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Verordnung
über Schweizer Personen und Institutionen
im Ausland
(Auslandschweizerverordnung, V-ASG)

vom 7. Oktober 2015 (Stand am 1. November 2015)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf die Artikel 50 Absatz 2 und 63 Absatz 2 des Auslandschweizergesetzes vom 26. September 20141 (ASG),

verordnet:

1. Titel: Auslandschweizerinnen und -schweizer

1. Kapitel: Vernetzung und Information

Art. 1 Vernetzung  

(Art. 9 Abs. 1 ASG)

Die Ver­tre­tun­gen pfle­gen Kon­tak­te so­wohl zu den In­sti­tu­tio­nen nach Ar­ti­kel 38 Ab­satz 1 ASG (Aus­land­schwei­zer-In­sti­tu­tio­nen) als auch zu wei­te­ren Ver­bin­dun­gen in wirt­schaft­li­chen, wis­sen­schaft­li­chen, kul­tu­rel­len, ge­sell­schaft­li­chen und an­de­ren Be­rei­chen, in de­nen die ört­li­che Aus­land­schwei­zer­ge­mein­schaft ver­netzt ist.

Art. 2 Information  

(Art. 10 ASG)

1 Der Bund in­for­miert die Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer in ge­eig­ne­ter Form na­ment­lich über be­vor­ste­hen­de Wahlen und Ab­stim­mun­gen. Er nutzt da­zu ins­be­son­de­re die von der Aus­land­schwei­zer-Or­ga­ni­sa­ti­on oder an­de­ren Aus­land­schwei­zer-In­sti­tu­tio­nen her­aus­ge­ge­be­nen Zeit­schrif­ten und an­de­ren Me­di­en.

2 Das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment für aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten (EDA) bie­tet auf sei­ner Web­sei­te ei­ne Samm­lung der wich­tigs­ten Ge­set­zes­be­stim­mun­gen an, die die Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer be­tref­fen. Es ver­öf­fent­licht zu­dem Ver­wei­se auf an­de­re Web­sei­ten mit ein­schlä­gi­gen In­for­ma­tio­nen, na­ment­lich auf sol­che, die über das po­li­ti­sche Le­ben in der Schweiz in­for­mie­ren.

3 Die Ver­tre­tun­gen in­for­mie­ren die Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer so­wie die Aus­land­schwei­zer-In­sti­tu­tio­nen in ih­rem Kon­su­l­ar­be­zirk re­gel­mäs­sig über sie be­tref­fen­de An­ge­le­gen­hei­ten.

2. Kapitel: Auslandschweizerregister

Art. 3 Zuständige Vertretung  

(Art. 12 Abs. 2 ASG)

1 Die Zu­stän­dig­keit der Ver­tre­tung rich­tet sich nach dem Kon­su­l­ar­be­zirk, in dem ei­ne Per­son ih­ren Wohn­sitz be­grün­det hat.

2 Hat die Per­son kei­nen fes­ten Wohn­sitz be­grün­det, ist ihr Auf­ent­halts­ort mass­ge­bend.

3 Die Kon­su­l­ar­be­zir­ke wer­den un­ter Vor­be­halt der Zu­stim­mung des Emp­fangs­staa­tes durch das EDA be­stimmt.

Art. 4 Anmeldung  

(Art. 12 Abs. 1 ASG)

1 Per­so­nen, die aus der Schweiz ins Aus­land zie­hen, müs­sen sich bei der zu­stän­di­gen Ver­tre­tung in­nert 90 Ta­gen nach der Ab­mel­dung ins Aus­land an­mel­den. Sie müs­sen be­le­gen, dass sie sich bei der letz­ten Wohn­sitz­ge­mein­de in der Schweiz ab­ge­mel­det ha­ben.

2 Für die An­mel­dung muss die Aus­land­schwei­ze­rin oder der Aus­land­schwei­zer den Nach­weis ih­rer oder sei­ner Iden­ti­tät so­wie der schwei­ze­ri­schen Staats­an­ge­hö­rig­keit er­brin­gen. Das EDA be­zeich­net die für den Nach­weis ge­eig­ne­ten Do­ku­men­te.

3 Ei­ne Per­son mit mehr­fa­cher Staats­an­ge­hö­rig­keit muss bei der An­mel­dung ih­re aus­län­di­schen Staats­an­ge­hö­rig­kei­ten be­kannt­ge­ben.

Art. 5 Eintragung von Amtes wegen  

(Art. 11 Abs. 2 ASG)

1 Leis­tet ei­ne Ver­tre­tung ei­ner Per­son, wel­che nicht im Aus­land­schwei­zer­re­gis­ter ein­ge­tra­gen ist, dring­li­che So­zi­al­hil­fe, so trägt die Ver­tre­tung die­se Per­son von Am­tes we­gen ins Aus­land­schwei­zer­re­gis­ter ein.

2 Die zu­stän­di­ge Ver­tre­tung for­dert die ein­ge­tra­ge­ne Per­son da­zu auf, die An­mel­dung nach­träg­lich zu be­stä­ti­gen.

Art. 6 Meldung von Änderungen  

(Art. 13 Abs. 1 ASG)

1 Wer im Aus­land­schwei­zer­re­gis­ter ein­ge­tra­gen ist, ist ver­pflich­tet, der zu­stän­di­gen Ver­tre­tung ins­be­son­de­re fol­gen­de Än­de­run­gen mit­zu­tei­len:

a.
Er­eig­nis­se, Er­klä­run­gen und Ent­schei­dun­gen, die den Per­so­nen­stand be­tref­fen;
b.
Än­de­run­gen der Adres­se oder der Kon­takt­da­ten;
c.
den Er­werb oder Ver­lust ei­ner aus­län­di­schen Staats­an­ge­hö­rig­keit.

2 Die Pflicht, aus­län­di­sche Er­eig­nis­se, Er­klä­run­gen und Ent­schei­dun­gen, die den Per­so­nen­stand be­tref­fen, der zu­stän­di­gen Ver­tre­tung zu mel­den (Ar­ti­kel 39 der Zi­vil­stands­ver­ord­nung vom 28. April 20042), gilt un­ab­hän­gig da­von, ob ei­ne Per­son im Aus­land­schwei­zer­re­gis­ter ein­ge­tra­gen ist.

3. Kapitel: Politische Rechte

1. Abschnitt: Eintrag und Streichung im Stimmregister

Art. 7 Anmeldung für die Ausübung der politischen Rechte  

(Art. 19 Abs. 1 ers­ter Satz ASG)

1 Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer, die ih­re po­li­ti­schen Rech­te aus­üben wol­len, mel­den sich bei der zu­stän­di­gen Ver­tre­tung ent­we­der schrift­lich oder durch per­sön­li­che Vor­spra­che an.

2 Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer mit Wohn­sitz im Fürs­ten­tum Liech­ten­stein mel­den sich bei der vom Kan­ton St. Gal­len be­zeich­ne­ten Stel­le an; die­se er­füllt ih­nen ge­gen­über die Auf­ga­ben der Ver­tre­tung. Das EDA re­gelt die ad­mi­nis­tra­ti­ven Ab­läu­fe mit dem Kan­ton St. Gal­len.

3 Bei der An­mel­dung ge­ben die Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer an:

a.
den Na­men und die Vor­na­men;
b.
das Ge­burts­da­tum und den Ge­burts­ort;
c.
das Ge­schlecht;
d.
die Wohn­adres­se;
e.
die letz­te Wohn­sitz­ge­mein­de und, so­fern da­von ab­wei­chend, den letz­ten po­li­ti­schen Wohn­sitz in der Schweiz;
f.
sämt­li­che Hei­mat­ge­mein­den und Hei­mat­kan­to­ne.

4 Die Ver­tre­tung be­zie­hungs­wei­se die vom Kan­ton St. Gal­len be­zeich­ne­te Stel­le lei­tet die An­mel­dung an die Stimm­ge­mein­de wei­ter.

Art. 8 Stimmgemeinde  

(Art. 18 Abs. 1 und 2 ASG)

1 Als Stimm­ge­mein­de gilt die letz­te Wohn­sitz­ge­mein­de in der Schweiz.

2 Bei Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zern, die noch nie Wohn­sitz in der Schweiz hat­ten, gilt die Hei­mat­ge­mein­de als Stimm­ge­mein­de. Ver­fü­gen sie über meh­re­re Hei­mat­ge­mein­den, so wäh­len sie bei der An­mel­dung ei­ne da­von als Stimm­ge­mein­de.

3 Sieht das kan­to­na­le Recht ge­mä­ss Ar­ti­kel 20 Ab­satz 1 ASG ein zen­tra­les Stimm­re­gis­ter vor, so nimmt die re­gis­ter­füh­ren­de Stel­le die Funk­ti­on der Stimm­ge­mein­de wahr.

Art. 9 Eintragung ins Stimmregister  

(Art. 19 Abs. 1 zwei­ter Satz ASG)

1 Nach dem Emp­fang der An­mel­dung trägt die Stimm­ge­mein­de die Aus­land­schwei­ze­rin oder den Aus­land­schwei­zer in ihr Stimm­re­gis­ter ein.

2 Die Stimm­ge­mein­de be­stä­tigt der Aus­land­schwei­ze­rin oder dem Aus­land­schwei­zer die Ein­tra­gung ins Stimm­re­gis­ter.

3 Be­ab­sich­tigt die Stimm­ge­mein­de, die Ein­tra­gung zu ver­wei­gern, so teilt sie dies un­ter An­ga­be der Grün­de di­rekt der be­tref­fen­den Per­son so­wie der Ver­tre­tung mit.

Art. 10 Meldung bei Wohnsitzwechsel  

(Art. 13 Abs. 1)

Wech­seln Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer ih­ren Wohn­sitz im Aus­land, so ha­ben sie dies der zu­stän­di­gen Ver­tre­tung früh­zei­tig vor dem nächs­ten Ur­nen­gang zu mel­den.

Art. 11 Streichung aus dem Stimmregister  

(Art. 19 Abs. 3 ASG)

1 Die Stimm­ge­mein­den strei­chen Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer aus dem Stimm­re­gis­ter, wenn:

a.
die be­tref­fen­de Per­son aus dem Aus­land­schwei­zer­re­gis­ter ge­stri­chen wur­de (Art. 14 Abs. 1 ASG);
b.
die be­tref­fen­de Per­son vom Stimm­recht aus­ge­schlos­sen wur­de (Art. 17 ASG);
c.
die be­tref­fen­de Per­son bei der zu­stän­di­gen Ver­tre­tung den Ver­zicht auf die Aus­übung der po­li­ti­schen Rech­te er­klärt hat (Art. 19 Abs. 2 ASG); oder
d.
das Stimm­ma­te­ri­al drei Mal in Fol­ge als un­zu­stell­bar zu­rück­ge­schickt wur­de.

2 Stimm­be­rech­tig­te Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer, die aus dem Stimm­re­gis­ter ge­stri­chen wur­den, kön­nen bei der Ver­tre­tung mit ei­nem be­grün­de­ten Ge­such die Wie­der­ein­tra­gung ins Stimm­re­gis­ter ver­lan­gen.

2. Abschnitt: Ausübung der politischen Rechte

Art. 12 Versand des Stimmmaterials  

(Art. 18 ASG)

1 Die Stimm­ge­mein­de oder der Kan­ton stellt den Stimm­be­rech­tig­ten das amt­li­che Stimm­ma­te­ri­al und die Er­läu­te­run­gen des Bun­des­ra­tes di­rekt an ih­re aus­län­di­sche Adres­se zu.

2 An­mel­dun­gen für die Aus­übung des Stimm­rechts und Mel­dun­gen über Wohn­sitz­wech­sel wer­den beim Ver­sand des Stimm­ma­te­ri­als be­rück­sich­tigt, wenn sie min­des­tens sechs Wo­chen vor dem Ur­nen­gang bei der Stimm­ge­mein­de ein­tref­fen.

3 Die Stimm­ge­mein­de oder der Kan­ton ver­sen­det das Stimm­ma­te­ri­al frü­he­s­tens ei­ne Wo­che vor dem of­fi­zi­el­len Ver­sand in der Schweiz.

4 Trifft das Stimm­ma­te­ri­al trotz recht­zei­ti­gem Ver­sand zu spät bei der oder dem Stimm­be­rech­tig­ten im Aus­land ein oder trifft ih­re oder sein Stimm- oder Wahl­zet­tel zu spät bei der Stimm­ge­mein­de ein, so kann die oder der Stimm­be­rech­tig­te dar­aus kei­ne Rechts­an­sprü­che ab­lei­ten.

Art. 13 Stimmabgabe an der Urne  

(Art. 18 Abs. 3 ASG)

1 Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer, die ih­re Stim­me per­sön­lich an der Ur­ne ab­ge­ben und das Stimm­ma­te­ri­al di­rekt bei der Stimm­ge­mein­de ab­ho­len wol­len, tei­len dies der Stimm­ge­mein­de schrift­lich oder durch per­sön­li­che Vor­spra­che mit.

2 Die Stimm­ge­mein­de hält das Stimm­ma­te­ri­al zu­rück, so­fern die Mit­tei­lung min­des­tens sechs Wo­chen vor dem Ur­nen­gang bei ihr ein­geht.

Art. 14 Unterzeichnung eidgenössischer Volksbegehren  

(Art. 16 Abs. 1 ASG)

1 Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer, die eid­ge­nös­si­sche Re­fe­ren­dums­be­geh­ren oder Volks­i­ni­tia­ti­ven un­ter­zeich­nen, ge­ben auf der Un­ter­schrif­ten­lis­te ih­re Stimm­ge­mein­de und de­ren Kan­ton an.

2 Als Wohn­ort ge­ben sie die Adres­se im Aus­land (ein­sch­liess­lich Staat und Ge­mein­de) an, an die sie das Stimm­ma­te­ri­al zu­ge­stellt er­hal­ten.

3. Abschnitt: Förderungsmassnahmen

(Art. 21 ASG)

Art. 15  

1 Der Bund kann Vor­ha­ben der Kan­to­ne zur Ent­wick­lung, Be­schaf­fung und Qua­li­täts­si­che­rung von elek­tro­ni­schen Sys­te­men un­ter­stüt­zen, die den Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zern die Aus­übung der po­li­ti­schen Rech­te er­leich­tern.

2 Der Bei­trag an die Kan­to­ne be­trägt da­bei höchs­tens 40 Pro­zent der un­mit­tel­bar durch das Vor­ha­ben be­ding­ten Kos­ten.

3 Be­triebs­kos­ten sind nicht an­re­chen­bar. Die Bun­des­kanz­lei kann Höchst­sät­ze für an­re­chen­ba­re Per­so­nal­kos­ten fest­le­gen und die un­mit­tel­bar durch das Vor­ha­ben be­ding­ten an­re­chen­ba­ren Kos­ten nä­her um­schrei­ben.

4 Ge­su­che um Bei­trä­ge sind an die Bun­des­kanz­lei zu rich­ten. Sie müs­sen al­le für ih­re Be­ur­tei­lung not­wen­di­gen An­ga­ben ent­hal­ten, ins­be­son­de­re:

a.
ei­ne Be­schrei­bung des Pro­jekts mit Ziel­for­mu­lie­rung;
b.
einen Mass­nah­men- und einen Zeit­plan;
c.
ein Bud­get und einen Fi­nan­zie­rungs­plan.

4. Kapitel: Sozialhilfe

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 16 Mehrfache Staatsangehörigkeit  

(Art. 25 ASG)

1 Stellt ei­ne Per­son mit mehr­fa­cher Staats­an­ge­hö­rig­keit ein Ge­such um So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen, so ent­schei­det die Kon­su­la­ri­sche Di­rek­ti­on des EDA (KD) zu­erst über die vor­herr­schen­de Staats­an­ge­hö­rig­keit. Sie be­rück­sich­tigt da­bei:

a.
un­ter wel­chen Um­stän­den die Per­son die aus­län­di­schen Staats­an­ge­hö­rig­kei­ten er­wor­ben hat;
b.
in wel­chem Staat sich die Per­son wäh­rend der Kind­heit und der Aus­bil­dungs­zeit auf­ge­hal­ten hat;
c.
wie lan­ge sich die Per­son be­reits im be­tref­fen­den Emp­fangs­staat auf­hält; und
d.
wel­che Be­zie­hung die Per­son zur Schweiz hat.

2 In Fäl­len dring­li­cher So­zi­al­hil­fe gilt die Schwei­zer Staats­an­ge­hö­rig­keit als vor­herr­schend.

Art. 17 Vorbeugende Massnahmen  

(Art. 23 ASG)

1 Als vor­beu­gen­de Mass­nah­men gel­ten ins­be­son­de­re:

a.
Auf­klä­rung über be­son­de­re ge­sund­heit­li­che oder an­de­re Ge­fah­ren;
b.
Mass­nah­men zum Schutz von Fa­mi­lie und Kind;
c.
Hil­fe zur Aus­bil­dung Ju­gend­li­cher in ei­nem ge­eig­ne­ten Be­ruf;
d.
das An­re­gen von Er­zie­hungs-, Be­treu­ungs- oder Schutz­mass­nah­men in Zu­sam­men­ar­beit mit der zu­stän­di­gen Be­hör­de des Emp­fangs­staa­tes;
e.
die Ab­ga­be von Klei­dern, Le­bens­mit­teln oder Me­di­ka­men­ten;
f.
Be­ra­tung bei der Stel­len­su­che;
g.
Hil­fe bei der Plat­zie­rung und Ein­glie­de­rung kör­per­lich oder geis­tig Be­hin­der­ter.

2 Vor­beu­gen­de Mass­nah­men kön­nen ge­ne­rell oder auf den Ein­zel­fall be­zo­gen sein.

3 Sie wer­den von der KD nach Rück­spra­che mit der zu­stän­di­gen Ver­tre­tung er­grif­fen.

2. Abschnitt: Sozialhilfeleistungen im Ausland

(Art. 24 und 27 ASG)

Art. 18 Grundsatz  

1 Die So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen im Aus­land (Leis­tun­gen) wer­den wie­der­keh­rend oder ein­ma­lig aus­ge­rich­tet.

2 Wie­der­keh­ren­de Leis­tun­gen wer­den für höchs­tens ein Jahr zu­ge­si­chert; die Zu­si­che­rung kann er­neu­ert wer­den.

Art. 19 Anspruch auf wiederkehrende Leistungen  

1 An­spruch auf wie­der­keh­ren­de Leis­tun­gen hat ei­ne Per­son, wenn:

a.
ih­re an­re­chen­ba­ren Aus­ga­ben die an­re­chen­ba­ren Ein­nah­men über­stei­gen;
b.
ihr li­qui­dier­ba­res Ver­mö­gen bis auf den Ver­mö­gens­frei­be­trag ver­wer­tet wor­den ist; und
c.
ihr Ver­bleib im Emp­fangs­staat auf­grund der ge­sam­ten Um­stän­de ge­recht­fer­tigt ist, na­ment­lich wenn sie:
1.
sich schon seit meh­re­ren Jah­ren im Emp­fangs­staat auf­hält,
2.
mit gros­ser Wahr­schein­lich­keit in ab­seh­ba­rer Zeit im Emp­fangs­staat wirt­schaft­lich selbst­stän­dig wird, oder
3.
nach­weist, dass ihr we­gen en­ger fa­mi­li­ärer Ban­de oder an­de­rer Be­zie­hun­gen die Rück­kehr in die Schweiz nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann.

2 Un­er­heb­lich ist da­bei, ob die ent­spre­chen­den Leis­tun­gen im Aus­land oder in der Schweiz kos­ten­güns­ti­ger wä­ren.

Art. 20 Anspruch auf eine einmalige Leistung  

1 An­spruch auf ei­ne ein­ma­li­ge Leis­tung hat ei­ne Per­son, wenn:

a.
ih­re an­re­chen­ba­ren Ein­nah­men nach Ab­zug der an­re­chen­ba­ren Aus­ga­ben nicht aus­rei­chen, um ei­ne ein­ma­li­ge für den Le­bens­un­ter­halt not­wen­di­ge Aus­la­ge zu be­zah­len; und
b.
kein den Frei­be­trag über­stei­gen­des li­qui­dier­ba­res Ver­mö­gen vor­han­den ist.

2 Ei­ne ein­ma­li­ge Leis­tung kann zu­sätz­lich zu wie­der­keh­ren­den Leis­tun­gen ge­währt wer­den.

Art. 21 Anrechenbare Ausgaben  

1 Als Aus­ga­ben an­re­chen­bar sind:

a.
ei­ne Pau­scha­le für die Haus­halts­kos­ten (Haus­halts­geld);
b.
wei­te­re wie­der­keh­ren­de Aus­ga­ben wie Wohn­kos­ten, Bei­trä­ge an Ver­si­che­run­gen und Mo­bi­li­täts­aus­la­gen, so­weit sie not­wen­dig, an­ge­mes­sen und be­legt sind.

2 Schul­den und Schuld­zin­sen wer­den nicht als an­re­chen­ba­re Aus­ga­ben an­er­kannt. Sie kön­nen aus­nahms­wei­se ganz oder teil­wei­se an­er­kannt wer­den, wenn sie auf­grund not­wen­di­ger Aus­ga­ben wie Wohn­kos­ten, Ver­si­che­rungs­bei­trä­gen, Mo­bi­li­täts­aus­la­gen oder Spi­tal­kos­ten ent­stan­den sind.

Art. 22 Anrechenbare Einnahmen  

Als Ein­nah­men an­re­chen­bar sind al­le Ein­nah­men, wel­che die ge­such­stel­len­de Per­son er­hält oder recht­zei­tig er­hal­ten könn­te.

Art. 23 Haushaltsgeld  

1 Das Haus­halts­geld ori­en­tiert sich an den An­sät­zen in der Schweiz, wo­bei es ent­spre­chend dem Grund­be­darf für den Le­bens­un­ter­halt im be­tref­fen­den Staat oder der be­tref­fen­den Re­gi­on an­ge­passt wird.

2 Es wird nach der Grös­se des Haus­halts ab­ge­stuft.

Art. 24 Vermögensfreibetrag  

1 Der Ver­mö­gens­frei­be­trag wird von der KD so fest­ge­setzt, dass die Mög­lich­keit der be­tref­fen­den Per­son, in ab­seh­ba­rer Zeit wie­der aus ei­ge­nen Mit­teln für ih­ren Le­bens­un­ter­halt auf­zu­kom­men, nicht be­ein­träch­tigt ist.

2 Der Ver­mö­gens­frei­be­trag be­trägt höchs­tens:

a.
für Ein­zel­per­so­nen: das Sechs­fa­che des Haus­halts­gel­des;
b.
für Ehe­paa­re oder Paa­re in ein­ge­tra­ge­ner Part­ner­schaft: das Zwölf­fa­che des Haus­halts­gel­des.

3 Hat die ge­such­stel­len­de Per­son min­der­jäh­ri­ge Kin­der, so wird der Ver­mö­gens­frei­be­trag pro Kind um höchs­tens das Drei­fa­che des Haus­halts­gel­des er­höht.

4 Ist da­von aus­zu­ge­hen, dass es der ge­such­stel­len­den Per­son in ab­seh­ba­rer Zeit nicht mög­lich sein wird, neu­es Ver­mö­gen zu bil­den, so kann der Ver­mö­gens­frei­be­trag bis zum Dop­pel­ten des Höchst­be­trags nach Ab­satz 2 er­höht wer­den.

Art. 25 Höhe der wiederkehrenden Leistungen  

1 Die wie­der­keh­ren­den Leis­tun­gen ent­spre­chen dem Be­trag, um den die an­re­chen­ba­ren Aus­ga­ben die an­re­chen­ba­ren Ein­nah­men über­stei­gen.

2 Die KD setzt die­sen Be­trag an­hand ei­nes Bud­gets fest.

Art. 26 Wiederkehrende Leistungen infolge Aufenthalts in einer öffentlichen Institution  

Die Leis­tun­gen für Per­so­nen in Hei­men, Spi­tä­lern und ähn­li­chen Ein­rich­tun­gen im Aus­land um­fas­sen die für den Auf­ent­halt in ei­ner öf­fent­li­chen Ein­rich­tung ge­setz­lich oder ver­trag­lich ver­ein­bar­te Ta­ges­ta­xe samt Ne­ben­aus­la­gen so­wie ein Ta­schen­geld.

3. Abschnitt: Rückkehr in die Schweiz

(Art. 30 Abs. 2 ASG)

Art. 27 Anspruch  

1 An­spruch auf die Über­nah­me der Rei­se­kos­ten für die Rück­kehr in die Schweiz ha­ben Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer, die ih­re Rück­kehr nicht selbst fi­nan­zie­ren kön­nen.

2 Als Rück­kehr in die Schweiz gilt die Ein­rei­se in die Schweiz mit der Ab­sicht des dau­ern­den Ver­blei­bens.

3 Die Rei­se­kos­ten wer­den un­ab­hän­gig da­von über­nom­men, ob zu­vor Leis­tun­gen im Aus­land be­an­sprucht wur­den.

Art. 28 Umfang  

Die über­nom­me­nen Rei­se­kos­ten für die Rück­kehr in die Schweiz um­fas­sen:

a.
die Kos­ten für die zweck­mäs­sigs­te und güns­tigs­te Rei­semög­lich­keit in die Schweiz;
b.
die not­wen­di­gen Leis­tun­gen im Aus­land bis zum Zeit­punkt der Ab­rei­se;
c.
bei Be­darf die not­wen­di­gen Leis­tun­gen von der An­kunft in der Schweiz bis zur ers­ten Kon­takt­auf­nah­me mit dem zu­stän­di­gen So­zi­al­dienst.
Art. 29 Information  

Er­mög­licht die KD ei­ner Aus­land­schwei­ze­rin oder ei­nem Aus­land­schwei­zer auf Kos­ten des Bun­des die Rück­kehr, so in­for­miert sie die zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den.

4. Abschnitt: Verfahren

Art. 30 Gesuch  

(Art. 32 ASG)

1 Ge­su­che um So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen im Aus­land oder Über­nah­me der Rei­se­kos­ten für die Rück­kehr in die Schweiz sind bei der zu­stän­di­gen Ver­tre­tung zu stel­len. Die ge­such­stel­len­de Per­son kann sich ver­tre­ten las­sen.

2 Dem Ge­such ist ein Bud­get bei­zu­le­gen, in dem die an­re­chen­ba­ren Aus­ga­ben den an­re­chen­ba­ren Ein­nah­men ge­gen­über­ge­stellt sind. Die An­ga­ben sind in der Wäh­rung des Emp­fangs­staa­tes zu ma­chen.

3 Ge­su­chen um ei­ne ein­ma­li­ge Leis­tung ist zu­sätz­lich ein Kos­ten­vor­an­schlag bei­zu­le­gen.

Art. 31 Einleitung des Verfahrens von Amtes wegen  

(Art. 33 Abs. 2 ASG)

Er­hält ei­ne Ver­tre­tung Kennt­nis da­von, dass sich ei­ne Aus­land­schwei­ze­rin oder ein Aus­land­schwei­zer in ei­ner Not­la­ge be­fin­det, so kann sie das Ver­fah­ren von Am­tes we­gen ein­lei­ten.

Art. 32 Pflichten der gesuchstellenden Person  

(Art. 24, 26 und 32 ASG)

1 Die ge­such­stel­len­de Per­son hat:

a.
die von der KD be­reit­ge­stell­ten For­mu­la­re aus­zu­fül­len und zu un­ter­zeich­nen;
b.
wahr­heits­ge­treu und voll­stän­dig Aus­kunft über die ei­ge­nen Ver­hält­nis­se und je­ne der Mit­glie­der des Haus­halts zu er­tei­len;
c.
ih­re An­ga­ben so­weit mög­lich zu be­le­gen;
d.
Un­ter­halts- und Un­ter­stüt­zungs­bei­trä­ge so­wie An­sprü­che ge­gen­über Drit­ten gel­tend zu ma­chen;
e.
we­sent­li­che Än­de­run­gen in den Ver­hält­nis­sen so­fort der Ver­tre­tung zu mel­den.

2 Bei Be­darf un­ter­stüt­zen die KD oder die Ver­tre­tung die ge­such­stel­len­de Per­son bei der Gel­tend­ma­chung von Un­ter­halts- und Un­ter­stüt­zungs­bei­trä­gen so­wie an­de­ren An­sprü­chen ge­gen­über Drit­ten.

Art. 33 Mitwirkung der Vertretung  

(Art. 32 ASG)

1 Die Ver­tre­tung macht die ge­such­stel­len­de Per­son auf ih­re Rech­te und Pflich­ten auf­merk­sam.

2 Sie berät und be­treut die ge­such­stel­len­de Per­son, so­weit es nö­tig und mög­lich ist.

Art. 34 Entscheid  

(Art. 33 ASG)

1 Die KD ent­schei­det auf­grund der Un­ter­la­gen der Ver­tre­tung über das Ge­such. Sie kann den Sach­ver­halt bei Be­darf wei­ter ab­klä­ren.

2 Über ei­ne ein­ma­li­ge Leis­tung kann die KD in dring­li­chen Fäl­len und in Här­te­fäl­len auch oh­ne Kos­ten­vor­an­schlag an­hand der vor­ge­leg­ten Be­le­ge ent­schei­den.

3 Ei­ne ein­ma­li­ge Leis­tung wird mit ei­ner Kos­ten­gut­spra­che zu­ge­si­chert.

4 Die Ver­tre­tung er­öff­net den Ent­scheid der ge­such­stel­len­den Per­son.

5 Lehnt die KD das Ge­such ab, weil nach Ar­ti­kel 19 Ab­satz 1 Buch­sta­be c der Ver­bleib im Emp­fangs­staat nicht ge­recht­fer­tigt ist, so weist die Ver­tre­tung die ge­such­stel­len­de Per­son auf die Mög­lich­keit der Über­nah­me der Rei­se­kos­ten für die Rück­kehr in die Schweiz hin.

Art. 35 Bedingungen und Auflagen  

(Art. 28 ASG)

Ist Grund­ei­gen­tum oder ein an­de­rer Ver­mö­gens­wert vor­han­den, des­sen Ver­äus­se­rung vor­läu­fig nicht mög­lich oder nicht sinn­voll ist, so kann ver­langt wer­den, dass die ge­such­stel­len­de Per­son ei­ne Si­cher­heit leis­tet.

Art. 36 Auszahlung  

(Art. 27 ASG)

1 Ei­ne ein­ma­li­ge Leis­tung wird ent­spre­chend der Kos­ten­gut­spra­che aus­be­zahlt.

2 Wie­der­keh­ren­de Leis­tun­gen wer­den mo­nat­lich auf ein Kon­to über­wie­sen oder bar aus­be­zahlt. Die Aus­zah­lung er­folgt in der Wäh­rung des Emp­fangs­staa­tes.

3 Zur Si­cher­stel­lung ei­ner zweck­mäs­si­gen Ver­wen­dung durch die be­rech­tig­te Per­son, kann die Leis­tung an ei­ne Dritt­per­son aus­be­zahlt wer­den.

4 Er­scheint es zweck­mäs­sig, so kön­nen Gut­schei­ne zum Be­zug be­stimm­ter Wa­ren ab­ge­ge­ben oder Zah­lun­gen di­rekt an Drit­te ge­leis­tet wer­den.

5 Ver­wal­tungs­kos­ten dür­fen nicht mit der Leis­tung ver­rech­net wer­den.

Art. 37 Leistungsbeginn und Vorschüsse  

(Art. 27 ASG)

1 Wie­der­keh­ren­de Leis­tun­gen wer­den frü­he­s­tens ab der Ge­such­sein­rei­chung ge­währt.

2 Vor­schüs­se auf wie­der­keh­ren­de Leis­tun­gen kön­nen ge­währt wer­den, so­fern:

a.
ei­ne aus­rei­chen­de Un­ter­stüt­zung von drit­ter Sei­te oder vom Emp­fangs­staat nicht recht­zei­tig er­hält­lich ist; und
b.
die be­tref­fen­de Per­son sich ver­pflich­tet, die Vor­schüs­se zu­rück­zu­er­stat­ten, oder An­sprü­che an den Bund ab­tritt.
Art. 38 Ausschluss  

(Art. 26 ASG)

1 Bei ei­nem fehl­ba­ren Ver­hal­ten nach Ar­ti­kel 26 ASG kann die So­zi­al­hil­fe auch le­dig­lich ge­kürzt wer­den.

2 Es wird nur der An­teil der­je­ni­gen Per­son ver­wei­gert, ent­zo­gen oder ge­kürzt, die sich fehl­bar ver­hal­ten hat.

3 Der Aus­schluss­grund in Ar­ti­kel 26 Buch­sta­be e ASG schliesst den Fall mit ein, dass sich die ge­such­stel­len­de Per­son of­fen­sicht­lich wei­gert, ei­ne zu­mut­ba­re Ar­beit an­zu­neh­men oder sich um ei­ne sol­che zu be­mü­hen.

Art. 39 Rückerstattungspflicht  

(Art. 35 ASG)

Leis­tun­gen sind in der fol­gen­den Wäh­rung zu­rück­zu­er­stat­ten:

a.
wenn die Per­son ih­ren Wohn­sitz zum Zeit­punkt der Rück­er­stat­tung im Aus­land hat: in der Wäh­rung des Emp­fangs­staa­tes;
b.
wenn die Per­son ih­ren Wohn­sitz zum Zeit­punkt der Rück­er­stat­tung in der Schweiz hat: in Schwei­zer­fran­ken, um­ge­rech­net zum Ta­ges­kurs zum Zeit­punkt der Aus­zah­lung der Leis­tung.
Art. 40 Mitwirkung der Hilfsvereine  

(Art. 34 ASG)

1 Zieht ei­ne Ver­tre­tung einen schwei­ze­ri­schen Hilfs­ver­ein im Aus­land zur Mit­ar­beit her­an, so un­ter­rich­tet sie die KD über die ge­trof­fe­nen Ab­ma­chun­gen.

2 Die Or­ga­ne des Hilfs­ver­eins un­ter­ste­hen der Schwei­ge­pflicht, so­weit sie Auf­ga­ben der So­zi­al­hil­fe über­neh­men. Die Schwei­ge­pflicht gilt nicht ge­gen­über den zu­stän­di­gen Be­hör­den des Bun­des.

Art. 41 Verfahren bei dringlicher Sozialhilfe  

(Art. 33 Abs. 2 ASG)

1 Bei­trä­ge an die Le­bens­hal­tungs­kos­ten, die als dring­li­che So­zi­al­hil­fe ge­leis­tet wer­den, wer­den an al­len­falls spä­ter be­wil­lig­te wie­der­keh­ren­de Leis­tun­gen an­ge­rech­net.

2 Ist wäh­rend ei­nes vor­über­ge­hen­den Auf­ent­hal­tes in der Schweiz dring­li­che So­zi­al­hil­fe nö­tig, so wird sie vom Auf­ent­halts­kan­ton nach kan­to­na­lem Recht ge­währt.

3 Der Bund ver­gü­tet dem Auf­ent­halts­kan­ton die Kos­ten, so­fern fol­gen­de Vor­aus­set­zun­gen ge­ge­ben sind:

a.
Die un­ter­stütz­te Per­son ist ei­ne Aus­land­schwei­ze­rin oder ein Aus­land­schwei­zer im Sin­ne von Ar­ti­kel 3 Buch­sta­be a ASG.
b.
Die Not­la­ge ist aus­ge­wie­sen.
c.
Der Auf­ent­halts­kan­ton hat sich um die Rück­er­stat­tung durch die un­ter­stütz­te Per­son oder Drit­te be­müht und die­se Be­mü­hun­gen sind er­folg­los ge­blie­ben.

4 Ver­wal­tungs­kos­ten des Auf­ent­halts­kan­tons wer­den nicht ver­gü­tet.

5 Die Rück­ver­gü­tungs­pflicht er­lischt drei Jah­re nach der Ent­ste­hung der Kos­ten.

Art. 42 Klagerecht der KD  

Leis­tet der Bund auf­grund der Be­stim­mun­gen die­ses Ka­pi­tels So­zi­al­hil­fe an ei­ne Per­son, die An­spruch auf Un­ter­halts­bei­trä­ge nach Ar­ti­kel 276 oder Un­ter­stüt­zung nach Ar­ti­kel 328 des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (ZGB)3 hat, so ist die KD le­gi­ti­miert, die ge­mä­ss Ar­ti­kel 289 Ab­satz 2 be­zie­hungs­wei­se 329 Ab­satz 3 ZGB auf den Bund über­ge­gan­ge­nen An­sprü­che ge­gen den Un­ter­halts­schuld­ner gel­tend zu ma­chen.

5. Kapitel: Weitere Unterstützungsleistungen

1. Abschnitt: «Hilfsfonds Schweizer Staatsangehörige im Ausland»

Art. 43 Zweck  

1 Un­ter dem Na­men «Hilfs­fonds Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­ge im Aus­land» (Fonds) be­steht ein Spe­zi­al­fonds im Sin­ne von Ar­ti­kel 52 des Fi­nanz­haus­halts­ge­set­zes vom 7. Ok­to­ber 20054. Er setzt sich zu­sam­men aus den im An­hang ge­nann­ten Spe­zi­al­fonds, Schen­kun­gen und Ver­mächt­nis­sen, de­ren Zwe­cke und Auf­la­gen für ihn ver­bind­lich blei­ben.

2 Der Fonds dient der Ver­mei­dung oder Mil­de­rung von Här­te­fäl­len und Fäl­len von Be­dürf­tig­keit, wenn Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer ge­stützt auf die­se Ver­ord­nung nicht an­der­wei­tig un­ter­stützt wer­den kön­nen.

Art. 44 Leistungen  

1 Leis­tun­gen des Fonds kön­nen aus­ge­rich­tet wer­den an:

a.
Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer und ih­re im sel­ben Haus­halt le­ben­den An­ge­hö­ri­gen;
b.
Aus­land­schwei­zer-In­sti­tu­tio­nen.

2 Leis­tun­gen aus dem Fonds sind zweck­ge­bun­den und wer­den als ein­ma­li­ge, nicht rück­er­stat­tungs­pflich­ti­ge Bei­trä­ge aus­ge­rich­tet.

3 Die KD ent­schei­det über die Ge­wäh­rung von Leis­tun­gen aus dem Fonds. Es be­steht kein Rechts­an­spruch auf sol­che Leis­tun­gen.

Art. 45 Verwaltung des Fonds  

1 Das Ver­mö­gen des Fonds wird von der Eid­ge­nös­si­schen Fi­nanz­ver­wal­tung se­pa­rat ver­wal­tet.

2 Die Ver­zin­sung des Fonds­ver­mö­gens rich­tet sich nach Ar­ti­kel 70 Ab­satz 2 der Fi­nanz­haus­halt­ver­ord­nung vom 5. April 20065.

3 Die Ka­pi­tal­ge­win­ne, Zins­er­trä­ge und die üb­ri­gen Er­lö­se wer­den dem Fonds jähr­lich zur Ver­fü­gung ge­stellt.

2. Abschnitt: Unterstützung von Auslandschweizer-Institutionen

(Art. 38 ASG)

Art. 46  

1 Fi­nanz­hil­fen kön­nen an Aus­land­schwei­zer-In­sti­tu­tio­nen aus­ge­rich­tet wer­den, die:

a.
Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer in be­stimm­ten Be­rei­chen för­dern oder un­ter­stüt­zen und da­bei welt­weit tä­tig sind;
b.
Hil­fe­leis­tun­gen zu­guns­ten von Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zern er­brin­gen.

2 An die Aus­land­schwei­zer-Or­ga­ni­sa­ti­on kön­nen Fi­nanz­hil­fen ins­be­son­de­re für fol­gen­de Tä­tig­kei­ten aus­ge­rich­tet wer­den:

a.
Wah­rung der In­ter­es­sen der Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer ge­gen­über den schwei­ze­ri­schen Be­hör­den;
b.
In­for­ma­ti­on und Be­ra­tung der Aus­land­schwei­ze­rin­nen und -schwei­zer.

2. Titel: Konsularischer Schutz und weitere konsularische Dienstleistungen zugunsten von Personen im Ausland

1. Kapitel: Konsularischer Schutz

1. Abschnitt: Voraussetzungen

Art. 47 Zuständigkeit  

(Art. 39 Abs. 1 und 40 Abs. 1 ASG)

Über Ge­wäh­rung, Um­fang und Be­schrän­kung des kon­su­la­ri­schen Schut­zes ent­schei­det:

a.
bei na­tür­li­chen Per­so­nen: das EDA;
b.
bei ju­ris­ti­schen Per­so­nen: das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment für Wirt­schaft, Bil­dung und For­schung im Ein­ver­neh­men mit dem EDA.
Art. 48 Natürliche Personen  

(Art. 39 ASG)

1 Kon­su­la­ri­scher Schutz kann ge­stützt auf Ar­ti­kel 39 Ab­satz 1 Buch­sta­be b ASG ins­be­son­de­re den fol­gen­den Per­so­nen ge­währt wer­den:

a.
Bür­ge­rin­nen und Bür­gern von Staa­ten, mit de­nen die Schweiz ein ent­spre­chen­des Ab­kom­men ab­ge­schlos­sen hat;
b.
an­er­kann­ten Flücht­lin­gen;
c.
an­er­kann­ten Staa­ten­lo­sen.

2 Die Dienst­leis­tun­gen des kon­su­la­ri­schen Schut­zes kön­nen auch den An­ge­hö­ri­gen ei­ner be­trof­fe­nen Per­son er­bracht wer­den, ins­be­son­de­re wenn die­se Per­son ver­misst wird oder ver­stor­ben ist.

Art. 49 Subsidiarität  

(Art. 42 ASG)

1 Die Schutz­tä­tig­keit des Bun­des kommt erst dann zum Tra­gen, wenn ei­ne na­tür­li­che oder ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son aus ei­ge­ner Kraft oder mit­hil­fe von Drit­ten die Mit­tel zur Selbst­hil­fe aus­ge­schöpft hat.

2 Die na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Per­son muss zu­vor al­le Hand­lun­gen vor­neh­men, die von ihr im Sin­ne der Ei­gen­ver­ant­wor­tung zu er­war­ten sind, um ei­ne Not­la­ge sel­ber or­ga­ni­sa­to­risch und fi­nan­zi­ell zu über­win­den. Die im Emp­fangs­staat zur Ver­fü­gung ste­hen­den Hil­fe­leis­tun­gen sind so­weit zu­mut­bar in An­spruch zu neh­men.

3 Na­tür­li­che und ju­ris­ti­sche Per­so­nen ha­ben Mass­nah­men zu tref­fen, um Not­la­gen vor­zu­beu­gen, ins­be­son­de­re in­dem sie die na­tio­na­le Ge­setz­ge­bung des Emp­fangs­staa­tes und die Emp­feh­lun­gen des Bun­des be­ach­ten und für einen aus­rei­chen­den Ver­si­che­rungs­schutz sor­gen.

4 Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­ge kön­nen ih­re Aus­land­auf­ent­hal­te re­gis­trie­ren. Das EDA stellt die elek­tro­ni­sche Da­ten­bank zur Ver­fü­gung.

2. Abschnitt: Hilfeleistungen

Art. 50 Grundsätze  

(Art. 45–49 ASG)

1 Das EDA be­ach­tet bei Hil­fe­leis­tun­gen im Rah­men des kon­su­la­ri­schen Schut­zes die Sou­ve­rä­ni­tät und die Rechts­ord­nung des Emp­fangs­staa­tes.

2 Na­tür­li­che und ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­nen kon­su­la­ri­scher Schutz ge­währt wird, sind ver­pflich­tet, das EDA über we­sent­li­che Ent­wick­lun­gen zu in­for­mie­ren und kon­struk­tiv mit ihm zu­sam­men­zu­ar­bei­ten.

Art. 51 Krankheit und Unfall  

(Art. 45 ASG)

Die Hil­fe­leis­tun­gen bei Krank­heit und Un­fall kön­nen ins­be­son­de­re um­fas­sen:

a.
das Ver­mit­teln von Kon­tak­ten zu Not­fall­diens­ten, Ärz­ten oder Spi­tä­lern;
b.
auf Wunsch der be­trof­fe­nen Per­son die Be­nach­rich­ti­gung der An­ge­hö­ri­gen oder wei­te­rer Per­so­nen;
c.
das Ab­klä­ren der Ver­si­che­rungs­de­ckung und -leis­tun­gen;
d.
die Über­nah­me von Spi­tal­kos­ten­ga­ran­ti­en, so­fern ein Kos­ten­vor­schuss ge­leis­tet wur­de oder ei­ne schrift­li­che Ga­ran­tie­er­klä­rung von Drit­ten vor­liegt;
e.
Be­su­che im Spi­tal;
f.
die Un­ter­stüt­zung der schwei­ze­ri­schen Ret­tungs­diens­te bei me­di­zi­ni­schen Re­pa­tri­ie­run­gen.
Art. 52 Opfer schwerer Verbrechen  

(Art. 45 ASG)

Die Hil­fe­leis­tun­gen zu­guns­ten von Op­fern ei­nes schwe­ren Ver­bre­chens, ins­be­son­de­re ei­ner Ge­walt­tat, kön­nen um­fas­sen:

a.
die Be­ra­tung der Op­fer und ih­rer An­ge­hö­ri­gen;
b.
In­for­ma­tio­nen über die Mög­lich­kei­ten der Op­fer­hil­fe in der Schweiz und im Emp­fangs­staat;
c.
Ab­klä­run­gen bei den Be­hör­den des Emp­fangs­staats, ins­be­son­de­re zu den recht­li­chen Un­ter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten und zum Stand der lau­fen­den Ver­fah­ren;
d.
die Hil­fe­leis­tun­gen nach den Ar­ti­keln 51 und 54.
Art. 53 Vermisste Personen  

(Art. 45 ASG)

1 Die Hil­fe­leis­tun­gen für ver­miss­te Per­so­nen kön­nen ins­be­son­de­re um­fas­sen:

a.
die Be­ra­tung der An­ge­hö­ri­gen;
b.
die Auf­klä­rung der An­ge­hö­ri­gen dar­über, dass ei­ne be­hörd­li­che Su­che nur ein­ge­lei­tet wird, wenn ei­ne po­li­zei­li­che Ver­miss­ten­an­zei­ge auf­ge­ge­ben wird;
c.
die Ab­klä­rung, ob der Auf­ent­halt der ge­such­ten Per­son be­kannt ist.

2 Das EDA lei­tet kei­ne Er­mitt­lun­gen.

3 Das Durch­füh­ren von Such- oder Ret­tungs­ak­tio­nen im Aus­land liegt in der Kom­pe­tenz des Emp­fangs­staa­tes. Der Bund be­tei­ligt sich nur, wenn er vom Emp­fangs­staat an­ge­fragt wird oder des­sen Ein­ver­ständ­nis hat.

Art. 54 Todesfälle  

(Art. 45 ASG)

1 Die Hil­fe­leis­tun­gen bei To­des­fäl­len kön­nen ins­be­son­de­re um­fas­sen:

a.
Ab­klä­run­gen bei Be­hör­den und Ver­si­che­run­gen;
b.
das Ein­for­dern von To­des­ur­kun­de, Po­li­zei- oder Au­top­sie­be­rich­ten;
c.
die Ver­mitt­lung von Adres­sen von Be­stat­tungs­in­sti­tu­ten;
d.
die Ver­an­las­sung ei­ner Ur­nen- oder Sarg­be­stat­tung im Aus­land;
e.
Bei­stand bei der Über­sen­dung sterb­li­cher Über­res­te;
f.
die Er­grei­fung von Mass­nah­men zur Si­cher­stel­lung von per­sön­li­chen Ge­gen­stän­den durch­rei­sen­der Schwei­ze­rin­nen und Schwei­zer.

2 Das EDA ist sei­ner In­for­ma­ti­ons­pflicht ge­mä­ss Ar­ti­kel 45 Ab­satz 3 ASG nach­ge­kom­men, wenn es ei­ne der fol­gen­den Per­so­nen über den To­des­fall in­for­miert hat:

a.
die Ehe­frau oder den Ehe­mann be­zie­hungs­wei­se die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder den ein­ge­tra­ge­nen Part­ner;
b.
Kin­der, El­tern und Ge­schwis­ter;
c.
Gros­s­el­tern und Gross­kin­der;
d.
die Le­ben­s­part­ne­rin oder den Le­ben­s­part­ner so­wie an­de­re Per­so­nen, die der ver­stor­be­nen Per­son na­he­ste­hen.
Art. 55 Kindesentführungen  

(Art. 45 ASG)

1 Bei Kin­desent­füh­run­gen kön­nen die Hil­fe­leis­tun­gen des EDA an den be­trof­fe­nen El­tern­teil oder die ge­setz­li­che Ver­tre­tung ins­be­son­de­re um­fas­sen:

a.
die Be­ra­tung über die Un­ter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten des EDA;
b.
das In­for­mie­ren über das mög­li­che Vor­ge­hen im In- und Aus­land;
c.
das Ver­mit­teln von Adres­sen von Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen, Kon­takt­per­so­nen und An­walts­per­so­nen vor Ort;
d.
die Zu­sam­men­ar­beit mit ei­ner in die­sem Be­reich tä­ti­gen Or­ga­ni­sa­ti­on;
e.
den Ver­such der Kon­takt­auf­nah­me mit dem ent­füh­ren­den El­tern­teil und mit den Kin­dern;
f.
die di­plo­ma­ti­sche In­ter­ven­ti­on bei den zu­stän­di­gen Be­hör­den des Flucht­staa­tes.

2 Die Be­stim­mun­gen der fol­gen­den Über­ein­kom­men blei­ben vor­be­hal­ten:

a.
Eu­ro­päi­sches Über­ein­kom­men vom 20. Mai 19806 über die An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung von Ent­schei­den über das Sor­ge­recht für Kin­der und die Wie­der­her­stel­lung des Sor­ge­rechts;
b.
Über­ein­kom­men vom 25. Ok­to­ber 19807 über die zi­vil­recht­li­chen Aspek­te in­ter­na­tio­na­ler Kin­desent­füh­rung;
c.
Haa­ger Kin­des­schutz­über­ein­kom­men vom 19. Ok­to­ber 19968.
Art. 56 Rechtliche Verfahren im Ausland  

(Art. 45 ASG)

1 Das EDA in­ter­ve­niert nicht in Ge­richts­ver­fah­ren im Aus­land.

2 Es führt kei­ne Pro­zess­be­ob­ach­tun­gen durch.

3 Das EDA über­nimmt kei­ne An­walts- und Ver­fah­rens­kos­ten, Kau­tio­nen oder Bus­sen.

Art. 57 Freiheitsentzug  

(Art. 46 ASG)

1 Die Ver­tre­tung in­for­miert die in­haf­tier­te Per­son schrift­lich über:

a.
ih­re Ver­tei­di­gungs­rech­te;
b.
die Mög­lich­keit der Über­stel­lung in die Schweiz;
c.
Fra­gen der So­zi­al­ver­si­che­rung; und
d.
ge­sund­heit­li­che Ri­si­ken.

2 Auf Er­su­chen der in­haf­tier­ten Per­son in­for­miert das EDA An­ge­hö­ri­ge oder be­stimm­te Dritt­per­so­nen über den Frei­heits­ent­zug.

3 Die Ver­tre­tung be­sucht die in­haf­tier­te Per­son min­des­tens ein­mal pro Jahr, so­fern die Per­son dies wünscht und es mög­lich ist.

Art. 58 Information in Krisensituationen  

(Art. 48 Abs. 2 und 3 ASG)

Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­ge im Aus­land müs­sen sich in Kri­sen­si­tua­tio­nen selbst­stän­dig über die ak­tu­el­le La­ge in­for­mie­ren, ins­be­son­de­re via die Me­di­en, die Mit­tei­lun­gen der lo­ka­len Be­hör­den und die Web­sei­ten des EDA.

Art. 59 Schutzbriefe  

(Art. 48 Abs. 5 ASG)

1 Schutz­brie­fe kön­nen ins­be­son­de­re aus­ge­stellt wer­den für Häu­ser, Woh­nun­gen, Bü­ro- und Fa­bri­k­lo­ka­le, Wa­ren­la­ger, Ma­schi­nen und Fahr­zeu­ge.

2 Per­so­nen, die ne­ben der Schwei­zer Staats­an­ge­hö­rig­keit auch die Staats­an­ge­hö­rig­keit des Emp­fangs­staa­tes be­sit­zen, wer­den kei­ne Schutz­brie­fe aus­ge­hän­digt.

Art. 60 Entführungen und Geiselnahmen  

(Art. 49 ASG)

Die Hil­fe­leis­tun­gen des EDA zu Guns­ten von Per­so­nen, wel­che Op­fer ei­ner Ent­füh­rung oder Gei­sel­nah­me wur­den, kön­nen im Rah­men der Mög­lich­kei­ten des EDA, der po­li­ti­schen Vor­ga­ben so­wie der in­ter­na­tio­na­len Ver­pflich­tun­gen der Schweiz ins­be­son­de­re fol­gen­de Mass­nah­men um­fas­sen:

a.
die Kon­takt­nah­me und Lö­sungs­su­che mit demje­ni­gen Staat, in des­sen Ho­heits­ge­biet sich die Ent­füh­rung oder Gei­sel­nah­me er­eig­net hat oder in des­sen Ho­heits­ge­biet die Ent­führ­ten oder Gei­seln fest­ge­hal­ten wer­den;
b.
die Zu­sam­men­ar­beit mit Dritt­staa­ten und mit an­de­ren Dritt­par­tei­en;
c.
die Be­treu­ung der nächs­ten An­ge­hö­ri­gen.

3. Abschnitt: Notdarlehen

(Art. 47 ASG)

Art. 61 Gesuch  

Die fol­gen­den Per­so­nen kön­nen bei der zu­stän­di­gen Ver­tre­tung um ein Not­dar­le­hen er­su­chen:

a.
Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­ge, die sich vor­über­ge­hend aus­ser­halb ih­res Wohn­sitz­staa­tes auf­hal­ten;
b.
von der Schweiz an­er­kann­te Flücht­lin­ge mit Wohn­sitz in der Schweiz;
c.
von der Schweiz an­er­kann­te Staa­ten­lo­se mit Wohn­sitz in der Schweiz.
Art. 62 Ablehnung des Gesuchs  

1 Das Ge­such wird ab­ge­lehnt, wenn die ge­such­stel­len­de Per­son ih­re Not­la­ge aus ei­ge­nen Kräf­ten und mit ei­ge­nen Mit­teln, mit Bei­trä­gen von pri­va­ter oder öf­fent­li­cher Sei­te, mit Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen oder mit Hil­fe­leis­tun­gen des Emp­fangs­staa­tes recht­zei­tig be­he­ben kann.

2 Das Ge­such kann über­dies ab­ge­lehnt wer­den, wenn die ge­such­stel­len­de Per­son:

a.
ein frü­her ge­währ­tes Not­dar­le­hen nicht zu­rück­be­zahlt hat; oder
b.
schwei­ze­ri­sche öf­fent­li­che In­ter­es­sen in schwer­wie­gen­der Wei­se ge­schä­digt hat.
Art. 63 Bemessung  

Not­dar­le­hen wer­den nur für die not­wen­di­gen Aus­la­gen und bis zum nächst­mög­li­chen Heim­rei­se­da­tum ge­währt.

Art. 64 Zuständigkeit  

1 Die Ver­tre­tung ent­schei­det über die Ge­wäh­rung von Not­dar­le­hen bis zu fol­gen­den Be­trä­gen ein­sch­liess­lich Ge­büh­ren:

a.
600 Schwei­zer­fran­ken für die Rück­kehr aus eu­ro­päi­schen Staa­ten an den an­ge­stamm­ten Wohn­ort oder als Über­brückungs­hil­fe für die not­wen­di­gen Aus­la­gen bis zum nächst­mög­li­chen Heim­rei­se­da­tum;
b.
1200 Schwei­zer­fran­ken für die Rück­kehr aus al­len an­de­ren Staa­ten an den an­ge­stamm­ten Wohn­ort oder als Über­brückungs­hil­fe für die not­wen­di­gen Aus­la­gen bis zum nächst­mög­li­chen Heim­rei­se­da­tum;
c.
2200 Schwei­zer­fran­ken für Spi­tal- und Arzt­kos­ten, ein­sch­liess­lich Me­di­ka­men­ten- und Hilfs­mit­tel­kos­ten.

2 Die KD ent­schei­det in al­len an­de­ren Fäl­len so­wie bei Vor­lie­gen ei­nes Ver­wei­ge­rungs­grun­des ge­mä­ss Ar­ti­kel 43 Ab­satz 2 ASG oder ei­nes Haft­be­fehls im au­to­ma­ti­sier­ten Po­li­zei­fahn­dungs­sys­tems RI­POL.

Art. 65 Auszahlung und Rückerstattung  

1 Not­dar­le­hen wer­den in der ört­li­chen Wäh­rung aus­be­zahlt.

2 Die ge­such­stel­len­de Per­son hat sich bei der Aus­zah­lung durch Un­ter­schrift zu ver­pflich­ten, den Be­trag in­nert 60 Ta­gen zu­rück­zu­zah­len.

3 Der ge­schul­de­te Be­trag muss in Schwei­zer­fran­ken zu­rück­ge­zahlt wer­den; mass­ge­bend ist der Wech­sel­kurs am Tag der Dar­le­hens­aus­zah­lung.

2. Kapitel: Weitere konsularische Dienstleistungen

1. Abschnitt: Administrative Dienstleistungen

(Art.50 ASG)

Art. 66 Beglaubigung amtlicher Stempel und Unterschriften  

1 Die Ver­tre­tung ist be­fugt, die amt­li­chen Stem­pel und Un­ter­schrif­ten fol­gen­der Stel­len zu be­glau­bi­gen:

a.
der Bun­des­kanz­lei;
b.
der für Be­glau­bi­gun­gen zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den;
c.
der Be­hör­den des Emp­fangs­staa­tes, die ih­ren Sitz im Kon­su­l­ar­be­zirk ha­ben und de­ren Un­ter­schrif­ten und Stem­pel bei der Ver­tre­tung hin­ter­legt sind;
d.
der im Kon­su­l­ar­be­zirk be­find­li­chen Ver­tre­tun­gen frem­der Staa­ten, de­ren Stem­pel und Un­ter­schrif­ten bei der Ver­tre­tung hin­ter­legt sind.

2 Auf aus­drück­li­ches Ver­lan­gen kann auf dem Schrift­stück, auf dem die Be­glau­bi­gung an­ge­bracht ist, be­stä­tigt wer­den, dass die Be­hör­de, die es aus­ge­stellt hat, hier­zu be­fugt war.

Art. 67 Beglaubigung privater Unterschriften  

1 Die Ver­tre­tung ist be­fugt, die Un­ter­schrift von Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­gen auf Pri­va­tur­kun­den zu be­glau­bi­gen.

2 Be­stimmt das Recht des Emp­fangs­staa­tes nichts an­de­res, so dür­fen auch die Un­ter­schrif­ten von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern auf Pri­va­tur­kun­den, die in der Schweiz oder zu­guns­ten schwei­ze­ri­scher In­ter­es­sen ver­wen­det wer­den sol­len, be­glau­bigt wer­den.

3 Die Un­ter­schrift muss in An­we­sen­heit ei­ner oder ei­nes hier­zu be­fug­ten Mit­ar­bei­ten­den der Ver­tre­tung an­ge­bracht wer­den und über die Iden­ti­tät der oder des Un­ter­zeich­nen­den dür­fen kei­ne Zwei­fel be­ste­hen.

Art. 68 Tragweite der Beglaubigung  

1 Die von der Ver­tre­tung aus­ge­stell­ten Be­glau­bi­gun­gen be­zie­hen sich nur auf die Stem­pel oder die Un­ter­schrif­ten.

2 Die Ver­tre­tung er­klärt auf den Schrift­stücken, auf de­nen die Be­glau­bi­gung an­ge­bracht ist, aus­drück­lich, dass sie für die Rechts­gül­tig­keit und den In­halt der Schrift­stücke sel­ber kei­ne Ver­ant­wor­tung über­nimmt.

Art. 69 Verweigerung der Beglaubigung  

Die Be­glau­bi­gung wird ins­be­son­de­re ver­wei­gert, wenn:

a.
kein schwei­ze­ri­sches In­ter­es­se nach­ge­wie­sen wird;
b.
Zwei­fel an der Echt­heit von Stem­pel oder Un­ter­schrift be­ste­hen;
c.
das Ri­si­ko ne­ga­ti­ver Aus­wir­kun­gen auf das Image der Schweiz nicht oh­ne wei­te­res aus­ge­schlos­sen wer­den kann, ins­be­son­de­re bei Ver­dacht auf Geld­wä­sche­rei, Ka­pi­tal- oder Steu­er­flucht;
d.
Schrift­stücke of­fen­sicht­lich zwei­fel­haf­ten In­halts vor­ge­legt wer­den;
e.
die Be­glau­bi­gung des Schrift­stücks mit­tels Apo­stil­le ge­mä­ss Über­ein­kom­men vom 5. Ok­to­ber 19619 zur Be­frei­ung aus­län­di­scher öf­fent­li­cher Ur­kun­den von der Be­glau­bi­gung zu er­fol­gen hat.
Art. 70 Beglaubigung ausländischer Entscheidungen und Urkunden über den Zivilstand  

Die Be­glau­bi­gung von aus­län­di­schen Ent­schei­dun­gen und Ur­kun­den über den Zi­vil­stand, die der Ver­tre­tung zur Über­mitt­lung an die zu­stän­di­gen schwei­ze­ri­schen Zi­vil­stand­be­hör­den zum Zweck der Be­ur­kun­dung im schwei­ze­ri­schen Per­so­nen­stands­re­gis­ter ein­ge­reicht wer­den, rich­tet sich un­ter Vor­be­halt völ­ker­recht­li­cher Ver­trä­ge nach Ar­ti­kel 5 der Zi­vil­stands­ver­ord­nung vom 28. April 200410.

Art. 71 Bestätigung  

1 Die Ver­tre­tung ist be­fugt, den nach­ste­hen­den Per­so­nen Be­stä­ti­gun­gen über Tat­sa­chen aus­zu­stel­len, de­ren Rich­tig­keit hin­rei­chend fest­ge­stellt ist:

a.
Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­gen so­wie ju­ris­ti­schen Per­so­nen nach Ar­ti­kel 40 ASG;
b.
aus­län­di­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge und an­de­re ju­ris­ti­sche Per­so­nen, so­fern die Be­stä­ti­gun­gen in der Schweiz oder zu­guns­ten schwei­ze­ri­scher In­ter­es­sen ver­wen­det wer­den sol­len.

2 Bei Über­ein­stim­mungs­be­stä­ti­gun­gen von Ko­pi­en mit vor­ge­leg­ten Ori­gi­nal­do­ku­men­ten wird in Be­zug auf den In­halt ein Vor­be­halt an­ge­bracht. Auf den Vor­be­halt kann ver­zich­tet wer­den, wenn die Echt­heit des In­halts des Ori­gi­nal­do­ku­men­tes zwei­fels­frei fest­steht.

Art. 72 Hinterlegung  

1 Die Ver­tre­tung kann Bar­geld, Wert­pa­pie­re, Schrift­stücke und an­de­re Ge­gen­stän­de zur zeit­wei­li­gen Auf­be­wah­rung über­neh­men, so­fern:

a.
schwei­ze­ri­sche In­ter­es­sen auf dem Spiel ste­hen;
b.
kei­ne an­de­re Mög­lich­keit be­steht, die Ge­gen­stän­de in Si­cher­heit zu brin­gen;
c.
sie von der Not­wen­dig­keit oder Dring­lich­keit die­ser Mass­nah­me über­zeugt ist; und
d.
die Mög­lich­keit ei­ner zweck­mäs­si­gen Auf­be­wah­rung bei der Ver­tre­tung be­steht.

2 Die Ver­tre­tung kann einen Ei­gen­tums­nach­weis ver­lan­gen.

3 Sie ver­wei­gert die Ent­ge­gen­nah­me, wenn die Ge­gen­stän­de ei­ne Ge­fahr für die Si­cher­heit der Ver­tre­tung dar­stel­len oder die Ent­ge­gen­nah­me we­sent­li­chen In­ter­es­sen der Schweiz ent­ge­gen­steht.

4 Hin­ter­leg­te Ge­gen­stän­de dür­fen nur mit Er­mäch­ti­gung des EDA län­ger als fünf Jah­re auf­be­wahrt wer­den. Ver­fü­gun­gen von To­des we­gen dür­fen auch oh­ne Er­mäch­ti­gung län­ger als fünf Jah­re auf­be­wahrt wer­den.

5 Die Ver­tre­tung und das EDA über­neh­men kei­ne Ver­ant­wor­tung für den Zu­stand oder einen all­fäl­li­gen Ver­lust der hin­ter­leg­ten Ge­gen­stän­de.

2. Abschnitt: Aus- und Rückwanderungsberatung

(Art. 51 ASG)

Art. 73  

Das EDA ver­mit­telt im Rah­men der Aus- und Rück­wan­de­rungs­be­ra­tung aus­sch­liess­lich all­ge­mei­ne In­for­ma­tio­nen und Hin­wei­se auf sach­dien­li­che In­for­ma­ti­ons­quel­len.

3. Titel: Schlussbestimmungen

Art. 74 Honorar-Konsularbeamte, Konsularagenten und Korrespondenten  

Das EDA kann Be­stim­mun­gen über die Er­nen­nung und die Auf­ga­ben und Be­fug­nis­se von Ho­no­rar-Kon­su­l­ar­be­am­ten, Kon­su­lar­agen­ten und Kor­re­spon­den­ten er­las­sen.

Art. 75 Aufhebung anderer Erlasse  

Die fol­gen­den Er­las­se wer­den auf­ge­ho­ben:

1.
Ver­ord­nung vom 16. Ok­to­ber 199111 über die po­li­ti­schen Rech­te der Aus­land­schwei­zer;
2.
Re­gle­ment des schwei­ze­ri­schen di­plo­ma­ti­schen und kon­su­la­ri­schen Diens­tes vom 24. No­vem­ber 196712;
3.
Ver­ord­nung vom 26. Fe­bru­ar 200313 über die fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung von Aus­land­schwei­zer In­sti­tu­tio­nen;
4.
Ver­ord­nung vom 4. No­vem­ber 200914 über So­zi­al­hil­fe und Dar­le­hen an Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­ge im Aus­land.

11 [AS 1991 2391, 2002 1758, 2007 4477Ziff. IV 4]

12 [AS 1967 1994, 1978 1402, 2004 2915Art. 99 Abs. 2, 2007 4477Ziff. IV 8, 2015 357Ziff. II]

13 [AS 2003 505, 2009 6425]

14 [AS 2009 5861, 2014 3789Ziff. I 6]

Art. 76 Änderung anderer Erlasse  

Die nach­ste­hen­den Er­las­se wer­den wie folgt ge­än­dert:

15

15 Die Änd. kön­nen un­ter AS 2015 3879kon­sul­tiert wer­den.

Art. 77 Übergangsbestimmung  

Die Kan­to­ne kön­nen An­trä­ge auf Rück­ver­gü­tung von Kos­ten nach Ar­ti­kel 3 des Bun­des­ge­set­zes vom 21. März 197316 über So­zi­al­hil­fe und Dar­le­hen an Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­ge im Aus­land noch bis zum 30. April 2016 ein­rei­chen.

Art. 78 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. No­vem­ber 2015 in Kraft.

Anhang

(Art. 43 Abs. 1 zweiter Satz)

«Hilfsfonds Schweizer Staatsangehörige im Ausland»

Der «Hilfsfonds Schweizer Staatsangehörige im Ausland» setzt sich aus den folgenden Spezialfonds, Schenkungen und Vermächtnissen zusammen:

1.
Legat Allemandi, Paris
2.
Hilfsverein «Helvetia», Istanbul
3.
Schenkung Jacques Vögeli, Sofia
4.
Schenkung «ehemaliges Schweizerinnenheim, Frankfurt»
5.
Testamentarische Schenkung Hugo Bachmann, Düsseldorf
6.
Fonds ehemaliger Schweizerverein, Riga
7.
Fonds ehemaliger Schweizerverein, Warschau
8.
Fonds Schweizer Hilfsverein, Prag
9.
Donation «Hilfskasse Helvetia», Belgrad
10.
Spezialfonds «ehemalige Swiss Benevolent Society Helvetia, Shanghai»
11.
Fonds «ehemalige Société de Bienfaisance Laurenço Marqués», Maputo
12.
Schenkung ancienne «Association des Suisses de l‘Algérie»
13.
Fonds ehemaliger Schweizer Verein Kroatien, Zagreb
14.
G. A. Streiff Fonds, Los Angeles
15.
Hilfsfonds für Auslandschweizer und Rückwanderer des Bundesamtes für Justiz

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