Bei grossen Gesetzen wie OR und ZGB kann dies bis zu 30 Sekunden dauern

Dritter Abschnitt: Die elterliche Sorge

Art. 296  

A. Grund­sät­ze

 

1Die el­ter­li­che Sor­ge dient dem Wohl des Kin­des.

2Die Kin­der ste­hen, so­lan­ge sie min­der­jäh­rig sind, un­ter der ge­mein­sa­men el­ter­li­chen Sor­ge von Va­ter und Mut­ter.

3Min­der­jäh­ri­gen El­tern so­wie El­tern un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft steht kei­ne el­ter­li­che Sor­ge zu. Wer­den die El­tern voll­jäh­rig, so kommt ih­nen die el­ter­li­che Sor­ge zu. Wird die um­fas­sen­de Bei­stand­schaft auf­ge­ho­ben, so ent­schei­det die Kin­des­schutz­be­hör­de ent­spre­chend dem Kin­des­wohl über die Zu­tei­lung der el­ter­li­chen Sor­ge.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 297  

Abis. Tod ei­nes El­tern­teils

 

1Üben die El­tern die el­ter­li­che Sor­ge ge­mein­sam aus und stirbt ein El­tern­teil, so steht die el­ter­li­che Sor­ge dem über­le­ben­den El­tern­teil zu.

2Stirbt der El­tern­teil, dem die el­ter­li­che Sor­ge al­lein zu­stand, so über­trägt die Kin­des­schutz­be­hör­de die el­ter­li­che Sor­ge auf den über­le­ben­den El­tern­teil oder be­stellt dem Kind einen Vor­mund, je nach­dem, was zur Wah­rung des Kin­des­wohls bes­ser ge­eig­net ist.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 298  

Ater. Schei­dung und an­de­re ehe­recht­li­che Ver­fah­ren

 

1In ei­nem Schei­dungs- oder Ehe­schutz­ver­fah­ren über­trägt das Ge­richt ei­nem El­tern­teil die al­lei­ni­ge el­ter­li­che Sor­ge, wenn dies zur Wah­rung des Kin­des­wohls nö­tig ist.

2Es kann sich auch auf ei­ne Re­ge­lung der Ob­hut, des per­sön­li­chen Ver­kehrs oder der Be­treu­ungs­an­tei­le be­schrän­ken, wenn kei­ne Aus­sicht be­steht, dass sich die El­tern dies­be­züg­lich ei­ni­gen.

2bisEs be­rück­sich­tigt beim Ent­scheid über die Ob­hut, den per­sön­li­chen Ver­kehr oder die Be­treu­ungs­an­tei­le das Recht des Kin­des, re­gel­mäs­si­ge per­sön­li­che Be­zie­hun­gen zu bei­den El­tern­tei­len zu pfle­gen.2

2terBei ge­mein­sa­mer el­ter­li­cher Sor­ge prüft es im Sin­ne des Kin­des­wohls die Mög­lich­keit ei­ner al­ter­nie­ren­den Ob­hut, wenn ein El­tern­teil oder das Kind dies ver­langt.3

3Es for­dert die Kin­des­schutz­be­hör­de auf, dem Kind einen Vor­mund zu be­stel­len, wenn we­der die Mut­ter noch der Va­ter für die Über­nah­me der el­ter­li­chen Sor­ge in Fra­ge kommt.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

Art. 298a  

Aqua­ter. An­er­ken­nung und Va­ter­schafts­ur­teil

I. Ge­mein­sa­me Er­klä­rung der El­tern

 

1Sind die El­tern nicht mit­ein­an­der ver­hei­ra­tet und an­er­kennt der Va­ter das Kind oder wird das Kin­des­ver­hält­nis durch Ur­teil fest­ge­stellt und die ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge nicht be­reits im Zeit­punkt des Ur­teils ver­fügt, so kommt die ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge auf­grund ei­ner ge­mein­sa­men Er­klä­rung der El­tern zu­stan­de.

2In der Er­klä­rung be­stä­ti­gen die El­tern, dass sie:

1.
be­reit sind, ge­mein­sam die Ver­ant­wor­tung für das Kind zu über­neh­men; und
2.
sich über die Ob­hut und den per­sön­li­chen Ver­kehr oder die Be­treu­ungs­an­tei­le so­wie über den Un­ter­halts­bei­trag für das Kind ver­stän­digt ha­ben.

3Vor der Ab­ga­be der Er­klä­rung kön­nen sich die El­tern von der Kin­des­schutz­be­hör­de be­ra­ten las­sen.

4Ge­ben die El­tern die Er­klä­rung zu­sam­men mit der An­er­ken­nung ab, so rich­ten sie sie an das Zi­vil­stands­amt. Ei­ne spä­te­re Er­klä­rung ha­ben sie an die Kin­des­schutz­be­hör­de am Wohn­sitz des Kin­des zu rich­ten.

5Bis die Er­klä­rung vor­liegt, steht die el­ter­li­che Sor­ge al­lein der Mut­ter zu.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 298b  

II. Ent­scheid der Kin­des­schutz­be­hör­de

 

1Wei­gert sich ein El­tern­teil, die Er­klä­rung über die ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge ab­zu­ge­ben, so kann der an­de­re El­tern­teil die Kin­des­schutz­be­hör­de am Wohn­sitz des Kin­des an­ru­fen.

2Die Kin­des­schutz­be­hör­de ver­fügt die ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge, so­fern nicht zur Wah­rung des Kin­des­wohls an der al­lei­ni­gen el­ter­li­chen Sor­ge der Mut­ter fest­zu­hal­ten oder die al­lei­ni­ge el­ter­li­che Sor­ge dem Va­ter zu über­tra­gen ist.

3Zu­sam­men mit dem Ent­scheid über die el­ter­li­che Sor­ge re­gelt die Kin­des­schutz­be­hör­de die üb­ri­gen strit­ti­gen Punk­te. Vor­be­hal­ten bleibt die Kla­ge auf Leis­tung des Un­ter­halts an das zu­stän­di­ge Ge­richt; in die­sem Fall ent­schei­det das Ge­richt auch über die el­ter­li­che Sor­ge so­wie die wei­te­ren Kin­der­be­lan­ge.2

3bisDie Kin­des­schutz­be­hör­de be­rück­sich­tigt beim Ent­scheid über die Ob­hut, den per­sön­li­chen Ver­kehr oder die Be­treu­ungs­an­tei­le das Recht des Kin­des, re­gel­mäs­si­ge per­sön­li­che Be­zie­hun­gen zu bei­den El­tern­tei­len zu pfle­gen.3

3terBei ge­mein­sa­mer el­ter­li­cher Sor­ge prüft sie im Sin­ne des Kin­des­wohls die Mög­lich­keit ei­ner al­ter­nie­ren­den Ob­hut, wenn ein El­tern­teil oder das Kind dies ver­langt.4

4Ist die Mut­ter min­der­jäh­rig oder steht sie un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft, so weist die Kin­des­schutz­be­hör­de die el­ter­li­che Sor­ge dem Va­ter zu oder be­stellt dem Kind einen Vor­mund, je nach­dem, was zur Wah­rung des Kin­des­wohls bes­ser ge­eig­net ist.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).
2 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).
3 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).
4 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

Art. 298c  

III. Va­ter­schafts­kla­ge

 

Heisst das Ge­richt ei­ne Va­ter­schafts­kla­ge gut, so ver­fügt es die ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge, so­fern nicht zur Wah­rung des Kin­des­wohls an der al­lei­ni­gen el­ter­li­chen Sor­ge der Mut­ter fest­zu­hal­ten oder die al­lei­ni­ge el­ter­li­che Sor­ge dem Va­ter zu über­tra­gen ist.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 298d  

IV. Ver­än­de­rung der Ver­hält­nis­se

 

1Auf Be­geh­ren ei­nes El­tern­teils, des Kin­des oder von Am­tes we­gen re­gelt die Kin­des­schutz­be­hör­de die Zu­tei­lung der el­ter­li­chen Sor­ge neu, wenn dies we­gen we­sent­li­cher Än­de­rung der Ver­hält­nis­se zur Wah­rung des Kin­des­wohls nö­tig ist.

2Sie kann sich auf die Re­ge­lung der Ob­hut, des per­sön­li­chen Ver­kehrs oder der Be­treu­ungs­an­tei­le be­schrän­ken.

3Vor­be­hal­ten bleibt die Kla­ge auf Än­de­rung des Un­ter­halts­bei­trags an das zu­stän­di­ge Ge­richt; in die­sem Fall re­gelt das Ge­richt nö­ti­gen­falls die el­ter­li­che Sor­ge so­wie die wei­te­ren Kin­der­be­lan­ge neu.2


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

Art. 298e  

Aquin­quies. Ver­än­de­rung der Ver­hält­nis­se nach Stief­kin­dad­op­ti­on in fak­ti­schen Le­bens­ge­mein­schaf­ten

 

Hat ei­ne Per­son das Kind ad­op­tiert, mit des­sen Mut­ter oder Va­ter sie ei­ne fak­ti­sche Le­bens­ge­mein­schaft führt, und tritt ei­ne we­sent­li­che Än­de­rung der Ver­hält­nis­se ein, so ist die Be­stim­mung über die Ver­än­de­rung der Ver­hält­nis­se bei An­er­ken­nung und Va­ter­schafts­ur­teil sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 299  

Ase­xies. Stief­el­tern2

 

Je­der Ehe­gat­te hat dem an­dern in der Aus­übung der el­ter­li­chen Sor­ge ge­gen­über des­sen Kin­dern in an­ge­mes­se­ner Wei­se bei­zu­ste­hen und ihn zu ver­tre­ten, wenn es die Um­stän­de er­for­dern.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 300  

Asep­ties. Pfle­ge­el­tern2

 

1Wird ein Kind Drit­ten zur Pfle­ge an­ver­traut, so ver­tre­ten sie, un­ter Vor­be­halt ab­wei­chen­der An­ord­nun­gen, die El­tern in der Aus­übung der el­ter­li­chen Sor­ge, so­weit es zur ge­hö­ri­gen Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­be an­ge­zeigt ist.

2Vor wich­ti­gen Ent­schei­dun­gen sol­len die Pfle­ge­el­tern an­ge­hört wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 301  

B. In­halt

I. Im All­ge­mei­nen

 

1Die El­tern lei­ten im Blick auf das Wohl des Kin­des sei­ne Pfle­ge und Er­zie­hung und tref­fen un­ter Vor­be­halt sei­ner ei­ge­nen Hand­lungs­fä­hig­keit die nö­ti­gen Ent­schei­dun­gen.

1bisDer El­tern­teil, der das Kind be­treut, kann al­lein ent­schei­den, wenn:

1.
die An­ge­le­gen­heit all­täg­lich oder dring­lich ist;
2.
der an­de­re El­tern­teil nicht mit ver­nünf­ti­gem Auf­wand zu er­rei­chen ist.2

2Das Kind schul­det den El­tern Ge­hor­sam; die El­tern ge­wäh­ren dem Kind die sei­ner Rei­fe ent­spre­chen­de Frei­heit der Le­bens­ge­stal­tung und neh­men in wich­ti­gen An­ge­le­gen­hei­ten, so­weit tun­lich, auf sei­ne Mei­nung Rück­sicht.

3Das Kind darf oh­ne Ein­wil­li­gung der El­tern die häus­li­che Ge­mein­schaft nicht ver­las­sen; es darf ih­nen auch nicht wi­der­recht­lich ent­zo­gen wer­den.

4Die El­tern ge­ben dem Kind den Vor­na­men.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 301a  

II. Be­stim­mung des Auf­ent­halts­or­tes

 

1Die el­ter­li­che Sor­ge schliesst das Recht ein, den Auf­ent­halts­ort des Kin­des zu be­stim­men.

2Üben die El­tern die el­ter­li­che Sor­ge ge­mein­sam aus und will ein El­tern­teil den Auf­ent­halts­ort des Kin­des wech­seln, so be­darf dies der Zu­stim­mung des an­dern El­tern­teils oder der Ent­schei­dung des Ge­richts oder der Kin­des­schutz­be­hör­de, wenn:

a.
der neue Auf­ent­halts­ort im Aus­land liegt; oder
b.
der Wech­sel des Auf­ent­halts­or­tes er­heb­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Aus­übung der el­ter­li­chen Sor­ge und den per­sön­li­chen Ver­kehr durch den an­dern El­tern­teil hat.

3Übt ein El­tern­teil die el­ter­li­che Sor­ge al­lein aus und will er den Auf­ent­halts­ort des Kin­des wech­seln, so muss er den an­de­ren El­tern­teil recht­zei­tig dar­über in­for­mie­ren.

4Die­sel­be In­for­ma­ti­ons­pflicht hat ein El­tern­teil, der sei­nen ei­ge­nen Wohn­sitz wech­seln will.

5So­weit dies er­for­der­lich ist, ver­stän­di­gen sich die El­tern un­ter Wah­rung des Kin­des­wohls über ei­ne An­pas­sung der Re­ge­lung der el­ter­li­chen Sor­ge, der Ob­hut, des per­sön­li­chen Ver­kehrs und des Un­ter­halts­bei­tra­ges. Kön­nen sie sich nicht ei­ni­gen, ent­schei­det das Ge­richt oder die Kin­des­schutz­be­hör­de.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 302  

III. Er­zie­hung2

 

1Die El­tern ha­ben das Kind ih­ren Ver­hält­nis­sen ent­spre­chend zu er­zie­hen und sei­ne kör­per­li­che, geis­ti­ge und sitt­li­che Ent­fal­tung zu för­dern und zu schüt­zen.

2Sie ha­ben dem Kind, ins­be­son­de­re auch dem kör­per­lich oder geis­tig ge­brech­li­chen, ei­ne an­ge­mes­se­ne, sei­nen Fä­hig­kei­ten und Nei­gun­gen so­weit mög­lich ent­spre­chen­de all­ge­mei­ne und be­ruf­li­che Aus­bil­dung zu ver­schaf­fen.

3Zu die­sem Zweck sol­len sie in ge­eig­ne­ter Wei­se mit der Schu­le und, wo es die Um­stän­de er­for­dern, mit der öf­fent­li­chen und ge­mein­nüt­zi­gen Ju­gend­hil­fe zu­sam­men­ar­bei­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 303  

IV. Re­li­gi­öse Er­zie­hung2

 

1Über die re­li­gi­öse Er­zie­hung ver­fü­gen die El­tern.

2Ein Ver­trag, der die­se Be­fug­nis be­schränkt, ist un­gül­tig.

3Hat ein Kind das 16. Al­ters­jahr zu­rück­ge­legt, so ent­schei­det es selb­stän­dig über sein re­li­gi­öses Be­kennt­nis.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 304  

V. Ver­tre­tung

1. Drit­ten ge­gen­über

a. Im All­ge­mei­nen2

 

1Die El­tern ha­ben von Ge­set­zes we­gen die Ver­tre­tung des Kin­des ge­gen­über Dritt­per­so­nen im Um­fang der ih­nen zu­ste­hen­den el­ter­li­chen Sor­ge.3

2Sind bei­de El­tern In­ha­ber der el­ter­li­chen Sor­ge, so dür­fen gut­gläu­bi­ge Dritt­per­so­nen vor­aus­set­zen, dass je­der El­tern­teil im Ein­ver­neh­men mit dem an­dern han­delt.4

3Die El­tern dür­fen in Ver­tre­tung des Kin­des kei­ne Bürg­schaf­ten ein­ge­hen, kei­ne Stif­tun­gen er­rich­ten und kei­ne Schen­kun­gen vor­neh­men, mit Aus­nah­me der üb­li­chen Ge­le­gen­heits­ge­schen­ke.5


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).
5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 305  

b. Rechts­stel­lung des Kin­des2

 

1Das ur­teils­fä­hi­ge Kind un­ter el­ter­li­cher Sor­ge kann im Rah­men des Per­so­nen­rechts durch ei­ge­nes Han­deln Rech­te und Pflich­ten be­grün­den und höchst­per­sön­li­che Rech­te aus­üben.3

2Für Ver­pflich­tun­gen des Kin­des haf­tet sein Ver­mö­gen oh­ne Rück­sicht auf die el­ter­li­chen Ver­mö­gens­rech­te.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 306  

2. In­ner­halb der Ge­mein­schaft

 

1Ur­teils­fä­hi­ge Kin­der, die un­ter el­ter­li­cher Sor­ge ste­hen, kön­nen mit Zu­stim­mung der El­tern für die Ge­mein­schaft han­deln, ver­pflich­ten da­mit aber nicht sich selbst, son­dern die El­tern.2

2Sind die El­tern am Han­deln ver­hin­dert oder ha­ben sie in ei­ner An­ge­le­gen­heit In­ter­es­sen, die de­nen des Kin­des wi­der­spre­chen, so er­nennt die Kin­des­schutz­be­hör­de einen Bei­stand oder re­gelt die­se An­ge­le­gen­heit sel­ber.3

3Bei In­ter­es­sen­kol­li­si­on ent­fal­len von Ge­set­zes we­gen die Be­fug­nis­se der El­tern in der ent­spre­chen­den An­ge­le­gen­heit.4


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).
4 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 307  

C. Kin­des­schutz

I. Ge­eig­ne­te Mass­nah­men

 

1Ist das Wohl des Kin­des ge­fähr­det und sor­gen die El­tern nicht von sich aus für Ab­hil­fe oder sind sie da­zu aus­ser­stan­de, so trifft die Kin­des­schutz­be­hör­de die ge­eig­ne­ten Mass­nah­men zum Schutz des Kin­des.

2Die Kin­des­schutz­be­hör­de ist da­zu auch ge­gen­über Kin­dern ver­pflich­tet, die bei Pfle­ge­el­tern un­ter­ge­bracht sind oder sonst aus­ser­halb der häus­li­chen Ge­mein­schaft der El­tern le­ben.

3Sie kann ins­be­son­de­re die El­tern, die Pfle­ge­el­tern oder das Kind er­mah­nen, ih­nen be­stimm­te Wei­sun­gen für die Pfle­ge, Er­zie­hung oder Aus­bil­dung er­tei­len und ei­ne ge­eig­ne­te Per­son oder Stel­le be­stim­men, der Ein­blick und Aus­kunft zu ge­ben ist.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 308  

II. Bei­stand­schaft2

 

1Er­for­dern es die Ver­hält­nis­se, so er­nennt die Kin­des­schutz­be­hör­de dem Kind einen Bei­stand, der die El­tern in ih­rer Sor­ge um das Kind mit Rat und Tat un­ter­stützt.

2Sie kann dem Bei­stand be­son­de­re Be­fug­nis­se über­tra­gen, na­ment­lich die Ver­tre­tung des Kin­des bei der Fest­stel­lung der Va­ter­schaft, bei der Wah­rung sei­nes Un­ter­halts­an­spru­ches und an­de­rer Rech­te und die Über­wa­chung des per­sön­li­chen Ver­kehrs.3

3Die el­ter­li­che Sor­ge kann ent­spre­chend be­schränkt wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 309  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

 
Art. 310  

III. Auf­he­bung des Auf­ent­halts­be­stim­mungs­rechts2

 

1Kann der Ge­fähr­dung des Kin­des nicht an­ders be­geg­net wer­den, so hat die Kin­des­schutz­be­hör­de es den El­tern oder, wenn es sich bei Drit­ten be­fin­det, die­sen weg­zu­neh­men und in an­ge­mes­se­ner Wei­se un­ter­zu­brin­gen.

2Die glei­che An­ord­nung trifft die Kin­des­schutz­be­hör­de auf Be­geh­ren der El­tern oder des Kin­des, wenn das Ver­hält­nis so schwer ge­stört ist, dass das Ver­blei­ben des Kin­des im ge­mein­sa­men Haus­halt un­zu­mut­bar ge­wor­den ist und nach den Um­stän­den nicht an­ders ge­hol­fen wer­den kann.

3Hat ein Kind län­ge­re Zeit bei Pfle­ge­el­tern ge­lebt, so kann die Kin­des­schutz­be­hör­de den El­tern sei­ne Rück­nah­me un­ter­sa­gen, wenn die­se die Ent­wick­lung des Kin­des ernst­lich zu ge­fähr­den droht.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 311  

IV. Ent­zie­hung der el­ter­li­chen Sor­ge

1. Von Am­tes we­gen2

 

1Sind an­de­re Kin­des­schutz­mass­nah­men er­folg­los ge­blie­ben oder er­schei­nen sie von vorn­her­ein als un­ge­nü­gend, so ent­zieht die Kin­des­schutz­be­hör­de die el­ter­li­che Sor­ge:3

1.4
wenn die El­tern we­gen Un­er­fah­ren­heit, Krank­heit, Ge­bre­chen, Ab­we­sen­heit, Ge­walt­tä­tig­keit oder ähn­li­chen Grün­den aus­ser­stan­de sind, die el­ter­li­che Sor­ge pflicht­ge­mä­ss aus­zuü­ben;
2.
wenn die El­tern sich um das Kind nicht ernst­lich ge­küm­mert oder ih­re Pflich­ten ge­gen­über dem Kin­de gröb­lich ver­letzt ha­ben.

2Wird bei­den El­tern die Sor­ge ent­zo­gen, so er­hal­ten die Kin­der einen Vor­mund.

3Die Ent­zie­hung ist, wenn nicht aus­drück­lich das Ge­gen­teil an­ge­ord­net wird, ge­gen­über al­len, auch den spä­ter ge­bo­re­nen Kin­dern wirk­sam.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 312  

2. Mit Ein­ver­ständ­nis der El­tern2

 

Die Kin­des­schutz­be­hör­de ent­zieht die el­ter­li­che Sor­ge:3

1.
wenn die El­tern aus wich­ti­gen Grün­den dar­um nach­su­chen;
2.
wenn sie in ei­ne künf­ti­ge Ad­op­ti­on des Kin­des durch un­ge­nann­te Drit­te ein­ge­wil­ligt ha­ben.

1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 313  

V. Än­de­rung der Ver­hält­nis­se

 

1Ver­än­dern sich die Ver­hält­nis­se, so sind die Mass­nah­men zum Schutz des Kin­des der neu­en La­ge an­zu­pas­sen.

2Die el­ter­li­che Sor­ge darf in kei­nem Fall vor Ab­lauf ei­nes Jah­res nach ih­rer Ent­zie­hung wie­der­her­ge­stellt wer­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 314  

VI. Ver­fah­ren

1. Im All­ge­mei­nen

 

1Die Be­stim­mun­gen über das Ver­fah­ren vor der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de sind sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

2Die Kin­des­schutz­be­hör­de kann in ge­eig­ne­ten Fäl­len die El­tern zu ei­nem Me­dia­ti­ons­ver­such auf­for­dern.

3Er­rich­tet die Kin­des­schutz­be­hör­de ei­ne Bei­stand­schaft, so hält sie im Ent­scheid­dis­po­si­tiv die Auf­ga­ben des Bei­stan­des und all­fäl­li­ge Be­schrän­kun­gen der el­ter­li­chen Sor­ge fest.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 314a  

2. An­hö­rung des Kin­des

 

1Das Kind wird durch die Kin­des­schutz­be­hör­de oder durch ei­ne be­auf­trag­te Dritt­per­son in ge­eig­ne­ter Wei­se per­sön­lich an­ge­hört, so­weit nicht sein Al­ter oder an­de­re wich­ti­ge Grün­de da­ge­gen spre­chen.

2Im Pro­to­koll der An­hö­rung wer­den nur die für den Ent­scheid we­sent­li­chen Er­geb­nis­se fest­ge­hal­ten. Die El­tern wer­den über die­se Er­geb­nis­se in­for­miert.

3Das ur­teils­fä­hi­ge Kind kann die Ver­wei­ge­rung der An­hö­rung mit Be­schwer­de an­fech­ten.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 6. Okt. 1978 (AS 1980 31; BBl 1977 III 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 314abis  

3. Ver­tre­tung des Kin­des

 

1Die Kin­des­schutz­be­hör­de ord­net wenn nö­tig die Ver­tre­tung des Kin­des an und be­zeich­net als Bei­stand ei­ne in für­sor­ge­ri­schen und recht­li­chen Fra­gen er­fah­re­ne Per­son.

2Die Kin­des­schutz­be­hör­de prüft die An­ord­nung der Ver­tre­tung ins­be­son­de­re, wenn:

1.
die Un­ter­brin­gung des Kin­des Ge­gen­stand des Ver­fah­rens ist;
2.
die Be­tei­lig­ten be­züg­lich der Re­ge­lung der el­ter­li­chen Sor­ge oder be­züg­lich wich­ti­ger Fra­gen des per­sön­li­chen Ver­kehrs un­ter­schied­li­che An­trä­ge stel­len.

3Der Bei­stand des Kin­des kann An­trä­ge stel­len und Rechts­mit­tel ein­le­gen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 314b  

4. Un­ter­brin­gung in ei­ner ge­schlos­se­nen Ein­rich­tung oder psych­ia­tri­schen Kli­nik

 

1Muss das Kind in ei­ner ge­schlos­se­nen Ein­rich­tung oder in ei­ner psych­ia­tri­schen Kli­nik un­ter­ge­bracht wer­den, so sind die Be­stim­mun­gen des Er­wach­se­nen­schut­zes über die für­sor­ge­ri­sche Un­ter­brin­gung sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

2Ist das Kind ur­teils­fä­hig, so kann es sel­ber das Ge­richt an­ru­fen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 314c  

5. Mel­de­rech­te

 

1Je­de Per­son kann der Kin­des­schutz­be­hör­de Mel­dung er­stat­ten, wenn die kör­per­li­che, psy­chi­sche oder se­xu­el­le In­te­gri­tät ei­nes Kin­des ge­fähr­det er­scheint.

2Liegt ei­ne Mel­dung im In­ter­es­se des Kin­des, so sind auch Per­so­nen mel­de­be­rech­tigt, die dem Be­rufs­ge­heim­nis nach dem Straf­ge­setz­buch2 un­ter­ste­hen. Die­se Be­stim­mung gilt nicht für die nach dem Straf­ge­setz­buch an das Be­rufs­ge­heim­nis ge­bun­de­nen Hilfs­per­so­nen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 15. Dez. 2017 (Kin­des­schutz), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 2947; BBl 2015 3431).
2 SR 311.0

Art. 314d  

6. Mel­de­pflich­ten

 

1Fol­gen­de Per­so­nen, so­weit sie nicht dem Be­rufs­ge­heim­nis nach dem Straf­ge­setz­buch2 un­ter­ste­hen, sind zur Mel­dung ver­pflich­tet, wenn kon­kre­te Hin­wei­se da­für be­ste­hen, dass die kör­per­li­che, psy­chi­sche oder se­xu­el­le In­te­gri­tät ei­nes Kin­des ge­fähr­det ist und sie der Ge­fähr­dung nicht im Rah­men ih­rer Tä­tig­keit Ab­hil­fe schaf­fen kön­nen:

1.
Fach­per­so­nen aus den Be­rei­chen Me­di­zin, Psy­cho­lo­gie, Pfle­ge, Be­treu­ung, Er­zie­hung, Bil­dung, So­zi­al­be­ra­tung, Re­li­gi­on und Sport, die be­ruf­lich re­gel­mäs­sig Kon­takt zu Kin­dern ha­ben;
2.
wer in amt­li­cher Tä­tig­keit von ei­nem sol­chen Fall er­fährt.

2Die Mel­de­pflicht er­füllt auch, wer die Mel­dung an die vor­ge­setz­te Per­son rich­tet.

3Die Kan­to­ne kön­nen wei­te­re Mel­de­pflich­ten vor­se­hen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 15. Dez. 2017 (Kin­des­schutz), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 2947; BBl 2015 3431).
2 SR 311.0

Art. 314e  

7. Mit­wir­kung und Amts­hil­fe

 

1Die am Ver­fah­ren be­tei­lig­ten Per­so­nen und Drit­te sind zur Mit­wir­kung bei der Ab­klä­rung des Sach­ver­halts ver­pflich­tet. Die Kin­des­schutz­be­hör­de trifft die zur Wah­rung schutz­wür­di­ger In­ter­es­sen er­for­der­li­chen An­ord­nun­gen. Nö­ti­gen­falls ord­net sie die zwangs­wei­se Durch­set­zung der Mit­wir­kungs­pflicht an.

2Per­so­nen, die dem Be­rufs­ge­heim­nis nach dem Straf­ge­setz­buch2 un­ter­ste­hen, sind zur Mit­wir­kung be­rech­tigt, oh­ne sich vor­gän­gig vom Be­rufs­ge­heim­nis ent­bin­den zu las­sen. Die­se Be­stim­mung gilt nicht für die nach dem Straf­ge­setz­buch an das Be­rufs­ge­heim­nis ge­bun­de­nen Hilfs­per­so­nen.

3Per­so­nen, die dem Be­rufs­ge­heim­nis nach dem Straf­ge­setz­buch un­ter­ste­hen, sind zur Mit­wir­kung ver­pflich­tet, wenn die ge­heim­nis­be­rech­tig­te Per­son sie da­zu er­mäch­tigt hat oder die vor­ge­setz­te Be­hör­de oder die Auf­sichts­be­hör­de sie auf Ge­such der Kin­des­schutz­be­hör­de vom Be­rufs­ge­heim­nis ent­bun­den hat. Ar­ti­kel 13 des An­walts­ge­set­zes vom 23. Ju­ni 20003 bleibt vor­be­hal­ten.

4Ver­wal­tungs­be­hör­den und Ge­rich­te ge­ben die not­wen­di­gen Ak­ten her­aus, er­stat­ten Be­richt und er­tei­len Aus­künf­te, so­weit nicht schutz­wür­di­ge In­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 15. Dez. 2017 (Kin­des­schutz), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 2947; BBl 2015 3431).
2 SR 311.0
3 SR 935.61

Art. 315  

VII. Zu­stän­dig­keit

1. Im All­ge­mei­nen2

 

1Die Kin­des­schutz­mass­nah­men wer­den von der Kin­des­schutz­be­hör­de am Wohn­sitz des Kin­des an­ge­ord­net.3

2Lebt das Kind bei Pfle­ge­el­tern oder sonst aus­ser­halb der häus­li­chen Ge­mein­schaft der El­tern oder liegt Ge­fahr im Ver­zug, so sind auch die Be­hör­den am Ort zu­stän­dig, wo sich das Kind auf­hält.

3Trifft die Be­hör­de am Auf­ent­halts­ort ei­ne Kin­des­schutz­mass­nah­me, so be­nach­rich­tigt sie die Wohn­sitz­be­hör­de.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 315a  

2. In ehe­recht­li­chen Ver­fah­ren

a. Zu­stän­dig­keit des Ge­richts

 

1Hat das Ge­richt, das für die Ehe­schei­dung oder den Schutz der ehe­li­chen Ge­mein­schaft zu­stän­dig ist, die Be­zie­hun­gen der El­tern zu den Kin­dern zu ge­stal­ten, so trifft es auch die nö­ti­gen Kin­des­schutz­mass­nah­men und be­traut die Kin­des­schutz­be­hör­de mit dem Voll­zug.2

2Be­ste­hen­de Kin­des­schutz­mass­nah­men kön­nen auch vom Ge­richt den neu­en Ver­hält­nis­sen an­ge­passt wer­den.

3Die Kin­des­schutz­be­hör­de bleibt je­doch be­fugt:3

1.
ein vor dem ge­richt­li­chen Ver­fah­ren ein­ge­lei­te­tes Kin­des­schutz­ver­fah­ren wei­ter­zu­füh­ren;
2.
die zum Schutz des Kin­des so­fort not­wen­di­gen Mass­nah­men an­zu­ord­nen, wenn sie das Ge­richt vor­aus­sicht­lich nicht recht­zei­tig tref­fen kann.

1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 315b  

b. Ab­än­de­rung ge­richt­li­cher An­ord­nun­gen

 

1Zur Ab­än­de­rung ge­richt­li­cher An­ord­nun­gen über die Kin­des­zu­tei­lung und den Kin­des­schutz ist das Ge­richt zu­stän­dig:

1.
wäh­rend des Schei­dungs­ver­fah­rens;
2.
im Ver­fah­ren zur Ab­än­de­rung des Schei­dungs­ur­teils ge­mä­ss den Vor­schrif­ten über die Ehe­schei­dung;
3.
im Ver­fah­ren zur Än­de­rung von Ehe­schutz­mass­nah­men; die Vor­schrif­ten über die Ehe­schei­dung sind sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

2In den üb­ri­gen Fäl­len ist die Kin­des­schutz­be­hör­de zu­stän­dig.2


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 316  

VIII. Pfle­ge­kin­der­auf­sicht

 

1Wer Pfle­ge­kin­der auf­nimmt, be­darf ei­ner Be­wil­li­gung der Kin­des­schutz­be­hör­de oder ei­ner an­dern vom kan­to­na­len Recht be­zeich­ne­ten Stel­le sei­nes Wohn­sit­zes und steht un­ter de­ren Auf­sicht.

1bisWird ein Pfle­ge­kind zum Zweck der spä­te­ren Ad­op­ti­on auf­ge­nom­men, so ist ei­ne ein­zi­ge kan­to­na­le Be­hör­de zu­stän­dig.2

2Der Bun­des­rat er­lässt Aus­füh­rungs­vor­schrif­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
2 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 22. Ju­ni 2001 zum Haa­ger Ad­op­ti­ons­über­ein­kom­men und über Mass­nah­men zum Schutz des Kin­des bei in­ter­na­tio­na­len Ad­op­tio­nen, in Kraft seit 1. Jan. 2003 (AS 2002 3988; BBl 1999 5795).

Art. 317  

IX. Zu­sam­men­ar­beit in der Ju­gend­hil­fe

 

Die Kan­to­ne si­chern durch ge­eig­ne­te Vor­schrif­ten die zweck­mäs­si­ge Zu­sam­men­ar­beit der Be­hör­den und Stel­len auf dem Ge­biet des zi­vil­recht­li­chen Kin­des­schut­zes, des Ju­gend­straf­rechts und der üb­ri­gen Ju­gend­hil­fe.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Vierter Abschnitt: Das Kindesvermögen

Art. 318  

A. Ver­wal­tung

 

1Die El­tern ha­ben, so­lan­ge ih­nen die el­ter­li­che Sor­ge zu­steht, das Recht und die Pflicht, das Kin­des­ver­mö­gen zu ver­wal­ten.

2Stirbt ein El­tern­teil, so hat der über­le­ben­de El­tern­teil der Kin­des­schutz­be­hör­de ein In­ven­tar über das Kin­des­ver­mö­gen ein­zu­rei­chen.2

3Er­ach­tet es die Kin­des­schutz­be­hör­de nach Art und Grös­se des Kin­des­ver­mö­gens und nach den per­sön­li­chen Ver­hält­nis­sen der El­tern für an­ge­zeigt, so ord­net sie die In­ven­tar­auf­nah­me oder die pe­ri­odi­sche Rech­nungs­stel­lung und Be­richt­er­stat­tung an.3


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 319  

B. Ver­wen­dung der Er­trä­ge

 

1Die El­tern dür­fen die Er­trä­ge des Kin­des­ver­mö­gens für Un­ter­halt, Er­zie­hung und Aus­bil­dung des Kin­des und, so­weit es der Bil­lig­keit ent­spricht, auch für die Be­dürf­nis­se des Haus­hal­tes ver­wen­den.

2Ein Über­schuss fällt ins Kin­des­ver­mö­gen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 320  

C. An­zeh­rung des Kin­des­ver­mö­gens

 

1Ab­fin­dun­gen, Scha­den­er­satz und ähn­li­che Leis­tun­gen dür­fen in Teil­be­trä­gen ent­spre­chend den lau­fen­den Be­dürf­nis­sen für den Un­ter­halt des Kin­des ver­braucht wer­den.

2Er­weist es sich für die Be­strei­tung der Kos­ten des Un­ter­halts, der Er­zie­hung oder der Aus­bil­dung als not­wen­dig, so kann die Kin­des­schutz­be­hör­de den El­tern ge­stat­ten, auch das üb­ri­ge Kin­des­ver­mö­gen in be­stimm­ten Be­trä­gen an­zu­grei­fen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 321  

D. Frei­es Kin­des­ver­mö­gen

I. Zu­wen­dun­gen

 

1Die El­tern dür­fen Er­trä­ge des Kin­des­ver­mö­gens nicht ver­brau­chen, wenn es dem Kind mit die­ser aus­drück­li­chen Auf­la­ge oder un­ter der Be­stim­mung zin­s­tra­gen­der An­la­ge oder als Spar­geld zu­ge­wen­det wor­den ist.

2Die Ver­wal­tung durch die El­tern ist nur dann aus­ge­schlos­sen, wenn dies bei der Zu­wen­dung aus­drück­lich be­stimmt wird.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 322  

II. Pflicht­teil

 

1Durch Ver­fü­gung von To­des we­gen kann auch der Pflicht­teil des Kin­des von der el­ter­li­chen Ver­wal­tung aus­ge­nom­men wer­den.

2Über­trägt der Erb­las­ser die Ver­wal­tung ei­nem Drit­ten, so kann die Kin­des­schutz­be­hör­de die­sen zur pe­ri­odi­schen Rech­nungs­stel­lung und Be­richt­er­stat­tung an­hal­ten.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 323  

III. Ar­beits­er­werb, Be­rufs- und Ge­wer­be­ver­mö­gen

 

1Was das Kind durch ei­ge­ne Ar­beit er­wirbt und was es von den El­tern aus sei­nem Ver­mö­gen zur Aus­übung ei­nes Be­ru­fes oder ei­nes ei­ge­nen Ge­wer­bes her­aus­be­kommt, steht un­ter sei­ner Ver­wal­tung und Nut­zung.

2Lebt das Kind mit den El­tern in häus­li­cher Ge­mein­schaft, so kön­nen sie ver­lan­gen, dass es einen an­ge­mes­se­nen Bei­trag an sei­nen Un­ter­halt leis­tet.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 324  

E. Schutz des Kin­des­ver­mö­gens

I. Ge­eig­ne­te Mass­nah­men

 

1Ist die sorg­fäl­ti­ge Ver­wal­tung nicht hin­rei­chend ge­währ­leis­tet, so trifft die Kin­des­schutz­be­hör­de die ge­eig­ne­ten Mass­nah­men zum Schutz des Kin­des­ver­mö­gens.

2Sie kann na­ment­lich Wei­sun­gen für die Ver­wal­tung er­tei­len und, wenn die pe­ri­odi­sche Rech­nungs­stel­lung und Be­richt­er­stat­tung nicht aus­rei­chen, die Hin­ter­le­gung oder Si­cher­heits­leis­tung an­ord­nen.

3Auf das Ver­fah­ren und die Zu­stän­dig­keit fin­den die Be­stim­mun­gen über den Kin­des­schutz ent­spre­chen­de An­wen­dung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 325  

II. Ent­zie­hung der Ver­wal­tung

 

1Kann der Ge­fähr­dung des Kin­des­ver­mö­gens auf an­de­re Wei­se nicht be­geg­net wer­den, so über­trägt die Kin­des­schutz­be­hör­de die Ver­wal­tung ei­nem Bei­stand.

2Die Kin­des­schutz­be­hör­de trifft die glei­che An­ord­nung, wenn Kin­des­ver­mö­gen, das nicht von den El­tern ver­wal­tet wird, ge­fähr­det ist.

3Ist zu be­fürch­ten, dass die Er­trä­ge oder die für den Ver­brauch be­stimm­ten oder frei­ge­ge­be­nen Be­trä­ge des Kin­des­ver­mö­gens nicht be­stim­mungs­ge­mä­ss ver­wen­det wer­den, so kann die Kin­des­schutz­be­hör­de auch de­ren Ver­wal­tung ei­nem Bei­stand über­tra­gen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 326  

F. En­de der Ver­wal­tung

I. Rück­er­stat­tung

 

En­det die el­ter­li­che Sor­ge oder Ver­wal­tung, so ha­ben die El­tern das Kin­des­ver­mö­gen auf­grund ei­ner Ab­rech­nung dem voll­jäh­ri­gen Kind oder sei­nem ge­setz­li­chen Ver­tre­ter her­aus­zu­ge­ben.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 327  

II. Ver­ant­wort­lich­keit

 

1Für die Rück­leis­tung sind die El­tern gleich ei­nem Be­auf­trag­ten ver­ant­wort­lich.

2Für das, was sie in gu­ten Treu­en ver­äus­sert ha­ben, ist der Er­lös zu er­stat­ten.

3Für die Be­trä­ge, die sie be­fug­ter­mas­sen für das Kind oder den Haus­halt ver­wen­det ha­ben, schul­den sie kei­nen Er­satz.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Fünfter Abschnitt: Minderjährige unter Vormundschaft

Art. 327a  

A. Grund­satz

 

Steht ein Kind nicht un­ter el­ter­li­cher Sor­ge, so er­nennt ihm die Kin­des­schutz­be­hör­de einen Vor­mund.

Art. 327b  

B. Rechts­stel­lung

I. Des Kin­des

 

Das Kind un­ter Vor­mund­schaft hat die glei­che Rechts­stel­lung wie das Kind un­ter el­ter­li­cher Sor­ge.

Art. 327c  

II. Des Vor­munds

 

1Dem Vor­mund ste­hen die glei­chen Rech­te zu wie den El­tern.

2Die Be­stim­mun­gen des Er­wach­se­nen­schut­zes, na­ment­lich über die Er­nen­nung des Bei­stands, die Füh­rung der Bei­stand­schaft und die Mit­wir­kung der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de, sind sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

3Muss das Kind in ei­ner ge­schlos­se­nen Ein­rich­tung oder in ei­ner psych­ia­tri­schen Kli­nik un­ter­ge­bracht wer­den, so sind die Be­stim­mun­gen des Er­wach­se­nen­schut­zes über die für­sor­ge­ri­sche Un­ter­brin­gung sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

Neunter Titel: Die Familiengemeinschaft

Erster Abschnitt: Die Unterstützungspflicht

Art. 328  

A. Un­ter­stüt­zungs­pflich­ti­ge

 

1Wer in güns­ti­gen Ver­hält­nis­sen lebt, ist ver­pflich­tet, Ver­wand­te in auf- und ab­stei­gen­der Li­nie zu un­ter­stüt­zen, die oh­ne die­sen Bei­stand in Not ge­ra­ten wür­den.

2Die Un­ter­halts­pflicht der El­tern und des Ehe­gat­ten, der ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin oder des ein­ge­tra­ge­nen Part­ners bleibt vor­be­hal­ten.2


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 8 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 329  

B. Um­fang und Gel­tend­ma­chung des An­spru­ches1

 

1Der An­spruch auf Un­ter­stüt­zung ist ge­gen die Pflich­ti­gen in der Rei­hen­fol­ge ih­rer Erb­be­rech­ti­gung gel­tend zu ma­chen und geht auf die Leis­tung, die zum Le­bens­un­ter­halt des Be­dürf­ti­gen er­for­der­lich und den Ver­hält­nis­sen des Pflich­ti­gen an­ge­mes­sen ist.

1bisKein An­spruch auf Un­ter­stüt­zung kann gel­tend ge­macht wer­den, wenn die Not­la­ge auf ei­ner Ein­schrän­kung der Er­werbs­tä­tig­keit zur Be­treu­ung ei­ge­ner Kin­der be­ruht.2

2Er­scheint die Her­an­zie­hung ei­nes Pflich­ti­gen we­gen be­son­de­rer Um­stän­de als un­bil­lig, so kann das Ge­richt die Un­ter­stüt­zungs­pflicht er­mäs­si­gen oder auf­he­ben.3

3Die Be­stim­mun­gen über die Un­ter­halts­kla­ge des Kin­des und über den Über­gang sei­nes Un­ter­halts­an­spru­ches auf das Ge­mein­we­sen fin­den ent­spre­chen­de An­wen­dung.4


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
2 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).
3 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).
4 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 330  

C. Un­ter­halt von Fin­del­kin­dern

 

1Fin­del­kin­der wer­den von der Ge­mein­de un­ter­hal­ten, in der sie ein­ge­bür­gert wor­den sind.

2Wird die Ab­stam­mung ei­nes Fin­del­kin­des fest­ge­stellt, so kann die­se Ge­mein­de die un­ter­stüt­zungs­pflich­ti­gen Ver­wand­ten und in letz­ter Li­nie das un­ter­stüt­zungs­pflich­ti­ge Ge­mein­we­sen zum Er­satz der Aus­la­gen an­hal­ten, die sein Un­ter­halt ihr ver­ur­sacht hat.

Zweiter Abschnitt: Die Hausgewalt

Art. 331  

A. Vor­aus­set­zung

 

1Ha­ben Per­so­nen, die in ge­mein­sa­mem Haus­hal­te le­ben, nach Vor­schrift des Ge­set­zes oder nach Ver­ein­ba­rung oder Her­kom­men ein Fa­mi­li­en­haupt, so steht die­sem die Haus­ge­walt zu.

2Die Haus­ge­walt er­streckt sich auf al­le Per­so­nen, die als Ver­wand­te1 und Ver­schwä­ger­te oder auf Grund ei­nes Ver­trags­ver­hält­nis­ses als Ar­beit­neh­mer oder in ähn­li­cher Stel­lung in dem ge­mein­sa­men Haus­hal­te le­ben.2


1 Fas­sung die­ses Wor­tes ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 2 Ziff. 2 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241).

Art. 332  

B. Wir­kung

I. Haus­ord­nung und Für­sor­ge

 

1Die Ord­nung, der die Haus­ge­nos­sen un­ter­stellt sind, hat auf die In­ter­es­sen al­ler Be­tei­lig­ten in bil­li­ger Wei­se Rück­sicht zu neh­men.

2Ins­be­son­de­re soll den Haus­ge­nos­sen für ih­re Aus­bil­dung, ih­re Be­rufs­ar­beit und für die Pfle­ge der re­li­gi­ösen Be­dürf­nis­se die nö­ti­ge Frei­heit ge­währt wer­den.

3Die von den Haus­ge­nos­sen ein­ge­brach­ten Sa­chen hat das Fa­mi­li­en­haupt mit der glei­chen Sorg­falt zu ver­wah­ren und ge­gen Scha­den si­cher­zu­stel­len wie die ei­ge­nen.

Art. 333  

II. Ver­ant­wort­lich­keit

 

1Ver­ur­sacht ein Haus­ge­nos­se, der min­der­jäh­rig oder geis­tig be­hin­dert ist, un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft steht oder an ei­ner psy­chi­schen Stö­rung lei­det, einen Scha­den, so ist das Fa­mi­li­en­haupt da­für haft­bar, in­so­fern es nicht dar­zu­tun ver­mag, dass es das üb­li­che und durch die Um­stän­de ge­bo­te­ne Mass von Sorg­falt in der Be­auf­sich­ti­gung be­ob­ach­tet hat.1

2Das Fa­mi­li­en­haupt ist ver­pflich­tet, da­für zu sor­gen, dass aus dem Zu­stand ei­nes Haus­ge­nos­sen mit ei­ner geis­ti­gen Be­hin­de­rung oder ei­ner psy­chi­schen Stö­rung we­der für die­sen selbst noch für an­de­re Ge­fahr oder Scha­den er­wächst.2

3Nö­ti­gen­falls soll es bei der zu­stän­di­gen Be­hör­de zwecks An­ord­nung der er­for­der­li­chen Vor­keh­run­gen An­zei­ge ma­chen.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 334  

III. For­de­rung der Kin­der und Gross­kin­der

1. Vor­aus­set­zun­gen

 

1Voll­jäh­ri­ge Kin­der oder Gross­kin­der, die ih­ren El­tern oder Gros­s­el­tern in ge­mein­sa­mem Haus­halt ih­re Ar­beit oder ih­re Ein­künf­te zu­ge­wen­det ha­ben, kön­nen hier­für ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung ver­lan­gen.2

2Im Streit­fal­le ent­schei­det das Ge­richt über die Hö­he der Ent­schä­di­gung, ih­re Si­che­rung und die Art und Wei­se der Be­zah­lung.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 6. Okt. 1972, in Kraft seit 15. Fe­br. 1973 (AS 1973 93; BBl 1970 I 805, 1971 I 737).
2 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 334bis  

2. Gel­tend­ma­chung

 

1Die den Kin­dern oder Gross­kin­dern zu­ste­hen­de Ent­schä­di­gung kann mit dem To­de des Schuld­ners gel­tend ge­macht wer­den.

2Schon zu Leb­zei­ten des Schuld­ners kann sie gel­tend ge­macht wer­den, wenn ge­gen ihn ei­ne Pfän­dung er­folgt oder über ihn der Kon­kurs er­öff­net wird, wenn der ge­mein­sa­me Haus­halt auf­ge­ho­ben wird oder wenn der Be­trieb in an­de­re Hän­de über­geht.

3Sie un­ter­liegt kei­ner Ver­jäh­rung, muss aber spä­tes­tens bei der Tei­lung der Erb­schaft des Schuld­ners gel­tend ge­macht wer­den.


1 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 6. Okt. 1972, in Kraft seit 15. Fe­br. 1973 (AS 1973 93; BBl 1970 I 805, 1971 I 737).

Dritter Abschnitt: Das Familienvermögen

Art. 335  

A. Fa­mi­li­en­stif­tun­gen

 

1Ein Ver­mö­gen kann mit ei­ner Fa­mi­lie da­durch ver­bun­den wer­den, dass zur Be­strei­tung der Kos­ten der Er­zie­hung, Aus­stat­tung oder Un­ter­stüt­zung von Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen oder zu ähn­li­chen Zwe­cken ei­ne Fa­mi­li­en­stif­tung nach den Re­geln des Per­so­nen­rechts oder des Erbrechts er­rich­tet wird.

2Die Er­rich­tung von Fa­mi­li­en­fi­dei­kom­mis­sen ist nicht mehr ge­stat­tet.

Art. 336  

B. Ge­mein­der­schaf­ten

I. Be­grün­dung

1. Be­fug­nis

 

Ein Ver­mö­gen kann mit ei­ner Fa­mi­lie da­durch ver­bun­den wer­den, dass Ver­wand­te ent­we­der ei­ne Erb­schaft ganz oder zum Teil als Ge­mein­der­schafts­gut fort­be­ste­hen las­sen, oder dass sie Ver­mö­gen zu ei­ner Ge­mein­der­schaft zu­sam­men­le­gen.

Art. 337  

2. Form

 

Der Ver­trag über die Be­grün­dung ei­ner Ge­mein­der­schaft be­darf zu sei­ner Gül­tig­keit der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung und der Un­ter­schrift al­ler Ge­mein­der oder ih­rer Ver­tre­ter.

Art. 338  

II. Dau­er

 

1Die Ge­mein­der­schaft kann auf be­stimm­te oder un­be­stimm­te Zeit ge­schlos­sen wer­den.

2Ist sie auf un­be­stimm­te Zeit ge­schlos­sen, so kann sie je­der Ge­mein­der auf sechs Mo­na­te kün­di­gen.

3Bei land­wirt­schaft­li­chem Be­trie­be des Ge­samt­gu­tes ist ei­ne Kün­di­gung nur auf einen dem Orts­ge­brauch ent­spre­chen­den Früh­jahrs- oder Herbst­ter­min zu­läs­sig.

Art. 339  

III. Wir­kung

1. Art der Ge­mein­der­schaft

 

1Die Ge­mein­der­schaft ver­bin­det die Ge­mein­der zu ge­mein­sa­mer wirt­schaft­li­cher Tä­tig­keit.

2Sie sind man­gels an­de­rer An­ord­nung zu glei­chen Rech­ten an der Ge­mein­der­schaft be­tei­ligt.

3Sie kön­nen wäh­rend der Ge­mein­der­schaft we­der ei­ne Tei­lung be­an­spru­chen noch über ih­re Ge­mein­schafts­an­tei­le ver­fü­gen.

Art. 340  

2. Lei­tung und Ver­tre­tung

a. Im All­ge­mei­nen

 

1Die An­ge­le­gen­hei­ten der Ge­mein­der­schaft wer­den von al­len Ge­mein­dern ge­mein­sam ge­ord­net.

2Je­der von ih­nen kann oh­ne Mit­wir­kung der üb­ri­gen ge­wöhn­li­che Ver­wal­tungs­hand­lun­gen vor­neh­men.

Art. 341  

b. Be­fug­nis des Hauptes

 

1Die Ge­mein­der kön­nen ei­nes der Glie­der als Haupt der Ge­mein­der­schaft be­zeich­nen.

2Das Haupt der Ge­mein­der­schaft hat die Ver­tre­tung im Um­fang ih­rer An­ge­le­gen­hei­ten und lei­tet de­ren wirt­schaft­li­che Tä­tig­keit.

3Die Aus­sch­lies­sung der an­dern von der Ver­tre­tung ist je­doch gut­gläu­bi­gen Drit­ten ge­gen­über nur dann wirk­sam, wenn der Ver­tre­ter im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen ist.

Art. 342  

3. Ge­mein­schafts­gut und per­sön­li­ches Ver­mö­gen

 

1Die Ver­mö­gens­wer­te der Ge­mein­der­schaft ste­hen im Ge­sam­tei­gen­tum al­ler Ge­mein­der.

2Für die Schul­den haf­ten die Ge­mein­der so­li­da­risch.

3Was ein ein­zel­ner Ge­mein­der ne­ben dem Ge­mein­schafts­gut an Ver­mö­gen be­sitzt oder wäh­rend der Ge­mein­schaft durch Erb­gang oder auf an­de­re Wei­se un­ent­gelt­lich für sich al­lein er­wirbt, ist, wenn es nicht an­ders ver­ab­re­det wird, sein per­sön­li­ches Ver­mö­gen.

Art. 343  

IV. Auf­he­bung

1. Grün­de

 

Die Auf­he­bung der Ge­mein­der­schaft er­folgt:

1.
nach Ver­ein­ba­rung oder Kün­di­gung;
2.
mit Ab­lauf der Zeit, für die ei­ne Ge­mein­der­schaft be­grün­det wor­den ist, in­so­fern sie nicht still­schwei­gend fort­ge­setzt wird;
3.
wenn der ge­pfän­de­te An­teil ei­nes Ge­mein­ders am Ge­mein­schafts­gu­te zur Ver­wer­tung ge­langt ist;
4.
wenn ein Ge­mein­der in Kon­kurs ge­ra­ten ist;
5.
auf Ver­lan­gen ei­nes Ge­mein­ders aus wich­ti­gen Grün­den.
Art. 344  

2. Kün­di­gung, Zah­lungs­un­fä­hig­keit, Hei­rat

 

1Kün­digt ein Ge­mein­der die Ge­mein­der­schaft, oder ist ei­ner der Ge­mein­der in Kon­kurs ge­ra­ten, oder ge­langt der ge­pfän­de­te An­teil ei­nes Ge­mein­ders zur Ver­wer­tung, so kön­nen die üb­ri­gen die Ge­mein­der­schaft mit­ein­an­der fort­set­zen, in­dem sie den Aus­schei­den­den oder sei­ne Gläu­bi­ger ab­fin­den.

2Ver­hei­ra­tet sich ein Ge­mein­der, so kann er oh­ne Kün­di­gung die Ab­fin­dung be­an­spru­chen.

Art. 345  

3. Tod ei­nes Ge­mein­ders

 

1Stirbt ein Ge­mein­der, so kön­nen die Er­ben, die nicht in der Ge­mein­der­schaft ste­hen, nur die Ab­fin­dung be­an­spru­chen.

2Hin­ter­lässt er erb­be­rech­tig­te Nach­kom­men, so kön­nen die­se mit Zu­stim­mung der üb­ri­gen Ge­mein­der an Stel­le des Erb­las­sers in die Ge­mein­der­schaft ein­tre­ten.

Art. 346  

4. Tei­lungs­re­gel

 

1Die Tei­lung des Ge­mein­schafts­gu­tes oder die Ab­fin­dung ei­nes aus­schei­den­den Ge­mein­ders fin­det nach der Ver­mö­gens­la­ge statt, wie sie beim Ein­tritt des Auf­he­bungs­grun­des vor­han­den ist.

2Ih­re Durch­füh­rung darf nicht zur Un­zeit ver­langt wer­den.

Art. 347  

V. Er­trags­ge­mein­der­schaft

1. In­halt

 

1Die Ge­mein­der kön­nen die Be­wirt­schaf­tung des Ge­mein­schafts­gu­tes und die Ver­tre­tung ei­nem ein­zi­gen un­ter ih­nen über­tra­gen, mit der Be­stim­mung, dass die­ser je­dem der Ge­mein­der jähr­lich einen An­teil vom Rein­ge­winn zu ent­rich­ten hat.

2Die­ser An­teil ist, wenn kei­ne an­de­re Ab­re­de ge­trof­fen wird, nach dem Durch­schnitts­er­tra­ge des Ge­mein­schafts­gu­tes für ei­ne an­ge­mes­se­ne län­ge­re Pe­ri­ode in bil­li­ger Wei­se fest­zu­set­zen, un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Leis­tun­gen des Über­neh­mers.

Art. 348  

2. Be­son­de­re Auf­he­bungs­grün­de

 

1Wird das Ge­mein­schafts­gut von dem Über­neh­mer nicht or­dent­lich be­wirt­schaf­tet, oder kommt die­ser sei­nen Ver­pflich­tun­gen ge­gen­über den Ge­mein­dern nicht nach, so kann die Ge­mein­der­schaft auf­ge­ho­ben wer­den.

2Auf Ver­lan­gen ei­nes Ge­mein­ders kann das Ge­richt aus wich­ti­gen Grün­den des­sen Ein­tritt in die Wirt­schaft des Über­neh­mers ver­fü­gen, un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Vor­schrif­ten über die erbrecht­li­che Tei­lung.

3Im Üb­ri­gen steht die Er­trags­ge­mein­der­schaft un­ter den Re­geln der Ge­mein­der­schaft mit ge­mein­sa­mer Wirt­schaft.

Art. 349–358  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

 
Art. 359  

1 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 21 des BG vom 15. Dez. 1989 über die Ge­neh­mi­gung kan­to­na­ler Er­las­se durch den Bund, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 1991 (AS 1991 362; BBl 1988 II 1333).

 

Dritte Abteilung: Der Erwachsenenschutz

Zehnter Titel: Die eigene Vorsorge und Massnahmen von Gesetzes wegen

Erster Abschnitt: Die eigene Vorsorge

Erster Unterabschnitt: Der Vorsorgeauftrag

Art. 360  

A. Grund­satz

 

1Ei­ne hand­lungs­fä­hi­ge Per­son kann ei­ne na­tür­li­che oder ju­ris­ti­sche Per­son be­auf­tra­gen, im Fall ih­rer Ur­teil­s­un­fä­hig­keit die Per­so­nen­sor­ge oder die Ver­mö­gens­sor­ge zu über­neh­men oder sie im Rechts­ver­kehr zu ver­tre­ten.

2Sie muss die Auf­ga­ben, die sie der be­auf­trag­ten Per­son über­tra­gen will, um­schrei­ben und kann Wei­sun­gen für die Er­fül­lung der Auf­ga­ben er­tei­len.

3Sie kann für den Fall, dass die be­auf­trag­te Per­son für die Auf­ga­ben nicht ge­eig­net ist, den Auf­trag nicht an­nimmt oder ihn kün­digt, Er­satz­ver­fü­gun­gen tref­fen.

Art. 361  

B. Er­rich­tung und Wi­der­ruf

I. Er­rich­tung

 

1Der Vor­sor­ge­auf­trag ist ei­gen­hän­dig zu er­rich­ten oder öf­fent­lich zu be­ur­kun­den.

2Der ei­gen­hän­di­ge Vor­sor­ge­auf­trag ist von der auf­trag­ge­ben­den Per­son von An­fang bis En­de von Hand nie­der­zu­schrei­ben, zu da­tie­ren und zu un­ter­zeich­nen.

3Das Zi­vil­stands­amt trägt auf An­trag die Tat­sa­che, dass ei­ne Per­son einen Vor­sor­ge­auf­trag er­rich­tet hat, und den Hin­ter­le­gungs­ort in die zen­tra­le Da­ten­bank ein. Der Bun­des­rat er­lässt die nö­ti­gen Be­stim­mun­gen, na­ment­lich über den Zu­gang zu den Da­ten.

Art. 362  

II. Wi­der­ruf

 

1Die auf­trag­ge­ben­de Per­son kann ih­ren Vor­sor­ge­auf­trag je­der­zeit in ei­ner der For­men wi­der­ru­fen, die für die Er­rich­tung vor­ge­schrie­ben sind.

2Sie kann den Vor­sor­ge­auf­trag auch da­durch wi­der­ru­fen, dass sie die Ur­kun­de ver­nich­tet.

3Er­rich­tet sie einen neu­en Vor­sor­ge­auf­trag, oh­ne einen frü­he­ren aus­drück­lich auf­zu­he­ben, so tritt der neue Vor­sor­ge­auf­trag an die Stel­le des frü­he­ren, so­fern er nicht zwei­fel­los ei­ne blos­se Er­gän­zung dar­stellt.

Art. 363  

C. Fest­stel­lung der Wirk­sam­keit und An­nah­me

 

1Er­fährt die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de, dass ei­ne Per­son ur­teil­s­un­fä­hig ge­wor­den ist, und ist ihr nicht be­kannt, ob ein Vor­sor­ge­auf­trag vor­liegt, so er­kun­digt sie sich beim Zi­vil­stands­amt.

2Liegt ein Vor­sor­ge­auf­trag vor, so prüft die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de, ob:

1.
die­ser gül­tig er­rich­tet wor­den ist;
2.
die Vor­aus­set­zun­gen für sei­ne Wirk­sam­keit ein­ge­tre­ten sind;
3.
die be­auf­trag­te Per­son für ih­re Auf­ga­ben ge­eig­net ist; und
4.
wei­te­re Mass­nah­men des Er­wach­se­nen­schut­zes er­for­der­lich sind.

3Nimmt die be­auf­trag­te Per­son den Vor­sor­ge­auf­trag an, so weist die Be­hör­de sie auf ih­re Pflich­ten nach den Be­stim­mun­gen des Ob­li­ga­tio­nen­rechts1 über den Auf­trag hin und hän­digt ihr ei­ne Ur­kun­de aus, die ih­re Be­fug­nis­se wie­der­gibt.


1 SR 220

Art. 364  

D. Aus­le­gung und Er­gän­zung

 

Die be­auf­trag­te Per­son kann die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de um Aus­le­gung des Vor­sor­ge­auf­trags und des­sen Er­gän­zung in Ne­ben­punk­ten er­su­chen.

Art. 365  

E. Er­fül­lung

 

1Die be­auf­trag­te Per­son ver­tritt im Rah­men des Vor­sor­ge­auf­trags die auf­trag­ge­ben­de Per­son und nimmt ih­re Auf­ga­ben nach den Be­stim­mun­gen des Ob­li­ga­tio­nen­rechts1 über den Auf­trag sorg­fäl­tig wahr.

2Müs­sen Ge­schäf­te be­sorgt wer­den, die vom Vor­sor­ge­auf­trag nicht er­fasst sind, oder hat die be­auf­trag­te Per­son in ei­ner An­ge­le­gen­heit In­ter­es­sen, die de­nen der be­trof­fe­nen Per­son wi­der­spre­chen, so be­nach­rich­tigt die be­auf­trag­te Per­son un­ver­züg­lich die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de.

3Bei In­ter­es­sen­kol­li­si­on ent­fal­len von Ge­set­zes we­gen die Be­fug­nis­se der be­auf­trag­ten Per­son.


1 SR 220

Art. 366  

F. Ent­schä­di­gung und Spe­sen

 

1Ent­hält der Vor­sor­ge­auf­trag kei­ne An­ord­nung über die Ent­schä­di­gung der be­auf­trag­ten Per­son, so legt die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung fest, wenn dies mit Rück­sicht auf den Um­fang der Auf­ga­ben als ge­recht­fer­tigt er­scheint oder wenn die Leis­tun­gen der be­auf­trag­ten Per­son üb­li­cher­wei­se ent­gelt­lich sind.

2Die Ent­schä­di­gung und die not­wen­di­gen Spe­sen wer­den der auf­trag­ge­ben­den Per­son be­las­tet.

Art. 367  

G. Kün­di­gung

 

1Die be­auf­trag­te Per­son kann den Vor­sor­ge­auf­trag je­der­zeit mit ei­ner zwei­mo­na­ti­gen Kün­di­gungs­frist durch schrift­li­che Mit­tei­lung an die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de kün­di­gen.

2Aus wich­ti­gen Grün­den kann sie den Auf­trag frist­los kün­di­gen.

Art. 368  

H. Ein­schrei­ten der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de

 

1Sind die In­ter­es­sen der auf­trag­ge­ben­den Per­son ge­fähr­det oder nicht mehr ge­wahrt, so trifft die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de von Am­tes we­gen oder auf An­trag ei­ner na­he­ste­hen­den Per­son die er­for­der­li­chen Mass­nah­men.

2Sie kann ins­be­son­de­re der be­auf­trag­ten Per­son Wei­sun­gen er­tei­len, die­se zur Ein­rei­chung ei­nes In­ven­tars, zur pe­ri­odi­schen Rech­nungs­ab­la­ge und zur Be­richt­er­stat­tung ver­pflich­ten oder ihr die Be­fug­nis­se teil­wei­se oder ganz ent­zie­hen.

Art. 369  

I. Wie­der­er­lan­gen der Ur­teils­fä­hig­keit

 

1Wird die auf­trag­ge­ben­de Per­son wie­der ur­teils­fä­hig, so ver­liert der Vor­sor­ge­auf­trag sei­ne Wirk­sam­keit von Ge­set­zes we­gen.

2Wer­den da­durch die In­ter­es­sen der auf­trag­ge­ben­den Per­son ge­fähr­det, so ist die be­auf­trag­te Per­son ver­pflich­tet, so lan­ge für die Fort­füh­rung der ihr über­tra­ge­nen Auf­ga­ben zu sor­gen, bis die auf­trag­ge­ben­de Per­son ih­re In­ter­es­sen sel­ber wah­ren kann.

3Aus Ge­schäf­ten, wel­che die be­auf­trag­te Per­son vor­nimmt, be­vor sie vom Er­lö­schen ih­res Auf­trags er­fährt, wird die auf­trag­ge­ben­de Per­son ver­pflich­tet, wie wenn der Auf­trag noch be­ste­hen wür­de.

Zweiter Unterabschnitt: Die Patientenverfügung

Art. 370  

A. Grund­satz

 

1Ei­ne ur­teils­fä­hi­ge Per­son kann in ei­ner Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung fest­le­gen, wel­chen me­di­zi­ni­schen Mass­nah­men sie im Fall ih­rer Ur­teil­s­un­fä­hig­keit zu­stimmt oder nicht zu­stimmt.

2Sie kann auch ei­ne na­tür­li­che Per­son be­zeich­nen, die im Fall ih­rer Ur­teil­s­un­fä­hig­keit mit der be­han­deln­den Ärz­tin oder dem be­han­deln­den Arzt die me­di­zi­ni­schen Mass­nah­men be­spre­chen und in ih­rem Na­men ent­schei­den soll. Sie kann die­ser Per­son Wei­sun­gen er­tei­len.

3Sie kann für den Fall, dass die be­zeich­ne­te Per­son für die Auf­ga­ben nicht ge­eig­net ist, den Auf­trag nicht an­nimmt oder ihn kün­digt, Er­satz­ver­fü­gun­gen tref­fen.

Art. 371  

B. Er­rich­tung und Wi­der­ruf

 

1Die Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung ist schrift­lich zu er­rich­ten, zu da­tie­ren und zu un­ter­zeich­nen.

2Wer ei­ne Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung er­rich­tet hat, kann die­se Tat­sa­che und den Hin­ter­le­gungs­ort auf der Ver­si­cher­ten­kar­te ein­tra­gen las­sen. Der Bun­des­rat er­lässt die nö­ti­gen Be­stim­mun­gen, na­ment­lich über den Zu­gang zu den Da­ten.

3Die Be­stim­mung über den Wi­der­ruf des Vor­sor­ge­auf­trags ist sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

Art. 372  

C. Ein­tritt der Ur­teil­s­un­fä­hig­keit

 

1Ist die Pa­ti­en­tin oder der Pa­ti­ent ur­teil­s­un­fä­hig und ist nicht be­kannt, ob ei­ne Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung vor­liegt, so klärt die be­han­deln­de Ärz­tin oder der be­han­deln­de Arzt dies an­hand der Ver­si­cher­ten­kar­te ab. Vor­be­hal­ten blei­ben dring­li­che Fäl­le.

2Die Ärz­tin oder der Arzt ent­spricht der Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung, aus­ser wenn die­se ge­gen ge­setz­li­che Vor­schrif­ten ver­stösst oder wenn be­grün­de­te Zwei­fel be­ste­hen, dass sie auf frei­em Wil­len be­ruht oder noch dem mut­mass­li­chen Wil­len der Pa­ti­en­tin oder des Pa­ti­en­ten ent­spricht.

3Die Ärz­tin oder der Arzt hält im Pa­ti­en­ten­dos­sier fest, aus wel­chen Grün­den der Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung nicht ent­spro­chen wird.

Art. 373  

D. Ein­schrei­ten der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de

 

1Je­de der Pa­ti­en­tin oder dem Pa­ti­en­ten na­he­ste­hen­de Per­son kann schrift­lich die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de an­ru­fen und gel­tend ma­chen, dass:

1.
der Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung nicht ent­spro­chen wird;
2.
die In­ter­es­sen der ur­teil­s­un­fä­hi­gen Per­son ge­fähr­det oder nicht mehr ge­wahrt sind;
3.
die Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung nicht auf frei­em Wil­len be­ruht.

2Die Be­stim­mung über das Ein­schrei­ten der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de beim Vor­sor­ge­auf­trag ist sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

Zweiter Abschnitt: Massnahmen von Gesetzes wegen für urteilsunfähige Personen

Erster Unterabschnitt: Vertretung durch den Ehegatten, die eingetragene Partnerin oder den eingetragenen Partner

Art. 374  

A. Vor­aus­set­zun­gen und Um­fang des Ver­tre­tungs-rechts

 

1Wer als Ehe­gat­te, ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder ein­ge­tra­ge­ner Part­ner mit ei­ner Per­son, die ur­teil­s­un­fä­hig wird, einen ge­mein­sa­men Haus­halt führt oder ihr re­gel­mäs­sig und per­sön­lich Bei­stand leis­tet, hat von Ge­set­zes we­gen ein Ver­tre­tungs­recht, wenn we­der ein Vor­sor­ge­auf­trag noch ei­ne ent­spre­chen­de Bei­stand­schaft be­steht.

2Das Ver­tre­tungs­recht um­fasst:

1.
al­le Rechts­hand­lun­gen, die zur De­ckung des Un­ter­halts­be­darfs üb­li­cher­wei­se er­for­der­lich sind;
2.
die or­dent­li­che Ver­wal­tung des Ein­kom­mens und der üb­ri­gen Ver­mö­gens­wer­te; und
3.
nö­ti­gen­falls die Be­fug­nis, die Post zu öff­nen und zu er­le­di­gen.

3Für Rechts­hand­lun­gen im Rah­men der aus­ser­or­dent­li­chen Ver­mö­gens­ver­wal­tung muss der Ehe­gat­te, die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder der ein­ge­tra­ge­ne Part­ner die Zu­stim­mung der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de ein­ho­len.

Art. 375  

B. Aus­übung des Ver­tre­tungs­rechts

 

Auf die Aus­übung des Ver­tre­tungs­rechts sind die Be­stim­mun­gen des Ob­li­ga­tio­nen­rechts1 über den Auf­trag sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.


1 SR 220

Art. 376  

C. Ein­schrei­ten der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de

 

1Be­ste­hen Zwei­fel, ob die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Ver­tre­tung er­füllt sind, so ent­schei­det die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de über das Ver­tre­tungs­recht und hän­digt ge­ge­be­nen­falls dem Ehe­gat­ten, der ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin oder dem ein­ge­tra­ge­nen Part­ner ei­ne Ur­kun­de aus, wel­che die Be­fug­nis­se wie­der­gibt.

2Sind die In­ter­es­sen der ur­teil­s­un­fä­hi­gen Per­son ge­fähr­det oder nicht mehr ge­wahrt, so ent­zieht die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de dem Ehe­gat­ten, der ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin oder dem ein­ge­tra­ge­nen Part­ner auf An­trag ei­ner na­he­ste­hen­den Per­son oder von Am­tes we­gen die Ver­tre­tungs­be­fug­nis­se teil­wei­se oder ganz oder er­rich­tet ei­ne Bei­stand­schaft.

Zweiter Unterabschnitt: Vertretung bei medizinischen Massnahmen

Art. 377  

A. Be­hand­lungs­plan

 

1Hat sich ei­ne ur­teil­s­un­fä­hi­ge Per­son zur Be­hand­lung nicht in ei­ner Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung ge­äus­sert, so plant die be­han­deln­de Ärz­tin oder der be­han­deln­de Arzt un­ter Bei­zug der zur Ver­tre­tung bei me­di­zi­ni­schen Mass­nah­men be­rech­tig­ten Per­son die er­for­der­li­che Be­hand­lung.

2Die Ärz­tin oder der Arzt in­for­miert die ver­tre­tungs­be­rech­tig­te Per­son über al­le Um­stän­de, die im Hin­blick auf die vor­ge­se­he­nen me­di­zi­ni­schen Mass­nah­men we­sent­lich sind, ins­be­son­de­re über de­ren Grün­de, Zweck, Art, Mo­da­li­tä­ten, Ri­si­ken, Ne­ben­wir­kun­gen und Kos­ten, über Fol­gen ei­nes Un­ter­las­sens der Be­hand­lung so­wie über all­fäl­li­ge al­ter­na­ti­ve Be­hand­lungs­mög­lich­kei­ten.

3So­weit mög­lich wird auch die ur­teil­s­un­fä­hi­ge Per­son in die Ent­scheid­fin­dung ein­be­zo­gen.

4Der Be­hand­lungs­plan wird der lau­fen­den Ent­wick­lung an­ge­passt.

Art. 378  

B. Ver­tre­tungs­be­rech­tig­te Per­son

 

1Die fol­gen­den Per­so­nen sind der Rei­he nach be­rech­tigt, die ur­teil­s­un­fä­hi­ge Per­son zu ver­tre­ten und den vor­ge­se­he­nen am­bu­lan­ten oder sta­tio­nären Mass­nah­men die Zu­stim­mung zu er­tei­len oder zu ver­wei­gern:

1.
die in ei­ner Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung oder in ei­nem Vor­sor­ge­auf­trag be­zeich­ne­te Per­son;
2.
der Bei­stand oder die Bei­stän­din mit ei­nem Ver­tre­tungs­recht bei me­di­zi­ni­schen Mass­nah­men;
3.
wer als Ehe­gat­te, ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder ein­ge­tra­ge­ner Part­ner einen ge­mein­sa­men Haus­halt mit der ur­teil­s­un­fä­hi­gen Per­son führt oder ihr re­gel­mäs­sig und per­sön­lich Bei­stand leis­tet;
4.
die Per­son, die mit der ur­teil­s­un­fä­hi­gen Per­son einen ge­mein­sa­men Haus­halt führt und ihr re­gel­mäs­sig und per­sön­lich Bei­stand leis­tet;
5.
die Nach­kom­men, wenn sie der ur­teil­s­un­fä­hi­gen Per­son re­gel­mäs­sig und per­sön­lich Bei­stand leis­ten;
6.
die El­tern, wenn sie der ur­teil­s­un­fä­hi­gen Per­son re­gel­mäs­sig und per­sön­lich Bei­stand leis­ten;
7.
die Ge­schwis­ter, wenn sie der ur­teil­s­un­fä­hi­gen Per­son re­gel­mäs­sig und per­sön­lich Bei­stand leis­ten.

2Sind meh­re­re Per­so­nen ver­tre­tungs­be­rech­tigt, so dür­fen die gut­gläu­bi­ge Ärz­tin oder der gut­gläu­bi­ge Arzt vor­aus­set­zen, dass je­de im Ein­ver­ständ­nis mit den an­de­ren han­delt.

3Feh­len in ei­ner Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung Wei­sun­gen, so ent­schei­det die ver­tre­tungs­be­rech­tig­te Per­son nach dem mut­mass­li­chen Wil­len und den In­ter­es­sen der ur­teil­s­un­fä­hi­gen Per­son.

Art. 379  

C. Dring­li­che Fäl­le

 

In dring­li­chen Fäl­len er­greift die Ärz­tin oder der Arzt me­di­zi­ni­sche Mass­nah­men nach dem mut­mass­li­chen Wil­len und den In­ter­es­sen der ur­teil­s­un­fä­hi­gen Per­son.

Art. 380  

D. Be­hand­lung ei­ner psy­chi­schen Stö­rung

 

Die Be­hand­lung ei­ner psy­chi­schen Stö­rung ei­ner ur­teil­s­un­fä­hi­gen Per­son in ei­ner psych­ia­tri­schen Kli­nik rich­tet sich nach den Be­stim­mun­gen über die für­sor­ge­ri­sche Un­ter­brin­gung.

Art. 381  

E. Ein­schrei­ten der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de

 

1Die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de er­rich­tet ei­ne Ver­tre­tungs­bei­stand­schaft, wenn kei­ne ver­tre­tungs­be­rech­tig­te Per­son vor­han­den ist oder das Ver­tre­tungs­recht aus­üben will.

2Sie be­stimmt die ver­tre­tungs­be­rech­tig­te Per­son oder er­rich­tet ei­ne Ver­tre­tungs­bei­stand­schaft, wenn:

1.
un­klar ist, wer ver­tre­tungs­be­rech­tigt ist;
2.
die ver­tre­tungs­be­rech­tig­ten Per­so­nen un­ter­schied­li­che Auf­fas­sun­gen ha­ben; oder
3.
die In­ter­es­sen der ur­teil­s­un­fä­hi­gen Per­son ge­fähr­det oder nicht mehr ge­wahrt sind.

3Sie han­delt auf An­trag der Ärz­tin oder des Arz­tes oder ei­ner an­de­ren na­he­ste­hen­den Per­son oder von Am­tes we­gen.

Dritter Unterabschnitt: Aufenthalt in Wohn- oder Pflegeeinrichtungen

Art. 382  

A. Be­treu­ungs­ver­trag

 

1Wird ei­ne ur­teil­s­un­fä­hi­ge Per­son für län­ge­re Dau­er in ei­ner Wohn- oder Pfle­ge­ein­rich­tung be­treut, so muss schrift­lich in ei­nem Be­treu­ungs­ver­trag fest­ge­legt wer­den, wel­che Leis­tun­gen die Ein­rich­tung er­bringt und wel­ches Ent­gelt da­für ge­schul­det ist.

2Bei der Fest­le­gung der von der Ein­rich­tung zu er­brin­gen­den Leis­tun­gen wer­den die Wün­sche der be­trof­fe­nen Per­son so weit wie mög­lich be­rück­sich­tigt.

3Die Zu­stän­dig­keit für die Ver­tre­tung der ur­teil­s­un­fä­hi­gen Per­son beim Ab­schluss, bei der Än­de­rung oder bei der Auf­he­bung des Be­treu­ungs­ver­trags rich­tet sich sinn­ge­mä­ss nach den Be­stim­mun­gen über die Ver­tre­tung bei me­di­zi­ni­schen Mass­nah­men.

Art. 383  

B. Ein­schrän­kung der Be­we­gungs­frei­heit

I. Vor­aus­set­zun­gen

 

1Die Wohn- oder Pfle­ge­ein­rich­tung darf die Be­we­gungs­frei­heit der ur­teil­s­un­fä­hi­gen Per­son nur ein­schrän­ken, wenn we­ni­ger ein­schnei­den­de Mass­nah­men nicht aus­rei­chen oder von vorn­her­ein als un­ge­nü­gend er­schei­nen und die Mass­nah­me da­zu dient:

1.
ei­ne ernst­haf­te Ge­fahr für das Le­ben oder die kör­per­li­che In­te­gri­tät der be­trof­fe­nen Per­son oder Drit­ter ab­zu­wen­den; oder
2.
ei­ne schwer­wie­gen­de Stö­rung des Ge­mein­schafts­le­bens zu be­sei­ti­gen.

2Vor der Ein­schrän­kung der Be­we­gungs­frei­heit wird der be­trof­fe­nen Per­son er­klärt, was ge­schieht, warum die Mass­nah­me an­ge­ord­net wur­de, wie lan­ge die­se vor­aus­sicht­lich dau­ert und wer sich wäh­rend die­ser Zeit um sie küm­mert. Vor­be­hal­ten blei­ben Not­fall­si­tua­tio­nen.

3Die Ein­schrän­kung der Be­we­gungs­frei­heit wird so bald wie mög­lich wie­der auf­ge­ho­ben und auf je­den Fall re­gel­mäs­sig auf ih­re Be­rech­ti­gung hin über­prüft.

Art. 384  

II. Pro­to­kol­lie­rung und In­for­ma­ti­on

 

1Über je­de Mass­nah­me zur Ein­schrän­kung der Be­we­gungs­frei­heit wird Pro­to­koll ge­führt. Die­ses ent­hält ins­be­son­de­re den Na­men der an­ord­nen­den Per­son, den Zweck, die Art und die Dau­er der Mass­nah­me.

2Die zur Ver­tre­tung bei me­di­zi­ni­schen Mass­nah­men be­rech­tig­te Per­son wird über die Mass­nah­me zur Ein­schrän­kung der Be­we­gungs­frei­heit in­for­miert und kann das Pro­to­koll je­der­zeit ein­se­hen.

3Ein Ein­sichts­recht steht auch den Per­so­nen zu, wel­che die Wohn- oder Pfle­ge­ein­rich­tung be­auf­sich­ti­gen.

Art. 385  

III. Ein­schrei­ten der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de

 

1Die be­trof­fe­ne oder ei­ne ihr na­he­ste­hen­de Per­son kann ge­gen ei­ne Mass­nah­me zur Ein­schrän­kung der Be­we­gungs­frei­heit je­der­zeit schrift­lich die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de am Sitz der Ein­rich­tung an­ru­fen.

2Stellt die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de fest, dass die Mass­nah­me nicht den ge­setz­li­chen Vor­ga­ben ent­spricht, so än­dert sie die Mass­nah­me, hebt sie auf oder ord­net ei­ne be­hörd­li­che Mass­nah­me des Er­wach­se­nen­schut­zes an. Nö­ti­gen­falls be­nach­rich­tigt sie die Auf­sichts­be­hör­de der Ein­rich­tung.

3Je­des Be­geh­ren um Be­ur­tei­lung durch die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de wird die­ser un­ver­züg­lich wei­ter­ge­lei­tet.

Art. 386  

C. Schutz der Per­sön­lich­keit

 

1Die Wohn- oder Pfle­ge­ein­rich­tung schützt die Per­sön­lich­keit der ur­teil­s­un­fä­hi­gen Per­son und för­dert so weit wie mög­lich Kon­tak­te zu Per­so­nen aus­ser­halb der Ein­rich­tung.

2Küm­mert sich nie­mand von aus­ser­halb der Ein­rich­tung um die be­trof­fe­ne Per­son, so be­nach­rich­tigt die Wohn- oder Pfle­ge­ein­rich­tung die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de.

3Die freie Arzt­wahl ist ge­währ­leis­tet, so­weit nicht wich­ti­ge Grün­de da­ge­gen spre­chen.

Art. 387  

D. Auf­sicht über Wohn- und Pfle­ge­ein­rich­tun­gen

 

Die Kan­to­ne un­ter­stel­len Wohn- und Pfle­ge­ein­rich­tun­gen, in de­nen ur­teil­s­un­fä­hi­ge Per­so­nen be­treut wer­den, ei­ner Auf­sicht, so­weit nicht durch bun­des­recht­li­che Vor­schrif­ten be­reits ei­ne Auf­sicht ge­währ­leis­tet ist.

Elfter Titel: Die behördlichen Massnahmen

Erster Abschnitt: Allgemeine Grundsätze

Art. 388  

A. Zweck

 

1Die be­hörd­li­chen Mass­nah­men des Er­wach­se­nen­schut­zes stel­len das Wohl und den Schutz hilfs­be­dürf­ti­ger Per­so­nen si­cher.

2Sie sol­len die Selbst­be­stim­mung der be­trof­fe­nen Per­son so weit wie mög­lich er­hal­ten und för­dern.

Art. 389  

B. Sub­si­dia­ri­tät und Ver­hält­nis­mäs­sig­keit

 

1Die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de ord­net ei­ne Mass­nah­me an, wenn:

1.
die Un­ter­stüt­zung der hilfs­be­dürf­ti­gen Per­son durch die Fa­mi­lie, an­de­re na­he­ste­hen­de Per­so­nen oder pri­va­te oder öf­fent­li­che Diens­te nicht aus­reicht oder von vorn­her­ein als un­ge­nü­gend er­scheint;
2.
bei Ur­teil­s­un­fä­hig­keit der hilfs­be­dürf­ti­gen Per­son kei­ne oder kei­ne aus­rei­chen­de ei­ge­ne Vor­sor­ge ge­trof­fen wor­den ist und die Mass­nah­men von Ge­set­zes we­gen nicht ge­nü­gen.

2Je­de be­hörd­li­che Mass­nah­me muss er­for­der­lich und ge­eig­net sein.

Zweiter Abschnitt: Die Beistandschaften

Erster Unterabschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 390  

A. Vor­aus­set­zun­gen

 

1Die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de er­rich­tet ei­ne Bei­stand­schaft, wenn ei­ne voll­jäh­ri­ge Per­son:

1.
we­gen ei­ner geis­ti­gen Be­hin­de­rung, ei­ner psy­chi­schen Stö­rung oder ei­nes ähn­li­chen in der Per­son lie­gen­den Schwä­che­zu­stands ih­re An­ge­le­gen­hei­ten nur teil­wei­se oder gar nicht be­sor­gen kann;
2.
we­gen vor­über­ge­hen­der Ur­teil­s­un­fä­hig­keit oder Ab­we­sen­heit in An­ge­le­gen­hei­ten, die er­le­digt wer­den müs­sen, we­der sel­ber han­deln kann noch ei­ne zur Stell­ver­tre­tung be­rech­tig­te Per­son be­zeich­net hat.

2Die Be­las­tung und der Schutz von An­ge­hö­ri­gen und Drit­ten sind zu be­rück­sich­ti­gen.

3Die Bei­stand­schaft wird auf An­trag der be­trof­fe­nen oder ei­ner na­he­ste­hen­den Per­son oder von Am­tes we­gen er­rich­tet.

Art. 391  

B. Auf­ga­ben­be­rei­che

 

1Die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de um­schreibt die Auf­ga­ben­be­rei­che der Bei­stand­schaft ent­spre­chend den Be­dürf­nis­sen der be­trof­fe­nen Per­son.

2Die Auf­ga­ben­be­rei­che be­tref­fen die Per­so­nen­sor­ge, die Ver­mö­gens­sor­ge oder den Rechts­ver­kehr.

3Oh­ne Zu­stim­mung der be­trof­fe­nen Per­son darf der Bei­stand oder die Bei­stän­din nur dann de­ren Post öff­nen oder de­ren Wohn­räu­me be­tre­ten, wenn die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de die Be­fug­nis da­zu aus­drück­lich er­teilt hat.

Art. 392  

C. Ver­zicht auf ei­ne Bei­stand­schaft

 

Er­scheint die Er­rich­tung ei­ner Bei­stand­schaft we­gen des Um­fangs der Auf­ga­ben als of­fen­sicht­lich un­ver­hält­nis­mäs­sig, so kann die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de:

1.
von sich aus das Er­for­der­li­che vor­keh­ren, na­ment­lich die Zu­stim­mung zu ei­nem Rechts­ge­schäft er­tei­len;
2.
ei­ner Dritt­per­son für ein­zel­ne Auf­ga­ben einen Auf­trag er­tei­len; oder
3.
ei­ne ge­eig­ne­te Per­son oder Stel­le be­zeich­nen, der für be­stimm­te Be­rei­che Ein­blick und Aus­kunft zu ge­ben sind.

Zweiter Unterabschnitt: Die Arten von Beistandschaften

Art. 393  

A. Be­gleit­bei­stand­schaft

 

1Ei­ne Be­gleit­bei­stand­schaft wird mit Zu­stim­mung der hilfs­be­dürf­ti­gen Per­son er­rich­tet, wenn die­se für die Er­le­di­gung be­stimm­ter An­ge­le­gen­hei­ten be­glei­ten­de Un­ter­stüt­zung braucht.

2Die Be­gleit­bei­stand­schaft schränkt die Hand­lungs­fä­hig­keit der be­trof­fe­nen Per­son nicht ein.

Art. 394  

B. Ver­tre­tungs­bei­stand­schaft

I. Im All­ge­mei­nen

 

1Ei­ne Ver­tre­tungs­bei­stand­schaft wird er­rich­tet, wenn die hilfs­be­dürf­ti­ge Per­son be­stimm­te An­ge­le­gen­hei­ten nicht er­le­di­gen kann und des­halb ver­tre­ten wer­den muss.

2Die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de kann die Hand­lungs­fä­hig­keit der be­trof­fe­nen Per­son ent­spre­chend ein­schrän­ken.

3Auch wenn die Hand­lungs­fä­hig­keit nicht ein­ge­schränkt ist, muss die be­trof­fe­ne Per­son sich die Hand­lun­gen des Bei­stands oder der Bei­stän­din an­rech­nen oder ge­fal­len las­sen.

Art. 395  

II. Ver­mö­gens­ver­wal­tung

 

1Er­rich­tet die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de ei­ne Ver­tre­tungs­bei­stand­schaft für die Ver­mö­gens­ver­wal­tung, so be­stimmt sie die Ver­mö­gens­wer­te, die vom Bei­stand oder von der Bei­stän­din ver­wal­tet wer­den sol­len. Sie kann Tei­le des Ein­kom­mens oder das ge­sam­te Ein­kom­men, Tei­le des Ver­mö­gens oder das ge­sam­te Ver­mö­gen oder das ge­sam­te Ein­kom­men und Ver­mö­gen un­ter die Ver­wal­tung stel­len.

2Die Ver­wal­tungs­be­fug­nis­se um­fas­sen auch die Er­spar­nis­se aus dem ver­wal­te­ten Ein­kom­men oder die Er­trä­ge des ver­wal­te­ten Ver­mö­gens, wenn die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de nichts an­de­res ver­fügt.

3Oh­ne die Hand­lungs­fä­hig­keit der be­trof­fe­nen Per­son ein­zu­schrän­ken, kann ihr die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de den Zu­griff auf ein­zel­ne Ver­mö­gens­wer­te ent­zie­hen.

4Un­ter­sagt die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de der be­trof­fe­nen Per­son, über ein Grund­stück zu ver­fü­gen, so lässt sie dies im Grund­buch an­mer­ken.

Art. 396  

C. Mit­wir­kungs­bei­stand­schaft

 

1Ei­ne Mit­wir­kungs­bei­stand­schaft wird er­rich­tet, wenn be­stimm­te Hand­lun­gen der hilfs­be­dürf­ti­gen Per­son zu de­ren Schutz der Zu­stim­mung des Bei­stands oder der Bei­stän­din be­dür­fen.

2Die Hand­lungs­fä­hig­keit der be­trof­fe­nen Per­son wird von Ge­set­zes we­gen ent­spre­chend ein­ge­schränkt.

Art. 397  

D. Kom­bi­na­ti­on von Bei­stand­schaf­ten

 

Die Be­gleit-, die Ver­tre­tungs- und die Mit­wir­kungs­bei­stand­schaft kön­nen mit­ein­an­der kom­bi­niert wer­den.

Art. 398  

E. Um­fas­sen­de Bei­stand­schaft

 

1Ei­ne um­fas­sen­de Bei­stand­schaft wird er­rich­tet, wenn ei­ne Per­son, na­ment­lich we­gen dau­ern­der Ur­teil­s­un­fä­hig­keit, be­son­ders hilfs­be­dürf­tig ist.

2Sie be­zieht sich auf al­le An­ge­le­gen­hei­ten der Per­so­nen­sor­ge, der Ver­mö­gens­sor­ge und des Rechts­ver­kehrs.

3Die Hand­lungs­fä­hig­keit der be­trof­fe­nen Per­son ent­fällt von Ge­set­zes we­gen.

Dritter Unterabschnitt: Ende der Beistandschaft

Art. 399  
 

1Die Bei­stand­schaft en­det von Ge­set­zes we­gen mit dem Tod der be­trof­fe­nen Per­son.

2Die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de hebt ei­ne Bei­stand­schaft auf An­trag der be­trof­fe­nen oder ei­ner na­he­ste­hen­den Per­son oder von Am­tes we­gen auf, so­bald für die Fort­dau­er kein Grund mehr be­steht.

Vierter Unterabschnitt: Der Beistand oder die Beiständin

Art. 400  

A. Er­nen­nung

I. All­ge­mei­ne Vor­aus­set­zun­gen

 

1Die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de er­nennt als Bei­stand oder Bei­stän­din ei­ne na­tür­li­che Per­son, die für die vor­ge­se­he­nen Auf­ga­ben per­sön­lich und fach­lich ge­eig­net ist, die da­für er­for­der­li­che Zeit ein­set­zen kann und die Auf­ga­ben sel­ber wahr­nimmt. Bei be­son­de­ren Um­stän­den kön­nen meh­re­re Per­so­nen er­nannt wer­den.

2Die Per­son darf nur mit ih­rem Ein­ver­ständ­nis er­nannt wer­den.1

3Die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de sorgt da­für, dass der Bei­stand oder die Bei­stän­din die er­for­der­li­che In­struk­ti­on, Be­ra­tung und Un­ter­stüt­zung er­hält.


1 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 29. Sept. 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 2801; BBl 2017 1811 3205).

Art. 401  

II. Wün­sche der be­trof­fe­nen Per­son oder ihr na­he­ste­hen­der Per­so­nen

 

1Schlägt die be­trof­fe­ne Per­son ei­ne Ver­trau­ens­per­son als Bei­stand oder Bei­stän­din vor, so ent­spricht die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de ih­rem Wunsch, wenn die vor­ge­schla­ge­ne Per­son für die Bei­stand­schaft ge­eig­net und zu de­ren Über­nah­me be­reit ist.

2Sie be­rück­sich­tigt, so­weit tun­lich, Wün­sche der An­ge­hö­ri­gen oder an­de­rer na­he­ste­hen­der Per­so­nen.

3Lehnt die be­trof­fe­ne Per­son ei­ne be­stimm­te Per­son als Bei­stand oder Bei­stän­din ab, so ent­spricht die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de, so­weit tun­lich, die­sem Wunsch.

Art. 402  

III. Über­tra­gung des Am­tes auf meh­re­re Per­so­nen

 

1Über­trägt die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de ei­ne Bei­stand­schaft meh­re­ren Per­so­nen, so legt sie fest, ob das Amt ge­mein­sam aus­ge­übt wird oder wer für wel­che Auf­ga­ben zu­stän­dig ist.

2Die ge­mein­sa­me Füh­rung ei­ner Bei­stand­schaft wird meh­re­ren Per­so­nen nur mit ih­rem Ein­ver­ständ­nis über­tra­gen.

Art. 403  

B. Ver­hin­de­rung und In­ter­es­sen­kol­li­si­on

 

1Ist der Bei­stand oder die Bei­stän­din am Han­deln ver­hin­dert oder wi­der­spre­chen die In­ter­es­sen des Bei­stands oder der Bei­stän­din in ei­ner An­ge­le­gen­heit den­je­ni­gen der be­trof­fe­nen Per­son, so er­nennt die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de einen Er­satz­bei­stand oder ei­ne Er­satz­bei­stän­din oder re­gelt die­se An­ge­le­gen­heit sel­ber.

2Bei In­ter­es­sen­kol­li­si­on ent­fal­len von Ge­set­zes we­gen die Be­fug­nis­se des Bei­stands oder der Bei­stän­din in der ent­spre­chen­den An­ge­le­gen­heit.

Art. 404  

C. Ent­schä­di­gung und Spe­sen

 

1Der Bei­stand oder die Bei­stän­din hat An­spruch auf ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung und auf Er­satz der not­wen­di­gen Spe­sen aus dem Ver­mö­gen der be­trof­fe­nen Per­son. Bei ei­nem Be­rufs­bei­stand oder ei­ner Be­rufs­bei­stän­din fal­len die Ent­schä­di­gung und der Spe­se­n­er­satz an den Ar­beit­ge­ber.

2Die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de legt die Hö­he der Ent­schä­di­gung fest. Sie be­rück­sich­tigt da­bei ins­be­son­de­re den Um­fang und die Kom­ple­xi­tät der dem Bei­stand oder der Bei­stän­din über­tra­ge­nen Auf­ga­ben.

3Die Kan­to­ne er­las­sen Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen und re­geln die Ent­schä­di­gung und den Spe­se­n­er­satz, wenn die­se nicht aus dem Ver­mö­gen der be­trof­fe­nen Per­son be­zahlt wer­den kön­nen.

Fünfter Unterabschnitt: Die Führung der Beistandschaft

Art. 405  

A. Über­nah­me des Am­tes

 

1Der Bei­stand oder die Bei­stän­din ver­schafft sich die zur Er­fül­lung der Auf­ga­ben nö­ti­gen Kennt­nis­se und nimmt per­sön­lich mit der be­trof­fe­nen Per­son Kon­takt auf.

2Um­fasst die Bei­stand­schaft die Ver­mö­gens­ver­wal­tung, so nimmt der Bei­stand oder die Bei­stän­din in Zu­sam­men­ar­beit mit der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de un­ver­züg­lich ein In­ven­tar der zu ver­wal­ten­den Ver­mö­gens­wer­te auf.

3Wenn die Um­stän­de es recht­fer­ti­gen, kann die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de die Auf­nah­me ei­nes öf­fent­li­chen In­ven­tars an­ord­nen. Die­ses hat für die Gläu­bi­ger die glei­che Wir­kung wie das öf­fent­li­che In­ven­tar des Erbrechts.

4Drit­te sind ver­pflich­tet, al­le für die Auf­nah­me des In­ven­tars er­for­der­li­chen Aus­künf­te zu er­tei­len.

Art. 406  

B. Ver­hält­nis zur be­trof­fe­nen Per­son

 

1Der Bei­stand oder die Bei­stän­din er­füllt die Auf­ga­ben im In­ter­es­se der be­trof­fe­nen Per­son, nimmt, so­weit tun­lich, auf de­ren Mei­nung Rück­sicht und ach­tet de­ren Wil­len, das Le­ben ent­spre­chend ih­ren Fä­hig­kei­ten nach ei­ge­nen Wün­schen und Vor­stel­lun­gen zu ge­stal­ten.

2Der Bei­stand oder die Bei­stän­din strebt da­nach, ein Ver­trau­ens­ver­hält­nis mit der be­trof­fe­nen Per­son auf­zu­bau­en und den Schwä­che­zu­stand zu lin­dern oder ei­ne Ver­schlim­me­rung zu ver­hü­ten.

Art. 407  

C. Ei­ge­nes Han­deln der be­trof­fe­nen Per­son

 

Die ur­teils­fä­hi­ge be­trof­fe­ne Per­son kann, auch wenn ihr die Hand­lungs­fä­hig­keit ent­zo­gen wor­den ist, im Rah­men des Per­so­nen­rechts durch ei­ge­nes Han­deln Rech­te und Pflich­ten be­grün­den und höchst­per­sön­li­che Rech­te aus­üben.

Art. 408  

D. Ver­mö­gens­ver­wal­tung

I. Auf­ga­ben

 

1Der Bei­stand oder die Bei­stän­din ver­wal­tet die Ver­mö­gens­wer­te sorg­fäl­tig und nimmt al­le Rechts­ge­schäf­te vor, die mit der Ver­wal­tung zu­sam­men­hän­gen.

2Ins­be­son­de­re kann der Bei­stand oder die Bei­stän­din:

1.
mit be­frei­en­der Wir­kung die von Drit­ten ge­schul­de­te Leis­tung für die be­trof­fe­ne Per­son ent­ge­gen­neh­men;
2.
so­weit an­ge­zeigt Schul­den be­zah­len;
3.
die be­trof­fe­ne Per­son nö­ti­gen­falls für die lau­fen­den Be­dürf­nis­se ver­tre­ten.

3Der Bun­des­rat er­lässt Be­stim­mun­gen über die An­la­ge und die Auf­be­wah­rung des Ver­mö­gens.

Art. 409  

II. Be­trä­ge zur frei­en Ver­fü­gung

 

Der Bei­stand oder die Bei­stän­din stellt der be­trof­fe­nen Per­son aus de­ren Ver­mö­gen an­ge­mes­se­ne Be­trä­ge zur frei­en Ver­fü­gung.

Art. 410  

III. Rech­nung

 

1Der Bei­stand oder die Bei­stän­din führt Rech­nung und legt sie der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de in den von ihr an­ge­setz­ten Zeitab­stän­den, min­des­tens aber al­le zwei Jah­re, zur Ge­neh­mi­gung vor.

2Der Bei­stand oder die Bei­stän­din er­läu­tert der be­trof­fe­nen Per­son die Rech­nung und gibt ihr auf Ver­lan­gen ei­ne Ko­pie.

Art. 411  

E. Be­richt­er­stat­tung

 

1Der Bei­stand oder die Bei­stän­din er­stat­tet der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de so oft wie nö­tig, min­des­tens aber al­le zwei Jah­re, einen Be­richt über die La­ge der be­trof­fe­nen Per­son und die Aus­übung der Bei­stand­schaft.

2Der Bei­stand oder die Bei­stän­din zieht bei der Er­stel­lung des Be­richts die be­trof­fe­ne Per­son, so­weit tun­lich, bei und gibt ihr auf Ver­lan­gen ei­ne Ko­pie.

Art. 412  

F. Be­son­de­re Ge­schäf­te

 

1Der Bei­stand oder die Bei­stän­din darf in Ver­tre­tung der be­trof­fe­nen Per­son kei­ne Bürg­schaf­ten ein­ge­hen, kei­ne Stif­tun­gen er­rich­ten und kei­ne Schen­kun­gen vor­neh­men, mit Aus­nah­me der üb­li­chen Ge­le­gen­heits­ge­schen­ke.

2Ver­mö­gens­wer­te, die für die be­trof­fe­ne Per­son oder für ih­re Fa­mi­lie einen be­son­de­ren Wert ha­ben, wer­den wenn im­mer mög­lich nicht ver­äus­sert.

Art. 413  

G. Sorg­falts- und Ver­schwie­gen­heits­pflicht

 

1Der Bei­stand oder die Bei­stän­din hat bei der Er­fül­lung der Auf­ga­ben die glei­che Sorg­falts­pflicht wie ei­ne be­auf­trag­te Per­son nach den Be­stim­mun­gen des Ob­li­ga­tio­nen­rechts1.

2Der Bei­stand oder die Bei­stän­din ist zur Ver­schwie­gen­heit ver­pflich­tet, so­weit nicht über­wie­gen­de In­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen.

3Drit­te sind über die Bei­stand­schaft zu ori­en­tie­ren, so­weit dies zur ge­hö­ri­gen Er­fül­lung der Auf­ga­ben des Bei­stands oder der Bei­stän­din er­for­der­lich ist.


1 SR 220

Art. 414  

H. Än­de­rung der Ver­hält­nis­se

 

Der Bei­stand oder die Bei­stän­din in­for­miert die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de un­ver­züg­lich über Um­stän­de, die ei­ne Än­de­rung der Mass­nah­me er­for­dern oder ei­ne Auf­he­bung der Bei­stand­schaft er­mög­li­chen.

Sechster Unterabschnitt: Die Mitwirkung der Erwachsenenschutzbehörde

Art. 415  

A. Prü­fung der Rech­nung und des Be­richts

 

1Die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de prüft die Rech­nung und er­teilt oder ver­wei­gert die Ge­neh­mi­gung; wenn nö­tig, ver­langt sie ei­ne Be­rich­ti­gung.

2Sie prüft den Be­richt und ver­langt, wenn nö­tig, des­sen Er­gän­zung.

3Sie trifft nö­ti­gen­falls Mass­nah­men, die zur Wah­rung der In­ter­es­sen der be­trof­fe­nen Per­son an­ge­zeigt sind.

Art. 416  

B. Zu­stim­mungs­be­dürf­ti­ge Ge­schäf­te

I. Von Ge­set­zes we­gen

 

1Für fol­gen­de Ge­schäf­te, die der Bei­stand oder die Bei­stän­din in Ver­tre­tung der be­trof­fe­nen Per­son vor­nimmt, ist die Zu­stim­mung der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de er­for­der­lich:

1.
Li­qui­da­ti­on des Haus­halts, Kün­di­gung des Ver­trags über Räum­lich­kei­ten, in de­nen die be­trof­fe­ne Per­son wohnt;
2.
Dau­er­ver­trä­ge über die Un­ter­brin­gung der be­trof­fe­nen Per­son;
3.
An­nah­me oder Aus­schla­gung ei­ner Erb­schaft, wenn da­für ei­ne aus­drück­li­che Er­klä­rung er­for­der­lich ist, so­wie Erb­ver­trä­ge und Erb­tei­lungs­ver­trä­ge;
4.
Er­werb, Ver­äus­se­rung, Ver­pfän­dung und an­de­re ding­li­che Be­las­tung von Grund­stücken so­wie Er­stel­len von Bau­ten, das über or­dent­li­che Ver­wal­tungs­hand­lun­gen hin­aus­geht;
5.
Er­werb, Ver­äus­se­rung und Ver­pfän­dung an­de­rer Ver­mö­gens­wer­te so­wie Er­rich­tung ei­ner Nutz­nies­sung dar­an, wenn die­se Ge­schäf­te nicht un­ter die Füh­rung der or­dent­li­chen Ver­wal­tung und Be­wirt­schaf­tung fal­len;
6.
Auf­nah­me und Ge­wäh­rung von er­heb­li­chen Dar­le­hen, Ein­ge­hung von wech­sel­recht­li­chen Ver­bind­lich­kei­ten;
7.
Leib­ren­ten- und Ver­pfrün­dungs­ver­trä­ge so­wie Le­bens­ver­si­che­run­gen, so­weit die­se nicht im Rah­men der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge mit ei­nem Ar­beits­ver­trag zu­sam­men­hän­gen;
8.
Über­nah­me oder Li­qui­da­ti­on ei­nes Ge­schäfts, Ein­tritt in ei­ne Ge­sell­schaft mit per­sön­li­cher Haf­tung oder er­heb­li­cher Ka­pi­tal­be­tei­li­gung;
9.
Er­klä­rung der Zah­lungs­un­fä­hig­keit, Pro­zess­füh­rung, Ab­schluss ei­nes Ver­gleichs, ei­nes Schieds­ver­trags oder ei­nes Nach­lass­ver­trags, un­ter Vor­be­halt vor­läu­fi­ger Mass­nah­men des Bei­stands oder der Bei­stän­din in drin­gen­den Fäl­len.

2Die Zu­stim­mung der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de ist nicht er­for­der­lich, wenn die ur­teils­fä­hi­ge be­trof­fe­ne Per­son ihr Ein­ver­ständ­nis er­teilt und ih­re Hand­lungs­fä­hig­keit durch die Bei­stand­schaft nicht ein­ge­schränkt ist.

3Im­mer der Zu­stim­mung der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de be­dür­fen Ver­trä­ge zwi­schen dem Bei­stand oder der Bei­stän­din und der be­trof­fe­nen Per­son, aus­ser die­se er­teilt einen un­ent­gelt­li­chen Auf­trag.

Art. 417  

II. Auf An­ord­nung

 

Die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de kann aus wich­ti­gen Grün­den an­ord­nen, dass ihr wei­te­re Ge­schäf­te zur Zu­stim­mung un­ter­brei­tet wer­den.

Art. 418  

III. Feh­len der Zu­stim­mung

 

Ist ein Ge­schäft oh­ne die er­for­der­li­che Zu­stim­mung der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de ab­ge­schlos­sen wor­den, so hat es für die be­trof­fe­ne Per­son nur die Wir­kung, die nach der Be­stim­mung des Per­so­nen­rechts über das Feh­len der Zu­stim­mung des ge­setz­li­chen Ver­tre­ters vor­ge­se­hen ist.

Siebter Unterabschnitt: Einschreiten der Erwachsenenschutzbehörde

Art. 419  
 

Ge­gen Hand­lun­gen oder Un­ter­las­sun­gen des Bei­stands oder der Bei­stän­din so­wie ei­ner Dritt­per­son oder Stel­le, der die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de einen Auf­trag er­teilt hat, kann die be­trof­fe­ne oder ei­ne ihr na­he­ste­hen­de Per­son und je­de Per­son, die ein recht­lich ge­schütz­tes In­ter­es­se hat, die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de an­ru­fen.

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden