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Verordnung
über die behindertengerechte Gestaltung
des öffentlichen Verkehrs
(VböV)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf die Artikel 15 und 23 des Behindertengleichstellungsgesetzes
vom 13. Dezember 20021 (BehiG),

verordnet:

1. Kapitel: Zweck und Geltungsbereich

Art. 1 Zweck  

1 Die­se Ver­ord­nung legt fest, wie der öf­fent­li­che Ver­kehr zu ge­stal­ten ist, da­mit er den Be­dürf­nis­sen der Men­schen mit Be­hin­de­run­gen (Be­hin­der­ter) ent­spricht.

2 Zu die­sem Zweck be­stimmt sie die funk­tio­na­len An­for­de­run­gen an die Ein­rich­tun­gen, die Fahr­zeu­ge und die Dienst­leis­tun­gen des öf­fent­li­chen Ver­kehrs.2

2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 1. Mai 2024, in Kraft seit 1. Ju­li 2024 (AS 2024 198).

Art. 2 Geltungsbereich  

1 Die­se Ver­ord­nung gilt für:

a.
Ein­rich­tun­gen und Fahr­zeu­ge des öf­fent­li­chen Ver­kehrs (Art. 3 Bst. b Be­hiG);
b.
von al­len be­an­spruch­ba­re Dienst­leis­tun­gen der Un­ter­neh­men des öf­fent­li­chen Ver­kehrs (Art. 3 Bst. e Be­hiG).

2 Un­ter­neh­men des öf­fent­li­chen Ver­kehrs sind die kon­zes­sio­nier­ten Trans­port­un­ter­neh­men.3

3 Zu den Ein­rich­tun­gen, Fahr­zeu­gen und Dienst­leis­tun­gen des öf­fent­li­chen Ver­kehrs ge­hö­ren ins­be­son­de­re:

a.
die Zu­gän­ge zu den Bau­ten und An­la­gen;
b.
die Or­te, an de­nen ein Fahr­zeug des öf­fent­li­chen Ver­kehrs Fahr­gäs­te ein- oder aus­stei­gen lässt (Hal­te­punk­te);
c.
Per­rons;
d.
Kun­den­schal­ter;
e.
In­for­ma­ti­ons‑, Kom­mu­ni­ka­ti­ons‑, Bil­lett­be­zugs- und Re­ser­va­ti­ons­sys­te­me so­wie Not­ruf­sys­te­me;
f.
Toi­let­ten und Park­plät­ze, die zu Hal­te­punk­ten ge­hö­ren und über­wie­gend von Rei­sen­den ge­nutzt wer­den;
g.
Ne­ben­be­trie­be ge­mä­ss Ar­ti­kel 39 Ab­satz 1 des Ei­sen­bahn­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 19574;
h.
die Ge­stal­tung des Ein- und Aus­stiegs in ein bzw. aus ei­nem Fahr­zeug so­wie die Tür­öff­nungs­sys­te­me;
i.
die Hal­tean­for­de­rungs­sys­te­me in den Fahr­zeu­gen und an Hal­te­punk­ten mit Halt auf Ver­lan­gen.

3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 20153781).

4 SR 742.101

2. Kapitel: Funktionale Anforderungen

Art. 3 Grundsätze  

1 Be­hin­der­te, die in der La­ge sind, den öf­fent­li­chen Raum au­to­nom zu be­nüt­zen, sol­len auch Dienst­leis­tun­gen des öf­fent­li­chen Ver­kehrs au­to­nom be­an­spru­chen kön­nen.

2 So­weit die Au­to­no­mie nicht durch tech­ni­sche Mass­nah­men ge­währ­leis­tet wer­den kann, er­brin­gen die Un­ter­neh­men des öf­fent­li­chen Ver­kehrs die er­for­der­li­chen Hil­fe­stel­lun­gen durch den Ein­satz von Per­so­nal.

3 Die Un­ter­neh­men des öf­fent­li­chen Ver­kehrs ver­zich­ten mög­lichst auf ei­ne Pflicht zur Vor­an­mel­dung, die nur für Be­hin­der­te gilt.

Art. 3a Informationsplattform über die behindertengerechte Gestaltung von Haltepunkten 5  

1 Ei­ne vom Bun­des­amt für Ver­kehr (BAV) be­auf­trag­te Stel­le be­treibt ei­ne öf­fent­lich zu­gäng­li­che In­for­ma­ti­ons­platt­form über die be­hin­der­ten­ge­rech­te Ge­stal­tung der Hal­te­punk­te des öf­fent­li­chen Ver­kehrs in der Schweiz.

2 Die In­fra­struk­tur­be­trei­be­rin­nen der in­te­r­ope­ra­blen Stre­cken nach Ar­ti­kel 15a Ab­satz 1 Buch­sta­be a der Ei­sen­bahn­ver­ord­nung vom 23. No­vem­ber 19836 stel­len auf die­ser Platt­form bis zum 16. Ju­ni 2022 die In­for­ma­tio­nen nach den Ar­ti­keln 7 und 7a der Ver­ord­nung (EU) Nr. 1300/20147 zur Be­hin­der­ten­ge­rech­tig­keit ih­rer Hal­te­punk­te des in­te­r­ope­ra­blen Ei­sen­bahn­ver­kehrs be­reit.8

3 Die üb­ri­gen Un­ter­neh­men des öf­fent­li­chen Ver­kehrs stel­len auf der Platt­form bis zum 31. De­zem­ber 2023 die In­for­ma­tio­nen zur Be­hin­der­ten­ge­rech­tig­keit der Hal­te­punk­te be­reit.

4 Sämt­li­che Un­ter­neh­men des öf­fent­li­chen Ver­kehrs über­prü­fen ih­re In­for­ma­tio­nen auf der Platt­form lau­fend und füh­ren sie ge­ge­be­nen­falls nach.

5 Be­fin­den sich Hal­te­punk­te nicht im Ei­gen­tum des Un­ter­neh­mens des öf­fent­li­chen Ver­kehrs, so sind die Ei­gen­tü­mer die­ser Hal­te­punk­te ver­pflich­tet, sie über An­pas­sun­gen dar­an zu in­for­mie­ren.

5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 12. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 2835).

6 SR 742.141.1

7 Ver­ord­nung (EU) Nr. 1300/2014 der Kom­mis­si­on vom 18. No­vem­ber 2014 über die tech­ni­schen Spe­zi­fi­ka­tio­nen für die In­te­r­ope­ra­bi­li­tät be­züg­lich der Zu­gäng­lich­keit des Ei­sen­bahn­sys­tems der Uni­on für Men­schen mit Be­hin­de­run­gen und Men­schen mit ein­ge­schränk­ter Mo­bi­li­tät, ABl. L 356 vom 12.12.2014, S. 110; zu­letzt ge­än­dert durch Durch­füh­rungs­ver­ord­nung (EU) 2023/1694, ABl. L 222 vom 8.9.2023, S. 88.

8 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 1. Mai 2024, in Kraft seit 1. Ju­li 2024 (AS 2024 198).

Art. 4 Zugang  

1 Die den Fahr­gäs­ten die­nen­den Ein­rich­tun­gen und Fahr­zeu­ge, die mit dem öf­fent­li­chen Ver­kehr in ei­nem un­mit­tel­ba­ren funk­tio­na­len Zu­sam­men­hang ste­hen, müs­sen für Be­hin­der­te si­cher auf­find­bar, er­reich­bar und be­nütz­bar sein.

2 Für be­hin­der­te Fahr­gäs­te muss ein ge­nü­gend gros­ser Teil der Fahr­gast­be­rei­che zu­gäng­lich sein.

3 Roll­stuhl­zu­gäng­li­che Kur­se und Hal­te­punk­te sol­len nach Mög­lich­keit in den Netz- und Fahr­plä­nen zweck­mäs­sig ver­zeich­net sein.

Art. 5 Zugang mit Hilfsmitteln  

1 Der Zu­gang zu Ein­rich­tun­gen und Fahr­zeu­gen des öf­fent­li­chen Ver­kehrs muss ge­währ­leis­tet sein:

a.
für Hand- und Elek­tro-Roll­stüh­le mit ei­nem Ge­samt­ge­wicht von bis zu 300 kg:
1.
mit ei­ner Län­ge von bis zu 1200 mm zu­züg­lich 50 mm für die Füs­se,
2.
mit ei­ner Brei­te von bis zu 700 mm zu­züg­lich 50 mm an je­der Sei­te für die Hän­de bei Fort­be­we­gung;
b.
für Rol­la­to­ren.9

2 Die Be­nüt­zung der öf­fent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel soll in der Re­gel auch für Roll­stüh­le mit kup­pel­ba­ren elek­tri­schen An­triebs­ge­rä­ten, für Be­hin­der­ten-Elek­tros­coo­ter und für ähn­li­che Fahr­zeu­ge er­mög­licht wer­den.

3 Die Be­nüt­zung der öf­fent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel muss auch für Be­hin­der­te, die auf Führ- oder As­sis­tenz­hun­de an­ge­wie­sen sind, ge­währ­leis­tet sein.

9 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 20153781).

Art. 6 Aufenthalt  

1 Die Un­ter­neh­men des öf­fent­li­chen Ver­kehrs tra­gen den Ri­si­ken des Be­triebs, de­nen Be­hin­der­te beim Auf­ent­halt in den Ein­rich­tun­gen und Fahr­zeu­gen in be­son­de­rem Aus­mass aus­ge­setzt sind, an­ge­mes­sen Rech­nung.

2 Mö­blie­rungs­ele­men­te und Tü­ren an Hal­te­punk­ten müs­sen leicht er­kenn­bar sein. Wit­te­rungs­un­ter­stän­de und War­teräu­me sind für Be­hin­der­te leicht zu­gäng­lich und er­kenn­bar aus­zu­ge­stal­ten.10

10 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 4. Nov. 2009, in Kraft seit 1. Ju­li 2010 (AS 2009 5931).

Art. 7 Bedienungselemente und Toiletten  

1 Die zu be­die­nen­den Ein­rich­tun­gen so­wie die Tür­öff­nungs- und ‑schliess­sys­te­me und die Hal­tean­for­de­rungs­sys­te­me müs­sen be­hin­der­ten­ge­recht ge­stal­tet sein. Die Be­die­nungs­ele­men­te sol­len stan­dar­di­siert sein.

2 Toi­let­ten müs­sen so ge­stal­tet sein, dass sie von al­ters­be­dingt ein­ge­schränk­ten und von seh­be­hin­der­ten Per­so­nen be­nützt wer­den kön­nen. Sie müs­sen in aus­rei­chen­der An­zahl roll­stuhl­gän­gig sein.11

11 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 4. Nov. 2009, in Kraft seit 1. Ju­li 2010 (AS 2009 5931).

Art. 8 Ausführungsbestimmungen  

Das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment für Um­welt, Ver­kehr, Ener­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on er­lässt Be­stim­mun­gen über die tech­ni­schen An­for­de­run­gen an die Ge­stal­tung der Bahn­hö­fe, der Hal­te­stel­len, der Flug­plät­ze, der Kom­mun­ka­ti­ons­sys­te­me, der Bil­lett­aus­ga­be so­wie der Fahr­zeu­ge.

3. Kapitel: Finanzhilfen

1. Abschnitt: …

Art. 91112  

12 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 1. Mai 2024, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2024 (AS 2024 198).

2. Abschnitt: …

Art. 12–1613  

13 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 25. Sept. 2015, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2016 (AS 20153781).

3. Abschnitt: Verfahren

Art.172314  

14 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 1. Mai 2024, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2024 (AS 2024 198).

Art. 24 Auszahlung und Rückforderung der Finanzhilfen 15  

Die Aus­zah­lung und die Rück­for­de­rung der Fi­nanz­hil­fen des Bun­des rich­ten sich nach dem Sub­ven­ti­ons­ge­setz vom 5. Ok­to­ber 199016.

15 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 1. Mai 2024, in Kraft seit 1. Ju­li 2024 (AS 2024 198).

16 SR 616.1

Art. 25 Mit den Finanzhilfen verknüpfte Bedingungen und Auflagen 17  

Das BAV über­wacht, ob die Auf­la­gen ein­ge­hal­ten und die Be­din­gun­gen er­füllt wer­den, die mit den Fi­nanz­hil­fen ver­knüpft sind.

17 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 1. Mai 2024, in Kraft seit 1. Ju­li 2024 (AS 2024 198).

4. Kapitel: Inkrafttreten

Art. 26  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ja­nu­ar 2004 in Kraft.

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