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Verordnung des UVEK
über die technischen Anforderungen an die
behindertengerechte Gestaltung des öffentlichen Verkehrs
(VAböV)

vom 23. März 2016 (Stand am 1. November 2020)

Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und
Kommunikation (UVEK),

gestützt auf Artikel 8 der Verordnung vom 12. November 20031
über die behindertengerechte Gestaltung des öffentlichen Verkehrs,

verordnet:

1. Abschnitt: Gegenstand

Art. 1  

1 Die­se Ver­ord­nung re­gelt die tech­ni­schen An­for­de­run­gen an die be­hin­der­ten­ge­rech­te Ge­stal­tung der Ein­rich­tun­gen und Fahr­zeu­ge:

a.
des öf­fent­li­chen Ver­kehrs im All­ge­mei­nen;
b.
des öf­fent­li­chen Bus- und Trol­ley­bus­ver­kehrs;
c.
des öf­fent­li­chen Seil­bahn­ver­kehrs mit mehr als acht Plät­zen pro Fahr­zeug.

2 Die tech­ni­schen An­for­de­run­gen an die be­hin­der­ten­ge­rech­te Ge­stal­tung in­te­r­ope­ra­bler Fahr­zeu­ge rich­ten sich nach den Be­stim­mun­gen des 7a. Ab­schnitts des Ei­sen­bahn­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 19572 (EBG), des 1a. Ka­pi­tels und des An­hangs 7 der Ei­sen­bahn­ver­ord­nung vom 23. No­vem­ber 19833 (EBV) und er­gän­zend nach den Be­stim­mun­gen die­ser Ver­ord­nung.

3 Die Be­stim­mun­gen die­ser Ver­ord­nung sind an­wend­bar, so­weit die An­wen­dung nicht den Be­stim­mun­gen des Be­hin­der­ten­gleich­stel­lungs­ge­set­zes vom 13. De­zem­ber 20024 über die Ver­hält­nis­mäs­sig­keit wi­der­spricht.

2. Abschnitt: Allgemeine Anforderungen

Art. 2 Bauten, Anlagen und Fahrzeuge  

1 Für die all­ge­mei­nen An­for­de­run­gen an die be­hin­der­ten­ge­rech­te Ge­stal­tung von Bau­ten und An­la­gen ist die Norm SN 521 500/SIA 500 «Hin­der­nis­freie Bau­ten», Aus­ga­be 20095, mass­ge­bend.

2 Für die all­ge­mei­nen An­for­de­run­gen an die be­hin­der­ten­ge­rech­te Ge­stal­tung von Fahr­zeu­gen ist die Ver­ord­nung (EU) Nr. 1300/20146 mass­ge­bend. Ei­ne Kon­for­mi­täts­be­wer­tung durch ei­ne Kon­for­mi­täts­be­wer­tungs­stel­le ist nur für Fahr­zeu­ge nö­tig, die auf in­te­r­ope­ra­blen Stre­cken nach Ar­ti­kel 15a Ab­satz 1 Buch­sta­be a EBV7 ver­keh­ren. Für die üb­ri­gen Fahr­zeu­ge kann der Ge­such­stel­ler die Kon­for­mi­tät durch ei­ne Kon­for­mi­täts­er­klä­rung nach­wei­sen.8

3 Ab­wei­chen­de und wei­ter­füh­ren­de An­for­de­run­gen an den Ei­sen­bahn-, Stras­sen­bahn- und Schiff­ver­kehr sind in den fol­gen­den Er­las­sen fest­ge­hal­ten:

a.
Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen vom 15. De­zem­ber 19839 zur Ei­sen­bahn­ver­ord­nung;
b.
Ar­ti­kel 6 Ab­satz 2 der Schiff­bau­ver­ord­nung vom 14. März 199410.

5 Die­se Norm kann ge­gen Be­zah­lung be­zo­gen wer­den bei der Schwei­ze­ri­schen Nor­men-Ver­ei­ni­gung (SNV), Sul­zer­al­lee 70, 8404Win­ter­thur; www.snv.ch oder im Bun­des­amt für Ver­kehr, Müh­le­stras­se 6, 3063It­ti­gen kos­ten­los ein­ge­se­hen wer­den.

62 Ver­ord­nung (EU) Nr. 1300/2014 der Kom­mis­si­on vom 18. No­vem­ber 2014 über die tech­ni­schen Spe­zi­fi­ka­tio­nen für die In­te­r­ope­ra­bi­li­tät be­züg­lich der Zu­gäng­lich­keit des Ei­sen­bahn­sys­tems der Uni­on für Men­schen mit Be­hin­de­run­gen und Men­schen mit ein­ge­schränk­ter Mo­bi­li­tät, ABl. L 356 vom 12.12.2014, S. 110; ge­än­dert durch Durch­füh­rungs­ver­ord­nung (EU) Nr. 2019/772 vom 16.5.2019 ABl. L 139 I vom 27.5.2019. S. 1.

7 SR 742.141.1

8 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

9 SR 742.141.11

10 SR 747.201.7

Art. 3 Parkfelder für Gehbehinderte  

1 Ste­hen bei Hal­te­punk­ten Park­plät­ze für Per­so­nen­wa­gen zur Ver­fü­gung, so müs­sen für Geh­be­hin­der­te Park­fel­der nach Ar­ti­kel 65 Ab­satz 5 der Si­gna­li­sa­ti­ons­ver­ord­nung vom 5. Sep­tem­ber 197911 ein­ge­rich­tet wer­den. Die Zahl der Park­fel­der für Geh­be­hin­der­te be­trägt bei:

a.
bis zu 50 Park­fel­dern für Per­so­nen­wa­gen: 1 Park­feld;
b.
51–150 Park­fel­dern für Per­so­nen­wa­gen: 2 Park­fel­der;
c.
151–350 Park­fel­dern für Per­so­nen­wa­gen: 3 Park­fel­der;
d.
351–750 Park­fel­dern für Per­so­nen­wa­gen: 4 Park­fel­der;
e.
751 und mehr Park­fel­dern für Per­so­nen­wa­gen: 5 Park­fel­der.

2 Die Park­fel­der für Geh­be­hin­der­te sind na­he beim Haupt­zu­gang des Hal­te­punk­tes ein­zu­rich­ten.

Art. 4 Kontrast, Rutschfestigkeit und optische Eigenschaften 12  

1 Die ma­te­ri­el­len An­for­de­run­gen an den Kon­trast rich­ten sich nach der SN EN 16584‑1:201713.

2 Die An­for­de­run­gen an die Rutsch­fes­tig­keit und die op­ti­schen Ei­gen­schaf­ten rich­ten sich nach der SN EN 16584-3:2017.

12 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

13 Die­se Norm kann bei der Schwei­ze­ri­schen Nor­men-Ver­ei­ni­gung (SNV), Sul­zer­al­lee 70, 8404Win­ter­thur, www.snv.ch be­zo­gen oder im Bun­des­amt für Ver­kehr, Müh­le­stras­se 6, 3063It­ti­gen kos­ten­los ein­ge­se­hen wer­den.

Art. 5 Kundeninformation und -kommunikation sowie Notrufsysteme  

1 Akus­ti­sche Kun­den­in­for­ma­tio­nen müs­sen für Hör­be­hin­der­te gut ver­ständ­lich sein, ins­be­son­de­re ist auf ei­ne ge­eig­ne­te Be­schal­lung der Fahr­ga­sträu­me zu ach­ten. Nö­ti­gen­falls müs­sen sie wie­der­holt wer­den oder auf Ab­ruf wie­der­hol­bar sein.

2 Sys­te­me für die Kun­den­in­for­ma­ti­on und -kom­mu­ni­ka­ti­on und Not­ruf­sys­te­me müs­sen für Hör- oder Seh­be­hin­der­te auf­find­bar, er­kenn­bar und be­nutz­bar sein. Die ma­te­ri­el­len An­for­de­run­gen an die Kun­den­in­for­ma­ti­on und ‑kom­mu­ni­ka­ti­on und die Not­ruf­sys­te­me rich­ten sich nach der SN EN 16584-2:201714.15

3 Er­satz­lö­sun­gen für die Kun­den­in­for­ma­ti­on und -kom­mu­ni­ka­ti­on und für Not­ruf­sys­te­me müs­sen ins­be­son­de­redurch den Ein­satz von han­dels­üb­li­chen Klein­ge­rä­ten wie Mo­bil­te­le­fo­ne be­nutz­bar sein.

4 Bei den üb­ri­gen sta­ti­schen In­for­ma­tio­nen, aus­ser bei der An­schrift von Bahn­hofs­na­men, muss pro Me­ter Le­se­di­stanz die Grös­se der Gross­buch­sta­ben min­des­tens 25 mm, die Grös­se von Pik­to­gram­men so­wie von Gleis- und Sek­tor­an­ga­ben min­des­tens 60 mm bei senk­rech­ter Pro­jek­ti­on zur Seh­ach­se be­tra­gen; bei nicht senk­rech­ter Pro­jek­ti­on ver­grös­sert sich die­se Grös­se ent­spre­chend. Als Le­se­di­stanz, ge­mes­sen auf dem Seh­strahl, gilt die grösst­mög­li­che An­nä­he­rung bei ei­nem Le­se­win­kel von ma­xi­mal 45 Grad aus der Ho­ri­zon­ta­len bei ei­ner Au­gen­hö­he von 160 cm.

5 Aus­hang­fahr­plä­ne und ver­gleich­ba­re sta­ti­sche In­for­ma­tio­nen sind so an­zu­brin­gen, dass sich die obers­te In­halts­zei­le höchs­tens auf 160 cm be­fin­det. Die Grös­se der Gross­buch­sta­ben muss min­des­tens 4 mm (16 Punkt) be­tra­gen. Falls Mo­ni­to­re in zu­mut­ba­rer Ent­fer­nung vor­han­den sind, kann von den vor­ge­nann­ten Be­stim­mun­gen ab­ge­wi­chen wer­den.

6 Mo­ni­to­re an den für die Ori­en­tie­rung wich­ti­gen Stand­orten von Hal­te­punk­ten sind in der Re­gel so an­zu­brin­gen, dass sich die obers­te In­halts­zei­le höchs­tens auf 160 cm be­fin­det. Be­fin­den sich an ei­nem sol­chen Stand­ort meh­re­re Mo­ni­to­re mit der­sel­ben In­for­ma­ti­on, so muss min­des­tens ei­ner da­von die­se Be­din­gung er­fül­len.

7 In Schal­ter­an­la­gen mit Ge­gen­sprechein­rich­tun­gen ist min­des­tens ein Schal­ter mit ei­nem In­duk­ti­ons­ver­stär­ker für Hör­be­hin­der­te zu ver­se­hen und ent­spre­chend zu kenn­zeich­nen.

8 Ge­ne­ral­an­zei­ger müs­sen ei­ne akus­ti­sche Ab­ruf­bar­keit der In­for­ma­tio­nen er­mög­li­chen.

14 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 4 Abs. 1.

15 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

Art. 6 Besondere Informationen an Haltepunkten für Sehbehinderte  

1 An grös­se­ren Hal­te­punk­ten und sol­chen mit be­deu­ten­den Um­stei­ge­be­zie­hun­gen sind an für die Ori­en­tie­rung wich­ti­gen Stand­orten an den Hand­läu­fen In­for­ma­tio­nen in Re­li­ef­schrift und, so­weit mög­lich auch in Braille, über Gleis­num­mern, Per­ron­sek­to­ren so­wie be­darfs­wei­se wei­te­re wich­ti­ge Zie­le wie Bahn­ho­f­aus­gän­ge an­zu­brin­gen.

2 An grös­se­ren Hal­te­punk­ten und sol­chen mit kom­ple­xen Ver­bin­dungs­we­gen sind ein tak­ti­les Leit­sys­tem ge­mä­ss SN 640 852 «Tak­til-vi­su­el­le Mar­kie­run­gen für blin­de und seh­be­hin­der­te Fuss­gän­ger» des Schwei­ze­ri­schen Ver­ban­des der Stras­sen- und Ver­kehrs­fach­leu­te VSS, Aus­ga­be Mai 200516und ein Treff­punkt ein­zu­rich­ten.

3 In­for­ma­ti­ons­stän­der und an­de­re aus­kra­gen­de Ele­men­te in den Kun­den­be­rei­chen sind mit blin­den­ge­rech­ten Ele­men­ten wie ei­nem So­ckel oder ei­nem Fuss­steg zu ver­se­hen. Gros­se Glas­flä­chen sind nö­ti­gen­falls mit seh­be­hin­der­ten­ge­rech­ten Mar­kie­run­gen zu ver­se­hen.

4 Per­ron­kan­ten müs­sen aus­rei­chend be­leuch­tet sein.

16 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 2 Abs. 1.

Art. 7 Besondere Informationen an Haltepunkten für Personen im Rollstuhl  

Die roll­stuhl­gän­gi­gen Zu- und Ab­gän­ge, die Stand­orte der mo­bi­len Ein­stiegs­hil­fen und die Ein­stiegs­stel­len auf den Per­rons sind deut­lich zu si­gna­li­sie­ren, so­weit dies be­trieb­lich mög­lich ist.

Art. 8 Billettautomaten und Entwerter  

1 Bil­let­t­au­to­ma­ten und Ent­wer­ter müs­sen grund­sätz­lich durch Be­hin­der­te be­dient wer­den kön­nen. Ist dies für ein­zel­ne Be­hin­de­rungs­ar­ten nicht ge­währ­leis­tet, so müs­sen den be­trof­fe­nen Per­so­nen­grup­pen an­ge­mes­se­ne Er­satz­lö­sun­gen an­ge­bo­ten wer­den.

2 Die Hö­he der Be­die­nungs­ele­men­te von Bil­let­t­au­to­ma­ten darf ma­xi­mal 130 cm be­tra­gen. Der Münzein­wurf kann hö­her plat­ziert wer­den, wenn sich un­ter­halb der Ma­xi­mal­hö­he ei­ne Vor­rich­tung für die bar­geld­lo­se Zah­lung be­fin­det.

3 Die Hö­he des Ent­wer­ter­schlit­zes von Bil­let­t­au­to­ma­ten und Ent­wer­tern an den Hal­te­punk­ten und in den Fahr­zeu­gen darf ma­xi­mal 110 cm be­tra­gen. In den Fahr­zeu­gen mit Bil­let­t­au­to­ma­ten oder Ent­wer­tern muss min­des­tens ei­nes die­ser Ge­rä­te im Roll­stuhl­be­reich in­stal­liert sein.

Art. 9 Türöffnungs- und Halteanforderungsdrücker, Türwarnsignale  

1 Die An­for­de­run­gen an die Tür­öff­nungs­drücker der Fahr­zeu­ge rich­ten sich nach der SN EN 16584‑2:201717. Ei­ne Kon­for­mi­täts­be­wer­tung durch ei­ne Kon­for­mi­täts­be­wer­tungs­stel­le ist nur für Fahr­zeu­ge nö­tig, die auf in­te­r­ope­ra­blen Stre­cken ver­keh­ren. Für die üb­ri­gen be­wil­li­gungs­pflich­ti­gen Fahr­zeu­ge kann der Ge­such­stel­ler die Kon­for­mi­tät durch ei­ne Kon­for­mi­täts­er­klä­rung nach­wei­sen.18

2 Hal­tean­for­de­rungs­drücker müs­sen im Be­darfs­fall den Hal­te­wunsch dem Fahr­per­so­nal an­mel­den und im Fahr­gas­traum op­tisch und akus­tisch quit­tie­ren. An den Roll­stuhl­plät­zen von Fahr­zeu­gen aus­ser­halb des Ei­sen­bahn­ver­kehrs kön­nen an­stel­le der Hil­fe­ruf­vor­rich­tung ge­mä­ss Ver­ord­nung (EU) Nr. 1300/201419 Hal­tean­for­de­rungs­drücker in­stal­liert wer­den.20

3 Kann das Per­so­nal ei­nes Fahr­zeugs, das auf ei­ner nicht-in­te­r­ope­ra­blen Stre­cke ver­kehrt, nicht an al­len Hal­te­punk­ten al­le Fahr­zeug­tü­ren über­bli­cken, so müs­sen bei frei­ge­ge­be­ner Tür­öff­nung Blin­de ei­ne ge­eig­ne­te Zahl der Tür­drücker auf den Fahr­zeu­g­aus­sen­sei­ten mit­tels ei­nes dis­kre­ten akus­ti­schen Si­gnals auf­fin­den kön­nen.

4 Zur Ge­währ­leis­tung des ni­veau­glei­chen Ein­stiegs müs­sen für die Tü­ren mit Roll­stuhl­zu­gang Tür­drücker für Per­so­nen im Roll­stuhl vor­han­den sein. Sie sind in­nen und aus­sen am Fahr­zeug an ge­eig­ne­ten Stel­len min­des­tens 70 cm, höchs­tens 90 cm über dem je­wei­li­gen Steh­be­reich an­zu­brin­gen. Sie müs­sen ein Roll­stuhl­pik­to­gramm auf­wei­sen und sich in Blau von den üb­ri­gen Tür­drückern ab­he­ben. Nö­ti­gen­falls müs­sen sie ei­ne län­ge­re Öff­nungs­zeit be­wir­ken. Falls ei­ne Ak­ti­on des Fahr­per­so­nals er­for­der­lich ist, müs­sen sie ein ge­eig­ne­tes op­ti­sches und akus­ti­sches Si­gnal beim Fahr­per­so­nal und nö­ti­gen­falls im Tür­be­reich aus­lö­sen.

17 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 4 Abs. 1.

18 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

19 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 2 Abs. 2.

20 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

3. Abschnitt: Besondere Anforderungen im Bus- und Trolleybusverkehr

Art. 10 Erreichbarkeit der Haltepunkte im Bus- und Trolleybusverkehr  

1 Hal­te­punk­te im Bus- und Trol­ley­bus­ver­kehr müs­sen für Per­so­nen im Roll­stuhl er­reich­bar sein. Die Nei­gung der Zu­gän­ge darf ma­xi­mal 6 Pro­zent be­tra­gen, wenn die to­po­gra­fi­schen Ver­hält­nis­se dies zu­las­sen.

2 An Hal­te­punk­ten mit meh­re­ren Ebe­nen darf die Nei­gung der Zu­gän­ge im Nor­mal­fall ma­xi­mal 10 Pro­zent, bei be­heiz­ten oder ge­deck­ten Zu­gän­gen ma­xi­mal 12 Pro­zent be­tra­gen.

3 Die Quer­nei­gung des Per­rons darf ma­xi­mal 2 Pro­zent be­tra­gen, wenn die to­po­gra­phi­schen Ver­hält­nis­se dies zu­las­sen.

4 Auf den Per­rons muss die Durch­fahr­brei­te für Roll­stüh­le min­des­tens 90 cm be­tra­gen. Be­steht für Roll­stüh­le die Ge­fahr ei­nes Stur­zes auf die Fahr­bahn, so muss die Durch­fahr­brei­te min­des­tens 120 cm be­tra­gen.

Art. 11 Rollstuhleinfahrtsfläche im Bus- und Trolleybusverkehr  

1 Die Roll­stuh­lein­fahrts­flä­che im Bus- und Trol­ley­bus­ver­kehr um­fasst den Be­reich, den Per­so­nen im Roll­stuhl be­nö­ti­gen, um in das Fahr­zeug ein­stei­gen zu kön­nen. Sie grenzt an die Aus­sen­kan­te von fahr­zeug­ge­bun­de­nen oder mo­bi­len Ram­pen, Über­brückungs­ble­chen oder mo­bi­len Ein­stiegs­hil­fen.

2 Die Roll­stuh­lein­fahrts­flä­che darf kei­ne Hin­der­nis­se auf­wei­sen. Sie muss min­des­tens 200 cm lang und min­des­tens 140 cm breit sein, wenn die räum­li­chen Ver­hält­nis­se dies zu­las­sen.

3 Müs­sen Roll­stüh­le mit kup­pel­ba­ren elek­tri­schen An­triebs­ge­rä­ten oder Be­hin­der­ten-Elek­tros­coo­ter mit­ge­führt wer­den kön­nen, so muss die Roll­stuh­lein­fahrts­flä­che min­des­tens 200 cm breit sein.

Art. 12 Bodenmarkierungen im Bus- und Trolleybusverkehr 21  

Für Seh­be­hin­der­te und Blin­de sind an der Hal­te­stel­le auf der Hö­he der vor­ders­ten Fahr­zeug­tü­re und mit ei­nem Ab­stand von 30 cm bis 45 cm zur Per­ron­kan­te tak­til und op­tisch er­kenn­ba­re Mar­kie­run­gen von min­des­tens 90 cm Län­ge und Brei­te nach der Norm SN 640 85222 an­zu­brin­gen.

21 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

22 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 4 Abs. 1.

Art. 13 Ein- und Ausstieg von Personen im Rollstuhl oder mit Rollator  

Der Ein- und Aus­stieg ist im Bus- und Trol­ley­bus­ver­kehr zu ge­währ­leis­ten:

a.23
für Per­so­nen im Roll­stuhl oder mit Rol­la­tor, in­dem zwi­schen dem Per­ron und dem Ein­stiegs­be­reich des Fahr­gas­traums ei­ne Ni­veau­dif­fe­renz und ei­ne Spalt­brei­te für den ni­veau­glei­chen Ein­stieg ge­mä­ss An­hang Zif­fer 2.3 der Ver­ord­nung (EU) Nr. 1300/201424 er­reich­bar sind;
b.
für Per­so­nen im Roll­stuhl durch ei­ne fahr­zeug­ge­bun­de­ne oder mo­bi­le Ram­pe, einen Hub­lift oder ei­ne an­de­re tech­ni­sche Lö­sung.

23 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

24 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 2 Abs. 2.

Art. 14 Fahrzeuge und Fahrzeugausrüstungen  

1 Im Bus- und Trol­ley­bus­ver­kehr sind Nie­der­flur­fahr­zeu­ge ein­zu­set­zen. In be­grün­de­ten Fäl­len, ins­be­son­de­re aus to­po­gra­fi­schen Grün­den, sind Hoch­flur­fahr­zeu­ge zu­läs­sig.

2 Die Fahr­zeu­ge al­ler Klas­sen müs­sen den An­for­de­run­gen des An­hangs 8 der Re­ge­lung Nr. 107 der Wirt­schafts­kom­mis­si­on für Eu­ro­pa der Ver­ein­ten Na­tio­nen25 (UN­ECE) ent­spre­chen. Vor­be­hal­ten sind fol­gen­de Ab­wei­chun­gen (Zif­fern von An­hang 8 in Klam­mern):26

a.
Die Nei­gung von fahr­zeug­ge­bun­de­nen oder mo­bi­len Ram­pen darf ma­xi­mal 18 Pro­zent be­tra­gen, wenn das Per­so­nal beim Ein- und Aus­stei­gen be­hilf­lich ist (3.11.4.1.3).
b.
Die Be­hin­der­ten­sit­ze müs­sen auch durch al­ters­be­dingt ein­ge­schränk­te Per­so­nen be­nützt wer­den kön­nen und sind ent­spre­chend zu kenn­zeich­nen (3.2).
c.
In Fahr­zeu­gen der Klas­sen M1 und M2:
1.
sind Be­hin­der­ten­sit­ze fa­kul­ta­tiv (3.2),
2.
sind Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ein­rich­tun­gen fa­kul­ta­tiv (3.3),
3.
ist ei­ne Ram­pe an der Heck­tü­re zu­läs­sig, wenn das Per­so­nal beim Ein- und Aus­stei­gen be­hilf­lich ist (3.6.2),
4.
ist die Hil­fe­stel­lung durch das Per­so­nal auch für den Zu­gang zum Roll­stuhl­stell­platz zu­läs­sig (3.6.4),
5.
ist die Tür­be­tä­ti­gung fa­kul­ta­tiv (3.9).
d.
In Fahr­zeu­gen der Klas­se M3 ge­nügt ein Be­hin­der­ten­sitz (3.2).
e.
Roll­stüh­le sind durch einen Roll­gurt zu si­chern, der mit ei­nem Ha­ken an ei­ner ge­eig­ne­ten Stel­le des Roll­stuhls ein­ge­hängt wird.
f.27
In Fahr­zeu­gen der Klas­se M3 von mehr als 12 m Län­ge, die mehr­heit­lich im Ag­glo­me­ra­ti­ons­ver­kehr oder im in­län­di­schen Fern­ver­kehr ein­ge­setzt wer­den, müs­sen zwei Stell­plät­ze für Roll­stüh­le so­wie die An­zahl Be­hin­der­ten­sit­ze ge­mä­ss Zif­fer 7.7.8.5.3 des An­hangs 3 der Re­ge­lung Nr. 107 der UN­ECE, min­des­tens je­doch zwei Be­hin­der­ten­sit­ze, vor­han­den sein.
g.
Für die Tür­drücker in­nen für Per­so­nen im Roll­stuhl gilt Ar­ti­kel 9 Ab­satz 4 (3.9.1.2).

3 Für rei­ne Hal­tean­for­de­rungs­tas­ter und die Tür­drücker in­nen gilt Zif­fer 7.7.9.1 des An­hangs 3 der Re­ge­lung Nr. 107 der UN­ECE. Zu­dem müs­sen Hal­tean­for­de­rungs­tas­ter und Tür­drücker den Hal­te­wunsch im Be­darfs­fall im Fahr­gas­traum akus­tisch quit­tie­ren.

4 In Bus­sen sind Toi­let­ten roll­stuhl­gän­gig und seh­be­hin­der­ten­ge­recht aus­zu­ge­stal­ten. Die Ein­hal­tung der Ab­mes­sun­gen so­wie ei­ne Hil­fe­ruf­vor­rich­tung ge­mä­ss Ver­ord­nung (EU) Nr. 1300/201428 sind nicht er­for­der­lich, so­fern die Be­nutz­bar­keit durch Hil­fe­stel­lung des Per­so­nals des Un­ter­neh­mens ge­währ­leis­tet ist. Die Toi­let­ten­schüs­sel muss für Per­so­nen im Roll­stuhl so­weit mög­lich in fron­ta­ler und seit­li­cher An­fahrt er­reich­bar sein.29

25 UN­ECE-Re­gle­ment Nr. 107 vom 7. Mai 1998 über ein­heit­li­che Vor­schrif­ten für die Ge­neh­mi­gung von Fahr­zeu­gen der Klas­sen M2 und M3 hin­sicht­lich ih­rer all­ge­mei­nen Kon­struk­ti­ons­merk­ma­le; zu­letzt ge­än­dert durch Än­de­rungs­se­rie 07, Er­gän­zung 1, in Kraft seit 22. Ju­ni 2017; Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 52 vom 23.2.2018, S. 1.

26 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

27 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

28 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 2 Abs. 2.

29 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

Art. 15 Erkennbarkeit von Türen im Bus- und Trolleybusverkehr  

Tü­ren oder der Um­riss von Tü­ren, die durch Fahr­gäs­te be­dient wer­den, müs­sen auf der Fahr­zeu­g­aus­sen­sei­te für Seh­be­hin­der­te er­kenn­bar sein.

4. Abschnitt: Besondere Anforderungen im Seilbahnverkehr

Art. 16 Stationen im Seilbahnverkehr  

1 Für Be­hin­der­te sind na­he beim Haupt­zu­gang von Sta­tio­nen im Seil­bahn­ver­kehr Hal­te­plät­ze ein­zu­rich­ten.30

2 Die Nei­gung von un­ge­deck­ten Ram­pen darf ma­xi­mal 10 Pro­zent, die­je­ni­ge von be­heiz­ten oder ge­deck­ten Ram­pen ma­xi­mal 12 Pro­zent be­tra­gen.

3 Git­ter­ros­te im Pas­sa­gier­be­reich dür­fen ei­ne Ma­schen­wei­te von ma­xi­mal 10×20 mm auf­wei­sen.

30 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

Art. 17 Fahrzeuge im Seilbahnverkehr  

1 Der Fahr­gas­traum im Seil­bahn­ver­kehr muss ei­ne ge­nü­gend gros­se Ma­nö­vrier­flä­che für Roll­stüh­le auf­wei­sen. In An­wen­dung der Norm SN EN 13796-1:201731 ge­nügt bei Ka­bi­nen mit bis zu zehn Plät­zen ei­ne Ma­nö­vrier­flä­che mit ei­nem Durch­mes­ser von 1200 mm. Ei­ne Hil­fe­ruf­vor­rich­tung ge­mä­ss Ver­ord­nung (EU) Nr. 1300/
201432 ist beim Roll­stuhl­platz nicht er­for­der­lich.33

2 Bei Stand­seil- und Pen­del­bah­nen muss die Schlies­sung der Tü­ren bei un­be­glei­te­tem Be­trieb für Hör- und Seh­be­hin­der­te op­tisch und akus­tisch er­kenn­bar an­ge­kün­digt wer­den.

31 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 4 Abs. 1.

32 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 2 Abs. 2.

33 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

Art. 18 Ein- und Ausstieg von Personen im Rollstuhl oder mit Rollator  

1 Der Ein- und Aus­stieg im Seil­bahn­ver­kehr ist für Per­so­nen im Roll­stuhl oder mit Rol­la­tor prio­ri­tär oh­ne Per­so­nal­hil­fe zu ge­währ­leis­ten:

a.
durch ei­ne fahr­zeug­ge­bun­de­ne Ram­pe mit ei­ner Nei­gung von:
1.
ma­xi­mal 18 Pro­zent bei ei­ner Ni­veau­dif­fe­renz von ma­xi­mal 50 mm,
2.
ma­xi­mal 6 Pro­zent bei ei­ner Ni­veau­dif­fe­renz von über 50 mm;
b.34
in­dem zwi­schen dem Per­ron und dem Ein­stiegs­be­reich des Fahr­gas­trau­mes ei­ne Ni­veau­dif­fe­renz und ei­ne Spalt­brei­te für den ni­veau­glei­chen Ein­stieg ge­mä­ss An­hang Zif­fer 2.3 der Ver­ord­nung (EU) Nr. 1300/201435 er­reich­bar sind.

2 Sub­si­di­är kann das Per­so­nal beim Ein- und Aus­stieg hel­fen. In die­sem Fall ist die­ser für Per­so­nen im Roll­stuhl mit ei­ner fahr­zeug­ge­bun­de­nen oder mo­bi­len Ram­pe, ei­nem Über­brückungs­blech oder ei­ner mo­bi­len Ein­stiegs­hil­fe zu ge­währ­leis­ten. Die Nei­gung der Ram­pe oder des Über­brückungs­blechs darf ma­xi­mal 18 Pro­zent be­tra­gen.

34 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

35 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 2 Abs. 2.

Art. 19 Kundeninformation und -kommunikation, Notrufsysteme 36  

1 Im Seil­bahn­ver­kehr gilt Ar­ti­kel 5 für die Not­ruf­sys­te­me.

2 Beim un­be­glei­te­ten Be­trieb von Stand­seil- und Pen­del­bah­nen gilt er zu­dem für die An­la­gen zur Kun­den­in­for­ma­ti­on und -kom­mu­ni­ka­ti­on.

36 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

5. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 20 Evaluation  

Das Bun­des­amt für Ver­kehr über­prüft pe­ri­odisch, ob die An­for­de­run­gen dem Stand der Tech­nik an­zu­pas­sen sind, und schlägt dem UVEK ent­spre­chen­de Mass­nah­men vor.

Art. 21 Aufhebung eines anderen Erlasses  

Die Ver­ord­nung des UVEK vom 22. Mai 200637 über die tech­ni­schen An­for­de­run­gen an die be­hin­der­ten­ge­rech­te Ge­stal­tung des öf­fent­li­chen Ver­kehrs wird auf­ge­ho­ben.

Art. 22 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ju­li 2016 in Kraft.

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