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Schweizerisches Strafgesetzbuch

vom 21. Dezember 1937 (Stand am 1. März 2019)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 123 Absätze 1 und 3 der Bundesverfassung1,2 nach Einsicht in eine Botschaft des Bundesrates vom 23. Juli 19183,

beschliesst:

Erstes Buch: Allgemeine Bestimmungen

Erster Teil: Verbrechen und Vergehen

Erster Titel: Geltungsbereich

Art. 1

1. Kei­ne Sank­ti­on oh­ne Ge­setz

 

Ei­ne Stra­fe oder Mass­nah­me darf nur we­gen ei­ner Tat ver­hängt wer­den, die das Ge­setz aus­drück­lich un­ter Stra­fe stellt.

Art. 2

2. Zeit­li­cher Gel­tungs­be­reich

 

1Nach die­sem Ge­set­ze wird be­ur­teilt, wer nach des­sen In­kraft­tre­ten ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­geht.

2Hat der Tä­ter ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen vor In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes be­gan­gen, er­folgt die Be­ur­tei­lung aber erst nach­her, so ist die­ses Ge­setz an­zu­wen­den, wenn es für ihn das mil­de­re ist.

Art. 3

3. Räum­li­cher Gel­tungs­be­reich.

Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen im In­land

 

1Die­sem Ge­setz ist un­ter­wor­fen, wer in der Schweiz ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­geht.

2Ist der Tä­ter we­gen der Tat im Aus­land ver­ur­teilt wor­den und wur­de die Stra­fe im Aus­land ganz oder teil­wei­se voll­zo­gen, so rech­net ihm das Ge­richt die voll­zo­ge­ne Stra­fe auf die aus­zu­spre­chen­de Stra­fe an.

3Ist ein Tä­ter auf Er­su­chen der schwei­ze­ri­schen Be­hör­de im Aus­land ver­folgt wor­den, so wird er, un­ter Vor­be­halt ei­nes kras­sen Ver­stos­ses ge­gen die Grund­sät­ze der Bun­des­ver­fas­sung und der Kon­ven­ti­on vom 4. No­vem­ber 19501 zum Schut­ze der Men­schen­rech­te und Grund­frei­hei­ten (EMRK), in der Schweiz we­gen der Tat nicht mehr ver­folgt, wenn:

a.
das aus­län­di­sche Ge­richt ihn end­gül­tig frei­ge­spro­chen hat;
b.
die Sank­ti­on, zu der er im Aus­land ver­ur­teilt wur­de, voll­zo­gen, er­las­sen oder ver­jährt ist.

4Hat der auf Er­su­chen der schwei­ze­ri­schen Be­hör­de im Aus­land ver­folg­te Tä­ter die Stra­fe im Aus­land nicht oder nur teil­wei­se ver­büsst, so wird in der Schweiz die Stra­fe oder de­ren Rest voll­zo­gen. Das Ge­richt ent­schei­det, ob ei­ne im Aus­land nicht oder nur teil­wei­se voll­zo­ge­ne Mass­nah­me in der Schweiz durch­zu­füh­ren oder fort­zu­set­zen ist.


1 SR 0.101

Art. 4

Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen im Aus­land ge­gen den Staat

 

1Die­sem Ge­setz ist auch un­ter­wor­fen, wer im Aus­land ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ge­gen den Staat und die Lan­des­ver­tei­di­gung (Art. 265-278) be­geht.

2Ist der Tä­ter we­gen der Tat im Aus­land ver­ur­teilt wor­den und wur­de die Stra­fe im Aus­land ganz oder teil­wei­se voll­zo­gen, so rech­net ihm das Ge­richt die voll­zo­ge­ne Stra­fe auf die aus­zu­spre­chen­de Stra­fe an.

Art. 5

Straf­ta­ten ge­gen Min­der­jäh­ri­ge1 im Aus­land

 

1Die­sem Ge­setz ist aus­ser­dem un­ter­wor­fen, wer sich in der Schweiz be­fin­det, nicht aus­ge­lie­fert wird und im Aus­land ei­ne der fol­gen­den Ta­ten be­gan­gen hat:

a.2
Men­schen­han­del (Art. 182), se­xu­el­le Nö­ti­gung (Art. 189), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 190), Schän­dung (Art. 191) oder För­de­rung der Pro­sti­tu­ti­on (Art. 195), wenn das Op­fer we­ni­ger als 18 Jah­re alt war;
abis.3
se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Ab­hän­gi­gen (Art. 188) und se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Min­der­jäh­ri­gen ge­gen Ent­gelt (Art. 196);
b.
se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 187), wenn das Op­fer we­ni­ger als 14 Jah­re alt war;
c.4
qua­li­fi­zier­te Por­no­gra­fie (Art. 197 Abs. 3 und 4), wenn die Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Min­der­jäh­ri­gen zum In­halt hat­ten.

2Der Tä­ter wird, un­ter Vor­be­halt ei­nes kras­sen Ver­stos­ses ge­gen die Grund­sät­ze der Bun­des­ver­fas­sung und der EMRK5, in der Schweiz we­gen der Tat nicht mehr ver­folgt, wenn:

a.
ein aus­län­di­sches Ge­richt ihn end­gül­tig frei­ge­spro­chen hat;
b.
die Sank­ti­on, zu der er im Aus­land ver­ur­teilt wur­de, voll­zo­gen, er­las­sen oder ver­jährt ist.

3Ist der Tä­ter we­gen der Tat im Aus­land ver­ur­teilt wor­den und wur­de die Stra­fe im Aus­land nur teil­wei­se voll­zo­gen, so rech­net ihm das Ge­richt den voll­zo­ge­nen Teil auf die aus­zu­spre­chen­de Stra­fe an. Das Ge­richt ent­schei­det, ob ei­ne im Aus­land an­ge­ord­ne­te, dort aber nur teil­wei­se voll­zo­ge­ne Mass­nah­me fort­zu­set­zen oder auf die in der Schweiz aus­ge­fäll­te Stra­fe an­zu­rech­nen ist.


1 Aus­druck ge­mä­ss An­hang Ziff. 14 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001). Die­se Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.
2 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 24. März 2006 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des Fa­kul­ta­tiv­pro­to­kolls vom 25. Mai 2000 zum Über­eink. über die Rech­te des Kin­des, be­tref­fend den Ver­kauf von Kin­dern, die Kin­der­pro­sti­tu­ti­on und die Kin­derpor­no­gra­fie, in Kraft seit 1. Dez. 2006 (AS 2006 5437; BBl 2005 2807).
3 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BB vom 27. Sept. 2013 (Lanz­aro­te-Kon­ven­ti­on), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 1159; BBl 2012 7571).
4 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 27. Sept. 2013 (Lanz­aro­te-Kon­ven­ti­on), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 1159; BBl 2012 7571).
5 SR 0.101

Art. 6

Ge­mä­ss staats­ver­trag­li­cher Ver­pflich­tung ver­folg­te Aus­land­ta­ten

 

1Wer im Aus­land ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­geht, zu des­sen Ver­fol­gung sich die Schweiz durch ein in­ter­na­tio­na­les Über­ein­kom­men ver­pflich­tet hat, ist die­sem Ge­setz un­ter­wor­fen, wenn:

a.
die Tat auch am Be­ge­hungs­ort straf­bar ist oder der Be­ge­hungs­ort kei­ner Straf­ge­walt un­ter­liegt; und
b.
der Tä­ter sich in der Schweiz be­fin­det und nicht an das Aus­land aus­ge­lie­fert wird.

2Das Ge­richt be­stimmt die Sank­tio­nen so, dass sie ins­ge­samt für den Tä­ter nicht schwe­rer wie­gen als die­je­ni­gen nach dem Recht des Be­ge­hungs­or­tes.

3Der Tä­ter wird, un­ter Vor­be­halt ei­nes kras­sen Ver­stos­ses ge­gen die Grund­sät­ze der Bun­des­ver­fas­sung und der EMRK1, in der Schweiz we­gen der Tat nicht mehr ver­folgt, wenn:

a.
ein aus­län­di­sches Ge­richt ihn end­gül­tig frei­ge­spro­chen hat;
b.
die Sank­ti­on, zu der er im Aus­land ver­ur­teilt wur­de, voll­zo­gen, er­las­sen oder ver­jährt ist.

4Ist der Tä­ter we­gen der Tat im Aus­land ver­ur­teilt wor­den und wur­de die Stra­fe im Aus­land nur teil­wei­se voll­zo­gen, so rech­net ihm das Ge­richt den voll­zo­ge­nen Teil auf die aus­zu­spre­chen­de Stra­fe an. Das Ge­richt ent­schei­det, ob ei­ne im Aus­land an­ge­ord­ne­te, dort aber nur teil­wei­se voll­zo­ge­ne Mass­nah­me fort­zu­set­zen oder auf die in der Schweiz aus­ge­spro­che­ne Stra­fe an­zu­rech­nen ist.


1 SR 0.101

Art. 7

An­de­re Aus­land­ta­ten

 

1Wer im Aus­land ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­geht, oh­ne dass die Vor­aus­set­zun­gen der Ar­ti­kel 4, 5 oder 6 er­füllt sind, ist die­sem Ge­setz un­ter­wor­fen, wenn:

a.
die Tat auch am Be­ge­hungs­ort straf­bar ist oder der Be­ge­hungs­ort kei­ner Straf­ge­walt un­ter­liegt;
b.
der Tä­ter sich in der Schweiz be­fin­det oder ihr we­gen die­ser Tat aus­ge­lie­fert wird; und
c.
nach schwei­ze­ri­schem Recht die Tat die Aus­lie­fe­rung zu­lässt, der Tä­ter je­doch nicht aus­ge­lie­fert wird.

2Ist der Tä­ter nicht Schwei­zer und wur­de das Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen nicht ge­gen einen Schwei­zer be­gan­gen, so ist Ab­satz 1 nur an­wend­bar, wenn:

a.
das Aus­lie­fe­rungs­be­geh­ren aus ei­nem Grund ab­ge­wie­sen wur­de, der nicht die Art der Tat be­trifft; oder
b.
der Tä­ter ein be­son­ders schwe­res Ver­bre­chen be­gan­gen hat, das von der in­ter­na­tio­na­len Rechts­ge­mein­schaft ge­äch­tet wird.

3Das Ge­richt be­stimmt die Sank­tio­nen so, dass sie ins­ge­samt für den Tä­ter nicht schwe­rer wie­gen als die Sank­tio­nen nach dem Recht des Be­ge­hungs­or­tes.

4Der Tä­ter wird, un­ter Vor­be­halt ei­nes kras­sen Ver­stos­ses ge­gen die Grund­sät­ze der Bun­des­ver­fas­sung und der EMRK1, in der Schweiz we­gen der Tat nicht mehr ver­folgt, wenn:

a.
ein aus­län­di­sches Ge­richt ihn end­gül­tig frei­ge­spro­chen hat;
b.
die Sank­ti­on, zu der er im Aus­land ver­ur­teilt wur­de, voll­zo­gen, er­las­sen oder ver­jährt ist.

5Ist der Tä­ter we­gen der Tat im Aus­land ver­ur­teilt wor­den und wur­de die Stra­fe im Aus­land nur teil­wei­se voll­zo­gen, so rech­net ihm das Ge­richt den voll­zo­ge­nen Teil auf die aus­zu­spre­chen­de Stra­fe an. Das Ge­richt ent­schei­det, ob ei­ne im Aus­land an­ge­ord­ne­te, aber dort nur teil­wei­se voll­zo­ge­ne Mass­nah­me fort­zu­set­zen oder auf die in der Schweiz aus­ge­spro­che­ne Stra­fe an­zu­rech­nen ist.


1 SR 0.101

Art. 8

Be­ge­hungs­ort

 

1Ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen gilt als da be­gan­gen, wo der Tä­ter es aus­führt oder pflicht­wid­rig un­tä­tig bleibt, und da, wo der Er­folg ein­ge­tre­ten ist.

2Der Ver­such gilt als da be­gan­gen, wo der Tä­ter ihn aus­führt, und da, wo nach sei­ner Vor­stel­lung der Er­folg hät­te ein­tre­ten sol­len.

Art. 9

4. Per­sön­li­cher Gel­tungs­be­reich

 

1Die­ses Ge­setz ist nicht an­wend­bar auf Per­so­nen, so­weit de­ren Ta­ten nach dem Mi­li­tär­straf­recht zu be­ur­tei­len sind.

2Für Per­so­nen, wel­che zum Zeit­punkt der Tat das 18. Al­ters­jahr noch nicht vollen­det ha­ben, blei­ben die Vor­schrif­ten des Ju­gend­straf­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 20031 (JStG) vor­be­hal­ten. Sind gleich­zei­tig ei­ne vor und ei­ne nach der Vollen­dung des 18. Al­ters­jah­res be­gan­ge­ne Tat zu be­ur­tei­len, so ist Ar­ti­kel 3 Ab­satz 2 JStG an­wend­bar.2


1 SR 311.1
2 Fas­sung ge­mä­ss Art. 44 Ziff. 1 des Ju­gend­straf­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3545; BBl 1999 1979).

Zweiter Titel: Strafbarkeit

Art. 10

1. Ver­bre­chen und Ver­ge­hen.

Be­griff

 

1Die­ses Ge­setz un­ter­schei­det die Ver­bre­chen von den Ver­ge­hen nach der Schwe­re der Stra­fen, mit der die Ta­ten be­droht sind.

2Ver­bre­chen sind Ta­ten, die mit Frei­heits­s­tra­fe von mehr als drei Jah­ren be­droht sind.

3Ver­ge­hen sind Ta­ten, die mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder mit Geld­stra­fe be­droht sind.

Art. 11

Be­ge­hen durch Un­ter­las­sen

 

1Ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen kann auch durch pflicht­wid­ri­ges Un­tä­tig­blei­ben be­gan­gen wer­den.

2Pflicht­wid­rig un­tä­tig bleibt, wer die Ge­fähr­dung oder Ver­let­zung ei­nes straf­recht­lich ge­schütz­ten Rechts­gu­tes nicht ver­hin­dert, ob­wohl er auf­grund sei­ner Recht­stel­lung da­zu ver­pflich­tet ist, na­ment­lich auf Grund:

a.
des Ge­set­zes;
b.
ei­nes Ver­tra­ges;
c.
ei­ner frei­wil­lig ein­ge­gan­ge­nen Ge­fah­ren­ge­mein­schaft; oder
d.
der Schaf­fung ei­ner Ge­fahr.

3Wer pflicht­wid­rig un­tä­tig bleibt, ist ge­stützt auf den ent­spre­chen­den Tat­be­stand nur dann straf­bar, wenn ihm nach den Um­stän­den der Tat der­sel­be Vor­wurf ge­macht wer­den kann, wie wenn er die Tat durch ein ak­ti­ves Tun be­gan­gen hät­te.

4Das Ge­richt kann die Stra­fe mil­dern.

Art. 12

2. Vor­satz und Fahr­läs­sig­keit.

Be­grif­fe

 

1Be­stimmt es das Ge­setz nicht aus­drück­lich an­ders, so ist nur straf­bar, wer ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen vor­sätz­lich be­geht.

2Vor­sätz­lich be­geht ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen, wer die Tat mit Wis­sen und Wil­len aus­führt. Vor­sätz­lich han­delt be­reits, wer die Ver­wirk­li­chung der Tat für mög­lich hält und in Kauf nimmt.

3Fahr­läs­sig be­geht ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen, wer die Fol­ge sei­nes Ver­hal­tens aus pflicht­wid­ri­ger Un­vor­sich­tig­keit nicht be­denkt oder dar­auf nicht Rück­sicht nimmt. Pflicht­wid­rig ist die Un­vor­sich­tig­keit, wenn der Tä­ter die Vor­sicht nicht be­ach­tet, zu der er nach den Um­stän­den und nach sei­nen per­sön­li­chen Ver­hält­nis­sen ver­pflich­tet ist.

Art. 13

Sach­ver­halt­sirr­tum

 

1Han­delt der Tä­ter in ei­ner ir­ri­gen Vor­stel­lung über den Sach­ver­halt, so be­ur­teilt das Ge­richt die Tat zu Guns­ten des Tä­ters nach dem Sach­ver­halt, den sich der Tä­ter vor­ge­stellt hat.

2Hät­te der Tä­ter den Irr­tum bei pflicht­ge­mäs­ser Vor­sicht ver­mei­den kön­nen, so ist er we­gen Fahr­läs­sig­keit straf­bar, wenn die fahr­läs­si­ge Be­ge­hung der Tat mit Stra­fe be­droht ist.

Art. 14

3. Recht­mäs­si­ge Hand­lun­gen und Schuld.

Ge­setz­lich er­laub­te Hand­lung

 

Wer han­delt, wie es das Ge­setz ge­bie­tet oder er­laubt, ver­hält sich recht­mäs­sig, auch wenn die Tat nach die­sem oder ei­nem an­dern Ge­setz mit Stra­fe be­droht ist.

Art. 15

Recht­fer­ti­gen­de Not­wehr

 

Wird je­mand oh­ne Recht an­ge­grif­fen oder un­mit­tel­bar mit ei­nem An­griff be­droht, so ist der An­ge­grif­fe­ne und je­der an­de­re be­rech­tigt, den An­griff in ei­ner den Um­stän­den an­ge­mes­se­nen Wei­se ab­zu­weh­ren.

Art. 16

Ent­schuld­ba­re Not­wehr

 

1Über­schrei­tet der Ab­weh­ren­de die Gren­zen der Not­wehr nach Ar­ti­kel 15, so mil­dert das Ge­richt die Stra­fe.

2Über­schrei­tet der Ab­weh­ren­de die Gren­zen der Not­wehr in ent­schuld­ba­rer Auf­re­gung oder Be­stür­zung über den An­griff, so han­delt er nicht schuld­haft.

Art. 17

Recht­fer­ti­gen­der Not­stand

 

Wer ei­ne mit Stra­fe be­droh­te Tat be­geht, um ein ei­ge­nes oder das Rechts­gut ei­ner an­de­ren Per­son aus ei­ner un­mit­tel­ba­ren, nicht an­ders ab­wend­ba­ren Ge­fahr zu ret­ten, han­delt recht­mäs­sig, wenn er da­durch hö­her­wer­ti­ge In­ter­es­sen wahrt.

Art. 18

Ent­schuld­ba­rer Not­stand

 

1Wer ei­ne mit Stra­fe be­droh­te Tat be­geht, um sich oder ei­ne an­de­re Per­son aus ei­ner un­mit­tel­ba­ren, nicht an­ders ab­wend­ba­ren Ge­fahr für Leib, Le­ben, Frei­heit, Eh­re, Ver­mö­gen oder an­de­re hoch­wer­ti­ge Gü­ter zu ret­ten, wird mil­der be­straft, wenn ihm zu­zu­mu­ten war, das ge­fähr­de­te Gut preis­zu­ge­ben.

2War dem Tä­ter nicht zu­zu­mu­ten, das ge­fähr­de­te Gut preis­zu­ge­ben, so han­delt er nicht schuld­haft.

Art. 19

Schul­d­un­fä­hig­keit und ver­min­der­te Schuld­fä­hig­keit

 

1War der Tä­ter zur Zeit der Tat nicht fä­hig, das Un­recht sei­ner Tat ein­zu­se­hen oder ge­mä­ss die­ser Ein­sicht zu han­deln, so ist er nicht straf­bar.

2War der Tä­ter zur Zeit der Tat nur teil­wei­se fä­hig, das Un­recht sei­ner Tat ein­zu­se­hen oder ge­mä­ss die­ser Ein­sicht zu han­deln, so mil­dert das Ge­richt die Stra­fe.

3Es kön­nen in­des­sen Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 59-61, 63, 64, 67, 67b und 67e ge­trof­fen wer­den.1

4Konn­te der Tä­ter die Schul­d­un­fä­hig­keit oder die Ver­min­de­rung der Schuld­fä­hig­keit ver­mei­den und da­bei die in die­sem Zu­stand be­gan­ge­ne Tat vor­aus­se­hen, so sind die Ab­sät­ze 1-3 nicht an­wend­bar.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).

Art. 20

Zwei­fel­haf­te Schuld­fä­hig­keit

 

Be­steht ernst­haf­ter An­lass, an der Schuld­fä­hig­keit des Tä­ters zu zwei­feln, so ord­net die Un­ter­su­chungs­be­hör­de oder das Ge­richt die sach­ver­stän­di­ge Be­gut­ach­tung durch einen Sach­ver­stän­di­gen an.

Art. 21

Irr­tum über die Rechts­wid­rig­keit

 

Wer bei Be­ge­hung der Tat nicht weiss und nicht wis­sen kann, dass er sich rechts­wid­rig ver­hält, han­delt nicht schuld­haft. War der Irr­tum ver­meid­bar, so mil­dert das Ge­richt die Stra­fe.

Art. 22

4. Ver­such.

Straf­bar­keit des Ver­suchs

 

1Führt der Tä­ter, nach­dem er mit der Aus­füh­rung ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens be­gon­nen hat, die straf­ba­re Tä­tig­keit nicht zu En­de oder tritt der zur Vollen­dung der Tat ge­hö­ren­de Er­folg nicht ein oder kann die­ser nicht ein­tre­ten, so kann das Ge­richt die Stra­fe mil­dern.

2Ver­kennt der Tä­ter aus gro­bem Un­ver­stand, dass die Tat nach der Art des Ge­gen­stan­des oder des Mit­tels, an oder mit dem er sie aus­füh­ren will, über­haupt nicht zur Vollen­dung ge­lan­gen kann, so bleibt er straf­los.

Art. 23

Rück­tritt und tä­ti­ge Reue

 

1Führt der Tä­ter aus ei­ge­nem An­trieb die straf­ba­re Tä­tig­keit nicht zu En­de oder trägt er da­zu bei, die Vollen­dung der Tat zu ver­hin­dern, so kann das Ge­richt die Stra­fe mil­dern oder von ei­ner Be­stra­fung ab­se­hen.

2Sind an ei­ner Tat meh­re­re Tä­ter oder Teil­neh­mer be­tei­ligt, so kann das Ge­richt die Stra­fe des­sen mil­dern oder von der Be­stra­fung des­sen ab­se­hen, der aus ei­ge­nem An­trieb da­zu bei­trägt, die Vollen­dung der Tat zu ver­hin­dern.

3Das Ge­richt kann die Stra­fe auch mil­dern oder von der Be­stra­fung ab­se­hen, wenn der Rück­tritt des Tä­ters oder des Teil­neh­mers die Vollen­dung der Tat ver­hin­dert hät­te, die­se aber aus an­de­ren Grün­den aus­bleibt.

4Be­müht sich ei­ner von meh­re­ren Tä­tern oder Teil­neh­mern aus ei­ge­nem An­trieb ernst­haft, die Vollen­dung der Tat zu ver­hin­dern, so kann das Ge­richt sei­ne Stra­fe mil­dern oder von sei­ner Be­stra­fung ab­se­hen, wenn die Tat un­ab­hän­gig von sei­nem Tat­bei­trag be­gan­gen wird.

Art. 24

5. Teil­nah­me.

An­stif­tung

 

1Wer je­man­den vor­sätz­lich zu dem von die­sem ver­üb­ten Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­stimmt hat, wird nach der Straf­an­dro­hung, die auf den Tä­ter An­wen­dung fin­det, be­straft.

2Wer je­man­den zu ei­nem Ver­bre­chen zu be­stim­men ver­sucht, wird we­gen Ver­suchs die­ses Ver­bre­chens be­straft.

Art. 25

Ge­hil­fen­schaft

 

Wer zu ei­nem Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen vor­sätz­lich Hil­fe leis­tet, wird mil­der be­straft.

Art. 26

Teil­nah­me am Son­der­de­likt

 

Wird die Straf­bar­keit durch ei­ne be­son­de­re Pflicht des Tä­ters be­grün­det oder er­höht, so wird der Teil­neh­mer, dem die­se Pflicht nicht ob­liegt, mil­der be­straft.

Art. 27

Per­sön­li­che Ver­hält­nis­se

 

Be­son­de­re per­sön­li­che Ver­hält­nis­se, Ei­gen­schaf­ten und Um­stän­de, wel­che die Straf­bar­keit er­hö­hen, ver­min­dern oder aus­sch­lies­sen, wer­den bei dem Tä­ter oder Teil­neh­mer be­rück­sich­tigt, bei dem sie vor­lie­gen.

Art. 28

6. Straf­bar­keit der Me­di­en

 

1Wird ei­ne straf­ba­re Hand­lung durch Ver­öf­fent­li­chung in ei­nem Me­di­um be­gan­gen und er­schöpft sie sich in die­ser Ver­öf­fent­li­chung, so ist, un­ter Vor­be­halt der nach­fol­gen­den Be­stim­mun­gen, der Au­tor al­lein straf­bar.

2Kann der Au­tor nicht er­mit­telt oder in der Schweiz nicht vor Ge­richt ge­stellt wer­den, so ist der ver­ant­wort­li­che Re­dak­tor nach Ar­ti­kel 322bis straf­bar. Fehlt ein ver­ant­wort­li­cher Re­dak­tor, so ist je­ne Per­son nach Ar­ti­kel 322bis straf­bar, die für die Ver­öf­fent­li­chung ver­ant­wort­lich ist.

3Hat die Ver­öf­fent­li­chung oh­ne Wis­sen oder ge­gen den Wil­len des Au­tors statt­ge­fun­den, so ist der Re­dak­tor oder, wenn ein sol­cher fehlt, die für die Ver­öf­fent­li­chung ver­ant­wort­li­che Per­son als Tä­ter straf­bar.

4Die wahr­heits­ge­treue Be­richt­er­stat­tung über öf­fent­li­che Ver­hand­lun­gen und amt­li­che Mit­tei­lun­gen ei­ner Be­hör­de ist straf­los.

Art. 28a

Quel­len­schutz

 

1Ver­wei­gern Per­so­nen, die sich be­ruf­lich mit der Ver­öf­fent­li­chung von In­for­ma­tio­nen im re­dak­tio­nel­len Teil ei­nes pe­ri­odisch er­schei­nen­den Me­di­ums be­fas­sen, oder ih­re Hilfs­per­so­nen das Zeug­nis über die Iden­ti­tät des Au­tors oder über In­halt und Quel­len ih­rer In­for­ma­tio­nen, so dür­fen we­der Stra­fen noch pro­zes­sua­le Zwangs­mass­nah­men ge­gen sie ver­hängt wer­den.

2Ab­satz 1 gilt nicht, wenn der Rich­ter fest­stellt, dass:

a.
das Zeug­nis er­for­der­lich ist, um ei­ne Per­son aus ei­ner un­mit­tel­ba­ren Ge­fahr für Leib und Le­ben zu ret­ten; oder
b.1
oh­ne das Zeug­nis ein Tö­tungs­de­likt im Sin­ne der Ar­ti­kel 111-113 oder ein an­de­res Ver­bre­chen, das mit ei­ner Min­dest­stra­fe von drei Jah­ren Frei­heits­s­tra­fe be­droht ist, oder ei­ne Straf­tat nach den Ar­ti­keln 187, 189-191, 197 Ab­satz 4, 260ter, 260quin­quies, 305bis, 305ter und 322ter-322sep­ties des vor­lie­gen­den Ge­set­zes so­wie nach Ar­ti­kel 19 Ab­satz 2 des Be­täu­bungs­mit­tel­ge­set­zes vom 3. Ok­to­ber 19512 nicht auf­ge­klärt wer­den oder der ei­ner sol­chen Tat Be­schul­dig­te nicht er­grif­fen wer­den kann.

1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 27. Sept. 2013 (Lanz­aro­te-Kon­ven­ti­on), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 1159; BBl 2012 7571).
2 SR 812.121

Art. 29

7. Ver­tre­tungs­ver­hält­nis­se

 

Ei­ne be­son­de­re Pflicht, de­ren Ver­let­zung die Straf­bar­keit be­grün­det oder er­höht, und die nur der ju­ris­ti­schen Per­son, der Ge­sell­schaft oder der Ein­zel­fir­ma1 ob­liegt, wird ei­ner na­tür­li­chen Per­son zu­ge­rech­net, wenn die­se han­delt:

a.
als Or­gan oder als Mit­glied ei­nes Or­gans ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son;
b.
als Ge­sell­schaf­ter;
c.
als Mit­ar­bei­ter mit selb­stän­di­gen Ent­schei­dungs­be­fug­nis­sen in sei­nem Tä­tig­keits­be­reich ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son, ei­ner Ge­sell­schaft oder ei­ner Ein­zel­fir­ma2; oder
d.
oh­ne Or­gan, Mit­glied ei­nes Or­gans, Ge­sell­schaf­ter oder Mit­ar­bei­ter zu sein, als tat­säch­li­cher Lei­ter.

1 Heu­te: dem Ein­zel­un­ter­neh­men.
2 Heu­te: ei­nem Ein­zel­un­ter­neh­men.

Art. 30

8. Straf­an­trag.

An­trags­recht

 

1Ist ei­ne Tat nur auf An­trag straf­bar, so kann je­de Per­son, die durch sie ver­letzt wor­den ist, die Be­stra­fung des Tä­ters be­an­tra­gen.

2Ist die ver­letz­te Per­son hand­lungs­un­fä­hig, so ist ihr ge­setz­li­cher Ver­tre­ter zum An­trag be­rech­tigt. Steht sie un­ter Vor­mund­schaft oder un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft, so steht das An­trags­recht auch der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de zu.1

3Ist die ver­letz­te Per­son min­der­jäh­rig oder steht sie un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft, so ist auch sie zum An­trag be­rech­tigt, wenn sie ur­teils­fä­hig ist.2

4Stirbt die ver­letz­te Per­son, oh­ne dass sie den Straf­an­trag ge­stellt oder auf den Straf­an­trag aus­drück­lich ver­zich­tet hat, so steht das An­trags­recht je­dem An­ge­hö­ri­gen zu.

5Hat ei­ne an­trags­be­rech­tig­te Per­son aus­drück­lich auf den An­trag ver­zich­tet, so ist ihr Ver­zicht end­gül­tig.


1 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss An­hang Ziff. 14 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 14 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 31

An­trags­frist

 

Das An­trags­recht er­lischt nach Ab­lauf von drei Mo­na­ten. Die Frist be­ginnt mit dem Tag, an wel­chem der an­trags­be­rech­tig­ten Per­son der Tä­ter be­kannt wird.

Art. 32

Un­teil­bar­keit

 

Stellt ei­ne an­trags­be­rech­tig­te Per­son ge­gen einen an der Tat Be­tei­lig­ten Straf­an­trag, so sind al­le Be­tei­lig­ten zu ver­fol­gen.

Art. 33

Rück­zug

 

1Die an­trags­be­rech­tig­te Per­son kann ih­ren Straf­an­trag zu­rück­zie­hen, so­lan­ge das Ur­teil der zwei­ten kan­to­na­len In­stanz noch nicht er­öff­net ist.

2Wer sei­nen Straf­an­trag zu­rück­ge­zo­gen hat, kann ihn nicht noch­mals stel­len.

3Zieht die an­trags­be­rech­tig­te Per­son ih­ren Straf­an­trag ge­gen­über ei­nem Be­schul­dig­ten zu­rück, so gilt der Rück­zug für al­le Be­schul­dig­ten.

4Er­hebt ein Be­schul­dig­ter ge­gen den Rück­zug des Straf­an­tra­ges Ein­spruch, so gilt der Rück­zug für ihn nicht.

Dritter Titel: Strafen und Massnahmen

Erstes Kapitel: Strafen

Erster Abschnitt: Geldstrafe und Freiheitsstrafe

Art. 34

1. Geld­stra­fe.

Be­mes­sung

 

1Be­stimmt es das Ge­setz nicht an­ders, so be­trägt die Geld­stra­fe min­des­tens drei und höchs­tens 180 Ta­ges­sät­ze.1 Das Ge­richt be­stimmt de­ren Zahl nach dem Ver­schul­den des Tä­ters.

2Ein Ta­ges­satz be­trägt in der Re­gel min­des­tens 30 und höchs­tens 3000 Fran­ken. Aus­nahms­wei­se, wenn die per­sön­li­chen und wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se des Tä­ters dies ge­bie­ten, kann der Ta­ges­satz bis auf 10 Fran­ken ge­senkt wer­den. Das Ge­richt be­stimmt die Hö­he des Ta­ges­sat­zes nach den per­sön­li­chen und wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­sen des Tä­ters im Zeit­punkt des Ur­teils, na­ment­lich nach Ein­kom­men und Ver­mö­gen, Le­bens­auf­wand, all­fäl­li­gen Fa­mi­li­en- und Un­ter­stüt­zungs­pflich­ten so­wie nach dem Exis­tenz­mi­ni­mum.2

3Die Be­hör­den des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den ge­ben die für die Be­stim­mung des Ta­ges­sat­zes er­for­der­li­chen Aus­künf­te.

4Zahl und Hö­he der Ta­ges­sät­ze sind im Ur­teil fest­zu­hal­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 35

Voll­zug

 

1Die Voll­zugs­be­hör­de be­stimmt dem Ver­ur­teil­ten ei­ne Zah­lungs­frist von ei­nem bis zu sechs Mo­na­ten.1 Sie kann Ra­ten­zah­lung an­ord­nen und auf Ge­such die Fris­ten ver­län­gern.

2Be­steht der be­grün­de­te Ver­dacht, dass der Ver­ur­teil­te sich der Voll­stre­ckung der Geld­stra­fe ent­zie­hen wird, so kann die Voll­zugs­be­hör­de die so­for­ti­ge Be­zah­lung oder ei­ne Si­cher­heits­leis­tung ver­lan­gen.

3Be­zahlt der Ver­ur­teil­te die Geld­stra­fe nicht frist­ge­mä­ss, so ord­net die Voll­zugs­be­hör­de die Be­trei­bung an, wenn da­von ein Er­geb­nis zu er­war­ten ist.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 36

Er­satz­frei­heits­s­tra­fe

 

1So­weit der Ver­ur­teil­te die Geld­stra­fe nicht be­zahlt und sie auf dem Be­trei­bungs­weg (Art. 35 Abs. 3) un­ein­bring­lich ist, tritt an die Stel­le der Geld­stra­fe ei­ne Frei­heits­s­tra­fe. Ein Ta­ges­satz ent­spricht ei­nem Tag Frei­heits­s­tra­fe. Die Er­satz­frei­heits­s­tra­fe ent­fällt, so­weit die Geld­stra­fe nach­träg­lich be­zahlt wird.

2Wur­de die Geld­stra­fe durch ei­ne Ver­wal­tungs­be­hör­de ver­hängt, so ent­schei­det das Ge­richt über die Er­satz­frei­heits­s­tra­fe.

3-51


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 37-39

2. …

 

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 40

3. Frei­heits­s­tra­fe.

Dau­er

 

1Die Min­dest­dau­er der Frei­heits­s­tra­fe be­trägt drei Ta­ge; vor­be­hal­ten bleibt ei­ne kür­ze­re Frei­heits­s­tra­fe an­stel­le ei­ner nicht be­zahl­ten Geld­stra­fe (Art. 36) oder Bus­se (Art. 106).

2Die Höchst­dau­er der Frei­heits­s­tra­fe be­trägt 20 Jah­re. Wo es das Ge­setz aus­drück­lich be­stimmt, dau­ert die Frei­heits­s­tra­fe le­bens­läng­lich.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 41

Frei­heits­s­tra­fe an­stel­le von Geld­stra­fe

 

1Das Ge­richt kann statt auf ei­ne Geld­stra­fe auf ei­ne Frei­heits­s­tra­fe er­ken­nen, wenn:

a.
ei­ne sol­che ge­bo­ten er­scheint, um den Tä­ter von der Be­ge­hung wei­te­rer Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ab­zu­hal­ten; oder
b.
ei­ne Geld­stra­fe vor­aus­sicht­lich nicht voll­zo­gen wer­den kann.

2Es hat die Wahl der Frei­heits­s­tra­fe nä­her zu be­grün­den.

3Vor­be­hal­ten bleibt die Frei­heits­s­tra­fe an­stel­le ei­ner nicht be­zahl­ten Geld­stra­fe (Art. 36).


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Zweiter Abschnitt: Bedingte und teilbedingte Strafen

Art. 42

1. Be­ding­te Stra­fen

 

1Das Ge­richt schiebt den Voll­zug ei­ner Geld­stra­fe oder ei­ner Frei­heits­s­tra­fe von höchs­tens zwei Jah­ren in der Re­gel auf, wenn ei­ne un­be­ding­te Stra­fe nicht not­wen­dig er­scheint, um den Tä­ter von der Be­ge­hung wei­te­rer Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ab­zu­hal­ten.1

2Wur­de der Tä­ter in­ner­halb der letz­ten fünf Jah­re vor der Tat zu ei­ner be­ding­ten oder un­be­ding­ten Frei­heits­s­tra­fe von mehr als sechs Mo­na­ten ver­ur­teilt, so ist der Auf­schub nur zu­läs­sig, wenn be­son­ders güns­ti­ge Um­stän­de vor­lie­gen.2

3Die Ge­wäh­rung des be­ding­ten Straf­voll­zu­ges kann auch ver­wei­gert wer­den, wenn der Tä­ter ei­ne zu­mut­ba­re Scha­den­be­he­bung un­ter­las­sen hat.

4Ei­ne be­ding­te Stra­fe kann mit ei­ner Bus­se nach Ar­ti­kel 106 ver­bun­den wer­den.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 43

2. Teil­be­ding­te Frei­heits­s­tra­fe1

 

1Das Ge­richt kann den Voll­zug ei­ner Frei­heits­s­tra­fe von min­des­tens ei­nem Jahr und höchs­tens drei Jah­ren teil­wei­se auf­schie­ben, wenn dies not­wen­dig ist, um dem Ver­schul­den des Tä­ters ge­nü­gend Rech­nung zu tra­gen.2

2Der un­be­dingt voll­zieh­ba­re Teil darf die Hälf­te der Stra­fe nicht über­stei­gen.

3So­wohl der auf­ge­scho­be­ne wie auch der zu voll­zie­hen­de Teil müs­sen min­des­tens sechs Mo­na­te be­tra­gen.3 Die Be­stim­mun­gen über die Ge­wäh­rung der be­ding­ten Ent­las­sung (Art. 86) sind auf den un­be­dingt zu voll­zie­hen­den Teil nicht an­wend­bar.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 44

3. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen.

Pro­be­zeit

 

1Schiebt das Ge­richt den Voll­zug ei­ner Stra­fe ganz oder teil­wei­se auf, so be­stimmt es dem Ver­ur­teil­ten ei­ne Pro­be­zeit von zwei bis fünf Jah­ren.

2Für die Dau­er der Pro­be­zeit kann das Ge­richt Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen und Wei­sun­gen er­tei­len.

3Das Ge­richt er­klärt dem Ver­ur­teil­ten die Be­deu­tung und die Fol­gen der be­ding­ten und der teil­be­ding­ten Stra­fe.

Art. 45

Be­wäh­rung

 

Hat sich der Ver­ur­teil­te bis zum Ab­lauf der Pro­be­zeit be­währt, so wird die auf­ge­scho­be­ne Stra­fe nicht mehr voll­zo­gen.

Art. 46

Nicht­be­wäh­rung

 

1Be­geht der Ver­ur­teil­te wäh­rend der Pro­be­zeit ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen und ist des­halb zu er­war­ten, dass er wei­te­re Straf­ta­ten ver­üben wird, so wi­der­ruft das Ge­richt die be­ding­te Stra­fe oder den be­ding­ten Teil der Stra­fe. Sind die wi­der­ru­fe­ne und die neue Stra­fe glei­cher Art, so bil­det es in sinn­ge­mäs­ser An­wen­dung von Ar­ti­kel 49 ei­ne Ge­samt­stra­fe.1

2Ist nicht zu er­war­ten, dass der Ver­ur­teil­te wei­te­re Straf­ta­ten be­ge­hen wird, so ver­zich­tet das Ge­richt auf einen Wi­der­ruf. Es kann den Ver­ur­teil­ten ver­war­nen oder die Pro­be­zeit um höchs­tens die Hälf­te der im Ur­teil fest­ge­setz­ten Dau­er ver­län­gern. Für die Dau­er der ver­län­ger­ten Pro­be­zeit kann das Ge­richt Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen und Wei­sun­gen er­tei­len. Er­folgt die Ver­län­ge­rung erst nach Ab­lauf der Pro­be­zeit, so be­ginnt sie am Tag der An­ord­nung.

3Das zur Be­ur­tei­lung des neu­en Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens zu­stän­di­ge Ge­richt ent­schei­det auch über den Wi­der­ruf.

4Ent­zieht sich der Ver­ur­teil­te der Be­wäh­rungs­hil­fe oder miss­ach­tet er die Wei­sun­gen, so ist Ar­ti­kel 95 Ab­sät­ze 3-5 an­wend­bar.

5Der Wi­der­ruf darf nicht mehr an­ge­ord­net wer­den, wenn seit dem Ab­lauf der Pro­be­zeit drei Jah­re ver­gan­gen sind.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Dritter Abschnitt: Strafzumessung

Art. 47

1. Grund­satz

 

1Das Ge­richt misst die Stra­fe nach dem Ver­schul­den des Tä­ters zu. Es be­rück­sich­tigt das Vor­le­ben und die per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se so­wie die Wir­kung der Stra­fe auf das Le­ben des Tä­ters.

2Das Ver­schul­den wird nach der Schwe­re der Ver­let­zung oder Ge­fähr­dung des be­trof­fe­nen Rechts­guts, nach der Ver­werf­lich­keit des Han­delns, den Be­weg­grün­den und Zie­len des Tä­ters so­wie da­nach be­stimmt, wie weit der Tä­ter nach den in­ne­ren und äus­se­ren Um­stän­den in der La­ge war, die Ge­fähr­dung oder Ver­let­zung zu ver­mei­den.

Art. 48

2. Straf­mil­de­rung.

Grün­de

 

Das Ge­richt mil­dert die Stra­fe, wenn:

a.
der Tä­ter ge­han­delt hat:
1.
aus ach­tens­wer­ten Be­weg­grün­den,
2.
in schwe­rer Be­dräng­nis,
3.
un­ter dem Ein­druck ei­ner schwe­ren Dro­hung,
4.
auf Ver­an­las­sung ei­ner Per­son, der er Ge­hor­sam schul­det oder von der er ab­hän­gig ist;
b.
der Tä­ter durch das Ver­hal­ten der ver­letz­ten Per­son ernst­haft in Ver­su­chung ge­führt wor­den ist;
c.
der Tä­ter in ei­ner nach den Um­stän­den ent­schuld­ba­ren hef­ti­gen Ge­müts­be­we­gung oder un­ter gros­ser see­li­scher Be­las­tung ge­han­delt hat;
d.
der Tä­ter auf­rich­ti­ge Reue be­tä­tigt, na­ment­lich den Scha­den, so­weit es ihm zu­zu­mu­ten war, er­setzt hat;
e.
das Straf­be­dürf­nis in An­be­tracht der seit der Tat ver­stri­che­nen Zeit deut­lich ver­min­dert ist und der Tä­ter sich in die­ser Zeit wohl ver­hal­ten hat.

Art. 48a

Wir­kung

 

1Mil­dert das Ge­richt die Stra­fe, so ist es nicht an die an­ge­droh­te Min­dest­stra­fe ge­bun­den.

2Das Ge­richt kann auf ei­ne an­de­re als die an­ge­droh­te Straf­art er­ken­nen, ist aber an das ge­setz­li­che Höchst- und Min­dest­mass der Straf­art ge­bun­den.

Art. 49

3. Kon­kur­renz

 

1Hat der Tä­ter durch ei­ne oder meh­re­re Hand­lun­gen die Vor­aus­set­zun­gen für meh­re­re gleich­ar­ti­ge Stra­fen er­füllt, so ver­ur­teilt ihn das Ge­richt zu der Stra­fe der schwers­ten Straf­tat und er­höht sie an­ge­mes­sen. Es darf je­doch das Höchst­mass der an­ge­droh­ten Stra­fe nicht um mehr als die Hälf­te er­hö­hen. Da­bei ist es an das ge­setz­li­che Höchst­mass der Straf­art ge­bun­den.

2Hat das Ge­richt ei­ne Tat zu be­ur­tei­len, die der Tä­ter be­gan­gen hat, be­vor er we­gen ei­ner an­dern Tat ver­ur­teilt wor­den ist, so be­stimmt es die Zu­satz­stra­fe in der Wei­se, dass der Tä­ter nicht schwe­rer be­straft wird, als wenn die straf­ba­ren Hand­lun­gen gleich­zei­tig be­ur­teilt wor­den wä­ren.

3Hat der Tä­ter ei­ne oder meh­re­re Ta­ten vor Vollen­dung des 18. Al­ters­jah­res be­gan­gen, so dür­fen die­se bei der Bil­dung der Ge­samt­stra­fe nach den Ab­sät­zen 1 und 2 nicht stär­ker ins Ge­wicht fal­len, als wenn sie für sich al­lein be­ur­teilt wor­den wä­ren.

Art. 50

4. Be­grün­dungs­pflicht

 

Ist ein Ur­teil zu be­grün­den, so hält das Ge­richt in der Be­grün­dung auch die für die Zu­mes­sung der Stra­fe er­heb­li­chen Um­stän­de und de­ren Ge­wich­tung fest.

Art. 51

5. An­rech­nung der Un­ter­su­chungs­haft

 

Das Ge­richt rech­net die Un­ter­su­chungs­haft, die der Tä­ter wäh­rend die­ses oder ei­nes an­de­ren Ver­fah­rens aus­ge­stan­den hat, auf die Stra­fe an. Ein Tag Haft ent­spricht ei­nem Ta­ges­satz Geld­stra­fe.1


1 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Vierter Abschnitt: Strafbefreiung und Einstellung des Verfahrens

Art. 52

1. Grün­de für die Straf­be­frei­ung.

Feh­len­des Straf­be­dürf­nis1

 

Die zu­stän­di­ge Be­hör­de sieht von ei­ner Straf­ver­fol­gung, ei­ner Über­wei­sung an das Ge­richt oder ei­ner Be­stra­fung ab, wenn Schuld und Tat­fol­gen ge­ring­fü­gig sind.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 2003 1909 1937).

Art. 53

Wie­der­gut­ma­chung

 

Hat der Tä­ter den Scha­den ge­deckt oder al­le zu­mut­ba­ren An­stren­gun­gen un­ter­nom­men, um das von ihm be­wirk­te Un­recht aus­zu­glei­chen, so sieht die zu­stän­di­ge Be­hör­de von ei­ner Straf­ver­fol­gung, ei­ner Über­wei­sung an das Ge­richt oder ei­ner Be­stra­fung ab, wenn:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen für die be­ding­te Stra­fe (Art. 42) er­füllt sind; und
b.
das In­ter­es­se der Öf­fent­lich­keit und des Ge­schä­dig­ten an der Straf­ver­fol­gung ge­ring sind.

Art. 54

Be­trof­fen­heit des Tä­ters durch sei­ne Tat

 

Ist der Tä­ter durch die un­mit­tel­ba­ren Fol­gen sei­ner Tat so schwer be­trof­fen, dass ei­ne Stra­fe un­an­ge­mes­sen wä­re, so sieht die zu­stän­di­ge Be­hör­de von ei­ner Straf­ver­fol­gung, ei­ner Über­wei­sung an das Ge­richt oder ei­ner Be­stra­fung ab.

Art. 55

2. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen

 

1Das Ge­richt sieht bei der be­ding­ten Stra­fe vom Wi­der­ruf und bei der be­ding­ten Ent­las­sung von der Rück­ver­set­zung ab, wenn die Vor­aus­set­zun­gen der Straf­be­frei­ung ge­ge­ben sind.

2Als zu­stän­di­ge Be­hör­den nach den Ar­ti­keln 52, 53 und 54 be­zeich­nen die Kan­to­ne Or­ga­ne der Straf­rechts­pfle­ge.

Art. 55a

3. Ein­stel­lung des Ver­fah­rens. Ehe­gat­te, ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin, ein­ge­tra­ge­ner Part­ner oder Le­ben­s­part­ner als Op­fer2

 

1 Bei ein­fa­cher Kör­per­ver­let­zung (Art. 123 Ziff. 2 Abs. 3-5), wie­der­hol­ten Tät­lich­kei­ten (Art. 126 Abs. 2 Bst. b, bbis und c), Dro­hung (Art. 180 Abs. 2) und Nö­ti­gung (Art. 181) kön­nen die Staats­an­walt­schaft und die Ge­rich­te das Ver­fah­ren sis­tie­ren, wenn:3

a.4
das Op­fer:
1.
der Ehe­gat­te des Tä­ters ist und die Tat wäh­rend der Ehe oder in­ner­halb ei­nes Jah­res nach de­ren Schei­dung be­gan­gen wur­de, oder
2.
die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder der ein­ge­tra­ge­ne Part­ner des Tä­ters ist und die Tat wäh­rend der Dau­er der ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft oder in­ner­halb ei­nes Jah­res nach de­ren Auf­lö­sung be­gan­gen wur­de, oder
3.
der he­te­ro- oder ho­mo­se­xu­el­le Le­ben­s­part­ner be­zie­hungs­wei­se der noch nicht ein Jahr ge­trennt le­ben­de Ex-Le­ben­s­part­ner des Tä­ters ist; und
b.
das Op­fer oder, falls die­ses nicht hand­lungs­fä­hig ist, sein ge­setz­li­cher Ver­tre­ter dar­um er­sucht oder ei­nem ent­spre­chen­den An­trag der zu­stän­di­gen Be­hör­de zu­stimmt.

2Das Ver­fah­ren wird wie­der an die Hand ge­nom­men, wenn das Op­fer oder, falls die­ses nicht hand­lungs­fä­hig ist, sein ge­setz­li­cher Ver­tre­ter sei­ne Zu­stim­mung in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit der Sis­tie­rung schrift­lich oder münd­lich wi­der­ruft.5

3Wird die Zu­stim­mung nicht wi­der­ru­fen, so ver­fü­gen die Staats­an­walt­schaft und die Ge­rich­te die Ein­stel­lung des Ver­fah­rens.6

47


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 2003 1909 1937).
2 Fas­sung ge­mä­ss Art. 37 Ziff. 1 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).
4 Fas­sung ge­mä­ss Art. 37 Ziff. 1 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).
5 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).
6 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).
7 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Zweites Kapitel: Massnahmen

Erster Abschnitt: Therapeutische Massnahmen und Verwahrung

Art. 56

1. Grund­sät­ze

 

1Ei­ne Mass­nah­me ist an­zu­ord­nen, wenn:

a.
ei­ne Stra­fe al­lein nicht ge­eig­net ist, der Ge­fahr wei­te­rer Straf­ta­ten des Tä­ters zu be­geg­nen;
b.
ein Be­hand­lungs­be­dürf­nis des Tä­ters be­steht oder die öf­fent­li­che Si­cher­heit dies er­for­dert; und
c.
die Vor­aus­set­zun­gen der Ar­ti­kel 59-61, 63 oder 64 er­füllt sind.

2Die An­ord­nung ei­ner Mass­nah­me setzt vor­aus, dass der mit ihr ver­bun­de­ne Ein­griff in die Per­sön­lich­keits­rech­te des Tä­ters im Hin­blick auf die Wahr­schein­lich­keit und Schwe­re wei­te­rer Straf­ta­ten nicht un­ver­hält­nis­mäs­sig ist.

3Das Ge­richt stützt sich beim Ent­scheid über die An­ord­nung ei­ner Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59-61, 63 und 64 so­wie bei der Än­de­rung der Sank­ti­on nach Ar­ti­kel 65 auf ei­ne sach­ver­stän­di­ge Be­gut­ach­tung. Die­se äus­sert sich über:

a.
die Not­wen­dig­keit und die Er­folgs­aus­sich­ten ei­ner Be­hand­lung des Tä­ters;
b.
die Art und die Wahr­schein­lich­keit wei­te­rer mög­li­cher Straf­ta­ten; und
c.
die Mög­lich­kei­ten des Voll­zugs der Mass­nah­me.

4Hat der Tä­ter ei­ne Tat im Sin­ne von Ar­ti­kel 64 Ab­satz 1 be­gan­gen, so ist die Be­gut­ach­tung durch einen Sach­ver­stän­di­gen vor­zu­neh­men, der den Tä­ter we­der be­han­delt noch in an­de­rer Wei­se be­treut hat.

4bisKommt die An­ord­nung der le­bens­läng­li­chen Ver­wah­rung nach Ar­ti­kel 64 Ab­satz 1bis in Be­tracht, so stützt sich das Ge­richt beim Ent­scheid auf die Gut­ach­ten von min­des­tens zwei er­fah­re­nen und von­ein­an­der un­ab­hän­gi­gen Sach­ver­stän­di­gen, die den Tä­ter we­der be­han­delt noch in an­de­rer Wei­se be­treut ha­ben.1

5Das Ge­richt ord­net ei­ne Mass­nah­me in der Re­gel nur an, wenn ei­ne ge­eig­ne­te Ein­rich­tung zur Ver­fü­gung steht.

6Ei­ne Mass­nah­me, für wel­che die Vor­aus­set­zun­gen nicht mehr er­füllt sind, ist auf­zu­he­ben.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Dez. 2007 (Le­bens­läng­li­che Ver­wah­rung ex­trem ge­fähr­li­cher Straf­tä­ter), in Kraft seit 1. Aug. 2008 (AS 2008 2961; BBl 2006 889).

Art. 56a

Zu­sam­men­tref­fen von Mass­nah­men

 

1Sind meh­re­re Mass­nah­men in glei­cher Wei­se ge­eig­net, ist aber nur ei­ne not­wen­dig, so ord­net das Ge­richt die­je­ni­ge an, die den Tä­ter am we­nigs­ten be­schwert.

2Sind meh­re­re Mass­nah­men not­wen­dig, so kann das Ge­richt die­se zu­sam­men an­ord­nen.

Art. 57

Ver­hält­nis der Mass­nah­men zu den Stra­fen

 

1Sind die Vor­aus­set­zun­gen so­wohl für ei­ne Stra­fe wie für ei­ne Mass­nah­me er­füllt, so ord­net das Ge­richt bei­de Sank­tio­nen an.

2Der Voll­zug ei­ner Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59-61 geht ei­ner zu­gleich aus­ge­spro­che­nen so­wie ei­ner durch Wi­der­ruf oder Rück­ver­set­zung voll­zieh­ba­ren Frei­heits­s­tra­fe vor­aus. Eben­so geht die Rück­ver­set­zung in ei­ne Mass­nah­me nach Ar­ti­kel 62a ei­ner zu­gleich aus­ge­spro­che­nen Ge­samt­stra­fe vor­aus.

3Der mit der Mass­nah­me ver­bun­de­ne Frei­heits­ent­zug ist auf die Stra­fe an­zu­rech­nen.

Art. 58

Voll­zug

 

11

2Die the­ra­peu­ti­schen Ein­rich­tun­gen im Sin­ne der Ar­ti­kel 59-61 sind vom Straf­voll­zug ge­trennt zu füh­ren.


1 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 59

2. Sta­tio­näre the­ra­peu­ti­sche Mass­nah­men.

Be­hand­lung von psy­chi­schen Stö­run­gen

 

1Ist der Tä­ter psy­chisch schwer ge­stört, so kann das Ge­richt ei­ne sta­tio­näre Be­hand­lung an­ord­nen, wenn:

a.
der Tä­ter ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­gan­gen hat, das mit sei­ner psy­chi­schen Stö­rung in Zu­sam­men­hang steht; und
b.
zu er­war­ten ist, da­durch las­se sich der Ge­fahr wei­te­rer mit sei­ner psy­chi­schen Stö­rung in Zu­sam­men­hang ste­hen­der Ta­ten be­geg­nen.

2Die sta­tio­näre Be­hand­lung er­folgt in ei­ner ge­eig­ne­ten psych­ia­tri­schen Ein­rich­tung oder ei­ner Mass­nah­me­voll­zug­s­ein­rich­tung.

3So­lan­ge die Ge­fahr be­steht, dass der Tä­ter flieht oder wei­te­re Straf­ta­ten be­geht, wird er in ei­ner ge­schlos­se­nen Ein­rich­tung be­han­delt. Er kann auch in ei­ner Straf­an­stalt nach Ar­ti­kel 76 Ab­satz 2 be­han­delt wer­den, so­fern die nö­ti­ge the­ra­peu­ti­sche Be­hand­lung durch Fach­per­so­nal ge­währ­leis­tet ist.1

4Der mit der sta­tio­nären Be­hand­lung ver­bun­de­ne Frei­heits­ent­zug be­trägt in der Re­gel höchs­tens fünf Jah­re. Sind die Vor­aus­set­zun­gen für die be­ding­te Ent­las­sung nach fünf Jah­ren noch nicht ge­ge­ben und ist zu er­war­ten, durch die Fort­füh­rung der Mass­nah­me las­se sich der Ge­fahr wei­te­rer mit der psy­chi­schen Stö­rung des Tä­ters in Zu­sam­men­hang ste­hen­der Ver­bre­chen und Ver­ge­hen be­geg­nen, so kann das Ge­richt auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­de die Ver­län­ge­rung der Mass­nah­me um je­weils höchs­tens fünf Jah­re an­ord­nen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 24. März 2006 (Kor­rek­tu­ren am Sank­ti­ons- und Straf­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3539; BBl 2005 4689).

Art. 60

Sucht­be­hand­lung

 

1Ist der Tä­ter von Sucht­stof­fen oder in an­de­rer Wei­se ab­hän­gig, so kann das Ge­richt ei­ne sta­tio­näre Be­hand­lung an­ord­nen, wenn:

a.
der Tä­ter ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­gan­gen hat, das mit sei­ner Ab­hän­gig­keit in Zu­sam­men­hang steht; und
b.
zu er­war­ten ist, da­durch las­se sich der Ge­fahr wei­te­rer mit der Ab­hän­gig­keit in Zu­sam­men­hang ste­hen­der Ta­ten be­geg­nen.

2Das Ge­richt trägt dem Be­hand­lungs­ge­such und der Be­hand­lungs­be­reit­schaft des Tä­ters Rech­nung.

3Die Be­hand­lung er­folgt in ei­ner spe­zia­li­sier­ten Ein­rich­tung oder, wenn nö­tig, in ei­ner psych­ia­tri­schen Kli­nik. Sie ist den be­son­de­ren Be­dürf­nis­sen des Tä­ters und sei­ner Ent­wick­lung an­zu­pas­sen.

4Der mit der sta­tio­nären Be­hand­lung ver­bun­de­ne Frei­heits­ent­zug be­trägt in der Re­gel höchs­tens drei Jah­re. Sind die Vor­aus­set­zun­gen für die be­ding­te Ent­las­sung nach drei Jah­ren noch nicht ge­ge­ben und ist zu er­war­ten, durch die Fort­füh­rung der Mass­nah­me las­se sich der Ge­fahr wei­te­rer mit der Ab­hän­gig­keit des Tä­ters in Zu­sam­men­hang ste­hen­der Ver­bre­chen und Ver­ge­hen be­geg­nen, so kann das Ge­richt auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­de die Ver­län­ge­rung der Mass­nah­me ein­mal um ein wei­te­res Jahr an­ord­nen. Der mit der Mass­nah­me ver­bun­de­ne Frei­heits­ent­zug darf im Fal­le der Ver­län­ge­rung und der Rück­ver­set­zung nach der be­ding­ten Ent­las­sung die Höchst­dau­er von ins­ge­samt sechs Jah­ren nicht über­schrei­ten.

Art. 61

Mass­nah­men für jun­ge Er­wach­se­ne

 

1War der Tä­ter zur Zeit der Tat noch nicht 25 Jah­re alt und ist er in sei­ner Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung er­heb­lich ge­stört, so kann ihn das Ge­richt in ei­ne Ein­rich­tung für jun­ge Er­wach­se­ne ein­wei­sen, wenn:

a.
der Tä­ter ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­gan­gen hat, das mit der Stö­rung sei­ner Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung in Zu­sam­men­hang steht; und
b.
zu er­war­ten ist, da­durch las­se sich der Ge­fahr wei­te­rer mit der Stö­rung sei­ner Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung in Zu­sam­men­hang ste­hen­der Ta­ten be­geg­nen.

2Die Ein­rich­tun­gen für jun­ge Er­wach­se­ne sind von den üb­ri­gen An­stal­ten und Ein­rich­tun­gen die­ses Ge­set­zes ge­trennt zu füh­ren.

3Dem Tä­ter sol­len die Fä­hig­kei­ten ver­mit­telt wer­den, selbst­ver­ant­wort­lich und straf­frei zu le­ben. Ins­be­son­de­re ist sei­ne be­ruf­li­che Aus- und Wei­ter­bil­dung zu för­dern.

4Der mit der Mass­nah­me ver­bun­de­ne Frei­heits­ent­zug be­trägt höchs­tens vier Jah­re. Er darf im Fal­le der Rück­ver­set­zung nach be­ding­ter Ent­las­sung die Höchst­dau­er von ins­ge­samt sechs Jah­ren nicht über­schrei­ten. Die Mass­nah­me ist spä­tes­tens dann auf­zu­he­ben, wenn der Tä­ter das 30. Al­ters­jahr vollen­det hat.

5Wur­de der Tä­ter auch we­gen ei­ner vor dem 18. Al­ters­jahr be­gan­ge­nen Tat ver­ur­teilt, so kann die Mass­nah­me in ei­ner Ein­rich­tung für Ju­gend­li­che voll­zo­gen wer­den.

Art. 62

Be­ding­te Ent­las­sung

 

1Der Tä­ter wird aus dem sta­tio­nären Voll­zug der Mass­nah­me be­dingt ent­las­sen, so­bald sein Zu­stand es recht­fer­tigt, dass ihm Ge­le­gen­heit ge­ge­ben wird, sich in der Frei­heit zu be­wäh­ren.

2Bei der be­ding­ten Ent­las­sung aus ei­ner Mass­nah­me nach Ar­ti­kel 59 be­trägt die Pro­be­zeit ein bis fünf Jah­re, bei der be­ding­ten Ent­las­sung aus ei­ner Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 60 und 61 ein bis drei Jah­re.

3Der be­dingt Ent­las­se­ne kann ver­pflich­tet wer­den, sich wäh­rend der Pro­be­zeit am­bu­lant be­han­deln zu las­sen. Die Voll­zugs­be­hör­de kann für die Dau­er der Pro­be­zeit Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen und Wei­sun­gen er­tei­len.

4Er­scheint bei Ab­lauf der Pro­be­zeit ei­ne Fort­füh­rung der am­bu­lan­ten Be­hand­lung, der Be­wäh­rungs­hil­fe oder der Wei­sun­gen not­wen­dig, um der Ge­fahr wei­te­rer mit dem Zu­stand des be­dingt Ent­las­se­nen in Zu­sam­men­hang ste­hen­der Ver­bre­chen und Ver­ge­hen zu be­geg­nen, so kann das Ge­richt auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­de die Pro­be­zeit wie folgt ver­län­gern:

a.
bei der be­ding­ten Ent­las­sung aus ei­ner Mass­nah­me nach Ar­ti­kel 59 je­weils um ein bis fünf Jah­re;
b.
bei der be­ding­ten Ent­las­sung aus ei­ner Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 60 und 61 um ein bis drei Jah­re.

5Die Pro­be­zeit nach der be­ding­ten Ent­las­sung aus ei­ner Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 60 und 61 darf ins­ge­samt höchs­tens sechs Jah­re dau­ern.

6Hat der Tä­ter ei­ne Straf­tat im Sin­ne von Ar­ti­kel 64 Ab­satz 1 be­gan­gen, so kann die Pro­be­zeit so oft ver­län­gert wer­den, als dies not­wen­dig er­scheint, um wei­te­re Straf­ta­ten die­ser Art zu ver­hin­dern.

Art. 62a

Nicht­be­wäh­rung

 

1Be­geht der be­dingt Ent­las­se­ne wäh­rend der Pro­be­zeit ei­ne Straf­tat und zeigt er da­mit, dass die Ge­fahr, der die Mass­nah­me be­geg­nen soll, fort­be­steht, so kann das für die Be­ur­tei­lung der neu­en Tat zu­stän­di­ge Ge­richt nach An­hö­rung der Voll­zugs­be­hör­de:

a.
die Rück­ver­set­zung an­ord­nen;
b.
die Mass­nah­me auf­he­ben und, so­fern die Vor­aus­set­zun­gen da­zu er­füllt sind, ei­ne neue Mass­nah­me an­ord­nen; oder
c.
die Mass­nah­me auf­he­ben und, so­fern die Vor­aus­set­zun­gen da­zu er­füllt sind, den Voll­zug ei­ner Frei­heits­s­tra­fe an­ord­nen.

2Sind auf Grund der neu­en Straf­tat die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne un­be­ding­te Frei­heits­s­tra­fe er­füllt und trifft die­se mit ei­ner zu Guns­ten der Mass­nah­me auf­ge­scho­be­nen Frei­heits­s­tra­fe zu­sam­men, so spricht das Ge­richt in An­wen­dung von Ar­ti­kel 49 ei­ne Ge­samt­stra­fe aus.

3Ist auf Grund des Ver­hal­tens des be­dingt Ent­las­se­nen wäh­rend der Pro­be­zeit ernst­haft zu er­war­ten, dass er ei­ne Tat im Sin­ne von Ar­ti­kel 64 Ab­satz 1 be­ge­hen könn­te, so kann das Ge­richt, das die Mass­nah­me an­ge­ord­net hat, auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­de die Rück­ver­set­zung an­ord­nen.

4Die Rück­ver­set­zung dau­ert für die Mass­nah­me nach Ar­ti­kel 59 höchs­tens fünf Jah­re, für die Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 60 und 61 höchs­tens zwei Jah­re.

5Sieht das Ge­richt von ei­ner Rück­ver­set­zung oder ei­ner neu­en Mass­nah­me ab, so kann es:

a.
den be­dingt Ent­las­se­nen ver­war­nen;
b.
ei­ne am­bu­lan­te Be­hand­lung oder Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen;
c.
dem be­dingt Ent­las­se­nen Wei­sun­gen er­tei­len; und
d.
die Pro­be­zeit bei ei­ner Mass­nah­me nach Ar­ti­kel 59 um ein bis fünf Jah­re, bei ei­ner Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 60 und 61 um ein bis drei Jah­re ver­län­gern.

6Ent­zieht sich der be­dingt Ent­las­se­ne der Be­wäh­rungs­hil­fe oder miss­ach­tet er die Wei­sun­gen, so ist Ar­ti­kel 95 Ab­sät­ze 3-5 an­wend­bar.

Art. 62b

End­gül­ti­ge Ent­las­sung

 

1Hat sich der be­dingt Ent­las­se­ne bis zum Ab­lauf der Pro­be­zeit be­währt, so ist er end­gül­tig ent­las­sen.

2Der Tä­ter wird end­gül­tig ent­las­sen, wenn die Höchst­dau­er ei­ner Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 60 und 61 er­reicht wur­de und die Vor­aus­set­zun­gen für die be­ding­te Ent­las­sung ein­ge­tre­ten sind.

3Ist der mit der Mass­nah­me ver­bun­de­ne Frei­heits­ent­zug kür­zer als die auf­ge­scho­be­ne Frei­heits­s­tra­fe, so wird die Rest­stra­fe nicht mehr voll­zo­gen.

Art. 62c

Auf­he­bung der Mass­nah­me

 

1Die Mass­nah­me wird auf­ge­ho­ben, wenn:

a.
de­ren Durch- oder Fort­füh­rung als aus­sichts­los er­scheint;
b.
die Höchst­dau­er nach den Ar­ti­keln 60 und 61 er­reicht wur­de und die Vor­aus­set­zun­gen für die be­ding­te Ent­las­sung nicht ein­ge­tre­ten sind; oder
c.
ei­ne ge­eig­ne­te Ein­rich­tung nicht oder nicht mehr exis­tiert.

2Ist der mit der Mass­nah­me ver­bun­de­ne Frei­heits­ent­zug kür­zer als die auf­ge­scho­be­ne Frei­heits­s­tra­fe, so wird die Rest­stra­fe voll­zo­gen. Lie­gen in Be­zug auf die Rest­stra­fe die Vor­aus­set­zun­gen der be­ding­ten Ent­las­sung oder der be­ding­ten Frei­heits­s­tra­fe vor, so ist der Voll­zug auf­zu­schie­ben.

3An Stel­le des Straf­voll­zugs kann das Ge­richt ei­ne an­de­re Mass­nah­me an­ord­nen, wenn zu er­war­ten ist, da­durch las­se sich der Ge­fahr wei­te­rer mit dem Zu­stand des Tä­ters in Zu­sam­men­hang ste­hen­der Ver­bre­chen und Ver­ge­hen be­geg­nen.

4Ist bei Auf­he­bung ei­ner Mass­nah­me, die auf Grund ei­ner Straf­tat nach Ar­ti­kel 64 Ab­satz 1 an­ge­ord­net wur­de, ernst­haft zu er­war­ten, dass der Tä­ter wei­te­re Ta­ten die­ser Art be­geht, so kann das Ge­richt auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­de die Ver­wah­rung an­ord­nen.

5Hält die zu­stän­di­ge Be­hör­de bei Auf­he­bung der Mass­nah­me ei­ne Mass­nah­me des Er­wach­se­nen­schut­zes für an­ge­zeigt, so teilt sie dies der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de mit.1

6Das Ge­richt kann fer­ner ei­ne sta­tio­näre the­ra­peu­ti­sche Mass­nah­me vor oder wäh­rend ih­res Voll­zugs auf­he­ben und an de­ren Stel­le ei­ne an­de­re sta­tio­näre the­ra­peu­ti­sche Mass­nah­me an­ord­nen, wenn zu er­war­ten ist, mit der neu­en Mass­nah­me las­se sich der Ge­fahr wei­te­rer mit dem Zu­stand des Tä­ters in Zu­sam­men­hang ste­hen­der Ver­bre­chen und Ver­ge­hen of­fen­sicht­lich bes­ser be­geg­nen.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 14 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 62d

Prü­fung der Ent­las­sung und der Auf­he­bung

 

1Die zu­stän­di­ge Be­hör­de prüft auf Ge­such hin oder von Am­tes we­gen, ob und wann der Tä­ter aus dem Voll­zug der Mass­nah­me be­dingt zu ent­las­sen oder die Mass­nah­me auf­zu­he­ben ist. Sie be­schliesst dar­über min­des­tens ein­mal jähr­lich. Vor­her hört sie den Ein­ge­wie­se­nen an und holt einen Be­richt der Lei­tung der Voll­zug­s­ein­rich­tung ein.

2Hat der Tä­ter ei­ne Tat im Sin­ne von Ar­ti­kel 64 Ab­satz 1 be­gan­gen, so be­schliesst die zu­stän­di­ge Be­hör­de ge­stützt auf das Gut­ach­ten ei­nes un­ab­hän­gi­gen Sach­ver­stän­di­gen und nach An­hö­rung ei­ner Kom­mis­si­on aus Ver­tre­tern der Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den, der Voll­zugs­be­hör­den so­wie der Psych­ia­trie. Sach­ver­stän­di­ge und Ver­tre­ter der Psych­ia­trie dür­fen den Tä­ter nicht be­han­delt oder in an­de­rer Wei­se be­treut ha­ben.

Art. 63

3. Am­bu­lan­te Be­hand­lung.

Vor­aus­set­zun­gen und Voll­zug

 

1Ist der Tä­ter psy­chisch schwer ge­stört, ist er von Sucht­stof­fen oder in an­de­rer Wei­se ab­hän­gig, so kann das Ge­richt an­ord­nen, dass er nicht sta­tio­när, son­dern am­bu­lant be­han­delt wird, wenn:

a.
der Tä­ter ei­ne mit Stra­fe be­droh­te Tat ver­übt, die mit sei­nem Zu­stand in Zu­sam­men­hang steht; und
b.
zu er­war­ten ist, da­durch las­se sich der Ge­fahr wei­te­rer mit dem Zu­stand des Tä­ters in Zu­sam­men­hang ste­hen­der Ta­ten be­geg­nen.

2Das Ge­richt kann den Voll­zug ei­ner zu­gleich aus­ge­spro­che­nen un­be­ding­ten Frei­heits­s­tra­fe, ei­ner durch Wi­der­ruf voll­zieh­bar er­klär­ten Frei­heits­s­tra­fe so­wie ei­ner durch Rück­ver­set­zung voll­zieh­bar ge­wor­de­nen Rest­stra­fe zu Guns­ten ei­ner am­bu­lan­ten Be­hand­lung auf­schie­ben, um der Art der Be­hand­lung Rech­nung zu tra­gen. Es kann für die Dau­er der Be­hand­lung Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen und Wei­sun­gen er­tei­len.

3Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann ver­fü­gen, dass der Tä­ter vor­über­ge­hend sta­tio­när be­han­delt wird, wenn dies zur Ein­lei­tung der am­bu­lan­ten Be­hand­lung ge­bo­ten ist. Die sta­tio­näre Be­hand­lung darf ins­ge­samt nicht län­ger als zwei Mo­na­te dau­ern.

4Die am­bu­lan­te Be­hand­lung darf in der Re­gel nicht län­ger als fünf Jah­re dau­ern. Er­scheint bei Er­rei­chen der Höchst­dau­er ei­ne Fort­füh­rung der am­bu­lan­ten Be­hand­lung not­wen­dig, um der Ge­fahr wei­te­rer mit ei­ner psy­chi­schen Stö­rung in Zu­sam­men­hang ste­hen­der Ver­bre­chen und Ver­ge­hen zu be­geg­nen, so kann das Ge­richt auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­de die Be­hand­lung um je­weils ein bis fünf Jah­re ver­län­gern.

Art. 63a

Auf­he­bung der Mass­nah­me

 

1Die zu­stän­di­ge Be­hör­de prüft min­des­tens ein­mal jähr­lich, ob die am­bu­lan­te Be­hand­lung fort­zu­set­zen oder auf­zu­he­ben ist. Sie hört vor­her den Tä­ter an und holt einen Be­richt des The­ra­peu­ten ein.

2Die am­bu­lan­te Be­hand­lung wird durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de auf­ge­ho­ben, wenn:

a.
sie er­folg­reich ab­ge­schlos­sen wur­de;
b.
de­ren Fort­füh­rung als aus­sichts­los er­scheint; oder
c.
die ge­setz­li­che Höchst­dau­er für die Be­hand­lung von Al­ko­hol-, Be­täu­bungs­mit­tel- oder Arz­nei­mit­tel­ab­hän­gi­gen er­reicht ist.

3Be­geht der Tä­ter wäh­rend der am­bu­lan­ten Be­hand­lung ei­ne Straf­tat und zeigt er da­mit, dass mit die­ser Be­hand­lung die Ge­fahr wei­te­rer mit dem Zu­stand des Tä­ters in Zu­sam­men­hang ste­hen­der Ta­ten vor­aus­sicht­lich nicht ab­ge­wen­det wer­den kann, so wird die er­folg­lo­se am­bu­lan­te Be­hand­lung durch das für die Be­ur­tei­lung der neu­en Tat zu­stän­di­ge Ge­richt auf­ge­ho­ben.

4Ent­zieht sich der Tä­ter der Be­wäh­rungs­hil­fe oder miss­ach­tet er die Wei­sun­gen, so ist Ar­ti­kel 95 Ab­sät­ze 3-5 an­wend­bar.

Art. 63b

Voll­zug der auf­ge­scho­be­nen Frei­heits­s­tra­fe

 

1Ist die am­bu­lan­te Be­hand­lung er­folg­reich ab­ge­schlos­sen, so wird die auf­ge­scho­be­ne Frei­heits­s­tra­fe nicht mehr voll­zo­gen.

2Wird die am­bu­lan­te Be­hand­lung we­gen Aus­sichts­lo­sig­keit (Art. 63a Abs. 2 Bst. b), Er­rei­chen der ge­setz­li­chen Höchst­dau­er (Art. 63a Abs. 2 Bst. c) oder Er­folg­lo­sig­keit (Art. 63a Abs. 3) auf­ge­ho­ben, so ist die auf­ge­scho­be­ne Frei­heits­s­tra­fe zu voll­zie­hen.

3Er­scheint die in Frei­heit durch­ge­führ­te am­bu­lan­te Be­hand­lung für Drit­te als ge­fähr­lich, so wird die auf­ge­scho­be­ne Frei­heits­s­tra­fe voll­zo­gen und die am­bu­lan­te Be­hand­lung wäh­rend des Voll­zugs der Frei­heits­s­tra­fe wei­ter­ge­führt.

4Das Ge­richt ent­schei­det dar­über, in­wie­weit der mit der am­bu­lan­ten Be­hand­lung ver­bun­de­ne Frei­heits­ent­zug auf die Stra­fe an­ge­rech­net wird. Lie­gen in Be­zug auf die Rest­stra­fe die Vor­aus­set­zun­gen der be­ding­ten Ent­las­sung oder der be­ding­ten Frei­heits­s­tra­fe vor, so schiebt es den Voll­zug auf.

5An Stel­le des Straf­voll­zugs kann das Ge­richt ei­ne sta­tio­näre the­ra­peu­ti­sche Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59-61 an­ord­nen, wenn zu er­war­ten ist, da­durch las­se sich der Ge­fahr wei­te­rer, mit dem Zu­stand des Tä­ters in Zu­sam­men­hang ste­hen­der Ver­bre­chen und Ver­ge­hen be­geg­nen.

Art. 64

4. Ver­wah­rung.

Vor­aus­set­zun­gen und Voll­zug

 

1Das Ge­richt ord­net die Ver­wah­rung an, wenn der Tä­ter einen Mord, ei­ne vor­sätz­li­che Tö­tung, ei­ne schwe­re Kör­per­ver­let­zung, ei­ne Ver­ge­wal­ti­gung, einen Raub, ei­ne Gei­sel­nah­me, ei­ne Brand­stif­tung, ei­ne Ge­fähr­dung des Le­bens oder ei­ne an­de­re mit ei­ner Höchst­stra­fe von fünf oder mehr Jah­ren be­droh­te Tat be­gan­gen hat, durch die er die phy­si­sche, psy­chi­sche oder se­xu­el­le In­te­gri­tät ei­ner an­dern Per­son schwer be­ein­träch­tigt hat oder be­ein­träch­ti­gen woll­te, und wenn:1

a.
auf Grund der Per­sön­lich­keits­merk­ma­le des Tä­ters, der Ta­tum­stän­de und sei­ner ge­sam­ten Le­ben­sum­stän­de ernst­haft zu er­war­ten ist, dass er wei­te­re Ta­ten die­ser Art be­geht; oder
b.
auf Grund ei­ner an­hal­ten­den oder lang­dau­ern­den psy­chi­schen Stö­rung von er­heb­li­cher Schwe­re, mit der die Tat in Zu­sam­men­hang stand, ernst­haft zu er­war­ten ist, dass der Tä­ter wei­te­re Ta­ten die­ser Art be­geht und die An­ord­nung ei­ner Mass­nah­me nach Ar­ti­kel 59 kei­nen Er­folg ver­spricht.

1bisDas Ge­richt ord­net die le­bens­läng­li­che Ver­wah­rung an, wenn der Tä­ter einen Mord, ei­ne vor­sätz­li­che Tö­tung, ei­ne schwe­re Kör­per­ver­let­zung, einen Raub, ei­ne Ver­ge­wal­ti­gung, ei­ne se­xu­el­le Nö­ti­gung, ei­ne Frei­heits­be­rau­bung oder Ent­füh­rung, ei­ne Gei­sel­nah­me, ein Ver­schwin­den­las­sen, Men­schen­han­del, Völ­ker­mord, ein Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit oder ein Kriegs­ver­bre­chen (Zwölf­ter Ti­telter) be­gan­gen hat und wenn die fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen er­füllt sind:2

a.
Der Tä­ter hat mit dem Ver­bre­chen die phy­si­sche, psy­chi­sche oder se­xu­el­le In­te­gri­tät ei­ner an­de­ren Per­son be­son­ders schwer be­ein­träch­tigt oder be­ein­träch­ti­gen wol­len.
b.
Beim Tä­ter be­steht ei­ne sehr ho­he Wahr­schein­lich­keit, dass er er­neut ei­nes die­ser Ver­bre­chen be­geht.
c.
Der Tä­ter wird als dau­er­haft nicht the­ra­pier­bar ein­ge­stuft, weil die Be­hand­lung lang­fris­tig kei­nen Er­folg ver­spricht.3

2Der Voll­zug der Frei­heits­s­tra­fe geht der Ver­wah­rung vor­aus. Die Be­stim­mun­gen über die be­ding­te Ent­las­sung aus der Frei­heits­s­tra­fe (Art. 86-88) sind nicht an­wend­bar.4

3Ist schon wäh­rend des Voll­zugs der Frei­heits­s­tra­fe zu er­war­ten, dass der Tä­ter sich in Frei­heit be­währt, so ver­fügt das Ge­richt die be­ding­te Ent­las­sung aus der Frei­heits­s­tra­fe frü­he­s­tens auf den Zeit­punkt hin, an wel­chem der Tä­ter zwei Drit­tel der Frei­heits­s­tra­fe oder 15 Jah­re der le­bens­läng­li­chen Frei­heits­s­tra­fe ver­büsst hat. Zu­stän­dig ist das Ge­richt, das die Ver­wah­rung an­ge­ord­net hat. Im Üb­ri­gen ist Ar­ti­kel 64a an­wend­bar.5

4Die Ver­wah­rung wird in ei­ner Mass­nah­me­voll­zug­s­ein­rich­tung oder in ei­ner Straf­an­stalt nach Ar­ti­kel 76 Ab­satz 2 voll­zo­gen. Die öf­fent­li­che Si­cher­heit ist zu ge­währ­leis­ten. Der Tä­ter wird psych­ia­trisch be­treut, wenn dies not­wen­dig ist.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 24. März 2006 (Kor­rek­tu­ren am Sank­ti­ons- und Straf­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3539; BBl 2005 4689).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Dez. 2015 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des In­ter­na­tio­na­len Über­ein­kom­mens zum Schutz al­ler Per­so­nen vor dem Ver­schwin­den­las­sen, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 4687; BBl 2014 453).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Dez. 2007 (Le­bens­läng­li­che Ver­wah­rung ex­trem ge­fähr­li­cher Straf­tä­ter), in Kraft seit 1. Aug. 2008 (AS 2008 2961; BBl 2006 889).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 24. März 2006 (Kor­rek­tu­ren am Sank­ti­ons- und Straf­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3539; BBl 2005 4689).
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 24. März 2006 (Kor­rek­tu­ren am Sank­ti­ons- und Straf­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3539; BBl 2005 4689).

Art. 64a

Auf­he­bung und Ent­las­sung

 

1Der Tä­ter wird aus der Ver­wah­rung nach Ar­ti­kel 64 Ab­satz 1 be­dingt ent­las­sen, so­bald zu er­war­ten ist, dass er sich in der Frei­heit be­währt.1 Die Pro­be­zeit be­trägt zwei bis fünf Jah­re. Für die Dau­er der Pro­be­zeit kann Be­wäh­rungs­hil­fe an­ge­ord­net und kön­nen Wei­sun­gen er­teilt wer­den.

2Er­scheint bei Ab­lauf der Pro­be­zeit ei­ne Fort­füh­rung der Be­wäh­rungs­hil­fe oder der Wei­sun­gen als not­wen­dig, um der Ge­fahr wei­te­rer Straf­ta­ten im Sin­ne von Ar­ti­kel 64 Ab­satz 1 zu be­geg­nen, so kann das Ge­richt auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­de die Pro­be­zeit je­weils um wei­te­re zwei bis fünf Jah­re ver­län­gern.

3Ist auf Grund des Ver­hal­tens des be­dingt Ent­las­se­nen wäh­rend der Pro­be­zeit ernst­haft zu er­war­ten, dass er wei­te­re Straf­ta­ten im Sin­ne von Ar­ti­kel 64 Ab­satz 1 be­ge­hen könn­te, so ord­net das Ge­richt auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­de die Rück­ver­set­zung an.

4Ent­zieht sich der be­dingt Ent­las­se­ne der Be­wäh­rungs­hil­fe oder miss­ach­tet er die Wei­sun­gen, so ist Ar­ti­kel 95 Ab­sät­ze 3-5 an­wend­bar.

5Hat sich der be­dingt Ent­las­se­ne bis zum Ab­lauf der Pro­be­zeit be­währt, so ist er end­gül­tig ent­las­sen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 2007 (Le­bens­läng­li­che Ver­wah­rung ex­trem ge­fähr­li­cher Straf­tä­ter), in Kraft seit 1. Aug. 2008 (AS 2008 2961; BBl 2006 889).

Art. 64b

Prü­fung der Ent­las­sung

 

1Die zu­stän­di­ge Be­hör­de prüft auf Ge­such hin oder von Am­tes we­gen:

a.
min­des­tens ein­mal jähr­lich, und erst­mals nach Ab­lauf von zwei Jah­ren, ob und wann der Tä­ter aus der Ver­wah­rung be­dingt ent­las­sen wer­den kann (Art. 64a Abs. 1);
b.
min­des­tens al­le zwei Jah­re, und erst­mals vor An­tritt der Ver­wah­rung, ob die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne sta­tio­näre the­ra­peu­ti­sche Be­hand­lung ge­ge­ben sind und beim zu­stän­di­gen Ge­richt ent­spre­chend An­trag ge­stellt wer­den soll (Art. 65 Abs. 1).

2Die zu­stän­di­ge Be­hör­de trifft die Ent­schei­de nach Ab­satz 1 ge­stützt auf:

a.
einen Be­richt der An­stalts­lei­tung;
b.
ei­ne un­ab­hän­gi­ge sach­ver­stän­di­ge Be­gut­ach­tung im Sin­ne von Ar­ti­kel 56 Ab­satz 4;
c.
die An­hö­rung ei­ner Kom­mis­si­on nach Ar­ti­kel 62d Ab­satz 2;
d.
die An­hö­rung des Tä­ters.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 24. März 2006 (Kor­rek­tu­ren am Sank­ti­ons- und Straf­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3539; BBl 2005 4689).

Art. 64c

Prü­fung der Ent­las­sung aus der le­bens­läng­li­chen Ver­wah­rung und be­ding­te Ent­las­sung

 

1Bei le­bens­läng­li­cher Ver­wah­rung nach Ar­ti­kel 64 Ab­satz 1bis prüft die zu­stän­di­ge Be­hör­de von Am­tes we­gen oder auf Ge­such hin, ob neue, wis­sen­schaft­li­che Er­kennt­nis­se vor­lie­gen, die er­war­ten las­sen, dass der Tä­ter so be­han­delt wer­den kann, dass er für die Öf­fent­lich­keit kei­ne Ge­fahr mehr dar­stellt. Sie ent­schei­det ge­stützt auf den Be­richt der Eid­ge­nös­si­schen Fach­kom­mis­si­on zur Be­ur­tei­lung der Be­han­del­bar­keit le­bens­läng­lich ver­wahr­ter Straf­tä­ter.

2Kommt die zu­stän­di­ge Be­hör­de zum Schluss, der Tä­ter kön­ne be­han­delt wer­den, so bie­tet sie ihm ei­ne Be­hand­lung an. Die­se wird in ei­ner ge­schlos­se­nen Ein­rich­tung vor­ge­nom­men. Bis zur Auf­he­bung der le­bens­läng­li­chen Ver­wah­rung nach Ab­satz 3 blei­ben die Be­stim­mun­gen über den Voll­zug der le­bens­läng­li­chen Ver­wah­rung an­wend­bar.

3Zeigt die Be­hand­lung, dass sich die Ge­fähr­lich­keit des Tä­ters er­heb­lich ver­rin­gert hat und so weit ver­rin­gern lässt, dass er für die Öf­fent­lich­keit kei­ne Ge­fahr mehr dar­stellt, so hebt das Ge­richt die le­bens­läng­li­che Ver­wah­rung auf und ord­net ei­ne sta­tio­näre the­ra­peu­ti­sche Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59-61 in ei­ner ge­schlos­se­nen Ein­rich­tung an.

4Das Ge­richt kann den Tä­ter aus der le­bens­läng­li­chen Ver­wah­rung be­dingt ent­las­sen, wenn er in­fol­ge ho­hen Al­ters, schwe­rer Krank­heit oder aus ei­nem an­dern Grund für die Öf­fent­lich­keit kei­ne Ge­fahr mehr dar­stellt. Die be­ding­te Ent­las­sung rich­tet sich nach Ar­ti­kel 64a.

5Zu­stän­dig für die Auf­he­bung der le­bens­läng­li­chen Ver­wah­rung und für die be­ding­te Ent­las­sung ist das Ge­richt, das die le­bens­läng­li­che Ver­wah­rung an­ge­ord­net hat. Es ent­schei­det ge­stützt auf die Gut­ach­ten von min­des­tens zwei er­fah­re­nen und von­ein­an­der un­ab­hän­gi­gen Sach­ver­stän­di­gen, die den Tä­ter we­der be­han­delt noch in an­de­rer Wei­se be­treut ha­ben.

6Die Ab­sät­ze 1 und 2 gel­ten auch wäh­rend des Voll­zugs der Frei­heits­s­tra­fe, wel­cher der le­bens­läng­li­chen Ver­wah­rung vor­aus­geht. Die le­bens­läng­li­che Ver­wah­rung wird frü­he­s­tens ge­mä­ss Ab­satz 3 auf­ge­ho­ben, wenn der Tä­ter zwei Drit­tel der Stra­fe oder 15 Jah­re der le­bens­läng­li­chen Stra­fe ver­büsst hat.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Dez. 2007 (Le­bens­läng­li­che Ver­wah­rung ex­trem ge­fähr­li­cher Straf­tä­ter), in Kraft seit 1. Aug. 2008 (AS 2008 2961; BBl 2006 889).

Art. 65

5. Än­de­rung der Sank­ti­on

 

1Sind bei ei­nem Ver­ur­teil­ten vor oder wäh­rend des Voll­zu­ges ei­ner Frei­heits­s­tra­fe oder ei­ner Ver­wah­rung nach Ar­ti­kel 64 Ab­satz 1 die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner sta­tio­nären the­ra­peu­ti­schen Mass­nah­me ge­ge­ben, so kann das Ge­richt die­se Mass­nah­me nach­träg­lich an­ord­nen.1 Zu­stän­dig ist das Ge­richt, das die Stra­fe aus­ge­spro­chen oder die Ver­wah­rung an­ge­ord­net hat. Der Voll­zug ei­ner Rest­stra­fe wird auf­ge­scho­ben.

2Er­gibt sich bei ei­nem Ver­ur­teil­ten wäh­rend des Voll­zu­ges der Frei­heits­s­tra­fe auf­grund neu­er Tat­sa­chen oder Be­weis­mit­tel, dass die Vor­aus­set­zun­gen der Ver­wah­rung ge­ge­ben sind und im Zeit­punkt der Ver­ur­tei­lung be­reits be­stan­den ha­ben, oh­ne dass das Ge­richt da­von Kennt­nis ha­ben konn­te, so kann das Ge­richt die Ver­wah­rung nach­träg­lich an­ord­nen. Zu­stän­dig­keit und Ver­fah­ren be­stim­men sich nach den Re­geln, die für die Wie­der­auf­nah­me gel­ten.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 2007 (Le­bens­läng­li­che Ver­wah­rung ex­trem ge­fähr­li­cher Straf­tä­ter), in Kraft seit 1. Aug. 2008 (AS 2008 2961; BBl 2006 889).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 24. März 2006 (Kor­rek­tu­ren am Sank­ti­ons- und Straf­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3539; BBl 2005 4689).

Zweiter Abschnitt: Andere Massnahmen

Art. 66

1. Frie­dens­bürg­schaft

 

1Be­steht die Ge­fahr, dass je­mand ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen aus­füh­ren wird, mit dem er ge­droht hat, oder legt je­mand, der we­gen ei­nes Ver­bre­chens oder ei­nes Ver­ge­hens ver­ur­teilt wird, die be­stimm­te Ab­sicht an den Tag, die Tat zu wie­der­ho­len, so kann ihm das Ge­richt auf An­trag des Be­droh­ten das Ver­spre­chen ab­neh­men, die Tat nicht aus­zu­füh­ren, und ihn an­hal­ten, an­ge­mes­se­ne Si­cher­heit da­für zu leis­ten.

2Ver­wei­gert er das Ver­spre­chen oder leis­tet er bös­wil­lig die Si­cher­heit nicht in­ner­halb der be­stimm­ten Frist, so kann ihn das Ge­richt durch Si­cher­heits­haft zum Ver­spre­chen oder zur Leis­tung von Si­cher­heit an­hal­ten. Die Si­cher­heits­haft darf nicht län­ger als zwei Mo­na­te dau­ern. Sie wird wie ei­ne kur­ze Frei­heits­s­tra­fe voll­zo­gen (Art. 791).

3Be­geht er das Ver­bre­chen oder das Ver­ge­hen in­ner­halb von zwei Jah­ren, nach­dem er die Si­cher­heit ge­leis­tet hat, so ver­fällt die Si­cher­heit dem Staa­te. An­dern­falls wird sie zu­rück­ge­ge­ben.


1 Die­ser Art. ist auf­ge­ho­ben (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 66a

1a. Lan­des­ver­wei­sung.

a. Ob­li­ga­to­ri­sche Lan­des­ver­wei­sung

 

1Das Ge­richt ver­weist den Aus­län­der, der we­gen ei­ner der fol­gen­den straf­ba­ren Hand­lun­gen ver­ur­teilt wird, un­ab­hän­gig von der Hö­he der Stra­fe für 5-15 Jah­re aus der Schweiz:

a.
vor­sätz­li­che Tö­tung (Art. 111), Mord (Art. 112), Tot­schlag (Art. 113), Ver­lei­tung und Bei­hil­fe zum Selbst­mord (Art. 115), straf­ba­rer Schwan­ger­schafts­ab­bruch (Art. 118 Abs. 1 und 2);
b.
schwe­re Kör­per­ver­let­zung (Art. 122), Ver­stüm­me­lung weib­li­cher Ge­ni­ta­li­en (Art. 124 Abs. 1), Aus­set­zung (Art. 127), Ge­fähr­dung des Le­bens (Art. 129), An­griff (Art. 134);
c.
qua­li­fi­zier­te Ver­un­treu­ung (Art. 138 Ziff. 2), qua­li­fi­zier­ter Dieb­stahl (Art. 139 Ziff. 2 und 3), Raub (Art. 140), ge­werbs­mäs­si­ger Be­trug (Art. 146 Abs. 2), ge­werbs­mäs­si­ger be­trü­ge­ri­scher Miss­brauch ei­ner Da­ten­ver­ar­bei­tungs­an­la­ge (Art. 147 Abs. 2), ge­werbs­mäs­si­ger Check- und Kre­dit­kar­ten­miss­brauch (Art. 148 Abs. 2), qua­li­fi­zier­te Er­pres­sung (Art. 156 Ziff. 2-4), ge­werbs­mäs­si­ger Wu­cher (Art. 157 Ziff. 2), ge­werbs­mäs­si­ge Heh­le­rei (Art. 160 Ziff. 2);
d.
Dieb­stahl (Art. 139) in Ver­bin­dung mit Haus­frie­dens­bruch (Art. 186);
e.
Be­trug (Art. 146 Abs. 1) im Be­reich ei­ner So­zi­al­ver­si­che­rung oder der So­zi­al­hil­fe, un­recht­mäs­si­ger Be­zug von Leis­tun­gen ei­ner So­zi­al­ver­si­che­rung oder der So­zi­al­hil­fe (Art. 148a Abs. 1);
f.
Be­trug (Art. 146 Abs. 1), Leis­tungs- und Ab­ga­be­be­trug (Art. 14 Abs. 1, 2 und 4 des BG vom 22. März 19742 über das Ver­wal­tungs­straf­recht) oder Steu­er­be­trug, Ver­un­treu­ung von Quel­len­steu­ern oder ei­ne an­de­re Straf­tat im Be­reich der öf­fent­lich-recht­li­chen Ab­ga­ben, die mit ei­ner Höchst­stra­fe von ei­nem Jahr Frei­heits­s­tra­fe oder mehr be­droht ist;
g.
Zwangs­hei­rat, er­zwun­ge­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft (Art. 181a), Men­schen­han­del (Art. 182), Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung (Art. 183), qua­li­fi­zier­te Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung (Art. 184), Gei­sel­nah­me (Art. 185);
h.3
se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 187 Ziff. 1), se­xu­el­le Nö­ti­gung (Art. 189), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 190), Schän­dung (Art. 191), För­de­rung der Pro­sti­tu­ti­on (Art. 195), Por­no­gra­fie (Art. 197 Abs. 4 zwei­ter Satz);
i.
Brand­stif­tung (Art. 221 Abs. 1 und 2), vor­sätz­li­che Ver­ur­sa­chung ei­ner Ex­plo­si­on (Art. 223 Ziff. 1 Abs. 1), Ge­fähr­dung durch Spreng­stof­fe und gif­ti­ge Ga­se in ver­bre­che­ri­scher Ab­sicht (Art. 224 Abs. 1), vor­sätz­li­che Ge­fähr­dung oh­ne ver­bre­che­ri­sche Ab­sicht (Art. 225 Abs. 1), Her­stel­len, Ver­ber­gen, Weiter­schaf­fen von Spreng­stof­fen und gif­ti­gen Ga­sen (Art. 226), Ge­fähr­dung durch Kern­ener­gie, Ra­dio­ak­ti­vi­tät und io­ni­sie­ren­de Strah­len (Art. 226bis), straf­ba­re Vor­be­rei­tungs­hand­lun­gen (Art. 226ter), vor­sätz­li­ches Ver­ur­sa­chen ei­ner Über­schwem­mung oder ei­nes Ein­stur­zes (Art. 227 Ziff. 1 Abs. 1), vor­sätz­li­che Be­schä­di­gung von elek­tri­schen An­la­gen, Was­ser­bau­ten und Schutz­vor­rich­tun­gen (Art. 228 Ziff. 1 Abs. 1);
j.
vor­sätz­li­che Ge­fähr­dung durch gen­tech­nisch ver­än­der­te oder pa­tho­ge­ne Or­ga­nis­men (Art. 230bis Abs. 1), vor­sätz­li­ches Ver­brei­ten mensch­li­cher Krank­hei­ten (Art. 231 Ziff. 1), vor­sätz­li­che Trink­was­ser­ver­un­rei­ni­gung (Art. 234 Abs. 1);
k.
qua­li­fi­zier­te Stö­rung des öf­fent­li­chen Ver­kehrs (Art. 237 Ziff. 1 Abs. 2), vor­sätz­li­che Stö­rung des Ei­sen­bahn­ver­kehrs (Art. 238 Abs. 1);
l.
straf­ba­re Vor­be­rei­tungs­hand­lun­gen (Art. 260bis Abs. 1 und 3), Be­tei­li­gung an oder Un­ter­stüt­zung ei­ner kri­mi­nel­len Or­ga­ni­sa­ti­on (Art. 260ter), Ge­fähr­dung der öf­fent­li­chen Si­cher­heit mit Waf­fen (Art. 260qua­ter), Fi­nan­zie­rung des Ter­ro­ris­mus (Art. 260quin­quies);
m.
Völ­ker­mord (Art. 264), Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (Art. 264a), schwe­re Ver­let­zun­gen der Gen­fer Kon­ven­tio­nen vom 12. Au­gust 19494 (Art. 264c), an­de­re Kriegs­ver­bre­chen (Art. 264d-264h);
n.
vor­sätz­li­che Wi­der­hand­lung ge­gen Ar­ti­kel 116 Ab­satz 3 oder Ar­ti­kel 118 Ab­satz 3 des Aus­län­der­ge­set­zes vom 16. De­zem­ber 20055;
o.
Wi­der­hand­lung ge­gen Ar­ti­kel 19 Ab­satz 2 oder 20 Ab­satz 2 des Be­täu­bungs­mit­tel­ge­set­zes vom 3. Ok­to­ber 19516 (BetmG).

2Das Ge­richt kann aus­nahms­wei­se von ei­ner Lan­des­ver­wei­sung ab­se­hen, wenn die­se für den Aus­län­der einen schwe­ren per­sön­li­chen Här­te­fall be­wir­ken wür­de und die öf­fent­li­chen In­ter­es­sen an der Lan­des­ver­wei­sung ge­gen­über den pri­va­ten In­ter­es­sen des Aus­län­ders am Ver­bleib in der Schweiz nicht über­wie­gen. Da­bei ist der be­son­de­ren Si­tua­ti­on von Aus­län­dern Rech­nung zu tra­gen, die in der Schweiz ge­bo­ren oder auf­ge­wach­sen sind.

3Von ei­ner Lan­des­ver­wei­sung kann fer­ner ab­ge­se­hen wer­den, wenn die Tat in ent­schuld­ba­rer Not­wehr (Art. 16 Abs. 1) oder in ent­schuld­ba­rem Not­stand (Art. 18 Abs. 1) be­gan­gen wur­de.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
2 SR 313.0
3 Die Be­rich­ti­gung der BVers vom 28. Nov. 2017, pu­bli­ziert am 12. Dez. 2017 be­trifft nur den fran­zö­si­chen Text (AS 2017 7257).
4 SR 0.518.12, 0.518.23, 0.518.42, 0.518.51
5 SR 142.20
6 SR 812.121

Art. 66abis

b. Nicht ob­li­ga­to­ri­sche Lan­des­ver­wei­sung

 

Das Ge­richt kann einen Aus­län­der für 3-15 Jah­re des Lan­des ver­wei­sen, wenn er we­gen ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens, das nicht von Ar­ti­kel 66a er­fasst wird, zu ei­ner Stra­fe ver­ur­teilt oder ge­gen ihn ei­ne Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59-61 oder 64 an­ge­ord­net wird.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

Art. 66b

c. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen. Wie­der­ho­lungs­fall

 

1Be­geht je­mand, nach­dem ge­gen ihn ei­ne Lan­des­ver­wei­sung an­ge­ord­net wor­den ist, ei­ne neue Straf­tat, wel­che die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a er­füllt, so ist die neue Lan­des­ver­wei­sung auf 20 Jah­re aus­zu­spre­chen.

2Die Lan­des­ver­wei­sung kann auf Le­bens­zeit aus­ge­spro­chen wer­den, wenn der Ver­ur­teil­te die neue Tat be­geht, so­lan­ge die für die frü­he­re Tat aus­ge­spro­che­ne Lan­des­ver­wei­sung noch wirk­sam ist.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

Art. 66c

d. Zeit­punkt des Voll­zugs

 

1Die Lan­des­ver­wei­sung gilt ab Rechts­kraft des Ur­teils.

2Vor dem Voll­zug der Lan­des­ver­wei­sung sind die un­be­ding­ten Stra­fen oder Straf­tei­le so­wie die frei­heits­ent­zie­hen­den Mass­nah­men zu voll­zie­hen.

3Die Lan­des­ver­wei­sung wird voll­zo­gen, so­bald die ver­ur­teil­te Per­son be­dingt oder end­gül­tig aus dem Straf- oder Mass­nah­men­voll­zug ent­las­sen oder die frei­heits­ent­zie­hen­de Mass­nah­me auf­ge­ho­ben wird, oh­ne dass ei­ne Rest­stra­fe zu voll­zie­hen ist oder ei­ne an­de­re sol­che Mass­nah­me an­ge­ord­net wird.

4Wird die mit ei­ner Lan­des­ver­wei­sung be­leg­te Per­son für den Straf- und Mass­nah­men­voll­zug in ihr Hei­mat­land über­stellt, so gilt die Lan­des­ver­wei­sung mit der Über­stel­lung als voll­zo­gen.

5Die Dau­er der Lan­des­ver­wei­sung wird von dem Tag an be­rech­net, an dem die ver­ur­teil­te Per­son die Schweiz ver­las­sen hat.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

Art. 66d

e. Auf­schub des Voll­zugs der ob­li­ga­to­ri­schen Lan­des­ver­wei­sung

 

1Der Voll­zug der ob­li­ga­to­ri­schen Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 66a kann nur auf­ge­scho­ben wer­den, wenn:2

a.
der Be­trof­fe­ne ein von der Schweiz an­er­kann­ter Flücht­ling ist und durch die Lan­des­ver­wei­sung sein Le­ben oder sei­ne Frei­heit we­gen sei­ner Ras­se, Re­li­gi­on, Na­tio­na­li­tät, Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner be­stimm­ten so­zia­len Grup­pe oder sei­ner po­li­ti­schen An­schau­un­gen ge­fähr­det wä­re; da­von aus­ge­nom­men ist der Flücht­ling, der sich ge­mä­ss Ar­ti­kel 5 Ab­satz 2 des Asyl­ge­set­zes vom 26. Ju­ni 19983 nicht auf das Rück­schie­bungs­ver­bot be­ru­fen kann;
b.
an­de­re zwin­gen­de Be­stim­mun­gen des Völ­ker­rechts ent­ge­gen­ste­hen.

2Bei ih­rem Ent­scheid hat die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de von der Ver­mu­tung aus­zu­ge­hen, dass die Aus­wei­sung in einen Staat, den der Bun­des­rat nach Ar­ti­kel 6a Ab­satz 2 des Asyl­ge­set­zes vom 26. Ju­ni 1998 als si­cher be­zeich­net, nicht ge­gen Ar­ti­kel 25 Ab­sät­ze 2 und 3 der Bun­des­ver­fas­sung ver­stösst.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
2 Die Be­rich­ti­gung vom 21. Ju­ni 2017, ver­öf­fent­licht am 11. Ju­li 2017 be­trifft nur den fran­zö­si­schen Text (AS 2017 3695).
3 SR 142.31

Art. 67

2. Tä­tig­keits­ver­bot, Kon­takt- und Ray­on­ver­bot.

a. Tä­tig­keits­ver­bot, Vor­aus­set­zun­gen

 

1Hat je­mand in Aus­übung ei­ner be­ruf­li­chen oder ei­ner or­ga­ni­sier­ten aus­ser­be­ruf­li­chen Tä­tig­keit ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­gan­gen, für das er zu ei­ner Frei­heits­s­tra­fe von über sechs Mo­na­ten ver­ur­teilt wor­den ist, und be­steht die Ge­fahr, dass er sei­ne Tä­tig­keit zur Be­ge­hung wei­te­rer Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen miss­brau­chen wird, so kann ihm das Ge­richt die be­tref­fen­de oder ver­gleich­ba­re Tä­tig­kei­ten für sechs Mo­na­te bis zu fünf Jah­ren ganz oder teil­wei­se ver­bie­ten.2

2Hat je­mand ge­gen einen Min­der­jäh­ri­gen oder ei­ne an­de­re be­son­ders schutz­be­dürf­ti­ge Per­son ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­gan­gen und be­steht die Ge­fahr, dass er in Aus­übung ei­ner be­ruf­li­chen oder ei­ner or­ga­ni­sier­ten aus­ser­be­ruf­li­chen Tä­tig­keit, die einen re­gel­mäs­si­gen Kon­takt mit Min­der­jäh­ri­gen oder mit an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen um­fasst, wei­te­re Straf­ta­ten die­ser Art be­geht, so kann ihm das Ge­richt die be­tref­fen­de Tä­tig­keit für ein Jahr bis zehn Jah­re ver­bie­ten.

2bisDas Ge­richt kann das Ver­bot nach Ab­satz 2 le­bens­läng­lich ver­hän­gen, wenn zu er­war­ten ist, dass die Dau­er von zehn Jah­ren nicht aus­reicht, da­mit vom Tä­ter kei­ne Ge­fahr mehr aus­geht. Es kann ein zeit­lich be­fris­te­tes Ver­bot nach Ab­satz 2 auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­de je­weils um höchs­tens fünf Jah­re ver­län­gern, wenn dies not­wen­dig ist, um den Tä­ter von wei­te­ren Ver­bre­chen und Ver­ge­hen, wie sie An­lass für das Ver­bot wa­ren, ab­zu­hal­ten.3

3Wird je­mand we­gen ei­ner der nach­fol­gen­den Straf­ta­ten zu ei­ner Stra­fe ver­ur­teilt oder wird des­we­gen ge­gen ihn ei­ne Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59-61, 63 oder 64 an­ge­ord­net, so ver­bie­tet ihm das Ge­richt le­bens­läng­lich je­de be­ruf­li­che und je­de or­ga­ni­sier­te aus­ser­be­ruf­li­che Tä­tig­keit, die einen re­gel­mäs­si­gen Kon­takt zu Min­der­jäh­ri­gen um­fasst:

a.
Men­schen­han­del (Art. 182), so­fern er die Straf­tat zum Zwe­cke der se­xu­el­len Aus­beu­tung an ei­nem min­der­jäh­ri­gen Op­fer be­gan­gen hat;
b.
se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 187), se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Ab­hän­gi­gen (Art. 188) oder se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Min­der­jäh­ri­gen ge­gen Ent­gelt (Art. 196);
c.
se­xu­el­le Nö­ti­gung (Art. 189), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 190), Schän­dung (Art. 191), se­xu­el­le Hand­lun­gen mit An­stalts­pfleg­lin­gen, Ge­fan­ge­nen, Be­schul­dig­ten (Art. 192), Aus­nüt­zung der Not­la­ge (Art. 193), Ex­hi­bi­tio­nis­mus (Art. 194), För­de­rung der Pro­sti­tu­ti­on (Art. 195) oder se­xu­el­le Be­läs­ti­gun­gen (Art. 198), so­fern er die Straf­tat an oder vor ei­nem min­der­jäh­ri­gen Op­fer be­gan­gen hat;
d.
Por­no­gra­fie (Art. 197):
1.
nach Ar­ti­kel 197 Ab­satz 1 oder 3,
2.
nach Ar­ti­kel 197 Ab­satz 4 oder 5, so­fern die Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Min­der­jäh­ri­gen zum In­halt hat­ten.4

4Wird je­mand we­gen ei­ner der nach­fol­gen­den Straf­ta­ten zu ei­ner Stra­fe ver­ur­teilt oder wird des­we­gen ge­gen ihn ei­ne Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59-61, 63 oder 64 an­ge­ord­net, so ver­bie­tet ihm das Ge­richt le­bens­läng­lich je­de be­ruf­li­che und je­de or­ga­ni­sier­te aus­ser­be­ruf­li­che Tä­tig­keit, die einen re­gel­mäs­si­gen Kon­takt zu voll­jäh­ri­gen, be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen um­fasst, so­wie je­de be­ruf­li­che oder je­de or­ga­ni­sier­te aus­ser­be­ruf­li­che Tä­tig­keit im Ge­sund­heits­be­reich mit di­rek­tem Pa­ti­en­ten­kon­takt:

a.
Men­schen­han­del (Art. 182) zum Zwe­cke der se­xu­el­len Aus­beu­tung, se­xu­el­le Nö­ti­gung (Art. 189), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 190), Schän­dung (Art. 191), se­xu­el­le Hand­lun­gen mit An­stalts­pfleg­lin­gen, Ge­fan­ge­nen, Be­schul­dig­ten (Art. 192), Aus­nüt­zung der Not­la­ge (Art. 193), Ex­hi­bi­tio­nis­mus (Art. 194), För­de­rung der Pro­sti­tu­ti­on (Art. 195) oder se­xu­el­le Be­läs­ti­gun­gen (Art. 198), so­fern er die Straf­tat be­gan­gen hat an oder vor:
1.
ei­nem voll­jäh­ri­gen, be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Op­fer, oder
2.
ei­nem voll­jäh­ri­gen nicht be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Op­fer, das zum Wi­der­stand un­fä­hig oder ur­teil­s­un­fä­hig war oder sich auf­grund ei­ner kör­per­li­chen oder psy­chi­schen Ab­hän­gig­keit nicht zu Wehr set­zen konn­te;
b.
Por­no­gra­fie (Art. 197 Abs. 2 ers­ter Satz und Abs. 4 oder 5), so­fern die Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen zum In­halt hat­ten:
1.
se­xu­el­le Hand­lun­gen mit voll­jäh­ri­gen, be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Op­fern, oder
2.
se­xu­el­le Hand­lun­gen mit voll­jäh­ri­gen, nicht be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Op­fern, die zum Wi­der­stand un­fä­hig oder ur­teil­s­un­fä­hig wa­ren oder sich auf­grund ei­ner kör­per­li­chen oder psy­chi­schen Ab­hän­gig­keit nicht zur Wehr set­zen konn­ten.5

4bisDas Ge­richt kann in be­son­ders leich­ten Fäl­len aus­nahms­wei­se von der An­ord­nung ei­nes Tä­tig­keits­ver­bo­tes nach Ab­satz 3 oder 4 ab­se­hen, wenn ein sol­ches Ver­bot nicht not­wen­dig er­scheint, um den Tä­ter von der Be­ge­hung wei­te­rer Straf­ta­ten ab­zu­hal­ten, wie sie An­lass für das Ver­bot sind. Von der An­ord­nung ei­nes Tä­tig­keits­ver­bo­tes darf je­doch nicht ab­ge­se­hen wer­den, wenn der Tä­ter:

a.
ver­ur­teilt wor­den ist we­gen Men­schen­han­del (Art. 182), se­xu­el­ler Nö­ti­gung (Art. 189), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 190), Schän­dung (Art. 191) oder För­de­rung der Pro­sti­tu­ti­on (Art. 195); oder
b.
ge­mä­ss den in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ten Klas­si­fi­ka­ti­ons­kri­te­ri­en pä­do­phil ist.6

5Wird der Tä­ter im sel­ben Ver­fah­ren we­gen meh­re­rer Straf­ta­ten zu ei­ner Stra­fe ver­ur­teilt oder wird ge­gen ihn des­we­gen ei­ne Mass­nah­me an­ge­ord­net, so legt das Ge­richt fest, wel­cher An­teil der Stra­fe oder wel­che Mass­nah­me auf ei­ne Straf­tat ent­fällt, die ein Tä­tig­keits­ver­bot nach sich zieht. Die­ser Straf­an­teil, die Mass­nah­me so­wie die Straf­tat sind mass­ge­bend da­für, ob ein Tä­tig­keits­ver­bot nach Ab­satz 1, 2, 2bis, 3 oder 4 ver­hängt wird. Die Straf­an­tei­le für meh­re­re ein­schlä­gi­ge Straf­ta­ten wer­den ad­diert. Es kön­nen meh­re­re Tä­tig­keits­ver­bo­te ver­hängt wer­den.7

6Das Ge­richt kann für die Dau­er der Ver­bo­te Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen.8

79


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
6 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
8 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
9 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

Art. 67a

In­halt und Um­fang

 

1Als be­ruf­li­che Tä­tig­kei­ten im Sin­ne von Ar­ti­kel 67 gel­ten Tä­tig­kei­ten in Aus­übung ei­nes Haupt- oder Ne­ben­be­rufs oder -ge­wer­bes oder ei­nes Han­dels­ge­schäfts. Als or­ga­ni­sier­te aus­ser­be­ruf­li­che Tä­tig­kei­ten gel­ten Tä­tig­kei­ten, die nicht oder nicht pri­mär zu Er­werbs­zwe­cken und die im Rah­men ei­nes Ver­eins oder ei­ner an­de­ren Or­ga­ni­sa­ti­on aus­ge­übt wer­den.

2Das Tä­tig­keits­ver­bot nach Ar­ti­kel 67 um­fasst die Tä­tig­kei­ten, die der Tä­ter selbst­stän­dig, als Or­gan ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son oder Han­dels­ge­sell­schaft, als Be­auf­trag­ter oder als Ver­tre­ter ei­ner an­de­ren Per­son aus­übt oder durch ei­ne von sei­nen Wei­sun­gen ab­hän­gi­ge Per­son aus­üben lässt.

3Be­steht die Ge­fahr, dass der Tä­ter sei­ne Tä­tig­keit auch zur Be­ge­hung von Straf­ta­ten miss­braucht, wenn er sie nach Wei­sung und un­ter Kon­trol­le ei­nes Vor­ge­setz­ten oder ei­ner Auf­sichts­per­son aus­übt, so ist ihm die Tä­tig­keit ganz zu un­ter­sa­gen.

4Die Ver­bo­te nach Ar­ti­kel 67 Ab­sät­ze 3 und 4 um­fas­sen im­mer die gan­ze Tä­tig­keit.

5Als Tä­tig­kei­ten mit re­gel­mäs­si­gem Kon­takt zu Min­der­jäh­ri­gen oder zu an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen gel­ten:

a.
Tä­tig­kei­ten, die di­rekt und spe­zi­fisch ge­gen­über Min­der­jäh­ri­gen oder an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen aus­ge­übt wer­den, na­ment­lich:
1.
Leh­ren oder Un­ter­rich­ten,
2.
Er­zie­hung oder Be­ra­tung,
3.
Be­treu­ung oder Auf­sicht,
4.
Pfle­ge,
5.
kör­per­li­che Un­ter­su­chung oder Be­hand­lung,
6.
psy­cho­lo­gi­sche Un­ter­su­chung oder Be­hand­lung,
7.
Ver­pfle­gung,
8.
Trans­port,
9.
di­rek­ter Ver­kauf oder Ver­leih oder di­rek­te Ver­mitt­lung von spe­zi­fisch für die Be­dürf­nis­se von Min­der­jäh­ri­gen oder an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen be­stimm­ten Ob­jek­ten, so­fern dies die Haupt­tä­tig­keit der be­tref­fen­den Per­son dar­stellt;
b.
an­de­re Tä­tig­kei­ten, die vor al­lem oder wie­der­holt in Ein­rich­tun­gen aus­ge­übt wer­den, die Dienst­leis­tun­gen nach Buch­sta­be a an­bie­ten; aus­ge­nom­men sind Tä­tig­kei­ten, bei de­nen ört­lich oder zeit­lich si­cher­ge­stellt ist, dass kein Kon­takt zu Min­der­jäh­ri­gen oder an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ten Per­so­nen statt­fin­den kann.2

6Als be­son­ders schutz­be­dürf­tig gel­ten Per­so­nen, die auf­grund ih­res Al­ters, ei­ner Krank­heit oder ei­ner lang­fris­ti­gen kör­per­li­chen, geis­ti­gen oder psy­chi­schen Be­ein­träch­ti­gung bei all­täg­li­chen Ver­rich­tun­gen oder in ih­rer Le­bens­füh­rung auf frem­de Hil­fe an­ge­wie­sen sind.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

Art. 67b

b. Kon­takt- und Ray­on­ver­bot

 

1Hat je­mand ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ge­gen ei­ne oder meh­re­re be­stimm­te Per­so­nen oder ge­gen Per­so­nen ei­ner be­stimm­ten Grup­pe be­gan­gen und be­steht die Ge­fahr, dass er bei ei­nem Kon­takt zu die­sen Per­so­nen wei­te­re Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­ge­hen wird, so kann das Ge­richt für ei­ne Dau­er bis zu fünf Jah­ren ein Kon­takt- und Ray­on­ver­bot ver­hän­gen.

2Mit dem Kon­takt- und Ray­on­ver­bot kann das Ge­richt dem Tä­ter ver­bie­ten:

a.
mit ei­ner oder meh­re­ren be­stimm­ten Per­so­nen oder mit Per­so­nen ei­ner be­stimm­ten Grup­pe di­rekt oder über Dritt­per­so­nen Kon­takt auf­zu­neh­men, na­ment­lich auf te­le­fo­ni­schem, schrift­li­chem oder elek­tro­ni­schem Weg, sie zu be­schäf­ti­gen, zu be­her­ber­gen, aus­zu­bil­den, zu be­auf­sich­ti­gen, zu pfle­gen oder in an­de­rer Wei­se mit ih­nen zu ver­keh­ren;
b.
sich ei­ner be­stimm­ten Per­son zu nä­hern oder sich in ei­nem be­stimm­ten Um­kreis ih­rer Woh­nung auf­zu­hal­ten;
c.
sich an be­stimm­ten Or­ten, na­ment­lich be­stimm­ten Stras­sen, Plät­zen oder Quar­tie­ren, auf­zu­hal­ten.

3Für den Voll­zug des Ver­bots kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de tech­ni­sche Ge­rä­te ein­set­zen, die mit dem Tä­ter fest ver­bun­den sind. Die­se kön­nen ins­be­son­de­re der Fest­stel­lung des Stand­ortes des Tä­ters die­nen.

4Das Ge­richt kann für die Dau­er des Ver­bots Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen.

5Es kann das Ver­bot auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­den je­weils um höchs­tens fünf Jah­re ver­län­gern, wenn dies not­wen­dig ist, um den Tä­ter von wei­te­ren Ver­bre­chen und Ver­ge­hen ge­gen Min­der­jäh­ri­ge oder an­de­re be­son­ders schutz­be­dürf­ti­ge Per­so­nen ab­zu­hal­ten.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).

Art. 67c

c. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen.

Voll­zug der Ver­bo­te

 

1Das Ver­bot wird am Tag wirk­sam, an dem das Ur­teil rechts­kräf­tig wird.

2Die Dau­er des Voll­zugs ei­ner Frei­heits­s­tra­fe oder ei­ner frei­heits­ent­zie­hen­den Mass­nah­me (Art. 59-61 und 64) wird auf die Dau­er des Ver­bots nicht an­ge­rech­net.

3Hat der Tä­ter die ihm auf­er­leg­te Pro­be­zeit nicht be­stan­den und wird die be­ding­te Frei­heits­s­tra­fe voll­zo­gen oder die Rück­ver­set­zung in den Straf- oder Mass­nah­men­voll­zug an­ge­ord­net, so wird die Dau­er des Ver­bots erst von dem Ta­ge an ge­rech­net, an dem der Tä­ter be­dingt oder end­gül­tig ent­las­sen wird oder an dem die Sank­ti­on auf­ge­ho­ben oder er­las­sen wird.

4Hat der Tä­ter die ihm auf­er­leg­te Pro­be­zeit be­stan­den, so ent­schei­det die zu­stän­di­ge Be­hör­de über ei­ne in­halt­li­che oder zeit­li­che Ein­schrän­kung oder über die Auf­he­bung des Ver­bots nach Ar­ti­kel 67 Ab­satz 1 oder nach Ar­ti­kel 67b.

5Der Tä­ter kann bei der zu­stän­di­gen Be­hör­de um ei­ne in­halt­li­che oder zeit­li­che Ein­schrän­kung oder um die Auf­he­bung des Ver­bots er­su­chen:

a.
bei ei­nem Ver­bot nach Ar­ti­kel 67 Ab­satz 1 oder nach Ar­ti­kel 67b: nach zwei Jah­ren des Voll­zugs;
b.
bei ei­nem be­fris­te­ten Ver­bot nach Ar­ti­kel 67 Ab­satz 2: nach der Hälf­te der Ver­bots­dau­er, je­doch frü­he­s­tens nach drei Jah­ren des Voll­zugs;
c.2
d.3
bei ei­nem le­bens­läng­li­chen Ver­bot nach Ar­ti­kel 67 Ab­satz 2bis: nach zehn Jah­ren des Voll­zugs.

6Ist nicht mehr zu be­fürch­ten, dass der Tä­ter ei­ne Tä­tig­keit zur Be­ge­hung wei­te­rer Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen miss­braucht oder bei ei­nem Kon­takt zu be­stimm­ten Per­so­nen oder Per­so­nen ei­ner be­stimm­ten Grup­pe wei­te­re Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­geht und hat er den von ihm ver­ur­sach­ten Scha­den so­weit zu­mut­bar er­setzt, so hebt die zu­stän­di­ge Be­hör­de das Ver­bot in den Fäl­len nach Ab­satz 4 oder 5 auf.

6bisVer­bo­te nach Ar­ti­kel 67 Ab­satz 3 oder 4 kön­nen nicht auf­ge­ho­ben wer­den.4

7Miss­ach­tet der Ver­ur­teil­te ein Tä­tig­keits­ver­bot oder ein Kon­takt- und Ray­on­ver­bot oder ent­zieht er sich der da­mit ver­bun­de­nen Be­wäh­rungs­hil­fe oder ist die­se nicht durch­führ­bar oder nicht mehr er­for­der­lich, so er­stat­tet die zu­stän­di­ge Be­hör­de dem Ge­richt oder den Voll­zugs­be­hör­den Be­richt. Das Ge­richt oder die Voll­zugs­be­hör­de kann die Be­wäh­rungs­hil­fe auf­he­ben oder neu an­ord­nen.

7bisDie Voll­zugs­be­hör­de kann für die ge­sam­te Dau­er des Tä­tig­keits­ver­bo­tes oder des Kon­takt- und Ray­on­ver­bo­tes Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen.5

8Ent­zieht sich der Ver­ur­teil­te der Be­wäh­rungs­hil­fe wäh­rend der Dau­er ei­ner Pro­be­zeit, so ist Ar­ti­kel 95 Ab­sät­ze 4 und 5 an­wend­bar.

9Miss­ach­tet der Ver­ur­teil­te wäh­rend der Dau­er ei­ner Pro­be­zeit ein Tä­tig­keits­ver­bot oder ein Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, so sind Ar­ti­kel 294 und die Be­stim­mun­gen über den Wi­der­ruf ei­ner be­ding­ten Stra­fe oder des be­ding­ten Teils ei­ner Stra­fe so­wie über die Rück­ver­set­zung in den Straf- und Mass­nah­men­voll­zug an­wend­bar.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).
2 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
4 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

Art. 67d

Än­de­rung ei­nes Ver­bots oder nach­träg­li­che An­ord­nung ei­nes Ver­bots

 

1Stellt sich wäh­rend des Voll­zugs ei­nes Tä­tig­keits­ver­bots oder ei­nes Kon­takt- und Ray­on­ver­bots her­aus, dass beim Tä­ter die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Er­wei­te­rung des Ver­bots oder für ein zu­sätz­li­ches sol­ches Ver­bot ge­ge­ben sind, so kann das Ge­richt auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­den nach­träg­lich das Ver­bot er­wei­tern oder ein zu­sätz­li­ches Ver­bot an­ord­nen.

2Stellt sich wäh­rend des Voll­zugs ei­ner Frei­heits­s­tra­fe oder ei­ner frei­heits­ent­zie­hen­den Mass­nah­me her­aus, dass beim Tä­ter die Vor­aus­set­zun­gen für ein Ver­bot nach Ar­ti­kel 67 Ab­satz 1 oder 2 oder nach Ar­ti­kel 67b ge­ge­ben sind, so kann das Ge­richt die­ses Ver­bot auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­de nach­träg­lich an­ord­nen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).

Art. 67e

3. Fahr­ver­bot

 

Hat der Tä­ter ein Mo­tor­fahr­zeug zur Be­ge­hung ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens ver­wen­det und be­steht Wie­der­ho­lungs­ge­fahr, so kann das Ge­richt ne­ben ei­ner Stra­fe oder ei­ner Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59-64 den Ent­zug des Lern­fahr- oder Füh­rer­aus­wei­ses für die Dau­er von ei­nem Mo­nat bis zu fünf Jah­ren an­ord­nen.


1 Ur­sprüng­lich: Art. 67b.

Art. 67f


1 Ge­gen­stands­los ge­mä­ss Ziff. IV 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

 

Art. 68

4. Ver­öf­fent­li­chung des Ur­teils

 

1Ist die Ver­öf­fent­li­chung ei­nes Stra­f­ur­teils im öf­fent­li­chen In­ter­es­se, im In­ter­es­se des Ver­letz­ten oder des An­trags­be­rech­tig­ten ge­bo­ten, so ord­net sie das Ge­richt auf Kos­ten des Ver­ur­teil­ten an.

2Ist die Ver­öf­fent­li­chung ei­nes frei­spre­chen­den Ur­teils oder ei­ner Ein­stel­lungs­ver­fü­gung der Straf­ver­fol­gungs­be­hör­de im öf­fent­li­chen In­ter­es­se, im In­ter­es­se des Frei­ge­spro­che­nen oder Ent­las­te­ten ge­bo­ten, so ord­net sie das Ge­richt auf Staats­kos­ten oder auf Kos­ten des An­zei­gers an.

3Die Ver­öf­fent­li­chung im In­ter­es­se des Ver­letz­ten, An­trags­be­rech­tig­ten, Frei­ge­spro­che­nen oder Ent­las­te­ten er­folgt nur auf de­ren An­trag.

4Das Ge­richt be­stimmt Art und Um­fang der Ver­öf­fent­li­chung.

Art. 69

5. Ein­zie­hung.

a. Si­che­rungs­ein­zie­hung

 

1Das Ge­richt ver­fügt oh­ne Rück­sicht auf die Straf­bar­keit ei­ner be­stimm­ten Per­son die Ein­zie­hung von Ge­gen­stän­den, die zur Be­ge­hung ei­ner Straf­tat ge­dient ha­ben oder be­stimmt wa­ren oder die durch ei­ne Straf­tat her­vor­ge­bracht wor­den sind, wenn die­se Ge­gen­stän­de die Si­cher­heit von Men­schen, die Sitt­lich­keit oder die öf­fent­li­che Ord­nung ge­fähr­den.

2Das Ge­richt kann an­ord­nen, dass die ein­ge­zo­ge­nen Ge­gen­stän­de un­brauch­bar ge­macht oder ver­nich­tet wer­den.

Art. 70

b. Ein­zie­hung von Ver­mö­gens­wer­ten.

Grund­sät­ze

 

1Das Ge­richt ver­fügt die Ein­zie­hung von Ver­mö­gens­wer­ten, die durch ei­ne Straf­tat er­langt wor­den sind oder da­zu be­stimmt wa­ren, ei­ne Straf­tat zu ver­an­las­sen oder zu be­loh­nen, so­fern sie nicht dem Ver­letz­ten zur Wie­der­her­stel­lung des recht­mäs­si­gen Zu­stan­des aus­ge­hän­digt wer­den.

2Die Ein­zie­hung ist aus­ge­schlos­sen, wenn ein Drit­ter die Ver­mö­gens­wer­te in Un­kennt­nis der Ein­zie­hungs­grün­de er­wor­ben hat und so­weit er für sie ei­ne gleich­wer­ti­ge Ge­gen­leis­tung er­bracht hat oder die Ein­zie­hung ihm ge­gen­über sonst ei­ne un­ver­hält­nis­mäs­si­ge Här­te dar­stel­len wür­de.

3Das Recht zur Ein­zie­hung ver­jährt nach sie­ben Jah­ren; ist je­doch die Ver­fol­gung der Straf­tat ei­ner län­ge­ren Ver­jäh­rungs­frist un­ter­wor­fen, so fin­det die­se Frist auch auf die Ein­zie­hung An­wen­dung.

4Die Ein­zie­hung ist amt­lich be­kannt zu ma­chen. Die An­sprü­che Ver­letz­ter oder Drit­ter er­lö­schen fünf Jah­re nach der amt­li­chen Be­kannt­ma­chung.

5Lässt sich der Um­fang der ein­zu­zie­hen­den Ver­mö­gens­wer­te nicht oder nur mit un­ver­hält­nis­mäs­si­gem Auf­wand er­mit­teln, so kann das Ge­richt ihn schät­zen.

Art. 71

Er­satz­for­de­run­gen

 

1Sind die der Ein­zie­hung un­ter­lie­gen­den Ver­mö­gens­wer­te nicht mehr vor­han­den, so er­kennt das Ge­richt auf ei­ne Er­satz­for­de­rung des Staa­tes in glei­cher Hö­he, ge­gen­über ei­nem Drit­ten je­doch nur, so­weit dies nicht nach Ar­ti­kel 70 Ab­satz 2 aus­ge­schlos­sen ist.

2Das Ge­richt kann von ei­ner Er­satz­for­de­rung ganz oder teil­wei­se ab­se­hen, wenn die­se vor­aus­sicht­lich un­ein­bring­lich wä­re oder die Wie­der­ein­glie­de­rung des Be­trof­fe­nen ernst­lich be­hin­dern wür­de.

3Die Un­ter­su­chungs­be­hör­de kann im Hin­blick auf die Durch­set­zung der Er­satz­for­de­rung Ver­mö­gens­wer­te des Be­trof­fe­nen mit Be­schlag be­le­gen. Die Be­schlag­nah­me be­grün­det bei der Zwangs­voll­stre­ckung der Er­satz­for­de­rung kein Vor­zugs­recht zu Guns­ten des Staa­tes.

Art. 72

Ein­zie­hung von Ver­mö­gens­wer­ten ei­ner kri­mi­nel­len Or­ga­ni­sa­ti­on

 

Das Ge­richt ver­fügt die Ein­zie­hung al­ler Ver­mö­gens­wer­te, wel­che der Ver­fü­gungs­macht ei­ner kri­mi­nel­len Or­ga­ni­sa­ti­on un­ter­lie­gen. Bei Ver­mö­gens­wer­ten ei­ner Per­son, die sich an ei­ner kri­mi­nel­len Or­ga­ni­sa­ti­on be­tei­ligt oder sie un­ter­stützt hat (Art. 260ter), wird die Ver­fü­gungs­macht der Or­ga­ni­sa­ti­on bis zum Be­weis des Ge­gen­teils ver­mu­tet.

Art. 73

6. Ver­wen­dung zu Guns­ten des Ge­schä­dig­ten

 

1Er­lei­det je­mand durch ein Ver­bre­chen oder ein Ver­ge­hen einen Scha­den, der nicht durch ei­ne Ver­si­che­rung ge­deckt ist, und ist an­zu­neh­men, dass der Tä­ter den Scha­den nicht er­set­zen oder ei­ne Ge­nug­tu­ung nicht leis­ten wird, so spricht das Ge­richt dem Ge­schä­dig­ten auf des­sen Ver­lan­gen bis zur Hö­he des Scha­den­er­sat­zes be­zie­hungs­wei­se der Ge­nug­tu­ung, die ge­richt­lich oder durch Ver­gleich fest­ge­setzt wor­den sind, zu:

a.
die vom Ver­ur­teil­ten be­zahl­te Geld­stra­fe oder Bus­se;
b.
ein­ge­zo­ge­ne Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te oder de­ren Ver­wer­tungs­er­lös un­ter Ab­zug der Ver­wer­tungs­kos­ten;
c.
Er­satz­for­de­run­gen;
d.
den Be­trag der Frie­dens­bürg­schaft.

2Das Ge­richt kann die Ver­wen­dung zu Guns­ten des Ge­schä­dig­ten je­doch nur an­ord­nen, wenn der Ge­schä­dig­te den ent­spre­chen­den Teil sei­ner For­de­rung an den Staat ab­tritt.

3Die Kan­to­ne se­hen für den Fall, dass die Zu­spre­chung nicht schon im Stra­f­ur­teil mög­lich ist, ein ein­fa­ches und ra­sches Ver­fah­ren vor.

Vierter Titel: Vollzug von Freiheitsstrafen und freiheitsentziehenden Massnahmen

Art. 74

1. Voll­zugs­grund­sät­ze

 

Die Men­schen­wür­de des Ge­fan­ge­nen oder des Ein­ge­wie­se­nen ist zu ach­ten. Sei­ne Rech­te dür­fen nur so weit be­schränkt wer­den, als der Frei­heits­ent­zug und das Zu­sam­men­le­ben in der Voll­zug­s­ein­rich­tung es er­for­dern.

Art. 75

2. Voll­zug von Frei­heits­s­tra­fen.

Grund­sät­ze

 

1Der Straf­voll­zug hat das so­zia­le Ver­hal­ten des Ge­fan­ge­nen zu för­dern, ins­be­son­de­re die Fä­hig­keit, straf­frei zu le­ben. Der Straf­voll­zug hat den all­ge­mei­nen Le­bens­ver­hält­nis­sen so weit als mög­lich zu ent­spre­chen, die Be­treu­ung des Ge­fan­ge­nen zu ge­währ­leis­ten, schäd­li­chen Fol­gen des Frei­heits­ent­zugs ent­ge­gen­zu­wir­ken und dem Schutz der All­ge­mein­heit, des Voll­zugs­per­so­nals und der Mit­ge­fan­ge­nen an­ge­mes­sen Rech­nung zu tra­gen.

21

3Die An­stalts­ord­nung sieht vor, dass zu­sam­men mit dem Ge­fan­ge­nen ein Voll­zugs­plan er­stellt wird. Die­ser ent­hält na­ment­lich An­ga­ben über die an­ge­bo­te­ne Be­treu­ung, die Ar­beits- so­wie die Aus- und Wei­ter­bil­dungs­mög­lich­kei­ten, die Wie­der­gut­ma­chung, die Be­zie­hun­gen zur Aus­sen­welt und die Vor­be­rei­tung der Ent­las­sung.

4Der Ge­fan­ge­ne hat bei den So­zia­li­sie­rungs­be­mü­hun­gen und den Ent­las­sungs­vor­be­rei­tun­gen ak­tiv mit­zu­wir­ken.

5Den ge­schlechts­s­pe­zi­fi­schen An­lie­gen und Be­dürf­nis­sen der Ge­fan­ge­nen ist Rech­nung zu tra­gen.

6Wird der Ge­fan­ge­ne be­dingt oder end­gül­tig ent­las­sen und er­weist sich nach­träg­lich, dass bei der Ent­las­sung ge­gen ihn ein wei­te­res, auf Frei­heits­s­tra­fe lau­ten­des und voll­zieh­ba­res Ur­teil vor­lag, so ist vom Voll­zug der Frei­heits­s­tra­fe ab­zu­se­hen, wenn:

a.
sie aus ei­nem von den Voll­zugs­be­hör­den zu ver­tre­ten­den Grund nicht zu­sam­men mit der an­dern Frei­heits­s­tra­fe voll­zo­gen wur­de;
b.
der Ge­fan­ge­ne in gu­ten Treu­en da­von aus­ge­hen konn­te, dass bei sei­ner Ent­las­sung kein wei­te­res auf Frei­heits­s­tra­fe lau­ten­des und voll­zieh­ba­res Ur­teil ge­gen ihn vor­lag; und
c.
da­mit die Wie­der­ein­glie­de­rung des Ge­fan­ge­nen in Fra­ge ge­stellt wür­de.

1 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 75a

Be­son­de­re Si­cher­heits­mass­nah­men

 

1Die Kom­mis­si­on nach Ar­ti­kel 62d Ab­satz 2 be­ur­teilt im Hin­blick auf die Ein­wei­sung in ei­ne of­fe­ne Straf­an­stalt und die Be­wil­li­gung von Voll­zugs­öff­nun­gen die Ge­mein­ge­fähr­lich­keit des Tä­ters, wenn:

a.
die­ser ein Ver­bre­chen nach Ar­ti­kel 64 Ab­satz 1 be­gan­gen hat; und
b.
die Voll­zugs­be­hör­de die Fra­ge der Ge­mein­ge­fähr­lich­keit des Ge­fan­ge­nen nicht ein­deu­tig be­ant­wor­ten kann.

2Voll­zugs­öff­nun­gen sind Lo­cke­run­gen im Frei­heits­ent­zug, na­ment­lich die Ver­le­gung in ei­ne of­fe­ne An­stalt, die Ge­wäh­rung von Ur­laub, die Zu­las­sung zum Ar­beitsex­ter­nat oder zum Woh­nex­ter­nat und die be­ding­te Ent­las­sung.

3Ge­mein­ge­fähr­lich­keit ist an­zu­neh­men, wenn die Ge­fahr be­steht, dass der Ge­fan­ge­ne flieht und ei­ne wei­te­re Straf­tat be­geht, durch die er die phy­si­sche, psy­chi­sche oder se­xu­el­le In­te­gri­tät ei­ner an­de­ren Per­son schwer be­ein­träch­tigt.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 24. März 2006 (Kor­rek­tu­ren am Sank­ti­ons- und Straf­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3539; BBl 2005 4689).

Art. 76

Voll­zugs­ort

 

1Frei­heits­s­tra­fen wer­den in ei­ner ge­schlos­se­nen oder of­fe­nen Straf­an­stalt voll­zo­gen.

2Der Ge­fan­ge­ne wird in ei­ne ge­schlos­se­ne Straf­an­stalt oder in ei­ne ge­schlos­se­ne Ab­tei­lung ei­ner of­fe­nen Straf­an­stalt ein­ge­wie­sen, wenn die Ge­fahr be­steht, dass er flieht, oder zu er­war­ten ist, dass er wei­te­re Straf­ta­ten be­geht.

Art. 77

Nor­mal­voll­zug

 

Der Ge­fan­ge­ne ver­bringt sei­ne Ar­beits-, Ru­he- und Frei­zeit in der Re­gel in der An­stalt.

Art. 77a

Ar­beitsex­ter­nat und Woh­nex­ter­nat

 

1Die Frei­heits­s­tra­fe wird in der Form des Ar­beitsex­ter­nats voll­zo­gen, wenn der Ge­fan­ge­ne einen Teil der Frei­heits­s­tra­fe, in der Re­gel min­des­tens die Hälf­te, ver­büsst hat und nicht zu er­war­ten ist, dass er flieht oder wei­te­re Straf­ta­ten be­geht.

2Im Ar­beitsex­ter­nat ar­bei­tet der Ge­fan­ge­ne aus­ser­halb der An­stalt und ver­bringt die Ru­he- und Frei­zeit in der An­stalt. Der Wech­sel ins Ar­beitsex­ter­nat er­folgt in der Re­gel nach ei­nem Auf­ent­halt von an­ge­mes­se­ner Dau­er in ei­ner of­fe­nen An­stalt oder der of­fe­nen Ab­tei­lung ei­ner ge­schlos­se­nen An­stalt. Als Ar­bei­ten aus­ser­halb der An­stalt gel­ten auch Haus­ar­beit und Kin­der­be­treu­ung.

3Be­währt sich der Ge­fan­ge­ne im Ar­beitsex­ter­nat, so er­folgt der wei­te­re Voll­zug in Form des Wohn- und Ar­beitsex­ter­nats. Da­bei wohnt und ar­bei­tet der Ge­fan­ge­ne aus­ser­halb der An­stalt, un­ter­steht aber wei­ter­hin der Straf­voll­zugs­be­hör­de.

Art. 77b

Halb­ge­fan­gen­schaft

 

1Auf Ge­such des Ver­ur­teil­ten hin kann ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von nicht mehr als 12 Mo­na­ten oder ei­ne nach An­rech­nung der Un­ter­su­chungs­haft ver­blei­ben­de Rest­stra­fe von nicht mehr als sechs Mo­na­ten in der Form der Halb­ge­fan­gen­schaft voll­zo­gen wer­den, wenn:

a.
nicht zu er­war­ten ist, dass der Ver­ur­teil­te flieht oder wei­te­re Straf­ta­ten be­geht; und
b.
der Ver­ur­teil­te ei­ner ge­re­gel­ten Ar­beit, Aus­bil­dung oder Be­schäf­ti­gung von min­des­tens 20 Stun­den pro Wo­che nach­geht.

2Der Ge­fan­ge­ne setzt sei­ne Ar­beit, Aus­bil­dung oder Be­schäf­ti­gung aus­ser­halb der An­stalt fort und ver­bringt die Ru­he- und Frei­zeit in der An­stalt.

3Die Halb­ge­fan­gen­schaft kann in ei­ner be­son­de­ren Ab­tei­lung ei­nes Un­ter­su­chungs­ge­fäng­nis­ses durch­ge­führt wer­den, wenn die not­wen­di­ge Be­treu­ung des Ver­ur­teil­ten ge­währ­leis­tet ist.

4Er­füllt der Ver­ur­teil­te die Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen nicht mehr oder leis­tet er die Halb­ge­fan­gen­schaft trotz Mah­nung nicht ent­spre­chend den von der Voll­zugs­be­hör­de fest­ge­leg­ten Be­din­gun­gen und Auf­la­gen, so wird die Frei­heits­s­tra­fe im Nor­mal­voll­zug voll­zo­gen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 78

Ein­zel­haft

 

Ein­zel­haft als un­un­ter­bro­che­ne Tren­nung von den an­de­ren Ge­fan­ge­nen darf nur an­ge­ord­net wer­den:

a.
bei An­tritt der Stra­fe und zur Ein­lei­tung des Voll­zugs für die Dau­er von höchs­tens ei­ner Wo­che;
b.
zum Schutz des Ge­fan­ge­nen oder Drit­ter;
c.
als Dis­zi­pli­nar­sank­ti­on.

Art. 79


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

 

Art. 79a

Ge­mein­nüt­zi­ge Ar­beit

 

1Ist nicht zu er­war­ten, dass der Ver­ur­teil­te flieht oder wei­te­re Straf­ta­ten be­geht, so kann auf sein Ge­such hin in der Form von ge­mein­nüt­zi­ger Ar­beit voll­zo­gen wer­den:

a.
ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von nicht mehr als sechs Mo­na­ten;
b.
ei­ne nach An­rech­nung der Un­ter­su­chungs­haft ver­blei­ben­de Rest­stra­fe von nicht mehr als sechs Mo­na­ten; oder
c.
ei­ne Geld­stra­fe oder ei­ne Bus­se.

2Die ge­mein­nüt­zi­ge Ar­beit ist aus­ge­schlos­sen für den Voll­zug ei­ner Er­satz­frei­heits­s­tra­fe.

3Die ge­mein­nüt­zi­ge Ar­beit ist zu­guns­ten von so­zia­len Ein­rich­tun­gen, Wer­ken in öf­fent­li­chem In­ter­es­se oder hilfs­be­dürf­ti­gen Per­so­nen zu leis­ten. Sie wird un­ent­gelt­lich ge­leis­tet.

4Vier Stun­den ge­mein­nüt­zi­ger Ar­beit ent­spre­chen ei­nem Tag Frei­heits­s­tra­fe, ei­nem Ta­ges­satz Geld­stra­fe oder ei­nem Tag Er­satz­frei­heits­s­tra­fe bei Über­tre­tun­gen.

5Die Voll­zugs­be­hör­de be­stimmt dem Ver­ur­teil­ten ei­ne Frist von höchs­tens zwei Jah­ren, in­ner­halb der er die ge­mein­nüt­zi­ge Ar­beit zu leis­ten hat. Bei ge­mein­nüt­zi­ger Ar­beit zum Voll­zug ei­ner Bus­se be­trägt die Frist höchs­tens ein Jahr.

6So­weit der Ver­ur­teil­te die ge­mein­nüt­zi­ge Ar­beit trotz Mah­nung nicht ent­spre­chend den von der Voll­zugs­be­hör­de fest­ge­leg­ten Be­din­gun­gen und Auf­la­gen oder nicht in­nert Frist leis­tet, wird die Frei­heits­s­tra­fe im Nor­mal­voll­zug oder in der Form der Halb­ge­fan­gen­schaft voll­zo­gen oder die Geld­stra­fe oder die Bus­se voll­streckt.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 79b

Elek­tro­ni­sche Über­wa­chung

 

1Die Voll­zugs­be­hör­de kann auf Ge­such des Ver­ur­teil­ten hin den Ein­satz elek­tro­ni­scher Ge­rä­te und de­ren fes­te Ver­bin­dung mit dem Kör­per des Ver­ur­teil­ten (elek­tro­ni­sche Über­wa­chung) an­ord­nen:

a.
für den Voll­zug ei­ner Frei­heits­s­tra­fe oder ei­ner Er­satz­frei­heits­s­tra­fe von 20 Ta­gen bis zu 12 Mo­na­ten; oder
b.
an­stel­le des Ar­beitsex­ter­na­tes oder des Ar­beits- und Woh­nex­ter­na­tes für die Dau­er von 3 bis 12 Mo­na­ten.

2Sie kann die elek­tro­ni­sche Über­wa­chung nur an­ord­nen, wenn:

a.
nicht zu er­war­ten ist, dass der Ver­ur­teil­te flieht oder wei­te­re Straf­ta­ten be­geht;
b.
der Ver­ur­teil­te über ei­ne dau­er­haf­te Un­ter­kunft ver­fügt;
c.
der Ver­ur­teil­te ei­ner ge­re­gel­ten Ar­beit, Aus­bil­dung oder Be­schäf­ti­gung von min­des­tens 20 Stun­den pro Wo­che nach­geht oder ihm ei­ne sol­che zu­ge­wie­sen wer­den kann;
d.
die mit dem Ver­ur­teil­ten in der­sel­ben Woh­nung le­ben­den er­wach­se­nen Per­so­nen zu­stim­men; und
e.
der Ver­ur­teil­te ei­nem für ihn aus­ge­ar­bei­te­ten Voll­zugs­plan zu­stimmt.

3Sind die Vor­aus­set­zun­gen nach Ab­satz 2 Buch­sta­be a, b oder c nicht mehr er­füllt oder ver­letzt der Ver­ur­teil­te sei­ne im Voll­zugs­plan fest­ge­hal­te­nen Pflich­ten, so kann die Voll­zugs­be­hör­de den Voll­zug in Form der elek­tro­ni­schen Über­wa­chung ab­bre­chen und den Voll­zug der Frei­heits­s­tra­fe im Nor­mal­voll­zug oder in der Form der Halb­ge­fan­gen­schaft an­ord­nen oder die dem Ver­ur­teil­ten zu­ste­hen­de freie Zeit ein­schrän­ken.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 80

Ab­wei­chen­de Voll­zugs­for­men

 

1Von den für den Voll­zug gel­ten­den Re­geln darf zu Guns­ten des Ge­fan­ge­nen ab­ge­wi­chen wer­den:

a.
wenn der Ge­sund­heits­zu­stand des Ge­fan­ge­nen dies er­for­dert;
b.
bei Schwan­ger­schaft, Ge­burt und für die Zeit un­mit­tel­bar nach der Ge­burt;
c.
zur ge­mein­sa­men Un­ter­brin­gung von Mut­ter und Klein­kind, so­fern dies auch im In­ter­es­se des Kin­des liegt.

2Wird die Stra­fe nicht in ei­ner Straf­an­stalt, son­dern in ei­ner an­de­ren ge­eig­ne­ten Ein­rich­tung voll­zo­gen, so un­ter­steht der Ge­fan­ge­ne den Re­gle­men­ten die­ser Ein­rich­tung, so­weit die Voll­zugs­be­hör­de nichts an­de­res ver­fügt.

Art. 81

Ar­beit

 

1Der Ge­fan­ge­ne ist zur Ar­beit ver­pflich­tet. Die Ar­beit hat so weit als mög­lich sei­nen Fä­hig­kei­ten, sei­ner Aus­bil­dung und sei­nen Nei­gun­gen zu ent­spre­chen.

2Der Ge­fan­ge­ne kann mit sei­ner Zu­stim­mung bei ei­nem pri­va­ten Ar­beit­ge­ber be­schäf­tigt wer­den.

Art. 82

Aus- und Wei­ter­bil­dung

 

Dem Ge­fan­ge­nen ist bei Eig­nung nach Mög­lich­keit Ge­le­gen­heit zu ei­ner sei­nen Fä­hig­kei­ten ent­spre­chen­den Aus- und Wei­ter­bil­dung zu ge­ben.

Art. 83

Ar­beits­ent­gelt

 

1Der Ge­fan­ge­ne er­hält für sei­ne Ar­beit ein von sei­ner Leis­tung ab­hän­gi­ges und den Um­stän­den an­ge­pass­tes Ent­gelt.

2Der Ge­fan­ge­ne kann wäh­rend des Voll­zugs nur über einen Teil sei­nes Ar­beits­ent­gel­tes frei ver­fü­gen. Aus dem an­de­ren Teil wird für die Zeit nach der Ent­las­sung ei­ne Rück­la­ge ge­bil­det. Das Ar­beits­ent­gelt darf we­der ge­pfän­det noch mit Ar­rest be­legt noch in ei­ne Kon­kurs­mas­se ein­be­zo­gen wer­den. Je­de Ab­tre­tung und Ver­pfän­dung des Ar­beits­ent­gel­tes ist nich­tig.

3Nimmt der Ge­fan­ge­ne an ei­ner Aus- und Wei­ter­bil­dung teil, wel­che der Voll­zugs­plan an Stel­le ei­ner Ar­beit vor­sieht, so er­hält er ei­ne an­ge­mes­se­ne Ver­gü­tung.

Art. 84

Be­zie­hun­gen zur Aus­sen­welt

 

1Der Ge­fan­ge­ne hat das Recht, Be­su­che zu emp­fan­gen und mit Per­so­nen aus­ser­halb der An­stalt Kon­takt zu pfle­gen. Der Kon­takt mit na­he ste­hen­den Per­so­nen ist zu er­leich­tern.

2Der Kon­takt kann kon­trol­liert und zum Schutz der Ord­nung und Si­cher­heit der Straf­an­stalt be­schränkt oder un­ter­sagt wer­den. Die Über­wa­chung von Be­su­chen ist oh­ne Wis­sen der Be­tei­lig­ten nicht zu­läs­sig. Vor­be­hal­ten blei­ben straf­pro­zes­sua­le Mass­nah­men zur Si­cher­stel­lung ei­ner Straf­ver­fol­gung.

3Geist­li­chen, Ärz­ten, Rechts­an­wäl­ten, No­ta­ren und Vor­mün­dern so­wie Per­so­nen mit ver­gleich­ba­ren Auf­ga­ben kann in­ner­halb der all­ge­mei­nen An­stalts­ord­nung der freie Ver­kehr mit den Ge­fan­ge­nen ge­stat­tet wer­den.

4Der Kon­takt mit Ver­tei­di­gern ist zu ge­stat­ten. Be­su­che des Ver­tei­di­gers dür­fen be­auf­sich­tigt, die Ge­sprä­che aber nicht mit­ge­hört wer­den. Ei­ne in­halt­li­che Über­prü­fung der Kor­re­spon­denz und an­walt­li­cher Schrift­stücke ist nicht ge­stat­tet. Der an­walt­li­che Kon­takt kann bei Miss­brauch von der zu­stän­di­gen Be­hör­de un­ter­sagt wer­den.

5Der Ver­kehr mit den Auf­sichts­be­hör­den darf nicht kon­trol­liert wer­den.

6Dem Ge­fan­ge­nen ist zur Pfle­ge der Be­zie­hun­gen zur Aus­sen­welt, zur Vor­be­rei­tung sei­ner Ent­las­sung oder aus be­son­de­ren Grün­den in an­ge­mes­se­nem Um­fang Ur­laub zu ge­wäh­ren, so­weit sein Ver­hal­ten im Straf­voll­zug dem nicht ent­ge­gen­steht und kei­ne Ge­fahr be­steht, dass er flieht oder wei­te­re Straf­ta­ten be­geht.

6bisLe­bens­läng­lich ver­wahr­ten Straf­tä­tern wer­den wäh­rend des der Ver­wah­rung vor­aus­ge­hen­den Straf­voll­zugs kei­ne Ur­lau­be oder an­de­re Voll­zugs­öff­nun­gen ge­währt.1

7Vor­be­hal­ten blei­ben Ar­ti­kel 36 des Wie­ner Über­ein­kom­mens vom 24. April 19632 über kon­su­la­ri­sche Be­zie­hun­gen so­wie an­de­re für die Schweiz ver­bind­li­che völ­ker­recht­li­che Re­geln über den Be­suchs- und Brief­ver­kehr.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Dez. 2007 (Le­bens­läng­li­che Ver­wah­rung ex­trem ge­fähr­li­cher Straf­tä­ter), in Kraft seit 1. Aug. 2008 (AS 2008 2961; BBl 2006 889).
2 SR 0.191.02

Art. 85

Kon­trol­len und Un­ter­su­chun­gen

 

1Die per­sön­li­chen Ef­fek­ten und die Un­ter­kunft des Ge­fan­ge­nen kön­nen zum Schutz der Ord­nung und Si­cher­heit der Straf­an­stalt durch­sucht wer­den.

2Beim Ge­fan­ge­nen, der im Ver­dacht steht, auf sich oder in sei­nem Kör­per un­er­laub­te Ge­gen­stän­de zu ver­ber­gen, kann ei­ne Lei­bes­vi­si­ta­ti­on durch­ge­führt wer­den. Die­se ist von ei­ner Per­son glei­chen Ge­schlechts vor­zu­neh­men. Ist sie mit ei­ner Ent­klei­dung ver­bun­den, so ist sie in Ab­we­sen­heit der an­de­ren Ge­fan­ge­nen durch­zu­füh­ren. Un­ter­su­chun­gen im Kör­perin­nern sind von ei­nem Arzt oder von an­de­rem me­di­zi­ni­schem Per­so­nal vor­zu­neh­men.

Art. 86

Be­ding­te Ent­las­sung.

a. Ge­wäh­rung

 

1Hat der Ge­fan­ge­ne zwei Drit­tel sei­ner Stra­fe, min­des­tens aber drei Mo­na­te ver­büsst, so ist er durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de be­dingt zu ent­las­sen, wenn es sein Ver­hal­ten im Straf­voll­zug recht­fer­tigt und nicht an­zu­neh­men ist, er wer­de wei­te­re Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­ge­hen.

2Die zu­stän­di­ge Be­hör­de prüft von Am­tes we­gen, ob der Ge­fan­ge­ne be­dingt ent­las­sen wer­den kann. Sie holt einen Be­richt der An­stalts­lei­tung ein. Der Ge­fan­ge­ne ist an­zu­hö­ren.

3Wird die be­ding­te Ent­las­sung ver­wei­gert, so hat die zu­stän­di­ge Be­hör­de min­des­tens ein­mal jähr­lich neu zu prü­fen, ob sie ge­währt wer­den kann.

4Hat der Ge­fan­ge­ne die Hälf­te sei­ner Stra­fe, min­des­tens aber drei Mo­na­te ver­büsst, so kann er aus­nahms­wei­se be­dingt ent­las­sen wer­den, wenn aus­ser­or­dent­li­che, in der Per­son des Ge­fan­ge­nen lie­gen­de Um­stän­de dies recht­fer­ti­gen.

5Bei ei­ner le­bens­lan­gen Frei­heits­s­tra­fe ist die be­ding­te Ent­las­sung nach Ab­satz 1 frü­he­s­tens nach 15, nach Ab­satz 4 frü­he­s­tens nach zehn Jah­ren mög­lich.

Art. 87

b. Pro­be­zeit

 

1Dem be­dingt Ent­las­se­nen wird ei­ne Pro­be­zeit auf­er­legt, de­ren Dau­er dem Straf­rest ent­spricht. Sie be­trägt je­doch min­des­tens ein Jahr und höchs­tens fünf Jah­re.

2Die Voll­zugs­be­hör­de ord­net in der Re­gel für die Dau­er der Pro­be­zeit Be­wäh­rungs­hil­fe an. Sie kann dem be­dingt Ent­las­se­nen Wei­sun­gen er­tei­len.

3Er­folg­te die be­ding­te Ent­las­sung aus ei­ner Frei­heits­s­tra­fe, die we­gen ei­ner Straf­tat nach Ar­ti­kel 64 Ab­satz 1 ver­hängt wor­den war, und er­schei­nen bei Ab­lauf der Pro­be­zeit die Be­wäh­rungs­hil­fe oder Wei­sun­gen wei­ter­hin not­wen­dig, um der Ge­fahr wei­te­rer Straf­ta­ten die­ser Art zu be­geg­nen, so kann das Ge­richt auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­de die Be­wäh­rungs­hil­fe oder die Wei­sun­gen je­weils um ein bis fünf Jah­re ver­län­gern oder für die­se Zeit neue Wei­sun­gen an­ord­nen. Die Rück­ver­set­zung in den Straf­voll­zug nach Ar­ti­kel 95 Ab­satz 5 ist in die­sem Fall nicht mög­lich.

Art. 88

c. Be­wäh­rung

 

Hat sich der be­dingt Ent­las­se­ne bis zum Ab­lauf der Pro­be­zeit be­währt, so ist er end­gül­tig ent­las­sen.

Art. 89

d. Nicht­be­wäh­rung

 

1Be­geht der be­dingt Ent­las­se­ne wäh­rend der Pro­be­zeit ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen, so ord­net das für die Be­ur­tei­lung der neu­en Tat zu­stän­di­ge Ge­richt die Rück­ver­set­zung an.

2Ist trotz des wäh­rend der Pro­be­zeit be­gan­ge­nen Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens nicht zu er­war­ten, dass der Ver­ur­teil­te wei­te­re Straf­ta­ten be­ge­hen wird, so ver­zich­tet das Ge­richt auf ei­ne Rück­ver­set­zung. Es kann den Ver­ur­teil­ten ver­war­nen und die Pro­be­zeit um höchs­tens die Hälf­te der von der zu­stän­di­gen Be­hör­de ur­sprüng­lich fest­ge­setz­ten Dau­er ver­län­gern. Er­folgt die Ver­län­ge­rung erst nach Ab­lauf der Pro­be­zeit, so be­ginnt sie am Tag der An­ord­nung. Die Be­stim­mun­gen über die Be­wäh­rungs­hil­fe und die Wei­sun­gen sind an­wend­bar (Art. 93-95).

3Ent­zieht sich der be­dingt Ent­las­se­ne der Be­wäh­rungs­hil­fe oder miss­ach­tet er die Wei­sun­gen, so sind die Ar­ti­kel 95 Ab­sät­ze 3-5 an­wend­bar.

4Die Rück­ver­set­zung darf nicht mehr an­ge­ord­net wer­den, wenn seit dem Ab­lauf der Pro­be­zeit drei Jah­re ver­gan­gen sind.

5Die Un­ter­su­chungs­haft, die der Tä­ter wäh­rend des Ver­fah­rens der Rück­ver­set­zung aus­ge­stan­den hat, ist auf den Straf­rest an­zu­rech­nen.

6Sind auf Grund der neu­en Straf­tat die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne un­be­ding­te Frei­heits­s­tra­fe er­füllt und trifft die­se mit der durch den Wi­der­ruf voll­zieh­bar ge­wor­de­nen Rest­stra­fe zu­sam­men, so bil­det das Ge­richt in An­wen­dung von Ar­ti­kel 49 ei­ne Ge­samt­stra­fe. Auf die­se sind die Re­geln der be­ding­ten Ent­las­sung er­neut an­wend­bar. Wird nur die Rest­stra­fe voll­zo­gen, so ist Ar­ti­kel 86 Ab­sät­ze 1-4 an­wend­bar.

7Trifft ei­ne durch den Ent­scheid über die Rück­ver­set­zung voll­zieh­bar ge­wor­de­ne Rest­stra­fe mit dem Voll­zug ei­ner Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59-61 zu­sam­men, so ist Ar­ti­kel 57 Ab­sät­ze 2 und 3 an­wend­bar.

Art. 90

3. Voll­zug von Mass­nah­men

 

1Ei­ne Per­son, die sich im Voll­zug ei­ner Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59-61 be­fin­det, darf nur dann un­un­ter­bro­chen von den an­dern Ein­ge­wie­se­nen ge­trennt un­ter­ge­bracht wer­den, wenn dies un­er­läss­lich ist:

a.
als vor­über­ge­hen­de the­ra­peu­ti­sche Mass­nah­me;
b.
zum Schutz des Ein­ge­wie­se­nen oder Drit­ter;
c.
als Dis­zi­pli­nar­sank­ti­on.

2Zu Be­ginn des Voll­zugs der Mass­nah­me wird zu­sam­men mit dem Ein­ge­wie­se­nen oder sei­nem ge­setz­li­chen Ver­tre­ter ein Voll­zugs­plan er­stellt. Die­ser ent­hält na­ment­lich An­ga­ben über die Be­hand­lung der psy­chi­schen Stö­rung, der Ab­hän­gig­keit oder der Ent­wick­lungs­stö­rung des Ein­ge­wie­se­nen so­wie zur Ver­mei­dung von Dritt­ge­fähr­dung.

2bisMass­nah­men nach den Ar­ti­keln 59-61 und 64 kön­nen in der Form des Wohn- und Ar­beitsex­ter­nats voll­zo­gen wer­den, wenn be­grün­de­te Aus­sicht be­steht, dass dies ent­schei­dend da­zu bei­trägt, den Zweck der Mass­nah­me zu er­rei­chen, und wenn kei­ne Ge­fahr be­steht, dass der Ein­ge­wie­se­ne flieht oder wei­te­re Straf­ta­ten be­geht. Ar­ti­kel 77a Ab­sät­ze 2 und 3 gilt sinn­ge­mä­ss.1

3Ist der Ein­ge­wie­se­ne ar­beits­fä­hig, so wird er zur Ar­beit an­ge­hal­ten, so­weit sei­ne sta­tio­näre Be­hand­lung oder Pfle­ge dies er­for­dert oder zu­lässt. Die Ar­ti­kel 81-83 sind sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

4Für die Be­zie­hun­gen des Ein­ge­wie­se­nen zur Aus­sen­welt gilt Ar­ti­kel 84 sinn­ge­mä­ss, so­fern nicht Grün­de der sta­tio­nären Be­hand­lung wei­ter ge­hen­de Ein­schrän­kun­gen ge­bie­ten.

4bisFür die Ein­wei­sung in ei­ne of­fe­ne Ein­rich­tung und für die Be­wil­li­gung von Voll­zugs­öff­nun­gen gilt Ar­ti­kel 75a sinn­ge­mä­ss.2

4terWäh­rend der le­bens­läng­li­chen Ver­wah­rung wer­den kei­ne Ur­lau­be oder an­de­re Voll­zugs­öff­nun­gen be­wil­ligt.3

5Für Kon­trol­len und Un­ter­su­chun­gen gilt Ar­ti­kel 85 sinn­ge­mä­ss.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 24. März 2006 (Kor­rek­tu­ren am Sank­ti­ons- und Straf­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3539; BBl 2005 4689).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 24. März 2006 (Kor­rek­tu­ren am Sank­ti­ons- und Straf­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3539; BBl 2005 4689).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Dez. 2007 (Le­bens­läng­li­che Ver­wah­rung ex­trem ge­fähr­li­cher Straf­tä­ter), in Kraft seit 1. Aug. 2008 (AS 2008 2961; BBl 2006 889).

Art. 91

4. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen.

Dis­zi­pli­nar­recht

 

1Ge­gen Ge­fan­ge­ne und Ein­ge­wie­se­ne, wel­che in schuld­haf­ter Wei­se ge­gen Straf­voll­zugs­vor­schrif­ten oder den Voll­zugs­plan ver­stos­sen, kön­nen Dis­zi­pli­nar­sank­tio­nen ver­hängt wer­den.

2Dis­zi­pli­nar­sank­tio­nen sind:

a.
der Ver­weis;
b.
der zeit­wei­se Ent­zug oder die Be­schrän­kung der Ver­fü­gung über Geld­mit­tel, der Frei­zeit­be­schäf­ti­gung oder der Aus­sen­kon­tak­te;
c.1
die Bus­se; so­wie
d.2
der Ar­rest als ei­ne zu­sätz­li­che Frei­heits­be­schrän­kung.

3Die Kan­to­ne er­las­sen für den Straf- und Mass­nah­men­voll­zug ein Dis­zi­pli­nar­recht. Die­ses um­schreibt die Dis­zi­plin­ar­tat­be­stän­de, be­stimmt die Sank­tio­nen und de­ren Zu­mes­sung und re­gelt das Ver­fah­ren.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 24. März 2006 (Kor­rek­tu­ren am Sank­ti­ons- und Straf­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3539; BBl 2005 4689).
2 Ur­sprüng­lich Bst. c.

Art. 92

Un­ter­bre­chung des Voll­zugs

 

Der Voll­zug von Stra­fen und Mass­nah­men darf aus wich­ti­gen Grün­den un­ter­bro­chen wer­den.

Art. 92a

In­for­ma­ti­ons- recht

 

1Op­fer und An­ge­hö­ri­ge des Op­fers im Sin­ne von Ar­ti­kel 1 Ab­sät­ze 1 und 2 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 23. März 20072 (OHG) so­wie Drit­te, so­weit die­se über ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se ver­fü­gen, kön­nen mit schrift­li­chem Ge­such ver­lan­gen, dass sie von der Voll­zugs­be­hör­de über Fol­gen­des in­for­miert wer­den:

a.
über den Zeit­punkt des Straf- oder Mass­nah­men­an­tritts des Ver­ur­teil­ten, die Voll­zug­s­ein­rich­tung, die Voll­zugs­form, so­fern sie vom Nor­mal­voll­zug ab­weicht, Voll­zugs­un­ter­bre­chun­gen, Voll­zugs­öff­nun­gen (Art. 75a Abs. 2), die be­ding­te oder de­fi­ni­ti­ve Ent­las­sung so­wie die Rück­ver­set­zung in den Straf- oder Mass­nah­men­voll­zug;
b.
um­ge­hend über ei­ne Flucht des Ver­ur­teil­ten und de­ren Be­en­di­gung.

2Die Voll­zugs­be­hör­de ent­schei­det nach An­hö­rung des Ver­ur­teil­ten über das Ge­such.

3Sie kann nur dann die In­for­ma­ti­on ver­wei­gern oder einen frü­he­ren Ent­scheid zu in­for­mie­ren wi­der­ru­fen, wenn be­rech­tig­te In­ter­es­sen des Ver­ur­teil­ten über­wie­gen.

4Heisst die Voll­zugs­be­hör­de ein Ge­such gut, so macht sie die in­for­ma­ti­ons­be­rech­tig­te Per­son auf die Ver­trau­lich­keit der be­kannt ge­ge­be­nen In­for­ma­tio­nen auf­merk­sam. Per­so­nen, die An­spruch auf Op­fer­hil­fe nach dem OHG ha­ben, sind ge­gen­über der be­ra­ten­den Per­son ei­ner Be­ra­tungs­stel­le nach Ar­ti­kel 9 OHG nicht zur Ver­trau­lich­keit ver­pflich­tet.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 26. Sept. 2014 über das In­for­ma­ti­ons­recht des Op­fers, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 1623; BBl 2014 889 913). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.
2 SR 312.5

Fünfter Titel: Bewährungshilfe, Weisungen und freiwillige soziale Betreuung

Art. 93

Be­wäh­rungs­hil­fe

 

1Mit der Be­wäh­rungs­hil­fe sol­len die be­treu­ten Per­so­nen vor Rück­fäl­lig­keit be­wahrt und so­zi­al in­te­griert wer­den. Die für die Be­wäh­rungs­hil­fe zu­stän­di­ge Be­hör­de leis­tet und ver­mit­telt die hier­für er­for­der­li­che So­zi­al- und Fach­hil­fe.

2Per­so­nen, die in der Be­wäh­rungs­hil­fe tä­tig sind, ha­ben über ih­re Wahr­neh­mun­gen zu schwei­gen. Sie dür­fen Aus­künf­te über die per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se der be­treu­ten Per­son Drit­ten nur ge­ben, wenn die be­treu­te Per­son oder die für die Be­wäh­rungs­hil­fe zu­stän­di­ge Per­son schrift­lich zu­stimmt.

3Die Be­hör­den der Straf­rechts­pfle­ge kön­nen bei der für die Be­wäh­rungs­hil­fe zu­stän­di­gen Be­hör­de einen Be­richt über die be­treu­te Per­son ein­ho­len.

Art. 94

Wei­sun­gen

 

Die Wei­sun­gen, wel­che das Ge­richt oder die Straf­voll­zugs­be­hör­de dem Ver­ur­teil­ten für die Pro­be­zeit er­tei­len kann, be­tref­fen ins­be­son­de­re die Be­rufs­aus­übung, den Auf­ent­halt, das Füh­ren ei­nes Mo­tor­fahr­zeu­ges, den Scha­den­er­satz so­wie die ärzt­li­che und psy­cho­lo­gi­sche Be­treu­ung.

Art. 95

Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen

 

1Das Ge­richt und die Straf­voll­zugs­be­hör­de kön­nen vor ih­rem Ent­scheid über Be­wäh­rungs­hil­fe und Wei­sun­gen einen Be­richt der Be­hör­de ein­ho­len, die für die Be­wäh­rungs­hil­fe, die Kon­trol­le der Wei­sun­gen oder den Voll­zug der Tä­tig­keits­ver­bo­te oder der Kon­takt- und Ray­on­ver­bo­te zu­stän­dig ist.1 Die be­trof­fe­ne Per­son kann zum Be­richt Stel­lung neh­men. Ab­wei­chen­de Stel­lung­nah­men sind im Be­richt fest­zu­hal­ten.

2Die An­ord­nung von Be­wäh­rungs­hil­fe und die Wei­sun­gen sind im Ur­teil oder im Ent­scheid fest­zu­hal­ten und zu be­grün­den.

3Ent­zieht sich der Ver­ur­teil­te der Be­wäh­rungs­hil­fe oder miss­ach­tet er die Wei­sun­gen oder sind die Be­wäh­rungs­hil­fe oder die Wei­sun­gen nicht durch­führ­bar oder nicht mehr er­for­der­lich, so er­stat­tet die zu­stän­di­ge Be­hör­de dem Ge­richt oder den Straf­voll­zugs­be­hör­den Be­richt.

4Das Ge­richt oder die Straf­voll­zugs­be­hör­de kann in den Fäl­len nach Ab­satz 3:

a.
die Pro­be­zeit um die Hälf­te ver­län­gern;
b.
die Be­wäh­rungs­hil­fe auf­he­ben oder neu an­ord­nen;
c.
die Wei­sun­gen än­dern, auf­he­ben oder neue Wei­sun­gen er­tei­len.

5Das Ge­richt kann in den Fäl­len nach Ab­satz 3 die be­ding­te Stra­fe wi­der­ru­fen oder die Rück­ver­set­zung in den Straf- oder Mass­nah­men­voll­zug an­ord­nen, wenn ernst­haft zu er­war­ten ist, dass der Ver­ur­teil­te neue Straf­ta­ten be­geht.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).

Art. 96

So­zia­le Be­treu­ung

 

Die Kan­to­ne stel­len für die Dau­er des Straf­ver­fah­rens und des Straf­voll­zugs ei­ne so­zia­le Be­treu­ung si­cher, die frei­wil­lig in An­spruch ge­nom­men wer­den kann.

Sechster Titel: Verjährung

Art. 97

1. Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung.

Fris­ten

 

1Die Straf­ver­fol­gung ver­jährt, wenn die für die Tat an­ge­droh­te Höchst­stra­fe:

a.
le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe ist: in 30 Jah­ren;
b.
ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von mehr als drei Jah­ren ist: in 15 Jah­ren;
c.
ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von drei Jah­ren ist: in 10 Jah­ren;
d.
ei­ne an­de­re Stra­fe ist: in 7 Jah­ren.1

2Bei se­xu­el­len Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 187) und Ab­hän­gi­gen (Art. 188) so­wie bei Straf­ta­ten nach den Ar­ti­keln 111, 113, 122, 124, 182, 189-191, 195 und 197 Ab­satz 3, die sich ge­gen ein Kind un­ter 16 Jah­ren rich­ten, dau­ert die Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung in je­dem Fall min­des­tens bis zum vollen­de­ten 25. Le­bens­jahr des Op­fers.2

3Ist vor Ab­lauf der Ver­jäh­rungs­frist ein ers­tin­stanz­li­ches Ur­teil er­gan­gen, so tritt die Ver­jäh­rung nicht mehr ein.

4Die Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol­gung von se­xu­el­len Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 187) und min­der­jäh­ri­gen Ab­hän­gi­gen (Art. 188) so­wie von Straf­ta­ten nach den Ar­ti­keln 111-113, 122, 182, 189-191 und 195, die sich ge­gen ein Kind un­ter 16 Jah­ren rich­ten, be­misst sich nach den Ab­sät­zen 1-3, wenn die Straf­tat vor dem In­kraft­tre­ten der Än­de­rung vom 5. Ok­to­ber 20013 be­gan­gen wor­den ist und die Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung zu die­sem Zeit­punkt noch nicht ein­ge­tre­ten ist.4


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 21. Ju­ni 2013 (Ver­län­ge­rung der Ver­fol­gungs-ver­jäh­rung), in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4417; BBl 2012 9253).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 27. Sept. 2013 (Lanz­aro­te-Kon­ven­ti­on), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 1159; BBl 2012 7571).
3AS 2002 2993
4 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 24. März 2006 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des Fa­kul­ta­tiv­pro­to­kolls vom 25. Mai 2000 zum Über­eink. über die Rech­te des Kin­des, be­tref­fend den Ver­kauf von Kin­dern, die Kin­der­pro­sti­tu­ti­on und die Kin­derpor­no­gra­fie, in Kraft seit 1. Dez. 2006 (AS 2006 5437; BBl 2005 2807).

Art. 98

Be­ginn

 

Die Ver­jäh­rung be­ginnt:

a.
mit dem Tag, an dem der Tä­ter die straf­ba­re Tä­tig­keit aus­führt;
b.
wenn der Tä­ter die straf­ba­re Tä­tig­keit zu ver­schie­de­nen Zei­ten aus­führt, mit dem Tag, an dem er die letz­te Tä­tig­keit aus­führt;
c.
wenn das straf­ba­re Ver­hal­ten dau­ert, mit dem Tag, an dem die­ses Ver­hal­ten auf­hört.

Art. 99

2. Voll­stre­ckungs­ver­jäh­rung.

Fris­ten

 

1Die Stra­fen ver­jäh­ren in:

a.
30 Jah­ren, wenn ei­ne le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe aus­ge­spro­chen wur­de;
b.
25 Jah­ren, wenn ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von zehn oder mehr Jah­ren aus­ge­spro­chen wur­de;
c.
20 Jah­ren, wenn ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von min­des­tens fünf und we­ni­ger als zehn Jah­ren aus­ge­spro­chen wur­de;
d.
15 Jah­ren, wenn ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von mehr als ei­nem und we­ni­ger als fünf Jah­ren aus­ge­spro­chen wur­de;
e.
fünf Jah­ren, wenn ei­ne an­de­re Stra­fe aus­ge­spro­chen wur­de.

2Die Ver­jäh­rungs­frist ei­ner Frei­heits­s­tra­fe ver­län­gert sich:

a.
um die Zeit, wäh­rend der sich der Tä­ter im un­un­ter­bro­che­nen Voll­zug die­ser oder ei­ner an­de­ren Frei­heits­s­tra­fe oder Mass­nah­me, die un­mit­tel­bar vor­aus­ge­hend voll­zo­gen wird, be­fin­det;
b.
um die Dau­er der Pro­be­zeit bei be­ding­ter Ent­las­sung.

Art. 100

Be­ginn

 

Die Ver­jäh­rung be­ginnt mit dem Tag, an dem das Ur­teil recht­lich voll­streck­bar wird. Bei der be­ding­ten Stra­fe oder beim vor­aus­ge­hen­den Voll­zug ei­ner Mass­nah­me be­ginnt sie mit dem Tag, an dem der Voll­zug der Stra­fe an­ge­ord­net wird.

Art. 101

3. Un­ver­jähr­bar­keit

 

1Kei­ne Ver­jäh­rung tritt ein für:

a.
Völ­ker­mord (Art. 264);
b.
Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (Art. 264a Abs. 1 und 2);
c.
Kriegs­ver­bre­chen (Art. 264c Abs. 1-3, 264d Abs. 1 und 2, 264e Abs. 1 und 2, 264f, 264g Abs. 1 und 2 und 264h);
d.
Ver­bre­chen, die als Mit­tel zu Er­pres­sung oder Nö­ti­gung Leib und Le­ben vie­ler Men­schen in Ge­fahr brach­ten oder zu brin­gen droh­ten, na­ment­lich un­ter Ver­wen­dung von Mas­sen­ver­nich­tungs­mit­teln, durch Aus­lö­sen von Ka­ta­stro­phen oder durch Gei­sel­nah­me;
e.1
se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 187 Ziff. 1), se­xu­el­le Nö­ti­gung (Art. 189), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 190), Schän­dung (Art. 191), se­xu­el­le Hand­lun­gen mit An­stalts­pfleg­lin­gen, Ge­fan­ge­nen, Be­schul­dig­ten (Art. 192 Abs. 1) und Aus­nüt­zung der Not­la­ge (Art. 193 Abs. 1), wenn sie an Kin­dern un­ter 12 Jah­ren be­gan­gen wur­den.2

2Wä­re die Straf­ver­fol­gung bei An­wen­dung der Ar­ti­kel 97 und 98 ver­jährt, so kann das Ge­richt die Stra­fe mil­dern.

3Die Ab­sät­ze 1 Buch­sta­ben a, c und d so­wie 2 gel­ten, wenn die Straf­ver­fol­gung oder die Stra­fe am 1. Ja­nu­ar 1983 nach dem bis zu je­nem Zeit­punkt gel­ten­den Recht noch nicht ver­jährt war. Ab­satz 1 Buch­sta­be b gilt, wenn die Straf­ver­fol­gung oder die Stra­fe beim In­kraft­tre­ten der Än­de­rung vom 18. Ju­ni 2010 die­ses Ge­set­zes nach bis­he­ri­gem Recht noch nicht ver­jährt war. Ab­satz 1 Buch­sta­be e gilt, wenn die Straf­ver­fol­gung oder die Stra­fe am 30. No­vem­ber 2008 nach dem bis zu je­nem Zeit­punkt gel­ten­den Recht noch nicht ver­jährt war.34


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 15. Ju­ni 2012 (Un­ver­jähr­bar­keit se­xu­el­ler und por­no­gra­fi­scher Straf­ta­ten an Kin­dern vor der Pu­ber­tät), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 5951; BBl 2011 5977).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge­set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).
3 Drit­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 15. Ju­ni 2012 (Un­ver­jähr­bar­keit se­xu­el­ler und por­no­gra­fi­scher Straf­ta­ten an Kin­dern vor der Pu­ber­tät), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 5951; BBl 2011 5977).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge­set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Siebenter Titel: Verantwortlichkeit des Unternehmens

Art. 102

Straf­bar­keit

 

1Wird in ei­nem Un­ter­neh­men in Aus­übung ge­schäft­li­cher Ver­rich­tung im Rah­men des Un­ter­neh­mens­zwecks ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­gan­gen und kann die­se Tat we­gen man­gel­haf­ter Or­ga­ni­sa­ti­on des Un­ter­neh­mens kei­ner be­stimm­ten na­tür­li­chen Per­son zu­ge­rech­net wer­den, so wird das Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen dem Un­ter­neh­men zu­ge­rech­net. In die­sem Fall wird das Un­ter­neh­men mit Bus­se bis zu 5 Mil­lio­nen Fran­ken be­straft.

2Han­delt es sich da­bei um ei­ne Straf­tat nach den Ar­ti­keln 260ter, 260quin­quies, 305bis, 322ter, 322quin­quies, 322sep­ties Ab­satz 1 oder 322oc­ties, so wird das Un­ter­neh­men un­ab­hän­gig von der Straf­bar­keit na­tür­li­cher Per­so­nen be­straft, wenn dem Un­ter­neh­men vor­zu­wer­fen ist, dass es nicht al­le er­for­der­li­chen und zu­mut­ba­ren or­ga­ni­sa­to­ri­schen Vor­keh­ren ge­trof­fen hat, um ei­ne sol­che Straf­tat zu ver­hin­dern.1

3Das Ge­richt be­misst die Bus­se ins­be­son­de­re nach der Schwe­re der Tat und der Schwe­re des Or­ga­ni­sa­ti­ons­man­gels und des an­ge­rich­te­ten Scha­dens so­wie nach der wirt­schaft­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit des Un­ter­neh­mens.

4Als Un­ter­neh­men im Sin­ne die­ses Ti­tels gel­ten:

a.
ju­ris­ti­sche Per­so­nen des Pri­vat­rechts;
b.
ju­ris­ti­sche Per­so­nen des öf­fent­li­chen Rechts mit Aus­nah­me der Ge­biets­kör­per­schaf­ten;
c.
Ge­sell­schaf­ten;
d.
Ein­zel­fir­men2.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Kor­rup­ti­onss­traf­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1287; BBl 2014 3591).
2 Heu­te: Ein­zel­un­ter­neh­men.

Art. 102a


1 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

 

Zweiter Teil: Übertretungen

Art. 103

Be­griff

 

Über­tre­tun­gen sind Ta­ten, die mit Bus­se be­droht sind.

Art. 104

An­wend­bar­keit der Be­stim­mun­gen des Ers­ten Teils

 

Die Be­stim­mun­gen des Ers­ten Teils gel­ten mit den nach­fol­gen­den Än­de­run­gen auch für die Über­tre­tun­gen.

Art. 105

Kei­ne oder be­ding­te An­wend­bar­keit

 

1Die Be­stim­mun­gen über die be­ding­ten und die teil­be­ding­ten Stra­fen (Art. 42 und 43), über die Lan­des­ver­wei­sung (Art. 66a-66d) so­wie über die Ver­ant­wort­lich­keit des Un­ter­neh­mens (Art. 102) sind bei Über­tre­tun­gen nicht an­wend­bar.1

2Ver­such und Ge­hil­fen­schaft wer­den nur in den vom Ge­setz aus­drück­lich be­stimm­ten Fäl­len be­straft.

3Frei­heits­ent­zie­hen­de Mass­nah­men (Art. 59-61 und 64), das Tä­tig­keits­ver­bot (Art. 67), das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot (Art. 67b) so­wie die Ver­öf­fent­li­chung des Ur­teils (Art. 68) sind nur in den vom Ge­setz aus­drück­lich be­stimm­ten Fäl­len zu­läs­sig.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).

Art. 106

Bus­se

 

1Be­stimmt es das Ge­setz nicht an­ders, so ist der Höchst­be­trag der Bus­se 10 000 Fran­ken.

2Der Rich­ter spricht im Ur­teil für den Fall, dass die Bus­se schuld­haft nicht be­zahlt wird, ei­ne Er­satz­frei­heits­s­tra­fe von min­des­tens ei­nem Tag und höchs­tens drei Mo­na­ten aus.

3Das Ge­richt be­misst Bus­se und Er­satz­frei­heits­s­tra­fe je nach den Ver­hält­nis­sen des Tä­ters so, dass die­ser die Stra­fe er­lei­det, die sei­nem Ver­schul­den an­ge­mes­sen ist.

4Die Er­satz­frei­heits­s­tra­fe ent­fällt, so­weit die Bus­se nach­träg­lich be­zahlt wird.

5Auf den Voll­zug und die Um­wand­lung sind die Ar­ti­kel 35 und 36 Ab­sät­ze 2-5 sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

Art. 107


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

 

Art. 108


1 Die­ser Art. bleibt aus ge­set­zes­tech­ni­schen Grün­den leer. Be­rich­tigt von der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers (Art. 58 Abs. 1 ParlG - SR 171.10).

 

Art. 109

Ver­jäh­rung

 

Die Straf­ver­fol­gung und die Stra­fe ver­jäh­ren in drei Jah­ren.

Dritter Teil: Begriffe

Art. 110


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 37 Ziff. 1 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).
2AS 2006 3583

 

1An­ge­hö­ri­ge ei­ner Per­son sind ihr Ehe­gat­te, ih­re ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder ihr ein­ge­tra­ge­ner Part­ner, ih­re Ver­wand­ten ge­ra­der Li­nie, ih­re voll­bür­ti­gen und halb­bür­ti­gen Ge­schwis­ter, ih­re Ad­op­tiv­el­tern, ih­re Ad­op­tiv­ge­schwis­ter und Ad­op­tiv­kin­der.1

2Fa­mi­li­en­ge­nos­sen sind Per­so­nen, die in ge­mein­sa­mem Haus­halt le­ben.

3Als Be­am­te gel­ten die Be­am­ten und An­ge­stell­ten ei­ner öf­fent­li­chen Ver­wal­tung und der Rechts­pfle­ge so­wie die Per­so­nen, die pro­vi­so­risch ein Amt be­klei­den oder pro­vi­so­risch bei ei­ner öf­fent­li­chen Ver­wal­tung oder der Rechts­pfle­ge an­ge­stellt sind oder vor­über­ge­hend amt­li­che Funk­tio­nen aus­üben.

3bisStellt ei­ne Be­stim­mung auf den Be­griff der Sa­che ab, so fin­det sie ent­spre­chen­de An­wen­dung auf Tie­re.2

4Ur­kun­den sind Schrif­ten, die be­stimmt und ge­eig­net sind, oder Zei­chen, die be­stimmt sind, ei­ne Tat­sa­che von recht­li­cher Be­deu­tung zu be­wei­sen. Die Auf­zeich­nung auf Bild- und Da­ten­trä­gern steht der Schrift­form gleich, so­fern sie dem­sel­ben Zweck dient.

5Öf­fent­li­che Ur­kun­den sind Ur­kun­den, die von Mit­glie­dern ei­ner Be­hör­de, Be­am­ten und Per­so­nen öf­fent­li­chen Glau­bens in Wahr­neh­mung ho­heit­li­cher Funk­tio­nen aus­ge­stellt wer­den. Nicht als öf­fent­li­che Ur­kun­den gel­ten Ur­kun­den, die von der Ver­wal­tung der wirt­schaft­li­chen Un­ter­neh­mun­gen und Mo­no­pol­be­trie­be des Staa­tes oder an­de­rer öf­fent­lich-recht­li­cher Kör­per­schaf­ten und An­stal­ten in zi­vil­recht­li­chen Ge­schäf­ten aus­ge­stellt wer­den.

6Der Tag hat 24 auf­ein­an­der fol­gen­de Stun­den. Der Mo­nat und das Jahr wer­den nach der Ka­len­der­zeit be­rech­net.

7Un­ter­su­chungs­haft ist je­de in ei­nem Straf­ver­fah­ren ver­häng­te Haft, Un­ter­su­chungs-, Si­cher­heits- und Aus­lie­fe­rungs­haft.

Zweites Buch: Besondere Bestimmungen

Erster Titel: Strafbare Handlungen gegen Leib und Leben

Art. 111

1. Tö­tung.

Vor­sätz­li­che Tö­tung

 

Wer vor­sätz­lich einen Men­schen tö­tet, oh­ne dass ei­ne der be­son­dern Vor­aus­set­zun­gen der nach­fol­gen­den Ar­ti­kel zu­trifft, wird mit Frei­heits­s­tra­fe1 nicht un­ter fünf Jah­ren be­straft.


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 1 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

Art. 112

Mord

 

Han­delt der Tä­ter be­son­ders skru­pel­los, sind na­ment­lich sein Be­weg­grund, der Zweck der Tat oder die Art der Aus­füh­rung be­son­ders ver­werf­lich, so ist die Stra­fe le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe oder Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter zehn Jah­ren.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 113

Tot­schlag

 

Han­delt der Tä­ter in ei­ner nach den Um­stän­den ent­schuld­ba­ren hef­ti­gen Ge­müts­be­we­gung oder un­ter gros­ser see­li­scher Be­las­tung, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu zehn Jah­ren.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 114

Tö­tung auf Ver­lan­gen

 

Wer aus ach­tens­wer­ten Be­weg­grün­den, na­ment­lich aus Mit­leid, einen Men­schen auf des­sen ernst­haf­tes und ein­dring­li­ches Ver­lan­gen tö­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe2 be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

Art. 115

Ver­lei­tung und Bei­hil­fe zum Selbst­mord

 

Wer aus selbst­süch­ti­gen Be­weg­grün­den je­man­den zum Selbst­mor­de ver­lei­tet oder ihm da­zu Hil­fe leis­tet, wird, wenn der Selbst­mord aus­ge­führt oder ver­sucht wur­de, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe1 be­straft.


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 3 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

Art. 116

Kin­de­stö­tung

 

Tö­tet ei­ne Mut­ter ihr Kind wäh­rend der Ge­burt oder so­lan­ge sie un­ter dem Ein­fluss des Ge­burts­vor­gan­ges steht, so wird sie mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 117

Fahr­läs­si­ge Tö­tung

 

Wer fahr­läs­sig den Tod ei­nes Men­schen ver­ur­sacht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 118

2. Schwan­ger­schafts­ab­bruch.

Straf­ba­rer Schwan­ger­schafts­ab­bruch

 

1Wer ei­ne Schwan­ger­schaft mit Ein­wil­li­gung der schwan­ge­ren Frau ab­bricht oder ei­ne schwan­ge­re Frau zum Ab­bruch der Schwan­ger­schaft an­stif­tet oder ihr da­bei hilft, oh­ne dass die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 119 er­füllt sind, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Wer ei­ne Schwan­ger­schaft oh­ne Ein­wil­li­gung der schwan­ge­ren Frau ab­bricht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr2 bis zu zehn Jah­ren be­straft.

3Die Frau, die ih­re Schwan­ger­schaft nach Ab­lauf der zwölf­ten Wo­che seit Be­ginn der letz­ten Pe­ri­ode ab­bricht, ab­bre­chen lässt oder sich in an­de­rer Wei­se am Ab­bruch be­tei­ligt, oh­ne dass die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 119 Ab­satz 1 er­füllt sind, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

4In den Fäl­len der Ab­sät­ze 1 und 3 tritt die Ver­jäh­rung in drei Jah­ren ein.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. März 2001 (Schwan­ger­schafts­ab­bruch), in Kraft seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2989; BBl 1998 3005 5376).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 4 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 22. März 2002 (Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol­gung), in Kraft seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2986; BBl 2002 2673 1649).

Art. 119

Straflo­ser Schwan­ger­schafts­ab­bruch

 

1Der Ab­bruch ei­ner Schwan­ger­schaft ist straf­los, wenn er nach ärzt­li­chem Ur­teil not­wen­dig ist, da­mit von der schwan­ge­ren Frau die Ge­fahr ei­ner schwer­wie­gen­den kör­per­li­chen Schä­di­gung oder ei­ner schwe­ren see­li­schen Not­la­ge ab­ge­wen­det wer­den kann. Die Ge­fahr muss um­so grös­ser sein, je fort­ge­schrit­te­ner die Schwan­ger­schaft ist.

2Der Ab­bruch ei­ner Schwan­ger­schaft ist eben­falls straf­los, wenn er in­ner­halb von zwölf Wo­chen seit Be­ginn der letz­ten Pe­ri­ode auf schrift­li­ches Ver­lan­gen der schwan­ge­ren Frau, die gel­tend macht, sie be­fin­de sich in ei­ner Not­la­ge, durch ei­ne zur Be­rufs­aus­übung zu­ge­las­se­ne Ärz­tin oder einen zur Be­rufs­aus­übung zu­ge­las­se­nen Arzt vor­ge­nom­men wird. Die Ärz­tin oder der Arzt hat per­sön­lich mit der Frau vor­her ein ein­ge­hen­des Ge­spräch zu füh­ren und sie zu be­ra­ten.

3Ist die Frau nicht ur­teils­fä­hig, so ist die Zu­stim­mung ih­rer ge­setz­li­chen Ver­tre­te­rin oder ih­res ge­setz­li­chen Ver­tre­ters er­for­der­lich.

4Die Kan­to­ne be­zeich­nen die Pra­xen und Spi­tä­ler, wel­che die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne fach­ge­rech­te Durch­füh­rung von Schwan­ger­schafts­ab­brü­chen und für ei­ne ein­ge­hen­de Be­ra­tung er­fül­len.

5Ein Schwan­ger­schafts­ab­bruch wird zu sta­tis­ti­schen Zwe­cken der zu­stän­di­gen Ge­sund­heits­be­hör­de ge­mel­det, wo­bei die An­ony­mi­tät der be­trof­fe­nen Frau ge­währ­leis­tet wird und das Arzt­ge­heim­nis zu wah­ren ist.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. März 2001 (Schwan­ger­schafts­ab­bruch), in Kraft seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2989; BBl 1998 3005 5376).

Art. 120

Über­tre­tun­gen durch Ärz­tin­nen oder Ärz­te

 

1Mit Bus­se2 wird die Ärz­tin oder der Arzt be­straft, die oder der ei­ne Schwan­ger­schaft in An­wen­dung von Ar­ti­kel 119 Ab­satz 2 ab­bricht und es un­ter­lässt, vor dem Ein­griff:

a.
von der schwan­ge­ren Frau ein schrift­li­ches Ge­such zu ver­lan­gen;
b.
per­sön­lich mit der schwan­ge­ren Frau ein ein­ge­hen­des Ge­spräch zu füh­ren und sie zu be­ra­ten, sie über die ge­sund­heit­li­chen Ri­si­ken des Ein­griffs zu in­for­mie­ren und ihr ge­gen Un­ter­schrift einen Leit­fa­den aus­zu­hän­di­gen, wel­cher ent­hält:
1.
ein Ver­zeich­nis der kos­ten­los zur Ver­fü­gung ste­hen­den Be­ra­tungs­stel­len,
2.
ein Ver­zeich­nis von Ver­ei­nen und Stel­len, wel­che mo­ra­li­sche und ma­te­ri­el­le Hil­fe an­bie­ten, und
3.
Aus­kunft über die Mög­lich­keit, das ge­bo­re­ne Kind zur Ad­op­ti­on frei­zu­ge­ben;
c.
sich per­sön­lich zu ver­ge­wis­sern, dass ei­ne schwan­ge­re Frau un­ter 16 Jah­ren sich an ei­ne für Ju­gend­li­che spe­zia­li­sier­te Be­ra­tungs­stel­le ge­wandt hat.

2Eben­so wird die Ärz­tin oder der Arzt be­straft, die oder der es un­ter­lässt, ge­mä­ss Ar­ti­kel 119 Ab­satz 5 einen Schwan­ger­schafts­ab­bruch der zu­stän­di­gen Ge­sund­heits­be­hör­de zu mel­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. März 2001 (Schwan­ger­schafts­ab­bruch), in Kraft seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2989; BBl 1998 3005 5376).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 5 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

Art. 121


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 23. März 2001 (Schwan­ger­schafts­ab­bruch), mit Wir­kung seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2989; BBl 1998 3005 5376).

 

Art. 122

3. Kör­per­ver­let­zung.

Schwe­re Kör­per­ver­let­zung

 

Wer vor­sätz­lich einen Men­schen le­bens­ge­fähr­lich ver­letzt,

wer vor­sätz­lich den Kör­per, ein wich­ti­ges Or­gan oder Glied ei­nes Men­schen ver­stüm­melt oder ein wich­ti­ges Or­gan oder Glied un­brauch­bar macht, einen Men­schen blei­bend ar­beits­un­fä­hig, ge­brech­lich oder geis­tes­krank macht, das Ge­sicht ei­nes Men­schen arg und blei­bend ent­stellt,

wer vor­sätz­lich ei­ne an­de­re schwe­re Schä­di­gung des Kör­pers oder der kör­per­li­chen oder geis­ti­gen Ge­sund­heit ei­nes Men­schen ver­ur­sacht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 123

Ein­fa­che Kör­per­ver­let­zung

 

1. Wer vor­sätz­lich einen Men­schen in an­de­rer Wei­se an Kör­per oder Ge­sund­heit schä­digt, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

In leich­ten Fäl­len kann der Rich­ter die Stra­fe mil­dern (Art. 48a).2

2. Die Stra­fe ist Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe, und der Tä­ter wird von Am­tes we­gen ver­folgt,

wenn er Gift, ei­ne Waf­fe oder einen ge­fähr­li­chen Ge­gen­stand ge­braucht,

wenn er die Tat an ei­nem Wehr­lo­sen oder an ei­ner Per­son be­geht, die un­ter sei­ner Ob­hut steht oder für die er zu sor­gen hat, na­ment­lich an ei­nem Kind,

wenn er der Ehe­gat­te des Op­fers ist und die Tat wäh­rend der Ehe oder bis zu ei­nem Jahr nach der Schei­dung be­gan­gen wur­de,3

wenn er die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder der ein­ge­tra­ge­ne Part­ner des Op­fers ist und die Tat wäh­rend der Dau­er der ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft oder bis zu ei­nem Jahr nach de­ren Auf­lö­sung be­gan­gen wur­de,4

wenn er der he­te­ro- oder ho­mo­se­xu­el­le Le­ben­s­part­ner des Op­fers ist, so­fern sie auf un­be­stimm­te Zeit einen ge­mein­sa­mem Haus­halt füh­ren und die Tat wäh­rend die­ser Zeit oder bis zu ei­nem Jahr nach der Tren­nung be­gan­gen wur­de.5


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 2003 1909 1937).
4 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 18 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).
5 Ur­sprüng­lich Abs. 4. Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 2003 1909 1937).

Art. 124

Ver­stüm­me­lung weib­li­cher Ge­ni­ta­li­en

 

1Wer die Ge­ni­ta­li­en ei­ner weib­li­chen Per­son ver­stüm­melt, in ih­rer na­tür­li­chen Funk­ti­on er­heb­lich und dau­er­haft be­ein­träch­tigt oder sie in an­de­rer Wei­se schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 180 Ta­ges­sät­zen be­straft.

2Straf­bar ist auch, wer die Tat im Aus­land be­geht, sich in der Schweiz be­fin­det und nicht aus­ge­lie­fert wird. Ar­ti­kel 7 Ab­sät­ze 4 und 5 sind an­wend­bar.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2011 in Kraft seit 1. Ju­li 2012 (AS 2012 2575; BBl 2010 5651 5677).

Art. 125

Fahr­läs­si­ge Kör­per­ver­let­zung

 

1Wer fahr­läs­sig einen Men­schen am Kör­per oder an der Ge­sund­heit schä­digt, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe1 be­straft.

2Ist die Schä­di­gung schwer, so wird der Tä­ter von Am­tes we­gen ver­folgt.


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

Art. 126

Tät­lich­kei­ten

 

1Wer ge­gen je­man­den Tät­lich­kei­ten ver­übt, die kei­ne Schä­di­gung des Kör­pers oder der Ge­sund­heit zur Fol­ge ha­ben, wird, auf An­trag, mit Bus­se be­straft.

2Der Tä­ter wird von Am­tes we­gen ver­folgt, wenn er die Tat wie­der­holt be­geht:

a.
an ei­ner Per­son, die un­ter sei­ner Ob­hut steht oder für die er zu sor­gen hat, na­ment­lich an ei­nem Kind;
b.
an sei­nem Ehe­gat­ten wäh­rend der Ehe oder bis zu ei­nem Jahr nach der Schei­dung; oder
bbis.1an sei­ner ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin oder sei­nem ein­ge­tra­ge­nen Part­ner wäh­rend der Dau­er der ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft oder bis zu ei­nem Jahr nach de­ren Auf­lö­sung; oder
c.
an sei­nem he­te­ro- oder ho­mo­se­xu­el­len Le­ben­s­part­ner, so­fern sie auf un­be­stimm­te Zeit einen ge­mein­sa­men Haus­halt füh­ren und die Tat wäh­rend die­ser Zeit oder bis zu ei­nem Jahr nach der Tren­nung be­gan­gen wur­de.2

1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 18 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 2003 1909 1937).

Art. 127

4. Ge­fähr­dung des Le­bens und der Ge­sund­heit.

Aus­set­zung

 

Wer einen Hilflo­sen, der un­ter sei­ner Ob­hut steht oder für den er zu sor­gen hat, ei­ner Ge­fahr für das Le­ben oder ei­ner schwe­ren un­mit­tel­ba­ren Ge­fahr für die Ge­sund­heit aus­setzt oder in ei­ner sol­chen Ge­fahr im Sti­che lässt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 128

Un­ter­las­sung der Not­hil­fe

 

Wer ei­nem Men­schen, den er ver­letzt hat, oder ei­nem Men­schen, der in un­mit­tel­ba­rer Le­bens­ge­fahr schwebt, nicht hilft, ob­wohl es ihm den Um­stän­den nach zu­ge­mu­tet wer­den könn­te,

wer an­de­re da­von ab­hält, Not­hil­fe zu leis­ten, oder sie da­bei be­hin­dert,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 128bis

Falscher Alarm

 

Wer wi­der bes­se­res Wis­sen grund­los einen öf­fent­li­chen oder ge­mein­nüt­zi­gen Si­cher­heits­dienst, einen Ret­tungs- oder Hilfs­dienst, ins­be­son­de­re Po­li­zei, Feu­er­wehr, Sa­ni­tät, alar­miert, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 129

Ge­fähr­dung des Le­bens

 

Wer einen Men­schen in skru­pel­lo­ser Wei­se in un­mit­tel­ba­re Le­bens­ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 130-132


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

 

Art. 133

Rauf­han­del

 

1Wer sich an ei­nem Rauf­han­del be­tei­ligt, der den Tod oder die Kör­per­ver­let­zung ei­nes Men­schen zur Fol­ge hat, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Nicht straf­bar ist, wer aus­sch­liess­lich ab­wehrt oder die Strei­ten­den schei­det.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 134

An­griff

 

Wer sich an ei­nem An­griff auf einen oder meh­re­re Men­schen be­tei­ligt, der den Tod oder die Kör­per­ver­let­zung ei­nes An­ge­grif­fe­nen oder ei­nes Drit­ten zur Fol­ge hat, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe2 be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 6 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

Art. 135

Ge­walt­dar­stel­lun­gen

 

1Wer Ton- oder Bild­auf­nah­men, Ab­bil­dun­gen, an­de­re Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen, die, oh­ne schutz­wür­di­gen kul­tu­rel­len oder wis­sen­schaft­li­chen Wert zu ha­ben, grau­sa­me Ge­walt­tä­tig­kei­ten ge­gen Men­schen oder Tie­re ein­dring­lich dar­stel­len und da­bei die ele­men­ta­re Wür­de des Men­schen in schwe­rer Wei­se ver­let­zen, her­stellt, ein­führt, la­gert, in Ver­kehr bringt, an­preist, aus­stellt, an­bie­tet, zeigt, über­lässt oder zu­gäng­lich macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

1bisMit Frei­heits­s­tra­fe bis zu ei­nem Jahr oder mit Geld­stra­fe wird be­straft,2 wer Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen nach Ab­satz 1, so­weit sie Ge­walt­tä­tig­kei­ten ge­gen Men­schen oder Tie­re dar­stel­len, er­wirbt, sich über elek­tro­ni­sche Mit­tel oder sonst wie be­schafft oder be­sitzt.3

2Die Ge­gen­stän­de wer­den ein­ge­zo­gen.

3Han­delt der Tä­ter aus Ge­winn­sucht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. Mit Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.4


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 2001 (Straf­ba­re Hand­lun­gen ge­gen die se­xu­el­le In­te­gri­tät; Ver­bot des Be­sit­zes har­ter Por­no­gra­fie), in Kraft seit 1. April 2002 (AS 2002 408; BBl 2000 2943).
4 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 7 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

Art. 136

Ver­ab­rei­chen ge­sund­heits­ge­fähr­den­der Stof­fe an Kin­der

 

Wer ei­nem Kind un­ter 16 Jah­ren al­ko­ho­li­sche Ge­trän­ke oder an­de­re Stof­fe in ei­ner Men­ge, wel­che die Ge­sund­heit ge­fähr­den kann, ver­ab­reicht oder zum Kon­sum zur Ver­fü­gung stellt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 20. März 2008, in Kraft seit 1. Ju­li 2011 (AS 2009 2623, 2011 2559; BBl 2006 8573 8645).

Zweiter Titel: Strafbare Handlungen gegen das Vermögen

Art. 137

1. Straf­ba­re Hand­lun­gen ge­gen das Ver­mö­gen.

Un­recht­mäs­si­ge An­eig­nung

 

1. Wer sich ei­ne frem­de be­weg­li­che Sa­che an­eig­net, um sich oder einen an­dern da­mit un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, wird, wenn nicht die be­son­de­ren Vor­aus­set­zun­gen der Ar­ti­kel 138-140 zu­tref­fen, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Hat der Tä­ter die Sa­che ge­fun­den oder ist sie ihm oh­ne sei­nen Wil­len zu­ge­kom­men,

han­delt er oh­ne Be­rei­che­rungs­ab­sicht oder

han­delt er zum Nach­teil ei­nes An­ge­hö­ri­gen oder Fa­mi­li­en­ge­nos­sen,

so wird die Tat nur auf An­trag ver­folgt.

Art. 138

Ver­un­treu­ung

 

1. Wer sich ei­ne ihm an­ver­trau­te frem­de be­weg­li­che Sa­che an­eig­net, um sich oder einen an­dern da­mit un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern,

wer ihm an­ver­trau­te Ver­mö­gens­wer­te un­recht­mäs­sig in sei­nem oder ei­nes an­de­ren Nut­zen ver­wen­det,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Die Ver­un­treu­ung zum Nach­teil ei­nes An­ge­hö­ri­gen oder Fa­mi­li­en­ge­nos­sen wird nur auf An­trag ver­folgt.

2. Wer die Tat als Mit­glied ei­ner Be­hör­de, als Be­am­ter, Vor­mund, Bei­stand, be­rufs­mäs­si­ger Ver­mö­gens­ver­wal­ter oder bei Aus­übung ei­nes Be­ru­fes, Ge­wer­bes oder Han­dels­ge­schäf­tes, zu der er durch ei­ne Be­hör­de er­mäch­tigt ist, be­geht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe1 be­straft.


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 8 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

Art. 139

Dieb­stahl

 

1. Wer je­man­dem ei­ne frem­de be­weg­li­che Sa­che zur An­eig­nung weg­nimmt, um sich oder einen an­dern da­mit un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Der Dieb wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 90 Ta­ges­sät­zen1 be­straft, wenn er ge­werbs­mäs­sig stiehlt.

3. Der Dieb wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft,2

wenn er den Dieb­stahl als Mit­glied ei­ner Ban­de aus­führt, die sich zur fort­ge­setz­ten Ver­übung von Raub oder Dieb­stahl zu­sam­men­ge­fun­den hat,

wenn er zum Zweck des Dieb­stahls ei­ne Schuss­waf­fe oder ei­ne an­de­re ge­fähr­li­che Waf­fe mit sich führt oder

wenn er sonst wie durch die Art, wie er den Dieb­stahl be­geht, sei­ne be­son­de­re Ge­fähr­lich­keit of­fen­bart.

4. Der Dieb­stahl zum Nach­teil ei­nes An­ge­hö­ri­gen oder Fa­mi­li­en­ge­nos­sen wird nur auf An­trag ver­folgt.


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 9 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 140

Raub

 

1. Wer mit Ge­walt ge­gen ei­ne Per­son oder un­ter An­dro­hung ge­gen­wär­ti­ger Ge­fahr für Leib oder Le­ben oder nach­dem er den Be­trof­fe­nen zum Wi­der­stand un­fä­hig ge­macht hat, einen Dieb­stahl be­geht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft.1

Wer, bei ei­nem Dieb­stahl auf fri­scher Tat er­tappt, Nö­ti­gungs­hand­lun­gen nach Ab­satz 1 be­geht, um die ge­stoh­le­ne Sa­che zu be­hal­ten, wird mit der glei­chen Stra­fe be­legt.

2. Der Räu­ber wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr2 be­straft, wenn er zum Zweck des Rau­bes ei­ne Schuss­waf­fe oder ei­ne an­de­re ge­fähr­li­che Waf­fe mit sich führt.

3. Der Räu­ber wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter zwei Jah­ren be­straft,

wenn er den Raub als Mit­glied ei­ner Ban­de aus­führt, die sich zur fort­ge­setz­ten Ver­übung von Raub oder Dieb­stahl zu­sam­men­ge­fun­den hat,

wenn er sonst wie durch die Art, wie er den Raub be­geht, sei­ne be­son­de­re Ge­fähr­lich­keit of­fen­bart.

4. Die Stra­fe ist Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren, wenn der Tä­ter das Op­fer in Le­bens­ge­fahr bringt, ihm ei­ne schwe­re Kör­per­ver­let­zung zu­fügt oder es grau­sam be­han­delt.


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 12 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 141

Sach­ent­zie­hung

 

Wer dem Be­rech­tig­ten oh­ne An­eig­nungs­ab­sicht ei­ne be­weg­li­che Sa­che ent­zieht und ihm da­durch einen er­heb­li­chen Nach­teil zu­fügt, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 141bis

Un­recht­mäs­si­ge Ver­wen­dung von Ver­mö­gens­wer­ten

 

Wer Ver­mö­gens­wer­te, die ihm oh­ne sei­nen Wil­len zu­ge­kom­men sind, un­recht­mäs­sig in sei­nem oder ei­nes an­dern Nut­zen ver­wen­det, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 142

Un­recht­mäs­si­ge Ent­zie­hung von Ener­gie

 

1Wer ei­ner An­la­ge, die zur Ver­wer­tung von Na­tur­kräf­ten dient, na­ment­lich ei­ner elek­tri­schen An­la­ge, un­recht­mäs­sig Ener­gie ent­zieht, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Han­delt der Tä­ter in der Ab­sicht, sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 143

Un­be­fug­te Da­ten­be­schaf­fung

 

1Wer in der Ab­sicht, sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, sich oder ei­nem an­dern elek­tro­nisch oder in ver­gleich­ba­rer Wei­se ge­spei­cher­te oder über­mit­tel­te Da­ten be­schafft, die nicht für ihn be­stimmt und ge­gen sei­nen un­be­fug­ten Zu­griff be­son­ders ge­si­chert sind, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Die un­be­fug­te Da­ten­be­schaf­fung zum Nach­teil ei­nes An­ge­hö­ri­gen oder Fa­mi­li­en­ge­nos­sen wird nur auf An­trag ver­folgt.

Art. 143bis

Un­be­fug­tes Ein­drin­gen in ein Da­ten­ver­ar­bei­tungs­sys­tem

 

1Wer auf dem We­ge von Da­ten­über­tra­gungs­ein­rich­tun­gen un­be­fug­ter­wei­se in ein frem­des, ge­gen sei­nen Zu­griff be­son­ders ge­si­cher­tes Da­ten­ver­ar­bei­tungs­sys­tem ein­dringt, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Wer Pass­wör­ter, Pro­gram­me oder an­de­re Da­ten, von de­nen er weiss oder an­neh­men muss, dass sie zur Be­ge­hung ei­ner straf­ba­ren Hand­lung ge­mä­ss Ab­satz 1 ver­wen­det wer­den sol­len, in Ver­kehr bringt oder zu­gäng­lich macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 18. März 2011 (Über­eink. des Eu­ro­pa­ra­tes über die Cy­ber­kri­mi­na­li­tät), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 6293; BBl 2010 4697).

Art. 144

Sach­be­schä­di­gung

 

1Wer ei­ne Sa­che, an der ein frem­des Ei­gen­tums-, Ge­brauchs- oder Nutz­nies­sungs­recht be­steht, be­schä­digt, zer­stört oder un­brauch­bar macht, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Hat der Tä­ter die Sach­be­schä­di­gung aus An­lass ei­ner öf­fent­li­chen Zu­sam­men­rot­tung be­gan­gen, so wird er von Am­tes we­gen ver­folgt.

3Hat der Tä­ter einen gros­sen Scha­den ver­ur­sacht, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu fünf Jah­ren er­kannt wer­den. Die Tat wird von Am­tes we­gen ver­folgt.

Art. 144bis

Da­ten­be­schä­di­gung

 

1. Wer un­be­fugt elek­tro­nisch oder in ver­gleich­ba­rer Wei­se ge­spei­cher­te oder über­mit­tel­te Da­ten ver­än­dert, löscht oder un­brauch­bar macht, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Hat der Tä­ter einen gros­sen Scha­den ver­ur­sacht, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu fünf Jah­ren er­kannt wer­den. Die Tat wird von Am­tes we­gen ver­folgt.

2. Wer Pro­gram­me, von de­nen er weiss oder an­neh­men muss, dass sie zu den in Zif­fer 1 ge­nann­ten Zwe­cken ver­wen­det wer­den sol­len, her­stellt, ein­führt, in Ver­kehr bringt, an­preist, an­bie­tet oder sonst wie zu­gäng­lich macht oder zu ih­rer Her­stel­lung An­lei­tung gibt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu fünf Jah­ren er­kannt wer­den.

Art. 145

Ver­un­treu­ung und Ent­zug von Pfand­sa­chen und Re­ten­ti­ons­ge­gen­stän­den

 

Der Schuld­ner, der in der Ab­sicht, sei­nen Gläu­bi­ger zu schä­di­gen, die­sem ei­ne als Pfand oder Re­ten­ti­ons­ge­gen­stand die­nen­de Sa­che ent­zieht, ei­gen­mäch­tig dar­über ver­fügt, sie be­schä­digt, zer­stört, ent­wer­tet oder un­brauch­bar macht, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 146

Be­trug

 

1Wer in der Ab­sicht, sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, je­man­den durch Vor­spie­ge­lung oder Un­ter­drückung von Tat­sa­chen arg­lis­tig ir­re­führt oder ihn in ei­nem Irr­tum arg­lis­tig be­stärkt und so den Ir­ren­den zu ei­nem Ver­hal­ten be­stimmt, wo­durch die­ser sich selbst oder einen an­dern am Ver­mö­gen schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 90 Ta­ges­sät­zen be­straft.

3Der Be­trug zum Nach­teil ei­nes An­ge­hö­ri­gen oder Fa­mi­li­en­ge­nos­sen wird nur auf An­trag ver­folgt.

Art. 147

Be­trü­ge­ri­scher Miss­brauch ei­ner Da­ten­ver­ar­bei­tungs­an­la­ge

 

1Wer in der Ab­sicht, sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, durch un­rich­ti­ge, un­voll­stän­di­ge oder un­be­fug­te Ver­wen­dung von Da­ten oder in ver­gleich­ba­rer Wei­se auf einen elek­tro­ni­schen oder ver­gleich­ba­ren Da­ten­ver­ar­bei­tungs- oder Da­ten­über­mitt­lungs­vor­gang ein­wirkt und da­durch ei­ne Ver­mö­gens­ver­schie­bung zum Scha­den ei­nes an­dern her­bei­führt oder ei­ne Ver­mö­gens­ver­schie­bung un­mit­tel­bar dar­nach ver­deckt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 90 Ta­ges­sät­zen be­straft.

3Der be­trü­ge­ri­sche Miss­brauch ei­ner Da­ten­ver­ar­bei­tungs­an­la­ge zum Nach­teil ei­nes An­ge­hö­ri­gen oder Fa­mi­li­en­ge­nos­sen wird nur auf An­trag ver­folgt.

Art. 148

Check- und Kre­dit­kar­ten­miss­brauch

 

1Wer, ob­schon er zah­lungs­un­fä­hig oder zah­lungs­un­wil­lig ist, ei­ne ihm vom Aus­stel­ler über­las­se­ne Check- oder Kre­dit­kar­te oder ein gleich­ar­ti­ges Zah­lungs­in­stru­ment ver­wen­det, um ver­mö­gens­wer­te Leis­tun­gen zu er­lan­gen und den Aus­stel­ler da­durch am Ver­mö­gen schä­digt, wird, so­fern die­ser und das Ver­trags­un­ter­neh­men die ih­nen zu­mut­ba­ren Mass­nah­men ge­gen den Miss­brauch der Kar­te er­grif­fen ha­ben, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 90 Ta­ges­sät­zen be­straft.

Art. 148a

Un­recht­mäs­si­ger Be­zug von Leis­tun­gen ei­ner So­zi­al­ver­si­che­rung oder der So­zi­al­hil­fe

 

1Wer je­man­den durch un­wah­re oder un­voll­stän­di­ge An­ga­ben, durch Ver­schwei­gen von Tat­sa­chen oder in an­de­rer Wei­se ir­re­führt oder in ei­nem Irr­tum be­stärkt, so­dass er oder ein an­de­rer Leis­tun­gen ei­ner So­zi­al­ver­si­che­rung oder der So­zi­al­hil­fe be­zieht, die ihm oder dem an­dern nicht zu­ste­hen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu ei­nem Jahr oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len ist die Stra­fe Bus­se.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

Art. 149

Zech­prel­le­rei

 

Wer sich in ei­nem Gast­ge­wer­be­be­trieb be­her­ber­gen, Spei­sen oder Ge­trän­ke vor­set­zen lässt oder an­de­re Dienst­leis­tun­gen be­an­sprucht und den Be­triebs­in­ha­ber um die Be­zah­lung prellt, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 150

Er­schlei­chen ei­ner Leis­tung

 

Wer, oh­ne zu zah­len, ei­ne Leis­tung er­schleicht, von der er weiss, dass sie nur ge­gen Ent­gelt er­bracht wird, na­ment­lich in­dem er

ein öf­fent­li­ches Ver­kehrs­mit­tel be­nützt,

ei­ne Auf­füh­rung, Aus­stel­lung oder ähn­li­che Ver­an­stal­tung be­sucht,

ei­ne Leis­tung, die ei­ne Da­ten­ver­ar­bei­tungs­an­la­ge er­bringt oder die ein Au­to­mat ver­mit­telt, be­an­sprucht,

wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 150bis

Her­stel­len und In­ver­kehr­brin­gen von Ma­te­ria­li­en zur un­be­fug­ten Ent­schlüs­se­lung co­dier­ter An­ge­bo­te

 

1Wer Ge­rä­te, de­ren Be­stand­tei­le oder Da­ten­ver­ar­bei­tungs­pro­gram­me, die zur un­be­fug­ten Ent­schlüs­se­lung co­dier­ter Rund­funk­pro­gram­me oder Fern­mel­de­diens­te be­stimmt und ge­eig­net sind, her­stellt, ein­führt, aus­führt, durch­führt, in Ver­kehr bringt oder in­stal­liert, wird, auf An­trag, mit Bus­se be­straft.2

2Ver­such und Ge­hil­fen­schaft sind straf­bar.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des Fern­mel­de­ge­set­zes vom 30. April 1997, in Kraft seit 1. Jan. 1998 (AS 1997 2187; BBl 1996 III 1405).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 151

Arg­lis­ti­ge Ver­mö­gens­schä­di­gung

 

Wer je­man­den oh­ne Be­rei­che­rungs­ab­sicht durch Vor­spie­ge­lung oder Un­ter­drückung von Tat­sa­chen arg­lis­tig ir­re­führt oder ihn in ei­nem Irr­tum arg­lis­tig be­stärkt und so den Ir­ren­den zu ei­nem Ver­hal­ten be­stimmt, wo­durch die­ser sich selbst oder einen an­dern am Ver­mö­gen schä­digt, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 152

Un­wah­re An­ga­ben über kauf­män­ni­sche Ge­wer­be

 

Wer als Grün­der, als In­ha­ber, als un­be­schränkt haf­ten­der Ge­sell­schaf­ter, als Be­voll­mäch­tig­ter oder als Mit­glied der Ge­schäfts­füh­rung, des Ver­wal­tungs­ra­tes, der Re­vi­si­ons­stel­le oder als Li­qui­da­tor ei­ner Han­dels­ge­sell­schaft, Ge­nos­sen­schaft oder ei­nes an­dern Un­ter­neh­mens, das ein nach kauf­män­ni­scher Art ge­führ­tes Ge­wer­be be­treibt,

in öf­fent­li­chen Be­kannt­ma­chun­gen oder in Be­rich­ten oder Vor­la­gen an die Ge­samt­heit der Ge­sell­schaf­ter oder Ge­nos­sen­schaf­ter oder an die an ei­nem an­dern Un­ter­neh­men Be­tei­lig­ten un­wah­re oder un­voll­stän­di­ge An­ga­ben von er­heb­li­cher Be­deu­tung macht oder ma­chen lässt, die einen an­dern zu schä­di­gen­den Ver­mö­gens­ver­fü­gun­gen ver­an­las­sen kön­nen,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 153

Un­wah­re An­ga­ben ge­gen­über Han­dels­re­gis­ter­be­hör­den

 

Wer ei­ne Han­dels­re­gis­ter­be­hör­de zu ei­ner un­wah­ren Ein­tra­gung ver­an­lasst oder ihr ei­ne ein­tra­gungs­pflich­ti­ge Tat­sa­che ver­schweigt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 154

 

Auf­ge­ho­ben

Art. 155

Wa­ren­fäl­schung

 

1. Wer zum Zwe­cke der Täu­schung in Han­del und Ver­kehr

ei­ne Wa­re her­stellt, die einen hö­he­ren als ih­ren wirk­li­chen Ver­kehrs­wert vor­spie­gelt, na­ment­lich in­dem er ei­ne Wa­re nach­macht oder ver­fälscht,

ei­ne sol­che Wa­re ein­führt, la­gert oder in Ver­kehr bringt,

wird, so­fern die Tat nicht nach ei­ner an­dern Be­stim­mung mit hö­he­rer Stra­fe be­droht ist, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2.1Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so wird er, so­fern die Tat nicht nach ei­ner an­dern Be­stim­mung mit hö­he­rer Stra­fe be­droht ist, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 3. Okt. 2008 zur Um­set­zung der re­vi­dier­ten Emp­feh­lun­gen der Grou­pe d'ac­ti­on fi­nan­ciè­re, in Kraft seit 1. Fe­br. 2009 (AS 2009 361; BBl 2007 6269).

Art. 156

Er­pres­sung

 

1. Wer in der Ab­sicht, sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, je­man­den durch Ge­walt oder An­dro­hung ernst­li­cher Nach­tei­le zu ei­nem Ver­hal­ten be­stimmt, wo­durch die­ser sich sel­ber oder einen an­dern am Ver­mö­gen schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig oder er­presst er die glei­che Per­son fort­ge­setzt,

so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu zehn Jah­ren be­straft.

3. Wen­det der Tä­ter ge­gen ei­ne Per­son Ge­walt an oder be­droht er sie mit ei­ner ge­gen­wär­ti­gen Ge­fahr für Leib und Le­ben, so rich­tet sich die Stra­fe nach Ar­ti­kel 140.

4. Droht der Tä­ter mit ei­ner Ge­fahr für Leib und Le­ben vie­ler Men­schen oder mit schwe­rer Schä­di­gung von Sa­chen, an de­nen ein ho­hes öf­fent­li­ches In­ter­es­se be­steht, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr1 be­straft.


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 12 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

Art. 157

Wu­cher

 

1. Wer die Zwangs­la­ge, die Ab­hän­gig­keit, die Un­er­fah­ren­heit oder die Schwä­che im Ur­teils­ver­mö­gen ei­ner Per­son da­durch aus­beu­tet, dass er sich oder ei­nem an­de­ren für ei­ne Leis­tung Ver­mö­gens­vor­tei­le ge­wäh­ren oder ver­spre­chen lässt, die zur Leis­tung wirt­schaft­lich in ei­nem of­fen­ba­ren Miss­ver­hält­nis ste­hen,

wer ei­ne wu­che­ri­sche For­de­rung er­wirbt und sie wei­ter­ver­äus­sert oder gel­tend macht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu zehn Jah­ren be­straft.

Art. 158

Un­ge­treue Ge­schäfts­be­sor­gung

 

1. Wer auf­grund des Ge­set­zes, ei­nes be­hörd­li­chen Auf­tra­ges oder ei­nes Rechts­ge­schäfts da­mit be­traut ist, Ver­mö­gen ei­nes an­dern zu ver­wal­ten oder ei­ne sol­che Ver­mö­gens­ver­wal­tung zu be­auf­sich­ti­gen, und da­bei un­ter Ver­let­zung sei­ner Pflich­ten be­wirkt oder zu­lässt, dass der an­de­re am Ver­mö­gen ge­schä­digt wird, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Wer als Ge­schäfts­füh­rer oh­ne Auf­trag gleich han­delt, wird mit der glei­chen Stra­fe be­legt.

Han­delt der Tä­ter in der Ab­sicht, sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu fünf Jah­ren er­kannt wer­den.

2. Wer in der Ab­sicht, sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, die ihm durch das Ge­setz, einen be­hörd­li­chen Auf­trag oder ein Rechts­ge­schäft ein­ge­räum­te Er­mäch­ti­gung, je­man­den zu ver­tre­ten, miss­braucht und da­durch den Ver­tre­te­nen am Ver­mö­gen schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

3. Die un­ge­treue Ge­schäfts­be­sor­gung zum Nach­teil ei­nes An­ge­hö­ri­gen oder Fa­mi­li­en­ge­nos­sen wird nur auf An­trag ver­folgt.

Art. 159

Miss­brauch von Lohn­ab­zü­gen

 

Der Ar­beit­ge­ber, der die Ver­pflich­tung ver­letzt, einen Lohn­ab­zug für Steu­ern, Ab­ga­ben, Ver­si­che­rungs­prä­mi­en und -bei­trä­ge oder in an­de­rer Wei­se für Rech­nung des Ar­beit­neh­mers zu ver­wen­den, und da­mit die­sen am Ver­mö­gen schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 160

Heh­le­rei

 

1. Wer ei­ne Sa­che, von der er weiss oder an­neh­men muss, dass sie ein an­de­rer durch ei­ne straf­ba­re Hand­lung ge­gen das Ver­mö­gen er­langt hat, er­wirbt, sich schen­ken lässt, zum Pfan­de nimmt, ver­heim­licht oder ver­äus­sern hilft, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Der Heh­ler wird nach der Straf­an­dro­hung der Vor­tat be­straft, wenn sie mil­der ist.

Ist die Vor­tat ein An­trags­de­likt, so wird die Heh­le­rei nur ver­folgt, wenn ein An­trag auf Ver­fol­gung der Vor­tat vor­liegt.

2. Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 90 Ta­ges­sät­zen be­straft.

Art. 161


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 3 des BG vom 28. Sept. 2012, mit Wir­kung seit 1. Mai 2013 (AS 2013 1103; BBl 2011 6873).

 

Art. 161bis


1 Ein­ge­fügt durch Art. 46 des Bör­sen­ge­set­zes vom 24. März 1995 (AS 1997 68; BBl 1993 I 1369). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 3 des BG vom 28. Sept. 2012, mit Wir­kung seit 1. Mai 2013 (AS 2013 1103; BBl 2011 6873).

 

Art. 162

2. Ver­let­zung des Fa­bri­ka­ti­ons- oder Ge­schäfts­ge­heim­nis­ses

 

Wer ein Fa­bri­ka­ti­ons- oder Ge­schäfts­ge­heim­nis, das er in­fol­ge ei­ner ge­setz­li­chen oder ver­trag­li­chen Pflicht be­wah­ren soll­te, ver­rät,

wer den Ver­rat für sich oder einen an­dern aus­nützt,

wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 163

3. Kon­kurs- und Be­trei­bungs­ver­bre­chen oder -ver­ge­hen.

Be­trü­ge­ri­scher Kon­kurs und Pfän­dungs­be­trug

 

1. Der Schuld­ner, der zum Scha­den der Gläu­bi­ger sein Ver­mö­gen zum Schei­ne ver­min­dert, na­ment­lich

Ver­mö­gens­wer­te bei­sei­te­schafft oder ver­heim­licht,

Schul­den vor­täuscht,

vor­ge­täusch­te For­de­run­gen an­er­kennt oder de­ren Gel­tend­ma­chung ver­an­lasst,

wird, wenn über ihn der Kon­kurs er­öff­net oder ge­gen ihn ein Ver­lust­schein aus­ge­stellt wor­den ist, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen wird der Drit­te, der zum Scha­den der Gläu­bi­ger ei­ne sol­che Hand­lung vor­nimmt, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 164

Gläu­bi­ger­schä­di­gung durch Ver­mö­gens­min­de­rung

 

1. Der Schuld­ner, der zum Scha­den der Gläu­bi­ger sein Ver­mö­gen ver­min­dert, in­dem er

Ver­mö­gens­wer­te be­schä­digt, zer­stört, ent­wer­tet oder un­brauch­bar macht,

Ver­mö­gens­wer­te un­ent­gelt­lich oder ge­gen ei­ne Leis­tung mit of­fen­sicht­lich ge­rin­ge­rem Wert ver­äus­sert,

oh­ne sach­li­chen Grund an­fal­len­de Rech­te aus­schlägt oder auf Rech­te un­ent­gelt­lich ver­zich­tet,

wird, wenn über ihn der Kon­kurs er­öff­net oder ge­gen ihn ein Ver­lust­schein aus­ge­stellt wor­den ist, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen wird der Drit­te, der zum Scha­den der Gläu­bi­ger ei­ne sol­che Hand­lung vor­nimmt, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 165

Miss­wirt­schaft

 

1. Der Schuld­ner, der in an­de­rer Wei­se als nach Ar­ti­kel 164, durch Miss­wirt­schaft, na­ment­lich durch un­ge­nü­gen­de Ka­pi­tal­aus­stat­tung, un­ver­hält­nis­mäs­si­gen Auf­wand, ge­wag­te Spe­ku­la­tio­nen, leicht­sin­ni­ges Ge­wäh­ren oder Be­nüt­zen von Kre­dit, Ver­schleu­dern von Ver­mö­gens­wer­ten oder ar­ge Nach­läs­sig­keit in der Be­rufs­aus­übung oder Ver­mö­gens­ver­wal­tung,

sei­ne Über­schul­dung her­bei­führt oder ver­schlim­mert, sei­ne Zah­lungs­un­fä­hig­keit her­bei­führt oder im Be­wusst­sein sei­ner Zah­lungs­un­fä­hig­keit sei­ne Ver­mö­gens­la­ge ver­schlim­mert,

wird, wenn über ihn der Kon­kurs er­öff­net oder ge­gen ihn ein Ver­lust­schein aus­ge­stellt wor­den ist, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Der auf Pfän­dung be­trie­be­ne Schuld­ner wird nur auf An­trag ei­nes Gläu­bi­gers ver­folgt, der einen Ver­lust­schein ge­gen ihn er­langt hat.

Der An­trag ist in­nert drei Mo­na­ten seit der Zu­stel­lung des Ver­lust­schei­nes zu stel­len.

Dem Gläu­bi­ger, der den Schuld­ner zu leicht­sin­ni­gem Schul­den­ma­chen, un­ver­hält­nis­mäs­si­gem Auf­wand oder zu ge­wag­ten Spe­ku­la­tio­nen ver­lei­tet oder ihn wu­che­risch aus­ge­beu­tet hat, steht kein An­trags­recht zu.

Art. 166

Un­ter­las­sung der Buch­füh­rung

 

Der Schuld­ner, der die ihm ge­setz­lich ob­lie­gen­de Pflicht zur ord­nungs­mäs­si­gen Füh­rung und Auf­be­wah­rung von Ge­schäfts­bü­chern oder zur Auf­stel­lung ei­ner Bi­lanz ver­letzt, so dass sein Ver­mö­gens­stand nicht oder nicht voll­stän­dig er­sicht­lich ist, wird, wenn über ihn der Kon­kurs er­öff­net oder in ei­ner ge­mä­ss Ar­ti­kel 43 des Bun­des­ge­set­zes vom 11. April 18891 über Schuld­be­trei­bung- und Kon­kurs (SchKG) er­folg­ten Pfän­dung ge­gen ihn ein Ver­lust­schein aus­ge­stellt wor­den ist, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 SR 281.1

Art. 167

Be­vor­zu­gung ei­nes Gläu­bi­gers

 

Der Schuld­ner, der im Be­wusst­sein sei­ner Zah­lungs­un­fä­hig­keit und in der Ab­sicht, ein­zel­ne sei­ner Gläu­bi­ger zum Nach­teil an­de­rer zu be­vor­zu­gen, dar­auf ab­zie­len­de Hand­lun­gen vor­nimmt, ins­be­son­de­re nicht ver­fal­le­ne Schul­den be­zahlt, ei­ne ver­fal­le­ne Schuld an­ders als durch üb­li­che Zah­lungs­mit­tel tilgt, ei­ne Schuld aus ei­ge­nen Mit­teln si­cher­stellt, oh­ne dass er da­zu ver­pflich­tet war, wird, wenn über ihn der Kon­kurs er­öff­net oder ge­gen ihn ein Ver­lust­schein aus­ge­stellt wor­den ist, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 168

Be­ste­chung bei Zwangs­voll­stre­ckung

 

1Wer ei­nem Gläu­bi­ger oder des­sen Ver­tre­ter be­son­de­re Vor­tei­le zu­wen­det oder zu­si­chert, um des­sen Stim­me in der Gläu­bi­ger­ver­samm­lung oder im Gläu­bi­ge­raus­schuss zu er­lan­gen oder um des­sen Zu­stim­mung zu ei­nem ge­richt­li­chen Nach­lass­ver­trag oder des­sen Ab­leh­nung ei­nes sol­chen Ver­tra­ges zu be­wir­ken, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Wer dem Kon­kurs­ver­wal­ter, ei­nem Mit­glied der Kon­kurs­ver­wal­tung, dem Sach­wal­ter oder dem Li­qui­da­tor be­son­de­re Vor­tei­le zu­wen­det oder zu­si­chert, um des­sen Ent­schei­dun­gen zu be­ein­flus­sen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

3Wer sich sol­che Vor­tei­le zu­wen­den oder zu­si­chern lässt, wird mit der glei­chen Stra­fe be­legt.

Art. 169

Ver­fü­gung über mit Be­schlag be­leg­te Ver­mö­gens­wer­te

 

Wer ei­gen­mäch­tig zum Scha­den der Gläu­bi­ger über einen Ver­mö­gens­wert ver­fügt, der

amt­lich ge­pfän­det oder mit Ar­rest be­legt ist,

in ei­nem Be­trei­bungs-, Kon­kurs- oder Re­ten­ti­ons­ver­fah­ren amt­lich auf­ge­zeich­net ist oder

zu ei­nem durch Li­qui­da­ti­ons­ver­gleich ab­ge­tre­te­nen Ver­mö­gen ge­hört

oder einen sol­chen Ver­mö­gens­wert be­schä­digt, zer­stört, ent­wer­tet oder un­brauch­bar macht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 170

Er­schlei­chung ei­nes ge­richt­li­chen Nach­lass­ver­tra­ges

 

Der Schuld­ner, der über sei­ne Ver­mö­gens­la­ge, na­ment­lich durch falsche Buch­füh­rung oder Bi­lanz, sei­ne Gläu­bi­ger, den Sach­wal­ter oder die Nach­lass­be­hör­de ir­re­führt, um da­durch ei­ne Nach­lass­stun­dung oder die Ge­neh­mi­gung ei­nes ge­richt­li­chen Nach­lass­ver­tra­ges zu er­wir­ken,

der Drit­te, der ei­ne sol­che Hand­lung zum Vor­tei­le des Schuld­ners vor­nimmt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 171

Ge­richt­li­cher Nach­lass­ver­trag

 

1Die Ar­ti­kel 163 Zif­fer 1, 164 Zif­fer 1, 165 Zif­fer 1, 166 und 167 gel­ten auch, wenn ein ge­richt­li­cher Nach­lass­ver­trag an­ge­nom­men und be­stä­tigt wor­den ist.

2Hat der Schuld­ner oder der Drit­te im Sin­ne von Ar­ti­kel 163 Zif­fer 2 und 164 Zif­fer 2 ei­ne be­son­de­re wirt­schaft­li­che An­stren­gung un­ter­nom­men und da­durch das Zu­stan­de­kom­men des ge­richt­li­chen Nach­lass­ver­tra­ges er­leich­tert, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de bei ihm von der Straf­ver­fol­gung, der Über­wei­sung an das Ge­richt oder der Be­stra­fung ab­se­hen.

Art. 171bis

Wi­der­ruf des Kon­kur­ses

 

1Wird der Kon­kurs wi­der­ru­fen (Art. 195 SchKG1), so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de von der Straf­ver­fol­gung, der Über­wei­sung an das Ge­richt oder der Be­stra­fung ab­se­hen.

2Wur­de ein ge­richt­li­cher Nach­lass­ver­trag ab­ge­schlos­sen, so ist Ab­satz 1 nur an­wend­bar, wenn der Schuld­ner oder der Drit­te im Sin­ne von Ar­ti­kel 163 Zif­fer 2 und 164 Zif­fer 2 ei­ne be­son­de­re wirt­schaft­li­che An­stren­gung un­ter­nom­men und da­durch des­sen Zu­stan­de­kom­men er­leich­tert hat.


1 SR 281.1

Art. 172

4. All­ge­mei­ne Be­stim­mun­gen.

 

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 3 des BG vom 13. Dez. 2002, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 172bis


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

 

Art. 172ter

Ge­ring­fü­gi­ge Ver­mö­gens­de­lik­te

 

1Rich­tet sich die Tat nur auf einen ge­rin­gen Ver­mö­gens­wert oder auf einen ge­rin­gen Scha­den, so wird der Tä­ter, auf An­trag, mit Bus­se be­straft.

2Die­se Vor­schrift gilt nicht bei qua­li­fi­zier­tem Dieb­stahl (Art. 139 Ziff. 2 und 3), bei Raub und Er­pres­sung.

Dritter Titel: Strafbare Handlungen gegen die Ehre und den Geheim- oder Privatbereich

Art. 173

1. Ehr­ver­let­zun­gen.

Üb­le Nach­re­de

 

1. Wer je­man­den bei ei­nem an­dern ei­nes un­eh­ren­haf­ten Ver­hal­tens oder an­de­rer Tat­sa­chen, die ge­eig­net sind, sei­nen Ruf zu schä­di­gen, be­schul­digt oder ver­däch­tigt,

wer ei­ne sol­che Be­schul­di­gung oder Ver­däch­ti­gung wei­ter­ver­brei­tet,

wird, auf An­trag, mit Geld­stra­fe be­straft.2

2. Be­weist der Be­schul­dig­te, dass die von ihm vor­ge­brach­te oder wei­ter­ver­brei­te­te Äus­se­rung der Wahr­heit ent­spricht, oder dass er ernst­haf­te Grün­de hat­te, sie in gu­ten Treu­en für wahr zu hal­ten, so ist er nicht straf­bar.

3. Der Be­schul­dig­te wird zum Be­weis nicht zu­ge­las­sen und ist straf­bar für Äus­se­run­gen, die oh­ne Wah­rung öf­fent­li­cher In­ter­es­sen oder sonst wie oh­ne be­grün­de­te Ver­an­las­sung, vor­wie­gend in der Ab­sicht vor­ge­bracht oder ver­brei­tet wer­den, je­man­dem Üb­les vor­zu­wer­fen, ins­be­son­de­re, wenn sich die Äus­se­run­gen auf das Pri­vat- oder Fa­mi­li­en­le­ben be­zie­hen.

4. Nimmt der Tä­ter sei­ne Äus­se­rung als un­wahr zu­rück, so kann er mil­der be­straft oder ganz von Stra­fe be­freit wer­den.

5. Hat der Be­schul­dig­te den Wahr­heits­be­weis nicht er­bracht oder sind sei­ne Äus­se­run­gen un­wahr oder nimmt der Be­schul­dig­te sie zu­rück, so hat der Rich­ter dies im Ur­teil oder in ei­ner an­dern Ur­kun­de fest­zu­stel­len.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1950, in Kraft seit 5. Jan. 1951 (AS 1951 1; BBl 1949 I 1249).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 174

Ver­leum­dung

 

1. Wer je­man­den wi­der bes­se­res Wis­sen bei ei­nem an­dern ei­nes un­eh­ren­haf­ten Ver­hal­tens oder an­de­rer Tat­sa­chen, die ge­eig­net sind, sei­nen Ruf zu schä­di­gen, be­schul­digt oder ver­däch­tigt,

wer ei­ne sol­che Be­schul­di­gung oder Ver­däch­ti­gung wi­der bes­se­res Wis­sen ver­brei­tet,

wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Ist der Tä­ter plan­mäs­sig dar­auf aus­ge­gan­gen, den gu­ten Ruf ei­ner Per­son zu un­ter­gra­ben, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder mit Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.1

3. Zieht der Tä­ter sei­ne Äus­se­run­gen vor dem Rich­ter als un­wahr zu­rück, so kann er mil­der be­straft wer­den. Der Rich­ter stellt dem Ver­letz­ten über den Rück­zug ei­ne Ur­kun­de aus.


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 175

Üb­le Nach­re­de oder Ver­leum­dung ge­gen einen Ver­stor­be­nen oder einen ver­schol­len Er­klär­ten

 

1Rich­tet sich die üb­le Nach­re­de oder die Ver­leum­dung ge­gen einen Ver­stor­be­nen oder einen ver­schol­len Er­klär­ten, so steht das An­trags­recht den An­ge­hö­ri­gen des Ver­stor­be­nen oder des ver­schol­len Er­klär­ten zu.

2Sind zur Zeit der Tat mehr als 30 Jah­re seit dem To­de des Ver­stor­be­nen oder seit der Ver­schol­le­n­er­klä­rung ver­flos­sen, so bleibt der Tä­ter straf­los.

Art. 176

Ge­mein­sa­me Be­stim­mung

 

Der münd­li­chen üb­len Nach­re­de und der münd­li­chen Ver­leum­dung ist die Äus­se­rung durch Schrift, Bild, Ge­bär­de oder durch an­de­re Mit­tel gleich­ge­stellt.

Art. 177

Be­schimp­fung

 

1Wer je­man­den in an­de­rer Wei­se durch Wort, Schrift, Bild, Ge­bär­de oder Tät­lich­kei­ten in sei­ner Eh­re an­greift, wird, auf An­trag, mit Geld­stra­fe bis zu 90 Ta­ges­sät­zen be­straft.1

2Hat der Be­schimpf­te durch sein un­ge­bühr­li­ches Ver­hal­ten zu der Be­schimp­fung un­mit­tel­bar An­lass ge­ge­ben, so kann der Rich­ter den Tä­ter von Stra­fe be­frei­en.

3Ist die Be­schimp­fung un­mit­tel­bar mit ei­ner Be­schimp­fung oder Tät­lich­keit er­wi­dert wor­den, so kann der Rich­ter einen oder bei­de Tä­ter von Stra­fe be­frei­en.


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 178

Ver­jäh­rung

 

1Die Ver­fol­gung der Ver­ge­hen ge­gen die Eh­re ver­jährt in vier Jah­ren.1

2Für das Er­lö­schen des An­trags­rechts gilt Ar­ti­kel 31.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 22. März 2002 (Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol­gung), in Kraft seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2986; BBl 2002 2673 1649).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 179

2.1 Straf­ba­re Hand­lun­gen ge­gen den Ge­heim- oder Pri­vat­be­reich.

Ver­let­zung des Schrift­ge­heim­nis­ses

 

Wer, oh­ne da­zu be­rech­tigt zu sein, ei­ne ver­schlos­se­ne Schrift oder Sen­dung öff­net, um von ih­rem In­hal­te Kennt­nis zu neh­men,

wer Tat­sa­chen, de­ren Kennt­nis er durch Öff­nen ei­ner nicht für ihn be­stimm­ten ver­schlos­se­nen Schrift oder Sen­dung er­langt hat, ver­brei­tet oder aus­nützt,

wird, auf An­trag, mit Bus­se be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Dez. 1968, in Kraft seit 1. Mai 1969 (AS 1969 319; BBl 1968 I 585).

Art. 179bis

Ab­hö­ren und Auf­neh­men frem­der Ge­sprä­che

 

Wer ein frem­des nicht­öf­fent­li­ches Ge­spräch, oh­ne die Ein­wil­li­gung al­ler dar­an Be­tei­lig­ten, mit ei­nem Ab­hör­ge­rät ab­hört oder auf einen Ton­trä­ger auf­nimmt,

wer ei­ne Tat­sa­che, von der er weiss oder an­neh­men muss, dass sie auf Grund ei­ner nach Ab­satz 1 straf­ba­ren Hand­lung zu sei­ner Kennt­nis ge­lang­te, aus­wer­tet oder ei­nem Drit­ten be­kannt gibt,

wer ei­ne Auf­nah­me, von der er weiss oder an­neh­men muss, dass sie durch ei­ne nach Ab­satz 1 straf­ba­re Hand­lung her­ge­stellt wur­de, auf­be­wahrt oder ei­nem Drit­ten zu­gäng­lich macht,

wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Dez. 1968, in Kraft seit 1. Mai 1969 (AS 1969 319; BBl 1968 I 585).

Art. 179ter

Un­be­fug­tes Auf­neh­men von Ge­sprä­chen

 

Wer als Ge­sprächs­teil­neh­mer ein nicht­öf­fent­li­ches Ge­spräch, oh­ne die Ein­wil­li­gung der an­dern dar­an Be­tei­lig­ten, auf einen Ton­trä­ger auf­nimmt,

wer ei­ne Auf­nah­me, von der er weiss oder an­neh­men muss, dass sie durch ei­ne nach Ab­satz 1 straf­ba­re Hand­lung her­ge­stellt wur­de, auf­be­wahrt, aus­wer­tet, ei­nem Drit­ten zu­gäng­lich macht oder ei­nem Drit­ten vom In­halt der Auf­nah­me Kennt­nis gibt,

wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu ei­nem Jahr oder Geld­stra­fe be­straft.2


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Dez. 1968, in Kraft seit 1. Mai 1969 (AS 1969 319; BBl 1968 I 585).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 179quater

Ver­let­zung des Ge­heim- oder Pri­vat­be­reichs durch Auf­nah­me­ge­rä­te

 

Wer ei­ne Tat­sa­che aus dem Ge­heim­be­reich ei­nes an­dern oder ei­ne nicht je­der­mann oh­ne wei­te­res zu­gäng­li­che Tat­sa­che aus dem Pri­vat­be­reich ei­nes an­dern oh­ne des­sen Ein­wil­li­gung mit ei­nem Auf­nah­me­ge­rät be­ob­ach­tet oder auf einen Bild­trä­ger auf­nimmt,

wer ei­ne Tat­sa­che, von der er weiss oder an­neh­men muss, dass sie auf Grund ei­ner nach Ab­satz 1 straf­ba­ren Hand­lung zu sei­ner Kennt­nis ge­lang­te, aus­wer­tet oder ei­nem Drit­ten be­kannt gibt,

wer ei­ne Auf­nah­me, von der er weiss oder an­neh­men muss, dass sie durch ei­ne nach Ab­satz 1 straf­ba­re Hand­lung her­ge­stellt wur­de, auf­be­wahrt oder ei­nem Drit­ten zu­gäng­lich macht,

wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Dez. 1968, in Kraft seit 1. Mai 1969 (AS 1969 319; BBl 1968 I 585).

Art. 179quinquies

Nicht straf­ba­res Auf­neh­men

 

1We­der nach Ar­ti­kel 179bis Ab­satz 1 noch nach Ar­ti­kel 179ter Ab­satz 1 macht sich straf­bar, wer als Ge­sprächs­teil­neh­mer oder Abon­nent ei­nes be­tei­lig­ten An­schlus­ses Fern­mel­de­ge­sprä­che:

a.
mit Hilfs-, Ret­tungs- und Si­cher­heits­diens­ten auf­nimmt;
b.
im Ge­schäfts­ver­kehr auf­nimmt, wel­che Be­stel­lun­gen, Auf­trä­ge, Re­ser­va­tio­nen und ähn­li­che Ge­schäfts­vor­fäl­le zum In­halt ha­ben.

2Hin­sicht­lich der Ver­wer­tung der Auf­nah­men ge­mä­ss Ab­satz 1 sind die Ar­ti­kel 179bis Ab­sät­ze 2 und 3 so­wie 179ter Ab­satz 2 sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Dez. 1968 (AS 1969 319; BBl 1968 I 585). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 823; BBl 2001 2632 5816).

Art. 179sexies

In­ver­kehr­brin­gen und An­prei­sen von Ab­hör-, Ton- und Bild­auf­nah­me­ge­rä­ten

 

1. Wer tech­ni­sche Ge­rä­te, die ins­be­son­de­re dem wi­der­recht­li­chen Ab­hö­ren oder der wi­der­recht­li­chen Ton- oder Bild­auf­nah­me die­nen, her­stellt, ein­führt, aus­führt, er­wirbt, la­gert, be­sitzt, weiter­schafft, ei­nem an­dern über­gibt, ver­kauft, ver­mie­tet, ver­leiht oder sonst wie in Ver­kehr bringt oder an­preist oder zur Her­stel­lung sol­cher Ge­rä­te An­lei­tung gibt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter im In­ter­es­se ei­nes Drit­ten, so un­ter­steht der Drit­te, der die Wi­der­hand­lung kann­te und sie nicht nach sei­nen Mög­lich­kei­ten ver­hin­dert hat, der­sel­ben Straf­an­dro­hung wie der Tä­ter.

Ist der Drit­te ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son, ei­ne Kol­lek­tiv- oder ei­ne Kom­man­dit­ge­sell­schaft oder ei­ne Ein­zel­fir­ma2, so fin­det Ab­satz 1 auf die­je­ni­gen Per­so­nen An­wen­dung, die für sie ge­han­delt ha­ben oder hät­ten han­deln sol­len.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Dez. 1968, in Kraft seit 1. Mai 1969 (AS 1969 319; BBl 1968 I 585).
2 Heu­te: ein Ein­zel­un­ter­neh­men.

Art. 179septies

Miss­brauch ei­ner Fern­mel­de­an­la­ge

 

Wer aus Bos­heit oder Mut­wil­len ei­ne Fern­mel­de­an­la­ge zur Be­un­ru­hi­gung oder Be­läs­ti­gung miss­braucht, wird, auf An­trag, mit Bus­se be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Dez. 1968 (AS 1969 319; BBl 1968 I 585). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Fern­mel­de­ge­set­zes vom 30. April 1997, in Kraft seit 1. Jan. 1998 (AS 1997 2187; BBl 1996 III 1405).

Art. 179octies

Amt­li­che Über­wa­chung, Straf­lo­sig­keit

 

1Wer in Aus­übung aus­drück­li­cher, ge­setz­li­cher Be­fug­nis die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs ei­ner Per­son an­ord­net oder durch­führt oder tech­ni­sche Über­wa­chungs­ge­rä­te (Art. 179bis ff.) ein­setzt, ist nicht straf­bar, wenn un­ver­züg­lich die Ge­neh­mi­gung des zu­stän­di­gen Rich­ters ein­ge­holt wird.

2Die Vor­aus­set­zun­gen der Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs und das Ver­fah­ren rich­ten sich nach dem Bun­des­ge­setz vom 6. Ok­to­ber 20002 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. VII des BG vom 23. März 1979 über den Schutz der per­sön­li­chen Ge­heim­sphä­re (AS 1979 1170; BBl 1976 I 529 II 1569). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 6. Okt. 2000 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. Jan. 2002 (AS 2001 3096; BBl 1998 4241).
2 SR 780.1

Art. 179novies

Un­be­fug­tes Be­schaf­fen von Per­so­nen­da­ten

 

Wer un­be­fugt be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten oder Per­sön­lich­keitspro­fi­le, die nicht frei zu­gäng­lich sind, aus ei­ner Da­ten­samm­lung be­schafft, wird auf An­trag mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 19. Ju­ni 1992 über den Da­ten­schutz, in Kraft seit 1. Ju­li 1993 (AS 1993 1945; BBl 1988 II 413).

Vierter Titel: Verbrechen und Vergehen gegen die Freiheit

Art. 180

Dro­hung

 

1Wer je­man­den durch schwe­re Dro­hung in Schre­cken oder Angst ver­setzt, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Der Tä­ter wird von Am­tes we­gen ver­folgt, wenn er:

a.
der Ehe­gat­te des Op­fers ist und die Dro­hung wäh­rend der Ehe oder bis zu ei­nem Jahr nach der Schei­dung be­gan­gen wur­de; oder
abis.1 die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder der ein­ge­tra­ge­ne Part­ner des Op­fers ist und die Dro­hung wäh­rend der ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft oder bis zu ei­nem Jahr nach de­ren Auf­lö­sung be­gan­gen wur­de; oder
b.
der he­te­ro- oder ho­mo­se­xu­el­le Le­ben­s­part­ner des Op­fers ist, so­fern sie auf un­be­stimm­te Zeit einen ge­mein­sa­men Haus­halt füh­ren und die Dro­hung wäh­rend die­ser Zeit oder bis zu ei­nem Jahr nach der Tren­nung be­gan­gen wur­de.2

1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 18 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 2003 1909 1937).

Art. 181

Nö­ti­gung

 

Wer je­man­den durch Ge­walt oder An­dro­hung ernst­li­cher Nach­tei­le oder durch an­de­re Be­schrän­kung sei­ner Hand­lungs­frei­heit nö­tigt, et­was zu tun, zu un­ter­las­sen oder zu dul­den, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 181a

Zwangs­hei­rat, er­zwun­ge­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft

 

1Wer je­man­den durch Ge­walt oder An­dro­hung ernst­li­cher Nach­tei­le oder durch an­de­re Be­schrän­kung sei­ner Hand­lungs­frei­heit nö­tigt, ei­ne Ehe ein­zu­ge­hen oder ei­ne Part­ner­schaft ein­tra­gen zu las­sen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Straf­bar ist auch, wer die Tat im Aus­land be­geht, sich in der Schweiz be­fin­det und nicht aus­ge­lie­fert wird. Ar­ti­kel 7 Ab­sät­ze 4 und 5 ist an­wend­bar.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 6 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs- hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

Art. 182

Men­schen­han­del

 

1Wer als An­bie­ter, Ver­mitt­ler oder Ab­neh­mer mit ei­nem Men­schen Han­del treibt zum Zwe­cke der se­xu­el­len Aus­beu­tung, der Aus­beu­tung sei­ner Ar­beits­kraft oder zwecks Ent­nah­me ei­nes Kör­per­or­gans, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft. Das An­wer­ben ei­nes Men­schen zu die­sen Zwe­cken ist dem Han­del gleich­ge­stellt.

2Han­delt es sich beim Op­fer um ei­ne min­der­jäh­ri­ge2 Per­son oder han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr.

3In je­dem Fall ist auch ei­ne Geld­stra­fe aus­zu­spre­chen.

4Straf­bar ist auch der Tä­ter, der die Tat im Aus­land ver­übt. Die Ar­ti­kel 5 und 6 sind an­wend­bar.


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 24. März 2006 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des Fa­kul­ta­tiv­pro­to­kolls vom 25. Mai 2000 zum Über­eink. über die Rech­te des Kin­des, be­tref­fend den Ver­kauf von Kin­dern, die Kin­der­pro­sti­tu­ti­on und die Kin­derpor­no­gra­fie, in Kraft seit 1. Dez. 2006 (AS 2006 5437; BBl 2005 2807).
2AS 2012 7501

Art. 183

Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung

 

1. Wer je­man­den un­recht­mäs­sig fest­nimmt oder ge­fan­gen hält oder je­man­dem in an­de­rer Wei­se un­recht­mäs­sig die Frei­heit ent­zieht,

wer je­man­den durch Ge­walt, List oder Dro­hung ent­führt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Eben­so wird be­straft, wer je­man­den ent­führt, der ur­teil­s­un­fä­hig, wi­der­stand­s­un­fä­hig oder noch nicht 16 Jah­re alt ist.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1530; BBl 1980 I 1241).

Art. 184

Er­schwe­ren­de Um­stän­de

 

Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung wer­den mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft,

wenn der Tä­ter ein Lö­se­geld zu er­lan­gen sucht,

wenn er das Op­fer grau­sam be­han­delt,

wenn der Ent­zug der Frei­heit mehr als zehn Ta­ge dau­ert oder

wenn die Ge­sund­heit des Op­fers er­heb­lich ge­fähr­det wird.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1530; BBl 1980 I 1241).

Art. 185

Gei­sel­nah­me

 

1. Wer je­man­den der Frei­heit be­raubt, ent­führt oder sich sei­ner sonst wie be­mäch­tigt, um einen Drit­ten zu ei­ner Hand­lung, Un­ter­las­sung oder Dul­dung zu nö­ti­gen,

wer die von ei­nem an­de­ren auf die­se Wei­se ge­schaf­fe­ne La­ge aus­nützt, um einen Drit­ten zu nö­ti­gen,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2. Die Stra­fe ist Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren, wenn der Tä­ter droht, das Op­fer zu tö­ten, kör­per­lich schwer zu ver­let­zen oder grau­sam zu be­han­deln.

3. In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft, kann der Tä­ter mit le­bens­läng­li­cher Frei­heits­s­tra­fe be­straft wer­den.

4.2 Tritt der Tä­ter von der Nö­ti­gung zu­rück und lässt er das Op­fer frei, so kann er mil­der be­straft wer­den (Art. 48a).

5. Straf­bar ist auch, wer die Tat im Aus­land be­geht, wenn er in der Schweiz ver­haf­tet und nicht aus­ge­lie­fert wird. Ar­ti­kel 7 Ab­sät­ze 4 und 5 sind an­wend­bar.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1530; BBl 1980 I 1241).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).
3 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 185bis

Ver­schwin­den­las­sen

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr wird be­straft, wer in der Ab­sicht, ei­ne Per­son für län­ge­re Zeit dem Schutz des Ge­set­zes zu ent­zie­hen:

a.
im Auf­trag oder mit Bil­li­gung ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on der Per­son die Frei­heit ent­zieht, wo­bei in der Fol­ge die Aus­kunft über ihr Schick­sal oder ih­ren Ver­bleib ver­wei­gert wird; oder
b.
im Auf­trag ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on oder ent­ge­gen ei­ner Rechts­pflicht die Aus­kunft über das Schick­sal oder den Ver­bleib die­ser Per­son ver­wei­gert.

2Straf­bar ist auch, wer die Tat im Aus­land be­gan­gen hat, sich in der Schweiz be­fin­det und nicht aus­ge­lie­fert wird. Ar­ti­kel 7 Ab­sät­ze 4 und 5 ist an­wend­bar.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Dez. 2015 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des In­ter­na­tio­na­len Über­ein­kom­mens zum Schutz al­ler Per­so­nen vor dem Ver­schwin­den­las­sen, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 4687; BBl 2014 453).

Art. 186

Haus­frie­dens­bruch

 

Wer ge­gen den Wil­len des Be­rech­tig­ten in ein Haus, in ei­ne Woh­nung, in einen ab­ge­schlos­se­nen Raum ei­nes Hau­ses oder in einen un­mit­tel­bar zu ei­nem Hau­se ge­hö­ren­den um­frie­de­ten Platz, Hof oder Gar­ten oder in einen Werk­platz un­recht­mäs­sig ein­dringt oder, trotz der Auf­for­de­rung ei­nes Be­rech­tig­ten, sich zu ent­fer­nen, dar­in ver­weilt, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Fünfter Titel: Strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität

Art. 187

1. Ge­fähr­dung der Ent­wick­lung von Min­der­jäh­ri­gen.

Se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern

 

1. Wer mit ei­nem Kind un­ter 16 Jah­ren ei­ne se­xu­el­le Hand­lung vor­nimmt,

es zu ei­ner sol­chen Hand­lung ver­lei­tet oder

es in ei­ne se­xu­el­le Hand­lung ein­be­zieht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Die Hand­lung ist nicht straf­bar, wenn der Al­ters­un­ter­schied zwi­schen den Be­tei­lig­ten nicht mehr als drei Jah­re be­trägt.

3.1 Hat der Tä­ter zur Zeit der Tat oder der ers­ten Tat­hand­lung das 20. Al­ters­jahr noch nicht zu­rück­ge­legt und lie­gen be­son­de­re Um­stän­de vor oder ist die ver­letz­te Per­son mit ihm die Ehe oder ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ein­ge­gan­gen, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de von der Straf­ver­fol­gung, der Über­wei­sung an das Ge­richt oder der Be­stra­fung ab­se­hen.

4. Han­del­te der Tä­ter in der ir­ri­gen Vor­stel­lung, das Kind sei min­des­tens 16 Jah­re alt, hät­te er je­doch bei pflicht­ge­mäs­ser Vor­sicht den Irr­tum ver­mei­den kön­nen, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

5. …2

6. …3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).
2 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 21. März 1997, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1997 (AS 1997 1626; BBl 1996 IV 1318 1322).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. März 1997 (AS 1997 1626; BBl 1996 IV 1318 1322). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 2001 (Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol-gung im all­ge­mei­nen und bei Se­xual­de­lik­ten an Kin­dern), mit Wir­kung seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2993; BBl 2000 2943).

Art. 188

Se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Ab­hän­gi­gen

 

1. Wer mit ei­ner min­der­jäh­ri­gen Per­son von mehr als 16 Jah­ren, die von ihm durch ein Er­zie­hungs-, Be­treu­ungs- oder Ar­beits­ver­hält­nis oder auf an­de­re Wei­se ab­hän­gig ist, ei­ne se­xu­el­le Hand­lung vor­nimmt, in­dem er die­se Ab­hän­gig­keit aus­nützt,

wer ei­ne sol­che Per­son un­ter Aus­nüt­zung ih­rer Ab­hän­gig­keit zu ei­ner se­xu­el­len Hand­lung ver­lei­tet,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2.1 Ist die ver­letz­te Per­son mit dem Tä­ter ei­ne Ehe oder ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ein­ge­gan­gen, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de von der Straf­ver­fol­gung, der Über­wei­sung an das Ge­richt oder der Be­stra­fung ab­se­hen.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 18 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 189

2. An­grif­fe auf die se­xu­el­le Frei­heit und Eh­re.

Se­xu­el­le Nö­ti­gung

 

1Wer ei­ne Per­son zur Dul­dung ei­ner bei­schlaf­s­ähn­li­chen oder ei­ner an­de­ren se­xu­el­len Hand­lung nö­tigt, na­ment­lich in­dem er sie be­droht, Ge­walt an­wen­det, sie un­ter psy­chi­schen Druck setzt oder zum Wi­der­stand un­fä­hig macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

21

3Han­delt der Tä­ter grau­sam, ver­wen­det er na­ment­lich ei­ne ge­fähr­li­che Waf­fe oder einen an­de­ren ge­fähr­li­chen Ge­gen­stand, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren.2


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), mit Wir­kung seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 2003 1909 1937).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 2003 1909 1937).

Art. 190

Ver­ge­wal­ti­gung

 

1Wer ei­ne Per­son weib­li­chen Ge­schlechts zur Dul­dung des Bei­schlafs nö­tigt, na­ment­lich in­dem er sie be­droht, Ge­walt an­wen­det, sie un­ter psy­chi­schen Druck setzt oder zum Wi­der­stand un­fä­hig macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu zehn Jah­ren be­straft.

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3Han­delt der Tä­ter grau­sam, ver­wen­det er na­ment­lich ei­ne ge­fähr­li­che Waf­fe oder einen an­de­ren ge­fähr­li­chen Ge­gen­stand, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren.2


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), mit Wir­kung seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 2003 1909 1937).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 2003 1909 1937).

Art. 191

Schän­dung

 

Wer ei­ne ur­teil­s­un­fä­hi­ge oder ei­ne zum Wi­der­stand un­fä­hi­ge Per­son in Kennt­nis ih­res Zu­stan­des zum Bei­schlaf, zu ei­ner bei­schlaf­s­ähn­li­chen oder ei­ner an­de­ren se­xu­el­len Hand­lung miss­braucht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 192

Se­xu­el­le Hand­lun­gen mit An­stalts­pfleg­lin­gen, Ge­fan­ge­nen, Be­schul­dig­ten

 

1Wer un­ter Aus­nüt­zung der Ab­hän­gig­keit einen An­stalts­pfleg­ling, An­stalts­in­sas­sen, Ge­fan­ge­nen, Ver­haf­te­ten oder Be­schul­dig­ten ver­an­lasst, ei­ne se­xu­el­le Hand­lung vor­zu­neh­men oder zu dul­den, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Hat die ver­letz­te Per­son mit dem Tä­ter die Ehe ge­schlos­sen oder ist sie mit ihm ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ein­ge­gan­gen, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de von der Straf­ver­fol­gung, der Über­wei­sung an das Ge­richt oder der Be­stra­fung ab­se­hen.1


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 18 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 193

Aus­nüt­zung der Not­la­ge

 

1Wer ei­ne Per­son ver­an­lasst, ei­ne se­xu­el­le Hand­lung vor­zu­neh­men oder zu dul­den, in­dem er ei­ne Not­la­ge oder ei­ne durch ein Ar­beits­ver­hält­nis oder ei­ne in an­de­rer Wei­se be­grün­de­te Ab­hän­gig­keit aus­nützt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Ist die ver­letz­te Per­son mit dem Tä­ter ei­ne Ehe oder ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ein­ge­gan­gen, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de von der Straf­ver­fol­gung, der Über­wei­sung an das Ge­richt oder der Be­stra­fung ab­se­hen.1


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 18 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 194

Ex­hi­bi­tio­nis­mus

 

1Wer ei­ne ex­hi­bi­tio­nis­ti­sche Hand­lung vor­nimmt, wird, auf An­trag, mit Geld­stra­fe be­straft.1

2Un­ter­zieht sich der Tä­ter ei­ner ärzt­li­chen Be­hand­lung, so kann das Straf­ver­fah­ren ein­ge­stellt wer­den. Es wird wie­der auf­ge­nom­men, wenn sich der Tä­ter der Be­hand­lung ent­zieht.


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 195

3. Aus­nüt­zung se­xu­el­ler Hand­lun­gen.

För­de­rung der Pro­sti­tu­ti­on

 

Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer:

a.
ei­ne min­der­jäh­ri­ge Per­son der Pro­sti­tu­ti­on zu­führt oder in der Ab­sicht, dar­aus Ver­mö­gens­vor­tei­le zu er­lan­gen, ih­re Pro­sti­tu­ti­on för­dert;
b.
ei­ne Per­son un­ter Aus­nüt­zung ih­rer Ab­hän­gig­keit oder we­gen ei­nes Ver­mö­gens­vor­teils der Pro­sti­tu­ti­on zu­führt;
c.
die Hand­lungs­frei­heit ei­ner Per­son, die Pro­sti­tu­ti­on be­treibt, da­durch be­ein­träch­tigt, dass er sie bei die­ser Tä­tig­keit über­wacht oder Ort, Zeit, Aus­mass oder an­de­re Um­stän­de der Pro­sti­tu­ti­on be­stimmt;
d.
ei­ne Per­son in der Pro­sti­tu­ti­on fest­hält.

1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 27. Sept. 2013 (Lanz­aro­te-Kon­ven­ti­on), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 1159; BBl 2012 7571).

Art. 196

Se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Min­der­jäh­ri­gen ge­gen Ent­gelt

 

Wer mit ei­ner min­der­jäh­ri­gen Per­son se­xu­el­le Hand­lun­gen vor­nimmt oder sol­che von ihr vor­neh­men lässt und ihr da­für ein Ent­gelt leis­tet oder ver­spricht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 27. Sept. 2013 (Lanz­aro­te-Kon­ven­ti­on), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 1159; BBl 2012 7571).

Art. 197

4. Por­no­gra­fie

 

1Wer por­no­gra­fi­sche Schrif­ten, Ton- oder Bild­auf­nah­men, Ab­bil­dun­gen, an­de­re Ge­gen­stän­de sol­cher Art oder por­no­gra­fi­sche Vor­füh­run­gen ei­ner Per­son un­ter 16 Jah­ren an­bie­tet, zeigt, über­lässt, zu­gäng­lich macht oder durch Ra­dio oder Fern­se­hen ver­brei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Wer Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen im Sin­ne von Ab­satz 1 öf­fent­lich aus­stellt oder zeigt oder sie sonst je­man­dem un­auf­ge­for­dert an­bie­tet, wird mit Bus­se be­straft. Wer die Be­su­cher von Aus­stel­lun­gen oder Vor­füh­run­gen in ge­schlos­se­nen Räu­men im Vor­aus auf de­ren por­no­gra­fi­schen Cha­rak­ter hin­weist, bleibt straf­los.

3Wer ei­ne min­der­jäh­ri­ge Per­son an­wirbt, da­mit die­se an ei­ner por­no­gra­fi­schen Vor­füh­rung mit­wirkt, oder wer sie zur Mit­wir­kung an ei­ner der­ar­ti­gen Vor­füh­rung ver­an­lasst, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

4Wer Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen im Sin­ne von Ab­satz 1, die se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Tie­ren oder mit Ge­walt­tä­tig­kei­ten un­ter Er­wach­se­nen oder nicht tat­säch­li­che se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Min­der­jäh­ri­gen zum In­halt ha­ben, her­stellt, ein­führt, la­gert, in Ver­kehr bringt, an­preist, aus­stellt, an­bie­tet, zeigt, über­lässt, zu­gäng­lich macht, er­wirbt, sich über elek­tro­ni­sche Mit­tel oder sonst wie be­schafft oder be­sitzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Ha­ben die Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen tat­säch­li­che se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Min­der­jäh­ri­gen zum In­halt, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe.

5Wer Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen im Sin­ne von Ab­satz 1, die se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Tie­ren oder mit Ge­walt­tä­tig­kei­ten un­ter Er­wach­se­nen oder nicht tat­säch­li­che se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Min­der­jäh­ri­gen zum In­halt ha­ben, kon­su­miert oder zum ei­ge­nen Kon­sum her­stellt, ein­führt, la­gert, er­wirbt, sich über elek­tro­ni­sche Mit­tel oder sonst wie be­schafft oder be­sitzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu ei­nem Jahr oder Geld­stra­fe be­straft. Ha­ben die Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen tat­säch­li­che se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Min­der­jäh­ri­gen zum In­halt, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

6Bei Straf­ta­ten nach den Ab­sät­zen 4 und 5 wer­den die Ge­gen­stän­de ein­ge­zo­gen.

7Han­delt der Tä­ter mit Be­rei­che­rungs­ab­sicht, so ist mit Frei­heits­s­tra­fe ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.

8Min­der­jäh­ri­ge von mehr als 16 Jah­ren blei­ben straf­los, wenn sie von­ein­an­der ein­ver­nehm­lich Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen im Sin­ne von Ab­satz 1 her­stel­len, die­se be­sit­zen oder kon­su­mie­ren.

9Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen im Sin­ne der Ab­sät­ze 1-5 sind nicht por­no­gra­fisch, wenn sie einen schutz­wür­di­gen kul­tu­rel­len oder wis­sen­schaft­li­chen Wert ha­ben.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 27. Sept. 2013 (Lanz­aro­te-Kon­ven­ti­on), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 1159; BBl 2012 7571).

Art. 198

5. Über­tre­tun­gen ge­gen die se­xu­el­le In­te­gri­tät.

Se­xu­el­le Be­läs­ti­gun­gen

 

Wer vor je­man­dem, der dies nicht er­war­tet, ei­ne se­xu­el­le Hand­lung vor­nimmt und da­durch Är­ger­nis er­regt,

wer je­man­den tät­lich oder in gro­ber Wei­se durch Wor­te se­xu­ell be­läs­tigt,

wird, auf An­trag, mit Bus­se be­straft.

Art. 199

Un­zu­läs­si­ge Aus­übung der Pro­sti­tu­ti­on

 

Wer den kan­to­na­len Vor­schrif­ten über Ort, Zeit oder Art der Aus­übung der Pro­sti­tu­ti­on und über die Ver­hin­de­rung be­läs­ti­gen­der Be­gleiter­schei­nun­gen zu­wi­der­han­delt, wird mit Bus­se be­straft.

Art. 200

6. Ge­mein­sa­me Be­ge­hung

 

Wird ei­ne straf­ba­re Hand­lung die­ses Ti­tels ge­mein­sam von meh­re­ren Per­so­nen aus­ge­führt, so kann der Rich­ter die Stra­fe er­hö­hen, darf je­doch das höchs­te Mass der an­ge­droh­ten Stra­fe nicht um mehr als die Hälf­te über­schrei­ten. Da­bei ist er an das ge­setz­li­che Höchst­mass der Straf­art ge­bun­den.

Art. 201-212


1 Die­se auf­ge­ho­be­nen Art. wer­den (mit Aus­nah­me von Art. 211) er­setzt durch die Ar­ti­kel 195, 196, 197, 198, 199 (vgl. Kom­men­tar der Bot­schaft Ziff. 23 - BBl 1985 II 1009). Art. 211 wird er­satz­los ge­stri­chen.

 

Sechster Titel: Verbrechen und Vergehen gegen die Familie

Art. 213

In­zest

 

1Wer mit ei­nem Bluts­ver­wand­ten in ge­ra­der Li­nie oder ei­nem voll- oder halb­bür­ti­gen Ge­schwis­ter den Bei­schlaf voll­zieht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Min­der­jäh­ri­ge blei­ben straf­los, wenn sie ver­führt wor­den sind.

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1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).
2 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 2001 (Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol­gung im all­ge­mei­nen und bei Se­xual­de­lik­ten an Kin­dern), mit Wir­kung seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2993; BBl 2000 2943).

Art. 214


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

 

Art. 215

Mehr­fa­che Ehe oder ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft

 

Wer ei­ne Ehe schliesst oder ei­ne Part­ner­schaft ein­tra­gen lässt, ob­wohl er ver­hei­ra­tet ist oder in ein­ge­tra­ge­ner Part­ner­schaft lebt,

wer mit ei­ner Per­son, die ver­hei­ra­tet ist oder in ein­ge­tra­ge­ner Part­ner­schaft lebt, die Ehe schliesst oder die Part­ner­schaft ein­tra­gen lässt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 18 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 216


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

 

Art. 217

Ver­nach­läs­si­gung von Un­ter­halts­pflich­ten

 

1Wer sei­ne fa­mi­li­en­recht­li­chen Un­ter­halts- oder Un­ter­stüt­zungs­pflich­ten nicht er­füllt, ob­schon er über die Mit­tel da­zu ver­fügt oder ver­fü­gen könn­te, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Das An­trags­recht steht auch den von den Kan­to­nen be­zeich­ne­ten Be­hör­den und Stel­len zu. Es ist un­ter Wah­rung der In­ter­es­sen der Fa­mi­lie aus­zuü­ben.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 218


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

 

Art. 219

Ver­let­zung der Für­sor­ge- oder Er­zie­hungs­pflicht

 

1Wer sei­ne Für­sor­ge- oder Er­zie­hungs­pflicht ge­gen­über ei­ner min­der­jäh­ri­gen Per­son ver­letzt oder ver­nach­läs­sigt und sie da­durch in ih­rer kör­per­li­chen oder see­li­schen Ent­wick­lung ge­fähr­det, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so kann statt auf Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe auf Bus­se er­kannt wer­den.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 220

Ent­zie­hen von Min­der­jäh­ri­gen

 

Wer ei­ne min­der­jäh­ri­ge Per­son dem In­ha­ber des Rechts zur Be­stim­mung des Auf­ent­halts­or­tes ent­zieht oder sich wei­gert, sie ihm zu­rück­zu­ge­ben, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Siebenter Titel: Gemeingefährliche Verbrechen und Vergehen

Art. 221

Brand­stif­tung

 

1Wer vor­sätz­lich zum Scha­den ei­nes an­dern oder un­ter Her­bei­füh­rung ei­ner Ge­mein­ge­fahr ei­ne Feu­ers­brunst ver­ur­sacht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2Bringt der Tä­ter wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen in Ge­fahr, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren.

3Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

Art. 222

Fahr­läs­si­ge Ver­ur­sa­chung ei­ner Feu­ers­brunst

 

1Wer fahr­läs­sig zum Scha­den ei­nes an­dern oder un­ter Her­bei­füh­rung ei­ner Ge­mein­ge­fahr ei­ne Feu­ers­brunst ver­ur­sacht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Bringt der Tä­ter fahr­läs­sig Leib und Le­ben von Men­schen in Ge­fahr, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 223

Ver­ur­sa­chung ei­ner Ex­plo­si­on

 

1. Wer vor­sätz­lich ei­ne Ex­plo­si­on von Gas, Ben­zin, Pe­tro­le­um oder ähn­li­chen Stof­fen ver­ur­sacht und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 224

Ge­fähr­dung durch Spreng­stof­fe und gif­ti­ge Ga­se in ver­bre­che­ri­scher Ab­sicht

 

1Wer vor­sätz­lich und in ver­bre­che­ri­scher Ab­sicht durch Spreng­stof­fe oder gif­ti­ge Ga­se Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2Ist nur Ei­gen­tum in un­be­deu­ten­dem Um­fan­ge ge­fähr­det wor­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

Art. 225

Ge­fähr­dung oh­ne ver­bre­che­ri­sche Ab­sicht. Fahr­läs­si­ge Ge­fähr­dung

 

1Wer vor­sätz­lich, je­doch oh­ne ver­bre­che­ri­sche Ab­sicht, oder wer fahr­läs­sig durch Spreng­stof­fe oder gif­ti­ge Ga­se Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len kann auf Bus­se er­kannt wer­den.

Art. 226

Her­stel­len, Ver­ber­gen, Weiter­schaf­fen von Spreng­stof­fen und gif­ti­gen Ga­sen

 

1Wer Spreng­stof­fe oder gif­ti­ge Ga­se her­stellt, die, wie er weiss oder an­neh­men muss, zu ver­bre­che­ri­schem Ge­brau­che be­stimmt sind, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft.1

2Wer Spreng­stof­fe, gif­ti­ge Ga­se oder Stof­fe, die zu de­ren Her­stel­lung ge­eig­net sind, sich ver­schafft, ei­nem an­dern über­gibt, von ei­nem an­dern über­nimmt, auf­be­wahrt, ver­birgt oder weiter­schafft, wird, wenn er weiss oder an­neh­men muss, dass sie zu ver­bre­che­ri­schem Ge­brau­che be­stimmt sind, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen2 be­straft.

3Wer je­man­dem, der, wie er weiss oder an­neh­men muss, einen ver­bre­che­ri­schen Ge­brauch von Spreng­stof­fen oder gif­ti­gen Ga­sen plant, zu de­ren Her­stel­lung An­lei­tung gibt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 14 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

Art. 226bis

Ge­fähr­dung durch Kern­ener­gie, Ra­dio­ak­ti­vi­tät und io­ni­sie­ren­de Strah­len

 

1Wer vor­sätz­lich durch Kern­ener­gie, ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe oder io­ni­sie­ren­de Strah­len ei­ne Ge­fahr für das Le­ben oder die Ge­sund­heit von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum von er­heb­li­chem Wert ver­ur­sacht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder mit Geld­stra­fe be­straft. Mit der Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Mit der Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 2 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Fe­br. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

Art. 226ter

Straf­ba­re Vor­be­rei­tungs­hand­lun­gen

 

1Wer plan­mäs­sig kon­kre­te tech­ni­sche oder or­ga­ni­sa­to­ri­sche Vor­be­rei­tun­gen zu Hand­lun­gen trifft, um durch Kern­ener­gie, ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe oder io­ni­sie­ren­de Strah­len ei­ne Ge­fahr für das Le­ben oder die Ge­sund­heit von Men­schen oder für frem­des Ei­gen­tum von er­heb­li­chem Wert zu ver­ur­sa­chen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Mit der Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.

2Wer ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe, An­la­gen, Ap­pa­ra­te oder Ge­gen­stän­de, die ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe ent­hal­ten oder io­ni­sie­ren­de Strah­len aus­sen­den kön­nen, her­stellt, sich ver­schafft, ei­nem an­de­ren über­gibt, von ei­nem an­de­ren über­nimmt, auf­be­wahrt, ver­birgt oder weiter­schafft, wird, wenn er weiss oder an­neh­men muss, dass sie zu straf­ba­rem Ge­brauch be­stimmt sind, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Mit der Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.

3Wer je­man­den zur Her­stel­lung von sol­chen Stof­fen, An­la­gen, Ap­pa­ra­ten oder Ge­gen­stän­den an­lei­tet, wird, wenn er weiss oder an­neh­men muss, dass sie zu straf­ba­rem Ge­brauch be­stimmt sind, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Mit der Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 2 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Fe­br. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

Art. 227

Ver­ur­sa­chen ei­ner Über­schwem­mung oder ei­nes Ein­stur­zes

 

1. Wer vor­sätz­lich ei­ne Über­schwem­mung oder den Ein­sturz ei­nes Bau­werks oder den Ab­sturz von Erd- und Fels­mas­sen ver­ur­sacht und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 228

Be­schä­di­gung von elek­tri­schen An­la­gen, Was­ser­bau­ten und Schutz­vor­rich­tun­gen

 

1. Wer vor­sätz­lich elek­tri­sche An­la­gen, Was­ser­bau­ten, na­ment­lich Däm­me, Weh­re, Dei­che, Schleu­sen, Schutz­vor­rich­tun­gen ge­gen Na­tur­er­eig­nis­se, so ge­gen Berg­sturz oder La­wi­nen, be­schä­digt oder zer­stört und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 229

Ge­fähr­dung durch Ver­let­zung der Re­geln der Bau­kun­de

 

1Wer vor­sätz­lich bei der Lei­tung oder Aus­füh­rung ei­nes Bau­wer­kes oder ei­nes Ab­bru­ches die an­er­kann­ten Re­geln der Bau­kun­de aus­ser acht lässt und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Mit­menschen ge­fähr­det, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Mit Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.

2Lässt der Tä­ter die an­er­kann­ten Re­geln der Bau­kun­de fahr­läs­sig aus­ser Acht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 230

Be­sei­ti­gung oder Nicht­an­brin­gung von Si­cher­heits­vor­rich­tun­gen

 

1. Wer vor­sätz­lich in Fa­bri­ken oder in an­dern Be­trie­ben oder an Ma­schi­nen ei­ne zur Ver­hü­tung von Un­fäl­len die­nen­de Vor­rich­tung be­schä­digt, zer­stört, be­sei­tigt oder sonst un­brauch­bar macht, oder aus­ser Tä­tig­keit setzt,

wer vor­sätz­lich ei­ne sol­che Vor­rich­tung vor­schrifts­wid­rig nicht an­bringt,

und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Mit­menschen ge­fähr­det,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Mit Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Achter Titel: Verbrechen und Vergehen gegen die öffentliche Gesundheit

Art. 230bis

Ge­fähr­dung durch gen­tech­nisch ver­än­der­te oder pa­tho­ge­ne Or­ga­nis­men

 

1Wer vor­sätz­lich gen­tech­nisch ver­än­der­te oder pa­tho­ge­ne Or­ga­nis­men frei­setzt oder den Be­trieb ei­ner An­la­ge zu ih­rer Er­for­schung, Auf­be­wah­rung oder Pro­duk­ti­on oder ih­ren Trans­port stört, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem bis zu zehn Jah­ren be­straft, wenn er weiss oder wis­sen muss, dass er durch die­se Hand­lun­gen:

a.
Leib und Le­ben von Men­schen ge­fähr­det; oder
b.
die na­tür­li­che Zu­sam­men­set­zung der Le­bens­ge­mein­schaf­ten von Tie­ren und Pflan­zen oder de­ren Le­bens­räu­me schwer ge­fähr­det.

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des Gen­tech­nik­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2004 (AS 2003 4803; BBl 2000 2391).

Art. 231

Ver­brei­ten mensch­li­cher Krank­hei­ten

 

Wer aus ge­mei­ner Ge­sin­nung ei­ne ge­fähr­li­che über­trag­ba­re mensch­li­che Krank­heit ver­brei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem bis zu fünf Jah­ren be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 86 Ziff. 1 des Epi­de­mien­ge­set­zes vom 28. Sept. 2012 , in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 1435; BBl 2011 311).

Art. 232

Ver­brei­ten von Tier­seu­chen

 

1. Wer vor­sätz­lich ei­ne Seu­che un­ter Haus­tie­ren ver­brei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Hat der Tä­ter aus ge­mei­ner Ge­sin­nung einen gros­sen Scha­den ver­ur­sacht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu fünf Jah­ren.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 233

Ver­brei­ten von Schäd­lin­gen

 

1. Wer vor­sätz­lich einen für die Land­wirt­schaft oder für die Forst­wirt­schaft ge­fähr­li­chen Schäd­ling ver­brei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Hat der Tä­ter aus ge­mei­ner Ge­sin­nung einen gros­sen Scha­den ver­ur­sacht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu fünf Jah­ren.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 234

Ver­un­rei­ni­gung von Trink­was­ser

 

1Wer vor­sätz­lich das Trink­was­ser für Men­schen oder Haus­tie­re mit ge­sund­heits­schäd­li­chen Stof­fen ver­un­rei­nigt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 235

Her­stel­len von ge­sund­heits­schäd­li­chem Fut­ter

 

1. Wer vor­sätz­lich Fut­ter oder Fut­ter­mit­tel für Haus­tie­re so be­han­delt oder her­stellt, dass sie die Ge­sund­heit der Tie­re ge­fähr­den, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Be­treibt der Tä­ter das Be­han­deln oder Her­stel­len ge­sund­heits­schäd­li­chen Fut­ters ge­werbs­mäs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen. Mit der Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.1 In die­sen Fäl­len wird das Stra­f­ur­teil ver­öf­fent­licht.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Bus­se.

3. Die Wa­re wird ein­ge­zo­gen. Sie kann un­schäd­lich ge­macht oder ver­nich­tet wer­den.


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 236

In­ver­kehr­brin­gen von ge­sund­heits­schäd­li­chem Fut­ter

 

1Wer vor­sätz­lich ge­sund­heits­schäd­li­ches Fut­ter oder ge­sund­heits­schäd­li­che Fut­ter­mit­tel ein­führt, la­gert, feil­hält oder in Ver­kehr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Das Stra­f­ur­teil wird ver­öf­fent­licht.

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Bus­se.

3Die Wa­re wird ein­ge­zo­gen. Sie kann un­schäd­lich ge­macht oder ver­nich­tet wer­den.

Neunter Titel: Verbrechen und Vergehen gegen den öffentlichen Verkehr

Art. 237

Stö­rung des öf­fent­li­chen Ver­kehrs

 

1. Wer vor­sätz­lich den öf­fent­li­chen Ver­kehr, na­ment­lich den Ver­kehr auf der Stras­se, auf dem Was­ser oder in der Luft hin­dert, stört oder ge­fähr­det und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Bringt der Tä­ter da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben vie­ler Men­schen in Ge­fahr, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu zehn Jah­ren er­kannt wer­den.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 238

Stö­rung des Ei­sen­bahn­ver­kehrs

 

1Wer vor­sätz­lich den Ei­sen­bahn­ver­kehr hin­dert, stört oder ge­fähr­det und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, na­ment­lich die Ge­fahr ei­ner Ent­glei­sung oder ei­nes Zu­sam­men­stos­ses her­bei­führt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe1 be­straft.

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig und wer­den da­durch Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum er­heb­lich ge­fähr­det, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 15 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

Art. 239

Stö­rung von Be­trie­ben, die der All­ge­mein­heit die­nen

 

1. Wer vor­sätz­lich den Be­trieb ei­ner öf­fent­li­chen Ver­kehrs­an­stalt, na­ment­lich den Ei­sen­bahn-, Post-, Te­le­gra­fen- oder Te­le­fon­be­trieb hin­dert, stört oder ge­fähr­det,

wer vor­sätz­lich den Be­trieb ei­ner zur all­ge­mei­nen Ver­sor­gung mit Was­ser, Licht, Kraft oder Wär­me die­nen­den An­stalt oder An­la­ge hin­dert, stört oder ge­fähr­det,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Zehnter Titel: Fälschung von Geld, amtlichen Wertzeichen, amtlichen Zeichen, Mass und Gewicht

Art. 240

Geld­fäl­schung

 

1Wer Me­tall­geld, Pa­pier­geld oder Bank­no­ten fälscht, um sie als echt in Um­lauf zu brin­gen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2In be­son­ders leich­ten Fäl­len ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

3Der Tä­ter ist auch straf­bar, wenn er die Tat im Aus­land be­gan­gen hat, in der Schweiz be­tre­ten und nicht aus­ge­lie­fert wird, und wenn die Tat auch am Be­ge­hungs­or­te straf­bar ist.

Art. 241

Geld­ver­fäl­schung

 

1Wer Me­tall­geld, Pa­pier­geld oder Bank­no­ten ver­fälscht, um sie zu ei­nem hö­hern Wert in Um­lauf zu brin­gen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu fünf Jah­ren be­straft.1

2In be­son­ders leich­ten Fäl­len ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 242

In Um­lauf­set­zen falschen Gel­des

 

1Wer falsches oder ver­fälsch­tes Me­tall­geld oder Pa­pier­geld, falsche oder ver­fälsch­te Bank­no­ten als echt oder un­ver­fälscht in Um­lauf setzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe1 be­straft.

2Hat der Tä­ter oder sein Auf­trag­ge­ber oder sein Ver­tre­ter das Geld oder die Bank­no­ten als echt oder un­ver­fälscht ein­ge­nom­men, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

Art. 243

Nach­ma­chen von Bank­no­ten, Mün­zen oder amt­li­chen Wert­zei­chen oh­ne Fäl­schungs­ab­sicht

 

1Wer oh­ne Fäl­schungs­ab­sicht Bank­no­ten so wie­der­gibt oder nach­ahmt, dass die Ge­fahr ei­ner Ver­wechs­lung durch Per­so­nen oder Ge­rä­te mit ech­ten No­ten ge­schaf­fen wird, ins­be­son­de­re wenn die Ge­samt­heit, ei­ne Sei­te oder der gröss­te Teil ei­ner Sei­te ei­ner Bank­no­te auf ei­nem Ma­te­ri­al und in ei­ner Grös­se, die mit Ma­te­ri­al und Grös­se des Ori­gi­nals über­ein­stim­men oder ih­nen na­he kom­men, wie­der­ge­ge­ben oder nach­ge­ahmt wird,

wer oh­ne Fäl­schungs­ab­sicht Ge­gen­stän­de her­stellt, die den in Kurs ste­hen­den Mün­zen in Ge­prä­ge, Ge­wicht oder Grös­se ähn­lich sind oder die Nenn­wer­te oder an­de­re Merk­ma­le ei­ner amt­li­chen Prä­gung auf­wei­sen, so dass die Ge­fahr ei­ner Ver­wechs­lung durch Per­so­nen oder Ge­rä­te mit in Kurs ste­hen­den Mün­zen ge­schaf­fen wird,

wer oh­ne Fäl­schungs­ab­sicht amt­li­che Wert­zei­chen so wie­der­gibt oder nach­ahmt, dass die Ge­fahr ei­ner Ver­wechs­lung mit ech­ten Wert­zei­chen ge­schaf­fen wird,

wer sol­che Ge­gen­stän­de ein­führt, an­bie­tet oder in Um­lauf setzt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.2

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, wird er mit Bus­se be­straft.3


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 22. Dez. 1999 über die Wäh­rung und die Zah­lungs­mit­tel, in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1144; BBl 1999 7258).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).
3 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 244

Ein­füh­ren, Er­wer­ben, La­gern falschen Gel­des

 

1Wer falsches oder ver­fälsch­tes Me­tall­geld oder Pa­pier­geld, falsche oder ver­fälsch­te Bank­no­ten ein­führt, er­wirbt oder la­gert, um sie als echt oder un­ver­fälscht in Um­lauf zu brin­gen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.1

2Wer sie in gros­ser Men­ge ein­führt, er­wirbt oder la­gert, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu fünf Jah­ren be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 22. Dez. 1999 über die Wäh­rung und die Zah­lungs­mit­tel, in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1144; BBl 1999 7258).

Art. 245

Fäl­schung amt­li­cher Wert­zei­chen

 

1. Wer amt­li­che Wert­zei­chen, na­ment­lich Post­mar­ken, Stem­pel- oder Ge­büh­ren­mar­ken, fälscht oder ver­fälscht, um sie als echt oder un­ver­fälscht zu ver­wen­den,

wer ent­wer­te­ten amt­li­chen Wert­zei­chen den Schein gül­ti­ger gibt, um sie als sol­che zu ver­wen­den,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Der Tä­ter ist auch straf­bar, wenn er die Tat im Aus­land be­gan­gen hat, in der Schweiz be­tre­ten und nicht aus­ge­lie­fert wird, und wenn die Tat auch am Be­ge­hungs­or­te straf­bar ist.

2. Wer falsche, ver­fälsch­te oder ent­wer­te­te amt­li­che Wert­zei­chen als echt, un­ver­fälscht oder gül­tig ver­wen­det, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 246

Fäl­schung amt­li­cher Zei­chen

 

Wer amt­li­che Zei­chen, die die Be­hör­de an ei­nem Ge­gen­stand an­bringt, um das Er­geb­nis ei­ner Prü­fung oder um ei­ne Ge­neh­mi­gung fest­zu­stel­len, zum Bei­spiel Stem­pel der Gold- und Sil­ber­kon­trol­le, Stem­pel der Fleisch­schau­er, Mar­ken der Zoll­ver­wal­tung, fälscht oder ver­fälscht, um sie als echt oder un­ver­fälscht zu ver­wen­den,

wer falsche oder ver­fälsch­te Zei­chen die­ser Art als echt oder un­ver­fälscht ver­wen­det,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 247

Fäl­schungs­ge­rä­te; un­recht­mäs­si­ger Ge­brauch von Ge­rä­ten

 

Wer Ge­rä­te zum Fäl­schen oder Ver­fäl­schen von Me­tall­geld, Pa­pier­geld, Bank­no­ten oder amt­li­chen Wert­zei­chen an­fer­tigt oder sich ver­schafft, um sie un­recht­mäs­sig zu ge­brau­chen,

wer Ge­rä­te, wo­mit Me­tall­geld, Pa­pier­geld, Bank­no­ten oder amt­li­che Wert­zei­chen her­ge­stellt wer­den, un­recht­mäs­sig ge­braucht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 248

Fäl­schung von Mass und Ge­wicht

 

Wer zum Zwe­cke der Täu­schung in Han­del und Ver­kehr

an Mas­sen, Ge­wich­ten, Waa­gen oder an­dern Mess­in­stru­men­ten ein falsches Eich­zei­chen an­bringt oder ein vor­han­de­nes Eich­zei­chen ver­fälscht,

an ge­eich­ten Mas­sen, Ge­wich­ten, Waa­gen oder an­dern Mess­in­stru­men­ten Ver­än­de­run­gen vor­nimmt,

falsche oder ver­fälsch­te Mas­se, Ge­wich­te, Waa­gen oder an­de­re Mess­in­stru­men­te ge­braucht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 249

Ein­zie­hung

 

1Falsches oder ver­fälsch­tes Me­tall- oder Pa­pier­geld, falsche oder ver­fälsch­te Bank­no­ten, amt­li­che Wert­zei­chen, amt­li­che Zei­chen, Mas­se, Ge­wich­te, Waa­gen oder an­de­re Mess­in­stru­men­te so­wie die Fäl­schungs­ge­rä­te, wer­den ein­ge­zo­gen und un­brauch­bar ge­macht oder ver­nich­tet.

2Bank­no­ten, Mün­zen oder amt­li­che Wert­zei­chen, die oh­ne Fäl­schungs­ab­sicht wie­der­ge­ge­ben, nach­ge­ahmt oder her­ge­stellt wur­den, aber ei­ne Ver­wechs­lungs­ge­fahr schaf­fen, wer­den eben­falls ein­ge­zo­gen und un­brauch­bar ge­macht oder ver­nich­tet.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 22. Dez. 1999 über die Wäh­rung und die Zah­lungs­mit­tel, in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1144; BBl 1999 7258).

Art. 250

Geld und Wert­zei­chen des Aus­lan­des

 

Die Be­stim­mun­gen die­ses Ti­tels fin­den auch An­wen­dung auf Me­tall­geld, Pa­pier­geld, Bank­no­ten und Wert­zei­chen des Aus­lan­des.

Elfter Titel: Urkundenfälschung

Art. 251

Ur­kun­den­fäl­schung

 

1. Wer in der Ab­sicht, je­man­den am Ver­mö­gen oder an an­dern Rech­ten zu schä­di­gen oder sich oder ei­nem an­dern einen un­recht­mäs­si­gen Vor­teil zu ver­schaf­fen,

ei­ne Ur­kun­de fälscht oder ver­fälscht, die ech­te Un­ter­schrift oder das ech­te Hand­zei­chen ei­nes an­dern zur Her­stel­lung ei­ner un­ech­ten Ur­kun­de be­nützt oder ei­ne recht­lich er­heb­li­che Tat­sa­che un­rich­tig be­ur­kun­det oder be­ur­kun­den lässt,

ei­ne Ur­kun­de die­ser Art zur Täu­schung ge­braucht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In be­son­ders leich­ten Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 252

Fäl­schung von Aus­wei­sen

 

Wer in der Ab­sicht, sich oder ei­nem an­dern das Fort­kom­men zu er­leich­tern,

Aus­weis­schrif­ten, Zeug­nis­se, Be­schei­ni­gun­gen fälscht oder ver­fälscht,

ei­ne Schrift die­ser Art zur Täu­schung ge­braucht,

ech­te, nicht für ihn be­stimm­te Schrif­ten die­ser Art zur Täu­schung miss­braucht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 253

Er­schlei­chung ei­ner falschen Be­ur­kun­dung

 

Wer durch Täu­schung be­wirkt, dass ein Be­am­ter oder ei­ne Per­son öf­fent­li­chen Glau­bens ei­ne recht­lich er­heb­li­che Tat­sa­che un­rich­tig be­ur­kun­det, na­ment­lich ei­ne falsche Un­ter­schrift oder ei­ne un­rich­ti­ge Ab­schrift be­glau­bigt,

wer ei­ne so er­schli­che­ne Ur­kun­de ge­braucht, um einen an­dern über die dar­in be­ur­kun­de­te Tat­sa­che zu täu­schen,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 254

Un­ter­drückung von Ur­kun­den

 

1Wer ei­ne Ur­kun­de, über die er nicht al­lein ver­fü­gen darf, be­schä­digt, ver­nich­tet, bei­sei­te­schafft oder ent­wen­det, in der Ab­sicht, je­man­den am Ver­mö­gen oder an an­dern Rech­ten zu schä­di­gen oder sich oder ei­nem an­dern einen un­recht­mäs­si­gen Vor­teil zu ver­schaf­fen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Die Un­ter­drückung von Ur­kun­den zum Nach­teil ei­nes An­ge­hö­ri­gen oder Fa­mi­li­en­ge­nos­sen wird nur auf An­trag ver­folgt.

Art. 255

Ur­kun­den des Aus­lan­des

 

Die Ar­ti­kel 251-254 fin­den auch An­wen­dung auf Ur­kun­den des Aus­lan­des.

Art. 256

Grenz­ver­rückung

 

Wer in der Ab­sicht, je­man­den am Ver­mö­gen oder an an­dern Rech­ten zu schä­di­gen oder sich oder ei­nem an­dern einen un­recht­mäs­si­gen Vor­teil zu ver­schaf­fen, einen Grenz­stein oder ein an­de­res Grenz­zei­chen be­sei­tigt, ver­rückt, un­kennt­lich macht, falsch setzt oder ver­fälscht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 257

Be­sei­ti­gung von Ver­mes­sungs- und Was­ser­stands­zei­chen

 

Wer ein öf­fent­li­ches Ver­mes­sungs- oder Was­ser­stands­zei­chen be­sei­tigt, ver­rückt, un­kennt­lich macht oder falsch setzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Zwölfter Titel: Verbrechen und Vergehen gegen den öffentlichen Frieden

Art. 258

Schre­ckung der Be­völ­ke­rung

 

Wer die Be­völ­ke­rung durch An­dro­hen oder Vor­spie­geln ei­ner Ge­fahr für Leib, Le­ben oder Ei­gen­tum in Schre­cken ver­setzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 259

Öf­fent­li­che Auf­for­de­rung zu Ver­bre­chen oder zur Ge­walt­tä­tig­keit

 

1Wer öf­fent­lich zu ei­nem Ver­bre­chen auf­for­dert, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

1bisDie öf­fent­li­che Auf­for­de­rung zum Völ­ker­mord (Art. 264), der ganz oder teil­wei­se in der Schweiz be­gan­gen wer­den soll, ist auch straf­bar, wenn die Auf­for­de­rung im Aus­land er­folgt.2

2Wer öf­fent­lich zu ei­nem Ver­ge­hen mit Ge­walt­tä­tig­keit ge­gen Men­schen oder Sa­chen auf­for­dert, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1530; BBl 1980 I 1241).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge­set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 260

Land­frie­dens­bruch

 

1Wer an ei­ner öf­fent­li­chen Zu­sam­men­rot­tung teil­nimmt, bei der mit ver­ein­ten Kräf­ten ge­gen Men­schen oder Sa­chen Ge­walt­tä­tig­kei­ten be­gan­gen wer­den, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Die Teil­neh­mer, die sich auf be­hörd­li­che Auf­for­de­rung hin ent­fer­nen, blei­ben straf­frei, wenn sie we­der selbst Ge­walt an­ge­wen­det noch zur Ge­walt­an­wen­dung auf­ge­for­dert ha­ben.

Art. 260bis

Straf­ba­re Vor­be­rei­tungs­hand­lun­gen

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer plan­mäs­sig kon­kre­te tech­ni­sche oder or­ga­ni­sa­to­ri­sche Vor­keh­run­gen trifft, de­ren Art und Um­fang zei­gen, dass er sich an­schickt, ei­ne der fol­gen­den straf­ba­ren Hand­lun­gen aus­zu­füh­ren:

a.
Vor­sätz­li­che Tö­tung (Art. 111);
b.
Mord (Art. 112);
c.
Schwe­re Kör­per­ver­let­zung (Art. 122);
cbis.2 Ver­stüm­me­lung weib­li­cher Ge­ni­ta­li­en (Art. 124);
d.
Raub (Art. 140);
e.
Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung (Art. 183);
f.
Gei­sel­nah­me (Art. 185);
fbis.3 Ver­schwin­den­las­sen (Art. 185bis);
g.
Brand­stif­tung (Art. 221);
h.
Völ­ker­mord (Art. 264);
i.
Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (Art. 264a);
j.
Kriegs­ver­bre­chen (Art. 264c-264h).4

2Führt der Tä­ter aus ei­ge­nem An­trieb die Vor­be­rei­tungs­hand­lung nicht zu En­de, so bleibt er straf­los.

3Straf­bar ist auch, wer die Vor­be­rei­tungs­hand­lung im Aus­land be­geht, wenn die be­ab­sich­tig­ten straf­ba­ren Hand­lun­gen in der Schweiz ver­übt wer­den sol­len. Ar­ti­kel 3 Ab­satz 2 ist an­wend­bar.5


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1530; BBl 1980 I 1241).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2011 in Kraft seit 1. Ju­li 2012 (AS 2012 2575; BBl 2010 5651 5677).
3 Ein­ge­fügt durch An­hang 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Dez. 2015 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des In­ter­na­tio­na­len Über­ein­kom­mens zum Schutz al­ler Per­so­nen vor dem Ver­schwin­den­las­sen, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 4687; BBl 2014 453).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge­set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).
5 Fas­sung des Sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 260ter

Kri­mi­nel­le Or­ga­ni­sa­ti­on

 

1. Wer sich an ei­ner Or­ga­ni­sa­ti­on be­tei­ligt, die ih­ren Auf­bau und ih­re per­so­nel­le Zu­sam­men­set­zung ge­heim hält und die den Zweck ver­folgt, Ge­walt­ver­bre­chen zu be­ge­hen oder sich mit ver­bre­che­ri­schen Mit­teln zu be­rei­chern,

wer ei­ne sol­che Or­ga­ni­sa­ti­on in ih­rer ver­bre­che­ri­schen Tä­tig­keit un­ter­stützt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Der Rich­ter kann die Stra­fe mil­dern (Art. 48a),2 wenn der Tä­ter sich be­müht, die wei­te­re ver­bre­che­ri­sche Tä­tig­keit der Or­ga­ni­sa­ti­on zu ver­hin­dern.

3. Straf­bar ist auch, wer die Tat im Aus­land be­geht, wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on ih­re ver­bre­che­ri­sche Tä­tig­keit ganz oder teil­wei­se in der Schweiz aus­übt oder aus­zuü­ben be­ab­sich­tigt. Ar­ti­kel 3 Ab­satz 2 ist an­wend­bar.3


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 1994, in Kraft seit 1. Aug. 1994 (AS 1994 1614; BBl 1993 III 277).
2 Fas­sung des ers­ten Halb­sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).
3 Fas­sung des Sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 260quater

Ge­fähr­dung der öf­fent­li­chen Si­cher­heit mit Waf­fen

 

Wer je­man­dem Schuss­waf­fen, ge­setz­lich ver­bo­te­ne Waf­fen, we­sent­li­che Waf­fen­be­stand­tei­le, Waf­fen­zu­be­hör, Mu­ni­ti­on oder Mu­ni­ti­ons­be­stand­tei­le ver­kauft, ver­mie­tet, schenkt, über­lässt oder ver­mit­telt, ob­wohl er weiss oder an­neh­men muss, dass sie zur Be­ge­hung ei­nes Ver­ge­hens oder Ver­bre­chens die­nen sol­len, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft, so­fern kein schwe­re­rer Straf­tat­be­stand er­füllt ist.2


1 Ein­ge­fügt durch Art. 41 des Waf­fen­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 1997, in Kraft seit 1. Jan. 1999 (AS 1998 2535; BBl 1996 I 1053).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 260quinquies

Fi­nan­zie­rung des Ter­ro­ris­mus

 

1Wer in der Ab­sicht, ein Ge­walt­ver­bre­chen zu fi­nan­zie­ren, mit dem die Be­völ­ke­rung ein­ge­schüch­tert oder ein Staat oder ei­ne in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­ti­on zu ei­nem Tun oder Un­ter­las­sen ge­nö­tigt wer­den soll, Ver­mö­gens­wer­te sam­melt oder zur Ver­fü­gung stellt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Nimmt der Tä­ter die Mög­lich­keit der Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung le­dig­lich in Kauf, so macht er sich nach die­ser Be­stim­mung nicht straf­bar.

3Die Tat gilt nicht als Fi­nan­zie­rung ei­ner ter­ro­ris­ti­schen Straf­tat, wenn sie auf die Her­stel­lung oder Wie­der­her­stel­lung de­mo­kra­ti­scher und rechts­staat­li­cher Ver­hält­nis­se oder die Aus­übung oder Wah­rung von Men­schen­rech­ten ge­rich­tet ist.

4Ab­satz 1 fin­det kei­ne An­wen­dung, wenn mit der Fi­nan­zie­rung Hand­lun­gen un­ter­stützt wer­den sol­len, die nicht im Wi­der­spruch mit den in be­waff­ne­ten Kon­flik­ten an­wend­ba­ren Re­geln des Völ­ker­rechts ste­hen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 21. März 2003 (Fi­nan­zie­rung des Ter­ro­ris­mus), in Kraft seit 1. Okt. 2003 (AS 2003 3043; BBl 2002 5390).

Art. 261

Stö­rung der Glau­bens- und Kul­tus­frei­heit

 

Wer öf­fent­lich und in ge­mei­ner Wei­se die Über­zeu­gung an­de­rer in Glau­bens­sa­chen, ins­be­son­de­re den Glau­ben an Gott, be­schimpft oder ver­spot­tet oder Ge­gen­stän­de re­li­gi­öser Ver­eh­rung ver­unehrt,

wer ei­ne ver­fas­sungs­mäs­sig ge­währ­leis­te­te Kul­tus­hand­lung bös­wil­lig ver­hin­dert, stört oder öf­fent­lich ver­spot­tet,

wer einen Ort oder einen Ge­gen­stand, die für einen ver­fas­sungs­mäs­sig ge­währ­leis­te­ten Kul­tus oder für ei­ne sol­che Kul­tus­hand­lung be­stimmt sind, bös­wil­lig ver­unehrt,

wird mit Geld­stra­fe be­straft.1


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 261bis

Ras­sen­dis­kri­mi­nie­rung

 

Wer öf­fent­lich ge­gen ei­ne Per­son oder ei­ne Grup­pe von Per­so­nen we­gen ih­rer Ras­se, Eth­nie oder Re­li­gi­on zu Hass oder Dis­kri­mi­nie­rung auf­ruft,

wer öf­fent­lich Ideo­lo­gi­en ver­brei­tet, die auf die sys­te­ma­ti­sche Her­ab­set­zung oder Ver­leum­dung der An­ge­hö­ri­gen ei­ner Ras­se, Eth­nie oder Re­li­gi­on ge­rich­tet sind,

wer mit dem glei­chen Ziel Pro­pa­gan­daak­tio­nen or­ga­ni­siert, för­dert oder dar­an teil­nimmt,

wer öf­fent­lich durch Wort, Schrift, Bild, Ge­bär­den, Tät­lich­kei­ten oder in an­de­rer Wei­se ei­ne Per­son oder ei­ne Grup­pe von Per­so­nen we­gen ih­rer Ras­se, Eth­nie oder Re­li­gi­on in ei­ner ge­gen die Men­schen­wür­de ver­stos­sen­den Wei­se her­ab­setzt oder dis­kri­mi­niert oder aus ei­nem die­ser Grün­de Völ­ker­mord oder an­de­re Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit leug­net, gröb­lich ver­harm­lost oder zu recht­fer­ti­gen sucht,

wer ei­ne von ihm an­ge­bo­te­ne Leis­tung, die für die All­ge­mein­heit be­stimmt ist, ei­ner Per­son oder ei­ner Grup­pe von Per­so­nen we­gen ih­rer Ras­se, Eth­nie oder Re­li­gi­on ver­wei­gert,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 1 des BG vom 18. Ju­ni 1993, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2887; BBl 1992 III 269).

Art. 262

Stö­rung des To­ten­frie­dens

 

1. Wer die Ru­he­stät­te ei­nes To­ten in ro­her Wei­se ver­unehrt,

wer einen Lei­chen­zug oder ei­ne Lei­chen­fei­er bös­wil­lig stört oder ver­unehrt,

wer einen Leich­nam ver­unehrt oder öf­fent­lich be­schimpft,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Wer einen Leich­nam oder Tei­le ei­nes Leich­nams oder die Asche ei­nes To­ten wi­der den Wil­len des Be­rech­tig­ten weg­nimmt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 263

Ver­übung ei­ner Tat in selbst­ver­schul­de­ter Un­zu­rech­nungs­fä­hig­keit

 

1Wer in­fol­ge selbst­ver­schul­de­ter Trun­ken­heit oder Be­täu­bung un­zu­rech­nungs­fä­hig ist und in die­sem Zu­stand ei­ne als Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­droh­te Tat ver­übt, wird mit Geld­stra­fe be­straft.1

2Hat der Tä­ter in die­sem selbst­ver­schul­de­ten Zu­stand ein mit Frei­heits­s­tra­fe als ein­zi­ge Stra­fe be­droh­tes Ver­bre­chen be­gan­gen, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.2


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Zwölfter Titel : Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Art. 264

Völ­ker­mord

 

Mit le­bens­läng­li­cher Frei­heits­s­tra­fe oder mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter zehn Jah­ren wird be­straft, wer, in der Ab­sicht, ei­ne durch ih­re Staats­an­ge­hö­rig­keit, Ras­se, Re­li­gi­on oder eth­ni­sche, so­zia­le oder po­li­ti­sche Zu­ge­hö­rig­keit ge­kenn­zeich­ne­te Grup­pe als sol­che ganz oder teil­wei­se zu ver­nich­ten:

a.
Mit­glie­der die­ser Grup­pe tö­tet oder auf schwer­wie­gen­de Wei­se in ih­rer kör­per­li­chen oder geis­ti­gen Un­ver­sehrt­heit schä­digt;
b.
Mit­glie­der der Grup­pe Le­bens­be­din­gun­gen un­ter­wirft, die ge­eig­net sind, die Grup­pe ganz oder teil­wei­se zu ver­nich­ten;
c.
Mass­nah­men an­ord­net oder trifft, die auf die Ge­bur­ten­ver­hin­de­rung in­ner­halb der Grup­pe ge­rich­tet sind;
d.
Kin­der der Grup­pe ge­walt­sam in ei­ne an­de­re Grup­pe über­führt oder über­füh­ren lässt.

Art. 264a

Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit

a. Vor­sätz­li­che Tö­tung

b. Aus­rot­tung

c. Ver­skla­vung

d. Frei­heits­be­rau­bung

e. Ver­schwin­den­las­sen von Per­so­nen

f. Fol­ter

g. Ver­let­zung der se­xu­el­len Selbst­be­stim­mung

h. Ver­trei­bung oder zwangs­wei­se Über­füh­rung

i. Ver­fol­gung und Apart­heid

j. An­de­re un­mensch­li­che Hand­lun­gen

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren wird be­straft, wer im Rah­men ei­nes aus­ge­dehn­ten oder sys­te­ma­ti­schen An­griffs ge­gen die Zi­vil­be­völ­ke­rung:

a.
einen Men­schen vor­sätz­lich tö­tet;
b.
vie­le Men­schen vor­sätz­lich tö­tet oder der Be­völ­ke­rung in der Ab­sicht, sie ganz oder teil­wei­se zu ver­nich­ten, Le­bens­be­din­gun­gen auf­er­legt, die ge­eig­net sind, de­ren Ver­nich­tung her­bei­zu­füh­ren;
c.
sich ein Ei­gen­tums­recht über einen Men­schen an­masst und über ihn ver­fügt, na­ment­lich in Form von Men­schen­han­del, se­xu­el­ler Aus­beu­tung oder Zwangs­ar­beit;
d.
ei­nem Men­schen un­ter Ver­sto­ss ge­gen die Grund­re­geln des Völ­ker­rechts in schwer­wie­gen­der Wei­se die Frei­heit ent­zieht;
e.
in der Ab­sicht, ei­ne Per­son für län­ge­re Zeit dem Schutz des Ge­set­zes zu ent­zie­hen:
1.
im Auf­trag oder mit Bil­li­gung ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on der Per­son die Frei­heit ent­zieht, wo­bei in der Fol­ge die Aus­kunft über ihr Schick­sal oder ih­ren Ver­bleib ver­wei­gert wird, oder
2.
im Auf­trag ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on oder ent­ge­gen ei­ner Rechts­pflicht die Aus­kunft über das Schick­sal oder den Ver­bleib die­ser Per­son ver­wei­gert;
f.
ei­nem un­ter sei­nem Ge­wahr­sam oder sei­ner Kon­trol­le ste­hen­den Men­schen gros­se Lei­den oder ei­ne schwe­re Schä­di­gung des Kör­pers oder der phy­si­schen oder psy­chi­schen Ge­sund­heit zu­fügt;
g.
ei­ne Per­son weib­li­chen Ge­schlechts ver­ge­wal­tigt oder, nach­dem sie ge­gen ih­ren Wil­len ge­schwän­gert wur­de, ge­fan­gen hält in der Ab­sicht, die eth­ni­sche Zu­sam­men­set­zung ei­ner Be­völ­ke­rung zu be­ein­flus­sen, ei­ne Per­son zur Dul­dung ei­ner se­xu­el­len Hand­lung von ver­gleich­ba­rer Schwe­re oder zur Pro­sti­tu­ti­on nö­tigt oder sie zwangs­wei­se ste­ri­li­siert;
h.
Men­schen aus dem Ge­biet, in dem sie sich recht­mäs­sig auf­hal­ten, ver­treibt oder zwangs­wei­se an einen an­dern Ort über­führt;
i.
ei­ner Grup­pe von Men­schen aus po­li­ti­schen, ras­si­schen, eth­ni­schen, re­li­gi­ösen, so­zia­len oder an­de­ren völ­ker­rechts­wid­ri­gen Grün­den, im Zu­sam­men­hang mit ei­ner Tat nach dem zwölf­ten Ti­telbis oder dem zwölf­ten Ti­telter oder zwecks sys­te­ma­ti­scher Un­ter­drückung oder Be­herr­schung ei­ner ras­si­schen Grup­pe, in schwer­wie­gen­der Wei­se Grund­rech­te vor­ent­hält oder ent­zieht;
j.
ei­ne an­de­re Hand­lung von ver­gleich­ba­rer Schwe­re wie die in die­sem Ab­satz ge­nann­ten Ver­bre­chen ver­übt und da­durch ei­nem Men­schen gros­se Lei­den oder ei­ne schwe­re Schä­di­gung des Kör­pers oder der phy­si­schen oder psy­chi­schen Ge­sund­heit zu­fügt.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben c-j kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.

Zwölfter Titel : Kriegsverbrechen

Art. 264b

1. An­wen­dungs­be­reich

 

Die Ar­ti­kel 264d-264j fin­den An­wen­dung im Zu­sam­men­hang mit in­ter­na­tio­na­len be­waff­ne­ten Kon­flik­ten ein­sch­liess­lich Be­set­zun­gen so­wie, so­weit aus der Na­tur der Straf­ta­ten nichts an­de­res her­vor­geht, im Zu­sam­men­hang mit nicht in­ter­na­tio­na­len be­waff­ne­ten Kon­flik­ten.

Art. 264c

2. Schwe­re Ver­let­zun­gen der Gen­fer Kon­ven­tio­nen

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem in­ter­na­tio­na­len be­waff­ne­ten Kon­flikt ei­ne schwe­re Ver­let­zung der Gen­fer Kon­ven­tio­nen vom 12. Au­gust 19491 durch ei­ne der fol­gen­den Hand­lun­gen ge­gen die nach die­sen Kon­ven­tio­nen ge­schütz­ten Per­so­nen oder Gü­ter be­geht:

a.
vor­sätz­li­che Tö­tung;
b.
Gei­sel­nah­me;
c.
Ver­ur­sa­chung gros­ser Lei­den oder schwe­re Schä­di­gung des Kör­pers oder der phy­si­schen oder psy­chi­schen Ge­sund­heit, na­ment­lich durch Fol­ter, un­mensch­li­che Be­hand­lung oder bio­lo­gi­sche Ver­su­che;
d.
durch mi­li­tä­ri­sche Er­for­der­nis­se nicht ge­recht­fer­tig­te Zer­stö­rung oder An­eig­nung von Gut in gros­sem Aus­mass;
e.
Nö­ti­gung zur Dienst­leis­tung in den Streit­kräf­ten ei­ner feind­li­chen Macht;
f.
rechts­wid­ri­ge Ver­trei­bung, Über­füh­rung oder Ge­fan­gen­hal­tung;
g.
Ver­wei­ge­rung des Rechts auf ein un­par­tei­isches or­dent­li­ches Ge­richts­ver­fah­ren vor Ver­hän­gung oder Voll­stre­ckung ei­ner schwe­ren Stra­fe.

2Hand­lun­gen nach Ab­satz 1, die im Zu­sam­men­hang mit ei­nem nicht in­ter­na­tio­na­len be­waff­ne­ten Kon­flikt be­gan­gen wer­den, sind den schwe­ren Ver­let­zun­gen des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts gleich­ge­stellt, wenn sie ge­gen ei­ne nach dem hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son oder ge­gen ein ge­schütz­tes Gut ge­rich­tet sind.

3In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

4In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben c-g kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.


1 Gen­fer Abk. vom 12. Aug. 1949 zur Ver­bes­se­rung des Lo­ses der Ver­wun­de­ten und Kran-ken der be­waff­ne­ten Kräf­te im Fel­de (GA I), SR 0.518.12; Gen­fer Abk. vom 12. Aug. 1949 zur Ver­bes­se­rung des Lo­ses der Ver­wun­de­ten, Kran­ken und Schiff­brü­chi­gen der be­waff­ne­ten Kräf­te zur See (GA II), SR 0.518.23; Gen­fer Abk. vom 12. Aug. 1949 über die Be­hand­lung der Kriegs­ge­fan­ge­nen (GA III), SR 0.518.42; Gen­fer Abk. vom 12. Aug. 1949 über den Schutz von Zi­vil­per­so­nen in Kriegs­zei­ten (GA IV), SR 0.518.51.

Art. 264d

3. An­de­re Kriegs­ver­bre­chen

a. An­grif­fe ge­gen zi­vi­le Per­so­nen und Ob­jek­te

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt einen An­griff rich­tet:

a.
ge­gen die Zi­vil­be­völ­ke­rung als sol­che oder ge­gen Zi­vil­per­so­nen, die an den Feind­se­lig­kei­ten nicht un­mit­tel­bar teil­neh­men;
b.
ge­gen Per­so­nen, Ein­rich­tun­gen, Ma­te­ri­al oder Fahr­zeu­ge, die Teil ei­ner hu­ma­ni­tär­en Hilfs­mis­si­on oder ei­ner frie­den­ser­hal­ten­den Missi­on in Über­ein­stim­mung mit der Char­ta der Ver­ein­ten Na­tio­nen vom 26. Ju­ni 19451 sind, so­lan­ge sie vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schützt sind;
c.
ge­gen zi­vi­le Ob­jek­te, un­ver­tei­dig­te Sied­lun­gen oder Ge­bäu­de oder ge­gen ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­nen, die kein mi­li­tä­ri­sches Ziel dar­stel­len;
d.
ge­gen Sa­ni­täts­ein­hei­ten, Ge­bäu­de, Ma­te­ri­al oder Fahr­zeu­ge, die ein Schutz­zei­chen des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts ver­wen­den oder de­ren ge­schütz­ter Cha­rak­ter auch oh­ne Schutz­zei­chen er­kenn­bar ist, Kran­ken­häu­ser oder Sam­mel­plät­ze für Kran­ke und Ver­wun­de­te;
e.
ge­gen Kul­tur­gut oder mit sei­nem Schutz be­trau­te Per­so­nen oder sei­nem Trans­port die­nen­de Fahr­zeu­ge, ge­gen Ge­bäu­de, die re­li­gi­ösen Hand­lun­gen, der Kunst, Er­zie­hung, Wis­sen­schaft oder Wohl­tä­tig­keit die­nen, so­lan­ge sie vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schützt sind.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len von An­grif­fen ge­gen Per­so­nen kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.


1 SR 0.120

Art. 264e

b. Un­ge­recht­fer­tig­te me­di­zi­ni­sche Be­hand­lung, Ver­let­zung der se­xu­el­len Selbst­be­stim­mung und der Men­schen­wür­de

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt:

a.
ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son kör­per­lich schwer schä­digt oder in ih­rer phy­si­schen oder psy­chi­schen Ge­sund­heit schwer ver­letzt oder ge­fähr­det, in­dem er sie ei­nem me­di­zi­ni­schen Ver­fah­ren un­ter­zieht, das nicht durch ih­ren Ge­sund­heits­zu­stand ge­bo­ten ist und das nicht mit all­ge­mein an­er­kann­ten me­di­zi­ni­schen Grund­sät­zen im Ein­klang steht;
b.
ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son weib­li­chen Ge­schlechts ver­ge­wal­tigt oder, nach­dem sie ge­gen ih­ren Wil­len ge­schwän­gert wur­de, ge­fan­gen hält in der Ab­sicht, die eth­ni­sche Zu­sam­men­set­zung ei­ner Be­völ­ke­rung zu be­ein­flus­sen, ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son zur Dul­dung ei­ner se­xu­el­len Hand­lung von ver­gleich­ba­rer Schwe­re oder zur Pro­sti­tu­ti­on nö­tigt oder sie zwangs­wei­se ste­ri­li­siert;
c.
ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son in schwer­wie­gen­der Wei­se ent­wür­di­gend oder er­nied­ri­gend be­han­delt.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.

Art. 264f

c. Re­kru­tie­rung und Ver­wen­dung von Kin­der­sol­da­ten

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer ein Kind un­ter fünf­zehn Jah­ren in Streit­kräf­te oder be­waff­ne­te Grup­pen ein­glie­dert, zu die­sem Zweck re­kru­tiert oder zur Teil­nah­me an be­waff­ne­ten Kon­flik­ten ver­wen­det.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Kin­der be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.

Art. 264g

d. Ver­bo­te­ne Me­tho­den der Krieg­füh­rung

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt:

a.
einen An­griff führt, ob­wohl er weiss oder an­neh­men muss, dass die­ser den Tod oder die Ver­wun­dung von Zi­vil­per­so­nen, die Be­schä­di­gung zi­vi­ler Ob­jek­te oder die weit­rei­chen­de, lang­fris­ti­ge und schwe­re Schä­di­gung der na­tür­li­chen Um­welt ver­ur­sa­chen wird, die in kei­nem Ver­hält­nis zum er­war­te­ten kon­kre­ten und un­mit­tel­ba­ren mi­li­tä­ri­schen Vor­teil ste­hen;
b.
ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son als Schild be­nutzt, um Kampf­hand­lun­gen zu be­ein­flus­sen;
c.
als Me­tho­de der Krieg­füh­rung plün­dert, sich auf an­de­re Wei­se un­recht­mäs­sig Gut an­eig­net oder in ei­nem durch die Er­for­der­nis­se des Krie­ges nicht zwin­gend ge­bo­te­nen Aus­mass feind­li­ches Gut zer­stört oder be­schlag­nahmt, Zi­vil­per­so­nen le­bens­not­wen­di­ge Gü­ter vor­ent­hält oder Hilfs­lie­fe­run­gen be­hin­dert;
d.
einen geg­ne­ri­schen Kom­bat­tan­ten auf heim­tücki­sche Wei­se, oder nach­dem die­ser sich aus­ser Ge­fecht be­fin­det, tö­tet oder ver­wun­det;
e.
einen to­ten geg­ne­ri­schen Kom­bat­tan­ten ver­stüm­melt;
f.
als Be­fehls­ha­ber an­ord­net oder dem Geg­ner an­droht, nie­man­den am Le­ben zu las­sen;
g.
die Par­la­men­tär­flag­ge, die Flag­ge, Uni­form oder mi­li­tä­ri­sche Ab­zei­chen des Fein­des, der Ver­ein­ten Na­tio­nen oder Schutz­zei­chen des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts miss­braucht;
h.
als An­ge­hö­ri­ger ei­ner Be­sat­zungs­macht einen Teil ih­rer Zi­vil­be­völ­ke­rung in das von ihr be­setz­te Ge­biet über­führt oder die Be­völ­ke­rung des be­setz­ten Ge­bie­tes ganz oder teil­wei­se in­ner­halb oder aus­ser­halb des­sel­ben um­sie­delt.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.

Art. 264h

e. Ein­satz ver­bo­te­ner Waf­fen

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt:

a.
Gift oder ver­gif­te­te Waf­fen ver­wen­det;
b.
bio­lo­gi­sche oder che­mi­sche Waf­fen, ein­sch­liess­lich gif­ti­ger oder er­sti­cken­der Ga­se, Stof­fe und Flüs­sig­kei­ten, ver­wen­det;
c.
Ge­schos­se ver­wen­det, die sich im Kör­per des Men­schen leicht aus­deh­nen oder flach­drücken oder im Kör­per des Men­schen ex­plo­die­ren;
d.
Waf­fen ver­wen­det, wel­che als Haupt­wir­kung Ver­let­zun­gen durch Split­ter her­vor­ru­fen, die mit­tels Rönt­gen­strah­len nicht ent­deckt wer­den kön­nen;
e.
La­ser­waf­fen ver­wen­det, die als Haupt­wir­kung die dau­er­haf­te Er­blin­dung von Men­schen her­bei­füh­ren.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

Art. 264i

4. Bruch ei­nes Waf­fen­still­stan­des oder des Frie­dens. Ver­ge­hen ge­gen einen Par­la­men­tär. Ver­zö­ger­te Heim­schaf­fung von Kriegs­ge­fan­ge­nen

 

Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer:

a.
die Kampf­hand­lun­gen fort­setzt, nach­dem er amt­lich oder dienst­lich Kennt­nis vom Ab­schluss ei­nes Waf­fen­still­stan­des oder des Frie­dens er­hal­ten hat, oder die Be­din­gun­gen des Waf­fen­still­stan­des auf an­de­re Wei­se ver­letzt;
b.
einen geg­ne­ri­schen Par­la­men­tär oder ei­ne sei­ner Be­gleit­per­so­nen miss­han­delt, be­schimpft oder oh­ne Grund zu­rück­hält;
c.
die Heim­schaf­fung von Kriegs­ge­fan­ge­nen nach Be­en­di­gung der Kampf­hand­lun­gen un­ge­recht­fer­tigt ver­zö­gert.

Art. 264j

5. An­de­re Ver­stös­se ge­gen das hu­ma­ni­täre Völ­ker­recht

 

Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt auf an­de­re Wei­se als nach den Ar­ti­keln 264c-264i ei­ne Vor­schrift des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts ver­letzt, de­ren Ver­let­zung durch das Völ­ker­ge­wohn­heits­recht oder ein in­ter­na­tio­na­les, von der Schweiz als ver­bind­lich an­er­kann­tes Über­ein­kom­men als straf­bar er­klärt wird.

Zwölfter Titel : Gemeinsame Bestimmungen für den zwölften Titel und den zwölften Titel

Art. 264k

Straf­bar­keit des Vor­ge­setz­ten

 

1Der Vor­ge­setz­te, der weiss, dass ei­ne ihm un­ter­stell­te Per­son ei­ne Tat nach dem zwölf­ten Ti­telbis oder dem zwölf­ten Ti­telter be­geht oder be­ge­hen wird, und der nicht an­ge­mes­se­ne Mass­nah­men er­greift, um die­se Tat zu ver­hin­dern, wird nach der glei­chen Straf­an­dro­hung wie der Tä­ter be­straft. Ver­hin­dert der Vor­ge­setz­te die Tat fahr­läs­sig nicht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

2Der Vor­ge­setz­te, der weiss, dass ei­ne ihm un­ter­stell­te Per­son ei­ne Tat nach dem zwölf­ten Ti­telbis oder dem zwölf­ten Ti­telter be­gan­gen hat, und der nicht an­ge­mes­se­ne Mass­nah­men er­greift, um die Be­stra­fung des Tä­ters si­cher­zu­stel­len, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 264l

Han­deln auf Be­fehl oder An­ord­nung

 

Der Un­ter­ge­be­ne, der auf Be­fehl ei­nes Vor­ge­setz­ten oder auf An­ord­nung von ver­gleich­ba­rer Bin­dungs­wir­kung ei­ne Tat nach dem zwölf­ten Ti­telbis oder dem zwölf­ten Ti­telter be­geht, ist straf­bar, wenn er sich der Straf­bar­keit der Hand­lung zur Zeit der Tat be­wusst war.

Art. 264m

Aus­land­ta­ten

 

1Straf­bar ist auch der Tä­ter, der im Aus­land ei­ne Tat nach dem zwölf­ten Ti­telbis, dem zwölf­ten Ti­telter oder nach Ar­ti­kel 264k be­gan­gen hat, wenn er sich in der Schweiz be­fin­det und nicht an einen an­dern Staat aus­ge­lie­fert oder an ein in­ter­na­tio­na­les Straf­ge­richt, des­sen Zu­stän­dig­keit die Schweiz an­er­kennt, über­stellt wird.

2Wur­de die Aus­land­tat nicht ge­gen einen Schwei­zer be­gan­gen und ist der Tä­ter nicht Schwei­zer, so kann, un­ter Vor­be­halt von Mass­nah­men zur Si­che­rung von Be­wei­sen, die Straf­ver­fol­gung ein­ge­stellt oder von ei­ner sol­chen ab­ge­se­hen wer­den, wenn:

a.
ei­ne aus­län­di­sche Be­hör­de oder ein in­ter­na­tio­na­les Straf­ge­richt, des­sen Zu­stän­dig­keit die Schweiz an­er­kennt, die Straf­tat ver­folgt und der Tä­ter aus­ge­lie­fert oder über­stellt wird; oder
b.
der Tä­ter sich nicht mehr in der Schweiz be­fin­det und sei­ne Rück­kehr nicht zu er­war­ten ist.

3Ar­ti­kel 7 Ab­sät­ze 4 und 5 ist an­wend­bar, es sei denn, der Frei­spruch, der Er­lass oder die Ver­jäh­rung der Stra­fe im Aus­land hat­te das Ziel, den Tä­ter in un­ge­recht­fer­tig­ter Wei­se vor Stra­fe zu ver­scho­nen.

Art. 264n

Aus­schluss der re­la­ti­ven Im­mu­ni­tät

 

Die Ver­fol­gung von Ta­ten nach dem zwölf­ten Ti­telbis, dem zwölf­ten Ti­telter und nach Ar­ti­kel 264k be­darf kei­ner Er­mäch­ti­gung nach ei­ner der fol­gen­den Be­stim­mun­gen:

a.
Ar­ti­kel 7 Ab­satz 2 Buch­sta­be b der Straf­pro­zess­ord­nung1;
b.
Ar­ti­kel 14 und 15 des Ver­ant­wort­lich­keits­ge­set­zes vom 14. März 19582;
c.
Ar­ti­kel 17 des Par­la­ments­ge­set­zes vom 13. De­zem­ber 20023;
d.
Ar­ti­kel 61a des Re­gie­rungs- und Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 21. März 19974;
e.
Ar­ti­kel 11 des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 20055;
f.
Ar­ti­kel 12 des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 20056;
g.
Ar­ti­kel 16 des Pa­tent­ge­richts­ge­set­zes vom 20. März 20097;
h.
Ar­ti­kel 50 des Straf­be­hör­den­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 19. März 20108.

Dreizehnter Titel: Verbrechen und Vergehen gegen den Staat und die Landesverteidigung

Art. 265

1. Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ge­gen den Staat.

Hoch­ver­rat

 

Wer ei­ne Hand­lung vor­nimmt, die dar­auf ge­rich­tet ist, mit Ge­walt

die Ver­fas­sung des Bun­des1 oder ei­nes Kan­tons2 ab­zuän­dern,

die ver­fas­sungs­mäs­si­gen Staats­be­hör­den ab­zu­set­zen oder sie aus­ser­stand zu set­zen, ih­re Ge­walt aus­zuü­ben,

schwei­ze­ri­sches Ge­biet von der Eid­ge­nos­sen­schaft oder Ge­biet von ei­nem Kan­ton ab­zu­tren­nen,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr3 be­straft.


1 SR 101
2 SR 131.211/131.235
3 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 11 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

Art. 266

An­grif­fe auf die Un­ab­hän­gig­keit der Eid­ge­nos­sen­schaft

 

1. Wer ei­ne Hand­lung vor­nimmt, die dar­auf ge­rich­tet ist,

die Un­ab­hän­gig­keit der Eid­ge­nos­sen­schaft zu ver­let­zen oder zu ge­fähr­den,

ei­ne die Un­ab­hän­gig­keit der Eid­ge­nos­sen­schaft ge­fähr­den­de Ein­mi­schung ei­ner frem­den Macht in die An­ge­le­gen­hei­ten der Eid­ge­nos­sen­schaft her­bei­zu­füh­ren,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2.1 Wer mit der Re­gie­rung ei­nes frem­den Staa­tes oder mit de­ren Agen­ten in Be­zie­hung tritt, um einen Krieg ge­gen die Eid­ge­nos­sen­schaft her­bei­zu­füh­ren, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren be­straft.

In schwe­ren Fäl­len kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1950, in Kraft seit 5. Jan. 1951 (AS 1951 1; BBl 1949 1 1249).

Art. 266bis

Ge­gen die Si­cher­heit der Schweiz ge­rich­te­te aus­län­di­sche Un­ter­neh­mun­gen und Be­stre­bun­gen

 

1Wer mit dem Zwe­cke, aus­län­di­sche, ge­gen die Si­cher­heit der Schweiz ge­rich­te­te Un­ter­neh­mun­gen oder Be­stre­bun­gen her­vor­zu­ru­fen oder zu un­ter­stüt­zen, mit ei­nem frem­den Staat oder mit aus­län­di­schen Par­tei­en oder mit an­dern Or­ga­ni­sa­tio­nen im Aus­land oder mit ih­ren Agen­ten in Ver­bin­dung tritt oder un­wah­re oder ent­stel­len­de Be­haup­tun­gen auf­stellt oder ver­brei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1950, in Kraft seit 5. Jan. 1951 (AS 1951 1; BBl 1949 I 1249).

Art. 267

Di­plo­ma­ti­scher Lan­des­ver­rat

 

1. Wer vor­sätz­lich ein Ge­heim­nis, des­sen Be­wah­rung zum Woh­le der Eid­ge­nos­sen­schaft ge­bo­ten ist, ei­nem frem­den Staa­te oder des­sen Agen­ten be­kannt oder zu­gäng­lich macht,1

wer Ur­kun­den oder Be­weis­mit­tel, die sich auf Rechts­ver­hält­nis­se zwi­schen der Eid­ge­nos­sen­schaft oder ei­nem Kan­ton und ei­nem aus­län­di­schen Staa­te be­zie­hen, ver­fälscht, ver­nich­tet, bei­sei­te­schafft oder ent­wen­det und da­durch die In­ter­es­sen der Eid­ge­nos­sen­schaft oder des Kan­tons vor­sätz­lich ge­fähr­det,

wer als Be­voll­mäch­tig­ter der Eid­ge­nos­sen­schaft vor­sätz­lich Un­ter­hand­lun­gen mit ei­ner aus­wär­ti­gen Re­gie­rung zum Nach­tei­le der Eid­ge­nos­sen­schaft führt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2.2 Wer vor­sätz­lich ein Ge­heim­nis, des­sen Be­wah­rung zum Woh­le der Eid­ge­nos­sen­schaft ge­bo­ten ist, der Öf­fent­lich­keit be­kannt oder zu­gäng­lich macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

3.3 Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 10. Okt. 1997, in Kraft seit 1. April 1998 (AS 1998 852; BBl 1996 IV 525).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 10. Okt. 1997, in Kraft seit 1. April 1998 (AS 1998 852; BBl 1996 IV 525).
3 Ur­sprüng­lich Ziff. 2.

Art. 268

Ver­rückung staat­li­cher Grenz­zei­chen

 

Wer einen zur Fest­stel­lung der Lan­des-, Kan­tons- oder Ge­mein­de­gren­zen die­nen­den Grenz­stein oder ein an­de­res die­sem Zwe­cke die­nen­des Grenz­zei­chen be­sei­tigt, ver­rückt, un­kennt­lich macht, falsch setzt oder ver­fälscht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 269

Ver­let­zung schwei­ze­ri­scher Ge­biets­ho­heit

 

Wer in Ver­let­zung des Völ­ker­rechts auf schwei­ze­ri­sches Ge­biet ein­dringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 270

Tät­li­che An­grif­fe auf schwei­ze­ri­sche Ho­heits­zei­chen

 

Wer ein von ei­ner Be­hör­de an­ge­brach­tes schwei­ze­ri­sches Ho­heits­zei­chen, ins­be­son­de­re das Wap­pen oder die Fah­ne der Eid­ge­nos­sen­schaft oder ei­nes Kan­tons, bös­wil­lig weg­nimmt, be­schä­digt oder be­lei­di­gen­de Hand­lun­gen dar­an ver­übt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 271

Ver­bo­te­ne Hand­lun­gen für einen frem­den Staat

 

1. Wer auf schwei­ze­ri­schem Ge­biet oh­ne Be­wil­li­gung für einen frem­den Staat Hand­lun­gen vor­nimmt, die ei­ner Be­hör­de oder ei­nem Be­am­ten zu­kom­men,

wer sol­che Hand­lun­gen für ei­ne aus­län­di­sche Par­tei oder ei­ne an­de­re Or­ga­ni­sa­ti­on des Aus­lan­des vor­nimmt,

wer sol­chen Hand­lun­gen Vor­schub leis­tet,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe, in schwe­ren Fäl­len mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.2

2. Wer je­man­den durch Ge­walt, List oder Dro­hung ins Aus­land ent­führt, um ihn ei­ner frem­den Be­hör­de, Par­tei oder an­de­ren Or­ga­ni­sa­ti­on zu über­lie­fern oder ei­ner Ge­fahr für Leib und Le­ben aus­zu­set­zen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

3. Wer ei­ne sol­che Ent­füh­rung vor­be­rei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1950, in Kraft seit 5. Jan. 1951 (AS 1951 1; BBl 1949 1 1249).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 272

2. Ver­bo­te­ner Nach­rich­ten­dienst.

Po­li­ti­scher Nach­rich­ten­dienst

 

1. Wer im In­ter­es­se ei­nes frem­den Staa­tes oder ei­ner aus­län­di­schen Par­tei oder ei­ner an­dern Or­ga­ni­sa­ti­on des Aus­lan­des zum Nach­teil der Schweiz oder ih­rer An­ge­hö­ri­gen, Ein­woh­ner oder Or­ga­ni­sa­tio­nen po­li­ti­schen Nach­rich­ten­dienst be­treibt oder einen sol­chen Dienst ein­rich­tet,

wer für sol­che Diens­te an­wirbt oder ih­nen Vor­schub leis­tet,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In schwe­ren Fäl­len ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr. Als schwe­rer Fall gilt es ins­be­son­de­re, wenn der Tä­ter zu Hand­lun­gen auf­reizt oder falsche Be­rich­te er­stat­tet, die ge­eig­net sind, die in­ne­re oder äus­se­re Si­cher­heit der Eid­ge­nos­sen­schaft zu ge­fähr­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1950, in Kraft seit 5. Jan. 1951 (AS 1951 1; BBl 1949 1 1249).

Art. 273

Wirt­schaft­li­cher Nach­rich­ten­dienst

 

Wer ein Fa­bri­ka­ti­ons- oder Ge­schäfts­ge­heim­nis aus­kund­schaf­tet, um es ei­ner frem­den amt­li­chen Stel­le oder ei­ner aus­län­di­schen Or­ga­ni­sa­ti­on oder pri­va­ten Un­ter­neh­mung oder ih­ren Agen­ten zu­gäng­lich zu ma­chen,

wer ein Fa­bri­ka­ti­ons- oder Ge­schäfts­ge­heim­nis ei­ner frem­den amt­li­chen Stel­le oder ei­ner aus­län­di­schen Or­ga­ni­sa­ti­on oder pri­va­ten Un­ter­neh­mung oder ih­ren Agen­ten zu­gäng­lich macht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe, in schwe­ren Fäl­len mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft. Mit der Frei­heits­s­tra­fe kann Geld­stra­fe ver­bun­den wer­den.1


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 274

Mi­li­tä­ri­scher Nach­rich­ten­dienst

 

1. Wer für einen frem­den Staat zum Nach­tei­le der Schweiz mi­li­tä­ri­schen Nach­rich­ten­dienst be­treibt oder einen sol­chen Dienst ein­rich­tet,

wer für sol­che Diens­te an­wirbt oder ih­nen Vor­schub leis­tet,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

In schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.

2. Die Kor­re­spon­denz und das Ma­te­ri­al wer­den ein­ge­zo­gen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1950, in Kraft seit 5. Jan. 1951 (AS 1951 1; BBl 1949 1 1249).

Art. 275

3. Ge­fähr­dung der ver­fas­sungs­mäs­si­gen Ord­nung.

An­grif­fe auf die ver­fas­sungs­mäs­si­ge Ord­nung

 

Wer ei­ne Hand­lung vor­nimmt, die dar­auf ge­rich­tet ist, die ver­fas­sungs­mäs­si­ge Ord­nung der Eid­ge­nos­sen­schaft2 oder der Kan­to­ne3 rechts­wid­rig zu stö­ren oder zu än­dern, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1950, in Kraft seit 5. Jan. 1951 (AS 1951 1; BBl 1949 1 1249).
2 SR 101
3 SR 131.211/131.235

Art. 275bis

Staats­ge­fähr­li­che Pro­pa­gan­da

 

Wer ei­ne Pro­pa­gan­da des Aus­lan­des be­treibt, die auf den ge­walt­sa­men Um­sturz der ver­fas­sungs­mäs­si­gen Ord­nung der Eid­ge­nos­sen­schaft oder ei­nes Kan­tons ge­rich­tet ist, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1950, in Kraft seit 5. Jan. 1951 (AS 1951 1; BBl 1949 I 1249).

Art. 275ter

Rechts­wid­ri­ge Ver­ei­ni­gung

 

Wer ei­ne Ver­ei­ni­gung grün­det, die bezweckt oder de­ren Tä­tig­keit dar­auf ge­rich­tet ist, Hand­lun­gen vor­zu­neh­men, die ge­mä­ss den Ar­ti­keln 265, 266, 266bis, 271-274, 275 und 275bis mit Stra­fe be­droht sind,

wer ei­ner sol­chen Ver­ei­ni­gung bei­tritt oder sich an ih­ren Be­stre­bun­gen be­tei­ligt,

wer zur Bil­dung sol­cher Ver­ei­ni­gun­gen auf­for­dert oder de­ren Wei­sun­gen be­folgt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1950, in Kraft seit 5. Jan. 1951 (AS 1951 1; BBl 1949 I 1249).

Art. 276

4. Stö­rung der mi­li­tä­ri­schen Si­cher­heit.

Auf­for­de­rung und Ver­lei­tung zur Ver­let­zung mi­li­tä­ri­scher Dienst­pflich­ten

 

1. Wer öf­fent­lich zum Un­ge­hor­sam ge­gen mi­li­tä­ri­sche Be­feh­le, zur Dienst­ver­let­zung, zur Dienst­ver­wei­ge­rung oder zum Aus­reis­sen auf­for­dert,

wer einen Dienst­pflich­ti­gen zu ei­ner sol­chen Tat ver­lei­tet,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Geht die Auf­for­de­rung auf Meu­te­rei oder auf Vor­be­rei­tung ei­ner Meu­te­rei, oder wird zur Meu­te­rei oder zur Vor­be­rei­tung ei­ner Meu­te­rei ver­lei­tet, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe.

Art. 277

Fäl­schung von Auf­ge­bo­ten oder Wei­sun­gen

 

1. Wer vor­sätz­lich ein mi­li­tä­ri­sches Auf­ge­bot oder ei­ne für Dienst­pflich­ti­ge be­stimm­te Wei­sung fälscht, ver­fälscht, un­ter­drückt oder be­sei­tigt,

wer ein ge­fälsch­tes oder ver­fälsch­tes Auf­ge­bot oder ei­ne sol­che Wei­sung ge­braucht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 278

Stö­rung des Mi­li­tär­diens­tes

 

Wer ei­ne Mi­li­tär­per­son in der Aus­übung des Diens­tes hin­dert oder stört, wird mit Geld­stra­fe be­straft.1


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Vierzehnter Titel: Vergehen gegen den Volkswillen

Art. 279

Stö­rung und Hin­de­rung von Wahlen und Ab­stim­mun­gen

 

Wer ei­ne durch Ver­fas­sung oder Ge­setz vor­ge­schrie­be­ne Ver­samm­lung, Wahl oder Ab­stim­mung durch Ge­walt oder An­dro­hung ernst­li­cher Nach­tei­le hin­dert oder stört,

wer die Samm­lung oder die Ab­lie­fe­rung von Un­ter­schrif­ten für ein Re­fe­ren­dums- oder ein In­itia­tiv­be­geh­ren durch Ge­walt oder An­dro­hung ernst­li­cher Nach­tei­le hin­dert oder stört,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 280

Ein­grif­fe in das Stimm- und Wahl­recht

 

Wer einen Stimm­be­rech­tig­ten an der Aus­übung des Stimm- oder Wahl­rechts, des Re­fe­ren­dums oder der In­itia­ti­ve durch Ge­walt oder An­dro­hung ernst­li­cher Nach­tei­le hin­dert,

wer einen Stimm­be­rech­tig­ten durch Ge­walt oder An­dro­hung ernst­li­cher Nach­tei­le nö­tigt, ei­nes die­ser Rech­te über­haupt oder in ei­nem be­stimm­ten Sinn aus­zuü­ben,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 281

Wahl­be­ste­chung

 

Wer ei­nem Stimm­be­rech­tig­ten ein Ge­schenk oder einen an­dern Vor­teil an­bie­tet, ver­spricht, gibt oder zu­kom­men lässt, da­mit er in ei­nem be­stimm­ten Sin­ne stim­me oder wäh­le, ei­nem Re­fe­ren­dums- oder ei­nem In­itia­tiv­be­geh­ren bei­tre­te oder nicht bei­tre­te,

wer ei­nem Stimm­be­rech­tig­ten ein Ge­schenk oder einen an­dern Vor­teil an­bie­tet, ver­spricht, gibt oder zu­kom­men lässt, da­mit er an ei­ner Wahl oder Ab­stim­mung nicht teil­neh­me,

wer sich als Stimm­be­rech­tig­ter einen sol­chen Vor­teil ver­spre­chen oder ge­ben lässt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 282

Wahl­fäl­schung

 

1. Wer ein Stimm­re­gis­ter fälscht, ver­fälscht, be­sei­tigt oder ver­nich­tet,

wer un­be­fugt an ei­ner Wahl oder Ab­stim­mung oder an ei­nem Re­fe­ren­dums- oder In­itia­tiv­be­geh­ren teil­nimmt,

wer das Er­geb­nis ei­ner Wahl, ei­ner Ab­stim­mung oder ei­ner Un­ter­schrif­ten­samm­lung zur Aus­übung des Re­fe­ren­dums oder der In­itia­ti­ve fälscht, ins­be­son­de­re durch Hin­zu­fü­gen, Än­dern, Weg­las­sen oder Strei­chen von Stimm­zet­teln oder Un­ter­schrif­ten, durch un­rich­ti­ges Aus­zäh­len oder un­wah­re Be­ur­kun­dung des Er­geb­nis­ses,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter in amt­li­cher Ei­gen­schaft, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen. Mit der Frei­heits­s­tra­fe kann ei­ne Geld­stra­fe ver­bun­den wer­den.1


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 282bis

Stim­men­fang

 

Wer Wahl- oder Stimm­zet­tel plan­mäs­sig ein­sam­melt, aus­füllt oder än­dert oder wer der­ar­ti­ge Wahl- oder Stimm­zet­tel ver­teilt, wird mit Bus­se be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 88 Ziff. I des BG vom 17. Dez. 1976 über die po­li­ti­schen Rech­te, in Kraft seit 1. Ju­li 1978 (AS 1978 688; BBl 1975 I 1317).

Art. 283

Ver­let­zung des Ab­stim­mungs- und Wahl­ge­heim­nis­ses

 

Wer sich durch un­recht­mäs­si­ges Vor­ge­hen Kennt­nis da­von ver­schafft, wie ein­zel­ne Be­rech­tig­te stim­men oder wäh­len, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 284


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 18. März 1971, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 1971 (AS 1971 777; BBl 1965 I 561).

 

Fünfzehnter Titel: Strafbare Handlungen gegen die öffentliche Gewalt

Art. 285

Ge­walt und Dro­hung ge­gen Be­hör­den und Be­am­te

 

1.1Wer ei­ne Be­hör­de, ein Mit­glied ei­ner Be­hör­de oder einen Be­am­ten durch Ge­walt oder Dro­hung an ei­ner Hand­lung, die in­ner­halb ih­rer Amts­be­fug­nis­se liegt, hin­dert, zu ei­ner Amts­hand­lung nö­tigt oder wäh­rend ei­ner Amts­hand­lung tät­lich an­greift, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Als Be­am­te gel­ten auch An­ge­stell­te von Un­ter­neh­men nach dem Ei­sen­bahn­ge­setz vom 20. De­zem­ber 19572, dem Per­so­nen­be­för­de­rungs­ge­setz vom 20. März 20093 und dem Gü­ter­trans­port­ge­setz vom 19. De­zem­ber 20084 so­wie An­ge­stell­te der nach dem Bun­des­ge­setz vom 18. Ju­ni 20105 über die Si­cher­heits­or­ga­ne der Trans­port­un­ter­neh­men im öf­fent­li­chen Ver­kehr mit Be­wil­li­gung des Bun­des­amts für Ver­kehr be­auf­trag­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen.6

2. Wird die Tat von ei­nem zu­sam­men­ge­rot­te­ten Hau­fen be­gan­gen, so wird je­der, der an der Zu­sam­men­rot­tung teil­nimmt, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Der Teil­neh­mer, der Ge­walt an Per­so­nen oder Sa­chen ver­übt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.7


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 5 des BG vom 20. März 2009 über die Bahn­re­form 2, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 5597; BBl 2005 2415, 2007 2681).
2 SR 742.101
3 SR 745.1
4 SR 742.41
5 SR 745.2
6 Fas­sung ge­mä­ss Art. 11 Abs. 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Si­cher­heits­or­ga­ne der Trans­port­un­ter­neh­men im öf­fent­li­chen Ver­kehr, in Kraft seit 1. Okt. 2011 (AS 2011 3961; BBl 2010 891 915).
7 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 286

Hin­de­rung ei­ner Amts­hand­lung

 

Wer ei­ne Be­hör­de, ein Mit­glied ei­ner Be­hör­de oder einen Be­am­ten an ei­ner Hand­lung hin­dert, die in­ner­halb ih­rer Amts­be­fug­nis­se liegt, wird mit Geld­stra­fe bis zu 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.

Als Be­am­te gel­ten auch An­ge­stell­te von Un­ter­neh­men nach dem Ei­sen­bahn­ge­setz vom 20. De­zem­ber 19572, dem Per­so­nen­be­för­de­rungs­ge­setz vom 20. März 20093 und dem Gü­ter­trans­port­ge­setz vom 19. De­zem­ber 20084 so­wie An­ge­stell­te der nach dem Bun­des­ge­setz vom 18. Ju­ni 20105 über die Si­cher­heits­or­ga­ne der Trans­port­un­ter­neh­men im öf­fent­li­chen Ver­kehr mit Be­wil­li­gung des Bun­des­amts für Ver­kehr be­auf­trag­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen.6


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 5 des BG vom 20. März 2009 über die Bahn­re­form 2, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 5597; BBl 2005 2415, 2007 2681).
2 SR 742.101
3 SR 745.1
4 SR 742.41
5 SR 745.2
6 Fas­sung ge­mä­ss Art. 11 Abs. 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Si­cher­heits­or­ga­ne der Trans­port­un­ter­neh­men im öf­fent­li­chen Ver­kehr, in Kraft seit 1. Okt. 2011 (AS 2011 3961; BBl 2010 891 915).

Art. 287

Amts­an­mas­sung

 

Wer sich in rechts­wid­ri­ger Ab­sicht die Aus­übung ei­nes Am­tes oder mi­li­tä­ri­sche Be­fehls­ge­walt an­masst, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 288


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 1 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf-rechts), mit Wir­kung seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1121; BBl 1999 5497).

 

Art. 289

Bruch amt­li­cher Be­schlag­nah­me

 

Wer ei­ne Sa­che, die amt­lich mit Be­schlag be­legt ist, der amt­li­chen Ge­walt ent­zieht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 290

Sie­gel­bruch

 

Wer ein amt­li­ches Zei­chen, na­ment­lich ein amt­li­ches Sie­gel, mit dem ei­ne Sa­che ver­schlos­sen oder ge­kenn­zeich­net ist, er­bricht, ent­fernt oder un­wirk­sam macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 291

Ver­wei­sungs­bruch

 

1Wer ei­ne von ei­ner zu­stän­di­gen Be­hör­de auf­er­leg­te Lan­des- oder Kan­tons­ver­wei­sung bricht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Die Dau­er die­ser Stra­fe wird auf die Ver­wei­sungs­dau­er nicht an­ge­rech­net.

Art. 292

Un­ge­hor­sam ge­gen amt­li­che Ver­fü­gun­gen

 

Wer der von ei­ner zu­stän­di­gen Be­hör­de oder ei­nem zu­stän­di­gen Be­am­ten un­ter Hin­weis auf die Straf­dro­hung die­ses Ar­ti­kels an ihn er­las­se­nen Ver­fü­gung nicht Fol­ge leis­tet, wird mit Bus­se be­straft.

Art. 293

Ver­öf­fent­li­chung amt­li­cher ge­hei­mer Ver­hand­lun­gen

 

1Wer aus Ak­ten, Ver­hand­lun­gen oder Un­ter­su­chun­gen ei­ner Be­hör­de, die durch Ge­setz oder durch einen ge­setz­mäs­si­gen Be­schluss der Be­hör­de als ge­heim er­klärt wor­den sind, et­was an die Öf­fent­lich­keit bringt, wird mit Bus­se be­straft.1

2Die Ge­hil­fen­schaft ist straf­bar.

3Die Hand­lung ist nicht straf­bar, wenn der Ver­öf­fent­li­chung kein über­wie­gen­des öf­fent­li­ches oder pri­va­tes In­ter­es­se ent­ge­gen­ge­stan­den hat.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Ju­ni 2017 (Ver­öf­fent­li­chung amt­li­cher ge­hei­mer Ver­hand­lun­gen), in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 567; BBl 2016 7329 7575).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 10. Okt. 1997 (AS 1998 852; BBl 1996 IV 525). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Ju­ni 2017 (Ver­öf­fent­li­chung amt­li­cher ge­hei­mer Ver­hand­lun­gen), in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 567; BBl 2016 7329 7575).

Art. 294

Miss­ach­tung ei­nes Tä­tig­keits­ver­bots oder ei­nes Kon­takt- und Ray­on­ver­bots

 

1Wer ei­ne Tä­tig­keit aus­übt, de­ren Aus­übung ihm durch ein Tä­tig-keits­ver­bot nach Ar­ti­kel 67, nach Ar­ti­kel 50 des Mi­li­tär­straf­ge­set­zes vom 13. Ju­ni 19272 (MStG) oder nach Ar­ti­kel 16a JStG3 un­ter­sagt ist, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu ei­nem Jahr oder Geld­stra­fe be­straft.

2Wer mit ei­ner oder meh­re­ren be­stimm­ten Per­so­nen oder mit Per­so­nen ei­ner be­stimm­ten Grup­pe Kon­takt auf­nimmt oder sich ih­nen nä­hert, wer sich an be­stimm­ten Or­ten auf­hält, ob­wohl ihm dies durch ein Kon­takt- und Ray­on­ver­bot nach Ar­ti­kel 67b, nach Ar­ti­kel 50b MStG oder nach Ar­ti­kel 16a JStG un­ter­sagt ist, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu ei­nem Jahr oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).
2 SR 321.0
3 SR 311.1

Art. 295

Miss­ach­tung von Be­wäh­rungs­hil­fe oder Wei­sun­gen

 

Wer sich der vom Ge­richt oder den Voll­zugs­be­hör­den an­ge­ord­ne­ten Be­wäh­rungs­hil­fe ent­zieht oder die vom Ge­richt oder den Voll­zugs­be­hör­den er­teil­ten Wei­sun­gen miss­ach­tet, wird mit Bus­se be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).

Sechzehnter Titel: Störung der Beziehungen zum Ausland

Art. 296

Be­lei­di­gung ei­nes frem­den Staa­tes

 

Wer einen frem­den Staat in der Per­son sei­nes Ober­haup­tes, in sei­ner Re­gie­rung oder in der Per­son ei­nes sei­ner di­plo­ma­ti­schen Ver­tre­ter oder ei­nes sei­ner of­fi­zi­el­len De­le­gier­ten an ei­ner in der Schweiz ta­gen­den di­plo­ma­ti­schen Kon­fe­renz oder ei­nes sei­ner of­fi­zi­el­len Ver­tre­ter bei ei­ner in der Schweiz nie­der­ge­las­se­nen oder ta­gen­den zwi­schen­staat­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on oder Ab­tei­lung ei­ner sol­chen öf­fent­lich be­lei­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1950, in Kraft seit 5. Jan. 1951 (AS 1951 1; BBl 1949 1 1249).

Art. 297

Be­lei­di­gung zwi­schen­staat­li­cher Or­ga­ni­sa­tio­nen

 

Wer ei­ne in der Schweiz nie­der­ge­las­se­ne oder ta­gen­de zwi­schen­staat­li­che Or­ga­ni­sa­ti­on oder Ab­tei­lung ei­ner sol­chen in der Per­son ei­nes ih­rer of­fi­zi­el­len Ver­tre­ter öf­fent­lich be­lei­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1950, in Kraft seit 5. Jan. 1951 (AS 1951 1; BBl 1949 1 1249).

Art. 298

Tät­li­che An­grif­fe auf frem­de Ho­heits­zei­chen

 

Wer Ho­heits­zei­chen ei­nes frem­den Staa­tes, die von ei­ner an­er­kann­ten Ver­tre­tung die­ses Staa­tes öf­fent­lich an­ge­bracht sind, na­ment­lich sein Wap­pen oder sei­ne Fah­ne bös­wil­lig weg­nimmt, be­schä­digt oder be­lei­di­gen­de Hand­lun­gen dar­an ver­übt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 299

Ver­let­zung frem­der Ge­biets­ho­heit

 

1. Wer die Ge­biets­ho­heit ei­nes frem­den Staa­tes ver­letzt, ins­be­son­de­re durch un­er­laub­te Vor­nah­me von Amts­hand­lun­gen auf dem frem­den Staats­ge­bie­te,

wer in Ver­let­zung des Völ­ker­rech­tes auf frem­des Staats­ge­biet ein­dringt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Wer ver­sucht, vom Ge­bie­te der Schweiz aus mit Ge­walt die staat­li­che Ord­nung ei­nes frem­den Staa­tes zu stö­ren, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 300

Feind­se­lig­kei­ten ge­gen einen Krieg­füh­ren­den oder frem­de Trup­pen

 

Wer vom neu­tra­len Ge­bie­te der Schweiz aus Feind­se­lig­kei­ten ge­gen einen Krieg­füh­ren­den un­ter­nimmt oder un­ter­stützt,

wer Feind­se­lig­kei­ten ge­gen in die Schweiz zu­ge­las­se­ne frem­de Trup­pen un­ter­nimmt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 301

Nach­rich­ten­dienst ge­gen frem­de Staa­ten

 

1. Wer im Ge­bie­te der Schweiz für einen frem­den Staat zum Nach­teil ei­nes an­dern frem­den Staa­tes mi­li­tä­ri­schen Nach­rich­ten­dienst be­treibt oder einen sol­chen Dienst ein­rich­tet,

wer für sol­che Diens­te an­wirbt oder ih­nen Vor­schub leis­tet,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Die Kor­re­spon­denz und das Ma­te­ri­al wer­den ein­ge­zo­gen.

Art. 302

Straf­ver­fol­gung

 

1Die Ver­bre­chen und Ver­ge­hen die­ses Ti­tels wer­den nur auf Er­mäch­ti­gung des Bun­des­ra­tes ver­folgt.

2Der Bun­des­rat ord­net die Ver­fol­gung nur an, wenn in den Fäl­len des Ar­ti­kels 296 die Re­gie­rung des frem­den Staa­tes und in den Fäl­len des Ar­ti­kels 297 ein Or­gan der zwi­schen­staat­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on um die Straf­ver­fol­gung er­sucht. In Zei­ten ak­ti­ven Diens­tes kann er die Ver­fol­gung auch oh­ne ein sol­ches Er­su­chen an­ord­nen.

3In den Fäl­len der Ar­ti­kel 296 und 297 tritt die Ver­jäh­rung in zwei Jah­ren ein.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1950, in Kraft seit 5. Jan. 1951 (AS 1951 1; BBl 1949 1 1249).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 22. März 2002 (Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol­gung), in Kraft seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2986; BBl 2002 2673 1649).

Siebzehnter Titel: Verbrechen und Vergehen gegen die Rechtspflege

Art. 303

Falsche An­schul­di­gung

 

1. Wer einen Nicht­schul­di­gen wi­der bes­se­res Wis­sen bei der Be­hör­de ei­nes Ver­bre­chens oder ei­nes Ver­ge­hens be­schul­digt, in der Ab­sicht, ei­ne Straf­ver­fol­gung ge­gen ihn her­bei­zu­füh­ren,

wer in an­de­rer Wei­se arg­lis­ti­ge Ver­an­stal­tun­gen trifft, in der Ab­sicht, ei­ne Straf­ver­fol­gung ge­gen einen Nicht­schul­di­gen her­bei­zu­füh­ren,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Be­trifft die falsche An­schul­di­gung ei­ne Über­tre­tung, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 304

Ir­re­füh­rung der Rechts­pfle­ge

 

1. Wer bei ei­ner Be­hör­de wi­der bes­se­res Wis­sen an­zeigt, es sei ei­ne straf­ba­re Hand­lung be­gan­gen wor­den,

wer sich selbst fälsch­li­cher­wei­se bei der Be­hör­de ei­ner straf­ba­ren Hand­lung be­schul­digt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In be­son­ders leich­ten Fäl­len kann der Rich­ter von ei­ner Be­stra­fung Um­gang neh­men.

Art. 305

Be­güns­ti­gung

 

1Wer je­man­den der Straf­ver­fol­gung, dem Straf­voll­zug oder dem Voll­zug ei­ner der in den Ar­ti­keln 59-61, 63 und 64 vor­ge­se­he­nen Mass­nah­men ent­zieht,1 wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

1bisEben­so wird be­straft, wer je­man­den, der im Aus­land we­gen ei­nes Ver­bre­chens nach Ar­ti­kel 101 ver­folgt wird oder ver­ur­teilt wur­de, der dor­ti­gen Straf­ver­fol­gung oder dem dor­ti­gen Voll­zug ei­ner Frei­heits­s­tra­fe oder ei­ner Mass­nah­me im Sin­ne der Ar­ti­kel 59-61, 63 oder 64 ent­zieht.2

2Steht der Tä­ter in so na­hen Be­zie­hun­gen zu dem Be­güns­tig­ten, dass sein Ver­hal­ten ent­schuld­bar ist, so kann der Rich­ter von ei­ner Be­stra­fung Um­gang neh­men.


1 Fas­sung des Halb­sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981 (AS 1982 1530; BBl 1980 I 1241). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 305bis

Geld­wä­sche­rei

 

1. Wer ei­ne Hand­lung vor­nimmt, die ge­eig­net ist, die Er­mitt­lung der Her­kunft, die Auf­fin­dung oder die Ein­zie­hung von Ver­mö­gens­wer­ten zu ver­ei­teln, die, wie er weiss oder an­neh­men muss, aus ei­nem Ver­bre­chen oder aus ei­nem qua­li­fi­zier­ten Steu­er­ver­ge­hen her­rüh­ren, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.2

1bis. Als qua­li­fi­zier­tes Steu­er­ver­ge­hen gel­ten die Straf­ta­ten nach Ar­ti­kel 186 des Bun­des­ge­set­zes vom 14. De­zem­ber 19903 über die di­rek­te Bun­des­steu­er und nach Ar­ti­kel 59 Ab­satz 1 ers­tes Lem­ma des Bun­des­ge­set­zes vom 14. De­zem­ber 19904 über die Har­mo­ni­sie­rung der di­rek­ten Steu­ern der Kan­to­ne und Ge­mein­den, wenn die hin­ter­zo­ge­nen Steu­ern pro Steu­er­pe­ri­ode mehr als 300 000 Fran­ken be­tra­gen.5

2. In schwe­ren Fäl­len ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe. Mit der Frei­heits­s­tra­fe wird ei­ne Geld­stra­fe bis zu 500 Ta­ges­sät­zen ver­bun­den.6

Ein schwe­rer Fall liegt ins­be­son­de­re vor, wenn der Tä­ter:

a.
als Mit­glied ei­ner Ver­bre­chens­or­ga­ni­sa­ti­on han­delt;
b.
als Mit­glied ei­ner Ban­de han­delt, die sich zur fort­ge­setz­ten Aus­übung der Geld­wä­sche­rei zu­sam­men­ge­fun­den hat;
c.
durch ge­werbs­mäs­si­ge Geld­wä­sche­rei einen gros­sen Um­satz oder einen er­heb­li­chen Ge­winn er­zielt.

3. Der Tä­ter wird auch be­straft, wenn die Haupt­tat im Aus­land be­gan­gen wur­de und die­se auch am Be­ge­hungs­ort straf­bar ist.7


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 23. März 1990, in Kraft seit 1. Aug. 1990 (AS 1990 1077; BBl 1989 II 1061).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 12. Dez. 2014 zur Um­set­zung der 2012 re­vi­dier­ten Emp­feh­lun­gen der Grou­pe d'ac­ti­on fi­nan­ciè­re, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 1389; BBl 2014 605).
3 SR642.11
4 SR642.14
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 12. Dez. 2014 zur Um­set­zung der 2012 re­vi­dier­ten Emp­feh­lun­gen der Grou­pe d'ac­ti­on fi­nan­ciè­re, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 1389; BBl 2014 605). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.
6 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).
7 Be­rich­tigt von der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers (Art. 33 GVG - AS 1974 1051).

Art. 305ter

Man­geln­de Sorg­falt bei Fi­nanz­ge­schäf­ten und Mel­de­recht2

 

1Wer be­rufs­mäs­sig frem­de Ver­mö­gens­wer­te an­nimmt, auf­be­wahrt, an­le­gen oder über­tra­gen hilft und es un­ter­lässt, mit der nach den Um­stän­den ge­bo­te­nen Sorg­falt die Iden­ti­tät des wirt­schaft­lich Be­rech­tig­ten fest­zu­stel­len, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu ei­nem Jahr oder Geld­stra­fe be­straft.3

2Die von Ab­satz 1 er­fass­ten Per­so­nen sind be­rech­tigt, der Mel­de­stel­le für Geld­wä­sche­rei im Bun­des­amt für Po­li­zei Wahr­neh­mun­gen zu mel­den, die dar­auf schlies­sen las­sen, dass Ver­mö­gens­wer­te aus ei­nem Ver­bre­chen oder aus ei­nem qua­li­fi­zier­ten Steu­er­ver­ge­hen nach Ar­ti­kel 305bis Zif­fer 1bis her­rüh­ren.4


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 23. März 1990, in Kraft seit 1. Aug. 1990 (AS 1990 1077; BBl 1989 II 1061).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 1994, in Kraft seit 1. Aug. 1994 (AS 1994 1614; BBl 1993 III 277).
3 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).
4 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 1994 (AS 1994 1614; BBl 1993 III 277). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 12. Dez. 2014 zur Um­set­zung der 2012 re­vi­dier­ten Emp­feh­lun­gen der Grou­pe d'ac­ti­on fi­nan­ciè­re, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 1389; BBl 2014 605).

Art. 306

Falsche Be­weis­aus­sa­ge der Par­tei

 

1Wer in ei­nem Zi­vil­rechts­ver­fah­ren als Par­tei nach er­folg­ter rich­ter­li­cher Er­mah­nung zur Wahr­heit und nach Hin­weis auf die Straf­fol­gen ei­ne falsche Be­weis­aus­sa­ge zur Sa­che macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Wird die Aus­sa­ge mit ei­nem Eid oder ei­nem Hand­ge­lüb­de be­kräf­tigt, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 90 Ta­ges­sät­zen.1


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 307

Falsches Zeug­nis. Falsches Gut­ach­ten. Falsche Über­set­zung

 

1Wer in ei­nem ge­richt­li­chen Ver­fah­ren als Zeu­ge, Sach­ver­stän­di­ger, Über­set­zer oder Dol­met­scher zur Sa­che falsch aus­sagt, einen falschen Be­fund oder ein falsches Gut­ach­ten ab­gibt oder falsch über­setzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Wer­den die Aus­sa­ge, der Be­fund, das Gut­ach­ten oder die Über­set­zung mit ei­nem Eid oder mit ei­nem Hand­ge­lüb­de be­kräf­tigt, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu fünf Jah­ren.1

3Be­zieht sich die falsche Äus­se­rung auf Tat­sa­chen, die für die rich­ter­li­che Ent­schei­dung un­er­heb­lich sind, so ist die Stra­fe Geld­stra­fe.2


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 308

Straf­mil­de­run­gen

 

1Be­rich­tigt der Tä­ter sei­ne falsche An­schul­di­gung (Art. 303), sei­ne falsche An­zei­ge (Art. 304) oder Aus­sa­ge (Art. 306 und 307) aus ei­ge­nem An­trieb und be­vor durch sie ein Rechts­nach­teil für einen an­dern ent­stan­den ist, so kann der Rich­ter die Stra­fe mil­dern (Art. 48a) oder von ei­ner Be­stra­fung Um­gang neh­men.1

2Hat der Tä­ter ei­ne falsche Äus­se­rung ge­tan (Art. 306 und 307), weil er durch die wah­re Aus­sa­ge sich oder sei­ne An­ge­hö­ri­gen der Ge­fahr straf­recht­li­cher Ver­fol­gung aus­set­zen wür­de, so kann der Rich­ter die Stra­fe mil­dern (Art. 48a).2


1 Fas­sung des letz­ten Halb­sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).
2 Fas­sung des letz­ten Halb­sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 309

Ver­wal­tungs­sa­chen und Ver­fah­ren vor in­ter­na­tio­na­len Ge­rich­ten

 

Die Ar­ti­kel 306-308 fin­den auch An­wen­dung auf:

a.
das Ver­wal­tungs­ge­richts­ver­fah­ren, das Schieds­ge­richts­ver­fah­ren und das Ver­fah­ren vor Be­hör­den und Be­am­ten der Ver­wal­tung, de­nen das Recht der Zeu­genab­hö­rung zu­steht;
b.
das Ver­fah­ren vor in­ter­na­tio­na­len Ge­rich­ten, de­ren Zu­stän­dig­keit die Schweiz als ver­bind­lich an­er­kennt.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 22. Ju­ni 2001 (Rechts­pfle­ge­de­lik­te vor in­ter­na­tio­na­len Ge­rich­ten), in Kraft seit 1. Ju­li 2002 (AS 2002 1491; BBl 2001 391).

Art. 310

Be­frei­ung von Ge­fan­ge­nen

 

1. Wer mit Ge­walt, Dro­hung oder List einen Ver­haf­te­ten, einen Ge­fan­ge­nen oder einen an­dern auf amt­li­che An­ord­nung in ei­ne An­stalt Ein­ge­wie­se­nen be­freit oder ihm zur Flucht be­hilf­lich ist, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Wird die Tat von ei­nem zu­sam­men­ge­rot­te­ten Hau­fen be­gan­gen, so wird je­der, der an der Zu­sam­men­rot­tung teil­nimmt, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Der Teil­neh­mer, der Ge­walt an Per­so­nen oder Sa­chen ver­übt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.1


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 311

Meu­te­rei von Ge­fan­ge­nen

 

1. Ge­fan­ge­ne oder an­de­re auf amt­li­che An­ord­nung in ei­ne An­stalt Ein­ge­wie­se­ne, die sich in der Ab­sicht zu­sam­men­rot­ten,

ver­eint An­stalts­be­am­te oder an­de­re mit ih­rer Be­auf­sich­ti­gung be­auf­trag­te Per­so­nen an­zu­grei­fen,

durch Ge­walt oder Dro­hung mit Ge­walt An­stalts­be­am­te oder an­de­re mit ih­rer Be­auf­sich­ti­gung be­auf­trag­te Per­so­nen zu ei­ner Hand­lung oder Un­ter­las­sung zu nö­ti­gen,

ge­walt­sam aus­zu­bre­chen,

wer­den mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.1

2. Der Teil­neh­mer, der Ge­walt an Per­so­nen oder Sa­chen ver­übt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 90 Ta­ges­sät­zen be­straft.2


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Achtzehnter Titel: Strafbare Handlungen gegen die Amts- und Berufspflicht

Art. 312

Amts­miss­brauch

 

Mit­glie­der ei­ner Be­hör­de oder Be­am­te, die ih­re Amts­ge­walt miss­brau­chen, um sich oder ei­nem an­dern einen un­recht­mäs­si­gen Vor­teil zu ver­schaf­fen oder ei­nem an­dern einen Nach­teil zu­zu­fü­gen, wer­den mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 313

Ge­büh­ren­über­for­de­rung

 

Ein Be­am­ter, der in ge­winn­süch­ti­ger Ab­sicht Ta­xen, Ge­büh­ren oder Ver­gü­tun­gen er­hebt, die nicht ge­schul­det wer­den oder die ge­setz­li­chen An­sät­ze über­schrei­ten, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 314

Un­ge­treue Amts­füh­rung

 

Mit­glie­der ei­ner Be­hör­de oder Be­am­te, die bei ei­nem Rechts­ge­schäft die von ih­nen zu wah­ren­den öf­fent­li­chen In­ter­es­sen schä­di­gen, um sich oder ei­nem an­dern einen un­recht­mäs­si­gen Vor­teil zu ver­schaf­fen, wer­den mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder mit Geld­stra­fe be­straft. Mit der Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 315-316


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 1 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf-rechts), mit Wir­kung seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1121; BBl 1999 5497).

 

Art. 317

Ur­kun­den­fäl­schung im Amt

 

1. Be­am­te oder Per­so­nen öf­fent­li­chen Glau­bens, die vor­sätz­lich ei­ne Ur­kun­de fäl­schen oder ver­fäl­schen oder die ech­te Un­ter­schrift oder das ech­te Hand­zei­chen ei­nes an­dern zur Her­stel­lung ei­ner un­ech­ten Ur­kun­de be­nüt­zen,

Be­am­te oder Per­so­nen öf­fent­li­chen Glau­bens, die vor­sätz­lich ei­ne recht­lich er­heb­li­che Tat­sa­che un­rich­tig be­ur­kun­den, na­ment­lich ei­ne falsche Un­ter­schrift oder ein falsches Hand­zei­chen oder ei­ne un­rich­ti­ge Ab­schrift be­glau­bi­gen,

wer­den mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Bus­se.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 317bis

Nicht straf­ba­re Hand­lun­gen

 

1Wer mit rich­ter­li­cher Ge­neh­mi­gung im Rah­men ei­ner ver­deck­ten Er­mitt­lung zum Auf­bau oder zur Auf­recht­er­hal­tung sei­ner Le­gen­de oder mit Er­mäch­ti­gung des Nach­rich­ten­diens­tes des Bun­des (NDB) nach Ar­ti­kel 17 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sep­tem­ber 20152 (NDG) oder mit Er­mäch­ti­gung der Vor­ste­he­rin oder des Vor­ste­hers des Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ments für Ver­tei­di­gung, Be­völ­ke­rungs­schutz und Sport nach Ar­ti­kel 18 NDG zur Schaf­fung oder Auf­recht­er­hal­tung sei­ner nach­rich­ten­dienst­li­chen Le­gen­de oder Tar­ni­den­ti­tät Ur­kun­den her­stellt, ver­än­dert oder ge­braucht, ist nicht nach den Ar­ti­keln 251, 252, 255 und 317 straf­bar.3

2Wer mit Be­wil­li­gung für ei­ne ver­deck­te Er­mitt­lung oder im Auf­trag der zu­stän­di­gen Be­hör­de nach Ar­ti­kel 17 oder 18 NDG Ur­kun­den für Le­gen­den oder Tar­ni­den­ti­tä­ten her­stellt oder ver­än­dert, ist nicht nach den Ar­ti­keln 251, 252, 255 und 317 straf­bar.4

3Wer im Rah­men des Bun­des­ge­set­zes vom 23. De­zem­ber 20115 über den aus­ser­pro­zes­sua­len Zeu­gen­schutz Ur­kun­den her­stellt, ver­än­dert oder ge­braucht, ist nicht nach den Ar­ti­keln 251, 252, 255 und 317 straf­bar.6


1 Ein­ge­fügt durch Art. 24 Ziff. 1 des BG vom 20. Ju­ni 2003 über die ver­deck­te Er­mitt­lung (AS 2004 1409; BBl 1998 4241). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 23. Dez. 2011, in Kraft seit 16. Ju­li 2012 (AS 2012 3745; BBl 2007 5037, 2010 7841).
2 SR 121
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 5 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Sept. 2017 (AS 2017 4095; BBl 2014 2105).
4 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 5 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Sept. 2017 (AS 2017 4095; BBl 2014 2105).
5 SR 312.2
6 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 23. Dez. 2011 über den aus­ser­pro­zes­sua­len Zeu­gen­schutz, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6715; BBl 2011 1).

Art. 318

Falsches ärzt­li­ches Zeug­nis

 

1. Ärz­te, Zahn­ärz­te, Tierärz­te und Heb­am­men, die vor­sätz­lich ein un­wah­res Zeug­nis aus­stel­len, das zum Ge­brau­che bei ei­ner Be­hör­de oder zur Er­lan­gung ei­nes un­be­rech­tig­ten Vor­teils be­stimmt, oder das ge­eig­net ist, wich­ti­ge und be­rech­tig­te In­ter­es­sen Drit­ter zu ver­let­zen, wer­den mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Hat der Tä­ter da­für ei­ne be­son­de­re Be­loh­nung ge­for­dert, an­ge­nom­men oder sich ver­spre­chen las­sen, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Bus­se.

Art. 319

Ent­wei­chen­las­sen von Ge­fan­ge­nen

 

Der Be­am­te, der ei­nem Ver­haf­te­ten, ei­nem Ge­fan­ge­nen oder ei­nem an­dern auf amt­li­che An­ord­nung in ei­ne An­stalt Ein­ge­wie­se­nen zur Flucht be­hilf­lich ist oder ihn ent­wei­chen lässt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 320

Ver­let­zung des Amts­ge­heim­nis­ses

 

1. Wer ein Ge­heim­nis of­fen­bart, das ihm in sei­ner Ei­gen­schaft als Mit­glied ei­ner Be­hör­de oder als Be­am­ter an­ver­traut wor­den ist, oder das er in sei­ner amt­li­chen oder dienst­li­chen Stel­lung wahr­ge­nom­men hat, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Die Ver­let­zung des Amts­ge­heim­nis­ses ist auch nach Be­en­di­gung des amt­li­chen oder dienst­li­chen Ver­hält­nis­ses straf­bar.

2. Der Tä­ter ist nicht straf­bar, wenn er das Ge­heim­nis mit schrift­li­cher Ein­wil­li­gung sei­ner vor­ge­setz­ten Be­hör­de geof­fen­bart hat.

Art. 321

Ver­let­zung des Be­rufs­ge­heim­nis­ses

 

1. Geist­li­che, Rechts­an­wäl­te, Ver­tei­di­ger, No­ta­re, Pa­ten­t­an­wäl­te, nach Ob­li­ga­tio­nen­recht1 zur Ver­schwie­gen­heit ver­pflich­te­te Re­vi­so­ren, Ärz­te, Zahn­ärz­te, Chi­ro­prak­to­ren, Apo­the­ker, Heb­am­men, Psy­cho­lo­gen so­wie ih­re Hilfs­per­so­nen, die ein Ge­heim­nis of­fen­ba­ren, das ih­nen in­fol­ge ih­res Be­ru­fes an­ver­traut wor­den ist oder das sie in des­sen Aus­übung wahr­ge­nom­men ha­ben, wer­den, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.2

Eben­so wer­den Stu­die­ren­de be­straft, die ein Ge­heim­nis of­fen­ba­ren, das sie bei ih­rem Stu­di­um wahr­neh­men.

Die Ver­let­zung des Be­rufs­ge­heim­nis­ses ist auch nach Be­en­di­gung der Be­rufs­aus­übung oder der Stu­di­en straf­bar.

2. Der Tä­ter ist nicht straf­bar, wenn er das Ge­heim­nis auf Grund ei­ner Ein­wil­li­gung des Be­rech­tig­ten oder ei­ner auf Ge­such des Tä­ters er­teil­ten schrift­li­chen Be­wil­li­gung der vor­ge­setz­ten Be­hör­de oder Auf­sichts­be­hör­de of­fen­bart hat.

3. Vor­be­hal­ten blei­ben die eid­ge­nös­si­schen und kan­to­na­len Be­stim­mun­gen über die Mel­de- und Mit­wir­kungs­rech­te, über die Zeug­nis­pflicht und über die Aus­kunfts­pflicht ge­gen­über ei­ner Be­hör­de.3


1 SR 220
2 Fas­sung ge­mä­ss Art. 48 Ziff. 1 des Psy­cho­lo­gie­be­ru­fe­ge­set­zes vom 18. März 2011, in Kraft seit 1. April 2013 (AS 2012 1929, 2013 915 975; BBl 2009 6897).
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 15. Dez. 2017 (Kin­des­schutz), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 2947; BBl 2015 3431).

Art. 321bis

Be­rufs­ge­heim­nis in der For­schung am Men­schen

 

1Wer ein Be­rufs­ge­heim­nis un­be­fug­ter­wei­se of­fen­bart, das er durch sei­ne Tä­tig­keit in der For­schung am Men­schen nach dem Hu­man­for­schungs­ge­setz vom 30. Sep­tem­ber 20112 er­fah­ren hat, wird nach Ar­ti­kel 321 be­straft.

2Be­rufs­ge­heim­nis­se dür­fen für die For­schung zu Krank­hei­ten des Men­schen so­wie zu Auf­bau und Funk­ti­on des mensch­li­chen Kör­pers of­fen­bart wer­den, wenn die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 34 des Hu­man­for­schungs­ge­set­zes vom 30. Sep­tem­ber 2011 er­füllt sind und die zu­stän­di­ge Ethik­kom­mis­si­on die Of­fen­ba­rung be­wil­ligt hat.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 19. Ju­ni 1992 über den Da­ten­schutz, (AS 1993 1945; BBl 1988 II 413). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Hu­man­for­schungs­ge­set­zes vom 30. Sept. 2011, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 3215; BBl 2009 8045).
2 SR 810.30

Art. 321ter

Ver­let­zung des Post- und Fern­mel­de­ge­heim­nis­ses

 

1Wer als Be­am­ter, An­ge­stell­ter oder Hilfs­per­son ei­ner Or­ga­ni­sa­ti­on, die Post- oder Fern­mel­de­diens­te er­bringt, ei­nem Drit­ten An­ga­ben über den Post-, Zah­lungs- oder den Fern­mel­de­ver­kehr der Kund­schaft macht, ei­ne ver­schlos­se­ne Sen­dung öff­net oder ih­rem In­halt nach­forscht, oder ei­nem Drit­ten Ge­le­gen­heit gibt, ei­ne sol­che Hand­lung zu be­ge­hen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Eben­so wird be­straft, wer ei­ne nach Ab­satz 1 zur Ge­heim­hal­tung ver­pflich­te­te Per­son durch Täu­schung ver­an­lasst, die Ge­heim­hal­tungs­pflicht zu ver­let­zen.

3Die Ver­let­zung des Post- und Fern­mel­de­ge­heim­nis­ses ist auch nach Be­en­di­gung des amt­li­chen oder dienst­li­chen Ver­hält­nis­ses straf­bar.

4Die Ver­let­zung des Post- und Fern­mel­de­ge­heim­nis­ses ist nicht straf­bar, so­weit sie zur Er­mitt­lung des Be­rech­tig­ten oder zur Ver­hin­de­rung von Schä­den er­for­der­lich ist.

5Vor­be­hal­ten blei­ben Ar­ti­kel 179oc­ties so­wie die eid­ge­nös­si­schen und kan­to­na­len Be­stim­mun­gen über die Zeug­nis­pflicht und über die Aus­kunfts­pflicht ge­gen­über ei­ner Be­hör­de.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des Fern­mel­de­ge­set­zes vom 30. April 1997, in Kraft seit 1. Jan. 1998 (AS 1997 2187; BBl 1996 III 1405).

Art. 322

Ver­let­zung der Aus­kunfts­pflicht der Me­di­en

 

1Me­dien­un­ter­neh­men sind ver­pflich­tet, je­der Per­son auf An­fra­ge un­ver­züg­lich und schrift­lich ih­ren Sitz so­wie die Iden­ti­tät des Ver­ant­wort­li­chen (Art. 28 Abs. 2 und 3) be­kannt zu ge­ben.2

2Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten müs­sen zu­dem in ei­nem Im­pres­s­um den Sitz des Me­dien­un­ter­neh­mens, nam­haf­te Be­tei­li­gun­gen an an­de­ren Un­ter­neh­mun­gen so­wie den ver­ant­wort­li­chen Re­dak­tor an­ge­ben. Ist ein Re­dak­tor nur für einen Teil der Zei­tung oder Zeit­schrift ver­ant­wort­lich, so ist er als ver­ant­wort­li­cher Re­dak­tor die­ses Teils an­zu­ge­ben. Für je­den Teil ei­ner sol­chen Zei­tung oder Zeit­schrift muss ein ver­ant­wort­li­cher Re­dak­tor an­ge­ge­ben wer­den.

3Bei Ver­stös­sen ge­gen die Vor­schrif­ten die­ses Ar­ti­kels wird der Lei­ter des Me­dien­un­ter­neh­mens mit Bus­se be­straft. Ein Ver­sto­ss liegt auch vor, wenn ei­ne vor­ge­scho­be­ne Per­son als ver­ant­wort­lich für die Ver­öf­fent­li­chung (Art. 28 Abs. 2 und 3) an­ge­ge­ben wird.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 10. Okt. 1997, in Kraft seit 1. April 1998 (AS 1998 852; BBl 1996 IV 525).
2 Fas­sung des Halb­sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).
3 Fas­sung des Halb­sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 322bis

Nicht­ver­hin­de­rung ei­ner straf­ba­ren Ver­öf­fent­li­chung

 

Wer als Ver­ant­wort­li­cher nach Ar­ti­kel 28 Ab­sät­ze 2 und 3 ei­ne Ver­öf­fent­li­chung,2 durch die ei­ne straf­ba­re Hand­lung be­gan­gen wird, vor­sätz­lich nicht ver­hin­dert, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Bus­se.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 10. Okt. 1997, in Kraft seit 1. April 1998 (AS 1998 852; BBl 1996 IV 525).
2 Fas­sung des Halb­sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Neunzehnter Titel: Bestechung

Art. 322ter

1. Be­ste­chung schwei­ze­ri­scher Amts­trä­ger.

Be­ste­chen

 

Wer ei­nem Mit­glied ei­ner rich­ter­li­chen oder an­de­ren Be­hör­de, ei­nem Be­am­ten, ei­nem amt­lich be­stell­ten Sach­ver­stän­di­gen, Über­set­zer oder Dol­met­scher, ei­nem Schieds­rich­ter oder ei­nem An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee im Zu­sam­men­hang mit des­sen amt­li­cher Tä­tig­keit für ei­ne pflicht­wid­ri­ge oder ei­ne im Er­mes­sen ste­hen­de Hand­lung oder Un­ter­las­sung zu des­sen Guns­ten oder zu Guns­ten ei­nes Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil an­bie­tet, ver­spricht oder ge­währt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 322quater

Sich be­ste­chen las­sen

 

Wer als Mit­glied ei­ner rich­ter­li­chen oder an­de­ren Be­hör­de, als Be­am­ter, als amt­lich be­stell­ter Sach­ver­stän­di­ger, Über­set­zer oder Dol­met­scher oder als Schieds­rich­ter im Zu­sam­men­hang mit sei­ner amt­li­chen Tä­tig­keit für ei­ne pflicht­wid­ri­ge oder ei­ne im Er­mes­sen ste­hen­de Hand­lung oder Un­ter­las­sung für sich oder einen Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil for­dert, sich ver­spre­chen lässt oder an­nimmt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 322quinquies

Vor­teils­ge­wäh­rung

 

Wer ei­nem Mit­glied ei­ner rich­ter­li­chen oder an­de­ren Be­hör­de, ei­nem Be­am­ten, ei­nem amt­lich be­stell­ten Sach­ver­stän­di­gen, Über­set­zer oder Dol­met­scher, ei­nem Schieds­rich­ter oder ei­nem An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee im Hin­blick auf die Amts­füh­rung zu des­sen Guns­ten oder zu Guns­ten ei­nes Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil an­bie­tet, ver­spricht oder ge­währt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Kor­rup­ti­onss­traf­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1287; BBl 2014 3591).

Art. 322sexies

Vor­teil­s­an­nah­me

 

Wer als Mit­glied ei­ner rich­ter­li­chen oder an­de­ren Be­hör­de, als Be­am­ter, als amt­lich be­stell­ter Sach­ver­stän­di­ger, Über­set­zer oder Dol­met­scher oder als Schieds­rich­ter im Hin­blick auf die Amts­füh­rung für sich oder einen Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil for­dert, sich ver­spre­chen lässt oder an­nimmt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Kor­rup­ti­onss­traf­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1287; BBl 2014 3591).

Art. 322septies

2. Be­ste­chung frem­der Amts­trä­ger

 

Wer ei­nem Mit­glied ei­ner rich­ter­li­chen oder an­de­ren Be­hör­de, ei­nem Be­am­ten, ei­nem amt­lich be­stell­ten Sach­ver­stän­di­gen, Über­set­zer oder Dol­met­scher, ei­nem Schieds­rich­ter oder ei­nem An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee, die für einen frem­den Staat oder ei­ne in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­ti­on tä­tig sind, im Zu­sam­men­hang mit des­sen amt­li­cher Tä­tig­keit für ei­ne pflicht­wid­ri­ge oder ei­ne im Er­mes­sen ste­hen­de Hand­lung oder Un­ter­las­sung zu des­sen Guns­ten oder zu Guns­ten ei­nes Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil an­bie­tet, ver­spricht oder ge­währt,

wer als Mit­glied ei­ner rich­ter­li­chen oder an­de­ren Be­hör­de, als Be­am­ter, als amt­lich be­stell­ter Sach­ver­stän­di­ger, Über­set­zer oder Dol­met­scher, als Schieds­rich­ter oder als An­ge­hö­ri­ger der Ar­mee ei­nes frem­den Staa­tes oder ei­ner in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­ti­on im Zu­sam­men­hang mit sei­ner amt­li­chen Tä­tig­keit für ei­ne pflicht­wid­ri­ge oder ei­ne im Er­mes­sen ste­hen­de Hand­lung oder Un­ter­las­sung für sich oder einen Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil for­dert, sich ver­spre­chen lässt oder an­nimmt,1

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Par. ein­ge­fügt durch Art. 2 Ziff. 2 des BB vom 7. Okt. 2005 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des Straf­rechts­über­ein­kom­mens und des Zu­satz­pro­to­kolls des Eu­ro­pa­ra­tes über Kor­rup­ti­on, in Kraft seit 1. Ju­li 2006 (AS 2006 2371; BBl 2004 6983).

Art. 322octies

3. Be­ste­chung Pri­va­ter

Be­ste­chen

 

1Wer ei­nem Ar­beit­neh­mer, ei­nem Ge­sell­schaf­ter, ei­nem Be­auf­trag­ten oder ei­ner an­de­ren Hilfs­per­son ei­nes Drit­ten im pri­va­ten Sek­tor im Zu­sam­men­hang mit des­sen dienst­li­cher oder ge­schäft­li­cher Tä­tig­keit für ei­ne pflicht­wid­ri­ge oder ei­ne im Er­mes­sen ste­hen­de Hand­lung oder Un­ter­las­sung zu des­sen Guns­ten oder zu Guns­ten ei­nes Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil an­bie­tet, ver­spricht oder ge­währt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len wird die Tat nur auf An­trag ver­folgt.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Kor­rup­ti­onss­traf­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1287; BBl 2014 3591).

Art. 322novies

Sich be­ste­chen las­sen

 

1Wer als Ar­beit­neh­mer, als Ge­sell­schaf­ter, als Be­auf­trag­ter oder als an­de­re Hilfs­per­son ei­nes Drit­ten im pri­va­ten Sek­tor im Zu­sam­men­hang mit sei­ner dienst­li­chen oder ge­schäft­li­chen Tä­tig­keit für ei­ne pflicht­wid­ri­ge oder ei­ne im Er­mes­sen ste­hen­de Hand­lung oder Un­ter­las­sung für sich oder einen Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil for­dert, sich ver­spre­chen lässt oder an­nimmt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len wird die Tat nur auf An­trag ver­folgt.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Kor­rup­ti­onss­traf­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1287; BBl 2014 3591).

Art. 322decies

4. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen

 

1Kei­ne nicht ge­büh­ren­den Vor­tei­le sind:

a.
dienst­recht­lich er­laub­te oder ver­trag­lich vom Drit­ten ge­neh­mig­te Vor­tei­le;
b.
ge­ring­fü­gi­ge, so­zi­al üb­li­che Vor­tei­le.

2Pri­va­te, die öf­fent­li­che Auf­ga­ben er­fül­len, sind Amts­trä­gern gleich­ge­stellt.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Kor­rup­ti­onss­traf­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1287; BBl 2014 3591).

Zwanzigster Titel: Übertretungen bundesrechtlicher Bestimmungen

Art. 323

Un­ge­hor­sam des Schuld­ners im Be­trei­bungs- und Kon­kurs­ver­fah­ren

 

Mit Bus­se wird be­straft:

1. der Schuld­ner, der ei­ner Pfän­dung oder der Auf­nah­me ei­nes Gü­ter­ver­zeich­nis­ses, die ihm ge­mä­ss Ge­setz an­ge­kün­digt wor­den sind, we­der selbst bei­wohnt noch sich da­bei ver­tre­ten lässt (Art. 91 Abs. 1 Ziff. 1, 163 Abs. 2 und 345 Abs. 12 SchKG3);

2. der Schuld­ner, der sei­ne Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de, auch wenn sie sich nicht in sei­nem Ge­wahr­sam be­fin­den, so­wie sei­ne For­de­run­gen und Rech­te ge­gen­über Drit­ten nicht so weit an­gibt, als dies zu ei­ner ge­nü­gen­den Pfän­dung oder zum Voll­zug ei­nes Ar­res­tes nö­tig ist (Art. 91 Abs. 1 Ziff. 2 und 275 SchKG);

3. der Schuld­ner, der sei­ne Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de, auch wenn sie sich nicht in sei­nem Ge­wahr­sam be­fin­den, so­wie sei­ne For­de­run­gen und Rech­te ge­gen­über Drit­ten bei Auf­nah­me ei­nes Gü­ter­ver­zeich­nis­ses nicht voll­stän­dig an­gibt (Art. 163 Abs. 2, 345 Abs. 14 SchKG);

4. der Schuld­ner, der dem Kon­kur­samt nicht al­le sei­ne Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de an­gibt und zur Ver­fü­gung stellt (Art. 222 Abs. 1 SchKG);

5. der Schuld­ner, der wäh­rend des Kon­kurs­ver­fah­rens nicht zur Ver­fü­gung der Kon­kurs­ver­wal­tung steht, wenn er die­ser Pflicht nicht durch be­son­de­re Er­laub­nis ent­ho­ben wur­de (Art. 229 Abs. 1 SchKG).


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 8 des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).
2 Heu­te: Art. 341 Abs. 1.
3 SR 281.1
4 Heu­te: Art. 341 Abs. 1.

Art. 324

Un­ge­hor­sam drit­ter Per­so­nen im Be­trei­bungs-, Kon­kurs- und Nach­lass­ver­fah­ren

 

Mit Bus­se wird be­straft:

1. die er­wach­se­ne Per­son, die dem Kon­kur­samt nicht al­le Ver­mö­gens­stücke ei­nes ge­stor­be­nen oder flüch­ti­gen Schuld­ners, mit dem sie in ge­mein­sa­mem Haus­halt ge­lebt hat, an­gibt und zur Ver­fü­gung stellt (Art. 222 Abs. 2 SchKG2);

2. wer sich bin­nen der Ein­ga­be­frist nicht als Schuld­ner des Kon­kur­si­ten an­mel­det (Art. 232 Abs. 2 Ziff. 3 SchKG);

3. wer Sa­chen des Schuld­ners als Pfand­gläu­bi­ger oder aus an­dern Grün­den be­sitzt und sie dem Kon­kur­samt bin­nen der Ein­ga­be­frist nicht zur Ver­fü­gung stellt (Art. 232 Abs. 2 Ziff. 4 SchKG);

4. wer Sa­chen des Schuld­ners als Pfand­gläu­bi­ger be­sitzt und sie den Li­qui­da­to­ren nach Ab­lauf der Ver­wer­tungs­frist nicht ab­lie­fert (Art. 324 Abs. 2 SchKG);

5. der Drit­te, der sei­ne Aus­kunfts- und Her­aus­ga­be­pflich­ten nach den Ar­ti­keln 57a Ab­satz 1, 91 Ab­satz 4, 163 Ab­satz 2, 222 Ab­satz 4 und 345 Ab­satz 13 des SchKG ver­letzt.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 8 des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).
2 SR 281.1
3 Heu­te: Art. 341 Abs. 1.

Art. 325

Ord­nungs­wid­ri­ge Füh­rung der Ge­schäfts­bü­cher

 

Wer vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig der ge­setz­li­chen Pflicht, Ge­schäfts­bü­cher ord­nungs­mäs­sig zu füh­ren, nicht nach­kommt,

wer vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig der ge­setz­li­chen Pflicht, Ge­schäfts­bü­cher, Ge­schäfts­brie­fe und Ge­schäfts­te­le­gram­me auf­zu­be­wah­ren, nicht nach­kommt,

wird mit Bus­se be­straft.

Art. 325bis

Wi­der­hand­lun­gen ge­gen die Be­stim­mun­gen zum Schutz der Mie­ter von Wohn- und Ge­schäfts­räu­men

 

Wer den Mie­ter un­ter An­dro­hung von Nach­tei­len, ins­be­son­de­re der spä­te­ren Kün­di­gung des Miet­ver­hält­nis­ses, da­von ab­hält oder ab­zu­hal­ten ver­sucht, Miet­zin­se oder sons­ti­ge For­de­run­gen des Ver­mie­ters an­zu­fech­ten,

wer dem Mie­ter kün­digt, weil die­ser die ihm nach dem Ob­li­ga­tio­nen­recht2 zu­ste­hen­den Rech­te wahr­nimmt oder wahr­neh­men will,

wer Miet­zin­se oder sons­ti­ge For­de­run­gen nach ei­nem ge­schei­ter­ten Ei­ni­gungs­ver­such oder nach ei­nem rich­ter­li­chen Ent­scheid in un­zu­läs­si­ger Wei­se durch­setzt oder durch­zu­set­zen ver­sucht,

wird auf An­trag des Mie­ters mit Bus­se be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II Art. 4 des BG vom 15. Dez. 1989 über die Än­de­rung des OR (Mie­te und Pacht), in Kraft seit 1. Ju­li 1990 (AS 1990 802; BBl 1985 I 1389, SchlB zu den Tit. VIII und VIIIbis).
2 SR 220

Art. 326

An­wen­dung auf ju­ris­ti­sche Per­so­nen, Han­dels­ge­sell­schaf­ten und Ein­zel­fir­men2

1. …

 

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 3 des BG vom 13. Dez. 2002, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).
2 Heu­te: Ein­zel­un­ter­neh­men.

Art. 326bis

2. im Fal­le von Ar­ti­kel 325bis

 

1Wer­den die im Ar­ti­kel 325bis un­ter Stra­fe ge­stell­ten Hand­lun­gen beim Be­sor­gen der An­ge­le­gen­hei­ten ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son, Kol­lek­tiv- oder Kom­man­dit­ge­sell­schaft oder Ein­zel­fir­ma2 oder sonst in Aus­übung ge­schäft­li­cher oder dienst­li­cher Ver­rich­tun­gen für einen an­de­ren be­gan­gen, so fin­den die Straf­be­stim­mun­gen auf die­je­ni­gen na­tür­li­chen Per­so­nen An­wen­dung, die die­se Hand­lun­gen be­gan­gen ha­ben.

2Der Ge­schäfts­herr oder Ar­beit­ge­ber, Auf­trag­ge­ber oder Ver­tre­te­ne, der von der Wi­der­hand­lung Kennt­nis hat oder nach­träg­lich Kennt­nis er­hält und, ob­gleich es ihm mög­lich wä­re, es un­ter­lässt, sie ab­zu­wen­den oder ih­re Wir­kun­gen auf­zu­he­ben, un­ter­steht der glei­chen Straf­an­dro­hung wie der Tä­ter.

3Ist der Ge­schäfts­herr oder Ar­beit­ge­ber, Auf­trag­ge­ber oder Ver­tre­te­ne ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son, Kol­lek­tiv- oder Kom­man­dit­ge­sell­schaft, Ein­zel­fir­ma3 oder Per­so­nen­ge­samt­heit oh­ne Rechts­per­sön­lich­keit, so fin­det Ab­satz 2 auf die schul­di­gen Or­ga­ne, Or­gan­mit­glie­der, ge­schäfts­füh­ren­den Ge­sell­schaf­ter, tat­säch­lich lei­ten­den Per­so­nen oder Li­qui­da­to­ren An­wen­dung.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II Art. 4 des BG vom 15. Dez. 1989 über die Än­de­rung des OR (Mie­te und Pacht), in Kraft seit 1. Ju­li 1990 (AS 1990 802; BBl 1985 I 1389, SchlB zu den Tit. VIII und VIIIbis).
2 Heu­te: Ein­zel­un­ter­neh­men.
3 Heu­te: Ein­zel­un­ter­neh­men.

Art. 326ter

Über­tre­tung fir­men- und na­mens­recht­li­cher Be­stim­mun­gen.

 

Wer für einen im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­nen Rechts­trä­ger oder ei­ne im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­ne Zweignie­der­las­sung ei­ne Be­zeich­nung ver­wen­det, die mit der im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­nen nicht über­ein­stimmt und die ir­re­füh­ren kann,

wer für einen im Han­dels­re­gis­ter nicht ein­ge­tra­ge­nen Rechts­trä­ger oder ei­ne im Han­dels­re­gis­ter nicht ein­ge­tra­ge­ne Zweignie­der­las­sung ei­ne ir­re­füh­ren­de Be­zeich­nung ver­wen­det,

wer für einen im Han­dels­re­gis­ter nicht ein­ge­tra­ge­nen aus­län­di­schen Rechts­trä­ger den Ein­druck er­weckt, der Sitz des Rechts­trä­gers oder ei­ne Ge­schäfts­nie­der­las­sung be­fin­de sich in der Schweiz,

wird mit Bus­se2 be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 1994 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).
2 Be­rich­tigt von der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers (Art. 58 Abs. 2 ParlG - SR 171.10).

Art. 326quater

Un­wah­re Aus­kunft durch ei­ne Per­so­nal­vor­sor­ge­ein­rich­tung

 

Wer als Or­gan ei­ner Per­so­nal­vor­sor­ge­ein­rich­tung ge­setz­lich ver­pflich­tet ist, Be­güns­tig­ten oder Auf­sichts­be­hör­den Aus­kunft zu er­tei­len und kei­ne oder ei­ne un­wah­re Aus­kunft er­teilt, wird mit Bus­se be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 327


1 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 22. Dez. 1999 über die Wäh­rung und die Zah­lungs­mit­tel, mit Wir­kung seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1144; BBl 1999 7258).

 

Art. 328

Nach­ma­chen von Post­wert­zei­chen oh­ne Fäl­schungs­ab­sicht

 

1. Wer Post­wert­zei­chen des In- oder Aus­lan­des nach­macht, um sie als nach­ge­macht in Ver­kehr zu brin­gen, oh­ne die ein­zel­nen Stücke als Nach­ma­chun­gen kennt­lich zu ma­chen,

wer sol­che Nach­ma­chun­gen ein­führt, feil­hält oder in Ver­kehr bringt,

wird mit Bus­se be­straft.

2. Die Nach­ma­chun­gen wer­den ein­ge­zo­gen.

Art. 329

Ver­let­zung mi­li­tä­ri­scher Ge­heim­nis­se

 

1. Wer un­recht­mäs­sig

in An­stal­ten oder an­de­re Ört­lich­kei­ten ein­dringt, zu de­nen der Zu­tritt von der Mi­li­tär­be­hör­de ver­bo­ten ist,

mi­li­tä­ri­sche An­stal­ten oder Ge­gen­stän­de ab­bil­det, oder sol­che Ab­bil­dun­gen ver­viel­fäl­tigt oder ver­öf­fent­licht,

wird mit Bus­se be­straft.

2. Ver­such und Ge­hil­fen­schaft sind straf­bar.

Art. 330

Han­del mit mi­li­tä­risch be­schlag­nahm­tem Ma­te­ri­al

 

Wer Ge­gen­stän­de, die von der Hee­res­ver­wal­tung zum Zwe­cke der Lan­des­ver­tei­di­gung be­schlag­nahmt oder re­qui­riert wor­den sind, un­recht­mäs­sig ver­kauft oder er­wirbt, zu Pfand gibt oder nimmt, ver­braucht, bei­sei­te­schafft, zer­stört oder un­brauch­bar macht, wird mit Bus­se be­straft.1


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 331

Un­be­fug­tes Tra­gen der mi­li- tä­ri­schen Uni­form

 

Wer un­be­fugt die Uni­form des schwei­ze­ri­schen Hee­res trägt, wird mit Bus­se be­straft.1


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 332

Nich­t­an­zei­gen ei­nes Fun­des

 

Wer beim Fund oder bei der Zu­füh­rung ei­ner Sa­che nicht die in den Ar­ti­keln 720 Ab­satz 2, 720a und 725 Ab­satz 1 des Zi­vil­ge­setz­bu­ches2 vor­ge­schrie­be­ne An­zei­ge er­stat­tet, wird mit Bus­se be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 4. Okt. 2002 (Grund­satz­ar­ti­kel Tie­re), in Kraft seit 1. April 2003 (AS 2003 463; BBl 2002 4164 5806).
2 SR 210

Drittes Buch: Einführung und Anwendung des Gesetzes

Erster Titel: Verhältnis dieses Gesetzes zu andern Gesetzen des Bundes und zu den Gesetzen der Kantone

Art. 333

An­wen­dung des All­ge­mei­nen Teils auf an­de­re Bun­des­ge­set­ze

 

1Die all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes fin­den auf Ta­ten, die in an­dern Bun­des­ge­set­zen mit Stra­fe be­droht sind, in­so­weit An­wen­dung, als die­se Bun­des­ge­set­ze nicht selbst Be­stim­mun­gen auf­stel­len.

2In den an­de­ren Bun­des­ge­set­zen wer­den er­setzt:

a.
Zucht­haus durch Frei­heits­s­tra­fe von mehr als ei­nem Jahr;
b.
Ge­fäng­nis durch Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe;
c.
Ge­fäng­nis un­ter sechs Mo­na­ten durch Geld­stra­fe, wo­bei ei­nem Mo­nat Frei­heits­s­tra­fe 30 Ta­ges­sät­ze Geld­stra­fe zu höchs­tens 3000 Fran­ken ent­spre­chen.

3Wird Haft oder Bus­se oder Bus­se al­lein als Höchst­stra­fe an­ge­droht, so liegt ei­ne Über­tre­tung vor. Die Ar­ti­kel 106 und 107 sind an­wend­bar. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 8 des Bun­des­ge­set­zes vom 22. März 19741 über das Ver­wal­tungs­straf­recht. Ei­ne Über­tre­tung ist die Tat auch dann, wenn sie in ei­nem an­de­ren Bun­des­ge­setz, wel­ches vor 1942 in Kraft ge­tre­ten ist, mit ei­ner Ge­fäng­niss­tra­fe be­droht ist, die drei Mo­na­te nicht über­steigt.

4Vor­be­hal­ten sind die von Ab­satz 2 ab­wei­chen­den Straf­dau­ern und Ar­ti­kel 41 so­wie die von Ar­ti­kel 106 ab­wei­chen­den Bus­sen­be­trä­ge.

5Droht ein an­de­res Bun­des­ge­setz für ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen Bus­se an, so ist Ar­ti­kel 34 an­wend­bar. Von Ar­ti­kel 34 ab­wei­chen­de Be­mes­sungs­re­geln sind nicht an­wend­bar. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 8 des Bun­des­ge­set­zes vom 22. März 1974 über das Ver­wal­tungs­straf­recht. Ist die Bus­se auf ei­ne Sum­me un­ter 1 080 000 Fran­ken be­grenzt, so fällt die­se Be­gren­zung da­hin. Ist die an­ge­droh­te Bus­se auf ei­ne Sum­me über 1 080 000 Fran­ken be­grenzt, so wird die­se Be­gren­zung bei­be­hal­ten. In die­sem Fall er­gibt der bis­her an­ge­droh­te Bus­sen­höchst­be­trag ge­teilt durch 3000 die Höchst­zahl der Ta­ges­sät­ze.

6Bis zu ih­rer An­pas­sung gilt in an­de­ren Bun­des­ge­set­zen:

a.
Die Ver­fol­gungs­ver­jäh­rungs­fris­ten für Ver­bre­chen und Ver­ge­hen wer­den um die Hälf­te und die Ver­fol­gungs­ver­jäh­rungs­fris­ten für Über­tre­tun­gen um das Dop­pel­te der or­dent­li­chen Dau­er er­höht.
b.
Die Ver­fol­gungs­ver­jäh­rungs­fris­ten für Über­tre­tun­gen, die über ein Jahr be­tra­gen, wer­den um die or­dent­li­che Dau­er ver­län­gert.
c.
Die Re­geln über die Un­ter­bre­chung und das Ru­hen der Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung wer­den auf­ge­ho­ben. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 11 Ab­satz 3 des Bun­des­ge­set­zes vom 22. März 1974 über das Ver­wal­tungs­straf­recht.
d.
Die Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung tritt nicht mehr ein, wenn vor Ab­lauf der Ver­jäh­rungs­frist ein ers­tin­stanz­li­ches Ur­teil er­gan­gen ist.
e.
Die Voll­stre­ckungs­ver­jäh­rungs­fris­ten für Stra­fen bei Ver­bre­chen und Ver­ge­hen wer­den bei­be­hal­ten, und die­je­ni­gen für Stra­fen bei Über­tre­tun­gen wer­den um die Hälf­te ver­län­gert.
f.
Die Be­stim­mun­gen über das Ru­hen der Voll­stre­ckungs­ver­jäh­rung wer­den bei­be­hal­ten, und die­je­ni­gen über die Un­ter­bre­chung wer­den auf­ge­ho­ben.

7Die in an­dern Bun­des­ge­set­zen un­ter Stra­fe ge­stell­ten Über­tre­tun­gen sind straf­bar, auch wenn sie fahr­läs­sig be­gan­gen wer­den, so­fern nicht nach dem Sin­ne der Vor­schrift nur die vor­sätz­li­che Be­ge­hung mit Stra­fe be­droht ist.


1 SR 313.0

Art. 334

Ver­wei­sung auf auf­ge­ho­be­ne Be­stim­mun­gen

 

Wird in Bun­des­vor­schrif­ten auf Be­stim­mun­gen ver­wie­sen, die durch die­ses Ge­setz ge­än­dert oder auf­ge­ho­ben wer­den, so sind die­se Ver­wei­sun­gen auf die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes zu be­zie­hen.

Art. 335

Ge­set­ze der Kan­to­ne

 

1Den Kan­to­nen bleibt die Ge­setz­ge­bung über das Über­tre­tungs­straf­recht in­so­weit vor­be­hal­ten, als es nicht Ge­gen­stand der Bun­des­ge­setz­ge­bung ist.

2Die Kan­to­ne sind be­fugt, die Wi­der­hand­lun­gen ge­gen das kan­to­na­le Ver­wal­tungs- und Pro­zess­recht mit Sank­tio­nen zu be­dro­hen.

Zweiter Titel: …

Art. 336-338


1 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

 

Dritter Titel: …

Art. 339-348


1 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

 

Vierter Titel: Amtshilfe im Bereich der Polizei

Art. 349


1 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. 5 des BG vom 13. Ju­ni 2008 über die po­li­zei­li­chen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me des Bun­des, mit Wir­kung seit 5. Dez. 2008 (AS 2008 4989; BBl 2006 5061).

 

Art. 349a

1. Schutz von Per­so­nen­da­ten

a. Rechts­grund­la­gen

 

Die zu­stän­di­gen Bun­des­be­hör­den dür­fen Per­so­nen­da­ten nur be­kannt ge­ben, wenn da­für ei­ne Rechts­grund­la­ge im Sin­ne von Ar­ti­kel 7 des Schen­gen-Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 28. Sep­tem­ber 20182 (SDSG) be­steht oder wenn:

a.
die Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten not­wen­dig ist, um das Le­ben oder die kör­per­li­che Un­ver­sehrt­heit der be­trof­fe­nen Per­son oder ei­nes Drit­ten zu schüt­zen;
b.
die be­trof­fe­ne Per­son ih­re Per­so­nen­da­ten all­ge­mein zu­gäng­lich ge­macht und die Be­kannt­ga­be nicht aus­drück­lich un­ter­sagt hat.

1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 2 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Um­set­zung der Richt­li­nie (EU) 2016/680 zum Schutz na­tür­li­cher Per­so­nen bei der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Da­ten zum Zwe­cke der Ver­hü­tung, Er­mitt­lung, Auf­de­ckung oder Ver­fol­gung von Straf­ta­ten oder der Straf­voll­stre­ckung, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2019 625; BBl 2017 6941).
2 SR 235.3

Art. 349b

b. Gleich­be­hand­lung

 

1Für die Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten an die zu­stän­di­gen Be­hör­den von Staa­ten, die mit der Schweiz über ei­nes der Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men ver­bun­den sind (Schen­gen-Staa­ten), dür­fen nicht stren­ge­re Da­ten­schutz­re­geln gel­ten als für die Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten an schwei­ze­ri­sche Straf­be­hör­den.

2Spe­zi­al­ge­set­ze, die stren­ge­re Da­ten­schutz­re­geln für die Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten an die zu­stän­di­gen aus­län­di­schen Be­hör­den vor­se­hen, fin­den auf die Be­kannt­ga­be an die zu­stän­di­gen Be­hör­den der Schen­gen-Staa­ten kei­ne An­wen­dung.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 2 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Um­set­zung der Richt­li­nie (EU) 2016/680 zum Schutz na­tür­li­cher Per­so­nen bei der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Da­ten zum Zwe­cke der Ver­hü­tung, Er­mitt­lung, Auf­de­ckung oder Ver­fol­gung von Straf­ta­ten oder der Straf­voll­stre­ckung, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2019 625; BBl 2017 6941).

Art. 349c

c. Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten an einen Dritt­staat oder an ein in­ter­na­tio­na­les Or­gan

 

1Per­so­nen­da­ten dür­fen der zu­stän­di­gen Be­hör­de ei­nes Staa­tes, der nicht über ei­nes der Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men mit der Schweiz ver­bun­den ist (Dritt­staat), oder ei­nem in­ter­na­tio­na­len Or­gan nicht be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn da­durch die Per­sön­lich­keit der be­trof­fe­nen Per­son schwer­wie­gend ge­fähr­det wür­de, na­ment­lich weil ein an­ge­mes­se­ner Schutz fehlt.

2Ein an­ge­mes­se­ner Schutz wird ge­währ­leis­tet durch:

a.
die Ge­setz­ge­bung des Dritt­staa­tes, so­fern die Eu­ro­päi­sche Uni­on dies in ei­nem Be­schluss fest­ge­hal­ten hat;
b.
einen völ­ker­recht­li­chen Ver­trag;
c.
spe­zi­fi­sche Ga­ran­ti­en.

3Han­delt es sich bei der be­kannt­ge­ben­den Be­hör­de um ei­ne Bun­des­be­hör­de, so in­for­miert sie den Eid­ge­nös­si­schen Da­ten­schutz- und Öf­fent­lich­keits­be­auf­trag­ten (Be­auf­trag­ter) über die Ka­te­go­ri­en von Be­kannt­ga­ben von Per­so­nen­da­ten, die auf der Grund­la­ge spe­zi­fi­scher Ga­ran­ti­en nach Ab­satz 2 Buch­sta­be c er­fol­gen. Je­de Be­kannt­ga­be wird do­ku­men­tiert.

4In Ab­wei­chung von Ab­satz 1 kön­nen Per­so­nen­da­ten der zu­stän­di­gen Be­hör­de ei­nes Dritt­staa­tes oder ei­nem in­ter­na­tio­na­len Or­gan be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn die Be­kannt­ga­be im Ein­zel­fall not­wen­dig ist:

a.
zum Schutz des Le­bens oder der kör­per­li­chen Un­ver­sehrt­heit der be­trof­fe­nen Per­son oder ei­nes Drit­ten;
b.
zur Ab­wehr ei­ner un­mit­tel­bar dro­hen­den ernst­haf­ten Ge­fahr für die öf­fent­li­che Si­cher­heit ei­nes Schen­gen-Staa­tes oder ei­nes Dritt­staa­tes;
c.
zur Ver­hü­tung, Fest­stel­lung oder Ver­fol­gung ei­ner Straf­tat, so­fern der Be­kannt­ga­be kei­ne über­wie­gen­den schutz­wür­di­gen In­ter­es­sen der be­trof­fe­nen Per­son ent­ge­gen­ste­hen;
d.
zur Aus­übung oder Durch­set­zung von Rechts­an­sprü­chen ge­gen­über ei­ner für die Ver­hü­tung, Fest­stel­lung oder Ver­fol­gung ei­ner Straf­tat zu­stän­di­gen Be­hör­de, so­fern der Be­kannt­ga­be kei­ne über­wie­gen­den schutz­wür­di­gen In­ter­es­sen der be­trof­fe­nen Per­son ent­ge­gen­ste­hen.

5Han­delt es sich bei der be­kannt­ge­ben­den Be­hör­de um ei­ne Bun­des­be­hör­de, so in­for­miert sie den Be­auf­trag­ten über die Be­kannt­ga­be nach Ab­satz 4.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 2 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Um­set­zung der Richt­li­nie (EU) 2016/680 zum Schutz na­tür­li­cher Per­so­nen bei der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Da­ten zum Zwe­cke der Ver­hü­tung, Er­mitt­lung, Auf­de­ckung oder Ver­fol­gung von Straf­ta­ten oder der Straf­voll­stre­ckung, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2019 625; BBl 2017 6941).

Art. 349d

d. Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten aus ei­nem Schen­gen-Staat an einen Dritt­staat oder an ein in­ter­na­tio­na­les Or­gan

 

1Per­so­nen­da­ten, die von ei­nem Schen­gen-Staat über­mit­telt oder zur Ver­fü­gung ge­stellt wur­den, kön­nen der zu­stän­di­gen Be­hör­de ei­nes Dritt­staa­tes oder ei­nem in­ter­na­tio­na­len Or­gan nur be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn:

a.
die Be­kannt­ga­be zur Ver­hü­tung, Fest­stel­lung oder Ver­fol­gung ei­ner Straf­tat er­for­der­lich ist;
b.
der Schen­gen-Staat, der die Per­so­nen­da­ten über­mit­telt oder zur Ver­fü­gung ge­stellt hat, der Be­kannt­ga­be vor­gän­gig zu­ge­stimmt hat; und
c.
die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 349c er­füllt sind.

2Ab­wei­chend von Ab­satz 1 Buch­sta­be b dür­fen Per­so­nen­da­ten im Ein­zel­fall be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn:

a.
die vor­gän­gi­ge Zu­stim­mung des Schen­gen-Staa­tes nicht recht­zei­tig ein­ge­holt wer­den kann; und
b.
die Be­kannt­ga­be zur Ab­wehr ei­ner un­mit­tel­bar dro­hen­den ernst­haf­ten Ge­fahr für die öf­fent­li­che Si­cher­heit ei­nes Schen­gen-Staa­tes oder ei­nes Dritt­staa­tes oder zur Wah­rung der we­sent­li­chen In­ter­es­sen ei­nes Schen­gen-Staa­tes un­er­läss­lich ist.

3Der Schen­gen-Staat wird un­ver­züg­lich über die Be­kannt­ga­be nach Ab­satz 2 in­for­miert.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 2 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Um­set­zung der Richt­li­nie (EU) 2016/680 zum Schutz na­tür­li­cher Per­so­nen bei der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Da­ten zum Zwe­cke der Ver­hü­tung, Er­mitt­lung, Auf­de­ckung oder Ver­fol­gung von Straf­ta­ten oder der Straf­voll­stre­ckung, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2019 625; BBl 2017 6941).

Art. 349e

e. Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten an einen in ei­nem Dritt­staat nie­der­ge­las­se­nen Emp­fän­ger

 

1Ist es, na­ment­lich in Not­fäl­len, nicht mög­lich, der zu­stän­di­gen Be­hör­de ei­nes Dritt­staa­tes Per­so­nen­da­ten auf dem üb­li­chen Weg der po­li­zei­li­chen Zu­sam­men­ar­beit be­kannt zu ge­ben, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de sie aus­nahms­wei­se ei­nem in die­sem Staat nie­der­ge­las­se­nen Emp­fän­ger be­kannt ge­ben, so­fern die fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen er­füllt sind:

a.
Die Be­kannt­ga­be ist un­ent­behr­lich zur Er­fül­lung ei­ner ge­setz­li­chen Auf­ga­be der Be­hör­de, wel­che die Da­ten be­kannt gibt.
b.
Der Be­kannt­ga­be ste­hen kei­ne über­wie­gen­den schutz­wür­di­gen In­ter­es­sen der be­trof­fe­nen Per­son ent­ge­gen.

2Die zu­stän­di­ge Be­hör­de weist den Emp­fän­ger der Per­so­nen­da­ten bei der Be­kannt­ga­be dar­auf hin, dass er die Da­ten nur für die von der Be­hör­de fest­ge­leg­ten Zwe­cke ver­wen­den darf.

3Sie be­nach­rich­tigt die zu­stän­di­ge Be­hör­de des Dritt­staa­tes un­ver­züg­lich über je­de Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten, so­fern sie dies als zweck­mäs­sig er­ach­tet.

4Han­delt es sich bei der zu­stän­di­gen Be­hör­de um ei­ne Bun­des­be­hör­de, so in­for­miert sie den Be­auf­trag­ten un­ver­züg­lich über je­de Be­kannt­ga­be nach Ab­satz 1.

5Sie do­ku­men­tiert je­de Be­kannt­ga­be von Per­so­nen­da­ten. Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 2 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Um­set­zung der Richt­li­nie (EU) 2016/680 zum Schutz na­tür­li­cher Per­so­nen bei der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Da­ten zum Zwe­cke der Ver­hü­tung, Er­mitt­lung, Auf­de­ckung oder Ver­fol­gung von Straf­ta­ten oder der Straf­voll­stre­ckung, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2019 625; BBl 2017 6941).

Art. 349f

f. Rich­tig­keit der Per­so­nen­da­ten

 

1Die zu­stän­di­ge Be­hör­de be­rich­tigt un­rich­ti­ge Per­so­nen­da­ten un­ver­züg­lich.

2Sie be­nach­rich­tigt die Be­hör­de, die ihr die­se Da­ten über­mit­telt oder zur Ver­fü­gung ge­stellt hat oder der sie die­se be­kannt ge­ge­ben hat, un­ver­züg­lich über die Be­rich­ti­gung.

3Sie in­for­miert den Emp­fän­ger über die Ak­tua­li­tät und die Zu­ver­läs­sig­keit der von ihr be­kannt ge­ge­be­nen Per­so­nen­da­ten.

4Sie gibt dem Emp­fän­ger aus­ser­dem al­le wei­te­ren In­for­ma­tio­nen be­kannt, an­hand de­ren so weit wie mög­lich un­ter­schie­den wer­den kann:

a.
zwi­schen den ver­schie­de­nen Ka­te­go­ri­en be­trof­fe­ner Per­so­nen;
b.
zwi­schen auf Tat­sa­chen und auf per­sön­li­chen Ein­schät­zun­gen be­ru­hen­den Per­so­nen­da­ten.

5Die Pflicht zur In­for­ma­ti­on des Emp­fän­gers ent­fällt, wenn die In­for­ma­tio­nen nach den Ab­sät­zen 3 und 4 aus den Per­so­nen­da­ten selbst oder aus den Um­stän­den er­sicht­lich sind.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 2 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Um­set­zung der Richt­li­nie (EU) 2016/680 zum Schutz na­tür­li­cher Per­so­nen bei der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Da­ten zum Zwe­cke der Ver­hü­tung, Er­mitt­lung, Auf­de­ckung oder Ver­fol­gung von Straf­ta­ten oder der Straf­voll­stre­ckung, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2019 625; BBl 2017 6941).

Art. 349g

g. Prü­fung der Recht­mäs­sig­keit der Da­ten­be­ar­bei­tung

 

1Die be­trof­fe­ne Per­son kann vom Be­auf­trag­ten ver­lan­gen, dass er prüft, ob all­fäl­li­ge Da­ten über sie recht­mäs­sig be­ar­bei­tet wer­den, wenn:

a.
ihr Recht auf In­for­ma­ti­on über den Aus­tausch von Da­ten über sie ein­ge­schränkt oder auf­ge­scho­ben wird (Art. 18a und 18b des Bun­des­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 19922 über den Da­ten­schutz);
b.
ihr Aus­kunfts­recht ver­wei­gert, ein­ge­schränkt oder auf­ge­scho­ben wird (Art. 17 und 18 SDSG3); oder
c.
ihr Recht, die Be­rich­ti­gung, die Ver­nich­tung oder die Lö­schung von Da­ten über sie zu ver­lan­gen, teil­wei­se oder ganz ver­wei­gert wird (Art. 19 Abs. 2 Bst. a SDSG).

2Der Prü­fung un­ter­zo­gen wer­den kann aus­sch­liess­lich ei­ne Bun­des­be­hör­de, die der Auf­sicht des Be­auf­trag­ten un­ter­steht.

3Der Be­auf­trag­te führt die Prü­fung durch; er teilt der be­trof­fe­nen Per­son mit, dass ent­we­der kei­ne Da­ten über sie un­recht­mäs­sig be­ar­bei­tet wer­den oder dass er im Fal­le von Feh­lern bei der Be­ar­bei­tung der Per­so­nen­da­ten ei­ne Un­ter­su­chung nach Ar­ti­kel 22 SDSG er­öff­net hat.

4Stellt der Be­auf­trag­te Feh­ler bei der Da­ten­be­ar­bei­tung fest, so ord­net er an, dass die zu­stän­di­ge Bun­des­be­hör­de die­se be­hebt.

5Die Mit­tei­lung nach Ab­satz 3 lau­tet stets gleich und wird nicht be­grün­det. Sie kann nicht an­ge­foch­ten wer­den.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 2 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Um­set­zung der Richt­li­nie (EU) 2016/680 zum Schutz na­tür­li­cher Per­so­nen bei der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Da­ten zum Zwe­cke der Ver­hü­tung, Er­mitt­lung, Auf­de­ckung oder Ver­fol­gung von Straf­ta­ten oder der Straf­voll­stre­ckung, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2019 625; BBl 2017 6941).
2 SR 235.1
3 SR 235.3

Art. 349h

h. Un­ter­su­chung

 

1Macht die be­trof­fe­ne Per­son glaub­haft, dass ein Aus­tausch von Per­so­nen­da­ten über sie ge­gen die Vor­schrif­ten zum Schutz von Per­so­nen­da­ten ver­stos­sen könn­te, kann sie vom Be­auf­trag­ten die Er­öff­nung ei­ner Un­ter­su­chung nach Ar­ti­kel 22 SDSG2 ver­lan­gen.

2Ei­ne Un­ter­su­chung kann aus­sch­liess­lich ge­gen ei­ne Bun­des­be­hör­de er­öff­net wer­den, die der Auf­sicht des Be­auf­trag­ten un­ter­steht.

3Par­tei sind die be­trof­fe­ne Per­son und die Bun­des­be­hör­de, ge­gen die ei­ne Un­ter­su­chung er­öff­net wur­de.

4Fer­ner gel­ten die Ar­ti­kel 23 und 24 SDSG.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 2 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Um­set­zung der Richt­li­nie (EU) 2016/680 zum Schutz na­tür­li­cher Per­so­nen bei der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Da­ten zum Zwe­cke der Ver­hü­tung, Er­mitt­lung, Auf­de­ckung oder Ver­fol­gung von Straf­ta­ten oder der Straf­voll­stre­ckung, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2019 625; BBl 2017 6941).
2 SR 235.3

Art. 350

2. Zu­sam­men­ar­beit mit IN­TER­POL

a. Zu­stän­dig­keit1

 

1Das Bun­des­amt für Po­li­zei nimmt die Auf­ga­ben ei­nes Na­tio­na­len Zen­tral­bü­ros im Sin­ne der Sta­tu­ten der In­ter­na­tio­na­len Kri­mi­nal­po­li­zei­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on (IN­TER­POL) wahr.

2Es ist zu­stän­dig für die In­for­ma­ti­ons­ver­mitt­lung zwi­schen den Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den von Bund und Kan­to­nen ei­ner­seits so­wie den Na­tio­na­len Zen­tral­bü­ros an­de­rer Staa­ten und dem Ge­ne­ral­se­kre­ta­ri­at von IN­TER­POL an­de­rer­seits.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 351

b. Auf­ga­ben1

 

1Das Bun­des­amt für Po­li­zei ver­mit­telt kri­mi­nal­po­li­zei­li­che In­for­ma­tio­nen zur Ver­fol­gung von Straf­ta­ten und zur Voll­stre­ckung von Stra­fen und Mass­nah­men.

2Es kann kri­mi­nal­po­li­zei­li­che In­for­ma­tio­nen zur Ver­hü­tung von Straf­ta­ten über­mit­teln, wenn auf Grund kon­kre­ter Um­stän­de mit der gros­sen Wahr­schein­lich­keit ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens zu rech­nen ist.

3Es kann In­for­ma­tio­nen zur Su­che nach Ver­miss­ten und zur Iden­ti­fi­zie­rung von Un­be­kann­ten ver­mit­teln.

4Zur Ver­hin­de­rung und Auf­klä­rung von Straf­ta­ten kann das Bun­des­amt für Po­li­zei von Pri­va­ten In­for­ma­tio­nen ent­ge­gen­neh­men und Pri­va­te ori­en­tie­ren, wenn dies im In­ter­es­se der be­trof­fe­nen Per­so­nen ist und de­ren Zu­stim­mung vor­liegt oder nach den Um­stän­den vor­aus­ge­setzt wer­den kann.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 352

c. Da­ten­schutz1

 

1Der Aus­tausch kri­mi­nal­po­li­zei­li­cher In­for­ma­tio­nen rich­tet sich nach den Grund­sät­zen des Rechts­hil­fe­ge­set­zes vom 20. März 19812 so­wie nach den vom Bun­des­rat als an­wend­bar er­klär­ten Sta­tu­ten und Re­gle­men­ten von IN­TER­POL.

2Für den Aus­tausch von In­for­ma­tio­nen zur Su­che nach Ver­miss­ten, zur Iden­ti­fi­zie­rung von Un­be­kann­ten und zu ad­mi­nis­tra­ti­ven Zwe­cken gilt das Bun­des­ge­setz vom 19. Ju­ni 19923 über den Da­ten­schutz.

3Das Bun­des­amt für Po­li­zei kann den Zen­tral­bü­ros an­de­rer Staa­ten In­for­ma­tio­nen di­rekt ver­mit­teln, wenn der Emp­fän­ger­staat den da­ten­schutz­recht­li­chen Vor­schrif­ten von IN­TER­POL un­ter­steht.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).
2 SR 351.1
3 SR 235.1

Art. 353

d. Fi­nanz­hil­fen und Ab­gel­tun­gen1

 

Der Bund kann Fi­nanz­hil­fen und Ab­gel­tun­gen an IN­TER­POL aus­rich­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 354

3. Zu­sam­men-ar­beit bei der Iden­ti­fi­zie­rung von Per­so­nen1

 

1Das zu­stän­di­ge De­par­te­ment re­gis­triert und spei­chert er­ken­nungs­dienst­li­che Da­ten, die von Be­hör­den der Kan­to­ne, des Bun­des und des Aus­lan­des bei Straf­ver­fol­gun­gen oder bei Er­fül­lung an­de­rer ge­setz­li­cher Auf­ga­ben er­ho­ben und ihm über­mit­telt wor­den sind. Die­se Da­ten kön­nen zur Iden­ti­fi­zie­rung ei­ner ge­such­ten oder un­be­kann­ten Per­son mit­ein­an­der ver­gli­chen wer­den.

2Fol­gen­de Be­hör­den kön­nen Da­ten im Rah­men von Ab­satz 1 ver­glei­chen und be­ar­bei­ten:

a.
das Re­chen­zen­trum des Eid­ge­nös­si­schen Jus­tiz- und Po­li­zei­de­par­te­men­tes;
b.
das Bun­des­amt für Po­li­zei;
c.
die Grenz­stel­len;
d.
die Po­li­zei­be­hör­den der Kan­to­ne.

3Die Per­so­nen­da­ten, die sich auf er­ken­nungs­dienst­li­che Da­ten nach Ab­satz 1 be­zie­hen, wer­den in ge­trenn­ten In­for­ma­ti­ons­sys­te­men be­ar­bei­tet; da­bei gel­ten die Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­set­zes vom 13. Ju­ni 20082 über die po­li­zei­li­chen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me des Bun­des, des Asyl­ge­set­zes vom 26. Ju­ni 19983 und des Bun­des­ge­set­zes vom 16. De­zem­ber 20054 über die Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der. Das DNA-Pro­fil-In­for­ma­ti­ons­sys­tem un­ter­liegt den Be­stim­mun­gen des DNA-Pro­fil-Ge­set­zes vom 20. Ju­ni 20035.6

4Der Bun­des­rat:

a.
re­gelt die Ein­zel­hei­ten, ins­be­son­de­re die Ver­ant­wor­tung für die Da­ten­be­ar­bei­tung, die Ka­te­go­ri­en der zu er­fas­sen­den Da­ten, die Auf­be­wah­rungs­dau­er der Da­ten und die Zu­sam­men­ar­beit mit den Kan­to­nen;
b.
be­stimmt die Be­hör­den, wel­che Per­so­nen­da­ten im Ab­ruf­ver­fah­ren ein­ge­ben und ab­fra­gen oder de­nen Per­so­nen­da­ten im Ein­zel­fall be­kannt ge­ge­ben wer­den kön­nen;
c.
re­gelt die Ver­fah­rens­rech­te der be­trof­fe­nen Per­so­nen, ins­be­son­de­re die Ein­sicht in ih­re Da­ten so­wie de­ren Be­rich­ti­gung, Ar­chi­vie­rung und Ver­nich­tung.

1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).
2 SR 361
3 SR 142.31
4 SR 142.20
5 SR 363
6 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. 5 des BG vom 13. Ju­ni 2008 über die po­li­zei­li­chen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me des Bun­des, in Kraft seit 5. Dez. 2008 (AS 2008 4989; BBl 2006 5061).

Art. 355

4. …

 

1 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. 5 des BG vom 13. Ju­ni 2008 über die po­li­zei­li­chen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me des Bun­des, mit Wir­kung seit 5. Dez. 2008 (AS 2008 4989; BBl 2006 5061).

Art. 355a

5. Zu­sam­men­ar­beit mit Eu­ro­pol

a. Da­ten­aus­tausch2

 

1Das Bun­des­amt für Po­li­zei (fed­pol) und der Nach­rich­ten­dienst des Bun­des (NDB) kön­nen dem Eu­ro­päi­schen Po­li­zei­amt (Eu­ro­pol) Per­so­nen­da­ten, ein­sch­liess­lich be­son­ders schüt­zens­wer­ter Per­so­nen­da­ten und Per­sön­lich­keitspro­fi­le, wei­ter­ge­ben.3

2Für die Wei­ter­ga­be die­ser Da­ten gel­ten ins­be­son­de­re die Vor­aus­set­zun­gen nach den Ar­ti­keln 3 und 10-13 des Ab­kom­mens vom 24. Sep­tem­ber 20044 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft und dem Eu­ro­päi­schen Po­li­zei­amt.

3Gleich­zei­tig mit der Wei­ter­ga­be von Da­ten un­ter­rich­tet das Bun­des­amt für Po­li­zei Eu­ro­pol über die Zweck­be­stim­mung der Da­ten so­wie über al­le Be­schrän­kun­gen hin­sicht­lich ih­rer Be­ar­bei­tung, die ihm selbst nach Mass­ga­be der eid­ge­nös­si­schen oder der kan­to­na­len Ge­setz­ge­bung auf­er­legt sind.

4Der Aus­tausch von Per­so­nen­da­ten mit Eu­ro­pol wird dem Aus­tausch mit ei­ner zu­stän­di­gen Be­hör­de ei­nes Schen­gen-Staa­tes gleich­ge­setzt (Art. 349b).5


1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 des BB vom 7. Okt. 2005 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des Abk. zwi­schen der Schweiz und dem Eu­ro­pol, in Kraft seit 1. April 2006 (AS 2006 1017; BBl 2005 983).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 der V vom 4. Dez. 2009 über die An­pas­sung ge­setz­li­cher Be­stim-mun­gen in­fol­ge der Schaf­fung des Nach­rich­ten­diens­tes des Bun­des, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 6921).
4 SR 0.362.2
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 2 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Um­set­zung der Richt­li­nie (EU) 2016/680 zum Schutz na­tür­li­cher Per­so­nen bei der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Da­ten zum Zwe­cke der Ver­hü­tung, Er­mitt­lung, Auf­de­ckung oder Ver­fol­gung von Straf­ta­ten oder der Straf­voll­stre­ckung, in Kraft seit 1. März 2019 (AS 2019 625; BBl 2017 6941).

Art. 355b

b. Man­dat­s­er­wei­te­rung2

 

Der Bun­des­rat wird er­mäch­tigt, mit Eu­ro­pol im Rah­men von Ar­ti­kel 3 Ab­satz 3 des Ab­kom­mens vom 24. Sep­tem­ber 20043 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft und dem Eu­ro­päi­schen Po­li­zei­amt Än­de­run­gen des Man­dats­be­reichs zu ver­ein­ba­ren.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 des BB vom 7. Okt. 2005 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des Abk. zwi­schen der Schweiz und dem Eu­ro­pol, in Kraft seit 1. April 2006 (AS 2006 1017; BBl 2005 983).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).
3 SR 0.362.2

Art. 355c

5bis. Zu­sam­men­ar­beit im Rah-men der Schen-gen As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men.

Zu­stän­dig­keit

 

Die Po­li­zei­or­ga­ne des Bun­des und der Kan­to­ne voll­zie­hen die Be­stim­mun­gen der Schen­gen-As­so­zi­ie­rungs­ab­kom­men2 nach Mass­ga­be des in­ner­staat­li­chen Rechts.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 3 Ziff. 4 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der bi­la­te­ra­len Ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und der EU über die As­so­zi­ie­rung an Schen­gen und an Du­blin, in Kraft seit 1. Ju­ni 2008 (AS 2008 447 2179 2227; BBl 2004 5965).
2 Abk. vom 26. Okt. 2004 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft, der Eu­ro­päi-schen Uni­on und der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft über die As­so­zi­ie­rung die­ses Staa­tes bei der Um­set­zung, An­wen­dung und Ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands (SR0.362.31); Abk. vom 28. April 2005 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft und dem Kö-nig­reich Dä­ne­mark über die Be­grün­dung von Rech­ten und Pflich­ten zwi­schen die­sen bei-den Staa­ten hin­sicht­lich der Schen­ge­ner Zu­sam­men­ar­beit (SR 0.362.33); Über­eink. vom 17. Dez. 2004 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft, der Re­pu­blik Is­land und dem Kö­nig­reich Nor­we­gen über die Um­set­zung, An­wen­dung und Ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands und über die Kri­te­ri­en und Ver­fah­ren zur Be­stim­mung des zu­stän- di­gen Staa­tes für die Prü­fung ei­nes in der Schweiz, in Is­land oder in Nor­we­gen ge­stell­ten Asy­lan­trags (SR 0.362.32); Prot. vom 28. Fe­br. 2008 zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid-ge­nos­sen­schaft, der Eu­ro­päi­schen Uni­on, der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft und dem Für-sten­tum Liech­ten­stein über den Bei­tritt des Fürs­ten­tums Liech­ten­stein zum Ab­kom­men zwi­schen der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft, der Eu­ro­päi­schen Uni­on und der Eu­ro-päi­schen Ge­mein­schaft über die As­so­zi­ie­rung der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft bei der Um­set­zung, An­wen­dung und Ent­wick­lung des Schen­gen-Be­sitz­stands (SR 0.362.311).

Art. 355d

5ter. …

 

1 Ein­ge­fügt durch Art. 3 Ziff. 4 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der bi­la­te­ra­len Ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und der EU über die As­so­zi­ie­rung an Schen­gen und an Du­blin (AS 2008 447 2179; BBl 2004 5965). Auf­ge­ho­ben durch An­hang 2 Ziff. II des BG vom 13. Ju­ni 2008 über die po­li­zei­li­chen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me des Bun­des, mit Wir­kung seit 5. Dez. 2008 (AS 2008 4989; BBl 2006 5061).

Art. 355e

5qua­ter. SI­RE­NE-Bü­ro

 

1Das Bun­des­amt für Po­li­zei führt ei­ne zen­tra­le Stel­le (SI­RE­NE-Bü­ro2), die für den N-SIS zu­stän­dig ist.

2Das SI­RE­NE-Bü­ro ist An­lauf-, Ko­or­di­na­ti­ons- und Kon­sul­ta­ti­ons­stel­le für den In­for­ma­ti­ons­aus­tausch im Zu­sam­men­hang mit den Aus­schrei­bun­gen im SIS. Es über­prüft die for­mel­le Zu­läs­sig­keit der in- und aus­län­di­schen Aus­schrei­bun­gen im SIS.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 3 Ziff. 4 des BB vom 17. Dez. 2004 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung der bi­la­te­ra­len Ab­kom­men zwi­schen der Schweiz und der EU über die As­so­zi­ie­rung an Schen­gen und an Du­blin, in Kraft seit 1. Ju­ni 2008 (AS 2008 447 2179 2227; BBl 2004 5965).
2 Sup­ple­men­ta­ry In­for­ma­ti­on RE­quest at the Na­tio­nal Ent­ry (An­trä­ge auf Zu­satz­in­for­ma­tio­nen bei der na­tio­na­len Ein­gangs­stel­le).

Art. 355f und 355g


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. 4 des BG vom 19. März 2010 über die Um­set­zung des Rah­men­be-schlus­ses 2008/977/JI über den Schutz von Per­so­nen­da­ten im Rah­men der po­li­zei­li­chen und jus­ti­zi­el­len Zu­sam­men­ar­beit in Strafsa­chen (AS 2010 3387; BBl 2009 6749). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 2 des BG vom 28. Sept. 2018 über die Um­set­zung der Richt­li­nie (EU) 2016/680 zum Schutz na­tür­li­cher Per­so­nen bei der Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Da­ten zum Zwe­cke der Ver­hü­tung, Er­mitt­lung, Auf­de­ckung oder Ver­fol­gung von Straf­ta­ten oder der Straf­voll­stre­ckung, mit Wir­kung seit 1. März 2019 (AS 2019 625; BBl 2017 6941).

 

Art. 356-361


1 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

 

Art. 362

6. Mit­tei­lung bei Por­no­gra­fie

 

Stellt ei­ne Un­ter­su­chungs­be­hör­de fest, dass por­no­gra­fi­sche Ge­gen­stän­de (Art. 197 Abs. 4) in ei­nem frem­den Staa­te her­ge­stellt oder von dort aus ein­ge­führt wor­den sind, so in­for­miert sie so­fort die zur Be­kämp­fung der Por­no­gra­fie ein­ge­setz­te Zen­tral­stel­le des Bun­des.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 27. Sept. 2013 (Lanz­aro­te-Kon­ven­ti­on), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 1159; BBl 2012 7571).

Fünfter Titel: …

Art. 363


1 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 8 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085). Be­rich­tigt durch die Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers am 20. Fe­br. 2013 (AS 2013 845).

 

Art. 364


1 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 15. Dez. 2017 (Kin­des­schutz), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 2947; BBl 2015 3431).

 

Sechster Titel: Strafregister

Art. 365

Zweck

 

1Das Bun­des­amt für Jus­tiz führt un­ter Mit­wir­kung an­de­rer Bun­des­be­hör­den und der Kan­to­ne (Art. 367 Abs. 1) ein au­to­ma­ti­sier­tes Straf­re­gis­ter über Ver­ur­tei­lun­gen und Ge­su­che um Straf­re­gis­ter­aus­zug im Rah­men von hän­gi­gen Straf­ver­fah­ren, wel­ches be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten und Per­sön­lich­keitspro­fi­le ent­hält. Die Da­ten über Ver­ur­tei­lun­gen und je­ne über Ge­su­che um Straf­re­gis­ter­aus­zug im Rah­men von hän­gi­gen Straf­ver­fah­ren wer­den im au­to­ma­ti­sier­ten Re­gis­ter ge­trennt be­ar­bei­tet.

2Das Re­gis­ter dient der Un­ter­stüt­zung von Be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne bei der Er­fül­lung fol­gen­der Auf­ga­ben:

a.
Durch­füh­rung von Straf­ver­fah­ren;
b.
in­ter­na­tio­na­le Rechts­hil­fe- und Aus­lie­fe­rungs­ver­fah­ren;
c.
Straf- und Mass­nah­men­voll­zug;
d.
zi­vi­le und mi­li­tä­ri­sche Si­cher­heits­prü­fun­gen;
e.
Ver­hän­gung und Auf­he­bung von Fern­hal­te­mass­nah­men ge­gen­über Aus­län­dern nach dem Bun­des­ge­setz vom 26. März 19311 über Auf­ent­halt und Nie­der­las­sung der Aus­län­der so­wie der üb­ri­gen Aus­wei­sun­gen und Lan­des­ver­wei­sun­gen;
f.
Prü­fung der Asyl­wür­dig­keit nach dem Asyl­ge­setz vom 26. Ju­ni 19982;
g.
Ein­bür­ge­rungs­ver­fah­ren;
h.
Er­tei­lung und Ent­zug von Füh­rer- oder Lern­fahr­aus­wei­sen nach dem Stras­sen­ver­kehrs­ge­setz vom 19. De­zem­ber 19583;
i.
Durch­füh­rung des kon­su­la­ri­schen Schut­zes;
j.
sta­tis­ti­sche Be­ar­bei­tung nach dem Bun­des­sta­tis­tik­ge­setz vom 9. Ok­to­ber 19924;
k.5
An­ord­nung oder Auf­he­bung von Mass­nah­men des Kin­des- oder Er­wach­se­nen­schut­zes;
l.6
Aus­schluss aus dem Zi­vil­dienst oder von der Zi­vil­dienst­leis­tung nach dem Zi­vil­dienst­ge­setz vom 6. Ok­to­ber 19957;
m.8
Prü­fung des Leu­munds für be­stimm­te Ein­sät­ze nach dem Zi­vil­dienst­ge­setz;
n.9
Prü­fung ei­ner Nicht­re­kru­tie­rung oder Zu­las­sung zur Re­kru­tie­rung, ei­nes Aus­schlus­ses aus der Ar­mee oder Wie­der­zu­las­sung zur Ar­mee oder ei­ner De­gra­da­ti­on nach dem Mi­li­tär­ge­setz vom 3. Fe­bru­ar 199510 (MG);
o.11
Prü­fung der Eig­nung für ei­ne Be­för­de­rung oder Er­nen­nung nach dem MG;
p.12
Prü­fung von Hin­de­rungs­grün­den für die Über­las­sung der per­sön­li­chen Waf­fe nach dem MG;
q.13
Prü­fung ei­nes Aus­schlus­ses vom Schutz­dienst nach dem Be­völ­ke­rungs- und Zi­vil­schutz­ge­setz vom 4. Ok­to­ber 200214.
r.15
früh­zei­ti­ges Er­ken­nen und Ver­hin­dern von Be­dro­hun­gen der in­ne­ren oder äus­se­ren Si­cher­heit nach Ar­ti­kel 6 Ab­satz 1 NDG16;
s.17
In­for­ma­ti­ons­ver­mitt­lung an Eu­ro­pol nach Ar­ti­kel 355a, so­fern die Da­ten von Eu­ro­pol für Zwe­cke nach Buch­sta­be r be­nö­tigt wer­den;
t.18
Prü­fung von Fern­hal­te­mass­nah­men ge­gen­über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern nach dem Aus­län­der­ge­setz vom 16. De­zem­ber 200519 so­wie Vor­be­rei­tung von Aus­wei­sungs­ent­schei­den nach Ar­ti­kel 121 Ab­satz 2 der Bun­des­ver­fas­sung;
u.20
Be­schaf­fung und Wei­ter­ga­be von In­for­ma­tio­nen an aus­län­di­sche Si­cher­heits­be­hör­den im Rah­men von An­fra­gen nach Ar­ti­kel 12 Ab­satz 1 Buch­sta­be d NDG; Da­ten, de­ren Wei­ter­ga­be nicht im In­ter­es­se der be­trof­fe­nen Per­son ist, kön­nen nur mit de­ren aus­drück­li­cher Zu­stim­mung wei­ter­ge­ge­ben wer­den.

1 [BS 1 121; AS 1949 221, 1987 1665, 1988 332, 1990 1587 Art. 3 Abs. 2, 1991 362 Ziff. II 11 1034 Ziff. III, 1995 146, 1999 1111 2262 An­hang Ziff. 1, 2000 1891 Ziff. IV 2, 2002 685 Ziff. I 1 701 Ziff. I 1 3988 An­hang Ziff. 3, 2003 4557 An­hang Ziff. II 2, 2004 1633 Ziff. I 1 4655 Ziff. I 1, 2005 5685 An­hang Ziff. 2, 2006 979 Art. 2 Ziff. 1 1931 Art. 18 Ziff. 1 2197 An­hang Ziff. 3 3459 An­hang Ziff. 1 4745 An­hang Ziff. 1, 2007 359 An­hang Ziff. 1. AS 2007 5437 An­hang Ziff. I]. Sie­he heu­te: das BG vom 16. Dez. 2005 über die Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der (SR 142.20).
2 SR 142.31
3 SR 741.01
4 SR 431.01
5 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 14 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).
6 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 1 des BG vom 3. Okt. 2008 (AS 2009 1093; BBl 2008 2707). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1883; BBl 2014 6741).
7 SR 824.0
8 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 1 des BG vom 3. Okt. 2008 (AS 2009 1093; BBl 2008 2707). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1883; BBl 2014 6741).
9 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 3. Okt. 2008 über die mi­li­tä­ri­schen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 6617; BBl 2008 3213).
10 SR 510.10
11 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 3. Okt. 2008 über die mi­li­tä­ri­schen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 6617; BBl 2008 3213).
12 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 3. Okt. 2008 über die mi­li­tä­ri­schen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 6617; BBl 2008 3213).
13 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 3. Okt. 2008 über die mi­li­tä­ri­schen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 6617; BBl 2008 3213).
14 SR 520.1
15 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 5 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Sept. 2017 (AS 2017 4095; BBl 2014 2105).
16 SR 121
17 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 5 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Sept. 2017 (AS 2017 4095; BBl 2014 2105).
18 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 5 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Sept. 2017 (AS 2017 4095; BBl 2014 2105).
19 SR 142.20
20 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 5 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Sept. 2017 (AS 2017 4095; BBl 2014 2105).

Art. 366

In­halt

 

1Im Re­gis­ter sind Per­so­nen auf­ge­führt, die im Ge­bie­te der Eid­ge­nos­sen­schaft ver­ur­teilt wor­den sind, so­wie im Aus­land ver­ur­teil­te Schwei­zer.

2Ins Re­gis­ter sind auf­zu­neh­men:

a.
die Ur­tei­le we­gen Ver­bre­chen und Ver­ge­hen, so­fern ei­ne Stra­fe oder Mass­nah­me aus­ge­spro­chen wor­den ist;
b.
die Ur­tei­le we­gen der durch Ver­ord­nung des Bun­des­ra­tes zu be­zeich­nen­den Über­tre­tun­gen die­ses oder ei­nes an­de­ren Bun­des­ge­set­zes;
c.
die aus dem Aus­land ein­ge­hen­den Mit­tei­lun­gen über dort er­folg­te, nach die­sem Ge­setz vor­mer­kungs­pflich­ti­ge Ur­tei­le;
d.
die Tat­sa­chen, die ei­ne Än­de­rung er­folg­ter Ein­tra­gun­gen her­bei­füh­ren.

3Ur­tei­le ge­gen Ju­gend­li­che we­gen ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens sind auf­zu­neh­men, wenn die­se sank­tio­niert wor­den sind:

a.
mit ei­nem Frei­heits­ent­zug (Art. 25 JStG1);
b.
mit ei­ner Un­ter­brin­gung (Art. 15 JStG);
c.
mit ei­ner am­bu­lan­ten Be­hand­lung (Art. 14 JStG); oder
d.
mit ei­nem Tä­tig­keits­ver­bot oder ei­nem Kon­takt- und Ray­on­ver­bot (Art. 16a JStG).2

3bisUr­tei­le ge­gen Ju­gend­li­che we­gen ei­ner Über­tre­tung sind auf­zu­neh­men, wenn die­se mit ei­nem Tä­tig­keits­ver­bot oder ei­nem Kon­takt- und Ray­on­ver­bot (Art. 16a JStG) sank­tio­niert wor­den sind.3

4Im Re­gis­ter sind eben­falls Per­so­nen auf­ge­führt, ge­gen die in der Schweiz Straf­ver­fah­ren we­gen Ver­bre­chen und Ver­ge­hen hän­gig sind.4


1 SR 311.1
2 Ein­ge­fügt durch Art. 44 Ziff. 1 des Ju­gend­straf­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2003 (AS 2006 3545; BBl 1999 1979). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).
4 Ur­sprüng­lich Abs. 3.

Art. 367

Be­ar­bei­tung der Da­ten und Ein­sicht

 

1Fol­gen­de Be­hör­den be­ar­bei­ten im Re­gis­ter Per­so­nen­da­ten über Ur­tei­le nach Ar­ti­kel 366 Ab­sät­ze 1-3:1

a.
das Bun­des­amt für Jus­tiz;
b.
die Straf­jus­tiz­be­hör­den;
c.
die Mi­li­tär­jus­tiz­be­hör­den;
d.
die Straf­voll­zugs­be­hör­den;
e.
die Ko­or­di­na­ti­ons­stel­len der Kan­to­ne.

2Fol­gen­de Be­hör­den dür­fen durch ein Ab­ruf­ver­fah­ren Ein­sicht in die Per­so­nen­da­ten über Ur­tei­le nach Ar­ti­kel 366 Ab­sät­ze 1, 2 und 3 Buch­sta­ben a und b neh­men:2

a.
die Be­hör­den nach Ab­satz 1;
b.
die Bun­des­an­walt­schaft;
c.
das Bun­des­amt für Po­li­zei im Rah­men von ge­richts­po­li­zei­li­chen Er­mitt­lungs­ver­fah­ren;
d.
die Grup­pe Ver­tei­di­gung3;
e.4 das Staats­se­kre­ta­ri­at für Mi­gra­ti­on5;
f.6
g.
die kan­to­na­len Frem­den­po­li­zei­be­hör­den;
h.
die für den Stras­sen­ver­kehr zu­stän­di­gen Be­hör­den der Kan­to­ne;
i.7
die Bun­des­be­hör­den, die zu­stän­dig sind für die Durch­füh­rung von Per­so­nen­si­cher­heits­prü­fun­gen im Sin­ne von Ar­ti­kel 2 Ab­satz 2 Buch­sta­be a des Bun­des­ge­set­zes vom 21. März 19978 über Mass­nah­men zur Wah­rung der in­ne­ren Si­cher­heit;
j.9das Bun­des­amt für Zi­vil­dienst10;
k.11
die für Ent­schei­de über den Aus­schluss vom Schutz­dienst zu­stän­di­gen Stel­len der Kan­to­ne;
l.12
die Zeu­gen­schutz­stel­le des Bun­des ge­mä­ss dem Bun­des­ge­setz vom 23. De­zem­ber 201113 über den aus­ser­pro­zes­sua­len Zeu­gen­schutz zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben;
m.14
der NDB.

2bisFol­gen­de Be­hör­den dür­fen durch ein Ab­ruf­ver­fah­ren auch Ein­sicht in die Per­so­nen­da­ten über Ur­tei­le nach Ar­ti­kel 366 Ab­satz 3 Buch­sta­be c neh­men:

a.
die Grup­pe Ver­tei­di­gung15 zum Zwe­cke der Prü­fung ei­ner Nicht­re­kru­tie­rung oder Zu­las­sung zur Re­kru­tie­rung, ei­nes Aus­schlus­ses aus der Ar­mee oder Wie­der­zu­las­sung zur Ar­mee oder ei­ner De­gra­da­ti­on nach dem MG16, zur Prü­fung von Hin­de­rungs­grün­den für die Über­las­sung der per­sön­li­chen Waf­fe nach dem MG, zur Prü­fung der Eig­nung für ei­ne Be­för­de­rung oder Er­nen­nung nach dem MG;
b.17
die Bun­des­be­hör­den, die zu­stän­dig sind für die Durch­füh­rung von Per­so­nen­si­cher­heits­prü­fun­gen im Sin­ne von Ar­ti­kel 2 Ab­satz 2 Buch­sta­be a des Bun­des­ge­set­zes vom 21. März 1997 über Mass­nah­men zur Wah­rung der in­ne­ren Si­cher­heit;
c.
Straf­jus­tiz­be­hör­den zum Zwe­cke der Durch­füh­rung von Straf­ver­fah­ren (Art. 365 Abs. 2 Bst. a);
d.
kan­to­na­le Ko­or­di­na­ti­ons­stel­len und das Bun­des­amt für Jus­tiz zur Er­fül­lung der ge­setz­li­chen Auf­ga­ben im Rah­men der Re­gis­ter­füh­rung;
e.
Straf­voll­zugs­be­hör­den für die Durch­füh­rung des Straf- und Mass­nah­men­voll­zu­ges (Art. 365 Abs. 2 Bst. c).18

2terBe­hör­den nach den Ab­sät­zen 2 Buch­sta­ben c-l und 2sep­ties kön­nen Ur­tei­le, die ei­ne Lan­des­ver­wei­sung ent­hal­ten, so lan­ge ein­se­hen, als die be­trof­fe­ne Per­son mit der Lan­des­ver­wei­sung be­legt ist. Dau­ert die Frist nach Ar­ti­kel 369 län­ger, so ist sie für die Dau­er der Ein­sichts­mög­lich­keit mass­ge­bend.19

2qua­terDie für das Re­gis­ter zu­stän­di­ge Stel­le des Bun­des mel­det der Grup­pe Ver­tei­di­gung für die Er­fül­lung der Auf­ga­ben nach Ar­ti­kel 365 Ab­satz 2 Buch­sta­ben n-q lau­fend die fol­gen­den neu in VO­STRA re­gis­trier­ten Da­ten von Stel­lungs­pflich­ti­gen, An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee so­wie Schutz­dienst­pflich­ti­gen:20

a.
Stra­f­ur­tei­le we­gen ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens;
b.
frei­heits­ent­zie­hen­den Mass­nah­men;
c.
Ent­schei­de über die Nicht­be­wäh­rung von Stel­lungs­pflich­ti­gen und An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee.21

2quin­quiesGe­mel­det wer­den die Per­so­na­li­en der nach Ab­satz 2qua­ter re­gis­trier­ten Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer ab dem 17. Al­ters­jahr. Stellt der Füh­rungs­stab der Ar­mee fest, dass ei­ne ge­mel­de­te Per­son stel­lungs­pflich­tig oder An­ge­hö­ri­ger der Ar­mee ist, so mel­det die für das Re­gis­ter zu­stän­di­ge Stel­le auch die Straf­da­ten.22

2se­xiesDie Mel­dung und die Fest­stel­lung nach Ab­satz 2quin­quies kön­nen über ei­ne elek­tro­ni­sche Schnitt­stel­le zwi­schen dem Per­so­na­l­in­for­ma­ti­ons­sys­tem der Ar­mee (PI­SA) und dem Re­gis­ter er­fol­gen.23

2sep­tiesDas Bun­des­amt für Sport kann zum Zwe­cke der Leu­mund­s­prü­fung im Hin­blick auf die Er­tei­lung oder den Ent­zug ei­ner An­er­ken­nung als «Ju­gend und Sport»-Ka­der auf schrift­li­ches Ge­such Ein­sicht in Per­so­nen­da­ten über Stra­f­ur­tei­le neh­men.24

3Der Bun­des­rat kann, wenn es die An­zahl der Aus­kunft­s­er­su­chen recht­fer­tigt, nach An­hö­rung des Eid­ge­nös­si­schen Da­ten­schutz- und Öf­fent­lich­keits­be­auf­trag­ten25 bis zur In­kraft­set­zung der Rechts­grund­la­gen in ei­nem for­mel­len Ge­setz die Ein­sichts­rech­te nach Ab­satz 2 auf wei­te­re Jus­tiz- und Ver­wal­tungs­be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne aus­deh­nen.

4Per­so­nen­da­ten über hän­gi­ge Straf­ver­fah­ren dür­fen nur durch die Be­hör­den nach Ab­satz 2 Buch­sta­ben a-e, j, l und m be­ar­bei­tet wer­den.26

4bis27

4terDas Bun­des­amt für Sport kann zum Zwe­cke der Leu­mund­s­prü­fung im Hin­blick auf die Er­tei­lung oder die Sis­tie­rung ei­ner An­er­ken­nung als «Ju­gend und Sport»-Ka­der auf schrift­li­ches Ge­such Ein­sicht in Per­so­nen­da­ten über hän­gi­ge Straf­ver­fah­ren neh­men.28

5Je­der Kan­ton be­stimmt für die Be­ar­bei­tung der Da­ten im Re­gis­ter ei­ne Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le.

6Der Bun­des­rat legt die Ein­zel­hei­ten fest, ins­be­son­de­re:

a.
die Ver­ant­wor­tung für die Da­ten­be­ar­bei­tung;
b.
die Ka­te­go­ri­en der zu er­fas­sen­den Da­ten und de­ren Auf­be­wah­rungs­fris­ten;
c.
die Zu­sam­men­ar­beit mit den be­trof­fe­nen Be­hör­den;
d.
die Auf­ga­ben der Ko­or­di­na­ti­ons­stel­len;
e.
das Aus­kunfts­recht und die üb­ri­gen Ver­fah­rens­rech­te zum Schut­ze der be­trof­fe­nen Per­so­nen;
f.
die Da­ten­si­cher­heit;
g.
die Be­hör­den, wel­che Per­so­nen­da­ten in schrift­li­cher Form mel­den, ins Re­gis­ter ein­ge­ben, ab­fra­gen oder de­nen Per­so­nen­da­ten im Ein­zel­fall be­kannt ge­ge­ben wer­den kön­nen;
h.
die elek­tro­ni­sche Da­ten­wei­ter­ga­be an das Bun­des­amt für Sta­tis­tik.

1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. März 2010, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2010 6015, 2011 487; BBl 2009 5917).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. März 2010, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2010 6015, 2011 487; BBl 2009 5917).
3 Aus­druck ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 der V vom 3. Nov. 2004 über die An­pas­sung ge­setz­li­cher Be­stim­mun­gen in­fol­ge der Zu­sam­men­le­gung der Bun­de­säm­ter IMES und BFF, in Kraft seit 1. Jan. 2005 (AS 2004 4655).
5 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 (AS 2004 4937) auf den 1. Jan 2015 an­ge­passt.
6 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 3 der V vom 3. Nov. 2004 über die An­pas­sung ge­setz­li­cher Be­stim­mun­gen in­fol­ge der Zu­sam­men­le­gung der Bun­de­säm­ter IMES und BFF, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2005 (AS 2004 4655).
7 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 5 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Sept. 2017 (AS 2017 4095; BBl 2014 2105).
8 SR 120
9 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2004 (AS 2003 4843; BBl 2001 6127).
10 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 20 Abs. 2 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 7. Okt. 2015 (SR 170.512.1) auf den 1. Jan. 2019 an­ge­passt.
11 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 3. Okt. 2008 über die mi­li­tä­ri­schen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 6617; BBl 2008 3213).
12 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 23. Dez. 2011 über den aus­ser­pro­zes­sua­len Zeu­gen­schutz, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6715; BBl 2011 1).
13 SR 312.2
14 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 5 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Sept. 2017 (AS 2017 4095; BBl 2014 2105).
15 Aus­druck ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).
16 SR 510.10
17 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 5 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Sept. 2017 (AS 2017 4095; BBl 2014 2105).
18 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 3. Okt. 2008 über die mi­li­tä­ri­schen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me (AS 2009 6617; BBl 2008 3213). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. März 2010, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2010 6015, 2011 487; BBl 2009 5917).
19 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
20 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).
21 Ur­sprüng­lich: Abs. 2ter. Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 3. Okt. 2008 über die mi­li­tä­ri­schen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me (AS 2009 6617; BBl 2008 3213). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. März 2010, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2010 6015, 2011 487; BBl 2009 5917).
22 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. März 2010 (AS 2010 6015, 2011 487; BBl 2009 5917). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
23 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
24 Ur­sprüng­lich: Abs. 2se­xies. Ein­ge­fügt durch Art. 34 Ziff. 1 und 36 des Sport­för­de­rungs­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2011, in Kraft seit 1. Okt. 2012 (AS 2012 3953; BBl 2009 8189).
25 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 (AS 2004 4937) an­ge­passt.
26 Fas­sung ge­mä­ss Art. 87 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Sept. 2017 (AS 2017 4095; BBl 2014 2105).
27 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 1 des BG vom 3. Okt. 2008 (AS 2009 1093; BBl 2008 2707). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 1 des BG vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1883; BBl 2014 6741).
28 Ein­ge­fügt durch Art. 34 Ziff. 1 des Sport­för­de­rungs­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2011, in Kraft seit 1. Okt. 2012 (AS 2012 3953; BBl 2009 8189).

Art. 368

Mit­tei­lung re­gis­trier­pflich­ti­ger Tat­sa­chen

 

Die zu­stän­di­ge Bun­des­be­hör­de kann die Ein­tra­gun­gen im Re­gis­ter dem Hei­mat­staat des Ver­ur­teil­ten mit­tei­len.

Art. 369

Ent­fer­nung des Ein­trags

 

1Ur­tei­le, die ei­ne Frei­heits­s­tra­fe ent­hal­ten, wer­den von Am­tes we­gen ent­fernt, wenn über die ge­richt­lich zu­ge­mes­se­ne Straf­dau­er hin­aus fol­gen­de Fris­ten ver­stri­chen sind:

a.
20 Jah­re bei ei­ner Frei­heits­s­tra­fe von min­des­tens fünf Jah­ren;
b.
15 Jah­re bei ei­ner Frei­heits­s­tra­fe von min­des­tens ei­nem und we­ni­ger als fünf Jah­ren;
c.
zehn Jah­re bei Frei­heits­s­tra­fen un­ter ei­nem Jahr;
d.1
zehn Jah­re bei Frei­heits­ent­zug nach Ar­ti­kel 25 JStG2.

2Die Fris­ten nach Ab­satz 1 ver­län­gern sich um die Dau­er ei­ner be­reits ein­ge­tra­ge­nen Frei­heits­s­tra­fe.

3Ur­tei­le, die ei­ne be­ding­te Frei­heits­s­tra­fe, einen be­ding­ten Frei­heits­ent­zug, ei­ne Geld­stra­fe, ge­mein­nüt­zi­ge Ar­beit oder ei­ne Bus­se als Haupt­stra­fe ent­hal­ten, wer­den von Am­tes we­gen nach zehn Jah­ren ent­fernt.3

4Ur­tei­le, die ei­ne sta­tio­näre Mass­nah­me ne­ben ei­ner Stra­fe oder ei­ne sta­tio­näre Mass­nah­me al­lein ent­hal­ten, wer­den von Am­tes we­gen ent­fernt nach:

a.
15 Jah­ren bei Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 59-61 und 64;
b. 4
zehn Jah­ren bei ge­schlos­se­ner Un­ter­brin­gung nach Ar­ti­kel 15 Ab­satz 2 des JStG;
c.5
sie­ben Jah­ren bei of­fe­ner Un­ter­brin­gung in ei­ner Ein­rich­tung oder bei Pri­vat­per­so­nen nach Ar­ti­kel 15 Ab­satz 1 JStG.

4bisUr­tei­le, die ei­ne am­bu­lan­te Be­hand­lung nach Ar­ti­kel 63 al­lein ent­hal­ten, wer­den von Am­tes we­gen nach zehn Jah­ren ent­fernt. Ur­tei­le, die ei­ne am­bu­lan­te Be­hand­lung nach Ar­ti­kel 14 JStG ent­hal­ten, wer­den von Am­tes we­gen nach fünf Jah­ren ent­fernt, so­fern ei­ne Frist­be­rech­nung nach den Ab­sät­zen 1-4 nicht mög­lich ist.6

4terUr­tei­le, die ei­ne Mass­nah­me nach Ar­ti­kel 66 Ab­satz 1, 67 Ab­satz 1 oder 67e die­ses Ge­set­zes oder nach Ar­ti­kel 48, 50 Ab­satz 1 oder 50e MStG7 al­lein ent­hal­ten, wer­den von Am­tes we­gen nach zehn Jah­ren ent­fernt.8

4qua­terUr­tei­le, die ein Ver­bot nach Ar­ti­kel 67 Ab­sät­ze 2-4 oder nach 67b die­ses Ge­set­zes oder nach Ar­ti­kel 50 Ab­sät­ze 2-4 oder nach 50b MStG al­lein ent­hal­ten, wer­den von Am­tes we­gen nach zehn Jah­ren ent­fernt.9

4quin­quiesUr­tei­le, die ein Ver­bot nach Ar­ti­kel 16a JStG al­lein ent­hal­ten, wer­den von Am­tes we­gen nach sie­ben Jah­ren ent­fernt.10

5Die Fris­ten nach Ab­satz 4 ver­län­gern sich um die Dau­er ei­ner Rest­stra­fe.

5bisUr­tei­le, die ei­ne Lan­des­ver­wei­sung ent­hal­ten, blei­ben bis zum Tod der be­trof­fe­nen Per­son ein­ge­tra­gen. Hat die­se Per­son kei­nen Auf­ent­halt in der Schweiz, so wird das Ur­teil aus dem Straf­re­gis­ter spä­tes­tens 100 Jah­re nach ih­rer Ge­burt ent­fernt. Er­wirbt die be­trof­fe­ne Per­son das Schwei­zer Bür­ger­recht, so kann sie acht Jah­re nach der Ein­bür­ge­rung ein Ge­such um Ent­fer­nung des Ur­teils ge­mä­ss den Fris­ten nach den Ab­sät­zen 1-5 stel­len.11

6Der Fris­ten­lauf be­ginnt:

a.12
bei Ur­tei­len nach den Ab­sät­zen 1, 3, 4ter, 4qua­ter und 4quin­quies: mit dem Tag, an dem das Ur­teil rechts­kräf­tig wird;
b.
bei Ur­tei­len nach den Ab­sät­zen 4 und 4bis: mit dem Tag, an dem die Mass­nah­me auf­ge­ho­ben wird oder der Be­trof­fe­ne end­gül­tig aus der Mass­nah­me ent­las­sen ist.13

7Nach der Ent­fer­nung darf die Ein­tra­gung nicht mehr re­kon­stru­ier­bar sein. Das ent­fern­te Ur­teil darf dem Be­trof­fe­nen nicht mehr ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den.

8Die Straf­re­gis­ter­da­ten sind nicht zu ar­chi­vie­ren.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 44 Ziff. 1 des Ju­gend­straf­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3545; BBl 1999 1979).
2 SR 311.1
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. März 2010, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2010 6015, 2011 487; BBl 2009 5917).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 24. März 2006 (Kor­rek­tu­ren am Sank­ti­ons- und Straf­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3539; BBl 2005 4689).
5 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. März 2010, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2010 6015, 2011 487; BBl 2009 5917).
6 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 24. März 2006 (Kor­rek­tu­ren am Sank­ti­ons- und Straf­re­gis­ter­recht)(AS 2006 3539; BBl 2005 4689). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. März 2010, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2010 6015, 2011 487; BBl 2009 5917).
7 SR 321.0
8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 24. März 2006 (Kor­rek­tu­ren am Sank­ti­ons- und Straf­re­gis­ter­recht) (AS 2006 3539; BBl 2005 4689). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).
9 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
10 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
11 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
12 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
13 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 24. März 2006 (Kor­rek­tu­ren am Sank­ti­ons- und Straf­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3539; BBl 2005 4689).

Art. 369a

Ent­fer­nung von Ur­tei­len mit ei­nem Tä­tig­keits­ver­bot oder ei­nem Kon­takt- und Ray­on­ver­bot

 

Ur­tei­le, die ein Ver­bot nach Ar­ti­kel 67 Ab­sät­ze 2-4 oder nach 67b die­ses Ge­set­zes, nach Ar­ti­kel 50 Ab­sät­ze 2-4 oder 50b MStG2 oder nach Ar­ti­kel 16a JStG3 ent­hal­ten, wer­den von Am­tes we­gen ent­fernt, wenn über das En­de des Ver­bots hin­aus zehn Jah­re ver­stri­chen sind.4 Sind die Fris­ten nach Ar­ti­kel 369 län­ger, so sind die­se mass­ge­bend.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).
2 SR 321.0
3 SR 311.1
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

Art. 370

Ein­sichts­recht

 

1Je­de Per­son hat das Recht, den voll­stän­di­gen sie be­tref­fen­den Ein­trag ein­zu­se­hen.

2Es darf kei­ne Ko­pie aus­ge­hän­digt wer­den.

Art. 371

Pri­vat­aus­zug1

 

1Je­de Per­son kann beim schwei­ze­ri­schen Zen­tral­straf­re­gis­ter einen sie be­tref­fen­den schrift­li­chen Aus­zug aus dem Straf­re­gis­ter an­for­dern. In die­sem er­schei­nen Ur­tei­le we­gen Ver­bre­chen und Ver­ge­hen; Ur­tei­le we­gen Über­tre­tun­gen er­schei­nen nur im Aus­zug, wenn ein Tä­tig­keits­ver­bot oder ein Kon­takt- und Ray­on­ver­bot nach Ar­ti­kel 67 oder 67b die­ses Ge­set­zes oder nach Ar­ti­kel 50 oder 50b MStG2 oder nach Ar­ti­kel 16a JStG3 ver­hängt wur­de.4

2Ur­tei­le be­tref­fend Ju­gend­li­che er­schei­nen im Straf­re­gis­ter­aus­zug nur, wenn die­se als Er­wach­se­ne we­gen wei­te­rer Ta­ten ver­ur­teilt wur­den, die in den Straf­re­gis­ter­aus­zug auf­zu­neh­men sind.

3Ein Ur­teil, das ei­ne Stra­fe ent­hält, wird nicht mehr in den Straf­re­gis­ter­aus­zug auf­ge­nom­men, wenn zwei Drit­tel der für die Ent­fer­nung nach Ar­ti­kel 369 Ab­sät­ze 1-5 und 6 mass­ge­ben­den Dau­er ab­ge­lau­fen sind.5

3bisEin Ur­teil, das ei­ne be­ding­te oder teil­be­ding­te Stra­fe ent­hält, er­scheint nicht mehr im Straf­re­gis­ter­aus­zug, wenn der Ver­ur­teil­te sich bis zum Ab­lauf der Pro­be­zeit be­währt hat.6

4Ein Ur­teil, das ne­ben ei­ner Stra­fe ei­ne Mass­nah­me oder ei­ne Mass­nah­me al­lein ent­hält, wird nicht mehr in den Straf­re­gis­ter­aus­zug auf­ge­nom­men, wenn die Hälf­te der für die Ent­fer­nung nach Ar­ti­kel 369 Ab­sät­ze 1-5 und 6 mass­ge­ben­den Dau­er ab­ge­lau­fen ist.7

4bisEin Ur­teil, das ei­ne Lan­des­ver­wei­sung ent­hält, er­scheint so lan­ge im Straf­re­gis­ter­aus­zug, als die be­trof­fe­ne Per­son mit der Lan­des­ver­wei­sung be­legt ist. Dau­ert die Frist nach Ab­satz 3 oder 4 län­ger, so ist sie für die Dau­er des Er­schei­nens im Pri­vat­aus­zug mass­ge­bend.8

5Nach Ab­lauf der Fris­ten nach den Ab­sät­zen 3, 4 und 4bis bleibt das Ur­teil im Straf­re­gis­ter­aus­zug, wenn die­ser noch ein Ur­teil ent­hält, bei dem die­se Frist noch nicht ab­ge­lau­fen ist.9


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).
2 SR 321.0
3 SR 311.1
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
6 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 24. März 2006 (Kor­rek­tu­ren am Sank­ti­ons- und Straf­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3539; BBl 2005 4689).
7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).
9 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3-6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

Art. 371a

Son­der­pri­vat­aus­zug

 

1Einen ihn be­tref­fen­den Son­der­pri­vat­aus­zug aus dem Straf­re­gis­ter kann an­for­dern, wer:

a.
sich be­wirbt für:
1.
ei­ne be­ruf­li­che oder ei­ne or­ga­ni­sier­te aus­ser­be­ruf­li­che Tä­tig­keit, die einen re­gel­mäs­si­gen Kon­takt mit Min­der­jäh­ri­gen oder mit an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen um­fasst, oder
2.
ei­ne be­ruf­li­che oder ei­ne or­ga­ni­sier­te aus­ser­be­ruf­li­che Tä­tig­keit im Ge­sund­heits­be­reich mit di­rek­tem Pa­ti­en­ten­kon­takt; oder
b.
ei­ne Tä­tig­keit nach Buch­sta­be a aus­übt.2

2Er hat mit dem An­trag ei­ne schrift­li­che Be­stä­ti­gung vor­zu­le­gen, in wel­cher die Stel­le, die den Son­der­pri­vat­aus­zug von ihm ver­langt, sei es der Ar­beit­ge­ber, die Or­ga­ni­sa­ti­on oder die für die Be­wil­li­gung der Aus­übung der Tä­tig­keit zu­stän­di­ge Be­hör­de, be­stä­tigt, dass:3

a.
der An­trag­stel­ler sich auf die Tä­tig­keit nach Ab­satz 1 be­wirbt be­zie­hungs­wei­se die­se Tä­tig­keit aus­übt; und
b.
er für die neue Tä­tig­keit oder die Fort­füh­rung der Tä­tig­keit den Son­der­pri­vat­aus­zug bei­brin­gen muss.

3Im Son­der­pri­vat­aus­zug er­schei­nen:

a.4
Ur­tei­le, die ein Tä­tig­keits­ver­bot nach Ar­ti­kel 67 Ab­sät­ze 2-4 die­ses Ge­set­zes oder nach Ar­ti­kel 50 Ab­sät­ze 2-4 MStG5 ent­hal­ten;
b.
Ur­tei­le, die ein Kon­takt- und Ray­on­ver­bot nach Ar­ti­kel 67b die­ses Ge­set­zes oder nach Ar­ti­kel 50b MStG ent­hal­ten, so­fern die­ses Ver­bot zum Schutz von Min­der­jäh­ri­gen oder an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen er­las­sen wur­de;
c.
Ur­tei­le ge­gen Ju­gend­li­che, die ein Tä­tig­keits­ver­bot nach Ar­ti­kel 16a Ab­satz 1 JStG6 oder ein Kon­takt- und Ray­on­ver­bot nach Ar­ti­kel 16a Ab­satz 2 JStG, das zum Schutz von un­mün­di­gen oder an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen er­las­sen wur­de, ent­hal­ten.

4Ein Ur­teil wird so lan­ge im Son­der­pri­vat­aus­zug auf­ge­führt, als ein in ihm ent­hal­te­nes Ver­bot nach Ab­satz 3 be­steht.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
5 SR 321.0
6 SR 311.1

Siebenter Titel: Straf- und Massnahmenvollzug, Bewährungshilfe, Anstalten und Einrichtungen

Art. 372

1. Pflicht zum Straf- und Mass­nah­men­voll­zug

 

1Die Kan­to­ne voll­zie­hen die von ih­ren Straf­ge­rich­ten auf Grund die­ses Ge­set­zes aus­ge­fäll­ten Ur­tei­le. Sie sind ver­pflich­tet, die Ur­tei­le der Bun­dess­traf­be­hör­den ge­gen Er­satz der Kos­ten zu voll­zie­hen.

2Den Ur­tei­len sind die von Po­li­zei­be­hör­den und an­dern zu­stän­di­gen Be­hör­den er­las­se­nen Stra­fent­schei­de und die Be­schlüs­se der Ein­stel­lungs­be­hör­den gleich­ge­stellt.

3Die Kan­to­ne ge­währ­leis­ten einen ein­heit­li­chen Voll­zug straf­recht­li­cher Sank­tio­nen.1


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 2 des BG vom 6. Okt. 2006 über die Neu­ge­stal­tung des Fi­nanz­aus­gleichs und die Auf­ga­ben­tei­lung zwi­schen Bund und Kan­to­nen (NFA), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 5779; BBl 2005 6029).

Art. 373

2. Geld­stra­fen, Bus­sen, Kos­ten und Ein­zie­hun­gen.

Voll­stre­ckung

 

Die auf Grund des Straf­rechts des Bun­des oder der Kan­to­ne er­gan­ge­nen rechts­kräf­ti­gen Ent­schei­de sind mit Be­zug auf Geld­stra­fen, Bus­sen, Kos­ten und Ein­zie­hun­gen in der gan­zen Schweiz voll­streck­bar.

Art. 374

Ver­fü­gungs­recht

 

1Über die auf Grund die­ses Ge­set­zes ver­häng­ten Geld­stra­fen, Bus­sen und Ein­zie­hun­gen ver­fü­gen die Kan­to­ne.

2In den von der Straf- oder Be­ru­fungs­kam­mer des Bun­dess­traf­ge­richts be­ur­teil­ten Fäl­len ver­fügt dar­über der Bund.1

3Die Ver­wen­dung zu Guns­ten des Ge­schä­dig­ten nach Ar­ti­kel 73 bleibt vor­be­hal­ten.

4Vor­be­hal­ten sind die Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­set­zes vom 19. März 20042 über die Tei­lung ein­ge­zo­ge­ner Ver­mö­gens­wer­te.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 17. März 2017 (Schaf­fung ei­ner Be­ru­fungs­kam­mer am Bun­dess­traf­ge­richt), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 5769; BBl 2013 7109, 2016 6199).
2 SR 312.4
3 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 19. März 2004 über die Tei­lung ein­ge­zo­ge­ner Ver­mö­gens­wer­te, in Kraft seit 1. Aug. 2004 (AS 2004 3503; BBl 2002 441).

Art. 375

3. Ge­mein­nüt­zi­ge Ar­beit

 

1Die Kan­to­ne sind für die Durch­füh­rung der ge­mein­nüt­zi­gen Ar­beit zu­stän­dig.

2Die zu­stän­di­ge Be­hör­de be­stimmt die Art und Form der zu leis­ten­den ge­mein­nüt­zi­gen Ar­beit.

3Die ge­setz­lich be­stimm­te Höchst­ar­beits­zeit darf durch die Leis­tung ge­mein­nüt­zi­ger Ar­beit über­schrit­ten wer­den. Die Vor­schrif­ten über Ar­beits­si­cher­heit und Ge­sund­heits­schutz blei­ben an­wend­bar.

Art. 376

4. Be­wäh­rungs­hil­fe

 

1Die Kan­to­ne rich­ten die Be­wäh­rungs­hil­fe ein. Sie kön­nen die­se Auf­ga­be pri­va­ten Ver­ei­ni­gun­gen über­tra­gen.

2Die Be­wäh­rungs­hil­fe ob­liegt in der Re­gel dem Kan­ton, in dem die be­treu­te Per­son Wohn­sitz hat.

Art. 377

5. An­stal­ten und Ein­rich­tun­gen.

Pflicht der Kan­to­ne zur Er­rich­tung und zum Be­trieb

 

1Die Kan­to­ne er­rich­ten und be­trei­ben An­stal­ten und An­stalts­ab­tei­lun­gen für Ge­fan­ge­ne im of­fe­nen und ge­schlos­se­nen Voll­zug so­wie für Ge­fan­ge­ne in Halb­ge­fan­gen­schaft und im Ar­beitsex­ter­nat.

2Sie kön­nen fer­ner Ab­tei­lun­gen für be­son­de­re Ge­fan­ge­nen­grup­pen füh­ren, ins­be­son­de­re für:

a.
Frau­en;
b.
Ge­fan­ge­ne be­stimm­ter Al­ters­grup­pen;
c.
Ge­fan­ge­ne mit sehr lan­gen oder sehr kur­z­en Stra­fen;
d.
Ge­fan­ge­ne, die in­ten­siv be­treut oder be­han­delt wer­den müs­sen oder ei­ne Aus- oder Wei­ter­bil­dung er­hal­ten.

3Sie er­rich­ten und be­trei­ben die in die­sem Ge­setz für den Mass­nah­men­voll­zug vor­ge­se­he­nen Ein­rich­tun­gen.

4Sie sor­gen da­für, dass die Re­gle­men­te und der Be­trieb der An­stal­ten und Ein­rich­tun­gen die­sem Ge­setz ent­spre­chen.

5Sie för­dern die Aus- und Wei­ter­bil­dung des Per­so­nals.

Art. 378

Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen den Kan­to­nen

 

1Die Kan­to­ne kön­nen über die ge­mein­sa­me Er­rich­tung und den ge­mein­sa­men Be­trieb von An­stal­ten und Ein­rich­tun­gen Ver­ein­ba­run­gen tref­fen oder sich das Mit­be­nut­zungs­recht an An­stal­ten und Ein­rich­tun­gen an­de­rer Kan­to­ne si­chern.

2Die Kan­to­ne in­for­mie­ren ein­an­der über die Be­son­der­hei­ten ih­rer An­stal­ten und Ein­rich­tun­gen, na­ment­lich über die Be­treu­ungs-, Be­hand­lungs- und Ar­beits­an­ge­bo­te; sie ar­bei­ten bei der Zu­tei­lung der Ge­fan­ge­nen zu­sam­men.

Art. 379

Zu­las­sung von Pri­vat­an­stal­ten

 

1Die Kan­to­ne kön­nen pri­vat ge­führ­ten An­stal­ten und Ein­rich­tun­gen die Be­wil­li­gung er­tei­len, Stra­fen in der Form der Halb­ge­fan­gen­schaft und des Ar­beitsex­ter­nats so­wie Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 59-61 und 63 zu voll­zie­hen.

2Die pri­vat ge­führ­ten An­stal­ten und Ein­rich­tun­gen un­ter­ste­hen der Auf­sicht der Kan­to­ne.

Art. 380

Kos­ten­tra­gung

 

1Die Kos­ten des Straf- und Mass­nah­men­voll­zugs tra­gen die Kan­to­ne.

2Der Ver­ur­teil­te wird in an­ge­mes­se­ner Wei­se an den Kos­ten des Voll­zugs be­tei­ligt:

a.
durch de­ren Ver­rech­nung mit sei­ner Ar­beits­leis­tung im Straf- oder Mass­nah­men­voll­zug;
b.
nach Mass­ga­be sei­nes Ein­kom­mens und Ver­mö­gens, wenn er ei­ne ihm zu­ge­wie­se­ne Ar­beit ver­wei­gert, ob­wohl sie den Vor­ga­ben der Ar­ti­kel 81 oder 90 Ab­satz 3 ge­nügt; oder
c.1
durch Ab­zug ei­nes Teils des Ein­kom­mens, das er auf Grund ei­ner Tä­tig­keit im Rah­men der Halb­ge­fan­gen­schaft, des Voll­zugs durch elek­tro­ni­sche Über­wa­chung, des Ar­beitsex­ter­nats oder des Wohn- und Ar­beitsex­ter­nats er­zielt.

3Die Kan­to­ne er­las­sen nä­he­re Vor­schrif­ten über die Kos­ten­be­tei­li­gung der Ver­ur­teil­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

7a. Titel: Haftung bei Aufhebung der lebenslänglichen Verwahrung

Art. 380a


1 SR 220
2 SR 170.32

 

1Wird ei­ne le­bens­läng­lich ver­wahr­te Per­son be­dingt ent­las­sen oder wird ih­re Ver­wah­rung auf­ge­ho­ben und be­geht die­se Per­son er­neut ein Ver­bre­chen nach Ar­ti­kel 64 Ab­satz 1bis, so haf­tet das zu­stän­di­ge Ge­mein­we­sen für den dar­aus ent­stan­de­nen Scha­den.

2Für den Rück­griff auf den Tä­ter und die Ver­jäh­rung des An­spruchs auf Scha­den­er­satz oder Ge­nug­tu­ung gel­ten die Be­stim­mun­gen des Ob­li­ga­tio­nen­rechts1 über die un­er­laub­ten Hand­lun­gen.

3Für den Rück­griff auf die Mit­glie­der der an­ord­nen­den Be­hör­de ist das kan­to­na­le Recht be­zie­hungs­wei­se das Ver­ant­wort­lich­keits­ge­setz vom 14. März 19582 mass­ge­bend.

Achter Titel: Begnadigung, Amnestie, Wiederaufnahme des Verfahrens

Art. 381

1. Be­gna­di­gung.

Zu­stän­dig­keit

 

Das Recht der Be­gna­di­gung mit Be­zug auf Ur­tei­le, die auf Grund die­ses oder ei­nes an­dern Bun­des­ge­set­zes er­gan­gen sind, wird aus­ge­übt:

a.1
in den Fäl­len, in de­nen die Straf- oder Be­ru­fungs­kam­mer des Bun­dess­traf­ge­richts oder ei­ne Ver­wal­tungs­be­hör­de des Bun­des ge­ur­teilt hat, durch die Bun­des­ver­samm­lung;
b.
in den Fäl­len, in de­nen ei­ne kan­to­na­le Be­hör­de ge­ur­teilt hat, durch die Be­gna­di­gungs­be­hör­de des Kan­tons.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 17. März 2017 (Schaf­fung ei­ner Be­ru­fungs­kam­mer am Bun­dess­traf­ge­richt), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2017 5769; BBl 2013 7109, 2016 6199).

Art. 382

Be­gna­di­gungs­ge­such

 

1Das Be­gna­di­gungs­ge­such kann vom Ver­ur­teil­ten, von sei­nem ge­setz­li­chen Ver­tre­ter und, mit Ein­wil­li­gung des Ver­ur­teil­ten, von sei­nem Ver­tei­di­ger oder von sei­nem Ehe­gat­ten, sei­ner ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin oder sei­nem ein­ge­tra­ge­nen Part­ner ge­stellt wer­den.1

2Bei po­li­ti­schen Ver­bre­chen und Ver­ge­hen und bei Straf­ta­ten, die mit ei­nem po­li­ti­schen Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen zu­sam­men­hän­gen, ist über­dies der Bun­des­rat oder die Kan­tons­re­gie­rung zur Ein­lei­tung des Be­gna­di­gungs­ver­fah­rens be­fugt.

3Die Be­gna­di­gungs­be­hör­de kann be­stim­men, dass ein ab­ge­lehn­tes Be­gna­di­gungs­ge­such vor Ab­lauf ei­nes ge­wis­sen Zeit­raums nicht er­neu­ert wer­den darf.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 18 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 383

Wir­kun­gen

 

1Durch Be­gna­di­gung kön­nen al­le durch rechts­kräf­ti­ges Ur­teil auf­er­leg­ten Stra­fen ganz oder teil­wei­se er­las­sen oder die Stra­fen in mil­de­re Straf­ar­ten um­ge­wan­delt wer­den.

2Der Gna­den­er­lass be­stimmt den Um­fang der Be­gna­di­gung.

Art. 384

2. Amnes­tie

 

1Die Bun­des­ver­samm­lung kann in Strafsa­chen, auf die die­ses oder ein an­de­res Bun­des­ge­setz An­wen­dung fin­det, ei­ne Amnes­tie ge­wäh­ren.

2Durch die Amnes­tie wird die straf­recht­li­che Ver­fol­gung be­stimm­ter Ta­ten oder Ka­te­go­ri­en von Tä­tern aus­ge­schlos­sen und der Er­lass ent­spre­chen­der Stra­fen aus­ge­spro­chen.

Art. 385

3. Wie­der­auf­nah­me des Ver­fah­rens

 

Die Kan­to­ne ha­ben ge­gen­über Ur­tei­len, die auf Grund die­ses oder ei­nes an­dern Bun­des­ge­set­zes er­gan­gen sind, we­gen er­heb­li­cher Tat­sa­chen oder Be­weis­mit­tel, die dem Ge­richt zur Zeit des frü­he­ren Ver­fah­rens nicht be­kannt wa­ren, die Wie­der­auf­nah­me des Ver­fah­rens zu Guns­ten des Ver­ur­teil­ten zu ge­stat­ten.

Neunter Titel: Präventionsmassnahmen, ergänzende Bestimmungen und allgemeine Übergangsbestimmungen

Art. 386

1. Prä­ven­ti­ons­mass­nah­men

 

1Der Bund kann Auf­klä­rungs-, Er­zie­hungs- und wei­te­re Mass­nah­men er­grei­fen, die dar­auf hin­zie­len, Straf­ta­ten zu ver­hin­dern und der Kri­mi­na­li­tät vor­zu­beu­gen.

2Er kann Pro­jek­te un­ter­stüt­zen, die das un­ter Ab­satz 1 er­wähn­te Ziel ha­ben.

3Er kann sich an Or­ga­ni­sa­tio­nen be­tei­li­gen, wel­che Mass­nah­men im Sin­ne von Ab­satz 1 durch­füh­ren oder der­ar­ti­ge Or­ga­ni­sa­tio­nen schaf­fen und un­ter­stüt­zen.

4Der Bun­des­rat re­gelt In­halt, Zie­le und Art der Prä­ven­ti­ons­mass­nah­men.


1 In Kraft seit 1. Jan. 2006 ge­mä­ss V vom 2. Dez. 2005 (AS 2005 5723).

Art. 387

2. Er­gän­zen­de Be­stim­mun­gen des Bun­des­ra­tes

 

1Der Bun­des­rat ist be­fugt, nach An­hö­rung der Kan­to­ne Be­stim­mun­gen zu er­las­sen über:

a.
den Voll­zug von Ge­samt­stra­fen, Zu­satz­stra­fen und meh­re­ren gleich­zei­tig voll­zieh­ba­ren Ein­zel­stra­fen und Mass­nah­men;
b.
die Über­nah­me des Voll­zugs von Stra­fen und Mass­nah­men durch einen an­de­ren Kan­ton;
c.
den Voll­zug von Stra­fen und Mass­nah­men an kran­ken, ge­brech­li­chen und be­tag­ten Per­so­nen;
d.
den Voll­zug von Stra­fen und Mass­nah­men an Frau­en nach Ar­ti­kel 80;
e.
das Ar­beits­ent­gelt des Ge­fan­ge­nen nach Ar­ti­kel 83.

1bisDer Bun­des­rat er­lässt die für die Bil­dung der Eid­ge­nös­si­schen Fach­kom­mis­si­on zur Be­ur­tei­lung der Be­han­del­bar­keit le­bens­läng­lich ver­wahr­ter Straf­tä­ter (Art. 64c Abs. 1) not­wen­di­gen Be­stim­mun­gen über die Wahl der Kom­mis­si­ons­mit­glie­der und de­ren Ent­schä­di­gung, über das Ver­fah­ren und die Or­ga­ni­sa­ti­on der Kom­mis­si­on.1

2Der Bun­des­rat kann über die Tren­nung der An­stal­ten des Kan­tons Tes­sin auf An­trag der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de be­son­de­re Be­stim­mun­gen auf­stel­len.

3Der Bun­des­rat kann vor­se­hen, dass aus dem Straf­re­gis­ter ent­fern­te Da­ten zum Zweck der For­schung wei­ter­hin auf­be­wahrt wer­den kön­nen; da­bei ist der Per­sön­lich­keits­schutz zu wah­ren und sind die Grund­sät­ze des Da­ten­schut­zes ein­zu­hal­ten.

4Der Bun­des­rat kann ver­suchs­wei­se und für be­schränk­te Zeit:

a.
neue Stra­fen und Mass­nah­men so­wie neue Voll­zugs­for­men ein­füh­ren oder ge­stat­ten und den An­wen­dungs­be­reich be­ste­hen­der Sank­tio­nen und Voll­zugs­for­men än­dern;
b.
ein­füh­ren oder ge­stat­ten, dass der Voll­zug von Frei­heits­s­tra­fen an pri­vat ge­führ­te An­stal­ten, die den An­for­de­run­gen die­ses Ge­set­zes be­tref­fend den Voll­zug der Stra­fen (Art. 74-85, 91 und 92) ge­nü­gen, über­tra­gen wird. Die­se An­stal­ten un­ter­ste­hen der Auf­sicht der Kan­to­ne.

5Die kan­to­na­len Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen für die Er­pro­bung neu­er Sank­tio­nen und Voll­zugs­for­men und den pri­vat ge­führ­ten Straf­voll­zug (Abs. 4) be­dür­fen zu ih­rer Gül­tig­keit der Ge­neh­mi­gung des Bun­des.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Dez. 2007 (Le­bens­läng­li­che Ver­wah­rung ex­trem ge­fähr­li­cher Straf­tä­ter), in Kraft seit 1. Aug. 2008 (AS 2008 2961; BBl 2006 889).

Art. 388

3. All­ge­mei­ne Über­gangs­be­stim­mun­gen.

Voll­zug frü­he­rer Ur­tei­le

 

1Ur­tei­le, die in An­wen­dung des bis­he­ri­gen Rechts aus­ge­spro­chen wor­den sind, wer­den nach bis­he­ri­gem Recht voll­zo­gen. Vor­be­hal­ten sind die Aus­nah­men nach den Ab­sät­zen 2 und 3.

2Be­droht das neue Recht die Tat, für wel­che nach bis­he­ri­gem Recht ei­ne Ver­ur­tei­lung er­folgt ist, nicht mit Stra­fe, so wird die aus­ge­spro­che­ne Stra­fe oder Mass­nah­me nicht mehr voll­zo­gen.

3Die Be­stim­mun­gen des neu­en Rechts über das Voll­zugs­re­gime von Stra­fen und Mass­nah­men so­wie über die Rech­te und Pflich­ten des Ge­fan­ge­nen sind auch auf Tä­ter an­wend­bar, die nach bis­he­ri­gem Recht ver­ur­teilt wor­den sind.

Art. 389

Ver­jäh­rung

 

1Be­stimmt es das Ge­setz nicht an­ders, so sind die Be­stim­mun­gen des neu­en Rechts über die Ver­fol­gungs- und die Voll­stre­ckungs­ver­jäh­rung, wenn sie mil­der sind als das bis­he­ri­ge Recht, auch auf die Tä­ter an­wend­bar, die vor In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes ei­ne Tat ver­übt ha­ben oder be­ur­teilt wur­den.

2Der vor In­kraft­tre­ten des neu­en Rechts ab­ge­lau­fe­ne Zeit­raum wird an­ge­rech­net.

Art. 390

An­trags­de­lik­te

 

1Bei Ta­ten, die nur auf An­trag straf­bar sind, be­rech­net sich die Frist zur An­trag­stel­lung nach dem Ge­setz, das zur Zeit der Tat galt.

2Er­for­dert das neue Recht für ei­ne Tat, die nach dem bis­he­ri­gen Recht von Am­tes we­gen zu ver­fol­gen war, einen Straf­an­trag, so be­ginnt die Frist zur Stel­lung des An­trags mit In­kraft­tre­ten des neu­en Rechts. War die Ver­fol­gung be­reits ein­ge­lei­tet, so wird sie nur auf An­trag fort­ge­führt.

3Er­for­dert das neue Recht für ei­ne Tat, die nach dem bis­he­ri­gen Recht nur auf An­trag straf­bar war, die Ver­fol­gung von Am­tes we­gen, so wird die vor In­kraft­tre­ten des neu­en Rechts be­gan­ge­ne Tat nur auf An­trag be­straft.

Art. 391

4. Kan­to­na­le Ein­füh­rungs­be­stim­mun­gen

 

Die Kan­to­ne tei­len dem Bund die nö­ti­gen Ein­füh­rungs­be­stim­mun­gen zum Schwei­ze­ri­schen Straf­ge­setz­buch mit.

Art. 392

5. In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes

 

Die­ses Ge­setz tritt am 1. Ja­nu­ar 1942 in Kraft.

Schlussbestimmungen der Änderung vom 18. März 1971

Schlussbestimmungen der Änderung vom 13. Dezember 2002

Übergangsbestimmung der Änderung vom 12. Dezember 2014

Übergangsbestimmung zur Änderung vom 26. September 2014

Übergangsbestimmung zur Änderung vom 19. Juni 2015

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