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Bundesgesetz
über Schuldbetreibung und Konkurs
(SchKG)1

1 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 64 der Bundesverfassung2 (BV),3

beschliesst:

2 [BS1 3]. Der genannten Bestimmung entspricht heute Art. 122 Abs. 1 der BV vom 18. April 1999 (SR 101).

3 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 24. März 2000, in Kraft seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2531; BBl 1999 91269547).

Erster Titel: Allgemeine Bestimmungen

I. Organisation

Art. 1

I. Or­ga­ni­sa­ti­on

A. Be­trei­bungs- und Kon­kurs­krei­se

 

1 Das Ge­biet je­des Kan­tons bil­det für die Durch­füh­rung der Schuld­be­trei­bun­gen und der Kon­kur­se einen oder meh­re­re Krei­se.

2 Die Kan­to­ne be­stim­men die Zahl und die Grös­se die­ser Krei­se.

3 Ein Kon­kurs­kreis kann meh­re­re Be­trei­bungs­krei­se um­fas­sen.

Art. 25

B. Be­trei­bungs- und Kon­kur­säm­ter

1. Or­ga­ni­sa­ti­on

 

1 In je­dem Be­trei­bungs­kreis be­steht ein Be­trei­bungs­amt, das vom Be­trei­bungs­be­am­ten ge­lei­tet wird.

2 In je­dem Kon­kurs­kreis be­steht ein Kon­kur­samt, das vom Kon­kurs­be­am­ten ge­lei­tet wird.

3 Je­der Be­trei­bungs- und Kon­kurs­be­am­te hat einen Stell­ver­tre­ter, der ihn er­setzt, wenn er in Aus­stand tritt oder an der Lei­tung des Am­tes ver­hin­dert ist.

4 Das Be­trei­bungs- und das Kon­kur­samt kön­nen zu­sam­men­ge­legt und vom glei­chen Be­am­ten ge­lei­tet wer­den.

5 Die Kan­to­ne be­stim­men im Üb­ri­gen die Or­ga­ni­sa­ti­on der Be­trei­bungs- und der Kon­kur­säm­ter.

5Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 36

2. Be­sol­dung

 

Die Be­sol­dung der Be­trei­bungs- und der Kon­kurs­be­am­ten so­wie ih­rer Stell­ver­tre­ter ist Sa­che der Kan­to­ne.

6Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 47

C. Rechts­hil­fe

 

1 Die Be­trei­bungs- und die Kon­kur­säm­ter neh­men auf Ver­lan­gen von Äm­tern, aus­ser­amt­li­chen Kon­kurs­ver­wal­tun­gen, Sach­wal­tern und Li­qui­da­to­ren ei­nes an­dern Krei­ses Amts­hand­lun­gen vor.

2 Mit Zu­stim­mung des ört­lich zu­stän­di­gen Am­tes kön­nen Be­trei­bungs- und Kon­kur­säm­ter, aus­ser­amt­li­che Kon­kurs­ver­wal­tun­gen, Sach­wal­ter und Li­qui­da­to­ren auch aus­ser­halb ih­res Krei­ses Amts­hand­lun­gen vor­neh­men. Für die Zu­stel­lung von Be­trei­bungs­ur­kun­den an­ders als durch die Post so­wie für die Pfän­dung, die öf­fent­li­che Ver­stei­ge­rung und den Bei­zug der Po­li­zei ist je­doch al­lein das Amt am Ort zu­stän­dig, wo die Hand­lung vor­zu­neh­men ist.

7Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 4a8

Cbis. Ver­fah­ren in ei­nem sach­li­chen Zu­sam­men­hang

 

1 Bei Kon­kur­sen und Nach­lass­ver­fah­ren, die in ei­nem sach­li­chen Zu­sam­men­hang ste­hen, ko­or­di­nie­ren die be­tei­lig­ten Zwangs­voll­stre­ckungs­or­ga­ne, Auf­sichts­be­hör­den und Ge­rich­te ih­re Hand­lun­gen so­weit als mög­lich.

2 Die be­tei­lig­ten Kon­kurs- und Nach­lass­ge­rich­te so­wie die Auf­sichts­be­hör­den kön­nen im ge­gen­sei­ti­gen Ein­ver­neh­men ei­ne ein­heit­li­che Zu­stän­dig­keit für al­le Ver­fah­ren be­zeich­nen.

8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 59

D. Haf­tung

1. Grund­satz

 

1 Der Kan­ton haf­tet für den Scha­den, den die Be­am­ten und An­ge­stell­ten, ih­re Hilfs­per­so­nen, die aus­ser­amt­li­chen Kon­kurs­ver­wal­tun­gen, die Sach­wal­ter, die Li­qui­da­to­ren, die Auf­sichts- und Ge­richts­be­hör­den so­wie die Po­li­zei bei der Er­fül­lung der Auf­ga­ben, die ih­nen die­ses Ge­setz zu­weist, wi­der­recht­lich ver­ur­sa­chen.

2 Der Ge­schä­dig­te hat ge­gen­über dem Fehl­ba­ren kei­nen An­spruch.

3 Für den Rück­griff des Kan­tons auf die Per­so­nen, die den Scha­den ver­ur­sacht ha­ben, ist das kan­to­na­le Recht mass­ge­bend.

4 Wo die Schwe­re der Ver­let­zung es recht­fer­tigt, be­steht zu­dem An­spruch auf Ge­nug­tu­ung.

9Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 610

2. Ver­jäh­rung

 

1 Der An­spruch auf Scha­den­er­satz ver­jährt mit Ab­lauf von drei Jah­ren von dem Ta­ge an ge­rech­net, an wel­chem der Ge­schä­dig­te von der Schä­di­gung Kennt­nis er­langt hat, je­den­falls aber mit Ab­lauf von zehn Jah­ren, vom Ta­ge an ge­rech­net, an wel­chem das schä­di­gen­de Ver­hal­ten er­folg­te oder auf­hör­te.

2 Hat die Per­son, die den Scha­den ver­ur­sacht hat, durch ihr Ver­hal­ten ei­ne straf­ba­re Hand­lung be­gan­gen, so ver­jährt der An­spruch auf Scha­den­er­satz frü­he­s­tens mit Ein­tritt der straf­recht­li­chen Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung. Tritt die­se in­fol­ge ei­nes ers­tin­stanz­li­chen Stra­f­ur­teils nicht mehr ein, so ver­jährt der An­spruch frü­he­s­tens mit Ab­lauf von drei Jah­ren seit Er­öff­nung des Ur­teils.

10Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 15. Ju­ni 2018 (Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5343; BBl 2014 235).

Art. 711

3. Zu­stän­dig­keit des Bun­des­ge­richts

 

Wird ei­ne Scha­den­er­satz­kla­ge mit wi­der­recht­li­chem Ver­hal­ten der obe­ren kan­to­na­len Auf­sichts­be­hör­den oder des obe­ren kan­to­na­len Nach­lass­ge­richts be­grün­det, so ist das Bun­des­ge­richt als ein­zi­ge In­stanz zu­stän­dig.

11Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 812

E. Pro­to­kol­le und Re­gis­ter

1. Füh­rung, Be­weis­kraft und Be­rich­ti­gung

 

1 Die Be­trei­bungs- und die Kon­kur­säm­ter füh­ren über ih­re Amt­stä­tig­kei­ten so­wie die bei ih­nen ein­ge­hen­den Be­geh­ren und Er­klä­run­gen Pro­to­koll; sie füh­ren die Re­gis­ter.

2 Die Pro­to­kol­le und Re­gis­ter sind bis zum Be­weis des Ge­gen­teils für ih­ren In­halt be­weis­kräf­tig.

3 Das Be­trei­bungs­amt be­rich­tigt einen feh­ler­haf­ten Ein­trag von Am­tes we­gen oder auf An­trag ei­ner be­trof­fe­nen Per­son.

12Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 8a13

2. Ein­sichts­recht

 

1 Je­de Per­son, die ein In­ter­es­se glaub­haft macht, kann die Pro­to­kol­le und Re­gis­ter der Be­trei­bungs- und der Kon­kur­säm­ter ein­se­hen und sich Aus­zü­ge dar­aus ge­ben las­sen.

2 Ein sol­ches In­ter­es­se ist ins­be­son­de­re dann glaub­haft ge­macht, wenn das Aus­kunfts­ge­such in un­mit­tel­ba­rem Zu­sam­men­hang mit dem Ab­schluss oder der Ab­wick­lung ei­nes Ver­tra­ges er­folgt.

3 Die Äm­ter ge­ben Drit­ten von ei­ner Be­trei­bung kei­ne Kennt­nis, wenn:

a.
die Be­trei­bung nich­tig ist oder auf­grund ei­ner Be­schwer­de oder ei­nes ge­richt­li­chen Ent­scheids14 auf­ge­ho­ben wor­den ist;
b.
der Schuld­ner mit ei­ner Rück­for­de­rungs­kla­ge ob­siegt hat;
c.
der Gläu­bi­ger die Be­trei­bung zu­rück­ge­zo­gen hat;
d.15
der Schuld­ner nach Ab­lauf ei­ner Frist von drei Mo­na­ten seit der Zu­stel­lung des Zah­lungs­be­fehls ein ent­spre­chen­des Ge­such ge­stellt hat, so­fern der Gläu­bi­ger nach Ab­lauf ei­ner vom Be­trei­bungs­amt an­ge­setz­ten Frist von 20 Ta­gen den Nach­weis nicht er­bringt, dass recht­zei­tig ein Ver­fah­ren zur Be­sei­ti­gung des Rechts­vor­schla­ges (Art. 79-84) ein­ge­lei­tet wur­de; wird die­ser Nach­weis nach­träg­lich er­bracht oder wird die Be­trei­bung fort­ge­setzt, wird sie Drit­ten wie­der zur Kennt­nis ge­bracht.

4 Das Ein­sichts­recht Drit­ter er­lischt fünf Jah­re nach Ab­schluss des Ver­fah­rens. Ge­richts- und Ver­wal­tungs­be­hör­den kön­nen im In­ter­es­se ei­nes Ver­fah­rens, das bei ih­nen hän­gig ist, wei­ter­hin Aus­zü­ge ver­lan­gen.

13Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

14 Aus­druck ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

15Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4583; BBl 2015 32095785).

Art. 9

F. Auf­be­wah­rung von Geld oder Wert­sa­chen

 

Die Be­trei­bungs- und die Kon­kur­säm­ter ha­ben Geld­sum­men, Wert­pa­pie­re und Wert­sa­chen, über wel­che nicht bin­nen drei Ta­gen nach dem Ein­gan­ge ver­fügt wird, der De­po­si­ten­an­stalt zu über­ge­ben.

Art. 1016

G. Aus­stands­pflicht

 

1 Die Be­am­ten und An­ge­stell­ten der Be­trei­bungs- und der Kon­kur­säm­ter so­wie die Mit­glie­der der Auf­sichts­be­hör­den dür­fen kei­ne Amts­hand­lun­gen vor­neh­men:

1.
in ei­ge­ner Sa­che;
2.17
in Sa­chen ih­rer Ehe­gat­ten, ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin­nen oder Part­ner oder von Per­so­nen, mit de­nen sie ei­ne fak­ti­sche Le­bens­ge­mein­schaft füh­ren;
2bis.18
in Sa­chen von Ver­wand­ten und Ver­schwä­ger­ten in ge­ra­der Li­nie oder bis zum drit­ten Gra­de in der Sei­ten­li­nie;
3.
in Sa­chen ei­ner Per­son, de­ren ge­setz­li­che Ver­tre­ter, Be­voll­mäch­tig­te oder An­ge­stell­te sie sind;
4.
in Sa­chen, in de­nen sie aus an­de­ren Grün­den be­fan­gen sein könn­ten.

2 Der Be­trei­bungs- oder der Kon­kurs­be­am­te, der in Aus­stand tre­ten muss, über­mit­telt ein an ihn ge­rich­te­tes Be­geh­ren so­fort sei­nem Stell­ver­tre­ter und be­nach­rich­tigt da­von den Gläu­bi­ger durch un­ein­ge­schrie­be­nen Brief.

16Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

17 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 16 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

18 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 16 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 1119

H. Ver­bo­te­ne Rechts­ge­schäf­te

 

Die Be­am­ten und An­ge­stell­ten der Be­trei­bungs- und der Kon­kur­säm­ter dür­fen über die vom Amt ein­zu­trei­ben­den For­de­run­gen oder die von ihm zu ver­wer­ten­den Ge­gen­stän­de kei­ne Rechts­ge­schäf­te auf ei­ge­ne Rech­nung ab­sch­lies­sen. Rechts­hand­lun­gen, die ge­gen die­se Vor­schrift ver­stos­sen, sind nich­tig.

19Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 12

I. Zah­lun­gen an das Be­trei­bungs­amt

 

1 Das Be­trei­bungs­amt hat Zah­lun­gen für Rech­nung des be­trei­ben­den Gläu­bi­gers ent­ge­gen­zu­neh­men.

2 Die Schuld er­lischt durch die Zah­lung an das Be­trei­bungs­amt.

Art. 13

K. Auf­sichts­be­hör­den

1. Kan­to­na­le

a. Be­zeich­nung

 

1 Zur Über­wa­chung der Be­trei­bungs- und der Kon­kur­säm­ter hat je­der Kan­ton ei­ne Auf­sichts­be­hör­de zu be­zeich­nen.

2 Die Kan­to­ne kön­nen über­dies für einen oder meh­re­re Krei­se un­te­re Auf­sichts­be­hör­den be­stel­len.

Art. 14

b. Ge­schäfts­prü­fung und Dis­zi­plin­ar­mass­nah­men

 

1 Die Auf­sichts­be­hör­de hat die Ge­schäfts­füh­rung je­des Am­tes all­jähr­lich min­des­tens ein­mal zu prü­fen.

2 Ge­gen einen Be­am­ten oder An­ge­stell­ten kön­nen fol­gen­de Dis­zi­plin­ar­mass­nah­men ge­trof­fen wer­den:20

1.
Rü­ge;
2.21
Geld­bus­se bis zu 1000 Fran­ken;
3.
Amtseinstel­lung für die Dau­er von höchs­tens sechs Mo­na­ten;
4.
Amts­ent­set­zung.

20Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

21Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 1522

2. Bun­des­rat

 

1 Der Bun­des­rat übt die Ober­auf­sicht über das Schuld­be­trei­bungs- und Kon­kurs­we­sen aus und sorgt für die gleich­mäs­si­ge An­wen­dung die­ses Ge­set­zes.

2 Er er­lässt die zur Voll­zie­hung die­ses Ge­set­zes er­for­der­li­chen Ver­ord­nun­gen und Re­gle­men­te.

3 Er kann an die kan­to­na­len Auf­sichts­be­hör­den Wei­sun­gen er­las­sen und von den­sel­ben jähr­li­che Be­rich­te ver­lan­gen.

423

5 Er ko­or­di­niert die elek­tro­ni­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen den Be­trei­bungs- und Kon­kur­säm­tern, den Grund­buch- und Han­dels­re­gis­teräm­tern, den Ge­rich­ten und dem Pu­bli­kum.24

22 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 6 des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 1205; BBl 2001 4202).

23 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

24 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 16

L. Ge­büh­ren

 

1 Der Bun­des­rat setzt den Ge­büh­ren­ta­rif fest.

2 Die im Be­trei­bungs- und Kon­kurs­ver­fah­ren er­rich­te­ten Schrift­stücke sind stem­pel­frei.

Art. 17

M. Be­schwer­de

1. An die Auf­sichts­be­hör­de

 

1 Mit Aus­nah­me der Fäl­le, in de­nen die­ses Ge­setz den Weg der ge­richt­li­chen Kla­ge vor­schreibt, kann ge­gen je­de Ver­fü­gung ei­nes Be­trei­bungs- oder ei­nes Kon­kur­sam­tes bei der Auf­sichts­be­hör­de we­gen Ge­set­zes­ver­let­zung oder Un­an­ge­mes­sen­heit Be­schwer­de ge­führt wer­den.25

2 Die Be­schwer­de muss bin­nen zehn Ta­gen seit dem Ta­ge, an wel­chem der Be­schwer­de­füh­rer von der Ver­fü­gung Kennt­nis er­hal­ten hat, an­ge­bracht wer­den.

3 We­gen Rechts­ver­wei­ge­rung oder Rechts­ver­zö­ge­rung kann je­der­zeit Be­schwer­de ge­führt wer­den.

4 Das Amt kann bis zu sei­ner Ver­nehm­las­sung die an­ge­foch­te­ne Ver­fü­gung in Wie­der­er­wä­gung zie­hen. Trifft es ei­ne neue Ver­fü­gung, so er­öff­net es sie un­ver­züg­lich den Par­tei­en und setzt die Auf­sichts­be­hör­de in Kennt­nis.26

25Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

26Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 1827

2. An die obe­re Auf­sichts­be­hör­de

 

1 Der Ent­scheid ei­ner un­te­ren Auf­sichts­be­hör­de kann in­nert zehn Ta­gen nach der Er­öff­nung an die obe­re kan­to­na­le Auf­sichts­be­hör­de wei­ter­ge­zo­gen wer­den.

2 We­gen Rechts­ver­wei­ge­rung oder Rechts­ver­zö­ge­rung kann ge­gen ei­ne un­te­re Auf­sichts­be­hör­de je­der­zeit bei der obe­ren kan­to­na­len Auf­sichts­be­hör­de Be­schwer­de ge­führt wer­den.

27Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 1928

3. An das Bun­des­ge­richt

 

Die Be­schwer­de an das Bun­des­ge­richt rich­tet sich nach dem Bun­des­ge­richts­ge­setz vom 17. Ju­ni 200529.

28 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 6 des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 1205; BBl 2001 4202).

29 SR 173.110

Art. 20

4. Be­schwer­de­fris­ten bei Wech­sel­be­trei­bung

 

Bei der Wech­sel­be­trei­bung be­tra­gen die Fris­ten für An­he­bung der Be­schwer­de und Wei­ter­zie­hung der­sel­ben bloss fünf Ta­ge; die Be­hör­de hat die Be­schwer­de bin­nen fünf Ta­gen zu er­le­di­gen.

Art. 20a31

5. Ver­fah­ren vor kan­to­na­len Auf­sichts­be­hör­den

 

132

2 Für das Ver­fah­ren vor den kan­to­na­len Auf­sichts­be­hör­den gel­ten die fol­gen­den Be­stim­mun­gen:33

1.
Die Auf­sichts­be­hör­den ha­ben sich in al­len Fäl­len, in de­nen sie in die­ser Ei­gen­schaft han­deln, als sol­che und ge­ge­be­nen­falls als obe­re oder un­te­re Auf­sichts­be­hör­de zu be­zeich­nen.
2.
Die Auf­sichts­be­hör­de stellt den Sach­ver­halt von Am­tes we­gen fest. Sie kann die Par­tei­en zur Mit­wir­kung an­hal­ten und braucht auf de­ren Be­geh­ren nicht ein­zu­tre­ten, wenn sie die not­wen­di­ge und zu­mut­ba­re Mit­wir­kung ver­wei­gern.
3.34
Die Auf­sichts­be­hör­de wür­digt die Be­wei­se frei; un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 22 darf sie nicht über die An­trä­ge der Par­tei­en hin­aus­ge­hen.
4.
Der Be­schwer­de­ent­scheid wird be­grün­det, mit ei­ner Rechts­mit­tel­be­leh­rung ver­se­hen und den Par­tei­en, dem be­trof­fe­nen Amt und all­fäl­li­gen wei­te­ren Be­tei­lig­ten schrift­lich er­öff­net.
5.35
Die Ver­fah­ren sind kos­ten­los. Bei bös­wil­li­ger oder mut­wil­li­ger Pro­zess­füh­rung kön­nen ei­ner Par­tei oder ih­rem Ver­tre­ter Bus­sen bis zu 1500 Fran­ken so­wie Ge­büh­ren und Aus­la­gen auf­er­legt wer­den.

3 Im Üb­ri­gen re­geln die Kan­to­ne das Ver­fah­ren.

31Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

32 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 6 des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 1205; BBl 2001 4202).

33 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 6 des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 1205; BBl 2001 4202).

34 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 6 der V der BVers vom 20. Dez. 2006 über die An­pas­sung von Er­las­sen an die Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes und des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 5599; BBl 2006 7759).

35 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 6 des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 1205; BBl 2001 4202).

Art. 21

6. Be­schwer­de­ent­scheid

 

Die Be­hör­de, wel­che ei­ne Be­schwer­de be­grün­det er­klärt, ver­fügt die Auf­he­bung oder die Be­rich­ti­gung der an­ge­foch­te­nen Hand­lung; sie ord­net die Voll­zie­hung von Hand­lun­gen an, de­ren Vor­nah­me der Be­am­te un­be­grün­de­ter­mas­sen ver­wei­gert oder ver­zö­gert.

Art. 2236

N. Nich­ti­ge Ver­fü­gun­gen

 

1 Ver­stos­sen Ver­fü­gun­gen ge­gen Vor­schrif­ten, die im öf­fent­li­chen In­ter­es­se oder im In­ter­es­se von am Ver­fah­ren nicht be­tei­lig­ten Per­so­nen er­las­sen wor­den sind, so sind sie nich­tig. Un­ab­hän­gig da­von, ob Be­schwer­de ge­führt wor­den ist, stel­len die Auf­sichts­be­hör­den von Am­tes we­gen die Nich­tig­keit ei­ner Ver­fü­gung fest.

2 Das Amt kann ei­ne nich­ti­ge Ver­fü­gung durch Er­lass ei­ner neu­en Ver­fü­gung er­set­zen. Ist bei der Auf­sichts­be­hör­de ein Ver­fah­ren im Sin­ne von Ab­satz 1 hän­gig, so steht dem Amt die­se Be­fug­nis bis zur Ver­nehm­las­sung zu.

36Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 2337

O. Kan­to­na­le Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen

1. Rich­ter­li­che Be­hör­den

 

Die Kan­to­ne be­zeich­nen die rich­ter­li­chen Be­hör­den, wel­che für die in die­sem Ge­set­ze dem Rich­ter zu­ge­wie­se­nen Ent­schei­dun­gen zu­stän­dig sind.

37Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 24

2. De­po­si­ten­an­stal­ten

 

Die Kan­to­ne be­zeich­nen die An­stal­ten, wel­che ge­hal­ten sind, in den in die­sem Ge­set­ze vor­ge­se­he­nen Fäl­len De­po­si­ten an­zu­neh­men (De­po­si­ten­an­stal­ten). Sie haf­ten für die von die­sen An­stal­ten ver­wahr­ten De­po­si­ten.

Art. 2538

3. …

 

38 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 2639

4. Öf­fent­lichrecht­li­che Fol­gen der frucht­lo­sen Pfän­dung und des Kon­kur­ses

 

1 Die Kan­to­ne kön­nen, so­weit nicht Bun­des­recht an­wend­bar ist, an die frucht­lo­se Pfän­dung und die Kon­kurser­öff­nung öf­fent­lich-recht­li­che Fol­gen (wie Un­fä­hig­keit zur Be­klei­dung öf­fent­li­cher Äm­ter, zur Aus­übung be­wil­li­gungs­pflich­ti­ger Be­ru­fe und Tä­tig­kei­ten) knüp­fen. Aus­ge­schlos­sen sind die Ein­stel­lung im Stimm­recht und im ak­ti­ven Wahl­recht so­wie die Pu­bli­ka­ti­on der Ver­lust­schei­ne.

2 Die Rechts­fol­gen sind auf­zu­he­ben, wenn der Kon­kurs wi­der­ru­fen wird, wenn sämt­li­che Ver­lust­schein­gläu­bi­ger be­frie­digt oder ih­re For­de­run­gen ver­jährt sind.

3 Kommt als ein­zi­ger Gläu­bi­ger der Ehe­gat­te, die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder der ein­ge­tra­ge­ne Part­ner des Schuld­ners zu Ver­lust, so dür­fen kei­ne öf­fent­lich-recht­li­chen Fol­gen der frucht­lo­sen Pfän­dung oder des Kon­kur­ses aus­ge­spro­chen wer­den.40

39Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

40 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 16 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 2741

5. Ver­tre­tung im Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren

 

1 Je­de hand­lungs­fä­hi­ge Per­son ist be­rech­tigt, an­de­re Per­so­nen im Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren zu ver­tre­ten. Dies gilt auch für die ge­werbs­mäs­si­ge Ver­tre­tung. Die Kantone können einer Person aus wichtigen Gründen die gewerbsmässige Vertretung verbieten.

2 Die Kos­ten der Ver­tre­tung im Ver­fah­ren vor den Be­trei­bungs- und Kon­kur­säm­tern dür­fen nicht der Ge­gen­par­tei über­bun­den wer­den.

41 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Ge­werbs­mäs­si­ge Ver­tre­tung im Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3643; BBl 2014 8669).

Art. 2842

P. Be­kannt­ma­chung der kan­to­na­len Or­ga­ni­sa­ti­on

 

1 Die Kan­to­ne ge­ben dem Bun­des­rat die Be­trei­bungs- und Kon­kurs­krei­se, die Or­ga­ni­sa­ti­on der Be­trei­bungs- und der Kon­kur­säm­ter so­wie die Be­hör­den an, die sie in Aus­füh­rung die­ses Ge­set­zes be­zeich­net ha­ben.

2 Der Bun­des­rat sorgt für an­ge­mes­se­ne Be­kannt­ma­chung die­ser An­ga­ben.

42 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 6 der V der BVers vom 20. Dez. 2006 über die An­pas­sung von Er­las­sen an die Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes und des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 5599; BBl 2006 7759).

Art. 2943

Q. …

 

43 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 3044

R. Be­son­de­re Voll­stre­ckungs­ver­fah­ren

 

1 Die­ses Ge­setz gilt nicht für die Zwangs­voll­stre­ckung ge­gen Kan­to­ne, Be­zir­ke und Ge­mein­den, so­weit dar­über be­son­de­re eid­ge­nös­si­sche oder kan­to­na­le Vor­schrif­ten be­ste­hen.

2 Vor­be­hal­ten blei­ben fer­ner die Be­stim­mun­gen an­de­rer Bun­des­ge­set­ze über be­son­de­re Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren.

44Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 30a45

S. Völ­ker­recht­li­che Ver­trä­ge und in­ter­na­tio­na­les Pri­vat­recht

 

Die völ­ker­recht­li­chen Ver­trä­ge und die Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­set­zes vom 18. De­zem­ber 198746 über das In­ter­na­tio­na­le Pri­vat­recht (IPRG) sind vor­be­hal­ten.

45Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

46SR 291

II. Verschiedene Vorschriften

Art. 3147

II. Ver­schie­de­ne Vor­schrif­ten

A. Fris­ten

1. Im All­ge­mei­nen

 

Für die Be­rech­nung, die Ein­hal­tung und den Lauf der Fris­ten gel­ten die Be­stim­mun­gen der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. De­zem­ber 200848 (ZPO), so­fern die­ses Ge­setz nichts an­de­res be­stimmt.

47 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

48 SR 272

Art. 3249

2. Ein­hal­tung

 

150

2 Ei­ne Frist ist auch dann ge­wahrt, wenn vor ih­rem Ab­lauf ein un­zu­stän­di­ges Be­trei­bungs- oder Kon­kur­samt an­ge­ru­fen wird; die­ses über­weist die Ein­ga­be un­ver­züg­lich dem zu­stän­di­gen Amt.51

352

4 Bei schrift­li­chen Ein­ga­ben, die an ver­bes­ser­li­chen Feh­lern lei­den, ist Ge­le­gen­heit zur Ver­bes­se­rung zu ge­ben.

49Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

50 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

51 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

52 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 33

3. Än­de­rung und Wie­der­her­stel­lung

 

1 Die in die­sem Ge­set­ze auf­ge­stell­ten Fris­ten kön­nen durch Ver­trag nicht ab­ge­än­dert wer­den.

2 Wohnt ein am Ver­fah­ren Be­tei­lig­ter im Aus­land oder ist er durch öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung an­zu­spre­chen, so kann ihm ei­ne län­ge­re Frist ein­ge­räumt oder ei­ne Frist ver­län­gert wer­den.53

3 Ein am Ver­fah­ren Be­tei­lig­ter kann dar­auf ver­zich­ten, die Nicht­ein­hal­tung ei­ner Frist gel­tend zu ma­chen, wenn die­se aus­sch­liess­lich in sei­nem In­ter­es­se auf­ge­stellt ist.54

4 Wer durch ein un­ver­schul­de­tes Hin­der­nis da­von ab­ge­hal­ten wor­den ist, in­nert Frist zu han­deln, kann die Auf­sichts­be­hör­de oder die in der Sa­che zu­stän­di­ge rich­ter­li­che Be­hör­de um Wie­der­her­stel­lung der Frist er­su­chen. Er muss, vom Weg­fall des Hin­der­nis­ses an, in der glei­chen Frist wie der ver­säum­ten ein be­grün­de­tes Ge­such ein­rei­chen und die ver­säum­te Rechts­hand­lung bei der zu­stän­di­gen Be­hör­de nach­ho­len.55

53Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

54Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

55Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 33a56

Abis. Elek­tro­ni­sche Über­mitt­lung

 

1 Ein­ga­ben kön­nen bei den Be­trei­bungs- und Kon­kur­säm­tern und den Auf­sichts­be­hör­den elek­tro­nisch ein­ge­reicht wer­den.

2 Die Ein­ga­be ist mit ei­ner qua­li­fi­zier­ten elek­tro­ni­schen Si­gna­tur ge­mä­ss Bun­des­ge­setz vom 18. März 201657 über die elek­tro­ni­sche Si­gna­tur zu ver­se­hen. Für das Mas­sen­ver­fah­ren kann der Bun­des­rat Aus­nah­men vor­se­hen.

3 Für die Wah­rung ei­ner Frist ist der Zeit­punkt mass­ge­bend, in dem die Quit­tung aus­ge­stellt wird, die be­stä­tigt, dass al­le Schrit­te ab­ge­schlos­sen sind, die auf der Sei­te der Par­tei oder ih­res Ver­tre­ters für die Über­mitt­lung not­wen­dig sind.

4 Der Bun­des­rat re­gelt:

a.
das For­mat der Ein­ga­be und ih­rer Bei­la­gen;
b.
die Art und Wei­se der Über­mitt­lung;
c.
die Vor­aus­set­zun­gen, un­ter de­nen bei tech­ni­schen Pro­ble­men die Nach­rei­chung von Do­ku­men­ten auf Pa­pier ver­langt wer­den kann.

56 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 6 des BG vom 18. März 2016 über die elek­tro­ni­sche Si­gna­tur, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 4651; BBl 2014 1001).

57 SR 943.03

Art. 3458

B. Zu­stel­lung

1. Schrift­lich und elek­tro­nisch

 

1 Die Zu­stel­lung von Mit­tei­lun­gen, Ver­fü­gun­gen und Ent­schei­den der Be­trei­bungs- und Kon­kur­säm­ter so­wie der Auf­sichts­be­hör­den er­fol­gen durch ein­ge­schrie­be­ne Post­sen­dung oder auf an­de­re Wei­se ge­gen Emp­fangs­be­stä­ti­gung, so­fern die­ses Ge­setz nichts an­de­res be­stimmt.

2 Mit dem Ein­ver­ständ­nis der be­trof­fe­nen Per­son kön­nen Mit­tei­lun­gen, Ver­fü­gun­gen und Ent­schei­de elek­tro­nisch zu­ge­stellt wer­den. Sie sind mit ei­ner elek­tro­ni­schen Si­gna­tur ge­mä­ss Bun­des­ge­setz vom 18. März 201659 über die elek­tro­ni­sche Si­gna­tur zu ver­se­hen. Der Bun­des­rat re­gelt:

a.
die zu ver­wen­den­de Si­gna­tur;
b.
das For­mat der Mit­tei­lun­gen, Ver­fü­gun­gen und Ent­schei­de so­wie ih­rer Bei­la­gen;
c.
die Art und Wei­se der Über­mitt­lung;
d.
den Zeit­punkt, zu dem die Mit­tei­lung, die Ver­fü­gung oder der Ent­scheid als zu­ge­stellt gilt.60

58 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

59 SR 943.03

60 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 6 des BG vom 18. März 2016 über die elek­tro­ni­sche Si­gna­tur, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 4651; BBl 2014 1001).

Art. 35

2. Durch öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung

 

1 Die öf­fent­li­chen Be­kannt­ma­chun­gen er­fol­gen im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt und im be­tref­fen­den kan­to­na­len Amts­blatt. Für die Be­rech­nung von Fris­ten und für die Fest­stel­lung der mit der Be­kannt­ma­chung ver­bun­de­nen Rechts­fol­gen ist die Ver­öf­fent­li­chung im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt mass­ge­bend.61

2 Wenn die Ver­hält­nis­se es er­for­dern, kann die Be­kannt­ma­chung auch durch an­de­re Blät­ter oder auf dem We­ge des öf­fent­li­chen Aus­rufs ge­sche­hen.

61Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 36

C. Auf­schie­ben­de Wir­kung

 

Ei­ne Be­schwer­de, Wei­ter­zie­hung oder Be­ru­fung hat nur auf be­son­de­re An­ord­nung der Be­hör­de, an wel­che sie ge­rich­tet ist, oder ih­res Prä­si­den­ten auf­schie­ben­de Wir­kung. Von ei­ner sol­chen An­ord­nung ist den Par­tei­en so­fort Kennt­nis zu ge­ben.

Art. 3762

D. Be­grif­fe

 

1 Der Aus­druck «Grund­pfand­recht» im Sin­ne die­ses Ge­set­zes um­fasst: die Grund­pfand­ver­schrei­bung, den Schuld­brief, die Grund­pfand­rech­te des bis­he­ri­gen Rech­tes, die Grund­last und je­des Vor­zugs­recht auf be­stimm­te Grund­stücke so­wie das Pfand­recht an der Zu­ge­hör ei­nes Grund­stücks.63

2 Der Aus­druck «Faust­pfand» be­greift auch die Vieh­ver­pfän­dung, das Re­ten­ti­ons­recht und das Pfand­recht an For­de­run­gen und an­de­ren Rech­ten.

3 Der Aus­druck «Pfand» um­fasst so­wohl das Grund­pfand als das Fahr­nis­pfand.

62Fas­sung ge­mä­ss Art. 58 SchlT ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1912 (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367).

63 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 4 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Zweiter Titel: Schuldbetreibung

I. Arten der Schuldbetreibung

Art. 38

I. Ar­ten der Schuld­be­trei­bung

A. Ge­gen­stand der Schuld­be­trei­bung und Be­trei­bungs­ar­ten

 

1 Auf dem We­ge der Schuld­be­trei­bung wer­den die Zwangs­voll­stre­ckun­gen durch­ge­führt, wel­che auf ei­ne Geld­zah­lung oder ei­ne Si­cher­heits­leis­tung ge­rich­tet sind.

2 Die Schuld­be­trei­bung be­ginnt mit der Zu­stel­lung des Zah­lungs­be­feh­les und wird ent­we­der auf dem We­ge der Pfän­dung oder der Pfand­ver­wer­tung oder des Kon­kur­ses fort­ge­setzt.

3 Der Be­trei­bungs­be­am­te be­stimmt, wel­che Be­trei­bungs­art an­wend­bar ist.

Art. 39

B. Kon­kurs­be­trei­bung

1. An­wen­dungs­be­reich

 

1 Die Be­trei­bung wird auf dem Weg des Kon­kur­ses, und zwar als «Or­dent­li­che Kon­kurs­be­trei­bung» (Art. 159–176) oder als «Wech­sel­be­trei­bung» (Art. 177–189), fort­ge­setzt, wenn der Schuld­ner in ei­ner der fol­gen­den Ei­gen­schaf­ten im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen ist:

1.
als In­ha­ber ei­ner Ein­zel­fir­ma (Art. 934 und 935 OR64);
2.
als Mit­glied ei­ner Kol­lek­tiv­ge­sell­schaft (Art. 554 OR);
3.
als un­be­schränkt haf­ten­des Mit­glied ei­ner Kom­man­dit­ge­sell­schaft (Art. 596 OR);
4.
als Mit­glied der Ver­wal­tung ei­ner Kom­man­di­tak­ti­en­ge­sell­schaft (Art. 765 OR);
5.65
6.
als Kol­lek­tiv­ge­sell­schaft (Art. 552 OR);
7.
als Kom­man­dit­ge­sell­schaft (Art. 594 OR);
8.
als Ak­ti­en- oder Kom­man­di­tak­ti­en­ge­sell­schaft (Art. 620 und 764 OR);
9.
als Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung (Art. 772 OR);
10.
als Ge­nos­sen­schaft (Art. 828 OR);
11.
als Ver­ein (Art. 60 ZGB66);
12.
als Stif­tung (Art. 80 ZGB);
13.67
In­vest­ment­ge­sell­schaft mit va­ria­blem Ka­pi­tal (Art. 36 Kol­lek­ti­v­an­la­gen­ge­setz vom 23. Ju­ni 200668, KAG);
14.69
Kom­man­dit­ge­sell­schaft für kol­lek­ti­ve Ka­pi­tal­an­la­gen (Art. 98 KAG).70

271

3 Die Ein­tra­gung äus­sert ih­re Wir­kung erst mit dem auf die Be­kannt­ma­chung im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt fol­gen­den Ta­ge.

64SR 220

65Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

66SR 210

67 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 3 des Kol­lek­ti­v­an­la­gen­ge­set­zes vom 23. Ju­ni 2006, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 5379; BBl 2005 6395).

68 SR 951.31

69 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 3 des Kol­lek­ti­v­an­la­gen­ge­set­zes vom 23. Ju­ni 2006, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 5379; BBl 2005 6395).

70Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

71Auf­ge­ho­ben durch Art. 15 Ziff. 1 Schl- und UeB zu den Tit. XXIV–XX­XIII OR (AS 53185; BBl 1928I 205, 1932I 217).

Art. 40

2. Wir­kungs­dau­er des Han­dels­re­gis­te­r­ein­tra­ges

 

1 Die Per­so­nen, wel­che im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen wa­ren, un­ter­lie­gen, nach­dem die Strei­chung durch das Schwei­ze­ri­sche Han­delsamts­blatt be­kannt­ge­macht wor­den ist, noch wäh­rend sechs Mo­na­ten der Kon­kurs­be­trei­bung.

2 Stellt der Gläu­bi­ger vor Ab­lauf die­ser Frist das Fort­set­zungs­be­geh­ren oder ver­langt er den Er­lass ei­nes Zah­lungs­be­fehls für die Wech­sel­be­trei­bung, so wird die Be­trei­bung auf dem Weg des Kon­kur­ses fort­ge­setzt.72

72Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 4173

C. Be­trei­bung auf Pfand­ver­wer­tung

 

1 Für pfand­ge­si­cher­te For­de­run­gen wird die Be­trei­bung, auch ge­gen die der Kon­kurs­be­trei­bung un­ter­lie­gen­den Schuld­ner, durch Ver­wer­tung des Pfan­des (Art. 151–158) fort­ge­setzt.

1bis Wird für ei­ne pfand­ge­si­cher­te For­de­rung Be­trei­bung auf Pfän­dung oder Kon­kurs ein­ge­lei­tet, so kann der Schuld­ner mit Be­schwer­de (Art. 17) ver­lan­gen, dass der Gläu­bi­ger vor­erst das Pfand in An­spruch neh­me.

2 Für grund­pfand­ge­si­cher­te Zin­se oder An­nui­tä­ten kann je­doch nach der Wahl des Gläu­bi­gers ent­we­der die Pfand­ver­wer­tung oder, je nach der Per­son des Schuld­ners, die Be­trei­bung auf Pfän­dung oder auf Kon­kurs statt­fin­den. Vor­be­hal­ten blei­ben fer­ner die Be­stim­mun­gen über die Wech­sel­be­trei­bung (Art. 177 Abs. 1).

73Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 4274

D. Be­trei­bung auf Pfän­dung

 

1 In al­len an­dern Fäl­len wird die Be­trei­bung auf dem Weg der Pfän­dung (Art. 89–150) fort­ge­setzt.

2 Wird ein Schuld­ner ins Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen, so sind die hän­gi­gen Fort­set­zungs­be­geh­ren den­noch durch Pfän­dung zu voll­zie­hen, so­lan­ge über ihn nicht der Kon­kurs er­öff­net ist.

74Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 4375

E. Aus­nah­men von der Kon­kurs­be­trei­bung

 

Die Kon­kurs­be­trei­bung ist in je­dem Fall aus­ge­schlos­sen für:

1.
Steu­ern, Ab­ga­ben, Ge­büh­ren, Spor­teln, Bus­sen und an­de­re im öf­fent­li­chen Recht be­grün­de­te Leis­tun­gen an öf­fent­li­che Kas­sen oder an Be­am­te;
1bis.76
Prä­mi­en der ob­li­ga­to­ri­schen Un­fall­ver­si­che­rung;
2.77
pe­ri­odi­sche fa­mi­li­en­recht­li­che Un­ter­halts- und Un­ter­stüt­zungs­bei­trä­ge so­wie Un­ter­halts­bei­trä­ge nach dem Part­ner­schafts­ge­setz vom 18. Ju­ni 200478;
3.
An­sprü­che auf Si­cher­heits­leis­tung.

75Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

76Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. Ju­li 2004 (AS 2004 2757; BBl 200271077116).

77 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 16 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

78 SR 211.231

Art. 4479

F. Vor­be­halt be­son­de­rer Be­stim­mun­gen

1. Ver­wer­tung be­schlag­nahm­ter Ge­gen­stän­de

 

Die Ver­wer­tung von Ge­gen­stän­den, wel­che auf­grund straf­recht­li­cher oder fis­ka­li­scher Ge­set­ze oder auf­grund des Bun­des­ge­set­zes vom 18. De­zem­ber 201580 über die Sper­rung und die Rück­er­stat­tung un­recht­mäs­sig er­wor­be­ner Ver­mö­gens­wer­te aus­län­di­scher po­li­tisch ex­po­nier­ter Per­so­nen mit Be­schlag be­legt sind, ge­schieht nach den zu­tref­fen­den eid­ge­nös­si­schen oder kan­to­na­len Ge­set­zes­be­stim­mun­gen.

79 Fas­sung ge­mä­ss Art. 31 Abs. 2 Ziff. 2 des BG vom 18. Dez. 2015 über die Sper­rung und die Rück­er­stat­tung un­recht­mäs­sig er­wor­be­ner Ver­mö­gens­wer­te aus­län­di­scher po­li­tisch ex­po­nier­ter Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1803; BBl 2014 5265).

80 SR 196.1

Art. 4581

2. For­de­run­gen der Pfand­leih­an­stal­ten

 

Für die Gel­tend­ma­chung von For­de­run­gen der Pfand­leih­an­stal­ten gilt Ar­ti­kel 910 des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (ZGB)82.

81Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

82SR 210

II. Ort der Betreibung

Art. 46

II. Ort der Be­trei­bung

A. Or­dent­li­cher Be­trei­bungs­ort

 

1 Der Schuld­ner ist an sei­nem Wohn­sit­ze zu be­trei­ben.

2 Die im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­nen ju­ris­ti­schen Per­so­nen und Ge­sell­schaf­ten sind an ih­rem Sit­ze, nicht ein­ge­tra­ge­ne ju­ris­ti­sche Per­so­nen am Haupt­sit­ze ih­rer Ver­wal­tung zu be­trei­ben.

3 Für die Schul­den aus ei­ner Ge­mein­der­schaft kann in Er­man­ge­lung ei­ner Ver­tre­tung je­der der Ge­mein­der am Or­te der ge­mein­sa­men wirt­schaft­li­chen Tä­tig­keit be­trie­ben wer­den.83

4 Die Ge­mein­schaft der Stock­werk­ei­gen­tü­mer ist am Ort der ge­le­ge­nen Sa­che zu be­trei­ben.84

83Ein­ge­fügt durch Art. 58 SchlT ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1912 (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367).

84Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 4785

 

85Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 48

B. Be­son­de­re Be­trei­bungs­or­te

1. Be­trei­bungs­ort des Auf­ent­hal­tes

 

Schuld­ner, wel­che kei­nen fes­ten Wohn­sitz ha­ben, kön­nen da be­trie­ben wer­den, wo sie sich auf­hal­ten.

Art. 4986

2. Be­trei­bungs­ort der Erb­schaft

 

Die Erb­schaft kann, so­lan­ge die Tei­lung nicht er­folgt, ei­ne ver­trag­li­che Ge­mein­der­schaft nicht ge­bil­det oder ei­ne amt­li­che Li­qui­da­ti­on nicht an­ge­ord­net ist, in der auf den Ver­stor­be­nen an­wend­ba­ren Be­trei­bungs­art an dem Ort be­trie­ben wer­den, wo der Erb­las­ser zur Zeit sei­nes To­des be­trie­ben wer­den konn­te.

86Fas­sung ge­mä­ss Art. 58 SchlT ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1912 (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367).

Art. 50

3. Be­trei­bungs­ort des im Aus­land woh­nen­den Schuld­ners

 

1 Im Aus­lan­de woh­nen­de Schuld­ner, wel­che in der Schweiz ei­ne Ge­schäfts­nie­der­las­sung be­sit­zen, kön­nen für die auf Rech­nung der letz­tern ein­ge­gan­ge­nen Ver­bind­lich­kei­ten am Sit­ze der­sel­ben be­trie­ben wer­den.

2 Im Aus­lan­de woh­nen­de Schuld­ner, wel­che in der Schweiz zur Er­fül­lung ei­ner Ver­bind­lich­keit ein Spe­zi­al­do­mi­zil ge­wählt ha­ben, kön­nen für die­se Ver­bind­lich­keit am Or­te des­sel­ben be­trie­ben wer­den.

Art. 51

4. Be­trei­bungs­ort der ge­le­ge­nen Sa­che

 

1 Haf­tet für die For­de­rung ein Faust­pfand, so kann die Be­trei­bung ent­we­der dort, wo sie nach den Ar­ti­keln 46–50 statt­zu­fin­den hat, oder an dem Ort, wo sich das Pfand oder des­sen wert­volls­ter Teil be­fin­det, ein­ge­lei­tet wer­den.87

2 Für grund­pfand­ge­si­cher­te For­de­run­gen88 fin­det die Be­trei­bung nur dort89 statt, wo das ver­pfän­de­te Grund­stück liegt. Wenn die Be­trei­bung sich auf meh­re­re, in ver­schie­de­nen Be­trei­bungs­krei­sen ge­le­ge­ne Grund­stücke be­zieht, ist die­sel­be in demje­ni­gen Krei­se zu füh­ren, in wel­chem der wert­volls­te Teil der Grund­stücke sich be­fin­det.

87Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

88Be­zeich­nung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

89Be­zeich­nung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 52

5. Be­trei­bungs­ort des Ar­res­tes

 

Ist für ei­ne For­de­rung Ar­rest ge­legt, so kann die Be­trei­bung auch dort ein­ge­lei­tet wer­den, wo sich der Ar­rest­ge­gen­stand be­fin­det.90 Die Kon­kur­san­dro­hung und die Kon­kurser­öff­nung kön­nen je­doch nur dort er­fol­gen, wo or­dent­li­cher­wei­se die Be­trei­bung statt­zu­fin­den hat.

90Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 53

C. Be­trei­bungs­ort bei Wohn­sitz­wech­sel

 

Ver­än­dert der Schuld­ner sei­nen Wohn­sitz, nach­dem ihm die Pfän­dung an­ge­kün­digt oder nach­dem ihm die Kon­kur­san­dro­hung oder der Zah­lungs­be­fehl zur Wech­sel­be­trei­bung zu­ge­stellt wor­den ist, so wird die Be­trei­bung am bis­he­ri­gen Or­te fort­ge­setzt.

Art. 54

D. Kon­kur­sort bei flüch­ti­gem Schuld­ner

 

Ge­gen einen flüch­ti­gen Schuld­ner wird der Kon­kurs an des­sen letz­tem Wohn­sit­ze er­öff­net.

Art. 55

E. Ein­heit des Kon­kur­ses

 

Der Kon­kurs kann in der Schweiz ge­gen den näm­li­chen Schuld­ner gleich­zei­tig nur an ei­nem Or­te er­öff­net sein. Er gilt dort als er­öff­net, wo er zu­erst er­kannt wird.

III. Geschlossene Zeiten, Betreibungsferien und Rechtsstillstand 91

91Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 5692

III. Ge­schlos­se­ne Zei­ten, Be­trei­bungs­fe­ri­en und
Rechts­s­till­stand

A. Grund­sät­ze und Be­grif­fe

 

Aus­ser im Ar­rest­ver­fah­ren oder wenn es sich um un­auf­schieb­ba­re Mass­nah­men zur Er­hal­tung von Ver­mö­gens­ge­gen­stän­den han­delt, dür­fen Be­trei­bungs­hand­lun­gen nicht vor­ge­nom­men wer­den:

1.
in den ge­schlos­se­nen Zei­ten, näm­lich zwi­schen 20 Uhr und 7 Uhr so­wie an Sonn­ta­gen und staat­lich an­er­kann­ten Fei­er­ta­gen;
2.
wäh­rend der Be­trei­bungs­fe­ri­en, näm­lich sie­ben Ta­ge vor und sie­ben Ta­ge nach Os­tern und Weih­nach­ten so­wie vom 15. Ju­li bis zum 31. Ju­li; in der Wech­sel­be­trei­bung gibt es kei­ne Be­trei­bungs­fe­ri­en;
3.
ge­gen einen Schuld­ner, dem der Rechts­s­till­stand (Art. 57–62) ge­währt ist.

92 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 5794

B. Rechts­s­till­stand

1. We­gen Mi­li­tär-, Zi­vil- oder Schutz­dienst

a. Dau­er

 

1 Für einen Schuld­ner, der sich im Mi­li­tär-, Zi­vil- oder Schutz­dienst be­fin­det, be­steht wäh­rend der Dau­er des Diens­tes Rechts­s­till­stand.95

2 Hat der Schuld­ner vor der Ent­las­sung oder Be­ur­lau­bung min­des­tens 30 Ta­ge oh­ne we­sent­li­chen Un­ter­bruch Dienst ge­leis­tet, so be­steht der Rechts­s­till­stand auch noch wäh­rend der zwei auf die Ent­las­sung oder Be­ur­lau­bung fol­gen­den Wo­chen.

3 Für pe­ri­odi­sche fa­mi­li­en­recht­li­che Un­ter­halts- und Un­ter­stüt­zungs­bei­trä­ge kann der Schuld­ner auch wäh­rend des Rechts­s­till­stan­des be­trie­ben wer­den.96

4 Schuld­ner, die auf­grund ei­nes Ar­beits­ver­hält­nis­ses zum Bund oder zum Kan­ton Mi­li­tär- oder Schutz­dienst leis­ten, ge­nies­sen kei­nen Rechts­s­till­stand.97

94Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

95Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

96Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

97Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 57a98

b. Aus­kunfts­pflicht Drit­ter

 

1 Kann ei­ne Be­trei­bungs­hand­lung nicht vor­ge­nom­men wer­den, weil der Schuld­ner sich im Mi­li­tär-, Zi­vil- oder Schutz­dienst be­fin­det, so sind die zu sei­nem Haus­halt ge­hö­ren­den er­wach­se­nen Per­so­nen und, bei Zu­stel­lung der Be­trei­bungs­ur­kun­den in ei­nem ge­schäft­li­chen Be­trieb, die Ar­beit­neh­mer oder ge­ge­be­nen­falls der Ar­beit­ge­ber bei Straf­fol­ge (Art. 324 Ziff. 5 StGB99) ver­pflich­tet, dem Be­am­ten die Dienst­adres­se und das Ge­burts­jahr des Schuld­ners mit­zu­tei­len.100

1bis Der Be­trei­bungs­be­am­te macht die Be­trof­fe­nen auf ih­re Pflich­ten und auf die Straf­fol­ge bei de­ren Ver­let­zung auf­merk­sam.101

2 Die zu­stän­di­ge Kom­man­do­stel­le gibt dem Be­trei­bungs­amt auf An­fra­ge die Ent­las­sung oder Be­ur­lau­bung des Schuld­ners be­kannt.

3102

98Ein­ge­fügt durch Art. 2 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

99SR 311.0

100Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

101Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

102Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 57b103

c. Haf­tung des Grund­pfan­des

 

1 Ge­gen­über ei­nem Schuld­ner, der we­gen Mi­li­tär-, Zi­vil- oder Schutz­diens­tes Rechts­s­till­stand ge­niesst, ver­län­gert sich die Haf­tung des Grund­pfan­des für die Zin­se der Grund­pfand­schuld (Art. 818 Abs. 1 Ziff. 3 ZGB104) um die Dau­er des Rechts­s­till­stan­des.105

2 In der Be­trei­bung auf Pfand­ver­wer­tung ist der Zah­lungs­be­fehl auch wäh­rend des Rechts­s­till­stan­des zu­zu­stel­len, wenn die­ser drei Mo­na­te ge­dau­ert hat.

103Ein­ge­fügt durch Art. 2 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

104SR 210

105Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 57c106

d. Gü­ter­ver­zeich­nis

 

1 Ge­gen­über ei­nem Schuld­ner, der we­gen Mi­li­tär-, Zi­vil- oder Schutz­diens­tes Rechts­s­till­stand ge­niesst, kann der Gläu­bi­ger für die Dau­er des Rechts­s­till­stan­des ver­lan­gen, dass das Be­trei­bungs­amt ein Gü­ter­ver­zeich­nis mit den in Ar­ti­kel 164 be­zeich­ne­ten Wir­kun­gen auf­nimmt.107 Der Gläu­bi­ger hat in­des­sen den Be­stand sei­ner For­de­rung und ih­re Ge­fähr­dung durch Hand­lun­gen des Schuld­ners oder Drit­ter glaub­haft zu ma­chen, die auf ei­ne Be­güns­ti­gung ein­zel­ner Gläu­bi­ger zum Nach­teil an­de­rer oder auf ei­ne all­ge­mei­ne Be­nach­tei­li­gung der Gläu­bi­ger hin­zie­len.

2 Die Auf­nah­me des Gü­ter­ver­zeich­nis­ses kann durch Si­cher­stel­lung der For­de­rung des an­trag­stel­len­den Gläu­bi­gers ab­ge­wen­det wer­den.

106Ein­ge­fügt durch Art. 2 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

107Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 57d108

e. Auf­he­bung durch den Rich­ter

 

Der Rechts­s­till­stand we­gen Mi­li­tär- oder Schutz­diens­tes kann vom Rechts­öff­nungs­rich­ter auf An­trag ei­nes Gläu­bi­gers all­ge­mein oder für ein­zel­ne For­de­run­gen mit so­for­ti­ger Wir­kung auf­ge­ho­ben wer­den, wenn der Gläu­bi­ger glaub­haft macht, dass:109

1.
dass der Schuld­ner Ver­mö­gens­wer­te dem Zu­griff der Gläu­bi­ger ent­zo­gen hat oder dass er An­stal­ten trifft, die auf ei­ne Be­güns­ti­gung ein­zel­ner Gläu­bi­ger zum Nach­teil an­de­rer oder auf ei­ne all­ge­mei­ne Be­nach­tei­li­gung der Gläu­bi­ger hin­zie­len, oder
2.110
der Schuld­ner, so­fern er frei­wil­lig Mi­li­tär- oder Schutz­dienst leis­tet, zur Er­hal­tung sei­ner wirt­schaft­li­chen Exis­tenz des Rechts­s­till­stan­des nicht be­darf, oder
3.111
der Schuld­ner frei­wil­lig Mi­li­tär- oder Schutz­dienst leis­tet, um sich sei­nen Ver­pflich­tun­gen zu ent­zie­hen.

108Ein­ge­fügt durch Art. 2 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

109Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

110Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

111Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 57e112

f. Mi­li­tär-, Zi­vil- oder Schutz­dienst des ge­setz­li­chen Ver­tre­ters

 

Die Be­stim­mun­gen über den Rechts­s­till­stand fin­den auch auf Per­so­nen und Ge­sell­schaf­ten An­wen­dung, de­ren ge­setz­li­cher Ver­tre­ter sich im Mi­li­tär-, Zi­vil- oder Schutz­dienst be­fin­det, so­lan­ge sie nicht in der La­ge sind, einen an­dern Ver­tre­ter zu be­stel­len.

112Ein­ge­fügt durch Art. 2 des BG vom 28. Sept. 1949 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 58113

2. We­gen To­des­fal­les

 

Für einen Schuld­ner, des­sen Ehe­gat­te, des­sen ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder ein­ge­tra­ge­ner Part­ner, des­sen Ver­wand­ter oder Ver­schwä­ger­ter in ge­ra­der Li­nie oder des­sen Haus­ge­nos­se ge­stor­ben ist, be­steht vom To­des­tag an wäh­rend zwei Wo­chen Rechts­s­till­stand.

113 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 16 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 59

3. In der Be­trei­bung für Erb­schafts­schul­den

 

1 In der Be­trei­bung für Erb­schafts­schul­den be­steht vom To­des­ta­ge des Erb­las­sers an wäh­rend der zwei fol­gen­den Wo­chen so­wie wäh­rend der für An­tritt oder Aus­schla­gung der Erb­schaft ein­ge­räum­ten Über­le­gungs­frist Rechts­s­till­stand.114

2 Ei­ne zu Leb­zei­ten des Erb­las­sers an­ge­ho­be­ne Be­trei­bung kann ge­gen die Erb­schaft ge­mä­ss Ar­ti­kel 49 fort­ge­setzt wer­den.115

3 Ge­gen die Er­ben kann sie nur dann fort­ge­setzt wer­den, wenn es sich um ei­ne Be­trei­bung auf Pfand­ver­wer­tung han­delt oder wenn in ei­ner Be­trei­bung auf Pfän­dung die in den Ar­ti­keln 110 und 111 an­ge­ge­be­nen Fris­ten für die Teil­nah­me der Pfän­dung be­reits ab­ge­lau­fen sind.

114Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

115Fas­sung ge­mä­ss Art. 58 SchlT ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1912 (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367).

Art. 60

4. We­gen Ver­haf­tung

 

Wird ein Ver­haf­te­ter be­trie­ben, wel­cher kei­nen Ver­tre­ter hat, so setzt ihm der Be­trei­bungs­be­am­te ei­ne Frist zur Be­stel­lung ei­nes sol­chen.116 Wäh­rend die­ser Frist be­steht für den Ver­haf­te­ten Rechts­s­till­stand.

116 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 61

5. We­gen schwe­rer Er­kran­kung

 

Ei­nem schwer­kran­ken Schuld­ner kann der Be­trei­bungs­be­am­te für ei­ne be­stimm­te Zeit Rechts­s­till­stand ge­wäh­ren.

Art. 62117

6. Bei Epi­de­mi­en oder Lan­des­un­glück

 

Im Fal­le ei­ner Epi­de­mie oder ei­nes Lan­des­un­glücks so­wie in Kriegs­zei­ten kann der Bun­des­rat oder mit sei­ner Zu­stim­mung die Kan­tons­re­gie­rung für ein be­stimm­tes Ge­biet oder für be­stimm­te Tei­le der Be­völ­ke­rung den Rechts­s­till­stand be­schlies­sen.

117Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 63118

C. Wir­kun­gen auf den Fris­ten­lauf

 

Be­trei­bungs­fe­ri­en und Rechts­s­till­stand hem­men den Fris­ten­lauf nicht. Fällt je­doch für den Schuld­ner, den Gläu­bi­ger oder den Drit­ten das En­de ei­ner Frist in die Zeit der Be­trei­bungs­fe­ri­en oder des Rechts­s­till­stan­des, so wird die Frist bis zum drit­ten Tag nach de­ren En­de ver­län­gert. Bei der Be­rech­nung der Frist von drei Ta­gen wer­den Sams­tag und Sonn­tag so­wie staat­lich an­er­kann­te Fei­er­ta­ge nicht mit­ge­zählt.

118Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

IV. Zustellung der Betreibungsurkunden

Art. 64

IV. Zu­stel­lung der Be­trei­bungs­ur­kun­den

A. An na­tür­li­che Per­so­nen

 

1 Die Be­trei­bungs­ur­kun­den wer­den dem Schuld­ner in sei­ner Woh­nung oder an dem Or­te, wo er sei­nen Be­ruf aus­zuü­ben pflegt, zu­ge­stellt. Wird er da­selbst nicht an­ge­trof­fen, so kann die Zu­stel­lung an ei­ne zu sei­ner Haus­hal­tung ge­hö­ren­de er­wach­se­ne Per­son oder an einen An­ge­stell­ten ge­sche­hen.

2 Wird kei­ne der er­wähn­ten Per­so­nen an­ge­trof­fen, so ist die Be­trei­bungs­ur­kun­de zu­han­den des Schuld­ners ei­nem Ge­mein­de- oder Po­li­zei­be­am­ten zu über­ge­ben.

Art. 65

B. An ju­ris­ti­sche Per­so­nen, Ge­sell­schaf­ten und un­ver­teil­te Erb­schaf­ten

 

1 Ist die Be­trei­bung ge­gen ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son oder ei­ne Ge­sell­schaft ge­rich­tet, so er­folgt die Zu­stel­lung an den Ver­tre­ter der­sel­ben. Als sol­cher gilt:

1.119
für ei­ne Ge­mein­de, einen Kan­ton oder die Eid­ge­nos­sen­schaft der Prä­si­dent der voll­zie­hen­den Be­hör­de oder die von der voll­zie­hen­den Be­hör­de be­zeich­ne­te Dienst­stel­le;
2.120
für ei­ne Ak­ti­en­ge­sell­schaft, ei­ne Kom­man­di­tak­ti­en­ge­sell­schaft, ei­ne Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung, ei­ne Ge­nos­sen­schaft oder einen im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­nen Ver­ein je­des Mit­glied der Ver­wal­tung oder des Vor­stan­des so­wie je­der Di­rek­tor oder Pro­ku­rist;
3.
für ei­ne an­der­wei­ti­ge ju­ris­ti­sche Per­son der Prä­si­dent der Ver­wal­tung oder der Ver­wal­ter;
4.
für ei­ne Kol­lek­tiv­ge­sell­schaft oder Kom­man­dit­ge­sell­schaft je­der zur Ver­tre­tung der Ge­sell­schaft be­fug­te Ge­sell­schaf­ter und je­der Pro­ku­rist.

2 Wer­den die ge­nann­ten Per­so­nen in ih­rem Ge­schäfts­lo­ka­le nicht an­ge­trof­fen, so kann die Zu­stel­lung auch an einen an­dern Be­am­ten oder An­ge­stell­ten er­fol­gen.

3 Ist die Be­trei­bung ge­gen ei­ne un­ver­teil­te Erb­schaft ge­rich­tet, so er­folgt die Zu­stel­lung an den für die Erb­schaft be­stell­ten Ver­tre­ter oder, wenn ein sol­cher nicht be­kannt ist, an einen der Er­ben.121

119Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

120Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

121Ein­ge­fügt durch Art. 58 SchlT ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1912 (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367).

Art. 66

C. Bei aus­wär­ti­gem Wohn­sitz des Schuld­ners oder bei Un­mög­lich­keit der Zu­stel­lung

 

1 Wohnt der Schuld­ner nicht am Or­te der Be­trei­bung, so wer­den die Be­trei­bungs­ur­kun­den der von ihm da­selbst be­zeich­ne­ten Per­son oder in dem von ihm be­stimm­ten Lo­ka­le ab­ge­ge­ben.

2 Man­gels ei­ner sol­chen Be­zeich­nung er­folgt die Zu­stel­lung durch Ver­mitt­lung des Be­trei­bungs­am­tes des Wohn­or­tes oder durch die Post.

3 Wohnt der Schuld­ner im Aus­land, so er­folgt die Zu­stel­lung durch die Ver­mitt­lung der dor­ti­gen Be­hör­den oder, so­weit völ­ker­recht­li­che Ver­trä­ge dies vor­se­hen oder wenn der Emp­fän­ger­staat zu­stimmt, durch die Post.122

4 Die Zu­stel­lung wird durch öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung er­setzt, wenn:

1.
der Wohn­ort des Schuld­ners un­be­kannt ist;
2.
der Schuld­ner sich be­harr­lich der Zu­stel­lung ent­zieht;
3.
der Schuld­ner im Aus­land wohnt und die Zu­stel­lung nach Ab­satz 3 nicht in­nert an­ge­mes­se­ner Frist mög­lich ist.123

5124

122Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

123Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

124Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

V. Anhebung der Betreibung

Art. 67

V. An­he­bung der Be­trei­bung

A. Be­trei­bungs­be­geh­ren

 

1 Das Be­trei­bungs­be­geh­ren ist schrift­lich oder münd­lich an das Be­trei­bungs­amt zu rich­ten. Da­bei sind an­zu­ge­ben:

1.
der Na­me und Wohn­ort des Gläu­bi­gers und sei­nes all­fäl­li­gen Be­voll­mäch­tig­ten so­wie, wenn der Gläu­bi­ger im Aus­lan­de wohnt, das von dem­sel­ben in der Schweiz ge­wähl­te Do­mi­zil. Im Fal­le man­geln­der Be­zeich­nung wird an­ge­nom­men, die­ses Do­mi­zil be­fin­de sich im Lo­kal des Be­trei­bungs­am­tes;
2.125
der Na­me und Wohn­ort des Schuld­ners und ge­ge­be­nen­falls sei­nes ge­setz­li­chen Ver­tre­ters; bei Be­trei­bungs­be­geh­ren ge­gen ei­ne Erb­schaft ist an­zu­ge­ben, an wel­che Er­ben die Zu­stel­lung zu er­fol­gen hat;
3.
die For­de­rungs­s­um­me oder die Sum­me, für wel­che Si­cher­heit ver­langt wird, in ge­setz­li­cher Schwei­zer­wäh­rung; bei ver­zins­li­chen For­de­run­gen der Zins­fuss und der Tag, seit wel­chem der Zins ge­for­dert wird;
4.
die For­de­rungs­ur­kun­de und de­ren Da­tum; in Er­man­ge­lung ei­ner sol­chen der Grund der For­de­rung.

2 Für ei­ne pfand­ge­si­cher­te For­de­rung sind aus­ser­dem die in Ar­ti­kel 151 vor­ge­se­he­nen An­ga­ben zu ma­chen.

3 Der Ein­gang des Be­trei­bungs­be­geh­rens ist dem Gläu­bi­ger auf Ver­lan­gen ge­büh­ren­frei zu be­schei­ni­gen.

125Fas­sung ge­mä­ss Art. 58 SchlT ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1912 (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367).

Art. 68

B. Be­trei­bungs­kos­ten

 

1 Der Schuld­ner trägt die Be­trei­bungs­kos­ten. Die­sel­ben sind vom Gläu­bi­ger vor­zu­schies­sen. Wenn der Vor­schuss nicht ge­leis­tet ist, kann das Be­trei­bungs­amt un­ter An­zei­ge an den Gläu­bi­ger die Be­trei­bungs­hand­lung einst­wei­len un­ter­las­sen.

2 Der Gläu­bi­ger ist be­rech­tigt, von den Zah­lun­gen des Schuld­ners die Be­trei­bungs­kos­ten vor­ab zu er­he­ben.

VI. Betreibung eines in Gütergemeinschaft lebenden Ehegatten 126

126Ursprünglich Ziff. Vbis. Eingefügt durch Art. 15 Ziff. 3 Schl- und UeB zu den Tit. XXIV–XXXIII OR (AS 53185; BBl 1928I 205, 1932I 217). Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 68a127

VI. Be­trei­bung ei­nes in Gü­ter­ge­mein­schaft le­ben­den Ehe­gat­ten

A. Zu­stel­lung der Be­trei­bungs­ur­kun­den. Rechts­vor­schlag

 

1 Wird ein in Gü­ter­ge­mein­schaft le­ben­der Ehe­gat­te be­trie­ben, so sind der Zah­lungs­be­fehl und al­le üb­ri­gen Be­trei­bungs­ur­kun­den auch dem an­dern Ehe­gat­ten zu­zu­stel­len; das Be­trei­bungs­amt holt die­se Zu­stel­lung un­ver­züg­lich nach, wenn erst im Lau­fe des Ver­fah­rens gel­tend ge­macht wird, dass der Schuld­ner der Gü­ter­ge­mein­schaft un­ter­steht.

2 Je­der Ehe­gat­te kann Rechts­vor­schlag er­he­ben.

3128

127Ur­sprüng­lich Art. 68bis. Ein­ge­fügt durch Art. 15 Ziff. 3 Schl- und UeB zu den Tit. XXIV–XX­XIII OR (AS 53185; BBl 1928I 205, 1932I 217). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 3 des BG vom 5. Okt. 1984 über die Än­de­rung des ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1988 (AS 1986 122153Art. 1; BBl 1979 II 1191).

128Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 68b129

B. Be­son­de­re Be­stim­mun­gen

 

1 Je­der Ehe­gat­te kann im Wi­der­spruchs­ver­fah­ren (Art. 106–109) gel­tend ma­chen, dass ein ge­pfän­de­ter Wert zum Ei­gen­gut des Ehe­gat­ten des Schuld­ners ge­hört.

2 Be­schränkt sich die Be­trei­bung ne­ben dem Ei­gen­gut auf den An­teil des Schuld­ners am Ge­samt­gut, so kann sich über­dies je­der Ehe­gat­te im Wi­der­spruchs­ver­fah­ren (Art. 106–109) der Pfän­dung von Ge­gen­stän­den des Ge­samt­gu­tes wi­der­set­zen.

3 Wird die Be­trei­bung auf Be­frie­di­gung aus dem Ei­gen­gut und dem An­teil am Ge­samt­gut fort­ge­setzt, so rich­ten sich die Pfän­dung und die Ver­wer­tung des An­teils am Ge­samt­gut nach Ar­ti­kel 132; vor­be­hal­ten bleibt ei­ne Pfän­dung des künf­ti­gen Er­w­erb­sein­kom­mens des be­trie­be­nen Ehe­gat­ten (Art. 93).130

4 Der An­teil ei­nes Ehe­gat­ten am Ge­samt­gut kann nicht ver­stei­gert wer­den.

5 Die Auf­sichts­be­hör­de kann beim Rich­ter die An­ord­nung der Gü­ter­tren­nung ver­lan­gen.

129Ein­ge­fügt durch Ziff. II 3 des BG vom 5. Okt. 1984 über die Än­de­rung des ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1988 (AS 1986 122153Art. 1; BBl 1979 II 1191).

130Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

VII. Betreibung bei gesetzlicher Vertretung oder Beistandschaft131

131Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 68c132

VII.

1. Min­der­jäh­ri­ger Schuld­ner

 

1 Ist der Schuld­ner min­der­jäh­rig, so wer­den die Be­trei­bungs­ur­kun­den dem ge­setz­li­chen Ver­tre­ter zu­ge­stellt. Im Fall ei­ner Bei­stand­schaft nach Ar­ti­kel 325 ZGB133 er­hal­ten der Bei­stand und die In­ha­ber der el­ter­li­chen Sor­ge die Be­trei­bungs­ur­kun­den, so­fern die Er­nen­nung des Bei­stands dem Be­trei­bungs­amt mit­ge­teilt wor­den ist.

2 Stammt die For­de­rung je­doch aus ei­nem be­wil­lig­ten Ge­schäfts­be­trieb oder steht sie im Zu­sam­men­hang mit der Ver­wal­tung des Ar­beits­ver­diens­tes oder des frei­en Ver­mö­gens durch ei­ne min­der­jäh­ri­ge Per­son (Art. 321 Abs. 2, 323 Abs. 1 und 327b ZGB), so wer­den die Be­trei­bungs­ur­kun­den dem Schuld­ner und dem ge­setz­li­chen Ver­tre­ter zu­ge­stellt.

132 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

133 SR 210

Art. 68d134

2. Voll­jäh­ri­ger Schuld­ner un­ter ei­ner Mass­nah­me des Er­wach­se­nen­schut­zes

 

1 Ist ein Bei­stand oder ei­ne vor­sor­ge­be­auf­trag­te Per­son für die Ver­mö­gens­ver­wal­tung des voll­jäh­ri­gen Schuld­ners zu­stän­dig und hat die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de dies dem Be­trei­bungs­amt mit­ge­teilt, so wer­den die Be­trei­bungs­ur­kun­den dem Bei­stand oder der vor­sor­ge­be­auf­trag­ten Per­son zu­ge­stellt.

2 Ist die Hand­lungs­fä­hig­keit des Schuld­ners nicht ein­ge­schränkt, so wer­den die Be­trei­bungs­ur­kun­den auch die­sem zu­ge­stellt.

134 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 68e

3. Haf­tungs­be­schrän­kung

 

Haf­tet der Schuld­ner nur mit dem frei­en Ver­mö­gen, so kann im Wi­der­spruchs­ver­fah­ren (Art. 106–109) gel­tend ge­macht wer­den, ein ge­pfän­de­ter Wert ge­hö­re nicht da­zu.

VIII. Zahlungsbefehl und Rechtsvorschlag135

135Ursprünglich Ziff. VI.

Art. 69

VIII.

A. Zah­lungs­be­fehl

1. In­halt

 

1 Nach Emp­fang des Be­trei­bungs­be­geh­rens er­lässt das Be­trei­bungs­amt den Zah­lungs­be­fehl.

2 Der Zah­lungs­be­fehl ent­hält:

1.
die An­ga­ben des Be­trei­bungs­be­geh­rens;
2.
die Auf­for­de­rung, bin­nen 20 Ta­gen den Gläu­bi­ger für die For­de­rung samt Be­trei­bungs­kos­ten zu be­frie­di­gen oder, falls die Be­trei­bung auf Si­cher­heits­leis­tung geht, si­cher­zu­stel­len;
3.
die Mit­tei­lung, dass der Schuld­ner, wel­cher die For­de­rung oder einen Teil der­sel­ben oder das Recht, sie auf dem Be­trei­bungs­we­ge gel­tend zu ma­chen, be­strei­ten will, in­ner­halb zehn Ta­gen nach Zu­stel­lung des Zah­lungs­be­fehls dem Be­trei­bungs­am­te dies zu er­klä­ren (Rechts­vor­schlag zu er­he­ben) hat;
4.
die An­dro­hung, dass, wenn der Schuld­ner we­der dem Zah­lungs­be­fehl nach­kommt, noch Rechts­vor­schlag er­hebt, die Be­trei­bung ih­ren Fort­gang neh­men wer­de.

Art. 70

2. Aus­fer­ti­gung

 

1 Der Zah­lungs­be­fehl wird dop­pelt aus­ge­fer­tigt. Die ei­ne Aus­fer­ti­gung ist für den Schuld­ner, die an­de­re für den Gläu­bi­ger be­stimmt. Lau­ten die bei­den Ur­kun­den nicht gleich, so ist die dem Schuld­ner zu­ge­stell­te Aus­fer­ti­gung mass­ge­bend.

2 Wer­den Mit­schuld­ner gleich­zei­tig be­trie­ben, so wird je­dem ein be­son­de­rer Zah­lungs­be­fehl zu­ge­stellt.136

136Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 71

3. Zeit­punkt der Zu­stel­lung

 

1 Der Zah­lungs­be­fehl wird dem Schuld­ner nach Ein­gang des Be­trei­bungs­be­geh­rens zu­ge­stellt.137

2 Wenn ge­gen den näm­li­chen Schuld­ner meh­re­re Be­trei­bungs­be­geh­ren vor­lie­gen, so sind die sämt­li­chen Zah­lungs­be­feh­le gleich­zei­tig zu­zu­stel­len.

3 In kei­nem Fal­le darf ei­nem spä­ter ein­ge­gan­ge­nen Be­geh­ren vor ei­nem frü­hern Fol­ge ge­ge­ben wer­den.

137Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 72

4. Form der Zu­stel­lung

 

1 Die Zu­stel­lung ge­schieht durch den Be­trei­bungs­be­am­ten, einen An­ge­stell­ten des Am­tes oder durch die Post.138

2 Bei der Ab­ga­be hat der Über­brin­ger auf bei­den Aus­fer­ti­gun­gen zu be­schei­ni­gen, an wel­chem Ta­ge und an wen die Zu­stel­lung er­folgt ist.

138Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 73139

B. Vor­la­ge der Be­weis­mit­tel

 

1 Der Schuld­ner kann je­der­zeit nach Ein­lei­tung der Be­trei­bung ver­lan­gen, dass der Gläu­bi­ger auf­ge­for­dert wird, die Be­weis­mit­tel für sei­ne For­de­rung zu­sam­men mit ei­ner Über­sicht über al­le ge­gen­über dem Schuld­ner fäl­li­gen An­sprü­che beim Be­trei­bungs­amt zur Ein­sicht vor­zu­le­gen.

2 Die Auf­for­de­rung hat kei­ne Aus­wir­kung auf lau­fen­de Fris­ten. Falls der Gläu­bi­ger der Auf­for­de­rung nicht oder nicht recht­zei­tig nach­ge­kom­men ist, be­rück­sich­tigt das Ge­richt beim Ent­scheid über die Pro­zess­kos­ten in ei­nem nach­fol­gen­den Rechtss­treit den Um­stand, dass der Schuld­ner die Be­weis­mit­tel nicht hat ein­se­hen kön­nen.

139Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4583; BBl 2015 32095785).

Art. 74

C. Rechts­vor­schlag

1. Frist und Form

 

1 Will der Be­trie­be­ne Rechts­vor­schlag er­he­ben, so hat er dies so­fort dem Über­brin­ger des Zah­lungs­be­fehls oder in­nert zehn Ta­gen nach der Zu­stel­lung dem Be­trei­bungs­amt münd­lich oder schrift­lich zu er­klä­ren.140

2 Be­strei­tet der Be­trie­be­ne die For­de­rung nur teil­wei­se, so hat er den be­strit­te­nen Be­trag ge­nau an­zu­ge­ben; un­ter­lässt er dies, so gilt die gan­ze For­de­rung als be­strit­ten.141

3 Die Er­klä­rung des Rechts­vor­schlags ist dem Be­trie­be­nen auf Ver­lan­gen ge­büh­ren­frei zu be­schei­ni­gen.

140Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

141Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 75142

2. Be­grün­dung

 

1 Der Rechts­vor­schlag be­darf kei­ner Be­grün­dung. Wer ihn trotz­dem be­grün­det, ver­zich­tet da­mit nicht auf wei­te­re Ein­re­den.

2 Be­strei­tet der Schuld­ner, zu neu­em Ver­mö­gen ge­kom­men zu sein (Art. 265, 265a), so hat er dies im Rechts­vor­schlag aus­drück­lich zu er­klä­ren; an­dern­falls ist die­se Ein­re­de ver­wirkt.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen über den nach­träg­li­chen Rechts­vor­schlag (Art. 77) und über den Rechts­vor­schlag in der Wech­sel­be­trei­bung (Art. 179 Abs. 1).

142Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 76

3. Mit­tei­lung an den Gläu­bi­ger

 

1 Der In­halt des Rechts­vor­schlags wird dem Be­trei­ben­den auf der für ihn be­stimm­ten Aus­fer­ti­gung des Zah­lungs­be­fehls mit­ge­teilt; er­folg­te kein Rechts­vor­schlag, so ist dies auf der­sel­ben vorzu­mer­ken.

2 Die­se Aus­fer­ti­gung wird dem Be­trei­ben­den un­mit­tel­bar nach dem Rechts­vor­schlag, und wenn ein sol­cher nicht er­folgt ist, so­fort nach Ab­lauf der Be­strei­tungs­frist zu­ge­stellt.

Art. 77

4. Nach­träg­li­cher Rechts­vor­schlag bei Gläu­bi­ger­wech­sel

 

1 Wech­selt wäh­rend des Be­trei­bungs­ver­fah­rens der Gläu­bi­ger, so kann der Be­trie­be­ne einen Rechts­vor­schlag noch nach­träg­lich bis zur Ver­tei­lung oder Kon­kurser­öff­nung an­brin­gen.143

2 Der Be­trie­be­ne muss den Rechts­vor­schlag in­nert zehn Ta­gen, nach­dem er vom Gläu­bi­ger­wech­sel Kennt­nis er­hal­ten hat, beim Rich­ter des Be­trei­bungs­or­tes schrift­lich und be­grün­det an­brin­gen und die Ein­re­den ge­gen den neu­en Gläu­bi­ger glaub­haft ma­chen.144

3 Der Rich­ter kann bei Emp­fang des Rechts­vor­schlags die vor­läu­fi­ge Ein­stel­lung der Be­trei­bung ver­fü­gen; er ent­schei­det über die Zu­las­sung des Rechts­vor­schla­ges nach Ein­ver­nah­me der Par­tei­en.

4 Wird der nach­träg­li­che Rechts­vor­schlag be­wil­ligt, ist aber be­reits ei­ne Pfän­dung voll­zo­gen wor­den, so setzt das Be­trei­bungs­amt dem Gläu­bi­ger ei­ne Frist von zehn Ta­gen an, in­nert der er auf An­er­ken­nung sei­ner For­de­rung kla­gen kann. Nutzt er die Frist nicht, so fällt die Pfän­dung da­hin.145

5 Das Be­trei­bungs­amt zeigt dem Schuld­ner je­den Gläu­bi­ger­wech­sel an.146

143Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

144Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

145Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

146Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 78

5. Wir­kun­gen

 

1 Der Rechts­vor­schlag be­wirkt die Ein­stel­lung der Be­trei­bung.

2 Be­strei­tet der Schuld­ner nur einen Teil der For­de­rung, so kann die Be­trei­bung für den un­be­strit­te­nen Be­trag fort­ge­setzt wer­den.

Art. 79147

D. Be­sei­ti­gung des Rechts­vor­schla­ges

1. Im Zi­vil­pro­zess oder im Ver­wal­tungs­ver­fah­ren

 

Ein Gläu­bi­ger, ge­gen des­sen Be­trei­bung Rechts­vor­schlag er­ho­ben wor­den ist, hat sei­nen An­spruch im Zi­vil­pro­zess oder im Ver­wal­tungs­ver­fah­ren gel­tend zu ma­chen. Er kann die Fort­set­zung der Be­trei­bung nur auf­grund ei­nes voll­streck­ba­ren Ent­scheids er­wir­ken, der den Rechts­vor­schlag aus­drück­lich be­sei­tigt.

147 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 80148

2. Durch de­fi­ni­ti­ve Rechts­öff­nung

a. Rechts­öff­nungs­ti­tel

 

1 Be­ruht die For­de­rung auf ei­nem voll­streck­ba­ren ge­richt­li­chen Ent­scheid, so kann der Gläu­bi­ger beim Rich­ter die Auf­he­bung des Rechts­vor­schlags (de­fi­ni­ti­ve Rechts­öff­nung) ver­lan­gen.149

2 Ge­richt­li­chen Ent­schei­den gleich­ge­stellt sind:150

1.
ge­richt­li­che Ver­glei­che und ge­richt­li­che Schuld­an­er­ken­nun­gen;
1bis.151 voll­streck­ba­re öf­fent­li­che Ur­kun­den nach den Ar­ti­keln 347–352 ZPO152;
2.153
Ver­fü­gun­gen schwei­ze­ri­scher Ver­wal­tungs­be­hör­den;
3.154
4.155
die end­gül­ti­gen Ent­schei­de der Kon­troll­or­ga­ne, die in An­wen­dung von Ar­ti­kel 16 Ab­satz 1 des Bun­des­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005156 ge­gen die Schwarz­ar­beit ge­trof­fen wer­den und die Kon­troll­kos­ten zum In­halt ha­ben;
5.157
im Be­reich der Mehr­wert­steu­er: Steu­er­ab­rech­nun­gen und Ein­schät­zungs­mit­tei­lun­gen, die durch Ein­tritt der Fest­set­zungs­ver­jäh­rung rechts­kräf­tig wur­den, so­wie Ein­schät­zungs­mit­tei­lun­gen, die durch schrift­li­che An­er­ken­nung der steu­er­pflich­ti­gen Per­son rechts­kräf­tig wur­den.

148Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

149 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

150 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

151 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

152 SR 272

153 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

154 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

155 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 17. Ju­ni 2005 ge­gen die Schwarz­ar­beit, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 359; BBl 2002 3605).

156 SR 822.41

157 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 30. Sept. 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3575; BBl 2015 2615).

Art. 81158

b. Ein­wen­dun­gen

 

1 Be­ruht die For­de­rung auf ei­nem voll­streck­ba­ren Ent­scheid ei­nes schwei­ze­ri­schen Ge­richts oder ei­ner schwei­ze­ri­schen Ver­wal­tungs­be­hör­de, so wird die de­fi­ni­ti­ve Rechts­öff­nung er­teilt, wenn nicht der Be­trie­be­ne durch Ur­kun­den be­weist, dass die Schuld seit Er­lass des Ent­scheids ge­tilgt oder ge­stun­det wor­den ist, oder die Ver­jäh­rung an­ruft.

2 Be­ruht die For­de­rung auf ei­ner voll­streck­ba­ren öf­fent­li­chen Ur­kun­de, so kann der Be­trie­be­ne wei­te­re Ein­wen­dun­gen ge­gen die Leis­tungs­pflicht gel­tend ma­chen, so­fern sie so­fort be­weis­bar sind.

3 Ist ein Ent­scheid in ei­nem an­de­ren Staat er­gan­gen, so kann der Be­trie­be­ne über­dies die Ein­wen­dun­gen gel­tend ma­chen, die im be­tref­fen­den Staats­ver­trag oder, wenn ein sol­cher fehlt, im Bun­des­ge­setz vom 18. De­zem­ber 1987159 über das In­ter­na­tio­na­le Pri­vat­recht vor­ge­se­hen sind, so­fern nicht ein schwei­ze­ri­sches Ge­richt be­reits über die­se Ein­wen­dun­gen ent­schie­den hat.160

158 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

159SR 291

160 Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 82

3. Durch pro­vi­so­ri­sche Rechts­öff­nung

a. Vor­aus­set­zun­gen

 

1 Be­ruht die For­de­rung auf ei­ner durch öf­fent­li­che Ur­kun­de fest­ge­stell­ten oder durch Un­ter­schrift be­kräf­tig­ten Schuld­an­er­ken­nung, so kann der Gläu­bi­ger die pro­vi­so­ri­sche Rechts­öff­nung ver­lan­gen.

2 Der Rich­ter spricht die­sel­be aus, so­fern der Be­trie­be­ne nicht Ein­wen­dun­gen, wel­che die Schuld­an­er­ken­nung ent­kräf­ten, so­fort glaub­haft macht.

Art. 83

b. Wir­kun­gen

 

1 Der Gläu­bi­ger, wel­chem die pro­vi­so­ri­sche Rechts­öff­nung er­teilt ist, kann nach Ab­lauf der Zah­lungs­frist, je nach der Per­son des Schuld­ners, die pro­vi­so­ri­sche Pfän­dung ver­lan­gen oder nach Mass­ga­be des Ar­ti­kels 162 die Auf­nah­me des Gü­ter­ver­zeich­nis­ses be­an­tra­gen.

2 Der Be­trie­be­ne kann in­des­sen in­nert 20 Ta­gen nach der Rechts­öff­nung auf dem Weg des or­dent­li­chen Pro­zes­ses beim Ge­richt des Be­trei­bungs­or­tes auf Ab­er­ken­nung der For­de­rung kla­gen.161

3 Un­ter­lässt er dies oder wird die Ab­er­ken­nungs­kla­ge ab­ge­wie­sen, so wer­den die Rechts­öff­nung so­wie ge­ge­be­nen­falls die pro­vi­so­ri­sche Pfän­dung de­fi­ni­tiv.162

4 Zwi­schen der Er­he­bung und der ge­richt­li­chen Er­le­di­gung der Ab­er­ken­nungs­kla­ge steht die Frist nach Ar­ti­kel 165 Ab­satz 2 still. Das Kon­kurs­ge­richt hebt in­des­sen die Wir­kun­gen des Gü­ter­ver­zeich­nis­ses auf, wenn die Vor­aus­set­zun­gen zu des­sen An­ord­nung nicht mehr ge­ge­ben sind.163

161Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

162Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

163Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 84164

4. Rechts­öff­nungs­ver­fah­ren

 

1 Der Rich­ter des Be­trei­bungs­or­tes ent­schei­det über Ge­su­che um Rechts­öff­nung.

2 Er gibt dem Be­trie­be­nen so­fort nach Ein­gang des Ge­su­ches Ge­le­gen­heit zur münd­li­chen oder schrift­li­chen Stel­lung­nah­me und er­öff­net da­nach in­nert fünf Ta­gen sei­nen Ent­scheid.

164Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 85165

E. Rich­ter­li­che Auf­he­bung oder Ein­stel­lung der Be­trei­bung

1. Im sum­ma­ri­schen Ver­fah­ren

 

Be­weist der Be­trie­be­ne durch Ur­kun­den, dass die Schuld samt Zin­sen und Kos­ten ge­tilgt oder ge­stun­det ist, so kann er je­der­zeit beim Ge­richt des Be­trei­bungs­or­tes im ers­te­ren Fall die Auf­he­bung, im letz­te­ren Fall die Ein­stel­lung der Be­trei­bung ver­lan­gen.

165Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 85a167

2. Im or­dent- li­chen und im ver­ein­fach­ten Ver­fah­ren

 

1 Un­ge­ach­tet ei­nes all­fäl­li­gen Rechts­vor­schla­ges kann der Be­trie­be­ne je­der­zeit vom Ge­richt des Be­trei­bungs­or­tes fest­stel­len las­sen, dass die Schuld nicht oder nicht mehr be­steht oder ge­stun­det ist.168

2 Nach Ein­gang der Kla­ge hört das Ge­richt die Par­tei­en an und wür­digt die Be­weis­mit­tel; er­scheint ihm die Kla­ge als sehr wahr­schein­lich be­grün­det, so stellt es die Be­trei­bung vor­läu­fig ein:

1.
in der Be­trei­bung auf Pfän­dung oder auf Pfand­ver­wer­tung vor der Ver­wer­tung oder, wenn die­se be­reits statt­ge­fun­den hat, vor der Ver­tei­lung;
2.
in der Be­trei­bung auf Kon­kurs nach der Zu­stel­lung der Kon­kur­san­dro­hung.

3 Heisst das Ge­richt die Kla­ge gut, so hebt es die Be­trei­bung auf oder stellt sie ein.

4169

167Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

168Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4583; BBl 2015 32095785).

169 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 86

F. Rück­for­de­rungs­kla­ge

 

1 Wur­de der Rechts­vor­schlag un­ter­las­sen oder durch Rechts­öff­nung be­sei­tigt, so kann der­je­ni­ge, wel­cher in­fol­ge­des­sen ei­ne Nicht­schuld be­zahlt hat, in­ner­halb ei­nes Jah­res nach der Zah­lung auf dem Pro­zess­we­ge den be­zahl­ten Be­trag zu­rück­for­dern.170

2 Die Rück­for­de­rungs­kla­ge kann nach der Wahl des Klä­gers ent­we­der beim Ge­rich­te des Be­trei­bungs­or­tes oder dort an­ge­ho­ben wer­den, wo der Be­klag­te sei­nen or­dent­li­chen Ge­richts­stand hat.

3 In Ab­wei­chung von Ar­ti­kel 63 des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (OR)171 ist die­ses Rück­for­de­rungs­recht von kei­ner an­dern Vor­aus­set­zung als dem Nach­weis der Nicht­schuld ab­hän­gig.172

170 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

171SR 220

172Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 87

G. Be­trei­bung auf Pfand­ver­wer­tung und Wech­sel­be­trei­bung

 

Für den Zah­lungs­be­fehl in der Be­trei­bung auf Pfand­ver­wer­tung gel­ten die be­son­dern Be­stim­mun­gen der Ar­ti­kel 151–153, für den Zah­lungs­be­fehl und den Rechts­vor­schlag in der Wech­sel­be­trei­bung die­je­ni­gen der Ar­ti­kel 178–189.

IX. Fortsetzung der Betreibung 173

173Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 88174

IX. Fort­set­zung der Be­trei­bung

 

1 Ist die Be­trei­bung nicht durch Rechts­vor­schlag oder durch ge­richt­li­chen Ent­scheid ein­ge­stellt wor­den, so kann der Gläu­bi­ger frü­he­s­tens 20 Ta­ge nach der Zu­stel­lung des Zah­lungs­be­fehls das Fort­set­zungs­be­geh­ren stel­len.

2 Die­ses Recht er­lischt ein Jahr nach der Zu­stel­lung des Zah­lungs­be­fehls. Ist Rechts­vor­schlag er­ho­ben wor­den, so steht die­se Frist zwi­schen der Ein­lei­tung und der Er­le­di­gung ei­nes da­durch ver­an­lass­ten Ge­richts- oder Ver­wal­tungs­ver­fah­rens still.

3 Der Ein­gang des Fort­set­zungs­be­geh­rens wird dem Gläu­bi­ger auf Ver­lan­gen ge­büh­ren­frei be­schei­nigt.

4 Ei­ne For­de­rungs­s­um­me in frem­der Wäh­rung kann auf Be­geh­ren des Gläu­bi­gers nach dem Kurs am Ta­ge des Fort­set­zungs­be­geh­rens er­neut in die Lan­des­wäh­rung um­ge­rech­net wer­den.

174Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Dritter Titel: Betreibung auf Pfändung 175

175Ursprünglich vor Art. 88.

I. Pfändung 176

176Ursprünglich vor Art. 88.

Art. 89177

I. Pfän­dung

A. Voll­zug

1. Zeit­punkt

 

Un­ter­liegt der Schuld­ner der Be­trei­bung auf Pfän­dung, so hat das Be­trei­bungs­amt nach Emp­fang des Fort­set­zungs­be­geh­rens un­ver­züg­lich die Pfän­dung zu voll­zie­hen oder durch das Be­trei­bungs­amt des Or­tes, wo die zu pfän­den­den Ver­mö­gens­stücke lie­gen, voll­zie­hen zu las­sen.

177Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 90

2. An­kün­di­gung

 

Dem Schuld­ner wird die Pfän­dung spä­tes­tens am vor­her­ge­hen­den Ta­ge un­ter Hin­weis auf die Be­stim­mung des Ar­ti­kels 91 an­ge­kün­digt.

Art. 91178

3. Pflich­ten des Schuld­ners und Drit­ter

 

1 Der Schuld­ner ist bei Straf­fol­ge ver­pflich­tet:

1.
der Pfän­dung bei­zu­woh­nen oder sich da­bei ver­tre­ten zu las­sen (Art. 323 Ziff. 1 StGB179);
2.
sei­ne Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de, ein­sch­liess­lich der­je­ni­gen, wel­che sich nicht in sei­nem Ge­wahr­sam be­fin­den, so­wie sei­ne For­de­run­gen und Rech­te ge­gen­über Drit­ten an­zu­ge­ben, so­weit dies zu ei­ner ge­nü­gen­den Pfän­dung nö­tig ist (Art. 163 Ziff. 1 und 323 Ziff. 2 StGB)180.

2 Bleibt der Schuld­ner oh­ne ge­nü­gen­de Ent­schul­di­gung der Pfän­dung fern und lässt er sich auch nicht ver­tre­ten, so kann ihn das Be­trei­bungs­amt durch die Po­li­zei vor­füh­ren las­sen.

3 Der Schuld­ner muss dem Be­am­ten auf Ver­lan­gen Räum­lich­kei­ten und Be­hält­nis­se öff­nen. Der Be­am­te kann nö­ti­gen­falls die Po­li­zei­ge­walt in An­spruch neh­men.

4 Drit­te, die Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de des Schuld­ners ver­wah­ren oder bei de­nen die­ser Gut­ha­ben hat, sind bei Straf­fol­ge (Art. 324 Ziff. 5 StGB) im glei­chen Um­fang aus­kunfts­pflich­tig wie der Schuld­ner.

5 Be­hör­den sind im glei­chen Um­fang aus­kunfts­pflich­tig wie der Schuld­ner.

6 Das Be­trei­bungs­amt macht die Be­trof­fe­nen auf ih­re Pflich­ten und auf die Straf­fol­gen aus­drück­lich auf­merk­sam.

178Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

179SR 311.0

180AS 200579

Art. 92

4. Un­pfänd­ba­re Ver­mö­gens­wer­te

 

1 Un­pfänd­bar sind:

1.181
die dem Schuld­ner und sei­ner Fa­mi­lie zum per­sön­li­chen Ge­brauch die­nen­den Ge­gen­stän­de wie Klei­der, Ef­fek­ten, Haus­ge­rä­te, Mö­bel oder an­de­re be­weg­li­che Sa­chen, so­weit sie un­ent­behr­lich sind;
1a.182
Tie­re, die im häus­li­chen Be­reich und nicht zu Ver­mö­gens- oder Er­werbs­zwe­cken ge­hal­ten wer­den;
2.183
die re­li­gi­ösen Er­bau­ungs­bü­cher und Kul­tus­ge­gen­stän­de;
3.184
die Werk­zeu­ge, Ge­rät­schaf­ten, In­stru­men­te und Bü­cher, so­weit sie für den Schuld­ner und sei­ne Fa­mi­lie zur Aus­übung des Be­rufs not­wen­dig sind;
4.185
nach der Wahl des Schuld­ners ent­we­der zwei Milch­kü­he oder Rin­der, oder vier Zie­gen oder Scha­fe, so­wie Klein­tie­re nebst dem zum Un­ter­halt und zur Streu auf vier Mo­na­te er­for­der­li­chen Fut­ter und Stroh, so­weit die Tie­re für die Er­näh­rung des Schuld­ners und sei­ner Fa­mi­lie oder zur Auf­recht­er­hal­tung sei­nes Be­trie­bes un­ent­behr­lich sind;
5.186
die dem Schuld­ner und sei­ner Fa­mi­lie für die zwei auf die Pfän­dung fol­gen­den Mo­na­te not­wen­di­gen Nah­rungs- und Feue­rungs­mit­tel oder die zu ih­rer An­schaf­fung er­for­der­li­chen Bar­mit­tel oder For­de­run­gen;
6.187
die Be­klei­dungs-, Aus­rüs­tungs- und Be­waff­nungs­ge­gen­stän­de, das Dienst­pferd und der Sold ei­nes An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee, das Ta­schen­geld ei­ner zi­vil­dienst­leis­ten­den Per­son so­wie die Be­klei­dungs- und Aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­de und die Ent­schä­di­gung ei­nes Schutz­dienst­pflich­ti­gen;
7.188
das Stamm­recht der nach den Ar­ti­keln 516–520 OR189 be­stell­ten Leib­ren­ten;
8.190
Für­sor­ge­leis­tun­gen und die Un­ter­stüt­zun­gen von Sei­ten der Hilfs-, Kran­ken- und Für­sor­ge­kas­sen, Ster­be­fall­ver­ei­ne und ähn­li­cher An­stal­ten;
9.191
Ren­ten, Ka­pi­tal­ab­fin­dung und an­de­re Leis­tun­gen, die dem Op­fer oder sei­nen An­ge­hö­ri­gen für Kör­per­ver­let­zung, Ge­sund­heits­stö­rung oder Tö­tung ei­nes Men­schen aus­ge­rich­tet wer­den, so­weit sol­che Leis­tun­gen Ge­nug­tu­ung, Er­satz für Hei­lungs­kos­ten oder für die An­schaf­fung von Hilfs­mit­teln dar­stel­len;
9a.192
die Ren­ten ge­mä­ss Ar­ti­kel 20 des Bun­des­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 1946193 über die Al­ters- und Hin­ter­las­se­nen­ver­si­che­rung oder ge­mä­ss Ar­ti­kel 50 des Bun­des­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 1959194 über die In­va­li­den­ver­si­che­rung, die Leis­tun­gen ge­mä­ss Ar­ti­kel 12 des Bun­des­ge­set­zes vom 19. März 1965195 über Er­gän­zungs­leis­tun­gen zur Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­ver­si­che­rung so­wie die Leis­tun­gen der Fa­mi­li­en­aus­gleichs­kas­sen;
10.196
An­sprü­che auf Vor­sor­ge- und Frei­zü­gig­keits­leis­tun­gen ge­gen ei­ne Ein­rich­tung der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge vor Ein­tritt der Fäl­lig­keit;
11.197
Ver­mö­gens­wer­te ei­nes aus­län­di­schen Staa­tes oder ei­ner aus­län­di­schen Zen­tral­bank, die ho­heit­li­chen Zwe­cken die­nen.

2 Ge­gen­stän­de, bei de­nen von vorn­her­ein an­zu­neh­men ist, dass der Über­schuss des Ver­wer­tungs­er­lö­ses über die Kos­ten so ge­ring wä­re, dass sich ei­ne Weg­nah­me nicht recht­fer­tigt, dür­fen nicht ge­pfän­det wer­den. Sie sind aber mit der Schät­zungs­s­um­me in der Pfän­dungs­ur­kun­de vorzu­mer­ken.198

3 Ge­gen­stän­de nach Ab­satz 1 Zif­fern 1–3 von ho­hem Wert sind pfänd­bar; sie dür­fen dem Schuld­ner je­doch nur weg­ge­nom­men wer­den, so­fern der Gläu­bi­ger vor der Weg­nah­me Er­satz­ge­gen­stän­de von glei­chem Ge­brauchs­wert oder den für ih­re An­schaf­fung er­for­der­li­chen Be­trag zur Ver­fü­gung stellt.199

4 Vor­be­hal­ten blei­ben die be­son­de­ren Be­stim­mun­gen über die Un­pfänd­bar­keit des Bun­des­ge­set­zes vom 2. April 1908200 über den Ver­si­che­rungs­ver­trag (Art. 79 Abs. 2 und 80 VVG), des Ur­he­ber­rechts­ge­set­zes vom 9. Ok­to­ber 1992201 (Art. 18 URG) und des Straf­ge­setz­bu­ches202 (Art. 378 Abs. 2 StGB).203

181Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

182 Ein­ge­fügt durch Ziff. IV des BG vom 4. Okt. 2002 (Grund­satz­ar­ti­kel Tie­re), in Kraft seit 1. April 2003 (AS 2003 463; BBl 2002 41645806).

183Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

184Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

185Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

186Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

187Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Zi­vil­dienst­ge­set­zes vom 6. Okt. 1995, in Kraft seit 1. Okt. 1996 (AS 1996 1445; BBl 1994 III 1609).

188Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

189SR 220

190Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

191Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

192Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

193SR 831.10

194SR 831.20

195[AS 1965 537, 1971 32, 1972 2483Ziff. III, 1974 1589 Ziff. II, 1978 391 Ziff. II 2, 1985 2017, 1986 699, 1996 2466An­hang Ziff. 4, 1997 2952, 2000 2687, 2002 701Ziff. I 6 3371 An­hang Ziff. 9 3453, 2003 3837An­hang Ziff. 4, 2006 979Art. 2 Ziff. 8. AS 2007 6055Art. 35]. Heu­te: ge­mä­ss Art. 20 des BG vom 6. Okt. 2006 (SR 831.30).

196Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

197Ein­ge­fügt durch Art. 3 des BG vom 28. Sept. 1949 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

198Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

199Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

200SR 221.229.1

201SR 231.1

202SR 311.0. Sie­he heu­te Art. 83 Abs. 2.

203Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 93204

5. Be­schränkt pfänd­ba­res Ein­kom­men

 

1 Er­w­erb­sein­kom­men je­der Art, Nutz­nies­sun­gen und ih­re Er­trä­ge, Leib­ren­ten so­wie Un­ter­halts­bei­trä­ge, Pen­sio­nen und Leis­tun­gen je­der Art, die einen Er­werbs­aus­fall oder Un­ter­halts­an­spruch ab­gel­ten, na­ment­lich Ren­ten und Ka­pi­tal­ab­fin­dun­gen, die nicht nach Ar­ti­kel 92 un­pfänd­bar sind, kön­nen so weit ge­pfän­det wer­den, als sie nach dem Er­mes­sen des Be­trei­bungs­be­am­ten für den Schuld­ner und sei­ne Fa­mi­lie nicht un­be­dingt not­wen­dig sind.

2 Sol­ches Ein­kom­men kann längs­tens für die Dau­er ei­nes Jah­res ge­pfän­det wer­den; die Frist be­ginnt mit dem Pfän­dungs­voll­zug. Neh­men meh­re­re Gläu­bi­ger an der Pfän­dung teil, so läuft die Frist von der ers­ten Pfän­dung an, die auf Be­geh­ren ei­nes Gläu­bi­gers der be­tref­fen­den Grup­pe (Art. 110 und 111) voll­zo­gen wor­den ist.

3 Er­hält das Amt wäh­rend der Dau­er ei­ner sol­chen Pfän­dung Kennt­nis da­von, dass sich die für die Be­stim­mung des pfänd­ba­ren Be­tra­ges mass­ge­ben­den Ver­hält­nis­se ge­än­dert ha­ben, so passt es die Pfän­dung den neu­en Ver­hält­nis­sen an.

4 Auf An­trag des Schuld­ners weist das Amt den Ar­beit­ge­ber des Schuld­ners an, wäh­rend der Dau­er der Ein­kom­mens­pfän­dung zu­sätz­lich den für die Be­zah­lung der lau­fen­den Prä­mi­en- und Kos­ten­be­tei­li­gungs­for­de­run­gen der ob­li­ga­to­ri­schen Kran­ken­pfle­ge­ver­si­che­rung er­for­der­li­chen Be­trag an das Amt zu über­wei­sen, so­weit die­se Prä­mi­en und Kos­ten­be­tei­li­gun­gen zum Exis­tenz­mi­ni­mum des Schuld­ners ge­hö­ren. Das Amt be­gleicht da­mit die lau­fen­den Prä­mi­en- und Kos­ten­be­tei­li­gungs­for­de­run­gen di­rekt beim Ver­si­che­rer.205

204Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

205 Ein­ge­fügt durch Ziff. III des BG vom 18. März 2022 (Voll­stre­ckung der Prä­mi­en­zah­lungs­pflicht), in Kraft seit 1. Ju­li 2024 (AS 2023 678; BBl 2021745, 1058).

Art. 94

6. Pfän­dung von Früch­ten vor der Ern­te

 

1 Hän­gen­de und ste­hen­de Früch­te kön­nen nicht ge­pfän­det wer­den:

1.
auf den Wie­sen vor dem 1. April;
2.
auf den Fel­dern vor dem 1. Ju­ni;
3.
in den Reb­ge­län­den vor dem 20. Au­gust.

2 Ei­ne vor oder an den be­zeich­ne­ten Ta­gen vor­ge­nom­me­ne Ver­äus­se­rung der Ern­te ist dem pfän­den­den Gläu­bi­ger ge­gen­über un­gül­tig.

3 Die Rech­te der Grund­pfand­gläu­bi­ger auf die hän­gen­den und ste­hen­den Früch­te als Be­stand­tei­le der Pfand­sa­che blei­ben vor­be­hal­ten, je­doch nur un­ter der Vor­aus­set­zung, dass der Grund­pfand­gläu­bi­ger selbst die Be­trei­bung auf Ver­wer­tung des Grund­pfan­des ein­ge­lei­tet206 hat, be­vor die Ver­wer­tung der ge­pfän­de­ten Früch­te statt­fin­det.207

206Be­zeich­nung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

207Fas­sung ge­mä­ss Art. 58 SchlT ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1912 (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367).

Art. 95

7. Rei­hen­fol­ge der Pfän­dung

a. Im all­ge­mei­nen

 

1 In ers­ter Li­nie wird das be­weg­li­che Ver­mö­gen mit Ein­schluss der For­de­run­gen und der be­schränkt pfänd­ba­ren An­sprü­che (Art. 93) ge­pfän­det. Da­bei fal­len zu­nächst die Ge­gen­stän­de des täg­li­chen Ver­kehrs in die Pfän­dung; ent­behr­li­che­re Ver­mö­gens­stücke wer­den je­doch vor den we­ni­ger ent­behr­li­chen ge­pfän­det.208

2 Das un­be­weg­li­che Ver­mö­gen wird nur ge­pfän­det, so­weit das be­weg­li­che zur De­ckung der For­de­rung nicht aus­reicht.209

3 In letz­ter Li­nie wer­den Ver­mö­gens­stücke ge­pfän­det, auf wel­che ein Ar­rest ge­legt ist, oder wel­che vom Schuld­ner als drit­ten Per­so­nen zu­ge­hö­rig be­zeich­net oder von drit­ten Per­so­nen be­an­sprucht wer­den.

4 Wenn Fut­ter­vor­rä­te ge­pfän­det wer­den, sind auf Ver­lan­gen des Schuld­ners auch Vieh­stücke in ent­spre­chen­der An­zahl zu pfän­den.

4bis Der Be­am­te kann von die­ser Rei­hen­fol­ge ab­wei­chen, so­weit es die Ver­hält­nis­se recht­fer­ti­gen oder wenn Gläu­bi­ger und Schuld­ner es ge­mein­sam ver­lan­gen.210

5 Im üb­ri­gen soll der Be­am­te, so­weit tun­lich, die In­ter­es­sen des Gläu­bi­gers so­wohl als des Schuld­ners be­rück­sich­ti­gen.

208Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

209Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

210Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 95a211

b. For­de­run­gen ge­gen den Ehe­gat­ten, die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder den ein­ge­tra­ge­nen Part­ner

 

For­de­run­gen des Schuld­ners ge­gen sei­nen Ehe­gat­ten, sei­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder sei­nen ein­ge­tra­ge­nen Part­ner wer­den nur ge­pfän­det, so­weit sein üb­ri­ges Ver­mö­gen nicht aus­reicht.

211 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 3 des BG vom 5. Okt. 1984 über die Än­de­rung des ZGB (AS 1986 122; BBl 1979 II 1191). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 16 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 96

B. Wir­kun­gen der Pfän­dung

 

1 Der Schuld­ner darf bei Straf­fol­ge (Art. 169 StGB212) oh­ne Be­wil­li­gung des Be­trei­bungs­be­am­ten nicht über die ge­pfän­de­ten Ver­mö­gens­stücke ver­fü­gen. Der pfän­den­de Be­am­te macht ihn dar­auf und auf die Straf­fol­ge aus­drück­lich auf­merk­sam.213

2 Ver­fü­gun­gen des Schuld­ners sind un­gül­tig, so­weit da­durch die aus der Pfän­dung den Gläu­bi­gern er­wach­se­nen Rech­te ver­letzt wer­den, un­ter Vor­be­halt der Wir­kun­gen des Be­sit­z­er­wer­bes durch gut­gläu­bi­ge Drit­te.214

212SR 311.0

213Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

214Ein­ge­fügt durch Art. 58 SchlT ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1912 (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367).

Art. 97

C. Schät­zung. Um­fang der Pfän­dung

 

1 Der Be­am­te schätzt die ge­pfän­de­ten Ge­gen­stän­de, nö­ti­gen­falls mit Zu­zie­hung von Sach­ver­stän­di­gen.

2 Es wird nicht mehr ge­pfän­det als nö­tig ist, um die pfän­den­den Gläu­bi­ger für ih­re For­de­run­gen samt Zin­sen und Kos­ten zu be­frie­di­gen.

Art. 98

D. Si­che­rungs­mass­nah­men

1. Bei be­weg­li­chen Sa­chen

 

1 Geld, Bank­no­ten, In­ha­ber­pa­pie­re, Wech­sel und an­de­re in­dossa­ble Pa­pie­re, Edel­me­tal­le und an­de­re Kost­bar­kei­ten wer­den vom Be­trei­bungs­amt ver­wahrt.215

2 An­de­re be­weg­li­che Sa­chen kön­nen einst­wei­len in den Hän­den des Schuld­ners oder ei­nes drit­ten Be­sit­zers ge­las­sen wer­den ge­gen die Ver­pflich­tung, die­sel­ben je­der­zeit zur Ver­fü­gung zu hal­ten.

3 Auch die­se Sa­chen sind in­des­sen in amt­li­che Ver­wah­rung zu neh­men oder ei­nem Drit­ten zur Ver­wah­rung zu über­ge­ben, wenn der Be­trei­bungs­be­am­te es für an­ge­mes­sen er­ach­tet oder der Gläu­bi­ger glaub­haft macht, dass dies zur Si­che­rung sei­ner durch die Pfän­dung be­grün­de­ten Rech­te ge­bo­ten ist.216

4 Die Be­sitz­nah­me durch das Be­trei­bungs­amt ist auch dann zu­läs­sig, wenn ein Drit­ter Pfand­recht an der Sa­che hat. Ge­langt die­sel­be nicht zur Ver­wer­tung, so wird sie dem Pfand­gläu­bi­ger zu­rück­ge­ge­ben.

215Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

216Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. April 1924, in Kraft seit 1. Jan. 1925 (AS 40 391; BBl 1921 I 507).

Art. 99

2. Bei For­de­run­gen

 

Bei der Pfän­dung von For­de­run­gen oder An­sprü­chen, für wel­che nicht ei­ne an den In­ha­ber oder an Or­der lau­ten­de Ur­kun­de be­steht, wird dem Schuld­ner des Be­trie­be­nen an­ge­zeigt, dass er rechts­gül­tig nur noch an das Be­trei­bungs­amt leis­ten kön­ne.

Art. 100

3. Bei an­dern Rech­ten, For­de­rungs­ein­zug

 

Das Be­trei­bungs­amt sorgt für die Er­hal­tung der ge­pfän­de­ten Rech­te und er­hebt Zah­lung für fäl­li­ge For­de­run­gen.

Art. 101217

4. Bei Grund­stücken

a. Vor­mer­kung im Grund­buch

 

1 Die Pfän­dung ei­nes Grund­stücks hat die Wir­kung ei­ner Ver­fü­gungs­be­schrän­kung. Das Be­trei­bungs­amt teilt sie dem Grund­buchamt un­ter An­ga­be des Zeit­punk­tes und des Be­tra­ges, für den sie er­folgt ist, zum Zwe­cke der Vor­mer­kung un­ver­züg­lich mit. Eben­so sind die Teil­nah­me neu­er Gläu­bi­ger an der Pfän­dung und der Weg­fall der Pfän­dung mit­zu­tei­len.

2 Die Vor­mer­kung wird ge­löscht, wenn das Ver­wer­tungs­be­geh­ren nicht in­nert zwei Jah­ren nach der Pfän­dung ge­stellt wird.

217Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 102218

b. Früch­te und Er­träg­nis­se

 

1 Die Pfän­dung ei­nes Grund­stückes er­fasst un­ter Vor­be­halt der den Grund­pfand­gläu­bi­gern zu­ste­hen­den Rech­te auch des­sen Früch­te und sons­ti­ge Er­träg­nis­se.

2 Das Be­trei­bungs­amt hat den Grund­pfand­gläu­bi­gern so­wie ge­ge­be­nen­falls den Mie­tern oder Päch­tern von der er­folg­ten Pfän­dung Kennt­nis zu ge­ben.

3 Es sorgt für die Ver­wal­tung und Be­wirt­schaf­tung des Grund­stücks219.

218Fas­sung ge­mä­ss Art. 58 SchlT ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1912 (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367).

219Be­zeich­nung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 103

c. Ein­heim­sen der Früch­te

 

1 Das Be­trei­bungs­amt sorgt für das Ein­heim­sen der Früch­te (Art. 94 und 102).220

2 Im Fal­le des Be­dürf­nis­ses sind die Früch­te zum Un­ter­halt des Schuld­ners und sei­ner Fa­mi­lie in An­spruch zu neh­men.

220Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 104

5. Bei Ge­mein­schafts­rech­ten

 

Wird ein Niess­brauch oder ein An­teil an ei­ner un­ver­teil­ten Erb­schaft, an Ge­sell­schafts­gut oder an ei­nem an­dern Ge­mein­schafts­ver­mö­gen ge­pfän­det, so zeigt das Be­trei­bungs­amt die Pfän­dung den be­tei­lig­ten Drit­ten an.

Art. 105221

6. Kos­ten für Auf­be­wah­rung und Un­ter­halt

 

Der Gläu­bi­ger hat dem Be­trei­bungs­amt auf Ver­lan­gen die Kos­ten der Auf­be­wah­rung und des Un­ter­halts ge­pfän­de­ter Ver­mö­gens­stücke vor­zu­schies­sen.

221Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 106222

E. An­sprü­che Drit­ter (Wi­der­spruchs­ver­fah­ren)

1. Vor­mer­kung und Mit­tei­lung

 

1 Wird gel­tend ge­macht, ei­nem Drit­ten ste­he am ge­pfän­de­ten Ge­gen­stand das Ei­gen­tum, ein Pfand­recht oder ein an­de­res Recht zu, das der Pfän­dung ent­ge­gen­steht oder im wei­tern Ver­lauf des Voll­stre­ckungs­ver­fah­rens zu be­rück­sich­ti­gen ist, so merkt das Be­trei­bungs­amt den An­spruch des Drit­ten in der Pfän­dungs­ur­kun­de vor oder zeigt ihn, falls die Ur­kun­de be­reits zu­ge­stellt ist, den Par­tei­en be­son­ders an.

2 Drit­te kön­nen ih­re An­sprü­che an­mel­den, so­lan­ge der Er­lös aus der Ver­wer­tung des ge­pfän­de­ten Ge­gen­stan­des noch nicht ver­teilt ist.

3 Nach der Ver­wer­tung kann der Drit­te die An­sprü­che, die ihm nach Zi­vil­recht bei Dieb­stahl, Ver­lust oder sons­ti­gem Ab­han­den­kom­men ei­ner be­weg­li­chen Sa­che (Art. 934 und 935 ZGB223) oder bei bö­sem Glau­ben des Er­wer­bers (Art. 936 und 974 Abs. 3 ZGB) zu­ste­hen, aus­ser­halb des Be­trei­bungs­ver­fah­rens gel­tend ma­chen. Als öf­fent­li­che Ver­stei­ge­rung im Sin­ne von Ar­ti­kel 934 Ab­satz 2 ZGB gilt da­bei auch der Frei­hand­ver­kauf nach Ar­ti­kel 130 die­ses Ge­set­zes.

222Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

223SR 210

Art. 107224

2. Durch­set­zung

a. Bei aus­sch­liess­li­chem Ge­wahr­sam des Schuld­ners

 

1 Schuld­ner und Gläu­bi­ger kön­nen den An­spruch des Drit­ten beim Be­trei­bungs­amt be­strei­ten, wenn sich der An­spruch be­zieht auf:

1.
ei­ne be­weg­li­che Sa­che im aus­sch­liess­li­chen Ge­wahr­sam des Schuld­ners;
2.
ei­ne For­de­rung oder ein an­de­res Recht, so­fern die Be­rech­ti­gung des Schuld­ners wahr­schein­li­cher ist als die des Drit­ten;
3.
ein Grund­stück, so­fern er sich nicht aus dem Grund­buch er­gibt.

2 Das Be­trei­bungs­amt setzt ih­nen da­zu ei­ne Frist von zehn Ta­gen.

3 Auf Ver­lan­gen des Schuld­ners oder des Gläu­bi­gers wird der Drit­te auf­ge­for­dert, in­ner­halb der Be­strei­tungs­frist sei­ne Be­weis­mit­tel beim Be­trei­bungs­amt zur Ein­sicht vor­zu­le­gen. Ar­ti­kel 73 Ab­satz 2 gilt sinn­ge­mä­ss.

4 Wird der An­spruch des Drit­ten nicht be­strit­ten, so gilt er in der be­tref­fen­den Be­trei­bung als an­er­kannt.

5 Wird der An­spruch be­strit­ten, so setzt das Be­trei­bungs­amt dem Drit­ten ei­ne Frist von 20 Ta­gen, in­nert der er ge­gen den Be­strei­ten­den auf Fest­stel­lung sei­nes An­spruchs kla­gen kann. Reicht er kei­ne Kla­ge ein, so fällt der An­spruch in der be­tref­fen­den Be­trei­bung aus­ser Be­tracht.

224Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 108225

b. Bei Ge­wahr­sam oder Mit­ge­wahr­sam des Drit­ten

 

1 Gläu­bi­ger und Schuld­ner kön­nen ge­gen den Drit­ten auf Ab­er­ken­nung sei­nes An­spruchs kla­gen, wenn sich der An­spruch be­zieht auf:

1.
ei­ne be­weg­li­che Sa­che im Ge­wahr­sam oder Mit­ge­wahr­sam des Drit­ten;
2.
ei­ne For­de­rung oder ein an­de­res Recht, so­fern die Be­rech­ti­gung des Drit­ten wahr­schein­li­cher ist als die­je­ni­ge des Schuld­ners;
3.
ein Grund­stück, so­fern er sich aus dem Grund­buch er­gibt.

2 Das Be­trei­bungs­amt setzt ih­nen da­zu ei­ne Frist von 20 Ta­gen.

3 Wird kei­ne Kla­ge ein­ge­reicht, so gilt der An­spruch in der be­tref­fen­den Be­trei­bung als an­er­kannt.

4 Auf Ver­lan­gen des Gläu­bi­gers oder des Schuld­ners wird der Drit­te auf­ge­for­dert, in­ner­halb der Kla­ge­frist sei­ne Be­weis­mit­tel beim Be­trei­bungs­amt zur Ein­sicht vor­zu­le­gen. Ar­ti­kel 73 Ab­satz 2 gilt sinn­ge­mä­ss.

225Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 109226

c. Ge­richts­stand

 

1 Beim Ge­richt des Be­trei­bungs­or­tes sind ein­zu­rei­chen:

1.
Kla­gen nach Ar­ti­kel 107 Ab­satz 5;
2.
Kla­gen nach Ar­ti­kel 108 Ab­satz 1, so­fern der Be­klag­te Wohn­sitz im Aus­land hat.

2 Rich­tet sich die Kla­ge nach Ar­ti­kel 108 Ab­satz 1 ge­gen einen Be­klag­ten mit Wohn­sitz in der Schweiz, so ist sie an des­sen Wohn­sitz ein­zu­rei­chen.

3 Be­zieht sich der An­spruch auf ein Grund­stück, so ist die Kla­ge in je­dem Fall beim Ge­richt des Or­tes ein­zu­rei­chen, wo das Grund­stück oder sein wert­volls­ter Teil liegt.

4 Das Ge­richt zeigt dem Be­trei­bungs­amt den Ein­gang und die Er­le­di­gung der Kla­ge an. …227

5 Bis zur Er­le­di­gung der Kla­ge bleibt die Be­trei­bung in Be­zug auf die strei­ti­gen Ge­gen­stän­de ein­ge­stellt, und die Fris­ten für Ver­wer­tungs­be­geh­ren (Art. 116) ste­hen still.

226Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

227 Zwei­ter Satz auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 110228

F. Pfän­dungs­an­schluss

1. Im all­ge­mei­nen

 

1 Gläu­bi­ger, die das Fort­set­zungs­be­geh­ren in­ner­halb von 30 Ta­gen nach dem Voll­zug ei­ner Pfän­dung stel­len, neh­men an der Pfän­dung teil. Die Pfän­dung wird je­weils so weit er­gänzt, als dies zur De­ckung sämt­li­cher For­de­run­gen ei­ner sol­chen Gläu­bi­ger­grup­pe not­wen­dig ist.

2 Gläu­bi­ger, die das Fort­set­zungs­be­geh­ren erst nach Ab­lauf der 30‑tä­gi­gen Frist stel­len, bil­den in der glei­chen Wei­se wei­te­re Grup­pen mit ge­son­der­ter Pfän­dung.

3 Be­reits ge­pfän­de­te Ver­mö­gens­stücke kön­nen neu­er­dings ge­pfän­det wer­den, je­doch nur so weit, als de­ren Er­lös nicht den Gläu­bi­gern, für wel­che die vor­ge­hen­de Pfän­dung statt­ge­fun­den hat, aus­zu­rich­ten sein wird.

228Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 111229

2. Pri­vi­le­gier­ter An­schluss

 

1 An der Pfän­dung kön­nen oh­ne vor­gän­gi­ge Be­trei­bung in­nert 40 Ta­gen nach ih­rem Voll­zug teil­neh­men:

1.230
der Ehe­gat­te, die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder der ein­ge­tra­ge­ne Part­ner des Schuld­ners;
2.231
die Kin­der des Schuld­ners für For­de­run­gen aus dem el­ter­li­chen Ver­hält­nis und voll­jäh­ri­ge Per­so­nen für For­de­run­gen aus ei­nem Vor­sor­ge­auf­trag (Art. 360–369 ZGB232);
3.233
die voll­jäh­ri­gen Kin­der und die Gross­kin­der des Schuld­ners für die For­de­run­gen aus den Ar­ti­keln 334 und 334bis ZGB;
4.
der Pfrün­der des Schuld­ners für sei­ne Er­satz­for­de­rung nach Ar­ti­kel 529 OR234.

2 Die Per­so­nen nach Ab­satz 1 Zif­fern 1 und 2 kön­nen ihr Recht nur gel­tend ma­chen, wenn die Pfän­dung wäh­rend der Ehe, der ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft, des el­ter­li­chen Ver­hält­nis­ses oder der Wirk­sam­keit des Vor­sor­ge­auf­trags oder in­nert ei­nes Jah­res nach de­ren En­de er­folgt ist; die Dau­er ei­nes Pro­zess- oder Be­trei­bungs­ver­fah­rens wird da­bei nicht mit­ge­rech­net. An­stel­le der Kin­der oder ei­ner Per­son un­ter ei­ner Mass­nah­me des Er­wach­se­nen­schut­zes kann auch die Kin­des- und Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de die An­schlus­s­er­klä­rung ab­ge­ben.235

3 So­weit dem Be­trei­bungs­amt an­schluss­be­rech­tig­te Per­so­nen be­kannt sind, teilt es die­sen die Pfän­dung durch un­ein­ge­schrie­be­nen Brief mit.

4 Das Be­trei­bungs­amt gibt dem Schuld­ner und den Gläu­bi­gern von ei­nem sol­chen An­spruch Kennt­nis und setzt ih­nen ei­ne Frist von zehn Ta­gen zur Be­strei­tung.

5 Wird der An­spruch be­strit­ten, so fin­det die Teil­nah­me nur mit dem Recht ei­ner pro­vi­so­ri­schen Pfän­dung statt, und der An­spre­cher muss in­nert 20 Ta­gen beim Ge­richt des Be­trei­bungs­or­tes kla­gen; nutzt er die Frist nicht, so fällt sei­ne Teil­nah­me da­hin. …236

229Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

230 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 16 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

231 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

232 SR 210

233 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

234SR 220

235 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

236 Zwei­ter Satz auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 112

G. Pfän­dungs­ur­kun­de

1. Auf­nah­me

 

1 Über je­de Pfän­dung wird ei­ne mit der Un­ter­schrift des voll­zie­hen­den Be­am­ten oder An­ge­stell­ten zu ver­se­hen­de Ur­kun­de (Pfän­dungs­ur­kun­de) auf­ge­nom­men. Die­sel­be be­zeich­net den Gläu­bi­ger und den Schuld­ner, den Be­trag der For­de­rung, Tag und Stun­de der Pfän­dung, die ge­pfän­de­ten Ver­mö­gens­stücke samt de­ren Schät­zung so­wie, ge­ge­be­nen­falls, die An­sprü­che Drit­ter.

2 Wer­den Ge­gen­stän­de ge­pfän­det, auf wel­che be­reits ein Ar­rest ge­legt ist, so wird die Teil­nah­me des Ar­rest­gläu­bi­gers an der Pfän­dung (Art. 281) vor­ge­merkt.

3 Ist nicht ge­nü­gen­des oder gar kein pfänd­ba­res Ver­mö­gen vor­han­den, so wird die­ser Um­stand in der Pfän­dungs­ur­kun­de fest­ge­stellt.

Art. 113237

2. Nach­trä­ge

 

Neh­men neue Gläu­bi­ger an ei­ner Pfän­dung teil oder wird ei­ne Pfän­dung er­gänzt, so wird dies in der Pfän­dungs­ur­kun­de nach­ge­tra­gen.

237Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 114238

3. Zu­stel­lung an Gläu­bi­ger und Schuld­ner

 

Das Be­trei­bungs­amt stellt den Gläu­bi­gern und dem Schuld­ner nach Ab­lauf der 30-tä­gi­gen Teil­nah­me­frist un­ver­züg­lich ei­ne Ab­schrift der Pfän­dungs­ur­kun­de zu.

238Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 115

4. Pfän­dungs­ur­kun­de als Ver­lust­schein

 

1 War kein pfänd­ba­res Ver­mö­gen vor­han­den, so bil­det die Pfän­dungs­ur­kun­de den Ver­lust­schein im Sin­ne des Ar­ti­kels 149.

2 War nach der Schät­zung des Be­am­ten nicht ge­nü­gen­des Ver­mö­gen vor­han­den, so dient die Pfän­dungs­ur­kun­de dem Gläu­bi­ger als pro­vi­so­ri­scher Ver­lust­schein und äus­sert als sol­cher die in den Ar­ti­keln 271 Zif­fer 5 und 285 be­zeich­ne­ten Rechts­wir­kun­gen.

3 Der pro­vi­so­ri­sche Ver­lust­schein ver­leiht dem Gläu­bi­ger fer­ner das Recht, in­nert der Jah­res­frist nach Ar­ti­kel 88 Ab­satz 2 die Pfän­dung neu ent­deck­ter Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de zu ver­lan­gen. Die Be­stim­mun­gen über den Pfän­dungs­an­schluss (Art. 110 und 111) sind an­wend­bar.239

239Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

II. Verwertung

Art. 116240

II. Ver­wer­tung

A. Ver­wer­tungs­be­geh­ren

1. Frist

 

1 Der Gläu­bi­ger kann die Ver­wer­tung der ge­pfän­de­ten be­weg­li­chen Ver­mö­gens­stücke so­wie der For­de­run­gen und der an­dern Rech­te frü­he­s­tens einen Mo­nat und spä­tes­tens ein Jahr, die­je­ni­ge der ge­pfän­de­ten Grund­stücke frü­he­s­tens sechs Mo­na­te und spä­tes­tens zwei Jah­re nach der Pfän­dung ver­lan­gen.

2 Ist künf­ti­ger Lohn ge­pfän­det wor­den, und hat der Ar­beit­ge­ber ge­pfän­de­te Be­trä­ge bei de­ren Fäl­lig­keit nicht ab­ge­lie­fert, so kann die Ver­wer­tung des An­spru­ches auf die­se Be­trä­ge in­nert 15 Mo­na­ten nach der Pfän­dung ver­langt wer­den.

3 Ist die Pfän­dung we­gen Teil­nah­me meh­re­rer Gläu­bi­ger er­gänzt wor­den, so lau­fen die­se Fris­ten von der letz­ten er­folg­rei­chen Er­gän­zungs­pfän­dung an.

240Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 117

2. Be­rech­ti­gung

 

1 Das Recht, die Ver­wer­tung zu ver­lan­gen, steht in ei­ner Gläu­bi­ger­grup­pe je­dem ein­zel­nen Teil­neh­mer zu.

2 Gläu­bi­ger, wel­che Ver­mö­gens­stücke ge­mä­ss Ar­ti­kel 110 Ab­satz 3 nur für den Mehr­er­lös ge­pfän­det ha­ben, kön­nen gleich­falls de­ren Ver­wer­tung ver­lan­gen.

Art. 118

3. Bei pro­vi­so­ri­scher Pfän­dung

 

Ein Gläu­bi­ger, des­sen Pfän­dung ei­ne bloss pro­vi­so­ri­sche ist, kann die Ver­wer­tung nicht ver­lan­gen. In­zwi­schen lau­fen für ihn die Fris­ten des Ar­ti­kels 116 nicht.

Art. 119241

4. Wir­kun­gen

 

1 Die ge­pfän­de­ten Ver­mö­gens­stücke wer­den nach den Ar­ti­keln 122–143aver­wer­tet.

2 Die Ver­wer­tung wird ein­ge­stellt, so­bald der Er­lös den Ge­samt­be­trag der For­de­run­gen er­reicht, für wel­che die Pfän­dung pro­vi­so­risch oder end­gül­tig ist. Ar­ti­kel 144 Ab­satz 5 ist vor­be­hal­ten.

241Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 120

5. An­zei­ge an den Schuld­ner

 

Das Be­trei­bungs­amt be­nach­rich­tigt den Schuld­ner bin­nen drei Ta­gen von dem Ver­wer­tungs­be­geh­ren.

Art. 121

6. Er­lö­schen der Be­trei­bung

 

Wenn bin­nen der ge­setz­li­chen Frist das Ver­wer­tungs­be­geh­ren nicht ge­stellt oder zu­rück­ge­zo­gen und nicht er­neu­ert wird, so er­lischt die Be­trei­bung.

Art. 122

B. Ver­wer­tung von be­weg­li­chen Sa­chen und For­de­run­gen

1. Fris­ten

a. Im all­ge­mei­nen

 

1 Be­weg­li­che Sa­chen und For­de­run­gen wer­den vom Be­trei­bungs­amt frü­he­s­tens zehn Ta­ge und spä­tes­tens zwei Mo­na­te nach Ein­gang des Be­geh­rens ver­wer­tet.242

2 Die Ver­wer­tung hän­gen­der oder ste­hen­der Früch­te darf oh­ne Zu­stim­mung des Schuld­ners nicht vor der Rei­fe statt­fin­den.

242Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 123243

b. Auf­schub der Ver­wer­tung

 

1 Macht der Schuld­ner glaub­haft, dass er die Schuld ra­ten­wei­se til­gen kann, und ver­pflich­tet er sich zu re­gel­mäs­si­gen und an­ge­mes­se­nen Ab­schlag­zah­lun­gen an das Be­trei­bungs­amt, so kann der Be­trei­bungs­be­am­te nach Er­halt der ers­ten Ra­te die Ver­wer­tung um höchs­tens zwölf Mo­na­te hin­aus­schie­ben.244

2 Bei Be­trei­bun­gen für For­de­run­gen der ers­ten Klas­se (Art. 219 Abs. 4) kann die Ver­wer­tung um höchs­tens sechs Mo­na­te auf­ge­scho­ben wer­den.245

3 Der Be­trei­bungs­be­am­te setzt die Hö­he und die Ver­fall­ter­mi­ne der Ab­schlags­zah­lun­gen fest; er hat da­bei die Ver­hält­nis­se des Schuld­ners wie des Gläu­bi­gers zu be­rück­sich­ti­gen.

4 Der Auf­schub ver­län­gert sich um die Dau­er ei­nes all­fäl­li­gen Rechts­s­till­stan­des. In die­sem Fall wer­den nach Ab­lauf des Rechts­s­till­stan­des die Ra­ten und ih­re Fäl­lig­keit neu fest­ge­setzt.246

5 Der Be­trei­bungs­be­am­te än­dert sei­ne Ver­fü­gung von Am­tes we­gen oder auf Be­geh­ren des Gläu­bi­gers oder des Schuld­ners, so­weit die Um­stän­de es er­for­dern. Der Auf­schub fällt oh­ne wei­te­res da­hin, wenn ei­ne Ab­schlag­zah­lung nicht recht­zei­tig ge­leis­tet wird.247

243Fas­sung ge­mä­ss Art. 5 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

244Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

245Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

246Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

247Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 124

c. Vor­zei­ti­ge Ver­wer­tung

 

1 Auf Be­geh­ren des Schuld­ners kann die Ver­wer­tung248 statt­fin­den, auch wenn der Gläu­bi­ger noch nicht be­rech­tigt ist, die­sel­be zu ver­lan­gen.

2 Der Be­trei­bungs­be­am­te kann je­der­zeit Ge­gen­stän­de ver­wer­ten, die schnel­ler Wert­ver­min­de­rung aus­ge­setzt sind, einen kost­spie­li­gen Un­ter­halt er­for­dern oder un­ver­hält­nis­mäs­sig ho­he Auf­be­wah­rungs­kos­ten ver­ur­sa­chen.249

248Be­zeich­nung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

249Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 125

2. Ver­stei­ge­rung

a. Vor­be­rei­tung

 

1 Die Ver­wer­tung ge­schieht auf dem We­ge der öf­fent­li­chen Stei­ge­rung. Ort, Tag und Stun­de der­sel­ben wer­den vor­her öf­fent­lich be­kannt­ge­macht.

2 Die Art der Be­kannt­ma­chung so­wie die Art und Wei­se, der Ort und der Tag der Stei­ge­rung wer­den vom Be­trei­bungs­be­am­ten so be­stimmt, dass da­durch die In­ter­es­sen der Be­tei­lig­ten best­mög­li­che Be­rück­sich­ti­gung fin­den. Die Be­kannt­ma­chung durch das Amts­blatt ist in die­sem Fal­le nicht ge­bo­ten.

3 Ha­ben der Schuld­ner, der Gläu­bi­ger und die be­tei­lig­ten Drit­ten in der Schweiz einen be­kann­ten Wohn­ort oder einen Ver­tre­ter, so teilt ih­nen das Be­trei­bungs­amt we­nigs­tens drei Ta­ge vor der Ver­stei­ge­rung de­ren Zeit und Ort durch un­ein­ge­schrie­be­nen Brief mit.250

250Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 126251

b. Zu­schlag, De­ckungs­prin­zip

 

1 Der Ver­wer­tungs­ge­gen­stand wird dem Meist­bie­ten­den nach drei­ma­li­gem Auf­ruf zu­ge­schla­gen, so­fern das An­ge­bot den Be­trag all­fäl­li­ger dem be­trei­ben­den Gläu­bi­ger im Ran­ge vor­ge­hen­der pfand­ge­si­cher­ter For­de­run­gen über­steigt.

2 Er­folgt kein sol­ches An­ge­bot, so fällt die Be­trei­bung in Hin­sicht auf die­sen Ge­gen­stand da­hin.

251Fas­sung ge­mä­ss Art. 6 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

Art. 127252

c. Ver­zicht auf die Ver­wer­tung

 

Ist von vor­ne­he­rein an­zu­neh­men, dass der Zu­schlag ge­mä­ss Ar­ti­kel 126 nicht mög­lich sein wird, so kann der Be­trei­bungs­be­am­te auf An­trag des be­trei­ben­den Gläu­bi­gers von der Ver­wer­tung ab­se­hen und einen Ver­lust­schein aus­stel­len.

252Fas­sung ge­mä­ss Art. 6 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

Art. 128253

d. Ge­gen­stän­de aus Edel­me­tall

 

Ge­gen­stän­de aus Edel­me­tall dür­fen nicht un­ter ih­rem Me­tall­wert zu­ge­schla­gen wer­den.

253Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 129

e. Zah­lungs­mo­dus und Fol­gen des Zah­lungs­ver­zu­ges

 

1 Die Zah­lung muss un­mit­tel­bar nach dem Zu­schlag ge­leis­tet wer­den. Der Be­trei­bungs­be­am­te kann je­doch einen Zah­lungs­ter­min von höchs­tens 20 Ta­gen ge­wäh­ren. Die Über­ga­be fin­det erst statt, wenn das Be­trei­bungs­amt un­wi­der­ruf­lich über das Geld ver­fü­gen kann.254

2 Die Zah­lung kann bis zum Be­trag von 100 000 Fran­ken in bar ge­leis­tet wer­den. Liegt der Preis hö­her, so ist der Teil, der die­sen Be­trag über­steigt, über einen Fi­nan­zin­ter­me­di­är nach dem Geld­wä­sche­rei­ge­setz vom 10. Ok­to­ber 1997255 ab­zu­wi­ckeln. Im Üb­ri­gen be­stimmt der Be­trei­bungs­be­am­te den Zah­lungs­mo­dus.256

3 Wird die Zah­lung nicht recht­zei­tig ge­leis­tet, so hat das Be­trei­bungs­amt ei­ne neue Stei­ge­rung an­zu­ord­nen, auf die Ar­ti­kel 126 An­wen­dung fin­det.257

4 Der frü­he­re Er­stei­ge­rer und sei­ne Bür­gen haf­ten für den Aus­fall und al­len wei­tern Scha­den. Der Zins­ver­lust wird hier­bei zu fünf vom Hun­dert be­rech­net.

254 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 12. Dez. 2014 zur Um­set­zung der 2012 re­vi­dier­ten Emp­feh­lun­gen der Grou­pe d'ac­ti­on fi­nan­ciè­re, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 20151389; BBl 2014605).

255 SR 955.0

256 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 12. Dez. 2014 zur Um­set­zung der 2012 re­vi­dier­ten Emp­feh­lun­gen der Grou­pe d'ac­ti­on fi­nan­ciè­re, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 20151389; BBl 2014605).

257Fas­sung ge­mä­ss Art. 7 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

Art. 130

3. Frei­hand­ver­kauf

 

An die Stel­le der Ver­stei­ge­rung kann der frei­hän­di­ge Ver­kauf tre­ten:258

1.259
wenn al­le Be­tei­lig­ten aus­drück­lich da­mit ein­ver­stan­den sind;
2.
wenn Wert­pa­pie­re oder an­de­re Ge­gen­stän­de, die einen Markt- oder Bör­sen­preis ha­ben, zu ver­wer­ten260 sind und der an­ge­bo­te­ne Preis dem Ta­ges­kur­se gleich­kommt;
3.261
wenn bei Ge­gen­stän­den aus Edel­me­tall, für die bei der Ver­stei­ge­rung die An­ge­bo­te den Me­tall­wert nicht er­reich­ten, die­ser Preis an­ge­bo­ten wird;
4.
im Fal­le des Ar­ti­kels 124 Ab­satz 2.

258Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

259Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

260Be­zeich­nung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

261Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 131

4. For­de­rungs­über­wei­sung

 

1 Geld­for­de­run­gen des Schuld­ners, wel­che kei­nen Markt- oder Bör­sen­preis ha­ben, wer­den, wenn sämt­li­che pfän­den­de Gläu­bi­ger es ver­lan­gen, ent­we­der der Ge­samt­heit der Gläu­bi­ger oder ein­zel­nen von ih­nen für ge­mein­schaft­li­che Rech­nung zum Nenn­wert an Zah­lungs Statt an­ge­wie­sen. In die­sem Fal­le tre­ten die Gläu­bi­ger bis zur Hö­he ih­rer For­de­run­gen in die Rech­te des be­trie­be­nen Schuld­ners ein.

2 Sind al­le pfän­den­den Gläu­bi­ger ein­ver­stan­den, so kön­nen sie oder ein­zel­ne von ih­nen, oh­ne Nach­teil für ih­re Rech­te ge­gen­über dem be­trie­be­nen Schuld­ner, ge­pfän­de­te An­sprü­che im ei­ge­nen Na­men so­wie auf ei­ge­ne Rech­nung und Ge­fahr gel­tend ma­chen. Sie be­dür­fen da­zu der Er­mäch­ti­gung des Be­trei­bungs­am­tes. Das Er­geb­nis dient zur De­ckung der Aus­la­gen und der For­de­run­gen der­je­ni­gen Gläu­bi­ger, wel­che in die­ser Wei­se vor­ge­gan­gen sind. Ein Über­schuss ist an das Be­trei­bungs­amt ab­zu­lie­fern.262

262Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 132263

5. Be­son­de­re Ver­wer­tungs­ver­fah­ren

 

1 Sind Ver­mö­gens­be­stand­tei­le an­de­rer Art zu ver­wer­ten, wie ei­ne Nutz­nies­sung oder ein An­teil an ei­ner un­ver­teil­ten Erb­schaft, an ei­ner Ge­mein­der­schaft, an Ge­sell­schafts­gut oder an ei­nem an­dern ge­mein­schaft­li­chen Ver­mö­gen, so er­sucht der Be­trei­bungs­be­am­te die Auf­sichts­be­hör­de um Be­stim­mung des Ver­fah­rens.

2 Die glei­che Re­gel gilt für die Ver­wer­tung von Er­fin­dun­gen, von Sor­ten­schutz­rech­ten, von ge­werb­li­chen Mus­tern und Mo­del­len, von Fa­brik- und Han­dels­mar­ken und von Ur­he­ber­rech­ten.264

3 Die Auf­sichts­be­hör­de kann nach An­hö­rung der Be­tei­lig­ten die Ver­stei­ge­rung an­ord­nen oder die Ver­wer­tung ei­nem Ver­wal­ter über­tra­gen oder ei­ne an­de­re Vor­keh­rung tref­fen.

263Fas­sung ge­mä­ss Art. 8 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

264Fas­sung ge­mä­ss Art. 52 Ziff. I des Sor­ten­schutz­ge­set­zes vom 20. März 1975, in Kraft seit 1. Ju­ni 1977 (AS 1977 862; BBl 1974I 1469).

Art. 132a265

6. An­fech­tung der Ver­wer­tung

 

1 Die Ver­wer­tung kann nur durch Be­schwer­de ge­gen den Zu­schlag oder den Ab­schluss des Frei­hand­ver­kaufs an­ge­foch­ten wer­den.

2 Die Be­schwer­de­frist von Ar­ti­kel 17 Ab­satz 2 be­ginnt, wenn der Be­schwer­de­füh­rer von der an­ge­foch­te­nen Ver­wer­tungs­hand­lung Kennt­nis er­hal­ten hat und der An­fech­tungs­grund für ihn er­kenn­bar ge­wor­den ist.

3 Das Be­schwer­de­recht er­lischt ein Jahr nach der Ver­wer­tung.

265Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 133266

C. Ver­wer­tung der Grund­stücke

1. Frist

 

1 Grund­stücke wer­den vom Be­trei­bungs­amt frü­he­s­tens einen Mo­nat und spä­tes­tens drei Mo­na­te nach Ein­gang des Ver­wer­tungs­be­geh­rens öf­fent­lich ver­stei­gert.

2 Auf Be­geh­ren des Schuld­ners und mit aus­drück­li­cher Zu­stim­mung sämt­li­cher Pfän­dungs- und Grund­pfand­gläu­bi­ger kann die Ver­wer­tung statt­fin­den, auch wenn noch kein Gläu­bi­ger be­rech­tigt ist, sie zu ver­lan­gen.

266Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 134

2. Stei­ge­rungs­be­din­gun­gen

a. Auf­le­gung

 

1 Die Stei­ge­rungs­be­din­gun­gen sind vom Be­trei­bungs­am­te in orts­üb­li­cher Wei­se auf­zu­stel­len und so ein­zu­rich­ten, dass sich ein mög­lichst güns­ti­ges Er­geb­nis er­war­ten lässt.

2 Die­sel­ben wer­den min­des­tens zehn Ta­ge vor der Stei­ge­rung im Lo­kal des Be­trei­bungs­am­tes zu je­der­manns Ein­sicht auf­ge­legt.

Art. 135

b. In­halt

 

1 Die Stei­ge­rungs­be­din­gun­gen be­stim­men, dass Grund­stücke mit al­len dar­auf haf­ten­den Be­las­tun­gen (Dienst­bar­kei­ten, Grund­las­ten, Grund­pfand­rech­ten und vor­ge­merk­ten per­sön­li­chen Rech­ten) ver­stei­gert wer­den und da­mit ver­bun­de­ne per­sön­li­che Schuld­pflich­ten auf den Er­wer­ber über­ge­hen. Der Schuld­ner ei­ner über­bun­de­nen Schuld aus Grund­pfand­ver­schrei­bung oder aus Schuld­brief wird frei, wenn ihm der Gläu­bi­ger nicht in­nert ei­nem Jahr nach dem Zu­schlag er­klärt, ihn bei­be­hal­ten zu wol­len (Art. 832 ZGB267). Fäl­li­ge grund­pfand­ge­si­cher­te Schul­den wer­den nicht über­bun­den, son­dern vor­weg aus dem Er­lös be­zahlt.268

2 Die Stei­ge­rungs­be­din­gun­gen stel­len fer­ner fest, wel­che Kos­ten dem Er­wer­ber ob­lie­gen.

267SR 210

268Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 136269

c. Zah­lungs­mo­dus

 

1 Der Be­trei­bungs­be­am­te legt den Zah­lungs­mo­dus in den Stei­ge­rungs­be­din­gun­gen fest; er kann einen Zah­lungs­ter­min von höchs­tens sechs Mo­na­ten ge­wäh­ren.

2 Die Zah­lung kann bis zum Be­trag von 100 000 Fran­ken in bar ge­leis­tet wer­den. Liegt der Preis hö­her, so ist der Teil, der die­sen Be­trag über­steigt, über einen Fi­nan­zin­ter­me­di­är nach dem Geld­wä­sche­rei­ge­setz vom 10. Ok­to­ber 1997270 ab­zu­wi­ckeln.

269Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 12. Dez. 2014 zur Um­set­zung der 2012 re­vi­dier­ten Emp­feh­lun­gen der Grou­pe d'ac­ti­on fi­nan­ciè­re, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 20151389; BBl 2014605).

270 SR 955.0

Art. 137271

d. Zah­lungs­frist

 

Wenn ein Zah­lungs­ter­min ge­währt wird, bleibt das Grund­stück bis zur Zah­lung der Kaufsum­me auf Rech­nung und Ge­fahr des Er­wer­bers in der Ver­wal­tung des Be­trei­bungs­am­tes. Oh­ne des­sen Be­wil­li­gung darf in­zwi­schen kei­ne Ein­tra­gung in das Grund­buch vor­ge­nom­men wer­den. Über­dies kann sich das Be­trei­bungs­amt für den ge­stun­de­ten Kauf­preis be­son­de­re Si­cher­hei­ten aus­be­din­gen.

271Fas­sung ge­mä­ss Art. 58 SchlT ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1912 (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367).

Art. 138

3. Ver­stei­ge­rung

a. Be­kannt­ma­chung, An­mel­dung der Rech­te

 

1 Die Stei­ge­rung wird min­des­tens einen Mo­nat vor­her öf­fent­lich be­kannt­ge­macht.

2 Die Be­kannt­ma­chung ent­hält:

1.
Ort, Tag und Stun­de der Stei­ge­rung;
2.
die An­ga­be des Ta­ges, von wel­chem an die Stei­ge­rungs­be­din­gun­gen auf­lie­gen;
3.272
die Auf­for­de­rung an die Pfand­gläu­bi­ger und al­le üb­ri­gen Be­tei­lig­ten, dem Be­trei­bungs­amt in­nert 20 Ta­gen ih­re An­sprü­che am Grund­stück, ins­be­son­de­re für Zin­sen und Kos­ten, ein­zu­ge­ben. In die­ser Auf­for­de­rung ist an­zu­kün­di­gen, dass sie bei Nicht­ein­hal­ten die­ser Frist am Er­geb­nis der Ver­wer­tung nur teil­ha­ben, so­weit ih­re Rech­te im Grund­buch ein­ge­tra­gen sind.

3 Ei­ne ent­spre­chen­de Auf­for­de­rung wird auch an die Be­sit­zer von Dienst­bar­kei­ten ge­rich­tet, so­weit noch kan­to­na­les Recht zur An­wen­dung kommt.273

272Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

273Fas­sung ge­mä­ss Art. 58 SchlT ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1912 (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367).

Art. 139274

b. An­zei­ge an die Be­tei­lig­ten

 

Das Be­trei­bungs­amt stellt dem Gläu­bi­ger, dem Schuld­ner, ei­nem all­fäl­li­gen drit­ten Ei­gen­tü­mer des Grund­stücks und al­len im Grund­buch ein­ge­tra­ge­nen Be­tei­lig­ten ein Ex­em­plar der Be­kannt­ma­chung durch un­ein­ge­schrie­be­nen Brief zu, wenn sie einen be­kann­ten Wohn­sitz oder einen Ver­tre­ter ha­ben.

274Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 140275

c. Las­ten­be­rei­ni­gung, Schät­zung

 

1 Vor der Ver­stei­ge­rung er­mit­telt der Be­trei­bungs­be­am­te die auf dem Grund­stück ru­hen­den Las­ten (Dienst­bar­kei­ten, Grund­las­ten, Grund­pfand­rech­te und vor­ge­merk­te per­sön­li­che Rech­te) an­hand der Ein­ga­ben der Be­rech­tig­ten und ei­nes Aus­zu­ges aus dem Grund­buch.

2 Er stellt den Be­tei­lig­ten das Ver­zeich­nis der Las­ten zu und setzt ih­nen gleich­zei­tig ei­ne Be­strei­tungs­frist von zehn Ta­gen. Die Ar­ti­kel 106–109 sind an­wend­bar.

3 Aus­ser­dem ord­net der Be­trei­bungs­be­am­te ei­ne Schät­zung des Grund­stückes an und teilt de­ren Er­geb­nis den Be­tei­lig­ten mit.

275Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 141276

d. Aus­set­zen der Ver­stei­ge­rung

 

1 Ist ein in das Las­ten­ver­zeich­nis auf­ge­nom­me­ner An­spruch strei­tig, so ist die Ver­stei­ge­rung bis zum Aus­trag der Sa­che aus­zu­set­zen, so­fern an­zu­neh­men ist, dass der Streit die Hö­he des Zu­schlags­prei­ses be­ein­flusst oder durch ei­ne vor­he­ri­ge Ver­stei­ge­rung an­de­re be­rech­tig­te In­ter­es­sen ver­letzt wer­den.

2 Be­steht le­dig­lich Streit über die Zu­ge­hö­rei­gen­schaft oder dar­über, ob die Zu­ge­hör nur ein­zel­nen Pfand­gläu­bi­gern ver­pfän­det sei, so kann die Ver­stei­ge­rung des Grund­stückes samt der Zu­ge­hör gleich­wohl statt­fin­den.

276Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 142277

e. Dop­pelauf­ruf

 

1 Ist ein Grund­stück oh­ne Zu­stim­mung des vor­ge­hen­den Grund­pfand­gläu­bi­gers mit ei­ner Dienst­bar­keit, ei­ner Grund­last oder ei­nem vor­ge­merk­ten per­sön­li­chen Recht be­las­tet und er­gibt sich der Vor­rang des Pfand­rechts aus dem Las­ten­ver­zeich­nis, so kann der Grund­pfand­gläu­bi­ger in­nert zehn Ta­gen nach Zu­stel­lung des Las­ten­ver­zeich­nis­ses den Auf­ruf so­wohl mit als auch oh­ne die Last ver­lan­gen.

2 Er­gibt sich der Vor­rang des Pfand­rechts nicht aus dem Las­ten­ver­zeich­nis, so wird dem Be­geh­ren um Dop­pelauf­ruf nur statt­ge­ge­ben, wenn der In­ha­ber des be­trof­fe­nen Rechts den Vor­rang an­er­kannt hat oder der Grund­pfand­gläu­bi­ger in­nert zehn Ta­gen nach Zu­stel­lung des Las­ten­ver­zeich­nis­ses am Ort der ge­le­ge­nen Sa­che Kla­ge auf Fest­stel­lung des Vor­ran­ges ein­reicht.

3 Reicht das An­ge­bot für das Grund­stück mit der Last zur Be­frie­di­gung des Gläu­bi­gers nicht aus und er­hält er oh­ne sie bes­se­re De­ckung, so kann er die Lö­schung der Last im Grund­buch ver­lan­gen. Bleibt nach sei­ner Be­frie­di­gung ein Über­schuss, so ist die­ser in ers­ter Li­nie bis zur Hö­he des Wer­tes der Last zur Ent­schä­di­gung des Be­rech­tig­ten zu ver­wen­den.

277Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 142a278

4. Zu­schlag. De­ckungs­prin­zip. Ver­zicht auf die Ver­wer­tung

 

Die Be­stim­mun­gen über den Zu­schlag und das De­ckungs­prin­zip (Art. 126) so­wie über den Ver­zicht auf die Ver­wer­tung (Art. 127) sind an­wend­bar.

278Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 143

5. Fol­gen des Zah­lungs­ver­zu­ges

 

1 Er­folgt die Zah­lung nicht recht­zei­tig, so wird der Zu­schlag rück­gän­gig ge­macht, und das Be­trei­bungs­amt ord­net so­fort ei­ne neue Ver­stei­ge­rung an. Ar­ti­kel 126 ist an­wend­bar.279

2 Der frü­he­re Er­stei­ge­rer und sei­ne Bür­gen haf­ten für den Aus­fall und al­len wei­tern Scha­den. Der Zins­ver­lust wird hier­bei zu fünf vom Hun­dert be­rech­net.

279Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 143a280

6. Er­gän­zen­de Be­stim­mun­gen

 

Für die Ver­wer­tung von Grund­stücken gel­ten im Üb­ri­gen die Ar­ti­kel 123 und 132a.

280Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 143b281

7. Frei­hand­ver­kauf

 

1 An die Stel­le der Ver­stei­ge­rung kann der frei­hän­di­ge Ver­kauf tre­ten, wenn al­le Be­tei­lig­ten da­mit ein­ver­stan­den sind und min­des­tens der Schät­zungs­preis an­ge­bo­ten wird.

2 Der Ver­kauf darf nur nach durch­ge­führ­ten Las­ten­be­rei­ni­gungs­ver­fah­ren im Sin­ne von Ar­ti­kel 138 Ab­satz 2 Zif­fer 3 und Ab­satz 3 und Ar­ti­kel 140 so­wie in ent­spre­chen­der An­wen­dung der Ar­ti­kel 135–137 er­fol­gen.

281Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 144

D. Ver­tei­lung

1. Zeit­punkt. Art der Vor­nah­me

 

1 Die Ver­tei­lung fin­det statt, so­bald al­le in ei­ner Pfän­dung ent­hal­te­nen Ver­mö­gens­stücke ver­wer­tet sind.

2 Es kön­nen schon vor­her Ab­schlags­ver­tei­lun­gen vor­ge­nom­men wer­den.

3 Aus dem Er­lös wer­den vor­weg die Kos­ten für die Ver­wal­tung, die Ver­wer­tung, die Ver­tei­lung und ge­ge­be­nen­falls die Be­schaf­fung ei­nes Er­satz­ge­gen­stan­des (Art. 92 Abs. 3) be­zahlt.282

4 Der Rein­er­lös wird den be­tei­lig­ten Gläu­bi­gern bis zur Hö­he ih­rer For­de­run­gen, ein­sch­liess­lich des Zin­ses bis zum Zeit­punkt der letz­ten Ver­wer­tung und der Be­trei­bungs­kos­ten (Art. 68), aus­ge­rich­tet.283

5 Die auf For­de­run­gen mit pro­vi­so­ri­scher Pfän­dung ent­fal­len­den Be­trä­ge wer­den einst­wei­len bei der De­po­si­ten­an­stalt hin­ter­legt.

282Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

283Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 145284

2. Nach­p­fän­dung

 

1 Deckt der Er­lös den Be­trag der For­de­run­gen nicht, so voll­zieht das Be­trei­bungs­amt un­ver­züg­lich ei­ne Nach­p­fän­dung und ver­wer­tet die Ge­gen­stän­de mög­lichst rasch. Ein be­son­de­res Be­geh­ren ei­nes Gläu­bi­gers ist nicht nö­tig, und das Amt ist nicht an die or­dent­li­chen Fris­ten ge­bun­den.

2 Ist in­zwi­schen ei­ne an­de­re Pfän­dung durch­ge­führt wor­den, so wer­den die dar­aus ent­stan­de­nen Rech­te durch die Nach­p­fän­dung nicht be­rührt.

3 Die Be­stim­mun­gen über den Pfän­dungs­an­schluss (Art. 110 und 111) sind an­wend­bar.

284Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 146285

3. Kol­lo­ka­ti­ons­plan und Ver­tei­lungs­lis­te

a. Rang­fol­ge der Gläu­bi­ger

 

1 Kön­nen nicht sämt­li­che Gläu­bi­ger be­frie­digt wer­den, so er­stellt das Be­trei­bungs­amt den Plan für die Rang­ord­nung der Gläu­bi­ger (Kol­lo­ka­ti­ons­plan) und die Ver­tei­lungs­lis­te.

2 Die Gläu­bi­ger er­hal­ten den Rang, den sie nach Ar­ti­kel 219 im Kon­kurs des Schuld­ners ein­neh­men wür­den. An­stel­le der Kon­kurser­öff­nung ist der Zeit­punkt des Fort­set­zungs­be­geh­rens mass­ge­bend.

285Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 147286

b. Auf­le­gung

 

Der Kol­lo­ka­ti­ons­plan und die Ver­tei­lungs­lis­te wer­den beim Be­trei­bungs­amt auf­ge­legt. Die­ses be­nach­rich­tigt die Be­tei­lig­ten da­von und stellt je­dem Gläu­bi­ger einen sei­ne For­de­rung be­tref­fen­den Aus­zug zu.

286Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 148

c. An­fech­tung durch Kla­ge

 

1 Will ein Gläu­bi­ger die For­de­rung oder den Rang ei­nes an­dern Gläu­bi­gers be­strei­ten, so muss er ge­gen die­sen in­nert 20 Ta­gen nach Emp­fang des Aus­zu­ges beim Ge­richt des Be­trei­bungs­or­tes Kol­lo­ka­ti­ons­kla­ge er­he­ben.287

2288

3 Heisst das Ge­richt die Kla­ge gut, so weist es den nach der Ver­tei­lungs­lis­te auf den Be­klag­ten ent­fal­len­den An­teil am Ver­wer­tungs­er­lös dem Klä­ger zu, so­weit dies zur De­ckung sei­nes in der Ver­tei­lungs­lis­te aus­ge­wie­se­nen Ver­lus­tes und der Pro­zess­kos­ten nö­tig ist. Ein all­fäl­li­ger Über­schuss ver­bleibt dem Be­klag­ten.289

287Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

288 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

289Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 149

4. Ver­lust­schein

a. Aus­stel­lung und Wir­kung

 

1 Je­der Gläu­bi­ger, der an der Pfän­dung teil­ge­nom­men hat, er­hält für den un­ge­deck­ten Be­trag sei­ner For­de­rung einen Ver­lust­schein. Der Schuld­ner er­hält ein Dop­pel des Ver­lust­scheins.290

1bis Das Be­trei­bungs­amt stellt den Ver­lust­schein aus, so­bald die Hö­he des Ver­lus­tes fest­steht.291

2 Der Ver­lust­schein gilt als Schuld­an­er­ken­nung im Sin­ne des Ar­ti­kels 82 und ge­währt dem Gläu­bi­ger die in den Ar­ti­keln 271 Zif­fer 5 und 285 er­wähn­ten Rech­te.

3 Der Gläu­bi­ger kann wäh­rend sechs Mo­na­ten nach Zu­stel­lung des Ver­lust­schei­nes oh­ne neu­en Zah­lungs­be­fehl die Be­trei­bung fort­set­zen.

4 Der Schuld­ner hat für die durch den Ver­lust­schein ver­ur­kun­de­te For­de­rung kei­ne Zin­sen zu zah­len. Mit­schuld­ner, Bür­gen und sons­ti­ge Rück­griffs­be­rech­tig­te, wel­che an Schuld­ners Statt Zin­sen be­zah­len müs­sen, kön­nen ihn nicht zum Er­sat­ze der­sel­ben an­hal­ten.

5292

290Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

291Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

292Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 149a293

b. Ver­jäh­rung und Lö­schung

 

1 Die durch den Ver­lust­schein ver­ur­kun­de­te For­de­rung ver­jährt 20 Jah­re nach der Aus­stel­lung des Ver­lust­schei­nes; ge­gen­über den Er­ben des Schuld­ners je­doch ver­jährt sie spä­tes­tens ein Jahr nach Er­öff­nung des Erb­gan­ges.

2 Der Schuld­ner kann die For­de­rung je­der­zeit durch Zah­lung an das Be­trei­bungs­amt, wel­ches den Ver­lust­schein aus­ge­stellt hat, til­gen. Das Amt lei­tet den Be­trag an den Gläu­bi­ger wei­ter oder hin­ter­legt ihn ge­ge­be­nen­falls bei der De­po­si­ten­stel­le.

3 Nach der Til­gung wird der Ein­trag des Ver­lust­schei­nes in den Re­gis­tern ge­löscht. Die Lö­schung wird dem Schuld­ner auf Ver­lan­gen be­schei­nigt.

293Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 150

5. Her­aus­ga­be der For­de­rungs­ur­kun­de

 

1 So­fern die For­de­rung ei­nes Gläu­bi­gers voll­stän­dig ge­deckt wird, hat der­sel­be die For­de­rungs­ur­kun­de zu quit­tie­ren und dem Be­trei­bungs­be­am­ten zu­han­den des Schuld­ners her­aus­zu­ge­ben.294

2 Wird ei­ne For­de­rung nur teil­wei­se ge­deckt, so be­hält der Gläu­bi­ger die Ur­kun­de; das Be­trei­bungs­amt hat auf der­sel­ben zu be­schei­ni­gen oder durch die zu­stän­di­ge Be­am­tung be­schei­ni­gen zu las­sen, für wel­chen Be­trag die For­de­rung noch zu Recht be­steht.

3 Bei Grund­stück­ver­wer­tun­gen ver­an­lasst das Be­trei­bungs­amt die er­for­der­li­chen Lö­schun­gen und Än­de­run­gen von Dienst­bar­kei­ten, Grund­las­ten, Grund­pfand­rech­ten und vor­ge­merk­ten per­sön­li­chen Rech­ten im Grund­buch.295

294Fas­sung ge­mä­ss Art. 58 SchlT ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1912 (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367).

295Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Vierter Titel: Betreibung auf Pfandverwertung

Art. 151296

A. Be­trei­bungs­be­geh­ren

 

1 Wer für ei­ne durch Pfand (Art. 37) ge­si­cher­te For­de­rung Be­trei­bung ein­lei­tet, hat im Be­trei­bungs­be­geh­ren zu­sätz­lich zu den in Ar­ti­kel 67 auf­ge­zähl­ten An­ga­ben den Pfand­ge­gen­stand zu be­zeich­nen. Fer­ner sind im Be­geh­ren ge­ge­be­nen­falls an­zu­ge­ben:

a.
der Na­me des Drit­ten, der das Pfand be­stellt oder den Pfand­ge­gen­stand zu Ei­gen­tum er­wor­ben hat;
b.297
die Ver­wen­dung des ver­pfän­de­ten Grund­stücks als Fa­mi­li­en­woh­nung (Art. 169 ZGB298) oder als ge­mein­sa­me Woh­nung (Art. 14 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004299) des Schuld­ners oder des Drit­ten.

2 Be­treibt ein Gläu­bi­ger auf­grund ei­nes Faust­pfan­des, an dem ein Drit­ter ein nach­ge­hen­des Pfand­recht hat (Art. 886 ZGB), so muss er die­sen von der Ein­lei­tung der Be­trei­bung be­nach­rich­ti­gen.

296Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

297 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 16 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

298 SR 210

299 SR 211.231

Art. 152

B. Zah­lungs­be­fehl

1. In­halt. An­zei­ge an Mie­ter und Päch­ter

 

1 Nach Emp­fang des Be­trei­bungs­be­geh­rens er­lässt das Be­trei­bungs­amt einen Zah­lungs­be­fehl nach Ar­ti­kel 69, je­doch mit fol­gen­den Be­son­der­hei­ten:300

1.
Die dem Schuld­ner an­zu­set­zen­de Zah­lungs­frist be­trägt einen Mo­nat, wenn es sich um ein Faust­pfand, sechs Mo­na­te, wenn es sich um ein Grund­pfand han­delt.
2.
Die An­dro­hung lau­tet da­hin, dass, wenn der Schuld­ner we­der dem Zah­lungs­be­feh­le nach­kommt, noch Rechts­vor­schlag er­hebt, das Pfand ver­wer­tet wer­de.

2 Be­ste­hen auf dem Grund­stück Miet- oder Pacht­ver­trä­ge und ver­langt der be­trei­ben­de Pfand­gläu­bi­ger die Aus­deh­nung der Pfand­haft auf die Miet- oder Pacht­zins­for­de­run­gen (Art. 806 ZGB301), so teilt das Be­trei­bungs­amt den Mie­tern oder Päch­tern die An­he­bung der Be­trei­bung mit und weist sie an, die fäl­lig wer­den­den Miet- oder Pacht­zin­se an das Be­trei­bungs­amt zu be­zah­len.302

300Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

301 SR 210

302Ein­ge­fügt durch Art. 58 SchlT ZGB (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 153

2. Aus­fer­ti­gung. Stel­lung des Drit­tei­gen­tü­mers des Pfan­des

 

1 Die Aus­fer­ti­gung des Zah­lungs­be­fehls er­folgt ge­mä­ss Ar­ti­kel 70.

2 Das Be­trei­bungs­amt stellt auch fol­gen­den Per­so­nen einen Zah­lungs­be­fehl zu:

a.
dem Drit­ten, der das Pfand be­stellt oder den Pfand­ge­gen­stand zu Ei­gen­tum er­wor­ben hat;
b.303
dem Ehe­gat­ten, der ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin oder dem ein­ge­tra­ge­nen Part­ner des Schuld­ners oder des Drit­ten, falls das ver­pfän­de­te Grund­stück als Fa­mi­li­en­woh­nung (Art. 169 ZGB304) oder als ge­mein­sa­me Woh­nung (Art. 14 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004305) dient.

Der Drit­te und der Ehe­gat­te kön­nen Rechts­vor­schlag er­he­ben wie der Schuld­ner.306

2bis Die in Ab­satz 2 ge­nann­ten Per­so­nen kön­nen Rechts­vor­schlag er­he­ben wie der Schuld­ner.307

3 Hat der Drit­te das Ab­lö­sungs­ver­fah­ren ein­ge­lei­tet (Art. 828 und 829 ZGB), so kann das Grund­stück nur ver­wer­tet wer­den, wenn der be­trei­ben­de Gläu­bi­ger nach Be­en­di­gung die­ses Ver­fah­rens dem Be­trei­bungs­amt nach­weist, dass ihm für die in Be­trei­bung ge­setz­te For­de­rung noch ein Pfand­recht am Grund­stück zu­steht.308

4 Im Üb­ri­gen fin­den mit Be­zug auf Zah­lungs­be­fehl und Rechts­vor­schlag die Be­stim­mun­gen der Ar­ti­kel 71–86 An­wen­dung.309

303 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 16 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

304 SR 210

305 SR 211.231

306Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

307 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 16 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

308Ein­ge­fügt durch Art. 58 SchlT ZGB (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

309Ur­sprüng­lich Abs. 3.

Art. 153a310

C. Rechts­vor­schlag. Wi­der­ruf der An­zei­ge an Mie­ter und Päch­ter

 

1 Wird Rechts­vor­schlag er­ho­ben, so kann der Gläu­bi­ger in­nert zehn Ta­gen nach der Mit­tei­lung des Rechts­vor­schla­ges Rechts­öff­nung ver­lan­gen oder auf An­er­ken­nung der For­de­rung oder Fest­stel­lung des Pfand­rechts kla­gen.

2 Wird der Gläu­bi­ger im Rechts­öff­nungs­ver­fah­ren ab­ge­wie­sen, so kann er in­nert zehn Ta­gen nach Er­öff­nung des Ent­scheids311 Kla­ge er­he­ben.

3 Hält er die­se Fris­ten nicht ein, so wird die An­zei­ge an Mie­ter und Päch­ter wi­der­ru­fen.

310Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

311 Aus­druck ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221). Die­se Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 154

D. Ver­wer­tungs­fris­ten

 

1 Der Gläu­bi­ger kann die Ver­wer­tung ei­nes Faust­pfan­des frü­he­s­tens einen Mo­nat und spä­tes­tens ein Jahr, die Ver­wer­tung ei­nes Grund­pfan­des frü­he­s­tens sechs Mo­na­te und spä­tes­tens zwei Jah­re nach der Zu­stel­lung des Zah­lungs­be­fehls ver­lan­gen. Ist Rechts­vor­schlag er­ho­ben wor­den, so ste­hen die­se Fris­ten zwi­schen der Ein­lei­tung und der Er­le­di­gung ei­nes da­durch ver­an­lass­ten ge­richt­li­chen Ver­fah­rens still.312

2 Wenn bin­nen der ge­setz­li­chen Frist das Ver­wer­tungs­be­geh­ren nicht ge­stellt oder zu­rück­ge­zo­gen und nicht er­neu­ert wird, so er­lischt die Be­trei­bung.

312Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 155

E. Ver­wer­tungs­ver­fah­ren

1. Ein­lei­tung

 

1 Hat der Gläu­bi­ger das Ver­wer­tungs­be­geh­ren ge­stellt, so sind die Ar­ti­kel 97 Ab­satz 1, 102 Ab­satz 3, 103 und 106–109 auf das Pfand sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.313

2 Das Be­trei­bungs­amt be­nach­rich­tigt den Schuld­ner bin­nen drei Ta­gen von dem Ver­wer­tungs­be­geh­ren.

313Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 156314

2. Durch­füh­rung

 

1 Für die Ver­wer­tung gel­ten die Ar­ti­kel 122–143b.Die Stei­ge­rungs­be­din­gun­gen (Art. 135) be­stim­men je­doch, dass der An­teil am Zu­schlags­preis, der dem be­trei­ben­den Pfand­gläu­bi­ger zu­kommt, in Geld zu be­zah­len ist, wenn die Be­tei­lig­ten nichts an­de­res ver­ein­ba­ren. Sie be­stim­men fer­ner, dass die Be­las­tung des Grund­stücks, die zu­guns­ten des Be­trei­ben­den be­stand, im Grund­buch ge­löscht wird.

2 Vom Grund­ei­gen­tü­mer zu Faust­pfand be­ge­be­ne Ei­gen­tü­mer- oder In­ha­ber­ti­tel wer­den im Fal­le se­pa­ra­ter Ver­wer­tung auf den Be­trag des Er­lö­ses her­ab­ge­setzt.

314Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 157

3. Ver­tei­lung

 

1 Aus dem Pfan­d­er­lös wer­den vor­weg die Kos­ten für die Ver­wal­tung, die Ver­wer­tung und die Ver­tei­lung be­zahlt.315

2 Der Rein­er­lös wird den Pfand­gläu­bi­gern bis zur Hö­he ih­rer For­de­run­gen ein­sch­liess­lich des Zin­ses bis zum Zeit­punkt der letz­ten Ver­wer­tung und der Be­trei­bungs­kos­ten aus­ge­rich­tet.316

3 Kön­nen nicht sämt­li­che Pfand­gläu­bi­ger be­frie­digt wer­den, so setzt der Be­trei­bungs­be­am­te, un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Ar­ti­kels 219 Ab­sät­ze 2 und 3 die Rang­ord­nung der Gläu­bi­ger und de­ren An­tei­le fest.

4 Die Ar­ti­kel 147, 148 und 150 fin­den ent­spre­chen­de An­wen­dung.

315Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

316Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 158

4. Pfand­aus­fall­schein

 

1 Konn­te das Pfand we­gen un­ge­nü­gen­den An­ge­bo­ten (Art. 126 und 127) nicht ver­wer­tet wer­den oder deckt der Er­lös die For­de­rung nicht, so stellt das Be­trei­bungs­amt dem be­trei­ben­den Pfand­gläu­bi­ger einen Pfand­aus­fall­schein aus.317

2 Nach Zu­stel­lung die­ser Ur­kun­de kann der Gläu­bi­ger die Be­trei­bung, je nach der Per­son des Schuld­ners, auf dem We­ge der Pfän­dung oder des Kon­kur­ses füh­ren, so­fern es sich nicht um ei­ne Gült (Art. 33a SchlT ZGB318) oder an­de­re Grund­last han­delt. Be­treibt er bin­nen Mo­nats­frist, so ist ein neu­er Zah­lungs­be­fehl nicht er­for­der­lich.319

3 Der Pfand­aus­fall­schein gilt als Schuld­an­er­ken­nung im Sin­ne von Ar­ti­kel 82.320

317Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

318 SR 210

319 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 4 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

320Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Fünfter Titel: Betreibung auf Konkurs

I. Ordentliche Konkursbetreibung

Art. 159321

I. Or­dent­li­che Kon­kurs­be­trei­bung

A. Kon­kur­san­dro­hung

1. Zeit­punkt

 

Un­ter­liegt der Schuld­ner der Kon­kurs­be­trei­bung, so droht ihm das Be­trei­bungs­amt nach Emp­fang des Fort­set­zungs­be­geh­rens un­ver­züg­lich den Kon­kurs an.

321Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 160

2. In­halt

 

1 Die Kon­kur­san­dro­hung ent­hält:

1.
die An­ga­ben des Be­trei­bungs­be­geh­rens;
2.
das Da­tum des Zah­lungs­be­fehls;
3.322
die An­zei­ge, dass der Gläu­bi­ger nach Ab­lauf von 20 Ta­gen das Kon­kurs­be­geh­ren stel­len kann;
4.323
die Mit­tei­lung, dass der Schuld­ner, wel­cher die Zu­läs­sig­keit der Kon­kurs­be­trei­bung be­strei­ten will, in­nert zehn Ta­gen bei der Auf­sichts­be­hör­de Be­schwer­de zu füh­ren hat (Art. 17).

2 Der Schuld­ner wird zu­gleich dar­an er­in­nert, dass er be­rech­tigt ist, einen Nach­lass­ver­trag vor­zu­schla­gen.

322Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

323Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 161

3. Zu­stel­lung

 

1 Für die Zu­stel­lung der Kon­kur­san­dro­hung gilt Ar­ti­kel 72.324

2 Ein Dop­pel der­sel­ben wird dem Gläu­bi­ger zu­ge­stellt, so­bald die Zu­stel­lung an den Schuld­ner er­folgt ist.

3325

324Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

325Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 162

B. Gü­ter­ver­zeich­nis

1. An­ord­nung

 

Das für die Er­öff­nung des Kon­kur­ses zu­stän­di­ge Ge­richt (Kon­kurs­ge­richt) hat auf Ver­lan­gen des Gläu­bi­gers, so­fern es zu des­sen Si­che­rung ge­bo­ten er­scheint, die Auf­nah­me ei­nes Ver­zeich­nis­ses al­ler Ver­mö­gens­be­stand­tei­le des Schuld­ners (Gü­ter­ver­zeich­nis) an­zu­ord­nen.

Art. 163

2. Voll­zug

 

1 Das Be­trei­bungs­amt nimmt das Gü­ter­ver­zeich­nis auf. Es darf da­mit erst be­gin­nen, wenn die Kon­kur­san­dro­hung zu­ge­stellt ist; aus­ge­nom­men sind die Fäl­le nach den Ar­ti­keln 83 Ab­satz 1 und 183.326

2 Die Ar­ti­kel 90–92 fin­den ent­spre­chen­de An­wen­dung.

326Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 164327

3. Wir­kun­gen

a. Pflich­ten des Schuld­ners

 

1 Der Schuld­ner ist bei Straf­fol­ge (Art. 169 StGB328) ver­pflich­tet, da­für zu sor­gen, dass die auf­ge­zeich­ne­ten Ver­mö­gens­stücke er­hal­ten blei­ben oder durch gleich­wer­ti­ge er­setzt wer­den; er darf je­doch da­von so viel ver­brau­chen, als nach dem Er­mes­sen des Be­trei­bungs­be­am­ten zu sei­nem und sei­ner Fa­mi­lie Le­bens­un­ter­halt er­for­der­lich ist.

2 Der Be­trei­bungs­be­am­te macht den Schuld­ner auf sei­ne Pflich­ten und auf die Straf­fol­ge aus­drück­lich auf­merk­sam.

327Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

328SR 311.0

Art. 165

b. Dau­er

 

1 Die durch das Gü­ter­ver­zeich­nis be­grün­de­te Ver­pflich­tung des Schuld­ners wird vom Be­trei­bungs­be­am­ten auf­ge­ho­ben, wenn sämt­li­che be­trei­ben­de Gläu­bi­ger ein­wil­li­gen.

2 Sie er­lischt von Ge­set­zes we­gen vier Mo­na­te nach der Er­stel­lung des Ver­zeich­nis­ses.329

329Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 166

C. Kon­kurs­be­geh­ren

1. Frist

 

1 Nach Ab­lauf von 20 Ta­gen seit der Zu­stel­lung der Kon­kur­san­dro­hung kann der Gläu­bi­ger un­ter Vor­le­gung die­ser Ur­kun­de und des Zah­lungs­be­fehls beim Kon­kurs­ge­rich­te das Kon­kurs­be­geh­ren stel­len.

2 Die­ses Recht er­lischt 15 Mo­na­te nach der Zu­stel­lung des Zah­lungs­be­fehls. Ist Rechts­vor­schlag er­ho­ben wor­den, so steht die­se Frist zwi­schen der Ein­lei­tung und der Er­le­di­gung ei­nes da­durch ver­an­lass­ten ge­richt­li­chen Ver­fah­rens still.330

330Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 167

2. Rück­zug

 

Zieht der Gläu­bi­ger das Kon­kurs­be­geh­ren zu­rück, so kann er es vor Ab­lauf ei­nes Mo­nats nicht er­neu­ern.

Art. 168

3. Kon­kurs­ver­hand­lung

 

Ist das Kon­kurs­be­geh­ren ge­stellt, so wird den Par­tei­en we­nigs­tens drei Ta­ge vor­her die ge­richt­li­che Ver­hand­lung an­ge­zeigt. Es steht den­sel­ben frei, vor Ge­richt zu er­schei­nen, sei es per­sön­lich, sei es durch Ver­tre­tung.

Art. 169

4. Haf­tung für die Kon­kurs­kos­ten

 

1 Wer das Kon­kurs­be­geh­ren stellt, haf­tet für die Kos­ten, die bis und mit der Ein­stel­lung des Kon­kur­ses man­gels Ak­ti­ven (Art. 230) oder bis zum Schul­den­ruf (Art. 232) ent­ste­hen.331

2 Das Ge­richt kann von dem Gläu­bi­ger einen ent­spre­chen­den Kos­ten­vor­schuss ver­lan­gen.

331Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 170

5. Vor­sorg­li­che An­ord­nun­gen

 

Das Ge­richt kann so­fort nach An­brin­gung des Kon­kurs­be­geh­rens die zur Wah­rung der Rech­te der Gläu­bi­ger not­wen­di­gen vor­sorg­li­chen An­ord­nun­gen tref­fen.

Art. 171332

D. Ent­scheid des Kon­kurs­ge­richts

1. Kon­kurser­öff­nung

 

Das Ge­richt ent­schei­det oh­ne Auf­schub, auch in Ab­we­sen­heit der Par­tei­en. Es spricht die Kon­kurser­öff­nung aus, so­fern nicht ei­ner der in den Ar­ti­keln 172–173a er­wähn­ten Fäl­le vor­liegt.

332Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 172

2. Ab­wei­sung des Kon­kurs­be­geh­rens

 

Das Ge­richt weist das Kon­kurs­be­geh­ren ab:

1.
wenn die Kon­kur­san­dro­hung von der Auf­sichts­be­hör­de auf­ge­ho­ben ist;
2.333
wenn dem Schuld­ner die Wie­der­her­stel­lung ei­ner Frist (Art. 33 Abs. 4) oder ein nach­träg­li­cher Rechts­vor­schlag (Art. 77) be­wil­ligt wor­den ist;
3.
wenn der Schuld­ner durch Ur­kun­den be­weist, dass die Schuld, Zin­sen und Kos­ten in­be­grif­fen, ge­tilgt ist oder dass der Gläu­bi­ger ihm Stun­dung ge­währt hat.

333Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 173

3. Aus­set­zung des Ent­schei­des

a. We­gen Ein­stel­lung der Be­trei­bung oder Nich­tig­keits­grün­den

 

1 Wird von der Auf­sichts­be­hör­de in­fol­ge ei­ner Be­schwer­de oder vom Ge­richt ge­mä­ss Ar­ti­kel 85 oder 85a Ab­satz 2 die Ein­stel­lung der Be­trei­bung ver­fügt, so setzt das Ge­richt den Ent­scheid über den Kon­kurs aus.334

2 Fin­det das Ge­richt von sich aus, dass im vor­an­ge­gan­ge­nen Ver­fah­ren ei­ne nich­ti­ge Ver­fü­gung (Art. 22 Abs. 1) er­las­sen wur­de, so setzt es den Ent­scheid eben­falls aus und über­weist den Fall der Auf­sichts­be­hör­de.335

3 Der Be­schluss der Auf­sichts­be­hör­de wird dem Kon­kurs­ge­rich­te mit­ge­teilt. Hier­auf er­folgt das ge­richt­li­che Er­kennt­nis.

334Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

335Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 173a336

b. We­gen Ein­rei­chung ei­nes Ge­su­ches um Nach­lass- oder Not­stun­dung oder von Am­tes we­gen

 

1 Hat der Schuld­ner oder ein Gläu­bi­ger ein Ge­such um Nach­lass­stun­dung oder um Not­stun­dung ein­ge­reicht, so kann das Ge­richt den Ent­scheid über den Kon­kurs aus­set­zen.337

2 Das Ge­richt kann den Ent­scheid über den Kon­kurs auch von Am­tes we­gen aus­set­zen, wenn An­halts­punk­te für ei­ne un­mit­tel­ba­re Sa­nie­rung oder für das Zu­stan­de­kom­men ei­nes Nach­lass­ver­trags be­ste­hen; es über­weist die Ak­ten dem Nach­lass­ge­richt.338

3339

336Ein­ge­fügt durch Art. 12 des BG vom 28. Sept. 1949 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

337 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

338 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

339 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 173b340

3bis. Zu­stän­dig­keit der Eid­ge­nös­si­schen Fi­nanz­mark­tauf­sicht

 

1 Be­trifft das Kon­kurs­be­geh­ren einen Schuld­ner, der nach den Fi­nanz­markt­ge­set­zen nach Ar­ti­kel 1 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007341 der Kon­kurs­zu­stän­dig­keit der Eid­ge­nös­si­schen Fi­nanz­mark­tauf­sicht (FIN­MA) un­ter­steht, so über­weist das Kon­kurs­ge­richt die Ak­ten an die FIN­MA. Die­se ver­fährt nach den spe­zi­al­ge­setz­li­chen Re­geln.

2 Der Kon­kurs­zu­stän­dig­keit der FIN­MA un­ter­ste­hen nur Schuld­ner, die über die er­for­der­li­che Be­wil­li­gung der FIN­MA ver­fü­gen.342

340 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 1 des BG vom 3. Okt. 2003 (AS 2004 2767; BBl 2002 8060). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 5 des Fi­nan­z­in­sti­tuts­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5247, 2019 4631; BBl 2015 8901).

341 SR 956.1

342Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 17. Dez. 2021 (In­sol­venz und Ein­la­gen­si­che­rung), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2022 732; BBl 2020 6359).

Art. 174343

4. Wei­ter­zie­hung

 

1 Der Ent­scheid des Kon­kurs­ge­rich­tes kann in­nert zehn Ta­gen mit Be­schwer­de nach der ZPO344 an­ge­foch­ten wer­den. Die Par­tei­en kön­nen da­bei neue Tat­sa­chen gel­tend ma­chen, wenn die­se vor dem ers­tin­stanz­li­chen Ent­scheid ein­ge­tre­ten sind.

2 Die Rechts­mit­tel­in­stanz kann die Kon­kurser­öff­nung auf­he­ben, wenn der Schuld­ner sei­ne Zah­lungs­fä­hig­keit glaub­haft macht und durch Ur­kun­den be­weist, dass in­zwi­schen:

1.
die Schuld, ein­sch­liess­lich der Zin­sen und Kos­ten, ge­tilgt ist;
2.
der ge­schul­de­te Be­trag beim obe­ren Ge­richt zu­han­den des Gläu­bi­gers hin­ter­legt ist; oder
3.
der Gläu­bi­ger auf die Durch­füh­rung des Kon­kur­ses ver­zich­tet.

3 Ge­währt sie der Be­schwer­de auf­schie­ben­de Wir­kung, so trifft sie gleich­zei­tig die zum Schutz der Gläu­bi­ger not­wen­di­gen vor­sorg­li­chen Mass­nah­men.

343 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

344 SR 272

Art. 175

E. Zeit­punkt der Kon­kurser­öff­nung

 

1 Der Kon­kurs gilt von dem Zeit­punk­te an als er­öff­net, in wel­chem er er­kannt wird.

2 Das Ge­richt stellt die­sen Zeit­punkt im Kon­kur­ser­kennt­nis fest.

Art. 176345

F. Mit­tei­lung der ge­richt­li­chen Ent­schei­de

 

1 Das Ge­richt teilt dem Be­trei­bungs-, dem Kon­kurs-, dem Han­dels­re­gis­ter- und dem Grund­buchamt un­ver­züg­lich mit:

1.
die Kon­kurser­öff­nung;
2.
den Wi­der­ruf des Kon­kur­ses;
3.
den Schluss des Kon­kur­ses;
4.
Ver­fü­gun­gen, in de­nen es ei­nem Rechts­mit­tel auf­schie­ben­de Wir­kung er­teilt;
5.
vor­sorg­li­che An­ord­nun­gen.

2 Der Kon­kurs ist spä­tes­tens zwei Ta­ge nach Er­öff­nung im Grund­buch an­zu­mer­ken.346

345Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

346 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. März 2004 (An­mer­kung des Kon­kur­ses im Grund­buch), in Kraft seit 1. Jan. 2005 (AS 2004 4033; BBl 2003 65016509).

II. Wechselbetreibung

Art. 177

II. Wech­sel­be­trei­bung

A. Vor­aus­set­zun­gen

 

1 Für For­de­run­gen, die sich auf einen Wech­sel oder Check grün­den, kann, auch wenn sie pfand­ge­si­chert sind, beim Be­trei­bungs­am­te die Wech­sel­be­trei­bung ver­langt wer­den, so­fern der Schuld­ner der Kon­kurs­be­trei­bung un­ter­liegt.

2 Der Wech­sel oder Check ist dem Be­trei­bungs­am­te zu über­ge­ben.

Art. 178

B. Zah­lungs­be­fehl

 

1 Sind die Vor­aus­set­zun­gen der Wech­sel­be­trei­bung vor­han­den, so stellt das Be­trei­bungs­amt dem Schuld­ner un­ver­züg­lich einen Zah­lungs­be­fehl zu.

2 Der Zah­lungs­be­fehl ent­hält:

1.
die An­ga­ben des Be­trei­bungs­be­geh­rens;
2.347
die Auf­for­de­rung, den Gläu­bi­ger bin­nen fünf Ta­gen für die For­de­rung samt Be­trei­bungs­kos­ten zu be­frie­di­gen;
3.348
die Mit­tei­lung, dass der Schuld­ner Rechts­vor­schlag er­he­ben (Art. 179) oder bei der Auf­sichts­be­hör­de Be­schwer­de we­gen Miss­ach­tung des Ge­set­zes füh­ren kann (Art. 17 und 20);
4.349
den Hin­weis, dass der Gläu­bi­ger das Kon­kurs­be­geh­ren stel­len kann, wenn der Schuld­ner dem Zah­lungs­be­fehl nicht nach­kommt, ob­wohl er kei­nen Rechts­vor­schlag er­ho­ben hat oder sein Rechts­vor­schlag be­sei­tigt wor­den ist (Art. 188).

3 Die Ar­ti­kel 70 und 72 sind an­wend­bar.

347Fas­sung ge­mä­ss Art. 15 Ziff. 4 Schl- und UeB zu den Tit. XXIV–XX­XIII OR, in Kraft seit 1. Ju­li 1937 (AS 53185; BBl 1928I 205, 1932I 217).

348Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

349Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 179350

C. Rechts­vor­schlag

1. Frist und Form

 

1 Der Schuld­ner kann beim Be­trei­bungs­amt in­nert fünf Ta­gen nach Zu­stel­lung des Zah­lungs­be­fehls schrift­lich Rechts­vor­schlag er­he­ben; da­bei muss er dar­le­gen, dass ei­ne der Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 182 er­füllt ist. Auf Ver­lan­gen be­schei­nigt ihm das Be­trei­bungs­amt die Ein­rei­chung des Rechts­vor­schlags ge­büh­ren­frei.

2 Mit der im Rechts­vor­schlag ge­ge­be­nen Be­grün­dung ver­zich­tet der Schuld­ner nicht auf wei­te­re Ein­re­den nach Ar­ti­kel 182.

3 Ar­ti­kel 33 Ab­satz 4 ist nicht an­wend­bar.

350Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 180

2. Mit­tei­lung an den Gläu­bi­ger

 

1 Der In­halt des Rechts­vor­schlags wird dem Be­trei­ben­den auf der für ihn be­stimm­ten Aus­fer­ti­gung des Zah­lungs­be­fehls mit­ge­teilt; wur­de ein Rechts­vor­schlag nicht ein­ge­ge­ben, so wird dies in der­sel­ben vor­ge­merkt.

2 Die­se Aus­fer­ti­gung wird dem Be­trei­ben­den so­fort nach Ein­ga­be des Rechts­vor­schlags oder, falls ein sol­cher nicht er­folg­te, un­mit­tel­bar nach Ab­lauf der Ein­ga­be­frist zu­ge­stellt.

Art. 181351

3. Vor­la­ge an das Ge­richt

 

Das Be­trei­bungs­amt legt den Rechts­vor­schlag un­ver­züg­lich dem Ge­richt des Be­trei­bungs­or­tes vor. Die­ses lädt die Par­tei­en vor und ent­schei­det, auch in ih­rer Ab­we­sen­heit, in­nert zehn Ta­gen nach Er­halt des Rechts­vor­schla­ges.

351Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 182

4. Be­wil­li­gung

 

Das Ge­richt be­wil­ligt den Rechts­vor­schlag:

1.
wenn durch Ur­kun­den be­wie­sen wird, dass die Schuld an den In­ha­ber des Wech­sels oder Checks be­zahlt oder durch den­sel­ben nach­ge­las­sen oder ge­stun­det ist;
2.
wenn Fäl­schung des Ti­tels glaub­haft ge­macht wird;
3.
wenn ei­ne aus dem Wech­sel­rech­te her­vor­ge­hen­de Ein­re­de be­grün­det er­scheint;
4.352
wenn ei­ne an­de­re nach Ar­ti­kel 1007 OR353 zu­läs­si­ge Ein­re­de gel­tend ge­macht wird, die glaub­haft er­scheint; in die­sem Fal­le muss je­doch die For­de­rungs­s­um­me in Geld oder Wert­schrif­ten hin­ter­legt oder ei­ne gleich­wer­ti­ge Si­cher­heit ge­leis­tet wer­den.

352Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

353SR 220

Art. 183

5. Ver­wei­ge­rung. Vor­sorg­li­che Mass­nah­men

 

1 Ver­wei­gert das Ge­richt die Be­wil­li­gung des Rechts­vor­schla­ges, so kann es vor­sorg­li­che Mass­nah­men tref­fen, ins­be­son­de­re die Auf­nah­me des Gü­ter­ver­zeich­nis­ses ge­mä­ss den Ar­ti­keln 162–165 an­ord­nen.

2 Das Ge­richt kann nö­ti­gen­falls auch dem Gläu­bi­ger ei­ne Si­cher­heits­leis­tung auf­er­le­gen.354

354Fas­sung ge­mä­ss Art. 15 Ziff. 6 Schl- und UeB zu den Tit. XXIV–XX­XIII OR, in Kraft seit 1. Ju­li 1937 (AS 53185; BBl 1928I 205, 1932I 217).

Art. 184

6. Er­öff­nung des Ent­schei­des. Kla­ge­frist bei Hin­ter­le­gung

 

1 Der Ent­scheid über die Be­wil­li­gung des Rechts­vor­schlags wird den Par­tei­en so­fort er­öff­net.355

2 Ist der Rechts­vor­schlag nur nach Hin­ter­le­gung des strei­ti­gen Be­tra­ges be­wil­ligt wor­den, so wird der Gläu­bi­ger auf­ge­for­dert, bin­nen zehn Ta­gen die Kla­ge auf Zah­lung an­zu­he­ben. Kommt der Gläu­bi­ger die­ser Auf­for­de­rung nicht nach, so wird die Hin­ter­la­ge zu­rück­ge­ge­ben.

355Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 185356

7. Rechts­mit­tel

 

Der Ent­scheid über die Be­wil­li­gung des Rechts­vor­schla­ges kann in­nert fünf Ta­gen mit Be­schwer­de nach der ZPO357 an­ge­foch­ten wer­den.

356Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

357 SR 272

Art. 186

8. Wir­kun­gen des be­wil­lig­ten Rechts­vor­schla­ges

 

Ist der Rechts­vor­schlag be­wil­ligt, so wird die Be­trei­bung ein­ge­stellt; der Gläu­bi­ger hat zur Gel­tend­ma­chung sei­nes An­spruchs den or­dent­li­chen Pro­zess­weg zu be­tre­ten.

Art. 187

D. Rück­for­de­rungs­kla­ge

 

Wer in­fol­ge der Un­ter­las­sung oder Nicht­be­wil­li­gung ei­nes Rechts­vor­schlags ei­ne Nicht­schuld be­zahlt hat, kann das Rück­for­de­rungs­recht nach Mass­ga­be des Ar­ti­kels 86 aus­üben.

Art. 188

E. Kon­kurs­be­geh­ren

 

1 Ist ein Rechts­vor­schlag nicht ein­ge­ge­ben, oder ist er be­sei­tigt, nichts­de­sto­we­ni­ger aber dem Zah­lungs­be­feh­le nicht ge­nügt wor­den, so kann der Gläu­bi­ger un­ter Vor­le­gung des For­de­rungs­ti­tels und des Zah­lungs­be­fehls so­wie, ge­ge­be­nen­falls, des Ge­richts­ent­schei­des, das Kon­kurs­be­geh­ren stel­len.

2 Die­ses Recht er­lischt mit Ab­lauf ei­nes Mo­nats seit der Zu­stel­lung des Zah­lungs­be­fehls. Hat der Schuld­ner einen Rechts­vor­schlag ein­ge­ge­ben, so fällt die Zeit zwi­schen der Ein­ga­be des­sel­ben und dem Ent­scheid über des­sen Be­wil­li­gung so­wie, im Fal­le der Be­wil­li­gung, die Zeit zwi­schen der An­he­bung und der ge­richt­li­chen Er­le­di­gung der Kla­ge nicht in Be­rech­nung.

Art. 189358

F. Ent­scheid des Kon­kurs­ge­richts

 

1 Das Ge­richt zeigt den Par­tei­en Ort, Tag und Stun­de der Ver­hand­lung über das Kon­kurs­be­geh­ren an. Es ent­schei­det, auch in Ab­we­sen­heit der Par­tei­en, in­nert zehn Ta­gen nach Ein­rei­chung des Be­geh­rens.

2 Die Ar­ti­kel 169, 170, 172 Zif­fer 3, 173, 173a, 175 und 176 sind an­wend­bar.

358Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

III. Konkurseröffnung ohne vorgängige Betreibung

Art. 190

III. Kon­kurser­öff­nung oh­ne vor­gän­gi­ge Be­trei­bung

A. Auf An­trag ei­nes Gläu­bi­gers

 

1 Ein Gläu­bi­ger kann oh­ne vor­gän­gi­ge Be­trei­bung beim Ge­rich­te die Kon­kurser­öff­nung ver­lan­gen:

1.
ge­gen je­den Schuld­ner, des­sen Auf­ent­halts­ort un­be­kannt ist oder der die Flucht er­grif­fen hat, um sich sei­nen Ver­bind­lich­kei­ten zu ent­zie­hen, oder der be­trü­ge­ri­sche Hand­lun­gen zum Nach­tei­le der Gläu­bi­ger be­gan­gen oder zu be­ge­hen ver­sucht oder bei ei­ner Be­trei­bung auf Pfän­dung Be­stand­tei­le sei­nes Ver­mö­gens ver­heim­licht hat;
2.
ge­gen einen der Kon­kurs­be­trei­bung un­ter­lie­gen­den Schuld­ner, der sei­ne Zah­lun­gen ein­ge­stellt hat;
3.359

2 Der Schuld­ner wird, wenn er in der Schweiz wohnt oder in der Schweiz einen Ver­tre­ter hat, mit An­set­zung ei­ner kur­z­en Frist vor Ge­richt ge­la­den und ein­ver­nom­men.

359 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 191360

B. Auf An­trag des Schuld­ners

 

1 Der Schuld­ner kann die Kon­kurser­öff­nung sel­ber be­an­tra­gen, in­dem er sich beim Ge­richt zah­lungs­un­fä­hig er­klärt.

2 Der Rich­ter er­öff­net den Kon­kurs, wenn kei­ne Aus­sicht auf ei­ne Schul­den­be­rei­ni­gung nach den Ar­ti­keln 333 ff. be­steht.

360Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 192361

C. Von Am­tes we­gen

 

Der Kon­kurs wird oh­ne vor­gän­gi­ge Be­trei­bung von Am­tes we­gen er­öff­net, wenn es das Ge­setz so vor­sieht.

361 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 193362

D. Ge­gen ei­ne aus­ge­schla­ge­ne oder über­schul­de­te Erb­schaft

 

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de be­nach­rich­tigt das Kon­kurs­ge­richt, wenn:

1.
al­le Er­ben die Erb­schaft aus­ge­schla­gen ha­ben oder die Aus­schla­gung zu ver­mu­ten ist (Art. 566 ff. und 573 ZGB363);
2.
ei­ne Erb­schaft, für wel­che die amt­li­che Li­qui­da­ti­on ver­langt oder an­ge­ord­net wor­den ist, sich als über­schul­det er­weist (Art. 597 ZGB).

2 In die­sen Fäl­len ord­net das Ge­richt die kon­kur­samt­li­che Li­qui­da­ti­on an.

3 Auch ein Gläu­bi­ger oder ein Er­be kann die kon­kur­samt­li­che Li­qui­da­ti­on ver­lan­gen.

362Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

363SR 210

Art. 194364

E. Ver­fah­ren

 

1 Die Ar­ti­kel 169, 170 und 173a–176 sind auf die oh­ne vor­gän­gi­ge Be­trei­bung er­folg­ten Kon­kurser­öff­nun­gen an­wend­bar. Bei Kon­kurser­öff­nung nach Ar­ti­kel 192 ist je­doch Ar­ti­kel 169 nicht an­wend­bar.

2 Die Mit­tei­lung an das Han­dels­re­gis­ter­amt (Art. 176) un­ter­bleibt, wenn der Schuld­ner nicht der Kon­kurs­be­trei­bung un­ter­liegt.

364Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

IV. Widerruf des Konkurses

Art. 195

IV. Wi­der­ruf des Kon­kur­ses

A. Im all­ge­mei­nen

 

1 Das Kon­kurs­ge­richt wi­der­ruft den Kon­kurs und gibt dem Schuld­ner das Ver­fü­gungs­recht über sein Ver­mö­gen zu­rück, wenn:

1.
er nach­weist, dass sämt­li­che For­de­run­gen ge­tilgt sind;
2.
er von je­dem Gläu­bi­ger ei­ne schrift­li­che Er­klä­rung vor­legt, dass die­ser sei­ne Kon­kursein­ga­be zu­rück­zieht; oder
3.
ein Nach­lass­ver­trag zu­stan­de­ge­kom­men ist.365

2 Der Wi­der­ruf des Kon­kur­ses kann vom Ab­lauf der Ein­ga­be­frist an bis zum Schlus­se des Ver­fah­rens ver­fügt wer­den.

3 Der Wi­der­ruf des Kon­kur­ses wird öf­fent­lich be­kannt­ge­macht.

365Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 196366

B. Bei aus­ge­schla­ge­ner Erb­schaft

 

Die kon­kur­samt­li­che Li­qui­da­ti­on ei­ner aus­ge­schla­ge­nen Erb­schaft wird über­dies ein­ge­stellt, wenn vor Schluss des Ver­fah­rens ein Erb­be­rech­tig­ter den An­tritt der Erb­schaft er­klärt und für die Be­zah­lung der Schul­den hin­rei­chen­de Si­cher­heit leis­tet.

366Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Sechster Titel: Konkursrecht

I. Wirkungen des Konkurses auf das Vermögen des Schuldners

Art. 197

I. Wir­kun­gen des Kon­kur­ses auf das Ver­mö­gen
des Schuld­ners

A. Kon­kurs­mas­se

1. Im all­ge­mei­nen

 

1 Sämt­li­ches pfänd­ba­re Ver­mö­gen, das dem Schuld­ner zur Zeit der Kon­kurser­öff­nung ge­hört, bil­det, gleich­viel wo es sich be­fin­det, ei­ne ein­zi­ge Mas­se (Kon­kurs­mas­se), die zur ge­mein­sa­men Be­frie­di­gung der Gläu­bi­ger dient.367

2 Ver­mö­gen, das dem Schuld­ner368 vor Schluss des Kon­kurs­ver­fah­rens an­fällt, ge­hört gleich­falls zur Kon­kurs­mas­se.

367Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

368Be­zeich­nung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 198

2. Pfand­ge­gen­stän­de

 

Ver­mö­gens­stücke, an de­nen Pfand­rech­te haf­ten, wer­den, un­ter Vor­be­halt des den Pfand­gläu­bi­gern ge­si­cher­ten Vor­zugs­rech­tes, zur Kon­kurs­mas­se ge­zo­gen.

Art. 199

3. Ge­pfän­de­te und ar­res­tier­te Ver­mö­gens­wer­te

 

1 Ge­pfän­de­te Ver­mö­gens­stücke, de­ren Ver­wer­tung im Zeit­punk­te der Kon­kurser­öff­nung noch nicht statt­ge­fun­den hat, und Ar­rest­ge­gen­stän­de fal­len in die Kon­kurs­mas­se.

2 Ge­pfän­de­te Bar­be­trä­ge, ab­ge­lie­fer­te Be­trä­ge bei For­de­rungs- und Ein­kom­mens­pfän­dung so­wie der Er­lös be­reits ver­wer­te­ter Ver­mö­gens­stücke wer­den je­doch nach den Ar­ti­keln 144–150 ver­teilt, so­fern die Fris­ten für den Pfän­dungs­an­schluss (Art. 110 und 111) ab­ge­lau­fen sind; ein Über­schuss fällt in die Kon­kurs­mas­se.369

369Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 200

4. An­fech­tungs­an­sprü­che

 

Zur Kon­kurs­mas­se ge­hört fer­ner al­les, was nach Mass­ga­be der Ar­ti­kel 214 und 285–292 Ge­gen­stand der An­fech­tungs­kla­ge ist.

Art. 201

5. In­ha­ber- und Or­dre­pa­pie­re

 

Wenn sich in den Hän­den des Schuld­ners ein In­ha­ber­pa­pier oder ein Or­dre­pa­pier be­fin­det, wel­ches ihm bloss zur Ein­kas­sie­rung oder als De­ckung für ei­ne be­stimmt be­zeich­ne­te künf­ti­ge Zah­lung über­ge­ben oder in­dos­siert wor­den ist, so kann der­je­ni­ge, wel­cher das Pa­pier über­ge­ben oder in­dos­siert hat, die Rück­ga­be des­sel­ben ver­lan­gen.

Art. 202

6. Er­lös aus frem­den Sa­chen

 

Wenn der Schuld­ner ei­ne frem­de Sa­che ver­kauft und zur Zeit der Kon­kurser­öff­nung den Kauf­preis noch nicht er­hal­ten hat, so kann der bis­he­ri­ge Ei­gen­tü­mer ge­gen Ver­gü­tung des­sen, was der Schuld­ner dar­auf zu for­dern hat, Ab­tre­tung der For­de­rung ge­gen den Käu­fer oder die Her­aus­ga­be des in­zwi­schen von der Kon­kurs­ver­wal­tung ein­ge­zo­ge­nen Kauf­prei­ses ver­lan­gen.

Art. 203

7. Rück­nah­me­recht des Ver­käu­fers

 

1 Wenn ei­ne Sa­che, wel­che der Schuld­ner ge­kauft und noch nicht be­zahlt hat, an ihn ab­ge­sen­det, aber zur Zeit der Kon­kurser­öff­nung noch nicht in sei­nen Be­sitz über­ge­gan­gen ist, so kann der Ver­käu­fer die Rück­ga­be der­sel­ben ver­lan­gen, so­fern nicht die Kon­kurs­ver­wal­tung den Kauf­preis be­zahlt.

2 Das Rück­nah­me­recht ist je­doch aus­ge­schlos­sen, wenn die Sa­che vor der öf­fent­li­chen Be­kannt­ma­chung des Kon­kur­ses von ei­nem gut­gläu­bi­gen Drit­ten auf Grund ei­nes Fracht­brie­fes, Kon­nos­se­ments oder La­de­schei­nes zu Ei­gen­tum oder Pfand er­wor­ben wor­den ist.

Art. 204

B. Ver­fü­gungs­un­fä­hig­keit des Schuld­ners

 

1 Rechts­hand­lun­gen, wel­che der Schuld­ner nach der Kon­kurser­öff­nung in Be­zug auf Ver­mö­gens­stücke, die zur Kon­kurs­mas­se ge­hö­ren, vor­nimmt, sind den Kon­kurs­gläu­bi­gern ge­gen­über un­gül­tig.

2 Hat je­doch der Schuld­ner vor der öf­fent­li­chen Be­kannt­ma­chung des Kon­kur­ses einen von ihm aus­ge­stell­ten ei­ge­nen oder einen auf ihn ge­zo­ge­nen Wech­sel bei Ver­fall be­zahlt, so ist die­se Zah­lung gül­tig, so­fern der Wech­sel­in­ha­ber von der Kon­kurser­öff­nung kei­ne Kennt­nis hat­te und im Fal­le der Nicht­zah­lung den wech­sel­recht­li­chen Re­gress ge­gen Drit­te mit Er­folg hät­te aus­üben kön­nen.

Art. 205

C. Zah­lun­gen an den Schuld­ner

 

1 For­de­run­gen, wel­che zur Kon­kurs­mas­se ge­hö­ren, kön­nen nach Er­öff­nung des Kon­kur­ses nicht mehr durch Zah­lung an den Schuld­ner ge­tilgt wer­den; ei­ne sol­che Zah­lung be­wirkt den Kon­kurs­gläu­bi­gern ge­gen­über nur in­so­weit Be­frei­ung, als das Ge­leis­te­te in die Kon­kurs­mas­se ge­langt ist.

2 Er­folg­te je­doch die Zah­lung vor der öf­fent­li­chen Be­kannt­ma­chung des Kon­kur­ses, so ist der Leis­ten­de von der Schuld­pflicht be­freit, wenn ihm die Er­öff­nung des Kon­kur­ses nicht be­kannt war.

Art. 206370

D. Be­trei­bun­gen ge­gen den Schuld­ner

 

1 Al­le ge­gen den Schuld­ner hän­gi­gen Be­trei­bun­gen sind auf­ge­ho­ben, und neue Be­trei­bun­gen für For­de­run­gen, die vor der Kon­kurser­öff­nung ent­stan­den sind, kön­nen wäh­rend des Kon­kurs­ver­fah­rens nicht ein­ge­lei­tet wer­den. Aus­ge­nom­men sind Be­trei­bun­gen auf Ver­wer­tung von Pfän­dern, die von Drit­ten be­stellt wor­den sind.

2 Be­trei­bun­gen für For­de­run­gen, die nach der Kon­kurser­öff­nung ent­stan­den sind, wer­den wäh­rend des Kon­kurs­ver­fah­rens durch Pfän­dung oder Pfand­ver­wer­tung fort­ge­setzt.

3 Wäh­rend des Kon­kurs­ver­fah­rens kann der Schuld­ner kei­ne wei­te­re Kon­kurser­öff­nung we­gen Zah­lungs­un­fä­hig­keit be­an­tra­gen (Art. 191).

370Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 207371

E. Ein­stel­lung von Zi­vil­pro­zes­sen und Ver­wal­tungs­ver­fah­ren

 

1 Mit Aus­nah­me dring­li­cher Fäl­le wer­den Zi­vil­pro­zes­se, in de­nen der Schuld­ner Par­tei ist und die den Be­stand der Kon­kurs­mas­se be­rüh­ren, ein­ge­stellt. Sie kön­nen im or­dent­li­chen Kon­kurs­ver­fah­ren frü­he­s­tens zehn Ta­ge nach der zwei­ten Gläu­bi­ger­ver­samm­lung, im sum­ma­ri­schen Kon­kurs­ver­fah­ren frü­he­s­tens 20 Ta­ge nach der Auf­le­gung des Kol­lo­ka­ti­ons­pla­nes wie­der auf­ge­nom­men wer­den.

2 Un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen kön­nen Ver­wal­tungs­ver­fah­ren ein­ge­stellt wer­den.

3 Wäh­rend der Ein­stel­lung ste­hen die Ver­jäh­rungs- und die Ver­wir­kungs­fris­ten still.

4 Die­se Be­stim­mung be­zieht sich nicht auf Ent­schä­di­gungs­kla­gen we­gen Ehr- und Kör­per­ver­let­zun­gen oder auf fa­mi­li­en­recht­li­che Pro­zes­se.

371Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

II. Wirkungen des Konkurses auf die Rechte der Gläubiger

Art. 208

II. Wir­kun­gen des Kon­kur­ses auf die Rech­te der Gläu­bi­ger

A. Fäl­lig­keit der Schuld­ver­pflich­tun­gen

 

1 Die Kon­kurser­öff­nung be­wirkt ge­gen­über der Kon­kurs­mas­se die Fäl­lig­keit sämt­li­cher Schuld­ver­pflich­tun­gen des Schuld­ners mit Aus­nah­me der­je­ni­gen, die durch sei­ne Grund­stücke pfand­recht­lich ge­deckt sind. Der Gläu­bi­ger kann ne­ben der Haupt­for­de­rung die Zin­sen bis zum Er­öff­nungs­ta­ge und die Be­trei­bungs­kos­ten gel­tend ma­chen.372

2 Von noch nicht ver­fal­le­nen un­ver­zins­li­chen For­de­run­gen wird der Zwi­schen­zins (Dis­kon­to) zu fünf vom Hun­dert in Ab­zug ge­bracht.

372Fas­sung ge­mä­ss Art. 58 SchlT ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1912 (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367).

Art. 209373

B. Zin­sen­lauf

 

1 Mit der Er­öff­nung des Kon­kur­ses hört ge­gen­über dem Schuld­ner der Zin­sen­lauf auf.

2 Für pfand­ge­si­cher­te For­de­run­gen läuft je­doch der Zins bis zur Ver­wer­tung wei­ter, so­weit der Pfan­d­er­lös den Be­trag der For­de­rung und des bis zur Kon­kurser­öff­nung auf­ge­lau­fe­nen Zin­ses über­steigt.

373Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 210374

C. Be­ding­te For­de­run­gen

 

1 For­de­run­gen un­ter auf­schie­ben­der Be­din­gung wer­den im Kon­kurs zum vol­len Be­trag zu­ge­las­sen; der Gläu­bi­ger ist je­doch zum Be­zug des auf ihn ent­fal­len­den An­teils an der Kon­kurs­mas­se nicht be­rech­tigt, so­lan­ge die Be­din­gung nicht er­füllt ist.

2 Für Leib­ren­ten­for­de­run­gen gilt Ar­ti­kel 518 Ab­satz 3 OR375.

374Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

375SR 220

Art. 211

D. Um­wand­lung von For­de­run­gen

 

1 For­de­run­gen, wel­che nicht ei­ne Geld­zah­lung zum Ge­gen­stan­de ha­ben, wer­den in Geld­for­de­run­gen von ent­spre­chen­dem Wer­te um­ge­wan­delt.

2 Die Kon­kurs­ver­wal­tung hat in­des­sen das Recht, zwei­sei­ti­ge Ver­trä­ge, die zur Zeit der Kon­kurser­öff­nung nicht oder nur teil­wei­se er­füllt sind, an­stel­le des Schuld­ners zu er­fül­len. Der Ver­trags­part­ner kann ver­lan­gen, dass ihm die Er­fül­lung si­cher­ge­stellt wer­de.376

2bis Das Recht der Kon­kurs­ver­wal­tung nach Ab­satz 2 ist je­doch aus­ge­schlos­sen bei Fix­ge­schäf­ten (Art. 108 Ziff. 3 OR377) so­wie bei Fi­nanz­ter­min-, Swap- und Op­ti­ons­ge­schäf­ten, wenn der Wert der ver­trag­li­chen Leis­tun­gen im Zeit­punkt der Kon­kurser­öff­nung auf­grund von Markt- oder Bör­sen­prei­sen be­stimm­bar ist. Kon­kurs­ver­wal­tung und Ver­trags­part­ner ha­ben je das Recht, die Dif­fe­renz zwi­schen dem ver­ein­bar­ten Wert der ver­trag­li­chen Leis­tun­gen und de­ren Markt­wert im Zeit­punkt der Kon­kurser­öff­nung gel­tend zu ma­chen.378

3 Vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen an­de­rer Bun­des­ge­set­ze über die Auf­lö­sung von Ver­trags­ver­hält­nis­sen im Kon­kurs so­wie die Be­stim­mun­gen über den Ei­gen­tums­vor­be­halt (Art. 715 und 716 ZGB379).380

376Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

377 SR 220

378Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

379SR 210

380Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 211a381

Dbis. Dau­er­schuld­ver­hält­nis­se

 

1 An­sprü­che aus Dau­er­schuld­ver­hält­nis­sen kön­nen ab Kon­kurser­öff­nung als Kon­kurs­for­de­run­gen höchs­tens bis zum nächs­ten mög­li­chen Kün­di­gungs­ter­min oder bis zum En­de der fes­ten Ver­trags­dau­er gel­tend ge­macht wer­den. Der Gläu­bi­ger muss sich all­fäl­li­ge Vor­tei­le, die er für die­se Dau­er er­langt hat, an­rech­nen las­sen.

2 So­weit die Kon­kurs­mas­se die Leis­tun­gen aus dem Dau­er­schuld­ver­hält­nis in An­spruch ge­nom­men hat, gel­ten die ent­spre­chen­den Ge­gen­for­de­run­gen, die nach Kon­kurser­öff­nung ent­stan­den sind, als Mas­se­ver­bind­lich­kei­ten.

3 Vor­be­hal­ten bleibt die Wei­ter­füh­rung ei­nes Ver­trags­ver­hält­nis­ses durch den Schuld­ner per­sön­lich.

381 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 212

E. Rück­tritts­recht des Ver­käu­fers

 

Ein Ver­käu­fer, wel­cher dem Schuld­ner die ver­kauf­te Sa­che vor der Kon­kurser­öff­nung über­tra­gen hat, kann nicht mehr von dem Ver­tra­ge zu­rück­tre­ten und die über­ge­be­ne Sa­che zu­rück­for­dern, auch wenn er sich dies aus­drück­lich vor­be­hal­ten hat.

Art. 213

F. Ver­rech­nung

1. Zu­läs­sig­keit

 

1 Ein Gläu­bi­ger kann sei­ne For­de­rung mit ei­ner For­de­rung, wel­che dem Schuld­ner ihm ge­gen­über zu­steht, ver­rech­nen.

2 Die Ver­rech­nung ist je­doch aus­ge­schlos­sen:

1.382
wenn ein Schuld­ner des Kon­kur­si­ten erst nach der Kon­kurser­öff­nung des­sen Gläu­bi­ger wird, es sei denn, er ha­be ei­ne vor­her ein­ge­gan­ge­ne Ver­pflich­tung er­füllt oder ei­ne für die Schuld des Schuld­ners als Pfand haf­ten­de Sa­che ein­ge­löst, an der ihm das Ei­gen­tum oder ein be­schränk­tes ding­li­ches Recht zu­steht (Art. 110 Ziff. 1 OR383);
2.
wenn ein Gläu­bi­ger des Schuld­ners erst nach der Kon­kurser­öff­nung Schuld­ner des­sel­ben oder der Kon­kurs­mas­se wird.
3.384

3 Die Ver­rech­nung mit For­de­run­gen aus In­ha­ber­pa­pie­ren ist zu­läs­sig, wenn und so­weit der Gläu­bi­ger nach­weist, dass er sie in gu­tem Glau­ben vor der Kon­kurser­öff­nung er­wor­ben hat.385

4 Im Kon­kurs ei­ner Kom­man­dit­ge­sell­schaft, ei­ner Ak­ti­en­ge­sell­schaft, ei­ner Kom­man­di­tak­ti­en­ge­sell­schaft, ei­ner Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung oder ei­ner Ge­nos­sen­schaft kön­nen nicht voll ein­be­zahl­te Be­trä­ge der Kom­man­dit­sum­me oder des Ge­sell­schafts­ka­pi­tals so­wie sta­tu­ta­ri­sche Bei­trä­ge an die Ge­nos­sen­schaft nicht ver­rech­net wer­den.386 387

382Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

383SR 220

384Auf­ge­ho­ben durch Art. 13 des BG vom 28. Sept. 1949 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

385Ein­ge­fügt durch Art. 13 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

386Ur­sprüng­lich Abs. 3.

387Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 214

2. An­fecht­bar­keit

 

Die Ver­rech­nung ist an­fecht­bar, wenn ein Schuld­ner des Kon­kur­si­ten388 vor der Kon­kurser­öff­nung, aber in Kennt­nis von der Zah­lungs­un­fä­hig­keit des Kon­kur­si­ten, ei­ne For­de­rung an den­sel­ben er­wor­ben hat, um sich oder ei­nem an­dern durch die Ver­rech­nung un­ter Be­ein­träch­ti­gung der Kon­kurs­mas­se einen Vor­teil zu­zu­wen­den.

388Be­zeich­nung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 215

G. Mit­ver­pflich­tun­gen des Schuld­ners

1. Bürg­schaf­ten

 

1 For­de­run­gen aus Bürg­schaf­ten des Schuld­ners kön­nen im Kon­kur­se gel­tend ge­macht wer­den, auch wenn sie noch nicht fäl­lig sind.

2 Die Kon­kurs­mas­se tritt für den von ihr be­zahl­ten Be­trag in die Rech­te des Gläu­bi­gers ge­gen­über dem Haupt­schuld­ner und den Mit­bür­gen ein (Art. 507 OR389). Wenn je­doch auch über den Haupt­schuld­ner oder einen Mit­bür­gen der Kon­kurs er­öff­net wird, so fin­den die Ar­ti­kel 216 und 217 An­wen­dung.390

389SR 220

390Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 216

2. Gleich­zei­ti­ger Kon­kurs über meh­re­re Mit­ver­pflich­te­te

 

1 Wenn über meh­re­re Mit­ver­pflich­te­te gleich­zei­tig der Kon­kurs er­öff­net ist, so kann der Gläu­bi­ger in je­dem Kon­kur­se sei­ne For­de­rung im vol­len Be­tra­ge gel­tend ma­chen.

2 Er­ge­ben die Zu­tei­lun­gen aus den ver­schie­de­nen Kon­kurs­mas­sen mehr als den Be­trag der gan­zen For­de­rung, so fällt der Über­schuss nach Mass­ga­be der un­ter den Mit­ver­pflich­te­ten be­ste­hen­den Rück­griffs­rech­te an die Mas­sen zu­rück.

3 So­lan­ge der Ge­samt­be­trag der Zu­tei­lun­gen den vol­len Be­trag der For­de­rung nicht er­reicht, ha­ben die Mas­sen we­gen der ge­leis­te­ten Teil­zah­lun­gen kei­nen Rück­griff ge­gen­ein­an­der.

Art. 217

3. Teil­zah­lun­gen von Mit­ver­pflich­te­ten

 

1 Ist ein Gläu­bi­ger von ei­nem Mit­ver­pflich­te­ten des Schuld­ners für sei­ne For­de­rung teil­wei­se be­frie­digt wor­den, so wird gleich­wohl im Kon­kur­se des letz­tern die For­de­rung in ih­rem vol­len ur­sprüng­li­chen Be­tra­ge auf­ge­nom­men, gleich­viel, ob der Mit­ver­pflich­te­te ge­gen den Schuld­ner rück­griffs­be­rech­tigt ist oder nicht.

2 Das Recht zur Ein­ga­be der For­de­rung im Kon­kur­se steht dem Gläu­bi­ger und dem Mit­ver­pflich­te­ten zu.

3 Der auf die For­de­rung ent­fal­len­de An­teil an der Kon­kurs­mas­se kommt dem Gläu­bi­ger bis zu sei­ner voll­stän­di­gen Be­frie­di­gung zu. Aus dem Über­schus­se er­hält ein rück­griffs­be­rech­tig­ter Mit­ver­pflich­te­ter den Be­trag, den er bei selb­stän­di­ger Gel­tend­ma­chung des Rück­griffs­rech­tes er­hal­ten wür­de. Der Rest ver­bleibt der Mas­se.

Art. 218

4. Kon­kurs von Kol­lek­tiv- und Kom­man­dit­ge­sell­schaf­ten und ih­ren Teil­ha­bern

 

1 Wenn über ei­ne Kol­lek­tiv­ge­sell­schaft und einen Teil­ha­ber der­sel­ben gleich­zei­tig der Kon­kurs er­öff­net ist, so kön­nen die Ge­sell­schafts­gläu­bi­ger im Kon­kur­se des Teil­ha­bers nur den im Kon­kur­se der Ge­sell­schaft un­be­zahlt ge­blie­be­nen Rest ih­rer For­de­run­gen gel­tend ma­chen. Hin­sicht­lich der Zah­lung die­ser Rest­schuld durch die ein­zel­nen Ge­sell­schaf­ter gel­ten die Be­stim­mun­gen der Ar­ti­kel 216 und 217.

2 Wenn über einen Teil­ha­ber, nicht aber gleich­zei­tig über die Ge­sell­schaft der Kon­kurs er­öff­net ist, so kön­nen die Ge­sell­schafts­gläu­bi­ger im Kon­kur­se des Teil­ha­bers ih­re For­de­run­gen im vol­len Be­tra­ge gel­tend ma­chen. Der Kon­kurs­mas­se ste­hen die durch Ar­ti­kel 215 der Kon­kurs­mas­se ei­nes Bür­gen ge­währ­ten Rück­griffs­rech­te zu.

3 Die Ab­sät­ze 1 und 2 gel­ten sinn­ge­mä­ss für un­be­schränkt haf­ten­de Teil­ha­ber ei­ner Kom­man­dit­ge­sell­schaft.391

391Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 219

H. Rang­ord­nung der Gläu­bi­ger

 

1 Die pfand­ge­si­cher­ten For­de­run­gen wer­den aus dem Er­geb­nis­se der Ver­wer­tung der Pfän­der vor­weg be­zahlt.

2 Haf­te­ten meh­re­re Pfän­der für die näm­li­che For­de­rung, so wer­den die dar­aus er­lös­ten Be­trä­ge im Ver­hält­nis­se ih­rer Hö­he zur De­ckung der For­de­rung ver­wen­det.

3 Der Rang der Grund­pfand­gläu­bi­ger und der Um­fang der pfand­recht­li­chen Si­che­rung für Zin­se und an­de­re Ne­ben­for­de­run­gen be­stimmt sich nach den Vor­schrif­ten über das Grund­pfand.392

4 Die nicht pfand­ge­si­cher­ten For­de­run­gen so­wie der un­ge­deck­te Be­trag der pfand­ge­si­cher­ten For­de­run­gen wer­den in fol­gen­der Rang­ord­nung aus dem Er­lös der gan­zen üb­ri­gen Kon­kurs­mas­se ge­deckt:

Ers­te Klas­se

a.393
Die For­de­run­gen von Ar­beit­neh­mern aus dem Ar­beits­ver­hält­nis, die nicht frü­her als sechs Mo­na­te vor der Kon­kurser­öff­nung ent­stan­den oder fäl­lig ge­wor­den sind, höchs­tens je­doch bis zum Be­trag des ge­mä­ss ob­li­ga­to­ri­scher Un­fall­ver­si­che­rung ma­xi­mal ver­si­cher­ten Jah­res­ver­diens­tes.
abis.394
Die Rück­for­de­run­gen von Ar­beit­neh­mern be­tref­fend Kau­tio­nen.
ater.395
Die For­de­run­gen von Ar­beit­neh­mern aus So­zi­al­plä­nen, die nicht frü­her als sechs Mo­na­te vor der Kon­kurser­öff­nung ent­stan­den oder fäl­lig ge­wor­den sind.
b.
Die An­sprü­che der Ver­si­cher­ten nach dem Bun­des­ge­setz vom 20. März 1981396 über die Un­fall­ver­si­che­rung so­wie aus der nicht ob­li­ga­to­ri­schen be­ruf­li­chen Vor­sor­ge und die For­de­run­gen von Per­so­nal­vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen ge­gen­über den an­ge­schlos­se­nen Ar­beit­ge­bern.
c.397
Die fa­mi­li­en­recht­li­chen Un­ter­halts- und Un­ter­stüt­zungs­an­sprü­che so­wie die Un­ter­halts­bei­trä­ge nach dem Part­ner­schafts­ge­setz vom 18. Ju­ni 2004398, die in den letz­ten sechs Mo­na­ten vor der Kon­kurser­öff­nung ent­stan­den und durch Geld­zah­lun­gen zu er­fül­len sind.

Zwei­te Klas­se399

a.
Die For­de­run­gen von Per­so­nen, de­ren Ver­mö­gen kraft el­ter­li­cher Ge­walt dem Schuld­ner an­ver­traut war, für al­les, was der­sel­be ih­nen in die­ser Ei­gen­schaft schul­dig ge­wor­den ist. Die­ses Vor­zugs­recht gilt nur dann, wenn der Kon­kurs wäh­rend der el­ter­li­chen Ver­wal­tung oder in­nert ei­nem Jahr nach ih­rem En­de ver­öf­fent­licht wor­den ist.
b.
Die Bei­trags­for­de­run­gen nach dem Bun­des­ge­setz vom 20. De­zem­ber 1946400 über die Al­ters- und Hin­ter­las­se­nen­ver­si­che­rung, dem Bun­des­ge­setz vom 19. Ju­ni 1959401 über die In­va­li­den­ver­si­che­rung, dem Bun­des­ge­setz vom 20. März 1981 über die Un­fall­ver­si­che­rung, dem Er­w­erb­ser­satz­ge­setz vom 25. Sep­tem­ber 1952402 und dem Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rungs­ge­setz vom 25. Ju­ni 1982403.
c.
Die Prä­mi­en- und Kos­ten­be­tei­li­gungs­for­de­run­gen der so­zia­len Kran­ken­ver­si­che­rung.
d.
Die Bei­trä­ge an die Fa­mi­li­en­aus­gleichs­kas­se.
e.404
f.405
Die Ein­la­gen nach Ar­ti­kel 37a des Ban­ken­ge­set­zes vom
8. No­vem­ber 1934406.

Drit­te Klas­se

Al­le üb­ri­gen For­de­run­gen.407

5 Bei den in der ers­ten und zwei­ten Klas­se ge­setz­ten Fris­ten wer­den nicht mit­be­rech­net:

1.
die Dau­er ei­nes vor­aus­ge­gan­ge­nen Nach­lass­ver­fah­rens;
2.
die Dau­er ei­nes Pro­zes­ses über die For­de­rung;
3.
bei der kon­kur­samt­li­chen Li­qui­da­ti­on ei­ner Erb­schaft die Zeit zwi­schen dem To­des­tag und der An­ord­nung der Li­qui­da­ti­on.408

392Fas­sung ge­mä­ss Art. 58 SchlT ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1912 (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367).

393 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010, in Kraft seit 1. Dez. 2010 (AS 2010 4921; BBl 2009 79797989). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

394 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010, in Kraft seit 1. Dez. 2010 (AS 2010 4921; BBl 2009 79797989). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

395 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010, in Kraft seit 1. Dez. 2010 (AS 2010 4921; BBl 2009 79797989). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

396 SR 832.20

397 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 16 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

398 SR 211.231

399 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 24. März 2000, in Kraft seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2531; BBl 1999 91269547).

400 SR 831.10

401 SR 831.20

402 SR 834.1

403 SR 837.0

404 Ein­ge­fügt durch Art. 111 Ziff. 2 des Mehr­wert­steu­er­ge­set­zes vom 12. Ju­ni 2009 (AS 2009 5203; BBl 2008 6885). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

405 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 18. März 2011 (Si­che­rung der Ein­la­gen), in Kraft seit 1. Sept. 2011 (AS 2011 3919; BBl 2010 3993).

406 SR 952.0

407Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

408 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 220

I. Ver­hält­nis der Rang­klas­sen

 

1 Die Gläu­bi­ger der näm­li­chen Klas­se ha­ben un­ter sich glei­ches Recht.

2 Die Gläu­bi­ger ei­ner nach­fol­gen­den Klas­se ha­ben erst dann An­spruch auf den Er­lös, wenn die Gläu­bi­ger der vor­her­ge­hen­den Klas­se be­frie­digt sind.

Siebenter Titel: Konkursverfahren

I. Feststellung der Konkursmasse und Bestimmung des Verfahrens 409

409Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 221

I. Fest­stel­lung der Kon­kurs­mas­se und Be­stim­mung des
Ver­fah­rens

A. In­ven­tar­auf­nah­me

 

1 So­fort nach Emp­fang des Kon­kur­ser­kennt­nis­ses schrei­tet das Kon­kur­samt zur Auf­nah­me des In­ven­tars über das zur Kon­kurs­mas­se ge­hö­ren­de Ver­mö­gen und trifft die zur Si­che­rung des­sel­ben er­for­der­li­chen Mass­nah­men.

2410

410Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 222411

B. Aus­kunfts- und Her­aus­ga­be­pflicht

 

1 Der Schuld­ner ist bei Straf­fol­ge ver­pflich­tet, dem Kon­kur­samt al­le sei­ne Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de an­zu­ge­ben und zur Ver­fü­gung zu stel­len (Art. 163 Ziff. 1 und 323 Ziff. 4 StGB412).

2 Ist der Schuld­ner ge­stor­ben oder flüch­tig, so ob­lie­gen al­len er­wach­se­nen Per­so­nen, die mit ihm in ge­mein­sa­mem Haus­halt ge­lebt ha­ben, un­ter Straf­fol­ge die­sel­ben Pflich­ten (Art. 324 Ziff. 1 StGB).

3 Die nach den Ab­sät­zen 1 und 2 Ver­pflich­te­ten müs­sen dem Be­am­ten auf Ver­lan­gen die Räum­lich­kei­ten und Be­hält­nis­se öff­nen. Der Be­am­te kann nö­ti­gen­falls die Po­li­zei­ge­walt in An­spruch neh­men.

4 Drit­te, die Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de des Schuld­ners ver­wah­ren oder bei de­nen die­ser Gut­ha­ben hat, sind bei Straf­fol­ge im glei­chen Um­fang aus­kunfts- und her­aus­ga­be­pflich­tig wie der Schuld­ner (Art. 324 Ziff. 5 StGB).

5 Be­hör­den sind im glei­chen Um­fang aus­kunfts­pflich­tig wie der Schuld­ner.

6 Das Kon­kur­samt macht die Be­trof­fe­nen auf ih­re Pflich­ten und auf die Straf­fol­gen aus­drück­lich auf­merk­sam.

411Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

412SR 311.0

Art. 223

C. Si­che­rungs­mass­nah­men

 

1 Ma­ga­zi­ne, Wa­ren­la­ger, Werk­stät­ten, Wirt­schaf­ten u.dgl. sind vom Kon­kur­sam­te so­fort zu schlies­sen und un­ter Sie­gel zu le­gen, falls sie nicht bis zur ers­ten Gläu­bi­ger­ver­samm­lung un­ter ge­nü­gen­der Auf­sicht ver­wal­tet wer­den kön­nen.

2 Ba­res Geld, Wert­pa­pie­re, Ge­schäfts- und Haus­bü­cher so­wie sons­ti­ge Schrif­ten von Be­lang nimmt das Kon­kur­samt in Ver­wah­rung.

3 Al­le üb­ri­gen Ver­mö­gens­stücke sol­len, so­lan­ge sie nicht im In­ven­tar ver­zeich­net sind, un­ter Sie­gel ge­legt sein; die Sie­gel kön­nen nach der Auf­zeich­nung neu an­ge­legt wer­den, wenn das Kon­kur­samt es für nö­tig er­ach­tet.

4 Das Kon­kur­samt sorgt für die Auf­be­wah­rung der Ge­gen­stän­de, die sich aus­ser­halb der vom Schuld­ner be­nütz­ten Räum­lich­kei­ten be­fin­den.

Art. 224

D. Kom­pe­tenz­stücke

 

Die in Ar­ti­kel 92 be­zeich­ne­ten Ver­mö­gens­tei­le wer­den dem Schuld­ner zur frei­en Ver­fü­gung über­las­sen, aber gleich­wohl im In­ven­tar auf­ge­zeich­net.

Art. 225

E. Rech­te Drit­ter

1. An Fahr­nis

 

Sa­chen, wel­che als Ei­gen­tum drit­ter Per­so­nen be­zeich­net oder von drit­ten Per­so­nen als ihr Ei­gen­tum be­an­sprucht wer­den, sind un­ter Vor­mer­kung die­ses Um­stan­des gleich­wohl im In­ven­tar auf­zu­zeich­nen.

Art. 226413

2. An Grund­stücken

 

Die im Grund­buch ein­ge­tra­ge­nen Rech­te Drit­ter an Grund­stücken des Schuld­ners wer­den von Am­tes we­gen im In­ven­tar vor­ge­merkt.

413Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 227

F. Schät­zung

 

In dem In­ven­tar wird der Schät­zungs­wert je­des Ver­mö­gens­stückes ver­zeich­net.

Art. 228

G. Er­klä­rung des Schuld­ners zum In­ven­tar

 

1 Das In­ven­tar wird dem Schuld­ner mit der Auf­for­de­rung vor­ge­legt, sich über des­sen Voll­stän­dig­keit und Rich­tig­keit zu er­klä­ren.

2 Die Er­klä­rung des Schuld­ners wird in das In­ven­tar auf­ge­nom­men und ist von ihm zu un­ter­zeich­nen.

Art. 229

H. Mit­wir­kung und Un­ter­halt des Schuld­ners

 

1 Der Schuld­ner ist bei Straf­fol­ge (Art. 323 Ziff. 5 StGB414) ver­pflich­tet, wäh­rend des Kon­kurs­ver­fah­rens zur Ver­fü­gung der Kon­kurs­ver­wal­tung zu ste­hen; er kann die­ser Pflicht nur durch be­son­de­re Er­laub­nis ent­ho­ben wer­den. Nö­ti­gen­falls wird er mit Hil­fe der Po­li­zei­ge­walt zur Stel­le ge­bracht. Die Kon­kurs­ver­wal­tung macht ihn dar­auf und auf die Straf­fol­ge aus­drück­lich auf­merk­sam.415

2 Die Kon­kurs­ver­wal­tung kann dem Schuld­ner, na­ment­lich wenn sie ihn an­hält, zu ih­rer Ver­fü­gung zu blei­ben, einen bil­li­gen Un­ter­halts­bei­trag ge­wäh­ren.

3 Die Kon­kurs­ver­wal­tung be­stimmt, un­ter wel­chen Be­din­gun­gen und wie lan­ge der Schuld­ner und sei­ne Fa­mi­lie in der bis­he­ri­gen Woh­nung ver­blei­ben dür­fen, so­fern die­se zur Kon­kurs­mas­se ge­hört.416

414SR 311.0

415Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

416Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 230

I. Ein­stel­lung des Kon­kurs­ver­fah­rens man­gels Ak­ti­ven

1. Im all­ge­mei­nen

 

1 Reicht die Kon­kurs­mas­se vor­aus­sicht­lich nicht aus, um die Kos­ten für ein sum­ma­ri­sches Ver­fah­ren zu de­cken, so ver­fügt das Kon­kurs­ge­richt auf An­trag des Kon­kur­sam­tes die Ein­stel­lung des Kon­kurs­ver­fah­rens.417

2 Das Kon­kur­samt macht die Ein­stel­lung öf­fent­lich be­kannt. In der Pu­bli­ka­ti­on weist es dar­auf hin, dass das Ver­fah­ren ge­schlos­sen wird, wenn nicht in­nert zehn Ta­gen ein Gläu­bi­ger die Durch­füh­rung des Kon­kurs­ver­fah­rens ver­langt und die fest­ge­leg­te Si­cher­heit für den durch die Kon­kurs­mas­se nicht ge­deck­ten Teil der Kos­ten leis­tet.418

3 Nach der Ein­stel­lung des Kon­kurs­ver­fah­rens kann der Schuld­ner wäh­rend zwei Jah­ren auch auf Pfän­dung be­trie­ben wer­den.419

4 Die vor der Kon­kurser­öff­nung ein­ge­lei­te­ten Be­trei­bun­gen le­ben nach der Ein­stel­lung des Kon­kur­ses wie­der auf. Die Zeit zwi­schen der Er­öff­nung und der Ein­stel­lung des Kon­kur­ses wird da­bei für al­le Fris­ten die­ses Ge­set­zes nicht mit­be­rech­net.420

417Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

418Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

419Ein­ge­fügt durch Art. 15 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

420Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 230a421

2. Bei aus­ge­schla­ge­ner Erb­schaft und bei ju­ris­ti­schen Per­so­nen

 

1 Wird die kon­kur­samt­li­che Li­qui­da­ti­on ei­ner aus­ge­schla­ge­nen Erb­schaft man­gels Ak­ti­ven ein­ge­stellt, so kön­nen die Er­ben die Ab­tre­tung der zum Nach­lass ge­hö­ren­den Ak­ti­ven an die Er­ben­ge­mein­schaft oder an ein­zel­ne Er­ben ver­lan­gen, wenn sie sich be­reit er­klä­ren, die per­sön­li­che Schuld­pflicht für die Pfand­for­de­run­gen und die nicht ge­deck­ten Li­qui­da­ti­ons­kos­ten zu über­neh­men. Macht kei­ner der Er­ben von die­sem Recht Ge­brauch, so kön­nen es die Gläu­bi­ger und nach ih­nen Drit­te, die ein In­ter­es­se gel­tend ma­chen, aus­üben.

2 Be­fin­den sich in der Kon­kurs­mas­se ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son ver­pfän­de­te Wer­te und ist der Kon­kurs man­gels Ak­ti­ven ein­ge­stellt wor­den, so kann je­der Pfand­gläu­bi­ger trotz­dem beim Kon­kur­samt die Ver­wer­tung sei­nes Pfan­des ver­lan­gen. Das Amt setzt da­für ei­ne Frist.

3 Kommt kein Ab­tre­tungs­ver­trag im Sin­ne von Ab­satz 1 zu­stan­de und ver­langt kein Gläu­bi­ger frist­ge­mä­ss die Ver­wer­tung sei­nes Pfan­des, so wer­den die Ak­ti­ven nach Ab­zug der Kos­ten mit den dar­auf haf­ten­den Las­ten, je­doch oh­ne die per­sön­li­che Schuld­pflicht, auf den Staat über­tra­gen, wenn die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de die Über­tra­gung nicht ab­lehnt.

4 Lehnt die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de die Über­tra­gung ab, so ver­wer­tet das Kon­kur­samt die Ak­ti­ven.

421Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 231422

K. Sum­ma­ri­sches Kon­kurs­ver­fah­ren

 

1 Das Kon­kur­samt be­an­tragt dem Kon­kurs­ge­richt das sum­ma­ri­sche Ver­fah­ren, wenn es fest­stellt, dass:

1.
aus dem Er­lös der in­ven­ta­ri­sier­ten Ver­mö­gens­wer­te die Kos­ten des or­dent­li­chen Kon­kurs­ver­fah­rens vor­aus­sicht­lich nicht ge­deckt wer­den kön­nen; oder
2.
die Ver­hält­nis­se ein­fach sind.

2 Teilt das Ge­richt die An­sicht des Kon­kur­sam­tes, so wird der Kon­kurs im sum­ma­ri­schen Ver­fah­ren durch­ge­führt, so­fern nicht ein Gläu­bi­ger vor der Ver­tei­lung des Er­lö­ses das or­dent­li­che Ver­fah­ren ver­langt und für die vor­aus­sicht­lich un­ge­deck­ten Kos­ten hin­rei­chen­de Si­cher­heit leis­tet.

3 Das sum­ma­ri­sche Kon­kurs­ver­fah­ren wird nach den Vor­schrif­ten über das or­dent­li­che Ver­fah­ren durch­ge­führt, vor­be­hält­lich fol­gen­der Aus­nah­men:

1.
Gläu­bi­ger­ver­samm­lun­gen wer­den in der Re­gel nicht ein­be­ru­fen. Er­scheint je­doch auf­grund be­son­de­rer Um­stän­de ei­ne An­hö­rung der Gläu­bi­ger als wün­schens­wert, so kann das Kon­kur­samt die­se zu ei­ner Ver­samm­lung ein­la­den oder einen Gläu­bi­ger­be­schluss auf dem Zir­ku­lar­weg her­bei­füh­ren.
2.
Nach Ab­lauf der Ein­ga­be­frist (Art. 232 Abs. 2 Ziff. 2) führt das Kon­kur­samt die Ver­wer­tung durch; es be­rück­sich­tigt da­bei Ar­ti­kel 256 Ab­sät­ze 2–4 und wahrt die In­ter­es­sen der Gläu­bi­ger best­mög­lich. Grund­stücke darf es erst ver­wer­ten, wenn das Las­ten­ver­zeich­nis er­stellt ist.
3.
Das Kon­kur­samt be­zeich­net die Kom­pe­tenz­stücke im In­ven­tar und legt die­ses zu­sam­men mit dem Kol­lo­ka­ti­ons­plan auf.
4.
Die Ver­tei­lungs­lis­te braucht nicht auf­ge­legt zu wer­den.

422Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

II. Schuldenruf 423

423Ursprünglich vor Art. 231.

Art. 232

II. Schul­den­ruf

A. Öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung

 

1 Das Kon­kur­samt macht die Er­öff­nung des Kon­kur­ses öf­fent­lich be­kannt, so­bald fest­steht, ob die­ser im or­dent­li­chen oder im sum­ma­ri­schen Ver­fah­ren durch­ge­führt wird.424

2 Die Be­kannt­ma­chung ent­hält:

1.
die Be­zeich­nung des Schuld­ners und sei­nes Wohn­or­tes so­wie des Zeit­punk­tes der Kon­kurser­öff­nung;
2.425
die Auf­for­de­rung an die Gläu­bi­ger des Schuld­ners und an al­le, die An­sprü­che auf die in sei­nem Be­sitz be­find­li­chen Ver­mö­gens­stücke ha­ben, ih­re For­de­run­gen oder An­sprü­che samt Be­weis­mit­teln (Schuld­schei­ne, Buch­aus­zü­ge usw.) in­nert ei­nem Mo­nat nach der Be­kannt­ma­chung dem Kon­kur­samt ein­zu­ge­ben;
3.426
die Auf­for­de­rung an die Schuld­ner des Kon­kur­si­ten, sich in­nert der glei­chen Frist beim Kon­kur­samt zu mel­den, so­wie den Hin­weis auf die Straf­fol­ge bei Un­ter­las­sung (Art. 324 Ziff. 2 StGB427);
4.428
die Auf­for­de­rung an Per­so­nen, die Sa­chen des Schuld­ners als Pfand­gläu­bi­ger oder aus an­de­ren Grün­den be­sit­zen, die­se Sa­chen in­nert der glei­chen Frist dem Kon­kur­samt zur Ver­fü­gung zu stel­len, so­wie den Hin­weis auf die Straf­fol­ge bei Un­ter­las­sung (Art. 324 Ziff. 3 StGB) und dar­auf, dass das Vor­zugs­recht er­lischt, wenn die Mel­dung un­ge­recht­fer­tigt un­ter­bleibt;
5.429
die Ein­la­dung zu ei­ner ers­ten Gläu­bi­ger­ver­samm­lung, die spä­tes­tens 20 Ta­ge nach der öf­fent­li­chen Be­kannt­ma­chung statt­fin­den muss und der auch Mit­schuld­ner und Bür­gen des Schuld­ners so­wie Ge­währspflich­ti­ge bei­woh­nen kön­nen;
6.430
den Hin­weis, dass für Be­tei­lig­te, die im Aus­land woh­nen, das Kon­kur­samt als Zu­stel­lungs­ort gilt, so­lan­ge sie nicht einen an­de­ren Zu­stel­lungs­ort in der Schweiz be­zeich­nen.

424Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

425Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

426Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

427SR 311.0

428Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

429Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

430Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 233431

B. Spe­zi­al­an­zei­ge an die Gläu­bi­ger

 

Je­dem Gläu­bi­ger, des­sen Na­me und Wohn­ort be­kannt sind, stellt das Kon­kur­samt ein Ex­em­plar der Be­kannt­ma­chung mit un­ein­ge­schrie­be­nem Brief zu.

431Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 234432

C. Be­son­de­re Fäl­le

 

Hat vor der Li­qui­da­ti­on ei­ner aus­ge­schla­ge­nen Erb­schaft oder in ei­nem Nach­lass­ver­fah­ren vor dem Kon­kurs be­reits ein Schul­den­ruf statt­ge­fun­den, so setzt das Kon­kur­samt die Ein­ga­be­frist auf zehn Ta­ge fest und gibt in der Be­kannt­ma­chung an, dass be­reits an­ge­mel­de­te Gläu­bi­ger kei­ne neue Ein­ga­be ma­chen müs­sen.

432Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Die Be­rich­ti­gung der RedK der BVers vom 14. März 2017, pu­bli­ziert am 28. März 2017 be­trifft nur den ita­lie­ni­schen Text (AS 2017 2165).

III. Verwaltung

Art. 235

III. Ver­wal­tung

A. Ers­te Gläu­bi­ger­ver­samm­lung

1. Kon­sti­tu­ie­rung und Be­schluss­fä­hig­keit

 

1 In der ers­ten Gläu­bi­ger­ver­samm­lung lei­tet ein Kon­kurs­be­am­ter die Ver­hand­lun­gen und bil­det mit zwei von ihm be­zeich­ne­ten Gläu­bi­gern das Bü­ro.

2 Das Bü­ro ent­schei­det über die Zu­las­sung von Per­so­nen, wel­che, oh­ne be­son­ders ein­ge­la­den zu sein, an den Ver­hand­lun­gen teil­neh­men wol­len.

3 Die Ver­samm­lung ist be­schluss­fä­hig, wenn we­nigs­tens der vier­te Teil der be­kann­ten Gläu­bi­ger an­we­send oder ver­tre­ten ist. Sind vier oder we­ni­ger Gläu­bi­ger an­we­send oder ver­tre­ten, so kann gül­tig ver­han­delt wer­den, so­fern die­sel­ben we­nigs­tens die Hälf­te der be­kann­ten Gläu­bi­ger aus­ma­chen.

4 Die Ver­samm­lung be­schliesst mit der ab­so­lu­ten Mehr­heit der stim­men­den Gläu­bi­ger. Bei Stim­men­gleich­heit hat der Vor­sit­zen­de den Sti­chent­scheid. Wird die Be­rech­nung der Stim­men be­an­stan­det, so ent­schei­det das Bü­ro.433

433Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 236434

2. Be­schlus­s­un­fä­hig­keit

 

Ist die Ver­samm­lung nicht be­schluss­fä­hig, so stellt das Kon­kur­samt dies fest. Es ori­en­tiert die an­we­sen­den Gläu­bi­ger über den Be­stand der Mas­se und ver­wal­tet die­se bis zur zwei­ten Gläu­bi­ger­ver­samm­lung.

434Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 237

3. Be­fug­nis­se

a. Ein­set­zung von Kon­kurs­ver­wal­tung und Gläu­bi­ge­raus­schuss

 

1 Ist die Gläu­bi­ger­ver­samm­lung be­schluss­fä­hig, so er­stat­tet ihr das Kon­kur­samt Be­richt über die Auf­nah­me des In­ven­tars und den Be­stand der Mas­se.

2 Die Ver­samm­lung ent­schei­det, ob sie das Kon­kur­samt oder ei­ne oder meh­re­re von ihr zu wäh­len­de Per­so­nen als Kon­kurs­ver­wal­tung ein­set­zen wol­le.

3 Im einen wie im an­dern Fall kann die Ver­samm­lung aus ih­rer Mit­te einen Gläu­bi­ge­raus­schuss wäh­len; die­ser hat, so­fern die Ver­samm­lung nichts an­de­res be­schliesst, fol­gen­de Auf­ga­ben:435

1.
Be­auf­sich­ti­gung der Ge­schäfts­füh­rung der Kon­kurs­ver­wal­tung, Be­gut­ach­tung der von die­ser vor­ge­leg­ten Fra­gen, Ein­spruch ge­gen je­de den In­ter­es­sen der Gläu­bi­ger zu­wi­der­lau­fen­de Mass­re­gel;
2.
Er­mäch­ti­gung zur Fort­set­zung des vom Ge­mein­schuld­ner be­trie­be­nen Han­dels oder Ge­wer­bes mit Fest­set­zung der Be­din­gun­gen;
3.
Ge­neh­mi­gung von Rech­nun­gen, Er­mäch­ti­gung zur Füh­rung von Pro­zes­sen so­wie zum Ab­schluss von Ver­glei­chen und Schieds­ver­trä­gen;
4.
Er­he­bung von Wi­der­spruch ge­gen Kon­kurs­for­de­run­gen, wel­che die Ver­wal­tung zu­ge­las­sen hat;
5.
An­ord­nung von Ab­schlags­ver­tei­lun­gen an die Kon­kurs­gläu­bi­ger im Lau­fe des Kon­kurs­ver­fah­rens.

435Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 238

b. Be­schlüs­se über dring­li­che Fra­gen

 

1 Die Gläu­bi­ger­ver­samm­lung kann über Fra­gen, de­ren Er­le­di­gung kei­nen Auf­schub dul­det, Be­schlüs­se fas­sen, ins­be­son­de­re über die Fort­set­zung des Ge­wer­bes oder Han­dels des Ge­mein­schuld­ners, über die Fra­ge, ob Werk­stät­ten, Ma­ga­zi­ne oder Wirt­schafts­räu­me des Ge­mein­schuld­ners of­fen blei­ben sol­len, über die Fort­set­zung schwe­ben­der Pro­zes­se, über die Vor­nah­me von frei­hän­di­gen Ver­käu­fen436.

2 Wenn der Ge­mein­schuld­ner einen Nach­lass­ver­trag vor­schlägt, kann die Gläu­bi­ger­ver­samm­lung die Ver­wer­tung ein­stel­len.

436Be­zeich­nung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 239

4. Be­schwer­de

 

1 Ge­gen Be­schlüs­se der Gläu­bi­ger­ver­samm­lung kann in­nert fünf Ta­gen bei der Auf­sichts­be­hör­de Be­schwer­de ge­führt wer­den.437

2 Die Auf­sichts­be­hör­de ent­schei­det in­ner­halb kur­z­er Frist, nach An­hö­rung des Kon­kur­sam­tes und, wenn sie es für zweck­mäs­sig er­ach­tet, des Be­schwer­de­füh­rers und der­je­ni­gen Gläu­bi­ger, die ein­ver­nom­men zu wer­den ver­lan­gen.

437Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 240

B. Kon­kurs­ver­wal­tung

1. Auf­ga­ben im All­ge­mei­nen

 

Die Kon­kurs­ver­wal­tung hat al­le zur Er­hal­tung und Ver­wer­tung der Mas­se ge­hö­ren­den Ge­schäf­te zu be­sor­gen; sie ver­tritt die Mas­se vor Ge­richt.

Art. 241438

2. Stel­lung der aus­ser­amt­li­chen Kon­kurs­ver­wal­tung

 

Die Ar­ti­kel 8–11, 13, 14 Ab­satz 2 Zif­fern 1, 2 und 4 so­wie die Ar­ti­kel 17–19, 34 und 35 gel­ten auch für die aus­ser­amt­li­che Kon­kurs­ver­wal­tung.

438Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 242439

3. Aus­son­de­rung und Ad­mas­sie­rung

 

1 Die Kon­kurs­ver­wal­tung trifft ei­ne Ver­fü­gung über die Her­aus­ga­be von Sa­chen, wel­che von ei­nem Drit­ten be­an­sprucht wer­den.

2 Hält die Kon­kurs­ver­wal­tung den An­spruch für un­be­grün­det, so setzt sie dem Drit­ten ei­ne Frist von 20 Ta­gen, in­nert der er beim Rich­ter am Kon­kur­sort Kla­ge ein­rei­chen kann. Hält er die­se Frist nicht ein, so ist der An­spruch ver­wirkt.

3 Be­an­sprucht die Mas­se be­weg­li­che Sa­chen, die sich im Ge­wahr­sam oder Mit­ge­wahr­sam ei­nes Drit­ten be­fin­den, oder Grund­stücke, die im Grund­buch auf den Na­men ei­nes Drit­ten ein­ge­tra­gen sind, als Ei­gen­tum des Schuld­ners, so muss sie ge­gen den Drit­ten kla­gen.

439Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 242a440

3a. Her­aus­ga­be kryp­to­ba­sier­ter Ver­mö­gens­wer­te

 

1 Die Kon­kurs­ver­wal­tung trifft ei­ne Ver­fü­gung über die Her­aus­ga­be kryp­to­ba­sier­ter Ver­mö­gens­wer­te, über die der Ge­mein­schuld­ner zum Zeit­punkt der Kon­kurser­öff­nung die Ver­fü­gungs­macht in­ne­hat und die von ei­nem Drit­ten be­an­sprucht wer­den.

2 Der An­spruch ist be­grün­det, wenn der Ge­mein­schuld­ner sich ver­pflich­tet hat, die kryp­to­ba­sier­ten Ver­mö­gens­wer­te für den Drit­ten je­der­zeit be­reit­zu­hal­ten und die­se:

a.
dem Drit­ten in­di­vi­du­ell zu­ge­ord­net sind; oder
b.
ei­ner Ge­mein­schaft zu­ge­ord­net sind und er­sicht­lich ist, wel­cher An­teil am Ge­mein­schafts­ver­mö­gen dem Drit­ten zu­steht.

3 Hält die Kon­kurs­ver­wal­tung den An­spruch für un­be­grün­det, so setzt sie dem Drit­ten ei­ne Frist von 20 Ta­gen, in­nert der er beim Ge­richt am Kon­kur­sort Kla­ge ein­rei­chen kann. Hält er die­se Frist nicht ein, so ist der An­spruch ver­wirkt.

4 Die Kos­ten für die Her­aus­ga­be sind von demje­ni­gen zu über­neh­men, der die­se ver­langt. Die Kon­kurs­ver­wal­tung kann einen ent­spre­chen­den Vor­schuss ver­lan­gen.

440 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

Art. 242b441

3b. Zu­gang zu Da­ten und de­ren Her­aus­ga­be

 

1 Be­fin­den sich Da­ten in der Ver­fü­gungs­macht der Kon­kurs­mas­se, so kann je­der Drit­te, der ei­ne ge­setz­li­che oder ver­trag­li­che Be­rech­ti­gung an den Da­ten nach­weist, je nach Art der Berechtigung den Zugang zu diesen Daten oder deren Herausgabe aus der Verfügungsmacht der Konkursmasse verlangen.

2 Hält die Kon­kurs­ver­wal­tung den An­spruch für un­be­grün­det, so setzt sie dem Drit­ten ei­ne Frist von 20 Ta­gen, in­nert der er beim Ge­richt am Kon­kur­sort Kla­ge ein­rei­chen kann. Bis zum rechts­kräf­ti­gen Ent­scheid des Ge­richts dür­fen die Da­ten nicht ver­nich­tet oder ver­wer­tet wer­den.

3 Die Kos­ten für den Zu­gang zu den Da­ten oder für de­ren Her­aus­ga­be sind von demje­ni­gen zu über­neh­men, der den Zu­gang ver­langt. Die Kon­kurs­ver­wal­tung kann einen ent­spre­chen­den Vor­schuss ver­lan­gen.

4 Vor­be­hal­ten bleibt das Aus­kunfts­recht nach den Da­ten­schutz­be­stim­mun­gen des Bun­des oder der Kan­to­ne.

441 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

Art. 243

4. For­de­rungs­ein­zug. Not­ver­kauf

 

1 Un­be­strit­te­ne fäl­li­ge Gut­ha­ben der Mas­se wer­den von der Kon­kurs­ver­wal­tung, nö­ti­gen­falls auf dem Be­trei­bungs­we­ge, ein­ge­zo­gen.

2 Die Kon­kurs­ver­wal­tung ver­wer­tet oh­ne Auf­schub Ge­gen­stän­de, die schnel­ler Wert­ver­min­de­rung aus­ge­setzt sind, einen kost­spie­li­gen Un­ter­halt er­for­dern oder un­ver­hält­nis­mäs­sig ho­he Auf­be­wah­rungs­kos­ten ver­ur­sa­chen. Zu­dem kann sie an­ord­nen, dass Wert­pa­pie­re und an­de­re Ge­gen­stän­de, die einen Bör­sen- oder einen Markt­preis ha­ben, so­fort ver­wer­tet wer­den.442

3 Die üb­ri­gen Be­stand­tei­le der Mas­se wer­den ver­wer­tet, nach­dem die zwei­te Gläu­bi­ger­ver­samm­lung statt­ge­fun­den hat.

442Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

IV. Erwahrung der Konkursforderungen. Kollokation der Gläubiger

Art. 244

IV. Er­wah­rung der Kon­kurs­for­de­run­gen. Kol­lo­ka­ti­on
der Gläu­bi­ger

A. Prü­fung der ein­ge­ge­be­nen For­de­run­gen

 

Nach Ab­lauf der Ein­ga­be­frist prüft die Kon­kurs­ver­wal­tung die ein­ge­ge­be­nen For­de­run­gen und macht die zu ih­rer Er­wah­rung nö­ti­gen Er­he­bun­gen. Sie holt über je­de Kon­kursein­ga­be die Er­klä­rung des Ge­mein­schuld­ners ein.

Art. 245

B. Ent­scheid

 

Die Kon­kurs­ver­wal­tung ent­schei­det über die An­er­ken­nung der For­de­run­gen. Sie ist hier­bei an die Er­klä­rung des Ge­mein­schuld­ners nicht ge­bun­den.

Art. 246443

C. Auf­nah­me von Am­tes we­gen

 

Die aus dem Grund­buch er­sicht­li­chen For­de­run­gen wer­den samt dem lau­fen­den Zins in die Kon­kurs­for­de­run­gen auf­ge­nom­men, auch wenn sie nicht ein­ge­ge­ben wor­den sind.

443Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 247444

D. Kol­lo­ka­ti­ons­plan

1. Er­stel­lung

 

1 In­nert 60 Ta­gen nach Ab­lauf der Ein­ga­be­frist er­stellt die Kon­kurs­ver­wal­tung den Plan für die Rang­ord­nung der Gläu­bi­ger (Kol­lo­ka­ti­ons­plan, Art. 219 und 220).

2 Ge­hört zur Mas­se ein Grund­stück, so er­stellt sie in­nert der glei­chen Frist ein Ver­zeich­nis der dar­auf ru­hen­den Las­ten (Pfand­rech­te, Dienst­bar­kei­ten, Grund­las­ten und vor­ge­merk­te per­sön­li­che Rech­te). Das Las­ten­ver­zeich­nis bil­det Be­stand­teil des Kol­lo­ka­ti­ons­pla­nes.

3 Ist ein Gläu­bi­ge­raus­schuss er­nannt wor­den, so un­ter­brei­tet ihm die Kon­kurs­ver­wal­tung den Kol­lo­ka­ti­ons­plan und das Las­ten­ver­zeich­nis zur Ge­neh­mi­gung; Än­de­run­gen kann der Aus­schuss in­nert zehn Ta­gen an­brin­gen.

4 Die Auf­sichts­be­hör­de kann die Fris­ten die­ses Ar­ti­kels wenn nö­tig ver­län­gern.

444Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 248

2. Ab­ge­wie­se­ne For­de­run­gen

 

Im Kol­lo­ka­ti­ons­plan wer­den auch die ab­ge­wie­se­nen For­de­run­gen, mit An­ga­be des Ab­wei­sungs­grun­des, vor­ge­merkt.

Art. 249

3. Auf­la­ge und Spe­zi­al­an­zei­gen

 

1 Der Kol­lo­ka­ti­ons­plan wird beim Kon­kur­sam­te zur Ein­sicht auf­ge­legt.

2 Die Kon­kurs­ver­wal­tung macht die Auf­la­ge445 öf­fent­lich be­kannt.

3 Je­dem Gläu­bi­ger, des­sen For­de­rung ganz oder teil­wei­se ab­ge­wie­sen wor­den ist oder wel­cher nicht den be­an­spruch­ten Rang er­hal­ten hat, wird die Auf­la­ge des Kol­lo­ka­ti­ons­pla­nes und die Ab­wei­sung sei­ner For­de­rung be­son­ders an­ge­zeigt.

445Be­zeich­nung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 250446

4. Kol­lo­ka­ti­ons­kla­ge

 

1 Ein Gläu­bi­ger, der den Kol­lo­ka­ti­ons­plan an­fech­ten will, weil sei­ne For­de­rung ganz oder teil­wei­se ab­ge­wie­sen oder nicht im be­an­spruch­ten Rang zu­ge­las­sen wor­den ist, muss in­nert 20 Ta­gen nach der öf­fent­li­chen Auf­la­ge des Kol­lo­ka­ti­ons­pla­nes beim Rich­ter am Kon­kur­sort ge­gen die Mas­se kla­gen.

2 Will er die Zu­las­sung ei­nes an­de­ren Gläu­bi­gers oder des­sen Rang be­strei­ten, so muss er die Kla­ge ge­gen den Gläu­bi­ger rich­ten. Heisst der Rich­ter die Kla­ge gut, so dient der Be­trag, um den der An­teil des Be­klag­ten an der Kon­kurs­mas­se her­ab­ge­setzt wird, zur Be­frie­di­gung des Klä­gers bis zur vol­len De­ckung sei­ner For­de­rung ein­sch­liess­lich der Pro­zess­kos­ten. Ein Über­schuss wird nach dem be­rich­tig­ten Kol­lo­ka­ti­ons­plan ver­teilt.

3447

446Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

447Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 251

5. Ver­spä­te­te Kon­kursein­ga­ben

 

1 Ver­spä­te­te Kon­kursein­ga­ben kön­nen bis zum Schlus­se des Kon­kurs­ver­fah­rens an­ge­bracht wer­den.

2 Der Gläu­bi­ger hat sämt­li­che durch die Ver­spä­tung ver­ur­sach­ten Kos­ten zu tra­gen und kann zu ei­nem ent­spre­chen­den Vor­schus­se an­ge­hal­ten wer­den.

3 Auf Ab­schlags­ver­tei­lun­gen, wel­che vor sei­ner An­mel­dung statt­ge­fun­den ha­ben, hat der­sel­be kei­nen An­spruch.

4 Hält die Kon­kurs­ver­wal­tung ei­ne ver­spä­te­te Kon­kursein­ga­be für be­grün­det, so än­dert sie den Kol­lo­ka­ti­ons­plan ab und macht die Ab­än­de­rung öf­fent­lich be­kannt.

5 Der Ar­ti­kel 250 ist an­wend­bar.

V. Verwertung

Art. 252

V. Ver­wer­tung

A. Zwei­te Gläu­bi­ger­ver­samm­lung

1. Ein­la­dung

 

1 Nach der Auf­la­ge des Kol­lo­ka­ti­ons­pla­nes lädt die Kon­kurs­ver­wal­tung die Gläu­bi­ger, de­ren For­de­run­gen nicht be­reits rechts­kräf­tig ab­ge­wie­sen sind, zu ei­ner zwei­ten Ver­samm­lung ein. Die Ein­la­dung muss min­des­tens 20 Ta­ge vor der Ver­samm­lung ver­schickt wer­den.448

2 Soll in die­ser Ver­samm­lung über einen Nach­lass­ver­trag ver­han­delt wer­den, so wird dies in der Ein­la­dung an­ge­zeigt.449

3 Ein Mit­glied der Kon­kurs­ver­wal­tung führt in der Ver­samm­lung den Vor­sitz. Der Ar­ti­kel 235 Ab­sät­ze 3 und 4 fin­det ent­spre­chen­de An­wen­dung.

448Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

449Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 253

2. Be­fug­nis­se

 

1 Die Kon­kurs­ver­wal­tung er­stat­tet der Gläu­bi­ger­ver­samm­lung einen um­fas­sen­den Be­richt über den Gang der Ver­wal­tung und über den Stand der Ak­ti­ven und Pas­si­ven.

2 Die Ver­samm­lung be­schliesst über die Be­stä­ti­gung der Kon­kurs­ver­wal­tung und, ge­ge­be­nen Fal­les, des Gläu­bi­ge­raus­schus­ses und ord­net un­be­schränkt al­les Wei­te­re für die Durch­füh­rung des Kon­kur­ses an.

Art. 254450

3. Be­schlus­s­un­fä­hig­keit

 

Ist die Ver­samm­lung nicht be­schluss­fä­hig, so stellt die Kon­kurs­ver­wal­tung dies fest und ori­en­tiert die an­we­sen­den Gläu­bi­ger über den Stand der Mas­se. Die bis­he­ri­ge Kon­kurs­ver­wal­tung und der Gläu­bi­ge­raus­schuss blei­ben bis zum Schluss des Ver­fah­rens im Amt.

450Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 255451

B. Wei­te­re Gläu­bi­ger­ver­samm­lun­gen

 

Wei­te­re Gläu­bi­ger­ver­samm­lun­gen wer­den ein­be­ru­fen, wenn ein Vier­tel der Gläu­bi­ger oder der Gläu­bi­ge­raus­schuss es ver­langt oder wenn die Kon­kurs­ver­wal­tung es für not­wen­dig hält.

451Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 255a452

C. Zir­ku­l­ar­be­schluss

 

1 In drin­gen­den Fäl­len, oder wenn ei­ne Gläu­bi­ger­ver­samm­lung nicht be­schluss­fä­hig ge­we­sen ist, kann die Kon­kurs­ver­wal­tung den Gläu­bi­gern An­trä­ge auf dem Zir­ku­lar­weg stel­len. Ein An­trag ist an­ge­nom­men, wenn die Mehr­heit der Gläu­bi­ger ihm in­nert der an­ge­setz­ten Frist aus­drück­lich oder still­schwei­gend zu­stimmt.

2 Sind der Kon­kurs­ver­wal­tung nicht al­le Gläu­bi­ger be­kannt, so kann sie ih­re An­trä­ge zu­dem öf­fent­lich be­kannt ma­chen.

452Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 256

D. Ver­wer­tungs­mo­dus

 

1 Die zur Mas­se ge­hö­ren­den Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de wer­den auf An­ord­nung der Kon­kurs­ver­wal­tung öf­fent­lich ver­stei­gert oder, falls die Gläu­bi­ger es be­schlies­sen, frei­hän­dig ver­kauft.

2 Ver­pfän­de­te Ver­mö­gens­stücke dür­fen nur mit Zu­stim­mung der Pfand­gläu­bi­ger an­ders als durch Ver­kauf an öf­fent­li­cher Stei­ge­rung ver­wer­tet wer­den.

3 Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de von be­deu­ten­dem Wert und Grund­stücke dür­fen nur frei­hän­dig ver­kauft wer­den, wenn die Gläu­bi­ger vor­her Ge­le­gen­heit er­hal­ten ha­ben, hö­he­re An­ge­bo­te zu ma­chen.453

4 An­fech­tungs­an­sprü­che nach den Ar­ti­keln 286–288 dür­fen we­der ver­stei­gert noch sonst­wie ver­äus­sert wer­den.454

453Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

454Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 257

E. Ver­stei­ge­rung

1. Öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung

 

1 Ort, Tag und Stun­de der Stei­ge­rung wer­den öf­fent­lich be­kannt­ge­macht.

2 Sind Grund­stücke zu ver­wer­ten, so er­folgt die Be­kannt­ma­chung min­des­tens einen Mo­nat vor dem Stei­ge­rungs­ta­ge und es wird in der­sel­ben der Tag an­ge­ge­ben, von wel­chem an die Stei­ge­rungs­be­din­gun­gen beim Kon­kur­sam­te zur Ein­sicht auf­ge­legt sein wer­den.

3 Den Grund­pfand­gläu­bi­gern wer­den Ex­em­pla­re der Be­kannt­ma­chung, mit An­ga­be der Schät­zungs­s­um­me, be­son­ders zu­ge­stellt.

Art. 258455

2. Zu­schlag

 

1 Der Ver­wer­tungs­ge­gen­stand wird nach drei­ma­li­gem Auf­ruf dem Meist­bie­ten­den zu­ge­schla­gen.

2 Für die Ver­wer­tung ei­nes Grund­stücks gilt Ar­ti­kel 142 Ab­sät­ze 1 und 3. Die Gläu­bi­ger kön­nen zu­dem be­schlies­sen, dass für die ers­te Ver­stei­ge­rung ein Min­de­st­an­ge­bot fest­ge­setzt wird.456

455Fas­sung ge­mä­ss Art. 16 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

456Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 259457

3. Stei­ge­rungs­be­din­gun­gen

 

Für die Stei­ge­rungs­be­din­gun­gen gel­ten die Ar­ti­kel 128, 129, 132a, 134–137 und 143 sinn­ge­mä­ss. An die Stel­le des Be­trei­bungs­am­tes tritt die Kon­kurs­ver­wal­tung.

457Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 260

F. Ab­tre­tung von Rechts­an­sprü­chen

 

1 Je­der Gläu­bi­ger ist be­rech­tigt, die Ab­tre­tung der­je­ni­gen Rechts­an­sprü­che der Mas­se zu ver­lan­gen, auf de­ren Gel­tend­ma­chung die Ge­samt­heit der Gläu­bi­ger ver­zich­tet.

2 Das Er­geb­nis dient nach Ab­zug der Kos­ten zur De­ckung der For­de­run­gen der­je­ni­gen Gläu­bi­ger, an wel­che die Ab­tre­tung statt­ge­fun­den hat, nach dem un­ter ih­nen be­ste­hen­den Ran­ge. Der Über­schuss ist an die Mas­se ab­zu­lie­fern.

3 Ver­zich­tet die Ge­samt­heit der Gläu­bi­ger auf die Gel­tend­ma­chung und ver­langt auch kein Gläu­bi­ger die Ab­tre­tung, so kön­nen sol­che An­sprü­che nach Ar­ti­kel 256 ver­wer­tet wer­den.458

458Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

VI. Verteilung

Art. 261

VI. Ver­tei­lung

A. Ver­tei­lungs­lis­te und Schluss­rech­nung

 

Nach Ein­gang des Er­lö­ses der gan­zen Kon­kurs­mas­se und nach­dem der Kol­lo­ka­ti­ons­plan in Rechts­kraft er­wach­sen ist, stellt die Kon­kurs­ver­wal­tung die Ver­tei­lungs­lis­te und die Schluss­rech­nung auf.

Art. 262459

B. Ver­fah­rens­kos­ten

 

1 Sämt­li­che Kos­ten für Er­öff­nung und Durch­füh­rung des Kon­kur­ses so­wie für die Auf­nah­me ei­nes Gü­ter­ver­zeich­nis­ses wer­den vor­ab ge­deckt.

2 Aus dem Er­lös von Pfand­ge­gen­stän­den wer­den nur die Kos­ten ih­rer In­ven­tur, Ver­wal­tung und Ver­wer­tung ge­deckt.

459Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 263

C. Auf­la­ge von Ver­tei­lungs­lis­te und Schluss­rech­nung

 

1 Die Ver­tei­lungs­lis­te und die Schluss­rech­nung wer­den wäh­rend zehn Ta­gen beim Kon­kur­sam­te auf­ge­legt.

2 Die Auf­le­gung wird je­dem Gläu­bi­ger un­ter Bei­fü­gung ei­nes sei­nen An­teil be­tref­fen­den Aus­zu­ges an­ge­zeigt.

Art. 264

D. Ver­tei­lung

 

1 So­fort nach Ab­lauf der Auf­le­gungs­frist schrei­tet die Kon­kurs­ver­wal­tung zur Ver­tei­lung.

2 Die Be­stim­mun­gen des Ar­ti­kels 150 fin­den ent­spre­chen­de An­wen­dung.

3 Die den For­de­run­gen un­ter auf­schie­ben­der Be­din­gung oder mit un­ge­wis­ser Ver­fall­zeit zu­kom­men­den An­tei­le wer­den bei der De­po­si­ten­an­stalt hin­ter­legt.

Art. 265

E. Ver­lust­schein

1. In­halt und Wir­kun­gen

 

1 Bei der Ver­tei­lung er­hält je­der Gläu­bi­ger für den un­ge­deckt blei­ben­den Be­trag sei­ner For­de­rung einen Ver­lust­schein. In dem­sel­ben wird an­ge­ge­ben, ob die For­de­rung vom Ge­mein­schuld­ner an­er­kannt oder be­strit­ten wor­den ist. Im ers­te­ren Fal­le gilt der Ver­lust­schein als Schuld­an­er­ken­nung im Sin­ne des Ar­ti­kels 82.

2 Der Ver­lust­schein be­rech­tigt zum Ar­rest und hat die in den Ar­ti­keln 149 Ab­satz 4 und 149a be­zeich­ne­ten Rechts­wir­kun­gen. Je­doch kann ge­stützt auf ihn ei­ne neue Be­trei­bung nur ein­ge­lei­tet wer­den, wenn der Schuld­ner zu neu­em Ver­mö­gen ge­kom­men ist. Als neu­es Ver­mö­gen gel­ten auch Wer­te, über die der Schuld­ner wirt­schaft­lich ver­fügt.460

3461

460Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

461Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 265a462

2. Fest­stel­lung des neu­en Ver­mö­gens

 

1 Er­hebt der Schuld­ner Rechts­vor­schlag mit der Be­grün­dung, er sei nicht zu neu­em Ver­mö­gen ge­kom­men, so legt das Be­trei­bungs­amt den Rechts­vor­schlag dem Rich­ter des Be­trei­bungs­or­tes vor. Die­ser hört
die Par­tei­en an und ent­schei­det; ge­gen den Ent­scheid ist kein Rechts­mit­tel zu­läs­sig.463

2 Der Rich­ter be­wil­ligt den Rechts­vor­schlag, wenn der Schuld­ner sei­ne Ein­kom­mens- und Ver­mö­gens­ver­hält­nis­se dar­legt und glaub­haft macht, dass er nicht zu neu­em Ver­mö­gen ge­kom­men ist.

3 Be­wil­ligt der Rich­ter den Rechts­vor­schlag nicht, so stellt er den Um­fang des neu­en Ver­mö­gens fest (Art. 265 Abs. 2). Ver­mö­gens­wer­te Drit­ter, über die der Schuld­ner wirt­schaft­lich ver­fügt, kann der Rich­ter pfänd­bar er­klä­ren, wenn das Recht des Drit­ten auf ei­ner Hand­lung be­ruht, die der Schuld­ner in der dem Drit­ten er­kenn­ba­ren Ab­sicht vor­ge­nom­men hat, die Bil­dung neu­en Ver­mö­gens zu ver­ei­teln.

4 Der Schuld­ner und der Gläu­bi­ger kön­nen in­nert 20 Ta­gen nach der Er­öff­nung des Ent­schei­des über den Rechts­vor­schlag beim Rich­ter des Be­trei­bungs­or­tes Kla­ge auf Be­strei­tung oder Fest­stel­lung des neu­en Ver­mö­gens ein­rei­chen.464

462Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

463Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

464Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 265b465

3. Aus­schluss der Kon­kurser­öff­nung auf An­trag des Schuld­ners

 

Wi­der­setzt sich der Schuld­ner ei­ner Be­trei­bung, in­dem er be­strei­tet, neu­es Ver­mö­gen zu be­sit­zen, so kann er wäh­rend der Dau­er die­ser Be­trei­bung nicht selbst die Kon­kurser­öff­nung (Art. 191) be­an­tra­gen.

465Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 266

F. Ab­schlags­ver­tei­lun­gen

 

1 Ab­schlags­ver­tei­lun­gen kön­nen vor­ge­nom­men wer­den, so­bald die Frist zur An­fech­tung des Kol­lo­ka­ti­ons­pla­nes ab­ge­lau­fen ist.

2 Ar­ti­kel 263 gilt sinn­ge­mä­ss.466

466Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 267

G. Nicht ein­ge­ge­be­ne For­de­run­gen

 

Die For­de­run­gen der­je­ni­gen Gläu­bi­ger, wel­che am Kon­kur­se nicht teil­ge­nom­men ha­ben, un­ter­lie­gen den­sel­ben Be­schrän­kun­gen wie die­je­ni­gen, für wel­che ein Ver­lust­schein aus­ge­stellt wor­den ist.

VII. Schluss des Konkursverfahrens

Art. 268

VII. Schluss des Kon­kurs­ver­fah­rens

A. Schluss­be­richt und Ent­scheid des Kon­kurs­ge­rich­tes

 

1 Nach der Ver­tei­lung legt die Kon­kurs­ver­wal­tung dem Kon­kurs­ge­rich­te einen Schluss­be­richt vor.

2 Fin­det das Ge­richt, dass das Kon­kurs­ver­fah­ren voll­stän­dig durch­ge­führt sei, so er­klärt es das­sel­be für ge­schlos­sen.

3 Gibt die Ge­schäfts­füh­rung der Ver­wal­tung dem Ge­rich­te zu Be­mer­kun­gen An­lass, so bringt es die­sel­ben der Auf­sichts­be­hör­de zur Kennt­nis.

4 Das Kon­kur­samt macht den Schluss des Kon­kurs­ver­fah­rens öf­fent­lich be­kannt.

Art. 269

B. Nach­träg­lich ent­deck­te Ver­mö­gens­wer­te

 

1 Wer­den nach Schluss des Kon­kurs­ver­fah­rens Ver­mö­gens­stücke ent­deckt, wel­che zur Mas­se ge­hör­ten, aber nicht zu der­sel­ben ge­zo­gen wur­den, so nimmt das Kon­kur­samt die­sel­ben in Be­sitz und be­sorgt oh­ne wei­te­re Förm­lich­keit die Ver­wer­tung und die Ver­tei­lung des Er­lö­ses an die zu Ver­lust ge­kom­me­nen Gläu­bi­ger nach de­ren Rang­ord­nung.

2 Auf glei­che Wei­se ver­fährt das Kon­kur­samt mit hin­ter­leg­ten Be­trä­gen, die frei wer­den oder nach zehn Jah­ren nicht be­zo­gen wor­den sind.467

3 Han­delt es sich um einen zwei­fel­haf­ten Rechts­an­spruch, so bringt das Kon­kur­samt den Fall durch öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung oder brief­li­che Mit­tei­lung zur Kennt­nis der Kon­kurs­gläu­bi­ger, und es fin­den die Be­stim­mun­gen des Ar­ti­kels 260 ent­spre­chen­de An­wen­dung.

467Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 270

C. Frist für die Durch­füh­rung des Kon­kur­ses

 

1 Das Kon­kurs­ver­fah­ren soll in­nert ei­nem Jahr nach der Er­öff­nung des Kon­kur­ses durch­ge­führt sein.468

2 Die­se Frist kann nö­ti­gen­falls durch die Auf­sichts­be­hör­de ver­län­gert wer­den.

468Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Achter Titel: Arrest

Art. 271

A. Ar­rest­grün­de

 

1 Der Gläu­bi­ger kann für ei­ne fäl­li­ge For­de­rung, so­weit die­se nicht durch ein Pfand ge­deckt ist, Ver­mö­gens­stücke des Schuld­ners, die sich in der Schweiz be­fin­den, mit Ar­rest be­le­gen las­sen:469

1.
wenn der Schuld­ner kei­nen fes­ten Wohn­sitz hat;
2.
wenn der Schuld­ner in der Ab­sicht, sich der Er­fül­lung sei­ner Ver­bind­lich­kei­ten zu ent­zie­hen, Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de bei­sei­te schafft, sich flüch­tig macht oder An­stal­ten zur Flucht trifft;
3.
wenn der Schuld­ner auf der Durch­rei­se be­grif­fen ist oder zu den Per­so­nen ge­hört, wel­che Mes­sen und Märk­te be­su­chen, für For­de­run­gen, die ih­rer Na­tur nach so­fort zu er­fül­len sind;
4.470
wenn der Schuld­ner nicht in der Schweiz wohnt, kein an­de­rer Ar­rest­grund ge­ge­ben ist, die For­de­rung aber einen ge­nü­gen­den Be­zug zur Schweiz auf­weist oder auf ei­ner Schuld­an­er­ken­nung im Sin­ne von Ar­ti­kel 82 Ab­satz 1 be­ruht;
5.471
wenn der Gläu­bi­ger ge­gen den Schuld­ner einen pro­vi­so­ri­schen oder einen de­fi­ni­ti­ven Ver­lust­schein be­sitzt;
6.472
wenn der Gläu­bi­ger ge­gen den Schuld­ner einen de­fi­ni­ti­ven Rechts­öff­nungs­ti­tel be­sitzt.

2 In den un­ter den Zif­fern 1 und 2 ge­nann­ten Fäl­len kann der Ar­rest auch für ei­ne nicht ver­fal­le­ne For­de­rung ver­langt wer­den; der­sel­be be­wirkt ge­gen­über dem Schuld­ner die Fäl­lig­keit der For­de­rung.

3 Im un­ter Ab­satz 1 Zif­fer 6 ge­nann­ten Fall ent­schei­det das Ge­richt bei aus­län­di­schen Ent­schei­den, die nach dem Über­ein­kom­men vom 30. Ok­to­ber 2007473 über die ge­richt­li­che Zu­stän­dig­keit und die An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung von Ent­schei­dun­gen in Zi­vil- und Han­delssa­chen zu voll­stre­cken sind, auch über de­ren Voll­streck­bar­keit.474

469Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

470Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

471Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

472 Ein­ge­fügt durch Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

473SR 0.275.12

474Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 272475

B. Ar­rest­be­wil­li­gung

 

1 Der Ar­rest wird vom Ge­richt am Be­trei­bungs­ort oder am Ort, wo die Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de sich be­fin­den, be­wil­ligt, wenn der Gläu­bi­ger glaub­haft macht, dass:476

1.
sei­ne For­de­rung be­steht;
2.
ein Ar­rest­grund vor­liegt;
3.
Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de vor­han­den sind, die dem Schuld­ner ge­hö­ren.

2 Wohnt der Gläu­bi­ger im Aus­land und be­zeich­net er kei­nen Zu­stel­lungs­ort in der Schweiz, so ist das Be­trei­bungs­amt Zu­stel­lungs­ort.

475Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

476 Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 273477

C. Haf­tung für Ar­rest­scha­den

 

1 Der Gläu­bi­ger haf­tet so­wohl dem Schuld­ner als auch Drit­ten für den aus ei­nem un­ge­recht­fer­tig­ten Ar­rest er­wach­sen­den Scha­den. Der Rich­ter kann ihn zu ei­ner Si­cher­heits­leis­tung ver­pflich­ten.

2 Die Scha­den­er­satz­kla­ge kann auch beim Rich­ter des Ar­re­stor­tes ein­ge­reicht wer­den.

477Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 274

D. Ar­rest­be­fehl

 

1 Das Ge­richt be­auf­tragt den Be­trei­bungs­be­am­ten oder einen an­de­ren Be­am­ten oder An­ge­stell­ten mit dem Voll­zug des Ar­res­tes und stellt ihm den Ar­rest­be­fehl zu.478

2 Der Ar­rest­be­fehl ent­hält:

1.
den Na­men und den Wohn­ort des Gläu­bi­gers und sei­nes all­fäl­li­gen Be­voll­mäch­tig­ten und des Schuld­ners;
2.
die An­ga­be der For­de­rung, für wel­che der Ar­rest ge­legt wird;
3.
die An­ga­be des Ar­rest­grun­des;
4.
die An­ga­be der mit Ar­rest zu be­le­gen­den Ge­gen­stän­de;
5.
den Hin­weis auf die Scha­den­er­satz­pflicht des Gläu­bi­gers und, ge­ge­be­nen Fal­les, auf die ihm auf­er­leg­te Si­cher­heits­leis­tung.

478Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 275479

E. Ar­rest­voll­zug

 

Die Ar­ti­kel 91–109 über die Pfän­dung gel­ten sinn­ge­mä­ss für den Ar­rest­voll­zug.

479Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 276

F. Ar­re­stur­kun­de

 

1 Der mit dem Voll­zug be­trau­te Be­am­te oder An­ge­stell­te ver­fasst die Ar­re­stur­kun­de, in­dem er auf dem Ar­rest­be­fehl die Vor­nah­me des Ar­res­tes mit An­ga­be der Ar­rest­ge­gen­stän­de und ih­rer Schät­zung be­schei­nigt, und über­mit­telt die­sel­be so­fort dem Be­trei­bungs­amt.

2 Das Be­trei­bungs­amt stellt dem Gläu­bi­ger und dem Schuld­ner so­fort ei­ne Ab­schrift der Ar­re­stur­kun­de zu und be­nach­rich­tigt Drit­te, die durch den Ar­rest in ih­ren Rech­ten be­trof­fen wer­den.480

480Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 277

G. Si­cher­heits­leis­tung des Schuld­ners

 

Die Ar­rest­ge­gen­stän­de wer­den dem Schuld­ner zur frei­en Ver­fü­gung über­las­sen, so­fern er Si­cher­heit leis­tet, dass im Fal­le der Pfän­dung oder der Kon­kurser­öff­nung die Ar­rest­ge­gen­stän­de oder an ih­rer Stel­le an­de­re Ver­mö­gens­stücke von glei­chem Wer­te vor­han­den sein wer­den. Die Si­cher­heit ist durch Hin­ter­le­gung, durch So­lid­ar­bürg­schaft oder durch ei­ne an­de­re gleich­wer­ti­ge Si­cher­heit zu leis­ten.481

481Fas­sung des Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 278482

H. Ein­spra­che ge­gen den Ar­rest­be­fehl

 

1 Wer durch einen Ar­rest in sei­nen Rech­ten be­trof­fen ist, kann in­nert zehn Ta­gen, nach­dem er von des­sen An­ord­nung Kennt­nis er­hal­ten hat, beim Ge­richt Ein­spra­che er­he­ben.

2 Das Ge­richt gibt den Be­tei­lig­ten Ge­le­gen­heit zur Stel­lung­nah­me und ent­schei­det oh­ne Ver­zug.

3 Der Ein­spra­cheent­scheid kann mit Be­schwer­de nach der ZPO483 an­ge­foch­ten wer­den. Vor der Rechts­mit­tel­in­stanz kön­nen neue Tat­sa­chen gel­tend ge­macht wer­den.

4 Ein­spra­che und Be­schwer­de hem­men die Wir­kung des Ar­res­tes nicht.

482Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

483 SR 272

Art. 279484

I. Ar­rest­pro­se­quie­rung

 

1 Hat der Gläu­bi­ger nicht schon vor der Be­wil­li­gung des Ar­res­tes Be­trei­bung ein­ge­lei­tet oder Kla­ge ein­ge­reicht, so muss er dies in­nert zehn Ta­gen nach Zu­stel­lung der Ar­re­stur­kun­de tun.

2 Er­hebt der Schuld­ner Rechts­vor­schlag, so muss der Gläu­bi­ger in­nert zehn Ta­gen, nach­dem ihm das Gläu­bi­ger­dop­pel des Zah­lungs­be­fehls
zu­ge­stellt wor­den ist, Rechts­öff­nung ver­lan­gen oder Kla­ge auf An­er­ken­nung sei­ner For­de­rung ein­rei­chen. Wird er im Rechts­öff­nungs­ver­fah­ren ab­ge­wie­sen, so muss er die Kla­ge in­nert zehn Ta­gen nach Er­öff­nung des Ent­scheids485 ein­rei­chen.486

3 Hat der Schuld­ner kei­nen Rechts­vor­schlag er­ho­ben, so muss der Gläu­bi­ger in­nert 20 Ta­gen, nach­dem ihm das Gläu­bi­ger­dop­pel des Zah­lungs­be­fehls zu­ge­stellt wor­den ist, das Fort­set­zungs­be­geh­ren stel­len. Wird der Rechts­vor­schlag nach­träg­lich be­sei­tigt, so be­ginnt die Frist mit der rechts­kräf­ti­gen Be­sei­ti­gung des Rechts­vor­schlags. Die Be­trei­bung wird, je nach der Per­son des Schuld­ners, auf dem Weg der Pfän­dung oder des Kon­kur­ses fort­ge­setzt.487

4 Hat der Gläu­bi­ger sei­ne For­de­rung oh­ne vor­gän­gi­ge Be­trei­bung ge­richt­lich ein­ge­klagt, so muss er die Be­trei­bung in­nert zehn Ta­gen nach Er­öff­nung des Ent­scheids ein­lei­ten.

5 Die Fris­ten die­ses Ar­ti­kels lau­fen nicht:

1.
wäh­rend des Ein­spra­che­ver­fah­rens und bei Wei­ter­zie­hung des Ein­spra­chen­ent­schei­des;
2.
wäh­rend des Ver­fah­rens auf Voll­streck­bar­er­klä­rung nach dem Über­ein­kom­men vom 30. Ok­to­ber 2007488 über die ge­richt­li­che Zu­stän­dig­keit und die An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung von Ent­schei­dun­gen in Zi­vil- und Han­delssa­chen und bei Wei­ter­zie­hung des Ent­schei­des über die Voll­streck­bar­er­klä­rung.489

484Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

485 Be­rich­tigt von der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers (Art. 58 Abs. 1 ParlG; SR 171.10).

486 Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

487 Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

488SR 0.275.12

489 Ein­ge­fügt durch Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 280490

K. Da­hin­fal­len

 

Der Ar­rest fällt da­hin, wenn der Gläu­bi­ger:

1.
die Fris­ten nach Ar­ti­kel 279 nicht ein­hält;
2.
die Kla­ge oder die Be­trei­bung zu­rück­zieht oder er­lö­schen lässt; oder
3.
mit sei­ner Kla­ge vom Ge­richt end­gül­tig ab­ge­wie­sen wird.

490Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 281

L. Pro­vi­so­ri­scher Pfän­dungs­an­schluss

 

1 Wer­den nach Aus­stel­lung des Ar­rest­be­fehls die Ar­rest­ge­gen­stän­de von ei­nem an­dern Gläu­bi­ger ge­pfän­det, be­vor der Ar­rest­gläu­bi­ger sel­ber das Pfän­dungs­be­geh­ren stel­len kann, so nimmt der letz­te­re von Rech­tes we­gen pro­vi­so­risch an der Pfän­dung teil.

2 Der Gläu­bi­ger kann die vom Ar­res­te her­rüh­ren­den Kos­ten aus dem Er­lö­se der Ar­rest­ge­gen­stän­de vor­weg­neh­men.

3 Im Üb­ri­gen be­grün­det der Ar­rest kein Vor­zugs­recht.

Neunter Titel: Besondere Bestimmungen über Miete und Pacht

Art. 282491

 

491Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II Art. 3 des BG vom 15. Dez. 1989 über die Än­de­rung des OR (Mie­te und Pacht), mit Wir­kung seit 1. Ju­li 1990 (AS 1990802, SchlB zu den Tit. VIII und VIIIbis; BBl 1985I 1389).

Art. 283

Re­ten­ti­ons­ver­zeich­nis

 

1 Ver­mie­ter und Ver­päch­ter von Ge­schäfts­räu­men kön­nen, auch wenn die Be­trei­bung nicht an­ge­ho­ben ist, zur einst­wei­li­gen Wah­rung ih­res Re­ten­ti­ons­rech­tes (Art. 268 ff. und 299c OR492) die Hil­fe des Be­trei­bungs­am­tes in An­spruch neh­men.493

2 Ist Ge­fahr im Ver­zu­ge, so kann die Hil­fe der Po­li­zei oder der Ge­mein­de­be­hör­de nach­ge­sucht wer­den.

3 Das Be­trei­bungs­amt nimmt ein Ver­zeich­nis der dem Re­ten­ti­ons­recht un­ter­lie­gen­den Ge­gen­stän­de auf und setzt dem Gläu­bi­ger ei­ne Frist zur An­he­bung der Be­trei­bung auf Pfand­ver­wer­tung an.

492SR 220

493Be­rei­nigt ge­mä­ss Ziff. II Art. 3 des BG vom 15. Dez. 1989 über die Än­de­rung des OR (Mie­te und Pacht), in Kraft seit 1. Ju­li 1990 (AS 1990802; BBl 1985I 1389, SchlB zu den Tit. VIII und VIIIbis).

Art. 284

Rück­schaf­fung von Ge­gen­stän­den

 

Wur­den Ge­gen­stän­de heim­lich oder ge­walt­sam fort­ge­schafft, so kön­nen die­sel­ben in den ers­ten zehn Ta­gen nach der Fort­schaf­fung mit Hil­fe der Po­li­zei­ge­walt in die ver­mie­te­ten oder ver­pach­te­ten Räum­lich­kei­ten zu­rück­ge­bracht wer­den. Rech­te gut­gläu­bi­ger Drit­ter blei­ben vor­be­hal­ten. Über strei­ti­ge Fäl­le ent­schei­det der Rich­ter.494

494Fas­sung des drit­ten Sat­zes ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Neunter Titel : Besondere Bestimmungen bei Trustverhältnissenbis495

495 Eingefügt durch Art. 3 des BB vom 20. Dez. 2006 über die Genehmigung und Umsetzung des Haager Übereink. über das auf Trusts anzuwendende Recht und über ihre Anerkennung, in Kraft seit 1. Juli 2007 (AS 2007 2849; BBl 2006 551).

Art. 284a

A. Be­trei­bung für Schul­den ei­nes Trust­ver­mö­gens

 

1 Haf­tet für die Schuld das Ver­mö­gen ei­nes Trusts im Sin­ne von Ka­pi­tel 9a des Bun­des­ge­set­zes vom 18. De­zem­ber 1987496 über das In­ter­na­tio­na­le Pri­vat­recht (IPRG), so ist die Be­trei­bung ge­gen einen Trus­tee als Ver­tre­ter des Trusts zu rich­ten.

2 Be­trei­bungs­ort ist der Sitz des Trusts nach Ar­ti­kel 21 Ab­satz 3 IPRG. Be­fin­det sich der be­zeich­ne­te Ort der Ver­wal­tung nicht in der Schweiz, so ist der Trust an dem Ort zu be­trei­ben, an dem er tat­säch­lich ver­wal­tet wird.

3 Die Be­trei­bung wird auf Kon­kurs fort­ge­setzt. Der Kon­kurs ist auf das Trust­ver­mö­gen be­schränkt.

Art. 284b

B. Kon­kurs ei­nes Trus­tees

 

Im Kon­kurs ei­nes Trus­tees wird nach Ab­zug sei­ner An­sprü­che ge­gen das Trust­ver­mö­gen die­ses aus der Kon­kurs­mas­se aus­ge­schie­den.

Zehnter Titel: Anfechtung 497

497Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 285

A. Grund­sät­ze

 

1 Mit der An­fech­tung sol­len Ver­mö­gens­wer­te der Zwangs­voll­stre­ckung zu­ge­führt wer­den, die ihr durch ei­ne Rechts­hand­lung nach den Ar­ti­keln 286–288 ent­zo­gen wor­den sind.499

2 Zur An­fech­tung sind be­rech­tigt:500

1.501
je­der Gläu­bi­ger, der einen pro­vi­so­ri­schen oder de­fi­ni­ti­ven Pfän­dungs­ver­lust­schein er­hal­ten hat;
2.
die Kon­kurs­ver­wal­tung oder, nach Mass­ga­be der Ar­ti­kel 260 und 269 Ab­satz 3, je­der ein­zel­ne Kon­kurs­gläu­bi­ger.

3 Nicht an­fecht­bar sind Rechts­hand­lun­gen, die wäh­rend ei­ner Nach­lass­stun­dung statt­ge­fun­den ha­ben, so­fern sie von ei­nem Nach­lass­ge­richt502 oder von ei­nem Gläu­bi­ge­raus­schuss (Art. 295a) ge­neh­migt wor­den sind.503

4 Nicht an­fecht­bar sind fer­ner an­de­re Ver­bind­lich­kei­ten, die mit Zu­stim­mung des Sach­wal­ters wäh­rend der Stun­dung ein­ge­gan­gen wur­den.504

499Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

500Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

501Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

502 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455). Die Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

503 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

504 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 286

B. Ar­ten

1. Schen­kungs­an­fech­tung

 

1 An­fecht­bar sind mit Aus­nah­me üb­li­cher Ge­le­gen­heits­ge­schen­ke al­le Schen­kun­gen und un­ent­gelt­li­chen Ver­fü­gun­gen, die der Schuld­ner in­ner­halb des letz­ten Jah­res vor der Pfän­dung oder Kon­kurser­öff­nung vor­ge­nom­men hat.505

2 Den Schen­kun­gen sind gleich­ge­stellt:

1.
Rechts­ge­schäf­te, bei de­nen der Schuld­ner ei­ne Ge­gen­leis­tung an­ge­nom­men hat, die zu sei­ner ei­ge­nen Leis­tung in ei­nem Miss­ver­hält­nis­se steht;
2.506
Rechts­ge­schäf­te, durch die der Schuld­ner für sich oder für einen Drit­ten ei­ne Leib­ren­te, ei­ne Pfrund, ei­ne Nutz­nies­sung oder ein Wohn­recht er­wor­ben hat.

3 Bei der An­fech­tung ei­ner Hand­lung zu­guns­ten ei­ner na­he­ste­hen­den Per­son des Schuld­ners trägt die­se die Be­weis­last da­für, dass kein Miss­ver­hält­nis zwi­schen Leis­tung und Ge­gen­leis­tung vor­liegt. Als na­he­ste­hen­de Per­so­nen gel­ten auch Ge­sell­schaf­ten ei­nes Kon­zerns.507

505Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

506Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

507 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 287

2. Über­schul­dungs­an­fech­tung

 

1 Die fol­gen­den Rechts­hand­lun­gen sind an­fecht­bar, wenn der Schuld­ner sie in­ner­halb des letz­ten Jah­res vor der Pfän­dung oder Kon­kurser­öff­nung vor­ge­nom­men hat und im Zeit­punkt der Vor­nah­me be­reits über­schul­det war:508

1.509
Be­stel­lung von Si­cher­hei­ten für be­reits be­ste­hen­de Ver­bind­lich­kei­ten, zu de­ren Si­cher­stel­lung der Schuld­ner nicht schon frü­her ver­pflich­tet war;
2.
Til­gung ei­ner Geld­schuld auf an­de­re Wei­se als durch Bar­schaft oder durch an­der­wei­ti­ge üb­li­che Zah­lungs­mit­tel;
3.
Zah­lung ei­ner nicht ver­fal­le­nen Schuld.

2 Die An­fech­tung ist in­des­sen aus­ge­schlos­sen, wenn der Be­güns­tig­te be­weist, dass er die Über­schul­dung des Schuld­ners nicht ge­kannt hat und auch nicht hät­te ken­nen müs­sen.510

3 Die An­fech­tung ist ins­be­son­de­re aus­ge­schlos­sen, wenn Ef­fek­ten, Bu­ch­ef­fek­ten oder an­de­re an ei­nem re­prä­sen­ta­ti­ven Markt ge­han­del­te Fi­nan­z­in­stru­men­te als Si­cher­heit be­stellt wur­den und der Schuld­ner sich be­reits frü­her:

1.
ver­pflich­tet hat, die Si­cher­heit bei Än­de­run­gen im Wert der Si­cher­heit oder im Be­trag der ge­si­cher­ten Ver­bind­lich­keit auf­zu­sto­cken; oder
2.
das Recht ein­räu­men liess, ei­ne Si­cher­heit durch ei­ne Si­cher­heit glei­chen Werts zu er­set­zen.511

508Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

509Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

510Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

511 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des Bu­ch­ef­fek­ten­ge­set­zes vom 3. Okt. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 3577; BBl 2006 9315).

Art. 288512

3. Ab­sichts­an­fech­tung

 

1 An­fecht­bar sind end­lich al­le Rechts­hand­lun­gen, wel­che der Schuld­ner in­ner­halb der letz­ten fünf Jah­re vor der Pfän­dung oder Kon­kurser­öff­nung in der dem an­dern Tei­le er­kenn­ba­ren Ab­sicht vor­ge­nom­men hat, sei­ne Gläu­bi­ger zu be­nach­tei­li­gen oder ein­zel­ne Gläu­bi­ger zum Nach­teil an­de­rer zu be­güns­ti­gen.

2 Bei der An­fech­tung ei­ner Hand­lung zu­guns­ten ei­ner na­he­ste­hen­den Per­son des Schuld­ners trägt die­se die Be­weis­last da­für, dass sie die Be­nach­tei­li­gungs­ab­sicht nicht er­ken­nen konn­te. Als na­he­ste­hen­de Per­so­nen gel­ten auch Ge­sell­schaf­ten ei­nes Kon­zerns.513

512Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

513 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 288a514

4. Be­rech­nung der Fris­ten

 

Bei den Fris­ten der Ar­ti­kel 286–288 wer­den nicht mit­be­rech­net:

1.
die Dau­er ei­ner vor­aus­ge­gan­ge­nen Nach­lass­stun­dung;
2.
bei der kon­kur­samt­li­chen Li­qui­da­ti­on ei­ner Erb­schaft die Zeit zwi­schen dem To­des­tag und der An­ord­nung der Li­qui­da­ti­on;
3.
die Dau­er der vor­aus­ge­gan­ge­nen Be­trei­bung.

514 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 289515

C. An­fech­tungs­kla­ge

1. Ge­richts­stand

 

Die An­fech­tungs­kla­ge ist beim Rich­ter am Wohn­sitz des Be­klag­ten ein­zu­rei­chen. Hat der Be­klag­te kei­nen Wohn­sitz in der Schweiz, so kann die Kla­ge beim Rich­ter am Ort der Pfän­dung oder des Kon­kur­ses ein­ge­reicht wer­den.

515Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 290516

2. Pas­siv­le­gi­ti­ma­ti­on

 

Die An­fech­tungs­kla­ge rich­tet sich ge­gen die Per­so­nen, die mit dem Schuld­ner die an­fecht­ba­ren Rechts­ge­schäf­te ab­ge­schlos­sen ha­ben oder von ihm in an­fecht­ba­rer Wei­se be­güns­tigt wor­den sind, so­wie ge­gen ih­re Er­ben oder an­de­re Ge­samt­nach­fol­ger und ge­gen bös­gläu­bi­ge Drit­te. Die Rech­te gut­gläu­bi­ger Drit­ter wer­den durch die An­fech­tungs­kla­ge nicht be­rührt.

516Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 291

D. Wir­kung

 

1 Wer durch ei­ne an­fecht­ba­re Rechts­hand­lung Ver­mö­gen des Schuld­ners er­wor­ben hat, ist zur Rück­ga­be des­sel­ben ver­pflich­tet. Die Ge­gen­leis­tung ist zu er­stat­ten, so­weit sie sich noch in den Hän­den des Schuld­ners be­fin­det oder die­ser durch sie be­rei­chert ist. Dar­über hin­aus kann ein An­spruch nur als For­de­rung ge­gen den Schuld­ner gel­tend ge­macht wer­den.

2 Be­stand die an­fecht­ba­re Rechts­hand­lung in der Til­gung ei­ner For­de­rung, so tritt die­sel­be mit der Rück­er­stat­tung des Emp­fan­ge­nen wie­der in Kraft.

3 Der gut­gläu­bi­ge Emp­fän­ger ei­ner Schen­kung ist nur bis zum Be­trag sei­ner Be­rei­che­rung zur Rück­er­stat­tung ver­pflich­tet.

Art. 292517

E. Ver­jäh­rung

 

1 Das An­fech­tungs­recht ver­jährt:

1.
nach Ab­lauf von drei Jah­ren seit Zu­stel­lung des Pfän­dungs­ver­lust­scheins (Art. 285 Abs. 2 Ziff. 1);
2.
nach Ab­lauf von drei Jah­ren seit der Kon­kurser­öff­nung (Art. 285 Abs. 2 Ziff. 2);
3.
nach Ab­lauf von drei Jah­ren seit Be­stä­ti­gung des Nach­lass­ver­tra­ges mit Ver­mö­gens­ab­tre­tung.

2 Bei der An­er­ken­nung ei­nes aus­län­di­schen Kon­kurs­de­kre­tes wird die Zeit zwi­schen dem An­er­ken­nungs­an­trag und der Pu­bli­ka­ti­on nach Ar­ti­kel 169 IPRG518 nicht mit­be­rech­net.

517Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 15. Ju­ni 2018 (Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5343; BBl 2014 235).

518 SR 291

Elfter Titel: Nachlassverfahren519

519Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

I. Nachlassstundung

Art. 293520

I. Nach­lass­stun­dung

A. Ein­lei­tung

 

Das Nach­lass­ver­fah­ren wird ein­ge­lei­tet durch:

a.
ein Ge­such des Schuld­ners mit fol­gen­den Bei­la­gen: ei­ne ak­tu­el­le Bi­lanz, ei­ne Er­folgs­rech­nung und ei­ne Li­qui­di­täts­pla­nung oder ent­spre­chen­de Un­ter­la­gen, aus de­nen die der­zei­ti­ge und künf­ti­ge Ver­mö­gens-, Er­trags- oder Ein­kom­mens­la­ge des Schuld­ners er­sicht­lich ist, so­wie ein pro­vi­so­ri­scher Sa­nie­rungs­plan;
b.
ein Ge­such ei­nes Gläu­bi­gers, der be­rech­tigt wä­re, ein Kon­kurs­be­geh­ren zu stel­len;
c.
die Über­wei­sung der Ak­ten nach Ar­ti­kel 173aAb­satz 2.

520Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 293a521

B. Pro­vi­so­ri­sche Stun­dung

1. Be­wil­li­gung

 

1 Das Nach­lass­ge­richt be­wil­ligt un­ver­züg­lich ei­ne pro­vi­so­ri­sche Stun­dung und trifft von Am­tes we­gen wei­te­re Mass­nah­men, die zur Er­hal­tung des schuld­ne­ri­schen Ver­mö­gens not­wen­dig sind. Die pro­vi­so­ri­sche Stun­dung kann vom Nach­lass­ge­richt auf An­trag ver­län­gert wer­den.

2 Die Dau­er der pro­vi­so­ri­schen Stun­dung darf vier Mo­na­te nicht über­schrei­ten. Auf An­trag des Sach­wal­ters oder, wenn kein sol­cher ein­ge­setzt wur­de, des Schuld­ners kann die pro­vi­so­ri­sche Stun­dung in be­grün­de­ten Fäl­len um höchs­tens vier Mo­na­te ver­län­gert wer­den.522

3 Be­steht of­fen­sicht­lich kei­ne Aus­sicht auf Sa­nie­rung oder Be­stä­ti­gung ei­nes Nach­lass­ver­tra­ges, so er­öff­net das Nach­lass­ge­richt von Am­tes we­gen den Kon­kurs.

521Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

522 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 20. Okt. 2020 (AS 2020 4005, 4145; BBl 2017 399).

Art. 293b523

2. Pro­vi­so­ri­scher Sach­wal­ter

 

1 Zur nä­he­ren Prü­fung der Aus­sicht auf Sa­nie­rung oder Be­stä­ti­gung ei­nes Nach­lass­ver­tra­ges setzt das Nach­lass­ge­richt einen oder meh­re­re pro­vi­so­ri­sche Sach­wal­ter ein. Ar­ti­kel 295 gilt sinn­ge­mä­ss.

2 In be­grün­de­ten Fäl­len kann von der Ein­set­zung ei­nes Sach­wal­ters ab­ge­se­hen wer­den.

523Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 293c524

3. Wir­kun­gen der pro­vi­so­ri­schen Stun­dung

 

1 Die pro­vi­so­ri­sche Stun­dung hat die glei­chen Wir­kun­gen wie ei­ne de­fi­ni­ti­ve Stun­dung.

2 In be­grün­de­ten Fäl­len kann auf die öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung bis zur Be­en­di­gung der pro­vi­so­ri­schen Stun­dung ver­zich­tet wer­den, so­fern der Schutz Drit­ter ge­währ­leis­tet ist und ein ent­spre­chen­der An­trag vor­liegt. In ei­nem sol­chen Fall:

a.
un­ter­bleibt die Mit­tei­lung an die Äm­ter;
b.
kann ge­gen den Schuld­ner ei­ne Be­trei­bung ein­ge­lei­tet, nicht aber fort­ge­setzt wer­den;
c.
tritt die Rechts­fol­ge von Ar­ti­kel 297 Ab­satz 4 nur und erst dann ein, wenn die pro­vi­so­ri­sche Stun­dung dem Zes­sio­nar mit­ge­teilt wird;
d.
ist ein pro­vi­so­ri­scher Sach­wal­ter ein­zu­set­zen.

524Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 293d525

4. Rechts­mit­tel

 

Die Be­wil­li­gung der pro­vi­so­ri­schen Stun­dung und die Ein­set­zung des pro­vi­so­ri­schen Sach­wal­ters sind nicht an­fecht­bar.

525Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 294526

C. De­fi­ni­ti­ve Stun­dung

1. Ver­hand­lung und Ent­scheid

 

1 Er­gibt sich wäh­rend der pro­vi­so­ri­schen Stun­dung, dass Aus­sicht auf Sa­nie­rung oder Be­stä­ti­gung ei­nes Nach­lass­ver­tra­ges be­steht, so be­wil­ligt das Nach­lass­ge­richt die Stun­dung de­fi­ni­tiv für wei­te­re vier bis sechs Mo­na­te; es ent­schei­det von Am­tes we­gen vor Ab­lauf der pro­vi­so­ri­schen Stun­dung.

2 Der Schuld­ner und ge­ge­be­nen­falls der an­trag­stel­len­de Gläu­bi­ger sind vor­gän­gig zu ei­ner Ver­hand­lung vor­zu­la­den. Der pro­vi­so­ri­sche Sach­wal­ter er­stat­tet münd­lich oder schrift­lich Be­richt. Das Ge­richt kann wei­te­re Gläu­bi­ger an­hö­ren.

3 Be­steht kei­ne Aus­sicht auf Sa­nie­rung oder Be­stä­ti­gung ei­nes Nach­lass­ver­tra­ges, so er­öff­net das Ge­richt von Am­tes we­gen den Kon­kurs.

526Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 295527

2. Sach­wal­ter

 

1 Das Nach­lass­ge­richt er­nennt einen oder meh­re­re Sach­wal­ter.

2 Dem Sach­wal­ter ste­hen ins­be­son­de­re fol­gen­de Auf­ga­ben zu:

a.
er ent­wirft den Nach­lass­ver­trag, so­fern dies er­for­der­lich ist;
b.
er über­wacht die Hand­lun­gen des Schuld­ners;
c.
er er­füllt die in den Ar­ti­keln 298–302 und 304 be­zeich­ne­ten Auf­ga­ben;
d.
er er­stat­tet auf An­ord­nung des Nach­lass­ge­richts Zwi­schen­be­rich­te und ori­en­tiert die Gläu­bi­ger über den Ver­lauf der Stun­dung.

3 Das Nach­lass­ge­richt kann dem Sach­wal­ter wei­te­re Auf­ga­ben zu­wei­sen.

4 Auf die Ge­schäfts­füh­rung des Sach­wal­ters sind die Ar­ti­kel 8, 8a, 10, 11, 14, 17–19, 34 und 35 sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.528

527Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

528 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 295a529

3. Gläu­bi­ge­raus­schuss

 

1 Wo es die Um­stän­de er­for­dern, setzt das Nach­lass­ge­richt einen Gläu­bi­ge­raus­schuss ein; ver­schie­de­ne Gläu­bi­ger­ka­te­go­ri­en müs­sen dar­in an­ge­mes­sen ver­tre­ten sein.

2 Der Gläu­bi­ge­raus­schuss be­auf­sich­tigt den Sach­wal­ter; er kann ihm Emp­feh­lun­gen er­tei­len und wird von ihm re­gel­mäs­sig über den Stand des Ver­fah­rens ori­en­tiert.

3 Der Gläu­bi­ge­raus­schuss er­teilt an­stel­le des Nach­lass­ge­richts die Er­mäch­ti­gung zu Ge­schäf­ten nach Ar­ti­kel 298 Ab­satz 2.

529Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 295b530

4. Ver­län­ge­rung der Stun­dung

 

1 Auf An­trag des Sach­wal­ters kann die Stun­dung auf zwölf, in be­son­ders kom­ple­xen Fäl­len auf höchs­tens 24 Mo­na­te ver­län­gert wer­den.

2 Bei ei­ner Ver­län­ge­rung über zwölf Mo­na­te hin­aus hat der Sach­wal­ter ei­ne Gläu­bi­ger­ver­samm­lung ein­zu­be­ru­fen, wel­che vor Ab­lauf des neun­ten Mo­nats seit Be­wil­li­gung der de­fi­ni­ti­ven Stun­dung statt­fin­den muss. Ar­ti­kel 301 gilt sinn­ge­mä­ss.

3 Der Sach­wal­ter ori­en­tiert die Gläu­bi­ger über den Stand des Ver­fah­rens und die Grün­de der Ver­län­ge­rung. Die Gläu­bi­ger kön­nen einen Gläu­bi­ge­raus­schuss und ein­zel­ne Mit­glie­der neu ein­set­zen oder ab­be­ru­fen so­wie einen neu­en Sach­wal­ter be­stim­men. Ar­ti­kel 302 Ab­satz 2 gilt sinn­ge­mä­ss.

530Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 295c531

5. Rechts­mit­tel

 

1 Der Schuld­ner und die Gläu­bi­ger kön­nen den Ent­scheid des Nach­lass­ge­richts mit Be­schwer­de nach der ZPO532 an­fech­ten.

2 Der Be­schwer­de ge­gen die Be­wil­li­gung der Nach­lass­stun­dung kann kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung er­teilt wer­den.

531Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

532 SR 272

Art. 296533

6. Öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung

 

Die Be­wil­li­gung der Stun­dung wird durch das Nach­lass­ge­richt öf­fent­lich be­kannt ge­macht und dem Be­trei­bungs-, dem Han­dels­re­gis­ter- und dem Grund­buchamt un­ver­züg­lich mit­ge­teilt. Die Nach­lass­stun­dung ist spä­tes­tens zwei Ta­ge nach Be­wil­li­gung im Grund­buch an­zu­mer­ken.

533Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 296a534

7. Auf­he­bung

 

1 Ge­lingt die Sa­nie­rung vor Ab­lauf der Stun­dung, so hebt das Nach­lass­ge­richt die Nach­lass­stun­dung von Am­tes we­gen auf. Ar­ti­kel 296 gilt sinn­ge­mä­ss.

2 Der Schuld­ner und ge­ge­be­nen­falls der an­trag­stel­len­de Gläu­bi­ger sind zu ei­ner Ver­hand­lung vor­zu­la­den. Der Sach­wal­ter er­stat­tet münd­lich oder schrift­lich Be­richt. Das Ge­richt kann wei­te­re Gläu­bi­ger an­hö­ren.

3 Der Ent­scheid über die Auf­he­bung kann mit Be­schwer­de nach der ZPO535 an­ge­foch­ten wer­den.

534Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

535 SR 272

Art. 296b536

8. Kon­kurser­öff­nung

 

Vor Ab­lauf der Stun­dung wird der Kon­kurs von Am­tes we­gen er­öff­net, wenn:

a.
dies zur Er­hal­tung des schuld­ne­ri­schen Ver­mö­gens er­for­der­lich ist;
b.
of­fen­sicht­lich kei­ne Aus­sicht mehr auf Sa­nie­rung oder Be­stä­ti­gung ei­nes Nach­lass­ver­tra­ges be­steht; oder
c.
der Schuld­ner Ar­ti­kel 298 oder den Wei­sun­gen des Sach­wal­ters zu­wi­der­han­delt.

536Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 297537

D. Wir­kun­gen der Stun­dung

1. Auf die Rech­te der Gläu­bi­ger

 

1 Wäh­rend der Stun­dung kann ge­gen den Schuld­ner ei­ne Be­trei­bung we­der ein­ge­lei­tet noch fort­ge­setzt wer­den. Aus­ge­nom­men ist die Be­trei­bung auf Pfand­ver­wer­tung für grund­pfand­ge­si­cher­te For­de­run­gen; die Ver­wer­tung des Grund­pfan­des bleibt da­ge­gen aus­ge­schlos­sen.

2 Für ge­pfän­de­te Ver­mö­gens­stücke gilt Ar­ti­kel 199 Ab­satz 2 sinn­ge­mä­ss.

3 Für Nach­lass­for­de­run­gen sind der Ar­rest und an­de­re Si­che­rungs­mass­nah­men aus­ge­schlos­sen.

4 Wur­de vor der Be­wil­li­gung der Nach­lass­stun­dung die Ab­tre­tung ei­ner künf­ti­gen For­de­rung ver­ein­bart, ent­fal­tet die­se Ab­tre­tung kei­ne Wir­kung, wenn die For­de­rung erst nach der Be­wil­li­gung der Nach­lass­stun­dung ent­steht.

5 Mit Aus­nah­me dring­li­cher Fäl­le wer­den Zi­vil­pro­zes­se und Ver­wal­tungs­ver­fah­ren über Nach­lass­for­de­run­gen sis­tiert.

6 Ver­jäh­rungs- und Ver­wir­kungs­fris­ten ste­hen still.

7 Mit der Be­wil­li­gung der Stun­dung hört ge­gen­über dem Schuld­ner der Zin­sen­lauf für al­le nicht pfand­ge­si­cher­ten For­de­run­gen auf, so­fern der Nach­lass­ver­trag nichts an­de­res be­stimmt.

8 Für die Ver­rech­nung gel­ten die Ar­ti­kel 213 und 214. An die Stel­le der Kon­kurser­öff­nung tritt die Be­wil­li­gung der Stun­dung.

9 Ar­ti­kel 211 Ab­satz 1 gilt sinn­ge­mä­ss, so­fern und so­bald der Sach­wal­ter der Ver­trags­par­tei die Um­wand­lung der For­de­rung mit­teilt.

537Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 297a538

2. Auf Dau­er­schuld­ver­hält­nis­se des Schuld­ners

 

Der Schuld­ner kann mit Zu­stim­mung des Sach­wal­ters ein Dau­er­schuld­ver­hält­nis un­ter Ent­schä­di­gung der Ge­gen­par­tei je­der­zeit auf einen be­lie­bi­gen Zeit­punkt kün­di­gen, so­fern an­dern­falls der Sa­nie­rungs­zweck ver­ei­telt wür­de; die Ent­schä­di­gung gilt als Nach­lass­for­de­rung. Vor­be­hal­ten blei­ben die be­son­de­ren Be­stim­mun­gen über die Auf­lö­sung von Ar­beits­ver­trä­gen.

538Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 298539

3. Auf die Ver­fü­gungs­be­fug­nis des Schuld­ners

 

1 Der Schuld­ner kann sei­ne Ge­schäftstä­tig­keit un­ter Auf­sicht des Sach­wal­ters fort­set­zen. Das Nach­lass­ge­richt kann je­doch an­ord­nen, dass ge­wis­se Hand­lun­gen rechts­gül­tig nur un­ter Mit­wir­kung des Sach­wal­ters vor­ge­nom­men wer­den kön­nen, oder den Sach­wal­ter er­mäch­ti­gen, die Ge­schäfts­füh­rung an­stel­le des Schuld­ners zu über­neh­men.

2 Oh­ne Er­mäch­ti­gung des Nach­lass­ge­richts oder des Gläu­bi­ge­raus­schus­ses kön­nen wäh­rend der Stun­dung nicht mehr in rechts­gül­ti­ger Wei­se Tei­le des An­la­ge­ver­mö­gens ver­äus­sert oder be­las­tet, Pfän­der be­stellt, Bürg­schaf­ten ein­ge­gan­gen oder un­ent­gelt­li­che Ver­fü­gun­gen ge­trof­fen wer­den.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben die Rech­te gut­gläu­bi­ger Drit­ter.

4 Han­delt der Schuld­ner die­ser Be­stim­mung oder den Wei­sun­gen des Sach­wal­ters zu­wi­der, so kann das Nach­lass­ge­richt auf An­zei­ge des Sach­wal­ters dem Schuld­ner die Ver­fü­gungs­be­fug­nis über sein Ver­mö­gen ent­zie­hen oder von Am­tes we­gen den Kon­kurs er­öff­nen.

539Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 299

E. Stun­dungs­ver­fah­ren

1. In­ven­tar und Pfand­schät­zung

 

1 Der Sach­wal­ter nimmt so­fort nach sei­ner Er­nen­nung ein In­ven­tar über sämt­li­che Ver­mö­gens­be­stand­tei­le des Schuld­ners auf und schätzt sie.

2 Der Sach­wal­ter legt den Gläu­bi­gern die Ver­fü­gung über die Pfand­schät­zung zur Ein­sicht auf; er teilt sie vor der Gläu­bi­ger­ver­samm­lung den Pfand­gläu­bi­gern und dem Schuld­ner schrift­lich mit.

3 Je­der Be­tei­lig­te kann in­nert zehn Ta­gen beim Nach­lass­ge­richt ge­gen Vor­schuss der Kos­ten ei­ne neue Pfand­schät­zung ver­lan­gen. Hat ein Gläu­bi­ger ei­ne Neu­schät­zung be­an­tragt, so kann er vom Schuld­ner nur dann Er­satz der Kos­ten be­an­spru­chen, wenn die frü­he­re Schät­zung we­sent­lich ab­ge­än­dert wur­de.

Art. 300

2. Schul­den­ruf

 

1 Der Sach­wal­ter for­dert durch öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung (Art. 35 und 296) die Gläu­bi­ger auf, ih­re For­de­run­gen in­nert ei­nes Mo­nats ein­zu­ge­ben, mit der An­dro­hung, dass sie im Un­ter­las­sungs­fall bei den Ver­hand­lun­gen über den Nach­lass­ver­trag nicht stimm­be­rech­tigt sind. Je­dem Gläu­bi­ger, des­sen Na­me und Wohn­ort be­kannt sind, stellt der Sach­wal­ter ein Ex­em­plar der Be­kannt­ma­chung durch un­ein­ge­schrie­be­nen Brief zu.542

2 Der Sach­wal­ter holt die Er­klä­rung des Schuld­ners über die ein­ge­ge­be­nen For­de­run­gen ein.

542Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 301

3. Ein­be­ru­fung der Gläu­bi­ger­ver­samm­lung

 

1 So­bald der Ent­wurf des Nach­lass­ver­tra­ges er­stellt ist, be­ruft der Sach­wal­ter durch öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung ei­ne Gläu­bi­ger­ver­samm­lung ein mit dem Hin­weis, dass die Ak­ten wäh­rend 20 Ta­gen vor der Ver­samm­lung ein­ge­se­hen wer­den kön­nen. Die öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung muss min­des­tens einen Mo­nat vor der Ver­samm­lung er­fol­gen.

2 Je­dem Gläu­bi­ger, des­sen Na­me und Wohn­ort be­kannt sind, stellt der Sach­wal­ter ein Ex­em­plar der Be­kannt­ma­chung durch un­ein­ge­schrie­be­nen Brief zu.543

543Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 301a–301d

 

Auf­ge­ho­ben

Art. 302

F. Gläu­bi­ger­ver­samm­lung

 

1 In der Gläu­bi­ger­ver­samm­lung lei­tet der Sach­wal­ter die Ver­hand­lun­gen; er er­stat­tet Be­richt über die Ver­mö­gens-, Er­trags- oder Ein­kom­mens­la­ge des Schuld­ners.

2 Der Schuld­ner ist ge­hal­ten, der Ver­samm­lung bei­zu­woh­nen, um ihr auf Ver­lan­gen Auf­schlüs­se zu er­tei­len.

3 Der Ent­wurf des Nach­lass­ver­trags wird den ver­sam­mel­ten Gläu­bi­gern zur un­ter­schrift­li­chen Ge­neh­mi­gung vor­ge­legt.

4 Auf­ge­ho­ben

Art. 303

G. Rech­te ge­gen Mit­ver­pflich­te­te

 

1 Ein Gläu­bi­ger, wel­cher dem Nach­lass­ver­trag nicht zu­ge­stimmt hat, wahrt sämt­li­che Rech­te ge­gen Mit­schuld­ner, Bür­gen und Ge­währspflich­ti­ge (Art. 216).

2 Ein Gläu­bi­ger, wel­cher dem Nach­lass­ver­trag zu­ge­stimmt hat, wahrt sei­ne Rech­te ge­gen die ge­nann­ten Per­so­nen, so­fern er ih­nen min­des­tens zehn Ta­ge vor der Gläu­bi­ger­ver­samm­lung de­ren Ort und Zeit mit­ge­teilt und ih­nen die Ab­tre­tung sei­ner For­de­rung ge­gen Zah­lung an­ge­bo­ten hat (Art. 114, 147, 501 OR546).

3 Der Gläu­bi­ger kann auch, un­be­scha­det sei­ner Rech­te, Mit­schuld­ner, Bür­gen und Ge­währspflich­ti­ge er­mäch­ti­gen, an sei­ner Stel­le über den Bei­tritt zum Nach­lass­ver­trag zu ent­schei­den.

Art. 304

H. Sach­wal­ter­be­richt; öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung der Ver­hand­lung vor dem Nach­lass­ge­richt

 

1 Vor Ab­lauf der Stun­dung un­ter­brei­tet der Sach­wal­ter dem Nach­lass­ge­richt al­le Ak­ten­stücke. Er ori­en­tiert in sei­nem Be­richt über be­reits er­folg­te Zu­stim­mun­gen und emp­fiehlt die Be­stä­ti­gung oder Ab­leh­nung des Nach­lass­ver­tra­ges.

2 Das Nach­lass­ge­richt trifft be­för­der­lich sei­nen Ent­scheid.

3 Ort und Zeit der Ver­hand­lung wer­den öf­fent­lich be­kannt­ge­macht. Den Gläu­bi­gern ist da­bei an­zu­zei­gen, dass sie ih­re Ein­wen­dun­gen ge­gen den Nach­lass­ver­trag in der Ver­hand­lung an­brin­gen kön­nen.

II. Allgemeine Bestimmungen über den Nachlassvertrag

Art. 305

II. All­ge­mei­ne Be­stim­mun­gen über den Nach­lass­ver­trag

A. An­nah­me durch die Gläu­bi­ger

 

1 Der Nach­lass­ver­trag ist an­ge­nom­men, wenn ihm bis zum Be­stä­ti­gungs­ent­scheid zu­ge­stimmt hat:

a.
die Mehr­heit der Gläu­bi­ger, die zu­gleich min­des­tens zwei Drit­tel des Ge­samt­be­tra­ges der For­de­run­gen ver­tre­ten; oder
b.
ein Vier­tel der Gläu­bi­ger, die min­des­tens drei Vier­tel des Ge­samt­be­tra­ges der For­de­run­gen ver­tre­ten.548

2 Die pri­vi­le­gier­ten Gläu­bi­ger, der Ehe­gat­te, die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder der ein­ge­tra­ge­ne Part­ner des Schuld­ners wer­den we­der für ih­re Per­son noch für ih­re For­de­rung mit­ge­rech­net. Pfand­ge­si­cher­te For­de­run­gen zäh­len nur zu dem Be­trag mit, der nach der Schät­zung des Sach­wal­ters un­ge­deckt ist.549

3 Das Nach­lass­ge­richt ent­schei­det, ob und zu wel­chem Be­tra­ge be­ding­te For­de­run­gen und sol­che mit un­ge­wis­ser Ver­fall­zeit so­wie be­strit­te­ne For­de­run­gen mit­zu­zäh­len sind. Dem ge­richt­li­chen Ent­schei­de über den Rechts­be­stand der For­de­run­gen wird da­durch nicht vor­ge­grif­fen.550

548Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

549 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 16 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

550 BS 3 3

Art. 306551

B. Be­stä­ti­gungs­ent­scheid

1. Vor­aus­set­zun­gen

 

1 Die Be­stä­ti­gung des Nach­lass­ver­tra­ges wird an fol­gen­de Vor­aus­set­zun­gen ge­knüpft:

1.
Der Wert der an­ge­bo­te­nen Leis­tun­gen muss im rich­ti­gen Ver­hält­nis zu den Mög­lich­kei­ten des Schuld­ners ste­hen; bei de­ren Be­ur­tei­lung kann das Nach­lass­ge­richt auch An­wart­schaf­ten des Schuld­ners be­rück­sich­ti­gen.
2.
Die voll­stän­di­ge Be­frie­di­gung der an­ge­mel­de­ten pri­vi­le­gier­ten Gläu­bi­ger so­wie die Er­fül­lung der wäh­rend der Stun­dung mit Zu­stim­mung des Sach­wal­ters ein­ge­gan­ge­nen Ver­bind­lich­kei­ten müs­sen hin­läng­lich si­cher­ge­stellt sein, so­weit nicht ein­zel­ne Gläu­bi­ger aus­drück­lich auf die Si­cher­stel­lung ih­rer For­de­rung ver­zich­ten; Ar­ti­kel 305 Ab­satz 3 gilt sinn­ge­mä­ss.
3.
Bei ei­nem or­dent­li­chen Nach­lass­ver­trag (Art. 314 Abs. 1) müs­sen die An­teils­in­ha­ber einen an­ge­mes­se­nen Sa­nie­rungs­bei­trag leis­ten.

2 Das Nach­lass­ge­richt kann ei­ne un­ge­nü­gen­de Re­ge­lung auf An­trag oder von Am­tes we­gen er­gän­zen.

551Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 306a

2. Ein­stel­lung der Ver­wer­tung von Grund­p­fän­dern

 

1 Das Nach­lass­ge­richt kann auf Be­geh­ren des Schuld­ners die Ver­wer­tung ei­nes als Pfand haf­ten­den Grund­stückes für ei­ne vor Ein­lei­tung des Nach­lass­ver­fah­rens ent­stan­de­ne For­de­rung auf höchs­tens ein Jahr nach Be­stä­ti­gung des Nach­lass­ver­tra­ges ein­stel­len, so­fern nicht mehr als ein Jah­res­zins der Pfand­schuld aus­steht. Der Schuld­ner muss in­des­sen glaub­haft ma­chen, dass er das Grund­stück zum Be­trieb sei­nes Ge­wer­bes nö­tig hat und dass er durch die Ver­wer­tung in sei­ner wirt­schaft­li­chen Exis­tenz ge­fähr­det wür­de.

2 Den be­trof­fe­nen Pfand­gläu­bi­gern ist vor der Ver­hand­lung über die Be­stä­ti­gung des Nach­lass­ver­tra­ges (Art. 304) Ge­le­gen­heit zur schrift­li­chen Ver­nehm­las­sung zu ge­ben; sie sind zur Gläu­bi­ger­ver­samm­lung (Art. 302) und zur Ver­hand­lung vor dem Nach­lass­ge­richt per­sön­lich vor­zu­la­den.

3 Die Ein­stel­lung der Ver­wer­tung fällt von Ge­set­zes we­gen da­hin, wenn der Schuld­ner das Pfand frei­wil­lig ver­äus­sert, wenn er in Kon­kurs ge­rät oder wenn er stirbt.

4 Das Nach­lass­ge­richt wi­der­ruft die Ein­stel­lung der Ver­wer­tung auf An­trag ei­nes be­trof­fe­nen Gläu­bi­gers und nach An­hö­rung des Schuld­ners, wenn der Gläu­bi­ger glaub­haft macht, dass:

1.
der Schuld­ner sie durch un­wah­re An­ga­ben ge­gen­über dem Nach­lass­ge­richt er­wirkt hat; oder
2.
der Schuld­ner zu neu­em Ver­mö­gen oder Ein­kom­men ge­langt ist, wor­aus er die Schuld, für die er be­trie­ben ist, oh­ne Ge­fähr­dung sei­ner wirt­schaft­li­chen Exis­tenz be­zah­len kann; oder
3.
durch die Ver­wer­tung des Grund­pfan­des die wirt­schaft­li­che Exis­tenz des Schuld­ners nicht mehr ge­fähr­det wird.

Art. 307552

3. Wei­ter­zie­hung

 

1 Der Ent­scheid über den Nach­lass­ver­trag kann mit Be­schwer­de nach der ZPO553 an­ge­foch­ten wer­den.

2 Die Be­schwer­de hat auf­schie­ben­de Wir­kung, so­fern die Rechts­mit­tel­in­stanz nichts an­de­res ver­fügt.

552Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

553 SR 272

Art. 308554

4. Mit­tei­lung und öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung

 

1 Der Ent­scheid über den Nach­lass­ver­trag wird, so­bald er voll­streck­bar ist:

a.
un­ver­züg­lich dem Be­trei­bungs-, dem Kon­kurs- und dem Grund­buchamt und, so­fern der Schuld­ner im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen ist, un­ver­züg­lich auch dem Han­dels­re­gis­ter­amt mit­ge­teilt;
b.
öf­fent­lich be­kannt­ge­macht.

2 Mit der Voll­streck­bar­keit des Ent­scheids fal­len die Wir­kun­gen der Stun­dung da­hin.

554Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 309555

C. Wir­kun­gen

1. Ab­leh­nung

 

Wird der Nach­lass­ver­trag ab­ge­lehnt, so er­öff­net das Nach­lass­ge­richt den Kon­kurs von Am­tes we­gen.

555Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 310556

2. Be­stä­ti­gung

a. Ver­bind­lich­keit für die Gläu­bi­ger

 

1 Der be­stä­tig­te Nach­lass­ver­trag ist für sämt­li­che Gläu­bi­ger ver­bind­lich, de­ren For­de­run­gen vor der Be­wil­li­gung der Stun­dung oder seit­her oh­ne Zu­stim­mung des Sach­wal­ters ent­stan­den sind (Nach­lass­for­de­run­gen). Aus­ge­nom­men sind die Pfand­for­de­run­gen, so­weit sie durch das Pfand ge­deckt sind.

2 Die wäh­rend der Stun­dung mit Zu­stim­mung des Sach­wal­ters ein­ge­gan­ge­nen Ver­bind­lich­kei­ten ver­pflich­ten in ei­nem Nach­lass­ver­trag mit Ver­mö­gens­ab­tre­tung oder in ei­nem nach­fol­gen­den Kon­kurs die Mas­se. Glei­ches gilt für Ge­gen­for­de­run­gen aus ei­nem Dau­er­schuld­ver­hält­nis, so­weit der Schuld­ner mit Zu­stim­mung des Sach­wal­ters dar­aus Leis­tun­gen in An­spruch ge­nom­men hat.

556Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 311

b. Da­hin­fal­len der Be­trei­bun­gen

 

Mit der Be­stä­ti­gung des Nach­lass­ver­tra­ges fal­len al­le vor der Stun­dung ge­gen den Schuld­ner ein­ge­lei­te­ten Be­trei­bun­gen mit Aus­nah­me der­je­ni­gen auf Pfand­ver­wer­tung da­hin; Ar­ti­kel 199 Ab­satz 2 gilt sinn­ge­mä­ss.

Art. 312

c. Nich­tig­keit von Ne­ben­ver­spre­chen

 

Je­des Ver­spre­chen, durch wel­ches der Schuld­ner ei­nem Gläu­bi­ger mehr zu­si­chert als ihm ge­mä­ss Nach­lass­ver­trag zu­steht, ist nich­tig (Art. 20 OR557).

Art. 313

D. Wi­der­ruf des Nach­lass­ver­tra­ges

 

1 Je­der Gläu­bi­ger kann beim Nach­lass­ge­richt den Wi­der­ruf ei­nes auf un­red­li­che Wei­se zu­stan­de­ge­kom­me­nen Nach­lass­ver­tra­ges ver­lan­gen (Art. 20, 28, 29 OR558).

2 Die Ar­ti­kel 307–309 fin­den sinn­ge­mäs­se An­wen­dung.

III. Ordentlicher Nachlassvertrag

Art. 314

III. Or­dent­li­cher Nach­lass­ver­trag

A. In­halt

 

1 Im Nach­lass­ver­trag ist an­zu­ge­ben, wie­weit die Gläu­bi­ger auf ih­re For­de­run­gen ver­zich­ten und wie die Ver­pflich­tun­gen des Schuld­ners er­füllt und al­len­falls si­cher­ge­stellt wer­den.

1bis Die Nach­lass­di­vi­den­de kann ganz oder teil­wei­se aus An­teils- oder Mit­glied­schafts­rech­ten an der Schuld­ne­rin oder an ei­ner Auf­fang­ge­sell­schaft be­ste­hen.559

2 Dem ehe­ma­li­gen Sach­wal­ter oder ei­nem Drit­ten kön­nen zur Durch­füh­rung und zur Si­cher­stel­lung der Er­fül­lung des Nach­lass­ver­tra­ges Über­wa­chungs-, Ge­schäfts­füh­rungs- und Li­qui­da­ti­ons­be­fug­nis­se über­tra­gen wer­den.

559Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 315

B. Be­strit­te­ne For­de­run­gen

 

1 Das Nach­lass­ge­richt setzt bei der Be­stä­ti­gung des Nach­lass­ver­tra­ges den Gläu­bi­gern mit be­strit­te­nen For­de­run­gen ei­ne Frist von 20 Ta­gen zur Ein­rei­chung der Kla­ge am Ort des Nach­lass­ver­fah­rens, un­ter An­dro­hung des Ver­lus­tes der Si­cher­stel­lung der Di­vi­den­de im Un­ter­las­sungs­fall.

2 Der Schuld­ner hat auf An­ord­nung des Nach­lass­ge­richts die auf be­strit­te­ne For­de­run­gen ent­fal­len­den Be­trä­ge bis zur Er­le­di­gung des Pro­zes­ses bei der De­po­si­ten­an­stalt zu hin­ter­le­gen.

Art. 316

C. Auf­he­bung des Nach­lass­ver­tra­ges ge­gen­über ei­nem Gläu­bi­ger

 

1 Wird ei­nem Gläu­bi­ger ge­gen­über der Nach­lass­ver­trag nicht er­füllt, so kann er beim Nach­lass­ge­richt für sei­ne For­de­rung die Auf­he­bung des Nach­lass­ver­tra­ges ver­lan­gen, oh­ne sei­ne Rech­te dar­aus zu ver­lie­ren.

2 Ar­ti­kel 307 fin­det sinn­ge­mä­ss An­wen­dung.

IV. Nachlassvertrag mit Vermögensabtretung

Art. 317

IV. Nach­lass­ver­trag mit Ver­mö­gens­ab­tre­tung

A. Be­griff

 

1 Durch den Nach­lass­ver­trag mit Ver­mö­gens­ab­tre­tung kann den Gläu­bi­gern das Ver­fü­gungs­recht über das schuld­ne­ri­sche Ver­mö­gen ein­ge­räumt oder die­ses Ver­mö­gen ei­nem Drit­ten ganz oder teil­wei­se ab­ge­tre­ten wer­den.

2 Die Gläu­bi­ger üben ih­re Rech­te durch die Li­qui­da­to­ren und durch einen Gläu­bi­ge­raus­schuss aus. Die­se wer­den von der Ver­samm­lung ge­wählt, die sich zum Nach­lass­ver­trag äus­sert. Sach­wal­ter kön­nen Li­qui­da­to­ren sein.

Art. 318

B. In­halt

 

1 Der Nach­lass­ver­trag ent­hält Be­stim­mun­gen über:

1.
den Ver­zicht der Gläu­bi­ger auf den bei der Li­qui­da­ti­on oder durch den Er­lös aus der Ab­tre­tung des Ver­mö­gens nicht ge­deck­ten For­de­rungs­be­trag oder die ge­naue Ord­nung ei­nes Nach­for­de­rungs­rechts;
2.
die Be­zeich­nung der Li­qui­da­to­ren und die An­zahl der Mit­glie­der des Gläu­bi­ge­raus­schus­ses so­wie die Ab­gren­zung der Be­fug­nis­se der­sel­ben;
3.
die Art und Wei­se der Li­qui­da­ti­on, so­weit sie nicht im Ge­setz ge­ord­net ist, so­wie die Art und die Si­cher­stel­lung der Durch­füh­rung die­ser Ab­tre­tung, so­fern das Ver­mö­gen an einen Drit­ten ab­ge­tre­ten wird;
4.
die ne­ben den amt­li­chen Blät­tern für die Gläu­bi­ger be­stimm­ten Pu­bli­ka­ti­ons­or­ga­ne.560

1bis Die Nach­lass­di­vi­den­de kann ganz oder teil­wei­se aus An­teils- oder Mit­glied­schafts­rech­ten an der Schuld­ne­rin oder an ei­ner Auf­fang­ge­sell­schaft be­ste­hen.561

2 Wird nicht das ge­sam­te Ver­mö­gen des Schuld­ners in das Ver­fah­ren ein­be­zo­gen, so ist im Nach­lass­ver­trag ei­ne ge­naue Aus­schei­dung vor­zu­neh­men.

560Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

561Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 319

C. Wir­kun­gen der Be­stä­ti­gung

 

1 Mit der Voll­streck­bar­keit der Be­stä­ti­gung des Nach­lass­ver­trags mit Ver­mö­gens­ab­tre­tung er­lö­schen das Ver­fü­gungs­recht des Schuld­ners und die Zeich­nungs­be­fug­nis der bis­her Be­rech­tig­ten.562

2 Ist der Schuld­ner im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen, so ist sei­ner Fir­ma der Zu­satz «in Nach­lass­li­qui­da­ti­on» bei­zu­fü­gen. Die Mas­se kann un­ter die­ser Fir­ma für nicht vom Nach­lass­ver­trag be­trof­fe­ne Ver­bind­lich­kei­ten be­trie­ben wer­den.

3 Die Li­qui­da­to­ren ha­ben al­le zur Er­hal­tung und Ver­wer­tung der Mas­se so­wie zur all­fäl­li­gen Über­tra­gung des ab­ge­tre­te­nen Ver­mö­gens ge­hö­ren­den Ge­schäf­te vor­zu­neh­men.

4 Die Li­qui­da­to­ren ver­tre­ten die Mas­se vor Ge­richt. Ar­ti­kel 242 gilt sinn­ge­mä­ss.

562 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 320

D. Stel­lung der Li­qui­da­to­ren

 

1 Die Li­qui­da­to­ren un­ter­ste­hen der Auf­sicht und Kon­trol­le des Gläu­bi­ge­raus­schus­ses.

2 Ge­gen die An­ord­nun­gen der Li­qui­da­to­ren über die Ver­wer­tung der Ak­ti­ven kann bin­nen zehn Ta­gen seit Kennt­nis­nah­me beim Gläu­bi­ge­raus­schuss Ein­spra­che er­ho­ben und ge­gen die be­züg­li­chen Ver­fü­gun­gen des Gläu­bi­ge­raus­schus­ses bei der Auf­sichts­be­hör­de Be­schwer­de ge­führt wer­den.

3 Im üb­ri­gen gel­ten für die Ge­schäfts­füh­rung der Li­qui­da­to­ren die Ar­ti­kel 8–11, 14, 34 und 35 sinn­ge­mä­ss.

Art. 321

E. Fest­stel­lung der teil­nah­me­be­rech­tig­ten Gläu­bi­ger

 

1 Zur Fest­stel­lung der am Li­qui­da­ti­ons­er­geb­nis teil­neh­men­den Gläu­bi­ger und ih­rer Rang­stel­lung wird oh­ne noch­ma­li­gen Schul­den­ruf ge­stützt auf die Ge­schäfts­bü­cher des Schuld­ners und die er­folg­ten Ein­ga­ben von den Li­qui­da­to­ren ein Kol­lo­ka­ti­ons­plan er­stellt und zur Ein­sicht der Gläu­bi­ger auf­ge­legt.

2 Die Ar­ti­kel 244–251 gel­ten sinn­ge­mä­ss.

Art. 322

F. Ver­wer­tung

1. Im all­ge­mei­nen

 

1 Die Ak­ti­ven wer­den in der Re­gel durch Ein­trei­bung oder Ver­kauf der For­de­run­gen, durch frei­hän­di­gen Ver­kauf oder öf­fent­li­che Ver­stei­ge­rung der üb­ri­gen Ver­mö­gens­wer­te ein­zeln oder ge­samt­haft ver­wer­tet.

2 Die Li­qui­da­to­ren be­stim­men im Ein­ver­ständ­nis mit dem Gläu­bi­ge­raus­schuss die Art und den Zeit­punkt der Ver­wer­tung.

Art. 323

2. Ver­pfän­de­te Grund­stücke

 

Mit Aus­nah­me der Fäl­le, in de­nen das Ver­mö­gen ei­nem Drit­ten ab­ge­tre­ten wur­de, kön­nen Grund­stücke, auf de­nen Pfand­rech­te las­ten, frei­hän­dig nur mit Zu­stim­mung der Pfand­gläu­bi­ger ver­kauft wer­den, de­ren For­de­run­gen durch den Kauf­preis nicht ge­deckt sind. An­dern­falls sind die Grund­stücke durch öf­fent­li­che Ver­stei­ge­rung zu ver­wer­ten (Art. 134–137, 142, 143, 257 und 258). Für Be­stand und Rang der auf den Grund­stücken haf­ten­den Be­las­tun­gen (Dienst­bar­kei­ten, Grund­las­ten, Grund­pfand­rech­te und vor­ge­merk­te per­sön­li­che Rech­te) ist der Kol­lo­ka­ti­ons­plan mass­ge­bend (Art. 321).

Art. 324

3. Faust­pfän­der

 

1 Die Pfand­gläu­bi­ger mit Faust­pfand­rech­ten sind nicht ver­pflich­tet, ihr Pfand an die Li­qui­da­to­ren ab­zu­lie­fern. Sie sind, so­weit kei­ne im Nach­lass­ver­trag ent­hal­te­ne Stun­dung ent­ge­gen­steht, be­rech­tigt, die Faust­pfän­der in dem ih­nen gut schei­nen­den Zeit­punkt durch Be­trei­bung auf Pfand­ver­wer­tung zu li­qui­die­ren oder, wenn sie da­zu durch den Pfand­ver­trag be­rech­tigt wa­ren, frei­hän­dig oder bör­sen­mäs­sig zu ver­wer­ten.

2 Er­for­dert es je­doch das In­ter­es­se der Mas­se, dass ein Pfand ver­wer­tet wird, so kön­nen die Li­qui­da­to­ren dem Pfand­gläu­bi­ger ei­ne Frist von min­des­tens sechs Mo­na­ten set­zen, in­nert der er das Pfand ver­wer­ten muss. Sie for­dern ihn gleich­zei­tig auf, ih­nen das Pfand nach un­be­nutz­tem Ab­lauf der für die Ver­wer­tung ge­setz­ten Frist ab­zu­lie­fern, und wei­sen ihn auf die Straf­fol­ge (Art. 324 Ziff. 4 StGB563) so­wie dar­auf hin, dass sein Vor­zugs­recht er­lischt, wenn er oh­ne Recht­fer­ti­gung das Pfand nicht ab­lie­fert.

Art. 325

4. Ab­tre­tung von An­sprü­chen an die Gläu­bi­ger

 

Ver­zich­ten Li­qui­da­to­ren und Gläu­bi­ge­raus­schuss auf die Gel­tend­ma­chung ei­nes be­strit­te­nen oder schwer ein­bring­li­chen An­spru­ches, der zum Mas­se­ver­mö­gen ge­hört, wie na­ment­lich ei­nes An­fech­tungs­an­spru­ches oder ei­ner Ver­ant­wort­lich­keits­kla­ge ge­gen Or­ga­ne oder An­ge­stell­te des Schuld­ners, so ha­ben sie da­von die Gläu­bi­ger durch Rund­schrei­ben oder öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung in Kennt­nis zu set­zen und ih­nen die Ab­tre­tung des An­spru­ches zur ei­ge­nen Gel­tend­ma­chung ge­mä­ss Ar­ti­kel 260 an­zu­bie­ten.

Art. 326

G. Ver­tei­lung

1. Ver­tei­lungs­lis­te

 

Vor je­der, auch bloss pro­vi­so­ri­schen, Ab­schlags­zah­lung ha­ben die Li­qui­da­to­ren den Gläu­bi­gern einen Aus­zug aus der Ver­tei­lungs­lis­te zu­zu­stel­len und die­se wäh­rend zehn Ta­gen auf­zu­le­gen. Die Ver­tei­lungs­lis­te un­ter­liegt wäh­rend der Auf­la­ge­frist der Be­schwer­de an die Auf­sichts­be­hör­de.

Art. 327

2. Pfand­aus­fall­for­de­run­gen

 

1 Die Pfand­gläu­bi­ger, de­ren Pfän­der im Zeit­punkt der Auf­la­ge der vor­läu­fi­gen Ver­tei­lungs­lis­te schon ver­wer­tet sind, neh­men an ei­ner Ab­schlags­ver­tei­lung mit dem tat­säch­li­chen Pfand­aus­fall teil. Des­sen Hö­he wird durch die Li­qui­da­to­ren be­stimmt, de­ren Ver­fü­gung nur durch Be­schwer­de ge­mä­ss Ar­ti­kel 326 an­ge­foch­ten wer­den kann.

2 Ist das Pfand bei der Auf­le­gung der vor­läu­fi­gen Ver­tei­lungs­lis­te noch nicht ver­wer­tet, so ist der Pfand­gläu­bi­ger mit der durch die Schät­zung des Sach­wal­ters fest­ge­stell­ten mut­mass­li­chen Aus­fall­for­de­rung zu be­rück­sich­ti­gen. Weist der Pfand­gläu­bi­ger nach, dass der Pfan­d­er­lös un­ter der Schät­zung ge­blie­ben ist, so hat er An­spruch auf ent­spre­chen­de Di­vi­den­de und Ab­schlags­zah­lung.

3 So­weit der Pfand­gläu­bi­ger durch den Pfan­d­er­lös und all­fäl­lig schon be­zo­ge­ne Ab­schlags­zah­lun­gen auf dem ge­schätz­ten Aus­fall ei­ne Über­de­ckung er­hal­ten hat, ist er zur Her­aus­ga­be ver­pflich­tet.

Art. 328

3. Schluss­rech­nung

 

Gleich­zei­tig mit der end­gül­ti­gen Ver­tei­lungs­lis­te ist auch ei­ne Schluss­rech­nung, in­be­grif­fen die­je­ni­ge über die Kos­ten, auf­zu­le­gen.

Art. 329

4. Hin­ter­le­gung

 

1 Be­trä­ge, die nicht in­nert der von den Li­qui­da­to­ren fest­zu­set­zen­den Frist er­ho­ben wer­den, sind bei der De­po­si­ten­an­stalt zu hin­ter­le­gen.

2 Nach Ab­lauf von zehn Jah­ren nicht er­ho­be­ne Be­trä­ge sind vom Kon­kur­samt zu ver­tei­len; Ar­ti­kel 269 ist sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

Art. 330

H. Re­chen­schafts­be­richt

 

1 Die Li­qui­da­to­ren er­stel­len nach Ab­schluss des Ver­fah­rens einen Schluss­be­richt. Die­ser muss dem Gläu­bi­ge­raus­schuss zur Ge­neh­mi­gung un­ter­brei­tet, dem Nach­lass­ge­richt ein­ge­reicht und den Gläu­bi­gern zur Ein­sicht auf­ge­legt wer­den.

2 Zieht sich die Li­qui­da­ti­on über mehr als ein Jahr hin, so sind die Li­qui­da­to­ren ver­pflich­tet, auf En­de je­des Ka­len­der­jah­res einen Sta­tus über das li­qui­dier­te und das noch nicht ver­wer­te­te Ver­mö­gen auf­zu­stel­len so­wie einen Be­richt über ih­re Tä­tig­keit zu er­stat­ten. Sta­tus und Be­richt sind in den ers­ten zwei Mo­na­ten des fol­gen­den Jah­res durch Ver­mitt­lung des Gläu­bi­ge­raus­schus­ses dem Nach­lass­ge­richt ein­zu­rei­chen und zur Ein­sicht der Gläu­bi­ger auf­zu­le­gen.

Art. 331

I. An­fech­tung von Rechts­hand­lun­gen

 

1 Die vom Schuld­ner vor der Be­stä­ti­gung des Nach­lass­ver­tra­ges vor­ge­nom­me­nen Rechts­hand­lun­gen un­ter­lie­gen der An­fech­tung nach den Grund­sät­zen der Ar­ti­kel 285–292.

2 Mass­ge­bend für die Be­rech­nung der Fris­ten nach den Ar­ti­keln
286–288 ist an­stel­le der Pfän­dung oder Kon­kurser­öff­nung die Be­wil­li­gung der Nach­lass­stun­dung.564

3 So­weit An­fech­tungs­an­sprü­che der Mas­se zur gan­zen oder teil­wei­sen Ab­wei­sung von For­de­run­gen füh­ren, sind die Li­qui­da­to­ren zur ein­re­de­wei­sen Gel­tend­ma­chung be­fugt und ver­pflich­tet.

564Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

V. Nachlassvertrag im Konkurs

Art. 332

V. Nach­lass­ver­trag im Kon­kurs

 

1 Der Schuld­ner oder ein Gläu­bi­ger kann einen Nach­lass­ver­trag vor­schla­gen. Die Kon­kurs­ver­wal­tung be­gut­ach­tet den Vor­schlag zu­han­den der Gläu­bi­ger­ver­samm­lung. Die Ver­hand­lung über den­sel­ben fin­det frü­he­s­tens in der zwei­ten Gläu­bi­ger­ver­samm­lung statt.565

2 Die Ar­ti­kel 302–307 und 310–331 gel­ten sinn­ge­mä­ss. An die Stel­le des Sach­wal­ters tritt je­doch die Kon­kurs­ver­wal­tung. Die Ver­wer­tung wird ein­ge­stellt, bis das Nach­lass­ge­richt über die Be­stä­ti­gung des Nach­lass­ver­tra­ges ent­schie­den hat.

3 Der Ent­scheid über den Nach­lass­ver­trag wird der Kon­kurs­ver­wal­tung mit­ge­teilt. Lau­tet der­sel­be auf Be­stä­ti­gung, so be­an­tragt die Kon­kurs­ver­wal­tung beim Kon­kurs­ge­rich­te den Wi­der­ruf des Kon­kur­ses.

565Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

VI. Einvernehmliche private Schuldenbereinigung

Art. 333

VI. Ein­ver­nehm­li­che pri­va­te Schul­den­be­rei­ni­gung

1. An­trag des Schuld­ners

 

1 Ein Schuld­ner, der nicht der Kon­kurs­be­trei­bung un­ter­liegt, kann beim Nach­lass­ge­richt die Durch­füh­rung ei­ner ein­ver­nehm­li­chen pri­va­ten Schul­den­be­rei­ni­gung be­an­tra­gen.

2 Der Schuld­ner hat in sei­nem Ge­such sei­ne Schul­den so­wie sei­ne Ein­kom­mens- und Ver­mö­gens­ver­hält­nis­se dar­zu­le­gen.

Art. 334

2. Stun­dung. Er­nen­nung ei­nes Sach­wal­ters

 

1 Er­scheint ei­ne Schul­den­be­rei­ni­gung mit den Gläu­bi­gern nicht von vorn­her­ein als aus­ge­schlos­sen, und sind die Kos­ten des Ver­fah­rens si­cher­ge­stellt, so ge­währt das Nach­lass­ge­richt dem Schuld­ner ei­ne Stun­dung von höchs­tens drei Mo­na­ten und er­nennt einen Sach­wal­ter.

2 Auf An­trag des Sach­wal­ters kann die Stun­dung auf höchs­tens sechs Mo­na­te ver­län­gert wer­den. Sie kann vor­zei­tig wi­der­ru­fen wer­den, wenn ei­ne ein­ver­nehm­li­che Schul­den­be­rei­ni­gung of­fen­sicht­lich nicht her­bei­ge­führt wer­den kann.

3 Wäh­rend der Stun­dung kann der Schuld­ner nur für pe­ri­odi­sche fa­mi­li­en­recht­li­che Un­ter­halts- und Un­ter­stüt­zungs­bei­trä­ge be­trie­ben wer­den. Die Fris­ten nach den Ar­ti­keln 88, 93 Ab­satz 2, 116 und 154 ste­hen still.

4 Der Ent­scheid des Nach­lass­ge­richts wird den Gläu­bi­gern mit­ge­teilt; Ar­ti­kel 295c gilt sinn­ge­mä­ss.566

566 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 335

3. Auf­ga­ben des Sach­wal­ters

 

1 Der Sach­wal­ter un­ter­stützt den Schuld­ner beim Er­stel­len ei­nes Be­rei­ni­gungs­vor­schlags. Der Schuld­ner kann dar­in sei­nen Gläu­bi­gern ins­be­son­de­re ei­ne Di­vi­den­de an­bie­ten oder sie um Stun­dung der For­de­run­gen oder um an­de­re Zah­lungs- oder Zins­er­leich­te­run­gen er­su­chen.

2 Der Sach­wal­ter führt mit den Gläu­bi­gern Ver­hand­lun­gen über den Be­rei­ni­gungs­vor­schlag des Schuld­ners.

3 Das Nach­lass­ge­richt kann den Sach­wal­ter be­auf­tra­gen, den Schuld­ner bei der Er­fül­lung der Ver­ein­ba­rung zu über­wa­chen.

Art. 336

4. Ver­hält­nis zur Nach­lass­stun­dung

 

In ei­nem nach­fol­gen­den Nach­lass­ver­fah­ren wird die Dau­er der Stun­dung nach den Ar­ti­keln 333 ff. auf die Dau­er der Nach­lass­stun­dung an­ge­rech­net.

Zwölfter Titel: Notstundung567

567Eingefügt durch Ziff. IV des BG vom 3. April 1924 (AS 40 391; BBl 1921 I 507). Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 337

A. An­wend­bar­keit

 

Die Be­stim­mun­gen die­ses Ti­tels kön­nen un­ter aus­ser­or­dent­li­chen Ver­hält­nis­sen, ins­be­son­de­re im Fal­le ei­ner an­dau­ern­den wirt­schaft­li­chen Kri­se, von der Kan­tons­re­gie­rung mit Zu­stim­mung des Bun­des für die von die­sen Ver­hält­nis­sen in Mit­lei­den­schaft ge­zo­ge­nen Schuld­ner ei­nes be­stimm­ten Ge­bie­tes und auf ei­ne be­stimm­te Dau­er an­wend­bar er­klärt wer­den.

Art. 338

B. Be­wil­li­gung

1. Vor­aus­set­zun­gen

 

1 Ein Schuld­ner, der oh­ne sein Ver­schul­den in­fol­ge der in Ar­ti­kel 337 ge­nann­ten Ver­hält­nis­se aus­ser­stan­de ist, sei­ne Ver­bind­lich­kei­ten zu er­fül­len, kann vom Nach­lass­ge­richt ei­ne Not­stun­dung von höchs­tens sechs Mo­na­ten ver­lan­gen, so­fern die Aus­sicht be­steht, dass er nach Ab­lauf die­ser Stun­dung sei­ne Gläu­bi­ger voll wird be­frie­di­gen kön­nen.

2 Der Schuld­ner hat zu die­sem Zwe­cke mit ei­nem Ge­su­che an das Nach­lass­ge­richt die er­for­der­li­chen Nach­wei­se über sei­ne Ver­mö­gens­la­ge zu er­brin­gen und ein Ver­zeich­nis sei­ner Gläu­bi­ger ein­zu­rei­chen; er hat fer­ner al­le vom Nach­lass­ge­richt ver­lang­ten Auf­schlüs­se zu ge­ben und die sons­ti­gen Ur­kun­den vor­zu­le­gen, die von ihm noch ge­for­dert wer­den.

3 Un­ter­liegt der Schuld­ner der Kon­kurs­be­trei­bung, so hat er über­dies dem Ge­su­che ei­ne Bi­lanz und sei­ne Ge­schäfts­bü­cher bei­zu­le­gen.

4 Nach Ein­rei­chung des Ge­su­ches kann das Nach­lass­ge­richt durch einst­wei­li­ge Ver­fü­gung die hän­gi­gen Be­trei­bun­gen ein­stel­len, aus­ge­nom­men für die in Ar­ti­kel 342 be­zeich­ne­ten For­de­run­gen. Es ent­schei­det, ob und wie­weit die Zeit der Ein­stel­lung auf die Dau­er der Not­stun­dung an­zu­rech­nen ist.

Art. 339

2. Ent­scheid

 

1 Das Nach­lass­ge­richt macht die all­fäl­lig noch not­wen­di­gen Er­he­bun­gen und ord­net so­dann, wenn das Ge­such sich nicht oh­ne wei­te­res als un­be­grün­det er­weist, ei­ne Ver­hand­lung an, zu der sämt­li­che Gläu­bi­ger durch öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung ein­ge­la­den wer­den: nö­ti­gen­falls sind Sach­ver­stän­di­ge bei­zu­zie­hen.

2 Weist das vom Schuld­ner ein­ge­reich­te Gläu­bi­ger­ver­zeich­nis nur ei­ne ver­hält­nis­mäs­sig klei­ne Zahl von Gläu­bi­gern auf und wird es vom Nach­lass­ge­richt als glaub­wür­dig er­ach­tet, so kann es von ei­ner öf­fent­li­chen Be­kannt­ma­chung ab­se­hen und die Gläu­bi­ger, Bür­gen und Mit­schuld­ner durch per­sön­li­che Be­nach­rich­ti­gung vor­la­den.

3 Die Gläu­bi­ger kön­nen vor der Ver­hand­lung die Ak­ten ein­se­hen und ih­re Ein­wen­dun­gen ge­gen das Ge­such auch schrift­lich an­brin­gen.

4 Das Nach­lass­ge­richt trifft be­för­der­lich sei­nen Ent­scheid. Es kann in der Stun­dungs­be­wil­li­gung dem Schuld­ner die Leis­tung ei­ner oder meh­re­rer Ab­schlags­zah­lun­gen auf­er­le­gen.

Art. 340

3. Be­schwer­de

 

1 Der Schuld­ner und je­der Gläu­bi­ger kön­nen den Ent­scheid mit Be­schwer­de nach der ZPO569 an­fech­ten.570

2 Zur Ver­hand­lung sind der Schuld­ner und die­je­ni­gen Gläu­bi­ger vor­zu­la­den, die an der ers­tin­stanz­li­chen Ver­hand­lung an­we­send oder ver­tre­ten wa­ren.

3 Ei­ne vom Nach­lass­ge­richt be­wil­lig­te Not­stun­dung be­sitzt Wirk­sam­keit bis zum end­gül­ti­gen Ent­scheid der Rechts­mit­tel­in­stanz.571

569 SR 272

570Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

571Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 341

4. Si­chern­de Mass­nah­men

 

1 Das Nach­lass­ge­richt ord­net spä­tes­tens bei Be­wil­li­gung der Not­stun­dung die Auf­nah­me ei­nes Gü­ter­ver­zeich­nis­ses an. Für die­ses gel­ten die Ar­ti­kel 163 und 164 sinn­ge­mä­ss. Das Nach­lass­ge­richt kann wei­te­re Ver­fü­gun­gen zur Wah­rung der Rech­te der Gläu­bi­ger tref­fen.

2 Bei Be­wil­li­gung der Stun­dung kann es einen Sach­wal­ter mit der Über­wa­chung der Ge­schäfts­füh­rung des Schuld­ners be­auf­tra­gen.

Art. 342

5. Mit­tei­lung des Ent­schei­des

 

Die Be­wil­li­gung der Stun­dung wird dem Be­trei­bungs­amt und, falls der Schuld­ner der Kon­kurs­be­trei­bung un­ter­liegt, dem Kon­kurs­ge­rich­te mit­ge­teilt. Sie wird öf­fent­lich be­kannt­ge­macht, so­bald sie rechts­kräf­tig ge­wor­den ist.

Art. 343

C. Wir­kun­gen der Not­stun­dung

1. Auf Be­trei­bun­gen und Fris­ten

 

1 Wäh­rend der Dau­er der Stun­dung kön­nen Be­trei­bun­gen ge­gen den Schuld­ner an­ge­ho­ben und bis zur Pfän­dung oder Kon­kur­san­dro­hung fort­ge­setzt wer­den. Ge­pfän­de­te Lohn­be­trä­ge sind auch wäh­rend der Stun­dung ein­zu­for­dern. Das­sel­be gilt für Miet- und Pacht­zin­se, so­fern auf Grund ei­ner vor oder wäh­rend der Stun­dung an­ge­ho­be­nen Be­trei­bung auf Pfand­ver­wer­tung die Pfand­haft sich auf die­se Zin­se er­streckt. Da­ge­gen darf ei­nem Ver­wer­tungs- oder ei­nem Kon­kurs­be­geh­ren kei­ne Fol­ge ge­ge­ben wer­den.

2 Die Fris­ten der Ar­ti­kel 116, 154, 166, 188, 219, 286, 287 und 288 ver­län­gern sich um die Dau­er der Stun­dung. Eben­so er­streckt sich die Haf­tung des Grund­pfan­des für die Zin­sen der Grund­pfand­schuld (Art. 818 Abs. 1 Ziff. 3 ZGB572) um die Dau­er der Stun­dung.

Art. 344

2. Auf die Ver­fü­gungs­be­fug­nis des Schuld­ners

a. Im all­ge­mei­nen

 

Dem Schuld­ner ist die Fort­füh­rung sei­nes Ge­schäf­tes ge­stat­tet; doch darf er wäh­rend der Dau­er der Stun­dung kei­ne Rechts­hand­lun­gen vor­neh­men, durch wel­che die be­rech­tig­ten In­ter­es­sen der Gläu­bi­ger be­ein­träch­tigt oder ein­zel­ne Gläu­bi­ger zum Nach­teil an­de­rer be­güns­tigt wer­den.

Art. 345

b. Kraft Ver­fü­gung des Nach­lass­ge­richts

 

1 Das Nach­lass­ge­richt kann in der Stun­dungs­be­wil­li­gung ver­fü­gen, dass die Ver­äus­se­rung oder Be­las­tung von Grund­stücken, die Be­stel­lung von Pfän­dern, das Ein­ge­hen von Bürg­schaf­ten, die Vor­nah­me un­ent­gelt­li­cher Ver­fü­gun­gen so­wie die Leis­tung von Zah­lun­gen auf Schul­den, die vor der Stun­dung ent­stan­den sind, rechts­gül­tig nur mit Zu­stim­mung des Sach­wal­ters oder, wenn kein sol­cher be­stellt ist, des Nach­lass­ge­richts statt­fin­den kann. Die­se Zu­stim­mung ist je­doch nicht er­for­der­lich für die Zah­lung von Schul­den der zwei­ten Klas­se nach Ar­ti­kel 219 Ab­satz 4 so­wie für Ab­schlags­zah­lun­gen nach Ar­ti­kel 339 Ab­satz 4.

2 Fügt das Nach­lass­ge­richt der Stun­dungs­be­wil­li­gung die­sen Vor­be­halt bei, so ist er in die öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung auf­zu­neh­men, und es ist die Stun­dung im Grund­buch als Ver­fü­gungs­be­schrän­kung an­zu­mer­ken.

Art. 346

3. Nicht be­trof­fe­ne For­de­run­gen

 

1 Die Stun­dung be­zieht sich nicht auf For­de­run­gen un­ter 100 Fran­ken und auf For­de­run­gen der ers­ten Klas­se (Art. 219 Abs. 4).

2 Doch ist für die­se For­de­run­gen wäh­rend der Dau­er der Stun­dung auch ge­gen den der Kon­kurs­be­trei­bung un­ter­ste­hen­den Schuld­ner nur die Be­trei­bung auf Pfän­dung oder auf Pfand­ver­wer­tung mög­lich.

Art. 347

D. Ver­län­ge­rung

 

1 In­ner­halb der Frist nach Ar­ti­kel 337 kann das Nach­lass­ge­richt auf Er­su­chen des Schuld­ners die ihm ge­währ­te Stun­dung für höchs­tens vier Mo­na­te ver­län­gern, wenn die Grün­de, die zu ih­rer Be­wil­li­gung ge­führt ha­ben, oh­ne sein Ver­schul­den noch fort­dau­ern.

2 Der Schuld­ner hat zu die­sem Zweck dem Nach­lass­ge­richt mit sei­nem Ge­such ei­ne Er­gän­zung des Gläu­bi­ger­ver­zeich­nis­ses und, wenn er der Kon­kurs­be­trei­bung un­ter­liegt, ei­ne neue Bi­lanz ein­zu­rei­chen.

3 Das Nach­lass­ge­richt gibt den Gläu­bi­gern durch öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung von dem Ver­län­ge­rungs­be­geh­ren Kennt­nis und setzt ih­nen ei­ne Frist an, bin­nen wel­cher sie schrift­lich Ein­wen­dun­gen ge­gen das Ge­such er­he­ben kön­nen. Wur­de ein Sach­wal­ter be­zeich­net, so ist er zum Be­richt ein­zu­la­den.

4 Nach Ab­lauf der Frist trifft das Nach­lass­ge­richt sei­nen Ent­scheid. Die­ser un­ter­liegt der Wei­ter­zie­hung wie die Not­stun­dung und ist wie die­se be­kannt zu ma­chen.

5 Das obe­re kan­to­na­le Nach­lass­ge­richt ent­schei­det auf Grund der Ak­ten.

Art. 348

E. Wi­der­ruf

 

1 Die Stun­dung ist auf An­trag ei­nes Gläu­bi­gers oder des Sach­wal­ters vom Nach­lass­ge­richt zu wi­der­ru­fen:

1.
wenn der Schuld­ner die ihm auf­er­leg­ten Ab­schlags­zah­lun­gen nicht pünkt­lich leis­tet;
2.
wenn er den Wei­sun­gen des Sach­wal­ters zu­wi­der­han­delt oder die be­rech­tig­ten In­ter­es­sen der Gläu­bi­ger be­ein­träch­tigt oder ein­zel­ne Gläu­bi­ger zum Nach­teil an­de­rer be­güns­tigt;
3.
wenn ein Gläu­bi­ger den Nach­weis er­bringt, dass die vom Schuld­ner dem Nach­lass­ge­richt ge­mach­ten An­ga­ben falsch sind, oder dass er im­stan­de ist, al­le sei­ne Ver­bind­lich­kei­ten zu er­fül­len.

2 Über den An­trag ist der Schuld­ner münd­lich oder schrift­lich ein­zu­ver­neh­men. Das Nach­lass­ge­richt ent­schei­det nach Vor­nah­me der all­fäl­lig noch not­wen­di­gen Er­he­bun­gen auf Grund der Ak­ten, eben­so die Rechts­mit­tel­in­stanz im Fall der Be­schwer­de.573 Der Wi­der­ruf der Stun­dung wird wie die Be­wil­li­gung be­kannt­ge­macht.

3 Wird die Stun­dung nach Zif­fer 2 oder 3 wi­der­ru­fen, so kann we­der ei­ne Nach­lass­stun­dung noch ei­ne wei­te­re Not­stun­dung be­wil­ligt wer­den.

573Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 349

F. Ver­hält­nis zur Nach­lass­stun­dung

 

1 Will der Schuld­ner wäh­rend der Not­stun­dung einen Nach­lass­ver­trag vor­schla­gen, so ist der Nach­lass­ver­trag­s­ent­wurf mit al­len Ak­ten­stücken und mit dem Gut­ach­ten des Sach­wal­ters vor Ab­lauf der Stun­dung ein­zu­rei­chen.

2 Nach Ab­lauf der Not­stun­dung kann der Schuld­ner wäh­rend ei­nes hal­b­en Jah­res we­der ei­ne Nach­lass­stun­dung noch ei­ne wei­te­re Not­stun­dung ver­lan­gen.

3 Der Schuld­ner, der ein Ge­such um Not­stun­dung zu­rück­ge­zo­gen hat oder des­sen Ge­such ab­ge­wie­sen ist, kann vor Ab­lauf ei­nes hal­b­en Jah­res kei­ne Not­stun­dung mehr ver­lan­gen.

Art. 350574

 

574Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Dreizehnter Titel: Schlussbestimmungen575576

575Nummerierung gemäss Ziff. V des BG vom 3. April 1924, in Kraft seit 1. Jan. 1925 (AS 40 391; BBl 1921 I 507).

576Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 351

A. In­kraft­tre­ten

 

1 Die­ses Ge­setz tritt mit dem 1. Ja­nu­ar 1892 in Kraft.

2 Der Ar­ti­kel 333 tritt schon mit der Auf­nah­me des Ge­set­zes in die eid­ge­nös­si­sche Ge­set­zes­samm­lung in Kraft.

3 Mit dem In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes wer­den al­le dem­sel­ben ent­ge­gen­ste­hen­den Vor­schrif­ten so­wohl eid­ge­nös­si­scher als auch kan­to­na­ler Ge­set­ze, Ver­ord­nun­gen und Kon­kor­da­te auf­ge­ho­ben, so­weit nicht durch die fol­gen­den Ar­ti­kel et­was an­de­res be­stimmt wird.

Art. 352

B. Be­kannt­ma­chung

 

Der Bun­des­rat wird be­auf­tragt, ge­mä­ss den Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 1874577 be­tref­fend Volks­ab­stim­mung über Bun­des­ge­set­ze und Bun­des­be­schlüs­se, die Be­kannt­ma­chung die­ses Ge­set­zes zu ver­an­stal­ten.

577[BS 1173; AS 1962 789Art. 11 Abs. 3. AS 1978 688Art. 89 Bst. b]

Schlussbestimmungen der Änderung vom 16. Dezember 1994 578

Art. 1

A. Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen

 

Der Bun­des­rat, das Bun­des­ge­richt und die Kan­to­ne er­las­sen die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

Art. 2

B. Über­gangs­be­stim­mun­gen

 

1 Die Ver­fah­rens­vor­schrif­ten die­ses Ge­set­zes und sei­ne Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen sind mit ih­rem In­kraft­tre­ten auf hän­gi­ge Ver­fah­ren an­wend­bar, so­weit sie mit ih­nen ver­ein­bar sind.

2 Für die Län­ge von Fris­ten, die vor dem In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes zu lau­fen be­gon­nen ha­ben, gilt das bis­he­ri­ge Recht.

3 Die im bis­he­ri­gen Recht ent­hal­te­nen Pri­vi­le­gi­en (Art. 146 und 219) gel­ten wei­ter, wenn vor dem In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes der Kon­kurs er­öff­net oder die Pfän­dung voll­zo­gen wor­den ist.

4 Der pri­vi­le­gier­te Teil der Frau­en­guts­for­de­rung wird in fol­gen­den Fäl­len in ei­ner be­son­de­ren Klas­se zwi­schen der zwei­ten und der drit­ten Klas­se kol­lo­ziert:

a.
wenn die Ehe­gat­ten wei­ter un­ter Gü­ter­ver­bin­dung oder ex­ter­ner Gü­ter­ge­mein­schaft nach den Ar­ti­keln 211 und 224 ZGB579 in der Fas­sung von 1907 le­ben;
b.
wenn die Ehe­gat­ten un­ter Er­run­gen­schafts­be­tei­li­gung nach Ar­ti­kel 9cdes Schluss­ti­tels zum ZGB in der Fas­sung von 1984 le­ben.

5 Die Ver­jäh­rung der vor In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes durch Ver­lust­schein ver­ur­kun­de­ten For­de­run­gen be­ginnt mit dem In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes zu lau­fen.

Art. 3

C. Re­fe­ren­dum

 

Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

Art. 4

D. In­kraft­tre­ten

 

Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Schlussbestimmung zur Änderung vom 24. März 2000 580

Schlussbestimmung der Änderung vom 19. Dezember 2003 581

Schlussbestimmung zur Änderung vom 17. Juni 2005 582583

582 Berichtigt von der Redaktionskommission der BVers (Art. 58 Abs. 1 ParlG; SR 171.10).

583 AS 2006 1205; BBl 2001 4202

Übergangsbestimmung der Änderung vom 18. Juni 2010 584

Übergangsbestimmung zur Änderung vom 21. Juni 2013 585

Übergangsbestimmung zur Änderung vom 19. Juni 2020 586