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Militärstrafprozess
(MStP)

vom 23. März 1979 (Stand am 1. August 2023)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 20 der Bundesverfassung1,2
nach Einsicht in eine Botschaft des Bundesrates vom 7. März 19773,

beschliesst:

1[BS 1 3]. Der genannten Bestimmung entspricht heute Art. 60 der BV vom 18. April 1999 (SR 101).

2 Fassung gemäss Ziff. V 1 des BG vom 24. März 2000 über die Schaffung und die Anpassung gesetzlicher Grundlagen für die Bearbeitung von Personendaten, in Kraft seit 1. Sept. 2000 (AS 2000 1891; BBl 1999 9005).

3BBl 1977 II 1

Erster Titel: Gerichtsordnung

Erstes Kapitel: Grundsatz

Art. 1 Unabhängigkeit

Die Un­ab­hän­gig­keit der Mi­li­tär­jus­tiz ist ge­währ­leis­tet.

Zweites Kapitel: Militärjustiz

Art. 2 Einteilung in die Militärjustiz 4

1 Als Jus­ti­z­of­fi­zie­re kön­nen An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee ein­ge­teilt wer­den, die ein ju­ris­ti­sches Stu­di­um mit ei­nem Li­zen­ti­at oder Mas­ter ei­ner schwei­ze­ri­schen Hoch­schu­le ab­ge­schlos­sen ha­ben oder über ein kan­to­na­les An­waltspa­tent ver­fü­gen.5

2 Für Auf­ga­ben, die kein ju­ris­ti­sches Fach­wis­sen ver­lan­gen, kön­nen auch an­de­re An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee in die Mi­li­tär­jus­tiz ein­ge­teilt wer­den.6

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4 Der Bun­des­rat be­zeich­net Grad und Funk­ti­on der Jus­ti­z­of­fi­zie­re.

5 Er teilt der Mi­li­tär­jus­tiz die er­for­der­li­chen Jus­ti­z­of­fi­zie­re zu.

4 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

5 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

6 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

7 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 38

8 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 4 Funktionen

1 Die Ein­tei­lung als Jus­ti­z­of­fi­zier bei der Mi­li­tär­jus­tiz ist Vor­aus­set­zung zur Be­klei­dung der fol­gen­den Funk­tio­nen:9

a.
in der Re­gel des Oberau­di­tors;
b.
sei­nes Stell­ver­tre­ters;
c.
des Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts;
d.
der Prä­si­den­ten der Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te und der Mi­li­tär­ge­rich­te10;
e.
der Au­di­to­ren;
f.
der Un­ter­su­chungs­rich­ter;
g.
der Ge­richts­schrei­ber.

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3 Ei­ne An­zahl von Jus­ti­z­of­fi­zie­ren steht zur Ver­fü­gung des Bun­des­ra­tes oder des Oberau­di­tors.

9 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

10 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

11 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Drittes Kapitel: Strafbehörden 12

12 Eingefügt durch Anhang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Erster Abschnitt: Strafverfolgungsbehörden13

13 Eingefügt durch Anhang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 4a Untersuchungsrichter

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter lei­tet die vor­läu­fi­ge Be­weis­auf­nah­me und die Vor­un­ter­su­chung.

2 Die Füh­rung der Un­ter­su­chung er­folgt oh­ne Ein­mi­schung der mi­li­tä­ri­schen Vor­ge­setz­ten des Be­schul­dig­ten oder Ver­däch­ti­gen.

Art. 4b Auditor

Der Au­di­tor er­lässt die Ein­stel­lungs­ver­fü­gung oder das Straf­man­dat; ge­ge­be­nen­falls er­hebt er An­kla­ge und ver­tritt die An­kla­ge vor Ge­richt.

Art. 4c Zahl und Organisation

Der Bun­des­rat be­stimmt die Zahl der Un­ter­su­chungs­rich­ter und der Au­di­to­ren so­wie ih­re Or­ga­ni­sa­ti­on un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Sprach­ge­mein­schaf­ten.

1a. Abschnitt: Militärgerichte 14

14 Ursprünglich: Erster Abschnitt.

Art. 5 Sachliche Zuständigkeit

Die Mi­li­tär­ge­rich­te be­ur­tei­len ers­tin­stanz­lich die der Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fe­nen straf­ba­ren Hand­lun­gen.

Art. 6 Zahl der Gerichte; Sprachen

1 Der Bun­des­rat be­stimmt die Zahl der Mi­li­tär­ge­rich­te und al­len­falls ih­rer Ab­tei­lun­gen un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Sprach­ge­mein­schaf­ten.15

2 Er re­gelt ih­re Zu­stän­dig­keit. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 31.

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15 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

16 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 7 Wahl der Richter

1 Die Prä­si­den­ten, Rich­ter und Er­satz­rich­ter wer­den vom Bun­des­rat für ei­ne Amts­dau­er von vier Jah­ren ge­wählt.

2 Als Rich­ter und Er­satz­rich­ter wer­den An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee oder des Grenzwacht­korps ge­wählt.17

3 An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee be­hal­ten im Üb­ri­gen ih­re mi­li­tä­ri­sche Stel­lung bei.18

17 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

18 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 8 Zusammensetzung

1 Die Mi­li­tär­ge­rich­te und ih­re Ab­tei­lun­gen wer­den ge­bil­det aus ei­nem Prä­si­den­ten, der den Grad ei­nes Obers­ten oder Oberst­leut­nants be­klei­det, so­wie aus vier Rich­tern und ei­nem Ge­richts­schrei­ber.

2 Als Rich­ter am­ten zwei Of­fi­zie­re so­wie zwei Un­ter­of­fi­zie­re oder An­ge­hö­ri­ge der Mann­schaft.19

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19 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

20 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Zweiter Abschnitt: Militärappellationsgerichte

Art. 9 Sachliche Zuständigkeit

Die Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te be­han­deln Ap­pel­la­tio­nen ge­gen Ur­tei­le und Ent­schei­de der Mi­li­tär­ge­rich­te (Art. 172).

Art. 10 Zahl der Gerichte; Sprachen

1 Der Bun­des­rat be­stimmt die Zahl der Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te und al­len­falls ih­rer Ab­tei­lun­gen un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Sprach­ge­mein­schaf­ten.21

2 Er re­gelt ih­re Zu­stän­dig­keit.

21 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 11 Wahl der Richter, fachliche Voraussetzungen

1 Die Prä­si­den­ten, die Rich­ter und Er­satz­rich­ter wer­den vom Bun­des­rat für ei­ne Amts­dau­er von vier Jah­ren ge­wählt.

2 Als Rich­ter und Er­satz­rich­ter wer­den An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee oder des Grenzwacht­korps ge­wählt. Sie müs­sen in der Re­gel ein ju­ris­ti­sches Stu­di­um mit ei­nem Li­zen­ti­at oder Mas­ter ei­ner schwei­ze­ri­schen Hoch­schu­le ab­ge­schlos­sen ha­ben oder über ein kan­to­na­les An­waltspa­tent ver­fü­gen.22

3 An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee be­hal­ten im Üb­ri­gen ih­re mi­li­tä­ri­sche Stel­lung bei.23

22 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

23 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 12 Zusammensetzung

1 Die Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te und ih­re Ab­tei­lun­gen wer­den ge­bil­det aus ei­nem Prä­si­den­ten, der den Grad ei­nes Obers­ten oder Oberst­leut­nants be­klei­det, so­wie aus vier Rich­tern und ei­nem Ge­richts­schrei­ber.

2 Als Rich­ter am­ten zwei Of­fi­zie­re so­wie zwei Un­ter­of­fi­zie­re oder An­ge­hö­ri­ge der Mann­schaft.24

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4 Für Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­den nach Ar­ti­kel 209 Ab­satz 1 des Mi­li­tär­straf­ge­set­zes vom 13. Ju­ni 192726 (MStG) bil­det das Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richt einen Aus­schuss, be­ste­hend aus des­sen Prä­si­den­ten, ei­nem Of­fi­zier so­wie ei­nem Un­ter­of­fi­zier oder ei­nem An­ge­hö­ri­gen der Mann­schaft.27

24 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

25 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

26 SR 321.0

27 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Dritter Abschnitt: Militärkassationsgericht

Art. 13 Sachliche Zuständigkeit

Das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt be­han­delt die Kas­sa­ti­ons­be­schwer­den nach Ar­ti­kel 184, so­wie Re­kur­se nach Ar­ti­kel 195.

Art. 14 Wahl der Richter; fachliche Voraussetzungen

1 Der Prä­si­dent, die Rich­ter und Er­satz­rich­ter wer­den von der Bun­des­ver­samm­lung für ei­ne Amts­dau­er von vier Jah­ren ge­wählt.

2 Als Rich­ter und Er­satz­rich­ter wer­den An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee oder des Grenzwacht­korps ge­wählt. Sie müs­sen ein ju­ris­ti­sches Stu­di­um mit ei­nem Li­zen­ti­at oder Mas­ter ei­ner schwei­ze­ri­schen Hoch­schu­le ab­ge­schlos­sen ha­ben oder über ein kan­to­na­les An­waltspa­tent ver­fü­gen. Auch Jus­ti­z­of­fi­zie­re kön­nen zu Rich­tern oder Er­satz­rich­tern ge­wählt wer­den.28

3 An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee be­hal­ten im Üb­ri­gen ih­re mi­li­tä­ri­sche Stel­lung bei.29

28 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

29 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 15 Zusammensetzung

1 Das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt wird ge­bil­det aus dem Prä­si­den­ten, der den Grad ei­nes Obers­ten be­klei­det, so­wie aus vier Rich­tern und ei­nem Ge­richts­schrei­ber.

2 Als Rich­ter am­ten zwei Of­fi­zie­re so­wie zwei Un­ter­of­fi­zie­re oder An­ge­hö­ri­ge der Mann­schaft. Dem Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt ge­hö­ren fer­ner vier Er­satz­rich­ter an, von de­nen zwei Of­fi­zie­re und zwei Un­ter­of­fi­zie­re oder An­ge­hö­ri­ge der Mann­schaft sind.30

3 Der Prä­si­dent er­nennt aus dem Kreis der or­dent­li­chen Rich­ter einen Of­fi­zier als sei­nen Stell­ver­tre­ter; die­ser ent­schei­det an­stel­le des Prä­si­den­ten ins­be­son­de­re über:

a.
Un­ter­su­chungs- und Si­cher­heits­haft;
b.
Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs;
c.
Über­wa­chung mit tech­ni­schen Über­wa­chungs­ge­rä­ten;
d.
ver­deck­te Er­mitt­lung;
dbis.31
DNA-Ana­ly­sen;
e.
Mass­nah­men zum Schutz der Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten.32

30 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

31 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. I 3 des BG vom 17. Dez. 2021, in Kraft seit 1. Aug. 2023 (AS 2023 309; BBl 2021 44).

32 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 15a Eid und Gelübde 33

Der Prä­si­dent, die Rich­ter und Er­satz­rich­ter leis­ten den Eid oder das Ge­lüb­de vor dem Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt.

33 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 6 des BG vom 13. Dez. 2002 über die Bun­des­ver­samm­lung, in Kraft seit 1. Dez. 2003 (AS 2003 3543; BBl 2001 34675428).

Viertes Kapitel: Oberauditor

Art. 16 Funktion

1 Der Oberau­di­tor ist für die Ver­wal­tung der Mi­li­tär­jus­tiz un­ter Auf­sicht des Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ments für Ver­tei­di­gung, Be­völ­ke­rungs­schutz und Sport34 zu­stän­dig.

2 Er über­wacht die Tä­tig­keit der Au­di­to­ren und Un­ter­su­chungs­rich­ter.

3 Er teilt den Ge­rich­ten die Ge­richts­schrei­ber zu.35

34 Be­zeich­nung ge­mä­ss nicht ver­öf­fent­lich­tem BRB vom 19. Dez. 1997. Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

35 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 17 Wahl; Grad

1 Der Oberau­di­tor und sein Stell­ver­tre­ter wer­den vom Bun­des­rat für ei­ne Amts­dau­er von vier Jah­ren ge­wählt.

2 Der Oberau­di­tor be­klei­det den Grad ei­nes Bri­ga­diers, sein Stell­ver­tre­ter den Grad ei­nes Obers­ten oder Oberst­leut­nants.36

36 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Fünftes Kapitel: Rechtshilfe

Art. 18 Grundsätze

1 Die mi­li­tä­ri­schen Straf­be­hör­den sind zur ge­gen­sei­ti­gen Rechts­hil­fe ver­pflich­tet.37

2 Eben­so ha­ben die mi­li­tä­ri­schen Straf­be­hör­den und die zi­vi­len Ge­richts-, Straf- und Ver­wal­tungs­be­hör­den von Bund und Kan­to­nen sich ge­gen­sei­tig Rechts­hil­fe zu leis­ten.38

3 Die Or­ga­ne der mi­li­tä­ri­schen und der zi­vi­len Po­li­zei sind ge­gen­über der Mi­li­tär­jus­tiz und den Trup­pen­kom­man­dan­ten, so­weit die­sen Be­fug­nis­se nach den Ar­ti­keln 100ff. zu­ste­hen, zur Rechts­hil­fe ver­pflich­tet. Sie leis­ten die­se in drin­gen­den Fäl­len auch un­auf­ge­for­dert.

4 In Rechts­hil­fe­sa­chen ver­keh­ren die Be­hör­den di­rekt mit­ein­an­der.

37 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

38 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 19 Kenntnisgabe von Strafakten

Sind an ei­ner straf­ba­ren Hand­lung ne­ben Per­so­nen, die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen, auch an­de­re Per­so­nen be­tei­ligt, so ge­ben die mi­li­tä­ri­schen und zi­vi­len Straf­be­hör­den von ih­ren Ak­ten ge­gen­sei­tig Kennt­nis.

Art. 20 Zulässigkeit der Rechtshilfe

Die Rechts­hil­fe soll nur in An­spruch ge­nom­men wer­den, wenn die er­su­chen­de Straf­be­hör­de für die Amts­hand­lung nicht zu­stän­dig ist oder sie nur un­ter er­heb­li­chen Schwie­rig­kei­ten vor­neh­men könn­te.

Art. 21 Streitigkeiten 39

Strei­tig­kei­ten we­gen Ver­wei­ge­rung der Rechts­hil­fe ent­schei­det das Bun­dess­traf­ge­richt.

39 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2003 2133; BBl 2001 4202).

Art. 22 Vorsorgliche Amtshandlungen militärischer Strafbehörden

Mi­li­tä­ri­sche Straf­be­hör­den dür­fen vor­sorg­li­che Amts­hand­lun­gen ge­gen­über Per­so­nen, die zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen, oh­ne Be­wil­li­gung der zu­stän­di­gen Straf­be­hör­de nur in drin­gen­den Fäl­len vor­neh­men. Die­ser ist von der Amts­hand­lung Kennt­nis zu ge­ben.

Art. 23 Vorsorgliche Amtshandlungen ziviler Strafbehörden

Zi­vi­le Straf­be­hör­den dür­fen vor­sorg­li­che Amts­hand­lun­gen ge­gen­über Per­so­nen, die der mi­li­tä­ri­schen Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen, oh­ne Be­wil­li­gung des zu­stän­di­gen Trup­pen­kom­man­dan­ten nur in drin­gen­den Fäl­len vor­neh­men. Die­sem ist von der Amts­hand­lung Kennt­nis zu ge­ben.

Art. 24 Vorladungen ziviler Gerichte an Angehörigen der Armee 40

1 Wer­den An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee von zi­vi­len Ge­rich­ten vor­ge­la­den, so er­teilt der zu­stän­di­ge Vor­ge­setz­te den er­for­der­li­chen Ur­laub, wenn nicht wich­ti­ge mi­li­tä­ri­sche In­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen.

2 Wird der Ur­laub nicht be­wil­ligt, so ist das Ge­richt un­ver­züg­lich zu be­nach­rich­ti­gen.

3 Vor­be­hal­ten bleibt das zi­vi­le Ver­fah­ren ge­gen Dienst­pflich­ti­ge im Dienst (Art. 222 MStG41).

40 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

41SR 321.0

Art. 25 Unentgeltlichkeit

Die Rechts­hil­fe wird un­ent­gelt­lich ge­leis­tet. Vor­be­hal­ten bleibt die Ver­gü­tung von be­son­dern Aus­la­gen.

Zweiter Titel: Verfahren

Erstes Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Erster Abschnitt: Gerichtsstand

Art. 26 Grundsatz 42

1 Die Zu­stän­dig­keit der Straf­be­hör­den rich­tet sich nach der Spra­che des Be­schul­dig­ten oder Ver­däch­ti­gen. Ist die­se Spra­che we­der Deutsch noch Fran­zö­sisch noch Ita­lie­nisch, so be­zeich­net der Oberau­di­tor die zu­stän­di­ge Straf­be­hör­de.

2 Ist der Tä­ter un­be­kannt, so be­stimmt sich die Zu­stän­dig­keit der Straf­be­hör­den nach dem Ort der Be­ge­hung.

3 Ist der Ort der Be­ge­hung nicht be­kannt oder un­be­stimmt, so be­zeich­net der Oberau­di­tor die zu­stän­di­ge Straf­be­hör­de.

42 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 27–2943

43 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 30 Gerichtsstand bei mehreren strafbaren Handlungen und bei Mittäterschaft 44

1 Fal­len meh­re­re straf­ba­re Hand­lun­gen ei­ner Per­son in die Zu­stän­dig­keit ver­schie­de­ner Straf­be­hör­den, so ist der Ge­richts­stand bei der für die schwers­te Tat zu­stän­di­gen Straf­be­hör­de be­grün­det. Sind meh­re­re die­ser Hand­lun­gen als gleich schwer zu be­trach­ten, so ist die Straf­be­hör­de zu­stän­dig, bei der die Vor­un­ter­su­chung zu­erst ein­ge­lei­tet wur­de.

2 Bei Mit­tä­ter­schaft ist die Straf­be­hör­de zu­stän­dig, bei der die Vor­un­ter­su­chung zu­erst ein­ge­lei­tet wur­de.

3 Für An­stif­ter und Ge­hil­fen ist die Straf­be­hör­de des Tä­ters zu­stän­dig.

44 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 31 Besonderer Gerichtsstand 45

Der Oberau­di­tor kann beim Vor­lie­gen be­son­de­rer Grün­de aus­nahms­wei­se ei­ne an­de­re als die zu­stän­di­ge Straf­be­hör­de mit der Ver­fol­gung und Be­ur­tei­lung ei­nes Straf­fal­les be­auf­tra­gen.

45 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 32 Streitiger Gerichtsstand 46

Ist der Ge­richts­stand zwi­schen mi­li­tä­ri­schen Straf­be­hör­den strei­tig, so ent­schei­det der Oberau­di­tor end­gül­tig.

46 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Zweiter Abschnitt: Ausstand von Gerichtspersonen

Art. 33 Ausschliessung

Ein Rich­ter, Au­di­tor, Un­ter­su­chungs­rich­ter oder Ge­richts­schrei­ber darf sein Amt nicht aus­üben, wenn er

a.
in der Sa­che ein per­sön­li­ches In­ter­es­se hat;
b.47
mit ei­ner Par­tei durch Ehe oder ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ver­bun­den ist oder mit ihr ei­ne fak­ti­sche Le­bens­ge­mein­schaft führt;
bbis.48 mit ei­ner Par­tei in ge­ra­der Li­nie oder bis zum drit­ten Gra­de in der Sei­ten­li­nie ver­wandt oder ver­schwä­gert ist;
c.
in der Sa­che schon als Mit­glied ei­ner ad­mi­nis­tra­ti­ven oder rich­ter­li­chen Be­hör­de, als Jus­tiz­be­am­ter, als Rechts­be­ra­ter, Be­voll­mäch­tig­ter oder An­walt ei­ner Par­tei, als Sach­ver­stän­di­ger oder Zeu­ge ge­han­delt hat;
d.49
mit dem An­walt ei­ner Par­tei durch Ehe oder ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ver­bun­den ist oder ei­ne fak­ti­sche Le­bens­ge­mein­schaft führt;
dbis.50 mit dem An­walt ei­ner Par­tei in ge­ra­der Li­nie oder bis zum zwei­ten Gra­de in der Sei­ten­li­nie ver­wandt oder ver­schwä­gert ist.

47 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

48 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

49 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

50 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 34 Ablehnung

Ein Rich­ter, Au­di­tor, Un­ter­su­chungs­rich­ter oder Ge­richts­schrei­ber kann von den Par­tei­en ab­ge­lehnt wer­den oder selbst sei­nen Aus­stand ver­lan­gen,

a.
wenn zwi­schen ihm und ei­ner Par­tei be­son­de­re Freund­schaft oder per­sön­li­che Feind­schaft oder ein be­son­de­res Pflicht- oder Ab­hän­gig­keits­ver­hält­nis be­steht;
b.
wenn er aus an­dern Grün­den in der Sa­che be­fan­gen sein könn­te.

Art. 35 Anzeigepflicht

Liegt bei ei­ner Ge­richts­per­son ein Aus­stands­grund nach den Ar­ti­keln 33 oder 34 vor, so hat sie die­sen dem Ge­richt mög­lichst früh­zei­tig, je­doch spä­tes­tens nach Er­öff­nung der Haupt­ver­hand­lung an­zu­zei­gen. Bei Ab­leh­nung (Art. 34) hat sie zu er­klä­ren, ob sie selbst ih­ren Aus­stand ver­lan­ge oder die Ab­leh­nung den Par­tei­en an­heim stel­le. Die Par­tei­en er­hal­ten ei­ne kur­ze Frist, um die Ab­leh­nung gel­tend zu ma­chen.

Art. 36 Ausstandsbegehren

1 Will ei­ne Par­tei den Aus­stand (Art. 33 oder 34) ei­ner Ge­richts­per­son ver­lan­gen, so hat sie so­fort nach Ent­ste­hen oder Be­kannt wer­den des Aus­stands­grun­des dem zu­stän­di­gen Ge­richt ein Aus­stands­be­geh­ren zu stel­len.

2 Die den Aus­stand be­grün­den­den Tat­sa­chen sind im Be­geh­ren glaub­haft zu ma­chen. Die Ge­richts­per­son hat sich zu den vor­ge­brach­ten Aus­stands­grün­den zu äus­sern. Ein wei­te­res Be­weis­ver­fah­ren fin­det nicht statt.

3 Wer ein Aus­stands­be­geh­ren ver­spä­tet ein­reicht, kann ver­pflich­tet wer­den, die da­durch ver­ur­sach­ten Kos­ten zu tra­gen.

Art. 37 Entscheid

1 Über den Aus­stand ent­schei­det bis zur ers­tin­stanz­li­chen Haupt­ver­hand­lung der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts, nach­her das zu­stän­di­ge Ge­richt.

2 Über den Aus­stand des Oberau­di­tors und sei­nes Stell­ver­tre­ters ent­schei­det der Bun­des­rat.

Dritter Abschnitt: Protokolle

Art. 38 Inhalt und Form

1 Die Aus­sa­gen ein­ver­nom­me­ner Per­so­nen sind ih­rem we­sent­li­chen In­halt nach zu pro­to­kol­lie­ren, eben­so wich­ti­ge Fra­gen des Un­ter­su­chungs­rich­ters.

2 Am Schluss der Ein­ver­nah­me ist das Pro­to­koll von der ein­ver­nom­me­nen Per­son zu le­sen oder ihr vor­zu­le­sen. Dar­auf ist es mit all­fäl­li­gen Be­rich­ti­gun­gen und Er­gän­zun­gen von ihr, vom Un­ter­su­chungs­rich­ter und vom Pro­to­koll­füh­rer zu un­ter­zeich­nen.

3 Wird die Un­ter­zeich­nung des Pro­to­kolls ver­wei­gert oder kann sie aus an­de­ren Grün­den nicht er­fol­gen, so ist dies un­ter An­ga­be der Grün­de zu ver­mer­ken.

4 In Aus­nah­me­fäl­len kön­nen Aus­sa­gen mit Ein­wil­li­gung al­ler Be­tei­lig­ten nicht nur im Pro­to­koll, son­dern auch auf Ton­trä­gern fest­ge­hal­ten wer­den.

Art. 39 Hauptverhandlung

1 Das Pro­to­koll über die Haupt­ver­hand­lung muss de­ren Gang und Er­geb­nis­se im We­sent­li­chen wie­der­ge­ben so­wie die im Lau­fe der Ver­hand­lung ge­stell­ten An­trä­ge, er­gan­ge­nen Ent­schei­de und den Ur­teilss­pruch ent­hal­ten.

2 Der Prä­si­dent ord­net von sich aus oder auf An­trag ei­ner Par­tei die voll­stän­di­ge Nie­der­schrift ei­ner Aus­sa­ge an, wenn ih­rem Wort­laut be­son­de­re Be­deu­tung zu­kommt.

3 Das Pro­to­koll der Haupt­ver­hand­lung wird vom Prä­si­den­ten und vom Ge­richts­schrei­ber un­ter­zeich­net. Im Üb­ri­gen gilt Ar­ti­kel 38.

Art. 40 Augenschein und Hausdurchsuchung

1 Pro­to­kol­le über Au­gen­schei­ne und Haus­durch­su­chun­gen ha­ben de­ren Er­geb­nis ge­nau fest­ge­hal­ten so­wie Ort und Zeit der Durch­füh­rung und die Na­men der Per­so­nen an­zu­ge­ben, die dar­an teil­ge­nom­men ha­ben. Plä­ne, Fo­to­gra­fi­en und Zeich­nun­gen sind, wenn nö­tig, bei­zu­fü­gen.

2 Die Pro­to­kol­le wer­den von dem un­ter­zeich­net, der die Mass­nah­me durch­ge­führt hat.

Art. 41 Beschlagnahme und Verwahrung

1 Über be­schlag­nahm­te oder ver­wahr­te Ge­gen­stän­de ist ein ge­nau­es Ver­zeich­nis auf­zu­neh­men und den Ak­ten bei­zu­fü­gen.

2 Das Ver­zeich­nis wird von dem un­ter­zeich­net, der die Mass­nah­me durch­ge­führt hat. Der bis­he­ri­ge In­ha­ber der Ge­gen­stän­de oder der nach Ar­ti­kel 66 Ab­satz 4 Bei­ge­zo­ge­ne muss durch Un­ter­schrift be­stä­ti­gen, dass das Ver­zeich­nis voll­stän­dig ist. Er er­hält ein Dop­pel.

Vierter Abschnitt: Entscheide und Akten

Art. 42 Entscheide

1 Schrift­li­che Ent­schei­de sind zu be­grün­den und müs­sen das Rechts­mit­tel, die Rechts­mit­tel­in­stanz und die Rechts­mit­tel­frist nen­nen.

2 Ent­schei­de und de­ren Voll­zug sind in den Ak­ten fest­zu­hal­ten.

Art. 43 Verwaltung der Akten 51

1 Das Oberau­di­to­rat be­treibt zur Ver­wal­tung der Ak­ten der Mi­li­tär­jus­tiz ein In­for­ma­ti­ons­sys­tem. Es ent­hält Da­ten von Per­so­nen, die von Un­ter­su­chun­gen oder Ver­fah­ren der Mi­li­tär­jus­tiz be­trof­fen sind, so­wie An­ga­ben über den Stand und die Er­le­di­gung der Un­ter­su­chun­gen und Ver­fah­ren.

2 Die Kanz­lei­en der Mi­li­tär­ge­rich­te ha­ben durch ein Ab­ruf­ver­fah­ren Zu­griff auf die Da­ten.

3 Nach Er­le­di­gung der Strafsa­che wer­den die Ak­ten in der Re­gel wäh­rend fünf Jah­ren beim Oberau­di­to­rat auf­be­wahrt. Da­nach wer­den sie dem Bun­de­sar­chiv über­lie­fert. Das Oberau­di­to­rat kann die ar­chi­vier­ten Ak­ten bei Be­darf zu­rück­ver­lan­gen.

51 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. V 1 des BG vom 24. März 2000 über die Schaf­fung und die An­pas­sung ge­setz­li­cher Grund­la­gen für die Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten, in Kraft seit 1. Sept. 2000 (AS 2000 1891; BBl 1999 9005).

Art. 44 Rückgabe von Belegen

Zu den Ak­ten ge­nom­me­ne Be­le­ge wer­den dem Be­rech­tig­ten in der Re­gel erst nach rechts­kräf­ti­ger Er­le­di­gung der Strafsa­che ge­gen Emp­fangs­schein zu­rück­ge­ge­ben.

Art. 45 Akteneinsicht

1 Ge­rich­te und Ver­wal­tungs­be­hör­den kön­nen auf be­grün­de­tes Ge­such hin Ak­ten ei­ner rechts­kräf­tig er­le­dig­ten Strafsa­che ein­se­hen. Pri­vat­per­so­nen kann nur Ein­sicht ge­währt wer­den, wenn sie ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se glaub­haft ma­chen und die­sem kei­ne hö­hern In­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen.

2 Der Oberau­di­tor ent­schei­det über die Ge­wäh­rung der Ein­sicht und de­ren Um­fang.

Fünfter Abschnitt: Fristen

Art. 46 Berechnung, Wahrung und Erstreckung

1 Be­rech­net sich die Frist nach Ta­gen, so be­ginnt sie am Ta­ge nach der Mit­tei­lung. Fällt der letz­te Tag auf einen Sams­tag, einen Sonn­tag oder einen am Wohn­ort der Par­tei oder ih­res Ver­tre­ters vom kan­to­na­len Recht an­er­kann­ten Fei­er­tag, so en­digt die Frist am nächs­ten Werk­tag.

2 Schrift­li­che Ein­ga­ben müs­sen spä­tes­tens am letz­ten Tag der Frist an die zu­stän­di­ge Stel­le ge­langt oder der schwei­ze­ri­schen Post über­ge­ben wor­den sein. In Haft­fäl­len ge­nügt die frist­ge­rech­te Über­ga­be an den Ge­fäng­nis­wär­ter, der für die Wei­ter­lei­tung be­sorgt ist.

3 Die Frist gilt auch dann als ge­wahrt, wenn ei­ne Ein­ga­be recht­zei­tig bei ei­ner un­zu­stän­di­gen schwei­ze­ri­schen Dienst- oder Amts­stel­le ein­ge­reicht wur­de. Die Ein­ga­be ist un­ver­züg­lich an die zu­stän­di­ge Stel­le wei­ter­zu­lei­ten.

4 Die vom Ge­setz be­stimm­ten Fris­ten sind nicht er­streck­bar. Rich­ter­lich be­stimm­te Fris­ten kön­nen auf be­grün­de­tes Ge­such hin, das vor Ab­lauf der Frist zu stel­len ist, er­streckt wer­den.

Art. 47 Wiederherstellung

1 Ei­ne Frist kann wie­der­her­ge­stellt wer­den, wenn sie der Ge­such­stel­ler oder sein Ver­tre­ter un­ver­schul­det nicht ein­hal­ten konn­te.

2 Das be­grün­de­te Ge­such ist in­nert zehn Ta­gen nach Weg­fall des Hin­der­nis­ses schrift­lich un­ter An­ga­be der Be­weis­mit­tel ein­zu­rei­chen. Die ver­säum­te Rechts­hand­lung muss in­ner­halb die­ser Frist nach­ge­holt wer­den.

3 Über das Ge­such ent­schei­det die in der Sa­che zu­stän­di­ge Stel­le.

4 Ge­gen den ab­leh­nen­den Ent­scheid kann in­nert zehn Ta­gen von der schrift­li­chen Mit­tei­lung an Be­schwer­de ge­führt wer­den:

a.
ge­gen Ent­schei­de des Un­ter­su­chungs­rich­ters beim Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­ge­richts;
b.
ge­gen Ent­schei­de des Mi­li­tär­ge­richts oder sei­nes Prä­si­den­ten beim Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richt;
c.
ge­gen Ent­schei­de des Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts oder sei­nes Prä­si­den­ten beim Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt.

Sechster Abschnitt: Öffentlichkeit und Sitzungspolizei

Art. 48 Öffentlichkeit

1 Die Ver­hand­lun­gen vor den Mi­li­tär­ge­rich­ten sind öf­fent­lich, nicht aber die Be­ra­tun­gen und Ab­stim­mun­gen.

2 Das Ge­richt kann die Öf­fent­lich­keit aus­sch­lies­sen, so­weit ei­ne Ge­fähr­dung der Lan­des­ver­tei­di­gung, der Staats­si­cher­heit, der öf­fent­li­chen Ord­nung oder der Sitt­lich­keit zu be­fürch­ten ist oder das In­ter­es­se ei­nes Be­tei­lig­ten es er­for­dert. Es schliesst die Öf­fent­lich­keit von den Ver­hand­lun­gen aus, wenn über­wie­gen­de In­ter­es­sen des Op­fers dies er­for­dern.52 Das Op­fer ei­ner Straf­tat ge­gen die se­xu­el­le In­te­gri­tät kann ver­lan­gen, dass das Ge­richt die Öf­fent­lich­keit von den Ver­hand­lun­gen aus­sch­liesst.53

3 Das Ur­teil wird öf­fent­lich ver­kün­det.

4 Bild- und Ton­auf­nah­men im Ge­richts­saal sind ver­bo­ten. Das Ge­richt kann Aus­nah­men be­schlies­sen.

52 Fas­sung zwei­ter Satz ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

53 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 23. März 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 1607; BBl 2005 7165).

Art. 49 Sitzungspolizei

1 Der Prä­si­dent des Ge­richts sorgt für Ru­he und Ord­nung in der Ver­hand­lung. Er kann Ru­he­stö­rer weg­wei­sen, den Sit­zungs­saal räu­men und Wi­der­setz­li­che bis zum Schluss der Sit­zung in po­li­zei­li­chen Ge­wahr­sam neh­men las­sen.

2 Das Ge­richt kann den­je­ni­gen, der sich in der Sit­zung un­ge­bühr­lich ver­hält oder An­ord­nun­gen des Prä­si­den­ten miss­ach­tet, mit ei­ner Ord­nungs­bus­se bis zu 500 Fran­ken be­stra­fen.54 Dies schliesst ei­ne Ver­fol­gung für Straf­ta­ten nicht aus.

3 Dem Un­ter­su­chungs­rich­ter ste­hen die glei­chen Be­fug­nis­se zu. Er kann ei­ne Ord­nungs­bus­se bis zu 200 Fran­ken ver­hän­gen.55

54 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

55 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 50 Sitzungslokal; Vollzugsorgan

1 Die Kan­to­ne und Ge­mein­den stel­len den Mi­li­tär­ge­rich­ten an den Sit­zungs­or­ten die er­for­der­li­chen Räu­me un­ent­gelt­lich zur Ver­fü­gung. Be­son­de­re Aus­la­gen wer­den vom Bund er­setzt.

2 Die am Sit­zungs­ort zu­stän­di­ge Po­li­zei­be­hör­de stellt auf Er­su­chen des Prä­si­den­ten des Ge­richts die nö­ti­gen Or­ga­ne für den Voll­zug sei­ner An­ord­nun­gen zur Ver­fü­gung, ins­be­son­de­re für die Vor­füh­rung von An­ge­klag­ten und für die Auf­recht­er­hal­tung von Ru­he und Ord­nung.

Siebenter Abschnitt: Einvernahme des Beschuldigten; freies Geleit

Art. 51 Vorladung

1 Der Be­schul­dig­te wird zur Ein­ver­nah­me in der Re­gel schrift­lich vor­ge­la­den. Er ist auf die ge­setz­li­chen Fol­gen des Aus­blei­bens auf­merk­sam zu ma­chen.

2 Die Vor­la­dung wird durch die Schwei­ze­ri­sche Post, durch einen An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee oder nö­ti­gen­falls durch Ver­mitt­lung ei­ner zi­vi­len Be­hör­de zu­ge­stellt.56

3 Leis­tet der Be­schul­dig­te der Vor­la­dung kei­ne Fol­ge, so kann er vor­ge­führt wer­den. Der Vor­füh­rungs­be­fehl ist in der Re­gel schrift­lich zu er­tei­len.

56 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 9 des Po­st­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 30. April 1997, in Kraft seit 1. Jan. 1998 (AS 1997 2465; BBl 1996 III 1306).

Art. 52 Durchführung

1 Dem Be­schul­dig­ten wird mit­ge­teilt, wel­cher Tat er be­schul­digt wird. Er wird auf­ge­for­dert, sich über die Be­schul­di­gung aus­zu­spre­chen so­wie Tat­sa­chen und Be­weis­mit­tel zu sei­ner Ver­tei­di­gung an­zu­füh­ren. Zur Er­gän­zung, Er­läu­te­rung oder Be­rich­ti­gung der Aus­sa­ge und zur Be­sei­ti­gung von Wi­der­sprü­chen wer­den ent­spre­chen­de Fra­gen ge­stellt.

2 Die per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se des Be­schul­dig­ten wer­den mit al­ler Sorg­falt ab­ge­klärt.

3 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter geht al­len be­las­ten­den und ent­las­ten­den Um­stän­den mit glei­cher Sorg­falt nach.

4 Auch bei ei­nem Ge­ständ­nis wer­den die nä­hern Um­stän­de und die Be­weg­grün­de der Tat ab­ge­klärt.

5 Zwang, Dro­hung, Ver­spre­chun­gen, un­wah­re An­ga­ben und ver­fäng­li­che Fra­gen sind un­ter­sagt.

6 Wei­gert sich der Be­schul­dig­te aus­zu­sa­gen, so wird das Ver­fah­ren oh­ne Rück­sicht dar­auf wei­ter­ge­führt.

Art. 53 Freies Geleit

1 Der Prä­si­dent des Ge­richts kann ei­nem lan­des­ab­we­sen­den Be­schul­dig­ten oder ei­nem in Ab­we­sen­heit Ver­ur­teil­ten frei­es Ge­leit er­tei­len. Die­ses kann an be­stimm­te Be­din­gun­gen ge­knüpft wer­den.

2 Das freie Ge­leit er­lischt, wenn der Be­schul­dig­te oder der in Ab­we­sen­heit Ver­ur­teil­te im or­dent­li­chen Ver­fah­ren zu ei­ner un­be­ding­ten Frei­heits­s­tra­fe ver­ur­teilt wird oder die auf­er­leg­ten Be­din­gun­gen nicht er­füllt hat.

3 Auf die­se Rechts­fol­gen ist der Be­schul­dig­te oder Ver­ur­teil­te bei Er­tei­lung des frei­en Ge­leits auf­merk­sam zu ma­chen.

Achter Abschnitt: Anhaltung; Vorläufige Festnahme; Untersuchungs- und Sicherheitshaft 57

57 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 54 Allgemeines Anhaltungsrecht 58

1 Je­de Per­son ist be­rech­tigt, ei­ne an­de­re Per­son an­zu­hal­ten:

a.
die sie bei ei­nem Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen auf fri­scher Tat er­tappt;
b.
die sie un­mit­tel­bar nach Be­ge­hung ei­ner sol­chen Tat an­trifft;
c.
die zur Ver­haf­tung aus­ge­schrie­ben ist.

2 Die an­ge­hal­te­ne Per­son ist un­ver­züg­lich der nächs­ten Trup­pe oder der Po­li­zei zu über­ge­ben. Nach Durch­füh­rung der nö­ti­gen Ab­klä­run­gen ist sie so­fort zu ent­las­sen, so­fern nicht die Vor­aus­set­zun­gen der vor­läu­fi­gen Fest­nah­me er­füllt sind.

58 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 54a Polizeiliche Anhaltung 59

1 Zi­vi­le und mi­li­tä­ri­sche Po­li­zei­or­ga­ne kön­nen bei Ver­dacht ei­ner straf­ba­ren Hand­lung ei­ne Per­son an­hal­ten, ih­re Iden­ti­tät fest­stel­len und ab­klä­ren, ob nach ihr, nach Fahr­zeu­gen oder nach an­dern Sa­chen, die sich in ih­rem Ge­wahr­sam be­fin­den, ge­fahn­det wird.

2 Zi­vi­le und mi­li­tä­ri­sche Po­li­zei­or­ga­ne ha­ben je­de Per­son an­zu­hal­ten, die in ih­rer Ge­gen­wart ei­ne straf­ba­re Hand­lung ver­übt oder un­mit­tel­bar da­nach an­ge­trof­fen wird. Bei Flucht­ge­fahr kön­nen sie fer­ner Per­so­nen an­hal­ten, wel­che auf Grund ei­ge­ner Wahr­neh­mung, aus­ge­schrie­be­ner Fahn­dun­gen oder glaub­wür­di­ger Mit­tei­lung Drit­ter ei­ner straf­ba­ren Hand­lung ver­däch­tig sind.

3 Die an­ge­hal­te­ne Per­son muss auf Ver­lan­gen ih­re Per­so­na­li­en an­ge­ben, Aus­weis­pa­pie­re vor­le­gen, Sa­chen in ih­rem Ge­wahr­sam vor­zei­gen und zu die­sem Zweck Fahr­zeu­ge und Be­hält­nis­se öff­nen.

4 Zi­vi­le und mi­li­tä­ri­sche Po­li­zei­or­ga­ne kön­nen An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee zur Mit­wir­kung bei der An­hal­tung ei­ner auf fri­scher Tat er­tapp­ten Per­son auf­for­dern.

59 Ein­ge­fügt durch Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 55 Vorläufige Festnahme 60

1 Vor­ge­setz­te al­ler Stu­fen so­wie zi­vi­le und mi­li­tä­ri­sche Po­li­zei­or­ga­ne kön­nen ei­ne Per­son vor­läu­fig fest­neh­men, wenn sich auf Grund der Er­mitt­lun­gen und nach der Be­fra­gung er­gibt, dass die Vor­aus­set­zun­gen der Un­ter­su­chungs­haft nach Ar­ti­kel 56 vor­lie­gen.

2 Über je­de Fest­nah­me ist un­ver­züg­lich ein Pro­to­koll auf­zu­neh­men. Das Pro­to­koll ent­hält min­des­tens die Per­so­na­li­en der fest­ge­nom­me­nen Per­son und all­fäl­li­ger Aus­kunfts­per­so­nen so­wie Grund, Ort und Zeit der Fest­nah­me.

3 Die fest­ge­nom­me­ne Per­son ist be­rech­tigt, um­ge­hend ih­re An­ge­hö­ri­gen zu be­nach­rich­ti­gen oder be­nach­rich­ti­gen zu las­sen und einen Rechts­bei­stand über die vor­läu­fi­ge Fest­nah­me und de­ren Grün­de zu ori­en­tie­ren.

4 Für die Ent­schä­di­gung für un­zu­läs­si­ge vor­läu­fi­ge Fest­nah­me gilt Ar­ti­kel 117 Ab­satz 3 sinn­ge­mä­ss.

60 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 55a Dauer der vorläufigen Festnahme 61

1 Die vor­läu­fi­ge Fest­nah­me darf vom Zeit­punkt der An­hal­tung an ge­rech­net 24 Stun­den nicht über­schrei­ten.

2 Er­gibt sich wäh­rend der Dau­er der vor­läu­fi­gen Fest­nah­me, dass de­ren Vor­aus­set­zun­gen nicht mehr er­füllt sind, so ist die be­trof­fe­ne Per­son zu ent­las­sen. An­dern­falls ist sie vor Ab­lauf die­ser Frist vom zu­stän­di­gen mi­li­tä­ri­schen Un­ter­su­chungs­rich­ter per­sön­lich ein­zu­ver­neh­men. Die­ser hat dar­über zu be­fin­den, ob die vor­läu­fi­ge Fest­nah­me auf­ge­ho­ben oder die Per­son in Un­ter­su­chungs­haft ge­setzt wer­den soll.

61 Ein­ge­fügt durch Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 56 Untersuchungs- und Sicherheitshaft

Ge­gen den Be­schul­dig­ten, ge­gen den die Vor­un­ter­su­chung an­ge­ord­net wur­de, darf ein Haft­be­fehl nur er­las­sen wer­den, wenn er ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens drin­gend ver­däch­tig ist und Grund zur An­nah­me be­steht:62

a.63
dass er sich der Straf­ver­fol­gung oder der zu er­war­ten­den Sank­ti­on durch Flucht ent­zie­hen wür­de;
b.
dass er Spu­ren der Tat ver­nich­ten, Be­weis­mit­tel bei­sei­te schaf­fen oder ver­än­dern oder Zeu­gen, Mit­be­schul­dig­te oder Aus­kunfts­per­so­nen zu falschen Aus­sa­gen ver­lei­ten oder sonst den Zweck der Un­ter­su­chung ge­fähr­den wür­de oder
c.
dass er, in Frei­heit be­las­sen, sei­ne straf­ba­re Tä­tig­keit fort­set­zen wür­de.

2 Das Op­fer wird über die An­ord­nung und die Auf­he­bung der Un­ter­su­chungs- oder der Si­cher­heits­haft so­wie über ei­ne Flucht des Be­schul­dig­ten ori­en­tiert, es sei denn, es ha­be aus­drück­lich dar­auf ver­zich­tet. Die Ori­en­tie­rung über die Auf­he­bung der Haft kann un­ter­blei­ben, wenn der Be­schul­dig­te da­durch ei­ner ernst­haf­ten Ge­fahr aus­ge­setzt wür­de.64

62 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 7 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

63 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 7 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

64 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 26. Sept. 2014 über das In­for­ma­ti­ons­recht des Op­fers, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 1623; BBl 2014 889913).

Art. 57 Haftbefehl

1 Die Ver­haf­tung des Be­schul­dig­ten er­folgt auf­grund ei­nes schrift­li­chen Haft­be­fehls des Un­ter­su­chungs­rich­ters oder nach Ab­schluss der Vor­un­ter­su­chung des Prä­si­den­ten des zu­stän­di­gen Ge­richts.

2 Der Haft­be­fehl ent­hält:

a.
die Per­so­na­li­en des Be­schul­dig­ten;
b.
die ihm vor­ge­wor­fe­ne straf­ba­re Hand­lung;
c.
den Grund der Ver­haf­tung;
d.
die Rechts­mit­tel­be­leh­rung.

3 Der Haft­be­fehl ist dem Be­schul­di­gen bei der Ver­haf­tung be­kannt zu ge­ben un­ter Aus­hän­di­gung ei­nes Dop­pels ge­gen Emp­fangs­be­stä­ti­gung.

4 Der Ver­haf­te­te ist un­ver­züg­lich dem Rich­ter zu­zu­füh­ren.

Art. 58 Fahndung

1 Kann der Haft­be­fehl nicht voll­zo­gen wer­den, so wird die Fahn­dung an­ge­ord­net. Der Haft­be­fehl kann öf­fent­lich be­kannt ge­macht wer­den. Da­bei wird an­ge­ge­ben, wem der Ver­haf­te­te zu­zu­füh­ren ist.

2 Die Po­li­zei­or­ga­ne ha­ben bei der Fahn­dung mit­zu­wir­ken.

3 Bei schwe­ren Straf­ta­ten kann die Be­kannt­ga­be durch Pres­se, Ra­dio oder Fern­se­hen an­ge­ord­net wer­den.

Art. 59 Erste Einvernahme; Haftdauer

1 Der Ver­haf­te­te ist spä­tes­tens am ers­ten Werk­tag, nach dem er dem Rich­ter zu­ge­führt wur­de, über den Ge­gen­stand der Be­schul­di­gung ein­zu­ver­neh­men und auf sein Recht, je­der­zeit ein Haft­ent­las­sungs­ge­such ein­zu­rei­chen, auf­merk­sam zu ma­chen.

2 Die Un­ter­su­chungs­haft darf nicht län­ger als 14 Ta­ge dau­ern. Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts kann je­doch auf be­grün­de­tes Ge­such des Un­ter­su­chungs­rich­ters hin ei­ne oder meh­re­re Haft­ver­län­ge­run­gen von je­weils höchs­tens ei­nem Mo­nat be­wil­li­gen. Haf­ter­stre­ckungs­ver­fü­gun­gen sind dem Ver­haf­te­ten durch Zu­stel­lung ei­nes Dop­pels zu er­öff­nen.

3 So­bald kein Ver­haf­tungs­grund mehr be­steht, ist der Ver­haf­te­te frei­zu­las­sen.

Art. 60 Sicherheitshaft nach der Verurteilung

Wird ge­gen ein Ur­teil ein Rechts­mit­tel ein­ge­reicht, so ent­schei­det über die An­ord­nung oder Fort­dau­er der Si­cher­heits­haft der Prä­si­dent des Ge­richts, wel­ches das Ur­teil ge­fällt hat. Sind die Ak­ten an die Rechts­mit­tel­in­stanz wei­ter­ge­lei­tet, so ent­schei­det de­ren Prä­si­dent.

Art. 61 Freiheitsbeschränkung

Der Ver­haf­te­te darf in sei­ner Frei­heit nicht wei­ter be­schränkt wer­den, als es der Zweck der Haft oder die Auf­recht­er­hal­tung der Ord­nung im Ge­fäng­nis er­for­dert.

Neunter Abschnitt: Untersuchungsmassnahmen

Art. 62 Anordnung

Die An­ord­nung von Un­ter­su­chungs­mass­nah­men steht dem Un­ter­su­chungs­rich­ter und, nach Ab­schluss der Vor­un­ter­su­chung, dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­ge­richts oder des Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts zu. Mit der Durch­füh­rung kann die mi­li­tä­ri­sche oder die zi­vi­le Po­li­zei be­auf­tragt wer­den.65

65 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2022 725; BBl 2021 2198).

Art. 63 Beschlagnahme

1 Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te, die als Be­weis­mit­tel für die Un­ter­su­chung von Be­deu­tung sind oder der Ein­zie­hung un­ter­lie­gen, sind zu be­schlag­nah­men und zu ver­wah­ren oder in an­de­rer Wei­se si­cher­zu­stel­len.

2 Ge­gen­stän­de und Un­ter­la­gen aus dem Ver­kehr ei­ner Per­son mit ih­rem An­walt dür­fen nicht be­schlag­nahmt wer­den, so­fern die­ser nach dem An­walts­ge­setz vom 23. Ju­ni 200066 zur Ver­tre­tung vor schwei­ze­ri­schen Ge­rich­ten be­rech­tigt ist und im glei­chen Sach­zu­sam­men­hang nicht sel­ber be­schul­digt ist.67

66 SR 935.61

67 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 8 des BG vom 28. Sept. 2012 über die An­pas­sung von ver­fah­rens­recht­li­chen Be­stim­mun­gen zum an­walt­li­chen Be­rufs­ge­heim­nis, in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2013 847; BBl 2011 8181).

Art. 64 Herausgabe von beschlagnahmten Gegenständen und Vermögenswerten


Wer einen mit Be­schlag be­leg­ten Ge­gen­stand oder Ver­mö­gens­wert in sei­nem Ge­wahr­sam hat, ist ver­pflich­tet, die­sen auf Ver­lan­gen her­aus­zu­ge­ben. Ver­wei­gert er die Her­aus­ga­be, so wird er da­zu ge­zwun­gen.

Art. 65 Körperliche Untersuchung, Blutprobe, Abklärung des Geisteszustandes 68


1 Zur Ab­klä­rung ei­ner Straf­tat kön­nen ei­ne kör­per­li­che Un­ter­su­chung des Be­schul­dig­ten oder Ver­däch­ti­gen und die Ent­nah­me ei­ner Blut­pro­be durch einen Arzt an­ge­ord­net wer­den.

2 Ge­gen­über ei­nem Drit­ten kön­nen sol­che Mass­nah­men oh­ne sei­ne Ein­wil­li­gung nur aus wich­ti­gen Grün­den an­ge­ord­net wer­den.

3 Zur Ab­klä­rung sei­nes Geis­tes­zu­stan­des kann der Be­schul­dig­te in ei­ne ge­eig­ne­te An­stalt ein­ge­wie­sen wer­den. Der Auf­ent­halt in die­ser An­stalt gilt als Un­ter­su­chungs­haft.

68Ge­mä­ss Ziff. IV 2 des BG vom 23. März 1979 über den Schutz der per­sön­li­chen Ge­heim­sphä­re (AS 1979 1170; BBl 1976 I 529II 1569) er­hiel­ten die ur­sprüng­li­chen Art. 66–70 die Num­mern 65–69.

Art. 66 Durchsuchung von Wohnungen und Personen

1 Die Durch­su­chung ei­ner Woh­nung, an­de­rer Räu­me oder un­mit­tel­bar zu ei­nem Haus ge­hö­ren­der um­frie­de­ter Lie­gen­schaf­ten kann je­der­zeit an­ge­ord­net wer­den, wenn zu ver­mu­ten ist, dass sich der Be­schul­dig­te oder Ver­däch­ti­ge dar­in ver­bor­gen hält oder dass sich Be­weis­ge­gen­stän­de oder Spu­ren der straf­ba­ren Hand­lung dar­in be­fin­den.

2 Der Be­schul­dig­te oder Ver­däch­ti­ge darf eben­falls durch­sucht wer­den.

3 Zur Nacht­zeit darf die Durch­su­chung nur bei un­mit­tel­ba­rer Ge­fahr vor­ge­nom­men wer­den.

4 Der In­ha­ber der Räu­me oder Ge­gen­stän­de wird zur Durch­su­chung bei­ge­zo­gen. Ist er ab­we­send, so ist bei An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee ein Dienst­ka­me­rad, bei Zi­vil­per­so­nen ein er­wach­se­ner An­ge­hö­ri­ger oder Haus­ge­nos­se bei­zu­zie­hen.69

5 Fin­det die Durch­su­chung bei ei­ner Zi­vil­per­son statt, so ist wenn mög­lich ei­ne Amts­per­son der Ge­mein­de oder des Kan­tons bei­zu­zie­hen.

69 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 67 Privat- oder Berufsgeheimnis

1 Die Durch­su­chung von Schrift­stücken, Bild- und Ton­trä­gern ist mit grös­ster Scho­nung des Pri­vat­ge­heim­nis­ses und un­ter Be­ach­tung des Be­rufs­ge­heim­nis­ses im Sin­ne von Ar­ti­kel 75 Buch­sta­be b durch­zu­füh­ren.

2 Ins­be­son­de­re sol­len sie nur durch­sucht wer­den, wenn an­zu­neh­men ist, dass sich sol­che dar­un­ter be­fin­den, die für die Un­ter­su­chung von Be­deu­tung sind.

3 Dem In­ha­ber von Schrift­stücken, Bild- und Ton­trä­gern ist wenn mög­lich Ge­le­gen­heit zu ge­ben, sich vor der Durch­su­chung über ih­ren In­halt aus­zu­spre­chen. Er­hebt er ge­gen die Durch­su­chung Ein­spruch, so wer­den sie ver­sie­gelt und ver­wahrt. In die­sem Fal­le ent­schei­det über die Zu­läs­sig­keit der Durch­su­chung bis zur Haupt­ver­hand­lung der Prä­si­dent des zu­stän­di­gen Mi­li­tär­ge­richts, im Haupt­ver­fah­ren das Ge­richt. Der Ent­scheid ist end­gül­tig.

Art. 68 Rückgabe oder Verwertung von beschlagnahmten Gegenständen und Vermögenswerten 70


1Be­schlag­nahm­te Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te sind, so­bald sie für das Straf­ver­fah­ren nicht mehr be­nö­tigt wer­den und so­fern sie nicht der Ein­zie­hung un­ter­lie­gen, dem Be­rech­tig­ten zu­rück­zu­ge­ben.

2 Die nach den Ar­ti­keln 51, 51a und 52 des MStG71 ein­ge­zo­ge­nen Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te, die auf­zu­be­wah­ren, zu ver­wer­ten oder un­brauch­bar zu ma­chen sind, lie­fert der Rich­ter nach rechts­kräf­ti­ger Er­le­di­gung des Fal­les der zu­stän­di­gen Stel­le ab.

3 Die zu­stän­di­ge Stel­le sorgt für die Ver­wer­tung, so­fern in­nert der Frist von Ar­ti­kel 42 Zif­fer 1 des MStG kei­ne An­sprü­che Drit­ter gel­tend ge­macht wor­den sind. Dem Ver­der­ben oder ei­ner ra­schen Wert­ver­min­de­rung aus­ge­setz­te Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te wer­den recht­zei­tig ver­wer­tet. Der Er­lös wird wäh­rend der ge­nann­ten Frist zur Ver­fü­gung der an­spruchs­be­rech­tig­ten Drit­ten ge­hal­ten.

4 Sind an­spruchs­be­rech­tig­te Drit­te nicht an­ders zu er­mit­teln, so kann die zu­stän­di­ge Stel­le ei­ne ein­ma­li­ge Aus­schrei­bung im Bun­des­blatt ver­an­las­sen.

70 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 19991979).

71 SR 321.0

Art. 69 Autopsie, Exhumierung

Aus zwin­gen­den Grün­den kön­nen die Au­top­sie, der Auf­schub der Be­stat­tung, die Aus­gra­bung des Leich­nams oder die Öff­nung der Aschenur­ne an­ge­ord­net wer­den.

Zehnter Abschnitt: Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs72

72Eingefügt durch Ziff. IV 3 des BG vom 23. März 1979 über den Schutz der persönlichen Geheimsphäre (AS 1979 1170; BBl 1976 I 529II 1569). Fassung gemäss Anhang 1 Ziff. II 12 der Strafprozessordnung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 70 Voraussetzungen

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter kann den Post- und den Fern­mel­de­ver­kehr über­wa­chen las­sen, wenn:

a.
der drin­gen­de Ver­dacht be­steht, ei­ne in Ab­satz 2 ge­nann­te Straf­tat sei be­gan­gen wor­den;
b.
die Schwe­re der Straf­tat die Über­wa­chung recht­fer­tigt; und
c.
die bis­he­ri­gen Un­ter­su­chungs­hand­lun­gen er­folg­los ge­blie­ben sind oder die Er­mitt­lun­gen sonst aus­sichts­los wä­ren oder un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wür­den.

2 Die Über­wa­chung kann zur Ver­fol­gung der in den fol­gen­den Ar­ti­keln des MStG73 auf­ge­führ­ten Straf­ta­ten an­ge­ord­net wer­den: Ar­ti­kel 86, 86a, 103 Zif­fer 1, 106 Ab­sät­ze 1 und 2, 108–114a, 115, 116, 121, 130–132, 134 Ab­satz 3, 135 Ab­sät­ze 1 und 4, 137a, 137b, 141, 142, 151a–151d, 155, 156, 160 Ab­sät­ze 1 und 2, 161 Zif­fer 1, 162, 164–169, 169a Zif­fer 1, 171b, 172 Zif­fer 1 und 177.74

3 Wird die Be­ur­tei­lung ei­ner der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen­den Straf­tat der mi­li­tä­ri­schen Ge­richts­bar­keit über­tra­gen, so kann die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs auch zur Ver­fol­gung der in Ar­ti­kel 269 Ab­satz 2 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Ok­to­ber 200775 (StPO) auf­ge­führ­ten Straf­ta­ten an­ge­ord­net wer­den.

73 SR 321.0

74 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 14 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

75 SR 312.0

Art. 70bis Einsatz von besonderen technischen Geräten zur Überwachung des Fernmeldeverkehrs 76

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter kann den Ein­satz be­son­de­rer tech­ni­scher Ge­rä­te zur Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs an­ord­nen, um Ge­sprä­che mit­zu­hö­ren oder auf­zu­neh­men oder ei­ne Per­son oder Sa­che zu iden­ti­fi­zie­ren oder de­ren Stand­ort zu er­mit­teln, wenn:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen von Ar­ti­kel 70 er­füllt sind;
b.
die bis­he­ri­gen Mass­nah­men zur Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs nach Ar­ti­kel 70 er­folg­los ge­blie­ben sind oder die Über­wa­chung mit die­sen Mass­nah­men aus­sicht­los wä­re oder un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wür­de;
c.
die für den Ein­satz die­ser Ge­rä­te auf­grund des Fern­mel­de­rechts nö­ti­gen Be­wil­li­gun­gen zum Zeit­punkt des Ein­sat­zes vor­lie­gen.

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter führt ei­ne Sta­tis­tik über die­se Über­wa­chun­gen. Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

76 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

Art. 70ter Einsatz von besonderen Informatikprogrammen zur Überwachung des Fernmeldeverkehrs 77

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter kann das Ein­schleu­sen von be­son­de­ren In­for­ma­tik­pro­gram­men in ein Da­ten­ver­ar­bei­tungs­sys­tem an­ord­nen, um den In­halt der Kom­mu­ni­ka­ti­on und die Rand­da­ten des Fern­mel­de­ver­kehrs in un­ver­schlüs­sel­ter Form ab­zu­fan­gen und aus­zu­lei­ten, wenn:

a.
die Be­din­gun­gen von Ar­ti­kel 70 Ab­sät­ze 1 und 3 er­füllt sind;
b.
es sich um die Ver­fol­gung ei­ner in Ar­ti­kel 73a Ab­satz 1 Buch­sta­be a ge­nann­ten Straf­tat han­delt oder, wenn die Be­ur­tei­lung ei­ner der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen­den straf­ba­ren Hand­lung der mi­li­tä­ri­schen Ge­richts­bar­keit über­tra­gen wor­den ist, es sich um die Ver­fol­gung ei­ner in Ar­ti­kel 286 Ab­satz 2 StPO78 ge­nann­ten Straf­tat han­delt;
c.
die bis­he­ri­gen Mass­nah­men zur Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs nach Ar­ti­kel 70 er­folg­los ge­blie­ben sind oder die Über­wa­chung mit die­sen Mass­nah­men aus­sicht­los wä­re oder un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wür­de.

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter be­zeich­net in der Über­wa­chungs­an­ord­nung:

a.
die ge­wünsch­ten Da­ten­ty­pen; und
b.
die nicht öf­fent­li­chen Räum­lich­kei­ten, in die al­len­falls ein­ge­drun­gen wer­den muss, um be­son­de­re In­for­ma­tik­pro­gram­me in das be­tref­fen­de Da­ten­ver­ar­bei­tungs­sys­tem ein­zu­schleu­sen.

3 Durch Ab­satz 1 nicht ge­deck­te Da­ten, die beim Ein­satz sol­cher In­for­ma­tik­pro­gram­me ge­sam­melt wer­den, sind so­fort zu ver­nich­ten. Durch sol­che Da­ten er­lang­te Er­kennt­nis­se dür­fen nicht ver­wer­tet wer­den.

4 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter führt ei­ne Sta­tis­tik über die­se Über­wa­chun­gen. Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

77 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

78 SR 312.0

Art. 70quater Anforderungen an die besonderen Informatikprogramme zur Überwachung des Fernmeldeverkehrs 79

1 Es dür­fen nur be­son­de­re In­for­ma­tik­pro­gram­me ein­ge­setzt wer­den, wel­che die Über­wa­chung lücken­los und un­ver­än­der­bar pro­to­kol­lie­ren. Das Pro­to­koll ge­hört zu den Ver­fah­rens­ak­ten.

2 Die Aus­lei­tung aus dem über­wach­ten Da­ten­ver­ar­bei­tungs­sys­tem bis zum zu­stän­di­gen Un­ter­su­chungs­rich­ter er­folgt ge­si­chert.

3 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter stellt si­cher, dass der Quell­co­de über­prüft wer­den kann zwecks Prü­fung, dass das Pro­gramm nur über ge­setz­lich zu­läs­si­ge Funk­tio­nen ver­fügt.

79 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

Art. 70a Gegenstand der Überwachung

Es dür­fen Post- und Fern­mel­de­ver­kehr fol­gen­der Per­so­nen über­wacht wer­den:80

a.
der be­schul­dig­ten Per­son;
b.
von Dritt­per­so­nen, wenn auf­grund be­stimm­ter Tat­sa­chen an­ge­nom­men wer­den muss, dass:
1.81
die be­schul­dig­te Per­son die Po­st­adres­se oder den Fern­mel­de­dienst der Dritt­per­son be­nutzt, oder
2.
die Dritt­per­son für die be­schul­dig­te Per­son be­stimm­te Mit­tei­lun­gen ent­ge­gen­nimmt oder von die­ser stam­men­de Mit­tei­lun­gen an ei­ne wei­te­re Per­son wei­ter­lei­tet.

80 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

81 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

Art. 70b Schutz von Berufsgeheimnissen 82

1 Bei der Über­wa­chung ei­ner Per­son, die ei­ner in Ar­ti­kel 75 Buch­sta­be b ge­nann­ten Be­rufs­grup­pe an­ge­hört, sind In­for­ma­tio­nen, die mit dem Ge­gen­stand der Er­mitt­lun­gen und dem Grund, aus dem die­se Per­son über­wacht wird, nicht in Zu­sam­men­hang ste­hen, un­ter der Lei­tung des Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­ge­richts aus­zu­son­dern. Da­bei dür­fen dem Un­ter­su­chungs­rich­ter kei­ne Be­rufs­ge­heim­nis­se zur Kennt­nis ge­lan­gen. Die aus­ge­son­der­ten Da­ten sind so­fort zu ver­nich­ten; sie dür­fen im Straf­ver­fah­ren nicht ver­wen­det wer­den.

2 In­for­ma­tio­nen nach Ab­satz 1 müs­sen nicht vor­gän­gig aus­ge­son­dert wer­den, wenn:

a.
der drin­gen­de Tat­ver­dacht ge­gen die Trä­ge­rin oder den Trä­ger des Be­rufs­ge­heim­nis­ses sel­ber be­steht; und
b.
be­son­de­re Grün­de es er­for­dern.

3 Bei der Über­wa­chung an­de­rer Per­so­nen sind, so­bald fest­steht, dass die­se mit ei­ner in Ar­ti­kel 75 Buch­sta­be b ge­nann­ten Per­son Ver­bin­dung ha­ben, In­for­ma­tio­nen zur Kom­mu­ni­ka­ti­on mit die­ser Per­son ge­mä­ss Ab­satz 1 aus­zu­son­dern. In­for­ma­tio­nen, über wel­che ei­ne in Ar­ti­kel 75 Buch­sta­be b ge­nann­te Per­son das Zeug­nis ver­wei­gern kann, sind aus den Ver­fah­rens­ak­ten aus­zu­son­dern und so­fort zu ver­nich­ten; sie dür­fen im Straf­ver­fah­ren nicht ver­wen­det wer­den.

82 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

Art. 70c Genehmigungspflicht und Rahmenbewilligung

1 Die Über­wa­chung des Post- und des Fern­mel­de­ver­kehrs be­darf der Ge­neh­mi­gung durch den Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts.

2 Er­ge­ben die Er­mitt­lun­gen, dass die zu über­wa­chen­de Per­son in ra­scher Fol­ge den Fern­mel­de­dienst wech­selt, so kann der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts aus­nahms­wei­se die Über­wa­chung al­ler iden­ti­fi­zier­ten Diens­te be­wil­li­gen, über wel­che die zu über­wa­chen­de Per­son ih­ren Fern­mel­de­ver­kehr ab­wi­ckelt, oh­ne dass je­des Mal ei­ne Ge­neh­mi­gung im Ein­zel­fall nö­tig ist (Rah­men­be­wil­li­gung).83 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter un­ter­brei­tet dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts mo­nat­lich und nach Ab­schluss der Über­wa­chung einen Be­richt zur Ge­neh­mi­gung.

3 Er­for­dert die Über­wa­chung ei­nes Diens­tes im Rah­men ei­ner Rah­men­be­wil­li­gung Vor­keh­ren zum Schutz von Be­rufs­ge­heim­nis­sen und sind die Vor­keh­ren in der Rah­men­be­wil­li­gung nicht ent­hal­ten, so ist die­se ein­zel­ne Über­wa­chung dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts zur Ge­neh­mi­gung zu un­ter­brei­ten.84

83 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

84 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

Art. 70d Teilnehmeridentifikation, Standortermittlung und technische Merkmale des Verkehrs 85

1 Be­steht der drin­gen­de Ver­dacht, ein Ver­bre­chen oder ein Ver­ge­hen sei be­gan­gen wor­den, und sind die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 70 Ab­satz 1 Buch­sta­ben b und c er­füllt, so kann der Un­ter­su­chungs­rich­ter die Rand­da­ten des Fern­mel­de­ver­kehrs ge­mä­ss Ar­ti­kel 8 Buch­sta­be b des Bun­des­ge­set­zes vom 18. März 201686 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs (BÜPF) und die Rand­da­ten des Post­ver­kehrs ge­mä­ss Ar­ti­kel 19 Ab­satz 1 Buch­sta­be b BÜPF der über­wach­ten Per­son ver­lan­gen.

2 Die An­ord­nung be­darf der Ge­neh­mi­gung durch den Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts.

3 Aus­künf­te nach Ab­satz 1 kön­nen un­ab­hän­gig von der Dau­er der Über­wa­chung und bis 6 Mo­na­te rück­wir­kend ver­langt wer­den.

85 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

86 SR 780.1

Art. 70e Genehmigungsverfahren

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter reicht dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts in­nert 24 Stun­den seit der An­ord­nung der Über­wa­chung oder der Aus­kunft­s­er­tei­lung fol­gen­de Un­ter­la­gen ein:

a.
die An­ord­nung;
b.
die Be­grün­dung und die für die Ge­neh­mi­gung we­sent­li­chen Ver­fah­rens­ak­ten.

2 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts ent­schei­det mit kur­z­er Be­grün­dung in­nert fünf Ta­gen seit der An­ord­nung der Über­wa­chung oder der Aus­kunft­s­er­tei­lung. Er kann die Ge­neh­mi­gung vor­läu­fig oder mit Auf­la­gen er­tei­len oder ei­ne Er­gän­zung der Ak­ten oder wei­te­re Ab­klä­run­gen ver­lan­gen.

3 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts er­öff­net den Ent­scheid un­ver­züg­lich dem Un­ter­su­chungs­rich­ter so­wie dem Dienst für die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs nach Ar­ti­kel 3 BÜPF87.88

4 Die Ge­neh­mi­gung äus­sert sich aus­drück­lich dar­über:

a.
wel­che Vor­keh­ren zum Schutz von Be­rufs­ge­heim­nis­sen ge­trof­fen wer­den müs­sen;
b.
ob in nicht öf­fent­li­che Räum­lich­kei­ten ein­ge­drun­gen wer­den darf, um be­son­de­re In­for­ma­tik­pro­gram­me zur Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs in das be­tref­fen­de Da­ten­ver­ar­bei­tungs­sys­tem ein­zu­schleu­sen.89

87 SR 780.1

88 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

89 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

Art. 70f Beendigung der Überwachung

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter be­en­det die Über­wa­chung un­ver­züg­lich, wenn:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen nicht mehr er­füllt sind; oder
b.
die Ge­neh­mi­gung oder die Ver­län­ge­rung ver­wei­gert wird.

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter teilt dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts im Fall von Ab­satz 1 Buch­sta­be a die Be­en­di­gung der Über­wa­chung mit.

Art. 70g Nicht benötigte Ergebnisse aus genehmigten Überwachungen

1 Die aus ge­neh­mig­ten Über­wa­chun­gen stam­men­den Auf­zeich­nun­gen, die für das Straf­ver­fah­ren nicht not­wen­dig sind, wer­den von den Ver­fah­rens­ak­ten ge­son­dert auf­be­wahrt und un­mit­tel­bar nach Ab­schluss des Ver­fah­rens ver­nich­tet.

2 Post­sen­dun­gen kön­nen so lan­ge si­cher­ge­stellt wer­den, als dies für das Straf­ver­fah­ren not­wen­dig ist; sie sind den Adres­sa­tin­nen und Adres­sa­ten her­aus­zu­ge­ben, so­bald es der Stand des Ver­fah­rens er­laubt.

Art. 70h Verwertbarkeit von Ergebnissen aus nicht genehmigten Überwachungen


1 Do­ku­men­te und Da­ten­trä­ger aus nicht ge­neh­mig­ten Über­wa­chun­gen sind so­fort zu ver­nich­ten. Post­sen­dun­gen sind so­fort den Adres­sa­tin­nen und Adres­sa­ten zu­zu­stel­len.

2 Durch die Über­wa­chung ge­won­ne­ne Er­kennt­nis­se dür­fen we­der für die Er­mitt­lung noch zu Be­weis­zwe­cken ver­wen­det wer­den.

Art. 70i Zufallsfunde

1 Wer­den durch die Über­wa­chung an­de­re Straf­ta­ten als die in der Über­wa­chungs­an­ord­nung auf­ge­führ­ten be­kannt, so kön­nen die Er­kennt­nis­se ge­gen die be­schul­dig­te Per­son ver­wen­det wer­den, wenn zur Ver­fol­gung die­ser straf­ba­ren Hand­lun­gen ei­ne Über­wa­chung hät­te an­ge­ord­net wer­den dür­fen.

2 Er­kennt­nis­se über Straf­ta­ten ei­ner Per­son, die in der An­ord­nung kei­ner Straf­tat be­schul­digt wird, kön­nen ver­wen­det wer­den, wenn die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Über­wa­chung die­ser Per­son er­füllt sind.

3 In den Fäl­len der Ab­sät­ze 1 und 2 ord­net der Un­ter­su­chungs­rich­ter un­ver­züg­lich die Über­wa­chung an und lei­tet das Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren ein.

4 Auf­zeich­nun­gen, die nicht als Zu­falls­fun­de ver­wen­det wer­den dür­fen, sind von den Ver­fah­rens­ak­ten ge­son­dert auf­zu­be­wah­ren und nach Ab­schluss des Ver­fah­rens zu ver­nich­ten.

5 Für die Fahn­dung nach ge­such­ten Per­so­nen dür­fen sämt­li­che Er­kennt­nis­se ei­ner Über­wa­chung ver­wen­det wer­den.

Art. 70j Mitteilung

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter teilt der über­wach­ten be­schul­dig­ten Per­son und den nach Ar­ti­kel 70a Buch­sta­be b über­wach­ten Dritt­per­so­nen spä­tes­tens mit Ab­schluss der Vor­un­ter­su­chung Grund, Art und Dau­er der Über­wa­chung mit.

2 Die Mit­tei­lung kann mit Zu­stim­mung des Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts auf­ge­scho­ben oder un­ter­las­sen wer­den, wenn:

a.
die Er­kennt­nis­se nicht zu Be­weis­zwe­cken ver­wen­det wer­den; und
b.
der Auf­schub oder das Un­ter­las­sen zum Schut­ze über­wie­gen­der öf­fent­li­cher oder pri­va­ter In­ter­es­sen not­wen­dig ist.

Art. 70k Beschwerde 90

Per­so­nen, de­ren Post- oder Fern­mel­de­ver­kehr über­wacht wur­de oder die die über­wach­te Po­st­adres­se oder den über­wach­ten Fern­mel­de­dienst mit­be­nutzt ha­ben, kön­nen in­nert zehn Ta­gen nach der Mit­tei­lung beim Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt Be­schwer­de we­gen feh­len­der Rechts­mäs­sig­keit oder Un­ver­hält­nis­mäs­sig­keit füh­ren.

90 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

Zehnter a Abschnitt: Überwachung mit technischen Überwachungsgeräten91

91 Eingefügt durch Anhang 1 Ziff. II 12 der Strafprozessordnung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 71 Überwachung mit technischen Überwachungsgeräten 92

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter kann zur Ver­fol­gung der in Ar­ti­kel 70 Ab­satz 2 auf­ge­führ­ten Straf­ta­ten tech­ni­sche Über­wa­chungs­ge­rä­te ein­set­zen.

2 Wird die Be­ur­tei­lung ei­ner der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen­den straf­ba­ren Hand­lung der mi­li­tä­ri­schen Ge­richts­bar­keit über­tra­gen, so kann die Über­wa­chung mit tech­ni­schen Über­wa­chungs­ge­rä­ten auch zur Ver­fol­gung der in Ar­ti­kel 269 Ab­satz 2 StPO93 auf­ge­führ­ten Straf­ta­ten an­ge­ord­net wer­den.

3 Der Ein­satz be­darf der Ge­neh­mi­gung durch den Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts.

92 Ein­ge­fügt durch Ziff. IV 3 des BG vom 23. März 1979 über den Schutz der per­sön­li­chen Ge­heim­sphä­re (AS 1979 1170; BBl 1976 I 529II 1569). Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

93 SR 312.0

Art. 71a Zweck des Einsatzes 94

Der Un­ter­su­chungs­rich­ter kann tech­ni­sche Über­wa­chungs­ge­rä­te ein­set­zen, um:

a.
das nicht öf­fent­lich ge­spro­che­ne Wort ab­zu­hö­ren oder auf­zu­zeich­nen;
b.
Vor­gän­ge an nicht öf­fent­li­chen oder nicht all­ge­mein zu­gäng­li­chen Or­ten zu be­ob­ach­ten oder auf­zu­zeich­nen;
c.
den Stand­ort von Per­so­nen oder Sa­chen fest­zu­stel­len.

94 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 71b Voraussetzung und Durchführung 95

1 Der Ein­satz darf nur ge­gen­über der be­schul­dig­ten Per­son an­ge­ord­net wer­den. Räum­lich­kei­ten oder Fahr­zeu­ge von Dritt­per­so­nen dür­fen nur über­wacht wer­den, wenn auf­grund be­stimm­ter Tat­sa­chen an­ge­nom­men wer­den muss, dass sich die be­schul­dig­te Per­son in den Räum­lich­kei­ten auf­hält oder das Fahr­zeug ei­ner Dritt­per­son be­nutzt.

2 Der Ein­satz darf nicht an­ge­ord­net wer­den, um:

a.
zu Be­weis­zwe­cken Vor­gän­ge zu er­fas­sen, an de­nen ei­ne be­schul­dig­te Per­son be­tei­ligt ist, die sich im Frei­heits­ent­zug be­fin­det;
b.
Räum­lich­kei­ten oder Fahr­zeu­ge ei­ner Dritt­per­son zu über­wa­chen, die ei­ner der in Ar­ti­kel 75 Buch­sta­be b ge­nann­ten Be­rufs­grup­pe an­ge­hört.

3 Im Üb­ri­gen rich­tet sich der Ein­satz tech­ni­scher Über­wa­chungs­ge­rä­te nach den Ar­ti­keln 70–70j.

95 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 71c Beschwerde 96

Be­schul­dig­te Per­so­nen und Per­so­nen, de­ren Räum­lich­kei­ten oder Fahr­zeu­ge über­wacht wur­den, kön­nen in­nert zehn Ta­gen nach der Mit­tei­lung beim Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt Be­schwer­de we­gen feh­len­der Recht­mäs­sig­keit oder Un­ver­hält­nis­mäs­sig­keit füh­ren.

96 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 7297

97 Ein­ge­fügt durch Ziff. IV 3 des BG vom 23. März 1979 über den Schutz der per­sön­li­chen Ge­heim­sphä­re (AS 1979 1170; BBl 1976 I 529II 1569). Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 6. Okt. 2000 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2002 (AS 2001 3096; BBl 1998 4241).

Art. 72a98

98 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 16 des BG vom 4. Okt. 1991 (AS 1992 288; BBl 1991 II 465). Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 6. Okt. 2000 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2002 (AS 2001 3096; BBl 1998 4241).

Zehnter b Abschnitt: Verdeckte Ermittlung99

99 Ursprünglich vor Art. 73a. Eingefügt durch Anhang 1 Ziff. II 12 der Strafprozessordnung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 73 Begriff 100

Ver­deck­te Er­mitt­lung liegt vor, wenn An­ge­hö­ri­ge der Po­li­zei oder Per­so­nen, die vor­über­ge­hend für po­li­zei­li­che Auf­ga­ben an­ge­stellt sind, un­ter Ver­wen­dung ei­ner durch Ur­kun­den ab­ge­si­cher­ten falschen Iden­ti­tät (Le­gen­de) durch täu­schen­des Ver­hal­ten zu Per­so­nen Kon­tak­te knüp­fen mit dem Ziel, ein Ver­trau­ens­ver­hält­nis auf­zu­bau­en und in ein kri­mi­nel­les Um­feld ein­zu­drin­gen, um be­son­ders schwe­re Straf­ta­ten auf­zu­klä­ren.

100 Ein­ge­fügt durch Ziff. IV 3 des BG vom 23. März 1979 über den Schutz der per­sön­li­chen Ge­heim­sphä­re (AS 1979 1170; BBl 1976 I 529II 1569). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 14. Dez. 2012 über die ver­deck­te Er­mitt­lung und Fahn­dung, in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2013 1051; BBl 2012 55915609).

Art. 73a Voraussetzungen

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter kann ei­ne ver­deck­te Er­mitt­lung an­ord­nen, wenn:

a.
der Ver­dacht be­steht, ei­ne in Ar­ti­kel 70 Ab­satz 2 ge­nann­te Straf­tat sei be­gan­gen wor­den;
b.
die Schwe­re der Straf­tat die ver­deck­te Er­mitt­lung recht­fer­tigt; und
c.
die bis­he­ri­gen Un­ter­su­chungs­hand­lun­gen er­folg­los ge­blie­ben sind oder die Er­mitt­lun­gen sonst aus­sichts­los wä­ren oder un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wür­den.

2 Wird die Be­ur­tei­lung ei­ner der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen­den straf­ba­ren Hand­lung der mi­li­tä­ri­schen Ge­richts­bar­keit über­tra­gen, so kann die Über­wa­chung mit tech­ni­schen Über­wa­chungs­ge­rä­ten auch zur Ver­fol­gung der in Ar­ti­kel 286 Ab­satz 2 StPO101 auf­ge­führ­ten Straf­ta­ten an­ge­ord­net wer­den.

Art. 73b Anforderungen an die eingesetzten Personen

1 Als ver­deck­te Er­mitt­le­rin­nen oder Er­mitt­ler kön­nen ein­ge­setzt wer­den:

a.
An­ge­hö­ri­ge ei­nes schwei­ze­ri­schen oder aus­län­di­schen Po­li­zei­korps;
b.
Per­so­nen, die vor­über­ge­hend für po­li­zei­li­che Auf­ga­ben an­ge­stellt wer­den, auch wenn sie nicht über ei­ne po­li­zei­li­che Aus­bil­dung ver­fü­gen.

2 Als Füh­rungs­per­so­nen dür­fen nur An­ge­hö­ri­ge ei­nes Po­li­zei­korps ein­ge­setzt wer­den.

3 Wer­den An­ge­hö­ri­ge ei­nes Po­li­zei­korps des Aus­lan­des ein­ge­setzt, so wer­den sie in der Re­gel von ih­rer bis­he­ri­gen Füh­rungs­per­son ge­führt.

Art. 73c Legende und Zusicherung der Anonymität

1 Die Po­li­zei stat­tet ver­deck­te Er­mitt­le­rin­nen oder Er­mitt­ler mit ei­ner Le­gen­de aus.102

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter kann ver­deck­ten Er­mitt­le­rin­nen oder Er­mitt­lern zu­si­chern, dass ih­re wah­re Iden­ti­tät auch dann nicht preis­ge­ge­ben wird, wenn sie in ei­nem Ge­richts­ver­fah­ren als Aus­kunfts­per­so­nen oder Zeu­gin­nen oder Zeu­gen auf­tre­ten.103

3 Be­ge­hen ver­deck­te Er­mitt­le­rin­nen oder Er­mitt­ler wäh­rend ih­res Ein­sat­zes ei­ne Straf­tat, so ent­schei­det der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts, un­ter wel­cher Iden­ti­tät das Straf­ver­fah­ren ge­führt wird.

102 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 14. Dez. 2012 über die ver­deck­te Er­mitt­lung und Fahn­dung, in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2013 1051; BBl 2012 55915609).

103 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 14. Dez. 2012 über die ver­deck­te Er­mitt­lung und Fahn­dung, in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2013 1051; BBl 2012 55915609).

Art. 73d Genehmigungsverfahren

1 Der Ein­satz ei­ner ver­deck­ten Er­mitt­le­rin oder ei­nes ver­deck­ten Er­mitt­lers be­darf der Ge­neh­mi­gung durch den Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts.

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter reicht dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts in­nert 24 Stun­den seit der An­ord­nung der ver­deck­ten Er­mitt­lung fol­gen­de Un­ter­la­gen ein:

a.
die An­ord­nung;
b.
die Be­grün­dung und die für die Ge­neh­mi­gung we­sent­li­chen Ver­fah­rens­ak­ten.

3 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts ent­schei­det mit kur­z­er Be­grün­dung in­nert fünf Ta­gen seit der An­ord­nung der ver­deck­ten Er­mitt­lung. Er kann die Ge­neh­mi­gung vor­läu­fig oder mit Auf­la­gen er­tei­len oder ei­ne Er­gän­zung der Ak­ten oder wei­te­re Ab­klä­run­gen ver­lan­gen.

4 Die Ge­neh­mi­gung äus­sert sich aus­drück­lich dar­über, ob es er­laubt ist:

a.
Ur­kun­den zum Auf­bau oder zur Auf­recht­er­hal­tung ei­ner Le­gen­de her­zu­stel­len oder zu ver­än­dern;
b.
die An­ony­mi­tät zu­zu­si­chern;
c.
Per­so­nen ein­zu­set­zen, die über kei­ne po­li­zei­li­che Aus­bil­dung ver­fü­gen.

5 Die Ge­neh­mi­gung wird für höchs­tens zwölf Mo­na­te er­teilt. Sie kann ein- oder mehr­mals um je­weils sechs Mo­na­te ver­län­gert wer­den. Ist ei­ne Ver­län­ge­rung not­wen­dig, so stellt der Un­ter­su­chungs­rich­ter vor Ab­lauf der be­wil­lig­ten Dau­er einen be­grün­de­ten Ver­län­ge­rungs­an­trag.

6 Wird die Ge­neh­mi­gung nicht er­teilt oder wur­de kei­ne Ge­neh­mi­gung ein­ge­holt, so be­en­det der Un­ter­su­chungs­rich­ter den Ein­satz un­ver­züg­lich. Sämt­li­che Auf­zeich­nun­gen sind so­fort zu ver­nich­ten. Durch die ver­deck­te Er­mitt­lung ge­won­ne­ne Er­kennt­nis­se dür­fen we­der für die Er­mitt­lung noch zu Be­weis­zwe­cken ver­wen­det wer­den.

Art. 73e Instruktion vor dem Einsatz

Der Un­ter­su­chungs­rich­ter in­stru­iert die Füh­rungs­per­son so­wie die ver­deck­te Er­mitt­le­rin oder den ver­deck­ten Er­mitt­ler vor Be­ginn des Ein­sat­zes.

Art. 73f Führungsperson

1 Die ver­deck­te Er­mitt­le­rin oder der ver­deck­te Er­mitt­ler un­ter­ste­hen wäh­rend des Ein­sat­zes der di­rek­ten Wei­sungs­be­fug­nis der Füh­rungs­per­son. Wäh­rend des Ein­sat­zes er­folgt der Kon­takt zwi­schen dem Un­ter­su­chungs­rich­ter und der ver­deck­ten Er­mitt­le­rin oder dem ver­deck­ten Er­mitt­ler aus­sch­liess­lich über die Füh­rungs­per­son.

2 Die Füh­rungs­per­son hat ins­be­son­de­re fol­gen­de Auf­ga­ben:

a.
Sie in­stru­iert die ver­deck­te Er­mitt­le­rin oder den ver­deck­ten Er­mitt­ler de­tail­liert und fort­lau­fend über Auf­trag und Be­fug­nis­se so­wie über den Um­gang mit der Le­gen­de.
b.
Sie lei­tet und be­treut die ver­deck­te Er­mitt­le­rin oder den ver­deck­ten Er­mitt­ler und be­ur­teilt lau­fend die Ri­si­ko­si­tua­ti­on.
c.
Sie hält münd­li­che Be­rich­te der ver­deck­ten Er­mitt­le­rin oder des ver­deck­ten Er­mitt­lers schrift­lich fest und führt ein voll­stän­di­ges Dos­sier über den Ein­satz.
d.
Sie in­for­miert den Un­ter­su­chungs­rich­ter lau­fend und voll­stän­dig über den Ein­satz.

Art. 73g Pflichten der verdeckten Ermittlerinnen und Ermittler

1 Ver­deck­te Er­mitt­le­rin­nen und Er­mitt­ler füh­ren ih­ren Ein­satz im Rah­men der In­struk­tio­nen pflicht­ge­mä­ss durch.

2 Sie be­rich­ten der Füh­rungs­per­son lau­fend und voll­stän­dig über ih­re Tä­tig­keit und ih­re Fest­stel­lun­gen.

Art. 73h Mass der zulässigen Einwirkung

1 Ver­deck­te Er­mitt­le­rin­nen und Er­mitt­ler dür­fen kei­ne all­ge­mei­ne Tat­be­reit­schaft we­cken und die Tat­be­reit­schaft nicht auf schwe­re­re Straf­ta­ten len­ken. Sie ha­ben sich auf die Kon­kre­ti­sie­rung ei­nes vor­han­de­nen Ta­tent­schlus­ses zu be­schrän­ken.

2 Ih­re Tä­tig­keit darf für den Ent­schluss zu ei­ner kon­kre­ten Straf­tat nur von un­ter­ge­ord­ne­ter Be­deu­tung sein.

3 Wenn er­for­der­lich, dür­fen sie zur An­bah­nung des Haupt­ge­schäf­tes Pro­be­käu­fe tä­ti­gen oder ih­re wirt­schaft­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit do­ku­men­tie­ren.

4 Über­schrei­tet ei­ne ver­deck­te Er­mitt­le­rin oder ein ver­deck­ter Er­mitt­ler das Mass der zu­läs­si­gen Ein­wir­kung, so ist dies bei der Zu­mes­sung der Stra­fe für die be­ein­fluss­te Per­son ge­büh­rend zu be­rück­sich­ti­gen oder es ist von ei­ner Stra­fe ab­zu­se­hen.

Art. 73i Einsatz bei der Verfolgung von Delikten gegen das Betäubungsmittelgesetz


Ver­deck­te Er­mitt­le­rin­nen und Er­mitt­ler sind nicht nach den Ar­ti­keln 19 so­wie 20–22 des Be­täu­bungs­mit­tel­ge­set­zes vom 3. Ok­to­ber 1951104 straf­bar, so­weit sie im Rah­men ei­ner ge­neh­mig­ten ver­deck­ten Er­mitt­lung han­deln.

Art. 73j Vorzeigegeld

1 Auf An­trag des Un­ter­su­chungs­rich­ters kann der Bund über die Na­tio­nal­bank die für Schein­ge­schäf­te und die Do­ku­men­ta­ti­on der wirt­schaft­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit be­nö­tig­ten Geld­be­trä­ge in der er­for­der­li­chen Men­ge und Art zur Ver­fü­gung stel­len.

2 Der An­trag ist mit ei­ner kur­z­en Sach­ver­halts­dar­stel­lung an das Bun­des­amt für Po­li­zei zu rich­ten.

3 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter trifft die not­wen­di­gen Vor­keh­run­gen zum Schut­ze des zur Ver­fü­gung ge­stell­ten Gel­des.

Art. 73k Zufallsfunde

1 Er­geb­nis­se aus ei­ner ver­deck­ten Er­mitt­lung, die auf ei­ne an­de­re Straf­tat als die in der An­ord­nung ge­nann­te hin­deu­ten, dür­fen ver­wer­tet wer­den, wenn zur Auf­klä­rung der neu ent­deck­ten Straf­tat ei­ne ver­deck­te Er­mitt­lung hät­te an­ge­ord­net wer­den dür­fen.

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter ord­net un­ver­züg­lich die ver­deck­te Er­mitt­lung an und lei­tet das Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren ein.

Art. 73l Beendigung des Einsatzes

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter be­en­det den Ein­satz un­ver­züg­lich, wenn:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen nicht mehr er­füllt sind;
b.
die Ge­neh­mi­gung oder die Ver­län­ge­rung ver­wei­gert wird; oder
c.
die ver­deck­te Er­mitt­le­rin oder der ver­deck­te Er­mitt­ler oder die Füh­rungs­per­son In­struk­tio­nen nicht be­folgt oder in an­de­rer Wei­se ih­re Pflich­ten nicht er­füllt, na­ment­lich den Un­ter­su­chungs­rich­ter wis­sent­lich falsch in­for­miert.

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter teilt dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts in den Fäl­len nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben a und c die Be­en­di­gung des Ein­sat­zes mit.

3 Bei der Be­en­di­gung ist dar­auf zu ach­ten, dass we­der die ver­deck­te Er­mitt­le­rin oder der ver­deck­te Er­mitt­ler noch in die Er­mitt­lung ein­be­zo­ge­ne Drit­te ei­ner ab­wend­ba­ren Ge­fahr aus­ge­setzt wer­den.

Art. 73m Mitteilung

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter teilt der be­schul­dig­ten Per­son spä­tes­tens mit Ab­schluss der Vor­un­ter­su­chung mit, dass ge­gen sie ver­deckt er­mit­telt wor­den ist.

2 Die Mit­tei­lung kann mit Zu­stim­mung des Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts auf­ge­scho­ben oder un­ter­las­sen wer­den, wenn:

a.
die Er­kennt­nis­se nicht zu Be­weis­zwe­cken ver­wen­det wer­den; und
b.
der Auf­schub oder die Un­ter­las­sung zum Schut­ze über­wie­gen­der öf­fent­li­cher oder pri­va­ter In­ter­es­sen not­wen­dig ist.

Art. 73n Beschwerde

Per­so­nen, ge­gen die ver­deckt er­mit­telt wur­de, kön­nen in­nert zehn Ta­gen nach der Mit­tei­lung beim Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt Be­schwer­de we­gen feh­len­der Recht­mäs­sig­keit oder Un­ver­hält­nis­mäs­sig­keit füh­ren.

Zehnter c Abschnitt: Verdeckte Fahndung105

105 Eingefügt durch Ziff. II des BG vom 14. Dez. 2012 über die verdeckte Ermittlung und Fahndung, in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2013 1051; BBl 2012 55915609).

Art. 73o Begriff

1 Ver­deck­te Fahn­dung liegt vor, wenn An­ge­hö­ri­ge der Po­li­zei im Rah­men kur­z­er Ein­sät­ze in ei­ner Art und Wei­se, dass ih­re wah­re Iden­ti­tät und Funk­ti­on nicht er­kenn­bar ist, Ver­bre­chen und Ver­ge­hen auf­zu­klä­ren ver­su­chen und da­bei ins­be­son­de­re Schein­ge­schäf­te ab­sch­lies­sen oder den Wil­len zum Ab­schluss vor­täu­schen.

2 Ver­deck­te Fahn­de­rin­nen und Fahn­der wer­den nicht mit ei­ner Le­gen­de im Sin­ne von Ar­ti­kel 73 aus­ge­stat­tet. Ih­re wah­re Iden­ti­tät und Funk­ti­on wird in den Ver­fah­rens­ak­ten und bei Ein­ver­nah­men of­fen­ge­legt.

Art. 73p Voraussetzungen

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter und, im Er­mitt­lungs­ver­fah­ren, die Po­li­zei kön­nen ei­ne ver­deck­te Fahn­dung an­ord­nen, wenn:

a.
der Ver­dacht be­steht, ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen sei be­gan­gen wor­den; und
b.
die bis­he­ri­gen Er­mitt­lungs- oder Un­ter­su­chungs­hand­lun­gen er­folg­los ge­blie­ben sind oder die Er­mitt­lun­gen sonst aus­sichts­los wä­ren oder un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wür­den.

2 Hat ei­ne von der Po­li­zei an­ge­ord­ne­te ver­deck­te Fahn­dung einen Mo­nat ge­dau­ert, so be­darf ih­re Fort­set­zung der Ge­neh­mi­gung durch den Un­ter­su­chungs­rich­ter.

Art.73q Anforderungen an die eingesetzten Personen und Durchführung

1 Für die An­for­de­run­gen an die ein­ge­setz­ten Per­so­nen gilt Ar­ti­kel 73b sinn­ge­mä­ss. Der Ein­satz von Per­so­nen nach Ar­ti­kel 73b Ab­satz 1 Buch­sta­be b ist aus­ge­schlos­sen.

2 Für Stel­lung, Auf­ga­ben und Pflich­ten der ver­deck­ten Fahn­de­rin­nen und Fahn­der so­wie der Füh­rungs­per­so­nen gel­ten die Ar­ti­kel 73f–73i sinn­ge­mä­ss.

Art. 73r Beendigung und Mitteilung

1 Die an­ord­nen­de Po­li­zei oder der Un­ter­su­chungs­rich­ter be­en­det die ver­deck­te Fahn­dung un­ver­züg­lich, wenn:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen nicht mehr er­füllt sind;
b.
im Fal­le ei­ner An­ord­nung durch die Po­li­zei die Ge­neh­mi­gung der Fort­set­zung durch den Un­ter­su­chungs­rich­ter ver­wei­gert wird; oder
c.
die ver­deck­te Fahn­de­rin oder der ver­deck­te Fahn­der oder die Füh­rungs­per­son In­struk­tio­nen nicht be­folgt oder in an­de­rer Wei­se ih­re Pflich­ten nicht er­füllt, na­ment­lich den Un­ter­su­chungs­rich­ter wis­sent­lich falsch in­for­miert oder die Ziel­per­son in un­zu­läs­si­ger Wei­se zu be­ein­flus­sen ver­sucht.

2 Die Po­li­zei teilt dem Un­ter­su­chungs­rich­ter die Be­en­di­gung der ver­deck­ten Fahn­dung mit.

3 Bei der Be­en­di­gung ist dar­auf zu ach­ten, dass die ver­deck­te Fahn­de­rin oder der ver­deck­te Fahn­der kei­ner ab­wend­ba­ren Ge­fahr aus­ge­setzt wird.

4 Für die Mit­tei­lung der ver­deck­ten Fahn­dung und die Be­schwer­de gel­ten die Ar­ti­kel 73m Ab­satz 1 und 73n sinn­ge­mä­ss.

Zehnter d Abschnitt: DNA-Analysen106

106 Eingefügt durch Anhang Ziff. I 3 des BG vom 17. Dez. 2021, in Kraft seit 1. Aug. 2023 (AS 2023 309; BBl 2021 44).

Art. 73s DNA-Profil. Voraussetzungen im Allgemeinen

1 Zur Auf­klä­rung ei­nes Ver­bre­chens oder ei­nes Ver­ge­hens kann ei­ne Pro­be ge­nom­men und ein DNA-Pro­fil er­stellt wer­den von:

a.
der be­schul­dig­ten Per­son;
b.
an­de­ren Per­so­nen, ins­be­son­de­re Op­fern oder Ta­tort­be­rech­tig­ten, so­weit es not­wen­dig ist, um von ih­nen stam­men­des bio­lo­gi­sches Ma­te­ri­al von je­nem der be­schul­dig­ten Per­son zu un­ter­schei­den;
c.
to­ten Per­so­nen;
d.
ta­tre­le­van­tem bio­lo­gi­schem Ma­te­ri­al.

2 Kann aus ta­tre­le­van­tem bio­lo­gi­schem Ma­te­ri­al le­dig­lich das Y-DNA-Pro­fil er­stellt wer­den, so kann der Un­ter­su­chungs­rich­ter zur Auf­klä­rung ei­nes Ver­bre­chens des­sen Ab­gleich im In­for­ma­ti­ons­sys­tem nach Ar­ti­kel 10 des DNA-Pro­fil-Ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2003107 an­ord­nen.

Art. 73t Massenuntersuchungen

1 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts kann auf An­trag des Un­ter­su­chungs­rich­ters zur Auf­klä­rung ei­nes Ver­bre­chens die Ent­nah­me von Pro­ben und die Er­stel­lung von DNA-Pro­fi­len ge­gen­über Per­so­nen an­ord­nen, die be­stimm­te, in Be­zug auf die Tat­be­ge­hung fest­ge­stell­te Merk­ma­le auf­wei­sen. Der Kreis der zu un­ter­su­chen­den Per­so­nen kann mit­tels ei­ner Phä­no­ty­pi­sie­rung nach Ar­ti­kel 73x nä­her ein­ge­grenzt wer­den.

2 Er­gibt sich beim Pro­fil­ver­gleich nach Ab­satz 1 kei­ne Über­ein­stim­mung, kann der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts auf An­trag des Un­ter­su­chungs­rich­ters an­ord­nen, dass als Grund­la­ge für die wei­te­ren Er­mitt­lun­gen ei­ne Ver­wandt­schaft mit der Spu­ren­le­ge­rin oder dem Spu­ren­le­ger über­prüft wird.

Art. 73u DNA-Profil von verurteilten Personen

Das Ge­richt kann in sei­nem Ur­teil an­ord­nen, dass ei­ne Pro­be ge­nom­men und ein DNA-Pro­fil er­stellt wird von Per­so­nen:

a.
die we­gen ei­nes vor­sätz­lich be­gan­ge­nen Ver­bre­chens zu ei­ner Frei­heits­s­tra­fe von mehr als ei­nem Jahr ver­ur­teilt wor­den sind;
b.
die we­gen ei­nes vor­sätz­lich be­gan­ge­nen Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens ge­gen Leib und Le­ben oder ge­gen die se­xu­el­le In­te­gri­tät ver­ur­teilt wor­den sind;
c.
ge­gen­über de­nen ei­ne the­ra­peu­ti­sche Mass­nah­me oder die Ver­wah­rung an­ge­ord­net wor­den ist.

Art. 73v Durchführung der Probenahme

In­va­si­ve Pro­be­nah­men wer­den von ei­ner Ärz­tin oder ei­nem Arzt oder von ei­ner an­de­ren me­di­zi­ni­schen Fach­per­son vor­ge­nom­men.

Art. 73w Suchlauf nach Verwandtschaftsbezug

Zur Auf­klä­rung ei­nes Ver­bre­chens ge­mä­ss den Ar­ti­keln 108−114b, 115−117, 121, 132, 137a Zif­fern 2−4, 151b, 151c und 153−156 MStG108 kann ein Such­lauf nach Ver­wandt­schafts­be­zug nach Ar­ti­kel 2a des DNA-Pro­fil-Ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2003109 an­ge­ord­net wer­den, wenn die bis­he­ri­gen Un­ter­su­chungs­mass­nah­men er­folg­los ge­blie­ben sind oder die Er­mitt­lun­gen sonst aus­sichts­los wä­ren oder un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wür­den.

Art. 73x Phänotypisierung

Die Phä­no­ty­pi­sie­rung nach Ar­ti­kel 2b des DNA-Pro­fil-Ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2003110 kann zur Ver­fol­gung der in den fol­gen­den Ar­ti­keln auf­ge­führ­ten Ver­bre­chen an­ge­ord­net wer­den: Ar­ti­kel 108−114b, 115−117, 121, 132, 137a Zif­fer 2−4, 151b, 151c und 153−156 MStG111.

Art. 73y Anwendbarkeit des DNA-Profil-Gesetzes

Im Üb­ri­gen fin­det das DNA-Pro­fil-Ge­setz vom 20. Ju­ni 2003112 An­wen­dung.

Elfter Abschnitt : Zeugen und Auskunftspersonen 113114

113Gemäss Ziff. IV 4–5 des BG vom 23. März 1979 über den Schutz der persönlichen Geheimsphäre (AS 1979 1170; BBl 1976 I 529II 1569) erhielten die ursprünglichen Abschnitte 10–14 die Nummern 11-15 und die ursprünglichen Art. 71–218 die Nummern 74–221.

114 Fassung gemäss Anhang 1 Ziff. II 12 der Strafprozessordnung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 74 Zeugnispflicht 115

Je­der­mann ist ver­pflich­tet, als Zeu­ge vor dem Rich­ter zu er­schei­nen und un­ter Vor­be­halt der nach­fol­gen­den Be­stim­mun­gen Zeug­nis ab­zu­le­gen.

115Ge­mä­ss Ziff. IV 4–5 des BG vom 23. März 1979 über den Schutz der per­sön­li­chen Ge­heim­sphä­re (AS 1979 1170; BBl 1976 I 529II 1569) er­hiel­ten die ur­sprüng­li­chen Ab­schnit­te 10–14 die Nrn. 11-15 und die ur­sprüng­li­chen Art. 71–218 die Nrn. 74–221.

Art. 75 Zeugnisverweigerung

Das Zeug­nis kön­nen ver­wei­gern:

a.116
Ehe­gat­ten, auch wenn die Ehe ge­schie­den ist, ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin­nen oder Part­ner, auch wenn die ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft auf­ge­löst ist, so­wie Per­so­nen, mit de­nen der Be­schul­dig­te oder Ver­däch­ti­ge ei­ne fak­ti­sche Le­bens­ge­mein­schaft führt;
abis.117 Ver­wand­te und Ver­schwä­ger­te in ge­ra­der Li­nie von Be­schul­dig­ten oder Ver­däch­ti­gen, de­ren Ge­schwis­ter, Schwä­ger und Schwä­ge­rin­nen, Pfle­ge- und Stief­kin­der, Pfle­ge- und Stief­el­tern so­wie Stief­ge­schwis­ter;
b.118
Geist­li­che, An­wäl­te, Ver­tei­di­ger, No­ta­re, Pa­ten­t­an­wäl­te, Ärz­te, Zahn­ärz­te, Chi­ro­prak­to­ren, Apo­the­ker, Psy­cho­lo­gen so­wie de­ren be­ruf­li­che Hilfs­per­so­nen über Ge­heim­nis­se, die ih­nen auf­grund ih­res Be­rufs an­ver­traut wor­den sind oder die sie bei ih­rer Be­rufs­tä­tig­keit wahr­ge­nom­men ha­ben; so­weit sie vom Be­rech­tig­ten von der Ge­heim­hal­tung ent­bun­den wer­den, ha­ben sie aus­zu­sa­gen, wenn nicht das In­ter­es­se an der Ge­heim­hal­tung über­wiegt;
c.119
Per­so­nen, die nach glaub­wür­di­ger An­ga­be sich selbst oder einen un­ter Buch­sta­be a oder abis ge­nann­ten An­ge­hö­ri­gen der Ge­fahr ei­ner straf­recht­li­chen Ver­fol­gung oder ei­nes schwe­ren Nach­teils, ins­be­son­de­re für Eh­re und Ver­mö­gen, aus­set­zen wür­den; Per­so­nen, de­nen nach den Ar­ti­keln 98b–98d die Wah­rung ih­rer An­ony­mi­tät zu­ge­si­chert wor­den ist, kön­nen ih­re Aus­sa­ge nicht un­ter Hin­weis auf die Ge­fahr, iden­ti­fi­ziert zu wer­den, ver­wei­gern.

116 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

117 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

118 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des Ge­sund­heits­be­ru­fe­ge­set­zes vom 30. Sept. 2016, in Kraft seit 1. Fe­br. 2020 (AS 2020 57; BBl 2015 8715).

119 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 76 Hinweis auf Zeugnisverweigerungsrecht

1 Ist ein Zeu­ge zur Zeug­nis­ver­wei­ge­rung be­rech­tigt, so ist er dar­auf auf­merk­sam zu ma­chen. Dies ist im Pro­to­koll zu ver­mer­ken.

2 Er­klärt sich ein Zeu­ge trotz­dem zur Aus­sa­ge be­reit, so kann er die­se Er­klä­rung noch wäh­rend der Ein­ver­nah­me wi­der­ru­fen. Die be­reits ge­mach­ten Aus­sa­gen blei­ben be­ste­hen.

Art. 77 Dienst- und Amtsgeheimnis

1 Soll ein Zeu­ge über Tat­sa­chen aus­sa­gen, die un­ter das Dienst­ge­heim­nis (Art. 77 MStG120) fal­len, so hat der Rich­ter vor­erst bei der zu­stän­di­gen Dienst­stel­le die Be­frei­ung von die­ser Pflicht zu er­wir­ken.

2 Ein Be­am­ter oder sei­ne Hilfs­per­son darf nur mit Zu­stim­mung der vor­ge­setz­ten Be­hör­de über ein Amts­ge­heim­nis (Art. 320 StGB121) als Zeu­ge ein­ver­nom­men oder zur Her­aus­ga­be von Amts­ak­ten an­ge­hal­ten wer­den. Im Üb­ri­gen gel­ten das eid­ge­nös­si­sche und das kan­to­na­le Ver­wal­tungs­recht.122

120SR 321.0

121 SR 311.0

122 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. 10 des In­for­ma­ti­ons­si­cher­heits­ge­set­zes vom 18. Dez. 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2022 232, 750; BBl 2017 2953).

Art. 78 Vorladung

Zeu­gen wer­den in der Re­gel schrift­lich zur Ein­ver­nah­me vor­ge­la­den. Die Vor­la­dung wird durch die Post, durch einen An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee oder durch Ver­mitt­lung zi­vi­ler Be­hör­den zu­ge­stellt. Die Zeu­gen sind auf die ge­setz­li­chen Fol­gen des Aus­blei­bens auf­merk­sam zu ma­chen.

Art. 79 Einvernahme

1 Je­der Zeu­ge ist in Ab­we­sen­heit der an­dern Zeu­gen ein­zu­ver­neh­men. Er kann an­dern Zeu­gen, dem Be­schul­dig­ten oder Ver­däch­ti­gen ge­gen­über­ge­stellt wer­den.

2 Die Zeu­gen sind zur Wahr­heit zu er­mah­nen und auf die Straf­fol­gen ei­nes falschen Zeug­nis­ses auf­merk­sam zu ma­chen. Dies wird im Pro­to­koll ver­merkt.

Art. 80 Persönliche Verhältnisse 123

Die per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se des Zeu­gen, ins­be­son­de­re sei­ne Be­zie­hun­gen zum Be­schul­dig­ten, Ver­däch­ti­gen oder Ge­schä­dig­ten, sind so weit fest­zu­stel­len, als sie für sei­ne Glaub­wür­dig­keit von Be­deu­tung sein kön­nen.

123 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 81 Ausbleiben von Zeugen

1 Ein Zeu­ge, der un­ent­schul­digt aus­bleibt, sich oh­ne Er­laub­nis ent­fernt oder sich in die Un­mög­lich­keit ver­setzt, aus­zu­sa­gen, wird mit Ord­nungs­bus­se bis zu 300 Fran­ken be­straft. Er hat auch die Kos­ten zu be­zah­len, die er durch sei­nen Un­ge­hor­sam ver­ur­sacht hat.

2 Er kann über­dies vor­ge­führt wer­den. Der Vor­füh­rungs­be­fehl ist in der Re­gel schrift­lich zu er­tei­len.

3 Bei nach­träg­li­cher ge­nü­gen­der Ent­schul­di­gung wer­den Straf­ver­fü­gung und Kos­ten­auf­la­ge auf­ge­ho­ben.

Art. 82 Widerrechtliche Zeugnisverweigerung

1 Ver­wei­gert ein Zeu­ge oh­ne ge­setz­li­chen Grund die Aus­sa­ge oder ent­zieht er sich der Zeug­nis­pflicht, so kann er mit Ord­nungs­bus­se bis zu 500 Fran­ken be­straft wer­den. Bei an­dau­ern­der Wei­ge­rung ist ihm un­ter Hin­weis auf Ar­ti­kel 292 StGB124 die Be­stra­fung we­gen Un­ge­hor­sams ge­gen ei­ne amt­li­che Ver­fü­gung mit Bus­se an­zu­dro­hen.125

2 Bleibt der Zeu­ge trotz An­dro­hung bei sei­ner Wei­ge­rung, so wird er bei der zi­vi­len Straf­be­hör­de ver­zeigt.

3 Der Zeu­ge trägt die durch sei­ne Wei­ge­rung ver­ur­sach­ten Kos­ten.

4 Ent­schä­di­gungs­be­geh­ren Drit­ter blei­ben vor­be­hal­ten.

124 SR 311.0

125 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 83 Entschädigung

Die Zeu­gen ha­ben An­spruch auf Ent­schä­di­gung für Zeit­ver­säum­nis und Rei­se­kos­ten nach den Vor­schrif­ten des Bun­des­ra­tes.

Art. 84 Auskunftsperson

1 Als Aus­kunfts­per­so­nen und nicht als Zeu­gen wer­den be­fragt:

a.
Per­so­nen, die als Tä­ter oder Teil­neh­mer in Fra­ge kom­men kön­nen;
b.
Per­so­nen, die den Sinn der Zeu­gen­ein­ver­nah­me nicht zu er­fas­sen ver­mö­gen.

2 Aus­kunfts­per­so­nen sind ver­pflich­tet, Vor­la­dun­gen zur Be­fra­gung Fol­ge zu leis­ten. Bei un­ent­schul­dig­tem Aus­blei­ben kön­nen sie vor­ge­führt wer­den. Für Vor­la­dung und Vor­füh­rungs­be­fehl gilt Ar­ti­kel 51.

3 Aus­kunfts­per­so­nen sind nicht zur Aus­sa­ge ver­pflich­tet.

4 Die Be­stim­mun­gen über die Ein­ver­nah­me des Be­schul­dig­ten gel­ten sinn­ge­mä­ss auch für die Aus­kunfts­per­son.

5 Aus­kunfts­per­so­nen kön­nen für Zeit­ver­säum­nis und Rei­se­kos­ten nach den Vor­schrif­ten des Bun­des­ra­tes ent­schä­digt wer­den.

Elfter a Abschnitt: Geschädigter 126

126 Ursprünglich Abschnitt 11bis. Eingefügt durch Anhang Ziff. 2 des Opferhilfegesetzes vom 23. März 2007 (AS 2008 1607; BBl 2005 7165). Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 17. Juni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 84a127

1 Als Ge­schä­dig­ter gilt die Per­son, die durch die Straf­tat in ih­ren Rech­ten un­mit­tel­bar ver­letzt wor­den ist.

2 Die zur Stel­lung ei­nes Straf­an­trags be­rech­tig­te Per­son gilt in je­dem Fall als Ge­schä­dig­ter.

127 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Elfter b Abschnitt: Opfer und ihre Angehörigen 128

128 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 17. Juni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 84abis Begriffe 129

1 Als Op­fer gilt der Ge­schä­dig­te, der durch die Straf­tat in sei­ner kör­per­li­chen, se­xu­el­len oder psy­chi­schen In­te­gri­tät un­mit­tel­bar be­ein­träch­tigt wor­den ist.

2 Als An­ge­hö­ri­ge des Op­fers gel­ten sei­ne Ehe­gat­tin oder sein Ehe­gat­te, sei­ne Kin­der und sei­ne El­tern so­wie die Per­so­nen, die ihm in ähn­li­cher Wei­se na­he­ste­hen.

129 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 84ater Grundsätze 130

1 Die Hil­fe an Op­fer von Straf­ta­ten rich­tet sich nach dem Op­fer­hil­fe­ge­setz vom 23. März 2007131 (OHG), so­weit nicht die be­son­de­ren Ver­fah­rens­be­stim­mun­gen des vor­lie­gen­den Ge­set­zes zur An­wen­dung kom­men.

2 Ma­chen die An­ge­hö­ri­gen des Op­fers Zi­vil­an­sprü­che gel­tend, so ste­hen ih­nen die glei­chen Rech­te zu wie dem Op­fer.

130 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

131 SR 312.5

Art. 84b Information des Opfers und Meldung 132

1 Die Be­hör­de in­for­miert das Op­fer bei der ers­ten Ge­le­gen­heit um­fas­send über sei­ne Rech­te und Pflich­ten im Straf­ver­fah­ren.

2 Sie in­for­miert bei glei­cher Ge­le­gen­heit zu­dem über:

a.
die Adres­sen und die Auf­ga­ben der Op­fer­be­ra­tungs­stel­len;
b.
die Mög­lich­keit, ver­schie­de­ne Op­fer­hil­fe­leis­tun­gen zu be­an­spru­chen;
c.
die Frist für die Ein­rei­chung von Ge­su­chen um Ent­schä­di­gung und Ge­nug­tu­ung;
d.
das Recht nach Ar­ti­kel 92a StGB133, zu ver­lan­gen, über Ent­schei­de und Tat­sa­chen zum Straf- und Mass­nah­men­voll­zug der ver­ur­teil­ten Per­son in­for­miert zu wer­den.

3 Sie mel­det Na­me und Adres­se des Op­fers ei­ner Be­ra­tungs­stel­le, so­fern die­ses da­mit ein­ver­stan­den ist.

4 Ei­ne in der Schweiz wohn­haf­te Per­son, die im Aus­land Op­fer ei­ner Straf­tat ge­wor­den ist, kann sich an ei­ne schwei­ze­ri­sche Ver­tre­tung oder an die mit dem schwei­ze­ri­schen kon­su­la­ri­schen Schutz be­trau­te Stel­le wen­den. Die­se Stel­len in­for­mie­ren das Op­fer und mel­den Na­me und Adres­se des Op­fers ei­ner Be­ra­tungs­stel­le, so­fern es da­mit ein­ver­stan­den ist.

132 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

133 SR 311.0

Art. 84c Persönlichkeitsschutz des Opfers 134

1 Die Be­hör­den wah­ren die Per­sön­lich­keits­rech­te des Op­fers in al­len Ab­schnit­ten des Straf­ver­fah­rens.

2 Be­hör­den und Pri­va­te dür­fen aus­ser­halb ei­nes öf­fent­li­chen Ge­richts­ver­fah­rens die Iden­ti­tät des Op­fers nur be­kannt ge­ben, wenn dies im In­ter­es­se der Straf­ver­fol­gung not­wen­dig ist oder das Op­fer zu­stimmt.

3 Die Be­hör­den ver­mei­den ei­ne Be­geg­nung des Op­fers mit der be­schul­dig­ten Per­son, wenn das Op­fer dies ver­langt. In die­sem Fall tra­gen sie dem An­spruch der be­schul­dig­ten Per­son auf recht­li­ches Ge­hör in an­de­rer Wei­se Rech­nung. Ei­ne Ge­gen­über­stel­lung kann an­ge­ord­net wer­den, wenn der An­spruch der be­schul­dig­ten Per­son auf recht­li­ches Ge­hör nicht auf an­de­re Wei­se ge­währ­leis­tet wer­den kann oder wenn ein über­wie­gen­des In­ter­es­se der Straf­ver­fol­gung sie zwin­gend er­for­dert.

134 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 84d Opfer von Straftaten gegen die sexuelle Integrität 135

Das Op­fer von Straf­ta­ten ge­gen die se­xu­el­le In­te­gri­tät kann ver­lan­gen, dass:

a.
es in al­len Ver­fah­rens­sta­di­en von An­ge­hö­ri­gen sei­nes Ge­schlechts ein­ver­nom­men wird;
b.
dem ur­tei­len­den Ge­richt we­nigs­tens ei­ne Per­son sei­nes Ge­schlechts an­ge­hört;
c.
ei­ne all­fäl­li­ge Über­set­zung der Be­fra­gung durch ei­ne Per­son des glei­chen Ge­schlechts er­folgt, wenn dies oh­ne un­ge­bühr­li­che Ver­zö­ge­rung des Ver­fah­rens mög­lich ist;
d.
ei­ne Ge­gen­über­stel­lung ge­gen sei­nen Wil­len nur an­ge­ord­net wird, wenn der An­spruch der be­schul­dig­ten Per­son auf recht­li­ches Ge­hör nicht auf an­de­re Wei­se ge­währ­leis­tet wer­den kann.

135 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 10 des Straf­be­hör­den­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 19. März 2010, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 3267; BBl 20088125).

Art. 84e Beistand und Aussageverweigerung 136

1 Wird das Op­fer als Zeu­ge oder Aus­kunfts­per­son be­fragt, so kann es sich durch ei­ne Ver­trau­ens­per­son be­glei­ten las­sen.

2 Das Op­fer kann sich zu­sätz­lich auch durch einen Rechts­bei­stand be­glei­ten las­sen. So­weit es für die Wah­rung der Rech­te des Op­fers not­wen­dig ist, be­zeich­net der Ge­richts­prä­si­dent einen un­ent­gelt­li­chen Rechts­bei­stand.

3 Es kann die Aus­sa­ge zu Fra­gen ver­wei­gern, die sei­ne In­tim­sphä­re be­tref­fen.

136 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 84f137

137 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 84g Zivilansprüche 138

1 Die Haf­tung des Bun­des für er­lit­te­nen Scha­den rich­tet sich nach Ar­ti­kel 135 des Mi­li­tär­ge­set­zes vom 3. Fe­bru­ar 1995139 be­zie­hungs­wei­se nach Ar­ti­kel 3 des Ver­ant­wort­lich­keits­ge­set­zes vom 14. März 1958140.

2 Ist das Op­fer nicht le­gi­ti­miert, zi­vil­recht­li­che An­sprü­che nach Ar­ti­kel 163 vor den Mi­li­tär­ge­rich­ten gel­tend zu ma­chen, oder ver­zich­tet es dar­auf, so ist es auf sei­nen An­trag zur Haupt­ver­hand­lung ein­zu­la­den. Das Er­schei­nen ist ihm frei­ge­stellt, so­weit es nicht als Zeu­ge oder Aus­kunfts­per­son be­tei­ligt ist. Das Op­fer übt in ei­nem sol­chen Fall le­dig­lich In­for­ma­ti­ons­rech­te aus.

138 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

139 SR 510.10

140 SR 170.32

Art. 84h Besondere Massnahmen zum Schutz von Kindern 141

1 Als Kind im Sin­ne die­ses Ar­ti­kels gilt das Op­fer, das im Zeit­punkt der Ein­ver­nah­me oder Ge­gen­über­stel­lung we­ni­ger als 18 Jah­re alt ist.

2 Die ers­te Ein­ver­nah­me des Kin­des hat so rasch als mög­lich statt­zu­fin­den.

3 Die Be­hör­de kann die Ver­trau­ens­per­son vom Ver­fah­ren aus­sch­lies­sen, wenn die­se einen be­stim­men­den Ein­fluss auf das Kind aus­üben könn­te.

4 Ist er­kenn­bar, dass die Ein­ver­nah­me oder die Ge­gen­über­stel­lung für das Kind zu ei­ner schwe­ren psy­chi­schen Be­las­tung füh­ren könn­te, so gel­ten die fol­gen­den Re­geln:

a.
Ei­ne Ge­gen­über­stel­lung mit der be­schul­dig­ten Per­son darf nur an­ge­ord­net wer­den, wenn das Kind die Ge­gen­über­stel­lung aus­drück­lich ver­langt oder der An­spruch der be­schul­dig­ten Per­son auf recht­li­ches Ge­hör auf an­de­re Wei­se nicht ge­währ­leis­tet wer­den kann.
b.
Das Kind darf wäh­rend des gan­zen Ver­fah­rens nicht mehr als zwei­mal ein­ver­nom­men wer­den.
c.
Ei­ne zwei­te Ein­ver­nah­me fin­det nur statt, wenn die Par­tei­en bei der ers­ten Ein­ver­nah­me ih­re Rech­te nicht aus­üben konn­ten oder dies im In­ter­es­se der Er­mitt­lun­gen oder des Kin­des un­um­gäng­lich ist; so­weit mög­lich er­folgt die Be­fra­gung durch die glei­che Per­son, wel­che die ers­te Ein­ver­nah­me durch­ge­führt hat.
d.
Ein­ver­nah­men wer­den im Bei­sein ei­ner Spe­zia­lis­tin oder ei­nes Spe­zia­lis­ten von ei­ner zu die­sem Zweck aus­ge­bil­de­ten Er­mitt­lungs­be­am­tin oder ei­nem ent­spre­chen­den Er­mitt­lungs­be­am­ten durch­ge­führt; fin­det kei­ne Ge­gen­über­stel­lung statt, so wer­den die Ein­ver­nah­men mit Bild und Ton auf­ge­zeich­net.
e.
Die Par­tei­en üben ih­re Rech­te durch die be­fra­gen­de Per­son aus.
f.
Die be­fra­gen­de Per­son und die Spe­zia­lis­tin oder der Spe­zia­list hal­ten ih­re be­son­de­ren Be­ob­ach­tun­gen in ei­nem Be­richt fest.

141 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 84i Einstellung des Strafverfahrens 142

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann das Straf­ver­fah­ren aus­nahms­wei­se ein­stel­len, wenn:

a.
das In­ter­es­se des Kin­des es zwin­gend ver­langt und die­ses ge­gen­über dem In­ter­es­se des Staa­tes an der Straf­ver­fol­gung of­fen­sicht­lich über­wiegt; und
b.
das Kind oder bei Ur­teil­s­un­fä­hig­keit sein ge­setz­li­cher Ver­tre­ter oder sei­ne ge­setz­li­che Ver­tre­te­rin der Ein­stel­lung zu­stimmt.

2 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de sorgt bei ei­ner Ein­stel­lung des Ver­fah­rens da­für, dass nö­ti­gen­falls Kin­der­schutz­mass­nah­men an­ge­ord­net wer­den.

142 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Elfter c Abschnitt: Privatklägerschaft143

143 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 17. Juni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 84j Begriff, Voraussetzungen und Verfahrensrechte

1 Als Pri­vat­klä­ger­schaft gilt der Ge­schä­dig­te, der aus­drück­lich er­klärt, sich am Straf­ver­fah­ren als Straf- oder Zi­vil­klä­ger zu be­tei­li­gen.

2 Der Straf­an­trag ist die­ser Er­klä­rung gleich­ge­stellt.

3 Die Er­klä­rung ist ge­gen­über dem Un­ter­su­chungs­rich­ter spä­tes­tens bis zum Ab­schluss der Vor­un­ter­su­chung ab­zu­ge­ben.

4 Hat der Ge­schä­dig­te von sich aus kei­ne Er­klä­rung ab­ge­ge­ben, so weist der Un­ter­su­chungs­rich­ter nach Er­öff­nung ei­nes Straf­ver­fah­rens auf die­se Mög­lich­keit hin.

5 Der Pri­vat­klä­ger­schaft ste­hen die Ver­fah­rens­rech­te ei­ner Par­tei zu.

Art. 84k Form und Inhalt der Erklärung

1 Der Ge­schä­dig­te kann die Er­klä­rung schrift­lich oder münd­lich zu Pro­to­koll ab­ge­ben.

2 In der Er­klä­rung kann der Ge­schä­dig­te ku­mu­la­tiv oder al­ter­na­tiv:

a.
die Ver­fol­gung und Be­stra­fung der für die Straf­tat ver­ant­wort­li­chen Per­son ver­lan­gen (Straf­kla­ge);
b.
ad­hä­si­ons­wei­se pri­vat­recht­li­che An­sprü­che gel­tend ma­chen, die aus der Straf­tat ab­ge­lei­tet wer­den (Zi­vil­kla­ge).

Art. 84l Verzicht und Rückzug

1 Der Ge­schä­dig­te kann je­der­zeit schrift­lich oder münd­lich zu Pro­to­koll er­klä­ren, er ver­zich­te auf die ihm zu­ste­hen­den Rech­te. Der Ver­zicht ist end­gül­tig.

2 Wird der Ver­zicht nicht aus­drück­lich ein­ge­schränkt, so um­fasst er die Straf- und die Zi­vil­kla­ge.

Art. 84m Rechtsnachfolge

1 Stirbt der Ge­schä­dig­te, oh­ne auf sei­ne Ver­fah­rens­rech­te als Pri­vat­klä­ger­schaft ver­zich­tet zu ha­ben, so ge­hen sei­ne Rech­te auf die An­ge­hö­ri­gen im Sin­ne von Ar­ti­kel 110 Ab­satz 1 StGB144 in der Rei­hen­fol­ge der Erb­be­rech­ti­gung über.

2 Wer von Ge­set­zes we­gen in die An­sprü­che des Ge­schä­dig­ten ein­ge­tre­ten ist, ist nur zur Zi­vil­kla­ge be­rech­tigt und hat nur je­ne Ver­fah­rens­rech­te, die sich un­mit­tel­bar auf die Durch­set­zung der Zi­vil­kla­ge be­zie­hen.

Art. 84n Stellung

1 Die Pri­vat­klä­ger­schaft wird als Aus­kunfts­per­son ein­ver­nom­men.

2 Sie ist vor dem Un­ter­su­chungs­rich­ter, vor den Ge­rich­ten so­wie vor der Po­li­zei, die sie im Auf­trag des Un­ter­su­chungs­rich­ters ein­ver­nimmt, zur Aus­sa­ge ver­pflich­tet.

3 Im Üb­ri­gen sind die Be­stim­mun­gen über die Zeu­gen sinn­ge­mä­ss an­wend­bar, mit Aus­nah­me von Ar­ti­kel 82.

Art. 84o Ausschluss der Rechtsmittellegitimation

Die Pri­vat­klä­ger­schaft kann einen Ent­scheid hin­sicht­lich der aus­ge­spro­che­nen Sank­ti­on nicht an­fech­ten.

Elfter d Abschnitt: Von einer Einziehung betroffener Dritter145

145 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 17. Juni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 84p

Dem von ei­ner Ein­zie­hung be­trof­fe­nen Drit­ten ste­hen die zur Wah­rung sei­ner In­ter­es­sen er­for­der­li­chen Ver­fah­rens­rech­te ei­ner Par­tei zu, so­weit er durch das Ver­fah­ren in sei­nen Rech­ten un­mit­tel­bar be­trof­fen ist.

Zwölfter Abschnitt: Sachverständige

Art. 85 Sachverständige

1 Wenn die Ab­klä­rung ei­nes Sach­ver­hal­tes be­son­de­re Kennt­nis­se er­for­dert, kann der Un­ter­su­chungs­rich­ter oder das Ge­richt Sach­ver­stän­di­ge bei­zie­hen. Ih­re Auf­ga­be ist zu um­schrei­ben.

2 Den Sach­ver­stän­di­gen ist Ein­sicht in die Ak­ten zu ge­wäh­ren und das Recht ein­zuräu­men, Be­weis­auf­nah­men bei­zu­woh­nen und zur Ab­klä­rung des Sach­ver­hal­tes Fra­gen an Zeu­gen und Be­schul­dig­te zu stel­len.

Art. 86 Schweigepflicht

Die Sach­ver­stän­di­gen un­ter­ste­hen dem Amts­ge­heim­nis nach Ar­ti­kel 320 des StGB146.

Art. 87 Ernennung

Den Sach­ver­stän­di­gen wird die Er­nen­nung un­ter Hin­weis auf Ar­ti­kel 89 schrift­lich er­öff­net. Sie wer­den auf die Straf­fol­gen falscher Be­gut­ach­tung auf­merk­sam ge­macht.

Art. 88 Ausstand

Für die Sach­ver­stän­di­gen gel­ten sinn­ge­mä­ss die Be­stim­mun­gen über den Aus­stand von Ge­richts­per­so­nen.

Art. 89 Pflicht zur Annahme des Auftrages

Der Rich­ter kann den Sach­ver­stän­di­gen nur dann zur An­nah­me des Auf­tra­ges ver­pflich­ten, wenn be­son­de­re Ver­hält­nis­se es er­for­dern. Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­grün­de be­rech­ti­gen je­doch zur Ab­leh­nung des Auf­tra­ges.

Art. 90 Pflichtwidriges Verhalten

1 Ver­wei­gert ein zur An­nah­me des Auf­tra­ges ver­pflich­te­ter Sach­ver­stän­di­ger oh­ne wich­ti­gen Grund die Er­stat­tung des Gut­ach­tens, lie­fert ein Sach­ver­stän­di­ger das Gut­ach­ten oh­ne hin­rei­chen­de Be­grün­dung nicht oder nicht recht­zei­tig ab oder leis­tet er ei­ner Vor­la­dung un­ent­schul­digt kei­ne Fol­ge, so wer­den ihm die durch sein Ver­hal­ten ent­stan­de­nen Kos­ten auf­er­legt. Er kann über­dies mit ei­ner Ord­nungs­bus­se bis zu 300 Fran­ken be­straft wer­den.

2 Bei nach­träg­li­cher ge­nü­gen­der Ent­schul­di­gung wer­den die­se An­ord­nun­gen auf­ge­ho­ben.

Art. 91 Abgabe des Gutachtens

Der Rich­ter be­stimmt, ob das Gut­ach­ten schrift­lich oder münd­lich er­stat­tet wer­den soll, und setzt den Ab­ga­be­ter­min fest.

Art. 92 Neue Begutachtung

Ist ein Gut­ach­ten man­gel­haft oder be­steht zwi­schen meh­re­ren Gut­ach­ten ein Wi­der­spruch, so kann der Rich­ter ei­ne Er­gän­zung des Gut­ach­tens oder ei­ne neue Be­gut­ach­tung durch die glei­chen oder an­de­re Sach­ver­stän­di­ge an­ord­nen.

Art. 93 Entschädigung

Die Sach­ver­stän­di­gen ha­ben An­spruch auf Ent­schä­di­gung nach den Vor­schrif­ten des Bun­des­ra­tes.

Dreizehnter Abschnitt: Augenschein

Art. 94

1 Ein Au­gen­schein wird an­ge­ord­net, wenn er zur Ab­klä­rung des Sach­ver­hal­tes bei­tra­gen kann.

2 Den Be­schul­dig­ten ist Ge­le­gen­heit zu ge­ben, dem Au­gen­schein bei­zu­woh­nen. Zeu­gen, Sach­ver­stän­di­ge und Aus­kunfts­per­so­nen kön­nen zum Au­gen­schein vor­ge­la­den und da­bei be­fragt wer­den.

Vierzehnter Abschnitt: Dolmetscher und Übersetzer

Art. 95 Beizug

1 Wird mit Per­so­nen ver­han­delt, die der Ge­richtss­pra­che nicht mäch­tig sind, so ist nö­ti­gen­falls ein Dol­met­scher bei­zu­zie­hen. Kommt dem Wort­laut ei­ner Aus­sa­ge be­son­de­re Be­deu­tung zu, so ist sie auch in der Fremd­spra­che ins Pro­to­koll auf­zu­neh­men.

2 Zu Ver­hand­lun­gen mit tau­ben oder stum­men Per­so­nen ist ein Dol­met­scher bei­zu­zie­hen, wenn schrift­li­cher Ver­kehr nicht ge­nügt.

3 Zur Über­set­zung fremd­spra­chi­ger Schrift­stücke ist, so­weit not­wen­dig, ein Über­set­zer bei­zu­zie­hen.

Art. 96 Schweigepflicht

Dol­met­scher und Über­set­zer un­ter­ste­hen dem Amts­ge­heim­nis nach Ar­ti­kel 320 des StGB147.

Art. 97 Straffolgen bei falscher Übersetzung

Dol­met­scher und Über­set­zer wer­den auf die Straf­fol­gen falscher Über­set­zung auf­merk­sam ge­macht.

Art. 98 Ausstand

Für Dol­met­scher und Über­set­zer gel­ten sinn­ge­mä­ss die Be­stim­mun­gen über den Aus­stand von Ge­richts­per­so­nen.

Vierzehnter a Abschnitt: Schutz von Verfahrensbeteiligten148

148 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 2003, in Kraft seit 1. Juni 2004 (AS 20042691; BBl 2003767).

Art. 98a Grundsatz 149

Be­steht Grund zur An­nah­me, dass ein Zeu­ge, ei­ne Aus­kunfts­per­son, ein Be­schul­dig­ter, ein Sach­ver­stän­di­ger, ein Dol­met­scher oder Über­set­zer (Ver­fah­rens­be­tei­lig­ter) durch die Mit­wir­kung im Ver­fah­ren sich oder sei­ne An­ge­hö­ri­gen nach Ar­ti­kel 75 Buch­sta­be a oder abis ge­fähr­den könn­te, so trifft der Un­ter­su­chungs­rich­ter oder der Ge­richts­prä­si­dent die ge­eig­ne­ten Schutz­mass­nah­men.

149 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 98b Zusicherung der Anonymitätswahrung
1. Voraussetzungen


Zeu­gen oder Aus­kunfts­per­so­nen kann auf Ge­such hin oder von Am­tes we­gen ge­gen­über Per­so­nen, die ih­nen Scha­den zu­fü­gen könn­ten, die An­ony­mi­täts­wah­rung zu­ge­si­chert wer­den, wenn:

a.150
Ge­gen­stand des Ver­fah­rens Straf­ta­ten sind, die mit mehr als fünf Jah­ren Frei­heits­s­tra­fe be­droht sind; und
b.151
glaub­haft er­scheint, dass sie durch die Aus­sa­ge sich selbst oder An­ge­hö­ri­ge nach Ar­ti­kel 75 Buch­sta­be a oder abis der ernst­haf­ten Ge­fahr aus­set­zen wür­den, in den straf­recht­lich ge­schütz­ten Rechts­gü­tern schwer be­ein­träch­tigt zu wer­den.

150 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

151 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 98c 2. Verfahren

1 Die Zu­si­che­rung der An­ony­mi­täts­wah­rung wird durch den Un­ter­su­chungs­rich­ter oder den Ge­richts­prä­si­den­ten er­teilt. Sie be­darf der Ge­neh­mi­gung durch den Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts.

2 Dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts ist in­nert 30 Ta­gen seit der Zu­si­che­rung ein Ge­such mit sämt­li­chen zur Be­ur­tei­lung der Recht­mäs­sig­keit er­for­der­li­chen Ein­zel­hei­ten ein­zu­rei­chen. Der Prä­si­dent kann zu­sätz­li­che Aus­künf­te und Be­weis­stücke ver­lan­gen.

3 Wird die Ge­neh­mi­gung nicht in­nert 30 Ta­gen ver­langt oder wird sie ver­wei­gert, so dür­fen die un­ter Zu­si­che­rung der An­ony­mi­täts­wah­rung be­reits er­lang­ten Aus­sa­gen im Ver­fah­ren nicht ver­wen­det wer­den; die ent­spre­chen­den Pro­to­kol­le wer­den aus den Strafak­ten ent­fernt, bis zum rechts­kräf­ti­gen Ab­schluss des Ver­fah­rens se­pa­rat un­ter Ver­schluss ge­hal­ten und da­nach ver­nich­tet. Ei­ne Ein­ver­nah­me durch das Ge­richt un­ter Zu­si­che­rung der An­ony­mi­täts­wah­rung ist vor der Er­tei­lung der Ge­neh­mi­gung nicht zu­läs­sig.

4 Ist die Ge­neh­mi­gung durch den Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts er­teilt, so bin­det die Zu­si­che­rung der An­ony­mi­täts­wah­rung un­wi­der­ruf­lich sämt­li­che mit dem Fall be­trau­ten Be­hör­den. Die ge­schütz­te Per­son kann je­doch auf die An­ony­mi­täts­wah­rung ver­zich­ten.

Art. 98d 3. Massnahmen

1 Um der Zu­si­che­rung der An­ony­mi­täts­wah­rung nach­zu­kom­men, kann der Un­ter­su­chungs­rich­ter oder der Ge­richts­prä­si­dent:

a.
Ein­ver­nah­men in Ab­we­sen­heit der Par­tei­en durch­füh­ren;
b.
die Per­so­na­li­en der ein­zu­ver­neh­men­den Per­son in Ab­we­sen­heit der Par­tei­en fest­stel­len;
c.
die Per­son oh­ne Na­mens­nen­nung ein­ver­neh­men;
d.
Aus­se­hen oder Stim­me der ein­zu­ver­neh­men­den Per­son ver­än­dern oder die­se ab­schir­men;
e.
an­läss­lich der Haupt­ver­hand­lung auf die Be­fra­gung ver­zich­ten und statt­des­sen die Aus­sa­gen ver­le­sen, wel­che die ein­zu­ver­neh­men­de Per­son vor dem Un­ter­su­chungs­rich­ter ge­macht hat;
f.
die Ak­ten­ein­sicht ein­schrän­ken;
g.
in der Haupt­ver­hand­lung statt ei­ner münd­li­chen Be­fra­gung ei­ne schrift­li­che durch­füh­ren.

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter oder der Ge­richts­prä­si­dent be­stimmt, wel­che die­ser Mass­nah­men an­ge­mes­sen und ge­eig­net er­schei­nen, für wel­che Per­so­nen sie gel­ten und für wel­che Dau­er sie ge­trof­fen wer­den; da­bei dür­fen die Rech­te der Ver­tei­di­gung nur so weit be­schränkt wer­den, als dies zum Schutz der ein­zu­ver­neh­men­den Per­son not­wen­dig er­scheint.

3 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter oder der Ge­richts­prä­si­dent, der ei­ne Per­son ein­ver­nimmt, wel­cher die Zu­si­che­rung der An­ony­mi­täts­wah­rung er­teilt wor­den ist, trifft vor­gän­gig die ge­eig­ne­ten Mass­nah­men, um ei­ne Ver­wechs­lung oder ei­ne Ver­tau­schung von Per­so­nen zu ver­hin­dern.

4 An­de­re Un­ter­stüt­zungs- oder Schutz­mass­nah­men zu Guns­ten der ein­zu­ver­neh­men­den Per­son kön­nen an­ge­ord­net wer­den, so­weit sie kei­ne Be­schrän­kung der Par­tei­rech­te nach sich zie­hen.

Fünfzehnter Abschnitt: Verteidiger

Art. 99 Zulassung; Verpflichtung

1 Als Ver­tei­di­ger kön­nen Schwei­zer­bür­ger auf­tre­ten, die über ein kan­to­na­les An­waltspa­tent ver­fü­gen und im An­walts­re­gis­ter ein­ge­tra­gen sind.152

2 Je­der An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee, der ei­nem Trup­pen­kör­per oder ei­ner For­ma­ti­on, für die das Ge­richt zu­stän­dig ist, an­ge­hört und der über ein kan­to­na­les An­waltspa­tent ver­fügt und im An­walts­re­gis­ter ein­ge­tra­gen ist, ist ver­pflich­tet, auf An­ord­nung des Prä­si­den­ten des Ge­richts die amt­li­che Ver­tei­di­gung zu über­neh­men.153

3 Die Mi­li­tär­ge­rich­te er­stel­len jähr­lich ei­ne Lis­te der amt­li­chen Ver­tei­di­ger.

4 In Straf­ver­fah­ren, in de­nen der Sach­ver­halt mit Rück­sicht auf die Lan­des­ver­tei­di­gung oder die Staats­si­cher­heit ge­heim ge­hal­ten wer­den muss, kann der Prä­si­dent des Ge­richts den vom Be­schul­dig­ten bei­ge­zo­ge­nen Ver­tei­di­ger ab­leh­nen. Der Be­schul­dig­te wird auf­ge­for­dert, einen an­dern Ver­tei­di­ger zu be­zeich­nen. Der Ver­tei­di­ger wird vom Prä­si­den­ten des Ge­richts auf die Ge­heim­hal­tungs­vor­schrif­ten der Ar­mee hin­ge­wie­sen.

152 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

153 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Zweites Kapitel: Verfahrensablauf

Erster Abschnitt: Einleitung des Verfahrens

Art. 100 Massnahmen der Truppe

1 Ist ei­ne der Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit un­ter­lie­gen­de straf­ba­re Hand­lung be­gan­gen wor­den, so hat der am Tat­ort den Be­fehl füh­ren­de Vor­ge­setz­te oder ein von ihm be­zeich­ne­ter ge­eig­ne­ter Of­fi­zier oder Un­ter­of­fi­zier die nö­ti­gen Mass­nah­men zu tref­fen, um die Flucht des Ver­däch­ti­gen zu ver­hin­dern, die Spu­ren der Tat fest­zu­stel­len und den Be­weis zu si­chern. So­weit nö­tig, sind die Or­ga­ne der mi­li­tä­ri­schen oder zi­vi­len Po­li­zei bei­zu­zie­hen.

2 Die ge­trof­fe­nen Mass­nah­men so­wie die we­sent­li­chen Aus­sa­gen des Ver­däch­ti­gen und der üb­ri­gen be­frag­ten Per­so­nen wer­den in ei­nem Pro­to­koll fest­ge­hal­ten.

3 Dem Vor­ge­setz­ten, der für die An­ord­nung der vor­läu­fi­gen Be­weis­auf­nah­me oder der Vor­un­ter­su­chung zu­stän­dig ist, muss oh­ne Ver­zug Be­richt er­stat­tet wer­den.

Art. 101 Zuständigkeit für die Anordnung der vorläufigen Beweisaufnahme und der Voruntersuchung


1 Bei ei­ner straf­ba­ren Hand­lung, die wäh­rend des Mi­li­tär­diens­tes be­gan­gen wur­de, sind zur An­ord­nung der vor­läu­fi­gen Be­weis­auf­nah­me oder der Vor­un­ter­su­chung zu­stän­dig:

a.
in Schu­len, Lehr­gän­gen und Kur­sen: der Kom­man­dant;
b.
in Trup­pen­diens­ten:
1.
im Ba­tail­lons­ver­band: der Ba­tail­lons­kom­man­dant,
2.
bei klei­ne­ren, selb­stän­dig im Dienst be­find­li­chen For­ma­tio­nen: der be­tref­fen­de Kom­man­dant,
3.
in den üb­ri­gen Fäl­len: der Kom­man­dant der Trup­pe oder des Sta­bes.154

2 Ord­net der Kom­man­dant nach der vom Un­ter­su­chungs­rich­ter durch­ge­führ­ten vor­läu­fi­gen Be­weis­auf­nah­me die Vor­un­ter­su­chung nicht an, liegt aber nach An­sicht des Un­ter­su­chungs­rich­ters ei­ne ge­richt­lich zu ah­nen­de straf­ba­re Hand­lung vor, so legt die­ser den Fall dem Oberau­di­tor vor. Der Oberau­di­tor ent­schei­det end­gül­tig.

3 Für ei­ne aus­ser­halb des Diens­tes be­gan­ge­ne straf­ba­re Hand­lung ist das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment für Ver­tei­di­gung, Be­völ­ke­rungs­schutz und Sport oder die von ihm be­zeich­ne­te Dienst­stel­le zur An­ord­nung der vor­läu­fi­gen Be­weis­auf­nah­me oder Vor­un­ter­su­chung zu­stän­dig.

154 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 102 Voraussetzungen und Zweck der vorläufigen Beweisaufnahme

1 Sind ein­zel­ne Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Vor­un­ter­su­chung nicht er­füllt, so wird ei­ne vor­läu­fi­ge Be­weis­auf­nah­me an­ge­ord­net. Dies gilt vor al­lem, wenn

a.
Be­weis­mit­tel be­schafft oder er­gänzt wer­den müs­sen, ins­be­son­de­re bei un­be­kann­ter Tä­ter­schaft und un­ge­klär­tem oder ver­wi­ckel­tem Sach­ver­halt;
b.
Un­ge­wiss­heit dar­über be­steht, ob ei­ne straf­ba­re Hand­lung dis­zi­pli­na­risch oder mi­li­tär­ge­richt­lich zu er­le­di­gen sei.

2 Bei Tö­tung oder er­heb­li­cher Ver­let­zung von Mi­li­tär- oder Zi­vil­per­so­nen so­wie bei schwe­ren Sach­schä­den ist ei­ne vor­läu­fi­ge Be­weis­auf­nah­me auch dann an­zu­ord­nen, wenn kei­ne straf­ba­re Hand­lung vor­liegt.155

155 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 103 Voraussetzungen und Zweck der Voruntersuchung

1 Ist ei­ne Per­son ei­ner straf­ba­ren Hand­lung ver­däch­tig und fällt ei­ne dis­zi­pli­na­ri­sche Er­le­di­gung aus­ser Be­tracht, so ist die Vor­un­ter­su­chung an­zu­ord­nen.

2 Die Vor­un­ter­su­chung hat den Zweck fest­zu­stel­len, ob ei­ne straf­ba­re Hand­lung vor­liegt. Es sind al­le Um­stän­de der Tat ab­zu­klä­ren, die für das rich­ter­li­che Ur­teil oder für die Ein­stel­lung des Ver­fah­rens von Be­deu­tung sein kön­nen.

Art. 104 Verfahren bei der vorläufigen Beweisaufnahme

1 Die vor­läu­fi­ge Be­weis­auf­nah­me ist ein Er­mitt­lungs­ver­fah­ren in den For­men und mit den Mit­teln der Vor­un­ter­su­chung.

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter er­stat­tet über den fest­ge­stell­ten Sach­ver­halt so­wie des­sen recht­li­che Wür­di­gung Be­richt und be­an­tragt je nach dem Er­geb­nis der zu­stän­di­gen Stel­le:

a.
ei­ne Vor­un­ter­su­chung an­zu­ord­nen;
b.
die Sa­che dis­zi­pli­na­risch zu er­le­di­gen;
c.
dem Ver­fah­ren kei­ne wei­te­re Fol­ge zu ge­ben.

3 Dem Ge­schä­dig­ten ist vor dem Ab­schluss der vor­läu­fi­gen Be­weis­auf­nah­me Ge­le­gen­heit zu ge­ben, die ge­richt­li­che Be­ur­tei­lung zu ver­lan­gen. Das glei­che Recht steht ihm zu, wenn das Ver­fah­ren nicht ein­ge­lei­tet wird. Ver­langt er die ge­richt­li­che Be­ur­tei­lung, so be­an­tragt der Un­ter­su­chungs­rich­ter die An­ord­nung der Vor­un­ter­su­chung. Wird der An­trag des Un­ter­su­chungs­rich­ters ab­ge­lehnt, so un­ter­brei­tet er die Ak­ten dem Oberau­di­tor zum Ent­scheid ge­mä­ss Ar­ti­kel 101 Ab­satz 2.156

156 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 23. März 2007 (AS 2008 1607; BBl 2005 7165). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 105 Untersuchungsbefehl

1 Der Be­fehl zur vor­läu­fi­gen Be­weis­auf­nah­me oder zur Vor­un­ter­su­chung ist schrift­lich zu er­las­sen. In drin­gen­den Fäl­len kann er münd­lich mit so­for­ti­ger schrift­li­cher Be­stä­ti­gung er­teilt wer­den. Dem Un­ter­su­chungs­rich­ter wer­den die Pro­to­kol­le und Be­weis­stücke über­ge­ben.

2 Der Be­fehl hat ei­ne kur­ze Dar­stel­lung des Sach­ver­halts zu ent­hal­ten und Ver­däch­ti­ge oder Be­schul­dig­te ge­nau zu be­zeich­nen.

3 Be­steht Zwei­fel über die Zu­stän­dig­keit, so trifft der Un­ter­su­chungs­rich­ter nur die drin­gen­den Mass­nah­men und lei­tet die Ak­ten an den Oberau­di­tor wei­ter.

Art. 106 und 107157

157 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 108 Durchführung des Verfahrens

1 Die vor­läu­fi­ge Be­weis­auf­nah­me und die Vor­un­ter­su­chung wer­den oh­ne Ver­zug durch­ge­führt.

2 Sie sind nicht öf­fent­lich.

3 Der Ver­däch­ti­ge oder Be­schul­dig­te kann zur Be­fra­gung von Zeu­gen und Sach­ver­stän­di­gen bei­ge­zo­gen wer­den.

Art. 109 Beizug des Verteidigers

1 Der Be­schul­dig­te kann be­reits in der Vor­un­ter­su­chung einen Ver­tei­di­ger bei­zie­hen. Er ist bei der ers­ten Ein­ver­nah­me auf die­ses Recht hin­zu­wei­sen.

2 Bei schwe­ren An­schul­di­gun­gen oder in ver­wi­ckel­ten Fäl­len be­stellt der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts auf Ge­such des Be­schul­dig­ten oder auf An­trag des Un­ter­su­chungs­rich­ters in der Vor­un­ter­su­chung einen amt­li­chen Ver­tei­di­ger, so­fern der Be­schul­dig­te kei­nen ei­ge­nen Ver­tei­di­ger bei­ge­zo­gen hat. Der Wunsch des Be­schul­dig­ten nach ei­nem be­stimm­ten amt­li­chen Ver­tei­di­ger aus der Lis­te des Ge­richts wird be­rück­sich­tigt, wenn kei­ne wich­ti­gen Grün­de ent­ge­gen­ste­hen.

Art. 110 Rechte des Verteidigers

1 Der Ver­tei­di­ger hat das Recht, Un­ter­su­chungs­hand­lun­gen zu be­an­tra­gen. So­weit der Zweck der Un­ter­su­chung nicht ge­fähr­det wird, ist ihm auch Ak­ten­ein­sicht und An­we­sen­heit bei der Be­fra­gung von Zeu­gen und Sach­ver­stän­di­gen so­wie bei Au­gen­schei­nen zu ge­stat­ten.

2 Aus­nahms­wei­se kann der Un­ter­su­chungs­rich­ter den Ver­kehr zwi­schen Ver­tei­di­ger und ver­haf­te­tem Be­schul­dig­ten für be­stimm­te Zeit be­schrän­ken oder aus­sch­lies­sen, wenn es der Zweck der Un­ter­su­chung er­for­dert.

3 Nach Ab­schluss der Vor­un­ter­su­chung steht dem Ver­tei­di­ger un­be­schränk­te Ein­sicht in die Ak­ten zu. Er kann mit dem Be­schul­dig­ten frei ver­keh­ren.

Art. 111 Ausdehnung der Voruntersuchung

Der Un­ter­su­chungs­rich­ter dehnt nö­ti­gen­falls die Vor­un­ter­su­chung von Am­tes we­gen auf Per­so­nen und straf­ba­re Hand­lun­gen aus, die im Un­ter­su­chungs­be­fehl nicht ge­nannt sind. Der Aus­deh­nungs­ent­scheid ist den Be­trof­fe­nen zu er­öff­nen.

Art. 112 Abschluss der Voruntersuchung 158

Nach Ab­schluss der Vor­un­ter­su­chung über­mit­telt der Un­ter­su­chungs­rich­ter die Ak­ten dem Au­di­tor zur An­kla­ge­er­he­bung, zur Ein­stel­lung des Ver­fah­rens oder zum Er­lass ei­nes Straf­man­da­tes. Dem Be­schul­dig­ten und dem Ge­schä­dig­ten ist vom Ab­schluss der Vor­un­ter­su­chung Kennt­nis zu ge­ben.

158Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

Art. 113 Ergänzung der Voruntersuchung 159

Der Au­di­tor, der Be­schul­dig­te so­wie der Ge­schä­dig­te kön­nen in­nert ei­ner vom Un­ter­su­chungs­rich­ter zu be­stim­men­den Frist Er­gän­zung der Vor­un­ter­su­chung ver­lan­gen.

159Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

Art. 114 Anklage; Strafmandat

1 Er­gibt die Vor­un­ter­su­chung hin­rei­chen­de Ver­dachts­grün­de für ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen, so er­hebt der Au­di­tor oh­ne Ver­zug An­kla­ge. Er über­mit­telt die Ak­ten mit der An­kla­ge­schrift dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­ge­richts und stellt dem An­ge­klag­ten und der Pri­vat­klä­ger­schaft ei­ne Ko­pie der An­kla­ge­schrift zu. Das Op­fer, das sich nicht als Pri­vat­klä­ger­schaft kon­sti­tu­iert hat, kann ei­ne Ko­pie der An­kla­ge­schrift ver­lan­gen.160

2 Er­ach­tet der Au­di­tor die Vor­aus­set­zun­gen da­für als er­füllt, so er­lässt er ein Straf­man­dat nach Ar­ti­kel 119.

160 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 115 Anklageschrift

Die An­kla­ge­schrift ent­hält:

a.
die Per­so­na­li­en des An­ge­klag­ten;
b.
die Um­schrei­bung der dem An­ge­klag­ten zur Last ge­leg­ten Tat mit ih­ren ge­setz­li­chen Merk­ma­len;
c.
die ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen, wel­che die Tat mit Stra­fe be­dro­hen;
d.
die An­ga­be der Be­weis­mit­tel;
e.
all­fäl­li­ge Aus­sch­lies­sungs- oder Ab­leh­nungs­be­geh­ren des Au­di­tors.

Art. 116 Einstellung des Verfahrens und Disziplinarstrafe 161

1 Ist die Sa­che nicht wei­ter zu ver­fol­gen, so stellt der Au­di­tor das Ver­fah­ren ein.

2 Nimmt der Au­di­tor einen im MStG162 vor­ge­se­he­nen leich­ten Fall ei­ner Straf­tat an oder wer­tet er die Tat als blos­sen Dis­zi­pli­nar­feh­ler, so stellt er das Ver­fah­ren ein und ver­hängt ei­ne Dis­zi­pli­nar­stra­fe.163

3 Der Au­di­tor kann al­le Dis­zi­pli­nar­stra­fen aus­spre­chen. Für die An­ge­hö­ri­gen des Grenzwacht­korps bleibt Ar­ti­kel 183 Ab­satz 2 des MStG vor­be­hal­ten; ge­ge­be­nen­falls wird die An­ge­le­gen­heit an die zu­stän­di­ge Stel­le zwecks Er­öff­nung ei­nes Dis­zi­pli­nar­ver­fah­rens über­wie­sen.

4 Die Ein­stel­lungs­ver­fü­gung wird den Per­so­nen und Be­hör­den, die zum Re­kurs be­fugt sind, mit kur­z­er Be­grün­dung schrift­lich er­öff­net. Das Op­fer, das sich nicht als Pri­vat­klä­ger­schaft kon­sti­tu­iert hat, kann ei­ne Ko­pie der Ein­stel­lungs­ver­fü­gung ver­lan­gen.164

4bis Kann die Ein­stel­lungs­ver­fü­gung nicht ord­nungs­ge­mä­ss er­öff­net wer­den, so gilt sie auch oh­ne Ver­öf­fent­li­chung in dem durch den Bund oder den Kan­ton be­zeich­ne­ten Amts­blatt als er­öff­net, wenn:

a.
der Auf­ent­halts­ort des Adres­sa­ten un­be­kannt ist und trotz zu­mut­ba­rer Nach­for­schun­gen nicht er­mit­telt wer­den kann;
b.
ei­ne Zu­stel­lung un­mög­lich ist oder mit aus­ser­or­dent­li­chen Um­trie­ben ver­bun­den wä­re;
c.
der Adres­sat oder sein Rechts­bei­stand mit Wohn­sitz oder ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halts­ort im Aus­land kein Zu­stel­lungs­do­mi­zil in der Schweiz be­zeich­net hat.165

5 Nach Ein­tritt der Rechts­kraft der Ein­stel­lungs­ver­fü­gung über­mit­telt der Au­di­tor die Ak­ten dem Oberau­di­to­rat zur Auf­be­wah­rung. Die­ses sorgt für den Voll­zug der all­fäl­li­gen aus­ge­spro­che­nen Dis­zi­pli­nar­stra­fe.

161 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

162 SR 321.0

163 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

164 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

165 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 26. Sept. 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 3977; BBl 20137057).

Art. 117 Kosten und Entschädigung

1 Die Kos­ten der ein­ge­stell­ten Un­ter­su­chung trägt der Bund. Der Au­di­tor kann dem dis­zi­pli­na­risch Be­straf­ten re­du­zier­te Kos­ten der Un­ter­su­chung auf­er­le­gen.166

2 Die Kos­ten kön­nen dem Be­schul­dig­ten ganz oder teil­wei­se auf­er­legt wer­den, wenn er die Un­ter­su­chung durch ver­werf­li­ches Ver­hal­ten ver­ur­sacht oder er­schwert hat.

3 So­fern der Be­schul­dig­te, ge­gen den die Un­ter­su­chung ein­ge­stellt wird, das Ver­fah­ren nicht durch ein ver­werf­li­ches oder leicht­fer­ti­ges Ver­hal­ten ver­ur­sacht oder we­sent­lich er­schwert hat, ist ihm auf sein Be­geh­ren vom Au­di­tor zu­zu­spre­chen:

a.
Scha­den­er­satz für Un­ter­su­chungs­haft und an­de­re er­lit­te­ne Nach­tei­le;
b.
bei schwe­rer Ver­let­zung in sei­nen per­sön­li­chen Ver­hält­nis­sen ei­ne an­ge­mes­se­ne Geld­sum­me als Ge­nug­tu­ung;
c.
ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung für An­walts­kos­ten.

4 Der Ent­scheid über Kos­ten und Ent­schä­di­gung so­wie al­len­falls über die Auf­he­bung be­ste­hen­der Zwangs­mass­nah­men und die Ein­zie­hung von Ge­gen­stän­den und Ver­mö­gens­wer­ten ist in die Ein­stel­lungs­ver­fü­gung auf­zu­neh­men.167

166 Satz ein­ge­fügt durch Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

167 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 118 Rekurs und Disziplinargerichtsbeschwerde 168

1 Ge­gen Ein­stel­lungs- und Ent­schä­di­gungs­ver­fü­gun­gen kön­nen der Be­schul­dig­te, die Pri­vat­klä­ger­schaft, der Oberau­di­tor und der von ei­ner an­ge­ord­ne­ten Ein­zie­hung be­trof­fe­ne Drit­te Re­kurs an das Mi­li­tär­ge­richt er­he­ben. Die Ar­ti­kel 197 und 199 gel­ten sinn­ge­mä­ss.169

2170

3 Ge­gen ei­ne vom Au­di­tor ver­häng­te Dis­zi­pli­nar­stra­fe kann der Be­straf­te Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de nach den Ar­ti­keln 209–213 des MStG171 an den Aus­schuss des zu­stän­di­gen Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts er­he­ben.172

168 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

169 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

170 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

171 SR 321.0

172 Ein­ge­fügt durch Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Zweiter Abschnitt: Strafmandatverfahren

Art. 119 Voraussetzungen

1 Der Au­di­tor er­lässt ein Straf­man­dat, wenn:

a.
er ei­ne der fol­gen­den Stra­fen für an­ge­mes­sen hält:
1. ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von höchs­tens 30 Ta­gen,
2. ei­ne Geld­stra­fe von höchs­tens 30 Ta­ges­sät­zen,
3.173
4. ei­ne Bus­se von höchs­tens 5000 Fran­ken,
5. ei­ne Ver­bin­dung der Stra­fen nach den Zif­fern 1–4; und
b.
der Be­schul­dig­te den Sach­ver­halt ein­ge­stan­den hat oder die­ser an­der­wei­tig aus­rei­chend ge­klärt ist.174
1bis Er kann im Straf­man­dat­ver­fah­ren auch einen Ent­scheid über einen Wi­der­ruf im Sin­ne von Ar­ti­kel 40 MStG175 tref­fen, wenn die be­ding­te oder teil­be­ding­te Stra­fe, zu­sam­men mit der neu­en Stra­fe, nicht hö­her als die in Ab­satz 1 Buch­sta­be a fest­ge­hal­te­nen Straf­mass­gren­zen ist.176

2 Das Straf­man­dat­ver­fah­ren fin­det nicht statt:

a.
bei Ehr­ver­let­zun­gen;
b.177
wenn, un­ter Vor­be­halt von Ab­satz 1bis, über einen Wi­der­ruf (Art. 40 MStG) oder über ei­ne Rück­ver­set­zung (Art. 89 StGB178) zu ent­schei­den ist;
c.179
bei un­be­kann­tem Auf­ent­halt des Be­schul­dig­ten oder wenn die­ser kei­ne Zu­stel­l­adres­se in der Schweiz hat;
d.180
wenn be­strit­te­ne zi­vil­recht­li­che An­sprü­che zu be­ur­tei­len sind;
e.181
wenn ei­ne De­gra­da­ti­on (Art. 35 MStG), ein Aus­schluss aus der Ar­mee (Art. 48 und 49 MStG) oder ei­ne Mass­nah­me nach Ar­ti­kel 47, 50 oder 50b MStG als an­ge­zeigt er­scheint oder ei­ne Lan­des­ver­wei­sung (Art. 49a oder 49abis MStG) in Aus­sicht steht.

173 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

174 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

175 SR 321.0

176 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

177 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

178 SR 311.0

179 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

180Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

181 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen) (AS 2009 701; BBl 2007 8353). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 7 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

Art. 120 Form und Inhalt

Das Straf­man­dat ist schrift­lich aus­zu­fer­ti­gen und kurz zu be­grün­den. Es ent­hält:

a.
die Per­so­na­li­en des An­ge­klag­ten;
b.
den Sach­ver­halt;
c.
die Tat­sa­chen, wel­che die ein­zel­nen Merk­ma­le der straf­ba­ren Hand­lung er­fül­len;
d.
die recht­li­che Wür­di­gung der Tat;
e.
die Grün­de für die Straf­zu­mes­sung;
f.
die Straf­ver­fü­gung;
fbis.182
den Ent­scheid über den Wi­der­ruf (Art. 119 Abs. 1bis) und ei­ne kur­ze Be­grün­dung;
g.
den Ent­scheid über Kos­ten und Ent­schä­di­gung (Art. 151) so­wie über an­er­kann­te zi­vil­recht­li­che An­sprü­che des Ge­schä­dig­ten;
gbis.183
den Ent­scheid über die Auf­he­bung be­ste­hen­der Zwangs­mass­nah­men und die Ein­zie­hung von Ge­gen­stän­den und Ver­mö­gens­wer­ten;
h.
den Hin­weis, dass das Straf­man­dat rechts­kräf­tig wird, so­fern nicht in­nert zehn Ta­gen beim Au­di­tor schrift­lich Ein­spra­che er­ho­ben wird;
i.
das Da­tum so­wie die Un­ter­schrift des Au­di­tors.

182 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

183 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 121 Eröffnung 184

1 Das Straf­man­dat wird den Per­so­nen und Be­hör­den, die zur Ein­spra­che be­fugt sind, schrift­lich er­öff­net. Kann es dem Be­straf­ten nicht zu­ge­stellt wer­den, so fin­det das or­dent­li­che Ver­fah­ren statt.

2 Das Op­fer, das sich nicht als Pri­vat­klä­ger­schaft kon­sti­tu­iert hat, kann ei­ne Ko­pie des Straf­man­dats ver­lan­gen.

184 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 122 Einsprache

1 In­nert zehn Ta­gen nach der Er­öff­nung kön­nen der Be­straf­te, die Pri­vat­klä­ger­schaft, der Oberau­di­tor und der von ei­ner an­ge­ord­ne­ten Ein­zie­hung be­trof­fe­ne Drit­te ge­gen das Straf­man­dat beim Au­di­tor schrift­lich Ein­spra­che er­he­ben.185

2 Wird recht­zei­tig Ein­spra­che er­ho­ben, so fin­det das or­dent­li­che Ver­fah­ren statt. Das Straf­man­dat er­setzt die An­kla­ge­schrift.

3 Rich­tet sich die Ein­spra­che nur ge­gen den Ent­scheid über die Kos­ten, über die Ent­schä­di­gung oder über die Ein­zie­hung von Ge­gen­stän­den und Ver­mö­gens­wer­ten, so muss sie einen be­grün­de­ten An­trag ent­hal­ten. Das Ge­richt ent­schei­det oh­ne Par­teiver­hand­lung.186

185 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

186 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 123 Rechtskraft, Rückzug der Einsprache

1 Das Straf­man­dat wird zu ei­nem rechts­kräf­ti­gen Ur­teil, wenn kei­ne Ein­spra­che er­ho­ben oder die­se zu­rück­ge­zo­gen wird.

2 Der Rück­zug ist spä­tes­tens bis zu Be­ginn der Haupt­ver­hand­lung mög­lich. Rich­tet sich je­doch die Ein­spra­che nur ge­gen den Ent­scheid über die Kos­ten oder die Ent­schä­di­gung, so ist der Rück­zug bis zum Ent­scheid des Ge­richts mög­lich.

3 Zieht der Be­straf­te die Ein­spra­che zu­rück, so kön­nen ihm die ent­stan­de­nen Kos­ten auf­er­legt wer­den.

Dritter Abschnitt: Vorbereitung der Hauptverhandlung

Art. 124 Ansetzung der Hauptverhandlung

Nach Ein­gang von An­kla­ge­schrift und Ak­ten be­stimmt der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts oh­ne Ver­zug Ort und Zeit der Haupt­ver­hand­lung. In ver­wi­ckel­ten Fäl­len kann er die Ak­ten ganz oder teil­wei­se bei den Rich­tern zir­ku­lie­ren las­sen.

Art. 125 Vorladung des Angeklagten

1 In der Re­gel ist der An­ge­klag­te min­des­tens zehn, in Haft­fäl­len min­des­tens fünf Ta­ge vor der Haupt­ver­hand­lung vor­zu­la­den.

2 In der Vor­la­dung sind die Na­men der Rich­ter und des Ge­richts­schrei­bers auf­zu­füh­ren.

Art. 125a Öffentliche Bekanntmachung 187

1 Die Zu­stel­lung der Vor­la­dung er­folgt durch Ver­öf­fent­li­chung in dem durch den Bund oder den Kan­ton be­zeich­ne­ten Amts­blatt, wenn:

a.
der Auf­ent­halts­ort des An­ge­klag­ten un­be­kannt ist und trotz zu­mut­ba­rer Nach­for­schun­gen nicht er­mit­telt wer­den kann;
b.
ei­ne Zu­stel­lung un­mög­lich ist oder mit aus­ser­or­dent­li­chen Um­trie­ben ver­bun­den wä­re;
c.
der An­ge­klag­te oder sein Rechts­bei­stand mit Wohn­sitz oder ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halts­ort im Aus­land kein Zu­stel­lungs­do­mi­zil in der Schweiz be­zeich­net hat.

2 Die Zu­stel­lung gilt am Tag der Ver­öf­fent­li­chung als er­folgt.

187 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 26. Sept. 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 3977; BBl 20137057).

Art. 126 Ersatzrichter

Kann das Ge­richt aus den Rich­tern und Er­satz­rich­tern nicht ge­bil­det wer­den, so be­zeich­net der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts aus­ser­or­dent­li­che Er­satz­rich­ter.

Art. 127 Verteidigung

1 In der Haupt­ver­hand­lung muss der An­ge­klag­te einen Ver­tei­di­ger ha­ben.

2 Hat der An­ge­klag­te kei­nen Ver­tei­di­ger bei­ge­zo­gen und wur­de ihm in der Vor­un­ter­su­chung auch kei­ner von Am­tes we­gen bei­ge­ge­ben, so for­dert ihn der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts auf, in­nert ei­ner be­stimm­ten Frist einen sol­chen zu be­zeich­nen.

3 Be­zeich­net der An­ge­klag­te in­nert die­ser Frist kei­nen Ver­tei­di­ger oder ist sein Ver­tei­di­ger nicht in der La­ge, sein Amt aus­zuü­ben, so er­nennt der Prä­si­dent einen amt­li­chen Ver­tei­di­ger. Der Wunsch des An­ge­klag­ten nach ei­nem be­stimm­ten amt­li­chen Ver­tei­di­ger aus der Lis­te des Ge­richts wird be­rück­sich­tigt, wenn kei­ne wich­ti­gen Grün­de ent­ge­gen­ste­hen.

4 Nach Be­stel­lung des Ver­tei­di­gers setzt der Prä­si­dent dem An­ge­klag­ten ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist, in­nert wel­cher er Ab­leh­nungs­be­geh­ren an­zu­brin­gen und sei­ne Be­weis­mit­tel zu be­zeich­nen hat.

Art. 128 Anordnung von Beweisaufnahmen

1 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts kann von sich aus die Vor­la­dung von Zeu­gen und Sach­ver­stän­di­gen ver­fü­gen so­wie an­de­re Be­weis­auf­nah­men an­ord­nen.

2 Der Prä­si­dent kann die Vor­la­dung von Zeu­gen und Sach­ver­stän­di­gen so­wie die An­ord­nung von Be­weis­auf­nah­men we­gen Un­er­heb­lich­keit ab­leh­nen. In die­sem Fal­le ist die be­trof­fe­ne Par­tei be­rech­tigt, ihr Be­geh­ren bei Be­ginn der Haupt­ver­hand­lung zu wie­der­ho­len.

3 Der Prä­si­dent er­öff­net sei­ne Ver­fü­gun­gen den Par­tei­en schrift­lich.

Art. 129 Vorgezogene Beweisaufnahmen

1 Kann ein Be­weis in der Haupt­ver­hand­lung, bei­spiels­wei­se we­gen Krank­heit ei­nes Zeu­gen oder Sach­ver­stän­di­gen, vor­aus­sicht­lich nicht er­ho­ben wer­den oder ist es zweck­mäs­sig, vor der Haupt­ver­hand­lung einen rich­ter­li­chen Au­gen­schein vor­zu­neh­men, so führt der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts die­se Be­weis­auf­nah­me selbst durch oder lässt sie durch einen oder meh­re­re Rich­ter vor­neh­men.

2 Den Par­tei­en ist wenn mög­lich Ge­le­gen­heit zu ge­ben, der Be­weis­auf­nah­me bei­zu­woh­nen. Sind sie nicht er­schie­nen, so ist ih­nen das Pro­to­koll vor der Haupt­ver­hand­lung vor­zu­le­gen.

Vierter Abschnitt: Hauptverhandlung und Urteil

Art. 130 Teilnahme

1 Die Rich­ter, der Ge­richts­schrei­ber, der Au­di­tor, der An­ge­klag­te und der Ver­tei­di­ger müs­sen der gan­zen Haupt­ver­hand­lung bei­woh­nen.

2 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts kann an­ord­nen, dass sich der An­ge­klag­te aus der Haupt­ver­hand­lung ent­fernt, ins­be­son­de­re wenn die­ser sich un­ge­bühr­lich be­nimmt oder wenn zu be­fürch­ten ist, dass die Kennt­nis ei­nes ärzt­li­chen Gut­ach­tens die­sem zum Nach­teil ge­rei­chen wür­de.

3 Der Prä­si­dent kann aus­nahms­wei­se den An­ge­klag­ten auf des­sen Ge­such hin vom Er­schei­nen be­frei­en oder ihm ge­stat­ten, sich aus der Haupt­ver­hand­lung zu ent­fer­nen.

4 Das or­dent­li­che Ver­fah­ren kann auch dann fort­ge­setzt wer­den, wenn sich der An­ge­klag­te oh­ne Er­laub­nis des Prä­si­den­ten aus der Haupt­ver­hand­lung ent­fern­te.

Art. 131 Ausbleiben des Angeklagten

1 Bleibt der An­ge­klag­te trotz ord­nungs­ge­mäs­ser Vor­la­dung oh­ne ge­nü­gen­de Ent­schul­di­gung aus, so kann sei­ne Vor­füh­rung an­ge­ord­net wer­den.

2 Kann der An­ge­klag­te nicht vor­ge­führt wer­den oder wird auf sei­ne Vor­füh­rung ver­zich­tet, so wird das Ab­we­sen­heits­ver­fah­ren an­ge­wen­det.

Art. 132 Ausbleiben eines Zeugen

1 Bleibt ein Zeu­ge trotz ord­nungs­ge­mäs­ser Vor­la­dung aus, so kann sei­ne Vor­füh­rung an­ge­ord­net wer­den. Ist die­se nicht mög­lich, und hält das Ge­richt sein Er­schei­nen für not­wen­dig, so ver­tagt es die Ver­hand­lung auf Kos­ten des Aus­ge­blie­be­nen.

2 Ar­ti­kel 81 fin­det An­wen­dung.

Art. 133 Ausbleiben des Verteidigers oder eines Sachverständigen

Muss die Ver­hand­lung we­gen nicht ent­schul­dig­ten Aus­blei­bens des Ver­tei­di­gers oder ei­nes Sach­ver­stän­di­gen ver­scho­ben wer­den, so kann ihm das Ge­richt die da­durch ver­ur­sach­ten Kos­ten auf­er­le­gen.

Art. 133a Teilnahme derPrivatklägerschaft und Dritter 188

1 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts kann die Pri­vat­klä­ger­schaft auf ihr Ge­such hin vom per­sön­li­chen Er­schei­nen dis­pen­sie­ren, wenn ih­re An­we­sen­heit nicht er­for­der­lich ist.

2 Dem von ei­ner be­an­trag­ten Ein­zie­hung be­trof­fe­nen Drit­ten ist das per­sön­li­che Er­schei­nen frei­ge­stellt.

3 Er­scheint die Pri­vat­klä­ger­schaft oder der von ei­ner be­an­trag­ten Ein­zie­hung be­trof­fe­ne Drit­te nicht per­sön­lich, so kann sie oder er sich ver­tre­ten las­sen oder schrift­li­che An­trä­ge stel­len.

188 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 134 Eröffnung der Hauptverhandlung

1 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts er­öff­net die Haupt­ver­hand­lung.

2 Er gibt die Zu­sam­men­set­zung des Ge­richts be­kannt und stellt die An­we­sen­heit der Par­tei­en fest.

Art. 135 Feststellung der Personalien; Verlesen der Anklageschrift

1 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts stellt die Per­so­na­li­en des An­ge­klag­ten fest.

2 Die An­kla­ge­schrift wird ver­le­sen, so­fern die Par­tei­en nicht dar­auf ver­zich­ten.

Art. 136 Erledigung von Einsprachen; Unzuständigkeit des Gerichts

1 Hier­auf ent­schei­det das Ge­richt über Ein­spra­chen ge­gen sei­ne Be­set­zung oder sach­li­che Zu­stän­dig­keit, über Be­geh­ren um Er­gän­zung der Be­weis­mit­tel so­wie über Ver­jäh­rungs­ein­re­den und Vor­fra­gen, wel­che die Mög­lich­keit oder Zu­läs­sig­keit der Durch­füh­rung der Ver­hand­lung be­tref­fen.

2 Das Ge­richt lehnt von Am­tes we­gen sei­ne Zu­stän­dig­keit ab, wenn der Straf­fall nicht der Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit un­ter­liegt. Die nach Ar­ti­kel 223 des MStG189 vom Bun­dess­traf­ge­richt ge­trof­fe­nen Ent­schei­dun­gen sind für das Ge­richt und die Par­tei­en ver­bind­lich.190

189 SR 321.0

190 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2003 2133; BBl 2001 4202).

Art. 137 Befragung des Angeklagten

1 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts be­fragt den An­ge­klag­ten über sei­ne per­sön­li­chen und mi­li­tä­ri­schen Ver­hält­nis­se so­wie über die ihm in der An­kla­ge­schrift zur Last ge­leg­te Tat. Er stellt auf Ver­lan­gen ei­nes Rich­ters, des Au­di­tors oder des Ver­tei­di­gers wei­te­re Fra­gen zur Ab­klä­rung des Sach­ver­halts.

2 Ge­steht der An­ge­klag­te die Tat und ist sein Ge­ständ­nis glaub­wür­dig, so kann das Ge­richt mit Zu­stim­mung der Par­tei­en ein ab­ge­kürz­tes Be­weis­ver­fah­ren durch­füh­ren.

Art. 138 Vorlage von Beweisstücken: Einvernahme von Zeugen

1 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts legt dem Ge­richt die Be­weis­stücke vor und be­fragt die Zeu­gen in der von ihm be­stimm­ten Rei­hen­fol­ge. Vor der Ein­ver­nah­me mahnt er sie zur Wahr­heit und macht sie auf die Straf­fol­gen ei­nes falschen Zeug­nis­ses auf­merk­sam.

2 Nach der Ein­ver­nah­me ei­nes je­den Zeu­gen kön­nen Rich­ter und Par­tei­en wei­te­re Fra­gen zur Ab­klä­rung des Sach­ver­halts stel­len las­sen.

3 Zeu­gen, de­ren Aus­sa­gen sich wi­der­spre­chen, kön­nen ein­an­der ge­gen­über­ge­stellt wer­den.

Art. 139 Widersprüche: Gedächtnislücken

1 Zur Fest­stel­lung oder Be­he­bung von Wi­der­sprü­chen in den Aus­sa­gen kön­nen Ein­ver­nah­men wie­der­holt oder Pro­to­kol­le der Un­ter­su­chung ganz oder teil­wei­se ver­le­sen wer­den.

2 Er­in­nert sich ein Zeu­ge nicht mehr oder nicht mehr ge­nau an ei­ne Wahr­neh­mung, über die er frü­her be­rich­tet hat, so kön­nen die ent­spre­chen­den Pro­to­kol­le ganz oder teil­wei­se ver­le­sen wer­den.

Art. 140 Befragung von Sachverständigen

Die Sach­ver­stän­di­gen wer­den in der Re­gel nach den Zeu­gen ein­ver­nom­men.

Art. 141 Verlesen von Beweisurkunden

1 We­sent­li­che Be­wei­sur­kun­den sind zu ver­le­sen.

2 Die Be­fra­gung von Zeu­gen, Sach­ver­stän­di­gen und Mit­an­ge­klag­ten kann durch das Ver­le­sen der Pro­to­kol­le ih­rer frü­hern Aus­sa­gen er­setzt wer­den, wenn

a.
die Per­son in­zwi­schen ver­stor­ben ist:
b.
ei­ne Vor­la­dung we­gen un­be­kann­ten Auf­ent­halts nicht mög­lich war;
c.
die Ein­ver­nah­me in der Haupt­ver­hand­lung aus an­dern Grün­den nicht statt­fin­den kann;
d.
es sich um Aus­sa­gen han­delt, die für die Ur­teils­fin­dung nicht ent­schei­dend ins Ge­wicht fal­len.

Art. 142 Neue Beweisanträge

1 Die Par­tei­en kön­nen bis zum Schluss des Be­weis­ver­fah­rens neue Be­weis­an­trä­ge stel­len.

2 Das Ge­richt sorgt je­doch da­für, dass die Ver­hand­lung nicht un­nö­tig ver­län­gert wird.

Art. 143 Unterbrechung oder Verschiebung der Hauptverhandlung

1 Das Ge­richt kann die Haupt­ver­hand­lung von sich aus oder auf An­trag ei­ner Par­tei für neue Be­weis­auf­nah­men, für die Neu­er­stel­lung oder Er­gän­zung der An­kla­ge­schrift oder aus an­dern wich­ti­gen Grün­den so­wie für die da­durch be­ding­te Vor­be­rei­tung der Par­tei­vor­trä­ge un­ter­bre­chen oder ver­schie­ben.

2 Bei län­ge­rer Un­ter­bre­chung muss die Haupt­ver­hand­lung wie­der­holt wer­den, so­fern die Par­tei­en nicht aus­drück­lich dar­auf ver­zich­ten.

Art. 144 Parteivorträge 191

1 Nach Ab­schluss des Be­weis­ver­fah­rens stel­len und be­grün­den die Par­tei­en ih­re An­trä­ge. Die Par­tei­vor­trä­ge fin­den in fol­gen­der Rei­hen­fol­ge statt:

a.
Au­di­tor;
b.
Pri­vat­klä­ger­schaft;
c.
Drit­te, die von ei­ner be­an­trag­ten Ein­zie­hung (Art. 51−53 MStG192) be­trof­fen sind;
d.
Ver­tei­di­ger des An­ge­klag­ten.

2 Die Par­tei­en ha­ben das Recht auf einen zwei­ten Par­tei­vor­trag.

3 Der An­ge­klag­te hat nach Ab­schluss der Par­tei­vor­trä­ge das Recht auf das letz­te Wort.

191 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

192 SR 321.0

Art. 145 Urteil

1 Das Ur­teil lau­tet auf Frei­spruch oder Ver­ur­tei­lung.

2 Er­weist sich die Be­ur­tei­lung aus pro­zess­recht­li­chen Grün­den als un­zu­läs­sig, so wird das Ver­fah­ren ein­ge­stellt.

Art. 146 Urteilsfällung

1 Über das Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me ent­schei­det das Ge­richt nach sei­ner frei­en, in der Haupt­ver­hand­lung ge­won­ne­nen Über­zeu­gung.

2 Das Ur­teil wird mit ein­fa­cher Stim­men­mehr­heit ge­fällt. Dies gilt auch für Zwi­schen­ent­schei­de.

3193

193Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 20. März 1992, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 147 Gegenstand des Urteils

Ge­gen­stand des Ur­teils ist die in der An­kla­ge­schrift be­zeich­ne­te Tat. Bei de­ren Wür­di­gung darf das Ge­richt nur die Er­geb­nis­se der Haupt­ver­hand­lung be­rück­sich­ti­gen.

Art. 148 Änderung des rechtlichen Gesichtspunkts

1 Das Ge­richt ist an die recht­li­che Be­ur­tei­lung, die der An­kla­ge zu­grun­de liegt, nicht ge­bun­den.

2 Ei­ne Ver­ur­tei­lung auf­grund von Straf­be­stim­mun­gen, die nicht in der An­kla­ge­schrift auf­ge­führt sind, darf nur er­fol­gen, wenn der An­ge­klag­te zu­vor auf die Ver­än­de­rung des recht­li­chen Ge­sichts­punk­tes hin­ge­wie­sen und ihm Ge­le­gen­heit zur Ver­tei­di­gung ge­ge­ben wor­den ist.

3 In glei­cher Wei­se ist vor­zu­ge­hen, wenn in der Haupt­ver­hand­lung Um­stän­de vor­ge­bracht wer­den, wel­che die Straf­bar­keit er­hö­hen.

Art. 149 Leichter Fall eines Verbrechens oder Vergehens

1 Nimmt das Ge­richt einen im MStG194 vor­ge­se­he­nen leich­ten Fall ei­ner Straf­tat an oder wer­tet es die Tat als blos­sen Dis­zi­pli­nar­feh­ler, so spricht es den An­ge­klag­ten frei und ver­hängt ei­ne Dis­zi­pli­nar­stra­fe195. Das Ge­richt kann dem dis­zi­pli­na­risch Be­straf­ten re­du­zier­te Kos­ten der Un­ter­su­chung und der Haupt­ver­hand­lung auf­er­le­gen.196

2 Das Ge­richt kann al­le Dis­zi­pli­nar­stra­fen aus­spre­chen. Für die An­ge­hö­ri­gen des Grenzwacht­korps bleibt Ar­ti­kel 183 Ab­satz 2 des MStG vor­be­hal­ten; ge­ge­be­nen­falls wird die An­ge­le­gen­heit an die zu­stän­di­ge Stel­le zwecks Er­öff­nung ei­nes Dis­zi­pli­nar­ver­fah­rens über­wie­sen.197

3 Hat das Ge­richt den An­ge­klag­ten ver­ur­teilt, dis­zi­pli­na­risch be­straft oder frei­ge­spro­chen, so darf über ihn we­gen der glei­chen Tat kei­ne Dis­zi­pli­nar­stra­fe mehr ver­hängt wer­den.

194 SR 321.0

195 Fas­sung ers­ter Satz­ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

196 Zwei­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

197 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 150 Sicherheitshaft

Das Ge­richt kann einen Ver­ur­teil­ten oder einen we­gen Un­zu­rech­nungs­fä­hig­keit frei­ge­spro­che­nen An­ge­klag­ten zur Si­che­rung des Voll­zu­ges ei­ner Frei­heits­s­tra­fe oder Mass­nah­me in Haft set­zen.

Art. 151 Kosten und Entschädigung

1 Dem Ver­ur­teil­ten wer­den die Kos­ten der Un­ter­su­chung und der Haupt­ver­hand­lung auf­er­legt. Aus be­son­dern Grün­den kann ihm das Ge­richt die Kos­ten ganz oder teil­wei­se er­las­sen.

2 Das Ge­richt be­stimmt, ob und in­wie­weit meh­re­re Ver­ur­teil­te so­li­da­risch haf­ten.

3 Dem Frei­ge­spro­che­nen kön­nen die Kos­ten ganz oder teil­wei­se auf­er­legt wer­den, wenn er das Ver­fah­ren durch ver­werf­li­ches Ver­hal­ten ver­ur­sacht oder er­schwert hat.

4 Die Ver­gü­tun­gen an Rich­ter, An­ge­hö­ri­ge der Mi­li­tär­jus­tiz, Dol­met­scher und Über­set­zer trägt der Bund.198

5 Das Ge­richt ent­schei­det über Ent­schä­di­gungs­be­geh­ren nach den Re­geln von Ar­ti­kel 117 Ab­satz 3.

6 Der Pri­vat­klä­ger­schaft kön­nen nach Ar­ti­kel 165a die Ver­fah­rens­kos­ten auf­er­legt wer­den.199

198 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

199 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 152 Mündliche Urteilseröffnung

1 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts er­öff­net den Par­tei­en das Ur­teil in öf­fent­li­cher Sit­zung durch Ver­le­sen des Ur­teilss­pruchs und Mit­tei­lung der we­sent­li­chen Ent­schei­dungs­grün­de.

2 Von der Mit­tei­lung der Ent­schei­dungs­grün­de wird so­weit ab­ge­se­hen, als die­se mit Rück­sicht auf die Lan­des­ver­tei­di­gung oder Staats­si­cher­heit ge­heim ge­hal­ten wer­den müs­sen.

3 Der Prä­si­dent un­ter­rich­tet die Par­tei­en über die mög­li­chen Rechts­mit­tel.

Art. 153 Form und Inhalt des Urteils

1 Das Ur­teil wird schrift­lich aus­ge­fer­tigt. Es ent­hält Ort und Zeit der Ver­hand­lung, die Na­men der Rich­ter, des Ge­richts­schrei­bers, des Au­di­tors, des An­ge­klag­ten und sei­nes Ver­tei­di­gers, die in der An­kla­ge be­zeich­ne­ten straf­ba­ren Hand­lun­gen, die An­trä­ge der Par­tei­en so­wie

a.
bei Ver­ur­tei­lung:
1.
den Sach­ver­halt;
2.
die Tat­sa­chen, wel­che die ein­zel­nen Merk­ma­le der straf­ba­ren Hand­lung er­fül­len;
3.
die Grün­de für die Straf­zu­mes­sung und die Mass­nah­men;
4.
die ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen;
5.
den Ur­teilss­pruch;
b.
bei Frei­spruch:
1.
den Sach­ver­halt;
2.
die Fest­stel­lung, dass die dem An­ge­klag­ten vor­ge­wor­fe­ne Tat nicht er­wie­sen oder nicht straf­bar ist;
3.
die Grün­de für all­fäl­li­ge Mass­nah­men;
4.
den Ur­teilss­pruch;
c.
bei Frei­spruch nach Ar­ti­kel 149:
1.
den Sach­ver­halt;
2.
die Tat­sa­che, wel­che die ein­zel­nen Merk­ma­le des Dis­zi­pli­nar­feh­lers er­fül­len;
3.
die Grün­de für die Zu­mes­sung der Dis­zi­pli­nar­stra­fe;
4.
den Ur­teilss­pruch.

2 Das Ur­teil ent­hält über­dies den be­grün­de­ten Ent­scheid über Kos­ten und Ent­schä­di­gung, al­len­falls über die Auf­he­bung be­ste­hen­der Zwangs­mass­nah­men, über die Ein­zie­hung von Ge­gen­stän­den und Ver­mö­gens­wer­ten und über den zi­vil­recht­li­chen An­spruch der Pri­vat­klä­ger­schaft so­wie ei­ne Rechts­mit­tel­be­leh­rung.200

3 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts und der Ge­richts­schrei­ber un­ter­zeich­nen das Ur­teil.

4 Re­dak­ti­ons- oder Rech­nungs­feh­ler oder Kanz­lei­ver­se­hen, die kei­nen Ein­fluss auf den Ur­teilss­pruch oder auf den er­heb­li­chen In­halt der Be­grün­dung ha­ben, wer­den von Am­tes we­gen be­rich­tigt.

200 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 154 Zustellung von Urteilsausfertigungen

1 Ur­teils­aus­fer­ti­gun­gen wer­den dem Ver­tei­di­ger für sich und zu­han­den des Ver­ur­teil­ten oder Frei­ge­spro­che­nen, der Pri­vat­klä­ger­schaft201, dem Au­di­tor, dem Oberau­di­tor und dem Voll­zugs­kan­ton so­wie den vom Bun­des­rat zu be­zeich­nen­den Emp­fän­gern zu­ge­stellt.

2 Ur­teils­aus­fer­ti­gun­gen, die mit Rück­sicht auf die Lan­des­ver­tei­di­gung oder die Staats­si­cher­heit ge­heim zu hal­ten­de Tat­sa­chen ent­hal­ten, wer­den le­dig­lich dem Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ment für Ver­tei­di­gung, Be­völ­ke­rungs­schutz und Sport und dem Oberau­di­tor zu­ge­stellt. Dem Au­di­tor und dem Ver­tei­di­ger wer­den auf Ge­such hin ei­ne Ur­teils­aus­fer­ti­gung zur Ein­sicht­nah­me über­las­sen. Der Ver­ur­teil­te und die Pri­vat­klä­ger­schaft er­hal­ten auf Ge­such hin Ein­sicht in die Ur­teils­aus­fer­ti­gung, die Ge­schä­dig­te je­doch nur so weit, als das Ur­teil sei­ne zi­vil­recht­li­chen An­sprü­che be­trifft oder sich auf de­ren Be­ur­tei­lung aus­wir­ken kann.202

3 Für die öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung des Ur­teils gilt Ar­ti­kel 125a. Es wird nur das Dis­po­si­tiv ver­öf­fent­licht.203

4 Das Op­fer, das sich nicht als Pri­vat­klä­ger­schaft kon­sti­tu­iert hat, kann ei­ne Ko­pie des Ur­teils ver­lan­gen. 204

201 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711). Die­se Änd. wur­de in den in der AS ge­nann­ten Be­stim­mun­gen vor­ge­nom­men.

202Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

203 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 26. Sept. 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 3977; BBl 20137057).

204 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Fünfter Abschnitt: Verfahren gegen Abwesende und Wiederaufnahme

Art. 155 Besondere Vorschriften für die Hauptverhandlung und das Urteil

1 Kann der An­ge­klag­te nicht vor­ge­führt wer­den oder wird auf sei­ne Vor­füh­rung ver­zich­tet (Art. 131 Abs. 2) oder macht er sich ver­hand­lungs­un­fä­hig, so wird oh­ne ihn ver­han­delt.

2 Das Ge­richt ver­schiebt die Haupt­ver­hand­lung, wenn das per­sön­li­che Er­schei­nen des An­ge­klag­ten un­er­läss­lich ist. Es nimmt trotz­dem die un­auf­schieb­ba­ren Be­weis­er­he­bun­gen vor.

3 Das Ur­teil lau­tet auf Ver­ur­tei­lung oder Frei­spruch.

4 Im Ur­teil ist auf die Be­stim­mung der Ar­ti­kel 156 und 157 hin­zu­wei­sen.

Art. 156 Begehren um Aufhebung des Abwesenheitsurteils; Wirkung

1 Wenn der in Ab­we­sen­heit Ver­ur­teil­te sich stellt oder fest­ge­nom­men wird, so wird ihm das Ab­we­sen­heits­ur­teil mit Be­grün­dung durch die Po­li­zei oder den Un­ter­su­chungs­rich­ter aus­ge­hän­digt. Der Ver­ur­teil­te kann in­nert zehn Ta­gen die Auf­he­bung des Ab­we­sen­heits­ur­teils ver­lan­gen. Das Be­geh­ren kann oh­ne Be­grün­dung schrift­lich oder münd­lich zu Pro­to­koll ge­stellt wer­den. Es ist zu­läs­sig, so­fern die Stra­fe noch nicht ver­jährt ist. In die­sem Fall kann der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­rich­tes205 die Er­gän­zung der Vor­un­ter­su­chung durch den Un­ter­su­chungs­rich­ter an­ord­nen. Die­ser über­weist an­sch­lies­send die Ak­ten dem Au­di­tor.

2 Das Ge­such um Auf­he­bung hemmt den Voll­zug des Ab­we­sen­heits­ur­teils, wenn der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts nichts an­de­res ver­fügt.

3 Nach Auf­he­bung des Ab­we­sen­heits­ur­teils durch das Ge­richt fin­det die Neu­be­ur­tei­lung im or­dent­li­chen Ver­fah­ren statt.

205 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 157 Verzicht auf Aufhebung des Abwesenheitsurteils

1 Ver­zich­tet der in Ab­we­sen­heit Ver­ur­teil­te nach Kennt­nis­nah­me des Ur­teils auf des­sen Auf­he­bung, so hat er dies schrift­lich oder münd­lich zu Pro­to­koll zu er­klä­ren. Der Ver­zicht ist end­gül­tig.

2 Der Ver­zicht auf Auf­he­bung des Ab­we­sen­heits­ur­teils wird an­ge­nom­men, wenn der in Ab­we­sen­heit Ver­ur­teil­te

a.
in­nert zehn Ta­gen seit Aus­hän­di­gung des Ab­we­sen­heits­ur­teils kein Be­geh­ren um Neu­be­ur­tei­lung im or­dent­li­chen Ver­fah­ren stellt;
b.
ei­ner Vor­la­dung des Ge­richts zur Haupt­ver­hand­lung im Wie­der­auf­nah­me­ver­fah­ren un­ent­schul­digt kei­ne Fol­ge leis­tet.

Art. 158 Dispensation im Abwesenheitsverfahren

1 Ein im Aus­land an­säs­si­ger und in Ab­we­sen­heit ver­ur­teil­ter Schwei­zer, dem es aus wich­ti­gen Grün­den, ins­be­son­de­re fa­mi­li­ärer, ge­sund­heit­li­cher, be­ruf­li­cher oder

fi­nan­zi­el­ler Art nicht mög­lich ist, in die Schweiz zu kom­men, kann die Auf­he­bung des Ab­we­sen­heits­ur­teils und die Neu­be­ur­tei­lung im or­dent­li­chen Ver­fah­ren so­wie die Dis­pen­sa­ti­on von der Teil­nah­me an der Haupt­ver­hand­lung ver­lan­gen, so­lan­ge die Stra­fe nicht ver­jährt ist. Bei­de Be­geh­ren sind zu be­grün­den.

2 Über das Dis­pen­sa­ti­ons­ge­such ent­schei­det der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts end­gül­tig.

3 Bei Ab­leh­nung des Dis­pen­sa­ti­ons­ge­suchs fin­det kei­ne Auf­he­bung des Ab­we­sen­heits­ur­teils und kei­ne Neu­be­ur­tei­lung im or­dent­li­chen Ver­fah­ren statt.

4 Vor­be­hal­ten bleibt die Er­neue­rung der Be­geh­ren aus bis­her nicht gel­tend ge­mach­ten Grün­den oder die Durch­füh­rung des Ver­fah­rens nach Ar­ti­kel 156 bei Ein­rei­se in die Schweiz.

Sechster Abschnitt: Verfahren bei Widerruf oder Rückversetzung 206

206 Fassung gemäss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Korrekturen infolge der Revision des AT MStG und weitere Anpassungen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 159 Hauptverhandlung

1 Hat das Mi­li­tär­ge­richt oder das Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richt über einen Wi­der­ruf (Art. 40 MStG207) oder ei­ne Rück­ver­set­zung (Art. 89 StGB208) zu ent­schei­den, so ist ei­ne Haupt­ver­hand­lung durch­zu­füh­ren. Ar­ti­kel 119 Ab­satz 1bis bleibt vor­be­hal­ten.209

2 Der Ver­ur­teil­te ist an­zu­hö­ren, der Au­di­tor und der Ver­tei­di­ger stel­len und be­grün­den ih­re An­trä­ge. Der Ver­ur­teil­te hat das letz­te Wort.

3 Die Be­stim­mun­gen über die Haupt­ver­hand­lung und das Ur­teil (Art. 130ff.) gel­ten sinn­ge­mä­ss.

207 SR 321.0

208 SR 311.0

209 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Siebenter Abschnitt: …210

210 Aufgehoben durch Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, mit Wirkung seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 160–162

Achter Abschnitt: Zivilrechtliche Ansprüche

Art. 163 Geltendmachung 211

1 Die Pri­vat­klä­ger­schaft kann ih­re zi­vil­recht­li­chen An­sprü­che aus ei­ner straf­ba­ren Hand­lung, die von ei­nem Mi­li­tär­ge­richt be­ur­teilt wird, ad­hä­si­ons­wei­se im Straf­ver­fah­ren gel­tend ma­chen, so­weit nicht der Bund für er­lit­te­nen Scha­den ge­stützt auf Ar­ti­kel 135 des Mi­li­tär­ge­set­zes vom 3. Fe­bru­ar 1995212 be­zie­hungs­wei­se auf Ar­ti­kel 3 des Ver­ant­wort­lich­keits­ge­set­zes vom 14. März 1958213 haf­tet.

2 Die Zi­vil­kla­ge wird mit der Er­klä­rung nach Ar­ti­kel 84k Ab­satz 2 Buch­sta­be b rechts­hän­gig.

3 Zieht die Pri­vat­klä­ger­schaft ih­re Zi­vil­kla­ge vor Ab­schluss der ers­tin­stanz­li­chen Haupt­ver­hand­lung zu­rück, so kann sie sie auf dem Zi­vil­weg er­neut gel­tend ma­chen.

211 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

212 SR 510.10

213 SR 170.32

Art. 163a Bezifferung und Begründung 214

1 Die in der Zi­vil­kla­ge gel­tend ge­mach­te For­de­rung ist nach Mög­lich­keit in der Er­klä­rung nach Ar­ti­kel 84k zu be­zif­fern und, un­ter An­ga­be der an­ge­ru­fe­nen Be­weis­mit­tel, kurz schrift­lich zu be­grün­den.

2 Be­zif­fe­rung und Be­grün­dung ha­ben spä­tes­tens im Par­tei­vor­trag zu er­fol­gen.

214 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 163b Beweiserhebungen 215

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter er­hebt die zur Be­ur­tei­lung der Zi­vil­kla­ge er­for­der­li­chen Be­wei­se, so­fern das Ver­fah­ren da­durch nicht we­sent­lich er­wei­tert oder ver­zö­gert wird.

2 Er kann die Er­he­bung von Be­wei­sen, die in ers­ter Li­nie der Durch­set­zung der Zi­vil­kla­ge die­nen, von der Leis­tung ei­nes Kos­ten­vor­schus­ses der Pri­vat­klä­ger­schaft ab­hän­gig ma­chen.

215 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 164 Zuständigkeit undVerfahren 216

1 Das mit der Strafsa­che be­fass­te Mi­li­tär­ge­richt be­ur­teilt den Zi­vil­an­spruch un­ge­ach­tet des Streit­wer­tes.

2 Dem Be­schul­dig­ten wird spä­tes­tens im ers­tin­stanz­li­chen Haupt­ver­fah­ren Ge­le­gen­heit ge­ge­ben, sich zur Zi­vil­kla­ge zu äus­sern.

3 Das Mi­li­tär­ge­richt kann vor­erst nur im Straf­punkt ur­tei­len und die zi­vil­recht­li­chen An­sprü­che spä­ter be­han­deln.

4 Wür­de die voll­stän­di­ge Be­ur­tei­lung der zi­vil­recht­li­chen An­sprü­che einen un­ver­hält­nis­mäs­si­gen Auf­wand er­for­dern, so kann das Mi­li­tär­ge­richt die An­sprü­che nur dem Grund­satz nach ent­schei­den und die Pri­vat­klä­ger­schaft im Üb­ri­gen an das Zi­vil­ge­richt ver­wei­sen. An­sprü­che von ge­rin­ger Hö­he be­ur­teilt es je­doch nach Mög­lich­keit voll­stän­dig.

5 An­er­kennt der Be­schul­dig­te die Zi­vil­kla­ge, so wird dies im Pro­to­koll und im ver­fah­renser­le­di­gen­den Ent­scheid fest­ge­hal­ten.

216 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 164a Sicherheit für die Ansprüche gegenüber der Privatklägerschaft 217

1 Die Pri­vat­klä­ger­schaft, mit Aus­nah­me des Op­fers, hat auf An­trag der be­schul­dig­ten Per­son für de­ren mut­mass­li­che, durch die An­trä­ge zum Zi­vil­punkt ver­ur­sach­ten Auf­wen­dun­gen Si­cher­heit zu leis­ten, wenn:

a.
sie kei­nen Wohn­sitz oder Sitz in der Schweiz hat;
b.
sie zah­lungs­un­fä­hig er­scheint, na­ment­lich wenn ge­gen sie der Kon­kurs er­öff­net oder ein Nach­lass­ver­fah­ren im Gang ist oder Ver­lust­schei­ne be­ste­hen;
c.
aus an­de­ren Grün­den ei­ne er­heb­li­che Ge­fähr­dung oder Ver­ei­te­lung des An­spruchs der be­schul­dig­ten Per­son zu be­fürch­ten ist.

2 Der Prä­si­dent des Ge­richts ent­schei­det über den An­trag end­gül­tig. Er be­stimmt die Hö­he der Si­cher­heit und setzt ei­ne Frist zur Leis­tung.

3 Die Si­cher­heit kann in bar oder durch Ga­ran­tie ei­ner in der Schweiz nie­der­ge­las­se­nen Bank oder Ver­si­che­rung ge­leis­tet wer­den.

4 Sie kann nach­träg­lich er­höht, her­ab­ge­setzt oder auf­ge­ho­ben wer­den.

217 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 165 Zulässigkeit der Beurteilung

Ein zi­vil­recht­li­cher An­spruch wird nur be­ur­teilt, wenn der An­ge­klag­te ver­ur­teilt oder vom Ge­richt dis­zi­pli­na­risch be­straft wird.

Art. 165a Kostentragungspflicht der Privatklägerschaft 218

1 Der Pri­vat­klä­ger­schaft kön­nen die Ver­fah­rens­kos­ten, die durch ih­re An­trä­ge zum Zi­vil­punkt ver­ur­sacht wor­den sind, auf­er­legt wer­den, wenn:

a.
das Ver­fah­ren ein­ge­stellt oder der An­ge­klag­te frei­ge­spro­chen wird;
b.
die Pri­vat­klä­ger­schaft die Zi­vil­kla­ge vor Ab­schluss der ers­tin­stanz­li­chen Haupt­ver­hand­lung zu­rück­zieht;
c.
die Zi­vil­kla­ge ab­ge­wie­sen oder auf den Zi­vil­weg ver­wie­sen wird.

2 Bei An­trags­de­lik­ten kön­nen die Ver­fah­rens­kos­ten der an­trag­stel­len­den Per­son, so­fern die­se mut­wil­lig oder grob fahr­läs­sig die Ein­lei­tung des Ver­fah­rens be­wirkt oder des­sen Durch­füh­rung er­schwert hat, oder der Pri­vat­klä­ger­schaft auf­er­legt wer­den:

a.
wenn das Ver­fah­ren ein­ge­stellt oder der An­ge­klag­te frei­ge­spro­chen wird; und
b.
so­weit der An­ge­klag­te nicht nach Ar­ti­kel 151 Ab­satz 3 kos­ten­pflich­tig ist.

218 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Drittes Kapitel: Rechtsmittel

Erster Abschnitt: Beschwerde

Art. 166 Zulässigkeit

1 Die Be­schwer­de ist zu­läs­sig ge­gen Ver­fü­gun­gen, Amts­hand­lun­gen und Ver­säum­nis­se des Un­ter­su­chungs­rich­ters so­wie ge­gen Haft‑, Be­schlag­nah­me‑, Durch­su­chungs­ver­fü­gun­gen der Prä­si­den­ten der Mi­li­tär- und Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te. Ge­gen ver­fah­rens­lei­ten­de Ver­fü­gun­gen kann kei­ne Be­schwer­de er­ho­ben wer­den.

2 Be­schwer­de kann er­he­ben, wer un­mit­tel­bar be­trof­fen ist.

Art. 167 Zuständigkeit

Es ent­schei­den end­gül­tig:

a.
der Prä­si­dent des zu­stän­di­gen Mi­li­tär­ge­rich­tes über Be­schwer­den ge­gen Haft­ver­fü­gun­gen der Un­ter­su­chungs­rich­ter;
b.
der Oberau­di­tor über Be­schwer­den ge­gen die an­dern Ver­fü­gun­gen der Un­ter­su­chungs­rich­ter;
c.
der Prä­si­dent des zu­stän­di­gen Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts über Be­schwer­den ge­gen Ver­fü­gun­gen der Prä­si­den­ten der Mi­li­tär­ge­rich­te;
d.
der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts über Be­schwer­den ge­gen Ver­fü­gun­gen der Prä­si­den­ten der Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te;

Art. 168 Einreichung; Frist

1 Die Be­schwer­de ist spä­tes­tens fünf Ta­ge, nach­dem der Be­trof­fe­ne von der an­zu­fech­ten­den Ver­fü­gung oder Amts­hand­lung Kennt­nis er­hal­ten hat, mit schrift­li­cher Be­grün­dung bei der Be­schwer­de­be­hör­de ein­zu­rei­chen. Bei Rechts­ver­wei­ge­rung kann je­der­zeit Be­schwer­de er­ho­ben wer­den.

2 Die Be­schwer­de­be­hör­de holt un­ver­züg­lich die Stel­lung­nah­me des Be­schwer­de­geg­ners ein und ver­an­lasst nö­ti­gen­falls wei­te­re Er­he­bun­gen.

Art. 169 Aufschiebende Wirkung

Die Be­schwer­de hat nur auf­schie­ben­de Wir­kung, wenn es die Be­schwer­de­be­hör­de an­ord­net.

Art. 170 Beschwerdeentscheid

Wird die Be­schwer­de gut­ge­heis­sen, so trifft die Be­schwer­de­be­hör­de die er­for­der­li­chen Mass­nah­men. Sie kann na­ment­lich Ver­fü­gun­gen auf­he­ben und dem Be­schwer­de­geg­ner Wei­sun­gen er­tei­len.

Art. 171 Kosten

Die Kos­ten trägt der Bund. Sie kön­nen dem Be­schwer­de­füh­rer auf­er­legt wer­den, wenn er das Be­schwer­de­ver­fah­ren leicht­fer­tig ver­an­lasst hat.

Zweiter Abschnitt: Appellation

Art. 172 Zulässigkeit

1 Die Ap­pel­la­ti­on ist zu­läs­sig ge­gen Ur­tei­le der Mi­li­tär­ge­rich­te mit Aus­nah­me der Ab­we­sen­heits­ur­tei­le.

2 Wird le­dig­lich der Ent­scheid über einen zi­vil­recht­li­chen An­spruch, über die Kos­ten und Ent­schä­di­gung oder über die Ein­zie­hung von Ge­gen­stän­den und Ver­mö­gens­wer­ten an­ge­foch­ten, so ist ein­zig der Re­kurs zu­läs­sig.219

3 Die Ap­pel­la­ti­on ist fer­ner zu­läs­sig ge­gen Ent­schei­de der Mi­li­tär­ge­rich­te über einen Wi­der­ruf (Art. 40 MStG220) oder ei­ne Rück­ver­set­zung (Art. 89 StGB221).222

219 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

220 SR 321.0

221 SR 311.0

222 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 173 Legitimation; aufschiebende Wirkung

1 Die Ap­pel­la­ti­on kann vom An­ge­klag­ten oder sei­nem Ver­tei­di­ger so­wie vom Au­di­tor ein­ge­reicht wer­den. Der Au­di­tor kann auch zu­guns­ten des An­ge­klag­ten ap­pel­lie­ren.

1bis Die Pri­vat­klä­ger­schaft kann ap­pel­lie­ren, wenn sie sich be­reits vor­her am Ver­fah­ren be­tei­ligt hat und so­weit das Ur­teil ih­re zi­vil­recht­li­chen An­sprü­che be­trifft oder sich auf de­ren Be­ur­tei­lung aus­wir­ken kann.223

2 Die Ap­pel­la­ti­on hemmt den Voll­zug des Ur­teils.

223Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 174 Einreichung, Frist

1 Die Ap­pel­la­ti­on ist in­nert fünf Ta­gen seit der münd­li­chen Er­öff­nung des Ur­teils beim Mi­li­tär­ge­richt schrift­lich oder münd­lich zu er­klä­ren. Sie kann auf einen Teil des Ur­teils be­schränkt wer­den.

2 Das Ge­richt gibt den Par­tei­en von der Ap­pel­la­ti­ons­er­klä­rung Kennt­nis.224

224Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

Art. 175 Rückzug

1 Die Ap­pel­la­ti­on kann bis zum Schluss des Be­weis­ver­fah­rens schrift­lich oder münd­lich zu Pro­to­koll zu­rück­ge­zo­gen wer­den.

2 Zieht der An­ge­klag­te oder die Pri­vat­klä­ger­schaft die Ap­pel­la­ti­on zu­rück, so trägt er oder sie in der Re­gel die aus sei­nem Rechts­mit­tel er­wach­se­nen Kos­ten.225

3 Die Ab­schrei­bung wird vom Prä­si­den­ten des Ge­richts ver­fügt, bei dem sich die Ak­ten be­fin­den.

225Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

Art. 176 Übermittlung der Akten

Nach Zu­stel­lung des schrift­lich be­grün­de­ten Ur­teils an die Par­tei­en über­mit­telt der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts die Ak­ten dem Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richt.

Art. 177 Einhaltung der Frist; Verspätung

Der Prä­si­dent des Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts prüft, ob die Ap­pel­la­ti­on recht­zei­tig ein­ge­reicht wur­de. Nimmt er an, dass sie ver­spä­tet ist, so legt er die Ak­ten dem Ge­richt vor, das hier­über im schrift­li­chen Ver­fah­ren ent­schei­det.

Art. 178 Vorbereitung der Hauptverhandlung

Der Prä­si­dent des Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts be­rei­tet die Haupt­ver­hand­lung vor und setzt den Par­tei­en ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist für Ab­leh­nungs­be­geh­ren und Be­weis­an­trä­ge. Nach Ab­lauf der Frist lässt er die Ak­ten bei den Rich­tern zir­ku­lie­ren. Im üb­ri­gen gel­ten die Ar­ti­kel 124−129 sinn­ge­mä­ss.

Art. 179 Ausbleiben des Angeklagten oder der Privatklägerschaft 226

1 Kann dem An­ge­klag­ten oder der Pri­vat­klä­ger­schaft die Vor­la­dung zur Haupt­ver­hand­lung nicht zu­ge­stellt wer­den oder bleibt er oder sie, oh­ne vom Er­schei­nen dis­pen­siert zu sein, trotz ord­nungs­ge­mäs­ser Vor­la­dung aus, so ist sei­ne Ap­pel­la­ti­on ei­ne Stun­de nach dem Ver­hand­lungs­ter­min ver­wirkt.227

2 Die Ver­wir­kung wird wi­der­ru­fen, wenn der Säu­mi­ge glaub­haft macht, dass er un­ver­schul­det der Vor­la­dung kei­ne Fol­ge leis­ten konn­te.

3 Das Ge­such um Auf­he­bung der Säum­nis­fol­gen ist in­nert zehn Ta­gen nach Emp­fang der Mit­tei­lung über die Ver­wir­kung der Ap­pel­la­ti­on beim Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richt ein­zu­rei­chen.

4 Kann das Ge­such aus wich­ti­gen Grün­den nicht frist­ge­mä­ss ge­stellt wer­den, so ist es in­ner­halb von zehn Ta­gen seit Weg­fall des Hin­der­nis­ses ein­zu­rei­chen.

226Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

227Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

Art. 180 Vorführung des Angeklagten; Abwesenheitsverfahren

Hat der Au­di­tor die Ap­pel­la­ti­on er­klärt, und bleibt der An­ge­klag­te trotz ord­nungs­ge­mäs­ser Vor­la­dung oh­ne ge­nü­gen­de Ent­schul­di­gung aus, so kann sei­ne Vor­füh­rung an­ge­ord­net wer­den. Kann er nicht vor­ge­führt wer­den oder wird auf sei­ne Vor­füh­rung ver­zich­tet, so gel­ten die Be­stim­mun­gen über das Ver­fah­ren ge­gen Ab­we­sen­de und die Wie­der­auf­nah­me.

Art. 181 Hauptverhandlung

1 Das Ge­richt kann nö­ti­gen­falls die Haupt­ver­hand­lung von sich aus oder auf An­trag un­ter­bre­chen oder ver­schie­ben.

2 Bei den Par­tei­vor­trä­gen hat der Ap­pel­lant das ers­te Wort. Ha­ben meh­re­re Par­tei­en ap­pel­liert, so spricht zu­erst der Au­di­tor und zu­letzt der An­ge­klag­te. Je­der Par­tei steht das Recht ei­nes zwei­ten Vor­tra­ges zu. Der An­ge­klag­te hat das letz­te Wort.228

3 Im üb­ri­gen gel­ten für die Haupt­ver­hand­lung vor dem Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richt sinn­ge­mä­ss die Ar­ti­kel 130, 132–134, 135 Ab­satz 1, 136–142, 145–147, 148 Ab­satz 1, 149, 150 und 152–154.

228Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

Art. 182 Entscheidungsbefugnis

1 Das Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richt ist bei der Neu­be­ur­tei­lung der Strafsa­che in tat­säch­li­cher und recht­li­cher Hin­sicht frei. Es ist an die An­trä­ge der Par­tei­en nicht ge­bun­den.

2 Das Ur­teil darf nicht zu­un­guns­ten des An­ge­klag­ten ab­ge­än­dert wer­den, wenn er al­lein oder in­so­weit der Au­di­tor aus­drück­lich zu sei­nen Guns­ten ap­pel­liert hat.

Art. 183 Kosten; Entschädigung

1 Wird die Ap­pel­la­ti­on des An­ge­klag­ten im vol­len Um­fang gut­ge­heis­sen, so trägt der Bund die Kos­ten des Ap­pel­la­ti­ons­ver­fah­rens. In den an­dern Fäl­len trifft das Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richt den Kos­ten­ent­scheid nach sei­nem Er­mes­sen.

2 In glei­cher Wei­se ent­schei­det das Ge­richt über die Zu­spre­chung ei­ner an­ge­mes­se­nen Ent­schä­di­gung für An­walts­kos­ten des An­ge­klag­ten, so­fern die­ser nicht amt­lich ver­tei­digt ist. Hat al­lein die Pri­vat­klä­ger­schaft ap­pel­liert, so kann sie ver­pflich­tet wer­den, der Ge­richts­kas­se Er­satz zu leis­ten.229

2bis Heisst das Ge­richt die Ap­pel­la­ti­on der Pri­vat­klä­ger­schaft ganz oder teil­wei­se gut, so kann es ihr ei­ne Ent­schä­di­gung für die An­walts­kos­ten zu­spre­chen, so­fern sie nicht un­ent­gelt­lich ver­bei­stän­det ist. Der Ver­ur­teil­te kann ver­pflich­tet wer­den, der Ge­richts­kas­se Er­satz zu leis­ten.230

3 Über wei­te­re Ent­schä­di­gungs­be­geh­ren ent­schei­det das Ge­richt nach den Re­geln des Ar­ti­kels 117 Ab­satz 3.

4 Der Pri­vat­klä­ger­schaft kön­nen nach Ar­ti­kel 165a die Ver­fah­rens­kos­ten auf­er­legt wer­den.231

229Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

230Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

231 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Dritter Abschnitt: Kassation

Art. 184 Zulässigkeit

1 Die Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de kann er­ho­ben wer­den

a.
ge­gen Ur­tei­le und Un­zu­stän­dig­keits­ent­schei­de der Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te;
b.232
ge­gen Ent­schei­de der Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te über einen Wi­der­ruf (Art. 40 MStG233) so­wie über ei­ne Rück­ver­set­zung (Art. 89 StGB234);
c.
ge­gen Ab­we­sen­heits­ur­tei­le der Mi­li­tär­ge­rich­te .

2 Für die Fäl­le von Buch­sta­be b gel­ten die Ar­ti­kel 185–194 sinn­ge­mä­ss.

232 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

233 SR 321.0

234 SR 311.0

Art. 185 Kassationsgründe

1 Die Kas­sa­ti­on ist aus­zu­spre­chen, wenn

a.
das Ge­richt nicht vor­schrifts­ge­mä­ss be­setzt war;
b.
das Ge­richt sei­ne Zu­stän­dig­keit zu Un­recht be­jaht oder ver­neint hat;
c.
wäh­rend der Haupt­ver­hand­lung we­sent­li­che Ver­fah­rens­vor­schrif­ten ver­letzt wor­den sind, so­fern dem Be­schwer­de­füh­rer da­durch ein Rechts­nach­teil ent­stan­den ist;
d.
das Ur­teil ei­ne Ver­let­zung des Straf­ge­set­zes ent­hält;
e.
das Ur­teil kei­ne hin­rei­chen­den Ent­schei­dungs­grün­de ent­hält;
f.
we­sent­li­che tat­säch­li­che Fest­stel­lun­gen des Ur­teils dem Er­geb­nis der Be­weis­ver­fah­ren wi­der­spre­chen.

2 Aus den in den Buch­sta­ben a und c ge­nann­ten Grün­den kann die Kas­sa­ti­on nur be­gehrt wer­den, wenn die Par­tei wäh­rend der Haupt­ver­hand­lung einen ent­spre­chen­den An­trag ge­stellt oder den Man­gel ge­rügt hat.

Art. 186 Legitimation; Fristen

1 Die Kas­sa­ti­on kann vom An­ge­klag­ten, sei­nem Ver­tei­di­ger und vom Au­di­tor ver­langt wer­den. Hat der Au­di­tor auf die Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de ver­zich­tet, so steht die­ses Recht dem Oberau­di­tor zu.

1bis Die Pri­vat­klä­ger­schaft kann Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de er­he­ben, wenn sie sich be­reits vor­her am Ver­fah­ren be­tei­ligt hat und so­weit das Ur­teil ih­re zi­vil­recht­li­chen An­sprü­che be­trifft oder sich auf de­ren Be­ur­tei­lung aus­wir­ken kann.235

2 Die Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de ist in­nert fünf Ta­gen nach der münd­li­chen Er­öff­nung des Ur­teils schrift­lich beim Ge­richt an­zu­mel­den, das ge­ur­teilt hat.

3 Für den Oberau­di­tor be­ginnt die­se Frist mit dem Ein­gang des Ur­teils. Er kann in­nert der Frist die Ak­ten zur Ein­sicht ver­lan­gen. In die­sem Fall läuft die Frist zur An­mel­dung der Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de neu vom Ein­gang der Ak­ten an.

235Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 187 Schriftenwechsel; Wirkung

1 Nach Ein­gang der An­mel­dung der Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de setzt der Prä­si­dent des Ge­richts dem Be­schwer­de­füh­rer un­ter Zu­stel­lung des be­grün­de­ten Ur­teils ei­ne Frist von 20 Ta­gen zur schrift­li­chen Be­grün­dung.

2 Nach Ein­gang der Be­grün­dung stellt sie der Prä­si­dent des Ge­richts dem Kas­sa­ti­ons­geg­ner zur Ver­nehm­las­sung in­nert 20 Ta­gen zu. An­sch­lies­send über­mit­telt er die Ak­ten mit den Rechts­schrif­ten und sei­nem all­fäl­li­gen Be­richt dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts.

3 Die Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de hemmt den Voll­zug des Ur­teils.

4 An­mel­dung und Rück­zug der Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de sind dem Oberau­di­tor zu mel­den.

Art. 188 Vorbereitung der Verhandlung

Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts setzt die Ak­ten bei den Mit­glie­dern des Ge­richts in Zir­ku­la­ti­on und trifft die für die Ver­hand­lung er­for­der­li­chen An­ord­nun­gen.

Art. 189 Weiterer Schriftenwechsel; Entscheidungsbefugnis

1 Ei­ne münd­li­che Par­teiver­hand­lung fin­det nicht statt. Hin­ge­gen kann ein wei­te­rer Schrif­ten­wech­sel an­ge­ord­net wer­den.

2 Das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt prüft nur die ge­stell­ten An­trä­ge.

3 Stützt sich die Kas­sa­ti­on auf Ar­ti­kel 185 Ab­satz 1 Buch­sta­ben a, b oder c, so wer­den le­dig­lich die in der Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de auf­ge­führ­ten Tat­sa­chen be­rück­sich­tigt.

4 Bei Kas­sa­ti­ons­be­schwer­den, die sich auf Ar­ti­kel 185 Ab­satz 1 Buch­sta­be d, e oder f stüt­zen, ist das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt nicht an die Be­grün­dung der Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de ge­bun­den.

Art. 190 Beurteilung

Hält das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt die Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de für be­grün­det, so hebt es das an­ge­foch­te­ne Ur­teil auf.

Art. 191 Rückweisung

1 Wird das Ur­teil auf­ge­ho­ben, so weist das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt die Sa­che zur Neu­be­ur­tei­lung an die Vor­in­stanz zu­rück.

2 Aus be­son­de­ren Grün­den kann es die Sa­che auch ei­nem an­de­ren Ge­richt glei­cher In­stanz zu­wei­sen.

3 Hebt das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt das Ur­teil in An­wen­dung von Ar­ti­kel 185 Ab­satz 1 Buch­sta­be b auf, so über­weist es die Sa­che der zu­stän­di­gen Be­hör­de.

Art. 192 Neubeurteilung

1 Der Neu­be­ur­tei­lung ist die recht­li­che Be­grün­dung des Ur­teils des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts zu­grun­de zu le­gen.

2 Das Ge­richt darf nicht zu­un­guns­ten des An­ge­klag­ten ent­schei­den, wenn die­ser die Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de al­lein oder so­weit sie der Au­di­tor oder der Oberau­di­tor aus­drück­lich zu sei­nen Guns­ten ein­ge­reicht hat.

Art. 193 Kosten; Entschädigung 236

Für Kos­ten und Ent­schä­di­gung gilt sinn­ge­mä­ss Ar­ti­kel 183.

236Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

Art. 194 Eröffnung und Zustellung des Urteils

1 Den Par­tei­en sind Zeit und Ort der Ur­teils­ver­kün­dung an­zu­zei­gen. Das Er­schei­nen ist ih­nen frei­ge­stellt.

2 Für die Zu­stel­lung des be­grün­de­ten Ur­teils gilt Ar­ti­kel 154.

Vierter Abschnitt: Rekurs

Art. 195 Zulässigkeit 237

Ge­gen Ent­schei­de der Mi­li­tär- und der Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te kann, so­fern die Ap­pel­la­ti­on oder die Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de nicht zu­läs­sig ist, Re­kurs an das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt er­ho­ben wer­den, na­ment­lich in fol­gen­den Fäl­len:

a.
Voll­stre­ckung auf­ge­scho­be­ner Stra­fe nach Voll­zug von Mass­nah­men;
b.
Ver­wei­ge­rung der Wie­der­auf­nah­me des Ver­fah­rens;
c.
Ent­scheid über zi­vil­recht­li­che An­sprü­che;
d.
Ent­scheid über Kos­ten­auf­la­ge und Ent­schä­di­gungs­be­geh­ren;
e.
Ein­zie­hung;
f.
An­ord­nung von Haft im An­schluss an die Ur­teilser­öff­nung.

237 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 196 Legitimation 238

1 Der Re­kurs kann vom An­ge­klag­ten, von sei­nem Ver­tei­di­ger und vom Au­di­tor er­ho­ben wer­den.

2 Die Pri­vat­klä­ger­schaft kann in den Fäl­len von Ar­ti­kel 195 Buch­sta­ben b–e Re­kurs er­he­ben.

3 Der von ei­ner an­ge­ord­ne­ten Ein­zie­hung be­trof­fe­ne Drit­te kann in ei­nem Fall von Ar­ti­kel 195 Buch­sta­be e Re­kurs er­he­ben.

238Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 197 Frist; Verfahren

1 Der Re­kurs ist in­nert 20 Ta­gen nach der schrift­li­chen Mit­tei­lung des an­ge­foch­te­nen Ent­scheids schrift­lich mit An­trag und Be­grün­dung beim Ge­richt ein­zu­rei­chen, des­sen Ent­scheid an­ge­foch­ten wird. Der Prä­si­dent setzt dem Re­kurs­geg­ner ei­ne Frist von 20 Ta­gen zur Ver­nehm­las­sung. Hier­auf über­mit­telt er die Ak­ten mit den Rechts­schrif­ten und sei­nem all­fäl­li­gen Be­richt dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts.

2 Ar­ti­kel 182 gilt sinn­ge­mä­ss. In­des­sen ist das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt bei Re­kur­sen nach Ar­ti­kel 195 Buch­sta­ben e und f an den Ent­scheid über die Be­stra­fung ge­bun­den.

3 Ei­ne münd­li­che Par­teiver­hand­lung fin­det nicht statt. Hin­ge­gen kann ein wei­te­rer Schrif­ten­wech­sel an­ge­ord­net wer­den.

Art. 198 Entscheid

Wird der Re­kurs gut­ge­heis­sen, kann das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt den Fall zu neu­er Ent­schei­dung an die Vor­in­stanz zu­rück­wei­sen oder in der Sa­che sel­ber ent­schei­den.

Art. 199 Kosten; Entschädigung 239

Für Kos­ten und Ent­schä­di­gung gilt sinn­ge­mä­ss Ar­ti­kel 183.

239Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

Fünfter Abschnitt: Revision

Art. 200 Revisionsgründe

1 Die Re­vi­si­on ei­nes rechts­kräf­ti­gen Straf­man­dats oder Ur­teils kann ver­langt wer­den, wenn:

a.
Tat­sa­chen oder Be­weis­mit­tel vor­lie­gen, die dem Rich­ter im frü­he­ren Ver­fah­ren nicht be­kannt wa­ren und die al­lein oder zu­sam­men mit den frü­her fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen ge­eig­net sind, Frei­spruch oder er­heb­lich ge­rin­ge­re Be­stra­fung des Ver­ur­teil­ten, Ver­ur­tei­lung ei­nes Frei­ge­spro­che­nen oder Ver­ur­tei­lung we­gen ei­ner schwe­re­ren Straf­tat zu be­wir­ken;
b.
durch ei­ne Straf­tat auf das Er­geb­nis des frü­he­ren Ver­fah­rens ein­ge­wirkt wur­de;
c.
seit Er­lass des frü­he­ren Ur­teils ein neu­es Stra­f­ur­teil aus­ge­spro­chen wur­de, das mit dem frü­he­ren un­ver­ein­bar ist;
d.
der Frei­ge­spro­che­ne nach Er­lass des Ur­teils ein glaub­wür­di­ges Ge­ständ­nis ab­ge­legt hat;
e.
ei­ne Ver­let­zung der Aus­stands­vor­schrif­ten vor­liegt, die frü­her nicht gel­tend ge­macht wer­den konn­te;
f.240
der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof für Men­schen­rech­te in ei­nem end­gül­ti­gen Ur­teil fest­ge­stellt hat, dass die Kon­ven­ti­on vom 4. No­vem­ber 1950241 zum Schut­ze der Men­schen­rech­te und Grund­frei­hei­ten (EMRK) oder die Pro­to­kol­le da­zu ver­letzt wor­den sind, oder den Fall durch ei­ne güt­li­che Ei­ni­gung (Art. 39 EMRK) ab­ge­schlos­sen hat, so­fern ei­ne Ent­schä­di­gung nicht ge­eig­net ist, die Fol­gen der Ver­let­zung aus­zu­glei­chen, und die Re­vi­si­on not­wen­dig ist, um die Ver­let­zung zu be­sei­ti­gen; in die­sem Fall muss das Re­vi­si­ons­ge­such in­nert 90 Ta­gen ein­ge­reicht wer­den, nach­dem das Ur­teil oder die Ent­schei­dung des Ge­richts­hofs end­gül­tig ge­wor­den ist.

2 Nach Ab­lauf der Ver­jäh­rungs­frist ist die Re­vi­si­on zu­un­guns­ten des Be­ur­teil­ten aus­ge­schlos­sen.

240Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 16 des BG vom 4. Okt. 1991 (AS 1992 288, 337Art. 2 Abs. 1 Bst. i; BBl 1991 II 465). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2022 289; BBl 2021300, 889).

241 SR 0.101

Art. 201 Zivilrechtliche Ansprüche

1 We­gen zi­vil­recht­li­cher An­sprü­che kann um Re­vi­si­on nach­ge­sucht wer­den:

a.
aus den in Ar­ti­kel 200 Buch­sta­ben b–e ge­nann­ten Grün­den;
b.
wenn ent­schei­den­de, dem Ge­richt nicht vor­ge­brach­te Tat­sa­chen oder Be­weis­mit­tel ent­deckt wer­den, die ge­eig­net sind, ei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung des zi­vil­recht­li­chen An­spruchs her­bei­zu­füh­ren.

2 Die Re­vi­si­on aus den in Ab­satz 1 Buch­sta­be b ge­nann­ten Grün­den muss in­nert 30 Ta­gen nach ih­rer Ent­de­ckung ver­langt wer­den. Nach Ab­lauf von zehn Jah­ren seit Zu­stel­lung der Ur­teils­aus­fer­ti­gung kann die Re­vi­si­on nicht mehr ver­langt wer­den.

Art. 202 Legitimation

Die Re­vi­si­on kön­nen be­an­tra­gen:

a.
der Au­di­tor;
b.242 der Ver­ur­teil­te, nach sei­nem Tod sei­ne Ver­wand­ten und Ver­schwä­ger­ten in auf- oder ab­stei­gen­der Li­nie, sei­ne Ge­schwis­ter so­wie der Ehe­gat­te, die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder der ein­ge­tra­ge­ne Part­ner;
c.
der ge­setz­li­che Ver­tre­ter des Ver­ur­teil­ten;
d.243 die Pri­vat­klä­ger­schaft, wenn sie sich be­reits vor­her am Ver­fah­ren be­tei­ligt hat und so­weit der Ent­scheid ih­re Zi­vil­for­de­run­gen be­trifft oder sich auf de­ren Be­ur­tei­lung aus­wir­ken kann;
e.244
der von ei­ner Ein­zie­hung be­trof­fe­ne Drit­te.

242 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

243Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

244 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 203 Gesuch; aufschiebende Wirkung

1 Das Re­vi­si­ons­ge­such ist dem Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt schrift­lich ein­zu­rei­chen.

2 Im Ge­such sind die Grün­de und die Be­weis­mit­tel an­zu­ge­ben.

3 Das Ge­such hemmt den Voll­zug des Ur­teils nur, wenn der Prä­si­dent es ver­fügt.

4245

245Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 20. März 1992, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 204 Amtliche Verteidigung

Er­scheint das Re­vi­si­ons­ge­such nicht zum vor­ne­he­rein als aus­sichts­los, so kann der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts zur Er­gän­zung des Ge­su­ches und für das wei­te­re Ver­fah­ren einen amt­li­chen Ver­tei­di­ger be­stel­len.

Art. 205 Weitere Abklärungen

Hält der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts wei­te­re Ab­klä­run­gen für not­wen­dig, so nimmt er die­se selbst vor oder lässt sie durch ein Mit­glied des Ge­richts oder den Un­ter­su­chungs­rich­ter vor­neh­men.

Art. 206 Rechtskraft des angefochtenen Urteils

Bis zum Ent­scheid über das Re­vi­si­ons­ge­such bleibt das an­ge­foch­te­ne Ur­teil rechts­kräf­tig.

Art. 207 Entscheid; Kosten

1 Wird das Re­vi­si­ons­ge­such gut­ge­heis­sen, so hebt das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt das Straf­man­dat oder das Ur­teil auf und weist die Sa­che zur Neu­be­ur­tei­lung an die In­stanz zu­rück, wel­che rechts­kräf­tig ge­ur­teilt hat, aus­ge­nom­men in Fäl­len, in de­nen es nach Ar­ti­kel 198 selbst ent­schie­den hat.

2 Aus be­son­dern Grün­den kann es die Sa­che auch ei­ner an­dern In­stanz glei­cher Stu­fe zu­wei­sen.

3 Wird das Ge­such ab­ge­wie­sen, so kön­nen dem Ge­such­stel­ler die Kos­ten des Ver­fah­rens auf­er­legt wer­den.

Art. 208 Neubeurteilung

1 Die neue Be­hand­lung des Fal­les er­folgt im or­dent­li­chen Ver­fah­ren.

2 Die vom Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt als er­heb­lich be­zeich­ne­ten Be­weis­mit­tel müs­sen er­ho­ben wer­den.

Art. 209 Wiedereinsetzung

1 Wird der Ver­ur­teil­te im wie­der­auf­ge­nom­me­nen Ver­fah­ren ganz oder teil­wei­se frei­ge­spro­chen, so wird er in sei­ne Rech­te nach dem neu­en Ur­teil wie­der ein­ge­setzt. Bus­sen und Kos­ten wer­den ent­spre­chend zu­rück­er­stat­tet. über ei­ne Ent­schä­di­gung wird nach den Re­geln des Ar­ti­kels 117 Ab­satz 3 ent­schie­den.

2 Das Ge­richt kann die Ver­öf­fent­li­chung des Ur­teils an­ord­nen.

Viertes Kapitel: Strafvollzug

Art. 210 Rechtskraft

Ein Ur­teil wird rechts­kräf­tig, wenn die Frist zur Ein­rei­chung der Ap­pel­la­ti­on oder der Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de un­be­nützt ver­stri­chen ist oder das Be­geh­ren zu­rück­ge­zo­gen oder ab­ge­wie­sen wur­de.

Art. 211 Vollzugskanton 246

1 Als Voll­zugs­kan­ton ist der Kan­ton zu be­zeich­nen, in dem die ver­ur­teil­te Per­son ih­ren Wohn­sitz hat.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt den Voll­zugs­kan­ton für Per­so­nen, die kei­nen Wohn­sitz in der Schweiz ha­ben.

246 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 212 Vollzug der Strafen und Massnahmen 247

1 Der Voll­zugs­kan­ton voll­zieht die Frei­heits­s­tra­fe, die Geld­stra­fe, die Bus­se und die Mass­nah­men.248 Vor­be­hal­ten bleibt der mi­li­tä­ri­sche Voll­zug der Frei­heits­s­tra­fe nach Ar­ti­kel 34b MStG249.

2 Der Er­trag der Geld­stra­fen und der Bus­sen so­wie der Ein­zie­hung geht an den ein­zie­hen­den Kan­ton. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 53 MStG.

247 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

248 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

249 SR 321.0

Art. 213250

250Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 20. März 1992, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 214 Einzug von Gerichtskosten

Sind dem Ver­ur­teil­ten Kos­ten auf­er­legt wor­den, so wer­den sie nach den Vor­schrif­ten über die Voll­stre­ckung der Zi­vi­l­ur­tei­le ein­ge­zo­gen. Ei­ne Um­wand­lung in Haft fin­det nicht statt.

Art. 215 Vollzugskosten; Rückgriffsrecht 251

1 Die Kan­to­ne tra­gen die Kos­ten des Voll­zugs von Stra­fen und Mass­nah­men.

2 Ge­gen den Be­trof­fe­nen steht dem Kan­ton für die Kos­ten des Voll­zugs von Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 56–65 StGB252 ein Rück­griffs­recht zu.253

251Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 22. März 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2392; BBl 1988 II 1333).

252 SR 311.0

253 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Fünftes Kapitel: Strafverfahren gegen Ausländer

Art. 216 Genfer Abkommen

Für Straf­ver­fah­ren, die in Kriegs­zei­ten ge­gen Aus­län­der durch­ge­führt wer­den, blei­ben die vom vor­lie­gen­den Ge­setz ab­wei­chen­den Be­stim­mun­gen der Gen­fer Ab­kom­men über den Schutz der Kriegs­op­fer 254 vor­be­hal­ten.

Art. 217 Abweichung von Strafmindestmassen

Bei den Ver­bre­chen und Ver­ge­hen von Aus­län­dern, die kei­ne Treue­pflicht ge­gen­über der Schweiz ver­let­zen, ist der Rich­ter nicht an die Straf­min­dest­mas­se des Ge­set­zes ge­bun­den.

Dritter Titel: Schlussbestimmungen

Art. 218 Vollzug

Der Bun­des­rat er­lässt die Voll­zugs­vor­schrif­ten.

Art. 219 Aufhebung bisherigen Rechts

Das Bun­des­ge­setz vom 28. Ju­ni 1889 255 über die Mi­li­tär­straf­ge­richts­ord­nung wird auf­ge­ho­ben.

255(BS 3 456. AS 1951 437Ziff. II; 1968 212 Ziff. III]

Art. 220 Übergangsrecht

1 Beim In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes hän­gi­ge Ver­fah­ren wer­den nach neu­em Recht wei­ter­ge­führt.

2 Recht­zei­tig an­ge­mel­de­te Kas­sa­ti­ons­be­schwer­den gel­ten als Ap­pel­la­ti­ons­er­klä­run­gen und wer­den vom Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts den zu­stän­di­gen Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­ten über­wie­sen.

3 Die Amts­dau­er der Rich­ter und Er­satz­rich­ter der Mi­li­tär­ge­rich­te, die ih­re Tä­tig­keit un­ter bis­he­ri­gem Recht aus­üb­ten, läuft mit dem In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes ab.

Art. 220a Übergangsbestimmungen zur Änderung vom
17. Juni 2016
256

1 Ver­fah­ren, die bei In­kraft­tre­ten der Än­de­rung vom 17. Ju­ni 2016 hän­gig sind, wer­den nach neu­em Recht fort­ge­führt, so­weit die Be­stim­mun­gen die­ses Ar­ti­kels nichts an­de­res vor­se­hen.

2 Ver­fah­rens­hand­lun­gen, die vor In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung an­ge­ord­net oder durch­ge­führt wor­den sind, be­hal­ten ih­re Gül­tig­keit.

3 Ist bei In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung das Be­weis­ver­fah­ren der ers­tin­stanz­li­chen Haupt­ver­hand­lung be­reits ab­ge­schlos­sen, so wird das ers­tin­stanz­li­che Ver­fah­ren nach bis­he­ri­gem Recht durch­ge­führt.

4 Ist vor In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung ein Ent­scheid ge­fällt wor­den, so wer­den Rechts­mit­tel nach bis­he­ri­gem Recht be­ur­teilt. Wird ein Ver­fah­ren von der Rechts­mit­tel­in­stanz zur neu­en Be­ur­tei­lung zu­rück­ge­wie­sen, so ist neu­es Recht an­wend­bar.

5 Für Ein­spra­chen ge­gen Straf­man­da­te gilt Ab­satz 4 sinn­ge­mä­ss.

6 Für Rechts­mit­tel ge­gen Ent­schei­de, die nach In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung ge­fällt wer­den, gilt in je­dem Fall neu­es Recht.

256 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 221 Referendum und Inkrafttreten

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. Ja­nu­ar 1980257

257BRB vom 11. Ju­li 1979