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Erste Abteilung: Das Eigentum

Achtzehnter Titel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 641  

A. In­halt des Ei­gen­tums

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Wer Ei­gen­tü­mer ei­ner Sa­che ist, kann in den Schran­ken der Rechts­ord­nung über sie nach sei­nem Be­lie­ben ver­fü­gen.

2 Er hat das Recht, sie von je­dem, der sie ihm vor­ent­hält, her­aus­zu­ver­lan­gen und je­de un­ge­recht­fer­tig­te Ein­wir­kung ab­zu­weh­ren.

Art. 641a560  

II. Tie­re

 

1 Tie­re sind kei­ne Sa­chen.

2 So­weit für Tie­re kei­ne be­son­de­ren Re­ge­lun­gen be­ste­hen, gel­ten für sie die auf Sa­chen an­wend­ba­ren Vor­schrif­ten.

560 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 2002 (Grund­satz­ar­ti­kel Tie­re), in Kraft seit 1. April 2003 (AS 2003 463; BBl 2002 41645806).

Art. 642  

B. Um­fang des Ei­gen­tums

I. Be­stand­tei­le

 

1 Wer Ei­gen­tü­mer ei­ner Sa­che ist, hat das Ei­gen­tum an al­len ih­ren Be­stand­tei­len.

2 Be­stand­teil ei­ner Sa­che ist al­les, was nach der am Or­te üb­li­chen Auf­fas­sung zu ih­rem Be­stan­de ge­hört und oh­ne ih­re Zer­stö­rung, Be­schä­di­gung oder Ver­än­de­rung nicht ab­ge­trennt wer­den kann.

Art. 643  

II. Na­tür­li­che Früch­te

 

1 Wer Ei­gen­tü­mer ei­ner Sa­che ist, hat das Ei­gen­tum auch an ih­ren na­tür­li­chen Früch­ten.

2 Na­tür­li­che Früch­te sind die zeit­lich wie­der­keh­ren­den Er­zeug­nis­se und die Er­träg­nis­se, die nach der üb­li­chen Auf­fas­sung von ei­ner Sa­che ih­rer Be­stim­mung ge­mä­ss ge­won­nen wer­den.

3 Bis zur Tren­nung sind die na­tür­li­chen Früch­te Be­stand­teil der Sa­che.

Art. 644  

III. Zu­ge­hör

1. Um­schrei­bung

 

1 Die Ver­fü­gung über ei­ne Sa­che be­zieht sich, wenn kei­ne Aus­nah­me ge­macht wird, auch auf ih­re Zu­ge­hör.

2 Zu­ge­hör sind die be­weg­li­chen Sa­chen, die nach der am Or­te üb­li­chen Auf­fas­sung oder nach dem kla­ren Wil­len des Ei­gen­tü­mers der Haupt­sa­che dau­ernd für de­ren Be­wirt­schaf­tung, Be­nut­zung oder Ver­wah­rung be­stimmt und durch Ver­bin­dung, An­pas­sung oder auf an­de­re Wei­se in die Be­zie­hung zur Haupt­sa­che ge­bracht sind, in der sie ihr zu die­nen ha­ben.

3 Ist ei­ne Sa­che Zu­ge­hör, so ver­mag ei­ne vor­über­ge­hen­de Tren­nung von der Haupt­sa­che ihr die­se Ei­gen­schaft nicht zu neh­men.

Art. 645  

2. Aus­schluss

 

Zu­ge­hör sind nie­mals sol­che be­weg­li­che Sa­chen, die dem Be­sit­zer der Haupt­sa­che nur zum vor­über­ge­hen­den Ge­brau­che oder zum Ver­brau­che die­nen, oder die zu der Ei­gen­art der Haupt­sa­che in kei­ner Be­zie­hung ste­hen, so­wie sol­che, die nur zur Auf­be­wah­rung oder zum Ver­kauf oder zur Ver­mie­tung mit der Haupt­sa­che in Ver­bin­dung ge­bracht sind.

Art. 646  

C. Ge­mein­schaft­li­ches Ei­gen­tum

I. Mit­ei­gen­tum

1. Ver­hält­nis der Mit­ei­gen­tü­mer

 

1 Ha­ben meh­re­re Per­so­nen ei­ne Sa­che nach Bruch­tei­len und oh­ne äus­ser­li­che Ab­tei­lung in ih­rem Ei­gen­tum, so sind sie Mit­ei­gen­tü­mer.

2 Ist es nicht an­ders fest­ge­stellt, so sind sie Mit­ei­gen­tü­mer zu glei­chen Tei­len.

3 Je­der Mit­ei­gen­tü­mer hat für sei­nen An­teil die Rech­te und Pflich­ten ei­nes Ei­gen­tü­mers, und es kann die­ser An­teil von ihm ver­äus­sert und ver­pfän­det und von sei­nen Gläu­bi­gern ge­pfän­det wer­den.

Art. 647561  

2. Nut­zungs- und Ver­wal­tungs­ord­nung

 

1 Die Mit­ei­gen­tü­mer kön­nen ei­ne von den ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen ab­wei­chen­de Nut­zungs- und Ver­wal­tungs­ord­nung ver­ein­ba­ren und dar­in vor­se­hen, dass die­se mit Zu­stim­mung der Mehr­heit al­ler Mit­ei­gen­tü­mer ge­än­dert wer­den kann.562

1bis Ei­ne Än­de­rung von Be­stim­mun­gen der Nut­zungs- und Ver­wal­tungs­ord­nung über die Zu­tei­lung aus­sch­liess­li­cher Nut­zungs­rech­te be­darf zu­dem der Zu­stim­mung der di­rekt be­trof­fe­nen Mit­ei­gen­tü­mer.563

2 Nicht auf­he­ben oder be­schrän­ken kön­nen sie die je­dem Mit­ei­gen­tü­mer zu­ste­hen­den Be­fug­nis­se:

1.
zu ver­lan­gen, dass die für die Er­hal­tung des Wer­tes und der Ge­brauchs­fä­hig­keit der Sa­che not­wen­di­gen Ver­wal­tungs­hand­lun­gen durch­ge­führt und nö­ti­gen­falls vom Ge­richt an­ge­ord­net wer­den;
2.
von sich aus auf Kos­ten al­ler Mit­ei­gen­tü­mer die Mass­nah­men zu er­grei­fen, die so­fort ge­trof­fen wer­den müs­sen, um die Sa­che vor dro­hen­dem oder wach­sen­dem Scha­den zu be­wah­ren.

561Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

562 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

563 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 647a564  

3. Ge­wöhn­li­che Ver­wal­tungs­hand­lun­gen

 

1 Zu den ge­wöhn­li­chen Ver­wal­tungs­hand­lun­gen ist je­der Mit­ei­gen­tü­mer be­fugt, ins­be­son­de­re zur Vor­nah­me von Aus­bes­se­run­gen, An­bau- und Ern­te­ar­bei­ten, zur kurz­fris­ti­gen Ver­wah­rung und Auf­sicht so­wie zum Ab­schluss der da­zu die­nen­den Ver­trä­ge und zur Aus­übung der Be­fug­nis­se, die sich aus ih­nen und aus den Miet‑, Pacht- und Werk­ver­trä­gen er­ge­ben, ein­sch­liess­lich der Be­zah­lung und Ent­ge­gen­nah­me von Geld­be­trä­gen für die Ge­samt­heit.

2 Mit Zu­stim­mung der Mehr­heit al­ler Mit­ei­gen­tü­mer kann die Zu­stän­dig­keit zu die­sen Ver­wal­tungs­hand­lun­gen un­ter Vor­be­halt der Be­stim­mun­gen des Ge­set­zes über die not­wen­di­gen und dring­li­chen Mass­nah­men an­ders ge­re­gelt wer­den.

564Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 647b565  

4. Wich­ti­ge­re Ver­wal­tungs­hand­lun­gen

 

1 Mit Zu­stim­mung der Mehr­heit al­ler Mit­ei­gen­tü­mer, die zu­gleich den grös­se­ren Teil der Sa­che ver­tritt, kön­nen wich­ti­ge­re Ver­wal­tungs­hand­lun­gen durch­ge­führt wer­den, ins­be­son­de­re die Än­de­rung der Kul­tu­r­art oder Be­nut­zungs­wei­se, der Ab­schluss und die Auf­lö­sung von Miet- und Pacht­ver­trä­gen, die Be­tei­li­gung an Bo­den­ver­bes­se­run­gen und die Be­stel­lung ei­nes Ver­wal­ters, des­sen Zu­stän­dig­keit nicht auf ge­wöhn­li­che Ver­wal­tungs­hand­lun­gen be­schränkt ist.

2 Vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen über die not­wen­di­gen bau­li­chen Mass­nah­men.

565Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 647c566  

5. Bau­li­che Mass­nah­men

a. Not­wen­di­ge

 

Un­ter­halts-, Wie­der­her­stel­lungs- und Er­neue­rungs­ar­bei­ten, die für die Er­hal­tung des Wer­tes und der Ge­brauchs­fä­hig­keit der Sa­che nö­tig sind, kön­nen mit Zu­stim­mung der Mehr­heit al­ler Mit­ei­gen­tü­mer aus­ge­führt wer­den, so­weit sie nicht als ge­wöhn­li­che Ver­wal­tungs­hand­lun­gen von je­dem ein­zel­nen vor­ge­nom­men wer­den dür­fen.

566Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 647d567  

b. Nütz­li­che

 

1 Er­neue­rungs- und Um­bau­ar­bei­ten, die ei­ne Wert­stei­ge­rung oder Ver­bes­se­rung der Wirt­schaft­lich­keit oder Ge­brauchs­fä­hig­keit der Sa­che bezwe­cken, be­dür­fen der Zu­stim­mung der Mehr­heit al­ler Mit­ei­gen­tü­mer, die zu­gleich den grös­se­ren Teil der Sa­che ver­tritt.

2 Än­de­run­gen, die ei­nem Mit­ei­gen­tü­mer den Ge­brauch oder die Be­nut­zung der Sa­che zum bis­he­ri­gen Zweck er­heb­lich und dau­ernd er­schwe­ren oder un­wirt­schaft­lich ma­chen, kön­nen nicht oh­ne sei­ne Zu­stim­mung durch­ge­führt wer­den.

3 Ver­langt die Än­de­rung von ei­nem Mit­ei­gen­tü­mer Auf­wen­dun­gen, die ihm nicht zu­mut­bar sind, ins­be­son­de­re weil sie in ei­nem Miss­ver­hält­nis zum Ver­mö­gens­wert sei­nes An­teils ste­hen, so kann sie oh­ne sei­ne Zu­stim­mung nur durch­ge­führt wer­den, wenn die üb­ri­gen Mit­ei­gen­tü­mer sei­nen Kos­ten­an­teil auf sich neh­men, so­weit er den ihm zu­mut­ba­ren Be­trag über­steigt.

567Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 647e568  

c. Der Ver­schö­ne­rung und Be­quem­lich­keit die­nen­de

 

1 Bau­ar­bei­ten, die le­dig­lich der Ver­schö­ne­rung, der An­sehn­lich­keit der Sa­che oder der Be­quem­lich­keit im Ge­brauch die­nen, dür­fen nur mit Zu­stim­mung al­ler Mit­ei­gen­tü­mer aus­ge­führt wer­den.

2 Wer­den sol­che Ar­bei­ten mit Zu­stim­mung der Mehr­heit al­ler Mit­ei­gen­tü­mer, die zu­gleich den grös­se­ren Teil der Sa­che ver­tritt, an­ge­ord­net, so kön­nen sie auch ge­gen den Wil­len ei­nes nicht zu­stim­men­den Mit­ei­gen­tü­mers aus­ge­führt wer­den, so­fern die­ser durch sie in sei­nem Nut­zungs- und Ge­brauchs­recht nicht dau­ernd be­ein­träch­tigt wird, und die üb­ri­gen Mit­ei­gen­tü­mer ihm für ei­ne bloss vor­über­ge­hen­de Be­ein­träch­ti­gung Er­satz leis­ten und sei­nen Kos­ten­an­teil über­neh­men.

568Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 648569  

6. Ver­fü­gung über die Sa­che

 

1 Je­der Mit­ei­gen­tü­mer ist be­fugt, die Sa­che in­so­weit zu ver­tre­ten, zu ge­brau­chen und zu nut­zen, als es mit den Rech­ten der an­dern ver­träg­lich ist.

2 Zur Ver­äus­se­rung oder Be­las­tung der Sa­che so­wie zur Ver­än­de­rung ih­rer Zweck­be­stim­mung be­darf es der Über­ein­stim­mung al­ler Mit­ei­gen­tü­mer, so­weit die­se nicht ein­stim­mig ei­ne an­de­re Ord­nung ver­ein­bart ha­ben.

3 Be­ste­hen Grund­pfand­rech­te oder Grund­las­ten an Mit­ei­gen­tumsan­tei­len, so kön­nen die Mit­ei­gen­tü­mer die Sa­che selbst nicht mehr mit sol­chen Rech­ten be­las­ten.

569Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 649570  

7. Tra­gung der Kos­ten und Las­ten

 

1 Die Ver­wal­tungs­kos­ten, Steu­ern und an­de­ren Las­ten, die aus dem Mit­ei­gen­tum er­wach­sen oder auf der ge­mein­schaft­li­chen Sa­che ru­hen, wer­den von den Mit­ei­gen­tü­mern, wo es nicht an­ders be­stimmt ist, im Ver­hält­nis ih­rer An­tei­le ge­tra­gen.

2 Hat ein Mit­ei­gen­tü­mer sol­che Aus­ga­ben über die­sen An­teil hin­aus ge­tra­gen, so kann er von den an­de­ren nach dem glei­chen Ver­hält­nis Er­satz ver­lan­gen.

570Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 649a572  

8. Ver­bind­lich­keit von Re­ge­lun­gen und An­mer­kung im Grund­buch

 

1 Die von den Mit­ei­gen­tü­mern ver­ein­bar­te Nut­zungs- und Ver­wal­tungs­ord­nung und die von ih­nen ge­fass­ten Ver­wal­tungs­be­schlüs­se so­wie die ge­richt­li­chen Ur­tei­le und Ver­fü­gun­gen sind auch für den Rechts­nach­fol­ger ei­nes Mit­ei­gen­tü­mers und für den Er­wer­ber ei­nes ding­li­chen Rech­tes an ei­nem Mit­ei­gen­tumsan­teil ver­bind­lich.

2 Sie kön­nen bei Mit­ei­gen­tumsan­tei­len an Grund­stücken im Grund­buch an­ge­merkt wer­den.573

572Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

573 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 649b574  

9. Aus­schluss aus der Ge­mein­schaft

a. Mit­ei­gen­tü­mer

 

1 Der Mit­ei­gen­tü­mer kann durch ge­richt­li­ches Ur­teil aus der Ge­mein­schaft aus­ge­schlos­sen wer­den, wenn durch sein Ver­hal­ten oder das Ver­hal­ten von Per­so­nen, de­nen er den Ge­brauch der Sa­che über­las­sen oder für die er ein­zu­ste­hen hat, Ver­pflich­tun­gen ge­gen­über al­len oder ein­zel­nen Mit­be­rech­tig­ten so schwer ver­letzt wer­den, dass die­sen die Fort­set­zung der Ge­mein­schaft nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann.

2 Um­fasst die Ge­mein­schaft nur zwei Mit­ei­gen­tü­mer, so steht je­dem das Kla­ge­recht zu; im üb­ri­gen be­darf es zur Kla­ge, wenn nichts an­de­res ver­ein­bart ist, der Er­mäch­ti­gung durch einen Mehr­heits­be­schluss al­ler Mit­ei­gen­tü­mer mit Aus­nah­me des Be­klag­ten.

3 Er­kennt das Ge­richt auf Aus­schluss des Be­klag­ten, so ver­ur­teilt es ihn zur Ver­äus­se­rung sei­nes An­teils und ord­net für den Fall, dass der An­teil nicht bin­nen der an­ge­setz­ten Frist ver­äus­sert wird, des­sen öf­fent­li­che Ver­stei­ge­rung nach den Vor­schrif­ten über die Zwangs­ver­wer­tung von Grund­stücken an un­ter Aus­schluss der Be­stim­mun­gen über die Auf­lö­sung des Mit­ei­gen­tums­ver­hält­nis­ses.

574Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 649c575  

b. An­de­re Be­rech­tig­te

 

Die Be­stim­mun­gen über den Aus­schluss ei­nes Mit­ei­gen­tü­mers sind auf den Nutz­nies­ser und auf den In­ha­ber ei­nes an­de­ren ding­li­chen oder vor­ge­merk­ten per­sön­li­chen Nut­zungs­rech­tes an ei­nem Mit­ei­gen­tumsan­teil sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

575Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 650576  

10. Auf­he­bung

a. An­spruch auf Tei­lung

 

1 Je­der Mit­ei­gen­tü­mer hat das Recht, die Auf­he­bung des Mit­ei­gen­tums zu ver­lan­gen, wenn sie nicht durch ein Rechts­ge­schäft, durch Auf­tei­lung zu Stock­werk­ei­gen­tum oder durch die Be­stim­mung der Sa­che für einen dau­ern­den Zweck aus­ge­schlos­sen ist.

2 Die Auf­he­bung kann auf höchs­tens 50 Jah­re durch ei­ne Ver­ein­ba­rung aus­ge­schlos­sen wer­den; die­se be­darf für Grund­stücke zu ih­rer Gül­tig­keit der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung und kann im Grund­buch vor­ge­merkt wer­den.577

3 Die Auf­he­bung darf nicht zur Un­zeit ver­langt wer­den.

576Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

577 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 651  

b. Art der Tei­lung

 

1 Die Auf­he­bung er­folgt durch kör­per­li­che Tei­lung, durch Ver­kauf aus frei­er Hand oder auf dem We­ge der Ver­stei­ge­rung mit Tei­lung des Er­lö­ses oder durch Über­tra­gung der gan­zen Sa­che auf einen oder meh­re­re der Mit­ei­gen­tü­mer un­ter Aus­kauf der üb­ri­gen.

2 Kön­nen sich die Mit­ei­gen­tü­mer über die Art der Auf­he­bung nicht ei­ni­gen, so wird nach An­ord­nung des Ge­richts die Sa­che kör­per­lich ge­teilt oder, wenn dies oh­ne we­sent­li­che Ver­min­de­rung ih­res Wer­tes nicht mög­lich ist, öf­fent­lich oder un­ter den Mit­ei­gen­tü­mern ver­stei­gert.

3 Mit der kör­per­li­chen Tei­lung kann bei un­glei­chen Tei­len ei­ne Aus­glei­chung der Tei­le in Geld ver­bun­den wer­den.

Art. 651a578  

c. Tie­re des häus­li­chen Be­reichs

 

1 Bei Tie­ren, die im häus­li­chen Be­reich und nicht zu Ver­mö­gens- oder Er­werbs­zwe­cken ge­hal­ten wer­den, spricht das Ge­richt im Streit­fall das Al­lein­ei­gen­tum der­je­ni­gen Par­tei zu, die in tier­schüt­ze­ri­scher Hin­sicht dem Tier die bes­se­re Un­ter­brin­gung ge­währ­leis­tet.

2 Das Ge­richt kann die Per­son, die das Tier zu­ge­spro­chen er­hält, zur Leis­tung ei­ner an­ge­mes­se­nen Ent­schä­di­gung an die Ge­gen­par­tei ver­pflich­ten; es be­stimmt de­ren Hö­he nach frei­em Er­mes­sen.

3 Es trifft die nö­ti­gen vor­sorg­li­chen Mass­nah­men, na­ment­lich in Be­zug auf die vor­läu­fi­ge Un­ter­brin­gung des Tie­res.

578Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 2002 (Grund­satz­ar­ti­kel Tie­re), in Kraft seit 1. April 2003 (AS 2003 463; BBl 2002 41645806).

Art. 652  

II. Ge­sam­tei­gen­tum

1. Vor­aus­set­zung

 

Ha­ben meh­re­re Per­so­nen, die durch Ge­set­zes­vor­schrift oder Ver­trag zu ei­ner Ge­mein­schaft ver­bun­den sind, ei­ne Sa­che kraft ih­rer Ge­mein­schaft zu Ei­gen­tum, so sind sie Ge­sam­tei­gen­tü­mer, und es geht das Recht ei­nes je­den auf die gan­ze Sa­che.

Art. 653  

2. Wir­kung

 

1 Die Rech­te und Pflich­ten der Ge­sam­tei­gen­tü­mer rich­ten sich nach den Re­geln, un­ter de­nen ih­re ge­setz­li­che oder ver­trags­mäs­si­ge Ge­mein­schaft steht.

2 Be­steht kei­ne an­de­re Vor­schrift, so be­darf es zur Aus­übung des Ei­gen­tums und ins­be­son­de­re zur Ver­fü­gung über die Sa­che des ein­stim­mi­gen Be­schlus­ses al­ler Ge­sam­tei­gen­tü­mer.

3 So­lan­ge die Ge­mein­schaft dau­ert, ist ein Recht auf Tei­lung oder die Ver­fü­gung über einen Bruch­teil der Sa­che aus­ge­schlos­sen.

Art. 654  

3. Auf­he­bung

 

1 Die Auf­he­bung er­folgt mit der Ver­äus­se­rung der Sa­che oder dem En­de der Ge­mein­schaft.

2 Die Tei­lung ge­schieht, wo es nicht an­ders be­stimmt ist, nach den Vor­schrif­ten über das Mit­ei­gen­tum.

Art. 654a579  

III. Ge­mein­schaft­li­ches Ei­gen­tum an land­wirt­schaft­li­chen Ge­wer­ben und Grund­stücken

 

Für die Auf­he­bung von ge­mein­schaft­li­chem Ei­gen­tum an land­wirt­schaft­li­chen Ge­wer­ben und Grund­stücken gilt zu­dem das Bun­des­ge­setz vom 4. Ok­to­ber 1991580 über das bäu­er­li­che Bo­den­recht.

579Ein­ge­fügt durch Art. 92 Ziff. 1 des BG vom 4. Okt. 1991 über das bäu­er­li­che Bo­den­recht, in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1410; BBl 1988 III 953).

580SR 211.412.11

Neunzehnter Titel: Das Grundeigentum

Erster Abschnitt: Gegenstand, Erwerb und Verlust des Grundeigentums

Art. 655582  

A. Ge­gen­stand

I. Grund­stücke

 

1 Ge­gen­stand des Grund­ei­gen­tums sind die Grund­stücke.

2 Grund­stücke im Sin­ne die­ses Ge­set­zes sind:

1.
die Lie­gen­schaf­ten;
2.
die in das Grund­buch auf­ge­nom­me­nen selb­stän­di­gen und dau­ern­den Rech­te;
3.
die Berg­wer­ke;
4.
die Mit­ei­gen­tumsan­tei­le an Grund­stücken.

3 Als selbst­stän­di­ges und dau­ern­des Recht kann ei­ne Dienst­bar­keit an ei­nem Grund­stück in das Grund­buch auf­ge­nom­men wer­den, wenn sie:

1.
we­der zu­guns­ten ei­nes be­rech­tig­ten Grund­stücks noch aus­sch­liess­lich zu­guns­ten ei­ner be­stimm­ten Per­son er­rich­tet ist; und
2.
auf we­nigs­tens 30 Jah­re oder auf un­be­stimm­te Zeit be­grün­det ist.583

582Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

583 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 655a584  

II. Un­selbst­stän­di­ges Ei­gen­tum

 

1 Ein Grund­stück kann mit ei­nem an­de­ren Grund­stück der­art ver­knüpft wer­den, dass der je­wei­li­ge Ei­gen­tü­mer des Haupt­grund­stücks auch Ei­gen­tü­mer des da­zu­ge­hö­ren­den Grund­stücks ist. Die­ses teilt das recht­li­che Schick­sal des Haupt­grund­stücks und kann nicht ge­son­dert ver­äus­sert, ver­pfän­det oder be­las­tet wer­den.

2 Er­folgt die Ver­knüp­fung zu ei­nem dau­ern­den Zweck, so kön­nen das ge­setz­li­che Vor­kaufs­recht der Mit­ei­gen­tü­mer und der Auf­he­bungs­an­spruch nicht gel­tend ge­macht wer­den.

584 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 656  

B. Er­werb

I. Ein­tra­gung

 

1 Zum Er­wer­be des Grund­ei­gen­tums be­darf es der Ein­tra­gung in das Grund­buch.

2 Bei An­eig­nung, Erb­gang, Ent­eig­nung, Zwangs­voll­stre­ckung oder ge­richt­li­chem Ur­teil er­langt in­des­sen der Er­wer­ber schon vor der Ein­tra­gung das Ei­gen­tum, kann aber im Grund­buch erst dann über das Grund­stück ver­fü­gen, wenn die Ein­tra­gung er­folgt ist.

Art. 657  

II. Er­werbs­ar­ten

1. Über­tra­gung

 

1 Der Ver­trag auf Ei­gen­tums­über­tra­gung be­darf zu sei­ner Ver­bind­lich­keit der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung.

2 Die Ver­fü­gung von To­des we­gen und der Ehe­ver­trag be­dür­fen der im Erbrecht und im ehe­li­chen Gü­ter­recht vor­ge­schrie­be­nen For­men.

Art. 658  

2. An­eig­nung

 

1 Die An­eig­nung ei­nes im Grund­buch ein­ge­tra­ge­nen Grund­stückes kann nur statt­fin­den, wenn die­ses nach Aus­weis des Grund­bu­ches her­ren­los ist.

2 Die An­eig­nung von Land, das nicht im Grund­buch auf­ge­nom­men ist, steht un­ter den Be­stim­mun­gen über die her­ren­lo­sen Sa­chen.

Art. 659  

3. Bil­dung neu­en Lan­des

 

1 Ent­steht durch An­schwem­mung, An­schüt­tung, Bo­den­ver­schie­bung, Ver­än­de­run­gen im Lauf oder Stand ei­nes öf­fent­li­chen Ge­wäs­sers oder in an­de­rer Wei­se aus her­ren­lo­sem Bo­den der Aus­beu­tung fä­hi­ges Land, so ge­hört es dem Kan­ton, in des­sen Ge­biet es liegt.

2 Es steht den Kan­to­nen frei, sol­ches Land den An­stös­sern zu über­las­sen.

3 Ver­mag je­mand nach­zu­wei­sen, dass Bo­den­tei­le sei­nem Ei­gen­tu­me ent­ris­sen wor­den sind, so kann er sie bin­nen an­ge­mes­se­ner Frist zu­rück­ho­len.

Art. 660  

4. Bo­den­ver­schie­bung

a. im All­ge­mei­nen

 

1 Bo­den­ver­schie­bun­gen von ei­nem Grund­stück auf ein an­de­res be­wir­ken kei­ne Ver­än­de­rung der Gren­zen.

2 Bo­den­tei­le und an­de­re Ge­gen­stän­de, die hie­bei von dem einen Grund­stück auf das an­de­re ge­langt sind, un­ter­lie­gen den Be­stim­mun­gen über die zu­ge­führ­ten Sa­chen oder die Sach­ver­bin­dun­gen.

Art. 660a586  

b. dau­ern­de

 

1 Der Grund­satz, wo­nach Bo­den­ver­schie­bun­gen kei­ne Än­de­rung der Gren­zen be­wir­ken, gilt nicht für Ge­bie­te mit dau­ern­den Bo­den­ver­schie­bun­gen, wenn die­se Ge­bie­te vom Kan­ton als sol­che be­zeich­net wor­den sind.

2 Bei der Be­zeich­nung der Ge­bie­te ist die Be­schaf­fen­heit der be­trof­fe­nen Grund­stücke zu be­rück­sich­ti­gen.

3 Die Zu­ge­hö­rig­keit ei­nes Grund­stücks zu ei­nem sol­chen Ge­biet ist in ge­eig­ne­ter Wei­se den Be­tei­lig­ten mit­zu­tei­len und im Grund­buch an­zu­mer­ken.

586Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 660b587  

c. Neu­fest­set­zung der Gren­ze

 

1 Wird ei­ne Gren­ze we­gen ei­ner Bo­den­ver­schie­bung un­zweck­mäs­sig, so kann je­der be­trof­fe­ne Grund­ei­gen­tü­mer ver­lan­gen, dass sie neu fest­ge­setzt wird.

2 Ein Mehr- oder Min­der­wert ist aus­zu­glei­chen.

587Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 661  

5. Er­sit­zung

a. Or­dent­li­che Er­sit­zung

 

Ist je­mand un­ge­recht­fer­tigt im Grund­buch als Ei­gen­tü­mer ein­ge­tra­gen, so kann sein Ei­gen­tum, nach­dem er das Grund­stück in gu­tem Glau­ben zehn Jah­re lang un­un­ter­bro­chen und un­an­ge­foch­ten be­ses­sen hat, nicht mehr an­ge­foch­ten wer­den.

Art. 662  

b. Aus­ser­or­dent­li­che Er­sit­zung

 

1 Be­sitzt je­mand ein Grund­stück, das nicht im Grund­buch auf­ge­nom­men ist, un­un­ter­bro­chen und un­an­ge­foch­ten wäh­rend 30 Jah­ren als sein Ei­gen­tum, so kann er ver­lan­gen, dass er als Ei­gen­tü­mer ein­ge­tra­gen wer­de.

2 Un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen steht die­ses Recht dem Be­sit­zer ei­nes Grund­stückes zu, des­sen Ei­gen­tü­mer aus dem Grund­buch nicht er­sicht­lich ist oder bei Be­ginn der Er­sit­zungs­frist von 30 Jah­ren tot oder für ver­schol­len er­klärt war.

3 Die Ein­tra­gung darf je­doch nur auf Ver­fü­gung des Ge­richts er­fol­gen, nach­dem bin­nen ei­ner durch amt­li­che Aus­kün­dung an­ge­setz­ten Frist kein Ein­spruch er­ho­ben oder der er­folg­te Ein­spruch ab­ge­wie­sen wor­den ist.

Art. 663  

c. Fris­ten

 

Für die Be­rech­nung der Fris­ten, die Un­ter­bre­chung und den Still­stand der Er­sit­zung fin­den die Vor­schrif­ten über die Ver­jäh­rung von For­de­run­gen ent­spre­chen­de An­wen­dung.

Art. 664  

6. Her­ren­lo­se und öf­fent­li­che Sa­chen

 

1 Die her­ren­lo­sen und die öf­fent­li­chen Sa­chen ste­hen un­ter der Ho­heit des Staa­tes, in des­sen Ge­biet sie sich be­fin­den.

2 An den öf­fent­li­chen Ge­wäs­sern so­wie an dem der Kul­tur nicht fä­hi­gen Lan­de, wie Fel­sen und Schutt­hal­den, Fir­nen und Glet­schern, und den dar­aus ent­sprin­gen­den Quel­len be­steht un­ter Vor­be­halt an­der­wei­ti­gen Nach­wei­ses kein Pri­vatei­gen­tum.

3 Das kan­to­na­le Recht stellt über die An­eig­nung des her­ren­lo­sen Lan­des, die Aus­beu­tung und den Ge­mein­ge­brauch der öf­fent­li­chen Sa­chen, wie der Stras­sen und Plät­ze, Ge­wäs­ser und Fluss­bet­ten die er­for­der­li­chen Be­stim­mun­gen auf.

Art. 665  

III. Recht auf Ein­tra­gung

 

1 Der Er­werbs­grund gibt dem Er­wer­ber ge­gen den Ei­gen­tü­mer einen per­sön­li­chen An­spruch auf Ein­tra­gung und bei Wei­ge­rung des Ei­gen­tü­mers das Recht auf ge­richt­li­che Zu­spre­chung des Ei­gen­tums.

2 Bei An­eig­nung, Erb­gang, Ent­eig­nung, Zwangs­voll­stre­ckung oder Ur­teil des Ge­richts kann der Er­wer­ber die Ein­tra­gung von sich aus er­wir­ken.

3 Än­de­run­gen am Grund­ei­gen­tum, die von Ge­set­zes we­gen durch Gü­ter­ge­mein­schaft oder de­ren Auf­lö­sung ein­tre­ten, wer­den auf An­mel­dung ei­nes Ehe­gat­ten hin im Grund­buch ein­ge­tra­gen.588

588Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 5. Okt. 1984, in Kraft seit 1. Jan. 1988 (AS 1986 122153Art. 1; BBl 1979 II 1191).

Art. 666  

C. Ver­lust

 

1 Das Grund­ei­gen­tum geht un­ter mit der Lö­schung des Ein­tra­ges so­wie mit dem voll­stän­di­gen Un­ter­gang des Grund­stückes.

2 Der Zeit­punkt, auf den im Fal­le der Ent­eig­nung der Ver­lust ein­tritt, wird durch das Ent­eig­nungs­recht des Bun­des und der Kan­to­ne be­stimmt.

Art. 666a589  

D. Rich­ter­li­che Mass­nah­men

I. Bei un­auf­find­ba­rem Ei­gen­tü­mer

 

1 Lässt sich der im Grund­buch ein­ge­tra­ge­ne Ei­gen­tü­mer nicht iden­ti­fi­zie­ren, ist sein Wohn­ort un­be­kannt oder ist von ei­nem oder meh­re­ren sei­ner Er­ben der Na­me oder Wohn­ort un­be­kannt, so kann das Ge­richt auf An­trag die er­for­der­li­chen Mass­nah­men an­ord­nen.

2 Ins­be­son­de­re kann das Ge­richt einen Ver­tre­ter er­nen­nen. Es legt auf An­trag den Um­fang der Ver­tre­tungs­macht fest. Be­stimmt es nichts an­de­res, so be­schränkt sich die­se auf er­hal­ten­de Mass­nah­men.

3 An­trag auf An­ord­nung von Mass­nah­men stel­len kann:

1.
je­de Per­son, die ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se hat;
2.
das Grund­buchamt am Ort des Grund­stücks.

4 Die An­ord­nung von Mass­nah­men un­ter­bricht die Frist für ei­ne aus­ser­or­dent­li­che Er­sit­zung nicht.

589 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 666b590  

II. Bei Feh­len der vor­ge­schrie­be­nen Or­ga­ne

 

Ver­fügt ei­ne im Grund­buch als Ei­gen­tü­me­rin ein­ge­tra­ge­ne ju­ris­ti­sche Per­son oder an­de­re Rechts­trä­ge­rin nicht mehr über die vor­ge­schrie­be­nen Or­ga­ne, so kann je­de Per­son, die ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se hat, oder das Grund­buchamt am Ort des Grund­stücks dem Ge­richt be­an­tra­gen, die er­for­der­li­chen grund­stücks­be­zo­ge­nen Mass­nah­men an­zu­ord­nen.

590 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Zweiter Abschnitt: Inhalt und Beschränkung des Grundeigentums

Art. 667  

A. In­halt

I. Um­fang

 

1 Das Ei­gen­tum an Grund und Bo­den er­streckt sich nach oben und un­ten auf den Luftraum und das Erd­reich, so­weit für die Aus­übung des Ei­gen­tums ein In­ter­es­se be­steht.

2 Es um­fasst un­ter Vor­be­halt der ge­setz­li­chen Schran­ken al­le Bau­ten und Pflan­zen so­wie die Quel­len.

Art. 668  

II. Ab­gren­zung

1. Art der Ab­gren­zung

 

1 Die Gren­zen wer­den durch die Grund­buch­plä­ne und durch die Ab­gren­zun­gen auf dem Grund­stücke selbst an­ge­ge­ben.

2 Wi­der­spre­chen sich die be­ste­hen­den Grund­buch­plä­ne und die Ab­gren­zun­gen, so wird die Rich­tig­keit der Grund­buch­plä­ne ver­mu­tet.

3 Die Ver­mu­tung gilt nicht für die vom Kan­ton be­zeich­ne­ten Ge­bie­te mit Bo­den­ver­schie­bun­gen.591

591Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 669  

2. Ab­gren­zungs­pflicht

 

Je­der Grund­ei­gen­tü­mer ist ver­pflich­tet, auf das Be­geh­ren sei­nes Nach­barn zur Fest­stel­lung ei­ner un­ge­wis­sen Gren­ze mit­zu­wir­ken, sei es bei Be­rich­ti­gung der Grund­buch­plä­ne oder bei An­brin­gung von Grenz­zei­chen.

Art. 670  

3. Mit­ei­gen­tum an Vor­rich­tun­gen zur Ab­gren­zung

 

Ste­hen Vor­rich­tun­gen zur Ab­gren­zung zwei­er Grund­stücke, wie Mau­ern, He­cken, Zäu­ne, auf der Gren­ze, so wird Mit­ei­gen­tum der bei­den Nach­barn ver­mu­tet.

Art. 671  

III. Bau­ten auf dem Grund­stück

1. Bo­den- und Bau­ma­te­ri­al

a. Ei­gen­tums­ver­hält­nis

 

1 Ver­wen­det je­mand zu ei­nem Bau auf sei­nem Bo­den frem­des Ma­te­ri­al oder ei­ge­nes Ma­te­ri­al auf frem­dem Bo­den, so wird es Be­stand­teil des Grund­stückes.

2 Der Ei­gen­tü­mer des Ma­te­ri­als ist je­doch, wenn die Ver­wen­dung oh­ne sei­nen Wil­len statt­ge­fun­den hat, be­rech­tigt, auf Kos­ten des Grund­ei­gen­tü­mers die Tren­nung des Ma­te­ri­als und des­sen Her­aus­ga­be zu ver­lan­gen, in­so­weit dies oh­ne un­ver­hält­nis­mäs­si­ge Schä­di­gung mög­lich ist.

3 Un­ter der glei­chen Vor­aus­set­zung kann der Grund­ei­gen­tü­mer, wenn die Ver­wen­dung oh­ne sei­nen Wil­len statt­ge­fun­den hat, auf Kos­ten des Bau­en­den die Weg­schaf­fung des Ma­te­ri­als ver­lan­gen.

Art. 672  

b. Er­satz

 

1 Fin­det kei­ne Tren­nung des Ma­te­ri­als vom Bo­den statt, so hat der Grund­ei­gen­tü­mer für das Ma­te­ri­al ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung zu leis­ten.

2 Bei bö­sem Glau­ben des bau­en­den Grund­ei­gen­tü­mers kann das Ge­richt auf vol­len Scha­den­er­satz er­ken­nen.

3 Bei bö­sem Glau­ben des bau­en­den Ma­te­ri­a­lei­gen­tü­mers kann es auch nur das­je­ni­ge zu­spre­chen, was der Bau für den Grund­ei­gen­tü­mer al­ler­min­des­tens wert ist.

Art. 673  

c. Zu­wei­sung
des Grund­ei­gen­tums

 

Über­steigt der Wert des Bau­es of­fen­bar den Wert des Bo­dens, so kann der­je­ni­ge, der sich in gu­tem Glau­ben be­fin­det, ver­lan­gen, dass das Ei­gen­tum an Bau und Bo­den ge­gen an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung dem Ma­te­ri­a­lei­gen­tü­mer zu­ge­wie­sen wer­de.

Art. 674  

2. Über­ra­gen­de Bau­ten

 

1 Bau­ten und an­de­re Vor­rich­tun­gen, die von ei­nem Grund­stücke auf ein an­de­res über­ra­gen, ver­blei­ben Be­stand­teil des Grund­stückes, von dem sie aus­ge­hen, wenn des­sen Ei­gen­tü­mer auf ih­ren Be­stand ein ding­li­ches Recht hat.

2 Das Recht auf den Über­bau kann als Dienst­bar­keit in das Grund­buch ein­ge­tra­gen wer­den.

3 Ist ein Über­bau un­be­rech­tigt, und er­hebt der Ver­letz­te, trotz­dem dies für ihn er­kenn­bar ge­wor­den ist, nicht recht­zei­tig Ein­spruch, so kann, wenn es die Um­stän­de recht­fer­ti­gen, dem Über­bau­en­den, der sich in gu­tem Glau­ben be­fin­det, ge­gen an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung das ding­li­che Recht auf den Über­bau oder das Ei­gen­tum am Bo­den zu­ge­wie­sen wer­den.

Art. 675  

3. Bau­recht

 

1 Bau­wer­ke und an­de­re Vor­rich­tun­gen, die auf frem­dem Bo­den ein­ge­gra­ben, auf­ge­mau­ert oder sonst­wie dau­ernd auf oder un­ter der Bo­den­flä­che mit dem Grund­stücke ver­bun­den sind, kön­nen einen be­son­de­ren Ei­gen­tü­mer ha­ben, wenn ihr Be­stand als Dienst­bar­keit in das Grund­buch ein­ge­tra­gen ist.

2 Die Be­stel­lung ei­nes Bau­rech­tes an ein­zel­nen Stock­wer­ken ei­nes Ge­bäu­des ist aus­ge­schlos­sen.

Art. 676  

4. Lei­tun­gen

 

1 Lei­tun­gen zur Ver­sor­gung und Ent­sor­gung, die sich aus­ser­halb des Grund­stücks be­fin­den, dem sie die­nen, ge­hö­ren, wo es nicht an­ders ge­ord­net ist, dem Ei­gen­tü­mer des Werks und zum Werk, von dem sie aus­ge­hen oder dem sie zu­ge­führt wer­den.592

2 So­weit nicht das Nach­bar­recht An­wen­dung fin­det, er­folgt die ding­li­che Be­las­tung der frem­den Grund­stücke mit sol­chen Lei­tun­gen durch die Er­rich­tung ei­ner Dienst­bar­keit.

3 Die Dienst­bar­keit ent­steht mit der Er­stel­lung der Lei­tung, wenn die­se äus­ser­lich wahr­nehm­bar ist. An­dern­falls ent­steht sie mit der Ein­tra­gung in das Grund­buch.593

592 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

593 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 677  

5. Fahr­nis­bau­ten

 

1 Hüt­ten, Bu­den, Ba­ra­cken u. dgl. be­hal­ten, wenn sie oh­ne Ab­sicht blei­ben­der Ver­bin­dung auf frem­dem Bo­den auf­ge­rich­tet sind, ih­ren be­son­dern Ei­gen­tü­mer.

2 Ihr Be­stand wird nicht in das Grund­buch ein­ge­tra­gen.

Art. 678  

IV. Ein­pflan­zun­gen auf dem Grund­stück

 

1 Ver­wen­det je­mand frem­de Pflan­zen auf ei­ge­nem Grund­stücke, oder ei­ge­ne Pflan­zen auf frem­dem Grund­stücke, so ent­ste­hen die glei­chen Rech­te und Pflich­ten, wie beim Ver­wen­den von Bau­ma­te­ri­al oder bei Fahr­nis­bau­ten.

2 Ei­ne dem Bau­recht ent­spre­chen­de Dienst­bar­keit für ein­zel­ne Pflan­zen und An­la­gen von Pflan­zen kann auf min­des­tens zehn und auf höchs­tens 100 Jah­re er­rich­tet wer­den.594

3 Der be­las­te­te Ei­gen­tü­mer kann vor Ab­lauf der ver­ein­bar­ten Dau­er die Ab­lö­sung der Dienst­bar­keit ver­lan­gen, wenn er mit dem Dienst­bar­keits­be­rech­tig­ten einen Pacht­ver­trag über die Nut­zung des Bo­dens ab­ge­schlos­sen hat und die­ser Ver­trag be­en­digt wird. Das Ge­richt be­stimmt die ver­mö­gens­recht­li­chen Fol­gen un­ter Wür­di­gung al­ler Um­stän­de.595

594Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2004 (AS 2003 4121; BBl 2002 4721).

595Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2004 (AS 2003 4121; BBl 2002 4721).

Art. 679  

V. Ver­ant­wort­lich­keit des Grund­ei­gen­tü­mers

1. Bei Über­schrei­tung des Ei­gen­tums­rechts

 

1 Wird je­mand da­durch, dass ein Grund­ei­gen­tü­mer sein Ei­gen­tums­recht über­schrei­tet, ge­schä­digt oder mit Scha­den be­droht, so kann er auf Be­sei­ti­gung der Schä­di­gung oder auf Schutz ge­gen dro­hen­den Scha­den und auf Scha­den­er­satz kla­gen.

2 Ent­zieht ei­ne Bau­te oder ei­ne Ein­rich­tung ei­nem Nach­bar­grund­stück be­stimm­te Ei­gen­schaf­ten, so be­ste­hen die vor­ste­hend ge­nann­ten An­sprü­che nur, wenn bei der Er­stel­lung der Bau­te oder Ein­rich­tung die da­mals gel­ten­den Vor­schrif­ten nicht ein­ge­hal­ten wur­den.597

597 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 679a598  

2. Bei recht­mäs­si­ger Be­wirt­schaf­tung des Grund­stücks

 

Fügt ein Grund­ei­gen­tü­mer bei recht­mäs­si­ger Be­wirt­schaf­tung sei­nes Grund­stücks, na­ment­lich beim Bau­en, ei­nem Nach­barn vor­über­ge­hend über­mäs­si­ge und un­ver­meid­li­che Nach­tei­le zu und ver­ur­sacht er da­durch einen Scha­den, so kann der Nach­bar vom Grund­ei­gen­tü­mer le­dig­lich Scha­den­er­satz ver­lan­gen.

598 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 680  

B. Be­schrän­kun­gen

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die ge­setz­li­chen Ei­gen­tums­be­schrän­kun­gen be­ste­hen oh­ne Ein­trag im Grund­buch.

2 Ih­re Auf­he­bung oder Ab­än­de­rung durch Rechts­ge­schäft be­darf zur Gül­tig­keit der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung und der Ein­tra­gung in das Grund­buch.

3 Aus­ge­schlos­sen ist die Auf­he­bung oder Ab­än­de­rung von Ei­gen­tums­be­schrän­kun­gen öf­fent­lich-recht­li­chen Cha­rak­ters.

Art. 681599  

II. Ver­äus­se­rungs­be­schrän­kun­gen; ge­setz­li­che Vor­kaufs­rech­te

1. Grund­sät­ze

 

1 Ge­setz­li­che Vor­kaufs­rech­te kön­nen auch bei der Zwangs­ver­stei­ge­rung aus­ge­übt wer­den, aber nur an der Stei­ge­rung selbst und zu den Be­din­gun­gen, zu wel­chen das Grund­stück dem Er­stei­ge­rer zu­ge­schla­gen wird; im üb­ri­gen kön­nen die ge­setz­li­chen Vor­kaufs­rech­te un­ter den Vor­aus­set­zun­gen gel­tend ge­macht wer­den, die für die ver­trag­li­chen Vor­kaufs­rech­te gel­ten.

2 Das Vor­kaufs­recht ent­fällt, wenn das Grund­stück an ei­ne Per­son ver­äus­sert wird, der ein Vor­kaufs­recht im glei­chen oder in ei­nem vor­de­ren Rang zu­steht.

3 Ge­setz­li­che Vor­kaufs­rech­te kön­nen we­der ver­erbt noch ab­ge­tre­ten wer­den. Sie ge­hen den ver­trag­li­chen Vor­kaufs­rech­ten vor.

599Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 681a600  

2. Aus­übung

 

1 Der Ver­käu­fer muss die Vor­kaufs­be­rech­tig­ten über den Ab­schluss und den In­halt des Kauf­ver­trags in Kennt­nis set­zen.

2 Will der Vor­kaufs­be­rech­tig­te sein Recht aus­üben, so muss er es in­nert drei­er Mo­na­te seit Kennt­nis von Ab­schluss und In­halt des Ver­tra­ges gel­tend ma­chen. Nach Ab­lauf von zwei Jah­ren seit der Ein­tra­gung des neu­en Ei­gen­tü­mers in das Grund­buch kann das Recht nicht mehr gel­tend ge­macht wer­den.

3 Der Vor­kaufs­be­rech­tig­te kann sei­nen An­spruch in­ner­halb die­ser Fris­ten ge­gen­über je­dem Ei­gen­tü­mer des Grund­stücks gel­tend ma­chen.

600Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 681b601  

3. Ab­än­de­rung,
Ver­zicht

 

1 Die Ver­ein­ba­rung, mit wel­cher ein ge­setz­li­ches Vor­kaufs­recht aus­ge­schlos­sen oder ab­ge­än­dert wird, be­darf zu ih­rer Gül­tig­keit der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung. Sie kann im Grund­buch vor­ge­merkt wer­den, wenn das Vor­kaufs­recht dem je­wei­li­gen Ei­gen­tü­mer ei­nes an­dern Grund­stücks zu­steht.

2 Nach Ein­tritt des Vor­kaufs­falls kann der Be­rech­tig­te schrift­lich auf die Aus­übung ei­nes ge­setz­li­chen Vor­kaufs­rechts ver­zich­ten.

601Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 682603  

4. Im Mit­ei­gen­tums- und im Bau­rechts­ver­hält­nis

 

1 Mit­ei­gen­tü­mer ha­ben ein Vor­kaufs­recht ge­gen­über je­dem Nicht­mi­tei­gen­tü­mer, der einen An­teil er­wirbt. Ma­chen meh­re­re Mit­ei­gen­tü­mer ihr Vor­kaufs­recht gel­tend, so wird ih­nen der An­teil im Ver­hält­nis ih­rer bis­he­ri­gen Mit­ei­gen­tumsan­tei­le zu­ge­wie­sen.604

2 Ein Vor­kaufs­recht ge­gen­über je­dem Er­wer­ber ha­ben auch der Ei­gen­tü­mer ei­nes Grund­stückes, das mit ei­nem selb­stän­di­gen und dau­ern­den Bau­recht be­las­tet ist, an die­sem Recht und der In­ha­ber die­ses Rechts am be­las­te­ten Grund­stück, so­weit die­ses durch die Aus­übung sei­nes Rech­tes in An­spruch ge­nom­men wird.

3605

603Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

604Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

605Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), mit Wir­kung seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 682a606  

5. Vor­kaufs­recht an land­wirt­schaft­li­chen Ge­wer­ben und Grund­stücken

 

Für die Vor­kaufs­rech­te an land­wirt­schaft­li­chen Ge­wer­ben und Grund­stücken gilt zu­dem das Bun­des­ge­setz vom 4. Ok­to­ber 1991607 über das bäu­er­li­che Bo­den­recht.

606Ein­ge­fügt durch Art. 92 Ziff. 1 des BG vom 4. Okt. 1991 über das bäu­er­li­che Bo­den­recht, in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1410; BBl 1988 III 953).

607SR 211.412.11

Art. 683608  
 

608Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), mit Wir­kung seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 684  

III. Nach­bar­recht

1. Über­mäs­si­ge Ein­wir­kun­gen

 

1 Je­der­mann ist ver­pflich­tet, bei der Aus­übung sei­nes Ei­gen­tums, wie na­ment­lich bei dem Be­trieb ei­nes Ge­wer­bes auf sei­nem Grund­stück, sich al­ler über­mäs­si­gen Ein­wir­kung auf das Ei­gen­tum der Nach­barn zu ent­hal­ten.

2 Ver­bo­ten sind ins­be­son­de­re al­le schäd­li­chen und nach La­ge und Be­schaf­fen­heit der Grund­stücke oder nach Orts­ge­brauch nicht ge­recht­fer­tig­ten Ein­wir­kun­gen durch Luft­ver­un­rei­ni­gung, üb­len Ge­ruch, Lärm, Schall, Er­schüt­te­rung, Strah­lung oder durch den Ent­zug von Be­son­nung oder Ta­ges­licht.610

610 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 685  

2. Gra­ben und Bau­en

a. Re­gel

 

1 Bei Gra­bun­gen und Bau­ten darf der Ei­gen­tü­mer die nach­bar­li­chen Grund­stücke nicht da­durch schä­di­gen, dass er ihr Erd­reich in Be­we­gung bringt oder ge­fähr­det oder vor­han­de­ne Vor­rich­tun­gen be­ein­träch­tigt.

2 Auf Bau­ten, die den Vor­schrif­ten des Nach­bar­rech­tes zu­wi­der­lau­fen, fin­den die Be­stim­mun­gen be­tref­fend über­ra­gen­de Bau­ten An­wen­dung.

Art. 686  

b. Kan­to­na­le Vor­schrif­ten

 

1 Die Kan­to­ne sind be­fugt, die Ab­stän­de fest­zu­set­zen, die bei Gra­bun­gen und Bau­ten zu be­ob­ach­ten sind.

2 Es bleibt ih­nen vor­be­hal­ten, wei­te­re Bau­vor­schrif­ten auf­zu­stel­len.

Art. 687  

3. Pflan­zen

a. Re­gel

 

1 Über­ra­gen­de Äs­te und ein­drin­gen­de Wur­zeln kann der Nach­bar, wenn sie sein Ei­gen­tum schä­di­gen und auf sei­ne Be­schwer­de hin nicht bin­nen an­ge­mes­se­ner Frist be­sei­tigt wer­den, kap­pen und für sich be­hal­ten.

2 Dul­det ein Grund­ei­gen­tü­mer das Über­ra­gen von Äs­ten auf be­bau­ten oder über­bau­ten Bo­den, so hat er ein Recht auf die an ih­nen wach­sen­den Früch­te (An­ries).

3 Auf Wald­grund­stücke, die an­ein­an­der gren­zen, fin­den die­se Vor­schrif­ten kei­ne An­wen­dung.

Art. 688  

b. Kan­to­na­le Vor­schrif­ten

 

Die Kan­to­ne sind be­fugt, für An­pflan­zun­gen je nach der Art des Grund­stückes und der Pflan­zen be­stimm­te Ab­stän­de vom nach­bar­li­chen Grund­stück vor­zu­schrei­ben oder den Grund­ei­gen­tü­mer zu ver­pflich­ten, das Über­grei­fen von Äs­ten oder Wur­zeln frucht­tra­gen­der Bäu­me zu ge­stat­ten und für die­se Fäl­le das An­ries zu re­geln oder auf­zu­he­ben.

Art. 689  

4. Was­serab­lauf

 

1 Je­der Grund­ei­gen­tü­mer ist ver­pflich­tet, das Was­ser, das von dem ober­halb lie­gen­den Grund­stück na­tür­li­cher­wei­se ab­fliesst, auf­zu­neh­men, wie na­ment­lich Re­gen­was­ser, Schnee­schmel­ze und Was­ser von Quel­len, die nicht ge­fasst sind.

2 Kei­ner darf den na­tür­li­chen Ab­lauf zum Scha­den des Nach­barn ver­än­dern.

3 Das für das un­te­re Grund­stück nö­ti­ge Ab­was­ser darf die­sem nur in­so­weit ent­zo­gen wer­den, als es für das obe­re Grund­stück un­ent­behr­lich ist.

Art. 690  

5. Ent­wäs­se­run­gen

 

1 Bei Ent­wäs­se­run­gen hat der Ei­gen­tü­mer des un­ter­halb lie­gen­den Grund­stückes das Was­ser, das ihm schon vor­her auf na­tür­li­che Wei­se zu­ge­flos­sen ist, oh­ne Ent­schä­di­gung ab­zu­neh­men.

2 Wird er durch die Zu­lei­tung ge­schä­digt, so kann er ver­lan­gen, dass der obe­re Ei­gen­tü­mer die Lei­tung auf ei­ge­ne Kos­ten durch das un­te­re Grund­stück wei­ter füh­re.

Art. 691  

6. Durch­lei­tun­gen

a. Pflicht zur Dul­dung

 

1 Je­der Grund­ei­gen­tü­mer ist ver­pflich­tet, die Durch­lei­tung von Röh­ren und Lei­tun­gen zur Ver­sor­gung und Ent­sor­gung ge­gen vol­le Ent­schä­di­gung zu ge­stat­ten, wenn ein an­de­res Grund­stück sonst nicht oder nur mit un­ver­hält­nis­mäs­si­gen Kos­ten er­schlos­sen wer­den kann.611

2 Das Recht auf Durch­lei­tung aus Nach­bar­recht kann in den Fäl­len nicht be­an­sprucht wer­den, in de­nen das kan­to­na­le Recht oder das Bun­des­recht auf den Weg der Ent­eig­nung ver­weist.

3 Ver­langt es der Be­rech­tig­te oder der Be­las­te­te, so wer­den die Durch­lei­tun­gen auf Kos­ten des Be­rech­tig­ten als Dienst­bar­keit in das Grund­buch ein­ge­tra­gen. Das Durch­lei­tungs­recht kann ei­nem gut­gläu­bi­gen Er­wer­ber auch oh­ne Ein­tra­gung ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den.612

611 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

612 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 692  

b. Wah­rung der In­ter­es­sen des Be­las­te­ten

 

1 Der be­las­te­te Grund­ei­gen­tü­mer hat An­spruch dar­auf, dass auf sei­ne In­ter­es­sen in bil­li­ger Wei­se Rück­sicht ge­nom­men wer­de.

2 Wo aus­ser­or­dent­li­che Um­stän­de es recht­fer­ti­gen, kann er bei ober­ir­di­schen Lei­tun­gen ver­lan­gen, dass ihm das Stück Land, über das die­se Lei­tun­gen ge­führt wer­den sol­len, in an­ge­mes­se­nem Um­fan­ge ge­gen vol­le Ent­schä­di­gung ab­ge­nom­men wer­de.

Art. 693  

c. Än­de­rung der Ver­hält­nis­se

 

1 Än­dern sich die Ver­hält­nis­se, so kann der Be­las­te­te ei­ne sei­nen In­ter­es­sen ent­spre­chen­de Ver­le­gung der Lei­tung ver­lan­gen.

2 Die Kos­ten der Ver­le­gung hat in der Re­gel der Be­rech­tig­te zu tra­gen.

3 Wo be­son­de­re Um­stän­de es recht­fer­ti­gen, kann je­doch ein an­ge­mes­se­ner Teil der Kos­ten dem Be­las­te­ten auf­er­legt wer­den.

Art. 694  

7. Weg­rech­te

a. Not­weg

 

1 Hat ein Grund­ei­gen­tü­mer kei­nen ge­nü­gen­den Weg von sei­nem Grund­stück auf ei­ne öf­fent­li­che Stras­se, so kann er be­an­spru­chen, dass ihm die Nach­barn ge­gen vol­le Ent­schä­di­gung einen Not­weg ein­räu­men.

2 Der An­spruch rich­tet sich in ers­ter Li­nie ge­gen den Nach­barn, dem die Ge­wäh­rung des Not­we­ges der frü­he­ren Ei­gen­tums- und We­ge­ver­hält­nis­se we­gen am ehe­s­ten zu­ge­mu­tet wer­den darf, und im wei­tern ge­gen den­je­ni­gen, für den der Not­weg am we­nigs­ten schäd­lich ist.

3 Bei der Fest­set­zung des Not­we­ges ist auf die beid­sei­ti­gen In­ter­es­sen Rück­sicht zu neh­men.

Art. 695  

b. An­de­re Weg­rech­te

 

Den Kan­to­nen bleibt es vor­be­hal­ten, über die Be­fug­nis des Grund­ei­gen­tü­mers, zum Zwe­cke der Be­wirt­schaf­tung oder Vor­nah­me von Aus­bes­se­run­gen und Bau­ten das nach­bar­li­che Grund­stück zu be­tre­ten, so­wie über das Streck- oder Tret­recht, den Tränk­weg, Win­ter­weg, Brach­weg, Holz­lass, Reist­weg u. dgl. nä­he­re Vor­schrif­ten auf­zu­stel­len.

Art. 696  

c. An­mer­kung im Grund­buch

 

1 Weg­rech­te, die das Ge­setz un­mit­tel­bar be­grün­det, be­ste­hen oh­ne Ein­tra­gung zu Recht.

2 Sie wer­den je­doch, wenn sie von blei­ben­dem Be­stan­de sind, im Grund­bu­che an­ge­merkt.

Art. 697  

8. Ein­frie­di­gung

 

1 Die Kos­ten der Ein­frie­di­gung ei­nes Grund­stückes trägt des­sen Ei­gen­tü­mer, un­ter Vor­be­halt der Be­stim­mun­gen über das Mit­ei­gen­tum an Grenz­vor­rich­tun­gen.

2 In Be­zug auf die Pflicht und die Art der Ein­frie­di­gung bleibt das kan­to­na­le Recht vor­be­hal­ten.

Art. 698  

9. Un­ter­halts­pflicht

 

An die Kos­ten der Vor­rich­tun­gen zur Aus­übung der nach­bar­recht­li­chen Be­fug­nis­se ha­ben die Grund­ei­gen­tü­mer im Ver­hält­nis ih­res In­ter­es­ses bei­zu­tra­gen.

Art. 699  

IV. Recht auf Zu­tritt und Ab­wehr

1. Zu­tritt

 

1 Das Be­tre­ten von Wald und Wei­de und die An­eig­nung wild­wach­sen­der Bee­ren, Pil­ze u. dgl. sind in orts­üb­li­chem Um­fan­ge je­der­mann ge­stat­tet, so­weit nicht im In­ter­es­se der Kul­tu­ren sei­tens der zu­stän­di­gen Be­hör­de ein­zel­ne be­stimmt um­grenz­te Ver­bo­te er­las­sen wer­den.

2 Über das Be­tre­ten frem­den Ei­gen­tums zur Aus­übung von Jagd und Fi­sche­rei kann das kan­to­na­le Recht nä­he­re Vor­schrif­ten auf­stel­len.

Art. 700  

2. Weg­schaf­fung
zu­ge­führ­ter Sa­chen u. dgl.

 

1 Wer­den Sa­chen durch Was­ser, Wind, La­wi­nen oder an­de­re Na­tur­ge­walt oder zu­fäl­li­ge Er­eig­nis­se auf ein frem­des Grund­stück ge­bracht, oder ge­ra­ten Tie­re, wie Gross- und Klein­vieh, Bie­nen­schwär­me, Ge­flü­gel und Fi­sche auf frem­den Bo­den, so hat der Grund­ei­gen­tü­mer dem Be­rech­tig­ten de­ren Auf­su­chung und Weg­schaf­fung zu ge­stat­ten.

2 Für den hieraus ent­ste­hen­den Scha­den kann er Er­satz ver­lan­gen und hat hie­für an die­sen Sa­chen ein Re­ten­ti­ons­recht.

Art. 701  

3. Ab­wehr von Ge­fahr und Scha­den

 

1 Kann je­mand einen dro­hen­den Scha­den oder ei­ne ge­gen­wär­ti­ge Ge­fahr nur da­durch von sich oder an­dern ab­wen­den, dass er in das Grund­ei­gen­tum ei­nes Drit­ten ein­greift, so ist die­ser ver­pflich­tet, den Ein­griff zu dul­den, so­bald Ge­fahr oder Scha­den un­gleich grös­ser sind als die durch den Ein­griff ent­ste­hen­de Be­ein­träch­ti­gung.

2 Für den hieraus ent­ste­hen­den Scha­den ist an­ge­mes­se­ner Er­satz zu leis­ten.

Art. 702  

V. Öf­fent­lichrecht­li­che Be­schrän­kun­gen

1. Im All­ge­mei­nen

 

Dem Bun­de, den Kan­to­nen und den Ge­mein­den bleibt es vor­be­hal­ten, Be­schrän­kun­gen des Grund­ei­gen­tums zum all­ge­mei­nen Wohl auf­zu­stel­len, wie na­ment­lich be­tref­fend die Bau‑, Feu­er- und Ge­sund­heits­po­li­zei, das Forst- und Stras­sen­we­sen, den Reck­weg, die Er­rich­tung von Grenz­mar­ken und Ver­mes­sungs­zei­chen, die Bo­den­ver­bes­se­run­gen, die Zer­stücke­lung der Gü­ter, die Zu­sam­men­le­gung von länd­li­chen Flu­ren und von Bau­ge­biet, die Er­hal­tung von Al­ter­tü­mern und Na­tur­denk­mä­lern, die Si­che­rung der Land­schaf­ten und Aus­sichts­punk­te vor Ver­un­stal­tung und den Schutz von Heil­quel­len.

Art. 703613  

2. Bo­den­ver­bes­se­run­gen

 

1 Kön­nen Bo­den­ver­bes­se­run­gen, wie Ge­wäs­ser­kor­rek­tio­nen, Ent­wäs­se­run­gen, Be­wäs­se­run­gen, Auf­fors­tun­gen, Weg­an­la­gen, Gü­ter­zu­sam­men­le­gun­gen u. dgl. nur durch ein ge­mein­schaft­li­ches Un­ter­neh­men aus­ge­führt wer­den, und hat die Mehr­heit der be­tei­lig­ten Grund­ei­gen­tü­mer, de­nen zu­gleich mehr als die Hälf­te des be­tei­lig­ten Bo­dens ge­hört, dem Un­ter­neh­men zu­ge­stimmt, so sind die üb­ri­gen Grund­ei­gen­tü­mer zum Bei­tritt ver­pflich­tet. Die an der Be­schluss­fas­sung nicht mit­wir­ken­den Grund­ei­gen­tü­mer gel­ten als zu­stim­mend. Der Bei­tritt ist im Grund­buch an­zu­mer­ken.

2 Die Kan­to­ne ord­nen das Ver­fah­ren. Sie ha­ben ins­be­son­de­re für Gü­ter­zu­sam­men­le­gun­gen ei­ne ein­läss­li­che Ord­nung zu tref­fen.

3 Die kan­to­na­le Ge­setz­ge­bung kann die Durch­füh­rung sol­cher Bo­den­ver­bes­se­run­gen noch wei­ter er­leich­tern und die ent­spre­chen­den Vor­schrif­ten auf Bau­ge­bie­te und Ge­bie­te mit dau­ern­den Bo­den­ver­schie­bun­gen an­wend­bar er­klä­ren.614

613Fas­sung ge­mä­ss Art. 121 des Land­wirt­schafts­ge­set­zes, in Kraft seit 1. Jan. 1954 (AS 1953 1073; BBl 1951 I 130).

614Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 4. Okt. 1991 über die Teil­re­vi­si­on des Zi­vil­ge­setz­bu­ches (Im­mo­bi­li­ar­sa­chen­recht) und des Ob­li­ga­tio­nen­rechts (Grund­stück­kauf), in Kraft seit 1. Jan. 1994 (AS 1993 1404; BBl 1988 III 953).

Art. 704  

C. Rech­te an Quel­len und Brun­nen

I. Quel­le­nei­gen­tum und Quel­len­recht

 

1 Quel­len sind Be­stand­tei­le der Grund­stücke und kön­nen nur zu­gleich mit dem Bo­den, dem sie ent­sprin­gen, zu Ei­gen­tum er­wor­ben wer­den.

2 Das Recht an Quel­len auf frem­dem Bo­den wird als Dienst­bar­keit durch Ein­tra­gung in das Grund­buch be­grün­det.

3 Das Grund­was­ser ist den Quel­len gleich­ge­stellt.

Art. 705  

II. Ab­lei­tung von Quel­len

 

1 Durch das kan­to­na­le Recht kann zur Wah­rung des all­ge­mei­nen Woh­les die Fort­lei­tung von Quel­len ge­ord­net, be­schränkt oder un­ter­sagt wer­den.

2 Er­ge­ben sich hieraus An­stän­de un­ter Kan­to­nen, so ent­schei­det dar­über end­gül­tig der Bun­des­rat.

Art. 706  

III. Ab­gra­ben von Quel­len

1. Scha­den­er­satz

 

1 Wer­den Quel­len und Brun­nen, die in er­heb­li­cher Wei­se be­nutzt oder zum Zwe­cke der Ver­wer­tung ge­fasst wor­den sind, zum Nach­teil des Ei­gen­tü­mers oder Nut­zungs­be­rech­tig­ten durch Bau­ten, An­la­gen oder Vor­keh­run­gen an­de­rer Art ab­ge­gra­ben, be­ein­träch­tigt oder ver­un­rei­nigt, so kann da­für Scha­den­er­satz ver­langt wer­den.

2 Ist der Scha­den we­der ab­sicht­lich noch fahr­läs­sig zu­ge­fügt oder trifft den Be­schä­dig­ten selbst ein Ver­schul­den, so be­stimmt das Ge­richt nach sei­nem Er­mes­sen, ob, in wel­chem Um­fan­ge und in wel­cher Wei­se Er­satz zu leis­ten ist.

Art. 707  

2. Wie­der­her­stel­lung

 

1 Wer­den Quel­len und Brun­nen, die für die Be­wirt­schaf­tung oder Be­woh­nung ei­nes Grund­stückes oder für Trink­was­ser­ver­sor­gun­gen un­ent­behr­lich sind, ab­ge­gra­ben oder ver­un­rei­nigt, so kann, so­weit über­haupt mög­lich, die Wie­der­her­stel­lung des frü­he­ren Zu­stan­des ver­langt wer­den.

2 In den an­dern Fäl­len kann die­se Wie­der­her­stel­lung nur ver­langt wer­den, wo be­son­de­re Um­stän­de sie recht­fer­ti­gen.

Art. 708  

IV. Quel­len­ge­mein­schaft

 

1 Bil­den be­nach­bar­te Quel­len ver­schie­de­ner Ei­gen­tü­mer als Aus­fluss ei­nes ge­mein­sa­men Sam­mel­ge­bie­tes zu­sam­men ei­ne Quel­len­grup­pe, so kann je­der Ei­gen­tü­mer be­an­tra­gen, dass sie ge­mein­schaft­lich ge­fasst und den Be­rech­tig­ten im Ver­hält­nis der bis­he­ri­gen Quel­len­stär­ke zu­ge­lei­tet wer­den.

2 Die Kos­ten der ge­mein­schaft­li­chen An­la­ge tra­gen die Be­rech­tig­ten im Ver­hält­nis ih­res In­ter­es­ses.

3 Wi­der­setzt sich ei­ner der Be­rech­tig­ten, so ist je­der von ih­nen zur ord­nungs­ge­mäs­sen Fas­sung und Ab­lei­tung sei­ner Quel­le auch dann be­fugt, wenn die Stär­ke der an­de­ren Quel­len da­durch be­ein­träch­tigt wird, und hat hie­für nur in­so­weit Er­satz zu leis­ten, als sei­ne Quel­le durch die neu­en Vor­rich­tun­gen ver­stärkt wor­den ist.

Art. 709  

V. Be­nut­zung von Quel­len

 

Den Kan­to­nen bleibt es vor­be­hal­ten, zu be­stim­men, in wel­chem Um­fan­ge Quel­len, Brun­nen und Bä­che, die sich in Pri­vatei­gen­tum be­fin­den, auch von den Nach­barn und von an­dern Per­so­nen zum Was­ser­ho­len, Trän­ken u. dgl. be­nutzt wer­den dür­fen.

Art. 710  

VI. Not­brun­nen

 

1 Ent­behrt ein Grund­stück des für Haus und Hof not­wen­di­gen Was­sers und lässt sich die­ses oh­ne ganz un­ver­hält­nis­mäs­si­ge Mü­he und Kos­ten nicht von an­ders­wo her­lei­ten, so kann der Ei­gen­tü­mer vom Nach­barn, der oh­ne ei­ge­ne Not ihm sol­ches ab­zu­ge­ben ver­mag, ge­gen vol­le Ent­schä­di­gung die Ab­tre­tung ei­nes An­teils an Brun­nen oder Quel­len ver­lan­gen.

2 Bei der Fest­set­zung des Not­brun­nens ist vor­zugs­wei­se auf das In­ter­es­se des zur Ab­ga­be Ver­pflich­te­ten Rück­sicht zu neh­men.

3 Än­dern sich die Ver­hält­nis­se, so kann ei­ne Ab­än­de­rung der ge­trof­fe­nen Ord­nung ver­langt wer­den.

Art. 711  

VII. Pflicht zur Ab­tre­tung

1. Des Was­sers

 

1 Sind Quel­len, Brun­nen oder Bä­che ih­rem Ei­gen­tü­mer von kei­nem oder im Ver­hält­nis zu ih­rer Ver­wert­bar­keit von ganz ge­rin­gem Nut­zen, so kann vom Ei­gen­tü­mer ver­langt wer­den, dass er sie ge­gen vol­le Ent­schä­di­gung für Trink­was­ser­ver­sor­gun­gen, Hy­dran­ten­an­la­gen oder an­de­re Un­ter­neh­mun­gen des all­ge­mei­nen Woh­les ab­tre­te.

2 Die­se Ent­schä­di­gung kann in der Zu­lei­tung von Was­ser aus der neu­en An­la­ge be­ste­hen.

Art. 712  

2. Des Bo­dens

 

Ei­gen­tü­mer von Trink­was­ser­ver­sor­gun­gen kön­nen auf dem We­ge der Ent­eig­nung die Ab­tre­tung des um­lie­gen­den Bo­dens ver­lan­gen, so­weit es zum Schutz ih­rer Quel­len ge­gen Ver­un­rei­ni­gung not­wen­dig ist.

Dritter Abschnitt: Das Stockwerkeigentum615

615Eingefügt durch Ziff. II des BG vom 19. Dez. 1963, in Kraft seit 1. Jan. 1965 (AS 1964 993; BBl 1962 II 1461).

Art. 712a  

A. In­halt und Ge­gen­stand

I. In­halt

 

1 Stock­werk­ei­gen­tum ist der Mit­ei­gen­tumsan­teil an ei­nem Grund­stück, der dem Mit­ei­gen­tü­mer das Son­der­recht gibt, be­stimm­te Tei­le ei­nes Ge­bäu­des aus­sch­liess­lich zu be­nut­zen und in­nen aus­zu­bau­en.

2 Der Stock­werk­ei­gen­tü­mer ist in der Ver­wal­tung, Be­nut­zung und bau­li­chen Aus­ge­stal­tung sei­ner ei­ge­nen Räu­me frei, darf je­doch kei­nem an­de­ren Stock­werk­ei­gen­tü­mer die Aus­übung des glei­chen Rech­tes er­schwe­ren und die ge­mein­schaft­li­chen Bau­tei­le, An­la­gen und Ein­rich­tun­gen in kei­ner Wei­se be­schä­di­gen oder in ih­rer Funk­ti­on und äus­se­ren Er­schei­nung be­ein­träch­ti­gen.

3 Er ist ver­pflich­tet, sei­ne Räu­me so zu un­ter­hal­ten, wie es zur Er­hal­tung des Ge­bäu­des in ein­wand­frei­em Zu­stand und gu­tem Aus­se­hen er­for­der­lich ist.

Art. 712b  

II. Ge­gen­stand

 

1 Ge­gen­stand des Son­der­rechts kön­nen ein­zel­ne Stock­wer­ke oder Tei­le von Stock­wer­ken sein, die als Woh­nun­gen oder als Ein­hei­ten von Räu­men zu ge­schäft­li­chen oder an­de­ren Zwe­cken mit ei­ge­nem Zu­gang in sich ab­ge­schlos­sen sein müs­sen, aber ge­trenn­te Ne­ben­räu­me um­fas­sen kön­nen.

2 Dem Stock­werk­ei­gen­tü­mer kön­nen nicht zu Son­der­recht zu­ge­schie­den wer­den:

1.
der Bo­den der Lie­gen­schaft und das Bau­recht, kraft des­sen ge­ge­be­nen­falls das Ge­bäu­de er­stellt wird;
2.
die Bau­tei­le, die für den Be­stand, die kon­struk­ti­ve Glie­de­rung und Fes­tig­keit des Ge­bäu­des oder der Räu­me an­de­rer Stock­werk­ei­gen­tü­mer von Be­deu­tung sind oder die äus­se­re Ge­stalt und das Aus­se­hen des Ge­bäu­des be­stim­men;
3.
die An­la­gen und Ein­rich­tun­gen, die auch den an­dern Stock­werk­ei­gen­tü­mern für die Be­nut­zung ih­rer Räu­me die­nen.

3 An­de­re Be­stand­tei­le des Ge­bäu­des kön­nen im Be­grün­dungs­akt und in glei­cher Form auch durch nach­he­ri­ge Ver­ein­ba­rung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer als ge­mein­schaft­lich er­klärt wer­den; ist dies nicht ge­sche­hen, so gilt die Ver­mu­tung, dass sie zu Son­der­recht aus­ge­schie­den sind.

Art. 712c  

III. Ver­fü­gung

 

1 Von Ge­set­zes we­gen hat der Stock­werk­ei­gen­tü­mer kein Vor­kaufs­recht ge­gen­über je­dem Drit­ten, der einen An­teil er­wirbt, doch kann es im Be­grün­dungs­akt oder durch nach­he­ri­ge Ver­ein­ba­rung er­rich­tet und im Grund­buch vor­ge­merkt wer­den.

2 In glei­cher Wei­se kann be­stimmt wer­den, dass die Ver­äus­se­rung ei­nes Stock­wer­kes, des­sen Be­las­tung mit ei­ner Nutz­nies­sung oder ei­nem Wohn­recht so­wie die Ver­mie­tung nur rechts­gül­tig ist, wenn die üb­ri­gen Stock­werk­ei­gen­tü­mer da­ge­gen nicht auf Grund ei­nes von ih­nen ge­fass­ten Be­schlus­ses bin­nen 14 Ta­gen seit der ih­nen ge­mach­ten Mit­tei­lung Ein­spra­che er­ho­ben ha­ben.

3 Die Ein­spra­che ist un­wirk­sam, wenn sie oh­ne wich­ti­gen Grund er­ho­ben wor­den ist.616

616 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 3 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 712d  

B. Be­grün­dung und Un­ter­gang

I. Be­grün­dungs­akt

 

1 Das Stock­werk­ei­gen­tum wird durch Ein­tra­gung im Grund­buch be­grün­det.

2 Die Ein­tra­gung kann ver­langt wer­den:

1.
auf Grund ei­nes Ver­tra­ges der Mit­ei­gen­tü­mer über die Aus­ge­stal­tung ih­rer An­tei­le zu Stock­werk­ei­gen­tum;
2.
auf Grund ei­ner Er­klä­rung des Ei­gen­tü­mers der Lie­gen­schaft oder des In­ha­bers ei­nes selb­stän­di­gen und dau­ern­den Bau­rech­tes über die Bil­dung von Mit­ei­gen­tumsan­tei­len und de­ren Aus­ge­stal­tung zu Stock­werk­ei­gen­tum.

3 Das Rechts­ge­schäft be­darf zu sei­ner Gül­tig­keit der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung oder, wenn es ei­ne Ver­fü­gung von To­des we­gen oder ein Erb­tei­lungs­ver­trag ist, der im Erbrecht vor­ge­schrie­be­nen Form.

Art. 712e  

II. Räum­li­che Aus­schei­dung und Wert­quo­ten

 

1 Im Be­grün­dungs­akt sind die räum­li­che Aus­schei­dung und der An­teil je­des Stock­werks am Wert der Lie­gen­schaft oder des Bau­rechts in Bruch­tei­len mit ei­nem ge­mein­sa­men Nen­ner an­zu­ge­ben.618

2 Än­de­run­gen der Wert­quo­ten be­dür­fen der Zu­stim­mung al­ler un­mit­tel­bar Be­tei­lig­ten und der Ge­neh­mi­gung der Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer; doch hat je­der Stock­werk­ei­gen­tü­mer An­spruch auf Be­rich­ti­gung, wenn sei­ne Quo­te aus Irr­tum un­rich­tig fest­ge­setzt wur­de oder in­fol­ge von bau­li­chen Ver­än­de­run­gen des Ge­bäu­des oder sei­ner Um­ge­bung un­rich­tig ge­wor­den ist.

618 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 712f  

III. Un­ter­gang

 

1 Das Stock­werk­ei­gen­tum en­digt mit dem Un­ter­gang der Lie­gen­schaft oder des Bau­rech­tes und mit der Lö­schung im Grund­buch.

2 Die Lö­schung kann auf Grund ei­ner Auf­he­bungs­ver­ein­ba­rung und oh­ne sol­che von ei­nem Stock­werk­ei­gen­tü­mer, der al­le An­tei­le in sei­ner Hand ver­ei­nigt, ver­langt wer­den, be­darf je­doch der Zu­stim­mung der an den ein­zel­nen Stock­wer­ken ding­lich be­rech­tig­ten Per­so­nen, de­ren Rech­te nicht oh­ne Nach­teil auf das gan­ze Grund­stück über­tra­gen wer­den kön­nen.

3 Die Auf­he­bung kann von je­dem Stock­werk­ei­gen­tü­mer ver­langt wer­den, wenn das Ge­bäu­de:

1.
zu mehr als der Hälf­te des Wer­tes zer­stört und der Wie­der­auf­bau nicht oh­ne ei­ne für ihn schwer trag­ba­re Be­las­tung mög­lich ist; oder
2.
seit mehr als 50 Jah­ren in Stock­werk­ei­gen­tum auf­ge­teilt ist und we­gen des schlech­ten bau­li­chen Zu­stan­des nicht mehr be­stim­mungs­ge­mä­ss ge­nutzt wer­den kann.619

4 Die Stock­werk­ei­gen­tü­mer, wel­che die Ge­mein­schaft fort­set­zen wol­len, kön­nen die Auf­he­bung durch Ab­fin­dung der üb­ri­gen ab­wen­den.620

619 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

620 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 712g  

C. Ver­wal­tung und Be­nut­zung

I. Die an­wend­ba­ren Be­stim­mun­gen

 

1 Für die Zu­stän­dig­keit zu Ver­wal­tungs­hand­lun­gen und bau­li­chen Mass­nah­men gel­ten die Be­stim­mun­gen über das Mit­ei­gen­tum.

2 So­weit die­se Be­stim­mun­gen es nicht sel­ber aus­sch­lies­sen, kön­nen sie durch ei­ne an­de­re Ord­nung er­setzt wer­den, je­doch nur im Be­grün­dungs­akt oder mit ein­stim­mi­gem Be­schluss al­ler Stock­werk­ei­gen­tü­mer.

3 Im üb­ri­gen kann je­der Stock­werk­ei­gen­tü­mer ver­lan­gen, dass ein Re­gle­ment über die Ver­wal­tung und Be­nut­zung auf­ge­stellt und im Grund­buch an­ge­merkt wer­de, das zu sei­ner Ver­bind­lich­keit der An­nah­me durch Be­schluss mit der Mehr­heit der Stock­werk­ei­gen­tü­mer, die zu­gleich zu mehr als der Hälf­te an­teils­be­rech­tigt ist, be­darf und mit die­ser Mehr­heit, auch wenn es im Be­grün­dungs­ver­trag auf­ge­stellt wor­den ist, ge­än­dert wer­den kann.

4 Ei­ne Än­de­rung der re­gle­men­ta­ri­schen Zu­tei­lung aus­sch­liess­li­cher Nut­zungs­rech­te be­darf zu­dem der Zu­stim­mung der di­rekt be­trof­fe­nen Stock­werk­ei­gen­tü­mer.621

621 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 712h  

II. Ge­mein­schaft­li­che Kos­ten und Las­ten

1. Be­stand und Ver­tei­lung

 

1 Die Stock­werk­ei­gen­tü­mer ha­ben an die Las­ten des ge­mein­schaft­li­chen Ei­gen­tums und an die Kos­ten der ge­mein­schaft­li­chen Ver­wal­tung Bei­trä­ge nach Mass­ga­be ih­rer Wert­quo­ten zu leis­ten.

2 Sol­che Las­ten und Kos­ten sind na­ment­lich:

1.
die Aus­la­gen für den lau­fen­den Un­ter­halt, für Re­pa­ra­tu­ren und Er­neue­run­gen der ge­mein­schaft­li­chen Tei­le des Grund­stückes und Ge­bäu­des so­wie der ge­mein­schaft­li­chen An­la­gen und Ein­rich­tun­gen;
2.
die Kos­ten der Ver­wal­tungs­tä­tig­keit ein­sch­liess­lich der Ent­schä­di­gung des Ver­wal­ters;
3.
die den Stock­werk­ei­gen­tü­mern ins­ge­samt auf­er­leg­ten öf­fent­lich-recht­li­chen Bei­trä­ge und Steu­ern;
4.
die Zins- und Amor­ti­sa­ti­ons­zah­lun­gen an Pfand­gläu­bi­ger, de­nen die Lie­gen­schaft haf­tet oder de­nen sich die Stock­werk­ei­gen­tü­mer so­li­da­risch ver­pflich­tet ha­ben.

3 Die­nen be­stimm­te ge­mein­schaft­li­che Bau­tei­le, An­la­gen oder Ein­rich­tun­gen ein­zel­nen Stock­werk­ein­hei­ten nicht oder nur in ganz ge­rin­gem Mas­se, so ist dies bei der Ver­tei­lung der Kos­ten zu be­rück­sich­ti­gen.

Art. 712i  

2. Haf­tung für Bei­trä­ge

a. Ge­setz­li­ches Pfand­recht

 

1 Die Ge­mein­schaft hat für die auf die letz­ten drei Jah­re ent­fal­len­den Bei­trags­for­de­run­gen An­spruch ge­gen­über je­dem je­wei­li­gen Stock­werk­ei­gen­tü­mer auf Er­rich­tung ei­nes Pfand­rech­tes an des­sen An­teil.

2 Die Ein­tra­gung kann vom Ver­wal­ter oder, wenn ein sol­cher nicht be­stellt ist, von je­dem da­zu durch Mehr­heits­be­schluss oder durch das Ge­richt er­mäch­tig­ten Stock­werk­ei­gen­tü­mer und vom Gläu­bi­ger, für den die Bei­trags­for­de­rung ge­pfän­det ist, ver­langt wer­den.

3 Im Üb­ri­gen sind die Be­stim­mun­gen über die Er­rich­tung des Bau­hand­wer­ker­pfand­rechts sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

Art. 712k  

b. Re­ten­ti­ons­recht

 

Die Ge­mein­schaft hat für die auf die letz­ten drei Jah­re ent­fal­len­den Bei­trags­for­de­run­gen an den be­weg­li­chen Sa­chen, die sich in den Räu­men ei­nes Stock­werk­ei­gen­tü­mers be­fin­den und zu de­ren Ein­rich­tung oder Be­nut­zung ge­hö­ren, ein Re­ten­ti­ons­recht wie ein Ver­mie­ter.

Art. 712l  

III. Hand­lungs­fä­hig­keit der Ge­mein­schaft

 

1 Un­ter ih­rem ei­ge­nen Na­men er­wirbt die Ge­mein­schaft das sich aus ih­rer Ver­wal­tungs­tä­tig­keit er­ge­ben­de Ver­mö­gen, wie na­ment­lich die Bei­trags­for­de­run­gen und die aus ih­nen er­ziel­ten ver­füg­ba­ren Mit­tel, wie den Er­neue­rungs­fonds.

2 Die Ge­mein­schaft der Stock­werk­ei­gen­tü­mer kann un­ter ih­rem Na­men kla­gen und be­trei­ben so­wie be­klagt und be­trie­ben wer­den.622

622 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, in Kraft seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 2829).

Art. 712m  

D. Or­ga­ni­sa­ti­on

I. Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer

1. Zu­stän­dig­keit und recht­li­che Stel­lung

 

1 Aus­ser den in an­dern Be­stim­mun­gen ge­nann­ten hat die Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer ins­be­son­de­re die fol­gen­den Be­fug­nis­se:

1.
in al­len Ver­wal­tungs­an­ge­le­gen­hei­ten, die nicht dem Ver­wal­ter zu­ste­hen, zu ent­schei­den;
2.
den Ver­wal­ter zu be­stel­len und die Auf­sicht über des­sen Tä­tig­keit zu füh­ren;
3.
einen Aus­schuss oder einen Ab­ge­ord­ne­ten zu wäh­len, dem sie Ver­wal­tungs­an­ge­le­gen­hei­ten über­tra­gen kann, wie na­ment­lich die Auf­ga­be, dem Ver­wal­ter be­ra­tend zur Sei­te zu ste­hen, des­sen Ge­schäfts­füh­rung zu prü­fen und der Ver­samm­lung dar­über Be­richt zu er­stat­ten und An­trag zu stel­len;
4.
jähr­lich den Kos­ten­vor­an­schlag, die Rech­nung und die Ver­tei­lung der Kos­ten un­ter den Ei­gen­tü­mern zu ge­neh­mi­gen;
5.
über die Schaf­fung ei­nes Er­neue­rungs­fonds für Un­ter­halts- und Er­neue­rungs­ar­bei­ten zu be­fin­den;
6.
das Ge­bäu­de ge­gen Feu­er und an­de­re Ge­fah­ren zu ver­si­chern und die üb­li­chen Haft­pflicht­ver­si­che­run­gen ab­zu­sch­lies­sen, fer­ner den Stock­werk­ei­gen­tü­mer, der sei­ne Räu­me mit aus­ser­or­dent­li­chen Auf­wen­dun­gen bau­lich aus­ge­stal­tet hat, zur Leis­tung ei­nes zu­sätz­li­chen Prä­mi­en­an­teils zu ver­pflich­ten, wenn er nicht ei­ne Zu­satz­ver­si­che­rung auf ei­ge­ne Rech­nung ab­sch­liesst.

2 So­weit das Ge­setz nicht be­son­de­re Be­stim­mun­gen ent­hält, fin­den auf die Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer und auf den Aus­schuss die Vor­schrif­ten über die Or­ga­ne des Ver­eins und über die An­fech­tung von Ver­eins­be­schlüs­sen An­wen­dung.

Art. 712n  

2. Ein­be­ru­fung und Lei­tung

 

1 Die Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer wird vom Ver­wal­ter ein­be­ru­fen und ge­lei­tet, wenn sie nicht an­ders be­schlos­sen hat.

2 Die Be­schlüs­se sind zu pro­to­kol­lie­ren, und das Pro­to­koll ist vom Ver­wal­ter oder von dem den Vor­sitz füh­ren­den Stock­werk­ei­gen­tü­mer auf­zu­be­wah­ren.

Art. 712o  

3. Aus­übung des Stimm­rech­tes

 

1 Meh­re­re Per­so­nen, de­nen ein Stock­werk ge­mein­schaft­lich zu­steht, ha­ben nur ei­ne Stim­me, die sie durch einen Ver­tre­ter ab­ge­ben.

2 Eben­so ha­ben sich der Ei­gen­tü­mer und der Nutz­nies­ser ei­nes Stock­wer­kes über die Aus­übung des Stimm­rech­tes zu ver­stän­di­gen, an­sonst der Nutz­nies­ser in al­len Fra­gen der Ver­wal­tung mit Aus­nah­me der bloss nütz­li­chen oder der Ver­schö­ne­rung und Be­quem­lich­keit die­nen­den bau­li­chen Mass­nah­men als stimm­be­rech­tigt gilt.

Art. 712p  

4. Be­schluss­fä­hig­keit

 

1 Die Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer ist be­schluss­fä­hig, wenn die Hälf­te al­ler Stock­werk­ei­gen­tü­mer, die zu­gleich zur Hälf­te an­teils­be­rech­tigt ist, min­des­tens aber zwei Stock­werk­ei­gen­tü­mer, an­we­send oder ver­tre­ten sind.

2 Für den Fall der un­ge­nü­gen­den Be­tei­li­gung ist ei­ne zwei­te Ver­samm­lung ein­zu­be­ru­fen, die nicht vor Ab­lauf von zehn Ta­gen seit der ers­ten statt­fin­den darf.

3 Die zwei­te Ver­samm­lung ist be­schluss­fä­hig, wenn der drit­te Teil al­ler Stock­werk­ei­gen­tü­mer, min­des­tens aber zwei, an­we­send oder ver­tre­ten sind.

Art. 712q  

II. Der Ver­wal­ter

1. Be­stel­lung

 

1 Kommt die Be­stel­lung des Ver­wal­ters durch die Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer nicht zu­stan­de, so kann je­der Stock­werk­ei­gen­tü­mer die Er­nen­nung des Ver­wal­ters durch das Ge­richt ver­lan­gen.

2 Das glei­che Recht steht auch demje­ni­gen zu, der ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se dar­an hat, wie dem Pfand­gläu­bi­ger und dem Ver­si­che­rer.

Art. 712r  

2. Ab­be­ru­fung

 

1 Durch Be­schluss der Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer kann der Ver­wal­ter un­ter Vor­be­halt all­fäl­li­ger Ent­schä­di­gungs­an­sprü­che je­der­zeit ab­be­ru­fen wer­den.

2 Lehnt die Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer die Ab­be­ru­fung des Ver­wal­ters un­ter Miss­ach­tung wich­ti­ger Grün­de ab, so kann je­der Stock­werk­ei­gen­tü­mer bin­nen Mo­nats­frist die ge­richt­li­che Ab­be­ru­fung ver­lan­gen.

3 Ein Ver­wal­ter, der vom Ge­richt ein­ge­setzt wur­de, kann oh­ne des­sen Be­wil­li­gung vor Ab­lauf der Zeit, für die er ein­ge­setzt ist, nicht ab­be­ru­fen wer­den.

Art. 712s  

3. Auf­ga­ben

a. Aus­füh­rung der Be­stim­mun­gen und Be­schlüs­se über die Ver­wal­tung und Be­nut­zung

 

1 Der Ver­wal­ter voll­zieht al­le Hand­lun­gen der ge­mein­schaft­li­chen Ver­wal­tung ge­mä­ss den Vor­schrif­ten des Ge­set­zes und des Re­gle­men­tes so­wie ge­mä­ss den Be­schlüs­sen der Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer und trifft von sich aus al­le dring­li­chen Mass­nah­men zur Ab­wehr oder Be­sei­ti­gung von Schä­di­gun­gen.

2 Er ver­teilt die ge­mein­schaft­li­chen Kos­ten und Las­ten auf die ein­zel­nen Stock­werk­ei­gen­tü­mer, stellt ih­nen Rech­nung, zieht ih­re Bei­trä­ge ein und be­sorgt die Ver­wal­tung und be­stim­mungs­ge­mäs­se Ver­wen­dung der vor­han­de­nen Geld­mit­tel.

3 Er wacht dar­über, dass in der Aus­übung der Son­der­rech­te und in der Be­nut­zung der ge­mein­schaft­li­chen Tei­le des Grund­stückes und Ge­bäu­des so­wie der ge­mein­schaft­li­chen Ein­rich­tun­gen die Vor­schrif­ten des Ge­set­zes, des Re­gle­men­tes und der Haus­ord­nung be­folgt wer­den.

Art. 712t  

b. Ver­tre­tung nach aus­sen

 

1 Der Ver­wal­ter ver­tritt in al­len An­ge­le­gen­hei­ten der ge­mein­schaft­li­chen Ver­wal­tung, die in den Be­reich sei­ner ge­setz­li­chen Auf­ga­ben fal­len, so­wohl die Ge­mein­schaft als auch die Stock­werk­ei­gen­tü­mer nach aus­sen.

2 Zur Füh­rung ei­nes an­zu­he­ben­den oder vom Geg­ner ein­ge­lei­te­ten Zi­vil­pro­zes­ses be­darf der Ver­wal­ter aus­ser­halb des sum­ma­ri­schen Ver­fah­rens der vor­gän­gi­gen Er­mäch­ti­gung durch die Ver­samm­lung der Stock­werk­ei­gen­tü­mer, un­ter Vor­be­halt drin­gen­der Fäl­le, in de­nen die Er­mäch­ti­gung nach­ge­holt wer­den kann.

3 An die Stock­werk­ei­gen­tü­mer ins­ge­samt ge­rich­te­te Er­klä­run­gen, Auf­for­de­run­gen, Ur­tei­le und Ver­fü­gun­gen kön­nen durch Zu­stel­lung an den Ver­wal­ter an sei­nem Wohn­sitz oder am Ort der ge­le­ge­nen Sa­che wirk­sam mit­ge­teilt wer­den.

Zwanzigster Titel: Das Fahrniseigentum

Art. 713  

A. Ge­gen­stand

 

Ge­gen­stand des Fahr­nis­ei­gen­tums sind die ih­rer Na­tur nach be­weg­li­chen kör­per­li­chen Sa­chen so­wie die Na­tur­kräf­te, die der recht­li­chen Herr­schaft un­ter­wor­fen wer­den kön­nen und nicht zu den Grund­stücken ge­hö­ren.

Art. 714  

B. Er­werbs­ar­ten

I. Über­tra­gung

1. Be­sitz­über­gang

 

1 Zur Über­tra­gung des Fahr­nis­ei­gen­tums be­darf es des Über­gan­ges des Be­sit­zes auf den Er­wer­ber.

2 Wer in gu­tem Glau­ben ei­ne be­weg­li­che Sa­che zu Ei­gen­tum über­tra­gen er­hält, wird, auch wenn der Ver­äus­se­rer zur Ei­gen­tums­über­tra­gung nicht be­fugt ist, de­ren Ei­gen­tü­mer, so­bald er nach den Be­sit­zes­re­geln im Be­sit­ze der Sa­che ge­schützt ist.

Art. 715  

2. Ei­gen­tums­vor­be­halt

a. Im All­ge­mei­nen

 

1 Der Vor­be­halt des Ei­gen­tums an ei­ner dem Er­wer­ber über­tra­ge­nen be­weg­li­chen Sa­che ist nur dann wirk­sam, wenn er an des­sen je­wei­li­gem Wohn­ort in ei­nem vom Be­trei­bungs­be­am­ten zu füh­ren­den öf­fent­li­chen Re­gis­ter ein­ge­tra­gen ist.

2 Beim Vieh­han­del ist je­der Ei­gen­tums­vor­be­halt aus­ge­schlos­sen.

Art. 716  

b. Bei Ab­zah­lungs­ge­schäf­ten

 

Ge­gen­stän­de, die mit Ei­gen­tums­vor­be­halt über­tra­gen wor­den sind, kann der Ei­gen­tü­mer nur un­ter der Be­din­gung zu­rück­ver­lan­gen, dass er die vom Er­wer­ber ge­leis­te­ten Ab­zah­lun­gen un­ter Ab­zug ei­nes an­ge­mes­se­nen Miet­zin­ses und ei­ner Ent­schä­di­gung für Ab­nüt­zung zu­rück­er­stat­tet.

Art. 717  

3. Er­werb oh­ne Be­sitz

 

1 Bleibt die Sa­che in­fol­ge ei­nes be­son­dern Rechts­ver­hält­nis­ses beim Ver­äus­se­rer, so ist der Ei­gen­tums­über­gang Drit­ten ge­gen­über un­wirk­sam, wenn da­mit ih­re Be­nach­tei­li­gung oder ei­ne Um­ge­hung der Be­stim­mun­gen über das Faust­pfand be­ab­sich­tigt wor­den ist.

2 Das Ge­richt ent­schei­det hier­über nach sei­nem Er­mes­sen.

Art. 718  

II. An­eig­nung

1. Her­ren­lo­se Sa­chen

 

Ei­ne her­ren­lo­se Sa­che wird da­durch zu Ei­gen­tum er­wor­ben, dass je­mand sie mit dem Wil­len, ihr Ei­gen­tü­mer zu wer­den, in Be­sitz nimmt.

Art. 719  

2. Her­ren­los wer­den­de Tie­re

 

1 Ge­fan­ge­ne Tie­re wer­den her­ren­los, wenn sie die Frei­heit wie­der er­lan­gen und ihr Ei­gen­tü­mer ih­nen nicht un­ver­züg­lich und un­un­ter­bro­chen nach­forscht und sie wie­der ein­zu­fan­gen be­müht ist.

2 Ge­zähm­te Tie­re wer­den her­ren­los, so­bald sie wie­der in den Zu­stand der Wild­heit ge­ra­ten und nicht mehr zu ih­rem Herrn zu­rück­keh­ren.

3 Bie­nen­schwär­me wer­den da­durch, dass sie auf frem­den Bo­den ge­lan­gen, nicht her­ren­los.

Art. 720  

III. Fund

1. Be­kannt­ma­chung, Nach­fra­ge

a. Im All­ge­mei­nen

 

1 Wer ei­ne ver­lo­re­ne Sa­che fin­det, hat den Ei­gen­tü­mer da­von zu be­nach­rich­ti­gen und, wenn er ihn nicht kennt, ent­we­der der Po­li­zei den Fund an­zu­zei­gen oder selbst für ei­ne den Um­stän­den an­ge­mes­se­ne Be­kannt­ma­chung und Nach­fra­ge zu sor­gen.

2 Zur An­zei­ge an die Po­li­zei ist er ver­pflich­tet, wenn der Wert der Sa­che of­fen­bar 10 Fran­ken über­steigt.

3 Wer ei­ne Sa­che in ei­nem be­wohn­ten Hau­se oder in ei­ner dem öf­fent­li­chen Ge­brauch oder Ver­kehr die­nen­den An­stalt fin­det, hat sie dem Haus­herrn, Mie­ter oder den mit der Auf­sicht be­trau­ten Per­so­nen ab­zu­lie­fern.

Art. 720a624  

b. Bei Tie­ren

 

1 Wer ein ver­lo­re­nes Tier fin­det, hat un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 720 Ab­satz 3 den Ei­gen­tü­mer da­von zu be­nach­rich­ti­gen und, wenn er ihn nicht kennt, den Fund an­zu­zei­gen.

2 Die Kan­to­ne be­zeich­nen die Stel­le, wel­cher der Fund an­zu­zei­gen ist.

624 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 2002 (Grund­satz­ar­ti­kel Tie­re), in Kraft seit 1. April 2003 (AS 2003 463; BBl 2002 41645806). Abs. 2 wird auf den 1. April 2004 in Kraft ge­setzt.

Art. 721  

2. Auf­be­wah­rung, Ver­stei­ge­rung

 

1 Die ge­fun­de­ne Sa­che ist in an­ge­mes­se­ner Wei­se auf­zu­be­wah­ren.

2 Sie darf mit Ge­neh­mi­gung der zu­stän­di­gen Be­hör­de nach vor­gän­gi­ger Aus­kün­dung öf­fent­lich ver­stei­gert wer­den, wenn sie einen kost­spie­li­gen Un­ter­halt er­for­dert oder ra­schem Ver­der­ben aus­ge­setzt ist, oder wenn die Po­li­zei oder ei­ne öf­fent­li­che An­stalt sie schon län­ger als ein Jahr auf­be­wahrt hat.

3 Der Stei­ge­rungs­er­lös tritt an die Stel­le der Sa­che.

Art. 722  

3. Ei­gen­tum­s­er­werb, Her­aus­ga­be

 

1 Wer sei­nen Pflich­ten als Fin­der nach­kommt, er­wirbt, wenn wäh­rend fünf Jah­ren von der Be­kannt­ma­chung oder An­zei­ge an der Ei­gen­tü­mer nicht fest­ge­stellt wer­den kann, die Sa­che zu Ei­gen­tum.

1bis Bei Tie­ren, die im häus­li­chen Be­reich und nicht zu Ver­mö­gens- oder Er­werbs­zwe­cken ge­hal­ten wer­den, be­trägt die Frist zwei Mo­na­te.625

1ter Ver­traut der Fin­der das Tier ei­nem Tier­heim mit dem Wil­len an, den Be­sitz dar­an end­gül­tig auf­zu­ge­ben, so kann das Tier­heim nach Ab­lauf von zwei Mo­na­ten, seit­dem ihm das Tier an­ver­traut wur­de, frei über das Tier ver­fü­gen.626

2 Wird die Sa­che zu­rück­ge­ge­ben, so hat der Fin­der An­spruch auf Er­satz al­ler Aus­la­gen so­wie auf einen an­ge­mes­se­nen Fin­der­lohn.

3 Bei Fund in ei­nem be­wohn­ten Hau­se oder in ei­ner dem öf­fent­li­chen Ge­brauch oder Ver­kehr die­nen­den An­stalt wird der Haus­herr, der Mie­ter oder die An­stalt als Fin­der be­trach­tet, hat aber kei­nen Fin­der­lohn zu be­an­spru­chen.

625 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 2002 (Grund­satz­ar­ti­kel Tie­re), in Kraft seit 1. April 2003 (AS 2003 463; BBl 2002 41645806).

626 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 2002 (Grund­satz­ar­ti­kel Tie­re), in Kraft seit 1. April 2003 (AS 2003 463; BBl 2002 41645806).

Art. 723  

4. Schatz

 

1 Wird ein Wert­ge­gen­stand auf­ge­fun­den, von dem nach den Um­stän­den mit Si­cher­heit an­zu­neh­men ist, dass er seit lan­ger Zeit ver­gra­ben oder ver­bor­gen war und kei­nen Ei­gen­tü­mer mehr hat, so wird er als Schatz an­ge­se­hen.

2 Der Schatz fällt un­ter Vor­be­halt der Be­stim­mung über Ge­gen­stän­de von wis­sen­schaft­li­chem Wert an den Ei­gen­tü­mer des Grund­stückes oder der be­weg­li­chen Sa­che, in der er auf­ge­fun­den wor­den ist.

3 Der Fin­der hat An­spruch auf ei­ne an­ge­mes­se­ne Ver­gü­tung, die je­doch die Hälf­te des Wer­tes des Schat­zes nicht über­stei­gen darf.

Art. 724  

5. Wis­sen­schaft­li­che Ge­gen­stän­de

 

1 Her­ren­lo­se Na­tur­kör­per oder Al­ter­tü­mer von wis­sen­schaft­li­chem Wert sind Ei­gen­tum des Kan­tons, in des­sen Ge­biet sie ge­fun­den wor­den sind.627

1bis Oh­ne Ge­neh­mi­gung der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­den kön­nen sol­che Sa­chen nicht ver­äus­sert wer­den. Sie kön­nen we­der er­ses­sen noch gut­gläu­big er­wor­ben wer­den. Der Her­aus­ga­be­an­spruch ver­jährt nicht.628

2 Der Ei­gen­tü­mer, in des­sen Grund­stück sol­che Ge­gen­stän­de auf­ge­fun­den wer­den, ist ver­pflich­tet, ih­re Aus­gra­bung zu ge­stat­ten ge­gen Er­satz des da­durch ver­ur­sach­ten Scha­dens.

3 Der Fin­der und im Fal­le des Schat­zes auch der Ei­gen­tü­mer ha­ben An­spruch auf ei­ne an­ge­mes­se­ne Ver­gü­tung, die je­doch den Wert der Ge­gen­stän­de nicht über­stei­gen soll.

627 Fas­sung ge­mä­ss Art. 32 Ziff. 1 des Kul­tur­gü­ter­trans­fer­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2003, in Kraft seit 1. Ju­ni 2005 (AS 2005 1869; BBl 2002 535).

628 Ein­ge­fügt durch Art. 32 Ziff. 1 des Kul­tur­gü­ter­trans­fer­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2003, in Kraft seit 1. Ju­ni 2005 (AS 2005 1869; BBl 2002 535).

Art. 725  

IV. Zu­füh­rung

 

1 Wer­den je­man­dem durch Was­ser, Wind, La­wi­nen oder an­de­re Na­tur­ge­walt oder zu­fäl­li­ge Er­eig­nis­se be­weg­li­che Sa­chen zu­ge­führt, oder ge­ra­ten frem­de Tie­re in sei­nen Ge­wahr­sam, so hat er die Rech­te und Pflich­ten ei­nes Fin­ders.

2 Fliegt ein Bie­nen­schwarm in einen frem­den be­völ­ker­ten Bie­nen­stock, so fällt er oh­ne Ent­schä­di­gungs­pflicht dem Ei­gen­tü­mer die­ses Stockes zu.

Art. 726  

V. Ver­ar­bei­tung

 

1 Hat je­mand ei­ne frem­de Sa­che ver­ar­bei­tet oder um­ge­bil­det, so ge­hört die neue Sa­che, wenn die Ar­beit kost­ba­rer ist als der Stoff, dem Ver­ar­bei­ter, an­dern­falls dem Ei­gen­tü­mer des Stof­fes.

2 Hat der Ver­ar­bei­ter nicht in gu­tem Glau­ben ge­han­delt, so kann das Ge­richt, auch wenn die Ar­beit kost­ba­rer ist, die neue Sa­che dem Ei­gen­tü­mer des Stof­fes zu­spre­chen.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben die An­sprü­che auf Scha­den­er­satz und aus Be­rei­che­rung.

Art. 727  

VI. Ver­bin­dung und Ver­mi­schung

 

1 Wer­den be­weg­li­che Sa­chen ver­schie­de­ner Ei­gen­tü­mer so mit­ein­an­der ver­mischt oder ver­bun­den, dass sie oh­ne we­sent­li­che Be­schä­di­gung oder un­ver­hält­nis­mäs­si­ge Ar­beit und Aus­la­gen nicht mehr ge­trennt wer­den kön­nen, so ent­steht für die Be­tei­lig­ten Mit­ei­gen­tum an der neu­en Sa­che, und zwar nach dem Wer­te, den die ein­zel­nen Tei­le zur Zeit der Ver­bin­dung ha­ben.

2 Wird ei­ne be­weg­li­che Sa­che mit ei­ner an­dern der­art ver­mischt oder ver­bun­den, dass sie als de­ren ne­ben­säch­li­cher Be­stand­teil er­scheint, so ge­hört die gan­ze Sa­che dem Ei­gen­tü­mer des Haupt­be­stand­tei­les.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben die An­sprü­che auf Scha­den­er­satz und aus Be­rei­che­rung.

Art. 728  

VII. Er­sit­zung

 

1 Hat je­mand ei­ne frem­de be­weg­li­che Sa­che un­un­ter­bro­chen und un­an­ge­foch­ten wäh­rend fünf Jah­ren in gu­tem Glau­ben als Ei­gen­tum in sei­nem Be­sit­ze, so wird er durch Er­sit­zung Ei­gen­tü­mer.

1bis Bei Tie­ren, die im häus­li­chen Be­reich und nicht zu Ver­mö­gens- oder Er­werbs­zwe­cken ge­hal­ten wer­den, be­trägt die Frist zwei Mo­na­te.629

1ter Un­ter Vor­be­halt ge­setz­li­cher Aus­nah­men be­trägt die Er­sit­zungs­frist für Kul­tur­gü­ter im Sin­ne von Ar­ti­kel 2 Ab­satz 1 des Kul­tur­gü­ter­trans­fer­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2003630 30 Jah­re.631

2 Un­frei­wil­li­ger Ver­lust des Be­sit­zes un­ter­bricht die Er­sit­zung nicht, wenn der Be­sit­zer bin­nen Jah­res­frist oder mit­tels ei­ner wäh­rend die­ser Frist er­ho­be­nen Kla­ge die Sa­che wie­der er­langt.

3 Für die Be­rech­nung der Fris­ten, die Un­ter­bre­chung und den Still­stand der Er­sit­zung fin­den die Vor­schrif­ten über die Ver­jäh­rung von For­de­run­gen ent­spre­chen­de An­wen­dung.

629 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 4. Okt. 2002 (Grund­satz­ar­ti­kel Tie­re), in Kraft seit 1. April 2003 (AS 2003 463; BBl 2002 41645806).

630 SR 444.1

631 Ein­ge­fügt durch Art. 32 Ziff. 1 des Kul­tur­gü­ter­trans­fer­ge­set­zes vom 20. Ju­ni 2003, in Kraft seit 1. Ju­ni 2005 (AS 2005 1869; BBl 2002 535).

Art. 729  

C. Ver­lust

 

Das Fahr­nis­ei­gen­tum geht, trotz Ver­lust des Be­sit­zes, erst da­durch un­ter, dass der Ei­gen­tü­mer sein Recht auf­gibt, oder dass in der Fol­ge ein an­de­rer das Ei­gen­tum er­wirbt.

Zweite Abteilung: Die beschränkten dinglichen Rechte

Einundzwanzigster Titel: Die Dienstbarkeiten und Grundlasten

Erster Abschnitt: Die Grunddienstbarkeiten

Art. 730  

A. Ge­gen­stand

 

1 Ein Grund­stück kann zum Vor­teil ei­nes an­dern Grund­stückes in der Wei­se be­las­tet wer­den, dass sein Ei­gen­tü­mer sich be­stimm­te Ein­grif­fe des Ei­gen­tü­mers die­ses an­dern Grund­stückes ge­fal­len las­sen muss oder zu des­sen Guns­ten nach ge­wis­sen Rich­tun­gen sein Ei­gen­tums­recht nicht aus­üben darf.

2 Ei­ne Ver­pflich­tung zur Vor­nah­me von Hand­lun­gen kann mit der Grund­dienst­bar­keit nur ne­ben­säch­lich ver­bun­den sein. Für den Er­wer­ber des be­rech­tig­ten oder be­las­te­ten Grund­stücks ist ei­ne sol­che Ver­pflich­tung nur ver­bind­lich, wenn sie sich aus dem Ein­trag im Grund­buch er­gibt.632

632 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 731  

B. Er­rich­tung und Un­ter­gang

I. Er­rich­tung

1. Ein­tra­gung

 

1 Zur Er­rich­tung ei­ner Grund­dienst­bar­keit be­darf es der Ein­tra­gung in das Grund­buch.

2 Für Er­werb und Ein­tra­gung gel­ten, so­weit es nicht an­ders ge­ord­net ist, die Be­stim­mun­gen über das Grund­ei­gen­tum.

3 Die Er­sit­zung ist nur zu Las­ten von Grund­stücken mög­lich, an de­nen das Ei­gen­tum er­ses­sen wer­den kann.

Art. 732633  

2. Rechts­ge­schäft

 

1 Das Rechts­ge­schäft über Er­rich­tung ei­ner Grund­dienst­bar­keit be­darf zu sei­ner Gül­tig­keit der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung.

2 Be­schränkt sich die Aus­übung ei­ner Dienst­bar­keit auf einen Teil des Grund­stücks und ist die ört­li­che La­ge im Rechts­grund­aus­weis nicht ge­nü­gend be­stimm­bar um­schrie­ben, so ist sie in ei­nem Aus­zug des Pla­nes für das Grund­buch zeich­ne­risch dar­zu­stel­len.

633 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 733  

3. Er­rich­tung zu ei­ge­nen Las­ten

 

Der Ei­gen­tü­mer ist be­fugt, auf sei­nem Grund­stück zu­guns­ten ei­nes an­dern ihm ge­hö­ri­gen Grund­stückes ei­ne Dienst­bar­keit zu er­rich­ten.

Art. 734  

II. Un­ter­gang

1. Im All­ge­mei­nen

 

Je­de Grund­dienst­bar­keit geht un­ter mit der Lö­schung des Ein­tra­ges so­wie mit dem voll­stän­di­gen Un­ter­gang des be­las­te­ten oder des be­rech­tig­ten Grund­stückes.

Art. 735  

2. Ver­ei­ni­gung

 

1 Wird der Be­rech­tig­te Ei­gen­tü­mer des be­las­te­ten Grund­stückes, so kann er die Dienst­bar­keit lö­schen las­sen.

2 So­lan­ge die Lö­schung nicht er­folgt ist, bleibt die Dienst­bar­keit als ding­li­ches Recht be­ste­hen.

Art. 736  

3. Ab­lö­sung durch das Ge­richt

 

1 Hat ei­ne Dienst­bar­keit für das be­rech­tig­te Grund­stück al­les In­ter­es­se ver­lo­ren, so kann der Be­las­te­te ih­re Lö­schung ver­lan­gen.

2 Ist ein In­ter­es­se des Be­rech­tig­ten zwar noch vor­han­den, aber im Ver­gleich zur Be­las­tung von un­ver­hält­nis­mäs­sig ge­rin­ger Be­deu­tung, so kann die Dienst­bar­keit ge­gen Ent­schä­di­gung ganz oder teil­wei­se ab­ge­löst wer­den.

Art. 737  

C. In­halt

I. Um­fang

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Der Be­rech­tig­te ist be­fugt, al­les zu tun, was zur Er­hal­tung und Aus­übung der Dienst­bar­keit nö­tig ist.

2 Er ist je­doch ver­pflich­tet, sein Recht in mög­lichst scho­nen­der Wei­se aus­zuü­ben.

3 Der Be­las­te­te darf nichts vor­neh­men, was die Aus­übung der Dienst­bar­keit ver­hin­dert oder er­schwert.

Art. 738  

2. Nach dem Ein­trag

 

1 So­weit sich Rech­te und Pflich­ten aus dem Ein­tra­ge deut­lich er­ge­ben, ist die­ser für den In­halt der Dienst­bar­keit mass­ge­bend.

2 Im Rah­men des Ein­tra­ges kann sich der In­halt der Dienst­bar­keit aus ih­rem Er­werbs­grund oder aus der Art er­ge­ben, wie sie wäh­rend län­ge­rer Zeit un­an­ge­foch­ten und in gu­tem Glau­ben aus­ge­übt wor­den ist.

Art. 739  

3. Bei ver­än­der­tem Be­dürf­nis

 

Än­dern sich die Be­dürf­nis­se des be­rech­tig­ten Grund­stückes, so darf dem Ver­pflich­te­ten ei­ne Mehr­be­las­tung nicht zu­ge­mu­tet wer­den.

Art. 740  

4. Nach kan­to­na­lem Recht und Orts­ge­brauch

 

Der In­halt der Weg­rech­te, wie Fuss­weg, ge­bahn­ter Weg, Fahr­weg, Zelgweg, Win­ter­weg, Holz­weg, fer­ner der Wei­de­rech­te, Hol­zungs­rech­te, Trän­ke­rech­te, Wäs­se­rungs­rech­te u. dgl. wird, so­weit sie für den ein­zel­nen Fall nicht ge­ord­net sind, durch das kan­to­na­le Recht und den Orts­ge­brauch be­stimmt.

Art. 740a634  

5. Bei meh­re­ren Be­rech­tig­ten

 

1 Sind meh­re­re Be­rech­tig­te ge­stützt auf die­sel­be Dienst­bar­keit an ei­ner ge­mein­schaft­li­chen Vor­rich­tung be­tei­ligt und ist nichts an­de­res ver­ein­bart, so sind die für Mit­ei­gen­tü­mer gel­ten­den Re­ge­lun­gen sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

2 Das Recht, durch Ver­zicht auf die Dienst­bar­keit aus der Ge­mein­schaft aus­zu­schei­den, kann durch Ver­ein­ba­rung in der für den Dienst­bar­keits­ver­trag vor­ge­se­he­nen Form auf höchs­tens 30 Jah­re aus­ge­schlos­sen wer­den. Die Ver­ein­ba­rung kann im Grund­buch vor­ge­merkt wer­den.

634 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 741  

II. Last des Un­ter­hal­tes

 

1 Ge­hört zur Aus­übung der Dienst­bar­keit ei­ne Vor­rich­tung, so hat sie der Be­rech­tig­te zu un­ter­hal­ten.

2 Dient die Vor­rich­tung auch den In­ter­es­sen des Be­las­te­ten, so tra­gen bei­de die Last des Un­ter­halts im Ver­hält­nis ih­rer In­ter­es­sen. Ei­ne ab­wei­chen­de Ver­ein­ba­rung ist für den Er­wer­ber des be­rech­tig­ten und den Er­wer­ber des be­las­te­ten Grund­stücks ver­bind­lich, wenn sie sich aus den Be­le­gen des Grund­buchs er­schlies­sen lässt.635

635 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 742  

III. Ver­le­gung der Be­las­tung

 

1 Wird durch die Aus­übung der Grund­dienst­bar­keit nur ein Teil des Grund­stückes in An­spruch ge­nom­men, so kann der Ei­gen­tü­mer, wenn er ein In­ter­es­se nach­weist und die Kos­ten über­nimmt, die Ver­le­gung auf ei­ne an­de­re, für den Be­rech­tig­ten nicht we­ni­ger ge­eig­ne­te Stel­le ver­lan­gen.

2 Hie­zu ist er auch dann be­fugt, wenn die Dienst­bar­keit im Grund­buch auf ei­ne be­stimm­te Stel­le ge­legt wor­den ist.

3637

637 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 743638  

IV. Tei­lungei­nesGrund­stücks

 

1 Wird das be­rech­tig­te oder das be­las­te­te Grund­stück ge­teilt, so be­steht die Dienst­bar­keit auf al­len Tei­len wei­ter.

2 Be­schränkt sich die Aus­übung der Dienst­bar­keit nach den Be­le­gen oder den Um­stän­den auf ein­zel­ne Tei­le, so ist sie auf den nicht be­trof­fe­nen Tei­len zu lö­schen.

3 Das Be­rei­ni­gungs­ver­fah­ren rich­tet sich nach den Vor­schrif­ten über die Lö­schung und Än­de­rung der Grund­buchein­trä­ge.

638 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 744639  
 

639 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Zweiter Abschnitt: Nutzniessung und andere Dienstbarkeiten

Art. 745  

A. Nutz­nies­sung

I. Ge­gen­stand

 

1 Die Nutz­nies­sung kann an be­weg­li­chen Sa­chen, an Grund­stücken, an Rech­ten oder an ei­nem Ver­mö­gen be­stellt wer­den.

2 Sie ver­leiht dem Be­rech­tig­ten, wo es nicht an­ders be­stimmt ist, den vol­len Ge­nuss des Ge­gen­stan­des.

3 Die Aus­übung der Nutz­nies­sung an ei­nem Grund­stück kann auf einen be­stimm­ten Teil ei­nes Ge­bäu­des oder auf einen be­stimm­ten Teil des Grund­stücks be­schränkt wer­den.640

640Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 20. Ju­ni 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2004 (AS 2003 4121; BBl 2002 4721).

Art. 746  

II. Ent­ste­hung

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Zur Be­stel­lung ei­ner Nutz­nies­sung ist bei be­weg­li­chen Sa­chen oder For­de­run­gen die Über­tra­gung auf den Er­wer­ber und bei Grund­stücken die Ein­tra­gung in das Grund­buch er­for­der­lich.

2 Für den Er­werb bei be­weg­li­chen Sa­chen und bei Grund­stücken so­wie für die Ein­tra­gung gel­ten, so­weit es nicht an­ders ge­ord­net ist, die Be­stim­mun­gen über das Ei­gen­tum.

Art. 747641  

2. …

 

641Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 5. Okt. 1984, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1988 (AS 1986 122; BBl 1979 II 1191).

Art. 748  

III. Un­ter­gang

1. Grün­de

 

1 Die Nutz­nies­sung geht un­ter mit dem voll­stän­di­gen Un­ter­gang ih­res Ge­gen­stan­des und über­dies bei Grund­stücken mit der Lö­schung des Ein­tra­ges, wo die­ser zur Be­stel­lung not­wen­dig war.

2 An­de­re Un­ter­gangs­grün­de, wie Zeita­blauf, Ver­zicht oder Tod des Be­rech­tig­ten, ge­ben bei Grund­stücken dem Ei­gen­tü­mer nur einen An­spruch auf Lö­schung des Ein­tra­ges.

3 Die ge­setz­li­che Nutz­nies­sung hört auf mit dem Weg­fall ih­res Grun­des.

Art. 749  

2. Dau­er

 

1 Die Nutz­nies­sung en­digt mit dem To­de des Be­rech­tig­ten und für ju­ris­ti­sche Per­so­nen mit de­ren Auf­lö­sung.

2 Sie kann je­doch für die­se höchs­tens 100 Jah­re dau­ern.

Art. 750  

3. Er­satz bei Un­ter­gang

 

1 Der Ei­gen­tü­mer ist nicht ver­pflich­tet, die un­ter­ge­gan­ge­ne Sa­che wie­der her­zu­stel­len.

2 Stellt er sie her, so ist auch die Nutz­nies­sung wie­der her­ge­stellt.

3 Wird für die un­ter­ge­gan­ge­ne Sa­che ein Er­satz ge­leis­tet, wie bei der Ent­eig­nung und der Ver­si­che­rung, so be­steht die Nutz­nies­sung an dem Er­satz­ge­gen­stan­de wei­ter.

Art. 751  

4. Rück­leis­tung

a. Pflicht

 

Ist die Nutz­nies­sung be­en­digt, so hat der Be­sit­zer dem Ei­gen­tü­mer den Ge­gen­stand zu­rück­zu­ge­ben.

Art. 752  

b. Ver­ant­wort­lich­keit

 

1 Der Nutz­nies­ser haf­tet für den Un­ter­gang und den Min­der­wert der Sa­che, in­so­fern er nicht nach­weist, dass die­ser Scha­den oh­ne sein Ver­schul­den ein­ge­tre­ten ist.

2 Auf­ge­brauch­te Ge­gen­stän­de, de­ren Ver­brauch nicht zur Nut­zung ge­hört, hat er zu er­set­zen.

3 Den Min­der­wert der Ge­gen­stän­de, der durch den ord­nungs­ge­mäs­sen Ge­brauch der Sa­che ein­ge­tre­ten ist, hat er nicht zu er­set­zen.

Art. 753  

c. Ver­wen­dun­gen

 

1 Hat der Nutz­nies­ser Ver­wen­dun­gen ge­macht oder Neue­run­gen vor­ge­nom­men, zu de­nen er nicht ver­pflich­tet war, so kann er bei der Rück­leis­tung Er­satz ver­lan­gen wie ein Ge­schäfts­füh­rer oh­ne Auf­trag.

2 Vor­rich­tun­gen, die er er­stellt hat, für die ihm aber der Ei­gen­tü­mer kei­nen Er­satz leis­ten will, kann er weg­neh­men, ist aber ver­pflich­tet, den vo­ri­gen Stand wie­der her­zu­stel­len.

Art. 754  

5. Ver­jäh­rung der Er­satz­an­sprü­che

 

Die Er­satz­an­sprü­che des Ei­gen­tü­mers we­gen Ver­än­de­rung oder Wert­ver­min­de­rung der Sa­che so­wie die An­sprü­che des Nutz­nies­sers auf Er­satz von Ver­wen­dun­gen oder auf Weg­nah­me von Vor­rich­tun­gen ver­jäh­ren mit Ab­lauf ei­nes Jah­res seit der Rück­leis­tung der Sa­che.

Art. 755  

IV. In­halt

1. Rech­te des Nutz­nies­sers

a. Im All­ge­mei­nen

 

1 Der Nutz­nies­ser hat das Recht auf den Be­sitz, den Ge­brauch und die Nut­zung der Sa­che.

2 Er be­sorgt de­ren Ver­wal­tung.

3 Bei der Aus­übung die­ses Rech­tes hat er nach den Re­geln ei­ner sorg­fäl­ti­gen Wirt­schaft zu ver­fah­ren.

Art. 756  

b. Na­tür­li­che
Früch­te

 

1 Na­tür­li­che Früch­te ge­hö­ren dem Nutz­nies­ser, wenn sie wäh­rend der Zeit sei­ner Be­rech­ti­gung reif ge­wor­den sind.

2 Wer das Feld be­stellt, hat für sei­ne Ver­wen­dun­gen ge­gen den, der die rei­fen Früch­te er­hält, einen An­spruch auf an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung, die je­doch den Wert der rei­fen Früch­te nicht über­stei­gen soll.

3 Be­stand­tei­le, die nicht Er­zeug­nis­se oder Er­träg­nis­se sind, ver­blei­ben dem Ei­gen­tü­mer der Sa­che.

Art. 757  

c. Zin­se

 

Zin­se von Nutz­nies­sungs­ka­pi­ta­li­en und an­de­re pe­ri­odi­sche Leis­tun­gen ge­hö­ren dem Nutz­nies­ser von dem Ta­ge an, da sein Recht be­ginnt, bis zu dem Zeit­punk­te, da es auf­hört, auch wenn sie erst spä­ter fäl­lig wer­den.

Art. 758  

d. Über­trag­bar­keit

 

1 Die Nutz­nies­sung kann, wenn es sich nicht um ein höchst per­sön­li­ches Recht han­delt, zur Aus­übung auf einen an­dern über­tra­gen wer­den.

2 Der Ei­gen­tü­mer ist be­fugt, sei­ne Rech­te die­sem ge­gen­über un­mit­tel­bar gel­tend zu ma­chen.

Art. 759  

2. Rech­te des Ei­gen­tü­mers

a. Auf­sicht

 

Der Ei­gen­tü­mer kann ge­gen je­den wi­der­recht­li­chen oder der Sa­che nicht an­ge­mes­se­nen Ge­brauch Ein­spruch er­he­ben.

Art. 760  

b. Si­cher­stel­lung

 

1 Der Ei­gen­tü­mer ist be­fugt, von dem Nutz­nies­ser Si­cher­heit zu ver­lan­gen, so­bald er ei­ne Ge­fähr­dung sei­ner Rech­te nach­weist.

2 Oh­ne die­sen Nach­weis und schon vor der Über­ga­be der Sa­che kann er Si­cher­heit ver­lan­gen, wenn ver­brauch­ba­re Sa­chen oder Wert­pa­pie­re den Ge­gen­stand der Nutz­nies­sung bil­den.

3 Für die Si­cher­stel­lung bei Wert­pa­pie­ren ge­nügt de­ren Hin­ter­le­gung.

Art. 761  

c. Si­cher­stel­lung bei Schen­kung und ge­setz­li­cher Nutz­nies­sung

 

1 Der An­spruch auf Si­cher­stel­lung be­steht nicht ge­gen­über demje­ni­gen, der den Ge­gen­stand dem Ei­gen­tü­mer un­ter Vor­be­halt der Nutz­nies­sung ge­schenkt hat.

2 Bei der ge­setz­li­chen Nutz­nies­sung steht der An­spruch un­ter der be­son­dern Ord­nung des Rechts­ver­hält­nis­ses.

Art. 762  

d. Fol­ge der Nicht­leis­tung der Si­cher­heit

 

Leis­tet der Nutz­nies­ser wäh­rend ei­ner ihm hie­für an­ge­setz­ten an­ge­mes­se­nen Frist die Si­cher­heit nicht oder lässt er trotz Ein­spru­ches des Ei­gen­tü­mers von ei­nem wi­der­recht­li­chen Ge­brauch der Sa­che nicht ab, so hat das Ge­richt ihm den Be­sitz des Ge­gen­stan­des bis auf wei­te­res zu ent­zie­hen und ei­ne Bei­stand­schaft an­zu­ord­nen.

Art. 763  

3. In­ven­tar­pflicht

 

Der Ei­gen­tü­mer und der Nutz­nies­ser ha­ben das Recht, je­der­zeit zu ver­lan­gen, dass über die Ge­gen­stän­de der Nutz­nies­sung auf ge­mein­sa­me Kos­ten ein In­ven­tar mit öf­fent­li­cher Be­ur­kun­dung auf­ge­nom­men wer­de.

Art. 764  

4. Las­ten

a. Er­hal­tung der Sa­che

 

1 Der Nutz­nies­ser hat den Ge­gen­stand in sei­nem Be­stan­de zu er­hal­ten und Aus­bes­se­run­gen und Er­neue­run­gen, die zum ge­wöhn­li­chen Un­ter­hal­te ge­hö­ren, von sich aus vor­zu­neh­men.

2 Wer­den wich­ti­ge­re Ar­bei­ten oder Vor­keh­run­gen zum Schut­ze des Ge­gen­stan­des nö­tig, so hat der Nutz­nies­ser den Ei­gen­tü­mer da­von zu be­nach­rich­ti­gen und ih­re Vor­nah­me zu ge­stat­ten.

3 Schafft der Ei­gen­tü­mer nicht Ab­hil­fe, so ist der Nutz­nies­ser be­fugt, auf Kos­ten des Ei­gen­tü­mers sich selbst zu hel­fen.

Art. 765  

b. Un­ter­halt und Be­wirt­schaf­tung

 

1 Die Aus­la­gen für den ge­wöhn­li­chen Un­ter­halt und die Be­wirt­schaf­tung der Sa­che, die Zin­se für die dar­auf haf­ten­den Ka­pi­tal­schul­den so­wie die Steu­ern und Ab­ga­ben trägt im Ver­hält­nis­se zu der Dau­er sei­ner Be­rech­ti­gung der Nutz­nies­ser.

2 Wer­den die Steu­ern und Ab­ga­ben beim Ei­gen­tü­mer er­ho­ben, so hat ihm der Nutz­nies­ser in dem glei­chen Um­fan­ge Er­satz zu leis­ten.

3 Al­le an­dern Las­ten trägt der Ei­gen­tü­mer, er darf aber, falls der Nutz­nies­ser ihm auf Ver­lan­gen die nö­ti­gen Geld­mit­tel nicht un­ent­gelt­lich vor­schiesst, Ge­gen­stän­de der Nutz­nies­sung hie­für ver­wer­ten.

Art. 766  

c. Zins­pflicht bei Nutz­nies­sung an ei­nem Ver­mö­gen

 

Steht ein Ver­mö­gen in Nutz­nies­sung, so hat der Nutz­nies­ser die Ka­pi­tal­schul­den zu ver­zin­sen, kann aber, wo die Um­stän­de es recht­fer­ti­gen, ver­lan­gen, von die­ser Zins­pflicht da­durch be­freit zu wer­den, dass nach Til­gung der Schul­den die Nutz­nies­sung auf den ver­blei­ben­den Über­schuss der Ver­mö­gens­wer­te be­schränkt wird.

Art. 767  

d. Ver­si­che­rung

 

1 Der Nutz­nies­ser hat den Ge­gen­stand zu­guns­ten des Ei­gen­tü­mers ge­gen Feu­er und an­de­re Ge­fah­ren zu ver­si­chern, so­weit die­se Ver­si­che­rung nach orts­üb­li­cher Auf­fas­sung zu den Pflich­ten ei­ner sorg­fäl­ti­gen Wirt­schaft ge­rech­net wird.

2 Die Ver­si­che­rungs­prä­mi­en hat in die­sem Fal­le, so­wie wenn ei­ne be­reits ver­si­cher­te Sa­che in Nutz­nies­sung kommt, für die Zeit sei­ner Nutz­nies­sung der Nutz­nies­ser zu tra­gen.

Art. 768  

V. Be­son­de­re Fäl­le

1. Grund­stücke

a. Früch­te

 

1 Der Nutz­nies­ser ei­nes Grund­stückes hat dar­auf zu ach­ten, dass es durch die Art der Nutz­nies­sung nicht über das ge­wöhn­li­che Mass in An­spruch ge­nom­men wird.

2 So­weit Früch­te über die­ses Mass hin­aus be­zo­gen wor­den sind, ge­hö­ren sie dem Ei­gen­tü­mer.

Art. 769  

b. Wirt­schaft­li­che Be­stim­mung

 

1 Der Nutz­nies­ser darf an der wirt­schaft­li­chen Be­stim­mung des Grund­stückes kei­ne Ver­än­de­run­gen vor­neh­men, die für den Ei­gen­tü­mer von er­heb­li­chem Nach­teil sind.

2 Die Sa­che selbst darf er we­der um­ge­stal­ten noch we­sent­lich ver­än­dern.

3 Die Neu­an­la­ge von Stein­brü­chen, Mer­gel­gru­ben, Torf­grä­be­rei­en u. dgl. ist ihm nur nach vor­gän­gi­ger An­zei­ge an den Ei­gen­tü­mer und un­ter der Vor­aus­set­zung ge­stat­tet, dass die wirt­schaft­li­che Be­stim­mung des Grund­stückes da­durch nicht we­sent­lich ver­än­dert wird.

Art. 770  

c. Wald

 

1 Ist ein Wald Ge­gen­stand der Nutz­nies­sung, so kann der Nutz­nies­ser die Nut­zung in­so­weit be­an­spru­chen, als ein or­dent­li­cher Wirt­schafts­plan dies recht­fer­tigt.

2 So­wohl der Ei­gen­tü­mer als der Nutz­nies­ser kön­nen die Ein­hal­tung ei­nes Pla­nes ver­lan­gen, der ih­re Rech­te nicht be­ein­träch­tigt.

3 Er­folgt im Fal­le von Sturm, Schnee­scha­den, Brand, In­sek­ten­frass oder aus an­dern Grün­den ei­ne er­heb­li­che Über­nut­zung, so soll sie all­mäh­lich wie­der ein­ge­spart oder der Wirt­schafts­plan den neu­en Ver­hält­nis­sen an­ge­passt wer­den, der Er­lös der Über­nut­zung aber wird zin­s­tra­gend an­ge­legt und dient zur Aus­glei­chung des Aus­fal­les.

Art. 771  

d. Berg­wer­ke

 

Auf die Nutz­nies­sung an Ge­gen­stän­den, de­ren Nut­zung in der Ge­win­nung von Bo­den­be­stand­tei­len be­steht, wie na­ment­lich an Berg­wer­ken, fin­den die Be­stim­mun­gen über die Nutz­nies­sung am Wal­de ent­spre­chen­de An­wen­dung.

Art. 772  

2. Ver­brauch­ba­re und ge­schätz­te Sa­chen

 

1 An ver­brauch­ba­ren Sa­chen er­hält der Nutz­nies­ser, wenn es nicht an­ders be­stimmt ist, das Ei­gen­tum, wird aber für den Wert, den sie bei Be­ginn der Nutz­nies­sung hat­ten, er­satz­pflich­tig.

2 Wer­den an­de­re be­weg­li­che Sa­chen un­ter ei­ner Schät­zung über­ge­ben, so kann der Nutz­nies­ser, wenn es nicht an­ders be­stimmt ist, frei über sie ver­fü­gen, wird aber, wenn er von die­sem Rech­te Ge­brauch macht, er­satz­pflich­tig.

3 Der Er­satz kann bei land­wirt­schaft­li­chen Ein­rich­tun­gen, Her­den, Wa­ren­la­gern u. dgl. in Ge­gen­stän­den glei­cher Art und Gü­te ge­leis­tet wer­den.

Art. 773  

3. For­de­run­gen

a. In­halt

 

1 Ste­hen For­de­run­gen in Nutz­nies­sung, so kann der Nutz­nies­ser de­ren Er­trag ein­zie­hen.

2 Kün­di­gun­gen an den Schuld­ner so­wie Ver­fü­gun­gen über Wert­pa­pie­re müs­sen vom Gläu­bi­ger und vom Nutz­nies­ser aus­ge­hen, Kün­di­gun­gen des Schuld­ners ge­gen­über bei­den er­fol­gen.

3 Der Gläu­bi­ger und der Nutz­nies­ser ha­ben ge­gen­ein­an­der ein Recht auf Zu­stim­mung zu den Mass­re­geln, die im Fal­le der Ge­fähr­dung der For­de­rung zu ei­ner sorg­fäl­ti­gen Ver­wal­tung ge­hö­ren.

Art. 774  

b. Rück­zah­lun­gen und Neu­an­la­ge

 

1 Ist der Schuld­ner nicht er­mäch­tigt, dem Gläu­bi­ger oder dem Nutz­nies­ser die Rück­zah­lung zu leis­ten, so hat er ent­we­der an bei­de ge­mein­sam zu zah­len oder zu hin­ter­le­gen.

2 Der Ge­gen­stand der Leis­tung, wie na­ment­lich zu­rück­be­zahl­tes Ka­pi­tal, un­ter­liegt der Nutz­nies­sung.

3 So­wohl der Gläu­bi­ger als der Nutz­nies­ser ha­ben An­spruch auf si­che­re und zin­s­tra­gen­de Neu­an­la­ge der Ka­pi­ta­li­en.

Art. 775  

c. Recht auf Ab­tre­tung

 

1 Der Nutz­nies­ser hat das Recht, bin­nen drei Mo­na­ten nach Be­ginn der Nutz­nies­sung die Ab­tre­tung der sei­ner Nutz­nies­sung un­ter­stell­ten For­de­run­gen und Wert­pa­pie­re zu ver­lan­gen.

2 Er­folgt de­ren Ab­tre­tung, so wird er dem bis­he­ri­gen Gläu­bi­ger für den Wert, den sie zur Zeit der Ab­tre­tung ha­ben, er­satz­pflich­tig und hat in die­sem Be­tra­ge Si­cher­heit zu leis­ten, in­so­fern nicht hier­auf ver­zich­tet wird.

3 Der Über­gang er­folgt, wenn kein Ver­zicht vor­liegt, erst mit der Si­cher­stel­lung.

Art. 776  

B. Wohn­recht

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Das Wohn­recht be­steht in der Be­fug­nis, in ei­nem Ge­bäu­de oder in ei­nem Tei­le ei­nes sol­chen Woh­nung zu neh­men.

2 Es ist un­über­trag­bar und un­ver­erb­lich.

3 Es steht, so­weit das Ge­setz es nicht an­ders ord­net, un­ter den Be­stim­mun­gen über die Nutz­nies­sung.

Art. 777  

II. An­sprü­che des Woh­nungs­be­rech­tig­ten

 

1 Das Wohn­recht wird im All­ge­mei­nen nach den per­sön­li­chen Be­dürf­nis­sen des Be­rech­tig­ten be­mes­sen.

2 Er darf aber, falls das Recht nicht aus­drück­lich auf sei­ne Per­son be­schränkt ist, sei­ne Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen und Haus­ge­nos­sen zu sich in die Woh­nung auf­neh­men.

3 Ist das Wohn­recht auf einen Teil ei­nes Ge­bäu­des be­schränkt, so kann der Be­rech­tig­te die zum ge­mein­schaft­li­chen Ge­brauch be­stimm­ten Ein­rich­tun­gen mit­be­nut­zen.

Art. 778  

III. Las­ten

 

1 Steht dem Be­rech­tig­ten ein aus­sch­liess­li­ches Wohn­recht zu, so trägt er die Las­ten des ge­wöhn­li­chen Un­ter­hal­tes.

2 Hat er nur ein Mit­be­nut­zungs­recht, so fal­len die Un­ter­halts­kos­ten dem Ei­gen­tü­mer zu.

Art. 779  

C. Bau­recht

I. Ge­gen­stand und Auf­nah­me in das Grund­buch

 

1 Ein Grund­stück kann mit der Dienst­bar­keit be­las­tet wer­den, dass je­mand das Recht er­hält, auf oder un­ter der Bo­den­flä­che ein Bau­werk zu er­rich­ten oder bei­zu­be­hal­ten.

2 Die­ses Recht ist, wenn es nicht an­ders ver­ein­bart wird, über­trag­bar und ver­erb­lich.

3 Ist das Bau­recht selb­stän­dig und dau­ernd, so kann es als Grund­stück in das Grund­buch auf­ge­nom­men wer­den.

Art. 779a643  

II. Rechts­ge­schäft

 

1 Das Rechts­ge­schäft über die Er­rich­tung ei­nes Bau­rechts be­darf zu sei­ner Gül­tig­keit der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung.

2 Sol­len der Bau­rechts­zins und all­fäl­li­ge wei­te­re ver­trag­li­che Be­stim­mun­gen im Grund­buch vor­ge­merkt wer­den, so be­dür­fen sie zu ih­rer Gül­tig­keit eben­falls der öf­fent­li­chen Be­ur­kun­dung.

643Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. März 1965 (AS 1965 445; BBl 1963 I 969). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 779b645  

III. In­halt, Um­fang und Vor­mer­kung

 

1 Die ver­trag­li­chen Be­stim­mun­gen über den In­halt und Um­fang des Bau­rech­tes, wie na­ment­lich über La­ge, Ge­stalt, Aus­deh­nung und Zweck der Bau­ten so­wie über die Be­nut­zung nicht über­bau­ter Flä­chen, die mit sei­ner Aus­übung in An­spruch ge­nom­men wer­den, sind für je­den Er­wer­ber des Bau­rech­tes und des be­las­te­ten Grund­stückes ver­bind­lich.

2 Wei­te­re ver­trag­li­che Be­stim­mun­gen kön­nen im Grund­buch vor­ge­merkt wer­den, falls die Par­tei­en dies ver­ein­ba­ren.646

645Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. März 1965, in Kraft seit 1. Ju­li 1965 (AS 1965 445; BBl 1963 I 969).

646 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 779c647  

IV. Fol­gen des Ab­laufs der Dau­er

1. Heim­fall

 

Geht das Bau­recht un­ter, so fal­len die be­ste­hen­den Bau­wer­ke dem Grund­ei­gen­tü­mer heim, in­dem sie zu Be­stand­tei­len sei­nes Grund­stückes wer­den.

647Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. März 1965, in Kraft seit 1. Ju­li 1965 (AS 1965 445; BBl 1963 I 969).

Art. 779d648  

2. Ent­schä­di­gung

 

1 Der Grund­ei­gen­tü­mer hat dem bis­he­ri­gen Bau­be­rech­tig­ten für die heim­fal­len­den Bau­wer­ke ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung zu leis­ten, die je­doch den Gläu­bi­gern, de­nen das Bau­recht ver­pfän­det war, für ih­re noch be­ste­hen­den For­de­run­gen haf­tet und oh­ne ih­re Zu­stim­mung dem bis­he­ri­gen Bau­be­rech­tig­ten nicht aus­be­zahlt wer­den darf.

2 Wird die Ent­schä­di­gung nicht be­zahlt oder si­cher­ge­stellt, so kann der bis­he­ri­ge Bau­be­rech­tig­te oder ein Gläu­bi­ger, dem das Bau­recht ver­pfän­det war, ver­lan­gen, dass an Stel­le des ge­lösch­ten Bau­rech­tes ein Grund­pfand­recht mit dem­sel­ben Rang zur Si­che­rung der Ent­schä­di­gungs­for­de­rung ein­ge­tra­gen wer­de.

3 Die Ein­tra­gung muss spä­tes­tens drei Mo­na­te nach dem Un­ter­gang des Bau­rech­tes er­fol­gen.

648Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. März 1965, in Kraft seit 1. Ju­li 1965 (AS 1965 445; BBl 1963 I 969).

Art. 779e649  
 

649Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. März 1965 (AS 1965 445; BBl 1963 I 969). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 779f650  

V. Vor­zei­ti­ger Heim­fall

1. Vor­aus­set­zun­gen

 

Wenn der Bau­be­rech­tig­te in gro­ber Wei­se sein ding­li­ches Recht über­schrei­tet oder ver­trag­li­che Ver­pflich­tun­gen ver­letzt, so kann der Grund­ei­gen­tü­mer den vor­zei­ti­gen Heim­fall her­bei­füh­ren, in­dem er die Über­tra­gung des Bau­rechts mit al­len Rech­ten und Las­ten auf sich sel­ber ver­langt.

650Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. März 1965, in Kraft seit 1. Ju­li 1965 (AS 1965 445; BBl 1963 I 969).

Art. 779g651  

2. Aus­übung des Heim­falls­rech­tes

 

1 Das Heim­falls­recht kann nur aus­ge­übt wer­den, wenn für die heim­fal­len­den Bau­wer­ke ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung ge­leis­tet wird, bei de­ren Be­mes­sung das schuld­haf­te Ver­hal­ten des Bau­be­rech­tig­ten als Her­ab­set­zungs­grund be­rück­sich­tigt wer­den kann.

2 Die Über­tra­gung des Bau­rech­tes auf den Grund­ei­gen­tü­mer er­folgt erst, wenn die Ent­schä­di­gung be­zahlt oder si­cher­ge­stellt ist.

651Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. März 1965, in Kraft seit 1. Ju­li 1965 (AS 1965 445; BBl 1963 I 969).

Art. 779h652  

3. An­de­re An­wen­dungs­fäl­le

 

Den Vor­schrif­ten über die Aus­übung des Heim­falls­rech­tes un­ter­liegt je­des Recht, das sich der Grund­ei­gen­tü­mer zur vor­zei­ti­gen Auf­he­bung oder Rück­über­tra­gung des Bau­rech­tes we­gen Pflicht­ver­let­zung des Bau­be­rech­tig­ten vor­be­hal­ten hat.

652Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. März 1965, in Kraft seit 1. Ju­li 1965 (AS 1965 445; BBl 1963 I 969).

Art. 779i653  

VI. Haf­tung für den Bau­rechts­zins

1. An­spruch auf Er­rich­tung ei­nes Pfand­rechts

 

1 Zur Si­che­rung des Bau­rechts­zin­ses hat der Grund­ei­gen­tü­mer ge­gen­über dem je­wei­li­gen Bau­be­rech­tig­ten An­spruch auf Er­rich­tung ei­nes Pfand­rech­tes an dem in das Grund­buch auf­ge­nom­me­nen Bau­recht im Höchst­be­trag von drei Jah­res­leis­tun­gen.

2 Ist die Ge­gen­leis­tung nicht in gleich­mäs­si­gen Jah­res­leis­tun­gen fest­ge­setzt, so be­steht der An­spruch auf das ge­setz­li­che Pfand­recht für den Be­trag, der bei gleich­mäs­si­ger Ver­tei­lung auf drei Jah­re ent­fällt.

653Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. März 1965, in Kraft seit 1. Ju­li 1965 (AS 1965 445; BBl 1963 I 969).

Art. 779k654  

2. Ein­tra­gung

 

1 Das Pfand­recht kann je­der­zeit ein­ge­tra­gen wer­den, so­lan­ge das Bau­recht be­steht, und ist von der Lö­schung im Zwangs­ver­wer­tungs­ver­fah­ren aus­ge­nom­men.

2 Im Üb­ri­gen sind die Be­stim­mun­gen über die Er­rich­tung des Bau­hand­wer­ker­pfand­rech­tes sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

654Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. März 1965, in Kraft seit 1. Ju­li 1965 (AS 1965 445; BBl 1963 I 969).

Art. 779l655  

VII. Höchst­dau­er

 

1 Das Bau­recht kann als selb­stän­di­ges Recht auf höchs­tens 100 Jah­re be­grün­det wer­den.

2 Es kann je­der­zeit in der für die Be­grün­dung vor­ge­schrie­be­nen Form auf ei­ne neue Dau­er von höchs­tens 100 Jah­ren ver­län­gert wer­den, doch ist ei­ne zum vor­aus ein­ge­gan­ge­ne Ver­pflich­tung hie­zu nicht ver­bind­lich.

655Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. März 1965, in Kraft seit 1. Ju­li 1965 (AS 1965 445; BBl 1963 I 969).

Art. 780  

D. Quel­len­recht

 

1 Das Recht an ei­ner Quel­le auf frem­dem Grund­stück be­las­tet das Quel­len­grund­stück mit der Dienst­bar­keit der An­eig­nung und Ab­lei­tung des Quell­was­sers.

2 Es ist, wenn es nicht an­ders ver­ein­bart wird, über­trag­bar und ver­erb­lich.

3 Ist das Quel­len­recht selb­stän­dig und dau­ernd, so kann es als Grund­stück in das Grund­buch auf­ge­nom­men wer­den.

Art. 781  

E. An­de­re Dienst­bar­kei­ten

 

1 Dienst­bar­kei­ten an­de­ren In­hal­tes kön­nen zu­guns­ten ei­ner be­lie­bi­gen Per­son oder Ge­mein­schaft an Grund­stücken be­stellt wer­den, so oft die­se in be­stimm­ter Hin­sicht je­man­dem zum Ge­brauch die­nen kön­nen, wie für die Ab­hal­tung von Schiess­übun­gen oder für Weg und Steg.

2 Sie sind, so­weit es nicht an­ders ver­ein­bart wird, un­über­trag­bar, und es be­stimmt sich ihr In­halt nach den ge­wöhn­li­chen Be­dürf­nis­sen der Be­rech­tig­ten.

3 Im Üb­ri­gen ste­hen sie un­ter den Be­stim­mun­gen über die Grund­dienst­bar­kei­ten.

Art. 781a656  

F. Rich­ter­li­che Mass­nah­men

 

Für im Grund­buch ein­ge­tra­ge­ne Be­rech­tig­te ei­ner Dienst­bar­keit gel­ten die Be­stim­mun­gen über die rich­ter­li­chen Mass­nah­men bei Un­auf­find­bar­keit des Ei­gen­tü­mers oder bei Feh­len der vor­ge­schrie­be­nen Or­ga­ne ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son oder an­de­ren Rechts­trä­ge­rin sinn­ge­mä­ss.

656 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Dritter Abschnitt: Die Grundlasten

Art. 782  

A. Ge­gen­stand

 

1 Durch die Grund­last wird der je­wei­li­ge Ei­gen­tü­mer ei­nes Grund­stückes zu ei­ner Leis­tung an einen Be­rech­tig­ten ver­pflich­tet, für die er aus­sch­liess­lich mit dem Grund­stücke haf­tet.

2 Als Be­rech­tig­ter kann der je­wei­li­ge Ei­gen­tü­mer ei­nes an­dern Grund­stückes be­zeich­net sein.

3 Un­ter Vor­be­halt der öf­fent­lich-recht­li­chen Grund­las­ten kann ei­ne Grund­last nur ei­ne Leis­tung zum In­halt ha­ben, die sich aus der wirt­schaft­li­chen Na­tur des be­las­te­ten Grund­stücks er­gibt oder die für die wirt­schaft­li­chen Be­dürf­nis­se ei­nes be­rech­tig­ten Grund­stücks be­stimmt ist.657

657 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 783  

B. Er­rich­tung und Un­ter­gang

I. Er­rich­tung

1. Ein­tra­gung und Er­werbs­art

 

1 Die Grund­last be­darf zu ih­rer Er­rich­tung der Ein­tra­gung in das Grund­buch.

2 Bei der Ein­tra­gung ist ein be­stimm­ter Be­trag als ihr Ge­samt­wert in Lan­des­mün­ze an­zu­ge­ben, und zwar bei zeit­lich wie­der­keh­ren­den Leis­tun­gen man­gels an­de­rer Ab­re­de der zwan­zig­fa­che Be­trag der Jah­res­leis­tung.

3 Für Er­werb und Ein­tra­gung gel­ten, wo es nicht an­ders ge­ord­net ist, die Be­stim­mun­gen über das Grund­ei­gen­tum.

Art. 784658  

2. Öf­fent­lich-recht­li­che Grund­las­ten

 

Für die Ent­ste­hung der öf­fent­lich-recht­li­chen Grund­las­ten und de­ren Wir­kung ge­gen­über gut­gläu­bi­gen Drit­ten sind die Be­stim­mun­gen über die ge­setz­li­chen Pfand­rech­te des kan­to­na­len Rechts sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

658 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 785659  
 

659 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 786  

II. Un­ter­gang

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Grund­last geht un­ter mit der Lö­schung des Ein­tra­ges so­wie mit dem voll­stän­di­gen Un­ter­gang des be­las­te­ten Grund­stückes.

2 Aus Ver­zicht oder Ab­lö­sung oder aus an­dern Un­ter­gangs­grün­den er­hält der Be­las­te­te ge­gen­über dem Be­rech­tig­ten einen An­spruch auf Lö­schung des Ein­tra­ges.

Art. 787  

2. Ab­lö­sung

a. Durch den Gläu­bi­ger

 

1 Der Gläu­bi­ger kann die Ab­lö­sung der Grund­last ver­lan­gen nach Ab­re­de und fer­ner:660

1.661
wenn das be­las­te­te Grund­stück ge­teilt wird und er die Ver­le­gung der Schuld auf die Teil­stücke nicht ak­zep­tiert;
2.
wenn der Ei­gen­tü­mer den Wert des Grund­stückes ver­min­dert und zum Er­satz da­für kei­ne an­dern Si­cher­hei­ten bie­tet;
3.
wenn der Schuld­ner mit drei Jah­res­leis­tun­gen im Rück­stand ist.

2 Ver­langt er die Ab­lö­sung we­gen Tei­lung des Grund­stücks, so muss er die Grund­last in­nert Mo­nats­frist, nach­dem die Ver­le­gung rechts­kräf­tig ge­wor­den ist, auf ein Jahr kün­di­gen.662

660 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

661 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

662 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 788  

b. Durch den Schuld­ner

 

1 Der Schuld­ner kann die Ab­lö­sung ver­lan­gen nach Ab­re­de und fer­ner:

1.
wenn der Ver­trag, auf dem die Grund­last be­ruht, vom Be­rech­tig­ten nicht in­ne­ge­hal­ten wird;
2.
nach dreis­sig­jäh­ri­gem Be­stan­de der Grund­last, und zwar auch dann, wenn ei­ne län­ge­re Dau­er oder die Un­ab­lös­bar­keit ver­ab­re­det wor­den ist.

2 Er­folgt die Ab­lö­sung nach dreis­sig­jäh­ri­gem Be­stan­de, so hat ihr in al­len Fäl­len ei­ne Kün­di­gung auf Jah­res­frist vor­an­zu­ge­hen.

3 Aus­ge­schlos­sen ist die­se Ab­lö­sung, wenn die Grund­last mit ei­ner un­ab­lös­ba­ren Grund­dienst­bar­keit ver­bun­den ist.

Art. 789  

c. Ab­lö­sungs­be­trag

 

Die Ab­lö­sung er­folgt um den Be­trag, der im Grund­buch als Ge­samt­wert der Grund­last ein­ge­tra­gen ist, un­ter Vor­be­halt des Nach­wei­ses, dass die Grund­last in Wirk­lich­keit einen ge­rin­ge­ren Wert hat.

Art. 790  

3. Ver­jäh­rung

 

1 Die Grund­last ist kei­ner Ver­jäh­rung un­ter­wor­fen.

2 Die ein­zel­ne Leis­tung un­ter­liegt der Ver­jäh­rung von dem Zeit­punk­te an, da sie zur per­sön­li­chen Schuld des Pflich­ti­gen wird.

Art. 791  

C. In­halt

I. Gläu­bi­ger­recht

 

1 Der Gläu­bi­ger der Grund­last hat kei­ne per­sön­li­che For­de­rung ge­gen den Schuld­ner, son­dern nur ein Recht auf Be­frie­di­gung aus dem Wer­te des be­las­te­ten Grund­stückes.

2 Die ein­zel­ne Leis­tung wird je­doch mit Ab­lauf von drei Jah­ren seit Ein­tritt ih­rer Fäl­lig­keit zur per­sön­li­chen Schuld, für die das Grund­stück nicht mehr haf­tet.

Art. 792  

II. Schuld­pflicht

 

1 Wech­selt das Grund­stück den Ei­gen­tü­mer, so wird der Er­wer­ber oh­ne wei­te­res Schuld­ner der Grund­last.

2 Wird das Grund­stück ge­teilt, sower­den die Ei­gen­tü­mer der Teil­stücke Schuld­ner der Grund­last. Die Schuld wird nach den Be­stim­mun­gen über die Grund­pfand­ver­schrei­bung auf die Teil­stücke ver­legt.663

663 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

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