Verordnung des UVEK
über die technischen Anforderungen an die
behindertengerechte Gestaltung des öffentlichen Verkehrs
(VAböV)

Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und
Kommunikation (UVEK),

gestützt auf Artikel 8 der Verordnung vom 12. November 20031
über die behindertengerechte Gestaltung des öffentlichen Verkehrs,

verordnet:

1. Abschnitt: Gegenstand

Art. 1  

1 Die­se Ver­ord­nung re­gelt die tech­ni­schen An­for­de­run­gen an die be­hin­der­ten­ge­rech­te Ge­stal­tung der Ein­rich­tun­gen und Fahr­zeu­ge:

a.
des öf­fent­li­chen Ver­kehrs im All­ge­mei­nen;
b.
des öf­fent­li­chen Bus- und Trol­ley­bus­ver­kehrs;
c.
des öf­fent­li­chen Seil­bahn­ver­kehrs mit mehr als acht Plät­zen pro Fahr­zeug.

2 Die tech­ni­schen An­for­de­run­gen an die be­hin­der­ten­ge­rech­te Ge­stal­tung in­te­r­ope­ra­bler Fahr­zeu­ge rich­ten sich nach den Be­stim­mun­gen des 7a. Ab­schnitts des Ei­sen­bahn­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 19572 (EBG), des 1a. Ka­pi­tels und des An­hangs 7 der Ei­sen­bahn­ver­ord­nung vom 23. No­vem­ber 19833 (EBV) und er­gän­zend nach den Be­stim­mun­gen die­ser Ver­ord­nung.

3 Die Be­stim­mun­gen die­ser Ver­ord­nung sind an­wend­bar, so­weit die An­wen­dung nicht den Be­stim­mun­gen des Be­hin­der­ten­gleich­stel­lungs­ge­set­zes vom 13. De­zem­ber 20024 über die Ver­hält­nis­mäs­sig­keit wi­der­spricht.

2. Abschnitt: Allgemeine Anforderungen

Art. 2 Bauten, Anlagen und Fahrzeuge  

1 Für die all­ge­mei­nen An­for­de­run­gen an die be­hin­der­ten­ge­rech­te Ge­stal­tung von Bau­ten und An­la­gen ist die Norm SN 521 500/SIA 500 «Hin­der­nis­freie Bau­ten», Aus­ga­be 20095, mass­ge­bend.

2 Für die all­ge­mei­nen An­for­de­run­gen an die be­hin­der­ten­ge­rech­te Ge­stal­tung von Fahr­zeu­gen ist die Ver­ord­nung (EU) Nr. 1300/20146 mass­ge­bend.7 Ei­ne Kon­for­mi­täts­be­wer­tung durch ei­ne Kon­for­mi­täts­be­wer­tungs­stel­le ist nur für Fahr­zeu­ge nö­tig, die auf in­te­r­ope­ra­blen Stre­cken nach Ar­ti­kel 15a Ab­satz 1 Buch­sta­be a EBV8 ver­keh­ren. Für die üb­ri­gen Fahr­zeu­ge kann der Ge­such­stel­ler die Kon­for­mi­tät durch ei­ne Kon­for­mi­täts­er­klä­rung nach­wei­sen.9

3 Ab­wei­chen­de und wei­ter­füh­ren­de An­for­de­run­gen an den Ei­sen­bahn-, Stras­sen­bahn- und Schiff­ver­kehr sind in den fol­gen­den Er­las­sen fest­ge­hal­ten:

a.
Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen vom 15. De­zem­ber 198310 zur Ei­sen­bahn­ver­ord­nung;
b.
Ar­ti­kel 6 Ab­satz 2 der Schiff­bau­ver­ord­nung vom 14. März 199411.

5 Die­se Norm kann ge­gen Be­zah­lung be­zo­gen wer­den bei der Schwei­ze­ri­schen Nor­men-Ver­ei­ni­gung (SNV), Sul­zer­al­lee 70, 8404Win­ter­thur; www.snv.ch oder im Bun­des­amt für Ver­kehr, Müh­le­stras­se 6, 3063It­ti­gen kos­ten­los ein­ge­se­hen wer­den.

6 Ver­ord­nung (EU) Nr. 1300/2014 der Kom­mis­si­on vom 18. No­vem­ber 2014 über die tech­ni­schen Spe­zi­fi­ka­tio­nen für die In­te­r­ope­ra­bi­li­tät be­züg­lich der Zu­gäng­lich­keit des Ei­sen­bahn­sys­tems der Uni­on für Men­schen mit Be­hin­de­run­gen und Men­schen mit ein­ge­schränk­ter Mo­bi­li­tät, ABl. L 356 vom 12.12.2014, S. 110; ge­än­dert durch Durch­füh­rungs­ver­ord­nung (EU) Nr. 2019/772 vom 16.5.2019 ABl. L 139 I vom 27.5.2019. S. 1.

7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 29. April 2024, in Kraft seit 1. Ju­li 2024 (AS 2024 199).

8 SR 742.141.1

9 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

10 SR 742.141.11

11 SR 747.201.7

Art. 3 Parkfelder für Gehbehinderte  

1 Ste­hen bei Hal­te­punk­ten Park­plät­ze für Per­so­nen­wa­gen zur Ver­fü­gung, so müs­sen für Geh­be­hin­der­te Park­fel­der nach Ar­ti­kel 65 Ab­satz 5 der Si­gna­li­sa­ti­ons­ver­ord­nung vom 5. Sep­tem­ber 197912 ein­ge­rich­tet wer­den. Die Zahl der Park­fel­der für Geh­be­hin­der­te be­trägt bei:

a.
bis zu 50 Park­fel­dern für Per­so­nen­wa­gen: 1 Park­feld;
b.
51–150 Park­fel­dern für Per­so­nen­wa­gen: 2 Park­fel­der;
c.
151–350 Park­fel­dern für Per­so­nen­wa­gen: 3 Park­fel­der;
d.
351–750 Park­fel­dern für Per­so­nen­wa­gen: 4 Park­fel­der;
e.
751 und mehr Park­fel­dern für Per­so­nen­wa­gen: 5 Park­fel­der.

2 Die Park­fel­der für Geh­be­hin­der­te sind na­he beim Haupt­zu­gang des Hal­te­punk­tes ein­zu­rich­ten.

Art. 4 Kontrast, Rutschfestigkeit und optische Eigenschaften 13  

1 Die ma­te­ri­el­len An­for­de­run­gen an den Kon­trast rich­ten sich nach der SN EN 16584‑1:201714.

2 Die An­for­de­run­gen an die Rutsch­fes­tig­keit und die op­ti­schen Ei­gen­schaf­ten rich­ten sich nach der SN EN 16584-3:2017.

13 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

14 Die­se Norm kann bei der Schwei­ze­ri­schen Nor­men-Ver­ei­ni­gung (SNV), Sul­zer­al­lee 70, 8404Win­ter­thur, www.snv.ch be­zo­gen oder im Bun­des­amt für Ver­kehr, Müh­le­stras­se 6, 3063It­ti­gen kos­ten­los ein­ge­se­hen wer­den.

Art. 5 Kundeninformation und -kommunikation sowie Notrufsysteme  

1 Akus­ti­sche Kun­den­in­for­ma­tio­nen müs­sen für Hör­be­hin­der­te gut ver­ständ­lich sein, ins­be­son­de­re ist auf ei­ne ge­eig­ne­te Be­schal­lung der Fahr­ga­sträu­me zu ach­ten. Nö­ti­gen­falls müs­sen sie wie­der­holt wer­den oder auf Ab­ruf wie­der­hol­bar sein.

2 Sys­te­me für die Kun­den­in­for­ma­ti­on und -kom­mu­ni­ka­ti­on und Not­ruf­sys­te­me müs­sen für Hör- oder Seh­be­hin­der­te auf­find­bar, er­kenn­bar und be­nutz­bar sein. Die ma­te­ri­el­len An­for­de­run­gen an die Kun­den­in­for­ma­ti­on und ‑kom­mu­ni­ka­ti­on und die Not­ruf­sys­te­me rich­ten sich nach der SN EN 16584-2:201715.16

3 Er­satz­lö­sun­gen für die Kun­den­in­for­ma­ti­on und -kom­mu­ni­ka­ti­on und für Not­ruf­sys­te­me müs­sen ins­be­son­de­redurch den Ein­satz von han­dels­üb­li­chen Klein­ge­rä­ten wie Mo­bil­te­le­fo­ne be­nutz­bar sein.

4 Bei den üb­ri­gen sta­ti­schen In­for­ma­tio­nen, aus­ser bei der An­schrift von Bahn­hofs­na­men, muss pro Me­ter Le­se­di­stanz die Grös­se der Gross­buch­sta­ben min­des­tens 25 mm, die Grös­se von Pik­to­gram­men so­wie von Gleis- und Sek­tor­an­ga­ben min­des­tens 60 mm bei senk­rech­ter Pro­jek­ti­on zur Seh­ach­se be­tra­gen; bei nicht senk­rech­ter Pro­jek­ti­on ver­grös­sert sich die­se Grös­se ent­spre­chend. Als Le­se­di­stanz, ge­mes­sen auf dem Seh­strahl, gilt die grösst­mög­li­che An­nä­he­rung bei ei­nem Le­se­win­kel von ma­xi­mal 45 Grad aus der Ho­ri­zon­ta­len bei ei­ner Au­gen­hö­he von 160 cm.

5 Aus­hang­fahr­plä­ne und ver­gleich­ba­re sta­ti­sche In­for­ma­tio­nen sind so an­zu­brin­gen, dass sich die obers­te In­halts­zei­le höchs­tens auf 160 cm be­fin­det. Die Grös­se der Gross­buch­sta­ben muss min­des­tens 4 mm (16 Punkt) be­tra­gen. Falls Mo­ni­to­re in zu­mut­ba­rer Ent­fer­nung vor­han­den sind, kann von den vor­ge­nann­ten Be­stim­mun­gen ab­ge­wi­chen wer­den.

6 Mo­ni­to­re an den für die Ori­en­tie­rung wich­ti­gen Stand­orten von Hal­te­punk­ten sind in der Re­gel so an­zu­brin­gen, dass sich die obers­te In­halts­zei­le höchs­tens auf 160 cm be­fin­det. Be­fin­den sich an ei­nem sol­chen Stand­ort meh­re­re Mo­ni­to­re mit der­sel­ben In­for­ma­ti­on, so muss min­des­tens ei­ner da­von die­se Be­din­gung er­fül­len.

7 In Schal­ter­an­la­gen mit Ge­gen­sprechein­rich­tun­gen ist min­des­tens ein Schal­ter mit ei­nem In­duk­ti­ons­ver­stär­ker für Hör­be­hin­der­te zu ver­se­hen und ent­spre­chend zu kenn­zeich­nen.

8 Ge­ne­ral­an­zei­ger müs­sen ei­ne akus­ti­sche Ab­ruf­bar­keit der In­for­ma­tio­nen er­mög­li­chen.

15 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 4 Abs. 1.

16 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

Art. 6 Besondere Informationen an Haltepunkten für Sehbehinderte  

1 An grös­se­ren Hal­te­punk­ten und sol­chen mit be­deu­ten­den Um­stei­ge­be­zie­hun­gen sind an für die Ori­en­tie­rung wich­ti­gen Stand­orten an den Hand­läu­fen In­for­ma­tio­nen in Re­li­ef­schrift und, so­weit mög­lich auch in Braille, über Gleis­num­mern, Per­ron­sek­to­ren so­wie be­darfs­wei­se wei­te­re wich­ti­ge Zie­le wie Bahn­ho­f­aus­gän­ge an­zu­brin­gen.

2 An grös­se­ren Hal­te­punk­ten und sol­chen mit kom­ple­xen Ver­bin­dungs­we­gen sind ein tak­ti­les Leit­sys­tem ge­mä­ss SN 640 852 «Tak­til-vi­su­el­le Mar­kie­run­gen für blin­de und seh­be­hin­der­te Fuss­gän­ger» des Schwei­ze­ri­schen Ver­ban­des der Stras­sen- und Ver­kehrs­fach­leu­te VSS, Aus­ga­be Mai 200517und ein Treff­punkt ein­zu­rich­ten.

3 In­for­ma­ti­ons­stän­der und an­de­re aus­kra­gen­de Ele­men­te in den Kun­den­be­rei­chen sind mit blin­den­ge­rech­ten Ele­men­ten wie ei­nem So­ckel oder ei­nem Fuss­steg zu ver­se­hen. Gros­se Glas­flä­chen sind nö­ti­gen­falls mit seh­be­hin­der­ten­ge­rech­ten Mar­kie­run­gen zu ver­se­hen.

4 Per­ron­kan­ten müs­sen aus­rei­chend be­leuch­tet sein.

17 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 2 Abs. 1.

Art. 7 Besondere Informationen an Haltepunkten für Personen im Rollstuhl  

Die roll­stuhl­gän­gi­gen Zu- und Ab­gän­ge, die Stand­orte der mo­bi­len Ein­stiegs­hil­fen und die Ein­stiegs­stel­len auf den Per­rons sind deut­lich zu si­gna­li­sie­ren, so­weit dies be­trieb­lich mög­lich ist.

Art. 8 Billettautomaten und Entwerter  

1 Bil­let­t­au­to­ma­ten und Ent­wer­ter müs­sen grund­sätz­lich durch Be­hin­der­te be­dient wer­den kön­nen. Ist dies für ein­zel­ne Be­hin­de­rungs­ar­ten nicht ge­währ­leis­tet, so müs­sen den be­trof­fe­nen Per­so­nen­grup­pen an­ge­mes­se­ne Er­satz­lö­sun­gen an­ge­bo­ten wer­den.

2 Die Hö­he der Be­die­nungs­ele­men­te von Bil­let­t­au­to­ma­ten darf ma­xi­mal 130 cm be­tra­gen. Der Münzein­wurf kann hö­her plat­ziert wer­den, wenn sich un­ter­halb der Ma­xi­mal­hö­he ei­ne Vor­rich­tung für die bar­geld­lo­se Zah­lung be­fin­det.

3 Die Hö­he des Ent­wer­ter­schlit­zes von Bil­let­t­au­to­ma­ten und Ent­wer­tern an den Hal­te­punk­ten und in den Fahr­zeu­gen darf ma­xi­mal 110 cm be­tra­gen. In den Fahr­zeu­gen mit Bil­let­t­au­to­ma­ten oder Ent­wer­tern muss min­des­tens ei­nes die­ser Ge­rä­te im Roll­stuhl­be­reich in­stal­liert sein.

Art. 9 Türöffnungs- und Halteanforderungsdrücker, Türwarnsignale  

1 Die An­for­de­run­gen an die Tür­öff­nungs­drücker der Fahr­zeu­ge rich­ten sich nach der SN EN 16584‑2:201718. Ei­ne Kon­for­mi­täts­be­wer­tung durch ei­ne Kon­for­mi­täts­be­wer­tungs­stel­le ist nur für Fahr­zeu­ge nö­tig, die auf in­te­r­ope­ra­blen Stre­cken ver­keh­ren. Für die üb­ri­gen be­wil­li­gungs­pflich­ti­gen Fahr­zeu­ge kann der Ge­such­stel­ler die Kon­for­mi­tät durch ei­ne Kon­for­mi­täts­er­klä­rung nach­wei­sen.19

2 Hal­tean­for­de­rungs­drücker müs­sen im Be­darfs­fall den Hal­te­wunsch dem Fahr­per­so­nal an­mel­den und im Fahr­gas­traum op­tisch und akus­tisch quit­tie­ren. An den Roll­stuhl­plät­zen von Fahr­zeu­gen aus­ser­halb des Ei­sen­bahn­ver­kehrs kön­nen an­stel­le der Hil­fe­ruf­vor­rich­tung ge­mä­ss Ver­ord­nung (EU) Nr. 1300/201420 Hal­tean­for­de­rungs­drücker in­stal­liert wer­den.21

3 Kann das Per­so­nal ei­nes Fahr­zeugs, das auf ei­ner nicht-in­te­r­ope­ra­blen Stre­cke ver­kehrt, nicht an al­len Hal­te­punk­ten al­le Fahr­zeug­tü­ren über­bli­cken, so müs­sen bei frei­ge­ge­be­ner Tür­öff­nung Blin­de ei­ne ge­eig­ne­te Zahl der Tür­drücker auf den Fahr­zeu­g­aus­sen­sei­ten mit­tels ei­nes dis­kre­ten akus­ti­schen Si­gnals auf­fin­den kön­nen.

4 Zur Ge­währ­leis­tung des ni­veau­glei­chen Ein­stiegs müs­sen für die Tü­ren mit Roll­stuhl­zu­gang Tür­drücker für Per­so­nen im Roll­stuhl vor­han­den sein. Sie sind in­nen und aus­sen am Fahr­zeug an ge­eig­ne­ten Stel­len min­des­tens 70 cm, höchs­tens 90 cm über dem je­wei­li­gen Steh­be­reich an­zu­brin­gen. Sie müs­sen ein Roll­stuhl­pik­to­gramm auf­wei­sen und sich in Blau von den üb­ri­gen Tür­drückern ab­he­ben. Nö­ti­gen­falls müs­sen sie ei­ne län­ge­re Öff­nungs­zeit be­wir­ken. Falls ei­ne Ak­ti­on des Fahr­per­so­nals er­for­der­lich ist, müs­sen sie ein ge­eig­ne­tes op­ti­sches und akus­ti­sches Si­gnal beim Fahr­per­so­nal und nö­ti­gen­falls im Tür­be­reich aus­lö­sen.

18 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 4 Abs. 1.

19 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

20 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 2 Abs. 2.

21 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

3. Abschnitt: Besondere Anforderungen im Bus- und Trolleybusverkehr

Art. 10 Erreichbarkeit der Haltepunkte im Bus- und Trolleybusverkehr  

1 Hal­te­punk­te im Bus- und Trol­ley­bus­ver­kehr müs­sen für Per­so­nen im Roll­stuhl er­reich­bar sein. Die Nei­gung der Zu­gän­ge darf ma­xi­mal 6 Pro­zent be­tra­gen, wenn die to­po­gra­fi­schen Ver­hält­nis­se dies zu­las­sen.

2 An Hal­te­punk­ten mit meh­re­ren Ebe­nen darf die Nei­gung der Zu­gän­ge im Nor­mal­fall ma­xi­mal 10 Pro­zent, bei be­heiz­ten oder ge­deck­ten Zu­gän­gen ma­xi­mal 12 Pro­zent be­tra­gen.

3 Die Quer­nei­gung des Per­rons darf ma­xi­mal 2 Pro­zent be­tra­gen, wenn die to­po­gra­phi­schen Ver­hält­nis­se dies zu­las­sen.

4 Auf den Per­rons muss die Durch­fahr­brei­te für Roll­stüh­le min­des­tens 90 cm be­tra­gen. Be­steht für Roll­stüh­le die Ge­fahr ei­nes Stur­zes auf die Fahr­bahn, so muss die Durch­fahr­brei­te min­des­tens 120 cm be­tra­gen.

Art. 11 Rollstuhleinfahrtsfläche im Bus- und Trolleybusverkehr  

1 Die Roll­stuh­lein­fahrts­flä­che im Bus- und Trol­ley­bus­ver­kehr um­fasst den Be­reich, den Per­so­nen im Roll­stuhl be­nö­ti­gen, um in das Fahr­zeug ein­stei­gen zu kön­nen. Sie grenzt an die Aus­sen­kan­te von fahr­zeug­ge­bun­de­nen oder mo­bi­len Ram­pen, Über­brückungs­ble­chen oder mo­bi­len Ein­stiegs­hil­fen.

2 Die Roll­stuh­lein­fahrts­flä­che darf kei­ne Hin­der­nis­se auf­wei­sen. Sie muss min­des­tens 200 cm lang und min­des­tens 140 cm breit sein, wenn die räum­li­chen Ver­hält­nis­se dies zu­las­sen.

3 Müs­sen Roll­stüh­le mit kup­pel­ba­ren elek­tri­schen An­triebs­ge­rä­ten oder Be­hin­der­ten-Elek­tros­coo­ter mit­ge­führt wer­den kön­nen, so muss die Roll­stuh­lein­fahrts­flä­che min­des­tens 200 cm breit sein.

Art. 12 Bodenmarkierungen im Bus- und Trolleybusverkehr 22  

Für Seh­be­hin­der­te und Blin­de sind an der Hal­te­stel­le auf der Hö­he der vor­ders­ten Fahr­zeug­tü­re und mit ei­nem Ab­stand von 30 cm bis 45 cm zur Per­ron­kan­te tak­til und op­tisch er­kenn­ba­re Mar­kie­run­gen von min­des­tens 90 cm Län­ge und Brei­te nach der Norm SN 640 85223 an­zu­brin­gen.

22 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

23 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 4 Abs. 1.

Art. 13 Ein- und Ausstieg von Personen im Rollstuhl oder mit Rollator  

Der Ein- und Aus­stieg ist im Bus- und Trol­ley­bus­ver­kehr zu ge­währ­leis­ten:

a.24
für Per­so­nen im Roll­stuhl oder mit Rol­la­tor, in­dem zwi­schen dem Per­ron und dem Ein­stiegs­be­reich des Fahr­gas­traums ei­ne Ni­veau­dif­fe­renz und ei­ne Spalt­brei­te für den ni­veau­glei­chen Ein­stieg ge­mä­ss An­hang Zif­fer 2.3 der Ver­ord­nung (EU) Nr. 1300/201425 er­reich­bar sind;
b.
für Per­so­nen im Roll­stuhl durch ei­ne fahr­zeug­ge­bun­de­ne oder mo­bi­le Ram­pe, einen Hub­lift oder ei­ne an­de­re tech­ni­sche Lö­sung.

24 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

25 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 2 Abs. 2.

Art. 14 Fahrzeuge und Fahrzeugausrüstungen  

1 Im Bus- und Trol­ley­bus­ver­kehr sind Nie­der­flur­fahr­zeu­ge ein­zu­set­zen. In be­grün­de­ten Fäl­len, ins­be­son­de­re aus to­po­gra­fi­schen Grün­den, sind Hoch­flur­fahr­zeu­ge zu­läs­sig.

2 Die Fahr­zeu­ge al­ler Klas­sen müs­sen den An­for­de­run­gen des An­hangs 8 der Re­ge­lung Nr. 107 der Wirt­schafts­kom­mis­si­on für Eu­ro­pa der Ver­ein­ten Na­tio­nen26 (UN­ECE) ent­spre­chen. Vor­be­hal­ten sind fol­gen­de Ab­wei­chun­gen (Zif­fern von An­hang 8 in Klam­mern):27

a.
Die Nei­gung von fahr­zeug­ge­bun­de­nen oder mo­bi­len Ram­pen darf ma­xi­mal 18 Pro­zent be­tra­gen, wenn das Per­so­nal beim Ein- und Aus­stei­gen be­hilf­lich ist (3.11.4.1.3).
b.
Die Be­hin­der­ten­sit­ze müs­sen auch durch al­ters­be­dingt ein­ge­schränk­te Per­so­nen be­nützt wer­den kön­nen und sind ent­spre­chend zu kenn­zeich­nen (3.2).
c.
In Fahr­zeu­gen der Klas­sen M1 und M2:
1.
sind Be­hin­der­ten­sit­ze fa­kul­ta­tiv (3.2),
2.
sind Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ein­rich­tun­gen fa­kul­ta­tiv (3.3),
3.
ist ei­ne Ram­pe an der Heck­tü­re zu­läs­sig, wenn das Per­so­nal beim Ein- und Aus­stei­gen be­hilf­lich ist (3.6.2),
4.
ist die Hil­fe­stel­lung durch das Per­so­nal auch für den Zu­gang zum Roll­stuhl­stell­platz zu­läs­sig (3.6.4),
5.
ist die Tür­be­tä­ti­gung fa­kul­ta­tiv (3.9).
d.
In Fahr­zeu­gen der Klas­se M3 ge­nügt ein Be­hin­der­ten­sitz (3.2).
e.
Roll­stüh­le sind durch einen Roll­gurt zu si­chern, der mit ei­nem Ha­ken an ei­ner ge­eig­ne­ten Stel­le des Roll­stuhls ein­ge­hängt wird.
f.28
In Fahr­zeu­gen der Klas­se M3 von mehr als 12 m Län­ge, die mehr­heit­lich im Ag­glo­me­ra­ti­ons­ver­kehr oder im in­län­di­schen Fern­ver­kehr ein­ge­setzt wer­den, müs­sen zwei Stell­plät­ze für Roll­stüh­le so­wie die An­zahl Be­hin­der­ten­sit­ze ge­mä­ss Zif­fer 7.7.8.5.3 des An­hangs 3 der Re­ge­lung Nr. 107 der UN­ECE, min­des­tens je­doch zwei Be­hin­der­ten­sit­ze, vor­han­den sein.
g.
Für die Tür­drücker in­nen für Per­so­nen im Roll­stuhl gilt Ar­ti­kel 9 Ab­satz 4 (3.9.1.2).
h.29
Für die Pik­to­gram­me für be­hin­der­te Per­so­nen gilt Ar­ti­kel 5 Ab­satz 2 (3.2.8, 3.6.6, 3.7.2, 3.7.4, 3.10.9); Pik­to­gram­me für be­hin­der­te Per­so­nen vor­ne an der Bei­fah­rer­sei­te sind fa­kul­ta­tiv (3.2.8, 3.6.6).

3 Für rei­ne Hal­tean­for­de­rungs­tas­ter und die Tür­drücker in­nen gilt Zif­fer 7.7.9.1 des An­hangs 3 der Re­ge­lung Nr. 107 der UN­ECE. Zu­dem müs­sen Hal­tean­for­de­rungs­tas­ter und Tür­drücker den Hal­te­wunsch im Be­darfs­fall im Fahr­gas­traum akus­tisch quit­tie­ren.

4 In Bus­sen sind Toi­let­ten roll­stuhl­gän­gig und seh­be­hin­der­ten­ge­recht aus­zu­ge­stal­ten. Die Ein­hal­tung der Ab­mes­sun­gen so­wie ei­ne Hil­fe­ruf­vor­rich­tung ge­mä­ss Ver­ord­nung (EU) Nr. 1300/201430 sind nicht er­for­der­lich, so­fern die Be­nutz­bar­keit durch Hil­fe­stel­lung des Per­so­nals des Un­ter­neh­mens ge­währ­leis­tet ist. Die Toi­let­ten­schüs­sel muss für Per­so­nen im Roll­stuhl so­weit mög­lich in fron­ta­ler und seit­li­cher An­fahrt er­reich­bar sein.31

26 UN­ECE-Re­gle­ment Nr. 107 vom 7. Mai 1998 über ein­heit­li­che Vor­schrif­ten für die Ge­neh­mi­gung von Fahr­zeu­gen der Klas­sen M2 und M3 hin­sicht­lich ih­rer all­ge­mei­nen Kon­struk­ti­ons­merk­ma­le; zu­letzt ge­än­dert durch Än­de­rungs­se­rie 07, Er­gän­zung 1, in Kraft seit 22. Ju­ni 2017; Fas­sung ge­mä­ss ABl. L 52 vom 23.2.2018, S. 1.

27 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

28 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

29 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V des UVEK vom 29. April 2024, in Kraft seit 1. Ju­li 2024 (AS 2024 199).

30 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 2 Abs. 2.

31 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

Art. 15 Erkennbarkeit von Türen im Bus- und Trolleybusverkehr  

Tü­ren oder der Um­riss von Tü­ren, die durch Fahr­gäs­te be­dient wer­den, müs­sen auf der Fahr­zeu­g­aus­sen­sei­te für Seh­be­hin­der­te er­kenn­bar sein.

4. Abschnitt: Besondere Anforderungen im Seilbahnverkehr

Art. 16 Stationen im Seilbahnverkehr  

1 Für Be­hin­der­te sind na­he beim Haupt­zu­gang von Sta­tio­nen im Seil­bahn­ver­kehr Hal­te­plät­ze ein­zu­rich­ten.32

2 Die Nei­gung von un­ge­deck­ten Ram­pen darf ma­xi­mal 10 Pro­zent, die­je­ni­ge von be­heiz­ten oder ge­deck­ten Ram­pen ma­xi­mal 12 Pro­zent be­tra­gen.

3 Git­ter­ros­te im Pas­sa­gier­be­reich dür­fen ei­ne Ma­schen­wei­te von ma­xi­mal 10×20 mm auf­wei­sen.

32 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

Art. 17 Fahrzeuge im Seilbahnverkehr  

1 Der Fahr­gas­traum im Seil­bahn­ver­kehr muss ei­ne ge­nü­gend gros­se Ma­nö­vrier­flä­che für Roll­stüh­le auf­wei­sen. In An­wen­dung der Norm SN EN 13796-1:201733 ge­nügt bei Ka­bi­nen mit bis zu zehn Plät­zen ei­ne Ma­nö­vrier­flä­che mit ei­nem Durch­mes­ser von 1200 mm. Ei­ne Hil­fe­ruf­vor­rich­tung ge­mä­ss Ver­ord­nung (EU) Nr. 1300/
201434 ist beim Roll­stuhl­platz nicht er­for­der­lich.35

2 Bei Stand­seil- und Pen­del­bah­nen muss die Schlies­sung der Tü­ren bei un­be­glei­te­tem Be­trieb für Hör- und Seh­be­hin­der­te op­tisch und akus­tisch er­kenn­bar an­ge­kün­digt wer­den.

33 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 4 Abs. 1.

34 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 2 Abs. 2.

35 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

Art. 18 Ein- und Ausstieg von Personen im Rollstuhl oder mit Rollator  

1 Der Ein- und Aus­stieg im Seil­bahn­ver­kehr ist für Per­so­nen im Roll­stuhl oder mit Rol­la­tor prio­ri­tär oh­ne Per­so­nal­hil­fe zu ge­währ­leis­ten:

a.
durch ei­ne fahr­zeug­ge­bun­de­ne Ram­pe mit ei­ner Nei­gung von:
1.
ma­xi­mal 18 Pro­zent bei ei­ner Ni­veau­dif­fe­renz von ma­xi­mal 50 mm,
2.
ma­xi­mal 6 Pro­zent bei ei­ner Ni­veau­dif­fe­renz von über 50 mm;
b.36
in­dem zwi­schen dem Per­ron und dem Ein­stiegs­be­reich des Fahr­gas­trau­mes ei­ne Ni­veau­dif­fe­renz und ei­ne Spalt­brei­te für den ni­veau­glei­chen Ein­stieg ge­mä­ss An­hang Zif­fer 2.3 der Ver­ord­nung (EU) Nr. 1300/201437 er­reich­bar sind.

2 Sub­si­di­är kann das Per­so­nal beim Ein- und Aus­stieg hel­fen. In die­sem Fall ist die­ser für Per­so­nen im Roll­stuhl mit ei­ner fahr­zeug­ge­bun­de­nen oder mo­bi­len Ram­pe, ei­nem Über­brückungs­blech oder ei­ner mo­bi­len Ein­stiegs­hil­fe zu ge­währ­leis­ten. Die Nei­gung der Ram­pe oder des Über­brückungs­blechs darf ma­xi­mal 18 Pro­zent be­tra­gen.

36 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

37 Sie­he Fuss­no­te zu Art. 2 Abs. 2.

Art. 19 Kundeninformation und -kommunikation, Notrufsysteme 38  

1 Im Seil­bahn­ver­kehr gilt Ar­ti­kel 5 für die Not­ruf­sys­te­me.

2 Beim un­be­glei­te­ten Be­trieb von Stand­seil- und Pen­del­bah­nen gilt er zu­dem für die An­la­gen zur Kun­den­in­for­ma­ti­on und -kom­mu­ni­ka­ti­on.

38 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des UVEK vom 20. Ju­li 2020, in Kraft seit 1. Nov. 2020 (AS 2020 3509).

5. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 20 Evaluation  

Das Bun­des­amt für Ver­kehr über­prüft pe­ri­odisch, ob die An­for­de­run­gen dem Stand der Tech­nik an­zu­pas­sen sind, und schlägt dem UVEK ent­spre­chen­de Mass­nah­men vor.

Art. 21 Aufhebung eines anderen Erlasses  

Die Ver­ord­nung des UVEK vom 22. Mai 200639 über die tech­ni­schen An­for­de­run­gen an die be­hin­der­ten­ge­rech­te Ge­stal­tung des öf­fent­li­chen Ver­kehrs wird auf­ge­ho­ben.

Art. 22 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ju­li 2016 in Kraft.

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