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Verfassung
von Republik und Kanton Tessin

Übersetzung 1

vom 14. Dezember 1997 (Stand am 11. März 2020) 2

1 Der Text in der italenischen Originalsprache findet sich unter der gleichen Nummer in der entsprechen­den Ausgabe dieser Sammlung.

2 Diese Veröffentlichung basiert auf jenen der Änderungen im Rahmen der Gewährleistungs­botschaften im BBl. Sie kann vorübergehend von der Veröffentlichung in der kantonalen Gesetzessammlung abweichen. Der Stand bezeichnet daher das Datum des letzten im BBl veröffentlichten Gewährleistungsbeschlusses der Bundesversammlung.

Präambel

Das Tessiner Volk,

in der Absicht, ein friedliches Zusammenleben unter Achtung der Menschenwürde, der Grundfreiheiten und der sozialen Gerechtigkeit zu gewährleisten;
überzeugt, dass sich diese Werte in einer demokratischen Gemeinschaft von Bürgern, die nach dem Gemeinwohl streben, verwirklichen lassen;
der historischen Verpflichtung getreu, in der Schweizerischen Eidgenossenschaft die italienische Kultur zu vertreten;
im Bewusstsein, dass die Verantwortung gegenüber den künftigen Generationen einen nachhaltigen menschlichen Umgang mit der Natur und eine Anwendung des menschlichen Wissens verlangt, die Mensch und Umwelt respektiert;

gibt sich folgende Verfassung:

Titel I: Wesen und Ziel des Kantons

Art. 1  

1 Der Kan­ton Tes­sin ist ei­ne de­mo­kra­ti­sche Re­pu­blik ita­lie­ni­scher Kul­tur und Spra­che.

2 Der Kan­ton ist ein Stand der Schwei­ze­ri­schen Eid­ge­nos­sen­schaft, des­sen Sou­ve­rä­ni­tät nur durch die Bun­des­ver­fas­sung3 ein­ge­schränkt wird.

Art. 2  

1 Die Staats­ge­walt geht von der Ge­samt­heit der Bür­ger aus und wird auf die durch die Ver­fas­sung be­stimm­te Art und Wei­se aus­ge­übt.

2 Die Stim­me des Kan­tons wird vom Volk mit der Mehr­heit der gül­ti­gen Stim­men ab­ge­ge­ben.

Art. 3  

Der Kan­ton hat fol­gen­des Wap­pen:

«Ge­spal­ten von Rot und von Blau».

Art. 4  

1 Der Kan­ton ge­währ­leis­tet und ver­wirk­licht die per­sön­li­che Frei­heit so­wie die In­di­vi­du­al- und So­zi­al­rech­te der­je­ni­gen, die in sei­nem Ge­biet le­ben, er för­dert die Kul­tur, die So­li­dari­tät so­wie das wirt­schaft­li­che Wohl­er­ge­hen und schützt die ei­ge­ne Iden­ti­tät so­wie die Wer­te der Um­welt. Er wacht dar­über, dass die vom Bund ab­ge­schlos­se­nen völ­ker­recht­li­chen Ver­trä­ge und die aus­län­di­schen Rechts­vor­schrif­ten, auf die die­se Ver­trä­ge al­len­falls Be­zug neh­men, oh­ne Ver­let­zung der In­di­vi­du­al- und So­zi­al­rech­te der­je­ni­gen, die in sei­nem Ge­biet le­ben, und un­ter vol­ler Be­ach­tung des Grund­satzes der Re­zi­pro­zi­tät un­ter Staa­ten an­ge­wen­det wer­den.4

2 Die ge­mein­schaft­li­chen In­ter­es­sen wer­den un­ter Mit­wir­kung al­ler wahr­ge­nom­men.

3 Der Kan­ton för­dert die Chan­cen­gleich­heit der Bür­ger.5

4 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 25. Sept. 2016, in Kraft seit 1. April 2018. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 5. Dez. 2017 (BBl 2018 33Art. 2, 2017 5849).

5 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 5. Ju­ni 2011, in Kraft seit 28. Ju­ni 2011. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2015 (BBl 2015 3035Art. 1 Ziff. 8, 2014 9091).

Art. 5  

Bel­lin­zo­na ist der Hauptort des Kan­tons so­wie Sitz des Gros­sen Ra­tes und des Staats­ra­tes.

Titel II: Grundrechte und Pflichten

Art. 6  

1 Das Recht auf Le­ben ist mit der mensch­li­chen Per­son un­trenn­bar ver­bun­den und ist zu schüt­zen.

2 Die Men­schen­wür­de ist un­an­tast­bar.

3 Die To­dess­tra­fe, die Fol­ter und un­mensch­li­che oder er­nied­ri­gen­de Be­hand­lun­gen sind ver­bo­ten.

Art. 7  

1 Nie­mand darf we­gen sei­ner Her­kunft, sei­ner Ras­se, sei­ner so­zia­len Stel­lung, sei­ner re­li­gi­ösen, welt­an­schau­li­chen oder po­li­ti­schen Über­zeu­gung oder we­gen sei­nes Ge­sund­heits­zu­stan­des be­nach­tei­ligt oder be­vor­zugt wer­den.

2 Frau­en und Män­ner sind vor dem Ge­setz gleich.

3 Frau­en und Män­ner er­hal­ten für gleich­wer­ti­ge Ar­beit den glei­chen Lohn.

4 Die in der Ver­fas­sung, in den Ge­set­zen und im Rah­men der staat­li­chen Tä­tig­keit ver­wen­de­ten Aus­drücke, die in der männ­li­chen Form ge­hal­ten sind, be­zie­hen sich auf bei­de Ge­schlech­ter.

Art. 8  

1 Je­der­mann hat An­spruch auf Aus­druck sei­ner Per­sön­lich­keit.

2 Ge­währ­leis­tet sind ins­be­son­de­re:

a)
die per­sön­li­che Frei­heit, die kör­per­li­che und geis­ti­ge Un­ver­sehrt­heit;
b)
die Ge­wis­sens- und Glau­bens­frei­heit;
c)
die Mei­nungs-, In­for­ma­ti­ons- und Pres­se­frei­heit;
d)
der Schutz der Pri­vat­sphä­re und der per­sön­li­chen Da­ten so wie das Recht je­der Per­son auf Ein­sicht in sie be­tref­fen­de amt­li­che oder pri­va­te Da­ten­samm­lun­gen, auf die Be­rich­ti­gung un­rich­ti­ger Da­ten und auf den Schutz vor dem Miss­brauch der per­sön­li­chen Da­ten;
e)
die Ver­ei­ni­gungs-, Ver­samm­lungs- und Kund­ge­bungs­frei­heit;
f)
das Recht auf Streik und das Recht auf Aus­sper­rung, wenn sie die Ar­beits­be­zie­hun­gen be­tref­fen und kei­ne Ver­pflich­tun­gen ent­ge­gen­ste­hen, den Ar­beits­frie­den zu wah­ren oder Schlich­tungs­ver­hand­lun­gen zu füh­ren;
g)
die Nie­der­las­sungs­frei­heit;
h)
das Ei­gen­tum;
i)
die wirt­schaft­li­che Tä­tig­keit in­ner­halb der Gren­zen des Ge­mein­wohls;
l)
das Recht, Pe­ti­tio­nen an Be­hör­den zu rich­ten, und der An­spruch, in­nert nütz­li­cher Frist ei­ne Ant­wort zu er­hal­ten;
m)
die Frei­heit der El­tern, für ih­re Kin­der an­de­re als die öf­fent­li­chen Schu­len zu wäh­len, wenn sol­che hin­sicht­lich des Un­ter­richts den vom Staat auf­ge­stell­ten Min­dest­an­for­de­run­gen ge­nü­gen, so­wie die Frei­heit, ih­re Kin­der nach der ei­ge­nen Über­zeu­gung re­li­gi­ös und ethisch zu er­zie­hen.

3 So­weit ihr Kern­ge­halt ge­wahrt bleibt, kön­nen die In­di­vi­dual­rech­te durch das Ge­setz ein­ge­schränkt wer­den, wenn die Ver­hält­nis­mäs­sig­keit ge­wahrt bleibt und ein Über­wie­gen­des öf­fent­li­ches In­ter­es­se es er­for­dert.

4 Bei der Aus­übung der ide­el­len Frei­hei­ten ist die Vor­zen­sur ver­bo­ten.

Art. 9  

1 Die per­sön­li­che Frei­heit, die Woh­nung so­wie die Ge­heim­hal­tung jeg­li­cher Kom­mu­ni­ka­ti­on sind un­an­tast­bar.

2 Nie­mand darf, aus­ser in den vom Ge­setz vor­ge­se­he­nen Fäl­len und For­men, aus Si­cher­heits­grün­den an­ge­hal­ten, ver­haf­tet, durch­sucht und in­ter­niert oder sonst­wie in sei­ner per­sön­li­chen Frei­heit ein­ge­schränkt wer­den.

3 Je­de Per­son, die we­gen Ver­dachts auf ei­ne Straf­tat ver­haf­tet wor­den ist, muss spä­tes­tens am Tag nach der Fest­nah­me vom Un­ter­su­chungs­rich­ter an­ge­hört wer­den. Sie hat das Recht, einen Rechts­bei­stand bei­zu­zie­hen und ein Ge­richt an­zu­ru­fen.

Art. 9a6  

1 Nie­mand darf sein Ge­sicht im öf­fent­li­chen Raum und an Or­ten ver­hül­len oder ver­ber­gen, die all­ge­mein zu­gäng­lich sind (aus­ge­nom­men Sa­kral­stät­ten) oder der Er­brin­gung von Pu­bli­kums­dienst­leis­tun­gen die­nen.

2 Nie­mand darf ei­ne Per­son zwin­gen, ihr Ge­sicht auf­grund ih­res Ge­schlechts zu ver­hül­len.

3 Das Ge­setz re­gelt die Aus­nah­men von Ab­satz 1 und be­stimmt die Sank­tio­nen.

6 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 22. Sept. 2013, in Kraft seit 1. Ju­li 2016. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2015 (BBl 2015 3035Art. 1 Ziff. 8, 2014 9091).

Art. 10  

1 Nie­mand darf dem vom Ge­setz vor­ge­se­he­nen Ge­richt ent­zo­gen wer­den. Aus­nah­me­ge­rich­te sind ver­bo­ten.

2 Zur Wah­rung der ei­ge­nen Rech­te darf je­der­mann Kla­ge er­he­ben; das Recht auf Ver­tei­di­gung ist un­an­tast­bar.

3 Je­der­mann hat An­spruch auf einen Rechts­bei­stand, der für Min­der­be­mit­tel­te un­ent­gelt­lich ist, so­wie auf einen Ent­scheid in­nert an­ge­mes­se­ner Frist.

4 Bei un­ge­recht­fer­tig­tem Frei­heits­ent­zug be­steht ei­ne Scha­den­er­satz- und Ge­nug­tu­ungs­pflicht sei­tens des Kan­tons.

Art. 11  

1 Das Ge­mein­de- und das Kan­tons­bür­ger­recht wer­den nach den vom Ge­setz fest­ge­leg­ten Vor­aus­set­zun­gen und Ver­fah­ren er­teilt.

2 Der Er­werb des Bür­ger­rechts muss ins­be­son­de­re für die­je­ni­gen Per­so­nen er­leich­tert wer­den, die von Ge­burt an im Kan­ton woh­nen.

Art. 12  

Je­der­mann muss die Pflich­ten er­fül­len, die ihm Ver­fas­sung und Ge­set­ze auf­er­le­gen; je­der­mann ist ge­hal­ten, die Rech­te der an­de­ren zu re­spek­tie­ren und das Recht der künf­ti­gen Ge­ne­ra­tio­nen auf Selbst­be­stim­mung zu schüt­zen.

Titel III: Sozialrechte und -ziele

Art. 13  

1 Je­de be­dürf­ti­ge Per­son hat An­spruch auf ein Ob­dach, auf die für ein men­schen­wür­di­ges Le­ben not­wen­di­gen Mit­tel und auf die me­di­zi­ni­sche Grund­ver­sor­gung.

2 Je­des Kind hat An­spruch auf Schutz, Für­sor­ge und Be­treu­ung. Es hat auch An­spruch auf ei­ne sei­nen Fä­hig­kei­ten ent­spre­chen­de, un­ent­gelt­li­che Schul­bil­dung.

3 Je­de Per­son hat An­spruch auf einen Min­dest­lohn, der ihr ein wür­di­ges Da­sein si­chert. Ist ein Min­dest­lohn nicht durch einen Ge­samt­ar­beits­ver­trag ga­ran­tiert, der all­ge­mein­ver­bind­lich ist oder der einen ob­li­ga­to­ri­schen Min­dest­lohn vor­sieht, so wird ein sol­cher vom Staats­rat fest­ge­legt in Form ei­nes pro­zen­tua­len An­teils des na­tio­na­len Me­di­an­loh­nes für die ent­spre­chen­de Art der Auf­ga­be im ent­spre­chen­den Wirt­schafts­zweig.7

7 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 14. Ju­ni 2015, in Kraft seit 1. Sept. 2015. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 12. Ju­ni 2017 (BBl 2017 4419Art. 3 1499). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss die­ses Tex­tes.

Art. 14  

1 Der Kan­ton setzt sich da­für ein, dass:

a)8
je­der sei­nen Le­bens­un­ter­halt durch Ar­beit zu an­ge­mes­se­nen Be­din­gun­gen be­strei­ten kann, ge­gen die Fol­gen von un­ver­schul­de­ter Ar­beits­lo­sig­keit ge­schützt ist und in den Ge­nuss von be­zahl­ten Fe­ri­en ge­langt;
b)
auf dem Ar­beits­markt bei glei­chen be­ruf­li­chen Qua­li­fi­ka­tio­nen die Per­so­nen, die in sei­nem Ge­biet le­ben, ge­gen­über je­nen be­vor­zugt wer­den, die aus dem Aus­land kom­men (Um­set­zung des Grund­satzes des Vor­rangs für Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer);
c)
kein aus­län­di­scher Staat schwei­ze­ri­sche na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Per­so­nen so beim Zu­gang zu sei­nem Bin­nen­markt be­hin­dert, dass dies dem Geist der mit dem Bund ab­ge­schlos­se­nen völ­ker­recht­li­chen Ver­trä­ge wi­der­spricht;
d)
je­der ei­ne an­ge­mes­se­ne Woh­nung zu trag­ba­ren Be­din­gun­gen fin­den kann;
e)
Frau­en vor und nach ei­ner Ge­burt ei­ne hin­rei­chen­de wirt­schaft­li­che Si­cher­heit ge­nies­sen;
f)
die Kin­der über an­ge­mes­se­ne Ent­fal­tungs­mög­lich­kei­ten ver­fü­gen und die Fa­mi­li­en bei der Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben un­ter­stützt wer­den;
g)
die An­lie­gen und Be­dürf­nis­se der Ju­gend­li­chen be­rück­sich­tigt wer­den;
h)
al­le sich nach ih­ren Fä­hig­kei­ten und Nei­gun­gen an­ge­mes­sen bil­den und wei­ter­bil­den kön­nen;
i)
die Schaf­fung von Ar­beitsplät­zen ge­för­dert wird und je­der sei­nen Be­ruf frei wäh­len kann;
j)
kei­ne Bür­ge­rin und kein Bür­ger sei­nes Ge­biets ent­las­sen wird auf­grund ei­nes dis­kri­mi­nie­ren­den Ent­scheids, in­län­di­sche Ar­beits­kräf­te durch aus­län­di­sche zu er­set­zen (Ver­drän­gungs­ef­fekt), oder spür­ba­re Lohn­sen­kun­gen hin­neh­men muss we­gen des un­ein­ge­schränk­ten Zu­stroms aus­län­di­scher Ar­beits­kräf­te (Lohn­dum­ping);
k)
ei­ne ge­sun­de be­ruf­li­che Kom­ple­men­ta­ri­tät von schwei­ze­ri­schen und aus­län­di­schen Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern ge­för­dert wird;
l)
je­de Per­son, die we­gen Al­ter, Ge­brech­lich­keit, Krank­heit oder Be­hin­de­rung der Hil­fe be­darf, die not­wen­di­ge Pfle­ge und aus­rei­chen­de Un­ter­stüt­zung er­hält;
m)
die na­tür­li­che Um­welt vor schäd­li­chen und be­las­ten­den Ein­wir­kun­gen ge­schützt und für die künf­ti­gen Ge­ne­ra­tio­nen er­hal­ten wird.9

2 Der Kan­ton för­dert den In­for­ma­ti­ons­fluss und si­chert des­sen Viel­falt. Er för­dert die Kunst und die wis­sen­schaft­li­che For­schung.

8 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 14. Ju­ni 2015, in Kraft seit 1. Sept. 2015. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 12. Ju­ni 2017 (BBl 2017 4419Art. 3 1499). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss die­ses Tex­tes.

9 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 25. Sept. 2016, in Kraft seit 1. April 2018. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 5. Dez. 2017 (BBl 2018 33Art. 2, 2017 5849).

Titel IV: Gesellschaftliche Institutionen

Art. 15  

1 Die öf­fent­li­chen Auf­ga­ben wer­den vom Kan­ton, von den Ge­mein­den und von an­de­ren öf­fent­lich-recht­li­chen Kör­per­schaf­ten und In­sti­tu­tio­nen nach Mass­ga­be der Ver­fas­sung und der Ge­set­ze wahr­ge­nom­men.

2 Der Kan­ton för­dert die Zu­sam­men­ar­beit und die So­li­da­ri­tät un­ter den Ge­mein­den und setzt sich für ei­ne aus­ge­gli­che­ne Ent­wick­lung zwi­schen den Re­gio­nen ein.

3 Der Kan­ton und die Ge­mein­den leis­ten bei der Wahr­neh­mung der öf­fent­li­chen Auf­ga­ben ge­mein­sam ih­ren Bei­trag, um der Be­völ­ke­rung ein an­ge­mes­se­nes An­ge­bot an öf­fent­li­chen Dienst­leis­tun­gen zu ge­währ­leis­ten, ins­be­son­de­re im Be­reich der schu­li­schen Ein­rich­tun­gen und der Leis­tun­gen im So­zi­al- und Ge­sund­heits­we­sen.10

10 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 24. Sept. 2017, in Kraft seit 1. Nov. 2017. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 17. Sept. 2018 (BBl 2018 6287Art. 4 3725).

Art. 16  

1 Die Ge­mein­de ist ei­ne Kör­per­schaft des öf­fent­li­chen Rechts. Ih­re Exis­tenz ist ge­währ­leis­tet.

2 Im Rah­men der Ver­fas­sung und der Ge­set­ze ist sie au­to­nom.

3 Auf lo­ka­ler Ebe­ne er­füllt sie die all­ge­mei­nen öf­fent­li­chen Auf­ga­ben, die das Ge­setz we­der dem Bund noch dem Kan­ton über­trägt.

Art. 17  

1 Die Or­ga­ne der Ge­mein­de sind die Ge­mein­de­ver­samm­lung und der Ge­mein­de­vor­stand. Nach Mass­ga­be des Ge­set­zes kann sie einen Ge­mein­de­rat ein­set­zen.

2 Die Ge­mein­de­ver­samm­lung be­steht aus den in Ge­mein­de­an­ge­le­gen­hei­ten Stimm­be­rech­tig­ten.

3 Der Ge­mein­de­vor­stand ist die Be­hör­de, wel­che die Ge­mein­de ver­wal­tet und ver­tritt.

4 Wo ein Ge­mein­de­rat be­steht, sind das In­itia­tiv- und das Re­fe­ren­dums­recht ge­währ­leis­tet.

Art. 18  

1 Die Mit­glie­der des Ge­mein­de­vor­stan­des und des Ge­mein­de­ra­tes wer­den nach dem Ver­hält­nis­wahl­ver­fah­ren auf vier Jah­re ge­wählt.

2 Der Ge­mein­de­vor­stand be­steht aus min­des­tens drei Mit­glie­dern, wo­bei der Ge­mein­de­prä­si­dent, der den Vor­sitz hat, mit­ge­zählt ist.

Art. 19  

1 Zur Wahr­neh­mung be­stimm­ter öf­fent­li­cher Auf­ga­ben kön­nen sich die Ge­mein­den zu Ver­ei­ni­gun­gen des öf­fent­li­chen Rechts mit ei­ge­ner Rechts­per­sön­lich­keit zu­sam­mensch­lies­sen. Sie kön­nen auch an­de­re öf­fent­li­che, pri­va­te oder ge­misch­te Or­ga­ni­sa­ti­ons­for­men wäh­len.

2 Der Staats­rat kann in den vom Ge­setz vor­ge­se­he­nen Fäl­len und in­ner­halb des­sen Gren­zen Ge­mein­de­ver­bän­de schaf­fen.

3 Der Ge­mein­de­ver­band ist ei­ne Kör­per­schaft des öf­fent­li­chen Rechts, die zur Er­fül­lung öf­fent­li­cher Auf­ga­ben ge­grün­det wird und de­ren Sta­tu­ten von den Ge­mein­den und vom Staats­rat zu ge­neh­mi­gen sind.

Art. 20  

1 Oh­ne die Zu­stim­mung ih­rer Bür­ge­rin­nen und Bür­ger und die Ge­neh­mi­gung durch den Gros­sen Rat sind die Ge­mein­den nicht be­fugt, sich mit an­de­ren Ge­mein­den zu­sam­men­zu­sch­lies­sen oder sich auf­zu­tei­len.11

2 Der Kan­ton för­dert den Zu­sam­menschluss von Ge­mein­den.

3 Un­ter den vom Ge­setz vor­ge­se­he­nen Vor­aus­set­zun­gen kann der Gros­se Rat den Zu­sam­menschluss von zwei oder meh­re­ren Ge­mein­den oder die Auf­tei­lung von Ge­mein­den be­schlies­sen.12

4 Un­ter Vor­be­halt der Ge­neh­mi­gung des Gros­sen Ra­tes ver­ein­ba­ren die Ge­mein­den di­rekt Än­de­run­gen ih­rer Gren­zen und Ge­biets­ab­tre­tun­gen, so­weit die­se von un­ter­ge­ord­ne­ter Be­deu­tung sind.13

11 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 25. Sept. 2005, in Kraft seit 25. Sept. 2005. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 12. Ju­ni 2006 (BBl 2006 6127Art. 1 Ziff. 5 2813).

12 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 25. Sept. 2005, in Kraft seit 25. Sept. 2005. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 12. Ju­ni 2006 (BBl 2006 6127Art. 1 Ziff. 5 2813).

13 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 25. Sept. 2005, in Kraft seit 25. Sept. 2005. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 12. Ju­ni 2006 (BBl 2006 6127Art. 1 Ziff. 5 2813).

Art. 21  

1 Der Kan­ton ist in die acht Be­zir­ke Mendri­sio, Lu­ga­no, Lo­car­no, Val­lemag­gia, Bel­lin­zo­na, Ri­vie­ra, Ble­nio und Le­ven­ti­na ein­ge­teilt.

2 Das Ge­setz legt de­ren Ge­biet und Auf­ga­ben fest und trägt da­bei dem Ter­ri­to­ri­um, der Be­völ­ke­rungs­zahl so­wie der De­zen­tra­li­sie­rung der Ver­wal­tung und der Ge­richts­be­hör­den Rech­nung.

Art. 22  

1 Die Bür­ger­ge­mein­de ist ei­ne Kör­per­schaft des öf­fent­li­chen Rechts. Sie ist Ei­gen­tü­me­rin von Sa­chen im Ge­mein­ge­brauch. Sie ist im Rah­men der vom Ge­setz fest­ge­leg­ten Gren­zen au­to­nom.

2 Der Kan­ton for­dert die Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen Bür­ger­ge­mein­den und Ge­mein­den so­wie mit an­de­ren Kör­per­schaf­ten, um im all­ge­mei­nen In­ter­es­se die ra­tio­nel­le Nut­zung der Gü­ter der Bür­ger­ge­mein­den zu ge­währ­leis­ten.

Art. 23  

Die Ge­mein­den, die Ge­mein­de­ver­bän­de, die Bür­ger­ge­mein­den und die an­de­ren Kör­per­schaf­ten des öf­fent­li­chen Rechts un­ter­ste­hen der Auf­sicht des Kan­tons. Das Ge­setz re­gelt de­ren Mo­da­li­tä­ten und Gren­zen.

Art. 24  

1 Die rö­misch-ka­tho­li­sche und die evan­ge­lisch-re­for­mier­te Kir­che sind mit öf­fent­lich-recht­li­cher Rechts­per­sön­lich­keit aus­ge­stat­tet und or­ga­ni­sie­ren sich selb­stän­dig.

2 Das Ge­setz kann an­de­ren Re­li­gi­ons­ge­mein­schaf­ten die Öf­fent­lich-recht­li­che Rechts­per­sön­lich­keit zu­er­ken­nen.

Art. 25  

Der Kan­ton an­er­kennt die öf­fent­li­che Funk­ti­on der po­li­ti­schen Par­tei-en und för­dert de­ren Tä­tig­keit.

Art. 26  

Der Kan­ton an­er­kennt die so­zia­le Funk­ti­on der Ge­werk­schaf­ten und der Wirt­schafts- und Be­rufs­ver­bän­de und för­dert ih­re Tä­tig­keit.

Titel V: Politische Rechte und Pflichten

Art. 27  

1 In Über­ein­stim­mung mit der Ver­fas­sung und den ent­spre­chen­den Ge­set­zen er­wirbt je­der Schwei­zer, der das 18. Al­ters­jahr zu­rück­ge­legt hat und im Kan­ton wohnt, die po­li­ti­schen Rech­te.

2 Wer we­gen Geis­tes­krank­heit oder Geis­tes­schwä­che ent­mün­digt und ur­teil­s­un­fä­hig ist, ist von der Aus­übung der po­li­ti­schen Rech­te aus­ge­schlos­sen.

Art. 28  

1 Das Stimm­recht ist das Recht zur Teil­nah­me an den kan­to­na­len und kom­mu­na­len Ab­stim­mun­gen und Wahlen.

2 Es bein­hal­tet zu­dem das Recht, In­itia­tiv- und Re­fe­ren­dums­be­geh­ren so­wie Be­geh­ren um Ab­be­ru­fung des Staats­ra­tes und um Ab­be­ru­fung des Ge­mein­de­vor­stands zu un­ter­zeich­nen.14

3 Das Stimm­recht wird un­ter Vor­be­halt der vom Ge­setz be­stimm­ten Aus­nah­men in der Wohn­sitz­ge­mein­de aus­ge­übt.

14 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 7. März 2010, in Kraft seit 4. Fe­br. 2011. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2015 (BBl 2015 3035Art. 1 Ziff. 8, 2014 9091).

Art. 29  

1 In ei­ne kan­to­na­le Be­hör­de kann ge­wählt wer­den, wer auf Bun­des­ebe­ne stimm­be­rech­tigt ist.

2 In ei­ne kom­mu­na­le Be­hör­de kann ge­wählt wer­den, wer in der Ge­mein­de Wohn­sitz hat.

3 Die Aus­schluss­grün­de wer­den durch das Ge­setz be­stimmt.

4 Das Ge­setz be­stimmt, in­nert wel­cher Frist ein Ge­wähl­ter mit aus­ser­kan­to­na­lem Wohn­sitz im Kan­ton Wohn­sitz neh­men muss.

Art. 29a15  

1 Als Mit­glied des Gros­sen Ra­tes, des Staats­ra­tes und als Mit­glied und Er­satz­mit­glied des Ge­mein­de­vor­stands sind Bür­ger nicht wähl­bar, die we­gen ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens, das mit der Wür­de des Am­tes nicht ver­ein­bar ist, zu ei­ner Frei­heits- oder Geld­stra­fe ver­ur­teilt wor­den sind.

2 Wer sich als nicht wähl­bar er­weist, wird des Am­tes ent­ho­ben.

15 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 9. Fe­br. 2014, in Kraft seit 1. März 2015. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2015 (BBl 2015 3035Art. 1 Ziff. 8, 2014 9091).

Art. 3016  

Das Ge­setz be­stimmt die Fäl­le, in de­nen die Tes­si­ner­bür­ge­rin oder der Tes­si­ner­bür­ger im Aus­land die po­li­ti­schen Rech­te er­wirbt, und legt de­ren Aus­übung fest.

16 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 10. Fe­br. 2019, in Kraft seit 15. März 2019. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2020 (BBl 2020 4671Art. 2 147).

Art. 31  

1 Das Stimm­ge­heim­nis ist un­an­tast­bar.

2 Da­mit die Frei­heit der Stimm­be­rech­tig­ten ge­währ­leis­tet ist, sorgt das Ge­setz da­für, dass die Kon­trol­le von Ab­stim­mun­gen ver­hin­dert wird.

Art. 32  

Die Teil­nah­me an den Ab­stim­mun­gen und Wahlen ist ei­ne Bür­ger­pflicht.

Art. 33  

1 Wer vom Volk in ein Amt ge­wählt wird, ist ver­pflich­tet, das Man­dat an­zu­neh­men.

2 Das Ge­setz kann die An­nah­me für ob­li­ga­to­risch er­klä­ren.

Art. 34  

1 Die Be­hör­den in­for­mie­ren die Bür­ger über die Ab­stim­mungs­vor­la­gen.

2 Die Aus­übung des Stimm­rechts muss er­leich­tert wer­den.

Titel V : Finanzordnungbis17

17 Angenommen in der Volksabstimmung vom 18. Mai 2014, in Kraft seit 1. Juli 2014. Gewährleistungsbeschluss vom 11. März 2015 (BBl 2015 3035Art. 1 Ziff. 8, 2014 9091).

Art. 34bis  

1 Der Fi­nanz­haus­halt des Staa­tes rich­tet sich nach dem Le­ga­li­täts­prin­zip und den Grund­sät­zen der Spar­sam­keit und der Wirt­schaft­lich­keit; die Fi­nan­zen müs­sen un­ter Be­rück­sich­ti­gung der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung mit­tel­fris­tig im Gleich­ge­wicht sein.

2 Be­vor der Kan­ton ei­ne neue Auf­ga­be über­nimmt, sind die fi­nan­zi­el­le Trag­bar­keit und die Mo­da­li­tä­ten der Fi­nan­zie­rung zu prü­fen.

3 Je­de Auf­ga­be ist re­gel­mäs­sig dar­auf zu über­prü­fen, ob sie noch not­wen­dig und nütz­lich und ob sie fi­nan­zi­ell trag­bar ist.

Art. 34ter  

1 Vor­an­schlag und Staats­rech­nung müs­sen grund­sätz­lich im Gleich­ge­wicht sein.

2 Ein Fehl­be­trag kann im Rah­men der im Ge­setz fest­ge­leg­ten Schran­ken bud­ge­tiert wer­den; da­bei sind die wirt­schaft­li­che Si­tua­ti­on und all­fäl­li­ge be­son­de­re fi­nan­zi­el­le Be­dürf­nis­se zu be­rück­sich­ti­gen.

3 Die Ein­hal­tung der im Ge­setz fest­ge­leg­ten Schran­ken muss durch Mass­nah­men zur Ver­min­de­rung von Aus­ga­ben, Er­hö­hung der Er­trä­ge oder An­pas­sung des Steu­er­fus­ses si­cher­ge­stellt wer­den.

4 All­fäl­li­ge Fehl­be­trä­ge der lau­fen­den Staats­rech­nung sind durch frü­her er­wirt­schaf­te­te Über­schüs­se zu kom­pen­sie­ren; ist dies nicht mög­lich, so müs­sen die Fehl­be­trä­ge in­ner­halb der vom Ge­setz fest­ge­leg­ten Frist ab­ge­tra­gen wer­den.

5 Der Kan­ton er­greift recht­zei­tig die not­wen­di­gen Mass­nah­men zur Er­hal­tung des fi­nan­zi­el­len Gleich­ge­wichts.

6 Die Er­hö­hung des kan­to­na­len Steu­er­fus­ses be­darf der Zu­stim­mung von zwei Drit­teln der Stim­men im Gros­sen Rat.

Titel VI: Wahlen, Volksinitiative, Referendum und Abberufung 18

18 Angenommen in der Volksabstimmung vom 7. März 2010, in Kraft seit 4. Febr. 2011. Gewährleistungsbeschluss vom 11. März 2015 (BBl 2015 3035Art. 1 Ziff. 8, 2014 9091).

Art. 35  

1 In ei­nem ein­zi­gen, den gan­zen Kan­ton um­fas­sen­den Wahl­kreis wer­den vom Volk ge­wählt:

a)
der Ver­fas­sungs­rat;
b)
der Gros­se Rat;
c)
der Staats­rat;
d)
die Ver­tre­ter im Stän­de­rat;
e)
die Ver­tre­ter im Na­tio­nal­rat.

2 Der Frie­dens­rich­ter wird vom Volk in ei­nem Wahl­be­zirk ge­wählt, der mit dem Ge­richts­be­zirk über­ein­stimmt; nicht wähl­bar sind Bür­ger, die we­gen ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens, das mit der Wür­de des Am­tes nicht ver­ein­bar ist, zu ei­ner Frei­heits- oder Geld­stra­fe ver­ur­teilt wor­den sind.19

3 In der Ge­mein­de wer­den vom Volk ge­wählt:

a)
der Ge­mein­de­rat;
b)
der Ge­mein­de­vor­stand;
c)
der Ge­mein­de­prä­si­dent.

19 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 9. Fe­br. 2014, in Kraft seit 1. März 2015. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2015 (BBl 2015 3035Art. 1 Ziff. 8, 2014 9091).

Art. 36  

1 Vom Gros­sen Rat wer­den ge­wählt;

a)
die Rich­ter des Ap­pel­la­ti­ons­ge­richts;
b)
der Prä­si­dent der Un­ter­su­chungs- und Haftrich­ter so­wie die Un­ter­su­chungs- und Haftrich­ter;
c)
der Ober­staats­an­walt und die Staats­an­wäl­te;
d)
die Amts­rich­ter;
e)
die Prä­si­den­ten und Mit­glie­der der Ent­eig­nungs­ge­rich­te;
f)
der Ju­gend­rich­ter;
g)
die in sei­ne Zu­stän­dig­keit fal­len­den Mit­glie­der des Rich­ter­ra­tes;
h)20
die kan­to­na­len Ge­schwo­re­nen.

2 Die Wahl in die Äm­ter ge­mä­ss Abs. l Bst. a–f er­folgt nach Aus­schrei­bung der Stel­le und nach­dem ei­ne Kom­mis­si­on, die vom Gros­sen Rat ge­wählt wird und aus un­ab­hän­gi­gen Ex­per­ten be­steht, die Be­wer­bun­gen ge­prüft und be­gut­ach­tet hat.

20 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 25. Sept. 2005, in Kraft seit 25. Sept. 2005. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 12. Ju­ni 2006 (BBl 2006 6127Art. 1 Ziff. 5 2813).

Art. 37  

1 7000 Stimm­be­rech­tig­te kön­nen beim Gros­sen Rat je­der­zeit ei­ne Ge­set­ze­si­ni­tia­ti­ve ein­rei­chen.

2 Mit der In­itia­ti­ve kann dem Gros­sen Rat die An­nah­me, die Aus­ar­bei­tung, die Än­de­rung oder die Auf­he­bung ei­nes Ge­set­zes oder ei­nes recht­set­zen­den De­krets vor­ge­schla­gen wer­den.

3 Die Un­ter­schrif­ten müs­sen in­nert 100 Ta­gen nach Ver­öf­fent­li­chung des In­itia­tiv­be­geh­rens im Amts­blatt ge­sam­melt wer­den.21

21 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 10. Fe­br. 2019, in Kraft seit 15. März 2019. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2020 (BBl 2020 4671Art. 2 147).

Art. 38  

Wird die Un­ter­schrif­ten­zahl er­reicht, so über­prüft der Gros­se Rat zu­nächst die Gül­tig­keit der In­itia­ti­ve. Da­bei über­prüft er in­nert ei­nes Jah­res nach der Ver­öf­fent­li­chung des Zu­stan­de­kom­mens im Amts­blatt die Über­ein­stim­mung mit dem über­ge­ord­ne­ten Recht, die Ein­heit der Form und der Ma­te­rie und die Durch­führ­bar­keit.

Art. 39  

1 Die Volks­i­ni­tia­ti­ve kann in der Form ei­nes aus­ge­ar­bei­te­ten Ent­wurfs oder der all­ge­mei­nen An­re­gung ein­ge­reicht wer­den.

2 Im zwei­ten Fall muss der Gros­se Rat einen Vor­schlag im Sin­ne des Be­geh­rens aus­ar­bei­ten.22

2bis In bei­den Fäl­len wird der Vor­schlag dem Volk zur Ab­stim­mung un­ter­brei­tet, wenn der Gros­se Rat dem Be­geh­ren nicht zu­stimmt.23

3 Der Gros­se Rat kann gleich­zei­tig einen Ge­gen­vor­schlag zur glei­chen Ma­te­rie un­ter­brei­ten. Die In­itia­ti­ve kann in je­dem Fall zu­rück­ge­zo­gen wer­den.

22 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 10. Fe­br. 2019, in Kraft seit 1. April 2019. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2020 (BBl 2020 4671Art. 2 147).

23 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 10. Fe­br. 2019, in Kraft seit 1. April 2019. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2020 (BBl 2020 4671Art. 2 147).

Art. 40  

Stellt der Gros­se Rat der Volks­i­ni­tia­ti­ve einen ei­ge­nen Ge­gen­vor­schlag ge­gen­über, so müs­sen die Stimm­be­rech­tig­ten in ei­ner ein­zi­gen Ab­stim­mung ent­schei­den, ob sie ge­gen­über dem gel­ten­den Recht die Volks­i­ni­tia­ti­ve oder den Ge­gen­vor­schlag vor­zie­hen; sie kön­nen auch bei­de Vor­schlä­ge an­neh­men oder ab­leh­nen und dar­über be­fin­den, wel­che der bei­den Vor­la­gen sie vor­zie­hen, wenn bei­de an­ge­nom­men wer­den.

Art. 41  

1 Ein Fünf­tel der Ge­mein­den kann beim Gros­sen Rat je­der­zeit ei­ne Ge­set­ze­si­ni­tia­ti­ve ein­rei­chen.

2 In Be­zug auf die Form des Be­geh­rens und das Ab­stim­mungs­ver­fah­ren gel­ten die Be­stim­mun­gen über die Volks­i­ni­tia­ti­ve.

Art. 42  

Der Volks­ab­stim­mung un­ter­lie­gen, wenn dies in­nert 60 Ta­gen nach der Ver­öf­fent­li­chung im Amts­blatt von min­des­tens 7000 Stimm­be­rech­tig­ten oder von ei­nem Fünf­tel der Ge­mein­den ver­langt wird:24

a)
die Ge­set­ze und die recht­set­zen­den De­kre­te mit all­ge­mein­ver­bind­li­chem Cha­rak­ter;
b)
Aus­ga­ben­be­schlüs­se, so­fern sie ein­ma­li­ge Aus­ga­ben über
Fr. 1 000 000.– oder ei­ne jähr­lich wie­der­keh­ren­de Aus­ga­be von
Fr. 250 000.– wäh­rend min­des­tens vier Jah­ren be­tref­fen;
c)
Be­schlüs­se über den Bei­tritt zu ei­ner Ver­ein­ba­rung des öf­fent­li­chen Rechts mit recht­set­zen­dem Cha­rak­ter.

24 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 10. Fe­br. 2019, in Kraft seit 15. März 2019. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2020 (BBl 2020 4671Art. 2 147).

Art. 43  

1 Die als dring­lich be­ur­teil­ten Ge­set­ze und recht­set­zen­den De­kre­te mit all­ge­mein­ver­bind­li­chem Cha­rak­ter tre­ten so­fort in Kraft, wenn die Mehr­heit der Mit­glie­der des Gros­sen Ra­tes dies be­schliesst.

2 Der dring­li­che Be­schluss tritt ein Jahr nach sei­nem In­kraft­tre­ten aus­ser Kraft und kann nicht mehr auf dem Dring­lich­keits­weg er­neu­ert wer­den.

Art. 44  

1 15 000 Stimm­be­rech­tig­te kön­nen beim Gros­sen Rat ein Be­geh­ren um Ab­be­ru­fung des Staats­ra­tes ein­rei­chen.

2 Das Be­geh­ren um Ab­be­ru­fung kann nicht vor Ab­lauf ei­nes Jah­res und nicht spä­ter als drei Jah­re nach der Ge­sam­ter­neue­rungs­wahl ein­ge­reicht wer­den.

3 Die Un­ter­schrif­ten müs­sen in­nert 60 Ta­gen nach der Ver­öf­fent­li­chung des Ab­be­ru­fungs­be­geh­rens im Amts­blatt ge­sam­melt wer­den.

Art. 44a25  

1 In Ge­mein­de­an­ge­le­gen­hei­ten Stimm­be­rech­tig­te kön­nen beim Staats­rat ein Be­geh­ren um Ab­be­ru­fung des Ge­mein­de­vor­stands ein­rei­chen.

2 Im ers­ten und im letz­ten Jahr der Le­gis­la­tur­pe­ri­ode kann kein Be­geh­ren um Ab­be­ru­fung ein­ge­reicht wer­den.

3 Das Be­geh­ren kommt zu­stan­de, wenn es in­ner­halb der Frist von sech­zig Ta­gen seit der Pu­bli­ka­ti­on im amt­li­chen Pu­bli­ka­ti­ons­or­gan der Ge­mein­de die Zu­stim­mung von min­des­tens 30 Pro­zent der Stimm­be­rech­tig­ten fin­det.

25 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 7. März 2010, in Kraft seit 4. Fe­br. 2011. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2015 (BBl 2015 3035Art. 1 Ziff. 8, 2014 9091).

Art. 4526  

Das Ge­setz ent­hält die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen be­tref­fend Ab­stim­mun­gen, Wahlen, In­itia­ti­ven, Re­fe­ren­den so­wie Be­geh­ren um Ab­be­ru­fung des Staats­ra­tes und um Ab­be­ru­fung des Ge­mein­de­vor­stands.

26 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 7. März 2010, in Kraft seit 4. Fe­br. 2011. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2015 (BBl 2015 3035Art. 1 Ziff. 8, 2014 9091).

Art. 46  

1 Die Ab­stim­mun­gen über ei­ne In­itia­ti­ve, ein Re­fe­ren­dum und die Ab­be­ru­fung des Staats­ra­tes müs­sen in­nert 60 Ta­gen nach Ver­öf­fent­li­chung des Zu­stan­de­kom­mens im Amts­blatt bzw. nach Ab­schluss der Be­ra­tun­gen im Gros­sen Rat statt­fin­den.

2 Die Volks­ab­stim­mung muss auf je­den Fall spä­tes­tens zwei Jah­re nach Ver­öf­fent­li­chung des Zu­stan­de­kom­mens der In­itia­ti­ve im Amts­blatt statt­fin­den.

3 Die Ab­stim­mung über die Ab­be­ru­fung des Ge­mein­de­vor­stands muss in­nert sech­zig Ta­gen seit der Ver­öf­fent­li­chung des Zu­stan­de­kom­mens des Be­geh­rens im amt­li­chen Pu­bli­ka­ti­ons­or­gan der Ge­mein­de er­fol­gen.27

27 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 7. März 2010, in Kraft seit 4. Fe­br. 2011. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2015 (BBl 2015 3035Art. 1 Ziff. 8, 2014 9091).

Titel VII: Verhältnis zum Bund, zu den Kantonen und zu den Nachbarländern

Art. 47  

1 Der Kan­ton wirkt mit so­li­da­ri­schem Ein­satz bei der Ver­wirk­li­chung der ge­mein­sa­men In­ter­es­sen des Bun­des und der Kan­to­ne mit.

2 Zu die­sem Zweck pflegt der Staats­rat die Be­zie­hun­gen zu den Tes­si­ner Ver­tre­tern in der Bun­des­ver­samm­lung.

Art. 48  

1 Die Ver­tre­ter im Stän­de­rat wer­den gleich­zei­tig mit den Ver­tre­tern im Na­tio­nal­rat und für vier Jah­re ge­wählt; im ers­ten Wahl­gang gilt das ab­so­lu­te Mehr.

2 Nicht wähl­bar sind Bür­ger, die we­gen ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens, das mit der Wür­de des Am­tes nicht ver­ein­bar ist, zu ei­ner Frei­heits- oder Geld­stra­fe ver­ur­teilt wor­den sind.28

28 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 9. Fe­br. 2014, in Kraft seit 1. März 2015. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2015 (BBl 2018 33Art. 2, 2017 5849).

Art. 49  

1 Der Kan­ton er­leich­tert und för­dert die grenz­über­schrei­ten­de Zu­sam­men­ar­beit.

2 Schränkt ein aus­län­di­scher Staat mit ab­schre­cken­den in­ter­nen Re­ge­lun­gen oder Um­set­zungs­mass­nah­men den in­ter­nen Voll­zug völ­ker­recht­li­cher Ver­trä­ge, die mit dem Bund ge­schlos­sen wur­den, ein, so wen­det der Kan­ton un­ter Be­ach­tung des Grund­satzes der Re­zi­pro­zi­tät bei der Um­set­zung der Ver­trä­ge die­sel­ben Min­dest­stan­dards an.30

30 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 25. Sept. 2016, in Kraft seit 1. April 2018. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 5. Dez. 2017 (BBl 2018 33Art. 2, 2017 5849).

Art. 50  

1 In den Be­zie­hun­gen zum Bund, zu den an­de­ren Kan­to­nen und zu den Nach­bar­län­dern müs­sen die Be­hör­den die Iden­ti­tät, die Au­to­no­mie, die So­zi­al­zie­le und die wirt­schaft­li­chen In­ter­es­sen des Kan­tons för­dern und schüt­zen.

2 In den Be­zie­hun­gen mit den Nach­bar­län­dern wir­ken die Be­hör­den auf den Ar­beits­markt ent­spre­chend den Be­dürf­nis­sen der im Kan­tons­ge­biet le­ben­den Per­so­nen ein, in­dem sie die ge­sun­de be­ruf­li­che Kom­ple­men­ta­ri­tät von schwei­ze­ri­schen und aus­län­di­schen Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mern för­dern und den Er­satz in­län­di­scher Ar­beits­kräf­te durch aus­län­di­sche (Ver­drän­gungs­ef­fekt) so­wie den Wett­lauf um Lohn­sen­kun­gen (Lohn­dum­ping) ver­mei­den.32

32 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 25. Sept. 2016, in Kraft seit 1. April 2018. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 5. Dez. 2017 (BBl 2018 33Art. 2, 2017 5849).

Titel VIII: Behörden

A. Gemeinsame Bestimmungen

Art. 51  

So­weit die Staats­ge­walt nicht beim Volk liegt, wird sie von den drei von ein­an­der ge­trenn­ten Ge­wal­ten, der ge­setz­ge­ben­den, der voll­zie­hen­den und der rich­ter­li­chen Ge­walt, aus­ge­übt.

Art. 52  

Die Wahl des Gros­sen Ra­tes und des Staats­rats fin­det gleich­zei­tig al­le vier Jah­re an ei­nem vom Staats­rat be­stimm­ten Tag des Mo­nats April statt.

Art. 53  

Das Ge­setz re­gelt die Or­ga­ni­sa­ti­on der drei Ge­wal­ten und das Ver­hält­nis zwi­schen dem Gros­sen Rat und dem Staats­rat.

Art. 54  

1 Nie­mand darf gleich­zei­tig Staats­rat, Mit­glied des Gros­sen Ra­tes und Mit­glied ei­ner rich­ter­li­chen Be­hör­de des Kan­tons oder des Bun­des sein.33

2 Die Staats­rä­te und die Mit­glie­der der rich­ter­li­chen Be­hör­den dür­fen nicht gleich­zei­tig Mit­glie­der des Stän­de­ra­tes, des Na­tio­nal­ra­tes oder ei­nes Ge­mein­de­vor­stan­des sein. Die Staats­rä­te kön­nen auch nicht Mit­glie­der ei­nes Ge­mein­de­ra­tes sein.

3 Das Amt als Mit­glied des Gros­sen Ra­tes ist un­ver­ein­bar mit ei­nem öf­fent­lich-recht­li­chen An­stel­lungs­ver­hält­nis im Kan­ton; das Ge­setz re­gelt die Aus­nah­men.

4 Die Un­ver­ein­bar­kei­ten we­gen Ver­wandt­schaft, Auf­trags­ver­hält­nis oder Be­ruf wer­den für die Be­hör­den­mit­glie­der durch das Ge­setz ge­re­gelt.

33 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 23. Sept. 2012, in Kraft seit 1. Jan. 2013. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2015 (BBl 2015 3035Art. 1 Ziff. 8, 2014 9091).

Art. 55  

1 Je­des Mit­glied ei­ner Be­hör­de muss in den Aus­stand tre­ten, wenn sei­ne Un­ab­hän­gig­keit oder Un­par­tei­lich­keit ge­fähr­det ist.

2 Das Ge­setz legt die Grün­de für den Aus­stand und die Ab­leh­nung fest.

Art. 56  

Je­de Be­hör­de in­for­miert in ge­eig­ne­ter Art und Wei­se über ih­re Tä­tig­keit. Es dür­fen kei­ne über­wie­gen­den öf­fent­li­chen oder pri­va­ten In­ter­es­sen ver­letzt wer­den.

B. Gesetzgebende Gewalt

Art. 57  

1 Der Gros­se Rat be­steht aus 90 Mit­glie­dern und ist die ge­setz­ge­ben­de Be­hör­de des Kan­tons.

2 Er übt die Ober­auf­sicht über den Staats­rat und über die Ge­rich­te aus. Er nimmt die ho­heit­li­chen Auf­ga­ben wahr, wel­che die Ver­fas­sung nicht aus­drück­lich ei­ner an­de­ren Be­hör­de zu­weist.

Art. 58  

1 Der Gros­se Rat wird in ei­nem ein­zi­gen Wahl­kreis nach dem Ver­hält­nis­wahl­ver­fah­ren ge­wählt; die Par­tei­en ha­ben die Mög­lich­keit, re­gio­na­le Ver­tre­tun­gen si­cher­zu­stel­len.

2 Das Ge­setz re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

Art. 59  

1 Der Gros­se Rat:

a)
or­ga­ni­siert sich sel­ber und legt das Ver­fah­ren für Be­ra­tung und Be­schluss­fas­sung fest;
b)
über­prüft die Voll­macht sei­ner Mit­glie­der;
c)
nimmt die Ge­set­ze­sent­wür­fe und die Ent­wür­fe zu recht­set­zen­den De­kre­ten an, än­dert sie oder weist sie zu­rück;
d)
be­wil­ligt die Er­he­bung von Steu­ern und be­schliesst Über Aus­ga­ben;
e)
ent­schei­det über Pro­gram­me, so­weit das Ge­setz dies vor­sieht, prüft die vom Staats­rat er­stell­ten Pro­gram­me und über­wacht de­ren Ver­wirk­li­chung;
f)
legt auf Vor­schlag des Staats­ra­tes den Vor­an­schlag über die Ein­nah­men und Aus­ga­ben des Kan­tons fest;
g)
über­prüft die Ver­wal­tung und die Staats­rech­nung jähr­lich auf Grund des Be­richts des Staats­ra­tes und ge­neh­migt sie;
h)
lässt sich vom Staats­rat über den Voll­zug der Ge­set­ze, De­kre­te und Ver­ord­nun­gen un­ter­rich­ten;
i)
ge­neh­migt oder be­stä­tigt den Ver­kauf und die Kon­zes­sio­nie­rung von Kan­tons­gü­tern, so­weit dies nach dem Ge­setz nicht Sa­che des Staats­ra­tes ist;
l)
legt die Ent­löh­nung der Be­hör­den­mit­glie­der und der Be­diens­te­ten fest;
m)
nimmt die Wahlen vor, die ihm durch die Ver­fas­sung und die Ge­set­ze über­tra­gen sind;
n)34
ent­hebt ein Mit­glied des Gros­sen Ra­tes oder des Staats­ra­tes, wel­ches sich als nicht wähl­bar er­weist, sei­nes Am­tes;
o)
übt das Recht der Be­gna­di­gung und der Amnes­tie aus;
p)
übt die ihm durch das Ge­setz über­tra­ge­nen rich­ter­li­chen Be­fug­nis­se aus;
q)
ge­neh­migt die öf­fent­lich-recht­li­chen Ver­ein­ba­run­gen recht­set­zen­der Na­tur so­wie die­je­ni­gen, die Aus­ga­ben be­din­gen, wel­che dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum un­ter­ste­hen;
r)35
übt das In­itia­tiv- und Re­fe­ren­dums­recht aus, wel­ches die Bun­des­ver­fas­sung dem Kan­ton zu­er­kennt.

2 Je­des Mit­glied des Gros­sen Ra­tes hat das Recht, In­itia­ti­ven auf Teil­re­vi­si­on der Ver­fas­sung und Ge­set­ze­si­ni­tia­ti­ven ein­zu­rei­chen.

34 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 9. Fe­br. 2014, in Kraft seit 1. März 2015. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2015 (BBl 2015 3035Art. 1 Ziff. 8, 2014 9091).

35 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 25. Sept. 2005, in Kraft seit 25. Sept. 2005. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 12. Ju­ni 2006 (BBl 2006 6127Art. 1 Ziff. 5 2813).

Art. 60  

1 In­nert 30 Ta­gen nach dem Wahl­tag wird der Gros­se Rat vom Staats­rat zur kon­sti­tu­ie­ren­den Sit­zung ein­be­ru­fen.

2 Der Prä­si­dent be­ruft den Gros­sen Rat ein, so­oft dies zur or­dent­li­chen Er­le­di­gung der Ge­schäf­te er­for­der­lich ist und wenn dies vom Staats­rat oder von min­des­tens 30 Mit­glie­dern des Gros­sen Ra­tes ver­langt wird.

Art. 61  

Im Mo­nat Mai wählt der Gros­se Rat den Prä­si­den­ten, der ein Jahr im Amt bleibt und nicht un­mit­tel­bar wie­der­ge­wählt wer­den kann.

Art. 62  

1 Der Gros­se Rat kann nur be­ra­ten und be­schlies­sen, wenn das ab­so­lu­te Mehr sei­ner Mit­glie­der an­we­send ist.

2 Um die Ab­set­zung ei­nes Mit­glie­des des Staats­ra­tes zu be­schlies­sen, be­darf es des ab­so­lu­ten Mehrs der Mit­glie­der des Gros­sen Ra­tes.

Art. 63  

Die Sit­zun­gen des Gros­sen Ra­tes sind öf­fent­lich.

Art. 64  

1 Hat der Staats­rat ei­nem Ge­setz oder ei­nem recht­set­zen­den De­kret nicht zu­ge­stimmt, so nimmt der Gros­se Rat ei­ne zwei­te Le­sung vor.

2 Der Staats­rat kann sei­ne Stel­lung­nah­me in­ner­halb von spä­tes­tens drei Mo­na­ten vor­le­gen.

C. Vollziehende Gewalt

Art. 65  

1 Der Staats­rat be­steht aus fünf Mit­glie­dern und ist die lei­ten­de und voll­zie­hen­de Be­hör­de des Kan­tons.

2 Er er­le­digt die an­fal­len­den kan­to­na­len An­ge­le­gen­hei­ten nach dem Kol­le­gia­li­täts­prin­zip und im Rah­men der ihm durch die Ver­fas­sung und die Ge­set­ze zu­ge­wie­se­nen Be­fug­nis­se.

Art. 66  

1 Der Staats­rat wird in ei­nem ein­zi­gen Wahl­kreis nach dem Ver­hält­nis­wahl­ver­fah­ren ge­wählt.

2 Die Ver­tei­lung der Sit­ze un­ter den Grup­pie­run­gen er­folgt nach dem Quo­ti­en­ten aus der Tei­lung der Zahl der gül­ti­gen Stim­men, wel­che die Grup­pie­run­gen er­hal­ten ha­ben, durch die um eins er­höh­te Zahl der Sit­ze.

3 Je­der Grup­pie­rung wer­den so vie­le Sit­ze zu­ge­teilt, als der Quo­ti­ent in der Sum­me ih­rer Stim­men ent­hal­ten ist.

4 Die ver­blei­ben­den Sit­ze wer­den ver­teilt, in­dem die Stim­men­zahl je­der Grup­pie­rung durch die um eins er­höh­te Zahl der ihr be­reits zu­ge­teil­ten Sit­ze ge­teilt wird, und zwar fol­gen­der­mas­sen:

a)
der­je­ni­gen Grup­pie­rung, die den gröss­ten Quo­ti­en­ten auf­weist, wird ein wei­te­rer Sitz zu­ge­teilt;
b)
die­ses Vor­ge­hen wird so lan­ge wie­der­holt, bis al­le Sit­ze zu­ge­teilt sind.

5 Das Ge­setz re­gelt das Wahl­ver­fah­ren im Fall ei­ner Va­kanz wäh­rend der Le­gis­la­tur­pe­ri­ode, ins­be­son­de­re wenn ei­ne Grup­pie­rung kei­ne Er­satz­per­son vor­schlägt und die Kan­di­da­ten­lis­te er­schöpft ist.

Art. 6736  

36 Auf­ge­ho­ben in der Volks­ab­stim­mung vom 9. Fe­br. 2014, in Kraft seit 1. März 2015. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2015 (BBl 2015 3035Art. 1 Ziff. 8, 2014 9091).

Art. 68  

Aus­ser in den vom Ge­setz vor­ge­se­he­nen Fäl­len sind die Sit­zun­gen des Staats­ra­tes nicht öf­fent­lich.

Art. 69  

1 Der Staats­rat wählt je­des Jahr aus sei­ner Mit­te einen Prä­si­den­ten und einen Vi­ze­prä­si­den­ten, die nicht un­mit­tel­bar wie­der wähl­bar sind.

2 Je­der Be­schluss des Staats­ra­tes be­darf des ab­so­lu­ten Mehrs sei­ner Mit­glie­der; der Wi­der­ruf, die Auf­he­bung oder die Ab­än­de­rung von Ein­zel­ver­fü­gun­gen be­dür­fen der Zu­stim­mung von min­des­tens vier Mit­glie­dern.

3 Die Staats­rä­te dür­fen sich nicht der Stim­me ent­hal­ten.

4 Der Staats­rat or­ga­ni­siert und übt sei­ne Tä­tig­keit durch die De­par­te­men­te und die üb­ri­gen un­ter­ge­ord­ne­ten Amts­stel­len aus.

5 Das Ge­setz re­gelt das Be­schwer­de­recht ge­gen Ver­fü­gun­gen des Staats­ra­tes, der De­par­te­men­te und der üb­ri­gen Amts­stel­len.

Art. 70  

Der Staats­rat, un­ter Vor­be­halt der Rech­te des Vol­kes und des Gros­sen Ra­tes:

a)
plant die Tä­tig­kei­ten des Kan­tons und setzt die ent­spre­chen­den Pro­gram­me um;
b)
wacht über den Voll­zug der eid­ge­nös­si­schen und kan­to­na­len Ge­set­ze so­wie der Be­schlüs­se des Gros­sen Ra­tes; er er­lässt die er­for­der­li­chen Vor­schrif­ten in Form von Aus­füh­rungs­de­kre­ten, Ver­ord­nun­gen, Be­schlüs­sen und an­de­ren Be­stim­mun­gen;
c)
ver­wal­tet die Staats­fi­nan­zen und die Kan­tons­gü­ter und legt jähr­lich die Staats­rech­nung und den Vor­an­schlag vor;
d)
lei­tet die kan­to­na­le Ver­wal­tung und er­stat­tet dem Gros­sen Rat jähr­lich Be­richt dar­über;
e)
er­nennt die Be­diens­te­ten und die­je­ni­gen Per­so­nen, die ein kan­to­na­les Amt be­klei­den; vor­be­hal­ten blei­ben ab­wei­chen­de Be­stim­mun­gen der Ver­fas­sung und der Ge­set­ze;
f)
übt die Auf­sicht über die Be­hör­den der Ge­mein­den so­wie der an­de­ren öf­fent­lich-recht­li­chen Kör­per­schaf­ten aus und ko­or­di­niert de­ren Tä­tig­kei­ten in­ner­halb des vom Ge­setz fest­ge­leg­ten Rah­mens;
g)
sorgt für die öf­fent­li­che Ord­nung;
h)
ver­tritt den Kan­ton ge­gen­über dem Bund, den an­de­ren Kan­to­nen und je­der an­de­ren Be­hör­de;
i)
nimmt zu den Ver­nehm­las­sun­gen des Bun­des Stel­lung und kann be­son­ders wich­ti­ge Vor­la­gen dem Gros­sen Rat un­ter­brei­ten.
Art. 71  

1 Der Staats­rat kann Vor­schlä­ge zu Ver­fas­sungs­än­de­run­gen oder Ge­set­ze­sent­wür­fe oder Ent­wür­fe zu recht­set­zen­den De­kre­ten vor­le­gen.

2 Er kann Ex­per­ten oder be­son­de­re Kom­mis­sio­nen bei­zie­hen und die Ge­mein­den, die po­li­ti­schen Par­tei­en und an­de­re Or­ga­ni­sa­tio­nen kon­sul­tie­ren. Je­der­mann kann ei­ne Stel­lung­nah­me ein­rei­chen.

3 Der Staats­rat kann einen ei­ge­nen Vor­schlag vor der de­fi­ni­ti­ven Ver­ab­schie­dung durch den Gros­sen Rat zu­rück­zie­hen.

Art. 72  

Der Staats­rat wohnt in cor­po­re oder mit ei­ner De­le­ga­ti­on den Be­ra­tun­gen des Gros­sen Ra­tes bei.

D. Richterliche Gewalt

Art. 73  

1 Die Ge­rich­te üben die rich­ter­li­che Ge­walt aus.

2 Sie sind in ih­ren Ent­schei­den un­ab­hän­gig und an das Ge­setz ge­bun­den; sie dür­fen Nor­men des kan­to­na­len Rechts, die ge­gen Bun­des­recht oder ge­gen die Kan­tons­ver­fas­sung ver­stos­sen, nicht an­wen­den.

Art. 74  

Die Ge­rich­te ur­tei­len in Zi­vil-, Straf- und Ver­wal­tungs­sa­chen. Ei­nem Ge­richt kön­nen meh­re­re Be­rei­che der Ge­richts­bar­keit zu­ge­wie­sen wer­den.

Art. 75  

1 Die Zi­vil­ge­richts­bar­keit wird aus­ge­übt durch:

a)
die Frie­dens­rich­ter;
b)
die Amts­rich­ter;
c)
das Ap­pel­la­ti­ons­ge­richt.

2 Das Ge­setz kann die Be­ur­tei­lung von han­dels­recht­li­chen, ar­beits­recht­li­chen und miet­recht­li­chen Strei­tig­kei­ten an­de­ren Ge­rich­ten zu­wei­sen.

Art. 76  

1 Die Straf­ge­richts­bar­keit wird aus­ge­übt durch:

a)
das ers­tin­stanz­li­che Straf­ge­richt;
b)
das zwei­tin­stanz­li­che Straf­ge­richt;
c)
den Ju­gend­rich­ter.

2 Das Ge­setz re­gelt die Mit­wir­kung der Ge­schwo­re­nen.

3 Das Ge­setz kann den Rich­tern und an­de­ren rich­ter­li­chen Be­hör­den die Kom­pe­tenz zu ers­tin­stanz­li­chen Ent­schei­den er­tei­len; es kann Ver­wal­tungs­be­hör­den Kom­pe­ten­zen im Bus­sen­be­reich zu­wei­sen.

Art. 77  

1 Die Ver­wal­tungs­ge­richts­bar­keit wird aus­ge­übt durch:

a)
das Ver­wal­tungs­ge­richt;
b)
das Ver­si­che­rungs­ge­richt;
c)
das Steu­er­ge­richt;
d)
das Ent­eig­nungs­ge­richt;
e)37
...

2 Ers­tin­stanz­li­che Ent­schei­de kön­nen Ver­wal­tungs­be­hör­den über­tra­gen wer­den.

3 Das Ge­setz be­stimmt die Be­hör­de, wel­che Kom­pe­tenz­kon­flik­te im Ver­wal­tungs­recht be­ur­teilt.

37 Auf­ge­ho­ben in der Volks­ab­stim­mung vom 25. Sept. 2005, mit Wir­kung seit 14. Ju­li 2006. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 12. Ju­ni 2006 (BBl 2006 6127Art. 1 Ziff. 5 2813).

Art. 78  

Das Ge­setz weist Rich­tern die Auf­ga­be zu, Stra­fun­ter­su­chun­gen durch­zu­füh­ren und die öf­fent­li­che An­kla­ge zu ver­tre­ten.

Art. 79  

1 Die Auf­sicht über die Rich­ter wird durch den Rich­ter­rat aus­ge­übt, wel­cher dem Gros­sen Rat Be­richt dar­über er­stat­tet.

2 Der Rich­ter­rat be­steht aus sie­ben Mit­glie­dern: vier da­von wer­den vom Gros­sen Rat, drei von der Ver­samm­lung der voll­amt­li­chen Rich­ter nach den vom Ge­setz fest­ge­leg­ten Be­stim­mun­gen ge­wählt.

Art. 80  

Das Ge­setz legt die Ge­richts­or­ga­ni­sa­ti­on, die Zu­stän­dig­kei­ten, das Ver­fah­ren und die An­for­de­run­gen hin­sicht­lich der Aus­bil­dung und des Höch­stal­ters der Rich­ter fest.

Art. 81  

1 Die Rich­ter wer­den für ei­ne Amts­dau­er von zehn Jah­ren ge­wählt.38

2 Die Frie­dens­rich­ter wer­den in Einer­wahl­krei­sen nach dem Mehr­heits­wahl­recht und in den üb­ri­gen Wahl­krei­sen nach dem Ver­hält­nis­wahl­ver­fah­ren ge­wählt.

3 Das Ge­setz re­gelt die Wahl­be­fug­nis­se des Gros­sen Ra­tes.

38 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 25. Sept. 2005, in Kraft seit 1. Jan. 2006. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 12. Ju­ni 2006 (BBl 2006 6127Art. 1 Ziff. 5 2813).

Titel IX: Verfassungsrevision

Art. 82  

1 Die Ver­fas­sung kann je­der­zeit ganz oder teil­wei­se re­vi­diert wer­den.

2 Die Vor­la­gen des Staats­ra­tes und des Gros­sen Ra­tes zur To­tal­re­vi­si­on dür­fen zum glei­chen Ge­gen­stand höchs­tens zwei Va­ri­an­ten ent­hal­ten.39

3 Je­de Ver­fas­sungs­re­vi­si­on muss dem Volk zur Ab­stim­mung un­ter­brei­tet wer­den.

39 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 10. Fe­br. 2019, in Kraft seit 15. März 2019. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2020 (BBl 2020 4671Art. 2 147).

Art. 83  

1 Die To­tal­re­vi­si­on der Ver­fas­sung kann vor­ge­schla­gen wer­den:

a)
vom Staats­rat;
b)
vom Gros­sen Rat, wenn die Mehr­heit sei­ner Mit­glie­der dies ver­langt;
c)
von min­des­tens 10 000 Stimm­be­rech­tig­ten.

2 Die Un­ter­schrif­ten müs­sen in­nert 100 Ta­gen nach Ver­öf­fent­li­chung des In­itia­tiv­be­geh­rens im Amts­blatt ge­sam­melt wer­den.40

40 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 10. Fe­br. 2019, in Kraft seit 15. März 2019. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2020 (BBl 2020 4671Art. 2 147).

Art. 84  

1 Geht der Vor­schlag zu ei­ner Re­vi­si­on von ei­ner Volks­i­ni­tia­ti­ve oder vom Gros­sen Rat aus, so müs­sen die Stimm­be­rech­tig­ten in ei­ner ein­zi­gen Ab­stim­mung vor­gän­gig ent­schei­den, ob sie ei­ne To­tal­re­vi­si­on wol­len und ob die Re­vi­si­ons­vor­la­ge vom Gros­sen Rat oder von ei­nem Ver­fas­sungs­rat aus­ge­ar­bei­tet wer­den soll.

2 Die Volks­i­ni­tia­ti­ve auf To­tal­re­vi­si­on kann bis zum Zeit­punkt der Vor­ab­stim­mung zu­rück­ge­zo­gen wer­den,

3 Der Ver­fas­sungs­rat wird in­nert sechs Mo­na­ten nach dem Wahl­ver­fah­ren für den Gros­sen Rat ge­wählt; die Zahl der Mit­glie­der ist gleich wie beim Gros­sen Rat und ih­re Amts­dau­er be­trägt höchs­tens fünf Jah­re.41

4 Der Staats­rat und der Gros­se Rat wen­den das­sel­be Ver­fah­ren wie für die kan­to­na­le Ge­setz­ge­bung an.

41 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 25. Sept. 2005, in Kraft seit 25. Sept. 2005. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 12. Ju­ni 2006 (BBl 2006 6127Art. 1 Ziff. 5 2813).

Art. 85  

1 Geht die Teil­re­vi­si­on der Ver­fas­sung auf einen Vor­schlag des Staats­ra­tes oder des Gros­sen Ra­tes zu­rück, so wird das­sel­be Ver­fah­ren wie für die kan­to­na­le Ge­setz­ge­bung an­ge­wen­det.

2 Die Teil­re­vi­si­on der Ver­fas­sung kann von min­des­tens 10 000 Stimm­be­rech­tig­ten ver­langt wer­den, und zwar nach dem im Ge­setz­fest­ge­leg­ten Ver­fah­ren.

3 Die Teil­re­vi­si­on muss sich auf ei­ne ein­heit­li­che Ma­te­rie be­schrän­ken; sie kann meh­re­re Be­stim­mun­gen um­fas­sen.

4 Die Un­ter­schrif­ten müs­sen in­nert 100 Ta­gen nach Ver­öf­fent­li­chung des In­itia­tiv­be­geh­rens im Amts­blatt ge­sam­melt wer­den.43

43 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 10. Fe­br. 2019, in Kraft seit 15. März 2019. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2020 (BBl 2020 4671Art. 2 147).

Art. 86  

Wird die Un­ter­schrif­ten­zahl er­reicht, so über­prüft der Gros­se Rat zu­nächst die Gül­tig­keit der In­itia­ti­ve. Da­bei über­prüft er in­nert ei­nes Jah­res nach der Ver­öf­fent­li­chung des Zu­stan­de­kom­mens im Amts­blatt die Über­ein­stim­mung mit dem über­ge­ord­ne­ten Recht, die Ein­heit der Form und der Ma­te­rie so­wie die Durch­führ­bar­keit.

Art. 87  

1 Die Volks­i­ni­tia­ti­ve kann in der Form ei­nes aus­ge­ar­bei­te­ten Ent­wurfs oder der all­ge­mei­nen An­re­gung ein­ge­reicht wer­den.

2 Im ers­ten Fall wird sie dem Volk zur Ab­stim­mung un­ter­brei­tet; der Gros­se Rat kann gleich­zei­tig einen Ge­gen­vor­schlag zur glei­chen Ma­te­rie un­ter­brei­ten.

3 Im zwei­ten Fall muss der Gros­se Rat einen Vor­schlag im Sin­ne des Be­geh­rens aus­ar­bei­ten, der dem Volk zur Ab­stim­mung un­ter­brei­tet wer­den muss; er kann zur glei­chen Ma­te­rie einen Ge­gen­vor­schlag un­ter­brei­ten.

4 Die In­itia­ti­ve auf Teil­re­vi­si­on kann zu­rück­ge­zo­gen wer­den.

Art. 88  

Stellt der Gros­se Rat der Volks­i­ni­tia­ti­ve auf Teil­re­vi­si­on einen ei­ge­nen Ge­gen­vor­schlag ge­gen­über, so müs­sen die Stimm­be­rech­tig­ten in ei­ner ein­zi­gen Ab­stim­mung ent­schei­den, ob sie ge­gen­über dem gel­ten­den Recht die Volks­i­ni­tia­ti­ve oder den Ge­gen­vor­schlag vor­zie­hen; sie kön­nen auch bei­de Vor­schlä­ge an­neh­men oder ab­leh­nen und dar­über be­fin­den, wel­che der bei­den Vor­la­gen sie vor­zie­hen, wenn bei­de an­ge­nom­men wer­den.

Art. 89  

1 Bei ei­ner To­tal­re­vi­si­on muss die be­auf­trag­te Be­hör­de in­nert fünf Jah­ren nach der Ver­öf­fent­li­chung des Er­geb­nis­ses der Vor­ab­stim­mung im Amts­blatt die Vor­la­ge aus­ar­bei­ten.

2 Bei ei­ner Teil­re­vi­si­on muss der Gros­se Rat in­nert 18 Mo­na­ten nach der Ver­öf­fent­li­chung des Zu­stan­de­kom­mens der Volks­i­ni­tia­ti­ve im Amts­blatt oder nach der Vor­la­ge der Bot­schaft durch den Staats­rat die Be­ra­tun­gen ab­sch­lies­sen.44

44 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 25. Sept. 2005, in Kraft seit 25. Sept. 2005. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 12. Ju­ni 2006 (BBl 2006 6127Art. 1 Ziff. 5 2813).

Art. 90  

1 Die V Ur­ab­stim­mung über die In­itia­ti­ve auf To­tal­re­vi­si­on der Ver­fas­sung muss in­nert 60 Ta­gen nach der Ver­öf­fent­li­chung des Zu­stan­de­kom­mens der In­itia­ti­ve im Amts­blatt statt­fin­den.

2 Die üb­ri­gen Ab­stim­mun­gen über Ver­fas­sungs­i­ni­tia­ti­ven müs­sen in­nert 60 Ta­gen nach Ab­schluss der Be­ra­tun­gen des Gros­sen Ra­tes oder des Ver­fas­sungs­ra­tes statt­fin­den.

3 Die Ab­stim­mung über die In­itia­ti­ve auf Teil­re­vi­si­on muss auf je­den Fall spä­tes­tens in­nert zwei Jah­ren nach der Ver­öf­fent­li­chung des Zu­stan­de­kom­mens im Amts­blatt statt­fin­den.

Titel X: Übergangs- und Schlussbestimmungen

Art. 91  

1 Die Ver­fas­sung tritt am 1. Ja­nu­ar des Jah­res nach der An­nah­me durch das Volk in Kraft.

2 Die Ver­fas­sung von Re­pu­blik und Kan­ton Tes­sin vom 4. Ju­li 1830, die am 29. Ok­to­ber 1967 re­vi­diert wor­den ist, wird mit die­sem Da­tum auf­ge­ho­ben,

Art. 92  

1 Das bis­he­ri­ge Recht bleibt wei­ter­hin in Kraft. Be­stim­mun­gen, die der Ver­fas­sung ma­te­ri­ell wi­der­spre­chen, fal­len da­hin.

2 Be­stim­mun­gen, die in ei­nem nach die­ser Ver­fas­sung nicht mehr zu­läs­si­gen Ver­fah­ren zu Stan­de ge­kom­men sind, blei­ben wei­ter­hin in Kraft. Das Ver­fah­ren zur Än­de­rung sol­cher Be­stim­mun­gen rich­tet sich nach der neu­en Ver­fas­sung.

Art. 93  

1 Die An­pas­sung be­ste­hen­den Rechts an die neue Ver­fas­sung muss in­nert fünf Jah­ren nach de­ren In­kraft­tre­ten er­fol­gen.

2 Der Staats­rat legt dem Gros­sen Rat ein Jahr nach In­kraft­set­zung der neu­en Ver­fas­sung einen Be­richt über die er­for­der­li­chen Ge­set­ze­san­pas­sun­gen vor. Der Gros­se Rat berät den Be­richt.

Art. 94  

Das bis­he­ri­ge Recht ist an­wend­bar auf In­itia­ti­ven, die vor In­kraft­set­zung der neu­en Ver­fas­sung ein­ge­reicht wer­den, so­wie auf Re­fe­ren­den, die sich ge­gen Ge­set­ze und recht­set­zen­de De­kre­te rich­ten, wel­che vor die­sem Zeit­punkt ver­ab­schie­det wer­den.

Art. 95  

Be­hör­den und Be­hör­den­mit­glie­der blei­ben bis zum Ab­lauf der Amts­zeit nach bis­he­ri­gem Recht im Amt; ei­ne all­fäl­li­ge Er­satz­wahl vor Ab­lauf der Amts­zeit rich­tet sich eben­falls nach al­tem Recht.

Art. 9645  

45 An­ge­nom­men in der Volks­ab­stim­mung vom 22. Sept. 2013, in Kraft seit 1. Ju­li 2016. Ge­währ­leis­tungs­be­schluss vom 11. März 2015 (BBl 2015 3035Art. 1 Ziff. 8, 2014 9091).

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