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Dritter Abschnitt: Die Scheidungsfolgen

Art. 119176  

A. Na­me

 

Der Ehe­gat­te, der sei­nen Na­men bei der Ehe­schlies­sung ge­än­dert hat, be­hält die­sen Na­men nach der Schei­dung; er kann aber je­der­zeit ge­gen­über der Zi­vil­stands­be­am­tin oder dem Zi­vil­stands­be­am­ten er­klä­ren, dass er wie­der sei­nen Le­di­gna­men tra­gen will.

176 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2011 (Na­me und Bür­ger­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 2569; BBl 200975737581).

Art. 120  

B. Gü­ter­recht und Erbrecht

 

1 Für die gü­ter­recht­li­che Aus­ein­an­der­set­zung gel­ten die Be­stim­mun­gen über das Gü­ter­recht.

2 Ge­schie­de­ne Ehe­gat­ten ha­ben zu­ein­an­der kein ge­setz­li­ches Erbrecht und kön­nen aus Ver­fü­gun­gen von To­des we­gen, die sie vor der Rechts­hän­gig­keit des Schei­dungs­ver­fah­rens er­rich­tet ha­ben, kei­ne An­sprü­che er­he­ben.

Art. 121  

C. Woh­nung der Fa­mi­lie

 

1 Ist ein Ehe­gat­te we­gen der Kin­der oder aus an­de­ren wich­ti­gen Grün­den auf die Woh­nung der Fa­mi­lie an­ge­wie­sen, so kann das Ge­richt ihm die Rech­te und Pflich­ten aus dem Miet­ver­trag al­lein über­tra­gen, so­fern dies dem an­de­ren bil­li­ger­wei­se zu­ge­mu­tet wer­den kann.

2 Der bis­he­ri­ge Mie­ter haf­tet so­li­da­risch für den Miet­zins bis zum Zeit­punkt, in dem das Miet­ver­hält­nis ge­mä­ss Ver­trag oder Ge­setz en­det oder be­en­det wer­den kann, höchs­tens aber wäh­rend zwei­er Jah­re; wird er für den Miet­zins be­langt, so kann er den be­zahl­ten Be­trag ra­ten­wei­se in der Hö­he des mo­nat­li­chen Miet­zin­ses mit den Un­ter­halts­bei­trä­gen, die er dem an­de­ren Ehe­gat­ten schul­det, ver­rech­nen.

3 Ge­hört die Woh­nung der Fa­mi­lie ei­nem Ehe­gat­ten, so kann das Ge­richt dem an­de­ren un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen und ge­gen an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung oder un­ter An­rech­nung auf Un­ter­halts­bei­trä­ge ein be­fris­te­tes Wohn­recht ein­räu­men. Wenn wich­ti­ge neue Tat­sa­chen es er­for­dern, ist das Wohn­recht ein­zu­schrän­ken oder auf­zu­he­ben.

Art. 122177  

D. Be­ruf­li­che Vor­sor­ge

I. Grund­satz

 

Die wäh­rend der Ehe bis zum Zeit­punkt der Ein­lei­tung des Schei­dungs­ver­fah­rens er­wor­be­nen An­sprü­che aus der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge wer­den bei der Schei­dung aus­ge­gli­chen.

177 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

Art. 123178  

II. Aus­gleich bei Aus­tritts­leis­tun­gen

 

1 Die er­wor­be­nen Aus­tritts­leis­tun­gen samt Frei­zü­gig­keits­gut­ha­ben und Vor­be­zü­gen für Wohn­ei­gen­tum wer­den hälf­tig ge­teilt.

2 Ab­satz 1 ist nicht an­wend­bar auf Ein­mal­ein­la­gen aus Ei­gen­gut nach Ge­setz.

3 Die zu tei­len­den Aus­tritts­leis­tun­gen be­rech­nen sich nach den Ar­ti­keln 15–17 und 22a oder 22b des Frei­zü­gig­keits­ge­set­zes vom 17. De­zem­ber 1993179.

178 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

179 SR 831.42

Art. 124180  

III. Aus­gleich bei In­va­li­den­ren­ten vor dem re­gle­men­ta­ri­schen Ren­ten­al­ter

 

1 Be­zieht ein Ehe­gat­te im Zeit­punkt der Ein­lei­tung des Schei­dungs­ver­fah­rens ei­ne In­va­li­den­ren­te vor dem re­gle­men­ta­ri­schen Ren­ten­al­ter, so gilt der Be­trag, der ihm nach Ar­ti­kel 2 Ab­satz 1ter des Frei­zü­gig­keits­ge­set­zes vom 17. De­zem­ber 1993181 nach Auf­he­bung der In­va­li­den­ren­te zu­kom­men wür­de, als Aus­tritts­leis­tung.

2 Die Be­stim­mun­gen über den Aus­gleich bei Aus­tritts­leis­tun­gen gel­ten sinn­ge­mä­ss.

3 Der Bun­des­rat re­gelt, in wel­chen Fäl­len der Be­trag nach Ab­satz 1 we­gen ei­ner Über­ent­schä­di­gungs­kür­zung der In­va­li­den­ren­te nicht für den Aus­gleich ver­wen­det wer­den kann.

180 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

181 SR 831.42

Art. 124a182  

IV. Aus­gleich bei In­va­li­den­ren­ten nach dem re­gle­men­ta­ri­schen Ren­ten­al­ter und bei Al­ters­ren­ten

 

1 Be­zieht ein Ehe­gat­te im Zeit­punkt der Ein­lei­tung des Schei­dungs­ver­fah­rens ei­ne In­va­li­den­ren­te nach dem re­gle­men­ta­ri­schen Ren­ten­al­ter oder ei­ne Al­ters­ren­te, so ent­schei­det das Ge­richt nach Er­mes­sen über die Tei­lung der Ren­te. Es be­ach­tet da­bei ins­be­son­de­re die Dau­er der Ehe und die Vor­sor­ge­be­dürf­nis­se bei­der Ehe­gat­ten.

2 Der dem be­rech­tig­ten Ehe­gat­ten zu­ge­spro­che­ne Ren­ten­an­teil wird in ei­ne le­bens­lan­ge Ren­te um­ge­rech­net. Die­se wird ihm von der Vor­sor­ge­ein­rich­tung des ver­pflich­te­ten Ehe­gat­ten aus­ge­rich­tet oder in sei­ne Vor­sor­ge über­tra­gen.

3 Der Bun­des­rat re­gelt:

1.
die ver­si­che­rungs­tech­ni­sche Um­rech­nung des Ren­ten­an­teils in ei­ne le­bens­lan­ge Ren­te;
2.
das Vor­ge­hen in Fäl­len, in de­nen die Al­ters­leis­tung auf­ge­scho­ben oder die In­va­li­den­ren­te we­gen Über­ent­schä­di­gung ge­kürzt ist.

182 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

Art. 124b183  

V. Aus­nah­men

 

1 Die Ehe­gat­ten kön­nen in ei­ner Ver­ein­ba­rung über die Schei­dungs­fol­gen von der hälf­ti­gen Tei­lung ab­wei­chen oder auf den Vor­sor­ge­aus­gleich ver­zich­ten, wenn ei­ne an­ge­mes­se­ne Al­ters- und In­va­li­den­vor­sor­ge ge­währ­leis­tet bleibt.

2 Das Ge­richt spricht dem be­rech­tig­ten Ehe­gat­ten we­ni­ger als die Hälf­te der Aus­tritts­leis­tung zu oder ver­wei­gert die Tei­lung ganz, wenn wich­ti­ge Grün­de vor­lie­gen. Ein wich­ti­ger Grund liegt ins­be­son­de­re vor, wenn die hälf­ti­ge Tei­lung un­bil­lig wä­re:

1.
auf­grund der gü­ter­recht­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung oder der wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se nach der Schei­dung;
2.
auf­grund der Vor­sor­ge­be­dürf­nis­se, ins­be­son­de­re un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Al­ters­un­ter­schie­des zwi­schen den Ehe­gat­ten.

3 Das Ge­richt kann dem be­rech­tig­ten Ehe­gat­ten mehr als die Hälf­te der Aus­tritts­leis­tung zu­spre­chen, wenn er nach der Schei­dung ge­mein­sa­me Kin­der be­treut und der ver­pflich­te­te Ehe­gat­te wei­ter­hin über ei­ne an­ge­mes­se­ne Al­ters- und In­va­li­den­vor­sor­ge ver­fügt.

183 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

Art. 124c184  

VI. Ver­rech­nung ge­gen­sei­ti­ger An­sprü­che

 

1 Ge­gen­sei­ti­ge An­sprü­che der Ehe­gat­ten auf Aus­tritts­leis­tun­gen oder auf Ren­ten­an­tei­le wer­den ver­rech­net. Die Ver­rech­nung der Ren­ten­an­sprü­che fin­det vor der Um­rech­nung des dem be­rech­tig­ten Ehe­gat­ten zu­ge­spro­che­nen Ren­ten­an­teils in ei­ne le­bens­lan­ge Ren­te statt.

2 Aus­tritts­leis­tun­gen kön­nen mit Ren­ten­an­tei­len nur dann ver­rech­net wer­den, wenn die Ehe­gat­ten und die Ein­rich­tun­gen der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge ein­ver­stan­den sind.

184 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

Art. 124d185  

VII. Un­zu­mut­bar­keit

 

Ist auf­grund ei­ner Ab­wä­gung der Vor­sor­ge­be­dürf­nis­se bei­der Ehe­gat­ten ein Aus­gleich aus Mit­teln der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge nicht zu­mut­bar, so schul­det der ver­pflich­te­te Ehe­gat­te dem be­rech­tig­ten Ehe­gat­ten ei­ne Ka­pi­tal­ab­fin­dung.

185 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

Art. 124e186  

VIII. Un­mög­lich­keit

 

1 Ist ein Aus­gleich aus Mit­teln der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge nicht mög­lich, so schul­det der ver­pflich­te­te Ehe­gat­te dem be­rech­tig­ten Ehe­gat­ten ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung in Form ei­ner Ka­pi­tal­ab­fin­dung oder ei­ner Ren­te.

2 Ein schwei­ze­ri­sches Ur­teil kann auf Be­geh­ren des ver­pflich­te­ten Ehe­gat­ten ab­ge­än­dert wer­den, wenn im Aus­land be­ste­hen­de Vor­sor­gean­sprü­che durch ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung nach Ab­satz 1 aus­ge­gli­chen wur­den und die­se Vor­sor­gean­sprü­che da­nach durch ei­ne für den aus­län­di­schen Vor­sor­ge­schuld­ner ver­bind­li­che aus­län­di­sche Ent­schei­dung ge­teilt wer­den.

186 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

Art. 125  

E. Nach­e­he­li­cher Un­ter­halt

I. Vor­aus­set­zun­gen

 

1 Ist ei­nem Ehe­gat­ten nicht zu­zu­mu­ten, dass er für den ihm ge­büh­ren­den Un­ter­halt un­ter Ein­schluss ei­ner an­ge­mes­se­nen Al­ters­vor­sor­ge selbst auf­kommt, so hat ihm der an­de­re einen an­ge­mes­se­nen Bei­trag zu leis­ten.

2 Beim Ent­scheid, ob ein Bei­trag zu leis­ten sei und ge­ge­be­nen­falls in wel­cher Hö­he und wie lan­ge, sind ins­be­son­de­re zu be­rück­sich­ti­gen:

1.
die Auf­ga­ben­tei­lung wäh­rend der Ehe;
2.
die Dau­er der Ehe;
3.
die Le­bens­stel­lung wäh­rend der Ehe;
4.
das Al­ter und die Ge­sund­heit der Ehe­gat­ten;
5.
Ein­kom­men und Ver­mö­gen der Ehe­gat­ten;
6.
der Um­fang und die Dau­er der von den Ehe­gat­ten noch zu leis­­ten­den Be­treu­ung der Kin­der;
7.
die be­ruf­li­che Aus­bil­dung und die Er­werbs­aus­sich­ten der Ehe­gat­ten so­wie der mut­mass­li­che Auf­wand für die be­ruf­li­che Ein­glie­de­rung der an­spruchs­be­rech­tig­ten Per­son;
8.
die An­wart­schaf­ten aus der eid­ge­nös­si­schen Al­ters- und Hin­ter­las­se­nen­ver­si­che­rung und aus der be­ruf­li­chen oder ei­ner an­de­ren pri­va­ten oder staat­li­chen Vor­sor­ge ein­sch­liess­lich des vor­aus­sicht­li­chen Er­geb­nis­ses der Tei­lung der Aus­tritts­leistun­gen.

3 Ein Bei­trag kann aus­nahms­wei­se ver­sagt oder ge­kürzt wer­den, wenn er of­fen­sicht­lich un­bil­lig wä­re, ins­be­son­de­re weil die be­rech­tig­te Per­son:

1.
ih­re Pflicht, zum Un­ter­halt der Fa­mi­lie bei­zu­tra­gen, grob ver­letzt hat;
2.
ih­re Be­dürf­tig­keit mut­wil­lig her­bei­ge­führt hat;
3.
ge­gen die ver­pflich­te­te Per­son oder ei­ne die­ser na­he ver­bun­de­nen Per­son ei­ne schwe­re Straf­tat be­gan­gen hat.
Art. 126  

II. Mo­da­li­tä­ten des Un­ter­halts­bei­tra­ges

 

1 Das Ge­richt setzt als Un­ter­halts­bei­trag ei­ne Ren­te fest und be­stimmt den Be­ginn der Bei­trags­pflicht.

2 Recht­fer­ti­gen es be­son­de­re Um­stän­de, so kann an­stel­le ei­ner Ren­te ei­ne Ab­fin­dung fest­ge­setzt wer­den.

3 Das Ge­richt kann den Un­ter­halts­bei­trag von Be­din­gun­gen ab­hän­gig ma­chen.

Art. 127  

III. Ren­te

1. Be­son­de­re Ver­ein­ba­run­gen

 

Die Ehe­gat­ten kön­nen in der Ver­ein­ba­rung die Än­de­rung der dar­in fest­ge­setz­ten Ren­te ganz oder teil­wei­se aus­sch­lies­sen.

Art. 128  

2. An­pas­sung an die Teue­rung

 

Das Ge­richt kann an­ord­nen, dass der Un­ter­halts­bei­trag sich bei be­stimm­ten Ver­än­de­run­gen der Le­bens­kos­ten oh­ne wei­te­res er­höht oder ver­min­dert.

Art. 129  

3. Ab­än­de­rung durch Ur­teil

 

1 Bei er­heb­li­cher und dau­ern­der Ver­än­de­rung der Ver­hält­nis­se kann die Ren­te her­ab­ge­setzt, auf­ge­ho­ben oder für ei­ne be­stimm­te Zeit ein­ge­stellt wer­den; ei­ne Ver­bes­se­rung der Ver­hält­nis­se der be­rech­tig­ten Per­son ist nur dann zu be­rück­sich­ti­gen, wenn im Schei­dungs­ur­teil ei­ne den ge­büh­ren­den Un­ter­halt de­cken­de Ren­te fest­ge­setzt wer­den konn­te.

2 Die be­rech­tig­te Per­son kann für die Zu­kunft ei­ne An­pas­sung der Ren­te an die Teue­rung ver­lan­gen, wenn das Ein­kom­men der ver­pflich­te­ten Per­son nach der Schei­dung un­vor­her­ge­se­he­n­er­wei­se ge­stie­gen ist.

3 Die be­rech­tig­te Per­son kann in­ner­halb von fünf Jah­ren seit der Schei­dung die Fest­set­zung ei­ner Ren­te oder de­ren Er­hö­hung ver­lan­gen, wenn im Ur­teil fest­ge­hal­ten wor­den ist, dass kei­ne zur De­ckung des ge­büh­ren­den Un­ter­halts aus­rei­chen­de Ren­te fest­ge­setzt wer­den konn­te, die wirt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se der ver­pflich­te­ten Per­son sich aber ent­spre­chend ver­bes­sert ha­ben.

Art. 130  

4. Er­lö­schen von Ge­set­zes we­gen

 

1 Die Bei­trags­pflicht er­lischt mit dem Tod der be­rech­tig­ten oder der ver­pflich­te­ten Per­son.

2 Vor­be­hält­lich ei­ner an­de­ren Ver­ein­ba­rung ent­fällt sie auch bei Wie­der­ver­hei­ra­tung der be­rech­tig­ten Per­son.

Art. 131187  

IV. Voll­stre­c­kung

1. In­kas­so­hil­fe

 

1 Er­füllt die ver­pflich­te­te Per­son die Un­ter­halts­pflicht nicht, so hilft ei­ne vom kan­to­na­len Recht be­zeich­ne­te Fach­stel­le der be­rech­tig­ten Per­son auf Ge­such hin bei der Voll­stre­ckung des Un­ter­halts­an­spruchs in ge­eig­ne­ter Wei­se und in der Re­gel un­ent­gelt­lich.

2 Der Bun­des­rat legt die Leis­tun­gen der In­kas­so­hil­fe fest.

187 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

Art. 131a188  

2. Vor­schüs­se

 

1 Dem öf­fent­li­chen Recht bleibt vor­be­hal­ten, die Aus­rich­tung von Vor­schüs­sen zu re­geln, wenn die ver­pflich­te­te Per­son ih­rer Un­ter­halts­pflicht nicht nach­kommt.

2 So­weit das Ge­mein­we­sen für den Un­ter­halt der be­rech­tig­ten Per­son auf­kommt, geht der Un­ter­halts­an­spruch mit al­len Rech­ten auf das Ge­mein­we­sen über.

188 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014529).

Art. 132  

3. An­wei­sun­gen an die Schuld­ner und Si­cher­stel­lung

 

1 Ver­nach­läs­sigt die ver­pflich­te­te Per­son die Er­fül­lung der Un­ter­halts­pflicht, so kann das Ge­richt ih­re Schuld­ner an­wei­sen, die Zah­lun­gen ganz oder teil­wei­se an die be­rech­tig­te Per­son zu leis­ten.

2 Ver­nach­läs­sigt die ver­pflich­te­te Per­son be­harr­lich die Er­fül­lung der Un­ter­halts­pflicht oder ist an­zu­neh­men, dass sie An­stal­ten zur Flucht trifft oder ihr Ver­mö­gen ver­schleu­dert oder bei­sei­te schafft, so kann sie ver­pflich­tet wer­den, für die künf­ti­gen Un­ter­halts­bei­trä­ge an­ge­mes­se­ne Si­cher­heit zu leis­ten.

Art. 133190  

F. Kin­der

I. El­tern­rech­te und -pflich­ten

 

1 Das Ge­richt re­gelt die El­tern­rech­te und -pflich­ten nach den Be­stim­mun­gen über die Wir­kun­gen des Kin­des­ver­hält­nis­ses. Ins­be­son­de­re re­gelt es:

1.
die el­ter­li­che Sor­ge;
2.
die Ob­hut;
3.
den per­sön­li­chen Ver­kehr (Art. 273) oder die Be­treu­ungs­an­tei­le; und
4.
den Un­ter­halts­bei­trag.

2 Es be­ach­tet al­le für das Kin­des­wohl wich­ti­gen Um­stän­de. Es be­rück­sich­tigt einen ge­mein­sa­men An­trag der El­tern und, so­weit tun­lich, die Mei­nung des Kin­des.

3 Es kann den Un­ter­halts­bei­trag über den Ein­tritt der Voll­jäh­rig­keit hin­aus fest­le­gen.

190 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 134  

II. Ver­än­de­rung der Ver­hält­nis­se

 

1 Auf Be­geh­ren ei­nes El­tern­teils, des Kin­des oder der Kin­des­schutz­be­hör­de ist die Zu­tei­lung der el­ter­li­chen Sor­ge neu zu re­geln, wenn dies we­gen we­sent­li­cher Ver­än­de­rung der Ver­hält­nis­se zum Wohl des Kin­des ge­bo­ten ist.

2 Die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Än­de­rung der üb­ri­gen El­tern­rech­te und -pflich­ten rich­ten sich nach den Be­stim­mun­gen über die Wir­kun­gen des Kin­des­ver­hält­nis­ses.191

3 Sind sich die El­tern ei­nig, so ist die Kin­des­schutz­be­hör­de für die Neu­re­ge­lung der el­ter­li­chen Sor­ge, der Ob­hut und die Ge­neh­mi­gung ei­nes Un­ter­halts­ver­tra­ges zu­stän­dig. In den üb­ri­gen Fäl­len ent­schei­det das für die Ab­än­de­rung des Schei­dungs­ur­teils zu­stän­di­ge Ge­richt.192

4 Hat das Ge­richt über die Än­de­rung der el­ter­li­chen Sor­ge, der Ob­hut oder des Un­ter­halts­bei­tra­ges für das min­der­jäh­ri­ge Kind zu be­fin­den, so re­gelt es nö­ti­gen­falls auch den per­sön­li­chen Ver­kehr oder die Be­treu­ungs­an­tei­le neu; in den an­dern Fäl­len ent­schei­det die Kin­des­schutz­be­hör­de über die Än­de­rung des per­sön­li­chen Ver­kehrs oder der Be­treu­ungs­an­tei­le.193

191 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

192 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

193 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 135149194  
 

194 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 150–158  
 

Auf­ge­ho­ben

Fünfter Titel: Die Wirkungen der Ehe im Allgemeinen195

195Fassung des fünften Titels gemäss Ziff. I 1 des BG vom 5. Okt. 1984, in Kraft seit 1. Jan. 1988 (AS 1986 122153Art. 1; BBl 1979 II 1191). Siehe auch die Art. 8–8b des SchlT hiernach.

Art. 159  

A. Ehe­li­che Ge­mein­schaft; Rech­te und Pflich­ten der Ehe­gat­ten

 

1 Durch die Trau­ung wer­den die Ehe­gat­ten zur ehe­li­chen Ge­mein­schaft ver­bun­den.

2 Sie ver­pflich­ten sich ge­gen­sei­tig, das Wohl der Ge­mein­schaft in ein­träch­ti­gem Zu­sam­men­wir­ken zu wah­ren und für die Kin­der ge­mein­sam zu sor­gen.

3 Sie schul­den ein­an­der Treue und Bei­stand.

Art. 160196  

B. Na­me

 

1 Je­der Ehe­gat­te be­hält sei­nen Na­men.

2 Die Ver­lob­ten kön­nen aber ge­gen­über der Zi­vil­stands­be­am­tin oder dem Zi­vil­stands­be­am­ten er­klä­ren, dass sie einen ih­rer Le­di­gna­men als ge­mein­sa­men Fa­mi­li­enna­men tra­gen wol­len.197

3 Be­hal­ten die Ver­lob­ten ih­ren Na­men, so be­stim­men sie, wel­chen ih­rer Le­di­gna­men ih­re Kin­der tra­gen sol­len. In be­grün­de­ten Fäl­len kann die Zi­vil­stands­be­am­tin oder der Zi­vil­stands­be­am­te die Ver­lob­ten von die­ser Pflicht be­frei­en.198

196 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2011 (Na­me und Bür­ger­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 2569; BBl 200975737581).

197 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Ehe für al­le), in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2021 747; BBl 2019 8595; 2020 1273).

198 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Ehe für al­le), in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2021 747; BBl 2019 8595; 2020 1273).

Art. 161199  

C. Bür­ger­recht

 

Je­der Ehe­gat­te be­hält sein Kan­tons- und Ge­mein­de­bür­ger­recht.

199 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2011 (Na­me und Bür­ger­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 2569; BBl 200975737581).

Art. 162  

D. Ehe­li­che Woh­nung

 

Die Ehe­gat­ten be­stim­men ge­mein­sam die ehe­li­che Woh­nung.

Art. 163  

E. Un­ter­halt der Fa­mi­lie

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Ehe­gat­ten sor­gen ge­mein­sam, ein je­der nach sei­nen Kräf­ten, für den ge­büh­ren­den Un­ter­halt der Fa­mi­lie.

2 Sie ver­stän­di­gen sich über den Bei­trag, den je­der von ih­nen leis­tet, na­ment­lich durch Geld­zah­lun­gen, Be­sor­gen des Haus­hal­tes, Be­treu­en der Kin­der oder durch Mit­hil­fe im Be­ruf oder Ge­wer­be des an­dern.

3 Da­bei be­rück­sich­ti­gen sie die Be­dürf­nis­se der ehe­li­chen Ge­mein­schaft und ih­re per­sön­li­chen Um­stän­de.

Art. 164  

II. Be­trag zur frei­en Ver­fü­gung

 

1 Der Ehe­gat­te, der den Haus­halt be­sorgt, die Kin­der be­treut oder dem an­dern im Be­ruf oder Ge­wer­be hilft, hat An­spruch dar­auf, dass der an­de­re ihm re­gel­mäs­sig einen an­ge­mes­se­nen Be­trag zur frei­en Ver­fü­gung aus­rich­tet.

2 Bei der Fest­set­zung des Be­tra­ges sind ei­ge­ne Ein­künf­te des be­rech­tig­ten Ehe­gat­ten und ei­ne ver­ant­wor­tungs­be­wuss­te Vor­sor­ge für Fa­mi­lie, Be­ruf oder Ge­wer­be zu be­rück­sich­ti­gen.

Art. 165  

III. Aus­ser­or­dent­li­che Bei­trä­ge ei­nes Ehe­gat­ten

 

1 Hat ein Ehe­gat­te im Be­ruf oder Ge­wer­be des an­dern er­heb­lich mehr mit­ge­ar­bei­tet, als sein Bei­trag an den Un­ter­halt der Fa­mi­lie ver­langt, so hat er da­für An­spruch auf an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung.

2 Dies gilt auch, wenn ein Ehe­gat­te aus sei­nem Ein­kom­men oder Ver­mö­gen an den Un­ter­halt der Fa­mi­lie be­deu­tend mehr bei­ge­tra­gen hat, als er ver­pflich­tet war.

3 Ein Ehe­gat­te kann aber kei­ne Ent­schä­di­gung for­dern, wenn er sei­nen aus­ser­or­dent­li­chen Bei­trag auf­grund ei­nes Ar­beits‑, Dar­le­hens- oder Ge­sell­schafts­ver­tra­ges oder ei­nes an­dern Rechts­ver­hält­nis­ses ge­leis­tet hat.

Art. 166  

F. Ver­tre­tung der ehe­li­chen Ge­mein­schaft

 

1 Je­der Ehe­gat­te ver­tritt wäh­rend des Zu­sam­men­le­bens die ehe­li­che Ge­mein­schaft für die lau­fen­den Be­dürf­nis­se der Fa­mi­lie.

2 Für die üb­ri­gen Be­dürf­nis­se der Fa­mi­lie kann ein Ehe­gat­te die ehe­li­che Ge­mein­schaft nur ver­tre­ten:

1.
wenn er vom an­dern oder vom Ge­richt da­zu er­mäch­tigt wor­den ist;
2.
wenn das In­ter­es­se der ehe­li­chen Ge­mein­schaft kei­nen Auf­schub des Ge­schäf­tes dul­det und der an­de­re Ehe­gat­te we­gen Krank­heit, Ab­we­sen­heit oder ähn­li­chen Grün­den nicht zu­stim­men kann.

3 Je­der Ehe­gat­te ver­pflich­tet sich durch sei­ne Hand­lun­gen per­sön­lich und, so­weit die­se nicht für Drit­te er­kenn­bar über die Ver­tre­tungs­be­fug­nis hin­aus­ge­hen, so­li­da­risch auch den an­dern Ehe­gat­ten.

Art. 167  

G. Be­ruf und Ge­wer­be der Ehe­gat­ten

 

Bei der Wahl und Aus­übung sei­nes Be­ru­fes oder Ge­wer­bes nimmt je­der Ehe­gat­te auf den an­dern und das Wohl der ehe­li­chen Ge­mein­schaft Rück­sicht.

Art. 168  

H. Rechts­ge­schäf­te der Ehe­gat­ten

I. Im All­ge­mei­nen

 

Je­der Ehe­gat­te kann mit dem an­dern oder mit Drit­ten Rechts­ge­schäf­te ab­schlies­sen, so­fern das Ge­setz nichts an­de­res be­stimmt.

Art. 169  

II. Woh­nung der Fa­mi­lie

 

1 Ein Ehe­gat­te kann nur mit der aus­drück­li­chen Zu­stim­mung des an­dern einen Miet­ver­trag kün­di­gen, das Haus oder die Woh­nung der Fa­mi­lie ver­äus­sern oder durch an­de­re Rechts­ge­schäf­te die Rech­te an den Wohn­räu­men der Fa­mi­lie be­schrän­ken.

2 Kann der Ehe­gat­te die­se Zu­stim­mung nicht ein­ho­len oder wird sie ihm oh­ne trif­ti­gen Grund ver­wei­gert, so kann er das Ge­richt an­ru­fen.

Art. 170  

J. Aus­kunfts­pflicht

 

1 Je­der Ehe­gat­te kann vom an­dern Aus­kunft über des­sen Ein­kom­men, Ver­mö­gen und Schul­den ver­lan­gen.

2 Auf sein Be­geh­ren kann das Ge­richt den an­dern Ehe­gat­ten oder Drit­te ver­pflich­ten, die er­for­der­li­chen Aus­künf­te zu er­tei­len und die not­wen­di­gen Ur­kun­den vor­zu­le­gen.

3 Vor­be­hal­ten bleibt das Be­rufs­ge­heim­nis der Rechts­an­wäl­te, No­ta­re, Ärz­te, Geist­li­chen und ih­rer Hilfs­per­so­nen.

Art. 171  

K. Schutz der ehe­li­chen Ge­mein­schaft

I. Be­ra­tungs­stel­len

 

Die Kan­to­ne sor­gen da­für, dass sich die Ehe­gat­ten bei Ehe­schwie­rig­kei­ten ge­mein­sam oder ein­zeln an Ehe- oder Fa­mi­li­en­be­ra­tungs­stel­len wen­den kön­nen.

Art. 172  

II. Ge­richt­li­che Mass­nah­men

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Er­füllt ein Ehe­gat­te sei­ne Pflich­ten ge­gen­über der Fa­mi­lie nicht oder sind die Ehe­gat­ten in ei­ner für die ehe­li­che Ge­mein­schaft wich­ti­gen An­ge­le­gen­heit un­ei­nig, so kön­nen sie ge­mein­sam oder ein­zeln das Ge­richt um Ver­mitt­lung an­ru­fen.

2 Das Ge­richt mahnt die Ehe­gat­ten an ih­re Pflich­ten und ver­sucht, sie zu ver­söh­nen; es kann mit ih­rem Ein­ver­ständ­nis Sach­ver­stän­di­ge bei­zie­hen oder sie an ei­ne Ehe- oder Fa­mi­li­en­be­ra­tungs­stel­le wei­sen.

3 Wenn nö­tig, trifft das Ge­richt auf Be­geh­ren ei­nes Ehe­gat­ten die vom Ge­setz vor­ge­se­he­nen Mass­nah­men. Die Be­stim­mung über den Schutz der Per­sön­lich­keit ge­gen Ge­walt, Dro­hun­gen oder Nach­stel­lun­gen ist sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.200

200 Zwei­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 2006 (Schutz der Per­sön­lich­keit ge­gen Ge­walt, Dro­hun­gen oder Nach­stel­lun­gen), in Kraft seit 1. Ju­li 2007 (AS2007 137; BBl 2005 68716897).

Art. 173  

2. Wäh­rend des Zu­sam­men­le­bens

a. Geld­leis­tun­gen

 

1 Auf Be­geh­ren ei­nes Ehe­gat­ten setzt das Ge­richt die Geld­bei­trä­ge an den Un­ter­halt der Fa­mi­lie fest.

2 Eben­so setzt es auf Be­geh­ren ei­nes Ehe­gat­ten den Be­trag für den Ehe­gat­ten fest, der den Haus­halt be­sorgt, die Kin­der be­treut oder dem an­dern im Be­ruf oder Ge­wer­be hilft.

3 Die Leis­tun­gen kön­nen für die Zu­kunft und für das Jahr vor Ein­rei­chung des Be­geh­rens ge­for­dert wer­den.

Art. 174  

b. Ent­zug der Ver­tre­tungs­be­fug­nis

 

1 Über­schrei­tet ein Ehe­gat­te sei­ne Be­fug­nis zur Ver­tre­tung der ehe­li­chen Ge­mein­schaft oder er­weist er sich als un­fä­hig, sie aus­zuü­ben, so kann ihm das Ge­richt auf Be­geh­ren des an­dern die Ver­tre­tungs­be­fug­nis ganz oder teil­wei­se ent­zie­hen.

2 Der Ehe­gat­te, der das Be­geh­ren stellt, darf Drit­ten den Ent­zug nur durch per­sön­li­che Mit­tei­lung be­kannt ge­ben.

3 Gut­gläu­bi­gen Drit­ten ge­gen­über ist der Ent­zug nur wirk­sam, wenn er auf Anord­nung des Ge­richts ver­öf­fent­licht wor­den ist.

Art. 175  

3. Auf­he­bung des ge­mein­sa­men Haus­hal­tes

a. Grün­de

 

Ein Ehe­gat­te ist be­rech­tigt, den ge­mein­sa­men Haus­halt für so­lan­ge auf­zu­he­ben, als sei­ne Per­sön­lich­keit, sei­ne wirt­schaft­li­che Si­cher­heit oder das Wohl der Fa­mi­lie durch das Zu­sam­men­le­ben ernst­lich ge­fähr­det ist.

Art. 176  

b. Re­ge­lung des Ge­trennt­le­bens

 

1 Ist die Auf­he­bung des ge­mein­sa­men Haus­hal­tes be­grün­det, so muss das Ge­richt auf Be­geh­ren ei­nes Ehe­gat­ten:

1.201
die Un­ter­halts­bei­trä­ge an die Kin­der und den Un­ter­halts­bei­trag an den Ehe­gat­ten fest­le­gen;
2.
die Be­nüt­zung der Woh­nung und des Haus­ra­tes re­geln;
3.
die Gü­ter­tren­nung an­ord­nen, wenn es die Um­stän­de recht­fer­ti­gen.

2 Die­se Be­geh­ren kann ein Ehe­gat­te auch stel­len, wenn das Zu­sam­men­le­ben un­mög­lich ist, na­ment­lich weil der an­de­re es grund­los ab­lehnt.

3 Ha­ben die Ehe­gat­ten min­der­jäh­ri­ge Kin­der, so trifft das Ge­richt nach den Be­stim­mun­gen über die Wir­kun­gen des Kin­des­ver­hält­nis­ses die nö­ti­gen Mass­nah­men.202

201 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014529).

202 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 176a203  

4. Voll­stre­ckung

a. In­kas­so­hil­fe und Vor­schüs­se

 

Die Be­stim­mun­gen über die In­kas­so­hil­fe und die Vor­schüs­se bei Schei­dung und bei den Wir­kun­gen des Kin­des­ver­hält­nis­ses fin­den An­wen­dung.

203 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014529).

Art. 177  

b. An­wei­sun­gen an die Schuld­ner

 

Er­füllt ein Ehe­gat­te sei­ne Un­ter­halts­pflicht ge­gen­über der Fa­mi­lie nicht, so kann das Ge­richt des­sen Schuld­ner an­wei­sen, ih­re Zah­lun­gen ganz oder teil­wei­se dem an­dern Ehe­gat­ten zu leis­ten.

Art. 178  

5. Be­schrän­kun­gen der Ver­fü­gungs­be­fug­nis

 

1 So­weit es die Si­che­rung der wirt­schaft­li­chen Grund­la­gen der Fa­mi­lie oder die Er­fül­lung ei­ner ver­mö­gens­recht­li­chen Ver­pflich­tung aus der ehe­li­chen Ge­mein­schaft er­for­dert, kann das Ge­richt auf Be­geh­ren ei­nes Ehe­gat­ten die Ver­fü­gung über be­stimm­te Ver­mö­gens­wer­te von des­sen Zu­stim­mung ab­hän­gig ma­chen.

2 Das Ge­richt trifft die ge­eig­ne­ten si­chern­den Mass­nah­men.

3 Un­ter­sagt es ei­nem Ehe­gat­ten, über ein Grund­stück zu ver­fü­gen, lässt es dies von Am­tes we­gen im Grund­buch an­mer­ken.

Art. 179206  

6. Än­de­rung der Ver­hält­nis­se

 

1 Än­dern sich die Ver­hält­nis­se, so passt das Ge­richt auf Be­geh­ren ei­nes Ehe­gat­ten die Mass­nah­men an oder hebt sie auf, wenn ihr Grund weg­ge­fal­len ist. Die Be­stim­mun­gen über die Än­de­rung der Ver­hält­nis­se bei Schei­dung gel­ten sinn­ge­mä­ss.207

2 Neh­men die Ehe­gat­ten das Zu­sam­men­le­ben wie­der auf, so fal­len die für das Ge­trennt­le­ben an­ge­ord­ne­ten Mass­nah­men mit Aus­nah­me der Gü­ter­tren­nung und der Kin­des­schutz­mass­nah­men da­hin.

206 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

207 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 180208  
 

208 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

Sechster Titel: Das Güterrecht der Ehegatten209

209Fassung des sechsten Titels gemäss Ziff. I 1 des BG vom 5. Okt. 1984, in Kraft seit 1. Jan. 1988 (AS 1986 122153Art. 1; BBl 1979 II 1191). Siehe auch die Art. 9–11a des SchlT hiernach.

Erster Abschnitt: Allgemeine Vorschriften

Art. 181  

A. Or­dent­li­cher Gü­ter­stand

 

Die Ehe­gat­ten un­ter­ste­hen den Vor­schrif­ten über die Er­run­gen­schafts­be­tei­li­gung, so­fern sie nicht durch Ehe­ver­trag et­was an­de­res ver­ein­ba­ren oder der aus­ser­or­dent­li­che Gü­ter­stand ein­ge­tre­ten ist.

Art. 182  

B. Ehe­ver­trag

I. In­halt des Ver­tra­ges

 

1 Ein Ehe­ver­trag kann vor oder nach der Hei­rat ge­schlos­sen wer­den.

2 Die Ver­lob­ten oder Ehe­gat­ten kön­nen ih­ren Gü­ter­stand nur in­ner­halb der ge­setz­li­chen Schran­ken wäh­len, auf­he­ben oder än­dern.210

210 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Ehe für al­le), in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2021 747; BBl 2019 8595; 2020 1273).

Art. 183  

II. Ver­trags­fä­hig­keit

 

1 Wer einen Ehe­ver­trag schlies­sen will, muss ur­teils­fä­hig sein.

2 Min­der­jäh­ri­ge so­wie voll­jäh­ri­ge Per­so­nen un­ter ei­ner Bei­stand­schaft, die den Ab­schluss ei­nes Ehe­ver­trags um­fasst, be­dür­fen der Zu­stim­mung ih­res ge­setz­li­chen Ver­tre­ters.211

211 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 184  

III. Form des Ver­tra­ges

 

Der Ehe­ver­trag muss öf­fent­lich be­ur­kun­det und von den ver­trag­schlie­ssen­den Per­so­nen so­wie ge­ge­be­nen­falls vom ge­setz­li­chen Ver­tre­ter un­ter­zeich­net wer­den.

Art. 185  

C. Aus­ser­or­dent­li­cher Gü­ter­stand

I. Auf Be­geh­ren ei­nes Ehe­gat­ten

1. An­ord­nung

 

1 Die Gü­ter­tren­nung wird auf Be­geh­ren ei­nes Ehe­gat­ten vom Ge­richt an­ge­ord­net, wenn ein wich­ti­ger Grund da­für vor­liegt.

2 Ein wich­ti­ger Grund liegt na­ment­lich vor:

1.
wenn der an­de­re Ehe­gat­te über­schul­det ist oder sein An­teil am Ge­samt­gut ge­pfän­det wird;
2.
wenn der an­de­re Ehe­gat­te die In­ter­es­sen des Ge­such­stel­lers oder der Ge­mein­schaft ge­fähr­det;
3.
wenn der an­de­re Ehe­gat­te in un­ge­recht­fer­tig­ter Wei­se die er­for­der­li­che Zu­stim­mung zu ei­ner Ver­fü­gung über das Ge­samt­gut ver­wei­gert;
4.
wenn der an­de­re Ehe­gat­te dem Ge­such­stel­ler die Aus­kunft über sein Ein­kom­men, sein Ver­mö­gen und sei­ne Schul­den oder über das Ge­samt­gut ver­wei­gert;
5.
wenn der an­de­re Ehe­gat­te dau­ernd ur­teil­s­un­fä­hig ist.

3 Ist ein Ehe­gat­te dau­ernd ur­teil­s­un­fä­hig, so kann sein ge­setz­li­cher Ver­tre­ter auch aus die­sem Grund die An­ord­nung der Gü­ter­tren­nung ver­lan­gen.

Art. 186212  

2. …

 

212 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

Art. 187  

3. Auf­he­bung

 

1 Die Ehe­gat­ten kön­nen je­der­zeit durch Ehe­ver­trag wie­der ih­ren frü­he­ren oder ei­nen an­dern Gü­ter­stand ver­ein­ba­ren.

2 Ist der Grund der Gü­ter­tren­nung weg­ge­fal­len, so kann das Ge­richt auf Be­geh­ren ei­nes Ehe­gat­ten die Wie­der­her­stel­lung des frü­he­ren Gü­ter­stan­des an­ord­nen.

Art. 188  

II. Bei Kon­kurs und Pfän­dung

1. Bei Kon­kurs

 

Wird über einen Ehe­gat­ten, der in Gü­ter­ge­mein­schaft lebt, der Kon­kurs er­öff­net, so tritt von Ge­set­zes we­gen Gü­ter­tren­nung ein.

Art. 189  

2. Bei Pfän­dung

a. An­ord­nung

 

Ist ein Ehe­gat­te, der in Gü­ter­ge­mein­schaft lebt, für ei­ne Ei­gen­schuld be­trie­ben und sein An­teil am Ge­samt­gut ge­pfän­det wor­den, so kann die Auf­sichts­be­hör­de in Be­trei­bungs­sa­chen beim Ge­richt die Anord­nung der Gü­ter­tren­nung ver­lan­gen.

Art. 190  

b. Be­geh­ren

 

1 Das Be­geh­ren rich­tet sich ge­gen bei­de Ehe­gat­ten.

2214

214 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

Art. 191  

3. Auf­he­bung

 

1 Sind die Gläu­bi­ger be­frie­digt, so kann das Ge­richt auf Be­geh­ren ei­nes Ehe­gat­ten die Wie­der­her­stel­lung der Gü­ter­ge­mein­schaft anord­nen.

2 Die Ehe­gat­ten kön­nen durch Ehe­ver­trag Er­run­gen­schafts­be­tei­li­gung ver­ein­ba­ren.

Art. 192  

III. Gü­ter­recht­li­che Aus­ein­an­der­set­zung

 

Tritt Gü­ter­tren­nung ein, so gel­ten für die gü­ter­recht­li­che Aus­ein­an­der­set­zung die Be­stim­mun­gen des bis­he­ri­gen Gü­ter­stan­des, so­fern das Ge­setz nichts an­de­res be­stimmt.

Art. 193  

D. Schutz der Gläu­bi­ger

 

1 Durch Be­grün­dung oder Än­de­rung des Gü­ter­stan­des oder durch gü­ter­recht­li­che Aus­ein­an­der­set­zun­gen kann ein Ver­mö­gen, aus dem bis an­hin die Gläu­bi­ger ei­nes Ehe­gat­ten oder der Ge­mein­schaft Be­frie­di­gung ver­lan­gen konn­ten, die­ser Haf­tung nicht ent­zo­gen wer­den.

2 Ist ein sol­ches Ver­mö­gen auf einen Ehe­gat­ten über­ge­gan­gen, so hat er die Schul­den zu be­zah­len, kann sich aber von die­ser Haf­tung so weit be­frei­en, als er nach­weist, dass das emp­fan­ge­ne Ver­mö­gen hie­zu nicht aus­reicht.

Art. 194215  

E. …

 

215 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

Art. 195  

F. Ver­wal­tung des Ver­mö­gens ei­nes Ehe­gat­ten durch den an­dern

 

1 Hat ein Ehe­gat­te dem an­dern aus­drück­lich oder still­schwei­gend die Ver­wal­tung sei­nes Ver­mö­gens über­las­sen, so gel­ten die Be­stim­mun­gen über den Auf­trag, so­fern nichts an­de­res ver­ein­bart ist.

2 Die Be­stim­mun­gen über die Til­gung von Schul­den zwi­schen Ehe­gat­ten blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 195a  

G. In­ven­tar

 

1 Je­der Ehe­gat­te kann je­der­zeit vom an­dern ver­lan­gen, dass er bei der Auf­nah­me ei­nes In­ven­tars ih­rer Ver­mö­gens­wer­te mit öf­fent­li­cher Ur­kun­de mit­wirkt.

2 Ein sol­ches In­ven­tar wird als rich­tig ver­mu­tet, wenn es bin­nen ei­nes Jah­res seit Ein­brin­gen der Ver­mö­gens­wer­te er­rich­tet wur­de.

Zweiter Abschnitt: Der ordentliche Güterstand der Errungenschaftsbeteiligung

Art. 196  

A. Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se

I. Zu­sam­men­set­zung

 

Der Gü­ter­stand der Er­run­gen­schafts­be­tei­li­gung um­fasst die Er­run­gen­schaft und das Ei­gen­gut je­des Ehe­gat­ten.

Art. 197  

II. Er­run­gen­schaft

 

1 Er­run­gen­schaft sind die Ver­mö­gens­wer­te, die ein Ehe­gat­te wäh­rend der Dau­er des Gü­ter­stan­des ent­gelt­lich er­wirbt.

2 Die Er­run­gen­schaft ei­nes Ehe­gat­ten um­fasst ins­be­son­de­re:

1.
sei­nen Ar­beits­er­werb;
2.
die Leis­tun­gen von Per­so­nal­für­sor­ge­ein­rich­tun­gen, So­zi­al­ver­si­che­run­gen und So­zi­al­für­sor­ge­ein­rich­tun­gen;
3.
die Ent­schä­di­gun­gen we­gen Ar­beits­un­fä­hig­keit;
4.
die Er­trä­ge sei­nes Ei­gen­gu­tes;
5.
Er­satz­an­schaf­fun­gen für Er­run­gen­schaft.
Art. 198  

III. Ei­gen­gut

1. Nach Ge­setz

 

Ei­gen­gut sind von Ge­set­zes we­gen:

1.
die Ge­gen­stän­de, die ei­nem Ehe­gat­ten aus­sch­liess­lich zum per­sön­li­chen Ge­brauch die­nen;
2.
die Ver­mö­gens­wer­te, die ei­nem Ehe­gat­ten zu Be­ginn des Gü­ter­stan­des gehö­ren oder ihm spä­ter durch Erb­gang oder sonst­wie un­ent­gelt­lich zu­fal­len;
3.
Ge­nug­tu­ungs­an­sprü­che;
4.
Er­satz­an­schaf­fun­gen für Ei­gen­gut.
Art. 199  

2. Nach Ehe­ver­trag

 

1 Die Ehe­gat­ten kön­nen durch Ehe­ver­trag Ver­mö­gens­wer­te der Er­run­gen­schaft, die für die Aus­übung ei­nes Be­ru­fes oder den Be­trieb ei­nes Ge­wer­bes be­stimmt sind, zu Ei­gen­gut er­klä­ren.

2 Über­dies kön­nen die Ehe­gat­ten durch Ehe­ver­trag ver­ein­ba­ren, dass Er­trä­ge aus dem Ei­gen­gut nicht in die Er­run­gen­schaft fal­len.

Art. 200  

IV. Be­weis

 

1 Wer be­haup­tet, ein be­stimm­ter Ver­mö­gens­wert sei Ei­gen­tum des einen oder an­dern Ehe­gat­ten, muss dies be­wei­sen.

2 Kann die­ser Be­weis nicht er­bracht wer­den, so wird Mit­ei­gen­tum bei­der Ehe­gat­ten an­ge­nom­men.

3 Al­les Ver­mö­gen ei­nes Ehe­gat­ten gilt bis zum Be­weis des Ge­gen­teils als Er­run­gen­schaft.

Art. 201  

B. Ver­wal­tung, Nut­zung und Ver­fü­gung

 

1 In­ner­halb der ge­setz­li­chen Schran­ken ver­wal­tet und nutzt je­der Ehe­gat­te sei­ne Er­run­gen­schaft und sein Ei­gen­gut und ver­fügt dar­über.

2 Steht ein Ver­mö­gens­wert im Mit­ei­gen­tum bei­der Ehe­gat­ten, so kann kein Ehe­gat­te oh­ne Zu­stim­mung des an­dern über sei­nen An­teil ver­fü­gen, so­fern nichts an­de­res ver­ein­bart ist.

Art. 202  

C. Haf­tung ge­gen­über Drit­ten

 

Je­der Ehe­gat­te haf­tet für sei­ne Schul­den mit sei­nem ge­sam­ten Ver­mö­gen.

Art. 203  

D. Schul­den zwi­schen Ehe­gat­ten

 

1 Der Gü­ter­stand hat kei­nen Ein­fluss auf die Fäl­lig­keit von Schul­den zwi­schen Ehe­gat­ten.

2 Be­rei­tet in­des­sen die Zah­lung von Geld­schul­den oder die Er­stat­tung ge­schul­de­ter Sa­chen dem ver­pflich­te­ten Ehe­gat­ten ernst­li­che Schwie­rig­kei­ten, wel­che die ehe­li­che Ge­mein­schaft ge­fähr­den, so kann er ver­lan­gen, dass ihm Fris­ten ein­ge­räumt wer­den; die For­de­rung ist si­cher­zu­stel­len, wenn es die Um­stän­de recht­fer­ti­gen.

Art. 204  

E. Auf­lö­sung des Gü­ter­stan­des und Au­s­ein­an­der­set­zung

I. Zeit­punkt der Auf­lö­sung

 

1 Der Gü­ter­stand wird mit dem Tod ei­nes Ehe­gat­ten oder mit der Ver­ein­ba­rung ei­nes an­dern Gü­ter­stan­des auf­ge­löst.

2 Bei Schei­dung, Tren­nung, Un­gül­ti­g­er­klä­rung der Ehe oder ge­richt­li­cher Anord­nung der Gü­ter­tren­nung wird die Auf­lö­sung des Gü­ter­stan­des auf den Tag zu­rück­be­zo­gen, an dem das Be­geh­ren ein­ge­reicht wor­den ist.

Art. 205  

II. Rück­nah­me von Ver­mö­gens­wer­ten und Re­ge­lung der Schul­den

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Je­der Ehe­gat­te nimmt sei­ne Ver­mö­gens­wer­te zu­rück, die sich im Be­sitz des an­dern Ehe­gat­ten be­fin­den.

2 Steht ein Ver­mö­gens­wert im Mit­ei­gen­tum und weist ein Ehe­gat­te ein über­wie­gen­des In­ter­es­se nach, so kann er ne­ben den üb­ri­gen ge­setz­li­chen Mass­nah­men ver­lan­gen, dass ihm die­ser Ver­mö­gens­wert ge­gen Ent­schä­di­gung des an­dern Ehe­gat­ten un­ge­teilt zu­ge­wie­sen wird.

3 Die Ehe­gat­ten re­geln ih­re ge­gen­sei­ti­gen Schul­den.

Art. 206  

2. Mehr­wert­an­teil des Ehe­gat­ten

 

1 Hat ein Ehe­gat­te zum Er­werb, zur Ver­bes­se­rung oder zur Er­hal­tung von Ver­mö­gens­ge­gen­stän­den des an­dern oh­ne ent­spre­chen­de Ge­gen­leis­tung bei­ge­tra­gen und be­steht im Zeit­punkt der Aus­ein­an­der­set­zung ein Mehr­wert, so ent­spricht sei­ne For­de­rung dem An­teil sei­nes Bei­tra­ges und wird nach dem ge­gen­wär­ti­gen Wert der Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de be­rech­net; ist da­ge­gen ein Min­der­wert ein­ge­tre­ten, so ent­spricht die For­de­rung dem ur­sprüng­li­chen Bei­trag.

2 Ist ei­ner die­ser Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de vor­her ver­äus­sert wor­den, so be­rech­net sich die For­de­rung nach dem bei der Ver­äus­se­rung er­ziel­ten Er­lös und wird so­fort fäl­lig.

3 Die Ehe­gat­ten kön­nen durch schrift­li­che Ver­ein­ba­rung den Mehr­wertan­teil aus­schlies­sen oder än­dern.

Art. 207  

III. Be­rech­nung des Vor­schla­ges je­des Ehe­gat­ten

1. Aus­schei­dung der Er­run­gen­schaft und des Ei­gen­gu­tes

 

1 Er­run­gen­schaft und Ei­gen­gut je­des Ehe­gat­ten wer­den nach ih­rem Be­stand im Zeit­punkt der Auf­lö­sung des Gü­ter­stan­des aus­ge­schie­den.

2 Die Ka­pi­tal­leis­tung, die ein Ehe­gat­te von ei­ner Vor­sor­ge­ein­rich­tung oder we­gen Ar­beits­un­fä­hig­keit er­hal­ten hat, wird im Be­trag des Ka­pi­tal­wer­tes der Ren­te, die dem Ehe­gat­ten bei Auf­lö­sung des Gü­ters­tan­des zu­stün­de, dem Ei­gen­gut zu­ge­rech­net.

Art. 208  

2. Hin­zu­rech­nung

 

1 Zur Er­run­gen­schaft hin­zu­ge­rech­net wer­den:

1.
un­ent­gelt­li­che Zu­wen­dun­gen, die ein Ehe­gat­te wäh­rend der letz­ten fünf Jah­re vor Auf­lö­sung des Gü­ter­stan­des oh­ne Zu­stim­mung des an­dern Ehe­gat­ten ge­macht hat, aus­ge­nom­men die üb­li­chen Ge­le­gen­heits­ge­schen­ke;
2.
Ver­mö­gen­sen­täus­se­run­gen, die ein Ehe­gat­te wäh­rend der Dau­er des Gü­ter­stan­des vor­ge­nom­men hat, um den Be­tei­li­gungs­an­spruch des an­dern zu schmä­lern.

2216

216 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 209  

3. Er­satz­for­de­run­gen zwi­schen Er­run­gen­schaft und Ei­gen­gut

 

1 Sind Schul­den der Er­run­gen­schaft aus dem Ei­gen­gut oder Schul­den des Ei­gen­gu­tes aus der Er­run­gen­schaft ei­nes Ehe­gat­ten be­zahlt wor­den, so be­steht bei der gü­ter­recht­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung ei­ne Er­satz­for­de­rung.

2 Ei­ne Schuld be­las­tet die Ver­mö­gens­mas­se, mit wel­cher sie sach­lich zu­sam­men­hängt, im Zwei­fel aber die Er­run­gen­schaft.

3 Ha­ben Mit­tel der einen Ver­mö­gens­mas­se zum Er­werb, zur Ver­bes­se­rung oder zur Er­hal­tung von Ver­mö­gens­ge­gen­stän­den der an­dern bei­ge­tra­gen und ist ein Mehr- oder ein Min­der­wert ein­ge­tre­ten, so ent­spricht die Er­satz­for­de­rung dem An­teil des Bei­tra­ges und wird nach dem Wert der Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de im Zeit­punkt der Au­s­ein­an­der­set­zung oder der Ver­äus­se­rung be­rech­net.

Art. 210  

4. Vor­schlag

 

1 Was vom Ge­samt­wert der Er­run­gen­schaft, ein­sch­liess­lich der hin­zu­ge­rech­ne­ten Ver­mö­gens­wer­te und der Er­satz­for­de­run­gen, nach Ab­zug der auf ihr las­ten­den Schul­den ver­bleibt, bil­det den Vor­schlag.

2 Ein Rück­schlag wird nicht be­rück­sich­tigt.

Art. 211  

IV. Wert­be­stim­mung

1. Ver­kehrs­wert

 

Bei der gü­ter­recht­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung sind die Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de zu ih­rem Ver­kehrs­wert ein­zu­set­zen.

Art. 212  

2. Er­trags­wert

a. Im All­ge­mei­nen

 

1 Ein land­wirt­schaft­li­ches Ge­wer­be, das ein Ehe­gat­te als Ei­gen­tü­mer sel­ber wei­ter­be­wirt­schaf­tet oder für das der über­le­ben­de Ehe­gat­te oder ein Nach­kom­me be­grün­det An­spruch auf un­ge­teil­te Zu­wei­sung er­hebt, ist bei Be­rech­nung des Mehr­wer­tan­teils und der Be­tei­li­gungs­for­de­rung zum Er­trags­wert ein­zu­set­zen.

2 Der Ei­gen­tü­mer des land­wirt­schaft­li­chen Ge­wer­bes oder sei­ne Er­ben kön­nen ge­gen­über dem an­dern Ehe­gat­ten als Mehr­wertan­teil oder als Be­tei­li­gungs­for­de­rung nur den Be­trag gel­tend ma­chen, den sie bei An­rech­nung des Ge­wer­bes zum Ver­kehrs­wert er­hiel­ten.

3 Die erbrecht­li­chen Be­stim­mun­gen über die Be­wer­tung und über den An­teil der Mit­er­ben am Ge­winn gel­ten sinn­ge­mä­ss.

Art. 213  

b. Be­son­de­re Um­stän­de

 

1 Der An­rech­nungs­wert kann an­ge­mes­sen er­höht wer­den, wenn be­son­de­re Um­stän­de es recht­fer­ti­gen.

2 Als be­son­de­re Um­stän­de gel­ten ins­be­son­de­re die Un­ter­halts­be­dürf­nis­se des über­le­ben­den Ehe­gat­ten, der An­kaufs­preis des land­wirt­schaft­li­chen Ge­wer­bes ein­schliess­lich der In­ves­ti­tio­nen oder die Ver­mö­gens­ver­hält­nis­se des Ehe­gat­ten, dem das land­wirt­schaft­li­che Ge­wer­be ge­hört.

Art. 214  

3. Mass­ge­ben­der Zeit­punkt

 

1 Mass­ge­bend für den Wert der bei der Auf­lö­sung des Gü­ter­stan­des vor­han­de­nen Er­run­gen­schaft ist der Zeit­punkt der Aus­ein­an­der­set­zung.

2 Für Ver­mö­gens­wer­te, die zur Er­run­gen­schaft hin­zu­ge­rech­net wer­den, ist der Zeit­punkt mass­ge­bend, in dem sie ver­äus­sert wor­den sind.

Art. 215  

V. Be­tei­li­gung am Vor­schlag

1. Nach Ge­setz

 

1 Je­dem Ehe­gat­ten oder sei­nen Er­ben steht die Hälf­te des Vor­sch­la­ges des an­dern zu.

2 Die For­de­run­gen wer­den ver­rech­net.

Art. 216  

2. Nach Ver­trag

a. Im All­ge­mei­nen

 

1 Durch Ehe­ver­trag kann ei­ne an­de­re Be­tei­li­gung am Vor­schlag ver­ein­bart wer­den.

2 Sol­che Ver­ein­ba­run­gen dür­fen die Pflicht­teils­an­sprü­che der nicht­ge­mein­sa­men Kin­der und de­ren Nach­kom­men nicht be­ein­träch­ti­gen.

Art. 217  

b. Bei Schei­dung, Tren­nung, Un­gül­ti­ger­klä­rung der Ehe oder ge­richt­li­cher Gü­ter­tren­nung

 

Bei Schei­dung, Tren­nung, Un­gül­ti­g­er­klä­rung der Ehe oder ge­richt­li­cher Anord­nung der Gü­ter­tren­nung gel­ten Ver­ein­ba­run­gen über die Än­de­rung der ge­setz­li­chen Be­tei­li­gung am Vor­schlag nur, wenn der Ehe­ver­trag dies aus­drück­lich vor­sieht.

Art. 218  

VI. Be­zah­lung der Be­tei­li­gungs­for­de­rung und des Mehr­wert­an­teils

1. Zah­lungs­auf­schub

 

1 Bringt die so­for­ti­ge Be­zah­lung der Be­tei­li­gungs­for­de­rung und des Mehr­wer­tan­teils den ver­pflich­te­ten Ehe­gat­ten in ernst­li­che Schwie­rig­kei­ten, so kann er ver­lan­gen, dass ihm Zah­lungs­fris­ten ein­ge­räumt wer­den.

2 Die Be­tei­li­gungs­for­de­rung und der Mehr­wertan­teil sind, so­weit die Par­tei­en nichts an­de­res ver­ein­ba­ren, vom Ab­schluss der Aus­ein­an­der­set­zung an zu ver­zin­sen und, wenn es die Um­stän­de recht­fer­ti­gen, si­cher­zu­stel­len.

Art. 219  

2. Woh­nung und Haus­rat

 

1 Da­mit der über­le­ben­de Ehe­gat­te sei­ne bis­he­ri­ge Le­bens­wei­se bei­­be­hal­ten kann, wird ihm auf sein Ver­lan­gen am Haus oder an der Woh­nung, worin die Ehe­gat­ten ge­lebt ha­ben und die dem ver­stor­be­nen Ehe­gat­ten ge­hört hat, die Nutz­nies­sung oder ein Wohn­recht auf An­rech­nung zu­ge­teilt; vor­be­hal­ten bleibt ei­ne an­de­re ehe­ver­trag­li­che Re­ge­lung.

2 Un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen kann er die Zu­tei­lung des Ei­gen­tums am Haus­rat ver­lan­gen.

3 Wo die Um­stän­de es recht­fer­ti­gen, kann auf Ver­lan­gen des über­le­ben­den Ehe­gat­ten oder der an­dern ge­setz­li­chen Er­ben des Ver­stor­be­nen statt der Nutz­nies­sung oder des Wohn­rechts das Ei­gen­tum am Haus oder an der Woh­nung ein­ge­räumt wer­den.

4 An Räum­lich­kei­ten, in de­nen der Erb­las­ser einen Be­ruf aus­üb­te oder ein Ge­wer­be be­trieb und die ein Nach­kom­me zu des­sen Wei­ter­füh­rung be­nö­tigt, kann der über­le­ben­de Ehe­gat­te die­se Rech­te nicht be­an­spru­chen; die Vor­schrif­ten des bäu­er­li­chen Erbrechts blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 220  

3. Kla­ge ge­gen Drit­te

 

1 Deckt das Ver­mö­gen des ver­pflich­te­ten Ehe­gat­ten oder sei­ne Erb­schaft bei der gü­ter­recht­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung die Be­tei­li­gungs­for­de­rung nicht, so kön­nen der be­rech­tig­te Ehe­gat­te oder sei­ne Er­ben Zu­wen­dun­gen, die der Er­run­gen­schaft hin­zu­zu­rech­nen sind, bis zur Hö­he des Fehl­be­tra­ges bei den be­güns­tig­ten Drit­ten ein­for­dern.

2 Das Kla­ge­recht er­lischt ein Jahr nach­dem der Ehe­gat­te oder sei­ne Er­ben von der Ver­let­zung ih­rer Rech­te Kennt­nis er­hal­ten ha­ben, in je­dem Fall aber zehn Jah­re nach der Auf­lö­sung des Gü­ter­stan­des.

3 Im Üb­ri­gen gel­ten die Be­stim­mun­gen über die erbrecht­li­che Her­ab­set­zungs­kla­ge sinn­ge­mä­ss.217

217 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, in Kraft seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

Dritter Abschnitt: Die Gütergemeinschaft

Art. 221  

A. Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se

I. Zu­sam­men­set­zung

 

Der Gü­ter­stand der Gü­ter­ge­mein­schaft um­fasst das Ge­samt­gut und das Ei­gen­gut je­des Ehe­gat­ten.

Art. 222  

II. Ge­samt­gut

1. All­ge­mei­ne Gü­ter­ge­mein­schaft

 

1 Die all­ge­mei­ne Gü­ter­ge­mein­schaft ver­ei­nigt das Ver­mö­gen und die Ein­künf­te der Ehe­gat­ten zu ei­nem Ge­samt­gut, mit Aus­nah­me der Ge­gen­stän­de, die von Ge­set­zes we­gen Ei­gen­gut sind.

2 Das Ge­samt­gut ge­hört bei­den Ehe­gat­ten un­ge­teilt.

3 Kein Ehe­gat­te kann über sei­nen An­teil am Ge­samt­gut ver­fü­gen.

Art. 223  

2. Be­schränk­te Gü­ter­ge­mein­schaf­ten

a. Er­run­gen­schafts­ge­mein­schaft

 

1 Die Ehe­gat­ten kön­nen durch Ehe­ver­trag die Ge­mein­schaft auf die Er­run­gen­schaft be­schrän­ken.

2 Die Er­trä­ge des Ei­gen­gu­tes fal­len in das Ge­samt­gut.

Art. 224  

b. An­de­re Gü­ter­ge­mein­schaf­ten

 

1 Die Ehe­gat­ten kön­nen durch Ehe­ver­trag be­stimm­te Ver­mö­gens­wer­te oder Ar­ten von Ver­mö­gens­wer­ten, wie Grund­stücke, den Ar­beits­er­werb ei­nes Ehe­gat­ten oder Ver­mö­gens­wer­te, mit de­nen die­ser ei­nen Be­ruf aus­übt oder ein Ge­wer­be be­treibt, von der Ge­mein­schaft aus­schlies­sen.

2 So­fern nichts an­de­res ver­ein­bart ist, fal­len die Er­trä­ge die­ser Ver­mö­gens­wer­te nicht in das Ge­samt­gut.

Art. 225  

III. Ei­gen­gut

 

1 Ei­gen­gut ent­steht durch Ehe­ver­trag, durch Zu­wen­dung Drit­ter oder von Ge­set­zes we­gen.

2 Von Ge­set­zes we­gen um­fasst das Ei­gen­gut je­des Ehe­gat­ten die Ge­gen­stän­de, die ihm aus­sch­liess­lich zum per­sön­li­chen Ge­brauch die­nen, so­wie die Ge­nug­tu­ungs­an­sprü­che.

3 Was ein Ehe­gat­te als Pflicht­teil zu be­an­spru­chen hat, kann ihm von sei­nen Ver­wand­ten nicht als Ei­gen­gut zu­ge­wen­det wer­den, so­fern der Ehe­ver­trag vor­sieht, dass die­se Ver­mö­gens­wer­te Ge­samt­gut sind.

Art. 226  

IV. Be­weis

 

Al­le Ver­mö­gens­wer­te gel­ten als Ge­samt­gut, so­lan­ge nicht be­wie­sen ist, dass sie Ei­gen­gut ei­nes Ehe­gat­ten sind.

Art. 227  

B. Ver­wal­tung und Ver­fü­gung

I. Ge­samt­gut

1. Or­dent­li­che Ver­wal­tung

 

1 Die Ehe­gat­ten ver­wal­ten das Ge­samt­gut im In­ter­es­se der ehe­li­chen Ge­mein­schaft.

2 Je­der Ehe­gat­te kann in den Schran­ken der or­dent­li­chen Ver­wal­tung die Ge­mein­schaft ver­pflich­ten und über das Ge­samt­gut ver­fü­gen.

Art. 228  

2. Aus­ser­or­dent­li­che Ver­wal­tung

 

1 Die Ehe­gat­ten kön­nen aus­ser für die or­dent­li­che Ver­wal­tung nur ge­mein­sam oder der ei­ne nur mit Ein­wil­li­gung des an­dern die Ge­mein­schaft ver­pflich­ten und über das Ge­samt­gut ver­fü­gen.

2 Drit­te dür­fen die­se Ein­wil­li­gung vor­aus­set­zen, so­fern sie nicht wis­sen oder wis­sen soll­ten, dass sie fehlt.

3 Die Be­stim­mun­gen über die Ver­tre­tung der ehe­li­chen Ge­mein­schaft blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 229  

3. Be­ruf oder Ge­wer­be der Ge­mein­schaft

 

Übt ein Ehe­gat­te mit Zu­stim­mung des an­dern mit Mit­teln des Ge­samt­gu­tes al­lein einen Be­ruf aus oder be­treibt er al­lein ein Ge­wer­be, so kann er al­le Rechts­ge­schäf­te vor­neh­men, die die­se Tä­tig­kei­ten mit sich brin­gen.

Art. 230  

4. Aus­schla­gung und An­nah­me von Erb­schaf­ten

 

1 Oh­ne Zu­stim­mung des an­dern kann ein Ehe­gat­te we­der ei­ne Erb­schaft, die ins Ge­samt­gut fal­len wür­de, aus­schla­gen noch ei­ne über­schul­de­te Erb­schaft an­neh­men.

2 Kann der Ehe­gat­te die­se Zu­stim­mung nicht ein­ho­len oder wird sie ihm oh­ne trif­ti­gen Grund ver­wei­gert, so kann er das Ge­richt an­ru­fen.218

218 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 231  

5. Ver­ant­wort­lich­keit und Ver­wal­tungs­kos­ten

 

1 Für Hand­lun­gen, die das Ge­samt­gut be­tref­fen, ist je­der Ehe­gat­te bei Auf­lö­sung des Gü­ter­stan­des gleich ei­nem Be­auf­trag­ten ver­ant­wort­lich.

2 Die Kos­ten der Ver­wal­tung wer­den dem Ge­samt­gut be­las­tet.

Art. 232  

II. Ei­gen­gut

 

1 In­ner­halb der ge­setz­li­chen Schran­ken ver­wal­tet je­der Ehe­gat­te sein Ei­gen­gut und ver­fügt dar­über.

2 Fal­len die Er­trä­ge in das Ei­gen­gut, wer­den die Kos­ten der Ver­wal­tung die­sem be­las­tet.

Art. 233  

C. Haf­tung ge­ge­nü­ber Drit­ten

I. Voll­schul­den

 

Je­der Ehe­gat­te haf­tet mit sei­nem Ei­gen­gut und dem Ge­samt­gut:

1.
für Schul­den, die er in Aus­übung sei­ner Be­fug­nis­se zur Ver­tre­tung der ehe­li­chen Ge­mein­schaft oder zur Ver­wal­tung des Ge­samt­gu­tes ein­geht;
2.
für Schul­den, die er in Aus­übung ei­nes Be­ru­fes oder Ge­wer­bes ein­geht, so­fern für die­se Mit­tel des Ge­samt­gu­tes ver­wen­det wer­den oder de­ren Er­trä­ge ins Ge­samt­gut fal­len;
3.
für Schul­den, für die auch der an­de­re Ehe­gat­te per­sön­lich ein­zu­ste­hen hat;
4.
für Schul­den, bei wel­chen die Ehe­gat­ten mit dem Drit­ten ver­ein­bart ha­ben, dass das Ge­samt­gut ne­ben dem Ei­gen­gut des Schuld­ners haf­tet.
Art. 234  

II. Ei­gen­schul­den

 

1 Für al­le üb­ri­gen Schul­den haf­tet ein Ehe­gat­te nur mit sei­nem Ei­gen­gut und der Hälf­te des Wer­tes des Ge­samt­gu­tes.

2 Vor­be­hal­ten blei­ben die An­sprü­che we­gen Be­rei­che­rung der Ge­mein­schaft.

Art. 235  

D. Schul­den zwi­schen Ehe­gat­ten

 

1 Der Gü­ter­stand hat kei­nen Ein­fluss auf die Fäl­lig­keit von Schul­den zwi­schen Ehe­gat­ten.

2 Be­rei­tet in­des­sen die Zah­lung von Geld­schul­den oder die Er­stat­tung ge­schul­de­ter Sa­chen dem ver­pflich­te­ten Ehe­gat­ten ernst­li­che Schwie­rig­kei­ten, wel­che die ehe­li­che Ge­mein­schaft ge­fähr­den, so kann er ver­lan­gen, dass ihm Fris­ten ein­ge­räumt wer­den; die For­de­rung ist si­cher­zu­stel­len, wenn es die Um­stän­de recht­fer­ti­gen.

Art. 236  

E. Auf­lö­sung des Gü­ter­stan­des und Aus­ein­an­der­set­zung

I. Zeit­punkt der Auf­lö­sung

 

1 Der Gü­ter­stand wird mit dem Tod ei­nes Ehe­gat­ten, mit der Ver­ein­ba­rung ei­nes an­dern Gü­ter­stan­des oder mit der Kon­kurser­öff­nung über einen Ehe­gat­ten auf­ge­löst.

2 Bei Schei­dung, Tren­nung, Un­gül­ti­g­er­klä­rung der Ehe oder ge­richt­li­cher Anord­nung der Gü­ter­tren­nung wird die Auf­lö­sung des Gü­ter­stan­des auf den Tag zu­rück­be­zo­gen, an dem das Be­geh­ren ein­ge­reicht wor­den ist.

3 Für die Zu­sam­men­set­zung des Ge­samt­gu­tes und des Ei­gen­gu­tes ist der Zeit­punkt der Auf­lö­sung des Gü­ter­stan­des mass­ge­bend.

Art. 237  

II. Zu­wei­sung zum Ei­gen­gut

 

Die Ka­pi­tal­leis­tung, die ein Ehe­gat­te von ei­ner Vor­sor­ge­ein­rich­tung oder we­gen Ar­beits­un­fä­hig­keit er­hal­ten hat und die Ge­samt­gut ge­wor­den ist, wird im Be­trag des Ka­pi­tal­wer­tes der Ren­te, die dem Ehe­gat­ten bei Auf­lö­sung des Gü­ter­stan­des zu­stün­de, dem Ei­gen­gut zu­ge­rech­net.

Art. 238  

III. Er­satz­for­de­run­gen zwi­schen Ge­samt­gut und Ei­gen­gut

 

1 Bei der gü­ter­recht­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung be­ste­hen zwi­schen dem Ge­samt­gut und dem Ei­gen­gut je­des Ehe­gat­ten Er­satz­for­de­run­gen, wenn Schul­den, die die ei­ne Ver­mö­gens­mas­se be­las­ten, mit Mit­teln der an­dern be­zahlt wor­den sind.

2 Ei­ne Schuld be­las­tet die Ver­mö­gens­mas­se, mit wel­cher sie zu­sam­men­hängt, im Zwei­fel aber das Ge­samt­gut.

Art. 239  

IV. Mehr­wert­an­teil

 

Hat das Ei­gen­gut ei­nes Ehe­gat­ten oder das Ge­samt­gut zum Er­werb, zur Ver­bes­se­rung oder zur Er­hal­tung ei­nes Ver­mö­gens­ge­gen­stan­des ei­ner an­dern Ver­mö­gens­mas­se bei­ge­tra­gen, so gel­ten sinn­ge­mä­ss die Be­stim­mun­gen über den Mehr­wertan­teil bei der Er­run­gen­schafts­be­tei­li­gung.

Art. 240  

V. Wert­be­stim­mung

 

Mass­ge­bend für den Wert des bei Auf­lö­sung des Gü­ter­stan­des vor­han­de­nen Ge­samt­gu­tes ist der Zeit­punkt der Aus­ein­an­der­set­zung.

Art. 241  

VI. Tei­lung

1. Bei Tod oder Ver­ein­ba­rung ei­nes an­dern Gü­ter­stan­des

 

1 Wird die Gü­ter­ge­mein­schaft durch Tod ei­nes Ehe­gat­ten oder durch Ver­ein­ba­rung ei­nes an­dern Gü­ter­stan­des auf­ge­löst, so steht je­dem Ehe­gat­ten oder sei­nen Er­ben die Hälf­te des Ge­samt­gu­tes zu.

2 Durch Ehe­ver­trag kann ei­ne an­de­re Tei­lung ver­ein­bart wer­den.

3 Sol­che Ver­ein­ba­run­gen dür­fen die Pflicht­teils­an­sprü­che der Nach­kom­men nicht be­ein­träch­ti­gen.

Art. 242  

2. In den üb­ri­gen Fäl­len

 

1 Bei Schei­dung, Tren­nung, Un­gül­ti­g­er­klä­rung der Ehe oder Ein­tritt der ge­setz­li­chen oder ge­richt­li­chen Gü­ter­tren­nung nimmt je­der Ehe­gat­te vom Ge­samt­gut zu­rück, was un­ter der Er­run­gen­schafts­be­tei­li­gung sein Ei­gen­gut wä­re.

2 Das üb­ri­ge Ge­samt­gut fällt den Ehe­gat­ten je zur Hälf­te zu.

3 Ver­ein­ba­run­gen über die Än­de­rung der ge­setz­li­chen Tei­lung gel­ten nur, wenn der Ehe­ver­trag dies aus­drück­lich vor­sieht.

Art. 243  

VII. Durch­füh­rung der Tei­lung

1. Ei­gen­gut

 

Wird die Gü­ter­ge­mein­schaft durch Tod ei­nes Ehe­gat­ten auf­ge­löst, so kann der über­le­ben­de Ehe­gat­te ver­lan­gen, dass ihm auf An­rech­nung über­las­sen wird, was un­ter der Er­run­gen­schafts­be­tei­li­gung sein Ei­gen­gut wä­re.

Art. 244  

2. Woh­nung und Haus­rat

 

1 Ge­hö­ren das Haus oder die Woh­nung, worin die Ehe­gat­ten ge­lebt ha­ben, oder Haus­rats­ge­gen­stän­de zum Ge­samt­gut, so kann der über­le­ben­de Ehe­gat­te ver­lan­gen, dass ihm das Ei­gen­tum dar­an auf An­rech­nung zu­ge­teilt wird.

2 Wo die Um­stän­de es recht­fer­ti­gen, kann auf Ver­lan­gen des über­le­ben­den Ehe­gat­ten oder der an­dern ge­setz­li­chen Er­ben des Ver­stor­be­nen statt des Ei­gen­tums die Nutz­nies­sung oder ein Wohn­recht ein­ge­räumt wer­den.

3 Wird die Gü­ter­ge­mein­schaft nicht durch Tod auf­ge­löst, kann je­der Ehe­gat­te die­se Be­geh­ren stel­len, wenn er ein über­wie­gen­des In­ter­es­se nach­weist.

Art. 245  

3. An­de­re Ver­mö­gens­wer­te

 

Weist ein Ehe­gat­te ein über­wie­gen­des In­ter­es­se nach, so kann er ver­lan­gen, dass ihm auch an­de­re Ver­mö­gens­wer­te auf An­rech­nung zu­ge­teilt wer­den.

Art. 246  

4. An­de­re Tei­lungs­vor­schrif­ten

 

Im Üb­ri­gen gel­ten die Be­stim­mun­gen über die Tei­lung von Mit­ei­gen­tum und die Durch­füh­rung der Erb­tei­lung sinn­ge­mä­ss.

Vierter Abschnitt: Die Gütertrennung

Art. 247  

A. Ver­wal­tung, Nut­zung und Ver­fü­gung

I. Im All­ge­mei­nen

 

In­ner­halb der ge­setz­li­chen Schran­ken ver­wal­tet und nutzt je­der Ehe­gat­te sein Ver­mö­gen und ver­fügt dar­über.

Art. 248  

II. Be­weis

 

1 Wer be­haup­tet, ein be­stimm­ter Ver­mö­gens­wert sei Ei­gen­tum des einen oder an­dern Ehe­gat­ten, muss dies be­wei­sen.

2 Kann die­ser Be­weis nicht er­bracht wer­den, so wird Mit­ei­gen­tum bei­der Ehe­gat­ten an­ge­nom­men.

Art. 249  

B. Haf­tung ge­ge­nü­ber Drit­ten

 

Je­der Ehe­gat­te haf­tet für sei­ne Schul­den mit sei­nem ge­sam­ten Ver­mö­gen.

Art. 250  

C. Schul­den zwi­schen Ehe­gat­ten

 

1 Der Gü­ter­stand hat kei­nen Ein­fluss auf die Fäl­lig­keit von Schul­den zwi­schen Ehe­gat­ten.

2 Be­rei­tet in­des­sen die Zah­lung von Geld­schul­den oder die Er­stat­tung ge­schul­de­ter Sa­chen dem ver­pflich­te­ten Ehe­gat­ten ernst­li­che Schwie­rig­kei­ten, wel­che die ehe­li­che Ge­mein­schaft ge­fähr­den, so kann er ver­lan­gen, dass ihm Fris­ten ein­ge­räumt wer­den; die For­de­rung ist si­cher­zu­stel­len, wenn es die Um­stän­de recht­fer­ti­gen.

Art. 251  

D. Zu­wei­sung bei Mit­ei­gen­tum

 

Steht ein Ver­mö­gens­wert im Mit­ei­gen­tum und weist ein Ehe­gat­te ein über­wie­gen­des In­ter­es­se nach, so kann er bei Auf­lö­sung des Gü­ter­stan­des ne­ben den üb­ri­gen ge­setz­li­chen Mass­nah­men ver­lan­gen, dass ihm die­ser Ver­mö­gens­wert ge­gen Ent­schä­di­gung des an­dern Ehe­gat­ten un­ge­teilt zu­ge­wie­sen wird.

Zweite Abteilung: Die Verwandtschaft

Siebenter Titel: Die Entstehung des Kindesverhältnisses 219

219Fassung gemäss Ziff. I 1 des BG vom 25. Juni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Erster Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen 220

220Fassung gemäss Ziff. I 1 des BG vom 25. Juni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 252221  

A. Ent­ste­hung des Kin­des­ver­hält­nis­ses im All­ge­mei­nen

 

1 Das Kin­des­ver­hält­nis ent­steht zwi­schen dem Kind und der Mut­ter mit der Ge­burt.

2 Zwi­schen dem Kind und dem an­de­ren El­tern­teil wird es kraft der Ehe der Mut­ter be­grün­det oder, so­weit ge­setz­lich vor­ge­se­hen, durch An­er­ken­nung oder durch das Ge­richt fest­ge­stellt.222

3 Aus­ser­dem ent­steht das Kin­des­ver­hält­nis durch Ad­op­ti­on.

221Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

222 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Ehe für al­le), in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2021 747; BBl 2019 8595; 2020 1273).

Art. 253223  

B. …

 

223Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

Art. 254224  
 

224Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Zweiter Abschnitt: Die Elternschaft des Ehemannes oder der Ehefrau 225

225 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Ehe für alle), in Kraft seit 1. Juli 2022 (AS 2021 747; BBl 2019 8595; 2020 1273).

Art. 255227  

A. Ver­mu­tung

I. El­tern­schaft des Ehe­man­nes

 

1 Ist ein Kind wäh­rend der Ehe ge­bo­ren, so gilt der Ehe­mann als Va­ter.

2 Stirbt der Ehe­mann, so gilt er als Va­ter, wenn das Kind in­nert 300 Ta­gen nach sei­nem Tod ge­bo­ren wird oder bei spä­te­rer Ge­burt nach­ge­wie­se­ner­mas­sen vor dem Tod des Ehe­man­nes ge­zeugt wor­den ist.

3 Wird der Ehe­mann für ver­schol­len er­klärt, so gilt er als Va­ter, wenn das Kind vor Ab­lauf von 300 Ta­gen seit dem Zeit­punkt der To­des­ge­fahr oder der letz­ten Nach­richt ge­bo­ren wor­den ist.

227Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Art. 255a228  

II. El­tern­schaft der Ehe­frau

 

1 Ist die Mut­ter zum Zeit­punkt der Ge­burt mit ei­ner Frau ver­hei­ra­tet und wur­de das Kind nach den Be­stim­mun­gen des Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­set­zes vom 18. De­zem­ber 1998229 durch ei­ne Sa­men­spen­de ge­zeugt, so gilt die Ehe­frau der Mut­ter als der an­de­re El­tern­teil.

2 Stirbt die Ehe­frau der Mut­ter oder wird sie für ver­schol­len er­klärt, so gilt sie als El­tern­teil, wenn die In­se­mi­na­ti­on vor ih­rem Tod oder dem Zeit­punkt der To­des­ge­fahr oder der letz­ten Nach­richt statt­ge­fun­den hat.

228 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Ehe für al­le), in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2021 747; BBl 2019 8595; 2020 1273).

229 SR 810.11

Art. 256231  

B. An­fech­tung der El­tern­schaft des Ehe­man­nes

I. Kla­ge­recht

 

1 Die Ver­mu­tung der Va­ter­schaft kann beim Ge­richt an­ge­foch­ten wer­den:

1.
vom Ehe­mann;
2.232
vom Kind, wenn wäh­rend sei­ner Min­der­jäh­rig­keit der ge­mein­sa­me Haus­halt der Ehe­gat­ten auf­ge­hört hat.

2 Die Kla­ge des Ehe­man­nes rich­tet sich ge­gen das Kind und die Mut­ter, die Kla­ge des Kin­des ge­gen den Ehe­mann und die Mut­ter.

3 Der Ehe­mann hat kei­ne Kla­ge, wenn er der Zeu­gung durch einen Drit­ten zu­ge­stimmt hat. Für das An­fech­tungs­recht des Kin­des bleibt das Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­setz vom 18. De­zem­ber 1998233 vor­be­hal­ten.234

231Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

232 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

233 SR 810.11

234 Fas­sung ge­mä­ss Art. 39 des Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­set­zes vom 18. Dez. 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 3055; BBl 1996 III 205).

Art. 256a235  

II. Kla­ge­grund

1. Bei Zeu­gung wäh­rend der Ehe

 

1 Ist ein Kind wäh­rend der Ehe ge­zeugt wor­den, so hat der Klä­ger nach­zu­wei­sen, dass der Ehe­mann nicht der Va­ter ist.

2 Ist das Kind frü­he­s­tens 180 Ta­ge nach Ab­schluss und spä­tes­tens 300 Ta­ge nach Auf­lö­sung der Ehe durch Tod ge­bo­ren, so wird ver­mu­tet, dass es wäh­rend der Ehe ge­zeugt wor­den ist.236

235Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

236 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Art. 256b237  

2. Bei Zeu­gung vor der Ehe oder wäh­rend Auf­he­bung des Haus­hal­tes

 

1 Ist ein Kind vor Ab­schluss der Ehe oder zu ei­ner Zeit ge­zeugt wor­den, da der ge­mein­sa­me Haus­halt auf­ge­ho­ben war, so ist die An­fech­tung nicht wei­ter zu be­grün­den.

2 Die Va­ter­schaft des Ehe­man­nes wird je­doch auch in die­sem Fall ver­mu­tet, wenn glaub­haft ge­macht wird, dass er um die Zeit der Emp­fäng­nis der Mut­ter bei­ge­wohnt hat.

237Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 256c238  

III. Kla­ge­frist

 

1 Der Ehe­mann hat die Kla­ge bin­nen Jah­res­frist ein­zu­rei­chen, seit­dem er die Ge­burt und die Tat­sa­che er­fah­ren hat, dass er nicht der Va­ter ist oder dass ein Drit­ter der Mut­ter um die Zeit der Emp­fäng­nis bei­ge­wohnt hat, in je­dem Fall aber vor Ab­lauf von fünf Jah­ren seit der Ge­burt.

2 Die Kla­ge des Kin­des ist spä­tes­tens ein Jahr nach Er­rei­chen der Voll­jäh­rig­keit zu er­he­ben.239

3 Nach Ab­lauf der Frist wird ei­ne An­fech­tung zu­ge­las­sen, wenn die Ver­spä­tung mit wich­ti­gen Grün­den ent­schul­digt wird.

238Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

239 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 257240  

C. Zu­sam­men­tref­fen zwei­er Ver­mu­tun­gen

 

1 Ist ein Kind vor Ab­lauf von 300 Ta­gen seit der Auf­lö­sung der Ehe durch Tod ge­bo­ren und hat die Mut­ter in­zwi­schen ei­ne neue Ehe ge­schlos­sen, so gilt der zwei­te Ehe­mann als Va­ter.241

2 Wird die­se Ver­mu­tung be­sei­tigt, so gilt der ers­te Ehe­mann als Va­ter.

240Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

241 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Art. 258242  

D. Kla­ge der El­tern

 

1 Ist der Ehe­mann vor Ab­lauf der Kla­ge­frist ge­stor­ben oder ur­teils­un­fä­hig ge­wor­den, so kann die An­fech­tungs­kla­ge von sei­nem Va­ter oder sei­ner Mut­ter er­ho­ben wer­den.

2 Die Be­stim­mun­gen über die An­fech­tung durch den Ehe­mann fin­den ent­spre­chen­de An­wen­dung.

3 Die ein­jäh­ri­ge Kla­ge­frist be­ginnt frü­he­s­tens mit der Kennt­nis des To­des oder der Ur­teil­s­un­fä­hig­keit des Ehe­man­nes.

242Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 259243  

E. Hei­rat der El­tern

 

1 Hei­ra­ten die El­tern ein­an­der, so fin­den auf das vor­her ge­bo­re­ne Kind die Be­stim­mun­gen über das wäh­rend der Ehe ge­bo­re­ne ent­spre­chen­de An­wen­dung, so­bald die Va­ter­schaft des Ehe­man­nes durch An­er­ken­nung oder Ur­teil fest­ge­stellt ist.

2 Die An­er­ken­nung kann an­ge­foch­ten wer­den:

1.
von der Mut­ter;
2.244
vom Kind, oder nach sei­nem To­de von den Nach­kom­men, wenn wäh­rend sei­ner Min­der­jäh­rig­keit der ge­mein­sa­me Haus­halt der Ehe­gat­ten auf­ge­hört hat oder die An­er­ken­nung erst nach Vollen­dung sei­nes zwölf­ten Al­ters­jah­res aus­ge­spro­chen wor­den ist;
3.
von der Hei­mat- oder Wohn­sitz­ge­mein­de des Ehe­man­nes;
4.
vom Ehe­mann.

3 Die Vor­schrif­ten über die An­fech­tung der An­er­ken­nung fin­den ent­spre­chen­de An­wen­dung.

243Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

244 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Dritter Abschnitt: Anerkennung und Vaterschaftsurteil 245

245Fassung gemäss Ziff. I 1 des BG vom 25. Juni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 260246  

A. An­er­ken­nung

I. Zu­läs­sig­keit und Form

 

1 Be­steht das Kin­des­ver­hält­nis nur zur Mut­ter, so kann der Va­ter das Kind an­er­ken­nen.

2 Ist der An­er­ken­nen­de min­der­jäh­rig, steht er un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft oder hat die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de ei­ne ent­spre­chen­de An­ord­nung ge­trof­fen, so ist die Zu­stim­mung sei­nes ge­setz­li­chen Ver­tre­ters not­wen­dig.247

3 Die An­er­ken­nung er­folgt durch Er­klä­rung vor dem Zi­vil­stands­be­am­ten oder durch letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung oder, wenn ei­ne Kla­ge auf Fest­stel­lung der Va­ter­schaft hän­gig ist, vor dem Ge­richt.

246Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

247 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 260a248  

II. An­fech­tung

1. Kla­ge­recht

 

1 Die An­er­ken­nung kann von je­der­mann, der ein In­ter­es­se hat, beim Ge­richt an­ge­foch­ten wer­den, na­ment­lich von der Mut­ter, vom Kind und nach sei­nem To­de von den Nach­kom­men so­wie von der Hei­mat- oder Wohn­sitz­ge­mein­de des An­er­ken­nen­den.

2 Dem An­er­ken­nen­den steht die­se Kla­ge nur zu, wenn er das Kind un­ter dem Ein­fluss ei­ner Dro­hung mit ei­ner na­hen und er­heb­li­chen Ge­fahr für das Le­ben, die Ge­sund­heit, die Eh­re oder das Ver­mö­gen sei­ner selbst oder ei­ner ihm na­he ste­hen­den Per­son oder in ei­nem Irr­tum über sei­ne Va­ter­schaft an­er­kannt hat.

3 Die Kla­ge rich­tet sich ge­gen den An­er­ken­nen­den und das Kind, so­weit die­se nicht sel­ber kla­gen.

248Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 260b249  

2. Kla­ge­grund

 

1 Der Klä­ger hat zu be­wei­sen, dass der An­er­ken­nen­de nicht der Va­ter des Kin­des ist.

2 Mut­ter und Kind ha­ben die­sen Be­weis je­doch nur zu er­brin­gen, wenn der An­er­ken­nen­de glaub­haft macht, dass er der Mut­ter um die Zeit der Emp­fäng­nis bei­ge­wohnt ha­be.

249Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 260c250  

3. Kla­ge­frist

 

1 Die Kla­ge ist bin­nen Jah­res­frist ein­zu­rei­chen, seit­dem der Klä­ger von der An­er­ken­nung und von der Tat­sa­che Kennt­nis er­hielt, dass der An­er­ken­nen­de nicht der Va­ter ist oder dass ein Drit­ter der Mut­ter um die Zeit der Emp­fäng­nis bei­ge­wohnt hat, oder seit­dem er den Irr­tum ent­deck­te oder seit­dem die Dro­hung weg­fiel, in je­dem Fall aber vor Ab­lauf von fünf Jah­ren seit der An­er­ken­nung.

2 Die Kla­ge des Kin­des kann in je­dem Fall bis zum Ab­lauf ei­nes Jah­res nach Er­rei­chen der Voll­jäh­rig­keit er­ho­ben wer­den.251

3 Nach Ab­lauf der Frist wird ei­ne An­fech­tung zu­ge­las­sen, wenn die Ver­spä­tung mit wich­ti­gen Grün­den ent­schul­digt wird.

250Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

251 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 261252  

B. Va­ter­schafts­kla­ge

I. Kla­ge­recht

 

1 So­wohl die Mut­ter als das Kind kön­nen auf Fest­stel­lung des Kin­des­ver­hält­nis­ses zwi­schen dem Kind und dem Va­ter kla­gen.

2 Die Kla­ge rich­tet sich ge­gen den Va­ter oder, wenn er ge­stor­ben ist, nach­ein­an­der ge­gen sei­ne Nach­kom­men, El­tern oder Ge­schwis­ter oder, wenn sol­che feh­len, ge­gen die zu­stän­di­ge Be­hör­de sei­nes letz­ten Wohn­sit­zes.

3 Ist der Va­ter ge­stor­ben, so wird sei­ner Ehe­frau zur Wah­rung ih­rer In­ter­es­sen die Ein­rei­chung der Kla­ge vom Ge­richt mit­ge­teilt.

252Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 262253  

II. Ver­mu­tung

 

1 Hat der Be­klag­te in der Zeit vom 300. bis zum 180. Tag vor der Ge­burt des Kin­des der Mut­ter bei­ge­wohnt, so wird sei­ne Va­ter­schaft ver­mu­tet.

2 Die­se Ver­mu­tung gilt auch, wenn das Kind vor dem 300. oder nach dem 180. Tag vor der Ge­burt ge­zeugt wor­den ist und der Be­klag­te der Mut­ter um die Zeit der Emp­fäng­nis bei­ge­wohnt hat.

3 Die Ver­mu­tung fällt weg, wenn der Be­klag­te nach­weist, dass sei­ne Va­ter­schaft aus­ge­schlos­sen oder we­ni­ger wahr­schein­lich ist als die ei­nes Drit­ten.

253Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 263254  

III. Kla­ge­frist

 

1 Die Kla­ge kann vor oder nach der Nie­der­kunft an­ge­bracht wer­den, ist aber ein­zu­rei­chen:

1.
von der Mut­ter vor Ab­lauf ei­nes Jah­res seit der Ge­burt;
2.255
vom Kind vor Ab­lauf ei­nes Jah­res nach Er­rei­chen der Voll­jäh­rig­keit.

2 Be­steht schon ein Kin­des­ver­hält­nis zu ei­nem an­dern Mann, so kann die Kla­ge in je­dem Fall in­ner­halb ei­nes Jah­res seit dem Tag, da es be­sei­tigt ist, an­ge­bracht wer­den.

3 Nach Ab­lauf der Frist wird ei­ne Kla­ge zu­ge­las­sen, wenn die Ver­spä­tung mit wich­ti­gen Grün­den ent­schul­digt wird.

254Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

255 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Vierter Abschnitt : Die Adoption256

256Ursprünglich Dritter Abschnitt.

Art. 264257  

A. Ad­op­ti­on Min­der­jäh­ri­ger

I. All­ge­mei­ne Vor­aus­set­zun­gen

 

1 Ein min­der­jäh­ri­ges Kind darf ad­op­tiert wer­den, wenn die ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen wäh­rend min­des­tens ei­nes Jah­res für Pfle­ge und Er­zie­hung des Kin­des ge­sorgt ha­ben und nach den ge­sam­ten Um­stän­den zu er­war­ten ist, die Be­grün­dung ei­nes Kin­des­ver­hält­nis­ses die­ne sei­nem Wohl, oh­ne an­de­re Kin­der die­ser Per­so­nen in un­bil­li­ger Wei­se zu­rück­zu­set­zen.

2 Ei­ne Ad­op­ti­on ist nur mög­lich, wenn die ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen auf­grund ih­res Al­ters und ih­rer per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se für das Kind vor­aus­sicht­lich bis zu des­sen Voll­jäh­rig­keit sor­gen kön­nen.

257Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 264a258  

II. Ge­mein­schaft­li­che Ad­op­ti­on

 

1 Ehe­gat­ten dür­fen ein Kind ge­mein­schaft­lich ad­op­tie­ren, wenn sie seit min­des­tens drei Jah­ren einen ge­mein­sa­men Haus­halt füh­ren und bei­de min­des­tens 28 Jah­re alt sind.

2 Vom Min­destal­ter kann ab­ge­wi­chen wer­den, wenn dies zur Wah­rung des Kin­des­wohls nö­tig ist. Die Ehe­gat­ten ha­ben die Ab­wei­chung zu be­grün­den.

258Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 264b259  

III. Ein­zel­ad­op­ti­on

 

1 Ei­ne Per­son, die nicht ver­hei­ra­tet ist und nicht in ein­ge­tra­ge­ner Part­ner­schaft lebt, darf ein Kind al­lein ad­op­tie­ren, wenn sie min­des­tens 28 Jah­re alt ist.

2 Ei­ne ver­hei­ra­te­te Per­son, die min­des­tens 28 Jah­re alt ist, darf ein Kind al­lein ad­op­tie­ren, wenn der Ehe­gat­te dau­ernd ur­teil­s­un­fä­hig oder seit mehr als zwei Jah­ren mit un­be­kann­tem Auf­ent­halt ab­we­send ist oder wenn die Ehe seit mehr als drei Jah­ren ge­richt­lich ge­trennt ist.

3 Ei­ne in ein­ge­tra­ge­ner Part­ner­schaft le­ben­de Per­son, die min­des­tens 28 Jah­re alt ist, darf ein Kind al­lein ad­op­tie­ren, wenn ih­re ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder ihr ein­ge­tra­ge­ner Part­ner dau­ernd ur­teil­s­un­fä­hig oder seit mehr als zwei Jah­ren mit un­be­kann­tem Auf­ent­halt ab­we­send ist.

4 Vom Min­destal­ter kann ab­ge­wi­chen wer­den, wenn dies zur Wah­rung des Kin­des­wohls nö­tig ist. Die ad­op­ti­ons­wil­li­ge Per­son hat die Ab­wei­chung zu be­grün­den.

259Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 264c260  

IV. Stief­kin­dad­op­ti­on

 

1 Ei­ne Per­son darf das Kind ad­op­tie­ren, mit des­sen Mut­ter oder Va­ter sie:

1.
ver­hei­ra­tet ist;
2.
in ein­ge­tra­ge­ner Part­ner­schaft lebt;
3.
ei­ne fak­ti­sche Le­bens­ge­mein­schaft führt.

2 Das Paar muss seit min­des­tens drei Jah­ren einen ge­mein­sa­men Haus­halt füh­ren.

3 Per­so­nen in ei­ner fak­ti­schen Le­bens­ge­mein­schaft dür­fen we­der ver­hei­ra­tet noch durch ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ge­bun­den sein.

260Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 264d261  

V. Al­ters­un­ter­schied

 

1 Der Al­ters­un­ter­schied zwi­schen dem Kind und den ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen darf nicht we­ni­ger als 16 Jah­re und nicht mehr als 45 Jah­re be­tra­gen.

2 Da­von kann ab­ge­wi­chen wer­den, wenn dies zur Wah­rung des Kin­des­wohls nö­tig ist. Die ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen ha­ben die Ab­wei­chung zu be­grün­den.

261Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 265262  

VI. Zu­stim­mung des Kin­des und der Kin­des­schutz­be­hör­de

 

1 Ist das Kind ur­teils­fä­hig, so be­darf die Ad­op­ti­on sei­ner Zu­stim­mung.

2 Ist es be­vor­mun­det oder ver­bei­stän­det, so kann, auch wenn es ur­teils­fä­hig ist, die Ad­op­ti­on nur mit Zu­stim­mung der Kin­des­schutz­be­hör­de er­fol­gen.

262Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 265a264  

VII. Zu­stim­mung der El­tern

1. Form

 

1 Die Ad­op­ti­on be­darf der Zu­stim­mung des Va­ters und der Mut­ter des Kin­des.

2 Die Zu­stim­mung ist bei der Kin­des­schutz­be­hör­de am Wohn­sitz oder Auf­ent­halts­ort der El­tern oder des Kin­des münd­lich oder schrift­lich zu er­klä­ren und im Pro­to­koll vorzu­mer­ken.

3 Sie ist gül­tig, selbst wenn die ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen nicht ge­nannt oder noch nicht be­stimmt sind.265

264Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

265Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 265b266  

2. Zeit­punkt

 

1 Die Zu­stim­mung darf nicht vor Ab­lauf von sechs Wo­chen seit der Ge­burt des Kin­des er­teilt wer­den.

2 Sie kann bin­nen sechs Wo­chen seit ih­rer Ent­ge­gen­nah­me wi­der­ru­fen wer­den.

3 Wird sie nach ei­nem Wi­der­ruf er­neu­ert, so ist sie end­gül­tig.

266Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

Art. 265c267  

3. Ab­se­hen von der Zu­stim­mung

a. Vor­aus­set­zun­gen

 

Von der Zu­stim­mung ei­nes El­tern­teils kann ab­ge­se­hen wer­den, wenn er un­be­kannt, mit un­be­kann­tem Auf­ent­halt län­ger ab­we­send oder dau­ernd ur­teil­s­un­fä­hig ist.

267Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 265d268  

b. Ent­scheid

 

1 Wird das Kind ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen zum Zweck der spä­te­ren Ad­op­ti­on an­ver­traut und fehlt die Zu­stim­mung ei­nes El­tern­teils, so ent­schei­det die Kin­des­schutz­be­hör­de am Wohn­sitz des Kin­des auf Ge­such der mit der Vor­mund­schaft oder Bei­stand­schaft be­trau­ten Per­son, ei­ner Ver­mitt­lungs­stel­le oder der ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen und in der Re­gel vor­gän­gig, ob von die­ser Zu­stim­mung ab­ge­se­hen wer­den kann.269

2 In den an­dern Fäl­len ist hier­über an­läss­lich der Ad­op­ti­on zu ent­schei­den.

3270

268Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

269Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

270Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 266271  

B. Ad­op­ti­on ei­ner voll­jäh­ri­gen Per­son

 

1 Ei­ne voll­jäh­ri­ge Per­son darf ad­op­tiert wer­den, wenn:

1.
sie aus kör­per­li­chen, geis­ti­gen oder psy­chi­schen Grün­den dau­ernd hilfs­be­dürf­tig ist und die ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen ihr wäh­rend min­des­tens ei­nes Jah­res Pfle­ge er­wie­sen ha­ben;
2.
die ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen ihr wäh­rend ih­rer Min­der­jäh­rig­keit min­des­tens ein Jahr lang Pfle­ge und Er­zie­hung er­wie­sen ha­ben; oder
3.
an­de­re wich­ti­ge Grün­de vor­lie­gen und sie wäh­rend min­des­tens ei­nes Jah­res mit den ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen im glei­chen Haus­halt ge­lebt hat.

2 Im Üb­ri­gen sind die Be­stim­mun­gen über die Ad­op­ti­on Min­der­jäh­ri­ger sinn­ge­mä­ss an­wend­bar; aus­ge­nom­men da­von ist die Be­stim­mung über die Zu­stim­mung der El­tern.

271Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 267272  

C. Wir­kun­gen

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Das Ad­op­tiv­kind er­hält die Rechts­stel­lung ei­nes Kin­des der ad­op­tie­ren­den Per­so­nen.

2 Das bis­he­ri­ge Kin­des­ver­hält­nis er­lischt.

3 Das Kin­des­ver­hält­nis er­lischt nicht zum El­tern­teil, der mit der ad­op­tie­ren­den Per­son:

1.
ver­hei­ra­tet ist;
2.
in ein­ge­tra­ge­ner Part­ner­schaft lebt;
3.
ei­ne fak­ti­sche Le­bens­ge­mein­schaft führt.

272Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 267a273  

II. Na­me

 

1 Bei der ge­mein­schaft­li­chen Ad­op­ti­on und bei der Ein­zela­d­op­ti­on kann dem min­der­jäh­ri­gen Kind ein neu­er Vor­na­me ge­ge­ben wer­den, wenn ach­tens­wer­te Grün­de vor­lie­gen. Vor­her wird das Kind durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de oder ei­ne be­auf­trag­te Dritt­per­son in ge­eig­ne­ter Wei­se per­sön­lich an­ge­hört, so­fern sein Al­ter oder an­de­re wich­ti­ge Grün­de nicht da­ge­gen spre­chen. Ist das Kind min­des­tens zwölf Jah­re alt, so be­darf die Än­de­rung sei­ner Zu­stim­mung.

2 Der Na­me des Kin­des be­stimmt sich nach den Be­stim­mun­gen über die Wir­kun­gen des Kin­des­ver­hält­nis­ses. Die­se gel­ten bei der Ad­op­ti­on des Kin­des durch die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin sei­ner Mut­ter oder den ein­ge­tra­ge­nen Part­ner sei­nes Va­ters sinn­ge­mä­ss.

3 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann ei­ner zu ad­op­tie­ren­den voll­jäh­ri­gen Per­son die Wei­ter­füh­rung des bis­he­ri­gen Na­mens be­wil­li­gen, wenn ach­tens­wer­te Grün­de vor­lie­gen.

4 Die Na­mens­än­de­rung ei­ner zu ad­op­tie­ren­den voll­jäh­ri­gen Per­son hat kei­ne Aus­wir­kun­gen auf die Na­mens­füh­rung von Per­so­nen, de­ren Na­me sich aus dem bis­he­ri­gen Na­men der zu ad­op­tie­ren­den Per­son ab­lei­tet, es sei denn, die­se stim­men ei­ner Na­mens­än­de­rung aus­drück­lich zu.

273Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 267b274  

III. Bür­ger­recht

 

Das Bür­ger­recht des min­der­jäh­ri­gen Kin­des be­stimmt sich nach den Be­stim­mun­gen über die Wir­kun­gen des Kin­des­ver­hält­nis­ses.

274Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268275  

D. Ver­fah­ren

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Ad­op­ti­on wird von der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de am Wohn­sitz der Ad­op­tiv­el­tern aus­ge­spro­chen.

2 Die Ad­op­ti­ons­vor­aus­set­zun­gen müs­sen be­reits bei der Ein­rei­chung des Ge­suchs er­füllt sein.276

3 Ist das Ge­such ein­ge­reicht, so hin­dert Tod oder Ein­tritt der Ur­teil­s­un­fä­hig­keit der ad­op­tie­ren­den Per­son die Ad­op­ti­on nicht, so­fern die an­de­ren Vor­aus­set­zun­gen wei­ter­hin er­füllt sind.277

4 Wird das Kind nach Ein­rei­chung des Ge­suchs voll­jäh­rig, so blei­ben die Be­stim­mun­gen über die Ad­op­ti­on Min­der­jäh­ri­ger an­wend­bar, wenn de­ren Vor­aus­set­zun­gen vor­her er­füllt wa­ren.278

5 Der Ad­op­ti­ons­ent­scheid ent­hält al­le für die Ein­tra­gung in das Per­so­nen­stands­re­gis­ter er­for­der­li­chen An­ga­ben be­tref­fend den Vor­na­men, den Na­men und das Bür­ger­recht der ad­op­tier­ten Per­son.279

275Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

276Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

277Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

278Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

279Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268a280  

II. Un­ter­su­chung

 

1 Die Ad­op­ti­on darf erst nach um­fas­sen­der Un­ter­su­chung al­ler we­sent­li­chen Um­stän­de, nö­ti­gen­falls un­ter Bei­zug von Sach­ver­stän­di­gen, aus­ge­spro­chen wer­den.

2 Na­ment­lich sind die Per­sön­lich­keit und die Ge­sund­heit der ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen und des Kin­des, ih­re ge­gen­sei­ti­ge Be­zie­hung, die er­zie­he­ri­sche Eig­nung, die wirt­schaft­li­che La­ge, die Be­weg­grün­de und die Fa­mi­li­en­ver­hält­nis­se der ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen so­wie die Ent­wick­lung des Pfle­ge­ver­hält­nis­ses ab­zu­klä­ren.281

3282

280Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

281Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

282Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268abis283  

III. An­hö­rung des Kin­des

 

1 Das Kind wird durch die für das Ad­op­ti­ons­ver­fah­ren zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de oder durch ei­ne be­auf­trag­te Dritt­per­son in ge­eig­ne­ter Wei­se per­sön­lich an­ge­hört, so­fern sein Al­ter oder an­de­re wich­ti­ge Grün­de nicht da­ge­gen spre­chen.

2 Über die An­hö­rung ist Pro­to­koll zu füh­ren.

3 Das ur­teils­fä­hi­ge Kind kann die Ver­wei­ge­rung der An­hö­rung mit Be­schwer­de an­fech­ten.

283Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268ater284  

IV. Ver­tre­tung des Kin­des

 

1 Die für das Ad­op­ti­ons­ver­fah­ren zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de ord­net wenn nö­tig die Ver­tre­tung des Kin­des an und be­zeich­net als Ver­tre­tung ei­ne in für­sor­ge­ri­schen und recht­li­chen Fra­gen er­fah­re­ne Per­son.

2 Stellt das ur­teils­fä­hi­ge Kind An­trag auf ei­ne Ver­tre­tung, so ist die­se an­zu­ord­nen.

3 Das ur­teils­fä­hi­ge Kind kann die Nicht­an­ord­nung mit Be­schwer­de an­fech­ten.

284Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268aquater285  

V. Wür­di­gung der Ein­stel­lung von An­ge­hö­ri­gen

 

1 Ha­ben die ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen Nach­kom­men, so ist de­ren Ein­stel­lung zur Ad­op­ti­on zu wür­di­gen.

2 Vor der Ad­op­ti­on ei­ner voll­jäh­ri­gen Per­son zu­sätz­lich zu wür­di­gen ist die Ein­stel­lung:

1.
des Ehe­gat­ten oder der ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin oder des ein­ge­tra­ge­nen Part­ners der zu ad­op­tie­ren­den Per­son;
2.
der leib­li­chen El­tern der zu ad­op­tie­ren­den Per­son; und
3.
der Nach­kom­men der zu ad­op­tie­ren­den Per­son, so­fern nicht ihr Al­ter oder an­de­re wich­ti­ge Grün­de da­ge­gen spre­chen.

3 Der Ad­op­ti­ons­ent­scheid ist die­sen Per­so­nen, so­fern mög­lich, mit­zu­tei­len.

285Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268b286  

Dbis.Ad­op­ti­ons­ge­heim­nis

 

1 Das Ad­op­tiv­kind und die Ad­op­tiv­el­tern ha­ben An­spruch auf Wah­rung des Ad­op­ti­ons­ge­heim­nis­ses.

2 Iden­ti­fi­zie­ren­de In­for­ma­tio­nen über das min­der­jäh­ri­ge Kind oder über sei­ne Ad­op­tiv­el­tern dür­fen den leib­li­chen El­tern nur be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn das Kind ur­teils­fä­hig ist und die Ad­op­tiv­el­tern so­wie das Kind der Be­kannt­ga­be zu­ge­stimmt ha­ben.

3 Iden­ti­fi­zie­ren­de In­for­ma­tio­nen über das voll­jäh­ri­ge Kind dür­fen den leib­li­chen El­tern so­wie de­ren di­rek­ten Nach­kom­men be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn das Kind der Be­kannt­ga­be zu­ge­stimmt hat.

286Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268c287  

Dter.Aus­kunft über die Ad­op­ti­on und die leib­li­chen El­tern und de­ren Nach­kom­men

 

1 Die Ad­op­tiv­el­tern ha­ben das Kind ent­spre­chend sei­nem Al­ter und sei­ner Rei­fe über die Tat­sa­che sei­ner Ad­op­ti­on in Kennt­nis zu set­zen.

2 Das min­der­jäh­ri­ge Kind hat An­spruch auf Aus­kunft über sei­ne leib­li­chen El­tern, so­weit da­durch kei­ne Rück­schlüs­se auf de­ren Iden­ti­tät mög­lich sind. Iden­ti­fi­zie­ren­de In­for­ma­tio­nen er­hält es nur, wenn es ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se nach­wei­sen kann.

3Das voll­jäh­ri­ge Kind kann je­der­zeit ver­lan­gen, dass ihm die Per­so­na­li­en sei­ner leib­li­chen El­tern und wei­te­re In­for­ma­tio­nen über die­se be­kannt ge­ge­ben wer­den. Aus­ser­dem kann es ver­lan­gen, dass ihm In­for­ma­tio­nen über di­rek­te Nach­kom­men sei­ner leib­li­chen El­tern be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn die Nach­kom­men voll­jäh­rig sind und der Be­kannt­ga­be zu­ge­stimmt ha­ben.

287Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 22. Ju­ni 2001 zum Haa­ger Ad­op­ti­ons­über­ein­­­kom­men und über Mass­nah­men zum Schutz des Kin­des bei in­ter­na­tio­na­len Ad­op­tio­nen (AS 2002 3988; BBl 1999 5795). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268d288  

Dqua­ter. Kan­to­na­le Aus­kunfts­stel­le und Such­diens­te

 

1 Aus­kunft über die leib­li­chen El­tern, über de­ren di­rek­te Nach­kom­men so­wie über das Kind er­teilt die für das Ad­op­ti­ons­ver­fah­ren zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de.

2 Die Be­hör­de in­for­miert die vom Aus­kunfts­ge­such be­trof­fe­ne Per­son über das Ge­such und holt, wo nö­tig, de­ren Zu­stim­mung zur Kon­takt­auf­nah­me mit der ge­such­stel­len­den Per­son ein. Sie kann die­se Auf­ga­ben an einen spe­zia­li­sier­ten Such­dienst über­tra­gen.

3 Lehnt die vom Aus­kunfts­ge­such be­trof­fe­ne Per­son den per­sön­li­chen Kon­takt ab, so in­for­miert die Be­hör­de oder der be­auf­trag­te Such­dienst die ge­such­stel­len­de Per­son dar­über und macht die­se auf die Per­sön­lich­keits­rech­te der vom Aus­kunfts­ge­such be­trof­fe­nen Per­son auf­merk­sam.

4 Die Kan­to­ne be­zeich­nen ei­ne Stel­le, wel­che die leib­li­chen El­tern, de­ren di­rek­te Nach­kom­men so­wie das Kind auf Wunsch be­ra­tend un­ter­stützt.

288Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268e289  

Dquin­quies. Per­sön­li­cher Ver­kehr mit den leib­li­chen El­tern

 

1 Die Ad­op­tiv­el­tern und die leib­li­chen El­tern kön­nen ver­ein­ba­ren, dass den leib­li­chen El­tern ein An­spruch auf an­ge­mes­se­nen per­sön­li­chen Ver­kehr mit dem min­der­jäh­ri­gen Kind ein­ge­räumt wird. Die­se Ver­ein­ba­rung so­wie ih­re Än­de­rung sind der Kin­des­schutz­be­hör­de am Wohn­sitz des Kin­des zur Ge­neh­mi­gung zu un­ter­brei­ten. Die Kin­des­schutz­be­hör­de oder ei­ne be­auf­trag­te Dritt­per­son hört das Kind vor dem Ent­scheid in ge­eig­ne­ter Wei­se per­sön­lich an, so­fern des­sen Al­ter oder an­de­re wich­ti­ge Grün­de nicht da­ge­gen spre­chen. Ist das Kind ur­teils­fä­hig, so be­darf die Ver­ein­ba­rung sei­ner Zu­stim­mung.

2 Ist das Kin­des­wohl ge­fähr­det oder be­steht Un­ei­nig­keit über die Um­set­zung der Ver­ein­ba­rung, so ent­schei­det die Kin­des­schutz­be­hör­de.

3 Das Kind kann den Kon­takt zu den leib­li­chen El­tern je­der­zeit ver­wei­gern. Ge­gen sei­nen Wil­len dür­fen die Ad­op­tiv­el­tern auch kei­ne In­for­ma­tio­nen an die leib­li­chen El­tern wei­ter­ge­ben.

289Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 269290  

E. An­fech­tung

I. Grün­de

1. Feh­len der Zu­stim­mung

 

1 Ist ei­ne Zu­stim­mung oh­ne ge­setz­li­chen Grund nicht ein­ge­holt wor­den, so kön­nen die Zu­stim­mungs­be­rech­tig­ten die Ad­op­ti­on beim Ge­richt an­fech­ten, so­fern da­durch das Wohl des Kin­des nicht ernst­lich be­ein­träch­tigt wird.

2 Den El­tern steht die­se Kla­ge je­doch nicht zu, wenn sie den Ent­scheid ans Bun­des­ge­richt wei­ter­zie­hen kön­nen.

290Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

Art. 269a291  

2. An­de­re Män­gel

 

1 Lei­det die Ad­op­ti­on an an­de­ren schwer­wie­gen­den Män­geln, so kann je­der­mann, der ein In­ter­es­se hat, na­ment­lich auch die Hei­mat- oder Wohn­sitz­ge­mein­de, sie an­fech­ten.

2 Die An­fech­tung ist je­doch aus­ge­schlos­sen, wenn der Man­gel in­zwi­schen be­ho­ben ist oder aus­sch­liess­lich Ver­fah­rens­vor­schrif­ten be­trifft.

291Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

Art. 269b292  

II. Kla­ge­frist

 

Die Kla­ge ist bin­nen sechs Mo­na­ten seit Ent­de­ckung des An­fech­tungs­grun­des und in je­dem Fal­le bin­nen zwei Jah­ren seit der Ad­op­ti­on zu er­he­ben.

292Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

Art. 269c293  

F. Ad­op­tiv­kin­der­ver­mitt­lung

 

1 Der Bund übt die Auf­sicht über die Ver­mitt­lung von Kin­dern zur Ad­op­ti­on aus.

2 Wer die­se Ver­mitt­lung be­rufs­mäs­sig oder im Zu­sam­men­hang mit sei­nem Be­ruf be­treibt, be­darf ei­ner Be­wil­li­gung; die Ver­mitt­lung durch die Kin­des­schutz­be­hör­de bleibt vor­be­hal­ten.294

3 Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen und re­gelt die Mit­wir­kung der für die Auf­nah­me von Kin­dern zum Zweck spä­te­rer Ad­op­ti­on zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de bei der Ab­klä­rung der Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen und bei der Auf­sicht.

4295

293Ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 30. Ju­ni 1972 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 22. Ju­ni 2001 zum Haa­ger Ad­op­ti­ons­über­ein­kom­men und über Mass­nah­men zum Schutz des Kin­des bei in­ter­na­tio­na­len Ad­op­tio­nen, in Kraft seit 1. Jan. 2003 (AS 2002 3988; BBl 1999 5795).

294 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

295 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 15 des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 2197; BBl 2001 4202).

Achter Titel: Die Wirkungen des Kindesverhältnisses 296

296Fassung gemäss Ziff. I 1 des BG vom 25. Juni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

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