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Bundesgesetz
betreffend die Überwachung des Post- und
Fernmeldeverkehrs
(BÜPF)

vom 18. März 2016 (Stand am 1. September 2023)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 92 Absatz 1 und 123 Absatz 1 der Bundesverfassung1,
nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 27. Februar 20132,

beschliesst:

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Sachlicher Geltungsbereich  

1 Die­ses Ge­setz gilt für die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, die an­ge­ord­net und durch­ge­führt wird:

a.
im Rah­men ei­nes Straf­ver­fah­rens;
b.
zum Voll­zug ei­nes Rechts­hil­feer­su­chens;
c.
im Rah­men der Su­che nach ver­miss­ten Per­so­nen;
d.
im Rah­men der Fahn­dung nach Per­so­nen, die zu ei­ner Frei­heits­s­tra­fe ver­ur­teilt wur­den oder ge­gen die ei­ne frei­heits­ent­zie­hen­de Mass­nah­me an­ge­ord­net wur­de;
e.3
im Rah­men des Voll­zugs des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sep­tem­ber 20154 (NDG);
f.5
im Rah­men von Mo­bil­funk­lo­ka­li­sie­run­gen nach dem Bun­des­ge­setz vom 21. März 19976 über Mass­nah­men zur Wah­rung der in­ne­ren Si­cher­heit (BWIS).

2 Für Aus­künf­te über den Zah­lungs­ver­kehr, der dem Post­ge­setz vom 17. De­zem­ber 20107 (PG) un­ter­steht, gel­ten die Be­stim­mun­gen über die Zeug­nis­pflicht und über die Aus­kunfts­pflicht ge­gen­über ei­ner Be­hör­de.

3 Sie­he Art. 46 Ziff. 1

4 SR 121

5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 13 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

6 SR 120

7 SR 783.0

Art. 2 Persönlicher Geltungsbereich  

Aus die­sem Ge­setz er­ge­ben sich Mit­wir­kungs­pflich­ten für die fol­gen­den Per­so­nen (Mit­wir­kungs­pflich­ti­ge):

a.
An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten nach dem PG8;
b.
An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten nach Ar­ti­kel 3 Buch­sta­be b des Fern­mel­de­ge­set­zes vom 30. April 19979 (FMG);
c.
An­bie­te­rin­nen von Diens­ten, die sich auf Fern­mel­de­diens­te stüt­zen und ei­ne Ein­weg- oder Mehr­weg­kom­mu­ni­ka­ti­on er­mög­li­chen (An­bie­te­rin­nen ab­ge­lei­te­ter Kom­mu­ni­ka­ti­ons­diens­te);
d.
Be­trei­be­rin­nen von in­ter­nen Fern­mel­de­net­zen;
e.
Per­so­nen, die ih­ren Zu­gang zu ei­nem öf­fent­li­chen Fern­mel­de­netz Drit­ten zur Ver­fü­gung stel­len;
f.
pro­fes­sio­nel­le Wie­der­ver­käu­fe­rin­nen von Kar­ten und ähn­li­chen Mit­teln, die den Zu­gang zu ei­nem öf­fent­li­chen Fern­mel­de­netz er­mög­li­chen.
Art. 3 Überwachungsdienst  

1 Der Bund be­treibt einen Dienst für die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs ge­mä­ss Ar­ti­kel 269 der Straf­pro­zess­ord­nung (StPO)10 (Dienst).

2 Der Dienst er­füllt sei­ne Auf­ga­ben selbst­stän­dig. Er ist wei­sungs­un­ge­bun­den und dem Eid­ge­nös­si­schen Jus­tiz- und Po­li­zei­de­par­te­ment (EJPD) nur ad­mi­nis­tra­tiv zu­ge­ord­net.

3 Die im Post- und Fern­mel­de­we­sen zu­stän­di­gen Kon­zes­si­ons- und Auf­sichts­be­hör­den, die Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den und der Dienst ar­bei­ten in des­sen Auf­ga­ben­be­reich zu­sam­men.

Art. 4 Bearbeitung von Personendaten 11  

Der Dienst, die an­ord­nen­den Be­hör­den, die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­den so­wie die An­bie­te­rin­nen von Post- und Fern­mel­de­diens­ten dür­fen die­je­ni­gen Per­so­nen­da­ten, ein­sch­liess­lich be­son­ders schüt­zens­wer­ter Per­so­nen­da­ten, be­ar­bei­ten, die sie be­nö­ti­gen, um Über­wa­chun­gen an­zu­ord­nen, zu ge­neh­mi­gen und durch­zu­füh­ren.

11 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 66 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

Art. 5 Beratendes Organ  

1 Das EJPD kann ein be­ra­ten­des Or­gan ein­set­zen, dem Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter des EJPD, des Diens­tes, der Kan­to­ne, der Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den, des Nach­rich­ten­diens­tes des Bun­des (NDB) und der An­bie­te­rin­nen von Post- und Fern­mel­de­diens­ten an­ge­hö­ren.12

2 Das be­ra­ten­de Or­gan dient dem Er­fah­rungs- und Mei­nungs­aus­tausch zwi­schen den Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern nach Ab­satz 1. Es prüft Re­vi­sio­nen die­ses Ge­set­zes und der Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen so­wie Än­de­run­gen der be­hörd­li­chen Pra­xis, um die rei­bungs­lo­se Durch­füh­rung der Über­wa­chun­gen und die stän­di­ge Wei­ter­ent­wick­lung in die­sem Be­reich zu för­dern. Es nimmt Stel­lung zu Re­vi­si­ons­ent­wür­fen und kann von sich aus Emp­feh­lun­gen ab­ge­ben.

3 Das EJPD re­gelt die Zu­sam­men­set­zung und Or­ga­ni­sa­ti­on des be­ra­ten­den Or­gans und die Ver­fah­ren, die die­ses zu be­ach­ten hat.

12 Sie­he Art. 46 Ziff. 1

2. Abschnitt: Informatiksystem zur Verarbeitung von Daten im Rahmen der Überwachung des Fernmeldeverkehrs

Art. 6 Grundsatz  

Der Dienst be­treibt ein In­for­ma­tik­sys­tem zur Be­ar­bei­tung der Da­ten, die im Rah­men der Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs nach Ar­ti­kel 1 Ab­satz 1 an­fal­len (Ver­ar­bei­tungs­sys­tem).

Art. 7 Zweck des Verarbeitungssystems  

Das Ver­ar­bei­tungs­sys­tem dient da­zu:

a.
die durch die Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs ge­sam­mel­ten Da­ten ent­ge­gen­zu­neh­men und den be­rech­tig­ten Be­hör­den zur Ver­fü­gung zu stel­len;
b.
die Les­bar­keit und Si­cher­heit der durch die Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs ge­sam­mel­ten Da­ten über einen län­ge­ren Zeit­raum zu er­hal­ten;
c.
Aus­künf­te über den Zu­gang zu Fern­mel­de­diens­ten zur Ver­fü­gung zu stel­len;
d.13
Be­ar­bei­tungs­funk­tio­nen, ein­sch­liess­lich Ana­ly­se­funk­tio­nen, wie Vi­sua­li­sie­rung, Alar­mie­rung oder Spre­che­rer­ken­nung, für die im Sys­tem ge­spei­cher­ten Da­ten an­zu­bie­ten;
e.
die Ge­schäfts­ab­wick­lung und -kon­trol­le zu un­ter­stüt­zen.

13 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2021 (An­pas­sung der ge­setz­li­chen Grund­la­ge zur Nut­zung der Da­ten im Ver­ar­bei­tungs­sys­tem des Diens­tes ÜPF), in Kraft seit 1. Mai 2022 (AS 2022 190; BBl 2020 6985).

Art. 8 Inhalt des Verarbeitungssystems  

Das Ver­ar­bei­tungs­sys­tem ent­hält:

a.
den In­halt des Fern­mel­de­ver­kehrs der über­wach­ten Per­son;
b.
die Da­ten, aus de­nen her­vor­geht, mit wem, wann, wie lan­ge und von wo aus die über­wach­te Per­son Ver­bin­dung hat oder ge­habt hat, so­wie die tech­ni­schen Merk­ma­le der ent­spre­chen­den Ver­bin­dung (Rand­da­ten des Fern­mel­de­ver­kehrs);
c.
An­ga­ben über Fern­mel­de­diens­te;
d.14
die Da­ten, ins­be­son­de­re Per­so­nen­da­ten, die für die Ge­schäfts­ab­wick­lung und -kon­trol­le so­wie für die Be­ar­bei­tungs­funk­tio­nen be­nö­tigt wer­den;
e.15
Er­geb­nis­se aus der Be­ar­bei­tung von Da­ten, die im Rah­men ei­ner Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs nach die­sem Ge­setz er­ho­ben wur­den, ein­sch­liess­lich der Ana­ly­se, wie Vi­sua­li­sie­rung, Alar­mie­rung oder Spre­che­rer­ken­nung.

14 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2021 (An­pas­sung der ge­setz­li­chen Grund­la­ge zur Nut­zung der Da­ten im Ver­ar­bei­tungs­sys­tem des Diens­tes ÜPF), in Kraft seit 1. Mai 2022 (AS 2022 190; BBl 2020 6985).

15 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 1. Okt. 2021 (An­pas­sung der ge­setz­li­chen Grund­la­ge zur Nut­zung der Da­ten im Ver­ar­bei­tungs­sys­tem des Diens­tes ÜPF), in Kraft seit 1. Mai 2022 (AS 2022 190; BBl 2020 6985).

Art. 9 Zugriff auf das Verarbeitungssystem  

1 Der Dienst ge­währt der Be­hör­de, wel­che die Über­wa­chung an­ge­ord­net hat oder der spä­ter die Ver­fah­rens­lei­tung ob­liegt, und den von ihr be­zeich­ne­ten Per­so­nen im Ab­ruf­ver­fah­ren Zu­griff auf die im be­tref­fen­den Ver­fah­ren ge­sam­mel­ten Da­ten.

2 Die Be­hör­de nach Ab­satz 1 und die von ihr be­zeich­ne­ten Per­so­nen ha­ben Zu­griff auf die­se Da­ten, so­lan­ge die Be­hör­de mit dem Ver­fah­ren be­fasst ist.

3 Über­gibt die Be­hör­de das Ver­fah­ren an ei­ne an­de­re Be­hör­de oder schliesst sie es ab, so teilt sie dies dem Dienst mit. Sie teilt ihm die neu mit dem Ver­fah­ren be­fass­te Be­hör­de mit.

4 Die Über­wa­chungs­da­ten wer­den der Be­hör­de auf ihr Er­su­chen, nach Mög­lich­keit ver­schlüs­selt, mit­tels Da­ten­trä­gern oder Do­ku­men­ten auf dem Post­weg zu­ge­stellt, wenn:

a.
die Da­ten zur Über­mitt­lung an ei­ne aus­län­di­sche Be­hör­de im Rah­men ei­nes in­ter­na­tio­na­len Rechts­hil­fe­ver­fah­rens be­stimmt sind; oder
b.
der Zu­griff im Ab­ruf­ver­fah­ren aus tech­ni­schen Grün­den nicht mög­lich ist.
Art. 10 Akteneinsichtsrecht und Recht auf Auskunft über die Daten  

1 In Be­zug auf Da­ten, wel­che im Rah­men ei­nes Straf­ver­fah­rens oder im Rah­men des Voll­zugs ei­nes Rechts­hil­feer­su­chens ge­sam­melt wur­den, rich­ten sich:

a.
das Ak­ten­ein­sichts­recht und das Aus­kunfts­recht im Rah­men ei­nes hän­gi­gen Ver­fah­rens: nach dem an­wend­ba­ren Ver­fah­rens­recht;
b.16
das Recht auf Aus­kunft nach Ab­schluss des Ver­fah­rens: nach dem Da­ten­schutz­ge­setz vom 25. Sep­tem­ber 202017 (DSG), wenn ei­ne Bun­des­be­hör­de mit dem Rechts­hil­feer­su­chen be­fasst ist, oder nach kan­to­na­lem Recht, wenn ei­ne kan­to­na­le Be­hör­de da­mit be­fasst ist.

2 Das Recht auf Aus­kunft über die Da­ten, wel­che bei der Su­che nach ver­miss­ten Per­so­nen oder der Fahn­dung nach ver­ur­teil­ten Per­so­nen ge­sam­melt wur­den, rich­tet sich nach dem DSG, wenn ei­ne Bun­des­be­hör­de mit der Su­che oder der Fahn­dung be­fasst ist, oder nach kan­to­na­lem Recht, wenn ei­ne kan­to­na­le Be­hör­de da­mit be­fasst ist. Ar­ti­kel 279 StPO18 ist ana­log an­wend­bar.

2bis Das Recht auf Aus­kunft über die Da­ten, wel­che beim Voll­zug des NDG19 ge­sam­melt wur­den, rich­tet sich nach dem NDG.20

2ter Das Recht auf Aus­kunft über die Da­ten, die im Rah­men von Mo­bil­funk­lo­ka­li­sie­run­gen nach Ar­ti­kel 23q Ab­satz 3 BWIS21 ge­sam­melt wur­den, rich­tet sich nach dem DSG, wenn ei­ne Bun­des­be­hör­de mit der Über­wa­chung be­fasst ist, oder nach kan­to­na­lem Recht, wenn ei­ne kan­to­na­le Be­hör­de da­mit be­fasst ist.22

3 Die von ei­ner Über­wa­chung be­trof­fe­ne Per­son kann ih­re Rech­te ge­gen­über der mit dem Ver­fah­ren be­fass­ten Be­hör­de gel­tend ma­chen oder, wenn kei­ne Be­hör­de mehr mit dem Ver­fah­ren be­fasst ist, ge­gen­über der letz­ten da­mit be­fass­ten Be­hör­de. Der Dienst ist nicht zu­stän­dig für die Aus­kunft­s­er­tei­lung.

4 Der Bun­des­rat re­gelt, auf wel­che Art die­se Rech­te ge­währt wer­den. Da­bei ga­ran­tiert er die Par­tei­rech­te ins­be­son­de­re in den Fäl­len, in de­nen die An­fer­ti­gung von Ko­pi­en der Ak­ten un­mög­lich oder nur mit ei­nem un­ver­hält­nis­mäs­si­gen Auf­wand mög­lich ist.

16 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 66 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

17 SR 235.1

18 SR 312.0

19 SR 121

20 Sie­he Art. 46 Ziff. 1

21 SR 120

22 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 13 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

Art. 11 Aufbewahrungsfrist für die Daten  

1 Die Dau­er, wäh­rend der die im Rah­men ei­nes Straf­ver­fah­rens ge­sam­mel­ten Da­ten im Ver­ar­bei­tungs­sys­tem auf­zu­be­wah­ren sind, rich­tet sich nach den Re­geln, die ge­mä­ss dem an­wend­ba­ren Straf­ver­fah­rens­recht für die Strafak­ten gel­ten.

2 Die im Rah­men des Voll­zugs ei­nes Rechts­hil­feer­su­chens ge­sam­mel­ten Da­ten sind im Ver­ar­bei­tungs­sys­tem so lan­ge auf­zu­be­wah­ren, wie es für das ver­folg­te Ziel er­for­der­lich ist, längs­tens aber 30 Jah­re nach Ab­schluss der Über­wa­chung.

3 Die im Rah­men der Su­che nach ei­ner ver­miss­ten Per­son ge­sam­mel­ten Da­ten sind im Ver­ar­bei­tungs­sys­tem so lan­ge auf­zu­be­wah­ren, wie es für das ver­folg­te Ziel er­for­der­lich ist, längs­tens aber 30 Jah­re nach Ab­schluss der Über­wa­chung.

4 Die Dau­er, wäh­rend der die Da­ten, wel­che im Rah­men der Fahn­dung nach ei­ner zu ei­ner Frei­heits­s­tra­fe ver­ur­teil­ten Per­son ge­sam­melt wur­den, im Ver­ar­bei­tungs­sys­tem auf­zu­be­wah­ren sind, rich­tet sich nach dem an­wend­ba­ren Straf­ver­fah­rens­recht. Die im Rah­men der Fahn­dung nach ei­ner mit ei­ner frei­heits­ent­zie­hen­den Mass­nah­me sank­tio­nier­ten Per­son ge­sam­mel­ten Da­ten sind im Ver­ar­bei­tungs­sys­tem so lan­ge auf­zu­be­wah­ren, wie es für das ver­folg­te Ziel er­for­der­lich ist, längs­tens aber 30 Jah­re nach Ab­schluss der Über­wa­chung.

4bis Die im Rah­men des Voll­zugs des NDG23 ge­sam­mel­ten Da­ten sind im Ver­ar­bei­tungs­sys­tem so lan­ge auf­zu­be­wah­ren, wie es für das ver­folg­te Ziel er­for­der­lich ist, längs­tens aber 30 Jah­re nach Ab­schluss der Über­wa­chung.24

4ter Die im Rah­men von Mo­bil­funk­lo­ka­li­sie­run­gen nach Ar­ti­kel 23q Ab­satz 3 BWIS25 ge­sam­mel­ten Da­ten sind im Ver­ar­bei­tungs­sys­tem nach Ab­schluss der Über­wa­chung wäh­rend höchs­tens 100 Ta­gen auf­zu­be­wah­ren. Be­steht ein kon­kre­ter Grund zur An­nah­me, dass sie in ei­nem Straf­ver­fah­ren be­nö­tigt wer­den, so rich­tet sich die Auf­be­wah­rungs­frist nach den Re­geln des an­wend­ba­ren Straf­ver­fah­rens­rechts.26

5 Die mit dem Ver­fah­ren be­fass­te Be­hör­de oder, wenn kei­ne Be­hör­de mehr mit dem Ver­fah­ren be­fasst ist, die letz­te da­mit be­fass­te Be­hör­de ist für die Ein­hal­tung der in den Ab­sät­zen 1–4ter ge­nann­ten Fris­ten ver­ant­wort­lich.27 Sie in­for­miert den Dienst vor Ab­lauf der Auf­be­wah­rungs­frist dar­über, wie mit den Da­ten ge­stützt auf das an­wend­ba­re Recht vor der Lö­schung im Sys­tem zu ver­fah­ren ist. 30 Jah­re nach Ab­schluss ei­ner Über­wa­chung er­kun­digt sich der Dienst bei der vor­ge­nann­ten Be­hör­de, um zu klä­ren, wie mit den im Sys­tem noch vor­han­de­nen Da­ten zu ver­fah­ren ist.

6 Der Bun­des­rat re­gelt nä­her, wie die Ein­hal­tung der Fris­ten zu ge­währ­leis­ten ist; er re­gelt die Ein­zel­hei­ten der In­for­ma­ti­on nach Ab­satz 5.

23 SR 121

24 Sie­he Art. 46 Ziff. 1

25 SR 120

26 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 13 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

27 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 13 des BG vom 25. Sept. 2020 über po­li­zei­li­che Mass­nah­men zur Be­kämp­fung von Ter­ro­ris­mus, in Kraft seit 1. Ju­ni 2022 (AS 2021 565; 2022 300; BBl 2019 4751).

Art. 12 Sicherheit  

1 Der Dienst ist für die Si­cher­heit des Ver­ar­bei­tungs­sys­tems ver­ant­wort­lich.

2 Der Bun­des­rat er­lässt Vor­schrif­ten über die tech­ni­schen und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Schutz­mass­nah­men, ins­be­son­de­re ge­gen den un­ge­woll­ten oder un­be­fug­ten Da­ten­zu­griff und die un­ge­woll­te oder un­be­fug­te Än­de­rung, Ver­brei­tung und Ver­nich­tung von Da­ten.

3 Bei der Lie­fe­rung der Über­wa­chungs­da­ten sind die Mit­wir­kungs­pflich­ti­gen bis zum Punkt, an dem die Da­ten an den Dienst über­ge­hen, für die Da­ten­si­cher­heit ver­ant­wort­lich. Sie fol­gen den An­wei­sun­gen des Diens­tes be­tref­fend Da­ten­si­cher­heit.

Art. 13 Verantwortung 28  

Die Be­hör­den, die nach Ar­ti­kel 9 Zu­griff auf das Ver­ar­bei­tungs­sys­tem ha­ben, sind für die Da­ten aus Über­wa­chun­gen in ih­rem Zu­stän­dig­keits­be­reich die Ver­ant­wort­li­chen für die Da­ten­be­ar­bei­tung.

28 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 66 des Da­ten­schutz­ge­set­zes vom 25. Sept. 2020, in Kraft seit 1. Sept. 2023 (AS 2022 491; BBl 2017 6941).

Art. 14 Schnittstelle zum polizeilichen Informationssystem-Verbund des Bundesamtes für Polizei  

1 Die im Ver­ar­bei­tungs­sys­tem ent­hal­te­nen Da­ten kön­nen im Ab­ruf­ver­fah­ren in die In­for­ma­ti­ons­sys­te­me nach den Ar­ti­keln 10, 12 und 13 des Bun­des­ge­set­zes vom 13. Ju­ni 200829 über die po­li­zei­li­chen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me des Bun­des (BPI) ko­piert wer­den, so­fern:

a.
das an­wend­ba­re Recht die Da­ten­be­ar­bei­tung in die­sen Sys­te­men er­laubt; und
b.
si­cher­ge­stellt ist, dass nur die mit dem be­tref­fen­den Ver­fah­ren be­fass­ten Per­so­nen Zu­griff auf die Da­ten ha­ben.

2 Die Über­mitt­lung kann nur von ei­ner Per­son aus­ge­löst wer­den, die über Zu­griffs­rech­te auf das Ver­ar­bei­tungs­sys­tem nach die­sem Ge­setz und auf das be­tref­fen­de In­for­ma­ti­ons­sys­tem nach dem BPI ver­fügt.

Art. 14a Schnittstelle zum Informationssystem des NDB 30  

1 Die im Ver­ar­bei­tungs­sys­tem ent­hal­te­nen Da­ten kön­nen im Ab­ruf­ver­fah­ren in das In­for­ma­ti­ons­sys­tem nach Ar­ti­kel 58 NDG31 ko­piert wer­den, so­fern:

a.
das an­wend­ba­re Recht die Da­ten­be­ar­bei­tung in die­sem Sys­tem er­laubt; und
b.
si­cher­ge­stellt ist, dass nur die mit der be­tref­fen­den Über­wa­chungs­mass­nah­me be­fass­ten Per­so­nen Zu­griff auf die Da­ten ha­ben.

2 Die Über­mitt­lung kann nur von ei­ner Per­son aus­ge­löst wer­den, die über Zu­griffs­rech­te auf das Ver­ar­bei­tungs­sys­tem nach die­sem Ge­setz und auf das be­tref­fen­de In­for­ma­ti­ons­sys­tem nach dem NDG ver­fügt.

30 Sie­he Art. 46 Ziff. 1

31 SR 121

3. Abschnitt: Aufgaben des Dienstes

Art. 15 Auskünfte über Fernmeldedienste  

1 Der Dienst er­teilt aus­sch­liess­lich den fol­gen­den Be­hör­den auf Ge­such Aus­künf­te über die Da­ten nach den Ar­ti­keln 21 und 22, und dies nur zu den fol­gen­den Zwe­cken:

a.
den Be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne, wel­che ei­ne Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs an­ord­nen oder ge­neh­mi­gen dür­fen oder den von die­sen be­zeich­ne­ten Be­hör­den: zwecks Be­stim­mung der zu über­wa­chen­den Diens­te und Per­so­nen so­wie der mit die­sen in Ver­bin­dung ste­hen­den Per­so­nen;
b.
dem Bun­des­amt für Po­li­zei und den Po­li­zei­be­hör­den der Kan­to­ne und Ge­mein­den: zwecks Er­fül­lung von Po­li­zei­auf­ga­ben;
c.
den zu­stän­di­gen Be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne: zwecks Er­le­di­gung von Ver­wal­tungs­strafsa­chen;
d.32
dem NDB: zwecks Er­fül­lung von Auf­ga­ben nach dem NDG33.

2 Der Dienst er­teilt zu­dem der zu­stän­di­gen Be­hör­de des Bun­des nach den Ar­ti­keln 10 Ab­satz 3 und 23 des Bun­des­ge­set­zes vom 19. De­zem­ber 198634 ge­gen den un­lau­te­ren Wett­be­werb (UWG) auf Ge­such Aus­künf­te über die Da­ten nach Ar­ti­kel 21, da­mit die­se Straf­an­zei­ge we­gen un­lau­te­ren Wett­be­werbs nach Ar­ti­kel 3 Ab­satz 1 Buch­sta­be u UWG ein­rei­chen kann.35

32 Sie­he Art. 46 Ziff. 1

33 SR 121

34 SR 241

35 Sie­he Art. 46 Ziff. 1

Art. 16 Allgemeine Aufgaben bei der Überwachung  

Bei der Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs hat der Dienst fol­gen­de all­ge­mei­ne Auf­ga­ben:

a.
Er nimmt un­ver­züg­lich mit der an­ord­nen­den Be­hör­de und der Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de Kon­takt auf, be­vor Sen­dun­gen oder In­for­ma­tio­nen an die an­ord­nen­de Be­hör­de wei­ter­ge­lei­tet wer­den, wenn die Über­wa­chungs­an­ord­nung sei­ner An­sicht nach:
1.
im Fall ei­ner Über­wa­chung im Rah­men ei­nes Straf­ver­fah­rens: kei­ne ge­mä­ss dem an­wend­ba­ren Recht über­wa­chungs­fä­hi­ge Straf­tat be­trifft;
2.36
nicht von der zu­stän­di­gen Be­hör­de er­las­sen wur­de oder nicht nach den Ar­ti­keln 29–31 NDG37 ge­neh­migt und frei­ge­ge­ben wur­de, oder
3.
nicht voll­stän­dig oder nicht klar ist.
b.
Er nimmt un­ver­züg­lich mit der an­ord­nen­den Be­hör­de und der Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de Kon­takt auf, wenn die Über­wa­chung sei­ner An­sicht nach tech­nisch un­ge­eig­net ist, nicht zu den im Ge­setz und in den Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen vor­ge­se­he­nen Über­wa­chungs­ty­pen ge­hört oder tech­nisch nicht durch­führ­bar ist.
c.
Er lie­fert der zu­stän­di­gen Be­hör­de die für die An­ord­nung ei­ner Über­wa­chung not­wen­di­gen In­for­ma­tio­nen; falls er­for­der­lich, for­dert er die Mit­wir­kungs­pflich­ti­gen auf, ihm die­se In­for­ma­tio­nen zu lie­fern.
d.
Er gibt den Mit­wir­kungs­pflich­ti­gen An­wei­sun­gen, wie die Über­wa­chung durch­zu­füh­ren ist, for­dert sie auf, die für die Über­wa­chung not­wen­di­gen Mass­nah­men zu tref­fen, und kon­trol­liert die Aus­füh­rung.
e.
Er setzt die von der Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de an­ge­ord­ne­ten Vor­keh­ren zum Schutz von Be­rufs­ge­heim­nis­sen um.
f.
Er kon­trol­liert, ob die Über­wa­chung sich über die be­wil­lig­te Dau­er hin­aus er­streckt und stellt sie bei Ab­lauf der Dau­er ein, wenn ihm kei­ne Ko­pie des Ver­län­ge­rungs­an­trags zu­ge­stellt wor­den ist.
g.
Er teilt der Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de un­ver­züg­lich die Ein­stel­lung der Über­wa­chung mit.
h.
Er ver­folgt die tech­ni­schen Ent­wick­lun­gen im Be­reich des Post- und Fern­mel­de­we­sen.
i.
Er or­ga­ni­siert und führt Aus­bil­dun­gen für Per­so­nen durch, wel­che auf das Ver­ar­bei­tungs­sys­tem zu­grei­fen dür­fen.
j.
Er kann auf An­fra­ge Be­hör­den und Mit­wir­kungs­pflich­ti­ge zu tech­ni­schen, recht­li­chen und ope­ra­ti­ven Aspek­ten der Post- und Fern­mel­de­über­wa­chung be­ra­ten.
k.
Er führt ei­ne Sta­tis­tik über die Über­wa­chun­gen.

36 Sie­he Art. 46 Ziff. 1

37 SR 121

Art. 17 Aufgaben bei der Überwachung des Fernmeldeverkehrs  

Bei der Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs hat der Dienst zu­sätz­lich fol­gen­de Auf­ga­ben:

a.
Sind an der zu über­wa­chen­den Fern­mel­de­dienst­leis­tung meh­re­re An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten be­tei­ligt, so er­teilt der Dienst der­je­ni­gen An­bie­te­rin den Über­wa­chungs­auf­trag, wel­che für die Ver­wal­tung der Fern­mel­de­dienst­leis­tung zu­stän­dig ist oder wel­che die Über­wa­chung mit dem ge­rings­ten tech­ni­schen Auf­wand voll­zie­hen kann. Der Dienst ori­en­tiert sich an den An­ga­ben der Be­hör­de, wel­che die Über­wa­chung an­ge­ord­net hat.
b.
Er nimmt den über­mit­tel­ten Fern­mel­de­ver­kehr der über­wach­ten Per­son von den An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten ent­ge­gen, spei­chert die­sen und ge­währt der an­ord­nen­den Be­hör­de oder der von die­ser be­zeich­ne­ten Be­hör­de Ein­sicht.
c.
Er weist die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten an, die im Rah­men der Über­wa­chung ge­sam­mel­ten Da­ten di­rekt der an­ord­nen­den Be­hör­de (Di­rekt­schal­tung) oder der von die­ser be­zeich­ne­ten Be­hör­de zu über­mit­teln, wenn er aus tech­ni­schen Grün­den nicht in der La­ge ist, den Fern­mel­de­ver­kehr ent­ge­gen­zu­neh­men, zu spei­chern oder ih­nen die Ein­sicht zu ge­wäh­ren; dies­falls spei­chern die­se Be­hör­den die Da­ten sel­ber.
d.
Er nimmt von den An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten die Rand­da­ten des Fern­mel­de­ver­kehrs ent­ge­gen, spei­chert die­se und ge­währt der an­ord­nen­den Be­hör­de oder der von die­ser be­zeich­ne­ten Be­hör­de Ein­sicht.
e.
In den Fäl­len, wo die Mit­wir­kungs­pflich­ti­gen bloss ei­ne Dul­dungs- und Zu­sam­men­ar­beits­pflicht trifft (Art. 26 Abs. 6, 27 Abs. 1 und 2, 28und 29) oder wo ei­ne nicht stan­dar­di­sier­te Über­wa­chung durch­zu­füh­ren ist (Art. 32 Abs. 2), un­ter­nimmt er die nö­ti­gen Schrit­te, da­mit die Über­wa­chung den­noch durch­ge­führt wer­den kann.
f.
Er über­prüft die Aus­kunfts- und Über­wa­chungs­be­reit­schaft der An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten (Art. 32–34).
g.
Auf Er­su­chen der an­ord­nen­den Be­hör­de nimmt er ei­ne Sor­tie­rung vor, um be­stimm­te Da­ten­ty­pen aus dem Da­ten­fluss her­aus­zu­fil­tern.
Art. 18 Qualitätskontrolle  

1 Der Dienst er­greift prä­ven­ti­ve und nach­träg­li­che Mass­nah­men zur Qua­li­täts­kon­trol­le der Da­ten, wel­che von den An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten ge­lie­fert wer­den.

2 Er darf da­bei nur mit vor­gän­gi­ger Zu­stim­mung der mit dem Ver­fah­ren be­fass­ten Be­hör­de vom In­halt der Da­ten Kennt­nis neh­men.

4. Abschnitt: Pflichten bei der Überwachung des Postverkehrs

Art. 19 Pflichten der Anbieterinnen von Postdiensten  

1 Auf Ver­lan­gen des Diens­tes lie­fern An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten der an­ord­nen­den Be­hör­de oder der von die­ser be­zeich­ne­ten Be­hör­de:

a.
die an die über­wach­te Per­son ge­rich­te­ten oder von ihr auf­ge­ge­be­nen Post­sen­dun­gen;
b.
die Da­ten, aus de­nen her­vor­geht, mit wem, wann und von wo aus die über­wach­te Per­son Ver­bin­dung hat oder ge­habt hat, so­wie die tech­ni­schen Merk­ma­le der ent­spre­chen­den Post­sen­dun­gen (Rand­da­ten des Post­ver­kehrs).

2 Die An­ord­nung kann zur Über­wa­chung in Echt­zeit und zur Aus­hän­di­gung der auf­be­wahr­ten Rand­da­ten des ver­gan­ge­nen Post­ver­kehrs ver­pflich­ten (rück­wir­ken­de Über­wa­chung).

3 Der Bun­des­rat be­stimmt die zu­läs­si­gen Über­wa­chungs­ty­pen nä­her und legt für je­den Über­wa­chungs­typ fest, wel­che Da­ten die ver­schie­de­nen An­bie­te­rin­nen lie­fern müs­sen.

4 Die An­bie­te­rin­nen müs­sen die vom Bun­des­rat ge­stützt auf Ab­satz 3 be­stimm­ten Rand­da­ten des Post­ver­kehrs wäh­rend 6 Mo­na­ten auf­be­wah­ren.

5 Mit vor­gän­gi­ger Zu­stim­mung der mit dem Ver­fah­ren be­fass­ten Be­hör­de er­hält die An­bie­te­rin die her­aus­ge­ge­be­nen Post­sen­dun­gen zu­rück und stellt sie der über­wach­ten Per­son zu.

Art. 20 Informationen vor Anordnung einer Überwachung  

Die An­bie­te­rin­nen von Post­diens­ten müs­sen dem Dienst auf des­sen Ver­lan­gen die für ei­ne Über­wa­chungs­an­ord­nung not­wen­di­gen In­for­ma­tio­nen lie­fern.

5. Abschnitt: Auskünfte im Zusammenhang mit der Überwachung des Fernmeldeverkehrs

Art. 21 Auskünfte über Fernmeldedienste  

1 Die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten lie­fern dem Dienst fol­gen­de An­ga­ben über be­stimm­te Fern­mel­de­diens­te:

a.
Na­me, Vor­na­me, Ge­burts­da­tum, Adres­se und, falls be­kannt, Be­ruf der Teil­neh­me­rin oder des Teil­neh­mers;
b.38
die Adres­sie­rungs­ele­men­te nach Ar­ti­kel 3 Buch­sta­be f des Fern­mel­de­ge­set­zes vom 30. April 199739 (FMG);
c.
die Ar­ten der Diens­te;
d.
wei­te­re vom Bun­des­rat be­zeich­ne­te Da­ten über Fern­mel­de­diens­te; die­se Da­ten kön­nen ad­mi­nis­tra­ti­ver oder tech­ni­scher Na­tur sein oder die Iden­ti­fi­ka­ti­on von Per­so­nen er­lau­ben;
e.
bei Kun­den­be­zie­hun­gen oh­ne Abon­ne­ments­ver­hält­nis: zu­sätz­lich Ab­ga­be­stel­le und Na­me und Vor­na­me der Per­son, wel­che das für den Zu­gang zum Fern­mel­de­dienst er­for­der­li­che Mit­tel ab­ge­ge­ben hat.

2 Sie müs­sen si­cher­stel­len, dass die­se An­ga­ben bei der Auf­nah­me der Kun­den­be­zie­hung er­fasst wer­den und wäh­rend der Dau­er der Kun­den­be­zie­hung so­wie wäh­rend 6 Mo­na­ten nach de­ren Be­en­di­gung ge­lie­fert wer­den kön­nen. Der Bun­des­rat legt fest, dass die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten be­stimm­te die­ser Da­ten zum Zweck der Iden­ti­fi­ka­ti­on nur wäh­rend 6 Mo­na­ten auf­be­wah­ren und lie­fern müs­sen.

38 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 22. März 2019, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 6159; BBl 2017 6559).

39 SR 784.10

Art. 22 Auskünfte zur Identifikation der Täterschaft bei Straftaten über das Internet und zur Identifikation von Personen bei Bedrohungen der inneren oder äusseren Sicherheit 40  

1 Be­steht der Ver­dacht, dass ei­ne Straf­tat über das In­ter­net be­gan­gen wor­den ist, so sind die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten ver­pflich­tet, dem Dienst al­le An­ga­ben zu lie­fern, wel­che die Iden­ti­fi­ka­ti­on der Tä­ter­schaft er­mög­li­chen.

1bis Be­ste­hen hin­rei­chen­de An­halts­punk­te, dass ei­ne Be­dro­hung der in­ne­ren oder äus­se­ren Si­cher­heit über das In­ter­net be­gan­gen wird oder wor­den ist, so sind die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten ver­pflich­tet, dem Dienst al­le An­ga­ben zu lie­fern, wel­che die Iden­ti­fi­ka­ti­on der Ur­he­ber­schaft oder Her­kunft er­mög­li­chen.41

2 Der Bun­des­rat be­stimmt, wel­che An­ga­ben die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten zum Zweck der Iden­ti­fi­ka­ti­on wäh­rend der Dau­er der Kun­den­be­zie­hung so­wie wäh­rend 6 Mo­na­ten nach de­ren Be­en­di­gung auf­be­wah­ren und lie­fern müs­sen. Er legt fest, dass die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten be­stimm­te die­ser Da­ten zum Zweck der Iden­ti­fi­ka­ti­on nur wäh­rend 6 Mo­na­ten auf­be­wah­ren und lie­fern müs­sen. Die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten müs­sen dem Dienst wei­ter­ge­hen­de An­ga­ben lie­fern, über die sie ver­fü­gen.

3 An­bie­te­rin­nen ab­ge­lei­te­ter Kom­mu­ni­ka­ti­ons­diens­te und Be­trei­be­rin­nen in­ter­ner Fern­mel­de­net­ze müs­sen dem Dienst die ih­nen vor­lie­gen­den An­ga­ben lie­fern.

4 Der Bun­des­rat kann An­bie­te­rin­nen ab­ge­lei­te­ter Kom­mu­ni­ka­ti­ons­diens­te, die Dienst­leis­tun­gen von gros­ser wirt­schaft­li­cher Be­deu­tung oder für ei­ne gros­se Be­nut­zer­schaft an­bie­ten, ver­pflich­ten, al­le oder einen Teil der An­ga­ben auf­zu­be­wah­ren und zu lie­fern, wel­che die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten ge­stützt auf Ab­satz 2 lie­fern müs­sen.

40 Sie­he Art. 46 Ziff. 1

41 Sie­he Art. 46 Ziff. 1

Art. 23 Modalitäten der Datenerfassung und der Auskunftserteilung  

1 Der Bun­des­rat re­gelt, wie die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten die Da­ten nach Ar­ti­kel 21 Ab­satz 1 Buch­sta­be a und Ar­ti­kel 22 Ab­satz 2 ers­ter Satz er­fas­sen müs­sen.

2 Er re­gelt die Form und die Auf­be­wah­rung der Aus­kunfts­be­geh­ren.

3 Er kann vor­se­hen, dass die Da­ten nach den Ar­ti­keln 21 und 22 den Be­hör­den nach Ar­ti­kel 15 je­der­zeit im Ab­ruf­ver­fah­ren zu­gäng­lich sein müs­sen.42

42 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 9 des BG vom 19. März 2021 über ad­mi­nis­tra­ti­ve Er­leich­te­run­gen und ei­ne Ent­las­tung des Bun­des­haus­halts, in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2021 654; BBl 2020 6985).

Art. 24 Informationen vor Anordnung einer Überwachung  

Die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten müs­sen dem Dienst auf des­sen Ver­lan­gen die für ei­ne Über­wa­chungs­an­ord­nung not­wen­di­gen tech­ni­schen In­for­ma­tio­nen lie­fern.

Art. 25 Informationen über Dienstleistungen  

Die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten in­for­mie­ren den Dienst auf des­sen Ver­lan­gen je­der­zeit aus­führ­lich über Art und Merk­ma­le der Dienst­leis­tun­gen, die sie auf den Markt ge­bracht ha­ben oder in­ner­halb von 6 Mo­na­ten auf den Markt brin­gen wol­len.

6. Abschnitt: Pflichten bei der Überwachung des Fernmeldeverkehrs

Art. 26 Pflichten der Anbieterinnen von Fernmeldediensten  

1 An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten lie­fern dem Dienst oder nach Ar­ti­kel 17 Buch­sta­be c der an­ord­nen­den Be­hör­de oder der von die­ser be­zeich­ne­ten Be­hör­de auf Ver­lan­gen:

a.
den In­halt des Fern­mel­de­ver­kehrs der über­wach­ten Per­son;
b.
die Rand­da­ten des Fern­mel­de­ver­kehrs der über­wach­ten Per­son.

2 Sie müs­sen zu­dem:

a.
die für die Durch­füh­rung der Über­wa­chung not­wen­di­gen In­for­ma­tio­nen lie­fern;
b.
Über­wa­chun­gen dul­den, die durch den Dienst oder durch von die­sem be­auf­trag­te Per­so­nen durch­ge­führt wer­den; zu die­sem Zweck müs­sen sie un­ver­züg­lich Zu­gang zu ih­ren An­la­gen ge­wäh­ren;
c.
von ih­nen an­ge­brach­te Ver­schlüs­se­lun­gen ent­fer­nen.

3 Die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten, die an der zu über­wa­chen­den Fern­mel­de­dienst­leis­tung be­tei­ligt sind, müs­sen ih­re Da­ten dem Dienst oder der­je­ni­gen An­bie­te­rin, die mit der Über­wa­chung be­auf­tragt ist, lie­fern.

4 Die An­ord­nung kann zur Über­wa­chung in Echt­zeit und zur Aus­hän­di­gung der auf­be­wahr­ten Rand­da­ten des ver­gan­ge­nen Fern­mel­de­ver­kehrs ver­pflich­ten (rück­wir­ken­de Über­wa­chung).

5 Die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten müs­sen die Rand­da­ten des Fern­mel­de­ver­kehrs wäh­rend 6 Mo­na­ten auf­be­wah­ren.

6 Der Bun­des­rat kann An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten von be­stimm­ten ge­setz­li­chen Pflich­ten be­frei­en, ins­be­son­de­re wenn sie Dienst­leis­tun­gen von ge­rin­ger wirt­schaft­li­cher Be­deu­tung oder im Bil­dungs­be­reich an­bie­ten. Er be­freit sie nicht von der Pflicht, die ih­nen zur Ver­fü­gung ste­hen­den Rand­da­ten des Fern­mel­de­ver­kehrs der über­wach­ten Per­son auf Ver­lan­gen zu lie­fern so­wie von den Pflich­ten nach Ab­satz 2.

Art. 27 Pflichten der Anbieterinnen abgeleiteter Kommunikationsdienste  

1 An­bie­te­rin­nen ab­ge­lei­te­ter Kom­mu­ni­ka­ti­ons­diens­te müs­sen ei­ne Über­wa­chung be­tref­fend der Da­ten, wel­che die über­wach­te Per­son un­ter Ver­wen­dung ab­ge­lei­te­ter Kom­mu­ni­ka­ti­ons­diens­te über­mit­telt oder spei­chert, durch den Dienst oder durch die von die­sem be­auf­trag­ten Per­so­nen dul­den. Zu die­sem Zweck müs­sen sie un­ver­züg­lich:

a.
Zu­gang zu ih­ren An­la­gen ge­wäh­ren;
b.
die für die Über­wa­chung not­wen­di­gen Aus­künf­te er­tei­len.

2 Sie müs­sen auf Ver­lan­gen die ih­nen zur Ver­fü­gung ste­hen­den Rand­da­ten des Fern­mel­de­ver­kehrs der über­wach­ten Per­son lie­fern.

3 So­weit für die Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs not­wen­dig, un­ter­stellt der Bun­des­rat al­le oder einen Teil der An­bie­te­rin­nen ab­ge­lei­te­ter Kom­mu­ni­ka­ti­ons­diens­te, die Dienst­leis­tun­gen von gros­ser wirt­schaft­li­cher Be­deu­tung oder für ei­ne gros­se Be­nut­zer­schaft an­bie­ten, al­len oder ei­nem Teil der in Ar­ti­kel 26 ge­nann­ten Pflich­ten. Für die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten gel­ten­de Be­stim­mun­gen die­ses Ge­set­zes sind dies­falls sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

Art. 28 Pflichten der Betreiberinnen von internen Fernmeldenetzen  

1 Be­trei­be­rin­nen von in­ter­nen Fern­mel­de­net­zen müs­sen ei­ne Über­wa­chung durch den Dienst oder durch die von die­sem be­auf­trag­ten Per­so­nen dul­den. Zu die­sem Zweck müs­sen sie un­ver­züg­lich:

a.
Zu­gang zu ih­ren An­la­gen ge­wäh­ren;
b.
die für die Über­wa­chung not­wen­di­gen Aus­künf­te er­tei­len.

2 Sie müs­sen auf Ver­lan­gen die ih­nen zur Ver­fü­gung ste­hen­den Rand­da­ten des Fern­mel­de­ver­kehrs der über­wach­ten Per­son lie­fern.

Art. 29 Pflichten der Personen, die ihren Zugang zu einem öffentlichen Fernmeldenetz Dritten zur Verfügung stellen  

1 Per­so­nen, die ih­ren Zu­gang zu ei­nem öf­fent­li­chen Fern­mel­de­netz Drit­ten zur Ver­fü­gung stel­len, müs­sen ei­ne Über­wa­chung durch den Dienst oder durch die von die­sem be­auf­trag­ten Per­so­nen dul­den. Zu die­sem Zweck müs­sen sie un­ver­züg­lich:

a.
Zu­gang zu ih­ren An­la­gen ge­wäh­ren;
b.
die für die Über­wa­chung not­wen­di­gen Aus­künf­te er­tei­len.

2 Sie müs­sen auf Ver­lan­gen die ih­nen zur Ver­fü­gung ste­hen­den Rand­da­ten des Fern­mel­de­ver­kehrs der über­wach­ten Per­son lie­fern.

Art. 30 Pflichten der professionellen Wiederverkäufer von Karten und ähnlichen Mitteln  

Pro­fes­sio­nel­le Wie­der­ver­käu­fer von Kar­ten und ähn­li­chen Mit­teln, die den Zu­gang zu ei­nem öf­fent­li­chen Fern­mel­de­netz er­mög­li­chen, müs­sen die An­ga­ben nach Ar­ti­kel 21 Ab­satz 1 er­fas­sen und an die An­bie­te­rin von Fern­mel­de­diens­ten wei­ter­lei­ten, zu de­ren Netz das wie­der­ver­kauf­te Mit­tel den Zu­gang er­mög­licht.

7. Abschnitt: Sicherstellung der Auskunfts- und Überwachungsbereitschaft der Anbieterinnen von Fernmeldediensten

Art. 31 Ausführungsbestimmungen über Auskunfts- und Überwachungstypen  

1 Der Bun­des­rat be­stimmt nä­her, wel­che Aus­künf­te die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten er­tei­len müs­sen und wel­che Über­wa­chungs­ty­pen sie durch­füh­ren müs­sen. Er legt für je­den Aus­kunfts- und Über­wa­chungs­typ fest, wel­che Da­ten ge­lie­fert wer­den müs­sen.

2 Er setzt für die Lie­fe­rung Fris­ten fest.

3 Das EJPD er­lässt die tech­ni­schen und ad­mi­nis­tra­ti­ven Be­stim­mun­gen, die für ei­ne stan­dar­di­sier­te Aus­kunft­s­er­tei­lung und für die stan­dar­di­sier­te Durch­füh­rung der gän­gi­gen Über­wa­chungs­ty­pen nö­tig sind. Es be­stimmt ins­be­son­de­re die Schnitt­stel­len und die Da­ten­for­ma­te, die für die Lie­fe­rung der Da­ten an den Dienst zu ver­wen­den sind. Da­bei ori­en­tiert es sich an den ent­spre­chen­den in­ter­na­tio­na­len Stan­dards.

Art. 32 Auskunfts- und Überwachungsbereitschaft  

1 Die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten müs­sen je­der­zeit in der La­ge sein, ge­mä­ss dem an­wend­ba­ren Recht die Aus­künf­te nach den Ar­ti­keln 21 und 22 und die In­for­ma­tio­nen nach den Ar­ti­keln 24 und 26 Ab­satz 2 Buch­sta­be a zu er­tei­len und die von ih­nen an­ge­bo­te­nen Fern­mel­de­diens­te zu über­wa­chen, wenn die Aus­kunft­s­er­tei­lung be­zie­hungs­wei­se Über­wa­chung stan­dar­di­siert ist.

2 Wer­den Aus­künf­te ver­langt oder Über­wa­chungs­ty­pen an­ge­ord­net, die nicht stan­dar­di­siert sind, so müs­sen die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten ent­spre­chend den An­wei­sun­gen des Diens­tes mit die­sem zu­sam­men­ar­bei­ten und al­le ge­eig­ne­ten Mass­nah­men tref­fen, um die rei­bungs­lo­se Um­set­zung si­cher­zu­stel­len.

3 Die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten kön­nen auf ei­ge­ne Kos­ten Drit­te mit der Er­fül­lung die­ser Pflich­ten be­trau­en. Sie müs­sen sich ver­ge­wis­sern, dass die Drit­ten die Si­cher­heit und Ver­trau­lich­keit der Da­ten ge­währ­leis­ten kön­nen. Drit­te, die mit der Er­fül­lung die­ser Pflich­ten be­traut sind, un­ter­ste­hen der Auf­sicht des Diens­tes.

Art. 33 Nachweis der Auskunfts- und Überwachungsbereitschaft  

1 Auf Ver­lan­gen des Diens­tes müs­sen die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten auf ei­ge­ne Kos­ten nach­wei­sen, dass sie in der La­ge sind, ge­mä­ss dem an­wend­ba­ren Recht die stan­dar­di­sier­ten Aus­künf­te zu er­tei­len und die stan­dar­di­sier­ten Über­wa­chun­gen durch­zu­füh­ren.

2 Der Dienst kann Drit­te zur Über­prü­fung der Aus­kunfts- und Über­wa­chungs­be­reit­schaft bei­zie­hen.

3 Er legt die tech­ni­schen und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Ein­zel­hei­ten des Nach­wei­ses im Ein­zel­fall fest.

4 Er er­hebt von der An­bie­te­rin von Fern­mel­de­diens­ten ei­ne Ge­bühr für den Über­prü­fungs­auf­wand. Der Bun­des­rat setzt die Ge­büh­ren fest.

5 Er kann die An­bie­te­rin­nen an­wei­sen, tech­ni­sche und or­ga­ni­sa­to­ri­sche Mass­nah­men zu tref­fen, um Män­gel im Zu­sam­men­hang mit der Aus­kunfts- und Über­wa­chungs­be­reit­schaft zu be­he­ben.

6 Er stellt den An­bie­te­rin­nen ei­ne Be­stä­ti­gung aus, so­bald der Nach­weis er­bracht wor­den ist. Der Bun­des­rat re­gelt den In­halt und die Gül­tig­keits­dau­er die­ser Be­stä­ti­gung ins­be­son­de­re für den Fall tech­ni­scher Wei­ter­ent­wick­lun­gen.

Art. 34 Kostenübernahme bei unzureichender Mitwirkung  

1 Die An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten müs­sen die an­fal­len­den Kos­ten über­neh­men, wenn sie ih­re Pflich­ten nach Ar­ti­kel 32 nicht wahr­neh­men kön­nen oder wol­len und die­se des­halb dem Dienst oder Drit­ten über­tra­gen wer­den müs­sen.

2 Sie müs­sen die Kos­ten nicht über­neh­men, so­fern sie ih­re Pflich­ten nicht er­fül­len kön­nen und ei­ner der fol­gen­den Fäl­le zu­trifft:

a.
Sie ver­fü­gen für den be­tref­fen­den Über­wa­chungs­typ über ei­ne gül­ti­ge Be­stä­ti­gung ih­rer Über­wa­chungs­be­reit­schaft.
b.
Sie ha­ben den Nach­weis ih­rer Über­wa­chungs­be­reit­schaft vor­ge­legt, die­ser wur­de aber aus Grün­den, die ih­nen nicht an­zu­las­ten sind, nicht in­nert nütz­li­cher Frist über­prüft.

8. Abschnitt: Notsuche und Fahndung nach verurteilten Personen

Art. 35 Notsuche  

1 Aus­ser­halb von Straf­ver­fah­ren kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de ei­ne Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs an­ord­nen, um ei­ne ver­miss­te Per­son zu fin­den.

2 Als ver­misst gilt ei­ne Per­son:

a.
de­ren Auf­ent­halt un­be­kannt oder un­ver­hält­nis­mäs­sig schwer zu er­mit­teln ist; und
b.
bei der be­grün­de­te An­halts­punk­te für ei­ne schwe­re Ge­fähr­dung ih­rer Ge­sund­heit oder ih­res Le­bens be­ste­hen.

3 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann tech­ni­sche Ge­rä­te nach Ar­ti­kel 269bis StPO43 ein­set­zen, so­fern die bis­he­ri­gen Mass­nah­men zur Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs nach Ar­ti­kel 269 StPO er­folg­los ge­blie­ben sind oder die Su­che mit die­sen Mass­nah­men aus­sichts­los wä­re oder un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wür­de. Sie führt ei­ne Sta­tis­tik über die Über­wa­chun­gen nach Ar­ti­kel 269bis StPO.

4 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann auch Da­ten über Drit­te ein­se­hen, so­fern dies auf­grund der Um­stän­de er­for­der­lich er­scheint, um die ver­miss­te Per­son auf­zu­fin­den.

Art. 36 Fahndung nach verurteilten Personen  

1 Aus­ser­halb von Straf­ver­fah­ren kann die zu­stän­di­ge Be­hör­de ei­ne Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs an­ord­nen, um ei­ne Per­son zu fin­den, ge­gen die in ei­nem rechts­kräf­ti­gen und voll­streck­ba­ren Ent­scheid ei­ne Frei­heits­s­tra­fe ver­hängt oder ei­ne frei­heits­ent­zie­hen­de Mass­nah­me an­ge­ord­net wor­den ist, so­fern die bis­he­ri­gen Fahn­dungs­mass­nah­men er­folg­los ge­blie­ben sind oder die Fahn­dung oh­ne Über­wa­chung aus­sichts­los wä­re oder un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wür­de.

2 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann tech­ni­sche Ge­rä­te nach Ar­ti­kel 269bis StPO44 und In­for­ma­tik­pro­gram­me nach Ar­ti­kel 269ter StPO ein­set­zen, so­fern die bis­he­ri­gen Mass­nah­men zur Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs nach Ar­ti­kel 269 StPO er­folg­los ge­blie­ben sind oder die Fahn­dung mit die­sen Mass­nah­men aus­sicht­los wä­re oder un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wür­de. Sie führt ei­ne Sta­tis­tik über die Über­wa­chun­gen nach den Ar­ti­keln 269bis und 269ter StPO.

3 Sie kann auch Da­ten über Drit­te ein­se­hen, so­fern die Vor­aus­set­zun­gen von Ar­ti­kel 270 StPO sinn­ge­mä­ss er­füllt sind.

Art. 37 Verfahren  

1 Für das Ver­fah­ren gel­ten die Ar­ti­kel 271, 272 und 274–279 StPO45 sinn­ge­mä­ss.

2 Bei der No­t­su­che wer­den die über­wach­ten Per­so­nen ab­wei­chend von Ar­ti­kel 279 StPO so bald als mög­lich in­for­miert.

3 Der Bund und die Kan­to­ne be­zeich­nen die an­ord­nen­de Be­hör­de, die Ge­neh­mi­gungs­be­hör­de und die Be­schwer­de­in­stanz. Die An­ord­nung der Über­wa­chung be­darf der Ge­neh­mi­gung durch ei­ne rich­ter­li­che Be­hör­de.

9. Abschnitt: Kosten46

46 Fassung gemäss Ziff. I 9 des BG vom 19. März 2021 über administrative Erleichterungen und eine Entlastung des Bundeshaushalts, in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2021 654; BBl 2020 6985).

Art. 38 Grundsätze  

1 Die Mit­wir­kungs­pflich­ti­gen tra­gen die Kos­ten der Ein­rich­tun­gen, die sie zur Er­fül­lung ih­rer Pflich­ten nach die­sem Ge­setz be­nö­ti­gen.

2 Sie er­hal­ten vom Dienst ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung für die Kos­ten, die ih­nen durch die Durch­füh­rung der Über­wa­chun­gen und die Er­tei­lung der Aus­künf­te nach den Ar­ti­keln 21 und 22 ent­ste­hen.

3 Die Kan­to­ne be­tei­li­gen sich an den Kos­ten, die dem Dienst durch sei­ne Leis­tun­gen und durch die Ent­schä­di­gun­gen an die Mit­wir­kungs­pflich­ti­gen ent­ste­hen.

4 Der Bun­des­rat kann vor­se­hen, dass:

a.
den Mit­wir­kungs­pflich­ti­gen für die Er­tei­lung al­ler oder ei­nes Teils der Aus­künf­te kei­ne Ent­schä­di­gung aus­ge­rich­tet wird;
b.
Leis­tun­gen des Diens­tes im Zu­sam­men­hang mit der Er­tei­lung al­ler oder ei­nes Teils der Aus­künf­te bei der Be­mes­sung der Kos­ten­be­tei­li­gung der Kan­to­ne nicht be­rück­sich­tigt wer­den.
Art. 38a Modalitäten  

1 Der Bun­des­rat re­gelt die Be­mes­sung und Aus­rich­tung der Ent­schä­di­gun­gen so­wie die Be­mes­sung und Er­he­bung der Kos­ten­be­tei­li­gun­gen.

2 Er kann vor­se­hen, dass die Ent­schä­di­gun­gen und Kos­ten­be­tei­li­gun­gen ein­zel­fall­wei­se oder in Form von Pau­scha­len be­mes­sen wer­den.

3 Für die ein­zel­fall­wei­se Be­mes­sung legt er die Ta­ri­fe fest.

4 Bei der Be­mes­sung in Form von Pau­scha­len be­rück­sich­tigt er, in­wie­weit die Kos­ten dem Bund oder den ein­zel­nen Kan­to­nen nach dem Nut­zen der Aus­künf­te und der Über­wa­chun­gen zu­zu­rech­nen sind. Ha­ben die Kan­to­ne ei­ne Ver­tei­lung des von ih­nen ge­samt­haft zu tra­gen­den Kos­ten­an­teils ver­ein­bart, so rich­tet sich die Ver­tei­lung nach die­ser Ver­ein­ba­rung.

5 Bei Ent­schä­di­gun­gen und Kos­ten­be­tei­li­gun­gen in Form von Pau­scha­len er­stellt der Dienst für sei­ne Leis­tun­gen und die­je­ni­gen der Mit­wir­kungs­pflich­ti­gen Ab­rech­nun­gen über die Be­trä­ge, die bei ei­ner ein­zel­fall­wei­sen Be­mes­sung an­fal­len wür­den.

10. Abschnitt: Strafbestimmungen

Art. 39 Übertretungen  

1 So­fern kei­ne schwe­re­re straf­ba­re Hand­lung nach ei­nem an­de­ren Ge­setz vor­liegt, kann mit Bus­se bis zu 100 000 Fran­ken be­straft wer­den, wer vor­sätz­lich:

a.
ei­ner vom Dienst un­ter Hin­weis auf die Straf­dro­hung die­ses Ar­ti­kels an ihn ge­rich­te­ten Ver­fü­gung nicht frist­ge­mä­ss nach­kommt;
b.
der Pflicht zur Auf­be­wah­rung der Da­ten nach den Ar­ti­keln 19 Ab­satz 4 und 26 Ab­satz 5 nicht nach­kommt;
c.
der Pflicht, bei der Auf­nah­me des Kun­den­ver­hält­nis­ses die vor­ge­schrie­be­nen Kun­den­da­ten auf­zu­neh­men und ge­ge­be­nen­falls wei­ter­zu­lei­ten (Art. 21 Abs. 2 und Art. 30) nicht nach­kommt;
d.
die Über­wa­chung ge­gen­über Drit­ten nicht ge­heim hält.

2 Der Ver­such ist straf­bar.

3 Han­delt die Tä­te­rin oder der Tä­ter fahr­läs­sig, so be­trägt die Bus­se bis zu 40 000 Fran­ken.

Art. 40 Gerichtsbarkeit  

1 Straf­ta­ten nach Ar­ti­kel 39 wer­den ge­mä­ss dem Bun­des­ge­setz vom 22. März 197447 über das Ver­wal­tungs­straf­recht ver­folgt und be­ur­teilt.

2 Für die Ver­fol­gung und Be­ur­tei­lung ist der Dienst zu­stän­dig.

11. Abschnitt: Aufsicht und Rechtsschutz

Art. 41 Aufsicht  

1 Der Dienst wacht über die Ein­hal­tung der Ge­setz­ge­bung be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs.

2 Stellt er ei­ne Rechts­ver­let­zung fest, so kann er ge­gen­über den An­bie­te­rin­nen von Fern­mel­de­diens­ten sinn­ge­mä­ss die Mass­nah­men nach Ar­ti­kel 58 Ab­satz 2 Buch­sta­be a FMG48 er­grei­fen. Er kann vor­sorg­li­che Mass­nah­men an­ord­nen.

Art. 42 Rechtsschutz  

1 Ver­fü­gun­gen des Diens­tes un­ter­lie­gen der Be­schwer­de nach den all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen über die Bun­des­ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge.

2 Mit Be­schwer­de ge­gen die Ver­fü­gun­gen des Diens­tes kann nicht gel­tend ge­macht wer­den, die Vor­aus­set­zun­gen für die An­ord­nung der Über­wa­chung sei­en nicht er­füllt.

3 Die Be­schwer­de hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung, aus­ser wenn die Ver­fü­gung ei­ne Geld­leis­tung be­trifft. Die Be­schwer­de­in­stanz kann der Be­schwer­de auf­schie­ben­de Wir­kung ver­lei­hen.

12. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 43 Vollzug  

Der Bun­des­rat und, so­weit sie da­für zu­stän­dig sind, die Kan­to­ne er­las­sen die zum Voll­zug die­ses Ge­set­zes not­wen­di­gen Vor­schrif­ten.

Art. 44 Aufhebung und Änderung anderer Erlasse  

Die Auf­he­bung und die Än­de­rung an­de­rer Er­las­se wer­den im An­hang ge­re­gelt.

Art. 45 Übergangsbestimmungen  

1 Über­wa­chun­gen, die zum Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens die­ses Ge­set­zes im Gan­ge sind, wer­den nach neu­em Recht fort­ge­führt.

2 Be­schwer­den ge­gen Ver­fü­gun­gen des Diens­tes sind nach dem vor ers­ter In­stanz an­wend­ba­ren Recht zu be­han­deln.

3 Die Pflicht nach Ar­ti­kel 21 Ab­satz 2 gilt für Aus­künf­te über Pre­paid-SIM-Kar­ten und ähn­li­che Mit­tel, die zum Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens die­ses Ge­set­zes nach dem bis­he­ri­gen Recht noch ver­füg­bar sein müs­sen.

4 Auf Ent­schä­di­gun­gen und Ge­büh­ren für Über­wa­chun­gen nach die­sem Ge­setz ist das­je­ni­ge Recht an­wend­bar, wel­ches zum Zeit­punkt der An­ord­nung der Über­wa­chung in Kraft ge­we­sen ist.

Art. 46 Koordination mit dem Nachrichtendienstgesetz vom
25. September 2015
 

Un­ab­hän­gig da­von, ob zu­erst die­ses Ge­setz oder das Nach­rich­ten­dienst­ge­setz vom 25. Sep­tem­ber 201549 in Kraft tritt, lau­ten mit In­kraft­tre­ten des spä­ter in Kraft tre­ten­den Ge­set­zes so­wie bei gleich­zei­ti­gem In­kraft­tre­ten die nach­fol­gend auf­ge­führ­ten Be­stim­mun­gen wie folgt:

50

49 SR 121

50 Die Be­stim­mun­gen kön­nen un­ter AS 2018 117kon­sul­tiert wer­den.

Art. 47 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

In­kraft­tre­ten: 1. März 201851

51 BRB vom 15. Nov. 2017.

Anhang

(Art. 44)

Aufhebung und Änderung anderer Erlasse

I

Das Bundesgesetz vom 6. Oktober 200052 betreffend die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs wird aufgehoben.

II

Die nachstehenden Erlasse werden wie folgt geändert:

53

52 [AS 2001 3096; 2003 3043Ziff. I 2; 2004 3693; 2007 921Anhang Ziff. 3; 2010 1881Anhang 1 Ziff. II 26, 3267Anhang Ziff. II 14; 2017 4095Anhang Ziff. II 12]

53 Die Änderungen können unter AS 2018 117konsultiert werden.

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