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Verordnung über die Adoption

vom 29. Juni 2011 (Stand am 1. Januar 2012)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf die Artikel 269c Absatz 3 und 316 Absatz 2 des Zivilgesetzbuchs1 (ZGB) und die Artikel 15 Absatz 3 und 26 des Bundesgesetzes vom 22. Juni 20012 zum Haager Adoptionsübereinkommen und über Massnahmen zum Schutz des Kindes bei internationalen Adoptionen (BG-HAÜ),

verordnet:

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand und Geltungsbereich  

1Die­se Ver­ord­nung re­gelt:

a.
das Ver­fah­ren für die Auf­nah­me von Kin­dern zur Ad­op­ti­on;
b.
die Be­wil­li­gung zur Ad­op­ti­ons­ver­mitt­lung und die Auf­sicht dar­über;
c.
die Ge­büh­ren des Bun­des bei in­ter­na­tio­na­len Ad­op­tio­nen.

2Die Be­stim­mun­gen des Bun­des­rechts und des kan­to­na­len Rechts über den Schutz des Kin­des blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 2 Zuständige Behörden  

1Das Bun­des­amt für Jus­tiz (BJ) ist zu­stän­dig für:

a.
die Er­fül­lung der Auf­ga­ben nach Ar­ti­kel 2 BG-HAÜ als zen­tra­le Be­hör­de des Bun­des;
b.
die Be­wil­li­gung zur Ad­op­ti­ons­ver­mitt­lung und die Auf­sicht dar­über;
c.
den Er­lass von Wei­sun­gen zum Schutz der Kin­der und zur Ver­hin­de­rung von Miss­bräu­chen bei in­ter­na­tio­na­len Ad­op­tio­nen und bei Ad­op­ti­ons­ver­mitt­lun­gen;
d.
den Er­lass von Wei­sun­gen oder Emp­feh­lun­gen zwecks Ko­or­di­na­ti­on des Ad­op­ti­ons­we­sens;
e.
die Ver­tre­tung der Schweiz ge­gen­über aus­län­di­schen Ad­op­ti­ons­be­hör­den und die För­de­rung der Zu­sam­men­ar­beit mit die­sen;
f.
die Be­ra­tung und In­for­ma­ti­on der kan­to­na­len Be­hör­den, na­ment­lich über die Ver­fah­ren in den Her­kunfts­län­dern.

2Die kan­to­na­le Be­hör­de nach Ar­ti­kel 316 Ab­satz 1bis ZGB (kan­to­na­le Be­hör­de) ist zu­stän­dig für:

a.
die Er­fül­lung der Auf­ga­ben nach Ar­ti­kel 3 BG-HAÜ als zen­tra­le Be­hör­de ei­nes Kan­tons;
b.
das Be­wil­li­gungs­ver­fah­ren zur Auf­nah­me von Kin­dern zur Ad­op­ti­on;
c.
die Be­glei­tung und Be­auf­sich­ti­gung des Pfle­ge­ver­hält­nis­ses bis zur Ad­op­ti­on;
d.
Ab­klä­run­gen und Stel­lung­nah­men zu­han­den des BJ, na­ment­lich zu Be­wil­li­gun­gen für Ver­mitt­lungs­stel­len (Art. 12), sta­tis­ti­schen An­ga­ben und Kos­ten des Ad­op­ti­ons­ver­fah­rens.

3Der Kan­ton kann die Zu­stän­dig­keit nach Ab­satz 2 auf einen an­de­ren Kan­ton oder ei­ne in­ter­kan­to­na­le Be­hör­de über­tra­gen.

Art. 3 Kindeswohl  

Ei­ne Ad­op­ti­on und die Auf­nah­me zur Ad­op­ti­on dür­fen nur er­fol­gen, wenn die ge­sam­ten Um­stän­de er­war­ten las­sen, dass sie dem Wohl des Kin­des die­nen.

2. Abschnitt: Aufnahme von Kindern zur Adoption

Art. 4 Bewilligungspflicht  

Wer ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in der Schweiz hat und ein Kind zur Ad­op­ti­on auf­neh­men oder ein Kind aus dem Aus­land ad­op­tie­ren will, be­nö­tigt ei­ne Be­wil­li­gung der kan­to­na­len Be­hör­de.

Art. 5 Adoptionseignung  

1Die kan­to­na­le Be­hör­de klärt die Eig­nung der künf­ti­gen Ad­op­tiv­el­tern im Hin­blick auf das Wohl und die Be­dürf­nis­se des auf­zu­neh­men­den Kin­des ab.

2Die Eig­nung be­steht, wenn:

a.
die ge­sam­ten Um­stän­de, na­ment­lich die Be­weg­grün­de der künf­ti­gen Ad­op­tiv­el­tern, er­war­ten las­sen, dass die Ad­op­ti­on dem Wohl des Kin­des dient;
b.
das Wohl an­de­rer Kin­der der künf­ti­gen Ad­op­tiv­el­tern nicht ge­fähr­det wird;
c.
der Ad­op­ti­on kei­ne recht­li­chen Hin­der­nis­se ent­ge­gen­ste­hen;
d.
die künf­ti­gen Ad­op­tiv­el­tern:
1.
nach Per­sön­lich­keit, Ge­sund­heit, zeit­li­chen Res­sour­cen, wirt­schaft­li­cher La­ge und er­zie­he­ri­scher Eig­nung so­wie nach den Wohn­ver­hält­nis­sen für gu­te Pfle­ge, Er­zie­hung und Aus­bil­dung des Kin­des Ge­währ bie­ten,
2.
be­reit sind, das Kind in sei­ner Ei­gen­art an­zu­neh­men, des­sen Her­kunft zu re­spek­tie­ren, es ent­spre­chend sei­nen Be­dürf­nis­sen mit dem Land sei­nes ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts vor der Auf­nah­me (Her­kunfts­staat) auf ge­eig­ne­te Wei­se ver­traut zu ma­chen,
3.
nicht we­gen ei­nes De­likts ver­ur­teilt wor­den sind, das mit ei­ner Ad­op­ti­on un­ver­ein­bar ist,
4.
ge­nü­gend auf die Ad­op­ti­on vor­be­rei­tet wur­den, na­ment­lich von der kan­to­na­len Be­hör­de emp­foh­le­ne, ge­eig­ne­te Vor­be­rei­tungs- oder In­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen be­sucht ha­ben,
5.
sich schrift­lich be­reit er­klärt ha­ben, bei der Er­stel­lung von Nacha­d­op­ti­ons­be­rich­ten zu­han­den des Her­kunfts­staa­tes mit­zu­wir­ken,
6.
von der Un­ter­halts­ver­pflich­tung nach Ar­ti­kel 20 BG-HAÜ Kennt­nis ge­nom­men ha­ben.

3An die Eig­nung der künf­ti­gen Ad­op­tiv­el­tern sind er­höh­te An­for­de­run­gen zu stel­len, wenn ein über 4 Jah­re al­tes oder ein ge­sund­heit­lich be­ein­träch­tig­tes Kind oder gleich­zei­tig meh­re­re Kin­der auf­ge­nom­men wer­den sol­len oder be­reits meh­re­re Kin­der in der Fa­mi­lie le­ben.

4Die Eig­nung ist zu ver­nei­nen, wenn der Al­ters­un­ter­schied zwi­schen dem auf­zu­neh­men­den Kind und den künf­ti­gen Ad­op­tiv­el­tern mehr als 45 Jah­re be­trägt. Aus­nahms­wei­se kann die Eig­nung trotz­dem ge­ge­ben sein, na­ment­lich wenn zwi­schen den künf­ti­gen Ad­op­tiv­el­tern und dem auf­zu­neh­men­den Kind be­reits ei­ne ver­trau­te Be­zie­hung be­steht.

5Zur Ab­klä­rung zieht die kan­to­na­le Be­hör­de ei­ne Per­son bei, die in so­zia­ler Ar­beit oder Psy­cho­lo­gie fach­lich qua­li­fi­ziert ist und Be­rufs­er­fah­rung im Kin­des­schutz- oder Ad­op­ti­ons­we­sen hat.

6Zur Ab­klä­rung nach Ab­satz 2 Buch­sta­be d Zif­fer 3 ver­langt die kan­to­na­le Be­hör­de einen Aus­zug aus dem Straf­re­gis­ter-In­for­ma­ti­ons­sys­tem (VO­STRA). Von Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­dern ver­langt sie einen Aus­zug aus dem Straf­re­gis­ter ih­res Her­kunfts­staa­tes oder ein gleich­wer­ti­ges Do­ku­ment. Ist ein Straf­ver­fah­ren we­gen ei­nes mit der Ad­op­ti­on un­ver­ein­ba­ren De­likts hän­gig, so sis­tiert die kan­to­na­le Be­hör­de die Ab­klä­rung bis zum rechts­kräf­ti­gen Ab­schluss des Ver­fah­rens.

Art. 6 Eignungsbescheinigung  

1Sind die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 5 er­füllt, so be­schei­nigt die kan­to­na­le Be­hör­de mit­tels Ver­fü­gung die Eig­nung zur Ad­op­ti­on.

2Die Be­schei­ni­gung nennt ins­be­son­de­re den Her­kunfts­staat und das Min­dest- und Höch­stal­ter des auf­zu­neh­men­den Kin­des. Sie hält fest, ob ge­sund­heit­lich be­ein­träch­tig­te Kin­der auf­ge­nom­men wer­den dür­fen.

3Sie ist ma­xi­mal 3 Jah­re gül­tig und kann mit Auf­la­gen und Be­din­gun­gen ver­bun­den wer­den. Sie kann er­neu­ert wer­den.

Art. 7 Bewilligung  

1Sind die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 5 er­füllt, so kann die Be­wil­li­gung zur Auf­nah­me ei­nes be­stimm­ten Kin­des er­teilt wer­den, wenn fol­gen­de Un­ter­la­gen vor­lie­gen:

a.
die Eig­nungs­be­schei­ni­gung der künf­ti­gen Ad­op­tiv­el­tern;
b.
ein ärzt­li­cher Be­richt über die Ge­sund­heit des Kin­des so­wie ein Be­richt über die bis­he­ri­ge Le­bens­ge­schich­te des Kin­des;
c.
die Zu­stim­mung des Kin­des, so­fern auf­grund sei­nes Al­ters und sei­ner Fä­hig­kei­ten ei­ne sol­che er­war­tet wer­den kann;
d.
die Zu­stim­mung der El­tern des Kin­des zur Ad­op­ti­on oder ei­ne Er­klä­rung der zu­stän­di­gen Be­hör­de des Her­kunfts­staats des Kin­des, dass die­se Zu­stim­mung rechts­gül­tig bei­ge­bracht wur­de oder wes­halb sie nicht bei­ge­bracht wer­den kann;
e.
die Er­klä­rung der nach dem Recht des Her­kunfts­staats des Kin­des zu­stän­di­gen Be­hör­de, dass das Kind künf­ti­gen Ad­op­tiv­el­tern in der Schweiz an­ver­traut wer­den darf.

2Die kan­to­na­le Be­hör­de kann wei­te­re Un­ter­la­gen ver­lan­gen.

3Sind die Un­ter­la­gen nicht in ei­ner schwei­ze­ri­schen Amtss­pra­che ab­ge­fasst, so kann ei­ne Über­set­zung ver­langt oder ver­an­lasst wer­den.

4Die Be­wil­li­gung ent­hält na­ment­lich An­ga­ben zu Na­men, Ge­burts­da­tum und -ort des Kin­des. Sie kann mit Auf­la­gen und Be­din­gun­gen ver­knüpft wer­den.

5Bei ei­ner in­ter­na­tio­na­len Ad­op­ti­on ent­schei­det die kan­to­na­le Be­hör­de vor der Ein­rei­se des Kin­des, ob die Be­wil­li­gung er­teilt wird. In be­grün­de­ten Aus­nah­me­fäl­len kann sie der Ein­rei­se zu­stim­men, be­vor sie über die Er­tei­lung der Be­wil­li­gung ent­schei­det, na­ment­lich wenn das Bei­brin­gen der Un­ter­la­gen nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben b-e vor der Ein­rei­se nicht mög­lich oder nicht zu­mut­bar ist.

6Bei in der Schweiz ge­bo­re­nen Kin­dern ent­schei­det die kan­to­na­le Be­hör­de vor der Auf­nah­me über die Er­tei­lung der Be­wil­li­gung.

Art. 8 Kantonale Migrationsbehörde  

1Die kan­to­na­le Be­hör­de über­weist die Eig­nungs­be­schei­ni­gung oder die Be­wil­li­gung zur Auf­nah­me ei­nes aus­län­di­schen Kin­des der kan­to­na­len Mi­gra­ti­ons­be­hör­de.

2Die kan­to­na­le Mi­gra­ti­ons­be­hör­de ent­schei­det über die Er­mäch­ti­gung zur Vi­sum­ser­tei­lung oder die Zu­si­che­rung der Auf­ent­halts­be­wil­li­gung für das Kind. Sie teilt ih­ren Ent­scheid der kan­to­na­len Be­hör­de mit.

3Die kan­to­na­le Mi­gra­ti­ons­be­hör­de oder, mit ih­rem Ein­ver­ständ­nis, die schwei­ze­ri­sche Ver­tre­tung im Her­kunfts­staat des Kin­des darf das Vi­sum oder die Auf­ent­halts­be­wil­li­gung erst aus­stel­len, wenn die Un­ter­la­gen nach Ar­ti­kel 7 Ab­satz 1 Buch­sta­ben b-e vor­lie­gen, die kan­to­na­le Be­hör­de die Be­wil­li­gung er­teilt oder aus­nahms­wei­se der Ein­rei­se vor der Ent­schei­dung über die Be­wil­li­gung zu­ge­stimmt hat.

Art. 9 Meldepflichten  

1Die künf­ti­gen Ad­op­tiv­el­tern müs­sen der kan­to­na­len Be­hör­de al­le wich­ti­gen Ver­än­de­run­gen der Ver­hält­nis­se, ins­be­son­de­re Än­de­run­gen in der Le­bens- und Wohn­ge­mein­schaft so­wie Woh­nungs­wech­sel, un­ver­züg­lich mel­den.

2Sie müs­sen der kan­to­na­len Be­hör­de in­ner­halb von zehn Ta­gen die Ein­rei­se des Kin­des mel­den.

3Die kan­to­na­le Be­hör­de be­nach­rich­tigt die Kin­des­schutz­be­hör­de1 im Hin­blick auf die Er­nen­nung ei­nes Bei­stan­des (Art. 17 BG-HAÜ) oder ei­nes Vor­mun­des (Art. 18 BG-HAÜ) und ge­ge­be­nen­falls die kan­to­na­le Mi­gra­ti­ons­be­hör­de.


1 bis 31.12.2012 «Vor­mund­schafts­be­hör­de»

Art. 10 Aufsicht  

1Die kan­to­na­le Be­hör­de ver­ge­wis­sert sich, dass die Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen ein­ge­hal­ten wer­den. Sie be­zeich­net ei­ne ge­eig­ne­te Per­son, wel­che die künf­ti­ge Ad­op­tiv­fa­mi­lie so oft als nö­tig, min­des­tens je­doch zwei Mal pro Jahr, be­sucht. Die­se Per­son bil­det sich ein Ur­teil über die Be­treu­ung des Kin­des und er­stat­tet der kan­to­na­len Be­hör­de Be­richt.

2Wer­den Män­gel fest­ge­stellt, so for­dert die kan­to­na­le Be­hör­de die künf­ti­gen Ad­op­tiv­el­tern auf, un­ver­züg­lich die zur Be­he­bung nö­ti­gen Mass­nah­men ein­zu­lei­ten und ihr über die Um­set­zung der Mass­nah­men Be­richt zu er­stat­ten.

3Wer­den die Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen nicht ein­ge­hal­ten, so ent­zieht die kan­to­na­le Be­hör­de die Be­wil­li­gung oder die Eig­nungs­be­schei­ni­gung, so­fern erst die­se vor­liegt. Sie un­ter­rich­tet die zu­stän­di­ge Kin­des­schutz­be­hör­de und, so­weit not­wen­dig, das kan­to­na­le Mi­gra­ti­ons­amt.

4Ist das Kind in der Schweiz, so bringt die kan­to­na­le Be­hör­de das Kind an­ders­wo un­ter oder for­dert die zu­stän­di­ge Kin­des­schutz­be­hör­de da­zu auf.

Art. 11 Sanktionen  

1Wer Pflich­ten aus die­sem Ab­schnitt oder aus ei­ner ge­stützt dar­auf er­las­se­nen Ver­fü­gung ver­letzt, kann von der kan­to­na­len Be­hör­de mit ei­ner Ord­nungs­bus­se bis zu 2000 Fran­ken be­legt wer­den.

2Wird ei­ne Ord­nungs­bus­se aus­ge­spro­chen, so kann die kan­to­na­le Be­hör­de für die vor­sätz­li­che Wie­der­ho­lung Be­stra­fung we­gen Un­ge­hor­sams ge­gen ei­ne amt­li­che Ver­fü­gung nach Ar­ti­kel 292 des Straf­ge­setz­bu­ches1 an­dro­hen.


1 SR 311.0

3. Abschnitt: Adoptionsvermittlung

Art. 12 Bewilligungspflicht  

1Wer in der Schweiz Dienst­leis­tun­gen an­bie­ten will, um zur Ad­op­ti­on frei­ge­ge­be­ne Kin­der und künf­ti­ge Ad­op­tiv­el­tern zu­sam­men­zu­füh­ren, ins­be­son­de­re wer auf Mög­lich­kei­ten hin­wei­sen will, ein un­mün­di­ges Kind zur Ad­op­ti­on auf­zu­neh­men (Ver­mitt­lungs­stel­le), be­nö­tigt ei­ne Be­wil­li­gung des BJ.

2Ju­ris­ti­schen Per­so­nen des öf­fent­li­chen Rechts und ge­mein­nüt­zi­gen ju­ris­ti­schen Per­so­nen des pri­va­ten Rechts kann die Be­wil­li­gung er­teilt wer­den, wenn die für die Ad­op­ti­ons­ver­mitt­lung ver­ant­wort­li­chen na­tür­li­chen Per­so­nen die Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen er­fül­len.

Art. 13 Bewilligungsvoraussetzungen  

1Wer ein Be­wil­li­gungs­ge­such als Ver­mitt­lungs­stel­le stellt, muss:

a.
sich über ei­ne für die Tä­tig­keit ge­eig­ne­te Er­fah­rung und fach­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on in so­zia­ler Ar­beit, Psy­cho­lo­gie oder ver­gleich­ba­ren Fach­ge­bie­ten aus­wei­sen kön­nen;
b.
das schwei­ze­ri­sche und in­ter­na­tio­na­le Ad­op­ti­ons­recht so­wie das­je­ni­ge der Her­kunfts­staa­ten der Kin­der ken­nen und ein­hal­ten;
c.
dem Kin­des­wohl ver­pflich­tet sein und die grund­le­gen­den ethi­schen Re­geln auf dem Ge­biet der Ad­op­ti­on ein­hal­ten;
d.
ver­tief­te Kennt­nis­se der kul­tu­rel­len und so­zia­len Ver­hält­nis­se der Her­kunfts­staa­ten der Kin­der ha­ben;
e.
die Be­zie­hun­gen zu Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern so­wie de­ren Ar­beits­wei­se in den Her­kunfts­staa­ten der Kin­der und in der Schweiz of­fen­le­gen;
f.
die In­for­ma­ti­on, Be­ra­tung, Be­treu­ung und Be­glei­tung der Ad­op­tiv­el­tern vor und nach der Ad­op­ti­on si­cher­stel­len;
g.
die vor­ge­se­he­nen Ver­mitt­lungs­ta­ri­fe und Zah­lungs­mo­da­li­tä­ten in der Schweiz und im Aus­land vor­le­gen;
h.
Wohn­sitz in der Schweiz ha­ben.

2Ju­ris­ti­sche Per­so­nen des pri­va­ten Rechts müs­sen zu­dem die Sta­tu­ten bei­le­gen und die Or­ga­ne be­zeich­nen.

3Das BJ kann wei­te­re An­ga­ben ver­lan­gen.

Art. 14 Erteilung der Bewilligung  

Die Be­wil­li­gung zur Ad­op­ti­ons­ver­mitt­lung wird auf höchs­tens 5 Jah­re be­fris­tet er­teilt. Sie nennt ins­be­son­de­re die Her­kunfts­staa­ten, für die sie aus­ge­stellt wird.

Art. 15 Meldungen wesentlicher Änderungen  

Ver­mitt­lungs­stel­len müs­sen Än­de­run­gen, wel­che die Be­wil­li­gungs­vor­aus­set­zun­gen be­rüh­ren, un­ver­züg­lich dem BJ mel­den.

Art. 16 Vorschlag zur Aufnahme eines Kindes zur Adoption  

Die Ver­mitt­lungs­stel­le darf den künf­ti­gen Ad­op­tiv­el­tern einen Vor­schlag zur Auf­nah­me ei­nes Kin­des zur Ad­op­ti­on erst un­ter­brei­ten, wenn die Vor­aus­set­zun­gen für die Auf­nah­me des Kin­des er­füllt sind. Ins­be­son­de­re muss die Eig­nungs­be­schei­ni­gung vor­lie­gen und die kan­to­na­le Be­hör­de in­for­miert sein.

Art. 17 Information und Beratung  

1Die Ver­mitt­lungs­stel­le muss den künf­ti­gen Ad­op­tiv­el­tern und der kan­to­na­len Be­hör­de al­le In­for­ma­tio­nen wei­ter­ge­ben, die ihr über das Kind und sei­ne leib­li­chen El­tern zur Ver­fü­gung ste­hen.

2Sie muss die künf­ti­gen Ad­op­tiv­el­tern über die Schwie­rig­kei­ten auf­klä­ren, die mit der be­ab­sich­tig­ten Auf­nah­me ei­nes Kin­des ver­bun­den sein kön­nen.

Art. 18 Entgelt  

Die Ver­mitt­lungs­stel­le hat An­spruch auf ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung für ih­re Tä­tig­keit und ih­re Aus­la­gen.

Art. 19 Aktenführung  

1Die Ver­mitt­lungs­stel­le muss über je­des ver­mit­tel­te Kind ein Dos­sier an­le­gen.

2Auf Ver­lan­gen muss sie die Ak­ten der kan­to­na­len Be­hör­de oder dem BJ her­aus­ge­ben.

3Sie muss die Ak­ten auf­be­wah­ren und spä­tes­tens bei Be­en­di­gung ih­rer Tä­tig­keit der im Zeit­punkt der Ad­op­ti­on zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de zur Auf­be­wah­rung über­ge­ben.

Art. 20 Berichterstattung und Auskunftspflicht  

Die Ver­mitt­lungs­stel­le muss dem BJ jähr­lich Be­richt über ih­re Tä­tig­keit er­stat­ten und ihm so­wie der kan­to­na­len Be­hör­de auf Ver­lan­gen Aus­kunft er­tei­len. Das BJ kann Richt­li­ni­en über In­halt und Form des Jah­res­be­richts er­las­sen.

Art. 21 Zusammenarbeit  

Die Ver­mitt­lungs­stel­le ist zur Zu­sam­men­ar­beit mit den zu­stän­di­gen Be­hör­den im In- und Aus­land ver­pflich­tet.

Art. 22 Schweigepflicht  

1Die Ver­mitt­lungs­stel­le und ih­re Hilfs­per­so­nen müs­sen über Wahr­neh­mun­gen, die sie in Aus­übung ih­rer Tä­tig­keit ma­chen, Still­schwei­gen wah­ren.

2Die Be­en­di­gung der Ver­mitt­lungs­tä­tig­keit hebt die Schwei­ge­pflicht nicht auf.

Art. 23 Sanktionen  

1Das BJ ent­zieht die Be­wil­li­gung, wenn die Ver­mitt­lungs­stel­le:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen für die Er­tei­lung der Be­wil­li­gung nicht mehr er­füllt;
b.
ih­re Pflich­ten wie­der­holt oder in schwer­wie­gen­der Wei­se ver­letzt.

2Es kann je­de Per­son, die oh­ne Be­wil­li­gung ei­ne Ver­mitt­lungs­tä­tig­keit aus­übt, mit ei­ner Ord­nungs­bus­se bis zu 5000 Fran­ken be­le­gen.

4. Abschnitt: Gebühren bei internationalen Adoptionen

Art. 24 Anwendbarkeit der Allgemeinen Gebührenverordnung  

So­weit die­se Ver­ord­nung kei­ne be­son­de­re Re­ge­lung ent­hält, gel­ten die Be­stim­mun­gen der All­ge­mei­nen Ge­büh­ren­ver­ord­nung vom 8. Sep­tem­ber 20041.


Art. 25 Gebührenpflicht  

Ge­büh­ren­pflich­ti­ge Leis­tun­gen des BJ sind:

a.
das Er­tei­len von Aus­künf­ten so­wie die Ent­ge­gen­nah­me, Über­prü­fung und Über­mitt­lung von Mit­tei­lun­gen, Be­rich­ten und Ent­schei­den der zu­stän­di­gen kan­to­na­len und aus­län­di­schen zen­tra­len Be­hör­den so­wie an­de­rer staat­li­cher Stel­len oder Ver­mitt­lungs­stel­len;
b.
das Er­grei­fen al­ler er­for­der­li­chen Mass­nah­men, um die Aus­rei­se des Kin­des aus dem Her­kunfts­staat oder die Ein­rei­se in den Auf­nah­me­staat und den stän­di­gen Auf­ent­halt samt Un­ter­brin­gung da­selbst zu er­wir­ken;
c.
die Aus­stel­lung ei­nes Ein­rei­se­do­ku­ments nach Ar­ti­kel 10 BG-HAÜ.
Art. 26 Gebührenbemessung  

1Die Ge­bühr für Dienst­leis­tun­gen nach Ar­ti­kel 25 Buch­sta­ben a und b be­misst sich nach Zeit­auf­wand und be­trägt, ein­sch­liess­lich Aus­la­gen, 200-1000 Fran­ken.

2Die Ge­bühr für die Aus­stel­lung ei­nes Ein­rei­se­do­ku­ments nach Ar­ti­kel 10 BG-HAÜ rich­tet sich nach der Ver­ord­nung vom 29. No­vem­ber 20061 über die Ge­büh­ren der di­plo­ma­ti­schen und kon­su­la­ri­schen Ver­tre­tun­gen der Schweiz.


Art. 27 Gebührenermässigung oder Gebührenerlass  

Auf schrift­li­ches Ge­such hin kann das BJ die Ge­bühr nach Ar­ti­kel 26 Ab­satz 1 er­mäs­si­gen oder er­las­sen, na­ment­lich bei Be­dürf­tig­keit der ge­büh­ren­pflich­ti­gen Per­son oder aus an­de­ren wich­ti­gen Grün­den.

5. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 28 Aufhebung und Änderung bisherigen Rechts  

Die Auf­he­bung und die Än­de­rung bis­he­ri­gen Rechts wer­den im An­hang ge­re­gelt.

Art. 29 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ja­nu­ar 2012 in Kraft.

Anhang

Aufhebung und Änderung bisherigen Rechts

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