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Fünfter Abschnitt: Verantwortlichkeit

Art. 827  
 

Für die Ver­ant­wort­lich­keit der Per­so­nen, die bei der Grün­dung mit­wir­ken oder mit der Ge­schäfts­füh­rung, der Re­vi­si­on oder der Li­qui­da­ti­on be­fasst sind, sind die Vor­schrif­ten des Ak­ti­en­rechts ent­spre­chend an­wend­bar.

Neunundzwanzigster Titel: Die Genossenschaft

Erster Abschnitt: Begriff und Errichtung

Art. 828  

A. Ge­nos­sen­schaft des Ob­li­ga­tio­nen­rechts

 

1 Die Ge­nos­sen­schaft ist ei­ne als Kör­per­schaft or­ga­ni­sier­te Ver­bin­dung ei­ner nicht ge­schlos­se­nen Zahl von Per­so­nen oder Han­dels­ge­sell­schaf­ten, die in der Haupt­sa­che die För­de­rung oder Si­che­rung wirt­schaft­li­cher In­ter­es­sen ih­rer Mit­glie­der in ge­mein­sa­mer Selbst­hil­fe bezweckt oder die ge­mein­nüt­zig aus­ge­rich­tet ist.568

2 Ge­nos­sen­schaf­ten mit ei­nem zum vor­aus fest­ge­setz­ten Grund­ka­pi­tal sind un­zu­läs­sig.

568 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 17. März 2017 (Han­dels­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 957; BBl 2015 3617).

Art. 829  

B. Ge­nos­sen­schaf­ten des öf­fent­li­chen Rechts

 

Öf­fent­lich-recht­li­che Per­so­nen­ver­bän­de ste­hen, auch wenn sie ge­nos­sen­schaft­li­chen Zwe­cken die­nen, un­ter dem öf­fent­li­chen Recht des Bun­des und der Kan­to­ne.

Art. 830  

C. Er­rich­tung

I. Er­for­der­nis­se

1. Im All­ge­mei­nen

 

Die Ge­nos­sen­schaft ent­steht nach Auf­stel­lung der Sta­tu­ten und de­ren Ge­neh­mi­gung in der kon­sti­tu­ie­ren­den Ver­samm­lung durch Ein­tra­gung in das Han­dels­re­gis­ter.

Art. 831  

2. Zahl der Mit­glie­der

 

1 Bei der Grün­dung ei­ner Ge­nos­sen­schaft müs­sen min­des­tens sie­ben Mit­glie­der be­tei­ligt sein.

2 Sinkt in der Fol­ge die Zahl der Ge­nos­sen­schaf­ter un­ter die­se Min­dest­zahl, so sind die Vor­schrif­ten des Ak­ti­en­rechts über Män­gel in der Or­ga­ni­sa­ti­on der Ge­sell­schaft ent­spre­chend an­wend­bar.569

569 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 832  

II. Sta­tu­ten

1. Ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­ner In­halt

 

Die Sta­tu­ten müs­sen Be­stim­mun­gen ent­hal­ten über:

1.
den Na­men (die Fir­ma) und den Sitz der Ge­nos­sen­schaft;
2.
den Zweck der Ge­nos­sen­schaft;
3.
ei­ne all­fäl­li­ge Ver­pflich­tung der Ge­nos­sen­schaf­ter zu Geld- oder an­dern Leis­tun­gen so­wie de­ren Art und Hö­he;
4.570
die Or­ga­ne für die Ver­wal­tung und für die Re­vi­si­on und die Art der Aus­übung der Ver­tre­tung;
5.
die Form der von der Ge­nos­sen­schaft aus­ge­hen­den Be­kannt­ma­chun­gen.

570 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 833  

2. Wei­te­re Be­stim­mun­gen

 

Zu ih­rer Ver­bind­lich­keit be­dür­fen der Auf­nah­me in die Sta­tu­ten:

1.
Vor­schrif­ten über die Schaf­fung ei­nes Ge­nos­sen­schafts­ka­pi­tals durch Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le (An­teil­schei­ne);
2.
Be­stim­mun­gen über nicht durch Ein­zah­lung ge­leis­te­te Ein­la­gen auf das Ge­nos­sen­schafts­ka­pi­tal (Sachein­la­gen), de­ren Ge­gen­stand und de­ren An­rech­nungs­be­trag, so­wie über die Per­son des ein­le­gen­den Ge­nos­sen­schaf­ters;
3.
Be­stim­mun­gen über Ver­mö­gens­wer­te, die bei der Grün­dung über­nom­men wer­den, über die hie­für zu leis­ten­de Ver­gü­tung und über die Per­son des Ei­gen­tü­mers der zu über­neh­men­den Ver­mö­gens­wer­te;
4.
von den ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen ab­wei­chen­de Vor­schrif­ten über den Ein­tritt in die Ge­nos­sen­schaft und über den Ver­lust der Mit­glied­schaft;
5.
Be­stim­mun­gen über die per­sön­li­che Haf­tung und die Nach­schus­spflicht der Ge­nos­sen­schaf­ter;
6.
von den ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen ab­wei­chen­de Vor­schrif­ten über die Or­ga­ni­sa­ti­on, die Ver­tre­tung, die Ab­än­de­rung der Sta­tu­ten und über die Be­schluss­fas­sung der Ge­ne­ral­ver­samm­lung;
7.
Be­schrän­kun­gen und Er­wei­te­run­gen in der Aus­übung des Stimm­rech­tes;
8.
Be­stim­mun­gen über die Be­rech­nung und die Ver­wen­dung des Rein­er­tra­ges und des Li­qui­da­ti­ons­über­schus­ses.
Art. 834  

III. Kons­ti­tu­ie­ren­de Ver­samm­lung

 

1 Die Sta­tu­ten sind schrift­lich ab­zu­fas­sen und ei­ner von den Grün­dern ein­zu­be­ru­fen­den Ver­samm­lung zur Be­ra­tung und Ge­neh­mi­gung vor­zu­le­gen.

2 Über­dies ist ein schrift­li­cher Be­richt der Grün­der über all­fäl­li­ge Sachein­la­gen und zu über­neh­men­den Ver­mö­gens­wer­te der Ver­samm­lung be­kannt­zu­ge­ben und von ihr zu be­ra­ten. Die Grün­der ha­ben zu be­stä­ti­gen, dass kei­ne an­de­ren Sachein­la­gen, Sach­über­nah­men und be­ab­sich­tig­ten Sach­über­nah­men, Ver­rech­nungs­tat­be­stän­de oder be­son­de­ren Vor­tei­le be­ste­hen als die in den Be­le­gen ge­nann­ten.571

3 Die­se Ver­samm­lung be­stellt auch die not­wen­di­gen Or­ga­ne.

4 Bis zur Ein­tra­gung der Ge­nos­sen­schaft in das Han­dels­re­gis­ter kann die Mit­glied­schaft nur durch Un­ter­zeich­nung der Sta­tu­ten be­grün­det wer­den.

571 Zwei­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 17. März 2017 (Han­dels­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 957; BBl 2015 3617).

Art. 835572  

IV. Ein­tra­gung ins Han­dels­re­gis­ter

1. Ge­sell­schaft

 

Die Ge­sell­schaft ist ins Han­dels­re­gis­ter des Or­tes ein­zu­tra­gen, an dem sie ih­ren Sitz hat.

572 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 836573  

2. …

 

573 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 2 des BG vom 17. März 2017 (Han­dels­re­gis­ter­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 957; BBl 2015 3617).

Art. 837574  

3. Ge­nos­sen­schaf­ter­ver­zeich­nis

 

1 Die Ge­nos­sen­schaft führt ein Ver­zeich­nis, in dem der Vor- und der Nach­na­me oder die Fir­ma der Ge­nos­sen­schaf­ter so­wie die Adres­se ein­ge­tra­gen wer­den. Sie muss das Ver­zeich­nis so füh­ren, dass in der Schweiz je­der­zeit dar­auf zu­ge­grif­fen wer­den kann.

2 Die Be­le­ge, die ei­ner Ein­tra­gung zu­grun­de lie­gen, müs­sen wäh­rend zehn Jah­ren nach der Strei­chung des Ge­nos­sen­schaf­ters aus dem Ver­zeich­nis auf­be­wahrt wer­den.

574 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 12. Dez. 2014 zur Um­set­zung der 2012 re­vi­dier­ten Emp­feh­lun­gen der Grou­pe d’ac­ti­on fi­nan­ciè­re, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 20151389; BBl 2014605).

Art. 838  

V. Er­werb der Per­sön­lich­keit

 

1 Die Ge­nos­sen­schaft er­langt das Recht der Per­sön­lich­keit erst durch die Ein­tra­gung in das Han­dels­re­gis­ter.

2 Ist vor der Ein­tra­gung im Na­men der Ge­nos­sen­schaft ge­han­delt wor­den, so haf­ten die Han­deln­den per­sön­lich und so­li­da­risch.

3 Wur­den sol­che Ver­pflich­tun­gen aus­drück­lich im Na­men der zu bil­den­den Ge­nos­sen­schaft ein­ge­gan­gen und in­ner­halb ei­ner Frist von drei Mo­na­ten nach der Ein­tra­gung in das Han­dels­re­gis­ter von der Ge­nos­sen­schaft über­nom­men, so wer­den die Han­deln­den be­freit, und es haf­tet die Ge­nos­sen­schaft.

Zweiter Abschnitt: Erwerb der Mitgliedschaft

Art. 839  

A. Grund­satz

 

1 In ei­ne Ge­nos­sen­schaft kön­nen je­der­zeit neue Mit­glie­der auf­ge­­nom­men wer­den.

2 Die Sta­tu­ten kön­nen un­ter Wah­rung des Grund­satzes der nicht ge­schlos­se­nen Mit­glie­der­zahl die nä­hern Be­stim­mun­gen über den Ein­tritt tref­fen; sie dür­fen je­doch den Ein­tritt nicht über­mäs­sig er­schwe­ren.

Art. 840  

B. Bei­tritts­er­klä­rung

 

1 Zum Bei­tritt be­darf es ei­ner schrift­li­chen Er­klä­rung.

2 Be­steht bei ei­ner Ge­nos­sen­schaft ne­ben der Haf­tung des Ge­nos­sen­schafts­ver­mö­gens ei­ne per­sön­li­che Haf­tung oder ei­ne Nach­schuss­pflicht der ein­zel­nen Ge­nos­sen­schaf­ter, so muss die Bei­tritts­er­klä­rung die­se Ver­pflich­tun­gen aus­drück­lich ent­hal­ten.

3 Über die Auf­nah­me neu­er Mit­glie­der ent­schei­det die Ver­wal­tung, so­weit nicht nach den Sta­tu­ten die blos­se Bei­tritts­er­klä­rung ge­nügt oder ein Be­schluss der Ge­ne­ral­ver­samm­lung nö­tig ist.

Art. 841  

C. Ver­bin­dung mit ei­nem Ver­si­che­rungs­ver­trag

 

1 Ist die Zu­ge­hö­rig­keit zur Ge­nos­sen­schaft mit ei­nem Ver­si­che­rungs­ver­trag bei die­ser Ge­nos­sen­schaft ver­knüpft, so wird die Mit­glied­schaft er­wor­ben mit der An­nah­me des Ver­si­che­rungs­an­tra­ges durch das zu­stän­di­ge Or­gan.

2 Die von ei­ner kon­zes­sio­nier­ten Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaft mit den Mit­glie­dern ab­ge­schlos­se­nen Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge un­ter­ste­hen in glei­cher Wei­se wie die von ihr mit Drit­ten ab­ge­schlos­se­nen Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge den Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­set­zes vom 2. April 1908575 über den Ver­si­che­rungs­ver­trag.

Dritter Abschnitt: Verlust der Mitgliedschaft

Art. 842  

A. Aus­tritt

I. Frei­heit des Aus­trit­tes

 

1 So­lan­ge die Auf­lö­sung der Ge­nos­sen­schaft nicht be­schlos­sen ist, steht je­dem Ge­nos­sen­schaf­ter der Aus­tritt frei.

2 Die Sta­tu­ten kön­nen vor­schrei­ben, dass der Aus­tre­ten­de zur Be­zah­lung ei­ner an­ge­mes­se­nen Aus­lö­sungs­s­um­me ver­pflich­tet ist, wenn nach den Um­stän­den durch den Aus­tritt der Ge­nos­sen­schaft ein er­heb­li­cher Scha­den er­wächst oder de­ren Fort­be­stand ge­fähr­det wird.

3 Ein dau­ern­des Ver­bot oder ei­ne über­mäs­si­ge Er­schwe­rung des Aus­trit­tes durch die Sta­tu­ten oder durch Ver­trag sind un­gül­tig.

Art. 843  

II. Be­schrän­kung des Aus­trit­tes

 

1 Der Aus­tritt kann durch die Sta­tu­ten oder durch Ver­trag auf höch­s­tens fünf Jah­re aus­ge­schlos­sen wer­den.

2 Auch wäh­rend die­ser Frist kann aus wich­ti­gen Grün­den der Aus­tritt er­klärt wer­den. Die Pflicht zur Be­zah­lung ei­ner an­ge­mes­se­nen Aus­lö­sungs­s­um­me un­ter den für den frei­en Aus­tritt vor­ge­se­he­nen Vor­aus­set­zun­gen bleibt vor­be­hal­ten.

Art. 844  

III. Kün­di­gungs­frist und Zeit­punkt des Aus­trit­tes

 

1 Der Aus­tritt kann nur auf Schluss des Ge­schäfts­jah­res und un­ter Be­ob­ach­tung ei­ner ein­jäh­ri­gen Kün­di­gungs­frist statt­fin­den.

2 Den Sta­tu­ten bleibt vor­be­hal­ten, ei­ne kür­ze­re Kün­di­gungs­frist vor­zu­schrei­ben und den Aus­tritt auch im Lau­fe des Ge­schäfts­jah­res zu ge­stat­ten.

Art. 845  

IV. Gel­tend­ma­chung im Kon­kurs und bei Pfän­dung

 

Falls die Sta­tu­ten dem aus­schei­den­den Mit­glied einen An­teil am Ver­mö­gen der Ge­nos­sen­schaft ge­wäh­ren, kann ein dem Ge­nos­sen­schaf­ter zu­ste­hen­des Aus­tritts­recht in des­sen Kon­kur­se von der Kon­kurs­ver­wal­tung oder, wenn die­ser An­teil ge­pfän­det wird, vom Be­trei­bungs­amt gel­tend ge­macht wer­den.

Art. 846  

B. Aus­schlies­sung

 

1 Die Sta­tu­ten kön­nen die Grün­de be­stim­men, aus de­nen ein Ge­nos­sen­schaf­ter aus­ge­schlos­sen wer­den darf.

2 Über­dies kann er je­der­zeit aus wich­ti­gen Grün­den aus­ge­schlos­sen wer­den.

3 Über die Aus­sch­lies­sung ent­schei­det die Ge­ne­ral­ver­samm­lung. Die Sta­tu­ten kön­nen die Ver­wal­tung als zu­stän­dig er­klä­ren, wo­bei dem Aus­ge­schlos­se­nen ein Re­kurs­recht an die Ge­ne­ral­ver­samm­lung zu­steht. Dem Aus­ge­schlos­se­nen steht in­ner­halb drei Mo­na­ten die An­ru­fung des Ge­richts of­fen.

4 Das aus­ge­schlos­se­ne Mit­glied kann un­ter den für den frei­en Aus­tritt auf­ge­stell­ten Vor­aus­set­zun­gen zur Ent­rich­tung ei­ner Aus­lö­sungs­sum­me ver­hal­ten wer­den.

Art. 847  

C. Tod des Ge­nos­sen­schaf­ters

 

1 Die Mit­glied­schaft er­lischt mit dem To­de des Ge­nos­sen­schaf­ters.

2 Die Sta­tu­ten kön­nen je­doch be­stim­men, dass die Er­ben oh­ne wei­te­res Mit­glie­der der Ge­nos­sen­schaft sind.

3 Die Sta­tu­ten kön­nen fer­ner be­stim­men, dass die Er­ben oder ei­ner un­ter meh­re­ren Er­ben auf schrift­li­ches Be­geh­ren an Stel­le des ver­stor­be­nen Ge­nos­sen­schaf­ters als Mit­glied an­er­kannt wer­den müs­sen.

4 Die Er­ben­ge­mein­schaft hat für die Be­tei­li­gung an der Ge­nos­sen­schaft einen ge­mein­sa­men Ver­tre­ter zu be­stel­len.

Art. 848  

D. Weg­fall ei­ner Be­am­tung oder An­s­tel­lung oder ei­nes Ver­tra­ges

 

Ist die Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner Ge­nos­sen­schaft mit ei­ner Be­am­tung oder An­stel­lung ver­knüpft oder die Fol­ge ei­nes Ver­trags­ver­hält­nis­ses, wie bei ei­ner Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaft, so fällt die Mit­glied­schaft, so­fern die Sta­tu­ten es nicht an­ders ord­nen, mit dem Auf­hö­ren der Be­am­tung oder An­stel­lung oder des Ver­tra­ges da­hin.

Art. 849  

E. Über­tra­gung der Mit­glied­schaft

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Ab­tre­tung der Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le und, wenn über die Mit­glied­schaft oder den Ge­nos­sen­schafts­an­teil ei­ne Ur­kun­de aus­ge­stellt wor­den ist, die Über­tra­gung die­ser Ur­kun­de ma­chen den Er­wer­ber nicht oh­ne wei­te­res zum Ge­nos­sen­schaf­ter. Der Er­wer­ber wird erst durch einen dem Ge­setz und den Sta­tu­ten ent­spre­chen­den Auf­nah­me­be­schluss Ge­nos­sen­schaf­ter.

2 So­lan­ge der Er­wer­ber nicht als Ge­nos­sen­schaf­ter auf­ge­nom­men ist, steht die Aus­übung der per­sön­li­chen Mit­glied­schafts­rech­te dem Ver­äus­se­rer zu.

3 Ist die Zu­ge­hö­rig­keit zu ei­ner Ge­nos­sen­schaft mit ei­nem Ver­tra­ge ver­knüpft, so kön­nen die Sta­tu­ten be­stim­men, dass die Mit­glied­schaft mit der Über­nah­me des Ver­tra­ges oh­ne wei­te­res auf den Rechts­nach­fol­ger über­geht.

Art. 850  

II. Durch Über­tra­gung von Grund­stücken oder wirt­schaft­li­chen Be­trie­ben

 

1 Die Mit­glied­schaft bei ei­ner Ge­nos­sen­schaft kann durch die Sta­tu­ten vom Ei­gen­tum an ei­nem Grund­stück oder vom wirt­schaft­li­chen Be­trieb ei­nes sol­chen ab­hän­gig ge­macht wer­den.

2 Die Sta­tu­ten kön­nen für sol­che Fäl­le vor­schrei­ben, dass mit der Ver­äus­se­rung des Grund­stückes oder mit der Über­nah­me des wirt­schaft­li­chen Be­trie­bes die Mit­glied­schaft oh­ne wei­te­res auf den Er­wer­ber oder den Über­neh­mer über­geht.

3 Die Be­stim­mung be­tref­fend den Über­gang der Mit­glied­schaft bei Ver­äus­se­rung des Grund­stückes be­darf zu ih­rer Gül­tig­keit ge­gen­über Drit­ten der Vor­mer­kung im Grund­bu­che.

Art. 851  

F. Aus­tritt des Rechts­nach­fol­gers

 

Bei Über­tra­gung und Ver­er­bung der Mit­glied­schaft gel­ten für den Rechts­nach­fol­ger die glei­chen Aus­tritts­be­din­gun­gen wie für das frü­he­re Mit­glied.

Vierter Abschnitt: Rechte und Pflichten der Genossen­schafter

Art. 852  

A. Aus­weis der Mit­glied­schaft

 

1 Die Sta­tu­ten kön­nen vor­schrei­ben, dass für den Aus­weis der Mit­glied­schaft ei­ne Ur­kun­de aus­ge­stellt wird.

2 Die­ser Aus­weis kann auch im An­teil­schein ent­hal­ten sein.

Art. 853  

B. Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le

 

1 Be­ste­hen bei ei­ner Ge­nos­sen­schaft An­teil­schei­ne, so hat je­der der Ge­nos­sen­schaft Bei­tre­ten­de min­des­tens einen An­teil­schein zu über­neh­men.

2 Die Sta­tu­ten kön­nen be­stim­men, dass bis zu ei­ner be­stimm­ten Höchst­zahl meh­re­re An­teil­schei­ne er­wor­ben wer­den dür­fen.

3 Die An­teil­schei­ne wer­den auf den Na­men des Mit­glie­des aus­ge­stellt. Sie kön­nen aber nicht als Wert­pa­pie­re, son­dern nur als Be­wei­sur­kun­den er­rich­tet wer­den.

Art. 854  

C. Rechts­gleich­heit

 

Die Ge­nos­sen­schaf­ter ste­hen in glei­chen Rech­ten und Pflich­ten, so­weit sich aus dem Ge­setz nicht ei­ne Aus­nah­me er­gibt.

Art. 855  

D. Rech­te

I. Stimm­recht

 

Die Rech­te, die den Ge­nos­sen­schaf­tern in den An­ge­le­gen­hei­ten der Ge­nos­sen­schaft, ins­be­son­de­re in Be­zug auf die Füh­rung der ge­nos­sen­schaft­li­chen Ge­schäf­te und die För­de­rung der Ge­nos­sen­schaft zu­ste­hen, wer­den durch die Teil­nah­me an der Ge­ne­ral­ver­samm­lung oder in den vom Ge­setz vor­ge­se­he­nen Fäl­len durch schrift­li­che Stimm­ab­ga­be (Ur­ab­stim­mung) aus­ge­übt.

Art. 856  

II. Kon­troll­recht der Ge­nos­sen­schaf­ter

1. Be­kannt­ga­be der Bi­lanz

 

1 Spä­tes­tens zehn Ta­ge vor der Ge­ne­ral­ver­samm­lung oder der Ur­ab­stim­mung, die über die Ge­neh­mi­gung des La­ge­be­richts, der Kon­zern­rech­nung und der Jah­res­rech­nung zu ent­schei­den hat, sind die­se mit dem Re­vi­si­ons­be­richt zur Ein­sicht der Ge­nos­sen­schaf­ter am Sitz der Ge­nos­sen­schaft auf­zu­le­gen.576

2 Die Sta­tu­ten kön­nen be­stim­men, dass je­der Ge­nos­sen­schaf­ter be­rech­tigt ist, auf Kos­ten der Ge­nos­sen­schaft ei­ne Ab­schrift der Be­triebs­rech­nung und der Bi­lanz zu ver­lan­gen.

576 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 23. Dez. 2011 (Rech­nungs­le­gungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6679; BBl 2008 1589).

Art. 857  

2. Aus­kunft­er­tei­lung

 

1 Die Ge­nos­sen­schaf­ter kön­nen die Re­vi­si­ons­stel­le auf zwei­fel­haf­te An­sät­ze auf­merk­sam ma­chen und die er­for­der­li­chen Auf­schlüs­se ver­lan­gen.577

2 Ei­ne Ein­sicht­nah­me in die Ge­schäfts­bü­cher und Kor­re­spon­den­zen ist nur mit aus­drück­li­cher Er­mäch­ti­gung der Ge­ne­ral­ver­samm­lung oder durch Be­schluss der Ver­wal­tung und un­ter Wah­rung des Ge­schäfts­ge­heim­nis­ses ge­stat­tet.

3 Das Ge­richt kann ver­fü­gen, dass die Ge­nos­sen­schaft dem Ge­nos­sen­schaf­ter über be­stimm­te, für die Aus­übung des Kon­troll­rechts er­heb­li­che Tat­sa­chen durch be­glau­big­te Ab­schrift aus ih­ren Ge­schäfts­bü­chern oder von Kor­re­spon­den­zen Aus­kunft zu er­tei­len hat. Durch die­se Ver­fü­gung dür­fen die In­ter­es­sen der Ge­nos­sen­schaft nicht ge­fähr­det wer­den.

4 Das Kon­troll­recht der Ge­nos­sen­schaf­ter kann we­der durch die Sta­tu­ten noch durch Be­schlüs­se ei­nes Ge­nos­sen­schafts­or­gans auf­ge­ho­ben oder be­schränkt wer­den.

577 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 858578  

III. All­fäl­li­ge Rech­te auf den Rein­er­trag

1. …

 

578 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 3 des BG vom 23. Dez. 2011 (Rech­nungs­le­gungs­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6679; BBl 2008 1589).

Art. 859  

2. Ver­tei­lungs­grund­sät­ze

 

1 Ein Rein­er­trag aus dem Be­trie­be der Ge­nos­sen­schaft fällt, wenn die Sta­tu­ten es nicht an­ders be­stim­men, in sei­nem gan­zen Um­fan­ge in das Ge­nos­sen­schafts­ver­mö­gen.

2 Ist ei­ne Ver­tei­lung des Rein­er­tra­ges un­ter die Ge­nos­sen­schaf­ter vor­ge­se­hen, so er­folgt sie, so­weit die Sta­tu­ten es nicht an­ders ord­nen, nach dem Mas­se der Be­nüt­zung der ge­nos­sen­schaft­li­chen Ein­rich­tun­gen durch die ein­zel­nen Mit­glie­der.

3 Be­ste­hen An­teil­schei­ne, so darf die auf sie ent­fal­len­de Quo­te des Rein­er­tra­ges den lan­des­üb­li­chen Zins­fuss für lang­fris­ti­ge Dar­le­hen oh­ne be­son­de­re Si­cher­hei­ten nicht über­stei­gen.

Art. 860  

3. Pflicht zur Bil­dung und Äuf­nung ei­nes Re­ser­ve­fonds

 

1 So­weit der Rein­er­trag in an­de­rer Wei­se als zur Äuf­nung des Ge­nos­sen­schafts­ver­mö­gens ver­wen­det wird, ist da­von jähr­lich ein Zwan­zig­stel ei­nem Re­ser­ve­fonds zu­zu­wei­sen. Die­se Zu­wei­sung hat wäh­rend min­des­tens 20 Jah­ren zu er­fol­gen; wenn An­teil­schei­ne be­ste­hen, hat die Zu­wei­sung auf al­le Fäl­le so lan­ge zu er­fol­gen, bis der Re­ser­ve­fonds einen Fünf­tel des Ge­nos­sen­schafts­ka­pi­tals aus­macht.

2 Durch die Sta­tu­ten kann ei­ne wei­ter­ge­hen­de Äuf­nung des Re­ser­ve­fonds vor­ge­schrie­ben wer­den.

3 So­weit der Re­ser­ve­fonds die Hälf­te des üb­ri­gen Ge­nos­sen­schafts­ver­mö­gens oder, wenn An­teil­schei­ne be­ste­hen, die Hälf­te des Ge­nos­sen­schafts­ka­pi­tals nicht über­steigt, darf er nur zur De­ckung von Ver­lus­ten oder zu Mass­nah­men ver­wen­det wer­den, die ge­eig­net sind, in Zei­ten schlech­ten Ge­schäfts­gan­ges die Er­rei­chung des Ge­nos­sen­schafts­zwec­kes si­cher­zu­stel­len.

4579

579 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. II 1 des Ver­si­che­rungs­auf­sichts­ge­set­zes vom 17. Dez. 2004, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2006 (AS 2005 5269; BBl 2003 3789).

Art. 861  

4. Rein­er­trag bei Kre­dit­ge­nos­sen­schaf­ten

 

1 Kre­dit­ge­nos­sen­schaf­ten kön­nen in den Sta­tu­ten von den Be­stim­mun­gen der vor­ste­hen­den Ar­ti­kel ab­wei­chen­de Vor­schrif­ten über die Ver­tei­lung des Rein­er­tra­ges er­las­sen, doch sind auch sie ge­hal­ten, ei­nen Re­ser­ve­fonds zu bil­den und den vor­ste­hen­den Be­stim­mun­gen ge­mä­ss zu ver­wen­den.

2 Dem Re­ser­ve­fonds ist all­jähr­lich min­des­tens ein Zehn­tel des Rein­er­tra­ges zu­zu­wei­sen, bis der Fonds die Hö­he von ei­nem Zehn­tel des Ge­nos­sen­schafts­ka­pi­tals er­reicht hat.

3 Wird auf die Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le ei­ne Quo­te des Rein­er­tra­ges ver­teilt, die den lan­des­üb­li­chen Zins­fuss für lang­fris­ti­ge Dar­le­hen oh­ne be­son­de­re Si­cher­hei­ten über­steigt, so ist von dem die­sen Zins­fuss über­stei­gen­den Be­trag ein Zehn­tel eben­falls dem Re­ser­ve­fonds zu­zu­wei­sen.

Art. 862  

5. Fonds zu Wohl­fahrts­zwe­cken

 

1 Die Sta­tu­ten kön­nen ins­be­son­de­re auch Fonds zur Grün­dung und Un­ter­stüt­zung von Wohl­fahrt­sein­rich­tun­gen für An­ge­stell­te und Ar­bei­ter des Un­ter­neh­mens so­wie für Ge­nos­sen­schaf­ter vor­se­hen.

2–4580

580Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I Buchst. b des BG vom 21. März 1958, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 1958 (AS 1958 379; BBl 1956 II 825).

Art. 863  

6. Wei­te­re Re­ser­ve­an­la­gen

 

1 Die dem Ge­setz und den Sta­tu­ten ent­spre­chen­den Ein­la­gen in Re­ser­ve- und an­de­re Fonds sind in ers­ter Li­nie von dem zur Ver­tei­lung ge­lan­gen­den Rein­er­trag in Ab­zug zu brin­gen.

2 So­weit die Rück­sicht auf das dau­ern­de Ge­dei­hen des Un­ter­neh­mens es als an­ge­zeigt er­schei­nen lässt, kann die Ge­ne­ral­ver­samm­lung auch sol­che Re­ser­ve­an­la­gen be­schlies­sen, die im Ge­setz oder in den Sta­tu­ten nicht vor­ge­se­hen sind oder über de­ren An­for­de­run­gen hin­aus­ge­hen.

3 In glei­cher Wei­se kön­nen zum Zwe­cke der Grün­dung und Un­ter­stüt­zung von Wohl­fahrt­sein­rich­tun­gen für An­ge­stell­te, Ar­bei­ter und Ge­nos­sen­schaf­ter so­wie zu an­dern Wohl­fahrts­zwe­cken Bei­trä­ge aus dem Rein­er­trag auch dann aus­ge­schie­den wer­den, wenn sie in den Sta­tu­ten nicht vor­ge­se­hen sind; sol­che Bei­tra­ge ste­hen un­ter den Be­stim­mun­gen über die sta­tu­ta­ri­schen Wohl­fahrts­fonds.

Art. 864  

IV. Ab­fin­dungs­an­spruch

1. Nach Mass­ga­be der Sta­tu­ten

 

1 Die Sta­tu­ten be­stim­men, ob und wel­che An­sprü­che an das Ge­nos­sen­schafts­ver­mö­gen den aus­schei­den­den Ge­nos­sen­schaf­tern oder de­ren Er­ben zu­ste­hen. Die­se An­sprü­che sind auf Grund des bi­lanz­mäs­si­gen Rein­ver­mö­gens im Zeit­punkt des Aus­schei­dens mit Aus­schluss der Re­ser­ven zu be­rech­nen.

2 Die Sta­tu­ten kön­nen dem Aus­schei­den­den oder sei­nen Er­ben ein Recht auf gänz­li­che oder teil­wei­se Rück­zah­lung der An­teil­schei­ne mit Aus­schluss des Ein­tritts­gel­des zu­er­ken­nen. Sie kön­nen die Hin­aus­schie­bung der Rück­zah­lung bis auf die Dau­er von drei Jah­ren nach dem Aus­schei­den vor­se­hen.

3 Die Ge­nos­sen­schaft bleibt in­des­sen auch oh­ne sta­tu­ta­ri­sche Be­stim­mung hier­über be­rech­tigt, die Rück­zah­lung bis auf drei Jah­re hin­aus­zu­schie­ben, so­fern ihr durch die­se Zah­lung ein er­heb­li­cher Scha­den er­wach­sen oder ihr Fort­be­stand ge­fähr­det wür­de. Ein all­fäl­li­ger An­spruch der Ge­nos­sen­schaft auf Be­zah­lung ei­ner an­ge­mes­se­nen Aus­lö­sungs­s­um­me wird durch die­se Be­stim­mung nicht be­rührt.

4 Die An­sprü­che des Aus­schei­den­den oder sei­ner Er­ben ver­jäh­ren in drei Jah­ren vom Zeit­punkt an ge­rech­net, auf den die Aus­zah­lung ver­langt wer­den kann.

Art. 865  

2. Nach Ge­setz

 

1 Ent­hal­ten die Sta­tu­ten kei­ne Be­stim­mung über einen Ab­fin­dungs­an­spruch, so kön­nen die aus­schei­den­den Ge­nos­sen­schaf­ter oder ih­re Er­ben kei­ne Ab­fin­dung be­an­spru­chen.

2 Wird die Ge­nos­sen­schaft in­ner­halb ei­nes Jah­res nach dem Aus­schei­den oder nach dem To­de ei­nes Ge­nos­sen­schaf­ters auf­ge­löst und wird das Ver­mö­gen ver­teilt, so steht dem Aus­ge­schie­de­nen oder sei­nen Er­ben der glei­che An­spruch zu wie den bei der Auf­lö­sung vor­han­de­nen Ge­nos­sen­schaf­tern.

Art. 866  

E. Pflich­ten

I. Treue­pflicht

 

Die Ge­nos­sen­schaf­ter sind ver­pflich­tet, die In­ter­es­sen der Ge­nos­sen­schaft in gu­ten Treu­en zu wah­ren.

Art. 867  

II. Pflicht zu Bei­trä­gen und Lei­stun­gen

 

1 Die Sta­tu­ten re­geln die Bei­trags- und Leis­tungs­pflicht.

2 Sind die Ge­nos­sen­schaf­ter zur Ein­zah­lung von Ge­nos­sen­schafts­an­tei­len oder zu an­dern Bei­trags­leis­tun­gen ver­pflich­tet, so hat die Ge­nos­sen­schaft die­se Leis­tun­gen un­ter An­set­zung ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist und mit ein­ge­schrie­be­nem Brief ein­zu­for­dern.

3 Wird auf die ers­te Auf­for­de­rung nicht be­zahlt und kommt der Ge­nos­sen­schaf­ter auch ei­ner zwei­ten Zah­lungs­auf­for­de­rung in­nert Mo­nats­frist nicht nach, so kann er, so­fern ihm dies mit ein­ge­schrie­be­nem Brief an­ge­droht wor­den ist, sei­ner Ge­nos­sen­schafts­rech­te ver­lus­tig er­klärt wer­den.

4 So­fern die Sta­tu­ten es nicht an­ders ord­nen, wird der Ge­nos­sen­schaf­ter durch die Ver­lus­ti­g­er­klä­rung nicht von fäl­li­gen oder durch die Aus­schlies­sung fäl­lig wer­den­den Ver­pflich­tun­gen be­freit.

Art. 868  

III. Haf­tung

1. Der Ge­nos­sen­schaft

 

Für die Ver­bind­lich­kei­ten der Ge­nos­sen­schaft haf­tet das Ge­nos­sen­schafts­ver­mö­gen. Es haf­tet aus­sch­liess­lich, so­fern die Sta­tu­ten nichts an­de­res be­stim­men.

Art. 869  

2. Der Ge­nos­sen­schaf­ter

a. Un­be­schränk­te Haf­tung

 

1 Die Sta­tu­ten kön­nen, aus­ge­nom­men bei kon­zes­sio­nier­ten Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaf­ten, die Be­stim­mung auf­stel­len, dass nach dem Ge­nos­sen­schafts­ver­mö­gen die Ge­nos­sen­schaf­ter per­sön­lich un­be­schränkt haf­ten.

2 In die­sem Fal­le haf­ten, so­weit die Gläu­bi­ger im Ge­nos­sen­schafts­kon­kur­se zu Ver­lust kom­men, die Ge­nos­sen­schaf­ter für al­le Ver­bind­lich­kei­ten der Ge­nos­sen­schaft so­li­da­risch mit ih­rem gan­zen Ver­mö­gen. Die­se Haf­tung wird bis zur Be­en­di­gung des Kon­kur­ses durch die Kon­kurs­ver­wal­tung gel­tend ge­macht.

Art. 870  

b. Be­schränk­te Haf­tung

 

1 Die Sta­tu­ten kön­nen, aus­ge­nom­men bei kon­zes­sio­nier­ten Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaf­ten, die Be­stim­mung auf­stel­len, dass die Ge­nos­sen­schaf­ter über die Mit­glie­der­bei­trä­ge und Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le hin­aus für die Ver­bind­lich­kei­ten der Ge­nos­sen­schaft nach dem Ge­nos­sen­schafts­ver­mö­gen per­sön­lich, je­doch nur bis zu ei­nem be­stimm­ten Be­tra­ge haf­ten.

2 Wenn Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le be­ste­hen, ist der Haf­tungs­be­trag für die ein­zel­nen Ge­nos­sen­schaf­ter nach dem Be­trag ih­rer Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le zu be­stim­men.

3 Die Haf­tung wird bis zur Be­en­di­gung des Kon­kur­ses durch die Kon­kurs­ver­wal­tung gel­tend ge­macht.

Art. 871  

c. Nach­schuss­pflicht

 

1 Die Sta­tu­ten kön­nen die Ge­nos­sen­schaf­ter an Stel­le oder ne­ben der Haf­tung zur Leis­tung von Nach­schüs­sen ver­pflich­ten, die je­doch nur zur De­ckung von Bi­lanz­ver­lus­ten die­nen dür­fen.

2 Die Nach­schuss­pflicht kann un­be­schränkt sein, sie kann aber auch auf be­stimm­te Be­trä­ge oder im Ver­hält­nis zu den Mit­glie­der­bei­trä­gen oder den Ge­nos­sen­schafts­an­tei­len be­schränkt wer­den.

3 Ent­hal­ten die Sta­tu­ten kei­ne Be­stim­mun­gen über die Ver­tei­lung der Nach­schüs­se auf die ein­zel­nen Ge­nos­sen­schaf­ter, so rich­tet sich die­se nach dem Be­trag der Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le oder, wenn sol­che nicht be­ste­hen, nach Köp­fen.

4 Die Nach­schüs­se kön­nen je­der­zeit ein­ge­for­dert wer­den. Im Kon­kur­se der Ge­nos­sen­schaft steht die Ein­for­de­rung der Nach­schüs­se der Kon­kurs­ver­wal­tung zu.

5 Im Üb­ri­gen sind die Vor­schrif­ten über die Ein­for­de­rung der Leistun­gen und über die Ver­lus­ti­g­er­klä­rung an­wend­bar.

Art. 872  

d. Un­zu­läs­si­ge Be­schrän­kun­gen

 

Be­stim­mun­gen der Sta­tu­ten, wel­che die Haf­tung auf be­stimm­te Zeit oder auf be­son­de­re Ver­bind­lich­kei­ten oder auf ein­zel­ne Grup­pen von Mit­glie­dern be­schrän­ken, sind un­gül­tig.

Art. 873  

e. Ver­fah­ren im Kon­kurs

 

1 Im Kon­kurs ei­ner Ge­nos­sen­schaft mit per­sön­li­cher Haf­tung oder mit Nach­schuss­pflicht der Ge­nos­sen­schaf­ter hat die Kon­kurs­ver­wal­tung gleich­zei­tig mit der Auf­stel­lung des Kol­lo­ka­ti­ons­pla­nes die auf die ein­zel­nen Ge­nos­sen­schaf­ter ent­fal­len­den vor­läu­fi­gen Haf­tungs­an­tei­le oder Nach­schuss­be­trä­ge fest­zu­stel­len und ein­zu­for­dern.

2 Un­ein­bring­li­che Be­trä­ge sind auf die üb­ri­gen Ge­nos­sen­schaf­ter im glei­chen Ver­hält­nis zu ver­tei­len, Über­schüs­se nach end­gül­ti­ger Fest­stel­lung der Ver­tei­lungs­lis­te zu­rück­zu­er­stat­ten. Der Rück­griff der Ge­nos­sen­schaf­ter un­ter sich bleibt vor­be­hal­ten.

3 Die vor­läu­fi­ge Fest­stel­lung der Ver­pflich­tun­gen der Ge­nos­sen­schaf­ter und die Ver­tei­lungs­lis­te kön­nen nach den Vor­schrif­ten des Schuld­be­trei­bungs- und Kon­kurs­ge­set­zes vom 11. April 1889581 durch Be­schwer­de an­ge­foch­ten wer­den.

4 Das Ver­fah­ren wird durch ei­ne Ver­ord­nung des Bun­des­ra­tes ge­re­gelt.582

581SR 281.1

582 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 10 des BG vom 20. März 2008 zur for­mel­len Be­rei­ni­gung des Bun­des­rechts, in Kraft seit 1. Aug. 2008 (AS 2008 3437; BBl 2007 6121).

Art. 874  

f. Än­de­rung der Haf­tungs­be­stim­mun­gen

 

1 Än­de­run­gen an den Haf­tungs- oder Nach­schuss­ver­pflich­tun­gen der Ge­nos­sen­schaf­ter so­wie die Her­ab­set­zung oder Auf­he­bung der An­teil­schei­ne kön­nen nur auf dem We­ge der Sta­tu­ten­re­vi­si­on vor­ge­nom­men wer­den.

2 Auf die Her­ab­set­zung oder Auf­he­bung der An­teil­schei­ne fin­den über­dies die Be­stim­mun­gen über die Her­ab­set­zung des Grund­ka­pi­tals bei der Ak­ti­en­ge­sell­schaft An­wen­dung.

3 Von ei­ner Ver­min­de­rung der Haf­tung oder der Nach­schuss­pflicht wer­den die vor der Ver­öf­fent­li­chung der Sta­tu­ten­re­vi­si­on ent­stan­de­nen Ver­bind­lich­kei­ten nicht be­trof­fen.

4 Die Neu­be­grün­dung oder Ver­meh­rung der Haf­tung oder der Nach­schuss­pflicht wirkt mit der Ein­tra­gung des Be­schlus­ses zu­guns­ten al­ler Gläu­bi­ger der Ge­nos­sen­schaft.

Art. 875  

g. Haf­tung neu ein­tre­ten­der Ge­nos­sen­schaf­ter

 

1 Wer in ei­ne Ge­nos­sen­schaft mit per­sön­li­cher Haf­tung oder mit Nach­schuss­pflicht der Ge­nos­sen­schaf­ter ein­tritt, haf­tet gleich den an­dern Ge­nos­sen­schaf­tern auch für die vor sei­nem Ein­tritt ent­stan­de­nen Ver­bind­lich­kei­ten.

2 Ei­ne ent­ge­gen­ste­hen­de Be­stim­mung der Sta­tu­ten oder Ver­ab­re­dung un­ter den Ge­nos­sen­schaf­tern hat Drit­ten ge­gen­über kei­ne Wir­kung.

Art. 876  

h. Haf­tung nach Aus­schei­den oder nach Auf­lö­sung

 

1 Wenn ein un­be­schränkt oder be­schränkt haf­ten­der Ge­nos­sen­schaf­ter durch Tod oder in an­de­rer Wei­se aus­schei­det, dau­ert die Haf­tung für die vor sei­nem Aus­schei­den ent­stan­de­nen Ver­bind­lich­kei­ten fort, so­fern die Ge­nos­sen­schaft in­ner­halb ei­nes Jah­res oder ei­ner sta­tu­ta­risch fest­ge­setz­ten län­gern Frist seit der Ein­tra­gung des Aus­schei­dens in das Han­dels­re­gis­ter in Kon­kurs ge­rät.

2 Un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen und für die glei­chen Fris­ten be­steht auch die Nach­schuss­pflicht fort.

3 Wird ei­ne Ge­nos­sen­schaft auf­ge­löst, so blei­ben die Mit­glie­der in glei­cher Wei­se haft­bar oder zu Nach­schüs­sen ver­pflich­tet, falls in­ner­halb ei­nes Jah­res oder ei­ner sta­tu­ta­risch fest­ge­setz­ten län­ge­re Frist seit der Ein­tra­gung der Auf­lö­sung in das Han­dels­re­gis­ter der Kon­kurs über die Ge­nos­sen­schaft er­öff­net wird.

Art. 877  

i. An­mel­dung von Ein- und Aus­tritt im Han­dels­re­gis­ter

 

1 Sind die Ge­nos­sen­schaf­ter für die Ge­nos­sen­schafts­schul­den un­be­schränkt oder be­schränkt haft­bar oder sind sie zu Nach­schüs­sen ver­pflich­tet, so hat die Ver­wal­tung je­den Ein­tritt oder Aus­tritt ei­nes Ge­nos­sen­schaf­ters in­ner­halb drei Mo­na­ten beim Han­dels­re­gis­ter­amt an­zu­mel­den.

2 Über­dies steht je­dem aus­tre­ten­den oder aus­ge­schlos­se­nen Mit­glie­de so­wie den Er­ben ei­nes Mit­glie­des die Be­fug­nis zu, die Ein­tra­gung des Aus­trit­tes, des Aus­schlus­ses oder des To­des­fal­les von sich aus vor­neh­men zu las­sen. Das Han­dels­re­gis­ter­amt hat der Ver­wal­tung der Ge­nos­sen­schaft von ei­ner sol­chen An­mel­dung so­fort Kennt­nis zu ge­ben.

3 Die kon­zes­sio­nier­ten Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaf­ten sind von der Pflicht zur An­mel­dung ih­rer Mit­glie­der beim Han­dels­re­gis­ter­amt be­freit.

Art. 878  

k. Ver­jäh­rung der Haf­tung

 

1 Die An­sprü­che der Gläu­bi­ger aus der per­sön­li­chen Haf­tung der ein­zel­nen Ge­nos­sen­schaf­ter kön­nen noch wäh­rend der Dau­er ei­nes Jah­res vom Schlus­se des Kon­kurs­ver­fah­rens an von je­dem Gläu­bi­ger gel­tend ge­macht wer­den, so­fern sie nicht nach ge­setz­li­cher Vor­schrift schon vor­her er­lo­schen sind.

2 Der Rück­griff der Ge­nos­sen­schaf­ter un­ter sich ver­jährt mit Ab­lauf von drei Jah­ren vom Zeit­punkt der Zah­lung an, für die er gel­tend ge­macht wird.583

583 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 15. Ju­ni 2018 (Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5343; BBl 2014 235).

Fünfter Abschnitt: Organisation der Genossenschaft

Art. 879  

A. Ge­ne­ral­ver­samm­lung

I. Be­fug­nis­se

 

1 Obers­tes Or­gan der Ge­nos­sen­schaft ist die Ge­ne­ral­ver­samm­lung der Ge­nos­sen­schaf­ter.

2 Ihr ste­hen fol­gen­de un­über­trag­ba­re Be­fug­nis­se zu:

1.
die Fest­set­zung und Än­de­rung der Sta­tu­ten;
2.584
Wahl der Ver­wal­tung und der Re­vi­si­ons­stel­le;
3.585
die Ge­neh­mi­gung des La­ge­be­richts und der Kon­zern­rech­nung;
4.
die Ent­las­tung der Ver­wal­tung;
5.
die Be­schluss­fas­sung über die Ge­gen­stän­de, die der Ge­ne­ral­ver­samm­lung durch das Ge­setz oder die Sta­tu­ten vor­be­hal­ten sind.

584 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

585 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 23. Dez. 2011 (Rech­nungs­le­gungs­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6679; BBl 2008 1589).

Art. 880  

II. Ur­ab­stim­mung

 

Bei Ge­nos­sen­schaf­ten, die mehr als 300 Mit­glie­der zäh­len oder bei de­nen die Mehr­heit der Mit­glie­der aus Ge­nos­sen­schaf­ten be­steht, kön­nen die Sta­tu­ten be­stim­men, dass die Be­fug­nis­se der Ge­ne­ral­ver­samm­lung ganz oder zum Teil durch schrift­li­che Stimm­ab­ga­be (Ur­ab­stim­mung) der Ge­nos­sen­schaf­ter aus­ge­übt wer­den.

Art. 881  

III. Ein­be­ru­fung

1. Recht und Pflicht

 

1 Die Ge­ne­ral­ver­samm­lung wird durch die Ver­wal­tung oder ein an­de­res nach den Sta­tu­ten da­zu be­fug­tes Or­gan, nö­ti­gen­falls durch die Re­vi­si­ons­stel­le ein­be­ru­fen.586 Das Ein­be­ru­fungs­recht steht auch den Li­qui­da­to­ren und den Ver­tre­tern der An­lei­hens­gläu­bi­ger zu.

2 Die Ge­ne­ral­ver­samm­lung muss ein­be­ru­fen wer­den, wenn we­nig­stens der zehn­te Teil der Ge­nos­sen­schaf­ter oder, bei Ge­nos­sen­schaf­ten von we­ni­ger als 30 Mit­glie­dern, min­des­tens drei Ge­nos­sen­schaf­ter die Ein­be­ru­fung ver­lan­gen.

3 Ent­spricht die Ver­wal­tung die­sem Be­geh­ren nicht bin­nen an­ge­mes­se­ner Frist, so hat das Ge­richt auf An­trag der Ge­such­stel­ler die Ein­be­ru­fung an­zu­ord­nen.

586 Fas­sung ers­ter Satz ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 882  

2. Form

 

1 Die Ge­ne­ral­ver­samm­lung ist in der durch die Sta­tu­ten vor­ge­se­he­nen Form, je­doch min­des­tens fünf Ta­ge vor dem Ver­samm­lungs­tag ein­zu­be­ru­fen.

2 Bei Ge­nos­sen­schaf­ten von über 30 Mit­glie­dern ist die Ein­be­ru­fung wirk­sam, so­bald sie durch öf­fent­li­che Aus­kün­di­gung er­folgt.

Art. 883  

3. Ver­hand­lungs­ge­gen­stän­de

 

1 Bei der Ein­be­ru­fung sind die Ver­hand­lungs­ge­gen­stän­de, bei Ab­än­de­rung der Sta­tu­ten der we­sent­li­che In­halt der vor­ge­schla­ge­nen Än­de­run­gen be­kannt­zu­ge­ben.

2 Über Ge­gen­stän­de, die nicht in die­ser Wei­se an­ge­kün­digt wor­den sind, kön­nen Be­schlüs­se nicht ge­fasst wer­den, aus­ser über einen An­trag auf Ein­be­ru­fung ei­ner wei­tern Ge­ne­ral­ver­samm­lung.

3 Zur Stel­lung von An­trä­gen und zu Ver­hand­lun­gen oh­ne Be­schluss­fas­sung be­darf es der vor­gän­gi­gen An­kün­di­gung nicht.

Art. 884  

4. Uni­ver­sal­ver­samm­lung

 

Wenn und so­lan­ge al­le Ge­nos­sen­schaf­ter in ei­ner Ver­samm­lung an­we­send sind, kön­nen sie, falls kein Wi­der­spruch er­ho­ben wird, Be­schlüs­se fas­sen, auch wenn die Vor­schrif­ten über die Ein­be­ru­fung nicht ein­ge­hal­ten wur­den.

Art. 885  

IV. Stimm­recht

 

Je­der Ge­nos­sen­schaf­ter hat in der Ge­ne­ral­ver­samm­lung oder in der Ur­ab­stim­mung ei­ne Stim­me.

Art. 886  

V. Ver­tre­tung

 

1 Bei der Aus­übung sei­nes Stimm­rechts in der Ge­ne­ral­ver­samm­lung kann sich ein Ge­nos­sen­schaf­ter durch einen an­dern Ge­nos­sen­schaf­ter ver­tre­ten las­sen, doch kann kein Be­voll­mäch­tig­ter mehr als einen Ge­nos­sen­schaf­ter ver­tre­ten.

2 Bei Ge­nos­sen­schaf­ten mit über 1000 Mit­glie­dern kön­nen die Sta­tu­ten vor­se­hen, dass je­der Ge­nos­sen­schaf­ter mehr als einen, höchs­tens aber neun an­de­re Ge­nos­sen­schaf­ter ver­tre­ten darf.

3 Den Sta­tu­ten bleibt vor­be­hal­ten, die Ver­tre­tung durch einen hand­lungs­fä­hi­gen Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen zu­läs­sig zu er­klä­ren.

Art. 887  

VI. Aus­schlies­sung vom Stimm­recht

 

1 Bei Be­schlüs­sen über die Ent­las­tung der Ver­wal­tung ha­ben Per­so­nen, die in ir­gend­ei­ner Wei­se an der Ge­schäfts­füh­rung teil­ge­nom­men ha­ben, kein Stimm­recht.

2587

587 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 888  

VII. Be­schluss­fas­sung

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Ge­ne­ral­ver­samm­lung fasst ih­re Be­schlüs­se und voll­zieht ih­re Wahlen, so­weit das Ge­setz oder die Sta­tu­ten es nicht an­ders be­stim­men, mit ab­so­lu­ter Mehr­heit der ab­ge­ge­be­nen Stim­men. Das­sel­be gilt für Be­schlüs­se und Wahlen, die auf dem We­ge der Ur­ab­stim­mung vor­ge­nom­men wer­den.

2 Für die Auf­lö­sung der Ge­nos­sen­schaft so­wie für die Ab­än­de­rung der Sta­tu­ten be­darf es ei­ner Mehr­heit von zwei Drit­teln der ab­ge­ge­be­nen Stim­men. Die Sta­tu­ten kön­nen die Be­din­gun­gen für die­se Be­schlüs­se noch er­schwe­ren.588

588 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Fu­si­ons­ge­set­zes vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. Ju­li 2004 (AS 2004 2617; BBl 2000 4337).

Art. 889  

2. Bei Er­hö­hung der Leis­tun­gen der Ge­nos­sen­schaf­ter

 

1 Be­schlüs­se über die Ein­füh­rung oder die Ver­meh­rung der per­sön­li­chen Haf­tung oder der Nach­schuss­pflicht der Ge­nos­sen­schaf­ter be­dür­fen der Zu­stim­mung von drei Vier­tei­len sämt­li­cher Ge­nos­sen­schaf­ter.

2 Sol­che Be­schlüs­se sind für Ge­nos­sen­schaf­ter, die nicht zu­ge­stimmt ha­ben, nicht ver­bind­lich, wenn sie bin­nen drei Mo­na­ten seit der Ver­öf­fent­li­chung des Be­schlus­ses den Aus­tritt er­klä­ren. Die­ser Aus­tritt ist wirk­sam auf den Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens des Be­schlus­ses.

3 Der Aus­tritt darf in die­sem Fal­le nicht von der Leis­tung ei­ner Aus­lö­sungs­s­um­me ab­hän­gig ge­macht wer­den.

Art. 890  

VIII. Ab­be­ru­fung der Ver­wal­tung und der Re­vi­si­ons­stel­le

 

1 Die Ge­ne­ral­ver­samm­lung ist be­rech­tigt, die Mit­glie­der der Ver­wal­tung und der Re­vi­si­ons­stel­le so­wie an­de­re von ihr ge­wähl­te Be­voll­mäch­tig­te und Be­auf­trag­te ab­zu­be­ru­fen.590

2 Auf den An­trag von we­nigs­tens ei­nem Zehn­tel der Ge­nos­sen­schaf­ter kann das Ge­richt die Ab­be­ru­fung ver­fü­gen, wenn wich­ti­ge Grün­de vor­lie­gen, ins­be­son­de­re wenn die Ab­be­ru­fe­nen die ih­nen ob­lie­gen­den Pflich­ten ver­nach­läs­sigt ha­ben oder zu er­fül­len aus­ser­stan­de wa­ren. Es hat in ei­nem sol­chen Fal­le, so­weit not­wen­dig, ei­ne Neu­wahl durch die zu­stän­di­gen Ge­nos­sen­schafts­or­ga­ne zu ver­fü­gen und für die Zwi­schen­zeit die ge­eig­ne­ten An­ord­nun­gen zu tref­fen.

3 Ent­schä­di­gungs­an­sprü­che der Ab­be­ru­fe­nen blei­ben vor­be­hal­ten.

590 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 891  

IX. An­fech­tung der Ge­ne­ral­ver­samm­lungs­be­schlüs­se

 

1 Die Ver­wal­tung und je­der Ge­nos­sen­schaf­ter kön­nen von der Ge­ne­ral­ver­samm­lung oder in der Ur­ab­stim­mung ge­fass­te Be­schlüs­se, die ge­gen das Ge­setz oder die Sta­tu­ten ver­stos­sen, beim Ge­richt mit Kla­ge ge­gen die Ge­nos­sen­schaft an­fech­ten. Ist die Ver­wal­tung Klä­ge­rin, so be­stimmt das Ge­richt einen Ver­tre­ter für die Ge­nos­sen­schaft.

2 Das An­fech­tungs­recht er­lischt, wenn die Kla­ge nicht spä­tes­tens zwei Mo­na­te nach der Be­schluss­fas­sung an­ge­ho­ben wird.

3 Das Ur­teil, das einen Be­schluss auf­hebt, wirkt für und ge­gen al­le Ge­nos­sen­schaf­ter.

Art. 892  

X. De­le­gier­ten­ver­samm­lung

 

1 Ge­nos­sen­schaf­ten, die mehr als 300 Mit­glie­der zäh­len oder bei de­nen die Mehr­heit der Mit­glie­der aus Ge­nos­sen­schaf­ten be­steht, kön­nen durch die Sta­tu­ten die Be­fug­nis­se der Ge­ne­ral­ver­samm­lung ganz oder zum Teil ei­ner De­le­gier­ten­ver­samm­lung über­tra­gen.

2 Zu­sam­men­set­zung, Wahl­art und Ein­be­ru­fung der De­le­gier­ten­ver­samm­lung wer­den durch die Sta­tu­ten ge­re­gelt.

3 Je­der De­le­gier­te hat in der De­le­gier­ten­ver­samm­lung ei­ne Stim­me, so­fern die Sta­tu­ten das Stimm­recht nicht an­ders ord­nen.

4 Im Üb­ri­gen gel­ten für die De­le­gier­ten­ver­samm­lung die ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten über die Ge­ne­ral­ver­samm­lung.

Art. 893  

XI. Aus­nah­me­be­stim­mun­gen für Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaf­ten

 

1 Die kon­zes­sio­nier­ten Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaf­ten mit über 1000 Mit­glie­dern kön­nen durch die Sta­tu­ten die Be­fug­nis­se der Ge­ne­ral­ver­samm­lung ganz oder zum Teil der Ver­wal­tung über­tra­gen.

2 Un­über­trag­bar sind die Be­fug­nis­se der Ge­ne­ral­ver­samm­lung zur Ein­füh­rung oder Ver­meh­rung der Nach­schuss­pflicht, zur Auf­lö­sung, zur Fu­si­on, zur Spal­tung und zur Um­wand­lung der Rechts­form der Ge­nos­sen­schaft.591

591 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Fu­si­ons­ge­set­zes vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. Ju­li 2004 (AS 2004 2617; BBl 2000 4337).

Art. 894  

B. Ver­wal­tung

I. Wähl­bar­keit

1. Mit­glied­schaft

 

1 Die Ver­wal­tung der Ge­nos­sen­schaft be­steht aus min­des­tens drei Per­so­nen; die Mehr­heit muss aus Ge­nos­sen­schaf­tern be­ste­hen.

2 Ist an der Ge­nos­sen­schaft ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son oder ei­ne Han­dels­ge­sell­schaft be­tei­ligt, so ist sie als sol­che nicht als Mit­glied der Ver­wal­tung wähl­bar; da­ge­gen kön­nen an ih­rer Stel­le ih­re Ver­tre­ter ge­wählt wer­den.

Art. 895592  

2. …

 

592 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 896  

II. Amts­dau­er

 

1 Die Mit­glie­der der Ver­wal­tung wer­den auf höchs­tens vier Jah­re ge­wählt, sind aber, wenn die Sta­tu­ten nicht et­was an­de­res be­stim­men, wie­der wähl­bar.

2 Bei den kon­zes­sio­nier­ten Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaf­ten fin­den für die Amts­dau­er der Ver­wal­tung die für die Ak­ti­en­ge­sell­schaft gel­ten­den Vor­schrif­ten An­wen­dung.

Art. 897  

III. Ver­wal­tungs­aus­schuss

 

Die Sta­tu­ten kön­nen einen Teil der Pflich­ten und Be­fug­nis­se der Ver­wal­tung ei­nem oder meh­re­ren von die­ser ge­wähl­ten Ver­wal­tungs­aus­schüs­sen über­tra­gen.

Art. 898593  

IV. Ge­schäfts­füh­rung und Ver­tre­tung

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Sta­tu­ten kön­nen die Ge­ne­ral­ver­samm­lung oder die Ver­wal­tung er­mäch­ti­gen, die Ge­schäfts­füh­rung oder ein­zel­ne Zwei­ge der­sel­ben und die Ver­tre­tung an ei­ne oder meh­re­re Per­so­nen, Ge­schäfts­füh­rer oder Di­rek­to­ren zu über­tra­gen, die nicht Mit­glie­der der Ge­nos­sen­schaft zu sein brau­chen.

2 Die Ge­nos­sen­schaft muss durch ei­ne Per­son ver­tre­ten wer­den kön­nen, die Wohn­sitz in der Schweiz hat. Die­se Per­son muss Mit­glied der Ver­wal­tung, Ge­schäfts­füh­rer oder Di­rek­tor sein. Die­se Per­son muss Zu­gang zum Ver­zeich­nis nach Ar­ti­kel 837 ha­ben.594

593 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

594 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 12. Dez. 2014 zur Um­set­zung der 2012 re­vi­dier­ten Emp­feh­lun­gen der Grou­pe d’ac­ti­on fi­nan­ciè­re, in Kraft seit 1. Ju­li 2015 (AS 20151389; BBl 2014605).

Art. 899  

2. Um­fang und Be­schrän­kung

 

1 Die zur Ver­tre­tung be­fug­ten Per­so­nen sind er­mäch­tigt, im Na­men der Ge­nos­sen­schaft al­le Rechts­hand­lun­gen vor­zu­neh­men, die der Zweck der Ge­nos­sen­schaft mit sich brin­gen kann.

2 Ei­ne Be­schrän­kung die­ser Ver­tre­tungs­be­fug­nis hat ge­gen­über gut­gläu­bi­gen Drit­ten kei­ne Wir­kung, un­ter Vor­be­halt der im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­nen Be­stim­mun­gen über die aus­sch­liess­li­che Ver­tre­tung der Haupt­nie­der­las­sung oder ei­ner Zweignie­der­las­sung oder über die ge­mein­sa­me Füh­rung der Fir­ma.

3 Die Ge­nos­sen­schaft haf­tet für den Scha­den aus un­er­laub­ten Hand­lun­gen, die ei­ne zur Ge­schäfts­füh­rung oder zur Ver­tre­tung be­fug­te Per­son in Aus­übung ih­rer ge­schäft­li­chen Ver­rich­tun­gen be­geht.

Art. 899a595  

3. Ver­trä­ge zwi­schen der Ge­nos­sen­schaft und ih­rem Ver­tre­ter

 

Wird die Ge­nos­sen­schaft beim Ab­schluss ei­nes Ver­tra­ges durch die­je­ni­ge Per­son ver­tre­ten, mit der sie den Ver­trag ab­sch­liesst, so muss der Ver­trag schrift­lich ab­ge­fasst wer­den. Die­ses Er­for­der­nis gilt nicht für Ver­trä­ge des lau­fen­den Ge­schäfts, bei de­nen die Leis­tung der Ge­sell­schaft den Wert von 1000 Fran­ken nicht über­steigt.

595 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 900  

4. Zeich­nung

 

Die zur Ver­tre­tung der Ge­nos­sen­schaft be­fug­ten Per­so­nen ha­ben in der Wei­se zu zeich­nen, dass sie der Fir­ma der Ge­nos­sen­schaft ih­re Un­ter­schrift bei­fü­gen.

Art. 901  

5. Ein­tra­gung

 

Die zur Ver­tre­tung der Ge­nos­sen­schaft be­fug­ten Per­so­nen sind von der Ver­wal­tung zur Ein­tra­gung in das Han­dels­re­gis­ter an­zu­mel­den un­ter Vor­le­gung ei­ner be­glau­big­ten Ab­schrift des Be­schlus­ses. Sie ha­ben ih­re Un­ter­schrift beim Han­dels­re­gis­ter­amt zu zeich­nen oder die Zeich­nung in be­glau­big­ter Form ein­zu­rei­chen.

Art. 902  

V. Pflich­ten

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Die Ver­wal­tung hat die Ge­schäf­te der Ge­nos­sen­schaft mit al­ler Sorg­falt zu lei­ten und die ge­nos­sen­schaft­li­che Auf­ga­be mit bes­ten Kräf­ten zu för­dern.

2 Sie ist ins­be­son­de­re ver­pflich­tet:

1.
die Ge­schäf­te der Ge­ne­ral­ver­samm­lung vor­zu­be­rei­ten und de­ren Be­schlüs­se aus­zu­füh­ren;
2.
die mit der Ge­schäfts­füh­rung und Ver­tre­tung Be­auf­trag­ten im Hin­blick auf die Be­ob­ach­tung der Ge­set­ze, der Sta­tu­ten und all­fäl­li­ger Re­gle­men­te zu über­wa­chen und sich über den Ge­schäfts­gang re­gel­mäs­sig un­ter­rich­ten zu las­sen.

3 Die Ver­wal­tung ist da­für ver­ant­wort­lich, dass ih­re Pro­to­kol­le und die­je­ni­gen der Ge­ne­ral­ver­samm­lung, die not­wen­di­gen Ge­schäfts­bü­cher so­wie das Ge­nos­sen­schaf­ter­ver­zeich­nis re­gel­mäs­sig ge­führt wer­den, dass die Be­triebs­rech­nung und die Jah­res­bi­lanz nach den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten auf­ge­stellt und der Re­vi­si­ons­stel­le zur Prü­fung un­ter­brei­tet und die vor­ge­schrie­be­nen An­zei­gen an das Han­dels­re­gis­ter­amt über Ein­tritt und Aus­tritt der Ge­nos­sen­schaf­ter ge­macht wer­den.598

598 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 903  

2. An­zei­ge­pflicht bei Über­schul­dung und bei Ka­pi­tal­ver­lust

 

1 Be­steht be­grün­de­te Be­sorg­nis ei­ner Über­schul­dung, so hat die Ver­wal­tung so­fort auf Grund der Ver­äus­se­rungs­wer­te ei­ne Zwi­schen­bi­lanz auf­zu­stel­len.

2 Zeigt die letz­te Jah­res­bi­lanz und ei­ne dar­auf­hin zu er­rich­ten­de Li­qui­da­ti­ons­bi­lanz oder zeigt ei­ne Zwi­schen­bi­lanz, dass die For­de­run­gen der Ge­nos­sen­schafts­gläu­bi­ger durch die Ak­ti­ven nicht mehr ge­deckt sind, so hat die Ver­wal­tung das Ge­richt zu be­nach­rich­ti­gen. Die­ses hat die Kon­kurser­öff­nung aus­zu­spre­chen, falls nicht die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Auf­schu­bes ge­ge­ben sind.

3 Bei Ge­nos­sen­schaf­ten mit An­teil­schei­nen hat die Ver­wal­tung un­ver­züg­lich ei­ne Ge­ne­ral­ver­samm­lung ein­zu­be­ru­fen und die­se von der Sach­la­ge zu un­ter­rich­ten, wenn die letz­te Jah­res­bi­lanz er­gibt, dass die Hälf­te des Ge­nos­sen­schafts­ka­pi­tals nicht mehr ge­deckt ist.

4 Bei Ge­nos­sen­schaf­ten mit Nach­schuss­pflicht muss das Ge­richt erst be­nach­rich­tigt wer­den, wenn der durch die Bi­lanz aus­ge­wie­se­ne Ver­lust nicht in­nert drei Mo­na­ten durch Nach­schüs­se der Mit­glie­der ge­deckt wird.

5 Auf An­trag der Ver­wal­tung oder ei­nes Gläu­bi­gers kann das Ge­richt, falls Aus­sicht auf Sa­nie­rung be­steht, die Kon­kurser­öff­nung auf­schie­ben. In die­sem Fal­le trifft es die zur Er­hal­tung des Ver­mö­gens ge­eig­ne­ten Mass­nah­men, wie In­ven­tar­auf­nah­me, Be­stel­lung ei­nes Sach­wal­ters.

6 Bei kon­zes­sio­nier­ten Ver­si­che­rungs­ge­nos­sen­schaf­ten gel­ten die An­sprü­che der Mit­glie­der aus Ver­si­che­rungs­ver­trä­gen als Gläu­bi­ger­rech­te.

Art. 904  

VI. Rück­er­stat­tung ent­rich­te­ter Zah­lun­gen

 

1 Im Kon­kur­se der Ge­nos­sen­schaft sind die Mit­glie­der der Ver­wal­tung den Ge­nos­sen­schafts­gläu­bi­gern ge­gen­über zur Rück­er­stat­tung al­ler in den letz­ten drei Jah­ren vor Kon­kurs­aus­bruch als Ge­winnan­tei­le oder un­ter an­de­rer Be­zeich­nung ge­mach­ten Be­zü­ge ver­pflich­tet, so­weit die­se ein an­ge­mes­se­nes Ent­gelt für Ge­gen­leis­tun­gen übers­tei­gen und bei vor­sich­ti­ger Bi­lan­zie­rung nicht hät­ten aus­ge­rich­tet wer­den sol­len.

2 Die Rück­er­stat­tung ist aus­ge­schlos­sen, so­weit sie nach den Be­stim­mun­gen über die un­ge­recht­fer­tig­te Be­rei­che­rung nicht ge­for­dert wer­den kann.

3 Das Ge­richt ent­schei­det un­ter Wür­di­gung al­ler Um­stän­de nach frei­em Er­mes­sen.

Art. 905  

VII. Ein­stel­lung und Ab­be­ru­fung

 

1 Die Ver­wal­tung kann die von ihr be­stell­ten Aus­schüs­se, Ge­schäfts­füh­rer, Di­rek­to­ren und an­dern Be­voll­mäch­tig­ten und Be­auf­trag­ten je­der­zeit ab­be­ru­fen.

2 Die von der Ge­ne­ral­ver­samm­lung be­stell­ten Be­voll­mäch­tig­ten und Be­auf­trag­ten kön­nen von der Ver­wal­tung je­der­zeit in ih­ren Funk­tio­nen ein­ge­stellt wer­den un­ter so­for­ti­ger Ein­be­ru­fung ei­ner Ge­ne­ral­ver­samm­lung.

3 Ent­schä­di­gungs­an­sprü­che der Ab­be­ru­fe­nen oder in ih­ren Funk­tio­nen Ein­ge­stell­ten blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 906599  

C. Re­vi­si­ons­stel­le

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Für die Re­vi­si­ons­stel­le sind die Vor­schrif­ten des Ak­ti­en­rechts ent­spre­chend an­wend­bar.

2 Ei­ne or­dent­li­che Re­vi­si­on der Jah­res­rech­nung durch ei­ne Re­vi­si­ons­stel­le kön­nen ver­lan­gen:

1.
10 Pro­zent der Ge­nos­sen­schaf­ter;
2.
Ge­nos­sen­schaf­ter, die zu­sam­men min­des­tens 10 Pro­zent des An­teil­schein­ka­pi­tals ver­tre­ten;
3.
Ge­nos­sen­schaf­ter, die ei­ner per­sön­li­chen Haf­tung oder ei­ner Nach­schuss­pflicht un­ter­lie­gen.

599 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 907600  

II. Prü­fung des Ge­nos­sen­schaf­ter­ver­zeich­nis­ses

 

Bei Ge­nos­sen­schaf­ten mit per­sön­li­cher Haf­tung oder Nach­schuss­pflicht der Ge­nos­sen­schaf­ter hat die Re­vi­si­ons­stel­le fest­zu­stel­len, ob das Ge­nos­sen­schaf­ter­ver­zeich­nis601 kor­rekt ge­führt wird. Ver­fügt die Ge­nos­sen­schaft über kei­ne Re­vi­si­ons­stel­le, so muss die Ver­wal­tung das Ge­nos­sen­schaf­ter­ver­zeich­nis602 durch einen zu­ge­las­se­nen Re­vi­sor prü­fen las­sen.

600 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

601 Be­rich­tigt von der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers (Art. 58 Abs. 1 ParlG – SR 171.10).

602 Be­rich­tigt von der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers (Art. 58 Abs. 1 ParlG – SR 171.10).

Art. 908603  

D. Män­gel in der Or­ga­ni­sa­ti­on

 

Bei Män­geln in der Or­ga­ni­sa­ti­on der Ge­nos­sen­schaft sind die Vor­schrif­ten des Ak­ti­en­rechts ent­spre­chend an­wend­bar.

603 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 909 und 910604  
 

604 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Sechster Abschnitt: Auflösung der Genossenschaft

Art. 911  

A. Auf­lö­sungs­grün­de

 

Die Ge­nos­sen­schaft wird auf­ge­löst:

1.
nach Mass­ga­be der Sta­tu­ten;
2.
durch einen Be­schluss der Ge­ne­ral­ver­samm­lung;
3.
durch Er­öff­nung des Kon­kur­ses;
4.
in den üb­ri­gen vom Ge­set­ze vor­ge­se­he­nen Fäl­len.
Art. 912  

B. An­mel­dung beim Han­dels­re­gis­ter

 

Er­folgt die Auf­lö­sung der Ge­nos­sen­schaft nicht durch Kon­kurs, so ist sie von der Ver­wal­tung zur Ein­tra­gung in das Han­dels­re­gis­ter an­zu­mel­den.

Art. 913  

C. Li­qui­da­ti­on, Ver­tei­lung des Ver­mö­gens

 

1 Die Ge­nos­sen­schaft wird, un­ter Vor­be­halt der nach­fol­gen­den Be­stim­mun­gen, nach den für die Ak­ti­en­ge­sell­schaft gel­ten­den Vor­schrif­ten li­qui­diert.

2 Das nach Til­gung sämt­li­cher Schul­den und Rück­zah­lung all­fäl­li­ger Ge­nos­sen­schafts­an­tei­le ver­blei­ben­de Ver­mö­gen der auf­ge­lös­ten Ge­nos­sen­schaft darf nur dann un­ter die Ge­nos­sen­schaf­ter ver­teilt wer­den, wenn die Sta­tu­ten ei­ne sol­che Ver­tei­lung vor­se­hen.

3 Die Ver­tei­lung er­folgt in die­sem Fal­le, wenn die Sta­tu­ten nicht et­was an­de­res be­stim­men, un­ter die zur Zeit der Auf­lö­sung vor­han­de­nen Ge­nos­sen­schaf­ter oder ih­re Rechts­nach­fol­ger nach Köp­fen. Der ge­setz­li­che Ab­fin­dungs­an­spruch der aus­ge­schie­de­nen Ge­nos­sen­schaf­ter oder ih­rer Er­ben bleibt vor­be­hal­ten.

4 Ent­hal­ten die Sta­tu­ten kei­ne Vor­schrift über die Ver­tei­lung un­ter die Ge­nos­sen­schaf­ter, so muss der Li­qui­da­ti­ons­über­schuss zu ge­nos­sen­schaft­li­chen Zwe­cken oder zur For­de­rung ge­mein­nüt­zi­ger Be­stre­bun­gen ver­wen­det wer­den.

5 Der Ent­scheid hier­über steht, wenn die Sta­tu­ten es nicht an­ders ord­nen, der Ge­ne­ral­ver­samm­lung zu.

Art. 914605  

D. …

 

605 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 2 des Fu­si­ons­ge­set­zes vom 3. Okt. 2003, mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2004 (AS 2004 2617; BBl 2000 4337).

Art. 915  

E. Über­nah­me durch ei­ne Kör­per­schaft des öf­fent­li­chen Rechts

 

1 Wird das Ver­mö­gen ei­ner Ge­nos­sen­schaft vom Bun­de, von ei­nem Kan­ton oder un­ter Ga­ran­tie des Kan­tons von ei­nem Be­zirk oder von ei­ner Ge­mein­de über­nom­men, so kann mit Zu­stim­mung der Ge­ne­ral­ver­samm­lung ver­ein­bart wer­den, dass die Li­qui­da­ti­on un­ter­blei­ben soll.

2 Der Be­schluss der Ge­ne­ral­ver­samm­lung ist nach den Vor­schrif­ten über die Auf­lö­sung zu fas­sen und beim Han­dels­re­gis­ter­amt an­zu­mel­den.

3 Mit der Ein­tra­gung die­ses Be­schlus­ses ist der Über­gang des Ver­mö­gens der Ge­nos­sen­schaft mit Ein­schluss der Schul­den voll­zo­gen, und es ist die Fir­ma der Ge­nos­sen­schaft zu lö­schen.

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