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Siebenter Titel: Die Entstehung des Kindesverhältnisses 235

235Fassung gemäss Ziff. I 1 des BG vom 25. Juni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Erster Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen 236

236Fassung gemäss Ziff. I 1 des BG vom 25. Juni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 252237  

A. Ent­ste­hung des Kin­des­ver­hält­nis­ses im All­ge­mei­nen

 

1 Das Kin­des­ver­hält­nis ent­steht zwi­schen dem Kind und der Mut­ter mit der Ge­burt.

2 Zwi­schen dem Kind und dem an­de­ren El­tern­teil wird es kraft der Ehe der Mut­ter be­grün­det oder, so­weit ge­setz­lich vor­ge­se­hen, durch An­er­ken­nung oder durch das Ge­richt fest­ge­stellt.238

3 Aus­ser­dem ent­steht das Kin­des­ver­hält­nis durch Ad­op­ti­on.

237Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

238 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Ehe für al­le), in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2021 747; BBl 2019 8595; 2020 1273).

Art. 253239  

B. …

 

239Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

Art. 254240  
 

240Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Zweiter Abschnitt: Die Elternschaft des Ehemannes oder der Ehefrau 241

241 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Ehe für alle), in Kraft seit 1. Juli 2022 (AS 2021 747; BBl 2019 8595; 2020 1273).

Art. 255243  

A. Ver­mu­tung

I. El­tern­schaft des Ehe­man­nes

 

1 Ist ein Kind wäh­rend der Ehe ge­bo­ren, so gilt der Ehe­mann als Va­ter.

2 Stirbt der Ehe­mann, so gilt er als Va­ter, wenn das Kind in­nert 300 Ta­gen nach sei­nem Tod ge­bo­ren wird oder bei spä­te­rer Ge­burt nach­ge­wie­se­ner­mas­sen vor dem Tod des Ehe­man­nes ge­zeugt wor­den ist.

3 Wird der Ehe­mann für ver­schol­len er­klärt, so gilt er als Va­ter, wenn das Kind vor Ab­lauf von 300 Ta­gen seit dem Zeit­punkt der To­des­ge­fahr oder der letz­ten Nach­richt ge­bo­ren wor­den ist.

243Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Art. 255a244  

II. El­tern­schaft der Ehe­frau

 

1 Ist die Mut­ter zum Zeit­punkt der Ge­burt mit ei­ner Frau ver­hei­ra­tet und wur­de das Kind nach den Be­stim­mun­gen des Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­set­zes vom 18. De­zem­ber 1998245 durch ei­ne Sa­men­spen­de ge­zeugt, so gilt die Ehe­frau der Mut­ter als der an­de­re El­tern­teil.

2 Stirbt die Ehe­frau der Mut­ter oder wird sie für ver­schol­len er­klärt, so gilt sie als El­tern­teil, wenn die In­se­mi­na­ti­on vor ih­rem Tod oder dem Zeit­punkt der To­des­ge­fahr oder der letz­ten Nach­richt statt­ge­fun­den hat.

244 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. Dez. 2020 (Ehe für al­le), in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2021 747; BBl 2019 8595; 2020 1273).

245 SR 810.11

Art. 256247  

B. An­fech­tung der El­tern­schaft des Ehe­man­nes

I. Kla­ge­recht

 

1 Die Ver­mu­tung der Va­ter­schaft kann beim Ge­richt an­ge­foch­ten wer­den:

1.
vom Ehe­mann;
2.248
vom Kind, wenn wäh­rend sei­ner Min­der­jäh­rig­keit der ge­mein­sa­me Haus­halt der Ehe­gat­ten auf­ge­hört hat.

2 Die Kla­ge des Ehe­man­nes rich­tet sich ge­gen das Kind und die Mut­ter, die Kla­ge des Kin­des ge­gen den Ehe­mann und die Mut­ter.

3 Der Ehe­mann hat kei­ne Kla­ge, wenn er der Zeu­gung durch einen Drit­ten zu­ge­stimmt hat. Für das An­fech­tungs­recht des Kin­des bleibt das Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­setz vom 18. De­zem­ber 1998249 vor­be­hal­ten.250

247Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

248 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

249 SR 810.11

250 Fas­sung ge­mä­ss Art. 39 des Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­set­zes vom 18. Dez. 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 3055; BBl 1996 III 205).

Art. 256a251  

II. Kla­ge­grund

1. Bei Zeu­gung wäh­rend der Ehe

 

1 Ist ein Kind wäh­rend der Ehe ge­zeugt wor­den, so hat der Klä­ger nach­zu­wei­sen, dass der Ehe­mann nicht der Va­ter ist.

2 Ist das Kind frü­he­s­tens 180 Ta­ge nach Ab­schluss und spä­tes­tens 300 Ta­ge nach Auf­lö­sung der Ehe durch Tod ge­bo­ren, so wird ver­mu­tet, dass es wäh­rend der Ehe ge­zeugt wor­den ist.252

251Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

252 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Art. 256b253  

2. Bei Zeu­gung vor der Ehe oder wäh­rend Auf­he­bung des Haus­hal­tes

 

1 Ist ein Kind vor Ab­schluss der Ehe oder zu ei­ner Zeit ge­zeugt wor­den, da der ge­mein­sa­me Haus­halt auf­ge­ho­ben war, so ist die An­fech­tung nicht wei­ter zu be­grün­den.

2 Die Va­ter­schaft des Ehe­man­nes wird je­doch auch in die­sem Fall ver­mu­tet, wenn glaub­haft ge­macht wird, dass er um die Zeit der Emp­fäng­nis der Mut­ter bei­ge­wohnt hat.

253Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 256c254  

III. Kla­ge­frist

 

1 Der Ehe­mann hat die Kla­ge bin­nen Jah­res­frist ein­zu­rei­chen, seit­dem er die Ge­burt und die Tat­sa­che er­fah­ren hat, dass er nicht der Va­ter ist oder dass ein Drit­ter der Mut­ter um die Zeit der Emp­fäng­nis bei­ge­wohnt hat, in je­dem Fall aber vor Ab­lauf von fünf Jah­ren seit der Ge­burt.

2 Die Kla­ge des Kin­des ist spä­tes­tens ein Jahr nach Er­rei­chen der Voll­jäh­rig­keit zu er­he­ben.255

3 Nach Ab­lauf der Frist wird ei­ne An­fech­tung zu­ge­las­sen, wenn die Ver­spä­tung mit wich­ti­gen Grün­den ent­schul­digt wird.

254Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

255 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 257256  

C. Zu­sam­men­tref­fen zwei­er Ver­mu­tun­gen

 

1 Ist ein Kind vor Ab­lauf von 300 Ta­gen seit der Auf­lö­sung der Ehe durch Tod ge­bo­ren und hat die Mut­ter in­zwi­schen ei­ne neue Ehe ge­schlos­sen, so gilt der zwei­te Ehe­mann als Va­ter.257

2 Wird die­se Ver­mu­tung be­sei­tigt, so gilt der ers­te Ehe­mann als Va­ter.


256Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

257 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Art. 258258  

D. Kla­ge der El­tern

 

1 Ist der Ehe­mann vor Ab­lauf der Kla­ge­frist ge­stor­ben oder ur­teil­s­un­fä­hig ge­wor­den, so kann die An­fech­tungs­kla­ge von sei­nem Va­ter oder sei­ner Mut­ter er­ho­ben wer­den.

2 Die Be­stim­mun­gen über die An­fech­tung durch den Ehe­mann fin­den ent­spre­chen­de An­wen­dung.

3 Die ein­jäh­ri­ge Kla­ge­frist be­ginnt frü­he­s­tens mit der Kennt­nis des To­des oder der Ur­teil­s­un­fä­hig­keit des Ehe­man­nes.

258Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 259259  

E. Hei­rat der El­tern

 

1 Hei­ra­ten die El­tern ein­an­der, so fin­den auf das vor­her ge­bo­re­ne Kind die Be­stim­mun­gen über das wäh­rend der Ehe ge­bo­re­ne ent­spre­chen­de An­wen­dung, so­bald die Va­ter­schaft des Ehe­man­nes durch An­er­ken­nung oder Ur­teil fest­ge­stellt ist.

2 Die An­er­ken­nung kann an­ge­foch­ten wer­den:

1.
von der Mut­ter;
2.260
vom Kind, oder nach sei­nem To­de von den Nach­kom­men, wenn wäh­rend sei­ner Min­der­jäh­rig­keit der ge­mein­sa­me Haus­halt der Ehe­gat­ten auf­ge­hört hat oder die An­er­ken­nung erst nach Vollen­dung sei­nes zwölf­ten Al­ters­jah­res aus­ge­spro­chen wor­den ist;
3.
von der Hei­mat- oder Wohn­sitz­ge­mein­de des Ehe­man­nes;
4.
vom Ehe­mann.

3 Die Vor­schrif­ten über die An­fech­tung der An­er­ken­nung fin­den ent­spre­chen­de An­wen­dung.

259Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

260 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Dritter Abschnitt: Anerkennung und Vaterschaftsurteil 261

261Fassung gemäss Ziff. I 1 des BG vom 25. Juni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 260262  

A. An­er­ken­nung

I. Zu­läs­sig­keit und Form

 

1 Be­steht das Kin­des­ver­hält­nis nur zur Mut­ter, so kann der Va­ter das Kind an­er­ken­nen.

2 Ist der An­er­ken­nen­de min­der­jäh­rig, steht er un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft oder hat die Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de ei­ne ent­spre­chen­de An­ord­nung ge­trof­fen, so ist die Zu­stim­mung sei­nes ge­setz­li­chen Ver­tre­ters not­wen­dig.263

3 Die An­er­ken­nung er­folgt durch Er­klä­rung vor dem Zi­vil­stands­be­am­ten oder durch letzt­wil­li­ge Ver­fü­gung oder, wenn ei­ne Kla­ge auf Fest­stel­lung der Va­ter­schaft hän­gig ist, vor dem Ge­richt.

262Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

263 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 260a264  

II. An­fech­tung

1. Kla­ge­recht

 

1 Die An­er­ken­nung kann von je­der­mann, der ein In­ter­es­se hat, beim Ge­richt an­ge­foch­ten wer­den, na­ment­lich von der Mut­ter, vom Kind und nach sei­nem To­de von den Nach­kom­men so­wie von der Hei­mat- oder Wohn­sitz­ge­mein­de des An­er­ken­nen­den.

2 Dem An­er­ken­nen­den steht die­se Kla­ge nur zu, wenn er das Kind un­ter dem Ein­fluss ei­ner Dro­hung mit ei­ner na­hen und er­heb­li­chen Ge­fahr für das Le­ben, die Ge­sund­heit, die Eh­re oder das Ver­mö­gen sei­ner selbst oder ei­ner ihm na­he ste­hen­den Per­son oder in ei­nem Irr­tum über sei­ne Va­ter­schaft an­er­kannt hat.

3 Die Kla­ge rich­tet sich ge­gen den An­er­ken­nen­den und das Kind, so­weit die­se nicht sel­ber kla­gen.

264Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 260b265  

2. Kla­ge­grund

 

1 Der Klä­ger hat zu be­wei­sen, dass der An­er­ken­nen­de nicht der Va­ter des Kin­des ist.

2 Mut­ter und Kind ha­ben die­sen Be­weis je­doch nur zu er­brin­gen, wenn der An­er­ken­nen­de glaub­haft macht, dass er der Mut­ter um die Zeit der Emp­fäng­nis bei­ge­wohnt ha­be.

265Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 260c266  

3. Kla­ge­frist

 

1 Die Kla­ge ist bin­nen Jah­res­frist ein­zu­rei­chen, seit­dem der Klä­ger von der An­er­ken­nung und von der Tat­sa­che Kennt­nis er­hielt, dass der An­er­ken­nen­de nicht der Va­ter ist oder dass ein Drit­ter der Mut­ter um die Zeit der Emp­fäng­nis bei­ge­wohnt hat, oder seit­dem er den Irr­tum ent­deck­te oder seit­dem die Dro­hung weg­fiel, in je­dem Fall aber vor Ab­lauf von fünf Jah­ren seit der An­er­ken­nung.

2 Die Kla­ge des Kin­des kann in je­dem Fall bis zum Ab­lauf ei­nes Jah­res nach Er­rei­chen der Voll­jäh­rig­keit er­ho­ben wer­den.267

3 Nach Ab­lauf der Frist wird ei­ne An­fech­tung zu­ge­las­sen, wenn die Ver­spä­tung mit wich­ti­gen Grün­den ent­schul­digt wird.

266Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

267 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 261268  

B. Va­ter­schafts­kla­ge

I. Kla­ge­recht

 

1 So­wohl die Mut­ter als das Kind kön­nen auf Fest­stel­lung des Kin­des­ver­hält­nis­ses zwi­schen dem Kind und dem Va­ter kla­gen.

2 Die Kla­ge rich­tet sich ge­gen den Va­ter oder, wenn er ge­stor­ben ist, nach­ein­an­der ge­gen sei­ne Nach­kom­men, El­tern oder Ge­schwis­ter oder, wenn sol­che feh­len, ge­gen die zu­stän­di­ge Be­hör­de sei­nes letz­ten Wohn­sit­zes.

3 Ist der Va­ter ge­stor­ben, so wird sei­ner Ehe­frau zur Wah­rung ih­rer In­ter­es­sen die Ein­rei­chung der Kla­ge vom Ge­richt mit­ge­teilt.

268Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 262269  

II. Ver­mu­tung

 

1 Hat der Be­klag­te in der Zeit vom 300. bis zum 180. Tag vor der Ge­burt des Kin­des der Mut­ter bei­ge­wohnt, so wird sei­ne Va­ter­schaft ver­mu­tet.

2 Die­se Ver­mu­tung gilt auch, wenn das Kind vor dem 300. oder nach dem 180. Tag vor der Ge­burt ge­zeugt wor­den ist und der Be­klag­te der Mut­ter um die Zeit der Emp­fäng­nis bei­ge­wohnt hat.

3 Die Ver­mu­tung fällt weg, wenn der Be­klag­te nach­weist, dass sei­ne Va­ter­schaft aus­ge­schlos­sen oder we­ni­ger wahr­schein­lich ist als die ei­nes Drit­ten.

269Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 263270  

III. Kla­ge­frist

 

1 Die Kla­ge kann vor oder nach der Nie­der­kunft an­ge­bracht wer­den, ist aber ein­zu­rei­chen:

1.
von der Mut­ter vor Ab­lauf ei­nes Jah­res seit der Ge­burt;
2.271
vom Kind vor Ab­lauf ei­nes Jah­res nach Er­rei­chen der Voll­jäh­rig­keit.

2 Be­steht schon ein Kin­des­ver­hält­nis zu ei­nem an­dern Mann, so kann die Kla­ge in je­dem Fall in­ner­halb ei­nes Jah­res seit dem Tag, da es be­sei­tigt ist, an­ge­bracht wer­den.

3 Nach Ab­lauf der Frist wird ei­ne Kla­ge zu­ge­las­sen, wenn die Ver­spä­tung mit wich­ti­gen Grün­den ent­schul­digt wird.

270Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

271 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Vierter Abschnitt : Die Adoption272

272Ursprünglich Dritter Abschnitt.

Art. 264273  

A. Ad­op­ti­on Min­der­jäh­ri­ger

I. All­ge­mei­ne Vor­aus­set­zun­gen

 

1 Ein min­der­jäh­ri­ges Kind darf ad­op­tiert wer­den, wenn die ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen wäh­rend min­des­tens ei­nes Jah­res für Pfle­ge und Er­zie­hung des Kin­des ge­sorgt ha­ben und nach den ge­sam­ten Um­stän­den zu er­war­ten ist, die Be­grün­dung ei­nes Kin­des­ver­hält­nis­ses die­ne sei­nem Wohl, oh­ne an­de­re Kin­der die­ser Per­so­nen in un­bil­li­ger Wei­se zu­rück­zu­set­zen.

2 Ei­ne Ad­op­ti­on ist nur mög­lich, wenn die ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen auf­grund ih­res Al­ters und ih­rer per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se für das Kind vor­aus­sicht­lich bis zu des­sen Voll­jäh­rig­keit sor­gen kön­nen.

273Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 264a274  

II. Ge­mein­schaft­li­che Ad­op­ti­on

 

1 Ehe­gat­ten dür­fen ein Kind ge­mein­schaft­lich ad­op­tie­ren, wenn sie seit min­des­tens drei Jah­ren einen ge­mein­sa­men Haus­halt füh­ren und bei­de min­des­tens 28 Jah­re alt sind.

2 Vom Min­destal­ter kann ab­ge­wi­chen wer­den, wenn dies zur Wah­rung des Kin­des­wohls nö­tig ist. Die Ehe­gat­ten ha­ben die Ab­wei­chung zu be­grün­den.

274Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 264b275  

III. Ein­zela­d­op­ti­on

 

1 Ei­ne Per­son, die nicht ver­hei­ra­tet ist und nicht in ein­ge­tra­ge­ner Part­ner­schaft lebt, darf ein Kind al­lein ad­op­tie­ren, wenn sie min­des­tens 28 Jah­re alt ist.

2 Ei­ne ver­hei­ra­te­te Per­son, die min­des­tens 28 Jah­re alt ist, darf ein Kind al­lein ad­op­tie­ren, wenn der Ehe­gat­te dau­ernd ur­teil­s­un­fä­hig oder seit mehr als zwei Jah­ren mit un­be­kann­tem Auf­ent­halt ab­we­send ist oder wenn die Ehe seit mehr als drei Jah­ren ge­richt­lich ge­trennt ist.

3 Ei­ne in ein­ge­tra­ge­ner Part­ner­schaft le­ben­de Per­son, die min­des­tens 28 Jah­re alt ist, darf ein Kind al­lein ad­op­tie­ren, wenn ih­re ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder ihr ein­ge­tra­ge­ner Part­ner dau­ernd ur­teil­s­un­fä­hig oder seit mehr als zwei Jah­ren mit un­be­kann­tem Auf­ent­halt ab­we­send ist.

4 Vom Min­destal­ter kann ab­ge­wi­chen wer­den, wenn dies zur Wah­rung des Kin­des­wohls nö­tig ist. Die ad­op­ti­ons­wil­li­ge Per­son hat die Ab­wei­chung zu be­grün­den.

275Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 264c276  

IV. Stief­kin­dad­op­ti­on

 

1 Ei­ne Per­son darf das Kind ad­op­tie­ren, mit des­sen Mut­ter oder Va­ter sie:

1.
ver­hei­ra­tet ist;
2.
in ein­ge­tra­ge­ner Part­ner­schaft lebt;
3.
ei­ne fak­ti­sche Le­bens­ge­mein­schaft führt.

2 Das Paar muss seit min­des­tens drei Jah­ren einen ge­mein­sa­men Haus­halt füh­ren.

3 Per­so­nen in ei­ner fak­ti­schen Le­bens­ge­mein­schaft dür­fen we­der ver­hei­ra­tet noch durch ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ge­bun­den sein.

276Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 264d277  

V. Al­ters­un­ter­schied

 

1 Der Al­ters­un­ter­schied zwi­schen dem Kind und den ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen darf nicht we­ni­ger als 16 Jah­re und nicht mehr als 45 Jah­re be­tra­gen.

2 Da­von kann ab­ge­wi­chen wer­den, wenn dies zur Wah­rung des Kin­des­wohls nö­tig ist. Die ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen ha­ben die Ab­wei­chung zu be­grün­den.

277Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 265278  

VI. Zu­stim­mung des Kin­des und der Kin­des­schutz­be­hör­de

 

1 Ist das Kind ur­teils­fä­hig, so be­darf die Ad­op­ti­on sei­ner Zu­stim­mung.

2 Ist es be­vor­mun­det oder ver­bei­stän­det, so kann, auch wenn es ur­teils­fä­hig ist, die Ad­op­ti­on nur mit Zu­stim­mung der Kin­des­schutz­be­hör­de er­fol­gen.


278Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 265a280  

VII. Zu­stim­mung der El­tern

1. Form

 

1 Die Ad­op­ti­on be­darf der Zu­stim­mung des Va­ters und der Mut­ter des Kin­des.

2 Die Zu­stim­mung ist bei der Kin­des­schutz­be­hör­de am Wohn­sitz oder Auf­ent­halts­ort der El­tern oder des Kin­des münd­lich oder schrift­lich zu er­klä­ren und im Pro­to­koll vorzu­mer­ken.

3 Sie ist gül­tig, selbst wenn die ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen nicht ge­nannt oder noch nicht be­stimmt sind.281

280Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

281Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 265b282  

2. Zeit­punkt

 

1 Die Zu­stim­mung darf nicht vor Ab­lauf von sechs Wo­chen seit der Ge­burt des Kin­des er­teilt wer­den.

2 Sie kann bin­nen sechs Wo­chen seit ih­rer Ent­ge­gen­nah­me wi­der­ru­fen wer­den.

3 Wird sie nach ei­nem Wi­der­ruf er­neu­ert, so ist sie end­gül­tig.

282Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

Art. 265c283  

3. Ab­se­hen von der Zu­stim­mung

a. Vor­aus­set­zun­gen

 

Von der Zu­stim­mung ei­nes El­tern­teils kann ab­ge­se­hen wer­den, wenn er un­be­kannt, mit un­be­kann­tem Auf­ent­halt län­ger ab­we­send oder dau­ernd ur­teil­s­un­fä­hig ist.

283Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 265d284  

b. Ent­scheid

 

1 Wird das Kind ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen zum Zweck der spä­te­ren Ad­op­ti­on an­ver­traut und fehlt die Zu­stim­mung ei­nes El­tern­teils, so ent­schei­det die Kin­des­schutz­be­hör­de am Wohn­sitz des Kin­des auf Ge­such der mit der Vor­mund­schaft oder Bei­stand­schaft be­trau­ten Per­son, ei­ner Ver­mitt­lungs­stel­le oder der ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen und in der Re­gel vor­gän­gig, ob von die­ser Zu­stim­mung ab­ge­se­hen wer­den kann.285

2 In den an­dern Fäl­len ist hier­über an­läss­lich der Ad­op­ti­on zu ent­schei­den.

3286

284Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

285Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

286Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 266287  

B. Ad­op­ti­on ei­ner voll­jäh­ri­gen Per­son

 

1 Ei­ne voll­jäh­ri­ge Per­son darf ad­op­tiert wer­den, wenn:

1.
sie aus kör­per­li­chen, geis­ti­gen oder psy­chi­schen Grün­den dau­ernd hilfs­be­dürf­tig ist und die ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen ihr wäh­rend min­des­tens ei­nes Jah­res Pfle­ge er­wie­sen ha­ben;
2.
die ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen ihr wäh­rend ih­rer Min­der­jäh­rig­keit min­des­tens ein Jahr lang Pfle­ge und Er­zie­hung er­wie­sen ha­ben; oder
3.
an­de­re wich­ti­ge Grün­de vor­lie­gen und sie wäh­rend min­des­tens ei­nes Jah­res mit den ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen im glei­chen Haus­halt ge­lebt hat.

2 Im Üb­ri­gen sind die Be­stim­mun­gen über die Ad­op­ti­on Min­der­jäh­ri­ger sinn­ge­mä­ss an­wend­bar; aus­ge­nom­men da­von ist die Be­stim­mung über die Zu­stim­mung der El­tern.

287Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 267288  

C. Wir­kun­gen

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Das Ad­op­tiv­kind er­hält die Rechts­stel­lung ei­nes Kin­des der ad­op­tie­ren­den Per­so­nen.

2 Das bis­he­ri­ge Kin­des­ver­hält­nis er­lischt.

3 Das Kin­des­ver­hält­nis er­lischt nicht zum El­tern­teil, der mit der ad­op­tie­ren­den Per­son:

1.
ver­hei­ra­tet ist;
2.
in ein­ge­tra­ge­ner Part­ner­schaft lebt;
3.
ei­ne fak­ti­sche Le­bens­ge­mein­schaft führt.

288Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 267a289  

II. Na­me

 

1 Bei der ge­mein­schaft­li­chen Ad­op­ti­on und bei der Ein­zela­d­op­ti­on kann dem min­der­jäh­ri­gen Kind ein neu­er Vor­na­me ge­ge­ben wer­den, wenn ach­tens­wer­te Grün­de vor­lie­gen. Vor­her wird das Kind durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de oder ei­ne be­auf­trag­te Dritt­per­son in ge­eig­ne­ter Wei­se per­sön­lich an­ge­hört, so­fern sein Al­ter oder an­de­re wich­ti­ge Grün­de nicht da­ge­gen spre­chen. Ist das Kind min­des­tens zwölf Jah­re alt, so be­darf die Än­de­rung sei­ner Zu­stim­mung.

2 Der Na­me des Kin­des be­stimmt sich nach den Be­stim­mun­gen über die Wir­kun­gen des Kin­des­ver­hält­nis­ses. Die­se gel­ten bei der Ad­op­ti­on des Kin­des durch die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin sei­ner Mut­ter oder den ein­ge­tra­ge­nen Part­ner sei­nes Va­ters sinn­ge­mä­ss.

3 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann ei­ner zu ad­op­tie­ren­den voll­jäh­ri­gen Per­son die Wei­ter­füh­rung des bis­he­ri­gen Na­mens be­wil­li­gen, wenn ach­tens­wer­te Grün­de vor­lie­gen.

4 Die Na­mens­än­de­rung ei­ner zu ad­op­tie­ren­den voll­jäh­ri­gen Per­son hat kei­ne Aus­wir­kun­gen auf die Na­mens­füh­rung von Per­so­nen, de­ren Na­me sich aus dem bis­he­ri­gen Na­men der zu ad­op­tie­ren­den Per­son ab­lei­tet, es sei denn, die­se stim­men ei­ner Na­mens­än­de­rung aus­drück­lich zu.

289Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 267b290  

III. Bür­ger­recht

 

Das Bür­ger­recht des min­der­jäh­ri­gen Kin­des be­stimmt sich nach den Be­stim­mun­gen über die Wir­kun­gen des Kin­des­ver­hält­nis­ses.

290Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268291  

D. Ver­fah­ren

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Ad­op­ti­on wird von der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de am Wohn­sitz der Ad­op­tiv­el­tern aus­ge­spro­chen.

2 Die Ad­op­ti­ons­vor­aus­set­zun­gen müs­sen be­reits bei der Ein­rei­chung des Ge­suchs er­füllt sein.292

3 Ist das Ge­such ein­ge­reicht, so hin­dert Tod oder Ein­tritt der Ur­teil­s­un­fä­hig­keit der ad­op­tie­ren­den Per­son die Ad­op­ti­on nicht, so­fern die an­de­ren Vor­aus­set­zun­gen wei­ter­hin er­füllt sind.293

4 Wird das Kind nach Ein­rei­chung des Ge­suchs voll­jäh­rig, so blei­ben die Be­stim­mun­gen über die Ad­op­ti­on Min­der­jäh­ri­ger an­wend­bar, wenn de­ren Vor­aus­set­zun­gen vor­her er­füllt wa­ren.294

5 Der Ad­op­ti­ons­ent­scheid ent­hält al­le für die Ein­tra­gung in das Per­so­nen­stands­re­gis­ter er­for­der­li­chen An­ga­ben be­tref­fend den Vor­na­men, den Na­men und das Bür­ger­recht der ad­op­tier­ten Per­son.295

291Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

292Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

293Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

294Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

295Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268a296  

II. Un­ter­su­chung

 

1 Die Ad­op­ti­on darf erst nach um­fas­sen­der Un­ter­su­chung al­ler we­sent­li­chen Um­stän­de, nö­ti­gen­falls un­ter Bei­zug von Sach­ver­stän­di­gen, aus­ge­spro­chen wer­den.

2 Na­ment­lich sind die Per­sön­lich­keit und die Ge­sund­heit der ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen und des Kin­des, ih­re ge­gen­sei­ti­ge Be­zie­hung, die er­zie­he­ri­sche Eig­nung, die wirt­schaft­li­che La­ge, die Be­weg­grün­de und die Fa­mi­li­en­ver­hält­nis­se der ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen so­wie die Ent­wick­lung des Pfle­ge­ver­hält­nis­ses ab­zu­klä­ren.297

3298

296Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

297Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

298Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268abis299  

III. An­hö­rung des Kin­des

 

1 Das Kind wird durch die für das Ad­op­ti­ons­ver­fah­ren zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de oder durch ei­ne be­auf­trag­te Dritt­per­son in ge­eig­ne­ter Wei­se per­sön­lich an­ge­hört, so­fern sein Al­ter oder an­de­re wich­ti­ge Grün­de nicht da­ge­gen spre­chen.

2 Über die An­hö­rung ist Pro­to­koll zu füh­ren.

3 Das ur­teils­fä­hi­ge Kind kann die Ver­wei­ge­rung der An­hö­rung mit Be­schwer­de an­fech­ten.

299Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268ater300  

IV. Ver­tre­tung des Kin­des

 

1 Die für das Ad­op­ti­ons­ver­fah­ren zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de ord­net wenn nö­tig die Ver­tre­tung des Kin­des an und be­zeich­net als Ver­tre­tung ei­ne in für­sor­ge­ri­schen und recht­li­chen Fra­gen er­fah­re­ne Per­son.

2 Stellt das ur­teils­fä­hi­ge Kind An­trag auf ei­ne Ver­tre­tung, so ist die­se an­zu­ord­nen.

3 Das ur­teils­fä­hi­ge Kind kann die Nicht­an­ord­nung mit Be­schwer­de an­fech­ten.

300Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268aquater301  

V. Wür­di­gung der Ein­stel­lung von An­ge­hö­ri­gen

 

1 Ha­ben die ad­op­ti­ons­wil­li­gen Per­so­nen Nach­kom­men, so ist de­ren Ein­stel­lung zur Ad­op­ti­on zu wür­di­gen.

2 Vor der Ad­op­ti­on ei­ner voll­jäh­ri­gen Per­son zu­sätz­lich zu wür­di­gen ist die Ein­stel­lung:

1.
des Ehe­gat­ten oder der ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin oder des ein­ge­tra­ge­nen Part­ners der zu ad­op­tie­ren­den Per­son;
2.
der leib­li­chen El­tern der zu ad­op­tie­ren­den Per­son; und
3.
der Nach­kom­men der zu ad­op­tie­ren­den Per­son, so­fern nicht ihr Al­ter oder an­de­re wich­ti­ge Grün­de da­ge­gen spre­chen.

3 Der Ad­op­ti­ons­ent­scheid ist die­sen Per­so­nen, so­fern mög­lich, mit­zu­tei­len.

301Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268b302  

Dbis.Ad­op­ti­ons­ge­heim­nis

 

1 Das Ad­op­tiv­kind und die Ad­op­tiv­el­tern ha­ben An­spruch auf Wah­rung des Ad­op­ti­ons­ge­heim­nis­ses.

2 Iden­ti­fi­zie­ren­de In­for­ma­tio­nen über das min­der­jäh­ri­ge Kind oder über sei­ne Ad­op­tiv­el­tern dür­fen den leib­li­chen El­tern nur be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn das Kind ur­teils­fä­hig ist und die Ad­op­tiv­el­tern so­wie das Kind der Be­kannt­ga­be zu­ge­stimmt ha­ben.

3 Iden­ti­fi­zie­ren­de In­for­ma­tio­nen über das voll­jäh­ri­ge Kind dür­fen den leib­li­chen El­tern so­wie de­ren di­rek­ten Nach­kom­men be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn das Kind der Be­kannt­ga­be zu­ge­stimmt hat.

302Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268c303  

Dter.Aus­kunft über die Ad­op­ti­on und die leib­li­chen El­tern und de­ren Nach­kom­men

 

1 Die Ad­op­tiv­el­tern ha­ben das Kind ent­spre­chend sei­nem Al­ter und sei­ner Rei­fe über die Tat­sa­che sei­ner Ad­op­ti­on in Kennt­nis zu set­zen.

2 Das min­der­jäh­ri­ge Kind hat An­spruch auf Aus­kunft über sei­ne leib­li­chen El­tern, so­weit da­durch kei­ne Rück­schlüs­se auf de­ren Iden­ti­tät mög­lich sind. Iden­ti­fi­zie­ren­de In­for­ma­tio­nen er­hält es nur, wenn es ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se nach­wei­sen kann.

3Das voll­jäh­ri­ge Kind kann je­der­zeit ver­lan­gen, dass ihm die Per­so­na­li­en sei­ner leib­li­chen El­tern und wei­te­re In­for­ma­tio­nen über die­se be­kannt ge­ge­ben wer­den. Aus­ser­dem kann es ver­lan­gen, dass ihm In­for­ma­tio­nen über di­rek­te Nach­kom­men sei­ner leib­li­chen El­tern be­kannt ge­ge­ben wer­den, wenn die Nach­kom­men voll­jäh­rig sind und der Be­kannt­ga­be zu­ge­stimmt ha­ben.

303Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 22. Ju­ni 2001 zum Haa­ger Ad­op­ti­ons­über­ein­kom­men und über Mass­nah­men zum Schutz des Kin­des bei in­ter­na­tio­na­len Ad­op­tio­nen (AS 2002 3988; BBl 1999 5795). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268d304  

Dqua­ter. Kan­to­na­le Aus­kunfts­stel­le und Such­diens­te

 

1 Aus­kunft über die leib­li­chen El­tern, über de­ren di­rek­te Nach­kom­men so­wie über das Kind er­teilt die für das Ad­op­ti­ons­ver­fah­ren zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de.

2 Die Be­hör­de in­for­miert die vom Aus­kunfts­ge­such be­trof­fe­ne Per­son über das Ge­such und holt, wo nö­tig, de­ren Zu­stim­mung zur Kon­takt­auf­nah­me mit der ge­such­stel­len­den Per­son ein. Sie kann die­se Auf­ga­ben an einen spe­zia­li­sier­ten Such­dienst über­tra­gen.

3 Lehnt die vom Aus­kunfts­ge­such be­trof­fe­ne Per­son den per­sön­li­chen Kon­takt ab, so in­for­miert die Be­hör­de oder der be­auf­trag­te Such­dienst die ge­such­stel­len­de Per­son dar­über und macht die­se auf die Per­sön­lich­keits­rech­te der vom Aus­kunfts­ge­such be­trof­fe­nen Per­son auf­merk­sam.

4 Die Kan­to­ne be­zeich­nen ei­ne Stel­le, wel­che die leib­li­chen El­tern, de­ren di­rek­te Nach­kom­men so­wie das Kind auf Wunsch be­ra­tend un­ter­stützt.

304Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 268e305  

Dquin­quies. Per­sön­li­cher Ver­kehr mit den leib­li­chen El­tern

 

1 Die Ad­op­tiv­el­tern und die leib­li­chen El­tern kön­nen ver­ein­ba­ren, dass den leib­li­chen El­tern ein An­spruch auf an­ge­mes­se­nen per­sön­li­chen Ver­kehr mit dem min­der­jäh­ri­gen Kind ein­ge­räumt wird. Die­se Ver­ein­ba­rung so­wie ih­re Än­de­rung sind der Kin­des­schutz­be­hör­de am Wohn­sitz des Kin­des zur Ge­neh­mi­gung zu un­ter­brei­ten. Die Kin­des­schutz­be­hör­de oder ei­ne be­auf­trag­te Dritt­per­son hört das Kind vor dem Ent­scheid in ge­eig­ne­ter Wei­se per­sön­lich an, so­fern des­sen Al­ter oder an­de­re wich­ti­ge Grün­de nicht da­ge­gen spre­chen. Ist das Kind ur­teils­fä­hig, so be­darf die Ver­ein­ba­rung sei­ner Zu­stim­mung.

2 Ist das Kin­des­wohl ge­fähr­det oder be­steht Un­ei­nig­keit über die Um­set­zung der Ver­ein­ba­rung, so ent­schei­det die Kin­des­schutz­be­hör­de.

3 Das Kind kann den Kon­takt zu den leib­li­chen El­tern je­der­zeit ver­wei­gern. Ge­gen sei­nen Wil­len dür­fen die Ad­op­tiv­el­tern auch kei­ne In­for­ma­tio­nen an die leib­li­chen El­tern wei­ter­ge­ben.

305Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 269306  

E. An­fech­tung

I. Grün­de

1. Feh­len der Zu­stim­mung

 

1 Ist ei­ne Zu­stim­mung oh­ne ge­setz­li­chen Grund nicht ein­ge­holt wor­den, so kön­nen die Zu­stim­mungs­be­rech­tig­ten die Ad­op­ti­on beim Ge­richt an­fech­ten, so­fern da­durch das Wohl des Kin­des nicht ernst­lich be­ein­träch­tigt wird.

2 Den El­tern steht die­se Kla­ge je­doch nicht zu, wenn sie den Ent­scheid ans Bun­des­ge­richt wei­ter­zie­hen kön­nen.

306Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

Art. 269a307  

2. An­de­re Män­gel

 

1 Lei­det die Ad­op­ti­on an an­de­ren schwer­wie­gen­den Män­geln, so kann je­der­mann, der ein In­ter­es­se hat, na­ment­lich auch die Hei­mat- oder Wohn­sitz­ge­mein­de, sie an­fech­ten.

2 Die An­fech­tung ist je­doch aus­ge­schlos­sen, wenn der Man­gel in­zwi­schen be­ho­ben ist oder aus­sch­liess­lich Ver­fah­rens­vor­schrif­ten be­trifft.

307Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

Art. 269b308  

II. Kla­ge­frist

 

Die Kla­ge ist bin­nen sechs Mo­na­ten seit Ent­de­ckung des An­fech­tungs­grun­des und in je­dem Fal­le bin­nen zwei Jah­ren seit der Ad­op­ti­on zu er­he­ben.

308Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

Art. 269c309  

F. Ad­op­tiv­kin­der­ver­mitt­lung

 

1 Der Bund übt die Auf­sicht über die Ver­mitt­lung von Kin­dern zur Ad­op­ti­on aus.

2 Wer die­se Ver­mitt­lung be­rufs­mäs­sig oder im Zu­sam­men­hang mit sei­nem Be­ruf be­treibt, be­darf ei­ner Be­wil­li­gung; die Ver­mitt­lung durch die Kin­des­schutz­be­hör­de bleibt vor­be­hal­ten.310

3 Der Bun­des­rat er­lässt die Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen und re­gelt die Mit­wir­kung der für die Auf­nah­me von Kin­dern zum Zweck spä­te­rer Ad­op­ti­on zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de bei der Ab­klä­rung der Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen und bei der Auf­sicht.

4311

309Ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 30. Ju­ni 1972 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 22. Ju­ni 2001 zum Haa­ger Ad­op­ti­ons­über­ein­kom­men und über Mass­nah­men zum Schutz des Kin­des bei in­ter­na­tio­na­len Ad­op­tio­nen, in Kraft seit 1. Jan. 2003 (AS 2002 3988; BBl 1999 5795).

310 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

311 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 15 des Ver­wal­tungs­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 2005, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 2197; BBl 2001 4202).

Achter Titel: Die Wirkungen des Kindesverhältnisses 312

312Fassung gemäss Ziff. I 1 des BG vom 25. Juni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Erster Abschnitt: Die Gemeinschaft der Eltern und Kinder 313

313Eingefügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Juni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 270314  

A. Na­me

I. Kind ver­hei­ra­te­ter El­tern

 

1 Sind die El­tern mit­ein­an­der ver­hei­ra­tet und tra­gen sie ver­schie­de­ne Na­men, so er­hält das Kind den­je­ni­gen ih­rer Le­di­gna­men, den sie bei der Ehe­schlies­sung zum Na­men ih­rer ge­mein­sa­men Kin­der be­stimmt ha­ben.

2 Die El­tern kön­nen in­ner­halb ei­nes Jah­res seit der Ge­burt des ers­ten Kin­des ge­mein­sam ver­lan­gen, dass das Kind den Le­di­gna­men des an­dern El­tern­teils trägt.

3 Tra­gen die El­tern einen ge­mein­sa­men Fa­mi­li­enna­men, so er­hält das Kind die­sen Na­men.

314Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2011 (Na­me und Bür­ger­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 2569; BBl 200975737581).

Art. 270a315  

II. Kind un­ver­hei­ra­te­ter El­tern

 

1 Steht die el­ter­li­che Sor­ge ei­nem El­tern­teil zu, so er­hält das Kind des­sen Le­di­gna­men. Steht die el­ter­li­che Sor­ge den El­tern ge­mein­sam zu, so be­stim­men sie, wel­chen ih­rer Le­di­gna­men ih­re Kin­der tra­gen sol­len.

2 Wird die ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge nach der Ge­burt des ers­ten Kin­des be­grün­det, so kön­nen die El­tern in­ner­halb ei­nes Jah­res seit de­ren Be­grün­dung ge­gen­über der Zi­vil­stands­be­am­tin oder dem Zi­vil­stands­be­am­ten er­klä­ren, dass das Kind den Le­di­gna­men des an­de­ren El­tern­teils trägt. Die­se Er­klä­rung gilt für al­le ge­mein­sa­men Kin­der, un­ab­hän­gig von der Zu­tei­lung der el­ter­li­chen Sor­ge.

3 Steht die el­ter­li­che Sor­ge kei­nem El­tern­teil zu, so er­hält das Kind den Le­di­gna­men der Mut­ter.

4 Än­de­run­gen bei der Zu­tei­lung der el­ter­li­chen Sor­ge blei­ben oh­ne Aus­wir­kun­gen auf den Na­men. Vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen über die Na­mens­än­de­rung.

315Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2011 (Na­me und Bür­ger­recht) (AS 2012 2569; BBl 200975737581). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 270b316  

III. Zu­stim­mung des Kin­des

 

Hat das Kind das zwölf­te Al­ters­jahr vollen­det, so kann sein Na­me nur ge­än­dert wer­den, wenn es zu­stimmt.

316Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2011 (Na­me und Bür­ger­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 2569; BBl 200975737581).

Art. 271317  

B. Bür­ger­recht

 

1 Das Kind er­hält das Kan­tons- und Ge­mein­de­bür­ger­recht des El­tern­teils, des­sen Na­men es trägt.

2 Er­wirbt das Kind wäh­rend der Min­der­jäh­rig­keit den Na­men des an­de­ren El­tern­teils, so er­hält es des­sen Kan­tons- und Ge­mein­de­bür­ger­recht an­stel­le des bis­he­ri­gen.

317Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 30. Sept. 2011 (Na­me und Bür­ger­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 2569; BBl 200975737581).

Art. 272318  

C. Bei­stand und Ge­mein­schaft

 

El­tern und Kin­der sind ein­an­der al­len Bei­stand, al­le Rück­sicht und Ach­tung schul­dig, die das Wohl der Ge­mein­schaft er­for­dert.

318Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 273319  

D. Per­sön­li­cher Ver­kehr

I. El­tern und Kin­der

1. Grund­satz

 

1 El­tern, de­nen die el­ter­li­che Sor­ge oder Ob­hut nicht zu­steht, und das min­der­jäh­ri­ge Kind ha­ben ge­gen­sei­tig An­spruch auf an­ge­mes­se­nen per­sön­li­chen Ver­kehr.320

2 Die Kin­des­schutz­be­hör­de kann El­tern, Pfle­ge­el­tern oder das Kind er­mah­nen und ih­nen Wei­sun­gen er­tei­len, wenn sich die Aus­übung oder Nichtaus­übung des per­sön­li­chen Ver­kehrs für das Kind nach­tei­lig aus­wirkt oder wenn ei­ne Er­mah­nung oder ei­ne Wei­sung aus an­de­ren Grün­den ge­bo­ten ist.

3 Der Va­ter oder die Mut­ter kön­nen ver­lan­gen, dass ihr An­spruch auf per­sön­li­chen Ver­kehr ge­re­gelt wird.

319 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

320 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 274321  

2. Schran­ken

 

1 Der Va­ter und die Mut­ter ha­ben al­les zu un­ter­las­sen, was das Ver­hält­nis des Kin­des zum an­de­ren El­tern­teil be­ein­träch­tigt oder die Auf­ga­be der er­zie­hen­den Per­son er­schwert.322

2 Wird das Wohl des Kin­des durch den per­sön­li­chen Ver­kehr ge­fähr­det, üben die El­tern ihn pflicht­wid­rig aus, ha­ben sie sich nicht ernst­haft um das Kind ge­küm­mert oder lie­gen an­de­re wich­ti­ge Grün­de vor, so kann ih­nen das Recht auf per­sön­li­chen Ver­kehr ver­wei­gert oder ent­zo­gen wer­den.

3 Ha­ben die El­tern der Ad­op­ti­on ih­res Kin­des zu­ge­stimmt oder kann von ih­rer Zu­stim­mung ab­ge­se­hen wer­den, so er­lischt das Recht auf per­sön­li­chen Ver­kehr, so­bald das Kind zum Zwe­cke künf­ti­ger Ad­op­ti­on un­ter­ge­bracht wird.

321Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

322 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Art. 274a323  

II. Drit­te

 

1 Lie­gen aus­ser­or­dent­li­che Um­stän­de vor, so kann der An­spruch auf per­sön­li­chen Ver­kehr auch an­dern Per­so­nen, ins­be­son­de­re Ver­wand­ten, ein­ge­räumt wer­den, so­fern dies dem Woh­le des Kin­des dient.

2 Die für die El­tern auf­ge­stell­ten Schran­ken des Be­suchs­rech­tes gel­ten sinn­ge­mä­ss.

323Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 275324  

III. Zu­stän­dig­keit

 

1 Für An­ord­nun­gen über den per­sön­li­chen Ver­kehr ist die Kin­des­schutz­be­hör­de am Wohn­sitz des Kin­des zu­stän­dig und, so­fern sie Kin­des­schutz­mass­nah­men ge­trof­fen hat oder trifft, die­je­ni­ge an sei­nem Auf­ent­halts­ort.

2 Re­gelt das Ge­richt nach den Be­stim­mun­gen über die Ehe­schei­dung und den Schutz der ehe­li­chen Ge­mein­schaft die el­ter­li­che Sor­ge, die Ob­hut oder den Un­ter­halts­bei­trag, so re­gelt es auch den per­sön­li­chen Ver­kehr.325

3 Be­ste­hen noch kei­ne An­ord­nun­gen über den An­spruch von Va­ter und Mut­ter, so kann der per­sön­li­che Ver­kehr nicht ge­gen den Wil­len der Per­son aus­ge­übt wer­den, wel­cher die el­ter­li­che Sor­ge oder Ob­hut zu­steht.

324Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

325 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 275a326  

E. In­for­ma­ti­on und Aus­kunft

 

1 El­tern oh­ne el­ter­li­che Sor­ge sol­len über be­son­de­re Er­eig­nis­se im Le­ben des Kin­des be­nach­rich­tigt und vor Ent­schei­dun­gen, die für die Ent­wick­lung des Kin­des wich­tig sind, an­ge­hört wer­den.

2 Sie kön­nen bei Dritt­per­so­nen, die an der Be­treu­ung des Kin­des be­tei­ligt sind, wie na­ment­lich bei Lehr­kräf­ten, Ärz­tin­nen und Ärz­ten, in glei­cher Wei­se wie der In­ha­ber der el­ter­li­chen Sor­ge Aus­künf­te über den Zu­stand und die Ent­wick­lung des Kin­des ein­ho­len.

3 Die Be­stim­mun­gen über die Schran­ken des per­sön­li­chen Ver­kehrs und die Zu­stän­dig­keit gel­ten sinn­ge­mä­ss.

326 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Zweiter Abschnitt: Die Unterhaltspflicht der Eltern 327

327Eingefügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Juni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 276329  

A. All­ge­mei­nes

I. Ge­gen­stand und Um­fang

 

1 Der Un­ter­halt wird durch Pfle­ge, Er­zie­hung und Geld­zah­lung ge­leis­tet.330

2 Die El­tern sor­gen ge­mein­sam, ein je­der El­tern­teil nach sei­nen Kräf­ten, für den ge­büh­ren­den Un­ter­halt des Kin­des und tra­gen ins­be­son­de­re die Kos­ten von Be­treu­ung, Er­zie­hung, Aus­bil­dung und Kin­des­schutz­mass­nah­men.331

3 Die El­tern sind von der Un­ter­halts­pflicht in dem Mass be­freit, als dem Kin­de zu­ge­mu­tet wer­den kann, den Un­ter­halt aus sei­nem Ar­beits­er­werb oder an­dern Mit­teln zu be­strei­ten.

329Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

330 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

331 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

Art. 276a332  

II. Vor­rang der Un­ter­halts­pflicht ge­gen­über ei­nem min­der­jäh­ri­gen Kind

 

1 Die Un­ter­halts­pflicht ge­gen­über dem min­der­jäh­ri­gen Kind geht den an­de­ren fa­mi­li­en­recht­li­chen Un­ter­halts­pflich­ten vor.

2 In be­grün­de­ten Fäl­len kann das Ge­richt von die­ser Re­gel ab­se­hen, ins­be­son­de­re um ei­ne Be­nach­tei­li­gung des un­ter­halts­be­rech­tig­ten voll­jäh­ri­gen Kin­des zu ver­mei­den.

332 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014529).

Art. 277333  

B. Dau­er

 

1 Die Un­ter­halts­pflicht der El­tern dau­ert bis zur Voll­jäh­rig­keit des Kin­des.334

2 Hat es dann noch kei­ne an­ge­mes­se­ne Aus­bil­dung, so ha­ben die El­tern, so­weit es ih­nen nach den ge­sam­ten Um­stän­den zu­ge­mu­tet wer­den darf, für sei­nen Un­ter­halt auf­zu­kom­men, bis ei­ne ent­spre­chen­de Aus­bil­dung or­dent­li­cher­wei­se ab­ge­schlos­sen wer­den kann.335

333Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

334 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

335Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 7. Okt. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1996 (AS 1995 1126; BBl 1993 I 1169).

Art. 278336  

C. Ver­hei­ra­te­te El­tern

 

1 Wäh­rend der Ehe tra­gen die El­tern die Kos­ten des Un­ter­hal­tes nach den Be­stim­mun­gen des Ehe­rechts.

2 Je­der Ehe­gat­te hat dem an­dern in der Er­fül­lung der Un­ter­halts­pflicht ge­gen­über vor­ehe­li­chen Kin­dern in an­ge­mes­se­ner Wei­se bei­zu­ste­hen.

336Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 279338  

D. Kla­ge

I. Kla­ge­recht

 

1 Das Kind kann ge­gen den Va­ter oder die Mut­ter oder ge­gen bei­de kla­gen auf Leis­tung des Un­ter­halts für die Zu­kunft und für ein Jahr vor Kla­ge­er­he­bung.

2–3339

338Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

339 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

Art. 280284340  

II. und III. …

 

340 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 285341  

IV. Be­mes­sung des Un­ter­halts­bei­tra­ges

1. Bei­trag der El­tern

 

1 Der Un­ter­halts­bei­trag soll den Be­dürf­nis­sen des Kin­des so­wie der Le­bens­stel­lung und Leis­tungs­fä­hig­keit der El­tern ent­spre­chen; da­bei sind das Ver­mö­gen und die Ein­künf­te des Kin­des zu be­rück­sich­ti­gen.

2 Der Un­ter­halts­bei­trag dient auch der Ge­währ­leis­tung der Be­treu­ung des Kin­des durch die El­tern oder Drit­te.

3 Er ist zum Vor­aus zu ent­rich­ten. Das Ge­richt setzt die Zah­lungs­ter­mi­ne fest.

341Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

Art. 285a342  

2. An­de­re für den Un­ter­halt des Kin­des be­stimm­te Leis­tun­gen

 

1 Fa­mi­li­en­zu­la­gen, die dem un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teil aus­ge­rich­tet wer­den, sind zu­sätz­lich zum Un­ter­halts­bei­trag zu zah­len.

2 So­zi­al­ver­si­che­rungs­ren­ten und ähn­li­che für den Un­ter­halt des Kin­des be­stimm­te Leis­tun­gen, die dem un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teil zu­ste­hen, sind zu­sätz­lich zum Un­ter­halts­bei­trag zu zah­len, so­weit das Ge­richt es nicht an­ders be­stimmt.

3 Er­hält der un­ter­halts­pflich­ti­ge El­tern­teil in­fol­ge Al­ter oder In­va­li­di­tät nach­träg­lich So­zi­al­ver­si­che­rungs­ren­ten oder ähn­li­che für den Un­ter­halt des Kin­des be­stimm­te Leis­tun­gen, die Er­w­erb­sein­kom­men er­set­zen, so hat er die­se Be­trä­ge an das Kind zu zah­len; der bis­he­ri­ge Un­ter­halts­bei­trag ver­min­dert sich von Ge­set­zes we­gen im Um­fang die­ser neu­en Leis­tun­gen.

342 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014529).

Art. 286344  

V. Ver­än­de­rung der Ver­hält­nis­se

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Das Ge­richt kann an­ord­nen, dass der Un­ter­halts­bei­trag sich bei be­stimm­ten Ver­än­de­run­gen der Be­dürf­nis­se des Kin­des oder der Leis­tungs­fä­hig­keit der El­tern oder der Le­bens­kos­ten oh­ne wei­te­res er­höht oder ver­min­dert.

2 Bei er­heb­li­cher Ver­än­de­rung der Ver­hält­nis­se setzt das Ge­richt den Un­ter­halts­bei­trag auf An­trag ei­nes El­tern­teils oder des Kin­des neu fest oder hebt ihn auf.

3 Bei nicht vor­her­ge­se­he­nen aus­ser­or­dent­li­chen Be­dürf­nis­sen des Kin­des kann das Ge­richt die El­tern zur Leis­tung ei­nes be­son­de­ren Bei­trags ver­pflich­ten.345

344Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

345 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Art. 286a346  

2. Man­ko­fäl­le

 

1 Wur­de in ei­nem ge­neh­mig­ten Un­ter­halts­ver­trag oder in ei­nem Ent­scheid fest­ge­stellt, dass kein Un­ter­halts­bei­trag fest­ge­legt wer­den konn­te, der den ge­büh­ren­den Un­ter­halt des Kin­des deckt, und ha­ben sich seit­her die Ver­hält­nis­se des un­ter­halts­pflich­ti­gen El­tern­teils aus­ser­or­dent­lich ver­bes­sert, so hat das Kind An­spruch dar­auf, dass die­ser El­tern­teil die­je­ni­gen Be­trä­ge zahlt, die wäh­rend der letz­ten fünf Jah­re, in de­nen der Un­ter­halts­bei­trag ge­schul­det war, zur De­ckung des ge­büh­ren­den Un­ter­halts fehl­ten.

2 Der An­spruch muss in­ner­halb ei­nes Jah­res seit Kennt­nis der aus­ser­or­dent­li­chen Ver­bes­se­rung gel­tend ge­macht wer­den.

3 Die­ser An­spruch geht mit al­len Rech­ten auf den an­de­ren El­tern­teil oder auf das Ge­mein­we­sen über, so­weit die­ser El­tern­teil oder das Ge­mein­we­sen für den feh­len­den An­teil des ge­büh­ren­den Un­ter­halts auf­ge­kom­men ist.

346 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014529).

Art. 287347  

E. Ver­trä­ge über die Un­ter­halts­pflicht

I. Pe­ri­odi­sche Leis­tun­gen

 

1 Un­ter­halts­ver­trä­ge wer­den für das Kind erst mit der Ge­neh­mi­gung durch die Kin­des­schutz­be­hör­de ver­bind­lich.

2 Ver­trag­lich fest­ge­leg­te Un­ter­halts­bei­trä­ge kön­nen ge­än­dert wer­den, so­weit dies nicht mit Ge­neh­mi­gung der Kin­des­schutz­be­hör­de aus­ge­schlos­sen wor­den ist.

3 Wird der Ver­trag in ei­nem ge­richt­li­chen Ver­fah­ren ge­schlos­sen, so ist für die Ge­neh­mi­gung das Ge­richt zu­stän­dig.

347Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 287a348  

II. In­halt des Un­ter­halts­ver­tra­ges

 

Wer­den im Un­ter­halts­ver­trag Un­ter­halts­bei­trä­ge fest­ge­legt, so ist dar­in an­zu­ge­ben:

a.
von wel­chem Ein­kom­men und Ver­mö­gen je­des El­tern­teils und je­des Kin­des aus­ge­gan­gen wird;
b.
wel­cher Be­trag für je­des Kind be­stimmt ist;
c.
wel­cher Be­trag zur De­ckung des ge­büh­ren­den Un­ter­halts je­des Kin­des fehlt;
d.
ob und in wel­chem Aus­mass die Un­ter­halts­bei­trä­ge den Ver­än­de­run­gen der Le­bens­kos­ten an­ge­passt wer­den.


348 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014529).

Art. 288350  

III. Ab­fin­dung

 

1 Die Ab­fin­dung des Kin­des für sei­nen Un­ter­halts­an­spruch kann ver­ein­bart wer­den, wenn sein In­ter­es­se es recht­fer­tigt.

2 Die Ver­ein­ba­rung wird für das Kind erst ver­bind­lich:

1.
wenn die Kin­des­schutz­be­hör­de, oder bei Ab­schluss in ei­nem ge­richt­li­chen Ver­fah­ren, das Ge­richt die Ge­neh­mi­gung er­teilt hat, und
2.
wenn die Ab­fin­dungs­s­um­me an die da­bei be­zeich­ne­te Stel­le ent­rich­tet wor­den ist.

350Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 289351  

F. Er­fül­lung

I. Gläu­bi­ger

 

1 Der An­spruch auf Un­ter­halts­bei­trä­ge steht dem Kind zu und wird, so­lan­ge das Kind min­der­jäh­rig ist, durch Leis­tung an des­sen ge­setz­li­chen Ver­tre­ter oder den In­ha­ber der Ob­hut er­füllt, so­weit das Ge­richt es nicht an­ders be­stimmt.352

2 Kommt je­doch das Ge­mein­we­sen für den Un­ter­halt auf, so geht der Un­ter­halts­an­spruch mit al­len Rech­ten auf das Ge­mein­we­sen über.

351Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

352 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

Art. 290353  

II. Voll­stre­ckung

1. In­kas­so­hil­fe

 

1 Er­füllt der Va­ter oder die Mut­ter die Un­ter­halts­pflicht nicht, so hilft ei­ne vom kan­to­na­len Recht be­zeich­ne­te Fach­stel­le auf Ge­such hin dem Kind so­wie dem an­de­ren El­tern­teil bei der Voll­stre­ckung des Un­ter­halts­an­spru­ches in ge­eig­ne­ter Wei­se und un­ent­gelt­lich.

2 Der Bun­des­rat legt die Leis­tun­gen der In­kas­so­hil­fe fest.

353Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

Art. 291354  

2. An­wei­sun­gen an die Schuld­ner

 

Wenn die El­tern die Sor­ge für das Kind ver­nach­läs­si­gen, kann das Ge­richt ih­re Schuld­ner an­wei­sen, die Zah­lun­gen ganz oder zum Teil an den ge­setz­li­chen Ver­tre­ter des Kin­des zu leis­ten.

354Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 292355  

III. Si­cher­stel­lung

 

Ver­nach­läs­si­gen die El­tern be­harr­lich die Er­fül­lung ih­rer Un­ter­halts­pflicht, oder ist an­zu­neh­men, dass sie An­stal­ten zur Flucht tref­fen oder ihr Ver­mö­gen ver­schleu­dern oder bei­sei­te schaf­fen, so kann das Ge­richt sie ver­pflich­ten, für die künf­ti­gen Un­ter­halts­bei­trä­ge an­ge­mes­se­ne Si­cher­heit zu leis­ten.

355Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 293356  

G. Öf­fent­li­ches Recht

 

1 Das öf­fent­li­che Recht be­stimmt, un­ter Vor­be­halt der Un­ter­stüt­zungs­pflicht der Ver­wand­ten, wer die Kos­ten des Un­ter­hal­tes zu tra­gen hat, wenn we­der die El­tern noch das Kind sie be­strei­ten kön­nen.

2 Aus­ser­dem re­gelt das öf­fent­li­che Recht die Aus­rich­tung von Vor­schüs­sen für den Un­ter­halt des Kin­des, wenn die El­tern ih­rer Un­ter­halts­pflicht nicht nach­kom­men.

356Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 294357  

H. Pfle­ge­el­tern

 

1 Pfle­ge­el­tern ha­ben An­spruch auf ein an­ge­mes­se­nes Pfle­ge­geld, so­fern nichts Ab­wei­chen­des ver­ein­bart ist oder sich ein­deu­tig aus den Um­stän­den er­gibt.

2 Un­ent­gelt­lich­keit ist zu ver­mu­ten, wenn Kin­der von na­hen Ver­wand­ten oder zum Zweck spä­te­rer Ad­op­ti­on auf­ge­nom­men wer­den.

357Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 295358  

J. An­sprü­che der un­ver­hei­ra­te­ten Mut­ter

 

1 Die Mut­ter kann spä­tes­tens bis ein Jahr nach der Ge­burt ge­gen den Va­ter oder des­sen Er­ben auf Er­satz kla­gen:359

1.
für die Ent­bin­dungs­kos­ten;
2.
für die Kos­ten des Un­ter­hal­tes wäh­rend min­des­tens vier Wo­chen vor und min­des­tens acht Wo­chen nach der Ge­burt;
3.
für an­de­re in­fol­ge der Schwan­ger­schaft oder der Ent­bin­dung not­wen­dig ge­wor­de­ne Aus­la­gen un­ter Ein­schluss der ers­ten Aus­stat­tung des Kin­des.

2 Aus Bil­lig­keit kann das Ge­richt teil­wei­sen oder voll­stän­di­gen Er­satz der ent­spre­chen­den Kos­ten zu­spre­chen, wenn die Schwan­ger­schaft vor­zei­tig be­en­digt wird.

3 Leis­tun­gen Drit­ter, auf wel­che die Mut­ter nach Ge­setz oder Ver­trag An­spruch hat, sind an­zu­rech­nen, so­weit es die Um­stän­de recht­fer­ti­gen.

358Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

359 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Dritter Abschnitt: Die elterliche Sorge 360

360Eingefügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Juni 1976 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1). Fassung gemäss Ziff. I 4 des BG vom 26. Juni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Art. 296361  

A. Grund­sät­ze

 

1 Die el­ter­li­che Sor­ge dient dem Wohl des Kin­des.

2 Die Kin­der ste­hen, so­lan­ge sie min­der­jäh­rig sind, un­ter der ge­mein­sa­men el­ter­li­chen Sor­ge von Va­ter und Mut­ter.

3 Min­der­jäh­ri­gen El­tern so­wie El­tern un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft steht kei­ne el­ter­li­che Sor­ge zu. Wer­den die El­tern voll­jäh­rig, so kommt ih­nen die el­ter­li­che Sor­ge zu. Wird die um­fas­sen­de Bei­stand­schaft auf­ge­ho­ben, so ent­schei­det die Kin­des­schutz­be­hör­de ent­spre­chend dem Kin­des­wohl über die Zu­tei­lung der el­ter­li­chen Sor­ge.

361 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 297362  

Abis. Tod ei­nes El­tern­teils

 

1 Üben die El­tern die el­ter­li­che Sor­ge ge­mein­sam aus und stirbt ein El­tern­teil, so steht die el­ter­li­che Sor­ge dem über­le­ben­den El­tern­teil zu.

2 Stirbt der El­tern­teil, dem die el­ter­li­che Sor­ge al­lein zu­stand, so über­trägt die Kin­des­schutz­be­hör­de die el­ter­li­che Sor­ge auf den über­le­ben­den El­tern­teil oder be­stellt dem Kind einen Vor­mund, je nach­dem, was zur Wah­rung des Kin­des­wohls bes­ser ge­eig­net ist.

362 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 298363  

Ater. Schei­dung und an­de­re ehe­recht­li­che Ver­fah­ren

 

1 In ei­nem Schei­dungs- oder Ehe­schutz­ver­fah­ren über­trägt das Ge­richt ei­nem El­tern­teil die al­lei­ni­ge el­ter­li­che Sor­ge, wenn dies zur Wah­rung des Kin­des­wohls nö­tig ist.

2 Es kann sich auch auf ei­ne Re­ge­lung der Ob­hut, des per­sön­li­chen Ver­kehrs oder der Be­treu­ungs­an­tei­le be­schrän­ken, wenn kei­ne Aus­sicht be­steht, dass sich die El­tern dies­be­züg­lich ei­ni­gen.

2bis Es be­rück­sich­tigt beim Ent­scheid über die Ob­hut, den per­sön­li­chen Ver­kehr oder die Be­treu­ungs­an­tei­le das Recht des Kin­des, re­gel­mäs­si­ge per­sön­li­che Be­zie­hun­gen zu bei­den El­tern­tei­len zu pfle­gen.364

2ter Bei ge­mein­sa­mer el­ter­li­cher Sor­ge prüft es im Sin­ne des Kin­des­wohls die Mög­lich­keit ei­ner al­ter­nie­ren­den Ob­hut, wenn ein El­tern­teil oder das Kind dies ver­langt.365

3 Es for­dert die Kin­des­schutz­be­hör­de auf, dem Kind einen Vor­mund zu be­stel­len, wenn we­der die Mut­ter noch der Va­ter für die Über­nah­me der el­ter­li­chen Sor­ge in Fra­ge kommt.

363 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

364 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014529).

365 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014529).

Art. 298a366  

Aqua­ter. An­er­ken­nung und Va­ter­schafts­ur­teil

I. Ge­mein­sa­me Er­klä­rung der El­tern

 

1 Sind die El­tern nicht mit­ein­an­der ver­hei­ra­tet und an­er­kennt der Va­ter das Kind oder wird das Kin­des­ver­hält­nis durch Ur­teil fest­ge­stellt und die ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge nicht be­reits im Zeit­punkt des Ur­teils ver­fügt, so kommt die ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge auf­grund ei­ner ge­mein­sa­men Er­klä­rung der El­tern zu­stan­de.

2 In der Er­klä­rung be­stä­ti­gen die El­tern, dass sie:

1.
be­reit sind, ge­mein­sam die Ver­ant­wor­tung für das Kind zu über­neh­men; und
2.
sich über die Ob­hut und den per­sön­li­chen Ver­kehr oder die Be­treu­ungs­an­tei­le so­wie über den Un­ter­halts­bei­trag für das Kind ver­stän­digt ha­ben.

3 Vor der Ab­ga­be der Er­klä­rung kön­nen sich die El­tern von der Kin­des­schutz­be­hör­de be­ra­ten las­sen.

4 Ge­ben die El­tern die Er­klä­rung zu­sam­men mit der An­er­ken­nung ab, so rich­ten sie sie an das Zi­vil­stands­amt. Ei­ne spä­te­re Er­klä­rung ha­ben sie an die Kin­des­schutz­be­hör­de am Wohn­sitz des Kin­des zu rich­ten.

5 Bis die Er­klä­rung vor­liegt, steht die el­ter­li­che Sor­ge al­lein der Mut­ter zu.

366 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 298b367  

II. Ent­scheid der Kin­des­schutz­be­hör­de

 

1 Wei­gert sich ein El­tern­teil, die Er­klä­rung über die ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge ab­zu­ge­ben, so kann der an­de­re El­tern­teil die Kin­des­schutz­be­hör­de am Wohn­sitz des Kin­des an­ru­fen.

2 Die Kin­des­schutz­be­hör­de ver­fügt die ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge, so­fern nicht zur Wah­rung des Kin­des­wohls an der al­lei­ni­gen el­ter­li­chen Sor­ge der Mut­ter fest­zu­hal­ten oder die al­lei­ni­ge el­ter­li­che Sor­ge dem Va­ter zu über­tra­gen ist.

3 Zu­sam­men mit dem Ent­scheid über die el­ter­li­che Sor­ge re­gelt die Kin­des­schutz­be­hör­de die üb­ri­gen strit­ti­gen Punk­te. Vor­be­hal­ten bleibt die Kla­ge auf Leis­tung des Un­ter­halts an das zu­stän­di­ge Ge­richt; in die­sem Fall ent­schei­det das Ge­richt auch über die el­ter­li­che Sor­ge so­wie die wei­te­ren Kin­der­be­lan­ge.368

3bis Die Kin­des­schutz­be­hör­de be­rück­sich­tigt beim Ent­scheid über die Ob­hut, den per­sön­li­chen Ver­kehr oder die Be­treu­ungs­an­tei­le das Recht des Kin­des, re­gel­mäs­si­ge per­sön­li­che Be­zie­hun­gen zu bei­den El­tern­tei­len zu pfle­gen.369

3ter Bei ge­mein­sa­mer el­ter­li­cher Sor­ge prüft sie im Sin­ne des Kin­des­wohls die Mög­lich­keit ei­ner al­ter­nie­ren­den Ob­hut, wenn ein El­tern­teil oder das Kind dies ver­langt.370

4 Ist die Mut­ter min­der­jäh­rig oder steht sie un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft, so weist die Kin­des­schutz­be­hör­de die el­ter­li­che Sor­ge dem Va­ter zu oder be­stellt dem Kind einen Vor­mund, je nach­dem, was zur Wah­rung des Kin­des­wohls bes­ser ge­eig­net ist.

367 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

368 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

369 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014529).

370 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014529).

Art. 298c371  

III. Va­ter­schafts­kla­ge

 

Heisst das Ge­richt ei­ne Va­ter­schafts­kla­ge gut, so ver­fügt es die ge­mein­sa­me el­ter­li­che Sor­ge, so­fern nicht zur Wah­rung des Kin­des­wohls an der al­lei­ni­gen el­ter­li­chen Sor­ge der Mut­ter fest­zu­hal­ten oder die al­lei­ni­ge el­ter­li­che Sor­ge dem Va­ter zu über­tra­gen ist.

371 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 298d372  

IV. Ver­än­de­rung der Ver­hält­nis­se

 

1 Auf Be­geh­ren ei­nes El­tern­teils, des Kin­des oder von Am­tes we­gen re­gelt die Kin­des­schutz­be­hör­de die Zu­tei­lung der el­ter­li­chen Sor­ge neu, wenn dies we­gen we­sent­li­cher Än­de­rung der Ver­hält­nis­se zur Wah­rung des Kin­des­wohls nö­tig ist.

2 Sie kann sich auf die Re­ge­lung der Ob­hut, des per­sön­li­chen Ver­kehrs oder der Be­treu­ungs­an­tei­le be­schrän­ken.

3 Vor­be­hal­ten bleibt die Kla­ge auf Än­de­rung des Un­ter­halts­bei­trags an das zu­stän­di­ge Ge­richt; in die­sem Fall re­gelt das Ge­richt nö­ti­gen­falls die el­ter­li­che Sor­ge so­wie die wei­te­ren Kin­der­be­lan­ge neu.373

372 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

373 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014529).

Art. 298e374  

Aquin­quies. Ver­än­de­rung der Ver­hält­nis­se nach Stief­kin­dad­op­ti­on in fak­ti­schen Le­bens­ge­mein­schaf­ten

 

Hat ei­ne Per­son das Kind ad­op­tiert, mit des­sen Mut­ter oder Va­ter sie ei­ne fak­ti­sche Le­bens­ge­mein­schaft führt, und tritt ei­ne we­sent­li­che Än­de­rung der Ver­hält­nis­se ein, so ist die Be­stim­mung über die Ver­än­de­rung der Ver­hält­nis­se bei An­er­ken­nung und Va­ter­schafts­ur­teil sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

374Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016 (Ad­op­ti­on), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2017 3699; BBl 2015 877).

Art. 299376  

Ase­xies. Stief­el­tern

 

Je­der Ehe­gat­te hat dem an­dern in der Aus­übung der el­ter­li­chen Sor­ge ge­gen­über des­sen Kin­dern in an­ge­mes­se­ner Wei­se bei­zu­ste­hen und ihn zu ver­tre­ten, wenn es die Um­stän­de er­for­dern.

376Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 300378  

Asep­ties. Pfle­ge­el­tern

 

1 Wird ein Kind Drit­ten zur Pfle­ge an­ver­traut, so ver­tre­ten sie, un­ter Vor­be­halt ab­wei­chen­der An­ord­nun­gen, die El­tern in der Aus­übung der el­ter­li­chen Sor­ge, so­weit es zur ge­hö­ri­gen Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­be an­ge­zeigt ist.

2 Vor wich­ti­gen Ent­schei­dun­gen sol­len die Pfle­ge­el­tern an­ge­hört wer­den.

378Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 301379  

B. In­halt

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die El­tern lei­ten im Blick auf das Wohl des Kin­des sei­ne Pfle­ge und Er­zie­hung und tref­fen un­ter Vor­be­halt sei­ner ei­ge­nen Hand­lungs­fä­hig­keit die nö­ti­gen Ent­schei­dun­gen.

1bis Der El­tern­teil, der das Kind be­treut, kann al­lein ent­schei­den, wenn:

1.
die An­ge­le­gen­heit all­täg­lich oder dring­lich ist;
2.
der an­de­re El­tern­teil nicht mit ver­nünf­ti­gem Auf­wand zu er­rei­chen ist.380

2 Das Kind schul­det den El­tern Ge­hor­sam; die El­tern ge­wäh­ren dem Kind die sei­ner Rei­fe ent­spre­chen­de Frei­heit der Le­bens­ge­stal­tung und neh­men in wich­ti­gen An­ge­le­gen­hei­ten, so­weit tun­lich, auf sei­ne Mei­nung Rück­sicht.

3 Das Kind darf oh­ne Ein­wil­li­gung der El­tern die häus­li­che Ge­mein­schaft nicht ver­las­sen; es darf ih­nen auch nicht wi­der­recht­lich ent­zo­gen wer­den.

4 Die El­tern ge­ben dem Kind den Vor­na­men.

379Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

380 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 301a381  

II. Be­stim­mung des Auf­ent­halts­or­tes

 

1 Die el­ter­li­che Sor­ge schliesst das Recht ein, den Auf­ent­halts­ort des Kin­des zu be­stim­men.

2 Üben die El­tern die el­ter­li­che Sor­ge ge­mein­sam aus und will ein El­tern­teil den Auf­ent­halts­ort des Kin­des wech­seln, so be­darf dies der Zu­stim­mung des an­dern El­tern­teils oder der Ent­schei­dung des Ge­richts oder der Kin­des­schutz­be­hör­de, wenn:

a.
der neue Auf­ent­halts­ort im Aus­land liegt; oder
b.
der Wech­sel des Auf­ent­halts­or­tes er­heb­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Aus­übung der el­ter­li­chen Sor­ge und den per­sön­li­chen Ver­kehr durch den an­dern El­tern­teil hat.

3 Übt ein El­tern­teil die el­ter­li­che Sor­ge al­lein aus und will er den Auf­ent­halts­ort des Kin­des wech­seln, so muss er den an­de­ren El­tern­teil recht­zei­tig dar­über in­for­mie­ren.

4 Die­sel­be In­for­ma­ti­ons­pflicht hat ein El­tern­teil, der sei­nen ei­ge­nen Wohn­sitz wech­seln will.

5 So­weit dies er­for­der­lich ist, ver­stän­di­gen sich die El­tern un­ter Wah­rung des Kin­des­wohls über ei­ne An­pas­sung der Re­ge­lung der el­ter­li­chen Sor­ge, der Ob­hut, des per­sön­li­chen Ver­kehrs und des Un­ter­halts­bei­tra­ges. Kön­nen sie sich nicht ei­ni­gen, ent­schei­det das Ge­richt oder die Kin­des­schutz­be­hör­de.


381 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 302383  

III. Er­zie­hung

 

1 Die El­tern ha­ben das Kind ih­ren Ver­hält­nis­sen ent­spre­chend zu er­zie­hen und sei­ne kör­per­li­che, geis­ti­ge und sitt­li­che Ent­fal­tung zu för­dern und zu schüt­zen.

2 Sie ha­ben dem Kind, ins­be­son­de­re auch dem kör­per­lich oder geis­tig ge­brech­li­chen, ei­ne an­ge­mes­se­ne, sei­nen Fä­hig­kei­ten und Nei­gun­gen so­weit mög­lich ent­spre­chen­de all­ge­mei­ne und be­ruf­li­che Aus­bil­dung zu ver­schaf­fen.

3 Zu die­sem Zweck sol­len sie in ge­eig­ne­ter Wei­se mit der Schu­le und, wo es die Um­stän­de er­for­dern, mit der öf­fent­li­chen und ge­mein­nüt­zi­gen Ju­gend­hil­fe zu­sam­men­ar­bei­ten.

383Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 303385  

IV. Re­li­gi­öse Er­zie­hung

 

1 Über die re­li­gi­öse Er­zie­hung ver­fü­gen die El­tern.

2 Ein Ver­trag, der die­se Be­fug­nis be­schränkt, ist un­gül­tig.

3 Hat ein Kind das 16. Al­ters­jahr zu­rück­ge­legt, so ent­schei­det es selb­stän­dig über sein re­li­gi­öses Be­kennt­nis.

385Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 304387  

V. Ver­tre­tung

1. Drit­ten ge­gen­über

a. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die El­tern ha­ben von Ge­set­zes we­gen die Ver­tre­tung des Kin­des ge­gen­über Dritt­per­so­nen im Um­fang der ih­nen zu­ste­hen­den el­ter­li­chen Sor­ge.388

2 Sind bei­de El­tern In­ha­ber der el­ter­li­chen Sor­ge, so dür­fen gut­gläu­bi­ge Dritt­per­so­nen vor­aus­set­zen, dass je­der El­tern­teil im Ein­ver­neh­men mit dem an­dern han­delt.389


3 Die El­tern dür­fen in Ver­tre­tung des Kin­des kei­ne Bürg­schaf­ten ein­ge­hen, kei­ne Stif­tun­gen er­rich­ten und kei­ne Schen­kun­gen vor­neh­men, mit Aus­nah­me der üb­li­chen Ge­le­gen­heits­ge­schen­ke.390

387Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

388 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

389 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

390 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 305392  

b. Rechts­stel­lung des Kin­des

 

1 Das ur­teils­fä­hi­ge Kind un­ter el­ter­li­cher Sor­ge kann im Rah­men des Per­so­nen­rechts durch ei­ge­nes Han­deln Rech­te und Pflich­ten be­grün­den und höchst­per­sön­li­che Rech­te aus­üben.393

2 Für Ver­pflich­tun­gen des Kin­des haf­tet sein Ver­mö­gen oh­ne Rück­sicht auf die el­ter­li­chen Ver­mö­gens­rech­te.

392Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

393 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 306394  

2. In­ner­halb der Ge­mein­schaft

 

1 Ur­teils­fä­hi­ge Kin­der, die un­ter el­ter­li­cher Sor­ge ste­hen, kön­nen mit Zu­stim­mung der El­tern für die Ge­mein­schaft han­deln, ver­pflich­ten da­mit aber nicht sich selbst, son­dern die El­tern.395

2 Sind die El­tern am Han­deln ver­hin­dert oder ha­ben sie in ei­ner An­ge­le­gen­heit In­ter­es­sen, die de­nen des Kin­des wi­der­spre­chen, so er­nennt die Kin­des­schutz­be­hör­de einen Bei­stand oder re­gelt die­se An­ge­le­gen­heit sel­ber.396

3 Bei In­ter­es­sen­kol­li­si­on ent­fal­len von Ge­set­zes we­gen die Be­fug­nis­se der El­tern in der ent­spre­chen­den An­ge­le­gen­heit.397

394Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

395 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

396 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

397 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 307398  

C. Kin­des­schutz

I. Ge­eig­ne­te Mass­nah­men

 

1 Ist das Wohl des Kin­des ge­fähr­det und sor­gen die El­tern nicht von sich aus für Ab­hil­fe oder sind sie da­zu aus­ser­stan­de, so trifft die Kin­des­schutz­be­hör­de die ge­eig­ne­ten Mass­nah­men zum Schutz des Kin­des.

2 Die Kin­des­schutz­be­hör­de ist da­zu auch ge­gen­über Kin­dern ver­pflich­tet, die bei Pfle­ge­el­tern un­ter­ge­bracht sind oder sonst aus­ser­halb der häus­li­chen Ge­mein­schaft der El­tern le­ben.

3 Sie kann ins­be­son­de­re die El­tern, die Pfle­ge­el­tern oder das Kind er­mah­nen, ih­nen be­stimm­te Wei­sun­gen für die Pfle­ge, Er­zie­hung oder Aus­bil­dung er­tei­len und ei­ne ge­eig­ne­te Per­son oder Stel­le be­stim­men, der Ein­blick und Aus­kunft zu ge­ben ist.

398Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 308400  

II. Bei­stand­schaft

 

1 Er­for­dern es die Ver­hält­nis­se, so er­nennt die Kin­des­schutz­be­hör­de dem Kind einen Bei­stand, der die El­tern in ih­rer Sor­ge um das Kind mit Rat und Tat un­ter­stützt.

2 Sie kann dem Bei­stand be­son­de­re Be­fug­nis­se über­tra­gen, na­ment­lich die Ver­tre­tung des Kin­des bei der Fest­stel­lung der Va­ter­schaft, bei der Wah­rung sei­nes Un­ter­halts­an­spru­ches und an­de­rer Rech­te und die Über­wa­chung des per­sön­li­chen Ver­kehrs.401

3 Die el­ter­li­che Sor­ge kann ent­spre­chend be­schränkt wer­den.

400Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

401 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 309402  
 

402Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 310404  

III. Auf­he­bung des Auf­ent­halts­be­stim­mungs­rechts

 

1 Kann der Ge­fähr­dung des Kin­des nicht an­ders be­geg­net wer­den, so hat die Kin­des­schutz­be­hör­de es den El­tern oder, wenn es sich bei Drit­ten be­fin­det, die­sen weg­zu­neh­men und in an­ge­mes­se­ner Wei­se un­ter­zu­brin­gen.


2 Die glei­che An­ord­nung trifft die Kin­des­schutz­be­hör­de auf Be­geh­ren der El­tern oder des Kin­des, wenn das Ver­hält­nis so schwer ge­stört ist, dass das Ver­blei­ben des Kin­des im ge­mein­sa­men Haus­halt un­zu­mut­bar ge­wor­den ist und nach den Um­stän­den nicht an­ders ge­hol­fen wer­den kann.

3 Hat ein Kind län­ge­re Zeit bei Pfle­ge­el­tern ge­lebt, so kann die Kin­des­schutz­be­hör­de den El­tern sei­ne Rück­nah­me un­ter­sa­gen, wenn die­se die Ent­wick­lung des Kin­des ernst­lich zu ge­fähr­den droht.

404Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 311406  

IV. Ent­zie­hung der el­ter­li­chen Sor­ge

1. Von Am­tes we­gen

 

1 Sind an­de­re Kin­des­schutz­mass­nah­men er­folg­los ge­blie­ben oder er­schei­nen sie von vorn­her­ein als un­ge­nü­gend, so ent­zieht die Kin­des­schutz­be­hör­de die el­ter­li­che Sor­ge:407

1.408
wenn die El­tern we­gen Un­er­fah­ren­heit, Krank­heit, Ge­bre­chen, Ab­we­sen­heit, Ge­walt­tä­tig­keit oder ähn­li­chen Grün­den aus­ser­stan­de sind, die el­ter­li­che Sor­ge pflicht­ge­mä­ss aus­zuü­ben;
2.
wenn die El­tern sich um das Kind nicht ernst­lich ge­küm­mert oder ih­re Pflich­ten ge­gen­über dem Kin­de gröb­lich ver­letzt ha­ben.

2 Wird bei­den El­tern die Sor­ge ent­zo­gen, so er­hal­ten die Kin­der einen Vor­mund.

3 Die Ent­zie­hung ist, wenn nicht aus­drück­lich das Ge­gen­teil an­ge­ord­net wird, ge­gen­über al­len, auch den spä­ter ge­bo­re­nen Kin­dern wirk­sam.

406Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

407 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

408 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013 (El­ter­li­che Sor­ge), in Kraft seit 1. Ju­li 2014 (AS 2014 357; BBl 2011 9077).

Art. 312410  

2. Mit Ein­ver­ständ­nis der El­tern

 

Die Kin­des­schutz­be­hör­de ent­zieht die el­ter­li­che Sor­ge:411

1.
wenn die El­tern aus wich­ti­gen Grün­den dar­um nach­su­chen;
2.
wenn sie in ei­ne künf­ti­ge Ad­op­ti­on des Kin­des durch un­ge­nann­te Drit­te ein­ge­wil­ligt ha­ben.

410Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

411 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 313412  

V. Än­de­rung der Ver­hält­nis­se

 

1 Ver­än­dern sich die Ver­hält­nis­se, so sind die Mass­nah­men zum Schutz des Kin­des der neu­en La­ge an­zu­pas­sen.

2 Die el­ter­li­che Sor­ge darf in kei­nem Fall vor Ab­lauf ei­nes Jah­res nach ih­rer Ent­zie­hung wie­der­her­ge­stellt wer­den.

412Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 314413  

VI. Ver­fah­ren

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Be­stim­mun­gen über das Ver­fah­ren vor der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de sind sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

2 Die Kin­des­schutz­be­hör­de kann in ge­eig­ne­ten Fäl­len die El­tern zu ei­nem Me­dia­ti­ons­ver­such auf­for­dern.

3 Er­rich­tet die Kin­des­schutz­be­hör­de ei­ne Bei­stand­schaft, so hält sie im Ent­scheid­dis­po­si­tiv die Auf­ga­ben des Bei­stan­des und all­fäl­li­ge Be­schrän­kun­gen der el­ter­li­chen Sor­ge fest.

413 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 314a414  

2. An­hö­rung des Kin­des

 

1 Das Kind wird durch die Kin­des­schutz­be­hör­de oder durch ei­ne be­auf­trag­te Dritt­per­son in ge­eig­ne­ter Wei­se per­sön­lich an­ge­hört, so­weit nicht sein Al­ter oder an­de­re wich­ti­ge Grün­de da­ge­gen spre­chen.

2 Im Pro­to­koll der An­hö­rung wer­den nur die für den Ent­scheid we­sent­li­chen Er­geb­nis­se fest­ge­hal­ten. Die El­tern wer­den über die­se Er­geb­nis­se in­for­miert.

3 Das ur­teils­fä­hi­ge Kind kann die Ver­wei­ge­rung der An­hö­rung mit Be­schwer­de an­fech­ten.

414Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 6. Okt. 1978 (AS 1980 31; BBl 1977 III 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 314abis415  

3. Ver­tre­tung des Kin­des

 

1 Die Kin­des­schutz­be­hör­de ord­net wenn nö­tig die Ver­tre­tung des Kin­des an und be­zeich­net als Bei­stand ei­ne in für­sor­ge­ri­schen und recht­li­chen Fra­gen er­fah­re­ne Per­son.

2 Die Kin­des­schutz­be­hör­de prüft die An­ord­nung der Ver­tre­tung ins­be­son­de­re, wenn:

1.
die Un­ter­brin­gung des Kin­des Ge­gen­stand des Ver­fah­rens ist;
2.
die Be­tei­lig­ten be­züg­lich der Re­ge­lung der el­ter­li­chen Sor­ge oder be­züg­lich wich­ti­ger Fra­gen des per­sön­li­chen Ver­kehrs un­ter­schied­li­che An­trä­ge stel­len.

3 Der Bei­stand des Kin­des kann An­trä­ge stel­len und Rechts­mit­tel ein­le­gen.

415Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 314b416  

4. Un­ter­brin­gung in ei­ner ge­schlos­se­nen Ein­rich­tung oder psych­ia­tri­schen Kli­nik

 

1 Muss das Kind in ei­ner ge­schlos­se­nen Ein­rich­tung oder in ei­ner psych­ia­tri­schen Kli­nik un­ter­ge­bracht wer­den, so sind die Be­stim­mun­gen des Er­wach­se­nen­schut­zes über die für­sor­ge­ri­sche Un­ter­brin­gung sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

2 Ist das Kind ur­teils­fä­hig, so kann es sel­ber das Ge­richt an­ru­fen.

416Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 314c417  

5. Mel­de­rech­te

 

1 Je­de Per­son kann der Kin­des­schutz­be­hör­de Mel­dung er­stat­ten, wenn die kör­per­li­che, psy­chi­sche oder se­xu­el­le In­te­gri­tät ei­nes Kin­des ge­fähr­det er­scheint.

2 Liegt ei­ne Mel­dung im In­ter­es­se des Kin­des, so sind auch Per­so­nen mel­de­be­rech­tigt, die dem Be­rufs­ge­heim­nis nach dem Straf­ge­setz­buch418 un­ter­ste­hen. Die­se Be­stim­mung gilt nicht für die nach dem Straf­ge­setz­buch an das Be­rufs­ge­heim­nis ge­bun­de­nen Hilfs­per­so­nen.

417Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 15. Dez. 2017 (Kin­des­schutz), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 2947; BBl 2015 3431).

418 SR 311.0

Art. 314d419  

6. Mel­de­pflich­ten

 

1 Fol­gen­de Per­so­nen, so­weit sie nicht dem Be­rufs­ge­heim­nis nach dem Straf­ge­setz­buch420 un­ter­ste­hen, sind zur Mel­dung ver­pflich­tet, wenn kon­kre­te Hin­wei­se da­für be­ste­hen, dass die kör­per­li­che, psy­chi­sche oder se­xu­el­le In­te­gri­tät ei­nes Kin­des ge­fähr­det ist und sie der Ge­fähr­dung nicht im Rah­men ih­rer Tä­tig­keit Ab­hil­fe schaf­fen kön­nen:

1.
Fach­per­so­nen aus den Be­rei­chen Me­di­zin, Psy­cho­lo­gie, Pfle­ge, Be­treu­ung, Er­zie­hung, Bil­dung, So­zi­al­be­ra­tung, Re­li­gi­on und Sport, die be­ruf­lich re­gel­mäs­sig Kon­takt zu Kin­dern ha­ben;
2.
wer in amt­li­cher Tä­tig­keit von ei­nem sol­chen Fall er­fährt.

2 Die Mel­de­pflicht er­füllt auch, wer die Mel­dung an die vor­ge­setz­te Per­son rich­tet.

3 Die Kan­to­ne kön­nen wei­te­re Mel­de­pflich­ten vor­se­hen.

419Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 15. Dez. 2017 (Kin­des­schutz), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 2947; BBl 2015 3431).

420 SR 311.0

Art. 314e421  

7. Mit­wir­kung und Amts­hil­fe

 

1 Die am Ver­fah­ren be­tei­lig­ten Per­so­nen und Drit­te sind zur Mit­wir­kung bei der Ab­klä­rung des Sach­ver­halts ver­pflich­tet. Die Kin­des­schutz­be­hör­de trifft die zur Wah­rung schutz­wür­di­ger In­ter­es­sen er­for­der­li­chen An­ord­nun­gen. Nö­ti­gen­falls ord­net sie die zwangs­wei­se Durch­set­zung der Mit­wir­kungs­pflicht an.

2 Per­so­nen, die dem Be­rufs­ge­heim­nis nach dem Straf­ge­setz­buch422 un­ter­ste­hen, sind zur Mit­wir­kung be­rech­tigt, oh­ne sich vor­gän­gig vom Be­rufs­ge­heim­nis ent­bin­den zu las­sen. Die­se Be­stim­mung gilt nicht für die nach dem Straf­ge­setz­buch an das Be­rufs­ge­heim­nis ge­bun­de­nen Hilfs­per­so­nen.

3 Per­so­nen, die dem Be­rufs­ge­heim­nis nach dem Straf­ge­setz­buch un­ter­ste­hen, sind zur Mit­wir­kung ver­pflich­tet, wenn die ge­heim­nis­be­rech­tig­te Per­son sie da­zu er­mäch­tigt hat oder die vor­ge­setz­te Be­hör­de oder die Auf­sichts­be­hör­de sie auf Ge­such der Kin­des­schutz­be­hör­de vom Be­rufs­ge­heim­nis ent­bun­den hat. Ar­ti­kel 13 des An­walts­ge­set­zes vom 23. Ju­ni 2000423 bleibt vor­be­hal­ten.

4 Ver­wal­tungs­be­hör­den und Ge­rich­te ge­ben die not­wen­di­gen Ak­ten her­aus, er­stat­ten Be­richt und er­tei­len Aus­künf­te, so­weit nicht schutz­wür­di­ge In­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen.

421Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 15. Dez. 2017 (Kin­des­schutz), in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 2947; BBl 2015 3431).

422 SR 311.0

423 SR 935.61

Art. 315425  

VII. Zu­stän­dig­keit

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Kin­des­schutz­mass­nah­men wer­den von der Kin­des­schutz­be­hör­de am Wohn­sitz des Kin­des an­ge­ord­net.426

2 Lebt das Kind bei Pfle­ge­el­tern oder sonst aus­ser­halb der häus­li­chen Ge­mein­schaft der El­tern oder liegt Ge­fahr im Ver­zug, so sind auch die Be­hör­den am Ort zu­stän­dig, wo sich das Kind auf­hält.

3 Trifft die Be­hör­de am Auf­ent­halts­ort ei­ne Kin­des­schutz­mass­nah­me, so be­nach­rich­tigt sie die Wohn­sitz­be­hör­de.

425Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

426 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 315a427  

2. In ehe­recht­li­chen Ver­fah­ren

a. Zu­stän­dig­keit des Ge­richts

 

1 Hat das Ge­richt, das für die Ehe­schei­dung oder den Schutz der ehe­li­chen Ge­mein­schaft zu­stän­dig ist, die Be­zie­hun­gen der El­tern zu den Kin­dern zu ge­stal­ten, so trifft es auch die nö­ti­gen Kin­des­schutz­mass­nah­men und be­traut die Kin­des­schutz­be­hör­de mit dem Voll­zug.428

2 Be­ste­hen­de Kin­des­schutz­mass­nah­men kön­nen auch vom Ge­richt den neu­en Ver­hält­nis­sen an­ge­passt wer­den.

3 Die Kin­des­schutz­be­hör­de bleibt je­doch be­fugt:429

1.
ein vor dem ge­richt­li­chen Ver­fah­ren ein­ge­lei­te­tes Kin­des­schutz­ver­fah­ren wei­ter­zu­füh­ren;
2.
die zum Schutz des Kin­des so­fort not­wen­di­gen Mass­nah­men an­zu­ord­nen, wenn sie das Ge­richt vor­aus­sicht­lich nicht recht­zei­tig tref­fen kann.

427Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

428 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

429 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 315b430  

b. Ab­än­de­rung ge­richt­li­cher An­ord­nun­gen

 

1 Zur Ab­än­de­rung ge­richt­li­cher An­ord­nun­gen über die Kin­des­zu­tei­lung und den Kin­des­schutz ist das Ge­richt zu­stän­dig:

1.
wäh­rend des Schei­dungs­ver­fah­rens;
2.
im Ver­fah­ren zur Ab­än­de­rung des Schei­dungs­ur­teils ge­mä­ss den Vor­schrif­ten über die Ehe­schei­dung;
3.
im Ver­fah­ren zur Än­de­rung von Ehe­schutz­mass­nah­men; die Vor­schrif­ten über die Ehe­schei­dung sind sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

2 In den üb­ri­gen Fäl­len ist die Kin­des­schutz­be­hör­de zu­stän­dig.431

430 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

431 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 316432  

VIII. Pfle­ge­kin­der­auf­sicht

 

1 Wer Pfle­ge­kin­der auf­nimmt, be­darf ei­ner Be­wil­li­gung der Kin­des­schutz­be­hör­de oder ei­ner an­dern vom kan­to­na­len Recht be­zeich­ne­ten Stel­le sei­nes Wohn­sit­zes und steht un­ter de­ren Auf­sicht.

1bis Wird ein Pfle­ge­kind zum Zweck der spä­te­ren Ad­op­ti­on auf­ge­nom­men, so ist ei­ne ein­zi­ge kan­to­na­le Be­hör­de zu­stän­dig.433

2 Der Bun­des­rat er­lässt Aus­füh­rungs­vor­schrif­ten.

432Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

433Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 22. Ju­ni 2001 zum Haa­ger Ad­op­ti­ons­über­ein­kom­men und über Mass­nah­men zum Schutz des Kin­des bei in­ter­na­tio­na­len Ad­op­tio­nen, in Kraft seit 1. Jan. 2003 (AS 2002 3988; BBl 1999 5795).

Art. 317434  

IX. Zu­sam­men­ar­beit in der Ju­gend­hil­fe

 

Die Kan­to­ne si­chern durch ge­eig­ne­te Vor­schrif­ten die zweck­mäs­si­ge Zu­sam­men­ar­beit der Be­hör­den und Stel­len auf dem Ge­biet des zi­vil­recht­li­chen Kin­des­schut­zes, des Ju­gend­straf­rechts und der üb­ri­gen Ju­gend­hil­fe.

434Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Vierter Abschnitt: Das Kindesvermögen 435

435Eingefügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Juni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 318436  

A. Ver­wal­tung

 

1 Die El­tern ha­ben, so­lan­ge ih­nen die el­ter­li­che Sor­ge zu­steht, das Recht und die Pflicht, das Kin­des­ver­mö­gen zu ver­wal­ten.

2 Stirbt ein El­tern­teil, so hat der über­le­ben­de El­tern­teil der Kin­des­schutz­be­hör­de ein In­ven­tar über das Kin­des­ver­mö­gen ein­zu­rei­chen.437

3 Er­ach­tet es die Kin­des­schutz­be­hör­de nach Art und Grös­se des Kin­des­ver­mö­gens und nach den per­sön­li­chen Ver­hält­nis­sen der El­tern für an­ge­zeigt, so ord­net sie die In­ven­tar­auf­nah­me oder die pe­ri­odi­sche Rech­nungs­stel­lung und Be­richt­er­stat­tung an.438

436Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

437 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

438 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 319439  

B. Ver­wen­dung der Er­trä­ge

 

1 Die El­tern dür­fen die Er­trä­ge des Kin­des­ver­mö­gens für Un­ter­halt, Er­zie­hung und Aus­bil­dung des Kin­des und, so­weit es der Bil­lig­keit ent­spricht, auch für die Be­dürf­nis­se des Haus­hal­tes ver­wen­den.

2 Ein Über­schuss fällt ins Kin­des­ver­mö­gen.

439Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 320440  

C. An­zeh­rung des Kin­des­ver­mö­gens

 

1 Ab­fin­dun­gen, Scha­den­er­satz und ähn­li­che Leis­tun­gen dür­fen in Teil­be­trä­gen ent­spre­chend den lau­fen­den Be­dürf­nis­sen für den Un­ter­halt des Kin­des ver­braucht wer­den.

2 Er­weist es sich für die Be­strei­tung der Kos­ten des Un­ter­halts, der Er­zie­hung oder der Aus­bil­dung als not­wen­dig, so kann die Kin­des­schutz­be­hör­de den El­tern ge­stat­ten, auch das üb­ri­ge Kin­des­ver­mö­gen in be­stimm­ten Be­trä­gen an­zu­grei­fen.

440Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 321441  

D. Frei­es Kin­des­ver­mö­gen

I. Zu­wen­dun­gen

 

1 Die El­tern dür­fen Er­trä­ge des Kin­des­ver­mö­gens nicht ver­brau­chen, wenn es dem Kind mit die­ser aus­drück­li­chen Auf­la­ge oder un­ter der Be­stim­mung zin­s­tra­gen­der An­la­ge oder als Spar­geld zu­ge­wen­det wor­den ist.

2 Die Ver­wal­tung durch die El­tern ist nur dann aus­ge­schlos­sen, wenn dies bei der Zu­wen­dung aus­drück­lich be­stimmt wird.

441Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 322442  

II. Pflicht­teil

 

1 Durch Ver­fü­gung von To­des we­gen kann auch der Pflicht­teil des Kin­des von der el­ter­li­chen Ver­wal­tung aus­ge­nom­men wer­den.

2 Über­trägt der Erb­las­ser die Ver­wal­tung ei­nem Drit­ten, so kann die Kin­des­schutz­be­hör­de die­sen zur pe­ri­odi­schen Rech­nungs­stel­lung und Be­richt­er­stat­tung an­hal­ten.

442Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 323443  

III. Ar­beits­er­werb, Be­rufs- und Ge­wer­be­ver­mö­gen

 

1 Was das Kind durch ei­ge­ne Ar­beit er­wirbt und was es von den El­tern aus sei­nem Ver­mö­gen zur Aus­übung ei­nes Be­ru­fes oder ei­nes ei­ge­nen Ge­wer­bes her­aus­be­kommt, steht un­ter sei­ner Ver­wal­tung und Nut­zung.

2 Lebt das Kind mit den El­tern in häus­li­cher Ge­mein­schaft, so kön­nen sie ver­lan­gen, dass es einen an­ge­mes­se­nen Bei­trag an sei­nen Un­ter­halt leis­tet.

443Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 324444  

E. Schutz des Kin­des­ver­mö­gens

I. Ge­eig­ne­te Mass­nah­men

 

1 Ist die sorg­fäl­ti­ge Ver­wal­tung nicht hin­rei­chend ge­währ­leis­tet, so trifft die Kin­des­schutz­be­hör­de die ge­eig­ne­ten Mass­nah­men zum Schutz des Kin­des­ver­mö­gens.

2 Sie kann na­ment­lich Wei­sun­gen für die Ver­wal­tung er­tei­len und, wenn die pe­ri­odi­sche Rech­nungs­stel­lung und Be­richt­er­stat­tung nicht aus­rei­chen, die Hin­ter­le­gung oder Si­cher­heits­leis­tung an­ord­nen.

3 Auf das Ver­fah­ren und die Zu­stän­dig­keit fin­den die Be­stim­mun­gen über den Kin­des­schutz ent­spre­chen­de An­wen­dung.

444Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 325445  

II. Ent­zie­hung der Ver­wal­tung

 

1 Kann der Ge­fähr­dung des Kin­des­ver­mö­gens auf an­de­re Wei­se nicht be­geg­net wer­den, so über­trägt die Kin­des­schutz­be­hör­de die Ver­wal­tung ei­nem Bei­stand.

2 Die Kin­des­schutz­be­hör­de trifft die glei­che An­ord­nung, wenn Kin­des­ver­mö­gen, das nicht von den El­tern ver­wal­tet wird, ge­fähr­det ist.

3 Ist zu be­fürch­ten, dass die Er­trä­ge oder die für den Ver­brauch be­stimm­ten oder frei­ge­ge­be­nen Be­trä­ge des Kin­des­ver­mö­gens nicht be­stim­mungs­ge­mä­ss ver­wen­det wer­den, so kann die Kin­des­schutz­be­hör­de auch de­ren Ver­wal­tung ei­nem Bei­stand über­tra­gen.

445Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 326446  

F. En­de der Ver­wal­tung

I. Rück­er­stat­tung

 

En­det die el­ter­li­che Sor­ge oder Ver­wal­tung, so ha­ben die El­tern das Kin­des­ver­mö­gen auf­grund ei­ner Ab­rech­nung dem voll­jäh­ri­gen Kind oder sei­nem ge­setz­li­chen Ver­tre­ter her­aus­zu­ge­ben.

446 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 327447  

II. Ver­ant­wort­lich­keit

 

1 Für die Rück­leis­tung sind die El­tern gleich ei­nem Be­auf­trag­ten ver­ant­wort­lich.

2 Für das, was sie in gu­ten Treu­en ver­äus­sert ha­ben, ist der Er­lös zu er­stat­ten.

3 Für die Be­trä­ge, die sie be­fug­ter­mas­sen für das Kind oder den Haus­halt ver­wen­det ha­ben, schul­den sie kei­nen Er­satz.

447Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Fünfter Abschnitt: Minderjährige unter Vormundschaft448

448Eingefügt durch Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Erwachsenenschutz, Personenrecht und Kindesrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 327a  

A. Grund­satz

 

Steht ein Kind nicht un­ter el­ter­li­cher Sor­ge, so er­nennt ihm die Kin­des­schutz­be­hör­de einen Vor­mund.

Art. 327b  

B. Rechts­stel­lung

I. Des Kin­des

 

Das Kind un­ter Vor­mund­schaft hat die glei­che Rechts­stel­lung wie das Kind un­ter el­ter­li­cher Sor­ge.

Art. 327c  

II. Des Vor­munds

 

1 Dem Vor­mund ste­hen die glei­chen Rech­te zu wie den El­tern.

2 Die Be­stim­mun­gen des Er­wach­se­nen­schut­zes, na­ment­lich über die Er­nen­nung des Bei­stands, die Füh­rung der Bei­stand­schaft und die Mit­wir­kung der Er­wach­se­nen­schutz­be­hör­de, sind sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

3 Muss das Kind in ei­ner ge­schlos­se­nen Ein­rich­tung oder in ei­ner psych­ia­tri­schen Kli­nik un­ter­ge­bracht wer­den, so sind die Be­stim­mun­gen des Er­wach­se­nen­schut­zes über die für­sor­ge­ri­sche Un­ter­brin­gung sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

Neunter Titel: Die Familiengemeinschaft

Erster Abschnitt: Die Unterstützungspflicht

Art. 328449  

A. Un­ter­stüt­zungs­pflich­ti­ge

 

1 Wer in güns­ti­gen Ver­hält­nis­sen lebt, ist ver­pflich­tet, Ver­wand­te in auf- und ab­stei­gen­der Li­nie zu un­ter­stüt­zen, die oh­ne die­sen Bei­stand in Not ge­ra­ten wür­den.

2 Die Un­ter­halts­pflicht der El­tern und des Ehe­gat­ten, der ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin oder des ein­ge­tra­ge­nen Part­ners bleibt vor­be­hal­ten.450


449Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, in Kraft seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

450 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 8 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 329  

B. Um­fang und Gel­tend­ma­chung des An­spru­ches

 

1 Der An­spruch auf Un­ter­stüt­zung ist ge­gen die Pflich­ti­gen in der Rei­hen­fol­ge ih­rer Erb­be­rech­ti­gung gel­tend zu ma­chen und geht auf die Leis­tung, die zum Le­bens­un­ter­halt des Be­dürf­ti­gen er­for­der­lich und den Ver­hält­nis­sen des Pflich­ti­gen an­ge­mes­sen ist.

1bis Kein An­spruch auf Un­ter­stüt­zung kann gel­tend ge­macht wer­den, wenn die Not­la­ge auf ei­ner Ein­schrän­kung der Er­werbs­tä­tig­keit zur Be­treu­ung ei­ge­ner Kin­der be­ruht.452

2 Er­scheint die Her­an­zie­hung ei­nes Pflich­ti­gen we­gen be­son­de­rer Um­stän­de als un­bil­lig, so kann das Ge­richt die Un­ter­stüt­zungs­pflicht er­mäs­si­gen oder auf­he­ben.453

3 Die Be­stim­mun­gen über die Un­ter­halts­kla­ge des Kin­des und über den Über­gang sei­nes Un­ter­halts­an­spru­ches auf das Ge­mein­we­sen fin­den ent­spre­chen­de An­wen­dung.454

452 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014529).

453Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

454Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 25. Ju­ni 1976, in Kraft seit 1. Jan. 1978 (AS 1977 237; BBl 1974 II 1).

Art. 330  

C. Un­ter­halt von Fin­del­kin­dern

 

1 Fin­del­kin­der wer­den von der Ge­mein­de un­ter­hal­ten, in der sie ein­ge­bür­gert wor­den sind.

2 Wird die Ab­stam­mung ei­nes Fin­del­kin­des fest­ge­stellt, so kann die­se Ge­mein­de die un­ter­stüt­zungs­pflich­ti­gen Ver­wand­ten und in letz­ter Li­nie das un­ter­stüt­zungs­pflich­ti­ge Ge­mein­we­sen zum Er­satz der Aus­la­gen an­hal­ten, die sein Un­ter­halt ihr ver­ur­sacht hat.

Zweiter Abschnitt: Die Hausgewalt

Art. 331  

A. Vor­aus­set­zung

 

1 Ha­ben Per­so­nen, die in ge­mein­sa­mem Haus­hal­te le­ben, nach Vor­schrift des Ge­set­zes oder nach Ver­ein­ba­rung oder Her­kom­men ein Fa­mi­li­en­haupt, so steht die­sem die Haus­ge­walt zu.

2 Die Haus­ge­walt er­streckt sich auf al­le Per­so­nen, die als Ver­wand­te455 und Ver­schwä­ger­te oder auf Grund ei­nes Ver­trags­ver­hält­nis­ses als Ar­beit­neh­mer oder in ähn­li­cher Stel­lung in dem ge­mein­sa­men Haus­hal­te le­ben.456

455Fas­sung die­ses Wor­tes ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 30. Ju­ni 1972, in Kraft seit 1. April 1973 (AS 1972 2819; BBl 1971 I 1200).

456Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II Art. 2 Ziff. 2 des BG vom 25. Ju­ni 1971, in Kraft seit 1. Jan. 1972 (AS 1971 1465; BBl 1967 II 241).

Art. 332  

B. Wir­kung

I. Haus­ord­nung und Für­sor­ge

 

1 Die Ord­nung, der die Haus­ge­nos­sen un­ter­stellt sind, hat auf die In­ter­es­sen al­ler Be­tei­lig­ten in bil­li­ger Wei­se Rück­sicht zu neh­men.

2 Ins­be­son­de­re soll den Haus­ge­nos­sen für ih­re Aus­bil­dung, ih­re Be­rufs­ar­beit und für die Pfle­ge der re­li­gi­ösen Be­dürf­nis­se die nö­ti­ge Frei­heit ge­währt wer­den.

3 Die von den Haus­ge­nos­sen ein­ge­brach­ten Sa­chen hat das Fa­mi­li­en­haupt mit der glei­chen Sorg­falt zu ver­wah­ren und ge­gen Scha­den si­cher­zu­stel­len wie die ei­ge­nen.

Art. 333  

II. Ver­ant­wort­lich­keit

 

1 Ver­ur­sacht ein Haus­ge­nos­se, der min­der­jäh­rig oder geis­tig be­hin­dert ist, un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft steht oder an ei­ner psy­chi­schen Stö­rung lei­det, einen Scha­den, so ist das Fa­mi­li­en­haupt da­für haft­bar, in­so­fern es nicht dar­zu­tun ver­mag, dass es das üb­li­che und durch die Um­stän­de ge­bo­te­ne Mass von Sorg­falt in der Be­auf­sich­ti­gung be­ob­ach­tet hat.457

2 Das Fa­mi­li­en­haupt ist ver­pflich­tet, da­für zu sor­gen, dass aus dem Zu­stand ei­nes Haus­ge­nos­sen mit ei­ner geis­ti­gen Be­hin­de­rung oder ei­ner psy­chi­schen Stö­rung we­der für die­sen selbst noch für an­de­re Ge­fahr oder Scha­den er­wächst.458

3 Nö­ti­gen­falls soll es bei der zu­stän­di­gen Be­hör­de zwecks An­ord­nung der er­for­der­li­chen Vor­keh­run­gen An­zei­ge ma­chen.

457 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

458 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 334459  

III. For­de­rung der Kin­der und Gross­kin­der

1. Vor­aus­set­zun­gen

 

1 Voll­jäh­ri­ge Kin­der oder Gross­kin­der, die ih­ren El­tern oder Gros­s­el­tern in ge­mein­sa­mem Haus­halt ih­re Ar­beit oder ih­re Ein­künf­te zu­ge­wen­det ha­ben, kön­nen hier­für ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung ver­lan­gen.460

2 Im Streit­fal­le ent­schei­det das Ge­richt über die Hö­he der Ent­schä­di­gung, ih­re Si­che­rung und die Art und Wei­se der Be­zah­lung.

459Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 6. Okt. 1972, in Kraft seit 15. Fe­br. 1973 (AS 1973 93; BBl 1970 I 805, 1971 I 737).

460 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 19. Dez. 2008 (Er­wach­se­nen­schutz, Per­so­nen­recht und Kin­des­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2011 725; BBl 20067001).

Art. 334bis461  

2. Gel­tend­ma­chung

 

1 Die den Kin­dern oder Gross­kin­dern zu­ste­hen­de Ent­schä­di­gung kann mit dem To­de des Schuld­ners gel­tend ge­macht wer­den.

2 Schon zu Leb­zei­ten des Schuld­ners kann sie gel­tend ge­macht wer­den, wenn ge­gen ihn ei­ne Pfän­dung er­folgt oder über ihn der Kon­kurs er­öff­net wird, wenn der ge­mein­sa­me Haus­halt auf­ge­ho­ben wird oder wenn der Be­trieb in an­de­re Hän­de über­geht.

3 Sie un­ter­liegt kei­ner Ver­jäh­rung, muss aber spä­tes­tens bei der Tei­lung der Erb­schaft des Schuld­ners gel­tend ge­macht wer­den.

461Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 6. Okt. 1972, in Kraft seit 15. Fe­br. 1973 (AS 1973 93; BBl 1970 I 805, 1971 I 737).

Dritter Abschnitt: Das Familienvermögen

Art. 335  

A.Fa­mi­li­en­stif­tun­gen

 

1 Ein Ver­mö­gen kann mit ei­ner Fa­mi­lie da­durch ver­bun­den wer­den, dass zur Be­strei­tung der Kos­ten der Er­zie­hung, Aus­stat­tung oder Un­ter­stüt­zung von Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen oder zu ähn­li­chen Zwe­cken ei­ne Fa­mi­li­en­stif­tung nach den Re­geln des Per­so­nen­rechts oder des Erbrechts er­rich­tet wird.

2 Die Er­rich­tung von Fa­mi­li­en­fi­dei­kom­mis­sen ist nicht mehr ge­stat­tet.

Art. 336  

B. Ge­mein­der­schaf­ten

I. Be­grün­dung

1. Be­fug­nis

 

Ein Ver­mö­gen kann mit ei­ner Fa­mi­lie da­durch ver­bun­den wer­den, dass Ver­wand­te ent­we­der ei­ne Erb­schaft ganz oder zum Teil als Ge­mein­der­schafts­gut fort­be­ste­hen las­sen, oder dass sie Ver­mö­gen zu ei­ner Ge­mein­der­schaft zu­sam­men­le­gen.

Art. 337  

2. Form

 

Der Ver­trag über die Be­grün­dung ei­ner Ge­mein­der­schaft be­darf zu sei­ner Gül­tig­keit der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung und der Un­ter­schrift al­ler Ge­mein­der oder ih­rer Ver­tre­ter.

Art. 338  

II. Dau­er

 

1 Die Ge­mein­der­schaft kann auf be­stimm­te oder un­be­stimm­te Zeit ge­schlos­sen wer­den.

2 Ist sie auf un­be­stimm­te Zeit ge­schlos­sen, so kann sie je­der Ge­mein­der auf sechs Mo­na­te kün­di­gen.

3 Bei land­wirt­schaft­li­chem Be­trie­be des Ge­samt­gu­tes ist ei­ne Kün­di­gung nur auf einen dem Orts­ge­brauch ent­spre­chen­den Früh­jahrs- oder Herbst­ter­min zu­läs­sig.

Art. 339  

III. Wir­kung

1. Art der Ge­mein­der­schaft

 

1 Die Ge­mein­der­schaft ver­bin­det die Ge­mein­der zu ge­mein­sa­mer wirt­schaft­li­cher Tä­tig­keit.

2 Sie sind man­gels an­de­rer An­ord­nung zu glei­chen Rech­ten an der Ge­mein­der­schaft be­tei­ligt.

3 Sie kön­nen wäh­rend der Ge­mein­der­schaft we­der ei­ne Tei­lung be­an­spru­chen noch über ih­re Ge­mein­schafts­an­tei­le ver­fü­gen.

Art. 340  

2. Lei­tung und Ver­tre­tung

a. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die An­ge­le­gen­hei­ten der Ge­mein­der­schaft wer­den von al­len Ge­mein­dern ge­mein­sam ge­ord­net.

2 Je­der von ih­nen kann oh­ne Mit­wir­kung der üb­ri­gen ge­wöhn­li­che Ver­wal­tungs­hand­lun­gen vor­neh­men.

Art. 341  

b. Be­fug­nis des Hauptes

 

1 Die Ge­mein­der kön­nen ei­nes der Glie­der als Haupt der Ge­mein­der­schaft be­zeich­nen.

2 Das Haupt der Ge­mein­der­schaft hat die Ver­tre­tung im Um­fang ih­rer An­ge­le­gen­hei­ten und lei­tet de­ren wirt­schaft­li­che Tä­tig­keit.

3 Die Aus­sch­lies­sung der an­dern von der Ver­tre­tung ist je­doch gut­gläu­bi­gen Drit­ten ge­gen­über nur dann wirk­sam, wenn der Ver­tre­ter im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen ist.

Art. 342  

3. Ge­mein­schafts­gut und per­sön­li­ches Ver­mö­gen

 

1 Die Ver­mö­gens­wer­te der Ge­mein­der­schaft ste­hen im Ge­sam­tei­gen­tum al­ler Ge­mein­der.

2 Für die Schul­den haf­ten die Ge­mein­der so­li­da­risch.

3 Was ein ein­zel­ner Ge­mein­der ne­ben dem Ge­mein­schafts­gut an Ver­mö­gen be­sitzt oder wäh­rend der Ge­mein­schaft durch Erb­gang oder auf an­de­re Wei­se un­ent­gelt­lich für sich al­lein er­wirbt, ist, wenn es nicht an­ders ver­ab­re­det wird, sein per­sön­li­ches Ver­mö­gen.

Art. 343  

IV. Auf­he­bung

1. Grün­de

 

Die Auf­he­bung der Ge­mein­der­schaft er­folgt:

1.
nach Ver­ein­ba­rung oder Kün­di­gung;
2.
mit Ab­lauf der Zeit, für die ei­ne Ge­mein­der­schaft be­grün­det wor­den ist, in­so­fern sie nicht still­schwei­gend fort­ge­setzt wird;
3.
wenn der ge­pfän­de­te An­teil ei­nes Ge­mein­ders am Ge­mein­schafts­gu­te zur Ver­wer­tung ge­langt ist;
4.
wenn ein Ge­mein­der in Kon­kurs ge­ra­ten ist;
5.
auf Ver­lan­gen ei­nes Ge­mein­ders aus wich­ti­gen Grün­den.
Art. 344  

2. Kün­di­gung, Zah­lungs­un­fä­hig­keit, Hei­rat

 

1 Kün­digt ein Ge­mein­der die Ge­mein­der­schaft, oder ist ei­ner der Ge­mein­der in Kon­kurs ge­ra­ten, oder ge­langt der ge­pfän­de­te An­teil ei­nes Ge­mein­ders zur Ver­wer­tung, so kön­nen die üb­ri­gen die Ge­mein­der­schaft mit­ein­an­der fort­set­zen, in­dem sie den Aus­schei­den­den oder sei­ne Gläu­bi­ger ab­fin­den.

2 Ver­hei­ra­tet sich ein Ge­mein­der, so kann er oh­ne Kün­di­gung die Ab­fin­dung be­an­spru­chen.

Art. 345  

3. Tod ei­nes Ge­mein­ders

 

1 Stirbt ein Ge­mein­der, so kön­nen die Er­ben, die nicht in der Ge­mein­der­schaft ste­hen, nur die Ab­fin­dung be­an­spru­chen.

2 Hin­ter­lässt er erb­be­rech­tig­te Nach­kom­men, so kön­nen die­se mit Zu­stim­mung der üb­ri­gen Ge­mein­der an Stel­le des Erb­las­sers in die Ge­mein­der­schaft ein­tre­ten.

Art. 346  

4. Tei­lungs­re­gel

 

1 Die Tei­lung des Ge­mein­schafts­gu­tes oder die Ab­fin­dung ei­nes aus­schei­den­den Ge­mein­ders fin­det nach der Ver­mö­gens­la­ge statt, wie sie beim Ein­tritt des Auf­he­bungs­grun­des vor­han­den ist.

2 Ih­re Durch­füh­rung darf nicht zur Un­zeit ver­langt wer­den.

Art. 347  

V. Er­trags­ge­mein­der­schaft

1. In­halt

 

1 Die Ge­mein­der kön­nen die Be­wirt­schaf­tung des Ge­mein­schafts­gu­tes und die Ver­tre­tung ei­nem ein­zi­gen un­ter ih­nen über­tra­gen, mit der Be­stim­mung, dass die­ser je­dem der Ge­mein­der jähr­lich einen An­teil vom Rein­ge­winn zu ent­rich­ten hat.

2 Die­ser An­teil ist, wenn kei­ne an­de­re Ab­re­de ge­trof­fen wird, nach dem Durch­schnitts­er­tra­ge des Ge­mein­schafts­gu­tes für ei­ne an­ge­mes­se­ne län­ge­re Pe­ri­ode in bil­li­ger Wei­se fest­zu­set­zen, un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Leis­tun­gen des Über­neh­mers.

Art. 348  

2. Be­son­de­re Auf­he­bungs­grün­de

 

1 Wird das Ge­mein­schafts­gut von dem Über­neh­mer nicht or­dent­lich be­wirt­schaf­tet, oder kommt die­ser sei­nen Ver­pflich­tun­gen ge­gen­über den Ge­mein­dern nicht nach, so kann die Ge­mein­der­schaft auf­ge­ho­ben wer­den.

2 Auf Ver­lan­gen ei­nes Ge­mein­ders kann das Ge­richt aus wich­ti­gen Grün­den des­sen Ein­tritt in die Wirt­schaft des Über­neh­mers ver­fü­gen, un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Vor­schrif­ten über die erbrecht­li­che Tei­lung.

3 Im Üb­ri­gen steht die Er­trags­ge­mein­der­schaft un­ter den Re­geln der Ge­mein­der­schaft mit ge­mein­sa­mer Wirt­schaft.

Art. 349–358462  
 

462 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 4 des BG vom 26. Ju­ni 1998, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2000 (AS 1999 1118; BBl 1996 I 1).

Art. 359463  
 

463Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II 21 des BG vom 15. Dez. 1989 über die Ge­neh­mi­gung kan­to­na­ler Er­las­se durch den Bund, mit Wir­kung seit 1. Fe­br. 1991 (AS 1991 362; BBl 1988 II 1333).

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