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7. Titel: Kinderbelange in familienrechtlichen Angelegenheiten

1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 295 Grundsatz  

Für selbst­stän­di­ge Kla­gen gilt das ver­ein­fach­te Ver­fah­ren.

Art. 296 Untersuchungs- und Offizialgrundsatz  

1 Das Ge­richt er­forscht den Sach­ver­halt von Am­tes we­gen.

2 Zur Auf­klä­rung der Ab­stam­mung ha­ben Par­tei­en und Drit­te an Un­ter­su­chun­gen mit­zu­wir­ken, die nö­tig und oh­ne Ge­fahr für die Ge­sund­heit sind. Die Be­stim­mun­gen über die Ver­wei­ge­rungs­rech­te der Par­tei­en und von Drit­ten sind nicht an­wend­bar.

3 Das Ge­richt ent­schei­det oh­ne Bin­dung an die Par­tei­an­trä­ge.

Art. 297 Anhörung der Eltern und Mediation  

1 Sind An­ord­nun­gen über ein Kind zu tref­fen, so hört das Ge­richt die El­tern per­sön­lich an.

2 Das Ge­richt kann die El­tern zu ei­nem Me­dia­ti­ons­ver­such auf­for­dern.

Art. 298 Anhörung des Kindes  

1 Das Kind wird durch das Ge­richt oder durch ei­ne be­auf­trag­te Dritt­per­son in ge­eig­ne­ter Wei­se per­sön­lich an­ge­hört, so­fern sein Al­ter oder an­de­re wich­ti­ge Grün­de nicht da­ge­gen spre­chen.

2 Im Pro­to­koll der An­hö­rung wer­den nur die für den Ent­scheid we­sent­li­chen Er­geb­nis­se fest­ge­hal­ten. Die El­tern und die Bei­stän­din oder der Bei­stand wer­den über die­se Er­geb­nis­se in­for­miert.

3 Das ur­teils­fä­hi­ge Kind kann die Ver­wei­ge­rung der An­hö­rung mit Be­schwer­de an­fech­ten.

Art. 299 Anordnung einer Vertretung des Kindes  

1 Das Ge­richt ord­net wenn nö­tig die Ver­tre­tung des Kin­des an und be­zeich­net als Bei­stän­din oder Bei­stand ei­ne in für­sor­ge­ri­schen und recht­li­chen Fra­gen er­fah­re­ne Per­son.

2 Es prüft die An­ord­nung der Ver­tre­tung ins­be­son­de­re, wenn:

a.144
die El­tern un­ter­schied­li­che An­trä­ge stel­len be­züg­lich:
1.
der Zu­tei­lung der el­ter­li­chen Sor­ge,
2.
der Zu­tei­lung der Ob­hut,
3.
wich­ti­ger Fra­gen des per­sön­li­chen Ver­kehrs,
4.
der Auf­tei­lung der Be­treu­ung,
5.
des Un­ter­halts­bei­tra­ges;
b.145
die Kin­des­schutz­be­hör­de oder ein El­tern­teil ei­ne Ver­tre­tung be­an­tra­gen;
c.
es auf­grund der An­hö­rung der El­tern oder des Kin­des oder aus an­de­ren Grün­den:146
1.147
er­heb­li­che Zwei­fel an der An­ge­mes­sen­heit der ge­mein­sa­men An­trä­ge der El­tern be­züg­lich der Fra­gen nach Buch­sta­be a hat, oder
2.
den Er­lass von Kin­des­schutz­mass­nah­men er­wägt.

3 Stellt das ur­teils­fä­hi­ge Kind An­trag auf ei­ne Ver­tre­tung, so ist die­se an­zu­ord­nen. Das Kind kann die Nicht­an­ord­nung mit Be­schwer­de an­fech­ten.

144 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

145 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 2 Ziff. 3, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221; AS 2011 725; BBl 2006 7001).

146 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

147 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

Art. 300 Kompetenzen der Vertretung 148  

Die Ver­tre­tung des Kin­des kann An­trä­ge stel­len und Rechts­mit­tel ein­le­gen, so­weit es um fol­gen­de An­ge­le­gen­hei­ten geht:

a.
die Zu­tei­lung der el­ter­li­chen Sor­ge;
b.
die Zu­tei­lung der Ob­hut;
c.
wich­ti­ge Fra­gen des per­sön­li­chen Ver­kehrs;
d.
die Auf­tei­lung der Be­treu­ung;
e.
den Un­ter­halts­bei­trag;
f.
die Kin­des­schutz­mass­nah­men.

148 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

Art. 301 Eröffnung des Entscheides  

Ein Ent­scheid wird er­öff­net:

a.
den El­tern;
b.
dem Kind, wel­ches das 14. Al­ters­jahr vollen­det hat;
c.149
ge­ge­be­nen­falls der Bei­stän­din oder dem Bei­stand, so­weit es um ei­ne der fol­gen­den Fra­gen geht:
1.
die Zu­tei­lung der el­ter­li­chen Sor­ge,
2.
die Zu­tei­lung der Ob­hut,
3.
wich­ti­ge Fra­gen des per­sön­li­chen Ver­kehrs,
4.
die Auf­tei­lung der Be­treu­ung,
5.
den Un­ter­halts­bei­trag,
6.
die Kin­des­schutz­mass­nah­men.

149 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

Art. 301a Unterhaltsbeiträge 150  

Wer­den im Un­ter­halts­ver­trag oder im Ent­scheid Un­ter­halts­bei­trä­ge fest­ge­legt, so ist dar­in an­zu­ge­ben:

a.
von wel­chem Ein­kom­men und Ver­mö­gen je­des El­tern­teils und je­des Kin­des aus­ge­gan­gen wird;
b.
wel­cher Be­trag für je­des Kind be­stimmt ist;
c.
wel­cher Be­trag zur De­ckung des ge­büh­ren­den Un­ter­halts je­des Kin­des fehlt;
d.
ob und in wel­chem Aus­mass die Un­ter­halts­bei­trä­ge den Ver­än­de­run­gen der Le­bens­kos­ten an­ge­passt wer­den.

150 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

2. Kapitel: Summarisches Verfahren: Geltungsbereich 151

151 Fassung gemäss Anhang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Kindesunterhalt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

Art. 302 152  

1 Das sum­ma­ri­sche Ver­fah­ren ist ins­be­son­de­re an­wend­bar für:

a.
Ent­schei­de nach dem Haa­ger Über­ein­kom­men vom 25. Ok­to­ber 1980153 über die zi­vil­recht­li­chen Aspek­te in­ter­na­tio­na­ler Kin­desent­füh­rung und nach dem Eu­ro­päi­schen Über­ein­kom­men vom 20. Mai 1980154 über die An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung von Ent­schei­dun­gen über das Sor­ge­recht für Kin­der und die Wie­der­her­stel­lung des Sor­ge­rechts;
b.
die Leis­tung ei­nes be­son­de­ren Bei­trags bei nicht vor­ge­se­he­nen aus­ser­or­dent­li­chen Be­dürf­nis­sen des Kin­des (Art. 286 Abs. 3 ZGB155);
c.
die An­wei­sung an die Schuld­ner und die Si­cher­stel­lung des Kin­der­un­ter­halts aus­ser­halb ei­nes Pro­zes­ses über die Un­ter­halts­pflicht der El­tern (Art. 291 und 292 ZGB).

2 Die Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­set­zes vom 21. De­zem­ber 2007156 über in­ter­na­tio­na­le Kin­desent­füh­rung und die Haa­ger Über­ein­kom­men zum Schutz von Kin­dern und Er­wach­se­nen sind vor­be­hal­ten.

152 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

153 SR 0.211.230.02

154 SR 0.211.230.01

155 SR 210

156 SR 211.222.32

3. Kapitel: Unterhalts- und Vaterschaftsklage 157

157 Fassung gemäss Anhang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Kindesunterhalt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

Art. 303 Vorsorgliche Massnahmen  

1 Steht das Kin­des­ver­hält­nis fest, so kann der Be­klag­te ver­pflich­tet wer­den, an­ge­mes­se­ne Bei­trä­ge an den Un­ter­halt des Kin­des zu hin­ter­le­gen oder vor­läu­fig zu zah­len.

2 Ist die Un­ter­halts­kla­ge zu­sam­men mit der Va­ter­schafts­kla­ge ein­ge­reicht wor­den, so hat der Be­klag­te auf Ge­such der kla­gen­den Par­tei:

a.
die Ent­bin­dungs­kos­ten und an­ge­mes­se­ne Bei­trä­ge an den Un­ter­halt von Mut­ter und Kind zu hin­ter­le­gen, wenn die Va­ter­schaft glaub­haft ge­macht ist;
b.
an­ge­mes­se­ne Bei­trä­ge an den Un­ter­halt des Kin­des zu zah­len, wenn die Va­ter­schaft zu ver­mu­ten ist und die Ver­mu­tung durch die so­fort ver­füg­ba­ren Be­weis­mit­tel nicht um­ge­stos­sen wird.
Art. 304 Zuständigkeit  

1 Über die Hin­ter­le­gung, die vor­läu­fi­ge Zah­lung, die Aus­zah­lung hin­ter­leg­ter Bei­trä­ge und die Rück­er­stat­tung vor­läu­fi­ger Zah­lun­gen ent­schei­det das für die Be­ur­tei­lung der Kla­ge zu­stän­di­ge Ge­richt.

2 Im Fall ei­ner Un­ter­halts­kla­ge ent­schei­det das Ge­richt auch über die el­ter­li­che Sor­ge so­wie die wei­te­ren Kin­der­be­lan­ge.158

158 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

8. Titel: Verfahren bei eingetragener Partnerschaft

1. Kapitel: Angelegenheiten des summarischen Verfahrens

Art. 305 Geltungsbereich  

Das sum­ma­ri­sche Ver­fah­ren ist ins­be­son­de­re an­wend­bar für:159

a.
die Fest­set­zung von Geld­bei­trä­gen an den Un­ter­halt und An­wei­sung an die Schuld­ne­rin oder den Schuld­ner (Art. 13 Abs. 2 und 3 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004160, PartG);
b.
die Er­mäch­ti­gung ei­ner Part­ne­rin oder ei­nes Part­ners zur Ver­fü­gung über die ge­mein­sa­me Woh­nung (Art. 14 Abs. 2 PartG);
c.
die Aus­deh­nung oder den Ent­zug der Ver­tre­tungs­be­fug­nis ei­ner Part­ne­rin oder ei­nes Part­ners für die Ge­mein­schaft (Art. 15 Abs. 2 Bst. a und 4 PartG);
d.
die Aus­kunfts­pflicht der Part­ne­rin oder des Part­ners über Ein­kom­men, Ver­mö­gen und Schul­den (Art. 16 Abs. 2 PartG);
e.
die Fest­le­gung, An­pas­sung oder Auf­he­bung der Geld­bei­trä­ge und die Re­ge­lung der Be­nüt­zung der Woh­nung und des Haus­rats (Art. 17 Abs. 2 und 4 PartG);
f.
die Ver­pflich­tung ei­ner Part­ne­rin oder ei­nes Part­ners zur Mit­wir­kung bei der Auf­nah­me ei­nes In­ven­tars (Art. 20 Abs. 1 PartG);
g.
die Be­schrän­kung der Ver­fü­gungs­be­fug­nis ei­ner Part­ne­rin oder ei­nes Part­ners über be­stimm­te Ver­mö­gens­wer­te (Art. 22 Abs. 1 PartG);
h.
die Ein­räu­mung von Fris­ten zur Be­glei­chung von Schul­den zwi­schen den Part­ne­rin­nen oder Part­nern (Art. 23 Abs. 1 PartG).

159 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 25. Sept. 2015 (Ge­werbs­mäs­si­ge Ver­tre­tung im Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3643; BBl 2014 8669).

160 SR 211.231

Art. 306 Verfahren  

Für das Ver­fah­ren gel­ten die Ar­ti­kel 272 und 273 sinn­ge­mä­ss.

2. Kapitel: Auflösung und Ungültigkeit der eingetragenen Partnerschaft

Art. 307  

Für das Ver­fah­ren zur Auf­lö­sung und zur Un­gül­ti­g­er­klä­rung der ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft gel­ten die Be­stim­mun­gen über das Schei­dungs­ver­fah­ren sinn­ge­mä­ss.

3. Kapitel: Kinderbelange in Verfahren bei eingetragener Partnerschaft161

161 Eingefügt durch Anhang Ziff. 2 des BG vom 17. Juni 2016 (Adoption), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 307a  

Hat ei­ne Per­son das min­der­jäh­ri­ge Kind ih­rer ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin oder ih­res ein­ge­tra­ge­nen Part­ners ad­op­tiert, so gel­ten die Ar­ti­kel 295–302 sinn­ge­mä­ss.

9. Titel: Rechtsmittel

1. Kapitel: Berufung

1. Abschnitt: Anfechtbare Entscheide und Berufungsgründe

Art. 308 Anfechtbare Entscheide  

1 Mit Be­ru­fung sind an­fecht­bar:

a.
ers­tin­stanz­li­che End- und Zwi­schen­ent­schei­de;
b.
ers­tin­stanz­li­che Ent­schei­de über vor­sorg­li­che Mass­nah­men.

2 In ver­mö­gens­recht­li­chen An­ge­le­gen­hei­ten ist die Be­ru­fung nur zu­läs­sig, wenn der Streit­wert der zu­letzt auf­recht­er­hal­te­nen Rechts­be­geh­ren min­des­tens 10 000 Fran­ken be­trägt.

Art. 309 Ausnahmen  

Die Be­ru­fung ist un­zu­läs­sig:

a.
ge­gen Ent­schei­de des Voll­stre­ckungs­ge­richts;
b.
in den fol­gen­den An­ge­le­gen­hei­ten des SchKG162:
1.
Auf­he­bung des Rechts­s­till­stan­des (Art. 57d SchKG),
2.
Be­wil­li­gung des nach­träg­li­chen Rechts­vor­schla­ges (Art. 77 SchKG),
3.
Rechts­öff­nung (Art. 80–84 SchKG),
4.
Auf­he­bung oder Ein­stel­lung der Be­trei­bung (Art. 85 SchKG),
5.
Be­wil­li­gung des Rechts­vor­schla­ges in der Wech­sel­be­trei­bung (Art. 185 SchKG),
6.163
Ar­rest (Art. 272 und 278 SchKG),
7.164
Ent­schei­de, die nach SchKG in die Zu­stän­dig­keit des Kon­kurs- oder des Nach­lass­ge­richts fal­len.

162 SR 281.1

163 Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 1 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

164 Ein­ge­fügt durch Art. 3 Ziff. 1 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 310 Berufungsgründe  

Mit Be­ru­fung kann gel­tend ge­macht wer­den:

a.
un­rich­ti­ge Rechts­an­wen­dung;
b.
un­rich­ti­ge Fest­stel­lung des Sach­ver­hal­tes.

2. Abschnitt: Berufung, Berufungsantwort und Anschlussberufung

Art. 311 Einreichen der Berufung  

1 Die Be­ru­fung ist bei der Rechts­mit­tel­in­stanz in­nert 30 Ta­gen seit Zu­stel­lung des be­grün­de­ten Ent­schei­des be­zie­hungs­wei­se seit der nach­träg­li­chen Zu­stel­lung der Ent­scheid­be­grün­dung (Art. 239) schrift­lich und be­grün­det ein­zu­rei­chen.

2 Der an­ge­foch­te­ne Ent­scheid ist bei­zu­le­gen.

Art. 312 Berufungsantwort  

1 Die Rechts­mit­tel­in­stanz stellt die Be­ru­fung der Ge­gen­par­tei zur schrift­li­chen Stel­lung­nah­me zu, es sei denn, die Be­ru­fung sei of­fen­sicht­lich un­zu­läs­sig oder of­fen­sicht­lich un­be­grün­det.

2 Die Frist für die Be­ru­fungs­ant­wort be­trägt 30 Ta­ge.

Art. 313 Anschlussberufung  

1 Die Ge­gen­par­tei kann in der Be­ru­fungs­ant­wort An­schluss­be­ru­fung er­he­ben.

2 Die An­schluss­be­ru­fung fällt da­hin, wenn:

a.
die Rechts­mit­tel­in­stanz nicht auf die Be­ru­fung ein­tritt;
b.
die Be­ru­fung als of­fen­sicht­lich un­be­grün­det ab­ge­wie­sen wird;
c.
die Be­ru­fung vor Be­ginn der Ur­teils­be­ra­tung zu­rück­ge­zo­gen wird.
Art. 314 Summarisches Verfahren  

1 Ge­gen einen im sum­ma­ri­schen Ver­fah­ren er­gan­ge­nen Ent­scheid be­trägt die Frist zur Ein­rei­chung der Be­ru­fung und zur Be­ru­fungs­ant­wort je zehn Ta­ge.

2 Die An­schluss­be­ru­fung ist un­zu­läs­sig.

3. Abschnitt: Wirkungen und Verfahren der Berufung

Art. 315 Aufschiebende Wirkung  

1 Die Be­ru­fung hemmt die Rechts­kraft und die Voll­streck­bar­keit des an­ge­foch­te­nen Ent­scheids im Um­fang der An­trä­ge.

2 Die Rechts­mit­tel­in­stanz kann die vor­zei­ti­ge Voll­stre­ckung be­wil­li­gen. Nö­ti­gen­falls ord­net sie si­chern­de Mass­nah­men oder die Leis­tung ei­ner Si­cher­heit an.

3 Rich­tet sich die Be­ru­fung ge­gen einen Ge­stal­tungs­ent­scheid, so kann die auf­schie­ben­de Wir­kung nicht ent­zo­gen wer­den.

4 Kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung hat die Be­ru­fung ge­gen Ent­schei­de über:

a.
das Ge­gen­dar­stel­lungs­recht;
b.
vor­sorg­li­che Mass­nah­men.

5 Die Voll­stre­ckung vor­sorg­li­cher Mass­nah­men kann aus­nahms­wei­se auf­ge­scho­ben wer­den, wenn der be­trof­fe­nen Par­tei ein nicht leicht wie­der­gutz­u­ma­chen­der Nach­teil droht.

Art. 316 Verfahren vor der Rechtsmittelinstanz  

1 Die Rechts­mit­tel­in­stanz kann ei­ne Ver­hand­lung durch­füh­ren oder auf­grund der Ak­ten ent­schei­den.

2 Sie kann einen zwei­ten Schrif­ten­wech­sel an­ord­nen.

3 Sie kann Be­wei­se ab­neh­men.

Art. 317 Neue Tatsachen, neue Beweismittel und Klageänderung  

1 Neue Tat­sa­chen und Be­weis­mit­tel wer­den nur noch be­rück­sich­tigt, wenn sie:

a.
oh­ne Ver­zug vor­ge­bracht wer­den; und
b.
trotz zu­mut­ba­rer Sorg­falt nicht schon vor ers­ter In­stanz vor­ge­bracht wer­den konn­ten.

2 Ei­ne Kla­ge­än­de­rung ist nur noch zu­läs­sig, wenn:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 227 Ab­satz 1 ge­ge­ben sind; und
b.165
sie auf neu­en Tat­sa­chen oder Be­weis­mit­teln be­ruht.

165 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 25. Sept. 2015 (Ge­werbs­mäs­si­ge Ver­tre­tung im Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3643; BBl 2014 8669).

Art. 318 Entscheid  

1 Die Rechts­mit­tel­in­stanz kann:

a.
den an­ge­foch­te­nen Ent­scheid be­stä­ti­gen;
b.
neu ent­schei­den; oder
c.
die Sa­che an die ers­te In­stanz zu­rück­wei­sen, wenn:
1.
ein we­sent­li­cher Teil der Kla­ge nicht be­ur­teilt wur­de, oder
2.
der Sach­ver­halt in we­sent­li­chen Tei­len zu ver­voll­stän­di­gen ist.

2 Die Rechts­mit­tel­in­stanz er­öff­net ih­ren Ent­scheid mit ei­ner schrift­li­chen Be­grün­dung.

3 Trifft die Rechts­mit­tel­in­stanz einen neu­en Ent­scheid, so ent­schei­det sie auch über die Pro­zess­kos­ten des ers­tin­stanz­li­chen Ver­fah­rens.

2. Kapitel: Beschwerde

Art. 319 Anfechtungsobjekt  

Mit Be­schwer­de sind an­fecht­bar:

a.
nicht be­ru­fungs­fä­hi­ge ers­tin­stanz­li­che En­dent­schei­de, Zwi­schen­ent­schei­de und Ent­schei­de über vor­sorg­li­che Mass­nah­men;
b.
an­de­re ers­tin­stanz­li­che Ent­schei­de und pro­zess­lei­ten­de Ver­fü­gun­gen:
1.
in den vom Ge­setz be­stimm­ten Fäl­len,
2.
wenn durch sie ein nicht leicht wie­der­gutz­u­ma­chen­der Nach­teil droht;
c.
Fäl­le von Rechts­ver­zö­ge­rung.
Art. 320 Beschwerdegründe  

Mit der Be­schwer­de kann gel­tend ge­macht wer­den:

a.
un­rich­ti­ge Rechts­an­wen­dung;
b.
of­fen­sicht­lich un­rich­ti­ge Fest­stel­lung des Sach­ver­hal­tes.
Art. 321 Einreichen der Beschwerde  

1 Die Be­schwer­de ist bei der Rechts­mit­tel­in­stanz in­nert 30 Ta­gen seit der Zu­stel­lung des be­grün­de­ten Ent­schei­des oder seit der nach­träg­li­chen Zu­stel­lung der Ent­scheid­be­grün­dung (Art. 239) schrift­lich und be­grün­det ein­zu­rei­chen.

2 Wird ein im sum­ma­ri­schen Ver­fah­ren er­gan­ge­ner Ent­scheid oder ei­ne pro­zess­lei­ten­de Ver­fü­gung an­ge­foch­ten, so be­trägt die Be­schwer­de­frist zehn Ta­ge, so­fern das Ge­setz nichts an­de­res be­stimmt.

3 Der an­ge­foch­te­ne Ent­scheid oder die an­ge­foch­te­ne pro­zess­lei­ten­de Ver­fü­gung ist bei­zu­le­gen, so­weit die Par­tei sie in Hän­den hat.

4 Ge­gen Rechts­ver­zö­ge­rung kann je­der­zeit Be­schwer­de ein­ge­reicht wer­den.

Art. 322 Beschwerdeantwort  

1 Die Rechts­mit­tel­in­stanz stellt der Ge­gen­par­tei die Be­schwer­de zur schrift­li­chen Stel­lung­nah­me zu, es sei denn, die Be­schwer­de sei of­fen­sicht­lich un­zu­läs­sig oder of­fen­sicht­lich un­be­grün­det.

2 Für die Be­schwer­de­ant­wort gilt die glei­che Frist wie für die Be­schwer­de.

Art. 323 Anschlussbeschwerde  

Ei­ne An­schluss­be­schwer­de ist aus­ge­schlos­sen.

Art. 324 Stellungnahme der Vorinstanz  

Die Rechts­mit­tel­in­stanz kann die Vor­in­stanz um ei­ne Stel­lung­nah­me er­su­chen.

Art. 325 Aufschiebende Wirkung  

1 Die Be­schwer­de hemmt die Rechts­kraft und die Voll­streck­bar­keit des an­ge­foch­te­nen Ent­scheids nicht.

2 Die Rechts­mit­tel­in­stanz kann die Voll­stre­ckung auf­schie­ben. Nö­ti­gen­falls ord­net sie si­chern­de Mass­nah­men oder die Leis­tung ei­ner Si­cher­heit an.

Art. 326 Neue Anträge, neue Tatsachen und neue Beweismittel  

1 Neue An­trä­ge, neue Tat­sa­chen­be­haup­tun­gen und neue Be­weis­mit­tel sind aus­ge­schlos­sen.

2 Be­son­de­re Be­stim­mun­gen des Ge­set­zes blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 327 Verfahren und Entscheid  

1 Die Rechts­mit­tel­in­stanz ver­langt bei der Vor­in­stanz die Ak­ten.

2 Sie kann auf­grund der Ak­ten ent­schei­den.

3 So­weit sie die Be­schwer­de gut­heisst:

a.
hebt sie den Ent­scheid oder die pro­zess­lei­ten­de Ver­fü­gung auf und weist die Sa­che an die Vor­in­stanz zu­rück; oder
b.
ent­schei­det sie neu, wenn die Sa­che spruch­reif ist.

4 Wird die Be­schwer­de we­gen Rechts­ver­zö­ge­rung gut­ge­heis­sen, so kann die Rechts­mit­tel­in­stanz der Vor­in­stanz ei­ne Frist zur Be­hand­lung der Sa­che set­zen.

5 Die Rechts­mit­tel­in­stanz er­öff­net ih­ren Ent­scheid mit ei­ner schrift­li­chen Be­grün­dung.

Art. 327a Vollstreckbarerklärung nach Lugano-Übereinkommen 166  

1 Rich­tet sich die Be­schwer­de ge­gen einen Ent­scheid des Voll­stre­ckungs­ge­richts nach den Ar­ti­keln 38–52 des Über­ein­kom­mens vom 30. Ok­to­ber 2007167 über die ge­richt­li­che Zu­stän­dig­keit und die An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung von Ent­schei­dun­gen in Zi­vil- und Han­delssa­chen (Lu­ga­no-Über­ein­kom­men), so prüft die Rechts­mit­tel­in­stanz die im Lu­ga­no-Über­ein­kom­men vor­ge­se­he­nen Ver­wei­ge­rungs­grün­de mit vol­ler Ko­gni­ti­on.

2 Die Be­schwer­de hat auf­schie­ben­de Wir­kung. Si­chern­de Mass­nah­men, ins­be­son­de­re der Ar­rest nach Ar­ti­kel 271 Ab­satz 1 Zif­fer 6 SchKG168, sind vor­be­hal­ten.

3 Die Frist für die Be­schwer­de ge­gen die Voll­streck­bar­er­klä­rung rich­tet sich nach Ar­ti­kel 43 Ab­satz 5 des Lu­ga­no-Über­ein­kom­mens.

166 Ein­ge­fügt durch Art. 3 Ziff. 1 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

167 SR 0.275.12

168 SR 281.1

3. Kapitel: Revision

Art. 328 Revisionsgründe  

1 Ei­ne Par­tei kann beim Ge­richt, wel­ches als letz­te In­stanz in der Sa­che ent­schie­den hat, die Re­vi­si­on des rechts­kräf­ti­gen Ent­scheids ver­lan­gen, wenn:

a.
sie nach­träg­lich er­heb­li­che Tat­sa­chen er­fährt oder ent­schei­den­de Be­weis­mit­tel fin­det, die sie im frü­he­ren Ver­fah­ren nicht bei­brin­gen konn­te; aus­ge­schlos­sen sind Tat­sa­chen und Be­weis­mit­tel, die erst nach dem Ent­scheid ent­stan­den sind;
b.
ein Straf­ver­fah­ren er­ge­ben hat, dass durch ein Ver­bre­chen oder ein Ver­ge­hen zum Nach­teil der be­tref­fen­den Par­tei auf den Ent­scheid ein­ge­wirkt wur­de; ei­ne Ver­ur­tei­lung durch das Straf­ge­richt ist nicht er­for­der­lich; ist das Straf­ver­fah­ren nicht durch­führ­bar, so kann der Be­weis auf an­de­re Wei­se er­bracht wer­den;
c.
gel­tend ge­macht wird, dass die Kla­gean­er­ken­nung, der Kla­ge­rück­zug oder der ge­richt­li­che Ver­gleich un­wirk­sam ist.

2 Die Re­vi­si­on we­gen Ver­let­zung der Eu­ro­päi­schen Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on vom 4. No­vem­ber 1950169 (EMRK) kann ver­langt wer­den, wenn:

a.170
der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof für Men­schen­rech­te in ei­nem end­gül­ti­gen Ur­teil (Art. 44 EMRK) fest­ge­stellt hat, dass die EMRK oder die Pro­to­kol­le da­zu ver­letzt wor­den sind, oder den Fall durch ei­ne güt­li­che Ei­ni­gung (Art. 39 EMRK) ab­ge­schlos­sen hat;
b.
ei­ne Ent­schä­di­gung nicht ge­eig­net ist, die Fol­gen der Ver­let­zung aus­zu­glei­chen; und
c.
die Re­vi­si­on not­wen­dig ist, um die Ver­let­zung zu be­sei­ti­gen.

169 SR 0.101

170 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2022 289; BBl 2021300, 889).

Art. 329 Revisionsgesuch und Revisionsfristen  

1 Das Re­vi­si­ons­ge­such ist in­nert 90 Ta­gen seit Ent­de­ckung des Re­vi­si­ons­grun­des schrift­lich und be­grün­det ein­zu­rei­chen.

2 Nach Ab­lauf von zehn Jah­ren seit Ein­tritt der Rechts­kraft des Ent­scheids kann die Re­vi­si­on nicht mehr ver­langt wer­den, aus­ser im Fal­le von Ar­ti­kel 328 Ab­satz 1 Buch­sta­be b.

Art. 330 Stellungnahme der Gegenpartei  

Das Ge­richt stellt das Re­vi­si­ons­ge­such der Ge­gen­par­tei zur Stel­lung­nah­me zu, es sei denn, das Ge­such sei of­fen­sicht­lich un­zu­läs­sig oder of­fen­sicht­lich un­be­grün­det.

Art. 331 Aufschiebende Wirkung  

1 Das Re­vi­si­ons­ge­such hemmt die Rechts­kraft und die Voll­streck­bar­keit des Ent­scheids nicht.

2 Das Ge­richt kann die Voll­stre­ckung auf­schie­ben. Nö­ti­gen­falls ord­net es si­chern­de Mass­nah­men oder die Leis­tung ei­ner Si­cher­heit an.

Art. 332 Entscheid über das Revisionsgesuch  

Der Ent­scheid über das Re­vi­si­ons­ge­such ist mit Be­schwer­de an­fecht­bar.

Art. 333 Neuer Entscheid in der Sache  

1 Heisst das Ge­richt das Re­vi­si­ons­ge­such gut, so hebt es sei­nen frü­he­ren Ent­scheid auf und ent­schei­det neu.

2 Im neu­en Ent­scheid ent­schei­det es auch über die Kos­ten des frü­he­ren Ver­fah­rens.

3 Es er­öff­net sei­nen Ent­scheid mit ei­ner schrift­li­chen Be­grün­dung.

4. Kapitel: Erläuterung und Berichtigung

Art. 334  

1 Ist das Dis­po­si­tiv un­klar, wi­der­sprüch­lich oder un­voll­stän­dig oder steht es mit der Be­grün­dung im Wi­der­spruch, so nimmt das Ge­richt auf Ge­such ei­ner Par­tei oder von Am­tes we­gen ei­ne Er­läu­te­rung oder Be­rich­ti­gung des Ent­scheids vor. Im Ge­such sind die be­an­stan­de­ten Stel­len und die ge­wünsch­ten Än­de­run­gen an­zu­ge­ben.

2 Die Ar­ti­kel 330 und 331 gel­ten sinn­ge­mä­ss. Bei der Be­rich­ti­gung von Schreib- oder Rech­nungs­feh­lern kann das Ge­richt auf ei­ne Stel­lung­nah­me der Par­tei­en ver­zich­ten.

3 Ein Ent­scheid über das Er­läu­te­rungs- oder Be­rich­ti­gungs­ge­such ist mit Be­schwer­de an­fecht­bar.

4 Der er­läu­ter­te oder be­rich­tig­te Ent­scheid wird den Par­tei­en er­öff­net.

10. Titel: Vollstreckung

1. Kapitel: Vollstreckung von Entscheiden

Art. 335 Geltungsbereich  

1 Die Ent­schei­de wer­den nach den Be­stim­mun­gen die­ses Ka­pi­tels voll­streckt.

2 Lau­tet der Ent­scheid auf ei­ne Geld­zah­lung oder ei­ne Si­cher­heits­leis­tung, so wird er nach den Be­stim­mun­gen des SchKG171 voll­streckt.

3 Die An­er­ken­nung, Voll­streck­bar­er­klä­rung und Voll­stre­ckung aus­län­di­scher Ent­schei­de rich­ten sich nach die­sem Ka­pi­tel, so­weit we­der ein Staats­ver­trag noch das IPRG172 et­was an­de­res be­stim­men.

Art. 336 Vollstreckbarkeit  

1 Ein Ent­scheid ist voll­streck­bar, wenn er:

a.
rechts­kräf­tig ist und das Ge­richt die Voll­stre­ckung nicht auf­ge­scho­ben hat (Art. 325 Abs. 2 und 331 Abs. 2); oder
b.
noch nicht rechts­kräf­tig ist, je­doch die vor­zei­ti­ge Voll­stre­ckung be­wil­ligt wor­den ist.

2 Auf Ver­lan­gen be­schei­nigt das Ge­richt, das den zu voll­stre­cken­den Ent­scheid ge­trof­fen hat, die Voll­streck­bar­keit.

Art. 337 Direkte Vollstreckung  

1 Hat be­reits das ur­tei­len­de Ge­richt kon­kre­te Voll­stre­ckungs­mass­nah­men an­ge­ord­net (Art. 236 Abs. 3), so kann der Ent­scheid di­rekt voll­streckt wer­den.

2 Die un­ter­le­ge­ne Par­tei kann beim Voll­stre­ckungs­ge­richt um Ein­stel­lung der Voll­stre­ckung er­su­chen; Ar­ti­kel 341 gilt sinn­ge­mä­ss.

Art. 338 Vollstreckungsgesuch  

1 Kann nicht di­rekt voll­streckt wer­den, so ist beim Voll­stre­ckungs­ge­richt ein Voll­stre­ckungs­ge­such ein­zu­rei­chen.

2 Die ge­such­stel­len­de Par­tei hat die Vor­aus­set­zun­gen der Voll­streck­bar­keit dar­zu­le­gen und die er­for­der­li­chen Ur­kun­den bei­zu­le­gen.

Art. 339 Zuständigkeit und Verfahren  

1 Zwin­gend zu­stän­dig für die An­ord­nung von Voll­stre­ckungs­mass­nah­men und die Ein­stel­lung der Voll­stre­ckung ist das Ge­richt:

a.
am Wohn­sitz oder Sitz der un­ter­le­ge­nen Par­tei;
b.
am Ort, wo die Mass­nah­men zu tref­fen sind; oder
c.
am Ort, wo der zu voll­stre­cken­de Ent­scheid ge­fällt wor­den ist.

2 Das Ge­richt ent­schei­det im sum­ma­ri­schen Ver­fah­ren.

Art. 340 Sichernde Massnahmen 173  

Das Voll­stre­ckungs­ge­richt kann si­chern­de Mass­nah­men an­ord­nen, nö­ti­gen­falls oh­ne vor­he­ri­ge An­hö­rung der Ge­gen­par­tei.

173 Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 1 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 341 Prüfung der Vollstreckbarkeit und Stellungnahme der unterlegenen Partei  

1 Das Voll­stre­ckungs­ge­richt prüft die Voll­streck­bar­keit von Am­tes we­gen.

2 Es setzt der un­ter­le­ge­nen Par­tei ei­ne kur­ze Frist zur Stel­lung­nah­me.

3 Ma­te­ri­ell kann die un­ter­le­ge­ne Par­tei ein­wen­den, dass seit Er­öff­nung des Ent­scheids Tat­sa­chen ein­ge­tre­ten sind, wel­che der Voll­stre­ckung ent­ge­gen­ste­hen, wie ins­be­son­de­re Til­gung, Stun­dung, Ver­jäh­rung oder Ver­wir­kung der ge­schul­de­ten Leis­tung. Til­gung und Stun­dung sind mit Ur­kun­den zu be­wei­sen.

Art. 342 Vollstreckung einer bedingten oder von einer Gegenleistung abhängigen Leistung  

Der Ent­scheid über ei­ne be­ding­te oder ei­ne von ei­ner Ge­gen­leis­tung ab­hän­gi­ge Leis­tung kann erst voll­streckt wer­den, wenn das Voll­stre­ckungs­ge­richt fest­ge­stellt hat, dass die Be­din­gung ein­ge­tre­ten ist oder die Ge­gen­leis­tung ge­hö­rig an­ge­bo­ten, er­bracht oder si­cher­ge­stellt wor­den ist.

Art. 343 Verpflichtung zu einem Tun, Unterlassen oder Dulden  

1 Lau­tet der Ent­scheid auf ei­ne Ver­pflich­tung zu ei­nem Tun, Un­ter­las­sen oder Dul­den, so kann das Voll­stre­ckungs­ge­richt an­ord­nen:

a.
ei­ne Straf­dro­hung nach Ar­ti­kel 292 StGB174;
b.
ei­ne Ord­nungs­bus­se bis zu 5000 Fran­ken;
c.
ei­ne Ord­nungs­bus­se bis zu 1000 Fran­ken für je­den Tag der Nicht­er­fül­lung;
d.
ei­ne Zwangs­mass­nah­me wie Weg­nah­me ei­ner be­weg­li­chen Sa­che oder Räu­mung ei­nes Grund­stückes; oder
e.
ei­ne Er­satz­vor­nah­me.

1bis Ent­hält der Ent­scheid ein Ver­bot nach Ar­ti­kel 28bZGB175, so kann das Voll­stre­ckungs­ge­richt auf An­trag der ge­such­stel­len­den Per­son ei­ne elek­tro­ni­sche Über­wa­chung nach Ar­ti­kel 28c ZGB an­ord­nen.176

2 Die un­ter­le­ge­ne Par­tei und Drit­te ha­ben die er­for­der­li­chen Aus­künf­te zu er­tei­len und die not­wen­di­gen Durch­su­chun­gen zu dul­den.

3 Die mit der Voll­stre­ckung be­trau­te Per­son kann die Hil­fe der zu­stän­di­gen Be­hör­de in An­spruch neh­men.

174 SR 311.0

175 SR 210

176 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 14. Dez. 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).

Art. 344 Abgabe einer Willenserklärung  

1 Lau­tet der Ent­scheid auf Ab­ga­be ei­ner Wil­lens­er­klä­rung, so wird die Er­klä­rung durch den voll­streck­ba­ren Ent­scheid er­setzt.

2 Be­trifft die Er­klä­rung ein öf­fent­li­ches Re­gis­ter wie das Grund­buch und das Han­dels­re­gis­ter, so er­teilt das ur­tei­len­de Ge­richt der re­gis­ter­füh­ren­den Per­son die nö­ti­gen An­wei­sun­gen.

Art. 345 Schadenersatz und Umwandlung in Geld  

1 Die ob­sie­gen­de Par­tei kann ver­lan­gen:

a.
Scha­den­er­satz, wenn die un­ter­le­ge­ne Par­tei den ge­richt­li­chen An­ord­nun­gen nicht nach­kommt;
b.
die Um­wand­lung der ge­schul­de­ten Leis­tung in ei­ne Geld­leis­tung.

2 Das Voll­stre­ckungs­ge­richt setzt den ent­spre­chen­den Be­trag fest.

Art. 346 Rechtsmittel Dritter  

Drit­te, die von ei­nem Voll­stre­ckungs­ent­scheid in ih­ren Rech­ten be­trof­fen sind, kön­nen den Ent­scheid mit Be­schwer­de an­fech­ten.

2. Kapitel: Vollstreckung öffentlicher Urkunden

Art. 347 Vollstreckbarkeit  

Öf­fent­li­che Ur­kun­den über Leis­tun­gen je­der Art kön­nen wie Ent­schei­de voll­streckt wer­den, wenn:

a.
die ver­pflich­te­te Par­tei in der Ur­kun­de aus­drück­lich er­klärt hat, dass sie die di­rek­te Voll­stre­ckung an­er­kennt;
b.
der Rechts­grund der ge­schul­de­ten Leis­tung in der Ur­kun­de er­wähnt ist; und
c.
die ge­schul­de­te Leis­tung:
1.
in der Ur­kun­de ge­nü­gend be­stimmt ist,
2.
in der Ur­kun­de von der ver­pflich­te­ten Par­tei an­er­kannt ist, und
3.
fäl­lig ist.
Art. 348 Ausnahmen  

Nicht di­rekt voll­streck­bar sind Ur­kun­den über Leis­tun­gen:

a.
nach dem Gleich­stel­lungs­ge­setz vom 24. März 1995177;
b.
aus Mie­te und Pacht von Wohn- und Ge­schäfts­räu­men so­wie aus land­wirt­schaft­li­cher Pacht;
c.
nach dem Mit­wir­kungs­ge­setz vom 17. De­zem­ber 1993178;
d.
aus dem Ar­beits­ver­hält­nis und nach dem Ar­beits­ver­mitt­lungs­ge­setz vom 6. Ok­to­ber 1989179;
e.
aus Kon­su­men­ten­ver­trä­gen (Art. 32).
Art. 349 Urkunde über eine Geldleistung  

Die voll­streck­ba­re Ur­kun­de über ei­ne Geld­leis­tung gilt als de­fi­ni­ti­ver Rechts­öff­nungs­ti­tel nach den Ar­ti­keln 80 und 81 SchKG180.

Art. 350 Urkunde über eine andere Leistung  

1 Ist ei­ne Ur­kun­de über ei­ne an­de­re Leis­tung zu voll­stre­cken, so stellt die Ur­kunds­per­son der ver­pflich­te­ten Par­tei auf An­trag der be­rech­tig­ten Par­tei ei­ne be­glau­big­te Ko­pie der Ur­kun­de zu und setzt ihr für die Er­fül­lung ei­ne Frist von 20 Ta­gen. Die be­rech­tig­te Par­tei er­hält ei­ne Ko­pie der Zu­stel­lung.

2 Nach un­be­nütz­tem Ab­lauf der Er­fül­lungs­frist kann die be­rech­tig­te Par­tei beim Voll­stre­ckungs­ge­richt ein Voll­stre­ckungs­ge­such stel­len.

Art. 351 Verfahren vor dem Vollstreckungsgericht  

1 Die ver­pflich­te­te Par­tei kann Ein­wen­dun­gen ge­gen die Leis­tungs­pflicht nur gel­tend ma­chen, so­fern sie so­fort be­weis­bar sind.

2 Ist die Ab­ga­be ei­ner Wil­lens­er­klä­rung ge­schul­det, so wird die Er­klä­rung durch den Ent­scheid des Voll­stre­ckungs­ge­richts er­setzt. Die­ses trifft die er­for­der­li­chen An­wei­sun­gen nach Ar­ti­kel 344 Ab­satz 2.

Art. 352 Gerichtliche Beurteilung  

Die ge­richt­li­che Be­ur­tei­lung der ge­schul­de­ten Leis­tung bleibt in je­dem Fall vor­be­hal­ten. Ins­be­son­de­re kann die ver­pflich­te­te Par­tei je­der­zeit auf Fest­stel­lung kla­gen, dass der An­spruch nicht oder nicht mehr be­steht oder ge­stun­det ist.

3. Teil: Schiedsgerichtsbarkeit

1. Titel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 353 Geltungsbereich  

1 Die Be­stim­mun­gen die­ses Teils gel­ten für Ver­fah­ren vor Schieds­ge­rich­ten mit Sitz in der Schweiz, so­fern nicht die Be­stim­mun­gen des zwölf­ten Ka­pi­tels des IPRG181 an­wend­bar sind.

2 Die Par­tei­en kön­nen die Gel­tung die­ses Teils durch ei­ne Er­klä­rung in der Schieds­ver­ein­ba­rung oder in ei­ner spä­te­ren Über­ein­kunft aus­sch­lies­sen und die An­wen­dung der Be­stim­mun­gen des zwölf­ten Ka­pi­tels des IPRG ver­ein­ba­ren. Die Er­klä­rung be­darf der Form ge­mä­ss Ar­ti­kel 358.182

181 SR 291

182 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4179; BBl 2018 7163).

Art. 354 Schiedsfähigkeit  

Ge­gen­stand ei­nes Schieds­ver­fah­rens kann je­der An­spruch sein, über den die Par­tei­en frei ver­fü­gen kön­nen.

Art. 355 Sitz des Schiedsgerichtes  

1 Der Sitz des Schieds­ge­rich­tes wird von den Par­tei­en oder von der durch sie be­auf­trag­ten Stel­le be­stimmt. Er­folgt kei­ne Sitz­be­stim­mung, so be­stimmt das Schieds­ge­richt sei­nen Sitz selbst.

2 Be­stim­men we­der die Par­tei­en noch die von ih­nen be­auf­trag­te Stel­le noch das Schieds­ge­richt den Sitz, so ist die­ser am Ort des staat­li­chen Ge­rich­tes, das bei Feh­len ei­ner Schieds­ver­ein­ba­rung zur Be­ur­tei­lung der Sa­che zu­stän­dig wä­re.

3 Sind meh­re­re staat­li­che Ge­rich­te zu­stän­dig, so hat das Schieds­ge­richt sei­nen Sitz am Ort des staat­li­chen Ge­rich­tes, das als ers­tes in An­wen­dung von Ar­ti­kel 356 an­ge­ru­fen wird.

4 Ha­ben die Par­tei­en nichts an­de­res ver­ein­bart, so kann das Schieds­ge­richt auch an je­dem an­dern Ort ver­han­deln, Be­wei­se ab­neh­men und be­ra­ten.

Art. 356 Zuständige staatliche Gerichte  

1 Der Kan­ton, in dem sich der Sitz des Schieds­ge­richts be­fin­det, be­zeich­net ein obe­res Ge­richt, das zu­stän­dig ist für:

a.
Be­schwer­den und Re­vi­si­ons­ge­su­che;
b.
die Ent­ge­gen­nah­me des Schiedss­pruchs zur Hin­ter­le­gung und die Be­schei­ni­gung der Voll­streck­bar­keit.

2 Ein vom Sitz­kan­ton be­zeich­ne­tes an­de­res oder an­ders zu­sam­men­ge­setz­tes Ge­richt ist als ein­zi­ge In­stanz zu­stän­dig für:

a.
die Er­nen­nung, Ab­leh­nung, Ab­be­ru­fung und Er­set­zung der Schieds­rich­te­rin­nen und Schieds­rich­ter;
b.
die Ver­län­ge­rung der Amts­dau­er des Schieds­ge­richts;
c.
die Un­ter­stüt­zung des Schieds­ge­richts bei den Ver­fah­rens­hand­lun­gen.

3 Mit Aus­nah­me von Ab­satz 1 Buch­sta­be a ent­schei­det das zu­stän­di­ge staat­li­che Ge­richt im sum­ma­ri­schen Ver­fah­ren.183

183 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4179; BBl 2018 7163).

2. Titel: Schiedsvereinbarung und Schiedsklausel 184

184 Fassung gemäss Anhang Ziff. 2 des BG vom 19. Juni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4179; BBl 2018 7163).

Art. 357 Schiedsvereinbarung  

1 Die Schieds­ver­ein­ba­rung kann sich so­wohl auf be­ste­hen­de als auch auf künf­ti­ge Strei­tig­kei­ten aus ei­nem be­stimm­ten Rechts­ver­hält­nis be­zie­hen.

2 Ge­gen die Schieds­ver­ein­ba­rung kann nicht ein­ge­wen­det wer­den, der Haupt­ver­trag sei un­gül­tig.

Art. 358 Form  

1 Die Schieds­ver­ein­ba­rung hat schrift­lich oder in ei­ner an­de­ren Form zu er­fol­gen, die den Nach­weis durch Text er­mög­licht.

2 Für Schieds­klau­seln, die in ein­sei­ti­gen Rechts­ge­schäf­ten oder in Sta­tu­ten vor­ge­se­hen sind, gel­ten die Be­stim­mun­gen die­ses Teils sinn­ge­mä­ss.185

185 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4179; BBl 2018 7163).

Art. 359 Bestreitung der Zuständigkeit des Schiedsgerichts  

1 Wer­den die Gül­tig­keit der Schieds­ver­ein­ba­rung, ihr In­halt, ih­re Trag­wei­te oder die rich­ti­ge Kon­sti­tu­ie­rung des Schieds­ge­richts vor dem Schieds­ge­richt be­strit­ten, so ent­schei­det die­ses dar­über mit Zwi­schen­ent­scheid oder im Ent­scheid über die Haupt­sa­che.

2 Die Ein­re­de der Un­zu­stän­dig­keit des Schieds­ge­richts muss vor der Ein­las­sung auf die Haupt­sa­che er­ho­ben wer­den.

3. Titel: Bestellung des Schiedsgerichts

Art. 360 Anzahl der Mitglieder  

1 Die Par­tei­en kön­nen frei ver­ein­ba­ren, aus wie vie­len Mit­glie­dern das Schieds­ge­richt be­steht. Ha­ben sie nichts ver­ein­bart, so be­steht es aus drei Mit­glie­dern.

2 Ha­ben die Par­tei­en ei­ne ge­ra­de Zahl ver­ein­bart, so ist an­zu­neh­men, dass ei­ne zu­sätz­li­che Per­son als Prä­si­den­tin oder Prä­si­dent zu be­stim­men ist.

Art. 361 Ernennung durch die Parteien  

1 Die Mit­glie­der des Schieds­ge­richts wer­den nach der Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en er­nannt.

2 Bei Feh­len ei­ner Ver­ein­ba­rung er­nennt je­de Par­tei die glei­che An­zahl Mit­glie­der; die­se wäh­len ein­stim­mig ei­ne Prä­si­den­tin oder einen Prä­si­den­ten.

3 Wird ei­ne Schieds­rich­te­rin oder ein Schieds­rich­ter der Stel­lung nach be­zeich­net, so gilt als er­nannt, wer die­se Stel­lung bei Ab­ga­be der An­nah­me­er­klä­rung be­klei­det.

4 In den An­ge­le­gen­hei­ten aus Mie­te und Pacht von Wohn­räu­men kön­nen die Par­tei­en ein­zig die Schlich­tungs­be­hör­de als Schieds­ge­richt ein­set­zen.

Art. 362 Ernennung durch das staatliche Gericht  

1 Sieht die Schieds­ver­ein­ba­rung kei­ne an­de­re Stel­le für die Er­nen­nung vor oder er­nennt die­se die Mit­glie­der nicht in­nert an­ge­mes­se­ner Frist, so nimmt das nach Ar­ti­kel 356 Ab­satz 2 zu­stän­di­ge staat­li­che Ge­richt auf An­trag ei­ner Par­tei die Er­nen­nung vor, wenn:

a.
die Par­tei­en sich über die Er­nen­nung der Ein­zel­schieds­rich­te­rin, des Ein­zel­schieds­rich­ters, der Prä­si­den­tin oder des Prä­si­den­ten nicht ei­ni­gen;
b.
ei­ne Par­tei die von ihr zu be­zeich­nen­den Mit­glie­der nicht in­nert 30 Ta­gen seit Auf­for­de­rung er­nennt; oder
c.
die Schieds­rich­te­rin­nen und Schieds­rich­ter sich nicht in­nert 30 Ta­gen seit ih­rer Er­nen­nung über die Wahl der Prä­si­den­tin oder des Prä­si­den­ten ei­ni­gen.

2 Im Fal­le ei­ner Mehr­par­tei­en­schiedssa­che kann das nach Ar­ti­kel 356 Ab­satz 2 zu­stän­di­ge staat­li­che Ge­richt al­le Mit­glie­der er­nen­nen.

3 Wird ein staat­li­ches Ge­richt mit der Er­nen­nung be­traut, so muss es die Er­nen­nung vor­neh­men, es sei denn, ei­ne sum­ma­ri­sche Prü­fung er­ge­be, dass zwi­schen den Par­tei­en kei­ne Schieds­ver­ein­ba­rung be­steht.

Art. 363 Offenlegungspflicht  

1 Ei­ne Per­son, der ein Schieds­rich­ter­amt an­ge­tra­gen wird, hat das Vor­lie­gen von Um­stän­den un­ver­züg­lich of­fen­zu­le­gen, die be­rech­tig­te Zwei­fel an ih­rer Un­ab­hän­gig­keit oder Un­par­tei­lich­keit we­cken kön­nen.

2 Die­se Pflicht bleibt wäh­rend des gan­zen Ver­fah­rens be­ste­hen.

Art. 364 Annahme des Amtes  

1 Die Schieds­rich­te­rin­nen und Schieds­rich­ter be­stä­ti­gen die An­nah­me des Am­tes.

2 Das Schieds­ge­richt ist erst kon­sti­tu­iert, wenn al­le Mit­glie­der die An­nah­me des Am­tes er­klärt ha­ben.

Art. 365 Sekretariat  

1 Das Schieds­ge­richt kann ein Se­kre­ta­ri­at be­stel­len.

2 Die Ar­ti­kel 363 Ab­satz 1 und 367–369 gel­ten sinn­ge­mä­ss.

Art. 366 Amtsdauer  

1 In der Schieds­ver­ein­ba­rung oder in ei­ner spä­te­ren Ver­ein­ba­rung kön­nen die Par­tei­en die Amts­dau­er des Schieds­ge­richts be­fris­ten.

2 Die Amts­dau­er, in­nert der das Schieds­ge­richt den Schiedss­pruch zu fäl­len hat, kann ver­län­gert wer­den:

a.
durch Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en;
b.
auf An­trag ei­ner Par­tei oder des Schieds­ge­richts durch Ent­scheid des nach Ar­ti­kel 356 Ab­satz 2 zu­stän­di­gen staat­li­chen Ge­richts.

4. Titel: Ablehnung, Abberufung und Ersetzung der Mitglieder des Schiedsgerichts

Art. 367 Ablehnung eines Mitgliedes  

1 Ein Mit­glied des Schieds­ge­richts kann ab­ge­lehnt wer­den, wenn:

a.
es nicht den von den Par­tei­en ver­ein­bar­ten An­for­de­run­gen ent­spricht;
b.
ein Ab­leh­nungs­grund vor­liegt, der in der von den Par­tei­en ver­ein­bar­ten Ver­fah­rens­ord­nung vor­ge­se­hen ist; oder
c.
be­rech­tig­te Zwei­fel an sei­ner Un­ab­hän­gig­keit oder Un­par­tei­lich­keit be­ste­hen.

2 Ei­ne Par­tei kann ein Mit­glied, das sie er­nannt hat oder an des­sen Er­nen­nung sie mit­ge­wirkt hat, nur aus Grün­den ab­leh­nen, von de­nen sie trotz ge­hö­ri­ger Auf­merk­sam­keit erst nach der Er­nen­nung Kennt­nis er­hal­ten hat.186 Der Ab­leh­nungs­grund ist dem Schieds­ge­richt und der an­de­ren Par­tei un­ver­züg­lich mit­zu­tei­len.

186 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4179; BBl 2018 7163).

Art. 368 Ablehnung des Schiedsgerichts  

1 Ei­ne Par­tei kann das Schieds­ge­richt ab­leh­nen, wenn die an­de­re Par­tei einen über­wie­gen­den Ein­fluss auf die Er­nen­nung der Mit­glie­der aus­ge­übt hat. Die Ab­leh­nung ist dem Schieds­ge­richt und der an­de­ren Par­tei un­ver­züg­lich mit­zu­tei­len.

2 Das neue Schieds­ge­richt wird im Ver­fah­ren nach den Ar­ti­keln 361 und 362 be­stellt.

3 Die Par­tei­en sind be­rech­tigt, Mit­glie­der des ab­ge­lehn­ten Schieds­ge­richts wie­der­um als Schieds­rich­te­rin­nen und Schieds­rich­ter zu er­nen­nen.

Art. 369 Ablehnungsverfahren  

1 Die Par­tei­en kön­nen das Ab­leh­nungs­ver­fah­ren frei ver­ein­ba­ren.

2 Haben sie nichts vereinbart und ist das Schiedsverfahren noch nicht abgeschlossen, so ist das Ablehnungsgesuch schriftlich und begründet innert 30 Tagen, seit die gesuchstellende Partei Kenntnis vom Ablehnungsgrund hat oder bei gehöriger Aufmerksamkeit haben konnte, an das abgelehnte Mitglied zu richten und den übrigen Mitgliedern mitzuteilen.187

3 Die ge­such­stel­len­de Par­tei kann in­nert 30 Ta­gen seit Ein­rei­chung des Ab­leh­nungs­ge­suchs einen Ent­scheid von der von den Par­tei­en be­zeich­ne­ten Stel­le oder, wenn kei­ne sol­che be­zeich­net wur­de, von dem nach Ar­ti­kel 356 Ab­satz 2 zu­stän­di­gen staat­li­chen Ge­richt ver­lan­gen.188

4 Ha­ben die Par­tei­en nichts an­de­res ver­ein­bart, so kann das Schieds­ge­richt wäh­rend des Ab­leh­nungs­ver­fah­rens das Ver­fah­ren oh­ne Aus­schluss der ab­ge­lehn­ten Per­so­nen bis und mit Schiedss­pruch wei­ter­füh­ren.

5 Der Ent­scheid über die Ab­leh­nung kann nur zu­sam­men mit dem ers­ten Schiedss­pruch an­ge­foch­ten wer­den.

187 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4179; BBl 2018 7163).

188 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4179; BBl 2018 7163).

Art. 370 Abberufung  

1 Je­des Mit­glied des Schieds­ge­richts kann durch schrift­li­che Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en ab­be­ru­fen wer­den.

2 Ist ein Mit­glied des Schieds­ge­richts aus­ser Stan­de, sei­ne Auf­ga­ben in­nert nütz­li­cher Frist oder mit ge­hö­ri­ger Sorg­falt zu er­fül­len und ha­ben die Par­tei­en nichts an­de­res ver­ein­bart, so kann auf Antrag einer Partei die von den Parteien bezeichnete Stelle oder, wenn keine solche bezeichnet wurde, das nach Artikel 356 Absatz 2 zuständige staatliche Gericht dieses Mitglied absetzen.189

3 Für die An­fech­tung ei­nes sol­chen Ent­schei­des gilt Ar­ti­kel 369 Ab­satz 5.

189 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4179; BBl 2018 7163).

Art. 371 Ersetzung eines Mitglieds des Schiedsgerichts  

1 Ist ein Mit­glied des Schieds­ge­richts zu er­set­zen, so gilt das glei­che Ver­fah­ren wie für sei­ne Er­nen­nung, so­fern die Par­tei­en nichts an­de­res ver­ein­bart ha­ben oder ver­ein­ba­ren.

2 Kann es nicht auf die­se Wei­se er­setzt wer­den, so wird das neue Mit­glied durch das nach Ar­ti­kel 356 Ab­satz 2 zu­stän­di­ge staat­li­che Ge­richt er­nannt, es sei denn, die Schieds­ver­ein­ba­rung schlies­se die­se Mög­lich­keit aus oder fal­le nach Aus­schei­den ei­nes Mit­glieds des Schieds­ge­richts da­hin.

3 Kön­nen sich die Par­tei­en nicht dar­über ei­ni­gen, wel­che Pro­zess­hand­lun­gen, an de­nen das er­setz­te Mit­glied mit­ge­wirkt hat, zu wie­der­ho­len sind, so ent­schei­det das neu kon­sti­tu­ier­te Schieds­ge­richt.

4 Wäh­rend der Dau­er des Er­set­zungs­ver­fah­rens steht die Frist, in­nert der das Schieds­ge­richt sei­nen Schiedss­pruch zu fäl­len hat, nicht still.

5. Titel: Das Schiedsverfahren

Art. 372 Rechtshängigkeit  

1 Das Schieds­ver­fah­ren ist rechts­hän­gig:

a.
so­bald ei­ne Par­tei das in der Schieds­ver­ein­ba­rung be­zeich­ne­te Schieds­ge­richt an­ruft; oder
b.
wenn die Ver­ein­ba­rung kein Schieds­ge­richt be­zeich­net: so­bald ei­ne Par­tei das Ver­fah­ren zur Be­stel­lung des Schieds­ge­richts oder das von den Par­tei­en ver­ein­bar­te vor­aus­ge­hen­de Schlich­tungs­ver­fah­ren ein­lei­tet.

2 Wer­den bei ei­nem staat­li­chen Ge­richt und ei­nem Schieds­ge­richt Kla­gen über den­sel­ben Streit­ge­gen­stand zwi­schen den­sel­ben Par­tei­en rechts­hän­gig ge­macht, setzt das zu­letzt an­ge­ru­fe­ne Ge­richt das Ver­fah­ren aus, bis das zu­erst an­ge­ru­fe­ne Ge­richt über sei­ne Zu­stän­dig­keit ent­schie­den hat.

Art. 373 Allgemeine Verfahrensregeln  

1 Die Par­tei­en kön­nen das Schieds­ver­fah­ren:

a.
sel­ber re­geln;
b.
durch Ver­weis auf ei­ne schieds­ge­richt­li­che Ver­fah­rens­ord­nung re­geln;
c.
ei­nem Ver­fah­rens­recht ih­rer Wahl un­ter­stel­len.

2 Ha­ben die Par­tei­en das Ver­fah­ren nicht ge­re­gelt, so wird die­ses vom Schieds­ge­richt fest­ge­legt.

3 Die Prä­si­den­tin oder der Prä­si­dent des Schieds­ge­richts kann über ein­zel­ne Ver­fah­rens­fra­gen al­lein ent­schei­den, wenn ei­ne ent­spre­chen­de Er­mäch­ti­gung der Par­tei­en oder der an­dern Mit­glie­der des Schieds­ge­richts vor­liegt.

4 Das Schieds­ge­richt muss die Gleich­be­hand­lung der Par­tei­en und ih­ren An­spruch auf recht­li­ches Ge­hör ge­währ­leis­ten und ein kon­tra­dik­to­ri­sches Ver­fah­ren durch­füh­ren.

5 Je­de Par­tei kann sich ver­tre­ten las­sen.

6 Verstösse gegen die Verfahrensregeln sind sofort zu rügen, nachdem sie erkannt wurden oder bei gehöriger Aufmerksamkeit erkennbar waren; andernfalls können sie später nicht mehr geltend gemacht werden.190

190 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4179; BBl 2018 7163).

Art. 374 Vorsorgliche Massnahmen, Sicherheit und Schadenersatz  

1 Das staat­li­che Ge­richt oder, so­fern die Par­tei­en nichts an­de­res ver­ein­bart ha­ben, das Schieds­ge­richt kann auf An­trag ei­ner Par­tei vor­sorg­li­che Mass­nah­men ein­sch­liess­lich sol­cher für die Si­che­rung von Be­weis­mit­teln an­ord­nen.

2 Un­ter­zieht sich die be­trof­fe­ne Per­son ei­ner vom Schieds­ge­richt an­ge­ord­ne­ten Mass­nah­me nicht frei­wil­lig, so trifft das staat­li­che Ge­richt auf An­trag des Schieds­ge­richts oder ei­ner Par­tei die er­for­der­li­chen An­ord­nun­gen; stellt ei­ne Par­tei den An­trag, so muss die Zu­stim­mung des Schieds­ge­richts ein­ge­holt wer­den.

3 Ist ein Scha­den für die an­de­re Par­tei zu be­fürch­ten, so kann das Schieds­ge­richt oder das staat­li­che Ge­richt die An­ord­nung vor­sorg­li­cher Mass­nah­men von der Leis­tung ei­ner Si­cher­heit ab­hän­gig ma­chen.

4 Die ge­such­stel­len­de Par­tei haf­tet für den aus ei­ner un­ge­recht­fer­tig­ten vor­sorg­li­chen Mass­nah­me er­wach­se­nen Scha­den. Be­weist sie je­doch, dass sie ihr Ge­such in gu­ten Treu­en ge­stellt hat, so kann das Ge­richt die Er­satz­pflicht her­ab­set­zen oder gänz­lich von ihr ent­bin­den. Die ge­schä­dig­te Par­tei kann den An­spruch im hän­gi­gen Schieds­ver­fah­ren gel­tend ma­chen.

5 Ei­ne ge­leis­te­te Si­cher­heit ist frei­zu­ge­ben, wenn fest­steht, dass kei­ne Scha­den­er­satz­kla­ge er­ho­ben wird; bei Un­ge­wiss­heit setzt das Schieds­ge­richt ei­ne Frist zur Kla­ge.

Art. 375 Beweisabnahme und Mitwirkung des staatlichen Gerichts  

1 Das Schieds­ge­richt nimmt die Be­wei­se sel­ber ab.

2 Ist für die Be­weis­ab­nah­me oder für die Vor­nah­me sons­ti­ger Hand­lun­gen des Schieds­ge­richts staat­li­che Rechts­hil­fe er­for­der­lich, so kann das Schieds­ge­richt das nach Ar­ti­kel 356 Ab­satz 2 zu­stän­di­ge staat­li­che Ge­richt um Mit­wir­kung er­su­chen. Mit Zu­stim­mung des Schieds­ge­richts kann dies auch ei­ne Par­tei tun.

3 Die Mit­glie­der des Schieds­ge­richts kön­nen an den Ver­fah­rens­hand­lun­gen des staat­li­chen Ge­richts teil­neh­men und Fra­gen stel­len.

Art. 376 Streitgenossenschaft, Klagenhäufung und Beteiligung Dritter  

1 Ein Schieds­ver­fah­ren kann von oder ge­gen Streit­ge­nos­sen ge­führt wer­den, wenn:

a.
al­le Par­tei­en un­ter sich durch ei­ne oder meh­re­re über­ein­stim­men­de Schieds­ver­ein­ba­run­gen ver­bun­den sind; und
b.
die gel­tend ge­mach­ten An­sprü­che iden­tisch sind oder in ei­nem sach­li­chen Zu­sam­men­hang ste­hen.

2 Sach­lich zu­sam­men­hän­gen­de An­sprü­che zwi­schen den glei­chen Par­tei­en kön­nen im glei­chen Schieds­ver­fah­ren be­ur­teilt wer­den, wenn sie Ge­gen­stand über­ein­stim­men­der Schieds­ver­ein­ba­run­gen der Par­tei­en sind.

3 Die In­ter­ven­ti­on ei­ner drit­ten Per­son und der Bei­tritt ei­ner durch Kla­ge streit­be­ru­fe­nen Per­son set­zen ei­ne Schieds­ver­ein­ba­rung zwi­schen der drit­ten Per­son und den Streit­par­tei­en vor­aus und be­dür­fen der Zu­stim­mung des Schieds­ge­richts.

Art. 377 Verrechnung und Widerklage  

1 Er­hebt ei­ne Par­tei die Ver­rech­nungs­ein­re­de, so kann das Schieds­ge­richt die Ein­re­de be­ur­tei­len, un­ab­hän­gig da­von, ob die zur Ver­rech­nung ge­stell­te For­de­rung un­ter die Schieds­ver­ein­ba­rung fällt oder ob für sie ei­ne an­de­re Schieds­ver­ein­ba­rung oder ei­ne Ge­richts­stands­ver­ein­ba­rung be­steht.

2 Ei­ne Wi­der­kla­ge ist zu­läs­sig, wenn sie ei­ne Streit­sa­che be­trifft, die un­ter ei­ne über­ein­stim­men­de Schieds­ver­ein­ba­rung der Par­tei­en fällt.

Art. 378 Kostenvorschuss  

1 Das Schieds­ge­richt kann einen Vor­schuss für die mut­mass­li­chen Ver­fah­rens­kos­ten ver­lan­gen und die Durch­füh­rung des Ver­fah­rens von des­sen Leis­tung ab­hän­gig ma­chen. So­weit die Par­tei­en nichts an­de­res ver­ein­bart ha­ben, be­stimmt es die Hö­he des Vor­schus­ses je­der Par­tei.

2 Leis­tet ei­ne Par­tei den von ihr ver­lang­ten Vor­schuss nicht, so kann die an­de­re Par­tei die ge­sam­ten Kos­ten vor­schies­sen oder auf das Schieds­ver­fah­ren ver­zich­ten. Ver­zich­tet sie auf das Schieds­ver­fah­ren, so kann sie für die­se Streit­sa­che ein neu­es Schieds­ver­fah­ren ein­lei­ten oder Kla­ge vor dem staat­li­chen Ge­richt er­he­ben.

Art. 379 Sicherstellung der Parteientschädigung  

Er­scheint die kla­gen­de Par­tei zah­lungs­un­fä­hig, so kann das Schieds­ge­richt auf An­trag der be­klag­ten Par­tei ver­fü­gen, dass de­ren mut­mass­li­che Par­tei­ent­schä­di­gung in­nert be­stimm­ter Frist si­cher­zu­stel­len ist. Für die be­klag­te Par­tei gilt Ar­ti­kel 378 Ab­satz 2 sinn­ge­mä­ss.

Art. 380 Unentgeltliche Rechtspflege  

Die un­ent­gelt­li­che Rechts­pfle­ge ist aus­ge­schlos­sen.

6. Titel: Schiedsspruch

Art. 381 Anwendbares Recht  

1 Das Schieds­ge­richt ent­schei­det:

a.
nach den Rechts­re­geln, wel­che die Par­tei­en ge­wählt ha­ben; oder
b.
nach Bil­lig­keit, wenn es von den Par­tei­en da­zu er­mäch­tigt wor­den ist.

2 Fehlt ei­ne sol­che Wahl oder ei­ne sol­che Er­mäch­ti­gung, so ent­schei­det es nach dem Recht, das ein staat­li­ches Ge­richt an­wen­den wür­de.

Art. 382 Beratung und Abstimmung  

1 Bei den Be­ra­tun­gen und Ab­stim­mun­gen ha­ben al­le Mit­glie­der des Schieds­ge­richts mit­zu­wir­ken.

2 Ver­wei­gert ein Mit­glied die Teil­nah­me an ei­ner Be­ra­tung oder an ei­ner Ab­stim­mung, so kön­nen die üb­ri­gen Mit­glie­der oh­ne es be­ra­ten und ent­schei­den, so­fern die Par­tei­en nichts an­de­res ver­ein­bart ha­ben.

3 Das Schieds­ge­richt fällt den Schiedss­pruch mit der Mehr­heit der Stim­men sei­ner Mit­glie­der, es sei denn, die Par­tei­en hät­ten et­was an­de­res ver­ein­bart.

4 Er­gibt sich kei­ne Stim­men­mehr­heit, so fällt die Prä­si­den­tin oder der Prä­si­dent den Schiedss­pruch.

Art. 383 Zwischen- und Teilschiedssprüche  

Ha­ben die Par­tei­en nichts an­de­res ver­ein­bart, so kann das Schieds­ge­richt das Ver­fah­ren auf ein­zel­ne Fra­gen und Rechts­be­geh­ren be­schrän­ken.

Art. 384 Inhalt des Schiedsspruches  

1 Der Schiedss­pruch ent­hält:

a.
die Zu­sam­men­set­zung des Schieds­ge­richts;
b.
die An­ga­be des Sit­zes des Schieds­ge­richts;
c.
die Be­zeich­nung der Par­tei­en und ih­rer Ver­tre­tung;
d.
die Rechts­be­geh­ren der Par­tei­en oder, bei Feh­len von An­trä­gen, ei­ne Um­schrei­bung der Streit­fra­ge;
e.
so­fern die Par­tei­en nicht dar­auf ver­zich­tet ha­ben: die Dar­stel­lung des Sach­ver­hal­tes, die recht­li­chen Ent­schei­dungs­grün­de und ge­ge­be­nen­falls die Bil­lig­keits­er­wä­gun­gen;
f.
das Dis­po­si­tiv in der Sa­che so­wie die Hö­he und die Ver­tei­lung der Ver­fah­rens­kos­ten und der Par­tei­ent­schä­di­gung;
g.
das Da­tum des Schiedss­pru­ches.

2 Der Schiedss­pruch ist zu un­ter­zeich­nen; es ge­nügt die Un­ter­schrift der Prä­si­den­tin oder des Prä­si­den­ten.

Art. 385 Einigung der Parteien  

Er­le­di­gen die Par­tei­en wäh­rend des Schieds­ver­fah­rens die Streit­sa­che, so hält das Schieds­ge­richt auf An­trag die Ei­ni­gung in Form ei­nes Schiedss­pru­ches fest.

Art. 386 Zustellung und Hinterlegung  

1 Je­der Par­tei ist ein Ex­em­plar des Schiedss­pru­ches zu­zu­stel­len.

2 Je­de Par­tei kann auf ih­re Kos­ten beim nach Ar­ti­kel 356 Ab­satz 1 zu­stän­di­gen staat­li­chen Ge­richt ein Ex­em­plar des Schiedss­pru­ches hin­ter­le­gen.

3 Auf An­trag ei­ner Par­tei stellt die­ses Ge­richt ei­ne Voll­streck­bar­keits­be­schei­ni­gung aus.

Art. 387 Wirkungen des Schiedsspruches  

Mit der Er­öff­nung hat der Schiedss­pruch die Wir­kung ei­nes rechts­kräf­ti­gen und voll­streck­ba­ren ge­richt­li­chen Ent­scheids.

Art. 388 Berichtigung, Erläuterung und Ergänzung des Schiedsspruchs  

1 Je­de Par­tei kann beim Schieds­ge­richt be­an­tra­gen, dass die­ses:

a.
Re­dak­ti­ons- und Rech­nungs­feh­ler im Schiedss­pruch be­rich­tigt;
b.
be­stimm­te Tei­le des Schiedss­pruchs er­läu­tert;
c.
einen er­gän­zen­den Schiedss­pruch über An­sprü­che fällt, die im Schieds­ver­fah­ren zwar gel­tend ge­macht, im Schiedss­pruch aber nicht be­han­delt wor­den sind.

2 Der An­trag ist in­nert 30 Ta­gen seit Ent­de­cken des Feh­lers oder der er­läu­te­rungs- und er­gän­zungs­be­dürf­ti­gen Tei­le des Schiedss­pru­ches zu stel­len, spä­tes­tens aber in­nert ei­nes Jah­res seit Zu­stel­lung des Schiedss­pru­ches.

3 Der An­trag hemmt die Rechts­mit­tel­fris­ten nicht. Be­züg­lich des be­rich­tig­ten, er­läu­ter­ten oder er­gänz­ten Teils des Schiedss­pruchs läuft die Rechts­mit­tel­frist von Neu­em.191

191 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4179; BBl 2018 7163).

7. Titel: Rechtsmittel

1. Kapitel: Beschwerde

Art. 389 Beschwerde an das Bundesgericht  

1 Der Schiedss­pruch un­ter­liegt der Be­schwer­de an das Bun­des­ge­richt.

2 Für das Ver­fah­ren gel­ten die Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005192, so­weit die­ses Ka­pi­tel nichts an­de­res be­stimmt.

Art. 390 Beschwerde an das kantonale Gericht  

1 Die Par­tei­en kön­nen durch ei­ne aus­drück­li­che Er­klä­rung in der Schieds­ver­ein­ba­rung oder in ei­ner spä­te­ren Über­ein­kunft ver­ein­ba­ren, dass der Schiedss­pruch mit Be­schwer­de beim nach Ar­ti­kel 356 Ab­satz 1 zu­stän­di­gen kan­to­na­len Ge­richt an­ge­foch­ten wer­den kann.

2 Für das Ver­fah­ren gel­ten die Ar­ti­kel 319–327, so­weit die­ses Ka­pi­tel nichts an­de­res be­stimmt. Das kan­to­na­le Ge­richt ent­schei­det end­gül­tig.

Art. 391 Subsidiarität  

Die Be­schwer­de ist erst nach Aus­schöp­fung der in der Schieds­ver­ein­ba­rung vor­ge­se­he­nen schieds­ge­richt­li­chen Rechts­mit­tel zu­läs­sig.

Art. 392 Anfechtbare Schiedssprüche  

An­fecht­bar ist:

a.
je­der Teil- oder End­schiedss­pruch;
b.
ein Zwi­schen­schiedss­pruch aus den in Ar­ti­kel 393 Buch­sta­ben a und b ge­nann­ten Grün­den.
Art. 393 Beschwerdegründe  

Ein Schiedss­pruch kann nur an­ge­foch­ten wer­den, wenn:

a.
die Ein­zel­schieds­rich­te­rin oder der Ein­zel­schieds­rich­ter vor­schrifts­wid­rig er­nannt oder das Schieds­ge­richt vor­schrifts­wid­rig zu­sam­men­ge­setzt wor­den ist;
b.
sich das Schieds­ge­richt zu Un­recht für zu­stän­dig oder für un­zu­stän­dig er­klärt hat;
c.
das Schieds­ge­richt über Streit­punk­te ent­schie­den hat, die ihm nicht un­ter­brei­tet wur­den, oder wenn es Rechts­be­geh­ren un­be­ur­teilt ge­las­sen hat;
d.
der Grund­satz der Gleich­be­hand­lung der Par­tei­en oder der Grund­satz des recht­li­chen Ge­hörs ver­letzt wur­de;
e.
er im Er­geb­nis will­kür­lich ist, weil er auf of­fen­sicht­lich ak­ten­wid­ri­gen tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen oder auf ei­ner of­fen­sicht­li­chen Ver­let­zung des Rechts oder der Bil­lig­keit be­ruht;
f.
die vom Schieds­ge­richt fest­ge­setz­ten Ent­schä­di­gun­gen und Aus­la­gen der Mit­glie­der des Schieds­ge­richts of­fen­sicht­lich zu hoch sind.
Art. 394 Rückweisung zur Berichtigung oder Ergänzung  

Die Rechts­mit­tel­in­stanz kann den Schiedss­pruch nach An­hö­rung der Par­tei­en an das Schieds­ge­richt zu­rück­wei­sen und ihm ei­ne Frist zur Be­rich­ti­gung oder Er­gän­zung set­zen.

Art. 395 Entscheid  

1 Wird der Schiedss­pruch nicht an das Schieds­ge­richt zu­rück­ge­wie­sen oder von die­sem nicht frist­ge­recht be­rich­tigt oder er­gänzt, so ent­schei­det die Rechts­mit­tel­in­stanz über die Be­schwer­de und hebt bei de­ren Gut­heis­sung den Schiedss­pruch auf.

2 Wird der Schiedss­pruch auf­ge­ho­ben, so ent­schei­det das Schieds­ge­richt nach Mass­ga­be der Er­wä­gun­gen im Rück­wei­sungs­ent­scheid neu. Ist es nicht mehr vollständig, so ist Artikel 371 anwendbar.193

3 Die Auf­he­bung kann auf ein­zel­ne Tei­le des Schiedss­pru­ches be­schränkt wer­den, so­fern die an­dern nicht da­von ab­hän­gen.

4 Wird der Schiedss­pruch we­gen of­fen­sicht­lich zu ho­her Ent­schä­di­gun­gen und Aus­la­gen an­ge­foch­ten, so kann die Rechts­mit­tel­in­stanz über die­se sel­ber ent­schei­den.

193 Zwei­ter Satz ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4179; BBl 2018 7163).

2. Kapitel: Revision

Art. 396 Revisionsgründe  

1 Ei­ne Par­tei kann beim nach Ar­ti­kel 356 Ab­satz 1 zu­stän­di­gen staat­li­chen Ge­richt die Re­vi­si­on ei­nes Schiedss­pruchs ver­lan­gen, wenn:

a.
sie nach­träg­lich er­heb­li­che Tat­sa­chen er­fährt oder ent­schei­den­de Be­weis­mit­tel fin­det, die sie im frü­he­ren Ver­fah­ren nicht bei­brin­gen konn­te; aus­ge­schlos­sen sind Tat­sa­chen und Be­weis­mit­tel, die erst nach dem Schiedss­pruch ent­stan­den sind;
b.
wenn ein Straf­ver­fah­ren er­ge­ben hat, dass durch ein Ver­bre­chen oder ein Ver­ge­hen zum Nach­teil der be­tref­fen­den Par­tei auf den Schiedss­pruch ein­ge­wirkt wur­de; ei­ne Ver­ur­tei­lung durch das Straf­ge­richt ist nicht er­for­der­lich; ist das Straf­ver­fah­ren nicht durch­führ­bar, so kann der Be­weis auf an­de­re Wei­se er­bracht wer­den;
c.
gel­tend ge­macht wird, dass die Kla­gean­er­ken­nung, der Kla­ge­rück­zug oder der schieds­ge­richt­li­che Ver­gleich un­wirk­sam ist;
d.194
ein Ab­leh­nungs­grund ge­mä­ss Ar­ti­kel 367 Ab­satz 1 Buch­sta­be c trotz ge­hö­ri­ger Auf­merk­sam­keit erst nach Ab­schluss des Schieds­ver­fah­rens ent­deckt wur­de und kein an­de­res Rechts­mit­tel zur Ver­fü­gung steht.

2 Die Re­vi­si­on we­gen Ver­let­zung der EMRK195 kann ver­langt wer­den, wenn:

a.196
der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof für Men­schen­rech­te in ei­nem end­gül­ti­gen Ur­teil (Art. 44 EMRK) fest­ge­stellt hat, dass die EMRK oder die Pro­to­kol­le da­zu ver­letzt wor­den sind, oder den Fall durch ei­ne güt­li­che Ei­ni­gung (Art. 39 EMRK) ab­ge­schlos­sen hat;
b.
ei­ne Ent­schä­di­gung nicht ge­eig­net ist, die Fol­gen der Ver­let­zung aus­zu­glei­chen; und
c.
die Re­vi­si­on not­wen­dig ist, um die Ver­let­zung zu be­sei­ti­gen.

194 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4179; BBl 2018 7163).

195 SR 0.101

196 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2022 289; BBl 2021300, 889).

Art. 397 Fristen  

1 Das Re­vi­si­ons­ge­such ist in­nert 90 Ta­gen seit Ent­de­ckung des Re­vi­si­ons­grun­des ein­zu­rei­chen.

2 Nach Ab­lauf von zehn Jah­ren seit Ein­tritt der Rechts­kraft des Schiedss­pru­ches kann die Re­vi­si­on nicht mehr ver­langt wer­den, aus­ser im Fall von Ar­ti­kel 396 Ab­satz 1 Buch­sta­be b.

Art. 398 Verfahren  

Für das Ver­fah­ren gel­ten die Ar­ti­kel 330 und 331.

Art. 399 Rückweisung an das Schiedsgericht  

1 Heisst das Ge­richt das Re­vi­si­ons­ge­such gut, so hebt es den Schiedss­pruch auf und weist die Sa­che zur Neu­be­ur­tei­lung an das Schieds­ge­richt zu­rück.

2 Ist das Schieds­ge­richt nicht mehr voll­stän­dig, so ist Ar­ti­kel 371 an­wend­bar.

4. Teil: Schlussbestimmungen

1. Titel: Vollzug

Art. 400 Grundsätze  

1 Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

2 Er stellt für Ge­richts­ur­kun­den und Par­tei­ein­ga­ben For­mu­la­re zur Ver­fü­gung. Die For­mu­la­re für die Par­tei­ein­ga­ben sind so zu ge­stal­ten, dass sie auch von ei­ner rechts­un­kun­di­gen Par­tei aus­ge­füllt wer­den kön­nen.

3 Er kann den Er­lass ad­mi­nis­tra­ti­ver und tech­ni­scher Vor­schrif­ten dem Bun­des­amt für Jus­tiz über­tra­gen.

Art. 401 Pilotprojekte  

1 Die Kan­to­ne kön­nen mit Ge­neh­mi­gung des Bun­des­ra­tes Pi­lot­pro­jek­te durch­füh­ren.

2 Der Bun­des­rat kann die Zu­stän­dig­keit für die Ge­neh­mi­gung dem Bun­des­amt für Jus­tiz über­tra­gen.

2. Titel: Anpassung von Gesetzen

Art. 402 Aufhebung und Änderung bisherigen Rechts  

Die Auf­he­bung und die Än­de­rung bis­he­ri­gen Rechts wer­den in An­hang 1 ge­re­gelt.

Art. 403 Koordinationsbestimmungen  

Die Ko­or­di­na­ti­on von Be­stim­mun­gen an­de­rer Er­las­se mit die­sem Ge­setz wird in An­hang 2 ge­re­gelt.

3. Titel: Übergangsbestimmungen

1. Kapitel: Übergangsbestimmungen vom 19. Dezember 2008 197

197 Eingefügt durch Ziff. I 1 des BG vom 28. Sept. 2012 (Protokollierungsvorschriften), in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2013 851; BBl 2012 57075719).

Art. 404 Weitergelten des bisherigen Rechts  

1 Für Ver­fah­ren, die bei In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes rechts­hän­gig sind, gilt das bis­he­ri­ge Ver­fah­rens­recht bis zum Ab­schluss vor der be­trof­fe­nen In­stanz.

2 Die ört­li­che Zu­stän­dig­keit be­stimmt sich nach dem neu­en Recht. Ei­ne be­ste­hen­de Zu­stän­dig­keit nach dem al­ten Recht bleibt er­hal­ten.

Art. 405 Rechtsmittel  

1 Für die Rechts­mit­tel gilt das Recht, das bei der Er­öff­nung des Ent­schei­des in Kraft ist.

2 Für die Re­vi­si­on von Ent­schei­den, die un­ter dem bis­he­ri­gen Recht er­öff­net wor­den sind, gilt das neue Recht.

Art. 406 Gerichtsstandsvereinbarung  

Die Gül­tig­keit ei­ner Ge­richts­stands­ver­ein­ba­rung be­stimmt sich nach dem Recht, das zur Zeit ih­res Ab­schlus­ses ge­gol­ten hat.

Art. 407 Schiedsgerichtsbarkeit  

1 Die Gül­tig­keit von Schieds­ver­ein­ba­run­gen, die vor In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes ge­schlos­sen wur­den, be­ur­teilt sich nach dem für sie güns­ti­ge­ren Recht.

2 Für Schieds­ver­fah­ren, die bei In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes rechts­hän­gig sind, gilt das bis­he­ri­ge Recht. Die Par­tei­en kön­nen je­doch die An­wen­dung des neu­en Rechts ver­ein­ba­ren.

3 Für die Rechts­mit­tel gilt das Recht, das bei der Er­öff­nung des Schiedss­pru­ches in Kraft ist.

4 Für Ver­fah­ren vor den nach Ar­ti­kel 356 zu­stän­di­gen staat­li­chen Ge­rich­ten, die bei In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes rechts­hän­gig sind, gilt das bis­he­ri­ge Recht.

2. Kapitel: Übergangsbestimmung zur Änderung vom 28. September 2012198

198 Eingefügt durch Ziff. I 1 des BG vom 28. Sept. 2012 (Protokollierungsvorschriften), in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2013 851; BBl 2012 57075719).

Art. 407a  

In Ver­fah­ren, die bei In­kraft­tre­ten der Än­de­rung vom 28. Sep­tem­ber 2012 die­ses Ge­set­zes rechts­hän­gig sind, gilt für Ver­fah­rens­hand­lun­gen ab dem Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens das neue Recht.

3. Kapitel: Übergangsbestimmung zur Änderung vom 20. März 2015199

199 Eingefügt durch Anhang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Kindesunterhalt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

Art. 407b  

1 Für Ver­fah­ren, die bei In­kraft­tre­ten der Än­de­rung vom 20. März 2015 rechts­hän­gig sind, gilt das neue Recht.

2 Neue Rechts­be­geh­ren, die durch den Wech­sel des an­wend­ba­ren Rechts ver­an­lasst wer­den, sind zu­läs­sig; nicht an­ge­foch­te­ne Tei­le ei­nes Ent­scheids blei­ben ver­bind­lich, so­fern sie sach­lich nicht der­art eng mit noch zu be­ur­tei­len­den Rechts­be­geh­ren zu­sam­men­hän­gen, dass sinn­vol­ler­wei­se ei­ne Ge­samt­be­ur­tei­lung statt­fin­den muss.

4. Kapitel: Übergangsbestimmung zur Änderung vom 19. Juni 2015200

200 Eingefügt durch Anhang Ziff. 2 des BG vom 19. Juni 2015 (Vorsorgeausgleich bei Scheidung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

Art. 407c  

1 In Schei­dungs­ver­fah­ren, die beim In­kraft­tre­ten der Än­de­rung vom 19. Ju­ni 2015 rechts­hän­gig sind, gilt das neue Recht.

2 Neue Rechts­be­geh­ren, die durch den Wan­del des an­wend­ba­ren Rechts ver­an­lasst wer­den, sind zu­läs­sig; nicht an­ge­foch­te­ne Tei­le des Ur­teils blei­ben ver­bind­lich, so­fern sie sach­lich nicht der­art eng mit noch zu be­ur­tei­len­den Rechts­be­geh­ren zu­sam­men­hän­gen, dass sinn­vol­ler­wei­se ei­ne Ge­samt­be­ur­tei­lung statt­fin­den muss.

5. Kapitel: Übergangsbestimmung zur Änderung vom 14. Dezember 2018201

201 Eingefügt durch Ziff. I 2 des BG vom 14. Dez. 2018 über die Verbesserung des Schutzes gewaltbetroffener Personen, in Kraft seit 1. Juli 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).

Art. 407d  

Für Ver­fah­ren, die bei In­kraft­tre­ten der Än­de­rung vom 14. De­zem­ber 2018 rechts­hän­gig sind, gilt das neue Recht.

6. Kapitel: Übergangsbestimmung zur Änderung vom 25. September 2020202

202 Eingefügt durch Anhang 1 Ziff. II 24 des Datenschutzgesetzes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

Art. 407e  

Für Ver­fah­ren, die bei In­kraft­tre­ten der Än­de­rung vom 25. Sep­tem­ber 2020 hän­gig sind, gilt das neue Recht.

4. Titel: Referendum und Inkrafttreten

Art. 408  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Da­tum des In­kraft­tre­ten: 1. Ja­nu­ar 2011203

203 BRB vom 31. März 2010

Anhang 1

(Art. 402)

Aufhebung und Änderung bisherigen Rechts

I. Aufhebung bisherigen Rechts

Das Gerichtsstandsgesetz vom 24. März 2000204 wird aufgehoben.

204 [AS 2000 2355; 2004 2617Anhang Ziff. 3; 2005 5685Anhang Ziff. 14; 2006 5379Anhang Ziff. II 2]

II. Änderung bisherigen Rechts

Die nachstehenden Bundesgesetze werden wie folgt geändert:

205

205 Die Änderungen können unter AS 2010 1739konsultiert werden.

Anhang 2

(Art. 403)

Koordinationsbestimmungen

1. Koordination der Zivilprozessordnung mit dem neuen Kernenergiehaftpflichtgesetz

Unabhängig davon, ob das Kernenergiehaftpflichtgesetz vom 13. Juni 2008206(neues KHG) oder die Zivilprozessordnung vom 19. Dezember 2008 (ZPO) zuerst in Kraft tritt, wird mit Inkrafttreten des später in Kraft tretenden Gesetzes sowie bei gleichzeitigem Inkrafttreten die ZPO wie folgt geändert:

207

206 SR 732.44; in Kraft seit 1. Jan. 2022, publiziert am 27. Jan. 2022 (AS 2022 43).

207 Die Änderungen können unter AS 2010 1739konsultiert werden.

2. Koordination von Ziffer 19 des Anhangs 1 mit dem neuen KHG

Unabhängig davon, ob das neue KHG208oder die ZPO zuerst in Kraft tritt, wird mit Inkrafttreten des später in Kraft tretenden Gesetzes sowie bei gleichzeitigem Inkrafttreten Ziffer 19 des Anhangs 1 der ZPO gegenstandslos und das neue KHG wird gemäss Ziffer 20 des Anhangs 1 der ZPO geändert.

208 SR 732.44; in Kraft seit 1. Jan. 2022, publiziert am 27. Jan. 2022 (AS 2022 43).

3. Koordination mit der Änderung vom 19. Dezember 2008 des ZGB (Erwachsenenschutz, Personenrecht und Kindesrecht)

Unabhängig davon, ob die Änderung vom 19. Dezember 2008209des ZGB (Erwachsenenschutz, Personenrecht und Kindesrecht) oder die ZPO zuerst in Kraft tritt, wird mit Inkrafttreten des später in Kraft tretenden Gesetzes sowie bei gleichzeitigem Inkrafttreten die ZPO wie folgt geändert:

210

209 SR 210

210 Die Änderungen können unter AS 2010 1739konsultiert werden.

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