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Militärstrafgesetz

vom 13. Juni 1927 (Stand am 1. Juli 2020)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 60 Absatz 1 und 123 Absätze 1 und 3 der Bundesverfassung1,2 nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 26. November 19183,

beschliesst:

Erstes Buch: Militärstrafrecht

Erster Teil: Allgemeine Bestimmungen

Erster Titel: Geltungsbereich

Art. 1

1. Kei­ne Sank­ti­on oh­ne Ge­setz

 

Ei­ne Stra­fe oder Mass­nah­me darf nur we­gen ei­ner Tat ver­hängt wer­den, die das Ge­setz aus­drück­lich un­ter Stra­fe stellt.

Art. 2

2. Zeit­li­cher Gel­tungs­be­reich

 

1Nach die­sem Ge­set­ze wird be­ur­teilt, wer nach des­sen In­kraft­tre­ten ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­geht.

2Hat der Tä­ter ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen vor In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes be­gan­gen, er­folgt die Be­ur­tei­lung aber erst nach­her, so ist das­je­ni­ge Ge­setz an­zu­wen­den, das für ihn das mil­de­re ist.

Art. 3

3. Per­sön­li­cher Gel­tungs­be­reich

 

1Dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen:

1.2
Dienst­pflich­ti­ge wäh­rend ih­res Mi­li­tär­diens­tes, aus­ge­nom­men Ur­lau­ber für straf­ba­re Hand­lun­gen nach den Ar­ti­keln 115–137b und 145–179, die kei­nen Zu­sam­men­hang mit dem Dienst der Trup­pe ha­ben;
2.
die Be­am­ten, An­ge­stell­ten und Ar­bei­ter der Mi­li­tär­ver­wal­tung des Bun­des und der Kan­to­ne für Hand­lun­gen, die die Lan­des­ver­tei­di­gung be­tref­fen, eben­so wenn sie in Uni­form auf­tre­ten;
3.
Dienst­pflich­ti­ge, die aus­ser­halb des Diens­tes in Uni­form auf­tre­ten, für straf­ba­re Hand­lun­gen nach den Ar­ti­keln 61–114 und 138–144;
4.
Dienst­pflich­ti­ge aus­ser­halb des Diens­tes in Be­zug auf ih­re mi­li­tä­ri­sche Stel­lung und ih­re dienst­li­chen Pflich­ten so­wie ehe­ma­li­ge Dienst­pflich­ti­ge, so­weit ih­re dienst­li­chen Pflich­ten nicht er­füllt sind.
5.
Stel­lungs­pflich­ti­ge mit Be­zug auf ih­re Stel­lungs­pflicht so­wie wäh­rend des Ori­en­tie­rungs­tags und wäh­rend der Dau­er der Re­kru­tie­rungs­ta­ge;
6.
Be­rufs- und Zeit­mi­li­tärs, die An­ge­hö­ri­gen des Grenzwacht­korps so­wie Per­so­nen, die nach Ar­ti­kel 66 des Mi­li­tär­ge­set­zes vom 3. Fe­bru­ar 19953 Frie­dens­för­de­rungs­dienst leis­ten, wäh­rend der Aus­übung des Diens­tes, aus­ser­halb des Diens­tes mit Be­zug auf ih­re dienst­li­chen Pflich­ten und ih­re dienst­li­che Stel­lung oder wenn sie die Uni­form tra­gen;
7.
Zi­vil­per­so­nen oder aus­län­di­sche Mi­li­tär­per­so­nen, die sich schul­dig ma­chen der lan­des­ver­rä­te­rischen Ver­let­zung mi­li­tä­ri­scher Ge­heim­nis­se (Art. 86), der Sa­bo­ta­ge (Art. 86a), der Schwä­chung der Wehr­kraft (Art. 94–96), der Ver­let­zung mi­li­tä­ri­scher Ge­heim­nis­se (Art. 106) oder des Un­ge­hor­sams ge­gen mi­li­tä­ri­sche und be­hörd­li­che Mass­nah­men, die der Vor­be­rei­tung oder Durch­füh­rung der Mo­bil­ma­chung der Ar­mee oder der Wah­rung des mi­li­tä­ri­schen Ge­heim­nis­ses die­nen (Art. 107);
8.4
Zi­vil­per­so­nen oder aus­län­di­sche Mi­li­tär­per­so­nen für Ta­ten nach den Ar­ti­keln 115–179, die sie als An­ge­stell­te oder Be­auf­trag­te der Ar­mee oder der Mi­li­tär­ver­wal­tung im Zu­sam­men­wir­ken mit der Trup­pe be­ge­hen;
9.5
Zi­vil­per­so­nen und aus­län­di­sche Mi­li­tär­per­so­nen, die im Aus­land ge­gen einen An­ge­hö­ri­gen der Schwei­zer Ar­mee ei­ne Tat nach dem sechs­ten Ab­schnitt (Art. 108 und 109) oder dem sechs­ten Ab­schnittbis (Art. 110–114) des zwei­ten Teils oder nach Ar­ti­kel 114a be­ge­hen

2Die Per­so­nen nach Ab­satz 1 Zif­fern 1, 2, 6 und 8 un­ter­ste­hen für die gan­ze Dau­er ih­res Aus­land­ein­sat­zes dem Mi­li­tär­straf­recht, wenn sie im Aus­land ei­ne nach die­sem Ge­setz straf­ba­re Hand­lung be­ge­hen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV Bst. a des BG vom 3. Okt. 2003 (Re­vi­si­on der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung), in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS2009701; BBl20078353).
3 SR510.10
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS2009701; BBl20078353).
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

Art. 4

Er­wei­ter­te Gel­tung im Fall ak­ti­ven Diens­tes

 

Im Fal­le ak­ti­ven Diens­tes un­ter­ste­hen dem Mi­li­tär­straf­recht über­dies, wenn und so­weit der Bun­des­rat die Un­ter­stel­lung be­schliesst:

1.
Zi­vil­per­so­nen, die sich schul­dig ma­chen:
ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens ge­gen ei­ne Wa­che (Art. 65),
der Be­fehl­san­mas­sung (Art. 69),
des mi­li­tä­ri­schen Lan­des­ver­rats (Art. 87) oder der lan­des­ver­rä­te­rischen Nach­rich­ten­ver­brei­tung (Art. 89),
ei­ner feind­li­chen Un­ter­neh­mung ge­gen einen Krieg­füh­ren­den oder ge­gen frem­de Trup­pen (Art. 92),
der Ver­let­zung von ver­trag­li­chen Leis­tungs­pflich­ten (Art. 97),
ei­ner Stö­rung der mi­li­tä­ri­schen Si­cher­heit (Art. 98–105, 107),
der Be­ste­chung (Art. 141),
der un­ge­treu­en Ge­schäfts­füh­rung (Art. 144),
der Be­frei­ung von Ge­fan­ge­nen (Art. 177);
2.
Zi­vil­per­so­nen, die sich der in den Ar­ti­keln 73, 78, 115–118, 121–123, 128, 129–131, 134–136, 149–151c, 160, 161–165 und 167–169 ge­nann­ten Hand­lun­gen schul­dig ma­chen, wenn sich die­se ge­gen An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee1 und mi­li­tä­ri­sche Stel­len rich­ten oder der Ar­mee die­nen­de Sa­chen zum Ge­gen­stand ha­ben;
3.
Zi­vil­per­so­nen, die vor­sätz­lich die in den Ar­ti­keln 166, 169a, 170 und 171 ge­nann­ten Hand­lun­gen be­ge­hen;
4.
in­ter­nier­te An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee aus krieg­füh­ren­den Staa­ten, die ih­ren be­waff­ne­ten Streit­kräf­ten, ih­ren Mi­li­zen und Frei­wil­li­gen­korps ein­sch­liess­lich or­ga­ni­sier­ter Wi­der­stands­be­we­gun­gen an­ge­hö­ren, in­ter­nier­te Zi­vil­per­so­nen so­wie mi­li­tä­risch be­treu­te Flücht­lin­ge;
5.
die Be­am­ten, An­ge­stell­ten oder Ar­bei­ter:
der Mi­li­tär­ver­wal­tung des Bun­des und der Kan­to­ne mit Ein­schluss der Mi­li­tär­an­stal­ten und Mi­li­tär­werk­stät­ten,
von le­bens­wich­ti­gen Ein­rich­tun­gen und Be­trie­ben, ins­be­son­de­re von Was­ser­ver­sor­gun­gen, Was­ser­wer­ken, Elek­tri­zi­täts­wer­ken, Gas­wer­ken und Spi­tä­lern.

1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS2004921; BBl20027859). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 5

Er­wei­ter­te Gel­tung in Kriegs­zei­ten

 

1In Kriegs­zei­ten un­ter­ste­hen dem Mi­li­tär­straf­recht aus­ser den in den Ar­ti­keln 3 und 4 ge­nann­ten Per­so­nen:

1.1
Zi­vil­per­so­nen, die sich schul­dig ma­chen:
a.
der Ver­rä­te­rei nach den Ar­ti­keln 88, 90 und 91,
b.
des Nach­rich­ten­diens­tes ge­gen frem­de Staa­ten (Art. 93),
c.
der Brand­stif­tung, der Ver­ur­sa­chung ei­ner Ex­plo­si­on, der Ge­fähr­dung durch Spreng­stof­fe, der Ver­ur­sa­chung ei­ner Über­schwem­mung oder ei­nes Ein­stur­zes, so­fern der Tä­ter da­bei der Ar­mee die­nen­de Sa­chen zer­stört (Art. 160 Abs. 2, 160a, 161 Ziff. 1 Abs. 3 und Ziff. 2, 162 Abs. 3, 165 Ziff. 1 Abs. 3 und Ziff. 2),
d.
des Völ­ker­mords oder ei­nes Ver­bre­chens ge­gen die Mensch­lich­keit (sechs­ter Ab­schnitt des zwei­ten Teils), ei­nes Kriegs­ver­bre­chens (sechs­ter Ab­schnittbis des zwei­ten Teils so­wie Art. 139);
2.
Kriegs­ge­fan­ge­ne, auch für sol­che straf­ba­re Hand­lun­gen, die sie im In- oder Aus­lan­de wäh­rend des Krie­ges und vor ih­rer Ge­fan­gen­nah­me ge­gen­über dem schwei­ze­ri­schen Staat, der schwei­ze­ri­schen Ar­mee oder An­ge­hö­ri­gen der schwei­ze­ri­schen Ar­mee be­gan­gen ha­ben;
3.
feind­li­che Par­la­men­tä­re und ih­re Be­glei­ter, die ih­re Stel­lung zur Be­ge­hung ei­ner straf­ba­ren Hand­lung miss­brau­chen;
4.
in Kriegs­ge­bie­ten oder in be­setz­ten Ge­bie­ten in­ter­nier­te Zi­vil­per­so­nen.
5.2
aus­län­di­sche Mi­li­tär­per­so­nen, die sich des Völ­ker­mords, ei­nes Ver­bre­chens ge­gen die Mensch­lich­keit (sechs­ter Ab­schnitt des zwei­ten Teils) oder ei­nes Kriegs­ver­bre­chens (sechs­ter Ab­schnittbis des zwei­ten Teils so­wie Art. 139) schul­dig ma­chen.

2Auf die Be­stim­mun­gen nach Ab­satz 1 Zif­fer 1 Buch­sta­be d so­wie Zif­fer 5 sind die Be­stim­mun­gen über die Straf­bar­keit des Vor­ge­setz­ten (Art. 114a) an­wend­bar.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

Art. 6

Kriegs­zei­ten

 

1Die für Kriegs­zei­ten vor­ge­se­he­nen Be­stim­mun­gen gel­ten nicht nur, wenn die Schweiz sich im Krie­ge be­fin­det, son­dern auch, wenn der Bun­des­rat bei un­mit­tel­bar dro­hen­der Kriegs­ge­fahr ih­re An­wen­dung be­schliesst.

2Der Bun­des­rats­be­schluss ist so­fort voll­zieh­bar. Er ist so­bald als mög­lich der Bun­des­ver­samm­lung vor­zu­le­gen; sie ent­schei­det über die Auf­recht­er­hal­tung.

Art. 7

Be­tei­li­gung von Zi­vil­per­so­nen

 

1Sind an ei­nem rein mi­li­tä­ri­schen Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen (Art. 61–85) oder an ei­nem Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ge­gen die Lan­des­ver­tei­di­gung oder ge­gen die Wehr­kraft des Lan­des (Art. 86–107) ne­ben Per­so­nen, die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen, an­de­re Per­so­nen be­tei­ligt, so sind die­se gleich­falls nach die­sem Ge­setz straf­bar.

2Sind an ei­nem ge­mei­nen Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen (Art. 115–179), an Völ­ker­mord, Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (Art. 108, 109 und 114a) oder an Kriegs­ver­bre­chen (Art. 110–114a und 139) ne­ben Per­so­nen, die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen, an­de­re Per­so­nen be­tei­ligt, so blei­ben die­se dem zi­vi­len Straf­recht un­ter­wor­fen. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 221a.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

Art. 8

Gel­tung des bür­ger­li­chen Straf­rechts

 

Die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen­den Per­so­nen blei­ben für straf­ba­re Hand­lun­gen, die in die­sem Ge­setz nicht vor­ge­se­hen sind, dem zi­vi­len Straf­recht un­ter­wor­fen.

Art. 9

4.

a. Ju­gend­straf­recht

 

Für Per­so­nen, wel­che zum Zeit­punkt der Tat das 18. Al­ters­jahr noch nicht vollen­det ha­ben, blei­ben die Vor­schrif­ten des Ju­gend­straf­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 20032 (JStG) vor­be­hal­ten. Sind gleich­zei­tig ei­ne vor und ei­ne nach der Vollen­dung des 18. Al­ters­jah­res be­gan­ge­ne Tat zu be­ur­tei­len, so ist Ar­ti­kel 3 Ab­satz 2 JStG an­wend­bar. Zu­stän­dig sind die zi­vi­len Be­hör­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 44 Ziff. 3 des Ju­gend­straf­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063545; BBl19991979).
2 SR311.1

Art. 9a

b. Jun­ge Er­wach­se­ne

 

1Hat der Tä­ter zur Zeit der Tat das 18., aber noch nicht das 25. Al­ters­jahr zu­rück­ge­legt, so gel­ten die all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes.

2Ar­ti­kel 61 des Straf­ge­setz­bu­ches1 ist eben­falls an­wend­bar. Zu­stän­dig ist die Be­hör­de des Voll­zugs­kan­tons.


Art. 10

5. Räum­li­cher Gel­tungs­be­reich

 

1Im Rah­men des per­sön­li­chen Gel­tungs­be­rei­ches fin­det die­ses Ge­setz so­wohl auf die in der Schweiz wie auch auf die im Aus­land be­gan­ge­ne Tat An­wen­dung.

1bisPer­so­nen nach Ar­ti­kel 5 Zif­fern 1 Buch­sta­be d und 5, die im Aus­land ei­ne Tat nach dem sechs­ten Ab­schnitt oder dem sechs­ten Ab­schnittbis des zwei­ten Teils oder nach Ar­ti­kel 114a be­gan­gen ha­ben, wer­den nach die­sem Ge­setz be­ur­teilt, wenn sie sich in der Schweiz be­fin­den und nicht an einen an­de­ren Staat aus­ge­lie­fert oder an ein in­ter­na­tio­na­les Straf­ge­richt, des­sen Zu­stän­dig­keit die Schweiz an­er­kennt, über­stellt wer­den.1

1terWur­de die Aus­land­stat nicht ge­gen einen Schwei­zer be­gan­gen und ist der Tä­ter nicht Schwei­zer, so kann, un­ter Vor­be­halt von Mass­nah­men zur Si­che­rung von Be­wei­sen, die Straf­ver­fol­gung ein­ge­stellt oder von ei­ner sol­chen ab­ge­se­hen wer­den, wenn:

a.
ei­ne aus­län­di­sche Be­hör­de oder ein in­ter­na­tio­na­les Straf­ge­richt, des­sen Zu­stän­dig­keit die Schweiz an­er­kennt, die Straf­tat ver­folgt und der Tä­ter aus­ge­lie­fert oder über­stellt wird;
b.
der Tä­ter sich nicht mehr in der Schweiz be­fin­det und sei­ne Rück­kehr nicht zu er­war­ten ist; oder
c.
die er­for­der­li­chen Be­weis­mit­tel nicht er­ho­ben wer­den kön­nen.2

1qua­terPer­so­nen, wel­che im Aus­land ge­gen einen An­ge­hö­ri­gen der Schwei­zer Ar­mee ei­ne Tat nach dem sechs­ten Ab­schnitt oder dem sechs­ten Ab­schnittbis des zwei­ten Teils oder nach Ar­ti­kel 114a be­gan­gen ha­ben, wer­den nach die­sem Ge­setz be­ur­teilt, wenn sie sich in der Schweiz be­fin­den oder we­gen die­ser Tat an die Schweiz aus­ge­lie­fert wer­den und wenn sie nicht an einen an­de­ren Staat aus­ge­lie­fert oder an ein in­ter­na­tio­na­les Straf­ge­richt, des­sen Zu­stän­dig­keit die Schweiz an­er­kennt, über­stellt wer­den.3

2Ist der Tä­ter we­gen der Tat im Aus­land ver­ur­teilt wor­den und wur­de die Stra­fe im Aus­land ganz oder teil­wei­se voll­zo­gen, so rech­net ihm das Ge­richt die voll­zo­ge­ne Stra­fe auf die aus­zu­spre­chen­de Stra­fe an.

3Ist ein Tä­ter auf Er­su­chen der schwei­ze­ri­schen Be­hör­de im Aus­land ver­folgt wor­den, so wird er, un­ter Vor­be­halt ei­nes kras­sen Ver­stos­ses ge­gen die Grund­sät­ze der Bun­des­ver­fas­sung und der Kon­ven­ti­on vom 4. No­vem­ber 19504 zum Schut­ze der Men­schen­rech­te und Grund­frei­hei­ten (EMRK), in der Schweiz we­gen der Tat nicht mehr ver­folgt, wenn:

a.
das aus­län­di­sche Ge­richt ihn end­gül­tig frei­ge­spro­chen hat;
b.
die Sank­ti­on, zu der er im Aus­land ver­ur­teilt wur­de, voll­zo­gen, er­las­sen oder ver­jährt ist.

4Das Ge­richt ent­schei­det, ob ei­ne im Aus­land nicht oder nur teil­wei­se voll­zo­ge­ne Mass­nah­me in der Schweiz durch­zu­füh­ren oder fort­zu­set­zen ist.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 19. Dez. 2003 (AS20042691; BBl2003767). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).
4 SR0.101

Art. 11

Be­ge­hungs­ort

 

1Ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen gilt als da be­gan­gen, wo der Tä­ter es aus­führt oder pflicht­wid­rig un­tä­tig bleibt, und da, wo der Er­folg ein­ge­tre­ten ist.

2Der Ver­such gilt als da be­gan­gen, wo der Tä­ter ihn aus­führt, und da, wo nach sei­ner Vor­stel­lung der Er­folg hät­te ein­tre­ten sol­len.

Zweiter Titel: Die Strafbarkeit

Art. 12

1. Ver­bre­chen und Ver­ge­hen.

Be­grif­fe

 

1Die­ses Ge­setz un­ter­schei­det die Ver­bre­chen von den Ver­ge­hen nach der Schwe­re der Stra­fen, mit der die Ta­ten be­droht sind.

2Ver­bre­chen sind Ta­ten, die mit Frei­heits­s­tra­fe von mehr als drei Jah­ren be­droht sind.

3Ver­ge­hen sind Ta­ten, die mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder mit Geld­stra­fe be­droht sind.

Art. 12a

Be­ge­hen durch Un­ter­las­sen

 

1Ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen kann auch durch pflicht­wid­ri­ges Un­tä­tig­blei­ben be­gan­gen wer­den.

2Pflicht­wid­rig un­tä­tig bleibt, wer die Ge­fähr­dung oder Ver­let­zung ei­nes straf­recht­lich ge­schütz­ten Rechts­gu­tes nicht ver­hin­dert, ob­wohl er auf Grund sei­ner Recht­stel­lung da­zu ver­pflich­tet ist, na­ment­lich auf Grund:

a.
des Ge­set­zes;
b.
ei­nes Ver­tra­ges;
c.
ei­ner frei­wil­lig ein­ge­gan­ge­nen Ge­fah­ren­ge­mein­schaft; oder
d.
der Schaf­fung ei­ner Ge­fahr.

3Wer pflicht­wid­rig un­tä­tig bleibt, ist ge­stützt auf den ent­spre­chen­den Tat­be­stand nur dann straf­bar, wenn ihm nach den Um­stän­den der Tat der­sel­be Vor­wurf ge­macht wer­den kann, wie wenn er die Tat durch ein ak­ti­ves Tun be­gan­gen hät­te.

4Das Ge­richt kann die Stra­fe mil­dern.

Art. 13

2. Vor­satz und Fahr­läs­sig­keit.

Be­grif­fe

 

1Be­stimmt es das Ge­setz nicht aus­drück­lich an­ders, so ist nur straf­bar, wer ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen vor­sätz­lich be­geht.

2Vor­sätz­lich be­geht ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen, wer die Tat mit Wis­sen und Wil­len aus­führt. Vor­sätz­lich han­delt be­reits, wer die Ver­wirk­li­chung der Tat für mög­lich hält und in Kauf nimmt.

3Fahr­läs­sig be­geht ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen, wer die Fol­ge sei­nes Ver­hal­tens aus pflicht­wid­ri­ger Un­vor­sich­tig­keit nicht be­denkt oder dar­auf nicht Rück­sicht nimmt. Pflicht­wid­rig ist die Un­vor­sich­tig­keit, wenn der Tä­ter die Vor­sicht nicht be­ach­tet, zu der er nach den Um­stän­den und nach sei­nen per­sön­li­chen Ver­hält­nis­sen ver­pflich­tet ist.

Art. 14

Sach­ver­halt­sirr­tum

 

1Han­delt der Tä­ter in ei­ner ir­ri­gen Vor­stel­lung über den Sach­ver­halt, so be­ur­teilt das Ge­richt die Tat zu Guns­ten des Tä­ters nach dem Sach­ver­halt, den sich der Tä­ter vor­ge­stellt hat.

2Hät­te der Tä­ter den Irr­tum bei pflicht­ge­mäs­ser Vor­sicht ver­mei­den kön­nen, so ist er we­gen Fahr­läs­sig­keit straf­bar, wenn die fahr­läs­si­ge Be­ge­hung der Tat mit Stra­fe be­droht ist.

Art. 15

3. Recht­mäs­si­ge Hand­lun­gen und Schuld.

Ge­setz­lich er­laub­te Hand­lung

 

Wer han­delt, wie es das Ge­setz ge­bie­tet oder er­laubt, ver­hält sich recht­mäs­sig, auch wenn die Tat nach die­sem oder ei­nem an­dern Ge­setz mit Stra­fe be­droht ist.

Art. 16

Recht­fer­ti­gen­de Not­wehr

 

Wird je­mand oh­ne Recht an­ge­grif­fen oder un­mit­tel­bar mit ei­nem An­griff be­droht, so ist der An­ge­grif­fe­ne und je­der an­de­re be­rech­tigt, den An­griff in ei­ner den Um­stän­den an­ge­mes­se­nen Wei­se ab­zu­weh­ren.

Art. 16a

Ent­schuld­ba­re Not­wehr

 

1Über­schrei­tet der Ab­weh­ren­de die Gren­zen der Not­wehr nach Ar­ti­kel 16, so mil­dert das Ge­richt die Stra­fe.

2Über­schrei­tet der Ab­weh­ren­de die Gren­zen der Not­wehr in ent­schuld­ba­rer Auf­re­gung oder Be­stür­zung über den An­griff, so han­delt er nicht schuld­haft.

Art. 17

Recht­fer­ti­gen­der Not­stand

 

1Wer ei­ne mit Stra­fe be­droh­te Tat be­geht, um ein ei­ge­nes oder das Rechts­gut ei­ner an­de­ren Per­son aus ei­ner un­mit­tel­ba­ren, nicht an­ders ab­wend­ba­ren Ge­fahr zu ret­ten, han­delt recht­mäs­sig, wenn er da­durch hö­her­wer­ti­ge In­ter­es­sen wahrt.

2Wer wäh­rend Kriegs­zei­ten ei­ne mit Stra­fe be­droh­te Tat be­geht, han­delt recht­mäs­sig, wenn die Tat im In­ter­es­se der Lan­des­ver­tei­di­gung ge­bo­ten ist und der Tä­ter da­durch hö­her­wer­ti­ge In­ter­es­sen wahrt.

Art. 17a

Ent­schuld­ba­rer Not­stand

 

1Wer ei­ne mit Stra­fe be­droh­te Tat be­geht, um sich oder ei­ne an­de­re Per­son aus ei­ner un­mit­tel­ba­ren, nicht an­ders ab­wend­ba­ren Ge­fahr für Leib, Le­ben, Frei­heit, Eh­re, Ver­mö­gen oder an­de­re hoch­wer­ti­ge Gü­ter zu ret­ten, wird mil­der be­straft, wenn ihm zu­zu­mu­ten war, das ge­fähr­de­te Gut preis­zu­ge­ben.

2War dem Tä­ter nicht zu­zu­mu­ten, das ge­fähr­de­te Gut preis­zu­ge­ben, so han­delt er nicht schuld­haft.

Art. 18

Schul­d­un­fä­hig­keit und ver­min­der­te Schuld­fä­hig­keit

 

1War der Tä­ter zur Zeit der Tat nicht fä­hig, das Un­recht sei­ner Tat ein­zu­se­hen oder ge­mä­ss die­ser Ein­sicht zu han­deln, so ist er nicht straf­bar.

2War der Tä­ter zur Zeit der Tat nur teil­wei­se fä­hig, das Un­recht sei­ner Tat ein­zu­se­hen oder ge­mä­ss die­ser Ein­sicht zu han­deln, so mil­dert das Ge­richt die Stra­fe.

3Vor­be­hal­ten sind die Mass­nah­men die­ses Ge­set­zes und die Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 59–61, 63 und 64 des Straf­ge­setz­bu­ches1.

4Konn­te der Tä­ter die Schul­d­un­fä­hig­keit oder die Ver­min­de­rung der Schuld­fä­hig­keit ver­mei­den und da­bei die in die­sem Zu­stand be­gan­ge­ne Tat vor­aus­se­hen, so sind die Ab­sät­ze 1–3 nicht an­wend­bar.


Art. 18a

Zwei­fel­haf­te Schuld­fä­hig­keit

 

Be­steht ernst­haf­ter An­lass, an der Schuld­fä­hig­keit des Tä­ters zu zwei­feln, so ord­net die Un­ter­su­chungs­be­hör­de oder das Ge­richt die sach­ver­stän­di­ge Be­gut­ach­tung an.

Art. 19

Irr­tum über die Rechts­wid­rig­keit

 

Wer bei Be­ge­hung der Tat nicht weiss und nicht wis­sen kann, dass er sich rechts­wid­rig ver­hält, han­delt nicht schuld­haft. War der Irr­tum ver­meid­bar, so mil­dert das Ge­richt die Stra­fe.

Art. 20

Straf­bar­keit des Vor­ge­setz­ten und Han­deln auf Be­fehl oder An­ord­nung1

 

1Wird ei­ne straf­ba­re Hand­lung auf dienst­li­chen Be­fehl be­gan­gen, so ist der Vor­ge­setz­te oder der Hö­her­ran­gi­ge, der den Be­fehl er­teilt hat, als Tä­ter straf­bar.

2Auch der Un­ter­ge­be­ne, der auf Be­fehl ei­nes Vor­ge­setz­ten oder auf An­ord­nung von ver­gleich­ba­rer Bin­dungs­wir­kung ei­ne Tat be­geht, ist straf­bar, wenn er sich der Straf­bar­keit der Hand­lung zur Zeit der Tat be­wusst war. Das Ge­richt kann die Stra­fe mil­dern.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

Art. 21

4. Ver­such.

Straf­bar­keit des Ver­suchs

 

1Führt der Tä­ter, nach­dem er mit der Aus­füh­rung ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens be­gon­nen hat, die straf­ba­re Tä­tig­keit nicht zu En­de oder tritt der zur Vollen­dung der Tat ge­hö­ren­de Er­folg nicht ein oder kann die­ser nicht ein­tre­ten, so kann das Ge­richt die Stra­fe mil­dern.

2Ver­kennt der Tä­ter aus gro­bem Un­ver­stand, dass die Tat nach der Art des Ge­gen­stan­des oder des Mit­tels, an oder mit dem er sie aus­füh­ren will, über­haupt nicht zur Vollen­dung ge­lan­gen kann, so bleibt er straf­los.

Art. 22

Rück­tritt und tä­ti­ge Reue

 

1Führt der Tä­ter aus ei­ge­nem An­trieb die straf­ba­re Tä­tig­keit nicht zu En­de oder trägt er da­zu bei, die Vollen­dung der Tat zu ver­hin­dern, so kann das Ge­richt die Stra­fe mil­dern oder von ei­ner Be­stra­fung ab­se­hen.

2Sind an ei­ner Tat meh­re­re Tä­ter oder Teil­neh­mer be­tei­ligt, so kann das Ge­richt die Stra­fe des­sen mil­dern oder von der Be­stra­fung des­sen ab­se­hen, der aus ei­ge­nem An­trieb da­zu bei­trägt, die Vollen­dung der Tat zu ver­hin­dern.

3Das Ge­richt kann die Stra­fe auch mil­dern oder von der Be­stra­fung ab­se­hen, wenn der Rück­tritt des Tä­ters oder des Teil­neh­mers die Vollen­dung der Tat ver­hin­dert hät­te, die­se aber aus an­de­ren Grün­den aus­bleibt.

4Be­müht sich ei­ner von meh­re­ren Tä­tern oder Teil­neh­mern aus ei­ge­nem An­trieb ernst­haft, die Vollen­dung der Tat zu ver­hin­dern, so kann das Ge­richt sei­ne Stra­fe mil­dern oder von sei­ner Be­stra­fung ab­se­hen, wenn die Tat un­ab­hän­gig von sei­nem Tat­bei­trag be­gan­gen wird.

Art. 23

5. Teil­nah­me.

An­stif­tung

 

1Wer je­man­den vor­sätz­lich zu dem von die­sem be­gan­ge­nen Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­stimmt hat, wird nach der Straf­an­dro­hung, die auf den Tä­ter An­wen­dung fin­det, be­straft.

2Wer je­man­den zu ei­nem Ver­bre­chen zu be­stim­men ver­sucht, wird we­gen Ver­suchs die­ses Ver­bre­chens be­straft.

Art. 24

Ge­hil­fen­schaft

 

Wer zu ei­nem Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen vor­sätz­lich Hil­fe leis­tet, wird mil­der be­straft.

Art. 25

Teil­nah­me am Son­der­de­likt

 

Wird die Straf­bar­keit durch ei­ne be­son­de­re Pflicht des Tä­ters be­grün­det oder er­höht, so wird der Teil­neh­mer, dem die­se Pflicht nicht ob­liegt, mil­der be­straft.

Art. 26

Per­sön­li­che Ver­hält­nis­se

 

Be­son­de­re per­sön­li­che Ver­hält­nis­se, Ei­gen­schaf­ten und Um­stän­de, wel­che die Straf­bar­keit er­hö­hen, ver­min­dern oder aus­sch­lies­sen, wer­den bei dem Tä­ter oder Teil­neh­mer be­rück­sich­tigt, bei dem sie vor­lie­gen.

Art. 27

6. Straf­bar­keit der Me­di­en

 

1Wird ei­ne straf­ba­re Hand­lung durch Ver­öf­fent­li­chung in ei­nem Me­di­um be­gan­gen und er­schöpft sie sich in die­ser Ver­öf­fent­li­chung, so ist, un­ter Vor­be­halt der nach­fol­gen­den Be­stim­mun­gen, der Au­tor al­lein straf­bar.

2Kann der Au­tor nicht er­mit­telt oder in der Schweiz nicht vor Ge­richt ge­stellt wer­den, so ist der ver­ant­wort­li­che Re­dak­tor nach Ar­ti­kel 322bis des Straf­ge­setz­bu­ches1 straf­bar. Fehlt ein ver­ant­wort­li­cher Re­dak­tor, so ist je­ne Per­son nach Ar­ti­kel 322bis des Straf­ge­setz­bu­ches straf­bar, die für die Ver­öf­fent­li­chung ver­ant­wort­lich ist.

3Hat die Ver­öf­fent­li­chung oh­ne Wis­sen oder ge­gen den Wil­len des Au­tors statt­ge­fun­den, so ist der Re­dak­tor oder wenn ein sol­cher fehlt, die für die Ver­öf­fent­li­chung ver­ant­wort­li­che Per­son als Tä­ter straf­bar.

4Die wahr­heits­ge­treue Be­richt­er­stat­tung über öf­fent­li­che Ver­hand­lun­gen und amt­li­che Mit­tei­lun­gen ei­ner Be­hör­de ist straf­los.


Art. 27a

Quel­len­schutz

 

1Ver­wei­gern Per­so­nen, die sich be­ruf­lich mit der Ver­öf­fent­li­chung von In­for­ma­tio­nen im re­dak­tio­nel­len Teil ei­nes pe­ri­odisch er­schei­nen­den Me­di­ums be­fas­sen, oder ih­re Hilfs­per­so­nen das Zeug­nis über die Iden­ti­tät des Au­tors oder über In­halt und Quel­len ih­rer In­for­ma­tio­nen, so dür­fen we­der Stra­fen noch pro­zes­sua­le Zwangs­mass­nah­men ge­gen sie ver­hängt wer­den.

2Ab­satz 1 gilt nicht, wenn das Ge­richt fest­stellt, dass:

a.
das Zeug­nis er­for­der­lich ist, um ei­ne Per­son aus ei­ner un­mit­tel­ba­ren Ge­fahr für Leib und Le­ben zu ret­ten; oder
b.
oh­ne das Zeug­nis ein Tö­tungs­de­likt im Sin­ne der Ar­ti­kel 115—117 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes oder ein an­de­res Ver­bre­chen, das mit ei­ner Min­dest­stra­fe von drei Jah­ren Frei­heits­s­tra­fe be­droht ist, oder ei­ne Straf­tat nach den Ar­ti­keln 141–143a und 153–156 die­ses Ge­set­zes, nach den Ar­ti­keln 197 Zif­fer 3, 260ter, 305bis, 305ter und 322sep­ties des Straf­ge­setz­bu­ches1 so­wie nach Ar­ti­kel 19 Zif­fer 2 des Be­täu­bungs­mit­tel­ge­set­zes vom 3. Ok­to­ber 19512 nicht auf­ge­klärt wer­den oder der ei­ner sol­chen Tat Be­schul­dig­te nicht er­grif­fen wer­den kann.

Dritter Titel: Strafen und Massnahmen

Erstes Kapitel: Geldstrafe, Freiheitsstrafe, Degradation

Art. 28

1. Geld­stra­fe.

Be­mes­sung

 

1Be­stimmt es das Ge­setz nicht an­ders, so be­trägt die Geld­stra­fe min­des­tens drei und höchs­tens 180 Ta­ges­sät­ze.1 Das Ge­richt be­stimmt de­ren Zahl nach dem Ver­schul­den des Tä­ters.

2Ein Ta­ges­satz be­trägt in der Re­gel min­des­tens 30 und höchs­tens 3000 Fran­ken. Aus­nahms­wei­se, wenn die per­sön­li­chen und wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se des Tä­ters dies ge­bie­ten, kann der Ta­ges­satz bis auf 10 Fran­ken ge­senkt wer­den. Das Ge­richt be­stimmt die Hö­he des Ta­ges­sat­zes nach den per­sön­li­chen und wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­sen des Tä­ters im Zeit­punkt des Ur­teils, na­ment­lich nach Ein­kom­men und Ver­mö­gen, Le­bens­auf­wand, all­fäl­li­gen Fa­mi­li­en- und Un­ter­stüt­zungs­pflich­ten so­wie nach dem Exis­tenz­mi­ni­mum.2

3Die Be­hör­den des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den ge­ben die für die Be­stim­mung des Ta­ges­sat­zes er­for­der­li­chen Aus­künf­te.

4Zahl und Hö­he der Ta­ges­sät­ze sind im Ur­teil fest­zu­hal­ten.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS2009701; BBl20078353).

Art. 29

Voll­zug

 

1Die Voll­zugs­be­hör­de be­stimmt dem Ver­ur­teil­ten ei­ne Zah­lungs­frist von ei­nem bis zu sechs Mo­na­ten.1 Sie kann Ra­ten­zah­lung an­ord­nen und auf Ge­such die Fris­ten ver­län­gern.

2Be­steht der be­grün­de­te Ver­dacht, dass der Ver­ur­teil­te sich der Voll­stre­ckung der Geld­stra­fe ent­zie­hen wird, so kann die Voll­zugs­be­hör­de die so­for­ti­ge Be­zah­lung oder ei­ne Si­cher­heits­leis­tung ver­lan­gen.

3Be­zahlt der Ver­ur­teil­te die Geld­stra­fe nicht frist­ge­mä­ss, so ord­net die Voll­zugs­be­hör­de die Be­trei­bung an, wenn da­von ein Er­geb­nis zu er­war­ten ist.

4Für den Voll­zug der Geld­stra­fe in Form von ge­mein­nüt­zi­ger Ar­beit ist Ar­ti­kel 79a des Straf­ge­setz­buchs2 an­wend­bar.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 SR 311.0
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 30

Er­satz­frei­heits­s­tra­fe

 

1So­weit der Ver­ur­teil­te die Geld­stra­fe nicht be­zahlt und sie auf dem Be­trei­bungs­weg (Art. 29 Abs. 3) un­ein­bring­lich ist, tritt an die Stel­le der Geld­stra­fe ei­ne Frei­heits­s­tra­fe. Ein Ta­ges­satz ent­spricht ei­nem Tag Frei­heits­s­tra­fe. Die Er­satz­frei­heits­s­tra­fe ent­fällt, so­weit die Geld­stra­fe nach­träg­lich be­zahlt wird.

2Wur­de die Geld­stra­fe durch ei­ne Ver­wal­tungs­be­hör­de ver­hängt, so ent­schei­det das Ge­richt über die Er­satz­frei­heits­s­tra­fe.

3–51


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 31–33

2.

 

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 34

3. Frei­heits­s­tra­fe.

Dau­er

 

1Die Min­dest­dau­er der Frei­heits­s­tra­fe be­trägt drei Ta­ge; vor­be­hal­ten bleibt ei­ne kür­ze­re Frei­heits­s­tra­fe an­stel­le ei­ner nicht be­zahl­ten Geld­stra­fe (Art. 30) oder Bus­se (Art. 60c).

2Die Höchst­dau­er der Frei­heits­s­tra­fe be­trägt 20 Jah­re. Wo es das Ge­setz aus­drück­lich be­stimmt, dau­ert die Frei­heits­s­tra­fe le­bens­läng­lich.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 34a

Frei­heits­s­tra­fe an­stel­le von Geld­stra­fe

 

1Das Ge­richt kann statt auf ei­ne Geld­stra­fe auf ei­ne Frei­heits­s­tra­fe er­ken­nen, wenn:

a.
ei­ne sol­che ge­bo­ten er­scheint, um den Tä­ter von der Be­ge­hung wei­te­rer Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ab­zu­hal­ten; oder
b.
ei­ne Geld­stra­fe vor­aus­sicht­lich nicht voll­zo­gen wer­den kann.

2Es hat die Wahl der Frei­heits­s­tra­fe nä­her zu be­grün­den.

3Vor­be­hal­ten blei­ben die Ar­ti­kel 30 und 81 Ab­satz 1bis.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 34b

Voll­zug

 

1Frei­heits­s­tra­fen wer­den nach den Be­stim­mun­gen des Straf­ge­setz­bu­ches1 voll­zo­gen.

2Im Fall ak­ti­ven Diens­tes kann der Bun­des­rat den mi­li­tä­ri­schen Voll­zug der Frei­heits­s­tra­fe ein­füh­ren. Er re­gelt die Ein­zel­hei­ten.


Art. 35

4. Ne­ben­stra­fe De­gra­da­ti­on

 

1Hat sich ein An­ge­hö­ri­ger der Ar­mee durch ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen sei­nes Gra­des un­wür­dig ge­macht, so de­gra­diert ihn das Ge­richt.

2Der Füh­rungs­stab der Ar­mee ent­schei­det, ob der de­gra­dier­te An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee wei­ter zu Mi­li­tär­dienst­leis­tun­gen auf­ge­bo­ten wird.

3Die Fol­gen der De­gra­da­ti­on tre­ten mit der Rechts­kraft des Ur­teils ein.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 19. März 2010, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20106015; BBl20095917).

Zweites Kapitel: Bedingte und teilbedingte Strafen

Art. 36

1. Be­ding­te Stra­fen

 

1Das Ge­richt schiebt den Voll­zug ei­ner Geld­stra­fe oder ei­ner Frei­heits­s­tra­fe von höchs­tens zwei Jah­ren in der Re­gel auf, wenn ei­ne un­be­ding­te Stra­fe nicht not­wen­dig er­scheint, um den Tä­ter von der Be­ge­hung wei­te­rer Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ab­zu­hal­ten.1

2Wur­de der Tä­ter in­ner­halb der letz­ten fünf Jah­re vor der Tat zu ei­ner be­ding­ten oder un­be­ding­ten Frei­heits­s­tra­fe von mehr als sechs Mo­na­ten ver­ur­teilt, so ist der Auf­schub nur zu­läs­sig, wenn be­son­ders güns­ti­ge Um­stän­de vor­lie­gen.2

3Die Ge­wäh­rung des be­ding­ten Straf­voll­zu­ges kann auch ver­wei­gert wer­den, wenn der Tä­ter ei­ne zu­mut­ba­re Scha­den­be­he­bung un­ter­las­sen hat.

4Ei­ne be­ding­te Stra­fe kann mit ei­ner Bus­se nach Ar­ti­kel 60c ver­bun­den wer­den.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 37

2. Teil­be­ding­te Frei­heits­s­tra­fen1

 

1Das Ge­richt kann den Voll­zug ei­ner Frei­heits­s­tra­fe von min­des­tens ei­nem Jahr und höchs­tens drei Jah­ren teil­wei­se auf­schie­ben, wenn dies not­wen­dig ist, um dem Ver­schul­den des Tä­ters ge­nü­gend Rech­nung zu tra­gen.2

2Der un­be­dingt voll­zieh­ba­re Teil darf die Hälf­te der Stra­fe nicht über­stei­gen.

3So­wohl der auf­ge­scho­be­ne wie auch der zu voll­zie­hen­de Teil müs­sen min­des­tens sechs Mo­na­te be­tra­gen.3 Die Be­stim­mun­gen über die Ge­wäh­rung der be­ding­ten Ent­las­sung (Art. 86 des Straf­ge­setz­bu­ches4) sind auf den un­be­dingt zu voll­zie­hen­den Teil nicht an­wend­bar.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
4 SR311.0

Art. 38

3. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen.

a. Pro­be­zeit

 

1Schiebt das Ge­richt den Voll­zug ei­ner Stra­fe ganz oder teil­wei­se auf, so be­stimmt es dem Ver­ur­teil­ten ei­ne Pro­be­zeit von 2–5 Jah­ren.

2Für die Dau­er der Pro­be­zeit kann das Ge­richt Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen und Wei­sun­gen er­tei­len.

3Das Ge­richt er­klärt dem Ver­ur­teil­ten die Be­deu­tung und die Fol­gen der be­ding­ten und der teil­be­ding­ten Stra­fe.

Art. 39

b. Be­wäh­rung

 

Hat sich der Ver­ur­teil­te bis zum Ab­lauf der Pro­be­zeit be­währt, so wird die auf­ge­scho­be­ne Stra­fe nicht mehr voll­zo­gen.

Art. 40

c. Nicht­be­wäh­rung

 

1Be­geht der Ver­ur­teil­te wäh­rend der Pro­be­zeit ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen und ist des­halb zu er­war­ten, dass er wei­te­re Straf­ta­ten be­ge­hen wird, so wi­der­ruft das Ge­richt die be­ding­te Stra­fe oder den be­ding­ten Teil der Stra­fe. Sind die wi­der­ru­fe­ne und die neue Stra­fe glei­cher Art, so bil­det es in sinn­ge­mäs­ser An­wen­dung von Ar­ti­kel 43 ei­ne Ge­samt­stra­fe.1

2Ist nicht zu er­war­ten, dass der Ver­ur­teil­te wei­te­re Straf­ta­ten be­ge­hen wird, so ver­zich­tet das Ge­richt auf einen Wi­der­ruf. Es kann den Ver­ur­teil­ten ver­war­nen oder die Pro­be­zeit um höchs­tens die Hälf­te der im Ur­teil fest­ge­setz­ten Dau­er ver­län­gern. Für die Dau­er der ver­län­ger­ten Pro­be­zeit kann das Ge­richt Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen und Wei­sun­gen er­tei­len. Er­folgt die Ver­län­ge­rung erst nach Ab­lauf der Pro­be­zeit, so be­ginnt sie am Tag der An­ord­nung.

3Das zur Be­ur­tei­lung des neu­en Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens zu­stän­di­ge Ge­richt ent­schei­det auch über den Wi­der­ruf.

4Der Wi­der­ruf darf nicht mehr an­ge­ord­net wer­den, wenn seit dem Ab­lauf der Pro­be­zeit drei Jah­re ver­gan­gen sind.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Drittes Kapitel: Strafzumessung

Art. 41

1. Grund­satz

 

1Das Ge­richt misst die Stra­fe nach dem Ver­schul­den des Tä­ters zu. Es be­rück­sich­tigt das Vor­le­ben und die per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se und die mi­li­tä­ri­sche Füh­rung so­wie die Wir­kung der Stra­fe auf das Le­ben des Tä­ters.

2Das Ver­schul­den wird nach der Schwe­re der Ver­let­zung oder Ge­fähr­dung des be­trof­fe­nen Rechts­guts, nach der Ver­werf­lich­keit des Han­delns, den Be­weg­grün­den und Zie­len des Tä­ters, so­wie da­nach be­stimmt, wie weit der Tä­ter nach den in­ne­ren und äus­se­ren Um­stän­den in der La­ge war, die Ge­fähr­dung oder Ver­let­zung zu ver­mei­den.

Art. 42

2. Straf­mil­de­rung.

Grün­de

 

Das Ge­richt mil­dert die Stra­fe, wenn:

a.
der Tä­ter ge­han­delt hat:
1.
aus ach­tens­wer­ten Be­weg­grün­den,
2.
in schwe­rer Be­dräng­nis,
3.
un­ter dem Ein­druck ei­ner schwe­ren Dro­hung,
4.
auf Ver­an­las­sung ei­ner Per­son, der er Ge­hor­sam schul­det oder von der er ab­hän­gig ist;
b.
der Tä­ter durch das Ver­hal­ten der ver­letz­ten Per­son ernst­haft in Ver­su­chung ge­führt wor­den ist;
c.
der Tä­ter in ei­ner nach den Um­stän­den ent­schuld­ba­ren hef­ti­gen Ge­müts­be­we­gung un­ter gros­ser see­li­scher Be­las­tung ge­han­delt hat;
d.
der Tä­ter auf­rich­ti­ge Reue be­tä­tigt, na­ment­lich den Scha­den, so­weit es ihm zu­zu­mu­ten war, er­setzt hat;
e.
das Straf­be­dürf­nis in An­be­tracht der seit der Tat ver­stri­che­nen Zeit deut­lich ver­min­dert ist und der Tä­ter sich in die­ser Zeit wohl ver­hal­ten hat.

Art. 42a

Wir­kung

 

1Mil­dert das Ge­richt die Stra­fe, so ist es nicht an die an­ge­droh­te Min­dest­stra­fe ge­bun­den.

2Das Ge­richt kann auf ei­ne an­de­re als die an­ge­droh­te Straf­art er­ken­nen, ist aber an das ge­setz­li­che Höchst- und Min­dest­mass der Straf­art ge­bun­den.

Art. 43

3. Kon­kur­renz

 

1Hat der Tä­ter durch ei­ne oder meh­re­re Hand­lun­gen die Vor­aus­set­zun­gen für meh­re­re gleich­ar­ti­ge Stra­fen er­füllt, so ver­ur­teilt ihn das Ge­richt zu der Stra­fe der schwers­ten Straf­tat und er­höht sie an­ge­mes­sen. Es darf je­doch das Höchst­mass der an­ge­droh­ten Stra­fe nicht um mehr als die Hälf­te er­hö­hen. Da­bei ist es an das ge­setz­li­che Höchst­mass der Straf­art ge­bun­den.

1bisHat das Ge­richt ne­ben ei­nem Ver­bre­chen, Ver­ge­hen oder ei­ner Über­tre­tung einen oder meh­re­re Dis­zi­pli­nar­feh­ler im Sin­ne von Ar­ti­kel 180 zu be­ur­tei­len, so ist die ge­mä­ss Ab­satz 1 aus­ge­spro­che­ne Stra­fe an­ge­mes­sen zu er­hö­hen.1

2Hat das Ge­richt ei­ne Tat zu be­ur­tei­len, die der Tä­ter be­gan­gen hat, be­vor er we­gen ei­ner an­dern Tat ver­ur­teilt wor­den ist, so be­stimmt es die Zu­satz­stra­fe in der Wei­se, dass der Tä­ter nicht schwe­rer be­straft wird, als wenn die straf­ba­ren Hand­lun­gen gleich­zei­tig be­ur­teilt wor­den wä­ren.

3Hat der Tä­ter ei­ne oder meh­re­re Ta­ten vor Vollen­dung des 18. Al­ters­jah­res be­gan­gen, so dür­fen die­se bei der Bil­dung der Ge­samt­stra­fe nach den Ab­sät­zen 1 und 2 nicht stär­ker ins Ge­wicht fal­len, als wenn sie für sich al­lein be­ur­teilt wor­den wä­ren.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS2009701; BBl20078353).

Art. 44

4. An­rech­nung der Un­ter­su­chungs­haft

 

Das Ge­richt rech­net die Un­ter­su­chungs­haft, die der Tä­ter wäh­rend die­ses oder ei­nes an­de­ren Ver­fah­rens aus­ge­stan­den hat, auf die Stra­fe an.

Ein Tag Haft ent­spricht ei­nem Ta­ges­satz Geld­stra­fe.1


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Viertes Kapitel: Strafbefreiung und Einstellung des Verfahrens

Art. 45

1. Grün­de für die Straf­be­frei­ung.

Wie­der­gut­ma­chung

 

Hat der Tä­ter den Scha­den ge­deckt oder al­le zu­mut­ba­ren An­stren­gun­gen un­ter­nom­men, um das von ihm be­wirk­te Un­recht aus­zu­glei­chen, so sieht die zu­stän­di­ge Be­hör­de von ei­ner Straf­ver­fol­gung, ei­ner Über­wei­sung an das Ge­richt oder ei­ner Be­stra­fung ab, wenn:

a.
als Stra­fe ei­ne be­ding­te Frei­heits­s­tra­fe bis zu ei­nem Jahr, ei­ne be­ding­te Geld­stra­fe oder ei­ne Bus­se in Be­tracht kommt;
b.
das In­ter­es­se der Öf­fent­lich­keit und des Ge­schä­dig­ten an der Straf­ver­fol­gung ge­ring sind; und
c.
der Tä­ter den Sach­ver­halt ein­ge­stan­den hat.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 14. Dez. 2018 über die Än­de­rung der Wie­der­gut­ma­chungs­re­ge­lung, in Kraft seit 1. Ju­li 2019 (AS 2019 1809; BBl 2018 3757 4925).

Art. 46

Be­trof­fen­heit des Tä­ters durch sei­ne Tat

 

Ist der Tä­ter durch die un­mit­tel­ba­ren Fol­gen sei­ner Tat so schwer be­trof­fen, dass ei­ne Stra­fe un­an­ge­mes­sen wä­re, so sieht die zu­stän­di­ge Be­hör­de von ei­ner Straf­ver­fol­gung, ei­ner Über­wei­sung an das Ge­richt oder ei­ner Be­stra­fung ab.

Art. 46a

2. Ge­mein­sa­me Be­stim­mung

 

Das Ge­richt sieht bei der be­ding­ten Stra­fe vom Wi­der­ruf und bei der be­ding­ten Ent­las­sung von der Rück­ver­set­zung ab, wenn die Vor­aus­set­zun­gen der Straf­be­frei­ung ge­ge­ben sind.

Art. 46b

3. Ein­stel­lung des Ver­fah­rens.

Ehe­gat­te, ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin, ein­ge­tra­ge­ner Part­ner oder Le­ben­s­part­ner als Op­fer2

 

1Bei ein­fa­cher Kör­per­ver­let­zung und Tät­lich­kei­ten (Art. 122), Dro­hung (Art. 149) und Nö­ti­gung (Art. 150) kann der Au­di­tor oder das Mi­li­tär­ge­richt das Ver­fah­ren pro­vi­so­risch ein­stel­len, wenn:

a.3
das Op­fer:
1.
der Ehe­gat­te des Tä­ters ist und die Tat wäh­rend der Ehe oder in­ner­halb ei­nes Jah­res nach de­ren Schei­dung be­gan­gen wur­de, oder
2.
die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder der ein­ge­tra­ge­ne Part­ner des Tä­ters ist und die Tat wäh­rend der ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft oder in­ner­halb ei­nes Jah­res nach de­ren Auf­lö­sung be­gan­gen wur­de, oder
3.
der he­te­ro- oder ho­mo­se­xu­el­le Le­ben­s­part­ner des Tä­ters ist, so­fern sie auf un­be­stimm­te Zeit einen ge­mein­sa­men Haus­halt füh­ren und die Tat wäh­rend die­ser Zeit oder in­ner­halb ei­nes Jah­res nach der Tren­nung be­gan­gen wur­de; und
b.4
das Op­fer oder, falls die­ses nicht hand­lungs­fä­hig ist, sein ge­setz­li­cher Ver­tre­ter dar­um er­sucht; und
c.5
die pro­vi­so­ri­sche Ein­stel­lung ge­eig­net er­scheint, die Si­tua­ti­on des Op­fers zu sta­bi­li­sie­ren oder zu ver­bes­sern.

2Der Au­di­tor oder das Mi­li­tär­ge­richt kann für die Zeit der pro­vi­so­ri­schen Ein­stel­lung die be­schul­dig­te Per­son da­zu ver­pflich­ten, ein Lern­pro­gramm ge­gen Ge­walt zu be­su­chen. Der Au­di­tor oder das Mi­li­tär­ge­richt in­for­miert die nach kan­to­na­lem Recht für Fäl­le häus­li­cher Ge­walt zu­stän­di­ge Stel­le über die ge­trof­fe­nen Mass­nah­men.6

3Die pro­vi­so­ri­sche Ein­stel­lung ist nicht zu­läs­sig, wenn:

a.
die be­schul­dig­te Per­son we­gen ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens ge­gen Leib und Le­ben, ge­gen die Frei­heit oder ge­gen die se­xu­el­le In­te­gri­tät ver­ur­teilt wur­de;
b.
ge­gen sie ei­ne Stra­fe ver­hängt oder ei­ne Mass­nah­me an­ge­ord­net wur­de; und
c.
sich die straf­ba­re Hand­lung ge­gen ein Op­fer nach Ab­satz 1 Buch­sta­be a rich­te­te.7

3bisDie pro­vi­so­ri­sche Ein­stel­lung ist auf sechs Mo­na­te be­fris­tet. Der Au­di­tor oder das Mi­li­tär­ge­richt nimmt das Ver­fah­ren wie­der an die Hand, wenn das Op­fer oder, falls die­ses nicht hand­lungs­fä­hig ist, sein ge­setz­li­cher Ver­tre­ter dies ver­langt oder sich her­aus­stellt, dass die pro­vi­so­ri­sche Ein­stel­lung die Si­tua­ti­on des Op­fers we­der sta­bi­li­siert noch ver­bes­sert.8

3terVor En­de der pro­vi­so­ri­schen Ein­stel­lung nimmt der Au­di­tor oder das Mi­li­tär­ge­richt ei­ne Be­ur­tei­lung vor. Hat sich die Si­tua­ti­on des Op­fers sta­bi­li­siert oder ver­bes­sert, so wird die de­fi­ni­ti­ve Ein­stel­lung des Ver­fah­rens ver­fügt.9

4Ge­gen die Ver­fü­gung der de­fi­ni­ti­ven Ein­stel­lung kann Re­kurs nach Ar­ti­kel 118 be­zie­hungs­wei­se Ar­ti­kel 195 des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 197910 er­ho­ben wer­den.11 Das Op­fer ist in je­dem Fall le­gi­ti­miert.

5Die Durch­füh­rung ei­nes Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fah­rens ist aus­ge­schlos­sen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), in Kraft seit 1. April 2004 (AS20041403; BBl20031909 1937).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Art. 37 Ziff. 2 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20055685; BBl20031288).
3 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Art. 37 Ziff. 2 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20055685; BBl20031288).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).
6 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).
7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).
8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).
9 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).
10 SR 322.1
11 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).

Fünftes Kapitel: Massnahmen

Art. 47

The­ra­peu­ti­sche Mass­nah­men und Ver­wah­rung

 

1Die Be­stim­mun­gen des Straf­ge­setz­bu­ches1 über die the­ra­peu­ti­schen Mass­nah­men und die Ver­wah­rung (Art. 56–65) sind an­wend­bar.

2Zu­stän­dig ist die Be­hör­de des Voll­zugs­kan­tons.

3Die Mass­nah­men wer­den nach dem Straf­ge­setz­buch voll­zo­gen.


1 SR 311.0

Art. 48

Aus­schluss aus der Ar­mee als si­chern­de Mass­nah­me

 

1Wird der Tä­ter we­gen Schul­d­un­fä­hig­keit frei­ge­spro­chen oder un­ter An­nah­me ver­min­der­ter Schuld­fä­hig­keit ver­ur­teilt, so kann das Ge­richt den Aus­schluss aus der Ar­mee an­ord­nen.

2Der Aus­schluss kann vom Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ment für Ver­tei­di­gung, Be­völ­ke­rungs­schutz und Sport (VBS) auf­ge­ho­ben wer­den, wenn die Vor­aus­set­zun­gen weg­ge­fal­len sind.

Sechstes Kapitel: Andere Massnahmen

Art. 49

1. Aus­schluss aus der Ar­mee

 

1Wird der Tä­ter zu ei­ner Frei­heits­s­tra­fe von mehr als drei Jah­ren ver­ur­teilt oder nach Ar­ti­kel 64 des Straf­ge­setz­bu­ches1 ver­wahrt, so ord­net das Ge­richt den Aus­schluss aus der Ar­mee an.

2Wird der Tä­ter zu ei­ner an­de­ren Stra­fe ver­ur­teilt, so kann das Ge­richt den Aus­schluss aus der Ar­mee an­ord­nen.


1 SR 311.0

Art. 49a

1a. Lan­des­ver­wei­sung.

a. Ob­li­ga­to­ri­sche Lan­des­ver­wei­sung

 

1Das Ge­richt ver­weist den Aus­län­der, der we­gen ei­ner der fol­gen­den straf­ba­ren Hand­lun­gen ver­ur­teilt wird, un­ab­hän­gig von der Hö­he der Stra­fe für 5–15 Jah­re aus der Schweiz:

a.
vor­sätz­li­che Tö­tung (Art. 115), Mord (Art. 116), Tot­schlag (Art. 117), Ver­lei­tung und Bei­hil­fe zum Selbst­mord (Art. 119);
b.
schwe­re Kör­per­ver­let­zung (Art. 121), An­griff (Art. 128a);
c.
qua­li­fi­zier­te Ver­un­treu­ung (Art. 130 Ziff. 2), qua­li­fi­zier­ter Dieb­stahl (Art. 131 Ziff. 3 und 4), Raub (Art. 132), Sach­be­schä­di­gung mit gros­sem Scha­den (Art. 134 Abs. 3), ge­werbs­mäs­si­ger Be­trug (Art. 135 Abs. 4), qua­li­fi­zier­te Er­pres­sung (Art. 137a Ziff. 2–4), ge­werbs­mäs­si­ge Heh­le­rei (Art. 137b Ziff. 2), qua­li­fi­zier­te Plün­de­rung (Art. 139 Abs. 2);
d.
Dieb­stahl (Art. 131) in Ver­bin­dung mit Haus­frie­dens­bruch (Art. 152);
e.
Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung (Art. 151a), qua­li­fi­zier­te Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung (Art. 151b), Gei­sel­nah­me (Art. 151c);
f.
se­xu­el­le Nö­ti­gung (Art. 153), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 154), Schän­dung (Art. 155), se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 156 Ziff. 1);
g.
Brand­stif­tung (Art. 160 Abs. 1 und 2), vor­sätz­li­che Ver­ur­sa­chung ei­ner Ex­plo­si­on (Art. 161 Ziff. 1 Abs. 1 und 3), Ge­fähr­dung durch Spreng­stof­fe und gif­ti­ge Ga­se in ver­bre­che­ri­scher Ab­sicht (Art. 162 Abs. 1 und 3), vor­sätz­li­che Ge­fähr­dung oh­ne ver­bre­che­ri­sche Ab­sicht (Art. 163 Abs. 1), Her­stel­len, Ver­ber­gen, Weiter­schaf­fen von Spreng­stof­fen und gif­ti­gen Ga­sen (Art. 164), vor­sätz­li­ches Ver­ur­sa­chen ei­ner Über­schwem­mung oder ei­nes Ein­stur­zes (Art. 165 Ziff. 1 Abs. 1 und 3), vor­sätz­li­che Be­schä­di­gung von elek­tri­schen An­la­gen, Was­ser­bau­ten und Schutz­vor­rich­tun­gen (Art. 166 Ziff. 1 Abs. 1), vor­sätz­li­ches Ver­brei­ten mensch­li­cher Krank­hei­ten (Art. 167 Ziff. 1), vor­sätz­li­che Trink­was­ser­ver­un­rei­ni­gung (Art. 169 Abs. 1), qua­li­fi­zier­te Stö­rung des öf­fent­li­chen Ver­kehrs (Art. 169a Ziff. 2), vor­sätz­li­che Stö­rung des Ei­sen­bahn­ver­kehrs (Art. 170 Abs. 1), straf­ba­re Vor­be­rei­tungs­hand­lun­gen (Art. 171b);
h.
Völ­ker­mord (Art. 108), Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (Art. 109), schwe­re Ver­let­zun­gen der Gen­fer Kon­ven­tio­nen vom 12. Au­gust 19492 (Art. 111), an­de­re Kriegs­ver­bre­chen (Art. 112–112d).

2Das Ge­richt kann aus­nahms­wei­se von ei­ner Lan­des­ver­wei­sung ab­se­hen, wenn die­se für den Aus­län­der einen schwe­ren per­sön­li­chen Här­te­fall be­wir­ken wür­de und die öf­fent­li­chen In­ter­es­sen an der Lan­des­ver­wei­sung ge­gen­über den pri­va­ten In­ter­es­sen des Aus­län­ders am Ver­bleib in der Schweiz nicht über­wie­gen. Da­bei ist der be­son­de­ren Si­tua­ti­on von Aus­län­dern Rech­nung zu tra­gen, die in der Schweiz ge­bo­ren oder auf­ge­wach­sen sind.

3Von ei­ner Lan­des­ver­wei­sung kann fer­ner ab­ge­se­hen wer­den, wenn die Tat in ent­schuld­ba­rer Not­wehr (Art. 16a Abs. 1) oder in ent­schuld­ba­rem Not­stand (Art. 17a Abs. 1) be­gan­gen wur­de.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS20162329; BBl20135975).
2 SR0.518.12, 0.518.23, 0.518.42, 0.518.51

Art. 49abis

b. Nicht ob­li­ga­to­ri­sche Lan­des-ver­wei­sung

 

Das Ge­richt kann einen Aus­län­der für 3–15 Jah­re des Lan­des ver­wei­sen, wenn er we­gen ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens, das nicht von Ar­ti­kel 49a er­fasst wird, zu ei­ner Stra­fe ver­ur­teilt oder ge­gen ihn ei­ne Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59–61 oder 64 des Straf­ge­setz­bu­ches2 an­ge­ord­net wird.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS20162329; BBl20135975).
2 SR311.0

Art. 49b

c. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen. Wie­der­ho­lungs­fall

 

1Be­geht je­mand, nach­dem ge­gen ihn ei­ne Lan­des­ver­wei­sung an­ge­ord­net wor­den ist, ei­ne neue Straf­tat, wel­che die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 49a er­füllt, so ist die neue Lan­des­ver­wei­sung auf 20 Jah­re aus­zu­spre­chen.

2Die Lan­des­ver­wei­sung kann auf Le­bens­zeit aus­ge­spro­chen wer­den, wenn der Ver­ur­teil­te die neue Tat be­geht, so­lan­ge die für die frü­he­re Tat aus­ge­spro­che­ne Lan­des­ver­wei­sung noch wirk­sam ist.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS20162329; BBl20135975).

Art. 49c

d. Voll­zug

 

Der Voll­zug rich­tet sich nach den Ar­ti­keln 66c und 66d des Straf­ge­setz­buchs2.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS20162329; BBl20135975).
2 SR311.0

Art. 50

2. Tä­tig­keits­ver­bot, Kon­takt- und Ray­on­ver­bot.

a. Tä­tig­keits­ver­bot, Vor­aus­set­zun­gen

 

1Hat je­mand in Aus­übung ei­ner be­ruf­li­chen oder ei­ner or­ga­ni­sier­ten aus­ser­be­ruf­li­chen Tä­tig­keit ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­gan­gen, für das er zu ei­ner Frei­heits­s­tra­fe von über sechs Mo­na­ten ver­ur­teilt wor­den ist, und be­steht die Ge­fahr, dass er sei­ne Tä­tig­keit zur Be­ge­hung wei­te­rer Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen miss­brau­chen wird, so kann ihm das Ge­richt die be­tref­fen­de oder ver­gleich­ba­re Tä­tig­kei­ten für sechs Mo­na­te bis zu fünf Jah­ren ganz oder teil­wei­se ver­bie­ten.2

2Hat je­mand ge­gen einen Min­der­jäh­ri­gen oder ei­ne an­de­re be­son­ders schutz­be­dürf­ti­ge Per­son ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­gan­gen und be­steht die Ge­fahr, dass er in Aus­übung ei­ner be­ruf­li­chen oder ei­ner or­ga­ni­sier­ten aus­ser­be­ruf­li­chen Tä­tig­keit, die einen re­gel­mäs­si­gen Kon­takt mit Min­der­jäh­ri­gen oder mit an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen um­fasst, wei­te­re Straf­ta­ten die­ser Art be­geht, so kann ihm das Ge­richt die be­tref­fen­de Tä­tig­keit für ein Jahr bis zehn Jah­re ver­bie­ten.

2bisDas Ge­richt kann das Ver­bot nach Ab­satz 2 le­bens­läng­lich ver­hän­gen, wenn zu er­war­ten ist, dass die Dau­er von zehn Jah­ren nicht aus­reicht, da­mit vom Tä­ter kei­ne Ge­fahr mehr aus­geht. Es kann ein zeit­lich be­fris­te­tes Ver­bot nach Ab­satz 2 auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­de je­weils um höchs­tens fünf Jah­re ver­län­gern, wenn dies not­wen­dig ist, um den Tä­ter von wei­te­ren sol­chen Ver­bre­chen und Ver­ge­hen, wie sie An­lass für das Ver­bot wa­ren, ab­zu­hal­ten.3

3Wird je­mand we­gen ei­ner der nach­fol­gen­den Straf­ta­ten zu ei­ner Stra­fe ver­ur­teilt oder wird des­we­gen ge­gen ihn ei­ne Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59–61, 63 oder 64 des Straf­ge­setz­buchs4 an­ge­ord­net, so ver­bie­tet ihm das Ge­richt le­bens­läng­lich je­de be­ruf­li­che und je­de or­ga­ni­sier­te aus­ser­be­ruf­li­che Tä­tig­keit, die einen re­gel­mäs­si­gen Kon­takt zu Min­der­jäh­ri­gen um­fasst:

a.
se­xu­el­le Nö­ti­gung (Art. 153), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 154), Schän­dung (Art. 155), Aus­nüt­zung der mi­li­tä­ri­schen Stel­lung (Art. 157), Ex­hi­bi­tio­nis­mus (Art. 159), se­xu­el­le Be­läs­ti­gun­gen (Art. 159a), so­fern er die Straf­tat an oder vor ei­nem min­der­jäh­ri­gen Op­fer be­gan­gen hat;
b.
se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 156).5

4Wird je­mand we­gen ei­ner der nach­fol­gen­den Straf­ta­ten zu ei­ner Stra­fe ver­ur­teilt oder wird des­we­gen ge­gen ihn ei­ne Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59–61, 63 oder 64 des Straf­ge­setz­buchs an­ge­ord­net, so ver­bie­tet ihm das Ge­richt le­bens­läng­lich je­de be­ruf­li­che und je­de or­ga­ni­sier­te aus­ser­be­ruf­li­che Tä­tig­keit, die einen re­gel­mäs­si­gen Kon­takt zu voll­jäh­ri­gen be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen um­fasst, so­wie je­de be­ruf­li­che und je­de or­ga­ni­sier­te aus­ser­be­ruf­li­che Tä­tig­keit im Ge­sund­heits­be­reich mit di­rek­tem Pa­ti­en­ten­kon­takt: se­xu­el­le Nö­ti­gung (Art. 153), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 154), Schän­dung (Art. 155), Aus­nüt­zung der mi­li­tä­ri­schen Stel­lung (Art. 157), Ex­hi­bi­tio­nis­mus (Art. 159), se­xu­el­le Be­läs­ti­gun­gen (Art. 159a), so­fern er die Straf­tat be­gan­gen hat an oder vor:

a.
ei­nem voll­jäh­ri­gen, be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Op­fer; oder
b.
ei­nem voll­jäh­ri­gen nicht be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Op­fer, das zum Wi­der­stand un­fä­hig oder ur­teil­s­un­fä­hig war oder sich auf­grund ei­ner kör­per­li­chen oder psy­chi­schen Ab­hän­gig­keit nicht zu Wehr set­zen konn­te.6

4bisDas Ge­richt kann in be­son­ders leich­ten Fäl­len aus­nahms­wei­se von der An­ord­nung ei­nes Tä­tig­keits­ver­bo­tes nach Ab­satz 3 oder 4 ab­se­hen, wenn ein sol­ches Ver­bot nicht not­wen­dig er­scheint, um den Tä­ter von der Be­ge­hung wei­te­rer Straf­ta­ten ab­zu­hal­ten, wie sie An­lass für das Ver­bot sind. Von der An­ord­nung ei­nes Tä­tig­keits­ver­bo­tes darf je­doch nicht ab­ge­se­hen wer­den, wenn der Tä­ter:

a.
ver­ur­teilt wor­den ist we­gen se­xu­el­ler Nö­ti­gung (Art. 153), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 154) oder Schän­dung (Art. 155); oder
b.
ge­mä­ss den in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ten Klas­si­fi­ka­ti­ons­kri­te­ri­en pä­do­phil ist.7

5Wird der Tä­ter im sel­ben Ver­fah­ren we­gen meh­re­rer Straf­ta­ten zu ei­ner Stra­fe ver­ur­teilt oder wird ge­gen ihn des­we­gen ei­ne Mass­nah­me an­ge­ord­net, so legt das Ge­richt fest, wel­cher An­teil der Stra­fe oder wel­che Mass­nah­me auf ei­ne Straf­tat ent­fällt, die ein Tä­tig­keits­ver­bot nach sich zieht. Die­ser Straf­an­teil, die Mass­nah­me so­wie die Straf­tat sind mass­ge­bend da­für, ob ein Tä­tig­keits­ver­bot nach Ab­satz 1, 2, 2bis, 3 oder 4 ver­hängt wird. Die Straf­an­tei­le für meh­re­re ein­schlä­gi­ge Straf­ta­ten wer­den ad­diert. Es kön­nen meh­re­re Tä­tig­keits­ver­bo­te ver­hängt wer­den.8

6Das Ge­richt kann für die Dau­er der Ver­bo­te Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen.9

710


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS20142055; BBl20128819).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
4 SR 311.0
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
6 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
7 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
8 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
9 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
10 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

Art. 50a

In­halt und Um­fang

 

1Als be­ruf­li­che Tä­tig­kei­ten im Sin­ne von Ar­ti­kel 50 gel­ten Tä­tig­kei­ten in Aus­übung ei­nes Haupt- oder Ne­ben­be­rufs oder -ge­wer­bes oder ei­nes Han­dels­ge­schäfts. Als or­ga­ni­sier­te aus­ser­be­ruf­li­che Tä­tig­kei­ten gel­ten Tä­tig­kei­ten, die nicht oder nicht pri­mär zu Er­werbs­zwe­cken und die im Rah­men ei­nes Ver­eins oder ei­ner an­de­ren Or­ga­ni­sa­ti­on aus­ge­übt wer­den.

2Das Tä­tig­keits­ver­bot nach Ar­ti­kel 50 um­fasst die Tä­tig­kei­ten, die der Tä­ter selbst­stän­dig, als Or­gan ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son oder Han­dels­ge­sell­schaft, als Be­auf­trag­ter oder als Ver­tre­ter ei­ner an­de­ren Per­son aus­übt oder durch ei­ne von sei­nen Wei­sun­gen ab­hän­gi­ge Per­son aus­üben lässt.

3Be­steht die Ge­fahr, dass der Tä­ter sei­ne Tä­tig­keit auch zur Be­ge­hung von Straf­ta­ten miss­braucht, wenn er sie nach Wei­sung und un­ter Kon­trol­le ei­nes Vor­ge­setz­ten oder ei­ner Auf­sichts­per­son aus­übt, so ist ihm die Tä­tig­keit ganz zu un­ter­sa­gen.

4Die Ver­bo­te nach Ar­ti­kel 50 Ab­sät­ze 3 und 4 um­fas­sen im­mer die gan­ze Tä­tig­keit.

5Als Tä­tig­kei­ten mit re­gel­mäs­si­gem Kon­takt zu Min­der­jäh­ri­gen oder zu an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen gel­ten:

a.
Tä­tig­kei­ten, die di­rekt und spe­zi­fisch ge­gen­über Min­der­jäh­ri­gen oder an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen aus­ge­übt wer­den, na­ment­lich:
1.
Leh­ren oder Un­ter­rich­ten,
2.
Er­zie­hung oder Be­ra­tung,
3.
Be­treu­ung oder Auf­sicht,
4.
Pfle­ge,
5.
kör­per­li­che Un­ter­su­chung oder Be­hand­lung,
6.
psy­cho­lo­gi­sche Un­ter­su­chung oder Be­hand­lung,
7.
Ver­pfle­gung,
8.
Trans­port,
9.
di­rek­ter Ver­kauf oder Ver­leih oder di­rek­te Ver­mitt­lung von spe­zi­fisch für die Be­dürf­nis­se von Min­der­jäh­ri­gen oder an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen be­stimm­ten Ob­jek­ten, so­fern dies die Haupt­tä­tig­keit der be­tref­fen­den Per­son dar­stellt;
b.
an­de­re Tä­tig­kei­ten, die vor al­lem oder wie­der­holt in Ein­rich­tun­gen aus­ge­übt wer­den, die Dienst­leis­tun­gen nach Buch­sta­be a an­bie­ten; aus­ge­nom­men sind Tä­tig­kei­ten, bei de­nen ört­lich oder zeit­lich si­cher­ge­stellt ist, dass kein Kon­takt zu Min­der­jäh­ri­gen oder an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ten Per­so­nen statt­fin­den kann.2

6Als be­son­ders schutz­be­dürf­tig gel­ten Per­so­nen, die auf­grund ih­res Al­ters, ei­ner Krank­heit oder ei­ner lang­fris­ti­gen kör­per­li­chen, geis­ti­gen oder psy­chi­schen Be­ein­träch­ti­gung bei all­täg­li­chen Ver­rich­tun­gen oder ih­rer Le­bens­füh­rung auf frem­de Hil­fe an­ge­wie­sen sind.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS20142055; BBl20128819).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

Art. 50b

b. Kon­takt- und Ray­on­ver­bot

 

1Hat je­mand ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ge­gen ei­ne oder meh­re­re be­stimm­te Per­so­nen oder ge­gen Per­so­nen ei­ner be­stimm­ten Grup­pe be­gan­gen und be­steht die Ge­fahr, dass er bei ei­nem Kon­takt zu die­sen Per­so­nen wei­te­re Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­ge­hen wird, so kann das Ge­richt für ei­ne Dau­er bis zu fünf Jah­ren ein Kon­takt- und Ray­on­ver­bot ver­hän­gen.

2Mit dem Kon­takt- und Ray­on­ver­bot kann das Ge­richt dem Tä­ter ver­bie­ten:

a.
mit ei­ner oder meh­re­ren be­stimm­ten Per­so­nen oder mit Per­so­nen ei­ner be­stimm­ten Grup­pe di­rekt oder über Dritt­per­so­nen Kon­takt auf­zu­neh­men, na­ment­lich auf te­le­fo­ni­schem, schrift­li­chem oder elek­tro­ni­schem Weg, sie zu be­schäf­ti­gen, zu be­her­ber­gen, aus­zu­bil­den, zu be­auf­sich­ti­gen, zu pfle­gen oder in an­de­rer Wei­se mit ih­nen zu ver­keh­ren;
b.
sich ei­ner be­stimm­ten Per­son zu nä­hern oder sich in ei­nem be­stimm­ten Um­kreis ih­rer Woh­nung auf­zu­hal­ten;
c.
sich an be­stimm­ten Or­ten, na­ment­lich be­stimm­ten Stras­sen, Plät­zen oder Quar­tie­ren, auf­zu­hal­ten.

3Für den Voll­zug des Ver­bots kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de tech­ni­sche Ge­rä­te ein­set­zen, die mit dem Tä­ter fest ver­bun­den sind. Die­se kön­nen ins­be­son­de­re der Fest­stel­lung des Stand­ortes des Tä­ters die­nen.

4Das Ge­richt kann für die Dau­er des Ver­bots Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen.

5Es kann das Ver­bot auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­den je­weils um höchs­tens fünf Jah­re ver­län­gern, wenn dies not­wen­dig ist, um den Tä­ter von wei­te­ren Ver­bre­chen und Ver­ge­hen ge­gen Min­der­jäh­ri­ge oder an­de­re be­son­ders schutz­be­dürf­ti­ge Per­so­nen ab­zu­hal­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS20142055; BBl20128819).

Art. 50c

c. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen.

Voll­zug der Ver­bo­te

 

1Das Ver­bot wird am Tag wirk­sam, an dem das Ur­teil rechts­kräf­tig wird.

2Die Dau­er des Voll­zugs ei­ner Frei­heits­s­tra­fe oder ei­ner frei­heits­ent­zie­hen­den Mass­nah­me (Art. 59–61 und 64 des Straf­ge­setz­buchs2) wird auf die Dau­er des Ver­bots nicht an­ge­rech­net.

3Hat der Tä­ter die ihm auf­er­leg­te Pro­be­zeit nicht be­stan­den und wird die be­ding­te Frei­heits­s­tra­fe voll­zo­gen oder die Rück­ver­set­zung in den Straf- oder Mass­nah­men­voll­zug an­ge­ord­net, so wird die Dau­er des Ver­bots erst von dem Ta­ge an ge­rech­net, an dem der Tä­ter be­dingt oder end­gül­tig ent­las­sen wird oder an dem die Sank­ti­on auf­ge­ho­ben oder er­las­sen wird.

4Hat der Tä­ter die ihm auf­er­leg­te Pro­be­zeit be­stan­den, so ent­schei­det die zu­stän­di­ge Be­hör­de über ei­ne in­halt­li­che oder zeit­li­che Ein­schrän­kung oder über die Auf­he­bung des Ver­bots nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 1 oder nach Ar­ti­kel 50b.

5Der Tä­ter kann bei der zu­stän­di­gen Be­hör­de um ei­ne in­halt­li­che oder zeit­li­che Ein­schrän­kung oder um die Auf­he­bung des Ver­bots er­su­chen:

a.
bei ei­nem Ver­bot nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 1 oder nach Ar­ti­kel 50b: nach zwei Jah­ren des Voll­zugs;
b.
bei ei­nem be­fris­te­ten Ver­bot nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 2: nach der Hälf­te der Ver­bots­dau­er, je­doch frü­he­s­tens nach drei Jah­ren des Voll­zugs;
c.3
d.4
bei ei­nem le­bens­läng­li­chen Ver­bot nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 2bis: nach zehn Jah­ren des Voll­zugs.

6Ist nicht mehr zu be­fürch­ten, dass der Tä­ter ei­ne Tä­tig­keit zur Be­ge­hung wei­te­rer Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen miss­braucht oder bei ei­nem Kon­takt zu be­stimm­ten Per­so­nen oder Per­so­nen ei­ner be­stimm­ten Grup­pe wei­te­re Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­geht, und hat er den von ihm ver­ur­sach­ten Scha­den so­weit zu­mut­bar er­setzt, so hebt die zu­stän­di­ge Be­hör­de das Ver­bot in den Fäl­len nach Ab­satz 4 oder 5 auf.

6bisVer­bo­te nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 3 oder 4 kön­nen nicht auf­ge­ho­ben wer­den.5

7Miss­ach­tet der Ver­ur­teil­te ein Tä­tig­keits­ver­bot oder ein Kon­takt- und Ray­on­ver­bot oder ent­zieht er sich der da­mit ver­bun­de­nen Be­wäh­rungs­hil­fe oder ist die­se nicht durch­führ­bar oder nicht mehr er­for­der­lich, so er­stat­tet die zu­stän­di­ge Be­hör­de dem Ge­richt oder den Voll­zugs­be­hör­den Be­richt. Das Ge­richt oder die Voll­zugs­be­hör­de kön­nen die Be­wäh­rungs­hil­fe auf­he­ben oder neu an­ord­nen.

7bisDie Voll­zugs­be­hör­de kann für die ge­sam­te Dau­er des Tä­tig­keits­ver­bo­tes oder des Kon­takt- und Ray­on­ver­bo­tes Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen.6

8Ent­zieht sich der Ver­ur­teil­te der Be­wäh­rungs­hil­fe wäh­rend der Dau­er ei­ner Pro­be­zeit, so ist Ar­ti­kel 95 Ab­sät­ze 4 und 5 des Straf­ge­setz­buchs an­wend­bar.

9Miss­ach­tet der Ver­ur­teil­te wäh­rend der Dau­er ei­ner Pro­be­zeit ein Tä­tig­keits­ver­bot oder ein Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, so sind Ar­ti­kel 294 des Straf­ge­setz­bu­ches und die Be­stim­mun­gen des Straf­ge­setz­buchs über den Wi­der­ruf ei­ner be­ding­ten Stra­fe oder des be­ding­ten Teils ei­ner Stra­fe so­wie über die Rück­ver­set­zung in den Straf- und Mass­nah­men­voll­zug an­wend­bar.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS20142055; BBl20128819).
2 SR311.0
3 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).
6 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

Art. 50d

Än­de­rung ei­nes Ver­bots oder nach­träg­li­che An­ord­nung ei­nes Ver­bots

 

1Stellt sich wäh­rend des Voll­zugs ei­nes Tä­tig­keits­ver­bots oder ei­nes Kon­takt- und Ray­on­ver­bots her­aus, dass beim Tä­ter die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Er­wei­te­rung des Ver­bots oder für ein zu­sätz­li­ches sol­ches Ver­bot ge­ge­ben sind, so kann das Ge­richt auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­den nach­träg­lich das Ver­bot er­wei­tern oder ein zu­sätz­li­ches Ver­bot an­ord­nen.

2Stellt sich wäh­rend des Voll­zugs ei­ner Frei­heits­s­tra­fe oder ei­ner frei­heits­ent­zie­hen­den Mass­nah­me her­aus, dass beim Tä­ter die Vor­aus­set­zun­gen für ein Ver­bot nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 1 oder 2 oder nach Ar­ti­kel 50b ge­ge­ben sind, so kann das Ge­richt die­ses Ver­bot auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­de nach­träg­lich an­ord­nen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS20142055; BBl20128819).

Art. 50e

3. Fahr­ver­bot

 

Hat der Tä­ter ein Mo­tor­fahr­zeug zur Be­ge­hung ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens ver­wen­det und be­steht Wie­der­ho­lungs­ge­fahr, so kann das Ge­richt ne­ben ei­ner Stra­fe oder ei­ner Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59–64 des Straf­ge­setz­bu­ches2 den Ent­zug des Lern­fahr- oder Füh­rer­aus­wei­ses für die Dau­er von ei­nem Mo­nat bis zu fünf Jah­ren an­ord­nen.


1 Ur­sprüng­lich Art. 50abis.
2 SR311.0

Art. 50f

4. Ver­öf­fent­li­chung des Ur­teils

 

1Ist die Ver­öf­fent­li­chung ei­nes Stra­f­ur­teils im öf­fent­li­chen In­ter­es­se oder im In­ter­es­se des Ver­letz­ten oder des An­trags­be­rech­tig­ten ge­bo­ten, so ord­net sie das Ge­richt auf Kos­ten des Ver­ur­teil­ten an.

2Ist die Ver­öf­fent­li­chung ei­nes frei­spre­chen­den Ur­teils oder ei­ner Ein­stel­lungs­ver­fü­gung der Straf­ver­fol­gungs­be­hör­de im öf­fent­li­chen In­ter­es­se oder im In­ter­es­se des Frei­ge­spro­che­nen oder Ent­las­te­ten ge­bo­ten, so ord­net sie das Ge­richt auf Staats­kos­ten oder auf Kos­ten des An­zei­gers an.

3Die Ver­öf­fent­li­chung im In­ter­es­se des Ver­letz­ten, An­trags­be­rech­tig­ten, Frei­ge­spro­che­nen oder Ent­las­te­ten er­folgt nur auf de­ren An­trag.

4Das Ge­richt be­stimmt Art und Um­fang der Ver­öf­fent­li­chung.


1 Ur­sprüng­lich Art. 50b.

Art. 51

5. Ein­zie­hung.

a. Si­che­rungs­ein­zie­hung

 

1Das Ge­richt ver­fügt oh­ne Rück­sicht auf die Straf­bar­keit ei­ner be­stimm­ten Per­son die Ein­zie­hung von Ge­gen­stän­den, die zur Be­ge­hung ei­ner straf­ba­ren Hand­lung ge­dient ha­ben oder be­stimmt wa­ren oder die durch ei­ne straf­ba­re Hand­lung her­vor­ge­bracht wor­den sind, wenn die­se Ge­gen­stän­de die Si­cher­heit von Men­schen, die Sitt­lich­keit oder die öf­fent­li­che Ord­nung ge­fähr­den.

2Das Ge­richt kann an­ord­nen, dass die ein­ge­zo­ge­nen Ge­gen­stän­de un­brauch­bar ge­macht oder ver­nich­tet wer­den.

Art. 51a

b. Ein­zie­hung von Ver­mö­gens­wer­ten.

Grund­sät­ze

 

1Das Ge­richt ver­fügt die Ein­zie­hung von Ver­mö­gens­wer­ten, die durch ei­ne straf­ba­re Hand­lung er­langt wor­den sind oder da­zu be­stimmt wa­ren, ei­ne straf­ba­re Hand­lung zu ver­an­las­sen oder zu be­loh­nen, so­fern sie nicht dem Ver­letz­ten zur Wie­der­her­stel­lung des recht­mäs­si­gen Zu­stan­des aus­ge­hän­digt wer­den.

2Die Ein­zie­hung ist aus­ge­schlos­sen, wenn ein Drit­ter die Ver­mö­gens­wer­te in Un­kennt­nis der Ein­zie­hungs­grün­de er­wor­ben hat und so­weit er für sie ei­ne gleich­wer­ti­ge Ge­gen­leis­tung er­bracht hat oder die Ein­zie­hung ihm ge­gen­über sonst ei­ne un­ver­hält­nis­mäs­si­ge Här­te dar­stel­len wür­de.

3Das Recht zur Ein­zie­hung ver­jährt nach sie­ben Jah­ren; ist je­doch die Ver­fol­gung der straf­ba­ren Hand­lun­gen ei­ner län­ge­ren Ver­jäh­rungs­frist un­ter­wor­fen, so fin­det die­se Frist auch auf die Ein­zie­hung An­wen­dung.

4Die Ein­zie­hung ist amt­lich be­kanntz­u­ma­chen. Die An­sprü­che Ver­letz­ter oder Drit­ter er­lö­schen fünf Jah­re nach der amt­li­chen Be­kannt­ma­chung.

5Lässt sich der Um­fang der ein­zu­zie­hen­den Ver­mö­gens­wer­te nicht oder nur mit un­ver­hält­nis­mäs­si­gem Auf­wand er­mit­teln, so kann das Ge­richt ihn schät­zen.

Art. 51b

Er­satz­for­de­run­gen

 

1Sind die der Ein­zie­hung un­ter­lie­gen­den Ver­mö­gens­wer­te nicht mehr vor­han­den, so er­kennt das Ge­richt auf ei­ne Er­satz­for­de­rung des Staa­tes in glei­cher Hö­he, ge­gen­über ei­nem Drit­ten je­doch nur, so­weit dies nicht nach Ar­ti­kel 51a Ab­satz 2 aus­ge­schlos­sen ist.

2Das Ge­richt kann von ei­ner Er­satz­for­de­rung ganz oder teil­wei­se ab­se­hen, wenn die­se vor­aus­sicht­lich un­ein­bring­lich wä­re oder die Wie­der­ein­glie­de­rung des Be­trof­fe­nen ernst­lich be­hin­dern wür­de.

3Die Un­ter­su­chungs­be­hör­de kann im Hin­blick auf die Durch­set­zung der Er­satz­for­de­rung Ver­mö­gens­wer­te des Be­trof­fe­nen mit Be­schlag be­le­gen. Die Be­schlag­nah­me be­grün­det bei der Zwangs­voll­stre­ckung der Er­satz­for­de­rung kein Vor­zugs­recht zu Guns­ten des Staa­tes.

Art. 52

Ein­zie­hung von Ver­mö­gens­wer­ten ei­ner kri­mi­nel­len Or­ga­ni­sa­ti­on

 

Das Ge­richt ver­fügt die Ein­zie­hung al­ler Ver­mö­gens­wer­te, wel­che der Ver­fü­gungs­macht ei­ner kri­mi­nel­len Or­ga­ni­sa­ti­on un­ter­lie­gen. Bei Ver­mö­gens­wer­ten ei­ner Per­son, die sich an ei­ner kri­mi­nel­len Or­ga­ni­sa­ti­on be­tei­ligt oder sie un­ter­stützt hat (Art. 260ter des Straf­ge­setz­bu­ches1), wird die Ver­fü­gungs­macht der Or­ga­ni­sa­ti­on bis zum Be­weis des Ge­gen­teils ver­mu­tet.


Art. 53

6. Ver­wen­dung zu Guns­ten des Ge­schä­dig­ten

 

1Er­lei­det je­mand durch ein Ver­bre­chen oder ein Ver­ge­hen einen Scha­den, der nicht durch ei­ne Ver­si­che­rung ge­deckt ist, und ist an­zu­neh­men, dass der Tä­ter den Scha­den nicht er­set­zen oder ei­ne Ge­nug­tu­ung nicht leis­ten wird, so spricht das Ge­richt dem Ge­schä­dig­ten auf des­sen Ver­lan­gen bis zur Hö­he des Scha­den­er­sat­zes be­zie­hungs­wei­se der Ge­nug­tu­ung, die ge­richt­lich oder durch Ver­gleich fest­ge­setzt wor­den sind, zu:

a.
die vom Ver­ur­teil­ten be­zahl­te Geld­stra­fe oder Bus­se;
b.
ein­ge­zo­ge­ne Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te oder de­ren Ver­wer­tungs­er­lös un­ter Ab­zug der Ver­wer­tungs­kos­ten;
c.
Er­satz­for­de­run­gen.

2Das Ge­richt kann die Ver­wen­dung zu Guns­ten des Ge­schä­dig­ten je­doch nur an­ord­nen, wenn der Ge­schä­dig­te den ent­spre­chen­den Teil sei­ner For­de­rung an den Staat ab­tritt.

3Die Kan­to­ne se­hen für den Fall, dass die Zu­spre­chung nicht schon im Stra­f­ur­teil mög­lich ist, ein ein­fa­ches und ra­sches Ver­fah­ren vor.

Vierter Titel: Bewährungshilfe, Weisungen und freiwillige soziale Betreuung

Art. 54

An­wend­bar­keit des Straf­ge­setz­bu­ches

 

Die Ar­ti­kel 93–96 des Straf­ge­setz­bu­ches1 sind an­wend­bar.


Fünfter Titel: Die Verjährung

Art. 55

1. Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung.

Fris­ten

 

1Die Straf­ver­fol­gung ver­jährt, wenn die für die Tat an­ge­droh­te Höchst­stra­fe::

a.
le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe ist: in 30 Jah­ren;
b.
ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von mehr als drei Jah­ren ist: in 15 Jah­ren;
c.
ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von drei Jah­ren ist: in 10 Jah­ren;
d.
ei­ne an­de­re Stra­fe ist: in 7 Jah­ren.1

2Bei se­xu­el­len Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 156) so­wie bei Straf­ta­ten nach den Ar­ti­keln 115, 117, 121 und 153–155, die sich ge­gen ein Kind un­ter 16 Jah­ren rich­ten, dau­ert die Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung in je­dem Fall min­des­tens bis zum vollen­de­ten 25. Le­bens­jahr des Op­fers.

3Ist vor Ab­lauf der Ver­jäh­rungs­frist ein ers­tin­stanz­li­ches Ur­teil er­gan­gen, so tritt die Ver­jäh­rung nicht mehr ein.

4Die Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol­gung von se­xu­el­len Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 156) so­wie von Straf­ta­ten nach den Ar­ti­keln 115–117, 121 und 153–155, die sich ge­gen ein Kind un­ter 16 Jah­ren rich­ten, be­misst sich nach den Ab­sät­zen 1–3, wenn die Straf­tat vor dem In­kraft­tre­ten der Än­de­rung vom 5. Ok­to­ber 20012 be­gan­gen wor­den ist und die Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung zu die­sem Zeit­punkt noch nicht ein­ge­tre­ten ist.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 21. Ju­ni 2013 (Ver­län­ge­rung der Ver­fol­gungs-ver­jäh­rung), in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS20134417; BBl20129253).
2 AS20022993 3146

Art. 56

Be­ginn

 

Die Ver­jäh­rung be­ginnt:

a.
mit dem Tag, an dem der Tä­ter die straf­ba­re Tä­tig­keit aus­führt;
b.
wenn der Tä­ter die straf­ba­re Tä­tig­keit zu ver­schie­de­nen Zei­ten aus­führt, mit dem Tag, an dem er die letz­te Tä­tig­keit aus­führt;
c.
wenn das straf­ba­re Ver­hal­ten dau­ert, mit dem Tag, an dem die­ses Ver­hal­ten auf­hört.

Art. 57

2. Voll­stre­ckungs­ver­jäh­rung.

Fris­ten

 

1Die Stra­fen ver­jäh­ren in:

a.
30 Jah­ren, wenn ei­ne le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe aus­ge­spro­chen wur­de;
b.
25 Jah­ren, wenn ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von zehn oder mehr Jah­ren aus­ge­spro­chen wur­de;
c.
20 Jah­ren, wenn ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von min­des­tens fünf und we­ni­ger als zehn Jah­ren aus­ge­spro­chen wur­de;
d.
15 Jah­ren, wenn ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von mehr als ein und we­ni­ger als fünf Jah­ren aus­ge­spro­chen wur­de;
e.
fünf Jah­ren, wenn ei­ne an­de­re Stra­fe aus­ge­spro­chen wur­de.

2Die Ver­jäh­rungs­frist ei­ner Frei­heits­s­tra­fe ver­län­gert sich:

a.
um die Zeit, wäh­rend der sich der Tä­ter im un­un­ter­bro­che­nen Voll­zug die­ser oder ei­ner an­de­ren Frei­heits­s­tra­fe oder Mass­nah­me, die un­mit­tel­bar vor­aus­ge­hend voll­zo­gen wird, be­fin­det;
b.
um die Dau­er der Pro­be­zeit bei be­ding­ter Ent­las­sung.

3Die Ne­ben­stra­fe der De­gra­da­ti­on ist un­ver­jähr­bar.

Art. 58

Be­ginn

 

Die Ver­jäh­rung be­ginnt mit dem Tag, an dem das Ur­teil recht­lich voll­streck­bar wird. Bei der be­ding­ten Stra­fe oder beim vor­aus­ge­hen­den Voll­zug ei­ner Mass­nah­me be­ginnt sie mit dem Tag, an dem der Voll­zug der Stra­fe an­ge­ord­net wird.

Art. 59

3. Un­ver­jähr­bar­keit

 

1Kei­ne Ver­jäh­rung tritt ein für:

a.
Völ­ker­mord (Art. 108);
b.
Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (Art. 109 Abs. 1 und 2);
c.
Kriegs­ver­bre­chen (Art. 111 Abs. 1–3, 112 Abs. 1 und 2, 112a Abs. 1 und 2, 112b, 112cAbs. 1 und 2 und 112d);
d.
Ver­bre­chen, die als Mit­tel zu Er­pres­sung oder Nö­ti­gung Leib und Le­ben vie­ler Men­schen in Ge­fahr brach­ten oder zu brin­gen droh­ten, na­ment­lich un­ter Ver­wen­dung von Mas­sen­ver­nich­tungs­mit­teln, durch Aus­lö­sen von Ka­ta­stro­phen oder durch Gei­sel­nah­me;
e.1
se­xu­el­le Nö­ti­gung (Art. 153), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 154), Schän­dung (Art. 155), se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 156 Ziff. 1) und Aus­nüt­zung der mi­li­tä­ri­schen Stel­lung (Art. 157), wenn sie an Kin­dern un­ter 12 Jah­ren be­gan­gen wur­den.2

2Wä­re die Straf­ver­fol­gung bei An­wen­dung der Ar­ti­kel 55 und 56 ver­jährt, so kann das Ge­richt die Stra­fe mil­dern.

3Die Ab­sät­ze 1 Buch­sta­ben a, c und d so­wie 2 gel­ten, wenn die Straf­ver­fol­gung oder die Stra­fe am 1. Ja­nu­ar 1983 nach dem bis zu je­nem Zeit­punkt gel­ten­den Recht noch nicht ver­jährt war. Ab­satz 1 Buch­sta­be b gilt, wenn die Straf­ver­fol­gung oder die Stra­fe beim In­kraft­tre­ten der Än­de­rung vom 18. Ju­ni 2010 die­ses Ge­set­zes nach bis­he­ri­gem Recht noch nicht ver­jährt war. Ab­satz 1 Buch­sta­be e gilt, wenn die Straf­ver­fol­gung oder die Stra­fe am 30. No­vem­ber 2008 nach dem bis zu je­nem Zeit­punkt gel­ten­den Recht noch nicht ver­jährt war.34


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 15. Ju­ni 2012 (Un­ver­jähr­bar­keit se­xu­el­ler und por­no­gra­fi­scher Straf­ta­ten an Kin­dern vor der Pu­ber­tät), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS20125951; BBl20115977).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).
3 Drit­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 15. Ju­ni 2012 (Un­ver­jähr­bar­keit se­xu­el­ler und por­no­gra­fi­scher Straf­ta­ten an Kin­dern vor der Pu­ber­tät), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS20125951; BBl20115977).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

Sechster Titel: Verantwortlichkeit des Unternehmens

Art. 59a

Straf­bar­keit

 

1Wird in ei­nem Un­ter­neh­men in Aus­übung ge­schäft­li­cher Ver­rich­tung im Rah­men des Un­ter­neh­mens­zwecks ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­gan­gen und kann die­se Tat we­gen man­gel­haf­ter Or­ga­ni­sa­ti­on des Un­ter­neh­mens kei­ner be­stimm­ten na­tür­li­chen Per­son zu­ge­rech­net wer­den, so wird das Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen dem Un­ter­neh­men zu­ge­rech­net. In die­sem Fall wird das Un­ter­neh­men mit Bus­se bis zu 5 Mil­lio­nen Fran­ken be­straft.

2Han­delt es sich da­bei um ei­ne Straf­tat nach den Ar­ti­keln 141 oder 141a, so wird das Un­ter­neh­men un­ab­hän­gig von der Straf­bar­keit na­tür­li­cher Per­so­nen be­straft, wenn dem Un­ter­neh­men vor­zu­wer­fen ist, dass es nicht al­le er­for­der­li­chen und zu­mut­ba­ren or­ga­ni­sa­to­ri­schen Vor­keh­ren ge­trof­fen hat, um ei­ne sol­che Straf­tat zu ver­hin­dern.

3Das Ge­richt be­misst die Bus­se ins­be­son­de­re nach der Schwe­re der Tat und der Schwe­re des Or­ga­ni­sa­ti­ons­man­gels und des an­ge­rich­te­ten Scha­dens so­wie nach der wirt­schaft­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit des Un­ter­neh­mens.

4Als Un­ter­neh­men im Sin­ne die­ses Ti­tels gel­ten:

a.
ju­ris­ti­sche Per­so­nen des Pri­vat­rechts;
b.
ju­ris­ti­sche Per­so­nen des öf­fent­li­chen Rechts mit Aus­nah­me der Ge­biets­kör­per­schaf­ten;
c.
Ge­sell­schaf­ten;
d.
Ein­zel­fir­men.

Art. 59b

Straf­ver­fah­ren

 

1In ei­nem Straf­ver­fah­ren ge­gen das Un­ter­neh­men wird die­ses von ei­ner ein­zi­gen Per­son ver­tre­ten, die un­ein­ge­schränkt zur Ver­tre­tung des Un­ter­neh­mens in zi­vil­recht­li­chen An­ge­le­gen­hei­ten be­fugt ist. Be­stellt das Un­ter­neh­men nicht in­nert an­ge­mes­se­ner Frist einen der­ar­ti­gen Ver­tre­ter, so be­stimmt die Un­ter­su­chungs­be­hör­de oder das Ge­richt, wer von den zur zi­vil­recht­li­chen Ver­tre­tung be­fug­ten Per­so­nen das Un­ter­neh­men im Straf­ver­fah­ren ver­tritt.

2Der Per­son, die das Un­ter­neh­men im Straf­ver­fah­ren ver­tritt, kom­men die glei­chen Rech­te und Pflich­ten wie ei­nem Be­schul­dig­ten zu. Die an­dern Per­so­nen nach Ab­satz 1 sind im Straf­ver­fah­ren ge­gen das Un­ter­neh­men nicht zur Aus­sa­ge ver­pflich­tet.

3Wird ge­gen die Per­son, die das Un­ter­neh­men im Straf­ver­fah­ren ver­tritt, we­gen des glei­chen oder ei­nes da­mit zu­sam­men­hän­gen­den Sach­ver­halts ei­ne Stra­fun­ter­su­chung er­öff­net, so ist vom Un­ter­neh­men ein an­de­rer Ver­tre­ter zu be­zeich­nen. Nö­ti­gen­falls be­stimmt die Un­ter­su­chungs­be­hör­de oder das Ge­richt zur Ver­tre­tung ei­ne an­de­re Per­son nach Ab­satz 1 oder, so­fern ei­ne sol­che nicht zur Ver­fü­gung steht, ei­ne ge­eig­ne­te Dritt­per­son.

Siebter Titel: Übertretungen

Art. 60

Be­griff

 

Über­tre­tun­gen sind Ta­ten, die mit Bus­se be­droht sind.

Art. 60a

An­wend­bar­keit der Be­stim­mun­gen des Ers­ten Teils

 

Die Be­stim­mun­gen des Ers­ten Teils gel­ten mit den nach­fol­gen­den Än­de­run­gen auch für die Über­tre­tun­gen.

Art. 60b

Kei­ne oder be­ding­te An­wend­bar­keit

 

1Die Be­stim­mun­gen über die be­ding­ten und die teil­be­ding­ten Stra­fen (Art. 36 und 37), über die Lan­des­ver­wei­sung (Art. 49a–49c) so­wie über die Ver­ant­wort­lich­keit des Un­ter­neh­mens (Art. 59a und 59b) sind bei Über­tre­tun­gen nicht an­wend­bar.1

2Ver­such und Ge­hil­fen­schaft wer­den nur in den vom Ge­setz aus­drück­lich be­stimm­ten Fäl­len be­straft.

3Frei­heits­ent­zie­hen­de Mass­nah­men (Art. 59–61 und 64 des Straf­ge­setz­buchs2), das Tä­tig­keits­ver­bot (Art. 50), das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot (Art. 50b) so­wie die Ver­öf­fent­li­chung des Ur­teils (Art. 50f) sind nur in den vom Ge­setz aus­drück­lich be­stimm­ten Fäl­len zu­läs­sig.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS20162329; BBl20135975).
2 SR311.0
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS20142055; BBl20128819).

Art. 60c Busse

 

Bus­se

1Be­stimmt es das Ge­setz nicht an­ders, so ist der Höchst­be­trag der Bus­se 10 000 Fran­ken.

2Der Rich­ter spricht im Ur­teil für den Fall, dass die Bus­se schuld­haft nicht be­zahlt wird, ei­ne Er­satz­frei­heits­s­tra­fe von min­des­tens ei­nem Tag und höchs­tens drei Mo­na­ten aus.

3Das Ge­richt be­misst Bus­se und Er­satz­frei­heits­s­tra­fe je nach den Ver­hält­nis­sen des Tä­ters so, dass die­ser die Stra­fe er­lei­det, die sei­nem Ver­schul­den an­ge­mes­sen ist.

4Die Er­satz­frei­heits­s­tra­fe ent­fällt, so­weit die Bus­se nach­träg­lich be­zahlt wird.

5Auf den Voll­zug und die Um­wand­lung sind die Ar­ti­kel 29 und 30 Ab­sät­ze 2–5 sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

Art. 60d


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

 

Art. 60e

Ver­jäh­rung

 

Die Straf­ver­fol­gung und die Stra­fe ver­jäh­ren in drei Jah­ren.

Zweiter Teil: Von den einzelnen Verbrechen oder Vergehen

Erster Abschnitt: Verletzung der Pflicht der militärischen Unterordnung

Art. 61

Un­ge­hor­sam

 

1Wer vor­sätz­lich ei­nem an ihn oder an sei­ne Trup­pe ge­rich­te­ten Be­fehl in Dienst­sa­chen nicht ge­horcht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so kann auf Bus­se er­kannt wer­den.

3In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

4In Kriegs­zei­ten kann auf Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den. Er­folgt der Un­ge­hor­sam vor dem Feind, so kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV Bst. b des BG vom 3. Okt. 2003 (Re­vi­si­on der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung), in Kraft seit 1. März 2004 (AS2004921; BBl20027859).

Art. 62

Tät­lich­kei­ten, Dro­hung

 

1Wer einen Vor­ge­setz­ten oder einen Hö­he­ren be­droht oder tät­lich an­greift, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe1 be­straft.2

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3In Kriegs­zei­ten kann auf Frei­heits­s­tra­fe3 bis zu fünf Jah­ren er­kannt wer­den.4


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, in Kraft seit 1. Jan. 1980 (AS19791037; BBl1977II 1).
3 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 1 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.
4 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, in Kraft seit 1. Jan. 1980 (AS19791037; BBl1977II 1).

Art. 63

Meu­te­rei

 

1. Wenn meh­re­re in ge­mein­sa­mem Vor­ge­hen durch Zu­sam­men­rot­tung oder in an­de­rer Wei­se sich an Ge­hor­sams­ver­wei­ge­rung oder an Dro­hun­gen oder Tät­lich­kei­ten ge­gen Vor­ge­setz­te oder Hö­he­re be­tei­li­gen, so wird je­der Teil­neh­mer mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe1 be­straft.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Die Rä­dels­füh­rer wer­den schwe­rer be­straft, eben­so Of­fi­zie­re und Un­ter­of­fi­zie­re, die an der Meu­te­rei teil­ge­nom­men ha­ben.

2. Wird die Meu­te­rei vor dem Fein­de be­gan­gen, so kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.2


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 15 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS19921679; BBl1991II 1462, IV 184).

Art. 64

Vor­be­rei­tung der Meu­te­rei

 

1. Wenn meh­re­re sich ver­ei­ni­gen oder ver­ab­re­den, um ei­ne Meu­te­rei vor­zu­be­rei­ten, so wird je­der Teil­neh­mer mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2. In Kriegs­zei­ten kann auf Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

Art. 65

Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ge­gen ei­ne Wa­che

 

Un­ge­hor­sam, Tät­lich­kei­ten, Dro­hun­gen, Meu­te­rei oder Vor­be­rei­tung ei­ner Meu­te­rei, die sich ge­gen ei­ne mi­li­tä­ri­sche Wa­che rich­ten, wer­den gleich be­straft, wie wenn die Hand­lung ge­gen­über ei­nem Vor­ge­setz­ten oder ei­nem Hö­hern be­gan­gen wor­den wä­re.

Zweiter Abschnitt: Missbrauch der Dienstgewalt

Art. 66

Miss­brauch der Be­fehls­ge­walt

 

1Wer die ihm zu­ste­hen­de Be­fehls­ge­walt über einen Un­ter­ge­be­nen zu Be­feh­len oder zu Be­geh­ren miss­braucht, die in kei­ner Be­zie­hung zum Diens­te ste­hen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 67

Über­schrei­tung der Straf­ge­walt

 

1Wer die ihm zu­ste­hen­de Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt über­schrei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 68

Un­ter­drückung ei­ner Be­schwer­de

 

1. Wer ei­ne von ei­nem Un­ter­ge­be­nen ein­ge­reich­te Be­schwer­de oder ei­ne Straf­an­zei­ge, in der Ab­sicht, sie zu un­ter­drücken, zu­rück­be­hält oder ganz oder teil­wei­se be­sei­tigt,

wer über ei­ne Be­schwer­de oder ei­ne Straf­an­zei­ge wis­sent­lich einen un­wah­ren Be­richt er­stat­tet,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 69

Be­fehl­san­mas­sung

 

1Wer, oh­ne Be­fehls- oder Straf­ge­walt zu be­sit­zen, sich ei­ne sol­che Ge­walt an­masst, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 70

Ge­fähr­dung ei­nes Un­ter­ge­be­nen

 

1Wer oh­ne ge­nü­gen­de dienst­li­che Ver­an­las­sung das Le­ben oder die Ge­sund­heit ei­nes Un­ter­ge­be­nen ernst­lich ge­fähr­det, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 71

Tät­lich­kei­ten, Dro­hung

 

1Wer einen Un­ter­ge­be­nen oder einen im Ran­ge Nach­ste­hen­den tät­lich an­greift oder be­droht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Dritter Abschnitt: Dienstverletzungen

Art. 72

Nicht­be­fol­gung von Dienst­vor­schrif­ten

 

1Wer vor­sätz­lich ein Re­gle­ment oder ei­ne an­de­re Dienst­vor­schrift nicht be­folgt, wird mit Geld­stra­fe be­straft.2

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so kann auf Bus­se er­kannt wer­den.

3In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

4In Kriegs­zei­ten kann auf Frei­heits­s­tra­fe oder auf Geld­stra­fe er­kannt wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV Bst. b des BG vom 3. Okt. 2003 (Re­vi­si­on der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung), in Kraft seit 1. März 2004 (AS2004921; BBl20027859).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 73

Miss­brauch und Ver­schleu­de­rung von Ma­te­ri­al

 

1. Wer Waf­fen, Mu­ni­ti­on, Aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­de, Pfer­de, Fahr­zeu­ge oder an­de­re ihm dienst­lich an­ver­trau­te oder über­las­se­ne Sa­chen miss­bräuch­lich ver­wen­det, ver­äus­sert, ver­pfän­det, bei­sei­te schafft, im Sti­che lässt, vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig be­schä­digt, Scha­den neh­men oder zu­grun­de ge­hen lässt,

wer sol­che ihm zu­gäng­li­che Sa­chen miss­bräuch­lich ver­wen­det,

wird, so­fern kei­ne an­de­re Straf­be­stim­mung zu­trifft, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3. In Kriegs­zei­ten kann auf Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

Art. 74

Feig­heit

 

Wer vor dem Fein­de aus Feig­heit sich ver­steckt hält, flieht oder ei­gen­mäch­tig sei­nen Pos­ten ver­lässt, wird mit le­bens­läng­li­cher Frei­heits­s­tra­fe oder mit Frei­heits­s­tra­fe2 be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS19921679; BBl1991II 1462, IV 184).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 75

Ka­pi­tu­la­ti­on

 

Der Kom­man­dant ei­ner Fes­tung oder ei­nes an­dern be­fes­tig­ten Plat­zes, der ka­pi­tu­liert, oh­ne zu­vor al­le Ver­tei­di­gungs­mit­tel er­schöpft zu ha­ben,

der Kom­man­dant ei­ner Trup­pe, der im Kampf sei­nen Pos­ten ver­lässt oder sich mit sei­ner Trup­pe er­gibt, oh­ne zu­vor al­les ge­tan zu ha­ben, was die Er­fül­lung sei­ner Dienst­pflicht von ihm er­for­der­te,

wird mit le­bens­läng­li­cher Frei­heits­s­tra­fe oder mit Frei­heits­s­tra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS19921679; BBl1991II 1462, IV 184).

Art. 76

Wacht­ver­bre­chen oder -ver­ge­hen

 

1. Wer sich vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig aus­ser­stand setzt, sei­ne Dienst­pflich­ten als Wa­che zu er­fül­len,

wer ei­gen­mäch­tig sei­nen Wacht­pos­ten ver­lässt oder sonst den Vor­schrif­ten über den Wacht­dienst zu­wi­der­han­delt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3. In Kriegs­zei­ten kann auf Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den. Auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe kann er­kannt wer­den, wenn die Tat vor­sätz­lich vor dem Feind er­folgt.1


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS19921679; BBl1991II 1462, IV 184).

Art. 77

Ver­let­zung des Dienst­ge­heim­nis­ses

 

1. Wer ein Ge­heim­nis of­fen­bart, das ihm in dienst­li­cher oder amt­li­cher Ei­gen­schaft an­ver­traut wird, oder das er in sei­ner dienst­li­chen oder amt­li­chen Stel­lung wahr­nimmt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2. Die Ver­let­zung des Dienst- oder Amts­ge­heim­nis­ses ist auch nach Be­en­di­gung des dienst­li­chen oder amt­li­chen Ver­hält­nis­ses straf­bar.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

Art. 78

Fäl­schung dienst­li­cher Ak­ten­stücke

 

1. Wer ein Ak­ten­stück, das dienst­li­che Be­deu­tung hat, fälscht oder ver­fälscht, die ech­te Un­ter­schrift oder das ech­te Hand­zei­chen ei­nes an­dern zur Her­stel­lung ei­ner sol­chen un­wah­ren Ur­kun­de be­nützt oder ei­ne recht­lich er­heb­li­che Tat­sa­che un­rich­tig be­ur­kun­det oder be­ur­kun­den lässt,

wer ei­ne von ei­nem Drit­ten her­ge­stell­te Ur­kun­de die­ser Art zur Täu­schung ge­braucht,

wer ein Ak­ten­stück, das dienst­li­che Be­deu­tung hat, un­be­fugt un­ter­drückt oder be­sei­tigt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

Art. 79

Nich­t­an­zei­ge von Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen

 

1Wer von dem Vor­ha­ben ei­ner Meu­te­rei (Art. 63), ei­nes Aus­reis­sens (Art. 831) oder ei­ner Ver­rä­te­rei (Art. 86–91) Kennt­nis er­hält und die Er­stat­tung ei­ner An­zei­ge un­ter­lässt, wird, wenn die Tat aus­ge­führt oder ver­sucht wur­de, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3Steht der Tä­ter in so na­hen Be­zie­hun­gen zu dem Be­güns­tig­ten, dass sein Ver­hal­ten ent­schuld­bar ist, so bleibt er straf­los.


1 Heu­te: Art. 81.

Art. 80

Trun­ken­heit

 

1. Wer in ei­nem Zu­stand der Trun­ken­heit öf­fent­li­ches Är­ger­nis er­regt, wird mit Geld­stra­fe bis zu 90 Ta­ges­sät­zen1 be­straft.

2. Wer in­fol­ge selbst­ver­schul­de­ter Trun­ken­heit oder Be­täu­bung un­zu­rech­nungs­fä­hig ist und in die­sem Zu­stand ei­ne als Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­droh­te Tat ver­übt, wird mit Geld­stra­fe be­straft.2

Hat der Tä­ter in die­sem selbst­ver­schul­de­ten Zu­stand ei­ne mit Frei­heits­s­tra­fe als ein­zi­ger Stra­fe be­droh­te Tat ver­übt, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.3

3. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 11 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
3 Fas­sung des zwei­ten Abs. ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS19921679; BBl1991II 1462 IV 184).

Vierter Abschnitt: Verletzung der Pflicht zur Dienstleistung

Art. 81

Mi­li­tär­dienst­ver­wei­ge­rung und De­ser­ti­on

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu 18 Mo­na­ten oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer in der Ab­sicht, den Mi­li­tär­dienst zu ver­wei­gern:

a.
nicht am Ori­en­tie­rungs­tag oder an der Re­kru­tie­rung teil­nimmt;
b.
ei­ne Mi­li­tär­dienst­leis­tung, zu der er auf­ge­bo­ten ist, nicht an­tritt;
c.
sei­ne Trup­pe oder Dienst­stel­le oh­ne Er­laub­nis ver­lässt;
d.
nach ei­ner recht­mäs­si­gen Ab­we­sen­heit nicht zu­rück­kehrt; oder
e.
nach An­tritt der Mi­li­tär­dienst­leis­tung ei­nem an ihn ge­rich­te­ten Be­fehl in Dienst­sa­chen nicht ge­horcht.2

1bisFür ei­ne straf­ba­re Hand­lung nach Ab­satz 1 ist ei­ne Geld­stra­fe oder der Voll­zug in Form ge­mein­nüt­zi­ger Ar­beit bei gleich­zei­ti­gem Aus­schluss aus der Ar­mee nach Ar­ti­kel 49 aus­ge­schlos­sen.3

2Im Ak­tiv­dienst ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe.

3Wer als An­ge­hö­ri­ger ei­ner re­li­gi­ösen Ge­mein­schaft aus re­li­gi­ösen Grün­den den Mi­li­tär­dienst ver­wei­gert und kein Ge­such um Zu­las­sung zum Zi­vil­dienst stellt, wird schul­dig er­klärt und zu ei­ner Ar­beits­leis­tung im öf­fent­li­chen In­ter­es­se ver­pflich­tet, de­ren Dau­er sich in der Re­gel nach Ar­ti­kel 8 des Zi­vil­dienst­ge­set­zes vom 6. Ok­to­ber 19954 rich­tet. Die Ar­beits­leis­tung wird im Rah­men und nach den Vor­schrif­ten des Zi­vil­diens­tes voll­zo­gen. Der Rich­ter kann den Tä­ter aus der Ar­mee aus­sch­lies­sen.

4Wer glaub­haft dar­legt, dass er den Aus­bil­dungs­dienst für einen hö­he­ren Grad mit sei­nem Ge­wis­sen nicht ver­ein­ba­ren kann, aber be­reit ist, im bis­he­ri­gen Grad Mi­li­tär­dienst zu leis­ten, wird zu ei­ner Ar­beits­leis­tung im öf­fent­li­chen In­ter­es­se ver­pflich­tet. Sie dau­ert in der Re­gel 1,1—mal so lan­ge wie der ver­wei­ger­te Aus­bil­dungs­dienst zur Er­rei­chung des hö­he­ren Gra­des und wird im Rah­men und nach den Vor­schrif­ten des Zi­vil­diens­tes voll­zo­gen.

5Der Bun­des­rat er­lässt die für den Voll­zug der Ar­beits­leis­tung nach den Ab­sät­zen 3 und 4 er­for­der­li­chen er­gän­zen­den Be­stim­mun­gen.

6Ar­ti­kel 84 bleibt vor­be­hal­ten.5


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des Zi­vil­dienst­ge­set­zes vom 6. Okt. 1995, in Kraft seit 1. Okt. 1996 (AS19961445; BBl1994III 1609).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV Bst. b des BG vom 3. Okt. 2003 (Re­vi­si­on der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung), in Kraft seit 1. März 2004 (AS2004921; BBl20027859).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. IV Bst. b des BG vom 3. Okt. 2003 (Re­vi­si­on der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung) (AS2004921; BBl20027859). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
4 SR824.0
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS20161883; BBl20146741).

Art. 82

Mi­li­tär­dienst­ver­säum­nis und un­er­laub­te Ent­fer­nung

 

1Mit Geld­stra­fe wird be­straft, wer oh­ne Ab­sicht, den Mi­li­tär­dienst zu ver­wei­gern:2

a.
nicht am Ori­en­tie­rungs­tag oder an der Re­kru­tie­rung teil­nimmt;
b.
ei­ne Mi­li­tär­dienst­leis­tung, zu der er auf­ge­bo­ten ist, nicht an­tritt;
c.
sei­ne Trup­pe oder Dienst­stel­le oh­ne Er­laub­nis ver­lässt;
d.
nach ei­ner recht­mäs­si­gen Ab­we­sen­heit nicht zu­rück­kehrt.3

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3Im Ak­tiv­dienst ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

4Stellt sich der Tä­ter nach­träg­lich aus ei­ge­nem An­trieb zum Dienst, so kann der Rich­ter die Stra­fe mil­dern (Art. 42a).4

5Ar­ti­kel 84 bleibt vor­be­hal­ten.5


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des Zi­vil­dienst­ge­set­zes vom 6. Okt. 1995, in Kraft seit 1. Okt. 1996 (AS19961445; BBl1994III 1609).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Re­vi­si­on der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung), in Kraft seit 1. März 2004 (AS2004921; BBl20027859).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS20161883; BBl20146741).

Art. 83

Fahr­läs­si­ges Mi­li­tär­dienst­ver­säum­nis

 

1Mit Bus­se2 wird be­straft, wer fahr­läs­sig:

a.
nicht am Ori­en­tie­rungs­tag oder an der Re­kru­tie­rung teil­nimmt;
b.
ei­ne Mi­li­tär­dienst­leis­tung, zu der er auf­ge­bo­ten ist, nicht an­tritt;
c.
sei­ne Trup­pe oder Dienst­stel­le oh­ne Er­laub­nis ver­lässt;
d.
nach ei­ner recht­mäs­si­gen Ab­we­sen­heit nicht zu­rück­kehrt.3

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3Im Ak­tiv­dienst kann der Rich­ter ei­ne Geld­stra­fe bis zu 90 Ta­ges­sät­zen ver­hän­gen.

4Ar­ti­kel 84 bleibt vor­be­hal­ten.4


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des Zi­vil­dienst­ge­set­zes vom 6. Okt. 1995, in Kraft seit 1. Okt. 1996 (AS19961445; BBl1994III 1609).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 5 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Re­vi­si­on der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung), in Kraft seit 1. März 2004 (AS2004921; BBl20027859).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS20161883; BBl20146741).

Art. 84

Ver­let­zung der Pflicht zur Dienst­leis­tung bei Zu­las­sung zum Zi­vil­dienst, Zu­wei­sung zum waf­fen­lo­sen Dienst und Dienst­un­taug­lich­keit

 

1Mit Bus­se wird be­straft, wer ein De­likt nach den Ar­ti­keln 81–83 be­geht, wenn er:

a.
zum Zi­vil­dienst zu­ge­las­sen wird;
b.
dem waf­fen­lo­sen Dienst zu­ge­wie­sen wird;
c.
dienst­un­taug­lich er­klärt wird und die Dienst­un­taug­lich­keit be­reits im Zeit­punkt der Tat be­stan­den hat.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3Straf­los bleibt, wer im Zeit­punkt der Tat nicht ein­rückungs­fä­hig ge­we­sen ist.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS20161883; BBl20146741).

Art. 85

Un­er­laub­tes Weg­blei­ben

 

Wer es in Kriegs­zei­ten un­ter­lässt, sich der Trup­pe, von wel­cher er ab­ge­kom­men ist, oder der nächs­ten Trup­pe wie­der an­zu­sch­lies­sen,

wer es wäh­rend der Dau­er der Kriegs­zeit un­ter­lässt, nach be­en­dig­ter Kriegs­ge­fan­gen­schaft sich un­ver­züg­lich bei ei­nem Trup­pen­tei­le oder bei ei­ner mi­li­tä­ri­schen Stel­le zu mel­den,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Fünfter Abschnitt: Verbrechen oder Vergehen gegen die Landesverteidigung und gegen die Wehrkraft des Landes

Art. 86

1. Ver­rat.

Spio­na­ge und lan­des­ver­rä­te­rische Ver­let­zung mi­li­tä­ri­scher Ge­heim­nis­se1

 

1. Wer Tat­sa­chen, Vor­keh­ren, Ver­fah­ren oder Ge­gen­stän­de, die mit Rück­sicht auf die Lan­des­ver­tei­di­gung ge­heim zu hal­ten sind, weil de­ren Auf­de­ckung die Auf­trags­er­fül­lung von we­sent­li­chen Tei­len der Ar­mee ge­fähr­den wür­de, aus­späht, um sie ei­nem frem­den Staa­te oder des­sen Agen­ten be­kannt oder zu­gäng­lich zu ma­chen,

wer vor­sätz­lich Tat­sa­chen, Vor­keh­ren, Ver­fah­ren oder Ge­gen­stän­de, die mit Rück­sicht auf die Lan­des­ver­tei­di­gung ge­heim zu hal­ten sind, weil de­ren Auf­de­ckung die Auf­trags­er­fül­lung von we­sent­li­chen Tei­len der Ar­mee ge­fähr­den wür­de, ei­nem frem­den Staa­te oder des­sen Agen­ten be­kannt oder zu­gäng­lich macht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe be­straft.2

2. Wer­den die­se Hand­lun­gen in ei­ner Zeit ver­übt, da Trup­pen zum ak­ti­ven Dienst auf­ge­bo­ten sind, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren. Stört oder ge­fähr­det der Tä­ter durch die­se Hand­lun­gen die Un­ter­neh­mun­gen der schwei­ze­ri­schen Ar­mee, so kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.3

3. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 10. Okt. 1997, in Kraft seit 1. April 1998 (AS1998852 856; BBl1996IV 525).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 10. Okt. 1997, in Kraft seit 1. April 1998 (AS1998852 856; BBl1996IV 525).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS19921679; BBl1991II 1462, IV 184).

Art. 86a

Sa­bo­ta­ge

 

Wer der Ar­mee die­nen­de An­la­gen oder Sa­chen ver­nich­tet, be­schä­digt oder in ih­rer Ver­wen­dung ge­fähr­det,

wer ver­trag­lich über­nom­me­ne Leis­tun­gen für die Ar­mee nicht oder nicht ge­hö­rig er­füllt,

wer die Tä­tig­keit ei­ner Be­hör­de oder ei­nes Be­am­ten hin­dert, stört oder ge­fähr­det,

wer Be­klei­dungs- oder Aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­de oder Ab­zei­chen der schwei­ze­ri­schen Ar­mee oder ih­rer Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen her­stellt, sich ver­schafft, auf­be­wahrt, ver­wen­det oder ei­nem an­dern über­gibt

und da­durch wis­sent­lich die Lan­des­ver­tei­di­gung be­ein­träch­tigt oder ge­fähr­det,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe, in schwe­ren Fäl­len mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr2 be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941 (AS571269; BBl1940997). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS1951437; BBl1949II 137).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 17 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 87

Mi­li­tä­ri­scher Lan­des­ver­rat

 

1. Wer vor­sätz­lich in ei­ner Zeit, da Trup­pen zum ak­ti­ven Diens­te auf­ge­bo­ten sind, die Un­ter­neh­mun­gen der schwei­ze­ri­schen Ar­mee un­mit­tel­bar stört oder ge­fähr­det, wer ins­be­son­de­re der Ar­mee die­nen­de Ver­kehrs- oder Nach­rich­ten­mit­tel, An­la­gen oder Sa­chen be­schä­digt oder ver­nich­tet, oder den Be­trieb von An­stal­ten, die der Ar­mee die­nen, hin­dert oder stört, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren be­straft.

2. Wer vor­sätz­lich in ei­ner Zeit, da Trup­pen zum ak­ti­ven Diens­te auf­ge­bo­ten sind, die Un­ter­neh­mun­gen der schwei­ze­ri­schen Ar­mee mit­tel­bar stört oder ge­fähr­det, wer ins­be­son­de­re die öf­fent­li­che Ord­nung stört oder Be­trie­be, die für die All­ge­mein­heit oder die Ar­mee­ver­wal­tung wich­tig sind, hin­dert oder stört, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter sechs Mo­na­ten be­straft.1

3. In schwe­ren Fäl­len kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.2

4. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS19921679; BBl1991II 1462, IV 184).

Art. 88

Frank­ti­reur

 

Wer in Kriegs­zei­ten Feind­se­lig­kei­ten ge­gen die schwei­ze­ri­sche Ar­mee un­ter­nimmt, oh­ne zu der von der Schweiz an­er­kann­ten be­waff­ne­ten Macht des Geg­ners zu ge­hö­ren, wird mit le­bens­läng­li­cher Frei­heits­s­tra­fe oder mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS19921679; BBl1991II 1462, IV 184).

Art. 89

Nach­rich­ten­ver­brei­tung

 

1Wer vor­sätz­lich in ei­ner Zeit, da Trup­pen zum ak­ti­ven Diens­te auf­ge­bo­ten sind, die Un­ter­neh­mun­gen der schwei­ze­ri­schen Ar­mee durch Ver­brei­tung un­wah­rer Nach­rich­ten stört oder ge­fähr­det, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe nicht un­ter 60 Ta­ges­sät­zen1 be­straft.

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 19 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 90

Waf­fen­hil­fe

 

1Der Schwei­zer, der, oh­ne da­zu ge­zwun­gen zu sein, in ei­nem Krieg die Waf­fen ge­gen die Eid­ge­nos­sen­schaft trägt oder in ei­ne feind­li­che Ar­mee ein­tritt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe be­straft.

2In schwe­ren Fäl­len kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 91

Be­güns­ti­gung des Fein­des

 

1. Wer Ge­gen­stän­de, die der Lan­des­ver­tei­di­gung die­nen, dem Fein­de über­lie­fert,

wer durch Dienst­leis­tun­gen oder Lie­fe­run­gen den Feind be­güns­tigt,

wer bei ei­ner An­lei­he ei­nes mit der Schweiz im Krie­ge be­find­li­chen Staa­tes mit­wirkt oder auf sie zeich­net,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter sechs Mo­na­ten be­straft.1

2. In schwe­ren Fäl­len kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS19921679; BBl1991II 1462, IV 184).

Art. 92

2. Neu­tra­li­täts­ver­let­zun­gen.

Feind­se­lig­kei­ten ge­gen einen Krieg­füh­ren­den oder frem­de Trup­pen

 

Wer vom neu­tra­len Ge­biet der Schweiz aus Feind­se­lig­kei­ten ge­gen einen Krieg­füh­ren­den un­ter­nimmt oder un­ter­stützt,

wer Feind­se­lig­kei­ten ge­gen in die Schweiz zu­ge­las­se­ne frem­de Trup­pen un­ter­nimmt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 93

Nach­rich­ten­dienst ge­gen frem­de Staa­ten

 

1. Wer im Ge­biet der Schweiz für einen frem­den Staat zum Nach­teil ei­nes an­dern frem­den Staa­tes mi­li­tä­ri­schen Nach­rich­ten­dienst be­treibt oder einen sol­chen Dienst ein­rich­tet,

wer für sol­che Diens­te an­wirbt oder ih­nen Vor­schub leis­tet,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.1

2. In schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3. Die Kor­re­spon­denz und das Ma­te­ri­al wer­den ein­ge­zo­gen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

Art. 94

3. Schwä­chung der Wehr­kraft.

Frem­der Mi­li­tär­dienst

 

1Der Schwei­zer, der oh­ne Er­laub­nis des Bun­des­ra­tes in frem­den Mi­li­tär­dienst ein­tritt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Der Schwei­zer, der noch ei­ne an­de­re Staats­zu­ge­hö­rig­keit be­sitzt, im an­dern Staa­te nie­der­ge­las­sen ist und dort Mi­li­tär­dienst leis­tet, bleibt straf­los.

3Wer einen Schwei­zer für frem­den Mi­li­tär­dienst an­wirbt oder der An­wer­bung Vor­schub leis­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder mit Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft. Mit der Frei­heits­s­tra­fe ist Geld­stra­fe zu ver­bin­den2.

4In Kriegs­zei­ten kann auf Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS1951437; BBl1949II 137).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 20 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 95

Ver­stüm­me­lung

 

1. Wer sich durch Ver­stüm­me­lung oder auf an­de­re Wei­se zur Er­fül­lung der Mi­li­tär­dienst­pflicht blei­bend oder zeit­wei­se, ganz oder zum Teil, un­taug­lich macht oder un­taug­lich ma­chen lässt,

wer einen an­dern, mit des­sen Ein­wil­li­gung, durch Ver­stüm­me­lung oder auf an­de­re Wei­se zur Er­fül­lung der Mi­li­tär­dienst­pflicht blei­bend oder zeit­wei­se, ganz oder zum Teil, un­taug­lich macht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In Kriegs­zei­ten kann auf Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

Art. 96

Dienst­pflicht­be­trug

 

1Wer in der Ab­sicht, sich oder einen an­dern der Er­fül­lung der Mi­li­tär­dienst­pflicht blei­bend oder zeit­wei­se zu ent­zie­hen, ge­gen­über den zu­stän­di­gen mi­li­tä­ri­schen oder bür­ger­li­chen Be­hör­den oder Stel­len auf Täu­schung be­rech­ne­te Mit­tel an­wen­det, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 97

Ver­let­zung ver­trag­li­cher Leis­tungs­pflich­ten

 

1. Wer vor­sätz­lich in ei­ner Zeit, da Trup­pen zum Ak­tiv­diens­te auf­ge­bo­ten sind, ver­trag­lich über­nom­me­ne Leis­tun­gen für die Ar­mee nicht oder nicht ge­hö­rig er­füllt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe2 be­straft.

Liegt der Nicht­er­fül­lung Fahr­läs­sig­keit zu­grun­de, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

2. Die­sel­ben Stra­fen tref­fen Un­ter­lie­fe­ran­ten, Ver­mitt­ler oder An­ge­stell­te, die die Ver­let­zung des Ver­tra­ges ver­schul­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS 1951 437; BBl 1949 II 137).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 3 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 98

4. Stö­rung der mi­li­tä­ri­schen Si­cher­heit.

Auf­for­de­rung und Ver­lei­tung zur Ver­let­zung mi­li­tä­ri­scher Dienst­pflich­ten

 

1. Wer öf­fent­lich zum Un­ge­hor­sam ge­gen mi­li­tä­ri­sche Be­feh­le, zu Dienst­ver­let­zung, zu Dienst­ver­wei­ge­rung oder zum Aus­reis­sen auf­for­dert,

wer einen Dienst­pflich­ti­gen zu ei­ner sol­chen Tat ver­lei­tet,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Geht die Auf­for­de­rung auf Aus­reis­sen im Ak­tiv­dienst, auf Meu­te­rei oder auf Vor­be­rei­tung ei­ner Meu­te­rei, oder wird zum Aus­reis­sen im Ak­tiv­dienst, zur Meu­te­rei oder zur Vor­be­rei­tung ei­ner Meu­te­rei ver­lei­tet, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe.

3. Er­folgt die Auf­for­de­rung oder die Ver­lei­tung vor dem Fein­de, so wird der Tä­ter mit Frei­heits­s­tra­fe be­straft.

Art. 99

Un­ter­gra­bung der mi­li­tä­ri­schen Dis­zi­plin

 

Wer ei­ne Ver­ei­ni­gung grün­det, die bezweckt oder de­ren Tä­tig­keit dar­auf ge­rich­tet ist, die mi­li­tä­ri­sche Dis­zi­plin zu un­ter­gra­ben, ins­be­son­de­re Dienst­pflich­ti­ge zum Un­ge­hor­sam ge­gen mi­li­tä­ri­sche Be­feh­le, zur Dienst­ver­let­zung, zur Dienst­ver­wei­ge­rung oder zum Aus­reis­sen zu be­we­gen oder zu ver­lei­ten,

wer ei­ner sol­chen Ver­ei­ni­gung bei­tritt oder sich an ih­ren Be­stre­bun­gen be­tei­ligt,

wer zur Bil­dung sol­cher Ver­ei­ni­gun­gen auf­for­dert oder de­ren Wei­sun­gen be­folgt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

Art. 100

Stö­rung des Mi­li­tär­diens­tes

 

1Wer einen An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee in der Aus­übung des Diens­tes hin­dert oder stört, wird mit Geld­stra­fe be­straft.2

2Im ak­ti­ven Dienst ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

3In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, in Kraft seit 1. Jan. 1980 (AS19791037; BBl1977II 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 101

Be­schimp­fung ei­nes An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee

 

1Wer einen An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee, die im ak­ti­ven Dienst steht, öf­fent­lich be­schimpft, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3Hat der Be­schimpf­te durch sein un­ge­bühr­li­ches Ver­hal­ten zu der Be­schimp­fung un­mit­tel­bar An­lass ge­ge­ben, so kann der Rich­ter den Tä­ter von Stra­fe be­frei­en.

Art. 102

Ver­brei­ten un­wah­rer Nach­rich­ten

 

Wer in ei­ner Zeit, da Trup­pen zum ak­ti­ven Diens­te auf­ge­bo­ten sind, wi­der bes­se­res Wis­sen un­wah­re Nach­rich­ten ver­brei­tet, in der Ab­sicht, die An­ord­nun­gen von Be­hör­den oder Trup­pen­kom­man­dan­ten zu stö­ren oder zu durch­kreu­zen, die Trup­pe zur Ver­wei­ge­rung des Ge­hor­sams zu ver­lei­ten oder bei der Be­völ­ke­rung Angst und Schre­cken zu ver­brei­ten, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 103

Fäl­schung von Auf­ge­bo­ten oder Wei­sun­gen

 

1. Wer vor­sätz­lich ein mi­li­tä­ri­sches Auf­ge­bot oder ei­ne für Dienst­pflich­ti­ge be­stimm­te Wei­sung fälscht, ver­fälscht, un­ter­drückt oder be­sei­tigt,

wer ein ge­fälsch­tes oder ver­fälsch­tes Auf­ge­bot oder ei­ne sol­che Wei­sung ge­braucht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

Art. 104

Ver­lei­tung von In­ter­nier­ten und Kriegs­ge­fan­ge­nen zur Ge­hor­sams­ver­wei­ge­rung

 

1Wer einen In­ter­nier­ten oder einen Kriegs­ge­fan­ge­nen zum Un­ge­hor­sam ge­gen mi­li­tä­ri­sche Be­feh­le oder zu ei­ner Dienst­ver­let­zung ver­lei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Wer einen In­ter­nier­ten oder einen Kriegs­ge­fan­ge­nen zu Meu­te­rei oder zur Vor­be­rei­tung ei­ner Meu­te­rei ver­lei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 105

Be­frei­ung von In­ter­nier­ten und Kriegs­ge­fan­ge­nen

 

1. Wer mit Ge­walt, Dro­hung oder List einen In­ter­nier­ten oder einen Kriegs­ge­fan­ge­nen be­freit oder ihm zur Flucht be­hilf­lich ist, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Wird die Tat von ei­nem zu­sam­men­ge­rot­te­ten Hau­fen be­gan­gen, so wird je­der, der an der Zu­sam­men­rot­tung teil­nimmt, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Der Teil­neh­mer, der Ge­walt an Per­so­nen oder Sa­chen ver­übt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen1 be­straft.


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 21 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 106

Ver­let­zung mi­li­tä­ri­scher Ge­heim­nis­se

 

1Wer vor­sätz­lich Ak­ten oder Ge­gen­stän­de, Vor­keh­ren, Ver­fah­ren oder Tat­sa­chen, die mit Rück­sicht auf die Lan­des­ver­tei­di­gung oder auf­grund ver­trag­li­cher Ab­ma­chun­gen ge­heim zu hal­ten sind, weil de­ren Auf­de­ckung die Auf­trags­er­fül­lung von we­sent­li­chen Tei­len der Ar­mee ge­fähr­den wür­de, ver­öf­fent­licht oder auf an­de­re Wei­se Un­be­fug­ten be­kannt oder zu­gäng­lich macht, sol­che Ak­ten oder Ge­gen­stän­de wi­der­recht­lich an sich nimmt, ab­bil­det oder ver­viel­fäl­tigt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.2

2Im Fall ak­ti­ven Diens­tes ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe.

3Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

4In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1967, in Kraft seit 1. März 1968 (AS1968212; BBl1967I 581).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 10. Okt. 1997, in Kraft seit 1. April 1998 (AS 1998 852 856; BBl 1996 IV 525).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, in Kraft seit 1. Jan. 1980 (AS19791037; BBl1977II 1).

Art. 107

Un­ge­hor­sam ge­gen mi­li­tä­ri­sche und be­hörd­li­che Mass­nah­men

 

Wer vom Bun­des­ra­te, kan­to­na­len Re­gie­run­gen oder an­dern bür­ger­li­chen oder mi­li­tä­ri­schen zu­stän­di­gen Stel­len zur Wah­rung der mi­li­tä­ri­schen In­ter­es­sen oder der Neu­tra­li­tät oder in Aus­übung der Po­li­zei­ge­walt er­las­se­nen all­ge­mei­nen Be­feh­len oder be­kannt ge­mach­ten Ver­ord­nun­gen vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig zu­wi­der­han­delt,

wer vor­sätz­lich be­son­dern An­ord­nun­gen oder Wei­sun­gen zu­wi­der­han­delt, die von ei­ner mi­li­tä­ri­schen Stel­le, ei­nem An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee oder ei­ner bür­ger­li­chen Stel­le zur Wah­rung der mi­li­tä­ri­schen In­ter­es­sen er­las­sen sind,

wird, so­fern kei­ne an­de­re Straf­be­stim­mung zu­trifft, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe, in leich­ten Fäl­len dis­zi­pli­na­risch be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS1951437; BBl1949II 137).

Sechster Abschnitt: Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Art. 108

Völ­ker­mord

 

Mit le­bens­läng­li­cher Frei­heits­s­tra­fe oder mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter zehn Jah­ren wird be­straft, wer, in der Ab­sicht, ei­ne durch ih­re Staats­an­ge­hö­rig­keit, Ras­se, Re­li­gi­on oder eth­ni­sche, so­zia­le oder po­li­ti­sche Zu­ge­hö­rig­keit ge­kenn­zeich­ne­te Grup­pe als sol­che ganz oder teil­wei­se zu ver­nich­ten:

a.
Mit­glie­der die­ser Grup­pe tö­tet oder auf schwer­wie­gen­de Wei­se in ih­rer kör­per­li­chen oder geis­ti­gen Un­ver­sehrt­heit schä­digt;
b.
Mit­glie­der der Grup­pe Le­bens­be­din­gun­gen un­ter­wirft, die ge­eig­net sind, die Grup­pe ganz oder teil­wei­se zu ver­nich­ten;
c.
Mass­nah­men an­ord­net oder trifft, die auf die Ge­bur­ten­ver­hin­de­rung in­ner­halb der Grup­pe ge­rich­tet sind;
d.
Kin­der der Grup­pe ge­walt­sam in ei­ne an­de­re Grup­pe über­führt oder über­füh­ren lässt.

Art. 109

Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit

j. An­de­re un­mensch­li­che Hand­lun­gen

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren, wird be­straft, wer im Rah­men ei­nes aus­ge­dehn­ten oder sys­te­ma­ti­schen An­griffs ge­gen die Zi­vil­be­völ­ke­rung:

a. Vor­sätz­li­che Tö­tung

a.
einen Men­schen vor­sätz­lich tö­tet;

b. Aus­rot­tung

b.
vie­le Men­schen vor­sätz­lich tö­tet oder der Be­völ­ke­rung in der Ab­sicht, sie ganz oder teil­wei­se zu ver­nich­ten, Le­bens­be­din­gun­gen auf­er­legt, die ge­eig­net sind, de­ren Ver­nich­tung her­bei­zu­füh­ren;

c. Ver­skla­vung

c.
sich ein Ei­gen­tums­recht über einen Men­schen an­masst und über ihn ver­fügt, na­ment­lich in Form von Men­schen­han­del, se­xu­el­ler Aus­beu­tung oder Zwangs­ar­beit;

d. Frei­heits­be­rau­bung

d.
ei­nem Men­schen un­ter Ver­sto­ss ge­gen die Grund­re­geln des Völ­ker­rechts in schwer­wie­gen­der Wei­se die Frei­heit ent­zieht;

e. Ver­schwin­den­las­sen von Per­so­nen

e.
in der Ab­sicht, ei­ne Per­son für län­ge­re Zeit dem Schutz des Ge­set­zes zu ent­zie­hen:
1.
im Auf­trag oder mit Bil­li­gung ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on der Per­son die Frei­heit ent­zieht, wo­bei in der Fol­ge die Aus­kunft über ihr Schick­sal oder ih­ren Ver­bleib ver­wei­gert wird, oder
2.
im Auf­trag ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on oder ent­ge­gen ei­ner Rechts­pflicht die Aus­kunft über das Schick­sal oder den Ver­bleib die­ser Per­son ver­wei­gert;

f. Fol­ter

f.
ei­nem un­ter sei­nem Ge­wahr­sam oder sei­ner Kon­trol­le ste­hen­den Men­schen gros­se Lei­den oder ei­ne schwe­re Schä­di­gung des Kör­pers oder der phy­si­schen oder psy­chi­schen Ge­sund­heit zu­fügt;

g. Ver­let­zung der se­xu­el­len Selbst­be­stim­mung

g.
ei­ne Per­son weib­li­chen Ge­schlechts ver­ge­wal­tigt oder, nach­dem sie ge­gen ih­ren Wil­len ge­schwän­gert wur­de, ge­fan­gen hält in der Ab­sicht, die eth­ni­sche Zu­sam­men­set­zung ei­ner Be­völ­ke­rung zu be­ein­flus­sen, ei­ne Per­son zur Dul­dung ei­ner se­xu­el­len Hand­lung von ver­gleich­ba­rer Schwe­re oder zur Pro­sti­tu­ti­on nö­tigt oder sie zwangs­wei­se ste­ri­li­siert;

h. Ver­trei­bung oder zwangs­wei­se Über­füh­rung

h.
Men­schen aus dem Ge­biet, in dem sie sich recht­mäs­sig auf­hal­ten, ver­treibt oder zwangs­wei­se an einen an­dern Ort über­führt;

i. Ver­fol­gung und Apart­heid

i.
ei­ner Grup­pe von Men­schen aus po­li­ti­schen, ras­si­schen, eth­ni­schen, re­li­gi­ösen, so­zia­len oder an­de­ren völ­ker­rechts­wid­ri­gen Grün­den, im Zu­sam­men­hang mit ei­ner Tat nach dem sechs­ten Ab­schnitt oder dem sechs­ten Ab­schnittbis oder zwecks sys­te­ma­ti­scher Un­ter­drückung oder Be­herr­schung ei­ner ras­si­schen Grup­pe, in schwer­wie­gen­der Wei­se Grund­rech­te vor­ent­hält oder ent­zieht;
j.
ei­ne an­de­re un­mensch­li­che Hand­lung von ver­gleich­ba­rer Schwe­re wie die in die­sem Ab­satz ge­nann­ten Ver­bre­chen ver­übt und da­durch ei­nem Men­schen gros­se Lei­den oder ei­ne schwe­re Schä­di­gung des Kör­pers oder der phy­si­schen oder psy­chi­schen Ge­sund­heit zu­fügt.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben c–j kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.

Sechster Abschnitt : Kriegsverbrechen

Art. 110

1. An­wen­dungs­be­reich

 

Die Ar­ti­kel 112–114 fin­den An­wen­dung im Zu­sam­men­hang mit in­ter­na­tio­na­len be­waff­ne­ten Kon­flik­ten ein­sch­liess­lich Be­set­zun­gen so­wie, so­weit aus der Na­tur der Straf­ta­ten nichts an­de­res her­vor­geht, im Zu­sam­men­hang mit nicht in­ter­na­tio­na­len be­waff­ne­ten Kon­flik­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

Art. 111

2. Schwe­re Ver­let­zun­gen der Gen­fer Kon­ven­tio­nen

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem in­ter­na­tio­na­len be­waff­ne­ten Kon­flikt ei­ne schwe­re Ver­let­zung der Gen­fer Kon­ven­tio­nen vom 12. Au­gust 19492 durch ei­ne der fol­gen­den Hand­lun­gen ge­gen die nach die­sen Kon­ven­tio­nen ge­schütz­ten Per­so­nen oder Gü­ter be­geht:

a.
Vor­sätz­li­che Tö­tung;
b.
Gei­sel­nah­me;
c.
Ver­ur­sa­chung gros­ser Lei­den oder schwe­re Schä­di­gung des Kör­pers oder der phy­si­schen oder psy­chi­schen Ge­sund­heit, na­ment­lich durch Fol­ter, un­mensch­li­che Be­hand­lung oder bio­lo­gi­sche Ver­su­che;
d.
durch mi­li­tä­ri­sche Er­for­der­nis­se nicht ge­recht­fer­tig­te Zer­stö­rung oder An­eig­nung von Gut in gros­sem Aus­mass;
e.
Nö­ti­gung zur Dienst­leis­tung in den Streit­kräf­ten ei­ner feind­li­chen Macht;
f.
rechts­wid­ri­ge Ver­trei­bung, Über­füh­rung oder Ge­fan­gen­hal­tung;
g.
Ver­wei­ge­rung des Rechts auf ein un­par­tei­isches or­dent­li­ches Ge­richts­ver­fah­ren vor Ver­hän­gung oder Voll­stre­ckung ei­ner schwe­ren Stra­fe.

2Hand­lun­gen nach Ab­satz 1, die im Zu­sam­men­hang mit ei­nem nicht in­ter­na­tio­na­len be­waff­ne­ten Kon­flikt be­gan­gen wer­den, sind den schwe­ren Ver­let­zun­gen des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts gleich­ge­stellt, wenn sie ge­gen ei­ne nach dem hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son oder ge­gen ein ge­schütz­tes Gut ge­rich­tet sind.

3In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

4In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben c–g kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).
2 Gen­fer Abk. vom 12. Aug. 1949 zur Ver­bes­se­rung des Lo­ses der Ver­wun­de­ten und Kran­ken der be­waff­ne­ten Kräf­te im Fel­de (GA I), SR0.518.12; Gen­fer Abk. vom 12. Aug. 1949 zur Ver­bes­se­rung des Lo­ses der Ver­wun­de­ten, Kran­ken und Schiff­brü­chi­gen der be­waff­ne­ten Kräf­te zur See (GA II), SR0.518.23; Gen­fer Abk. vom 12. Aug. 1949 über die Be­hand­lung der Kriegs­ge­fan­ge­nen (GA III), SR0.518.42; Gen­fer Abk. vom 12. Aug. 1949 über den Schutz von Zi­vil­per­so­nen in Kriegs­zei­ten (GA IV), SR 0.518.51.

Art. 112

3. An­de­re Kriegs­ver­bre­chen

a. An­grif­fe ge­gen zi­vi­le Per­so­nen und Ob­jek­te

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt einen An­griff rich­tet:

a.
ge­gen die Zi­vil­be­völ­ke­rung als sol­che oder ge­gen Zi­vil­per­so­nen, die an den Feind­se­lig­kei­ten nicht un­mit­tel­bar teil­neh­men;
b.
ge­gen Per­so­nen, Ein­rich­tun­gen, Ma­te­ri­al oder Fahr­zeu­ge, die Teil ei­ner hu­ma­ni­tär­en Hilfs­mis­si­on oder ei­ner frie­den­ser­hal­ten­den Missi­on in Über­ein­stim­mung mit der Char­ta der Ver­ein­ten Na­tio­nen vom 26. Ju­ni 19452 sind, so­lan­ge sie vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schützt sind;
c.
ge­gen zi­vi­le Ob­jek­te, un­ver­tei­dig­te Sied­lun­gen oder Ge­bäu­de oder ge­gen ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­nen, die kein mi­li­tä­ri­sches Ziel dar­stel­len;
d.
ge­gen Sa­ni­täts­ein­hei­ten, Ge­bäu­de, Ma­te­ri­al oder Fahr­zeu­ge, die ein Schutz­zei­chen des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts ver­wen­den oder de­ren ge­schütz­ter Cha­rak­ter auch oh­ne Schutz­zei­chen er­kenn­bar ist, Kran­ken­häu­ser oder Sam­mel­plät­ze für Kran­ke und Ver­wun­de­te;
e.
ge­gen Kul­tur­gut oder mit sei­nem Schutz be­trau­te Per­so­nen oder sei­nem Trans­port die­nen­de Fahr­zeu­ge, ge­gen Ge­bäu­de, die re­li­gi­ösen Hand­lun­gen, der Kunst, Er­zie­hung, Wis­sen­schaft oder Wohl­tä­tig­keit die­nen, so­lan­ge sie vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schützt sind.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len von An­grif­fen ge­gen Per­so­nen kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).
2 SR0.120

Art. 112a

b. Un­ge­recht­fer­tig­te me­di­zi­ni­sche Be­hand­lung, Ver­let­zun­gen der se­xu­el­len Selbst­be­stim­mung und der Men­schen­wür­de

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt:

a.
ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son kör­per­lich schwer schä­digt oder in ih­rer phy­si­schen oder psy­chi­schen Ge­sund­heit schwer ver­letzt oder ge­fähr­det, in­dem er sie ei­nem me­di­zi­ni­schen Ver­fah­ren un­ter­zieht, das nicht durch ih­ren Ge­sund­heits­zu­stand ge­bo­ten ist und das nicht mit all­ge­mein an­er­kann­ten me­di­zi­ni­schen Grund­sät­zen im Ein­klang steht;
b.
ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son weib­li­chen Ge­schlechts ver­ge­wal­tigt oder, nach­dem sie ge­gen ih­ren Wil­len ge­schwän­gert wur­de, ge­fan­gen hält in der Ab­sicht, die eth­ni­sche Zu­sam­men­set­zung ei­ner Be­völ­ke­rung zu be­ein­flus­sen, ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son zur Dul­dung ei­ner se­xu­el­len Hand­lung von ver­gleich­ba­rer Schwe­re oder zur Pro­sti­tu­ti­on nö­tigt oder sie zwangs­wei­se ste­ri­li­siert;
c.
ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son in schwer­wie­gen­der Wei­se ent­wür­di­gend oder er­nied­ri­gend be­han­delt.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

Art. 112b

c. Re­kru­tie­rung und Ver­wen­dung von Kin­der­sol­da­ten

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer ein Kind un­ter fünf­zehn Jah­ren in Streit­kräf­te oder be­waff­ne­te Grup­pen ein­glie­dert, zu die­sem Zweck re­kru­tiert oder zur Teil­nah­me an be­waff­ne­ten Kon­flik­ten ver­wen­det.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Kin­der be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

Art. 112c

d. Ver­bo­te­ne Me­tho­den der Krieg­füh­rung

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt:

a.
einen An­griff führt, ob­wohl er weiss oder an­neh­men muss, dass die­ser den Tod oder die Ver­wun­dung von Zi­vil­per­so­nen, die Be­schä­di­gung zi­vi­ler Ob­jek­te oder die weit­rei­chen­de, lang­fris­ti­ge und schwe­re Schä­di­gung der na­tür­li­chen Um­welt ver­ur­sa­chen wird, die in kei­nem Ver­hält­nis zum er­war­te­ten kon­kre­ten und un­mit­tel­ba­ren mi­li­tä­ri­schen Vor­teil ste­hen;
b.
ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son als Schild be­nutzt, um Kampf­hand­lun­gen zu be­ein­flus­sen;
c.
als Me­tho­de der Krieg­füh­rung plün­dert, sich auf an­de­re Wei­se un­recht­mäs­sig Gut an­eig­net oder in ei­nem durch die Er­for­der­nis­se des Krie­ges nicht zwin­gend ge­bo­te­nen Aus­mass feind­li­ches Gut zer­stört oder be­schlag­nahmt, Zi­vil­per­so­nen le­bens­not­wen­di­ge Gü­ter vor­ent­hält oder Hilfs­lie­fe­run­gen be­hin­dert;
d.
einen geg­ne­ri­schen Kom­bat­tan­ten auf heim­tücki­sche Wei­se, oder nach­dem die­ser sich aus­ser Ge­fecht be­fin­det, tö­tet oder ver­wun­det;
e.
einen to­ten geg­ne­ri­schen Kom­bat­tan­ten ver­stüm­melt;
f.
als Be­fehls­ha­ber an­ord­net oder dem Geg­ner an­droht, nie­man­den am Le­ben zu las­sen;
g.
die Par­la­men­tär­flag­ge, die Flag­ge, Uni­form oder mi­li­tä­ri­sche Ab­zei­chen des Fein­des, der Ver­ein­ten Na­tio­nen oder Schutz­zei­chen des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts miss­braucht;
h.
als An­ge­hö­ri­ger ei­ner Be­set­zungs­macht einen Teil ih­rer Zi­vil­be­völ­ke­rung in das von ihr be­setz­te Ge­biet über­führt oder die Be­völ­ke­rung des be­setz­ten Ge­bie­tes ganz oder teil­wei­se in­ner­halb oder aus­ser­halb des­sel­ben um­sie­delt.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

Art. 112d

e. Ein­satz ver­bo­te­ner Waf­fen

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt:

a.
Gift oder ver­gif­te­te Waf­fen ver­wen­det;
b.
bio­lo­gi­sche oder che­mi­sche Waf­fen, ein­sch­liess­lich gif­ti­ger oder er­sti­cken­der Ga­se, Stof­fe und Flüs­sig­kei­ten, ver­wen­det;
c.
Ge­schos­se ver­wen­det, die sich im Kör­per des Men­schen leicht aus­deh­nen oder flach­drücken oder im Kör­per des Men­schen ex­plo­die­ren;
d.
Waf­fen ver­wen­det, wel­che als Haupt­wir­kung Ver­let­zun­gen durch Split­ter her­vor­ru­fen, die mit­tels Rönt­gen­strah­len nicht ent­deckt wer­den kön­nen;
e.
La­ser­waf­fen ver­wen­det, die als Haupt­wir­kung die dau­er­haf­te Er­blin­dung von Men­schen her­bei­füh­ren.

2In be­son­ders schwe­ren Fäl­len kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

Art. 113

4. Bruch ei­nes Waf­fen­still­stan­des oder des Frie­dens. Ver­ge­hen ge­gen einen Par­la­men­tär. Ver­zö­ger­te Heim­schaf­fung von Kriegs­ge­fan­ge­nen.

 

Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer:

a.
die Kampf­hand­lun­gen fort­setzt, nach­dem er amt­lich oder dienst­lich Kennt­nis vom Ab­schluss ei­nes Waf­fen­still­stan­des oder des Frie­dens er­hal­ten hat, oder die Be­din­gun­gen des Waf­fen­still­stan­des auf an­de­re Wei­se ver­letzt;
b.
einen geg­ne­ri­schen Par­la­men­tär oder ei­ne sei­ner Be­gleit­per­so­nen miss­han­delt, be­schimpft oder oh­ne Grund zu­rück­hält;
c.
die Heim­schaf­fung von Kriegs­ge­fan­ge­nen nach Be­en­di­gung der Kampf­hand­lun­gen un­ge­recht­fer­tigt ver­zö­gert.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

Art. 114

5. An­de­re Ver­stös­se ge­gen das hu­ma­ni­täre Völ­ker­recht

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt auf an­de­re Wei­se als nach den Ar­ti­keln 111–113 ei­ne Vor­schrift des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts ver­letzt, de­ren Ver­let­zung durch das Völ­ker­ge­wohn­heits­recht oder ein in­ter­na­tio­na­les, von der Schweiz als ver­bind­lich an­er­kann­tes Über­ein­kom­men als straf­bar er­klärt wird.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

Sechster Abschnitt : Gemeinsame Bestimmungen für den sechsten Abschnitt und den sechsten Abschnitt

Art. 114a

Straf­bar­keit des Vor­ge­setz­ten

 

1Der Vor­ge­setz­te, der weiss, dass ei­ne ihm un­ter­stell­te Per­son ei­ne Tat nach dem sechs­ten Ab­schnitt oder dem sechs­ten Ab­schnittbis be­geht oder be­ge­hen wird, und der nicht an­ge­mes­se­ne Mass­nah­men er­greift, um die­se Tat zu ver­hin­dern, wird nach der glei­chen Straf­an­dro­hung wie der Tä­ter be­straft. Ver­hin­dert der Vor­ge­setz­te die Tat fahr­läs­sig nicht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

2Der Vor­ge­setz­te, der weiss, dass ei­ne ihm un­ter­stell­te Per­son ei­ne Tat nach dem sechs­ten Ab­schnitt oder dem sechs­ten Ab­schnittbis be­gan­gen hat, und der nicht an­ge­mes­se­ne Mass­nah­men er­greift, um die Be­stra­fung des Tä­ters si­cher­zu­stel­len, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 114b

Aus­schluss der re­la­ti­ven Im­mu­ni­tät

 

Die Ver­fol­gung von Ta­ten nach dem sechs­ten Ab­schnitt oder dem sechs­ten Ab­schnittbis und nach Ar­ti­kel 114a be­darf kei­ner Er­mäch­ti­gung nach ei­ner der fol­gen­den Be­stim­mun­gen:

a.
Ar­ti­kel 14 und 15 des Ver­ant­wort­lich­keits­ge­set­zes vom 14. März 19581;
b.
Ar­ti­kel 17 des Par­la­ments­ge­set­zes vom 13. De­zem­ber 20022;
c.
Ar­ti­kel 61a des Re­gie­rungs- und Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 21. März 19973;
d.
Ar­ti­kel 11 des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 20054;
e.
Ar­ti­kel 12 des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 20055;
f.
Ar­ti­kel 16 des Pa­tent­ge­richts­ge­set­zes vom 20. März 20096;
g.
Ar­ti­kel 50 des Straf­be­hör­den­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 19. März 20107.

Siebenter Abschnitt: Verbrechen oder Vergehen gegen Leib und Leben

Art. 115

1. Tö­tung.

Vor­sätz­li­che Tö­tung

 

Wer vor­sätz­lich einen Men­schen tö­tet, oh­ne dass ei­ne der be­son­dern Vor­aus­set­zun­gen der nach­fol­gen­den Ar­ti­kel zu­trifft, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

Art. 116

Mord

 

1Han­delt der Tä­ter be­son­ders skru­pel­los, sind na­ment­lich sein Be­weg­grund, der Zweck der Tat oder die Art der Aus­füh­rung be­son­ders ver­werf­lich, so ist die Stra­fe le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe oder Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter zehn Jah­ren.1

22


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS19892449; BBl1985II 1009).
2 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 20. März 1992, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1992 (AS19921679; BBl1991II 1462, IV 184).

Art. 117

Tot­schlag

 

Han­delt der Tä­ter in ei­ner nach den Um­stän­den ent­schuld­ba­ren hef­ti­gen Ge­müts­be­we­gung oder un­ter gros­ser see­li­scher Be­las­tung, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem bis zu zehn Jah­ren2.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS19892449; BBl1985II 1009).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 22 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 118

Tö­tung auf Ver­lan­gen

 

Wer aus ach­tens­wer­ten Be­weg­grün­den, na­ment­lich aus Mit­leid, einen Men­schen auf des­sen ernst­haf­tes und ein­dring­li­ches Ver­lan­gen tö­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS19892449; BBl1985II 1009).

Art. 119

Ver­lei­tung und Bei­hil­fe zu Selbst­mord

 

Wer aus selbst­süch­ti­gen Be­weg­grün­den je­man­den zum Selbst­mord ver­lei­tet oder ihm da­zu Hil­fe leis­tet, wird, wenn der Selbst­mord aus­ge­führt oder ver­sucht wur­de, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 120

Fahr­läs­si­ge Tö­tung

 

Wer fahr­läs­sig den Tod ei­nes Men­schen ver­ur­sacht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

Art. 121

2. Kör­per­ver­let­zung.

Schwe­re Kör­per­ver­let­zung

 

Wer vor­sätz­lich einen Men­schen le­bens­ge­fähr­lich ver­letzt,

wer vor­sätz­lich den Kör­per, ein wich­ti­ges Or­gan oder Glied ei­nes Men­schen ver­stüm­melt oder ein wich­ti­ges Or­gan oder Glied un­brauch­bar macht, einen Men­schen blei­bend ar­beits­un­fä­hig, ge­brech­lich oder geis­tes­krank macht, das Ge­sicht ei­nes Men­schen arg und blei­bend ent­stellt,

wer vor­sätz­lich ei­ne an­de­re schwe­re Schä­di­gung des Kör­pers oder der kör­per­li­chen oder geis­ti­gen Ge­sund­heit ei­nes Men­schen ver­ur­sacht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS19892449; BBl1985II 1009).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 122

Ein­fa­che Kör­per­ver­let­zung. Tät­lich­kei­ten

 

1. Wer vor­sätz­lich einen Men­schen in an­de­rer Wei­se an Kör­per oder Ge­sund­heit schä­digt oder ge­gen ihn tät­lich wird, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2. und 3. 1


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1990 (AS19892449; BBl1985II 1009).

Art. 123


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1990 (AS19892449; BBl1985II 1009).

 

Art. 124

Fahr­läs­si­ge Kör­per­ver­let­zung

 

1. Wer fahr­läs­sig einen Men­schen an Kör­per oder Ge­sund­heit schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2. 1


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1967, mit Wir­kung seit 1. März 1968 (AS1968212; BBl1967I 581).

Art. 125–127

3. Ge­fähr­dung von Leib und Le­ben.

 

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1990 (AS19892449; BBl1985II 1009).

Art. 128

Rauf­han­del

 

1Wer sich an ei­nem Rauf­han­del be­tei­ligt, der den Tod oder die Kör­per­ver­let­zung ei­nes Men­schen zur Fol­ge hat, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Nicht straf­bar ist, wer aus­sch­liess­lich ab­wehrt oder die Strei­ten­den schei­det.

3In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS19892449; BBl1985II 1009).

Art. 128a

An­griff

 

1Wer sich an ei­nem An­griff auf einen oder meh­re­re Men­schen be­tei­ligt, der den Tod oder die Kör­per­ver­let­zung ei­nes An­ge­grif­fe­nen oder

ei­nes Drit­ten zur Fol­ge hat, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe2 be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS19892449; BBl 1985II 1009).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 6 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Achter Abschnitt: Verbrechen oder Vergehen gegen das Vermögen

Art. 129

Un­recht­mäs­si­ge An­eig­nung

 

1. Wer sich ei­ne frem­de be­weg­li­che Sa­che an­eig­net, um sich oder einen an­dern da­mit un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, wird, wenn nicht die be­son­de­ren Vor­aus­set­zun­gen der Ar­ti­kel 130–132 zu­tref­fen, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Hat der Tä­ter die Sa­che ge­fun­den oder ist sie ihm oh­ne sei­nen Wil­len zu­ge­kom­men oder han­delt er oh­ne Be­rei­che­rungs­ab­sicht, so wird er mit der glei­chen Stra­fe be­legt.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS19942290; BBl1991II 969).

Art. 130

Ver­un­treu­ung

 

1. Wer sich ei­ne ihm an­ver­trau­te frem­de be­weg­li­che Sa­che an­eig­net, um sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern,

wer ihm an­ver­trau­te Ver­mö­gens­wer­te un­recht­mäs­sig in sei­nem oder ei­nes an­dern Nut­zen ver­wen­det,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Der Tä­ter kann mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe2 be­straft wer­den:

wenn er die Ver­un­treu­ung ge­gen­über ei­nem Vor­ge­setz­ten, Un­ter­ge­be­nen oder ei­nem Ka­me­ra­den, ge­gen­über sei­nem Quar­tier­ge­ber oder ei­ner zu des­sen Haus­stand ge­hö­ri­gen Per­son be­geht,

wenn er ei­ne ihm dienst­lich an­ver­trau­te Sa­che ver­un­treut.

3. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS19942290; BBl1991II 969).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 7 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 131

Dieb­stahl

 

1. Wer je­man­dem ei­ne frem­de be­weg­li­che Sa­che zur An­eig­nung weg­nimmt, um sich oder einen an­dern da­mit un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Der Dieb wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen2 be­straft,

wenn er einen Vor­ge­setz­ten, einen Un­ter­ge­be­nen oder einen Ka­me­ra­den bes­tiehlt,

wenn er den Dieb­stahl in ei­nem Raume be­geht, zu dem er in­fol­ge Kan­to­nie­rung oder Ein­quar­tie­rung er­leich­ter­ten Zu­tritt hat.

3. Der Dieb wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 90 Ta­ges­sät­zen3 be­straft, wenn er ge­werbs­mäs­sig stiehlt.

4. Der Dieb wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft,4

wenn er den Dieb­stahl als Mit­glied ei­ner Ban­de aus­führt, die sich zur fort­ge­setz­ten Ver­übung von Raub oder Dieb­stahl zu­sam­men­ge­fun­den hat,

wenn er zum Zweck des Dieb­stahls ei­ne Schuss­waf­fe oder ei­ne an­de­re ge­fähr­li­che Waf­fe mit sich führt oder

wenn er sonst wie durch die Art, wie er den Dieb­stahl be­geht, sei­ne be­son­de­re Ge­fähr­lich­keit of­fen­bart.

5. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS19942290; BBl1991II 969).
2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 14 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.
3 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 8 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 132

Raub

 

1. Wer mit Ge­walt ge­gen ei­ne Per­son oder un­ter An­dro­hung ge­gen­wär­ti­ger Ge­fahr für Leib oder Le­ben oder nach­dem er den Be­trof­fe­nen zum Wi­der­stand un­fä­hig ge­macht hat, einen Dieb­stahl be­geht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft.2

Wer, bei ei­nem Dieb­stahl auf fri­scher Tat er­tappt, Nö­ti­gungs­hand­lun­gen nach Ab­satz 1 be­geht, um die ge­stoh­le­ne Sa­che zu be­hal­ten, wird mit der glei­chen Stra­fe be­legt.

2. Der Räu­ber wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr3 be­straft, wenn er zum Zweck des Rau­bes ei­ne Schuss­waf­fe oder ei­ne an­de­re ge­fähr­li­che Waf­fe mit sich führt.

3. Der Räu­ber wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter zwei Jah­ren be­straft,

wenn er den Raub als Mit­glied ei­ner Ban­de aus­führt, die sich zur fort­ge­setz­ten Ver­übung von Raub oder Dieb­stahl zu­sam­men­ge­fun­den hat,

wenn er sonst wie durch die Art, wie er den Raub be­geht, sei­ne be­son­de­re Ge­fähr­lich­keit of­fen­bart.

4. Die Stra­fe ist Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren, wenn der Tä­ter das Op­fer in Le­bens­ge­fahr bringt, ihm ei­ne schwe­re Kör­per­ver­let­zung zu­fügt oder es grau­sam be­han­delt.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS19942290; BBl1991II 969).
2 Fas­sung ers­tes Lem­ma ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
3 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 10 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 133

Sach­ent­zie­hung

 

1Wer dem Be­rech­tig­ten oh­ne An­eig­nungs­ab­sicht ei­ne be­weg­li­che Sa­che ent­zieht und ihm da­durch einen er­heb­li­chen Nach­teil zu­fügt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS19942290; BBl1991II 969).

Art. 133a

Un­recht­mäs­si­ge Ver­wen­dung von Ver­mö­gens­wer­ten

 

1Wer Ver­mö­gens­wer­te, die ihm oh­ne sei­nen Wil­len zu­ge­kom­men sind, un­recht­mäs­sig in sei­nem oder ei­nes an­dern Nut­zen ver­wen­det, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS19942290; BBl1991II 969).

Art. 134

Sach­be­schä­di­gung

 

1Wer ei­ne Sa­che, an der ein frem­des Ei­gen­tums-, Ge­brauchs- oder Nutz­nies­sungs­recht be­steht, be­schä­digt, zer­stört oder un­brauch­bar macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3Ver­ur­sacht der Tä­ter einen gros­sen Scha­den oder ver­wüs­tet er in Kriegs­zei­ten aus Bos­heit oder Mut­wil­len frem­des Ei­gen­tum, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS19942290; BBl1991II 969).

Art. 135

Be­trug

 

1Wer in der Ab­sicht, sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, je­man­den durch Vor­spie­ge­lung oder Un­ter­drückung von Tat­sa­chen arg­lis­tig ir­re­führt oder ihn in ei­nem Irr­tum arg­lis­tig be­stärkt und so den Ir­ren­den zu ei­nem Ver­hal­ten be­stimmt, wo­durch die­ser sich selbst oder einen an­dern am Ver­mö­gen schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Der Tä­ter wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft, wenn er den Be­trug ge­gen­über ei­nem Vor­ge­setz­ten, ei­nem Un­ter­ge­be­nen oder Ka­me­ra­den, ge­gen­über sei­nem Quar­tier­ge­ber oder ei­ner zu des­sen Haus­stand ge­hö­ri­gen Per­son be­geht.

3In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

4Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 90 Ta­ges­sät­zen be­straft. 2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS19942290; BBl1991II 969).
2 Satz auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 136

Zech­prel­le­rei

 

1. Wer sich in ei­nem Gast­ge­wer­be­be­trieb be­her­ber­gen, Spei­sen oder Ge­trän­ke vor­set­zen lässt oder an­de­re Dienst­leis­tun­gen be­an­sprucht und den Be­triebs­in­ha­ber um die Be­zah­lung prellt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS19942290; BBl1991II 969).

Art. 137

Arg­lis­ti­ge Ver­mö­gens­schä­di­gung

 

1Wer je­man­den oh­ne Be­rei­che­rungs­ab­sicht durch Vor­spie­ge­lung oder Un­ter­drückung von Tat­sa­chen arg­lis­tig ir­re­führt oder ihn in ei­nem Irr­tum arg­lis­tig be­stärkt und so den Ir­ren­den zu ei­nem Ver­hal­ten be­stimmt, wo­durch die­ser sich selbst oder einen an­dern am Ver­mö­gen schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS19942290; BBl1991II 969).

Art. 137a

Er­pres­sung

 

1. Wer in der Ab­sicht, sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, je­man­den durch Ge­walt oder An­dro­hung ernst­li­cher Nach­tei­le zu ei­nem Ver­hal­ten be­stimmt, wo­durch die­ser sich sel­ber oder einen an­dern am Ver­mö­gen schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. 2

2. Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig oder er­presst er die glei­che Per­son fort­ge­setzt, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu zehn Jah­ren be­straft.3

3. Wen­det der Tä­ter ge­gen ei­ne Per­son Ge­walt an oder be­droht er sie mit ei­ner ge­gen­wär­ti­gen Ge­fahr für Leib und Le­ben, so rich­tet sich die Stra­fe nach Ar­ti­kel 132.

4. Droht der Tä­ter mit ei­ner Ge­fahr für Leib und Le­ben vie­ler Men­schen oder mit schwe­rer Schä­di­gung von Sa­chen, an de­nen ein ho­hes öf­fent­li­ches In­ter­es­se be­steht, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS19942290; BBl1991II 969).
2 Satz auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).
3 Straf­dro­hung neu fest­ge­legt ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 137b

Heh­le­rei

 

1. Wer ei­ne Sa­che, von der er weiss oder an­neh­men muss, dass sie ein an­de­rer durch ei­ne straf­ba­re Hand­lung ge­gen das Ver­mö­gen er­langt hat, er­wirbt, sich schen­ken lässt, zum Pfan­de nimmt, ver­heim­licht oder ver­äus­sern hilft, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Der Heh­ler wird nach der Straf­an­dro­hung der Vor­tat be­straft, wenn sie mil­der ist.

Ist die Vor­tat ein An­trags­de­likt, so wird die Heh­le­rei nur ver­folgt, wenn ein An­trag auf Ver­fol­gung der Vor­tat vor­liegt.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2. Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 90 Ta­ges­sät­zen be­straft. 2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS19942290; BBl1991II 969).
2 Satz auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 138

Ma­ro­de

 

1Wer in Kriegs­zei­ten oder im ak­ti­ven Dienst ei­gen­mäch­tig und oh­ne ge­nü­gen­de Recht­fer­ti­gung Nah­rungs­mit­tel, Klei­dungs­stücke oder an­de­re Ge­gen­stän­de weg­nimmt, um sie zu ge­brau­chen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 139

Plün­de­rung

 

1Wer in Kriegs­zei­ten oder im ak­ti­ven Dienst plün­dert, sich auf an­de­re Wei­se un­recht­mäs­sig Gut an­eig­net oder Ge­walt an frem­dem Gut ver­übt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe nicht un­ter 60 Ta­ges­sät­zen be­straft.

2Ver­übt der Tä­ter Ge­walt ge­gen ei­ne Per­son, be­droht er sie mit ei­ner un­mit­tel­ba­ren Ge­fahr für Leib oder Le­ben oder macht er sie in an­de­rer Wei­se zum Wi­der­stand un­fä­hig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

Art. 140


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

 

Neunter Abschnitt: Bestechung und ungetreue Geschäftsführung

Art. 141

Be­ste­chen

 

Wer ei­nem An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee im Zu­sam­men­hang mit des­sen dienst­li­cher Tä­tig­keit für ei­ne pflicht­wid­ri­ge oder ei­ne im Er­mes­sen ste­hen­de Hand­lung oder Un­ter­las­sung zu des­sen Guns­ten oder zu Guns­ten ei­nes Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil an­bie­tet, ver­spricht oder ge­währt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf­rechts), in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS20001121; BBl19995497).

Art. 141a

Vor­teils­ge­wäh­rung

 

1Wer ei­nem An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee im Hin­blick auf die Dienstaus­übung zu des­sen Guns­ten oder zu Guns­ten ei­nes Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil an­bie­tet, ver­spricht oder ge­währt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.2

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf­rechts), in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS20001121; BBl19995497).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 25. Sept. 2015 (Kor­rup­ti­onss­traf­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS20161287; BBl20141287).

Art. 142

Sich be­ste­chen las­sen

 

Wer im Zu­sam­men­hang mit sei­ner dienst­li­chen Tä­tig­keit für ei­ne pflicht­wid­ri­ge oder ei­ne im Er­mes­sen ste­hen­de Hand­lung oder Un­ter­las­sung für sich oder einen Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil for­dert, sich ver­spre­chen lässt oder an­nimmt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf­rechts), in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS20001121; BBl19995497).

Art. 143

Vor­teil­s­an­nah­me

 

1Wer im Hin­blick auf die Dienstaus­übung für sich oder einen Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil for­dert, sich ver­spre­chen lässt oder an­nimmt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.2

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf­rechts), in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS20001121; BBl19995497).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 25. Sept. 2015 (Kor­rup­ti­onss­traf­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS20161287; BBl20141287).

Art. 143a

Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen für die Ar­ti­kel 141–143

 

1. Sind so­wohl die Schwe­re der Tat wie auch die Schuld der­art ge­ring, dass ei­ne Stra­fe un­an­ge­mes­sen wä­re, so ist von der Über­wei­sung an das Ge­richt oder der Be­stra­fung ab­zu­se­hen.

2. Kei­ne nicht ge­büh­ren­den Vor­tei­le sind dienst­recht­lich er­laub­te so­wie ge­ring­fü­gi­ge, so­zi­al üb­li­che Vor­tei­le.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf­rechts), in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS20001121; BBl19995497).

Art. 144

Un­ge­treue Ge­schäfts­be­sor­gung1

 

1Wer bei Be­sor­gung der mi­li­tä­ri­schen Ver­wal­tung, ins­be­son­de­re bei der Be­rech­nung, Aus­tei­lung oder sons­ti­gen Ver­wen­dung von Sold, Le­bens- oder Fut­ter­mit­teln, Mu­ni­ti­on oder an­dern Ge­gen­stän­den des mi­li­tä­ri­schen Be­darfs, die ihm an­ver­trau­ten In­ter­es­sen schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Han­delt der Tä­ter aus Ge­winn­sucht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe. 2

3In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).
2 Satz auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 144a


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003 (AS20063389; BBl19991979). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

 

Art. 144b

Leich­ter Fall

 

Ein leich­ter Fall im Sin­ne der im ach­ten und neun­ten Ab­schnitt er­wähn­ten Be­stim­mun­gen liegt ins­be­son­de­re dann vor, wenn sich die Tat nur auf einen ge­rin­gen Ver­mö­gens­wert oder auf einen ge­rin­gen Scha­den rich­tet.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Zehnter Abschnitt: Ehrverletzungen

Art. 145

Üb­le Nach­re­de

 

1. Wer je­man­den bei ei­nem an­dern ei­nes un­eh­ren­haf­ten Ver­hal­tens oder an­de­rer Tat­sa­chen, die ge­eig­net sind, sei­nen Ruf zu schä­di­gen, be­schul­digt oder ver­däch­tigt,

wer ei­ne sol­che Be­schul­di­gung oder Ver­däch­ti­gung wei­ter ver­brei­tet,

wird auf An­trag des Ver­letz­ten oder der zur Er­tei­lung des Be­feh­les zur An­he­bung der Vor­un­ter­su­chung zu­stän­di­gen Stel­le mit Geld­stra­fe be­straft.2

2. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3. Be­weist der Be­schul­dig­te, dass die von ihm vor­ge­brach­te oder wei­ter ver­brei­te­te Äus­se­rung der Wahr­heit ent­spricht oder dass er ernst­haf­te Grün­de hat­te, sie in gu­ten Treu­en für wahr zu hal­ten, so ist er nicht straf­bar.

4. Der Be­schul­dig­te wird zum Be­weis nicht zu­ge­las­sen und ist straf­bar für Äus­se­run­gen, die oh­ne Wah­rung öf­fent­li­cher In­ter­es­sen oder sonst wie oh­ne be­grün­de­te Ver­an­las­sung vor­wie­gend in der Ab­sicht vor­ge­bracht oder ver­brei­tet wer­den, je­man­dem Üb­les vor­zu­wer­fen, ins­be­son­de­re, wenn sich die Äus­se­run­gen auf das Pri­vat- oder Fa­mi­li­en­le­ben be­zie­hen.

5. Nimmt der Tä­ter sei­ne Äus­se­run­gen als un­wahr zu­rück, so kann er mil­der be­straft oder ganz von Stra­fe be­freit wer­den.

6. Hat der Be­schul­dig­te den Wahr­heits­be­weis nicht er­bracht, oder sind sei­ne Äus­se­run­gen un­wahr oder nimmt der Be­schul­dig­te sie zu­rück, so hat der Rich­ter dies im Ur­teil oder in ei­ner an­dern Ur­kun­de fest­zu­stel­len.

7. 3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS1951437; BBl1949II 137).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).
3 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1980 (AS19791037; BBl1979II 1).

Art. 146

Ver­leum­dung

 

1. Wer je­man­den wi­der bes­se­res Wis­sen bei ei­nem an­dern ei­nes un­eh­ren­haf­ten Ver­hal­tens oder an­de­rer Tat­sa­chen, die ge­eig­net sind, sei­nen Ruf zu schä­di­gen, be­schul­digt oder ver­däch­tigt,

wer ei­ne sol­che Be­schul­di­gung oder Ver­däch­ti­gung wi­der bes­se­res Wis­sen ver­brei­tet,

wird auf An­trag des Ver­letz­ten oder der für die Er­tei­lung des Be­feh­les zur An­he­bung der Vor­un­ter­su­chung zu­stän­di­gen Stel­le mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.2

2. Ist der Tä­ter plan­mäs­sig dar­auf aus­ge­gan­gen, den gu­ten Ruf ei­ner Per­son zu un­ter­gra­ben, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen3.

3. Zieht der Tä­ter sei­ne Äus­se­run­gen vor dem Rich­ter als un­wahr zu­rück, so kann er mil­der be­straft wer­den. Der Rich­ter stellt dem Ver­letz­ten über den Rück­zug ei­ne Ur­kun­de aus.

4. 4


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS1951437; BBl1949II 137).
3 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 24 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.
4 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1980 (AS19791037; BBl1979II 1).

Art. 147

Ge­mein­sa­me Be­stim­mung

 

Der münd­li­chen üb­len Nach­re­de und der münd­li­chen Ver­leum­dung ist die Äus­se­rung durch Schrift, Bild, Ge­bär­de oder durch an­de­re Mit­tel gleich­ge­stellt.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

Art. 148

Be­schimp­fung

 

1. Wer je­man­den in an­de­rer Wei­se durch Wort, Schrift, Bild, Ge­bär­de oder Tät­lich­kei­ten in sei­ner Eh­re an­greift, wird auf An­trag des Ver­letz­ten oder der für die Er­tei­lung des Be­feh­les zur An­he­bung der Vor­un­ter­su­chung zu­stän­di­gen Stel­le mit Geld­stra­fe bis zu 90 Ta­ges­sät­zen oder mit Bus­se be­straft.1

Rich­tet sich die Be­schimp­fung ge­gen einen Vor­ge­setz­ten oder Hö­he­ren, ge­gen ei­ne mi­li­tä­ri­sche Wa­che, ge­gen einen Un­ter­ge­be­nen oder im Ran­ge Nach­ste­hen­den, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2. Hat der Be­schimpf­te durch sein un­ge­bühr­li­ches Ver­hal­ten zu der Be­schimp­fung un­mit­tel­bar An­lass ge­ge­ben, so kann der Rich­ter den Tä­ter von Stra­fe be­frei­en.

Ist die Be­schimp­fung un­mit­tel­bar mit ei­ner Be­schimp­fung oder Tät­lich­keit er­wi­dert wor­den, so kann der Rich­ter einen Tä­ter oder bei­de von Stra­fe be­frei­en.

3. 2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS1951437; BBl1949II 137).
2 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1980 (AS19791037; BBl1977II 1).

Art. 148a

An­trags­recht

 

1Das An­trags­recht er­lischt nach Ab­lauf von drei Mo­na­ten. Die Frist be­ginnt mit dem Tag, an wel­chem der Tä­ter der an­trags­be­rech­tig­ten Per­son be­kannt wird.2

2Stellt ein An­trags­be­rech­tig­ter ge­gen einen an der Tat Be­tei­lig­ten Straf­an­trag, so sind al­le Be­tei­lig­ten zu ver­fol­gen.

3Der Straf­an­trag kann zu­rück­ge­zo­gen wer­den, so­lan­ge das Ur­teil der zwei­ten In­stanz noch nicht er­öff­net ist.3

4Wer sei­nen Straf­an­trag zu­rück­ge­zo­gen hat, kann ihn nicht noch­mals stel­len.

5Zieht der Be­rech­tig­te sei­nen Straf­an­trag ge­gen­über ei­nem Be­schul­dig­ten zu­rück, so gilt der Rück­zug für al­le Be­schul­dig­ten. Er­hebt der Be­schul­dig­te ge­gen den Rück­zug des Straf­an­tra­ges Ein­spruch, so gilt der Rück­zug für ihn nicht.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS1951437; BBl1949II 137).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 148b

Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung

 

Die Ver­fol­gung der Ehr­ver­let­zun­gen ver­jährt in vier Jah­ren.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979 (AS19791037; BBl1977II 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 22. März 2002 (Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol­gung), in Kraft seit 1. Okt. 2002 (AS20022986; BBl20022673 1649).

Elfter Abschnitt: Verbrechen oder Vergehen gegen die Freiheit

Art. 149

Dro­hung

 

1Wer je­man­den durch schwe­re Dro­hung in Schre­cken oder Angst ver­setzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 150

Nö­ti­gung

 

1Wer je­man­den durch Ge­walt oder An­dro­hung ernst­li­cher Nach­tei­le oder durch an­de­re Be­schrän­kung sei­ner Hand­lungs­frei­heit nö­tigt, et­was zu tun, zu un­ter­las­sen oder zu dul­den, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.1

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

Art. 151


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, mit Wir­kung seit 1. Okt. 1982 (AS19821535; BBl1980I 1241).

 

Art. 151a

Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung

 

1. Wer je­man­den un­recht­mäs­sig fest­nimmt oder ge­fan­gen hält oder je­man­dem in an­de­rer Wei­se un­recht­mäs­sig die Frei­heit ent­zieht,

wer je­man­den durch Ge­walt, List oder Dro­hung ent­führt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Eben­so wird be­straft, wer je­man­den ent­führt, der ur­teil­s­un­fä­hig, wi­der­stand­s­un­fä­hig oder noch nicht 16 Jah­re alt ist.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS19821535; BBl1980I 1241).

Art. 151b

Er­schwe­ren­de Um­stän­de

 

Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung wer­den mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft,

wenn der Tä­ter ein Lö­se­geld zu er­lan­gen sucht,

wenn er das Op­fer grau­sam be­han­delt,

wenn der Ent­zug der Frei­heit mehr als zehn Ta­ge dau­ert oder

wenn die Ge­sund­heit des Op­fers er­heb­lich ge­fähr­det wird.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS19821535; BBl1980I 1241).

Art. 151c

Gei­sel­nah­me

 

1. Wer je­man­den der Frei­heit be­raubt, ent­führt oder sich sei­ner sonst wie be­mäch­tigt, um einen Drit­ten zu ei­ner Hand­lung, Un­ter­las­sung oder Dul­dung zu nö­ti­gen,

wer die von ei­nem an­de­ren auf die­se Wei­se ge­schaf­fe­ne La­ge aus­nützt, um einen Drit­ten zu nö­ti­gen,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2. Die Stra­fe ist Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren, wenn der Tä­ter droht, das Op­fer zu tö­ten, kör­per­lich schwer zu ver­let­zen oder grau­sam zu be­han­deln.

3. In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft, kann der Tä­ter mit le­bens­läng­li­cher Frei­heits­s­tra­fe be­straft wer­den.

4.2 Tritt der Tä­ter von der Nö­ti­gung zu­rück und lässt er das Op­fer frei, so kann er mil­der be­straft wer­den (Art. 42a).


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS19821535; BBl1980I 1241).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 151d

Ver­schwin­den­las­sen

 

Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr wird be­straft, wer in der Ab­sicht, ei­ne Per­son für län­ge­re Zeit dem Schutz des Ge­set­zes zu ent­zie­hen:

a.
im Auf­trag oder mit Bil­li­gung ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on der Per­son die Frei­heit ent­zieht, wo­bei in der Fol­ge die Aus­kunft über ihr Schick­sal oder ih­ren Ver­bleib ver­wei­gert wird; oder
b.
im Auf­trag ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on oder ent­ge­gen ei­ner Rechts­pflicht die Aus­kunft über das Schick­sal oder den Ver­bleib die­ser Per­son ver­wei­gert.

1 Ein­ge­fügt durch An­hang 2 Ziff. 3 des BB vom 18. Dez. 2015 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des In­ter­na­tio­na­len Über­ein­kom­mens zum Schutz al­ler Per­so­nen vor dem Ver­schwin­den­las­sen, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS20164687; BBl2014453).

Art. 152

Haus­frie­dens­bruch

 

1Wer ge­gen den Wil­len des Be­rech­tig­ten in ein Haus, in ei­ne Woh­nung, in einen ab­ge­schlos­se­nen Raum ei­nes Hau­ses oder in einen un­mit­tel­bar zu ei­nem Hau­se ge­hö­ren­den um­frie­de­ten Platz, Hof oder Gar­ten oder in einen Werk­platz un­recht­mäs­sig ein­dringt oder, trotz der Auf­for­de­rung ei­nes Be­rech­tig­ten, sich zu ent­fer­nen, dar­in ver­weilt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.1

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS57 1269; BBl1940997).

Zwölfter Abschnitt: Strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität

Art. 153

Se­xu­el­le Nö­ti­gung

 

1Wer ei­ne Per­son zur Dul­dung ei­ner bei­schlaf­s­ähn­li­chen oder ei­ner an­de­ren se­xu­el­len Hand­lung nö­tigt, na­ment­lich in­dem er sie be­droht, Ge­walt an­wen­det, sie un­ter psy­chi­schen Druck setzt oder zum Wi­der­stand un­fä­hig macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Han­delt der Tä­ter grau­sam, ver­wen­det er na­ment­lich ei­ne ge­fähr­li­che Waf­fe oder einen an­de­ren ge­fähr­li­chen Ge­gen­stand, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren.

Art. 154

Ver­ge­wal­ti­gung

 

1Wer ei­ne Per­son weib­li­chen Ge­schlechts zur Dul­dung des Bei­schlafs nö­tigt, na­ment­lich in­dem er sie be­droht, Ge­walt an­wen­det, sie un­ter psy­chi­schen Druck setzt oder zum Wi­der­stand un­fä­hig macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr1 bis zu zehn Jah­ren be­straft.

2Han­delt der Tä­ter grau­sam, ver­wen­det er na­ment­lich ei­ne ge­fähr­li­che Waf­fe oder einen an­de­ren ge­fähr­li­chen Ge­gen­stand, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren.


1 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 4 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 155

Schän­dung

 

Wer ei­ne ur­teil­s­un­fä­hi­ge oder ei­ne zum Wi­der­stand un­fä­hi­ge Per­son in Kennt­nis ih­res Zu­stan­des zum Bei­schlaf, zu ei­ner bei­schlaf­s­ähn­li­chen oder ei­ner an­de­ren se­xu­el­len Hand­lung miss­braucht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 155a


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), mit Wir­kung seit 1. April 2004 (AS20041403; BBl20031909 1937).

 

Art. 156

Se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern

 

1. Wer mit ei­nem Kind un­ter 16 Jah­ren ei­ne se­xu­el­le Hand­lung vor­nimmt,

es zu ei­ner sol­chen Hand­lung ver­lei­tet oder

es in ei­ne sol­che Hand­lung ein­be­zieht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Die Hand­lung ist nicht straf­bar, wenn der Al­ters­un­ter­schied zwi­schen den Be­tei­lig­ten nicht mehr als drei Jah­re be­trägt.

3. Hat der Tä­ter zur Zeit der Tat das 20. Al­ters­jahr noch nicht zu­rück­ge­legt und lie­gen be­son­de­re Um­stän­de vor oder hat die ver­letz­te Per­son mit ihm die Ehe ge­schlos­sen oder ist sie mit ihm ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ein­ge­gan­gen, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de von der Über­wei­sung an das Ge­richt oder der Be­stra­fung ab­se­hen.1

4. Han­del­te der Tä­ter in der ir­ri­gen Vor­stel­lung, das Kind sei min­des­tens 16 Jah­re alt, hät­te er je­doch bei pflicht­ge­mäs­ser Vor­sicht den Irr­tum ver­mei­den kön­nen, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

5. 2

6. 3


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 22 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20055685; BBl20031288).
2 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 21. März 1997, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1997 (AS19971626; BBl1996IV 1318 1322).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 21. März 1997 (AS19971626; BBl1996IV 1318 1322). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 5. Okt. 2001 (Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol­gung im all­ge­mei­nen und bei Se­xual­de­lik­ten an Kin­dern), mit Wir­kung seit 1. Okt. 2002 (AS20022993; BBl20002943).

Art. 157

Aus­nüt­zung der mi­li­tä­ri­schen Stel­lung

 

Wer un­ter Aus­nüt­zung sei­ner mi­li­tä­ri­schen Stel­lung die Dul­dung oder Vor­nah­me ei­ner se­xu­el­len Hand­lung er­langt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.

Art. 158

 

Auf­ge­ho­ben

Art. 159

Ex­hi­bi­tio­nis­mus

 

1Wer ei­ne ex­hi­bi­tio­nis­ti­sche Hand­lung vor­nimmt, wird mit Geld­stra­fe be­straft.1

2Un­ter­zieht sich der Tä­ter ei­ner ärzt­li­chen Be­hand­lung, so kann das Straf­ver­fah­ren ein­ge­stellt wer­den. Es wird wie­der auf­ge­nom­men, wenn sich der Tä­ter der Be­hand­lung ent­zieht.

3In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 159a

Se­xu­el­le Be­läs­ti­gun­gen

 

1Wer vor je­man­dem, der dies nicht er­war­tet, ei­ne se­xu­el­le Hand­lung vor­nimmt und da­durch Är­ger­nis er­regt,

wer je­man­den tät­lich oder in gro­ber Wei­se durch Wor­te se­xu­ell be­läs­tigt,

wird mit Bus­se be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 159b

Ge­mein­sa­me Be­ge­hung

 

Wird ei­ne straf­ba­re Hand­lung die­ses Ab­schnit­tes ge­mein­sam von meh­re­ren Per­so­nen aus­ge­führt, so kann der Rich­ter die Stra­fe er­hö­hen, darf je­doch das höchs­te Mass der an­ge­droh­ten Stra­fe nicht um mehr als die Hälf­te über­schrei­ten. Da­bei ist er an das ge­setz­li­che Höchst­mass der Straf­art ge­bun­den.

Dreizehnter Abschnitt: Gemeingefährliche Verbrechen oder Vergehen

Art. 160

Brand­stif­tung

 

1Wer vor­sätz­lich zum Scha­den ei­nes an­dern oder un­ter Her­bei­füh­rung ei­ner Ge­mein­ge­fahr ei­ne Feu­ers­brunst ver­ur­sacht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2Bringt der Tä­ter wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen in Ge­fahr oder zer­stört er in Kriegs­zei­ten durch die Brand­stif­tung der Ar­mee die­nen­de Sa­chen, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren.

3Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

Art. 160a

Fahr­läs­si­ge Ver­ur­sa­chung ei­ner Feu­ers­brunst

 

1Wer fahr­läs­sig zum Scha­den ei­nes an­de­ren oder un­ter Her­bei­füh­rung ei­ner Ge­mein­ge­fahr ei­ne Feu­ers­brunst ver­ur­sacht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2Bringt der Tä­ter fahr­läs­sig Leib und Le­ben von Men­schen in Ge­fahr, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941 (AS571269; BBl1940997). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 161

Ver­ur­sa­chung ei­ner Ex­plo­si­on

 

1. Wer vor­sätz­lich ei­ne Ex­plo­si­on von Gas, Ben­zin, Pe­tro­le­um oder ähn­li­chen Stof­fen ver­ur­sacht und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

Zer­stört der Tä­ter in Kriegs­zei­ten der Ar­mee die­nen­de Sa­chen, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 162

Ge­fähr­dung durch Spreng­stof­fe und gif­ti­ge Ga­se in ver­bre­che­ri­scher Ab­sicht

 

1Wer vor­sätz­lich und in ver­bre­che­ri­scher Ab­sicht durch Spreng­stof­fe oder gif­ti­ge Ga­se Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2Ist nur Ei­gen­tum in un­be­deu­ten­dem Um­fang ge­fähr­det wor­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

3Zer­stört der Tä­ter in Kriegs­zei­ten der Ar­mee die­nen­de Sa­chen, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren be­straft.

Art. 163

Ge­fähr­dung oh­ne ver­bre­che­ri­sche Ab­sicht. Fahr­läs­si­ge Ge­fähr­dung

 

1Wer vor­sätz­lich, je­doch oh­ne ver­bre­che­ri­sche Ab­sicht, oder wer fahr­läs­sig durch Spreng­stof­fe oder gif­ti­ge Ga­se Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 164

Her­stel­len, Ver­ber­gen, Weiter­schaf­fen von Spreng­stof­fen und gif­ti­gen Ga­sen

 

1Wer Spreng­stof­fe oder gif­ti­ge Ga­se her­stellt, die, wie er weiss oder an­neh­men muss, zu ver­bre­che­ri­schem Ge­brauch be­stimmt sind, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft.2

2Wer Spreng­stof­fe, gif­ti­ge Ga­se oder Stof­fe, die zu de­ren Her­stel­lung ge­eig­net sind, sich ver­schafft, ei­nem an­dern über­gibt, von ei­nem an­dern über­nimmt, auf­be­wahrt, ver­birgt oder weiter­schafft, wird, wenn er weiss oder an­neh­men muss, dass sie zu ver­bre­che­ri­schem Ge­brauch be­stimmt sind, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.

3Wer je­man­dem, der, wie er weiss oder an­neh­men muss, einen ver­bre­che­ri­schen Ge­brauch von Spreng­stof­fen oder gif­ti­gen Ga­sen plant, zu de­ren Her­stel­lung An­lei­tung gibt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 165

Ver­ur­sa­chung ei­ner Über­schwem­mung oder ei­nes Ein­stur­zes

 

1. Wer vor­sätz­lich ei­ne Über­schwem­mung oder den Ein­sturz ei­nes Bau­werks oder den Ab­sturz von Erd- und Fels­mas­sen ver­ur­sacht und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.1

Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

Zer­stört der Tä­ter in Kriegs­zei­ten der Ar­mee die­nen­de Sa­chen, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

Art. 166

Be­schä­di­gung von elek­tri­schen An­la­gen, Was­ser­bau­ten und Schutz­vor­rich­tun­gen

 

1. Wer vor­sätz­lich

elek­tri­sche An­la­gen,

Was­ser­bau­ten, na­ment­lich Däm­me, Weh­re, Dei­che, Schleu­sen,

Schutz­vor­rich­tun­gen ge­gen Na­tur­er­eig­nis­se, so ge­gen Berg­sturz oder La­wi­nen,

zer­stört oder be­schä­digt und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 167

Ver­brei­ten mensch­li­cher Krank­hei­ten

 

Wer aus ge­mei­ner Ge­sin­nung ei­ne ge­fähr­li­che über­trag­ba­re mensch­li­che Krank­heit ver­brei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem bis zu fünf Jah­ren be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Art. 86 Ziff. 2 des Epi­de­mien­ge­set­zes vom 28. Sept. 2012 , in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS20151435; BBl2011311).

Art. 168

Ver­brei­ten ei­ner Tier­seu­che1

 

1. Wer vor­sätz­lich ei­ne Seu­che un­ter Haus­tie­ren ver­brei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Hat der Tä­ter aus ge­mei­ner Ge­sin­nung einen gros­sen Scha­den ver­ur­sacht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu fünf Jah­ren.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 169

Ver­un­rei­ni­gung des Trink­was­sers

 

1Wer vor­sätz­lich das Trink­was­ser für Men­schen oder Haus­tie­re mit ge­sund­heits­schäd­li­chen Stof­fen ver­un­rei­nigt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 169a

Stö­rung des öf­fent­li­chen Ver­kehrs

 

1. Wer vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig den öf­fent­li­chen Ver­kehr, na­ment­lich den Ver­kehr auf der Stras­se, auf dem Was­ser oder in der Luft hin­dert, stört oder ge­fähr­det und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so wird er in leich­ten Fäl­len dis­zi­pli­na­risch be­straft.

2. Bringt der Tä­ter wis­sent­lich Leib und Le­ben vie­ler Men­schen in Ge­fahr, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu zehn Jah­ren er­kannt wer­den.

3. Zif­fer 1 fin­det kei­ne An­wen­dung auf Ver­kehrs­ge­fähr­dun­gen, be­gan­gen durch Ver­let­zung von Stras­sen­ver­kehrs­vor­schrif­ten.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941 (AS571269; BBl1940997). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1967, in Kraft seit 1. März 1968 (AS1968212; BBl1967I 581).

Art. 170

Stö­rung des Ei­sen­bahn­ver­kehrs

 

1Wer vor­sätz­lich den Ei­sen­bahn­ver­kehr hin­dert, stört oder ge­fähr­det und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, na­ment­lich die Ge­fahr ei­ner Ent­glei­sung oder ei­nes Zu­sam­men­stos­ses her­bei­führt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

2Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig und wer­den da­durch Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum er­heb­lich ge­fähr­det, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

Art. 171

Stö­rung von Be­trie­ben, die der All­ge­mein­heit die­nen

 

1.1 Wer vor­sätz­lich den Be­trieb ei­ner öf­fent­li­chen Ver­kehrs­an­stalt, na­ment­lich den Ei­sen­bahn-, Post-, Te­le­gra­fen- oder Te­le­fon­be­trieb hin­dert, stört oder ge­fähr­det,

wer vor­sätz­lich den Be­trieb ei­ner zur all­ge­mei­nen Ver­sor­gung mit Was­ser, Licht, Kraft oder Wär­me die­nen­den An­stalt oder An­la­ge hin­dert, stört oder ge­fähr­det,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

Art. 171a

Öf­fent­li­che Auf­for­de­rung zu Ver­bre­chen oder zur Ge­walt­tä­tig­keit

 

1Wer öf­fent­lich zu ei­nem Ver­bre­chen auf­for­dert, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

1bisDie öf­fent­li­che Auf­for­de­rung zum Völ­ker­mord (Art. 108), der ganz oder teil­wei­se in der Schweiz be­gan­gen wer­den soll, ist auch straf­bar, wenn die Auf­for­de­rung im Aus­land er­folgt.2

2Wer öf­fent­lich zu ei­nem Ver­ge­hen mit Ge­walt­tä­tig­keit ge­gen Men­schen oder Sa­chen auf­for­dert, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS19821535; BBl1980I 1241).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge­set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

Art. 171b

Straf­ba­re Vor­be­rei­tungs­hand­lun­gen

 

1Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer plan­mäs­sig kon­kre­te tech­ni­sche oder or­ga­ni­sa­to­ri­sche Vor­keh­run­gen trifft, de­ren Art und Um­fang zei­gen, dass er sich an­schickt, ei­ne der fol­gen­den straf­ba­ren Hand­lun­gen aus­zu­füh­ren:

a.
Völ­ker­mord (Art. 108);
b.
Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (Art. 109);
c.
Kriegs­ver­bre­chen (Art. 111–112d);
d.
Vor­sätz­li­che Tö­tung (Art. 115);
e.
Mord (Art. 116);
f.
Schwe­re Kör­per­ver­let­zung (Art. 121);
g.
Raub (Art. 132);
h.
Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung (Art. 151a);
i.
Gei­sel­nah­me (Art. 151c);
ibis.2
Ver­schwin­den­las­sen (Art. 151d);
j.
Brand­stif­tung (Art. 160).3

2Führt der Tä­ter aus ei­ge­nem An­trieb die Vor­be­rei­tungs­hand­lung nicht zu En­de, so bleibt er straf­los.

3Straf­bar ist auch, wer die Vor­be­rei­tungs­hand­lung im Aus­land be­geht, wenn die be­ab­sich­tig­ten straf­ba­ren Hand­lun­gen in der Schweiz ver­übt wer­den sol­len. Ar­ti­kel 10 Ab­satz 2 ist an­wend­bar.4


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS19821535; BBl1980I 1241).
2 Ein­ge­fügt durch An­hang 2 Ziff. 3 des BB vom 18. Dez. 2015 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des In­ter­na­tio­na­len Über­ein­kom­mens zum Schutz al­ler Per­so­nen vor dem Ver­schwin­den­las­sen, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS20164687; BBl2014453).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).
4 Fas­sung des Sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 171c

Dis­kri­mi­nie­rung und Auf­ruf zu Hass2

 

1Wer öf­fent­lich ge­gen ei­ne Per­son oder ei­ne Grup­pe von Per­so­nen we­gen ih­rer Ras­se, Eth­nie, Re­li­gi­on oder se­xu­el­len Ori­en­tie­rung zu Hass oder zu Dis­kri­mi­nie­rung auf­ruft,

wer öf­fent­lich Ideo­lo­gi­en ver­brei­tet, die auf die sys­te­ma­ti­sche Her­ab­set­zung oder Ver­leum­dung die­ser Per­so­nen oder Per­so­nen­grup­pen ge­rich­tet sind,

wer mit dem glei­chen Ziel Pro­pa­gan­daak­tio­nen or­ga­ni­siert, för­dert oder dar­an teil­nimmt,

wer öf­fent­lich durch Wort, Schrift, Bild, Ge­bär­den, Tät­lich­kei­ten oder in an­de­rer Wei­se ei­ne Per­son oder ei­ne Grup­pe von Per­so­nen we­gen ih­rer Ras­se, Eth­nie, Re­li­gi­on oder se­xu­el­len Ori­en­tie­rung in ei­ner ge­gen die Men­schen­wür­de ver­stos­sen­den Wei­se her­ab­setzt oder dis­kri­mi­niert oder aus ei­nem die­ser Grün­de Völ­ker­mord oder an­de­re Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit leug­net, gröb­lich ver­harm­lost oder zu recht­fer­ti­gen sucht,

wer ei­ne von ihm an­ge­bo­te­ne Leis­tung, die für die All­ge­mein­heit be­stimmt ist, ei­ner Per­son oder ei­ner Grup­pe von Per­so­nen we­gen ih­rer Ras­se, Eth­nie, Re­li­gi­on oder se­xu­el­len Ori­en­tie­rung ver­wei­gert,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.3

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Ein­ge­fügt durch Art. 2 des BG vom 18. Ju­ni 1993, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS19942887; BBl1992III 269).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 14. Dez. 2018 (Dis­kri­mi­nie­rung und Auf­ruf zu Hass auf­grund der se­xu­el­len Ori­en­tie­rung), in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2020 1609; BBl 2018 3773 5231).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 14. Dez. 2018 (Dis­kri­mi­nie­rung und Auf­ruf zu Hass auf­grund der se­xu­el­len Ori­en­tie­rung), in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2020 1609; BBl 2018 3773 5231).

Vierzehnter Abschnitt: Urkundenfälschung

Art. 172

Ur­kun­den­fäl­schung

 

1. Wer in der Ab­sicht, je­man­den am Ver­mö­gen oder an an­dern Rech­ten zu schä­di­gen oder sich oder ei­nem an­dern einen un­recht­mäs­si­gen Vor­teil zu ver­schaf­fen,

ei­ne Ur­kun­de fälscht oder ver­fälscht, die ech­te Un­ter­schrift oder das ech­te Hand­zei­chen ei­nes an­dern zur Her­stel­lung ei­ner un­ech­ten Ur­kun­de be­nützt oder ei­ne recht­lich er­heb­li­che Tat­sa­che un­rich­tig be­ur­kun­det oder be­ur­kun­den lässt,

ei­ne Ur­kun­de die­ser Art zur Täu­schung ge­braucht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In be­son­ders leich­ten Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe oder auf dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung er­kannt wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS19942290; BBl1991II 969).

Art. 173

Er­schlei­chung ei­ner falschen Be­ur­kun­dung

 

Wer durch Täu­schung be­wirkt, dass sein Vor­ge­setz­ter, ein Be­am­ter oder ei­ne Per­son öf­fent­li­chen Glau­bens ei­ne recht­lich er­heb­li­che Tat­sa­che un­rich­tig be­ur­kun­det, na­ment­lich ei­ne falsche Un­ter­schrift oder ei­ne un­rich­ti­ge Ab­schrift be­glau­bigt,

wer ei­ne so er­schli­che­ne Ur­kun­de ge­braucht, um einen an­dern über die dar­in be­ur­kun­de­te Tat­sa­che zu täu­schen,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

Art. 174

Un­ter­drückung von Ur­kun­den

 

Wer ei­ne Ur­kun­de, über die er nicht al­lein ver­fü­gen darf, be­schä­digt, ver­nich­tet, bei­sei­te schafft oder ent­wen­det, in der Ab­sicht, je­man­den am Ver­mö­gen oder an an­dern Rech­ten zu schä­di­gen oder sich oder ei­nem an­dern einen un­recht­mäs­si­gen Vor­teil zu ver­schaf­fen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997)

Art. 175

Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen

 

1Ur­kun­den sind Schrif­ten, die be­stimmt und ge­eig­net sind, oder Zei­chen, die be­stimmt sind, ei­ne Tat­sa­che von recht­li­cher Be­deu­tung zu be­wei­sen. Die Auf­zeich­nung auf Bild- und Da­ten­trä­gern steht der Schrift­form gleich, so­fern sie dem­sel­ben Zweck dient.2

2Öf­fent­li­che Ur­kun­den sind die von ei­ner Be­hör­de, die von ei­nem Be­am­ten kraft sei­nes Am­tes und die von ei­ner Per­son öf­fent­li­chen Glau­bens in die­ser Ei­gen­schaft aus­ge­stell­ten Ur­kun­den. Nicht als öf­fent­li­che Ur­kun­den gel­ten Schrift­stücke, die von der Ver­wal­tung der wirt­schaft­li­chen Un­ter­neh­mun­gen und Mo­no­pol­be­trie­be des Staa­tes oder an­de­rer öf­fent­lich-recht­li­cher Kör­per­schaf­ten und An­stal­ten in zi­vil­recht­li­chen Ge­schäf­ten aus­ge­stellt wer­den.

3Die Ar­ti­kel 172–174 fin­den auch An­wen­dung auf Ur­kun­den des Aus­lan­des.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997)
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS19942290; BBl1991II 969).

Fünfzehnter Abschnitt: Verbrechen oder Vergehen gegen die Rechtspflege

Art. 176

Be­güns­ti­gung

 

1Wer je­man­den der Straf­ver­fol­gung, dem Straf­voll­zug oder dem Voll­zug ei­ner der in den Ar­ti­keln 59–61, 63 und 64 des Straf­ge­setz­bu­ches1 vor­ge­se­he­nen Mass­nah­men ent­zieht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.2

1bisEben­so wird be­straft, wer je­man­den, der im Aus­land we­gen ei­nes Ver­bre­chens nach Ar­ti­kel 59 die­ses Ge­set­zes ver­folgt wird oder ver­ur­teilt wur­de, der dor­ti­gen Straf­ver­fol­gung oder dem dor­ti­gen Voll­zug ei­ner Frei­heits­s­tra­fe oder ei­ner Mass­nah­me im Sin­ne der Ar­ti­kel 59—61, 63 und 64 des Straf­ge­setz­bu­ches ent­zieht.3

2In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3Steht der Tä­ter in so na­hen Be­zie­hun­gen zu dem Be­güns­tig­ten, dass sein Ver­hal­ten ent­schuld­bar ist, so kann der Rich­ter von ei­ner Be­stra­fung Um­gang neh­men.


1 SR311.0
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981 (AS19821535; BBl1980I 1241). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 177

Be­frei­ung von Ge­fan­ge­nen

 

1.1 Wer mit Ge­walt, Dro­hung oder List einen Ar­re­stan­ten, einen Ver­haf­te­ten, einen Ge­fan­ge­nen oder einen an­dern auf amt­li­che An­ord­nung in ei­ne An­stalt Ein­ge­wie­se­nen be­freit oder ihm zur Flucht be­hilf­lich ist, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Wird die Tat von ei­nem zu­sam­men­ge­rot­te­ten Hau­fen be­gan­gen, so wird je­der, der an der Zu­sam­men­rot­tung teil­nimmt, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Der Teil­neh­mer, der Ge­walt an Per­so­nen oder Sa­chen ver­übt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

Art. 178

Falsche An­schul­di­gung

 

1. Wer einen Nicht­schul­di­gen wi­der bes­se­res Wis­sen bei ei­ner mi­li­tä­ri­schen oder bür­ger­li­chen Stel­le ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens be­schul­digt, in der Ab­sicht, ei­ne Straf­ver­fol­gung ge­gen ihn her­bei­zu­füh­ren,

wer in an­de­rer Wei­se arg­lis­ti­ge Ver­an­stal­tun­gen trifft, in der Ab­sicht, ei­ne Straf­ver­fol­gung ge­gen einen Nicht­schul­di­gen her­bei­zu­füh­ren,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Be­trifft die falsche An­schul­di­gung ei­ne Über­tre­tung oder einen Dis­zi­pli­nar­feh­ler, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

Art. 179

Falsches Zeug­nis. Falsches Gut­ach­ten. Falsche Über­set­zung

 

1Wer in ei­nem Mi­li­tär­straf­ver­fah­ren als Zeu­ge, Sach­ver­stän­di­ger, Über­set­zer oder Dol­met­scher zur Sa­che falsch aus­sagt, einen falschen Be­fund oder ein falsches Gut­ach­ten ab­gibt oder falsch über­setzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2Be­zieht sich die falsche Äus­se­rung auf Tat­sa­chen, die für die rich­ter­li­che Ent­schei­dung un­er­heb­lich sind, so ist die Stra­fe Geld­stra­fe.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 179a

Straf­mil­de­run­gen

 

1Be­rich­tigt der Tä­ter sei­ne falsche An­schul­di­gung (Art. 178) oder sei­ne falsche Aus­sa­ge (Art. 179) aus ei­ge­nem An­trieb und be­vor durch sie ein Rechts­nach­teil für einen an­dern ent­stan­den ist, so kann der Rich­ter die Stra­fe mil­dern (Art. 42a) oder von ei­ner Be­stra­fung Um­gang neh­men.

2Hat der Tä­ter ei­ne falsche Äus­se­rung ge­tan (Art. 179), weil er durch die wah­re Aus­sa­ge sich oder sei­ne An­ge­hö­ri­gen der Ge­fahr straf­recht­li­cher Ver­fol­gung aus­set­zen wür­de, so kann der Rich­ter die Stra­fe mil­dern (Art. 42a).


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941 (AS571269; BBl1940997). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 179b

Ver­fah­ren vor in­ter­na­tio­na­len Ge­rich­ten

 

Die Ar­ti­kel 179 und 179a fin­den auch An­wen­dung auf Ver­fah­ren vor in­ter­na­tio­na­len Ge­rich­ten, de­ren Zu­stän­dig­keit die Schweiz als ver­bind­lich an­er­kennt.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 22. Ju­ni 2001 (Rechts­pfle­ge­de­lik­te vor in­ter­na­tio­na­len Ge­rich­ten), in Kraft seit 1. Ju­li 2002 (AS20021491 1492; BBl2001391).

Zweites Buch: Disziplinarstrafordnung

Erster Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 180

Dis­zi­pli­nar­feh­ler

 

1Einen Dis­zi­pli­nar­feh­ler be­geht, so­fern das Ver­hal­ten nicht als Ver­bre­chen, Ver­ge­hen oder Über­tre­tung straf­bar ist, wer:

a.
sei­nen dienst­li­chen Pflich­ten zu­wi­der­han­delt oder den Dienst­be­trieb stört;
b.
öf­fent­li­ches Är­ger­nis er­regt;
c.
Grund­re­geln des An­stands ver­letzt oder gro­ben Un­fug treibt.

2Dem Dis­zi­pli­nar­feh­ler gleich­ge­stellt sind:

a.
leich­te Fäl­le von Straf­ta­ten, für die das ers­te Buch dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung vor­sieht;
b.
leich­te Fäl­le von Wi­der­hand­lun­gen ge­gen die Ge­setz­ge­bung des Bun­des über den Stras­sen­ver­kehr ge­mä­ss den Be­stim­mun­gen von Ar­ti­kel 218 Ab­satz 3;
c.
Wi­der­hand­lun­gen ge­gen das BetmG1 ge­mä­ss den Be­stim­mun­gen von Ar­ti­kel 218 Ab­satz 4.

Art. 181

Straf­bar­keit

 

1Straf­bar ist nur, wer schuld­haft han­delt, sei es vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig.

2Vor­sätz­lich han­delt, wer die Tat mit Wis­sen und Wil­len be­geht.

3Fahr­läs­sig han­delt, wer die Fol­ge sei­nes Ver­hal­tens aus pflicht­wid­ri­ger Un­vor­sich­tig­keit nicht be­dacht oder dar­auf nicht Rück­sicht ge­nom­men hat. Pflicht­wid­rig ist die Un­vor­sich­tig­keit, wenn der Tä­ter die Vor­sicht nicht wal­ten lässt, zu der er nach den Um­stän­den und nach sei­nen per­sön­li­chen Ver­hält­nis­sen ver­pflich­tet ist.

4Ist ein Ver­bre­chen, ein Ver­ge­hen oder ei­ne Über­tre­tung nur bei Vor­satz straf­bar, so darf ei­ne fahr­läs­si­ge Be­ge­hung auch nicht dis­zi­pli­na­risch be­straft wer­den.

Art. 182

Straf­zu­mes­sung

 

1Der In­ha­ber der Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt ver­fügt ei­ne Dis­zi­pli­nar­stra­fe, wenn er Er­mah­nung und Be­leh­rung des Fehl­ba­ren nicht für aus­rei­chend er­ach­tet.

2Art und Mass der Stra­fe sind nach dem Ver­schul­den zu be­stim­men. Be­weg­grün­de, per­sön­li­che Ver­hält­nis­se und mi­li­tä­ri­sche Füh­rung sind zu be­rück­sich­ti­gen.

3Der Frei­heits­ent­zug durch vor­läu­fi­ge Fest­nah­me wird an die Ar­rest­stra­fe an­ge­rech­net.

4Hat der Fehl­ba­re meh­re­re Dis­zi­pli­nar­feh­ler be­gan­gen, so wer­den sie mit ei­ner ein­zi­gen Ge­samt­stra­fe ge­ahn­det.

5Die ein­heit­li­che Be­stra­fung meh­re­rer ge­mein­sam Fehl­ba­rer oh­ne Be­rück­sich­ti­gung al­ler Straf­zu­mes­sungs­grün­de bei je­dem ein­zel­nen (Kol­lek­tivstra­fe) und die mehr­ma­li­ge dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung der glei­chen Tat sind nicht zu­läs­sig.

6Sind an ei­nem Dis­zi­pli­nar­feh­ler An­ge­hö­ri­ge ver­schie­de­ner For­ma­tio­nen be­tei­ligt, so ver­stän­di­gen sich ih­re Kom­man­dan­ten vor dem Ent­scheid über die Stra­fe oder den Be­stra­fungs­an­trag.

Art. 183

Per­sön­li­cher Gel­tungs­be­reich

 

1Der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung ist un­ter­stellt, wer dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­steht.

2Die dis­zi­pli­na­ri­sche Ver­ant­wort­lich­keit der An­ge­hö­ri­gen des Grenzwacht­korps rich­tet sich nach den Be­stim­mun­gen des Bun­des­per­so­nal­ge­set­zes vom 24. März 20001 und der Bun­des­per­so­nal­ver­ord­nung vom 3. Ju­li 20012 so­wie nach den Vor­schrif­ten des ent­spre­chen­den Re­gle­ments der Ober­zoll­di­rek­ti­on.


Art. 184

Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung

 

1Die Ver­fol­gung ei­nes Dis­zi­pli­nar­feh­lers ver­jährt zwölf Mo­na­te nach der Be­ge­hung.

2Die Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung ruht wäh­rend ei­ner vor­läu­fi­gen Be­weis­auf­nah­me, ei­ner Vor­un­ter­su­chung oder ei­nes Ver­fah­rens vor Ge­richt.

Art. 185

Voll­stre­ckungs­ver­jäh­rung

 

1Die Voll­stre­ckung ei­ner Dis­zi­pli­nar­stra­fe ver­jährt zwölf Mo­na­te nach ih­rer rechts­kräf­ti­gen Ver­fü­gung.

2Wäh­rend ei­nes Rechts­mit­tel­ver­fah­rens ge­gen einen Bus­sen­um­wand­lungs­ent­scheid ruht die Voll­stre­ckungs­ver­jäh­rung. Wird am En­de des Rechts­mit­tel­ver­fah­rens die Bus­se in Ar­rest um­ge­wan­delt, so ver­jährt die Voll­stre­ckung zwölf Mo­na­te nach dem rechts­kräf­ti­gen Um­wand­lungs­ent­scheid.

Zweiter Abschnitt: Disziplinarstrafen

Art. 186

Ver­weis

 

Der Ver­weis ist ei­ne förm­li­che Ver­war­nung des Fehl­ba­ren. Er ist aus­drück­lich als Stra­fe zu be­zeich­nen.

Art. 187

Aus­gangs­sper­re

 

1Mit der Aus­gangs­sper­re wird dem Fehl­ba­ren ver­bo­ten, den vom Kom­man­dan­ten be­zeich­ne­ten Un­ter­kunfts­be­reich, aus­ser zu dienst­li­chen Zwe­cken, zu ver­las­sen. Der Be­such von Kan­ti­nen oder ver­gleich­ba­ren Ein­rich­tun­gen ist un­ter­sagt. Ein­sch­lies­sung so­wie Un­ter­brin­gung in ei­nem Ar­rest­lo­kal sind nicht er­laubt.

2Die Aus­gangs­sper­re kann nur wäh­rend des be­sol­de­ten Mi­li­tär­diens­tes oder wäh­rend des Frie­dens­för­de­rungs­diens­tes aus­ge­spro­chen und voll­zo­gen wer­den.

3Die Aus­gangs­sper­re kann für einen Zeit­raum von 3 bis höchs­tens 15 Ta­gen ver­fügt wer­den. All­ge­mei­ner Ur­laub wird von der Aus­gangs­sper­re nicht be­trof­fen. Der Voll­zug be­ginnt mit der Rechts­kraft der Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fü­gung.

Art. 188

Dis­zi­pli­nar­bus­se

 

Ei­ne Dis­zi­pli­nar­bus­se kann für al­le Dis­zi­pli­nar­feh­ler aus­ge­spro­chen wer­den. Sie be­trägt:

a.
für im Dienst be­gan­ge­ne Dis­zi­pli­nar­feh­ler:
höchs­tens 500 Fran­ken;
b.
für aus­ser­halb des Diens­tes be­gan­ge­ne Dis­zi­pli­nar­feh­ler:
höchs­tens 1000 Fran­ken.

Art. 189

Voll­zug von Dis­zi­pli­nar­bus­sen

 

1Vom Trup­pen­kom­man­dan­ten ver­füg­te Dis­zi­pli­nar­bus­sen, die wäh­rend des Diens­tes rechts­kräf­tig wer­den, kön­nen bei der Trup­pe be­gli­chen wer­den.

2Im Dienst nicht be­zahl­te Dis­zi­pli­nar­bus­sen voll­zieht der Wohn­sitz­kan­ton. Hat der Be­straf­te kei­nen Wohn­sitz in der Schweiz oder hält er sich vor­aus­sicht­lich für län­ge­re Zeit im Aus­land auf, so voll­zieht der Hei­mat­kan­ton die Dis­zi­pli­nar­bus­se.

3Bei der Trup­pe be­gli­che­ne Dis­zi­pli­nar­bus­sen fal­len an die Bun­des­kas­se. Dis­zi­pli­nar­bus­sen, die von ei­ner kan­to­na­len Be­hör­de voll­zo­gen wer­den, fal­len an den be­tref­fen­den Kan­ton.

4Die Frist zur Be­zah­lung von Dis­zi­pli­nar­bus­sen be­trägt ab Ein­tritt der Rechts­kraft zwei Mo­na­te.

5Bei Nicht­be­zah­lung wer­den Dis­zi­pli­nar­bus­sen in Ar­rest um­ge­wan­delt. Da­bei wer­den 100 Fran­ken ei­nem Tag Ar­rest gleich­ge­setzt.

6Für den Um­wand­lungs­ent­scheid ist die Mi­li­tär­be­hör­de zu­stän­dig, die die Dis­zi­pli­nar­bus­se ver­fügt hat. Vom Trup­pen­kom­man­dan­ten ver­füg­te Dis­zi­pli­nar­bus­sen wer­den von der Mi­li­tär­be­hör­de des Voll­zugs­kan­tons um­ge­wan­delt.

Art. 190

Ar­rest

 

1Der Ar­rest dau­ert min­des­tens einen, längs­tens zehn Ta­ge.

2Er wird in Ein­zel­haft voll­zo­gen. Der Ar­re­stant leis­tet kei­nen Dienst.

3Die Ar­rest­lo­ka­le müs­sen den ge­sund­heits­po­li­zei­li­chen An­for­de­run­gen ge­nü­gen. Der Ar­re­stant muss täg­lich Ge­le­gen­heit zur Kör­per­pfle­ge er­hal­ten und vom zwei­ten Tag an für ei­ne Stun­de täg­lich ab­ge­son­dert ins Freie ge­führt wer­den.

4Der Ar­re­stant darf in der Re­gel kei­ne Be­su­che emp­fan­gen. Ver­sand und Emp­fang von Brief­post sind zu­läs­sig.

5Dem Ar­re­stan­ten sind vor Straf­an­tritt die ent­behr­li­chen Ge­gen­stän­de ge­gen Quit­tung ab­zu­neh­men. Ihm sind ei­ne Zei­tung pro Tag, Schreib­ma­te­ri­al, re­li­gi­öse Schrif­ten und mi­li­tä­ri­sche Dienst­vor­schrif­ten zu über­las­sen. Der un­mit­tel­bar vor­ge­setz­te Kom­man­dant be­zie­hungs­wei­se die zi­vi­le Voll­zugs­be­hör­de kann wei­te­re Li­te­ra­tur zu­las­sen.

Art. 191

Ar­rest­voll­zug wäh­rend des Diens­tes

 

1Wäh­rend des Diens­tes ist der Ar­rest in der Re­gel so­fort und oh­ne Un­ter­bre­chung zu voll­zie­hen, so­bald die Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fü­gung rechts­kräf­tig ist.

2Der un­mit­tel­bar vor­ge­setz­te Kom­man­dant kann in Här­te­fäl­len, oder wenn er dies aus dienst­li­chen Grün­den für not­wen­dig er­ach­tet, den Voll­zug der Ar­rest­stra­fe aus­nahms­wei­se un­ter­bre­chen oder auf­schie­ben. Da­bei ist es un­zu­läs­sig, den Voll­zug auf einen Ur­laub oder die Zeit nach dem Dienst zu ver­schie­ben.

3Der un­mit­tel­bar vor­ge­setz­te Kom­man­dant sorgt für die me­di­zi­ni­sche Be­treu­ung des Ar­re­stan­ten. Er be­stimmt einen für den Voll­zug der Ar­rest­stra­fe ver­ant­wort­li­chen Of­fi­zier oder Un­ter­of­fi­zier.

4Ka­der ha­ben die Stra­fe wo­mög­lich in Räu­men zu ver­büs­sen, die von den Ar­rest­lo­ka­len der Trup­pe ge­trennt sind.

5Kann der Ar­rest bis zum En­de des Diens­tes nicht voll­stän­dig voll­zo­gen wer­den, so voll­zieht die Mi­li­tär­be­hör­de des Wohn­sitz­kan­tons den ver­blei­ben­den Teil nach Ar­ti­kel 192.

Art. 192

Ar­rest­voll­zug aus­ser­halb des Diens­tes

 

1Der Wohn­sitz­kan­ton voll­zieht den Ar­rest aus­ser­halb des Diens­tes.

2Der Ar­rest kann in den For­men der Halb­ge­fan­gen­schaft voll­zo­gen wer­den. Der Ar­re­stant setzt da­bei sei­ne Ar­beit oder Aus­bil­dung fort und ver­bringt die Ru­he- und Frei­zeit am Voll­zugs­ort.

3Der Voll­zug des Ar­rests in Straf­an­stal­ten oder Un­ter­su­chungs­ge­fäng­nis­sen ist nur zu­läs­sig, wenn ei­ne ein­deu­ti­ge Tren­nung zwi­schen Ar­rest­voll­zug und Straf­voll­zug ge­währ­leis­tet ist.

Art. 193

Ein­zie­hung

 

Die Be­stim­mun­gen über die Ein­zie­hung gel­ten sinn­ge­mä­ss.

Art. 194

Aus­schluss an­de­rer Stra­fen

 

1An­de­re Dis­zi­pli­nar­stra­fen, als die­ser Ab­schnitt sie vor­sieht, und Ver­schär­fun­gen im Voll­zug sind un­zu­läs­sig.

2Die gleich­zei­ti­ge Ver­hän­gung ver­schie­de­ner Ar­ten von Dis­zi­pli­nar­stra­fen ist aus­ge­schlos­sen.

Dritter Abschnitt: Zuständigkeit und Strafbefugnisse

Art. 195

Zu­stän­dig­keit

 

1Für die im Dienst be­gan­ge­nen Dis­zi­pli­nar­feh­ler steht die Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt dem un­mit­tel­bar vor­ge­setz­ten Trup­pen­kom­man­dan­ten zu:

a.
ge­gen­über An­ge­hö­ri­gen sei­ner For­ma­tio­nen;
b.
ge­gen­über di­rekt un­ter­stell­ten Trup­pen­kom­man­dan­ten;
c.
ge­gen­über An­ge­hö­ri­gen ei­ner an­de­ren For­ma­ti­on, die ihm vor­über­ge­hend un­ter­stellt sind;
d.
ge­gen­über an­dern Per­so­nen, die un­ter sei­ne Be­fehls­ge­walt ge­stellt sind.

2Als im Dienst be­gan­gen gel­ten Dis­zi­pli­nar­feh­ler, die nach dem Ein­tref­fen auf dem Sam­mel­platz der Trup­pe und vor der Ent­las­sung be­gan­gen wer­den.

3Wer­den An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee um­ge­teilt oder ver­setzt, so bleibt zur Be­hand­lung von Dis­zi­pli­nar­strafsa­chen, die sich vor der Um­tei­lung oder Ver­set­zung er­eig­net ha­ben, der bis­he­ri­ge Kom­man­dant zu­stän­dig. Be­steht die zu­stän­di­ge Kom­man­do­funk­ti­on nicht mehr oder ist de­ren In­ha­ber ver­hin­dert, so geht die Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt auf die nächst­hö­he­re In­stanz über.

4In al­len üb­ri­gen Fäl­len steht die Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt dem VBS und den zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den zu.

5Der Bun­des­rat be­zeich­net die Fäl­le, in de­nen die Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt de­le­giert wer­den kann.

Art. 196

Zu­stän­dig­keits­kon­flik­te

 

Kon­flik­te über die Zu­stän­dig­keit ent­schei­det ein ge­mein­sa­mer Vor­ge­setz­ter. Ist dies nicht mög­lich, so be­zeich­net das VBS die zu­stän­di­ge Stel­le.

Art. 197

Straf­be­fug­nis­se des Ein­heits­kom­man­dan­ten

 

Der Kom­man­dant ei­ner Ein­heit kann fol­gen­de Dis­zi­pli­nar­stra­fen ver­hän­gen:

a.
Ver­weis;
b.
Aus­gangs­sper­re;
c.
Dis­zi­pli­nar­bus­se;
d.
Ar­rest bis zu fünf Ta­gen.

Art. 198

Straf­be­fug­nis­se über­ge­ord­ne­ter Kom­man­do­stel­len und von Mi­li­tär­be­hör­den

 

1Die dem Ein­heits­kom­man­dan­ten über­ge­ord­ne­ten Kom­man­do­stel­len kön­nen fol­gen­de Dis­zi­pli­nar­stra­fen ver­hän­gen:

a.
Ver­weis;
b.
Aus­gangs­sper­re;
c.
Dis­zi­pli­nar­bus­se;
d.
Ar­rest.

2Die Mi­li­tär­be­hör­den kön­nen fol­gen­de Dis­zi­pli­nar­stra­fen ver­hän­gen:

a.
Ver­weis;
b.
Dis­zi­pli­nar­bus­se;
c.
Ar­rest.

Art. 199

Be­son­de­re Straf­be­fug­nis­se

 

Der Bun­des­rat re­gelt die Straf­be­fug­nis­se:

a.
der Chefs der Ver­wal­tungs­ein­hei­ten des VBS;
b.
der Kom­man­dan­ten von For­ma­tio­nen, die an­de­re Be­zeich­nun­gen tra­gen als die in den Ar­ti­keln 197 und 198 er­wähn­ten For­ma­tio­nen;
c.
im Füh­rungs­stab der Ar­mee;
d.
in der Re­ser­ve;
e.
in Re­kru­ten- und Ka­der­schu­len so­wie in Lehr­gän­gen;
f.
in Lehr­ver­bän­den, im Frie­dens­för­de­rungs­dienst, in Be­rufs­for­ma­tio­nen so­wie bei Be­rufs- und Zeit­mi­li­tär.

Vierter Abschnitt: Disziplinarstrafverfahren

Art. 200

Fest­stel­lung des Sach­ver­halts, Ver­tei­di­gungs­recht des Be­schul­dig­ten

 

1Art und Um­stän­de des Dis­zi­pli­nar­feh­lers, na­ment­lich Sach­ver­halt, Ver­schul­den, Be­weg­grün­de, per­sön­li­che Ver­hält­nis­se und mi­li­tä­ri­sche Füh­rung des Be­schul­dig­ten, sind mög­lichst rasch ab­zu­klä­ren. Der Be­schul­dig­te wird zu Pro­to­koll an­ge­hört. Es wird ihm Ge­le­gen­heit ge­ge­ben, sich schrift­lich zu äus­sern. Aus­ser Dienst kann die An­hö­rung zu Pro­to­koll durch schrift­li­che Aus­künf­te er­setzt wer­den.

2Dem Be­schul­dig­ten ist zu Be­ginn der Ein­ver­nah­me der vor­ge­wor­fe­ne Sach­ver­halt mit­zu­tei­len. So­weit der Zweck des Ver­fah­rens nicht ge­fähr­det wird, ist ihm zu ge­stat­ten, bei der Be­fra­gung von Aus­kunfts­per­so­nen so­wie bei Au­gen­schei­nen an­we­send zu sein.

3Al­le be­las­ten­den und ent­las­ten­den Um­stän­de sind mit glei­cher Sorg­falt zu prü­fen. Zwang, Dro­hung, Ver­spre­chun­gen, un­wah­re An­ga­ben und ver­fäng­li­che Fra­gen sind un­ter­sagt.

4Der Be­schul­dig­te kann sich nicht ver­tre­ten las­sen. Ei­ne Ver­bei­stän­dung ist zu­läs­sig, so­weit das Ver­fah­ren da­durch nicht ver­zö­gert wird.

5Wei­gert sich der Be­schul­dig­te aus­zu­sa­gen, so wird das Ver­fah­ren gleich­wohl wei­ter­ge­führt.

6Dem Be­schul­dig­ten ist vor Er­lass der Straf­ver­fü­gung Ge­le­gen­heit zu ge­ben, die Ak­ten ein­zu­se­hen und sich da­zu zu äus­sern.

7Liegt die Straf­be­fug­nis beim Kom­man­dan­ten, so kann die­ser sich bei der Fest­stel­lung des Sach­ver­halts von ei­nem ge­eig­ne­ten An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee un­ter­stüt­zen las­sen. Er kann je­doch die ab­sch­lies­sen­de An­hö­rung des Be­schul­dig­ten, die Fest­set­zung des Straf­mas­ses und die Er­öff­nung des Dis­zi­pli­na­rent­scheids nicht de­le­gie­ren.

Art. 201

Mel­dung von Dis­zi­pli­nar­feh­lern, Be­stra­fungs­an­trag

 

1Die Ka­der mel­den in­ner­halb ih­rer For­ma­tio­nen fest­ge­stell­te Dis­zi­pli­nar­feh­ler un­ver­züg­lich ih­ren Vor­ge­setz­ten.

2Rang­hö­he­re so­wie mi­li­tä­ri­sche Po­li­zei- und Kon­troll­or­ga­ne mel­den fest­ge­stell­te Dis­zi­pli­nar­feh­ler schrift­lich dem Kom­man­dan­ten des Be­schul­dig­ten.

3Der Kom­man­dant des Be­schul­dig­ten ori­en­tiert den Mel­den­den über die Er­le­di­gung des Vor­fal­les.

4Reicht die Straf­be­fug­nis nicht aus, so lei­tet der Vor­ge­setz­te oder die mi­li­tä­ri­sche Dienst­stel­le die Ak­ten mit ei­nem Be­stra­fungs­an­trag auf dem Dienst­weg an die zu­stän­di­ge Stel­le wei­ter. Die­se hört den Be­schul­dig­ten per­sön­lich an, wenn sie es für nö­tig er­ach­tet oder die­ser es be­gehrt, und ver­an­lasst nö­ti­gen­falls wei­te­re Er­he­bun­gen. Die zu­stän­di­ge Stel­le kann dem Be­stra­fungs­an­trag ent­spre­chen oder, nach Rück­spra­che mit dem An­trag­stel­ler, im Rah­men ih­rer Be­fug­nis­se ei­ne an­de­re Stra­fe ver­fü­gen oder von ei­ner Be­stra­fung ab­se­hen.

Art. 202

An­hal­tung und vor­läu­fi­ge Fest­nah­me

 

1Wer bei ei­nem Dis­zi­pli­nar­feh­ler er­tappt wird, kann von je­dem Vor­ge­setz­ten, je­dem Rang­hö­he­ren und je­dem mi­li­tä­ri­schen Po­li­zei- oder Kon­troll­or­gan zur Fest­stel­lung der Per­so­na­li­en und des Sach­ver­halts an­ge­hal­ten wer­den.

2Die An­hal­tung und die vor­läu­fi­ge Fest­nah­me nach den Ar­ti­keln 54—55a des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 19791 blei­ben vor­be­hal­ten.


Art. 203

In­halt und Er­öff­nung der Straf­ver­fü­gung

 

1Wäh­rend des Diens­tes ist die Straf­ver­fü­gung dem Be­schul­dig­ten münd­lich zu er­öff­nen und gleich­zei­tig schrift­lich zu be­stä­ti­gen.

2Aus­ser­halb des Diens­tes er­folgt die Er­öff­nung schrift­lich.

3Der Kom­man­dant ori­en­tiert den Be­schul­dig­ten, wenn nach der Ein­lei­tung ei­nes Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fah­rens von ei­ner Be­stra­fung ab­ge­se­hen wird.

4Die Straf­ver­fü­gung ent­hält in knap­per Form die fol­gen­den An­ga­ben:

a.
Per­so­na­li­en des Be­schul­dig­ten;
b.
Fest­stel­lung des Sach­ver­hal­tes;
c.
recht­li­che Be­zeich­nung der Tat;
d.
Wür­di­gung der vom Be­schul­dig­ten gel­tend ge­mach­ten Ent­las­tungs­grün­de;
e.
Er­wä­gun­gen über die für die Straf­zu­mes­sung we­sent­li­chen Um­stän­de;
f.
Fest­set­zung der Stra­fe;
g.
Ein­zie­hung;
h.
Be­schwer­de­recht (Be­schwer­de­form, -frist und -in­stanz);
i.
Da­tum und Zeit der Er­öff­nung.

5Das Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fah­ren ist kos­ten­los.

Art. 204

Un­ab­hän­gig­keit

 

1Die stra­fen­de Stel­le ent­schei­det un­ab­hän­gig.

2Kei­ne Stel­le darf vor­gän­gig für ein­zel­ne Ar­ten von Dis­zi­pli­nar­feh­lern be­stimm­te Stra­fen fest­le­gen.

3Je­der vor­ge­setz­te Kom­man­dant ist be­fugt, sei­nen un­ter­stell­ten Kom­man­dan­ten die Durch­füh­rung ei­nes Dis­zi­pli­nar­ver­fah­rens zu be­feh­len; er kann je­doch nicht die Be­stra­fung des Be­schul­dig­ten be­feh­len.

Art. 205

Mit­tei­lung der Straf­ver­fü­gung und Straf­kon­trol­le

 

1Der Kom­man­dant ori­en­tiert die Trup­pe in der Re­gel über den Ab­schluss ei­nes Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fah­rens in­ner­halb sei­ner For­ma­ti­on. Er darf Fehl­ba­re nicht vor­tre­ten las­sen.

2Je­der Kom­man­dant führt ei­ne Straf­kon­trol­le über die sei­ner Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt un­mit­tel­bar un­ter­ste­hen­den Per­so­nen. Die Straf­kon­trol­le wird von sei­nem Vor­ge­setz­ten re­gel­mäs­sig über­prüft.

3Nach Ab­lauf von fünf Jah­ren sind Stra­fen auf je­den Fall aus der Straf­kon­trol­le zu lö­schen und die ent­spre­chen­den Un­ter­la­gen zu ver­nich­ten.

4Je­de Per­son hat das Recht, in die sie be­tref­fen­den Ein­trä­ge in der Straf­kon­trol­le Ein­sicht zu neh­men.

5Ein­trä­ge in der Straf­kon­trol­le dür­fen nur be­kannt ge­ge­ben wer­den:

a.
den mi­li­tä­ri­schen Vor­ge­setz­ten des Be­straf­ten;
b.
den Mi­li­tär­be­hör­den und den Or­ga­nen der mi­li­tä­ri­schen oder zi­vi­len Straf­jus­tiz, auf schrift­li­ches und be­grün­de­tes Ge­such hin.

6Dis­zi­pli­nar­stra­fen aus Dienst­leis­tun­gen aus­ser­halb der Ein­tei­lungs­for­ma­ti­on sind un­ver­züg­lich dem Ein­heits­kom­man­dan­ten zu mel­den. Bei ei­nem Wech­sel der Ein­tei­lungs­for­ma­ti­on ist dem neu­en Kom­man­dan­ten ein Aus­zug aus der Straf­kon­trol­le zu über­mit­teln.

7Dis­zi­pli­nar­stra­fen ge­gen­über Of­fi­zie­ren sind der un­mit­tel­bar vor­ge­setz­ten Kom­man­do­stel­le des stra­fen­den Kom­man­dan­ten zu mel­den.

Fünfter Abschnitt: Rechtsmittel

Art. 206

1. Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de.

Be­schwer­de­in­stanz

 

1Der Be­straf­te kann Be­schwer­de er­he­ben ge­gen:

a.
ei­ne Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fü­gung;
b.
ei­ne Ver­fü­gung über die Um­wand­lung ei­ner Dis­zi­pli­nar­bus­se in Ar­rest;
c.
die vor­läu­fi­ge Fest­nah­me.

2Die Be­schwer­de ist zu rich­ten:

a.
bei ei­ner Ver­fü­gung des Vor­ge­setz­ten: an den nächst­hö­he­ren Vor­ge­setz­ten;
b.
bei ei­ner Ver­fü­gung der Stel­le, der die Straf­ge­walt vom Chef des VBS über­tra­gen wur­de: an den nächst­hö­he­ren Vor­ge­setz­ten;
c.
bei ei­ner Ver­fü­gung des Chefs der Ar­mee oder des Oberau­di­tors: an den Chef des VBS;
d.
bei ei­ner Ver­fü­gung ei­ner kan­to­na­len Mi­li­tär­be­hör­de: an die über­ge­ord­ne­te kan­to­na­le Be­hör­de.

3Ge­gen Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fü­gun­gen des Chefs des VBS steht die Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de nach Ar­ti­kel 209 an das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt of­fen.

Art. 207

Form, Frist und auf­schie­ben­de Wir­kung

 

1Die Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de ist schrift­lich ein­zu­rei­chen.

2Die Be­schwer­de­frist be­trägt wäh­rend des Diens­tes 24 Stun­den. Wird die Straf­ver­fü­gung dem Be­straf­ten aus­ser­halb des Diens­tes oder we­ni­ger als 24 Stun­den vor sei­ner Ent­las­sung aus dem Dienst er­öff­net, so be­trägt die Frist fünf Ta­ge.

3Die Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de hat auf­schie­ben­de Wir­kung. Ge­gen die Ver­fü­gung ei­ner vor­läu­fi­gen Fest­nah­me oder ei­ner Aus­gangs­sper­re hat sie auf­schie­ben­de Wir­kung auf An­ord­nung der Be­schwer­de­in­stanz.

Art. 208

Ver­fah­ren, Ent­scheid und Ent­schei­de­r­öff­nung

 

1Die Be­schwer­de­in­stanz ver­an­lasst nö­ti­gen­falls wei­te­re Un­ter­su­chun­gen. Sie hat die stra­fen­de Stel­le und den Be­schwer­de­füh­rer an­zu­hö­ren oder an­hö­ren zu las­sen. Wer nach Ar­ti­kel 200 Ab­satz 7 bei der Fest­stel­lung des Sach­ver­halts mit­ge­wirkt hat, darf im Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de­ver­fah­ren nicht mit­wir­ken. Aus­ser Dienst kann die An­hö­rung zu Pro­to­koll durch schrift­li­che Aus­künf­te er­setzt wer­den.

2Der Be­schul­dig­te kann sich nicht ver­tre­ten las­sen. Ei­ne Ver­bei­stän­dung ist zu­läs­sig, so­weit das Ver­fah­ren da­durch nicht ver­zö­gert wird.

3Der Be­schwer­de­ent­scheid darf die aus­ge­spro­che­ne Stra­fe nicht ver­schär­fen. Er kann:

a.
an Stel­le von Ar­rest ei­ne Aus­gangs­sper­re, einen Ver­weis oder ei­ne Dis­zi­pli­nar­bus­se ver­hän­gen;
b.
an Stel­le ei­ner Bus­se ei­ne Aus­gangs­sper­re oder einen Ver­weis ver­hän­gen;
c.
an Stel­le ei­ner Aus­gangs­sper­re einen Ver­weis ver­hän­gen.

4Der Ent­scheid über ei­ne wäh­rend des Diens­tes er­ho­be­ne Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de ist den Be­tei­lig­ten in der Re­gel in­nert drei Ta­gen un­ter An­ga­be der Grün­de schrift­lich zu er­öff­nen. Frist und zu­stän­di­ge Stel­le für die Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de sind an­zu­ge­ben.

5Das Be­schwer­de­ver­fah­ren ist kos­ten­los.

Art. 209

2. Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de.

Be­schwer­de­in­stanz

 

1Ge­gen Ent­schei­de über Dis­zi­pli­nar­be­schwer­den, die auf Ar­rest oder Bus­se mit ei­nem Be­trag von 300 Fran­ken oder mehr lau­ten, kann der Be­straf­te Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de an den Aus­schuss des zu­stän­di­gen Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts er­he­ben.

2Für Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­den ge­gen Be­schwer­de­ent­schei­de des Chefs des VBS ist das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt zu­stän­dig.

Art. 209a

Form, Frist und auf­schie­ben­de Wir­kung

 

1Die Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de ist schrift­lich ein­zu­rei­chen.

2Die Be­schwer­de­frist be­trägt wäh­rend des Diens­tes drei Ta­ge. Wird der Ent­scheid, der an­ge­foch­ten wer­den soll, aus­ser­halb des Diens­tes oder we­ni­ger als drei Ta­ge vor der Ent­las­sung aus dem Dienst er­öff­net, so be­trägt sie zehn Ta­ge.

3Die Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de hat auf­schie­ben­de Wir­kung.

Art. 210

Ver­fah­ren und Ent­scheid

 

1Für das Ver­fah­ren vor dem Aus­schuss des Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts und vor dem Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt gel­ten sinn­ge­mä­ss die Vor­schrif­ten des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 19791 über die Öf­fent­lich­keit und die Sit­zungs­po­li­zei (Art. 48–50) so­wie über die Vor­be­rei­tung der Haupt­ver­hand­lung, die Haupt­ver­hand­lung und das Ur­teil (Art. 124–154). Die Ar­ti­kel 127, 131, 148 Ab­satz 3, 149 Ab­satz 1 und 150 des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 1979 sind nicht an­wend­bar. Für Säum­nis­fol­gen gilt sinn­ge­mä­ss Ar­ti­kel 179 des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 1979.

2Der Be­schwer­de­füh­rer kann sich ver­bei­stän­den las­sen. Die Ver­pflich­tung zum per­sön­li­chen Er­schei­nen rich­tet sich nach Ar­ti­kel 130 Ab­satz 3 des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 1979.

3Die Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fü­gung und der Be­schwer­de­ent­scheid er­set­zen die An­kla­ge­schrift.

4Der Au­di­tor nimmt am Ver­fah­ren nicht teil. Die stra­fen­de Stel­le und die Be­schwer­de­in­stanz kön­nen münd­lich oder schrift­lich an­ge­hört wer­den.

5Der Aus­schuss des Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts ent­schei­det in der Sa­che selbst. Kön­nen Ver­fah­rens­män­gel nicht ge­heilt wer­den, so weist er die Sa­che an die Vor­in­stanz zu neu­er Ent­schei­dung zu­rück. Auf An­trag des Be­schwer­de­füh­rers kann da­von ab­ge­se­hen wer­den.

6Die Stra­fe darf nicht ver­schärft wer­den. Ar­ti­kel 208 Ab­satz 3 gilt sinn­ge­mä­ss.

7Der Ent­scheid ist end­gül­tig.


Art. 211

3. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen.

Fris­ten, Wie­der­her­stel­lung

 

1Die vom Ge­setz be­stimm­ten Fris­ten kön­nen nicht er­streckt wer­den.

2Bei der Be­rech­nung von mehr­tä­gi­gen Fris­ten für die Ein­rei­chung der Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de und der Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de wird der Tag, an dem die Frist zu lau­fen be­ginnt, nicht mit­ge­zählt.

3Ist der letz­te Tag ei­ner Frist ein Sams­tag, ein Sonn­tag oder ein an­er­kann­ter Fei­er­tag, so en­det die Frist am nächs­ten Werk­tag.

4Die Frist gilt nur dann als ein­ge­hal­ten, wenn die Be­schwer­de­schrift spä­tes­tens am letz­ten Tag beim un­mit­tel­bar vor­ge­setz­ten Kom­man­dan­ten des Be­straf­ten ein­ge­reicht oder zu des­sen Han­den der schwei­ze­ri­schen Post über­ge­ben wor­den ist.

5Die Wie­der­her­stel­lung ei­ner Frist ist zu­läs­sig, wenn der Be­schwer­de­füh­rer un­ver­schul­det ab­ge­hal­ten wor­den ist, frist­ge­mä­ss zu han­deln. Das be­grün­de­te Ge­such ist wäh­rend des Diens­tes in­nert 24 Stun­den, aus­ser­halb des Diens­tes in­nert fünf Ta­gen nach Weg­fall des Hin­der­nis­ses schrift­lich un­ter An­ga­be der Be­weis­mit­tel bei der Rechts­mit­tel­in­stanz ein­zu­rei­chen. Gleich­zei­tig ist die ver­säum­te Be­schwer­de nach­zu­ho­len.

6Über das Ge­such um Wie­der­her­stel­lung ei­ner Frist ent­schei­det die Rechts­mit­tel­in­stanz.

Art. 212

Rechts­mit­tel­ver­zicht

 

Der Be­straf­te kann durch schrift­li­che Er­klä­rung auf die Ein­rei­chung ei­nes Rechts­mit­tels rechts­gül­tig ver­zich­ten. Der Ver­zicht kann nicht wi­der­ru­fen wer­den.

Art. 213

Schutz des Be­schwer­de­rechts

 

We­gen der Ein­rei­chung ei­nes Rechts­mit­tels darf kei­ne Stra­fe ver­hängt wer­den.

Sechster Abschnitt: Ausführungsbestimmungen

Art. 214

 

Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

Drittes Buch: Einführung und Anwendung des Gesetzes

Erster Titel: Verhältnis dieses Gesetzes zum bisherigen Recht

Art. 215

Voll­zug frü­he­rer Ur­tei­le

 

1Ur­tei­le, die in An­wen­dung des bis­he­ri­gen Rechts aus­ge­spro­chen wor­den sind, wer­den nach bis­he­ri­gem Recht voll­zo­gen. Vor­be­hal­ten sind die Aus­nah­men nach den Ab­sät­zen 2 und 3.

2Be­droht das neue Recht die Tat, für wel­che nach bis­he­ri­gem Recht ei­ne Ver­ur­tei­lung er­folgt ist, nicht mit Stra­fe, so wird die aus­ge­spro­che­ne Stra­fe oder Mass­nah­me nicht mehr voll­zo­gen.

3Die Be­stim­mun­gen des Straf­ge­setz­bu­ches1 über das Voll­zugs­re­gime von Stra­fen und Mass­nah­men so­wie über die Rech­te und Pflich­ten des Ge­fan­ge­nen sind auch auf Tä­ter an­wend­bar, die nach bis­he­ri­gem Recht ver­ur­teilt wur­den.


Art. 216

Ver­jäh­rung

 

1Be­stimmt es das Ge­setz nicht an­ders, so sind die Be­stim­mun­gen des neu­en Rechts über die Ver­fol­gungs- und die Voll­stre­ckungs­ver­jäh­rung, wenn sie mil­der sind als das bis­he­ri­ge Recht, auch auf die Tä­ter an­wend­bar, die vor In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes ei­ne Tat be­gan­gen ha­ben oder be­ur­teilt wur­den.

2Der vor In­kraft­tre­ten des neu­en Rechts ab­ge­lau­fe­ne Zeit­raum wird an­ge­rech­net.

Art. 217

 

Auf­ge­ho­ben

Zweiter Titel: Gerichtsbarkeit

Art. 218

Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit

 

1Un­ter­steht ei­ne Per­son dem Mi­li­tär­straf­recht, so ist sie un­ter Vor­be­halt der Ar­ti­kel 9 und 9a der Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fen.2

2Die­se Un­ter­stel­lung gilt auch, wenn die straf­ba­re Hand­lung im Aus­land be­gan­gen wird.

3Die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen­den Per­so­nen sind fer­ner der Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fen, wenn sie bei ei­ner mi­li­tä­ri­schen Übung, bei ei­ner dienst­li­chen Ver­rich­tung der Trup­pe oder im Zu­sam­men­hang mit ei­ner in die­sem Ge­setz vor­ge­se­he­nen straf­ba­ren Hand­lung ei­ne Wi­der­hand­lung ge­gen die Ge­setz­ge­bung des Bun­des über den Stras­sen­ver­kehr be­ge­hen. Die Straf­be­stim­mun­gen des zi­vi­len Rechts sind an­wend­bar. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

4Der Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit ist auch un­ter­wor­fen, wer wäh­rend der Dienst­zeit un­be­fugt ge­ring­fü­gi­ge Men­gen von Be­täu­bungs­mit­teln im Sin­ne von Ar­ti­kel 1 des BetmG3 vor­sätz­lich kon­su­miert oder be­sitzt oder zum ei­ge­nen Kon­sum ei­ne Wi­der­hand­lung ge­gen Ar­ti­kel 19 BetmG be­geht. Der Tä­ter wird dis­zi­pli­na­risch be­straft.4


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1967, in Kraft seit 1. März 1968 (AS1968212; BBl1967I 581).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).
3 SR812.121. Heu­te: von Art. 2 BetmG.
4 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 21. Ju­ni 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1992 (AS19912512; BBl1985II 1009).

Art. 219

Bür­ger­li­che Ge­richts­bar­keit

 

1Un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 218 Ab­sät­ze 3 und 4 blei­ben die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen­den Per­so­nen für straf­ba­re Hand­lun­gen, die in die­sem Ge­setz nicht vor­ge­se­hen sind, der zi­vi­len Straf­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fen.2

2Steht die straf­ba­re Hand­lung mit dem mi­li­tä­ri­schen Dienst­ver­hält­nis des Tä­ters im Zu­sam­men­hang, so kann die Ver­fol­gung nur mit Er­mäch­ti­gung des VBS3 er­fol­gen. Ist ein Ober­be­fehls­ha­ber der Ar­mee er­nannt wor­den, so ist die Er­mäch­ti­gung zur Ver­fol­gung von die­sem zu er­tei­len, wenn der Tä­ter dem Ar­mee­kom­man­do un­ter­steht.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1967, in Kraft seit 1. März 1968 (AS1968212; BBl1967I 581).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 21. Ju­ni 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1992 (AS19912512; BBl1985II 1009).
3 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 (AS20044937) an­ge­passt. Die An­pas­sung wur­de im gan­zen Text vor­ge­nom­men.

Art. 220

Ge­richts­bar­keit bei Be­tei­li­gung von Zi­vil­per­so­nen

 

1Sind an ei­nem rein mi­li­tä­ri­schen Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen (Art. 61—85) oder an ei­nem Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ge­gen die Lan­des­ver­tei­di­gung und ge­gen die Wehr­kraft des Lan­des (Art. 86—107) ne­ben Per­so­nen, die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen, an­de­re Per­so­nen be­tei­ligt, so sind al­le Be­tei­lig­ten der Mi­li­tär­straf­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fen.

2Sind an ei­nem ge­mei­nen Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen (Art. 115–179) ne­ben Per­so­nen, die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen, an­de­re Per­so­nen be­tei­ligt, so blei­ben die­se der zi­vi­len Straf­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fen.

3In Fäl­len nach Ab­satz 2 kann der Bun­des­rat die der Mi­li­tär­straf­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fe­nen Per­so­nen eben­falls dem zi­vi­len Straf­ge­richt un­ter­stel­len. Der Rich­ter wen­det auf die­se Per­so­nen das Mi­li­tär­straf­recht an.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

Art. 221

Ge­richts­bar­keit bei Zu­sam­men­tref­fen von straf­ba­ren Hand­lun­gen oder Straf­be­stim­mun­gen

 

Ist je­mand meh­re­rer straf­ba­rer Hand­lun­gen be­schul­digt, die teils der mi­li­tä­ri­schen, teils der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen, so kann der Bun­des­rat de­ren aus­sch­liess­li­che Be­ur­tei­lung dem mi­li­tä­ri­schen oder dem zi­vi­len Ge­richt über­tra­gen.

Art. 221a

Ge­richts­bar­keit bei Völ­ker­mord, Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit und Kriegs­ver­bre­chen

 

1Sind an Völ­ker­mord, Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (sechs­ter Ab­schnitt des zwei­ten Teils und Art. 114a) oder Kriegs­ver­bre­chen (sechs­ter Ab­schnittbis des zwei­ten Teils und Art. 114a) meh­re­re Per­so­nen be­tei­ligt, die teils der mi­li­tä­ri­schen und teils der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen, so kann der Bun­des­rat auf An­trag des Oberau­di­tors oder des Bun­des­an­walts al­le Per­so­nen ent­we­der der zi­vi­len oder der mi­li­tä­ri­schen Ge­richts­bar­keit un­ter­stel­len. In die­sem Fall ist für al­le Per­so­nen das glei­che Recht an­wend­bar.

2Ab­satz 1 gilt auch für den Fall, dass ein zi­vi­les oder mi­li­tä­ri­sches Straf­ver­fah­ren be­reits hän­gig ist und die be­trof­fe­nen Sach­ver­hal­te zu­sam­men­hän­gen.

3Ist je­mand meh­re­rer straf­ba­rer Hand­lun­gen be­schul­digt, die teils der mi­li­tä­ri­schen und teils der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen, und han­delt es sich bei ei­ner der straf­ba­ren Hand­lun­gen um einen Völ­ker­mord oder ein Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (sechs­ter Ab­schnitt des zwei­ten Teils und Art. 114a) oder um ein Kriegs­ver­bre­chen (sechs­ter Ab­schnittbis des zwei­ten Teils und Art. 114a), so ist die aus­sch­liess­li­che Be­ur­tei­lung:

a.
dem mi­li­tä­ri­schen Ge­richt zu über­tra­gen, wenn der Be­schul­dig­te dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­steht;
b.
dem zi­vi­len Ge­richt zu über­tra­gen, wenn der Be­schul­dig­te nicht dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­steht.

1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS20104963; BBl20083863).

Art. 222

Zi­vi­les Ver­fah­ren ge­gen Dienst­pflich­ti­ge im Dienst

 

1Wäh­rend der Dau­er des Mi­li­tär­diens­tes darf ein zi­vi­les Straf­ver­fah­ren ge­gen einen Dienst­pflich­ti­gen nur mit Er­mäch­ti­gung des VBS ein­ge­lei­tet oder fort­ge­führt wer­den.

2Ist ein Ober­be­fehls­ha­ber der Ar­mee er­nannt wor­den, so ist die Er­mäch­ti­gung zur Ein­lei­tung oder Fort­füh­rung des Ver­fah­rens von die­sem zu er­tei­len, wenn der Tä­ter dem Ar­mee­kom­man­do un­ter­steht.

3Ist das Straf­ver­fah­ren schon vor dem Ein­tritt in den Dienst an­ge­ho­ben wor­den, und wird die Er­mäch­ti­gung zu sei­ner Fort­set­zung wäh­rend des Diens­tes ver­wei­gert, so ruht das Ver­fah­ren, bis der An­ge­schul­dig­te aus dem Dienst ent­las­sen ist.

Art. 223

Kom­pe­tenz­kon­flik­te

 

1An­stän­de über die Zu­stän­dig­keit der mi­li­tä­ri­schen und der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit wer­den vom Bun­dess­traf­ge­richt end­gül­tig ent­schie­den.1

2Das Bun­dess­traf­ge­richt hebt Ver­fah­ren oder Ur­tei­le auf, die einen Über­griff der zi­vi­len in die mi­li­tä­ri­sche Ge­richts­bar­keit oder der mi­li­tä­ri­schen in die zi­vi­le Ge­richts­bar­keit ent­hal­ten. Es trifft nö­ti­gen­falls vor­sorg­li­che Mass­nah­men.2

3Die in­fol­ge des auf­ge­ho­be­nen Ur­teils voll­zo­ge­ne Stra­fe wird auf ei­ne in­fol­ge des an­dern Ur­teils zu er­ste­hen­de Stra­fe an­ge­rech­net.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 11 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS20032133 2131; BBl20014202).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 11 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS20032133 2131; BBl20014202).

Dritter Titel: Verfahren

Art. 224


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1980 (AS19791037; BBl1977II 1).

 

Vierter Titel: Urteilsvollzug

Art. 225


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1980 (AS19791037; BBl1977II 1).

 

Fünfter Titel: Strafregister

Art. 226

Straf­re­gis­ter

 

1Die Ver­pflich­tung zur Ar­beits­leis­tung im öf­fent­li­chen In­ter­es­se ge­mä­ss Ar­ti­kel 81 Ab­satz 3 oder 4 so­wie Dis­zi­pli­nar­stra­fen wer­den nicht in das Straf­re­gis­ter ein­ge­tra­gen.

2Im Üb­ri­gen gel­ten die Ar­ti­kel 365–371 des Straf­ge­setz­bu­ches2.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS2009701; BBl20078353).
2 SR311.0

Art. 227


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1942 (AS571269; BBl1940997).

 

Sechster Titel: Rehabilitationsverfahren

Art. 228232


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. III des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

 

Siebter Titel: Begnadigung und Amnestie

Art. 232a

1. Be­gna­di­gung.

Zu­läs­sig­keit1

 

Die Be­gna­di­gung ist zu­läs­sig bei al­len durch rechts­kräf­ti­ges Ur­teil aus­ge­spro­che­nen Stra­fen mit Aus­nah­me der Dis­zi­pli­nar­stra­fen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 232b

Zu­stän­dig­keit

 

Bei Ur­tei­len nach dem Mi­li­tär­straf­ge­setz wird das Recht der Be­gna­di­gung aus­ge­übt:

a.
wenn ein Mi­li­tär­ge­richt ge­ur­teilt hat vom Bun­des­rat; nach­dem ein Ge­ne­ral er­nannt wur­de, von die­sem;
b.2
wenn das Bun­dess­traf­ge­richt ge­ur­teilt hat, von der Bun­des­ver­samm­lung;
c.
wenn ei­ne kan­to­na­le Be­hör­de ge­ur­teilt hat, von der Be­gna­di­gungs­be­hör­de des Kan­tons.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, in Kraft seit 1. Jan. 1980 (AS19791037; BBl1977II 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 11 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS20032133 2131; BBl20014202).

Art. 232c

Be­gna­di­gungs­ge­such

 

1Das Be­gna­di­gungs­ge­such kann vom Ver­ur­teil­ten, von sei­nem ge­setz­li­chen Ver­tre­ter und, mit Ein­wil­li­gung des Ver­ur­teil­ten, von sei­nem Ver­tei­di­ger oder von sei­nem Ehe­gat­ten, sei­ner ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin oder sei­nem ein­ge­tra­ge­nen Part­ner ge­stellt wer­den.1

2Bei po­li­ti­schen Ver­bre­chen und Ver­ge­hen und bei Straf­ta­ten, die mit ei­nem po­li­ti­schen Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen zu­sam­men­hän­gen, kann der Bun­des­rat oder die Kan­tons­re­gie­rung von sich aus das Be­gna­di­gungs­ver­fah­ren auf­neh­men.

3Die Be­gna­di­gungs­be­hör­de kann be­stim­men, dass ein ab­ge­lehn­tes Be­gna­di­gungs­ge­such vor Ab­lauf ei­nes ge­wis­sen Zeit­rau­mes nicht er­neu­ert wer­den darf.

42


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 22 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20055685; BBl20031288).
2 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 20. März 1992, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1992 (AS19921679; BBl1991II 1462, IV 184).

Art. 232d

Wir­kun­gen

 

1Durch Be­gna­di­gung kön­nen al­le durch rechts­kräf­ti­ges Ur­teil auf­er­leg­ten Stra­fen ganz oder teil­wei­se er­las­sen oder die Stra­fen in mil­de­re Straf­ar­ten um­ge­wan­delt wer­den.

2Der Gna­den­er­lass be­stimmt den Um­fang der Be­gna­di­gung.

3Die pri­vat­recht­li­chen Fol­gen ei­nes Stra­f­ur­teils und das Kos­te­ner­kennt­nis wer­den durch die Be­gna­di­gung nicht be­rührt.

Art. 232e

2. Amnes­tie

 

1Die Bun­des­ver­samm­lung kann in Strafsa­chen, auf die die­ses Ge­setz An­wen­dung fin­det, ei­ne Amnes­tie ge­wäh­ren.

2Durch die Amnes­tie wird die straf­recht­li­che Ver­fol­gung be­stimm­ter Ta­ten oder Ka­te­go­ri­en von Tä­tern aus­ge­schlos­sen und der Er­lass ent­spre­chen­der Stra­fen aus­ge­spro­chen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Achter Titel: Ergänzende Bestimmungen und Schlussbestimmungen

Art. 233


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. III des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

 

Art. 234

Ver­wei­sung auf auf­ge­ho­be­ne Be­stim­mun­gen

 

Wird in Bun­des­vor­schrif­ten auf Be­stim­mun­gen ver­wie­sen, die durch die­ses Ge­setz ge­än­dert oder auf­ge­ho­ben wer­den, so sind die­se Ver­wei­sun­gen auf die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes zu be­zie­hen.


1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979 (AS19791037; BBl1977II 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

Art. 235

Vor­be­halt gel­ten­den Rechts

 

Vor­be­hal­ten blei­ben:

1.
die Straf­be­stim­mun­gen der Ver­ord­nung vom 7. De­zem­ber 19251 über das mi­li­tä­ri­sche Kon­troll­we­sen, die Straf­be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­set­zes vom 28. Ju­ni 18782 über den Mi­li­tär­pflich­ter­satz, und an­de­re Be­stim­mun­gen des mi­li­tär­po­li­zei­li­chen Über­tre­tungs­rech­tes;
2.3
das Dis­zi­pli­nar­straf­recht der An­ge­hö­ri­gen des Grenzwacht­korps.

1 [AS41755, 51171. BS5398 Art. 92 Abs. 1]. Heu­te: die Straf­be­stim­mun­gen der V vom 10. Dez. 2004 (SR511.22).
2 [BS5565. AS19592035 Art. 48 Abs. 2 Bst. a]. Heu­te: die Straf­be­stim­mun­gen des BG vom 12. Ju­ni 1959 über die Wehr­pflich­ter­satz­ab­ga­be (SR661).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS2004921; BBl20027859).

Art. 236

Dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­stell­tes Per­so­nal

 

1Im Fall ak­ti­ven Diens­tes tre­ten Än­de­run­gen in der Ord­nung des Dienst­ver­hält­nis­ses der dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­stell­ten Be­am­ten, An­ge­stell­ten und Ar­bei­ter nur ein, wenn und so­weit der Bun­des­rat dies be­schliesst.

2Auf die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­stell­ten Be­am­ten, An­ge­stell­ten und Ar­bei­ter fin­den die Be­stim­mun­gen des ers­ten bis vier­ten Ab­schnit­tes des zwei­ten Teils des ers­ten Buchs die­ses Ge­set­zes ent­spre­chen­de An­wen­dung.

Art. 236a


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1990 (AS19911352 1355; BBl1987II 1311). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. III des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS20063389; BBl19991979).

 

Art. 237

In­kraft­tre­ten

 

Die­ses Ge­setz tritt mit dem 1. Ja­nu­ar 1928 in Kraft.

Schlussbestimmungen der Änderung vom 23. März 1979

Schlussbestimmungen der Änderung vom 21. März 2003

Übergangsbestimmung zur Änderung vom 19. Juni 2015

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