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Dritter Titel: Strafbare Handlungen gegen die Ehre und den Geheim- oder Privatbereich

Art. 173  

1. Ehr­ver­let­zun­gen.

Üb­le Nach­re­de

 

1. Wer je­man­den bei ei­nem an­dern ei­nes un­eh­ren­haf­ten Ver­hal­tens oder an­de­rer Tat­sa­chen, die ge­eig­net sind, sei­nen Ruf zu schä­di­gen, be­schul­digt oder ver­däch­tigt,

wer ei­ne sol­che Be­schul­di­gung oder Ver­däch­ti­gung wei­ter­ver­brei­tet,

wird, auf An­trag, mit Geld­stra­fe be­straft.2

2. Be­weist der Be­schul­dig­te, dass die von ihm vor­ge­brach­te oder wei­ter­ver­brei­te­te Äus­se­rung der Wahr­heit ent­spricht, oder dass er ernst­haf­te Grün­de hat­te, sie in gu­ten Treu­en für wahr zu hal­ten, so ist er nicht straf­bar.

3. Der Be­schul­dig­te wird zum Be­weis nicht zu­ge­las­sen und ist straf­bar für Äus­se­run­gen, die oh­ne Wah­rung öf­fent­li­cher In­ter­es­sen oder sonst wie oh­ne be­grün­de­te Ver­an­las­sung, vor­wie­gend in der Ab­sicht vor­ge­bracht oder ver­brei­tet wer­den, je­man­dem Üb­les vor­zu­wer­fen, ins­be­son­de­re, wenn sich die Äus­se­run­gen auf das Pri­vat- oder Fa­mi­li­en­le­ben be­zie­hen.

4. Nimmt der Tä­ter sei­ne Äus­se­rung als un­wahr zu­rück, so kann er mil­der be­straft oder ganz von Stra­fe be­freit wer­den.

5. Hat der Be­schul­dig­te den Wahr­heits­be­weis nicht er­bracht oder sind sei­ne Äus­se­run­gen un­wahr oder nimmt der Be­schul­dig­te sie zu­rück, so hat der Rich­ter dies im Ur­teil oder in ei­ner an­dern Ur­kun­de fest­zu­stel­len.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1950, in Kraft seit 5. Jan. 1951 (AS 1951 1; BBl 1949 I 1249).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 174  

Ver­leum­dung

 

1. Wer je­man­den wi­der bes­se­res Wis­sen bei ei­nem an­dern ei­nes un­eh­ren­haf­ten Ver­hal­tens oder an­de­rer Tat­sa­chen, die ge­eig­net sind, sei­nen Ruf zu schä­di­gen, be­schul­digt oder ver­däch­tigt,

wer ei­ne sol­che Be­schul­di­gung oder Ver­däch­ti­gung wi­der bes­se­res Wis­sen ver­brei­tet,

wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Ist der Tä­ter plan­mäs­sig dar­auf aus­ge­gan­gen, den gu­ten Ruf ei­ner Per­son zu un­ter­gra­ben, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder mit Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.1

3. Zieht der Tä­ter sei­ne Äus­se­run­gen vor dem Rich­ter als un­wahr zu­rück, so kann er mil­der be­straft wer­den. Der Rich­ter stellt dem Ver­letz­ten über den Rück­zug ei­ne Ur­kun­de aus.


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 175  

Üb­le Nach­re­de oder Ver­leum­dung ge­gen einen Ver­stor­be­nen oder einen ver­schol­len Er­klär­ten

 

1Rich­tet sich die üb­le Nach­re­de oder die Ver­leum­dung ge­gen einen Ver­stor­be­nen oder einen ver­schol­len Er­klär­ten, so steht das An­trags­recht den An­ge­hö­ri­gen des Ver­stor­be­nen oder des ver­schol­len Er­klär­ten zu.

2Sind zur Zeit der Tat mehr als 30 Jah­re seit dem To­de des Ver­stor­be­nen oder seit der Ver­schol­le­n­er­klä­rung ver­flos­sen, so bleibt der Tä­ter straf­los.

Art. 176  

Ge­mein­sa­me Be­stim­mung

 

Der münd­li­chen üb­len Nach­re­de und der münd­li­chen Ver­leum­dung ist die Äus­se­rung durch Schrift, Bild, Ge­bär­de oder durch an­de­re Mit­tel gleich­ge­stellt.

Art. 177  

Be­schimp­fung

 
Art. 177 - Beschimpfung
Art. 177 - Beschimpfung

1Wer je­man­den in an­de­rer Wei­se durch Wort, Schrift, Bild, Ge­bär­de oder Tät­lich­kei­ten in sei­ner Eh­re an­greift, wird, auf An­trag, mit Geld­stra­fe bis zu 90 Ta­ges­sät­zen be­straft.1

2Hat der Be­schimpf­te durch sein un­ge­bühr­li­ches Ver­hal­ten zu der Be­schimp­fung un­mit­tel­bar An­lass ge­ge­ben, so kann der Rich­ter den Tä­ter von Stra­fe be­frei­en.

3Ist die Be­schimp­fung un­mit­tel­bar mit ei­ner Be­schimp­fung oder Tät­lich­keit er­wi­dert wor­den, so kann der Rich­ter einen oder bei­de Tä­ter von Stra­fe be­frei­en.


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 178  

Ver­jäh­rung

 

1Die Ver­fol­gung der Ver­ge­hen ge­gen die Eh­re ver­jährt in vier Jah­ren.1

2Für das Er­lö­schen des An­trags­rechts gilt Ar­ti­kel 31.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 22. März 2002 (Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol­gung), in Kraft seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2986; BBl 2002 2673 1649).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 179  

2.1 Straf­ba­re Hand­lun­gen ge­gen den Ge­heim- oder Pri­vat­be­reich.

Ver­let­zung des Schrift­ge­heim­nis­ses

 

Wer, oh­ne da­zu be­rech­tigt zu sein, ei­ne ver­schlos­se­ne Schrift oder Sen­dung öff­net, um von ih­rem In­hal­te Kennt­nis zu neh­men,

wer Tat­sa­chen, de­ren Kennt­nis er durch Öff­nen ei­ner nicht für ihn be­stimm­ten ver­schlos­se­nen Schrift oder Sen­dung er­langt hat, ver­brei­tet oder aus­nützt,

wird, auf An­trag, mit Bus­se be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Dez. 1968, in Kraft seit 1. Mai 1969 (AS 1969 319; BBl 1968 I 585).

Art. 179bis  

Ab­hö­ren und Auf­neh­men frem­der Ge­sprä­che

 

Wer ein frem­des nicht­öf­fent­li­ches Ge­spräch, oh­ne die Ein­wil­li­gung al­ler dar­an Be­tei­lig­ten, mit ei­nem Ab­hör­ge­rät ab­hört oder auf einen Ton­trä­ger auf­nimmt,

wer ei­ne Tat­sa­che, von der er weiss oder an­neh­men muss, dass sie auf Grund ei­ner nach Ab­satz 1 straf­ba­ren Hand­lung zu sei­ner Kennt­nis ge­lang­te, aus­wer­tet oder ei­nem Drit­ten be­kannt gibt,

wer ei­ne Auf­nah­me, von der er weiss oder an­neh­men muss, dass sie durch ei­ne nach Ab­satz 1 straf­ba­re Hand­lung her­ge­stellt wur­de, auf­be­wahrt oder ei­nem Drit­ten zu­gäng­lich macht,

wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Dez. 1968, in Kraft seit 1. Mai 1969 (AS 1969 319; BBl 1968 I 585).

Art. 179ter  

Un­be­fug­tes Auf­neh­men von Ge­sprä­chen

 

Wer als Ge­sprächs­teil­neh­mer ein nicht­öf­fent­li­ches Ge­spräch, oh­ne die Ein­wil­li­gung der an­dern dar­an Be­tei­lig­ten, auf einen Ton­trä­ger auf­nimmt,

wer ei­ne Auf­nah­me, von der er weiss oder an­neh­men muss, dass sie durch ei­ne nach Ab­satz 1 straf­ba­re Hand­lung her­ge­stellt wur­de, auf­be­wahrt, aus­wer­tet, ei­nem Drit­ten zu­gäng­lich macht oder ei­nem Drit­ten vom In­halt der Auf­nah­me Kennt­nis gibt,

wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu ei­nem Jahr oder Geld­stra­fe be­straft.2


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Dez. 1968, in Kraft seit 1. Mai 1969 (AS 1969 319; BBl 1968 I 585).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 179quater  

Ver­let­zung des Ge­heim- oder Pri­vat­be­reichs durch Auf­nah­me­ge­rä­te

 

Wer ei­ne Tat­sa­che aus dem Ge­heim­be­reich ei­nes an­dern oder ei­ne nicht je­der­mann oh­ne wei­te­res zu­gäng­li­che Tat­sa­che aus dem Pri­vat­be­reich ei­nes an­dern oh­ne des­sen Ein­wil­li­gung mit ei­nem Auf­nah­me­ge­rät be­ob­ach­tet oder auf einen Bild­trä­ger auf­nimmt,

wer ei­ne Tat­sa­che, von der er weiss oder an­neh­men muss, dass sie auf Grund ei­ner nach Ab­satz 1 straf­ba­ren Hand­lung zu sei­ner Kennt­nis ge­lang­te, aus­wer­tet oder ei­nem Drit­ten be­kannt gibt,

wer ei­ne Auf­nah­me, von der er weiss oder an­neh­men muss, dass sie durch ei­ne nach Ab­satz 1 straf­ba­re Hand­lung her­ge­stellt wur­de, auf­be­wahrt oder ei­nem Drit­ten zu­gäng­lich macht,

wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Dez. 1968, in Kraft seit 1. Mai 1969 (AS 1969 319; BBl 1968 I 585).

Art. 179quinquies  

Nicht straf­ba­res Auf­neh­men

 

1We­der nach Ar­ti­kel 179bis Ab­satz 1 noch nach Ar­ti­kel 179ter Ab­satz 1 macht sich straf­bar, wer als Ge­sprächs­teil­neh­mer oder Abon­nent ei­nes be­tei­lig­ten An­schlus­ses Fern­mel­de­ge­sprä­che:

a.
mit Hilfs-, Ret­tungs- und Si­cher­heits­diens­ten auf­nimmt;
b.
im Ge­schäfts­ver­kehr auf­nimmt, wel­che Be­stel­lun­gen, Auf­trä­ge, Re­ser­va­tio­nen und ähn­li­che Ge­schäfts­vor­fäl­le zum In­halt ha­ben.

2Hin­sicht­lich der Ver­wer­tung der Auf­nah­men ge­mä­ss Ab­satz 1 sind die Ar­ti­kel 179bis Ab­sät­ze 2 und 3 so­wie 179ter Ab­satz 2 sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Dez. 1968 (AS 1969 319; BBl 1968 I 585). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 823; BBl 2001 2632 5816).

Art. 179sexies  

In­ver­kehr­brin­gen und An­prei­sen von Ab­hör-, Ton- und Bild­auf­nah­me­ge­rä­ten

 

1. Wer tech­ni­sche Ge­rä­te, die ins­be­son­de­re dem wi­der­recht­li­chen Ab­hö­ren oder der wi­der­recht­li­chen Ton- oder Bild­auf­nah­me die­nen, her­stellt, ein­führt, aus­führt, er­wirbt, la­gert, be­sitzt, weiter­schafft, ei­nem an­dern über­gibt, ver­kauft, ver­mie­tet, ver­leiht oder sonst wie in Ver­kehr bringt oder an­preist oder zur Her­stel­lung sol­cher Ge­rä­te An­lei­tung gibt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter im In­ter­es­se ei­nes Drit­ten, so un­ter­steht der Drit­te, der die Wi­der­hand­lung kann­te und sie nicht nach sei­nen Mög­lich­kei­ten ver­hin­dert hat, der­sel­ben Straf­an­dro­hung wie der Tä­ter.

Ist der Drit­te ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son, ei­ne Kol­lek­tiv- oder ei­ne Kom­man­dit­ge­sell­schaft oder ei­ne Ein­zel­fir­ma2, so fin­det Ab­satz 1 auf die­je­ni­gen Per­so­nen An­wen­dung, die für sie ge­han­delt ha­ben oder hät­ten han­deln sol­len.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Dez. 1968, in Kraft seit 1. Mai 1969 (AS 1969 319; BBl 1968 I 585).
2 Heu­te: ein Ein­zel­un­ter­neh­men.

Art. 179septies  

Miss­brauch ei­ner Fern­mel­de­an­la­ge

 

Wer aus Bos­heit oder Mut­wil­len ei­ne Fern­mel­de­an­la­ge zur Be­un­ru­hi­gung oder Be­läs­ti­gung miss­braucht, wird, auf An­trag, mit Bus­se be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Dez. 1968 (AS 1969 319; BBl 1968 I 585). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Fern­mel­de­ge­set­zes vom 30. April 1997, in Kraft seit 1. Jan. 1998 (AS 1997 2187; BBl 1996 III 1405).

Art. 179octies  

Amt­li­che Über­wa­chung, Straf­lo­sig­keit

 

1Wer in Aus­übung aus­drück­li­cher, ge­setz­li­cher Be­fug­nis die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs ei­ner Per­son an­ord­net oder durch­führt oder tech­ni­sche Über­wa­chungs­ge­rä­te (Art. 179bis ff.) ein­setzt, ist nicht straf­bar, wenn un­ver­züg­lich die Ge­neh­mi­gung des zu­stän­di­gen Rich­ters ein­ge­holt wird.

2Die Vor­aus­set­zun­gen der Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs und das Ver­fah­ren rich­ten sich nach dem Bun­des­ge­setz vom 6. Ok­to­ber 20002 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. VII des BG vom 23. März 1979 über den Schutz der per­sön­li­chen Ge­heim­sphä­re (AS 1979 1170; BBl 1976 I 529 II 1569). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 6. Okt. 2000 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. Jan. 2002 (AS 2001 3096; BBl 1998 4241).
2 [AS 2001 3096, 2003 2133 An­hang Ziff. 18 3043 Ziff. I 2, 2004 2149 3693, 2006 2197 An­hang Ziff. 84 5437 Art. 2 Ziff. 3, 2007 921 An­hang Ziff. 3 5437 An­hang Ziff. II 7, 2010 1881 An­hang 1 Ziff. II 26 3267 An­hang Ziff. II 14, 2012 3745 An­hang Ziff. 7, 2017 4095 An­hang Ziff. II 12. AS 2018 117]. Sie­he heu­te: das BG vom 18. März 2016 (SR 780.1).

Art. 179novies  

Un­be­fug­tes Be­schaf­fen von Per­so­nen­da­ten

 

Wer un­be­fugt be­son­ders schüt­zens­wer­te Per­so­nen­da­ten oder Per­sön­lich­keitspro­fi­le, die nicht frei zu­gäng­lich sind, aus ei­ner Da­ten­samm­lung be­schafft, wird auf An­trag mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 19. Ju­ni 1992 über den Da­ten­schutz, in Kraft seit 1. Ju­li 1993 (AS 1993 1945; BBl 1988 II 413).

Vierter Titel: Verbrechen und Vergehen gegen die Freiheit

Art. 180  

Dro­hung

 

1Wer je­man­den durch schwe­re Dro­hung in Schre­cken oder Angst ver­setzt, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Der Tä­ter wird von Am­tes we­gen ver­folgt, wenn er:

a.
der Ehe­gat­te des Op­fers ist und die Dro­hung wäh­rend der Ehe oder bis zu ei­nem Jahr nach der Schei­dung be­gan­gen wur­de; oder
abis.1 die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder der ein­ge­tra­ge­ne Part­ner des Op­fers ist und die Dro­hung wäh­rend der ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft oder bis zu ei­nem Jahr nach de­ren Auf­lö­sung be­gan­gen wur­de; oder
b.
der he­te­ro- oder ho­mo­se­xu­el­le Le­ben­s­part­ner des Op­fers ist, so­fern sie auf un­be­stimm­te Zeit einen ge­mein­sa­men Haus­halt füh­ren und die Dro­hung wäh­rend die­ser Zeit oder bis zu ei­nem Jahr nach der Tren­nung be­gan­gen wur­de.2

1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 18 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 2003 1909 1937).

Art. 181  

Nö­ti­gung

 

Wer je­man­den durch Ge­walt oder An­dro­hung ernst­li­cher Nach­tei­le oder durch an­de­re Be­schrän­kung sei­ner Hand­lungs­frei­heit nö­tigt, et­was zu tun, zu un­ter­las­sen oder zu dul­den, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 181a  

Zwangs­hei­rat, er­zwun­ge­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft

 

1Wer je­man­den durch Ge­walt oder An­dro­hung ernst­li­cher Nach­tei­le oder durch an­de­re Be­schrän­kung sei­ner Hand­lungs­frei­heit nö­tigt, ei­ne Ehe ein­zu­ge­hen oder ei­ne Part­ner­schaft ein­tra­gen zu las­sen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Straf­bar ist auch, wer die Tat im Aus­land be­geht, sich in der Schweiz be­fin­det und nicht aus­ge­lie­fert wird. Ar­ti­kel 7 Ab­sät­ze 4 und 5 ist an­wend­bar.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 6 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs— hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

Art. 182  

Men­schen­han­del

 

1Wer als An­bie­ter, Ver­mitt­ler oder Ab­neh­mer mit ei­nem Men­schen Han­del treibt zum Zwe­cke der se­xu­el­len Aus­beu­tung, der Aus­beu­tung sei­ner Ar­beits­kraft oder zwecks Ent­nah­me ei­nes Kör­per­or­gans, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft. Das An­wer­ben ei­nes Men­schen zu die­sen Zwe­cken ist dem Han­del gleich­ge­stellt.

2Han­delt es sich beim Op­fer um ei­ne min­der­jäh­ri­ge2 Per­son oder han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr.

3In je­dem Fall ist auch ei­ne Geld­stra­fe aus­zu­spre­chen.

4Straf­bar ist auch der Tä­ter, der die Tat im Aus­land ver­übt. Die Ar­ti­kel 5 und 6 sind an­wend­bar.


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 2 Ziff. 1 des BB vom 24. März 2006 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des Fa­kul­ta­tiv­pro­to­kolls vom 25. Mai 2000 zum Über­eink. über die Rech­te des Kin­des, be­tref­fend den Ver­kauf von Kin­dern, die Kin­der­pro­sti­tu­ti­on und die Kin­derpor­no­gra­fie, in Kraft seit 1. Dez. 2006 (AS 2006 5437; BBl 2005 2807).
2AS 2012 7501

Art. 183  

Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung

 

1. Wer je­man­den un­recht­mäs­sig fest­nimmt oder ge­fan­gen hält oder je­man­dem in an­de­rer Wei­se un­recht­mäs­sig die Frei­heit ent­zieht,

wer je­man­den durch Ge­walt, List oder Dro­hung ent­führt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Eben­so wird be­straft, wer je­man­den ent­führt, der ur­teil­s­un­fä­hig, wi­der­stand­s­un­fä­hig oder noch nicht 16 Jah­re alt ist.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1530; BBl 1980 I 1241).

Art. 184  

Er­schwe­ren­de Um­stän­de

 

Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung wer­den mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft,

wenn der Tä­ter ein Lö­se­geld zu er­lan­gen sucht,

wenn er das Op­fer grau­sam be­han­delt,

wenn der Ent­zug der Frei­heit mehr als zehn Ta­ge dau­ert oder

wenn die Ge­sund­heit des Op­fers er­heb­lich ge­fähr­det wird.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1530; BBl 1980 I 1241).

Art. 185  

Gei­sel­nah­me

 

1. Wer je­man­den der Frei­heit be­raubt, ent­führt oder sich sei­ner sonst wie be­mäch­tigt, um einen Drit­ten zu ei­ner Hand­lung, Un­ter­las­sung oder Dul­dung zu nö­ti­gen,

wer die von ei­nem an­de­ren auf die­se Wei­se ge­schaf­fe­ne La­ge aus­nützt, um einen Drit­ten zu nö­ti­gen,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2. Die Stra­fe ist Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren, wenn der Tä­ter droht, das Op­fer zu tö­ten, kör­per­lich schwer zu ver­let­zen oder grau­sam zu be­han­deln.

3. In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft, kann der Tä­ter mit le­bens­läng­li­cher Frei­heits­s­tra­fe be­straft wer­den.

4.2 Tritt der Tä­ter von der Nö­ti­gung zu­rück und lässt er das Op­fer frei, so kann er mil­der be­straft wer­den (Art. 48a).

5. Straf­bar ist auch, wer die Tat im Aus­land be­geht, wenn er in der Schweiz ver­haf­tet und nicht aus­ge­lie­fert wird. Ar­ti­kel 7 Ab­sät­ze 4 und 5 sind an­wend­bar.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1530; BBl 1980 I 1241).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).
3 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 185bis  

Ver­schwin­den­las­sen

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr wird be­straft, wer in der Ab­sicht, ei­ne Per­son für län­ge­re Zeit dem Schutz des Ge­set­zes zu ent­zie­hen:

a.
im Auf­trag oder mit Bil­li­gung ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on der Per­son die Frei­heit ent­zieht, wo­bei in der Fol­ge die Aus­kunft über ihr Schick­sal oder ih­ren Ver­bleib ver­wei­gert wird; oder
b.
im Auf­trag ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on oder ent­ge­gen ei­ner Rechts­pflicht die Aus­kunft über das Schick­sal oder den Ver­bleib die­ser Per­son ver­wei­gert.

2Straf­bar ist auch, wer die Tat im Aus­land be­gan­gen hat, sich in der Schweiz be­fin­det und nicht aus­ge­lie­fert wird. Ar­ti­kel 7 Ab­sät­ze 4 und 5 ist an­wend­bar.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Dez. 2015 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des In­ter­na­tio­na­len Über­ein­kom­mens zum Schutz al­ler Per­so­nen vor dem Ver­schwin­den­las­sen, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 4687; BBl 2014 453).

Art. 186  

Haus­frie­dens­bruch

 
Art. 186 - Hausfriedensbruch
Art. 186 - Hausfriedensbruch

Wer ge­gen den Wil­len des Be­rech­tig­ten in ein Haus, in ei­ne Woh­nung, in einen ab­ge­schlos­se­nen Raum ei­nes Hau­ses oder in einen un­mit­tel­bar zu ei­nem Hau­se ge­hö­ren­den um­frie­de­ten Platz, Hof oder Gar­ten oder in einen Werk­platz un­recht­mäs­sig ein­dringt oder, trotz der Auf­for­de­rung ei­nes Be­rech­tig­ten, sich zu ent­fer­nen, dar­in ver­weilt, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Fünfter Titel: Strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität

Art. 187  

1. Ge­fähr­dung der Ent­wick­lung von Min­der­jäh­ri­gen.

Se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern

 

1. Wer mit ei­nem Kind un­ter 16 Jah­ren ei­ne se­xu­el­le Hand­lung vor­nimmt,

es zu ei­ner sol­chen Hand­lung ver­lei­tet oder

es in ei­ne se­xu­el­le Hand­lung ein­be­zieht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Die Hand­lung ist nicht straf­bar, wenn der Al­ters­un­ter­schied zwi­schen den Be­tei­lig­ten nicht mehr als drei Jah­re be­trägt.

3.1 Hat der Tä­ter zur Zeit der Tat oder der ers­ten Tat­hand­lung das 20. Al­ters­jahr noch nicht zu­rück­ge­legt und lie­gen be­son­de­re Um­stän­de vor oder ist die ver­letz­te Per­son mit ihm die Ehe oder ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ein­ge­gan­gen, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de von der Straf­ver­fol­gung, der Über­wei­sung an das Ge­richt oder der Be­stra­fung ab­se­hen.

4. Han­del­te der Tä­ter in der ir­ri­gen Vor­stel­lung, das Kind sei min­des­tens 16 Jah­re alt, hät­te er je­doch bei pflicht­ge­mäs­ser Vor­sicht den Irr­tum ver­mei­den kön­nen, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

5. 2

6. 3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 2012 8819).
2 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 21. März 1997, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1997 (AS 1997 1626; BBl 1996 IV 1318 1322).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. März 1997 (AS 1997 1626; BBl 1996 IV 1318 1322). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 2001 (Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol-gung im all­ge­mei­nen und bei Se­xual­de­lik­ten an Kin­dern), mit Wir­kung seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2993; BBl 2000 2943).

Art. 188  

Se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Ab­hän­gi­gen

 

1. Wer mit ei­ner min­der­jäh­ri­gen Per­son von mehr als 16 Jah­ren, die von ihm durch ein Er­zie­hungs-, Be­treu­ungs- oder Ar­beits­ver­hält­nis oder auf an­de­re Wei­se ab­hän­gig ist, ei­ne se­xu­el­le Hand­lung vor­nimmt, in­dem er die­se Ab­hän­gig­keit aus­nützt,

wer ei­ne sol­che Per­son un­ter Aus­nüt­zung ih­rer Ab­hän­gig­keit zu ei­ner se­xu­el­len Hand­lung ver­lei­tet,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2.1 Ist die ver­letz­te Per­son mit dem Tä­ter ei­ne Ehe oder ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ein­ge­gan­gen, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de von der Straf­ver­fol­gung, der Über­wei­sung an das Ge­richt oder der Be­stra­fung ab­se­hen.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 18 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 189  

2. An­grif­fe auf die se­xu­el­le Frei­heit und Eh­re.

Se­xu­el­le Nö­ti­gung

 

1Wer ei­ne Per­son zur Dul­dung ei­ner bei­schlaf­s­ähn­li­chen oder ei­ner an­de­ren se­xu­el­len Hand­lung nö­tigt, na­ment­lich in­dem er sie be­droht, Ge­walt an­wen­det, sie un­ter psy­chi­schen Druck setzt oder zum Wi­der­stand un­fä­hig macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

21

3Han­delt der Tä­ter grau­sam, ver­wen­det er na­ment­lich ei­ne ge­fähr­li­che Waf­fe oder einen an­de­ren ge­fähr­li­chen Ge­gen­stand, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren.2


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), mit Wir­kung seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 2003 1909 1937).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 2003 1909 1937).

Art. 190  

Ver­ge­wal­ti­gung

 

1Wer ei­ne Per­son weib­li­chen Ge­schlechts zur Dul­dung des Bei­schlafs nö­tigt, na­ment­lich in­dem er sie be­droht, Ge­walt an­wen­det, sie un­ter psy­chi­schen Druck setzt oder zum Wi­der­stand un­fä­hig macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu zehn Jah­ren be­straft.

21

3Han­delt der Tä­ter grau­sam, ver­wen­det er na­ment­lich ei­ne ge­fähr­li­che Waf­fe oder einen an­de­ren ge­fähr­li­chen Ge­gen­stand, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren.2


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), mit Wir­kung seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 2003 1909 1937).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 2003 1909 1937).

Art. 191  

Schän­dung

 

Wer ei­ne ur­teil­s­un­fä­hi­ge oder ei­ne zum Wi­der­stand un­fä­hi­ge Per­son in Kennt­nis ih­res Zu­stan­des zum Bei­schlaf, zu ei­ner bei­schlaf­s­ähn­li­chen oder ei­ner an­de­ren se­xu­el­len Hand­lung miss­braucht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 192  

Se­xu­el­le Hand­lun­gen mit An­stalts­pfleg­lin­gen, Ge­fan­ge­nen, Be­schul­dig­ten

 

1Wer un­ter Aus­nüt­zung der Ab­hän­gig­keit einen An­stalts­pfleg­ling, An­stalts­in­sas­sen, Ge­fan­ge­nen, Ver­haf­te­ten oder Be­schul­dig­ten ver­an­lasst, ei­ne se­xu­el­le Hand­lung vor­zu­neh­men oder zu dul­den, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Hat die ver­letz­te Per­son mit dem Tä­ter die Ehe ge­schlos­sen oder ist sie mit ihm ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ein­ge­gan­gen, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de von der Straf­ver­fol­gung, der Über­wei­sung an das Ge­richt oder der Be­stra­fung ab­se­hen.1


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 18 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 193  

Aus­nüt­zung der Not­la­ge

 

1Wer ei­ne Per­son ver­an­lasst, ei­ne se­xu­el­le Hand­lung vor­zu­neh­men oder zu dul­den, in­dem er ei­ne Not­la­ge oder ei­ne durch ein Ar­beits­ver­hält­nis oder ei­ne in an­de­rer Wei­se be­grün­de­te Ab­hän­gig­keit aus­nützt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Ist die ver­letz­te Per­son mit dem Tä­ter ei­ne Ehe oder ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ein­ge­gan­gen, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de von der Straf­ver­fol­gung, der Über­wei­sung an das Ge­richt oder der Be­stra­fung ab­se­hen.1


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 18 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 194  

Ex­hi­bi­tio­nis­mus

 

1Wer ei­ne ex­hi­bi­tio­nis­ti­sche Hand­lung vor­nimmt, wird, auf An­trag, mit Geld­stra­fe be­straft.1

2Un­ter­zieht sich der Tä­ter ei­ner ärzt­li­chen Be­hand­lung, so kann das Straf­ver­fah­ren ein­ge­stellt wer­den. Es wird wie­der auf­ge­nom­men, wenn sich der Tä­ter der Be­hand­lung ent­zieht.


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 195  

3. Aus­nüt­zung se­xu­el­ler Hand­lun­gen.

För­de­rung der Pro­sti­tu­ti­on

 

Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer:

a.
ei­ne min­der­jäh­ri­ge Per­son der Pro­sti­tu­ti­on zu­führt oder in der Ab­sicht, dar­aus Ver­mö­gens­vor­tei­le zu er­lan­gen, ih­re Pro­sti­tu­ti­on för­dert;
b.
ei­ne Per­son un­ter Aus­nüt­zung ih­rer Ab­hän­gig­keit oder we­gen ei­nes Ver­mö­gens­vor­teils der Pro­sti­tu­ti­on zu­führt;
c.
die Hand­lungs­frei­heit ei­ner Per­son, die Pro­sti­tu­ti­on be­treibt, da­durch be­ein­träch­tigt, dass er sie bei die­ser Tä­tig­keit über­wacht oder Ort, Zeit, Aus­mass oder an­de­re Um­stän­de der Pro­sti­tu­ti­on be­stimmt;
d.
ei­ne Per­son in der Pro­sti­tu­ti­on fest­hält.

1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 27. Sept. 2013 (Lanz­aro­te-Kon­ven­ti­on), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 1159; BBl 2012 7571).

Art. 196  

Se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Min­der­jäh­ri­gen ge­gen Ent­gelt

 

Wer mit ei­ner min­der­jäh­ri­gen Per­son se­xu­el­le Hand­lun­gen vor­nimmt oder sol­che von ihr vor­neh­men lässt und ihr da­für ein Ent­gelt leis­tet oder ver­spricht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 27. Sept. 2013 (Lanz­aro­te-Kon­ven­ti­on), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 1159; BBl 2012 7571).

Art. 197  

4. Por­no­gra­fie

 

1Wer por­no­gra­fi­sche Schrif­ten, Ton- oder Bild­auf­nah­men, Ab­bil­dun­gen, an­de­re Ge­gen­stän­de sol­cher Art oder por­no­gra­fi­sche Vor­füh­run­gen ei­ner Per­son un­ter 16 Jah­ren an­bie­tet, zeigt, über­lässt, zu­gäng­lich macht oder durch Ra­dio oder Fern­se­hen ver­brei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Wer Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen im Sin­ne von Ab­satz 1 öf­fent­lich aus­stellt oder zeigt oder sie sonst je­man­dem un­auf­ge­for­dert an­bie­tet, wird mit Bus­se be­straft. Wer die Be­su­cher von Aus­stel­lun­gen oder Vor­füh­run­gen in ge­schlos­se­nen Räu­men im Vor­aus auf de­ren por­no­gra­fi­schen Cha­rak­ter hin­weist, bleibt straf­los.

3Wer ei­ne min­der­jäh­ri­ge Per­son an­wirbt, da­mit die­se an ei­ner por­no­gra­fi­schen Vor­füh­rung mit­wirkt, oder wer sie zur Mit­wir­kung an ei­ner der­ar­ti­gen Vor­füh­rung ver­an­lasst, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

4Wer Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen im Sin­ne von Ab­satz 1, die se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Tie­ren oder mit Ge­walt­tä­tig­kei­ten un­ter Er­wach­se­nen oder nicht tat­säch­li­che se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Min­der­jäh­ri­gen zum In­halt ha­ben, her­stellt, ein­führt, la­gert, in Ver­kehr bringt, an­preist, aus­stellt, an­bie­tet, zeigt, über­lässt, zu­gäng­lich macht, er­wirbt, sich über elek­tro­ni­sche Mit­tel oder sonst wie be­schafft oder be­sitzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Ha­ben die Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen tat­säch­li­che se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Min­der­jäh­ri­gen zum In­halt, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe.

5Wer Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen im Sin­ne von Ab­satz 1, die se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Tie­ren oder mit Ge­walt­tä­tig­kei­ten un­ter Er­wach­se­nen oder nicht tat­säch­li­che se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Min­der­jäh­ri­gen zum In­halt ha­ben, kon­su­miert oder zum ei­ge­nen Kon­sum her­stellt, ein­führt, la­gert, er­wirbt, sich über elek­tro­ni­sche Mit­tel oder sonst wie be­schafft oder be­sitzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu ei­nem Jahr oder Geld­stra­fe be­straft. Ha­ben die Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen tat­säch­li­che se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Min­der­jäh­ri­gen zum In­halt, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

6Bei Straf­ta­ten nach den Ab­sät­zen 4 und 5 wer­den die Ge­gen­stän­de ein­ge­zo­gen.

7Han­delt der Tä­ter mit Be­rei­che­rungs­ab­sicht, so ist mit Frei­heits­s­tra­fe ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.

8Min­der­jäh­ri­ge von mehr als 16 Jah­ren blei­ben straf­los, wenn sie von­ein­an­der ein­ver­nehm­lich Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen im Sin­ne von Ab­satz 1 her­stel­len, die­se be­sit­zen oder kon­su­mie­ren.

9Ge­gen­stän­de oder Vor­füh­run­gen im Sin­ne der Ab­sät­ze 1–5 sind nicht por­no­gra­fisch, wenn sie einen schutz­wür­di­gen kul­tu­rel­len oder wis­sen­schaft­li­chen Wert ha­ben.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BB vom 27. Sept. 2013 (Lanz­aro­te-Kon­ven­ti­on), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 1159; BBl 2012 7571).

Art. 198  

5. Über­tre­tun­gen ge­gen die se­xu­el­le In­te­gri­tät.

Se­xu­el­le Be­läs­ti­gun­gen

 

Wer vor je­man­dem, der dies nicht er­war­tet, ei­ne se­xu­el­le Hand­lung vor­nimmt und da­durch Är­ger­nis er­regt,

wer je­man­den tät­lich oder in gro­ber Wei­se durch Wor­te se­xu­ell be­läs­tigt,

wird, auf An­trag, mit Bus­se be­straft.

Art. 199  

Un­zu­läs­si­ge Aus­übung der Pro­sti­tu­ti­on

 

Wer den kan­to­na­len Vor­schrif­ten über Ort, Zeit oder Art der Aus­übung der Pro­sti­tu­ti­on und über die Ver­hin­de­rung be­läs­ti­gen­der Be­gleiter­schei­nun­gen zu­wi­der­han­delt, wird mit Bus­se be­straft.

Art. 200  

6. Ge­mein­sa­me Be­ge­hung

 

Wird ei­ne straf­ba­re Hand­lung die­ses Ti­tels ge­mein­sam von meh­re­ren Per­so­nen aus­ge­führt, so kann der Rich­ter die Stra­fe er­hö­hen, darf je­doch das höchs­te Mass der an­ge­droh­ten Stra­fe nicht um mehr als die Hälf­te über­schrei­ten. Da­bei ist er an das ge­setz­li­che Höchst­mass der Straf­art ge­bun­den.

Art. 201–212  

1 Die­se auf­ge­ho­be­nen Art. wer­den (mit Aus­nah­me von Art. 211) er­setzt durch die Ar­ti­kel 195, 196, 197, 198, 199 (vgl. Kom­men­tar der Bot­schaft Ziff. 23 – BBl 1985 II 1009). Art. 211 wird er­satz­los ge­stri­chen.

 

Sechster Titel: Verbrechen und Vergehen gegen die Familie

Art. 213  

In­zest

 

1Wer mit ei­nem Bluts­ver­wand­ten in ge­ra­der Li­nie oder ei­nem voll- oder halb­bür­ti­gen Ge­schwis­ter den Bei­schlaf voll­zieht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Min­der­jäh­ri­ge blei­ben straf­los, wenn sie ver­führt wor­den sind.

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1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).
2 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 2001 (Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol­gung im all­ge­mei­nen und bei Se­xual­de­lik­ten an Kin­dern), mit Wir­kung seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2993; BBl 2000 2943).

Art. 214  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

 
Art. 215  

Mehr­fa­che Ehe oder ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft

 

Wer ei­ne Ehe schliesst oder ei­ne Part­ner­schaft ein­tra­gen lässt, ob­wohl er ver­hei­ra­tet ist oder in ein­ge­tra­ge­ner Part­ner­schaft lebt,

wer mit ei­ner Per­son, die ver­hei­ra­tet ist oder in ein­ge­tra­ge­ner Part­ner­schaft lebt, die Ehe schliesst oder die Part­ner­schaft ein­tra­gen lässt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 18 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 216  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

 
Art. 217  

Ver­nach­läs­si­gung von Un­ter­halts­pflich­ten

 

1Wer sei­ne fa­mi­li­en­recht­li­chen Un­ter­halts- oder Un­ter­stüt­zungs­pflich­ten nicht er­füllt, ob­schon er über die Mit­tel da­zu ver­fügt oder ver­fü­gen könn­te, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Das An­trags­recht steht auch den von den Kan­to­nen be­zeich­ne­ten Be­hör­den und Stel­len zu. Es ist un­ter Wah­rung der In­ter­es­sen der Fa­mi­lie aus­zuü­ben.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 218  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

 
Art. 219  

Ver­let­zung der Für­sor­ge- oder Er­zie­hungs­pflicht

 

1Wer sei­ne Für­sor­ge- oder Er­zie­hungs­pflicht ge­gen­über ei­ner min­der­jäh­ri­gen Per­son ver­letzt oder ver­nach­läs­sigt und sie da­durch in ih­rer kör­per­li­chen oder see­li­schen Ent­wick­lung ge­fähr­det, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so kann statt auf Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe auf Bus­se er­kannt wer­den.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 220  

Ent­zie­hen von Min­der­jäh­ri­gen

 

Wer ei­ne min­der­jäh­ri­ge Per­son dem In­ha­ber des Rechts zur Be­stim­mung des Auf­ent­halts­or­tes ent­zieht oder sich wei­gert, sie ihm zu­rück­zu­ge­ben, wird, auf An­trag, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Siebenter Titel: Gemeingefährliche Verbrechen und Vergehen

Art. 221  

Brand­stif­tung

 

1Wer vor­sätz­lich zum Scha­den ei­nes an­dern oder un­ter Her­bei­füh­rung ei­ner Ge­mein­ge­fahr ei­ne Feu­ers­brunst ver­ur­sacht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2Bringt der Tä­ter wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen in Ge­fahr, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren.

3Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

Art. 222  

Fahr­läs­si­ge Ver­ur­sa­chung ei­ner Feu­ers­brunst

 

1Wer fahr­läs­sig zum Scha­den ei­nes an­dern oder un­ter Her­bei­füh­rung ei­ner Ge­mein­ge­fahr ei­ne Feu­ers­brunst ver­ur­sacht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Bringt der Tä­ter fahr­läs­sig Leib und Le­ben von Men­schen in Ge­fahr, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 223  

Ver­ur­sa­chung ei­ner Ex­plo­si­on

 
Art. 223 - Verursachung einer Explosion
Art. 223 - Verursachung einer Explosion

1. Wer vor­sätz­lich ei­ne Ex­plo­si­on von Gas, Ben­zin, Pe­tro­le­um oder ähn­li­chen Stof­fen ver­ur­sacht und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 224  

Ge­fähr­dung durch Spreng­stof­fe und gif­ti­ge Ga­se in ver­bre­che­ri­scher Ab­sicht

 

1Wer vor­sätz­lich und in ver­bre­che­ri­scher Ab­sicht durch Spreng­stof­fe oder gif­ti­ge Ga­se Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2Ist nur Ei­gen­tum in un­be­deu­ten­dem Um­fan­ge ge­fähr­det wor­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

Art. 225  

Ge­fähr­dung oh­ne ver­bre­che­ri­sche Ab­sicht. Fahr­läs­si­ge Ge­fähr­dung

 

1Wer vor­sätz­lich, je­doch oh­ne ver­bre­che­ri­sche Ab­sicht, oder wer fahr­läs­sig durch Spreng­stof­fe oder gif­ti­ge Ga­se Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len kann auf Bus­se er­kannt wer­den.

Art. 226  

Her­stel­len, Ver­ber­gen, Weiter­schaf­fen von Spreng­stof­fen und gif­ti­gen Ga­sen

 

1Wer Spreng­stof­fe oder gif­ti­ge Ga­se her­stellt, die, wie er weiss oder an­neh­men muss, zu ver­bre­che­ri­schem Ge­brau­che be­stimmt sind, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft.1

2Wer Spreng­stof­fe, gif­ti­ge Ga­se oder Stof­fe, die zu de­ren Her­stel­lung ge­eig­net sind, sich ver­schafft, ei­nem an­dern über­gibt, von ei­nem an­dern über­nimmt, auf­be­wahrt, ver­birgt oder weiter­schafft, wird, wenn er weiss oder an­neh­men muss, dass sie zu ver­bre­che­ri­schem Ge­brau­che be­stimmt sind, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen2 be­straft.

3Wer je­man­dem, der, wie er weiss oder an­neh­men muss, einen ver­bre­che­ri­schen Ge­brauch von Spreng­stof­fen oder gif­ti­gen Ga­sen plant, zu de­ren Her­stel­lung An­lei­tung gibt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 14 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

Art. 226bis  

Ge­fähr­dung durch Kern­ener­gie, Ra­dio­ak­ti­vi­tät und io­ni­sie­ren­de Strah­len

 

1Wer vor­sätz­lich durch Kern­ener­gie, ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe oder io­ni­sie­ren­de Strah­len ei­ne Ge­fahr für das Le­ben oder die Ge­sund­heit von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum von er­heb­li­chem Wert ver­ur­sacht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder mit Geld­stra­fe be­straft. Mit der Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Mit der Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 2 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Fe­br. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

Art. 226ter  

Straf­ba­re Vor­be­rei­tungs­hand­lun­gen

 

1Wer plan­mäs­sig kon­kre­te tech­ni­sche oder or­ga­ni­sa­to­ri­sche Vor­be­rei­tun­gen zu Hand­lun­gen trifft, um durch Kern­ener­gie, ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe oder io­ni­sie­ren­de Strah­len ei­ne Ge­fahr für das Le­ben oder die Ge­sund­heit von Men­schen oder für frem­des Ei­gen­tum von er­heb­li­chem Wert zu ver­ur­sa­chen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Mit der Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.

2Wer ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe, An­la­gen, Ap­pa­ra­te oder Ge­gen­stän­de, die ra­dio­ak­ti­ve Stof­fe ent­hal­ten oder io­ni­sie­ren­de Strah­len aus­sen­den kön­nen, her­stellt, sich ver­schafft, ei­nem an­de­ren über­gibt, von ei­nem an­de­ren über­nimmt, auf­be­wahrt, ver­birgt oder weiter­schafft, wird, wenn er weiss oder an­neh­men muss, dass sie zu straf­ba­rem Ge­brauch be­stimmt sind, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Mit der Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.

3Wer je­man­den zur Her­stel­lung von sol­chen Stof­fen, An­la­gen, Ap­pa­ra­ten oder Ge­gen­stän­den an­lei­tet, wird, wenn er weiss oder an­neh­men muss, dass sie zu straf­ba­rem Ge­brauch be­stimmt sind, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Mit der Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 2 des Kern­ener­gie­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Fe­br. 2005 (AS 2004 4719; BBl 2001 2665).

Art. 227  

Ver­ur­sa­chen ei­ner Über­schwem­mung oder ei­nes Ein­stur­zes

 

1. Wer vor­sätz­lich ei­ne Über­schwem­mung oder den Ein­sturz ei­nes Bau­werks oder den Ab­sturz von Erd- und Fels­mas­sen ver­ur­sacht und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 228  

Be­schä­di­gung von elek­tri­schen An­la­gen, Was­ser­bau­ten und Schutz­vor­rich­tun­gen

 

1. Wer vor­sätz­lich elek­tri­sche An­la­gen, Was­ser­bau­ten, na­ment­lich Däm­me, Weh­re, Dei­che, Schleu­sen, Schutz­vor­rich­tun­gen ge­gen Na­tur­er­eig­nis­se, so ge­gen Berg­sturz oder La­wi­nen, be­schä­digt oder zer­stört und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 229  

Ge­fähr­dung durch Ver­let­zung der Re­geln der Bau­kun­de

 

1Wer vor­sätz­lich bei der Lei­tung oder Aus­füh­rung ei­nes Bau­wer­kes oder ei­nes Ab­bru­ches die an­er­kann­ten Re­geln der Bau­kun­de aus­ser acht lässt und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Mit­menschen ge­fähr­det, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Mit Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.

2Lässt der Tä­ter die an­er­kann­ten Re­geln der Bau­kun­de fahr­läs­sig aus­ser Acht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 230  

Be­sei­ti­gung oder Nicht­an­brin­gung von Si­cher­heits­vor­rich­tun­gen

 

1. Wer vor­sätz­lich in Fa­bri­ken oder in an­dern Be­trie­ben oder an Ma­schi­nen ei­ne zur Ver­hü­tung von Un­fäl­len die­nen­de Vor­rich­tung be­schä­digt, zer­stört, be­sei­tigt oder sonst un­brauch­bar macht, oder aus­ser Tä­tig­keit setzt,

wer vor­sätz­lich ei­ne sol­che Vor­rich­tung vor­schrifts­wid­rig nicht an­bringt,

und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Mit­menschen ge­fähr­det,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Mit Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Achter Titel: Verbrechen und Vergehen gegen die öffentliche Gesundheit

Art. 230bis  

Ge­fähr­dung durch gen­tech­nisch ver­än­der­te oder pa­tho­ge­ne Or­ga­nis­men

 

1Wer vor­sätz­lich gen­tech­nisch ver­än­der­te oder pa­tho­ge­ne Or­ga­nis­men frei­setzt oder den Be­trieb ei­ner An­la­ge zu ih­rer Er­for­schung, Auf­be­wah­rung oder Pro­duk­ti­on oder ih­ren Trans­port stört, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem bis zu zehn Jah­ren be­straft, wenn er weiss oder wis­sen muss, dass er durch die­se Hand­lun­gen:

a.
Leib und Le­ben von Men­schen ge­fähr­det; oder
b.
die na­tür­li­che Zu­sam­men­set­zung der Le­bens­ge­mein­schaf­ten von Tie­ren und Pflan­zen oder de­ren Le­bens­räu­me schwer ge­fähr­det.

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des Gen­tech­nik­ge­set­zes vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2004 (AS 2003 4803; BBl 2000 2391).

Art. 231  

Ver­brei­ten mensch­li­cher Krank­hei­ten

 

Wer aus ge­mei­ner Ge­sin­nung ei­ne ge­fähr­li­che über­trag­ba­re mensch­li­che Krank­heit ver­brei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem bis zu fünf Jah­ren be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 86 Ziff. 1 des Epi­de­mien­ge­set­zes vom 28. Sept. 2012 , in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 1435; BBl 2011 311).

Art. 232  

Ver­brei­ten von Tier­seu­chen

 

1. Wer vor­sätz­lich ei­ne Seu­che un­ter Haus­tie­ren ver­brei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Hat der Tä­ter aus ge­mei­ner Ge­sin­nung einen gros­sen Scha­den ver­ur­sacht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu fünf Jah­ren.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 233  

Ver­brei­ten von Schäd­lin­gen

 

1. Wer vor­sätz­lich einen für die Land­wirt­schaft oder für die Forst­wirt­schaft ge­fähr­li­chen Schäd­ling ver­brei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Hat der Tä­ter aus ge­mei­ner Ge­sin­nung einen gros­sen Scha­den ver­ur­sacht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu fünf Jah­ren.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 234  

Ver­un­rei­ni­gung von Trink­was­ser

 

1Wer vor­sätz­lich das Trink­was­ser für Men­schen oder Haus­tie­re mit ge­sund­heits­schäd­li­chen Stof­fen ver­un­rei­nigt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 235  

Her­stel­len von ge­sund­heits­schäd­li­chem Fut­ter

 

1. Wer vor­sätz­lich Fut­ter oder Fut­ter­mit­tel für Haus­tie­re so be­han­delt oder her­stellt, dass sie die Ge­sund­heit der Tie­re ge­fähr­den, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Be­treibt der Tä­ter das Be­han­deln oder Her­stel­len ge­sund­heits­schäd­li­chen Fut­ters ge­werbs­mäs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen. Mit der Frei­heits­s­tra­fe ist ei­ne Geld­stra­fe zu ver­bin­den.1 In die­sen Fäl­len wird das Stra­f­ur­teil ver­öf­fent­licht.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Bus­se.

3. Die Wa­re wird ein­ge­zo­gen. Sie kann un­schäd­lich ge­macht oder ver­nich­tet wer­den.


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 236  

In­ver­kehr­brin­gen von ge­sund­heits­schäd­li­chem Fut­ter

 

1Wer vor­sätz­lich ge­sund­heits­schäd­li­ches Fut­ter oder ge­sund­heits­schäd­li­che Fut­ter­mit­tel ein­führt, la­gert, feil­hält oder in Ver­kehr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. Das Stra­f­ur­teil wird ver­öf­fent­licht.

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Bus­se.

3Die Wa­re wird ein­ge­zo­gen. Sie kann un­schäd­lich ge­macht oder ver­nich­tet wer­den.

Neunter Titel: Verbrechen und Vergehen gegen den öffentlichen Verkehr

Art. 237  

Stö­rung des öf­fent­li­chen Ver­kehrs

 

1. Wer vor­sätz­lich den öf­fent­li­chen Ver­kehr, na­ment­lich den Ver­kehr auf der Stras­se, auf dem Was­ser oder in der Luft hin­dert, stört oder ge­fähr­det und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Bringt der Tä­ter da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben vie­ler Men­schen in Ge­fahr, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu zehn Jah­ren er­kannt wer­den.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Art. 238  

Stö­rung des Ei­sen­bahn­ver­kehrs

 

1Wer vor­sätz­lich den Ei­sen­bahn­ver­kehr hin­dert, stört oder ge­fähr­det und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, na­ment­lich die Ge­fahr ei­ner Ent­glei­sung oder ei­nes Zu­sam­men­stos­ses her­bei­führt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe1 be­straft.

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig und wer­den da­durch Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum er­heb­lich ge­fähr­det, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 15 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

Art. 239  

Stö­rung von Be­trie­ben, die der All­ge­mein­heit die­nen

 

1. Wer vor­sätz­lich den Be­trieb ei­ner öf­fent­li­chen Ver­kehrs­an­stalt, na­ment­lich den Ei­sen­bahn—, Post—, Te­le­gra­fen- oder Te­le­fon­be­trieb hin­dert, stört oder ge­fähr­det,

wer vor­sätz­lich den Be­trieb ei­ner zur all­ge­mei­nen Ver­sor­gung mit Was­ser, Licht, Kraft oder Wär­me die­nen­den An­stalt oder An­la­ge hin­dert, stört oder ge­fähr­det,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

Zehnter Titel: Fälschung von Geld, amtlichen Wertzeichen, amtlichen Zeichen, Mass und Gewicht

Art. 240  

Geld­fäl­schung

 

1Wer Me­tall­geld, Pa­pier­geld oder Bank­no­ten fälscht, um sie als echt in Um­lauf zu brin­gen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2In be­son­ders leich­ten Fäl­len ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

3Der Tä­ter ist auch straf­bar, wenn er die Tat im Aus­land be­gan­gen hat, in der Schweiz be­tre­ten und nicht aus­ge­lie­fert wird, und wenn die Tat auch am Be­ge­hungs­or­te straf­bar ist.

Art. 241  

Geld­ver­fäl­schung

 

1Wer Me­tall­geld, Pa­pier­geld oder Bank­no­ten ver­fälscht, um sie zu ei­nem hö­hern Wert in Um­lauf zu brin­gen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu fünf Jah­ren be­straft.1

2In be­son­ders leich­ten Fäl­len ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 242  

In Um­lauf­set­zen falschen Gel­des

 

1Wer falsches oder ver­fälsch­tes Me­tall­geld oder Pa­pier­geld, falsche oder ver­fälsch­te Bank­no­ten als echt oder un­ver­fälscht in Um­lauf setzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe1 be­straft.

2Hat der Tä­ter oder sein Auf­trag­ge­ber oder sein Ver­tre­ter das Geld oder die Bank­no­ten als echt oder un­ver­fälscht ein­ge­nom­men, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Buch be­rück­sich­tigt.

Art. 243  

Nach­ma­chen von Bank­no­ten, Mün­zen oder amt­li­chen Wert­zei­chen oh­ne Fäl­schungs­ab­sicht

 

1Wer oh­ne Fäl­schungs­ab­sicht Bank­no­ten so wie­der­gibt oder nach­ahmt, dass die Ge­fahr ei­ner Ver­wechs­lung durch Per­so­nen oder Ge­rä­te mit ech­ten No­ten ge­schaf­fen wird, ins­be­son­de­re wenn die Ge­samt­heit, ei­ne Sei­te oder der gröss­te Teil ei­ner Sei­te ei­ner Bank­no­te auf ei­nem Ma­te­ri­al und in ei­ner Grös­se, die mit Ma­te­ri­al und Grös­se des Ori­gi­nals über­ein­stim­men oder ih­nen na­he kom­men, wie­der­ge­ge­ben oder nach­ge­ahmt wird,

wer oh­ne Fäl­schungs­ab­sicht Ge­gen­stän­de her­stellt, die den in Kurs ste­hen­den Mün­zen in Ge­prä­ge, Ge­wicht oder Grös­se ähn­lich sind oder die Nenn­wer­te oder an­de­re Merk­ma­le ei­ner amt­li­chen Prä­gung auf­wei­sen, so dass die Ge­fahr ei­ner Ver­wechs­lung durch Per­so­nen oder Ge­rä­te mit in Kurs ste­hen­den Mün­zen ge­schaf­fen wird,

wer oh­ne Fäl­schungs­ab­sicht amt­li­che Wert­zei­chen so wie­der­gibt oder nach­ahmt, dass die Ge­fahr ei­ner Ver­wechs­lung mit ech­ten Wert­zei­chen ge­schaf­fen wird,

wer sol­che Ge­gen­stän­de ein­führt, an­bie­tet oder in Um­lauf setzt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.2

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, wird er mit Bus­se be­straft.3


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 22. Dez. 1999 über die Wäh­rung und die Zah­lungs­mit­tel, in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1144; BBl 1999 7258).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).
3 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 244  

Ein­füh­ren, Er­wer­ben, La­gern falschen Gel­des

 

1Wer falsches oder ver­fälsch­tes Me­tall­geld oder Pa­pier­geld, falsche oder ver­fälsch­te Bank­no­ten ein­führt, er­wirbt oder la­gert, um sie als echt oder un­ver­fälscht in Um­lauf zu brin­gen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.1

2Wer sie in gros­ser Men­ge ein­führt, er­wirbt oder la­gert, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu fünf Jah­ren be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 22. Dez. 1999 über die Wäh­rung und die Zah­lungs­mit­tel, in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1144; BBl 1999 7258).

Art. 245  

Fäl­schung amt­li­cher Wert­zei­chen

 

1. Wer amt­li­che Wert­zei­chen, na­ment­lich Post­mar­ken, Stem­pel- oder Ge­büh­ren­mar­ken, fälscht oder ver­fälscht, um sie als echt oder un­ver­fälscht zu ver­wen­den,

wer ent­wer­te­ten amt­li­chen Wert­zei­chen den Schein gül­ti­ger gibt, um sie als sol­che zu ver­wen­den,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Der Tä­ter ist auch straf­bar, wenn er die Tat im Aus­land be­gan­gen hat, in der Schweiz be­tre­ten und nicht aus­ge­lie­fert wird, und wenn die Tat auch am Be­ge­hungs­or­te straf­bar ist.

2. Wer falsche, ver­fälsch­te oder ent­wer­te­te amt­li­che Wert­zei­chen als echt, un­ver­fälscht oder gül­tig ver­wen­det, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 246  

Fäl­schung amt­li­cher Zei­chen

 

Wer amt­li­che Zei­chen, die die Be­hör­de an ei­nem Ge­gen­stand an­bringt, um das Er­geb­nis ei­ner Prü­fung oder um ei­ne Ge­neh­mi­gung fest­zu­stel­len, zum Bei­spiel Stem­pel der Gold- und Sil­ber­kon­trol­le, Stem­pel der Fleisch­schau­er, Mar­ken der Zoll­ver­wal­tung, fälscht oder ver­fälscht, um sie als echt oder un­ver­fälscht zu ver­wen­den,

wer falsche oder ver­fälsch­te Zei­chen die­ser Art als echt oder un­ver­fälscht ver­wen­det,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 247  

Fäl­schungs­ge­rä­te; un­recht­mäs­si­ger Ge­brauch von Ge­rä­ten

 

Wer Ge­rä­te zum Fäl­schen oder Ver­fäl­schen von Me­tall­geld, Pa­pier­geld, Bank­no­ten oder amt­li­chen Wert­zei­chen an­fer­tigt oder sich ver­schafft, um sie un­recht­mäs­sig zu ge­brau­chen,

wer Ge­rä­te, wo­mit Me­tall­geld, Pa­pier­geld, Bank­no­ten oder amt­li­che Wert­zei­chen her­ge­stellt wer­den, un­recht­mäs­sig ge­braucht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 248  

Fäl­schung von Mass und Ge­wicht

 

Wer zum Zwe­cke der Täu­schung in Han­del und Ver­kehr

an Mas­sen, Ge­wich­ten, Waa­gen oder an­dern Mess­in­stru­men­ten ein falsches Eich­zei­chen an­bringt oder ein vor­han­de­nes Eich­zei­chen ver­fälscht,

an ge­eich­ten Mas­sen, Ge­wich­ten, Waa­gen oder an­dern Mess­in­stru­men­ten Ver­än­de­run­gen vor­nimmt,

falsche oder ver­fälsch­te Mas­se, Ge­wich­te, Waa­gen oder an­de­re Mess­in­stru­men­te ge­braucht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 249  

Ein­zie­hung

 

1Falsches oder ver­fälsch­tes Me­tall- oder Pa­pier­geld, falsche oder ver­fälsch­te Bank­no­ten, amt­li­che Wert­zei­chen, amt­li­che Zei­chen, Mas­se, Ge­wich­te, Waa­gen oder an­de­re Mess­in­stru­men­te so­wie die Fäl­schungs­ge­rä­te, wer­den ein­ge­zo­gen und un­brauch­bar ge­macht oder ver­nich­tet.

2Bank­no­ten, Mün­zen oder amt­li­che Wert­zei­chen, die oh­ne Fäl­schungs­ab­sicht wie­der­ge­ge­ben, nach­ge­ahmt oder her­ge­stellt wur­den, aber ei­ne Ver­wechs­lungs­ge­fahr schaf­fen, wer­den eben­falls ein­ge­zo­gen und un­brauch­bar ge­macht oder ver­nich­tet.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 22. Dez. 1999 über die Wäh­rung und die Zah­lungs­mit­tel, in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1144; BBl 1999 7258).

Art. 250  

Geld und Wert­zei­chen des Aus­lan­des

 

Die Be­stim­mun­gen die­ses Ti­tels fin­den auch An­wen­dung auf Me­tall­geld, Pa­pier­geld, Bank­no­ten und Wert­zei­chen des Aus­lan­des.

Elfter Titel: Urkundenfälschung

Art. 251  

Ur­kun­den­fäl­schung

 

1. Wer in der Ab­sicht, je­man­den am Ver­mö­gen oder an an­dern Rech­ten zu schä­di­gen oder sich oder ei­nem an­dern einen un­recht­mäs­si­gen Vor­teil zu ver­schaf­fen,

ei­ne Ur­kun­de fälscht oder ver­fälscht, die ech­te Un­ter­schrift oder das ech­te Hand­zei­chen ei­nes an­dern zur Her­stel­lung ei­ner un­ech­ten Ur­kun­de be­nützt oder ei­ne recht­lich er­heb­li­che Tat­sa­che un­rich­tig be­ur­kun­det oder be­ur­kun­den lässt,

ei­ne Ur­kun­de die­ser Art zur Täu­schung ge­braucht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In be­son­ders leich­ten Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 252  

Fäl­schung von Aus­wei­sen

 

Wer in der Ab­sicht, sich oder ei­nem an­dern das Fort­kom­men zu er­leich­tern,

Aus­weis­schrif­ten, Zeug­nis­se, Be­schei­ni­gun­gen fälscht oder ver­fälscht,

ei­ne Schrift die­ser Art zur Täu­schung ge­braucht,

ech­te, nicht für ihn be­stimm­te Schrif­ten die­ser Art zur Täu­schung miss­braucht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 253  

Er­schlei­chung ei­ner falschen Be­ur­kun­dung

 

Wer durch Täu­schung be­wirkt, dass ein Be­am­ter oder ei­ne Per­son öf­fent­li­chen Glau­bens ei­ne recht­lich er­heb­li­che Tat­sa­che un­rich­tig be­ur­kun­det, na­ment­lich ei­ne falsche Un­ter­schrift oder ei­ne un­rich­ti­ge Ab­schrift be­glau­bigt,

wer ei­ne so er­schli­che­ne Ur­kun­de ge­braucht, um einen an­dern über die dar­in be­ur­kun­de­te Tat­sa­che zu täu­schen,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 254  

Un­ter­drückung von Ur­kun­den

 

1Wer ei­ne Ur­kun­de, über die er nicht al­lein ver­fü­gen darf, be­schä­digt, ver­nich­tet, bei­sei­te­schafft oder ent­wen­det, in der Ab­sicht, je­man­den am Ver­mö­gen oder an an­dern Rech­ten zu schä­di­gen oder sich oder ei­nem an­dern einen un­recht­mäs­si­gen Vor­teil zu ver­schaf­fen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Die Un­ter­drückung von Ur­kun­den zum Nach­teil ei­nes An­ge­hö­ri­gen oder Fa­mi­li­en­ge­nos­sen wird nur auf An­trag ver­folgt.

Art. 255  

Ur­kun­den des Aus­lan­des

 

Die Ar­ti­kel 251–254 fin­den auch An­wen­dung auf Ur­kun­den des Aus­lan­des.

Art. 256  

Grenz­ver­rückung

 
Art 256 - Grenzverrückung
Art 256 - Grenzverrückung

Wer in der Ab­sicht, je­man­den am Ver­mö­gen oder an an­dern Rech­ten zu schä­di­gen oder sich oder ei­nem an­dern einen un­recht­mäs­si­gen Vor­teil zu ver­schaf­fen, einen Grenz­stein oder ein an­de­res Grenz­zei­chen be­sei­tigt, ver­rückt, un­kennt­lich macht, falsch setzt oder ver­fälscht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 257  

Be­sei­ti­gung von Ver­mes­sungs- und Was­ser­stands­zei­chen

 

Wer ein öf­fent­li­ches Ver­mes­sungs- oder Was­ser­stands­zei­chen be­sei­tigt, ver­rückt, un­kennt­lich macht oder falsch setzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Zwölfter Titel: Verbrechen und Vergehen gegen den öffentlichen Frieden

Art. 258  

Schre­ckung der Be­völ­ke­rung

 

Wer die Be­völ­ke­rung durch An­dro­hen oder Vor­spie­geln ei­ner Ge­fahr für Leib, Le­ben oder Ei­gen­tum in Schre­cken ver­setzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 259  

Öf­fent­li­che Auf­for­de­rung zu Ver­bre­chen oder zur Ge­walt­tä­tig­keit

 

1Wer öf­fent­lich zu ei­nem Ver­bre­chen auf­for­dert, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

1bisDie öf­fent­li­che Auf­for­de­rung zum Völ­ker­mord (Art. 264), der ganz oder teil­wei­se in der Schweiz be­gan­gen wer­den soll, ist auch straf­bar, wenn die Auf­for­de­rung im Aus­land er­folgt.2

2Wer öf­fent­lich zu ei­nem Ver­ge­hen mit Ge­walt­tä­tig­keit ge­gen Men­schen oder Sa­chen auf­for­dert, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1530; BBl 1980 I 1241).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge­set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 260  

Land­frie­dens­bruch

 

1Wer an ei­ner öf­fent­li­chen Zu­sam­men­rot­tung teil­nimmt, bei der mit ver­ein­ten Kräf­ten ge­gen Men­schen oder Sa­chen Ge­walt­tä­tig­kei­ten be­gan­gen wer­den, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Die Teil­neh­mer, die sich auf be­hörd­li­che Auf­for­de­rung hin ent­fer­nen, blei­ben straf­frei, wenn sie we­der selbst Ge­walt an­ge­wen­det noch zur Ge­walt­an­wen­dung auf­ge­for­dert ha­ben.

Art. 260bis  

Straf­ba­re Vor­be­rei­tungs­hand­lun­gen

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer plan­mäs­sig kon­kre­te tech­ni­sche oder or­ga­ni­sa­to­ri­sche Vor­keh­run­gen trifft, de­ren Art und Um­fang zei­gen, dass er sich an­schickt, ei­ne der fol­gen­den straf­ba­ren Hand­lun­gen aus­zu­füh­ren:

a.
Vor­sätz­li­che Tö­tung (Art. 111);
b.
Mord (Art. 112);
c.
Schwe­re Kör­per­ver­let­zung (Art. 122);
cbis.2 Ver­stüm­me­lung weib­li­cher Ge­ni­ta­li­en (Art. 124);
d.
Raub (Art. 140);
e.
Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung (Art. 183);
f.
Gei­sel­nah­me (Art. 185);
fbis.3 Ver­schwin­den­las­sen (Art. 185bis);
g.
Brand­stif­tung (Art. 221);
h.
Völ­ker­mord (Art. 264);
i.
Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (Art. 264a);
j.
Kriegs­ver­bre­chen (Art. 264c–264h).4

2Führt der Tä­ter aus ei­ge­nem An­trieb die Vor­be­rei­tungs­hand­lung nicht zu En­de, so bleibt er straf­los.

3Straf­bar ist auch, wer die Vor­be­rei­tungs­hand­lung im Aus­land be­geht, wenn die be­ab­sich­tig­ten straf­ba­ren Hand­lun­gen in der Schweiz ver­übt wer­den sol­len. Ar­ti­kel 3 Ab­satz 2 ist an­wend­bar.5


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1530; BBl 1980 I 1241).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2011 in Kraft seit 1. Ju­li 2012 (AS 2012 2575; BBl 2010 5651 5677).
3 Ein­ge­fügt durch An­hang 2 Ziff. 1 des BB vom 18. Dez. 2015 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des In­ter­na­tio­na­len Über­ein­kom­mens zum Schutz al­ler Per­so­nen vor dem Ver­schwin­den­las­sen, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 4687; BBl 2014 453).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge­set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).
5 Fas­sung des Sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 260ter  

Kri­mi­nel­le Or­ga­ni­sa­ti­on

 

1. Wer sich an ei­ner Or­ga­ni­sa­ti­on be­tei­ligt, die ih­ren Auf­bau und ih­re per­so­nel­le Zu­sam­men­set­zung ge­heim hält und die den Zweck ver­folgt, Ge­walt­ver­bre­chen zu be­ge­hen oder sich mit ver­bre­che­ri­schen Mit­teln zu be­rei­chern,

wer ei­ne sol­che Or­ga­ni­sa­ti­on in ih­rer ver­bre­che­ri­schen Tä­tig­keit un­ter­stützt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Der Rich­ter kann die Stra­fe mil­dern (Art. 48a),2 wenn der Tä­ter sich be­müht, die wei­te­re ver­bre­che­ri­sche Tä­tig­keit der Or­ga­ni­sa­ti­on zu ver­hin­dern.

3. Straf­bar ist auch, wer die Tat im Aus­land be­geht, wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on ih­re ver­bre­che­ri­sche Tä­tig­keit ganz oder teil­wei­se in der Schweiz aus­übt oder aus­zuü­ben be­ab­sich­tigt. Ar­ti­kel 3 Ab­satz 2 ist an­wend­bar.3


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 1994, in Kraft seit 1. Aug. 1994 (AS 1994 1614; BBl 1993 III 277).
2 Fas­sung des ers­ten Halb­sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).
3 Fas­sung des Sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 260quater  

Ge­fähr­dung der öf­fent­li­chen Si­cher­heit mit Waf­fen

 

Wer je­man­dem Schuss­waf­fen, ge­setz­lich ver­bo­te­ne Waf­fen, we­sent­li­che Waf­fen­be­stand­tei­le, Waf­fen­zu­be­hör, Mu­ni­ti­on oder Mu­ni­ti­ons­be­stand­tei­le ver­kauft, ver­mie­tet, schenkt, über­lässt oder ver­mit­telt, ob­wohl er weiss oder an­neh­men muss, dass sie zur Be­ge­hung ei­nes Ver­ge­hens oder Ver­bre­chens die­nen sol­len, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft, so­fern kein schwe­re­rer Straf­tat­be­stand er­füllt ist.2


1 Ein­ge­fügt durch Art. 41 des Waf­fen­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 1997, in Kraft seit 1. Jan. 1999 (AS 1998 2535; BBl 1996 I 1053).
2 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Art. 260quinquies  

Fi­nan­zie­rung des Ter­ro­ris­mus

 

1Wer in der Ab­sicht, ein Ge­walt­ver­bre­chen zu fi­nan­zie­ren, mit dem die Be­völ­ke­rung ein­ge­schüch­tert oder ein Staat oder ei­ne in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­ti­on zu ei­nem Tun oder Un­ter­las­sen ge­nö­tigt wer­den soll, Ver­mö­gens­wer­te sam­melt oder zur Ver­fü­gung stellt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Nimmt der Tä­ter die Mög­lich­keit der Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung le­dig­lich in Kauf, so macht er sich nach die­ser Be­stim­mung nicht straf­bar.

3Die Tat gilt nicht als Fi­nan­zie­rung ei­ner ter­ro­ris­ti­schen Straf­tat, wenn sie auf die Her­stel­lung oder Wie­der­her­stel­lung de­mo­kra­ti­scher und rechts­staat­li­cher Ver­hält­nis­se oder die Aus­übung oder Wah­rung von Men­schen­rech­ten ge­rich­tet ist.

4Ab­satz 1 fin­det kei­ne An­wen­dung, wenn mit der Fi­nan­zie­rung Hand­lun­gen un­ter­stützt wer­den sol­len, die nicht im Wi­der­spruch mit den in be­waff­ne­ten Kon­flik­ten an­wend­ba­ren Re­geln des Völ­ker­rechts ste­hen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 21. März 2003 (Fi­nan­zie­rung des Ter­ro­ris­mus), in Kraft seit 1. Okt. 2003 (AS 2003 3043; BBl 2002 5390).

Art. 261  

Stö­rung der Glau­bens- und Kul­tus­frei­heit

 

Wer öf­fent­lich und in ge­mei­ner Wei­se die Über­zeu­gung an­de­rer in Glau­bens­sa­chen, ins­be­son­de­re den Glau­ben an Gott, be­schimpft oder ver­spot­tet oder Ge­gen­stän­de re­li­gi­öser Ver­eh­rung ver­unehrt,

wer ei­ne ver­fas­sungs­mäs­sig ge­währ­leis­te­te Kul­tus­hand­lung bös­wil­lig ver­hin­dert, stört oder öf­fent­lich ver­spot­tet,

wer einen Ort oder einen Ge­gen­stand, die für einen ver­fas­sungs­mäs­sig ge­währ­leis­te­ten Kul­tus oder für ei­ne sol­che Kul­tus­hand­lung be­stimmt sind, bös­wil­lig ver­unehrt,

wird mit Geld­stra­fe be­straft.1


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 261bis  

Dis­kri­mi­nie­rung und Auf­ruf zu Hass

 

Wer öf­fent­lich ge­gen ei­ne Per­son oder ei­ne Grup­pe von Per­so­nen we­gen ih­rer Ras­se, Eth­nie, Re­li­gi­on oder se­xu­el­len Ori­en­tie­rung zu Hass oder zu Dis­kri­mi­nie­rung auf­ruft,

wer öf­fent­lich Ideo­lo­gi­en ver­brei­tet, die auf die sys­te­ma­ti­sche Her­ab­set­zung oder Ver­leum­dung die­ser Per­so­nen oder Per­so­nen­grup­pen ge­rich­tet sind,

wer mit dem glei­chen Ziel Pro­pa­gan­daak­tio­nen or­ga­ni­siert, för­dert oder dar­an teil­nimmt,

wer öf­fent­lich durch Wort, Schrift, Bild, Ge­bär­den, Tät­lich­kei­ten oder in an­de­rer Wei­se ei­ne Per­son oder ei­ne Grup­pe von Per­so­nen we­gen ih­rer Ras­se, Eth­nie, Re­li­gi­on oder se­xu­el­len Ori­en­tie­rung in ei­ner ge­gen die Men­schen­wür­de ver­stos­sen­den Wei­se her­ab­setzt oder dis­kri­mi­niert oder aus ei­nem die­ser Grün­de Völ­ker­mord oder an­de­re Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit leug­net, gröb­lich ver­harm­lost oder zu recht­fer­ti­gen sucht,

wer ei­ne von ihm an­ge­bo­te­ne Leis­tung, die für die All­ge­mein­heit be­stimmt ist, ei­ner Per­son oder ei­ner Grup­pe von Per­so­nen we­gen ih­rer Ras­se, Eth­nie, Re­li­gi­on oder se­xu­el­len Ori­en­tie­rung ver­wei­gert,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 1 des BG vom 18. Ju­ni 1993 (AS 1994 2887; BBl 1992 III 269). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG 14. Dez. 2018 (Dis­kri­mi­nie­rung und Auf­ruf zu Hass auf­grund der se­xu­el­len Ori­en­tie­rung), in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2020 1609; BBl 2018 3773 5231).

Art. 262  

Stö­rung des To­ten­frie­dens

 
Art. 262 - Störung des Totenfriedens
Art. 262 - Störung des Totenfriedens

1. Wer die Ru­he­stät­te ei­nes To­ten in ro­her Wei­se ver­unehrt,

wer einen Lei­chen­zug oder ei­ne Lei­chen­fei­er bös­wil­lig stört oder ver­unehrt,

wer einen Leich­nam ver­unehrt oder öf­fent­lich be­schimpft,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Wer einen Leich­nam oder Tei­le ei­nes Leich­nams oder die Asche ei­nes To­ten wi­der den Wil­len des Be­rech­tig­ten weg­nimmt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 263  

Ver­übung ei­ner Tat in selbst­ver­schul­de­ter Un­zu­rech­nungs­fä­hig­keit

 

1Wer in­fol­ge selbst­ver­schul­de­ter Trun­ken­heit oder Be­täu­bung un­zu­rech­nungs­fä­hig ist und in die­sem Zu­stand ei­ne als Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­droh­te Tat ver­übt, wird mit Geld­stra­fe be­straft.1

2Hat der Tä­ter in die­sem selbst­ver­schul­de­ten Zu­stand ein mit Frei­heits­s­tra­fe als ein­zi­ge Stra­fe be­droh­tes Ver­bre­chen be­gan­gen, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.2


1 Straf­dro­hun­gen neu um­schrie­ben ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­rung des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 13. Dez. 2002, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3459; BBl 1999 1979).

Zwölfter Titel : Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Art. 264  

Völ­ker­mord

 

Mit le­bens­läng­li­cher Frei­heits­s­tra­fe oder mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter zehn Jah­ren wird be­straft, wer, in der Ab­sicht, ei­ne durch ih­re Staats­an­ge­hö­rig­keit, Ras­se, Re­li­gi­on oder eth­ni­sche, so­zia­le oder po­li­ti­sche Zu­ge­hö­rig­keit ge­kenn­zeich­ne­te Grup­pe als sol­che ganz oder teil­wei­se zu ver­nich­ten:

a.
Mit­glie­der die­ser Grup­pe tö­tet oder auf schwer­wie­gen­de Wei­se in ih­rer kör­per­li­chen oder geis­ti­gen Un­ver­sehrt­heit schä­digt;
b.
Mit­glie­der der Grup­pe Le­bens­be­din­gun­gen un­ter­wirft, die ge­eig­net sind, die Grup­pe ganz oder teil­wei­se zu ver­nich­ten;
c.
Mass­nah­men an­ord­net oder trifft, die auf die Ge­bur­ten­ver­hin­de­rung in­ner­halb der Grup­pe ge­rich­tet sind;
d.
Kin­der der Grup­pe ge­walt­sam in ei­ne an­de­re Grup­pe über­führt oder über­füh­ren lässt.
Art. 264a  

Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit

a. Vor­sätz­li­che Tö­tung

b. Aus­rot­tung

c. Ver­skla­vung

d. Frei­heits­be­rau­bung

e. Ver­schwin­den­las­sen von Per­so­nen

f. Fol­ter

g. Ver­let­zung der se­xu­el­len Selbst­be­stim­mung

h. Ver­trei­bung oder zwangs­wei­se Über­füh­rung

i. Ver­fol­gung und Apart­heid

j. An­de­re un­mensch­li­che Hand­lun­gen

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren wird be­straft, wer im Rah­men ei­nes aus­ge­dehn­ten oder sys­te­ma­ti­schen An­griffs ge­gen die Zi­vil­be­völ­ke­rung:

a.
einen Men­schen vor­sätz­lich tö­tet;
b.
vie­le Men­schen vor­sätz­lich tö­tet oder der Be­völ­ke­rung in der Ab­sicht, sie ganz oder teil­wei­se zu ver­nich­ten, Le­bens­be­din­gun­gen auf­er­legt, die ge­eig­net sind, de­ren Ver­nich­tung her­bei­zu­füh­ren;
c.
sich ein Ei­gen­tums­recht über einen Men­schen an­masst und über ihn ver­fügt, na­ment­lich in Form von Men­schen­han­del, se­xu­el­ler Aus­beu­tung oder Zwangs­ar­beit;
d.
ei­nem Men­schen un­ter Ver­sto­ss ge­gen die Grund­re­geln des Völ­ker­rechts in schwer­wie­gen­der Wei­se die Frei­heit ent­zieht;
e.
in der Ab­sicht, ei­ne Per­son für län­ge­re Zeit dem Schutz des Ge­set­zes zu ent­zie­hen:
1.
im Auf­trag oder mit Bil­li­gung ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on der Per­son die Frei­heit ent­zieht, wo­bei in der Fol­ge die Aus­kunft über ihr Schick­sal oder ih­ren Ver­bleib ver­wei­gert wird, oder
2.
im Auf­trag ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on oder ent­ge­gen ei­ner Rechts­pflicht die Aus­kunft über das Schick­sal oder den Ver­bleib die­ser Per­son ver­wei­gert;
f.
ei­nem un­ter sei­nem Ge­wahr­sam oder sei­ner Kon­trol­le ste­hen­den Men­schen gros­se Lei­den oder ei­ne schwe­re Schä­di­gung des Kör­pers oder der phy­si­schen oder psy­chi­schen Ge­sund­heit zu­fügt;
g.
ei­ne Per­son weib­li­chen Ge­schlechts ver­ge­wal­tigt oder, nach­dem sie ge­gen ih­ren Wil­len ge­schwän­gert wur­de, ge­fan­gen hält in der Ab­sicht, die eth­ni­sche Zu­sam­men­set­zung ei­ner Be­völ­ke­rung zu be­ein­flus­sen, ei­ne Per­son zur Dul­dung ei­ner se­xu­el­len Hand­lung von ver­gleich­ba­rer Schwe­re oder zur Pro­sti­tu­ti­on nö­tigt oder sie zwangs­wei­se ste­ri­li­siert;
h.
Men­schen aus dem Ge­biet, in dem sie sich recht­mäs­sig auf­hal­ten, ver­treibt oder zwangs­wei­se an einen an­dern Ort über­führt;
i.
ei­ner Grup­pe von Men­schen aus po­li­ti­schen, ras­si­schen, eth­ni­schen, re­li­gi­ösen, so­zia­len oder an­de­ren völ­ker­rechts­wid­ri­gen Grün­den, im Zu­sam­men­hang mit ei­ner Tat nach dem zwölf­ten Ti­telbis oder dem zwölf­ten Ti­telter oder zwecks sys­te­ma­ti­scher Un­ter­drückung oder Be­herr­schung ei­ner ras­si­schen Grup­pe, in schwer­wie­gen­der Wei­se Grund­rech­te vor­ent­hält oder ent­zieht;
j.
ei­ne an­de­re Hand­lung von ver­gleich­ba­rer Schwe­re wie die in die­sem Ab­satz ge­nann­ten Ver­bre­chen ver­übt und da­durch ei­nem Men­schen gros­se Lei­den oder ei­ne schwe­re Schä­di­gung des Kör­pers oder der phy­si­schen oder psy­chi­schen Ge­sund­heit zu­fügt.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben c–j kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.

Zwölfter Titel : Kriegsverbrechen

Art. 264b  

1. An­wen­dungs­be­reich

 

Die Ar­ti­kel 264d–264j fin­den An­wen­dung im Zu­sam­men­hang mit in­ter­na­tio­na­len be­waff­ne­ten Kon­flik­ten ein­sch­liess­lich Be­set­zun­gen so­wie, so­weit aus der Na­tur der Straf­ta­ten nichts an­de­res her­vor­geht, im Zu­sam­men­hang mit nicht in­ter­na­tio­na­len be­waff­ne­ten Kon­flik­ten.

Art. 264c  

2. Schwe­re Ver­let­zun­gen der Gen­fer Kon­ven­tio­nen

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem in­ter­na­tio­na­len be­waff­ne­ten Kon­flikt ei­ne schwe­re Ver­let­zung der Gen­fer Kon­ven­tio­nen vom 12. Au­gust 19491 durch ei­ne der fol­gen­den Hand­lun­gen ge­gen die nach die­sen Kon­ven­tio­nen ge­schütz­ten Per­so­nen oder Gü­ter be­geht:

a.
vor­sätz­li­che Tö­tung;
b.
Gei­sel­nah­me;
c.
Ver­ur­sa­chung gros­ser Lei­den oder schwe­re Schä­di­gung des Kör­pers oder der phy­si­schen oder psy­chi­schen Ge­sund­heit, na­ment­lich durch Fol­ter, un­mensch­li­che Be­hand­lung oder bio­lo­gi­sche Ver­su­che;
d.
durch mi­li­tä­ri­sche Er­for­der­nis­se nicht ge­recht­fer­tig­te Zer­stö­rung oder An­eig­nung von Gut in gros­sem Aus­mass;
e.
Nö­ti­gung zur Dienst­leis­tung in den Streit­kräf­ten ei­ner feind­li­chen Macht;
f.
rechts­wid­ri­ge Ver­trei­bung, Über­füh­rung oder Ge­fan­gen­hal­tung;
g.
Ver­wei­ge­rung des Rechts auf ein un­par­tei­isches or­dent­li­ches Ge­richts­ver­fah­ren vor Ver­hän­gung oder Voll­stre­ckung ei­ner schwe­ren Stra­fe.

2Hand­lun­gen nach Ab­satz 1, die im Zu­sam­men­hang mit ei­nem nicht in­ter­na­tio­na­len be­waff­ne­ten Kon­flikt be­gan­gen wer­den, sind den schwe­ren Ver­let­zun­gen des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts gleich­ge­stellt, wenn sie ge­gen ei­ne nach dem hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son oder ge­gen ein ge­schütz­tes Gut ge­rich­tet sind.

3In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

4In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben c–g kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.


1 Gen­fer Abk. vom 12. Aug. 1949 zur Ver­bes­se­rung des Lo­ses der Ver­wun­de­ten und Kran-ken der be­waff­ne­ten Kräf­te im Fel­de (GA I), SR 0.518.12; Gen­fer Abk. vom 12. Aug. 1949 zur Ver­bes­se­rung des Lo­ses der Ver­wun­de­ten, Kran­ken und Schiff­brü­chi­gen der be­waff­ne­ten Kräf­te zur See (GA II), SR 0.518.23; Gen­fer Abk. vom 12. Aug. 1949 über die Be­hand­lung der Kriegs­ge­fan­ge­nen (GA III), SR 0.518.42; Gen­fer Abk. vom 12. Aug. 1949 über den Schutz von Zi­vil­per­so­nen in Kriegs­zei­ten (GA IV), SR 0.518.51.

Art. 264d  

3. An­de­re Kriegs­ver­bre­chen

a. An­grif­fe ge­gen zi­vi­le Per­so­nen und Ob­jek­te

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt einen An­griff rich­tet:

a.
ge­gen die Zi­vil­be­völ­ke­rung als sol­che oder ge­gen Zi­vil­per­so­nen, die an den Feind­se­lig­kei­ten nicht un­mit­tel­bar teil­neh­men;
b.
ge­gen Per­so­nen, Ein­rich­tun­gen, Ma­te­ri­al oder Fahr­zeu­ge, die Teil ei­ner hu­ma­ni­tär­en Hilfs­mis­si­on oder ei­ner frie­den­ser­hal­ten­den Missi­on in Über­ein­stim­mung mit der Char­ta der Ver­ein­ten Na­tio­nen vom 26. Ju­ni 19451 sind, so­lan­ge sie vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schützt sind;
c.
ge­gen zi­vi­le Ob­jek­te, un­ver­tei­dig­te Sied­lun­gen oder Ge­bäu­de oder ge­gen ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­nen, die kein mi­li­tä­ri­sches Ziel dar­stel­len;
d.
ge­gen Sa­ni­täts­ein­hei­ten, Ge­bäu­de, Ma­te­ri­al oder Fahr­zeu­ge, die ein Schutz­zei­chen des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts ver­wen­den oder de­ren ge­schütz­ter Cha­rak­ter auch oh­ne Schutz­zei­chen er­kenn­bar ist, Kran­ken­häu­ser oder Sam­mel­plät­ze für Kran­ke und Ver­wun­de­te;
e.
ge­gen Kul­tur­gut oder mit sei­nem Schutz be­trau­te Per­so­nen oder sei­nem Trans­port die­nen­de Fahr­zeu­ge, ge­gen Ge­bäu­de, die re­li­gi­ösen Hand­lun­gen, der Kunst, Er­zie­hung, Wis­sen­schaft oder Wohl­tä­tig­keit die­nen, so­lan­ge sie vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schützt sind.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len von An­grif­fen ge­gen Per­so­nen kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.


1 SR 0.120

Art. 264e  

b. Un­ge­recht­fer­tig­te me­di­zi­ni­sche Be­hand­lung, Ver­let­zung der se­xu­el­len Selbst­be­stim­mung und der Men­schen­wür­de

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt:

a.
ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son kör­per­lich schwer schä­digt oder in ih­rer phy­si­schen oder psy­chi­schen Ge­sund­heit schwer ver­letzt oder ge­fähr­det, in­dem er sie ei­nem me­di­zi­ni­schen Ver­fah­ren un­ter­zieht, das nicht durch ih­ren Ge­sund­heits­zu­stand ge­bo­ten ist und das nicht mit all­ge­mein an­er­kann­ten me­di­zi­ni­schen Grund­sät­zen im Ein­klang steht;
b.
ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son weib­li­chen Ge­schlechts ver­ge­wal­tigt oder, nach­dem sie ge­gen ih­ren Wil­len ge­schwän­gert wur­de, ge­fan­gen hält in der Ab­sicht, die eth­ni­sche Zu­sam­men­set­zung ei­ner Be­völ­ke­rung zu be­ein­flus­sen, ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son zur Dul­dung ei­ner se­xu­el­len Hand­lung von ver­gleich­ba­rer Schwe­re oder zur Pro­sti­tu­ti­on nö­tigt oder sie zwangs­wei­se ste­ri­li­siert;
c.
ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son in schwer­wie­gen­der Wei­se ent­wür­di­gend oder er­nied­ri­gend be­han­delt.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.

Art. 264f  

c. Re­kru­tie­rung und Ver­wen­dung von Kin­der­sol­da­ten

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer ein Kind un­ter fünf­zehn Jah­ren in Streit­kräf­te oder be­waff­ne­te Grup­pen ein­glie­dert, zu die­sem Zweck re­kru­tiert oder zur Teil­nah­me an be­waff­ne­ten Kon­flik­ten ver­wen­det.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Kin­der be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.

Art. 264g  

d. Ver­bo­te­ne Me­tho­den der Krieg­füh­rung

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt:

a.
einen An­griff führt, ob­wohl er weiss oder an­neh­men muss, dass die­ser den Tod oder die Ver­wun­dung von Zi­vil­per­so­nen, die Be­schä­di­gung zi­vi­ler Ob­jek­te oder die weit­rei­chen­de, lang­fris­ti­ge und schwe­re Schä­di­gung der na­tür­li­chen Um­welt ver­ur­sa­chen wird, die in kei­nem Ver­hält­nis zum er­war­te­ten kon­kre­ten und un­mit­tel­ba­ren mi­li­tä­ri­schen Vor­teil ste­hen;
b.
ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son als Schild be­nutzt, um Kampf­hand­lun­gen zu be­ein­flus­sen;
c.
als Me­tho­de der Krieg­füh­rung plün­dert, sich auf an­de­re Wei­se un­recht­mäs­sig Gut an­eig­net oder in ei­nem durch die Er­for­der­nis­se des Krie­ges nicht zwin­gend ge­bo­te­nen Aus­mass feind­li­ches Gut zer­stört oder be­schlag­nahmt, Zi­vil­per­so­nen le­bens­not­wen­di­ge Gü­ter vor­ent­hält oder Hilfs­lie­fe­run­gen be­hin­dert;
d.
einen geg­ne­ri­schen Kom­bat­tan­ten auf heim­tücki­sche Wei­se, oder nach­dem die­ser sich aus­ser Ge­fecht be­fin­det, tö­tet oder ver­wun­det;
e.
einen to­ten geg­ne­ri­schen Kom­bat­tan­ten ver­stüm­melt;
f.
als Be­fehls­ha­ber an­ord­net oder dem Geg­ner an­droht, nie­man­den am Le­ben zu las­sen;
g.
die Par­la­men­tär­flag­ge, die Flag­ge, Uni­form oder mi­li­tä­ri­sche Ab­zei­chen des Fein­des, der Ver­ein­ten Na­tio­nen oder Schutz­zei­chen des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts miss­braucht;
h.
als An­ge­hö­ri­ger ei­ner Be­sat­zungs­macht einen Teil ih­rer Zi­vil­be­völ­ke­rung in das von ihr be­setz­te Ge­biet über­führt oder die Be­völ­ke­rung des be­setz­ten Ge­bie­tes ganz oder teil­wei­se in­ner­halb oder aus­ser­halb des­sel­ben um­sie­delt.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.

Art. 264h  

e. Ein­satz ver­bo­te­ner Waf­fen

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt:

a.
Gift oder ver­gif­te­te Waf­fen ver­wen­det;
b.
bio­lo­gi­sche oder che­mi­sche Waf­fen, ein­sch­liess­lich gif­ti­ger oder er­sti­cken­der Ga­se, Stof­fe und Flüs­sig­kei­ten, ver­wen­det;
c.
Ge­schos­se ver­wen­det, die sich im Kör­per des Men­schen leicht aus­deh­nen oder flach­drücken oder im Kör­per des Men­schen ex­plo­die­ren;
d.
Waf­fen ver­wen­det, wel­che als Haupt­wir­kung Ver­let­zun­gen durch Split­ter her­vor­ru­fen, die mit­tels Rönt­gen­strah­len nicht ent­deckt wer­den kön­nen;
e.
La­ser­waf­fen ver­wen­det, die als Haupt­wir­kung die dau­er­haf­te Er­blin­dung von Men­schen her­bei­füh­ren.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

Art. 264i  

4. Bruch ei­nes Waf­fen­still­stan­des oder des Frie­dens. Ver­ge­hen ge­gen einen Par­la­men­tär. Ver­zö­ger­te Heim­schaf­fung von Kriegs­ge­fan­ge­nen

 

Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer:

a.
die Kampf­hand­lun­gen fort­setzt, nach­dem er amt­lich oder dienst­lich Kennt­nis vom Ab­schluss ei­nes Waf­fen­still­stan­des oder des Frie­dens er­hal­ten hat, oder die Be­din­gun­gen des Waf­fen­still­stan­des auf an­de­re Wei­se ver­letzt;
b.
einen geg­ne­ri­schen Par­la­men­tär oder ei­ne sei­ner Be­gleit­per­so­nen miss­han­delt, be­schimpft oder oh­ne Grund zu­rück­hält;
c.
die Heim­schaf­fung von Kriegs­ge­fan­ge­nen nach Be­en­di­gung der Kampf­hand­lun­gen un­ge­recht­fer­tigt ver­zö­gert.
Art. 264j  

5. An­de­re Ver­stös­se ge­gen das hu­ma­ni­täre Völ­ker­recht

 

Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt auf an­de­re Wei­se als nach den Ar­ti­keln 264c–264i ei­ne Vor­schrift des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts ver­letzt, de­ren Ver­let­zung durch das Völ­ker­ge­wohn­heits­recht oder ein in­ter­na­tio­na­les, von der Schweiz als ver­bind­lich an­er­kann­tes Über­ein­kom­men als straf­bar er­klärt wird.

Zwölfter Titel : Gemeinsame Bestimmungen für den zwölften Titel und den zwölften Titel

Art. 264k  

Straf­bar­keit des Vor­ge­setz­ten

 

1Der Vor­ge­setz­te, der weiss, dass ei­ne ihm un­ter­stell­te Per­son ei­ne Tat nach dem zwölf­ten Ti­telbis oder dem zwölf­ten Ti­telter be­geht oder be­ge­hen wird, und der nicht an­ge­mes­se­ne Mass­nah­men er­greift, um die­se Tat zu ver­hin­dern, wird nach der glei­chen Straf­an­dro­hung wie der Tä­ter be­straft. Ver­hin­dert der Vor­ge­setz­te die Tat fahr­läs­sig nicht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

2Der Vor­ge­setz­te, der weiss, dass ei­ne ihm un­ter­stell­te Per­son ei­ne Tat nach dem zwölf­ten Ti­telbis oder dem zwölf­ten Ti­telter be­gan­gen hat, und der nicht an­ge­mes­se­ne Mass­nah­men er­greift, um die Be­stra­fung des Tä­ters si­cher­zu­stel­len, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 264l  

Han­deln auf Be­fehl oder An­ord­nung

 

Der Un­ter­ge­be­ne, der auf Be­fehl ei­nes Vor­ge­setz­ten oder auf An­ord­nung von ver­gleich­ba­rer Bin­dungs­wir­kung ei­ne Tat nach dem zwölf­ten Ti­telbis oder dem zwölf­ten Ti­telter be­geht, ist straf­bar, wenn er sich der Straf­bar­keit der Hand­lung zur Zeit der Tat be­wusst war.

Art. 264m  

Aus­land­ta­ten

 

1Straf­bar ist auch der Tä­ter, der im Aus­land ei­ne Tat nach dem zwölf­ten Ti­telbis, dem zwölf­ten Ti­telter oder nach Ar­ti­kel 264k be­gan­gen hat, wenn er sich in der Schweiz be­fin­det und nicht an einen an­dern Staat aus­ge­lie­fert oder an ein in­ter­na­tio­na­les Straf­ge­richt, des­sen Zu­stän­dig­keit die Schweiz an­er­kennt, über­stellt wird.

2Wur­de die Aus­land­tat nicht ge­gen einen Schwei­zer be­gan­gen und ist der Tä­ter nicht Schwei­zer, so kann, un­ter Vor­be­halt von Mass­nah­men zur Si­che­rung von Be­wei­sen, die Straf­ver­fol­gung ein­ge­stellt oder von ei­ner sol­chen ab­ge­se­hen wer­den, wenn:

a.
ei­ne aus­län­di­sche Be­hör­de oder ein in­ter­na­tio­na­les Straf­ge­richt, des­sen Zu­stän­dig­keit die Schweiz an­er­kennt, die Straf­tat ver­folgt und der Tä­ter aus­ge­lie­fert oder über­stellt wird; oder
b.
der Tä­ter sich nicht mehr in der Schweiz be­fin­det und sei­ne Rück­kehr nicht zu er­war­ten ist.

3Ar­ti­kel 7 Ab­sät­ze 4 und 5 ist an­wend­bar, es sei denn, der Frei­spruch, der Er­lass oder die Ver­jäh­rung der Stra­fe im Aus­land hat­te das Ziel, den Tä­ter in un­ge­recht­fer­tig­ter Wei­se vor Stra­fe zu ver­scho­nen.

Art. 264n  

Aus­schluss der re­la­ti­ven Im­mu­ni­tät

 

Die Ver­fol­gung von Ta­ten nach dem zwölf­ten Ti­telbis, dem zwölf­ten Ti­telter und nach Ar­ti­kel 264k be­darf kei­ner Er­mäch­ti­gung nach ei­ner der fol­gen­den Be­stim­mun­gen:

a.
Ar­ti­kel 7 Ab­satz 2 Buch­sta­be b der Straf­pro­zess­ord­nung1;
b.
Ar­ti­kel 14 und 15 des Ver­ant­wort­lich­keits­ge­set­zes vom 14. März 19582;
c.
Ar­ti­kel 17 des Par­la­ments­ge­set­zes vom 13. De­zem­ber 20023;
d.
Ar­ti­kel 61a des Re­gie­rungs- und Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 21. März 19974;
e.
Ar­ti­kel 11 des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 20055;
f.
Ar­ti­kel 12 des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 20056;
g.
Ar­ti­kel 16 des Pa­tent­ge­richts­ge­set­zes vom 20. März 20097;
h.
Ar­ti­kel 50 des Straf­be­hör­den­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 19. März 20108.

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