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Bundesgesetz
über den Schutz vor gefährlichen Stoffen
und Zubereitungen
(Chemikaliengesetz, ChemG)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 95 Absatz 1, 110 Absatz 1 Buchstabe a und 118 Absatz 2 Buchstabe a der Bundesverfassung1,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 24. November 19992,

beschliesst:

1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen und Grundsätze

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Zweck

Die­ses Ge­setz soll das Le­ben und die Ge­sund­heit des Men­schen vor schäd­li­chen Ein­wir­kun­gen durch Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen schüt­zen.

Art. 2 Geltungsbereich

1 Die­ses Ge­setz ist an­wend­bar auf den Um­gang mit Stof­fen und Zu­be­rei­tun­gen.

2 Dem Um­gang mit Stof­fen und Zu­be­rei­tun­gen gleich­ge­stellt ist der Um­gang mit Mi­kro­or­ga­nis­men, so­weit sie in Bio­zid­pro­duk­ten oder Pflan­zen­schutz­mit­teln Ver­wen­dung fin­den.

3 Die Bun­des­ver­samm­lung kann durch Ver­ord­nung den Gel­tungs­be­reich die­ses Ge­set­zes oder ein­zel­ner Be­stim­mun­gen aus­deh­nen auf:

a.
Or­ga­nis­men, die ge­fähr­li­che Ei­gen­schaf­ten im Sin­ne die­ses Ge­set­zes auf­wei­sen oder auf­wei­sen kön­nen;
b.
den Schutz des Le­bens und der Ge­sund­heit von Nutz- und Haus­tie­ren.

4 Der Bun­des­rat sieht Aus­nah­men vom Gel­tungs­be­reich oder von ein­zel­nen Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes vor, wenn:

a.
an­de­re Er­las­se des Bun­des das Le­ben und die Ge­sund­heit vor schäd­li­chen Ein­wir­kun­gen durch Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen hin­rei­chend schüt­zen;
b.
Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen aus­sch­liess­lich für die Durch­fuhr oder Aus­fuhr be­stimmt sind;
c.
die Ge­samt­ver­tei­di­gung so­wie die Auf­ga­ben von Po­li­zei- und Zoll­be­hör­den dies er­for­dern.

Art. 3 Gefährliche Stoffe und Zubereitungen

1 Als ge­fähr­lich gel­ten Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen, die das Le­ben oder die Ge­sund­heit durch phy­si­ka­lisch-che­mi­sche oder to­xi­sche Wir­kung ge­fähr­den kön­nen.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt die als ge­fähr­lich gel­ten­den Ei­gen­schaf­ten und legt die Ge­fähr­lich­keits­merk­ma­le fest.

Art. 4 Begriffe

1 In die­sem Ge­setz gel­ten als:

a.
Stof­fe: na­tür­li­che oder durch ein Pro­duk­ti­ons­ver­fah­ren her­ge­stell­te che­mi­sche Ele­men­te und de­ren Ver­bin­dun­gen. Es wer­den al­te Stof­fe und neue Stof­fe un­ter­schie­den:
1.
als al­te Stof­fe gel­ten die­je­ni­gen, die vom Bun­des­rat als sol­che be­zeich­net wer­den,
2.
als neue gel­ten al­le üb­ri­gen Stof­fe;
b.
Wirk­stof­fe: Stof­fe und Mi­kro­or­ga­nis­men ein­sch­liess­lich Vi­ren mit ei­ner für die Ver­wen­dung als Bio­zid­pro­dukt oder Pflan­zen­schutz­mit­tel be­ab­sich­tig­ten Wir­kung;
c.
Zu­be­rei­tun­gen: Ge­men­ge, Ge­mi­sche und Lö­sun­gen, die aus zwei oder meh­re­ren Stof­fen be­ste­hen;
d.
Bio­zid­pro­duk­te: Wirk­stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen, die nicht Pflan­zen­schutz­mit­tel sind und die da­zu be­stimmt sind:
1.
Schad­or­ga­nis­men ab­zu­schre­cken, un­schäd­lich zu ma­chen, zu zer­stö­ren oder in an­de­rer Wei­se zu be­kämp­fen, oder
2.
Schä­di­gun­gen durch Schad­or­ga­nis­men zu ver­hin­dern;
e.
Pflan­zen­schutz­mit­tel: Wirk­stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen, die da­zu be­stimmt sind:
1.
Pflan­zen und Pflan­zen­er­zeug­nis­se vor Schad­or­ga­nis­men zu schüt­zen oder de­ren Ein­wir­kung vor­zu­beu­gen,
2.
in ei­ner an­de­ren Wei­se als ein Nähr­stoff die Le­bens­vor­gän­ge von Pflan­zen zu be­ein­flus­sen,
3.
Pflan­zen­er­zeug­nis­se zu kon­ser­vie­ren,
4.
un­er­wünsch­te Pflan­zen oder Pflan­zen­tei­le zu ver­nich­ten, oder
5.
auf ein un­er­wünsch­tes Pflan­zen­wachs­tum Ein­fluss zu neh­men;
f.
Her­stel­le­rin: je­de na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Per­son, die Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen be­ruf­lich oder ge­werb­lich her­stellt, ge­winnt oder zu be­ruf­li­chen oder ge­werb­li­chen Zwe­cken ein­führt;
g.
An­mel­de­rin: je­de na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Per­son, die bei der An­mel­de­stel­le An­mel­dun­gen für neue Stof­fe, Un­ter­la­gen zu über­prüf­ten al­ten Stof­fen oder Zu­las­sungs­an­trä­ge für Wirk­stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen ein­reicht;
h.
An­mel­de­stel­le: die Bun­des­stel­le, wel­che ins­be­son­de­re die An­mel­dun­gen für neue Stof­fe, die Un­ter­la­gen zu über­prüf­ten al­ten Stof­fen oder die Zu­las­sungs­an­trä­ge für Wirk­stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen so­wie wei­te­re Mel­dun­gen ent­ge­gen­nimmt, die Ver­fah­ren ko­or­di­niert und die er­for­der­li­chen Ver­fü­gun­gen er­lässt;
i.
In­ver­kehr­brin­gen: die Be­reit­stel­lung für Drit­te und die Ab­ga­be an Drit­te so­wie die Ein­fuhr zu be­ruf­li­chen oder ge­werb­li­chen Zwe­cken;
j.
Um­gang: je­de Tä­tig­keit im Zu­sam­men­hang mit Stof­fen oder Zu­be­rei­tun­gen, ins­be­son­de­re das Her­stel­len, Ein­füh­ren, Aus­füh­ren, In­ver­kehr­brin­gen, La­gern, Auf­be­wah­ren, Trans­por­tie­ren, Ver­wen­den oder Ent­sor­gen.

2 Der Bun­des­rat kann die Be­grif­fe nach Ab­satz 1 so­wie wei­te­re in die­sem Ge­setz ver­wen­de­te Be­grif­fe nä­her aus­füh­ren, von­ein­an­der ab­gren­zen und ge­stützt auf neue Er­kennt­nis­se in Wis­sen­schaft und Tech­nik so­wie in An­leh­nung an die in­ter­na­tio­na­le Ent­wick­lung An­pas­sun­gen und Aus­nah­men vor­se­hen.

2. Abschnitt: Grundsätze für den Umgang mit Stoffen und Zubereitungen

Art. 5 Selbstkontrolle

1 Wer als Her­stel­le­rin Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen in Ver­kehr bringt, muss da­für sor­gen, dass die­se das Le­ben und die Ge­sund­heit nicht ge­fähr­den. Ins­be­son­de­re muss die Her­stel­le­rin Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen:

a.
auf Grund ih­rer Ei­gen­schaf­ten be­ur­tei­len und ein­stu­fen;
b.
ent­spre­chend ih­rer Ge­fähr­lich­keit ver­pa­cken und kenn­zeich­nen.

2 Der Bun­des­rat er­lässt Vor­schrif­ten über Art, Um­fang und Über­prü­fung der Selbst­kon­trol­le. Ins­be­son­de­re legt er fest:

a.
die Prüf­me­tho­den, die Grund­sät­ze der Gu­ten La­bor­pra­xis (GLP) so­wie die Kri­te­ri­en für die Be­ur­tei­lung und Ein­stu­fung;
b.
Vor­schrif­ten über die Ver­pa­ckung und Kenn­zeich­nung.

Art. 6 Inverkehrbringen

Die Her­stel­le­rin darf Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen nach Vor­nah­me der Selbst­kon­trol­le oh­ne vor­gän­gi­ge Zu­stim­mung durch die Be­hör­den in Ver­kehr brin­gen. Es gel­ten fol­gen­de Aus­nah­men:

a.
Das In­ver­kehr­brin­gen von neu­en Stof­fen als sol­chen oder als Be­stand­teil ei­ner Zu­be­rei­tung be­darf ei­ner An­mel­dung (Art. 9).
b.
Das In­ver­kehr­brin­gen von Bio­zid­pro­duk­ten und von Pflan­zen­schutz­mit­teln be­darf ei­ner Zu­las­sung (Art. 10 und 11).

Art. 7 Informationspflicht gegenüber Abnehmerinnen und Abnehmern

1 Wer Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen in Ver­kehr bringt, muss Ab­neh­me­rin­nen und Ab­neh­mer über die ge­sund­heits­re­le­van­ten Ei­gen­schaf­ten und Ge­fah­ren so­wie über die er­for­der­li­chen Vor­sichts- und Schutz­mass­nah­men in­for­mie­ren.

2 Der Bun­des­rat er­lässt Vor­schrif­ten über Art, In­halt und Um­fang die­ser In­for­ma­ti­on, ins­be­son­de­re über Ab­ga­be und In­halt ei­nes Si­cher­heits­da­ten­blat­tes.

Art. 8 Sorgfaltspflicht

Wer mit Stof­fen oder Zu­be­rei­tun­gen um­geht, muss de­ren ge­fähr­li­che Ei­gen­schaf­ten be­ach­ten und die zum Schutz von Le­ben und Ge­sund­heit er­for­der­li­chen Mass­nah­men tref­fen. Ins­be­son­de­re sind dies­be­züg­li­che In­for­ma­tio­nen der Her­stel­le­rin zu be­ach­ten.

2. Kapitel: Anmeldung und Zulassung von bestimmten Stoffen und Zubereitungen

Art. 9 Anmeldung neuer Stoffe

1 Die An­mel­de­stel­le über­prüft und be­ur­teilt die ein­ge­reich­ten Un­ter­la­gen zu­sam­men mit den für die fach­s­pe­zi­fi­schen Be­lan­ge zu­stän­di­gen Bun­des­stel­len (Be­ur­tei­lungs­stel­len) und teilt der An­mel­de­rin das Er­geb­nis in­ner­halb ei­ner vom Bun­des­rat fest­ge­leg­ten Frist mit.

2 Ein an­ge­mel­de­ter Stoff darf in Ver­kehr ge­bracht wer­den, wenn die An­mel­de­stel­le die An­mel­dung ak­zep­tiert hat oder wenn sie in­ner­halb die­ser Frist kei­ne wei­te­ren Un­ter­la­gen oder Aus­künf­te zur An­mel­dung ver­langt hat.

3 Der Bun­des­rat er­lässt Vor­schrif­ten über die An­for­de­run­gen und das Ver­fah­ren zur An­mel­dung neu­er Stof­fe. Er legt die Aus­nah­men von der An­mel­de­pflicht fest. Da­bei be­rück­sich­tigt er ins­be­son­de­re den Ver­wen­dungs­zweck, die Art des Stof­fes oder der Zu­be­rei­tung so­wie die Men­gen, die her­ge­stellt oder in Ver­kehr ge­bracht wer­den sol­len.

Art. 10 Zulassung für Biozidprodukte

1 Die An­mel­de­stel­le über­prüft und be­ur­teilt die ein­ge­reich­ten Un­ter­la­gen zu­sam­men mit den Be­ur­tei­lungs­stel­len und ent­schei­det un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ri­si­ko­be­wer­tung (Art. 16) in­ner­halb ei­ner vom Bun­des­rat fest­ge­leg­ten Frist.

2 Ein Bio­zid­pro­dukt wird zu­ge­las­sen, wenn es bei der vor­ge­se­he­nen Ver­wen­dung ins­be­son­de­re:

a.
hin­rei­chend wirk­sam ist;
b.
kei­ne un­an­nehm­ba­ren Ne­ben­wir­kun­gen auf die Ge­sund­heit des Men­schen oder von Nutz- und Haus­tie­ren hat.

3 Die Zu­las­sung kann ver­wei­gert oder wi­der­ru­fen wer­den, wenn die Ri­si­ken für die Ge­sund­heit An­lass zur Be­sorg­nis ge­ben und wenn für die­sel­be Art von Bio­zid­pro­duk­ten ein an­de­rer Wirk­stoff zu­ge­las­sen ist, von dem ein er­heb­lich ge­rin­ge­res Ri­si­ko für die Ge­sund­heit aus­geht und der für den Be­nut­zer oder die Be­nut­ze­rin kei­ne we­sent­li­chen wirt­schaft­li­chen und prak­ti­schen Nach­tei­le mit sich bringt.

4 Der Bun­des­rat legt die Zu­las­sungs­ar­ten und -ver­fah­ren so­wie die Aus­nah­men von der Zu­las­sungs­pflicht für Bio­zid­pro­duk­te fest. Die Zu­las­sun­gen sind be­fris­tet.

Art. 10a Mitteilungspflicht für Biozidprodukte 3

1 Wer Bio­zid­pro­duk­te in Ver­kehr bringt, ist ver­pflich­tet, dem Bund Da­ten über das In­ver­kehr­brin­gen mit­zu­tei­len.

2 Der Bun­des­rat re­gelt ins­be­son­de­re, wel­che Da­ten zu er­fas­sen und wel­cher Stel­le die­se zu mel­den sind.

3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 19. März 2021 über die Ver­min­de­rung der Ri­si­ken durch den Ein­satz von Pes­ti­zi­den, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2022 263; 2023 708; BBl 2020 6323, 6569).

Art. 11 Zulassung für Pflanzenschutzmittel

1 Ein Pflan­zen­schutz­mit­tel wird zu­ge­las­sen, wenn es bei der vor­ge­se­he­nen Ver­wen­dung ins­be­son­de­re kei­ne un­an­nehm­ba­ren Ne­ben­wir­kun­gen auf die Ge­sund­heit des Men­schen oder von Nutz- und Haus­tie­ren hat.

2 Im Üb­ri­gen be­stimmt die Land­wirt­schafts­ge­setz­ge­bung die Zu­las­sungs­ar­ten und ‑ver­fah­ren so­wie die Aus­nah­men von der Zu­las­sungs­pflicht für Pflan­zen­schutz­mit­tel. Der Bun­des­rat be­rück­sich­tigt beim Er­lass der ent­spre­chen­den Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen den Ge­sund­heits­schutz im Sin­ne die­ses Ge­set­zes.

Art. 12 Voranfragepflicht

Be­vor die An­mel­de­rin die für ei­ne An­mel­dung oder Zu­las­sung er­for­der­li­chen Tier­ver­su­che durch­führt, muss sie die An­mel­de­stel­le an­fra­gen, ob für den be­tref­fen­den Stoff oder die be­tref­fen­de Zu­be­rei­tung be­reits ei­ne An­mel­dung oder Zu­las­sung vor­liegt.

Art. 13 Zweitanmeldung und Zweitzulassung

1 Für an­mel­de- und für zu­las­sungs­pflich­ti­ge Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen ist auch dann ei­ne An­mel­dung be­zie­hungs­wei­se Zu­las­sung nach den Ar­ti­keln 9–11 nö­tig, wenn sie be­reits von ei­ner an­de­ren An­mel­de­rin an­ge­mel­det be­zie­hungs­wei­se für ei­ne an­de­re An­mel­de­rin zu­ge­las­sen wor­den sind.

2 Der Bun­des­rat legt für die Zwei­tan­mel­dung und Zweit­zu­las­sung ein be­son­de­res Ver­fah­ren fest und be­stimmt un­ter Be­rück­sich­ti­gung der In­ter­es­sen der Er­stan­mel­de­rin ins­be­son­de­re, un­ter wel­chen Be­din­gun­gen:

a.
die Zwei­tan­mel­de­rin auf be­reits ein­ge­reich­te An­mel­de­un­ter­la­gen ver­wei­sen darf;
b.
die Er­stan­mel­de­rin im In­ter­es­se des Tier­schut­zes die Nut­zung ih­rer An­mel­de­un­ter­la­gen zu dul­den hat.

Art. 14 Verwendung von Unterlagen

Un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 13 Ab­satz 2 dür­fen die am An­mel­de- oder Zu­las­sungs­ver­fah­ren be­tei­lig­ten Bun­des­stel­len An­ga­ben und Un­ter­la­gen ei­ner An­mel­de­rin nicht oh­ne de­ren Zu­stim­mung im In­ter­es­se ei­ner an­dern An­mel­de­rin ver­wen­den. Der Bun­des­rat be­stimmt die Schutz­dau­er und legt die Aus­nah­men un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Ver­trau­lich­keit der In­for­ma­tio­nen fest.

Art. 15 Überprüfung alter Stoffe

1 Der Bun­des­rat er­lässt Vor­schrif­ten für die Über­prü­fung und Be­ur­tei­lung ein­zel­ner al­ter Stof­fe.

2 Die An­mel­de­stel­le kann von den Her­stel­le­rin­nen Ab­klä­run­gen, Un­ter­su­chun­gen so­wie Un­ter­la­gen für al­te Stof­fe ver­lan­gen, die:

a.
auf Grund der her­ge­stell­ten oder in Ver­kehr ge­brach­ten Men­gen oder auf Grund ih­rer Ge­fähr­lich­keit ein be­son­de­res Ri­si­ko für das Le­ben oder die Ge­sund­heit dar­stel­len kön­nen; oder
b.
im Rah­men in­ter­na­tio­na­ler Be­stre­bun­gen und Pro­gram­me über­prüft wer­den.

Art. 16 Risikobewertung

1 Die An­mel­de­stel­le er­mit­telt zu­sam­men mit den Be­ur­tei­lungs­stel­len die durch Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen mög­li­chen Ge­fähr­dun­gen (Ri­si­ko­be­wer­tung). Zu die­sem Zweck kön­nen von der An­mel­de­rin zu­sätz­li­che In­for­ma­tio­nen und nö­ti­gen­falls die Durch­füh­rung wei­te­rer Un­ter­su­chun­gen ver­langt wer­den.

2 Der Ri­si­ko­be­wer­tung un­ter­lie­gen:

a.
neue Stof­fe (Art. 9);
b.
Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen, für die ei­ne Zu­las­sung er­for­der­lich ist (Art. 10 und 11);
c.
al­te Stof­fe, die nach Ar­ti­kel 15 Ab­satz 2 Buch­sta­be b über­prüft wer­den.

3 Ge­stützt auf die Ri­si­ko­be­wer­tung kann die An­mel­de­stel­le emp­feh­len oder an­ord­nen, dass die An­mel­de­rin Mass­nah­men zur Ver­min­de­rung der Ri­si­ken trifft; sie hört die An­mel­de­rin zu­vor an.

4 Sind kei­ne ri­si­komin­dern­den Mass­nah­men mög­lich oder las­sen sich die Ri­si­ken mit sol­chen Mass­nah­men nicht hin­rei­chend ver­min­dern, so lei­ten die zu­stän­di­gen Stel­len die An­pas­sung der mass­ge­ben­den Rechts­vor­schrif­ten ein.

5 Die Ri­si­ko­be­wer­tung wird bei Vor­lie­gen neu­er Er­kennt­nis­se über­prüft und ge­ge­be­nen­falls über­ar­bei­tet. Bei Bio­zid­pro­duk­ten und Pflan­zen­schutz­mit­teln er­folgt die Über­prü­fung zu­dem pe­ri­odisch.

Art. 17 Folgeinformationen

Die An­mel­de­rin muss die An­mel­de­stel­le un­ver­züg­lich be­nach­rich­ti­gen und ihr ge­ge­be­nen­falls neue Un­ter­la­gen ein­rei­chen, wenn neue Er­kennt­nis­se über den Stoff oder die Zu­be­rei­tung be­kannt ge­wor­den sind oder sich mass­ge­ben­de Sach­ver­hal­te wie Ei­gen­schaf­ten, Ver­wen­dungs­zweck oder her­ge­stell­te oder in Ver­kehr ge­brach­te Men­gen er­heb­lich ver­än­dert ha­ben.

3. Kapitel: Besondere Bestimmungen über den Umgang mit Stoffen und Zubereitungen

Art. 18 Meldungen über Stoffe und Zubereitungen

1 Die Her­stel­le­rin muss der An­mel­de­stel­le zu in Ver­kehr ge­brach­ten ge­fähr­li­chen Stof­fen und Zu­be­rei­tun­gen, wel­che kei­nem An­mel­de- oder Zu­las­sungs­ver­fah­ren un­ter­lie­gen, mel­den:

a.
Na­me und Adres­se der Her­stel­le­rin;
b.
die we­sent­li­chen An­ga­ben zur Iden­ti­tät des Pro­duk­tes;
c.
die Ein­stu­fung und Kenn­zeich­nung;
d.
die ein­stu­fungs­re­le­van­ten Stof­fe.

2 Der Bun­des­rat kann für be­stimm­te Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen ganz oder teil­wei­se von der Mel­de­pflicht ab­se­hen, ins­be­son­de­re wenn:

a.
An­ga­ben über sie we­gen ih­rer Ei­gen­schaf­ten oder der vor­ge­se­he­nen Ver­wen­dung für die Ri­si­koer­mitt­lung und die Prä­ven­ti­on von ge­rin­ger Be­deu­tung sind;
b.
sie aus­sch­liess­lich an be­ruf­li­che oder ge­werb­li­che Ver­wen­de­rin­nen und Ver­wen­der ab­ge­ge­ben wer­den; oder
c.
sie in ge­rin­gen Men­gen an einen be­grenz­ten Ver­wen­der­kreis ab­ge­ge­ben wer­den.

3 Er kann, so­fern es für die Ri­si­koer­mitt­lung und die Prä­ven­ti­on wich­tig ist:

a.
für be­stimm­te Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen die Mel­dung zu­sätz­li­cher An­ga­ben vor­schrei­ben, na­ment­lich über de­ren Zu­sam­men­set­zung;
b.
die Mel­de­pflicht aus­deh­nen auf nicht ge­fähr­li­che Zu­be­rei­tun­gen, die ge­fähr­li­che Stof­fe ent­hal­ten.

Art. 19 Stoffbezogene Vorschriften

1 Der Bun­des­rat kann be­son­de­re Vor­schrif­ten er­las­sen:

a.
für be­stimm­te Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen, wel­che das Le­ben oder die Ge­sund­heit ge­fähr­den kön­nen;
b.
für Ge­gen­stän­de, wel­che Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen nach Buch­sta­be a ent­hal­ten, die bei der be­stim­mungs­ge­mäs­sen oder der zu er­war­ten­den Ver­wen­dung der Ge­gen­stän­de das Le­ben oder die Ge­sund­heit ge­fähr­den kön­nen.

2 Er kann:

a.
die Art und Wei­se des Um­gangs, na­ment­lich der Her­stel­lung, des In­ver­kehr­brin­gens und der Ver­wen­dung ein­schrän­ken;
b.
das In­ver­kehr­brin­gen na­ment­lich in Be­zug auf den Ver­wen­dungs­zweck, die Be­schaf­fen­heit und die Form des Stof­fes oder der Zu­be­rei­tung ein­schrän­ken;
c.
den Um­gang ver­bie­ten, wenn das Le­ben und die Ge­sund­heit nicht auf an­de­re Wei­se ge­schützt wer­den kön­nen;
d.
die Aus­fuhr an be­son­de­re Vor­aus­set­zun­gen knüp­fen;
e.
vor­schrei­ben, dass be­stimm­te Stof­fe de­kla­riert wer­den müs­sen, wenn sie in Ge­gen­stän­den ent­hal­ten sind oder von ih­nen frei­ge­setzt wer­den kön­nen;
f.
vor­schrei­ben, dass be­stimm­te gif­ti­ge Pflan­zen und Tie­re als sol­che zu kenn­zeich­nen sind, wenn sie in Ver­kehr ge­bracht wer­den;
g.
die Ein­stu­fung und Kenn­zeich­nung ein­zel­ner ge­fähr­li­cher Stof­fe fest­le­gen und Kon­zen­tra­ti­ons­gren­zen be­stim­men für die Ein­stu­fung und Kenn­zeich­nung von Zu­be­rei­tun­gen, wel­che die­se Stof­fe ent­hal­ten.

Art. 20 Werbung

1 Das An­prei­sen und An­bie­ten von ge­fähr­li­chen Stof­fen und Zu­be­rei­tun­gen so­wie von Zu­be­rei­tun­gen, die ge­fähr­li­che Stof­fe ent­hal­ten, darf nicht An­lass zu Irr­tum über die Ge­fähr­lich­keit ge­ben oder zu un­sach­ge­mäs­sem Um­gang ver­lei­ten. Bei Bio­zid­pro­duk­ten dür­fen kei­ne ir­re­füh­ren­den An­ga­ben über die Wirk­sam­keit ge­macht wer­den.

2 Der Bun­des­rat er­lässt Vor­schrif­ten dar­über, wie beim An­prei­sen und An­bie­ten auf die Ge­fähr­lich­keit hin­ge­wie­sen wer­den muss.

Art. 21 Aufbewahrung, Lagerung

Ge­fähr­li­che Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen müs­sen ih­rer Ge­fähr­lich­keit ent­spre­chend si­cher auf­be­wahrt und ge­la­gert wer­den. Ins­be­son­de­re müs­sen sie:

a.
vor ge­fähr­li­chen äus­se­ren Ein­wir­kun­gen ge­schützt wer­den;
b.
für Un­be­fug­te un­zu­gäng­lich sein;
c.
so auf­be­wahrt oder ge­la­gert wer­den, dass Ver­wechs­lun­gen, na­ment­lich mit Le­bens­mit­teln, oder irr­tüm­li­che Ver­wen­dun­gen ver­hin­dert wer­den.

Art. 22 Rücknahme- und Rückgabepflicht

1 Wer ge­fähr­li­che Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen ab­gibt, ist ver­pflich­tet, sie von nicht ge­werb­li­chen Ver­wen­de­rin­nen und Ver­wen­dern zur fach­ge­rech­ten Ent­sor­gung zu­rück­zu­neh­men. Die Rück­ga­be von Klein­men­gen ist kos­ten­los.

2 Der Bun­des­rat kann für be­son­ders ge­fähr­li­che Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen fest­le­gen, dass sie durch den Be­sit­zer oder die Be­sit­ze­rin zur Ent­sor­gung zu­rück­zu­ge­ben sind.

Art. 23 Diebstahl, Verlust, irrtümliches Inverkehrbringen

Der Bun­des­rat er­lässt Be­stim­mun­gen über Mass­nah­men, die nach ei­nem Dieb­stahl, Ver­lust oder irr­tüm­li­chen In­ver­kehr­brin­gen von ge­fähr­li­chen Stof­fen und Zu­be­rei­tun­gen zu tref­fen sind.

Art. 24 Vorschriften über persönliche und fachliche Voraussetzungen

1 Der Bun­des­rat legt fest, wel­che per­sön­li­chen und fach­li­chen Vor­aus­set­zun­gen ei­ne Per­son er­fül­len muss, wel­che mit Stof­fen und Zu­be­rei­tun­gen um­ge­hen will, die be­son­ders ge­fähr­li­che Ei­gen­schaf­ten oder be­stimm­te Ge­fähr­lich­keits­merk­ma­le auf­wei­sen oder be­son­de­re Ri­si­ken ber­gen. So­weit es für den Schutz von Le­ben und Ge­sund­heit er­for­der­lich ist, legt er ei­ne Be­wil­li­gungs­pflicht fest.

2 Er re­gelt, wie die er­for­der­li­chen Sach­kennt­nis­se er­langt wer­den kön­nen.

Art. 25 Massnahmen in Betrieben und Bildungsstätten

1 Wer be­ruf­lich oder ge­werb­lich mit Stof­fen oder Zu­be­rei­tun­gen um­geht, muss zum Schutz von Le­ben und Ge­sund­heit der Be­schäf­tig­ten al­le Mass­nah­men tref­fen, die nach der Er­fah­rung not­wen­dig, nach dem Stand der Tech­nik an­wend­bar und den Ver­hält­nis­sen des Be­trie­bes an­ge­mes­sen sind. Der Voll­zug die­ser Be­stim­mung rich­tet sich un­ter Vor­be­halt der Ar­ti­kel 42 und 45 nach dem Ar­beits­ge­setz vom 13. März 19644 und dem Bun­des­ge­setz vom 20. März 19815 über die Un­fall­ver­si­che­rung.

2 In Be­trie­ben und Bil­dungs­stät­ten, in de­nen be­ruf­lich oder ge­werb­lich mit ge­fähr­li­chen Stof­fen oder Zu­be­rei­tun­gen um­ge­gan­gen wird, ist ei­ne Per­son zu be­zeich­nen, die für Fra­gen des vor­schrifts­ge­mäs­sen Um­gangs zu­stän­dig ist und die den Voll­zugs­be­hör­den die er­for­der­li­chen Aus­künf­te (Art. 42 Abs. 2) er­tei­len kann. Sie muss über die nö­ti­gen fach­li­chen Qua­li­fi­ka­tio­nen und be­trieb­li­chen Kom­pe­ten­zen ver­fü­gen. Ihr Na­me ist der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Voll­zugs­be­hör­de mit­zu­tei­len.

Art. 25a Verminderung der Risiken durch den Einsatz von Biozidprodukten 6

1 Die Ri­si­ken durch den Ein­satz von Bio­zid­pro­duk­ten für Mensch, Tier und Um­welt sol­len ver­min­dert und die Qua­li­tät des Trink­was­sers, der Ober­flä­chen­ge­wäs­ser und des Grund­was­sers soll ver­bes­sert wer­den.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt bis 2023:

a.
die mass­ge­bli­chen Ri­si­ko­be­rei­che;
b.
die Zie­le zur Ver­min­de­rung der nicht an­nehm­ba­ren Ri­si­ken in die­sen Be­rei­chen;

c. die Me­tho­de, mit der die Er­rei­chung der Zie­le be­rech­net wird.

6 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 19. März 2021 über die Ver­min­de­rung der Ri­si­ken durch den Ein­satz von Pes­ti­zi­den, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2022 263; 2023 708; BBl 2020 6323, 6569).

4. Kapitel: Dokumentation und Information

Art. 26 Dokumentation

1 Die An­mel­de­stel­le sorgt für die be­reichs­über­grei­fen­de Do­ku­men­ta­ti­on über Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen. Sie führt zu die­sem Zweck ein Pro­duk­tere­gis­ter.

2 Die Be­ur­tei­lungs­stel­len sor­gen für die zur Wahr­neh­mung ih­rer Auf­ga­ben not­wen­di­ge Do­ku­men­ta­ti­on.

Art. 27 Produkteregister

1 Das Pro­duk­tere­gis­ter ent­hält über Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen na­ment­lich die­je­ni­gen An­ga­ben, wel­che:

a.
die An­mel­de­stel­le und die Be­ur­tei­lungs­stel­len im Rah­men von An­mel­de- oder Zu­las­sungs­ver­fah­ren nach dem 2. Ka­pi­tel er­ho­ben oder er­ar­bei­tet ha­ben;
b.
die Her­stel­le­rin nach Ar­ti­kel 18 ge­mel­det hat.

2 Der Bun­des­rat re­gelt un­ter Be­rück­sich­ti­gung der In­ter­es­sen der Her­stel­le­rin die Be­ar­bei­tung der im Pro­duk­tere­gis­ter ent­hal­te­nen Da­ten, ins­be­son­de­re de­ren Ver­wen­dung und Wei­ter­ga­be; er legt fest, wel­che An­ga­ben an Voll­zugs­be­hör­den wei­ter­ge­ge­ben wer­den dür­fen, die auf Grund an­de­rer Er­las­se Vor­schrif­ten über Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen voll­zie­hen.

Art. 28 Information

1 Der Bund in­for­miert Öf­fent­lich­keit und Be­hör­den über Ri­si­ken und Ge­fah­ren beim Um­gang mit Stof­fen und Zu­be­rei­tun­gen und emp­fiehlt Mass­nah­men zur Ver­min­de­rung der Ri­si­ken.

2 Er gibt tech­ni­sche Weg­lei­tun­gen her­aus und ver­öf­fent­licht die für die An­wen­dung die­ses Ge­set­zes er­for­der­li­chen Lis­ten über Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen.

3 Die Kan­to­ne in­for­mie­ren in ih­rem Zu­stän­dig­keits­be­reich.

Art. 29 Information zur Innenraumluft

Der Bund in­for­miert über Ge­fähr­dun­gen durch Schad­stof­fe in In­nen­räu­men. Er kann ins­be­son­de­re Emp­feh­lun­gen zur Be­gren­zung oder Ver­hin­de­rung ge­sund­heits­ge­fähr­den­der Ex­po­si­tio­nen so­wie zur Ver­bes­se­rung der Qua­li­tät der In­nen­raum­luft ab­ge­ben.

Art. 30 Auskunftsstelle für Vergiftungen

1 Der Bun­des­rat be­zeich­net ei­ne Aus­kunfts­stel­le für Ver­gif­tun­gen und sorgt für die fi­nan­zi­el­le Ab­gel­tung der an sie über­tra­ge­nen Auf­ga­ben.

2 Die Aus­kunfts­stel­le er­teilt Aus­künf­te über die Ver­hü­tung und Be­hand­lung von Ver­gif­tun­gen und emp­fiehlt ent­spre­chen­de Mass­nah­men; zu die­sem Zweck sam­melt und ver­ar­bei­tet sie die er­for­der­li­chen In­for­ma­tio­nen ein­sch­liess­lich je­ner über Ver­gif­tungs­fäl­le.

3 Sie hat un­ein­ge­schränk­ten Zu­griff auf die Da­ten im Pro­duk­tere­gis­ter (Art. 27) und ist be­rech­tigt, di­rekt bei der Her­stel­le­rin wei­te­re zur Wahr­neh­mung ih­rer Auf­ga­ben er­for­der­li­che An­ga­ben über Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen zu ver­lan­gen.

4 Der Bun­des­rat trifft die not­wen­di­gen Mass­nah­men, da­mit die nach Ab­satz 3 zur Ver­fü­gung ge­stell­ten Da­ten ver­trau­lich be­han­delt und Ge­schäfts- und Fa­bri­ka­ti­ons­ge­heim­nis­se ge­wahrt wer­den. Er be­stimmt ins­be­son­de­re, un­ter wel­chen Be­din­gun­gen und wie­weit die Aus­kunfts­stel­le zu me­di­zi­ni­schen Zwe­cken prä­ven­ti­ver oder hei­len­der Art An­ga­ben über die Zu­sam­men­set­zung und die Ei­gen­schaf­ten von Stof­fen und Zu­be­rei­tun­gen ma­chen darf.

5. Kapitel: Vollzug

1. Abschnitt: Kantone

Art. 31 Vollzug

1 Die Kan­to­ne voll­zie­hen die­ses Ge­setz, so­weit nicht der Bund zu­stän­dig ist. Sie sor­gen da­für, dass die Voll­zugs­be­hör­den die­ses Ge­set­zes ih­re Tä­tig­keit mit den Voll­zugs­be­hör­den des Ar­beit­neh­mer­schut­zes und des Um­welt­schut­zes ko­or­di­nie­ren.

2 Sie voll­zie­hen Ver­fü­gun­gen der Bun­des­be­hör­den, wenn die­se sie da­mit be­auf­tra­gen.

Art. 32 Kantonale Vorschriften

Die Kan­to­ne er­las­sen die or­ga­ni­sa­to­ri­schen Be­stim­mun­gen für den Voll­zug und tei­len sie dem Bund mit.

2. Abschnitt: Bund

Art. 33 Aufsicht

1 Der Bund be­auf­sich­tigt den Voll­zug die­ses Ge­set­zes.

2 Er ko­or­di­niert die Voll­zugs­mass­nah­men der Kan­to­ne, so­weit ein In­ter­es­se an ei­nem ein­heit­li­chen Voll­zug be­steht. Zu die­sem Zweck kann er ins­be­son­de­re:

a.
die Kan­to­ne ver­pflich­ten, den Bund über Voll­zugs­mass­nah­men zu in­for­mie­ren;
b.
den Kan­to­nen Mass­nah­men für einen ein­heit­li­chen Voll­zug vor­schrei­ben;
c.
bei aus­ser­or­dent­li­chen Ver­hält­nis­sen die Kan­to­ne an­wei­sen, be­stimm­te Voll­zugs­mass­nah­men zu tref­fen;
d.7
die Aus- und Wei­ter­bil­dung der Voll­zugs­be­hör­den för­dern.

7 Die Änd. ge­mä­ss BG vom 20. Ju­ni 2014 über die Wei­ter­bil­dung, in Kraft seit 1. Jan. 2017, be­trifft nur den fran­zö­si­schen und den ita­lie­ni­schen Text (AS 2016 689; BBl 20133729).

Art. 34 Vollzugskompetenzen des Bundes

1 Der Bund voll­zieht:

a.
Ar­ti­kel 5 Ab­satz 1 Buch­sta­be a (Be­ur­tei­lung und Ein­stu­fung von Stof­fen und Zu­be­rei­tun­gen) und die auf Ar­ti­kel 5 Ab­satz 2 Buch­sta­be a ge­stütz­ten Be­stim­mun­gen;
b.
Ar­ti­kel 7 (In­for­ma­ti­ons­pflicht der Her­stel­le­rin);
c.
die Ar­ti­kel 9–17 (An­mel­dung und Zu­las­sung von be­stimm­ten Stof­fen und Zu­be­rei­tun­gen);
d.
Ar­ti­kel 18 (Mel­dun­gen über Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen);
e.
Ar­ti­kel 19 Ab­satz 2 Buch­sta­be d (Aus­fuhr);
f.
Ar­ti­kel 26–30 (Do­ku­men­ta­ti­on und In­for­ma­ti­on), mit Aus­nah­me von Ar­ti­kel 28 Ab­satz 3.

2 Er kann ein­zel­ne Tei­lauf­ga­ben nach Ab­satz 1 den Kan­to­nen über­tra­gen oder sie für be­stimm­te Tei­lauf­ga­ben bei­zie­hen.

3 Dem Bund ob­liegt der Voll­zug, so­weit es sich han­delt um:

a.
An­la­gen, Tä­tig­kei­ten, Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen, die der Lan­des­ver­tei­di­gung die­nen;
b.
Ein­fuhr, Durch­fuhr oder Aus­fuhr.

Art. 35 Koordination

1 Der Bun­des­rat be­stimmt, wel­che Be­ur­tei­lungs­stel­len in die Ver­fah­ren und Über­prü­fun­gen nach dem 2. Ka­pi­tel ein­zu­be­zie­hen sind.

2 Müs­sen Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen auf Grund ver­schie­de­ner Er­las­se bei mehr als ei­ner Bun­des­stel­le an­ge­mel­det oder zu­ge­las­sen wer­den, so be­stimmt er ei­ne ge­mein­sa­me An­mel­de­stel­le.

3 Der Bun­des­rat re­gelt die Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen den be­tei­lig­ten Bun­des­stel­len.

Art. 36 Übertragung von Vollzugsaufgaben

Der Bun­des­rat kann Voll­zugs­auf­ga­ben auf Or­ga­ni­sa­tio­nen und Per­so­nen des öf­fent­li­chen oder pri­va­ten Rechts über­tra­gen.

Art. 37 Grundlagenbeschaffung, Forschung

1 Der Bund be­schafft die für die An­wen­dung die­ses Ge­set­zes er­for­der­li­chen wis­sen­schaft­li­chen Grund­la­gen.

2 Er kann Er­he­bun­gen sel­ber oder in Zu­sam­men­ar­beit mit den Kan­to­nen, mit ge­eig­ne­ten In­sti­tu­tio­nen oder Fach­leu­ten durch­füh­ren.

3 Er kann im Rah­men der in­ter­na­tio­na­len Zu­sam­men­ar­beit Un­ter­su­chun­gen von Stof­fen und Zu­be­rei­tun­gen ganz oder teil­wei­se fi­nan­zie­ren.

4 Er för­dert die wis­sen­schaft­li­che Leh­re und For­schung über ge­fähr­li­che Ei­gen­schaf­ten von Stof­fen und Zu­be­rei­tun­gen.

Art. 38 Ausführungsbestimmungen des Bundesrates

Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen. Er fasst die­se nach Mög­lich­keit mit den Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen zu an­de­ren Ge­set­zen zu­sam­men, so­weit die­se Vor­schrif­ten über Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen ent­hal­ten.

Art. 39 Übernahme international harmonisierter Vorschriften und Normen

1 Der Bun­des­rat be­rück­sich­tigt beim Er­lass sei­ner Be­stim­mun­gen in­ter­na­tio­nal har­mo­ni­sier­te Richt­li­ni­en und Emp­feh­lun­gen so­wie in­ter­na­tio­nal har­mo­ni­sier­te tech­ni­sche Vor­schrif­ten und Nor­men.

2 Er kann im Rah­men die­ses Ge­set­zes be­stimm­te in­ter­na­tio­nal har­mo­ni­sier­te tech­ni­sche Vor­schrif­ten und Nor­men für an­wend­bar er­klä­ren. Er kann das zu­stän­di­ge Bun­des­amt er­mäch­ti­gen, An­pas­sun­gen tech­ni­scher Ein­zel­hei­ten von un­ter­ge­ord­ne­ter Be­deu­tung der für an­wend­bar er­klär­ten Vor­schrif­ten und Nor­men nach­zu­füh­ren.

3 Aus­nahms­wei­se kann er ei­ne be­son­de­re Art der Ver­öf­fent­li­chung der für an­wend­bar er­klär­ten Vor­schrif­ten und Nor­men fest­le­gen und be­stim­men, dass auf ei­ne Über­set­zung in die Amtss­pra­chen ver­zich­tet wird.

Art. 40 Internationale Zusammenarbeit

1 Der Bun­des­rat kann, er­gän­zend zu Ar­ti­kel 18 des Bun­des­ge­set­zes vom 6. Ok­to­ber 19958 über die tech­ni­schen Han­dels­hemm­nis­se (THG), die An­er­ken­nung na­ment­lich von im Aus­land durch­ge­führ­ten Prü­fun­gen, In­spek­tio­nen oder Be­wer­tun­gen so­wie von aus­län­di­schen Be­rich­ten oder Be­schei­ni­gun­gen vor­se­hen.

2 Er kann im Rah­men der Be­fug­nis­se, die ihm die­ses Ge­setz er­teilt, über Ar­ti­kel 14 Ab­satz 1 THG hin­aus völ­ker­recht­li­che Ver­ein­ba­run­gen ab­sch­lies­sen.

3 Die Bun­des­stel­len ar­bei­ten mit aus­län­di­schen Be­hör­den und In­sti­tu­tio­nen so­wie mit in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen zu­sam­men.

Art. 41 Schutzklausel

Ge­langt die An­mel­de­stel­le zu der be­grün­de­ten An­nah­me, dass Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen, ins­be­son­de­re we­gen nicht mehr an­ge­mes­se­ner Ein­stu­fung, Ver­pa­ckung oder Kenn­zeich­nung ei­ne Ge­fahr für die Ge­sund­heit dar­stel­len, ob­wohl sie den Vor­schrif­ten die­ses Ge­set­zes ent­spre­chen, so kann sie nach An­hö­rung der Her­stel­le­rin vor­läu­fig die Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen an­ders ein­stu­fen, ihr In­ver­kehr­brin­gen un­ter­sa­gen oder an be­son­de­re Be­din­gun­gen knüp­fen. In sol­chen Fäl­len sind un­ver­züg­lich die er­for­der­li­chen Mass­nah­men zur An­pas­sung der be­tref­fen­den Vor­schrif­ten ein­zu­lei­ten.

3. Abschnitt: Besondere Vollzugsvorschriften

Art. 42 Befugnisse der Vollzugsbehörden

1 Die Voll­zugs­be­hör­den sind be­fugt, zur Über­wa­chung der Ein­hal­tung der Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes Stof­fe, Zu­be­rei­tun­gen und Ge­gen­stän­de nach Ar­ti­kel 19 Ab­satz 1 Buch­sta­be b zu prü­fen so­wie den Um­gang mit die­sen zu kon­trol­lie­ren.

2 Sie dür­fen zu die­sem Zweck von al­len Per­so­nen, die mit sol­chen Stof­fen, Zu­be­rei­tun­gen und Ge­gen­stän­den um­ge­hen, ver­lan­gen, dass sie un­ent­gelt­lich:

a.
die er­for­der­li­chen Aus­künf­te er­tei­len;
b.
Ab­klä­run­gen vor­neh­men oder de­ren Vor­nah­me dul­den;
c.
Zu­tritt zu den Be­triebs- und La­ger­räu­men ge­wäh­ren;
d.
Pro­be­ent­nah­men ge­stat­ten oder auf Ver­lan­gen Pro­ben be­reit­stel­len.

3 Sie sind be­rech­tigt, auf Kos­ten der ver­ant­wort­li­chen Per­son al­le er­for­der­li­chen Mass­nah­men zu tref­fen, um rechts­wid­ri­ge Um­stän­de be­tref­fend sol­che Stof­fe, Zu­be­rei­tun­gen und Ge­gen­stän­de zu be­sei­ti­gen. Ins­be­son­de­re sind sie be­fugt:

a.
den wei­te­ren Um­gang zu ver­bie­ten;
b.
den Rück­ruf oder die Rück­ga­be an­zu­ord­nen;
c.
die Un­schäd­lich­ma­chung oder Ver­nich­tung an­zu­ord­nen;
d.
die Be­schlag­nah­me zu ver­fü­gen.

Art. 43 Schweigepflicht

Wer Auf­ga­ben nach die­sem Ge­setz wahr­nimmt, un­ter­steht der Schwei­ge­pflicht.

Art. 44 Vertraulichkeit von Angaben

1 Al­le An­ga­ben, an de­ren Ge­heim­hal­tung ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se be­steht, sind ver­trau­lich zu be­han­deln. Als schutz­wür­dig gilt ins­be­son­de­re das In­ter­es­se der Her­stel­le­rin an der Wah­rung ih­rer Ge­schäfts- und Fa­bri­ka­ti­ons­ge­heim­nis­se.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt die An­ga­ben, an de­ren Ge­heim­hal­tung kein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se gel­tend ge­macht wer­den kann.

Art. 45 Datenaustausch unter Vollzugsbehörden

1 Sind am Voll­zug meh­re­re Bun­des­stel­len be­tei­ligt, so sor­gen sie für den ge­gen­sei­ti­gen Aus­tausch von Da­ten, so­weit dies für den Voll­zug ih­rer Auf­ga­ben er­for­der­lich ist.

2 Der Bun­des­rat kann den Aus­tausch von Da­ten mit wei­te­ren Be­hör­den oder mit Or­ga­ni­sa­tio­nen und Per­so­nen des öf­fent­li­chen oder pri­va­ten Rechts vor­se­hen, wenn es für den Voll­zug die­ses Ge­set­zes not­wen­dig ist.

3 Die Bun­des­stel­len ge­ben den zu­stän­di­gen kan­to­na­len Voll­zugs­be­hör­den die Da­ten wei­ter, die für die Er­fül­lung ih­rer Voll­zugs­auf­ga­ben nö­tig sind.

4 Die kan­to­na­len Voll­zugs­be­hör­den tei­len den zu­stän­di­gen Bun­des­stel­len die Da­ten mit, die sie nach die­sem Ge­setz er­ho­ben ha­ben.

5 Zum Zweck des Da­ten­aus­tau­sches kön­nen au­to­ma­ti­sier­te Ab­ruf­ver­fah­ren ein­ge­rich­tet wer­den. Für die­sen Fall legt der Bun­des­rat un­ter Be­rück­sich­ti­gung der schutz­wür­di­gen In­ter­es­sen der Be­trof­fe­nen fest, wer Da­ten ab­ru­fen darf und wel­che Da­ten und zu wel­chem Zweck die Da­ten ab­ge­ru­fen wer­den dür­fen.

Art. 46 Datenaustausch mit dem Ausland und mit internationalen Organisationen


1 Der Bun­des­rat re­gelt Zu­stän­dig­kei­ten und Ver­fah­ren für den Aus­tausch von Da­ten mit aus­län­di­schen Be­hör­den und In­sti­tu­tio­nen so­wie mit in­ter­na­tio­na­len Or­ga­ni­sa­tio­nen.

2 Ver­trau­li­che An­ga­ben dür­fen an aus­län­di­sche Be­hör­den und In­sti­tu­tio­nen so­wie an in­ter­na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­tio­nen nur wei­ter­ge­ge­ben wer­den, wenn:

a.
völ­ker­recht­li­che Ver­ein­ba­run­gen oder Be­schlüs­se in­ter­na­tio­na­ler Or­ga­ni­sa­tio­nen dies er­for­dern; oder
b.
es zur Ab­wen­dung un­mit­tel­bar dro­hen­der Ge­fahr für Le­ben oder Ge­sund­heit un­be­dingt er­for­der­lich ist.

Art. 47 Gebühren

Der Bun­des­rat setzt die Ge­büh­ren für den Voll­zug durch die Bun­des­be­hör­den fest. Er kann Aus­nah­men von der Ge­büh­ren­pflicht vor­se­hen.

6. Kapitel: …

Art. 489

9 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 90 des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 21971069; BBl 2001 4202).

7. Kapitel: Strafbestimmungen

Art. 49 Verbrechen und Vergehen 10

1 Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer als Her­stel­le­rin vor­sätz­lich:11

a.
Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen für ei­ne Ver­wen­dung in Ver­kehr bringt, von wel­cher sie weiss oder wis­sen muss, dass die­se das Le­ben oder die Ge­sund­heit un­mit­tel­bar ge­fähr­det (Art. 5 Abs. 1);
b.
Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen nicht rich­tig ein­stuft, ver­packt oder kenn­zeich­net (Art. 5 Abs. 1) oder kein Si­cher­heits­da­ten­blatt er­stellt oder dar­in un­rich­ti­ge oder un­voll­stän­di­ge An­ga­ben macht (Art. 7);
c.
Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen in Ver­kehr bringt:
1.
oh­ne sie an­zu­mel­den (Art. 6 und Art. 13 Abs. 1),
2.
be­vor die An­mel­dung ak­zep­tiert oder die fest­ge­leg­te Frist ab­ge­lau­fen ist (Art. 9 Abs. 2),
3.
oh­ne dass die Zu­las­sung vor­liegt (Art. 6 und Art. 13 Abs. 1);
d.
der zu­stän­di­gen Stel­le An­ga­ben zu Stof­fen oder Zu­be­rei­tun­gen vor­ent­hält oder un­rich­ti­ge An­ga­ben macht (Art. 9 Abs. 3, Art. 10 Abs. 4, Art. 11 Abs. 2, Art. 15 Abs. 2, Art. 16 Abs. 1, Art. 17, Art. 30 Abs. 3 und Art. 42 Abs. 2);
e.
stoff­be­zo­ge­ne Vor­schrif­ten miss­ach­tet (Art. 19 Abs. 2 Bst. a–c, e und g);
f.
ge­gen Mass­nah­men ver­stösst, die in An­wen­dung der Schutz­klau­sel an­ge­ord­net wor­den sind (Art. 41).

212

3 Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer vor­sätz­lich:13

a.
ge­fähr­li­che Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen in Ver­kehr bringt, oh­ne den Ab­neh­mer oder die Ab­neh­me­rin vor­schrifts­ge­mä­ss über die Ei­gen­schaf­ten der Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen oder die er­for­der­li­chen Vor­sichts- und Schutz­mass­nah­men zu in­for­mie­ren oder oh­ne dem Ab­neh­mer oder der Ab­neh­me­rin ein Si­cher­heits­da­ten­blatt ab­zu­ge­ben (Art. 7);
b.
die Sorg­falts­pflicht beim Um­gang mit ge­fähr­li­chen Stof­fen oder Zu­be­rei­tun­gen ver­letzt und da­durch wis­sent­lich das Le­ben oder die Ge­sund­heit an­de­rer Men­schen ge­fähr­det (Art. 8, Art. 21, Art. 23 und Art. 25 Abs. 1);
c.
die Vor­an­fra­ge­pflicht ver­letzt (Art. 12);
d.
stoff­be­zo­ge­ne Vor­schrif­ten miss­ach­tet (Art. 19 Abs. 2 Bst. a und c);
e.
ge­gen Vor­schrif­ten über die Aus­fuhr ver­stösst (Art. 19 Abs. 2 Bst. d);
f.
oh­ne Be­rech­ti­gung mit ge­fähr­li­chen Stof­fen oder Zu­be­rei­tun­gen um­geht (Art. 24 Abs. 1);
g.
ge­fähr­li­che Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen an Un­be­rech­tig­te ab­gibt (Art. 19 Abs. 2 Bst. a und Art. 24 Abs. 1);
h.
die Schwei­ge­pflicht ver­letzt (Art. 30 Abs. 4, Art. 43 und Art. 44);
i.
ge­gen Mass­nah­men ver­stösst, die in An­wen­dung der Schutz­klau­sel an­ge­ord­net wor­den sind (Art. 41).

4 Die Stra­fe ist Frei­heits­s­tra­fe bis zu zehn Jah­ren oder Geld­stra­fe, wenn durch ei­ne Hand­lung nach Ab­satz 1 oder 3 Men­schen in schwe­re Ge­fahr ge­bracht wer­den.14

5 Wer fahr­läs­sig han­delt, wird mit Geld­stra­fe be­straft.15

10 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 31 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

11 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 31 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

12 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 31 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

13 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 31 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

14 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 31 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

15 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 31 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

Art. 50 Übertretungen

1 Mit Bus­se bis zu 20 000 Fran­ken wird be­straft, wer vor­sätz­lich:16

a.
Vor­schrif­ten über die Selbst­kon­trol­le ver­letzt (Art. 5);
b.
die Sorg­falts­pflicht beim Um­gang mit Stof­fen oder Zu­be­rei­tun­gen ver­letzt (Art. 8, Art. 21, Art. 23 und Art. 25 Abs. 1);
c.
Mel­dun­gen über Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen nicht er­stat­tet oder falsche An­ga­ben macht (Art. 18);
d.
die De­kla­ra­ti­ons­pflicht für gif­ti­ge Pflan­zen und Tie­re ver­letzt (Art. 19 Abs. 2 Bst. f);
e.
Vor­schrif­ten über die Wer­bung miss­ach­tet (Art. 20);
f.
die Rück­nah­me ge­fähr­li­cher Stof­fe oder Zu­be­rei­tun­gen ver­wei­gert (Art. 22 Abs. 1);
g.
die Mit­tei­lungs­pflicht ge­gen­über kan­to­na­len Voll­zugs­be­hör­den ver­letzt (Art. 25 Abs. 2);
h.
die Aus­kunfts­pflicht ver­letzt oder den Voll­zugs­be­hör­den un­rich­ti­ge An­ga­ben macht (Art. 42 Abs. 2);
i.
ge­gen ei­ne un­ter Hin­weis auf die Straf­dro­hung die­ses Ar­ti­kels an ihn oder sie ge­rich­te­te Ver­fü­gung ver­stösst.

2 Wer fahr­läs­sig han­delt, wird mit Bus­se be­straft.

3 So­weit nicht ei­ne straf­ba­re Hand­lung nach Ab­satz 1 oder nach Ar­ti­kel 49 vor­liegt, kann der Bun­des­rat für Wi­der­hand­lun­gen ge­gen sei­ne Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen an­dro­hen:

a.
Bus­se bis zu 20 000 Fran­ken bei vor­sätz­li­cher Be­ge­hung;
b.
Bus­se bei fahr­läs­si­ger Be­ge­hung.17

4 Ver­such und Ge­hil­fen­schaft sind straf­bar.

5 und 618

16 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 31 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

17 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 31 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

18 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 31 des BG vom 17. Dez. 2021 über die Har­mo­ni­sie­rung der Strafrah­men, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 259; BBl 2018 2827).

Art. 51 Widerhandlungen in Geschäftsbetrieben

Die Ar­ti­kel 6 und 7 des Bun­des­ge­set­zes vom 22. März 197419 über das Ver­wal­tungs­straf­recht gel­ten für straf­ba­re Hand­lun­gen nach die­sem Ge­setz.

Art. 52 Strafverfolgung und Strafanzeige

1 Ver­fol­gung und Be­ur­tei­lung straf­ba­rer Hand­lun­gen sind Sa­che der Kan­to­ne.

2 Be­steht hin­rei­chen­der Ver­dacht, dass im Voll­zugs­be­reich des Bun­des ei­ne straf­ba­re Hand­lung be­gan­gen wor­den ist, zeigt das zu­stän­di­ge Bun­des­amt dies der kan­to­na­len Be­hör­de an. In be­son­ders leich­ten Fäl­len kann auf die Straf­an­zei­ge ver­zich­tet wer­den.

8. Kapitel: Schlussbestimmungen

Art. 53 Aufhebung und Änderung bisherigen Rechts

Die Auf­he­bung und die Än­de­rung bis­he­ri­gen Rechts wird im An­hang ge­re­gelt.

Art. 54 Übergangsbestimmungen

1 Die Da­ten, die nach bis­he­ri­gem Recht von der to­xi­ko­lo­gi­schen Do­ku­men­ta­ti­ons­stel­le (Art. 18 des Gift­ge­set­zes vom 21. März 196920) er­ho­ben wor­den sind, ins­be­son­de­re die­je­ni­gen der Gift­lis­te (Art. 4 des Gift­ge­set­zes), dür­fen in das Pro­duk­tere­gis­ter (Art. 27) über­nom­men und wei­ter­ver­wen­det wer­den, so­weit sie für den Voll­zug die­ses Ge­set­zes von Be­deu­tung sind.

2 Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen, die nach bis­he­ri­gem Recht ver­packt und ge­kenn­zeich­net sind, dür­fen nach In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes von der Her­stel­le­rin noch wäh­rend ei­nes Jah­res im In­land in Ver­kehr ge­bracht und wäh­rend zwei Jah­ren an die End­ver­brau­che­rin oder den End­ver­brau­cher ab­ge­ge­ben wer­den. Für die­se Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen rich­tet sich die Be­reit­stel­lung und Ab­ga­be von Si­cher­heits­da­ten­blät­tern nach dem bis­he­ri­gen Recht.

3 Für an­mel­de- oder zu­las­sungs­pflich­ti­ge Stof­fe und Zu­be­rei­tun­gen, die beim In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes be­reits im Ver­kehr sind, legt der Bun­des­rat ein er­leich­ter­tes An­mel­de- oder Zu­las­sungs­ver­fah­ren fest. Gleich­zei­tig sieht er für die­se Fäl­le ei­ne an­ge­mes­se­ne Ver­län­ge­rung der Fris­ten nach Ab­satz 2 vor.

4 Ver­fah­ren über die Zu­las­sung von Stof­fen und Zu­be­rei­tun­gen, die im Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens die­ses Ge­set­zes hän­gig sind, wer­den von der nach die­sem Ge­setz zu­stän­di­gen Bun­des­stel­le nach den Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes wei­ter­ge­führt und ab­ge­schlos­sen.

5 Der Bun­des­rat be­stimmt, wie weit und bis zu wel­chem Zeit­punkt die nach bis­he­ri­gem Recht er­teil­ten Be­wil­li­gun­gen für den Ver­kehr mit Gif­ten da­zu be­rech­ti­gen, mit ge­fähr­li­chen Stof­fen und Zu­be­rei­tun­gen um­zu­ge­hen.

20 [AS 1972 430; 1977 2249Ziff. I 541; 1982 1676An­hang Ziff. 10; 1984 1122Art. 66 Ziff. 4; 1985 660Ziff. I 41; 1991 362Ziff. II 403; 1997 1155An­hang Ziff. 4; 1998 3033An­hang Ziff. 7]

Art. 55 Referendum und Inkrafttreten

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. Au­gust 200521
Art. 19 Abs. 2 Bst. a und d, 34 Abs. 1 Bst. e, 38, 49 Abs. 3 Bst. e und An­hang Ziff. II 2
(Art. 39 Abs. 1bisdes Um­welt­schutz­ge­set­zes): 1. Ja­nu­ar 200522

21V vom 18. Mai 2005 (AS 2005 2293).

22 BRB vom 10. Nov. 2004

Anhang

Aufhebung und Änderung bisherigen Rechts