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Reglement des Bundesstrafgerichts
über die Nebenbeschäftigungen und öffentlichen Ämter
seiner Mitglieder
(Nebenbeschäftigungsreglement Bundesstrafgericht, BStGerNR)

vom 28. September 2010 (Stand am 1. Januar 2011)

Das Bundesstrafgericht,

gestützt auf Artikel 45 Absatz 2 des Strafbehördenorganisationsgesetzes
vom 19. März 20101 (StBOG),

beschliesst:

1

Art. 1 Begriffe

1 Als Ar­beits­ver­hält­nis im Sin­ne von Ar­ti­kel 44 Ab­satz 1 StBOG gilt je­de un­be­fris­te­te oder be­fris­te­te An­stel­lung beim Bund, ein­sch­liess­lich bei An­stal­ten und Stif­tun­gen des Bun­des.

2 Als be­rufs­mäs­si­ge Ver­tre­tung Drit­ter vor Ge­richt im Sin­ne von Ar­ti­kel 44 Ab­satz 4 StBOG gilt je­de ge­gen Ent­gelt er­brach­te Rechts­ver­tre­tung vor Ge­rich­ten oder Ad­mi­nis­tra­tiv­be­hör­den. Zeich­net sich bei ei­nem Rechts­be­ra­tungs­man­dat ab, dass die Streit­sa­che Ge­gen­stand ei­nes Pro­zes­ses wird, ist es ab­zu­ge­ben. Das Ver­tre­tungs­ver­bot darf nicht um­gan­gen wer­den, bei­spiels­wei­se durch die Er­tei­lung von Sub­sti­tu­ti­ons­voll­mach­ten und die Ab­tre­tung des Man­dats an Ar­beit­neh­me­rin­nen oder Ar­beit­neh­mer oder in­ner­halb der glei­chen An­walts­kanz­lei oder der Un­ter­neh­mung.

3 Dem kan­to­na­len Amt im Sin­ne von Ar­ti­kel 44 Ab­satz 5 StBOG ist die Tä­tig­keit in ei­ner kan­to­na­len Be­hör­de oder für ei­ne kan­to­na­le öf­fent­lich-recht­li­che An­stalt, wel­che mit ho­heit­li­cher Ge­walt aus­ge­stat­tet ist, gleich­ge­stellt. Nicht als kan­to­na­les Amt gilt ein Amt auf Ge­mein­de­e­be­ne bzw. die Tä­tig­keit in ei­ner kom­mu­na­len Be­hör­de.

4 Or­ga­ni­sa­tio­nen mit über­wie­gend wirt­schaft­li­cher Aus­rich­tung gel­ten un­ge­ach­tet ih­rer Rechts­form als wirt­schaft­li­che Un­ter­neh­men im Sin­ne von Ar­ti­kel 44 Ab­satz 5 StBOG.

Art. 2 Grundsätze

1 Ne­ben­be­schäf­ti­gun­gen und öf­fent­li­che Äm­ter dür­fen we­der die Er­fül­lung der Amts­pflich­ten noch die Un­ab­hän­gig­keit, Un­par­tei­lich­keit oder das An­se­hen des Ge­richts so­wie des be­tref­fen­den Mit­glieds be­ein­träch­ti­gen.

2 An­se­hen, Un­par­tei­lich­keit und Un­ab­hän­gig­keit des Ge­richts sind na­ment­lich be­ein­träch­tigt, wenn die Ne­ben­be­schäf­ti­gung:

a.
den be­trof­fe­nen Rich­ter oder die be­trof­fe­ne Rich­te­rin als be­fan­gen er­schei­nen lässt;
b.
im Zu­sam­men­hang mit wirt­schaft­li­chen Auf­trä­gen steht, die für das Ge­richt aus­ge­führt wer­den oder die das Ge­richt in ab­seh­ba­rer Zeit zu ver­ge­ben hat;
c.
mit dem gu­ten Funk­tio­nie­ren des Ge­richts nicht zu ver­ein­ba­ren ist;
d.
kei­ne Ge­währ für die Be­ach­tung des Ver­bots der be­rufs­mäs­si­gen Ver­tre­tung Drit­ter vor Ge­richt bie­tet.

3 Un­ent­gelt­li­che Tä­tig­kei­ten be­dür­fen kei­ner Be­wil­li­gung.

Art. 3 Richter und Richterinnen mit Vollpensum

(Art. 44 Abs. 5 und 45 Abs. 1 StBOG)

1 Bei ei­nem Voll­pen­sum kön­nen ins­be­son­de­re fol­gen­de ent­gelt­li­che Ne­ben­be­schäf­ti­gun­gen und öf­fent­li­che Äm­ter be­wil­ligt wer­den:

a.
im öf­fent­li­chen In­ter­es­se ste­hen­de Mit­wir­kung in Schieds­ge­rich­ten, Recht­spre­chungs­or­ga­nen und Kom­mis­sio­nen so­wie Man­da­te für Me­dia­tio­nen und Gut­ach­ten;
b.
kom­mu­na­le öf­fent­li­che Äm­ter;
c.
Mit­wir­kung in Or­ga­nen von Ver­ei­ni­gun­gen, Stif­tun­gen oder an­de­ren Or­ga­ni­sa­tio­nen mit ide­el­lem Zweck;
d.
punk­tu­el­le Lehr­auf­trä­ge, Her­aus­ga­be von Kom­men­ta­ren, Pu­bli­ka­ti­ons­rei­hen und Fach­zeit­schrif­ten; kei­ne Be­wil­li­gung be­nö­tigt, wer Bü­cher oder Auf­sät­ze ver­fas­sen, Vor­trä­ge hal­ten oder an Kon­gres­sen und Fach­ta­gun­gen teil­neh­men will.

2 Wei­te­re ent­gelt­li­che Ne­ben­tä­tig­kei­ten und öf­fent­li­che Äm­ter kön­nen be­wil­ligt wer­den.

3 Über­steigt die Ge­samt­heit der Ent­schä­di­gun­gen aus be­wil­lig­ten und be­wil­li­gungs­frei­en Ne­ben­be­schäf­ti­gun­gen 10 000 Fran­ken pro Jahr, so ist der über­schies­sen­de Be­trag der Kas­se des Bun­dess­traf­ge­richts ab­zu­lie­fern. Für Tä­tig­kei­ten, die län­ger als ein Jahr dau­ern, kann die Ent­schä­di­gung auf die Jah­re der Aus­übung auf­ge­teilt wer­den.

Art. 4 Richter und Richterinnen mit Teilpensum

(Art. 45 Abs. 1 StBOG)

Zu­sätz­lich zu den Ne­ben­be­schäf­ti­gun­gen nach Ar­ti­kel 3 die­ses Re­gle­ments kön­nen bei ei­nem Teil­pen­sum ins­be­son­de­re fol­gen­de ent­gelt­li­che Ne­ben­be­schäf­ti­gun­gen und öf­fent­li­chen Äm­ter be­wil­ligt wer­den:

a.
kan­to­na­le rich­ter­li­che Tä­tig­keit im Teil­pen­sum;
b.
Mit­wir­kung in Schieds­ge­rich­ten und Kom­mis­sio­nen so­wie Man­da­te für Me­dia­tio­nen und Gut­ach­ten;
c.
kan­to­na­le öf­fent­li­che Äm­ter;
d.
Teil­zeit­an­stel­lun­gen in ei­nem Kan­ton oder in ei­nem pri­vat­wirt­schaft­li­chen Un­ter­neh­men;
e.
selbst­stän­di­ge Ne­ben­er­werbs­tä­tig­keit;
f.
be­rufs­mäs­si­ge Rechts­be­ra­tung;
g.
Mit­wir­kung in Or­ga­nen von Ver­ei­ni­gun­gen, Stif­tun­gen oder an­de­ren Or­ga­ni­sa­tio­nen mit wirt­schaft­li­chem Zweck.

Art. 5 Bewilligungsverfahren

(Art. 45 Abs. 1 StBOG)

1 Be­wil­li­gungs­ge­su­che sind an das Ge­ne­ral­se­kre­ta­ri­at zu­han­den der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on zu rich­ten. Sie ha­ben al­le not­wen­di­gen An­ga­ben zu ent­hal­ten, ins­be­son­de­re über:

a.
Art, Ge­gen­stand und Dau­er der Ne­ben­be­schäf­ti­gung;
b.
Zeit­auf­wand;
c.
Ver­pflich­tun­gen;
d.
Be­ach­tung von Un­ver­ein­bar­keits- und Aus­schluss­grün­den.

2 Ist un­klar, ob ei­ne Tä­tig­keit be­wil­li­gungs­pflich­tig ist, kann vor­gän­gig die Mei­nung der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on ein­ge­holt wer­den.

Art. 6 Umfang der Bewilligungen

Die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on kann ei­ne Be­wil­li­gung an Be­din­gun­gen knüp­fen, mit Auf­la­gen ver­se­hen oder be­fris­ten, wenn sie an­sons­ten ver­wei­gert wer­den müss­te.

Art. 7 Kontrolle

1 Das Ge­ne­ral­se­kre­ta­ri­at führt ei­ne Kon­trol­le der er­teil­ten Be­wil­li­gun­gen.

2 Die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on kann von den Mit­glie­dern des Ge­richts je­der­zeit Aus­kunft über Be­schäf­ti­gun­gen aus­ser­halb des Ge­richts ver­lan­gen.

3 Die Be­en­di­gung ei­ner Ne­ben­be­schäf­ti­gung wird dem Ge­ne­ral­se­kre­ta­ri­at zu­han­den der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on mit­ge­teilt.

Art. 8 Inkrafttreten

Die­ses Re­gle­ment tritt am 1. Ja­nu­ar 2011 in Kraft.

(Stand am 1. Ja­nu­ar 2011)