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Bundesgesetz über das Bundespatentgericht

vom 20. März 2009 (Stand am 1. August 2018)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 191a Absatz 3 der Bundesverfassung1, nach Einsicht in die Botschaft des Bundesrates vom 7. Dezember 20072,

beschliesst:

1. Kapitel: Stellung

Art. 1 Grundsatz  

1Das Bun­de­spa­tent­ge­richt ist das ers­tin­stanz­li­che Pa­tent­ge­richt des Bun­des.

2Es ent­schei­det als Vor­in­stanz des Bun­des­ge­richts.

Art. 2 Unabhängigkeit  

Das Bun­de­spa­tent­ge­richt ist in sei­ner recht­spre­chen­den Tä­tig­keit un­ab­hän­gig und nur dem Recht ver­pflich­tet.

Art. 3 Aufsicht  

1Das Bun­des­ge­richt übt die ad­mi­nis­tra­ti­ve Auf­sicht über die Ge­schäfts­füh­rung des Bun­de­spa­tent­ge­richts aus.

2Die Bun­des­ver­samm­lung übt die Ober­auf­sicht aus.

3Das Bun­de­spa­tent­ge­richt un­ter­brei­tet dem Bun­des­ge­richt jähr­lich sei­nen Ent­wurf für den Vor­an­schlag so­wie sei­ne Rech­nung und sei­nen Ge­schäfts­be­richt zu­han­den der Bun­des­ver­samm­lung.

Art. 4 Finanzierung  

Das Bun­de­spa­tent­ge­richt fi­nan­ziert sich aus Ge­richts­ge­büh­ren so­wie aus Bei­trä­gen des Eid­ge­nös­si­schen In­sti­tuts für Geis­ti­ges Ei­gen­tum (IGE), die den jähr­lich ver­ein­nahm­ten Pa­tent­ge­büh­ren ent­nom­men wer­den.

Art. 5 Infrastruktur und Personal für administrative Hilfsarbeiten  

1Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt stellt sei­ne In­fra­struk­tur dem Bun­de­spa­tent­ge­richt zu Selbst­kos­ten zur Ver­fü­gung und stellt das Per­so­nal zur Er­fül­lung der ad­mi­nis­tra­ti­ven Hilfs­ar­bei­ten des Bun­de­spa­tent­ge­richts.

2Das Per­so­nal für ad­mi­nis­tra­ti­ve Hilfs­ar­bei­ten ist in sei­ner Tä­tig­keit für das Bun­de­spa­tent­ge­richt des­sen Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on1 un­ter­stellt.


1 Aus­durck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. März 2018, in Kraft seit 1. Aug. 2018 (AS 2018 2753; BBl 2017 7527 7539). Die­se Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 5a Datenschutz bei der Benutzung der elektronischen Infrastruktur  

1Für die Be­nut­zung der elek­tro­ni­schen In­fra­struk­tur des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts fin­den im Rah­men der Ver­wal­tungs­tä­tig­keit des Bun­de­spa­tent­ge­richts die Ar­ti­kel 57i-57q des Re­gie­rungs- und Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 21. März 19972 sinn­ge­mä­ss An­wen­dung.

2Das Bun­de­spa­tent­ge­richt er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 4 des BG vom 1. Okt. 2010 (Da­ten­schutz bei der Be­nut­zung der elek­tro­ni­schen In­fra­struk­tur), in Kraft seit 1. April 2012 (AS 2012 941; BBl 2009 8513).
2 SR 172.010

Art. 6 Tagungs- und Dienstort  

Das Bun­de­spa­tent­ge­richt tagt am Sitz des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts. Die­ser Ta­gungs­ort gilt auch als Dienstort für die haupt­amt­li­chen Rich­te­rin­nen und Rich­ter, die Ge­richts­schrei­be­rin­nen und Ge­richts­schrei­ber so­wie das Per­so­nal für ad­mi­nis­tra­ti­ve Hilfs­ar­bei­ten.

Art. 7 Besonderer Tagungsort  

Wenn die Um­stän­de es recht­fer­ti­gen, kann das Bun­de­spa­tent­ge­richt an ei­nem an­de­ren Ort ta­gen. Die Kan­to­ne stel­len die not­wen­di­ge In­fra­struk­tur un­ent­gelt­lich zur Ver­fü­gung.

2. Kapitel: Richterinnen und Richter

Art. 8 Zusammensetzung  

1Das Bun­de­spa­tent­ge­richt setzt sich aus Rich­te­rin­nen und Rich­tern mit ju­ris­ti­scher so­wie Rich­te­rin­nen und Rich­tern mit tech­ni­scher Aus­bil­dung zu­sam­men. Die Rich­te­rin­nen und Rich­ter müs­sen über aus­ge­wie­se­ne Kennt­nis­se auf dem Ge­biet des Pa­tent­rechts ver­fü­gen.

2Dem Bun­de­spa­tent­ge­richt ge­hö­ren zwei haupt­amt­li­che Rich­te­rin­nen be­zie­hungs­wei­se Rich­ter so­wie ei­ne aus­rei­chen­de An­zahl ne­ben­amt­li­cher Rich­te­rin­nen be­zie­hungs­wei­se Rich­ter an. Die Mehr­heit der ne­ben­amt­li­chen Rich­te­rin­nen be­zie­hungs­wei­se Rich­ter muss tech­nisch aus­ge­bil­det sein.

Art. 9 Wahl  

1Die Rich­te­rin­nen und Rich­ter wer­den von der Bun­des­ver­samm­lung ge­wählt.

2Wähl­bar ist, wer in eid­ge­nös­si­schen An­ge­le­gen­hei­ten stimm­be­rech­tigt ist.

3Bei der Wahl ist auf ei­ne an­ge­mes­se­ne Ver­tre­tung der tech­ni­schen Sach­ge­bie­te und der Amtss­pra­chen zu ach­ten.

4Bei der Vor­be­rei­tung der Wahl kön­nen das IGE so­wie die im Pat­ent­we­sen tä­ti­gen Fa­ch­or­ga­ni­sa­tio­nen und in­ter­es­sier­ten Krei­se an­ge­hört wer­den.

Art. 10 Unvereinbarkeit in der Tätigkeit  

1Die Rich­te­rin­nen und Rich­ter dür­fen we­der der Bun­des­ver­samm­lung noch dem Bun­des­rat noch ei­nem eid­ge­nös­si­schen Ge­richt an­ge­hö­ren.

2Sie dür­fen kei­ne Tä­tig­keit aus­üben, wel­che die Er­fül­lung der Amts­pflich­ten, die Un­ab­hän­gig­keit oder das An­se­hen des Ge­richts be­ein­träch­tigt.

3Sie dür­fen kei­ne amt­li­che Funk­ti­on für einen aus­län­di­schen Staat aus­üben.

4Haupt­amt­li­che Rich­te­rin­nen und Rich­ter dür­fen nicht be­rufs­mäs­sig Drit­te vor Ge­richt ver­tre­ten.

5Haupt­amt­li­che Rich­te­rin­nen und Rich­ter, die im Voll­pen­sum tä­tig sind, dür­fen kein Amt ei­nes Kan­tons be­klei­den und kei­ne an­de­re Er­werbs­tä­tig­keit aus­üben. Sie dür­fen auch nicht als Mit­glied der Ge­schäfts­lei­tung, der Ver­wal­tung, der Auf­sichts­stel­le oder der Re­vi­si­ons­stel­le ei­nes wirt­schaft­li­chen Un­ter­neh­mens tä­tig sein.

Art. 11 Andere Beschäftigungen  

Für die Aus­übung ei­ner an­de­ren Er­werbs­tä­tig­keit aus­ser­halb des Ge­richts be­dür­fen haupt­amt­li­che Rich­te­rin­nen und Rich­ter, die im Teil­pen­sum tä­tig sind, ei­ner Er­mäch­ti­gung der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on.

Art. 12 Unvereinbarkeit in der Person  

1Dem Bun­de­spa­tent­ge­richt dür­fen nicht gleich­zei­tig als Rich­te­rin­nen oder Rich­ter an­ge­hö­ren:

a.
Ehe­gat­ten, ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin­nen oder Part­ner und Per­so­nen, die in dau­ern­der Le­bens­ge­mein­schaft le­ben;
b.
Ehe­gat­ten oder ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin­nen oder Part­ner von Ge­schwis­tern und Per­so­nen, die mit Ge­schwis­tern in dau­ern­der Le­bens­ge­mein­schaft le­ben;
c.
Ver­wand­te in ge­ra­der Li­nie so­wie bis und mit dem drit­ten Grad in der Sei­ten­li­nie;
d.
Ver­schwä­ger­te in ge­ra­der Li­nie so­wie bis und mit dem drit­ten Grad in der Sei­ten­li­nie.

2Die Re­ge­lung von Ab­satz 1 Buch­sta­be d gilt bei dau­ern­den Le­bens­ge­mein­schaf­ten sinn­ge­mä­ss.

Art. 13 Amtsdauer  

1Die Amts­dau­er der Rich­te­rin­nen und Rich­ter be­trägt sechs Jah­re. Die Wie­der­wahl ist zu­läs­sig.

2Rich­ter und Rich­te­rin­nen schei­den am En­de des Jah­res aus ih­rem Amt aus, in dem sie das 68. Al­ters­jahr vollen­den.1

3Frei ge­wor­de­ne Stel­len wer­den für den Rest der Amts­dau­er wie­der be­setzt.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 16. März 2012 (Än­de­rung des Höch­stal­ters für Rich­ter und Rich­te­rin­nen), in Kraft seit 1. Dez. 2012 (AS 2012 5647; BBl 2011 8995 9013).

Art. 14 Amtsenthebung  

Die Wahl­be­hör­de kann ei­ne Rich­te­rin oder einen Rich­ter vor Ab­lauf der Amts­dau­er des Am­tes ent­he­ben, wenn die­se oder die­ser:

a.
vor­sätz­lich oder grob­fahr­läs­sig Amts­pflich­ten schwer ver­letzt hat; oder
b.
die Fä­hig­keit, das Amt aus­zuü­ben, auf Dau­er ver­lo­ren hat.
Art. 15 Amtseid  

1Die Rich­te­rin­nen und Rich­ter wer­den vor ih­rem Amts­an­tritt auf ge­wis­sen­haf­te Pflicht­er­fül­lung ver­ei­digt.

2Sie leis­ten den Eid vor dem Ge­samt­ge­richt.

3Statt des Eids kann ein Ge­lüb­de ab­ge­legt wer­den.

Art. 16  

1 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 5 des BG vom 17. Ju­ni 2011 (Ge­su­che um Auf­he­bung der Im­mu­ni­tät), mit Wir­kung seit 5. Dez. 2011 (AS 2011 4627; BBl 2010 7345 7385).

Art. 17 Arbeitsverhältnis und Besoldung  

Die Bun­des­ver­samm­lung re­gelt das Ar­beits­ver­hält­nis und die Be­sol­dung der Rich­te­rin­nen und Rich­ter in ei­ner Ver­ord­nung.

3. Kapitel: Organisation und Verwaltung

Art. 18 Präsidium  

1Die Bun­des­ver­samm­lung wählt ei­ne haupt­amt­li­che Rich­te­rin oder einen haupt­amt­li­chen Rich­ter zur Prä­si­den­tin be­zie­hungs­wei­se zum Prä­si­den­ten des Bun­de­spa­tent­ge­richts.

2Die Prä­si­den­tin oder der Prä­si­dent wird für die vol­le Amts­dau­er ge­wählt. Die Wie­der­wahl ist zu­läs­sig.

3Die Prä­si­den­tin oder der Prä­si­dent muss ju­ris­tisch aus­ge­bil­det sein.

4Sie oder er führt den Vor­sitz im Ge­samt­ge­richt und ver­tritt das Ge­richt nach aus­sen.

5Die Stell­ver­tre­tung wird durch die Vi­ze­prä­si­den­tin oder den Vi­ze­prä­si­den­ten aus­ge­übt.

Art. 19 Gesamtgericht  

1Das Ge­samt­ge­richt wählt als Vi­ze­prä­si­den­tin oder Vi­ze­prä­si­den­ten:

a.
die zwei­te haupt­amt­li­che Rich­te­rin oder den zwei­ten haupt­amt­li­chen Rich­ter; oder
b.
ei­ne ne­ben­amt­li­che Rich­te­rin oder einen ne­ben­amt­li­chen Rich­ter mit ju­ris­ti­scher Aus­bil­dung.

2Wählt es die zwei­te haupt­amt­li­che Rich­te­rin als Vi­ze­prä­si­den­tin oder den zwei­ten haupt­amt­li­chen Rich­ter als Vi­ze­prä­si­den­ten, so wählt es aus den ne­ben­amt­li­chen Rich­te­rin­nen und Rich­tern das drit­te Mit­glied der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on. Die Be­stel­lung ei­ner Er­satz­per­son kann in ei­nem Re­gle­ment vor­ge­se­hen wer­den.

3Wahlen des Ge­samt­ge­richts sind gül­tig, wenn an der Sit­zung oder am Zir­ku­la­ti­ons­ver­fah­ren min­des­tens zwei Drit­tel al­ler Rich­te­rin­nen und Rich­ter teil­neh­men.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. März 2018, in Kraft seit 1. Aug. 2018 (AS 2018 2753; BBl 2017 7527 7539).

Art. 20 Verwaltungskommission  

1Die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on trägt die Ver­ant­wor­tung für die Ge­richts­ver­wal­tung.

2Sie setzt sich zu­sam­men aus:

a.
der Prä­si­den­tin oder dem Prä­si­den­ten des Bun­de­spa­tent­ge­richts;
b.
der Vi­ze­prä­si­den­tin oder dem Vi­ze­prä­si­den­ten;
c.
der zwei­ten haupt­amt­li­chen Rich­te­rin oder dem zwei­ten haupt­amt­li­chen Rich­ter oder, wenn die­se oder die­ser die Vi­ze­prä­si­dent­schaft aus­übt, ei­ner ne­ben­amt­li­chen Rich­te­rin oder ei­nem ne­ben­amt­li­chen Rich­ter.1

3Die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on ist zu­stän­dig für:

a.
den Er­lass von Re­gle­men­ten über die Or­ga­ni­sa­ti­on und Ver­wal­tung des Ge­richts, die Ge­schäfts­ver­tei­lung, die Zu­sam­men­set­zung der Spruch­kör­per, die In­for­ma­ti­on, die Ge­richts­ge­büh­ren so­wie die Ent­schä­di­gun­gen an Par­tei­en, amt­li­che Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter, Sach­ver­stän­di­ge so­wie Zeu­gin­nen und Zeu­gen;
b.
al­le Auf­ga­ben, die die­ses Ge­setz nicht ei­nem an­de­ren Or­gan zu­weist.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. März 2018, in Kraft seit 1. Aug. 2018 (AS 2018 2753; BBl 2017 7527 7539).

Art. 21 Spruchkörper  

1Das Ge­richt ent­schei­det in der Re­gel in Drei­er­be­set­zung (Spruch­kör­per), wo­bei min­des­tens ei­ne Per­son tech­nisch aus­ge­bil­det und ei­ne Per­son ju­ris­tisch aus­ge­bil­det sein muss.

2Das Ge­richt ent­schei­det auf prä­si­dia­le An­ord­nung als Spruch­kör­per aus fünf Per­so­nen, wo­bei min­des­tens ei­ne Per­son tech­nisch und ei­ne Per­son ju­ris­tisch aus­ge­bil­det sein muss, wenn dies im In­ter­es­se der Rechts­fort­bil­dung oder der Ein­heit der Recht­spre­chung an­ge­zeigt ist.

3Sind im Streit­fall meh­re­re tech­ni­sche Sach­ge­bie­te zu be­ur­tei­len, so ent­schei­det das Ge­richt auf prä­si­dia­le An­ord­nung als Spruch­kör­per aus bis zu sie­ben Per­so­nen, von de­nen min­des­tens ei­ne ju­ris­tisch aus­ge­bil­det sein muss.

4Die Be­set­zung der tech­nisch aus­ge­bil­de­ten Rich­te­rin­nen oder Rich­ter wird nach dem im Streit­fall in Fra­ge ste­hen­den tech­ni­schen Sach­ge­biet vor­ge­nom­men.

5Dem Spruch­kör­per muss im­mer min­des­tens ei­ne haupt­amt­li­che Rich­te­rin oder ein haupt­amt­li­cher Rich­ter an­ge­hö­ren; aus­ge­nom­men sind Fäl­le hö­he­rer Ge­walt.

Art. 22 Abstimmung  

1Für Wahlen des Ge­samt­ge­richts und der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on gilt die ab­so­lu­te Mehr­heit der Stim­men.1

1bisDie Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on fasst ih­re Ent­schei­de mit ein­fa­chem Mehr.2

2Bei Stim­men­gleich­heit ist die Stim­me der Prä­si­den­tin oder des Prä­si­den­ten aus­schlag­ge­bend; bei Wahlen und An­stel­lun­gen ent­schei­det das Los.

3Die ne­ben­amt­li­chen und die im Teil­pen­sum tä­ti­gen haupt­amt­li­chen Rich­te­rin­nen und Rich­ter ha­ben vol­les Stimm­recht.

4Rich­te­rin­nen und Rich­ter tre­ten in An­ge­le­gen­hei­ten, an de­nen sie ein per­sön­li­ches In­ter­es­se ha­ben, in den Aus­stand.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. März 2018, in Kraft seit 1. Aug. 2018 (AS 2018 2753; BBl 2017 7527 7539).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. März 2018, in Kraft seit 1. Aug. 2018 (AS 2018 2753; BBl 2017 7527 7539).

Art. 23 Einzelrichterin oder Einzelrichter  

1Die Prä­si­den­tin oder der Prä­si­dent ent­schei­det als Ein­zel­rich­te­rin be­zie­hungs­wei­se Ein­zel­rich­ter über:

a.
das Nicht­ein­tre­ten auf of­fen­sicht­lich un­zu­läs­si­ge Kla­gen;
b.
Ge­su­che um vor­sorg­li­che Mass­nah­men;
c.
Ge­su­che um un­ent­gelt­li­che Rechts­pfle­ge;
d.
die Ab­schrei­bung von Ver­fah­ren zu­fol­ge Ge­gen­stands­lo­sig­keit, Rück­zugs, An­er­ken­nung oder Ver­gleichs;
e.
Kla­gen auf Er­tei­lung ei­ner Li­zenz nach Ar­ti­kel 40d des Pa­tent­ge­set­zes vom 25. Ju­ni 19541.

2Er oder sie kann an­de­re ju­ris­tisch aus­ge­bil­de­te Rich­te­rin­nen oder Rich­ter oder die zwei­te haupt­amt­li­che Rich­te­rin oder den zwei­ten haupt­amt­li­chen Rich­ter mit die­sen oder ein­zel­nen die­ser Auf­ga­ben be­trau­en.2

3Wenn die recht­li­chen oder tat­säch­li­chen Ver­hält­nis­se es er­for­dern, kann die Ein­zel­rich­te­rin be­zie­hungs­wei­se der Ein­zel­rich­ter mit zwei wei­te­ren Rich­te­rin­nen oder Rich­tern in Drei­er­be­set­zung ent­schei­den.3 Ist das Ver­ständ­nis ei­nes tech­ni­schen Sach­ver­halts für den Ent­scheid von be­son­de­rer Be­deu­tung, muss in Drei­er­be­set­zung ent­schie­den wer­den.


1 SR 232.14
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. März 2018, in Kraft seit 1. Aug. 2018 (AS 2018 2753; BBl 2017 7527 7539).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. März 2018, in Kraft seit 1. Aug. 2018 (AS 2018 2753; BBl 2017 7527 7539).

Art. 24 Gerichtsschreiberinnen und Gerichtsschreiber  

1Die Ge­richts­schrei­be­rin­nen und Ge­richts­schrei­ber wir­ken bei der In­struk­ti­on der Fäl­le und bei der Ent­scheid­fin­dung mit. Sie ha­ben be­ra­ten­de Stim­me.

2Sie er­ar­bei­ten un­ter der Ver­ant­wor­tung ei­ner Rich­te­rin oder ei­nes Rich­ters Re­fe­ra­te und re­di­gie­ren die Ent­schei­de des Bun­de­spa­tent­ge­richts.

3Sie er­fül­len wei­te­re Auf­ga­ben, die ih­nen in ei­nem Re­gle­ment über­tra­gen wer­den.

4Das Ar­beits­ver­hält­nis und die Be­sol­dung der Ge­richts­schrei­be­rin­nen und Ge­richts­schrei­ber rich­ten sich nach dem Bun­des­per­so­nal­ge­setz vom 24. März 20001.


Art. 25 Information  

Das Bun­de­spa­tent­ge­richt in­for­miert die Öf­fent­lich­keit über sei­ne Recht­spre­chung.

4. Kapitel: Zuständigkeiten

Art. 26  

1Das Bun­de­spa­tent­ge­richt ist aus­sch­liess­lich zu­stän­dig für:

a.
Be­stan­des- und Ver­let­zungs­kla­gen so­wie Kla­gen auf Er­tei­lung ei­ner Li­zenz be­tref­fend Pa­ten­te;
b.
die An­ord­nung vor­sorg­li­cher Mass­nah­men vor Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit ei­ner Kla­ge nach Buch­sta­be a;
c.
die Voll­stre­ckung sei­ner in aus­sch­liess­li­cher Zu­stän­dig­keit ge­trof­fe­nen Ent­schei­de.

2Es ist zu­stän­dig auch für an­de­re Zi­vil­kla­gen, die in Sach­zu­sam­men­hang mit Pa­ten­ten ste­hen, ins­be­son­de­re be­tref­fend die Be­rech­ti­gung an Pa­ten­ten oder de­ren Über­tra­gung. Die Zu­stän­dig­keit des Bun­de­spa­tent­ge­richts schliesst die­je­ni­ge der kan­to­na­len Ge­rich­te nicht aus.

3Ist vor dem kan­to­na­len Ge­richt vor­fra­ge­wei­se oder ein­re­de­wei­se die Nich­tig­keit oder Ver­let­zung ei­nes Pa­tents zu be­ur­tei­len, so setzt die Rich­te­rin oder der Rich­ter den Par­tei­en ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist zur An­he­bung der Be­stan­des­kla­ge oder der Ver­let­zungs­kla­ge vor dem Bun­de­spa­tent­ge­richt. Das kan­to­na­le Ge­richt setzt das Ver­fah­ren bis zum rechts­kräf­ti­gen Ent­scheid über die Kla­ge aus. Wird nicht in­nert Frist Kla­ge vor dem Bun­de­spa­tent­ge­richt er­ho­ben, so nimmt das kan­to­na­le Ge­richt das Ver­fah­ren wie­der auf und die Vor­fra­ge oder Ein­re­de bleibt un­be­rück­sich­tigt.

4Er­hebt die be­klag­te Par­tei vor dem kan­to­na­len Ge­richt die Wi­der­kla­ge der Nich­tig­keit oder der Ver­let­zung ei­nes Pa­tents, so über­weist das kan­to­na­le Ge­richt bei­de Kla­gen an das Bun­de­spa­tent­ge­richt.

5. Kapitel: Verfahren

1. Abschnitt: Anwendbares Recht

Art. 27  

Das Ver­fah­ren vor dem Bun­de­spa­tent­ge­richt rich­tet sich nach der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. De­zem­ber 20081, so­weit das Pa­tent­ge­setz vom 25. Ju­ni 19542 oder die­ses Ge­setz nichts an­de­res be­stimmt.


1 SR 272
2 SR 232.14

2. Abschnitt: Ausstand

Art. 28  

Ne­ben­amt­li­che Rich­te­rin­nen und Rich­ter tre­ten in den Aus­stand bei Ver­fah­ren, in de­nen ei­ne Per­son der­sel­ben An­walts- oder Pa­tent­an­walts­kanz­lei oder des­sel­ben Ar­beit­ge­bers wie sie ei­ne Par­tei ver­tritt.

3. Abschnitt: Parteivertretung

Art. 29  

1In Ver­fah­ren be­tref­fend den Be­stand ei­nes Pa­tents kön­nen auch Pa­ten­t­an­wäl­tin­nen oder Pa­ten­t­an­wäl­te im Sin­ne von Ar­ti­kel 2 des Pa­tent­an­walts­ge­set­zes vom 20. März 20091 als Par­tei­ver­tre­tung vor dem Bun­de­spa­tent­ge­richt auf­tre­ten, so­fern sie den Pa­tent­an­walts­be­ruf un­ab­hän­gig aus­üben.

2Die un­ab­hän­gi­ge Aus­übung ih­res Be­ru­fes ist auf Auf­for­de­rung des Bun­de­spa­tent­ge­richts mit­tels ge­eig­ne­ter Un­ter­la­gen nach­zu­wei­sen.

3Pa­ten­t­an­wäl­tin­nen oder Pa­ten­t­an­wäl­te im Sin­ne von Ar­ti­kel 2 des Pa­tent­an­walts­ge­set­zes vom 20. März 2009 er­hal­ten in al­len Ver­hand­lun­gen vor dem Bun­de­spa­tent­ge­richt Ge­le­gen­heit zur tech­ni­schen Er­ör­te­rung des Sach­ver­halts.


4. Abschnitt: Prozesskosten und unentgeltliche Rechtspflege

Art. 30 Prozesskosten  

Pro­zess­kos­ten sind:

a.
die Ge­richts­kos­ten;
b.
die Par­tei­ent­schä­di­gung.
Art. 31 Gerichtskosten  

1Ge­richts­kos­ten sind:

a.
die Ge­richts­ge­bühr;
b.
die Aus­la­gen, na­ment­lich die Kos­ten für das Ko­pie­ren von Rechts­schrif­ten, für den Ver­sand von Vor­la­dun­gen und an­de­ren Zu­stel­lun­gen, für Über­set­zun­gen, aus­ge­nom­men sol­che zwi­schen Amtss­pra­chen, so­wie die Ent­schä­di­gun­gen für Sach­ver­stän­di­ge, Zeu­gin­nen und Zeu­gen.

2Die Ge­richts­ge­bühr rich­tet sich nach Streit­wert, Um­fang und Schwie­rig­keit der Sa­che, Art der Pro­zess­füh­rung so­wie fi­nan­zi­el­ler La­ge der Par­tei­en.

3Sie be­trägt in der Re­gel 1000-150 000 Fran­ken.

4Wenn be­son­de­re Grün­de es recht­fer­ti­gen, kann das Bun­de­spa­tent­ge­richt bei der Fest­set­zung der Ge­richts­ge­bühr vom Rah­men nach Ab­satz 3 ab­wei­chen.

5Auf die Er­he­bung von Ge­richts­kos­ten, die we­der ei­ne Par­tei noch Drit­te ver­an­lasst ha­ben, kann ver­zich­tet wer­den.

Art. 32 Parteientschädigung  

Das Bun­de­spa­tent­ge­richt spricht die Par­tei­ent­schä­di­gung nach dem Ta­rif (Art. 33) zu. Die Par­tei­en kön­nen ei­ne Kos­ten­no­te ein­rei­chen.

Art. 33 Tarif  

Das Bun­de­spa­tent­ge­richt setzt den Ta­rif für die Pro­zess­kos­ten fest.

Art. 34 Liquidation der Prozesskosten bei unentgeltlicher Rechtspflege  

1Un­ter­liegt die un­ent­gelt­lich pro­zess­füh­ren­de Par­tei, so wer­den die Pro­zess­kos­ten wie folgt li­qui­diert:

a.
Die un­ent­gelt­li­che Rechts­bei­stän­din oder der un­ent­gelt­li­che Rechts­bei­stand wird vom Bun­de­spa­tent­ge­richt an­ge­mes­sen ent­schä­digt.
b.
Die Ge­richts­kos­ten ge­hen zu­las­ten des Bun­de­spa­tent­ge­richts.
c.
Der Ge­gen­par­tei wer­den die Vor­schüs­se, die sie ge­leis­tet hat, zu­rück­er­stat­tet.
d.
Die un­ent­gelt­lich pro­zess­füh­ren­de Par­tei hat der Ge­gen­par­tei die Par­tei­ent­schä­di­gung zu be­zah­len.

2Ob­siegt die un­ent­gelt­lich pro­zess­füh­ren­de Par­tei und ist die Par­tei­ent­schä­di­gung bei der Ge­gen­par­tei nicht oder vor­aus­sicht­lich nicht ein­bring­lich, so wird die un­ent­gelt­li­che Rechts­bei­stän­din oder der un­ent­gelt­li­che Rechts­bei­stand aus der Ge­richts­kas­se an­ge­mes­sen ent­schä­digt. Die un­ent­gelt­lich pro­zess­füh­ren­de Par­tei hat der Ge­richts­kas­se Er­satz zu leis­ten, wenn sie spä­ter da­zu in der La­ge ist.

5. Abschnitt: Prozessleitung und prozessuales Handeln

Art. 35 Instruktionsrichterin oder Instruktionsrichter  

1Die Prä­si­den­tin oder der Prä­si­dent lei­tet als In­struk­ti­ons­rich­te­rin be­zie­hungs­wei­se In­struk­ti­ons­rich­ter das Ver­fah­ren bis zum Ent­scheid. Mit die­ser Auf­ga­be kann sie oder er be­trau­en:

a.
ei­ne an­de­re ju­ris­tisch aus­ge­bil­de­te Rich­te­rin oder einen an­de­ren ju­ris­tisch aus­ge­bil­de­ten Rich­ter; oder
b.
die zwei­te haupt­amt­li­che Rich­te­rin oder den zwei­ten haupt­amt­li­chen Rich­ter.1

2Die In­struk­ti­ons­rich­te­rin be­zie­hungs­wei­se der In­struk­ti­ons­rich­ter kann je­der­zeit ei­ne Rich­te­rin oder einen Rich­ter mit tech­ni­scher Aus­bil­dung bei­zie­hen; die­se oder die­ser hat be­ra­ten­de Stim­me.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. März 2018, in Kraft seit 1. Aug. 2018 (AS 2018 2753; BBl 2017 7527 7539).

Art. 36 Verfahrenssprache  

1Das Ge­richt be­stimmt ei­ne der Amtss­pra­chen als Ver­fah­rens­spra­che. Auf die Spra­che der Par­tei­en wird Rück­sicht ge­nom­men, so­fern es sich um ei­ne Amtss­pra­che han­delt.

2Je­de Par­tei kann sich bei Ein­ga­ben und münd­li­chen Ver­hand­lun­gen ei­ner an­de­ren Amtss­pra­che als der Ver­fah­rens­spra­che be­die­nen.

3Mit Zu­stim­mung des Ge­richts und der Par­tei­en kann auch die eng­li­sche Spra­che be­nutzt wer­den. Das Ur­teil und ver­fah­rens­lei­ten­de An­ord­nun­gen wer­den in je­dem Fall in ei­ner Amtss­pra­che ab­ge­fasst.

4Reicht ei­ne Par­tei Ur­kun­den ein, die we­der in ei­ner Amtss­pra­che noch im Fal­le von Ab­satz 3 in eng­li­scher Spra­che ab­ge­fasst sind, so kann das Bun­de­spa­tent­ge­richt mit dem Ein­ver­ständ­nis der Ge­gen­par­tei dar­auf ver­zich­ten, ei­ne Über­set­zung zu ver­lan­gen. Im Üb­ri­gen ord­net es ei­ne Über­set­zung an, wo dies not­wen­dig ist.

6. Abschnitt: Gutachten

Art. 37  

1Die sach­ver­stän­di­ge Per­son er­stat­tet ihr Gut­ach­ten schrift­lich.

2Die Par­tei­en er­hal­ten Ge­le­gen­heit, zum Gut­ach­ten schrift­lich Stel­lung zu neh­men.

3Bei be­son­de­rer Sach­kun­de ei­ner tech­nisch aus­ge­bil­de­ten Rich­te­rin oder ei­nes tech­nisch aus­ge­bil­de­ten Rich­ters sind de­ren Fach­vo­ten zu pro­to­kol­lie­ren. Die Par­tei­en er­hal­ten Ge­le­gen­heit, zum Pro­to­koll Stel­lung zu neh­men.

7. Abschnitt: Stellungnahme zum Beweisergebnis

Art. 38  

Nach Ab­schluss der Be­weis­ab­nah­me gibt das Bun­de­spa­tent­ge­richt den Par­tei­en auf be­grün­de­ten An­trag Ge­le­gen­heit, zum Be­wei­s­er­geb­nis schrift­lich Stel­lung zu neh­men.

8. Abschnitt: Verfahren und Entscheid zur Erteilung und zur Änderung der Bedingungen einer Lizenz nach Artikel 40d des Patentgesetzes

Art. 39  

1Das Ver­fah­ren zur Er­tei­lung so­wie zur Än­de­rung der Be­din­gun­gen ei­ner Li­zenz nach Ar­ti­kel 40d des Pa­tent­ge­set­zes vom 25. Ju­ni 19541 wird durch ei­ne Kla­ge ein­ge­lei­tet, die in ei­ner der For­men nach Ar­ti­kel 130 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung2 zu stel­len ist.3

2Es ist in­ner­halb ei­nes Mo­nats nach An­he­bung der Kla­ge durch Ent­scheid zu er­le­di­gen.

3Im Üb­ri­gen gel­ten die Be­stim­mun­gen der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. De­zem­ber 2008 über das sum­ma­ri­sche Ver­fah­ren.


6. Kapitel: Schlussbestimmungen

Art. 40 Änderung bisherigen Rechts  

Die Än­de­rung bis­he­ri­gen Rechts wird im An­hang ge­re­gelt.

Art. 41 Übergangsbestimmung  

Das Bun­de­spa­tent­ge­richt über­nimmt, so­fern es zu­stän­dig ist, die Be­ur­tei­lung der Ver­fah­ren, die beim In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes bei kan­to­na­len Ge­rich­ten hän­gig sind, so­fern die Haupt­ver­hand­lung noch nicht durch­ge­führt wor­den ist.

Art. 42 Referendum und Inkrafttreten  

1Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Anhang

Änderung bisherigen Rechts

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