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Bundesgesetz
über Schweizer Personen und Institutionen
im Ausland
(Auslandschweizergesetz, ASG)

vom 26. September 2014 (Stand am 1. Januar 2018)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf die Artikel 40, 54 Absatz 1 und 69 Absatz 2 der
Bundesverfassung (BV)1,
nach Einsicht in den Bericht der Staatspolitischen Kommission des Ständerates
vom 27. Januar 20142,
und in die Stellungnahme des Bundesrates vom 7. März 20143,

beschliesst:

1. Titel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand  

1 Die­ses Ge­setz re­gelt:

a.
Mass­nah­men der Be­treu­ung, Ver­net­zung und In­for­ma­ti­on der Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer, ih­re po­li­ti­schen Rech­te, die So­zi­al­hil­fe, die ih­nen ge­währt wer­den kann so­wie die Un­ter­stüt­zung spe­zi­fi­scher In­sti­tu­tio­nen;
b.
den von der Schweiz ge­währ­ten kon­su­la­ri­schen Schutz und ih­re wei­te­ren kon­su­la­ri­schen Dienst­leis­tun­gen.

2 Es re­gelt nicht den di­plo­ma­ti­schen Schutz.

3 Ab­wei­chen­de Be­stim­mun­gen in für die Schweiz an­wend­ba­ren völ­ker­recht­li­chen Ver­trä­gen blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 2 Zweck  

Mit die­sem Ge­setz will der Bund:

a.
die Rech­te und Pflich­ten von Schwei­zer Per­so­nen und In­sti­tu­tio­nen im Aus­land so­wie sei­ne Dienst­leis­tun­gen für die­se Per­so­nen und In­sti­tu­tio­nen ein­heit­lich und ko­hä­rent re­geln;
b.
die Be­zie­hun­gen der Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer un­ter­ein­an­der und zur Schweiz för­dern;
c.
die in­ter­na­tio­na­le Mo­bi­li­tät der Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer er­leich­tern;
d.
die Prä­senz und Ver­net­zung der Schweiz im Aus­land för­dern.
Art. 3 Begriffe  

In die­sem Ge­setz be­deu­ten:

a.
Aus­land­schwei­ze­rin­nen und Aus­land­schwei­zer: Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer, die in der Schweiz kei­nen Wohn­sitz ha­ben und im Aus­land­schwei­zer­re­gis­ter ein­ge­tra­gen sind;
b.
Aus­land­schwei­zer­re­gis­ter: das In­for­ma­ti­ons­sys­tem «Ver­netz­te Ver­wal­tung der Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer (E-VE­RA4)» des Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ments für aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten (EDA) so­wie die Pa­pierak­ten;
c.
Emp­fangs­staat: aus­län­di­scher Staat, in dem ei­ne Ver­tre­tung eta­bliert oder an­er­kannt ist oder sich die be­tref­fen­de Per­son auf­hält;
d.
Ver­tre­tung: ei­ne di­plo­ma­ti­sche Missi­on, ein kon­su­la­ri­scher Pos­ten oder je­de an­de­re Ver­tre­tung der Schweiz im Aus­land, die kon­su­la­ri­sche Auf­ga­ben wahr­neh­men kann.

4 Die Be­zeich­nung wur­de in An­wen­dung von Art. 12 Abs. 2 des Pu­bli­ka­ti­ons­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004 (SR 170.512) auf den 1. Sept. 2016 an­ge­passt.

Art. 4 Rechtsvorschriften des Empfangsstaates  

Die Schwei­zer Be­hör­den und Ver­tre­tun­gen be­ach­ten die Rechts­vor­schrif­ten des je­wei­li­gen Emp­fangs­staa­tes.

Art. 5 Eigenverantwortung  

Je­de Per­son trägt die Ver­ant­wor­tung bei der Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung ei­nes Aus­land­auf­ent­hal­tes oder bei der Aus­übung ei­ner Tä­tig­keit im Aus­land.

Art. 6 Empfehlungen  

Das EDA kann In­for­ma­tio­nen und Emp­feh­lun­gen, na­ment­lich Rei­sehin­wei­se, ver­öf­fent­li­chen.

Art. 7 Guichet unique  

1 Das EDA ist die zen­tra­le An­lauf­stel­le für An­lie­gen der Schwei­zer Per­so­nen und In­sti­tu­tio­nen im Aus­land.

2 Es er­bringt die kon­su­la­ri­schen Dienst­leis­tun­gen in der Re­gel über sein Ver­tre­tungs­netz.

3 Es ko­or­di­niert ein­ge­hen­de An­fra­gen mit den zu­stän­di­gen Ver­wal­tungs­stel­len des Bun­des und der Kan­to­ne, de­nen Auf­ga­ben nach die­sem Ge­setz über­tra­gen sind.

Art. 8 Aussenpolitische Strategie  

Der Bun­des­rat be­rück­sich­tigt bei der Fest­le­gung sei­ner aus­sen­po­li­ti­schen Stra­te­gie die In­ter­es­sen der Schwei­zer Per­so­nen und In­sti­tu­tio­nen im Aus­land.

2. Titel: Auslandschweizerinnen und -schweizer

1. Kapitel: Vernetzung und Information

Art. 9 Vernetzung  

1 Die Ver­tre­tun­gen pfle­gen Kon­tak­te zur Aus­land­schwei­zer­ge­mein­schaft und nut­zen de­ren Be­zie­hungs­netz.

2 Der Bund pflegt Kon­tak­te zu In­sti­tu­tio­nen, wel­che die Be­zie­hun­gen der Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer un­ter sich und zur Schweiz för­dern und zu ei­ner bes­se­ren Be­treu­ung und Ver­net­zung der Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer bei­tra­gen, na­ment­lich zur Aus­land­schwei­zer-Or­ga­ni­sa­ti­on.

3 Er för­dert den Aus­tausch von jun­gen Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zern un­ter­ein­an­der und mit der Schweiz.

Art. 10 Information  

1 Der Bund in­for­miert die Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer in elek­tro­ni­scher oder ge­druck­ter Form über ih­re Rech­te und Pflich­ten so­wie über The­men im Zu­sam­men­hang mit die­sem Ge­setz.

2 Das EDA kann den Aus­land­schwei­ze­rin­nen und –schwei­zern na­ment­lich ei­ne Samm­lung ge­setz­li­cher Grund­la­gen, wel­che sie be­tref­fen, in elek­tro­ni­scher Form zur Ver­fü­gung stel­len und ih­nen die In­sti­tu­tio­nen und das po­li­ti­sche Le­ben der Schweiz nä­her brin­gen.

2. Kapitel: Auslandschweizerregister

Art. 11 Eintrag im Auslandschweizerregister  

1 Wer die Schwei­zer Staats­an­ge­hö­rig­keit be­sitzt und kei­nen Wohn­sitz in der Schweiz hat, hat sich bei der zu­stän­di­gen Ver­tre­tung zur Ein­tra­gung ins Aus­land­schwei­zer­re­gis­ter zu mel­den.

2 Der Ein­trag ist die Vor­aus­set­zung für die Aus­übung der Rech­te und Pflich­ten der Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer so­wie für die Er­brin­gung von Dienst­leis­tun­gen durch Schwei­zer Be­hör­den nach die­sem Ti­tel. Aus­ge­nom­men sind Fäl­le, in de­nen dring­li­che So­zi­al­hil­fe ge­bo­ten ist.

Art. 12 Anmeldung  

1 Der Ein­trag ins Aus­land­schwei­zer­re­gis­ter er­folgt durch die An­mel­dung bei der zu­stän­di­gen Ver­tre­tung.

2 Zu­stän­dig ist die Ver­tre­tung am Wohn­sitz der Aus­land­schwei­ze­rin oder des Aus­land­schwei­zers. Der Bun­des­rat kann Aus­nah­men vor­se­hen.

3 Wer als min­der­jäh­ri­ge Per­son ins Aus­land­schwei­zer­re­gis­ter ein­ge­tra­gen wur­de, wird bei Er­rei­chen der Voll­jäh­rig­keit nach schwei­ze­ri­schem Recht von der zu­stän­di­gen Ver­tre­tung auf­ge­for­dert, die An­mel­dung zu be­stä­ti­gen.

4 Die Schwei­zer Ein­woh­ner­ge­mein­den mel­den dem EDA je­de Ab­mel­dung von Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­gen ins Aus­land.

Art. 13 Meldung von Änderungen  

1 Wer im Aus­land­schwei­zer­re­gis­ter ein­ge­tra­gen ist, ist ver­pflich­tet, bei der zu­stän­di­gen Ver­tre­tung je­de Än­de­rung oder Er­gän­zung der sie oder ihn be­tref­fen­den Da­ten zu mel­den.

2 Wird in­fol­ge ei­nes Wohn­sitz­wech­sels im Aus­land oder aus an­de­ren Grün­den ei­ne an­de­re Ver­tre­tung zu­stän­dig, so gilt die ur­sprüng­li­che An­mel­dung für die neu zu­stän­di­ge Ver­tre­tung.

3 Die Schwei­zer Ein­woh­ner­ge­mein­den mel­den dem EDA je­de An­mel­dung von Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­gen, die aus dem Aus­land in die Schweiz zu­rück­keh­ren.

Art. 14 Streichung des Eintrags und Vernichtung der Daten  

1 Der Ein­trag im Aus­land­schwei­zer­re­gis­ter wird ge­stri­chen, wenn die an­ge­mel­de­te Per­son:

a.
in der Schweiz Wohn­sitz be­grün­det hat;
b.
nicht mehr die Schwei­zer Staats­an­ge­hö­rig­keit be­sitzt;
c.
als min­der­jäh­ri­ge Per­son im Aus­land­schwei­zer­re­gis­ter ein­ge­tra­gen wur­de und nach Er­rei­chen der Voll­jäh­rig­keit nach schwei­ze­ri­schem Recht trotz Auf­for­de­rung nicht in­nert 90 Ta­gen die An­mel­dung be­stä­tigt hat;
d.
ver­stor­ben ist;
e.
nicht oder nicht mehr un­ter der an­ge­ge­be­nen Adres­se er­reich­bar ist;
f.
für ver­schol­len er­klärt wur­de.

2 Die Ver­nich­tung der Da­ten wird in den Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen ge­re­gelt.

3. Kapitel: Politische Rechte

Art. 15 Anwendbares Recht  

1 Für die Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer gilt die Ge­setz­ge­bung über die po­li­ti­schen Rech­te der Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer im In­land, so­weit die­ses Ge­setz oder die Aus­füh­rungs­vor­schrif­ten nichts an­de­res be­stim­men.

2 Für die po­li­ti­schen Rech­te in kan­to­na­len und kom­mu­na­len An­ge­le­gen­hei­ten bleibt das kan­to­na­le Recht vor­be­hal­ten.

Art. 16 Umfang  

1 Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer, die das 18. Al­ters­jahr zu­rück­ge­legt ha­ben, kön­nen an den eid­ge­nös­si­schen Wahlen und Ab­stim­mun­gen teil­neh­men so­wie eid­ge­nös­si­sche In­itia­tiv- und Re­fe­ren­dums­be­geh­ren un­ter­zeich­nen.

2 Die Wähl­bar­keit rich­tet sich nach Ar­ti­kel 143 BV.

Art. 17 Ausschluss vom Stimmrecht  

Als vom Stimm­recht aus­ge­schlos­se­ne Ent­mün­dig­te im Sin­ne von Ar­ti­kel 136 Ab­satz 1 BV gel­ten Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer:

a.
die nach schwei­ze­ri­schem Recht we­gen dau­ern­der Ur­teil­s­un­fä­hig­keit un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft ste­hen oder durch ei­ne vor­sor­ge­be­auf­trag­te Per­son ver­tre­ten wer­den; oder
b.
für die nach aus­län­di­schem Recht we­gen dau­ern­der Ur­teil­s­un­fä­hig­keit ei­ne Mass­nah­me des Er­wach­se­nen­schut­zes be­steht, wel­che die Hand­lungs­fä­hig­keit ent­fal­len lässt, so­fern auch nach schwei­ze­ri­schem Recht ei­ne Mass­nah­me des Er­wach­se­nen­schut­zes hät­te aus­ge­spro­chen wer­den kön­nen.
Art. 18 Ausübung des Stimmrechts  

1 Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer üben ihr Stimm­recht in ih­rer letz­ten Wohn­sitz­ge­mein­de aus.

2 Ver­fü­gen sie über kei­ne sol­che, so üben sie ihr Stimm­recht in ih­rer Hei­mat­ge­mein­de aus. Ha­ben sie meh­re­re Hei­mat­ge­mein­den, so üben sie es in der Hei­mat­ge­mein­de aus, die sie bei der An­mel­dung nach Ar­ti­kel 12 fest­ge­legt ha­ben.

3 Die Stimm­ab­ga­be kann per­sön­lich oder brief­lich oder, so­fern die Vor­aus­set­zun­gen er­füllt sind, elek­tro­nisch er­fol­gen.

4 Der Bun­des­rat för­dert im Ein­ver­neh­men mit in­ter­es­sier­ten Kan­to­nen und Ge­mein­den die Durch­füh­rung von Ver­su­chen zur elek­tro­ni­schen Stimm­ab­ga­be für Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer nach Ar­ti­kel 8a des Bun­des­ge­set­zes vom 17. De­zem­ber 19765 über die po­li­ti­schen Rech­te.

Art. 19 Eintrag und Streichung im Stimmregister  

1 Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer, die ih­re po­li­ti­schen Rech­te aus­üben wol­len, mel­den dies ih­rer Stimm­ge­mein­de über die zu­stän­di­ge Ver­tre­tung. Die Stimm­ge­mein­de trägt sie ins Stimm­re­gis­ter ein.

2 Aus­land­schwei­ze­rin­nen und –schwei­zer, die auf die Aus­übung der po­li­ti­schen Rech­te ver­zich­ten wol­len, mel­den dies ih­rer Stimm­ge­mein­de über die zu­stän­di­ge Ver­tre­tung.

3 Fal­len die Vor­aus­set­zun­gen zur Aus­übung der po­li­ti­schen Rech­te weg, ver­zich­tet ei­ne Aus­land­schwei­ze­rin oder ein Aus­land­schwei­zer auf die Aus­übung der po­li­ti­schen Rech­te oder wird das Stimm­ma­te­ri­al drei Mal in Fol­ge als un­zu­stell­bar zu­rück­ge­schickt, so streicht die Stimm­ge­mein­de die be­tref­fen­de Per­son im Stimm­re­gis­ter.

4 Die Stimm­ge­mein­de und das EDA in­for­mie­ren sich ge­gen­sei­tig über vor­ge­nom­me­ne Än­de­run­gen und Strei­chun­gen von für das Stimm­recht re­le­van­ten Da­ten im Stimm­re­gis­ter be­zie­hungs­wei­se im Aus­land­schwei­zer­re­gis­ter.

Art. 20 Führung des Stimmregisters für Auslandschweizerinnen und -schweizer  

1 Der Kan­ton führt das Stimm­re­gis­ter für Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer zen­tral bei der Kan­tons­ver­wal­tung oder bei der Ver­wal­tung sei­nes Hauptor­tes.

2 Er kann das Stimm­re­gis­ter für Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer de­zen­tral füh­ren, wenn die Da­ten:

a.
kan­tons­weit har­mo­ni­siert und elek­tro­nisch er­fasst sind; oder
b.
re­gel­mäs­sig an zen­tra­ler Stel­le elek­tro­nisch kon­so­li­diert wer­den.
Art. 21 Förderungsmassnahmen  

Der Bund kann im Rah­men der be­wil­lig­ten Kre­di­te Mass­nah­men tref­fen, die den Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zern die Aus­übung der po­li­ti­schen Rech­te er­leich­tern.

4. Kapitel: Sozialhilfe

1. Abschnitt: Grundsatz und vorbeugende Massnahmen

Art. 22 Grundsatz  

Der Bund ge­währt un­ter den Vor­aus­set­zun­gen nach die­sem Ka­pi­tel Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zern, die be­dürf­tig sind, So­zi­al­hil­fe.

Art. 23 Vorbeugende Massnahmen  

Der Bund kann in be­son­de­ren Fäl­len Mass­nah­men tref­fen oder un­ter­stüt­zen, die ge­eig­net sind, Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer vor dro­hen­der Be­dürf­tig­keit zu schüt­zen.

2. Abschnitt: Voraussetzungen der Sozialhilfe

Art. 24 Subsidiarität  

So­zi­al­hil­fe wird Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zern nur dann ge­währt, wenn die­se ih­ren Le­bens­un­ter­halt nicht hin­rei­chend aus ei­ge­nen Kräf­ten und Mit­teln, aus Bei­trä­gen von pri­va­ter Sei­te oder aus Hil­fe­leis­tun­gen des Emp­fangs­staa­tes be­strei­ten kön­nen.

Art. 25 Mehrfache Staatsangehörigkeit  

Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zern mit mehr­fa­cher Staats­an­ge­hö­rig­keit wird in der Re­gel kei­ne So­zi­al­hil­fe ge­währt, wenn die aus­län­di­sche Staats­an­ge­hö­rig­keit vor­herrscht.

Art. 26 Ausschlussgründe  

Die So­zi­al­hil­fe kann ver­wei­gert oder ent­zo­gen wer­den, wenn die ge­such­stel­len­de Per­son:

a.
schwei­ze­ri­sche öf­fent­li­che In­ter­es­sen schwer ge­schä­digt hat;
b.
wis­sent­lich durch un­wah­re oder un­voll­stän­di­ge An­ga­ben So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen er­wirkt oder zu er­wir­ken ver­sucht;
c.
sich wei­gert, den So­zi­al­hil­fe­or­ga­nen über ih­re per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se Aus­kunft zu er­tei­len oder sie zur Ein­ho­lung von Aus­künf­ten zu er­mäch­ti­gen;
d.
die ihr ge­stell­ten Be­din­gun­gen oder Auf­la­gen nicht er­füllt oder we­sent­li­che Än­de­run­gen ih­rer Ver­hält­nis­se nicht mel­det;
e.
das ihr Zu­mut­ba­re, um ih­re La­ge zu ver­bes­sern, of­fen­sicht­lich un­ter­lässt;
f.
So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen miss­bräuch­lich ver­wen­det.

3. Abschnitt: Sozialhilfeleistungen

Art. 27 Art und Umfang  

1 Art und Um­fang der So­zi­al­hil­fe rich­ten sich nach den be­son­de­ren Ver­hält­nis­sen des Emp­fangs­staa­tes, un­ter Be­rück­sich­ti­gung der not­wen­di­gen Le­bens­be­dürf­nis­se ei­ner oder ei­nes sich dort auf­hal­ten­den Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­gen.

2 Der Bund kann Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zern, die vom Emp­fangs­staat So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen be­zie­hen, un­ter Wah­rung des Grund­satzes nach Ab­satz 1 zu­sätz­li­che So­zi­al­hil­fe ge­wäh­ren.

Art. 28 Bedingungen und Auflagen  

So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen kön­nen mit Be­din­gun­gen und Auf­la­gen ver­bun­den wer­den.

Art. 29 Abtretung und Verpfändung  

1 Zu­ge­si­cher­te So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen des Bun­des dür­fen we­der ab­ge­tre­ten noch ver­pfän­det wer­den.

2 Je­de Ab­tre­tung oder Ver­pfän­dung von So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen des Bun­des ist nich­tig.

Art. 30 Rückkehr in die Schweiz  

1 Der oder dem Be­dürf­ti­gen kann die Rück­kehr in die Schweiz na­he­ge­legt wer­den, wenn dies in ih­rem oder sei­nem In­ter­es­se oder in dem der Fa­mi­lie liegt. In die­sem Fall rich­tet der Bund kei­ne oder kei­ne wei­te­ren So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen im Aus­land aus.

2 Der Bund über­nimmt im Fal­le ei­ner Rück­kehr die Rei­se­kos­ten. Er kann sie auch über­neh­men, wenn sich ei­ne Be­dürf­ti­ge oder ein Be­dürf­ti­ger von sich aus zur Rück­kehr ent­sch­liesst.

Art. 31 Bestattungskosten  

Der Bund kann die Kos­ten der schick­li­chen Be­stat­tung von im Aus­land ver­stor­be­nen mit­tel­lo­sen Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zern über­neh­men, so­weit da­für we­der die An­ge­hö­ri­gen noch der Emp­fangs­staat auf­kom­men.

4. Abschnitt: Verfahren

Art. 32 Gesuch  

1 Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer rei­chen Ge­su­che um So­zi­al­hil­fe des Bun­des bei der zu­stän­di­gen Ver­tre­tung ein.

2 Die Ver­tre­tung prüft und er­gänzt das Ge­such und über­weist es mit Be­richt und An­trag an die Kon­su­la­ri­sche Di­rek­ti­on des EDA (KD).

Art. 33 Entscheid  

1 Die KD ent­schei­det über die Ge­su­che und leis­tet für die be­wil­lig­te So­zi­al­hil­fe Gut­spra­che.

2 In dring­li­chen Fäl­len ge­währt die Ver­tre­tung die un­um­gäng­li­che So­fort­hil­fe; sie in­for­miert die KD.

3 Die KD kann ei­ne Ver­tre­tung er­mäch­ti­gen, von sich aus zu­sätz­li­che So­zi­al­hil­fe zu ge­wäh­ren.

Art. 34 Mitwirkung der Hilfsvereine  

Die Ver­tre­tun­gen kön­nen schwei­ze­ri­sche Hilfs­ver­ei­ne im Aus­land zur Mit­ar­beit her­an­zie­hen.

5. Abschnitt: Rückerstattung

Art. 35 Rückerstattungspflicht  

1 Die So­zi­al­hil­fe­emp­fän­ge­rin oder der So­zi­al­hil­fe­emp­fän­ger hat die So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen zu­rück­zu­er­stat­ten, wenn sie oder er kei­ner So­zi­al­hil­fe mehr be­darf und ein an­ge­mes­se­ner Le­bens­un­ter­halt für sie oder ihn und für die Fa­mi­lie ge­si­chert ist.

2 So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen, die je­mand vor der Voll­jäh­rig­keit oder, über die­sen Zeit­punkt hin­aus, für die Aus­bil­dung be­zo­gen hat, müs­sen nicht zu­rück­er­stat­tet wer­den.

3 Wer ei­ne So­zi­al­hil­fe­leis­tung für sich oder ei­ne an­de­re Per­son wis­sent­lich durch un­wah­re oder un­voll­stän­di­ge An­ga­ben er­wirkt hat, ist in al­len Fäl­len zur Rücker­stat­tung ver­pflich­tet.

4 Er­bin­nen und Er­ben sind zur Rück­er­stat­tung der von der Erb­las­se­rin oder vom Erb­las­ser be­zo­ge­nen So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen ver­pflich­tet, so­weit sie aus dem Nach­lass be­rei­chert wer­den.

5 Über die Rück­er­stat­tung ent­schei­det die KD. Sie kann ganz oder teil­wei­se auf die Rück­er­stat­tung ver­zich­ten, so­fern es die Um­stän­de recht­fer­ti­gen.

Art. 36 Befristung der Rückerstattungspflicht und Unverzinslichkeit  

1 Ei­ne So­zi­al­hil­fe­leis­tung kann höchs­tens wäh­rend zehn Jah­ren ab der letz­ten Aus­zah­lung zu­rück­ge­for­dert wer­den, es sei denn, die For­de­rung wur­de ver­trag­lich oder durch die KD fest­ge­setzt.

2 Rück­er­stat­tungs­for­de­run­gen sind un­ver­zins­lich.

6. Abschnitt: Kostenverteilung

Art. 37  

1 Der Bund trägt die Kos­ten für die auf­grund die­ses Ka­pi­tels aus­ge­rich­te­ten So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen.

2 Das zu­stän­di­ge Ge­mein­we­sen des Hei­mat­kan­tons trägt die Kos­ten, die ein an­de­rer Staat auf­grund ei­nes Für­sor­ge­ab­kom­mens von der Schweiz zu­rück­for­dern kann.

5. Kapitel: Unterstützung von Auslandschweizer-Institutionen

Art. 38  

1 Der Bund kann In­sti­tu­tio­nen un­ter­stüt­zen, wel­che die Be­zie­hun­gen der Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer un­ter­ein­an­der und zur Schweiz för­dern oder Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zern Hil­fe ge­wäh­ren.

2 Er kann ins­be­son­de­re der Aus­land­schwei­zer-Or­ga­ni­sa­ti­on Fi­nanz­hil­fen zur Wah­rung der In­ter­es­sen und zur In­for­ma­ti­on der Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer ge­wäh­ren.

3 Das EDA kann mit den In­sti­tu­tio­nen nach Ab­satz 1 Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen ab­sch­lies­sen; dar­in wer­den die Rech­te und Pflich­ten der In­sti­tu­tio­nen und die fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung des Bun­des fest­ge­legt.

3. Titel: Konsularischer Schutz und weitere konsularische Dienstleistungen zugunsten von Personen im Ausland

1. Kapitel: Konsularischer Schutz

1. Abschnitt: Voraussetzungen

Art. 39 Natürliche Personen  

1 Der kon­su­la­ri­sche Schutz kann fol­gen­den na­tür­li­chen Per­so­nen ge­währt wer­den:

a.
Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zern so­wie Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­gen, die sich im Aus­land auf­hal­ten;
b.
Per­so­nen, für wel­che die Schweiz Schutz­funk­tio­nen über­nimmt.

2 Er kann ge­gen­über Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­gen mit mehr­fa­cher Staats­an­ge­hö­rig­keit ge­währt wer­den, so­fern nicht ein an­de­rer Staat be­reits Un­ter­stüt­zung leis­tet.

3 Be­sitzt ei­ne Per­son ne­ben der Schwei­zer Staats­an­ge­hö­rig­keit auch die Staats­an­ge­hö­rig­keit des Emp­fangs­staa­tes, so kann sie von der Schweiz kon­su­la­risch ge­schützt wer­den, so­fern sich der Emp­fangs­staat nicht wi­der­setzt.

Art. 40 Juristische Personen  

1 Der kon­su­la­ri­sche Schutz kann ju­ris­ti­schen Per­so­nen ge­währt wer­den, die:

a.
dem Schwei­zer Recht un­ter­ste­hen und nach des­sen Vor­schrif­ten or­ga­ni­siert sind; und
b.
das Zen­trum ih­rer tat­säch­li­chen Ver­wal­tung in der Schweiz ha­ben.

2 Sub­si­di­är kann er auch ju­ris­ti­schen Per­so­nen im Aus­land ge­währt wer­den, wenn die­se von ei­ner oder ei­nem Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­gen oder von ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son im Sin­ne von Ab­satz 1 kon­trol­liert wer­den und sich der Emp­fangs­staat nicht wi­der­setzt.

3 Ei­ne Kon­trol­le im Sin­ne von Ab­satz 2 liegt vor, wenn die kon­trol­lie­ren­de Per­son:

a.
di­rekt über die Mehr­heit der Stim­men im obers­ten Or­gan ver­fügt;
b.
di­rekt über das Recht ver­fügt, die Mehr­heit der Mit­glie­der des obers­ten Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gans zu be­stel­len oder ab­zu­be­ru­fen; oder
c.
auf­grund der Sta­tu­ten, der Stif­tungs­ur­kun­de, ei­nes Ver­trags oder ver­gleich­ba­rer In­stru­men­te einen be­herr­schen­den Ein­fluss aus­üben kann.
Art. 41 Schutz fremder Interessen  

1 Der Bund kann den Schutz der In­ter­es­sen von na­tür­li­chen oder ju­ris­ti­schen Per­so­nen ei­nes frem­den Staa­tes über­neh­men. Der Bun­des­rat ent­schei­det.

2 Der Schutz die­ser In­ter­es­sen kann nicht über den Schutz für Schwei­zer Per­so­nen hin­aus­ge­hen.

2. Abschnitt: Subsidiarität, Beschränkung und Verantwortlichkeit des Bundes

Art. 42 Subsidiarität  

Der Bund kann na­tür­li­che und ju­ris­ti­sche Per­so­nen im Aus­land un­ter­stüt­zen, wenn die­sen nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann oder sie nicht in der La­ge sind, ih­re In­ter­es­sen selbst oder mit Hil­fe Drit­ter zu wah­ren.

Art. 43 Beschränkung des konsularischen Schutzes  

1 Es be­steht kein Rechts­an­spruch auf kon­su­la­ri­schen Schutz.

2 Der Bund kann ei­ne Hil­fe­leis­tung na­ment­lich dann ver­wei­gern oder be­gren­zen, wenn:

a.
die Ge­fahr be­steht, dass sie aus­sen­po­li­ti­schen In­ter­es­sen des Bun­des nach­tei­lig sein könn­te;
b.
an­de­re Per­so­nen da­durch ge­fähr­det wer­den;
c.
die be­trof­fe­ne Per­son Emp­feh­lun­gen des Bun­des miss­ach­tet oder sich auf an­de­re Wei­se fahr­läs­sig ver­hal­ten hat;
d.
die be­trof­fe­ne Per­son frü­he­re Hil­fe­leis­tun­gen miss­braucht hat.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben die Fäl­le, in de­nen Leib und Le­ben der be­trof­fe­nen Per­son in Ge­fahr sind.

Art. 44 Verantwortlichkeit des Bundes  

1 Die Ver­ant­wort­lich­keit des Bun­des rich­tet sich un­ter Vor­be­halt von Ab­satz 2 nach dem Ver­ant­wort­lich­keits­ge­setz vom 14. März 19586.

2 Der Bund haf­tet nicht:

a.
für ver­öf­fent­lich­te Emp­feh­lun­gen und er­brach­te Hil­fe­leis­tun­gen;
b.
wenn die be­trof­fe­ne Per­son Emp­feh­lun­gen des Bun­des miss­ach­tet oder sich auf an­de­re Wei­se fahr­läs­sig ver­hal­ten hat.

3. Abschnitt: Hilfeleistungen

Art. 45 Allgemeiner Beistand im Ausland  

1 Der all­ge­mei­ne Bei­stand um­fasst na­ment­lich Hil­fe­leis­tun­gen bei Krank­heit und Un­fall oder für Op­fer schwe­rer Ver­bre­chen.

2 Der Bund kann sich in Ein­zel­fäl­len an Such- und Ret­tungs­ak­tio­nen be­tei­li­gen.

3 Wird der Bund im Rah­men sei­nes Bei­stan­des durch die Be­hör­den des Emp­fangs­staats vom Hin­schied ei­ner oder ei­nes Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­gen mit Wohn­sitz in der Schweiz in Kennt­nis ge­setzt, in­for­miert er die nächs­ten An­ge­hö­ri­gen.

4 In recht­li­chen Ver­fah­ren im Aus­land kön­nen die Ver­tre­tun­gen oh­ne Ge­währ einen Rechts­bei­stand vor Ort emp­feh­len.

5 Die Ver­tre­tun­gen kön­nen auf den kon­su­la­ri­schen und di­plo­ma­ti­schen Kanä­len bei den lo­ka­len und den zen­tra­len Be­hör­den des Emp­fangs­staa­tes in­ter­ve­nie­ren.

Art. 46 Freiheitsentzug  

1 Er­fährt ei­ne Ver­tre­tung, dass ei­ner Per­son im Aus­land die Frei­heit ent­zo­gen wur­de, so er­kun­digt sie sich bei den Be­hör­den des Emp­fangs­staa­tes nach den Grün­den der Mass­nah­me.

2 Die Ver­tre­tung be­müht sich na­ment­lich dar­um:

a.
sich mit der be­trof­fe­nen Per­son in Ver­bin­dung zu set­zen oder sie zu be­su­chen, so­fern es an­ge­zeigt ist oder die be­trof­fe­ne Per­son es ver­langt;
b.
si­cher­zu­stel­len, dass das Recht auf men­schen­wür­di­ge Haft­be­din­gun­gen, die Ver­fah­rens­ga­ran­ti­en und das Ver­tei­di­gungs­recht der be­trof­fe­nen Per­son re­spek­tiert wer­den.
Art. 47 Notdarlehen  

Der Bund kann in Not ge­ra­te­nen na­tür­li­chen Per­so­nen, die sich vor­über­ge­hend im Aus­land auf­hal­ten, ge­gen Rück­zah­lungs­ver­pflich­tung zins­lo­se Dar­le­hen ge­wäh­ren:

a.
für die Fi­nan­zie­rung der Heim­rei­se;
b.
als Über­brückungs­hil­fe;
c.
für Spi­tal- und Arzt­kos­ten.
Art. 48 Krisensituationen  

1 Je­de Ver­tre­tung ver­fügt über ein Kri­sen­dis­po­si­tiv, na­ment­lich für be­waff­ne­te Kon­flik­te, Ter­ror­an­schlä­ge, po­li­ti­sche Un­ru­hen, Ver­kehrs­un­fäl­le und Na­tur­ka­ta­stro­phen.

2 Das EDA und die Ver­tre­tun­gen in­for­mie­ren na­tür­li­che Per­so­nen und de­ren An­ge­hö­ri­ge im Fal­le ei­ner Kri­sen­si­tua­ti­on und leis­ten ih­nen im Rah­men des Mög­li­chen Bei­stand.

3 Die Si­cher­heits­emp­feh­lun­gen des EDA sind zu be­ach­ten. Bei an­hal­ten­den Kri­sen­si­tua­tio­nen kann das EDA die Aus­rei­se aus der Kri­sen­re­gi­on emp­feh­len. Der Ent­scheid, ei­ne Kri­sen­re­gi­on zu ver­las­sen, er­folgt frei­wil­lig, auf ei­ge­nes Ri­si­ko und auf ei­ge­ne Kos­ten der aus­rei­sen­den Per­son.

4 Der Bund kann sich an Such- und Ret­tungs­mass­nah­men des Emp­fangs­staa­tes oder an­de­rer Staa­ten be­tei­li­gen.

5 Er kann in be­stimm­ten Kri­sen­si­tua­tio­nen, na­ment­lich bei be­waff­ne­ten Kon­flik­ten und po­li­ti­schen Un­ru­hen, na­tür­li­chen und ju­ris­ti­schen Per­so­nen für ih­re per­sön­li­che Si­cher­heit oder die­je­ni­ge ih­res Ei­gen­tums Schutz­brie­fe aus­hän­di­gen.

6 Er kann bei Krieg oder schwe­ren Un­ru­hen na­tür­li­chen Per­so­nen, die im Aus­land un­ver­schul­det ih­re Exis­tenz­grund­la­ge ver­lo­ren ha­ben, ei­ne zeit­lich be­grenz­te fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung ge­wäh­ren.

Art. 49 Entführungen und Geiselnahmen  

1 Der Bund kann na­tür­li­chen Per­so­nen, die im Aus­land Op­fer ei­ner Ent­füh­rung oder Gei­sel­nah­me sind, Bei­stand leis­ten.

2 Er­fährt ei­ne Ver­tre­tung, dass sich ei­ne Ent­füh­rung oder Gei­sel­nah­me er­eig­net hat, so be­müht sie sich um Un­ter­stüt­zung vor Ort. Ins­be­son­de­re er­sucht sie die zu­stän­di­gen Be­hör­den des Emp­fangs­staa­tes dar­um, die not­wen­di­gen Mass­nah­men zu tref­fen.

2. Kapitel: Weitere konsularische Dienstleistungen

1. Abschnitt: Konsularische Dienstleistungen des EDA

Art. 50 Administrative Dienstleistungen  

1 Das EDA er­bringt die kon­su­la­ri­schen Dienst­leis­tun­gen ad­mi­nis­tra­ti­ver Na­tur, die nicht in an­de­ren Ge­set­zen ge­re­gelt sind oder nicht von an­de­ren Amts­stel­len er­bracht wer­den, na­ment­lich Be­glau­bi­gun­gen, Be­stä­ti­gun­gen, Be­schei­ni­gun­gen durch ei­ne Ver­tre­tung, Hin­ter­le­gun­gen auf ei­ner Ver­tre­tung oder Ein­ga­ben an Schwei­zer Be­hör­den über ei­ne Ver­tre­tung.

2 Der Bun­des­rat re­gelt die­se Dienst­leis­tun­gen in ei­ner Ver­ord­nung.

Art. 51 Aus- und Rückwanderungsberatung  

1 Das EDA un­ter­hält einen Aus- und Rück­wan­de­rungs-Be­ra­tungs­dienst ins­be­son­de­re nach Ar­ti­kel 25 Ab­satz 1 des Ar­beits­ver­mitt­lungs­ge­set­zes vom 6. Ok­to­ber 19897.

2 Der Be­ra­tungs­dienst in­for­miert schwei­ze­ri­sche Rück­wan­de­rer aus dem Aus­land über Ein­rei­se und Le­bens­be­din­gun­gen.

Art. 52 Seeschifffahrtsangelegenheiten  

Die Ver­tre­tun­gen er­brin­gen kon­su­la­ri­sche Dienst­leis­tun­gen in See­schiff­fahrts­an­ge­­le­gen­hei­ten nach den Ar­ti­keln 43, 56, 57, 59, 65, 82, 119 und 120 des See­schiff­fahrts­ge­set­zes vom 23. Sep­tem­ber 19538.

2. Abschnitt: Konsularische Dienstleistungen in der Zuständigkeit anderer Departemente

Art. 53 Zivilstand  

1 Das EDA stellt die Ko­or­di­na­ti­on zwi­schen den Ver­tre­tun­gen und den im Bun­des­amt für Jus­tiz (BJ) für das Zi­vil­stands­we­sen zu­stän­di­gen Stel­len si­cher.

2 Die Ver­tre­tun­gen neh­men Auf­ga­ben, die das Schwei­zer Zi­vil­stands­we­sen im Aus­land be­tref­fen, wahr. Zu die­sem Zwe­cke ar­bei­ten sie mit dem BJ zu­sam­men und neh­men die Än­de­run­gen im Aus­land­schwei­zer­re­gis­ter vor.

Art. 54 Bürgerrecht  

1 Das EDA un­ter­stützt das Staats­se­kre­ta­ri­at für Mi­gra­ti­on9 in Bür­ger­rechts­fra­gen.

2 Die Ver­tre­tun­gen wir­ken ins­be­son­de­re mit bei Ab­klä­run­gen im Aus­land von Sach­ver­hal­ten nach den Ar­ti­keln 7, 21 Ab­sät­ze 2 und 4, 26 und 27 des Bür­ger­rechts­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 201410.11

9 Die Be­zeich­nung wur­de in An­wen­dung von Art. 12 Abs. 2 des Pu­bli­ka­ti­ons­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004 (SR 170.512) auf den 1. Sept. 2016 an­ge­passt.

10 SR 141.0

11 Sie­he Art. 68 hier­nach.

Art. 55 Ausweisschriften  

Das EDA un­ter­stützt das Bun­des­amt für Po­li­zei bei der Aus­stel­lung, beim Ent­zug und beim Ver­lust von Aus­wei­sen im Aus­land nach den Ar­ti­keln 4–6, 7 und 8 des Aus­weis­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 200112.

Art. 56 Militärisches Meldewesen  

1 Der Mi­li­tär­dienst von Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zern und von Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zern mit mehr­fa­cher Staats­an­ge­hö­rig­keit rich­tet sich nach den Ar­ti­keln 4, 5 und 27 Ab­satz 2 des Mi­li­tär­ge­set­zes vom 3. Fe­bru­ar 199513.

2 Die Ver­tre­tun­gen er­brin­gen in mi­li­tä­ri­schen An­ge­le­gen­hei­ten na­ment­lich die fol­gen­den kon­su­la­ri­schen Dienst­leis­tun­gen:

a.
Über­mitt­lung von Ge­su­chen um Aus­land­ur­laub von Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­gen, die es un­ter­las­sen ha­ben, die­sen an­läss­lich ih­rer Aus­rei­se aus der Schweiz zu be­an­tra­gen;
b.
Aus­stel­lung des Wehr­pflicht­blatts an Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­ge, die bei ei­ner Ver­tre­tung an­ge­mel­det sind und ih­re Voll­jäh­rig­keit er­rei­chen;
c.
Aus­kunft an Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer, die frei­wil­lig die Re­kru­tie­rung, die Re­kru­ten­schu­le und Aus­bil­dungs­diens­te in der Schweiz ab­sol­vie­ren wol­len;
d.
Aus­kunft an Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­ge mit mehr­fa­cher Staats­an­ge­hö­rig­keit über den Mi­li­tär­dienst und über die An­er­ken­nung des Mi­li­tär­diens­tes im Rah­men ei­nes bi­la­te­ra­len Ab­kom­mens.
Art. 57 Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenversicherung  

Das EDA un­ter­stützt die Schwei­ze­ri­sche Aus­gleichs­kas­se und die IV-Stel­le für Ver­si­cher­te im Aus­land bei der Durch­füh­rung der frei­wil­li­gen Ver­si­che­rung im Aus­land nach:

a.
Ar­ti­kel 2 (Frei­wil­li­ge Ver­si­che­rung) des Bun­des­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 194614 über die Al­ters- und Hin­ter­las­se­nen­ver­si­che­rung;
b.
Ar­ti­kel 1b(Die ver­si­cher­ten Per­so­nen) des Bun­des­ge­set­zes vom 19. Ju­ni 195915 über die In­va­li­den­ver­si­che­rung.

4. Titel: Finanzierung, Gebühren und Kostenersatz

Art. 58 Finanzierung  

Die Bun­des­ver­samm­lung be­wil­ligt für ei­ne mehr­jäh­ri­ge Bei­trags­pe­ri­ode mit ein­fa­chem Bun­des­be­schluss den Zah­lungs­rah­men für die Bei­trä­ge nach:

a.
Ar­ti­kel 21 (För­de­rungs­mass­nah­men);
b.
Ar­ti­kel 37 Ab­satz 1 (So­zi­al­hil­fe);
c.
Ar­ti­kel 38 (Un­ter­stüt­zung von Aus­land­schwei­zer-In­sti­tu­tio­nen);
d.
Ar­ti­kel 47 (Not­dar­le­hen).
Art. 59 Gebühren  

Der Bun­des­rat er­lässt im Sin­ne von Ar­ti­kel 46a Ab­sät­ze 2–4 des Re­gie­rungs- und Ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 21. März 199716 Be­stim­mun­gen über die Er­he­bung an­ge­mes­se­ner Ge­büh­ren für Ver­fü­gun­gen, Dienst­leis­tun­gen und an­de­re amt­li­che Ver­rich­tun­gen nach die­sem Ge­setz.

Art. 60 Kostenersatz  

1 Per­so­nen, die ei­ne kon­su­la­ri­sche Dienst­leis­tung ver­ur­sacht ha­ben, schul­den dem Bund da­für Kos­te­n­er­satz.

2 Kos­te­n­er­satz ist auch ge­schul­det, wenn der Bund die Dienst­leis­tung oh­ne An­trag der be­trof­fe­nen Per­son, je­doch nach ih­rem mut­mass­li­chen Wil­len und ih­ren In­te­res­sen er­bracht hat.

3 Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten und Aus­nah­men.

Art. 61 Verzicht auf Gebühren oder Kostenersatz  

We­gen Be­dürf­tig­keit oder aus an­de­ren wich­ti­gen Grün­den kann ei­ne Ge­bühr oder ein Kos­te­n­er­satz ge­stun­det oder aber teil­wei­se oder ganz er­las­sen wer­den. Wird die Ge­bühr oder der Kos­te­n­er­satz teil­wei­se oder ganz er­las­sen, so ist zu be­rück­sich­ti­gen, ob sich die be­tref­fen­de Per­son fahr­läs­sig ver­hal­ten hat.

5. Titel: Schlussbestimmungen

Art. 62 Rechtspflege  

Das Be­schwer­de­ver­fah­ren rich­tet sich nach den all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen über die Bun­des­rechts­pfle­ge.

Art. 63 Vollzug  

1 Der Bun­des­rat voll­zieht die­ses Ge­setz.

2 Er er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

3 Die kan­to­na­len Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen be­dür­fen zu ih­rer Gül­tig­keit der Ge­neh­mi­gung des Bun­des.

Art. 64 Zusammenarbeit und Übertragung von Befugnissen  

1 Die Amts­stel­len des Bun­des, der Kan­to­ne und der Ge­mein­den ar­bei­ten un­ent­gelt­lich zu­sam­men. Das EDA kann für aus­ser­or­dent­li­che Dienst­leis­tun­gen mit kan­to­na­len Amts­stel­len Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen ab­sch­lies­sen.

2 Die Amts­stel­len des Bun­des und die Ver­tre­tun­gen kön­nen im Rah­men ih­rer Zu­stän­dig­kei­ten mit aus­län­di­schen Be­hör­den zu­sam­men­ar­bei­ten.

3 Der Bun­des­rat kann völ­ker­recht­li­che Ver­trä­ge über Dienst­leis­tun­gen im kon­su­la­ri­schen Be­reich ab­sch­lies­sen.

4 Er kann pri­va­te ju­ris­ti­sche Per­so­nen, die auf ei­nem be­stimm­ten Ter­ri­to­ri­um ak­tiv sind, mit der Er­tei­lung von Vi­sa oder mit der Aus­füh­rung von an­de­ren spe­zi­fi­schen kon­su­la­ri­schen Dienst­leis­tun­gen be­auf­tra­gen, wenn die Schweiz für die­ses Ter­ri­to­ri­um kei­ne zu­stän­di­ge di­plo­ma­ti­sche Ver­tre­tung hat. Er kann zu die­sem Zweck Leis­tungs­ver­ein­ba­run­gen ab­sch­lies­sen.

Art. 65 Statistik  

Der Bun­des­rat kann die für die­ses Ge­setz not­wen­di­gen sta­tis­ti­schen Er­he­bun­gen an­ord­nen und die Da­ten vom Bun­des­amt für Sta­tis­tik oder vom EDA nach Ar­ti­kel 4 des Bun­des­ge­set­zes vom 24. März 200017 über die Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten im Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ment für aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten, nach dem Bun­des­sta­tis­tik­ge­setz vom 9. Ok­to­ber 199218 und nach Ar­ti­kel 15 Ab­satz 1 des Re­gis­ter­har­mo­ni­sie­rungs­ge­set­zes vom 23. Ju­ni 200619 aus­wer­ten las­sen.

Art. 66 Aufhebung und Änderung anderer Erlasse  

Die Auf­he­bung und die Än­de­rung an­de­rer Er­las­se sind im An­hang ge­re­gelt.

Art. 67 Übergangsbestimmung  

Nach bis­he­ri­gem Recht ge­währ­te Leis­tun­gen des Bun­des wer­den auch nach In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes aus­ge­rich­tet.

Art. 68 Koordination mit dem Bürgerrechtsgesetz vom 20. Juni 2014  

Un­ab­hän­gig da­von, ob das Bür­ger­rechts­ge­setz vom 20. Ju­ni 201420 oder das vor­lie­gen­de Ge­setz zu­erst in Kraft tritt, lau­tet mit In­kraft­tre­ten des spä­ter in Kraft tre­ten­den Ge­set­zes so­wie bei gleich­zei­ti­gem In­kraft­tre­ten Ar­ti­kel 54 Ab­satz 2 des vor­lie­gen­den Ge­set­zes wie folgt:

21

20 SR 141.0. In Kraft seit 1. Jan. 2018.

21 Text ein­ge­fügt hier­vor.

Art. 69 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

In­kraft­tre­ten: 1. No­vem­ber 201522

22 BRB vom 7. Okt. 2015

Anhang

(Art. 66)

Aufhebung und Änderung anderer Erlasse

I

Folgende Erlasse werden aufgehoben:

a.
Bundesgesetz vom 19. Dezember 197523 über die politischen Rechte der Auslandschweizer;
b.
Bundesgesetz vom 21. März 197324 über Sozialhilfe und Darlehen an Schweizer Staatsangehörige im Ausland;
c.
Bundesbeschluss vom 22. Juni 196225 über die Gewährung einer Ausfall­garantie an die Genossenschaft «Solidaritätsfonds der Auslandschweizer»;

II

Die Änderung vom 17. Juni 201126 des Bundesgesetzes vom 19. Dezember 197527 über die politischen Rechte der Auslandschweizer (Vereinfachung der Erneuerung der Anmeldung) ist gegenstandslos.

III

Die nachstehenden Erlasse werden wie folgt geändert:

28

23 [AS 19761805, 1991 2388, 2002 3193, 2007 4637Ziff. I 2, 2009 5685Ziff. I 1, 2011 725Anhang Ziff. 4]

24 [AS 19731976, 2000 1915Anhang Ziff. 2, 2008 3437Ziff. II 48, 2009 5685Ziff. I 2, 2011 725Anhang Ziff. 34, 2014 3789Ziff. I 5]

25 [AS 1962 1185]

26 BBl 2011 4839

27 AS 1976 1805

28 Die Änderungen können unter AS 2015 3857konsultiert werden.

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