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Organisationsreglement
für das Bundesstrafgericht
(Organisationsreglement BStGer, BStGerOR)1

vom 31. August 2010 (Stand am 1. Juli 2019)

Das Bundesstrafgericht (BStGer),

gestützt auf die Artikel 51 und 53 Absatz 2 Buchstabe a des Bundesgesetzes
vom 19. März 20102 über die Organisation der Strafbehörden des Bundes (StBOG),

beschliesst:

1. Titel: Organisation

1. Kapitel: Gerichtsverwaltung

1. Abschnitt: Das Gesamtgericht

Art. 1 Zusammensetzung des Gesamtgerichts  

Die Zu­sam­men­set­zung des Ge­samt­ge­richts be­stimmt sich nach Ar­ti­kel 53 Ab­satz 1 StBOG.

Art. 2 Aufgaben des Gesamtgerichts  

1 Dem Ge­samt­ge­richt ob­lie­gen die Auf­ga­ben nach Ar­ti­kel 53 Ab­satz 2 StBOG.

2 Das Ge­samt­ge­richt ist aus­ser­dem zu­stän­dig für:

a.
die Eid- oder Ge­lüb­de­ab­nah­me der Rich­ter und Rich­te­rin­nen vor de­ren Amts­an­tritt (Art. 47 Abs. 2 StBOG);
b.3
c.
die Wahl von höchs­tens drei wei­te­ren Rich­tern und Rich­te­rin­nen als Mit­glie­der der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on im Sin­ne von Ar­ti­kel 54 Ab­satz 3 StBOG.

3 Je­des Ge­richts­mit­glied kann beim Prä­si­di­um un­ter An­ga­be des Ge­gen­stan­des die Ein­be­ru­fung des Ge­samt­ge­richts ver­lan­gen.

3 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V des BSt­Ger vom 3. Ju­ni 2019, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2019 (AS 2019 1807).

Art. 3 Abstimmung 4  

1 Das Ge­samt­ge­richt trifft sei­ne Ent­schei­de, Be­schlüs­se und Wahlen nach den Ar­ti­keln 53 Ab­sät­ze 3 und 4 so­wie 57 StBOG of­fen.

2 Wahlen wer­den an den Sit­zun­gen des Ge­samt­ge­richts ge­heim durch­ge­führt, wenn die Mehr­heit des Ge­samt­ge­richts dies ver­langt.

3 Die Be­schluss­fas­sung auf dem Zir­ku­la­ti­ons­weg ist in Er­gän­zung zu Ar­ti­kel 53 Ab­satz 3 StBOG aus­ge­schlos­sen bei Wahlen und wenn ein Mit­glied des Ge­samt­ge­richts oder der Ge­ne­ral­se­kre­tär oder die Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin die münd­li­che Be­ra­tung ei­nes Ge­schäfts ver­langt.

4 Der Ge­ne­ral­se­kre­tär oder die Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin nimmt an den Sit­zun­gen des Ge­samt­ge­richts mit be­ra­ten­der Stim­me teil und führt das Pro­to­koll; mit Zu­stim­mung des Prä­si­di­ums kann ei­ne an­de­re Per­son mit der Pro­to­koll­füh­rung be­auf­tragt wer­den.

4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des BSt­Ger vom 21. April 2015, in Kraft seit 30. April 2015 (AS 2015 1245).

Art. 3a Vorbereitung der Wahlen und der Kammerbestellung 5  

1 Die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on setzt einen Ter­min für Be­wer­bun­gen hin­sicht­lich Zu­tei­lung an die Kam­mern, Kam­mer­prä­si­di­um, Ein­sitz in die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on und Wahl­vor­schlag an die Bun­des­ver­samm­lung. Der Be­wer­bung ist der Vor­schlag durch ein an­de­res Ge­richts­mit­glied gleich­ge­stellt.

2 Die Be­wer­bun­gen wer­den dem Ge­samt­ge­richt so­fort be­kannt ge­ge­ben. Nach­träg­li­che Be­wer­bun­gen sind bis zur vor­be­rei­ten­den Rich­ter­sit­zung nach Ab­satz 4 mög­lich.

3 Für die Be­stel­lung der Kam­mern und ih­rer Prä­si­di­en und Vi­ze­prä­si­di­en er­ar­bei­tet die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on einen Vor­schlag.6

4 Die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on be­ruft ei­ne vor­be­rei­ten­de Rich­ter­sit­zung ein zur frei­en Aus­spra­che über die Be­wer­bun­gen und über ih­ren Vor­schlag. Die­sen kann sie zu­han­den des Ge­samt­ge­richts bis zehn Ta­ge vor der Wahl­sit­zung än­dern.

5 Für die Kam­mer­be­stel­lung kann je­des Mit­glied dem Ge­samt­ge­richt bis fünf Ta­ge vor der Wahl­sit­zung einen um­fas­sen­den Al­ter­na­ti­van­trag un­ter­brei­ten.

5 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V des BSt­Ger vom 21. April 2015, in Kraft seit 30. April 2015 (AS 2015 1245).

6 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des BSt­Ger vom 21. Aug. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4575).

Art. 3b Durchführung der Wahlen und der Kammerbestellung 7  

1 Er­reicht im ers­ten Wahl­durch­gang kein Kan­di­dat und kei­ne Kan­di­da­tin das ab­so­lu­te Mehr der gül­ti­gen Stim­men, so wer­den so lan­ge wei­te­re Durch­gän­ge an­ge­schlos­sen, bis nur noch zwei Per­so­nen üb­rig blei­ben, wo­bei je­weils die Per­son, die beim vor­an­ge­hen­den Durch­gang die we­nigs­ten Stim­men er­hal­ten hat, aus­ge­schlos­sen wird.

2 Für den Aus­schluss oder in der En­dent­schei­dung ist bei Stim­men­gleich­heit der Wahl­gang zu wie­der­ho­len. Bei glei­chem Er­geb­nis ent­schei­det das Los oder bei­de kan­di­die­ren­den Per­so­nen wer­den der Bun­des­ver­samm­lung vor­ge­schla­gen.

3 Im Fal­le von Al­ter­na­ti­van­trä­gen für die Kam­mer­be­stel­lung wird zu­erst der­je­ni­ge mit der höchs­ten Zu­stim­mung er­mit­telt. Die­ser wird dem Vor­schlag der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on ge­gen­über­ge­stellt.

7 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V des BSt­Ger vom 21. April 2015, in Kraft seit 30. April 2015 (AS 2015 1245).

2. Abschnitt: Die Verwaltungskommission

Art. 4 Zusammensetzung der Verwaltungskommission  

1 Die Zu­sam­men­set­zung der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on be­stimmt sich nach Ar­ti­kel 54 Ab­satz 1 StBOG.

2 Bei Ver­hin­de­rung oder Aus­stand ei­nes Mit­glieds der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on rich­tet sich des­sen Ver­tre­tung nach Ar­ti­kel 52 Ab­satz 4 StBOG.

3 Den Vor­sitz der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on führt der Prä­si­dent oder die Prä­si­den­tin des Bun­dess­traf­ge­richts bzw. des­sen oder de­ren Ver­tre­tung im Sin­ne von Ar­ti­kel 52 Ab­sät­ze 3 und 4 StBOG.

4 Der Ge­ne­ral­se­kre­tär oder die Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin nimmt an den Sit­zun­gen der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on mit be­ra­ten­der Stim­me teil (Art. 54 Abs. 2 StBOG).

Art. 5 Aufgaben der Verwaltungskommission  

1 Der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on ob­lie­gen die Auf­ga­ben nach Ar­ti­kel 54 Ab­satz 4 StBOG.

2 Die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on ist aus­ser­dem zu­stän­dig für:

a.8
die An­trag­stel­lung an das Ge­samt­ge­richt für die Be­stel­lung der Kam­mern und de­ren Prä­si­den­ten und Prä­si­den­tin­nen und Vi­ze­prä­si­den­ten und Vi­ze­prä­si­den­tin­nen so­wie für die Zu­tei­lung der ne­ben­amt­li­chen Rich­ter und Rich­te­rin­nen (vor­be­hält­lich Art. 42 Abs. 1bis StBOG) und für die An­stel­lung des Ge­ne­ral­se­kre­tärs oder der Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin und des Stell­ver­tre­ters oder der Stell­ver­tre­te­rin (Art. 53 Abs. 2 Bst. e, f und g StBOG);
b.9
die An­stel­lung und Ent­las­sung der Dienst­chefs und Dienst­che­fin­nen (Art. 54 Abs. 4 StBOG) auf An­trag des Ge­ne­ral­se­kre­ta­ri­ats;
c.
sämt­li­che per­so­nel­len An­ge­le­gen­hei­ten der Ge­richts­mit­glie­der und der An­ge­stell­ten, so­weit sie nicht an das Prä­si­di­um oder das Ge­ne­ral­se­kre­ta­ri­at de­le­giert sind;
d.
die Auf­sicht über das Ge­ne­ral­se­kre­ta­ri­at;
e.
die Be­hand­lung von Be­schwer­den, für die sie als Be­schwer­de­in­stanz be­zeich­net wird;
f.
die Wahr­neh­mung von An­zei­ge­pflich­ten ge­gen­über an­de­ren Be­hör­den;
g.
sämt­li­che wei­te­ren Ge­schäf­te, die das Ge­setz oder die­ses Re­gle­ment nicht ei­nem an­de­ren Or­gan über­trägt.

3 Die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on kann die Er­le­di­gung von Ge­schäf­ten an das Prä­si­di­um oder an das Ge­ne­ral­se­kre­ta­ri­at über­tra­gen.

4 Je­des Mit­glied der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on bzw. der Ge­ne­ral­se­kre­tär oder die Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin kann beim Prä­si­di­um un­ter An­ga­be des Ge­gen­stan­des die Ein­be­ru­fung der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on ver­lan­gen.

8 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des BSt­Ger vom 21. Aug. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4575).

9 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des BSt­Ger vom 21. April 2015, in Kraft seit 30. April 2015 (AS 2015 1245).

Art. 6 Beschlüsse der Verwaltungskommission  

1 Be­schlüs­se sind gül­tig, wenn an der Sit­zung oder am Zir­ku­la­ti­ons­ver­fah­ren min­des­tens drei Mit­glie­der teil­neh­men.

2 Die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on trifft ih­re Ent­schei­de nach Ar­ti­kel 57 Ab­satz 1 StBOG mit der ab­so­lu­ten Mehr­heit der Stim­men. Bei Stim­men­gleich­heit ist die Stim­me des Prä­si­den­ten oder der Prä­si­den­tin aus­schlag­ge­bend, bei Wahlen und An­stel­lun­gen ent­schei­det das Los (Art. 57 Abs. 2 StBOG).

3 Der Ge­ne­ral­se­kre­tär oder die Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin führt das Pro­to­koll; mit Zu­stim­mung des Prä­si­di­ums kann ei­ne an­de­re Per­son mit der Pro­to­koll­füh­rung be­auf­tragt wer­den.

3. Abschnitt: Das Gerichtspräsidium

Art. 7 Die Wahl des Präsidiums  

Die Wahl des Prä­si­di­ums und der Ver­tre­tung rich­tet sich nach Ar­ti­kel 52 Ab­sät­ze 1 und 2 StBOG.

Art. 8 Die Aufgaben des Präsidiums  

1 Dem Ge­richts­prä­si­den­ten oder der Ge­richts­prä­si­den­tin ob­lie­gen:

a.
die Ver­tre­tung des Ge­richts nach aus­sen;
b.
der Vor­sitz im Ge­samt­ge­richt und in der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on (Art. 52 Abs. 3 StBOG);
c.
die Ein­be­ru­fung des Ge­samt­ge­richts und der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on so­wie der Ent­scheid über die An­wen­dung des Zir­ku­la­ti­ons­ver­fah­rens;
d.
die Er­le­di­gung der ihm oder ihr von der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on über­tra­ge­nen Ge­schäf­te.

2 Die Un­ter­schrifts­be­fug­nis rich­tet sich nach Ar­ti­kel 11.

4. Abschnitt: Das Generalsekretariat

Art. 9 Die Anstellung des Generalsekretariats  

Die An­stel­lung des Ge­ne­ral­se­kre­tärs oder der Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin wie auch des Stell­ver­tre­ters oder der Stell­ver­tre­te­rin ob­liegt dem Ge­samt­ge­richt auf An­trag der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on (Art. 53 Abs. 2 Bst. g StBOG).

Art. 10 Die Aufgaben des Generalsekretariats  

1 Der Ge­ne­ral­se­kre­tär oder die Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin steht der Ge­richts­ver­wal­tung ein­sch­liess­lich der wis­sen­schaft­li­chen Diens­te vor. Er oder sie führt das Se­kre­ta­ri­at des Ge­samt­ge­richts und der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on (Art. 61 StBOG).

2 Der Ge­ne­ral­se­kre­tär oder die Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin ist ins­be­son­de­re zu­stän­dig für:

a.
die Or­ga­ni­sa­ti­on der Diens­te und der Kanz­lei;
b.
den Voll­zug der vom Ge­samt­ge­richt und der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on ge­fass­ten Be­schlüs­se;
c.
die Füh­rung der Ge­schäfts­kon­trol­le durch die Kanz­lei, in Ab­spra­che mit den Kam­mer­prä­si­den­ten und -prä­si­den­tin­nen;
d.
die In­for­ma­ti­on und die Öf­fent­lich­keits­ar­beit ge­mä­ss Re­gle­ment über die In­for­ma­ti­on nach An­wei­sun­gen des Prä­si­den­ten oder der Prä­si­den­tin; zu­sätz­lich bei hän­gi­gen Ver­fah­ren nach Rück­spra­che mit dem Kam­mer­prä­si­den­ten oder der Kam­mer­prä­si­den­tin;
e.
die Ge­schäf­te, die die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on ihm oder ihr zur Er­le­di­gung über­tra­gen hat;
f.10
die An­stel­lung des ad­mi­nis­tra­ti­ven Per­so­nals ge­mä­ss dem, von der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on be­schlos­se­nen, Stel­len­plan und die Ent­las­sung des ad­mi­nis­tra­ti­ven Per­so­nals, mit Aus­nah­me der Dienst­chefs und Dienst­che­fin­nen.

2bis Das Ge­ne­ral­se­kre­ta­ri­at stellt für die Or­ga­ni­sa­ti­on der Ak­ten ei­ne voll­stän­di­ge Tren­nung zwi­schen den Kam­mern si­cher, ins­be­son­de­re auch im Be­reich In­for­ma­tik.11

3 Die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on kann ein­zel­ne Auf­ga­ben­be­rei­che der Stell­ver­tre­tung des Ge­ne­ral­se­kre­tärs oder der Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin zur selbst­stän­di­gen Wahr­neh­mung über­tra­gen.

10 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V des BSt­Ger vom 21. April 2015, in Kraft seit 30. April 2015 (AS 2015 1245).

11 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V des BSt­Ger vom 21. Aug. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4575).

Art. 11 Unterschrift  

1 In Ge­schäf­ten, die in die Zu­stän­dig­keit des Ge­samt­ge­richts oder der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on fal­len, zeich­nen der Prä­si­dent oder die Prä­si­den­tin und der Ge­ne­ral­se­kre­tär oder die Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin ge­mein­sam.

2 In Ge­schäf­ten, die in die al­lei­ni­ge Zu­stän­dig­keit des Prä­si­den­ten oder der Prä­si­den­tin fal­len, zeich­net die­ser oder die­se al­lein.

3 In den üb­ri­gen Ver­wal­tungs­an­ge­le­gen­hei­ten zeich­net der Ge­ne­ral­se­kre­tär oder die Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin al­lein. Glei­ches gilt für die Stell­ver­tre­tung in ih­rem Auf­ga­ben­be­reich.

2. Kapitel: Kammern

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 12 Die Kammern des Bundesstrafgerichts  

Das Bun­dess­traf­ge­richt be­steht ge­mä­ss Ar­ti­kel 33 StBOG aus:

a.
ei­ner oder meh­re­ren Straf­kam­mern;
b.
ei­ner oder meh­re­ren Be­schwer­de­kam­mern;
c.12
ei­ner Be­ru­fungs­kam­mer.

12 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V des BSt­Ger vom 21. Aug. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4575).

Art. 13 Zusammensetzung der Kammern 13  

1 Die Kam­mern set­zen sich aus den ih­nen vom Ge­samt­ge­richt zu­ge­wie­se­nen Rich­tern und Rich­te­rin­nen zu­sam­men (Art. 53 Abs. 2 Bst. e StBOG); Ar­ti­kel 42 Ab­satz 1bis StBOG bleibt vor­be­hal­ten.

2 Den Kam­mern kön­nen ne­ben­amt­li­che Rich­ter und Rich­te­rin­nen im Sin­ne der Ar­ti­kel 41 Ab­satz 2 und 53 Ab­satz 2 Buch­sta­be f StBOG zu­ge­teilt wer­den; die Ar­ti­kel 41 Ab­satz 2bis und 42 Ab­satz 1bis StBOG blei­ben vor­be­hal­ten.

3 Die Rich­ter und Rich­te­rin­nen der Straf­kam­mern und der Be­schwer­de­kam­mern sind ver­pflich­tet, aus­hilfs­wei­se in der je­weils an­de­ren Kam­mer (Art. 55 Abs. 3, ers­ter Satz StBOG) mit­zu­wir­ken; da­bei sind zu­erst die ne­ben­amt­li­chen Rich­ter und Rich­te­rin­nen ein­zu­set­zen.

4 Die Mit­glie­der der Be­schwer­de­kam­mern hel­fen in der Be­ru­fungs­kam­mer aus, so­weit dies er­for­der­lich und der Ein­satz der ne­ben­amt­li­chen Rich­ter und Rich­te­rin­nen nicht mög­lich ist (Art. 55 Abs. 3 zwei­ter Satz StBOG).

5 Im Fal­le ei­ner Mei­nungs­ver­schie­den­heit be­tref­fend den Ein­satz ei­nes Rich­ters oder ei­ner Rich­te­rin in ei­ner an­de­ren Kam­mer als der­je­ni­gen, der er oder sie zu­ge­teilt ist, kön­nen die Prä­si­den­ten oder die Prä­si­den­tin­nen der be­trof­fe­nen Kam­mern die Fra­ge der Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on zum Ent­scheid un­ter­brei­ten. Der be­trof­fe­ne Rich­ter oder die be­trof­fe­ne Rich­te­rin ist an­zu­hö­ren.

6 Die Aus­stands­grün­de ge­mä­ss Ar­ti­kel 56 der Straf­pro­zess­ord­nung (StPO)14 blei­ben vor­be­hal­ten.

13 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des BSt­Ger vom 21. Aug. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4575).

14 SR 312.0

Art. 14 Kammerpräsidium 15  

1 Das Prä­si­di­um der Kam­mern be­stimmt sich nach Ar­ti­kel 56 StBOG.

2 Die Ver­tre­tung der Prä­si­den­ten oder Prä­si­den­tin­nen und der Vi­ze­prä­si­den­ten oder Vi­ze­prä­si­den­tin­nen der Kam­mern be­stimmt sich nach Ar­ti­kel 56 Ab­satz 2 StBOG.

3 Ver­wen­det die StPO16 den Be­griff «Prä­si­den­tin oder Prä­si­dent des be­tref­fen­den Ge­richts», so ob­liegt die je­wei­li­ge Auf­ga­be dem Prä­si­den­ten oder der Prä­si­den­tin der be­tref­fen­den Kam­mer des Ge­richts; er oder sie kann die Auf­ga­be an den Vor­sit­zen­den oder die Vor­sit­zen­de des Spruch­kör­pers de­le­gie­ren.

15 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des BSt­Ger vom 21. Aug. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4575).

16 SR 312.0

Art. 15 Spruchkörper und Geschäftsverteilung  

1 Die Kam­mer­prä­si­den­ten und -prä­si­den­tin­nen ver­tei­len die Ge­schäf­te und be­stim­men die Zu­sam­men­set­zung des Spruch­kör­pers und des­sen Vor­sitz.

2 Bei der Zu­tei­lung der Ge­schäf­te und der Bil­dung der Spruch­kör­per be­rück­sich­ti­gen sie na­ment­lich die fol­gen­den Kri­te­ri­en: Spra­che des Ge­schäfts, Be­schäf­ti­gungs­grad der Rich­ter und Rich­te­rin­nen, Be­las­tung durch die Mit­ar­beit in Ge­richts­gre­mi­en, fach­li­che Eig­nung, Mit­wir­kung an frü­he­ren Ent­schei­den im glei­chen Sach­ge­biet, Be­zug zu an­de­ren Fäl­len und Ab­we­sen­hei­ten.

3 Der Kam­mer­prä­si­dent oder die Kam­mer­prä­si­den­tin kann einen Ein­zel­rich­ter oder ei­ne Ein­zel­rich­te­rin so­wie einen Vor­sit­zen­den oder ei­ne Vor­sit­zen­de ei­nes aus drei Rich­tern oder Rich­te­rin­nen be­ste­hen­den Spruch­kör­pers be­stim­men und ihm oder ihr die In­struk­ti­on des Ver­fah­rens und die Prä­si­di­al­funk­tio­nen über­tra­gen.

4 Die Kam­mer­prä­si­den­ten oder -prä­si­den­tin­nen sind zu­stän­dig für die Ge­wäh­rung von Amts- oder Rechts­hil­fe ge­gen­über an­de­ren Be­hör­den be­züg­lich der bei ih­nen hän­gi­gen Ver­fah­ren.

Art. 16 Gerichtsschreiber und Gerichtsschreiberinnen  

1 Die Ge­richts­schrei­ber und -schrei­be­rin­nen ver­se­hen die Auf­ga­ben nach Ar­ti­kel 59 Ab­sät­ze 1 und 2 StBOG und den Ar­ti­keln 335 Ab­satz 1 und 348 Ab­satz 2 StPO17.

2 Sie er­fül­len wei­te­re Auf­ga­ben, die ih­nen die Kam­mer­prä­si­den­ten und ‑prä­si­den­tin­nen oder, im Re­gel­fall nach Rück­spra­che mit die­sen, die Ver­wal­tungs­kom­mis­si­on über­tra­gen (Art. 59 Abs. 3 StBOG).

Art. 17 Genehmigung und Unterzeichnung der Entscheide  

1 Die Mit­glie­der des Spruch­kör­pers le­gen fest, ob die end­gül­ti­ge Aus­fer­ti­gung ei­nes Ent­schei­des ge­neh­migt wer­den muss.

2 Der oder die Vor­sit­zen­de des Spruch­kör­pers und der Ge­richts­schrei­ber oder die Ge­richts­schrei­be­rin un­ter­zeich­nen die Ent­schei­de der Kam­mern. Im Ver­hin­de­rungs­fal­le un­ter­zeich­net ein an­de­res Ge­richts­mit­glied bzw. ein an­de­rer Ge­richts­schrei­ber oder ei­ne an­de­re Ge­richts­schrei­be­rin.18

3 Die üb­ri­gen Ent­schei­de un­ter­zeich­nen das ver­ant­wort­li­che Ge­richts­mit­glied und ein al­len­falls mit­wir­ken­der Ge­richts­schrei­ber oder ei­ne al­len­falls mit­wir­ken­de Ge­richts­schrei­be­rin. Im Ver­hin­de­rungs­fal­le un­ter­zeich­nen der Kam­mer­prä­si­dent oder die Kam­mer­prä­si­den­tin re­spek­ti­ve ein stell­ver­tre­ten­des Ge­richts­mit­glied; im Ein­zel­rich­ter­ver­fah­ren kann der Ge­richts­schrei­ber oder die Ge­richts­schrei­be­rin durch einen an­dern Ge­richts­schrei­ber oder ei­ne an­de­re Ge­richts­schrei­be­rin ver­tre­ten wer­den.

18 Die Be­rich­ti­gung vom 18. Okt. 2016 be­trifft nur den fran­zö­si­chen Text (AS 2016 3535).

2. Abschnitt: Aufgaben der Strafkammer 19

19 Fassung gemäss Ziff. I der V vom 23. Aug. 2011, in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4495).

Art. 18 20  

1 Der Straf­kam­mer ob­lie­gen die Auf­ga­ben, die ihr nach Ar­ti­kel 35 StBOG oder nach an­de­ren Bun­des­ge­set­zen zu­ge­wie­sen sind.21

2 Die Straf­kam­mer ur­teilt in der Ein­zel­rich­ter­be­set­zung oder in der Be­set­zung mit drei Rich­tern oder Rich­te­rin­nen im Sin­ne von Ar­ti­kel 36 StBOG.

3 Ein Ent­scheid, der nicht wäh­rend der Haupt­ver­hand­lung ge­fällt wird oder dem kei­ne Haupt­ver­hand­lung vor­an­ge­hen muss, kann auf dem Zir­ku­la­ti­ons­weg ge­fällt wer­den, wenn sich Ein­stim­mig­keit er­gibt und we­der ein Mit­glied noch der Ge­richts­schrei­ber oder die Ge­richts­schrei­be­rin des Spruch­kör­pers die Be­ra­tung ver­langt.

20 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V des BSt­Ger vom 21. Aug. 2018, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4575).

21 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Aug. 2011, in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4495).

3. Abschnitt: Aufgaben der Beschwerdekammer 22

22 Fassung gemäss Ziff. I der V des BStGer vom 21. Aug. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4575).

Art. 19 23  

1 Der Be­schwer­de­kam­mer ob­lie­gen die Auf­ga­ben, die ihr nach den Ar­ti­keln 37 und 65 Ab­satz 3 StBOG so­wie wei­te­ren Bun­des­ge­set­zen zu­ge­wie­sen sind.24

225

3 Die Be­schwer­de­kam­mer ent­schei­det in der Be­set­zung mit drei Rich­tern oder Rich­te­rin­nen, so­weit nicht die Ver­fah­rens­lei­tung zu­stän­dig ist (Art. 395 StPO26 bzw. Art. 38 StBOG). Sie kann auf dem Zir­ku­la­ti­ons­weg ent­schei­den, wenn sich Ein­stim­mig­keit er­gibt und we­der ein Mit­glied noch der Ge­richts­schrei­ber oder die Ge­richts­schrei­be­rin des Spruch­kör­pers die Be­ra­tung ver­langt.

23 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V des BSt­Ger vom 21. Aug. 2018, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4575).

24 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 23. Aug. 2011, in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4495).

25 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I der V vom 23. Aug. 2011, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4495).

26 SR 312.0

4. Abschnitt: Aufgaben der Berufungskammer27

27 Eingefügt durch Ziff. I der V des BStGer vom 21. Aug. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4575).

Art. 19a  

1 Die Be­ru­fungs­kam­mer ent­schei­det über Be­ru­fun­gen und Re­vi­si­ons­ge­su­che (Art. 38a StBOG).

2 Sie ent­schei­det in der Be­set­zung mit drei Rich­tern oder Rich­te­rin­nen, so­weit nicht die Ver­fah­rens­lei­tung zu­stän­dig ist (Art. 38b StBOG).

3 Ent­schei­de, die nicht wäh­rend der Haupt­ver­hand­lun­gen ge­trof­fen wer­den oder auf die kei­ne Ver­hand­lung folgt, kön­nen auf dem Zir­ku­la­ti­ons­weg er­fol­gen, wenn sich Ein­stim­mig­keit er­gibt und we­der ein Mit­glied noch der Ge­richts­schrei­ber oder die Ge­richts­schrei­be­rin des Spruch­kör­pers ei­ne Be­ra­tung ver­lan­gen.

2. Titel: Gerichtsbetrieb

Art. 20 Sitzungsdisziplin  

Die Sit­zungs­lei­tung trifft or­ga­ni­sa­to­ri­sche Mass­nah­men und sorgt für Sit­zungs­dis­zi­plin im Rah­men der Sit­zun­gen und der Ge­richts­ver­hand­lun­gen.

Art. 21 Bekleidung  

Zu den öf­fent­li­chen Sit­zun­gen des Ge­richts er­schei­nen die Ge­richts­mit­glie­der, die Ge­richts­schrei­ber und -schrei­be­rin­nen so­wie die Ver­tre­ter und Ver­tre­te­rin­nen der Par­tei­en in dunk­ler und de­zen­ter Klei­dung.

3. Titel: Schlussbestimmungen

Art. 22 Öffentlichkeitsprinzip in Bezug auf die Justizverwaltung  

1 Die Öf­fent­lich­keits­ver­ord­nung vom 24. Mai 200628 wird ge­mä­ss Ar­ti­kel 64 StBOG sinn­ge­mä­ss an­ge­wen­det.

2 Der Ge­ne­ral­se­kre­tär oder die Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin kann für ein Do­ku­ment aus dem Be­reich der Jus­tiz­ver­wal­tung den Zu­gang nach dem Öf­fent­lich­keits­ge­setz vom 17. De­zem­ber 200429 ge­wäh­ren. Ge­su­che sind in der Re­gel schrift­lich zu stel­len. Über den ge­währ­ten Zu­gang ist ei­ne Ak­ten­no­tiz zu er­stel­len, die von der er­su­chen­den Per­son zu un­ter­zeich­nen ist.

3 Wird der Zu­gang be­schränkt, auf­ge­scho­ben oder ver­wei­gert, so teilt der Ge­ne­ral­se­kre­tär oder die Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin dies der er­su­chen­den Per­son in Form ei­ner be­schwer­de­fä­hi­gen Ver­fü­gung nach Ar­ti­kel 5 des Ver­wal­tungs­ver­fah­rens­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 196830 mit. Es wird kein Schlich­tungs­ver­fah­ren durch­ge­führt. Die Be­schwer­demög­lich­keit rich­tet sich nach den Ar­ti­keln 82–89 des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 200531.

4 Für die Ge­büh­re­ner­he­bung gilt das Re­gle­ment vom 31. März 200632 über die Ver­wal­tungs­ge­büh­ren des Bun­des­ge­richts. So­weit die­ses kei­ne Be­stim­mung ent­hält, rich­ten sich die Ge­büh­ren nach dem Ta­rif im An­hang zur Öf­fent­lich­keits­ver­ord­nung vom 24. Mai 2006.

Art. 23 Aufhebung bisherigen Rechts  

Das Re­gle­ment für das Bun­dess­traf­ge­richt vom 20. Ju­ni 200633 wird auf­ge­ho­ben.

Art. 24 Inkrafttreten  

Die­ses Re­gle­ment tritt am 1. Ja­nu­ar 2011 in Kraft.

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