Bei grossen Gesetzen wie OR und ZGB kann dies bis zu 30 Sekunden dauern

Neunter Abschnitt: Beteiligung von Körperschaften des öffentlichen Rechts

Art. 926  
 

1 Bei Ge­nos­sen­schaf­ten, an de­nen Kör­per­schaf­ten des öf­fent­li­chen Rechts, wie Bund, Kan­ton, Be­zirk oder Ge­mein­de, ein öf­fent­li­ches In­ter­es­se be­sit­zen, kann der Kör­per­schaft in den Sta­tu­ten der Ge­nos­sen­schaft das Recht ein­ge­räumt wer­den, Ver­tre­ter in die Ver­wal­tung oder in die Re­vi­si­ons­stel­le ab­zu­ord­nen.759

2 Die von ei­ner Kör­per­schaft des öf­fent­li­chen Rechts ab­ge­ord­ne­ten Mit­glie­der ha­ben die glei­chen Rech­te und Pflich­ten wie die von der Ge­nos­sen­schaft ge­wähl­ten.

3 Die Ab­be­ru­fung der von ei­ner Kör­per­schaft des öf­fent­li­chen Rechts ab­ge­ord­ne­ten Mit­glie­der der Ver­wal­tung und der Re­vi­si­ons­stel­le steht nur der Kör­per­schaft selbst zu.760 Die­se haf­tet ge­gen­über der Ge­nos­sen­schaft, den Ge­nos­sen­schaf­tern und den Gläu­bi­ger für die­se Mit­glie­der, un­ter Vor­be­halt des Rück­griffs nach dem Rech­te des Bun­des und der Kan­to­ne.

759 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

760 Fas­sung ers­ter Satz ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Vierte Abteilung: Handelsregister, Geschäftsfirmen und kaufmännische Buchführung761

761Fassung gemäss BG vom 18. Dez. 1936, in Kraft seit 1. Juli 1937 (AS 53 185; BBl 1928 I 205, 1932 I 217). Siehe die Schl- und UeB zu den Tit. XXIV–XXXIII am Schluss des OR.

Dreissigster Titel: Das Handelsregister762

762 Fassung gemäss Ziff. I 1 des BG vom 17. März 2017 (Handelsregisterrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2021, Art. 928b und 928c in Kraft seit 1. April 2020 (AS 2020 957; BBl 2015 3617).

Art. 927  

A. Be­griff und Zweck

 

1 Das Han­dels­re­gis­ter ist ein Ver­bund staat­lich ge­führ­ter Da­ten­ban­ken. Es bezweckt na­ment­lich die Er­fas­sung und die Of­fen­le­gung recht­lich re­le­van­ter Tat­sa­chen über Rechts­ein­hei­ten und dient der Rechts­si­cher­heit so­wie dem Schutz Drit­ter.

2 Rechts­ein­hei­ten im Sin­ne die­ses Ti­tels sind:

1.
Ein­zel­un­ter­neh­men;
2.
Kol­lek­tiv­ge­sell­schaf­ten;
3.
Kom­man­dit­ge­sell­schaf­ten;
4.
Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten;
5.
Kom­man­di­tak­ti­en­ge­sell­schaf­ten;
6.
Ge­sell­schaf­ten mit be­schränk­ter Haf­tung;
7.
Ge­nos­sen­schaf­ten;
8.
Ver­ei­ne;
9.
Stif­tun­gen;
10.
Kom­man­dit­ge­sell­schaf­ten für kol­lek­ti­ve Ka­pi­tal­an­la­gen;
11.
In­vest­ment­ge­sell­schaf­ten mit fes­tem Ka­pi­tal;
12.
In­vest­ment­ge­sell­schaf­ten mit va­ria­blem Ka­pi­tal;
13.
In­sti­tu­te des öf­fent­li­chen Rechts;
14.
Zweignie­der­las­sun­gen.
Art. 928  

B. Or­ga­ni­sa­ti­on

I. Han­dels­re­gis­ter­be­hör­den

 

1 Die Füh­rung der Han­dels­re­gis­teräm­ter ob­liegt den Kan­to­nen. Es steht ih­nen frei, das Han­dels­re­gis­ter kan­tons­über­grei­fend zu füh­ren.

2 Der Bund übt die Ober­auf­sicht über die Han­dels­re­gis­ter­füh­rung aus.

Art. 928a  

II. Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen den Be­hör­den

 

1 Die Han­dels­re­gis­ter­be­hör­den ar­bei­ten zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben zu­sam­men. Sie er­tei­len ein­an­der die­je­ni­gen Aus­künf­te und über­mit­teln ein­an­der die­je­ni­gen Un­ter­la­gen, die sie zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben be­nö­ti­gen.

2 So­fern das Ge­setz nichts an­de­res vor­sieht, tei­len Ge­rich­te und Ver­wal­tungs­be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne den Han­dels­re­gis­teräm­tern Tat­sa­chen mit, die ei­ne Pflicht zur Ein­tra­gung, Än­de­rung oder Lö­schung im Han­dels­re­gis­ter be­grün­den.

3 Aus­künf­te und Mit­tei­lun­gen er­fol­gen ge­büh­ren­frei.

Art. 928b  

C. Zen­tra­le Da­ten­ban­ken

 

1 Die Ober­auf­sichts­be­hör­de des Bun­des be­treibt die zen­tra­len Da­ten­ban­ken über die Rechts­ein­hei­ten und die Per­so­nen, die in den kan­to­na­len Re­gis­tern ein­ge­tra­gen sind. Die zen­tra­len Da­ten­ban­ken die­nen der Ver­knüp­fung der Da­ten, der Un­ter­schei­dung und dem Auf­fin­den der ein­ge­tra­ge­nen Rechts­ein­hei­ten und Per­so­nen.

2 Die Da­ten­er­fas­sung für die zen­tra­le Da­ten­bank Rechts­ein­hei­ten ob­liegt der Ober­auf­sichts­be­hör­de des Bun­des. Die­se macht die öf­fent­li­chen Da­ten der Rechts­ein­hei­ten für Ein­zel­ab­fra­gen im In­ter­net ge­büh­ren­frei zu­gäng­lich.

3 Die Da­ten­er­fas­sung für die zen­tra­le Da­ten­bank Per­so­nen ob­liegt den Han­dels­re­gis­teräm­tern.

4 Der Bundist für die Si­cher­heit der In­for­ma­ti­ons­sys­te­me und die Recht­mäs­sig­keit der Da­ten­be­ar­bei­tung ver­ant­wort­lich.

Art. 928c  

D. AHV-Num­mer

 

1 Die Han­dels­re­gis­ter­be­hör­den ver­wen­den zur Iden­ti­fi­zie­rung von na­tür­li­chen Per­so­nen sys­te­ma­tisch die AHV-Num­mer.

2 Sie ge­ben die AHV-Num­mer nur an­de­ren Stel­len und In­sti­tu­tio­nen be­kannt, die sie zur Er­fül­lung ih­rer ge­setz­li­chen Auf­ga­ben im Zu­sam­men­hang mit dem Han­dels­re­gis­ter be­nö­ti­gen und zur sys­te­ma­ti­schen Ver­wen­dung die­ser Num­mer be­rech­tigt sind.

3 Den in der zen­tra­len Da­ten­bank Per­so­nen er­fass­ten na­tür­li­chen Per­so­nen wird zu­sätz­lich ei­ne nicht­spre­chen­de Per­so­nen­num­mer zu­ge­teilt.

Art. 929  

E. Ein­tra­gung, Än­de­rung und Lö­schung

I. Grund­sät­ze

 

1 Ein­trä­ge im Han­dels­re­gis­ter müs­sen wahr sein und dür­fen we­der zu Täu­schun­gen An­lass ge­ben noch ei­nem öf­fent­li­chen In­ter­es­se zu­wi­der­lau­fen.

2 Die Ein­tra­gung ins Han­dels­re­gis­ter be­ruht auf ei­ner An­mel­dung. Die ein­zu­tra­gen­den Tat­sa­chen sind zu be­le­gen.

3 Ein­tra­gun­gen kön­nen auch auf­grund ei­nes Ur­teils oder ei­ner Ver­fü­gung ei­nes Ge­richts oder ei­ner Ver­wal­tungs­be­hör­de oder von Am­tes we­gen er­fol­gen.

Art. 930  

II.Un­ter­neh­mens-Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer

 

Die im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­nen Rechts­ein­hei­ten er­hal­ten ei­ne Un­ter­neh­mens-Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer nach dem Bun­des­ge­setz vom 18. Ju­ni 2010764 über die Un­ter­neh­mens-Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer.

Art. 931  

III. Ein­tra­gungs­pflicht und frei­wil­li­ge Ein­tra­gung

1. Ein­zel­un­ter­neh­men und Zweignie­der­las­sun­gen

 

1 Ei­ne na­tür­li­che Per­son, die ein Ge­wer­be be­treibt, das im letz­ten Ge­schäfts­jahr einen Um­sat­z­er­lös von min­des­tens 100 000 Fran­ken er­zielt hat, muss ihr Ein­zel­un­ter­neh­men am Ort der Nie­der­las­sung ins Han­dels­re­gis­ter ein­tra­gen las­sen. Von die­ser Pflicht aus­ge­nom­men sind die An­ge­hö­ri­gen der frei­en Be­ru­fe so­wie die Land­wir­te, falls sie kein nach kauf­män­ni­scher Art ge­führ­tes Ge­wer­be be­trei­ben.

2 Zweignie­der­las­sun­gen sind ins Han­dels­re­gis­ter des Or­tes ein­zu­tra­gen, an dem sie sich be­fin­den.

3 Ein­zel­un­ter­neh­men und Zweignie­der­las­sun­gen, die nicht zur Ein­tra­gung ver­pflich­tet sind, ha­ben das Recht, sich ein­tra­gen zu las­sen.

Art. 932  

2. In­sti­tu­te des öf­fent­li­chen Rechts

 

1 In­sti­tu­te des öf­fent­li­chen Rechts müs­sen sich ins Han­dels­re­gis­ter ein­tra­gen las­sen, wenn sie über­wie­gend ei­ne pri­vat­wirt­schaft­li­che Er­werbs­tä­tig­keit aus­üben oder wenn das Recht des Bun­des, des Kan­tons oder der Ge­mein­de ei­ne Ein­tra­gung vor­sieht. Sie las­sen sich am Ort ein­tra­gen, an dem sie ih­ren Sitz ha­ben.

2 In­sti­tu­te des öf­fent­li­chen Rechts, die nicht zur Ein­tra­gung ver­pflich­tet sind, ha­ben das Recht, sich ein­tra­gen zu las­sen.

Art. 933  

IV. Än­de­rung von Tat­sa­chen

 

1 Ist ei­ne Tat­sa­che im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen, so muss auch je­de Än­de­rung die­ser Tat­sa­che ein­ge­tra­gen wer­den.

2 Ei­ne aus­ge­schie­de­ne Per­son hat das Recht, die Lö­schung ih­res Ein­trags an­zu­mel­den. Die Ver­ord­nung re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

Art. 934  

V. Lö­schung von Am­tes we­gen

1. Bei Rechts­ein­hei­ten oh­ne Ge­schäftstä­tig­keit und oh­ne Ak­ti­ven

 

1 Weist ei­ne Rechts­ein­heit kei­ne Ge­schäftstä­tig­keit mehr auf und hat sie kei­ne ver­wert­ba­ren Ak­ti­ven mehr, so löscht das Han­dels­re­gis­ter­amt sie aus dem Han­dels­re­gis­ter.

2 Das Handelsregisteramt fordert die Rechtseinheit auf, ein Interesse an der Aufrechterhaltung des Eintrags mitzuteilen. Bleibt diese Aufforderung ergebnislos, so fordert es weitere Betroffene durch Publikation im Schweizerischen Handelsamtsblatt auf, ein solches Interesse mitzuteilen. Bleibt auch diese Aufforderung ergebnislos, so wird die Rechtseinheit gelöscht.765

3 Ma­chen wei­te­re Be­trof­fe­ne ein In­ter­es­se an der Auf­recht­er­hal­tung des Ein­trags gel­tend, so über­weist das Han­dels­re­gis­ter­amt die An­ge­le­gen­heit dem Ge­richt zum Ent­scheid.

765 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 934a  

2. Bei feh­len­dem Rechts­do­mi­zil von Ein­zel­un­ter­neh­men und Zweignie­der­las­sun­gen

 

1 Hat ein Einzelunternehmen kein Rechtsdomizil mehr, so wird es vom Handelsregisteramt nach ergebnisloser Aufforderung im Schweizerischen Handelsamtsblatt aus dem Handelsregister gelöscht.766

2 Hat ei­ne Zweignie­der­las­sung mit Haupt­nie­der­las­sung in der Schweiz kein Rechts­do­mi­zil mehr, so wird die Zweignie­der­las­sung vom Han­dels­re­gis­ter­amt nach er­geb­nis­lo­ser Auf­for­de­rung der Haupt­nie­der­las­sung aus dem Han­dels­re­gis­ter ge­löscht.

766 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 935  

VI. Wie­der­ein­tra­gung

 

1 Wer ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se glaub­haft macht, kann dem Ge­richt be­an­tra­gen, ei­ne ge­lösch­te Rechts­ein­heit wie­der ins Han­dels­re­gis­ter ein­tra­gen zu las­sen.

2 Ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se be­steht ins­be­son­de­re, wenn:

1.
nach Ab­schluss der Li­qui­da­ti­on der ge­lösch­ten Rechts­ein­heit nicht al­le Ak­ti­ven ver­wer­tet oder ver­teilt wor­den sind;
2.
die ge­lösch­te Rechts­ein­heit in ei­nem Ge­richts­ver­fah­ren als Par­tei teil­nimmt;
3.
die Wie­der­ein­tra­gung für die Be­rei­ni­gung ei­nes öf­fent­li­chen Re­gis­ters er­for­der­lich ist; oder
4.
im Fall ei­nes Kon­kur­ses die Wie­der­ein­tra­gung der ge­lösch­ten Rechts­ein­heit für den Schluss des Kon­kurs­ver­fah­rens er­for­der­lich ist.

3 Be­ste­hen Män­gel in der Or­ga­ni­sa­ti­on der Rechts­ein­heit, so er­greift das Ge­richt zu­sam­men mit der An­ord­nung der Wie­der­ein­tra­gung die er­for­der­li­chen Mass­nah­men.

Art. 936  

F. Öf­fent­lich­keit und Wirk­sam­keit

I. Öf­fent­lich­keit und Ver­öf­fent­li­chung im In­ter­net

 

1 Das Han­dels­re­gis­ter ist öf­fent­lich. Die Öf­fent­lich­keit um­fasst die Ein­trä­ge, die An­mel­dun­gen und die Be­le­ge. Die AHV-Ver­si­cher­ten­num­mer ist nicht öf­fent­lich.

2 Die Ein­trä­ge, Sta­tu­ten und Stif­tungs­ur­kun­den wer­den im In­ter­net ge­büh­ren­frei zu­gäng­lich ge­macht. Wei­te­re Be­le­ge so­wie An­mel­dun­gen sind beim je­wei­li­gen Han­dels­re­gis­ter­amt ein­seh­bar oder kön­nen von die­sem auf An­fra­ge über das In­ter­net zu­gäng­lich ge­macht wer­den.

3 In den im In­ter­net zu­gäng­lich ge­mach­ten Ein­trä­gen des Han­dels­re­gis­ters ist ei­ne Su­che nach be­stimm­ten Kri­te­ri­en zu er­mög­li­chen.

4 Än­de­run­gen im Han­dels­re­gis­ter müs­sen chro­no­lo­gisch nach­voll­zieh­bar blei­ben.

Art. 936a  

II. Ver­öf­fent­li­chung im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt und Be­ginn der Wirk­sam­keit

 

1 Die Ein­trä­ge ins Han­dels­re­gis­ter wer­den im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt elek­tro­nisch ver­öf­fent­licht. Sie wer­den mit der Ver­öf­fent­li­chung wirk­sam.

2 Eben­so er­fol­gen al­le ge­setz­lich vor­ge­se­he­nen Ver­öf­fent­li­chun­gen elek­tro­nisch im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt.

Art. 936b  

III. Wir­kun­gen

 

1 Wur­de ei­ne Tat­sa­che ins Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen, so kann nie­mand ein­wen­den, er ha­be sie nicht ge­kannt.

2 Wur­de ei­ne Tat­sa­che, de­ren Ein­tra­gung vor­ge­schrie­ben ist, nicht ins Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen, so kann sie ei­nem Drit­ten nur ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den, wenn be­wie­sen wird, dass sie die­sem be­kannt war.

3 Wer sich gut­gläu­big auf ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Tat­sa­che ver­las­sen hat, ob­wohl sie un­rich­tig war, ist in sei­nem gu­ten Glau­ben zu schüt­zen, wenn dem kei­ne über­wie­gen­den In­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen.

Art. 937  

G. Pflich­ten

I. Prü­fungs­pflicht

 

Die Han­dels­re­gis­ter­be­hör­den prü­fen, ob die recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Ein­tra­gung ins Han­dels­re­gis­ter er­füllt sind, ins­be­son­de­re ob die An­mel­dung und die Be­le­ge kei­nen zwin­gen­den Vor­schrif­ten wi­der­spre­chen und den recht­lich vor­ge­schrie­be­nen In­halt auf­wei­sen.

Art. 938  

II. Auf­for­de­rung und Ein­tra­gung von Am­tes we­gen

 

1 Das Han­dels­re­gis­ter­amt for­dert die Be­tei­lig­ten zur Er­fül­lung der Ein­tra­gungs­pflicht auf und setzt ih­nen da­zu ei­ne Frist.

2 Kom­men die Be­tei­lig­ten der Auf­for­de­rung in­ner­halb der ge­setz­ten Frist nicht nach, so nimmt es die vor­ge­schrie­be­nen Ein­tra­gun­gen von Am­tes we­gen vor.

Art. 939  

III.Män­gel in der Or­ga­ni­sa­ti­on

 

1 Stellt das Han­dels­re­gis­ter­amt Män­gel fest in der ge­setz­lich als zwin­gend vor­ge­schrie­be­nen Or­ga­ni­sa­ti­on von im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­nen Han­dels­ge­sell­schaf­ten, Ge­nos­sen­schaf­ten, Ver­ei­nen, nicht der Auf­sicht un­ter­stell­ten Stif­tun­gen oder Zweignie­der­las­sun­gen mit Haupt­nie­der­las­sung im Aus­land, so for­dert es die be­tref­fen­de Rechts­ein­heit auf, den Man­gel zu be­he­ben, und setzt ihr da­zu ei­ne Frist.

2 Wird der Man­gel nicht in­ner­halb der Frist be­ho­ben, so über­weist es die An­ge­le­gen­heit dem Ge­richt. Die­ses er­greift die er­for­der­li­chen Mass­nah­men.

3 Bei Stif­tun­gen und Rechts­ein­hei­ten, die ge­mä­ss Kol­lek­ti­v­an­la­gen­ge­setz vom 23. Ju­ni 2006767 der Auf­sicht un­ter­stellt sind, wird die An­ge­le­gen­heit der Auf­sichts­be­hör­de über­wie­sen.

Art. 940  

H.Ord­nungs­bus­sen

 

Wer vom Han­dels­re­gis­ter­amt un­ter Hin­weis auf die Straf­dro­hung die­ses Ar­ti­kels auf­ge­for­dert wird, sei­ne Ein­tra­gungs­pflicht zu er­fül­len, und die­ser Pflicht nicht in­ner­halb der ge­setz­ten Frist nach­kommt, kann vom Han­dels­re­gis­ter­amt mit ei­ner Ord­nungs­bus­se bis zu 5000 Fran­ken be­straft wer­den.

Art. 941  

I. Ge­büh­ren

 

1 Wer ei­ne Ver­fü­gung ei­ner Han­dels­re­gis­ter­be­hör­de ver­an­lasst oder von die­ser ei­ne Dienst­leis­tung be­an­sprucht, hat ei­ne Ge­bühr zu be­zah­len.

2 Der Bun­des­rat re­gelt die Er­he­bung der Ge­büh­ren im Ein­zel­nen, ins­be­son­de­re:

1.
die Be­mes­sungs­grund­la­ge der Ge­büh­ren;
2.
den Ver­zicht auf die Ge­büh­re­ner­he­bung;
3.
die Haf­tung im Fall ei­ner Mehr­heit von Ge­büh­ren­pflich­ti­gen;
4.
die Fäl­lig­keit, Rech­nungs­stel­lung und Be­vor­schus­sung von Ge­büh­ren;
5.
die Ver­jäh­rung von Ge­büh­ren­for­de­run­gen;
6.
den An­teil des Bun­des an den Ge­büh­ren­ein­nah­men der Kan­to­ne.

3 Er be­ach­tet bei der Re­ge­lung der Ge­büh­ren das Äqui­va­lenz­prin­zip und das Kos­ten­de­ckungs­prin­zip.

Art. 942  

J. Rechts­schutz

 

1 Ver­fü­gun­gen der Han­dels­re­gis­teräm­ter kön­nen in­nert 30 Ta­gen nach de­ren Er­öff­nung an­ge­foch­ten wer­den.

2 Je­der Kan­ton be­zeich­net ein obe­res Ge­richt als ein­zi­ge Be­schwer­de­in­stanz.

3 Die kan­to­na­len Ge­rich­te tei­len ih­re Ent­schei­de un­ver­züg­lich dem Han­dels­re­gis­ter­amt mit und er­öff­nen sie der Ober­auf­sichts­be­hör­de des Bun­des.

Art. 943  

K. Ver­ord­nung

 

Der Bun­des­rat er­lässt Vor­schrif­ten über:

1.
die Füh­rung des Han­dels­re­gis­ters und die Ober­auf­sicht;
2.
die An­mel­dung, Ein­tra­gung, Än­de­rung, Lö­schung und Wie­der­ein­tra­gung;
3.
den In­halt der Ein­trä­ge;
4.
die Be­le­ge und de­ren Prü­fung;
5.
die Öf­fent­lich­keit und Wirk­sam­keit;
6.
die Or­ga­ni­sa­ti­on des Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatts und des­sen Ver­öf­fent­li­chung;
7.
die Zu­sam­men­ar­beit und Aus­kunfts­pflicht;
8.
die Ver­wen­dung der AHV-Ver­si­cher­ten­num­mer so­wie der Per­so­nen­num­mer;
9.
die zen­tra­len Da­ten­ban­ken über die Rechts­ein­hei­ten und über die Per­so­nen;
10.
die Mo­da­li­tä­ten der elek­tro­ni­schen Über­mitt­lung;
11.
die Ver­fah­ren.

Einunddreissigster Titel: Die Geschäftsfirmen

Art. 944  

A. Grund­sät­ze der Fir­men­bil­dung

I. All­ge­mei­ne Be­stim­mun­gen

 

1 Je­de Fir­ma darf, ne­ben dem vom Ge­set­ze vor­ge­schrie­be­nen we­sent­li­chen In­halt, An­ga­ben ent­hal­ten, die zur nä­he­ren Um­schrei­bung der dar­in er­wähn­ten Per­so­nen die­nen oder auf die Na­tur des Un­ter­neh­mens hin­wei­sen oder ei­ne Phan­ta­sie­be­zeich­nung dar­stel­len, vor­aus­ge­setzt, dass der In­halt der Fir­ma der Wahr­heit ent­spricht, kei­ne Täu­schun­gen ver­ur­sa­chen kann und kei­nem öf­fent­li­chen In­ter­es­se zu­wi­der­läuft.

2 Der Bun­des­rat kann Vor­schrif­ten dar­über er­las­sen, in wel­chem Um­fan­ge na­tio­na­le und ter­ri­to­ria­le Be­zeich­nun­gen bei der Bil­dung von Fir­men ver­wen­det wer­den dür­fen.

Art. 945  

II. Ein­zel­un­ter­neh­men

1. We­sent­li­cher In­halt

 

1 Wer als al­lei­ni­ger In­ha­ber ein Ge­schäft be­treibt, muss den we­sent­li­chen In­halt sei­ner Fir­ma aus dem Fa­mi­li­enna­men mit oder oh­ne Vor­na­men bil­den.

2 Ent­hält die Fir­ma wei­te­re Fa­mi­li­enna­men, so muss aus ihr her­vor­ge­hen, wel­ches der Fa­mi­li­enna­me des In­ha­bers ist.769

3 Der Fir­ma darf kein Zu­satz bei­ge­fügt wer­den, der ein Ge­sell­schafts­ver­hält­nis an­deu­tet.

769 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1507; BBl 2014 9305).

Art. 946  

2. Aus­sch­liess­lich­keit der ein­ge­tra­ge­nen Fir­ma

 

1 Ei­ne im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­ne Ein­zel­fir­ma770 darf von kei­nem an­dern Ge­schäfts­in­ha­ber an dem­sel­ben Or­te ver­wen­det wer­den, selbst dann nicht, wenn er den glei­chen Vor- und Fa­mi­li­enna­men hat, mit dem die äl­te­re Fir­ma ge­bil­det wor­den ist.

2 Der neue Ge­schäfts­in­ha­ber hat in ei­nem sol­chen Fal­le sei­nem Na­men in der Fir­ma einen Zu­satz bei­zu­fü­gen, durch den die­se deut­lich von der äl­te­ren Fir­ma un­ter­schie­den wird.

3 Ge­gen­über ei­ner an ei­nem an­dern Or­te ein­ge­tra­ge­nen Ein­zel­fir­ma771 blei­ben die An­sprü­che aus un­lau­te­rem Wett­be­werb vor­be­hal­ten.

770 Heu­te: Fir­ma.

771 Heu­te: Fir­ma.

Art. 947 und 948772  
 

772 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Fir­men­recht), mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1507; BBl 2014 9305). Sie­he je­doch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

Art. 949773  
 

773 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 950774  

III. Ge­sell­schafts­fir­men

1. Bil­dung der Fir­ma

 

1 Han­dels­ge­sell­schaf­ten und Ge­nos­sen­schaf­ten kön­nen un­ter Wah­rung der all­ge­mei­nen Grund­sät­ze der Fir­men­bil­dung ih­re Fir­ma frei wäh­len. In der Fir­ma muss die Rechts­form an­ge­ge­ben wer­den.

2 Der Bun­des­rat legt fest, wel­che Ab­kür­zun­gen der Rechts­for­men zu­läs­sig sind.

774 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1507; BBl 2014 9305).

Art. 951775  

2. Aus­sch­liess­lich­keit der ein­ge­tra­ge­nen Fir­ma

 

Die Fir­ma ei­ner Han­dels­ge­sell­schaft oder ei­ner Ge­nos­sen­schaft muss sich von al­len in der Schweiz be­reits ein­ge­tra­ge­nen Fir­men von Han­dels­ge­sell­schaf­ten und Ge­nos­sen­schaf­ten deut­lich un­ter­schei­den.

775 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1507; BBl 2014 9305). Sie­he je­doch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

Art. 952  

IV. Zweignie­der­las­sun­gen

 

1 Zweignie­der­las­sun­gen müs­sen die glei­che Fir­ma füh­ren wie die Haupt­nie­der­las­sung; sie dür­fen je­doch ih­rer Fir­ma be­son­de­re Zu­sät­ze bei­fü­gen, so­fern die­se nur für die Zweignie­der­las­sung zu­tref­fen.

2 Die Fir­ma der Zweignie­der­las­sung ei­nes Un­ter­neh­mens, des­sen Sitz sich im Aus­lan­de be­fin­det, muss über­dies den Ort der Haupt­nie­der­las­sung, den Ort der Zweignie­der­las­sung und die aus­drück­li­che Be­zeich­nung als sol­che ent­hal­ten.

Art. 953776  

V. …

 

776 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Fir­men­recht), mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1507; BBl 2014 9305).

Art. 954  

VI. Na­mens­än­de­rung

 

Die bis­he­ri­ge Fir­ma kann bei­be­hal­ten wer­den, wenn der dar­in ent­hal­te­ne Na­me des Ge­schäfts­in­ha­bers oder ei­nes Ge­sell­schaf­ters von Ge­set­zes we­gen oder durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de ge­än­dert wor­den ist.

Art. 954a777  

B. Fir­men- und Na­mens­ge­brauchs­pflicht

 

1 In der Kor­re­spon­denz, auf Be­stell­schei­nen und Rech­nun­gen so­wie in Be­kannt­ma­chun­gen muss die im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­ne Fir­ma oder der im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­ne Na­me voll­stän­dig und un­ver­än­dert an­ge­ge­ben wer­den.

2 Zu­sätz­lich kön­nen Kurz­be­zeich­nun­gen, Lo­gos, Ge­schäfts­be­zeich­nun­gen, Ens­eig­nes und ähn­li­che An­ga­ben ver­wen­det wer­den.

777 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 955  

C. Über­wa­chung

 

Der Re­gis­ter­füh­rer ist von Am­tes we­gen ver­pflich­tet, die Be­tei­lig­ten zur Be­ob­ach­tung der Be­stim­mun­gen über die Fir­men­bil­dung an­zu­hal­ten.

Art. 955a779  

D. Vor­be­halt an­de­rer bun­des­recht­li­cher Vor­schrif­ten

 

Die Ein­tra­gung ei­ner Fir­ma ent­bin­det den Be­rech­tig­ten nicht von der Ein­hal­tung an­de­rer bun­des­recht­li­cher Vor­schrif­ten, na­ment­lich zum Schutz vor Täu­schun­gen im Ge­schäfts­ver­kehr.

779 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 3631; BBl 2009 8533).

Art. 956  

E. Schutz der Fir­ma

 

1 Die im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­ne und im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt ver­öf­fent­lich­te Fir­ma ei­nes ein­zel­nen Ge­schäfts­in­ha­bers oder ei­ner Han­dels­ge­sell­schaft oder Ge­nos­sen­schaft steht dem Be­rech­tig­ten zu aus­sch­liess­li­chem Ge­brau­che zu.

2 Wer durch den un­be­fug­ten Ge­brauch ei­ner Fir­ma be­ein­träch­tigt wird, kann auf Un­ter­las­sung der wei­tern Füh­rung der Fir­ma und bei Ver­schul­den auf Scha­den­er­satz kla­gen.

Zweiunddreissigster Titel: Kaufmännische Buchführung, Rechnungslegung, weitere Transparenz- und Sorgfaltspflichten 781782

781 Fassung gemäss Ziff. I 2 des BG vom 23. Dez. 2011 (Rechnungslegungsrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6679; BBl 2008 1589). Siehe auch die UeB dieser Änd. am Schluss des Textes.

782 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 19. Juni 2020 (Indirekter Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Für verantwortungsvolle Unternehmen – zum Schutz von Mensch und Umwelt»), in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2021 846; BBl 2017 399).

Erster Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 957  

A. Pflicht zur Buch­füh­rung und Rech­nungs­le­gung

 

1 Der Pflicht zur Buch­füh­rung und Rech­nungs­le­gung ge­mä­ss den nach­fol­gen­den Be­stim­mun­gen un­ter­lie­gen:

1.
Ein­zel­un­ter­neh­men und Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten, die einen Um­sat­z­er­lös von min­des­tens 500 000 Fran­ken im letz­ten Ge­schäfts­jahr er­zielt ha­ben;
2.
ju­ris­ti­sche Per­so­nen.

2 Le­dig­lich über die Ein­nah­men und Aus­ga­ben so­wie über die Ver­mö­gens­la­ge müs­sen Buch füh­ren:

1.
Ein­zel­un­ter­neh­men und Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten mit we­ni­ger als 500 000 Fran­ken Um­sat­z­er­lös im letz­ten Ge­schäfts­jahr;
2.
die­je­ni­gen Ver­ei­ne und Stif­tun­gen, die nicht ver­pflich­tet sind, sich ins Han­dels­re­gis­ter ein­tra­gen zu las­sen;
3.
Stif­tun­gen, die nach Ar­ti­kel 83b Ab­satz 2 ZGB783 von der Pflicht zur Be­zeich­nung ei­ner Re­vi­si­ons­stel­le be­freit sind.

3 Für die Un­ter­neh­men nach Ab­satz 2 gel­ten die Grund­sät­ze ord­nungs­mäs­si­ger Buch­füh­rung sinn­ge­mä­ss.

Art. 957a  

B. Buch­füh­rung

 

1 Die Buch­füh­rung bil­det die Grund­la­ge der Rech­nungs­le­gung. Sie er­fasst die­je­ni­gen Ge­schäfts­vor­fäl­le und Sach­ver­hal­te, die für die Dar­stel­lung der Ver­mö­gens-, Fi­nan­zie­rungs- und Er­trags­la­ge des Un­ter­neh­mens (wirt­schaft­li­che La­ge) not­wen­dig sind.

2 Sie folgt den Grund­sät­zen ord­nungs­mäs­si­ger Buch­füh­rung. Na­ment­lich sind zu be­ach­ten:

1.
die voll­stän­di­ge, wahr­heits­ge­treue und sys­te­ma­ti­sche Er­fas­sung der Ge­schäfts­vor­fäl­le und Sach­ver­hal­te;
2.
der Be­legnach­weis für die ein­zel­nen Bu­chungs­vor­gän­ge;
3.
die Klar­heit;
4.
die Zweck­mäs­sig­keit mit Blick auf die Art und Grös­se des Un­ter­neh­mens;
5.
die Nach­prüf­bar­keit.

3 Als Bu­chungs­be­leg gel­ten al­le schrift­li­chen Auf­zeich­nun­gen auf Pa­pier oder in elek­tro­ni­scher oder ver­gleich­ba­rer Form, die not­wen­dig sind, um den ei­ner Bu­chung zu­grun­de lie­gen­den Ge­schäfts­vor­fall oder Sach­ver­halt nach­voll­zie­hen zu kön­nen.

4 Die Buch­füh­rung er­folgt in der Lan­des­wäh­rung oder in der für die Ge­schäftstä­tig­keit we­sent­li­chen Wäh­rung.

5 Sie er­folgt in ei­ner der Lan­des­s­pra­chen oder in Eng­lisch. Sie kann schrift­lich, elek­tro­nisch oder in ver­gleich­ba­rer Wei­se ge­führt wer­den.

Art. 958  

C. Rech­nungs­le­gung

I. Zweck und Be­stand­tei­le

 

1 Die Rechnungslegung soll die wirtschaftliche Lage des Unternehmens so darstellen, dass sich Dritte ein zuverlässiges Urteil bilden können.

2 Die Rechnungslegung erfolgt im Geschäftsbericht. Dieser enthält die Jahresrechnung (Einzelabschluss), die sich aus der Bilanz, der Erfolgsrechnung und dem Anhang zusammensetzt. Die Vorschriften für grössere Unternehmen und Konzerne bleiben vorbehalten.

3 Der Geschäftsbericht muss innerhalb von sechs Monaten nach Ablauf des Geschäftsjahres erstellt und dem zuständigen Organ oder den zuständigen Personen zur Genehmigung vorgelegt werden. Er ist vom Vorsitzenden des obersten Leitungs- oder Verwaltungsorgans und der innerhalb des Unternehmens für die Rechnungslegung zuständigen Person zu unterzeichnen.

Art. 958a  

II. Grund­la­gen der Rech­nungs­le­gung

1. An­nah­me der Fort­füh­rung

 

1 Die Rechnungslegung beruht auf der Annahme, dass das Unternehmen auf absehbare Zeit fortgeführt wird.

2 Ist die Einstellung der Tätigkeit oder von Teilen davon in den nächsten zwölf Monaten ab Bilanzstichtag beabsichtigt oder voraussichtlich nicht abwendbar, so sind der Rechnungslegung für die betreffenden Unternehmensteile Veräusserungswerte zugrunde zu legen. Für die mit der Einstellung verbundenen Aufwendungen sind Rückstellungen zu bilden.

3 Abweichungen von der Annahme der Fortführung sind im Anhang zu vermerken; ihr Einfluss auf die wirtschaftliche Lage ist darzulegen.

Art. 958b  

2. Zeit­li­che und sach­li­che Ab­gren­zung

 

1 Aufwände und Erträge müssen voneinander in zeitlicher und sachlicher Hinsicht abgegrenzt werden.

2 Sofern die Nettoerlöse aus Lieferungen und Leistungen oder die Finanzerträge 100 000 Franken nicht überschreiten, kann auf die zeitliche Abgrenzung verzichtet und stattdessen auf Ausgaben und Einnahmen abgestellt werden.

3Erfolgt die Rechnungslegung nicht in Franken, so ist zur Festlegung des Wertes gemäss Absatz 2 der Jahresdurchschnittskurs massgebend.784

784 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 958c  

III. Grund­sät­ze ord­nungs­mäs­si­ger Rech­nungs­le­gung

 

1 Für die Rechnungslegung sind insbesondere die folgenden Grundsätze massgebend:

1.
Sie muss klar und ver­ständ­lich sein.
2.
Sie muss voll­stän­dig sein.
3.
Sie muss ver­läss­lich sein.
4.
Sie muss das We­sent­li­che ent­hal­ten.
5.
Sie muss vor­sich­tig sein.
6.
Es sind bei der Dar­stel­lung und der Be­wer­tung stets die glei­chen Mass­stä­be zu ver­wen­den.
7.
Ak­ti­ven und Pas­si­ven so­wie Auf­wand und Er­trag dür­fen nicht mit­ein­an­der ver­rech­net wer­den.

2 Der Bestand der einzelnen Positionen in der Bilanz und im Anhang ist durch ein Inventar oder auf andere Art nachzuweisen.

3 Die Rechnungslegung ist unter Wahrung des gesetzlichen Mindestinhalts den Besonderheiten des Unternehmens und der Branche anzupassen.

Art. 958d  

IV. Dar­stel­lung, Wäh­rung und Spra­che

 

1 Die Bilanz und die Erfolgsrechnung können in Konto- oder in Staffelform dargestellt werden. Positionen, die keinen oder nur einen unwesentlichen Wert aufweisen, brauchen nicht separat aufgeführt zu werden.

2 In der Jahresrechnung sind neben den Zahlen für das Geschäftsjahr die entsprechenden Werte des Vorjahres anzugeben.

3 Die Rechnungslegung erfolgt in der Landeswährung oder in der für die Geschäftstätigkeit wesentlichen Währung. Wird nicht die Landeswährung verwendet, so müssen die Werte zusätzlich in der Landeswährung angegeben werden. Die verwendeten Umrechnungskurse sind im Anhang offenzulegen und gegebenenfalls zu erläutern.

4 Die Rechnungslegung erfolgt in einer der Landessprachen oder in Englisch.

Art. 958e  

D. Ver­öf­fent­li­chung und Ein­sicht­nah­me

 

1 Jahresrechnung und Konzernrechnung sind nach der Genehmigung durch das zuständige Organ mit den Revisionsberichten entweder im Schweizerischen Handelsamtsblatt zu veröffentlichen oder jeder Person, die es innerhalb eines Jahres nach der Genehmigung verlangt, auf deren Kosten in einer Ausfertigung zuzustellen, wenn das Unternehmen:

1.
An­lei­hen­sob­li­ga­tio­nen aus­ste­hend hat; oder
2.
Be­tei­li­gungs­pa­pie­re an ei­ner Bör­se ko­tiert hat.

2 Die übrigen Unternehmen müssen den Gläubigern, die ein schutzwürdiges Interesse nachweisen, Einsicht in den Geschäftsbericht und in die Revisionsberichte gewähren. Im Streitfall entscheidet das Gericht.

3 Nutzt das Un­ter­neh­men ei­ne Ver­zichts­mög­lich­keit ge­mä­ss Ar­ti­kel 961d Ab­satz 1, 962 Ab­satz 3 oder 963a Ab­satz 1 Zif­fer 2, so rich­ten sich die Ver­öf­fent­li­chung und die Ein­sicht­nah­me nach den Vor­schrif­ten für die ei­ge­ne Jah­res­rech­nung.786

786 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 958f  

E. Füh­rung und Auf­be­wah­rung der Ge­schäfts­bü­cher

 

1 Die Ge­schäfts­bü­cher und die Bu­chungs­be­le­ge so­wie der Ge­schäfts­be­richt und der Re­vi­si­ons­be­richt sind wäh­rend zehn Jah­ren auf­zu­be­wah­ren. Die Auf­be­wah­rungs­frist be­ginnt mit dem Ab­lauf des Ge­schäfts­jah­res.

2 Der Geschäftsbericht und der Revisionsbericht sind schriftlich und unterzeichnet aufzubewahren.

3 Die Geschäftsbücher und die Buchungsbelege können auf Papier, elektronisch oder in vergleichbarer Weise aufbewahrt werden, soweit dadurch die Übereinstimmung mit den zugrunde liegenden Geschäftsvorfällen und Sachverhalten gewährleistet ist und wenn sie jederzeit wieder lesbar gemacht werden können.

4 Der Bundesrat erlässt die Vorschriften über die zu führenden Geschäftsbücher, die Grundsätze zu deren Führung und Aufbewahrung sowie über die verwendbaren Informationsträger.

Zweiter Abschnitt: Jahresrechnung und Zwischenabschluss 787

787 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 19. Juni 2020 (Aktienrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 959  

A. Bi­lanz

I. Zweck der Bi­lanz, Bi­lan­zie­rungs­pflicht und Bi­lan­zie­rungs­fä­hig­keit

 

1 Die Bilanz stellt die Vermögens- und Finanzierungslage des Unternehmens am Bilanzstichtag dar. Sie gliedert sich in Aktiven und Passiven.

2 Als Aktiven müssen Vermögenswerte bilanziert werden, wenn aufgrund vergangener Ereignisse über sie verfügt werden kann, ein Mittelzufluss wahrscheinlich ist und ihr Wert verlässlich geschätzt werden kann. Andere Vermögenswerte dürfen nicht bilanziert werden.

3 Als Umlaufvermögen müssen die flüssigen Mittel bilanziert werden sowie andere Aktiven, die voraussichtlich innerhalb eines Jahres ab Bilanzstichtag oder innerhalb des normalen Geschäftszyklus zu flüssigen Mitteln werden oder anderweitig realisiert werden. Als Anlagevermögen müssen alle übrigen Aktiven bilanziert werden.

4 Als Passiven müssen das Fremd- und das Eigenkapital bilanziert werden.

5 Verbindlichkeiten müssen als Fremdkapital bilanziert werden, wenn sie durch vergangene Ereignisse bewirkt wurden, ein Mittelabfluss wahrscheinlich ist und ihre Höhe verlässlich geschätzt werden kann.

6 Als kurzfristig müssen die Verbindlichkeiten bilanziert werden, die voraussichtlich innerhalb eines Jahres ab Bilanzstichtag oder innerhalb des normalen Geschäftszyklus zur Zahlung fällig werden. Als langfristig müssen alle übrigen Verbindlichkeiten bilanziert werden.

7 Das Eigenkapital ist der Rechtsform entsprechend auszuweisen und zu gliedern.

Art. 959a  

II. Min­dest­glie­de­rung

 

1 Unter den Aktiven müssen ihrem Liquiditätsgrad entsprechend mindestens folgende Positionen einzeln und in der vorgegebenen Reihenfolge ausgewiesen werden:

1.
Um­lauf­ver­mö­gen:
a.
flüs­si­ge Mit­tel und kurz­fris­tig ge­hal­te­ne Ak­ti­ven mit Bör­sen­kurs,
b.
For­de­run­gen aus Lie­fe­run­gen und Leis­tun­gen,
c.
üb­ri­ge kurz­fris­ti­ge For­de­run­gen,
d.
Vor­rä­te und nicht fak­tu­rier­te Dienst­leis­tun­gen,
e.
ak­ti­ve Rech­nungs­ab­gren­zun­gen;
2.
An­la­ge­ver­mö­gen:
a.
Fi­nanz­an­la­gen,
b.
Be­tei­li­gun­gen,
c.
Sach­an­la­gen,
d.
im­ma­te­ri­el­le Wer­te,
e.
nicht ein­be­zahl­tes Grund-, Ge­sell­schaf­ter- oder Stif­tungs­ka­pi­tal.

2 Unter den Passiven müssen ihrer Fälligkeit entsprechend mindestens folgende Positionen einzeln und in der vorgegebenen Reihenfolge ausgewiesen werden:

1.
kurz­fris­ti­ges Fremd­ka­pi­tal:
a.
Ver­bind­lich­kei­ten aus Lie­fe­run­gen und Leis­tun­gen,
b.
kurz­fris­ti­ge ver­zins­li­che Ver­bind­lich­kei­ten,
c.
üb­ri­ge kurz­fris­ti­ge Ver­bind­lich­kei­ten,
d.
pas­si­ve Rech­nungs­ab­gren­zun­gen;
2.
lang­fris­ti­ges Fremd­ka­pi­tal:
a.
lang­fris­ti­ge ver­zins­li­che Ver­bind­lich­kei­ten,
b.
üb­ri­ge lang­fris­ti­ge Ver­bind­lich­kei­ten,
c.
Rück­stel­lun­gen so­wie vom Ge­setz vor­ge­se­he­ne ähn­li­che Po­si­tio­nen;
3.
Ei­gen­ka­pi­tal:
a.
Grund-, Ge­sell­schaf­ter- oder Stif­tungs­ka­pi­tal, ge­ge­be­nen­falls ge­son­dert nach Be­tei­li­gungs­ka­te­go­ri­en,
b.
ge­setz­li­che Ka­pi­tal­re­ser­ve,
c.
ge­setz­li­che Ge­winn­re­ser­ve,
d.788
frei­wil­li­ge Ge­winn­re­ser­ven,
e.789
ei­ge­ne Ka­pi­talan­tei­le als Mi­nus­pos­ten,
f.790
Ge­winn­vor­trag oder Ver­lust­vor­trag als Mi­nus­pos­ten,
g.791
Jah­res­ge­winn oder Jah­res­ver­lust als Mi­nus­pos­ten.

3 Weitere Positionen müssen in der Bilanz oder im Anhang einzeln ausgewiesen werden, sofern dies für die Beurteilung der Vermögens- oder Finanzierungslage durch Dritte wesentlich oder aufgrund der Tätigkeit des Unternehmens üblich ist.

4 Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber direkt oder indirekt Beteiligten und Organen sowie gegenüber Unternehmen, an denendirektoder indirekt eine Beteiligung besteht, müssen jeweils gesondert in der Bilanz oder im Anhang ausgewiesen werden.

788 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

789 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

790 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

791 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 959b  

B. Er­folgs­rech­nung; Min­dest­glie­de­rung

 

1 Die Erfolgsrechnung stellt die Ertragslage des Unternehmens während des Geschäftsjahres dar. Sie kann als Produktionserfolgsrechnung oder als Absatzerfolgsrechnung dargestellt werden.

2 In der Produktionserfolgsrechnung (Gesamtkostenverfahren) müssen mindestens folgende Positionen je einzeln und in der vorgegebenen Reihenfolge ausgewiesen werden:

1.
Net­to­er­lö­se aus Lie­fe­run­gen und Leis­tun­gen;
2.
Be­stan­des­än­de­run­gen an un­fer­ti­gen und fer­ti­gen Er­zeug­nis­sen so­wie an nicht fak­tu­rier­ten Dienst­leis­tun­gen;
3.
Ma­te­ri­al­auf­wand;
4.
Per­so­nal­auf­wand;
5.
üb­ri­ger be­trieb­li­cher Auf­wand;
6.
Ab­schrei­bun­gen und Wert­be­rich­ti­gun­gen auf Po­si­tio­nen des An­la­ge­ver­mö­gens;
7.
Fi­nan­z­auf­wand und Fi­nan­zer­trag;
8.
be­triebs­frem­der Auf­wand und be­triebs­frem­der Er­trag;
9.
aus­ser­or­dent­li­cher, ein­ma­li­ger oder pe­ri­oden­frem­der Auf­wand und Er­trag;
10.
di­rek­te Steu­ern;
11.
Jah­res­ge­winn oder Jah­res­ver­lust.

3 In der Absatzerfolgsrechnung (Umsatzkostenverfahren) müssen mindestens folgende Positionen je einzeln und in der vorgegebenen Reihenfolge ausgewiesen werden:

1.
Net­to­er­lö­se aus Lie­fe­run­gen und Leis­tun­gen;
2.
An­schaf­fungs- oder Her­stel­lungs­kos­ten der ver­kauf­ten Pro­duk­te und Leis­tun­gen;
3.
Ver­wal­tungs­auf­wand und Ver­trieb­s­auf­wand;
4.
Fi­nan­z­auf­wand und Fi­nan­zer­trag;
5.
be­triebs­frem­der Auf­wand und be­triebs­frem­der Er­trag;
6.
aus­ser­or­dent­li­cher, ein­ma­li­ger oder pe­ri­oden­frem­der Auf­wand und Er­trag;
7.
di­rek­te Steu­ern;
8.
Jah­res­ge­winn oder Jah­res­ver­lust.

4 Bei der Absatzerfolgsrechnung müssen im Anhang zudem der Personalaufwand sowie in einer Position Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Positionen des Anlagevermögens ausgewiesen werden.

5 Weitere Positionen müssen in der Erfolgsrechnung oder im Anhang einzeln ausgewiesen werden, sofern dies für die Beurteilung der Ertragslage durch Dritte wesentlich oder aufgrund der Tätigkeit des Unternehmens üblich ist.

Art. 959c  

C. An­hang

 

1 Der Anhang der Jahresrechnung ergänzt und erläutert die anderen Bestandteile der Jahresrechnung. Er enthält:

1.
An­ga­ben über die in der Jah­res­rech­nung an­ge­wand­ten Grund­sät­ze, so­weit die­se nicht vom Ge­setz vor­ge­schrie­ben sind;
2.
An­ga­ben, Auf­schlüs­se­lun­gen und Er­läu­te­run­gen zu Po­si­tio­nen der Bi­lanz und der Er­folgs­rech­nung;
3.
den Ge­samt­be­trag der auf­ge­lös­ten Wie­der­be­schaf­fungs­re­ser­ven und der dar­über hin­aus­ge­hen­den stil­len Re­ser­ven, so­weit die­ser den Ge­samt­be­trag der neu­ge­bil­de­ten der­ar­ti­gen Re­ser­ven über­steigt, wenn da­durch das er­wirt­schaf­te­te Er­geb­nis we­sent­lich güns­ti­ger dar­ge­stellt wird;
4.
wei­te­re vom Ge­setz ver­lang­te An­ga­ben.

2 Der Anhang muss weiter folgende Angaben enthalten, sofern diese nicht bereits aus der Bilanz oder der Erfolgsrechnung ersichtlich sind:

1.
Fir­ma oder Na­me so­wie Rechts­form und Sitz des Un­ter­neh­mens;
2.
ei­ne Er­klä­rung dar­über, ob die An­zahl Voll­zeit­stel­len im Jah­res­durch­schnitt nicht über 10, über 50 be­zie­hungs­wei­se über 250 liegt;
3.
Fir­ma, Rechts­form und Sitz der Un­ter­neh­men, an de­nen di­rek­te oder we­sent­li­che in­di­rek­te Be­tei­li­gun­gen be­ste­hen, un­ter An­ga­be des Ka­pi­tal- und des Stim­men­an­teils;
4.792
An­zahl ei­ge­ner An­tei­le, die das Un­ter­neh­men selbst oder die von ihm kon­trol­lier­ten Un­ter­neh­men (Art. 963) hal­ten;
5.
Er­werb und Ver­äus­se­rung ei­ge­ner An­tei­le und die Be­din­gun­gen, zu de­nen sie er­wor­ben oder ver­äus­sert wur­den;
6.
der Rest­be­trag der Ver­bind­lich­kei­ten aus kauf­ver­trag­s­ähn­li­chen Lea­sing­ge­schäf­ten und an­de­ren Lea­sing­ver­pflich­tun­gen, so­fern die­se nicht in­nert zwölf Mo­na­ten ab Bi­lanz­stich­tag aus­lau­fen oder ge­kün­digt wer­den kön­nen;
7.
Ver­bind­lich­kei­ten ge­gen­über Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen;
8.
der Ge­samt­be­trag der für Ver­bind­lich­kei­ten Drit­ter be­stell­ten Si­cher­hei­ten;
9.
je der Ge­samt­be­trag der zur Si­che­rung ei­ge­ner Ver­bind­lich­kei­ten ver­wen­de­ten Ak­ti­ven so­wie der Ak­ti­ven un­ter Ei­gen­tums­vor­be­halt;
10.
recht­li­che oder tat­säch­li­che Ver­pflich­tun­gen, bei de­nen ein Mit­tel­ab­fluss ent­we­der als un­wahr­schein­lich er­scheint oder in der Hö­he nicht ver­läss­lich ge­schätzt wer­den kann (Even­tual­ver­bind­lich­keit);
11.
An­zahl und Wert von Be­tei­li­gungs­rech­ten oder Op­tio­nen auf sol­che Rech­te für al­le Lei­tungs- und Ver­wal­tungs­or­ga­ne so­wie für die Mit­ar­bei­ten­den;
12.
Er­läu­te­run­gen zu aus­ser­or­dent­li­chen, ein­ma­li­gen oder pe­ri­oden­frem­den Po­si­tio­nen der Er­folgs­rech­nung;
13.
we­sent­li­che Er­eig­nis­se nach dem Bi­lanz­stich­tag;
14.793
bei ei­nem vor­zei­ti­gen Rück­tritt oder ei­ner Ab­be­ru­fung der Re­vi­si­ons­stel­le: die Grün­de, die da­zu ge­führt ha­ben;
15.794
al­le Ka­pi­tal­er­hö­hun­gen und Ka­pi­tal­her­ab­set­zun­gen, die der Ver­wal­tungs­rat in­ner­halb ei­nes Ka­pi­tal­bands vor­ge­nom­men hat.

3 Einzelunternehmen und Personengesellschaften können auf die Erstellung des Anhangs verzichten, wenn sie nicht zur Rechnungslegung nach den Vorschriften für grössere Unternehmen verpflichtet sind. Werden in den Vorschriften zur Mindestgliederung von Bilanz und Erfolgsrechnung zusätzliche Angaben gefordert und wird auf die Erstellung eines Anhangs verzichtet, so sind diese Angaben direkt in der Bilanz oder in der Erfolgsrechnung auszuweisen.

4 Unternehmen, die Anleihensobligationen ausstehend haben, müssen Angaben zu deren Beträgen, Zinssätzen, Fälligkeiten und zu den weiteren Konditionen machen.

792 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

793 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

794 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 960  

D. Be­wer­tung

I. Grund­sät­ze

 

1 Aktiven und Verbindlichkeiten werden in der Regel einzeln bewertet, sofern sie wesentlich sind und aufgrund ihrer Gleichartigkeit für dieBewertungnicht üblicherweise als Gruppe zusammengefasst werden.

2 Die Bewertung muss vorsichtig erfolgen, darf aber die zuverlässige Beurteilung der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens nicht verhindern.

3 Bestehen konkrete Anzeichen für eine Überbewertung von Aktivenoderfür zu geringe Rückstellungen, so sind die Werte zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.

Art. 960a  

II. Ak­ti­ven

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Bei ihrer Ersterfassung müssen die Aktiven höchstens zu den Anschaffungs- oder Herstellungskosten bewertet werden.

2 In der Folgebewertung dürfen Aktiven nicht höher bewertet werden als zu den Anschaffungs- oder Herstellungskosten. Vorbehalten bleiben Bestimmungen für einzelne Arten von Aktiven.

3 Der nutzungs- und altersbedingte Wertverlust muss durch Abschreibungen, anderweitige Wertverluste müssen durch Wertberichtigungen berücksichtigt werden. Abschreibungen und Wertberichtigungen müssen nach den allgemein anerkannten kaufmännischen Grundsätzen vorgenommen werden. Sie sind direkt oder indirekt bei den betreffenden Aktiven zulasten der Erfolgsrechnung abzusetzen und dürfen nicht unter den Passiven ausgewiesen werden.

4 Zu Wiederbeschaffungszwecken sowie zur Sicherung des dauernden Gedeihens des Unternehmens dürfen zusätzliche Abschreibungen und Wertberichtigungen vorgenommen werden. Zu den gleichen Zwecken kann davon abgesehen werden, nicht mehr begründete Abschreibungen und Wertberichtigungen aufzulösen.

Art. 960b  

2. Ak­ti­ven mit be­ob­acht­ba­ren Markt­prei­sen

 

1 In der Folgebewertung dürfen Aktiven mit Börsenkurs oder einem anderen beobachtbaren Marktpreis in einem aktiven Markt zum Kurs oder Marktpreis am Bilanzstichtag bewertet werden, auch wenn dieser über dem Nennwert oder dem Anschaffungswert liegt. Wer von diesem Recht Gebrauch macht, muss alle Aktiven der entsprechenden Positionen der Bilanz, die einen beobachtbaren Marktpreis aufweisen, zum Kurs oder Marktpreis am Bilanzstichtag bewerten. Im Anhang muss auf diese Bewertung hingewiesen werden. Der Gesamtwert der entsprechenden Aktiven muss für Wertschriften und übrige Aktiven mit beobachtbarem Marktpreis je gesondert offengelegt werden.

2 Werden Aktiven zum Börsenkurs oder zum Marktpreis am Bilanzstichtag bewertet, so darf eine Wertberichtigung zulasten der Erfolgsrechnung gebildet werden, um Schwankungen im Kursverlauf Rechnung zu tragen. Solche Wertberichtigungen sind jedoch nicht zulässig, wenn dadurch sowohl der Anschaffungswert als auch der allenfalls tiefere Kurswert unterschritten würden. Der Betrag der Schwankungsreserven ist insgesamt in der Bilanz oder im Anhang gesondert auszuweisen.

Art. 960c  

3. Vor­rä­te und nicht fak­tu­rier­te Dienst­leis­tun­gen

 

1 Liegt in der Folgebewertung von Vorräten und nicht fakturierten Dienstleistungen der Veräusserungswert unter Berücksichtigung noch anfallender Kosten am Bilanzstichtag unter den Anschaffungs- oder Herstellungskosten, so muss dieser Wert eingesetzt werden.

2 Als Vorräte gelten Rohmaterial, Erzeugnisse in Arbeit, fertige Erzeugnisse und Handelswaren.

Art. 960d  

4. An­la­ge­ver­mö­gen

 

1 Als An­la­ge­ver­mö­gen gel­ten Wer­te, die in der Ab­sicht lang­fris­ti­ger Nut­zung oder lang­fris­ti­gen Hal­tens er­wor­ben wer­den.

2 Als lang­fris­tig gilt ein Zeit­raum von mehr als zwölf Mo­na­ten.

3 Als Be­tei­li­gun­gen gel­ten An­tei­le am Ka­pi­tal ei­nes an­de­ren Un­ter­neh­mens, die lang­fris­tig ge­hal­ten wer­den und einen mass­ge­bli­chen Ein­fluss ver­mit­teln. Die­ser wird ver­mu­tet, wenn die An­tei­le min­des­tens 20 Pro­zent der Stimm­rech­te ge­wäh­ren.

Art. 960e  

III. Ver­bind­lich­kei­ten

 

1 Verbindlichkeiten müssen zum Nennwert eingesetzt werden.

2 Lassen vergangene Ereignisse einen Mittelabfluss in künftigen Geschäftsjahren erwarten, so müssen die voraussichtlich erforderlichen Rückstellungen zulasten der Erfolgsrechnung gebildet werden.

3 Rückstellungen dürfen zudem insbesondere gebildet werden für:

1.
re­gel­mäs­sig an­fal­len­de Auf­wen­dun­gen aus Ga­ran­tie­ver­pflich­tun­gen;
2.
Sa­nie­run­gen von Sach­an­la­gen;
3.
Re­struk­tu­rie­run­gen;
4.
die Si­che­rung des dau­ern­den Ge­dei­hens des Un­ter­neh­mens.

4 Nicht mehr begründete Rückstellungen müssen nicht aufgelöst werden.

Art. 960f795  

E. Zwi­schen­ab­schluss

 

1 Ein Zwi­schen­ab­schluss ist nach den Vor­schrif­ten zur Jah­res­rech­nung zu er­stel­len und ent­hält ei­ne Bi­lanz, ei­ne Er­folgs­rech­nung und einen An­hang. Die Vor­schrif­ten für grös­se­re Un­ter­neh­men und Kon­zer­ne blei­ben vor­be­hal­ten.

2 Ver­ein­fa­chun­gen oder Ver­kür­zun­gen sind zu­läs­sig, so­fern kei­ne Be­ein­träch­ti­gung der Dar­stel­lung des Ge­schäfts­gangs ent­steht. Es sind min­des­tens die Über­schrif­ten und Zwi­schen­sum­men aus­zu­wei­sen, die in der letz­ten Jah­res­rech­nung ent­hal­ten sind. Zu­dem ent­hält der An­hang des Zwi­schen­ab­schlus­ses die fol­gen­den An­ga­ben:

1.
den Zweck des Zwi­schen­ab­schlus­ses;
2.
die Ver­ein­fa­chun­gen und Ver­kür­zun­gen, ein­sch­liess­lich all­fäl­li­ger Ab­wei­chun­gen von den für die letz­te Jah­res­rech­nung ver­wen­de­ten Grund­sät­zen;
3.
wei­te­re Fak­to­ren, wel­che die wirt­schaft­li­che La­ge des Un­ter­neh­mens wäh­rend der Be­richts­pe­ri­ode we­sent­lich be­ein­flusst ha­ben, ins­be­son­de­re Aus­füh­run­gen zur Sai­sona­li­tät.

3 Der Zwi­schen­ab­schluss ist als sol­cher zu be­zeich­nen. Er ist vom Vor­sit­zen­den des obers­ten Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gans und der in­ner­halb des Un­ter­neh­mens für den Zwi­schen­ab­schluss zu­stän­di­gen Per­son zu un­ter­zeich­nen.

795 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Dritter Abschnitt: Rechnungslegung für grössere Unternehmen

Art. 961  

A. Zu­sätz­li­che An­for­de­run­gen an den Ge­schäfts­be­richt

 

Unternehmen, die von Gesetzes wegen zu einer ordentlichen Revision verpflichtet sind, müssen:

1.
zu­sätz­li­che An­ga­ben im An­hang der Jah­res­rech­nung ma­chen;
2.
als Teil der Jah­res­rech­nung ei­ne Geld­fluss­rech­nung er­stel­len;
3.
einen La­ge­be­richt ver­fas­sen.
Art. 961a  

B. Zu­sätz­li­che An­ga­ben im An­hang zur Jah­res­rech­nung

 

Im Anhang der Jahresrechnung müssen zusätzlich Angaben gemacht werden:

1.
zu den lang­fris­ti­gen ver­zins­li­chen Ver­bind­lich­kei­ten, auf­ge­teilt nach Fäl­lig­keit in­ner­halb von ei­nem bis fünf Jah­ren und nach fünf Jah­ren;
2.
zum Ho­no­rar der Re­vi­si­ons­stel­le je ge­son­dert für Re­vi­si­ons­dienst­leis­tun­gen und an­de­re Dienst­leis­tun­gen.
Art. 961b  

C. Geld­fluss­rech­nung

 

Die Geldflussrechnung stellt die Veränderung der flüssigen Mittel aus der Geschäftstätigkeit, der Investitionstätigkeit und der Finanzierungstätigkeit je gesondert dar.

Art. 961c  

D. La­ge­be­richt

 

1 Der Lagebericht stellt den Geschäftsverlauf und die wirtschaftliche Lage des Unternehmens sowie gegebenenfalls des Konzerns am Ende des Geschäftsjahres unter Gesichtspunkten dar, die in der Jahresrechnung nicht zum Ausdruck kommen.

2 Der Lagebericht muss namentlich Aufschluss geben über:

1.
die An­zahl Voll­zeit­stel­len im Jah­res­durch­schnitt;
2.
die Durch­füh­rung ei­ner Ri­si­ko­be­ur­tei­lung;
3.
die Be­stel­lungs- und Auf­trags­la­ge;
4.
die For­schungs- und Ent­wick­lungs­tä­tig­keit;
5.
aus­ser­ge­wöhn­li­che Er­eig­nis­se;
6.
die Zu­kunfts­aus­sich­ten.

3 Der Lagebericht darf der Darstellung der wirtschaftlichen Lage in der Jahresrechnung nicht widersprechen.

Art. 961d  

E. Er­leich­te­run­gen

 

1 Auf die zu­sätz­li­chen An­ga­ben im An­hang zur Jah­res­rech­nung, die Geld­fluss­rech­nung und den La­ge­be­richt kann ver­zich­tet wer­den, wenn:

1.
das Un­ter­neh­men einen Ab­schluss oder ei­ne Kon­zern­rech­nung nach ei­nem an­er­kann­ten Stan­dard zur Rech­nungs­le­gung er­stellt; oder
2.
ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son, die das Un­ter­neh­men kon­trol­liert, ei­ne Kon­zern­rech­nung nach ei­nem an­er­kann­ten Stan­dard zur Rech­nungs­le­gung er­stellt.797

2 Es können eine Rechnungslegung nach den Vorschriften dieses Abschnitts verlangen:

1.
Ge­sell­schaf­ter, die min­des­tens 10 Pro­zent des Grund­ka­pi­tals ver­tre­ten;
2.
10 Pro­zent der Ge­nos­sen­schaf­ter oder 20 Pro­zent der Ver­eins­mit­glie­der;
3.
je­der Ge­sell­schaf­ter oder je­des Mit­glied, das ei­ner per­sön­li­chen Haf­tung oder ei­ner Nach­schuss­pflicht un­ter­liegt.

797 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Vierter Abschnitt: Abschluss nach anerkanntem Standard zur Rechnungslegung

Art. 962  

A. Im All­ge­mei­nen

 

1 Es müs­sen zu­sätz­lich zur Jah­res­rech­nung nach die­sem Ti­tel einen Ab­schluss nach ei­nem an­er­kann­ten Stan­dard zur Rech­nungs­le­gung er­stel­len:

1.
Ge­sell­schaf­ten, de­ren Be­tei­li­gungs­pa­pie­re an ei­ner Bör­se ko­tiert sind, wenn die Bör­se dies ver­langt;
2.
Ge­nos­sen­schaf­ten mit min­des­tens 2000 Ge­nos­sen­schaf­tern;
3.
Stif­tun­gen, die von Ge­set­zes we­gen zu ei­ner or­dent­li­chen Re­vi­si­on ver­pflich­tet sind.

2 Es können zudem einen Abschluss nach einem anerkannten Standard verlangen:

1.
Ge­sell­schaf­ter, die min­des­tens 20 Pro­zent des Grund­ka­pi­tals ver­tre­ten;
2.
10 Pro­zent der Ge­nos­sen­schaf­ter oder 20 Pro­zent der Ver­eins­mit­glie­der;
3.
Ge­sell­schaf­ter oder Mit­glie­der, die ei­ner per­sön­li­chen Haf­tung oder ei­ner Nach­schuss­pflicht un­ter­lie­gen.

3 Die Pflicht zur Erstellung eines Abschlusses nach einem anerkannten Standard entfällt, wenn eine Konzernrechnung nach einem anerkannten Standard erstellt wird.

4 Das oberste Leitungs- oder Verwaltungsorgan ist für die Wahl des anerkannten Standards zuständig, sofern die Statuten, der Gesellschaftsvertrag oder die Stiftungsurkunde keine anderslautenden Vorgaben enthalten oder das oberste Organ den anerkannten Standard nicht festlegt.

Art. 962a  

B. An­er­kann­te Stan­dards zur Rech­nungs­le­gung

 

1 Wird ein Abschluss nach einem anerkannten Standard zur Rechnungslegung erstellt, so muss dieser im Abschluss angegeben werden.

2 Der gewählte anerkannte Standard muss in seiner Gesamtheit und für den ganzen Abschluss übernommen werden.

3 Die Ein­hal­tung des an­er­kann­ten Stan­dards muss durch einen zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­ons­ex­per­ten ge­prüft wer­den. Es ist ei­ne or­dent­li­che Re­vi­si­on des Ab­schlus­ses durch­zu­füh­ren.

4 Der Ab­schluss nach ei­nem an­er­kann­ten Stan­dard muss dem obers­ten Or­gan an­läss­lich der Ge­neh­mi­gung der Jah­res­rech­nung vor­ge­legt wer­den, be­darf aber kei­ner Ge­neh­mi­gung.

5 Der Bundesrat bezeichnet die anerkannten Standards. Er kann die Voraussetzungen festlegen, die für die Wahl eines Standards oder den Wechsel von einem Standard zum andern erfüllt sein müssen.

Fünfter Abschnitt: Konzernrechnung

Art. 963  

A. Pflicht zur Er­stel­lung

 

1 Kontrolliert eine rechnungslegungspflichtige juristische Person einodermehrere rechnungslegungspflichtige Unternehmen, so muss sie im Geschäftsbericht für die Gesamtheit der kontrollierten Unternehmen eine konsolidierte Jahresrechnung (Konzernrechnung) erstellen.

2 Eine juristische Person kontrolliert ein anderes Unternehmen, wenn sie:

1.
di­rekt oder in­di­rekt über die Mehr­heit der Stim­men im obers­ten Or­gan ver­fügt;
2.
di­rekt oder in­di­rekt über das Recht ver­fügt, die Mehr­heit der Mit­glie­der des obers­ten Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gans zu be­stel­len oder ab­zu­be­ru­fen; oder
3.
auf­grund der Sta­tu­ten, der Stif­tungs­ur­kun­de, ei­nes Ver­trags oder ver­gleich­ba­rer In­stru­men­te einen be­herr­schen­den Ein­fluss aus­üben kann.

3 Ein nach Ar­ti­kel 963b an­er­kann­ter Stan­dard kann den Kreis der zu kon­so­li­die­ren­den Un­ter­neh­men de­fi­nie­ren.

4 Ver­ei­ne, Stif­tun­gen und Ge­nos­sen­schaf­ten kön­nen diePflicht zur Erstellung einer Konzernrechnung an ein kontrolliertes Unternehmen übertragen, wenn dasbe­tref­fen­de kon­trol­lier­te Un­ter­neh­men durch Stim­men­mehr­heit oder auf an­de­re Wei­se sämt­li­che wei­te­ren Un­ter­neh­men un­ter ein­heit­li­cher Lei­tung zu­sam­men­fasst und nach­weist, dass es die Be­herr­schung tat­säch­lich aus­übt.

Art. 963a  

B. Be­frei­ung von der Pflicht zur Er­stel­lung

 

1 Eine juristische Person ist von der Pflicht zur Erstellung einer Konzernrechnung befreit, wenn sie:

1.
zu­sam­men mit den kon­trol­lier­ten Un­ter­neh­men zwei der nach­ste­hen­den Grös­sen in zwei auf­ein­an­der fol­gen­den Ge­schäfts­jah­ren nicht über­schrei­tet:
a.
Bi­lanz­sum­me von 20 Mil­lio­nen Fran­ken,
b.
Um­sat­z­er­lös von 40 Mil­lio­nen Fran­ken,
c.
250 Voll­zeit­stel­len im Jah­res­durch­schnitt;
2.
von ei­nem Un­ter­neh­men kon­trol­liert wird, des­sen Kon­zern­rech­nung nach schwei­ze­ri­schen oder gleich­wer­ti­gen aus­län­di­schen Vor­schrif­ten er­stellt und or­dent­lich ge­prüft wor­den ist; oder
3.
die Pflicht zur Er­stel­lung ei­ner Kon­zern­rech­nung an ein kon­trol­lier­tes Un­ter­neh­men nach Ar­ti­kel 963 Ab­satz 4 über­tra­gen hat.

2 Eine Konzernrechnung ist dennoch zu erstellen, wenn:

1.
dies für ei­ne mög­lichst zu­ver­läs­si­ge Be­ur­tei­lung der wirt­schaft­li­chen La­ge not­wen­dig ist;
2.798
Ge­sell­schaf­ter, die min­des­tens 20 Pro­zent des Grund­ka­pi­tals ver­tre­ten, oder 10 Pro­zent der Ge­nos­sen­schaf­ter oder 20 Pro­zent der Ver­eins­mit­glie­der dies ver­lan­gen;
3.
ein Ge­sell­schaf­ter oder ein Ver­eins­mit­glied, der oder das ei­ner per­sön­li­chen Haf­tung oder ei­ner Nach­schuss­pflicht un­ter­liegt, dies ver­langt; oder
4.
die Stif­tungs­auf­sichts­be­hör­de dies ver­langt.

3 Er­folgt die Rech­nungs­le­gung nicht in Fran­ken, so ist zur Fest­le­gung der Wer­te ge­mä­ss Ab­satz 1 Zif­fer 1 für die Bi­lanz­sum­me der Um­rech­nungs­kurs zum Bi­lanz­stich­tag und für den Um­sat­z­er­lös der Jah­res­durch­schnitts­kurs mass­ge­bend.799

798 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

799 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 963b  

C. An­er­kann­te Stan­dards zur Rech­nungs­le­gung

 

1 Die Konzernrechnung folgender Unternehmen muss nach einem anerkannten Standard zur Rechnungslegung erstellt werden:

1.
Ge­sell­schaf­ten, de­ren Be­tei­li­gungs­pa­pie­re an ei­ner Bör­se ko­tiert sind, wenn die Bör­se dies ver­langt;
2.
Ge­nos­sen­schaf­ten mit min­des­tens 2000 Ge­nos­sen­schaf­tern;
3.
Stif­tun­gen, die von Ge­set­zes we­gen zu ei­ner or­dent­li­chen Re­vi­si­on ver­pflich­tet sind.

2 Ar­ti­kel 962a Ab­sät­ze 1–3 und 5 ist sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

3 Die Konzernrechnung von übrigen Unternehmen untersteht den Grundsätzen ordnungsmässiger Rechnungslegung. Im Anhang zur Konzernrechnung nennt das Unternehmen die Bewertungsregeln. Weicht es davon ab, so weist es im Anhang darauf hin und vermittelt in anderer Weise die für den Einblick in die Vermögens-, Finanzierungs- und Ertragslage des Konzerns nötigen Angaben.

4 Ei­ne Kon­zern­rech­nung ist den­noch nach ei­nem an­er­kann­ten Stan­dard zur Rech­nungs­le­gung zu er­stel­len, wenn:

1.
Ge­sell­schaf­ter, die min­des­tens 20 Pro­zent des Grund­ka­pi­tals ver­tre­ten oder 10 Pro­zent der Ge­nos­sen­schaf­ter oder 20 Pro­zent der Ver­eins­mit­glie­der dies ver­lan­gen;
2.
ein Ge­sell­schaf­ter oder ein Ver­eins­mit­glied, der oder das ei­ner per­sön­li­chen Haf­tung oder ei­ner Nach­schuss­pflicht un­ter­liegt, dies ver­langt; oder
3.
die Stif­tungs­auf­sichts­be­hör­de dies ver­langt.
Art. 964800  
 

800 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 22. Dez. 1999, mit Wir­kung seit 1. Ju­ni 2002 (AS 2002 949; BBl 1999 5149).

Sechster Abschnitt: Transparenz über nichtfinanzielle Belange801

801 Eingefügt durch Ziff. I und III 1 des BG vom 19. Juni 2020 (Indirekter Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Für verantwortungsvolle Unternehmen – zum Schutz von Mensch und Umwelt»), in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2021 846; BBl 2017 399). Siehe auch die UeB dieser Änd. am Schluss des Textes.

Art. 964a  

A. Grund­satz

 

1 Un­ter­neh­men er­stat­ten jähr­lich einen Be­richt über nicht­fi­nan­zi­el­le Be­lan­ge, wenn sie:

1.
Ge­sell­schaf­ten des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses im Sin­ne von Ar­ti­kel 2 Buch­sta­be c des Re­vi­si­ons­auf­sichts­ge­set­zes vom 16. De­zem­ber 2005802 sind;
2.
zu­sam­men mit den von ih­nen kon­trol­lier­ten in- oder aus­län­di­schen Un­ter­neh­men, in zwei auf­ein­an­der­fol­gen­den Ge­schäfts­jah­ren min­des­tens 500 Voll­zeit­stel­len im Jah­res­durch­schnitt ha­ben; und
3.
zu­sam­men mit den von ih­nen kon­trol­lier­ten in- oder aus­län­di­schen Un­ter­neh­men, min­des­tens ei­ne der nach­ste­hen­den Grös­sen in zwei auf­ein­an­der­fol­gen­den Ge­schäfts­jah­ren über­schrei­ten:
a.
Bi­lanz­sum­me von 20 Mil­lio­nen Fran­ken,
b.
Um­sat­z­er­lös von 40 Mil­lio­nen Fran­ken.

2 Von die­ser Pflicht be­freit sind Un­ter­neh­men, die von ei­nem an­de­ren Un­ter­neh­men kon­trol­liert wer­den:

1.
für wel­ches Ab­satz 1 an­wend­bar ist; oder
2.
das einen gleich­wer­ti­gen Be­richt nach aus­län­di­schem Recht er­stel­len muss.
Art. 964b  

B. Zweck und In­halt des Be­richts

 

1 Der Be­richt über nicht­fi­nan­zi­el­le Be­lan­ge gibt Re­chen­schaft über Um­welt­be­lan­ge, ins­be­son­de­re die CO2-Zie­le, über So­zi­al­be­lan­ge, Ar­beit­neh­mer­be­lan­ge, die Ach­tung der Men­schen­rech­te so­wie die Be­kämp­fung der Kor­rup­ti­on. Der Be­richt ent­hält die­je­ni­gen An­ga­ben, wel­che zum Ver­ständ­nis des Ge­schäfts­ver­laufs, des Ge­schäfts­er­geb­nis­ses, der La­ge des Un­ter­neh­mens so­wie der Aus­wir­kun­gen sei­ner Tä­tig­keit auf die­se Be­lan­ge er­for­der­lich sind.

2 Der Be­richt um­fasst ins­be­son­de­re:

1.
ei­ne Be­schrei­bung des Ge­schäfts­mo­dells;
2.
ei­ne Be­schrei­bung der in Be­zug auf die Be­lan­ge ge­mä­ss Ab­satz 1 ver­folg­ten Kon­zep­te, ein­sch­liess­lich der an­ge­wand­ten Sorg­falts­prü­fung;
3.
ei­ne Dar­stel­lung der zur Um­set­zung die­ser Kon­zep­te er­grif­fe­nen Mass­nah­men so­wie ei­ne Be­wer­tung der Wirk­sam­keit die­ser Mass­nah­men;
4.
ei­ne Be­schrei­bung der we­sent­li­chen Ri­si­ken im Zu­sam­men­hang mit den Be­lan­gen ge­mä­ss Ab­satz 1 so­wie der Hand­ha­bung die­ser Ri­si­ken durch das Un­ter­neh­men; mass­ge­bend sind Ri­si­ken:
a.
die sich aus der ei­ge­nen Ge­schäftstä­tig­keit des Un­ter­neh­mens er­ge­ben, und
b.
wenn dies re­le­vant und ver­hält­nis­mäs­sig ist, die sich aus sei­nen Ge­schäfts­be­zie­hun­gen, sei­nen Er­zeug­nis­sen oder sei­nen Dienst­leis­tun­gen er­ge­ben;
5.
die für die Un­ter­neh­men­stä­tig­keit we­sent­li­chen Leis­tungs­in­di­ka­to­ren in Be­zug auf die Be­lan­ge ge­mä­ss Ab­satz 1.

3 Stützt sich der Be­richt auf na­tio­na­le, eu­ro­päi­sche oder in­ter­na­tio­na­le Re­gel­wer­ke, wie ins­be­son­de­re die Leit­sät­ze der Or­ga­ni­sa­ti­on für wirt­schaft­li­che Zu­sam­men­ar­beit und Ent­wick­lung (OECD), so ist das an­ge­wand­te Re­gel­werk im Be­richt zu nen­nen. Bei der An­wen­dung sol­cher Re­gel­wer­ke ist si­cher­zu­stel­len, dass al­le Vor­ga­ben die­ses Ar­ti­kels er­füllt sind. Nö­ti­gen­falls ist ein er­gän­zen­der Be­richt zu ver­fas­sen.

4 Kon­trol­liert ein Un­ter­neh­men al­lein oder zu­sam­men mit an­de­ren Un­ter­neh­men ein oder meh­re­re an­de­re in- oder aus­län­di­sche Un­ter­neh­men, so um­fasst der Be­richt al­le die­se Un­ter­neh­men.

5 Ver­folgt das Un­ter­neh­men in Be­zug auf einen oder meh­re­re Be­lan­ge ge­mä­ss Ab­satz 1 kein Kon­zept, so hat es dies im Be­richt klar und be­grün­det zu er­läu­tern.

6 Der Be­richt ist in ei­ner Lan­des­s­pra­che oder auf Eng­lisch ab­zu­fas­sen.

Art. 964c  

C. Ge­neh­mi­gung, Ver­öf­fent­li­chung, Füh­rung und Auf­be­wah­rung

 

1 Der Be­richt über nicht­fi­nan­zi­el­le Be­lan­ge be­darf der Ge­neh­mi­gung und Un­ter­zeich­nung durch das obers­te Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gan so­wie der Ge­neh­mi­gung des für die Ge­neh­mi­gung der Jah­res­rech­nung zu­stän­di­gen Or­gans.

2 Das obers­te Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gan stellt si­cher, dass der Be­richt:

1.
um­ge­hend nach der Ge­neh­mi­gung elek­tro­nisch ver­öf­fent­licht wird;
2.
min­des­tens zehn Jah­re lang öf­fent­lich zu­gäng­lich bleibt.

3 Für die Füh­rung und Auf­be­wah­rung der Be­rich­te gilt Ar­ti­kel 958f sinn­ge­mä­ss.

Siebter Abschnitt: Transparenz bei Rohstoffunternehmen803

803 Ursprünglich: Sechster Abschnitt und Art. 964a–964f. Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 19. Juni 2020 (Aktienrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4005; BBl 2017 399). Siehe auch Art. 7 der UeB dieser Änd. am Schluss des Textes.

Art. 964d  

A. Grund­satz

 

1 Un­ter­neh­men, die von Ge­set­zes we­gen zu ei­ner or­dent­li­chen Re­vi­si­on ver­pflich­tet und sel­ber oder durch ein von ih­nen kon­trol­lier­tes Un­ter­neh­men im Be­reich der Ge­win­nung von Mi­ne­ra­li­en, Erd­öl oder Erd­gas oder des Ein­schlags von Holz in Pri­mär­wäl­dern tä­tig sind, müs­sen jähr­lich einen Be­richt über die Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len ver­fas­sen.

2 Hat das Un­ter­neh­men ei­ne kon­so­li­dier­te Jah­res­rech­nung zu er­stel­len, so muss es einen kon­so­li­dier­ten Be­richt über Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len ver­fas­sen (Kon­zern­zah­lungs­be­richt); die­ser er­setzt die Be­richt­er­stat­tung der ein­zel­nen Ge­sell­schaf­ten.

3 Ist das Un­ter­neh­men mit Sitz in der Schweiz in den von ihm oder ei­nem an­de­ren Un­ter­neh­men mit Sitz im Aus­land nach schweizerischen oder gleichwertigen Vorschriften erstellten Konzernzahlungsbericht einbezogen, so muss es kei­nen se­pa­ra­ten Be­richt über Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len ver­fas­sen. Es muss je­doch im An­hang der Jah­res­rech­nung an­ge­ben, bei wel­chem an­de­ren Un­ter­neh­men es in den Be­richt ein­be­zo­gen wur­de, und die­sen Be­richt ver­öf­fent­li­chen.

4 Die Ge­win­nung um­fasst al­le Un­ter­neh­men­stä­tig­kei­ten auf den Ge­bie­ten der Ex­plo­ra­ti­on, Pro­spek­ti­on, Ent­de­ckung, Er­schlies­sung und För­de­rung von Mi­ne­ra­li­en, Erd­öl- und Erd­gas­vor­kom­men und des Ein­schlags von Holz in Pri­mär­wäl­dern.

5 Als staat­li­che Stel­len gel­ten na­tio­na­le, re­gio­na­le oder kom­mu­na­le Be­hör­den ei­nes Dritt­lan­des so­wie von die­sen Be­hör­den kon­trol­lier­te Ab­tei­lun­gen oder Un­ter­neh­men.

Art. 964e  

B. Ar­ten von Leis­tun­gen

 

1 Die Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len kön­nen in Geld- oder Sach­leis­tun­gen be­ste­hen. Sie um­fas­sen ins­be­son­de­re fol­gen­de Ar­ten von Leis­tun­gen:

1.
Zah­lun­gen für Pro­duk­ti­ons­an­sprü­che;
2.
Steu­ern auf der Pro­duk­ti­on, den Er­trä­gen oder Ge­win­nen von Un­ter­neh­men, aus­ge­nom­men Mehr­wert- oder Um­satz­steu­ern und an­de­re Steu­ern auf dem Ver­brauch;
3.
Nut­zungs­ent­gel­te;
4.
Di­vi­den­den, aus­ge­nom­men die an ei­ne staat­li­che Stel­le als Ge­sell­schaf­te­rin die­ses Un­ter­neh­mens ge­zahl­ten Di­vi­den­den, so­lan­ge die­se un­ter den­sel­ben Be­din­gun­gen an die staat­li­che Stel­le wie an die an­de­ren Ge­sell­schaf­ter ge­zahlt wer­den;
5.
Un­ter­zeich­nungs-, Ent­de­ckungs- und Pro­duk­ti­ons­bo­ni;
6.
Li­zenz-, Miet- und Zu­gangs­ge­büh­ren oder sons­ti­ge Ge­gen­leis­tun­gen für Be­wil­li­gun­gen oder Kon­zes­sio­nen;
7.
Zah­lun­gen für die Ver­bes­se­rung der In­fra­struk­tur.

2 Bei Sach­leis­tun­gen sind Ge­gen­stand, Wert, Be­wer­tungs­me­tho­de und ge­ge­be­nen­falls Um­fang an­zu­ge­ben.

Art. 964f  

C. Form und In­halt des Be­richts

 

1 Der Be­richt über Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len er­streckt sich nur auf Zah­lun­gen, die sich aus der Ge­schäftstä­tig­keit in der mi­ne­ral-, erd­öl- oder erd­gas­ge­win­nen­den In­dus­trie oder auf dem Ge­biet des Holzein­schlags in Pri­mär­wäl­dern er­ge­ben.

2 Er um­fasst al­le Zah­lun­gen von min­des­tens 100 000 Fran­ken pro Ge­schäfts­jahr an staat­li­che Stel­len, und zwar so­wohl Ein­zel­zah­lun­gen wie auch Zah­lun­gen in meh­re­ren Teil­be­trä­gen, die zu­sam­men min­des­tens 100 000 Fran­ken er­rei­chen.

3 An­zu­ge­ben ist der Be­trag der Zah­lun­gen, die ins­ge­samt und auf­ge­schlüs­selt nach Art der Leis­tung an je­de staat­li­che Stel­le und an je­des Pro­jekt ge­leis­tet wer­den.

4 Der Be­richt ist schrift­lich in ei­ner Lan­des­s­pra­che oder in Eng­lisch ab­zu­fas­sen und vom obers­ten Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gan zu ge­neh­mi­gen.

Art. 964g  

D. Ver­öf­fent­li­chung

 

1 Der Be­richt über Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len ist in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Ab­lauf des Ge­schäfts­jah­res elek­tro­nisch zu ver­öf­fent­li­chen.

2 Er muss min­des­tens zehn Jah­re lang öf­fent­lich zu­gäng­lich sein.

3 Der Bun­des­rat kann Vor­schrif­ten zur Struk­tur der im Be­richt ver­lang­ten Da­ten er­las­sen.

Art. 964h  

E. Füh­rung und Auf­be­wah­rung

 

Für die Füh­rung und die Auf­be­wah­rung des Be­richts über Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len gilt Ar­ti­kel 958f ent­spre­chend.

Art. 964i  

F. Aus­deh­nung des An­wen­dungs­be­reichs

 

Der Bundesrat kann im Rahmen eines international abgestimmten Vorgehens festlegen, dass die Verpflichtungen nach den Artikeln 964d–964hauch auf Unternehmen Anwendung finden, die mit Rohstoffen handeln.

Achter Abschnitt: Sorgfaltspflichten und Transparenz bezüglich Mineralien und Metallen aus Konfliktgebieten und Kinderarbeit804

804 Eingefügt durch Ziff. I und III 1 des BG vom 19. Juni 2020 (Indirekter Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Für verantwortungsvolle Unternehmen – zum Schutz von Mensch und Umwelt»), in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2021 846; BBl 2017 399). Siehe auch die UeB dieser Änd. am Schluss des Textes.

Art. 964j  

A. Grund­satz

 

1 Un­ter­neh­men, de­ren Sitz, Haupt­ver­wal­tung oder Haupt­nie­der­las­sung sich in der Schweiz be­fin­det, müs­sen in der Lie­fer­ket­te Sorg­falts­pflich­ten ein­hal­ten und dar­über Be­richt er­stat­ten, wenn sie:

1.
Zinn, Tan­tal, Wolf­ram oder Gold ent­hal­ten­de Mi­ne­ra­li­en oder Me­tal­le aus Kon­flikt- und Hoch­ri­si­ko­ge­bie­ten in den frei­en Ver­kehr der Schweiz über­füh­ren oder in der Schweiz be­ar­bei­ten; oder
2.
Pro­duk­te oder Dienst­leis­tun­gen an­bie­ten, bei de­nen ein be­grün­de­ter Ver­dacht be­steht, dass sie un­ter Ein­satz von Kin­der­ar­beit her­ge­stellt oder er­bracht wur­den.

2 Der Bun­des­rat legt jähr­li­che Ein­fuhr­men­gen von Mi­ne­ra­li­en und Me­tal­len fest, bis zu de­nen ein Un­ter­neh­men von der Sorg­falts- und Be­richt­er­stat­tungs­pflicht be­freit ist.

3 Er legt fest, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen klei­ne und mitt­le­re Un­ter­neh­men so­wie Un­ter­neh­men mit ge­rin­gen Ri­si­ken im Be­reich Kin­der­ar­beit nicht prü­fen müs­sen, ob ein be­grün­de­ter Ver­dacht auf Kin­der­ar­beit be­steht.

4 Er legt fest, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen die Un­ter­neh­men von den Sorg­falts- und Be­richt­er­stat­tungs­pflich­ten aus­ge­nom­men sind, die sich an ein in­ter­na­tio­nal an­er­kann­tes gleich­wer­ti­ges Re­gel­werk, wie ins­be­son­de­re die Leit­sät­ze der OECD, hal­ten.

Art. 964k  

B. Sorg­falts­pflich­ten

 

1 Die Un­ter­neh­men füh­ren ein Ma­na­ge­ment­sys­tem und le­gen dar­in Fol­gen­des fest:

1.
die Lie­fer­ket­ten­po­li­tik für mög­li­cher­wei­se aus Kon­flikt- und Hoch­ri­si­ko­ge­bie­ten stam­men­de Mi­ne­ra­li­en und Me­tal­le;
2.
die Lie­fer­ket­ten­po­li­tik für Pro­duk­te oder Dienst­leis­tun­gen, bei de­nen ein be­grün­de­ter Ver­dacht auf Kin­der­ar­beit be­steht;
3.
ein Sys­tem, mit dem die Lie­fer­ket­te zu­rück­ver­folgt wer­den kann.

2 Sie er­mit­teln und be­wer­ten die Ri­si­ken schäd­li­cher Aus­wir­kun­gen in ih­rer Lie­fer­ket­te. Sie er­stel­len einen Ri­si­ko­ma­na­ge­ment­plan und tref­fen Mass­nah­men zur Mi­ni­mie­rung der fest­ge­stell­ten Ri­si­ken.

3 Sie las­sen die Ein­hal­tung der Sorg­falts­pflich­ten be­züg­lich der Mi­ne­ra­li­en und Me­tal­le durch ei­ne unabhängige Fachpersonprü­fen.

4 Der Bun­des­rat er­lässt die nä­he­ren Vor­schrif­ten; er ori­en­tiert sich da­bei an in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ten Re­gel­wer­ken, wie ins­be­son­de­re den Leit­sät­zen der OECD.

Art. 964l  

C. Be­richt­er­stat­tung

 

1 Das obers­te Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gan er­stat­tet jähr­lich Be­richt über die Er­fül­lung der Sorg­falts­pflich­ten.

2 Der Be­richt ist in ei­ner Lan­des­s­pra­che oder auf Eng­lisch ab­zu­fas­sen.

3 Das obers­te Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gan stellt si­cher, dass der Be­richt:

1.
in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit Ab­lauf des Ge­schäfts­jah­res elek­tro­nisch ver­öf­fent­licht wird;
2.
min­des­tens zehn Jah­re lang öf­fent­lich zu­gäng­lich bleibt.

4 Für die Füh­rung und Auf­be­wah­rung der Be­rich­te gilt Ar­ti­kel 958fsinn­ge­mä­ss.

5 Un­ter­neh­men, die Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen von Un­ter­neh­men an­bie­ten, die einen Be­richt ver­fasst ha­ben, müs­sen für die­se Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen sel­ber kei­nen Be­richt er­stel­len.

Fünfte Abteilung: Die Wertpapiere805

805Fassung gemäss BG vom 18. Dez. 1936, in Kraft seit 1. Juli 1937 (AS 53 185; BBl 1928 I 205, 1932 I 217). Siehe die Schl- und UeB zu den Tit. XXIV–XXXIII am Schluss des OR.

Dreiunddreissigster Titel: Die Namen-, Inhaber- und Ordrepapiere

Erster Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 965  

A. Be­griff des Wert­pa­piers

 

Wert­pa­pier ist je­de Ur­kun­de, mit der ein Recht der­art ver­knüpft ist, dass es oh­ne die Ur­kun­de we­der gel­tend ge­macht noch auf an­de­re über­tra­gen wer­den kann.

Art. 966  

B. Ver­pflich­tung aus dem Wert­pa­pier

 

1 Der Schuld­ner aus ei­nem Wert­pa­pier ist nur ge­gen Aus­hän­di­gung der Ur­kun­de zu leis­ten ver­pflich­tet.

2 Der Schuld­ner wird durch ei­ne bei Ver­fall er­folg­te Leis­tung an den durch die Ur­kun­de aus­ge­wie­se­nen Gläu­bi­ger be­freit, wenn ihm nicht Arg­list oder gro­be Fahr­läs­sig­keit zur Last fällt.

Art. 967  

C. Über­tra­gung des Wert­pa­piers

I. All­ge­mei­ne Form

 

1 Zur Über­tra­gung des Wert­pa­piers zu Ei­gen­tum oder zu ei­nem be­schränk­ten ding­li­chen Recht be­darf es in al­len Fäl­len der Über­tra­gung des Be­sit­zes an der Ur­kun­de.

2 Bei Or­dre­pa­pie­ren be­darf es über­dies der In­dos­sie­rung, bei Na­men­pa­pie­ren ei­ner schrift­li­chen Er­klä­rung, die nicht auf das Wert­pa­pier selbst ge­setzt wer­den muss.

3 Durch Ge­setz oder Ver­trag kann für die Über­tra­gung die Mit­wir­kung an­de­rer Per­so­nen, wie na­ment­lich des Schuld­ners, vor­ge­schrie­ben wer­den.

Art. 968  

II. In­dos­sie­rung

1. Form

 

1 Die In­dos­sie­rung er­folgt in al­len Fäl­len nach den Vor­schrif­ten über den Wech­sel.

2 Das aus­ge­füll­te In­dos­sa­ment gilt in Ver­bin­dung mit der Über­ga­be der Ur­kun­de als ge­nü­gen­de Form der Über­tra­gung.

Art. 969  

2. Wir­kung

 

Mit der In­dos­sie­rung und der Über­ga­be der in­dos­sier­ten Ur­kun­de ge­hen bei al­len über­trag­ba­ren Wert­pa­pie­ren, so­weit sich aus dem In­halt oder der Na­tur der Ur­kun­de nicht et­was an­de­res er­gibt, die Rech­te des In­dossan­ten auf den Er­wer­ber über.

Art. 970  

D. Um­wand­lung

 

1 Ein Na­men- oder Or­dre­pa­pier kann nur mit Zu­stim­mung al­ler be­rech­tig­ten und ver­pflich­te­ten Per­so­nen in ein In­ha­ber­pa­pier um­ge­wan­delt wer­den. Die­se Zu­stim­mung ist auf der Ur­kun­de selbst zu er­klä­ren.

2 Der glei­che Grund­satz gilt für die Um­wand­lung von In­ha­ber­pa­pie­ren in Na­men- oder Or­dre­pa­pie­re. Fehlt in die­sem Fal­le die Zu­stim­mung ei­ner der be­rech­tig­ten oder ver­pflich­te­ten Per­so­nen, so ist die Um­wand­lung wirk­sam, je­doch nur zwi­schen dem Gläu­bi­ger, der sie vor­ge­nom­men hat, und sei­nem un­mit­tel­ba­ren Rechts­nach­fol­ger.

Art. 971  

E. Kraft­los­er­klä­rung

I. Gel­tend­ma­chung

 

1 Wird ein Wert­pa­pier ver­misst, so kann es durch das Ge­richt806 kraft­los er­klärt wer­den.

2 Die Kraft­los­er­klä­rung kann ver­lan­gen, wer zur Zeit des Ver­lus­tes oder der Ent­de­ckung des Ver­lus­tes an dem Pa­pier be­rech­tigt ist.

806 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399). Die­se Änd. wur­de in den in der AS ge­nann­ten Be­stim­mun­gen vor­ge­nom­men.

Art. 972  

II. Ver­fah­ren. Wir­kung

 

1 Nach der Kraft­los­er­klä­rung kann der Be­rech­tig­te sein Recht auch oh­ne die Ur­kun­de gel­tend ma­chen oder die Aus­stel­lung ei­ner neu­en Ur­kun­de ver­lan­gen.

2 Im üb­ri­gen kom­men für das Ver­fah­ren und die Wir­kung der Kraft­los­er­klä­rung die bei den ein­zel­nen Ar­ten von Wert­pa­pie­ren auf­ge­stell­ten Be­stim­mun­gen zur An­wen­dung.

Art. 973  

F. Be­son­de­re Vor­schrif­ten

 

Die be­son­dern Vor­schrif­ten über die Wert­pa­pie­re, wie na­ment­lich über den Wech­sel, den Check und die Pfand­ti­tel, blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 973a808  

G. Sam­mel­ver­wah­rung, Glo­balur­kun­de und ein­fa­che Wert­rech­te

I. Sam­mel­ver­wah­rung von Wert­pa­pie­ren

 

1 Der Auf­be­wah­rer ist be­fugt, ver­tret­ba­re Wert­pa­pie­re meh­re­rer Hin­ter­le­ger un­ge­trennt zu ver­wah­ren, es sei denn, ein Hin­ter­le­ger ver­langt aus­drück­lich die ge­son­der­te Ver­wah­rung sei­ner Wert­pa­pie­re.

2 Wer­den ver­tret­ba­re Wert­pa­pie­re ei­nem Auf­be­wah­rer zur Sam­mel­ver­wah­rung an­ver­traut, so er­wirbt der Hin­ter­le­ger mit der Ein­lie­fe­rung beim Auf­be­wah­rer Mit­ei­gen­tum nach Bruch­tei­len an den zum Sam­mel­be­stand ge­hö­ren­den Wert­pa­pie­ren glei­cher Gat­tung. Für die Be­stim­mung des Bruch­teils ist der Nenn­wert, bei Wert­pa­pie­ren oh­ne Nenn­wert die Stück­zahl mass­ge­bend.

3 Der Hin­ter­le­ger hat einen je­der­zei­ti­gen, von der Mit­wir­kung oder Zu­stim­mung der an­de­ren Hin­ter­le­ger un­ab­hän­gi­gen An­spruch auf Her­aus­ga­be von Wert­pa­pie­ren aus dem Sam­mel­be­stand im Um­fang sei­nes Bruch­teils.

808 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des Bu­ch­ef­fek­ten­ge­set­zes vom 3. Okt. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 3577; BBl 2006 9315).

Art. 973b809  

II. Glo­balur­kun­de

 

1 Der Schuld­ner kann Glo­balur­kun­den aus­ge­ben oder meh­re­re ver­tret­ba­re Wert­pa­pie­re, die ei­nem ein­zi­gen Auf­be­wah­rer an­ver­traut sind, durch ei­ne Glo­balur­kun­de er­set­zen, so­fern die Aus­ga­be­be­din­gun­gen oder die Ge­sell­schafts­sta­tu­ten dies vor­se­hen oder die Hin­ter­le­ger da­zu ih­re Zu­stim­mung er­teilt ha­ben.

2 Die Glo­balur­kun­de ist ein Wert­pa­pier glei­cher Art wie die durch sie ver­kör­per­ten Ein­zel­rech­te. Sie steht im Mit­ei­gen­tum der dar­an be­tei­lig­ten Hin­ter­le­ger, und zwar im Ver­hält­nis ih­rer Be­tei­li­gung. Für die Stel­lung und die Rech­te der Mit­ei­gen­tü­mer an der Glo­balur­kun­de gilt Ar­ti­kel 973a Ab­satz 2 sinn­ge­mä­ss.

809 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des Bu­ch­ef­fek­ten­ge­set­zes vom 3. Okt. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 3577; BBl 2006 9315).

Art. 973c811  

III. Ein­fa­che Wert­rech­te

 

1 Der Schuld­ner kann ein­fa­che Wert­rech­te aus­ge­ben oder ver­tret­ba­re Wert­pa­pie­re oder Glo­balur­kun­den, die ei­nem ein­zi­gen Auf­be­wah­rer an­ver­traut sind, durch ein­fa­che Wert­rech­te er­set­zen, so­fern die Aus­ga­be­be­din­gun­gen oder sei­ne Sta­tu­ten dies vor­se­hen oder die Hin­ter­le­ger da­zu ih­re Zu­stim­mung er­teilt ha­ben.812

2 Der Schuld­ner führt über die von ihm aus­ge­ge­be­nen Wert­rech­te ein Buch, in das die An­zahl und Stücke­lung der aus­ge­ge­be­nen Wert­rech­te so­wie die Gläu­bi­ger ein­zu­tra­gen sind. Das Buch ist nicht öf­fent­lich.

3 Die Wert­rech­te ent­ste­hen mit Ein­tra­gung in das Buch und be­ste­hen nur nach Mass­ga­be die­ser Ein­tra­gung.

4 Zur Über­tra­gung von Wert­rech­ten be­darf es ei­ner schrift­li­chen Ab­tre­tungs­er­klä­rung. Ih­re Ver­pfän­dung rich­tet sich nach den Vor­schrif­ten über das Pfand­recht an For­de­run­gen.

811 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des Bu­ch­ef­fek­ten­ge­set­zes vom 3. Okt. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 3577; BBl 2006 9315).

812 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

Art. 973d813  

H. Re­gis­ter­wert­rech­te

I. Er­rich­tung

 

1 Ein Re­gis­ter­wert­recht ist ein Recht, das ge­mä­ss ei­ner Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en:

1.
in ei­nem Wert­rech­te­re­gis­ter ge­mä­ss Ab­satz 2 ein­ge­tra­gen ist; und
2.
nur über die­ses Wert­rech­te­re­gis­ter gel­tend ge­macht und auf an­de­re über­tra­gen wer­den kann.

2 Das Wert­rech­te­re­gis­ter muss die fol­gen­den An­for­de­run­gen er­fül­len:

1.
Es ver­mit­telt den Gläu­bi­gern, nicht aber dem Schuld­ner, mit­tels tech­ni­scher Ver­fah­ren die Ver­fü­gungs­macht über ih­re Rech­te.
2.
Sei­ne In­te­gri­tät ist ge­schützt, in­dem es durch an­ge­mes­se­ne tech­ni­sche und or­ga­ni­sa­to­ri­sche Mass­nah­men, wie die ge­mein­sa­me Ver­wal­tung durch meh­re­re von­ein­an­der un­ab­hän­gi­ge Be­tei­lig­te, ge­gen un­be­fug­te Ver­än­de­run­gen ge­schützt ist.
3.
Der In­halt der Rech­te, die Funk­ti­ons­wei­se des Re­gis­ters und die Re­gis­trie­rungs­ver­ein­ba­rung sind im Re­gis­ter oder in da­mit ver­knüpf­ten Be­gleit­da­ten fest­ge­hal­ten.
4.
Die Gläu­bi­ger kön­nen die sie be­tref­fen­den In­for­ma­tio­nen und Re­gis­te­r­ein­trä­ge ein­se­hen so­wie die In­te­gri­tät des sie be­tref­fen­den Re­gis­te­rin­halts oh­ne Zu­tun Drit­ter über­prü­fen.

3 Der Schuld­ner hat si­cher­zu­stel­len, dass das Wert­rech­te­re­gis­ter des­sen Zweck ent­spre­chend or­ga­ni­siert ist. Ins­be­son­de­re ist si­cher­zu­stel­len, dass das Re­gis­ter je­der­zeit ge­mä­ss Re­gis­trie­rungs­ver­ein­ba­rung funk­tio­niert.

813 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

Art. 973e814  

II. Wir­kun­gen

 

1 Der Schuld­ner aus ei­nem Re­gis­ter­wert­recht ist nur an den durch das Wert­rech­te­re­gis­ter aus­ge­wie­se­nen Gläu­bi­ger so­wie ge­gen ent­spre­chen­de An­pas­sung des Re­gis­ters zu leis­ten be­rech­tigt und ver­pflich­tet.

2 Er wird durch ei­ne bei Ver­fall er­folg­te Leis­tung an den durch das Wert­rech­te­re­gis­ter aus­ge­wie­se­nen Gläu­bi­ger be­freit, auch wenn der aus­ge­wie­se­ne nicht der tat­säch­li­che Gläu­bi­ger ist, wenn dem Schuld­ner nicht Arg­list oder gro­be Fahr­läs­sig­keit zur Last fällt.

3 Wer in ei­nem Wert­rech­te­re­gis­ter vom dort aus­ge­wie­se­nen Gläu­bi­ger ein Re­gis­ter­wert­recht er­wor­ben hat, ist in sei­nem Er­werb zu schüt­zen, auch wenn der Ver­äus­se­rer zur Ver­fü­gung nicht be­fugt war, es sei denn, der Er­wer­ber han­del­te beim Er­werb bös­gläu­big oder grob­fahr­läs­sig.

4 Der Schuld­ner kann der For­de­rung aus ei­nem Re­gis­ter­wert­recht nur Ein­re­den ent­ge­gen­set­zen, die:

1.
ent­we­der ge­gen die Gül­tig­keit der Re­gis­trie­rung ge­rich­tet sind oder aus dem Wert­rech­te­re­gis­ter oder des­sen Be­gleit­da­ten selbst her­vor­ge­hen;
2.
ihm per­sön­lich ge­gen den ak­tu­el­len Gläu­bi­ger des Re­gis­ter­wert­rechts zu­ste­hen; oder
3.
sich auf die un­mit­tel­ba­re Be­zie­hung des Schuld­ners zu ei­nem frü­he­ren Gläu­bi­ger des Re­gis­ter­wert­rechts grün­den, wenn der ak­tu­el­le Gläu­bi­ger bei dem Er­werb des Re­gis­ter­wert­rechts be­wusst zum Nach­teil des Schuld­ners ge­han­delt hat.

814 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

Art. 973f815  

III. Über­tra­gung

 

1 Die Über­tra­gung des Re­gis­ter­wert­rechts un­ter­steht den Re­geln der Re­gis­trie­rungs­ver­ein­ba­rung.

2 Wird über den Gläu­bi­ger ei­nes Re­gis­ter­wert­rechts der Kon­kurs er­öff­net, die Pfän­dung voll­zo­gen oder die Nach­lass­stun­dung be­wil­ligt, so sind sei­ne Ver­fü­gun­gen über Re­gis­ter­wert­rech­te recht­lich ver­bind­lich und Drit­ten ge­gen­über wirk­sam, wenn sie:

1.
vor­gän­gig ein­ge­bracht wur­den;
2.
nach den Re­geln des Wert­rech­te­re­gis­ters oder ei­nes an­de­ren Han­dels­sys­tems un­wi­der­ruf­lich wur­den; so­wie
3.
in­ner­halb von 24 Stun­den tat­säch­lich in das Wert­rech­te­re­gis­ter ein­ge­tra­gen wur­den.

3 Steht in Be­zug auf das­sel­be Recht dem gut­gläu­bi­gen Emp­fän­ger ei­nes Wert­pa­piers ein gut­gläu­bi­ger Emp­fän­ger des Re­gis­ter­wert­rechts ge­gen­über, so geht der Ers­te dem Letz­te­ren vor.

815 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

Art. 973g816  

IV. Si­cher­hei­ten

 

1 Ei­ne Si­cher­heit kann auch oh­ne Über­tra­gung des Re­gis­ter­wert­rechts er­rich­tet wer­den, wenn:

1.
die Si­cher­heit im Wert­rech­te­re­gis­ter er­sicht­lich ist; und
2.
ge­währ­leis­tet ist, dass aus­sch­liess­lich der Si­che­rungs­neh­mer im Fal­le der Nicht­be­frie­di­gung über das Re­gis­ter­wert­recht ver­fü­gen kann.

2 Im Üb­ri­gen rich­tet sich:

1.
das Re­ten­ti­ons­recht an Re­gis­ter­wert­rech­ten nach den für Wert­pa­pie­re gel­ten­den Be­stim­mun­gen über das Re­ten­ti­ons­recht (Art. 895–898 ZGB817);
2.
das Pfand­recht an Re­gis­ter­wert­rech­ten nach den für Wert­pa­pie­re gel­ten­den Be­stim­mun­gen über das Pfand­recht an For­de­run­gen und an­de­ren Rech­ten (Art. 899–906 ZGB).

816 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

817 SR 210

Art. 973h818  

V. Kraft­los­er­klä­rung

 

1 Der an ei­nem Re­gis­ter­wert­recht Be­rech­tig­te kann ver­lan­gen, dass das Ge­richt das Re­gis­ter­wert­recht kraft­los er­klärt, so­fern er sei­ne ur­sprüng­li­che Ver­fü­gungs­macht so­wie de­ren Ver­lust glaub­haft macht. Nach der Kraft­los­er­klä­rung kann er sein Recht auch aus­ser­halb des Re­gis­ters gel­tend ma­chen oder auf sei­ne Kos­ten vom Schuld­ner die Zu­tei­lung ei­nes neu­en Re­gis­ter­wert­rechts ver­lan­gen. Im Üb­ri­gen sind für das Ver­fah­ren und die Wir­kung der Kraft­los­er­klä­rung die Ar­ti­kel 982–986 sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

2 Die Par­tei­en kön­nen ei­ne ver­ein­fach­te Kraft­los­er­klä­rung durch Her­ab­set­zung der Zahl der öf­fent­li­chen Auf­for­de­run­gen oder durch Ver­kür­zung der Fris­ten vor­se­hen.

818 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

Art. 973i819  

VI. In­for­ma­ti­on und Haf­tung

 

1 Der Schuld­ner aus ei­nem Re­gis­ter­wert­recht oder ei­nem Recht, das als sol­ches an­ge­bo­ten wird, hat je­dem Er­wer­ber be­kannt zu ge­ben:

1.
den In­halt des Wert­rechts;
2.
die Funk­ti­ons­wei­se des Wert­rech­te­re­gis­ters so­wie die Mass­nah­men zum Schutz des Funk­tio­nie­rens und der In­te­gri­tät des Wert­rech­te­re­gis­ters nach Ar­ti­kel 973d Ab­sät­ze 2 und 3.

2 Er haf­tet für den Scha­den, der dem Er­wer­ber durch un­rich­ti­ge, ir­re­füh­ren­de oder den ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen nicht ent­spre­chen­de An­ga­ben ent­steht, so­fern er nicht nach­weist, dass er die er­for­der­li­che Sorg­falt an­ge­wen­det hat.

3 Ver­ein­ba­run­gen, wel­che die­se Haf­tung be­schrän­ken oder weg­be­din­gen, sind nich­tig.

819 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

Zweiter Abschnitt: Die Namenpapiere

Art. 974  

A. Be­griff

 

Ein Wert­pa­pier gilt als Na­men­pa­pier, wenn es auf einen be­stimm­ten Na­men lau­tet und we­der an Ord­re ge­stellt noch ge­setz­lich als Or­dre­pa­pier er­klärt ist.

Art. 975  

B. Aus­weis über das Gläu­bi­ger­recht

I. In der Re­gel

 

1 Der Schuld­ner ist nur demje­ni­gen zu leis­ten ver­pflich­tet, der In­ha­ber der Ur­kun­de ist und der sich als die Per­son oder als Rechts­nach­fol­ger der Per­son aus­weist, auf wel­che die Ur­kun­de lau­tet.

2 Leis­tet der Schuld­ner oh­ne die­sen Aus­weis, so wird er ge­gen­über ei­nem Drit­ten, der sei­ne Be­rech­ti­gung nach­weist, nicht be­freit.

Art. 976  

II. Beim hin­ken­den In­ha­ber­pa­pier

 

Hat sich der Schuld­ner im Na­men­pa­pier das Recht vor­be­hal­ten, je­dem In­ha­ber der Ur­kun­de leis­ten zu dür­fen, so wird er durch die in gu­tem Glau­ben er­folg­te Leis­tung an den In­ha­ber be­freit, auch wenn er den Aus­weis über das Gläu­bi­ger­recht nicht ver­langt hat; er ist in­des­sen nicht ver­pflich­tet, an den In­ha­ber zu leis­ten.

Art. 977  

C. Kraft­los­er­klä­rung

 

1 Die Na­men­pa­pie­re wer­den, wenn kei­ne be­son­dern Vor­schrif­ten auf­ge­stellt sind, nach den für die In­ha­ber­pa­pie­re gel­ten­den Be­stim­mun­gen kraft­los er­klärt.

2 Der Schuld­ner kann in der Ur­kun­de ei­ne ver­ein­fach­te Kraft­los­er­klä­rung durch Her­ab­set­zung der Zahl der öf­fent­li­chen Auf­for­de­run­gen oder durch Ver­kür­zung der Fris­ten vor­se­hen, oder sich das Recht vor­be­hal­ten, auch oh­ne Vor­wei­sung der Ur­kun­de und oh­ne Kraft­los­er­klä­rung gül­tig zu leis­ten, wenn der Gläu­bi­ger die Ent­kräf­tung des Schuld­scheins und die Til­gung der Schuld in ei­ner öf­fent­li­chen oder be­glau­big­ten Ur­kun­de aus­spricht.

Dritter Abschnitt: Die Inhaberpapiere

Art. 978  

A. Be­griff

 

1 Ein Wert­pa­pier gilt als In­ha­ber­pa­pier, wenn aus dem Wort­laut oder der Form der Ur­kun­de er­sicht­lich ist, dass der je­wei­li­ge In­ha­ber als Be­rech­tig­ter an­er­kannt wird.

2 Der Schuld­ner darf je­doch nicht mehr be­zah­len, wenn ein ge­richt­li­ches oder po­li­zei­li­ches Zah­lungs­ver­bot an ihn er­las­sen wor­den ist.

Art. 979  

B. Ein­re­den des Schuld­ners

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Der Schuld­ner kann der For­de­rung aus ei­nem In­ha­ber­pa­pier nur sol­che Ein­re­den ent­ge­gen­set­zen, die ent­we­der ge­gen die Gül­tig­keit der Ur­kun­de ge­rich­tet sind oder aus der Ur­kun­de selbst her­vor­ge­hen, so­wie sol­che, die ihm per­sön­lich ge­gen den je­wei­li­gen Gläu­bi­ger zu­ste­hen.

2 Ein­re­den, die sich auf die un­mit­tel­ba­ren Be­zie­hun­gen des Schuld­ners zu ei­nem frü­he­ren In­ha­ber grün­den, sind zu­läs­sig, wenn der In­ha­ber bei dem Er­werb der Ur­kun­de be­wusst zum Nach­teil des Schuld­ners ge­han­delt hat.

3 Aus­ge­schlos­sen ist die Ein­re­de, dass die Ur­kun­de wi­der den Wil­len des Schuld­ners in den Ver­kehr ge­langt sei.

Art. 980  

II. Bei In­ha­ber­zins­cou­pons

 

1 Ge­gen die For­de­rung aus In­ha­ber­zins­cou­pons kann der Schuld­ner die Ein­re­de, dass die Ka­pi­tal­schuld ge­tilgt sei, nicht er­he­ben.

2 Der Schuld­ner ist aber be­rech­tigt, bei Be­zah­lung der Ka­pi­tal­schuld den Be­trag der erst in Zu­kunft ver­fal­len­den In­ha­ber­zins­cou­pons, die ihm nicht mit dem Haupt­ti­tel ab­ge­lie­fert wer­den, bis nach Ab­lauf der für die­se Cou­pons gel­ten­den Ver­jäh­rungs­frist zu­rück­zu­be­hal­ten, es sei denn, dass die nicht ab­ge­lie­fer­ten Cou­pons kraft­los er­klärt wor­den sind oder dass de­ren Be­trag si­cher­ge­stellt wird.

Art. 981  

C. Kraft­los­er­klä­rung

I. Im All­ge­mei­nen

1. Be­geh­ren

 

1 In­ha­ber­pa­pie­re, wie Ak­ti­en, Ob­li­ga­tio­nen, Ge­nuss­schei­ne, Cou­pons­bo­gen, Be­zugs­schei­ne für Cou­pons­bo­gen, je­doch mit Aus­schluss ein­zel­ner Cou­pons, wer­den auf Be­geh­ren des Be­rech­tig­ten durch das Ge­richt kraft­los er­klärt.

2821

3 Der Ge­such­stel­ler hat den Be­sitz und Ver­lust der Ur­kun­de glaub­haft zu ma­chen.

4 Ist dem In­ha­ber ei­nes mit Cou­pons­bo­gen oder Be­zugs­schein ver­se­he­nen Pa­piers bloss der Cou­pons­bo­gen oder Be­zugs­schein ab­han­den ge­kom­men, so ge­nügt zur Be­grün­dung des Be­geh­rens die Vor­zei­gung des Haupt­ti­tels.

821 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 5 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 III 2829).

Art. 982  

2. Zah­lungs­ver­bot

 

1 Dem aus dem Wert­pa­pier Ver­pflich­te­ten kann auf Ver­lan­gen des Ge­such­stel­lers die Ein­lö­sung un­ter Hin­weis auf die Ge­fahr dop­pel­ter Zah­lung ver­bo­ten wer­den.

2 Soll ein Cou­pons­bo­gen kraft­los er­klärt wer­den, so fin­det auf die wäh­rend des Ver­fah­rens ver­fal­len­den ein­zel­nen Cou­pons die Be­stim­mung über die Kraft­los­er­klä­rung der Zins­cou­pons ent­spre­chen­de An­wen­dung.

Art. 983  

3. Auf­ge­bot, An­mel­dungs­frist

 

Er­ach­tet der Rich­ter die Dar­stel­lung des Ge­such­stel­lers über sei­nen frü­hern Be­sitz und über den Ver­lust der Ur­kun­de für glaub­haft, so for­dert er durch öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung den un­be­kann­ten In­ha­ber auf, das Wert­pa­pier in­ner­halb be­stimm­ter Frist vor­zu­le­gen, wid­ri­gen­falls die Kraft­los­er­klä­rung aus­ge­spro­chen wer­de. Die Frist ist auf min­des­tens sechs Mo­na­te fest­zu­set­zen; sie läuft vom Ta­ge der ers­ten Be­kannt­ma­chung an.

Art. 984  

4. Art der Be­kannt­ma­chung

 

1 Die Auf­for­de­rung zur Vor­le­gung der Ur­kun­de ist im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt zu ver­öf­fent­li­chen.822

2 In be­son­de­ren Fäl­len kann das Ge­richt noch in an­de­rer Wei­se für an­ge­mes­se­ne Ver­öf­fent­li­chung sor­gen.

822 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 985  

5. Wir­kung

a. Bei Vor­le­gung der Ur­kun­de

 

1 Wird das ab­han­den ge­kom­me­ne In­ha­ber­pa­pier vor­ge­legt, so setzt das Ge­richt dem Ge­such­stel­ler Frist zur An­he­bung der Kla­ge auf Her­aus­ga­be der Ur­kun­de.

2 Klagt der Ge­such­stel­ler nicht bin­nen die­ser Frist, so gibt das Ge­richt die Ur­kun­de zu­rück und hebt das Zah­lungs­ver­bot auf.

Art. 986  

b. Bei Nicht­vor­le­gung

 

1 Wird das ab­han­den ge­kom­me­ne In­ha­ber­pa­pier in­nert der an­ge­setz­ten Frist nicht vor­ge­legt, so kann das Ge­richt die Ur­kun­de kraft­los er­klä­ren oder je nach Um­stän­den wei­te­re An­ord­nun­gen tref­fen.

2 Die Kraft­los­er­klä­rung ei­nes In­ha­ber­pa­piers ist so­fort im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt, nach Er­mes­sen des Ge­richts auch an­der­wei­tig zu ver­öf­fent­li­chen.

3 Nach der Kraft­los­er­klä­rung ist der Ge­such­stel­ler be­rech­tigt, auf sei­ne Kos­ten die Aus­fer­ti­gung ei­ner neu­en Ur­kun­de oder die Er­fül­lung der fäl­li­gen Leis­tung zu for­dern.

Art. 987  

II. Bei Cou­pons im be­son­dern

 

1 Sind ein­zel­ne Cou­pons ab­han­den ge­kom­men, so hat das Ge­richt auf Be­geh­ren des Be­rech­tig­ten zu ver­fü­gen, dass der Be­trag bei Ver­fall oder, so­fern der Cou­pon be­reits ver­fal­len ist, so­fort ge­richt­lich hin­ter­legt wer­de.

2 Nach Ab­lauf von drei Jah­ren seit dem Ver­fall­ta­ge ist, wenn sich in­zwi­schen kein Be­rech­tig­ter ge­mel­det hat, der Be­trag nach Ver­fü­gung des Ge­richts an den Ge­such­stel­ler her­aus­zu­ge­ben.

Art. 988  

III. Bei Bank­no­ten und ähn­li­chen Pa­pie­ren

 

Bei Bank­no­ten und an­dern in grös­se­rer An­zahl aus­ge­ge­be­nen, auf Sicht zahl­ba­ren In­ha­ber­pa­pie­ren, die zum Um­lauf als Er­satz­mit­tel für Geld be­stimmt sind und auf fes­te Be­trä­ge lau­ten, fin­det ei­ne Kraft­los­er­klä­rung nicht statt.

Art. 989823  

D. Schuld­brief

 

Vor­be­hal­ten blei­ben die be­son­dern Be­stim­mun­gen über den Schuld­brief, der auf den In­ha­ber lau­tet.

823 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Vierter Abschnitt: Der Wechsel

A. Wechselfähigkeit

Art. 990  

A. Wech­sel­fä­hig­keit

 

Wer sich durch Ver­trä­ge ver­pflich­ten kann, ist wech­sel­fä­hig.

B. Gezogener Wechsel

I. Ausstellung und Form des gezogenen Wechsels

Art. 991  

B. Ge­zo­ge­ner Wech­sel

I. Aus­stel­lung und Form des ge­zo­ge­nen Wech­sels

1. Er­for­der­nis­se

 

Der ge­zo­ge­ne Wech­sel ent­hält:

1.
die Be­zeich­nung als Wech­sel im Tex­te der Ur­kun­de, und zwar in der Spra­che, in der sie aus­ge­stellt ist;
2.
die un­be­ding­te An­wei­sung, ei­ne be­stimm­te Geld­sum­me zu zah­len;
3.
den Na­men des­sen, der zah­len soll (Be­zo­ge­ner);
4.
die An­ga­be der Ver­fall­zeit;
5.
die An­ga­be des Zah­lungs­or­tes;
6.
den Na­men des­sen, an den oder an des­sen Ord­re ge­zahlt wer­den soll;
7.
die An­ga­be des Ta­ges und des Or­tes der Aus­stel­lung;
8.
die Un­ter­schrift des Aus­stel­lers.
Art. 992  

2. Feh­len von Er­for­der­nis­sen

 

1 Ei­ne Ur­kun­de, der ei­ner der im vor­ste­hen­den Ar­ti­kel be­zeich­ne­ten Be­stand­tei­le fehlt, gilt nicht als ge­zo­ge­ner Wech­sel, vor­be­halt­lich der in den fol­gen­den Ab­sät­zen be­zeich­ne­ten Fäl­le.

2 Ein Wech­sel oh­ne An­ga­be der Ver­fall­zeit gilt als Sicht­wech­sel.

3 Man­gels ei­ner be­son­de­ren An­ga­be gilt der bei dem Na­men des Be­zo­ge­nen an­ge­ge­be­ne Ort als Zah­lungs­ort und zu­gleich als Wohn­ort des Be­zo­ge­nen.

4 Ein Wech­sel oh­ne An­ga­be des Aus­stel­lungs­or­tes gilt als aus­ge­stellt an dem Or­te, der bei dem Na­men des Aus­stel­lers an­ge­ge­ben ist.

Art. 993  

3. Ar­ten

 

1 Der Wech­sel kann an die ei­ge­ne Ord­re des Aus­stel­lers lau­ten.

2 Er kann auf den Aus­stel­ler selbst ge­zo­gen wer­den.

3 Er kann für Rech­nung ei­nes Drit­ten ge­zo­gen wer­den.

Art. 994  

4. Zahl­stel­len. Do­mi­zil­wech­sel

 

Der Wech­sel kann bei ei­nem Drit­ten, am Wohn­or­te des Be­zo­ge­nen oder an ei­nem an­de­ren Or­te zahl­bar ge­stellt wer­den.

Art. 995  

5. Zins­ver­spre­chen

 

1 In ei­nem Wech­sel, der auf Sicht oder auf ei­ne be­stimm­te Zeit nach Sicht lau­tet, kann der Aus­stel­ler be­stim­men, dass die Wech­sel­sum­me zu ver­zin­sen ist. Bei je­dem an­de­ren Wech­sel gilt der Zins­ver­merk als nicht ge­schrie­ben.

2 Der Zins­fuss ist im Wech­sel an­zu­ge­ben; fehlt die­se An­ga­be, so gilt der Zins­ver­merk als nicht ge­schrie­ben.

3 Die Zin­sen lau­fen vom Ta­ge der Aus­stel­lung des Wech­sels, so­fern nicht ein an­de­rer Tag be­stimmt ist.

Art. 996  

6. Ver­schie­de­ne Be­zeich­nung der Wech­sel­sum­me

 

1 Ist die Wech­sel­sum­me in Buch­sta­ben und in Zif­fern an­ge­ge­ben, so gilt bei Ab­wei­chun­gen die in Buch­sta­ben an­ge­ge­be­ne Sum­me.

2 Ist die Wech­sel­sum­me mehr­mals in Buch­sta­ben oder mehr­mals in Zif­fern an­ge­ge­ben, so gilt bei Ab­wei­chun­gen die ge­rings­te Sum­me.

Art. 997  

7. Un­ter­schrif­ten von Wech­se­l­un­fä­hi­gen

 

Trägt ein Wech­sel Un­ter­schrif­ten von Per­so­nen, die ei­ne Wech­sel­ver­bind­lich­keit nicht ein­ge­hen kön­nen, ge­fälsch­te Un­ter­schrif­ten, Un­ter­schrif­ten er­dich­te­ter Per­so­nen oder Un­ter­schrif­ten, die aus ir­gend­ei­nem an­de­ren Grun­de für die Per­so­nen, die un­ter­schrie­ben ha­ben oder mit de­ren Na­men un­ter­schrie­ben wor­den ist, kei­ne Ver­bind­lich­keit be­grün­den, so hat dies auf die Gül­tig­keit der üb­ri­gen Un­ter­schrif­ten kei­nen Ein­fluss.

Art. 998  

8. Un­ter­schrift oh­ne Er­mäch­ti­gung

 

Wer auf ei­nem Wech­sel sei­ne Un­ter­schrift als Ver­tre­ter ei­nes an­de­ren setzt, oh­ne hier­zu er­mäch­tigt zu sein, haf­tet selbst wech­sel­mäs­sig und hat, wenn er den Wech­sel ein­löst, die­sel­ben Rech­te, die der an­geb­lich Ver­tre­te­ne ha­ben wür­de. Das glei­che gilt von ei­nem Ver­tre­ter, der sei­ne Ver­tre­tungs­be­fug­nis über­schrit­ten hat.

Art. 999  

9. Haf­tung des Aus­stel­lers

 

1 Der Aus­stel­ler haf­tet für die An­nah­me und die Zah­lung des Wech­sels.

2 Er kann die Haf­tung für die An­nah­me aus­sch­lies­sen; je­der Ver­merk, durch den er die Haf­tung für die Zah­lung aus­sch­liesst, gilt als nicht ge­schrie­ben.

Art. 1000  

10. Blan­ko­wech­sel

 

Wenn ein Wech­sel, der bei der Be­ge­bung un­voll­stän­dig war, den ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­run­gen zu­wi­der aus­ge­füllt wor­den ist, so kann die Nicht­ein­hal­tung die­ser Ver­ein­ba­run­gen dem In­ha­ber nicht ent­ge­gen­ge­setzt wer­den, es sei denn, dass er den Wech­sel in bö­sem Glau­ben er­wor­ben hat oder ihm beim Er­werb ei­ne gro­be Fahr­läs­sig­keit zur Last fällt.

II. Indossament

Art. 1001  

II. In­dos­sa­ment

1. Über­trag­bar­keit

 

1 Je­der Wech­sel kann durch In­dos­sa­ment über­tra­gen wer­den, auch wenn er nicht aus­drück­lich an Ord­re lau­tet.

2 Hat der Aus­stel­ler in den Wech­sel die Wor­te: «nicht an Ord­re» oder einen gleich­be­deu­ten­den Ver­merk auf­ge­nom­men, so kann der Wech­sel nur in der Form und mit den Wir­kun­gen ei­ner ge­wöhn­li­chen Ab­tre­tung über­tra­gen wer­den.

3 Das In­dos­sa­ment kann auch auf den Be­zo­ge­nen, gleich­viel ob er den Wech­sel an­ge­nom­men hat oder nicht, auf den Aus­stel­ler oder auf je­den an­de­ren Wech­sel­ver­pflich­te­ten lau­ten. Die­se Per­so­nen kön­nen den Wech­sel wei­ter in­dos­sie­ren.

Art. 1002  

2. Er­for­der­nis­se

 

1 Das In­dos­sa­ment muss un­be­dingt sein. Be­din­gun­gen, von de­nen es ab­hän­gig ge­macht wird, gel­ten als nicht ge­schrie­ben.

2 Ein Tei­lin­dos­sa­ment ist nich­tig.

3 Ein In­dos­sa­ment an den In­ha­ber gilt als Blan­ko­in­dos­sa­ment.

Art. 1003  

3. Form

 

1 Das In­dos­sa­ment muss auf den Wech­sel oder auf ein mit dem Wech­sel ver­bun­de­nes Blatt (An­hang, Al­lon­ge) ge­setzt wer­den. Es muss von dem In­dossan­ten un­ter­schrie­ben wer­den.

2 Das In­dos­sa­ment braucht den In­dos­sa­tar nicht zu be­zeich­nen und kann selbst in der blos­sen Un­ter­schrift des In­dossan­ten be­ste­hen (Blan­ko­in­dos­sa­ment). In die­sem letz­te­ren Fal­le muss das In­dos­sa­ment, um gül­tig zu sein, auf die Rück­sei­te des Wech­sels oder auf den An­hang ge­setzt wer­den.

Art. 1004  

4. Wir­kun­gen

a. Über­tra­gungs­funk­ti­on

 

1 Das In­dos­sa­ment über­trägt al­le Rech­te aus dem Wech­sel.

2 Ist es ein Blan­ko­in­dos­sa­ment, so kann der In­ha­ber:

1.
das In­dos­sa­ment mit sei­nem Na­men oder mit dem Na­men ei­nes an­de­ren aus­fül­len;
2.
den Wech­sel durch ein Blan­ko­in­dos­sa­ment oder an ei­ne be­stimm­te Per­son wei­ter in­dos­sie­ren;
3.
den Wech­sel wei­ter be­ge­ben, oh­ne das Blan­ko­in­dos­sa­ment aus­zu­fül­len und oh­ne ihn zu in­dos­sie­ren.
Art. 1005  

b. Ga­ran­tie­funk­ti­on

 

1 Der In­dossant haf­tet man­gels ei­nes ent­ge­gen­ste­hen­den Ver­merks für die An­nah­me und die Zah­lung.

2 Er kann un­ter­sa­gen, dass der Wech­sel wei­ter in­dos­siert wird; in die­sem Fal­le haf­tet er de­nen nicht, an die der Wech­sel wei­ter in­dos­siert wird.

Art. 1006  

c. Le­gi­ti­ma­ti­on des In­ha­bers

 

1 Wer den Wech­sel in Hän­den hat, gilt als recht­mäs­si­ger In­ha­ber, so­fern er sein Recht durch ei­ne un­un­ter­bro­che­ne Rei­he von In­dos­sa­men­ten nach­weist, und zwar auch dann, wenn das letz­te ein Blan­ko­in­dos­sa­ment ist. Aus­ge­stri­che­ne In­dos­sa­men­te gel­ten hie­bei als nicht ge­schrie­ben. Folgt auf ein Blan­ko­in­dos­sa­ment ein wei­te­res In­dos­sa­ment, so wird an­ge­nom­men, dass der Aus­stel­ler die­ses In­dos­sa­ments den Wech­sel durch das Blan­ko­in­dos­sa­ment er­wor­ben hat.

2 Ist der Wech­sel ei­nem frü­he­ren In­ha­ber ir­gend­wie ab­han­den ge­kom­men, so ist der neue In­ha­ber, der sein Recht nach den Vor­schrif­ten des vor­ste­hen­den Ab­sat­zes nach­weist, zur Her­aus­ga­be des Wech­sels nur ver­pflich­tet, wenn er ihn in bö­sem Glau­ben er­wor­ben hat oder ihm beim Er­werb ei­ne gro­be Fahr­läs­sig­keit zur Last fällt.

Art. 1007  

5. Ein­re­den

 

Wer aus dem Wech­sel in An­spruch ge­nom­men wird, kann dem In­ha­ber kei­ne Ein­wen­dun­gen ent­ge­gen­set­zen, die sich auf sei­ne un­mit­tel­ba­ren Be­zie­hun­gen zu dem Aus­stel­ler oder zu ei­nem frü­he­ren In­ha­ber grün­den, es sei denn, dass der In­ha­ber bei dem Er­werb des Wech­sels be­wusst zum Nach­teil des Schuld­ners ge­han­delt hat.

Art. 1008  

6. Voll­macht­sin­dos­sa­ment

 

1 Ent­hält das In­dos­sa­ment den Ver­merk «Wert zur Ein­zie­hung», «zum In­kas­so», «in Pro­ku­ra» oder einen an­de­ren nur ei­ne Be­voll­mäch­ti­gung aus­drücken­den Ver­merk, so kann der In­ha­ber al­le Rech­te aus dem Wech­sel gel­tend ma­chen; aber er kann ihn nur durch ein wei­te­res Voll­macht­sin­dos­sa­ment über­tra­gen.

2 Die Wech­sel­ver­pflich­te­ten kön­nen in die­sem Fal­le dem In­ha­ber nur sol­che Ein­wen­dun­gen ent­ge­gen­set­zen, die ih­nen ge­gen den In­dossan­ten zu­ste­hen.

3 Die in dem Voll­macht­sin­dos­sa­ment ent­hal­te­ne Voll­macht er­lischt we­der mit dem Tod noch mit dem Ein­tritt der Hand­lungs­un­fä­hig­keit des Voll­macht­ge­bers.

Art. 1009  

7. Of­fe­nes Pfandin­dos­sa­ment

 

1 Ent­hält das In­dos­sa­ment den Ver­merk «Wert zur Si­cher­heit», «Wert zum Pfan­de» oder einen an­de­ren ei­ne Ver­pfän­dung aus­drücken­den Ver­merk, so kann der In­ha­ber al­le Rech­te aus dem Wech­sel gel­tend ma­chen; ein von ihm aus­ge­stell­tes In­dos­sa­ment hat aber nur die Wir­kung ei­nes Voll­macht­sin­dos­sa­ments.

2 Die Wech­sel­ver­pflich­te­ten kön­nen dem In­ha­ber kei­ne Ein­wen­dun­gen ent­ge­gen­set­zen, die sich auf ih­re un­mit­tel­ba­ren Be­zie­hun­gen zu dem In­dossan­ten grün­den, es sei denn, dass der In­ha­ber bei dem Er­werb des Wech­sels be­wusst zum Nach­teil des Schuld­ners ge­han­delt hat.

Art. 1010  

8. Nachin­dos­sa­ment

 

1 Ein In­dos­sa­ment nach Ver­fall hat die­sel­ben Wir­kun­gen wie ein In­dos­sa­ment vor Ver­fall. Ist je­doch der Wech­sel erst nach Er­he­bung des Pro­tes­tes man­gels Zah­lung oder nach Ab­lauf der hie­für be­stimm­ten Frist in­dos­siert wor­den, so hat das In­dos­sa­ment nur die Wir­kun­gen ei­ner ge­wöhn­li­chen Ab­tre­tung.

2 Bis zum Be­weis des Ge­gen­teils wird ver­mu­tet, dass ein nicht da­tier­tes In­dos­sa­ment vor Ab­lauf der für die Er­he­bung des Pro­tes­tes be­stimm­ten Frist auf den Wech­sel ge­setzt wor­den ist.

III. Annahme

Art. 1011  

III. An­nah­me

1. Recht zur Vor­le­gung

 

Der Wech­sel kann von dem In­ha­ber oder von je­dem, der den Wech­sel auch nur in Hän­den hat, bis zum Ver­fall dem Be­zo­ge­nen an sei­nem Wohn­or­te zur An­nah­me vor­ge­legt wer­den.

Art. 1012  

2. Ge­bot und Ver­bot der Vor­le­gung

 

1 Der Aus­stel­ler kann in je­dem Wech­sel mit oder oh­ne Be­stim­mung ei­ner Frist vor­schrei­ben, dass der Wech­sel zur An­nah­me vor­ge­legt wer­den muss.

2 Er kann im Wech­sel die Vor­le­gung zur An­nah­me un­ter­sa­gen wenn es sich nicht um einen Wech­sel han­delt, der bei ei­nem Drit­ten oder an ei­nem von dem Wohn­ort des Be­zo­ge­nen ver­schie­de­nen Ort zahl­bar ist oder der auf ei­ne be­stimm­te Zeit nach Sicht lau­tet.

3 Er kann auch vor­schrei­ben, dass der Wech­sel nicht vor ei­nem be­stimm­ten Ta­ge zur An­nah­me vor­ge­legt wer­den darf.

4 Je­der In­dossant kann, wenn nicht der Aus­stel­ler die Vor­le­gung zur An­nah­me un­ter­sagt hat, mit oder oh­ne Be­stim­mung ei­ner Frist vor­schrei­ben, dass der Wech­sel zur An­nah­me vor­ge­legt wer­den muss.

Art. 1013  

3. Pflicht zur Vor­le­gung bei Nach­sicht­wech­seln

 

1 Wech­sel, die auf ei­ne be­stimm­te Zeit nach Sicht lau­ten, müs­sen bin­nen ei­nem Jah­re nach dem Ta­ge der Aus­stel­lung zur An­nah­me vor­ge­legt wer­den.

2 Der Aus­stel­ler kann ei­ne kür­ze­re oder ei­ne län­ge­re Frist be­stim­men.

3 Die In­dossan­ten kön­nen die Vor­le­gungs­fris­ten ab­kür­zen.

Art. 1014  

4. Noch­ma­li­ge Vor­le­gung

 

1 Der Be­zo­ge­ne kann ver­lan­gen, dass ihm der Wech­sel am Ta­ge nach der ers­ten Vor­le­gung noch­mals vor­ge­legt wird. Die Be­tei­lig­ten kön­nen sich dar­auf, dass die­sem Ver­lan­gen nicht ent­spro­chen wor­den ist, nur be­ru­fen, wenn das Ver­lan­gen im Pro­test ver­merkt ist.

2 Der In­ha­ber ist nicht ver­pflich­tet, den zur An­nah­me vor­ge­leg­ten Wech­sel in der Hand des Be­zo­ge­nen zu las­sen.

Art. 1015  

5. Form der An­nah­me

 

1 Die An­nah­me­er­klä­rung wird auf den Wech­sel ge­setzt. Sie wird durch das Wort «an­ge­nom­men» oder ein gleich­be­deu­ten­des Wort aus­ge­drückt; sie ist vom Be­zo­ge­nen zu un­ter­schrei­ben. Die blos­se Un­ter­schrift des Be­zo­ge­nen auf der Vor­der­sei­te des Wech­sels gilt als An­nah­me.

2 Lau­tet der Wech­sel auf ei­ne be­stimm­te Zeit nach Sicht oder ist er in­fol­ge ei­nes be­son­de­ren Ver­merks in­ner­halb ei­ner be­stimm­ten Frist zur An­nah­me vor­zu­le­gen, so muss die An­nah­me­er­klä­rung den Tag be­zeich­nen, an dem sie er­folgt ist, so­fern nicht der In­ha­ber die An­ga­be des Ta­ges der Vor­le­gung ver­langt. Ist kein Tag an­ge­ge­ben, so muss der In­ha­ber, um sei­ne Rück­griffs­rech­te ge­gen die In­dossan­ten und den Aus­stel­ler zu wah­ren, die­se Un­ter­las­sung recht­zei­tig durch einen Pro­test fest­stel­len las­sen.

Art. 1016  

6. Ein­schrän­kun­gen der An­nah­me

 

1 Die An­nah­me muss un­be­dingt sein; der Be­zo­ge­ne kann sie aber auf einen Teil der Wech­sel­sum­me be­schrän­ken.

2 Wenn die An­nah­me­er­klä­rung ir­gend­ei­ne an­de­re Ab­wei­chung von den Be­stim­mun­gen des Wech­sels ent­hält, so gilt die An­nah­me als ver­wei­gert. Der An­neh­men­de haf­tet je­doch nach dem In­hal­te sei­ner An­nah­me­er­klä­rung.

Art. 1017  

7. Do­mi­zi­li­at und Zahl­stel­le

 

1 Hat der Aus­stel­ler im Wech­sel einen von dem Wohn­or­te des Be­zo­ge­nen ver­schie­de­nen Zah­lungs­ort an­ge­ge­ben, oh­ne einen Drit­ten zu be­zeich­nen, bei dem die Zah­lung ge­leis­tet wer­den soll, so kann der Be­zo­ge­ne bei der An­nah­me­er­klä­rung einen Drit­ten be­zeich­nen. Man­gels ei­ner sol­chen Be­zeich­nung wird an­ge­nom­men, dass sich der An­neh­mer ver­pflich­tet hat, selbst am Zah­lungs­or­te zu zah­len.

2 Ist der Wech­sel beim Be­zo­ge­nen selbst zahl­bar, so kann die­ser in der An­nah­me­er­klä­rung ei­ne am Zah­lungs­or­te be­find­li­che Stel­le be­zeich­nen, wo die Zah­lung ge­leis­tet wer­den soll.

Art. 1018  

8. Wir­kung der An­nah­me

a. Im All­ge­mei­nen

 

1 Der Be­zo­ge­ne wird durch die An­nah­me ver­pflich­tet, den Wech­sel bei Ver­fall zu be­zah­len.

2 Man­gels Zah­lung hat der In­ha­ber, auch wenn er der Aus­stel­ler ist, ge­gen den An­neh­mer einen un­mit­tel­ba­ren An­spruch aus dem Wech­sel auf al­les, was auf Grund der Ar­ti­kel 1045 und 1046 ge­for­dert wer­den kann.

Art. 1019  

b. Bei Strei­chung

 

1 Hat der Be­zo­ge­ne die auf den Wech­sel ge­setz­te An­nah­me­er­klä­rung vor der Rück­ga­be des Wech­sels ge­stri­chen, so gilt die An­nah­me als ver­wei­gert. Bis zum Be­weis des Ge­gen­teils wird ver­mu­tet, dass die Strei­chung vor der Rück­ga­be des Wech­sels er­folgt ist.

2 Hat der Be­zo­ge­ne je­doch dem In­ha­ber oder ei­ner Per­son, de­ren Un­ter­schrift sich auf dem Wech­sel be­fin­det, die An­nah­me schrift­lich mit­ge­teilt, so haf­tet er die­sen nach dem In­halt sei­ner An­nah­me­er­klä­rung.

IV. Wechselbürgschaft

Art. 1020  

IV. Wech­sel­bürg­schaft

1. Wech­sel­bür­gen

 

1 Die Zah­lung der Wech­sel­sum­me kann ganz oder teil­wei­se durch Wech­sel­bürg­schaft ge­si­chert wer­den.

2 Die­se Si­cher­heit kann von ei­nem Drit­ten oder auch von ei­ner Per­son ge­leis­tet wer­den, de­ren Un­ter­schrift sich schon auf dem Wech­sel be­fin­det.

Art. 1021  

2. Form

 

1 Die Bürg­schafts­er­klä­rung wird auf den Wech­sel oder auf einen An­hang (Al­lon­ge) ge­setzt.

2 Sie wird durch die Wor­te «als Bür­ge» oder einen gleich­be­deu­ten­den Ver­merk aus­ge­drückt; sie ist von dem Wech­sel­bür­gen zu un­ter­schrei­ben.

3 Die blos­se Un­ter­schrift auf der Vor­der­sei­te des Wech­sels gilt als Bürg­schafts­er­klä­rung, so­weit es sich nicht um die Un­ter­schrift des Be­zo­ge­nen oder des Aus­stel­lers han­delt.

4 In der Er­klä­rung ist an­zu­ge­ben, für wen die Bürg­schaft ge­leis­tet wird; man­gels ei­ner sol­chen An­ga­be gilt sie für den Aus­stel­ler.

Art. 1022  

3. Wir­kun­gen

 

1 Der Wech­sel­bür­ge haf­tet in der glei­chen Wei­se wie der­je­ni­ge, für den er sich ver­bürgt hat.

2 Sei­ne Ver­pflich­tungs­er­klä­rung ist auch gül­tig, wenn die Ver­bind­lich­keit, für die er sich ver­bürgt hat, aus ei­nem an­dern Grund als we­gen ei­nes Form­feh­lers nich­tig ist.

3 Der Wech­sel­bür­ge, der den Wech­sel be­zahlt, er­wirbt die Rech­te aus dem Wech­sel ge­gen den­je­ni­gen, für den er sich ver­bürgt hat, und ge­gen al­le, die die­sem wech­sel­mäs­sig haf­ten.

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden