­tu­ten;
2.
durch einen Be­schluss der Ge­ne­ral­ver­samm­lung;
3.
durch Er­öff­nung des Kon­kur­ses;
4.
in den üb­ri­gen vom Ge­set­ze vor­ge­se­he­nen Fäl­len.
Art. 912754  

B. Ein­tra­gung ins Han­dels­re­gis­ter

 

1 Die Auf­lö­sung ei­ner Ge­nos­sen­schaft muss ins Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen wer­den.

2 Die Auf­lö­sung durch Ur­teil ist vom Ge­richt dem Han­dels­re­gis­ter­amt un­ver­züg­lich zu mel­den.

3 Die Auf­lö­sung aus an­de­ren Grün­den ist von der Ge­nos­sen­schaft beim Han­dels­re­gis­ter­amt an­zu­mel­den.

754 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 913  

C. Li­qui­da­ti­on, Ver­tei­lung des Ver­mö­gens

 

1 Die Ge­nos­sen­schaft wird, un­ter Vor­be­halt der nach­fol­gen­den Be­stim­mun­gen, nach den für die Ak­ti­en­ge­sell­schaft gel­ten­den Vor­schrif­ten li­qui­diert.

2 Das nach Til­gung sämt­li­cher Schul­den und Rück­zah­lung all­fäl­li­ger Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le ver­blei­ben­de Ver­mö­gen der auf­ge­lös­ten Ge­nos­sen­schaft darf nur dann un­ter die Ge­nos­sen­schaf­ter ver­teilt wer­den, wenn die Sta­tu­ten ei­ne sol­che Ver­tei­lung vor­se­hen.

3 Die Ver­tei­lung er­folgt in die­sem Fal­le, wenn die Sta­tu­ten nicht et­was an­de­res be­stim­men, un­ter die zur Zeit der Auf­lö­sung vor­han­de­nen Ge­nos­sen­schaf­ter oder ih­re Rechts­nach­fol­ger nach Köp­fen. Der ge­setz­li­che Ab­fin­dungs­an­spruch der aus­ge­schie­de­nen Ge­nos­sen­schaf­ter oder ih­rer Er­ben bleibt vor­be­hal­ten.

4 Ent­hal­ten die Sta­tu­ten kei­ne Vor­schrift über die Ver­tei­lung un­ter die Ge­nos­sen­schaf­ter, so muss der Li­qui­da­ti­ons­über­schuss zu ge­nos­sen­schaft­li­chen Zwe­cken oder zur För­de­rung ge­mein­nüt­zi­ger Be­stre­bun­gen ver­wen­det wer­den.

5 Der Ent­scheid hier­über steht, wenn die Sta­tu­ten es nicht an­ders ord­nen, der Ge­ne­ral­ver­samm­lung zu.

Art. 914755  

D. …

 

755 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Fu­si­ons­ge­set­zes vom 3. Okt. 2003, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2004 (AS 2004 2617; BBl 2000 4337).

Art. 915  

E. Über­nah­me durch ei­ne Kör­per­schaft des öf­fent­li­chen Rechts

 

1 Wird das Ver­mö­gen ei­ner Ge­nos­sen­schaft vom Bun­de, von ei­nem Kan­ton oder un­ter Ga­ran­tie des Kan­tons von ei­nem Be­zirk oder von ei­ner Ge­mein­de über­nom­men, so kann mit Zu­stim­mung der Ge­ne­ral­ver­samm­lung ver­ein­bart wer­den, dass die Li­qui­da­ti­on un­ter­blei­ben soll.

2 Der Be­schluss der Ge­ne­ral­ver­samm­lung ist nach den Vor­schrif­ten über die Auf­lö­sung zu fas­sen und beim Han­dels­re­gis­ter­amt an­zu­mel­den.

3 Mit der Ein­tra­gung die­ses Be­schlus­ses ist der Über­gang des Ver­mö­gens der Ge­nos­sen­schaft mit Ein­schluss der Schul­den voll­zo­gen, und es ist die Fir­ma der Ge­nos­sen­schaft zu lö­schen.

Siebenter Abschnitt: Verantwortlichkeit

Art. 916756  

A. Haf­tung ge­gen­über der Ge­nos­sen­schaft

 

Al­le mit der Ver­wal­tung, Ge­schäfts­füh­rung, Re­vi­si­on oder Li­qui­da­ti­on be­fass­ten Per­so­nen sind der Ge­nos­sen­schaft für den Scha­den ver­ant­wort­lich, den sie ihr durch ab­sicht­li­che oder fahr­läs­si­ge Ver­let­zung der ih­nen ob­lie­gen­den Pflich­ten ver­ur­sa­chen.

756 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 917  

B. Haf­tung ge­gen­über Ge­nos­sen­schaft, Ge­nos­sen­schaf­tern und Gläu­bi­gern

 

1 Die Mit­glie­der der Ver­wal­tung und die Li­qui­da­to­ren, wel­che die für den Fall der Über­schul­dung der Ge­nos­sen­schaft vom Ge­setz auf­ge­stell­ten Pflich­ten ab­sicht­lich oder fahr­läs­sig ver­let­zen, haf­ten der Ge­nos­sen­schaft, den ein­zel­nen Ge­nos­sen­schaf­tern und den Gläu­bi­gern für den ent­stan­de­nen Scha­den.

2 Der Er­satz des Scha­dens, der den Ge­nos­sen­schaf­tern und den Gläu­bi­gern nur mit­tel­bar durch Schä­di­gung der Ge­nos­sen­schaft ver­ur­sacht wur­de, ist nach den für die Ak­ti­en­ge­sell­schaft auf­ge­stell­ten Vor­schrif­ten gel­tend zu ma­chen.

Art. 918  

C. So­li­da­ri­tät und Rück­griff

 

1 Sind meh­re­re Per­so­nen für den­sel­ben Scha­den ver­ant­wort­lich, so haf­ten sie so­li­da­risch.

2 Der Rück­griff un­ter meh­re­ren Be­tei­lig­ten wird vom Ge­richt nach dem Gra­de des Ver­schul­dens des ein­zel­nen be­stimmt.

Art. 919757  

D. Ver­jäh­rung

 

1 Der An­spruch auf Scha­den­er­satz ge­gen die nach den vor­ste­hen­den Be­stim­mun­gen ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen ver­jährt in drei Jah­ren von dem Tag an, an dem der Ge­schä­dig­te Kennt­nis vom Scha­den und von der Per­son des Er­satz­pflich­ti­gen er­langt hat, je­den­falls aber mit dem Ab­lauf von zehn Jah­ren, vom Tage an gerechnet, an welchem das schädigende Verhalten erfolgte oder aufhörte.758

2 Hat die er­satz­pflich­ti­ge Per­son durch ihr schä­di­gen­des Ver­hal­ten ei­ne straf­ba­re Hand­lung be­gan­gen, so ver­jährt der An­spruch auf Scha­den­er­satz frü­he­s­tens mit Ein­tritt der straf­recht­li­chen Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung. Tritt die­se in­fol­ge ei­nes ers­tin­stanz­li­chen Stra­f­ur­teils nicht mehr ein, so ver­jährt der An­spruch frü­he­s­tens mit Ab­lauf von drei Jah­ren seit Er­öff­nung des Ur­teils.

757 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 15. Ju­ni 2018 (Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5343; BBl 2014 235).

758 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 920  

E. Bei Kre­dit- und Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaf­ten

 

Bei Kre­dit­ge­nos­sen­schaf­ten und kon­zes­sio­nier­ten Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaf­ten rich­tet sich die Ver­ant­wort­lich­keit nach den Be­stim­mun­gen des Ak­ti­en­rechts.

Achter Abschnitt: Genossenschaftsverbände

Art. 921  

A. Vor­aus­set­zun­gen

 

Drei oder mehr Ge­nos­sen­schaf­ten kön­nen einen Ge­nos­sen­schafts­ver­band bil­den und ihn als Ge­nos­sen­schaft aus­ge­stal­ten.

Art. 922  

B. Or­ga­ni­sa­ti­on

I. De­le­gier­ten­ver­samm­lung

 

1 Obers­tes Or­gan des Ge­nos­sen­schafts­ver­ban­des ist, so­fern die Sta­tu­ten es nicht an­ders ord­nen, die De­le­gier­ten­ver­samm­lung.

2 Die Sta­tu­ten be­stim­men die Zahl der De­le­gier­ten der an­ge­schlos­se­nen Ge­nos­sen­schaf­ten.

3 Je­der De­le­gier­te hat, un­ter Vor­be­halt an­de­rer Re­ge­lung durch die Sta­tu­ten, ei­ne Stim­me.

Art. 923  

II. Ver­wal­tung

 

Die Ver­wal­tung wird, so­fern die Sta­tu­ten es nicht an­ders be­stim­men, aus Mit­glie­dern der an­ge­schlos­se­nen Ge­nos­sen­schaf­ten ge­bil­det.

Art. 924  

III. Über­wa­chung. An­fech­tung

 

1 Die Sta­tu­ten kön­nen der Ver­wal­tung des Ver­ban­des das Recht ein­räu­men, die ge­schäft­li­che Tä­tig­keit der an­ge­schlos­se­nen Ge­nos­sen­schaf­ten zu über­wa­chen.

2 Sie kön­nen der Ver­wal­tung des Ver­ban­des das Recht ver­lei­hen, Be­schlüs­se, die von den ein­zel­nen an­ge­schlos­se­nen Ge­nos­sen­schaf­ten ge­fasst wor­den sind, beim Ge­richt durch Kla­ge an­zu­fech­ten.

Art. 925  

IV. Aus­schluss neu­er Ver­pflich­tun­gen

 

Der Ein­tritt in einen Ge­nos­sen­schafts­ver­band darf für die Mit­glie­der der ein­tre­ten­den Ge­nos­sen­schaft kei­ne Ver­pflich­tun­gen zur Fol­ge ha­ben, de­nen sie nicht schon durch das Ge­setz oder die Sta­tu­ten ih­rer Ge­nos­sen­schaft un­ter­wor­fen sind.

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