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Verordnung
über die eidgenössische Berufsmaturität
(Berufsmaturitätsverordnung, BMV)

vom 24. Juni 2009 (Stand am 23. August 2016)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf Artikel 25 Absatz 5 des Berufsbildungsgesetzes vom
13. Dezember 20021 (BBG),

verordnet:

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand

Die­se Ver­ord­nung re­gelt für die eid­ge­nös­si­sche Be­rufs­ma­tu­ri­tät ins­be­son­de­re:

a.
den Auf­bau des Un­ter­richts;
b.
die An­for­de­run­gen an die Bil­dungs­gän­ge;
c.
die Leis­tungs­be­wer­tung im Lau­fe der Aus­bil­dung;
d.
die Be­rufs­ma­tu­ri­täts­prü­fung;
e.
die An­er­ken­nung von Bil­dungs­gän­gen durch den Bund.

Art. 2 Eidgenössische Berufsmaturität

Die eid­ge­nös­si­sche Be­rufs­ma­tu­ri­tät um­fasst:

a.
ei­ne be­ruf­li­che Grund­bil­dung, zer­ti­fi­ziert durch ein eid­ge­nös­si­sches Fä­hig­keits­zeug­nis; und
b.
ei­ne die be­ruf­li­che Grund­bil­dung er­gän­zen­de er­wei­ter­te All­ge­mein­bil­dung.

Art. 3 Ziele

1 Wer ei­ne eid­ge­nös­si­sche Be­rufs­ma­tu­ri­tät er­wor­ben hat, ist ins­be­son­de­re be­fä­higt:

a.
ein Fach­hoch­schul­stu­di­um auf­zu­neh­men und sich dar­in auf ei­ne an­spruchs­vol­le Auf­ga­be in Wirt­schaft und Ge­sell­schaft vor­zu­be­rei­ten;
b.
die Welt der Ar­beit mit ih­ren kom­ple­xen Pro­zes­sen zu er­ken­nen, zu ver­ste­hen und sich dar­in zu in­te­grie­ren;
c.
über sei­ne be­ruf­li­chen Tä­tig­kei­ten und Er­fah­run­gen im Kon­text von Na­tur und Ge­sell­schaft nach­zu­den­ken;
d.
Ver­ant­wor­tung ge­gen­über sich selbst, den Mit­menschen, der Ge­sell­schaft, der Wirt­schaft, der Kul­tur, der Tech­nik und der Na­tur wahr­zu­neh­men;
e.
sich den Zu­gang zu neu­em Wis­sen zu er­schlies­sen, sei­ne Vor­stel­lungs­kraft und sei­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­fä­hig­keit zu ent­fal­ten;
f.
er­wor­be­nes Wis­sen mit be­ruf­li­chen und all­ge­mei­nen Er­fah­run­gen zu ver­bin­den und zur Wei­ter­ent­wick­lung sei­ner be­ruf­li­chen Lauf­bahn zu nut­zen;
g.
sich in zwei Lan­des­s­pra­chen und ei­ner drit­ten Spra­che zu ver­stän­di­gen und das mit die­sen Spra­chen ver­bun­de­ne kul­tu­rel­le Um­feld zu ver­ste­hen.

2 Der Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richt un­ter­stützt den Auf­bau sys­te­ma­ti­scher Wis­sens­struk­tu­ren auf der Grund­la­ge be­rufs­ori­en­tier­ter Kom­pe­ten­zen und des be­ruf­li­chen Er­fah­rungs­hin­ter­grun­des der Ler­nen­den und führt sie zu geis­ti­ger Of­fen­heit und per­sön­li­cher Rei­fe. Er för­dert das selbst­stän­di­ge und nach­hal­ti­ge Ler­nen so­wie die ganz­heit­li­che Wei­ter­ent­wick­lung und das in­ter­dis­zi­pli­näre Ar­bei­ten der Ler­nen­den.

Art. 4 Erwerb

1 Die er­wei­ter­te All­ge­mein­bil­dung der Be­rufs­ma­tu­ri­tät wird in an­er­kann­ten Bil­dungs­gän­gen er­wor­ben.

2 Für In­ha­be­rin­nen und In­ha­ber ei­nes eid­ge­nös­si­schen Fä­hig­keits­zeug­nis­ses, die kei­nen an­er­kann­ten Bil­dungs­gang ab­sol­viert ha­ben, re­gelt das Staats­se­kre­ta­ri­at für Bil­dung, For­schung und In­no­va­ti­on (SBFI)2 die eid­ge­nös­si­sche Be­rufs­ma­tu­ri­täts­prü­fung.3

2 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 (AS 20044937) auf den 1. Jan. 2013 an­ge­passt. Die An­pas­sung wur­de im gan­zen Text vor­ge­nom­men.

3 Die Be­rich­ti­gung vom 23. Aug. 2016 be­trifft nur den ita­lie­ni­schen Text (AS 20162965).

Art. 5 Bildungsumfang

1 Die eid­ge­nös­si­sche Be­rufs­ma­tu­ri­tät um­fasst ins­ge­samt min­des­tens:

a.
5700 Lern­stun­den bei ei­ner drei­jäh­ri­gen be­ruf­li­chen Grund­bil­dung;
b.
7600 Lern­stun­den bei ei­ner vier­jäh­ri­gen be­ruf­li­chen Grund­bil­dung.

2 Von den Lern­stun­den ent­fal­len min­des­tens 1800 auf die er­wei­ter­te All­ge­mein­bil­dung.

3 Die Lern­stun­den­zah­len um­fas­sen:

a.
die Bil­dung in be­ruf­li­cher Pra­xis;
b.
die über­be­trieb­li­chen Kur­se;
c.
die schu­li­schen Prä­senz­zei­ten;
d.
den durch­schnitt­li­chen zeit­li­chen Auf­wand für selbst­stän­di­ges Ler­nen so­wie für Ein­zel- und Grup­pen­ar­bei­ten;
e.
die Lern­kon­trol­len und die Qua­li­fi­ka­ti­ons­ver­fah­ren.

4 Der Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richt be­trägt min­des­tens 1440 Lek­tio­nen.

Art. 6 Unzulässiger Lohnabzug und Arbeitszeitanrechnung

1 Ein Lohn­ab­zug we­gen des Be­suchs des Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richts wäh­rend der be­ruf­li­chen Grund­bil­dung ist nicht zu­läs­sig.

2 Der Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richt wäh­rend der be­ruf­li­chen Grund­bil­dung zählt als Ar­beits­zeit. Dies gilt auch, wenn der Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richt aus­ser­halb der üb­li­chen Ar­beits­zeit statt­fin­det.

2. Abschnitt: Berufsmaturitätsunterricht

Art. 7 Gliederung

1 Der Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richt um­fasst:

a.
einen Grund­la­gen­be­reich;
b.
einen Schwer­punkt­be­reich;
c.
einen Er­gän­zungs­be­reich.

2 Er um­fasst über­dies das an­ge­lei­te­te und be­treu­te Ver­fas­sen oder Ge­stal­ten ei­ner in­ter­dis­zi­pli­nären Pro­jekt­ar­beit.

3 Die Schu­len bie­ten im Schwer­punkt­be­reich und im Er­gän­zungs­be­reich je­ne bei­den Fä­cher an, die der Aus­rich­tung der be­ruf­li­chen Grund­bil­dun­gen der Ler­nen­den ent­spre­chen.

Art. 8 Grundlagenbereich

1 Die Fä­cher im Grund­la­gen­be­reich sind:

a.
ers­te Lan­des­s­pra­che;
b.
zwei­te Lan­des­s­pra­che;
c.
drit­te Spra­che;
d.
Ma­the­ma­tik.

2 Die Kan­to­ne be­stim­men die Spra­chen.

3 Die Bil­dungs­zie­le in den Fä­chern des Grund­la­gen­be­reichs sind auf die An­for­de­run­gen der be­ruf­li­chen Grund­bil­dun­gen und der ih­nen ver­wand­ten Stu­dien­be­rei­che der Fach­hoch­schu­len aus­ge­rich­tet und ent­spre­chend dif­fe­ren­ziert.

Art. 9 Schwerpunktbereich

1 Der Schwer­punkt­be­reich dient der Ver­tie­fung und Er­wei­te­rung des Wis­sens und der Kennt­nis­se im Hin­blick auf das Stu­di­um in ei­nem dem Be­ruf ver­wand­ten Stu­dienbe­reich der Fach­hoch­schu­len.

2 Die Fä­cher im Schwer­punkt­be­reich sind:

a.
Fi­nanz- und Rech­nungs­we­sen;
b.
Ge­stal­tung, Kunst, Kul­tur;
c.
In­for­ma­ti­on und Kom­mu­ni­ka­ti­on;
d.
Ma­the­ma­tik;
e.
Na­tur­wis­sen­schaf­ten;
f.
So­zi­al­wis­sen­schaf­ten;
g.
Wirt­schaft und Recht.

3 Es sind in der Re­gel zwei Fä­cher zu be­su­chen.

4 Die Fä­cher sind auf die be­ruf­li­chen Grund­bil­dun­gen und die ih­nen ver­wand­ten Stu­dien­be­rei­che der Fach­hoch­schu­len aus­ge­rich­tet.

5 Der Rah­men­lehr­plan ord­net die Fä­cher den Aus­rich­tun­gen der be­ruf­li­chen Grund­bil­dun­gen und der ih­nen ver­wand­ten Stu­dien­be­rei­che zu.

Art. 10 Ergänzungsbereich

1 Der Er­gän­zungs­be­reich ver­mit­telt Ori­en­tie­rungs- und Hand­lungs­fä­hig­keit in den Fä­chern nach Ab­satz 2.

2 Die Fä­cher im Er­gän­zungs­be­reich wer­den in der Re­gel kom­ple­men­tär zu den Fä­chern des Schwer­punkt­be­reichs an­ge­bo­ten und um­fas­sen:

a.
Ge­schich­te und Po­li­tik;
b.
Tech­nik und Um­welt;
c.
Wirt­schaft und Recht.

3 Es sind zwei Fä­cher zu be­le­gen.

4 Der Rah­men­lehr­plan ord­net die Fä­cher den Aus­rich­tun­gen der be­ruf­li­chen Grund­bil­dun­gen und der ih­nen ver­wand­ten Stu­dien­be­rei­che zu.

Art. 11 Interdisziplinäres Arbeiten

1 Zehn Pro­zent des Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richts und der Lern­stun­den ins­ge­samt wer­den für den Auf­bau me­tho­di­scher Kom­pe­ten­zen des fä­cher­über­grei­fen­den Den­kens und Pro­blem­lö­sens ein­ge­setzt.

2 Das in­ter­dis­zi­pli­näre Ar­bei­ten wird im Un­ter­richt al­ler drei Be­rei­che, ins­be­son­de­re im Rah­men von Klein­pro­jek­ten, Trans­fer­leis­tun­gen, Pro­jekt­ma­na­ge­ment und Kom­mu­ni­ka­ti­on, ge­för­dert und re­gel­mäs­sig ge­übt.

3 Die Leis­tun­gen im in­ter­dis­zi­pli­nären Ar­bei­ten wer­den in se­pa­ra­ten No­ten aus­ge­drückt. Die­se flies­sen ein in die No­te für das in­ter­dis­zi­pli­näre Ar­bei­ten nach Ar­ti­kel 24 Ab­satz 5.

4 Ge­gen En­de des Bil­dungs­gangs ver­fas­sen oder ge­stal­ten die Ler­nen­den ei­ne in­ter­dis­zi­pli­näre Pro­jekt­ar­beit. Sie ist Be­stand­teil der Be­rufs­ma­tu­ri­täts­prü­fung und stellt Be­zü­ge her:

a.
zur Ar­beits­welt; und
b.
zu min­des­tens zwei Fä­chern des Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richts.

3. Abschnitt: Anforderungen an die Bildungsgänge

Art. 12 Rahmenlehrplan

1 Das SBFI er­lässt einen Rah­men­lehr­plan.

2 Der Rah­men­lehr­plan ent­hält:

a.
die Bil­dungs­zie­le für die Fä­cher im Grund­la­gen-, im Schwer­punkt- und im Er­gän­zungs­be­reich, aus­ge­rich­tet auf die be­ruf­li­chen Grund­bil­dun­gen und die ih­nen ver­wand­ten Stu­dien­be­rei­che der Fach­hoch­schu­len;
b.
die An­tei­le der ein­zel­nen Fä­cher an den Lern­stun­den und die An­zahl Lek­tio­nen, die auf die ein­zel­nen Fä­cher ent­fal­len;
c.
Richt­li­ni­en zum in­ter­dis­zi­pli­nären Ar­bei­ten und zur in­ter­dis­zi­pli­nären Pro­jekt­ar­beit;
d.
die For­men der Ab­schluss­prü­fun­gen;
e.
Richt­li­ni­en zur mehr­spra­chi­gen Be­rufs­ma­tu­ri­tät.

3 An der Er­ar­bei­tung des Rah­men­lehr­plans sind die Kan­to­ne, die Or­ga­ni­sa­tio­nen der Ar­beits­welt, die Be­rufs­fach­schu­len und die Fach­hoch­schu­len be­tei­ligt.

Art. 13 Organisation der Bildungsgänge

1 Der Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richt kann be­sucht wer­den:

a.
wäh­rend der be­ruf­li­chen Grund­bil­dung;
b.
nach Ab­schluss der be­ruf­li­chen Grund­bil­dung, sei es be­rufs­be­glei­tend oder als Voll­zeit­an­ge­bot.

2 Bil­dungs­gän­ge, die wäh­rend der be­ruf­li­chen Grund­bil­dung be­sucht wer­den, sind mit dem be­rufs­kund­li­chen Un­ter­richt zu ko­or­di­nie­ren.

3 In sol­chen Bil­dungs­gän­gen darf der Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richt nicht zu Be­ginn der be­ruf­li­chen Grund­bil­dung als Blo­ckun­ter­richt an­ge­bo­ten wer­den.

4 Als Voll­zeit­an­ge­bot nach der be­ruf­li­chen Grund­bil­dung er­streckt sich der Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richt über min­des­tens zwei Se­mes­ter.

Art. 14 Zulassungsvoraussetzungen und -verfahren

1 Über die Vor­aus­set­zun­gen und die Ver­fah­ren der Zu­las­sung zum Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richt ent­schei­den die Kan­to­ne.

2 Sie ori­en­tie­ren sich da­bei an den Vor­aus­set­zun­gen und den Ver­fah­ren zum Über­tritt in die üb­ri­gen schu­li­schen An­ge­bo­te der Se­kun­dar­stu­fe II.

3 Wer im Wohn­sitz­kan­ton das Zu­las­sungs­ver­fah­ren er­folg­reich durch­lau­fen hat, wird auch in ei­nem an­de­ren Kan­ton zum Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richt zu­ge­las­sen; vor­be­hal­ten blei­ben ab­wei­chen­de kan­to­na­le Frei­zü­gig­keits­re­ge­lun­gen.

Art. 15 Anrechnung bereits erbrachter Lernleistungen

1 Wer in ei­nem Fach über die er­for­der­li­chen Kennt­nis­se und Fä­hig­kei­ten ver­fügt, kann durch die Schu­le vom ent­spre­chen­den Un­ter­richt dis­pen­siert wer­den. Im Se­mes­ter­zeug­nis wird der Ver­merk «dis­pen­siert» an­ge­bracht.

2 Wer in ei­nem Fach die er­for­der­li­chen Kennt­nis­se und Fä­hig­kei­ten nach­weist, kann durch die kan­to­na­le Be­hör­de von den ent­spre­chen­den Ab­schluss­prü­fun­gen dis­pen­siert wer­den. Im Be­rufs­ma­tu­ri­täts­zeug­nis wird der Ver­merk «er­füllt» an­ge­bracht.

4. Abschnitt: Leistungsbewertung und Promotion

Art. 16 Leistungsbewertung und Notenberechnung

1 Die Leis­tun­gen wer­den ge­mä­ss Ar­ti­kel 34 Ab­satz 1 der Be­rufs­bil­dungs­ver­ord­nung vom 19. No­vem­ber 20034 be­no­tet.

2 No­ten, wel­che sich aus dem Mit­tel meh­re­rer be­wer­te­ter Leis­tun­gen er­ge­ben, wer­den auf hal­be oder gan­ze No­ten ge­run­det.

3 Die Ge­samt­no­te ist das auf ei­ne De­zi­mal­stel­le ge­run­de­te Mit­tel sämt­li­cher zäh­len­der No­ten.

Art. 17 Promotion

1 Am En­de je­des Se­mes­ters do­ku­men­tiert die Schu­le die Leis­tun­gen in den un­ter­rich­te­ten Fä­chern und im in­ter­dis­zi­pli­nären Ar­bei­ten in Form von No­ten. Sie stellt ein Zeug­nis aus.

2 Sie ent­schei­det am En­de je­des Se­mes­ters auf­grund des Zeug­nis­ses über die Pro­mo­ti­on ins nächs­te Se­mes­ter.

3 Für die Pro­mo­ti­on zäh­len die No­ten der un­ter­rich­te­ten Fä­cher; die No­te für das in­ter­dis­zi­pli­näre Ar­bei­ten zählt nicht.

4 Die Pro­mo­ti­on er­folgt, wenn:

a.
die Ge­samt­no­te min­des­tens 4 be­trägt;
b.
die Dif­fe­renz der un­ge­nü­gen­den No­ten zur No­te 4 ge­samt­haft den Wert 2 nicht über­steigt; und
c.
nicht mehr als zwei No­ten un­ter 4 er­teilt wur­den.

5 Wer die Pro­mo­ti­ons­vor­aus­set­zun­gen nicht er­füllt, wird:

a.
im Fal­le des Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richts wäh­rend der be­ruf­li­chen Grund­bil­dung ein­mal pro­vi­so­risch pro­mo­viert; beim zwei­ten Mal wird er oder sie vom Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richt aus­ge­schlos­sen;
b.
im Fal­le des Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richts nach der be­ruf­li­chen Grund­bil­dung vom Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richt aus­ge­schlos­sen.

6 Die Wie­der­ho­lung des Un­ter­richts­jah­res ist höchs­tens ein­mal mög­lich.

Art. 18 Mehrsprachiger Berufsmaturitätsunterricht

Er­folgt ein Teil des Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richts aus­ser­halb der Sprach­fä­cher in an­de­ren Spra­chen als der ers­ten Lan­des­s­pra­che, so wird dies in den Se­mes­ter­zeug­nis­sen ver­merkt; da­bei wer­den die ent­spre­chen­den Spra­chen an­ge­ge­ben.

5. Abschnitt: Berufsmaturitätsprüfung

Art. 19 Begriff

Die Be­rufs­ma­tu­ri­täts­prü­fung um­fasst das ge­sam­te Qua­li­fi­ka­ti­ons­ver­fah­ren für die er­wei­ter­te All­ge­mein­bil­dung.

Art. 20 Regelung, Vorbereitung und Durchführung

1 Die Kan­to­ne sor­gen da­für, dass auf ih­rem Ge­biet ein­heit­li­che Prü­fungs­be­stim­mun­gen gel­ten.

2 Die un­ter­rich­ten­den Lehr­kräf­te be­rei­ten die Be­rufs­ma­tu­ri­täts­prü­fung vor und füh­ren sie durch.

Art. 21 Abschlussprüfungen

1 In Form von Ab­schluss­prü­fun­gen wer­den ge­prüft:

a.
die vier Fä­cher des Grund­la­gen­be­reichs; und
b.
die zwei Fä­cher des Schwer­punkt­be­reichs.

2 Die Kan­to­ne set­zen für die Be­ur­tei­lung der Ab­schluss­prü­fun­gen Fa­ch­ex­per­tin­nen und -ex­per­ten ein.

3 Die schrift­li­chen Ab­schluss­prü­fun­gen wer­den re­gio­nal vor­be­rei­tet und va­li­diert.

4 Die Fach­hoch­schu­len wer­den an der Vor­be­rei­tung und der Durch­füh­rung der Ab­schluss­prü­fun­gen an­ge­mes­sen be­tei­ligt.

Art. 22 Zeitpunkt der Abschlussprüfungen

1 Die Ab­schluss­prü­fun­gen fin­den am En­de des Bil­dungs­gan­ges statt.

2 Höchs­tens drei Fä­cher kön­nen vor­zei­tig ab­ge­schlos­sen wer­den.

3 In schu­lisch or­ga­ni­sier­ten Grund­bil­dun­gen mit Prak­ti­ka am Schluss kön­nen die Ab­schluss­prü­fun­gen vor Be­ginn der Prak­ti­kums­zeit er­fol­gen. Die in­ter­dis­zi­pli­näre Pro­jekt­ar­beit wird ge­gen En­de des Prak­ti­kums ver­fasst.

Art. 23 Anerkannte Fremdsprachendiplome 5

1 Das SBFI kann Fremd­spra­chen­di­plo­me an­er­ken­nen.

2 Für Kan­di­da­tin­nen und Kan­di­da­ten, die ei­ne Di­plom­prü­fung für ein an­er­kann­tes Fremd­spra­chen­di­plom ab­sol­vie­ren, er­setzt die Di­plom­prü­fung die Ab­schluss­prü­fung im ent­spre­chen­den Fach. Dies gilt auch für den Fall, dass das ent­spre­chen­de Fremd­spra­chen­di­plom zu Be­ginn des Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richts an­er­kannt war, im Lau­fe des Un­ter­richts sei­ne An­er­ken­nung je­doch ver­liert.

3 Die Be­rufs­fach­schu­len rech­nen das Er­geb­nis der Di­plom­prü­fung in die Prü­fungs­no­te ge­mä­ss Ar­ti­kel 24 Ab­satz 1 um.

4 Wur­de die Di­plom­prü­fung vor Be­ginn des Be­rufs­ma­tu­ri­täts­un­ter­richts ab­sol­viert, so er­setzt sie die Ab­schluss­prü­fung nur dann, wenn:

a.
sie zur Er­tei­lung des Fremd­spra­chen­di­ploms ge­führt hat; und
b.
das Fremd­spra­chen­di­plom im Zeit­punkt der Ab­sol­vie­rung der Di­plom­prü­fung vom SBFI an­er­kannt war.

5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 6. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Aug. 2016 (AS 20162645).

Art. 24 Notenberechnung

1 In den Fä­chern mit Ab­schluss­prü­fun­gen er­gibt sich die No­te je zur Hälf­te aus der Prü­fungs­no­te und aus der Er­fah­rungs­no­te.

2 Die Prü­fungs­no­te ent­spricht der Leis­tung oder dem Mit­tel der Leis­tun­gen in den Prü­fun­gen im ent­spre­chen­den Fach.

3 Die Er­fah­rungs­no­te ist das Mit­tel al­ler Se­mes­ter­zeug­nis­no­ten im ent­spre­chen­den Fach oder im in­ter­dis­zi­pli­nären Ar­bei­ten.

4 In den Fä­chern des Er­gän­zungs­be­reichs ent­spre­chen die No­ten den Er­fah­rungs­no­ten.

5 Im in­ter­dis­zi­pli­nären Ar­bei­ten er­gibt sich die No­te je zur Hälf­te aus der No­te für die in­ter­dis­zi­pli­näre Pro­jekt­ar­beit und der Er­fah­rungs­no­te.

6 Die No­te für die in­ter­dis­zi­pli­näre Pro­jekt­ar­beit er­gibt sich aus der Be­wer­tung des Er­ar­bei­tungs­pro­zes­ses, des Pro­dukts und der Prä­sen­ta­ti­on.

7 Die Leis­tungs­be­wer­tung und die No­ten­be­rech­nung er­fol­gen sinn­ge­mä­ss nach Ar­ti­kel 16.

Art. 25 Bestehen

1 Für das Be­ste­hen der Be­rufs­ma­tu­ri­täts­prü­fung zäh­len:

a.
die No­ten in den Fä­chern des Grund­la­gen­be­reichs;
b.
die No­ten in den Fä­chern des Schwer­punkt­be­reichs;
c.
die No­ten in den Fä­chern des Er­gän­zungs­be­reichs;
d.
die No­te für das in­ter­dis­zi­pli­näre Ar­bei­ten.

2 Es gel­ten sinn­ge­mä­ss die Pro­mo­ti­ons­vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 17 Ab­satz 4.

Art. 26 Wiederholung

1 Ist die Be­rufs­ma­tu­ri­täts­prü­fung nicht be­stan­den, so kann sie ein­mal wie­der­holt wer­den.

2 Wie­der­holt wer­den je­ne Fä­cher, in de­nen beim ers­ten Ver­such ei­ne un­ge­nü­gen­de No­te er­reicht wur­de.

3 Für die Fä­cher des Grund­la­gen- und des Schwer­punkt­be­reichs zählt bei der Wie­der­ho­lung die Prü­fungs­no­te oh­ne Be­rück­sich­ti­gung der bis­he­ri­gen Er­fah­rungs­no­te.

4 Für die Fä­cher des Er­gän­zungs­be­reichs ist bei der Wie­der­ho­lung ei­ne Prü­fung zu ab­sol­vie­ren. Es zählt nur die Prü­fungs­no­te.

5 Bei un­ge­nü­gen­der No­te im in­ter­dis­zi­pli­nären Ar­bei­ten gel­ten für die Wie­der­ho­lung die fol­gen­den Re­geln:

a.
Ei­ne un­ge­nü­gen­de in­ter­dis­zi­pli­näre Pro­jekt­ar­beit ist zu über­ar­bei­ten.
b.
Ist die Er­fah­rungs­no­te un­ge­nü­gend, so er­folgt ei­ne münd­li­che Prü­fung zum in­ter­dis­zi­pli­nären Ar­bei­ten.
c.
Ei­ne ge­nü­gen­de bis­he­ri­ge Er­fah­rungs­no­te wird be­rück­sich­tigt.

6 Wird zur Vor­be­rei­tung der Wie­der­ho­lung der Un­ter­richt wäh­rend min­des­tens zwei Se­mes­tern be­sucht, so zäh­len für die No­ten­be­rech­nung nur die neu­en Er­fah­rungs­no­ten.

7 Über den Zeit­punkt der Wie­der­ho­lung ent­schei­det die kan­to­na­le Be­hör­de.

Art. 27 Folgen des Nichtbestehens

1 Wer die Be­rufs­ma­tu­ri­täts­prü­fung zum Ab­schluss ei­nes Bil­dungs­gan­ges wäh­rend der be­ruf­li­chen Grund­bil­dung nicht be­stan­den hat, er­hält das eid­ge­nös­si­sche Fä­hig­keits­zeug­nis, so­fern die Vor­aus­set­zun­gen für des­sen Er­werb er­füllt sind.

2 Die kan­to­na­le Be­hör­de re­gelt Um­fang und Durch­füh­rung not­wen­di­ger Er­satz­prü­fun­gen und legt die Be­stim­mun­gen für be­son­de­re Ver­hält­nis­se fest.

Art. 28 Eidgenössisches Berufsmaturitätszeugnis

1 Im No­ten­aus­weis zum eid­ge­nös­si­schen Be­rufs­ma­tu­ri­täts­zeug­nis wer­den auf­ge­führt:

a.
die Ge­samt­no­te;
b.
die No­ten der Fä­cher des Grund­la­gen­be­reichs;
c.
die No­ten der Fä­cher des Schwer­punkt­be­reichs;
d.
die No­ten der Fä­cher des Er­gän­zungs­be­reichs;
e.
die No­te für das in­ter­dis­zi­pli­näre Ar­bei­ten;
f.
die No­te und das The­ma der in­ter­dis­zi­pli­nären Pro­jekt­ar­beit;
g.
die Aus­rich­tung der Be­rufs­ma­tu­ri­tät ge­mä­ss dem Rah­men­lehr­plan;
h.
der ge­schütz­te Ti­tel laut dem eid­ge­nös­si­schen Fä­hig­keits­zeug­nis.

2 Im No­ten­aus­weis wird ver­merkt, wenn ein Teil der Be­rufs­ma­tu­ri­täts­prü­fung aus­ser­halb der Sprach­fä­cher in an­de­ren Spra­chen als der ers­ten Lan­des­s­pra­che ab­sol­viert wur­de; da­bei wer­den die ent­spre­chen­den Spra­chen an­ge­ge­ben.

3 Das SBFI stellt si­cher, dass die eid­ge­nös­si­schen Be­rufs­ma­tu­ri­täts­zeug­nis­se in der gan­zen Schweiz ein­heit­lich ge­stal­tet sind.

6. Abschnitt: Anerkennung von Bildungsgängen

Art. 29 Grundsatz, Voraussetzungen und Verfahren

1 Bil­dungs­gän­ge von An­bie­tern ei­ner eid­ge­nös­si­schen Be­rufs­ma­tu­ri­tät be­dür­fen ei­ner An­er­ken­nung durch den Bund.

2 Sie wer­den an­er­kannt, wenn:

a.
sie den Be­stim­mun­gen die­ser Ver­ord­nung und des Rah­men­lehr­plans ent­spre­chen;
b.
ein Lehr­plan für den Bil­dungs­gang vor­liegt;
c.
ge­eig­ne­te Qua­li­fi­ka­ti­ons­ver­fah­ren vor­ge­se­hen sind;
d.
ge­eig­ne­te In­stru­men­te zur Qua­li­täts­si­che­rung und Qua­li­täts­ent­wick­lung be­ste­hen;
e.
die Lehr­kräf­te aus­rei­chend qua­li­fi­ziert sind.

3 An­er­ken­nungs­ge­su­che sind von der kan­to­na­len Be­hör­de beim SBFI ein­zu­rei­chen.

4 Das SBFI ent­schei­det nach An­hö­rung der Eid­ge­nös­si­schen Be­rufs­ma­tu­ri­täts­kom­missi­on.

Art. 30 Entzug der Anerkennung

1 Ent­spricht ein vom Bund an­er­kann­ter Bil­dungs­gang nicht mehr den An­for­de­run­gen, so setzt das SBFI dem An­bie­ter ei­ne Frist zur Män­gel­be­he­bung.

2 Ver­streicht die­se Frist un­ge­nutzt oder wer­den die Män­gel nicht ent­spre­chend den Vor­ga­ben be­ho­ben, so ent­zieht das SBFI die An­er­ken­nung.

3 Es hört vor­gän­gig die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de und die Eid­ge­nös­si­sche Be­rufs­ma­tu­ri­täts­kom­mis­si­on an.

Art. 31 Qualifikation der Lehrkräfte

Für die Qua­li­fi­ka­ti­on der Lehr­kräf­te in Bil­dungs­gän­gen der eid­ge­nös­si­schen Be­rufs­ma­tu­ri­tät gel­ten die Min­dest­an­for­de­run­gen nach den Ar­ti­keln 40, 42, 43, 46, 48 und 49 der Be­rufs­bil­dungs­ver­ord­nung vom 19. No­vem­ber 20036.

7. Abschnitt: Vollzug

Art. 32 Bund

Das SBFI hat fol­gen­de Auf­ga­ben und Be­fug­nis­se:

a.
Es übt die Ober­auf­sicht über die eid­ge­nös­si­sche Be­rufs­ma­tu­ri­tät aus.
b.
Es sorgt für die Ko­or­di­na­ti­on auf schwei­ze­ri­scher Ebe­ne.
c.
Es ent­schei­det über Pi­lot­ver­su­che und über An­trä­ge der kan­to­na­len Be­hör­den, die Ab­wei­chun­gen von Be­stim­mun­gen die­ser Ver­ord­nung oder vom Rah­men­lehr­plan bein­hal­ten.

Art. 33 Eidgenössische Berufsmaturitätskommission

1 Die Eid­ge­nös­si­sche Be­rufs­ma­tu­ri­täts­kom­mis­si­on be­steht aus höchs­tens fünf­zehn Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern von Kan­to­nen, Or­ga­ni­sa­tio­nen der Ar­beits­welt, Be­rufs­fach­schu­len und Fach­hoch­schu­len.7

2 Sie kon­sti­tu­iert sich selbst.

3 Sie hat die Auf­ga­ben und Funk­tio­nen ge­mä­ss Ar­ti­kel 71 BBG.

4 Sie kann dem SBFI An­trä­ge stel­len, na­ment­lich zur Wei­ter­ent­wick­lung der Be­rufs­ma­tu­ri­tät.

5 Sie ar­bei­tet mit an­de­ren Kom­mis­sio­nen der Be­rufs­bil­dung zu­sam­men, na­ment­lich mit der Eid­ge­nös­si­schen Be­rufs­bil­dungs­kom­mis­si­on und der Eid­ge­nös­si­schen Kom­mis­si­on für Be­rufs­bil­dungs­ver­ant­wort­li­che.

7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 4. Sept. 2013, in Kraft seit 1. Okt. 2013 (AS 2013 3093).

Art. 34 Kantone

Die Kan­to­ne voll­zie­hen die­se Ver­ord­nung, so­weit die­se nichts an­de­res be­stimmt.

8. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 35 Aufhebung und Änderung bisherigen Rechts

1 Die Be­rufs­ma­tu­ri­täts­ver­ord­nung vom 30. No­vem­ber 19988 wird auf­ge­ho­ben.

29

8 [AS 1999 1367, 2004 5041]

9 Die Än­de­rung kann un­ter AS 2009 3447kon­sul­tiert wer­den.

Art. 36 Übergangsbestimmungen 10

1 Für Be­rufs­ma­tu­ran­din­nen und Be­rufs­ma­tu­ran­den, die ih­re Be­rufs­ma­tu­ri­täts­aus­bil­dung vor dem 1. Ja­nu­ar 2015 be­gon­nen ha­ben, gilt das bis­he­ri­ge Recht.

2 Die Wie­der­ho­lung der Be­rufs­ma­tu­ri­täts­prü­fung fin­det letzt­mals 2019 nach bis­he­ri­gem Recht statt.

3 Der Rah­men­lehr­plan wird bis zum 31. De­zem­ber 2012 er­las­sen.

4 Die kan­to­na­len Vor­schrif­ten wer­den die­ser Ver­ord­nung bis zum 31. De­zem­ber 2014 an­ge­passt.

5 Die Lehr­plä­ne für an­er­kann­te Bil­dungs­gän­ge wer­den bis zum 31. De­zem­ber 2014 an­ge­passt.

10 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 3. Ju­li 2013, in Kraft seit 1. Aug. 2013 (AS 20132315).

Art. 37 Inkrafttreten

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Au­gust 2009 in Kraft.