Bundesgesetz
betreffend die Aufsicht über Versicherungsunternehmen
(Versicherungsaufsichtsgesetz, VAG)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 82 Absatz 1, 98 Absatz 3, 117 Absatz 1 und 122 Absatz 1
der Bundesverfassung1,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 9. Mai 20032,

beschliesst:

1. Kapitel: Gegenstand, Zweck und Geltungsbereich

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen 3

3 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 1 Gegenstand und Zweck  

1 Die­ses Ge­setz re­gelt die Auf­sicht des Bun­des über Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men und Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und Ver­si­che­rungs­ver­mitt­ler.

2 Es bezweckt ins­be­son­de­re den Schutz der Ver­si­cher­ten nach Mass­ga­be ih­rer Schutz­be­dürf­tig­keit vor den In­sol­venz­ri­si­ken der Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men und vor Miss­bräu­chen.4

4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 2 Geltungsbereich  

1 Der Auf­sicht nach die­sem Ge­setz un­ter­ste­hen:

a.5
Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit Sitz in der Schweiz;
b.
Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit Sitz im Aus­land für ih­re Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit in der Schweiz oder von der Schweiz aus, un­ter Vor­be­halt ab­wei­chen­der staats­ver­trag­li­cher Be­stim­mun­gen;
c.
Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und ‑ver­mitt­ler;
d.
Ver­si­che­rungs­grup­pen und Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­ra­te;
e.6
Ver­si­che­rungs­zweck­ge­sell­schaf­ten mit Sitz in der Schweiz.

2 Nicht der Auf­sicht nach die­sem Ge­setz un­ter­ste­hen:7

a.
Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit Sitz im Aus­land, die in der Schweiz nur die Rück­ver­si­che­rung be­trei­ben;
b.
Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, so­weit sie von Bun­des­rechts we­gen ei­ner be­son­de­ren Auf­sicht un­ter­stellt sind, im Aus­mass die­ser Auf­sicht; als sol­che gel­ten ins­be­son­de­re die in das Re­gis­ter für die be­ruf­li­che Vor­sor­ge ein­ge­tra­ge­nen Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen;
bbis.8
aus­län­di­sche staat­li­che oder staat­lich ga­ran­tier­te Ex­por­tri­si­ko­ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men;
c.
Ver­si­che­rungs­ver­mitt­ler, die in ei­nem Ab­hän­gig­keits­ver­hält­nis zu ei­nem Ver­si­che­rungs­neh­mer ste­hen, so­weit sie nur die In­ter­es­sen die­ses Ver­si­che­rungs­neh­mers und der von die­sem be­herrsch­ten Ge­sell­schaf­ten ver­fol­gen;
d.9
Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaf­ten, die am 1. Ja­nu­ar 1993 be­stan­den ha­ben, so­fern:
1.
sie ih­ren Sitz in der Schweiz ha­ben,
2.
sie eng mit ei­nem Ver­ein oder ei­nem Ver­band ver­bun­den sind, des­sen Haupt­zweck nicht das Ver­si­che­rungs­ge­schäft ist,
3.
ihr jähr­li­ches Brut­to­prä­mi­en­vo­lu­men seit dem 1. Ja­nu­ar 1993 den Be­trag von 3 Mil­lio­nen Fran­ken nie über­stie­gen hat,
4.
ihr Tä­tig­keits­be­reich seit dem 1. Ja­nu­ar 1993 auf das Ho­heits­ge­biet der Schweiz be­schränkt ist,
5.
sie nur Mit­glie­der des Ver­eins oder des Ver­ban­des ver­si­chern, mit dem sie eng ver­bun­den sind, und
6.
die Ver­si­cher­ten iden­tisch sind mit den stimm­be­rech­tig­ten Mit­glie­dern der Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaft und sie auf­grund ih­rer Mit­glied­schaft über die Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen und Ver­si­che­rungs­prä­mi­en sel­ber be­stim­men kön­nen;
e.10
Ver­ei­ne, Ver­bän­de, Ge­nos­sen­schaf­ten und Stif­tun­gen, die mit ih­ren Mit­glie­dern, Ge­nos­sen­schaf­te­rin­nen und Ge­nos­sen­schaf­tern oder Des­ti­na­tä­rin­nen und Des­ti­na­tä­ren Ver­trä­ge über Ge­schäf­te mit Si­che­rungs­cha­rak­ter ab­sch­lies­sen, ins­be­son­de­re über Bürg­schaf­ten oder Ga­ran­ti­en, so­fern:
1.
ihr ört­li­cher Tä­tig­keits­be­reich sich auf das Ho­heits­ge­biet der Schweiz be­schränkt, und
2.
der er­wirt­schaf­te­te Ge­winn den je­wei­li­gen Ver­trags­part­ne­rin­nen und
-part­nern zu­ge­wie­sen wird;
f.11
Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler, so­fern sich ih­re Ver­mitt­lungs­tä­tig­keit auf ei­ne Ver­si­che­rung be­zieht, die von ge­rin­ger Be­deu­tung ist und ein Pro­dukt oder ei­ne Dienst­leis­tung er­gänzt.

312

4 Der Bun­des­rat re­gelt:

a.
was un­ter Aus­übung ei­ner Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit in der Schweiz zu ver­ste­hen ist;
b.
den Um­fang der Auf­sicht über Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit Sitz im Aus­land für ih­re Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit von der Schweiz aus;
c.
die Kri­te­ri­en für die Aus­nah­me nach Ab­satz 2 Buch­sta­be f nä­her.13

5 Er kann:

a.
Nie­der­las­sun­gen von aus­län­di­schen Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, die in der Schweiz oder von der Schweiz aus nur die Rück­ver­si­che­rung be­trei­ben, der Auf­sicht un­ter­stel­len, so­weit dies zur Er­fül­lung an­er­kann­ter in­ter­na­tio­na­ler Stan­dards er­for­der­lich ist; un­ter­steht das aus­län­di­sche Rück­ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men im Aus­land ei­ner an­ge­mes­se­nen Auf­sicht, so kommt ei­ne er­leich­ter­te Auf­sicht über die Nie­der­las­sung in der Schweiz zur An­wen­dung;
b.
ins­be­son­de­re zur Wah­rung der Zu­kunfts­fä­hig­keit des Schwei­zer Fi­nanz­plat­zes vor­se­hen, Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ganz oder teil­wei­se von der Auf­sicht zu be­frei­en, und die­se Be­frei­ung un­ter Be­rück­sich­ti­gung ins­be­son­de­re fol­gen­der Fak­to­ren mit Auf­la­gen, un­ter an­de­rem hin­sicht­lich Un­ter­neh­mens­sitz, Si­cher­hei­ten und In­for­ma­ti­ons­pflich­ten, ver­bin­den:
1.
das Ge­schäfts­mo­dell,
2.
die ge­rin­ge wirt­schaft­li­che Be­deu­tung und die ge­rin­gen Ri­si­ken des Ver­si­che­rungs­pro­dukts für die be­trof­fe­nen Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und
-neh­mer,
3.
das Ge­schäfts­vo­lu­men,
4.
den Kreis der Ver­si­cher­ten.14

5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

6 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

8 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

9 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 12. Dez. 2014, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 2015 1539; BBl 201462716315).

10 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

11 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

12 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

13 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

14 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 2a Konzernobergesellschaften und wesentliche Gruppen- und Konglomeratsgesellschaften 15  

1 Den Ar­ti­keln 51–54j die­ses Ge­set­zes un­ter­ste­hen, so­weit sie nicht im Rah­men der Auf­sicht über das Ein­zel­in­sti­tut der Zu­stän­dig­keit der Fi­nanz­mark­tauf­sicht (FIN­MA) für Schutz­mass­nah­men, für Mass­nah­men bei In­sol­venz­ge­fahr und für Mass­nah­men im Ver­si­che­rungs­kon­kurs un­ter­ste­hen:

a.
die in der Schweiz do­mi­zi­lier­te Kon­zer­no­ber­ge­sell­schaft ei­ner Grup­pe oder ei­nes Kon­glo­me­rats;
b.
un­ab­hän­gig vom Be­ste­hen ei­ner Grup­pen- oder Kon­glo­me­rat­s­auf­sicht: die­je­ni­gen Grup­pen- oder Kon­glo­me­rat­s­ge­sell­schaf­ten mit Sitz in der Schweiz, die we­sent­li­che Funk­tio­nen für die be­wil­li­gungs­pflich­ti­gen Tä­tig­kei­ten er­fül­len (we­sent­li­che Grup­pen- und Kon­glo­me­rat­s­ge­sell­schaf­ten).

2 Der Bun­des­rat legt die Kri­te­ri­en zur Be­ur­tei­lung der We­sent­lich­keit fest.

3 Die FIN­MA be­zeich­net die we­sent­li­chen Grup­pen- und Kon­glo­me­rat­s­ge­sell­schaf­ten und führt dar­über ein Ver­zeich­nis. Die­ses ist öf­fent­lich zu­gäng­lich.

15 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 2b Sektorübergreifende Risiken 16  

Zur Um­set­zung in­ter­na­tio­na­ler Stan­dards kann die FIN­MA bei Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men so­wie bei Ver­si­che­rungs­grup­pen und -kon­glo­me­ra­ten Da­ten er­he­ben und aus­wer­ten und für Auf­sichts­zwe­cke ver­wen­den, um im Rah­men der Ana­ly­se der Fi­nanz­sta­bi­li­tät Ri­si­ken zu er­fas­sen, die ma­te­ri­el­le Aus­wir­kun­gen auf den Fi­nanz­markt ha­ben kön­nen.

16 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

2. Abschnitt: Pflichten für von der Aufsicht ausgenommene Unternehmen und Personen17

17 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 2c  

1 Un­ter­neh­men nach Ar­ti­kel 2 Ab­sät­ze 2 Buch­sta­be d und 5 wei­sen die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer vor Ein­ge­hen ei­nes Ver­si­che­rungs­ver­tra­ges auf die für sie gel­ten­de Aus­nah­me von der Auf­sicht hin.

2 Per­so­nen nach Ar­ti­kel 2 Ab­satz 2 Buch­sta­be e wei­sen ih­re Mit­glie­der, Ge­nos­sen­schaf­te­rin­nen und Ge­nos­sen­schaf­ter so­wie ih­re Des­ti­na­tä­rin­nen und Des­ti­na­tä­re vor Ab­schluss ei­nes Ver­trags über Ge­schäf­te mit Si­che­rungs­cha­rak­ter auf die für sie gel­ten­de Aus­nah­me von der Auf­sicht hin.

3 Ein be­auf­sich­tig­tes Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, das die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Aus­nah­me von der Auf­sicht er­füllt, darf aus der Auf­sicht erst ent­las­sen wer­den, wenn es al­len Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mern das Recht ein­ge­räumt hat, den Ver­trag auf­zu­lö­sen. Für die Lauf­zeit nach der Auf­lö­sung be­reits be­zahl­te Prä­mi­en sind voll­um­fäng­lich zu­rück­zu­er­stat­ten.

2. Kapitel: Aufnahme der Versicherungstätigkeit

1. Abschnitt: Bewilligung

Art. 3 Bewilligungspflicht  

1 Je­des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nach Ar­ti­kel 2 Ab­satz 1 Buch­sta­ben a und b, das der Auf­sicht un­ter­steht (Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men), be­darf zur Auf­nah­me der Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit ei­ner Be­wil­li­gung der FIN­MA18.

2 Fu­sio­nen, Spal­tun­gen und Um­wand­lun­gen von Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men be­dür­fen eben­falls der Be­wil­li­gung.

18 Aus­druck ge­mä­ss An­hang Ziff. 18 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 52075205; BBl 20062829). Die­se Än­de­rung wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 4 Bewilligungsgesuch und Geschäftsplan  

1 Ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nach Ar­ti­kel 2 Ab­satz 1 Buch­sta­ben a und b, das ei­ne Be­wil­li­gung zur Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit er­lan­gen will, hat der FIN­MA ein Ge­such zu­sam­men mit ei­nem Ge­schäfts­plan ein­zu­rei­chen.

2 Der Ge­schäfts­plan muss fol­gen­de An­ga­ben und Un­ter­la­gen ent­hal­ten:

a.
die Sta­tu­ten;
b.
die Or­ga­ni­sa­ti­on und den ört­li­chen Tä­tig­keits­be­reich des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens, ge­ge­be­nen­falls auch der Ver­si­che­rungs­grup­pe oder des Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­rats, zu de­nen das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ge­hört;
c.
bei Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit im Aus­land: die Be­wil­li­gung der zu­stän­di­gen aus­län­di­schen Auf­sichts­be­hör­de oder ei­ne gleich­wer­ti­ge Be­schei­ni­gung;
d.
An­ga­ben zur fi­nan­zi­el­len Aus­stat­tung und zu den Rück­stel­lun­gen;
e.
die Jah­res­rech­nung der letz­ten drei Ge­schäfts­jah­re oder die Er­öff­nungs­bi­lanz ei­nes neu­en Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens;
f.
An­ga­ben über die Per­so­nen, wel­che di­rekt oder in­di­rekt mit min­des­tens 10 Pro­zent des Ka­pi­tals oder der Stim­men am Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men be­tei­ligt sind oder des­sen Ge­schäftstä­tig­keit auf an­de­re Wei­se mass­ge­bend be­ein­flus­sen kön­nen;
g.
die na­ment­li­che Be­zeich­nung der mit der Ober­lei­tung, Auf­sicht, Kon­trol­le und Ge­schäfts­füh­rung be­trau­ten Per­so­nen oder, für aus­län­di­sche Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, des oder der Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­ten;
h.
die na­ment­li­che Be­zeich­nung des ver­ant­wort­li­chen Ak­tuars oder der ver­ant­wort­li­chen Ak­tua­rin;
i.19
j.
die Ver­trä­ge oder sons­ti­gen Ab­spra­chen, durch die we­sent­li­che Funk­tio­nen des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens aus­ge­glie­dert wer­den sol­len;
k.20
die ge­plan­ten Ver­si­che­rungs­zwei­ge, die Art der zu ver­si­chern­den Ri­si­ken und, so­weit ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die ent­spre­chen­den Er­leich­te­run­gen in der Auf­sicht in An­spruch neh­men möch­te, pro Ver­si­che­rungs­zweig, ob ein Ge­schäft ab­ge­schlos­sen wer­den soll:
1.
mit pro­fes­sio­nel­len Ver­si­che­rungs­neh­mern nach Ar­ti­kel 30a Ab­satz 2,
2.
im Rah­men ei­ner kon­zern­in­ter­nen Di­rekt- oder Rück­ver­si­che­rung nach Ar­ti­kel 30d Ab­satz 2, oder
3.
mit nicht pro­fes­sio­nel­len Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mern;
l.
al­len­falls die Er­klä­rung des Bei­tritts zum Na­tio­na­len Ver­si­che­rungs­bü­ro und zum Na­tio­na­len Ga­ran­tie­fonds;
m.
An­ga­ben über die Mit­tel zur Er­fül­lung von Bei­stands­leis­tun­gen, so­fern ei­ne Be­wil­li­gung für den Ver­si­che­rungs­zweig «Bei­stands­leis­tung» be­an­tragt wird;
n.
den Rück­ver­si­che­rungs­plan so­wie, für die ak­ti­ve Rück­ver­si­che­rung, den Re­tro­zes­si­ons­plan;
o.
die vor­aus­sicht­li­chen Kos­ten für den Auf­bau des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens;
p.
die Plan­bi­lan­zen und Planer­folgs­rech­nun­gen für die ers­ten drei Ge­schäfts­jah­re;
q.
An­ga­ben zur Er­fas­sung, Be­gren­zung und Über­wa­chung der Ri­si­ken;
r.
die Ta­ri­fe und All­ge­mei­nen Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen, wel­che in der Schweiz ver­wen­det wer­den bei der Ver­si­che­rung von sämt­li­chen Ri­si­ken in der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge und in der Zu­satz­ver­si­che­rung zur so­zia­len Kran­ken­ver­si­che­rung.

3 Er­sucht ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, das be­reits im Be­sitz ei­ner Be­wil­li­gung für einen Ver­si­che­rungs­zweig ist, um die Be­wil­li­gung für einen wei­te­ren Ver­si­che­rungs­zweig, so muss es die An­ga­ben und Un­ter­la­gen nach Ab­satz 2 Buch­sta­ben a–l nur ein­rei­chen, wenn sie ge­gen­über den be­reits ge­neh­mig­ten ge­än­dert wer­den sol­len.

4 Die FIN­MA kann wei­te­re An­ga­ben und Un­ter­la­gen ver­lan­gen, so­fern die­se für die Be­ur­tei­lung des Ge­suchs er­for­der­lich sind.

19 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 9 des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Bün­de­lung der Auf­sicht über Re­vi­si­ons­un­ter­neh­men und Prüf­ge­sell­schaf­ten), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 4073; BBl 2013 6857).

20 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 5 Änderung des Geschäftsplans  

1 Än­de­run­gen, wel­che die Ele­men­te des Ge­schäfts­plans nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 2 Buch­sta­ben a, h, k und r be­tref­fen, sind der FIN­MA vor de­ren Um­set­zung zur Ge­neh­mi­gung zu un­ter­brei­ten. Zur Ge­neh­mi­gung zu un­ter­brei­ten sind aus­ser­dem Än­de­run­gen des Ge­schäfts­plans, die sich aus Fu­sio­nen, Spal­tun­gen und Um­wand­lun­gen von Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men er­ge­ben.21

2 Än­de­run­gen, wel­che die Ele­men­te des Ge­schäfts­plans nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 2 Buch­sta­ben b, c, d, f, g, j, l, m, n und q be­tref­fen, sind der FIN­MA mit­zu­tei­len; sie gel­ten als ge­neh­migt, so­fern die FIN­MA nicht in­nert vier Wo­chen ei­ne Prü­fung des Vor­gangs ein­lei­tet.

21 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 9 des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Bün­de­lung der Auf­sicht über Re­vi­si­ons­un­ter­neh­men und Prüf­ge­sell­schaf­ten), in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 4073; BBl 2013 6857).

Art. 6 Erteilung der Bewilligung  

1 Die Be­wil­li­gung wird er­teilt, wenn die ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen er­füllt und die In­ter­es­sen der Ver­si­cher­ten ge­wahrt sind.

2 Ist das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men Teil ei­ner aus­län­di­schen Ver­si­che­rungs­grup­pe oder ei­nes aus­län­di­schen Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­rats, so kann die Be­wil­li­gung vom Be­ste­hen ei­ner an­ge­mes­se­nen kon­so­li­dier­ten Auf­sicht durch ei­ne aus­län­di­sche Fi­nanz­mark­tauf­sichts­be­hör­de ab­hän­gig ge­macht wer­den.22

3 Die Be­wil­li­gung wird für einen oder meh­re­re Ver­si­che­rungs­zwei­ge er­teilt. Sie be­rech­tigt auch zum Be­trieb der Rück­ver­si­che­rung im be­tref­fen­den Ver­si­che­rungs­zweig. Der Bun­des­rat be­zeich­net die Ver­si­che­rungs­zwei­ge.

4 Die FIN­MA ver­öf­fent­licht die er­teil­ten Be­wil­li­gun­gen.

22 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 18 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 52075205; BBl 20062829).

2. Abschnitt: Voraussetzungen

Art. 7 Rechtsform  

Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men müs­sen die Rechts­form der Ak­ti­en­ge­sell­schaft oder der Ge­nos­sen­schaft ha­ben. Die als Lloyd’s be­zeich­ne­te Ver­ei­ni­gung von Ver­si­che­rern nach Ar­ti­kel 15a bleibt vor­be­hal­ten.23

23 Zwei­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 8 Mindestkapital  

1 Ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit Sitz in der Schweiz muss über ein Min­dest­ka­pi­tal ver­fü­gen, das je nach den be­trie­be­nen Ver­si­che­rungs­zwei­gen 3–20 Mil­lio­nen Fran­ken be­tra­gen muss.

2 Der Bun­des­rat er­lässt Be­stim­mun­gen über das Min­dest­ka­pi­tal für die ein­zel­nen Ver­si­che­rungs­zwei­ge.

3 Die FIN­MA be­stimmt das im Ein­zel­fall er­for­der­li­che Ka­pi­tal.

Art. 9 Solvabilität 24  

1 Ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss über ei­ne aus­rei­chen­de Sol­va­bi­li­tät ver­fü­gen.

2 Die Sol­va­bi­li­tät ist aus­rei­chend, wenn das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal min­des­tens so gross ist wie das Ziel­ka­pi­tal.

24 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art.9a Risikotragendes Kapital und Zielkapital 25  

1 Das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal und das Ziel­ka­pi­tal wer­den auf der Grund­la­ge ei­ner Ge­samt­bi­lanz, die sämt­li­che re­le­van­ten Po­si­tio­nen be­rück­sich­tigt, auf markt­kon­for­mer Ba­sis er­mit­telt.

2 Das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal ent­spricht den ver­lust­ab­sor­bie­ren­den Mit­teln.

3 Für die Er­mitt­lung des Ziel­ka­pi­tals wer­den die Ri­si­ken quan­ti­fi­ziert, de­nen das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men aus­ge­setzt ist. Mass­ge­bend sind die Ver­si­che­rungs-, Markt- und Kre­di­tri­si­ken.

4 Wer­tän­de­run­gen der Ak­ti­ven und des Fremd­ka­pi­tals sind bei der Er­mitt­lung des Ziel­ka­pi­tals ge­samt­haft zu be­trach­ten.

25 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art.9b Weitere Vorschriften zur Solvabilität 26  

1 Der Bun­des­rat er­lässt Vor­schrif­ten zur Sol­va­bi­li­tät. Er re­gelt un­ter Be­rück­sich­ti­gung an­er­kann­ter in­ter­na­tio­na­ler Grund­sät­ze ins­be­son­de­re:

a.
das mit der Sol­va­bi­li­tät an­zu­stre­ben­de Ni­veau des Schut­zes der Ver­si­cher­ten vor den In­sol­venz­ri­si­ken der Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men;
b.
das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal, das Ziel­ka­pi­tal und de­ren Er­mitt­lung, ein­sch­liess­lich der An­for­de­run­gen für die an­zu­wen­den­den Mo­del­le;
c.
die Schwel­len­wer­te, bei de­ren Un­ter­schrei­ten die FIN­MA Mass­nah­men nach Ar­ti­kel 51 er­grei­fen kann.

2 Er kann wei­te­re als die in Ar­ti­kel 9a Ab­satz 3 ge­nann­ten Ri­si­ko­ka­te­go­ri­en als re­le­vant er­klä­ren. Dar­über hin­aus kann die FIN­MA im Ein­zel­fall ge­gen­über ei­nem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men den Ein­be­zug wei­te­rer Ri­si­ko­ka­te­go­ri­en ver­fü­gen.

3 Der Bun­des­rat kann die FIN­MA zur Re­ge­lung von tech­ni­schen Ein­zel­hei­ten er­mäch­ti­gen.

26 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art.9c Ergänzende internationale Versicherungskapitalstandards 27  

Der Bun­des­rat kann zur Er­fül­lung in­ter­na­tio­na­ler Ka­pi­tal­stan­dards er­gän­zend oder al­ter­na­tiv zu den Vor­schrif­ten zur Sol­va­bi­li­tät nach den Ar­ti­keln 9–9bwei­te­re Ka­pi­talan­for­de­rungs­sys­te­me vor­ge­ben, na­ment­lich für in­ter­na­tio­nal tä­ti­ge Ver­si­che­rungs­grup­pen und -kon­glo­me­ra­te.

27 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 10 Organisationsfonds  

1 Ne­ben dem Ka­pi­tal muss ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men über einen Or­ga­ni­sa­ti­ons­fonds ver­fü­gen, der es er­laubt, ins­be­son­de­re die Kos­ten der Grün­dung und des Auf­baus oder ei­ner aus­ser­ge­wöhn­li­chen Ge­schäfts­aus­wei­tung zu de­cken. Die Hö­he des Or­ga­ni­sa­ti­ons­fonds ent­spricht bei Auf­nah­me der Ge­schäftstä­tig­keit in der Re­gel bis zu 50 Pro­zent des Min­dest­ka­pi­tals nach Ar­ti­kel 8.

2 Der Bun­des­rat re­gelt die Hö­he, die Be­stel­lung, die Dau­er der Auf­recht­er­hal­tung und die Wie­der­her­stel­lung des Or­ga­ni­sa­ti­ons­fonds.

3 Die FIN­MA legt die Hö­he des Or­ga­ni­sa­ti­ons­fonds im Ein­zel­fall fest.

Art. 11 Geschäfte neben dem Versicherungsgeschäft 28  

1 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men dür­fen ne­ben dem Ver­si­che­rungs­ge­schäft:

a.
Ge­schäf­te be­trei­ben, die mit dem Ver­si­che­rungs­ge­schäft in ei­nem Zu­sam­men­hang ste­hen;
b.
mit Be­wil­li­gung der FIN­MA Ge­schäf­te be­trei­ben, die in kei­nem Zu­sam­men­hang mit dem Ver­si­che­rungs­ge­schäft ste­hen.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt die Ein­zel­hei­ten und be­rück­sich­tigt da­bei na­ment­lich die mit dem Ge­schäft ver­bun­de­nen Ri­si­ken für das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men und die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer.

28 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 12 Gleichzeitiges Betreiben von Lebensversicherung und anderen Versicherungszweigen  

Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die di­rek­te Le­bens­ver­si­che­rung be­trei­ben, dür­fen da­ne­ben nur die Un­fall- und die Kran­ken­ver­si­che­rung be­trei­ben.

Art. 13 Beitritt zum Nationalen Versicherungsbüro und zum Nationalen Garantiefonds  

Wer den Ver­si­che­rungs­zweig der Mo­tor­fahr­zeug-Haft­pflicht be­trei­ben will, muss dem Na­tio­na­len Ver­si­che­rungs­bü­ro und dem Na­tio­na­len Ga­ran­tie­fonds nach den Ar­ti­keln 74 und 76 des Stras­sen­ver­kehrs­ge­set­zes vom 19. De­zem­ber 195829 bei­tre­ten.

Art. 14 Gewähr für eine einwandfreie Geschäftstätigkeit 30  

1 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men und fol­gen­de Per­so­nen müs­sen Ge­währ für ei­ne ein­wand­freie Ge­schäftstä­tig­keit bie­ten:

a.
die mit der Ober­lei­tung, der Auf­sicht und der Kon­trol­le so­wie die mit der Ge­schäfts­füh­rung be­trau­ten Per­so­nen;
b.
für aus­län­di­sche Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men: die oder der Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­te.

2 Die Per­so­nen nach Ab­satz 1 müs­sen zu­dem einen gu­ten Ruf ge­nies­sen.

3 Die an ei­nem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men qua­li­fi­ziert Be­tei­lig­ten nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 2 Buch­sta­be f müs­sen eben­falls einen gu­ten Ruf ge­nies­sen und ge­währ­leis­ten, dass sich ihr Ein­fluss nicht zum Scha­den ei­ner um­sich­ti­gen und so­li­den Ge­schäftstä­tig­keit aus­wirkt.

4 Der Bun­des­rat legt fest, wel­che be­ruf­li­chen Fä­hig­kei­ten die Per­so­nen nach Ab­satz 1 ha­ben müs­sen.

5 Bei Aus­glie­de­rung we­sent­li­cher Funk­tio­nen des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens auf an­de­re Per­so­nen gel­ten die Ab­sät­ze 1 und 2 sinn­ge­mä­ss.

30 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 14a Vermeidung von Interessenkonflikten 31  

1 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men tref­fen an­ge­mes­se­ne or­ga­ni­sa­to­ri­sche Vor­keh­run­gen, um In­ter­es­sen­kon­flik­te, die bei der Er­brin­gung von Ver­si­che­rungs­dienst­leis­tun­gen ent­ste­hen kön­nen, zu ver­mei­den oder die Be­nach­tei­li­gung der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer durch In­ter­es­sen­kon­flik­te aus­zu­sch­lies­sen.

2 Kann ei­ne Be­nach­tei­li­gung der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, so ist ih­nen dies vor Ab­schluss des Ver­si­che­rungs­ver­trags of­fen­zu­le­gen.

3 Der Bun­des­rat kann die Ein­zel­hei­ten re­geln; ins­be­son­de­re kann er Ver­hal­tens­wei­sen be­zeich­nen, die auf­grund von In­ter­es­sen­kon­flik­ten in je­dem Fall un­zu­läs­sig sind.

31 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

3. Abschnitt: Ergänzende Voraussetzungen für ausländische Versicherungsunternehmen

Art. 15 Allgemein 32  

1 Ein aus­län­di­sches Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, das be­ab­sich­tigt, in der Schweiz ei­ne Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit auf­zu­neh­men, muss ne­ben den Vor­aus­set­zun­gen nach den Ar­ti­keln 7–14a fol­gen­de Vor­aus­set­zun­gen er­fül­len:

a.
Es ist in sei­nem Sitz­staat zur Aus­übung der Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit be­fugt.
b.
Es er­rich­tet in der Schweiz ei­ne Nie­der­las­sung, lässt sie ins Han­dels­re­gis­ter ein­tra­gen und be­stellt als de­ren Lei­te­rin oder Lei­ter ei­ne Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­te oder einen Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­ten.
c.
Es ver­fügt am Haupt­sitz über ein Ka­pi­tal nach Ar­ti­kel 8 und weist ei­ne auch die Ge­schäftstä­tig­keit in der Schweiz um­fas­sen­de aus­rei­chen­de Sol­va­bi­li­tät im Sin­ne der Ar­ti­kel 9–9caus.
d.
Es ver­fügt in der Schweiz über einen Or­ga­ni­sa­ti­ons­fonds nach Ar­ti­kel 10 und ent­spre­chen­de Ver­mö­gens­wer­te.
e.
Es hin­ter­legt in der Schweiz ei­ne Kau­ti­on, die ei­nem be­stimm­ten Bruch­teil des in­län­di­schen Ge­schäfts­vo­lu­mens ent­spricht.

2 Die FIN­MA legt den Bruch­teil am in­län­di­schen Ge­schäfts­vo­lu­men nach Ab­satz 1 Buch­sta­be e fest und be­stimmt die Be­rech­nung der Kau­ti­on, de­ren Ver­wah­rungs­ort und die an­re­chen­ba­ren Ver­mö­gens­wer­te.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben ab­wei­chen­de staats­ver­trag­li­che Be­stim­mun­gen.

32 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 15a Als Lloyd’s bezeichnete Vereinigung von Versicherern 33  

1 An­sprü­che und For­de­run­gen aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen, die zum schwei­ze­ri­schen Ver­si­che­rungs­be­stand der am Ver­trag be­tei­lig­ten Lloyd’s-Ver­si­che­rer ge­hö­ren, sind durch oder ge­gen die Ge­ne­ral­be­voll­mäch­ti­ge oder den Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­ten von Lloyd’s für die Schweiz gel­tend zu ma­chen.

2 Der oder die Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­te von Lloyd’s für die Schweiz hat in al­len zi­vil- und voll­stre­ckungs­recht­li­chen Ver­fah­ren über An­sprü­che und For­de­run­gen aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen an­stel­le der be­tei­lig­ten Lloyd’s-Ver­si­che­rer Par­tei­stel­lung.

3 Ein Ent­scheid in ei­nem Ver­fah­ren über An­sprü­che und For­de­run­gen aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen wirkt auch für und ge­gen al­le am Ver­si­che­rungs­ver­trag be­tei­lig­ten Lloyd’s-Ver­si­che­rer.

4 Ein ge­gen die Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­te oder den Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­ten von Lloyd’s für die Schweiz er­gan­ge­ner Ent­scheid kann auch in die im In­land be­le­ge­nen Ver­mö­gens­wer­te al­ler in Lloyd’s zu­sam­men­ge­schlos­se­nen Ver­si­che­rer voll­streckt wer­den.

5 Der oder die Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­te von Lloyd’s Schweiz hat in al­len ver­wal­tungs­recht­li­chen Ver­fah­ren an­stel­le der Lloyd’s-Ver­si­che­rer Par­tei­stel­lung. Hand­lun­gen, Mit­tei­lun­gen oder Ent­schei­de der FIN­MA ge­gen­über der schwei­ze­ri­schen Nie­der­las­sung von Lloyd’s wir­ken, so­weit die FIN­MA nichts an­de­res an­ord­net, für und ge­gen die Nie­der­las­sung und die ent­spre­chen­den Ver­si­che­rer.

33 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

3. Kapitel: Ausübung der Versicherungstätigkeit

1. Abschnitt: Finanzielle Ausstattung

Art. 16 Versicherungstechnische Rückstellungen  

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ist ver­pflich­tet, für die ge­sam­te Ge­schäftstä­tig­keit aus­rei­chen­de ver­si­che­rungs­tech­ni­sche Rück­stel­lun­gen zu bil­den.

2 Der Bun­des­rat legt die Grund­sät­ze zur Be­stim­mung der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen fest. Er kann die Re­ge­lung der Ein­zel­hei­ten be­züg­lich Art und Um­fang der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen der FIN­MA über­las­sen.

Art. 17 Gebundenes Vermögen  

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss die An­sprü­che aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen durch ein ge­bun­de­nes Ver­mö­gen si­cher­stel­len.

2 Für Ver­si­che­rungs­be­stän­de aus­län­di­scher Nie­der­las­sun­gen von Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit Sitz in der Schweiz darf kein ge­bun­de­nes Ver­mö­gen ge­bil­det wer­den. Das ge­mä­ss Ab­satz 1 ge­bil­de­te ge­bun­de­ne Ver­mö­gen darf für die­se Be­stän­de nicht zur Si­cher­stel­lung her­an­ge­zo­gen wer­den.34

34 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 18 Sollbetrag des gebundenen Vermögens  

Der Soll­be­trag des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens ent­spricht den ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen nach Ar­ti­kel 16 und ei­nem an­ge­mes­se­nen Zu­schlag. Die FIN­MA legt die­sen Zu­schlag fest.

Art. 19 Haftung des gebundenen Vermögens  

1 Die Wer­te des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens wer­den für die durch das ge­bun­de­ne Ver­mö­gen si­cher­zu­stel­len­den An­sprü­che ver­wen­det.

2 Bei Über­tra­gung ei­nes Ver­si­che­rungs­be­stan­des auf ein an­de­res Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ge­hen die Wer­te des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens oder ent­spre­chen­de Wer­te auf das den Ver­si­che­rungs­be­stand über­neh­men­de Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men über, so­weit die FIN­MA nichts an­de­res an­ord­net.

Art. 20 Vorschriften zum gebundenen Vermögen 35  

Der Bun­des­rat er­lässt Vor­schrif­ten ins­be­son­de­re über die Be­stel­lung, die Be­le­gen­heit, die De­ckung, die Ver­än­de­run­gen und die Kon­trol­le des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens. Er ori­en­tiert sich da­bei am Grund­satz der un­ter­neh­me­ri­schen Vor­sicht. Er kann die FIN­MA zur Re­ge­lung der tech­ni­schen Ein­zel­hei­ten er­mäch­ti­gen.

35 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 21 Beteiligungen  

1 Ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit Sitz in der Schweiz, das be­ab­sich­tigt, sich an ei­nem an­de­ren Un­ter­neh­men zu be­tei­li­gen, hat dies der FIN­MA mit­zu­tei­len, wenn die Be­tei­li­gung 10, 20, 33 oder 50 Pro­zent des Ka­pi­tals oder der Stimm­rech­te des an­de­ren Un­ter­neh­mens er­reicht oder über­schrei­tet.

2 Wer be­ab­sich­tigt, sich di­rekt oder in­di­rekt an ei­nem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit Sitz in der Schweiz zu be­tei­li­gen, hat dies der FIN­MA mit­zu­tei­len, wenn die Be­tei­li­gung 10, 20, 33 oder 50 Pro­zent des Ka­pi­tals oder der Stimm­rech­te des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens er­reicht oder über­schrei­tet.

3 Wer be­ab­sich­tigt, sei­ne di­rek­te oder in­di­rek­te Be­tei­li­gung an ei­nem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit Sitz in der Schweiz un­ter die Schwel­len von 10, 20, 33 oder 50 Pro­zent des Ka­pi­tals oder der Stimm­rech­te her­ab­zu­set­zen oder die Be­tei­li­gung so zu ver­än­dern, dass das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nicht mehr Toch­ter­ge­sell­schaft ist, hat dies der FIN­MA mit­zu­tei­len.36

4 Die FIN­MA kann ei­ne Be­tei­li­gung un­ter­sa­gen oder an Be­din­gun­gen knüp­fen, wenn die Be­tei­li­gung nach Art und Um­fang das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men oder die In­ter­es­sen der Ver­si­cher­ten ge­fähr­den kann.

36 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

2. Abschnitt: Risikomanagement

Art. 22  

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss so or­ga­ni­siert sein, dass es ins­be­son­de­re al­le we­sent­li­chen Ri­si­ken er­fas­sen, be­gren­zen und über­wa­chen kann.

2 Der Bun­des­rat er­lässt Vor­schrif­ten über Ziel, In­halt und Do­ku­men­ta­ti­on des Ri­si­ko­ma­na­ge­ments.37

3 Die FIN­MA re­gelt die Über­wa­chung der Ri­si­ken durch das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men.38

37 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 18 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 52075205; BBl 20062829).

38 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 18 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 52075205; BBl 20062829).

Art. 22a Stabilisierungspläne 39  

1 Die FIN­MA kann von ei­nem wirt­schaft­lich be­deu­ten­den Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nach Ar­ti­kel 2 Ab­satz 1 Buch­sta­be a die Er­stel­lung ei­nes Sta­bi­li­sie­rungs­plans ver­lan­gen. Dar­in legt das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men dar, mit wel­chen Mass­nah­men es sich im Fall ei­ner Kri­se nach­hal­tig so sta­bi­li­sie­ren will, dass es sei­ne Ge­schäftstä­tig­keit ei­gen­stän­dig oder durch pri­va­te Fremd­fi­nan­zie­rung fort­füh­ren kann.

2 Der Bun­des­rat legt die Kri­te­ri­en fest, nach de­nen ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nach Ab­satz 1 als wirt­schaft­lich be­deu­tend gilt, so­wie je­ne, nach de­nen die FIN­MA ent­schei­det, ob sie von ei­nem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men einen Sta­bi­li­sie­rungs­plan ver­lan­gen kann.

39 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

3. Abschnitt: Verantwortlicher Aktuar oder verantwortliche Aktuarin

Art. 23 Bestellung und Funktion  

1 Die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ha­ben einen ver­ant­wort­li­chen Ak­tu­ar oder ei­ne ver­ant­wort­li­che Ak­tua­rin zu be­stel­len und ihm oder ihr Zu­gang zu al­len Ge­schäfts­un­ter­la­gen zu ge­wäh­ren.

2 Der ver­ant­wort­li­che Ak­tu­ar oder die ver­ant­wort­li­che Ak­tua­rin muss einen gu­ten Ruf ge­nies­sen, be­ruf­lich qua­li­fi­ziert und in der La­ge sein, die fi­nan­zi­el­len Fol­gen der Tä­tig­keit des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens rich­tig ein­zu­schät­zen. Der Bun­des­rat be­stimmt, wel­che be­ruf­li­chen Fä­hig­kei­ten der ver­ant­wort­li­che Ak­tu­ar oder die ver­ant­wort­li­che Ak­tua­rin ha­ben muss.

3 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men hat der FIN­MA die Ab­be­ru­fung oder De­mis­si­on des ver­ant­wort­li­chen Ak­tuars oder der ver­ant­wort­li­chen Ak­tua­rin un­ver­züg­lich an­zu­zei­gen.

Art. 24 Aufgaben  

1 Der ver­ant­wort­li­che Ak­tu­ar oder die ver­ant­wort­li­che Ak­tua­rin trägt die Ver­ant­wor­tung:

a.
für die Be­rech­nung und Er­mitt­lung auf­grund sach­ge­mäs­ser ak­tua­ri­el­ler Be­rech­nungs­grund­la­gen:
1.
der Ver­pflich­tun­gen in ei­ner Bi­lanz zu Markt­wer­ten oder zu markt­na­hen Wer­ten,
2.
der Ver­si­che­rungs­ri­si­ken im Rah­men der Sol­va­bi­li­tät nach den Ar­ti­keln 9–9c,
3.
der ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen nach Ar­ti­kel 16;
b.
für die Prü­fung, ob der Soll­be­trag des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens den auf­sichts­recht­li­chen Vor­schrif­ten ent­spricht.40

2 Stellt er oder sie Un­zu­läng­lich­kei­ten fest, so in­for­miert er oder sie un­ver­züg­lich die Ge­schäfts­lei­tung des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens.

3 Aus­ser­dem er­stellt er oder sie re­gel­mäs­sig zu­han­den der Ge­schäfts­lei­tung oder, für die aus­län­di­schen Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, zu­han­den des oder der Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­ten einen Be­richt. Zu den fest­ge­stell­ten Un­zu­läng­lich­kei­ten sind im Be­richt die vor­ge­schla­ge­nen Mass­nah­men so­wie die tat­säch­lich er­grif­fe­nen Mass­nah­men an­zu­ge­ben.

3bis Der ver­ant­wort­li­che Ak­tu­ar oder die ver­ant­wort­li­che Ak­tua­rin kann di­rekt an den Ver­wal­tungs­rat ge­lan­gen.41

4 Die FIN­MA er­lässt nä­he­re Vor­schrif­ten über die Auf­ga­ben des ver­ant­wort­li­chen Ak­tuars oder der ver­ant­wort­li­chen Ak­tua­rin und über den In­halt des Be­richts nach Ab­satz 3.42

40 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

41 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

42 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

4. Abschnitt: Berichterstattung

Art. 25 Geschäftsbericht und Aufsichtsbericht  

1 Die Versicherungsunternehmen erstellen jährlich auf den 31. Dezember den Geschäftsbericht, bestehend aus Jahresrechnung, Lagebericht und, wenn das Gesetz dies vorschreibt, Konzernrechnung.43 Ist das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men Teil ei­ner Ver­si­che­rungs­grup­pe oder ei­nes Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­rats, so ist in je­dem Fall ei­ne Kon­zern­rech­nung ein­zu­rei­chen.

2 Sie er­stel­len zu­dem jähr­lich einen Auf­sichts­be­richt. Die FIN­MA legt fest, wel­che An­for­de­run­gen die­ser Be­richt er­fül­len muss, und be­zeich­net die bei­zu­le­gen­den In­for­ma­tio­nen und Un­ter­la­gen.

3 Die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men rei­chen der FIN­MA den Ge­schäfts­be­richt so­wie den Auf­sichts­be­richt über das ab­ge­lau­fe­ne Ge­schäfts­jahr spä­tes­tens am dar­auf­fol­gen­den 30. April ein.44

4 Die aus­län­di­schen Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men rei­chen für ih­re Ge­schäf­te in der Schweiz einen ge­trenn­ten Ge­schäfts­be­richt so­wie einen ge­trenn­ten Auf­sichts­be­richt über das ab­ge­lau­fe­ne Ge­schäfts­jahr ein.

5 Die FIN­MA kann:

a.
un­ter­jäh­ri­ge Be­richt­er­stat­tun­gen an­ord­nen;
b.
be­son­de­re An­for­de­run­gen an den Ge­schäfts­be­richt stel­len;
c.
Da­ten zur Jah­res­be­richt­er­stat­tung, zum Ver­si­che­rungs­markt und zur Trans­pa­renz ver­öf­fent­li­chen.45

6 Bei der Ver­öf­fent­li­chung der Da­ten nach Ab­satz 5 Buch­sta­be c be­rück­sich­tigt sie die Of­fen­le­gung durch die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men so­wie das In­for­ma­ti­ons­be­dürf­nis der Ver­si­cher­ten und der Öf­fent­lich­keit.46

43 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 9 des BG vom 23. Dez. 2011 (Rech­nungs­le­gungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6679; BBl 2008 1589).

44 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

45 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

46 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 26 Besondere Bestimmungen betreffend die Rechnungslegung 47  

1 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ha­ben die ge­setz­li­che Ge­winn­re­ser­ve nach Mass­ga­be ih­res Ge­schäfts­pla­nes zu bil­den. Die Auf­sichts­be­hör­de re­gelt die Hö­he der Min­dest­zu­wei­sung.

2Die Grün­dungs- Ka­pi­tal­er­hö­hungs- und Or­ga­ni­sa­ti­ons­kos­ten sind im Ge­schäfts­jahr, in dem sie an­fal­len, dem Or­ga­ni­sa­ti­ons­fonds zu be­las­ten.

3 Der Bun­des­rat kann von den Be­stim­mun­gen des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (OR)48 über die Buch­füh­rung und Rech­nungs­le­gung ab­wei­chen, wenn die Be­son­der­hei­ten des Ver­si­che­rungs­ge­schäf­tes oder der Ver­si­cher­ten­schutz dies recht­fer­ti­gen und die wirt­schaft­li­che La­ge gleich­wer­tig dar­ge­stellt wird.49

4Er kann die Auf­sichts­be­hör­de er­mäch­ti­gen, in Be­lan­gen von be­schränk­ter Trag­wei­te, na­ment­lich in vor­wie­gend tech­ni­schen An­ge­le­gen­hei­ten, Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen zu er­las­sen.

5 Die Auf­sichts­be­hör­de kann un­ter den Vor­aus­set­zun­gen nach Ab­satz 3 die An­wen­dung der vom Bun­des­rat an­er­kann­ten Stan­dards zur Rech­nungs­le­gung im Be­reich der Ver­si­che­run­gen ein­schrän­ken.

47 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 9 des BG vom 23. Dez. 2011 (Rech­nungs­le­gungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6679; BBl 2008 1589).

48 SR 220

49 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

5. Abschnitt: Prüfung 50

50 Fassung gemäss Anhang Ziff. 18 des Finanzmarktaufsichtsgesetzes vom 22. Juni 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 52075205; BBl 20062829).

Art. 27 Interne Überwachung der Geschäftstätigkeit 51  

Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men rich­tet ein wirk­sa­mes in­ter­nes Kon­troll­sys­tem ein, das sei­ne ge­sam­te Ge­schäftstä­tig­keit um­fasst. Zu­dem be­stellt es ei­ne von der Ge­schäfts­füh­rung un­ab­hän­gi­ge in­ter­ne Re­vi­si­ons­stel­le.

51 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 28 Prüfgesellschaft 52  

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men hat ei­ne von der Eid­ge­nös­si­schen Re­vi­si­ons­auf­sichts­be­hör­de nach Ar­ti­kel 9a Ab­satz 1 des Re­vi­si­ons­auf­sichts­ge­set­zes vom 16. De­zem­ber 200553 zu­ge­las­se­ne Prüf­ge­sell­schaft mit ei­ner Prü­fung nach Ar­ti­kel 24 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 200754 zu be­auf­tra­gen.

2 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men muss sei­ne Jah­res­rech­nung und ge­ge­be­nen­falls sei­ne Kon­zern­rech­nung von ei­nem staat­lich be­auf­sich­tig­ten Re­vi­si­ons­un­ter­neh­men nach den Grund­sät­zen der or­dent­li­chen Re­vi­si­on des OR55 prü­fen las­sen.56

52 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 9 des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Bün­de­lung der Auf­sicht über Re­vi­si­ons­un­ter­neh­men und Prüf­ge­sell­schaf­ten), in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 4073; BBl 2013 6857).

53 SR 221.302

54 SR 956.1

55 SR 220

56 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 2957  

57 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 9 des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Bün­de­lung der Auf­sicht über Re­vi­si­ons­un­ter­neh­men und Prüf­ge­sell­schaf­ten), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 4073; BBl 2013 6857).

Art. 30 Meldepflicht der Prüfgesellschaft  

Die Prüf­ge­sell­schaft mel­det der FIN­MA un­ver­züg­lich, wenn sie Fol­gen­des fest­stellt:

a.
Straf­ta­ten;
b.
schwer­wie­gen­de Un­re­gel­mäs­sig­kei­ten;
c.
Ver­stös­se ge­gen die Grund­sät­ze ei­ner ein­wand­frei­en Ge­schäftstä­tig­keit;
d.
Sach­ver­hal­te, die ge­eig­net sind, die Sol­venz des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens oder die In­ter­es­sen der Ver­si­cher­ten zu ge­fähr­den.

5a. Abschnitt: Versicherungsunternehmen, die professionelle Versicherungsnehmer versichern, und konzerninterne Direkt- und Rückversicherung58

58 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 30a Versicherungsunternehmen, die professionelle Versicherungsnehmer versichern: Erleichterungen  

1 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, die aus­sch­liess­lich die Ver­si­che­rung pro­fes­sio­nel­ler Ver­si­che­rungs­neh­mer be­trei­ben, wer­den auf An­trag durch die FIN­MA von der Ein­hal­tung der Ar­ti­kel 10, 17–20, 52e Ab­satz 2 und 54abis be­freit.

2 Als pro­fes­sio­nel­le Ver­si­che­rungs­neh­mer gel­ten die Per­so­nen nach Ar­ti­kel 98a Ab­satz 2 Buch­sta­ben b–g des Ver­si­che­rungs­ver­trags­ge­set­zes vom 2. April 190859 (VVG).

3 Be­treibt ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men so­wohl die Ver­si­che­rung pro­fes­sio­nel­ler Ver­si­che­rungs­neh­mer als auch die Ver­si­che­rung nicht pro­fes­sio­nel­ler Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer, so gilt Ab­satz 1 nur für das von ihm be­trie­be­ne Ge­schäft mit pro­fes­sio­nel­len Ver­si­che­rungs­neh­mern.

4 Die Be­stim­mun­gen nach Ab­satz 1 blei­ben in je­dem Fall an­wend­bar, wenn aus dem Ge­schäft mit pro­fes­sio­nel­len Ver­si­che­rungs­neh­mern An­sprü­che aus Pflicht­ver­si­che­run­gen zu­guns­ten nicht pro­fes­sio­nel­ler Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer re­sul­tie­ren könn­ten. Bei der Ver­si­che­rung von Ri­si­ken der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge ist zu­dem in je­dem Fall ein ge­bun­de­nes Ver­mö­gen zu stel­len.

Art. 30b Versicherungsunternehmen, die professionelle Versicherungsnehmer versichern: Abklärungs- und Dokumentationspflicht  

Ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, das die Er­leich­te­run­gen nach Ar­ti­kel 30a in An­spruch nimmt, hat den Sta­tus von pro­fes­sio­nel­len Ver­si­che­rungs­neh­mern je­weils vor Ver­trags­ab­schluss ab­zu­klä­ren und zu do­ku­men­tie­ren.

Art. 30c Versicherungsunternehmen, die professionelle Versicherungsnehmer versichern: Informationspflicht  

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, das pro­fes­sio­nel­le Ver­si­che­rungs­neh­mer ver­si­chert, in­for­miert die­se dar­über, dass sie als pro­fes­sio­nel­le Ver­si­che­rungs­neh­mer gel­ten, und über die da­mit zu­sam­men­hän­gen­den Rechts­fol­gen, na­ment­lich wenn ih­re An­sprü­che nicht durch ein ge­bun­de­nes Ver­mö­gen si­cher­ge­stellt wer­den.

2 Die­se In­for­ma­tio­nen sind den pro­fes­sio­nel­len Ver­si­che­rungs­neh­mern so zu über­ge­ben, dass die­se sie ken­nen kön­nen, wenn sie den Ver­si­che­rungs­ver­trag an­neh­men.

3 Bei Ver­let­zung die­ser In­for­ma­ti­ons­pflicht gilt Ar­ti­kel 3a VVG60 sinn­ge­mä­ss.

Art.30d Konzerninterne Direkt- und Rückversicherung  

1 Auf Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die kon­zern­in­ter­ne Di­rekt- oder Rück­ver­si­che­rung (Di­rekt- oder Rück­ver­si­che­rungs­cap­ti­ve) be­trei­ben, sind die Ar­ti­kel 10, 13, 15 Ab­satz 1 Buch­sta­be d, 17–20, 32–34, 36–39, 52e Ab­satz 2, 54abis, 57–59 und 62 nicht an­wend­bar.

2 Als Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nach Ab­satz 1 gilt ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, das:

a.
zu ei­nem Un­ter­neh­men, ei­ner Grup­pe von Un­ter­neh­men oder ei­nem Kon­glo­me­rat ge­hört, das oder die im Üb­ri­gen nicht im Ver­si­che­rungs­ge­schäft tä­tig ist; und
b.
Ri­si­ken die­ses Un­ter­neh­mens, die­ser Grup­pe oder die­ses Kon­glo­me­rats ver­si­chert oder rück­ver­si­chert.

3 Be­treibt ein sol­ches Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ne­ben der kon­zern­in­ter­nen Di­rekt- oder Rück­ver­si­che­rung zu­sätz­lich ein Dritt­ge­schäft, so gilt Ab­satz 1 nur für die kon­zern­in­ter­ne Di­rekt- oder Rück­ver­si­che­rung.

4 Die Be­stim­mun­gen nach Ab­satz 1 blei­ben in je­dem Fall an­wend­bar, wenn aus den von Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nach Ab­satz 1 ab­ge­schlos­se­nen Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen An­sprü­che aus Pflicht­ver­si­che­run­gen zu­guns­ten nicht pro­fes­sio­nel­ler Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer re­sul­tie­ren könn­ten.

5b. Abschnitt: Versicherungszweckgesellschaften61

61 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 30e Begriff  

1 Ein Un­ter­neh­men gilt als Ver­si­che­rungs­zweck­ge­sell­schaft, wenn es:

a.
kein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ist;
b.
Ri­si­ken von Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men über­nimmt; und
c.
die Ri­si­ken voll­stän­dig über die Aus­ga­be von Fi­nan­z­in­stru­men­ten ab­si­chert, bei de­nen die Rück- oder Aus­zah­lungs­an­sprü­che der In­ha­be­rin­nen und In­ha­ber oder Gläu­bi­ge­rin­nen und Gläu­bi­ger sol­cher Fi­nan­z­in­stru­men­te den Ri­si­ko­über­nah­me­ver­pflich­tun­gen der Ver­si­che­rungs­zweck­ge­sell­schaft nach­ge­ord­net sind.

2 Die Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes fin­den auf Ver­si­che­rungs­zweck­ge­sell­schaf­ten sinn­ge­mä­ss An­wen­dung.

3 Ver­si­che­rungs­zweck­ge­sell­schaf­ten müs­sen ins­be­son­de­re:

a.
ih­ren Ge­schäfts­kreis ge­nau um­schrei­ben und ei­ne ih­rer Ge­schäftstä­tig­keit ent­spre­chen­de Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­on vor­se­hen;
b.
über ein an­ge­mes­sen aus­ge­stat­te­tes Ri­si­ko­ma­na­ge­ment und ei­ne wirk­sa­me in­ter­ne Kon­trol­le ver­fü­gen, die un­ter an­de­rem die Ein­hal­tung der recht­li­chen und un­ter­neh­mensin­ter­nen Vor­schrif­ten ge­währ­leis­tet (Com­plian­ce);
c.
über an­ge­mes­se­ne fi­nan­zi­el­le Mit­tel ver­fü­gen;
d.
si­cher­stel­len, dass die mit der Ver­wal­tung und Ge­schäfts­füh­rung be­trau­ten Per­so­nen einen gu­ten Ruf ge­nies­sen und Ge­währ für ei­ne ein­wand­freie Ge­schäftstä­tig­keit bie­ten.
Art. 30f Risikogruppen  

1 Das Ge­samt­ver­mö­gen ei­ner Ver­si­che­rungs­zweck­ge­sell­schaft um­fasst das Ge­sell­schafts­ver­mö­gen und das Ri­si­ko­ver­mö­gen. Das Ri­si­ko­ver­mö­gen bil­det ei­ne Ri­si­ko­grup­pe oder glie­dert sich in meh­re­re Ri­si­ko­grup­pen. Je­de Ri­si­ko­grup­pe ist rech­ne­risch selbst­stän­dig ge­führt, wirt­schaft­lich un­ab­hän­gig und stellt ein recht­lich ver­selbst­stän­dig­tes Teil­ver­mö­gen dar. Ei­ne Ri­si­ko­grup­pe be­zieht sich auf ein spe­zi­fi­sches Ri­si­ko, das die Ver­si­che­rungs­zweck­ge­sell­schaft von Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men über­nimmt und voll­stän­dig über die Emis­si­on von ent­spre­chen­den Fi­nan­z­in­stru­men­ten ab­si­chert.

2 Die Haf­tung der Ver­si­che­rungs­zweck­ge­sell­schaft für Ver­bind­lich­kei­ten ei­ner Ri­si­ko­grup­pe ist auf das Teil­ver­mö­gen die­ser Ri­si­ko­grup­pe be­schränkt. Je­de Ri­si­ko­grup­pe haf­tet nur für ei­ge­ne Ver­bind­lich­kei­ten.

3 Sa­chen und Rech­te, die zu ei­ner Ri­si­ko­grup­pe ge­hö­ren, wer­den im Kon­kurs der Ver­si­che­rungs­zweck­ge­sell­schaft ab­ge­son­dert. Vor­be­hal­ten bleibt ein An­spruch der Ver­si­che­rungs­zweck­ge­sell­schaft auf:

a.
die ver­trag­lich vor­ge­se­he­nen Ver­gü­tun­gen;
b.
Be­frei­ung von den Ver­bind­lich­kei­ten, die sie in rich­ti­ger Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben für ei­ne Ri­si­ko­grup­pe ein­ge­gan­gen ist;
c.
Er­satz der Auf­wen­dun­gen, die sie zur Er­fül­lung die­ser Ver­bind­lich­kei­ten ge­macht hat.

4 Aus dem Er­lös des Teil­ver­mö­gens ei­ner Ri­si­ko­grup­pe wer­den vor­weg For­de­run­gen aus den Ri­si­ko­über­nah­me­ver­pflich­tun­gen die­ser Ri­si­ko­grup­pe ge­deckt. Ein Über­schuss wird an­tei­lig auf die In­ha­be­rin­nen und In­ha­ber oder Gläu­bi­ge­rin­nen und Gläu­bi­ger von Fi­nan­z­in­stru­men­ten die­ser Ri­si­ko­grup­pe ge­mä­ss Ar­ti­kel 30e Ab­satz 1 Buch­sta­be c ver­teilt.

5 Der Bun­des­rat er­lässt Be­stim­mun­gen über:

a.
die Er­rich­tung, Or­ga­ni­sa­ti­on und Auf­he­bung von Ri­si­ko­grup­pen;
b.
die An­la­ge, Buch­füh­rung, Rech­nungs­le­gung und Re­vi­si­on von Ri­si­ko­grup­pen.

6. Abschnitt: Besondere Bestimmungen für einzelne Versicherungszweige

Art. 31 Einschränkende Vorschriften  

1 Der Bun­des­rat kann zum Schutz der Ver­si­cher­ten ein­schrän­ken­de Vor­schrif­ten für die ver­schie­de­nen Ver­si­che­rungs­zwei­ge er­las­sen.

2 Die­se Re­ge­lung geht der Ver­ein­ba­rung nach Ar­ti­kel 31avor.62

62 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des Kran­ken­ver­si­che­rungs­auf­sichts­ge­set­zes vom 26. Sept. 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 5137; BBl 2012 1941).

Art. 31a Regulierung der Vermittlertätigkeit im Bereich der Zusatzversicherung zur sozialen Krankenversicherung 63  

1 Die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men kön­nen im Be­reich der Zu­satz­ver­si­che­rung zur so­zia­len Kran­ken­ver­si­che­rung ei­ne Ver­ein­ba­rung ab­sch­lies­sen, in der Fol­gen­des ge­re­gelt wird:

a.
die Te­le­fon­wer­bung;
b.
der Ver­zicht auf Leis­tun­gen der Call-Cen­ter;
c.
das Ver­bot der Te­le­fon­wer­bung bei Per­so­nen, die nie bei ih­nen ver­si­chert wa­ren oder seit län­ge­rer Zeit nicht mehr ver­si­chert sind;
d.
die Aus­bil­dung der Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler;
e.
die Ein­schrän­kung der Ent­schä­di­gung der Tä­tig­keit der Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler;
f.
die Er­stel­lung und Un­ter­zeich­nung von Be­ra­tungs­pro­to­kol­len.

2 Auf Ge­such von Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, die zu­sam­men min­des­tens 66 Pro­zent der Prä­mi­en der Ver­si­cher­ten ver­tre­ten, kann der Bun­des­rat die Re­ge­lun­gen der Punk­te nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben c–f auf dem Ver­ord­nungs­weg all­ge­mein­ver­bind­lich er­klä­ren. Die Re­ge­lun­gen müs­sen der Ge­setz­ge­bung ent­spre­chen und die Hö­he der Ent­schä­di­gung nach Ab­satz 1 Buch­sta­be e muss nach be­triebs­wirt­schaft­li­chen Re­geln fest­ge­legt wer­den. Vor der All­ge­mein­ver­bind­lich­keits­er­klä­rung hört der Bun­des­rat die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men an.

3 Der Bun­des­rat legt in der Ver­ord­nung nach Ab­satz 2 die Ver­stös­se ge­gen die ver­bind­lich er­klär­ten Re­ge­lun­gen fest.

4 Die Vor­schrif­ten zum Miss­brauchs­schutz blei­ben vor­be­hal­ten.

63 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des Kran­ken­ver­si­che­rungs­auf­sichts­ge­set­zes vom 26. Sept. 2014 (AS 2015 5137; BBl 2012 1941). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 16. Dez. 2022 über die Re­gu­lie­rung der Ver­si­che­rungs­ver­mitt­ler­tä­tig­keit, in Kraft seit 1. Sept. 2024 (AS 2024 424; BBl 2021 1478).

Art. 32 Rechtsschutzversicherung  

1 Ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­ches die Rechts­schutz­ver­si­che­rung gleich­zei­tig mit an­de­ren Ver­si­che­rungs­zwei­gen be­trei­ben will, muss:

a.
die Er­le­di­gung von Scha­den­fäl­len des Zwei­ges Rechts­schutz ei­nem recht­lich selbst­stän­di­gen Un­ter­neh­men (Scha­den­re­ge­lungs­un­ter­neh­men) über­tra­gen; oder
b.
den Ver­si­cher­ten das Recht zu­ge­ste­hen, die Ver­tei­di­gung ih­rer In­ter­es­sen, so­bald sie das Tä­tig­wer­den des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens auf Grund des Ver­si­che­rungs­ver­trags ver­lan­gen kön­nen, ei­nem un­ab­hän­gi­gen Rechts­an­walt oder ei­ner un­ab­hän­gi­gen Rechts­an­wäl­tin ih­rer Wahl oder, so­weit der an­wend­ba­re Ver­fah­renser­lass es ge­stat­tet, ei­ner an­de­ren Per­son zu über­tra­gen, wel­che die vom er­wähn­ten Er­lass ge­for­der­te Qua­li­fi­ka­ti­on er­füllt.

2 Der Bun­des­rat re­gelt das Ver­hält­nis zwi­schen Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men und Scha­den­re­ge­lungs­un­ter­neh­men. Er er­lässt fer­ner Vor­schrif­ten über Form und In­halt des Rechts­schutz-Ver­si­che­rungs­ver­trags, na­ment­lich über das Ver­fah­ren, das zu be­fol­gen ist, wenn sich das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men oder das Scha­den­re­ge­lungs­un­ter­neh­men mit der ver­si­cher­ten Per­son nicht ei­ni­gen kann über die Mass­nah­men, die zur Re­ge­lung des Scha­den­fal­les ge­trof­fen wer­den sol­len.

Art. 33 Elementarschadenversicherung  

1 Ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men darf für in der Schweiz ge­le­ge­ne Ri­si­ken das Feu­er­ri­si­ko nur de­cken, wenn es die De­ckung von Ele­men­tar­schä­den in die Feu­er­ver­si­che­rung ein­sch­liesst.

2 De­ckungs­um­fang und Prä­mi­en­ta­rif der Ele­men­tar­scha­den­ver­si­che­rung sind für al­le Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ein­heit­lich und ver­bind­lich.

3 Die FIN­MA prüft auf Grund der von den Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men vor­ge­leg­ten Ta­ri­fe und der ent­spre­chen­den Be­rech­nungs­un­ter­la­gen, ob die dar­aus ab­ge­lei­te­ten Prä­mi­en ri­si­ko- und kos­ten­ge­recht sind.

4 Der Bun­des­rat er­lässt nä­he­re Vor­schrif­ten über:

a.
die Grund­la­gen für die Be­rech­nung der Prä­mi­en;
b.
den Um­fang der Ele­men­tar­scha­den­de­ckung und de­ren Leis­tungs­gren­zen;
c.
Art und Um­fang der von den Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men zu er­stel­len­den Sta­tis­ti­ken.

5 Er kann:

a.
nö­ti­gen­falls die Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen fest­set­zen;
b.
zur Er­rei­chung des Aus­gleichs der Scha­den­be­las­tung un­ter den Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die not­wen­di­gen Mass­nah­men er­grei­fen, ins­be­son­de­re den Bei­tritt in ei­ne von den Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men selbst be­trie­be­ne pri­vat­recht­li­che Or­ga­ni­sa­ti­on an­ord­nen.
Art. 34 Motorfahrzeug-Haftpflichtversicherung  

Ver­si­che­rungs­ein­rich­tun­gen, wel­che die Mo­tor­fahr­zeug-Haft­pflicht­ver­si­che­rung be­trei­ben, müs­sen der FIN­MA Na­men und Adres­se des von ih­nen in je­dem Staat des Eu­ro­päi­schen Wirt­schafts­raums be­nann­ten Scha­den­re­gu­lie­rungs­be­auf­trag­ten nach Ar­ti­kel 79b des Stras­sen­ver­kehrs­ge­set­zes vom 19. De­zem­ber 195864 be­kannt ge­ben.

Art. 35 Rückversicherung 65  

1 Auf Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, die aus­sch­liess­lich die Rück­ver­si­che­rung be­trei­ben, sind die Ar­ti­kel 10, 13, 15, 17–20, 32–34, 36–39, 52e Ab­satz 2, 54abis, 57–59 und 62 nicht an­wend­bar.

2 Be­treibt ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men so­wohl die Di­rekt- als auch die Rück­ver­si­che­rung, so sind die Be­stim­mun­gen nach Ab­satz 1 nur auf das von ihm be­trie­be­ne Rück­ver­si­che­rungs­ge­schäft nicht an­wend­bar.

3 Die üb­ri­gen Be­stim­mun­gen fin­den sinn­ge­mä­ss An­wen­dung. Die ge­rin­ge­re Schutz­be­dürf­tig­keit und die Be­son­der­hei­ten des Ge­schäfts­mo­dells bei der Rück­ver­si­che­rung sind da­bei zu be­rück­sich­ti­gen. Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

4 Für Rück­ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit ge­rin­ger Grös­se und Kom­ple­xi­tät ist ei­ne er­leich­ter­te Auf­sicht zu ge­wäh­ren. Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

65 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 36 Lebensversicherung  

1 Für Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die di­rek­te Ein­zel- oder Kol­lek­tiv­le­bens­ver­si­che­rung be­trei­ben und Le­bens­ver­si­che­rungs­ver­trä­ge mit Zins­ga­ran­tie er­fül­len müs­sen, er­lässt der Bun­des­rat Vor­schrif­ten zur Be­stim­mung des ma­xi­ma­len tech­ni­schen Zins­sat­zes.

2 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, wel­che die di­rek­te Ein­zel- oder Kol­lek­tiv­le­bens­ver­si­che­rung be­trei­ben und Le­bens­ver­si­che­rungs­ver­trä­ge mit Über­schuss­be­tei­li­gung er­fül­len müs­sen, ha­ben den Ver­si­cher­ten jähr­lich ei­ne nach­voll­zieh­ba­re Ab­rech­nung über die Über­schuss­be­tei­li­gung ab­zu­ge­ben. Aus die­ser muss ins­be­son­de­re her­vor­ge­hen, auf wel­chen Grund­la­gen die Über­schüs­se be­rech­net und nach wel­chen Grund­sät­zen sie ver­teilt wur­den, ein­sch­liess­lich Be­kannt­ga­be des Spa­ran­teils an der Ge­samt­prä­mie.66

3 Der Bun­des­rat kann für die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nach Ab­satz 2 Vor­schrif­ten er­las­sen über:

a.
die Art und Wei­se, wie die In­for­ma­tio­nen, die aus der Ab­rech­nung her­vor­ge­hen müs­sen, aus­zu­wei­sen sind;
b.
die Grund­la­gen der Be­rech­nung der Über­schüs­se;
c.
die Grund­la­gen und das Aus­mass der Ver­tei­lung der Über­schüs­se.

66 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 37 Besondere Regelung für das Geschäft der beruflichen Vorsorge  

1 Die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, die das Ge­schäft der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge be­trei­ben, er­rich­ten für ih­re Ver­pflich­tun­gen im Rah­men der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge ein be­son­de­res ge­bun­de­nes Ver­mö­gen.

2 Sie ha­ben für die be­ruf­li­che Vor­sor­ge ei­ne ge­trenn­te jähr­li­che Be­triebs­rech­nung zu füh­ren. Die­se weist ins­be­son­de­re aus:

a.
die all­fäl­li­ge Ent­nah­me aus der Rück­stel­lung für künf­ti­ge Über­schuss­be­tei­li­gung;
b.67
die Prä­mi­en, auf­ge­teilt in Spar-, Ri­si­ko-, Ren­ten­um­wand­lungs­ga­ran­tie- und Kos­ten­prä­mi­en;
c.
die Leis­tun­gen;
d.
all­fäl­li­ge den Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und Ver­si­che­rungs­neh­mern im Vor­jahr ver­bind­lich zu­ge­teil­te, im Be­richts­jahr aus­ge­schüt­te­te Über­schussan­tei­le;
e.
die Ka­pi­tal­er­trä­ge so­wie die nicht rea­li­sier­ten Ge­win­ne und Ver­lus­te auf Ka­pi­tal­an­la­gen;
f.
die Kos­ten und Er­trä­ge der ein­ge­setz­ten de­ri­va­ti­ven Fi­nan­z­in­stru­men­te;
g.
die nach­ge­wie­se­nen Ab­schluss- und Ver­wal­tungs­kos­ten;
h.
die nach­ge­wie­se­nen Kos­ten der Ver­mö­gens­ver­wal­tung;
i.
die Prä­mi­en und Leis­tun­gen aus der Rück­ver­si­che­rung von In­va­li­di­täts-, Sterb­lich­keits- und an­de­ren Ri­si­ken;
j.
die Bil­dung und Auf­lö­sung nach­ge­wie­se­ner tech­ni­scher Rück­stel­lun­gen und nach­ge­wie­se­ner zweck­ge­bun­de­ner Schwan­kungs­re­ser­ven.

3 Der Bun­des­rat er­lässt Vor­schrif­ten über:

a.
die Art und Wei­se, wie die In­for­ma­tio­nen, die aus der ge­trenn­ten Be­triebs­rech­nung her­vor­ge­hen müs­sen, aus­zu­wei­sen sind;
b.
die Grund­la­gen der Er­mitt­lung der Über­schuss­be­tei­li­gung;
c.
die Grund­sät­ze der Ver­tei­lung der er­mit­tel­ten Über­schuss­be­tei­li­gung.

4 Die aus­ge­wie­se­ne Über­schuss­be­tei­li­gung be­trägt min­des­tens 90 Pro­zent der nach Ab­satz 3 Buch­sta­be b er­mit­tel­ten Über­schuss­be­tei­li­gung.

5 Weist die Be­triebs­rech­nung einen Ver­lust aus, so darf für das be­tref­fen­de Ge­schäfts­jahr kei­ne Über­schuss­be­tei­li­gung aus­ge­rich­tet wer­den. Der aus­ge­wie­se­ne Ver­lust ist auf das Fol­ge­jahr zu über­tra­gen und dann­zu­mal für die Er­mitt­lung der Über­schuss­be­tei­li­gung zu be­rück­sich­ti­gen.

67 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 38 Prüfung der genehmigungspflichtigen Tarife  

1 Die FIN­MA prüft im Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren auf Grund der von den Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men vor­ge­leg­ten Ta­rif­be­rech­nun­gen, ob sich die vor­ge­se­he­nen Prä­mi­en in ei­nem Rah­men hal­ten, der ei­ner­seits die Sol­venz der ein­zel­nen Ver­si­che­rungs­ein­rich­tun­gen und an­der­seits den Schutz der Ver­si­cher­ten vor Miss­brauch ge­währ­leis­tet. Ar­ti­kel 33 Ab­satz 3 bleibt vor­be­hal­ten.

2 Miss­ach­tet ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ei­ne nach Ar­ti­kel 31a Ab­satz 2 ver­bind­lich er­klär­te Re­ge­lung, so kann die FIN­MA die Ge­neh­mi­gung von Ta­ri­fen ver­wei­gern, die An­pas­sung von be­ste­hen­den Ta­ri­fen ver­fü­gen und si­chern­de Mass­nah­men nach Ar­ti­kel 51 er­grei­fen.68

68 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 16. Dez. 2022 über die Re­gu­lie­rung der Ver­si­che­rungs­ver­mitt­ler­tä­tig­keit, in Kraft seit 1. Sept. 2024 (AS 2024 424; BBl 2021 1478).

Art. 39 Mindestleistungen  

Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, de­nen das Ei­gen­tum an den Ver­mö­gens­wer­ten der von ih­nen er­rich­te­ten und wirt­schaft­lich oder or­ga­ni­sa­to­risch ab­hän­gi­gen Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen über­tra­gen wur­de, ha­ben min­des­tens die Leis­tun­gen der ob­li­ga­to­ri­schen be­ruf­li­chen Vor­sor­ge zu er­brin­gen.

7. Abschnitt: Qualifizierte Lebensversicherungen69

69 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 39a Begriff  

Als qua­li­fi­zier­te Le­bens­ver­si­che­run­gen gel­ten Le­bens­ver­si­che­run­gen, bei de­nen die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin oder der Ver­si­che­rungs­neh­mer im Spar­pro­zess ein Ver­lust­ri­si­ko trägt, so­wie Ka­pi­ta­li­sa­ti­ons- und Ton­ti­nen­ge­schäf­te.

Art. 39b Basisinformationsblatt für qualifizierte Lebensversicherungen  

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, das ei­ne qua­li­fi­zier­te Le­bens­ver­si­che­rung an­bie­tet, hat da­für vor­gän­gig ein Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt zu er­stel­len.

2 Do­ku­men­te nach aus­län­di­schem Recht, die dem Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt gleich­wer­tig sind, kön­nen an­stel­le ei­nes Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatts ver­wen­det wer­den.

3 Der Bun­des­rat kann vor­se­hen, dass die Er­stel­lung des Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatts qua­li­fi­zier­ten Drit­ten über­tra­gen wer­den kann. Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men bleibt für die Voll­stän­dig­keit und Rich­tig­keit der An­ga­ben auf dem Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt so­wie für die Ein­hal­tung der ihm nach die­sem Ab­schnitt ob­lie­gen­den Pflich­ten ver­ant­wort­lich.

4 Bie­tet das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men qua­li­fi­zier­te Le­bens­ver­si­che­run­gen auf der Ba­sis von in­di­ka­ti­ven An­ga­ben an, so hat es zu­min­dest ei­ne vor­läu­fi­ge Fas­sung des Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatts mit den ent­spre­chen­den in­di­ka­ti­ven An­ga­ben zu er­stel­len.

Art. 39c Inhalt des Basisinformationsblatts  

1 Das Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt der qua­li­fi­zier­ten Le­bens­ver­si­che­run­gen ent­hält die An­ga­ben, die we­sent­lich sind, da­mit die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin oder der Ver­si­che­rungs­neh­mer gleich­ar­ti­ge Ver­si­che­run­gen mit­ein­an­der ver­glei­chen kann.

2 Die An­ga­ben um­fas­sen ins­be­son­de­re:

a.
den Na­men der Ver­si­che­rung und die Iden­ti­tät des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens, das sie an­bie­tet;
b.
die Art und die Merk­ma­le der Ver­si­che­rung;
c.
das Ri­si­ko- und Ren­di­te­pro­fil der Ver­si­che­rung un­ter An­ga­be des höchs­ten Ver­lusts, der den Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mern auf dem an­ge­leg­ten Ka­pi­tal droht;
d.
die Kos­ten der Ver­si­che­rung;
e.
die In­for­ma­ti­on über die mit der Ver­si­che­rung ver­bun­de­nen Be­wil­li­gun­gen und Ge­neh­mi­gun­gen.

3 Um­fasst ei­ne qua­li­fi­zier­te Le­bens­ver­si­che­rung ein Fi­nan­z­in­stru­ment nach Ar­ti­kel 3 Buch­sta­be a des Fi­nanz­dienst­leis­tungs­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 201870 (FIDLEG), so sind im Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt für die qua­li­fi­zier­te Le­bens­ver­si­che­rung die we­sent­li­chen An­ga­ben zum be­tref­fen­den Fi­nan­z­in­stru­ment zu ma­chen. So­fern der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin oder dem Ver­si­che­rungs­neh­mer das Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt für das Fi­nan­z­in­stru­ment zur Ver­fü­gung steht, kann auf die­ses ver­wie­sen wer­den. Eben­so kann auf Do­ku­men­te nach aus­län­di­schem Recht ver­wie­sen wer­den, die dem Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt nach Ar­ti­kel 59 Ab­satz 2 FIDLEG gleich­wer­tig sind.

Art. 39d Anforderungen  

1 Das Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt muss leicht ver­ständ­lich sein.

2Es ist ein ei­gen­stän­di­ges Do­ku­ment, das sich von Wer­be­ma­te­ria­li­en deut­lich un­ter­schei­den muss.

Art. 39e Anpassungen  

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, das ei­ne qua­li­fi­zier­te Le­bens­ver­si­che­rung an­bie­tet, über­prüft re­gel­mäs­sig die im Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt ent­hal­te­nen An­ga­ben und über­ar­bei­tet sie, so­weit sich we­sent­li­che Än­de­run­gen er­ge­ben.

2 Die Über­prü­fung und die Über­ar­bei­tung der im Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt ent­hal­te­nen An­ga­ben kön­nen qua­li­fi­zier­ten Drit­ten über­tra­gen wer­den. Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men bleibt ver­ant­wort­lich für die Voll­stän­dig­keit und Rich­tig­keit der An­ga­ben auf dem Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt und die Ein­hal­tung der ihm nach die­sem Ab­schnitt ob­lie­gen­den Pflich­ten.

Art. 39f Ergänzende Bestimmungen  

Der Bun­des­rat er­lässt er­gän­zen­de Be­stim­mun­gen zum Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt. Er re­gelt na­ment­lich:

a.
des­sen In­halt;
b.
des­sen Um­fang, Spra­che und Ge­stal­tung;
c.
die Mo­da­li­tä­ten der Be­reit­stel­lung;
d.
die Gleich­wer­tig­keit aus­län­di­scher Do­ku­men­te mit dem Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt.
Art. 39g Haftung  

Wer im Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt un­rich­ti­ge, ir­re­füh­ren­de oder den ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen nicht ent­spre­chen­de An­ga­ben macht, oh­ne da­bei die er­for­der­li­che Sorg­falt an­zu­wen­den, haf­tet den Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mern für den da­durch ver­ur­sach­ten Scha­den.

Art. 39h Informationspflichten bei der Empfehlung von qualifizierten Lebensversicherungen  

1 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men so­wie Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler stel­len den Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mern bei der Emp­feh­lung von qua­li­fi­zier­ten Le­bens­ver­si­che­run­gen das Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt vor Ver­trags­schluss kos­ten­los zur Ver­fü­gung.

2 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men in­for­mie­ren die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer zu­sätz­lich über die im Zu­sam­men­hang mit qua­li­fi­zier­ten Le­bens­ver­si­che­run­gen an­ge­nom­me­nen Ent­schä­di­gun­gen Drit­ter.

Art. 39i Werbung  

1 Wer­bung für qua­li­fi­zier­te Le­bens­ver­si­che­run­gen muss als sol­che klar er­kenn­bar sein.

2 In der Wer­bung ist auf das Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt zur je­wei­li­gen qua­li­fi­zier­ten Le­bens­ver­si­che­rung und auf die Be­zugs­stel­le hin­zu­wei­sen.

3 Wer­bung und an­de­re an die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer ge­rich­te­te In­for­ma­tio­nen über qua­li­fi­zier­te Le­bens­ver­si­che­run­gen müs­sen mit den im Ba­sis­in­for­ma­ti­ons­blatt ent­hal­te­nen An­ga­ben über­ein­stim­men.

Art. 39j Angemessenheitsprüfung für qualifizierte Lebensversicherungen  

1 Vor der Emp­feh­lung ei­ner qua­li­fi­zier­ten Le­bens­ver­si­che­rung muss sich das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, die Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin oder der Ver­si­che­rungs­ver­mitt­ler über die Kennt­nis­se und Er­fah­run­gen der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin oder des Ver­si­che­rungs­neh­mers er­kun­di­gen und prü­fen, ob die be­tref­fen­de Le­bens­ver­si­che­rung für die­se oder die­sen an­ge­mes­sen ist.

2 Ist das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, die Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin oder der Ver­si­che­rungs­ver­mitt­ler der Auf­fas­sung, dass ei­ne qua­li­fi­zier­te Le­bens­ver­si­che­rung nicht an­ge­mes­sen ist, so rät sie oder er der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin oder dem Ver­si­che­rungs­neh­mer von ei­nem Ver­trags­schluss ab.

3 Rei­chen die er­hal­te­nen In­for­ma­tio­nen nicht aus, um die An­ge­mes­sen­heit zu be­ur­tei­len, so weist das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, die Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin oder der Ver­si­che­rungs­ver­mitt­ler die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin oder den Ver­si­che­rungs­neh­mer dar­auf hin, dass kei­ne Be­ur­tei­lung der An­ge­mes­sen­heit er­folgt.

4 Kei­ne An­ge­mes­sen­heits­prü­fung ist nö­tig, wenn der Ab­schluss ei­ner qua­li­fi­zier­ten Le­bens­ver­si­che­rung auf Ver­an­las­sung der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin oder des Ver­si­che­rungs­neh­mers und oh­ne per­sön­li­che Be­ra­tung er­folgt.

5 Man­geln­de Kennt­nis­se und Er­fah­run­gen kön­nen durch Auf­klä­rung der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin oder des Ver­si­che­rungs­neh­mers kom­pen­siert wer­den.

Art. 39k Dokumentation und Rechenschaft für qualifizierte Lebensversicherungen  

1 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men so­wie Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler do­ku­men­tie­ren in ge­eig­ne­ter Wei­se:

a.
wel­che qua­li­fi­zier­te Le­bens­ver­si­che­rung ab­ge­schlos­sen wur­de;
b.
wel­che Kennt­nis­se und Er­fah­run­gen der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und
-neh­mer nach Ar­ti­kel 39j Ab­satz 1 er­ho­ben wur­den;
c.
dass nach Ar­ti­kel 39j Ab­satz 3 oder 4 kei­ne An­ge­mes­sen­heits­prü­fung durch­ge­führt wur­de;
d.
dass der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin oder dem Ver­si­che­rungs­neh­mer vom Ab­schluss ei­ner qua­li­fi­zier­ten Le­bens­ver­si­che­rung ab­ge­ra­ten wur­de.

2 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men so­wie Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler stel­len den Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mern auf An­fra­ge ei­ne Ko­pie der Do­ku­men­ta­ti­on nach Ab­satz 1 zu oder ma­chen sie ih­nen in an­de­rer ge­eig­ne­ter Wei­se zu­gäng­lich.

3 Zu­dem le­gen sie auf de­ren An­fra­ge Re­chen­schaft ab über die Be­wer­tung und Ent­wick­lung der von qua­li­fi­zier­ten Le­bens­ver­si­che­run­gen um­fass­ten Fi­nan­z­in­stru­men­te und über die mit die­sen al­len­falls ver­bun­de­nen Kos­ten.

4. Kapitel: Versicherungsvermittlerinnen und -vermittler71

71 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 40 Definition  

1 Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler sind, un­ab­hän­gig von ih­rer Be­zeich­nung, Per­so­nen, die im In­ter­es­se von Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men oder an­de­ren Per­so­nen Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge an­bie­ten oder ab­sch­lies­sen.

2 Un­ge­bun­de­ne Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler ste­hen in ei­nem Treue­ver­hält­nis zu den Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mern und han­deln in de­ren In­ter­es­se.

3 Al­le üb­ri­gen Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler gel­ten als ge­bun­de­ne Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler.

Art. 41 Registrierungspflicht und Registrierungsvoraussetzungen  

1 Un­ge­bun­de­ne Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler dür­fen nur tä­tig wer­den, wenn sie im Re­gis­ter nach Ar­ti­kel 42 ein­ge­tra­gen sind.

2 Sie wer­den in das Re­gis­ter ein­ge­tra­gen, wenn sie den Nach­weis er­brin­gen, dass sie:

a.
ih­ren Sitz, ih­ren Wohn­sitz oder ei­ne Nie­der­las­sung in der Schweiz ha­ben;
b.
einen gu­ten Ruf ge­nies­sen und Ge­währ für die Er­fül­lung der Pflich­ten nach die­sem Ge­setz bie­ten;
c.
über die für ih­re Tä­tig­keit not­wen­di­gen Fä­hig­kei­ten und Kennt­nis­se nach Ar­ti­kel 43 ver­fü­gen oder, falls sie Ar­beit­ge­ber sind, dass ge­nü­gend An­ge­stell­te die­se An­for­de­rung er­fül­len; und
d.
ei­ne Be­rufs­haft­pflicht­ver­si­che­rung ab­ge­schlos­sen ha­ben oder dass gleich­wer­ti­ge fi­nan­zi­el­le Si­cher­hei­ten be­ste­hen.

3 Nicht ins Re­gis­ter ein­ge­tra­gen wer­den un­ge­bun­de­ne Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler:

a.
die nach den Ar­ti­keln 86 und 87 die­ses Ge­set­zes we­gen vor­sätz­li­cher Be­ge­hung straf­recht­lich ver­ur­teilt oder we­gen straf­ba­rer Hand­lun­gen ge­gen das Ver­mö­gen nach den Ar­ti­keln 137–172ter des Straf­ge­setz­bu­ches72 im Straf­re­gis­ter ein­ge­tra­gen sind; oder
b.
ge­gen die ein Tä­tig­keits­ver­bot nach Ar­ti­kel 33a des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 200773 (FIN­MAG) oder ein Be­rufs­ver­bot nach Ar­ti­kel 33 FIN­MAG vor­liegt.

4 Der Bun­des­rat legt die An­for­de­run­gen an die Be­rufs­haft­pflicht­ver­si­che­rung so­wie die Min­dest­hö­he der fi­nan­zi­el­len Si­cher­hei­ten fest. Er kann die FIN­MA zur Re­ge­lung der tech­ni­schen Ein­zel­hei­ten er­mäch­ti­gen.

5 Die FIN­MA kann in be­grün­de­ten Fäl­len Aus­nah­men von der Vor­aus­set­zung nach Ab­satz 2 Buch­sta­be a ge­wäh­ren.

Art. 42 Register  

1 Die FIN­MA führt das Re­gis­ter der un­ge­bun­de­nen Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler (Re­gis­ter). Sie kann für die Re­gis­ter­füh­rung im ad­mi­nis­tra­ti­ven Be­reich Drit­te bei­zie­hen.

2 Das Re­gis­ter ist öf­fent­lich.

3 Die FIN­MA kann die im Re­gis­ter ge­führ­ten An­ga­ben Drit­ten wei­ter­ge­ben oder im Ab­ruf­ver­fah­ren zu­gäng­lich ma­chen.

4 Sie kann der Re­gis­trie­rungs­pflicht nicht un­ter­ste­hen­de Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler ins Re­gis­ter auf­neh­men, wenn die­se nach­wei­sen, dass sie ei­ne Tä­tig­keit im Aus­land auf­neh­men wol­len, für die vom je­wei­li­gen Staat ein Re­gis­te­r­ein­trag in der Schweiz ver­langt wird.

Art. 43 Aus- und Weiterbildung  

1 Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler müs­sen über die für ih­re Tä­tig­keit not­wen­di­gen Fä­hig­kei­ten und Kennt­nis­se ver­fü­gen.

2 Die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men und die Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler be­stim­men bran­chen­spe­zi­fi­sche Min­dest­stan­dards für die Aus- und Wei­ter­bil­dung.

3 Der Bun­des­rat legt die An­for­de­run­gen an die Aus- und Wei­ter­bil­dung für die Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler fest, für die kei­ne an­ge­mes­se­nen Min­dest­stan­dards be­ste­hen.

Art. 44 Unzulässige Tätigkeiten  

1 Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler dür­fen nicht:

a.
ei­ne Tä­tig­keit zu­guns­tenvon Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men aus­üben, die nicht über die nach die­sem Ge­setz not­wen­di­ge Be­wil­li­gung ver­fü­gen;
b.
gleich­zei­tig als ge­bun­de­ne und un­ge­bun­de­ne Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler tä­tig sein.

2 Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men dür­fen nicht mit Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und
-ver­mitt­lern zu­sam­men­ar­bei­ten, die nicht über die nach die­sem Ge­setz not­wen­di­ge Re­gis­trie­rung ver­fü­gen.

Art. 45 Informationspflicht  

1 Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler in­for­mie­ren die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer:

a.
über ih­ren Na­men und ih­re Adres­se;
b.
ob die Ver­mitt­lung ge­bun­den oder un­ge­bun­den er­folgt, und, falls sie ge­bun­den er­folgt, über Na­me und Adres­se der Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, in de­ren Auf­trag sie tä­tig sind;
c.
wie sie sich über die Aus- und Wei­ter­bil­dung der be­tref­fen­den Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin oder des be­tref­fen­den Ver­si­che­rungs­ver­mitt­lers in­for­mie­ren kön­nen;
d.
über die Per­son, die für Nach­läs­sig­keit, Feh­ler oder un­rich­ti­ge Aus­künf­te im Zu­sam­men­hang mit ih­rer Ver­mitt­lungs­tä­tig­keit haft­bar ge­macht wer­den kann;
e.
über die Be­ar­bei­tung der Per­so­nen­da­ten, ins­be­son­de­re über das Ziel und den Um­fang der Be­ar­bei­tung und über die Emp­fän­ge­rin oder den Emp­fän­ger der Da­ten so­wie de­ren Auf­be­wah­rung.

2 Die In­for­ma­tio­nen nach Ab­satz 1 müs­sen ver­ständ­lich for­mu­liert sein. Sie kön­nen den Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mern in stan­dar­di­sier­ter Form auf Pa­pier oder elek­tro­nisch zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den.

3 Sie sind den Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mern so zu über­ge­ben, dass die­se sie ken­nen kön­nen, wenn sie den Ver­si­che­rungs­ver­trag be­an­tra­gen oder an­neh­men.

Art. 45a Vermeidung von Interessenkonflikten  

1 Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler tref­fen an­ge­mes­se­ne or­ga­ni­sa­to­ri­sche Vor­keh­run­gen, um In­ter­es­sen­kon­flik­te, die bei der Ver­mitt­lung von Ver­si­che­rungs­dienst­leis­tun­gen ent­ste­hen kön­nen, zu ver­mei­den oder die Be­nach­tei­li­gung der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer durch In­ter­es­sen­kon­flik­te aus­zu­sch­lies­sen.

2 Kann ei­ne Be­nach­tei­li­gung der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, so ist ih­nen dies vor Ab­schluss des Ver­si­che­rungs­ver­trags of­fen­zu­le­gen.

3 Der Bun­des­rat kann die Ein­zel­hei­ten re­geln; ins­be­son­de­re kann er Ver­hal­tens­wei­sen be­zeich­nen, die auf­grund von In­ter­es­sen­kon­flik­ten in je­dem Fall un­zu­läs­sig sind.

Art. 45b Offenlegung der Entschädigung  

1 Un­ge­bun­de­ne Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler dür­fen Ent­schä­di­gun­gen von Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men oder sons­ti­gen Drit­ten an­neh­men, wenn sie die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer aus­drück­lich über die Ent­schä­di­gung in­for­miert ha­ben.

2 Er­hal­ten sie von Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mern ei­ne Ver­gü­tung, so dür­fen sie Ent­schä­di­gun­gen von Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men oder sons­ti­gen Drit­ten nur an­neh­men, wenn sie:

a.
die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer aus­drück­lich über die Ent­schä­di­gung in­for­miert ha­ben und die­se aus­drück­lich dar­auf ver­zich­ten, dass ih­nen die Ent­schä­di­gung wei­ter­ge­ge­ben wird; oder
b.
die Ent­schä­di­gung voll­um­fäng­lich an die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und
-neh­mer wei­ter­ge­ben.

3 Die In­for­ma­ti­on nach den Ab­sät­zen 1 und 2 muss Art und Um­fang der Ent­schä­di­gung ent­hal­ten und vor Er­brin­gung der Dienst­leis­tung oder vor Ver­trags­schluss er­fol­gen. Ist die Hö­he des Be­trags vor­gän­gig nicht fest­stell­bar, so sind die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer über die Be­rech­nungs­pa­ra­me­ter und die Band­brei­ten zu in­for­mie­ren. Auf An­fra­ge le­gen die Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler die ef­fek­tiv er­hal­te­nen Be­trä­ge of­fen.

4 Als Ent­schä­di­gung gel­ten Leis­tun­gen, die den un­ge­bun­de­nen Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­lern im Zu­sam­men­hang mit der Er­brin­gung ei­ner Dienst­leis­tung von Drit­ten zu­flies­sen, ins­be­son­de­re Cour­ta­gen, Kom­mis­sio­nen, Pro­vi­sio­nen, Ra­bat­te oder sons­ti­ge ver­mö­gens­wer­te Vor­tei­le.

5. Kapitel: Aufsicht

1. Abschnitt: Allgemeines

Art. 46 Aufgaben  

1 Die FIN­MA hat fol­gen­de Auf­ga­ben:

a.
Sie wacht dar­über, dass die Ver­si­che­rungs- und die Auf­sichts­ge­setz­ge­bung ein­ge­hal­ten wer­den.
b.74
Sie prüft, ob die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men so­wie die Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler einen gu­ten Ruf ge­nies­sen und Ge­währ für die Er­fül­lung der Pflich­ten nach die­sem Ge­setz bie­ten.
c.
Sie wacht über die Ein­hal­tung des Ge­schäfts­plans.
d.
Sie wacht dar­über, dass die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men sol­vent sind, die tech­ni­schen Rück­stel­lun­gen vor­schrifts­ge­mä­ss bil­den und die Ver­mö­gens­wer­te ord­nungs­ge­mä­ss ver­wal­ten und an­le­gen.
e.
Sie über­wacht den ord­nungs­ge­mäs­sen Voll­zug der Scha­den­re­gu­lie­rung, die in den Be­stim­mun­gen des Stras­sen­ver­kehrs­ge­set­zes vom 19. De­zem­ber 195875 über die Mo­tor­fahr­zeug­haft­pflicht­ver­si­che­rung ge­re­gelt ist.
f.76
Sie schützt die Ver­si­cher­ten ge­gen Miss­bräu­che der Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men und der Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin­nen und -ver­mitt­ler.
g.
Sie schrei­tet ge­gen Miss­stän­de ein, wel­che die In­ter­es­sen der Ver­si­cher­ten ge­fähr­den.

277

3 Der Bun­des­rat er­lässt Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen über die ein­zel­nen Auf­ga­ben.

74 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

75 SR 741.01

76 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

77 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 9 des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Bün­de­lung der Auf­sicht über Re­vi­si­ons­un­ter­neh­men und Prüf­ge­sell­schaf­ten), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 4073; BBl 2013 6857).

Art. 47 Prüfungsbefugnisse und Auskunftspflicht bei Ausgliederung von Funktionen 78  

1 Die FIN­MA kann je­der­zeit Prü­fun­gen vor­neh­men.

2 Glie­dert ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men we­sent­li­che Funk­tio­nen auf an­de­re na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Per­so­nen aus, so un­ter­ste­hen die­se der Aus­kunfts- und Mel­de­pflicht nach Ar­ti­kel 29 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 200779.

78 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 18 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 52075205; BBl 20062829).

79 SR 956.1

Art. 4880  

80 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 18 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 52075205; BBl 20062829).

Art. 49 Veröffentlichung von Entscheiden  

1 Die FIN­MA ver­öf­fent­licht re­gel­mäs­sig Ent­schei­de be­tref­fend das Ver­si­che­rungs­recht.

2 Die schwei­ze­ri­schen Ge­rich­te ha­ben der FIN­MA ge­büh­ren­frei ei­ne Ko­pie al­ler Ur­tei­le aus­zu­hän­di­gen, wel­che Be­stim­mun­gen des Ver­si­che­rungs­ver­trags­rechts be­tref­fen.

Art. 5081  

81 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 18 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 52075205; BBl 20062829).

2. Abschnitt: Schutzmassnahmen, Massnahmen bei Insolvenzgefahr und Liquidation 82

82 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 51 Schutzmassnahmen 83  

1 Kommt ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men oder ei­ne we­sent­li­che Grup­pen- oder Kon­glo­me­rat­s­ge­sell­schaft oder ei­ne Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin oder ein Ver­si­che­rungs­ver­mitt­ler den Vor­schrif­ten die­ses Ge­set­zes, ei­ner Ver­ord­nung oder An­ord­nun­gen der FIN­MA nicht nach oder er­schei­nen die In­ter­es­sen der Ver­si­cher­ten an­der­wei­tig ge­fähr­det, so trifft die FIN­MA die Schutz­mass­nah­men, die ihr zur Wah­rung der In­ter­es­sen der Ver­si­cher­ten er­for­der­lich er­schei­nen.84

2 Sie kann ins­be­son­de­re:

a.
die freie Ver­fü­gung über Ver­mö­gens­wer­te des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens un­ter­sa­gen;
b.
die Hin­ter­le­gung oder die Sper­re der Ver­mö­gens­wer­te an­ord­nen;
c.
den Or­ga­nen ei­nes Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens zu­ste­hen­de Be­fug­nis­se ganz oder teil­wei­se auf ei­ne Dritt­per­son über­tra­gen;
d.
den Ver­si­che­rungs­be­stand und das zu­ge­hö­ri­ge ge­bun­de­ne Ver­mö­gen auf ein an­de­res Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men mit des­sen Zu­stim­mung über­tra­gen;
e.
die Ver­wer­tung des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens an­ord­nen;
f.
die Ab­be­ru­fung der mit der Ober­lei­tung, Auf­sicht, Kon­trol­le oder Ge­schäfts­füh­rung be­trau­ten Per­so­nen oder des oder der Ge­ne­ral­be­voll­mäch­tig­ten so­wie des ver­ant­wort­li­chen Ak­tuars oder der ver­ant­wort­li­chen Ak­tua­rin ver­lan­gen und ih­nen die Aus­übung je­der wei­te­ren Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit für höchs­tens fünf Jah­re un­ter­sa­gen;
g.
einen Ver­mitt­ler oder ei­ne Ver­mitt­le­rin aus dem Re­gis­ter nach Ar­ti­kel 42 strei­chen;
h.85
Ver­mö­gens­wer­te des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen bis zur Hö­he des Soll­be­trags nach Ar­ti­kel 18 zu­ord­nen;
i.86
die Stun­dung und den Fäl­lig­keits­auf­schub an­ord­nen.

3 Sie sorgt für ei­ne an­ge­mes­se­ne Pu­bli­ka­ti­on der Mass­nah­men, wenn dies zu de­ren Durch­set­zung oder zum Schutz Drit­ter er­for­der­lich ist. Sie kann auf die Pu­bli­ka­ti­on ver­zich­ten, wenn da­durch der Zweck der an­ge­ord­ne­ten Mass­nah­me ver­ei­telt wür­de.87

4 So­weit die FIN­MA in Be­zug auf den Zin­sen­lauf nichts an­de­res ver­fügt, hat ei­ne Stun­dung die Wir­kun­gen nach Ar­ti­kel 297 des Bun­des­ge­set­zes vom 11. April 188988 über Schuld­be­trei­bung und Kon­kurs (SchKG).89

83 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

84 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

85 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 5 des BG vom 18. März 2011 (Si­che­rung der Ein­la­gen), in Kraft seit 1. Sept. 2011 (AS 2011 3919; BBl 2010 3993).

86 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 5 des BG vom 18. März 2011 (Si­che­rung der Ein­la­gen) (AS 2011 3919; BBl 2010 3993). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

87 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 5 des BG vom 18. März 2011 (Si­che­rung der Ein­la­gen) (AS 2011 3919; BBl 2010 3993). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

88 SR 281.1

89 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 51a Massnahmen bei Insolvenzgefahr 90  

1 Be­steht be­grün­de­te Be­sorg­nis, dass ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men über­schul­det ist oder ernst­haf­te Li­qui­di­täts­pro­ble­me hat, so kann die FIN­MA an­ord­nen:

a.
Schutz­mass­nah­men nach Ar­ti­kel 51;
b.
die Sa­nie­rung nachdem 2a. Ab­schnitt die­ses Ka­pi­tels;
c.
den Ver­si­che­rungs­kon­kursnach dem 2b.Ab­schnitt die­ses Ka­pi­tels.

2 Die FIN­MA ord­net vor der An­ord­nung von Mass­nah­men nach den Ab­schnit­ten 2a und 2b die­ses Ka­pi­tels Ver­mö­gens­wer­te des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen bis zur Hö­he des Soll­be­trags nach Ar­ti­kel 18 zu.

3 Die Schutz­mass­nah­men kön­nen selbst­stän­dig oder in Ver­bin­dung mit ei­ner Sa­nie­rung oder ei­nem Ver­si­che­rungs­kon­kurs an­ge­ord­net wer­den.

4 Fremd­ka­pi­ta­l­in­stru­men­te, die von der FIN­MA als ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te zur An­rech­nung an das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal ge­mä­ss Ar­ti­kel 9a oder zur Be­rück­sich­ti­gung im Ziel­ka­pi­tal ge­mä­ss Ar­ti­kel 9a ge­neh­migt sind, wer­den bei der Fest­stel­lung der Über­schul­dung nicht be­rück­sich­tigt, wenn im Ver­trag un­wi­der­ruf­lich fest­ge­legt ist, dass:

a.
die Ka­pi­tal­for­de­rung und die Zins­zah­lun­gen im Fall der Li­qui­da­ti­on, des Kon­kur­ses oder der Sa­nie­rung ge­gen­über al­len nicht nach­ran­gi­gen For­de­run­gen und al­len nicht an das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal ge­mä­ss Ar­ti­kel 9aan­re­chen­ba­ren oder im Ziel­ka­pi­tal ge­mä­ss Ar­ti­kel 9abe­rück­sich­tig­ba­ren nach­ran­gi­gen For­de­run­gen im Rang nach­ge­hen; und
b.
die Ka­pi­tal­for­de­rung und die Zins­zah­lun­gen nur be­frie­digt wer­den dür­fen, so­fern al­le vor­ran­gi­gen For­de­run­gen, auch im Fall der Li­qui­da­ti­on, des Kon­kur­ses oder der Sa­nie­rung, ge­deckt sind; und
c.
kei­ne Zah­lun­gen auf der Ka­pi­tal­for­de­rung und kei­ne Zins­zah­lun­gen er­fol­gen, wenn die­se zu ernst­haf­ten Li­qui­di­täts­pro­ble­men füh­ren wür­den.

5 Im Rah­men der Rech­nungs­le­gung sind Be­ste­hen und Wir­kungs­wei­se die­ser Fremd­ka­pi­ta­l­in­stru­men­te trans­pa­rent aus­zu­wei­sen.

6 Die Be­stim­mun­gen über das Nach­lass­ver­fah­ren (Art. 293–336 SchKG91), und über die Be­nach­rich­ti­gung des Ge­richts (Art. 716a Abs. 1 Ziff. 7, 725a Abs. 3, 725b Abs. 3 und 728c Abs. 3 OR92) sind auf Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nicht an­wend­bar.

7 Die An­ord­nun­gen der FIN­MA um­fas­sen sämt­li­che Ver­mö­gens­wer­te des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens mit Ak­ti­ven und Pas­si­ven, ob sie sich nun im In- oder im Aus­land be­fin­den, so­wie Ver­trags­ver­hält­nis­se.

90 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

91 SR 281.1

92 SR 220

Art. 51b Vorrang von Aufrechnungs-, Verwertungs- und Übertragungsvereinbarungen 93  

1 Von An­ord­nun­gen nach den Ab­schnit­ten 22c die­ses Ka­pi­tels un­be­rührt blei­ben im Vor­aus ge­schlos­se­ne Ver­ein­ba­run­gen über die:

a.
Auf­rech­nung von For­de­run­gen, ein­sch­liess­lich der ver­ein­bar­ten Me­tho­de und der Wert­be­stim­mung;
b.
frei­hän­di­ge Ver­wer­tung von Si­cher­hei­ten in Form von Ef­fek­ten oder an­de­ren Fi­nan­z­in­stru­men­ten, de­ren Wert ob­jek­tiv be­stimm­bar ist;
c.
Über­tra­gung von For­de­run­gen und Ver­pflich­tun­gen so­wie von Si­cher­hei­ten in Form von Ef­fek­ten oder an­de­ren Fi­nan­z­in­stru­men­ten, de­ren Wert ob­jek­tiv be­stimm­bar ist.

2 Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 52g.

93 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 52 Liquidation 94  

Ent­zieht die FIN­MA ei­nem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die Be­wil­li­gung zur Ge­schäftstä­tig­keit, so be­wirkt dies des­sen Auf­lö­sung. Die FIN­MA be­zeich­net den Li­qui­da­tor und über­wacht sei­ne Tä­tig­keit.

94 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des BG vom 18. März 2011 (Si­che­rung der Ein­la­gen), in Kraft seit 1. Sept. 2011 (AS 2011 3919; BBl 2010 3993).

2a. Abschnitt: Sanierung95

95 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 52a Verfahren  

1 Bei be­grün­de­ter Aus­sicht auf Sa­nie­rung des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens oder auf Wei­ter­füh­rung ein­zel­ner Ver­si­che­rungs­dienst­leis­tun­gen kann die FIN­MA ein Sa­nie­rungs­ver­fah­ren ein­lei­ten.

2 Sie er­lässt die für die Durch­füh­rung des Sa­nie­rungs­ver­fah­rens not­wen­di­gen Ver­fü­gun­gen.

3 Sie kann ei­ne Per­son mit der Aus­ar­bei­tung und Um­set­zung ei­nes Sa­nie­rungs­plans be­auf­tra­gen (Sa­nie­rungs­be­auf­trag­te oder Sa­nie­rungs­be­auf­trag­ter).

4 Sie kann das Ver­fah­ren nä­her re­geln.

Art. 52b Sanierungsplan  

1 Der Sa­nie­rungs­plan stellt dar, wie die In­sol­venz­ge­fahr des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens be­sei­tigt wird und wel­che Mass­nah­men hier­zu an­ge­ord­net wer­den. Ins­be­son­de­re kann er vor­se­hen:

a.
die Über­tra­gung des Ver­si­che­rungs­be­stan­des oder von Tei­len da­von so­wie wei­te­rer Tei­le des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens mit Ak­ti­ven und Pas­si­ven auf an­de­re Rechts­trä­ger;
b.
die Her­ab­set­zung des bis­he­ri­gen und die Schaf­fung neu­en Ei­gen­ka­pi­tals, die Wand­lung von Fremd- in Ei­gen­ka­pi­tal so­wie die Re­duk­ti­on von For­de­run­gen;
c.
die ma­te­ri­el­le An­pas­sung von Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen, na­ment­lich die Ein­schrän­kung der Rech­te der Ver­si­cher­ten aus dem Ver­si­che­rungs­ver­trag oder den Aus­schluss sol­cher Rech­te.

2 Er muss si­cher­stel­len, dass das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nach Durch­füh­rung der Sa­nie­rung die Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen und die üb­ri­gen ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten ein­hält.

3 Der Sa­nie­rungs­plan kann von Ab­satz 2 ab­wei­chen, wenn sich die Sa­nie­rung auf die ge­ord­ne­te Ab­wick­lung des be­ste­hen­den Ver­si­che­rungs­be­stan­des oh­ne den Ab­schluss von Neu­ge­schäf­ten be­schränkt.

Art. 52c Übertragung des Versicherungsbestandes oder von Teilen davon sowie weiterer Teile des Versicherungsunternehmens  

1 Bei Über­tra­gun­gen nach Ar­ti­kel 52b Ab­satz 1 Buch­sta­be a tritt der Über­neh­mer mit Ge­neh­mi­gung des Sa­nie­rungs­plans an die Stel­le des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens. Das Fu­si­ons­ge­setz vom 3. Ok­to­ber 200396 ist nicht an­wend­bar.

2 Die FIN­MA kann dem Über­neh­mer in be­grün­de­ten Fäl­len für ei­ne be­fris­te­te Zeit Er­leich­te­run­gen von den auf­sichts­recht­li­chen An­for­de­run­gen mit Be­zug auf den über­tra­ge­nen Be­stand ge­wäh­ren, so­weit die In­ter­es­sen der Ver­si­cher­ten ge­wahrt blei­ben.

3 Wer­den Ak­ti­ven, Pas­si­ven und Ver­trä­ge nur teil­wei­se auf einen an­de­ren Rechts­trä­ger über­tra­gen, so re­gelt die FIN­MA den Aus­gleich un­ter den be­trof­fe­nen Rechts­trä­gern.

4 Bei Über­tra­gun­gen nach Ar­ti­kel 52b Ab­satz 1 Buch­sta­be a ist die Er­he­bung von kan­to­na­len und kom­mu­na­len Hand­än­de­rungs­ab­ga­ben aus­ge­schlos­sen. Kos­ten­de­cken­de Ge­büh­ren blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 52d Herabsetzung des bisherigen und Schaffung von neuem Eigenkapital sowie Wandlung von Fremd- in Eigenkapital und Forderungsreduktion  

1 Bei der Schaf­fung von neu­em Ei­gen­ka­pi­tal kann den bis­he­ri­gen Eig­ne­rin­nen und Eig­nern das Be­zugs­recht ent­zo­gen wer­den, so­fern des­sen Aus­übung die Sa­nie­rung ge­fähr­den könn­te.

2 Von der Wand­lung und der For­de­rungs­re­duk­ti­on aus­ge­nom­men sind:

a.
ver­re­chen­ba­re so­wie ge­si­cher­te For­de­run­gen;
b.
For­de­run­gen aus Ver­bind­lich­kei­ten, wel­che das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men wäh­rend der Dau­er der Mass­nah­men nach Ar­ti­kel 51 Ab­satz 2 Buch­sta­ben a, b, d, e und i oder wäh­rend ei­nes Sa­nie­rungs­ver­fah­rens mit Ge­neh­mi­gung der FIN­MA oder ei­ner oder ei­nes von die­ser ein­ge­setz­ten Un­ter­su­chungs- oder Sa­nie­rungs­be­auf­trag­ten ein­ge­hen durf­te;
c.
For­de­run­gen aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen, für die ein ge­bun­de­nes Ver­mö­gen nach Ar­ti­kel 17 vor­ge­schrie­ben ist, so­weit die­ses zur Si­cher­stel­lung der An­sprü­che aus­reicht.

3 Die Wand­lung von Fremd- in Ei­gen­ka­pi­tal und die Re­duk­ti­on von For­de­run­gen ist erst dann mög­lich, wenn:

a.
das Ge­sell­schafts­ka­pi­tal voll­stän­dig her­ab­ge­setzt wur­de;
b.
ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te, die bei Ein­tritt ver­trag­lich de­fi­nier­ter Er­eig­nis­se ei­ne Wand­lung in Ei­gen­ka­pi­tal oder ei­ne For­de­rungs­re­duk­ti­on vor­se­hen, voll­stän­dig her­ab­ge­setzt oder in Ei­gen­ka­pi­tal ge­wan­delt wur­den.

4 Die Wand­lung von Fremd- in Ei­gen­ka­pi­tal und die Re­duk­ti­on von For­de­run­gen sind in fol­gen­der Rei­hen­fol­ge vor­zu­neh­men:

a.
die Ka­pi­tal­for­de­rung und Zins­zah­lun­gen von Fremd­ka­pi­ta­l­in­stru­men­ten, die von der FIN­MA als ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te zur An­rech­nung an das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal ge­mä­ss Ar­ti­kel 9aoder zur Be­rück­sich­ti­gung im Ziel­ka­pi­tal ge­mä­ss Ar­ti­kel 9age­neh­migt sind;
b.
üb­ri­ge nach­ran­gi­ge For­de­run­gen;
c.
For­de­run­gen der drit­ten Klas­se nach Ar­ti­kel 219 Ab­satz 4 SchKG97;
d.
For­de­run­gen aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen, für wel­che kein ge­bun­de­nes Ver­mö­gen nach Ar­ti­kel 17 vor­ge­schrie­ben ist;
e.
For­de­run­gen aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen, für wel­che ein ge­bun­de­nes Ver­mö­gen nach Ar­ti­kel 17 vor­ge­schrie­ben ist, so­weit sie nicht ge­deckt sind;
f.
For­de­run­gen der zwei­ten Klas­se nach Ar­ti­kel 219 Ab­satz 4 SchKG;
g.
For­de­run­gen der ers­ten Klas­se nach Ar­ti­kel 219 Ab­satz 4 SchKG.

5 Be­steht nach der Wand­lung ei­ne qua­li­fi­zier­te Be­tei­li­gung ge­mä­ss Ar­ti­kel 21 Ab­satz 2, so ist der An­teil der Stim­men, der 10 Pro­zent über­steigt, bis zur Be­ur­tei­lung der qua­li­fi­zier­ten Be­tei­li­gung durch die FIN­MA sus­pen­diert.

Art. 52e Anpassung von Versicherungsverträgen  

1 Für die An­pas­sung von Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen gel­ten die­sel­ben Vor­aus­set­zun­gen so­wie die­sel­be Rei­hen­fol­ge wie für die Wand­lung von Fremd- in Ei­gen­ka­pi­tal und die Re­duk­ti­on von For­de­run­gen (Art. 52d).

2 So­fern der Sa­nie­rungs­plan dies vor­sieht und dies im Ge­sam­t­in­ter­es­se der Ver­si­cher­ten liegt, kön­nen die Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge ver­schie­de­ner Ka­te­go­ri­en un­ter­schied­lich an­ge­passt wer­den.

3 Das Ge­sam­t­in­ter­es­se der Ver­si­cher­ten ist ge­ge­ben, wenn durch die un­ter­schied­li­che An­pas­sung:

a.
ei­ne Sa­nie­rung des ge­sam­ten Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens oder von Tei­len da­von er­mög­licht wird; oder
b.
ein grös­se­rer Sa­nie­rungs­bei­trag ge­leis­tet wird als bei ei­ner Gleich­be­hand­lung der Ver­si­cher­ten.
Art. 52f Rechte der Versicherten bei der Wandlung von Fremd- in Eigenkapital, bei der Forderungsreduktion sowie bei der Anpassung von Versicherungsverträgen  

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ist ver­pflich­tet, die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer in­ner­halb von 30 Ta­gen nach Rechts­kraft des Sa­nie­rungs­plans in­di­vi­du­ell über die Ein­grif­fe in die Rech­te der Ver­si­cher­ten so­wie über das Kün­di­gungs­recht zu in­for­mie­ren.

2 Die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer ha­ben das Recht, den Ver­si­che­rungs­ver­trag in­ner­halb von drei Mo­na­ten, nach­dem sie die­se In­for­ma­tio­nen er­hal­ten ha­ben, mit so­for­ti­ger Wir­kung zu kün­di­gen.

3 Er­folgt der Ein­griff in die Rech­te der Ver­si­cher­ten im Rah­men ei­ner Über­tra­gung auf einen an­de­ren Rechts­trä­ger nach Ar­ti­kel 52b Ab­satz 1 Buch­sta­be a, so steht den Ver­si­cher­ten ei­ne gleich­ran­gi­ge Er­satz­for­de­rung ge­gen­über dem zu sa­nie­ren­den Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men im Um­fang der fi­nan­zi­el­len Ein­bus­se zu.

Art. 52g Aufschub der Beendigung von Verträgen  

1 Mit der An­ord­nung oder Ge­neh­mi­gung von Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln
51a–52m kann die FIN­MA auf­schie­ben:

a.
die Be­en­di­gung von Ver­trä­gen und die Aus­übung von Rech­ten zu de­ren Be­en­di­gung;
b.
die Aus­übung von Auf­rech­nungs-, Ver­wer­tungs- und Über­tra­gungs­rech­ten nach Ar­ti­kel 51b.

2 Sie kann den Auf­schub nur an­ord­nen, wenn die Be­en­di­gung oder die Aus­übung der Rech­te nach Ab­satz 1 durch die Mass­nah­men be­grün­det ist.

3 Sie kann ihn für längs­tens zwei Ar­beits­ta­ge an­ord­nen. Sie be­zeich­net den Be­ginn und das En­de des Auf­schubs.

4 Vom Auf­schub der Be­en­di­gung von Ver­trä­gen nach die­sem Ar­ti­kel blei­ben lau­fen­de Zah­lungs- und Lie­fer­ver­pflich­tun­gen, ins­be­son­de­re aus De­ri­va­ten, Ef­fek­ten­lei­hen und Pen­si­ons­ge­schäf­ten ge­gen­über Ge­gen­par­tei­en an ei­ner Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur, un­be­rührt.

5 Der Auf­schub ist aus­ge­schlos­sen oder wird hin­fäl­lig, wenn die Be­en­di­gung oder die Aus­übung ei­nes Rechts nach Ab­satz 1:

a.
nicht mit den Mass­nah­men zu­sam­men­hängt; und
b.
zu­rück­zu­füh­ren ist auf das Ver­hal­ten des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens, das sich in ei­nem In­sol­venz­ver­fah­ren be­fin­det, oder des Rechts­trä­gers, der die Ver­trä­ge ganz oder teil­wei­se über­nimmt.

6 Wer­den nach Ab­lauf des Auf­schubs die Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen und die üb­ri­gen ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten ein­ge­hal­ten, so be­steht der Ver­trag fort und die mit den Mass­nah­men zu­sam­men­hän­gen­den Rech­te nach Ab­satz 1 kön­nen nicht mehr aus­ge­übt wer­den.

Art. 52h Aufschub der Beendigung von Rückversicherungsverträgen  

1 Mit der An­ord­nung oder Ge­neh­mi­gung von Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 52a–52m ge­gen­über ei­nem Di­rekt­ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men kann die FIN­MA die Be­en­di­gung von Rück­ver­si­che­rungs­ver­trä­gen oder die Aus­übung von Rech­ten zu de­ren Be­en­di­gung auf­schie­ben.

2 Sie kann den Auf­schub nur an­ord­nen, wenn die Be­en­di­gung oder die Aus­übung der Rech­te nach Ab­satz 1 durch die Mass­nah­men be­grün­det ist.

3 Sie kann den Auf­schub längs­tens für vier Mo­na­te an­ord­nen. Sie be­zeich­net den Be­ginn und das En­de des Auf­schubs. Hat sie einen Sa­nie­rungs­plan nach Ar­ti­kel 52b ge­neh­migt, so en­det der Auf­schub spä­tes­tens zwei Mo­na­te nach die­ser Ge­neh­mi­gung.

4 Zur Wah­rung der In­ter­es­sen der be­trof­fe­nen Rück­ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men kann die FIN­MA die­sen Ein­sichts­rech­te in das Di­rekt­ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men wäh­rend des Auf­schubs ge­wäh­ren.

Art. 52i Auswirkung der Sanierung eines Direktversicherungsunternehmens auf den Rückversicherungsvertrag  

1 For­de­run­gen aus Rück­ver­si­che­rungs­ver­trä­gen ge­gen das Rück­ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men be­mes­sen sich nach den Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen, die das Di­rekt­ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men an die Ver­si­cher­ten oh­ne Kür­zung nach den Ar­ti­keln 52d und 52e hät­te leis­ten müs­sen.

2 Die FIN­MA kann:

a.
Ein­sicht in die Scha­den­re­gu­lie­rung der re­du­zier­ten Di­rekt­ver­si­che­rungs­leis­tun­gen neh­men und ge­eig­ne­te or­ga­ni­sa­to­ri­sche Mass­nah­men an­ord­nen, da­mit in der Scha­den­re­gu­lie­rung der re­du­zier­ten Di­rekt­ver­si­che­rungs­leis­tun­gen die nö­ti­ge Sorg­falt dau­er­haft ein­ge­hal­ten wird; oder
b.
be­trof­fe­nen Rück­ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men zu­sätz­li­che Ein­sichts­rech­te ge­wäh­ren.
Art. 52j Genehmigung des Sanierungsplans  

1 Die FIN­MA ge­neh­migt den Sa­nie­rungs­plan, wenn er na­ment­lich:

a.
die Vor­ga­ben nach Ar­ti­kel 52b er­füllt;
b.
auf ei­ner Be­wer­tung der Ak­ti­ven und Pas­si­ven des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens und ei­ner vor­sich­ti­gen Schät­zung des Sa­nie­rungs­be­darfs be­ruht, die den Grund­sät­zen ord­nungs­mäs­si­ger Rech­nungs­le­gung ent­spricht;
c.
die Gläu­bi­ge­rin­nen und Gläu­bi­ger vor­aus­sicht­lich wirt­schaft­lich nicht schlechter­stellt als die so­for­ti­ge Er­öff­nung des Kon­kur­ses;
d.
den Vor­rang der In­ter­es­sen der Gläu­bi­ge­rin­nen und Gläu­bi­ger vor den­je­ni­gen der Eig­ne­rin­nen und Eig­ner und die Rang­fol­ge der Gläu­bi­ge­rin­nen und Gläu­bi­ger be­rück­sich­tigt;
e.
die recht­li­che oder wirt­schaft­li­che Ver­bun­den­heit un­ter Ak­ti­ven, Pas­si­ven und Ver­trags­ver­hält­nis­sen an­ge­mes­sen be­rück­sich­tigt.

2 Die Zu­stim­mung der Eig­ne­rin­nen und Eig­ner des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ist nicht not­wen­dig.

3 Die FIN­MA macht die Grund­zü­ge des Sa­nie­rungs­plans öf­fent­lich be­kannt. Sie ori­en­tiert da­bei gleich­zei­tig dar­über, wie die be­trof­fe­nen Gläu­bi­ge­rin­nen und Gläu­bi­ger und Eig­ne­rin­nen und Eig­ner Ein­sicht neh­men kön­nen.

Art. 52k Ablehnung des Sanierungsplans  

1 Sieht der Sa­nie­rungs­plan einen Ein­griff in die Rech­te der Gläu­bi­ge­rin­nen und Gläu­bi­ger vor, so setzt die FIN­MA die­sen spä­tes­tens mit des­sen Ge­neh­mi­gung ei­ne Frist, in­nert der sie den Sa­nie­rungs­plan ab­leh­nen kön­nen.

2 Lehnt min­des­tens die Hälf­te der be­kann­ten Gläu­bi­ge­rin­nen und Gläu­bi­ger den Sa­nie­rungs­plan ab, so ord­net die FIN­MA den Kon­kurs an.

Art. 52l Rechtswirkung des Sanierungsplans  

1 Ver­streicht die Frist zur Ab­leh­nung des Sa­nie­rungs­plans un­be­nutzt, so wer­den die An­ord­nun­gen des Sa­nie­rungs­plans nach Ar­ti­kel 52k Ab­satz 1 wirk­sam.

2 Ein­tra­gun­gen in das Grund­buch, das Han­dels­re­gis­ter oder an­de­re Re­gis­ter ha­ben le­dig­lich de­kla­ra­to­ri­sche Wir­kung. Sie sind so rasch wie mög­lich vor­zu­neh­men.

Art. 52m Geltendmachung von Ansprüchen  

1 So­bald die FIN­MA den Sa­nie­rungs­plan ge­neh­migt hat, ist das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men zur An­fech­tung von Rechts­ge­schäf­ten nach den Ar­ti­keln 285–292 SchKG98 be­fugt.

2 Schliesst der Sa­nie­rungs­plan für das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die An­fech­tung von Rechts­ge­schäf­ten aus, so ist je­de Gläu­bi­ge­rin und je­der Gläu­bi­ger zur An­fech­tung in dem Um­fang be­rech­tigt, in dem der Sa­nie­rungs­plan in ih­re oder sei­ne Rech­te ein­greift.

3 Die An­fech­tung nach den Ar­ti­keln 285–292 SchKG ist aus­ge­schlos­sen ge­gen Rechts­hand­lun­gen, mit de­nen ein von der FIN­MA ge­neh­mig­ter Sa­nie­rungs­plan aus­ge­führt wird.

4 Mass­ge­bend für die Be­rech­nung der Fris­ten nach den Ar­ti­keln 286–288 SchKG ist an­stel­le des Zeit­punkts der Kon­kurser­öff­nung der Zeit­punkt der Ge­neh­mi­gung des Sa­nie­rungs­plans. Hat die FIN­MA vor­her ei­ne Schutz­mass­nah­me nach Ar­ti­kel 51 Ab­satz 2 Buch­sta­ben a, b, d, e oder i ver­fügt, so gilt der Zeit­punkt des Er­las­ses die­ser Ver­fü­gung als mass­ge­bend.

5 Das An­fech­tungs­recht ver­jährt drei Jah­re nach der Ge­neh­mi­gung des Sa­nie­rungs­plans.

6 Für die Gel­tend­ma­chung von Ver­ant­wort­lich­keits­an­sprü­chen nach den Ar­ti­keln 752–760 OR99 gel­ten die Ab­sät­ze 1–3 sinn­ge­mä­ss.

2b.Abschnitt: Versicherungskonkurs 100

100 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 53 Konkurseröffnung 101  

1 Ist die Vor­aus­set­zung nach Ar­ti­kel 51aAb­satz 1 er­füllt und be­steht kei­ne Aus­sicht auf Sa­nie­rung oder ist die­se ge­schei­tert, so ent­zieht die FIN­MA dem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die Be­wil­li­gung, er­öff­net den Kon­kurs und macht die­sen öf­fent­lich be­kannt.

2 Die FIN­MA er­nennt einen oder meh­re­re Kon­kurs­li­qui­da­to­rin­nen oder -li­qui­da­to­ren. Die­se un­ter­ste­hen der Auf­sicht der FIN­MA und er­stat­ten ihr auf Ver­lan­gen Be­richt.

101 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 54 Durchführung des Konkurses 102  

1 Die An­ord­nung des Kon­kur­ses hat die Wir­kun­gen ei­ner Kon­kurser­öff­nung nach den Ar­ti­keln 197–220 SchKG103.

2 Die Kon­kurs­li­qui­da­ti­on ist nach den Ar­ti­keln 221–270 SchKG durch­zu­füh­ren. Da­zu kann die FIN­MA un­ter Vor­be­halt der Be­stim­mun­gen die­ses Ab­schnitts ab­wei­chen­de Ver­fü­gun­gen er­las­sen.104

3 Sie kann das Ver­fah­ren nä­her re­geln.105

102 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 5 des BG vom 18. März 2011 (Si­che­rung der Ein­la­gen), in Kraft seit 1. Sept. 2011 (AS 2011 3919; BBl 2010 3993).

103 SR 281.1

104 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

105 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 54a Forderungen Versicherter aus Versicherungsverträgen 106  

1 For­de­run­gen Ver­si­cher­ter aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen wer­den der zwei­ten Klas­se nach Ar­ti­kel 219 Ab­satz 4 SchKG107 zu­ge­ord­net, aber erst nach Er­fül­lung al­ler an­de­ren For­de­run­gen der zwei­ten Klas­se aus der Kon­kurs­mas­se be­frie­digt. Un­ter den un­ge­deck­ten For­de­run­gen aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen wer­den zu­erst die­je­ni­gen be­frie­digt, für wel­che ein ge­bun­de­nes Ver­mö­gen nach Ar­ti­kel 17 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes zu bil­den ist, und da­nach die­je­ni­gen, für wel­che kei­nes zu bil­den ist.

2 For­de­run­gen nach Ab­satz 1, die sich mit­tels der Bü­cher des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens fest­stel­len las­sen, gel­ten als an­ge­mel­det.

106 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 5 des BG vom 18. März 2011 (Si­che­rung der Ein­la­gen) (AS 2011 3919; BBl 2010 3993). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

107 SR 281.1

Art. 54abis Gebundenes Vermögen 108  

1 Aus dem Er­lös des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens wer­den vor­weg For­de­run­gen der Ver­si­cher­ten ge­deckt, für die nach Ar­ti­kel 17 Si­cher­stel­lung ge­leis­tet wird. Ein Über­schuss wird an­tei­lig auf all­fäl­li­ge wei­te­re ge­bun­de­ne Ver­mö­gen des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ver­teilt. Ein all­fäl­li­ger Rest fällt in die Kon­kurs­mas­se.

2 Die Kon­kurs­li­qui­da­to­rin oder der Kon­kurs­li­qui­da­tor kann For­de­run­gen, die Ver­mö­gens­wer­te be­tref­fen, wel­che durch ein ge­bun­de­nes Ver­mö­gen si­cher­ge­stellt sind, vor Rechts­kraft des Kol­lo­ka­ti­ons­pla­nes ganz oder teil­wei­se be­frie­di­gen, so­weit:

a.
da­durch die fi­nan­zi­el­le Gleich­be­hand­lung der Ver­si­cher­ten nicht be­ein­träch­tigt wird; und
b.
ei­ne pro­vi­so­ri­sche Prü­fung der be­trof­fe­nen For­de­run­gen recht­fer­tigt, dass der für die­se For­de­run­gen aus­zu­be­zah­len­de Be­trag in den Kol­lo­ka­ti­ons­plan auf­ge­nom­men wird.

3 Die Kon­kurs­li­qui­da­to­rin oder der Kon­kurs­li­qui­da­tor hat zu Un­recht ge­leis­te­te Zah­lun­gen zu­rück­zu­for­dern. Er­folgt kei­ne Rück­zah­lung, so haf­tet sie oder er nur, wenn sie oder er bei der Be­frie­di­gung von For­de­run­gen nach Ab­satz 2 vor­sätz­lich oder grob­fahr­läs­sig pflicht­wid­rig ge­han­delt hat.

108 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 54ater Fremdkapitalinstrumente mit Eigenkapitalcharakter 109  

Im Kon­kurs wer­den die Ka­pi­tal­for­de­rung und die Zins­zah­lun­gen von ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­den Ka­pi­ta­l­in­stru­men­ten, die von der FIN­MA als ri­si­ko­ab­sor­bie­ren­de Ka­pi­ta­l­in­stru­men­te zur An­rech­nung an das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal ge­mä­ss Ar­ti­kel 9a oder zur Be­rück­sich­ti­gung im Ziel­ka­pi­tal ge­mä­ss Ar­ti­kel 9a ge­neh­migt sind, nach­ran­gig ge­gen­über al­len nicht nach­ran­gi­gen For­de­run­gen und al­len nicht an das ri­si­ko­tra­gen­de Ka­pi­tal ge­mä­ss Ar­ti­kel 9a an­re­chen­ba­ren oder im Ziel­ka­pi­tal ge­mä­ss Ar­ti­kel 9a be­rück­sich­tig­ba­ren nach­ran­gi­gen For­de­run­gen be­frie­digt.

109 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 54b Gläubigerversammlung und Gläubigerausschuss 110  

1 Die Kon­kurs­li­qui­da­to­rin oder der Kon­kurs­li­qui­da­tor kann der FIN­MA be­an­tra­gen:

a.
ei­ne Gläu­bi­ger­ver­samm­lung ein­zu­set­zen und de­ren Kom­pe­ten­zen so­wie die für die Be­schluss­fas­sung not­wen­di­gen Prä­senz- und Stim­men­quo­ren fest­zu­le­gen;
b.
einen Gläu­bi­ge­raus­schuss ein­zu­rich­ten so­wie des­sen Zu­sam­men­set­zung und Kom­pe­ten­zen fest­zu­le­gen.

2 Die FIN­MA ist nicht an die An­trä­ge der Kon­kurs­li­qui­da­to­rin oder des Kon­kurs­li­qui­da­tors ge­bun­den.

110 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 5 des BG vom 18. März 2011 (Si­che­rung der Ein­la­gen) (AS 2011 3919; BBl 2010 3993). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 54bbis BeiSchutzmassnahmen oder im Sanierungsverfahren eingegangene Verbindlichkeiten 111  

Ver­bind­lich­kei­ten, wel­che das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men wäh­rend der Dau­er der Mass­nah­men nach Ar­ti­kel 51 Ab­satz 2 Buch­sta­ben a, b, d, e und i oder wäh­rend ei­nes Sa­nie­rungs­ver­fah­rens mit Ge­neh­mi­gung der FIN­MA oder ei­ner oder ei­nes von die­ser ein­ge­setz­ten Un­ter­su­chungs- oder Sa­nie­rungs­be­auf­trag­ten ein­ge­hen durf­te, wer­den im Fal­le ei­ner Kon­kurs­li­qui­da­ti­on vor al­len an­de­ren be­frie­digt.

111 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 54c Verteilung und Schluss des Verfahrens 112  

1 Sind sämt­li­che Ak­ti­ven ver­wer­tet und al­le die Fest­stel­lung der Ak­tiv- und Pas­siv­mas­se be­tref­fen­den Pro­zes­se er­le­digt, so er­stel­len die Kon­kurs­li­qui­da­to­ren die ab­sch­lies­sen­de Ver­tei­lungs­lis­te so­wie die Schluss­rech­nung und un­ter­brei­ten die­se der FIN­MA zur Ge­neh­mi­gung. Pro­zes­se aus Ab­tre­tung von Rechts­an­sprü­chen nach Ar­ti­kel 260 SchKG113 blei­ben un­be­rück­sich­tigt.114

2 Vor der Ge­neh­mi­gung wer­den die Ver­tei­lungs­lis­te und die Schluss­rech­nung wäh­rend zehn Ta­gen zur Ein­sicht auf­ge­legt. Die Auf­le­gung und die Ge­neh­mi­gung wer­den im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt und auf der In­ter­netsei­te der FIN­MA pu­bli­ziert.115

3 Die FIN­MA trifft die nö­ti­gen An­ord­nun­gen zur Schlies­sung des Ver­fah­rens. Sie macht die Schlies­sung öf­fent­lich be­kannt.

112 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 5 des BG vom 18. März 2011 (Si­che­rung der Ein­la­gen), in Kraft seit 1. Sept. 2011 (AS 2011 3919; BBl 2010 3993).

113 SR 281.1

114 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 19 des Fi­nan­z­in­sti­tuts­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5247, 2019 4631; BBl 2015 8901).

115 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

2c.Abschnitt: Verfahren 116

116 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 54d Beschwerden gegen die Genehmigung des Sanierungsplans 117  

1 Wird die Be­schwer­de ge­gen die Ge­neh­mi­gung des Sa­nie­rungs­plans gut­ge­heis­sen, so kann das Ge­richt nur ei­ne Ent­schä­di­gung zu­spre­chen.

2 Die Ent­schä­di­gung er­folgt in der Re­gel durch Zu­tei­lung von Ak­ti­en, an­de­ren Be­tei­li­gungs­rech­ten, Op­tio­nen oder Bes­se­rungs­schei­nen.

117 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 5 des BG vom 18. März 2011 (Si­che­rung der Ein­la­gen) (AS 2011 3919; BBl 2010 3993). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 54e Beschwerden der Gläubigerinnen und Gläubiger und der Eignerinnen und Eigner bei Insolvenzmassnahmen 118  

1 In den Ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 51a Ab­satz 1 kön­nen die Gläu­bi­ge­rin­nen und Gläu­bi­ger und die Eig­ne­rin­nen und Eig­ner ei­nes Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens oder ei­ner we­sent­li­chen Grup­pen- oder Kon­glo­me­rat­s­ge­sell­schaft le­dig­lich Be­schwer­de füh­ren ge­gen:

a.
die Ge­neh­mi­gung des Sa­nie­rungs­plans;
b.
Ver­wer­tungs­hand­lun­gen;
c.
die Ge­neh­mi­gung der Ver­tei­lungs­lis­te und der Schluss­rech­nung.

2 Ver­wer­tungs­hand­lun­gen der Kon­kurs­li­qui­da­to­rin oder des Kon­kurs­li­qui­da­tors gel­ten als Realak­te. Wer ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se hat, kann dar­über von der FIN­MA ei­ne Ver­fü­gung im Sin­ne von Ar­ti­kel 25a des Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 1968119 (VwVG) ver­lan­gen.

3 Die Be­schwer­de nach Ar­ti­kel 17 SchKG120 ist in die­sen Ver­fah­ren aus­ge­schlos­sen.

118 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 15 des Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 2015 (AS 2015 5339; BBl 2014 7483). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

119 SR 172.021

120 SR 281.1

Art. 54f Fristen 121  

1 Die Frist für ei­ne Be­schwer­de ge­gen die Ge­neh­mi­gung des Sa­nie­rungs­plans und ge­gen Ver­wer­tungs­hand­lun­gen be­trägt zehn Ta­ge. Ar­ti­kel 22a VwVG122 fin­det kei­ne An­wen­dung.

2 Der Fris­ten­lauf für ei­ne Be­schwer­de ge­gen die Ge­neh­mi­gung des Sa­nie­rungs­plans be­ginnt am Tag nach der öf­fent­li­chen Be­kannt­ga­be der Grund­zü­ge des Sa­nie­rungs­plans. Der Fris­ten­lauf für ei­ne Be­schwer­de ge­gen die Ge­neh­mi­gung der Ver­tei­lungs­lis­te und der Schluss­rech­nung be­ginnt am Tag nach der Pu­bli­ka­ti­on der Ge­neh­mi­gung.

121 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

122 SR 172.021

Art. 54g Aufschiebende Wirkung 123  

Be­schwer­den in den Ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 51a Ab­satz 1 ha­ben kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung. Die In­struk­ti­ons­rich­te­rin oder der In­struk­ti­ons­rich­ter kann die auf­schie­ben­de Wir­kung auf Ge­such hin er­tei­len. Die Er­tei­lung der auf­schie­ben­den Wir­kung ist aus­ge­schlos­sen für Be­schwer­den ge­gen:

a.
die An­ord­nung von Schutz­mass­nah­men;
b.
die An­ord­nung ei­nes Sa­nie­rungs­ver­fah­rens;
c.
die Ge­neh­mi­gung des Sa­nie­rungs­plans; und
d.
die An­ord­nung der Kon­kurs­li­qui­da­ti­on.

123 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 54h Nationaler Garantiefonds 124  

So­weit dem Na­tio­na­len Ga­ran­tie­fonds aus der In­sol­venz ei­nes Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens Auf­ga­ben nach Ar­ti­kel 76 Ab­satz 4 Buch­sta­be b des Stras­sen­ver­kehrs­ge­set­zes vom 19. De­zem­ber 1958125 er­wach­sen, kommt ihm im Ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 51a Ab­satz 1 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes ei­ne Gläu­bi­ger­stel­lung zur Wah­rung sei­ner In­ter­es­sen zu.

124 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

125 SR 741.01

Art. 54i Anerkennung ausländischer Konkursdekrete und Massnahmen 126  

1 Die FIN­MA ent­schei­det über die An­er­ken­nung von Kon­kurs­de­kre­ten und In­sol­venz­mass­nah­men, die im Aus­land ge­gen­über Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men aus­ge­spro­chen wer­den.

2 Sie kann das in der Schweiz be­le­ge­ne Ver­mö­gen oh­ne Durch­füh­rung ei­nes in­län­di­schen Ver­fah­rens der aus­län­di­schen In­sol­venz­mas­se zur Ver­fü­gung stel­len, wenn im aus­län­di­schen In­sol­venz­ver­fah­ren:

a.
die nach Ar­ti­kel 219 SchKG127 pfand­ge­si­cher­ten und pri­vi­le­gier­ten For­de­run­gen von Gläu­bi­ge­rin­nen und Gläu­bi­gern mit Wohn­sitz in der Schweiz so­wie For­de­run­gen aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen, für die nach Ar­ti­kel 17 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes Si­cher­stel­lung ge­leis­tet wird, gleich­wer­tig be­han­delt wer­den; und
b.
die üb­ri­gen For­de­run­gen von Gläu­bi­ge­rin­nen und Gläu­bi­gern mit Wohn­sitz in der Schweiz an­ge­mes­sen be­rück­sich­tigt wer­den.

3 Sie kann auch Kon­kurs­de­kre­te und Mass­nah­men an­er­ken­nen, wel­che im Staat des tat­säch­li­chen Sit­zes des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens aus­ge­spro­chen wur­den.

4 Wird für das in der Schweiz be­le­ge­ne Ver­mö­gen ein in­län­di­sches Ver­fah­ren durch­ge­führt, so kön­nen in den Kol­lo­ka­ti­ons­plan auch Gläu­bi­ge­rin­nen und Gläu­bi­ger der drit­ten Klas­se ge­mä­ss Ar­ti­kel 219 Ab­satz 4 SchKG so­wie Gläu­bi­ge­rin­nen und Gläu­bi­ger mit Wohn­sitz im Aus­land auf­ge­nom­men wer­den.

5 Hat das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ei­ne Nie­der­las­sung in der Schweiz, so ist ein Ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 50 Ab­satz 1 SchKG bis zum Zeit­punkt zu­läs­sig, in dem der Kol­lo­ka­ti­ons­plan nach Ar­ti­kel 172 des Bun­des­ge­set­zes vom 18. De­zem­ber 1987128 über das In­ter­na­tio­na­le Pri­vat­recht (IPRG) in Rechts­kraft er­wächst.

6 Im Üb­ri­gen sind die Ar­ti­kel 166–175 IPRG mass­ge­bend.

126 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

127 SR 281.1

128 SR 291

Art. 54j Koordination mit ausländischen Verfahren 129  

1 Bil­det das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men auch im Aus­land Ge­gen­stand von Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren, so stimmt die FIN­MA das In­sol­venz­ver­fah­ren so weit als mög­lich mit den zu­stän­di­gen aus­län­di­schen Or­ga­nen ab.

2 Ist ei­ne Gläu­bi­ge­rin oder ein Gläu­bi­ger in ei­nem aus­län­di­schen Ver­fah­ren, das mit dem In­sol­venz­ver­fah­ren im Zu­sam­men­hang steht, teil­wei­se be­frie­digt wor­den, so ist die­ser Teil nach Ab­zug der ihr oder ihm ent­stan­de­nen Kos­ten im schwei­ze­ri­schen In­sol­venz­ver­fah­ren an­zu­rech­nen.

129 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

3. Abschnitt: …

Art. 55 und 56130  

130 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

4. Abschnitt: Zusätzliche Schutzmassnahmen für ausländische Versicherungsunternehmen 131

131 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 57 Ausschluss der Forderungen Dritter  

Für aus­län­di­sche Un­ter­neh­men gel­ten die Wer­te des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens so­wie der Kau­ti­on von Ge­set­zes we­gen als Pfand für For­de­run­gen aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen des auf Grund die­ses Ge­set­zes si­cher­zu­stel­len­den Ver­si­che­rungs­be­stan­des. Die­se Wer­te kön­nen nur dann zur Er­fül­lung der For­de­run­gen Drit­ter die­nen, wenn die An­sprü­che der Ver­si­cher­ten voll­um­fäng­lich be­frie­digt wor­den sind.

Art. 58 Betreibungsort und Zwangsverwertung  

1 Ein aus­län­di­sches Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ist für For­de­run­gen aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen des auf Grund die­ses Ge­set­zes si­cher­zu­stel­len­den Ver­si­che­rungs­be­stan­des am Ort der schwei­ze­ri­schen Nie­der­las­sung auf Pfand­ver­wer­tung zu be­trei­ben (Art. 151 ff. SchKG132). Gibt die FIN­MA ein Grund­stück zur Ver­wer­tung frei, so ist die Be­trei­bung dort fort­zu­set­zen, wo das Grund­stück liegt.

2 Wird ein Pfand­ver­wer­tungs­be­geh­ren ge­stellt, so teilt das Be­trei­bungs­amt dies der FIN­MA in­ner­halb von drei Ta­gen mit.

3 Weist das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nicht in­ner­halb von 14 Ta­gen nach Ein­gang des Pfand­ver­wer­tungs­be­geh­rens nach, dass es den Gläu­bi­ger oder die Gläu­bi­ge­rin voll­stän­dig be­frie­digt hat, so teilt die FIN­MA nach An­hö­ren des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens dem Be­trei­bungs­amt mit, wel­che Wer­te des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens und ei­ner et­wai­gen Kau­ti­on zur Ver­wer­tung frei­ge­ge­ben wer­den.

Art. 59 Verfügungsbeschränkungen  

Hat die Auf­sichts­be­hör­de des Sitz­staa­tes des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens die freie Ver­fü­gung über Ver­mö­gens­wer­te des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens ein­ge­schränkt oder un­ter­sagt, so kann die FIN­MA auf de­ren An­trag ge­gen­über dem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die glei­chen Mass­nah­men für das ge­sam­te schwei­ze­ri­sche Ge­schäft tref­fen.

5. Abschnitt: Beendigung der Versicherungstätigkeit

Art. 60 Verzicht  

1 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, das auf die Be­wil­li­gung ver­zich­tet, hat der FIN­MA einen Ab­wick­lungs­plan zur Ge­neh­mi­gung vor­zu­le­gen.

2 Der Ab­wick­lungs­plan muss An­ga­ben ent­hal­ten über:

a.
die Ab­wick­lung der fi­nan­zi­el­len Ver­pflich­tun­gen aus den Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen;
b.
die da­für be­reit­ge­stell­ten Mit­tel; und
c.
die für die­se Auf­ga­be ver­ant­wort­li­che Per­son.

3 Hält sich das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men nicht an den ge­neh­mig­ten Ab­wick­lungs­plan, so ist Ar­ti­kel 61 Ab­satz 2 sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

4 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, das auf die Be­wil­li­gung ver­zich­tet hat, darf in den frag­li­chen Ver­si­che­rungs­zwei­gen kei­ne neu­en Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge ab­sch­lies­sen; be­ste­hen­de Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge dür­fen we­der ver­län­gert noch in Be­zug auf den De­ckungs­um­fang er­wei­tert wer­den.

5 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, das die Pflich­ten aus dem Auf­sichts­recht er­füllt hat, wird aus der Auf­sicht ent­las­sen und er­hält die Kau­tio­nen zu­rück.

Art. 61 Entzug der Bewilligung 133  

1 Die FIN­MA kann ei­nem Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men die Be­wil­li­gung zur Ver­si­che­rungs­tä­tig­keit für ein­zel­ne oder al­le Ver­si­che­rungs­zwei­ge ent­zie­hen, wenn es seit mehr als sechs Mo­na­ten sei­ne Ge­schäftstä­tig­keit ein­ge­stellt hat.

2 Sie trifft beim Ent­zug der Be­wil­li­gung nach die­sem Ge­setz oder nach Ar­ti­kel 37 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007134 al­le Mass­nah­men, na­ment­lich die­je­ni­gen nach Ar­ti­kel 51, die er­for­der­lich sind, um die In­ter­es­sen der Ver­si­cher­ten zu wah­ren.

3 Nach Ent­zug der Be­wil­li­gung darf ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men kei­ne neu­en Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge ab­sch­lies­sen; be­ste­hen­de Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge dür­fen we­der ver­län­gert noch in Be­zug auf den De­ckungs­um­fang er­wei­tert wer­den.

133 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 18 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 52075205; BBl 20062829).

134 SR 956.1

Art. 62 Übertragung des Versicherungsbestandes  

1 Über­trägt ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men sei­nen schwei­ze­ri­schen Ver­si­che­rungs­be­stand ge­stützt auf ei­ne ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung ganz oder teil­wei­se auf ein an­de­res Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, so be­darf dies der Be­wil­li­gung durch die FIN­MA. Die FIN­MA be­wil­ligt die Über­tra­gung nur, wenn die In­ter­es­sen der Ver­si­cher­ten ins­ge­samt ge­wahrt wer­den.

2 Ver­fügt die FIN­MA ei­ne Be­stan­des­über­tra­gung, so legt sie die Be­din­gun­gen fest.

3 Das über­neh­men­de Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ist ver­pflich­tet, die über­nom­me­nen Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und Ver­si­che­rungs­neh­mer in­ner­halb von 30 Ta­gen nach der Er­öff­nung der Be­wil­li­gung in­di­vi­du­ell über die Be­stan­des­über­tra­gung so­wie über das Kün­di­gungs­recht zu in­for­mie­ren. Die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin oder der Ver­si­che­rungs­neh­mer hat das Recht, den Ver­si­che­rungs­ver­trag in­ner­halb von drei Mo­na­ten nach der in­di­vi­du­el­len In­for­ma­ti­on zu kün­di­gen.

4 Die FIN­MA kann den Aus­schluss des Kün­di­gungs­rechts ver­fü­gen, wenn die Be­stan­des­über­tra­gung in wirt­schaft­li­cher Hin­sicht nicht zu ei­nem Wech­sel des Ver­trags­part­ners der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin oder des Ver­si­che­rungs­neh­mers führt.

Art. 63 Veröffentlichung  

1 Die FIN­MA ver­öf­fent­licht auf Kos­ten des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens einen Ver­zicht auf die Be­wil­li­gung zur Ge­schäftstä­tig­keit oder de­ren Ent­zug.

2 Sie ver­öf­fent­licht auf Kos­ten des über­neh­men­den Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens die Ge­neh­mi­gung ei­ner Be­stan­des­über­tra­gung.

6. Kapitel: Besondere Bestimmungen betreffend die Aufsicht über Versicherungsgruppen und Versicherungskonglomerate

1. Abschnitt: Versicherungsgruppen

Art. 64 Versicherungsgruppe  

Zwei oder meh­re­re Un­ter­neh­men bil­den ei­ne Ver­si­che­rungs­grup­pe, wenn:

a.
min­des­tens ei­nes ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ist;
b.
sie in ih­rer Ge­samt­heit haupt­säch­lich im Ver­si­che­rungs­be­reich tä­tig sind; und
c.
sie ei­ne wirt­schaft­li­che Ein­heit bil­den oder auf an­de­re Wei­se durch Ein­fluss oder Kon­trol­le mit­ein­an­der ver­bun­den sind.
Art. 65 Unterstellung unter die Gruppenaufsicht  

1 Die FIN­MA kann ei­ne Ver­si­che­rungs­grup­pe, der ei­ne Un­ter­neh­mung in der Schweiz an­ge­hört, der Grup­pen­auf­sicht un­ter­stel­len, wenn die Ver­si­che­rungs­grup­pe:

a.
tat­säch­lich von der Schweiz aus ge­lei­tet wird;
b.
tat­säch­lich vom Aus­land aus ge­lei­tet wird, dort aber kei­ner gleich­wer­ti­gen Grup­pen­auf­sicht un­ter­stellt ist.

2 Be­an­spru­chen gleich­zei­tig aus­län­di­sche Be­hör­den die voll­stän­di­ge oder teil­wei­se Auf­sicht über die Ver­si­che­rungs­grup­pe, so ver­stän­digt sich die FIN­MA, un­ter Wah­rung ih­rer Kom­pe­ten­zen und in Be­rück­sich­ti­gung ei­ner all­fäl­li­gen Kon­glo­me­rat­s­auf­sicht, mit die­sen über Zu­stän­dig­kei­ten, Mo­da­li­tä­ten und Ge­gen­stand der Auf­sicht. Sie kon­sul­tiert vor ih­rem Ent­scheid die­je­ni­gen Un­ter­neh­men der Ver­si­che­rungs­grup­pe, die ih­ren Sitz in der Schweiz ha­ben.

Art. 66 Verhältnis zur Einzelaufsicht  

Die Grup­pen­auf­sicht ge­mä­ss die­sem Ab­schnitt er­folgt in Er­gän­zung zur Ein­zelauf­sicht über ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men.

Art. 67 Instrumente der Gruppenaufsicht 135  

1 Die Ver­si­che­rungs­grup­pe und die mit der Ge­schäfts­füh­rung ei­ner­seits und der Ober­lei­tung, Auf­sicht und Kon­trol­le an­der­seits be­trau­ten Per­so­nen der Ver­si­che­rungs­grup­pe müs­sen Ge­währ für ei­ne ein­wand­freie Ge­schäftstä­tig­keit bie­ten.

2 Die Per­so­nen nach Ab­satz 1 müs­sen zu­dem einen gu­ten Ruf ge­nies­sen.

3 Die Ver­si­che­rungs­grup­pe muss so or­ga­ni­siert sein, dass sie ins­be­son­de­re al­le we­sent­li­chen Ri­si­ken er­fas­sen, be­gren­zen und über­wa­chen kann.

4 Ver­si­che­rungs­grup­pen sind ver­pflich­tet, Sta­bi­li­sie­rungs­plä­ne im Sin­ne von Ar­ti­kel 22a zu er­stel­len. Mit Er­stel­lung ei­nes um­fas­sen­den Sta­bi­li­sie­rungs­plans ent­fällt die Pflicht für die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men der Grup­pe, wei­te­re Plä­ne zu er­stel­len.

5 Die FIN­MA kann Auf­lö­sungs­plä­ne (re­so­lu­ti­on plans) für Ver­si­che­rungs­grup­pen er­stel­len. Sie legt dar­in dar, wie ei­ne von ihr an­ge­ord­ne­te Sa­nie­rung oder Li­qui­da­ti­on der Ver­si­che­rungs­grup­pe durch­ge­führt wer­den soll. Die Ver­si­che­rungs­grup­pe hat der FIN­MA die da­zu er­for­der­li­chen In­for­ma­tio­nen zur Ver­fü­gung zu stel­len. Er­stellt die FIN­MA einen um­fas­sen­den Auf­lö­sungs­plan für die Ver­si­che­rungs­grup­pe, er­üb­ri­gen sich wei­te­re Plä­ne.

6 Der Bun­des­rat kann Be­stim­mun­gen zur Um­set­zung in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ter Grund­sät­ze für die Auf­sicht über in­ter­na­tio­nal tä­ti­ge Ver­si­che­rungs­grup­pen er­las­sen.

135 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 68 Überwachung der Risiken  

Die FIN­MA kann Vor­schrif­ten zur Über­wa­chung grup­pen­in­ter­ner Vor­gän­ge und grup­pen­wei­ter Ri­si­ko­kon­zen­tra­ti­on er­las­sen.

Art. 69 Solvabilität 136  

1 Ei­ne Ver­si­che­rungs­grup­pe muss über ei­ne aus­rei­chen­de Sol­va­bi­li­tät ver­fü­gen.

2 Die Ar­ti­kel 9–9c gel­ten sinn­ge­mä­ss.

136 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 70 Prüfgesellschaft 137  

Ver­si­che­rungs­grup­pen ha­ben ei­ne von der Eid­ge­nös­si­schen Re­vi­si­ons­auf­sichts­be­hör­de nach Ar­ti­kel 9a Ab­satz 1 des Re­vi­si­ons­auf­sichts­ge­set­zes vom 16. De­zem­ber 2005138 zu­ge­las­se­ne Prüf­ge­sell­schaft mit ei­ner Prü­fung nach Ar­ti­kel 24 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007139 zu be­auf­tra­gen. Ar­ti­kel 28 gilt sinn­ge­mä­ss.

137 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 9 des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Bün­de­lung der Auf­sicht über Re­vi­si­ons­un­ter­neh­men und Prüf­ge­sell­schaf­ten), in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 4073; BBl 2013 6857).

138 SR 221.302

139 SR 956.1

Art. 71 Auskunfts- und Meldepflicht 140  

Ge­hö­ren Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men Ver­si­che­rungs­grup­pen an, so gilt die Aus­kunfts- und Mel­de­pflicht nach Ar­ti­kel 29 FIN­MAG141 für al­le Un­ter­neh­men der Grup­pe.

140 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

141 SR 956.1

Art. 71bis Geschäftsplan 142  

1 Än­de­run­gen in der Kon­zer­no­ber­ge­sell­schaft der Grup­pe, wel­che die Ele­men­te des Ge­schäfts­plans nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 2 Buch­sta­be g be­tref­fen, sind der FIN­MA zur Ge­neh­mi­gung zu un­ter­brei­ten.

2 Für die üb­ri­gen we­sent­li­chen Grup­pen­ge­sell­schaf­ten nach Ar­ti­kel 2a kann die FIN­MA ei­ne Ge­neh­mi­gungs­pflicht im Sin­ne von Ab­satz 1 an­ord­nen.

142 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 15 des Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 2015 (AS 2015 5339; BBl 2014 7483). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

2. Abschnitt: Versicherungskonglomerate

Art. 72 Versicherungskonglomerat  

Zwei oder meh­re­re Un­ter­neh­men bil­den ein Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­rat, wenn:

a.
min­des­tens ei­nes ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men ist;
b.143
min­des­tens ei­nes ei­ne Bank oder ein Wert­pa­pier­haus von er­heb­li­cher wirt­schaft­li­cher Be­deu­tung ist;
c.
sie in ih­rer Ge­samt­heit haupt­säch­lich im Ver­si­che­rungs­be­reich tä­tig sind; und
d.
sie ei­ne wirt­schaft­li­che Ein­heit bil­den oder auf an­de­re Wei­se durch Ein­fluss oder Kon­trol­le mit­ein­an­der ver­bun­den sind.

143 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 19 des Fi­nan­z­in­sti­tuts­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5247, 2019 4631; BBl 2015 8901).

Art. 73 Unterstellung unter die Konglomeratsaufsicht  

1 Die FIN­MA kann ein Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­rat, dem ein Un­ter­neh­men in der Schweiz an­ge­hört, der Kon­glo­me­rat­s­auf­sicht un­ter­stel­len, wenn es:

a.
tat­säch­lich von der Schweiz aus ge­lei­tet wird;
b.
tat­säch­lich vom Aus­land aus ge­lei­tet wird, dort aber kei­ner gleich­wer­ti­gen Kon­glo­me­rat­s­auf­sicht un­ter­stellt ist.

2 Be­an­spru­chen gleich­zei­tig an­de­re aus­län­di­sche Be­hör­den die voll­stän­di­ge oder teil­wei­se Auf­sicht über das Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­rat, so ver­stän­digt sich die FIN­MA, un­ter Wah­rung ih­rer Kom­pe­ten­zen und in Be­rück­sich­ti­gung ei­ner all­fäl­li­gen Grup­pen­auf­sicht, mit die­sen über Zu­stän­dig­kei­ten, Mo­da­li­tä­ten und Ge­gen­stand der Auf­sicht. Sie kon­sul­tiert vor ih­rem Ent­scheid die­je­ni­gen Un­ter­neh­men des Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­rats, die ih­ren Sitz in der Schweiz ha­ben.144

144 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 18 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 52075205; BBl 20062829).

Art. 74 Verhältnis zur Einzel- und Gruppenaufsicht  

Die Kon­glo­me­rat­s­auf­sicht ge­mä­ss die­sem Ab­schnitt er­folgt in Er­gän­zung zur Ein­zelauf­sicht und zur Auf­sicht über ei­ne Ver­si­che­rungs- oder Fi­nanz­grup­pe durch die je­weils zu­stän­di­gen Auf­sichts­be­hör­den.

Art. 75 Instrumente der Konglomeratsaufsicht 145  

1 Das Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­rat und die mit der Ge­schäfts­füh­rung ei­ner­seits und der Ober­lei­tung, Auf­sicht und Kon­trol­le an­der­seits be­trau­ten Per­so­nen des Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­rats müs­sen Ge­währ für ei­ne ein­wand­freie Ge­schäftstä­tig­keit bie­ten.

2 Die Per­so­nen nach Ab­satz 1 müs­sen zu­dem einen gu­ten Ruf ge­nies­sen.

3 Das Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­rat muss so or­ga­ni­siert sein, dass es ins­be­son­de­re al­le we­sent­li­chen Ri­si­ken er­fas­sen, be­gren­zen und über­wa­chen kann.

4 Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­ra­te sind ver­pflich­tet, Sta­bi­li­sie­rungs­plä­ne im Sin­ne von Ar­ti­kel 22a zu er­stel­len. Mit Er­stel­lung ei­nes um­fas­sen­den Sta­bi­li­sie­rungs­plans ent­fällt die Pflicht für die Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men des Kon­glo­me­rats, wei­te­re Plä­ne zu er­stel­len.

5 Die FIN­MA kann Auf­lö­sungs­plä­ne (re­so­lu­ti­on plans) für Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­ra­te er­stel­len. Sie legt dar­in dar, wie ei­ne von ihr an­ge­ord­ne­te Sa­nie­rung oder Li­qui­da­ti­on des Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­rats durch­ge­führt wer­den soll. Das Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­rat hat der FIN­MA die da­zu er­for­der­li­chen In­for­ma­tio­nen zur Ver­fü­gung zu stel­len. Er­stellt die FIN­MA einen um­fas­sen­den Auf­lö­sungs­plan für das Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­rat, er­üb­ri­gen sich wei­te­re Plä­ne.

6 Der Bun­des­rat kann Be­stim­mun­gen zur Um­set­zung in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ter Grund­sät­ze für die Auf­sicht über in­ter­na­tio­nal tä­ti­ge Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­ra­te er­las­sen.

145 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 76 Überwachung der Risiken  

Die FIN­MA kann Vor­schrif­ten zur Über­wa­chung kon­glo­me­rats­in­ter­ner Vor­gän­ge und kon­glo­me­rat­s­wei­ter Ri­si­ko­kon­zen­tra­ti­on er­las­sen.

Art. 77 Solvabilität 146  

1 Ein Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­rat muss über ei­ne aus­rei­chen­de Sol­va­bi­li­tät ver­fü­gen.

2 Die Ar­ti­kel 9–9c gel­ten sinn­ge­mä­ss.

146 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 78 Prüfgesellschaft 147  

Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­ra­te ha­ben ei­ne von der Eid­ge­nös­si­schen Re­vi­si­ons­auf­sichts­be­hör­de nach Ar­ti­kel 9a Ab­satz 1 des Re­vi­si­ons­auf­sichts­ge­set­zes vom 16. De­zem­ber 2005148 zu­ge­las­se­ne Prüf­ge­sell­schaft mit ei­ner Prü­fung nach Ar­ti­kel 24 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007149 zu be­auf­tra­gen. Ar­ti­kel 28 gilt sinn­ge­mä­ss.

147 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 9 des BG vom 20. Ju­ni 2014 (Bün­de­lung der Auf­sicht über Re­vi­si­ons­un­ter­neh­men und Prüf­ge­sell­schaf­ten), in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 2014 4073; BBl 2013 6857).

148 SR 221.302

149 SR 956.1

Art. 79 Auskunftspflicht  

Ge­hö­ren Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men Ver­si­che­rungs­kon­glo­me­ra­ten an, so gilt die Aus­kunfts­pflicht nach Ar­ti­kel 47 für al­le Un­ter­neh­men des Kon­glo­me­rats.

Art. 79bis Geschäftsplan 150  

1 Än­de­run­gen in der Kon­zer­no­ber­ge­sell­schaft des Kon­glo­me­rats, wel­che die Ele­men­te des Ge­schäfts­plans nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 2 Buch­sta­be g be­tref­fen, sind der FIN­MA zur Ge­neh­mi­gung zu un­ter­brei­ten.

2 Für die üb­ri­gen we­sent­li­chen Kon­glo­me­rat­s­ge­sell­schaf­ten nach Ar­ti­kel 2a kann die FIN­MA ei­ne Ge­neh­mi­gungs­pflicht im Sin­ne von Ab­satz 1 an­ord­nen.

150 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 15 des Fi­nanz­marktin­fra­struk­tur­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 2015 (AS 2015 5339; BBl 2014 7483). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

7. Kapitel: Herausgabe von Dokumenten an die Versicherungsnehmerinnen und -nehmer und an die versicherten Personen 151

151 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 80 Anspruch 152  

1 Die Ver­si­che­rungs­neh­me­rin­nen und -neh­mer und die ver­si­cher­ten Per­so­nen ha­ben je­der­zeit An­spruch auf Her­aus­ga­be ei­ner Ko­pie ih­res Dos­siers so­wie sämt­li­cher wei­te­rer sie be­tref­fen­der Do­ku­men­te, wel­che das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men oder die Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin oder der Ver­si­che­rungs­ver­mitt­ler im Rah­men der Ge­schäfts­be­zie­hung er­stellt ha­ben.

2 Mit Ein­ver­ständ­nis der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin oder des Ver­si­che­rungs­neh­mers oder der ver­si­cher­ten Per­son kann die Her­aus­ga­be in elek­tro­ni­scher Form er­fol­gen.

152 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 81 Verfahren 153  

1 Wer einen An­spruch gel­tend ma­chen will, stellt schrift­lich oder in an­de­rer Form, die den Nach­weis durch Text er­mög­licht, ein ent­spre­chen­des Ge­such.

2 Das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men oder die Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin oder der Ver­si­che­rungs­ver­mitt­ler lässt der Ver­si­che­rungs­neh­me­rin oder dem Ver­si­che­rungs­neh­mer oder der ver­si­cher­ten Per­son in­nert 30 Ta­gen nach Er­halt des Ge­suchs un­ent­gelt­lich ei­ne Ko­pie der be­tref­fen­den Do­ku­men­te zu­kom­men.

3 Ei­ne all­fäl­li­ge Wei­ge­rung zur Her­aus­ga­be kann in ei­nem spä­te­ren Rechtss­treit vom zu­stän­di­gen Ge­richt beim Ent­scheid über die Pro­zess­kos­ten be­rück­sich­tigt wer­den.

153 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 82 und 83154  

154 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 18 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 52075205; BBl 20062829).

7a. Kapitel: Tarifverfügungen und Gerichte 155

155 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

Art. 84 Tarifverfügungen 156  

1 Im Bun­des­blatt wird mit­ge­teilt, wenn ei­ne Ta­rif­ver­fü­gung er­geht, die lau­fen­de Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge be­rührt. Die Mit­tei­lung ent­hält ei­ne sum­ma­ri­sche Dar­stel­lung des Ge­gen­stan­des und des In­halts der Ver­fü­gung und gilt für die Ver­si­cher­ten als Er­öff­nung der Ver­fü­gung nach Ar­ti­kel 36 des Bun­des­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 1968157 über das Ver­wal­tungs­ver­fah­ren.

2 Ei­ne Be­schwer­de ist in­nert 30 Ta­gen nach Mit­tei­lung der Ver­fü­gung ein­zu­rei­chen.

3 Be­schwer­den ge­gen Ver­fü­gun­gen über Ta­ri­fe ha­ben kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung.

156 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

157 SR 172.021

Art. 85 Gerichte  

1 Pri­vat­recht­li­che Strei­tig­kei­ten zwi­schen Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men oder zwi­schen Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men und Ver­si­cher­ten ent­schei­det das Ge­richt.

2 und 3158

158 Auf­ge­ho­ben ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 31 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

8. Kapitel: Strafbestimmungen

Art. 86 Übertretungen 159  

1 Mit Bus­se bis zu 100 000 Fran­ken wird be­straft, wer vor­sätz­lich:

a.
ei­ne der In­for­ma­ti­ons­pflich­ten nach Ar­ti­kel 2c Ab­sät­ze 1 und 2 ver­letzt;
b.
ei­ne der Mit­tei­lungs­pflich­ten nach Ar­ti­kel 21 ver­letzt;
c.
ei­ne der In­for­ma­ti­ons­pflich­ten nach den Ar­ti­keln 14a Ab­satz 2, 45, 45a Ab­satz 2 und 45b ver­letzt.

1bis Mit Bus­se bis zu 100 000 Fran­ken wird be­straft, wer vor­sätz­lich im Be­reich der Zu­satz­ver­si­che­rung zur so­zia­len Kran­ken­ver­si­che­rung ei­ne Wi­der­hand­lung ge­gen einen nach Ar­ti­kel 31a Ab­satz 3 fest­ge­leg­ten Ver­sto­ss be­geht.160

2 Wer in den Fäl­len nach den Ab­sät­zen 1 und 1bis fahr­läs­sig han­delt, wird mit Bus­se bis zu 50 000 Fran­ken be­straft.161

159 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

160 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 16. Dez. 2022 über die Re­gu­lie­rung der Ver­si­che­rungs­ver­mitt­ler­tä­tig­keit, in Kraft seit 1. Sept. 2024 (AS 2024 424; BBl 2021 1478).

161 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 16. Dez. 2022 über die Re­gu­lie­rung der Ver­si­che­rungs­ver­mitt­ler­tä­tig­keit, in Kraft seit 1. Sept. 2024 (AS 2024 424; BBl 2021 1478).

Art. 87 Vergehen 162  

1 Mit Frei­heits­s­tra­fe bis zu drei Jah­ren oder Geld­stra­fe wird be­straft, wer vor­sätz­lich:

a.
für ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, das nicht über die nach die­sem Ge­setz not­wen­di­ge Be­wil­li­gung ver­fügt, Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge ab­sch­liesst oder ver­mit­telt;
b.
über ei­ne Ver­si­che­rungs­ver­mitt­le­rin oder einen Ver­si­che­rungs­ver­mitt­ler, die oder der nicht über die nach die­sem Ge­setz not­wen­di­ge Re­gis­trie­rung ver­fügt, Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge ver­treibt;
c.
aus dem ge­bun­de­nen Ver­mö­gen Wer­te aus­schei­det oder be­las­tet, so­dass der Soll­be­trag nicht mehr ge­deckt ist;
d.
an­de­re Hand­lun­gen vor­nimmt, wel­che die Si­cher­heit der Wer­te des ge­bun­de­nen Ver­mö­gens ver­min­dern.

2 Wer fahr­läs­sig han­delt, wird mit Bus­se bis zu 250 000 Fran­ken be­straft.

162 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. März 2022, in Kraft seit 1. Jan. 2024 (AS 2023 355; BBl 2020 8967).

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