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Bundesgesetz
über die Institutionen zur Förderung
der Eingliederung von invaliden Personen
(IFEG)

vom 6. Oktober 2006 (Stand am 1. Januar 2017)1

1 Ziff. I 2 des BG über die Schaffung und die Änderung von Erlassen zur Neugestaltung des Finanzausgleichs und der Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen (NFA) (AS 2007 5779).

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 112b Absatz 3 und 197 Ziffer 4 der Bundesverfassung2,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 7. September 20053,

beschliesst:

1. Abschnitt: Zweck

Art. 1

Die­ses Ge­setz bezweckt, in­va­li­den Per­so­nen den Zu­gang zu ei­ner In­sti­tu­ti­on zur För­de­rung der Ein­glie­de­rung (In­sti­tu­ti­on) zu ge­währ­leis­ten.

2. Abschnitt: Aufgaben der Kantone

Art. 2 Grundsatz

Je­der Kan­ton ge­währ­leis­tet, dass in­va­li­den Per­so­nen, die Wohn­sitz in sei­nem Ge­biet ha­ben, ein An­ge­bot an In­sti­tu­tio­nen zur Ver­fü­gung steht, das ih­ren Be­dürf­nis­sen in an­ge­mes­se­ner Wei­se ent­spricht.

Art. 3 Institutionen

1 Als In­sti­tu­tio­nen gel­ten:

a.
Werk­stät­ten, die dau­ernd in­tern oder an de­zen­tral aus­ge­la­ger­ten Ar­beitsplät­zen in­va­li­de Per­so­nen be­schäf­ti­gen, die un­ter üb­li­chen Be­din­gun­gen kei­ne Er­werbs­tä­tig­keit aus­üben kön­nen;
b.
Wohn­hei­me und an­de­re be­treu­te kol­lek­ti­ve Wohn­for­men für in­va­li­de Per­so­nen;
c.
Ta­ges­stät­ten, in de­nen in­va­li­de Per­so­nen Ge­mein­schaft pfle­gen und an Frei­zeit- und Be­schäf­ti­gungs­pro­gram­men teil­neh­men kön­nen.

2 Ein­hei­ten ei­ner Ein­rich­tung, wel­che die in Ab­satz 1 er­wähn­ten Leis­tun­gen er­brin­gen, sind den In­sti­tu­tio­nen gleich­ge­stellt.

Art. 4 Anerkennung von Institutionen

1 Der Kan­ton an­er­kennt die In­sti­tu­tio­nen, die für die Um­set­zung des Grund­satzes nach Ar­ti­kel 2 nö­tig sind. Die­se In­sti­tu­tio­nen kön­nen in­ner­halb oder aus­ser­halb sei­nes Ge­bie­tes ste­hen.

2 Ge­wäh­rung, Ver­wei­ge­rung und Ent­zug der An­er­ken­nung wer­den ver­fügt.

Art. 5 Anerkennungsvoraussetzungen

1 Um an­er­kannt zu wer­den, muss ei­ne In­sti­tu­ti­on:

a.
über In­fra­struk­tur- und Leis­tungs­an­ge­bot, wel­che den Be­dürf­nis­sen der be­trof­fe­nen Per­so­nen ent­spre­chen, so­wie über das nö­ti­ge Fach­per­so­nal ver­fü­gen;
b.
ih­ren Be­trieb wirt­schaft­lich und nach ei­ner auf be­triebs­wirt­schaft­li­chen Grund­sät­zen ba­sie­ren­den ein­heit­li­chen Rech­nungs­le­gung füh­ren;
c.
die Auf­nah­me­be­din­gun­gen of­fen le­gen;
d.
die in­va­li­den Per­so­nen und de­ren An­ge­hö­ri­ge über ih­re Rech­te und Pflich­ten schrift­lich in­for­mie­ren;
e.
die Per­sön­lich­keits­rech­te der in­va­li­den Per­so­nen wah­ren, na­ment­lich ihr Recht auf Selbst­be­stim­mung, auf Pri­vat­sphä­re, auf in­di­vi­du­el­le För­de­rung, auf so­zia­le Kon­tak­te aus­ser­halb der In­sti­tu­ti­on, auf Schutz vor Miss­brauch und Miss­hand­lung so­wie ihr Recht und das ih­rer An­ge­hö­ri­gen auf Mit­wir­kung;
f.
die in­va­li­den Per­so­nen ent­löh­nen, wenn die­se ei­ne wirt­schaft­lich ver­wert­ba­re Tä­tig­keit ver­rich­ten;
g.
be­hin­de­rungs­be­dingt not­wen­di­ge Fahr­ten zu und von Werk­stät­ten und Ta­ges­stät­ten si­cher­stel­len;
h.
die Qua­li­täts­si­che­rung ge­währ­leis­ten.

2 Für die An­er­ken­nung ist der Kan­ton zu­stän­dig, in des­sen Ho­heits­ge­biet die In­s­ti­tu­ti­on sich be­fin­det. Die Kan­to­ne kön­nen ei­ne an­de­re Zu­stän­dig­keits­re­ge­lung ver­ein­ba­ren. In­sti­tu­tio­nen, die durch den zu­stän­di­gen Kan­ton an­er­kannt sind, kön­nen von an­de­ren Kan­to­nen oh­ne Über­prü­fung der Vor­aus­set­zun­gen nach Ab­satz 1 an­er­kannt wer­den.

Art. 6 Kontrolle

1 Das Ein­hal­ten der Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 5 Ab­satz 1 wird re­gel­mäs­sig kon­trol­liert.

2 Für die Kon­trol­le ist der Kan­ton zu­stän­dig, in des­sen Ho­heits­ge­biet die In­sti­tu­ti­on sich be­fin­det. Die Kan­to­ne kön­nen ei­ne an­de­re Zu­stän­dig­keits­re­ge­lung ver­ein­ba­ren.

3 Der zu­stän­di­ge Kan­ton be­nach­rich­tigt die an­de­ren Kan­to­ne, wenn er ei­ner von ihm kon­trol­lier­ten In­sti­tu­ti­on die An­er­ken­nung ent­zo­gen hat, weil sie die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 5 Ab­satz 1 nicht mehr er­füllt.

Art. 7 Kostenbeteiligung

1 Die Kan­to­ne be­tei­li­gen sich so­weit an den Kos­ten des Auf­ent­halts in ei­ner an­er­kann­ten In­sti­tu­ti­on, dass kei­ne in­va­li­de Per­son we­gen die­ses Auf­ent­hal­tes So­zi­al­hil­fe be­nö­tigt.

2 Fin­det ei­ne in­va­li­de Per­son kei­nen Platz in ei­ner von ih­rem Wohn­sitz­kan­ton an­er­kann­ten In­sti­tu­ti­on, die ih­ren Be­dürf­nis­sen in an­ge­mes­se­ner Wei­se ent­spricht, so hat sie An­spruch dar­auf, dass der Kan­ton sich im Rah­men von Ab­satz 1 an den Kos­ten des Auf­ent­halts in ei­ner an­de­ren In­sti­tu­ti­on be­tei­ligt, wel­che die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 5 Ab­satz 1 er­füllt.

3. Abschnitt: Anspruch auf Subventionen und Beschwerderecht von Organisationen

Art. 8 Anspruch auf Subventionen

Sieht das kan­to­na­le Recht die Kos­ten­be­tei­li­gung durch Sub­ven­tio­nen an an­er­kann­te In­sti­tu­tio­nen oder an in­va­li­de Per­so­nen vor, so muss ein Rechts­an­spruch auf die­se Sub­ven­tio­nen ge­währ­leis­tet sein.

Art. 9 Beschwerderecht von Organisationen

1 Be­hin­der­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen von ge­samtschwei­ze­ri­scher Be­deu­tung, die seit min­des­tens zehn Jah­ren be­ste­hen, kön­nen Be­schwer­de er­he­ben ge­gen die An­er­ken­nung ei­ner In­sti­tu­ti­on.

2 Der Bun­des­rat be­zeich­net die zur Be­schwer­de be­rech­tig­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen.

4. Abschnitt: Übergangsbestimmung

Art. 10

1 Je­der Kan­ton er­stellt ge­mä­ss Ar­ti­kel 197 Zif­fer 4 der Bun­des­ver­fas­sung ein Kon­zept zur För­de­rung der Ein­glie­de­rung in­va­li­der Per­so­nen im Sin­ne von Ar­ti­kel 2. Er hört die In­sti­tu­tio­nen und Be­hin­der­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen an. Er legt das Kon­zept bei der erst­ma­li­gen Er­stel­lung dem Bun­des­rat zur Ge­neh­mi­gung vor.

2 Das Kon­zept ent­hält fol­gen­de Ele­men­te:

a.
Be­darfs­pla­nung in quan­ti­ta­ti­ver und qua­li­ta­ti­ver Hin­sicht;
b.
Ver­fah­ren für pe­ri­odi­sche Be­darfs­ana­ly­sen;
c.
Art der Zu­sam­men­ar­beit mit den In­sti­tu­tio­nen;
d.
Grund­sät­ze der Fi­nan­zie­rung;
e.4
Grund­sät­ze der be­ruf­li­chen Aus- und Wei­ter­bil­dung des Fach­per­so­nals;
f.
Schlich­tungs­ver­fah­ren bei Strei­tig­kei­ten zwi­schen in­va­li­den Per­so­nen und In­sti­tu­tio­nen;
g.
Art der Zu­sam­men­ar­beit mit an­de­ren Kan­to­nen, ins­be­son­de­re in der Be­darfs­pla­nung und der Fi­nan­zie­rung;
h.
Pla­nung für die Um­set­zung des Kon­zepts.

3 Der Bun­des­rat lässt sich bei der Ge­neh­mi­gung nach Ab­satz 1 von ei­ner Fach­kom­mis­si­on be­ra­ten. Die­se wird von ihm er­nannt und setzt sich zu­sam­men aus Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern des Bun­des, der Kan­to­ne, der In­sti­tu­tio­nen und der in­va­li­den Per­so­nen.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. Ja­nu­ar 20085

4 Die Änd. ge­mä­ss BG vom 20. Ju­ni 2014 über die Wei­ter­bil­dung, in Kraft seit 1. Jan. 2017, be­trifft nur den fran­zö­si­schen und den ita­lie­ni­schen Text (AS 2016 689; BBl 20133729).

5 BRB vom 7. Nov. 2007