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Schweizerisches Zivilgesetzbuch

vom 10. Dezember 1907 (Stand am 1. Juli 2022)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 64 der Bundesverfassung1,2
nach Einsicht in eine Botschaft des Bundesrates vom 28. Mai 19043,

beschliesst:

1[BS 1 3]. Dieser Bestimmung entspricht Artikel 122 der Bundesverfassung vom 18. April 1999 (SR 101).

2 Fassung gemäss Anhang Ziff. 2 des Gerichtsstandsgesetzes vom 24. März 2000, in Kraft seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

3BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367

Einleitung

Art. 1  

A. An­wen­dung des Rechts

 

1 Das Ge­setz fin­det auf al­le Rechts­fra­gen An­wen­dung, für die es nach Wort­laut oder Aus­le­gung ei­ne Be­stim­mung ent­hält.

2 Kann dem Ge­setz kei­ne Vor­schrift ent­nom­men wer­den, so soll das Ge­richt4 nach Ge­wohn­heits­recht und, wo auch ein sol­ches fehlt, nach der Re­gel ent­schei­den, die es als Ge­setz­ge­ber auf­stel­len wür­de.

3 Es folgt da­bei be­währ­ter Leh­re und Über­lie­fe­rung.

4 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 2  

B. In­halt der Rechts­ver­hält­nis­se

I. Han­deln nach Treu und Glau­ben

 

1 Je­der­mann hat in der Aus­übung sei­ner Rech­te und in der Er­fül­lung sei­ner Pflich­ten nach Treu und Glau­ben zu han­deln.

2 Der of­fen­ba­re Miss­brauch ei­nes Rech­tes fin­det kei­nen Rechts­schutz.

Art. 3  

II. Gu­ter Glau­be

 

1 Wo das Ge­setz ei­ne Rechts­wir­kung an den gu­ten Glau­ben ei­ner Per­son ge­knüpft hat, ist des­sen Da­sein zu ver­mu­ten.

2 Wer bei der Auf­merk­sam­keit, wie sie nach den Um­stän­den von ihm ver­langt wer­den darf, nicht gut­gläu­big sein konn­te, ist nicht be­rech­tigt, sich auf den gu­ten Glau­ben zu be­ru­fen.

Art. 4  

III. Ge­richt­li­ches

 

Wo das Ge­setz das Ge­richt auf sein Er­mes­sen oder auf die Wür­di­gung der Um­stän­de oder auf wich­ti­ge Grün­de ver­weist, hat es sei­ne Ent­schei­dung nach Recht und Bil­lig­keit zu tref­fen.

Art. 5  

C. Ver­hält­nis zu den Kan­to­nen

I. Kan­to­na­les Zi­vil­recht und Orts­übung

 

1 So­weit das Bun­des­recht die Gel­tung kan­to­na­len Rech­tes vor­be­hält, sind die Kan­to­ne be­fugt, zi­vil­recht­li­che Be­stim­mun­gen auf­zu­stel­len oder auf­zu­he­ben.

2 Wo das Ge­setz auf die Übung oder den Orts­ge­brauch ver­weist, gilt das bis­he­ri­ge kan­to­na­le Recht als de­ren Aus­druck, so­lan­ge nicht ei­ne ab­wei­chen­de Übung nach­ge­wie­sen ist.

Art. 6  

II. Öf­fent­li­ches Recht der Kan­to­ne

 

1 Die Kan­to­ne wer­den in ih­ren öf­fent­lich-recht­li­chen Be­fug­nis­sen durch das Bun­des­zi­vil­recht nicht be­schränkt.

2 Sie kön­nen in den Schran­ken ih­rer Ho­heit den Ver­kehr mit ge­wis­sen Ar­ten von Sa­chen be­schrän­ken oder un­ter­sa­gen oder die Rechts­ge­schäf­te über sol­che Sa­chen als un­gül­tig be­zeich­nen.

Art. 7  

D. All­ge­mei­ne Be­stim­mun­gen des Ob­li­ga­tio­nen­rech­tes

 

Die all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen des Ob­li­ga­tio­nen­rech­tes6 über die Ents­te­hung, Er­fül­lung und Auf­he­bung der Ver­trä­ge fin­den auch An­wen­dung auf an­de­re zi­vil­recht­li­che Ver­hält­nis­se.

Art. 8  

E. Be­weis­re­geln

I. Be­weis­last

 

Wo das Ge­setz es nicht an­ders be­stimmt, hat der­je­ni­ge das Vorhan­den­sein ei­ner be­haup­te­ten Tat­sa­che zu be­wei­sen, der aus ihr Rech­te ab­lei­tet.

Art. 9  

II. Be­weis mit öf­fent­li­cher Ur­kun­de

 

1 Öf­fent­li­che Re­gis­ter und öf­fent­li­che Ur­kun­den er­brin­gen für die durch sie be­zeug­ten Tat­sa­chen vol­len Be­weis, so­lan­ge nicht die Un­rich­tig­keit ih­res In­hal­tes nach­ge­wie­sen ist.

2 Die­ser Nach­weis ist an kei­ne be­son­de­re Form ge­bun­den.

Art. 107  
 

7 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Erster Teil: Das Personenrecht

Erster Titel: Die natürlichen Personen

Erster Abschnitt: Das Recht der Persönlichkeit

Art. 11  

A. Per­sön­lich­keit im All­ge­mei­nen

I. Rechts­fä­hig­keit

 

1 Rechts­fä­hig ist je­der­mann.

2 Für al­le Men­schen be­steht dem­ge­mä­ss in den Schran­ken der Rechts­ord­nung die glei­che Fä­hig­keit, Rech­te und Pflich­ten zu ha­ben.

Art. 12  

II. Hand­lungs­fä­hig­keit

1. In­halt

 

Wer hand­lungs­fä­hig ist, hat die Fä­hig­keit, durch sei­ne Hand­lun­gen Rech­te und Pflich­ten zu be­grün­den.

Art. 138  

2. Vor­aus­set­zun­gen

a. Im All­ge­mei­nen

 

Die Hand­lungs­fä­hig­keit be­sitzt, wer voll­jäh­rig und ur­teils­fä­hig ist.

8 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 149  

b. Voll­jäh­rig­keit

 

Voll­jäh­rig ist, wer das 18. Le­bens­jahr zu­rück­ge­legt hat.

9 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 1510  

c. …

 

10Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 7. Okt. 1994, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1996 (AS 1995 1126; BBl 1993 I 1169).

Art. 1611  

d. Ur­teils­fä­hig­keit

 

Ur­teils­fä­hig im Sin­ne die­ses Ge­set­zes ist je­de Per­son, der nicht we­gen ih­res Kin­desal­ters, in­fol­ge geis­ti­ger Be­hin­de­rung, psy­chi­scher Stö­rung, Rausch oder ähn­li­cher Zu­stän­de die Fä­hig­keit man­gelt, ver­nunft­ge­mä­ss zu han­deln.

11 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 1712  

III. Hand­lungs­un­fä­hig­keit

1. Im All­ge­mei­nen

 

Hand­lungs­un­fä­hig sind ur­teil­s­un­fä­hi­ge Per­so­nen, Min­der­jäh­ri­ge so­wie Per­so­nen un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft.

12 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 18  

2. Feh­len der Ur­teils­fä­hig­keit

 

Wer nicht ur­teils­fä­hig ist, ver­mag un­ter Vor­be­halt der ge­setz­li­chen Aus­nah­men durch sei­ne Hand­lun­gen kei­ne recht­li­che Wir­kung her­bei­zu­füh­ren.

Art. 19  

3. Ur­teils­fä­hi­ge hand­lungs­un­fä­hi­ge Per­so­nen

a. Grund­satz

 

1 Ur­teils­fä­hi­ge hand­lungs­un­fä­hi­ge Per­so­nen kön­nen nur mit Zu­stim­mung ih­res ge­setz­li­chen Ver­tre­ters Ver­pflich­tun­gen ein­ge­hen oder Rech­te auf­ge­ben.14

2 Oh­ne die­se Zu­stim­mung ver­mö­gen sie Vor­tei­le zu er­lan­gen, die un­ent­gelt­lich sind, so­wie ge­ring­fü­gi­ge An­ge­le­gen­hei­ten des täg­li­chen Le­bens zu be­sor­gen.15

3 Sie wer­den aus un­er­laub­ten Hand­lun­gen scha­den­er­satz­pflich­tig.

14 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

15 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 19a16  

b. Zu­stim­mung des ge­setz­li­chen Ver­tre­ters

 

1 So­fern das Ge­setz nichts an­de­res be­stimmt, kann der ge­setz­li­che Ver­tre­ter die Zu­stim­mung aus­drück­lich oder still­schwei­gend im Vor­aus ge­ben oder das Ge­schäft nach­träg­lich ge­neh­mi­gen.

2 Der an­de­re Teil wird frei, wenn die Ge­neh­mi­gung nicht in­ner­halb ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist er­folgt, die er sel­ber an­setzt oder durch das Ge­richt an­set­zen lässt.

16 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 19b17  

c. Feh­len der Zu­stim­mung

 

1 Er­folgt die Ge­neh­mi­gung des ge­setz­li­chen Ver­tre­ters nicht, so kann je­der Teil die voll­zo­ge­nen Leis­tun­gen zu­rück­for­dern. Die hand­lungs­un­fä­hi­ge Per­son haf­tet je­doch nur in­so­weit, als die Leis­tung in ih­rem Nut­zen ver­wen­det wor­den ist oder als sie zur Zeit der Rück­for­de­rung noch be­rei­chert ist oder sich bös­wil­lig der Be­rei­che­rung en­täus­sert hat.

2 Hat die hand­lungs­un­fä­hi­ge Per­son den an­dern Teil zur irr­tüm­li­chen An­nah­me ih­rer Hand­lungs­fä­hig­keit ver­lei­tet, so ist sie ihm für den ver­ur­sach­ten Scha­den ver­ant­wort­lich.

17 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 19c18  

4. Höchst­per­sön­li­che Rech­te

 

1 Ur­teils­fä­hi­ge hand­lungs­un­fä­hi­ge Per­so­nen üben die Rech­te, die ih­nen um ih­rer Per­sön­lich­keit wil­len zu­ste­hen, selbst­stän­dig aus; vor­be­hal­ten blei­ben Fäl­le, in wel­chen das Ge­setz die Zu­stim­mung des ge­setz­li­chen Ver­tre­ters vor­sieht.

2 Für ur­teil­s­un­fä­hi­ge Per­so­nen han­delt der ge­setz­li­che Ver­tre­ter, so­fern nicht ein Recht so eng mit der Per­sön­lich­keit ver­bun­den ist, dass je­de Ver­tre­tung aus­ge­schlos­sen ist.

18 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 19d19  

IIIbis. Ein­schrän­kung der Hand­lungs­fä­hig­keit

 

Die Hand­lungs­fä­hig­keit kann durch ei­ne Mass­nah­me des Er­wach­se­nen­schut­zes ein­ge­schränkt wer­den.

19 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 20  

IV.

1. Ver­wandt­schaft

 

1 Der Grad der Ver­wandt­schaft21 be­stimmt sich nach der Zahl der sie ver­mit­teln­den Ge­bur­ten.

2 In ge­ra­der Li­nie sind zwei Per­so­nen mit­ein­an­der ver­wandt, wenn die ei­ne von der an­dern ab­stammt, und in der Sei­ten­li­nie, wenn sie von ei­ner drit­ten Per­son ab­stam­men und un­ter sich nicht in ge­ra­der Li­nie ver­wandt sind.

21Fas­sung die­ses Wor­tes ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

Art. 2122  

2. Schwä­ger­schaft

 

1 Wer mit ei­ner Per­son ver­wandt ist, ist mit de­ren Ehe­gat­ten, de­ren ein­ge­tra­ge­ner Part­ne­rin oder de­ren ein­ge­tra­ge­nem Part­ner in der glei­chen Li­nie und in dem glei­chen Gra­de ver­schwä­gert.

2 Die Schwä­ger­schaft wird durch die Auf­lö­sung der Ehe oder der ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft, die sie be­grün­det hat, nicht auf­ge­ho­ben.

22 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 8 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 22  

V. Hei­mat und Wohn­sitz

1. Hei­mat­an­ge­hö­rig­keit

 

1 Die Hei­mat ei­ner Per­son be­stimmt sich nach ih­rem Bür­ger­recht.

2 Das Bür­ger­recht wird durch das öf­fent­li­che Recht be­stimmt.

3 Wenn ei­ner Per­son das Bür­ger­recht an meh­re­ren Or­ten zu­steht, so ist für ih­re Hei­matan­ge­hö­rig­keit der Ort ent­schei­dend, wo sie zu­gleich ih­ren Wohn­sitz hat oder zu­letzt ge­habt hat, und man­gels ei­nes sol­chen Wohn­sit­zes der Ort, des­sen Bür­ger­recht von ihr oder ih­ren Vor­fah­ren zu­letzt er­wor­ben wor­den ist.

Art. 23  

2. Wohn­sitz

a. Be­griff

 

1 Der Wohn­sitz ei­ner Per­son be­fin­det sich an dem Or­te, wo sie sich mit der Ab­sicht dau­ern­den Ver­blei­bens auf­hält; der Auf­ent­halt zum Zweck der Aus­bil­dung oder die Un­ter­brin­gung ei­ner Per­son in ei­ner Er­zie­hungs- oder Pfle­ge­ein­rich­tung, ei­nem Spi­tal oder ei­ner Straf­an­stalt be­grün­det für sich al­lein kei­nen Wohn­sitz.23

2 Nie­mand kann an meh­re­ren Or­ten zu­gleich sei­nen Wohn­sitz ha­ben.

3 Die ge­schäft­li­che Nie­der­las­sung wird von die­ser Be­stim­mung nicht be­trof­fen.

23 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 24  

b. Wech­sel im Wohn­sitz oder Auf­ent­halt

 

1 Der ein­mal be­grün­de­te Wohn­sitz ei­ner Per­son bleibt be­ste­hen bis zum Er­wer­be ei­nes neu­en Wohn­sit­zes.

2 Ist ein frü­her be­grün­de­ter Wohn­sitz nicht nach­weis­bar oder ist ein im Aus­land be­grün­de­ter Wohn­sitz auf­ge­ge­ben und in der Schweiz kein neu­er be­grün­det wor­den, so gilt der Auf­ent­halts­ort als Wohn­sitz.

Art. 2525  

c. Wohn­sitz Min­der­jäh­ri­ger

 

1 Als Wohn­sitz des Kin­des un­ter el­ter­li­cher Sor­ge26 gilt der Wohn­sitz der El­tern oder, wenn die El­tern kei­nen ge­mein­sa­men Wohn­sitz ha­ben, der Wohn­sitz des El­tern­teils, un­ter des­sen Ob­hut das Kind steht; in den üb­ri­gen Fäl­len gilt sein Auf­ent­halts­ort als Wohn­sitz.

2 Be­vor­mun­de­te Kin­der ha­ben ih­ren Wohn­sitz am Sitz der Kin­des­schutz­be­hör­de.27

25Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 5. Okt. 1984, in Kraft seit 1. Jan. 1988 (AS 1986 122153Art. 1; BBl 1979 II 1191).

26 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

27 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 2628  

d. Wohn­sitz Voll­jäh­ri­ger un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft

 

Voll­jäh­ri­ge un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft ha­ben ih­ren Wohn­sitz am Sitz der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de.

28 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 27  

B. Schutz der Per­sön­lich­keit

I. Vor über­mäs­si­ger Bin­dung

 

1 Auf die Rechts- und Hand­lungs­fä­hig­keit kann nie­mand ganz oder zum Teil ver­zich­ten.

2 Nie­mand kann sich sei­ner Frei­heit en­täus­sern oder sich in ih­rem Ge­brauch in ei­nem das Recht oder die Sitt­lich­keit ver­let­zen­den Gra­de be­schrän­ken.

Art. 2830  

II. Ge­gen Ver­let­zun­gen

1. Grund­satz

 

1 Wer in sei­ner Per­sön­lich­keit wi­der­recht­lich ver­letzt wird, kann zu sei­nem Schutz ge­gen je­den, der an der Ver­let­zung mit­wirkt, das Ge­richt an­ru­fen.

2 Ei­ne Ver­let­zung ist wi­der­recht­lich, wenn sie nicht durch Ein­wil­li­gung des Ver­letz­ten, durch ein über­wie­gen­des pri­va­tes oder öf­fent­li­ches In­ter­es­se oder durch Ge­setz ge­recht­fer­tigt ist.

30Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1983, in Kraft seit 1. Ju­li 1985 (AS 1984 778; BBl 1982 II 636).

Art. 28a32  

2. Kla­ge

a. Im All­ge­mei­nen

 

1 Der Klä­ger kann dem Ge­richt be­an­tra­gen:

1.
ei­ne dro­hen­de Ver­let­zung zu ver­bie­ten;
2.
ei­ne be­ste­hen­de Ver­let­zung zu be­sei­ti­gen;
3.
die Wi­der­recht­lich­keit ei­ner Ver­let­zung fest­zu­stel­len, wenn sich die­se wei­ter­hin stö­rend aus­wirkt.

2 Er kann ins­be­son­de­re ver­lan­gen, dass ei­ne Be­rich­ti­gung oder das Ur­teil Drit­ten mit­ge­teilt oder ver­öf­fent­licht wird.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben die Kla­gen auf Scha­den­er­satz und Ge­nug­tu­ung so­wie auf Her­aus­ga­be ei­nes Ge­winns ent­spre­chend den Be­stim­mun­gen über die Ge­schäfts­füh­rung oh­ne Auf­trag.

32Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1983, in Kraft seit 1. Ju­li 1985 (AS 1984 778; BBl 1982 II 636).

Art. 28b33  

b. Ge­walt, Dro­hun­gen oder Nach­stel­lun­gen

 

1 Zum Schutz ge­gen Ge­walt, Dro­hun­gen oder Nach­stel­lun­gen kann die kla­gen­de Per­son dem Ge­richt be­an­tra­gen, der ver­let­zen­den Per­son ins­be­son­de­re zu ver­bie­ten:

1.
sich ihr an­zunä­hern oder sich in ei­nem be­stimm­ten Um­kreis ih­rer Woh­nung auf­zu­hal­ten;
2.
sich an be­stimm­ten Or­ten, na­ment­lich be­stimm­ten Stras­sen, Plät­zen oder Quar­tie­ren, auf­zu­hal­ten;
3.
mit ihr Kon­takt auf­zu­neh­men, na­ment­lich auf te­le­fo­ni­schem, schrift­li­chem oder elek­tro­ni­schem Weg, oder sie in an­de­rer Wei­se zu be­läs­ti­gen.

2 Lebt die kla­gen­de Per­son mit der ver­let­zen­den Per­son in ei­ner Woh­nung zu­sam­men, so kann sie dem Ge­richt zu­dem be­an­tra­gen, die ver­let­zen­de Per­son für ei­ne be­stimm­te Zeit aus der Woh­nung aus­zu­wei­sen. Aus wich­ti­gen Grün­den kann die­se Frist ein­mal ver­län­gert wer­den.

3 Das Ge­richt kann, so­fern dies nach den ge­sam­ten Um­stän­den als ge­recht­fer­tigt er­scheint, der kla­gen­den Per­son:

1.
für die aus­sch­liess­li­che Be­nüt­zung der Woh­nung ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung der ver­let­zen­den Per­son auf­er­le­gen; oder
2.
mit Zu­stim­mung des Ver­mie­ters die Rech­te und Pflich­ten aus ei­nem Miet­ver­trag al­lein über­tra­gen.

3bis Es teilt sei­nen Ent­scheid den zu­stän­di­gen Kin­des- und Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­den und der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Stel­le nach Ab­satz 4 so­wie wei­te­ren Be­hör­den und Drit­ten mit, so­weit dies zu de­ren Auf­ga­ben­er­fül­lung oder zum Schutz der kla­gen­den Per­son not­wen­dig er­scheint oder der Voll­stre­ckung des Ent­schei­des dient.34

4 Die Kan­to­ne be­zeich­nen ei­ne Stel­le, die im Kri­sen­fall die so­for­ti­ge Aus­wei­sung der ver­let­zen­den Per­son aus der ge­mein­sa­men Woh­nung ver­fü­gen kann, und re­geln das Ver­fah­ren.

33 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1983 (AS 1984 778; BBl 1982 II 636). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 23. Ju­ni 2006 (Schutz der Per­sön­lich­keit ge­gen Ge­walt, Dro­hun­gen oder Nach­stel­lun­gen), in Kraft seit 1. Ju­li 2007 (AS2007 137; BBl 2005 68716897).

34 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 14. Dez. 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).

Art. 28c35  

c. Elek­tro­ni­sche Über­wa­chung

 

1 Das Ge­richt, das ein Ver­bot nach der Be­stim­mung über Ge­walt, Dro­hun­gen oder Nach­stel­lun­gen an­ord­net, so­wie das Voll­stre­ckungs­ge­richt kön­nen auf An­trag der kla­gen­den Per­son die Ver­wen­dung ei­ner elek­tro­ni­schen Vor­rich­tung an­ord­nen, die mit der ver­let­zen­den Per­son fest ver­bun­den ist und mit der ihr Auf­ent­halts­ort fort­lau­fend er­mit­telt und auf­ge­zeich­net wer­den kann.

2 Die Mass­nah­me kann für höchs­tens sechs Mo­na­te an­ge­ord­net wer­den. Sie kann um je­weils höchs­tens sechs Mo­na­te ver­län­gert wer­den. Vor­sorg­lich kann die Mass­nah­me für höchs­tens sechs Mo­na­te an­ge­ord­net wer­den.

3 Die Kan­to­ne be­zeich­nen ei­ne Stel­le, die für den Voll­zug der Mass­nah­me zu­stän­dig ist, und re­geln das Voll­zugs­ver­fah­ren. Sie sor­gen da­für, dass die auf­ge­zeich­ne­ten Da­ten über die be­tei­lig­ten Per­so­nen nur zur Durch­set­zung des Ver­bots ver­wen­det und spä­tes­tens zwölf Mo­na­te nach Ab­schluss der Mass­nah­me ge­löscht wer­den.

4 Der kla­gen­den Per­son dür­fen aus dem Voll­zug der Mass­nah­me kei­ne Kos­ten ent­ste­hen. Die Kos­ten der Mass­nah­me kön­nen der über­wach­ten Per­son auf­er­legt wer­den.

35 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1983, in Kraft seit 1. Ju­li 1985 (AS 1984 778; BBl 1982 II 636). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 14. Dez. 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).

Art. 28d–28f36  

3. …

 

36Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1983 (AS 1984 778; BBl 1982 II 636). Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 28g38  

4. Recht auf Ge­gen­­dar­stel­lung

a. Grund­satz

 

1 Wer durch Tat­sa­chen­dar­stel­lun­gen in pe­ri­odisch er­schei­nen­den Me­di­en, ins­be­son­de­re Pres­se, Ra­dio und Fern­se­hen, in sei­ner Per­sön­lich­keit un­mit­tel­bar be­trof­fen ist, hat An­spruch auf Ge­gen­dars­tel­lung.

2 Kein An­spruch auf Ge­gen­dar­stel­lung be­steht, wenn über öf­fent­li­che Ver­hand­lun­gen ei­ner Be­hör­de wahr­heits­ge­treu be­rich­tet wur­de und die be­trof­fe­ne Per­son an den Ver­hand­lun­gen teil­ge­nom­men hat.

38Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1983, in Kraft seit 1. Ju­li 1985 (AS 1984 778; BBl 1982 II 636).

Art. 28h39  

b. Form und In­halt

 

1 Der Text der Ge­gen­dar­stel­lung ist in knap­per Form auf den Ge­gen­stand der be­an­stan­de­ten Dar­stel­lung zu be­schrän­ken.

2 Die Ge­gen­dar­stel­lung kann ver­wei­gert wer­den, wenn sie of­fen­sicht­lich un­rich­tig ist oder wenn sie ge­gen das Recht oder die gu­ten Sit­ten ver­stösst.

39Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1983, in Kraft seit 1. Ju­li 1985 (AS 1984 778; BBl 1982 II 636).

Art. 28i40  

c. Ver­fah­ren

 

1 Der Be­trof­fe­ne muss den Text der Ge­gen­dar­stel­lung in­nert 20 Ta­gen, nach­dem er von der be­an­stan­de­ten Tat­sa­chen­dar­stel­lung Kennt­nis er­hal­ten hat, spä­te­stens je­doch drei Mo­na­te nach der Ver­brei­tung, an das Me­dien­un­ter­neh­men ab­sen­den.

2 Das Me­dien­un­ter­neh­men teilt dem Be­trof­fe­nen un­ver­züg­lich mit, wann es die Ge­gen­dar­stel­lung ver­öf­fent­licht oder wes­halb es sie zu­rück­weist.

40Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1983, in Kraft seit 1. Ju­li 1985 (AS 1984 778; BBl 1982 II 636).

Art. 28k41  

d. Ver­öf­fent­li­chung

 

1 Die Ge­gen­dar­stel­lung ist so­bald als mög­lich zu ver­öf­fent­li­chen, und zwar so, dass sie den glei­chen Per­so­nen­kreis wie die be­an­stan­de­te Tat­sa­chen­dar­stel­lung er­reicht.

2 Die Ge­gen­dar­stel­lung ist als sol­che zu kenn­zeich­nen; das Me­di­en­un­ter­neh­men darf da­zu nur die Er­klä­rung bei­fü­gen, ob es an sei­ner Tat­sa­chen­dar­stel­lung fest­hält oder auf wel­che Quel­len es sich stützt.

3 Die Ver­öf­fent­li­chung der Ge­gen­dar­stel­lung er­folgt kos­ten­los.

41Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1983, in Kraft seit 1. Ju­li 1985 (AS 1984 778; BBl 1982 II 636).

Art. 28l42  

e. An­ru­fung des Ge­richts

 

1 Ver­hin­dert das Me­dien­un­ter­neh­men die Aus­übung des Ge­gen­dar­stel­lungs­rechts, ver­wei­gert es die Ge­gen­dar­stel­lung oder ver­öf­fent­licht es die­se nicht kor­rekt, so kann der Be­trof­fe­ne das Ge­richt an­ru­fen.

243

3 und 444

42Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1983, in Kraft seit 1. Ju­li 1985 (AS 1984 778; BBl 1982 II 636).

43 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

44 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 29  

III. Recht auf den Na­men

1. Na­mens­schutz

 

1 Wird je­man­dem die Füh­rung sei­nes Na­mens be­strit­ten, so kann er auf Fest­stel­lung sei­nes Rech­tes kla­gen.

2 Wird je­mand da­durch be­ein­träch­tigt, dass ein an­de­rer sich sei­nen Na­men an­masst, so kann er auf Un­ter­las­sung die­ser An­mas­sung so­wie bei Ver­schul­den auf Scha­den­er­satz und, wo die Art der Be­ein­träch­ti­gung es recht­fer­tigt, auf Leis­tung ei­ner Geld­sum­me als Ge­nug­tu­ung kla­gen.

Art. 30  

2. Na­mens­än­de­rung

a. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Re­gie­rung des Wohn­sitz­kan­tons kann ei­ner Per­son die Än­de­rung des Na­mens be­wil­li­gen, wenn ach­tens­wer­te Grün­de vor­lie­gen.46

247

3 Wer durch Na­mens­än­de­rung ver­letzt wird, kann sie bin­nen Jah­res­frist, nach­dem er von ihr Kennt­nis er­langt hat, ge­richt­lich an­fech­ten.

46 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2011 (Na­me und Bür­ger­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 2569; BBl 200975737581).

47Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2011 (Na­me und Bür­ger­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 2569; BBl 200975737581).

Art. 30a48  

b. Bei Tod ei­nes Ehe­gat­ten

 

Stirbt ein Ehe­gat­te, so kann der an­de­re, wenn er bei der Ehe­schlies­sung sei­nen Na­men ge­än­dert hat, je­der­zeit ge­gen­über der Zi­vil­stands­be­am­tin oder dem Zi­vil­stands­be­am­ten er­klä­ren, dass er wie­der sei­nen Le­di­gna­men tra­gen will.

48 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2011 (Na­me und Bür­ger­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 2569; BBl 200975737581).

Art. 30b49  

IV. In Be­zug auf das Ge­schlecht

 

1 Je­de Per­son, die in­ner­lich fest da­von über­zeugt ist, nicht dem im Per­so­nen­stands­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­nen Ge­schlecht zu­zu­ge­hö­ren, kann ge­gen­über der Zi­vil­stands­be­am­tin oder dem Zi­vil­stands­be­am­ten er­klä­ren, dass sie den Ein­trag än­dern las­sen will.

2 Die er­klä­ren­de Per­son kann einen oder meh­re­re neue Vor­na­men in das Per­so­nen­stands­re­gis­ter ein­tra­gen las­sen.

3 Die Er­klä­rung hat kei­ne Aus­wir­kun­gen auf die fa­mi­li­en­recht­li­chen Ver­hält­nis­se.

4 Die Zu­stim­mung des ge­setz­li­chen Ver­tre­ters ist er­for­der­lich, wenn:

1.
die er­klä­ren­de Per­son das 16. Al­ters­jahr noch nicht vollen­det hat;
2.
die er­klä­ren­de Per­son un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft steht; oder
3.
die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de dies an­ge­ord­net hat.

49 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Än­de­rung des Ge­schlechts im Per­so­nen­stands­re­gis­ter), in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2021 668; BBl 2020 799).

Art. 31  

C. An­fang und En­de der Per­sön­lich­keit

I. Ge­burt und Tod

 

1 Die Per­sön­lich­keit be­ginnt mit dem Le­ben nach der vollen­de­ten Ge­burt und en­det mit dem To­de.

2 Vor der Ge­burt ist das Kind un­ter dem Vor­be­halt rechts­fä­hig, dass es le­ben­dig ge­bo­ren wird.

Art. 32  

II. Be­weis

1. Be­weis­last

 

1 Wer zur Aus­übung ei­nes Rech­tes sich dar­auf be­ruft, dass ei­ne Per­son le­be oder ge­stor­ben sei oder zu ei­ner be­stimm­ten Zeit ge­lebt oder ei­ne an­de­re Per­son über­lebt ha­be, hat hie­für den Be­weis zu er­brin­gen.

2 Kann nicht be­wie­sen wer­den, dass von meh­re­ren ge­stor­be­nen Per­so­nen die ei­ne die an­de­re über­lebt ha­be, so gel­ten sie als gleich­zei­tig ge­stor­ben.

Art. 33  

2. Be­weis­mit­tel

a. Im All­ge­mei­nen

 

1 Der Be­weis für die Ge­burt oder den Tod ei­ner Per­son wird mit den Zi­vil­stand­sur­kun­den ge­führt.

2 Feh­len sol­che oder sind die vor­han­de­nen als un­rich­tig er­wie­sen, so kann der Be­weis auf an­de­re Wei­se er­bracht wer­den.

Art. 34  

b. An­zei­chen des To­des

 

Der Tod ei­ner Per­son kann, auch wenn nie­mand die Lei­che ge­se­hen hat, als er­wie­sen be­trach­tet wer­den, so­bald die Per­son un­ter Um­stän­den ver­schwun­den ist, die ih­ren Tod als si­cher er­schei­nen las­sen.

Art. 35  

III. Ver­schol­len­er­klä­rung

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Ist der Tod ei­ner Per­son höchst wahr­schein­lich, weil sie in ho­her To­des­ge­fahr ver­schwun­den oder seit lan­gem nach­richt­los ab­we­send ist, so kann sie das Ge­richt auf das Ge­such de­rer, die aus ih­rem To­de Rech­te ab­lei­ten, für ver­schol­len er­klä­ren.

250

50 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

Art. 36  

2. Ver­fah­ren

 

1 Das Ge­such kann nach Ab­lauf von min­des­tens ei­nem Jah­re seit dem Zeit­punk­te der To­des­ge­fahr oder von fünf Jah­ren seit der letz­ten Nach­richt an­ge­bracht wer­den.

2 Das Ge­richt hat je­der­mann, der Nach­rich­ten über den Ver­schwun­de­nen oder Ab­we­sen­den ge­ben kann, in an­ge­mes­se­ner Wei­se öf­fent­lich auf­zu­for­dern, sich bin­nen ei­ner be­stimm­ten Frist zu mel­den.

3 Die­se Frist ist auf min­des­tens ein Jahr seit der erst­ma­li­gen Aus­kün­dung an­zu­set­zen.

Art. 37  

3. Weg­fal­len des Ge­su­ches

 

Mel­det sich in­ner­halb der Frist der Ver­schwun­de­ne oder Ab­we­sen­de, oder lau­fen Nach­rich­ten über ihn ein, oder wird der Zeit­punkt sei­nes To­des nach­ge­wie­sen, so fällt das Ge­such da­hin.

Art. 38  

4. Wir­kung

 

1 Läuft wäh­rend der an­ge­setz­ten Zeit kei­ne Mel­dung ein, so wird der Ver­schwun­de­ne oder Ab­we­sen­de für ver­schol­len er­klärt, und es kön­nen die aus sei­nem To­de ab­ge­lei­te­ten Rech­te gel­tend ge­macht wer­den, wie wenn der Tod be­wie­sen wä­re.

2 Die Wir­kung der Ver­schol­le­n­er­klä­rung wird auf den Zeit­punkt der To­des­ge­fahr oder der letz­ten Nach­richt zu­rück­be­zo­gen.

3 Die Ver­schol­le­n­er­klä­rung löst die Ehe auf.51

51 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Zweiter Abschnitt: Die Beurkundung des Personenstandes52

52 Fassung gemäss Ziff. I 1 des BG vom 26. Juni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Art. 3953  

A. Re­gis­ter

I. All­ge­mei­nes

 

1 Der Per­so­nen­stand wird in ei­nem elek­tro­ni­schen Re­gis­ter be­ur­kun­det (Per­so­nen­stands­re­gis­ter).

2 Zum Per­so­nen­stand ge­hö­ren ins­be­son­de­re:

1.
die Zi­vil­stand­stat­sa­chen wie die Ge­burt, die Hei­rat, die Be­ur­kun­dung ei­ner ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft, der Tod;
2.
die per­so­nen- und fa­mi­li­en­recht­li­che Stel­lung wie die Voll­jäh­rig­keit, die Ab­stam­mung, die Ehe, die ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft;
3.
die Na­men;
4.
die Kan­tons- und Ge­mein­de­bür­ger­rech­te;
5.
die Staats­an­ge­hö­rig­keit.

53 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 15. Dez. 2017 (Be­ur­kun­dung des Per­so­nen­stands und Grund­buch), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4017; BBl 2014 3551).

Art. 40  

II. Mel­de­pflicht

 

1 Der Bun­des­rat be­stimmt die Per­so­nen und Be­hör­den, die ver­pflich­tet sind, die zur Be­ur­kun­dung des Per­so­nen­stan­des nö­ti­gen An­ga­ben zu mel­den.

2 Er kann vor­se­hen, dass Ver­stös­se ge­gen die Mel­de­pflicht mit Bus­se ge­ahn­det wer­den.

355

55 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 2001 (Elek­tro­ni­sche Füh­rung der Per­so­nen­stands­re­gis­ter), mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2004 (AS 20042911; BBl 2001 1639).

Art. 41  

III. Nach­weis nicht strei­ti­ger An­ga­ben

 

1 Wenn An­ga­ben über den Per­so­nen­stand durch Ur­kun­den zu be­le­gen sind, kann die kan­to­na­le Auf­sichts­be­hör­de den Nach­weis durch Ab­ga­be ei­ner Er­klä­rung vor der Zi­vil­stands­be­am­tin oder dem Zi­vil­stands­be­am­ten be­wil­li­gen, so­fern es sich nach hin­rei­chen­den Be­mü­hun­gen als un­mög­lich oder un­zu­mut­bar er­weist, die Ur­kun­den zu be­schaf­fen, und die An­ga­ben nicht strei­tig sind.

2 Die Zi­vil­stands­be­am­tin oder der Zi­vil­stands­be­am­te er­mahnt die er­klä­ren­de Per­son zur Wahr­heit und weist sie auf die Straf­fol­gen ei­ner falschen Er­klä­rung hin.

Art. 42  

IV. Be­rei­ni­gung

1. Durch das Ge­richt

 

1 Wer ein schüt­zens­wer­tes per­sön­li­ches In­ter­es­se glaub­haft macht, kann beim Ge­richt auf Ein­tra­gung von strei­ti­gen An­ga­ben über den Per­so­nen­stand, auf Be­rich­ti­gung oder auf Lö­schung ei­ner Ein­tra­gung kla­gen. Das Ge­richt hört die be­trof­fe­nen kan­to­na­len Auf­sichts­be­hör­den an und stellt ih­nen das Ur­teil zu.

2 Die kan­to­na­len Auf­sichts­be­hör­den sind eben­falls kla­ge­be­rech­tigt.

Art. 43  

2. Durch die Zi­vil­stands­be­hör­den

 

Die Zi­vil­stands­be­hör­den be­he­ben von Am­tes we­gen Feh­ler, die auf ei­nem of­fen­sicht­li­chen Ver­se­hen oder Irr­tum be­ru­hen.

Art. 43a56  

V. Da­ten­schutz und Be­kannt­ga­be der Da­ten

 

1 Der Bun­des­rat sorgt auf dem Ge­biet der Be­ur­kun­dung des Per­so­nen­stan­des für den Schutz der Per­sön­lich­keit und der Grund­rech­te der Per­so­nen, über die Da­ten be­ar­bei­tet wer­den.

2 Er re­gelt die Be­kannt­ga­be von Da­ten an Pri­va­te, die ein un­mit­tel­ba­res schutz­wür­di­ges In­ter­es­se nach­wei­sen kön­nen.

3 Er be­stimmt die Be­hör­den aus­ser­halb des Zi­vil­stands­we­sens, de­nen die zur Er­fül­lung ih­rer ge­setz­li­chen Auf­ga­ben nö­ti­gen Da­ten re­gel­mäs­sig oder auf An­fra­ge be­kannt ge­ge­ben wer­den. Vor­be­hal­ten blei­ben die Vor­schrif­ten über die Be­kannt­ga­be nach ei­nem kan­to­na­len Ge­setz.

3bis Die Zi­vil­stands­be­hör­den sind ver­pflich­tet, al­le Straf­ta­ten, die sie bei ih­rer amt­li­chen Tä­tig­keit fest­stel­len, der zu­stän­di­gen Be­hör­de an­zu­zei­gen.57

4 Auf Da­ten, die für die Über­prü­fung der Iden­ti­tät ei­ner Per­son not­wen­dig sind, ha­ben im Ab­ruf­ver­fah­ren Zu­griff:

1.
die aus­stel­len­den Be­hör­den nach dem Bun­des­ge­setz vom 22. Ju­ni 200158 über die Aus­wei­se für Schwei­zer Staats­an­ge­hö­ri­ge;
2.59
die für die Füh­rung des au­to­ma­ti­sier­ten Po­li­zei­fahn­dungs­sys­tem nach Ar­ti­kel 15 des Bun­des­ge­set­zes vom 13. Ju­ni 200860 über die po­li­zei­li­chen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me des Bun­des zu­stän­di­ge Stel­le des Bun­des und die Fil­trier­stel­len der im Fahn­dungs­sys­tem aus­schrei­ben­den kan­to­na­len und städ­ti­schen Po­li­zei­korps;
3.
die für die Füh­rung des au­to­ma­ti­sier­ten Straf­re­gis­ters nach Ar­ti­kel 35961 des Straf­ge­setz­bu­ches zu­stän­di­ge Stel­le des Bun­des;
4.
die für die Nach­for­schun­gen nach ver­miss­ten Per­so­nen zu­stän­di­ge Stel­le des Bun­des62;
5.63
der Nach­rich­ten­dienst des Bun­des für das früh­zei­ti­ge Er­ken­nen und Ver­hin­dern von Be­dro­hun­gen für die in­ne­re oder äus­se­re Si­cher­heit nach Ar­ti­kel 6 Ab­satz 1 Buch­sta­be a des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sep­tem­ber 201564;
6.65
die für die Füh­rung der kan­to­na­len und kom­mu­na­len Ein­wohn­er­re­gis­ter nach dem Re­gis­ter­har­mo­ni­sie­rungs­ge­setz vom 23. Ju­ni 200666 zu­stän­di­gen Be­hör­den;
7. 67
die für die Füh­rung des zen­tra­len Ver­si­cher­ten­re­gis­ters nach Ar­ti­kel 71 Ab­satz 4 Buch­sta­be a des Bun­des­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 194668 über die Al­ters- und Hin­ter­las­se­nen­ver­si­che­rung zu­stän­di­ge Stel­le des Bun­des;
8. 69
die für die Füh­rung des Aus­land­schwei­zer­re­gis­ters nach Ar­ti­kel 4 Ab­satz 1 des Bun­des­ge­set­zes vom 24. März 200070 über die Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten im Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ment für aus­wär­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten zu­stän­di­gen Stel­len des Bun­des.

56 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 2001 (Elek­tro­ni­sche Füh­rung der Per­so­nen­stands­re­gis­ter), in Kraft seit 1. Ju­li 2004 (AS 20042911; BBl 2001 1639).

57 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs‑ hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

58 SR 143.1

59 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. 4 des BG vom 13. Ju­ni 2008 über die po­li­zei­li­chen In­for­ma­ti­ons­sys­te­me des Bun­des, in Kraft seit 5. Dez. 2008 (AS 2008 4989; BBl 2006 5061).

60 SR 361

61 Heu­te: Art. 365.

62 Zur­zeit das Bun­des­amt für Po­li­zei.

63 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 4 des Nach­rich­ten­dienst­ge­set­zes vom 25. Sept. 2015, in Kraft seit 1. Sept. 2017 (AS 2017 4095; BBl 2014 2105).

64 SR 121

65 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 15. Dez. 2017 (Be­ur­kun­dung des Per­so­nen­stands und Grund­buch), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4017; BBl 2014 3551).

66 SR 431.02

67 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 15. Dez. 2017 (Be­ur­kun­dung des Per­so­nen­stands und Grund­buch), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4017; BBl 2014 3551).

68 SR 831.10

69 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 15. Dez. 2017 (Be­ur­kun­dung des Per­so­nen­stands und Grund­buch), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4017; BBl 2014 3551).

70 SR 235.2

Art. 44  

B. Or­ga­ni­sa­ti­on

I. Zi­vil­stands­be­hör­den

1. Zi­vil­stands­be­am­tin­nen und Zi­vil­stands­be­am­te

 

1 Die Zi­vil­stands­be­am­tin­nen und Zi­vil­stands­be­am­ten er­fül­len ins­be­son­de­re fol­gen­de Auf­ga­ben:

1.
Sie füh­ren die Re­gis­ter.
2.
Sie er­stel­len die Mit­tei­lun­gen und Aus­zü­ge.
3.
Sie füh­ren das Vor­be­rei­tungs­ver­fah­ren der Ehe­schlies­sung durch und voll­zie­hen die Trau­ung.
4.
Sie neh­men Er­klä­run­gen zum Per­so­nen­stand ent­ge­gen.

2 Der Bun­des­rat kann aus­nahms­wei­se ei­ne Ver­tre­te­rin oder einen Ver­tre­ter der Schweiz im Aus­land mit die­sen Auf­ga­ben be­trau­en.

Art. 45  

2. Auf­sichts­be­hör­den

 

1 Je­der Kan­ton be­stellt die Auf­sichts­be­hör­de.

2 Die­se Be­hör­de er­füllt ins­be­son­de­re fol­gen­de Auf­ga­ben:

1.
Sie be­auf­sich­tigt die Zi­vil­stand­säm­ter.
2.
Sie un­ter­stützt und berät die Zi­vil­stand­säm­ter.
3.
Sie wirkt bei der Re­gis­ter­füh­rung und beim Vor­be­rei­tungs­ver­fah­ren der Ehe­schlies­sung mit.
4.
Sie er­lässt Ver­fü­gun­gen über die An­er­ken­nung und die Ein­tra­gung im Aus­land ein­ge­tre­te­ner Zi­vil­stand­stat­sa­chen so­wie aus­län­di­scher Ent­schei­dun­gen, die den Per­so­nen­stand be­tref­fen.
5.
Sie sorgt für die Aus- und Wei­ter­bil­dung der im Zi­vil­stands­we­sen tä­ti­gen Per­so­nen.

3 Der Bund übt die Ober­auf­sicht aus. Er kann ge­gen Ver­fü­gun­gen der Zi­vil­stands­be­am­tin­nen und Zi­vil­stands­be­am­ten so­wie der Auf­sichts­be­hör­den die kan­to­na­len Rechts­mit­tel ein­le­gen.71

71 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 5. Okt. 2001 (Elek­tro­ni­sche Füh­rung der Per­so­nen­stands­re­gis­ter), in Kraft seit 1. Ju­li 2004 (AS 20042911; BBl 2001 1639).

Art. 45a72  

Ia. Zen­tra­les Per­so­nen-In­for­ma­ti­ons­sys­tem

 

1 Der Bund be­treibt und ent­wi­ckelt für die Füh­rung des Per­so­nen­stands­re­gis­ters ein zen­tra­les Per­so­nen-In­for­ma­ti­ons­sys­tem.

2 Er trägt die Be­triebs- und die Ent­wick­lungs­kos­ten.

3 Die Kan­to­ne be­zah­len dem Bund jähr­lich ei­ne Ge­bühr für die An­wen­dung des Sys­tems für Zwe­cke des Zi­vil­stands­we­sens.

4 Der Bund be­zieht die Kan­to­ne in die Ent­wick­lung des Sys­tems ein. Er un­ter­stützt sie fach­lich bei des­sen An­wen­dung.

5 Der Bun­des­rat re­gelt un­ter Mit­wir­kung der Kan­to­ne:

1.
die Ein­zel­hei­ten des Ein­be­zu­ges der Kan­to­ne in die Ent­wick­lung des Sys­tems;
2.
die Hö­he der Ge­bühr der Kan­to­ne für die An­wen­dung;
3.
die Zu­griffs­rech­te der Zi­vil­stands­be­hör­den und der wei­te­ren Stel­len, die Zu­griff ha­ben;
4.
die be­trieb­li­che Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen Bund und Kan­to­nen;
5.
die zur Si­cher­stel­lung des Da­ten­schut­zes und der Da­ten­si­cher­heit er­for­der­li­chen tech­ni­schen und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Mass­nah­men;
6.
die Ar­chi­vie­rung der Da­ten.

6 Er kann vor­se­hen, dass Kos­ten von Dienst­leis­tun­gen für Drit­te für Zwe­cke aus­ser­halb des Zi­vil­stands­we­sens die­sen Drit­ten in Rech­nung ge­stellt wer­den.

72 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 2001 (Elek­tro­ni­sche Füh­rung der Per­so­nen­stands­re­gis­ter (AS 20042911; BBl 2001 1639). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 15. Dez. 2017, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 4017; BBl 2014 3551).

Art. 46  

II. Haf­tung

 

1 Wer durch die im Zi­vil­stands­we­sen tä­ti­gen Per­so­nen in Aus­übung ih­rer amt­li­chen Tä­tig­keit wi­der­recht­lich ver­letzt wird, hat An­spruch auf Scha­den­er­satz und, wo die Schwe­re der Ver­let­zung es recht­fer­tigt, auf Ge­nug­tu­ung.

2 Haft­bar ist der Kan­ton; er kann auf die Per­so­nen, wel­che die Ver­let­zung ab­sicht­lich oder grob­fahr­läs­sig ver­ur­sacht ha­ben, Rück­griff neh­men.

3 Auf Per­so­nen, die vom Bund an­ge­stellt sind, fin­det das Ver­ant­wort­lich­keits­ge­setz vom 14. März 195873 An­wen­dung.

Art. 47  

III. Dis­zi­pli­nar­mass­nah­men

 

1 Vor­sätz­li­che oder fahr­läs­si­ge Amts­pflicht­ver­let­zun­gen der auf den Zi­vil­stand­säm­tern tä­ti­gen Per­so­nen wer­den von der kan­to­na­len Auf­sichts­be­hör­de mit Dis­zi­plin­ar­mass­nah­men ge­ahn­det.

2 Die Dis­zi­plin­ar­mass­nah­me be­steht in ei­nem Ver­weis, in Bus­se bis zu 1000 Fran­ken oder, in schwe­ren Fäl­len, in Amts­ent­he­bung.

3 Vor­be­hal­ten bleibt die straf­recht­li­che Ver­fol­gung.

Art. 48  

C. Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen

I. Bun­des­recht

 

1 Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

2 Er re­gelt na­ment­lich:

1.
die zu füh­ren­den Re­gis­ter und die ein­zu­tra­gen­den An­ga­ben;
2.
die Ver­wen­dung der AHV-Num­mer74 nach Ar­ti­kel 50c des Bun­des­ge­set­zes vom 20. De­zem­ber 194675 über die Al­ters- und Hin­ter­las­se­nen­ver­si­che­rung zum Zweck des elek­tro­ni­schen Da­ten­aus­tauschs zwi­schen amt­li­chen Per­so­nen­re­gis­tern;
3.
die Re­gis­ter­füh­rung;
4.
die Auf­sicht.76

3 Zur Si­cher­stel­lung ei­nes fach­lich zu­ver­läs­si­gen Voll­zugs kann der Bun­des­rat Min­dest­an­for­de­run­gen an die Aus- und Wei­ter­bil­dung der im Zi­vil­stands­we­sen tä­ti­gen Per­so­nen so­wie an den Be­schäf­ti­gungs­grad der Zi­vil­stands­be­am­tin­nen und Zi­vil­stands­be­am­ten er­las­sen.

4 Er legt die im Zi­vil­stands­we­sen zu er­he­ben­den Ge­büh­ren fest.

5 Er be­stimmt, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen es zu­läs­sig ist, auf elek­tro­ni­schem Weg:

1.
Zi­vil­stands­fäl­le zu mel­den;
2.
Er­klä­run­gen zum Per­so­nen­stand ab­zu­ge­ben;
3.
Mit­tei­lun­gen und Re­gis­ter­aus­zü­ge zu­zu­stel­len.77

74 Aus­druck ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 18. Dez. 2020 (Sys­te­ma­ti­sche Ver­wen­dung der AHV-Num­mer durch Be­hör­den), in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2021 758; BBl 20197359). Die­se Änd. wur­de in den in der AS ge­nann­ten Be­stim­mun­gen vor­ge­nom­men.

75 SR 831.10

76 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Re­gis­ter­har­mo­ni­sie­rungs­ge­set­zes vom 23. Ju­ni 2006, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2006 4165; BBl 2006 427).

77 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 5. Okt. 2001 (Elek­tro­ni­sche Füh­rung der Per­so­nen­stands­re­gis­ter), in Kraft seit 1. Ju­li 2004 (AS 20042911; BBl 2001 1639).

Art. 49  

II. Kan­to­na­les Recht

 

1 Die Kan­to­ne le­gen die Zi­vil­stands­krei­se fest.

2 Sie er­las­sen im Rah­men des Bun­des­rechts die nö­ti­gen Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

3 Die kan­to­na­len Vor­schrif­ten, aus­ge­nom­men die­je­ni­gen über die Be­sol­dung der im Zi­vil­stands­we­sen tä­ti­gen Per­so­nen, be­dür­fen zu ih­rer Gül­tig­keit der Ge­neh­mi­gung des Bun­des.

Art. 50und 51  
 

Auf­ge­ho­ben

Zweiter Titel: Die juristischen Personen

Erster Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 52  

A. Per­sön­lich­keit

 

1 Die kör­per­schaft­lich or­ga­ni­sier­ten Per­so­nen­ver­bin­dun­gen und die ei­nem be­son­dern Zwe­cke ge­wid­me­ten und selb­stän­di­gen An­stal­ten er­lan­gen das Recht der Per­sön­lich­keit durch die Ein­tra­gung in das Han­dels­re­gis­ter.

2 Kei­ner Ein­tra­gung be­dür­fen die öf­fent­lich-recht­li­chen Kör­per­schaf­ten und An­stal­ten so­wie die Ver­ei­ne, die nicht wirt­schaft­li­che Zwe­cke ver­fol­gen.78

3 Per­so­nen­ver­bin­dun­gen und An­stal­ten zu un­sitt­li­chen oder wi­der­recht­li­chen Zwe­cken kön­nen das Recht der Per­sön­lich­keit nicht er­lan­gen.

78 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 12. Dez. 2014 zur Um­set­zung der 2012 re­vi­dier­ten Emp­feh­lun­gen der Grou­pe d’ac­ti­on fi­nan­ciè­re, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 20151389; BBl 2014605).

Art. 53  

B. Rechts­fä­hig­keit

 

Die ju­ris­ti­schen Per­so­nen sind al­ler Rech­te und Pflich­ten fä­hig, die nicht die na­tür­li­chen Ei­gen­schaf­ten des Men­schen, wie das Ge­schlecht, das Al­ter oder die Ver­wandt­schaft zur not­wen­di­gen Vor­aus­set­zung ha­ben.

Art. 54  

C. Hand­lungs­fä­hig­keit

I. Vor­aus­set­zung

 

Die ju­ris­ti­schen Per­so­nen sind hand­lungs­fä­hig, so­bald die nach Ge­setz und Sta­tu­ten hie­für un­ent­behr­li­chen Or­ga­ne be­stellt sind.

Art. 55  

II. Be­tä­ti­gung

 

1 Die Or­ga­ne sind be­ru­fen, dem Wil­len der ju­ris­ti­schen Per­son Aus­druck zu ge­ben.

2 Sie ver­pflich­ten die ju­ris­ti­sche Per­son so­wohl durch den Ab­schluss von Rechts­ge­schäf­ten als durch ihr sons­ti­ges Ver­hal­ten.

3 Für ihr Ver­schul­den sind die han­deln­den Per­so­nen aus­ser­dem per­sön­lich ver­ant­wort­lich.

Art. 5679  

D. Sitz

 

Der Sitz der ju­ris­ti­schen Per­so­nen be­fin­det sich, wenn ih­re Sta­tu­ten es nicht an­ders be­stim­men, an dem Or­te, wo ih­re Ver­wal­tung ge­führt wird.

79 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 57  

E. Auf­he­bung

I. Ver­mö­gens­ver­wen­dung

 

1 Wird ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son auf­ge­ho­ben, so fällt ihr Ver­mö­gen, wenn das Ge­setz, die Sta­tu­ten, die Stif­tungs­ur­kun­de oder die zu­stän­di­gen Or­ga­ne es nicht an­ders be­stim­men, an das Ge­mein­we­sen (Bund, Kan­ton, Ge­mein­de), dem sie nach ih­rer Be­stim­mung an­ge­hört hat.

2 Das Ver­mö­gen ist dem bis­he­ri­gen Zwe­cke mög­lichst ent­spre­chend zu ver­wen­den.

3 Wird ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son we­gen Ver­fol­gung un­sitt­li­cher oder wi­der­recht­li­cher Zwe­cke auf­ge­ho­ben, so fällt das Ver­mö­gen an das Ge­mein­we­sen, auch wenn et­was an­de­res be­stimmt wor­den ist.80

80 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 8. Okt. 2004 (Stif­tungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 2005 4545; BBl 2003 81538191).

Art. 58  

II. Li­qui­da­ti­on

 

Das Ver­fah­ren bei der Li­qui­da­ti­on des Ver­mö­gens der ju­ris­ti­schen Per­so­nen rich­tet sich nach den Vor­schrif­ten, die für die Ge­nos­sen­schaf­ten auf­ge­stellt sind.

Art. 59  

F. Vor­be­halt des öf­fent­li­chen und des Ge­sell­schafts- und Ge­nos­sen­schafts­rech­tes

 

1 Für die öf­fent­lich-recht­li­chen und kirch­li­chen Kör­per­schaf­ten und An­stal­ten bleibt das öf­fent­li­che Recht des Bun­des und der Kan­to­ne vor­be­hal­ten.

2 Per­so­nen­ver­bin­dun­gen, die einen wirt­schaft­li­chen Zweck ver­fol­gen, ste­hen un­ter den Be­stim­mun­gen über die Ge­sell­schaf­ten und Ge­nos­sen­schaf­ten.

3 All­mend­ge­nos­sen­schaf­ten und ähn­li­che Kör­per­schaf­ten ver­blei­ben un­ter den Be­stim­mun­gen des kan­to­na­len Rech­tes.

Zweiter Abschnitt: Die Vereine

Art. 60  

A. Grün­dung

I. Kör­per­schaft­li­che Per­so­nen­ver­bin­dung

 

1 Ver­ei­ne, die sich ei­ner po­li­ti­schen, re­li­gi­ösen, wis­sen­schaft­li­chen, künst­le­ri­schen, wohl­tä­ti­gen, ge­sel­li­gen oder an­dern nicht wirt­schaft­li­chen Auf­ga­be wid­men, er­lan­gen die Per­sön­lich­keit, so­bald der Wil­le, als Kör­per­schaft zu bes­te­hen, aus den Sta­tu­ten er­sicht­lich ist.

2 Die Sta­tu­ten müs­sen in schrift­li­cher Form er­rich­tet sein und über den Zweck des Ver­eins, sei­ne Mit­tel und sei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on Auf­schluss ge­ben.

Art. 61  

II. Ein­tra­gung ins Han­dels­re­gis­ter

 

1 Sind die Ver­eins­sta­tu­ten an­ge­nom­men und ist der Vor­stand be­stellt, so ist der Ver­ein be­fugt, sich in das Han­dels­re­gis­ter ein­tra­gen zu las­sen.

2 Der Ver­ein ist zur Ein­tra­gung ver­pflich­tet, wenn er:

1.
für sei­nen Zweck ein nach kauf­män­ni­scher Art ge­führ­tes Ge­wer­be be­treibt;
2.
re­vi­si­ons­pflich­tig ist.82

3 Der An­mel­dung sind die Sta­tu­ten und das Ver­zeich­nis der Vor­stands­mit­glie­der bei­zu­fü­gen.

82 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 62  

III. Ver­ei­ne oh­ne Per­sön­lich­keit

 

Ver­ei­ne, de­nen die Per­sön­lich­keit nicht zu­kommt, oder die sie noch nicht er­langt ha­ben, sind den ein­fa­chen Ge­sell­schaf­ten gleich­ge­stellt.

Art. 63  

IV. Ver­hält­nis der Sta­tu­ten zum Ge­setz

 

1 So­weit die Sta­tu­ten über die Or­ga­ni­sa­ti­on und über das Ver­hält­nis des Ver­eins zu sei­nen Mit­glie­dern kei­ne Vor­schrif­ten auf­stel­len, fin­den die nachs­te­hen­den Be­stim­mun­gen An­wen­dung.

2 Be­stim­mun­gen, de­ren An­wen­dung von Ge­set­zes we­gen vor­ge­schrie­ben ist, kön­nen durch die Sta­tu­ten nicht ab­ge­än­dert wer­den.

Art. 64  

B. Or­ga­ni­sa­ti­on

I. Ver­eins­ver­samm­lung

1. Be­deu­tung und Ein­be­ru­fung

 

1 Die Ver­samm­lung der Mit­glie­der bil­det das obers­te Or­gan des Ver­eins.

2 Sie wird vom Vor­stand ein­be­ru­fen.

3 Die Ein­be­ru­fung er­folgt nach Vor­schrift der Sta­tu­ten und über­dies von Ge­set­zes we­gen, wenn ein Fünf­tel der Mit­glie­der die Ein­be­ru­fung ver­langt.

Art. 65  

2. Zu­stän­dig­keit

 

1 Die Ver­eins­ver­samm­lung be­schliesst über die Auf­nah­me und den Aus­schluss von Mit­glie­dern, wählt den Vor­stand und ent­schei­det in al­len An­ge­le­gen­hei­ten, die nicht an­dern Or­ga­nen des Ver­eins über­tra­gen sind.

2 Sie hat die Auf­sicht über die Tä­tig­keit der Or­ga­ne und kann sie je­der­zeit ab­be­ru­fen, un­be­scha­det der An­sprü­che, die den Ab­be­ru­fe­nen aus be­ste­hen­den Ver­trä­gen zu­ste­hen.

3 Das Recht der Ab­be­ru­fung be­steht, wenn ein wich­ti­ger Grund sie recht­fer­tigt, von Ge­set­zes we­gen.

Art. 66  

3. Ver­eins­be­schluss

a. Be­schluss­fas­sung

 

1 Ver­eins­be­schlüs­se wer­den von der Ver­eins­ver­samm­lung ge­fasst.

2 Die schrift­li­che Zu­stim­mung al­ler Mit­glie­der zu ei­nem An­trag ist ei­nem Be­schlus­se der Ver­eins­ver­samm­lung gleich­ge­stellt.

Art. 67  

b. Stimm­recht und Mehr­heit

 

1 Al­le Mit­glie­der ha­ben in der Ver­eins­ver­samm­lung das glei­che Stimm­recht.

2 Die Ver­eins­be­schlüs­se wer­den mit Mehr­heit der Stim­men der an­we­sen­den Mit­glie­der ge­fasst.

3 Über Ge­gen­stän­de, die nicht ge­hö­rig an­ge­kün­digt sind, darf ein Be­schluss nur dann ge­fasst wer­den, wenn die Sta­tu­ten es aus­drück­lich ge­stat­ten.

Art. 68  

c. Aus­sch­lies­sung vom Stimm­recht

 

Je­des Mit­glied ist von Ge­set­zes we­gen vom Stimm­rech­te aus­ge­schlos­sen bei der Be­schluss­fas­sung über ein Rechts­ge­schäft oder ei­nen Rechtss­treit zwi­schen ihm, sei­nem Ehe­gat­ten oder ei­ner mit ihm in ge­ra­der Li­nie ver­wand­ten Per­son ei­ner­seits und dem Ver­ei­ne an­der­seits.

Art. 69  

II. Vor­stand

1. Rech­te und Pflich­ten im All­ge­mei­nen

 

Der Vor­stand hat das Recht und die Pflicht, nach den Be­fug­nis­sen, die die Sta­tu­ten ihm ein­räu­men, die An­ge­le­gen­hei­ten des Ver­eins zu be­sor­gen und den Ver­ein zu ver­tre­ten.

Art. 69a84  

2. Buch­füh­rung

 

Der Vor­stand führt die Ge­schäfts­bü­cher des Ver­eins. Die Vor­schrif­ten des Ob­li­ga­tio­nen­rechts85 über die kauf­män­ni­sche Buch­füh­rung und Rech­nungs­le­gung gel­ten sinn­ge­mä­ss.

84 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 23. Dez. 2011 (Rech­nungs­le­gungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6679; BBl 2008 1589).

85 SR 220

Art. 69b86  

III. Re­vi­si­ons­stel­le

 

1 Der Ver­ein muss sei­ne Buch­füh­rung durch ei­ne Re­vi­si­ons­stel­le or­dent­lich prü­fen las­sen, wenn zwei der nach­ste­hen­den Grös­sen in zwei auf­ein­an­der fol­gen­den Ge­schäfts­jah­ren über­schrit­ten wer­den:

1.
Bi­lanz­sum­me von 10 Mil­lio­nen Fran­ken;
2.
Um­sat­z­er­lös von 20 Mil­lio­nen Fran­ken;
3.
50 Voll­zeit­stel­len im Jah­res­durch­schnitt.

2 Der Ver­ein muss sei­ne Buch­füh­rung durch ei­ne Re­vi­si­ons­stel­le ein­ge­schränkt prü­fen las­sen, wenn ein Ver­eins­mit­glied, das ei­ner per­sön­li­chen Haf­tung oder ei­ner Nach­schuss­pflicht un­ter­liegt, dies ver­langt.

3 Die Vor­schrif­ten des Ob­li­ga­tio­nen­rechts87 über die Re­vi­si­ons­stel­le bei Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten sind ent­spre­chend an­wend­bar.

4 In den üb­ri­gen Fäl­len sind die Sta­tu­ten und die Ver­eins­ver­samm­lung88 in der Ord­nung der Re­vi­si­on frei.

86 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

87 SR 220

88 Be­rich­tigt von der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers (Art. 58 Abs. 1 ParlG – SR171.10).

Art. 69c89  

IV. Män­gel in der Or­ga­ni­sa­ti­on

 

1 Fehlt dem Ver­ein ei­nes der vor­ge­schrie­be­nen Or­ga­ne oder ver­fügt er über kein Rechts­do­mi­zil an sei­nem Sitz mehr, so kann ein Mit­glied oder ein Gläu­bi­ger dem Ge­richt be­an­tra­gen, die er­for­der­li­chen Mass­nah­men zu er­grei­fen.90

2 Das Ge­richt kann dem Ver­ein ins­be­son­de­re ei­ne Frist zur Wie­der­her­stel­lung des recht­mäs­si­gen Zu­stan­des an­set­zen und, wenn nö­tig, einen Sach­wal­ter er­nen­nen.

3 Der Ver­ein trägt die Kos­ten der Mass­nah­men. Das Ge­richt kann den Ver­ein ver­pflich­ten, den er­nann­ten Per­so­nen einen Vor­schuss zu leis­ten.

4 Liegt ein wich­ti­ger Grund vor, so kann der Ver­ein vom Ge­richt die Ab­be­ru­fung von Per­so­nen ver­lan­gen, die die­ses ein­ge­setzt hat.

89 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

90 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 17. März 2017 (Han­dels­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 957; BBl 2015 3617).

Art. 70  

C. Mit­glied­schaft

I. Ein- und Aus­tritt

 

1 Der Ein­tritt von Mit­glie­dern kann je­der­zeit er­fol­gen.

2 Der Aus­tritt ist von Ge­set­zes we­gen zu­läs­sig, wenn er mit Be­ob­ach­tung ei­ner halb­jäh­ri­gen Frist auf das En­de des Ka­len­der­jah­res oder, wenn ei­ne Ver­wal­tungs­pe­ri­ode vor­ge­se­hen ist, auf de­ren En­de an­ge­sagt wird.

3 Die Mit­glied­schaft ist we­der ver­äus­ser­lich noch ver­erb­lich.

Art. 7191  

II. Bei­trags­pflicht

 

Bei­trä­ge kön­nen von den Mit­glie­dern ver­langt wer­den, so­fern die Sta­tu­ten dies vor­se­hen.

91 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Dez. 2004 (Fest­le­gung der Bei­trags­pflicht von Ver­eins­mit­glie­dern), in Kraft seit 1. Ju­ni 2005 (AS 2005 2117; BBl 200448354843).

Art. 72  

III. Aus­sch­lies­sung

 

1 Die Sta­tu­ten kön­nen die Grün­de be­stim­men, aus de­nen ein Mit­glied aus­ge­schlos­sen wer­den darf, sie kön­nen aber auch die Aus­sch­lies­sung oh­ne An­ga­be der Grün­de ge­stat­ten.

2 Ei­ne An­fech­tung der Aus­sch­lies­sung we­gen ih­res Grun­des ist in die­sen Fäl­len nicht statt­haft.

3 Ent­hal­ten die Sta­tu­ten hier­über kei­ne Be­stim­mung, so darf die Aus­schlies­sung nur durch Ver­eins­be­schluss und aus wich­ti­gen Grün­den er­fol­gen.

Art. 73  

IV. Stel­lung aus­ge­schie­de­ner Mit­glie­der

 

1 Mit­glie­der, die aus­tre­ten oder aus­ge­schlos­sen wer­den, ha­ben auf das Ver­eins­ver­mö­gen kei­nen An­spruch.

2 Für die Bei­trä­ge haf­ten sie nach Mass­ga­be der Zeit ih­rer Mit­glied­schaft.

Art. 74  

V. Schutz des Ver­eins­zweckes

 

Ei­ne Um­wand­lung des Ver­eins­zweckes kann kei­nem Mit­glie­de auf­ge­nö­tigt wer­den.

Art. 75  

VI. Schutz der Mit­glied­schaft

 

Be­schlüs­se, die das Ge­setz oder die Sta­tu­ten ver­let­zen, kann je­des Mit­glied, das nicht zu­ge­stimmt hat, von Ge­set­zes we­gen bin­nen Mo­nats­frist, nach­dem es von ih­nen Kennt­nis er­hal­ten hat, beim Ge­richt an­fech­ten.

Art. 75a92  

Cbis. Haf­tung

 

Für die Ver­bind­lich­kei­ten des Ver­eins haf­tet das Ver­eins­ver­mö­gen. Es haf­tet aus­sch­liess­lich, so­fern die Sta­tu­ten nichts an­de­res be­stim­men.

92 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Dez. 2004 (Fest­le­gung der Bei­trags­pflicht von Ver­eins­mit­glie­dern), in Kraft seit 1. Ju­ni 2005 (AS 2005 2117; BBl 200448354843).

Art. 76  

D. Auf­lö­sung

I. Auf­lö­sungs­ar­ten

1. Ver­eins­be­schluss

 

Die Auf­lö­sung des Ver­eins kann je­der­zeit durch Ver­eins­be­schluss her­bei­ge­führt wer­den.

Art. 77  

2. Von Ge­set­zes we­gen

 

Die Auf­lö­sung er­folgt von Ge­set­zes we­gen, wenn der Ver­ein zah­lungs­un­fä­hig ist, so­wie wenn der Vor­stand nicht mehr sta­tu­ten­ge­mä­ss be­stellt wer­den kann.

Art. 78  

3. Ur­teil

 

Die Auf­lö­sung er­folgt durch das Ge­richt auf Kla­ge der zu­stän­di­gen Be­hör­de oder ei­nes Be­tei­lig­ten, wenn der Zweck des Ver­eins wi­der­recht­lich oder un­sitt­lich ist.

Art. 79  

II. Lö­schung des Re­gis­te­r­ein­tra­ges

 

Ist der Ver­ein im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen, so hat der Vor­stand oder das Ge­richt dem Re­gis­ter­füh­rer die Auf­lö­sung be­hufs Lö­schung des Ein­tra­ges mit­zu­tei­len.

Dritter Abschnitt: Die Stiftungen

Art. 80  

A. Er­rich­tung

I. Im All­ge­mei­nen

 

Zur Er­rich­tung ei­ner Stif­tung be­darf es der Wid­mung ei­nes Ver­mö­gens für einen be­son­dern Zweck.

Art. 81  

II. Form der Er­rich­tung

 

1 Die Stif­tung wird durch ei­ne öf­fent­li­che Ur­kun­de oder durch ei­ne Ver­fü­gung von To­des we­gen er­rich­tet.93

2 Die Ein­tra­gung in das Han­dels­re­gis­ter er­folgt auf Grund der Stif­tungs­ur­kun­de und nö­ti­gen­falls nach An­ord­nung der Auf­sichts­be­hör­de un­ter An­ga­be der Mit­glie­der der Ver­wal­tung.

3 Die Be­hör­de, wel­che die Ver­fü­gung von To­des we­gen er­öff­net, teilt dem Han­dels­re­gis­ter­füh­rer die Er­rich­tung der Stif­tung mit.94

93 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 8. Okt. 2004 (Stif­tungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 2005 4545; BBl 200381538191).

94 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 8. Okt. 2004 (Stif­tungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 20054545; BBl 2003 81538191).

Art. 82  

III. An­fech­tung

 

Ei­ne Stif­tung kann von den Er­ben oder den Gläu­bi­gern des Stif­ters gleich ei­ner Schen­kung an­ge­foch­ten wer­den.

Art. 8395  

B. Or­ga­ni­sa­ti­on

I. Im All­ge­mei­nen

 

Die Or­ga­ne der Stif­tung und die Art der Ver­wal­tung wer­den durch die Stif­tungs­ur­kun­de fest­ge­stellt.

95 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 83a96  

II. Buch­füh­rung

 

Das obers­te Stif­tungs­or­gan führt die Ge­schäfts­bü­cher der Stif­tung. Die Vor­schrif­ten des Ob­li­ga­tio­nen­rechts97 über die kauf­män­ni­sche Buch­füh­rung und Rech­nungs­le­gung gel­ten sinn­ge­mä­ss.

96 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 8. Okt. 2004 (Stif­tungs­recht) (AS 20054545; BBl 2003 81538191). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 23. Dez. 2011 (Rech­nungs­le­gungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6679; BBl 2008 1589).

97 SR 220

Art. 83b98  

III. Re­vi­si­ons­stel­le

1. Re­vi­si­ons­pflicht und an­wend­ba­res Recht

 

1 Das obers­te Stif­tungs­or­gan be­zeich­net ei­ne Re­vi­si­ons­stel­le.

2 Die Auf­sichts­be­hör­de kann ei­ne Stif­tung von der Pflicht be­frei­en, ei­ne Re­vi­si­ons­stel­le zu be­zeich­nen. Der Bun­des­rat legt die Vor­aus­set­zun­gen der Be­frei­ung fest.

3 So­weit für Stif­tun­gen kei­ne be­son­de­ren Vor­schrif­ten be­ste­hen, sind die Vor­schrif­ten des Ob­li­ga­tio­nen­rechts99 über die Re­vi­si­ons­stel­le bei Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten ent­spre­chend an­wend­bar.

4Ist die Stif­tung zu ei­ner ein­ge­schränk­ten Re­vi­si­on ver­pflich­tet, so kann die Auf­sichts­be­hör­de ei­ne or­dent­li­che Re­vi­si­on ver­lan­gen, wenn dies für die zu­ver­läs­si­ge Be­ur­tei­lung der Ver­mö­gens- und Er­trags­la­ge der Stif­tung not­wen­dig ist.

98 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 8. Okt. 2004 (Stif­tungs­recht) (AS 2005 4545; BBl 200381538191). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

99 SR 220

Art. 83c100  

2. Ver­hält­nis zur Auf­sichts­be­hör­de

 

Die Re­vi­si­ons­stel­le über­mit­telt der Auf­sichts­be­hör­de ei­ne Ko­pie des Re­vi­si­ons­be­richts so­wie al­ler wich­ti­gen Mit­tei­lun­gen an die Stif­tung.

100 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 83d101  

IV. Män­gel in der Or­ga­ni­sa­ti­on

 

1 Ist die vor­ge­se­he­ne Or­ga­ni­sa­ti­on nicht ge­nü­gend, fehlt der Stif­tung ei­nes der vor­ge­schrie­be­nen Or­ga­ne oder ist ei­nes die­ser Or­ga­ne nicht recht­mäs­sig zu­sam­men­ge­setzt oder ver­fügt die Stif­tung über kein Rechts­do­mi­zil an ih­rem Sitz mehr, so muss die Auf­sichts­be­hör­de die er­for­der­li­chen Mass­nah­men er­grei­fen. Sie kann ins­be­son­de­re:102

1.
der Stif­tung ei­ne Frist an­set­zen, bin­nen de­rer der recht­mäs­si­ge Zu­stand wie­der her­zu­stel­len ist; oder
2.
das feh­len­de Or­gan oder einen Sach­wal­ter er­nen­nen.

2 Kann ei­ne zweck­dien­li­che Or­ga­ni­sa­ti­on nicht ge­währ­leis­tet wer­den, so hat die Auf­sichts­be­hör­de das Ver­mö­gen ei­ner an­de­ren Stif­tung mit mög­lichst gleich­ar­ti­gem Zweck zu­zu­wen­den.

3 Die Stif­tung trägt die Kos­ten der Mass­nah­men. Die Auf­sichts­be­hör­de kann die Stif­tung ver­pflich­ten, den er­nann­ten Per­so­nen einen Vor­schuss zu leis­ten.

4 Liegt ein wich­ti­ger Grund vor, so kann die Stif­tung von der Auf­sichts­be­hör­de die Ab­be­ru­fung von Per­so­nen ver­lan­gen, die die­se ein­ge­setzt hat.

101 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

102 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 17. März 2017 (Han­dels­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 957; BBl 2015 3617).

Art. 84  

C. Auf­sicht

 

1 Die Stif­tun­gen ste­hen un­ter der Auf­sicht des Ge­mein­we­sens (Bund, Kan­ton, Ge­mein­de), dem sie nach ih­rer Be­stim­mung an­ge­hö­ren.

1bis Die Kan­to­ne kön­nen die ih­ren Ge­mein­den an­ge­hö­ren­den Stif­tun­gen der kan­to­na­len Auf­sichts­be­hör­de un­ter­stel­len.103

2 Die Auf­sichts­be­hör­de hat da­für zu sor­gen, dass das Stif­tungs­ver­mö­gen sei­nen Zwe­cken ge­mä­ss ver­wen­det wird.

103 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 8. Okt. 2004 (Stif­tungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 2005 4545; BBl 2003 81538191).

Art. 84a104  

Cbis. Mass­nah­men bei Über­schul­dung und Zah­lungs­un­fä­hig­keit

 

1 Be­steht be­grün­de­te Be­sorg­nis, dass die Stif­tung über­schul­det ist oder ih­re Ver­bind­lich­kei­ten län­ger­fris­tig nicht mehr er­fül­len kann, so stellt das obers­te Stif­tungs­or­gan auf Grund der Ver­äus­se­rungs­wer­te ei­ne Zwi­schen­bi­lanz auf und legt sie der Re­vi­si­ons­stel­le zur Prü­fung vor. Ver­fügt die Stif­tung über kei­ne Re­vi­si­ons­stel­le, so legt das obers­te Stif­tungs­or­gan die Zwi­schen­bi­lanz der Auf­sichts­be­hör­de vor.

2 Stellt die Re­vi­si­ons­stel­le fest, dass die Stif­tung über­schul­det ist oder ih­re Ver­bind­lich­kei­ten län­ger­fris­tig nicht er­fül­len kann, so legt sie die Zwi­schen­bi­lanz der Auf­sichts­be­hör­de vor.

3 Die Auf­sichts­be­hör­de hält das obers­te Stif­tungs­or­gan zur Ein­lei­tung der er­for­der­li­chen Mass­nah­men an. Bleibt die­ses un­tä­tig, so trifft die Auf­sichts­be­hör­de die nö­ti­gen Mass­nah­men.

4 Nö­ti­gen­falls be­an­tragt die Auf­sichts­be­hör­de voll­stre­ckungs­recht­li­che Mass­nah­men; die ak­ti­en­recht­li­chen Be­stim­mun­gen über die Er­öff­nung oder den Auf­schub des Kon­kur­ses sind sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

104 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 8. Okt. 2004 (Stif­tungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 2005 4545; BBl 2003 81538191).

Art. 84b105  
 

105 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 8. Okt. 2004 (Stif­tungs­recht) (AS 2005 4545; BBl 2003 81538191). Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 85106  

D. Um­wand­lung der Stif­tung

I. Än­de­rung der Or­ga­ni­sa­ti­on

 

Die zu­stän­di­ge Bun­des- oder Kan­tons­be­hör­de kann auf An­trag der Auf­sichts­be­hör­de und nach An­hö­rung des obers­ten Stif­tungs­or­gans die Or­ga­ni­sa­ti­on der Stif­tung än­dern, wenn die Er­hal­tung des Ver­mö­gens oder die Wah­rung des Stif­tungs­zwecks die Än­de­rung drin­gend er­for­dert.

106 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 8. Okt. 2004 (Stif­tungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 2005 4545; BBl 2003 81538191).

Art. 86  

II. Än­de­rung des Zwecks

1. Auf An­trag der Auf­sichts­be­hör­de oder des obers­ten Stif­tungs­or­gans

 

1 Die zu­stän­di­ge Bun­des- oder Kan­tons­be­hör­de kann auf An­trag der Auf­sichts­be­hör­de oder des obers­ten Stif­tungs­or­gans den Zweck der Stif­tung än­dern, wenn de­ren ur­sprüng­li­cher Zweck ei­ne ganz an­de­re Be­deu­tung oder Wir­kung er­hal­ten hat, so dass die Stif­tung dem Wil­len des Stif­ters of­fen­bar ent­frem­det wor­den ist.108

2 Un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen kön­nen Auf­la­gen oder Be­din­gun­gen, die den Stif­tungs­zweck be­ein­träch­ti­gen, auf­ge­ho­ben oder ab­ge­än­dert wer­den.

108 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 8. Okt. 2004 (Stif­tungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 2005 4545; BBl 2003 81538191).

Art. 86a109  

2. Auf An­trag des Stif­ters oder auf Grund sei­ner Ver­fü­gung von To­des we­gen

 

1 Die zu­stän­di­ge Bun­des- oder Kan­tons­be­hör­de än­dert den Zweck ei­ner Stif­tung auf An­trag des Stif­ters oder auf Grund von des­sen Ver­fü­gung von To­des we­gen, wenn in der Stif­tungs­ur­kun­de ei­ne Zweck­än­de­rung vor­be­hal­ten wor­den ist und seit der Er­rich­tung der Stif­tung oder seit der letz­ten vom Stif­ter ver­lang­ten Än­de­rung min­des­tens zehn Jah­re ver­stri­chen sind.

2 Ver­folgt die Stif­tung einen öf­fent­li­chen oder ge­mein­nüt­zi­gen Zweck nach Ar­ti­kel 56 Buch­sta­be g des Bun­des­ge­set­zes vom 14. De­zem­ber 1990110 über die di­rek­te Bun­des­steu­er, so muss der ge­än­der­te Zweck eben­falls öf­fent­lich oder ge­mein­nüt­zig sein.

3 Das Recht auf Än­de­rung des Stif­tungs­zwecks ist un­ver­erb­lich und un­über­trag­bar. Ist der Stif­ter ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son, so er­lischt die­ses Recht spä­tes­tens 20 Jah­re nach der Er­rich­tung der Stif­tung.

4 Ha­ben meh­re­re Per­so­nen die Stif­tung er­rich­tet, so kön­nen sie die Än­de­rung des Stif­tungs­zwecks nur ge­mein­sam ver­lan­gen.

5 Die Be­hör­de, wel­che die Ver­fü­gung von To­des we­gen er­öff­net, teilt der zu­stän­di­gen Auf­sichts­be­hör­de die An­ord­nung zur Än­de­rung des Stif­tungs­zwecks mit.

109 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 8. Okt. 2004 (Stif­tungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 2005 4545; BBl 2003 81538191).

110 SR 642.11

Art. 86b111  

III. Un­we­sent­li­che Än­de­run­gen der Stif­tungs­ur­kun­de

 

Die Auf­sichts­be­hör­de kann nach An­hö­rung des obers­ten Stif­tungs­or­gans un­we­sent­li­che Än­de­run­gen der Stif­tungs­ur­kun­de vor­neh­men, so­fern dies aus trif­ti­gen sach­li­chen Grün­den als ge­bo­ten er­scheint und kei­ne Rech­te Drit­ter be­ein­träch­tigt.

111 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 8. Okt. 2004 (Stif­tungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 2005 4545; BBl 2003 81538191).

Art. 87  

E. Fa­mi­li­en­stif­tun­gen und kirch­li­che Stif­tun­gen

 

1 Die Fa­mi­li­en­stif­tun­gen und die kirch­li­chen Stif­tun­gen sind un­ter Vor­be­halt des öf­fent­li­chen Rech­tes der Auf­sichts­be­hör­de nicht un­ter­stellt.

1bis Sie sind von der Pflicht be­freit, ei­ne Re­vi­si­ons­stel­le zu be­zeich­nen.112

2 Über An­stän­de pri­vat­recht­li­cher Na­tur ent­schei­det das Ge­richt.

112 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 8. Okt. 2004 (Stif­tungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 2005 4545; BBl 2003 81538191).

Art. 88113  

F. Auf­he­bung und Lö­schung im Re­gis­ter

I. Auf­he­bung durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de

 

1 Die zu­stän­di­ge Bun­des- oder Kan­tons­be­hör­de hebt die Stif­tung auf An­trag oder von Am­tes we­gen auf, wenn:

1.
de­ren Zweck un­er­reich­bar ge­wor­den ist und die Stif­tung durch ei­ne Än­de­rung der Stif­tungs­ur­kun­de nicht auf­recht­er­hal­ten wer­den kann; oder
2.
de­ren Zweck wi­der­recht­lich oder un­sitt­lich ge­wor­den ist.

2 Fa­mi­li­en­stif­tun­gen und kirch­li­che Stif­tun­gen wer­den durch das Ge­richt auf­ge­ho­ben.

113 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 8. Okt. 2004 (Stif­tungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 2005 4545; BBl 2003 81538191).

Art. 89114  

II. An­trags- und Kla­ge­recht, Lö­schung im Re­gis­ter

 

1 Zur An­trags­stel­lung oder zur Kla­ge auf Auf­he­bung der Stif­tung be­rech­tigt ist je­de Per­son, die ein In­ter­es­se hat.

2 Die Auf­he­bung ist dem Re­gis­ter­füh­rer zur Lö­schung des Ein­trags an­zu­mel­den.

114 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 8. Okt. 2004 (Stif­tungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 2005 4545; BBl 2003 81538191).

Art. 89a116  

G. Per­so­nal­für­sor­ge­stif­tun­gen

 

1 Für Per­so­nal­für­sor­ge­ein­rich­tun­gen, die ge­mä­ss Ar­ti­kel 331 des Ob­li­ga­tio­nen­rechts117 in Form der Stif­tung er­rich­tet wor­den sind, gel­ten über­dies noch fol­gen­de Be­stim­mun­gen.118

2 Die Stif­tungs­or­ga­ne ha­ben den Be­güns­tig­ten über die Or­ga­ni­sa­ti­on, die Tä­tig­keit und die Ver­mö­gens­la­ge der Stif­tung den er­for­der­li­chen Auf­schluss zu er­tei­len.

3 Leis­ten die Ar­beit­neh­mer Bei­trä­ge an die Stif­tung, so sind sie an der Ver­wal­tung we­nigs­tens nach Mass­ga­be die­ser Bei­trä­ge zu be­tei­li­gen; so­weit mög­lich ha­ben die Ar­beit­neh­mer ih­re Ver­tre­tung aus dem Per­so­nal des Ar­beit­ge­bers zu wäh­len.119

4120

5 Die Be­güns­tig­ten kön­nen auf Aus­rich­tung von Leis­tun­gen der Stif­tung kla­gen, wenn sie Bei­trä­ge an die­se ent­rich­tet ha­ben oder wenn ih­nen nach den Stif­tungs­be­stim­mun­gen ein Rechts­an­spruch auf Lei­s­tun­gen zu­steht.

6 Für Per­so­nal­für­sor­ge­stif­tun­gen, die auf dem Ge­biet der Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­vor­sor­ge tä­tig sind und die dem Frei­zü­gig­keits­ge­setz vom 17. De­zem­ber 1993121 (FZG) un­ter­stellt sind, gel­ten über­dies die fol­gen­den Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­set­zes vom 25. Ju­ni 1982122 über die be­ruf­li­che Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­vor­sor­ge (BVG) über:123

1.124
die De­fi­ni­ti­on und Grund­sät­ze der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge so­wie des ver­sicher­ba­ren Loh­nes oder des ver­sicher­ba­ren Ein­kom­mens (Art. 1, 33a und 33b),
2.125
die Un­ter­stel­lung der Per­so­nen un­ter die AHV (Art. 5 Abs. 1),
3.
die Be­güns­tig­ten bei Hin­ter­las­se­nen­leis­tun­gen (Art. 20a),
3a.126
die An­pas­sung der In­va­li­den­ren­te nach dem Vor­sor­ge­aus­gleich (Art. 24 Abs. 5),
3b.127
die pro­vi­so­ri­sche Wei­ter­ver­si­che­rung und Auf­recht­er­hal­tung des Leis­tungs­an­spruchs bei Her­ab­set­zung oder Auf­he­bung der Ren­te der In­va­li­den­ver­si­che­rung (Art. 26a),
4.128
die An­pas­sung der re­gle­men­ta­ri­schen Leis­tun­gen an die Preis­ent­wick­lung (Art. 36 Abs. 2–4),
4a.129 die Zu­stim­mung bei Ka­pi­tal­ab­fin­dung (Art. 37a),
4b.130
die Mass­nah­men bei Ver­nach­läs­si­gung der Un­ter­halts­pflicht (Art. 40);
5.
die Ver­jäh­rung von An­sprü­chen und die Auf­be­wah­rung von Vor­sor­ge­un­ter­la­gen (Art. 41),
5a.131 die Ver­wen­dung, Be­ar­bei­tung und Be­kannt­ga­be der AHV-Num­mer (Art. 48 Abs. 4, Art. 85a Bst. f und Art. 86a Abs. 2 Bst. bbis),
6.
die Ver­ant­wort­lich­keit (Art. 52),
7.132
die Zu­las­sung und die Auf­ga­ben der Kon­troll­or­ga­ne (Art. 52a–52e),
8.133
die In­te­gri­tät und Loya­li­tät der Ver­ant­wort­li­chen, die Rechts­ge­schäf­te mit Na­he­ste­hen­den und die In­ter­es­sen­kon­flik­te (Art. 51b, 51c und 53a),
9.
die Teil- oder Ge­samt­li­qui­da­ti­on (Art. 53b–53d),
10.134
die Auf­lö­sung von Ver­trä­gen (Art. 53e und 53f),
11.
den Si­cher­heits­fonds (Art. 56 Abs. 1 Bst. c und Abs. 2–5, Art. 56a, 57 und 59),
12.135
die Auf­sicht und die Ober­auf­sicht (Art. 61–62a und 64–64c),
13.136
14.137
die fi­nan­zi­el­le Si­cher­heit (Art. 65 Abs. 1, 3 und 4, Art. 66 Abs. 4, Art. 67 und Art. 72a–72g),
15.
die Trans­pa­renz (Art. 65a),
16.
die Rück­stel­lun­gen (Art. 65b),
17.
die Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge zwi­schen Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen und Ver­si­che­rungs­ein­rich­tun­gen (Art. 68 Abs. 3 und 4),
18.
die Ver­mö­gens­ver­wal­tung (Art. 71),
19.
die Rechts­pfle­ge (Art. 73 und 74),
20.
die Straf­be­stim­mun­gen (Art. 75–79),
21.
den Ein­kauf (Art. 79b),
22.
den ver­sicher­ba­ren Lohn und das ver­sicher­ba­re Ein­kom­men (Art. 79c),
23.
die In­for­ma­ti­on der Ver­si­cher­ten (Art. 86b).138

7 Für Per­so­nal­für­sor­ge­stif­tun­gen, die auf dem Ge­biet der Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­vor­sor­ge tä­tig sind, aber nicht dem FZG un­ter­stellt sind, wie so­ge­nann­te pa­tro­na­le Wohl­fahrts­fonds mit Er­mes­sens­leis­tun­gen so­wie Fi­nan­zie­rungs­stif­tun­gen, gel­ten von den Be­stim­mun­gen des BVG nur die fol­gen­den:

1.
die Un­ter­stel­lung der Per­so­nen un­ter die AHV (Art. 5 Abs. 1);
2.
die Ver­wen­dung, Be­ar­bei­tung und Be­kannt­ga­be der AHV-Num­mer (Art. 48 Abs. 4, 85a Bst. f und 86a Abs. 2 Bst. bbis);
3.
die Ver­ant­wort­lich­keit (Art. 52);
4.
die Zu­las­sung und die Auf­ga­ben der Re­vi­si­ons­stel­le (Art. 52a, 52b und 52cAbs. 1 Bst. a–d und g, 2 und 3);
5.
die In­te­gri­tät und Loya­li­tät der Ver­ant­wort­li­chen, die Rechts­ge­schäf­te mit Na­he­ste­hen­den und die In­ter­es­sen­kon­flik­te (Art. 51b, 51c und 53a);
6.
die Ge­samt­li­qui­da­ti­on (Art. 53c);
7.
die Auf­sicht und die Ober­auf­sicht (Art. 61–62a und 64–64b);
8.
die Rechts­pfle­ge (Art. 73 und 74);
9.
die Straf­be­stim­mun­gen (Art. 75–79);
10.
die steu­er­li­che Be­hand­lung (Art. 80, 81 Abs. 1 und 83).139

8 Für Per­so­nal­für­sor­ge­stif­tun­gen nach Ab­satz 7 gel­ten zu­dem die fol­gen­den Be­stim­mun­gen:

1.
Sie ver­wal­ten ihr Ver­mö­gen so, dass Si­cher­heit, ge­nü­gen­der Er­trag auf den An­la­gen und die für ih­re Auf­ga­ben be­nö­tig­ten flüs­si­gen Mit­tel ge­währ­leis­tet sind.
2.
Über Teil­li­qui­da­ti­ons­sach­ver­hal­te von pa­tro­na­len Wohl­fahrts­fonds mit Er­mes­sens­leis­tun­gen ver­fügt die Auf­sichts­be­hör­de auf An­trag des Stif­tungs­rats.
3.
Sie be­ach­ten die Grund­sät­ze der Gleich­be­hand­lung und der An­ge­mes­sen­heit sinn­ge­mä­ss.140

116Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 21. März 1958, in Kraft seit 1. Ju­li 1958 (AS 1958 379; BBl 1956 II 825). Bis zum In­kraft­tre­ten des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht) am 1. Jan. 2013 (AS 2011 725): Art. 89bis.

117SR 220

118Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 2 Ziff. 1 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241).

119Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 2 Ziff. 1 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241).

120Auf­ge­ho­ben durch Ziff. III des BG vom 21. Ju­ni 1996, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1997 (AS 1996 3067; BBl 1996 I 564580).

121 SR 831.42

122 SR 831.40

123 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Per­so­nal­für­sor­ge­stif­tun­gen), in Kraft seit 1. April 2016 (AS 2016 935; BBl 2014 61436649).

124 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Mass­nah­men zur Er­leich­te­rung der Ar­beits­markt­be­tei­li­gung äl­te­rer Ar­beit­neh­men­der), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 4427; BBl 2007 5669).

125 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Per­so­nal­für­sor­ge­stif­tun­gen), in Kraft seit 1. April 2016 (AS 2016 935; BBl 2014 61436649).

126 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 18. März 2011 (6. IV-Re­vi­si­on, ers­tes Mass­nah­me­pa­ket) (AS 2011 5659; BBl 2010 1817). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

127 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

128 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2005 (AS 2004 4635; BBl 20036399).

129 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

130 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2015 4299, 2020 5; BBl 2014529).

131 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 23. Ju­ni 2006 (Neue AHV-Ver­si­cher­ten­num­mer), in Kraft seit 1. Dez. 2007 (AS 2007 5259; BBl 2006 501).

132 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. März 2010 (Struk­tur­re­form BVG), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 3393; BBl 2007 5669).

133 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. März 2010 (Struk­tur­re­form BVG), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 3393; BBl 2007 5669).

134 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 20. Dez. 2006 (Wech­sel der Vor­sor­ge­ein­rich­tung), in Kraft seit 1. Mai 2007 (AS 2007 1803; BBl 2005 59415953).

135 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 19. März 2010 (Struk­tur­re­form BVG), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 3393; BBl 2007 5669).

136 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 1 des BG vom 19. März 2010 (Struk­tur­re­form BVG), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 3393; BBl 2007 5669).

137 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 1 des BG vom 17. Dez. 2010 (Fi­nan­zie­rung von Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen öf­fent­lich-recht­li­cher Kör­per­schaf­ten), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 3385; BBl 2008 8411).

138Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 1 des BG vom 25. Ju­ni 1982 über die be­ruf­li­che Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­vor­sor­ge (AS 1983 797; BBl 1976 I 149). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 3. Okt. 2003 (1. BVG-Re­vi­si­on), Ziff. 6, 7, 10–12, 14(mit Aus­nah­me von Art. 66 Abs. 4), 15, 17–20 und 23in Kraft seit 1. April 2004, Ziff. 3–5, 8, 9, 13, 14(Art. 66 Abs. 4) und 16 in Kraft seit 1. Jan. 2005, Ziff. 1, 21und 22in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 2004 1677; BBl 2000 2637).

139 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Per­so­nal­für­sor­ge­stif­tun­gen), in Kraft seit 1. April 2016 (AS 2016 935; BBl 2014 61436649).

140 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Per­so­nal­für­sor­ge­stif­tun­gen), in Kraft seit 1. April 2016 (AS 2016 935; BBl 2014 61436649).

Zweiter Titel : Die Sammelvermögenbis141142

141 Berichtigt von der Redaktionskommission der BVers (Art. 58 Abs. 1 ParlG – SR 171.10).

142 Eingefügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Erwachsenenschutz, Per­sonenrecht und Kindesrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 89b  

A. Feh­len­de Ver­wal­tung

 

1 Ist bei öf­fent­li­cher Samm­lung für ge­mein­nüt­zi­ge Zwe­cke nicht für die Ver­wal­tung oder Ver­wen­dung des Sam­mel­ver­mö­gens ge­sorgt, so ord­net die zu­stän­di­ge Be­hör­de das Er­for­der­li­che an.

2 Sie kann für das Sam­mel­ver­mö­gen einen Sach­wal­ter oder ei­ne Sach­wal­te­rin er­nen­nen oder es ei­nem Ver­ein oder ei­ner Stif­tung mit mög­lichst gleich­ar­ti­gem Zweck zu­wen­den.

3 Auf die Sach­wal­ter­schaft sind die Vor­schrif­ten über die Bei­stand­schaf­ten im Er­wach­se­nen­schutz sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

Art. 89c  

B. Zu­stän­dig­keit

 

1 Zu­stän­dig ist der Kan­ton, in dem das Sam­mel­ver­mö­gen in sei­nem Haupt­be­stand­teil ver­wal­tet wor­den ist.

2 So­fern der Kan­ton nichts an­de­res be­stimmt, ist die Be­hör­de zu­stän­dig, die die Stif­tun­gen be­auf­sich­tigt.

Zweiter Teil: Das Familienrecht

Erste Abteilung: Das Eherecht

Dritter Titel: Die Eheschliessung143

143 Fassung gemäss Ziff. I 2 des BG vom 26. Juni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Erster Abschnitt: Das Verlöbnis

Art. 90  

A. Ver­lo­bung

 

1 Das Ver­löb­nis wird durch das Ehe­ver­spre­chen be­grün­det.

2 Min­der­jäh­ri­ge wer­den oh­ne Zu­stim­mung des ge­setz­li­chen Ver­tre­ters durch ih­re Ver­lo­bung nicht ver­pflich­tet.144

3 Aus dem Ver­löb­nis ent­steht kein klag­ba­rer An­spruch auf Ein­ge­hung der Ehe.

144 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 91  

B. Auf­lö­sung des Ver­löb­nis­ses

I. Ge­schen­ke

 

1 Mit Aus­nah­me der ge­wöhn­li­chen Ge­le­gen­heits­ge­schen­ke kön­nen die Ver­lob­ten Ge­schen­ke, die sie ein­an­der ge­macht ha­ben, bei Auf­lö­sung des Ver­löb­nis­ses zu­rück­for­dern, es sei denn, das Ver­löb­nis sei durch Tod auf­ge­löst wor­den.

2 Sind die Ge­schen­ke nicht mehr vor­han­den, so rich­tet sich die Rück­er­stat­tung nach den Be­stim­mun­gen über die un­ge­recht­fer­tig­te Be­rei­che­rung.

Art. 92145  

II. Bei­trags­pflicht

 

Hat ei­ne oder ei­ner der Ver­lob­ten im Hin­blick auf die Ehe­schlies­sung in gu­ten Treu­en Ver­an­stal­tun­gen ge­trof­fen, so kann sie oder er bei Auf­lö­sung des Ver­löb­nis­ses von der oder dem an­dern einen an­ge­mes­se­nen Bei­trag ver­lan­gen, so­fern dies nach den ge­sam­ten Um­stän­den nicht als un­bil­lig er­scheint.

145 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Ehe für al­le), in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2021 747; BBl 2019 8595; 2020 1273).

Art. 93  

III. Ver­jäh­rung

 

Die An­sprü­che aus dem Ver­löb­nis ver­jäh­ren mit Ab­lauf ei­nes Jah­res nach der Auf­lö­sung.

Zweiter Abschnitt: Die Ehevoraussetzungen

Art. 94146  

A. Ehe­fä­hig­keit

 

Die Ehe kann von zwei Per­so­nen ein­ge­gan­gen wer­den, die das 18. Al­ters­jahr zu­rück­ge­legt ha­ben und ur­teils­fä­hig sind.

146 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Ehe für al­le), in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2021 747; BBl 2019 8595; 2020 1273).

Art. 95  

B. Ehe­­hin­der­nis­se

I. Ver­wandt­schaft

 

1 Die Ehe­schlies­sung ist zwi­schen Ver­wand­ten in ge­ra­der Li­nie so­wie zwi­schen Ge­schwis­tern oder Halb­ge­schwis­tern, gleich­gül­tig ob sie mit­ein­an­der durch Ab­stam­mung oder durch Ad­op­ti­on ver­wandt sind, ver­bo­ten.148

2 Die Ad­op­ti­on hebt das Ehe­hin­der­nis der Ver­wandt­schaft zwi­schen dem Ad­op­tiv­kind und sei­nen Nach­kom­men ei­ner­seits und sei­ner an­ge­stamm­ten Fa­mi­lie an­der­seits nicht auf.

148 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 8 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 96149  

II. Frü­he­re Ehe oder ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft

 

Wer ei­ne Ehe ein­ge­hen will, hat den Nach­weis zu er­brin­gen, dass ei­ne frü­he­re Ehe oder ei­ne mit ei­ner Dritt­per­son be­grün­de­te ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft für un­gül­tig er­klärt oder auf­ge­löst wor­den ist.

149 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Ehe für al­le), in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2021 747; BBl 2019 8595; 2020 1273).

Dritter Abschnitt: Vorbereitung der Eheschliessung und Trauung

Art. 97  

A. Grund­sät­ze

 

1 Die Ehe wird nach dem Vor­be­rei­tungs­ver­fah­ren vor der Zi­vil­stands­be­am­tin oder dem Zi­vil­stands­be­am­ten ge­schlos­sen.

2 Die Ver­lob­ten kön­nen sich im Zi­vil­stands­kreis ih­rer Wahl trau­en las­sen.

3 Ei­ne re­li­gi­öse Ehe­schlies­sung darf vor der Zi­vil­trau­ung nicht durch­ge­führt wer­den.

Art. 97a150  

Abis. Um­ge­hung des Aus­län­der­rechts

 

1 Die Zi­vil­stands­be­am­tin oder der Zi­vil­stands­be­am­te tritt auf das Ge­such nicht ein, wenn ei­ne oder ei­ner der Ver­lob­ten of­fen­sicht­lich kei­ne Le­bens­ge­mein­schaft be­grün­den, son­dern die Be­stim­mun­gen über Zu­las­sung und Auf­ent­halt von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern um­ge­hen will.

2 Die Zi­vil­stands­be­am­tin oder der Zi­vil­stands­be­am­te hört die Ver­lob­ten an und kann bei an­de­ren Be­hör­den oder bei Dritt­per­so­nen Aus­künf­te ein­ho­len.

150 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 4 des BG vom 16. Dez. 2005 über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der (AS 2007 5437; BBl 2002 3709). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Ehe für al­le), in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2021 747; BBl 2019 8595; 2020 1273).

Art. 98  

B. Vor­be­rei­tungs­ver­fah­ren

I. Ge­such

 

1 Die Ver­lob­ten stel­len das Ge­such um Durch­füh­rung des Vor­be­rei­tungs­ver­fah­rens beim Zi­vil­stands­amt des Wohn­or­tes ei­ner oder ei­nes der Ver­lob­ten.151

2 Sie müs­sen per­sön­lich er­schei­nen. Falls sie nach­wei­sen, dass dies für sie of­fen­sicht­lich un­zu­mut­bar ist, wird die schrift­li­che Durch­füh­rung des Vor­be­rei­tungs­ver­fah­rens be­wil­ligt.

3 Sie ha­ben ih­re Per­so­na­li­en mit­tels Do­ku­men­ten zu be­le­gen und beim Zi­vil­stands­amt per­sön­lich zu er­klä­ren, dass sie die Ehe­vor­aus­set­zun­gen er­fül­len; sie le­gen die nö­ti­gen Zu­stim­mun­gen vor.

4 Ver­lob­te, die nicht Schwei­zer­bür­ge­rin­nen oder Schwei­zer­bür­ger sind, müs­sen wäh­rend des Vor­be­rei­tungs­ver­fah­rens ih­ren recht­mäs­si­gen Auf­ent­halt in der Schweiz nach­wei­sen.152

151 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Ehe für al­le), in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2021 747; BBl 2019 8595; 2020 1273).

152 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 12. Ju­ni 2009 (Un­ter­bin­dung von Ehen bei rechts­wid­ri­gem Auf­ent­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 3057; BBl 2008 24672481).

Art. 99  

II. Durch­füh­rung und Ab­schluss des Vor­be­rei­tungs­ver­fah­rens

 

1 Das Zi­vil­stands­amt prüft, ob:

1.
das Ge­such ord­nungs­ge­mä­ss ein­ge­reicht wor­den ist;
2.
die Iden­ti­tät der Ver­lob­ten fest­steht; und
3.153
die Ehe­vor­aus­set­zun­gen er­füllt sind, ins­be­son­de­re ob kei­ne Um­stän­de vor­lie­gen, die er­ken­nen las­sen, dass das Ge­such of­fen­sicht­lich nicht dem frei­en Wil­len der Ver­lob­ten ent­spricht.

2 Sind die­se An­for­de­run­gen er­füllt, so teilt es den Ver­lob­ten den Ab­schluss des Vor­be­rei­tungs­ver­fah­rens so­wie die ge­setz­li­che Frist für die Trau­ung mit.154

3 Es legt im Ein­ver­neh­men mit den Ver­lob­ten im Rah­men der kan­to­na­len Vor­schrif­ten den Zeit­punkt der Trau­ung fest oder stellt auf An­trag ei­ne Er­mäch­ti­gung zur Trau­ung in ei­nem an­dern Zi­vil­stands­kreis aus.

4 Das Zi­vil­stands­amt teilt der zu­stän­di­gen Be­hör­de die Iden­ti­tät von Ver­lob­ten mit, die ih­ren recht­mäs­si­gen Auf­ent­halt in der Schweiz nicht nach­ge­wie­sen ha­ben.155

153 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs‑ hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

154 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 28. Sept. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3813; BBl 2017 6769).

155 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 12. Ju­ni 2009 (Un­ter­bin­dung von Ehen bei rechts­wid­ri­gem Auf­ent­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 3057; BBl 2008 24672481).

Art. 100156  

III. Fris­ten

 

Die Trau­ung kann in­ner­halb von drei Mo­na­ten statt­fin­den, nach­dem der Ab­schluss des Vor­be­rei­tungs­ver­fah­rens mit­ge­teilt wur­de.

156 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 28. Sept. 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2019 3813; BBl 2017 6769).

Art. 101  

C. Trau­ung

I. Ort

 

1 Die Trau­ung fin­det im Trau­ungs­lo­kal des Zi­vil­stands­krei­ses statt, den die Ver­lob­ten ge­wählt ha­ben.

2 Ist das Vor­be­rei­tungs­ver­fah­ren in ei­nem an­dern Zi­vil­stands­kreis durch­ge­führt wor­den, so müs­sen die Ver­lob­ten ei­ne Trau­ungs­er­mäch­ti­gung vor­le­gen.

3 Wei­sen die Ver­lob­ten nach, dass es für sie of­fen­sicht­lich un­zu­mut­bar ist, sich in das Trau­ungs­lo­kal zu be­ge­ben, so kann die Trau­ung an ei­nem an­dern Ort statt­fin­den.

Art. 102  

II. Form

 

1 Die Trau­ung ist öf­fent­lich und fin­det in An­we­sen­heit von zwei voll­jäh­ri­gen und ur­teils­fä­hi­gen Zeu­gin­nen oder Zeu­gen statt.157

2 Die Zi­vil­stands­be­am­tin oder der Zi­vil­stands­be­am­te rich­tet an die Ver­lob­ten ein­zeln die Fra­ge, ob sie mit­ein­an­der die Ehe ein­ge­hen wol­len.158

3 Be­ja­hen die Ver­lob­ten die Fra­ge, wird die Ehe durch ih­re beid­sei­ti­ge Zu­stim­mung als ge­schlos­sen er­klärt.

157 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

158 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Ehe für al­le), in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2021 747; BBl 2019 8595; 2020 1273).

Art. 103  

D. Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen

 

Der Bun­des­rat und, im Rah­men ih­rer Zu­stän­dig­keit, die Kan­to­ne er­las­sen die nö­ti­gen Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen.

Vierter Abschnitt: Die Eheungültigkeit

Art. 104  

A. Grund­satz

 

Die vor der Zi­vil­stands­be­am­tin oder dem Zi­vil­stands­be­am­ten ge­schlos­se­ne Ehe kann nur aus ei­nem in die­sem Ab­schnitt vor­ge­se­he­nen Grund für un­gül­tig er­klärt wer­den.

Art. 105  

B. Un­be­fris­te­te Un­gül­tig­keit

I. Grün­de

 

Ein Un­gül­tig­keits­grund liegt vor, wenn:

1.159
zur Zeit der Ehe­schlies­sung ei­ner der Ehe­gat­ten be­reits ver­hei­ra­tet ist oder in ein­ge­tra­ge­ner Part­ner­schaft mit ei­ner Dritt­per­son lebt und die frü­he­re Ehe oder die ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft nicht auf­ge­löst wor­den ist;
2.
zur Zeit der Ehe­schlies­sung ei­ner der Ehe­gat­ten nicht ur­teils­fä­hig ist und seit­her nicht wie­der ur­teils­fä­hig ge­wor­den ist;
3.160
die Ehe­schlies­sung in­fol­ge Ver­wandt­schaft un­ter den Ehe­gat­ten ver­bo­ten ist;
4.161
ei­ner der Ehe­gat­ten nicht ei­ne Le­bens­ge­mein­schaft be­grün­den, son­dern die Be­stim­mun­gen über Zu­las­sung und Auf­ent­halt von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern um­ge­hen will;
5.162
ein Ehe­gat­te die Ehe nicht aus frei­em Wil­len ge­schlos­sen hat;
6.163
ei­ner der Ehe­gat­ten min­der­jäh­rig ist, es sei denn, die Wei­ter­füh­rung der Ehe ent­spricht den über­wie­gen­den In­ter­es­sen die­ses Ehe­gat­ten.

159 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Ehe für al­le), in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2021 747; BBl 2019 8595; 2020 1273).

160 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 8 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2006 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

161 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 4 des BG vom 16. Dez. 2005 über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 5437; BBl 2002 3709).

162 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs‑ hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

163 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs‑ hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

Art. 106  

II. Kla­ge

 

1 Die Kla­ge ist von der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de am Wohn­sitz der Ehe­gat­ten von Am­tes we­gen zu er­he­ben; über­dies kann je­der­mann kla­gen, der ein In­ter­es­se hat. So­weit dies mit ih­ren Auf­ga­ben ver­ein­bar ist, mel­den die Be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne der für die Kla­ge zu­stän­di­gen Be­hör­de, wenn sie An­lass zur An­nah­me ha­ben, dass ein Un­gül­tig­keits­grund vor­liegt.164

2 Nach Auf­lö­sung der Ehe wird de­ren Un­gül­tig­keit nicht mehr von Am­tes we­gen ver­folgt; es kann aber je­der­mann, der ein In­ter­es­se hat, die Un­gül­ti­g­er­klä­rung ver­lan­gen.

3 Die Kla­ge kann je­der­zeit ein­ge­reicht wer­den.

164 Letz­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs­hei­ra­ten, in Kraft seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

Art. 107  

C. Be­fris­te­te Un­gül­tig­keit

I. Grün­de

 

Ein Ehe­gat­te kann ver­lan­gen, dass die Ehe für un­gül­tig er­klärt wird, wenn er:

1.
bei der Trau­ung aus ei­nem vor­über­ge­hen­den Grund nicht ur­teils­fä­hig war;
2.
sich aus Irr­tum hat trau­en las­sen, sei es, dass er die Ehe selbst oder die Trau­ung mit der be­tref­fen­den Per­son nicht ge­wollt hat;
3.
die Ehe ge­schlos­sen hat, weil er über we­sent­li­che per­sön­li­che Ei­gen­schaf­ten des an­de­ren ab­sicht­lich ge­täuscht wor­den ist;
4.165

165 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 3 des BG vom 15. Ju­ni 2012 über Mass­nah­men ge­gen Zwangs‑ hei­ra­ten, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2013 (AS 2013 1035; BBl 2011 2185).

Art. 108  

II. Kla­ge

 

1 Die Un­gül­tig­keits­kla­ge ist in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit Kennt­nis des Un­gül­tig­keits­grun­des oder seit dem Weg­fall der Dro­hung ein­zu­rei­chen, in je­dem Fall aber vor Ab­lauf von fünf Jah­ren seit der Ehe­schlies­sung.

2 Das Kla­ge­recht geht nicht auf die Er­ben über; ein Er­be kann je­doch an der be­reits er­ho­be­nen Kla­ge fest­hal­ten.

Art. 109  

D. Wir­kun­gen des Ur­teils

 

1 Die Un­gül­tig­keit ei­ner Ehe wird erst wirk­sam, nach­dem das Ge­richt die Un­gül­ti­g­er­klä­rung aus­ge­spro­chen hat; bis zum Ur­teil hat die Ehe mit Aus­nah­me der erbrecht­li­chen An­sprü­che, die der über­le­ben­de Ehe­gat­te in je­dem Fall ver­liert, al­le Wir­kun­gen ei­ner gül­ti­gen Ehe.

2 Für die Wir­kun­gen der ge­richt­li­chen Un­gül­ti­g­er­klä­rung auf die Ehe­gat­ten und die Kin­der gel­ten sinn­ge­mä­ss die Be­stim­mun­gen über die Schei­dung.

3 Die Va­ter­schafts­ver­mu­tung des Ehe­man­nes ent­fällt, wenn die Ehe für un­gül­tig er­klärt wor­den ist, weil sie da­zu diente, die Be­stim­mun­gen über Zu­las­sung und Auf­ent­halt von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern zu um­ge­hen.166

166 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 4 des BG vom 16. Dez. 2005 über Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der, in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 5437; BBl 2002 3709).

Art. 110167  
 

167 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Vierter Titel: Die Ehescheidung und die Ehetrennung168

168 Fassung gemäss Ziff. I 3 des BG vom 26. Juni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Erster Abschnitt: Die Scheidungsvoraussetzungen

Art. 111169  

A. Schei­dung auf ge­mein­sa­mes Be­geh­ren

I. Um­fas­sen­de Ei­ni­gung

 

1 Ver­lan­gen die Ehe­gat­ten ge­mein­sam die Schei­dung und rei­chen sie ei­ne voll­stän­di­ge Ver­ein­ba­rung über die Schei­dungs­fol­gen mit den nö­ti­gen Be­le­gen und mit ge­mein­sa­men An­trä­gen hin­sicht­lich der Kin­der ein, so hört das Ge­richt sie ge­trennt und zu­sam­men an. Die An­hö­rung kann aus meh­re­ren Sit­zun­gen be­ste­hen.

2 Hat sich das Ge­richt da­von über­zeugt, dass das Schei­dungs­be­geh­ren und die Ver­ein­ba­rung auf frei­em Wil­len und reif­li­cher Über­le­gung be­ru­hen und die Ver­ein­ba­rung mit den An­trä­gen hin­sicht­lich der Kin­der ge­neh­migt wer­den kann, so spricht das Ge­richt die Schei­dung aus.

169 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2009 (Be­denk­zeit im Schei­dungs­ver­fah­ren auf ge­mein­sa­mes Be­geh­ren), in Kraft seit 1. Fe­br. 2010 (AS 2010 281; BBl 200819591975).

Art. 112  

II. Tei­lei­ni­gung

 

1 Die Ehe­gat­ten kön­nen ge­mein­sam die Schei­dung ver­lan­gen und er­klä­ren, dass das Ge­richt die Schei­dungs­fol­gen be­ur­tei­len soll, über die sie sich nicht ei­nig sind.

2 Das Ge­richt hört sie wie bei der um­fas­sen­den Ei­ni­gung zum Schei­dungs­be­geh­ren, zu den Schei­dungs­fol­gen, über die sie sich ge­ei­nigt ha­ben, so­wie zur Er­klä­rung, dass die üb­ri­gen Fol­gen ge­richt­lich zu be­ur­tei­len sind, an.

3170

170 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 113171  
 

171 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 114172  

B. Schei­dung auf Kla­ge ei­nes Ehe­gat­ten

I. Nach Ge­trennt­le­ben

 

Ein Ehe­gat­te kann die Schei­dung ver­lan­gen, wenn die Ehe­gat­ten bei Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit der Kla­ge oder bei Wech­sel zur Schei­dung auf Kla­ge min­des­tens zwei Jah­re ge­trennt ge­lebt ha­ben.

172 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Dez. 2003 (Tren­nungs­frist im Schei­dungs­recht), in Kraft seit 1. Ju­ni 2004 (AS 2004 2161; BBl 2003 39275825).

Art. 115173  

II. Un­zu­mut­bar­keit

 

Vor Ab­lauf der zwei­jäh­ri­gen Frist kann ein Ehe­gat­te die Schei­dung ver­lan­gen, wenn ihm die Fort­set­zung der Ehe aus schwer­wie­gen­den Grün­den, die ihm nicht zu­zu­rech­nen sind, nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann.

173 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Dez. 2003 (Tren­nungs­frist im Schei­dungs­recht), in Kraft seit 1. Ju­ni 2004 (AS 2004 2161; BBl 2003 39275825).

Art. 116174  
 

174 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Zweiter Abschnitt: Die Ehetrennung

Art. 117  

A. Vor­aus­set­zun­gen und Ver­fah­ren

 

1 Die Ehe­gat­ten kön­nen die Tren­nung un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen wie bei der Schei­dung ver­lan­gen.

2175

3 Das Recht, die Schei­dung zu ver­lan­gen, wird durch das Tren­nungs­ur­teil nicht be­rührt.

175 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 118  

B. Tren­nungs­fol­gen

 

1 Mit der Tren­nung tritt von Ge­set­zes we­gen Gü­ter­tren­nung ein.

2 Im Üb­ri­gen fin­den die Be­stim­mun­gen über Mass­nah­men zum Schutz der ehe­li­chen Ge­mein­schaft sinn­ge­mä­ss An­wen­dung.

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