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Geschäftsreglement
für das Bundespatentgericht
(GR-PatGer)

vom 28. September 2011 (Stand am 1. Juli 2023)

Das Bundespatentgericht (BPatGer),

gestützt auf Artikel 20 Absatz 3 Buchstabe a des Patentgerichtsgesetzes
vom 20. März 20091 (PatGG),

erlässt folgendes Reglement:

1. Abschnitt: Gerichtsorganisation

Art. 1 Aufgaben des Gesamtgerichts  

1 Das Ge­samt­ge­richt ist zu­stän­dig für die Wahl der Vi­ze­prä­si­den­tin oder des Vi­ze­prä­si­den­ten und ge­ge­be­nen­falls ei­nes wei­te­ren Mit­glieds der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on2 nach Ar­ti­kel 20 Ab­satz 2 PatGG.

2 Es berät die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on bei der Aus­ar­bei­tung der Re­gle­men­te.

2 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I der V des BPat­Ger vom 24. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Aug. 2018 (AS 2019 3327). Die­se Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 2 Einberufung des Gesamtgerichts  

Das Ge­samt­ge­richt wird von der Prä­si­den­tin oder vom Prä­si­den­ten des Bun­de­spa­tent­ge­richts ein­be­ru­fen.

Art. 3 Präsidium  

1 Die Prä­si­den­tin oder der Prä­si­dent des Bun­de­spa­tent­ge­richts hat na­ment­lich fol­gen­de Auf­ga­ben:

a.
Ver­tre­tung des Ge­richts nach aus­sen;
b.
Vor­sitz im Ge­samt­ge­richt und in der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on;
c.
Ein­be­ru­fung des Ge­samt­ge­richts und der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on;
d.
Be­stim­mung ei­ner Er­satz­per­son für die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on aus dem Kreis der ju­ris­tisch aus­ge­bil­de­ten Rich­te­rin­nen und Rich­ter nach Ar­ti­kel 20 Ab­satz 2 PatGG;
e.
Be­set­zung des Spruch­kör­pers;
f.
Fest­le­gung der Ver­fah­rens­spra­che und Zu­las­sung der Ver­wen­dung der eng­li­schen Spra­che;
g.
Fest­le­gung aus­wär­ti­ger Ta­gungs­or­te.

2 Die Vi­ze­prä­si­den­tin oder der Vi­ze­prä­si­dent oder das drit­te haupt­amt­li­che Mit­glied der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on ver­tritt und un­ter­stützt die Prä­si­den­tin oder den Prä­si­den­ten und nimmt zu­sam­men mit ihr oder ihm die prä­si­dia­len Auf­ga­ben wahr.

Art. 4 Verwaltungskommission  

1 Die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on ist zu­stän­dig für:

a.
den Er­lass von Re­gle­men­ten nach Ar­ti­kel 20 Ab­satz 3 Buch­sta­be a PatGG;
b.
Ent­schei­de über die Zu­las­sung von Pa­ten­t­an­wäl­tin­nen und Pa­ten­t­an­wäl­ten als Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter nach Ar­ti­kel 29 Ab­satz 1 PatGG und das Füh­ren ei­ner ent­spre­chen­den Lis­te;
c.
Ar­beit­ge­be­rent­schei­de;
d.
die Ver­ab­schie­dung des Ent­wurfs des Vor­an­schlags, der Rech­nung und des Ge­schäfts­be­richts zu­han­den der Bun­des­ver­samm­lung;
e.
al­le Auf­ga­ben, die nicht ei­nem an­de­ren Or­gan zu­ge­wie­sen sind.

2 Sie fasst ih­re Ent­schei­de mit Mehr­heits­be­schluss. Sie ist be­schluss­fä­hig, wenn an der Sit­zung oder an der Zir­ku­la­ti­on min­des­tens zwei Mit­glie­der teil­neh­men. Bei Stim­men­gleich­heit ist die Stim­me der Prä­si­den­tin oder des Prä­si­den­ten aus­schlag­ge­bend.

3 Über strit­ti­ge Aus­stands­ge­su­che nach Ar­ti­kel 11 ent­schei­det die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on in voll­stän­di­ger Be­set­zung.

4 Ist ein Mit­glied ver­hin­dert oder von ei­nem Aus­stands­ge­such be­trof­fen, so wird es von der Er­satz­per­son nach Ar­ti­kel 20 Ab­satz 2 PatGG ver­tre­ten. Ist auch die Er­satz­per­son oder ein wei­te­res Mit­glied der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on ver­hin­dert oder von ei­nem Aus­stands­ge­such be­trof­fen, so wird sie oder es von der ju­ris­tisch aus­ge­bil­de­ten Rich­te­rin oder vom ju­ris­tisch aus­ge­bil­de­ten Rich­ter mit dem höchs­ten Dienstal­ter ver­tre­ten; bei glei­chem Dienstal­ter ist das hö­he­re Le­bensal­ter mass­ge­bend.

Art. 5 Erste Gerichtsschreiberin oder Erster Gerichtsschreiber  

1 Die Ers­te Ge­richts­schrei­be­rin oder der Ers­te Ge­richts­schrei­ber steht der Ge­richts­ver­wal­tung vor.

2 Sie oder er ist zu­stän­dig für:

a.
die Vor­be­rei­tung und Aus­füh­rung der von der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on ge­fass­ten Be­schlüs­se;
b.
die Vor­be­rei­tung des Vor­an­schlags, der Rech­nung und des Fi­nanz­plans;
c.
die Kon­trol­le des Fi­nanz­we­sens in Zu­sam­men­ar­beit mit dem Ge­ne­ral­se­kre­ta­ri­at des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts;
d.
die Vor­be­rei­tung des Ge­schäfts­be­richts;
e.
die Ge­währ­leis­tung der Si­cher­heit;
f.
die Ge­währ­leis­tung an­ge­mes­se­ner In­for­ma­tik­dienst­leis­tun­gen.

3 Sie oder er nimmt mit be­ra­ten­der Stim­me an den Sit­zun­gen des Ge­samt­ge­richts und der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on teil und ist für die Pro­to­koll­füh­rung ver­ant­wort­lich.

4 Sie oder er am­tet auch als Ge­richts­schrei­be­rin be­zie­hungs­wei­se als Ge­richts­schrei­ber im Sin­ne von Ar­ti­kel 9.

Art. 6 Zeichnungsberechtigung  

1 Bei Ge­schäf­ten, die in die Zu­stän­dig­keit des Ge­samt­ge­richts oder der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on fal­len, un­ter­zeich­nen die Prä­si­den­tin oder der Prä­si­dent und die Ers­te Ge­richts­schrei­be­rin oder der Ers­te Ge­richts­schrei­ber ge­mein­sam.

2 Bei Ge­schäf­ten, die in die al­lei­ni­ge Zu­stän­dig­keit der Prä­si­den­tin oder des Prä­si­den­ten fal­len, un­ter­zeich­net die­se oder die­ser al­lein.

3 Bei Ver­wal­tungs­an­ge­le­gen­hei­ten un­ter­zeich­net die Ers­te Ge­richts­schrei­be­rin oder der Ers­te Ge­richts­schrei­ber al­lein. Sie oder er kann die Un­ter­schrif­ten­be­rech­ti­gung für be­stimm­te Ge­schäf­te an an­de­re Per­so­nen de­le­gie­ren.

2. Abschnitt: Organisation der Rechtsprechung

Art. 7 Spruchkörper  

1 Die Prä­si­den­tin oder der Prä­si­dent des Bun­de­spa­tent­ge­richts be­stimmt die Grös­se und die Be­set­zung des Spruch­kör­pers nach den Vor­ga­ben von Ar­ti­kel 21 PatGG.

2 Fin­det ei­ne In­struk­ti­ons­ver­hand­lung statt, so be­zeich­net die Prä­si­den­tin oder der Prä­si­dent ei­ne Rich­te­rin oder einen Rich­ter, die oder der mit ihr oder ihm be­zie­hungs­wei­se mit der In­struk­ti­ons­rich­te­rin oder dem In­struk­ti­ons­rich­ter an der Ver­hand­lung teil­nimmt. Die Prä­si­den­tin oder der Prä­si­dent kann auch zwei Per­so­nen be­zeich­nen.

3 Für die Haupt­ver­hand­lung wird der Spruch­kör­per nach dem zwei­ten Schrif­ten­wech­sel nö­ti­gen­falls er­gänzt. Ist vor­her schon ein Ent­scheid des Ge­richts er­for­der­lich, so wird der Spruch­kör­per ent­spre­chend frü­her er­gänzt.

4 Die Rich­te­rin­nen und Rich­ter wer­den nach ih­rer Sach­kun­de und ih­ren Sprach­kennt­nis­sen aus­ge­wählt. Da­bei ist ei­ne mög­lichst aus­ge­gli­che­ne Be­las­tung der Rich­te­rin­nen und Rich­ter an­zu­stre­ben.3

5 Ei­ne An­pas­sung ei­nes Spruch­kör­pers kann nur aus wich­ti­gen sach­li­chen Grün­den er­fol­gen. Ab­satz 4 ist sinn­ge­mä­ss an­wend­bar. Die Par­tei­en wer­den über die Grün­de für die An­pas­sung in­for­miert.4

3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des BPat­Ger vom 30. Mai 2023, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 299).

4 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V des BPat­Ger vom 30. Mai 2023, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 299).

Art. 8 Andere Beschäftigungen der Richterinnen und Richter  

1 Will ei­ne haupt­amt­li­che Rich­te­rin oder ein haupt­amt­li­cher Rich­ter, die oder der im Teil­pen­sum tä­tig ist, ei­ner Be­schäf­ti­gung aus­ser­halb des Ge­richts im Sin­ne von Ar­ti­kel 11 PatGG nach­ge­hen, so hat sie oder er der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on ein Ge­such um Er­tei­lung ei­ner Be­wil­li­gung ein­zu­rei­chen.

2 Die Be­wil­li­gung wird er­teilt, wenn die Rich­te­rin oder der Rich­ter in zeit­li­cher Hin­sicht nicht an der un­ein­ge­schränk­ten Er­fül­lung der Amts­pflicht ge­hin­dert wird. Die Re­geln über die Un­ver­ein­bar­keit nach Ar­ti­kel 10 PatGG sind in je­dem Fall zu be­ach­ten.

Art. 9 Gerichtsschreiberinnen und Gerichtsschreiber  

1 Die Ge­richts­schrei­be­rin­nen und Ge­richts­schrei­ber sind zu­stän­dig für die Auf­ga­ben nach Ar­ti­kel 24 Ab­sät­ze 1 und 2 PatGG.

2 Sie sind aus­ser­dem zu­stän­dig für:

a.
die Pro­to­koll­füh­rung an Ver­hand­lun­gen und Be­ra­tun­gen;
b.
die Ver­öf­fent­li­chung der Ent­schei­de.

3 Die In­struk­ti­ons­rich­te­rin oder der In­struk­ti­ons­rich­ter kann ei­ne Ge­richts­schrei­be­rin oder einen Ge­richts­schrei­ber er­mäch­ti­gen, ei­ne In­struk­ti­ons­ver­fü­gung im Na­men der Rich­te­rin oder des Rich­ters zu un­ter­zeich­nen.

3. Abschnitt: Ausstandsverfahren

Art. 10 Mitteilungspflicht  

1 Je­de Ge­richts­per­son legt ge­gen­über der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on mög­li­che Aus­stands­grün­de nach Ar­ti­kel 47 Ab­satz 1 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung5 un­ver­züg­lich und un­ab­hän­gig vom Ver­fah­rens­stand of­fen.

2 Er­ach­tet die be­trof­fe­ne Ge­richts­per­son einen Grund als ge­ge­ben, so tritt sie von sich aus in den Aus­stand.

Art. 11 Entscheid über den Ausstand  

Die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on ent­schei­det un­ter Aus­schluss der be­trof­fe­nen Ge­richts­per­son über strit­ti­ge Aus­stands­ge­su­che.

4. Abschnitt: Entscheidverfahren

Art. 12 Entscheidfindung  

1 Die Ent­scheid­fin­dung er­folgt auf dem Weg der Ak­ten­zir­ku­la­ti­on oder durch nicht öf­fent­li­che, münd­li­che Be­ra­tung.

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3 Das Zir­ku­la­ti­ons­ver­fah­ren, Par­teiver­hand­lun­gen und münd­li­che Be­ra­tun­gen wer­den von der In­struk­ti­ons­rich­te­rin oder vom In­struk­ti­ons­rich­terge­lei­tet.7

6 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V des BPat­Ger vom 30. Mai 2023, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 299).

7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des BPat­Ger vom 30. Mai 2023, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 299).

Art. 13 Genehmigung der Urteilsbegründung und abweichende Meinung 8  

1 Wird ein Ent­scheid im Zir­ku­la­ti­ons­ver­fah­ren ge­fällt, so kann die Ur­teils­be­grün­dung nach Ab­schluss der Zir­ku­la­ti­on nur ge­än­dert wer­den, wenn al­le be­tei­lig­ten Rich­te­rin­nen und Rich­ter ein­ver­stan­den sind; vor­be­hal­ten blei­ben re­dak­tio­nel­le Än­de­run­gen.

2 Wird ein Ent­scheid an ei­ner Be­ra­tung ge­fällt, so wird die schrift­li­che Ur­teils­be­grün­dung bei den be­tei­lig­ten Rich­te­rin­nen und Rich­tern zur Ge­neh­mi­gung in Zir­ku­la­ti­on ge­setzt; Ab­satz 1 gilt sinn­ge­mä­ss.

3 Ei­ne Ge­richts­per­son kann bei ei­nem Mehr­heits­ent­scheid ih­re ab­wei­chen­de Mei­nung im An­hang zum Ent­scheid zum Aus­druck brin­gen. Die­ser An­hang wird mit dem Ent­scheid ver­öf­fent­licht.9

8 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des BPat­Ger vom 12. Dez. 2012, in Kraft seit 1. April 2013 (AS 2013 673).

9 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V des BPat­Ger vom 12. Dez. 2012, in Kraft seit 1. April 2013 (AS 2013 673).

Art. 14 Unterzeichnung der Entscheide  

1 Die Ur­tei­le wer­den von der oder dem Vor­sit­zen­den des Spruch­kör­pers und von der Ge­richts­schrei­be­rin oder vom Ge­richts­schrei­ber un­ter­zeich­net. Im Ver­hin­de­rungs­fall un­ter­zeich­net ein an­de­res Mit­glied des Spruch­kör­pers.

2 Ein­zel­rich­ter­li­che Ent­schei­de nach Ar­ti­kel 23 PatGG wer­den von der ur­tei­len­den Rich­te­rin oder vom ur­tei­len­den Rich­ter und von der Ge­richts­schrei­be­rin oder vom Ge­richts­schrei­ber un­ter­zeich­net. Im Ver­hin­de­rungs­fall un­ter­zeich­net ein von der ur­tei­len­den Rich­te­rin oder vom ur­tei­len­den Rich­ter als Stell­ver­tre­tung be­zeich­ne­tes Ge­richts­mit­glied.

5. Abschnitt: Bild- und Tonaufnahmen

Art. 1510  

Bild- und Ton­auf­nah­men sind oh­ne vor­gän­gi­ge Zu­stim­mung der Prä­si­den­tin oder des Prä­si­den­ten in den Räum­lich­kei­ten des Bun­de­spa­tent­ge­richts un­ter­sagt.

10 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des BPat­Ger vom 30. Mai 2023, in Kraft seit 1. Ju­li 2023 (AS 2023 299).

6. Abschnitt: Schlussbestimmung

Art. 16  

Die­ses Re­gle­ment tritt am 1. Ja­nu­ar 2012 in Kraft.

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