Drucken
Artikel, Notizen und Markierungen werden geladen... Bitte um etwas Geduld.

Militärstrafgesetz
(MStG)

vom 13. Juni 1927 (Stand am 1. Juli 2021)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 60 Absatz 1 und 123 Absätze 1 und 3 der Bundesverfassung1,2
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 26. November 19183,

beschliesst:

1 SR 101

2 Fassung gemäss Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Umsetzung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

3BBl 1918 V 337

Erstes Buch: Militärstrafrecht

Erster Teil: Allgemeine Bestimmungen4

4 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Erster Titel: Geltungsbereich

Art. 1

1. Kei­ne Sank­ti­on oh­ne Ge­setz

 

Ei­ne Stra­fe oder Mass­nah­me darf nur we­gen ei­ner Tat ver­hängt wer­den, die das Ge­setz aus­drück­lich un­ter Stra­fe stellt.

Art. 2

2. Zeit­li­cher Gel­tungs­be­reich

 

1 Nach die­sem Ge­set­ze wird be­ur­teilt, wer nach des­sen In­kraft­tre­ten ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­geht.

2 Hat der Tä­ter ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen vor In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes be­gan­gen, er­folgt die Be­ur­tei­lung aber erst nach­her, so ist das­je­ni­ge Ge­setz an­zu­wen­den, das für ihn das mil­de­re ist.

Art. 35

3. Per­sön­li­cher Gel­tungs­be­reich

 

1 Dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen:

1.6
Dienst­pflich­ti­ge wäh­rend ih­res Mi­li­tär­diens­tes, aus­ge­nom­men Ur­lau­ber für straf­ba­re Hand­lun­gen nach den Ar­ti­keln 115–137b und 145–179, die kei­nen Zu­sam­men­hang mit dem Dienst der Trup­pe ha­ben;
2.
die Be­am­ten, An­ge­stell­ten und Ar­bei­ter der Mi­li­tär­ver­wal­tung des Bun­des und der Kan­to­ne für Hand­lun­gen, die die Lan­des­ver­tei­di­gung be­tref­fen, eben­so wenn sie in Uni­form auf­tre­ten;
3.
Dienst­pflich­ti­ge, die aus­ser­halb des Diens­tes in Uni­form auf­tre­ten, für straf­ba­re Hand­lun­gen nach den Ar­ti­keln 61–114 und 138–144;
4.
Dienst­pflich­ti­ge aus­ser­halb des Diens­tes in Be­zug auf ih­re mi­li­tä­ri­sche Stel­lung und ih­re dienst­li­chen Pflich­ten so­wie ehe­ma­li­ge Dienst­pflich­ti­ge, so­weit ih­re dienst­li­chen Pflich­ten nicht er­füllt sind.
5.
Stel­lungs­pflich­ti­ge mit Be­zug auf ih­re Stel­lungs­pflicht so­wie wäh­rend des Ori­en­tie­rungs­tags und wäh­rend der Dau­er der Re­kru­tie­rungs­ta­ge;
6.
Be­rufs- und Zeit­mi­li­tärs, die An­ge­hö­ri­gen des Grenzwacht­korps so­wie Per­so­nen, die nach Ar­ti­kel 66 des Mi­li­tär­ge­set­zes vom 3. Fe­bru­ar 19957 Frie­dens­för­de­rungs­dienst leis­ten, wäh­rend der Aus­übung des Diens­tes, aus­ser­halb des Diens­tes mit Be­zug auf ih­re dienst­li­chen Pflich­ten und ih­re dienst­li­che Stel­lung oder wenn sie die Uni­form tra­gen;
7.
Zi­vil­per­so­nen oder aus­län­di­sche Mi­li­tär­per­so­nen, die sich schul­dig ma­chen der lan­des­ver­rä­te­rischen Ver­let­zung mi­li­tä­ri­scher Ge­heim­nis­se (Art. 86), der Sa­bo­ta­ge (Art. 86a), der Schwä­chung der Wehr­kraft (Art. 94–96), der Ver­let­zung mi­li­tä­ri­scher Ge­heim­nis­se (Art. 106) oder des Un­ge­hor­sams ge­gen mi­li­tä­ri­sche und be­hörd­li­che Mass­nah­men, die der Vor­be­rei­tung oder Durch­füh­rung der Mo­bil­ma­chung der Ar­mee oder der Wah­rung des mi­li­tä­ri­schen Ge­heim­nis­ses die­nen (Art. 107);
8.8
Zi­vil­per­so­nen oder aus­län­di­sche Mi­li­tär­per­so­nen für Ta­ten nach den Ar­ti­keln 115–179, die sie als An­ge­stell­te oder Be­auf­trag­te der Ar­mee oder der Mi­li­tär­ver­wal­tung im Zu­sam­men­wir­ken mit der Trup­pe be­ge­hen;
9.9
Zi­vil­per­so­nen und aus­län­di­sche Mi­li­tär­per­so­nen, die im Aus­land ge­gen einen An­ge­hö­ri­gen der Schwei­zer Ar­mee ei­ne Tat nach dem sechs­ten Ab­schnitt (Art. 108 und 109) oder dem sechs­ten Ab­schnittbis (Art. 110–114) des zwei­ten Teils oder nach Ar­ti­kel 114a be­ge­hen

2 Die Per­so­nen nach Ab­satz 1 Zif­fern 1, 2, 6 und 8 un­ter­ste­hen für die gan­ze Dau­er ih­res Aus­land­ein­sat­zes dem Mi­li­tär­straf­recht, wenn sie im Aus­land ei­ne nach die­sem Ge­setz straf­ba­re Hand­lung be­ge­hen.

5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV Bst. a des BG vom 3. Okt. 2003 (Re­vi­si­on der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung), in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

6 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

7 SR 510.10

8 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

9 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 4

Er­wei­ter­te Gel­tung im Fall ak­ti­ven Diens­tes

 

Im Fal­le ak­ti­ven Diens­tes un­ter­ste­hen dem Mi­li­tär­straf­recht über­dies, wenn und so­weit der Bun­des­rat die Un­ter­stel­lung be­schliesst:

1.
Zi­vil­per­so­nen, die sich schul­dig ma­chen:
ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens ge­gen ei­ne Wa­che (Art. 65),
der Be­fehl­san­mas­sung (Art. 69),
des mi­li­tä­ri­schen Lan­des­ver­rats (Art. 87) oder der lan­des­ver­rä­te­rischen Nach­rich­ten­ver­brei­tung (Art. 89),
ei­ner feind­li­chen Un­ter­neh­mung ge­gen einen Krieg­füh­ren­den oder ge­gen frem­de Trup­pen (Art. 92),
der Ver­let­zung von ver­trag­li­chen Leis­tungs­pflich­ten (Art. 97),
ei­ner Stö­rung der mi­li­tä­ri­schen Si­cher­heit (Art. 98–105, 107),
der Be­ste­chung (Art. 141),
der un­ge­treu­en Ge­schäfts­füh­rung (Art. 144),
der Be­frei­ung von Ge­fan­ge­nen (Art. 177);
2.
Zi­vil­per­so­nen, die sich der in den Ar­ti­keln 73, 78, 115–118, 121–123, 128, 129–131, 134–136, 149–151c, 160, 161–165 und 167–169 ge­nann­ten Hand­lun­gen schul­dig ma­chen, wenn sich die­se ge­gen An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee10 und mi­li­tä­ri­sche Stel­len rich­ten oder der Ar­mee die­nen­de Sa­chen zum Ge­gen­stand ha­ben;
3.
Zi­vil­per­so­nen, die vor­sätz­lich die in den Ar­ti­keln 166, 169a, 170 und 171 ge­nann­ten Hand­lun­gen be­ge­hen;
4.
in­ter­nier­te An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee aus krieg­füh­ren­den Staa­ten, die ih­ren be­waff­ne­ten Streit­kräf­ten, ih­ren Mi­li­zen und Frei­wil­li­gen­korps ein­sch­liess­lich or­ga­ni­sier­ter Wi­der­stands­be­we­gun­gen an­ge­hö­ren, in­ter­nier­te Zi­vil­per­so­nen so­wie mi­li­tä­risch be­treu­te Flücht­lin­ge;
5.
die Be­am­ten, An­ge­stell­ten oder Ar­bei­ter:
der Mi­li­tär­ver­wal­tung des Bun­des und der Kan­to­ne mit Ein­schluss der Mi­li­tär­an­stal­ten und Mi­li­tär­werk­stät­ten,
von le­bens­wich­ti­gen Ein­rich­tun­gen und Be­trie­ben, ins­be­son­de­re von Was­ser­ver­sor­gun­gen, Was­ser­wer­ken, Elek­tri­zi­täts­wer­ken, Gas­wer­ken und Spi­tä­lern.

10 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 5

Er­wei­ter­te Gel­tung in Kriegs­zei­ten

 

1 In Kriegs­zei­ten un­ter­ste­hen dem Mi­li­tär­straf­recht aus­ser den in den Ar­ti­keln 3 und 4 ge­nann­ten Per­so­nen:

1.11
Zi­vil­per­so­nen, die sich schul­dig ma­chen:
a.
der Ver­rä­te­rei nach den Ar­ti­keln 88, 90 und 91,
b.
des Nach­rich­ten­diens­tes ge­gen frem­de Staa­ten (Art. 93),
c.
der Brand­stif­tung, der Ver­ur­sa­chung ei­ner Ex­plo­si­on, der Ge­fähr­dung durch Spreng­stof­fe, der Ver­ur­sa­chung ei­ner Über­schwem­mung oder ei­nes Ein­stur­zes, so­fern der Tä­ter da­bei der Ar­mee die­nen­de Sa­chen zer­stört (Art. 160 Abs. 2, 160a, 161 Ziff. 1 Abs. 3 und Ziff. 2, 162 Abs. 3, 165 Ziff. 1 Abs. 3 und Ziff. 2),
d.
des Völ­ker­mords oder ei­nes Ver­bre­chens ge­gen die Mensch­lich­keit (sechs­ter Ab­schnitt des zwei­ten Teils), ei­nes Kriegs­ver­bre­chens (sechs­ter Ab­schnittbis des zwei­ten Teils so­wie Art. 139);
2.
Kriegs­ge­fan­ge­ne, auch für sol­che straf­ba­re Hand­lun­gen, die sie im In- oder Aus­lan­de wäh­rend des Krie­ges und vor ih­rer Ge­fan­gen­nah­me ge­gen­über dem schwei­ze­ri­schen Staat, der schwei­ze­ri­schen Ar­mee oder An­ge­hö­ri­gen der schwei­ze­ri­schen Ar­mee be­gan­gen ha­ben;
3.
feind­li­che Par­la­men­tä­re und ih­re Be­glei­ter, die ih­re Stel­lung zur Be­ge­hung ei­ner straf­ba­ren Hand­lung miss­brau­chen;
4.
in Kriegs­ge­bie­ten oder in be­setz­ten Ge­bie­ten in­ter­nier­te Zi­vil­per­so­nen.
5.12
aus­län­di­sche Mi­li­tär­per­so­nen, die sich des Völ­ker­mords, ei­nes Ver­bre­chens ge­gen die Mensch­lich­keit (sechs­ter Ab­schnitt des zwei­ten Teils) oder ei­nes Kriegs­ver­bre­chens (sechs­ter Ab­schnittbis des zwei­ten Teils so­wie Art. 139) schul­dig ma­chen.

2 Auf die Be­stim­mun­gen nach Ab­satz 1 Zif­fer 1 Buch­sta­be d so­wie Zif­fer 5 sind die Be­stim­mun­gen über die Straf­bar­keit des Vor­ge­setz­ten (Art. 114a) an­wend­bar.13

11 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

12 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

13 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 6

Kriegs­zei­ten

 

1 Die für Kriegs­zei­ten vor­ge­se­he­nen Be­stim­mun­gen gel­ten nicht nur, wenn die Schweiz sich im Krie­ge be­fin­det, son­dern auch, wenn der Bun­des­rat bei un­mit­tel­bar dro­hen­der Kriegs­ge­fahr ih­re An­wen­dung be­schliesst.

2 Der Bun­des­rats­be­schluss ist so­fort voll­zieh­bar. Er ist so­bald als mög­lich der Bun­des­ver­samm­lung vor­zu­le­gen; sie ent­schei­det über die Auf­recht­er­hal­tung.

Art. 714

Be­tei­li­gung von Zi­vil­per­so­nen

 

1 Sind an ei­nem rein mi­li­tä­ri­schen Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen (Art. 61–85) oder an ei­nem Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ge­gen die Lan­des­ver­tei­di­gung oder ge­gen die Wehr­kraft des Lan­des (Art. 86–107) ne­ben Per­so­nen, die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen, an­de­re Per­so­nen be­tei­ligt, so sind die­se gleich­falls nach die­sem Ge­setz straf­bar.

2 Sind an ei­nem ge­mei­nen Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen (Art. 115–179), an Völ­ker­mord, Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (Art. 108, 109 und 114a) oder an Kriegs­ver­bre­chen (Art. 110–114a und 139) ne­ben Per­so­nen, die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen, an­de­re Per­so­nen be­tei­ligt, so blei­ben die­se dem zi­vi­len Straf­recht un­ter­wor­fen. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 221a.

14 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 8

Gel­tung des bür­ger­li­chen Straf­rechts

 

Die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen­den Per­so­nen blei­ben für straf­ba­re Hand­lun­gen, die in die­sem Ge­setz nicht vor­ge­se­hen sind, dem zi­vi­len Straf­recht un­ter­wor­fen.

Art. 915

4.

a. Ju­gend­straf­recht

 

Für Per­so­nen, wel­che zum Zeit­punkt der Tat das 18. Al­ters­jahr noch nicht vollen­det ha­ben, blei­ben die Vor­schrif­ten des Ju­gend­straf­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 200316 (JStG) vor­be­hal­ten. Sind gleich­zei­tig ei­ne vor und ei­ne nach der Vollen­dung des 18. Al­ters­jah­res be­gan­ge­ne Tat zu be­ur­tei­len, so ist Ar­ti­kel 3 Ab­satz 2 JStG an­wend­bar. Zu­stän­dig sind die zi­vi­len Be­hör­den.

15 Fas­sung ge­mä­ss Art. 44 Ziff. 3 des Ju­gend­straf­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3545; BBl 1999 1979).

16 SR 311.1

Art. 9a

b. Jun­ge Er­wach­se­ne

 

1 Hat der Tä­ter zur Zeit der Tat das 18., aber noch nicht das 25. Al­ters­jahr zu­rück­ge­legt, so gel­ten die all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes.

2 Ar­ti­kel 61 des Straf­ge­setz­bu­ches17 ist eben­falls an­wend­bar. Zu­stän­dig ist die Be­hör­de des Voll­zugs­kan­tons.

Art. 10

5. Räum­li­cher Gel­tungs­be­reich

 

1 Im Rah­men des per­sön­li­chen Gel­tungs­be­rei­ches fin­det die­ses Ge­setz so­wohl auf die in der Schweiz wie auch auf die im Aus­land be­gan­ge­ne Tat An­wen­dung.

1bis Per­so­nen nach Ar­ti­kel 5 Zif­fern 1 Buch­sta­be d und 5, die im Aus­land ei­ne Tat nach dem sechs­ten Ab­schnitt oder dem sechs­ten Ab­schnittbis des zwei­ten Teils oder nach Ar­ti­kel 114a be­gan­gen ha­ben, wer­den nach die­sem Ge­setz be­ur­teilt, wenn sie sich in der Schweiz be­fin­den und nicht an einen an­de­ren Staat aus­ge­lie­fert oder an ein in­ter­na­tio­na­les Straf­ge­richt, des­sen Zu­stän­dig­keit die Schweiz an­er­kennt, über­stellt wer­den.18

1ter Wur­de die Aus­land­stat nicht ge­gen einen Schwei­zer be­gan­gen und ist der Tä­ter nicht Schwei­zer, so kann, un­ter Vor­be­halt von Mass­nah­men zur Si­che­rung von Be­wei­sen, die Straf­ver­fol­gung ein­ge­stellt oder von ei­ner sol­chen ab­ge­se­hen wer­den, wenn:

a.
ei­ne aus­län­di­sche Be­hör­de oder ein in­ter­na­tio­na­les Straf­ge­richt, des­sen Zu­stän­dig­keit die Schweiz an­er­kennt, die Straf­tat ver­folgt und der Tä­ter aus­ge­lie­fert oder über­stellt wird;
b.
der Tä­ter sich nicht mehr in der Schweiz be­fin­det und sei­ne Rück­kehr nicht zu er­war­ten ist; oder
c.
die er­for­der­li­chen Be­weis­mit­tel nicht er­ho­ben wer­den kön­nen.19

1qua­ter Per­so­nen, wel­che im Aus­land ge­gen einen An­ge­hö­ri­gen der Schwei­zer Ar­mee ei­ne Tat nach dem sechs­ten Ab­schnitt oder dem sechs­ten Ab­schnittbis des zwei­ten Teils oder nach Ar­ti­kel 114a be­gan­gen ha­ben, wer­den nach die­sem Ge­setz be­ur­teilt, wenn sie sich in der Schweiz be­fin­den oder we­gen die­ser Tat an die Schweiz aus­ge­lie­fert wer­den und wenn sie nicht an einen an­de­ren Staat aus­ge­lie­fert oder an ein in­ter­na­tio­na­les Straf­ge­richt, des­sen Zu­stän­dig­keit die Schweiz an­er­kennt, über­stellt wer­den.20

2 Ist der Tä­ter we­gen der Tat im Aus­land ver­ur­teilt wor­den und wur­de die Stra­fe im Aus­land ganz oder teil­wei­se voll­zo­gen, so rech­net ihm das Ge­richt die voll­zo­ge­ne Stra­fe auf die aus­zu­spre­chen­de Stra­fe an.

3 Ist ein Tä­ter auf Er­su­chen der schwei­ze­ri­schen Be­hör­de im Aus­land ver­folgt wor­den, so wird er, un­ter Vor­be­halt ei­nes kras­sen Ver­stos­ses ge­gen die Grund­sät­ze der Bun­des­ver­fas­sung und der Kon­ven­ti­on vom 4. No­vem­ber 195021 zum Schut­ze der Men­schen­rech­te und Grund­frei­hei­ten (EMRK), in der Schweiz we­gen der Tat nicht mehr ver­folgt, wenn:

a.
das aus­län­di­sche Ge­richt ihn end­gül­tig frei­ge­spro­chen hat;
b.
die Sank­ti­on, zu der er im Aus­land ver­ur­teilt wur­de, voll­zo­gen, er­las­sen oder ver­jährt ist.

4 Das Ge­richt ent­schei­det, ob ei­ne im Aus­land nicht oder nur teil­wei­se voll­zo­ge­ne Mass­nah­me in der Schweiz durch­zu­füh­ren oder fort­zu­set­zen ist.

18 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 19. Dez. 2003 (AS 2004 2691; BBl 2003 767). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

19 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

20 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

21 SR 0.101

Art. 11

Be­ge­hungs­ort

 

1 Ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen gilt als da be­gan­gen, wo der Tä­ter es aus­führt oder pflicht­wid­rig un­tä­tig bleibt, und da, wo der Er­folg ein­ge­tre­ten ist.

2 Der Ver­such gilt als da be­gan­gen, wo der Tä­ter ihn aus­führt, und da, wo nach sei­ner Vor­stel­lung der Er­folg hät­te ein­tre­ten sol­len.

Zweiter Titel: Die Strafbarkeit

Art. 12

1. Ver­bre­chen und Ver­ge­hen.

Be­grif­fe

 

1 Die­ses Ge­setz un­ter­schei­det die Ver­bre­chen von den Ver­ge­hen nach der Schwe­re der Stra­fen, mit der die Ta­ten be­droht sind.

2 Ver­bre­chen sind Ta­ten, die mit Frei­heits­s­tra­fe von mehr als drei Jah­ren be­droht sind.

3 Ver­ge­hen sind Ta­ten, die mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder mit Geld­stra­fe be­droht sind.

Art. 12a

Be­ge­hen durch Un­ter­las­sen

 

1 Ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen kann auch durch pflicht­wid­ri­ges Un­tä­tig­blei­ben be­gan­gen wer­den.

2 Pflicht­wid­rig un­tä­tig bleibt, wer die Ge­fähr­dung oder Ver­let­zung ei­nes straf­recht­lich ge­schütz­ten Rechts­gu­tes nicht ver­hin­dert, ob­wohl er auf Grund sei­ner Recht­stel­lung da­zu ver­pflich­tet ist, na­ment­lich auf Grund:

a.
des Ge­set­zes;
b.
ei­nes Ver­tra­ges;
c.
ei­ner frei­wil­lig ein­ge­gan­ge­nen Ge­fah­ren­ge­mein­schaft; oder
d.
der Schaf­fung ei­ner Ge­fahr.

3 Wer pflicht­wid­rig un­tä­tig bleibt, ist ge­stützt auf den ent­spre­chen­den Tat­be­stand nur dann straf­bar, wenn ihm nach den Um­stän­den der Tat der­sel­be Vor­wurf ge­macht wer­den kann, wie wenn er die Tat durch ein ak­ti­ves Tun be­gan­gen hät­te.

4 Das Ge­richt kann die Stra­fe mil­dern.

Art. 13

2. Vor­satz und Fahr­läs­sig­keit.

Be­grif­fe

 

1 Be­stimmt es das Ge­setz nicht aus­drück­lich an­ders, so ist nur straf­bar, wer ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen vor­sätz­lich be­geht.

2 Vor­sätz­lich be­geht ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen, wer die Tat mit Wis­sen und Wil­len aus­führt. Vor­sätz­lich han­delt be­reits, wer die Ver­wirk­li­chung der Tat für mög­lich hält und in Kauf nimmt.

3 Fahr­läs­sig be­geht ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen, wer die Fol­ge sei­nes Ver­hal­tens aus pflicht­wid­ri­ger Un­vor­sich­tig­keit nicht be­denkt oder dar­auf nicht Rück­sicht nimmt. Pflicht­wid­rig ist die Un­vor­sich­tig­keit, wenn der Tä­ter die Vor­sicht nicht be­ach­tet, zu der er nach den Um­stän­den und nach sei­nen per­sön­li­chen Ver­hält­nis­sen ver­pflich­tet ist.

Art. 14

Sach­ver­halts­irr­tum

 

1 Han­delt der Tä­ter in ei­ner ir­ri­gen Vor­stel­lung über den Sach­ver­halt, so be­ur­teilt das Ge­richt die Tat zu Guns­ten des Tä­ters nach dem Sach­ver­halt, den sich der Tä­ter vor­ge­stellt hat.

2 Hät­te der Tä­ter den Irr­tum bei pflicht­ge­mäs­ser Vor­sicht ver­mei­den kön­nen, so ist er we­gen Fahr­läs­sig­keit straf­bar, wenn die fahr­läs­si­ge Be­ge­hung der Tat mit Stra­fe be­droht ist.

Art. 15

3. Recht­mäs­si­ge Hand­lun­gen und Schuld.

Ge­setz­lich er­laub­te Hand­lung

 

Wer han­delt, wie es das Ge­setz ge­bie­tet oder er­laubt, ver­hält sich recht­mäs­sig, auch wenn die Tat nach die­sem oder ei­nem an­dern Ge­setz mit Stra­fe be­droht ist.

Art. 16

Recht­fer­ti­gen­de Not­wehr

 

Wird je­mand oh­ne Recht an­ge­grif­fen oder un­mit­tel­bar mit ei­nem An­griff be­droht, so ist der An­ge­grif­fe­ne und je­der an­de­re be­rech­tigt, den An­griff in ei­ner den Um­stän­den an­ge­mes­se­nen Wei­se ab­zu­weh­ren.

Art. 16a

Ent­schuld­ba­re Not­wehr

 

1 Über­schrei­tet der Ab­weh­ren­de die Gren­zen der Not­wehr nach Ar­ti­kel 16, so mil­dert das Ge­richt die Stra­fe.

2 Über­schrei­tet der Ab­weh­ren­de die Gren­zen der Not­wehr in ent­schuld­ba­rer Auf­re­gung oder Be­stür­zung über den An­griff, so han­delt er nicht schuld­haft.

Art. 17

Recht­fer­ti­gen­der Not­stand

 

1 Wer ei­ne mit Stra­fe be­droh­te Tat be­geht, um ein ei­ge­nes oder das Rechts­gut ei­ner an­de­ren Per­son aus ei­ner un­mit­tel­ba­ren, nicht an­ders ab­wend­ba­ren Ge­fahr zu ret­ten, han­delt recht­mäs­sig, wenn er da­durch hö­her­wer­ti­ge In­ter­es­sen wahrt.

2 Wer wäh­rend Kriegs­zei­ten ei­ne mit Stra­fe be­droh­te Tat be­geht, han­delt recht­mäs­sig, wenn die Tat im In­ter­es­se der Lan­des­ver­tei­di­gung ge­bo­ten ist und der Tä­ter da­durch hö­her­wer­ti­ge In­ter­es­sen wahrt.

Art. 17a

Ent­schuld­ba­rer Not­stand

 

1 Wer ei­ne mit Stra­fe be­droh­te Tat be­geht, um sich oder ei­ne an­de­re Per­son aus ei­ner un­mit­tel­ba­ren, nicht an­ders ab­wend­ba­ren Ge­fahr für Leib, Le­ben, Frei­heit, Eh­re, Ver­mö­gen oder an­de­re hoch­wer­ti­ge Gü­ter zu ret­ten, wird mil­der be­straft, wenn ihm zu­zu­mu­ten war, das ge­fähr­de­te Gut preis­zu­ge­ben.

2 War dem Tä­ter nicht zu­zu­mu­ten, das ge­fähr­de­te Gut preis­zu­ge­ben, so han­delt er nicht schuld­haft.

Art. 18

Schul­d­un­fä­hig­keit und ver­min­der­te Schuld­fä­hig­keit

 

1 War der Tä­ter zur Zeit der Tat nicht fä­hig, das Un­recht sei­ner Tat ein­zu­se­hen oder ge­mä­ss die­ser Ein­sicht zu han­deln, so ist er nicht straf­bar.

2 War der Tä­ter zur Zeit der Tat nur teil­wei­se fä­hig, das Un­recht sei­ner Tat ein­zu­se­hen oder ge­mä­ss die­ser Ein­sicht zu han­deln, so mil­dert das Ge­richt die Stra­fe.

3 Vor­be­hal­ten sind die Mass­nah­men die­ses Ge­set­zes und die Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 59–61, 63 und 64 des Straf­ge­setz­bu­ches22.

4 Konn­te der Tä­ter die Schul­d­un­fä­hig­keit oder die Ver­min­de­rung der Schuld­fä­hig­keit ver­mei­den und da­bei die in die­sem Zu­stand be­gan­ge­ne Tat vor­aus­se­hen, so sind die Ab­sät­ze 1–3 nicht an­wend­bar.

Art. 18a

Zwei­fel­haf­te Schuld­fä­hig­keit

 

Be­steht ernst­haf­ter An­lass, an der Schuld­fä­hig­keit des Tä­ters zu zwei­feln, so ord­net die Un­ter­su­chungs­be­hör­de oder das Ge­richt die sach­ver­stän­di­ge Be­gut­ach­tung an.

Art. 19

Irr­tum über die Rechts­wid­rig­keit

 

Wer bei Be­ge­hung der Tat nicht weiss und nicht wis­sen kann, dass er sich rechts­wid­rig ver­hält, han­delt nicht schuld­haft. War der Irr­tum ver­meid­bar, so mil­dert das Ge­richt die Stra­fe.

Art. 20

Straf­bar­keit des Vor­ge­setz­ten und Han­deln auf Be­fehl oder An­ord­nung

 

1 Wird ei­ne straf­ba­re Hand­lung auf dienst­li­chen Be­fehl be­gan­gen, so ist der Vor­ge­setz­te oder der Hö­her­ran­gi­ge, der den Be­fehl er­teilt hat, als Tä­ter straf­bar.

2 Auch der Un­ter­ge­be­ne, der auf Be­fehl ei­nes Vor­ge­setz­ten oder auf An­ord­nung von ver­gleich­ba­rer Bin­dungs­wir­kung ei­ne Tat be­geht, ist straf­bar, wenn er sich der Straf­bar­keit der Hand­lung zur Zeit der Tat be­wusst war. Das Ge­richt kann die Stra­fe mil­dern.24

24 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 21

4. Ver­such.

Straf­bar­keit des Ver­suchs

 

1 Führt der Tä­ter, nach­dem er mit der Aus­füh­rung ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens be­gon­nen hat, die straf­ba­re Tä­tig­keit nicht zu En­de oder tritt der zur Vollen­dung der Tat ge­hö­ren­de Er­folg nicht ein oder kann die­ser nicht ein­tre­ten, so kann das Ge­richt die Stra­fe mil­dern.

2 Ver­kennt der Tä­ter aus gro­bem Un­ver­stand, dass die Tat nach der Art des Ge­gen­stan­des oder des Mit­tels, an oder mit dem er sie aus­füh­ren will, über­haupt nicht zur Vollen­dung ge­lan­gen kann, so bleibt er straf­los.

Art. 22

Rück­tritt und tä­ti­ge Reue

 

1 Führt der Tä­ter aus ei­ge­nem An­trieb die straf­ba­re Tä­tig­keit nicht zu En­de oder trägt er da­zu bei, die Vollen­dung der Tat zu ver­hin­dern, so kann das Ge­richt die Stra­fe mil­dern oder von ei­ner Be­stra­fung ab­se­hen.

2 Sind an ei­ner Tat meh­re­re Tä­ter oder Teil­neh­mer be­tei­ligt, so kann das Ge­richt die Stra­fe des­sen mil­dern oder von der Be­stra­fung des­sen ab­se­hen, der aus ei­ge­nem An­trieb da­zu bei­trägt, die Vollen­dung der Tat zu ver­hin­dern.

3 Das Ge­richt kann die Stra­fe auch mil­dern oder von der Be­stra­fung ab­se­hen, wenn der Rück­tritt des Tä­ters oder des Teil­neh­mers die Vollen­dung der Tat ver­hin­dert hät­te, die­se aber aus an­de­ren Grün­den aus­bleibt.

4 Be­müht sich ei­ner von meh­re­ren Tä­tern oder Teil­neh­mern aus ei­ge­nem An­trieb ernst­haft, die Vollen­dung der Tat zu ver­hin­dern, so kann das Ge­richt sei­ne Stra­fe mil­dern oder von sei­ner Be­stra­fung ab­se­hen, wenn die Tat un­ab­hän­gig von sei­nem Tat­bei­trag be­gan­gen wird.

Art. 23

5. Teil­nah­me.

An­stif­tung

 

1 Wer je­man­den vor­sätz­lich zu dem von die­sem be­gan­ge­nen Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­stimmt hat, wird nach der Straf­an­dro­hung, die auf den Tä­ter An­wen­dung fin­det, be­straft.

2 Wer je­man­den zu ei­nem Ver­bre­chen zu be­stim­men ver­sucht, wird we­gen Ver­suchs die­ses Ver­bre­chens be­straft.

Art. 24

Ge­hil­fen­schaft

 

Wer zu ei­nem Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen vor­sätz­lich Hil­fe leis­tet, wird mil­der be­straft.

Art. 25

Teil­nah­me am Son­der­de­likt

 

Wird die Straf­bar­keit durch ei­ne be­son­de­re Pflicht des Tä­ters be­grün­det oder er­höht, so wird der Teil­neh­mer, dem die­se Pflicht nicht ob­liegt, mil­der be­straft.

Art. 26

Per­sön­li­che Ver­hält­nis­se

 

Be­son­de­re per­sön­li­che Ver­hält­nis­se, Ei­gen­schaf­ten und Um­stän­de, wel­che die Straf­bar­keit er­hö­hen, ver­min­dern oder aus­sch­lies­sen, wer­den bei dem Tä­ter oder Teil­neh­mer be­rück­sich­tigt, bei dem sie vor­lie­gen.

Art. 27

6. Straf­bar­keit der Me­di­en

 

1 Wird ei­ne straf­ba­re Hand­lung durch Ver­öf­fent­li­chung in ei­nem Me­di­um be­gan­gen und er­schöpft sie sich in die­ser Ver­öf­fent­li­chung, so ist, un­ter Vor­be­halt der nach­fol­gen­den Be­stim­mun­gen, der Au­tor al­lein straf­bar.

2 Kann der Au­tor nicht er­mit­telt oder in der Schweiz nicht vor Ge­richt ge­stellt wer­den, so ist der ver­ant­wort­li­che Re­dak­tor nach Ar­ti­kel 322bis des Straf­ge­setz­bu­ches25 straf­bar. Fehlt ein ver­ant­wort­li­cher Re­dak­tor, so ist je­ne Per­son nach Ar­ti­kel 322bisdes Straf­ge­setz­bu­ches straf­bar, die für die Ver­öf­fent­li­chung ver­ant­wort­lich ist.

3 Hat die Ver­öf­fent­li­chung oh­ne Wis­sen oder ge­gen den Wil­len des Au­tors statt­ge­fun­den, so ist der Re­dak­tor oder wenn ein sol­cher fehlt, die für die Ver­öf­fent­li­chung ver­ant­wort­li­che Per­son als Tä­ter straf­bar.

4 Die wahr­heits­ge­treue Be­richt­er­stat­tung über öf­fent­li­che Ver­hand­lun­gen und amt­li­che Mit­tei­lun­gen ei­ner Be­hör­de ist straf­los.

Art. 27a

Quel­len­schutz

 

1 Ver­wei­gern Per­so­nen, die sich be­ruf­lich mit der Ver­öf­fent­li­chung von In­for­ma­tio­nen im re­dak­tio­nel­len Teil ei­nes pe­ri­odisch er­schei­nen­den Me­di­ums be­fas­sen, oder ih­re Hilfs­per­so­nen das Zeug­nis über die Iden­ti­tät des Au­tors oder über In­halt und Quel­len ih­rer In­for­ma­tio­nen, so dür­fen we­der Stra­fen noch pro­zes­sua­le Zwangs­mass­nah­men ge­gen sie ver­hängt wer­den.

2 Ab­satz 1 gilt nicht, wenn das Ge­richt fest­stellt, dass:

a.
das Zeug­nis er­for­der­lich ist, um ei­ne Per­son aus ei­ner un­mit­tel­ba­ren Ge­fahr für Leib und Le­ben zu ret­ten; oder
b.26
oh­ne das Zeug­nis ein Tö­tungs­de­likt im Sin­ne der Ar­ti­kel 115–117 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes oder ein an­de­res Ver­bre­chen, das mit ei­ner Min­dest­stra­fe von drei Jah­ren Frei­heits­s­tra­fe be­droht ist, oder ei­ne Straf­tat nach den Ar­ti­keln 141–143a und 153–156 die­ses Ge­set­zes, nach den Ar­ti­keln 197 Zif­fer 3, 260ter, 260quin­quies, 260se­xies, 305bis, 305ter und 322sep­ties des Straf­ge­setz­bu­ches27 oder nach Ar­ti­kel 19 Zif­fer 2 des Be­täu­bungs­mit­tel­ge­set­zes vom 3. Ok­to­ber 195128 nicht auf­ge­klärt wer­den oder der ei­ner sol­chen Tat Be­schul­dig­te nicht er­grif­fen wer­den kann.

26 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des BB vom 25. Sept. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des Über­ein­kom­mens des Eu­ro­pa­rats zur Ver­hü­tung des Ter­ro­ris­mus mit dem da­zu­ge­hö­ri­gen Zu­satz­pro­to­koll so­wie über die Ver­stär­kung des straf­recht­li­chen In­stru­men­ta­ri­ums ge­gen Ter­ro­ris­mus und or­ga­ni­sier­te Kri­mi­na­li­tät, in Kraft seit 1. Ju­li 2021 (AS 2021 360; BBl 2018 6427).

27 SR 311.0

28 SR 812.121

Dritter Titel: Strafen und Massnahmen

Erstes Kapitel: Geldstrafe, Freiheitsstrafe, Degradation 29

29 Fassung gemäss Ziff. I 2 des BG vom 19. Juni 2015 (Änderungen des Sanktionenrechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 28

Ers­tes Ka­pi­tel: Geld­stra­fe, Frei­heits­s­tra­fe, De­gra­da­ti­on

1. Geld­stra­fe.

Be­mes­sung

 

1 Be­stimmt es das Ge­setz nicht an­ders, so be­trägt die Geld­stra­fe min­des­tens drei und höchs­tens 180 Ta­ges­sät­ze.30 Das Ge­richt be­stimmt de­ren Zahl nach dem Ver­schul­den des Tä­ters.

2 Ein Ta­ges­satz be­trägt in der Re­gel min­des­tens 30 und höchs­tens 3000 Fran­ken. Aus­nahms­wei­se, wenn die per­sön­li­chen und wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se des Tä­ters dies ge­bie­ten, kann der Ta­ges­satz bis auf 10 Fran­ken ge­senkt wer­den. Das Ge­richt be­stimmt die Hö­he des Ta­ges­sat­zes nach den per­sön­li­chen und wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­sen des Tä­ters im Zeit­punkt des Ur­teils, na­ment­lich nach Ein­kom­men und Ver­mö­gen, Le­bens­auf­wand, all­fäl­li­gen Fa­mi­li­en- und Un­ter­stüt­zungs­pflich­ten so­wie nach dem Exis­tenz­mi­ni­mum.31

3 Die Be­hör­den des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den ge­ben die für die Be­stim­mung des Ta­ges­sat­zes er­for­der­li­chen Aus­künf­te.

4 Zahl und Hö­he der Ta­ges­sät­ze sind im Ur­teil fest­zu­hal­ten.32

30 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

31 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

32 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 29

Voll­zug

 

1 Die Voll­zugs­be­hör­de be­stimmt dem Ver­ur­teil­ten ei­ne Zah­lungs­frist von ei­nem bis zu sechs Mo­na­ten.33 Sie kann Ra­ten­zah­lung an­ord­nen und auf Ge­such die Fris­ten ver­län­gern.

2 Be­steht der be­grün­de­te Ver­dacht, dass der Ver­ur­teil­te sich der Voll­stre­ckung der Geld­stra­fe ent­zie­hen wird, so kann die Voll­zugs­be­hör­de die so­for­ti­ge Be­zah­lung oder ei­ne Si­cher­heits­leis­tung ver­lan­gen.

3 Be­zahlt der Ver­ur­teil­te die Geld­stra­fe nicht frist­ge­mä­ss, so ord­net die Voll­zugs­be­hör­de die Be­trei­bung an, wenn da­von ein Er­geb­nis zu er­war­ten ist.

4 Für den Voll­zug der Geld­stra­fe in Form von ge­mein­nüt­zi­ger Ar­beit ist Ar­ti­kel 79a des Straf­ge­setz­buchs34 an­wend­bar.35

33 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

34 SR 311.0

35 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 30

Er­satz­frei­heits­s­tra­fe

 

1 So­weit der Ver­ur­teil­te die Geld­stra­fe nicht be­zahlt und sie auf dem Be­trei­bungs­weg (Art. 29 Abs. 3) un­ein­bring­lich ist, tritt an die Stel­le der Geld­stra­fe ei­ne Frei­heits­s­tra­fe. Ein Ta­ges­satz ent­spricht ei­nem Tag Frei­heits­s­tra­fe. Die Er­satz­frei­heits­s­tra­fe ent­fällt, so­weit die Geld­stra­fe nach­träg­lich be­zahlt wird.

2 Wur­de die Geld­stra­fe durch ei­ne Ver­wal­tungs­be­hör­de ver­hängt, so ent­schei­det das Ge­richt über die Er­satz­frei­heits­s­tra­fe.

3–5 ...36

36 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 31–3337

2. ...

 

37 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 3438

3. Frei­heits­s­tra­fe.

Dau­er

 

1 Die Min­dest­dau­er der Frei­heits­s­tra­fe be­trägt drei Ta­ge; vor­be­hal­ten bleibt ei­ne kür­ze­re Frei­heits­s­tra­fe an­stel­le ei­ner nicht be­zahl­ten Geld­stra­fe (Art. 30) oder Bus­se (Art. 60c).

2 Die Höchst­dau­er der Frei­heits­s­tra­fe be­trägt 20 Jah­re. Wo es das Ge­setz aus­drück­lich be­stimmt, dau­ert die Frei­heits­s­tra­fe le­bens­läng­lich.

38 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 34a39

Frei­heits­s­tra­fe an­stel­le von Geld­stra­fe

 

1 Das Ge­richt kann statt auf ei­ne Geld­stra­fe auf ei­ne Frei­heits­s­tra­fe er­ken­nen, wenn:

a.
ei­ne sol­che ge­bo­ten er­scheint, um den Tä­ter von der Be­ge­hung wei­te­rer Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ab­zu­hal­ten; oder
b.
ei­ne Geld­stra­fe vor­aus­sicht­lich nicht voll­zo­gen wer­den kann.

2 Es hat die Wahl der Frei­heits­s­tra­fe nä­her zu be­grün­den.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben die Ar­ti­kel 30 und 81 Ab­satz 1bis.

39 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 34b

Voll­zug

 

1 Frei­heits­s­tra­fen wer­den nach den Be­stim­mun­gen des Straf­ge­setz­bu­ches40 voll­zo­gen.

2 Im Fall ak­ti­ven Diens­tes kann der Bun­des­rat den mi­li­tä­ri­schen Voll­zug der Frei­heits­s­tra­fe ein­füh­ren. Er re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

Art. 3541

4. Ne­ben­stra­fe De­gra­da­ti­on

 

1 Hat sich ein An­ge­hö­ri­ger der Ar­mee durch ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen sei­nes Gra­des un­wür­dig ge­macht, so de­gra­diert ihn das Ge­richt.

2 Der Füh­rungs­stab der Ar­mee ent­schei­det, ob der de­gra­dier­te An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee wei­ter zu Mi­li­tär­dienst­leis­tun­gen auf­ge­bo­ten wird.

3 Die Fol­gen der De­gra­da­ti­on tre­ten mit der Rechts­kraft des Ur­teils ein.

41 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des BG vom 19. März 2010, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 6015; BBl 2009 5917).

Zweites Kapitel: Bedingte und teilbedingte Strafen

Art. 36

Zwei­tes Ka­pi­tel: Be­ding­te und teil­be­ding­te Stra­fen

1. Be­ding­te Stra­fen

 

1 Das Ge­richt schiebt den Voll­zug ei­ner Geld­stra­fe oder ei­ner Frei­heits­s­tra­fe von höchs­tens zwei Jah­ren in der Re­gel auf, wenn ei­ne un­be­ding­te Stra­fe nicht not­wen­dig er­scheint, um den Tä­ter von der Be­ge­hung wei­te­rer Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ab­zu­hal­ten.42

2 Wur­de der Tä­ter in­ner­halb der letz­ten fünf Jah­re vor der Tat zu ei­ner be­ding­ten oder un­be­ding­ten Frei­heits­s­tra­fe von mehr als sechs Mo­na­ten ver­ur­teilt, so ist der Auf­schub nur zu­läs­sig, wenn be­son­ders güns­ti­ge Um­stän­de vor­lie­gen.43

3 Die Ge­wäh­rung des be­ding­ten Straf­voll­zu­ges kann auch ver­wei­gert wer­den, wenn der Tä­ter ei­ne zu­mut­ba­re Scha­den­be­he­bung un­ter­las­sen hat.

4 Ei­ne be­ding­te Stra­fe kann mit ei­ner Bus­se nach Ar­ti­kel 60c ver­bun­den wer­den.44

42 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

43 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

44 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 37

2. Teil­be­ding­te Frei­heits­s­tra­fen

 

1 Das Ge­richt kann den Voll­zug ei­ner Frei­heits­s­tra­fe von min­des­tens ei­nem Jahr und höchs­tens drei Jah­ren teil­wei­se auf­schie­ben, wenn dies not­wen­dig ist, um dem Ver­schul­den des Tä­ters ge­nü­gend Rech­nung zu tra­gen.46

2 Der un­be­dingt voll­zieh­ba­re Teil darf die Hälf­te der Stra­fe nicht über­stei­gen.

3 So­wohl der auf­ge­scho­be­ne wie auch der zu voll­zie­hen­de Teil müs­sen min­des­tens sechs Mo­na­te be­tra­gen.47 Die Be­stim­mun­gen über die Ge­wäh­rung der be­ding­ten Ent­las­sung (Art. 86 des Straf­ge­setz­bu­ches48) sind auf den un­be­dingt zu voll­zie­hen­den Teil nicht an­wend­bar.

46 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

47 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

48 SR 311.0

Art. 38

3. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen.

a. Pro­be­zeit

 

1 Schiebt das Ge­richt den Voll­zug ei­ner Stra­fe ganz oder teil­wei­se auf, so be­stimmt es dem Ver­ur­teil­ten ei­ne Pro­be­zeit von 2–5 Jah­ren.

2 Für die Dau­er der Pro­be­zeit kann das Ge­richt Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen und Wei­sun­gen er­tei­len.

3 Das Ge­richt er­klärt dem Ver­ur­teil­ten die Be­deu­tung und die Fol­gen der be­ding­ten und der teil­be­ding­ten Stra­fe.

Art. 39

b. Be­wäh­rung

 

Hat sich der Ver­ur­teil­te bis zum Ab­lauf der Pro­be­zeit be­währt, so wird die auf­ge­scho­be­ne Stra­fe nicht mehr voll­zo­gen.

Art. 40

c. Nicht­be­wäh­rung

 

1 Be­geht der Ver­ur­teil­te wäh­rend der Pro­be­zeit ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen und ist des­halb zu er­war­ten, dass er wei­te­re Straf­ta­ten be­ge­hen wird, so wi­der­ruft das Ge­richt die be­ding­te Stra­fe oder den be­ding­ten Teil der Stra­fe. Sind die wi­der­ru­fe­ne und die neue Stra­fe glei­cher Art, so bil­det es in sinn­ge­mäs­ser An­wen­dung von Ar­ti­kel 43 ei­ne Ge­samt­stra­fe.49

2 Ist nicht zu er­war­ten, dass der Ver­ur­teil­te wei­te­re Straf­ta­ten be­ge­hen wird, so ver­zich­tet das Ge­richt auf einen Wi­der­ruf. Es kann den Ver­ur­teil­ten ver­war­nen oder die Pro­be­zeit um höchs­tens die Hälf­te der im Ur­teil fest­ge­setz­ten Dau­er ver­län­gern. Für die Dau­er der ver­län­ger­ten Pro­be­zeit kann das Ge­richt Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen und Wei­sun­gen er­tei­len. Er­folgt die Ver­län­ge­rung erst nach Ab­lauf der Pro­be­zeit, so be­ginnt sie am Tag der An­ord­nung.

3 Das zur Be­ur­tei­lung des neu­en Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens zu­stän­di­ge Ge­richt ent­schei­det auch über den Wi­der­ruf.

4 Der Wi­der­ruf darf nicht mehr an­ge­ord­net wer­den, wenn seit dem Ab­lauf der Pro­be­zeit drei Jah­re ver­gan­gen sind.

49 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Drittes Kapitel: Strafzumessung

Art. 41

Drit­tes Ka­pi­tel: Straf­zu­mes­sung

1. Grund­satz

 

1 Das Ge­richt misst die Stra­fe nach dem Ver­schul­den des Tä­ters zu. Es be­rück­sich­tigt das Vor­le­ben und die per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se und die mi­li­tä­ri­sche Füh­rung so­wie die Wir­kung der Stra­fe auf das Le­ben des Tä­ters.

2 Das Ver­schul­den wird nach der Schwe­re der Ver­let­zung oder Ge­fähr­dung des be­trof­fe­nen Rechts­guts, nach der Ver­werf­lich­keit des Han­delns, den Be­weg­grün­den und Zie­len des Tä­ters, so­wie da­nach be­stimmt, wie weit der Tä­ter nach den in­ne­ren und äus­se­ren Um­stän­den in der La­ge war, die Ge­fähr­dung oder Ver­let­zung zu ver­mei­den.

Art. 42

2. Straf­mil­de­rung.

Grün­de

 

Das Ge­richt mil­dert die Stra­fe, wenn:

a.
der Tä­ter ge­han­delt hat:
1.
aus ach­tens­wer­ten Be­weg­grün­den,
2.
in schwe­rer Be­dräng­nis,
3.
un­ter dem Ein­druck ei­ner schwe­ren Dro­hung,
4.
auf Ver­an­las­sung ei­ner Per­son, der er Ge­hor­sam schul­det oder von der er ab­hän­gig ist;
b.
der Tä­ter durch das Ver­hal­ten der ver­letz­ten Per­son ernst­haft in Ver­su­chung ge­führt wor­den ist;
c.
der Tä­ter in ei­ner nach den Um­stän­den ent­schuld­ba­ren hef­ti­gen Ge­müts­be­we­gung un­ter gros­ser see­li­scher Be­las­tung ge­han­delt hat;
d.
der Tä­ter auf­rich­ti­ge Reue be­tä­tigt, na­ment­lich den Scha­den, so­weit es ihm zu­zu­mu­ten war, er­setzt hat;
e.
das Straf­be­dürf­nis in An­be­tracht der seit der Tat ver­stri­che­nen Zeit deut­lich ver­min­dert ist und der Tä­ter sich in die­ser Zeit wohl ver­hal­ten hat.

Art. 42a

Wir­kung

 

1 Mil­dert das Ge­richt die Stra­fe, so ist es nicht an die an­ge­droh­te Min­dest­stra­fe ge­bun­den.

2 Das Ge­richt kann auf ei­ne an­de­re als die an­ge­droh­te Straf­art er­ken­nen, ist aber an das ge­setz­li­che Höchst- und Min­dest­mass der Straf­art ge­bun­den.

Art. 43

3. Kon­kur­renz

 

1 Hat der Tä­ter durch ei­ne oder meh­re­re Hand­lun­gen die Vor­aus­set­zun­gen für meh­re­re gleich­ar­ti­ge Stra­fen er­füllt, so ver­ur­teilt ihn das Ge­richt zu der Stra­fe der schwers­ten Straf­tat und er­höht sie an­ge­mes­sen. Es darf je­doch das Höchst­mass der an­ge­droh­ten Stra­fe nicht um mehr als die Hälf­te er­hö­hen. Da­bei ist es an das ge­setz­li­che Höchst­mass der Straf­art ge­bun­den.

1bis Hat das Ge­richt ne­ben ei­nem Ver­bre­chen, Ver­ge­hen oder ei­ner Über­tre­tung einen oder meh­re­re Dis­zi­pli­nar­feh­ler im Sin­ne von Ar­ti­kel 180 zu be­ur­tei­len, so ist die ge­mä­ss Ab­satz 1 aus­ge­spro­che­ne Stra­fe an­ge­mes­sen zu er­hö­hen.50

2 Hat das Ge­richt ei­ne Tat zu be­ur­tei­len, die der Tä­ter be­gan­gen hat, be­vor er we­gen ei­ner an­dern Tat ver­ur­teilt wor­den ist, so be­stimmt es die Zu­satz­stra­fe in der Wei­se, dass der Tä­ter nicht schwe­rer be­straft wird, als wenn die straf­ba­ren Hand­lun­gen gleich­zei­tig be­ur­teilt wor­den wä­ren.

3 Hat der Tä­ter ei­ne oder meh­re­re Ta­ten vor Vollen­dung des 18. Al­ters­jah­res be­gan­gen, so dür­fen die­se bei der Bil­dung der Ge­samt­stra­fe nach den Ab­sät­zen 1 und 2 nicht stär­ker ins Ge­wicht fal­len, als wenn sie für sich al­lein be­ur­teilt wor­den wä­ren.

50 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 44

4. An­rech­nung der Un­ter­su­chungs­haft

 

Das Ge­richt rech­net die Un­ter­su­chungs­haft, die der Tä­ter wäh­rend die­ses oder ei­nes an­de­ren Ver­fah­rens aus­ge­stan­den hat, auf die Stra­fe an.

Ein Tag Haft ent­spricht ei­nem Ta­ges­satz Geld­stra­fe.51

51 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Viertes Kapitel: Strafbefreiung und Einstellung des Verfahrens 52

52 Fassung gemäss Anhang Art. 37 Ziff. 2 des Partnerschaftsgesetzes vom 18. Juni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 4553

Vier­tes Ka­pi­tel: Straf­be­frei­ung und Ein­stel­lung des Ver­fah­rens

1. Grün­de für die Straf­be­frei­ung.

Wie­der­gut­ma­chung

 

Hat der Tä­ter den Scha­den ge­deckt oder al­le zu­mut­ba­ren An­stren­gun­gen un­ter­nom­men, um das von ihm be­wirk­te Un­recht aus­zu­glei­chen, so sieht die zu­stän­di­ge Be­hör­de von ei­ner Straf­ver­fol­gung, ei­ner Über­wei­sung an das Ge­richt oder ei­ner Be­stra­fung ab, wenn:

a.
als Stra­fe ei­ne be­ding­te Frei­heits­s­tra­fe bis zu ei­nem Jahr, ei­ne be­ding­te Geld­stra­fe oder ei­ne Bus­se in Be­tracht kommt;
b.
das In­ter­es­se der Öf­fent­lich­keit und des Ge­schä­dig­ten an der Straf­ver­fol­gung ge­ring sind; und
c.
der Tä­ter den Sach­ver­halt ein­ge­stan­den hat.

53 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 14. Dez. 2018 über die Än­de­rung der Wie­der­gut­ma­chungs­re­ge­lung, in Kraft seit 1. Ju­li 2019 (AS 2019 1809; BBl 2018 37574925).

Art. 46

Be­trof­fen­heit des Tä­ters durch sei­ne Tat

 

Ist der Tä­ter durch die un­mit­tel­ba­ren Fol­gen sei­ner Tat so schwer be­trof­fen, dass ei­ne Stra­fe un­an­ge­mes­sen wä­re, so sieht die zu­stän­di­ge Be­hör­de von ei­ner Straf­ver­fol­gung, ei­ner Über­wei­sung an das Ge­richt oder ei­ner Be­stra­fung ab.

Art. 46a

2. Ge­mein­sa­me Be­stim­mung

 

Das Ge­richt sieht bei der be­ding­ten Stra­fe vom Wi­der­ruf und bei der be­ding­ten Ent­las­sung von der Rück­ver­set­zung ab, wenn die Vor­aus­set­zun­gen der Straf­be­frei­ung ge­ge­ben sind.

Art. 46b55

3. Ein­stel­lung des Ver­fah­rens.

Ehe­gat­te, ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin, ein­ge­tra­ge­ner Part­ner oder Le­ben­s­part­ner als Op­fer

 

1 Bei ein­fa­cher Kör­per­ver­let­zung und Tät­lich­kei­ten (Art. 122), Dro­hung (Art. 149) und Nö­ti­gung (Art. 150) kann der Au­di­tor oder das Mi­li­tär­ge­richt das Ver­fah­ren pro­vi­so­risch ein­stel­len, wenn:

a.56
das Op­fer:
1.
der Ehe­gat­te des Tä­ters ist und die Tat wäh­rend der Ehe oder in­ner­halb ei­nes Jah­res nach de­ren Schei­dung be­gan­gen wur­de, oder
2.
die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder der ein­ge­tra­ge­ne Part­ner des Tä­ters ist und die Tat wäh­rend der ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft oder in­ner­halb ei­nes Jah­res nach de­ren Auf­lö­sung be­gan­gen wur­de, oder
3.
der he­te­ro- oder ho­mo­se­xu­el­le Le­ben­s­part­ner des Tä­ters ist, so­fern sie auf un­be­stimm­te Zeit einen ge­mein­sa­men Haus­halt füh­ren und die Tat wäh­rend die­ser Zeit oder in­ner­halb ei­nes Jah­res nach der Tren­nung be­gan­gen wur­de; und
b.57
das Op­fer oder, falls die­ses nicht hand­lungs­fä­hig ist, sein ge­setz­li­cher Ver­tre­ter dar­um er­sucht; und
c.58
die pro­vi­so­ri­sche Ein­stel­lung ge­eig­net er­scheint, die Si­tua­ti­on des Op­fers zu sta­bi­li­sie­ren oder zu ver­bes­sern.

2 Der Au­di­tor oder das Mi­li­tär­ge­richt kann für die Zeit der pro­vi­so­ri­schen Ein­stel­lung die be­schul­dig­te Per­son da­zu ver­pflich­ten, ein Lern­pro­gramm ge­gen Ge­walt zu be­su­chen. Der Au­di­tor oder das Mi­li­tär­ge­richt in­for­miert die nach kan­to­na­lem Recht für Fäl­le häus­li­cher Ge­walt zu­stän­di­ge Stel­le über die ge­trof­fe­nen Mass­nah­men.59

3 Die pro­vi­so­ri­sche Ein­stel­lung ist nicht zu­läs­sig, wenn:

a.
die be­schul­dig­te Per­son we­gen ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens ge­gen Leib und Le­ben, ge­gen die Frei­heit oder ge­gen die se­xu­el­le In­te­gri­tät ver­ur­teilt wur­de;
b.
ge­gen sie ei­ne Stra­fe ver­hängt oder ei­ne Mass­nah­me an­ge­ord­net wur­de; und
c.
sich die straf­ba­re Hand­lung ge­gen ein Op­fer nach Ab­satz 1 Buch­sta­be a rich­te­te.60

3bis Die pro­vi­so­ri­sche Ein­stel­lung ist auf sechs Mo­na­te be­fris­tet. Der Au­di­tor oder das Mi­li­tär­ge­richt nimmt das Ver­fah­ren wie­der an die Hand, wenn das Op­fer oder, falls die­ses nicht hand­lungs­fä­hig ist, sein ge­setz­li­cher Ver­tre­ter dies ver­langt oder sich her­aus­stellt, dass die pro­vi­so­ri­sche Ein­stel­lung die Si­tua­ti­on des Op­fers we­der sta­bi­li­siert noch ver­bes­sert.61

3ter Vor En­de der pro­vi­so­ri­schen Ein­stel­lung nimmt der Au­di­tor oder das Mi­li­tär­ge­richt ei­ne Be­ur­tei­lung vor. Hat sich die Si­tua­ti­on des Op­fers sta­bi­li­siert oder ver­bes­sert, so wird die de­fi­ni­ti­ve Ein­stel­lung des Ver­fah­rens ver­fügt.62

4 Ge­gen die Ver­fü­gung der de­fi­ni­ti­ven Ein­stel­lung kann Re­kurs nach Ar­ti­kel 118 be­zie­hungs­wei­se Ar­ti­kel 195 des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 197963 er­ho­ben wer­den.64 Das Op­fer ist in je­dem Fall le­gi­ti­miert.

5 Die Durch­füh­rung ei­nes Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fah­rens ist aus­ge­schlos­sen.

55Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 200319091937).

56 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Art. 37 Ziff. 2 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

57 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).

58 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).

59 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).

60 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).

61 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).

62 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).

63 SR 322.1

64 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 14. Dez 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).

Fünftes Kapitel: Massnahmen

Art. 47

Fünf­tes Ka­pi­tel: Mass­nah­men

The­ra­peu­ti­sche Mass­nah­men und Ver­wah­rung

 

1 Die Be­stim­mun­gen des Straf­ge­setz­bu­ches65 über die the­ra­peu­ti­schen Mass­nah­men und die Ver­wah­rung (Art. 56–65) sind an­wend­bar.

2 Zu­stän­dig ist die Be­hör­de des Voll­zugs­kan­tons.

3 Die Mass­nah­men wer­den nach dem Straf­ge­setz­buch voll­zo­gen.

Art. 48

Aus­schluss aus der Ar­mee als si­chern­de Mass­nah­me

 

1 Wird der Tä­ter we­gen Schul­d­un­fä­hig­keit frei­ge­spro­chen oder un­ter An­nah­me ver­min­der­ter Schuld­fä­hig­keit ver­ur­teilt, so kann das Ge­richt den Aus­schluss aus der Ar­mee an­ord­nen.

2 Der Aus­schluss kann vom Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ment für Ver­tei­di­gung, Be­völ­ke­rungs­schutz und Sport (VBS) auf­ge­ho­ben wer­den, wenn die Vor­aus­set­zun­gen weg­ge­fal­len sind.

Sechstes Kapitel: Andere Massnahmen

Art. 49

Sechs­tes Ka­pi­tel: An­de­re Mass­nah­men

1. Aus­schluss aus der Ar­mee

 

1 Wird der Tä­ter zu ei­ner Frei­heits­s­tra­fe von mehr als drei Jah­ren ver­ur­teilt oder nach Ar­ti­kel 64 des Straf­ge­setz­bu­ches66 ver­wahrt, so ord­net das Ge­richt den Aus­schluss aus der Ar­mee an.

2 Wird der Tä­ter zu ei­ner an­de­ren Stra­fe ver­ur­teilt, so kann das Ge­richt den Aus­schluss aus der Ar­mee an­ord­nen.

Art. 49a67

1a. Lan­des­ver­wei­sung.

a. Ob­li­ga­to­ri­sche Lan­des­ver­wei­sung

 

1 Das Ge­richt ver­weist den Aus­län­der, der we­gen ei­ner der fol­gen­den straf­ba­ren Hand­lun­gen ver­ur­teilt wird, un­ab­hän­gig von der Hö­he der Stra­fe für 5–15 Jah­re aus der Schweiz:

a.
vor­sätz­li­che Tö­tung (Art. 115), Mord (Art. 116), Tot­schlag (Art. 117), Ver­lei­tung und Bei­hil­fe zum Selbst­mord (Art. 119);
b.
schwe­re Kör­per­ver­let­zung (Art. 121), An­griff (Art. 128a);
c.
qua­li­fi­zier­te Ver­un­treu­ung (Art. 130 Ziff. 2), qua­li­fi­zier­ter Dieb­stahl (Art. 131 Ziff. 3 und 4), Raub (Art. 132), Sach­be­schä­di­gung mit gros­sem Scha­den (Art. 134 Abs. 3), ge­werbs­mäs­si­ger Be­trug (Art. 135 Abs. 4), qua­li­fi­zier­te Er­pres­sung (Art. 137a Ziff. 2–4), ge­werbs­mäs­si­ge Heh­le­rei (Art. 137bZiff. 2), qua­li­fi­zier­te Plün­de­rung (Art. 139 Abs. 2);
d.
Dieb­stahl (Art. 131) in Ver­bin­dung mit Haus­frie­dens­bruch (Art. 152);
e.
Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung (Art. 151a), qua­li­fi­zier­te Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung (Art. 151b), Gei­sel­nah­me (Art. 151c);
f.
se­xu­el­le Nö­ti­gung (Art. 153), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 154), Schän­dung (Art. 155), se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 156 Ziff. 1);
g.
Brand­stif­tung (Art. 160 Abs. 1 und 2), vor­sätz­li­che Ver­ur­sa­chung ei­ner Ex­plo­si­on (Art. 161 Ziff. 1 Abs. 1 und 3), Ge­fähr­dung durch Spreng­stof­fe und gif­ti­ge Ga­se in ver­bre­che­ri­scher Ab­sicht (Art. 162 Abs. 1 und 3), vor­sätz­li­che Ge­fähr­dung oh­ne ver­bre­che­ri­sche Ab­sicht (Art. 163 Abs. 1), Her­stel­len, Ver­ber­gen, Weiter­schaf­fen von Spreng­stof­fen und gif­ti­gen Ga­sen (Art. 164), vor­sätz­li­ches Ver­ur­sa­chen ei­ner Über­schwem­mung oder ei­nes Ein­stur­zes (Art. 165 Ziff. 1 Abs. 1 und 3), vor­sätz­li­che Be­schä­di­gung von elek­tri­schen An­la­gen, Was­ser­bau­ten und Schutz­vor­rich­tun­gen (Art. 166 Ziff. 1 Abs. 1), vor­sätz­li­ches Ver­brei­ten mensch­li­cher Krank­hei­ten (Art. 167 Ziff. 1), vor­sätz­li­che Trink­was­ser­ver­un­rei­ni­gung (Art. 169 Abs. 1), qua­li­fi­zier­te Stö­rung des öf­fent­li­chen Ver­kehrs (Art. 169a Ziff. 2), vor­sätz­li­che Stö­rung des Ei­sen­bahn­ver­kehrs (Art. 170 Abs. 1), straf­ba­re Vor­be­rei­tungs­hand­lun­gen (Art. 171b);
h.
Völ­ker­mord (Art. 108), Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (Art. 109), schwe­re Ver­let­zun­gen der Gen­fer Kon­ven­tio­nen vom 12. Au­gust 194968 (Art. 111), an­de­re Kriegs­ver­bre­chen (Art. 112–112d).

2 Das Ge­richt kann aus­nahms­wei­se von ei­ner Lan­des­ver­wei­sung ab­se­hen, wenn die­se für den Aus­län­der einen schwe­ren per­sön­li­chen Här­te­fall be­wir­ken wür­de und die öf­fent­li­chen In­ter­es­sen an der Lan­des­ver­wei­sung ge­gen­über den pri­va­ten In­ter­es­sen des Aus­län­ders am Ver­bleib in der Schweiz nicht über­wie­gen. Da­bei ist der be­son­de­ren Si­tua­ti­on von Aus­län­dern Rech­nung zu tra­gen, die in der Schweiz ge­bo­ren oder auf­ge­wach­sen sind.

3 Von ei­ner Lan­des­ver­wei­sung kann fer­ner ab­ge­se­hen wer­den, wenn die Tat in ent­schuld­ba­rer Not­wehr (Art. 16a Abs. 1) oder in ent­schuld­ba­rem Not­stand (Art. 17a Abs. 1) be­gan­gen wur­de.

67 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

68 SR 0.518.12, 0.518.23, 0.518.42, 0.518.51

Art. 49abis69

b. Nicht ob­li­ga­to­ri­sche Lan­des-ver­wei­sung

 

Das Ge­richt kann einen Aus­län­der für 3–15 Jah­re des Lan­des ver­wei­sen, wenn er we­gen ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens, das nicht von Ar­ti­kel 49a er­fasst wird, zu ei­ner Stra­fe ver­ur­teilt oder ge­gen ihn ei­ne Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59–61 oder 64 des Straf­ge­setz­bu­ches70 an­ge­ord­net wird.

69 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

70 SR 311.0

Art. 49b71

c. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen. Wie­der­ho­lungs­fall

 

1 Be­geht je­mand, nach­dem ge­gen ihn ei­ne Lan­des­ver­wei­sung an­ge­ord­net wor­den ist, ei­ne neue Straf­tat, wel­che die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Lan­des­ver­wei­sung nach Ar­ti­kel 49a er­füllt, so ist die neue Lan­des­ver­wei­sung auf 20 Jah­re aus­zu­spre­chen.

2 Die Lan­des­ver­wei­sung kann auf Le­bens­zeit aus­ge­spro­chen wer­den, wenn der Ver­ur­teil­te die neue Tat be­geht, so­lan­ge die für die frü­he­re Tat aus­ge­spro­che­ne Lan­des­ver­wei­sung noch wirk­sam ist.

71 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

Art. 49c72

d. Voll­zug

 

Der Voll­zug rich­tet sich nach den Ar­ti­keln 66c und 66d des Straf­ge­setz­buchs73.

72 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

73 SR 311.0

Art. 5074

2. Tä­tig­keits­ver­bot, Kon­takt- und Ray­on­ver­bot.

a. Tä­tig­keits­ver­bot, Vor­aus­set­zun­gen

 

1 Hat je­mand in Aus­übung ei­ner be­ruf­li­chen oder ei­ner or­ga­ni­sier­ten aus­ser­be­ruf­li­chen Tä­tig­keit ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­gan­gen, für das er zu ei­ner Frei­heits­s­tra­fe von über sechs Mo­na­ten ver­ur­teilt wor­den ist, und be­steht die Ge­fahr, dass er sei­ne Tä­tig­keit zur Be­ge­hung wei­te­rer Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen miss­brau­chen wird, so kann ihm das Ge­richt die be­tref­fen­de oder ver­gleich­ba­re Tä­tig­kei­ten für sechs Mo­na­te bis zu fünf Jah­ren ganz oder teil­wei­se ver­bie­ten.75

2 Hat je­mand ge­gen einen Min­der­jäh­ri­gen oder ei­ne an­de­re be­son­ders schutz­be­dürf­ti­ge Per­son ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­gan­gen und be­steht die Ge­fahr, dass er in Aus­übung ei­ner be­ruf­li­chen oder ei­ner or­ga­ni­sier­ten aus­ser­be­ruf­li­chen Tä­tig­keit, die einen re­gel­mäs­si­gen Kon­takt mit Min­der­jäh­ri­gen oder mit an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen um­fasst, wei­te­re Straf­ta­ten die­ser Art be­geht, so kann ihm das Ge­richt die be­tref­fen­de Tä­tig­keit für ein Jahr bis zehn Jah­re ver­bie­ten.

2bis Das Ge­richt kann das Ver­bot nach Ab­satz 2 le­bens­läng­lich ver­hän­gen, wenn zu er­war­ten ist, dass die Dau­er von zehn Jah­ren nicht aus­reicht, da­mit vom Tä­ter kei­ne Ge­fahr mehr aus­geht.Es kann ein zeit­lich be­fris­te­tes Ver­bot nach Ab­satz 2 auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­de je­weils um höchs­tens fünf Jah­re ver­län­gern, wenn dies not­wen­dig ist, um den Tä­ter von wei­te­ren sol­chen Ver­bre­chen und Ver­ge­hen, wie sie An­lass für das Ver­bot wa­ren, ab­zu­hal­ten.76

3 Wird je­mand we­gen ei­ner der nach­fol­gen­den Straf­ta­ten zu ei­ner Stra­fe ver­ur­teilt oder wird des­we­gen ge­gen ihn ei­ne Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59–61, 63 oder 64 des Straf­ge­setz­buchs77 an­ge­ord­net, so ver­bie­tet ihm das Ge­richt le­bens­läng­lich je­de be­ruf­li­che und je­de or­ga­ni­sier­te aus­ser­be­ruf­li­che Tä­tig­keit, die einen re­gel­mäs­si­gen Kon­takt zu Min­der­jäh­ri­gen um­fasst:

a.
se­xu­el­le Nö­ti­gung (Art. 153), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 154), Schän­dung (Art. 155), Aus­nüt­zung der mi­li­tä­ri­schen Stel­lung (Art. 157), Ex­hi­bi­tio­nis­mus (Art. 159), se­xu­el­le Be­läs­ti­gun­gen (Art. 159a), so­fern er die Straf­tat an oder vor ei­nem min­der­jäh­ri­gen Op­fer be­gan­gen hat;
b.
se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 156).78

4 Wird je­mand we­gen ei­ner der nach­fol­gen­den Straf­ta­ten zu ei­ner Stra­fe ver­ur­teilt oder wird des­we­gen ge­gen ihn ei­ne Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59–61, 63 oder 64 des Straf­ge­setz­buchs an­ge­ord­net, so ver­bie­tet ihm das Ge­richt le­bens­läng­lich je­de be­ruf­li­che und je­de or­ga­ni­sier­te aus­ser­be­ruf­li­che Tä­tig­keit, die einen re­gel­mäs­si­gen Kon­takt zu voll­jäh­ri­gen be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen um­fasst, so­wie je­de be­ruf­li­che und je­de or­ga­ni­sier­te aus­ser­be­ruf­li­che Tä­tig­keit im Ge­sund­heits­be­reich mit di­rek­tem Pa­ti­en­ten­kon­takt: se­xu­el­le Nö­ti­gung (Art. 153), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 154), Schän­dung (Art. 155), Aus­nüt­zung der mi­li­tä­ri­schen Stel­lung (Art. 157), Ex­hi­bi­tio­nis­mus (Art. 159), se­xu­el­le Be­läs­ti­gun­gen (Art. 159a), so­fern er die Straf­tat be­gan­gen hat an oder vor:

a.
ei­nem voll­jäh­ri­gen, be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Op­fer; oder
b.
ei­nem voll­jäh­ri­gen nicht be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Op­fer, das zum Wi­der­stand un­fä­hig oder ur­teil­s­un­fä­hig war oder sich auf­grund ei­ner kör­per­li­chen oder psy­chi­schen Ab­hän­gig­keit nicht zu Wehr set­zen konn­te.79

4bis Das Ge­richt kann in be­son­ders leich­ten Fäl­len aus­nahms­wei­se von der An­ord­nung ei­nes Tä­tig­keits­ver­bo­tes nach Ab­satz 3 oder 4 ab­se­hen, wenn ein sol­ches Ver­bot nicht not­wen­dig er­scheint, um den Tä­ter von der Be­ge­hung wei­te­rer Straf­ta­ten ab­zu­hal­ten, wie sie An­lass für das Ver­bot sind. Von der An­ord­nung ei­nes Tä­tig­keits­ver­bo­tes darf je­doch nicht ab­ge­se­hen wer­den, wenn der Tä­ter:

a.
ver­ur­teilt wor­den ist we­gen se­xu­el­ler Nö­ti­gung (Art. 153), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 154) oder Schän­dung (Art. 155); oder
b.
ge­mä­ss den in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ten Klas­si­fi­ka­ti­ons­kri­te­ri­en pä­do­phil ist.80

5 Wird der Tä­ter im sel­ben Ver­fah­ren we­gen meh­re­rer Straf­ta­ten zu ei­ner Stra­fe ver­ur­teilt oder wird ge­gen ihn des­we­gen ei­ne Mass­nah­me an­ge­ord­net, so legt das Ge­richt fest, wel­cher An­teil der Stra­fe oder wel­che Mass­nah­me auf ei­ne Straf­tat ent­fällt, die ein Tä­tig­keits­ver­bot nach sich zieht. Die­ser Straf­an­teil, die Mass­nah­me so­wie die Straf­tat sind mass­ge­bend da­für, ob ein Tä­tig­keits­ver­bot nach Ab­satz 1, 2, 2bis, 3 oder 4 ver­hängt wird. Die Straf­an­tei­le für meh­re­re ein­schlä­gi­ge Straf­ta­ten wer­den ad­diert. Es kön­nen meh­re­re Tä­tig­keits­ver­bo­te ver­hängt wer­den.81

6 Das Ge­richt kann für die Dau­er der Ver­bo­te Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen.82

7 ...83

74 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 20128819).

75 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

76 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

77 SR 311.0

78 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

79 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

80 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

81 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

82 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

83 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

Art. 50a84

In­halt und Um­fang

 

1 Als be­ruf­li­che Tä­tig­kei­ten im Sin­ne von Ar­ti­kel 50 gel­ten Tä­tig­kei­ten in Aus­übung ei­nes Haupt- oder Ne­ben­be­rufs oder -ge­wer­bes oder ei­nes Han­dels­ge­schäfts. Als or­ga­ni­sier­te aus­ser­be­ruf­li­che Tä­tig­kei­ten gel­ten Tä­tig­kei­ten, die nicht oder nicht pri­mär zu Er­werbs­zwe­cken und die im Rah­men ei­nes Ver­eins oder ei­ner an­de­ren Or­ga­ni­sa­ti­on aus­ge­übt wer­den.

2 Das Tä­tig­keits­ver­bot nach Ar­ti­kel 50 um­fasst die Tä­tig­kei­ten, die der Tä­ter selbst­stän­dig, als Or­gan ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son oder Han­dels­ge­sell­schaft, als Be­auf­trag­ter oder als Ver­tre­ter ei­ner an­de­ren Per­son aus­übt oder durch ei­ne von sei­nen Wei­sun­gen ab­hän­gi­ge Per­son aus­üben lässt.

3 Be­steht die Ge­fahr, dass der Tä­ter sei­ne Tä­tig­keit auch zur Be­ge­hung von Straf­ta­ten miss­braucht, wenn er sie nach Wei­sung und un­ter Kon­trol­le ei­nes Vor­ge­setz­ten oder ei­ner Auf­sichts­per­son aus­übt, so ist ihm die Tä­tig­keit ganz zu un­ter­sa­gen.

4 Die Ver­bo­te nach Ar­ti­kel 50 Ab­sät­ze 3 und 4 um­fas­sen im­mer die gan­ze Tä­tig­keit.

5 Als Tä­tig­kei­ten mit re­gel­mäs­si­gem Kon­takt zu Min­der­jäh­ri­gen oder zu an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen gel­ten:

a.
Tä­tig­kei­ten, die di­rekt und spe­zi­fisch ge­gen­über Min­der­jäh­ri­gen oder an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen aus­ge­übt wer­den, na­ment­lich:
1.
Leh­ren oder Un­ter­rich­ten,
2.
Er­zie­hung oder Be­ra­tung,
3.
Be­treu­ung oder Auf­sicht,
4.
Pfle­ge,
5.
kör­per­li­che Un­ter­su­chung oder Be­hand­lung,
6.
psy­cho­lo­gi­sche Un­ter­su­chung oder Be­hand­lung,
7.
Ver­pfle­gung,
8.
Trans­port,
9.
di­rek­ter Ver­kauf oder Ver­leih oder di­rek­te Ver­mitt­lung von spe­zi­fisch für die Be­dürf­nis­se von Min­der­jäh­ri­gen oder an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ti­gen Per­so­nen be­stimm­ten Ob­jek­ten, so­fern dies die Haupt­tä­tig­keit der be­tref­fen­den Per­son dar­stellt;
b.
an­de­re Tä­tig­kei­ten, die vor al­lem oder wie­der­holt in Ein­rich­tun­gen aus­ge­übt wer­den, die Dienst­leis­tun­gen nach Buch­sta­be a an­bie­ten; aus­ge­nom­men sind Tä­tig­kei­ten, bei de­nen ört­lich oder zeit­lich si­cher­ge­stellt ist, dass kein Kon­takt zu Min­der­jäh­ri­gen oder an­de­ren be­son­ders schutz­be­dürf­ten Per­so­nen statt­fin­den kann.85

6 Als be­son­ders schutz­be­dürf­tig gel­ten Per­so­nen, die auf­grund ih­res Al­ters, ei­ner Krank­heit oder ei­ner lang­fris­ti­gen kör­per­li­chen, geis­ti­gen oder psy­chi­schen Be­ein­träch­ti­gung bei all­täg­li­chen Ver­rich­tun­gen oder ih­rer Le­bens­füh­rung auf frem­de Hil­fe an­ge­wie­sen sind.86

84 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 20128819).

85 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

86 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

Art. 50b87

b. Kon­takt- und Ray­on­ver­bot

 

1 Hat je­mand ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ge­gen ei­ne oder meh­re­re be­stimm­te Per­so­nen oder ge­gen Per­so­nen ei­ner be­stimm­ten Grup­pe be­gan­gen und be­steht die Ge­fahr, dass er bei ei­nem Kon­takt zu die­sen Per­so­nen wei­te­re Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­ge­hen wird, so kann das Ge­richt für ei­ne Dau­er bis zu fünf Jah­ren ein Kon­takt- und Ray­on­ver­bot ver­hän­gen.

2 Mit dem Kon­takt- und Ray­on­ver­bot kann das Ge­richt dem Tä­ter ver­bie­ten:

a.
mit ei­ner oder meh­re­ren be­stimm­ten Per­so­nen oder mit Per­so­nen ei­ner be­stimm­ten Grup­pe di­rekt oder über Dritt­per­so­nen Kon­takt auf­zu­neh­men, na­ment­lich auf te­le­fo­ni­schem, schrift­li­chem oder elek­tro­ni­schem Weg, sie zu be­schäf­ti­gen, zu be­her­ber­gen, aus­zu­bil­den, zu be­auf­sich­ti­gen, zu pfle­gen oder in an­de­rer Wei­se mit ih­nen zu ver­keh­ren;
b.
sich ei­ner be­stimm­ten Per­son zu nä­hern oder sich in ei­nem be­stimm­ten Um­kreis ih­rer Woh­nung auf­zu­hal­ten;
c.
sich an be­stimm­ten Or­ten, na­ment­lich be­stimm­ten Stras­sen, Plät­zen oder Quar­tie­ren, auf­zu­hal­ten.

3 Für den Voll­zug des Ver­bots kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de tech­ni­sche Ge­rä­te ein­set­zen, die mit dem Tä­ter fest ver­bun­den sind. Die­se kön­nen ins­be­son­de­re der Fest­stel­lung des Stand­ortes des Tä­ters die­nen.

4 Das Ge­richt kann für die Dau­er des Ver­bots Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen.

5 Es kann das Ver­bot auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­den je­weils um höchs­tens fünf Jah­re ver­län­gern, wenn dies not­wen­dig ist, um den Tä­ter von wei­te­ren Ver­bre­chen und Ver­ge­hen ge­gen Min­der­jäh­ri­ge oder an­de­re be­son­ders schutz­be­dürf­ti­ge Per­so­nen ab­zu­hal­ten.

87 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 20128819).

Art. 50c88

c. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen.

Voll­zug der Ver­bo­te

 

1 Das Ver­bot wird am Tag wirk­sam, an dem das Ur­teil rechts­kräf­tig wird.

2 Die Dau­er des Voll­zugs ei­ner Frei­heits­s­tra­fe oder ei­ner frei­heits­ent­zie­hen­den Mass­nah­me (Art. 59–61 und 64 des Straf­ge­setz­buchs89) wird auf die Dau­er des Ver­bots nicht an­ge­rech­net.

3 Hat der Tä­ter die ihm auf­er­leg­te Pro­be­zeit nicht be­stan­den und wird die be­ding­te Frei­heits­s­tra­fe voll­zo­gen oder die Rück­ver­set­zung in den Straf- oder Mass­nah­men­voll­zug an­ge­ord­net, so wird die Dau­er des Ver­bots erst von dem Ta­ge an ge­rech­net, an dem der Tä­ter be­dingt oder end­gül­tig ent­las­sen wird oder an dem die Sank­ti­on auf­ge­ho­ben oder er­las­sen wird.

4 Hat der Tä­ter die ihm auf­er­leg­te Pro­be­zeit be­stan­den, so ent­schei­det die zu­stän­di­ge Be­hör­de über ei­ne in­halt­li­che oder zeit­li­che Ein­schrän­kung oder über die Auf­he­bung des Ver­bots nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 1 oder nach Ar­ti­kel 50b.

5 Der Tä­ter kann bei der zu­stän­di­gen Be­hör­de um ei­ne in­halt­li­che oder zeit­li­che Ein­schrän­kung oder um die Auf­he­bung des Ver­bots er­su­chen:

a.
bei ei­nem Ver­bot nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 1 oder nach Ar­ti­kel 50b: nach zwei Jah­ren des Voll­zugs;
b.
bei ei­nem be­fris­te­ten Ver­bot nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 2: nach der Hälf­te der Ver­bots­dau­er, je­doch frü­he­s­tens nach drei Jah­ren des Voll­zugs;
c.90
...
d.91
bei ei­nem le­bens­läng­li­chen Ver­bot nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 2bis: nach zehn Jah­ren des Voll­zugs.

6 Ist nicht mehr zu be­fürch­ten, dass der Tä­ter ei­ne Tä­tig­keit zur Be­ge­hung wei­te­rer Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen miss­braucht oder bei ei­nem Kon­takt zu be­stimm­ten Per­so­nen oder Per­so­nen ei­ner be­stimm­ten Grup­pe wei­te­re Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­geht, und hat er den von ihm ver­ur­sach­ten Scha­den so­weit zu­mut­bar er­setzt, so hebt die zu­stän­di­ge Be­hör­de das Ver­bot in den Fäl­len nach Ab­satz 4 oder 5 auf.

6bis Ver­bo­te nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 3 oder 4 kön­nen nicht auf­ge­ho­ben wer­den.92

7 Miss­ach­tet der Ver­ur­teil­te ein Tä­tig­keits­ver­bot oder ein Kon­takt- und Ray­on­ver­bot oder ent­zieht er sich der da­mit ver­bun­de­nen Be­wäh­rungs­hil­fe oder ist die­se nicht durch­führ­bar oder nicht mehr er­for­der­lich, so er­stat­tet die zu­stän­di­ge Be­hör­de dem Ge­richt oder den Voll­­­zugs­be­hör­den Be­richt. Das Ge­richt oder die Voll­zugs­be­hör­de kön­nen die Be­wäh­rungs­hil­fe auf­he­ben oder neu an­ord­nen.

7bis Die Voll­zugs­be­hör­de kann für die ge­sam­te Dau­er des Tä­tig­keits­ver­bo­tes oder des Kon­takt- und Ray­on­ver­bo­tes Be­wäh­rungs­hil­fe an­ord­nen.93

8 Ent­zieht sich der Ver­ur­teil­te der Be­wäh­rungs­hil­fe wäh­rend der Dau­er ei­ner Pro­be­zeit, so ist Ar­ti­kel 95 Ab­sät­ze 4 und 5 des Straf­ge­setz­buchs an­wend­bar.

9 Miss­ach­tet der Ver­ur­teil­te wäh­rend der Dau­er ei­ner Pro­be­zeit ein Tä­tig­keits­ver­bot oder ein Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, so sind Ar­ti­kel 294 des Straf­ge­setz­bu­ches und die Be­stim­mun­gen des Straf­ge­setz­buchs über den Wi­der­ruf ei­ner be­ding­ten Stra­fe oder des be­ding­ten Teils ei­ner Stra­fe so­wie über die Rück­ver­set­zung in den Straf- und Mass­nah­men­voll­zug an­wend­bar.

88 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 20128819).

89 SR 311.0

90 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

91 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

92 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

93 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2018 (Um­set­zung von Art. 123c BV), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3803; BBl 2016 6115).

Art. 50d94

Än­de­rung ei­nes Ver­bots oder nach­träg­li­che An­ord­nung ei­nes Ver­bots

 

1 Stellt sich wäh­rend des Voll­zugs ei­nes Tä­tig­keits­ver­bots oder ei­nes Kon­takt- und Ray­on­ver­bots her­aus, dass beim Tä­ter die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Er­wei­te­rung des Ver­bots oder für ein zu­sätz­li­ches sol­ches Ver­bot ge­ge­ben sind, so kann das Ge­richt auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­den nach­träg­lich das Ver­bot er­wei­tern oder ein zu­sätz­li­ches Ver­bot an­ord­nen.

2 Stellt sich wäh­rend des Voll­zugs ei­ner Frei­heits­s­tra­fe oder ei­ner frei­heits­ent­zie­hen­den Mass­nah­me her­aus, dass beim Tä­ter die Vor­aus­set­zun­gen für ein Ver­bot nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 1 oder 2 oder nach Ar­ti­kel 50b ge­ge­ben sind, so kann das Ge­richt die­ses Ver­bot auf An­trag der Voll­zugs­be­hör­de nach­träg­lich an­ord­nen.

94 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 20128819).

Art. 50e95

3. Fahr­ver­bot

 

Hat der Tä­ter ein Mo­tor­fahr­zeug zur Be­ge­hung ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens ver­wen­det und be­steht Wie­der­ho­lungs­ge­fahr, so kann das Ge­richt ne­ben ei­ner Stra­fe oder ei­ner Mass­nah­me nach den Ar­ti­keln 59–64 des Straf­ge­setz­bu­ches96 den Ent­zug des Lern­fahr- oder Füh­rer­aus­wei­ses für die Dau­er von ei­nem Mo­nat bis zu fünf Jah­ren an­ord­nen.

95 Ur­sprüng­lich Art. 50abis.

96 SR 311.0

Art. 50f97

4. Ver­öf­fent­li­chung des Ur­teils

 

1 Ist die Ver­öf­fent­li­chung ei­nes Stra­f­ur­teils im öf­fent­li­chen In­ter­es­se oder im In­ter­es­se des Ver­letz­ten oder des An­trags­be­rech­tig­ten ge­bo­ten, so ord­net sie das Ge­richt auf Kos­ten des Ver­ur­teil­ten an.

2 Ist die Ver­öf­fent­li­chung ei­nes frei­spre­chen­den Ur­teils oder ei­ner Ein­stel­lungs­ver­fü­gung der Straf­ver­fol­gungs­be­hör­de im öf­fent­li­chen In­ter­es­se oder im In­ter­es­se des Frei­ge­spro­che­nen oder Ent­las­te­ten ge­bo­ten, so ord­net sie das Ge­richt auf Staats­kos­ten oder auf Kos­ten des An­zei­gers an.

3 Die Ver­öf­fent­li­chung im In­ter­es­se des Ver­letz­ten, An­trags­be­rech­tig­ten, Frei­ge­spro­che­nen oder Ent­las­te­ten er­folgt nur auf de­ren An­trag.

4 Das Ge­richt be­stimmt Art und Um­fang der Ver­öf­fent­li­chung.

97 Ur­sprüng­lich Art. 50b.

Art. 51

5. Ein­zie­hung.

a. Si­che­rungs­ein­zie­hung

 

1 Das Ge­richt ver­fügt oh­ne Rück­sicht auf die Straf­bar­keit ei­ner be­stimm­ten Per­son die Ein­zie­hung von Ge­gen­stän­den, die zur Be­ge­hung ei­ner straf­ba­ren Hand­lung ge­dient ha­ben oder be­stimmt wa­ren oder die durch ei­ne straf­ba­re Hand­lung her­vor­ge­bracht wor­den sind, wenn die­se Ge­gen­stän­de die Si­cher­heit von Men­schen, die Sitt­lich­keit oder die öf­fent­li­che Ord­nung ge­fähr­den.

2 Das Ge­richt kann an­ord­nen, dass die ein­ge­zo­ge­nen Ge­gen­stän­de un­brauch­bar ge­macht oder ver­nich­tet wer­den.

Art. 51a

b. Ein­zie­hung von Ver­mö­gens­wer­ten.

Grund­sät­ze

 

1 Das Ge­richt ver­fügt die Ein­zie­hung von Ver­mö­gens­wer­ten, die durch ei­ne straf­ba­re Hand­lung er­langt wor­den sind oder da­zu be­stimmt wa­ren, ei­ne straf­ba­re Hand­lung zu ver­an­las­sen oder zu be­loh­nen, so­fern sie nicht dem Ver­letz­ten zur Wie­der­her­stel­lung des recht­mäs­si­gen Zu­stan­des aus­ge­hän­digt wer­den.

2 Die Ein­zie­hung ist aus­ge­schlos­sen, wenn ein Drit­ter die Ver­mö­gens­wer­te in Un­kennt­nis der Ein­zie­hungs­grün­de er­wor­ben hat und so­weit er für sie ei­ne gleich­wer­ti­ge Ge­gen­leis­tung er­bracht hat oder die Ein­zie­hung ihm ge­gen­über sonst ei­ne un­ver­hält­nis­mäs­si­ge Här­te dar­stel­len wür­de.

3 Das Recht zur Ein­zie­hung ver­jährt nach sie­ben Jah­ren; ist je­doch die Ver­fol­gung der straf­ba­ren Hand­lun­gen ei­ner län­ge­ren Ver­jäh­rungs­frist un­ter­wor­fen, so fin­det die­se Frist auch auf die Ein­zie­hung An­wen­dung.

4 Die Ein­zie­hung ist amt­lich be­kanntz­u­ma­chen. Die An­sprü­che Ver­letz­ter oder Drit­ter er­lö­schen fünf Jah­re nach der amt­li­chen Be­kannt­ma­chung.

5 Lässt sich der Um­fang der ein­zu­zie­hen­den Ver­mö­gens­wer­te nicht oder nur mit un­ver­hält­nis­mäs­si­gem Auf­wand er­mit­teln, so kann das Ge­richt ihn schät­zen.

Art. 51b

Er­satz­for­de­run­gen

 

1 Sind die der Ein­zie­hung un­ter­lie­gen­den Ver­mö­gens­wer­te nicht mehr vor­han­den, so er­kennt das Ge­richt auf ei­ne Er­satz­for­de­rung des Staa­tes in glei­cher Hö­he, ge­gen­über ei­nem Drit­ten je­doch nur, so­weit dies nicht nach Ar­ti­kel 51a Ab­satz 2 aus­ge­schlos­sen ist.

2 Das Ge­richt kann von ei­ner Er­satz­for­de­rung ganz oder teil­wei­se ab­se­hen, wenn die­se vor­aus­sicht­lich un­ein­bring­lich wä­re oder die Wie­der­ein­glie­de­rung des Be­trof­fe­nen ernst­lich be­hin­dern wür­de.

3 Die Un­ter­su­chungs­be­hör­de kann im Hin­blick auf die Durch­set­zung der Er­satz­for­de­rung Ver­mö­gens­wer­te des Be­trof­fe­nen mit Be­schlag be­le­gen. Die Be­schlag­nah­me be­grün­det bei der Zwangs­voll­stre­ckung der Er­satz­for­de­rung kein Vor­zugs­recht zu Guns­ten des Staa­tes.

Art. 5298

Ein­zie­hung von Ver­mö­gens­wer­ten ei­ner kri­mi­nel­len oder ter­ro­ris­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on

 

Das Ge­richt ver­fügt die Ein­zie­hung al­ler Ver­mö­gens­wer­te, wel­che der Ver­fü­gungs­macht ei­ner kri­mi­nel­len oder ter­ro­ris­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on un­ter­lie­gen. Bei Ver­mö­gens­wer­ten ei­ner Per­son, die sich an ei­ner sol­chen Or­ga­ni­sa­ti­on be­tei­ligt oder sie un­ter­stützt hat (Art. 260ter des Straf­ge­setz­bu­ches99), wird die Ver­fü­gungs­macht der Or­ga­ni­sa­ti­on bis zum Be­weis des Ge­gen­teils ver­mu­tet.

98 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 4 des BB vom 25. Sept. 2020 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des Über­ein­kom­mens des Eu­ro­pa­rats zur Ver­hü­tung des Ter­ro­ris­mus mit dem da­zu­ge­hö­ri­gen Zu­satz­pro­to­koll so­wie über die Ver­stär­kung des straf­recht­li­chen In­stru­men­ta­ri­ums ge­gen Ter­ro­ris­mus und or­ga­ni­sier­te Kri­mi­na­li­tät, in Kraft seit 1. Ju­li 2021 (AS 2021 360; BBl 2018 6427).

99 SR 311.0

Art. 53

6. Ver­wen­dung zu Guns­ten des Ge­schä­dig­ten

 

1 Er­lei­det je­mand durch ein Ver­bre­chen oder ein Ver­ge­hen einen Scha­den, der nicht durch ei­ne Ver­si­che­rung ge­deckt ist, und ist an­zu­neh­men, dass der Tä­ter den Scha­den nicht er­set­zen oder ei­ne Ge­nug­tu­ung nicht leis­ten wird, so spricht das Ge­richt dem Ge­schä­dig­ten auf des­sen Ver­lan­gen bis zur Hö­he des Scha­den­er­sat­zes be­zie­hungs­wei­se der Ge­nug­tu­ung, die ge­richt­lich oder durch Ver­gleich fest­ge­setzt wor­den sind, zu:

a.
die vom Ver­ur­teil­ten be­zahl­te Geld­stra­fe oder Bus­se;
b.
ein­ge­zo­ge­ne Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te oder de­ren Ver­wer­tungs­er­lös un­ter Ab­zug der Ver­wer­tungs­kos­ten;
c.
Er­satz­for­de­run­gen.

2 Das Ge­richt kann die Ver­wen­dung zu Guns­ten des Ge­schä­dig­ten je­doch nur an­ord­nen, wenn der Ge­schä­dig­te den ent­spre­chen­den Teil sei­ner For­de­rung an den Staat ab­tritt.

3 Die Kan­to­ne se­hen für den Fall, dass die Zu­spre­chung nicht schon im Stra­f­ur­teil mög­lich ist, ein ein­fa­ches und ra­sches Ver­fah­ren vor.

Vierter Titel: Bewährungshilfe, Weisungen und freiwillige soziale Betreuung

Art. 54

An­wend­bar­keit des Straf­ge­setz­bu­ches

 

Die Ar­ti­kel 93–96 des Straf­ge­setz­bu­ches100 sind an­wend­bar.

Fünfter Titel: Die Verjährung

Art. 55

1. Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung.

Fris­ten

 

1 Die Straf­ver­fol­gung ver­jährt, wenn die für die Tat an­ge­droh­te Höchst­stra­fe::

a.
le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe ist: in 30 Jah­ren;
b.
ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von mehr als drei Jah­ren ist: in 15 Jah­ren;
c.
ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von drei Jah­ren ist: in 10 Jah­ren;
d.
ei­ne an­de­re Stra­fe ist: in 7 Jah­ren.101

2 Bei se­xu­el­len Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 156) so­wie bei Straf­ta­ten nach den Ar­ti­keln 115, 117, 121 und 153–155, die sich ge­gen ein Kind un­ter 16 Jah­ren rich­ten, dau­ert die Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung in je­dem Fall min­des­tens bis zum vollen­de­ten 25. Le­bens­jahr des Op­fers.

3 Ist vor Ab­lauf der Ver­jäh­rungs­frist ein ers­tin­stanz­li­ches Ur­teil er­gan­gen, so tritt die Ver­jäh­rung nicht mehr ein.

4 Die Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol­gung von se­xu­el­len Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 156) so­wie von Straf­ta­ten nach den Ar­ti­keln 115–117, 121 und 153–155, die sich ge­gen ein Kind un­ter 16 Jah­ren rich­ten, be­misst sich nach den Ab­sät­zen 1–3, wenn die Straf­tat vor dem In­kraft­tre­ten der Än­de­rung vom 5. Ok­to­ber 2001102 be­gan­gen wor­den ist und die Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung zu die­sem Zeit­punkt noch nicht ein­ge­tre­ten ist.

101 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 21. Ju­ni 2013 (Ver­län­ge­rung der Ver­fol­gungs-ver­jäh­rung), in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 20134417; BBl 2012 9253).

102 AS 2002 29933146

Art. 56

Be­ginn

 

Die Ver­jäh­rung be­ginnt:

a.
mit dem Tag, an dem der Tä­ter die straf­ba­re Tä­tig­keit aus­führt;
b.
wenn der Tä­ter die straf­ba­re Tä­tig­keit zu ver­schie­de­nen Zei­ten aus­führt, mit dem Tag, an dem er die letz­te Tä­tig­keit aus­führt;
c.
wenn das straf­ba­re Ver­hal­ten dau­ert, mit dem Tag, an dem die­ses Ver­hal­ten auf­hört.

Art. 57

2. Voll­stre­ckungs­ver­jäh­rung.

Fris­ten

 

1 Die Stra­fen ver­jäh­ren in:

a.
30 Jah­ren, wenn ei­ne le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe aus­ge­spro­chen wur­de;
b.
25 Jah­ren, wenn ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von zehn oder mehr Jah­ren aus­ge­spro­chen wur­de;
c.
20 Jah­ren, wenn ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von min­des­tens fünf und we­ni­ger als zehn Jah­ren aus­ge­spro­chen wur­de;
d.
15 Jah­ren, wenn ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von mehr als ein und we­ni­ger als fünf Jah­ren aus­ge­spro­chen wur­de;
e.
fünf Jah­ren, wenn ei­ne an­de­re Stra­fe aus­ge­spro­chen wur­de.

2 Die Ver­jäh­rungs­frist ei­ner Frei­heits­s­tra­fe ver­län­gert sich:

a.
um die Zeit, wäh­rend der sich der Tä­ter im un­un­ter­bro­che­nen Voll­zug die­ser oder ei­ner an­de­ren Frei­heits­s­tra­fe oder Mass­nah­me, die un­mit­tel­bar vor­aus­ge­hend voll­zo­gen wird, be­fin­det;
b.
um die Dau­er der Pro­be­zeit bei be­ding­ter Ent­las­sung.

3 Die Ne­ben­stra­fe der De­gra­da­ti­on ist un­ver­jähr­bar.

Art. 58

Be­ginn

 

Die Ver­jäh­rung be­ginnt mit dem Tag, an dem das Ur­teil recht­lich voll­streck­bar wird. Bei der be­ding­ten Stra­fe oder beim vor­aus­ge­hen­den Voll­zug ei­ner Mass­nah­me be­ginnt sie mit dem Tag, an dem der Voll­zug der Stra­fe an­ge­ord­net wird.

Art. 59

3. Un­ver­jähr­bar­keit

 

1 Kei­ne Ver­jäh­rung tritt ein für:

a.
Völ­ker­mord (Art. 108);
b.
Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (Art. 109 Abs. 1 und 2);
c.
Kriegs­ver­bre­chen (Art. 111 Abs. 1–3, 112 Abs. 1 und 2, 112a Abs. 1 und 2, 112b, 112c Abs. 1 und 2 und 112d);
d.
Ver­bre­chen, die als Mit­tel zu Er­pres­sung oder Nö­ti­gung Leib und Le­ben vie­ler Men­schen in Ge­fahr brach­ten oder zu brin­gen droh­ten, na­ment­lich un­ter Ver­wen­dung von Mas­sen­ver­nich­tungs­mit­teln, durch Aus­lö­sen von Ka­ta­stro­phen oder durch Gei­sel­nah­me;
e.103
se­xu­el­le Nö­ti­gung (Art. 153), Ver­ge­wal­ti­gung (Art. 154), Schän­dung (Art. 155), se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern (Art. 156 Ziff. 1) und Aus­nüt­zung der mi­li­tä­ri­schen Stel­lung (Art. 157), wenn sie an Kin­dern un­ter 12 Jah­ren be­gan­gen wur­den.104

2 Wä­re die Straf­ver­fol­gung bei An­wen­dung der Ar­ti­kel 55 und 56 ver­jährt, so kann das Ge­richt die Stra­fe mil­dern.

3 Die Ab­sät­ze 1 Buch­sta­ben a, c und d so­wie 2 gel­ten, wenn die Straf­ver­fol­gung oder die Stra­fe am 1. Ja­nu­ar 1983 nach dem bis zu je­nem Zeit­punkt gel­ten­den Recht noch nicht ver­jährt war. Ab­satz 1 Buch­sta­be b gilt, wenn die Straf­ver­fol­gung oder die Stra­fe beim In­kraft­tre­ten der Än­de­rung vom 18. Ju­ni 2010 die­ses Ge­set­zes nach bis­he­ri­gem Recht noch nicht ver­jährt war. Ab­satz 1 Buch­sta­be e gilt, wenn die Straf­ver­fol­gung oder die Stra­fe am 30. No­vem­ber 2008 nach dem bis zu je­nem Zeit­punkt gel­ten­den Recht noch nicht ver­jährt war.105 106

103 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 15. Ju­ni 2012 (Un­ver­jähr­bar­keit se­xu­el­ler und por­no­gra­fi­scher Straf­ta­ten an Kin­dern vor der Pu­ber­tät), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 5951; BBl 2011 5977).

104 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

105 Drit­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 15. Ju­ni 2012 (Un­ver­jähr­bar­keit se­xu­el­ler und por­no­gra­fi­scher Straf­ta­ten an Kin­dern vor der Pu­ber­tät), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 5951; BBl 2011 5977).

106 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Sechster Titel: Verantwortlichkeit des Unternehmens

Art. 59a

Straf­bar­keit

 

1 Wird in ei­nem Un­ter­neh­men in Aus­übung ge­schäft­li­cher Ver­rich­tung im Rah­men des Un­ter­neh­mens­zwecks ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­gan­gen und kann die­se Tat we­gen man­gel­haf­ter Or­ga­ni­sa­ti­on des Un­ter­neh­mens kei­ner be­stimm­ten na­tür­li­chen Per­son zu­ge­rech­net wer­den, so wird das Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen dem Un­ter­neh­men zu­ge­rech­net. In die­sem Fall wird das Un­ter­neh­men mit Bus­se bis zu 5 Mil­lio­nen Fran­ken be­straft.

2 Han­delt es sich da­bei um ei­ne Straf­tat nach den Ar­ti­keln 141 oder 141a, so wird das Un­ter­neh­men un­ab­hän­gig von der Straf­bar­keit na­tür­li­cher Per­so­nen be­straft, wenn dem Un­ter­neh­men vor­zu­wer­fen ist, dass es nicht al­le er­for­der­li­chen und zu­mut­ba­ren or­ga­ni­sa­to­ri­schen Vor­keh­ren ge­trof­fen hat, um ei­ne sol­che Straf­tat zu ver­hin­dern.

3 Das Ge­richt be­misst die Bus­se ins­be­son­de­re nach der Schwe­re der Tat und der Schwe­re des Or­ga­ni­sa­ti­ons­man­gels und des an­ge­rich­te­ten Scha­dens so­wie nach der wirt­schaft­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit des Un­ter­neh­mens.

4 Als Un­ter­neh­men im Sin­ne die­ses Ti­tels gel­ten:

a.
ju­ris­ti­sche Per­so­nen des Pri­vat­rechts;
b.
ju­ris­ti­sche Per­so­nen des öf­fent­li­chen Rechts mit Aus­nah­me der Ge­biets­kör­per­schaf­ten;
c.
Ge­sell­schaf­ten;
d.
Ein­zel­fir­men.

Art. 59b

Straf­ver­fah­ren

 

1 In ei­nem Straf­ver­fah­ren ge­gen das Un­ter­neh­men wird die­ses von ei­ner ein­zi­gen Per­son ver­tre­ten, die un­ein­ge­schränkt zur Ver­tre­tung des Un­ter­neh­mens in zi­vil­recht­li­chen An­ge­le­gen­hei­ten be­fugt ist. Be­stellt das Un­ter­neh­men nicht in­nert an­ge­mes­se­ner Frist einen der­ar­ti­gen Ver­tre­ter, so be­stimmt die Un­ter­su­chungs­be­hör­de oder das Ge­richt, wer von den zur zi­vil­recht­li­chen Ver­tre­tung be­fug­ten Per­so­nen das Un­ter­neh­men im Straf­ver­fah­ren ver­tritt.

2 Der Per­son, die das Un­ter­neh­men im Straf­ver­fah­ren ver­tritt, kom­men die glei­chen Rech­te und Pflich­ten wie ei­nem Be­schul­dig­ten zu. Die an­dern Per­so­nen nach Ab­satz 1 sind im Straf­ver­fah­ren ge­gen das Un­ter­neh­men nicht zur Aus­sa­ge ver­pflich­tet.

3 Wird ge­gen die Per­son, die das Un­ter­neh­men im Straf­ver­fah­ren ver­tritt, we­gen des glei­chen oder ei­nes da­mit zu­sam­men­hän­gen­den Sach­ver­halts ei­ne Stra­fun­ter­su­chung er­öff­net, so ist vom Un­ter­neh­men ein an­de­rer Ver­tre­ter zu be­zeich­nen. Nö­ti­gen­falls be­stimmt die Un­ter­su­chungs­be­hör­de oder das Ge­richt zur Ver­tre­tung ei­ne an­de­re Per­son nach Ab­satz 1 oder, so­fern ei­ne sol­che nicht zur Ver­fü­gung steht, ei­ne ge­eig­ne­te Dritt­per­son.

Siebter Titel: Übertretungen

Art. 60

Be­griff

 

Über­tre­tun­gen sind Ta­ten, die mit Bus­se be­droht sind.

Art. 60a

An­wend­bar­keit der Be­stim­mun­gen des Ers­ten Teils

 

Die Be­stim­mun­gen des Ers­ten Teils gel­ten mit den nach­fol­gen­den Än­de­run­gen auch für die Über­tre­tun­gen.

Art. 60b

Kei­ne oder be­ding­te An­wend­bar­keit

 

1 Die Be­stim­mun­gen über die be­ding­ten und die teil­be­ding­ten Stra­fen (Art. 36 und 37), über die Lan­des­ver­wei­sung (Art. 49a–49c) so­wie über die Ver­ant­wort­lich­keit des Un­ter­neh­mens (Art. 59a und 59b) sind bei Über­tre­tun­gen nicht an­wend­bar.107

2 Ver­such und Ge­hil­fen­schaft wer­den nur in den vom Ge­setz aus­drück­lich be­stimm­ten Fäl­len be­straft.

3 Frei­heits­ent­zie­hen­de Mass­nah­men (Art. 59–61 und 64 des Straf­ge­setz­buchs108), das Tä­tig­keits­ver­bot (Art. 50), das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot (Art. 50b) so­wie die Ver­öf­fent­li­chung des Ur­teils (Art. 50f) sind nur in den vom Ge­setz aus­drück­lich be­stimm­ten Fäl­len zu­läs­sig.109

107 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

108 SR 311.0

109 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 13. Dez. 2013 über das Tä­tig­keits­ver­bot und das Kon­takt- und Ray­on­ver­bot, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 2055; BBl 20128819).

Art. 60c

Bus­se

 

1 Be­stimmt es das Ge­setz nicht an­ders, so ist der Höchst­be­trag der Bus­se 10 000 Fran­ken.

2 Der Rich­ter spricht im Ur­teil für den Fall, dass die Bus­se schuld­haft nicht be­zahlt wird, ei­ne Er­satz­frei­heits­s­tra­fe von min­des­tens ei­nem Tag und höchs­tens drei Mo­na­ten aus.

3 Das Ge­richt be­misst Bus­se und Er­satz­frei­heits­s­tra­fe je nach den Ver­hält­nis­sen des Tä­ters so, dass die­ser die Stra­fe er­lei­det, die sei­nem Ver­schul­den an­ge­mes­sen ist.

4 Die Er­satz­frei­heits­s­tra­fe ent­fällt, so­weit die Bus­se nach­träg­lich be­zahlt wird.

5 Auf den Voll­zug und die Um­wand­lung sind die Ar­ti­kel 29 und 30 Ab­sät­ze 2–5 sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

Art. 60d110

 

110 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 60e

Ver­jäh­rung

 

Die Straf­ver­fol­gung und die Stra­fe ver­jäh­ren in drei Jah­ren.

Zweiter Teil: Von den einzelnen Verbrechen oder Vergehen

Erster Abschnitt: Verletzung der Pflicht der militärischen Unterordnung

Art. 61111

Un­ge­hor­sam

 

1 Wer vor­sätz­lich ei­nem an ihn oder an sei­ne Trup­pe ge­rich­te­ten Be­fehl in Dienst­sa­chen nicht ge­horcht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so kann auf Bus­se er­kannt wer­den.

3 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

4 In Kriegs­zei­ten kann auf Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den. Er­folgt der Un­ge­hor­sam vor dem Feind, so kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­stra­fe er­kannt wer­den.

111 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV Bst. b des BG vom 3. Okt. 2003 (Re­vi­si­on der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung), in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 62

Tät­lich­kei­ten, Dro­hung

 

1 Wer einen Vor­ge­setz­ten oder einen Hö­he­ren be­droht oder tät­lich an­greift, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe112 be­straft.113

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3 In Kriegs­zei­ten kann auf Frei­heits­s­tra­fe114 bis zu fünf Jah­ren er­kannt wer­den.115

112 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

113Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, in Kraft seit 1. Jan. 1980 (AS 1979 1037; BBl 1977 II 1).

114 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 1 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

115Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, in Kraft seit 1. Jan. 1980 (AS 1979 1037; BBl 1977 II 1).

Art. 63

Meu­te­rei

 

1. Wenn meh­re­re in ge­mein­sa­mem Vor­ge­hen durch Zu­sam­men­rot­tung oder in an­de­rer Wei­se sich an Ge­hor­sams­ver­wei­ge­rung oder an Dro­hun­gen oder Tät­lich­kei­ten ge­gen Vor­ge­setz­te oder Hö­he­re be­tei­li­gen, so wird je­der Teil­neh­mer mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe116 be­straft.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Die Rä­dels­füh­rer wer­den schwe­rer be­straft, eben­so Of­fi­zie­re und Un­ter­of­fi­zie­re, die an der Meu­te­rei teil­ge­nom­men ha­ben.

2. Wird die Meu­te­rei vor dem Fein­de be­gan­gen, so kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.117

116 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 15 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

117Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 64

Vor­be­rei­tung der Meu­te­rei

 

1. Wenn meh­re­re sich ver­ei­ni­gen oder ver­ab­re­den, um ei­ne Meu­te­rei vor­zu­be­rei­ten, so wird je­der Teil­neh­mer mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2. In Kriegs­zei­ten kann auf Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

Art. 65

Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ge­gen ei­ne Wa­che

 

Un­ge­hor­sam, Tät­lich­kei­ten, Dro­hun­gen, Meu­te­rei oder Vor­be­rei­tung ei­ner Meu­te­rei, die sich ge­gen ei­ne mi­li­tä­ri­sche Wa­che rich­ten, wer­den gleich be­straft, wie wenn die Hand­lung ge­gen­über ei­nem Vor­ge­setz­ten oder ei­nem Hö­hern be­gan­gen wor­den wä­re.

Zweiter Abschnitt: Missbrauch der Dienstgewalt

Art. 66

Miss­brauch der Be­fehls­ge­walt

 

1 Wer die ihm zu­ste­hen­de Be­fehls­ge­walt über einen Un­ter­ge­be­nen zu Be­feh­len oder zu Be­geh­ren miss­braucht, die in kei­ner Be­zie­hung zum Diens­te ste­hen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 67

Über­schrei­tung der Straf­ge­walt

 

1 Wer die ihm zu­ste­hen­de Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt über­schrei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 68

Un­ter­drückung ei­ner Be­schwer­de

 

1. Wer ei­ne von ei­nem Un­ter­ge­be­nen ein­ge­reich­te Be­schwer­de oder ei­ne Straf­an­zei­ge, in der Ab­sicht, sie zu un­ter­drücken, zu­rück­be­hält oder ganz oder teil­wei­se be­sei­tigt,

wer über ei­ne Be­schwer­de oder ei­ne Straf­an­zei­ge wis­sent­lich einen un­wah­ren Be­richt er­stat­tet,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 69

Be­fehls­an­mas­sung

 

1 Wer, oh­ne Be­fehls- oder Straf­ge­walt zu be­sit­zen, sich ei­ne sol­che Ge­walt an­masst, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 70

Ge­fähr­dung ei­nes Un­ter­ge­be­nen

 

1 Wer oh­ne ge­nü­gen­de dienst­li­che Ver­an­las­sung das Le­ben oder die Ge­sund­heit ei­nes Un­ter­ge­be­nen ernst­lich ge­fähr­det, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 71

Tät­lich­kei­ten, Dro­hung

 

1 Wer einen Un­ter­ge­be­nen oder einen im Ran­ge Nach­ste­hen­den tät­lich an­greift oder be­droht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Dritter Abschnitt: Dienstverletzungen

Art. 72118

Nicht­be­fol­gung von Dienst­vor­schrif­ten

 

1 Wer vor­sätz­lich ein Re­gle­ment oder ei­ne an­de­re Dienst­vor­schrift nicht be­folgt, wird mit Geld­stra­fe be­straft.119

2 Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so kann auf Bus­se er­kannt wer­den.

3 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

4 In Kriegs­zei­ten kann auf Frei­heits­s­tra­fe oder auf Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

118 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV Bst. b des BG vom 3. Okt. 2003 (Re­vi­si­on der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung), in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

119 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 73

Miss­brauch und Ver­schleu­de­rung von Ma­te­ri­al

 

1. Wer Waf­fen, Mu­ni­ti­on, Aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­de, Pfer­de, Fahr­zeu­ge oder an­de­re ihm dienst­lich an­ver­trau­te oder über­las­se­ne Sa­chen miss­bräuch­lich ver­wen­det, ver­äus­sert, ver­pfän­det, bei­sei­te schafft, im Sti­che lässt, vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig be­schä­digt, Scha­den neh­men oder zu­grun­de ge­hen lässt,

wer sol­che ihm zu­gäng­li­che Sa­chen miss­bräuch­lich ver­wen­det,

wird, so­fern kei­ne an­de­re Straf­be­stim­mung zu­trifft, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3. In Kriegs­zei­ten kann auf Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

Art. 74120

Feig­heit

 

Wer vor dem Fein­de aus Feig­heit sich ver­steckt hält, flieht oder ei­gen­mäch­tig sei­nen Pos­ten ver­lässt, wird mit le­bens­läng­li­cher Frei­heits­s­tra­fe oder mit Frei­heits­s­tra­fe121 be­straft.

120Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

121 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 16 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 75122

Ka­pi­tu­la­ti­on

 

Der Kom­man­dant ei­ner Fes­tung oder ei­nes an­dern be­fes­tig­ten Plat­zes, der ka­pi­tu­liert, oh­ne zu­vor al­le Ver­tei­di­gungs­mit­tel er­schöpft zu ha­ben,

der Kom­man­dant ei­ner Trup­pe, der im Kampf sei­nen Pos­ten ver­lässt oder sich mit sei­ner Trup­pe er­gibt, oh­ne zu­vor al­les ge­tan zu ha­ben, was die Er­fül­lung sei­ner Dienst­pflicht von ihm er­for­der­te,

wird mit le­bens­läng­li­cher Frei­heits­s­tra­fe oder mit Frei­heits­s­tra­fe be­straft.

122Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 76

Wacht­ver­bre­chen oder -ver­ge­hen

 

1. Wer sich vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig aus­ser­stand setzt, sei­ne Dienst­pflich­ten als Wa­che zu er­fül­len,

wer ei­gen­mäch­tig sei­nen Wacht­pos­ten ver­lässt oder sonst den Vor­schrif­ten über den Wacht­dienst zu­wi­der­han­delt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3. In Kriegs­zei­ten kann auf Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den. Auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe kann er­kannt wer­den, wenn die Tat vor­sätz­lich vor dem Feind er­folgt.123

123Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 77124

Ver­let­zung des Dienst­ge­heim­nis­ses

 

1. Wer ein Ge­heim­nis of­fen­bart, das ihm in dienst­li­cher oder amt­li­cher Ei­gen­schaft an­ver­traut wird, oder das er in sei­ner dienst­li­chen oder amt­li­chen Stel­lung wahr­nimmt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2. Die Ver­let­zung des Dienst- oder Amts­ge­heim­nis­ses ist auch nach Be­en­di­gung des dienst­li­chen oder amt­li­chen Ver­hält­nis­ses straf­bar.

124Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 78125

Fäl­schung dienst­li­cher Ak­ten­stücke

 

1. Wer ein Ak­ten­stück, das dienst­li­che Be­deu­tung hat, fälscht oder ver­fälscht, die ech­te Un­ter­schrift oder das ech­te Hand­zei­chen ei­nes an­dern zur Her­stel­lung ei­ner sol­chen un­wah­ren Ur­kun­de be­nützt oder ei­ne recht­lich er­heb­li­che Tat­sa­che un­rich­tig be­ur­kun­det oder be­ur­kun­den lässt,

wer ei­ne von ei­nem Drit­ten her­ge­stell­te Ur­kun­de die­ser Art zur Täu­schung ge­braucht,

wer ein Ak­ten­stück, das dienst­li­che Be­deu­tung hat, un­be­fugt un­ter­drückt oder be­sei­tigt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

125Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 79

Nich­t­an­zei­ge von Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen

 

1 Wer von dem Vor­ha­ben ei­ner Meu­te­rei (Art. 63), ei­nes Aus­reis­sens (Art. 83126) oder ei­ner Ver­rä­te­rei (Art. 86–91) Kennt­nis er­hält und die Er­stat­tung ei­ner An­zei­ge un­ter­lässt, wird, wenn die Tat aus­ge­führt oder ver­sucht wur­de, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3 Steht der Tä­ter in so na­hen Be­zie­hun­gen zu dem Be­güns­tig­ten, dass sein Ver­hal­ten ent­schuld­bar ist, so bleibt er straf­los.

126 Heu­te: Art. 81.

Art. 80

Trun­ken­heit

 

1. Wer in ei­nem Zu­stand der Trun­ken­heit öf­fent­li­ches Är­ger­nis er­regt, wird mit Geld­stra­fe bis zu 90 Ta­ges­sät­zen127 be­straft.

2. Wer in­fol­ge selbst­ver­schul­de­ter Trun­ken­heit oder Be­täu­bung un­zu­rech­nungs­fä­hig ist und in die­sem Zu­stand ei­ne als Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen be­droh­te Tat ver­übt, wird mit Geld­stra­fe be­straft.128

Hat der Tä­ter in die­sem selbst­ver­schul­de­ten Zu­stand ei­ne mit Frei­heits­s­tra­fe als ein­zi­ger Stra­fe be­droh­te Tat ver­übt, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.129

3. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

127 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 11 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

128 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

129Fas­sung des zwei­ten Abs. ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462IV 184).

Vierter Abschnitt: Verletzung der Pflicht zur Dienstleistung

Art. 81130

Mi­li­tär­dienst­ver­wei­ge­rung und De­ser­ti­on

 

1 Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu 18 Mo­na­ten oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer in der Ab­sicht, den Mi­li­tär­dienst zu ver­wei­gern:

a.
nicht am Ori­en­tie­rungs­tag oder an der Re­kru­tie­rung teil­nimmt;
b.
ei­ne Mi­li­tär­dienst­leis­tung, zu der er auf­ge­bo­ten ist, nicht an­tritt;
c.
sei­ne Trup­pe oder Dienst­stel­le oh­ne Er­laub­nis ver­lässt;
d.
nach ei­ner recht­mäs­si­gen Ab­we­sen­heit nicht zu­rück­kehrt; oder
e.
nach An­tritt der Mi­li­tär­dienst­leis­tung ei­nem an ihn ge­rich­te­ten Be­fehl in Dienst­sa­chen nicht ge­horcht.131

1bis Für ei­ne straf­ba­re Hand­lung nach Ab­satz 1 ist ei­ne Geld­stra­fe oder der Voll­zug in Form ge­mein­nüt­zi­ger Ar­beit bei gleich­zei­ti­gem Aus­schluss aus der Ar­mee nach Ar­ti­kel 49 aus­ge­schlos­sen.132

2 Im Ak­tiv­dienst ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe.

3 Wer als An­ge­hö­ri­ger ei­ner re­li­gi­ösen Ge­mein­schaft aus re­li­gi­ösen Grün­den den Mi­li­tär­dienst ver­wei­gert und kein Ge­such um Zu­las­sung zum Zi­vil­dienst stellt, wird schul­dig er­klärt und zu ei­ner Ar­beits­leis­tung im öf­fent­li­chen In­ter­es­se ver­pflich­tet, de­ren Dau­er sich in der Re­gel nach Ar­ti­kel 8 des Zi­vil­dienst­ge­set­zes vom 6. Ok­to­ber 1995133 rich­tet. Die Ar­beits­leis­tung wird im Rah­men und nach den Vor­schrif­ten des Zi­vil­diens­tes voll­zo­gen. Der Rich­ter kann den Tä­ter aus der Ar­mee aus­sch­lies­sen.

4 Wer glaub­haft dar­legt, dass er den Aus­bil­dungs­dienst für einen hö­he­ren Grad mit sei­nem Ge­wis­sen nicht ver­ein­ba­ren kann, aber be­reit ist, im bis­he­ri­gen Grad Mi­li­tär­dienst zu leis­ten, wird zu ei­ner Ar­beits­leis­tung im öf­fent­li­chen In­ter­es­se ver­pflich­tet. Sie dau­ert in der Re­gel 1,1‑mal so lan­ge wie der ver­wei­ger­te Aus­bil­dungs­dienst zur Er­rei­chung des hö­he­ren Gra­des und wird im Rah­men und nach den Vor­schrif­ten des Zi­vil­diens­tes voll­zo­gen.

5 Der Bun­des­rat er­lässt die für den Voll­zug der Ar­beits­leis­tung nach den Ab­sät­zen 3 und 4 er­for­der­li­chen er­gän­zen­den Be­stim­mun­gen.

6 Ar­ti­kel 84 bleibt vor­be­hal­ten.134

130Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des Zi­vil­dienst­ge­set­zes vom 6. Okt. 1995, in Kraft seit 1. Okt. 1996 (AS 1996 1445; BBl 1994 III 1609).

131 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. IV Bst. b des BG vom 3. Okt. 2003 (Re­vi­si­on der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung), in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

132 Ein­ge­fügt durch Ziff. IV Bst. b des BG vom 3. Okt. 2003 (Re­vi­si­on der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung) (AS 2004 921; BBl 2002 7859). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

133SR 824.0

134 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1883; BBl 2014 6741).

Art. 82135

Mi­li­tär­dienst­ver­säum­nis und un­er­laub­te Ent­fer­nung

 

1 Mit Geld­stra­fe wird be­straft, wer oh­ne Ab­sicht, den Mi­li­tär­dienst zu ver­wei­gern:136

a.
nicht am Ori­en­tie­rungs­tag oder an der Re­kru­tie­rung teil­nimmt;
b.
ei­ne Mi­li­tär­dienst­leis­tung, zu der er auf­ge­bo­ten ist, nicht an­tritt;
c.
sei­ne Trup­pe oder Dienst­stel­le oh­ne Er­laub­nis ver­lässt;
d.
nach ei­ner recht­mäs­si­gen Ab­we­sen­heit nicht zu­rück­kehrt.137

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3 Im Ak­tiv­dienst ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

4 Stellt sich der Tä­ter nach­träg­lich aus ei­ge­nem An­trieb zum Dienst, so kann der Rich­ter die Stra­fe mil­dern (Art. 42a).138

5 Ar­ti­kel 84 bleibt vor­be­hal­ten.139

135Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des Zi­vil­dienst­ge­set­zes vom 6. Okt. 1995, in Kraft seit 1. Okt. 1996 (AS 1996 1445; BBl 1994 III 1609).

136 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

137Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Re­vi­si­on der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung), in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

138 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

139 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1883; BBl 2014 6741).

Art. 83140

Fahr­läs­si­ges Mi­li­tär­dienst­ver­säum­nis

 

1 Mit Bus­se141 wird be­straft, wer fahr­läs­sig:

a.
nicht am Ori­en­tie­rungs­tag oder an der Re­kru­tie­rung teil­nimmt;
b.
ei­ne Mi­li­tär­dienst­leis­tung, zu der er auf­ge­bo­ten ist, nicht an­tritt;
c.
sei­ne Trup­pe oder Dienst­stel­le oh­ne Er­laub­nis ver­lässt;
d.
nach ei­ner recht­mäs­si­gen Ab­we­sen­heit nicht zu­rück­kehrt.142

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3 Im Ak­tiv­dienst kann der Rich­ter ei­ne Geld­stra­fe bis zu 90 Ta­ges­sät­zen ver­hän­gen.

4 Ar­ti­kel 84 bleibt vor­be­hal­ten.143

140Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des Zi­vil­dienst­ge­set­zes vom 6. Okt. 1995, in Kraft seit 1. Okt. 1996 (AS 1996 1445; BBl 1994 III 1609).

141 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 5 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

142Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003 (Re­vi­si­on der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung), in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

143 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1883; BBl 2014 6741).

Art. 84144

Ver­let­zung der Pflicht zur Dienst­leis­tung bei Zu­las­sung zum Zi­vil­dienst, Zu­wei­sung zum waf­fen­lo­sen Dienst und Dienst­un­taug­lich­keit

 

1 Mit Bus­se wird be­straft, wer ein De­likt nach den Ar­ti­keln 81–83 be­geht, wenn er:

a.
zum Zi­vil­dienst zu­ge­las­sen wird;
b.
dem waf­fen­lo­sen Dienst zu­ge­wie­sen wird;
c.
dienst­un­taug­lich er­klärt wird und die Dienst­un­taug­lich­keit be­reits im Zeit­punkt der Tat be­stan­den hat.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3 Straf­los bleibt, wer im Zeit­punkt der Tat nicht ein­rückungs­fä­hig ge­we­sen ist.

144 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1883; BBl 2014 6741).

Art. 85

Un­er­laub­tes Weg­blei­ben

 

Wer es in Kriegs­zei­ten un­ter­lässt, sich der Trup­pe, von wel­cher er ab­ge­kom­men ist, oder der nächs­ten Trup­pe wie­der an­zu­sch­lies­sen,

wer es wäh­rend der Dau­er der Kriegs­zeit un­ter­lässt, nach be­en­dig­ter Kriegs­ge­fan­gen­schaft sich un­ver­züg­lich bei ei­nem Trup­pen­tei­le oder bei ei­ner mi­li­tä­ri­schen Stel­le zu mel­den,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Fünfter Abschnitt: Verbrechen oder Vergehen gegen die Landesverteidigung und gegen die Wehrkraft des Landes

Art. 86

1. Ver­rat.

Spio­na­ge und lan­des­ver­rä­te­ri­sche Ver­let­zung mi­li­tä­ri­scher Ge­heim­nis­se

 

1. Wer Tat­sa­chen, Vor­keh­ren, Ver­fah­ren oder Ge­gen­stän­de, die mit Rück­sicht auf die Lan­des­ver­tei­di­gung ge­heim zu hal­ten sind, weil de­ren Auf­de­ckung die Auf­trags­er­fül­lung von we­sent­li­chen Tei­len der Ar­mee ge­fähr­den wür­de, aus­späht, um sie ei­nem frem­den Staa­te oder des­sen Agen­ten be­kannt oder zu­gäng­lich zu ma­chen,

wer vor­sätz­lich Tat­sa­chen, Vor­keh­ren, Ver­fah­ren oder Ge­gen­stän­de, die mit Rück­sicht auf die Lan­des­ver­tei­di­gung ge­heim zu hal­ten sind, weil de­ren Auf­de­ckung die Auf­trags­er­fül­lung von we­sent­li­chen Tei­len der Ar­mee ge­fähr­den wür­de, ei­nem frem­den Staa­te oder des­sen Agen­ten be­kannt oder zu­gäng­lich macht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe be­straft.146

2. Wer­den die­se Hand­lun­gen in ei­ner Zeit ver­übt, da Trup­pen zum ak­ti­ven Dienst auf­ge­bo­ten sind, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren. Stört oder ge­fähr­det der Tä­ter durch die­se Hand­lun­gen die Un­ter­neh­mun­gen der schwei­ze­ri­schen Ar­mee, so kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.147

3. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

146 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 10. Okt. 1997, in Kraft seit 1. April 1998 (AS 1998 852856; BBl 1996 IV 525).

147Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 86a148

Sa­bo­ta­ge

 

Wer der Ar­mee die­nen­de An­la­gen oder Sa­chen ver­nich­tet, be­schä­digt oder in ih­rer Ver­wen­dung ge­fähr­det,

wer ver­trag­lich über­nom­me­ne Leis­tun­gen für die Ar­mee nicht oder nicht ge­hö­rig er­füllt,

wer die Tä­tig­keit ei­ner Be­hör­de oder ei­nes Be­am­ten hin­dert, stört oder ge­fähr­det,

wer Be­klei­dungs- oder Aus­rüs­tungs­ge­gen­stän­de oder Ab­zei­chen der schwei­ze­ri­schen Ar­mee oder ih­rer Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen her­stellt, sich ver­schafft, auf­be­wahrt, ver­wen­det oder ei­nem an­dern über­gibt

und da­durch wis­sent­lich die Lan­des­ver­tei­di­gung be­ein­träch­tigt oder ge­fähr­det,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe, in schwe­ren Fäl­len mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr149 be­straft.

148Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941 (AS 57 1269; BBl 1940 997). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS 1951 437; BBl 1949 II 137).

149 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 17 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 87

Mi­li­tä­ri­scher Lan­des­ver­rat

 

1. Wer vor­sätz­lich in ei­ner Zeit, da Trup­pen zum ak­ti­ven Diens­te auf­ge­bo­ten sind, die Un­ter­neh­mun­gen der schwei­ze­ri­schen Ar­mee un­mit­tel­bar stört oder ge­fähr­det, wer ins­be­son­de­re der Ar­mee die­nen­de Ver­kehrs- oder Nach­rich­ten­mit­tel, An­la­gen oder Sa­chen be­schä­digt oder ver­nich­tet, oder den Be­trieb von An­stal­ten, die der Ar­mee die­nen, hin­dert oder stört, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren be­straft.

2. Wer vor­sätz­lich in ei­ner Zeit, da Trup­pen zum ak­ti­ven Diens­te auf­ge­bo­ten sind, die Un­ter­neh­mun­gen der schwei­ze­ri­schen Ar­mee mit­tel­bar stört oder ge­fähr­det, wer ins­be­son­de­re die öf­fent­li­che Ord­nung stört oder Be­trie­be, die für die All­ge­mein­heit oder die Ar­mee­ver­wal­tung wich­tig sind, hin­dert oder stört, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter sechs Mo­na­ten be­straft.150

3. In schwe­ren Fäl­len kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.151

4. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

150 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

151Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 88152

Frank­ti­reur

 

Wer in Kriegs­zei­ten Feind­se­lig­kei­ten ge­gen die schwei­ze­ri­sche Ar­mee un­ter­nimmt, oh­ne zu der von der Schweiz an­er­kann­ten be­waff­ne­ten Macht des Geg­ners zu ge­hö­ren, wird mit le­bens­läng­li­cher Frei­heits­stra­fe oder mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren be­straft.

152Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 89

Nach­rich­ten­ver­brei­tung

 

1 Wer vor­sätz­lich in ei­ner Zeit, da Trup­pen zum ak­ti­ven Diens­te auf­ge­bo­ten sind, die Un­ter­neh­mun­gen der schwei­ze­ri­schen Ar­mee durch Ver­brei­tung un­wah­rer Nach­rich­ten stört oder ge­fähr­det, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe nicht un­ter 60 Ta­ges­sät­zen153 be­straft.

2 Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

153 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 19 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 90154

Waf­fen­hil­fe

 

1 Der Schwei­zer, der, oh­ne da­zu ge­zwun­gen zu sein, in ei­nem Krieg die Waf­fen ge­gen die Eid­ge­nos­sen­schaft trägt oder in ei­ne feind­li­che Ar­mee ein­tritt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe be­straft.

2 In schwe­ren Fäl­len kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

154Fas­sung ge­mä­ssZiff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 91

Be­güns­ti­gung des Fein­des

 

1. Wer Ge­gen­stän­de, die der Lan­des­ver­tei­di­gung die­nen, dem Fein­de über­lie­fert,

wer durch Dienst­leis­tun­gen oder Lie­fe­run­gen den Feind be­güns­tigt,

wer bei ei­ner An­lei­he ei­nes mit der Schweiz im Krie­ge be­find­li­chen Staa­tes mit­wirkt oder auf sie zeich­net,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter sechs Mo­na­ten be­straft.155

2. In schwe­ren Fäl­len kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.156

155 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

156Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 1992, in Kraft seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 92

2. Neu­tra­li­täts­ver­let­zun­gen.

Feind­se­lig­kei­ten ge­gen einen Krieg­füh­ren­den oder frem­de Trup­pen

 

Wer vom neu­tra­len Ge­biet der Schweiz aus Feind­se­lig­kei­ten ge­gen einen Krieg­füh­ren­den un­ter­nimmt oder un­ter­stützt,

wer Feind­se­lig­kei­ten ge­gen in die Schweiz zu­ge­las­se­ne frem­de Trup­pen un­ter­nimmt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 93

Nach­rich­ten­dienst ge­gen frem­de Staa­ten

 

1. Wer im Ge­biet der Schweiz für einen frem­den Staat zum Nach­teil ei­nes an­dern frem­den Staa­tes mi­li­tä­ri­schen Nach­rich­ten­dienst be­treibt oder einen sol­chen Dienst ein­rich­tet,

wer für sol­che Diens­te an­wirbt oder ih­nen Vor­schub leis­tet,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.157

2. In schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3. Die Kor­re­spon­denz und das Ma­te­ri­al wer­den ein­ge­zo­gen.

157Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 94158

3. Schwä­chung der Wehr­kraft.

Frem­der Mi­li­tär­dienst

 

1 Der Schwei­zer, der oh­ne Er­laub­nis des Bun­des­ra­tes in frem­den Mi­li­tär­dienst ein­tritt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Der Schwei­zer, der noch ei­ne an­de­re Staats­zu­ge­hö­rig­keit be­sitzt, im an­dern Staa­te nie­der­ge­las­sen ist und dort Mi­li­tär­dienst leis­tet, bleibt straf­los.

3 Wer einen Schwei­zer für frem­den Mi­li­tär­dienst an­wirbt oder der An­wer­bung Vor­schub leis­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder mit Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft. Mit der Frei­heits­s­tra­fe ist Geld­stra­fe zu ver­bin­den159.

4 In Kriegs­zei­ten kann auf Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

158Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS 1951 437; BBl 1949 II 137).

159 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 20 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 95

Ver­stüm­me­lung

 

1. Wer sich durch Ver­stüm­me­lung oder auf an­de­re Wei­se zur Er­fül­lung der Mi­li­tär­dienst­pflicht blei­bend oder zeit­wei­se, ganz oder zum Teil, un­taug­lich macht oder un­taug­lich ma­chen lässt,

wer einen an­dern, mit des­sen Ein­wil­li­gung, durch Ver­stüm­me­lung oder auf an­de­re Wei­se zur Er­fül­lung der Mi­li­tär­dienst­pflicht blei­bend oder zeit­wei­se, ganz oder zum Teil, un­taug­lich macht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In Kriegs­zei­ten kann auf Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

Art. 96

Dienst­pflicht­be­trug

 

1 Wer in der Ab­sicht, sich oder einen an­dern der Er­fül­lung der Mi­li­tär­dienst­pflicht blei­bend oder zeit­wei­se zu ent­zie­hen, ge­gen­über den zu­stän­di­gen mi­li­tä­ri­schen oder bür­ger­li­chen Be­hör­den oder Stel­len auf Täu­schung be­rech­ne­te Mit­tel an­wen­det, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 97160

Ver­let­zung ver­trag­li­cher Leis­tungs­pflich­ten

 

1. Wer vor­sätz­lich in ei­ner Zeit, da Trup­pen zum Ak­tiv­diens­te auf­ge­bo­ten sind, ver­trag­lich über­nom­me­ne Leis­tun­gen für die Ar­mee nicht oder nicht ge­hö­rig er­füllt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe161 be­straft.

Liegt der Nicht­er­fül­lung Fahr­läs­sig­keit zu­grun­de, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

2. Die­sel­ben Stra­fen tref­fen Un­ter­lie­fe­ran­ten, Ver­mitt­ler oder An­ge­stell­te, die die Ver­let­zung des Ver­tra­ges ver­schul­den.

160Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS 1951 437; BBl 1949 II 137).

161 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 3 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 98

4. Stö­rung der mi­li­tä­ri­schen Si­cher­heit.

Auf­for­de­rung und Ver­lei­tung zur Ver­let­zung mi­li­tä­ri­scher Dienst­pflich­ten

 

1. Wer öf­fent­lich zum Un­ge­hor­sam ge­gen mi­li­tä­ri­sche Be­feh­le, zu Dienst­ver­let­zung, zu Dienst­ver­wei­ge­rung oder zum Aus­reis­sen auf­for­dert,

wer einen Dienst­pflich­ti­gen zu ei­ner sol­chen Tat ver­lei­tet,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Geht die Auf­for­de­rung auf Aus­reis­sen im Ak­tiv­dienst, auf Meu­te­rei oder auf Vor­be­rei­tung ei­ner Meu­te­rei, oder wird zum Aus­reis­sen im Ak­tiv­dienst, zur Meu­te­rei oder zur Vor­be­rei­tung ei­ner Meu­te­rei ver­lei­tet, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe.

3. Er­folgt die Auf­for­de­rung oder die Ver­lei­tung vor dem Fein­de, so wird der Tä­ter mit Frei­heits­s­tra­fe be­straft.

Art. 99162

Un­ter­gra­bung der mi­li­tä­ri­schen Dis­zi­plin

 

Wer ei­ne Ver­ei­ni­gung grün­det, die bezweckt oder de­ren Tä­tig­keit dar­auf ge­rich­tet ist, die mi­li­tä­ri­sche Dis­zi­plin zu un­ter­gra­ben, ins­be­son­de­re Dienst­pflich­ti­ge zum Un­ge­hor­sam ge­gen mi­li­tä­ri­sche Be­feh­le, zur Dienst­ver­let­zung, zur Dienst­ver­wei­ge­rung oder zum Aus­reis­sen zu be­we­gen oder zu ver­lei­ten,

wer ei­ner sol­chen Ver­ei­ni­gung bei­tritt oder sich an ih­ren Be­stre­bun­gen be­tei­ligt,

wer zur Bil­dung sol­cher Ver­ei­ni­gun­gen auf­for­dert oder de­ren Wei­sun­gen be­folgt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

162Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 100163

Stö­rung des Mi­li­tär­diens­tes

 

1 Wer einen An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee in der Aus­übung des Diens­tes hin­dert oder stört, wird mit Geld­stra­fe be­straft.164

2 Im ak­ti­ven Dienst ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

3 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

163Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, in Kraft seit 1. Jan. 1980 (AS 1979 1037; BBl 1977 II 1).

164 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 101

Be­schimp­fung ei­nes An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee

 

1 Wer einen An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee, die im ak­ti­ven Dienst steht, öf­fent­lich be­schimpft, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3 Hat der Be­schimpf­te durch sein un­ge­bühr­li­ches Ver­hal­ten zu der Be­schimp­fung un­mit­tel­bar An­lass ge­ge­ben, so kann der Rich­ter den Tä­ter von Stra­fe be­frei­en.

Art. 102

Ver­brei­ten un­wah­rer Nach­rich­ten

 

Wer in ei­ner Zeit, da Trup­pen zum ak­ti­ven Diens­te auf­ge­bo­ten sind, wi­der bes­se­res Wis­sen un­wah­re Nach­rich­ten ver­brei­tet, in der Ab­sicht, die An­ord­nun­gen von Be­hör­den oder Trup­pen­kom­man­dan­ten zu stö­ren oder zu durch­kreu­zen, die Trup­pe zur Ver­wei­ge­rung des Ge­hor­sams zu ver­lei­ten oder bei der Be­völ­ke­rung Angst und Schre­cken zu ver­brei­ten, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 103165

Fäl­schung von Auf­ge­bo­ten oder Wei­sun­gen

 

1. Wer vor­sätz­lich ein mi­li­tä­ri­sches Auf­ge­bot oder ei­ne für Dienst­pflich­ti­ge be­stimm­te Wei­sung fälscht, ver­fälscht, un­ter­drückt oder be­sei­tigt,

wer ein ge­fälsch­tes oder ver­fälsch­tes Auf­ge­bot oder ei­ne sol­che Wei­sung ge­braucht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

165Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 104

Ver­lei­tung von In­ter­nier­ten und Kriegs­ge­fan­ge­nen zur Ge­hor­sams­ver­wei­ge­rung

 

1 Wer einen In­ter­nier­ten oder einen Kriegs­ge­fan­ge­nen zum Un­ge­hor­sam ge­gen mi­li­tä­ri­sche Be­feh­le oder zu ei­ner Dienst­ver­let­zung ver­lei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Wer einen In­ter­nier­ten oder einen Kriegs­ge­fan­ge­nen zu Meu­te­rei oder zur Vor­be­rei­tung ei­ner Meu­te­rei ver­lei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 105

Be­frei­ung von In­ter­nier­ten und Kriegs­ge­fan­ge­nen

 

1. Wer mit Ge­walt, Dro­hung oder List einen In­ter­nier­ten oder einen Kriegs­ge­fan­ge­nen be­freit oder ihm zur Flucht be­hilf­lich ist, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Wird die Tat von ei­nem zu­sam­men­ge­rot­te­ten Hau­fen be­gan­gen, so wird je­der, der an der Zu­sam­men­rot­tung teil­nimmt, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Der Teil­neh­mer, der Ge­walt an Per­so­nen oder Sa­chen ver­übt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen166 be­straft.

166 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 21 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 106167

Ver­let­zung mi­li­tä­ri­scher Ge­heim­nis­se

 

1 Wer vor­sätz­lich Ak­ten oder Ge­gen­stän­de, Vor­keh­ren, Ver­fah­ren oder Tat­sa­chen, die mit Rück­sicht auf die Lan­des­ver­tei­di­gung oder auf­grund ver­trag­li­cher Ab­ma­chun­gen ge­heim zu hal­ten sind, weil de­ren Auf­de­ckung die Auf­trags­er­fül­lung von we­sent­li­chen Tei­len der Ar­mee ge­fähr­den wür­de, ver­öf­fent­licht oder auf an­de­re Wei­se Un­be­fug­ten be­kannt oder zu­gäng­lich macht, sol­che Ak­ten oder Ge­gen­stän­de wi­der­recht­lich an sich nimmt, ab­bil­det oder ver­viel­fäl­tigt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.168

2 Im Fall ak­ti­ven Diens­tes ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe.

3 Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

4 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.169

167Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1967, in Kraft seit 1. März 1968 (AS 1968 212; BBl 1967 I 581).

168 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 10. Okt. 1997, in Kraft seit 1. April 1998 (AS 1998 852856; BBl 1996IV 525).

169Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, in Kraft seit 1. Jan. 1980 (AS 1979 1037; BBl 1977 II 1).

Art. 107170

Un­ge­hor­sam ge­gen mi­li­tä­ri­sche und be­hörd­li­che Mass­nah­men

 

Wer vom Bun­des­ra­te, kan­to­na­len Re­gie­run­gen oder an­dern bür­ger­li­chen oder mi­li­tä­ri­schen zu­stän­di­gen Stel­len zur Wah­rung der mi­li­tä­ri­schen In­ter­es­sen oder der Neu­tra­li­tät oder in Aus­übung der Po­li­zei­ge­walt er­las­se­nen all­ge­mei­nen Be­feh­len oder be­kannt ge­mach­ten Ver­ord­nun­gen vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig zu­wi­der­han­delt,

wer vor­sätz­lich be­son­dern An­ord­nun­gen oder Wei­sun­gen zu­wi­derhan­delt, die von ei­ner mi­li­tä­ri­schen Stel­le, ei­nem An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee oder ei­ner bür­ger­li­chen Stel­le zur Wah­rung der mi­li­tä­ri­schen In­ter­es­sen er­las­sen sind,

wird, so­fern kei­ne an­de­re Straf­be­stim­mung zu­trifft, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe, in leich­ten Fäl­len dis­zi­pli­na­risch be­straft.

170Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS 1951 437; BBl 1949 II 137).

Sechster Abschnitt: Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit171

171Fassung gemäss Ziff. I 2 des BG vom 18. Juni 2010 über die Änderung von Bundesge-setzen zur Umsetzung des Römer Statuts des Internationalen Strafgerichtshofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 108

Völ­ker­mord

 

Mit le­bens­läng­li­cher Frei­heits­s­tra­fe oder mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter zehn Jah­ren wird be­straft, wer, in der Ab­sicht, ei­ne durch ih­re Staats­an­ge­hö­rig­keit, Ras­se, Re­li­gi­on oder eth­ni­sche, so­zia­le oder po­li­ti­sche Zu­ge­hö­rig­keit ge­kenn­zeich­ne­te Grup­pe als sol­che ganz oder teil­wei­se zu ver­nich­ten:

a.
Mit­glie­der die­ser Grup­pe tö­tet oder auf schwer­wie­gen­de Wei­se in ih­rer kör­per­li­chen oder geis­ti­gen Un­ver­sehrt­heit schä­digt;
b.
Mit­glie­der der Grup­pe Le­bens­be­din­gun­gen un­ter­wirft, die ge­eig­net sind, die Grup­pe ganz oder teil­wei­se zu ver­nich­ten;
c.
Mass­nah­men an­ord­net oder trifft, die auf die Ge­bur­ten­ver­hin­de­rung in­ner­halb der Grup­pe ge­rich­tet sind;
d.
Kin­der der Grup­pe ge­walt­sam in ei­ne an­de­re Grup­pe über­führt oder über­füh­ren lässt.

Art. 109

Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit

a. Vor­sätz­li­che Tö­tung

b. Aus­rot­tung

c. Ver­skla­vung

d. Frei­heits­be­rau­bung

e. Ver­schwin­den­las­sen von Per­so­nen

f. Fol­ter

g. Ver­let­zung der se­xu­el­len Selbst­be­stim­mung

h. Ver­trei­bung oder zwangs­wei­se Über­füh­rung

i. Ver­fol­gung und Apart­heid

j. An­de­re un­mensch­li­che Hand­lun­gen

 

1 Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren, wird be­straft, wer im Rah­men ei­nes aus­ge­dehn­ten oder sys­te­ma­ti­schen An­griffs ge­gen die Zi­vil­be­völ­ke­rung:

a.
einen Men­schen vor­sätz­lich tö­tet;
b.
vie­le Men­schen vor­sätz­lich tö­tet oder der Be­völ­ke­rung in der Ab­sicht, sie ganz oder teil­wei­se zu ver­nich­ten, Le­bens­be­din­gun­gen auf­er­legt, die ge­eig­net sind, de­ren Ver­nich­tung her­bei­zu­füh­ren;
c.
sich ein Ei­gen­tums­recht über einen Men­schen an­masst und über ihn ver­fügt, na­ment­lich in Form von Men­schen­han­del, se­xu­el­ler Aus­beu­tung oder Zwangs­ar­beit;
d.
ei­nem Men­schen un­ter Ver­sto­ss ge­gen die Grund­re­geln des Völ­ker­rechts in schwer­wie­gen­der Wei­se die Frei­heit ent­zieht;
e.
in der Ab­sicht, ei­ne Per­son für län­ge­re Zeit dem Schutz des Ge­set­zes zu ent­zie­hen:
1.
im Auf­trag oder mit Bil­li­gung ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on der Per­son die Frei­heit ent­zieht, wo­bei in der Fol­ge die Aus­kunft über ihr Schick­sal oder ih­ren Ver­bleib ver­wei­gert wird, oder
2.
im Auf­trag ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on oder ent­ge­gen ei­ner Rechts­pflicht die Aus­kunft über das Schick­sal oder den Ver­bleib die­ser Per­son ver­wei­gert;
f.
ei­nem un­ter sei­nem Ge­wahr­sam oder sei­ner Kon­trol­le ste­hen­den Men­schen gros­se Lei­den oder ei­ne schwe­re Schä­di­gung des Kör­pers oder der phy­si­schen oder psy­chi­schen Ge­sund­heit zu­fügt;
g.
ei­ne Per­son weib­li­chen Ge­schlechts ver­ge­wal­tigt oder, nach­dem sie ge­gen ih­ren Wil­len ge­schwän­gert wur­de, ge­fan­gen hält in der Ab­sicht, die eth­ni­sche Zu­sam­men­set­zung ei­ner Be­völ­ke­rung zu be­ein­flus­sen, ei­ne Per­son zur Dul­dung ei­ner se­xu­el­len Hand­lung von ver­gleich­ba­rer Schwe­re oder zur Pro­sti­tu­ti­on nö­tigt oder sie zwangs­wei­se ste­ri­li­siert;
h.
Men­schen aus dem Ge­biet, in dem sie sich recht­mäs­sig aufhal­ten, ver­treibt oder zwangs­wei­se an einen an­dern Ort über­führt;
i.
ei­ner Grup­pe von Men­schen aus po­li­ti­schen, ras­si­schen, eth­ni­schen, re­li­gi­ösen, so­zia­len oder an­de­ren völ­ker­rechts­wid­ri­gen Grün­den, im Zu­sam­men­hang mit ei­ner Tat nach dem sechs­ten Ab­schnitt oder dem sechs­ten Ab­schnittbis oder zwecks sys­te­ma­ti­scher Un­ter­drückung oder Be­herr­schung ei­ner ras­si­schen Grup­pe, in schwer­wie­gen­der Wei­se Grund­rech­te vor­ent­hält oder ent­zieht;
j.
ei­ne an­de­re un­mensch­li­che Hand­lung von ver­gleich­ba­rer Schwe­re wie die in die­sem Ab­satz ge­nann­ten Ver­bre­chen ver­übt und da­durch ei­nem Men­schen gros­se Lei­den oder ei­ne schwe­re Schä­di­gung des Kör­pers oder der phy­si­schen oder psy­chi­schen Ge­sund­heit zu­fügt.

2 In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3 In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben c–j kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.

Sechster Abschnitt : Kriegsverbrechen bis172

172Eingefügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Juni 2010 über die Änderung von Bundesge-setzen zur Umsetzung des Römer Statuts des Internationalen Strafgerichtshofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 110173

1. An­wen­dungs­be­reich

 

Die Ar­ti­kel 112–114 fin­den An­wen­dung im Zu­sam­men­hang mit in­ter­na­tio­na­len be­waff­ne­ten Kon­flik­ten ein­sch­liess­lich Be­set­zun­gen so­wie, so­weit aus der Na­tur der Straf­ta­ten nichts an­de­res her­vor­geht, im Zu­sam­men­hang mit nicht in­ter­na­tio­na­len be­waff­ne­ten Kon­flik­ten.

173Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 111174

2. Schwe­re Ver­let­zun­gen der Gen­fer Kon­ven­tio­nen

 

1 Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem in­ter­na­tio­na­len be­waff­ne­ten Kon­flikt ei­ne schwe­re Ver­let­zung der Gen­fer Kon­ven­tio­nen vom 12. Au­gust 1949175 durch ei­ne der fol­gen­den Hand­lun­gen ge­gen die nach die­sen Kon­ven­tio­nen ge­schütz­ten Per­so­nen oder Gü­ter be­geht:

a.
Vor­sätz­li­che Tö­tung;
b.
Gei­sel­nah­me;
c.
Ver­ur­sa­chung gros­ser Lei­den oder schwe­re Schä­di­gung des Kör­pers oder der phy­si­schen oder psy­chi­schen Ge­sund­heit, na­ment­lich durch Fol­ter, un­mensch­li­che Be­hand­lung oder bio­lo­gi­sche Ver­su­che;
d.
durch mi­li­tä­ri­sche Er­for­der­nis­se nicht ge­recht­fer­tig­te Zer­stö­rung oder An­eig­nung von Gut in gros­sem Aus­mass;
e.
Nö­ti­gung zur Dienst­leis­tung in den Streit­kräf­ten ei­ner feind­li­chen Macht;
f.
rechts­wid­ri­ge Ver­trei­bung, Über­füh­rung oder Ge­fan­genhal­tung;
g.
Ver­wei­ge­rung des Rechts auf ein un­par­tei­isches or­dent­li­ches Ge­richts­ver­fah­ren vor Ver­hän­gung oder Voll­stre­ckung ei­ner schwe­ren Stra­fe.

2 Hand­lun­gen nach Ab­satz 1, die im Zu­sam­men­hang mit ei­nem nicht in­ter­na­tio­na­len be­waff­ne­ten Kon­flikt be­gan­gen wer­den, sind den schwe­ren Ver­let­zun­gen des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts gleich­ge­stellt, wenn sie ge­gen ei­ne nach dem hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son oder ge­gen ein ge­schütz­tes Gut ge­rich­tet sind.

3 In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

4 In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben c–g kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.

174Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

175 Gen­fer Abk. vom 12. Aug. 1949 zur Ver­bes­se­rung des Lo­ses der Ver­wun­de­ten und Kran­ken der be­waff­ne­ten Kräf­te im Fel­de (GA I), SR 0.518.12; Gen­fer Abk. vom 12. Aug. 1949 zur Ver­bes­se­rung des Lo­ses der Ver­wun­de­ten, Kran­ken und Schiff­brü­chi­gen der be­waff­ne­ten Kräf­te zur See (GA II), SR 0.518.23; Gen­fer Abk. vom 12. Aug. 1949 über die Be­hand­lung der Kriegs­ge­fan­ge­nen (GA III), SR 0.518.42; Gen­fer Abk. vom 12. Aug. 1949 über den Schutz von Zi­vil­per­so­nen in Kriegs­zei­ten (GA IV), SR 0.518.51.

Art. 112176

3. An­de­re Kriegs­ver­bre­chen

a. An­grif­fe ge­gen zi­vi­le Per­so­nen und Ob­jek­te

 

1 Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt einen An­griff rich­tet:

a.
ge­gen die Zi­vil­be­völ­ke­rung als sol­che oder ge­gen Zi­vil­per­so­nen, die an den Feind­se­lig­kei­ten nicht un­mit­tel­bar teil­neh­men;
b.
ge­gen Per­so­nen, Ein­rich­tun­gen, Ma­te­ri­al oder Fahr­zeu­ge, die Teil ei­ner hu­ma­ni­tär­en Hilfs­mis­si­on oder ei­ner frie­den­ser­hal­ten­den Missi­on in Über­ein­stim­mung mit der Char­ta der Ver­ein­ten Na­tio­nen vom 26. Ju­ni 1945177 sind, so­lan­ge sie vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schützt sind;
c.
ge­gen zi­vi­le Ob­jek­te, un­ver­tei­dig­te Sied­lun­gen oder Ge­bäu­de oder ge­gen ent­mi­li­ta­ri­sier­te Zo­nen, die kein mi­li­tä­ri­sches Ziel dar­stel­len;
d.
ge­gen Sa­ni­täts­ein­hei­ten, Ge­bäu­de, Ma­te­ri­al oder Fahr­zeu­ge, die ein Schutz­zei­chen des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts ver­wen­den oder de­ren ge­schütz­ter Cha­rak­ter auch oh­ne Schutz­zei­chen er­kenn­bar ist, Kran­ken­häu­ser oder Sam­mel­plät­ze für Kran­ke und Ver­wun­de­te;
e.
ge­gen Kul­tur­gut oder mit sei­nem Schutz be­trau­te Per­so­nen oder sei­nem Trans­port die­nen­de Fahr­zeu­ge, ge­gen Ge­bäu­de, die re­li­gi­ösen Hand­lun­gen, der Kunst, Er­zie­hung, Wis­sen­schaft oder Wohl­tä­tig­keit die­nen, so­lan­ge sie vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schützt sind.

2 In be­son­ders schwe­ren Fäl­len von An­grif­fen ge­gen Per­so­nen kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3 In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.

176Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

177 SR 0.120

Art. 112a178

b. Un­ge­recht­fer­tig­te me­di­zi­ni­sche Be­hand­lung, Ver­let­zung­­en der se­xu­el­len Selbst­be­stim­mung und der Men­schen­wür­de

 

1 Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt:

a.
ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son kör­per­lich schwer schä­digt oder in ih­rer phy­si­schen oder psy­chi­schen Ge­sund­heit schwer ver­letzt oder ge­fähr­det, in­dem er sie ei­nem me­di­zi­ni­schen Ver­fah­ren un­ter­zieht, das nicht durch ih­ren Ge­sund­heits­zu­stand ge­bo­ten ist und das nicht mit all­ge­mein an­er­kann­ten me­di­zi­ni­schen Grund­sät­zen im Ein­klang steht;
b.
ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son weib­li­chen Ge­schlechts ver­ge­wal­tigt oder, nach­dem sie ge­gen ih­ren Wil­len ge­schwän­gert wur­de, ge­fan­gen hält in der Ab­sicht, die eth­ni­sche Zu­sam­men­set­zung ei­ner Be­völ­ke­rung zu be­ein­flus­sen, ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son zur Dul­dung ei­ner se­xu­el­len Hand­lung von ver­gleich­ba­rer Schwe­re oder zur Pro­sti­tu­ti­on nö­tigt oder sie zwangs­wei­se ste­ri­li­siert;
c.
ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son in schwer­wie­gen­der Wei­se ent­wür­di­gend oder er­nied­ri­gend be­han­delt.

2 In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3 In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.

178Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 112b179

c. Re­kru­tie­rung und Ver­wen­dung von Kin­der­sol­da­ten

 

1 Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer ein Kind un­ter fünf­zehn Jah­ren in Streit­kräf­te oder be­waff­ne­te Grup­pen ein­glie­dert, zu die­sem Zweck re­kru­tiert oder zur Teil­nah­me an be­waff­ne­ten Kon­flik­ten ver­wen­det.

2 In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Kin­der be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3 In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.

179Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 112c180

d. Ver­bo­te­ne Me­tho­den der Krieg­füh­rung

 

1 Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt:

a.
einen An­griff führt, ob­wohl er weiss oder an­neh­men muss, dass die­ser den Tod oder die Ver­wun­dung von Zi­vil­per­so­nen, die Be­schä­di­gung zi­vi­ler Ob­jek­te oder die weit­rei­chen­de, lang­fris­ti­ge und schwe­re Schä­di­gung der na­tür­li­chen Um­welt ver­ur­sa­chen wird, die in kei­nem Ver­hält­nis zum er­war­te­ten kon­kre­ten und un­mit­tel­ba­ren mi­li­tä­ri­schen Vor­teil ste­hen;
b.
ei­ne vom hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­recht ge­schütz­te Per­son als Schild be­nutzt, um Kampf­hand­lun­gen zu be­ein­flus­sen;
c.
als Me­tho­de der Krieg­füh­rung plün­dert, sich auf an­de­re Wei­se un­recht­mäs­sig Gut an­eig­net oder in ei­nem durch die Er­for­der­nis­se des Krie­ges nicht zwin­gend ge­bo­te­nen Aus­mass feind­li­ches Gut zer­stört oder be­schlag­nahmt, Zi­vil­per­so­nen le­bens­not­wen­di­ge Gü­ter vor­ent­hält oder Hilfs­lie­fe­run­gen be­hin­dert;
d.
einen geg­ne­ri­schen Kom­bat­tan­ten auf heim­tücki­sche Wei­se, oder nach­dem die­ser sich aus­ser Ge­fecht be­fin­det, tö­tet oder ver­wun­det;
e.
einen to­ten geg­ne­ri­schen Kom­bat­tan­ten ver­stüm­melt;
f.
als Be­fehls­ha­ber an­ord­net oder dem Geg­ner an­droht, nie­man­den am Le­ben zu las­sen;
g.
die Par­la­men­tär­flag­ge, die Flag­ge, Uni­form oder mi­li­tä­ri­sche Ab­zei­chen des Fein­des, der Ver­ein­ten Na­tio­nen oder Schutz­zei­chen des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts miss­braucht;
h.
als An­ge­hö­ri­ger ei­ner Be­set­zungs­macht einen Teil ih­rer Zi­vil­be­völ­ke­rung in das von ihr be­setz­te Ge­biet über­führt oder
die Be­völ­ke­rung des be­setz­ten Ge­bie­tes ganz oder teil­wei­se in­ner­halb oder aus­ser­halb des­sel­ben um­sie­delt.

2 In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft oder der Tä­ter grau­sam han­delt, kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe er­kannt wer­den.

3 In we­ni­ger schwe­ren Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr er­kannt wer­den.

180Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 112d181

e. Ein­satz ver­bo­te­ner Waf­fen

 

1 Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt:

a.
Gift oder ver­gif­te­te Waf­fen ver­wen­det;
b.
bio­lo­gi­sche oder che­mi­sche Waf­fen, ein­sch­liess­lich gif­ti­ger oder er­sti­cken­der Ga­se, Stof­fe und Flüs­sig­kei­ten, ver­wen­det;
c.
Ge­schos­se ver­wen­det, die sich im Kör­per des Men­schen leicht aus­deh­nen oder flach­drücken oder im Kör­per des Men­schen ex­plo­die­ren;
d.
Waf­fen ver­wen­det, wel­che als Haupt­wir­kung Ver­let­zun­gen durch Split­ter her­vor­ru­fen, die mit­tels Rönt­gen­strah­len nicht ent­deckt wer­den kön­nen;
e.
La­ser­waf­fen ver­wen­det, die als Haupt­wir­kung die dau­er­haf­te Er­blin­dung von Men­schen her­bei­füh­ren.

2 In be­son­ders schwe­ren Fäl­len kann auf le­bens­läng­li­che Frei­heits­stra­fe er­kannt wer­den.

181Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 113182

4. Bruch ei­nes Waf­fen­still­stan­des oder des Frie­dens. Ver­ge­hen ge­gen einen Par­la­men­tär. Ver­zö­ger­te Heim­schaf­fung von Kriegs­ge­fan­ge­nen.

 

Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer:

a.
die Kampf­hand­lun­gen fort­setzt, nach­dem er amt­lich oder dienst­lich Kennt­nis vom Ab­schluss ei­nes Waf­fen­still­stan­des oder des Frie­dens er­hal­ten hat, oder die Be­din­gun­gen des Waf­fen­still­stan­des auf an­de­re Wei­se ver­letzt;
b.
einen geg­ne­ri­schen Par­la­men­tär oder ei­ne sei­ner Be­gleit­per­so­nen miss­han­delt, be­schimpft oder oh­ne Grund zu­rück­hält;
c.
die Heim­schaf­fung von Kriegs­ge­fan­ge­nen nach Be­en­di­gung der Kampf­hand­lun­gen un­ge­recht­fer­tigt ver­zö­gert.

182Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 114183

5. An­de­re Ver­stös­se ge­gen das hu­ma­ni­täre Völ­ker­recht

 

1 Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer im Zu­sam­men­hang mit ei­nem be­waff­ne­ten Kon­flikt auf an­de­re Wei­se als nach den Ar­ti­keln 111–113 ei­ne Vor­schrift des hu­ma­ni­tär­en Völ­ker­rechts ver­letzt, de­ren Ver­let­zung durch das Völ­ker­ge­wohn­heits­recht oder ein in­ter­na­tio­na­les, von der Schweiz als ver­bind­lich an­er­kann­tes Über­ein­kom­men als straf­bar er­klärt wird.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

183Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Sechster Abschnitt : Gemeinsame Bestimmungen für den sechsten Abschnitt und den sechsten Abschnitt ter184bis

184Eingefügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Juni 2010 über die Änderung von Bundesge-setzen zur Umsetzung des Römer Statuts des Internationalen Strafgerichtshofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 114a

Straf­bar­keit des Vor­ge­setz­ten

 

1 Der Vor­ge­setz­te, der weiss, dass ei­ne ihm un­ter­stell­te Per­son ei­ne Tat nach dem sechs­ten Ab­schnitt oder dem sechs­ten Ab­schnittbis be­geht oder be­ge­hen wird, und der nicht an­ge­mes­se­ne Mass­nah­men er­greift, um die­se Tat zu ver­hin­dern, wird nach der glei­chen Straf­an­dro­hung wie der Tä­ter be­straft. Ver­hin­dert der Vor­ge­setz­te die Tat fahr­läs­sig nicht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

2 Der Vor­ge­setz­te, der weiss, dass ei­ne ihm un­ter­stell­te Per­son ei­ne Tat nach dem sechs­ten Ab­schnitt oder dem sechs­ten Ab­schnittbis be­gan­gen hat, und der nicht an­ge­mes­se­ne Mass­nah­men er­greift, um die Be­stra­fung des Tä­ters si­cher­zu­stel­len, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 114b

Aus­schluss der re­la­ti­ven Im­mu­ni­tät

 

Die Ver­fol­gung von Ta­ten nach dem sechs­ten Ab­schnitt oder dem sechs­ten Ab­schnittbis und nach Ar­ti­kel 114a be­darf kei­ner Er­mäch­ti­gung nach ei­ner der fol­gen­den Be­stim­mun­gen:

a.
Ar­ti­kel 14 und 15 des Ver­ant­wort­lich­keits­ge­set­zes vom 14. März 1958185;
b.
Ar­ti­kel 17 des Par­la­ments­ge­set­zes vom 13. De­zem­ber 2002186;
c.
Ar­ti­kel 61a des Re­gie­rungs- und Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 21. März 1997187;
d.
Ar­ti­kel 11 des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005188;
e.
Ar­ti­kel 12 des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005189;
f.
Ar­ti­kel 16 des Pa­tent­ge­richts­ge­set­zes vom 20. März 2009190;
g.
Ar­ti­kel 50 des Straf­be­hör­den­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 19. März 2010191.

Siebenter Abschnitt: Verbrechen oder Vergehen gegen Leib und Leben

Art. 115192

1. Tö­tung.

Vor­sätz­li­che Tö­tung

 

Wer vor­sätz­lich einen Men­schen tö­tet, oh­ne dass ei­ne der be­son­dern Vor­aus­set­zun­gen der nach­fol­gen­den Ar­ti­kel zu­trifft, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren be­straft.

192Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 116

Mord

 

1 Han­delt der Tä­ter be­son­ders skru­pel­los, sind na­ment­lich sein Be­weg­grund, der Zweck der Tat oder die Art der Aus­füh­rung be­son­ders ver­werf­lich, so ist die Stra­fe le­bens­läng­li­che Frei­heits­s­tra­fe oder Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter zehn Jah­ren.193

2 ...194

193Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

194Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 20. März 1992, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 117195

Tot­schlag

 

Han­delt der Tä­ter in ei­ner nach den Um­stän­den ent­schuld­ba­ren hef­ti­gen Ge­müts­be­we­gung oder un­ter gros­ser see­li­scher Be­las­tung, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem bis zu zehn Jah­ren196.

195Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

196 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 22 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 118197

Tö­tung auf Ver­lan­gen

 

Wer aus ach­tens­wer­ten Be­weg­grün­den, na­ment­lich aus Mit­leid, einen Men­schen auf des­sen ernst­haf­tes und ein­dring­li­ches Ver­lan­gen tö­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

197Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 119

Ver­lei­tung und Bei­hil­fe zu Selbst­mord

 

Wer aus selbst­süch­ti­gen Be­weg­grün­den je­man­den zum Selbst­mord ver­lei­tet oder ihm da­zu Hil­fe leis­tet, wird, wenn der Selbst­mord aus­ge­führt oder ver­sucht wur­de, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 120198

Fahr­läs­si­ge Tö­tung

 

Wer fahr­läs­sig den Tod ei­nes Men­schen ver­ur­sacht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

198Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 121199

2. Kör­per­ver­let­zung.

Schwe­re Kör­per­ver­let­zung

 

Wer vor­sätz­lich einen Men­schen le­bens­ge­fähr­lich ver­letzt,

wer vor­sätz­lich den Kör­per, ein wich­ti­ges Or­gan oder Glied ei­nes Men­schen ver­stüm­melt oder ein wich­ti­ges Or­gan oder Glied un­brauch­bar macht, einen Men­schen blei­bend ar­beits­un­fä­hig, ge­brech­lich oder geis­tes­krank macht, das Ge­sicht ei­nes Men­schen arg und blei­bend ent­stellt,

wer vor­sätz­lich ei­ne an­de­re schwe­re Schä­di­gung des Kör­pers oder der kör­per­li­chen oder geis­ti­gen Ge­sund­heit ei­nes Men­schen ver­ur­sacht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft.200

199 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

200 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 122

Ein­fa­che Kör­per­ver­let­zung. Tät­lich­kei­ten

 

1. Wer vor­sätz­lich einen Men­schen in an­de­rer Wei­se an Kör­per oder Ge­sund­heit schä­digt oder ge­gen ihn tät­lich wird, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2. und 3. ...201

201Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 123202

 

202Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 124

Fahr­läs­si­ge Kör­per­ver­let­zung

 

1. Wer fahr­läs­sig einen Men­schen an Kör­per oder Ge­sund­heit schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2. ...203

203Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1967, mit Wir­kung seit 1. März 1968 (AS 1968 212; BBl 1967 I 581).

Art. 125–127204

3. Ge­fähr­dung von Leib und Le­ben.

 

204Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 128205

Rauf­han­del

 

1 Wer sich an ei­nem Rauf­han­del be­tei­ligt, der den Tod oder die Kör­per­ver­let­zung ei­nes Men­schen zur Fol­ge hat, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Nicht straf­bar ist, wer aus­sch­liess­lich ab­wehrt oder die Strei­ten­den schei­det.

3 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

205Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

Art. 128a206

An­griff

 

1 Wer sich an ei­nem An­griff auf einen oder meh­re­re Men­schen be­tei­ligt, der den Tod oder die Kör­per­ver­let­zung ei­nes An­ge­grif­fe­nen oder

ei­nes Drit­ten zur Fol­ge hat, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe207 be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

206Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 23. Ju­ni 1989, in Kraft seit 1. Jan. 1990 (AS 1989 2449; BBl 1985 II 1009).

207 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 6 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Achter Abschnitt: Verbrechen oder Vergehen gegen das Vermögen208

208In den Art. 129–137b, in der Fassung der Änd. vom 17. Juni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290Ziff. II), ist die ursprüngliche Reihenfolge der Tatbestände nicht mehr eingehalten.

Art. 129209

Un­recht­mäs­si­ge An­eig­nung

 

1. Wer sich ei­ne frem­de be­weg­li­che Sa­che an­eig­net, um sich oder einen an­dern da­mit un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, wird, wenn nicht die be­son­de­ren Vor­aus­set­zun­gen der Ar­ti­kel 130–132 zu­tref­fen, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Hat der Tä­ter die Sa­che ge­fun­den oder ist sie ihm oh­ne sei­nen Wil­len zu­ge­kom­men oder han­delt er oh­ne Be­rei­che­rungs­ab­sicht, so wird er mit der glei­chen Stra­fe be­legt.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

209Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 130210

Ver­un­treu­ung

 

1. Wer sich ei­ne ihm an­ver­trau­te frem­de be­weg­li­che Sa­che an­eig­net, um sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern,

wer ihm an­ver­trau­te Ver­mö­gens­wer­te un­recht­mäs­sig in sei­nem oder ei­nes an­dern Nut­zen ver­wen­det,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Der Tä­ter kann mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe211 be­straft wer­den:

wenn er die Ver­un­treu­ung ge­gen­über ei­nem Vor­ge­setz­ten, Un­ter­ge­be­nen oder ei­nem Ka­me­ra­den, ge­gen­über sei­nem Quar­tier­ge­ber oder ei­ner zu des­sen Haus­stand ge­hö­ri­gen Per­son be­geht,

wenn er ei­ne ihm dienst­lich an­ver­trau­te Sa­che ver­un­treut.

3. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

210Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

211 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 7 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 131212

Dieb­stahl

 

1. Wer je­man­dem ei­ne frem­de be­weg­li­che Sa­che zur An­eig­nung weg­nimmt, um sich oder einen an­dern da­mit un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Der Dieb wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen213 be­straft,

wenn er einen Vor­ge­setz­ten, einen Un­ter­ge­be­nen oder einen Ka­me­ra­den bes­tiehlt,

wenn er den Dieb­stahl in ei­nem Raume be­geht, zu dem er in­fol­ge Kan­to­nie­rung oder Ein­quar­tie­rung er­leich­ter­ten Zu­tritt hat.

3. Der Dieb wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 90 Ta­ges­sät­zen214 be­straft, wenn er ge­werbs­mäs­sig stiehlt.

4. Der Dieb wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft,215

wenn er den Dieb­stahl als Mit­glied ei­ner Ban­de aus­führt, die sich zur fort­ge­setz­ten Ver­übung von Raub oder Dieb­stahl zu­sam­men­ge­fun­den hat,

wenn er zum Zweck des Dieb­stahls ei­ne Schuss­waf­fe oder ei­ne an­de­re ge­fähr­li­che Waf­fe mit sich führt oder

wenn er sonst wie durch die Art, wie er den Dieb­stahl be­geht, sei­ne be­son­de­re Ge­fähr­lich­keit of­fen­bart.

5. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

212Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

213 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 14 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

214 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 8 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

215 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 132216

Raub

 

1. Wer mit Ge­walt ge­gen ei­ne Per­son oder un­ter An­dro­hung ge­gen­wär­ti­ger Ge­fahr für Leib oder Le­ben oder nach­dem er den Be­trof­fe­nen zum Wi­der­stand un­fä­hig ge­macht hat, einen Dieb­stahl be­geht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft.217

Wer, bei ei­nem Dieb­stahl auf fri­scher Tat er­tappt, Nö­ti­gungs­hand­lun­gen nach Ab­satz 1 be­geht, um die ge­stoh­le­ne Sa­che zu be­hal­ten, wird mit der glei­chen Stra­fe be­legt.

2. Der Räu­ber wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr218 be­straft, wenn er zum Zweck des Rau­bes ei­ne Schuss­waf­fe oder ei­ne an­de­re ge­fähr­li­che Waf­fe mit sich führt.

3. Der Räu­ber wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter zwei Jah­ren be­straft,

wenn er den Raub als Mit­glied ei­ner Ban­de aus­führt, die sich zur fort­ge­setz­ten Ver­übung von Raub oder Dieb­stahl zu­sam­men­ge­fun­den hat,

wenn er sonst wie durch die Art, wie er den Raub be­geht, sei­ne be­son­de­re Ge­fähr­lich­keit of­fen­bart.

4. Die Stra­fe ist Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren, wenn der Tä­ter das Op­fer in Le­bens­ge­fahr bringt, ihm ei­ne schwe­re Kör­per­ver­let­zung zu­fügt oder es grau­sam be­han­delt.

216Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

217 Fas­sung ers­tes Lem­ma ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

218 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 10 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 133219

Sach­ent­zie­hung

 

1 Wer dem Be­rech­tig­ten oh­ne An­eig­nungs­ab­sicht ei­ne be­weg­li­che Sa­che ent­zieht und ihm da­durch einen er­heb­li­chen Nach­teil zu­fügt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

219Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 133a220

Un­recht­mäs­si­ge Ver­wen­dung von Ver­mö­gens­wer­ten

 

1 Wer Ver­mö­gens­wer­te, die ihm oh­ne sei­nen Wil­len zu­ge­kom­men sind, un­recht­mäs­sig in sei­nem oder ei­nes an­dern Nut­zen ver­wen­det, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

220Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 19942290; BBl 1991 II 969).

Art. 134221

Sach­be­schä­di­gung

 

1 Wer ei­ne Sa­che, an der ein frem­des Ei­gen­tums-, Ge­brauchs- oder Nutz­nies­sungs­recht be­steht, be­schä­digt, zer­stört oder un­brauch­bar macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3 Ver­ur­sacht der Tä­ter einen gros­sen Scha­den oder ver­wüs­tet er in Kriegs­zei­ten aus Bos­heit oder Mut­wil­len frem­des Ei­gen­tum, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr.

221Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 135222

Be­trug

 

1 Wer in der Ab­sicht, sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, je­man­den durch Vor­spie­ge­lung oder Un­ter­drückung von Tat­sa­chen arg­lis­tig ir­re­führt oder ihn in ei­nem Irr­tum arg­lis­tig be­stärkt und so den Ir­ren­den zu ei­nem Ver­hal­ten be­stimmt, wo­durch die­ser sich selbst oder einen an­dern am Ver­mö­gen schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Der Tä­ter wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft, wenn er den Be­trug ge­gen­über ei­nem Vor­ge­setz­ten, ei­nem Un­ter­ge­be­nen oder Ka­me­ra­den, ge­gen­über sei­nem Quar­tier­ge­ber oder ei­ner zu des­sen Haus­stand ge­hö­ri­gen Per­son be­geht.

3 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

4 Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 90 Ta­ges­sät­zen be­straft. ...223

222Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

223 Satz auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 136224

Zech­prel­le­rei

 

1. Wer sich in ei­nem Gast­ge­wer­be­be­trieb be­her­ber­gen, Spei­sen oder Ge­trän­ke vor­set­zen lässt oder an­de­re Dienst­leis­tun­gen be­an­sprucht und den Be­triebs­in­ha­ber um die Be­zah­lung prellt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

224Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS57 1269; BBl 1940 997). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 137225

Arg­lis­ti­ge Ver­mö­gens­schä­di­gung

 

1 Wer je­man­den oh­ne Be­rei­che­rungs­ab­sicht durch Vor­spie­ge­lung oder Un­ter­drückung von Tat­sa­chen arg­lis­tig ir­re­führt oder ihn in ei­nem Irr­tum arg­lis­tig be­stärkt und so den Ir­ren­den zu ei­nem Ver­hal­ten be­stimmt, wo­durch die­ser sich selbst oder einen an­dern am Ver­mö­gen schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

225Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 19942290; BBl 1991 II 969).

Art. 137a226

Er­pres­sung

 

1. Wer in der Ab­sicht, sich oder einen an­dern un­recht­mäs­sig zu be­rei­chern, je­man­den durch Ge­walt oder An­dro­hung ernst­li­cher Nach­tei­le zu ei­nem Ver­hal­ten be­stimmt, wo­durch die­ser sich sel­ber oder einen an­dern am Ver­mö­gen schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. ...227

2. Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig oder er­presst er die glei­che Per­son fort­ge­setzt, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu zehn Jah­ren be­straft.228

3. Wen­det der Tä­ter ge­gen ei­ne Per­son Ge­walt an oder be­droht er sie mit ei­ner ge­gen­wär­ti­gen Ge­fahr für Leib und Le­ben, so rich­tet sich die Stra­fe nach Ar­ti­kel 132.

4. Droht der Tä­ter mit ei­ner Ge­fahr für Leib und Le­ben vie­ler Men­schen oder mit schwe­rer Schä­di­gung von Sa­chen, an de­nen ein ho­hes öf­fent­li­ches In­ter­es­se be­steht, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

226Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

227 Satz auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

228Straf­dro­hung neu fest­ge­legt ge­mä­ssZiff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 137b229

Heh­le­rei

 

1. Wer ei­ne Sa­che, von der er weiss oder an­neh­men muss, dass sie ein an­de­rer durch ei­ne straf­ba­re Hand­lung ge­gen das Ver­mö­gen er­langt hat, er­wirbt, sich schen­ken lässt, zum Pfan­de nimmt, ver­heim­licht oder ver­äus­sern hilft, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Der Heh­ler wird nach der Straf­an­dro­hung der Vor­tat be­straft, wenn sie mil­der ist.

Ist die Vor­tat ein An­trags­de­likt, so wird die Heh­le­rei nur ver­folgt, wenn ein An­trag auf Ver­fol­gung der Vor­tat vor­liegt.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2. Han­delt der Tä­ter ge­werbs­mäs­sig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 90 Ta­ges­sät­zen be­straft. ...230

229Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

230 Satz auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 138

Ma­ro­de

 

1 Wer in Kriegs­zei­ten oder im ak­ti­ven Dienst ei­gen­mäch­tig und oh­ne ge­nü­gen­de Recht­fer­ti­gung Nah­rungs­mit­tel, Klei­dungs­stücke oder an­de­re Ge­gen­stän­de weg­nimmt, um sie zu ge­brau­chen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 139231

Plün­de­rung

 

1 Wer in Kriegs­zei­ten oder im ak­ti­ven Dienst plün­dert, sich auf an­de­re Wei­se un­recht­mäs­sig Gut an­eig­net oder Ge­walt an frem­dem Gut ver­übt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe nicht un­ter 60 Ta­ges­sät­zen be­straft.

2 Ver­übt der Tä­ter Ge­walt ge­gen ei­ne Per­son, be­droht er sie mit ei­ner un­mit­tel­ba­ren Ge­fahr für Leib oder Le­ben oder macht er sie in an­de­rer Wei­se zum Wi­der­stand un­fä­hig, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter fünf Jah­ren be­straft.

231 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 140232

 

232 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Neunter Abschnitt: Bestechung und ungetreue Geschäftsführung

Art. 141233

Be­ste­chen

 

Wer ei­nem An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee im Zu­sam­men­hang mit des­sen dienst­li­cher Tä­tig­keit für ei­ne pflicht­wid­ri­ge oder ei­ne im Er­mes­sen ste­hen­de Hand­lung oder Un­ter­las­sung zu des­sen Guns­ten oder zu Guns­ten ei­nes Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil an­bie­tet, ver­spricht oder ge­währt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

233 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf­rechts), in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1121; BBl 1999 5497).

Art. 141a234

Vor­teils­ge­wäh­rung

 

1 Wer ei­nem An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee im Hin­blick auf die Dienstaus­übung zu des­sen Guns­ten oder zu Guns­ten ei­nes Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil an­bie­tet, ver­spricht oder ge­währt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.235

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

234Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf­rechts), in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1121; BBl 1999 5497).

235 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 25. Sept. 2015 (Kor­rup­ti­onss­traf­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1287; BBl 2014 1287).

Art. 142236

Sich be­ste­chen las­sen

 

Wer im Zu­sam­men­hang mit sei­ner dienst­li­chen Tä­tig­keit für ei­ne pflicht­wid­ri­ge oder ei­ne im Er­mes­sen ste­hen­de Hand­lung oder Un­ter­las­sung für sich oder einen Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil for­dert, sich ver­spre­chen lässt oder an­nimmt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

236Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf­rechts), in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1121; BBl 1999 5497).

Art. 143237

Vor­teil­s­an­nah­me

 

1 Wer im Hin­blick auf die Dienstaus­übung für sich oder einen Drit­ten einen nicht ge­büh­ren­den Vor­teil for­dert, sich ver­spre­chen lässt oder an­nimmt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.238

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

237 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf­rechts), in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1121; BBl 1999 5497).

238 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 25. Sept. 2015 (Kor­rup­ti­onss­traf­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1287; BBl 2014 1287).

Art. 143a239

Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen für die Ar­ti­kel 141–143

 

1. Sind so­wohl die Schwe­re der Tat wie auch die Schuld der­art ge­ring, dass ei­ne Stra­fe un­an­ge­mes­sen wä­re, so ist von der Über­wei­sung an das Ge­richt oder der Be­stra­fung ab­zu­se­hen.

2. Kei­ne nicht ge­büh­ren­den Vor­tei­le sind dienst­recht­lich er­laub­te so­wie ge­ring­fü­gi­ge, so­zi­al üb­li­che Vor­tei­le.

239 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 22. Dez. 1999 (Re­vi­si­on des Kor­rup­ti­onss­traf­rechts), in Kraft seit 1. Mai 2000 (AS 2000 1121; BBl 1999 5497).

Art. 144

Un­ge­treue Ge­schäfts­be­sor­gung

 

1 Wer bei Be­sor­gung der mi­li­tä­ri­schen Ver­wal­tung, ins­be­son­de­re bei der Be­rech­nung, Aus­tei­lung oder sons­ti­gen Ver­wen­dung von Sold, Le­bens- oder Fut­ter­mit­teln, Mu­ni­ti­on oder an­dern Ge­gen­stän­den des mi­li­tä­ri­schen Be­darfs, die ihm an­ver­trau­ten In­ter­es­sen schä­digt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Han­delt der Tä­ter aus Ge­winn­sucht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe. ...241

3 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

241 Satz auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 144a242

 

242 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 144b243

Leich­ter Fall

 

Ein leich­ter Fall im Sin­ne der im ach­ten und neun­ten Ab­schnitt er­wähn­ten Be­stim­mun­gen liegt ins­be­son­de­re dann vor, wenn sich die Tat nur auf einen ge­rin­gen Ver­mö­gens­wert oder auf einen ge­rin­gen Scha­den rich­tet.

243 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Zehnter Abschnitt: Ehrverletzungen

Art. 145244

Üb­le Nach­re­de

 

1. Wer je­man­den bei ei­nem an­dern ei­nes un­eh­ren­haf­ten Ver­hal­tens oder an­de­rer Tat­sa­chen, die ge­eig­net sind, sei­nen Ruf zu schä­di­gen, be­schul­digt oder ver­däch­tigt,

wer ei­ne sol­che Be­schul­di­gung oder Ver­däch­ti­gung wei­ter ver­brei­tet,

wird auf An­trag des Ver­letz­ten oder der zur Er­tei­lung des Be­feh­les zur An­he­bung der Vor­un­ter­su­chung zu­stän­di­gen Stel­le mit Geld­stra­fe be­straft.245

2. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3. Be­weist der Be­schul­dig­te, dass die von ihm vor­ge­brach­te oder wei­ter ver­brei­te­te Äus­se­rung der Wahr­heit ent­spricht oder dass er ernst­haf­te Grün­de hat­te, sie in gu­ten Treu­en für wahr zu hal­ten, so ist er nicht straf­bar.

4. Der Be­schul­dig­te wird zum Be­weis nicht zu­ge­las­sen und ist straf­bar für Äus­se­run­gen, die oh­ne Wah­rung öf­fent­li­cher In­ter­es­sen oder sonst wie oh­ne be­grün­de­te Ver­an­las­sung vor­wie­gend in der Ab­sicht vor­ge­bracht oder ver­brei­tet wer­den, je­man­dem Üb­les vor­zu­wer­fen, ins­be­son­de­re, wenn sich die Äus­se­run­gen auf das Pri­vat- oder Fa­mi­li­en­le­ben be­zie­hen.

5. Nimmt der Tä­ter sei­ne Äus­se­run­gen als un­wahr zu­rück, so kann er mil­der be­straft oder ganz von Stra­fe be­freit wer­den.

6. Hat der Be­schul­dig­te den Wahr­heits­be­weis nicht er­bracht, oder sind sei­ne Äus­se­run­gen un­wahr oder nimmt der Be­schul­dig­te sie zu­rück, so hat der Rich­ter dies im Ur­teil oder in ei­ner an­dern Ur­kun­de fest­zu­stel­len.

7. ...246

244Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS 1951 437; BBl 1949 II 137).

245 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

246Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1980 (AS 1979 1037; BBl 1979 II 1).

Art. 146247

Ver­leum­dung

 

1. Wer je­man­den wi­der bes­se­res Wis­sen bei ei­nem an­dern ei­nes un­eh­ren­haf­ten Ver­hal­tens oder an­de­rer Tat­sa­chen, die ge­eig­net sind, sei­nen Ruf zu schä­di­gen, be­schul­digt oder ver­däch­tigt,

wer ei­ne sol­che Be­schul­di­gung oder Ver­däch­ti­gung wi­der bes­se­res Wis­sen ver­brei­tet,

wird auf An­trag des Ver­letz­ten oder der für die Er­tei­lung des Be­feh­les zur An­he­bung der Vor­un­ter­su­chung zu­stän­di­gen Stel­le mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.248

2. Ist der Tä­ter plan­mäs­sig dar­auf aus­ge­gan­gen, den gu­ten Ruf ei­ner Per­son zu un­ter­gra­ben, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen249.

3. Zieht der Tä­ter sei­ne Äus­se­run­gen vor dem Rich­ter als un­wahr zu­rück, so kann er mil­der be­straft wer­den. Der Rich­ter stellt dem Ver­letz­ten über den Rück­zug ei­ne Ur­kun­de aus.

4. ...250

247Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

248Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS 1951 437; BBl 1949 II 137).

249 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 24 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

250Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1980 (AS 1979 1037; BBl 1979 II 1).

Art. 147251

Ge­mein­sa­me Be­stim­mung

 

Der münd­li­chen üb­len Nach­re­de und der münd­li­chen Ver­leum­dung ist die Äus­se­rung durch Schrift, Bild, Ge­bär­de oder durch an­de­re Mit­tel gleich­ge­stellt.

251Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 148

Be­schimp­fung

 

1. Wer je­man­den in an­de­rer Wei­se durch Wort, Schrift, Bild, Ge­bär­de oder Tät­lich­kei­ten in sei­ner Eh­re an­greift, wird auf An­trag des Ver­letz­ten oder der für die Er­tei­lung des Be­feh­les zur An­he­bung der Vor­un­ter­su­chung zu­stän­di­gen Stel­le mit Geld­stra­fe bis zu 90 Ta­ges­sät­zen oder mit Bus­se be­straft.252

Rich­tet sich die Be­schimp­fung ge­gen einen Vor­ge­setz­ten oder Hö­he­ren, ge­gen ei­ne mi­li­tä­ri­sche Wa­che, ge­gen einen Un­ter­ge­be­nen oder im Ran­ge Nach­ste­hen­den, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2. Hat der Be­schimpf­te durch sein un­ge­bühr­li­ches Ver­hal­ten zu der Be­schimp­fung un­mit­tel­bar An­lass ge­ge­ben, so kann der Rich­ter den Tä­ter von Stra­fe be­frei­en.

Ist die Be­schimp­fung un­mit­tel­bar mit ei­ner Be­schimp­fung oder Tät­lich­keit er­wi­dert wor­den, so kann der Rich­ter einen Tä­ter oder bei­de von Stra­fe be­frei­en.

3. ...253

252Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS 1951 437; BBl 1949 II 137).

253Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1980 (AS 1979 1037; BBl 1977 II 1).

Art. 148a254

An­trags­recht

 

1 Das An­trags­recht er­lischt nach Ab­lauf von drei Mo­na­ten. Die Frist be­ginnt mit dem Tag, an wel­chem der Tä­ter der an­trags­be­rech­tig­ten Per­son be­kannt wird.255

2 Stellt ein An­trags­be­rech­tig­ter ge­gen einen an der Tat Be­tei­lig­ten Straf­an­trag, so sind al­le Be­tei­lig­ten zu ver­fol­gen.

3 Der Straf­an­trag kann zu­rück­ge­zo­gen wer­den, so­lan­ge das Ur­teil der zwei­ten In­stanz noch nicht er­öff­net ist.256

4 Wer sei­nen Straf­an­trag zu­rück­ge­zo­gen hat, kann ihn nicht noch­mals stel­len.

5 Zieht der Be­rech­tig­te sei­nen Straf­an­trag ge­gen­über ei­nem Be­schul­dig­ten zu­rück, so gilt der Rück­zug für al­le Be­schul­dig­ten. Er­hebt der Be­schul­dig­te ge­gen den Rück­zug des Straf­an­tra­ges Ein­spruch, so gilt der Rück­zug für ihn nicht.

254Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Dez. 1950, in Kraft seit 1. Ju­li 1951 (AS 1951 437; BBl 1949 II 137).

255 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

256 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 148b257

Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung

 

Die Ver­fol­gung der Ehr­ver­let­zun­gen ver­jährt in vier Jah­ren.

257Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979 (AS 1979 1037; BBl 1977 II 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 22. März 2002 (Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol­gung), in Kraft seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2986; BBl 2002 26731649).

Elfter Abschnitt: Verbrechen oder Vergehen gegen die Freiheit

Art. 149

Dro­hung

 

1 Wer je­man­den durch schwe­re Dro­hung in Schre­cken oder Angst ver­setzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 150

Nö­ti­gung

 

1 Wer je­man­den durch Ge­walt oder An­dro­hung ernst­li­cher Nach­tei­le oder durch an­de­re Be­schrän­kung sei­ner Hand­lungs­frei­heit nö­tigt, et­was zu tun, zu un­ter­las­sen oder zu dul­den, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.258

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

258Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 151259

 

259Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, mit Wir­kung seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1535; BBl 1980 I 1241).

Art. 151a260

Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung

 

1. Wer je­man­den un­recht­mäs­sig fest­nimmt oder ge­fan­gen hält oder je­man­dem in an­de­rer Wei­se un­recht­mäs­sig die Frei­heit ent­zieht,

wer je­man­den durch Ge­walt, List oder Dro­hung ent­führt,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Eben­so wird be­straft, wer je­man­den ent­führt, der ur­teil­s­un­fä­hig, wi­der­stand­s­un­fä­hig oder noch nicht 16 Jah­re alt ist.

260Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1535; BBl 1980 I 1241).

Art. 151b261

Er­schwe­ren­de Um­stän­de

 

Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung wer­den mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft,

wenn der Tä­ter ein Lö­se­geld zu er­lan­gen sucht,

wenn er das Op­fer grau­sam be­han­delt,

wenn der Ent­zug der Frei­heit mehr als zehn Ta­ge dau­ert oder

wenn die Ge­sund­heit des Op­fers er­heb­lich ge­fähr­det wird.

261Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1535; BBl 1980 I 1241).

Art. 151c262

Gei­sel­nah­me

 

1. Wer je­man­den der Frei­heit be­raubt, ent­führt oder sich sei­ner sonst wie be­mäch­tigt, um einen Drit­ten zu ei­ner Hand­lung, Un­ter­las­sung oder Dul­dung zu nö­ti­gen,

wer die von ei­nem an­de­ren auf die­se Wei­se ge­schaf­fe­ne La­ge aus­nützt, um einen Drit­ten zu nö­ti­gen,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2. Die Stra­fe ist Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren, wenn der Tä­ter droht, das Op­fer zu tö­ten, kör­per­lich schwer zu ver­let­zen oder grau­sam zu be­han­deln.

3. In be­son­ders schwe­ren Fäl­len, na­ment­lich wenn die Tat vie­le Men­schen be­trifft, kann der Tä­ter mit le­bens­läng­li­cher Frei­heits­s­tra­fe be­straft wer­den.

4.263 Tritt der Tä­ter von der Nö­ti­gung zu­rück und lässt er das Op­fer frei, so kann er mil­der be­straft wer­den (Art. 42a).

262Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1535; BBl 1980 I 1241).

263 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 151d264

Ver­schwin­den­las­sen

 

Mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr wird be­straft, wer in der Ab­sicht, ei­ne Per­son für län­ge­re Zeit dem Schutz des Ge­set­zes zu ent­zie­hen:

a.
im Auf­trag oder mit Bil­li­gung ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on der Per­son die Frei­heit ent­zieht, wo­bei in der Fol­ge die Aus­kunft über ihr Schick­sal oder ih­ren Ver­bleib ver­wei­gert wird; oder
b.
im Auf­trag ei­nes Staa­tes oder ei­ner po­li­ti­schen Or­ga­ni­sa­ti­on oder ent­ge­gen ei­ner Rechts­pflicht die Aus­kunft über das Schick­­sal oder den Ver­bleib die­ser Per­son ver­wei­gert.

264 Ein­ge­fügt durch An­hang 2 Ziff. 3 des BB vom 18. Dez. 2015 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des In­ter­na­tio­na­len Über­ein­kom­mens zum Schutz al­ler Per­so­nen vor dem Ver­schwin­den­las­sen, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 4687; BBl 2014 453).

Art. 152

Haus­frie­dens­bruch

 

1 Wer ge­gen den Wil­len des Be­rech­tig­ten in ein Haus, in ei­ne Woh­nung, in einen ab­ge­schlos­se­nen Raum ei­nes Hau­ses oder in einen un­mit­tel­bar zu ei­nem Hau­se ge­hö­ren­den um­frie­de­ten Platz, Hof oder Gar­ten oder in einen Werk­platz un­recht­mäs­sig ein­dringt oder, trotz der Auf­for­de­rung ei­nes Be­rech­tig­ten, sich zu ent­fer­nen, dar­in ver­weilt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.265

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

265Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Zwölfter Abschnitt: Strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität266

266Fassung gemäss Ziff. II des BG vom 21. Juni 1991, in Kraft seit 1. Okt. 1992 (AS 1992 16701678; BBl 1985 II 1009).

Art. 153

Se­xu­el­le Nö­ti­gung

 

1 Wer ei­ne Per­son zur Dul­dung ei­ner bei­schlaf­s­ähn­li­chen oder ei­ner an­de­ren se­xu­el­len Hand­lung nö­tigt, na­ment­lich in­dem er sie be­droht, Ge­walt an­wen­det, sie un­ter psy­chi­schen Druck setzt oder zum Wi­der­stand un­fä­hig macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Han­delt der Tä­ter grau­sam, ver­wen­det er na­ment­lich ei­ne ge­fähr­li­che Waf­fe oder einen an­de­ren ge­fähr­li­chen Ge­gen­stand, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren.

Art. 154

Ver­ge­wal­ti­gung

 

1 Wer ei­ne Per­son weib­li­chen Ge­schlechts zur Dul­dung des Bei­schlafs nö­tigt, na­ment­lich in­dem er sie be­droht, Ge­walt an­wen­det, sie un­ter psy­chi­schen Druck setzt oder zum Wi­der­stand un­fä­hig macht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr267 bis zu zehn Jah­ren be­straft.

2 Han­delt der Tä­ter grau­sam, ver­wen­det er na­ment­lich ei­ne ge­fähr­li­che Waf­fe oder einen an­de­ren ge­fähr­li­chen Ge­gen­stand, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren.

267 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 4 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979). Die­se Änd. wur­de im gan­zen zwei­ten Teil des ers­ten Bu­ches be­rück­sich­tigt.

Art. 155

Schän­dung

 

Wer ei­ne ur­teil­s­un­fä­hi­ge oder ei­ne zum Wi­der­stand un­fä­hi­ge Per­son in Kennt­nis ih­res Zu­stan­des zum Bei­schlaf, zu ei­ner bei­schlaf­s­ähn­li­chen oder ei­ner an­de­ren se­xu­el­len Hand­lung miss­braucht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Art. 155a268

 

268Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2003 (Straf­ver­fol­gung in der Ehe und in der Part­ner­schaft), mit Wir­kung seit 1. April 2004 (AS 2004 1403; BBl 200319091937).

Art. 156

Se­xu­el­le Hand­lun­gen mit Kin­dern

 

1. Wer mit ei­nem Kind un­ter 16 Jah­ren ei­ne se­xu­el­le Hand­lung vor­nimmt,

es zu ei­ner sol­chen Hand­lung ver­lei­tet oder

es in ei­ne sol­che Hand­lung ein­be­zieht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Die Hand­lung ist nicht straf­bar, wenn der Al­ters­un­ter­schied zwi­schen den Be­tei­lig­ten nicht mehr als drei Jah­re be­trägt.

3. Hat der Tä­ter zur Zeit der Tat das 20. Al­ters­jahr noch nicht zu­rück­ge­legt und lie­gen be­son­de­re Um­stän­de vor oder hat die ver­letz­te Per­son mit ihm die Ehe ge­schlos­sen oder ist sie mit ihm ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ein­ge­gan­gen, so kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de von der Über­wei­sung an das Ge­richt oder der Be­stra­fung ab­se­hen.269

4. Han­del­te der Tä­ter in der ir­ri­gen Vor­stel­lung, das Kind sei min­des­tens 16 Jah­re alt, hät­te er je­doch bei pflicht­ge­mäs­ser Vor­sicht den Irr­tum ver­mei­den kön­nen, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

5. ...270

6. ...271

269 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 22 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

270Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 21. März 1997, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1997 (AS 1997 1626; BBl 1996 IV 13181322).

271Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 21. März 1997 (AS 1997 1626; BBl 1996 IV 13181322). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 5. Okt. 2001 (Ver­jäh­rung der Straf­ver­fol­gung im all­ge­mei­nen und bei Se­xual­de­lik­ten an Kin­dern), mit Wir­kung seit 1. Okt. 2002 (AS 2002 2993; BBl 20002943).

Art. 157

Aus­nüt­zung der mi­li­tä­ri­schen Stel­lung

 

Wer un­ter Aus­nüt­zung sei­ner mi­li­tä­ri­schen Stel­lung die Dul­dung oder Vor­nah­me ei­ner se­xu­el­len Hand­lung er­langt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.

Art. 158

 

Auf­ge­ho­ben

Art. 159

Ex­hi­bi­tio­nis­mus

 

1 Wer ei­ne ex­hi­bi­tio­nis­ti­sche Hand­lung vor­nimmt, wird mit Geld­stra­fe be­straft.272

2 Un­ter­zieht sich der Tä­ter ei­ner ärzt­li­chen Be­hand­lung, so kann das Straf­ver­fah­ren ein­ge­stellt wer­den. Es wird wie­der auf­ge­nom­men, wenn sich der Tä­ter der Be­hand­lung ent­zieht.

3 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

272 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 159a

Se­xu­el­le Be­läs­ti­gun­gen

 

1 Wer vor je­man­dem, der dies nicht er­war­tet, ei­ne se­xu­el­le Hand­lung vor­nimmt und da­durch Är­ger­nis er­regt,

wer je­man­den tät­lich oder in gro­ber Wei­se durch Wor­te se­xu­ell be­läs­tigt,

wird mit Bus­se be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 159b

Ge­mein­sa­me Be­ge­hung

 

Wird ei­ne straf­ba­re Hand­lung die­ses Ab­schnit­tes ge­mein­sam von meh­re­ren Per­so­nen aus­ge­führt, so kann der Rich­ter die Stra­fe er­hö­hen, darf je­doch das höchs­te Mass der an­ge­droh­ten Stra­fe nicht um mehr als die Hälf­te über­schrei­ten. Da­bei ist er an das ge­setz­li­che Höchst­mass der Straf­art ge­bun­den.

Dreizehnter Abschnitt: Gemeingefährliche Verbrechen oder Vergehen

Art. 160273

Brand­stif­tung

 

1 Wer vor­sätz­lich zum Scha­den ei­nes an­dern oder un­ter Her­bei­füh­rung ei­ner Ge­mein­ge­fahr ei­ne Feu­ers­brunst ver­ur­sacht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2 Bringt der Tä­ter wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen in Ge­fahr oder zer­stört er in Kriegs­zei­ten durch die Brand­stif­tung der Ar­mee die­nen­de Sa­chen, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren.

3 Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

273Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 160a274

Fahr­läs­si­ge Ver­ur­sa­chung ei­ner Feu­ers­brunst

 

1 Wer fahr­läs­sig zum Scha­den ei­nes an­de­ren oder un­ter Her­bei­füh­rung ei­ner Ge­mein­ge­fahr ei­ne Feu­ers­brunst ver­ur­sacht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

2 Bringt der Tä­ter fahr­läs­sig Leib und Le­ben von Men­schen in Ge­fahr, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe.

274Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941 (AS 57 1269; BBl 1940 997). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 161

Ver­ur­sa­chung ei­ner Ex­plo­si­on

 

1. Wer vor­sätz­lich ei­ne Ex­plo­si­on von Gas, Ben­zin, Pe­tro­le­um oder ähn­li­chen Stof­fen ver­ur­sacht und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

Zer­stört der Tä­ter in Kriegs­zei­ten der Ar­mee die­nen­de Sa­chen, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 162

Ge­fähr­dung durch Spreng­stof­fe und gif­ti­ge Ga­se in ver­bre­che­ri­scher Ab­sicht

 

1 Wer vor­sätz­lich und in ver­bre­che­ri­scher Ab­sicht durch Spreng­stof­fe oder gif­ti­ge Ga­se Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

2 Ist nur Ei­gen­tum in un­be­deu­ten­dem Um­fang ge­fähr­det wor­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

3 Zer­stört der Tä­ter in Kriegs­zei­ten der Ar­mee die­nen­de Sa­chen, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren be­straft.

Art. 163275

Ge­fähr­dung oh­ne ver­bre­che­ri­sche Ab­sicht. Fahr­läs­si­ge Ge­fähr­dung

 

1 Wer vor­sätz­lich, je­doch oh­ne ver­bre­che­ri­sche Ab­sicht, oder wer fahr­läs­sig durch Spreng­stof­fe oder gif­ti­ge Ga­se Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.276

275Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

276 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 Abs. 25 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 164277

Her­stel­len, Ver­ber­gen, Wei­ter­schaf­fen von Spreng­stof­fen und gif­ti­gen Ga­sen

 

1 Wer Spreng­stof­fe oder gif­ti­ge Ga­se her­stellt, die, wie er weiss oder an­neh­men muss, zu ver­bre­che­ri­schem Ge­brauch be­stimmt sind, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von sechs Mo­na­ten bis zu zehn Jah­ren be­straft.278

2 Wer Spreng­stof­fe, gif­ti­ge Ga­se oder Stof­fe, die zu de­ren Her­stel­lung ge­eig­net sind, sich ver­schafft, ei­nem an­dern über­gibt, von ei­nem an­dern über­nimmt, auf­be­wahrt, ver­birgt oder weiter­schafft, wird, wenn er weiss oder an­neh­men muss, dass sie zu ver­bre­che­ri­schem Ge­brauch be­stimmt sind, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.

3 Wer je­man­dem, der, wie er weiss oder an­neh­men muss, einen ver­b­re­che­ri­schen Ge­brauch von Spreng­stof­fen oder gif­ti­gen Ga­sen plant, zu de­ren Her­stel­lung An­lei­tung gibt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.

277Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

278 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 165

Ver­ur­sa­chung ei­ner Über­schwem­mung oder ei­nes Ein­stur­zes

 

1. Wer vor­sätz­lich ei­ne Über­schwem­mung oder den Ein­sturz ei­nes Bau­werks oder den Ab­sturz von Erd- und Fels­mas­sen ver­ur­sacht und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.279

Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

Zer­stört der Tä­ter in Kriegs­zei­ten der Ar­mee die­nen­de Sa­chen, so wird er mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter drei Jah­ren be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

279Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 166

Be­schä­di­gung von elek­tri­schen An­la­gen, Was­ser­bau­ten und Schutz­vor­rich­tun­gen

 

1. Wer vor­sätz­lich

elek­tri­sche An­la­gen,

Was­ser­bau­ten, na­ment­lich Däm­me, Weh­re, Dei­che, Schleu­sen,

Schutz­vor­rich­tun­gen ge­gen Na­tur­er­eig­nis­se, so ge­gen Berg­sturz oder La­wi­nen,

zer­stört oder be­schä­digt und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe nicht un­ter ei­nem Jahr be­straft.

Ist nur ein ge­rin­ger Scha­den ent­stan­den, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe er­kannt wer­den.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 167280

Ver­brei­ten mensch­li­cher Krank­hei­ten

 

Wer aus ge­mei­ner Ge­sin­nung ei­ne ge­fähr­li­che über­trag­ba­re mensch­li­che Krank­heit ver­brei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem bis zu fünf Jah­ren be­straft.

280 Fas­sung ge­mä­ss Art. 86 Ziff. 2 des Epi­de­mien­ge­set­zes vom 28. Sept. 2012 , in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 1435; BBl 2011 311).

Art. 168

Ver­brei­ten ei­ner Tier­seu­che

 

1. Wer vor­sätz­lich ei­ne Seu­che un­ter Haus­tie­ren ver­brei­tet, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Hat der Tä­ter aus ge­mei­ner Ge­sin­nung einen gros­sen Scha­den ver­ur­sacht, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu fünf Jah­ren.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 169

Ver­un­rei­ni­gung des Trink­was­sers

 

1 Wer vor­sätz­lich das Trink­was­ser für Men­schen oder Haus­tie­re mit ge­sund­heits­schäd­li­chen Stof­fen ver­un­rei­nigt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.

2 Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

Art. 169a282

Stö­rung des öf­fent­li­chen Ver­kehrs

 

1. Wer vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig den öf­fent­li­chen Ver­kehr, na­ment­lich den Ver­kehr auf der Stras­se, auf dem Was­ser oder in der Luft hin­dert, stört oder ge­fähr­det und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen in Ge­fahr bringt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so wird er in leich­ten Fäl­len dis­zi­pli­na­risch be­straft.

2. Bringt der Tä­ter wis­sent­lich Leib und Le­ben vie­ler Men­schen in Ge­fahr, so kann auf Frei­heits­s­tra­fe von ei­nem Jahr bis zu zehn Jah­ren er­kannt wer­den.

3. Zif­fer 1 fin­det kei­ne An­wen­dung auf Ver­kehrs­ge­fähr­dun­gen, be­gan­gen durch Ver­let­zung von Stras­sen­ver­kehrs­vor­schrif­ten.

282Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941 (AS 57 1269; BBl 1940 997). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1967, in Kraft seit 1. März 1968 (AS 1968 212; BBl 1967 I 581).

Art. 170283

Stö­rung des Ei­sen­bahn­ver­kehrs

 

1 Wer vor­sätz­lich den Ei­sen­bahn­ver­kehr hin­dert, stört oder ge­fähr­det und da­durch wis­sent­lich Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum in Ge­fahr bringt, na­ment­lich die Ge­fahr ei­ner Ent­glei­sung oder ei­nes Zu­sam­men­stos­ses her­bei­führt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig und wer­den da­durch Leib und Le­ben von Men­schen oder frem­des Ei­gen­tum er­heb­lich ge­fähr­det, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

283Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 171

Stö­rung von Be­trie­ben, die der All­ge­mein­heit die­nen

 

1.284 Wer vor­sätz­lich den Be­trieb ei­ner öf­fent­li­chen Ver­kehrs­an­stalt, na­ment­lich den Ei­sen­bahn-, Post-, Te­le­gra­fen- oder Te­le­fon­be­trieb hin­dert, stört oder ge­fähr­det,

wer vor­sätz­lich den Be­trieb ei­ner zur all­ge­mei­nen Ver­sor­gung mit Was­ser, Licht, Kraft oder Wär­me die­nen­den An­stalt oder An­la­ge hin­dert, stört oder ge­fähr­det,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Han­delt der Tä­ter fahr­läs­sig, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

284Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 171a285

Öf­fent­li­che Auf­for­de­rung zu Ver­bre­chen oder zur Ge­walt­tä­tig­keit

 

1 Wer öf­fent­lich zu ei­nem Ver­bre­chen auf­for­dert, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

1bis Die öf­fent­li­che Auf­for­de­rung zum Völ­ker­mord (Art. 108), der ganz oder teil­wei­se in der Schweiz be­gan­gen wer­den soll, ist auch straf­bar, wenn die Auf­for­de­rung im Aus­land er­folgt.286

2 Wer öf­fent­lich zu ei­nem Ver­ge­hen mit Ge­walt­tä­tig­keit ge­gen Men­schen oder Sa­chen auf­for­dert, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

285Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1535; BBl 1980 I 1241).

286Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge­set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 171b287

Straf­ba­re Vor­be­rei­tungs­hand­lun­gen

 

1 Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer plan­mäs­sig kon­kre­te tech­ni­sche oder or­ga­ni­sa­to­ri­sche Vor­keh­run­gen trifft, de­ren Art und Um­fang zei­gen, dass er sich an­schickt, ei­ne der fol­gen­den straf­ba­ren Hand­lun­gen aus­zu­füh­ren:

a.
Völ­ker­mord (Art. 108);
b.
Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (Art. 109);
c.
Kriegs­ver­bre­chen (Art. 111–112d);
d.
Vor­sätz­li­che Tö­tung (Art. 115);
e.
Mord (Art. 116);
f.
Schwe­re Kör­per­ver­let­zung (Art. 121);
g.
Raub (Art. 132);
h.
Frei­heits­be­rau­bung und Ent­füh­rung (Art. 151a);
i.
Gei­sel­nah­me (Art. 151c);
ibis.288
Ver­schwin­den­las­sen (Art. 151d);
j.
Brand­stif­tung (Art. 160).289

2 Führt der Tä­ter aus ei­ge­nem An­trieb die Vor­be­rei­tungs­hand­lung nicht zu En­de, so bleibt er straf­los.

3 Straf­bar ist auch, wer die Vor­be­rei­tungs­hand­lung im Aus­land be­geht, wenn die be­ab­sich­tig­ten straf­ba­ren Hand­lun­gen in der Schweiz ver­übt wer­den sol­len. Ar­ti­kel 10 Ab­satz 2 ist an­wend­bar.290

287Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981, in Kraft seit 1. Okt. 1982 (AS 1982 1535; BBl 1980 I 1241).

288 Ein­ge­fügt durch An­hang 2 Ziff. 3 des BB vom 18. Dez. 2015 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des In­ter­na­tio­na­len Über­ein­kom­mens zum Schutz al­ler Per­so­nen vor dem Ver­schwin­den­las­sen, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 4687; BBl 2014 453).

289 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

290 Fas­sung des Sat­zes ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 171c292

Dis­kri­mi­nie­rung und Auf­ruf zu Hass

 

1 Wer öf­fent­lich ge­gen ei­ne Per­son oder ei­ne Grup­pe von Per­so­nen we­gen ih­rer Ras­se, Eth­nie, Re­li­gi­on oder se­xu­el­len Ori­en­tie­rung zu Hass oder zu Dis­kri­mi­nie­rung auf­ruft,

wer öf­fent­lich Ideo­lo­gi­en ver­brei­tet, die auf die sys­te­ma­ti­sche Her­ab­set­zung oder Ver­leum­dung die­ser Per­so­nen oder Per­so­nen­grup­pen ge­rich­tet sind,

wer mit dem glei­chen Ziel Pro­pa­gan­daak­tio­nen or­ga­ni­siert, för­dert oder dar­an teil­nimmt,

wer öf­fent­lich durch Wort, Schrift, Bild, Ge­bär­den, Tät­lich­kei­ten oder in an­de­rer Wei­se ei­ne Per­son oder ei­ne Grup­pe von Per­so­nen we­gen ih­rer Ras­se, Eth­nie, Re­li­gi­on oder se­xu­el­len Ori­en­tie­rung in ei­ner ge­gen die Men­schen­wür­de ver­stos­sen­den Wei­se her­ab­setzt oder dis­kri­mi­niert oder aus ei­nem die­ser Grün­de Völ­ker­mord oder an­de­re Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit leug­net, gröb­lich ver­harm­lost oder zu recht­fer­ti­gen sucht,

wer ei­ne von ihm an­ge­bo­te­ne Leis­tung, die für die All­ge­mein­heit be­stimmt ist, ei­ner Per­son oder ei­ner Grup­pe von Per­so­nen we­gen ih­rer Ras­se, Eth­nie, Re­li­gi­on oder se­xu­el­len Ori­en­tie­rung ver­wei­gert,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.293

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

292Ein­ge­fügt durch Art. 2 des BG vom 18. Ju­ni 1993, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2887; BBl 1992 III 269).

293Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 14. Dez. 2018 (Dis­kri­mi­nie­rung und Auf­ruf zu Hass auf­grund der se­xu­el­len Ori­en­tie­rung), in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2020 1609; BBl 2018 37735231).

Vierzehnter Abschnitt: Urkundenfälschung

Art. 172294

Ur­kun­den­fäl­schung

 

1. Wer in der Ab­sicht, je­man­den am Ver­mö­gen oder an an­dern Rech­ten zu schä­di­gen oder sich oder ei­nem an­dern einen un­recht­mäs­si­gen Vor­teil zu ver­schaf­fen,

ei­ne Ur­kun­de fälscht oder ver­fälscht, die ech­te Un­ter­schrift oder das ech­te Hand­zei­chen ei­nes an­dern zur Her­stel­lung ei­ner un­ech­ten Ur­kun­de be­nützt oder ei­ne recht­lich er­heb­li­che Tat­sa­che un­rich­tig be­ur­kun­det oder be­ur­kun­den lässt,

ei­ne Ur­kun­de die­ser Art zur Täu­schung ge­braucht,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. In be­son­ders leich­ten Fäl­len kann auf Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe oder auf dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung er­kannt wer­den.

294Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Art. 173295

Er­schlei­chung ei­ner falschen Be­ur­kun­dung

 

Wer durch Täu­schung be­wirkt, dass sein Vor­ge­setz­ter, ein Be­am­ter oder ei­ne Per­son öf­fent­li­chen Glau­bens ei­ne recht­lich er­heb­li­che Tat­sa­che un­rich­tig be­ur­kun­det, na­ment­lich ei­ne falsche Un­ter­schrift oder ei­ne un­rich­ti­ge Ab­schrift be­glau­bigt,

wer ei­ne so er­schli­che­ne Ur­kun­de ge­braucht, um einen an­dern über die dar­in be­ur­kun­de­te Tat­sa­che zu täu­schen,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

295Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 174296

Un­ter­drückung von Ur­kun­den

 

Wer ei­ne Ur­kun­de, über die er nicht al­lein ver­fü­gen darf, be­schä­digt, ver­nich­tet, bei­sei­te schafft oder ent­wen­det, in der Ab­sicht, je­man­den am Ver­mö­gen oder an an­dern Rech­ten zu schä­di­gen oder sich oder ei­nem an­dern einen un­recht­mäs­si­gen Vor­teil zu ver­schaf­fen, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

296Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997)

Art. 175297

Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen

 

1 Ur­kun­den sind Schrif­ten, die be­stimmt und ge­eig­net sind, oder Zei­chen, die be­stimmt sind, ei­ne Tat­sa­che von recht­li­cher Be­deu­tung zu be­wei­sen. Die Auf­zeich­nung auf Bild- und Da­ten­trä­gern steht der Schrift­form gleich, so­fern sie dem­sel­ben Zweck dient.298

2 Öf­fent­li­che Ur­kun­den sind die von ei­ner Be­hör­de, die von ei­nem Be­am­ten kraft sei­nes Am­tes und die von ei­ner Per­son öf­fent­li­chen Glau­bens in die­ser Ei­gen­schaft aus­ge­stell­ten Ur­kun­den. Nicht als öf­fent­li­che Ur­kun­den gel­ten Schrift­stücke, die von der Ver­wal­tung der wirt­schaft­li­chen Un­ter­neh­mun­gen und Mo­no­pol­be­trie­be des Staa­tes oder an­de­rer öf­fent­lich-recht­li­cher Kör­per­schaf­ten und An­stal­ten in zi­vil­recht­li­chen Ge­schäf­ten aus­ge­stellt wer­den.

3 Die Ar­ti­kel 172–174 fin­den auch An­wen­dung auf Ur­kun­den des Aus­lan­des.

297Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997)

298Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 17. Ju­ni 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1995 (AS 1994 2290; BBl 1991 II 969).

Fünfzehnter Abschnitt: Verbrechen oder Vergehen gegen die Rechtspflege

Art. 176

Be­güns­ti­gung

 

1 Wer je­man­den der Straf­ver­fol­gung, dem Straf­voll­zug oder dem Voll­zug ei­ner der in den Ar­ti­keln 59–61, 63 und 64 des Straf­ge­setz­bu­ches299 vor­ge­se­he­nen Mass­nah­men ent­zieht, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.300

1bis Eben­so wird be­straft, wer je­man­den, der im Aus­land we­gen ei­nes Ver­bre­chens nach Ar­ti­kel 59 die­ses Ge­set­zes ver­folgt wird oder ver­ur­teilt wur­de, der dor­ti­gen Straf­ver­fol­gung oder dem dor­ti­gen Voll­zug ei­ner Frei­heits­s­tra­fe oder ei­ner Mass­nah­me im Sin­ne der Ar­ti­kel 59‑61, 63 und 64 des Straf­ge­setz­bu­ches ent­zieht.301

2 In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

3 Steht der Tä­ter in so na­hen Be­zie­hun­gen zu dem Be­güns­tig­ten, dass sein Ver­hal­ten ent­schuld­bar ist, so kann der Rich­ter von ei­ner Be­stra­fung Um­gang neh­men.

299 SR 311.0

300 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

301Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 9. Okt. 1981 (AS 1982 1535; BBl 1980 I 1241). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 177

Be­frei­ung von Ge­fan­ge­nen

 

1.302 Wer mit Ge­walt, Dro­hung oder List einen Ar­re­stan­ten, einen Ver­haf­te­ten, einen Ge­fan­ge­nen oder einen an­dern auf amt­li­che Anord­nung in ei­ne An­stalt Ein­ge­wie­se­nen be­freit oder ihm zur Flucht be­hilf­lich ist, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Wird die Tat von ei­nem zu­sam­men­ge­rot­te­ten Hau­fen be­gan­gen, so wird je­der, der an der Zu­sam­men­rot­tung teil­nimmt, mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

Der Teil­neh­mer, der Ge­walt an Per­so­nen oder Sa­chen ver­übt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe nicht un­ter 30 Ta­ges­sät­zen be­straft.

302Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 178303

Falsche An­schul­di­gung

 

1. Wer einen Nicht­schul­di­gen wi­der bes­se­res Wis­sen bei ei­ner mi­li­tä­ri­schen oder bür­ger­li­chen Stel­le ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens be­schul­digt, in der Ab­sicht, ei­ne Straf­ver­fol­gung ge­gen ihn her­bei­zu­füh­ren,

wer in an­de­rer Wei­se arg­lis­ti­ge Ver­an­stal­tun­gen trifft, in der Ab­sicht, ei­ne Straf­ver­fol­gung ge­gen einen Nicht­schul­di­gen her­bei­zu­füh­ren,

wird mit Frei­heits­s­tra­fe oder Geld­stra­fe be­straft.

2. Be­trifft die falsche An­schul­di­gung ei­ne Über­tre­tung oder einen Dis­zi­pli­nar­feh­ler, so ist die Stra­fe Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

303Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Art. 179304

Falsches Zeug­nis. Falsches Gut­ach­ten. Falsche Über­set­zung

 

1 Wer in ei­nem Mi­li­tär­straf­ver­fah­ren als Zeu­ge, Sach­ver­stän­di­ger, Über­set­zer oder Dol­met­scher zur Sa­che falsch aus­sagt, einen falschen Be­fund oder ein falsches Gut­ach­ten ab­gibt oder falsch über­setzt, wird mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu fünf Jah­ren oder Geld­stra­fe be­straft.

2 Be­zieht sich die falsche Äus­se­rung auf Tat­sa­chen, die für die rich­ter­li­che Ent­schei­dung un­er­heb­lich sind, so ist die Stra­fe Geld­stra­fe.305

304Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

305 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

Art. 179a306

Straf­mil­de­run­gen

 

1 Be­rich­tigt der Tä­ter sei­ne falsche An­schul­di­gung (Art. 178) oder sei­ne falsche Aus­sa­ge (Art. 179) aus ei­ge­nem An­trieb und be­vor durch sie ein Rechts­nach­teil für einen an­dern ent­stan­den ist, so kann der Rich­ter die Stra­fe mil­dern (Art. 42a) oder von ei­ner Be­stra­fung Um­gang neh­men.

2 Hat der Tä­ter ei­ne falsche Äus­se­rung ge­tan (Art. 179), weil er durch die wah­re Aus­sa­ge sich oder sei­ne An­ge­hö­ri­gen der Ge­fahr straf­recht­li­cher Ver­fol­gung aus­set­zen wür­de, so kann der Rich­ter die Stra­fe mil­dern (Art. 42a).

306Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941 (AS 57 1269; BBl 1940 997). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 179b307

Ver­fah­ren vor in­ter­na­tio­na­len Ge­rich­ten

 

Die Ar­ti­kel 179 und 179a fin­den auch An­wen­dung auf Ver­fah­ren vor in­ter­na­tio­na­len Ge­rich­ten, de­ren Zu­stän­dig­keit die Schweiz als ver­bind­lich an­er­kennt.

307 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 22. Ju­ni 2001 (Rechts­pfle­ge­de­lik­te vor in­ter­na­tio­na­len Ge­rich­ten), in Kraft seit 1. Ju­li 2002 (AS 2002 14911492; BBl 2001 391).

Zweites Buch: Disziplinarstrafordnung308

308Fassung gemäss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Erster Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 180

Dis­zi­pli­nar­feh­ler

 

1 Einen Dis­zi­pli­nar­feh­ler be­geht, so­fern das Ver­hal­ten nicht als Ver­bre­chen, Ver­ge­hen oder Über­tre­tung straf­bar ist, wer:

a.
sei­nen dienst­li­chen Pflich­ten zu­wi­der­han­delt oder den Dienst­be­trieb stört;
b.
öf­fent­li­ches Är­ger­nis er­regt;
c.
Grund­re­geln des An­stands ver­letzt oder gro­ben Un­fug treibt.

2 Dem Dis­zi­pli­nar­feh­ler gleich­ge­stellt sind:

a.
leich­te Fäl­le von Straf­ta­ten, für die das ers­te Buch dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung vor­sieht;
b.
leich­te Fäl­le von Wi­der­hand­lun­gen ge­gen die Ge­setz­ge­bung des Bun­des über den Stras­sen­ver­kehr ge­mä­ss den Be­stim­mun­gen von Ar­ti­kel 218 Ab­satz 3;
c.
Wi­der­hand­lun­gen ge­gen das BetmG309 ge­mä­ss den Be­stim­mun­gen von Ar­ti­kel 218 Ab­satz 4.

Art. 181

Straf­bar­keit

 

1 Straf­bar ist nur, wer schuld­haft han­delt, sei es vor­sätz­lich oder fahr­läs­sig.

2 Vor­sätz­lich han­delt, wer die Tat mit Wis­sen und Wil­len be­geht.

3 Fahr­läs­sig han­delt, wer die Fol­ge sei­nes Ver­hal­tens aus pflicht­wid­ri­ger Un­vor­sich­tig­keit nicht be­dacht oder dar­auf nicht Rück­sicht ge­nom­men hat. Pflicht­wid­rig ist die Un­vor­sich­tig­keit, wenn der Tä­ter die Vor­sicht nicht wal­ten lässt, zu der er nach den Um­stän­den und nach sei­nen per­sön­li­chen Ver­hält­nis­sen ver­pflich­tet ist.

4 Ist ein Ver­bre­chen, ein Ver­ge­hen oder ei­ne Über­tre­tung nur bei Vor­satz straf­bar, so darf ei­ne fahr­läs­si­ge Be­ge­hung auch nicht dis­zi­pli­na­risch be­straft wer­den.

Art. 182

Straf­zu­mes­sung

 

1 Der In­ha­ber der Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt ver­fügt ei­ne Dis­zi­pli­nar­stra­fe, wenn er Er­mah­nung und Be­leh­rung des Fehl­ba­ren nicht für aus­rei­chend er­ach­tet.

2 Art und Mass der Stra­fe sind nach dem Ver­schul­den zu be­stim­men. Be­weg­grün­de, per­sön­li­che Ver­hält­nis­se und mi­li­tä­ri­sche Füh­rung sind zu be­rück­sich­ti­gen.

3 Der Frei­heits­ent­zug durch vor­läu­fi­ge Fest­nah­me wird an die Ar­rest­stra­fe an­ge­rech­net.

4 Hat der Fehl­ba­re meh­re­re Dis­zi­pli­nar­feh­ler be­gan­gen, so wer­den sie mit ei­ner ein­zi­gen Ge­samt­stra­fe ge­ahn­det.

5 Die ein­heit­li­che Be­stra­fung meh­re­rer ge­mein­sam Fehl­ba­rer oh­ne Be­rück­sich­ti­gung al­ler Straf­zu­mes­sungs­grün­de bei je­dem ein­zel­nen (Kol­lek­tivstra­fe) und die mehr­ma­li­ge dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung der glei­chen Tat sind nicht zu­läs­sig.

6 Sind an ei­nem Dis­zi­pli­nar­feh­ler An­ge­hö­ri­ge ver­schie­de­ner For­ma­tio­nen be­tei­ligt, so ver­stän­di­gen sich ih­re Kom­man­dan­ten vor dem Ent­scheid über die Stra­fe oder den Be­stra­fungs­an­trag.

Art. 183

Per­sön­li­cher Gel­tungs­be­reich

 

1 Der Dis­zi­pli­nar­stra­f­ord­nung ist un­ter­stellt, wer dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­steht.

2 Die dis­zi­pli­na­ri­sche Ver­ant­wort­lich­keit der An­ge­hö­ri­gen des Grenz­wacht­korps rich­tet sich nach den Be­stim­mun­gen des Bun­des­per­so­nal­ge­set­zes vom 24. März 2000310 und der Bun­des­per­so­nal­ver­ord­nung vom 3. Ju­li 2001311 so­wie nach den Vor­schrif­ten des ent­spre­chen­den Re­gle­ments der Ober­zoll­di­rek­ti­on.

Art. 184

Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung

 

1 Die Ver­fol­gung ei­nes Dis­zi­pli­nar­feh­lers ver­jährt zwölf Mo­na­te nach der Be­ge­hung.

2 Die Ver­fol­gungs­ver­jäh­rung ruht wäh­rend ei­ner vor­läu­fi­gen Be­weis­auf­nah­me, ei­ner Vor­un­ter­su­chung oder ei­nes Ver­fah­rens vor Ge­richt.

Art. 185

Voll­stre­ckungs­ver­jäh­rung

 

1 Die Voll­stre­ckung ei­ner Dis­zi­pli­nar­stra­fe ver­jährt zwölf Mo­na­te nach ih­rer rechts­kräf­ti­gen Ver­fü­gung.

2 Wäh­rend ei­nes Rechts­mit­tel­ver­fah­rens ge­gen einen Bus­sen­um­wand­lungs­ent­scheid ruht die Voll­stre­ckungs­ver­jäh­rung. Wird am En­de des Rechts­mit­tel­ver­fah­rens die Bus­se in Ar­rest um­ge­wan­delt, so ver­jährt die Voll­stre­ckung zwölf Mo­na­te nach dem rechts­kräf­ti­gen Um­wand­lungs­ent­scheid.

Zweiter Abschnitt: Disziplinarstrafen

Art. 186

Ver­weis

 

Der Ver­weis ist ei­ne förm­li­che Ver­war­nung des Fehl­ba­ren. Er ist aus­drück­lich als Stra­fe zu be­zeich­nen.

Art. 187

Aus­gangs­sper­re

 

1 Mit der Aus­gangs­sper­re wird dem Fehl­ba­ren ver­bo­ten, den vom Kom­man­dan­ten be­zeich­ne­ten Un­ter­kunfts­be­reich, aus­ser zu dienst­li­chen Zwe­cken, zu ver­las­sen. Der Be­such von Kan­ti­nen oder ver­gleich­ba­ren Ein­rich­tun­gen ist un­ter­sagt. Ein­sch­lies­sung so­wie Un­ter­brin­gung in ei­nem Ar­rest­lo­kal sind nicht er­laubt.

2 Die Aus­gangs­sper­re kann nur wäh­rend des be­sol­de­ten Mi­li­tär­diens­tes oder wäh­rend des Frie­dens­för­de­rungs­diens­tes aus­ge­spro­chen und voll­zo­gen wer­den.

3 Die Aus­gangs­sper­re kann für einen Zeit­raum von 3 bis höchs­tens 15 Ta­gen ver­fügt wer­den. All­ge­mei­ner Ur­laub wird von der Aus­gangs­sper­re nicht be­trof­fen. Der Voll­zug be­ginnt mit der Rechts­kraft der Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fü­gung.

Art. 188

Dis­zi­pli­nar­bus­se

 

Ei­ne Dis­zi­pli­nar­bus­se kann für al­le Dis­zi­pli­nar­feh­ler aus­ge­spro­chen wer­den. Sie be­trägt:

a.
für im Dienst be­gan­ge­ne Dis­zi­pli­nar­feh­ler:
höchs­tens 500 Fran­ken;
b.
für aus­ser­halb des Diens­tes be­gan­ge­ne Dis­zi­pli­nar­feh­ler:
höchs­tens 1000 Fran­ken.

Art. 189

Voll­zug von Dis­zi­pli­nar­bus­sen

 

1 Vom Trup­pen­kom­man­dan­ten ver­füg­te Dis­zi­pli­nar­bus­sen, die wäh­rend des Diens­tes rechts­kräf­tig wer­den, kön­nen bei der Trup­pe be­gli­chen wer­den.

2 Im Dienst nicht be­zahl­te Dis­zi­pli­nar­bus­sen voll­zieht der Wohn­sitz­kan­ton. Hat der Be­straf­te kei­nen Wohn­sitz in der Schweiz oder hält er sich vor­aus­sicht­lich für län­ge­re Zeit im Aus­land auf, so voll­zieht der Hei­mat­kan­ton die Dis­zi­pli­nar­bus­se.

3 Bei der Trup­pe be­gli­che­ne Dis­zi­pli­nar­bus­sen fal­len an die Bun­des­kas­se. Dis­zi­pli­nar­bus­sen, die von ei­ner kan­to­na­len Be­hör­de voll­zo­gen wer­den, fal­len an den be­tref­fen­den Kan­ton.

4 Die Frist zur Be­zah­lung von Dis­zi­pli­nar­bus­sen be­trägt ab Ein­tritt der Rechts­kraft zwei Mo­na­te.

5 Bei Nicht­be­zah­lung wer­den Dis­zi­pli­nar­bus­sen in Ar­rest um­ge­wan­delt. Da­bei wer­den 100 Fran­ken ei­nem Tag Ar­rest gleich­ge­setzt.

6 Für den Um­wand­lungs­ent­scheid ist die Mi­li­tär­be­hör­de zu­stän­dig, die die Dis­zi­pli­nar­bus­se ver­fügt hat. Vom Trup­pen­kom­man­dan­ten ver­füg­te Dis­zi­pli­nar­bus­sen wer­den von der Mi­li­tär­be­hör­de des Voll­zugs­kan­tons um­ge­wan­delt.

Art. 190

Ar­rest

 

1 Der Ar­rest dau­ert min­des­tens einen, längs­tens zehn Ta­ge.

2 Er wird in Ein­zel­haft voll­zo­gen. Der Ar­re­stant leis­tet kei­nen Dienst.

3 Die Ar­rest­lo­ka­le müs­sen den ge­sund­heits­po­li­zei­li­chen An­for­de­run­gen ge­nü­gen. Der Ar­re­stant muss täg­lich Ge­le­gen­heit zur Kör­per­pfle­ge er­hal­ten und vom zwei­ten Tag an für ei­ne Stun­de täg­lich ab­ge­son­dert ins Freie ge­führt wer­den.

4 Der Ar­re­stant darf in der Re­gel kei­ne Be­su­che emp­fan­gen. Ver­sand und Emp­fang von Brief­post sind zu­läs­sig.

5 Dem Ar­re­stan­ten sind vor Straf­an­tritt die ent­behr­li­chen Ge­gen­stän­de ge­gen Quit­tung ab­zu­neh­men.Ihm sind ei­ne Zei­tung pro Tag, Schreib­ma­te­ri­al, re­li­gi­öse Schrif­ten und mi­li­tä­ri­sche Dienst­vor­schrif­ten zu über­las­sen. Der un­mit­tel­bar vor­ge­setz­te Kom­man­dant be­zie­hungs­wei­se die zi­vi­le Voll­zugs­be­hör­de kann wei­te­re Li­te­ra­tur zu­las­sen.

Art. 191

Ar­rest­voll­zug wäh­rend des Diens­tes

 

1 Wäh­rend des Diens­tes ist der Ar­rest in der Re­gel so­fort und oh­ne Un­ter­bre­chung zu voll­zie­hen, so­bald die Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fü­gung rechts­kräf­tig ist.

2 Der un­mit­tel­bar vor­ge­setz­te Kom­man­dant kann in Här­te­fäl­len, oder wenn er dies aus dienst­li­chen Grün­den für not­wen­dig er­ach­tet, den Voll­zug der Ar­rest­stra­fe aus­nahms­wei­se un­ter­bre­chen oder auf­schie­ben. Da­bei ist es un­zu­läs­sig, den Voll­zug auf einen Ur­laub oder die Zeit nach dem Dienst zu ver­schie­ben.

3 Der un­mit­tel­bar vor­ge­setz­te Kom­man­dant sorgt für die me­di­zi­ni­sche Be­treu­ung des Ar­re­stan­ten. Er be­stimmt einen für den Voll­zug der Ar­rest­stra­fe ver­ant­wort­li­chen Of­fi­zier oder Un­ter­of­fi­zier.

4 Ka­der ha­ben die Stra­fe wo­mög­lich in Räu­men zu ver­büs­sen, die von den Ar­rest­lo­ka­len der Trup­pe ge­trennt sind.

5 Kann der Ar­rest bis zum En­de des Diens­tes nicht voll­stän­dig voll­zo­gen wer­den, so voll­zieht die Mi­li­tär­be­hör­de des Wohn­sitz­kan­tons den ver­blei­ben­den Teil nach Ar­ti­kel 192.

Art. 192

Ar­rest­voll­zug aus­ser­halb des Diens­tes

 

1 Der Wohn­sitz­kan­ton voll­zieht den Ar­rest aus­ser­halb des Diens­tes.

2 Der Ar­rest kann in den For­men der Halb­ge­fan­gen­schaft voll­zo­gen wer­den. Der Ar­re­stant setzt da­bei sei­ne Ar­beit oder Aus­bil­dung fort und ver­bringt die Ru­he- und Frei­zeit am Voll­zugs­ort.

3 Der Voll­zug des Ar­rests in Straf­an­stal­ten oder Un­ter­su­chungs­ge­fäng­nis­sen ist nur zu­läs­sig, wenn ei­ne ein­deu­ti­ge Tren­nung zwi­schen Ar­rest­voll­zug und Straf­voll­zug ge­währ­leis­tet ist.

Art. 193

Ein­zie­hung

 

Die Be­stim­mun­gen über die Ein­zie­hung gel­ten sinn­ge­mä­ss.

Art. 194

Aus­schluss an­de­rer Stra­fen

 

1 An­de­re Dis­zi­pli­nar­stra­fen, als die­ser Ab­schnitt sie vor­sieht, und Ver­schär­fun­gen im Voll­zug sind un­zu­läs­sig.

2 Die gleich­zei­ti­ge Ver­hän­gung ver­schie­de­ner Ar­ten von Dis­zi­pli­nar­stra­fen ist aus­ge­schlos­sen.

Dritter Abschnitt: Zuständigkeit und Strafbefugnisse

Art. 195

Zu­stän­dig­keit

 

1 Für die im Dienst be­gan­ge­nen Dis­zi­pli­nar­feh­ler steht die Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt dem un­mit­tel­bar vor­ge­setz­ten Trup­pen­kom­man­dan­ten zu:

a.
ge­gen­über An­ge­hö­ri­gen sei­ner For­ma­tio­nen;
b.
ge­gen­über di­rekt un­ter­stell­ten Trup­pen­kom­man­dan­ten;
c.
ge­gen­über An­ge­hö­ri­gen ei­ner an­de­ren For­ma­ti­on, die ihm vor­über­ge­hend un­ter­stellt sind;
d.
ge­gen­über an­dern Per­so­nen, die un­ter sei­ne Be­fehls­ge­walt ge­stellt sind.

2 Als im Dienst be­gan­gen gel­ten Dis­zi­pli­nar­feh­ler, die nach dem Ein­tref­fen auf dem Sam­mel­platz der Trup­pe und vor der Ent­las­sung be­gan­gen wer­den.

3 Wer­den An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee um­ge­teilt oder ver­setzt, so bleibt zur Be­hand­lung von Dis­zi­pli­nar­strafsa­chen, die sich vor der Um­tei­lung oder Ver­set­zung er­eig­net ha­ben, der bis­he­ri­ge Kom­man­dant zu­stän­dig. Be­steht die zu­stän­di­ge Kom­man­do­funk­ti­on nicht mehr oder ist de­ren In­ha­ber ver­hin­dert, so geht die Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt auf die nächst­hö­he­re In­stanz über.

4 In al­len üb­ri­gen Fäl­len steht die Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt dem VBS und den zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den zu.

5 Der Bun­des­rat be­zeich­net die Fäl­le, in de­nen die Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt de­le­giert wer­den kann.

Art. 196

Zu­stän­dig­keits­kon­flik­te

 

Kon­flik­te über die Zu­stän­dig­keit ent­schei­det ein ge­mein­sa­mer Vor­ge­setz­ter.Ist dies nicht mög­lich, so be­zeich­net das VBS die zu­stän­di­ge Stel­le.

Art. 197

Straf­be­fug­nis­se des Ein­heits­kom­man­dan­ten

 

Der Kom­man­dant ei­ner Ein­heit kann fol­gen­de Dis­zi­pli­nar­stra­fen ver­hän­gen:

a.
Ver­weis;
b.
Aus­gangs­sper­re;
c.
Dis­zi­pli­nar­bus­se;
d.
Ar­rest bis zu fünf Ta­gen.

Art. 198

Straf­be­fug­nis­se über­ge­ord­ne­ter Kom­man­do­stel­len und von Mi­li­tär­be­hör­den

 

1 Die dem Ein­heits­kom­man­dan­ten über­ge­ord­ne­ten Kom­man­do­stel­len kön­nen fol­gen­de Dis­zi­pli­nar­stra­fen ver­hän­gen:

a.
Ver­weis;
b.
Aus­gangs­sper­re;
c.
Dis­zi­pli­nar­bus­se;
d.
Ar­rest.

2 Die Mi­li­tär­be­hör­den kön­nen fol­gen­de Dis­zi­pli­nar­stra­fen ver­hän­gen:

a.
Ver­weis;
b.
Dis­zi­pli­nar­bus­se;
c.
Ar­rest.

Art. 199

Be­son­de­re Straf­be­fug­nis­se

 

Der Bun­des­rat re­gelt die Straf­be­fug­nis­se:

a.
der Chefs der Ver­wal­tungs­ein­hei­ten des VBS;
b.
der Kom­man­dan­ten von For­ma­tio­nen, die an­de­re Be­zeich­nun­gen tra­gen als die in den Ar­ti­keln 197 und 198 er­wähn­ten For­ma­tio­nen;
c.
im Füh­rungs­stab der Ar­mee;
d.
in der Re­ser­ve;
e.
in Re­kru­ten- und Ka­der­schu­len so­wie in Lehr­gän­gen;
f.
in Lehr­ver­bän­den, im Frie­dens­för­de­rungs­dienst, in Be­rufs­for­ma­tio­nen so­wie bei Be­rufs- und Zeit­mi­li­tär.

Vierter Abschnitt: Disziplinarstrafverfahren

Art. 200

Fest­stel­lung des Sach­ver­halts, Ver­tei­di­gungs­recht des Be­schul­dig­ten

 

1 Art und Um­stän­de des Dis­zi­pli­nar­feh­lers, na­ment­lich Sach­ver­halt, Ver­schul­den, Be­weg­grün­de, per­sön­li­che Ver­hält­nis­se und mi­li­tä­ri­sche Füh­rung des Be­schul­dig­ten, sind mög­lichst rasch ab­zu­klä­ren. Der Be­schul­dig­te wird zu Pro­to­koll an­ge­hört. Es wird ihm Ge­le­gen­heit ge­ge­ben, sich schrift­lich zu äus­sern. Aus­ser Dienst kann die An­hö­rung zu Pro­to­koll durch schrift­li­che Aus­künf­te er­setzt wer­den.

2 Dem Be­schul­dig­ten ist zu Be­ginn der Ein­ver­nah­me der vor­ge­wor­fe­ne Sach­ver­halt mit­zu­tei­len. So­weit der Zweck des Ver­fah­rens nicht ge­fähr­det wird, ist ihm zu ge­stat­ten, bei der Be­fra­gung von Aus­kunfts­per­so­nen so­wie bei Au­gen­schei­nen an­we­send zu sein.

3 Al­le be­las­ten­den und ent­las­ten­den Um­stän­de sind mit glei­cher Sorg­falt zu prü­fen. Zwang, Dro­hung, Ver­spre­chun­gen, un­wah­re An­ga­ben und ver­fäng­li­che Fra­gen sind un­ter­sagt.

4 Der Be­schul­dig­te kann sich nicht ver­tre­ten las­sen. Ei­ne Ver­bei­stän­dung ist zu­läs­sig, so­weit das Ver­fah­ren da­durch nicht ver­zö­gert wird.

5 Wei­gert sich der Be­schul­dig­te aus­zu­sa­gen, so wird das Ver­fah­ren gleich­wohl wei­ter­ge­führt.

6 Dem Be­schul­dig­ten ist vor Er­lass der Straf­ver­fü­gung Ge­le­gen­heit zu ge­ben, die Ak­ten ein­zu­se­hen und sich da­zu zu äus­sern.

7 Liegt die Straf­be­fug­nis beim Kom­man­dan­ten, so kann die­ser sich bei der Fest­stel­lung des Sach­ver­halts von ei­nem ge­eig­ne­ten An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee un­ter­stüt­zen las­sen. Er kann je­doch die ab­sch­lies­sen­de An­hö­rung des Be­schul­dig­ten, die Fest­set­zung des Straf­mas­ses und die Er­öff­nung des Dis­zi­pli­na­rent­scheids nicht de­le­gie­ren.

Art. 201

Mel­dung von Dis­zi­pli­nar­feh­lern, Be­stra­fungs­an­trag

 

1 Die Ka­der mel­den in­ner­halb ih­rer For­ma­tio­nen fest­ge­stell­te Dis­zi­pli­nar­feh­ler un­ver­züg­lich ih­ren Vor­ge­setz­ten.

2 Rang­hö­he­re so­wie mi­li­tä­ri­sche Po­li­zei- und Kon­troll­or­ga­ne mel­den fest­ge­stell­te Dis­zi­pli­nar­feh­ler schrift­lich dem Kom­man­dan­ten des Be­schul­dig­ten.

3 Der Kom­man­dant des Be­schul­dig­ten ori­en­tiert den Mel­den­den über die Er­le­di­gung des Vor­fal­les.

4 Reicht die Straf­be­fug­nis nicht aus, so lei­tet der Vor­ge­setz­te oder die mi­li­tä­ri­sche Dienst­stel­le die Ak­ten mit ei­nem Be­stra­fungs­an­trag auf dem Dienst­weg an die zu­stän­di­ge Stel­le wei­ter. Die­se hört den Be­schul­dig­ten per­sön­lich an, wenn sie es für nö­tig er­ach­tet oder die­ser es be­gehrt, und ver­an­lasst nö­ti­gen­falls wei­te­re Er­he­bun­gen. Die zu­stän­di­ge Stel­le kann dem Be­stra­fungs­an­trag ent­spre­chen oder, nach Rück­spra­che mit dem An­trag­stel­ler, im Rah­men ih­rer Be­fug­nis­se ei­ne an­de­re Stra­fe ver­fü­gen oder von ei­ner Be­stra­fung ab­se­hen.

Art. 202

An­hal­tung und vor­läu­fi­ge Fest­nah­me

 

1 Wer bei ei­nem Dis­zi­pli­nar­feh­ler er­tappt wird, kann von je­dem Vor­ge­setz­ten, je­dem Rang­hö­he­ren und je­dem mi­li­tä­ri­schen Po­li­zei- oder Kon­troll­or­gan zur Fest­stel­lung der Per­so­na­li­en und des Sach­ver­halts an­ge­hal­ten wer­den.

2 Die An­hal­tung und die vor­läu­fi­ge Fest­nah­me nach den Ar­ti­keln 54‑55a des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 1979312 blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 203

In­halt und Er­öff­nung der Straf­ver­fü­gung

 

1 Wäh­rend des Diens­tes ist die Straf­ver­fü­gung dem Be­schul­dig­ten münd­lich zu er­öff­nen und gleich­zei­tig schrift­lich zu be­stä­ti­gen.

2 Aus­ser­halb des Diens­tes er­folgt die Er­öff­nung schrift­lich.

3 Der Kom­man­dant ori­en­tiert den Be­schul­dig­ten, wenn nach der Ein­lei­tung ei­nes Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fah­rens von ei­ner Be­stra­fung ab­ge­se­hen wird.

4 Die Straf­ver­fü­gung ent­hält in knap­per Form die fol­gen­den An­ga­ben:

a.
Per­so­na­li­en des Be­schul­dig­ten;
b.
Fest­stel­lung des Sach­ver­hal­tes;
c.
recht­li­che Be­zeich­nung der Tat;
d.
Wür­di­gung der vom Be­schul­dig­ten gel­tend ge­mach­ten Ent­las­tungs­grün­de;
e.
Er­wä­gun­gen über die für die Straf­zu­mes­sung we­sent­li­chen Um­stän­de;
f.
Fest­set­zung der Stra­fe;
g.
Ein­zie­hung;
h.
Be­schwer­de­recht (Be­schwer­de­form, -frist und -in­stanz);
i.
Da­tum und Zeit der Er­öff­nung.

5 Das Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fah­ren ist kos­ten­los.

Art. 204

Un­ab­hän­gig­keit

 

1 Die stra­fen­de Stel­le ent­schei­det un­ab­hän­gig.

2 Kei­ne Stel­le darf vor­gän­gig für ein­zel­ne Ar­ten von Dis­zi­pli­nar­feh­lern be­stimm­te Stra­fen fest­le­gen.

3 Je­der vor­ge­setz­te Kom­man­dant ist be­fugt, sei­nen un­ter­stell­ten Kom­man­dan­ten die Durch­füh­rung ei­nes Dis­zi­pli­nar­ver­fah­rens zu be­feh­len; er kann je­doch nicht die Be­stra­fung des Be­schul­dig­ten be­feh­len.

Art. 205

Mit­tei­lung der Straf­ver­fü­gung und Straf­kon­trol­le

 

1 Der Kom­man­dant ori­en­tiert die Trup­pe in der Re­gel über den Ab­schluss ei­nes Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fah­rens in­ner­halb sei­ner For­ma­ti­on. Er darf Fehl­ba­re nicht vor­tre­ten las­sen.

2 Je­der Kom­man­dant führt ei­ne Straf­kon­trol­le über die sei­ner Dis­zi­pli­nar­straf­ge­walt un­mit­tel­bar un­ter­ste­hen­den Per­so­nen. Die Straf­kon­trol­le wird von sei­nem Vor­ge­setz­ten re­gel­mäs­sig über­prüft.

3 Nach Ab­lauf von fünf Jah­ren sind Stra­fen auf je­den Fall aus der Straf­kon­trol­le zu lö­schen und die ent­spre­chen­den Un­ter­la­gen zu ver­nich­ten.

4 Je­de Per­son hat das Recht, in die sie be­tref­fen­den Ein­trä­ge in der Straf­kon­trol­le Ein­sicht zu neh­men.

5 Ein­trä­ge in der Straf­kon­trol­le dür­fen nur be­kannt ge­ge­ben wer­den:

a.
den mi­li­tä­ri­schen Vor­ge­setz­ten des Be­straf­ten;
b.
den Mi­li­tär­be­hör­den und den Or­ga­nen der mi­li­tä­ri­schen oder zi­vi­len Straf­jus­tiz, auf schrift­li­ches und be­grün­de­tes Ge­such hin.

6 Dis­zi­pli­nar­stra­fen aus Dienst­leis­tun­gen aus­ser­halb der Ein­tei­lungs­for­ma­ti­on sind un­ver­züg­lich dem Ein­heits­kom­man­dan­ten zu mel­den. Bei ei­nem Wech­sel der Ein­tei­lungs­for­ma­ti­on ist dem neu­en Kom­man­dan­ten ein Aus­zug aus der Straf­kon­trol­le zu über­mit­teln.

7 Dis­zi­pli­nar­stra­fen ge­gen­über Of­fi­zie­ren sind der un­mit­tel­bar vor­ge­setz­ten Kom­man­do­stel­le des stra­fen­den Kom­man­dan­ten zu mel­den.

Fünfter Abschnitt: Rechtsmittel 313

313 Berichtigt von der Redaktionskommission der BVers (Art. 58 Abs. 1, ParlG, SR 171.10).

Art. 206

1. Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de.

Be­schwer­de­in­stanz

 

1 Der Be­straf­te kann Be­schwer­de er­he­ben ge­gen:

a.
ei­ne Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fü­gung;
b.
ei­ne Ver­fü­gung über die Um­wand­lung ei­ner Dis­zi­pli­nar­bus­se in Ar­rest;
c.
die vor­läu­fi­ge Fest­nah­me.

2 Die Be­schwer­de ist zu rich­ten:

a.
bei ei­ner Ver­fü­gung des Vor­ge­setz­ten: an den nächst­hö­he­ren Vor­ge­setz­ten;
b.
bei ei­ner Ver­fü­gung der Stel­le, der die Straf­ge­walt vom Chef des VBS über­tra­gen wur­de: an den nächst­hö­he­ren Vor­ge­setz­ten;
c.
bei ei­ner Ver­fü­gung des Chefs der Ar­mee oder des Oberau­di­tors: an den Chef des VBS;
d.
bei ei­ner Ver­fü­gung ei­ner kan­to­na­len Mi­li­tär­be­hör­de: an die über­ge­ord­ne­te kan­to­na­le Be­hör­de.

3 Ge­gen Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fü­gun­gen des Chefs des VBS steht die Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de nach Ar­ti­kel 209 an das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt of­fen.

Art. 207

Form, Frist und auf­schie­ben­de Wir­kung

 

1 Die Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de ist schrift­lich ein­zu­rei­chen.

2 Die Be­schwer­de­frist be­trägt wäh­rend des Diens­tes 24 Stun­den. Wird die Straf­ver­fü­gung dem Be­straf­ten aus­ser­halb des Diens­tes oder we­ni­ger als 24 Stun­den vor sei­ner Ent­las­sung aus dem Dienst er­öff­net, so be­trägt die Frist fünf Ta­ge.

3 Die Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de hat auf­schie­ben­de Wir­kung. Ge­gen die Ver­fü­gung ei­ner vor­läu­fi­gen Fest­nah­me oder ei­ner Aus­gangs­sper­re hat sie auf­schie­ben­de Wir­kung auf An­ord­nung der Be­schwer­de­in­stanz.

Art. 208

Ver­fah­ren, Ent­scheid und Ent­scheid­er­öff­nung

 

1 Die Be­schwer­de­in­stanz ver­an­lasst nö­ti­gen­falls wei­te­re Un­ter­su­chun­gen. Sie hat die stra­fen­de Stel­le und den Be­schwer­de­füh­rer an­zu­hö­ren oder an­hö­ren zu las­sen. Wer nach Ar­ti­kel 200 Ab­satz 7 bei der Fest­stel­lung des Sach­ver­halts mit­ge­wirkt hat, darf im Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de­ver­fah­ren nicht mit­wir­ken. Aus­ser Dienst kann die An­hö­rung zu Pro­to­koll durch schrift­li­che Aus­künf­te er­setzt wer­den.

2 Der Be­schul­dig­te kann sich nicht ver­tre­ten las­sen. Ei­ne Ver­bei­stän­dung ist zu­läs­sig, so­weit das Ver­fah­ren da­durch nicht ver­zö­gert wird.

3 Der Be­schwer­de­ent­scheid darf die aus­ge­spro­che­ne Stra­fe nicht ver­schär­fen. Er kann:

a.
an Stel­le von Ar­rest ei­ne Aus­gangs­sper­re, einen Ver­weis oder ei­ne Dis­zi­pli­nar­bus­se ver­hän­gen;
b.
an Stel­le ei­ner Bus­se ei­ne Aus­gangs­sper­re oder einen Ver­weis ver­hän­gen;
c.
an Stel­le ei­ner Aus­gangs­sper­re einen Ver­weis ver­hän­gen.

4 Der Ent­scheid über ei­ne wäh­rend des Diens­tes er­ho­be­ne Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de ist den Be­tei­lig­ten in der Re­gel in­nert drei Ta­gen un­ter An­ga­be der Grün­de schrift­lich zu er­öff­nen. Frist und zu­stän­di­ge Stel­le für die Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de sind an­zu­ge­ben.

5 Das Be­schwer­de­ver­fah­ren ist kos­ten­los.

Art. 209

2. Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de.

Be­schwer­de­in­stanz

 

1 Ge­gen Ent­schei­de über Dis­zi­pli­nar­be­schwer­den, die auf Ar­rest oder Bus­se mit ei­nem Be­trag von 300 Fran­ken oder mehr lau­ten, kann der Be­straf­te Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de an den Aus­schuss des zu­stän­di­gen Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts er­he­ben.

2 Für Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­den ge­gen Be­schwer­de­ent­schei­de des Chefs des VBS ist das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt zu­stän­dig.

Art. 209a

Form, Frist und auf­schie­ben­de Wir­kung

 

1 Die Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de ist schrift­lich ein­zu­rei­chen.

2 Die Be­schwer­de­frist be­trägt wäh­rend des Diens­tes drei Ta­ge. Wird der Ent­scheid, der an­ge­foch­ten wer­den soll, aus­ser­halb des Diens­tes oder we­ni­ger als drei Ta­ge vor der Ent­las­sung aus dem Dienst er­öff­net, so be­trägt sie zehn Ta­ge.

3 Die Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de hat auf­schie­ben­de Wir­kung.

Art. 210

Ver­fah­ren und Ent­scheid

 

1 Für das Ver­fah­ren vor dem Aus­schuss des Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­­ge­richts und vor dem Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt gel­ten sinn­ge­mä­ss die Vor­schrif­ten des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 1979314 über die Öf­fent­lich­keit und die Sit­zungs­po­li­zei (Art. 48–50) so­wie über die Vor­be­rei­tung der Haupt­ver­hand­lung, die Haupt­ver­hand­lung und das Ur­teil (Art. 124–154). Die Ar­ti­kel 127, 131, 148 Ab­satz 3, 149 Ab­satz 1 und 150 des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 1979 sind nicht an­wend­bar. Für Säum­nis­fol­gen gilt sinn­ge­mä­ss Ar­ti­kel 179 des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 1979.

2 Der Be­schwer­de­füh­rer kann sich ver­bei­stän­den las­sen. Die Ver­pflich­tung zum per­sön­li­chen Er­schei­nen rich­tet sich nach Ar­ti­kel 130 Ab­satz 3 des Mi­li­tär­straf­pro­zes­ses vom 23. März 1979.

3 Die Dis­zi­pli­nar­straf­ver­fü­gung und der Be­schwer­de­ent­scheid er­set­zen die An­kla­ge­schrift.

4 Der Au­di­tor nimmt am Ver­fah­ren nicht teil. Die stra­fen­de Stel­le und die Be­schwer­de­in­stanz kön­nen münd­lich oder schrift­lich an­ge­hört wer­den.

5 Der Aus­schuss des Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts ent­schei­det in der Sa­che selbst. Kön­nen Ver­fah­rens­män­gel nicht ge­heilt wer­den, so weist er die Sa­che an die Vor­in­stanz zu neu­er Ent­schei­dung zu­rück. Auf An­trag des Be­schwer­de­füh­rers kann da­von ab­ge­se­hen wer­den.

6 Die Stra­fe darf nicht ver­schärft wer­den. Ar­ti­kel 208 Ab­satz 3 gilt sinn­ge­mä­ss.

7 Der Ent­scheid ist end­gül­tig.

Art. 211

3. Ge­mein­sa­me Be­stim­mun­gen.

Fris­ten, Wie­der­her­stel­lung

 

1 Die vom Ge­setz be­stimm­ten Fris­ten kön­nen nicht er­streckt wer­den.

2 Bei der Be­rech­nung von mehr­tä­gi­gen Fris­ten für die Ein­rei­chung der Dis­zi­pli­nar­be­schwer­de und der Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de wird der Tag, an dem die Frist zu lau­fen be­ginnt, nicht mit­ge­zählt.

3 Ist der letz­te Tag ei­ner Frist ein Sams­tag, ein Sonn­tag oder ein an­er­kann­ter Fei­er­tag, so en­det die Frist am nächs­ten Werk­tag.

4 Die Frist gilt nur dann als ein­ge­hal­ten, wenn die Be­schwer­de­schrift spä­tes­tens am letz­ten Tag beim un­mit­tel­bar vor­ge­setz­ten Kom­man­dan­ten des Be­straf­ten ein­ge­reicht oder zu des­sen Han­den der schwei­ze­ri­schen Post über­ge­ben wor­den ist.

5 Die Wie­der­her­stel­lung ei­ner Frist ist zu­läs­sig, wenn der Be­schwer­de­füh­rer un­ver­schul­det ab­ge­hal­ten wor­den ist, frist­ge­mä­ss zu han­deln. Das be­grün­de­te Ge­such ist wäh­rend des Diens­tes in­nert 24 Stun­den, aus­ser­halb des Diens­tes in­nert fünf Ta­gen nach Weg­fall des Hin­der­nis­ses schrift­lich un­ter An­ga­be der Be­weis­mit­tel bei der Rechts­mit­tel­in­stanz ein­zu­rei­chen. Gleich­zei­tig ist die ver­säum­te Be­schwer­de nach­zu­ho­len.

6 Über das Ge­such um Wie­der­her­stel­lung ei­ner Frist ent­schei­det die Rechts­mit­tel­in­stanz.

Art. 212

Rechts­mit­tel­ver­zicht

 

Der Be­straf­te kann durch schrift­li­che Er­klä­rung auf die Ein­rei­chung ei­nes Rechts­mit­tels rechts­gül­tig ver­zich­ten. Der Ver­zicht kann nicht wi­der­ru­fen wer­den.

Art. 213

Schutz des Be­schwer­de­rechts

 

We­gen der Ein­rei­chung ei­nes Rechts­mit­tels darf kei­ne Stra­fe ver­hängt wer­den.

Sechster Abschnitt: Ausführungsbestimmungen

Art. 214

 

Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

Drittes Buch: Einführung und Anwendung des Gesetzes

Erster Titel: Verhältnis dieses Gesetzes zum bisherigen Recht315

315 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 215

Voll­zug frü­he­rer Ur­tei­le

 

1 Ur­tei­le, die in An­wen­dung des bis­he­ri­gen Rechts aus­ge­spro­chen wor­den sind, wer­den nach bis­he­ri­gem Recht voll­zo­gen. Vor­be­hal­ten sind die Aus­nah­men nach den Ab­sät­zen 2 und 3.

2 Be­droht das neue Recht die Tat, für wel­che nach bis­he­ri­gem Recht ei­ne Ver­ur­tei­lung er­folgt ist, nicht mit Stra­fe, so wird die aus­ge­spro­che­ne Stra­fe oder Mass­nah­me nicht mehr voll­zo­gen.

3 Die Be­stim­mun­gen des Straf­ge­setz­bu­ches316 über das Voll­zugs­re­gime von Stra­fen und Mass­nah­men so­wie über die Rech­te und Pflich­ten des Ge­fan­ge­nen sind auch auf Tä­ter an­wend­bar, die nach bis­he­ri­gem Recht ver­ur­teilt wur­den.

Art. 216

Ver­jäh­rung

 

1 Be­stimmt es das Ge­setz nicht an­ders, so sind die Be­stim­mun­gen des neu­en Rechts über die Ver­fol­gungs- und die Voll­stre­ckungs­ver­jäh­rung, wenn sie mil­der sind als das bis­he­ri­ge Recht, auch auf die Tä­ter an­wend­bar, die vor In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes ei­ne Tat be­gan­gen ha­ben oder be­ur­teilt wur­den.

2 Der vor In­kraft­tre­ten des neu­en Rechts ab­ge­lau­fe­ne Zeit­raum wird an­ge­rech­net.

Art. 217

 

Auf­ge­ho­ben

Zweiter Titel: Gerichtsbarkeit 317

317 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 218318

Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit

 

1 Un­ter­steht ei­ne Per­son dem Mi­li­tär­straf­recht, so ist sie un­ter Vor­be­halt der Ar­ti­kel 9 und 9a der Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fen.319

2 Die­se Un­ter­stel­lung gilt auch, wenn die straf­ba­re Hand­lung im Aus­land be­gan­gen wird.

3 Die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen­den Per­so­nen sind fer­ner der Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fen, wenn sie bei ei­ner mi­li­tä­ri­schen Übung, bei ei­ner dienst­li­chen Ver­rich­tung der Trup­pe oder im Zu­sam­men­hang mit ei­ner in die­sem Ge­setz vor­ge­se­he­nen straf­ba­ren Hand­lung ei­ne Wi­der­hand­lung ge­gen die Ge­setz­ge­bung des Bun­des über den Stras­sen­ver­kehr be­ge­hen. Die Straf­be­stim­mun­gen des zi­vi­len Rechts sind an­wend­bar. In leich­ten Fäl­len er­folgt dis­zi­pli­na­ri­sche Be­stra­fung.

4 Der Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit ist auch un­ter­wor­fen, wer wäh­rend der Dienst­zeit un­be­fugt ge­ring­fü­gi­ge Men­gen von Be­täu­bungs­mit­teln im Sin­ne von Ar­ti­kel 1 des BetmG320 vor­sätz­lich kon­su­miert oder be­sitzt oder zum ei­ge­nen Kon­sum ei­ne Wi­der­hand­lung ge­gen Ar­ti­kel 19 BetmG be­geht. Der Tä­ter wird dis­zi­pli­na­risch be­straft.321

318Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1967, in Kraft seit 1. März 1968 (AS 1968 212; BBl 1967 I 581).

319 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

320SR 812.121. Heu­te: von Art. 2 BetmG.

321Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 21. Ju­ni 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1992 (AS 1991 2512; BBl 1985 II 1009).

Art. 219322

Bür­ger­li­che Ge­richts­bar­keit

 

1 Un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 218 Ab­sät­ze 3 und 4 blei­ben die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen­den Per­so­nen für straf­ba­re Hand­lun­gen, die in die­sem Ge­setz nicht vor­ge­se­hen sind, der zi­vi­len Straf­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fen.323

2 Steht die straf­ba­re Hand­lung mit dem mi­li­tä­ri­schen Dienst­ver­hält­nis des Tä­ters im Zu­sam­men­hang, so kann die Ver­fol­gung nur mit Er­mäch­ti­gung des VBS324 er­fol­gen. Ist ein Ober­be­fehls­ha­ber der Ar­mee er­nannt wor­den, so ist die Er­mäch­ti­gung zur Ver­fol­gung von die­sem zu er­tei­len, wenn der Tä­ter dem Ar­mee­kom­man­do un­ter­steht.

322Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1967, in Kraft seit 1. März 1968 (AS 1968 212; BBl 1967 I 581).

323Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 21. Ju­ni 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1992 (AS 1991 2512; BBl 1985 II 1009).

324 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 (AS 20044937) an­ge­passt. Die An­pas­sung wur­de im gan­zen Text vor­ge­nom­men.

Art. 220325

Ge­richts­bar­keit bei Be­tei­li­gung von Zi­vil­per­so­nen

 

1 Sind an ei­nem rein mi­li­tä­ri­schen Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen (Art. 61‑85) oder an ei­nem Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen ge­gen die Lan­des­ver­tei­di­gung und ge­gen die Wehr­kraft des Lan­des (Art. 86‑107) ne­ben Per­so­nen, die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen, an­de­re Per­so­nen be­tei­ligt, so sind al­le Be­tei­lig­ten der Mi­li­tär­straf­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fen.

2 Sind an ei­nem ge­mei­nen Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen (Art. 115–179) ne­ben Per­so­nen, die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen, an­de­re Per­so­nen be­tei­ligt, so blei­ben die­se der zi­vi­len Straf­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fen.

3 In Fäl­len nach Ab­satz 2 kann der Bun­des­rat die der Mi­li­tär­straf­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fe­nen Per­so­nen eben­falls dem zi­vi­len Straf­ge­richt un­ter­stel­len. Der Rich­ter wen­det auf die­se Per­so­nen das Mi­li­tär­straf­recht an.

325 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 221

Ge­richts­bar­keit bei Zu­sam­men­tref­fen von straf­ba­ren Hand­lun­gen oder Straf­be­stim­mung­en

 

Ist je­mand meh­re­rer straf­ba­rer Hand­lun­gen be­schul­digt, die teils der mi­li­tä­ri­schen, teils der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen, so kann der Bun­des­rat de­ren aus­sch­liess­li­che Be­ur­tei­lung dem mi­li­tä­ri­schen oder dem zi­vi­len Ge­richt über­tra­gen.

Art. 221a326

Ge­richts­bar­keit bei Völ­ker­mord, Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit und Kriegs­ver­bre­chen

 

1 Sind an Völ­ker­mord, Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (sechs­ter Ab­schnitt des zwei­ten Teils und Art. 114a) oder Kriegs­ver­bre­chen (sechs­ter Ab­schnittbis des zwei­ten Teils und Art. 114a) meh­re­re Per­so­nen be­tei­ligt, die teils der mi­li­tä­ri­schen und teils der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen, so kann der Bun­des­rat auf An­trag des Oberau­di­tors oder des Bun­des­an­walts al­le Per­so­nen ent­we­der der zi­vi­len oder der mi­li­tä­ri­schen Ge­richts­bar­keit un­ter­stel­len. In die­sem Fall ist für al­le Per­so­nen das glei­che Recht an­wend­bar.

2 Ab­satz 1 gilt auch für den Fall, dass ein zi­vi­les oder mi­li­tä­ri­sches Straf­ver­fah­ren be­reits hän­gig ist und die be­trof­fe­nen Sach­ver­hal­te zu­sam­men­hän­gen.

3 Ist je­mand meh­re­rer straf­ba­rer Hand­lun­gen be­schul­digt, die teils der mi­li­tä­ri­schen und teils der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen, und han­delt es sich bei ei­ner der straf­ba­ren Hand­lun­gen um einen Völ­ker­mord oder ein Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit (sechs­ter Ab­schnitt des zwei­ten Teils und Art. 114a) oder um ein Kriegs­ver­bre­chen (sechs­ter Ab­schnittbis des zwei­ten Teils und Art. 114a), so ist die aus­sch­liess­li­che Be­ur­tei­lung:

a.
dem mi­li­tä­ri­schen Ge­richt zu über­tra­gen, wenn der Be­schul­dig­te dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­steht;
b.
dem zi­vi­len Ge­richt zu über­tra­gen, wenn der Be­schul­dig­te nicht dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­steht.

326 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 18. Ju­ni 2010 über die Än­de­rung von Bun­des­ge-set­zen zur Um­set­zung des Rö­mer Sta­tuts des In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4963; BBl 2008 3863).

Art. 222

Zi­vi­les Ver­fah­ren ge­gen Dienst­pflich­ti­ge im Dienst

 

1 Wäh­rend der Dau­er des Mi­li­tär­diens­tes darf ein zi­vi­les Straf­ver­fah­ren ge­gen einen Dienst­pflich­ti­gen nur mit Er­mäch­ti­gung des VBS ein­ge­lei­tet oder fort­ge­führt wer­den.

2 Ist ein Ober­be­fehls­ha­ber der Ar­mee er­nannt wor­den, so ist die Er­mäch­ti­gung zur Ein­lei­tung oder Fort­füh­rung des Ver­fah­rens von die­sem zu er­tei­len, wenn der Tä­ter dem Ar­mee­kom­man­do un­ter­steht.

3 Ist das Straf­ver­fah­ren schon vor dem Ein­tritt in den Dienst an­ge­ho­ben wor­den, und wird die Er­mäch­ti­gung zu sei­ner Fort­set­zung wäh­rend des Diens­tes ver­wei­gert, so ruht das Ver­fah­ren, bis der An­ge­schul­dig­te aus dem Dienst ent­las­sen ist.

Art. 223

Kom­pe­tenz­kon­flik­te

 

1 An­stän­de über die Zu­stän­dig­keit der mi­li­tä­ri­schen und der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit wer­den vom Bun­dess­traf­ge­richt end­gül­tig ent­schie­den.327

2 Das Bun­dess­traf­ge­richt hebt Ver­fah­ren oder Ur­tei­le auf, die einen Über­griff der zi­vi­len in die mi­li­tä­ri­sche Ge­richts­bar­keit oder der mi­li­tä­ri­schen in die zi­vi­le Ge­richts­bar­keit ent­hal­ten. Es trifft nö­ti­gen­falls vor­sorg­li­che Mass­nah­men.328

3 Die in­fol­ge des auf­ge­ho­be­nen Ur­teils voll­zo­ge­ne Stra­fe wird auf ei­ne in­fol­ge des an­dern Ur­teils zu er­ste­hen­de Stra­fe an­ge­rech­net.

327Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 11 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2003 21332131; BBl 2001 4202).

328Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 11 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2003 21332131; BBl 2001 4202).

Dritter Titel: Verfahren 329

329 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 224330

 

330Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1980 (AS 1979 1037; BBl 1977 II 1).

Vierter Titel: Urteilsvollzug 331

331 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 225332

 

332Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1980 (AS 1979 1037; BBl 1977 II 1).

Fünfter Titel: Strafregister 333

333 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 226334

Straf­re­gis­ter

 

1 Die Ver­pflich­tung zur Ar­beits­leis­tung im öf­fent­li­chen In­ter­es­se ge­mä­ss Ar­ti­kel 81 Ab­satz 3 oder 4 so­wie Dis­zi­pli­nar­stra­fen wer­den nicht in das Straf­re­gis­ter ein­ge­tra­gen.

2 Im Üb­ri­gen gel­ten die Ar­ti­kel 365–371 des Straf­ge­setz­bu­ches335.

334 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

335 SR 311.0

Art. 227336

 

336Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 13. Ju­ni 1941, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

Sechster Titel: Rehabilitationsverfahren 337

337 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Siebter Titel: Begnadigung und Amnestie 339340

339Eingefügt durch Ziff. II des BG vom 13. Juni 1941, in Kraft seit 1. Jan. 1942 (AS 57 1269; BBl 1940 997).

340 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 232a

Art. 228232

1. Be­gna­di­gung.

Zu­läs­sig­keit

 

Die Be­gna­di­gung ist zu­läs­sig bei al­len durch rechts­kräf­ti­ges Ur­teil aus­ge­spro­che­nen Stra­fen mit Aus­nah­me der Dis­zi­pli­nar­stra­fen.

Art. 232b342

Zu­stän­dig­keit

 

Bei Ur­tei­len nach dem Mi­li­tär­straf­ge­setz wird das Recht der Be­gna­di­gung aus­ge­übt:

a.
wenn ein Mi­li­tär­ge­richt ge­ur­teilt hat vom Bun­des­rat; nach­dem ein Ge­ne­ral er­nannt wur­de, von die­sem;
b.343
wenn das Bun­dess­traf­ge­richt ge­ur­teilt hat, von der Bun­des­ver­samm­lung;
c.
wenn ei­ne kan­to­na­le Be­hör­de ge­ur­teilt hat, von der Be­gna­di­gungs­be­hör­de des Kan­tons.

342Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979, in Kraft seit 1. Jan. 1980 (AS 1979 1037; BBl 1977 II 1).

343Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 11 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2003 21332131; BBl 2001 4202).

Art. 232c

Be­gna­di­gungs­ge­such

 

1 Das Be­gna­di­gungs­ge­such kann vom Ver­ur­teil­ten, von sei­nem ge­setz­li­chen Ver­tre­ter und, mit Ein­wil­li­gung des Ver­ur­teil­ten, von sei­nem Ver­tei­di­ger oder von sei­nem Ehe­gat­ten, sei­ner ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin oder sei­nem ein­ge­tra­ge­nen Part­ner ge­stellt wer­den.344

2 Bei po­li­ti­schen Ver­bre­chen und Ver­ge­hen und bei Straf­ta­ten, die mit ei­nem po­li­ti­schen Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen zu­sam­men­hän­gen, kann der Bun­des­rat oder die Kan­tons­re­gie­rung von sich aus das Be­gna­di­gungs­ver­fah­ren auf­neh­men.

3 Die Be­gna­di­gungs­be­hör­de kann be­stim­men, dass ein ab­ge­lehn­tes Be­gna­di­gungs­ge­such vor Ab­lauf ei­nes ge­wis­sen Zeit­rau­mes nicht er­neu­ert wer­den darf.

4 ...345

344 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 22 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

345Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 20. März 1992, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 232d

Wir­kun­gen

 

1 Durch Be­gna­di­gung kön­nen al­le durch rechts­kräf­ti­ges Ur­teil auf­er­leg­ten Stra­fen ganz oder teil­wei­se er­las­sen oder die Stra­fen in mil­de­re Straf­ar­ten um­ge­wan­delt wer­den.

2 Der Gna­den­er­lass be­stimmt den Um­fang der Be­gna­di­gung.

3 Die pri­vat­recht­li­chen Fol­gen ei­nes Stra­f­ur­teils und das Kos­ten­er­kennt­nis wer­den durch die Be­gna­di­gung nicht be­rührt.

Art. 232e346

2. Amnes­tie

 

1 Die Bun­des­ver­samm­lung kann in Strafsa­chen, auf die die­ses Ge­setz An­wen­dung fin­det, ei­ne Amnes­tie ge­wäh­ren.

2 Durch die Amnes­tie wird die straf­recht­li­che Ver­fol­gung be­stimm­ter Ta­ten oder Ka­te­go­ri­en von Tä­tern aus­ge­schlos­sen und der Er­lass ent­spre­chen­der Stra­fen aus­ge­spro­chen.

346 Ein­ge­fügt durch Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Achter Titel: Ergänzende Bestimmungen und Schlussbestimmungen 347

347 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 233348

 

348 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. III des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 234349

Ver­wei­sung auf auf­ge­ho­be­ne Be­stim­mun­gen

 

Wird in Bun­des­vor­schrif­ten auf Be­stim­mun­gen ver­wie­sen, die durch die­ses Ge­setz ge­än­dert oder auf­ge­ho­ben wer­den, so sind die­se Ver­wei­sun­gen auf die ent­spre­chen­den Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes zu be­zie­hen.

349Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 23. März 1979 (AS 1979 1037; BBl 1977 II 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 235

Vor­be­halt gel­ten­den Rechts

 

Vor­be­hal­ten blei­ben:

1.
die Straf­be­stim­mun­gen der Ver­ord­nung vom 7. De­zem­ber 1925350 über das mi­li­tä­ri­sche Kon­troll­we­sen, die Straf­be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­set­zes vom 28. Ju­ni 1878351 über den Mi­li­tär­pflich­ter­satz, und an­de­re Be­stim­mun­gen des mi­li­tär­po­li­zei­li­chen Über­tre­tungs­rech­tes;
2.352
das Dis­zi­pli­nar­straf­recht der An­ge­hö­ri­gen des Grenzwacht­korps.

350[AS 41 755, 51 171. BS 5 398 Art. 92 Abs. 1]. Heu­te: die Straf­be­stim­mun­gen der V vom 10. Dez. 2004 (SR 511.22).

351[BS 5 565. AS 1959 2035Art. 48 Abs. 2 Bst. a]. Heu­te: die Straf­be­stim­mun­gen des BG vom 12. Ju­ni 1959 über die Wehr­pflich­ter­satz­ab­ga­be (SR 661).

352Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 236

Dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­stell­tes Per­so­nal

 

1 Im Fall ak­ti­ven Diens­tes tre­ten Än­de­run­gen in der Ord­nung des Dienst­ver­hält­nis­ses der dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­stell­ten Be­am­ten, An­ge­stell­ten und Ar­bei­ter nur ein, wenn und so­weit der Bun­des­rat dies be­schliesst.

2 Auf die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­stell­ten Be­am­ten, An­ge­stell­ten und Ar­bei­ter fin­den die Be­stim­mun­gen des ers­ten bis vier­ten Ab­schnit­tes des zwei­ten Teils des ers­ten Buchs die­ses Ge­set­zes ent­spre­chen­de An­wen­dung.

Art. 236a353

 

353Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 1990 (AS 1991 13521355; BBl 1987 II 1311). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. III des BG vom 21. März 2003, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 1999 1979).

Art. 237

In­kraft­tre­ten

 

Die­ses Ge­setz tritt mit dem 1. Ja­nu­ar 1928 in Kraft.

Schlussbestimmungen der Änderung vom 23. März 1979 354

Schlussbestimmungen der Änderung vom 21. März 2003 356

356AS 2006 3389; BBl 1999 1979

Übergangsbestimmung zur Änderung vom 19. Juni 2015 362