Bei grossen Gesetzen wie OR und ZGB kann dies bis zu 30 Sekunden dauern

Verordnung
über Grundsätze und Ordnungsfristen
für Bewilligungsverfahren
(Ordnungsfristenverordnung, OrFV)

vom 25. Mai 2011 (Stand am 1. September 2011)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf die Artikel 8 und 9 Absatz 1 des Regierungs- und
Verwaltungsorganisationsgesetzes vom 21. März 19971,
in Ausführung der Artikel 11 Buchstabe c und 30 Absatz 1 der Regierungs- und Verwaltungsorganisationsverordnung vom 25. November 19982,

verordnet:

1

Art. 1 Gegenstand und Geltungsbereich  

1 Die­se Ver­ord­nung legt fest:

a.
die Grund­sät­ze, die bei ers­tin­stanz­li­chen wirt­schafts­recht­li­chen Ver­fah­ren des Bun­des­rechts be­ach­tet wer­den müs­sen;
b.
den zeit­li­chen Rah­men, in dem ein Ge­such in ei­nem ers­tin­stanz­li­chen wirt­schafts­recht­li­chen Ver­fah­ren nach Bun­des­recht zu be­han­deln ist.

2 Ein wirt­schafts­recht­li­ches Ver­fah­ren nach die­ser Ver­ord­nung liegt vor, wenn ei­ne Be­hör­de ei­ner ge­such­stel­len­den Per­son im Zu­sam­men­hang mit ei­ner auf Er­werb aus­ge­rich­te­ten Tä­tig­keit:

a.
ei­ne Zu­stim­mung er­teilt;
b.
be­son­de­re wirt­schaft­li­che Rech­te ge­währt;
c.
die Be­fol­gung ge­wis­ser staat­li­cher Re­ge­lun­gen frei­stellt.

3 Be­stim­mun­gen in an­de­ren Er­las­sen des Bun­des­rechts über die von den Bun­des­be­hör­den zu be­ach­ten­den Fris­ten ge­hen die­ser Ver­ord­nung vor.

4 Ar­ti­kel 2 Ab­satz 1 Buch­sta­be b und Ar­ti­kel 4 die­ser Ver­ord­nung sind auf die Ver­fah­ren vor dem Eid­ge­nös­si­schen In­sti­tut für Geis­ti­ges Ei­gen­tum nicht an­wend­bar.

Art. 2 Grundsätze für erstinstanzliche wirtschaftsrechtliche Verfahren  

1 Bei der Aus­ar­bei­tung von Er­las­sen über ers­tin­stanz­li­che wirt­schafts­recht­li­che Ver­fah­ren be­ach­ten die Bun­des­be­hör­den die fol­gen­den Grund­sät­ze:

a.
Sie ge­stal­ten die Ver­fah­ren für die Ge­such­stel­le­rin­nen und Ge­such­stel­ler so ein­fach und straff wie mög­lich aus. Ins­be­son­de­re prü­fen sie Al­ter­na­ti­ven zum nor­ma­len Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren (wie Wi­der­spruchs­ver­fah­ren, Mel­de­ver­fah­ren) und E-Go­ver­n­ment-Lö­sun­gen.
b.
Sie be­stim­men Ord­nungs­fris­ten für die ein­zel­nen Ver­fah­ren und ge­ben die­se in Ta­gen an. Für kom­ple­xe Ge­su­che, die vor­aus­sicht­lich ei­ne Be­ar­bei­tungs­zeit von mehr als ei­ner Wo­che er­for­dern, be­hal­ten sie die Re­ge­lung nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 1 Buch­sta­be c vor.
c.
Sie le­gen aus­drück­lich fest, wel­che Ge­suchs­un­ter­la­gen zwin­gend nö­tig sind. Falls die­se Fest­le­gung im Er­lass nicht ver­hält­nis­mäs­sig ist, macht die für ein Ver­fah­ren zu­stän­di­ge Be­hör­de die­se An­ga­ben auf an­de­re ge­eig­ne­te Wei­se be­kannt.

2 For­mu­la­re und an­de­re Do­ku­men­te sind so ein­fach wie mög­lich zu ge­stal­ten und zu­gäng­lich zu ma­chen.

Art. 3 Grundsätze für die Gesuchsbehandlung  

1 Die mit der Ge­suchs­be­hand­lung be­trau­te Be­hör­de be­han­delt je­des Ge­such so rasch als mög­lich.

2 Die Be­hör­de sich­tet das Ge­such bei sei­nem Ein­gang. Sie be­stä­tigt der ge­suchs­tel­len­den Per­son in­nert Ta­gen das Da­tum des Ein­gangs und teilt ihr bei die­ser Ge­le­gen­heit of­fen­sicht­li­che Män­gel in ih­ren Ge­suchs­un­ter­la­gen mit.

3 Sind gleich­zei­tig meh­re­re Ge­su­che zu be­ar­bei­ten, so kann die Be­hör­de ei­ne Prio­ri­tä­ten­ord­nung auf­stel­len. Da­bei trägt sie den be­son­de­ren Ver­hält­nis­sen der Ein­zel­fäl­le Rech­nung. Sie be­rück­sich­tigt na­ment­lich ei­ne be­son­de­re Si­tua­ti­on bei ein­zel­nen ge­such­stel­len­den Per­so­nen, die Dring­lich­keit des An­lie­gens und die Kon­kur­renz­ver­hält­nis­se.

Art. 4 Ordnungsfristen  

1 Die Be­hör­de trifft ih­ren Ent­scheid, ge­rech­net ab Ein­gang der voll­stän­di­gen Un­ter­la­gen, in der Re­gel spä­tes­tens in­nert der fol­gen­den Fris­ten:

a.
über Ge­su­che, die in der Mehr­zahl der Fäl­le ei­ne Be­ar­bei­tungs­zeit von höch­stens ei­ni­gen Stun­den er­for­dern: in­nert 10 Ta­gen;
b.
über Ge­su­che, die in der Mehr­zahl der Fäl­le ei­ne Be­ar­bei­tungs­zeit von höch­stens ei­ner Wo­che er­for­dern: in­nert 40 Ta­gen;
c.
über Ge­su­che, die vor­aus­sicht­lich ei­ne Be­ar­bei­tungs­zeit von mehr als ei­ner Wo­che er­for­dern: in­nert ei­nes Zeit­raums, wel­chen sie der ge­such­stel­len­den Per­son mög­lichst um­ge­hend, spä­tes­tens je­doch nach drei Mo­na­ten, mit­teilt.

2 Sie be­rück­sich­tigt bei der Ge­suchs­be­hand­lung in je­dem Fall Ge­ge­ben­hei­ten, die sich aus dem Ge­gen­stand des Ge­su­ches er­ge­ben, wie z.B. Ver­derb­lich­keit der Wa­re, Bin­dung der Pro­jekt­aus­füh­rung an kli­ma­ti­sche Vor­aus­set­zun­gen oder Ve­ge­ta­ti­ons­pe­ri­oden.

3 Sie gibt in Fäl­len, in de­nen die Fris­ten im Er­lass nicht fest­ge­legt sind, die Ord­nungs­fris­ten nach Ab­satz 1 für die von ihr durch­ge­führ­ten Ver­fah­ren in ge­eig­ne­ter Wei­se be­kannt.

4 Hält die Be­hör­de ei­ne Ord­nungs­frist nach Ab­satz 1 nicht ein, so kann die ge­such­stel­len­de Per­son von ihr ver­lan­gen, dass sie die Über­schrei­tung der Frist schrift­lich be­grün­det und ihr mit­teilt, bis wann der Ent­scheid vor­aus­sicht­lich zu er­war­ten ist. Dies gilt nicht, so­lan­ge die ge­such­stel­len­de Per­son ei­ner Auf­for­de­rung, die Ge­suchs­un­ter­la­gen zu ver­voll­stän­di­gen, nicht nach­ge­kom­men ist.

Art. 5 Einholen von Stellungnahmen Dritter  

1 Muss die Be­hör­de vor dem Ent­scheid über ein Ge­such Stel­lung­nah­men Drit­ter ein­ho­len, so setzt sie die­sen für die Aus­ar­bei­tung ih­rer Stel­lung­nah­me ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist. Die­se Fris­ten kom­men zu den Ord­nungs­fris­ten hin­zu.

2 Lässt ei­ne zur Stel­lung­nah­me ein­ge­la­de­ne Be­hör­de die ge­setz­te Frist oh­ne Frist­ver­län­ge­rungs­ge­such ver­strei­chen und nutzt sie auch ei­ne Nach­frist nicht, so ent­schei­det die zu­stän­di­ge Be­hör­de oh­ne Vor­lie­gen die­ser Stel­lung­nah­me, falls ihr der Sach­ver­halt auch oh­ne die­se Stel­lung­nah­me als hin­rei­chend ab­ge­klärt er­scheint und die Zu­stim­mung der an­dern Be­hör­de nicht von Ge­set­zes we­gen er­for­der­lich ist.

3 Lässt ei­ne zur Stel­lung­nah­me ein­ge­la­de­ne Pri­vat­per­son die ge­setz­te Frist ver­strei­chen, so for­dert die Be­hör­de sie mit ein­ge­schrie­be­nem Brief auf, ih­re Stel­lung­nah­me um­ge­hend ein­zu­rei­chen, auf ei­ne Stel­lung­nah­me förm­lich zu ver­zich­ten oder ein Frist­ver­län­ge­rungs­ge­such zu stel­len. Ant­wor­tet die Pri­vat­per­son nicht in­nert ei­ner Wo­che, so ent­schei­det die Be­hör­de oh­ne Vor­lie­gen die­ser Stel­lung­nah­me.

Art. 6 Aufhebung bisherigen Rechts  

Die Ver­ord­nung vom 17. No­vem­ber 19993 über Ord­nungs­fris­ten für die Be­hand­lung von Ge­su­chen in ers­tin­stanz­li­chen wirt­schafts­recht­li­chen Ver­fah­ren wird auf­ge­ho­ben.

Art. 7 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Sep­tem­ber 2011 in Kraft.

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden