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Übereinkommen

Übersetzung1

Die Unterzeichnerstaaten dieses Übereinkommens,

in der Erwägung, dass der Schutz von Kindern im internationalen Bereich verbessert werden muss;

in dem Wunsch, Konflikte zwischen ihren Rechtssystemen in Bezug auf die Zuständigkeit, das anzuwendende Recht, die Anerkennung und Vollstreckung von Massnahmen zum Schutz von Kindern zu vermeiden;

eingedenk der Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit für den Schutz von Kindern;

bekräftigend, dass das Wohl des Kindes vorrangig zu berücksichtigen ist;

angesichts der Notwendigkeit, das Übereinkommen vom 5. Oktober 19613 über die Zuständigkeit der Behörden und das anzuwendende Recht auf dem Gebiet des Schutzes von Minderjährigen zu überarbeiten;

in dem Wunsch, zu diesem Zweck unter Berücksichtigung des Übereinkommens der Vereinten Nationen vom 20. November 19894 über die Rechte des Kindes gemeinsame Bestimmungen festzulegen,

haben die folgenden Bestimmungen vereinbart:

Kapitel I Anwendungsbereich des Übereinkommens

Art. 1  

(1) Ziel die­ses Über­ein­kom­mens ist es:

a)
den Staat zu be­stim­men, des­sen Be­hör­den zu­stän­dig sind, Mass­nah­men zum Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des zu tref­fen;
b)
das von die­sen Be­hör­den bei der Aus­übung ih­rer Zu­stän­dig­keit an­zu­wen­den­de Recht zu be­stim­men;
c)
das auf die el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung an­zu­wen­den­de Recht zu be­stim­men;
d)
die An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung der Schutz­mass­nah­men in al­len Ver­trags­staa­ten si­cher­zu­stel­len;
e)
die zur Ver­wirk­li­chung der Zie­le die­ses Über­ein­kom­mens not­wen­di­ge Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen den Be­hör­den der Ver­trags­staa­ten ein­zu­rich­ten.

(2) Im Sinn die­ses Über­ein­kom­mens um­fasst der Be­griff «el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung» die el­ter­li­che Sor­ge1 und je­des an­de­re ent­spre­chen­de Sor­ge­ver­hält­nis, das die Rech­te, Be­fug­nis­se und Pflich­ten der El­tern, des Vor­munds oder ei­nes an­de­ren ge­setz­li­chen Ver­tre­ters in Be­zug auf die Per­son oder das Ver­mö­gen des Kin­des be­stimmt.


1 Ös­ter­reich (AT): die Ob­sor­ge

Art. 2  

Die­ses Über­ein­kom­men ist auf Kin­der von ih­rer Ge­burt bis zur Vollen­dung des 18. Le­bens­jahrs an­zu­wen­den.

Art. 3  

Die Mass­nah­men, auf die in Ar­ti­kel 1 Be­zug ge­nom­men wird, kön­nen ins­be­son­de­re Fol­gen­des um­fas­sen:

a)
die Zu­wei­sung, die Aus­übung und die voll­stän­di­ge oder teil­wei­se Ent­zie­hung der el­ter­li­chen Ver­ant­wor­tung so­wie de­ren Über­tra­gung;
b)
das Sor­ge­recht ein­sch­liess­lich der Sor­ge für die Per­son des Kin­des und ins­be­son­de­re des Rechts, den Auf­ent­halt des Kin­des zu be­stim­men, so­wie das Recht auf per­sön­li­chen Ver­kehr1 ein­sch­liess­lich des Rechts, das Kind für ei­ne be­grenz­te Zeit an einen an­de­ren Ort als den sei­nes ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts zu brin­gen;
c)
die Vor­mund­schaft, die Bei­stand­schaft2 und ent­spre­chen­de Ein­rich­tun­gen;
d)
die Be­stim­mung und den Auf­ga­ben­be­reich je­der Per­son oder Stel­le, die für die Per­son oder das Ver­mö­gen des Kin­des ver­ant­wort­lich ist, das Kind ver­tritt oder ihm bei­steht;
e)
die Un­ter­brin­gung des Kin­des in ei­ner Pfle­ge­fa­mi­lie oder ei­nem Heim oder sei­ne Be­treu­ung durch Ka­fa­la oder ei­ne ent­spre­chen­de Ein­rich­tung;
f)
die be­hörd­li­che Auf­sicht über die Be­treu­ung ei­nes Kin­des durch je­de Per­son, die für das Kind ver­ant­wort­lich ist;
g)
die Ver­wal­tung und Er­hal­tung des Ver­mö­gens des Kin­des oder die Ver­fü­gung dar­über.

1 Deutsch­land (DE): das Recht zum per­sön­li­chen Um­gang
2 DE: die Pfleg­schaft; AT: die be­son­de­re Sach­wal­ter­schaft

Art. 4  

Die­ses Über­ein­kom­men ist nicht an­zu­wen­den:

a)
auf die Fest­stel­lung und An­fech­tung des El­tern-Kind-Ver­hält­nis­ses;
b)
auf Ad­op­ti­ons­ent­schei­dun­gen und Mass­nah­men zur Vor­be­rei­tung ei­ner Ad­op­ti­on so­wie auf die Un­gül­ti­g­er­klä­rung und den Wi­der­ruf der Ad­op­ti­on;
c)
auf Na­men und Vor­na­men des Kin­des;
d)
auf die Voll­jäh­ri­g­er­klä­rung;
e)
auf Un­ter­halts­pflich­ten;
f)
auf Trusts und Erb­schaf­ten;
g)
auf die so­zia­le Si­cher­heit;
h)
auf öf­fent­li­che Mass­nah­men all­ge­mei­ner Art in An­ge­le­gen­hei­ten der Er­zie­hung und Ge­sund­heit;
i)
auf Mass­nah­men in­fol­ge von Straf­ta­ten, die von Kin­dern be­gan­gen wur­den;
j)
auf Ent­schei­dun­gen über Asyl­recht und Ein­wan­de­rung.

Kapitel II Zuständigkeit

Art. 5  

(1) Die Be­hör­den, sei­en es Ge­rich­te oder Ver­wal­tungs­be­hör­den, des Ver­trags­staats, in dem das Kind sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat, sind zu­stän­dig, Mass­nah­men zum Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des zu tref­fen.

(2) Vor­be­halt­lich des Ar­ti­kels 7 sind bei ei­nem Wech­sel des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des in einen an­de­ren Ver­trags­staat die Be­hör­den des Staa­tes des neu­en ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts zu­stän­dig.

Art. 6  

(1) Über Flücht­lings­kin­der und Kin­der, die in­fol­ge von Un­ru­hen in ih­rem Land in ein an­de­res Land ge­langt sind, üben die Be­hör­den des Ver­trags­staats, in des­sen Ho­heits­ge­biet sich die Kin­der dem­zu­fol­ge be­fin­den, die in Ar­ti­kel 5 Ab­satz 1 vor­ge­se­he­ne Zu­stän­dig­keit aus.

(2) Ab­satz 1 ist auch auf Kin­der an­zu­wen­den, de­ren ge­wöhn­li­cher Auf­ent­halt nicht fest­ge­stellt wer­den kann.

Art. 7  

(1) Bei wi­der­recht­li­chem Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten des Kin­des blei­ben die Be­hör­den des Ver­trags­staats, in dem das Kind un­mit­tel­bar vor dem Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat­te, so lan­ge zu­stän­dig, bis das Kind einen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in ei­nem an­de­ren Staat er­langt hat und:

a)
je­de sor­ge­be­rech­tig­te Per­son, Be­hör­de oder sons­ti­ge Stel­le das Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten ge­neh­migt hat; oder
b)
das Kind sich in die­sem an­de­ren Staat min­des­tens ein Jahr auf­ge­hal­ten hat, nach­dem die sor­ge­be­rech­tig­te Per­son, Be­hör­de oder sons­ti­ge Stel­le sei­nen Auf­ent­halts­ort kann­te oder hät­te ken­nen müs­sen, kein wäh­rend die­ses Zeit­raums ge­stell­ter An­trag auf Rück­ga­be mehr an­hän­gig ist und das Kind sich in sei­nem neu­en Um­feld ein­ge­lebt hat.

(2) Das Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten ei­nes Kin­des gilt als wi­der­recht­lich, wenn:

a)
da­durch das Sor­ge­recht ver­letzt wird, das ei­ner Per­son, Be­hör­de oder sons­ti­gen Stel­le al­lein oder ge­mein­sam nach dem Recht des Staa­tes zu­steht, in dem das Kind un­mit­tel­bar vor dem Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat­te; und
b)
die­ses Recht im Zeit­punkt des Ver­brin­gens oder Zu­rück­hal­tens al­lein oder ge­mein­sam tat­säch­lich aus­ge­übt wur­de oder aus­ge­übt wor­den wä­re, falls das Ver­brin­gen oder Zu­rück­hal­ten nicht statt­ge­fun­den hät­te.

Das un­ter Buch­sta­be a ge­nann­te Sor­ge­recht kann ins­be­son­de­re kraft Ge­set­zes, auf­grund ei­ner ge­richt­li­chen oder be­hörd­li­chen Ent­schei­dung oder auf­grund ei­ner nach dem Recht des be­tref­fen­den Staa­tes wirk­sa­men Ver­ein­ba­rung be­ste­hen.

(3) So­lan­ge die in Ab­satz 1 ge­nann­ten Be­hör­den zu­stän­dig blei­ben, kön­nen die Be­hör­den des Ver­trags­staats, in den das Kind ver­bracht oder in dem es zu­rück­ge­hal­ten wur­de, nur die nach Ar­ti­kel 11 zum Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des er­for­der­li­chen drin­gen­den Mass­nah­men tref­fen.

Art. 8  

(1) Aus­nahms­wei­se kann die nach Ar­ti­kel 5 oder 6 zu­stän­di­ge Be­hör­de ei­nes Ver­trags­staats, wenn sie der Auf­fas­sung ist, dass die Be­hör­de ei­nes an­de­ren Ver­trags­staats bes­ser in der La­ge wä­re, das Wohl des Kin­des im Ein­zel­fall zu be­ur­tei­len:

-
ent­we­der die­se Be­hör­de un­mit­tel­bar oder mit Un­ter­stüt­zung der Zen­tra­len Be­hör­de die­ses Staa­tes er­su­chen, die Zu­stän­dig­keit zu über­neh­men, um die Schutz­mass­nah­men zu tref­fen, die sie für er­for­der­lich hält;
-
oder das Ver­fah­ren aus­set­zen und die Par­tei­en ein­la­den, bei der Be­hör­de die­ses an­de­ren Staa­tes einen sol­chen An­trag zu stel­len.

(2) Die Ver­trags­staa­ten, de­ren Be­hör­den nach Ab­satz 1 er­sucht wer­den kön­nen, sind:

a)
ein Staat, dem das Kind an­ge­hört;
b)
ein Staat, in dem sich Ver­mö­gen des Kin­des be­fin­det;
c)
ein Staat, bei des­sen Be­hör­den ein An­trag der El­tern des Kin­des auf Schei­dung, Tren­nung, Auf­he­bung oder Nich­ti­g­er­klä­rung der Ehe an­hän­gig ist;
d)
ein Staat, zu dem das Kind ei­ne en­ge Ver­bin­dung hat.

(3) Die be­tref­fen­den Be­hör­den kön­nen einen Mei­nungs­aus­tausch auf­neh­men.

(4) Die nach Ab­satz 1 er­such­te Be­hör­de kann die Zu­stän­dig­keit an­stel­le der nach Ar­ti­kel 5 oder 6 zu­stän­di­gen Be­hör­de über­neh­men, wenn sie der Auf­fas­sung ist, dass dies dem Wohl des Kin­des dient.

Art. 9  

(1) Sind die in Ar­ti­kel 8 Ab­satz 2 ge­nann­ten Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats der Auf­fas­sung, dass sie bes­ser in der La­ge sind, das Wohl des Kin­des im Ein­zel­fall zu be­ur­tei­len, so kön­nen sie:

-
ent­we­der die zu­stän­di­ge Be­hör­de des Ver­trags­staats des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des un­mit­tel­bar oder mit Un­ter­stüt­zung der Zen­tra­len Be­hör­de die­ses Staa­tes er­su­chen, ih­nen zu ge­stat­ten, die Zu­stän­dig­keit aus­zuü­ben, um die von ih­nen für er­for­der­lich ge­hal­te­nen Schutz­mass­nah­men zu tref­fen;
-
oder die Par­tei­en ein­la­den, bei der Be­hör­de des Ver­trags­staats des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des einen sol­chen An­trag zu stel­len.

(2) Die be­tref­fen­den Be­hör­den kön­nen einen Mei­nungs­aus­tausch auf­neh­men.

(3) Die Be­hör­de, von wel­cher der An­trag aus­geht, darf die Zu­stän­dig­keit an­stel­le der Be­hör­de des Ver­trags­staats des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des nur aus­üben, wenn die­se den An­trag an­ge­nom­men hat.

Art. 10  

(1) Un­be­scha­det der Ar­ti­kel 5-9 kön­nen die Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats in Aus­übung ih­rer Zu­stän­dig­keit für die Ent­schei­dung über einen An­trag auf Schei­dung, Tren­nung, Auf­he­bung oder Nich­ti­g­er­klä­rung der Ehe der El­tern ei­nes Kin­des, das sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in ei­nem an­de­ren Ver­trags­staat hat, so­fern das Recht ih­res Staa­tes dies zu­lässt, Mass­nah­men zum Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des tref­fen, wenn:

a)
ei­ner der El­tern zu Be­ginn des Ver­fah­rens sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in die­sem Staat und ein El­tern­teil die el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung für das Kind hat; und
b)
die El­tern und je­de an­de­re Per­son, wel­che die el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung für das Kind hat, die Zu­stän­dig­keit die­ser Be­hör­den für das Er­grei­fen sol­cher Mass­nah­men an­er­kannt ha­ben und die­se Zu­stän­dig­keit dem Wohl des Kin­des ent­spricht.

(2) Die in Ab­satz 1 vor­ge­se­he­ne Zu­stän­dig­keit für das Er­grei­fen von Mass­nah­men zum Schutz des Kin­des en­det, so­bald die statt­ge­ben­de oder ab­wei­sen­de Ent­schei­dung über den An­trag auf Schei­dung, Tren­nung, Auf­he­bung oder Nich­ti­g­er­klä­rung der Ehe end­gül­tig ge­wor­den ist oder das Ver­fah­ren aus ei­nem an­de­ren Grund be­en­det wur­de.

Art. 11  

(1) In al­len drin­gen­den Fäl­len sind die Be­hör­den je­des Ver­trags­staats, in des­sen Ho­heits­ge­biet sich das Kind oder ihm ge­hö­ren­des Ver­mö­gen be­fin­det, zu­stän­dig, die er­for­der­li­chen Schutz­mass­nah­men zu tref­fen.

(2) Mass­nah­men nach Ab­satz 1, die in Be­zug auf ein Kind mit ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halt in ei­nem Ver­trags­staat ge­trof­fen wur­den, tre­ten aus­ser Kraft, so­bald die nach den Ar­ti­keln 5-10 zu­stän­di­gen Be­hör­den die durch die Um­stän­de ge­bo­te­nen Mass­nah­men ge­trof­fen ha­ben.

(3) Mass­nah­men nach Ab­satz 1, die in Be­zug auf ein Kind mit ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halt in ei­nem Nicht­ver­trags­staat ge­trof­fen wur­den, tre­ten in je­dem Ver­trags­staat aus­ser Kraft, so­bald dort die durch die Um­stän­de ge­bo­te­nen und von den Be­hör­den ei­nes an­de­ren Staa­tes ge­trof­fe­nen Mass­nah­men an­er­kannt wer­den.

Art. 12  

(1) Vor­be­halt­lich des Ar­ti­kels 7 sind die Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats, in des­sen Ho­heits­ge­biet sich das Kind oder ihm ge­hö­ren­des Ver­mö­gen be­fin­det, zu­stän­dig, vor­läu­fi­ge und auf das Ho­heits­ge­biet die­ses Staa­tes be­schränk­te Mass­nah­men zum Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des zu tref­fen, so­weit sol­che Mass­nah­men nicht mit den Mass­nah­men un­ver­ein­bar sind, wel­che die nach den Ar­ti­keln 5-10 zu­stän­di­gen Be­hör­den be­reits ge­trof­fen ha­ben.

(2) Mass­nah­men nach Ab­satz 1, die in Be­zug auf ein Kind mit ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halt in ei­nem Ver­trags­staat ge­trof­fen wur­den, tre­ten aus­ser Kraft, so­bald die nach den Ar­ti­keln 5-10 zu­stän­di­gen Be­hör­den ei­ne Ent­schei­dung über die Schutz­mass­nah­men ge­trof­fen ha­ben, die durch die Um­stän­de ge­bo­ten sein könn­ten.

(3) Mass­nah­men nach Ab­satz 1, die in Be­zug auf ein Kind mit ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halt in ei­nem Nicht­ver­trags­staat ge­trof­fen wur­den, tre­ten in dem Ver­trags­staat aus­ser Kraft, in dem sie ge­trof­fen wor­den sind, so­bald dort die durch die Um­stän­de ge­bo­te­nen und von den Be­hör­den ei­nes an­de­ren Staa­tes ge­trof­fe­nen Mass­nah­men an­er­kannt wer­den.

Art. 13  

(1) Die Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats, die nach den Ar­ti­keln 5-10 zu­stän­dig sind, Mass­nah­men zum Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des zu tref­fen, dür­fen die­se Zu­stän­dig­keit nicht aus­üben, wenn bei Ein­lei­tung des Ver­fah­rens ent­spre­chen­de Mass­nah­men bei den Be­hör­den ei­nes an­de­ren Ver­trags­staats be­an­tragt wor­den sind, die in je­nem Zeit­punkt nach den Ar­ti­keln 5-10 zu­stän­dig wa­ren, und die­se Mass­nah­men noch ge­prüft wer­den.

(2) Ab­satz 1 ist nicht an­zu­wen­den, wenn die Be­hör­den, bei de­nen Mass­nah­men zu­erst be­an­tragt wur­den, auf ih­re Zu­stän­dig­keit ver­zich­tet ha­ben.

Art. 14  

Selbst wenn durch ei­ne Än­de­rung der Um­stän­de die Grund­la­ge der Zu­stän­dig­keit weg­fällt, blei­ben die nach den Ar­ti­keln 5-10 ge­trof­fe­nen Mass­nah­men in­ner­halb ih­rer Reich­wei­te so lan­ge in Kraft, bis die nach die­sem Über­ein­kom­men zu­stän­di­gen Be­hör­den sie än­dern, er­set­zen oder auf­he­ben.

Kapitel III Anzuwendendes Recht

Art. 15  

(1) Bei der Aus­übung ih­rer Zu­stän­dig­keit nach Ka­pi­tel II wen­den die Be­hör­den der Ver­trags­staa­ten ihr ei­ge­nes Recht an.

(2) So­weit es der Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des er­for­dert, kön­nen sie je­doch aus­nahms­wei­se das Recht ei­nes an­de­ren Staa­tes an­wen­den oder be­rück­sich­ti­gen, zu dem der Sach­ver­halt ei­ne en­ge Ver­bin­dung hat.

(3) Wech­selt der ge­wöhn­li­che Auf­ent­halt des Kin­des in einen an­de­ren Ver­trags­staat, so be­stimmt das Recht die­ses an­de­ren Staa­tes vom Zeit­punkt des Wech­sels an die Be­din­gun­gen, un­ter de­nen die im Staat des frü­he­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts ge­trof­fe­nen Mass­nah­men an­ge­wen­det wer­den.

Art. 16  

(1) Die Zu­wei­sung oder das Er­lö­schen der el­ter­li­chen Ver­ant­wor­tung kraft Ge­set­zes oh­ne Ein­schrei­ten ei­nes Ge­richts oder ei­ner Ver­wal­tungs­be­hör­de be­stimmt sich nach dem Recht des Staa­tes des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des.

(2) Die Zu­wei­sung oder das Er­lö­schen der el­ter­li­chen Ver­ant­wor­tung durch ei­ne Ver­ein­ba­rung oder ein ein­sei­ti­ges Rechts­ge­schäft oh­ne Ein­schrei­ten ei­nes Ge­richts oder ei­ner Ver­wal­tungs­be­hör­de be­stimmt sich nach dem Recht des Staa­tes des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des in dem Zeit­punkt, in dem die Ver­ein­ba­rung oder das ein­sei­ti­ge Rechts­ge­schäft wirk­sam wird.

(3) Die el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung nach dem Recht des Staa­tes des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des be­steht nach dem Wech­sel die­ses ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts in einen an­de­ren Staat fort.

(4) Wech­selt der ge­wöhn­li­che Auf­ent­halt des Kin­des, so be­stimmt sich die Zu­wei­sung der el­ter­li­chen Ver­ant­wor­tung kraft Ge­set­zes an ei­ne Per­son, die die­se Ver­ant­wor­tung nicht be­reits hat, nach dem Recht des Staa­tes des neu­en ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts.

Art. 17  

Die Aus­übung der el­ter­li­chen Ver­ant­wor­tung be­stimmt sich nach dem Recht des Staa­tes des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des. Wech­selt der ge­wöhn­li­che Auf­ent­halt des Kin­des, so be­stimmt sie sich nach dem Recht des Staa­tes des neu­en ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts.

Art. 18  

Durch Mass­nah­men nach die­sem Über­ein­kom­men kann die in Ar­ti­kel 16 ge­nann­te el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung ent­zo­gen oder kön­nen die Be­din­gun­gen ih­rer Aus­übung ge­än­dert wer­den.

Art. 19  

(1) Die Gül­tig­keit ei­nes Rechts­ge­schäfts zwi­schen ei­nem Drit­ten und ei­ner an­de­ren Per­son, die nach dem Recht des Staa­tes, in dem das Rechts­ge­schäft ab­ge­schlos­sen wur­de, als ge­setz­li­cher Ver­tre­ter zu han­deln be­fugt wä­re, kann nicht al­lein des­we­gen be­strit­ten und der Drit­te nicht nur des­we­gen ver­ant­wort­lich ge­macht wer­den, weil die an­de­re Per­son nach dem in die­sem Ka­pi­tel be­stimm­ten Recht nicht als ge­setz­li­cher Ver­tre­ter zu han­deln be­fugt war, es sei denn, der Drit­te wuss­te oder hät­te wis­sen müs­sen, dass sich die el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung nach die­sem Recht be­stimm­te.

(2) Ab­satz 1 ist nur an­zu­wen­den, wenn das Rechts­ge­schäft un­ter An­we­sen­den im Ho­heits­ge­biet des­sel­ben Staa­tes ge­schlos­sen wur­de.

Art. 20  

Die­ses Ka­pi­tel ist an­zu­wen­den, selbst wenn das dar­in be­stimm­te Recht das ei­nes Nicht­ver­trags­staats ist.

Art. 21  

(1) Der Be­griff «Recht» im Sin­ne die­ses Ka­pi­tels be­deu­tet das in ei­nem Staat gel­ten­de Recht mit Aus­nah­me des Kol­li­si­ons­rechts.

(2) Ist je­doch das nach Ar­ti­kel 16 an­zu­wen­den­de Recht das ei­nes Nicht­ver­trags­staats und ver­weist das Kol­li­si­ons­recht die­ses Staa­tes auf das Recht ei­nes an­de­ren Nicht­ver­trags­staats, der sein ei­ge­nes Recht an­wen­den wür­de, so ist das Recht die­ses an­de­ren Staa­tes an­zu­wen­den. Be­trach­tet sich das Recht die­ses an­de­ren Nicht­ver­trags­staats als nicht an­wend­bar, so ist das nach Ar­ti­kel 16 be­stimm­te Recht an­zu­wen­den.

Art. 22  

Die An­wen­dung des in die­sem Ka­pi­tel be­stimm­ten Rechts darf nur ver­sagt wer­den, wenn sie der öf­fent­li­chen Ord­nung (ord­re pu­blic) of­fen­sicht­lich wi­der­spricht, wo­bei das Wohl des Kin­des zu be­rück­sich­ti­gen ist.

Kapitel IV Anerkennung und Vollstreckung

Art. 23  

(1) Die von den Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats ge­trof­fe­nen Mass­nah­men wer­den kraft Ge­set­zes in den an­de­ren Ver­trags­staa­ten an­er­kannt.

(2) Die An­er­ken­nung kann je­doch ver­sagt wer­den:

a)
wenn die Mass­nah­me von ei­ner Be­hör­de ge­trof­fen wur­de, die nicht nach Ka­pi­tel II zu­stän­dig war;
b)
wenn die Mass­nah­me, aus­ser in drin­gen­den Fäl­len, im Rah­men ei­nes Ge­richts- oder Ver­wal­tungs­ver­fah­rens ge­trof­fen wur­de, oh­ne dass dem Kind die Mög­lich­keit ein­ge­räumt wor­den war, ge­hört zu wer­den, und da­durch ge­gen we­sent­li­che Ver­fah­rens­grund­sät­ze des er­such­ten Staa­tes ver­stos­sen wur­de;
c)
auf An­trag je­der Per­son, die gel­tend macht, dass die Mass­nah­me ih­re el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung be­ein­träch­tigt, wenn die­se Mass­nah­me, aus­ser in drin­gen­den Fäl­len, ge­trof­fen wur­de, oh­ne dass die­ser Per­son die Mög­lich­keit ein­ge­räumt wor­den war, ge­hört zu wer­den;
d)
wenn die An­er­ken­nung der öf­fent­li­chen Ord­nung (ord­re pu­blic) des er­such­ten Staa­tes of­fen­sicht­lich wi­der­spricht, wo­bei das Wohl des Kin­des zu be­rück­sich­ti­gen ist;
e)
wenn die Mass­nah­me mit ei­ner spä­ter im Nicht­ver­trags­staat des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des ge­trof­fe­nen Mass­nah­me un­ver­ein­bar ist, so­fern die spä­te­re Mass­nah­me die für ih­re An­er­ken­nung im er­such­ten Staat er­for­der­li­chen Vor­aus­set­zun­gen er­füllt;
f)
wenn das Ver­fah­ren nach Ar­ti­kel 33 nicht ein­ge­hal­ten wur­de.
Art. 24  

Un­be­scha­det des Ar­ti­kels 23 Ab­satz 1 kann je­de be­trof­fe­ne Per­son bei den zu­stän­di­gen Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats be­an­tra­gen, dass über die An­er­ken­nung oder Nicht­an­er­ken­nung ei­ner in ei­nem an­de­ren Ver­trags­staat ge­trof­fe­nen Mass­nah­me ent­schie­den wird. Das Ver­fah­ren be­stimmt sich nach dem Recht des er­such­ten Staa­tes.

Art. 25  

Die Be­hör­de des er­such­ten Staa­tes ist an die Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen ge­bun­den, auf wel­che die Be­hör­de des Staa­tes, in dem die Mass­nah­me ge­trof­fen wur­de, ih­re Zu­stän­dig­keit ge­stützt hat.

Art. 26  

(1) Er­for­dern die in ei­nem Ver­trags­staat ge­trof­fe­nen und dort voll­streck­ba­ren Mass­nah­men in ei­nem an­de­ren Ver­trags­staat Voll­stre­ckungs­hand­lun­gen, so wer­den sie in die­sem an­de­ren Staat auf An­trag je­der be­trof­fe­nen Par­tei nach dem im Recht die­ses Staa­tes vor­ge­se­he­nen Ver­fah­ren für voll­streck­bar er­klärt oder zur Voll­stre­ckung re­gis­triert.

(2) Je­der Ver­trags­staat wen­det auf die Voll­streck­bar­er­klä­rung oder die Re­gis­trie­rung ein ein­fa­ches und schnel­les Ver­fah­ren an.

(3) Die Voll­streck­bar­er­klä­rung oder die Re­gis­trie­rung darf nur aus ei­nem der in Ar­ti­kel 23 Ab­satz 2 vor­ge­se­he­nen Grün­de ver­sagt wer­den.

Art. 27  

Vor­be­halt­lich der für die An­wen­dung der vor­ste­hen­den Ar­ti­kel er­for­der­li­chen Über­prü­fung darf die ge­trof­fe­ne Mass­nah­me in der Sa­che selbst nicht nach­ge­prüft wer­den.

Art. 28  

Die in ei­nem Ver­trags­staat ge­trof­fe­nen und in ei­nem an­de­ren Ver­trags­staat für voll­streck­bar er­klär­ten oder zur Voll­stre­ckung re­gis­trier­ten Mass­nah­men wer­den dort voll­streckt, als sei­en sie von den Be­hör­den die­ses an­de­ren Staa­tes ge­trof­fen wor­den. Die Voll­stre­ckung rich­tet sich nach dem Recht des er­such­ten Staa­tes un­ter Be­ach­tung der dar­in vor­ge­se­he­nen Gren­zen, wo­bei das Wohl des Kin­des zu be­rück­sich­ti­gen ist.

Kapitel V Zusammenarbeit

Art. 29  

(1) Je­der Ver­trags­staat be­stimmt ei­ne Zen­tra­le Be­hör­de, wel­che die ihr durch die­ses Über­ein­kom­men über­tra­ge­nen Auf­ga­ben wahr­nimmt.

(2) Ei­nem Bun­des­staat, ei­nem Staat mit meh­re­ren Rechts­sys­te­men oder ei­nem Staat, der aus au­to­no­men Ge­biets­ein­hei­ten be­steht, steht es frei, meh­re­re Zen­tra­le Be­hör­den zu be­stim­men und de­ren räum­li­che und per­sön­li­che Zu­stän­dig­keit fest­zu­le­gen. Macht ein Staat von die­ser Mög­lich­keit Ge­brauch, so be­stimmt er die Zen­tra­le Be­hör­de, an wel­che Mit­tei­lun­gen zur Über­mitt­lung an die zu­stän­di­ge Zen­tra­le Be­hör­de in die­sem Staat ge­rich­tet wer­den kön­nen.

Art. 30  

(1) Die Zen­tra­len Be­hör­den ar­bei­ten zu­sam­men und för­dern die Zu­sam­men­ar­beit der zu­stän­di­gen Be­hör­den ih­rer Staa­ten, um die Zie­le die­ses Über­ein­kom­mens zu ver­wirk­li­chen.

(2) Im Zu­sam­men­hang mit der An­wen­dung die­ses Über­ein­kom­mens tref­fen sie die ge­eig­ne­ten Mass­nah­men, um Aus­künf­te über das Recht ih­rer Staa­ten so­wie die in ih­ren Staa­ten für den Schutz von Kin­dern ver­füg­ba­ren Diens­te zu er­tei­len.

Art. 31  

Die Zen­tra­le Be­hör­de ei­nes Ver­trags­staats trifft un­mit­tel­bar oder mit Hil­fe staat­li­cher Be­hör­den oder sons­ti­ger Stel­len al­le ge­eig­ne­ten Vor­keh­run­gen, um:

a)
die Mit­tei­lun­gen zu er­leich­tern und die Un­ter­stüt­zung an­zu­bie­ten, die in den Ar­ti­keln 8 und 9 und in die­sem Ka­pi­tel vor­ge­se­hen sind;
b)
durch Ver­mitt­lung, Schlich­tung oder ähn­li­che Mit­tel güt­li­che Ei­ni­gun­gen zum Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des bei Sach­ver­hal­ten zu er­leich­tern, auf die die­ses Über­ein­kom­men an­zu­wen­den ist;
c)
auf Er­su­chen der zu­stän­di­gen Be­hör­de ei­nes an­de­ren Ver­trags­staats bei der Er­mitt­lung des Auf­ent­halts­orts des Kin­des Un­ter­stüt­zung zu leis­ten, wenn der An­schein be­steht, dass das Kind sich im Ho­heits­ge­biet des er­such­ten Staa­tes be­fin­det und Schutz be­nö­tigt.
Art. 32  

Auf be­grün­de­tes Er­su­chen der Zen­tra­len Be­hör­de oder ei­ner an­de­ren zu­stän­di­gen Be­hör­de ei­nes Ver­trags­staats, zu dem das Kind ei­ne en­ge Ver­bin­dung hat, kann die Zen­tra­le Be­hör­de des Ver­trags­staats, in dem das Kind sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat und in dem es sich be­fin­det, un­mit­tel­bar oder mit Hil­fe staat­li­cher Be­hör­den oder sons­ti­ger Stel­len:

a)
einen Be­richt über die La­ge des Kin­des er­stat­ten;
b)
die zu­stän­di­ge Be­hör­de ih­res Staa­tes er­su­chen zu prü­fen, ob Mass­nah­men zum Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des er­for­der­lich sind.
Art. 33  

(1) Er­wägt die nach den Ar­ti­keln 5-10 zu­stän­di­ge Be­hör­de die Un­ter­brin­gung des Kin­des in ei­ner Pfle­ge­fa­mi­lie oder ei­nem Heim oder sei­ne Be­treu­ung durch Ka­fa­la oder ei­ne ent­spre­chen­de Ein­rich­tung und soll es in ei­nem an­de­ren Ver­trags­staat un­ter­ge­bracht oder be­treut wer­den, so zieht sie vor­her die Zen­tra­le Be­hör­de oder ei­ne an­de­re zu­stän­di­ge Be­hör­de die­ses Staa­tes zu Ra­te. Zu die­sem Zweck über­mit­telt sie ihr einen Be­richt über das Kind und die Grün­de ih­res Vor­schlags zur Un­ter­brin­gung oder Be­treu­ung.

(2) Die Ent­schei­dung über die Un­ter­brin­gung oder Be­treu­ung kann im er­su­chen­den Staat nur ge­trof­fen wer­den, wenn die Zen­tra­le Be­hör­de oder ei­ne an­de­re zu­stän­di­ge Be­hör­de des er­such­ten Staa­tes die­ser Un­ter­brin­gung oder Be­treu­ung zu­ge­stimmt hat, wo­bei das Wohl des Kin­des zu be­rück­sich­ti­gen ist.

Art. 34  

(1) Wird ei­ne Schutz­mass­nah­me er­wo­gen, so kön­nen die nach die­sem Über­ein­kom­men zu­stän­di­gen Be­hör­den, so­fern die La­ge des Kin­des dies er­for­dert, je­de Be­hör­de ei­nes an­de­ren Ver­trags­staats, die über sach­dien­li­che In­for­ma­tio­nen für den Schutz des Kin­des ver­fügt, er­su­chen, sie ih­nen mit­zu­tei­len.

(2) Je­der Ver­trags­staat kann er­klä­ren, dass Er­su­chen nach Ab­satz 1 sei­nen Be­hör­den nur über sei­ne Zen­tra­le Be­hör­de zu über­mit­teln sind.

Art. 35  

(1) Die zu­stän­di­gen Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats kön­nen die Be­hör­den ei­nes an­de­ren Ver­trags­staats er­su­chen, ih­nen bei der Durch­füh­rung der nach die­sem Über­ein­kom­men ge­trof­fe­nen Schutz­mass­nah­men Hil­fe zu leis­ten, ins­be­son­de­re um die wirk­sa­me Aus­übung des Rechts auf per­sön­li­chen Ver­kehr1 so­wie des Rechts si­cher­zu­stel­len, re­gel­mäs­si­ge un­mit­tel­ba­re Kon­tak­te auf­recht­zu­er­hal­ten.

(2) Die Be­hör­den ei­nes Ver­trags­staats, in dem das Kind kei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat, kön­nen auf An­trag ei­nes El­tern­teils, der sich in die­sem Staat auf­hält und der ein Recht auf per­sön­li­chen Ver­kehr2 zu er­hal­ten oder bei­zu­be­hal­ten wünscht, Aus­künf­te oder Be­wei­se ein­ho­len und Fest­stel­lun­gen über die Eig­nung die­ses El­tern­teils zur Aus­übung des Rechts auf per­sön­li­chen Ver­kehr3 und die Be­din­gun­gen sei­ner Aus­übung tref­fen. Ei­ne Be­hör­de, die nach den Ar­ti­keln 5-10 für die Ent­schei­dung über das Recht auf per­sön­li­chen Ver­kehr4 zu­stän­dig ist, hat vor ih­rer Ent­schei­dung die­se Aus­künf­te, Be­wei­se und Fest­stel­lun­gen zu­zu­las­sen und zu be­rück­sich­ti­gen.

(3) Ei­ne Be­hör­de, die nach den Ar­ti­keln 5-10 für die Ent­schei­dung über das Recht auf per­sön­li­chen Ver­kehr5 zu­stän­dig ist, kann das Ver­fah­ren bis zum Vor­lie­gen des Er­geb­nis­ses des in Ab­satz 2 vor­ge­se­he­nen Ver­fah­rens aus­set­zen, ins­be­son­de­re wenn bei ihr ein An­trag auf Än­de­rung oder Auf­he­bung des Rechts auf per­sön­li­chen Ver­kehr6 an­hän­gig ist, das die Be­hör­den des Staa­tes des frü­he­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts des Kin­des ein­ge­räumt ha­ben.

(4) Die­ser Ar­ti­kel hin­dert ei­ne nach den Ar­ti­keln 5-10 zu­stän­di­ge Be­hör­de nicht, bis zum Vor­lie­gen des Er­geb­nis­ses des in Ab­satz 2 vor­ge­se­he­nen Ver­fah­rens vor­läu­fi­ge Mass­nah­men zu tref­fen.


1 DE: des Rechts zum per­sön­li­chen Um­gang
2 DE: des Rechts zum per­sön­li­chen Um­gang
3 DE: des Rechts zum per­sön­li­chen Um­gang
4 DE: des Rechts zum per­sön­li­chen Um­gang
5 DE: des Rechts zum per­sön­li­chen Um­gang
6 DE: des Rechts zum per­sön­li­chen Um­gang

Art. 36  

Ist das Kind ei­ner schwe­ren Ge­fahr aus­ge­setzt, so be­nach­rich­ti­gen die zu­stän­di­gen Be­hör­den des Ver­trags­staats, in dem Mass­nah­men zum Schutz die­ses Kin­des ge­trof­fen wur­den oder in Be­tracht ge­zo­gen wer­den, so­fern sie über den Wech­sel des Auf­ent­halts­orts in einen an­de­ren Staat oder die dor­ti­ge An­we­sen­heit des Kin­des un­ter­rich­tet sind, die Be­hör­den die­ses Staa­tes von der Ge­fahr und den ge­trof­fe­nen oder in Be­tracht ge­zo­ge­nen Mass­nah­men.

Art. 37  

Ei­ne Be­hör­de darf nach die­sem Ka­pi­tel we­der um In­for­ma­tio­nen er­su­chen noch sol­che er­tei­len, wenn da­durch nach ih­rer Auf­fas­sung die Per­son oder das Ver­mö­gen des Kin­des in Ge­fahr ge­ra­ten könn­te oder die Frei­heit oder das Le­ben ei­nes Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen des Kin­des ernst­haft be­droht wür­de.

Art. 38  

(1) Un­be­scha­det der Mög­lich­keit, für die er­brach­ten Dienst­leis­tun­gen an­ge­mes­se­ne Kos­ten zu ver­lan­gen, tra­gen die Zen­tra­len Be­hör­den und die an­de­ren staat­li­chen Be­hör­den der Ver­trags­staa­ten die Kos­ten, die ih­nen durch die An­wen­dung die­ses Ka­pi­tels ent­ste­hen.

(2) Je­der Ver­trags­staat kann mit ei­nem oder meh­re­ren an­de­ren Ver­trags­staa­ten Ver­ein­ba­run­gen über die Kos­ten­auf­tei­lung tref­fen.

Art. 39  

Je­der Ver­trags­staat kann mit ei­nem oder meh­re­ren an­de­ren Ver­trags­staa­ten Ver­ein­ba­run­gen tref­fen, um die An­wen­dung die­ses Ka­pi­tels in ih­ren ge­gen­sei­ti­gen Be­zie­hun­gen zu er­leich­tern. Die Staa­ten, die sol­che Ver­ein­ba­run­gen ge­trof­fen ha­ben, über­mit­teln dem De­po­si­tar1 die­ses Über­ein­kom­mens ei­ne Ab­schrift.


1 DE: Ver­wah­rer (so auch in den Ar­ti­keln 45, 57-60, 62 und 63)

Kapitel VI Allgemeine Bestimmungen

Art. 40  

(1) Die Be­hör­den des Ver­trags­staats, in dem das Kind sei­nen ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat oder in dem ei­ne Schutz­mass­nah­me ge­trof­fen wur­de, kön­nen dem Trä­ger der el­ter­li­chen Ver­ant­wor­tung oder je­dem, dem der Schutz der Per­son oder des Ver­mö­gens des Kin­des an­ver­traut wur­de, auf des­sen An­trag ei­ne Be­schei­ni­gung über sei­ne Be­rech­ti­gung zum Han­deln und die ihm über­tra­ge­nen Be­fug­nis­se aus­stel­len.

(2) Die Rich­tig­keit der Be­rech­ti­gung zum Han­deln und der Be­fug­nis­se, die be­schei­nigt sind, wird bis zum Be­weis des Ge­gen­teils ver­mu­tet.

(3) Je­der Ver­trags­staat be­stimmt die für die Aus­stel­lung der Be­schei­ni­gung zu­stän­di­gen Be­hör­den.

Art. 41  

Die nach die­sem Über­ein­kom­men ge­sam­mel­ten oder über­mit­tel­ten per­so­nen­be­zo­ge­nen Da­ten dür­fen nur für die Zwe­cke ver­wen­det wer­den, zu de­nen sie ge­sam­melt oder über­mit­telt wur­den.

Art. 42  

Be­hör­den, de­nen In­for­ma­tio­nen über­mit­telt wer­den, stel­len nach dem Recht ih­res Staa­tes de­ren ver­trau­li­che Be­hand­lung si­cher.

Art. 43  

Die nach die­sem Über­ein­kom­men über­mit­tel­ten oder aus­ge­stell­ten Schrift­stücke sind von je­der Be­glau­bi­gung1 oder ent­spre­chen­den Förm­lich­keit be­freit.


1 DE: Le­ga­li­sa­ti­on

Art. 44  

Je­der Ver­trags­staat kann die Be­hör­den be­stim­men, an die Er­su­chen nach den Ar­ti­keln 8, 9 und 33 zu rich­ten sind.

Art. 45  

(1) Die nach den Ar­ti­keln 29 und 44 be­stimm­ten Be­hör­den wer­den dem Stän­di­gen Bü­ro der Haa­ger Kon­fe­renz für In­ter­na­tio­na­les Pri­vat­recht mit­ge­teilt.

(2) Die Er­klä­rung nach Ar­ti­kel 34 Ab­satz 2 wird ge­gen­über dem De­po­si­tar die­ses Über­ein­kom­mens ab­ge­ge­ben.

Art. 46  

Ein Ver­trags­staat, in dem ver­schie­de­ne Rechts­sys­te­me oder Ge­samt­hei­ten von Re­geln für den Schutz der Per­son und des Ver­mö­gens des Kin­des gel­ten, muss die Re­geln die­ses Über­ein­kom­mens nicht auf Kol­li­sio­nen an­wen­den, die al­lein zwi­schen die­sen ver­schie­de­nen Rechts­sys­te­men oder Ge­samt­hei­ten von Re­geln be­ste­hen.

Art. 47  

Gel­ten in ei­nem Staat in Be­zug auf die in die­sem Über­ein­kom­men ge­re­gel­ten An­ge­le­gen­hei­ten zwei oder mehr Rechts­sys­te­me oder Ge­samt­hei­ten von Re­geln in ver­schie­de­nen Ge­biets­ein­hei­ten, so ist je­de Ver­wei­sung:

1.
auf den ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in die­sem Staat als Ver­wei­sung auf den ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in ei­ner Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen;
2.
auf die An­we­sen­heit des Kin­des in die­sem Staat als Ver­wei­sung auf die An­we­sen­heit des Kin­des in ei­ner Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen;
3.
auf die Be­le­gen­heit des Ver­mö­gens des Kin­des in die­sem Staat als Ver­wei­sung auf die Be­le­gen­heit des Ver­mö­gens des Kin­des in ei­ner Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen;
4.
auf den Staat, dem das Kind an­ge­hört, als Ver­wei­sung auf die von dem Recht die­ses Staa­tes be­stimm­te Ge­biets­ein­heit oder, wenn sol­che Re­geln feh­len, als Ver­wei­sung auf die Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen, mit der das Kind die engs­te Ver­bin­dung hat;
5.
auf den Staat, bei des­sen Be­hör­den ein An­trag auf Schei­dung, Tren­nung, Auf­he­bung oder Nich­ti­g­er­klä­rung der Ehe der El­tern des Kin­des an­hän­gig ist, als Ver­wei­sung auf die Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen, bei de­ren Be­hör­den ein sol­cher An­trag an­hän­gig ist;
6.
auf den Staat, mit dem das Kind ei­ne en­ge Ver­bin­dung hat, als Ver­wei­sung auf die Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen, mit der das Kind ei­ne sol­che Ver­bin­dung hat;
7.
auf den Staat, in den das Kind ver­bracht oder in dem es zu­rück­ge­hal­ten wur­de, als Ver­wei­sung auf die Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen, in die das Kind ver­bracht oder in der es zu­rück­ge­hal­ten wur­de;
8.
auf Stel­len oder Be­hör­den die­ses Staa­tes, die nicht Zen­tra­le Be­hör­den sind, als Ver­wei­sung auf die Stel­len oder Be­hör­den zu ver­ste­hen, die in der be­tref­fen­den Ge­biets­ein­heit hand­lungs­be­fugt sind;
9.
auf das Recht, das Ver­fah­ren oder die Be­hör­de des Staa­tes, in dem ei­ne Mass­nah­me ge­trof­fen wur­de, als Ver­wei­sung auf das Recht, das Ver­fah­ren oder die Be­hör­de der Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen, in der die­se Mass­nah­me ge­trof­fen wur­de;
10.
auf das Recht, das Ver­fah­ren oder die Be­hör­de des er­such­ten Staa­tes als Ver­wei­sung auf das Recht, das Ver­fah­ren oder die Be­hör­de der Ge­biets­ein­heit zu ver­ste­hen, in der die An­er­ken­nung oder Voll­stre­ckung gel­tend ge­macht wird.
Art. 48  

Hat ein Staat zwei oder mehr Ge­biets­ein­hei­ten mit ei­ge­nen Rechts­sys­te­men oder Ge­samt­hei­ten von Re­geln für die in die­sem Über­ein­kom­men ge­re­gel­ten An­ge­le­gen­hei­ten, so gilt zur Be­stim­mung des nach Ka­pi­tel III an­zu­wen­den­den Rechts Fol­gen­des:

a)
Sind in die­sem Staat Re­geln in Kraft, die das Recht ei­ner be­stimm­ten Ge­biets­ein­heit für an­wend­bar er­klä­ren, so ist das Recht die­ser Ein­heit an­zu­wen­den.
b)
Feh­len sol­che Re­geln, so ist das Recht der in Ar­ti­kel 47 be­stimm­ten Ge­biets­ein­heit an­zu­wen­den.
Art. 49  

Hat ein Staat zwei oder mehr Rechts­sys­te­me oder Ge­samt­hei­ten von Re­geln, die auf ver­schie­de­ne Per­so­nen­grup­pen hin­sicht­lich der in die­sem Über­ein­kom­men ge­re­gel­ten An­ge­le­gen­hei­ten an­zu­wen­den sind, so gilt zur Be­stim­mung des nach Ka­pi­tel III an­zu­wen­den­den Rechts Fol­gen­des:

a)
Sind in die­sem Staat Re­geln in Kraft, die be­stim­men, wel­ches die­ser Rech­te an­zu­wen­den ist, so ist die­ses an­zu­wen­den.
b)
Feh­len sol­che Re­geln, so ist das Rechts­sys­tem oder die Ge­samt­heit von Re­geln an­zu­wen­den, mit de­nen das Kind die engs­te Ver­bin­dung hat.
Art. 50  

Die­ses Über­ein­kom­men lässt das Über­ein­kom­men vom 25. Ok­to­ber 19801 über die zi­vil­recht­li­chen Aspek­te in­ter­na­tio­na­ler Kin­desent­füh­rung im Ver­hält­nis zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en bei­der Über­ein­kom­men un­be­rührt. Ei­ner Be­ru­fung auf Be­stim­mun­gen die­ses Über­ein­kom­mens zu dem Zweck, die Rück­kehr ei­nes wi­der­recht­lich ver­brach­ten oder zu­rück­ge­hal­te­nen Kin­des zu er­wir­ken oder das Recht auf per­sön­li­chen Ver­kehr2 durch­zu­füh­ren, steht je­doch nichts ent­ge­gen.


1 SR 0.211.230.02
2 DE: das Recht zum per­sön­li­chen Um­gang

Art. 51  

Im Ver­hält­nis zwi­schen den Ver­trags­staa­ten er­setzt die­ses Über­ein­kom­men das Über­ein­kom­men vom 5. Ok­to­ber 1961 über die Zu­stän­dig­keit der Be­hör­den und das an­zu­wen­den­de Recht auf dem Ge­biet des Schut­zes von Min­der­jäh­ri­gen und das am 12. Ju­ni 19021 in Den Haag un­ter­zeich­ne­te Ab­kom­men zur Re­ge­lung der Vor­mund­schaft über Min­der­jäh­ri­ge, un­be­scha­det der An­er­ken­nung von Mass­nah­men, die nach dem ge­nann­ten Über­ein­kom­men vom 5. Ok­to­ber 1961 ge­trof­fen wur­den.


1 [BS 11 800. AS 1977 766]

Art. 52  

(1) Die­ses Über­ein­kom­men lässt in­ter­na­tio­na­le Über­ein­künf­te un­be­rührt, de­nen Ver­trags­staa­ten als Ver­trags­par­tei­en an­ge­hö­ren und die Be­stim­mun­gen über die in die­sem Über­ein­kom­men ge­re­gel­ten An­ge­le­gen­hei­ten ent­hal­ten, so­fern die durch ei­ne sol­che Über­ein­kunft ge­bun­de­nen Staa­ten kei­ne ge­gen­tei­li­ge Er­klä­rung ab­ge­ben.

(2) Die­ses Über­ein­kom­men lässt die Mög­lich­keit un­be­rührt, dass ein oder meh­re­re Ver­trags­staa­ten Ver­ein­ba­run­gen tref­fen, die in Be­zug auf Kin­der mit ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halt in ei­nem der Staa­ten, die Ver­trags­par­tei­en sol­cher Ver­ein­ba­run­gen sind, Be­stim­mun­gen über die in die­sem Über­ein­kom­men ge­re­gel­ten An­ge­le­gen­hei­ten ent­hal­ten.

(3) Künf­ti­ge Ver­ein­ba­run­gen ei­nes oder meh­re­rer Ver­trags­staa­ten über An­ge­le­gen­hei­ten im An­wen­dungs­be­reich die­ses Über­ein­kom­mens las­sen im Ver­hält­nis zwi­schen sol­chen Staa­ten und an­de­ren Ver­trags­staa­ten die An­wen­dung der Be­stim­mun­gen des Über­ein­kom­mens un­be­rührt.

(4) Die Ab­sät­ze 1-3 gel­ten auch für Ein­heits­recht, das auf be­son­de­ren Ver­bin­dun­gen ins­be­son­de­re re­gio­na­ler Art zwi­schen den be­trof­fe­nen Staa­ten be­ruht.

Art. 53  

(1) Die­ses Über­ein­kom­men ist nur auf Mass­nah­men an­zu­wen­den, die in ei­nem Staat ge­trof­fen wer­den, nach­dem das Über­ein­kom­men für die­sen Staat in Kraft ge­tre­ten ist.

(2) Die­ses Über­ein­kom­men ist auf die An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung von Mass­nah­men an­zu­wen­den, die ge­trof­fen wur­den, nach­dem es im Ver­hält­nis zwi­schen dem Staat, in dem die Mass­nah­men ge­trof­fen wur­den, und dem er­such­ten Staat in Kraft ge­tre­ten ist.

Art. 54  

(1) Mit­tei­lun­gen an die Zen­tra­le Be­hör­de oder ei­ne an­de­re Be­hör­de ei­nes Ver­trags­staats wer­den in der Ori­gi­nal­spra­che zu­ge­sandt; sie müs­sen von ei­ner Über­set­zung in die Amtss­pra­che oder ei­ne der Amtss­pra­chen des an­de­ren Staa­tes oder, wenn ei­ne sol­che Über­set­zung nur schwer er­hält­lich ist, von ei­ner Über­set­zung ins Fran­zö­si­sche oder Eng­li­sche be­glei­tet sein.

(2) Ein Ver­trags­staat kann je­doch einen Vor­be­halt nach Ar­ti­kel 60 an­brin­gen und dar­in ge­gen die Ver­wen­dung des Fran­zö­si­schen oder Eng­li­schen, je­doch nicht bei­der Spra­chen, Ein­spruch er­he­ben.

Art. 55  

(1) Ein Ver­trags­staat kann sich nach Ar­ti­kel 60:

a)
die Zu­stän­dig­keit sei­ner Be­hör­den vor­be­hal­ten, Mass­nah­men zum Schutz des in sei­nem Ho­heits­ge­biet be­find­li­chen Ver­mö­gens ei­nes Kin­des zu tref­fen;
b)
vor­be­hal­ten, die el­ter­li­che Ver­ant­wor­tung oder ei­ne Mass­nah­me nicht an­zu­er­ken­nen, so­weit sie mit ei­ner von sei­nen Be­hör­den in Be­zug auf die­ses Ver­mö­gen ge­trof­fe­nen Mass­nah­me un­ver­ein­bar ist.

(2) Der Vor­be­halt kann auf be­stimm­te Ver­mö­gens­ar­ten be­schränkt wer­den.

Art. 56  

Der Ge­ne­ral­se­kre­tär der Haa­ger Kon­fe­renz für In­ter­na­tio­na­les Pri­vat­recht be­ruft in re­gel­mäs­si­gen Ab­stän­den ei­ne Spe­zi­al­kom­mis­si­on zur Prü­fung der prak­ti­schen Durch­füh­rung die­ses Über­ein­kom­mens ein.

Kapitel VII Schlussbestimmungen

Art. 57  

(1) Die­ses Über­ein­kom­men liegt für die Staa­ten, die zur Zeit der Acht­zehn­ten Ta­gung der Haa­ger Kon­fe­renz für In­ter­na­tio­na­les Pri­vat­recht Mit­glied der Kon­fe­renz wa­ren, zur Un­ter­zeich­nung auf.

(2) Es be­darf der Ra­ti­fi­ka­ti­on, An­nah­me oder Ge­neh­mi­gung; die Ra­ti­fi­ka­ti­ons-, An­nah­me- oder Ge­neh­mi­gungs­ur­kun­den wer­den beim Mi­nis­te­ri­um für aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten des Kö­nig­reichs der Nie­der­lan­de, dem De­po­si­tar die­ses Über­ein­kom­mens, hin­ter­legt.

Art. 58  

(1) Je­der an­de­re Staat kann die­sem Über­ein­kom­men bei­tre­ten, so­bald es nach Ar­ti­kel 61 Ab­satz 1 in Kraft ge­tre­ten ist.

(2) Die Bei­tritts­ur­kun­de wird beim De­po­si­tar hin­ter­legt.

(3) Der Bei­tritt wirkt nur im Ver­hält­nis zwi­schen dem bei­tre­ten­den Staat und den Ver­trags­staa­ten, die in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Ein­gang der in Ar­ti­kel 63 Buch­sta­be b vor­ge­se­he­nen No­ti­fi­ka­ti­on kei­nen Ein­spruch ge­gen den Bei­tritt er­ho­ben ha­ben. Nach dem Bei­tritt kann ein sol­cher Ein­spruch auch von je­dem Staat in dem Zeit­punkt er­ho­ben wer­den, in dem er die­ses Über­ein­kom­men ra­ti­fi­ziert, an­nimmt oder ge­neh­migt. Die Ein­sprü­che wer­den dem De­po­si­tar no­ti­fi­ziert.

Art. 59  

(1) Ein Staat, der aus zwei oder mehr Ge­biets­ein­hei­ten be­steht, in de­nen für die in die­sem Über­ein­kom­men be­han­del­ten An­ge­le­gen­hei­ten un­ter­schied­li­che Rechts­sys­te­me gel­ten, kann bei der Un­ter­zeich­nung, der Ra­ti­fi­ka­ti­on, der An­nah­me, der Ge­neh­mi­gung oder dem Bei­tritt er­klä­ren, dass das Über­ein­kom­men auf al­le sei­ne Ge­biets­ein­hei­ten oder nur auf ei­ne oder meh­re­re da­von er­streckt wird; er kann die­se Er­klä­rung durch Ab­ga­be ei­ner neu­en Er­klä­rung je­der­zeit än­dern.

(2) Je­de der­ar­ti­ge Er­klä­rung wird dem De­po­si­tar un­ter aus­drück­li­cher Be­zeich­nung der Ge­biets­ein­hei­ten no­ti­fi­ziert, auf die die­ses Über­ein­kom­men an­ge­wen­det wird.

(3) Gibt ein Staat kei­ne Er­klä­rung nach die­sem Ar­ti­kel ab, so ist die­ses Über­ein­kom­men auf sein ge­sam­tes Ho­heits­ge­biet an­zu­wen­den.

Art. 60  

(1) Je­der Staat kann spä­tes­tens bei der Ra­ti­fi­ka­ti­on, der An­nah­me, der Ge­neh­mi­gung oder dem Bei­tritt oder bei Ab­ga­be ei­ner Er­klä­rung nach Ar­ti­kel 59 einen der in Ar­ti­kel 54 Ab­satz 2 und Ar­ti­kel 55 vor­ge­se­he­nen Vor­be­hal­te oder bei­de an­brin­gen. Wei­te­re Vor­be­hal­te sind nicht zu­läs­sig.

(2) Je­der Staat kann einen von ihm an­ge­brach­ten Vor­be­halt je­der­zeit zu­rück­neh­men. Die Rück­nah­me wird dem De­po­si­tar no­ti­fi­ziert.

(3) Die Wir­kung des Vor­be­halts en­det am ers­ten Tag des drit­ten Ka­len­der­mo­nats nach der in Ab­satz 2 ge­nann­ten No­ti­fi­ka­ti­on.

Art. 61  

(1) Die­ses Über­ein­kom­men tritt am ers­ten Tag des Mo­nats in Kraft, der auf einen Zeit­ab­schnitt von drei Mo­na­ten nach der in Ar­ti­kel 57 vor­ge­se­he­nen Hin­ter­le­gung der drit­ten Ra­ti­fi­ka­ti­ons-, An­nah­me- oder Ge­neh­mi­gungs­ur­kun­de folgt.

(2) Da­nach tritt die­ses Über­ein­kom­men in Kraft:

a)
für je­den Staat, der es spä­ter ra­ti­fi­ziert, an­nimmt oder ge­neh­migt, am ers­ten Tag des Mo­nats, der auf einen Zeit­ab­schnitt von drei Mo­na­ten nach Hin­ter­le­gung sei­ner Ra­ti­fi­ka­ti­ons-, An­nah­me-, Ge­neh­mi­gungs- oder Bei­tritts­ur­kun­de folgt;
b)
für je­den Staat, der ihm bei­tritt, am ers­ten Tag des Mo­nats, der auf einen Zeit­ab­schnitt von drei Mo­na­ten nach Ab­lauf der in Ar­ti­kel 58 Ab­satz 3 vor­ge­se­he­nen Frist von sechs Mo­na­ten folgt;
c)
für die Ge­biets­ein­hei­ten, auf die es nach Ar­ti­kel 59 er­streckt wor­den ist, am ers­ten Tag des Mo­nats, der auf einen Zeit­ab­schnitt von drei Mo­na­ten nach der in je­nem Ar­ti­kel vor­ge­se­he­nen No­ti­fi­ka­ti­on folgt.
Art. 62  

(1) Je­der Ver­trags­staat kann die­ses Über­ein­kom­men durch ei­ne an den De­po­si­tar ge­rich­te­te schrift­li­che No­ti­fi­ka­ti­on kün­di­gen. Die Kün­di­gung kann sich auf be­stimm­te Ge­biets­ein­hei­ten be­schrän­ken, auf die das Über­ein­kom­men an­ge­wen­det wird.

(2) Die Kün­di­gung wird am ers­ten Tag des Mo­nats wirk­sam, der auf einen Zeit­ab­schnitt von zwölf Mo­na­ten nach Ein­gang der No­ti­fi­ka­ti­on beim De­po­si­tar folgt. Ist in der No­ti­fi­ka­ti­on für das Wirk­sam­wer­den der Kün­di­gung ein län­ge­rer Zeit­ab­schnitt an­ge­ge­ben, so wird die Kün­di­gung nach Ab­lauf des ent­spre­chen­den Zeit­ab­schnitts wirk­sam.

Art. 63  

Der De­po­si­tar no­ti­fi­ziert den Mit­glied­staa­ten der Haa­ger Kon­fe­renz für In­ter­na­tio­na­les Pri­vat­recht so­wie den Staa­ten, die nach Ar­ti­kel 58 bei­ge­tre­ten sind:

a)
je­de Un­ter­zeich­nung, Ra­ti­fi­ka­ti­on, An­nah­me und Ge­neh­mi­gung nach Ar­ti­kel 57;
b)
je­den Bei­tritt und je­den Ein­spruch ge­gen einen Bei­tritt nach Ar­ti­kel 58;
c)
den Tag, an dem die­ses Über­ein­kom­men nach Ar­ti­kel 61 in Kraft tritt;
d)
je­de Er­klä­rung nach Ar­ti­kel 34 Ab­satz 2 und Ar­ti­kel 59;
e)
je­de Ver­ein­ba­rung nach Ar­ti­kel 39;
f)
je­den Vor­be­halt nach Ar­ti­kel 54 Ab­satz 2 und Ar­ti­kel 55 so­wie je­de Rück­nah­me ei­nes Vor­be­halts nach Ar­ti­kel 60 Ab­satz 2;
g)
je­de Kün­di­gung nach Ar­ti­kel 62.

Zu Ur­kund des­sen ha­ben die hier­zu ge­hö­rig be­fug­ten Un­ter­zeich­ne­ten die­ses Über­ein­kom­men un­ter­schrie­ben.

Ge­sche­hen in Den Haag am 19. Ok­to­ber 1996 in fran­zö­si­scher und eng­li­scher Spra­che, wo­bei je­der Wort­laut glei­cher­mas­sen ver­bind­lich ist, in ei­ner Ur­schrift, die im Ar­chiv der Re­gie­rung des Kö­nig­reichs der Nie­der­lan­de hin­ter­legt und von der je­dem Staat, der zur Zeit der Acht­zehn­ten Ta­gung der Haa­ger Kon­fe­renz für In­ter­na­tio­na­les Pri­vat­recht Mit­glied der Kon­fe­renz war, auf di­plo­ma­ti­schem Weg ei­ne be­glau­big­te Ab­schrift über­mit­telt wird.

(Es fol­gen die Un­ter­schrif­ten)

Zentrale Behörden der Schweiz

Zentrale Behörde des Bundes

Zentrale Behörden der Kantone

Geltungsbereich am 25. September 2017

Vorbehalte und Erklärungen

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