Bei grossen Gesetzen wie OR und ZGB kann dies bis zu 30 Sekunden dauern

Neunter Abschnitt: Beteiligung von Körperschaften des öffentlichen Rechts

Art. 926  
 

1 Bei Ge­nos­sen­schaf­ten, an de­nen Kör­per­schaf­ten des öf­fent­li­chen Rechts, wie Bund, Kan­ton, Be­zirk oder Ge­mein­de, ein öf­fent­li­ches In­ter­es­se be­sit­zen, kann der Kör­per­schaft in den Sta­tu­ten der Ge­nos­sen­schaft das Recht ein­ge­räumt wer­den, Ver­tre­ter in die Ver­wal­tung oder in die Re­vi­si­ons­stel­le ab­zu­ord­nen.752

2 Die von ei­ner Kör­per­schaft des öf­fent­li­chen Rechts ab­ge­ord­ne­ten Mit­glie­der ha­ben die glei­chen Rech­te und Pflich­ten wie die von der Ge­nos­sen­schaft ge­wähl­ten.

3 Die Ab­be­ru­fung der von ei­ner Kör­per­schaft des öf­fent­li­chen Rechts ab­ge­ord­ne­ten Mit­glie­der der Ver­wal­tung und der Re­vi­si­ons­stel­le steht nur der Kör­per­schaft selbst zu.753 Die­se haf­tet ge­gen­über der Ge­nos­sen­schaft, den Ge­nos­sen­schaf­tern und den Gläu­bi­ger für die­se Mit­glie­der, un­ter Vor­be­halt des Rück­griffs nach dem Rech­te des Bun­des und der Kan­to­ne.

752 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

753 Fas­sung ers­ter Satz ge­mä­ss Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Vierte Abteilung: Handelsregister, Geschäftsfirmen und kaufmännische Buchführung754

754Fassung gemäss BG vom 18. Dez. 1936, in Kraft seit 1. Juli 1937 (AS 53 185; BBl 1928 I 205, 1932 I 217). Siehe die Schl- und UeB zu den Tit. XXIV–XXXIII am Schluss des OR.

Dreissigster Titel: Das Handelsregister755

755 Fassung gemäss Ziff. I 1 des BG vom 17. März 2017 (Handelsregisterrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2021, Art. 928b und 928c in Kraft seit 1. April 2020 (AS 2020 957; BBl 2015 3617).

Art. 927  

A. Be­griff und Zweck

 

1 Das Han­dels­re­gis­ter ist ein Ver­bund staat­lich ge­führ­ter Da­ten­ban­ken. Es bezweckt na­ment­lich die Er­fas­sung und die Of­fen­le­gung recht­lich re­le­van­ter Tat­sa­chen über Rechts­ein­hei­ten und dient der Rechts­si­cher­heit so­wie dem Schutz Drit­ter.

2 Rechts­ein­hei­ten im Sin­ne die­ses Ti­tels sind:

1.
Ein­zel­un­ter­neh­men;
2.
Kol­lek­tiv­ge­sell­schaf­ten;
3.
Kom­man­dit­ge­sell­schaf­ten;
4.
Ak­ti­en­ge­sell­schaf­ten;
5.
Kom­man­di­tak­ti­en­ge­sell­schaf­ten;
6.
Ge­sell­schaf­ten mit be­schränk­ter Haf­tung;
7.
Ge­nos­sen­schaf­ten;
8.
Ver­ei­ne;
9.
Stif­tun­gen;
10.
Kom­man­dit­ge­sell­schaf­ten für kol­lek­ti­ve Ka­pi­tal­an­la­gen;
11.
In­vest­ment­ge­sell­schaf­ten mit fes­tem Ka­pi­tal;
12.
In­vest­ment­ge­sell­schaf­ten mit va­ria­blem Ka­pi­tal;
13.
In­sti­tu­te des öf­fent­li­chen Rechts;
14.
Zweignie­der­las­sun­gen.
Art. 928  

B. Or­ga­ni­sa­ti­on

I. Han­dels­re­gis­ter­be­hör­den

 

1 Die Füh­rung der Han­dels­re­gis­teräm­ter ob­liegt den Kan­to­nen. Es steht ih­nen frei, das Han­dels­re­gis­ter kan­tons­über­grei­fend zu füh­ren.

2 Der Bund übt die Ober­auf­sicht über die Han­dels­re­gis­ter­füh­rung aus.

Art. 928a  

II. Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen den Be­hör­den

 

1 Die Han­dels­re­gis­ter­be­hör­den ar­bei­ten zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben zu­sam­men. Sie er­tei­len ein­an­der die­je­ni­gen Aus­künf­te und über­mit­teln ein­an­der die­je­ni­gen Un­ter­la­gen, die sie zur Er­fül­lung ih­rer Auf­ga­ben be­nö­ti­gen.

2 So­fern das Ge­setz nichts an­de­res vor­sieht, tei­len Ge­rich­te und Ver­wal­tungs­be­hör­den des Bun­des und der Kan­to­ne den Han­dels­re­gis­teräm­tern Tat­sa­chen mit, die ei­ne Pflicht zur Ein­tra­gung, Än­de­rung oder Lö­schung im Han­dels­re­gis­ter be­grün­den.

3 Aus­künf­te und Mit­tei­lun­gen er­fol­gen ge­büh­ren­frei.

Art. 928b  

C. Zen­tra­le Da­ten­ban­ken

 

1 Die Ober­auf­sichts­be­hör­de des Bun­des be­treibt die zen­tra­len Da­ten­ban­ken über die Rechts­ein­hei­ten und die Per­so­nen, die in den kan­to­na­len Re­gis­tern ein­ge­tra­gen sind. Die zen­tra­len Da­ten­ban­ken die­nen der Ver­knüp­fung der Da­ten, der Un­ter­schei­dung und dem Auf­fin­den der ein­ge­tra­ge­nen Rechts­ein­hei­ten und Per­so­nen.

2 Die Da­ten­er­fas­sung für die zen­tra­le Da­ten­bank Rechts­ein­hei­ten ob­liegt der Ober­auf­sichts­be­hör­de des Bun­des. Die­se macht die öf­fent­li­chen Da­ten der Rechts­ein­hei­ten für Ein­zel­ab­fra­gen im In­ter­net ge­büh­ren­frei zu­gäng­lich.

3 Die Da­ten­er­fas­sung für die zen­tra­le Da­ten­bank Per­so­nen ob­liegt den Han­dels­re­gis­teräm­tern.

4 Der Bundist für die Si­cher­heit der In­for­ma­ti­ons­sys­te­me und die Recht­mäs­sig­keit der Da­ten­be­ar­bei­tung ver­ant­wort­lich.

Art. 928c  

D. AHV-Num­mer

 

1 Die Han­dels­re­gis­ter­be­hör­den ver­wen­den zur Iden­ti­fi­zie­rung von na­tür­li­chen Per­so­nen sys­te­ma­tisch die AHV-Num­mer.

2 Sie ge­ben die AHV-Num­mer nur an­de­ren Stel­len und In­sti­tu­tio­nen be­kannt, die sie zur Er­fül­lung ih­rer ge­setz­li­chen Auf­ga­ben im Zu­sam­men­hang mit dem Han­dels­re­gis­ter be­nö­ti­gen und zur sys­te­ma­ti­schen Ver­wen­dung die­ser Num­mer be­rech­tigt sind.

3 Den in der zen­tra­len Da­ten­bank Per­so­nen er­fass­ten na­tür­li­chen Per­so­nen wird zu­sätz­lich ei­ne nicht­spre­chen­de Per­so­nen­num­mer zu­ge­teilt.

Art. 929  

E. Ein­tra­gung, Än­de­rung und Lö­schung

I. Grund­sät­ze

 

1 Ein­trä­ge im Han­dels­re­gis­ter müs­sen wahr sein und dür­fen we­der zu Täu­schun­gen An­lass ge­ben noch ei­nem öf­fent­li­chen In­ter­es­se zu­wi­der­lau­fen.

2 Die Ein­tra­gung ins Han­dels­re­gis­ter be­ruht auf ei­ner An­mel­dung. Die ein­zu­tra­gen­den Tat­sa­chen sind zu be­le­gen.

3 Ein­tra­gun­gen kön­nen auch auf­grund ei­nes Ur­teils oder ei­ner Ver­fü­gung ei­nes Ge­richts oder ei­ner Ver­wal­tungs­be­hör­de oder von Am­tes we­gen er­fol­gen.

Art. 930  

II.Un­ter­neh­mens-Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer

 

Die im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­nen Rechts­ein­hei­ten er­hal­ten ei­ne Un­ter­neh­mens-Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer nach dem Bun­des­ge­setz vom 18. Ju­ni 2010757 über die Un­ter­neh­mens-Iden­ti­fi­ka­ti­ons­num­mer.

Art. 931  

III. Ein­tra­gungs­pflicht und frei­wil­li­ge Ein­tra­gung

1. Ein­zel­un­ter­neh­men und Zweignie­der­las­sun­gen

 

1 Ei­ne na­tür­li­che Per­son, die ein Ge­wer­be be­treibt, das im letz­ten Ge­schäfts­jahr einen Um­sat­z­er­lös von min­des­tens 100 000 Fran­ken er­zielt hat, muss ihr Ein­zel­un­ter­neh­men am Ort der Nie­der­las­sung ins Han­dels­re­gis­ter ein­tra­gen las­sen. Von die­ser Pflicht aus­ge­nom­men sind die An­ge­hö­ri­gen der frei­en Be­ru­fe so­wie die Land­wir­te, falls sie kein nach kauf­män­ni­scher Art ge­führ­tes Ge­wer­be be­trei­ben.

2 Zweignie­der­las­sun­gen sind ins Han­dels­re­gis­ter des Or­tes ein­zu­tra­gen, an dem sie sich be­fin­den.

3 Ein­zel­un­ter­neh­men und Zweignie­der­las­sun­gen, die nicht zur Ein­tra­gung ver­pflich­tet sind, ha­ben das Recht, sich ein­tra­gen zu las­sen.

Art. 932  

2. In­sti­tu­te des öf­fent­li­chen Rechts

 

1 In­sti­tu­te des öf­fent­li­chen Rechts müs­sen sich ins Han­dels­re­gis­ter ein­tra­gen las­sen, wenn sie über­wie­gend ei­ne pri­vat­wirt­schaft­li­che Er­werbs­tä­tig­keit aus­üben oder wenn das Recht des Bun­des, des Kan­tons oder der Ge­mein­de ei­ne Ein­tra­gung vor­sieht. Sie las­sen sich am Ort ein­tra­gen, an dem sie ih­ren Sitz ha­ben.

2 In­sti­tu­te des öf­fent­li­chen Rechts, die nicht zur Ein­tra­gung ver­pflich­tet sind, ha­ben das Recht, sich ein­tra­gen zu las­sen.

Art. 933  

IV. Än­de­rung von Tat­sa­chen

 

1 Ist ei­ne Tat­sa­che im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen, so muss auch je­de Än­de­rung die­ser Tat­sa­che ein­ge­tra­gen wer­den.

2 Ei­ne aus­ge­schie­de­ne Per­son hat das Recht, die Lö­schung ih­res Ein­trags an­zu­mel­den. Die Ver­ord­nung re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

Art. 934  

V. Lö­schung von Am­tes we­gen

1. Bei Rechts­ein­hei­ten oh­ne Ge­schäftstä­tig­keit und oh­ne Ak­ti­ven

 

1 Weist ei­ne Rechts­ein­heit kei­ne Ge­schäftstä­tig­keit mehr auf und hat sie kei­ne ver­wert­ba­ren Ak­ti­ven mehr, so löscht das Han­dels­re­gis­ter­amt sie aus dem Han­dels­re­gis­ter.

2 Das Han­dels­re­gis­ter­amt for­dert die Rechts­ein­heit auf, ein In­ter­es­se an der Auf­recht­er­hal­tung des Ein­trags mit­zu­tei­len. Bleibt die­se Auf­for­de­rung er­geb­nis­los, so for­dert es wei­te­re Be­trof­fe­ne durch Pu­bli­ka­ti­on im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt auf, ein sol­ches In­ter­es­se mit­zu­tei­len. Bleibt auch die­se Auf­for­de­rung er­geb­nis­los, so wird die Rechts­ein­heit ge­löscht.758

3 Ma­chen wei­te­re Be­trof­fe­ne ein In­ter­es­se an der Auf­recht­er­hal­tung des Ein­trags gel­tend, so über­weist das Han­dels­re­gis­ter­amt die An­ge­le­gen­heit dem Ge­richt zum Ent­scheid.

758 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 934a  

2. Bei feh­len­dem Rechts­do­mi­zil von Ein­zel­un­ter­neh­men und Zweignie­der­las­sun­gen

 

1 Hat ein Ein­zel­un­ter­neh­men kein Rechts­do­mi­zil mehr, so wird es vom Han­dels­re­gis­ter­amt nach er­geb­nis­lo­ser Auf­for­de­rung im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt aus dem Han­dels­re­gis­ter ge­löscht.759

2 Hat ei­ne Zweignie­der­las­sung mit Haupt­nie­der­las­sung in der Schweiz kein Rechts­do­mi­zil mehr, so wird die Zweignie­der­las­sung vom Han­dels­re­gis­ter­amt nach er­geb­nis­lo­ser Auf­for­de­rung der Haupt­nie­der­las­sung aus dem Han­dels­re­gis­ter ge­löscht.

759 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 935  

VI. Wie­der­ein­tra­gung

 

1 Wer ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se glaub­haft macht, kann dem Ge­richt be­an­tra­gen, ei­ne ge­lösch­te Rechts­ein­heit wie­der ins Han­dels­re­gis­ter ein­tra­gen zu las­sen.

2 Ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se be­steht ins­be­son­de­re, wenn:

1.
nach Ab­schluss der Li­qui­da­ti­on der ge­lösch­ten Rechts­ein­heit nicht al­le Ak­ti­ven ver­wer­tet oder ver­teilt wor­den sind;
2.
die ge­lösch­te Rechts­ein­heit in ei­nem Ge­richts­ver­fah­ren als Par­tei teil­nimmt;
3.
die Wie­der­ein­tra­gung für die Be­rei­ni­gung ei­nes öf­fent­li­chen Re­gis­ters er­for­der­lich ist; oder
4.
im Fall ei­nes Kon­kur­ses die Wie­der­ein­tra­gung der ge­lösch­ten Rechts­ein­heit für den Schluss des Kon­kurs­ver­fah­rens er­for­der­lich ist.

3 Be­ste­hen Män­gel in der Or­ga­ni­sa­ti­on der Rechts­ein­heit, so er­greift das Ge­richt zu­sam­men mit der An­ord­nung der Wie­der­ein­tra­gung die er­for­der­li­chen Mass­nah­men.

Art. 936  

F. Öf­fent­lich­keit und Wirk­sam­keit

I. Öf­fent­lich­keit und Ver­öf­fent­li­chung im In­ter­net

 

1 Das Han­dels­re­gis­ter ist öf­fent­lich. Die Öf­fent­lich­keit um­fasst die Ein­trä­ge, die An­mel­dun­gen und die Be­le­ge. Die AHV-Ver­si­cher­ten­num­mer ist nicht öf­fent­lich.

2 Die Ein­trä­ge, Sta­tu­ten und Stif­tungs­ur­kun­den wer­den im In­ter­net ge­büh­ren­frei zu­gäng­lich ge­macht. Wei­te­re Be­le­ge so­wie An­mel­dun­gen sind beim je­wei­li­gen Han­dels­re­gis­ter­amt ein­seh­bar oder kön­nen von die­sem auf An­fra­ge über das In­ter­net zu­gäng­lich ge­macht wer­den.

3 In den im In­ter­net zu­gäng­lich ge­mach­ten Ein­trä­gen des Han­dels­re­gis­ters ist ei­ne Su­che nach be­stimm­ten Kri­te­ri­en zu er­mög­li­chen.

4 Än­de­run­gen im Han­dels­re­gis­ter müs­sen chro­no­lo­gisch nach­voll­zieh­bar blei­ben.

Art. 936a  

II. Ver­öf­fent­li­chung im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt und Be­ginn der Wirk­sam­keit

 

1 Die Ein­trä­ge ins Han­dels­re­gis­ter wer­den im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt elek­tro­nisch ver­öf­fent­licht. Sie wer­den mit der Ver­öf­fent­li­chung wirk­sam.

2 Eben­so er­fol­gen al­le ge­setz­lich vor­ge­se­he­nen Ver­öf­fent­li­chun­gen elek­tro­nisch im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt.

Art. 936b  

III. Wir­kun­gen

 

1 Wur­de ei­ne Tat­sa­che ins Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen, so kann nie­mand ein­wen­den, er ha­be sie nicht ge­kannt.

2 Wur­de ei­ne Tat­sa­che, de­ren Ein­tra­gung vor­ge­schrie­ben ist, nicht ins Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen, so kann sie ei­nem Drit­ten nur ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den, wenn be­wie­sen wird, dass sie die­sem be­kannt war.

3 Wer sich gut­gläu­big auf ei­ne ein­ge­tra­ge­ne Tat­sa­che ver­las­sen hat, ob­wohl sie un­rich­tig war, ist in sei­nem gu­ten Glau­ben zu schüt­zen, wenn dem kei­ne über­wie­gen­den In­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen.

Art. 937  

G. Pflich­ten

I. Prü­fungs­pflicht

 

Die Han­dels­re­gis­ter­be­hör­den prü­fen, ob die recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Ein­tra­gung ins Han­dels­re­gis­ter er­füllt sind, ins­be­son­de­re ob die An­mel­dung und die Be­le­ge kei­nen zwin­gen­den Vor­schrif­ten wi­der­spre­chen und den recht­lich vor­ge­schrie­be­nen In­halt auf­wei­sen.

Art. 938  

II. Auf­for­de­rung und Ein­tra­gung von Am­tes we­gen

 

1 Das Han­dels­re­gis­ter­amt for­dert die Be­tei­lig­ten zur Er­fül­lung der Ein­tra­gungs­pflicht auf und setzt ih­nen da­zu ei­ne Frist.

2 Kom­men die Be­tei­lig­ten der Auf­for­de­rung in­ner­halb der ge­setz­ten Frist nicht nach, so nimmt es die vor­ge­schrie­be­nen Ein­tra­gun­gen von Am­tes we­gen vor.

Art. 939  

III.Män­gel in der Or­ga­ni­sa­ti­on

 

1 Stellt das Han­dels­re­gis­ter­amt Män­gel fest in der ge­setz­lich als zwin­gend vor­ge­schrie­be­nen Or­ga­ni­sa­ti­on von im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­nen Han­dels­ge­sell­schaf­ten, Ge­nos­sen­schaf­ten, Ver­ei­nen, nicht der Auf­sicht un­ter­stell­ten Stif­tun­gen oder Zweignie­der­las­sun­gen mit Haupt­nie­der­las­sung im Aus­land, so for­dert es die be­tref­fen­de Rechts­ein­heit auf, den Man­gel zu be­he­ben, und setzt ihr da­zu ei­ne Frist.

2 Wird der Man­gel nicht in­ner­halb der Frist be­ho­ben, so über­weist es die An­ge­le­gen­heit dem Ge­richt. Die­ses er­greift die er­for­der­li­chen Mass­nah­men.

3 Bei Stif­tun­gen und Rechts­ein­hei­ten, die ge­mä­ss Kol­lek­ti­v­an­la­gen­ge­setz vom 23. Ju­ni 2006760 der Auf­sicht un­ter­stellt sind, wird die An­ge­le­gen­heit der Auf­sichts­be­hör­de über­wie­sen.

Art. 940  

H.Ord­nungs­bus­sen

 

Wer vom Han­dels­re­gis­ter­amt un­ter Hin­weis auf die Straf­dro­hung die­ses Ar­ti­kels auf­ge­for­dert wird, sei­ne Ein­tra­gungs­pflicht zu er­fül­len, und die­ser Pflicht nicht in­ner­halb der ge­setz­ten Frist nach­kommt, kann vom Han­dels­re­gis­ter­amt mit ei­ner Ord­nungs­bus­se bis zu 5000 Fran­ken be­straft wer­den.

Art. 941  

I. Ge­büh­ren

 

1 Wer ei­ne Ver­fü­gung ei­ner Han­dels­re­gis­ter­be­hör­de ver­an­lasst oder von die­ser ei­ne Dienst­leis­tung be­an­sprucht, hat ei­ne Ge­bühr zu be­zah­len.

2 Der Bun­des­rat re­gelt die Er­he­bung der Ge­büh­ren im Ein­zel­nen, ins­be­son­de­re:

1.
die Be­mes­sungs­grund­la­ge der Ge­büh­ren;
2.
den Ver­zicht auf die Ge­büh­re­ner­he­bung;
3.
die Haf­tung im Fall ei­ner Mehr­heit von Ge­büh­ren­pflich­ti­gen;
4.
die Fäl­lig­keit, Rech­nungs­stel­lung und Be­vor­schus­sung von Ge­büh­ren;
5.
die Ver­jäh­rung von Ge­büh­ren­for­de­run­gen;
6.
den An­teil des Bun­des an den Ge­büh­ren­ein­nah­men der Kan­to­ne.

3 Er be­ach­tet bei der Re­ge­lung der Ge­büh­ren das Äqui­va­lenz­prin­zip und das Kos­ten­de­ckungs­prin­zip.

Art. 942  

J. Rechts­schutz

 

1 Ver­fü­gun­gen der Han­dels­re­gis­teräm­ter kön­nen in­nert 30 Ta­gen nach de­ren Er­öff­nung an­ge­foch­ten wer­den.

2 Je­der Kan­ton be­zeich­net ein obe­res Ge­richt als ein­zi­ge Be­schwer­de­in­stanz.

3 Die kan­to­na­len Ge­rich­te tei­len ih­re Ent­schei­de un­ver­züg­lich dem Han­dels­re­gis­ter­amt mit und er­öff­nen sie der Ober­auf­sichts­be­hör­de des Bun­des.

Art. 943  

K. Ver­ord­nung

 

Der Bun­des­rat er­lässt Vor­schrif­ten über:

1.
die Füh­rung des Han­dels­re­gis­ters und die Ober­auf­sicht;
2.
die An­mel­dung, Ein­tra­gung, Än­de­rung, Lö­schung und Wie­der­ein­tra­gung;
3.
den In­halt der Ein­trä­ge;
4.
die Be­le­ge und de­ren Prü­fung;
5.
die Öf­fent­lich­keit und Wirk­sam­keit;
6.
die Or­ga­ni­sa­ti­on des Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatts und des­sen Ver­öf­fent­li­chung;
7.
die Zu­sam­men­ar­beit und Aus­kunfts­pflicht;
8.
die Ver­wen­dung der AHV-Ver­si­cher­ten­num­mer so­wie der Per­so­nen­num­mer;
9.
die zen­tra­len Da­ten­ban­ken über die Rechts­ein­hei­ten und über die Per­so­nen;
10.
die Mo­da­li­tä­ten der elek­tro­ni­schen Über­mitt­lung;
11.
die Ver­fah­ren.

Einunddreissigster Titel: Die Geschäftsfirmen

Art. 944  

A. Grund­sät­ze der Fir­men­bil­dung

I. All­ge­mei­ne Be­stim­mun­gen

 

1 Je­de Fir­ma darf, ne­ben dem vom Ge­set­ze vor­ge­schrie­be­nen we­sent­li­chen In­halt, An­ga­ben ent­hal­ten, die zur nä­he­ren Um­schrei­bung der dar­in er­wähn­ten Per­so­nen die­nen oder auf die Na­tur des Un­ter­neh­mens hin­wei­sen oder ei­ne Phan­ta­sie­be­zeich­nung dar­stel­len, vor­aus­ge­setzt, dass der In­halt der Fir­ma der Wahr­heit ent­spricht, kei­ne Täu­schun­gen ver­ur­sa­chen kann und kei­nem öf­fent­li­chen In­ter­es­se zu­wi­der­läuft.

2 Der Bun­des­rat kann Vor­schrif­ten dar­über er­las­sen, in wel­chem Um­fan­ge na­tio­na­le und ter­ri­to­ria­le Be­zeich­nun­gen bei der Bil­dung von Fir­men ver­wen­det wer­den dür­fen.

Art. 945  

II. Ein­zel­un­ter­neh­men

1. We­sent­li­cher In­halt

 

1 Wer als al­lei­ni­ger In­ha­ber ein Ge­schäft be­treibt, muss den we­sent­li­chen In­halt sei­ner Fir­ma aus dem Fa­mi­li­enna­men mit oder oh­ne Vor­na­men bil­den.

2 Ent­hält die Fir­ma wei­te­re Fa­mi­li­enna­men, so muss aus ihr her­vor­ge­hen, wel­ches der Fa­mi­li­enna­me des In­ha­bers ist.762

3 Der Fir­ma darf kein Zu­satz bei­ge­fügt wer­den, der ein Ge­sell­schafts­ver­hält­nis an­deu­tet.

762 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1507; BBl 2014 9305).

Art. 946  

2. Aus­sch­liess­lich­keit der ein­ge­tra­ge­nen Fir­ma

 

1 Ei­ne im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­ne Ein­zel­fir­ma763 darf von kei­nem an­dern Ge­schäfts­in­ha­ber an dem­sel­ben Or­te ver­wen­det wer­den, selbst dann nicht, wenn er den glei­chen Vor- und Fa­mi­li­enna­men hat, mit dem die äl­te­re Fir­ma ge­bil­det wor­den ist.

2 Der neue Ge­schäfts­in­ha­ber hat in ei­nem sol­chen Fal­le sei­nem Na­men in der Fir­ma einen Zu­satz bei­zu­fü­gen, durch den die­se deut­lich von der äl­te­ren Fir­ma un­ter­schie­den wird.

3 Ge­gen­über ei­ner an ei­nem an­dern Or­te ein­ge­tra­ge­nen Ein­zel­fir­ma764 blei­ben die An­sprü­che aus un­lau­te­rem Wett­be­werb vor­be­hal­ten.

763 Heu­te: Fir­ma.

764 Heu­te: Fir­ma.

Art. 947 und 948765  
 

765 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Fir­men­recht), mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1507; BBl 2014 9305). Sie­he je­doch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

Art. 949766  
 

766 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 950767  

III. Ge­sell­schafts­fir­men

1. Bil­dung der Fir­ma

 

1 Han­dels­ge­sell­schaf­ten und Ge­nos­sen­schaf­ten kön­nen un­ter Wah­rung der all­ge­mei­nen Grund­sät­ze der Fir­men­bil­dung ih­re Fir­ma frei wäh­len. In der Fir­ma muss die Rechts­form an­ge­ge­ben wer­den.

2 Der Bun­des­rat legt fest, wel­che Ab­kür­zun­gen der Rechts­for­men zu­läs­sig sind.

767 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1507; BBl 2014 9305).

Art. 951768  

2. Aus­sch­liess­lich­keit der ein­ge­tra­ge­nen Fir­ma

 

Die Fir­ma ei­ner Han­dels­ge­sell­schaft oder ei­ner Ge­nos­sen­schaft muss sich von al­len in der Schweiz be­reits ein­ge­tra­ge­nen Fir­men von Han­dels­ge­sell­schaf­ten und Ge­nos­sen­schaf­ten deut­lich un­ter­schei­den.

768 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1507; BBl 2014 9305). Sie­he je­doch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

Art. 952  

IV. Zweignie­der­las­sun­gen

 

1 Zweignie­der­las­sun­gen müs­sen die glei­che Fir­ma füh­ren wie die Haupt­nie­der­las­sung; sie dür­fen je­doch ih­rer Fir­ma be­son­de­re Zu­sät­ze bei­fü­gen, so­fern die­se nur für die Zweignie­der­las­sung zu­tref­fen.

2 Die Fir­ma der Zweignie­der­las­sung ei­nes Un­ter­neh­mens, des­sen Sitz sich im Aus­lan­de be­fin­det, muss über­dies den Ort der Haupt­nie­der­las­sung, den Ort der Zweignie­der­las­sung und die aus­drück­li­che Be­zeich­nung als sol­che ent­hal­ten.

Art. 953769  

V. …

 

769 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 25. Sept. 2015 (Fir­men­recht), mit Wir­kung seit 1. Ju­li 2016 (AS 2016 1507; BBl 2014 9305).

Art. 954  

VI. Na­mens­än­de­rung

 

Die bis­he­ri­ge Fir­ma kann bei­be­hal­ten wer­den, wenn der dar­in ent­hal­te­ne Na­me des Ge­schäfts­in­ha­bers oder ei­nes Ge­sell­schaf­ters von Ge­set­zes we­gen oder durch die zu­stän­di­ge Be­hör­de ge­än­dert wor­den ist.

Art. 954a770  

B. Fir­men- und Na­mens­ge­brauchs­pflicht

 

1 In der Kor­re­spon­denz, auf Be­stell­schei­nen und Rech­nun­gen so­wie in Be­kannt­ma­chun­gen muss die im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­ne Fir­ma oder der im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­ne Na­me voll­stän­dig und un­ver­än­dert an­ge­ge­ben wer­den.

2 Zu­sätz­lich kön­nen Kurz­be­zeich­nun­gen, Lo­gos, Ge­schäfts­be­zeich­nun­gen, Ens­eig­nes und ähn­li­che An­ga­ben ver­wen­det wer­den.

770 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 3 des BG vom 16. Dez. 2005 (GmbH-Recht so­wie An­pas­sun­gen im Ak­ti­en-, Ge­nos­sen­schafts-, Han­dels­re­gis­ter- und Fir­men­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2008 (AS 2007 4791; BBl 2002 3148, 2004 3969).

Art. 955  

C. Über­wa­chung

 

Der Re­gis­ter­füh­rer ist von Am­tes we­gen ver­pflich­tet, die Be­tei­lig­ten zur Be­ob­ach­tung der Be­stim­mun­gen über die Fir­men­bil­dung an­zu­hal­ten.

Art. 955a772  

D. Vor­be­halt an­de­rer bun­des­recht­li­cher Vor­schrif­ten

 

Die Ein­tra­gung ei­ner Fir­ma ent­bin­det den Be­rech­tig­ten nicht von der Ein­hal­tung an­de­rer bun­des­recht­li­cher Vor­schrif­ten, na­ment­lich zum Schutz vor Täu­schun­gen im Ge­schäfts­ver­kehr.

772 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 3631; BBl 2009 8533).

Art. 956  

E. Schutz der Fir­ma

 

1 Die im Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­ne und im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt ver­öf­fent­lich­te Fir­ma ei­nes ein­zel­nen Ge­schäfts­in­ha­bers oder ei­ner Han­dels­ge­sell­schaft oder Ge­nos­sen­schaft steht dem Be­rech­tig­ten zu aus­sch­liess­li­chem Ge­brau­che zu.

2 Wer durch den un­be­fug­ten Ge­brauch ei­ner Fir­ma be­ein­träch­tigt wird, kann auf Un­ter­las­sung der wei­tern Füh­rung der Fir­ma und bei Ver­schul­den auf Scha­den­er­satz kla­gen.

Zweiunddreissigster Titel: Kaufmännische Buchführung, Rechnungslegung, weitere Transparenz- und Sorgfaltspflichten 774775

774 Fassung gemäss Ziff. I 2 des BG vom 23. Dez. 2011 (Rechnungslegungsrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6679; BBl 2008 1589). Siehe auch die UeB dieser Änd. am Schluss des Textes.

775 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 19. Juni 2020 (Indirekter Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Für verantwortungsvolle Unternehmen – zum Schutz von Mensch und Umwelt»), in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2021 846; BBl 2017 399).

Erster Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 957  

A. Pflicht zur Buch­füh­rung und Rech­nungs­le­gung

 

1 Der Pflicht zur Buch­füh­rung und Rech­nungs­le­gung ge­mä­ss den nach­fol­gen­den Be­stim­mun­gen un­ter­lie­gen:

1.
Ein­zel­un­ter­neh­men und Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten, die einen Um­sat­z­er­lös von min­des­tens 500 000 Fran­ken im letz­ten Ge­schäfts­jahr er­zielt ha­ben;
2.
ju­ris­ti­sche Per­so­nen.

2 Le­dig­lich über die Ein­nah­men und Aus­ga­ben so­wie über die Ver­mö­gens­la­ge müs­sen Buch füh­ren:

1.
Ein­zel­un­ter­neh­men und Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten mit we­ni­ger als 500 000 Fran­ken Um­sat­z­er­lös im letz­ten Ge­schäfts­jahr;
2.
die­je­ni­gen Ver­ei­ne und Stif­tun­gen, die nicht ver­pflich­tet sind, sich ins Han­dels­re­gis­ter ein­tra­gen zu las­sen;
3.
Stif­tun­gen, die nach Ar­ti­kel 83b Ab­satz 2 ZGB776 von der Pflicht zur Be­zeich­nung ei­ner Re­vi­si­ons­stel­le be­freit sind.

3 Für die Un­ter­neh­men nach Ab­satz 2 gel­ten die Grund­sät­ze ord­nungs­mäs­si­ger Buch­füh­rung sinn­ge­mä­ss.

Art. 957a  

B. Buch­füh­rung

 

1 Die Buch­füh­rung bil­det die Grund­la­ge der Rech­nungs­le­gung. Sie er­fasst die­je­ni­gen Ge­schäfts­vor­fäl­le und Sach­ver­hal­te, die für die Dar­stel­lung der Ver­mö­gens-, Fi­nan­zie­rungs- und Er­trags­la­ge des Un­ter­neh­mens (wirt­schaft­li­che La­ge) not­wen­dig sind.

2 Sie folgt den Grund­sät­zen ord­nungs­mäs­si­ger Buch­füh­rung. Na­ment­lich sind zu be­ach­ten:

1.
die voll­stän­di­ge, wahr­heits­ge­treue und sys­te­ma­ti­sche Er­fas­sung der Ge­schäfts­vor­fäl­le und Sach­ver­hal­te;
2.
der Be­legnach­weis für die ein­zel­nen Bu­chungs­vor­gän­ge;
3.
die Klar­heit;
4.
die Zweck­mäs­sig­keit mit Blick auf die Art und Grös­se des Un­ter­neh­mens;
5.
die Nach­prüf­bar­keit.

3 Als Bu­chungs­be­leg gel­ten al­le schrift­li­chen Auf­zeich­nun­gen auf Pa­pier oder in elek­tro­ni­scher oder ver­gleich­ba­rer Form, die not­wen­dig sind, um den ei­ner Bu­chung zu­grun­de lie­gen­den Ge­schäfts­vor­fall oder Sach­ver­halt nach­voll­zie­hen zu kön­nen.

4 Die Buch­füh­rung er­folgt in der Lan­des­wäh­rung oder in der für die Ge­schäftstä­tig­keit we­sent­li­chen Wäh­rung.

5 Sie er­folgt in ei­ner der Lan­des­s­pra­chen oder in Eng­lisch. Sie kann schrift­lich, elek­tro­nisch oder in ver­gleich­ba­rer Wei­se ge­führt wer­den.

Art. 958  

C. Rech­nungs­le­gung

I. Zweck und Be­stand­tei­le

 

1 Die Rech­nungs­le­gung soll die wirt­schaft­li­che La­ge des Un­ter­neh­mens so dar­stel­len, dass sich Drit­te ein zu­ver­läs­si­ges Ur­teil bil­den kön­nen.

2 Die Rech­nungs­le­gung er­folgt im Ge­schäfts­be­richt. Die­ser ent­hält die Jah­res­rech­nung (Ein­zel­ab­schluss), die sich aus der Bi­lanz, der Er­folgs­rech­nung und dem An­hang zu­sam­men­setzt. Die Vor­schrif­ten für grös­se­re Un­ter­neh­men und Kon­zer­ne blei­ben vor­be­hal­ten.

3 Der Ge­schäfts­be­richt muss in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Ab­lauf des Ge­schäfts­jah­res er­stellt und dem zu­stän­di­gen Or­gan oder den zu­stän­di­gen Per­so­nen zur Ge­neh­mi­gung vor­ge­legt wer­den. Er ist vom Vor­sit­zen­den des obers­ten Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gans und der in­ner­halb des Un­ter­neh­mens für die Rech­nungs­le­gung zu­stän­di­gen Per­son zu un­ter­zeich­nen.

Art. 958a  

II. Grund­la­gen der Rech­nungs­le­gung

1. An­nah­me der Fort­füh­rung

 

1 Die Rech­nungs­le­gung be­ruht auf der An­nah­me, dass das Un­ter­neh­men auf ab­seh­ba­re Zeit fort­ge­führt wird.

2 Ist die Ein­stel­lung der Tä­tig­keit oder von Tei­len da­von in den nächs­ten zwölf Mo­na­ten ab Bi­lanz­stich­tag be­ab­sich­tigt oder vor­aus­sicht­lich nicht ab­wend­bar, so sind der Rech­nungs­le­gung für die be­tref­fen­den Un­ter­neh­mens­tei­le Ver­äus­se­rungs­wer­te zu­grun­de zu le­gen. Für die mit der Ein­stel­lung ver­bun­de­nen Auf­wen­dun­gen sind Rück­stel­lun­gen zu bil­den.

3 Ab­wei­chun­gen von der An­nah­me der Fort­füh­rung sind im An­hang zu ver­mer­ken; ihr Ein­fluss auf die wirt­schaft­li­che La­ge ist dar­zu­le­gen.

Art. 958b  

2. Zeit­li­che und sach­li­che Ab­gren­zung

 

1 Auf­wän­de und Er­trä­ge müs­sen von­ein­an­der in zeit­li­cher und sach­li­cher Hin­sicht ab­ge­grenzt wer­den.

2 So­fern die Net­to­er­lö­se aus Lie­fe­run­gen und Leis­tun­gen oder die Fi­nan­zer­trä­ge 100 000 Fran­ken nicht über­schrei­ten, kann auf die zeit­li­che Ab­gren­zung ver­zich­tet und statt­des­sen auf Aus­ga­ben und Ein­nah­men ab­ge­stellt wer­den.

3 Er­folgt die Rech­nungs­le­gung nicht in Fran­ken, so ist zur Fest­le­gung des Wer­tes ge­mä­ss Ab­satz 2 der Jah­res­durch­schnitts­kurs mass­ge­bend.777

777 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 958c  

III. Grund­sät­ze ord­nungs­mäs­si­ger Rech­nungs­le­gung

 

1 Für die Rech­nungs­le­gung sind ins­be­son­de­re die fol­gen­den Grund­sät­ze mass­ge­bend:

1.
Sie muss klar und ver­ständ­lich sein.
2.
Sie muss voll­stän­dig sein.
3.
Sie muss ver­läss­lich sein.
4.
Sie muss das We­sent­li­che ent­hal­ten.
5.
Sie muss vor­sich­tig sein.
6.
Es sind bei der Dar­stel­lung und der Be­wer­tung stets die glei­chen Mass­stä­be zu ver­wen­den.
7.
Ak­ti­ven und Pas­si­ven so­wie Auf­wand und Er­trag dür­fen nicht mit­ein­an­der ver­rech­net wer­den.

2 Der Be­stand der ein­zel­nen Po­si­tio­nen in der Bi­lanz und im An­hang ist durch ein In­ven­tar oder auf an­de­re Art nach­zu­wei­sen.

3 Die Rech­nungs­le­gung ist un­ter Wah­rung des ge­setz­li­chen Min­des­tin­halts den Be­son­der­hei­ten des Un­ter­neh­mens und der Bran­che an­zu­pas­sen.

Art. 958d  

IV. Dar­stel­lung, Wäh­rung und Spra­che

 

1 Die Bi­lanz und die Er­folgs­rech­nung kön­nen in Kon­to- oder in Staf­fel­form dar­ge­stellt wer­den. Po­si­tio­nen, die kei­nen oder nur einen un­we­sent­li­chen Wert auf­wei­sen, brau­chen nicht se­pa­rat auf­ge­führt zu wer­den.

2 In der Jah­res­rech­nung sind ne­ben den Zah­len für das Ge­schäfts­jahr die ent­spre­chen­den Wer­te des Vor­jah­res an­zu­ge­ben.

3 Die Rech­nungs­le­gung er­folgt in der Lan­des­wäh­rung oder in der für die Ge­schäftstä­tig­keit we­sent­li­chen Wäh­rung. Wird nicht die Lan­des­wäh­rung ver­wen­det, so müs­sen die Wer­te zu­sätz­lich in der Lan­des­wäh­rung an­ge­ge­ben wer­den. Die ver­wen­de­ten Um­rech­nungs­kur­se sind im An­hang of­fen­zu­le­gen und ge­ge­be­nen­falls zu er­läu­tern.

4 Die Rech­nungs­le­gung er­folgt in ei­ner der Lan­des­s­pra­chen oder in Eng­lisch.

Art. 958e  

D. Ver­öf­fent­li­chung und Ein­sicht­nah­me

 

1 Jah­res­rech­nung und Kon­zern­rech­nung sind nach der Ge­neh­mi­gung durch das zu­stän­di­ge Or­gan mit den Re­vi­si­ons­be­rich­ten ent­we­der im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt zu ver­öf­fent­li­chen oder je­der Per­son, die es in­ner­halb ei­nes Jah­res nach der Ge­neh­mi­gung ver­langt, auf de­ren Kos­ten in ei­ner Aus­fer­ti­gung zu­zu­stel­len, wenn das Un­ter­neh­men:

1.
An­lei­hen­sob­li­ga­tio­nen aus­ste­hend hat; oder
2.
Be­tei­li­gungs­pa­pie­re an ei­ner Bör­se ko­tiert hat.

2 Die üb­ri­gen Un­ter­neh­men müs­sen den Gläu­bi­gern, die ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se nach­wei­sen, Ein­sicht in den Ge­schäfts­be­richt und in die Re­vi­si­ons­be­rich­te ge­wäh­ren. Im Streit­fall ent­schei­det das Ge­richt.

3 Nutzt das Un­ter­neh­men ei­ne Ver­zichts­mög­lich­keit ge­mä­ss Ar­ti­kel 961d Ab­satz 1, 962 Ab­satz 3 oder 963a Ab­satz 1 Zif­fer 2, so rich­ten sich die Ver­öf­fent­li­chung und die Ein­sicht­nah­me nach den Vor­schrif­ten für die ei­ge­ne Jah­res­rech­nung.779

779 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 958f  

E. Füh­rung und Auf­be­wah­rung der Ge­schäfts­bü­cher

 

1 Die Ge­schäfts­bü­cher und die Bu­chungs­be­le­ge so­wie der Ge­schäfts­be­richt und der Re­vi­si­ons­be­richt sind wäh­rend zehn Jah­ren auf­zu­be­wah­ren. Die Auf­be­wah­rungs­frist be­ginnt mit dem Ab­lauf des Ge­schäfts­jah­res.

2 Der Ge­schäfts­be­richt und der Re­vi­si­ons­be­richt sind schrift­lich und un­ter­zeich­net auf­zu­be­wah­ren.

3 Die Ge­schäfts­bü­cher und die Bu­chungs­be­le­ge kön­nen auf Pa­pier, elek­tro­nisch oder in ver­gleich­ba­rer Wei­se auf­be­wahrt wer­den, so­weit da­durch die Über­ein­stim­mung mit den zu­grun­de lie­gen­den Ge­schäfts­vor­fäl­len und Sach­ver­hal­ten ge­währ­leis­tet ist und wenn sie je­der­zeit wie­der les­bar ge­macht wer­den kön­nen.

4 Der Bun­des­rat er­lässt die Vor­schrif­ten über die zu füh­ren­den Ge­schäfts­bü­cher, die Grund­sät­ze zu de­ren Füh­rung und Auf­be­wah­rung so­wie über die ver­wend­ba­ren In­for­ma­ti­ons­trä­ger.

Zweiter Abschnitt: Jahresrechnung und Zwischenabschluss 780

780 Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 19. Juni 2020 (Aktienrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 959  

A. Bi­lanz

I. Zweck der Bi­lanz, Bi­lan­zie­rungs­pflicht und Bi­lan­zie­rungs­fä­hig­keit

 

1 Die Bi­lanz stellt die Ver­mö­gens- und Fi­nan­zie­rungs­la­ge des Un­ter­neh­mens am Bi­lanz­stich­tag dar. Sie glie­dert sich in Ak­ti­ven und Pas­si­ven.

2 Als Ak­ti­ven müs­sen Ver­mö­gens­wer­te bi­lan­ziert wer­den, wenn auf­grund ver­gan­ge­ner Er­eig­nis­se über sie ver­fügt wer­den kann, ein Mit­tel­zu­fluss wahr­schein­lich ist und ihr Wert ver­läss­lich ge­schätzt wer­den kann. An­de­re Ver­mö­gens­wer­te dür­fen nicht bi­lan­ziert wer­den.

3 Als Um­lauf­ver­mö­gen müs­sen die flüs­si­gen Mit­tel bi­lan­ziert wer­den so­wie an­de­re Ak­ti­ven, die vor­aus­sicht­lich in­ner­halb ei­nes Jah­res ab Bi­lanz­stich­tag oder in­ner­halb des nor­ma­len Ge­schäfts­zy­klus zu flüs­si­gen Mit­teln wer­den oder an­der­wei­tig rea­li­siert wer­den. Als An­la­ge­ver­mö­gen müs­sen al­le üb­ri­gen Ak­ti­ven bi­lan­ziert wer­den.

4 Als Pas­si­ven müs­sen das Fremd- und das Ei­gen­ka­pi­tal bi­lan­ziert wer­den.

5 Ver­bind­lich­kei­ten müs­sen als Fremd­ka­pi­tal bi­lan­ziert wer­den, wenn sie durch ver­gan­ge­ne Er­eig­nis­se be­wirkt wur­den, ein Mit­tel­ab­fluss wahr­schein­lich ist und ih­re Hö­he ver­läss­lich ge­schätzt wer­den kann.

6 Als kurz­fris­tig müs­sen die Ver­bind­lich­kei­ten bi­lan­ziert wer­den, die vor­aus­sicht­lich in­ner­halb ei­nes Jah­res ab Bi­lanz­stich­tag oder in­ner­halb des nor­ma­len Ge­schäfts­zy­klus zur Zah­lung fäl­lig wer­den. Als lang­fris­tig müs­sen al­le üb­ri­gen Ver­bind­lich­kei­ten bi­lan­ziert wer­den.

7 Das Ei­gen­ka­pi­tal ist der Rechts­form ent­spre­chend aus­zu­wei­sen und zu glie­dern.

Art. 959a  

II. Min­dest­glie­de­rung

 

1 Un­ter den Ak­ti­ven müs­sen ih­rem Li­qui­di­täts­grad ent­spre­chend min­des­tens fol­gen­de Po­si­tio­nen ein­zeln und in der vor­ge­ge­be­nen Rei­hen­fol­ge aus­ge­wie­sen wer­den:

1.
Um­lauf­ver­mö­gen:
a.
flüs­si­ge Mit­tel und kurz­fris­tig ge­hal­te­ne Ak­ti­ven mit Bör­sen­kurs,
b.
For­de­run­gen aus Lie­fe­run­gen und Leis­tun­gen,
c.
üb­ri­ge kurz­fris­ti­ge For­de­run­gen,
d.
Vor­rä­te und nicht fak­tu­rier­te Dienst­leis­tun­gen,
e.
ak­ti­ve Rech­nungs­ab­gren­zun­gen;
2.
An­la­ge­ver­mö­gen:
a.
Fi­nanz­an­la­gen,
b.
Be­tei­li­gun­gen,
c.
Sach­an­la­gen,
d.
im­ma­te­ri­el­le Wer­te,
e.
nicht ein­be­zahl­tes Grund-, Ge­sell­schaf­ter- oder Stif­tungs­ka­pi­tal.

2 Un­ter den Pas­si­ven müs­sen ih­rer Fäl­lig­keit ent­spre­chend min­des­tens fol­gen­de Po­si­tio­nen ein­zeln und in der vor­ge­ge­be­nen Rei­hen­fol­ge aus­ge­wie­sen wer­den:

1.
kurz­fris­ti­ges Fremd­ka­pi­tal:
a.
Ver­bind­lich­kei­ten aus Lie­fe­run­gen und Leis­tun­gen,
b.
kurz­fris­ti­ge ver­zins­li­che Ver­bind­lich­kei­ten,
c.
üb­ri­ge kurz­fris­ti­ge Ver­bind­lich­kei­ten,
d.
pas­si­ve Rech­nungs­ab­gren­zun­gen;
2.
lang­fris­ti­ges Fremd­ka­pi­tal:
a.
lang­fris­ti­ge ver­zins­li­che Ver­bind­lich­kei­ten,
b.
üb­ri­ge lang­fris­ti­ge Ver­bind­lich­kei­ten,
c.
Rück­stel­lun­gen so­wie vom Ge­setz vor­ge­se­he­ne ähn­li­che Po­si­tio­nen;
3.
Ei­gen­ka­pi­tal:
a.
Grund-, Ge­sell­schaf­ter- oder Stif­tungs­ka­pi­tal, ge­ge­be­nen­falls ge­son­dert nach Be­tei­li­gungs­ka­te­go­ri­en,
b.
ge­setz­li­che Ka­pi­tal­re­ser­ve,
c.
ge­setz­li­che Ge­winn­re­ser­ve,
d.781
frei­wil­li­ge Ge­winn­re­ser­ven,
e.782
ei­ge­ne Ka­pi­talan­tei­le als Mi­nus­pos­ten,
f.783
Ge­winn­vor­trag oder Ver­lust­vor­trag als Mi­nus­pos­ten,
g.784
Jah­res­ge­winn oder Jah­res­ver­lust als Mi­nus­pos­ten.

3 Wei­te­re Po­si­tio­nen müs­sen in der Bi­lanz oder im An­hang ein­zeln aus­ge­wie­sen wer­den, so­fern dies für die Be­ur­tei­lung der Ver­mö­gens- oder Fi­nan­zie­rungs­la­ge durch Drit­te we­sent­lich oder auf­grund der Tä­tig­keit des Un­ter­neh­mens üb­lich ist.

4 For­de­run­gen und Ver­bind­lich­kei­ten ge­gen­über di­rekt oder in­di­rekt Be­tei­lig­ten und Or­ga­nen so­wie ge­gen­über Un­ter­neh­men, an de­nen di­rekt oder in­di­rekt ei­ne Be­tei­li­gung be­steht, müs­sen je­weils ge­son­dert in der Bi­lanz oder im An­hang aus­ge­wie­sen wer­den.

781 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

782 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

783 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

784 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 959b  

B. Er­folgs­rech­nung; Min­dest­glie­de­rung

 

1 Die Er­folgs­rech­nung stellt die Er­trags­la­ge des Un­ter­neh­mens wäh­rend des Ge­schäfts­jah­res dar. Sie kann als Pro­duk­ti­ons­er­folgs­rech­nung oder als Ab­sat­zer­folgs­rech­nung dar­ge­stellt wer­den.

2 In der Pro­duk­ti­ons­er­folgs­rech­nung (Ge­samt­kos­ten­ver­fah­ren) müs­sen min­des­tens fol­gen­de Po­si­tio­nen je ein­zeln und in der vor­ge­ge­be­nen Rei­hen­fol­ge aus­ge­wie­sen wer­den:

1.
Net­to­er­lö­se aus Lie­fe­run­gen und Leis­tun­gen;
2.
Be­stan­des­än­de­run­gen an un­fer­ti­gen und fer­ti­gen Er­zeug­nis­sen so­wie an nicht fak­tu­rier­ten Dienst­leis­tun­gen;
3.
Ma­te­ri­al­auf­wand;
4.
Per­so­nal­auf­wand;
5.
üb­ri­ger be­trieb­li­cher Auf­wand;
6.
Ab­schrei­bun­gen und Wert­be­rich­ti­gun­gen auf Po­si­tio­nen des An­la­ge­ver­mö­gens;
7.
Fi­nan­z­auf­wand und Fi­nan­zer­trag;
8.
be­triebs­frem­der Auf­wand und be­triebs­frem­der Er­trag;
9.
aus­ser­or­dent­li­cher, ein­ma­li­ger oder pe­ri­oden­frem­der Auf­wand und Er­trag;
10.
di­rek­te Steu­ern;
11.
Jah­res­ge­winn oder Jah­res­ver­lust.

3 In der Ab­sat­zer­folgs­rech­nung (Um­satz­kos­ten­ver­fah­ren) müs­sen min­des­tens fol­gen­de Po­si­tio­nen je ein­zeln und in der vor­ge­ge­be­nen Rei­hen­fol­ge aus­ge­wie­sen wer­den:

1.
Net­to­er­lö­se aus Lie­fe­run­gen und Leis­tun­gen;
2.
An­schaf­fungs- oder Her­stel­lungs­kos­ten der ver­kauf­ten Pro­duk­te und Leis­tun­gen;
3.
Ver­wal­tungs­auf­wand und Ver­trieb­s­auf­wand;
4.
Fi­nan­z­auf­wand und Fi­nan­zer­trag;
5.
be­triebs­frem­der Auf­wand und be­triebs­frem­der Er­trag;
6.
aus­ser­or­dent­li­cher, ein­ma­li­ger oder pe­ri­oden­frem­der Auf­wand und Er­trag;
7.
di­rek­te Steu­ern;
8.
Jah­res­ge­winn oder Jah­res­ver­lust.

4 Bei der Ab­sat­zer­folgs­rech­nung müs­sen im An­hang zu­dem der Per­so­nal­auf­wand so­wie in ei­ner Po­si­ti­on Ab­schrei­bun­gen und Wert­be­rich­ti­gun­gen auf Po­si­tio­nen des An­la­ge­ver­mö­gens aus­ge­wie­sen wer­den.

5 Wei­te­re Po­si­tio­nen müs­sen in der Er­folgs­rech­nung oder im An­hang ein­zeln aus­ge­wie­sen wer­den, so­fern dies für die Be­ur­tei­lung der Er­trags­la­ge durch Drit­te we­sent­lich oder auf­grund der Tä­tig­keit des Un­ter­neh­mens üb­lich ist.

Art. 959c  

C. An­hang

 

1 Der An­hang der Jah­res­rech­nung er­gänzt und er­läu­tert die an­de­ren Be­stand­tei­le der Jah­res­rech­nung. Er ent­hält:

1.
An­ga­ben über die in der Jah­res­rech­nung an­ge­wand­ten Grund­sät­ze, so­weit die­se nicht vom Ge­setz vor­ge­schrie­ben sind;
2.
An­ga­ben, Auf­schlüs­se­lun­gen und Er­läu­te­run­gen zu Po­si­tio­nen der Bi­lanz und der Er­folgs­rech­nung;
3.
den Ge­samt­be­trag der auf­ge­lös­ten Wie­der­be­schaf­fungs­re­ser­ven und der dar­über hin­aus­ge­hen­den stil­len Re­ser­ven, so­weit die­ser den Ge­samt­be­trag der neu­ge­bil­de­ten der­ar­ti­gen Re­ser­ven über­steigt, wenn da­durch das er­wirt­schaf­te­te Er­geb­nis we­sent­lich güns­ti­ger dar­ge­stellt wird;
4.
wei­te­re vom Ge­setz ver­lang­te An­ga­ben.

2 Der An­hang muss wei­ter fol­gen­de An­ga­ben ent­hal­ten, so­fern die­se nicht be­reits aus der Bi­lanz oder der Er­folgs­rech­nung er­sicht­lich sind:

1.
Fir­ma oder Na­me so­wie Rechts­form und Sitz des Un­ter­neh­mens;
2.
ei­ne Er­klä­rung dar­über, ob die An­zahl Voll­zeit­stel­len im Jah­res­durch­schnitt nicht über 10, über 50 be­zie­hungs­wei­se über 250 liegt;
3.
Fir­ma, Rechts­form und Sitz der Un­ter­neh­men, an de­nen di­rek­te oder we­sent­li­che in­di­rek­te Be­tei­li­gun­gen be­ste­hen, un­ter An­ga­be des Ka­pi­tal- und des Stim­men­an­teils;
4.785
An­zahl ei­ge­ner An­tei­le, die das Un­ter­neh­men selbst oder die von ihm kon­trol­lier­ten Un­ter­neh­men (Art. 963) hal­ten;
5.
Er­werb und Ver­äus­se­rung ei­ge­ner An­tei­le und die Be­din­gun­gen, zu de­nen sie er­wor­ben oder ver­äus­sert wur­den;
6.
der Rest­be­trag der Ver­bind­lich­kei­ten aus kauf­ver­trag­s­ähn­li­chen Lea­sing­ge­schäf­ten und an­de­ren Lea­sing­ver­pflich­tun­gen, so­fern die­se nicht in­nert zwölf Mo­na­ten ab Bi­lanz­stich­tag aus­lau­fen oder ge­kün­digt wer­den kön­nen;
7.
Ver­bind­lich­kei­ten ge­gen­über Vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen;
8.
der Ge­samt­be­trag der für Ver­bind­lich­kei­ten Drit­ter be­stell­ten Si­cher­hei­ten;
9.
je der Ge­samt­be­trag der zur Si­che­rung ei­ge­ner Ver­bind­lich­kei­ten ver­wen­de­ten Ak­ti­ven so­wie der Ak­ti­ven un­ter Ei­gen­tums­vor­be­halt;
10.
recht­li­che oder tat­säch­li­che Ver­pflich­tun­gen, bei de­nen ein Mit­tel­ab­fluss ent­we­der als un­wahr­schein­lich er­scheint oder in der Hö­he nicht ver­läss­lich ge­schätzt wer­den kann (Even­tual­ver­bind­lich­keit);
11.
An­zahl und Wert von Be­tei­li­gungs­rech­ten oder Op­tio­nen auf sol­che Rech­te für al­le Lei­tungs- und Ver­wal­tungs­or­ga­ne so­wie für die Mit­ar­bei­ten­den;
12.
Er­läu­te­run­gen zu aus­ser­or­dent­li­chen, ein­ma­li­gen oder pe­ri­oden­frem­den Po­si­tio­nen der Er­folgs­rech­nung;
13.
we­sent­li­che Er­eig­nis­se nach dem Bi­lanz­stich­tag;
14.786
bei ei­nem vor­zei­ti­gen Rück­tritt oder ei­ner Ab­be­ru­fung der Re­vi­si­ons­stel­le: die Grün­de, die da­zu ge­führt ha­ben;
15.787
al­le Ka­pi­tal­er­hö­hun­gen und Ka­pi­tal­her­ab­set­zun­gen, die der Ver­wal­tungs­rat in­ner­halb ei­nes Ka­pi­tal­bands vor­ge­nom­men hat.

3 Ein­zel­un­ter­neh­men und Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten kön­nen auf die Er­stel­lung des An­hangs ver­zich­ten, wenn sie nicht zur Rech­nungs­le­gung nach den Vor­schrif­ten für grös­se­re Un­ter­neh­men ver­pflich­tet sind. Wer­den in den Vor­schrif­ten zur Min­dest­glie­de­rung von Bi­lanz und Er­folgs­rech­nung zu­sätz­li­che An­ga­ben ge­for­dert und wird auf die Er­stel­lung ei­nes An­hangs ver­zich­tet, so sind die­se An­ga­ben di­rekt in der Bi­lanz oder in der Er­folgs­rech­nung aus­zu­wei­sen.

4 Un­ter­neh­men, die An­lei­hen­sob­li­ga­tio­nen aus­ste­hend ha­ben, müs­sen An­ga­ben zu de­ren Be­trä­gen, Zins­sät­zen, Fäl­lig­kei­ten und zu den wei­te­ren Kon­di­tio­nen ma­chen.

785 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

786 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

787 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 960  

D. Be­wer­tung

I. Grund­sät­ze

 

1 Ak­ti­ven und Ver­bind­lich­kei­ten wer­den in der Re­gel ein­zeln be­wer­tet, so­fern sie we­sent­lich sind und auf­grund ih­rer Gleich­ar­tig­keit für die Be­wer­tung nicht üb­li­cher­wei­se als Grup­pe zu­sam­men­ge­fasst wer­den.

2 Die Be­wer­tung muss vor­sich­tig er­fol­gen, darf aber die zu­ver­läs­si­ge Be­ur­tei­lung der wirt­schaft­li­chen La­ge des Un­ter­neh­mens nicht ver­hin­dern.

3 Be­ste­hen kon­kre­te An­zei­chen für ei­ne Über­be­wer­tung von Ak­ti­ven oder für zu ge­rin­ge Rück­stel­lun­gen, so sind die Wer­te zu über­prü­fen und ge­ge­be­nen­falls an­zu­pas­sen.

Art. 960a  

II. Ak­ti­ven

1. Im All­ge­mei­nen

 

1 Bei ih­rer Ers­ter­fas­sung müs­sen die Ak­ti­ven höchs­tens zu den An­schaf­fungs- oder Her­stel­lungs­kos­ten be­wer­tet wer­den.

2 In der Fol­ge­be­wer­tung dür­fen Ak­ti­ven nicht hö­her be­wer­tet wer­den als zu den An­schaf­fungs- oder Her­stel­lungs­kos­ten. Vor­be­hal­ten blei­ben Be­stim­mun­gen für ein­zel­ne Ar­ten von Ak­ti­ven.

3 Der nut­zungs- und al­ters­be­ding­te Wert­ver­lust muss durch Ab­schrei­bun­gen, an­der­wei­ti­ge Wert­ver­lus­te müs­sen durch Wert­be­rich­ti­gun­gen be­rück­sich­tigt wer­den. Ab­schrei­bun­gen und Wert­be­rich­ti­gun­gen müs­sen nach den all­ge­mein an­er­kann­ten kauf­män­ni­schen Grund­sät­zen vor­ge­nom­men wer­den. Sie sind di­rekt oder in­di­rekt bei den be­tref­fen­den Ak­ti­ven zu­las­ten der Er­folgs­rech­nung ab­zu­set­zen und dür­fen nicht un­ter den Pas­si­ven aus­ge­wie­sen wer­den.

4 Zu Wie­der­be­schaf­fungs­zwe­cken so­wie zur Si­che­rung des dau­ern­den Ge­dei­hens des Un­ter­neh­mens dür­fen zu­sätz­li­che Ab­schrei­bun­gen und Wert­be­rich­ti­gun­gen vor­ge­nom­men wer­den. Zu den glei­chen Zwe­cken kann da­von ab­ge­se­hen wer­den, nicht mehr be­grün­de­te Ab­schrei­bun­gen und Wert­be­rich­ti­gun­gen auf­zu­lö­sen.

Art. 960b  

2. Ak­ti­ven mit be­ob­acht­ba­ren Markt­prei­sen

 

1 In der Fol­ge­be­wer­tung dür­fen Ak­ti­ven mit Bör­sen­kurs oder ei­nem an­de­ren be­ob­acht­ba­ren Markt­preis in ei­nem ak­ti­ven Markt zum Kurs oder Markt­preis am Bi­lanz­stich­tag be­wer­tet wer­den, auch wenn die­ser über dem Nenn­wert oder dem An­schaf­fungs­wert liegt. Wer von die­sem Recht Ge­brauch macht, muss al­le Ak­ti­ven der ent­spre­chen­den Po­si­tio­nen der Bi­lanz, die einen be­ob­acht­ba­ren Markt­preis auf­wei­sen, zum Kurs oder Markt­preis am Bi­lanz­stich­tag be­wer­ten. Im An­hang muss auf die­se Be­wer­tung hin­ge­wie­sen wer­den. Der Ge­samt­wert der ent­spre­chen­den Ak­ti­ven muss für Wert­schrif­ten und üb­ri­ge Ak­ti­ven mit be­ob­acht­ba­rem Markt­preis je ge­son­dert of­fen­ge­legt wer­den.

2 Wer­den Ak­ti­ven zum Bör­sen­kurs oder zum Markt­preis am Bi­lanz­stich­tag be­wer­tet, so darf ei­ne Wert­be­rich­ti­gung zu­las­ten der Er­folgs­rech­nung ge­bil­det wer­den, um Schwan­kun­gen im Kurs­ver­lauf Rech­nung zu tra­gen. Sol­che Wert­be­rich­ti­gun­gen sind je­doch nicht zu­läs­sig, wenn da­durch so­wohl der An­schaf­fungs­wert als auch der al­len­falls tiefe­re Kurs­wert un­ter­schrit­ten wür­den. Der Be­trag der Schwan­kungs­re­ser­ven ist ins­ge­samt in der Bi­lanz oder im An­hang ge­son­dert aus­zu­wei­sen.

Art. 960c  

3. Vor­rä­te und nicht fak­tu­rier­te Dienst­leis­tun­gen

 

1 Liegt in der Fol­ge­be­wer­tung von Vor­rä­ten und nicht fak­tu­rier­ten Dienst­leis­tun­gen der Ver­äus­se­rungs­wert un­ter Be­rück­sich­ti­gung noch an­fal­len­der Kos­ten am Bi­lanz­stich­tag un­ter den An­schaf­fungs- oder Her­stel­lungs­kos­ten, so muss die­ser Wert ein­ge­setzt wer­den.

2 Als Vor­rä­te gel­ten Roh­ma­te­ri­al, Er­zeug­nis­se in Ar­beit, fer­ti­ge Er­zeug­nis­se und Han­dels­wa­ren.

Art. 960d  

4. An­la­ge­ver­mö­gen

 

1 Als An­la­ge­ver­mö­gen gel­ten Wer­te, die in der Ab­sicht lang­fris­ti­ger Nut­zung oder lang­fris­ti­gen Hal­tens er­wor­ben wer­den.

2 Als lang­fris­tig gilt ein Zeit­raum von mehr als zwölf Mo­na­ten.

3 Als Be­tei­li­gun­gen gel­ten An­tei­le am Ka­pi­tal ei­nes an­de­ren Un­ter­neh­mens, die lang­fris­tig ge­hal­ten wer­den und einen mass­ge­bli­chen Ein­fluss ver­mit­teln. Die­ser wird ver­mu­tet, wenn die An­tei­le min­des­tens 20 Pro­zent der Stimm­rech­te ge­wäh­ren.

Art. 960e  

III. Ver­bind­lich­kei­ten

 

1 Ver­bind­lich­kei­ten müs­sen zum Nenn­wert ein­ge­setzt wer­den.

2 Las­sen ver­gan­ge­ne Er­eig­nis­se einen Mit­tel­ab­fluss in künf­ti­gen Ge­schäfts­jah­ren er­war­ten, so müs­sen die vor­aus­sicht­lich er­for­der­li­chen Rück­stel­lun­gen zu­las­ten der Er­folgs­rech­nung ge­bil­det wer­den.

3 Rück­stel­lun­gen dür­fen zu­dem ins­be­son­de­re ge­bil­det wer­den für:

1.
re­gel­mäs­sig an­fal­len­de Auf­wen­dun­gen aus Ga­ran­tie­ver­pflich­tun­gen;
2.
Sa­nie­run­gen von Sach­an­la­gen;
3.
Re­struk­tu­rie­run­gen;
4.
die Si­che­rung des dau­ern­den Ge­dei­hens des Un­ter­neh­mens.

4 Nicht mehr be­grün­de­te Rück­stel­lun­gen müs­sen nicht auf­ge­löst wer­den.

Art. 960f788  

E. Zwi­schen­ab­schluss

 

1 Ein Zwi­schen­ab­schluss ist nach den Vor­schrif­ten zur Jah­res­rech­nung zu er­stel­len und ent­hält ei­ne Bi­lanz, ei­ne Er­folgs­rech­nung und einen An­hang. Die Vor­schrif­ten für grös­se­re Un­ter­neh­men und Kon­zer­ne blei­ben vor­be­hal­ten.

2 Ver­ein­fa­chun­gen oder Ver­kür­zun­gen sind zu­läs­sig, so­fern kei­ne Be­ein­träch­ti­gung der Dar­stel­lung des Ge­schäfts­gangs ent­steht. Es sind min­des­tens die Über­schrif­ten und Zwi­schen­sum­men aus­zu­wei­sen, die in der letz­ten Jah­res­rech­nung ent­hal­ten sind. Zu­dem ent­hält der An­hang des Zwi­schen­ab­schlus­ses die fol­gen­den An­ga­ben:

1.
den Zweck des Zwi­schen­ab­schlus­ses;
2.
die Ver­ein­fa­chun­gen und Ver­kür­zun­gen, ein­sch­liess­lich all­fäl­li­ger Ab­wei­chun­gen von den für die letz­te Jah­res­rech­nung ver­wen­de­ten Grund­sät­zen;
3.
wei­te­re Fak­to­ren, wel­che die wirt­schaft­li­che La­ge des Un­ter­neh­mens wäh­rend der Be­richts­pe­ri­ode we­sent­lich be­ein­flusst ha­ben, ins­be­son­de­re Aus­füh­run­gen zur Sai­sona­li­tät.

3 Der Zwi­schen­ab­schluss ist als sol­cher zu be­zeich­nen. Er ist vom Vor­sit­zen­den des obers­ten Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gans und der in­ner­halb des Un­ter­neh­mens für den Zwi­schen­ab­schluss zu­stän­di­gen Per­son zu un­ter­zeich­nen.

788 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Dritter Abschnitt: Rechnungslegung für grössere Unternehmen

Art. 961  

A. Zu­sätz­li­che An­for­de­run­gen an den Ge­schäfts­be­richt

 

Un­ter­neh­men, die von Ge­set­zes we­gen zu ei­ner or­dent­li­chen Re­vi­si­on ver­pflich­tet sind, müs­sen:

1.
zu­sätz­li­che An­ga­ben im An­hang der Jah­res­rech­nung ma­chen;
2.
als Teil der Jah­res­rech­nung ei­ne Geld­fluss­rech­nung er­stel­len;
3.
einen La­ge­be­richt ver­fas­sen.
Art. 961a  

B. Zu­sätz­li­che An­ga­ben im An­hang zur Jah­res­rech­nung

 

Im An­hang der Jah­res­rech­nung müs­sen zu­sätz­lich An­ga­ben ge­macht wer­den:

1.
zu den lang­fris­ti­gen ver­zins­li­chen Ver­bind­lich­kei­ten, auf­ge­teilt nach Fäl­lig­keit in­ner­halb von ei­nem bis fünf Jah­ren und nach fünf Jah­ren;
2.
zum Ho­no­rar der Re­vi­si­ons­stel­le je ge­son­dert für Re­vi­si­ons­dienst­leis­tun­gen und an­de­re Dienst­leis­tun­gen.
Art. 961b  

C. Geld­fluss­rech­nung

 

Die Geld­fluss­rech­nung stellt die Ver­än­de­rung der flüs­si­gen Mit­tel aus der Ge­schäftstä­tig­keit, der In­ves­ti­ti­ons­tä­tig­keit und der Fi­nan­zie­rungs­tä­tig­keit je ge­son­dert dar.

Art. 961c  

D. La­ge­be­richt

 

1 Der La­ge­be­richt stellt den Ge­schäfts­ver­lauf und die wirt­schaft­li­che La­ge des Un­ter­neh­mens so­wie ge­ge­be­nen­falls des Kon­zerns am En­de des Ge­schäfts­jah­res un­ter Ge­sichts­punk­ten dar, die in der Jah­res­rech­nung nicht zum Aus­druck kom­men.

2 Der La­ge­be­richt muss na­ment­lich Auf­schluss ge­ben über:

1.
die An­zahl Voll­zeit­stel­len im Jah­res­durch­schnitt;
2.
die Durch­füh­rung ei­ner Ri­si­ko­be­ur­tei­lung;
3.
die Be­stel­lungs- und Auf­trags­la­ge;
4.
die For­schungs- und Ent­wick­lungs­tä­tig­keit;
5.
aus­ser­ge­wöhn­li­che Er­eig­nis­se;
6.
die Zu­kunfts­aus­sich­ten.

3 Der La­ge­be­richt darf der Dar­stel­lung der wirt­schaft­li­chen La­ge in der Jah­res­rech­nung nicht wi­der­spre­chen.

Art. 961d  

E. Er­leich­te­run­gen

 

1 Auf die zu­sätz­li­chen An­ga­ben im An­hang zur Jah­res­rech­nung, die Geld­fluss­rech­nung und den La­ge­be­richt kann ver­zich­tet wer­den, wenn:

1.
das Un­ter­neh­men einen Ab­schluss oder ei­ne Kon­zern­rech­nung nach ei­nem an­er­kann­ten Stan­dard zur Rech­nungs­le­gung er­stellt; oder
2.
ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son, die das Un­ter­neh­men kon­trol­liert, ei­ne Kon­zern­rech­nung nach ei­nem an­er­kann­ten Stan­dard zur Rech­nungs­le­gung er­stellt.790

2 Es kön­nen ei­ne Rech­nungs­le­gung nach den Vor­schrif­ten die­ses Ab­schnitts ver­lan­gen:

1.
Ge­sell­schaf­ter, die min­des­tens 10 Pro­zent des Grund­ka­pi­tals ver­tre­ten;
2.
10 Pro­zent der Ge­nos­sen­schaf­ter oder 20 Pro­zent der Ver­eins­mit­glie­der;
3.
je­der Ge­sell­schaf­ter oder je­des Mit­glied, das ei­ner per­sön­li­chen Haf­tung oder ei­ner Nach­schuss­pflicht un­ter­liegt.

790 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Vierter Abschnitt: Abschluss nach anerkanntem Standard zur Rechnungslegung

Art. 962  

A. Im All­ge­mei­nen

 

1 Es müs­sen zu­sätz­lich zur Jah­res­rech­nung nach die­sem Ti­tel einen Ab­schluss nach ei­nem an­er­kann­ten Stan­dard zur Rech­nungs­le­gung er­stel­len:

1.
Ge­sell­schaf­ten, de­ren Be­tei­li­gungs­pa­pie­re an ei­ner Bör­se ko­tiert sind, wenn die Bör­se dies ver­langt;
2.
Ge­nos­sen­schaf­ten mit min­des­tens 2000 Ge­nos­sen­schaf­tern;
3.
Stif­tun­gen, die von Ge­set­zes we­gen zu ei­ner or­dent­li­chen Re­vi­si­on ver­pflich­tet sind.

2 Es kön­nen zu­dem einen Ab­schluss nach ei­nem an­er­kann­ten Stan­dard ver­lan­gen:

1.
Ge­sell­schaf­ter, die min­des­tens 20 Pro­zent des Grund­ka­pi­tals ver­tre­ten;
2.
10 Pro­zent der Ge­nos­sen­schaf­ter oder 20 Pro­zent der Ver­eins­mit­glie­der;
3.
Ge­sell­schaf­ter oder Mit­glie­der, die ei­ner per­sön­li­chen Haf­tung oder ei­ner Nach­schuss­pflicht un­ter­lie­gen.

3 Die Pflicht zur Er­stel­lung ei­nes Ab­schlus­ses nach ei­nem an­er­kann­ten Stan­dard ent­fällt, wenn ei­ne Kon­zern­rech­nung nach ei­nem an­er­kann­ten Stan­dard er­stellt wird.

4 Das obers­te Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gan ist für die Wahl des an­er­kann­ten Stan­dards zu­stän­dig, so­fern die Sta­tu­ten, der Ge­sell­schafts­ver­trag oder die Stif­tungs­ur­kun­de kei­ne an­ders­lau­ten­den Vor­ga­ben ent­hal­ten oder das obers­te Or­gan den an­er­kann­ten Stan­dard nicht fest­legt.

Art. 962a  

B. An­er­kann­te Stan­dards zur Rech­nungs­le­gung

 

1 Wird ein Ab­schluss nach ei­nem an­er­kann­ten Stan­dard zur Rech­nungs­le­gung er­stellt, so muss die­ser im Ab­schluss an­ge­ge­ben wer­den.

2 Der ge­wähl­te an­er­kann­te Stan­dard muss in sei­ner Ge­samt­heit und für den gan­zen Ab­schluss über­nom­men wer­den.

3 Die Ein­hal­tung des an­er­kann­ten Stan­dards muss durch einen zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­ons­ex­per­ten ge­prüft wer­den. Es ist ei­ne or­dent­li­che Re­vi­si­on des Ab­schlus­ses durch­zu­füh­ren.

4 Der Ab­schluss nach ei­nem an­er­kann­ten Stan­dard muss dem obers­ten Or­gan an­läss­lich der Ge­neh­mi­gung der Jah­res­rech­nung vor­ge­legt wer­den, be­darf aber kei­ner Ge­neh­mi­gung.

5 Der Bun­des­rat be­zeich­net die an­er­kann­ten Stan­dards. Er kann die Vor­aus­set­zun­gen fest­le­gen, die für die Wahl ei­nes Stan­dards oder den Wech­sel von ei­nem Stan­dard zum an­dern er­füllt sein müs­sen.

Fünfter Abschnitt: Konzernrechnung

Art. 963  

A. Pflicht zur Er­stel­lung

 

1 Kon­trol­liert ei­ne rech­nungs­le­gungs­pflich­ti­ge ju­ris­ti­sche Per­son ein oder meh­re­re rech­nungs­le­gungs­pflich­ti­ge Un­ter­neh­men, so muss sie im Ge­schäfts­be­richt für die Ge­samt­heit der kon­trol­lier­ten Un­ter­neh­men ei­ne kon­so­li­dier­te Jah­res­rech­nung (Kon­zern­rech­nung) er­stel­len.

2 Ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son kon­trol­liert ein an­de­res Un­ter­neh­men, wenn sie:

1.
di­rekt oder in­di­rekt über die Mehr­heit der Stim­men im obers­ten Or­gan ver­fügt;
2.
di­rekt oder in­di­rekt über das Recht ver­fügt, die Mehr­heit der Mit­glie­der des obers­ten Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gans zu be­stel­len oder ab­zu­be­ru­fen; oder
3.
auf­grund der Sta­tu­ten, der Stif­tungs­ur­kun­de, ei­nes Ver­trags oder ver­gleich­ba­rer In­stru­men­te einen be­herr­schen­den Ein­fluss aus­üben kann.

3 Ein nach Ar­ti­kel 963b an­er­kann­ter Stan­dard kann den Kreis der zu kon­so­li­die­ren­den Un­ter­neh­men de­fi­nie­ren.

4 Ver­ei­ne, Stif­tun­gen und Ge­nos­sen­schaf­ten kön­nen die Pflicht zur Er­stel­lung ei­ner Kon­zern­rech­nung an ein kon­trol­lier­tes Un­ter­neh­men über­tra­gen, wenn das be­tref­fen­de kon­trol­lier­te Un­ter­neh­men durch Stim­men­mehr­heit oder auf an­de­re Wei­se sämt­li­che wei­te­ren Un­ter­neh­men un­ter ein­heit­li­cher Lei­tung zu­sam­men­fasst und nach­weist, dass es die Be­herr­schung tat­säch­lich aus­übt.

Art. 963a  

B. Be­frei­ung von der Pflicht zur Er­stel­lung

 

1 Ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son ist von der Pflicht zur Er­stel­lung ei­ner Kon­zern­rech­nung be­freit, wenn sie:

1.
zu­sam­men mit den kon­trol­lier­ten Un­ter­neh­men zwei der nach­ste­hen­den Grös­sen in zwei auf­ein­an­der fol­gen­den Ge­schäfts­jah­ren nicht über­schrei­tet:
a.
Bi­lanz­sum­me von 20 Mil­lio­nen Fran­ken,
b.
Um­sat­z­er­lös von 40 Mil­lio­nen Fran­ken,
c.
250 Voll­zeit­stel­len im Jah­res­durch­schnitt;
2.
von ei­nem Un­ter­neh­men kon­trol­liert wird, des­sen Kon­zern­rech­nung nach schwei­ze­ri­schen oder gleich­wer­ti­gen aus­län­di­schen Vor­schrif­ten er­stellt und or­dent­lich ge­prüft wor­den ist; oder
3.
die Pflicht zur Er­stel­lung ei­ner Kon­zern­rech­nung an ein kon­trol­lier­tes Un­ter­neh­men nach Ar­ti­kel 963 Ab­satz 4 über­tra­gen hat.

2 Ei­ne Kon­zern­rech­nung ist den­noch zu er­stel­len, wenn:

1.
dies für ei­ne mög­lichst zu­ver­läs­si­ge Be­ur­tei­lung der wirt­schaft­li­chen La­ge not­wen­dig ist;
2.791
Ge­sell­schaf­ter, die min­des­tens 20 Pro­zent des Grund­ka­pi­tals ver­tre­ten, oder 10 Pro­zent der Ge­nos­sen­schaf­ter oder 20 Pro­zent der Ver­eins­mit­glie­der dies ver­lan­gen;
3.
ein Ge­sell­schaf­ter oder ein Ver­eins­mit­glied, der oder das ei­ner per­sön­li­chen Haf­tung oder ei­ner Nach­schuss­pflicht un­ter­liegt, dies ver­langt; oder
4.
die Stif­tungs­auf­sichts­be­hör­de dies ver­langt.

3 Er­folgt die Rech­nungs­le­gung nicht in Fran­ken, so ist zur Fest­le­gung der Wer­te ge­mä­ss Ab­satz 1 Zif­fer 1 für die Bi­lanz­sum­me der Um­rech­nungs­kurs zum Bi­lanz­stich­tag und für den Um­sat­z­er­lös der Jah­res­durch­schnitts­kurs mass­ge­bend.792

791 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

792 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 963b  

C. An­er­kann­te Stan­dards zur Rech­nungs­le­gung

 

1 Die Kon­zern­rech­nung fol­gen­der Un­ter­neh­men muss nach ei­nem an­er­kann­ten Stan­dard zur Rech­nungs­le­gung er­stellt wer­den:

1.
Ge­sell­schaf­ten, de­ren Be­tei­li­gungs­pa­pie­re an ei­ner Bör­se ko­tiert sind, wenn die Bör­se dies ver­langt;
2.
Ge­nos­sen­schaf­ten mit min­des­tens 2000 Ge­nos­sen­schaf­tern;
3.
Stif­tun­gen, die von Ge­set­zes we­gen zu ei­ner or­dent­li­chen Re­vi­si­on ver­pflich­tet sind.

2 Ar­ti­kel 962a Ab­sät­ze 1–3 und 5 ist sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

3 Die Kon­zern­rech­nung von üb­ri­gen Un­ter­neh­men un­ter­steht den Grund­sät­zen ord­nungs­mäs­si­ger Rech­nungs­le­gung. Im An­hang zur Kon­zern­rech­nung nennt das Un­ter­neh­men die Be­wer­tungs­re­geln. Weicht es da­von ab, so weist es im An­hang dar­auf hin und ver­mit­telt in an­de­rer Wei­se die für den Ein­blick in die Ver­mö­gens-, Fi­nan­zie­rungs- und Er­trags­la­ge des Kon­zerns nö­ti­gen An­ga­ben.

4 Ei­ne Kon­zern­rech­nung ist den­noch nach ei­nem an­er­kann­ten Stan­dard zur Rech­nungs­le­gung zu er­stel­len, wenn:

1.
Ge­sell­schaf­ter, die min­des­tens 20 Pro­zent des Grund­ka­pi­tals ver­tre­ten oder 10 Pro­zent der Ge­nos­sen­schaf­ter oder 20 Pro­zent der Ver­eins­mit­glie­der dies ver­lan­gen;
2.
ein Ge­sell­schaf­ter oder ein Ver­eins­mit­glied, der oder das ei­ner per­sön­li­chen Haf­tung oder ei­ner Nach­schuss­pflicht un­ter­liegt, dies ver­langt; oder
3.
die Stif­tungs­auf­sichts­be­hör­de dies ver­langt.
Art. 964793  
 

793 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 22. Dez. 1999, mit Wir­kung seit 1. Ju­ni 2002 (AS 2002 949; BBl 1999 5149).

Sechster Abschnitt: Transparenz über nichtfinanzielle Belange794

794 Eingefügt durch Ziff. I und III 1 des BG vom 19. Juni 2020 (Indirekter Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Für verantwortungsvolle Unternehmen – zum Schutz von Mensch und Umwelt»), in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2021 846; BBl 2017 399). Siehe auch die UeB dieser Änd. am Schluss des Textes.

Art. 964a  

A. Grund­satz

 

1 Un­ter­neh­men er­stat­ten jähr­lich einen Be­richt über nicht­fi­nan­zi­el­le Be­lan­ge, wenn sie:

1.
Ge­sell­schaf­ten des öf­fent­li­chen In­ter­es­ses im Sin­ne von Ar­ti­kel 2 Buch­sta­be c des Re­vi­si­ons­auf­sichts­ge­set­zes vom 16. De­zem­ber 2005795 sind;
2.
zu­sam­men mit den von ih­nen kon­trol­lier­ten in- oder aus­län­di­schen Un­ter­neh­men, in zwei auf­ein­an­der­fol­gen­den Ge­schäfts­jah­ren min­des­tens 500 Voll­zeit­stel­len im Jah­res­durch­schnitt ha­ben; und
3.
zu­sam­men mit den von ih­nen kon­trol­lier­ten in- oder aus­län­di­schen Un­ter­neh­men, min­des­tens ei­ne der nach­ste­hen­den Grös­sen in zwei auf­ein­an­der­fol­gen­den Ge­schäfts­jah­ren über­schrei­ten:
a.
Bi­lanz­sum­me von 20 Mil­lio­nen Fran­ken,
b.
Um­sat­z­er­lös von 40 Mil­lio­nen Fran­ken.

2 Von die­ser Pflicht be­freit sind Un­ter­neh­men, die von ei­nem an­de­ren Un­ter­neh­men kon­trol­liert wer­den:

1.
für wel­ches Ab­satz 1 an­wend­bar ist; oder
2.
das einen gleich­wer­ti­gen Be­richt nach aus­län­di­schem Recht er­stel­len muss.
Art. 964b  

B. Zweck und In­halt des Be­richts

 

1 Der Be­richt über nicht­fi­nan­zi­el­le Be­lan­ge gibt Re­chen­schaft über Um­welt­be­lan­ge, ins­be­son­de­re die CO2-Zie­le, über So­zi­al­be­lan­ge, Ar­beit­neh­mer­be­lan­ge, die Ach­tung der Men­schen­rech­te so­wie die Be­kämp­fung der Kor­rup­ti­on. Der Be­richt ent­hält die­je­ni­gen An­ga­ben, wel­che zum Ver­ständ­nis des Ge­schäfts­ver­laufs, des Ge­schäfts­er­geb­nis­ses, der La­ge des Un­ter­neh­mens so­wie der Aus­wir­kun­gen sei­ner Tä­tig­keit auf die­se Be­lan­ge er­for­der­lich sind.

2 Der Be­richt um­fasst ins­be­son­de­re:

1.
ei­ne Be­schrei­bung des Ge­schäfts­mo­dells;
2.
ei­ne Be­schrei­bung der in Be­zug auf die Be­lan­ge ge­mä­ss Ab­satz 1 ver­folg­ten Kon­zep­te, ein­sch­liess­lich der an­ge­wand­ten Sorg­falts­prü­fung;
3.
ei­ne Dar­stel­lung der zur Um­set­zung die­ser Kon­zep­te er­grif­fe­nen Mass­nah­men so­wie ei­ne Be­wer­tung der Wirk­sam­keit die­ser Mass­nah­men;
4.
ei­ne Be­schrei­bung der we­sent­li­chen Ri­si­ken im Zu­sam­men­hang mit den Be­lan­gen ge­mä­ss Ab­satz 1 so­wie der Hand­ha­bung die­ser Ri­si­ken durch das Un­ter­neh­men; mass­ge­bend sind Ri­si­ken:
a.
die sich aus der ei­ge­nen Ge­schäftstä­tig­keit des Un­ter­neh­mens er­ge­ben, und
b.
wenn dies re­le­vant und ver­hält­nis­mäs­sig ist, die sich aus sei­nen Ge­schäfts­be­zie­hun­gen, sei­nen Er­zeug­nis­sen oder sei­nen Dienst­leis­tun­gen er­ge­ben;
5.
die für die Un­ter­neh­men­stä­tig­keit we­sent­li­chen Leis­tungs­in­di­ka­to­ren in Be­zug auf die Be­lan­ge ge­mä­ss Ab­satz 1.

3 Stützt sich der Be­richt auf na­tio­na­le, eu­ro­päi­sche oder in­ter­na­tio­na­le Re­gel­wer­ke, wie ins­be­son­de­re die Leit­sät­ze der Or­ga­ni­sa­ti­on für wirt­schaft­li­che Zu­sam­men­ar­beit und Ent­wick­lung (OECD), so ist das an­ge­wand­te Re­gel­werk im Be­richt zu nen­nen. Bei der An­wen­dung sol­cher Re­gel­wer­ke ist si­cher­zu­stel­len, dass al­le Vor­ga­ben die­ses Ar­ti­kels er­füllt sind. Nö­ti­gen­falls ist ein er­gän­zen­der Be­richt zu ver­fas­sen.

4 Kon­trol­liert ein Un­ter­neh­men al­lein oder zu­sam­men mit an­de­ren Un­ter­neh­men ein oder meh­re­re an­de­re in- oder aus­län­di­sche Un­ter­neh­men, so um­fasst der Be­richt al­le die­se Un­ter­neh­men.

5 Ver­folgt das Un­ter­neh­men in Be­zug auf einen oder meh­re­re Be­lan­ge ge­mä­ss Ab­satz 1 kein Kon­zept, so hat es dies im Be­richt klar und be­grün­det zu er­läu­tern.

6 Der Be­richt ist in ei­ner Lan­des­s­pra­che oder auf Eng­lisch ab­zu­fas­sen.

Art. 964c  

C. Ge­neh­mi­gung, Ver­öf­fent­li­chung, Füh­rung und Auf­be­wah­rung

 

1 Der Be­richt über nicht­fi­nan­zi­el­le Be­lan­ge be­darf der Ge­neh­mi­gung und Un­ter­zeich­nung durch das obers­te Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gan so­wie der Ge­neh­mi­gung des für die Ge­neh­mi­gung der Jah­res­rech­nung zu­stän­di­gen Or­gans.

2 Das obers­te Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gan stellt si­cher, dass der Be­richt:

1.
um­ge­hend nach der Ge­neh­mi­gung elek­tro­nisch ver­öf­fent­licht wird;
2.
min­des­tens zehn Jah­re lang öf­fent­lich zu­gäng­lich bleibt.

3 Für die Füh­rung und Auf­be­wah­rung der Be­rich­te gilt Ar­ti­kel 958f sinn­ge­mä­ss.

Siebter Abschnitt: Transparenz bei Rohstoffunternehmen796

796 Ursprünglich: Sechster Abschnitt und Art. 964a–964f. Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 19. Juni 2020 (Aktienrecht), in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4005; BBl 2017 399). Siehe auch Art. 7 der UeB dieser Änd. am Schluss des Textes.

Art. 964d  

A. Grund­satz

 

1 Un­ter­neh­men, die von Ge­set­zes we­gen zu ei­ner or­dent­li­chen Re­vi­si­on ver­pflich­tet und sel­ber oder durch ein von ih­nen kon­trol­lier­tes Un­ter­neh­men im Be­reich der Ge­win­nung von Mi­ne­ra­li­en, Erd­öl oder Erd­gas oder des Ein­schlags von Holz in Pri­mär­wäl­dern tä­tig sind, müs­sen jähr­lich einen Be­richt über die Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len ver­fas­sen.797

2 Hat das Un­ter­neh­men ei­ne kon­so­li­dier­te Jah­res­rech­nung zu er­stel­len, so muss es einen kon­so­li­dier­ten Be­richt über Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len ver­fas­sen (Kon­zern­zah­lungs­be­richt); die­ser er­setzt die Be­richt­er­stat­tung der ein­zel­nen Ge­sell­schaf­ten.

3 Ist das Un­ter­neh­men mit Sitz in der Schweiz in den von ihm oder ei­nem an­de­ren Un­ter­neh­men mit Sitz im Aus­land nach schwei­ze­ri­schen oder gleich­wer­ti­gen Vor­schrif­ten er­stell­ten Kon­zern­zah­lungs­be­richt ein­be­zo­gen, so muss es kei­nen se­pa­ra­ten Be­richt über Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len ver­fas­sen. Es muss je­doch im An­hang der Jah­res­rech­nung an­ge­ben, bei wel­chem an­de­ren Un­ter­neh­men es in den Be­richt ein­be­zo­gen wur­de, und die­sen Be­richt ver­öf­fent­li­chen.

4 Die Ge­win­nung um­fasst al­le Un­ter­neh­men­stä­tig­kei­ten auf den Ge­bie­ten der Ex­plo­ra­ti­on, Pro­spek­ti­on, Ent­de­ckung, Er­schlies­sung und För­de­rung von Mi­ne­ra­li­en, Erd­öl- und Erd­gas­vor­kom­men und des Ein­schlags von Holz in Pri­mär­wäl­dern.

5 Als staat­li­che Stel­len gel­ten na­tio­na­le, re­gio­na­le oder kom­mu­na­le Be­hör­den ei­nes Dritt­lan­des so­wie von die­sen Be­hör­den kon­trol­lier­te Ab­tei­lun­gen oder Un­ter­neh­men.

797 Die Be­rich­ti­gung der RedK der BVers vom 21. Nov. 2022, ver­öf­fent­licht am 9. Fe­br. 2023 be­trifft nur den fran­zö­si­schen Text (AS 2023 62).

Art. 964e  

B. Ar­ten von Leis­tun­gen

 

1 Die Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len kön­nen in Geld- oder Sach­leis­tun­gen be­ste­hen. Sie um­fas­sen ins­be­son­de­re fol­gen­de Ar­ten von Leis­tun­gen:

1.
Zah­lun­gen für Pro­duk­ti­ons­an­sprü­che;
2.
Steu­ern auf der Pro­duk­ti­on, den Er­trä­gen oder Ge­win­nen von Un­ter­neh­men, aus­ge­nom­men Mehr­wert- oder Um­satz­steu­ern und an­de­re Steu­ern auf dem Ver­brauch;
3.
Nut­zungs­ent­gel­te;
4.
Di­vi­den­den, aus­ge­nom­men die an ei­ne staat­li­che Stel­le als Ge­sell­schaf­te­rin die­ses Un­ter­neh­mens ge­zahl­ten Di­vi­den­den, so­lan­ge die­se un­ter den­sel­ben Be­din­gun­gen an die staat­li­che Stel­le wie an die an­de­ren Ge­sell­schaf­ter ge­zahlt wer­den;
5.
Un­ter­zeich­nungs-, Ent­de­ckungs- und Pro­duk­ti­ons­bo­ni;
6.
Li­zenz-, Miet- und Zu­gangs­ge­büh­ren oder sons­ti­ge Ge­gen­leis­tun­gen für Be­wil­li­gun­gen oder Kon­zes­sio­nen;
7.
Zah­lun­gen für die Ver­bes­se­rung der In­fra­struk­tur.

2 Bei Sach­leis­tun­gen sind Ge­gen­stand, Wert, Be­wer­tungs­me­tho­de und ge­ge­be­nen­falls Um­fang an­zu­ge­ben.

Art. 964f  

C. Form und In­halt des Be­richts

 

1 Der Be­richt über Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len er­streckt sich nur auf Zah­lun­gen, die sich aus der Ge­schäftstä­tig­keit in der mi­ne­ral-, erd­öl- oder erd­gas­ge­win­nen­den In­dus­trie oder auf dem Ge­biet des Holzein­schlags in Pri­mär­wäl­dern er­ge­ben.

2 Er um­fasst al­le Zah­lun­gen von min­des­tens 100 000 Fran­ken pro Ge­schäfts­jahr an staat­li­che Stel­len, und zwar so­wohl Ein­zel­zah­lun­gen wie auch Zah­lun­gen in meh­re­ren Teil­be­trä­gen, die zu­sam­men min­des­tens 100 000 Fran­ken er­rei­chen.

3 An­zu­ge­ben ist der Be­trag der Zah­lun­gen, die ins­ge­samt und auf­ge­schlüs­selt nach Art der Leis­tung an je­de staat­li­che Stel­le und an je­des Pro­jekt ge­leis­tet wer­den.

4 Der Be­richt ist schrift­lich in ei­ner Lan­des­s­pra­che oder in Eng­lisch ab­zu­fas­sen und vom obers­ten Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gan zu ge­neh­mi­gen.

Art. 964g  

D. Ver­öf­fent­li­chung

 

1 Der Be­richt über Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len ist in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Ab­lauf des Ge­schäfts­jah­res elek­tro­nisch zu ver­öf­fent­li­chen.

2 Er muss min­des­tens zehn Jah­re lang öf­fent­lich zu­gäng­lich sein.

3 Der Bun­des­rat kann Vor­schrif­ten zur Struk­tur der im Be­richt ver­lang­ten Da­ten er­las­sen.

Art. 964h  

E. Füh­rung und Auf­be­wah­rung

 

Für die Füh­rung und die Auf­be­wah­rung des Be­richts über Zah­lun­gen an staat­li­che Stel­len gilt Ar­ti­kel 958f ent­spre­chend.

Art. 964i  

F. Aus­deh­nung des An­wen­dungs­be­reichs

 

Der Bun­des­rat kann im Rah­men ei­nes in­ter­na­tio­nal ab­ge­stimm­ten Vor­ge­hens fest­le­gen, dass die Ver­pflich­tun­gen nach den Ar­ti­keln 964d–964hauch auf Un­ter­neh­men An­wen­dung fin­den, die mit Roh­stof­fen han­deln.

Achter Abschnitt: Sorgfaltspflichten und Transparenz bezüglich Mineralien und Metallen aus Konfliktgebieten und Kinderarbeit798

798 Eingefügt durch Ziff. I und III 1 des BG vom 19. Juni 2020 (Indirekter Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Für verantwortungsvolle Unternehmen – zum Schutz von Mensch und Umwelt»), in Kraft seit 1. Jan. 2022 (AS 2021 846; BBl 2017 399). Siehe auch die UeB dieser Änd. am Schluss des Textes.

Art. 964j  

A. Grund­satz

 

1 Un­ter­neh­men, de­ren Sitz, Haupt­ver­wal­tung oder Haupt­nie­der­las­sung sich in der Schweiz be­fin­det, müs­sen in der Lie­fer­ket­te Sorg­falts­pflich­ten ein­hal­ten und dar­über Be­richt er­stat­ten, wenn sie:

1.
Zinn, Tan­tal, Wolf­ram oder Gold ent­hal­ten­de Mi­ne­ra­li­en oder Me­tal­le aus Kon­flikt- und Hoch­ri­si­ko­ge­bie­ten in den frei­en Ver­kehr der Schweiz über­füh­ren oder in der Schweiz be­ar­bei­ten; oder
2.
Pro­duk­te oder Dienst­leis­tun­gen an­bie­ten, bei de­nen ein be­grün­de­ter Ver­dacht be­steht, dass sie un­ter Ein­satz von Kin­der­ar­beit her­ge­stellt oder er­bracht wur­den.

2 Der Bun­des­rat legt jähr­li­che Ein­fuhr­men­gen von Mi­ne­ra­li­en und Me­tal­len fest, bis zu de­nen ein Un­ter­neh­men von der Sorg­falts- und Be­richt­er­stat­tungs­pflicht be­freit ist.

3 Er legt fest, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen klei­ne und mitt­le­re Un­ter­neh­men so­wie Un­ter­neh­men mit ge­rin­gen Ri­si­ken im Be­reich Kin­der­ar­beit nicht prü­fen müs­sen, ob ein be­grün­de­ter Ver­dacht auf Kin­der­ar­beit be­steht.

4 Er legt fest, un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen die Un­ter­neh­men von den Sorg­falts- und Be­richt­er­stat­tungs­pflich­ten aus­ge­nom­men sind, die sich an ein in­ter­na­tio­nal an­er­kann­tes gleich­wer­ti­ges Re­gel­werk, wie ins­be­son­de­re die Leit­sät­ze der OECD, hal­ten.

Art. 964k  

B. Sorg­falts­pflich­ten

 

1 Die Un­ter­neh­men füh­ren ein Ma­na­ge­ment­sys­tem und le­gen dar­in Fol­gen­des fest:

1.
die Lie­fer­ket­ten­po­li­tik für mög­li­cher­wei­se aus Kon­flikt- und Hoch­ri­si­ko­ge­bie­ten stam­men­de Mi­ne­ra­li­en und Me­tal­le;
2.
die Lie­fer­ket­ten­po­li­tik für Pro­duk­te oder Dienst­leis­tun­gen, bei de­nen ein be­grün­de­ter Ver­dacht auf Kin­der­ar­beit be­steht;
3.
ein Sys­tem, mit dem die Lie­fer­ket­te zu­rück­ver­folgt wer­den kann.

2 Sie er­mit­teln und be­wer­ten die Ri­si­ken schäd­li­cher Aus­wir­kun­gen in ih­rer Lie­fer­ket­te. Sie er­stel­len einen Ri­si­ko­ma­na­ge­ment­plan und tref­fen Mass­nah­men zur Mi­ni­mie­rung der fest­ge­stell­ten Ri­si­ken.

3 Sie las­sen die Ein­hal­tung der Sorg­falts­pflich­ten be­züg­lich der Mi­ne­ra­li­en und Me­tal­le durch ei­ne un­ab­hän­gi­ge Fach­per­son prü­fen.

4 Der Bun­des­rat er­lässt die nä­he­ren Vor­schrif­ten; er ori­en­tiert sich da­bei an in­ter­na­tio­nal an­er­kann­ten Re­gel­wer­ken, wie ins­be­son­de­re den Leit­sät­zen der OECD.

Art. 964l  

C. Be­richt­er­stat­tung

 

1 Das obers­te Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gan er­stat­tet jähr­lich Be­richt über die Er­fül­lung der Sorg­falts­pflich­ten.

2 Der Be­richt ist in ei­ner Lan­des­s­pra­che oder auf Eng­lisch ab­zu­fas­sen.

3 Das obers­te Lei­tungs- oder Ver­wal­tungs­or­gan stellt si­cher, dass der Be­richt:

1.
in­ner­halb von sechs Mo­na­ten seit Ab­lauf des Ge­schäfts­jah­res elek­tro­nisch ver­öf­fent­licht wird;
2.
min­des­tens zehn Jah­re lang öf­fent­lich zu­gäng­lich bleibt.

4 Für die Füh­rung und Auf­be­wah­rung der Be­rich­te gilt Ar­ti­kel 958fsinn­ge­mä­ss.

5 Un­ter­neh­men, die Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen von Un­ter­neh­men an­bie­ten, die einen Be­richt ver­fasst ha­ben, müs­sen für die­se Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen sel­ber kei­nen Be­richt er­stel­len.

Fünfte Abteilung: Die Wertpapiere799

799Fassung gemäss BG vom 18. Dez. 1936, in Kraft seit 1. Juli 1937 (AS 53 185; BBl 1928 I 205, 1932 I 217). Siehe die Schl- und UeB zu den Tit. XXIV–XXXIII am Schluss des OR.

Dreiunddreissigster Titel: Die Namen-, Inhaber- und Ordrepapiere

Erster Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 965  

A. Be­griff des Wert­pa­piers

 

Wert­pa­pier ist je­de Ur­kun­de, mit der ein Recht der­art ver­knüpft ist, dass es oh­ne die Ur­kun­de we­der gel­tend ge­macht noch auf an­de­re über­tra­gen wer­den kann.

Art. 966  

B. Ver­pflich­tung aus dem Wert­pa­pier

 

1 Der Schuld­ner aus ei­nem Wert­pa­pier ist nur ge­gen Aus­hän­di­gung der Ur­kun­de zu leis­ten ver­pflich­tet.

2 Der Schuld­ner wird durch ei­ne bei Ver­fall er­folg­te Leis­tung an den durch die Ur­kun­de aus­ge­wie­se­nen Gläu­bi­ger be­freit, wenn ihm nicht Arg­list oder gro­be Fahr­läs­sig­keit zur Last fällt.

Art. 967  

C. Über­tra­gung des Wert­pa­piers

I. All­ge­mei­ne Form

 

1 Zur Über­tra­gung des Wert­pa­piers zu Ei­gen­tum oder zu ei­nem be­schränk­ten ding­li­chen Recht be­darf es in al­len Fäl­len der Über­tra­gung des Be­sit­zes an der Ur­kun­de.

2 Bei Or­dre­pa­pie­ren be­darf es über­dies der In­dos­sie­rung, bei Na­men­pa­pie­ren ei­ner schrift­li­chen Er­klä­rung, die nicht auf das Wert­pa­pier selbst ge­setzt wer­den muss.

3 Durch Ge­setz oder Ver­trag kann für die Über­tra­gung die Mit­wir­kung an­de­rer Per­so­nen, wie na­ment­lich des Schuld­ners, vor­ge­schrie­ben wer­den.

Art. 968  

II. In­dos­sie­rung

1. Form

 

1 Die In­dos­sie­rung er­folgt in al­len Fäl­len nach den Vor­schrif­ten über den Wech­sel.

2 Das aus­ge­füll­te In­dos­sa­ment gilt in Ver­bin­dung mit der Über­ga­be der Ur­kun­de als ge­nü­gen­de Form der Über­tra­gung.

Art. 969  

2. Wir­kung

 

Mit der In­dos­sie­rung und der Über­ga­be der in­dos­sier­ten Ur­kun­de ge­hen bei al­len über­trag­ba­ren Wert­pa­pie­ren, so­weit sich aus dem In­halt oder der Na­tur der Ur­kun­de nicht et­was an­de­res er­gibt, die Rech­te des In­dossan­ten auf den Er­wer­ber über.

Art. 970  

D. Um­wand­lung

 

1 Ein Na­men- oder Or­dre­pa­pier kann nur mit Zu­stim­mung al­ler be­rech­tig­ten und ver­pflich­te­ten Per­so­nen in ein In­ha­ber­pa­pier um­ge­wan­delt wer­den. Die­se Zu­stim­mung ist auf der Ur­kun­de selbst zu er­klä­ren.

2 Der glei­che Grund­satz gilt für die Um­wand­lung von In­ha­ber­pa­pie­ren in Na­men- oder Or­dre­pa­pie­re. Fehlt in die­sem Fal­le die Zu­stim­mung ei­ner der be­rech­tig­ten oder ver­pflich­te­ten Per­so­nen, so ist die Um­wand­lung wirk­sam, je­doch nur zwi­schen dem Gläu­bi­ger, der sie vor­ge­nom­men hat, und sei­nem un­mit­tel­ba­ren Rechts­nach­fol­ger.

Art. 971  

E. Kraft­los­er­klä­rung

I. Gel­tend­ma­chung

 

1 Wird ein Wert­pa­pier ver­misst, so kann es durch das Ge­richt800 kraft­los er­klärt wer­den.

2 Die Kraft­los­er­klä­rung kann ver­lan­gen, wer zur Zeit des Ver­lus­tes oder der Ent­de­ckung des Ver­lus­tes an dem Pa­pier be­rech­tigt ist.

800 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399). Die­se Änd. wur­de in den in der AS ge­nann­ten Be­stim­mun­gen vor­ge­nom­men.

Art. 972  

II. Ver­fah­ren. Wir­kung

 

1 Nach der Kraft­los­er­klä­rung kann der Be­rech­tig­te sein Recht auch oh­ne die Ur­kun­de gel­tend ma­chen oder die Aus­stel­lung ei­ner neu­en Ur­kun­de ver­lan­gen.

2 Im üb­ri­gen kom­men für das Ver­fah­ren und die Wir­kung der Kraft­los­er­klä­rung die bei den ein­zel­nen Ar­ten von Wert­pa­pie­ren auf­ge­stell­ten Be­stim­mun­gen zur An­wen­dung.

Art. 973  

F. Be­son­de­re Vor­schrif­ten

 

Die be­son­dern Vor­schrif­ten über die Wert­pa­pie­re, wie na­ment­lich über den Wech­sel, den Check und die Pfand­ti­tel, blei­ben vor­be­hal­ten.

Art. 973a802  

G. Sam­mel­ver­wah­rung, Glo­balur­kun­de und ein­fa­che Wert­rech­te

I. Sam­mel­ver­wah­rung von Wert­pa­pie­ren

 

1 Der Auf­be­wah­rer ist be­fugt, ver­tret­ba­re Wert­pa­pie­re meh­re­rer Hin­ter­le­ger un­ge­trennt zu ver­wah­ren, es sei denn, ein Hin­ter­le­ger ver­langt aus­drück­lich die ge­son­der­te Ver­wah­rung sei­ner Wert­pa­pie­re.

2 Wer­den ver­tret­ba­re Wert­pa­pie­re ei­nem Auf­be­wah­rer zur Sam­mel­ver­wah­rung an­ver­traut, so er­wirbt der Hin­ter­le­ger mit der Ein­lie­fe­rung beim Auf­be­wah­rer Mit­ei­gen­tum nach Bruch­tei­len an den zum Sam­mel­be­stand ge­hö­ren­den Wert­pa­pie­ren glei­cher Gat­tung. Für die Be­stim­mung des Bruch­teils ist der Nenn­wert, bei Wert­pa­pie­ren oh­ne Nenn­wert die Stück­zahl mass­ge­bend.

3 Der Hin­ter­le­ger hat einen je­der­zei­ti­gen, von der Mit­wir­kung oder Zu­stim­mung der an­de­ren Hin­ter­le­ger un­ab­hän­gi­gen An­spruch auf Her­aus­ga­be von Wert­pa­pie­ren aus dem Sam­mel­be­stand im Um­fang sei­nes Bruch­teils.

802 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des Bu­ch­ef­fek­ten­ge­set­zes vom 3. Okt. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 3577; BBl 2006 9315).

Art. 973b803  

II. Glo­balur­kun­de

 

1 Der Schuld­ner kann Glo­balur­kun­den aus­ge­ben oder meh­re­re ver­tret­ba­re Wert­pa­pie­re, die ei­nem ein­zi­gen Auf­be­wah­rer an­ver­traut sind, durch ei­ne Glo­balur­kun­de er­set­zen, so­fern die Aus­ga­be­be­din­gun­gen oder die Ge­sell­schafts­sta­tu­ten dies vor­se­hen oder die Hin­ter­le­ger da­zu ih­re Zu­stim­mung er­teilt ha­ben.

2 Die Glo­balur­kun­de ist ein Wert­pa­pier glei­cher Art wie die durch sie ver­kör­per­ten Ein­zel­rech­te. Sie steht im Mit­ei­gen­tum der dar­an be­tei­lig­ten Hin­ter­le­ger, und zwar im Ver­hält­nis ih­rer Be­tei­li­gung. Für die Stel­lung und die Rech­te der Mit­ei­gen­tü­mer an der Glo­balur­kun­de gilt Ar­ti­kel 973a Ab­satz 2 sinn­ge­mä­ss.


803 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des Bu­ch­ef­fek­ten­ge­set­zes vom 3. Okt. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 3577; BBl 2006 9315).

Art. 973c805  

III. Ein­fa­che Wert­rech­te

 

1 Der Schuld­ner kann ein­fa­che Wert­rech­te aus­ge­ben oder ver­tret­ba­re Wert­pa­pie­re oder Glo­balur­kun­den, die ei­nem ein­zi­gen Auf­be­wah­rer an­ver­traut sind, durch ein­fa­che Wert­rech­te er­set­zen, so­fern die Aus­ga­be­be­din­gun­gen oder sei­ne Sta­tu­ten dies vor­se­hen oder die Hin­ter­le­ger da­zu ih­re Zu­stim­mung er­teilt ha­ben.806

2 Der Schuld­ner führt über die von ihm aus­ge­ge­be­nen Wert­rech­te ein Buch, in das die An­zahl und Stücke­lung der aus­ge­ge­be­nen Wert­rech­te so­wie die Gläu­bi­ger ein­zu­tra­gen sind. Das Buch ist nicht öf­fent­lich.

3 Die Wert­rech­te ent­ste­hen mit Ein­tra­gung in das Buch und be­ste­hen nur nach Mass­ga­be die­ser Ein­tra­gung.

4 Zur Über­tra­gung von Wert­rech­ten be­darf es ei­ner schrift­li­chen Ab­tre­tungs­er­klä­rung. Ih­re Ver­pfän­dung rich­tet sich nach den Vor­schrif­ten über das Pfand­recht an For­de­run­gen.

805 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des Bu­ch­ef­fek­ten­ge­set­zes vom 3. Okt. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 3577; BBl 2006 9315).

806 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

Art. 973d807  

H. Re­gis­ter­wert­rech­te

I. Er­rich­tung

 

1 Ein Re­gis­ter­wert­recht ist ein Recht, das ge­mä­ss ei­ner Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en:

1.
in ei­nem Wert­rech­te­re­gis­ter ge­mä­ss Ab­satz 2 ein­ge­tra­gen ist; und
2.
nur über die­ses Wert­rech­te­re­gis­ter gel­tend ge­macht und auf an­de­re über­tra­gen wer­den kann.

2 Das Wert­rech­te­re­gis­ter muss die fol­gen­den An­for­de­run­gen er­fül­len:

1.
Es ver­mit­telt den Gläu­bi­gern, nicht aber dem Schuld­ner, mit­tels tech­ni­scher Ver­fah­ren die Ver­fü­gungs­macht über ih­re Rech­te.
2.
Sei­ne In­te­gri­tät ist ge­schützt, in­dem es durch an­ge­mes­se­ne tech­ni­sche und or­ga­ni­sa­to­ri­sche Mass­nah­men, wie die ge­mein­sa­me Ver­wal­tung durch meh­re­re von­ein­an­der un­ab­hän­gi­ge Be­tei­lig­te, ge­gen un­be­fug­te Ver­än­de­run­gen ge­schützt ist.
3.
Der In­halt der Rech­te, die Funk­ti­ons­wei­se des Re­gis­ters und die Re­gis­trie­rungs­ver­ein­ba­rung sind im Re­gis­ter oder in da­mit ver­knüpf­ten Be­gleit­da­ten fest­ge­hal­ten.
4.
Die Gläu­bi­ger kön­nen die sie be­tref­fen­den In­for­ma­tio­nen und Re­gis­te­r­ein­trä­ge ein­se­hen so­wie die In­te­gri­tät des sie be­tref­fen­den Re­gis­te­rin­halts oh­ne Zu­tun Drit­ter über­prü­fen.

3 Der Schuld­ner hat si­cher­zu­stel­len, dass das Wert­rech­te­re­gis­ter des­sen Zweck ent­spre­chend or­ga­ni­siert ist. Ins­be­son­de­re ist si­cher­zu­stel­len, dass das Re­gis­ter je­der­zeit ge­mä­ss Re­gis­trie­rungs­ver­ein­ba­rung funk­tio­niert.

807 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

Art. 973e808  

II. Wir­kun­gen

 

1 Der Schuld­ner aus ei­nem Re­gis­ter­wert­recht ist nur an den durch das Wert­rech­te­re­gis­ter aus­ge­wie­se­nen Gläu­bi­ger so­wie ge­gen ent­spre­chen­de An­pas­sung des Re­gis­ters zu leis­ten be­rech­tigt und ver­pflich­tet.

2 Er wird durch ei­ne bei Ver­fall er­folg­te Leis­tung an den durch das Wert­rech­te­re­gis­ter aus­ge­wie­se­nen Gläu­bi­ger be­freit, auch wenn der aus­ge­wie­se­ne nicht der tat­säch­li­che Gläu­bi­ger ist, wenn dem Schuld­ner nicht Arg­list oder gro­be Fahr­läs­sig­keit zur Last fällt.

3 Wer in ei­nem Wert­rech­te­re­gis­ter vom dort aus­ge­wie­se­nen Gläu­bi­ger ein Re­gis­ter­wert­recht er­wor­ben hat, ist in sei­nem Er­werb zu schüt­zen, auch wenn der Ver­äus­se­rer zur Ver­fü­gung nicht be­fugt war, es sei denn, der Er­wer­ber han­del­te beim Er­werb bös­gläu­big oder grob­fahr­läs­sig.

4 Der Schuld­ner kann der For­de­rung aus ei­nem Re­gis­ter­wert­recht nur Ein­re­den ent­ge­gen­set­zen, die:

1.
ent­we­der ge­gen die Gül­tig­keit der Re­gis­trie­rung ge­rich­tet sind oder aus dem Wert­rech­te­re­gis­ter oder des­sen Be­gleit­da­ten selbst her­vor­ge­hen;
2.
ihm per­sön­lich ge­gen den ak­tu­el­len Gläu­bi­ger des Re­gis­ter­wert­rechts zu­ste­hen; oder
3.
sich auf die un­mit­tel­ba­re Be­zie­hung des Schuld­ners zu ei­nem frü­he­ren Gläu­bi­ger des Re­gis­ter­wert­rechts grün­den, wenn der ak­tu­el­le Gläu­bi­ger bei dem Er­werb des Re­gis­ter­wert­rechts be­wusst zum Nach­teil des Schuld­ners ge­han­delt hat.

808 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

Art. 973f809  

III. Über­tra­gung

 

1 Die Über­tra­gung des Re­gis­ter­wert­rechts un­ter­steht den Re­geln der Re­gis­trie­rungs­ver­ein­ba­rung.

2 Wird über den Gläu­bi­ger ei­nes Re­gis­ter­wert­rechts der Kon­kurs er­öff­net, die Pfän­dung voll­zo­gen oder die Nach­lass­stun­dung be­wil­ligt, so sind sei­ne Ver­fü­gun­gen über Re­gis­ter­wert­rech­te recht­lich ver­bind­lich und Drit­ten ge­gen­über wirk­sam, wenn sie:

1.
vor­gän­gig ein­ge­bracht wur­den;
2.
nach den Re­geln des Wert­rech­te­re­gis­ters oder ei­nes an­de­ren Han­dels­sys­tems un­wi­der­ruf­lich wur­den; so­wie
3.
in­ner­halb von 24 Stun­den tat­säch­lich in das Wert­rech­te­re­gis­ter ein­ge­tra­gen wur­den.

3 Steht in Be­zug auf das­sel­be Recht dem gut­gläu­bi­gen Emp­fän­ger ei­nes Wert­pa­piers ein gut­gläu­bi­ger Emp­fän­ger des Re­gis­ter­wert­rechts ge­gen­über, so geht der Ers­te dem Letz­te­ren vor.

809 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

Art. 973g810  

IV. Si­cher­hei­ten

 

1 Ei­ne Si­cher­heit kann auch oh­ne Über­tra­gung des Re­gis­ter­wert­rechts er­rich­tet wer­den, wenn:

1.
die Si­cher­heit im Wert­rech­te­re­gis­ter er­sicht­lich ist; und
2.
ge­währ­leis­tet ist, dass aus­sch­liess­lich der Si­che­rungs­neh­mer im Fal­le der Nicht­be­frie­di­gung über das Re­gis­ter­wert­recht ver­fü­gen kann.

2 Im Üb­ri­gen rich­tet sich:

1.
das Re­ten­ti­ons­recht an Re­gis­ter­wert­rech­ten nach den für Wert­pa­pie­re gel­ten­den Be­stim­mun­gen über das Re­ten­ti­ons­recht (Art. 895–898 ZGB811);
2.
das Pfand­recht an Re­gis­ter­wert­rech­ten nach den für Wert­pa­pie­re gel­ten­den Be­stim­mun­gen über das Pfand­recht an For­de­run­gen und an­de­ren Rech­ten (Art. 899–906 ZGB).

810 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

811 SR 210

Art. 973h812  

V. Kraft­los­er­klä­rung

 

1 Der an ei­nem Re­gis­ter­wert­recht Be­rech­tig­te kann ver­lan­gen, dass das Ge­richt das Re­gis­ter­wert­recht kraft­los er­klärt, so­fern er sei­ne ur­sprüng­li­che Ver­fü­gungs­macht so­wie de­ren Ver­lust glaub­haft macht. Nach der Kraft­los­er­klä­rung kann er sein Recht auch aus­ser­halb des Re­gis­ters gel­tend ma­chen oder auf sei­ne Kos­ten vom Schuld­ner die Zu­tei­lung ei­nes neu­en Re­gis­ter­wert­rechts ver­lan­gen. Im Üb­ri­gen sind für das Ver­fah­ren und die Wir­kung der Kraft­los­er­klä­rung die Ar­ti­kel 982–986 sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

2 Die Par­tei­en kön­nen ei­ne ver­ein­fach­te Kraft­los­er­klä­rung durch Her­ab­set­zung der Zahl der öf­fent­li­chen Auf­for­de­run­gen oder durch Ver­kür­zung der Fris­ten vor­se­hen.

812 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

Art. 973i813  

VI. In­for­ma­ti­on und Haf­tung

 

1 Der Schuld­ner aus ei­nem Re­gis­ter­wert­recht oder ei­nem Recht, das als sol­ches an­ge­bo­ten wird, hat je­dem Er­wer­ber be­kannt zu ge­ben:

1.
den In­halt des Wert­rechts;
2.
die Funk­ti­ons­wei­se des Wert­rech­te­re­gis­ters so­wie die Mass­nah­men zum Schutz des Funk­tio­nie­rens und der In­te­gri­tät des Wert­rech­te­re­gis­ters nach Ar­ti­kel 973d Ab­sät­ze 2 und 3.

2 Er haf­tet für den Scha­den, der dem Er­wer­ber durch un­rich­ti­ge, ir­re­füh­ren­de oder den ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen nicht ent­spre­chen­de An­ga­ben ent­steht, so­fern er nicht nach­weist, dass er die er­for­der­li­che Sorg­falt an­ge­wen­det hat.

3 Ver­ein­ba­run­gen, wel­che die­se Haf­tung be­schrän­ken oder weg­be­din­gen, sind nich­tig.

813 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Fe­br. 2021 (AS 2021 33; BBl 2020 233).

Zweiter Abschnitt: Die Namenpapiere

Art. 974  

A. Be­griff

 

Ein Wert­pa­pier gilt als Na­men­pa­pier, wenn es auf einen be­stimm­ten Na­men lau­tet und we­der an Ord­re ge­stellt noch ge­setz­lich als Or­dre­pa­pier er­klärt ist.

Art. 975  

B. Aus­weis über das Gläu­bi­ger­recht

I. In der Re­gel

 

1 Der Schuld­ner ist nur demje­ni­gen zu leis­ten ver­pflich­tet, der In­ha­ber der Ur­kun­de ist und der sich als die Per­son oder als Rechts­nach­fol­ger der Per­son aus­weist, auf wel­che die Ur­kun­de lau­tet.

2 Leis­tet der Schuld­ner oh­ne die­sen Aus­weis, so wird er ge­gen­über ei­nem Drit­ten, der sei­ne Be­rech­ti­gung nach­weist, nicht be­freit.

Art. 976  

II. Beim hin­ken­den In­ha­ber­pa­pier

 

Hat sich der Schuld­ner im Na­men­pa­pier das Recht vor­be­hal­ten, je­dem In­ha­ber der Ur­kun­de leis­ten zu dür­fen, so wird er durch die in gu­tem Glau­ben er­folg­te Leis­tung an den In­ha­ber be­freit, auch wenn er den Aus­weis über das Gläu­bi­ger­recht nicht ver­langt hat; er ist in­des­sen nicht ver­pflich­tet, an den In­ha­ber zu leis­ten.

Art. 977  

C. Kraft­los­er­klä­rung

 

1 Die Na­men­pa­pie­re wer­den, wenn kei­ne be­son­dern Vor­schrif­ten auf­ge­stellt sind, nach den für die In­ha­ber­pa­pie­re gel­ten­den Be­stim­mun­gen kraft­los er­klärt.

2 Der Schuld­ner kann in der Ur­kun­de ei­ne ver­ein­fach­te Kraft­los­er­klä­rung durch Her­ab­set­zung der Zahl der öf­fent­li­chen Auf­for­de­run­gen oder durch Ver­kür­zung der Fris­ten vor­se­hen, oder sich das Recht vor­be­hal­ten, auch oh­ne Vor­wei­sung der Ur­kun­de und oh­ne Kraft­los­er­klä­rung gül­tig zu leis­ten, wenn der Gläu­bi­ger die Ent­kräf­tung des Schuld­scheins und die Til­gung der Schuld in ei­ner öf­fent­li­chen oder be­glau­big­ten Ur­kun­de aus­spricht.

Dritter Abschnitt: Die Inhaberpapiere

Art. 978  

A. Be­griff

 

1 Ein Wert­pa­pier gilt als In­ha­ber­pa­pier, wenn aus dem Wort­laut oder der Form der Ur­kun­de er­sicht­lich ist, dass der je­wei­li­ge In­ha­ber als Be­rech­tig­ter an­er­kannt wird.

2 Der Schuld­ner darf je­doch nicht mehr be­zah­len, wenn ein ge­richt­li­ches oder po­li­zei­li­ches Zah­lungs­ver­bot an ihn er­las­sen wor­den ist.

Art. 979  

B. Ein­re­den des Schuld­ners

I. Im All­ge­mei­nen

 

1 Der Schuld­ner kann der For­de­rung aus ei­nem In­ha­ber­pa­pier nur sol­che Ein­re­den ent­ge­gen­set­zen, die ent­we­der ge­gen die Gül­tig­keit der Ur­kun­de ge­rich­tet sind oder aus der Ur­kun­de selbst her­vor­ge­hen, so­wie sol­che, die ihm per­sön­lich ge­gen den je­wei­li­gen Gläu­bi­ger zu­ste­hen.

2 Ein­re­den, die sich auf die un­mit­tel­ba­ren Be­zie­hun­gen des Schuld­ners zu ei­nem frü­he­ren In­ha­ber grün­den, sind zu­läs­sig, wenn der In­ha­ber bei dem Er­werb der Ur­kun­de be­wusst zum Nach­teil des Schuld­ners ge­han­delt hat.

3 Aus­ge­schlos­sen ist die Ein­re­de, dass die Ur­kun­de wi­der den Wil­len des Schuld­ners in den Ver­kehr ge­langt sei.

Art. 980  

II. Bei In­ha­ber­zins­cou­pons

 

1 Ge­gen die For­de­rung aus In­ha­ber­zins­cou­pons kann der Schuld­ner die Ein­re­de, dass die Ka­pi­tal­schuld ge­tilgt sei, nicht er­he­ben.

2 Der Schuld­ner ist aber be­rech­tigt, bei Be­zah­lung der Ka­pi­tal­schuld den Be­trag der erst in Zu­kunft ver­fal­len­den In­ha­ber­zins­cou­pons, die ihm nicht mit dem Haupt­ti­tel ab­ge­lie­fert wer­den, bis nach Ab­lauf der für die­se Cou­pons gel­ten­den Ver­jäh­rungs­frist zu­rück­zu­be­hal­ten, es sei denn, dass die nicht ab­ge­lie­fer­ten Cou­pons kraft­los er­klärt wor­den sind oder dass de­ren Be­trag si­cher­ge­stellt wird.

Art. 981  

C. Kraft­los­er­klä­rung

I. Im All­ge­mei­nen

1. Be­geh­ren

 

1 In­ha­ber­pa­pie­re, wie Ak­ti­en, Ob­li­ga­tio­nen, Ge­nuss­schei­ne, Cou­pons­bo­gen, Be­zugs­schei­ne für Cou­pons­bo­gen, je­doch mit Aus­schluss ein­zel­ner Cou­pons, wer­den auf Be­geh­ren des Be­rech­tig­ten durch das Ge­richt kraft­los er­klärt.

2815

3 Der Ge­such­stel­ler hat den Be­sitz und Ver­lust der Ur­kun­de glaub­haft zu ma­chen.

4 Ist dem In­ha­ber ei­nes mit Cou­pons­bo­gen oder Be­zugs­schein ver­se­he­nen Pa­piers bloss der Cou­pons­bo­gen oder Be­zugs­schein ab­han­den ge­kom­men, so ge­nügt zur Be­grün­dung des Be­geh­rens die Vor­zei­gung des Haupt­ti­tels.

815 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 5 des Ge­richts­stands­ge­set­zes vom 24. März 2000, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2355; BBl 1999 III 2829).

Art. 982  

2. Zah­lungs­ver­bot

 

1 Dem aus dem Wert­pa­pier Ver­pflich­te­ten kann auf Ver­lan­gen des Ge­such­stel­lers die Ein­lö­sung un­ter Hin­weis auf die Ge­fahr dop­pel­ter Zah­lung ver­bo­ten wer­den.

2 Soll ein Cou­pons­bo­gen kraft­los er­klärt wer­den, so fin­det auf die wäh­rend des Ver­fah­rens ver­fal­len­den ein­zel­nen Cou­pons die Be­stim­mung über die Kraft­los­er­klä­rung der Zins­cou­pons ent­spre­chen­de An­wen­dung.

Art. 983  

3. Auf­ge­bot, An­mel­dungs­frist

 

Er­ach­tet der Rich­ter die Dar­stel­lung des Ge­such­stel­lers über sei­nen frü­hern Be­sitz und über den Ver­lust der Ur­kun­de für glaub­haft, so for­dert er durch öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung den un­be­kann­ten In­ha­ber auf, das Wert­pa­pier in­ner­halb be­stimm­ter Frist vor­zu­le­gen, wid­ri­gen­falls die Kraft­los­er­klä­rung aus­ge­spro­chen wer­de. Die Frist ist auf min­des­tens sechs Mo­na­te fest­zu­set­zen; sie läuft vom Ta­ge der ers­ten Be­kannt­ma­chung an.

Art. 984  

4. Art der Be­kannt­ma­chung

 

1 Die Auf­for­de­rung zur Vor­le­gung der Ur­kun­de ist im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt zu ver­öf­fent­li­chen.816

2 In be­son­de­ren Fäl­len kann das Ge­richt noch in an­de­rer Wei­se für an­ge­mes­se­ne Ver­öf­fent­li­chung sor­gen.

816 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 985  

5. Wir­kung

a. Bei Vor­le­gung der Ur­kun­de

 

1 Wird das ab­han­den ge­kom­me­ne In­ha­ber­pa­pier vor­ge­legt, so setzt das Ge­richt dem Ge­such­stel­ler Frist zur An­he­bung der Kla­ge auf Her­aus­ga­be der Ur­kun­de.

2 Klagt der Ge­such­stel­ler nicht bin­nen die­ser Frist, so gibt das Ge­richt die Ur­kun­de zu­rück und hebt das Zah­lungs­ver­bot auf.

Art. 986  

b. Bei Nicht­vor­le­gung

 

1 Wird das ab­han­den ge­kom­me­ne In­ha­ber­pa­pier in­nert der an­ge­setz­ten Frist nicht vor­ge­legt, so kann das Ge­richt die Ur­kun­de kraft­los er­klä­ren oder je nach Um­stän­den wei­te­re An­ord­nun­gen tref­fen.

2 Die Kraft­los­er­klä­rung ei­nes In­ha­ber­pa­piers ist so­fort im Schwei­ze­ri­schen Han­delsamts­blatt, nach Er­mes­sen des Ge­richts auch an­der­wei­tig zu ver­öf­fent­li­chen.

3 Nach der Kraft­los­er­klä­rung ist der Ge­such­stel­ler be­rech­tigt, auf sei­ne Kos­ten die Aus­fer­ti­gung ei­ner neu­en Ur­kun­de oder die Er­fül­lung der fäl­li­gen Leis­tung zu for­dern.

Art. 987  

II. Bei Cou­pons im be­son­dern

 

1 Sind ein­zel­ne Cou­pons ab­han­den ge­kom­men, so hat das Ge­richt auf Be­geh­ren des Be­rech­tig­ten zu ver­fü­gen, dass der Be­trag bei Ver­fall oder, so­fern der Cou­pon be­reits ver­fal­len ist, so­fort ge­richt­lich hin­ter­legt wer­de.

2 Nach Ab­lauf von drei Jah­ren seit dem Ver­fall­ta­ge ist, wenn sich in­zwi­schen kein Be­rech­tig­ter ge­mel­det hat, der Be­trag nach Ver­fü­gung des Ge­richts an den Ge­such­stel­ler her­aus­zu­ge­ben.

Art. 988  

III. Bei Bank­no­ten und ähn­li­chen Pa­pie­ren

 

Bei Bank­no­ten und an­dern in grös­se­rer An­zahl aus­ge­ge­be­nen, auf Sicht zahl­ba­ren In­ha­ber­pa­pie­ren, die zum Um­lauf als Er­satz­mit­tel für Geld be­stimmt sind und auf fes­te Be­trä­ge lau­ten, fin­det ei­ne Kraft­los­er­klä­rung nicht statt.

Art. 989817  

D. Schuld­brief

 

Vor­be­hal­ten blei­ben die be­son­dern Be­stim­mun­gen über den Schuld­brief, der auf den In­ha­ber lau­tet.

817 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 2 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Vierter Abschnitt: Der Wechsel

A. Wechselfähigkeit

Art. 990  

A. Wech­sel­fä­hig­keit

 

Wer sich durch Ver­trä­ge ver­pflich­ten kann, ist wech­sel­fä­hig.

B. Gezogener Wechsel

I. Ausstellung und Form des gezogenen Wechsels

Art. 991  

B. Ge­zo­ge­ner Wech­sel

I. Aus­stel­lung und Form des ge­zo­ge­nen Wech­sels

1. Er­for­der­nis­se

 

Der ge­zo­ge­ne Wech­sel ent­hält:

1.
die Be­zeich­nung als Wech­sel im Tex­te der Ur­kun­de, und zwar in der Spra­che, in der sie aus­ge­stellt ist;
2.
die un­be­ding­te An­wei­sung, ei­ne be­stimm­te Geld­sum­me zu zah­len;
3.
den Na­men des­sen, der zah­len soll (Be­zo­ge­ner);
4.
die An­ga­be der Ver­fall­zeit;
5.
die An­ga­be des Zah­lungs­or­tes;
6.
den Na­men des­sen, an den oder an des­sen Ord­re ge­zahlt wer­den soll;
7.
die An­ga­be des Ta­ges und des Or­tes der Aus­stel­lung;
8.
die Un­ter­schrift des Aus­stel­lers.
Art. 992  

2. Feh­len von Er­for­der­nis­sen

 

1 Ei­ne Ur­kun­de, der ei­ner der im vor­ste­hen­den Ar­ti­kel be­zeich­ne­ten Be­stand­tei­le fehlt, gilt nicht als ge­zo­ge­ner Wech­sel, vor­be­halt­lich der in den fol­gen­den Ab­sät­zen be­zeich­ne­ten Fäl­le.

2 Ein Wech­sel oh­ne An­ga­be der Ver­fall­zeit gilt als Sicht­wech­sel.

3 Man­gels ei­ner be­son­de­ren An­ga­be gilt der bei dem Na­men des Be­zo­ge­nen an­ge­ge­be­ne Ort als Zah­lungs­ort und zu­gleich als Wohn­ort des Be­zo­ge­nen.

4 Ein Wech­sel oh­ne An­ga­be des Aus­stel­lungs­or­tes gilt als aus­ge­stellt an dem Or­te, der bei dem Na­men des Aus­stel­lers an­ge­ge­ben ist.

Art. 993  

3. Ar­ten

 

1 Der Wech­sel kann an die ei­ge­ne Ord­re des Aus­stel­lers lau­ten.

2 Er kann auf den Aus­stel­ler selbst ge­zo­gen wer­den.

3 Er kann für Rech­nung ei­nes Drit­ten ge­zo­gen wer­den.

Art. 994  

4. Zahl­stel­len. Do­mi­zil­wech­sel

 

Der Wech­sel kann bei ei­nem Drit­ten, am Wohn­or­te des Be­zo­ge­nen oder an ei­nem an­de­ren Or­te zahl­bar ge­stellt wer­den.

Art. 995  

5. Zins­ver­spre­chen

 

1 In ei­nem Wech­sel, der auf Sicht oder auf ei­ne be­stimm­te Zeit nach Sicht lau­tet, kann der Aus­stel­ler be­stim­men, dass die Wech­sel­sum­me zu ver­zin­sen ist. Bei je­dem an­de­ren Wech­sel gilt der Zins­ver­merk als nicht ge­schrie­ben.

2 Der Zins­fuss ist im Wech­sel an­zu­ge­ben; fehlt die­se An­ga­be, so gilt der Zins­ver­merk als nicht ge­schrie­ben.

3 Die Zin­sen lau­fen vom Ta­ge der Aus­stel­lung des Wech­sels, so­fern nicht ein an­de­rer Tag be­stimmt ist.

Art. 996  

6. Ver­schie­de­ne Be­zeich­nung der Wech­sel­sum­me

 

1 Ist die Wech­sel­sum­me in Buch­sta­ben und in Zif­fern an­ge­ge­ben, so gilt bei Ab­wei­chun­gen die in Buch­sta­ben an­ge­ge­be­ne Sum­me.

2 Ist die Wech­sel­sum­me mehr­mals in Buch­sta­ben oder mehr­mals in Zif­fern an­ge­ge­ben, so gilt bei Ab­wei­chun­gen die ge­rings­te Sum­me.

Art. 997  

7. Un­ter­schrif­ten von Wech­se­l­un­fä­hi­gen

 

Trägt ein Wech­sel Un­ter­schrif­ten von Per­so­nen, die ei­ne Wech­sel­ver­bind­lich­keit nicht ein­ge­hen kön­nen, ge­fälsch­te Un­ter­schrif­ten, Un­ter­schrif­ten er­dich­te­ter Per­so­nen oder Un­ter­schrif­ten, die aus ir­gend­ei­nem an­de­ren Grun­de für die Per­so­nen, die un­ter­schrie­ben ha­ben oder mit de­ren Na­men un­ter­schrie­ben wor­den ist, kei­ne Ver­bind­lich­keit be­grün­den, so hat dies auf die Gül­tig­keit der üb­ri­gen Un­ter­schrif­ten kei­nen Ein­fluss.

Art. 998  

8. Un­ter­schrift oh­ne Er­mäch­ti­gung

 

Wer auf ei­nem Wech­sel sei­ne Un­ter­schrift als Ver­tre­ter ei­nes an­de­ren setzt, oh­ne hier­zu er­mäch­tigt zu sein, haf­tet selbst wech­sel­mäs­sig und hat, wenn er den Wech­sel ein­löst, die­sel­ben Rech­te, die der an­geb­lich Ver­tre­te­ne ha­ben wür­de. Das glei­che gilt von ei­nem Ver­tre­ter, der sei­ne Ver­tre­tungs­be­fug­nis über­schrit­ten hat.

Art. 999  

9. Haf­tung des Aus­stel­lers

 

1 Der Aus­stel­ler haf­tet für die An­nah­me und die Zah­lung des Wech­sels.

2 Er kann die Haf­tung für die An­nah­me aus­sch­lies­sen; je­der Ver­merk, durch den er die Haf­tung für die Zah­lung aus­sch­liesst, gilt als nicht ge­schrie­ben.

Art. 1000  

10. Blan­ko­wech­sel

 

Wenn ein Wech­sel, der bei der Be­ge­bung un­voll­stän­dig war, den ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­run­gen zu­wi­der aus­ge­füllt wor­den ist, so kann die Nicht­ein­hal­tung die­ser Ver­ein­ba­run­gen dem In­ha­ber nicht ent­ge­gen­ge­setzt wer­den, es sei denn, dass er den Wech­sel in bö­sem Glau­ben er­wor­ben hat oder ihm beim Er­werb ei­ne gro­be Fahr­läs­sig­keit zur Last fällt.

II. Indossament

Art. 1001  

II. In­dos­sa­ment

1. Über­trag­bar­keit

 

1 Je­der Wech­sel kann durch In­dos­sa­ment über­tra­gen wer­den, auch wenn er nicht aus­drück­lich an Ord­re lau­tet.

2 Hat der Aus­stel­ler in den Wech­sel die Wor­te: «nicht an Ord­re» oder einen gleich­be­deu­ten­den Ver­merk auf­ge­nom­men, so kann der Wech­sel nur in der Form und mit den Wir­kun­gen ei­ner ge­wöhn­li­chen Ab­tre­tung über­tra­gen wer­den.

3 Das In­dos­sa­ment kann auch auf den Be­zo­ge­nen, gleich­viel ob er den Wech­sel an­ge­nom­men hat oder nicht, auf den Aus­stel­ler oder auf je­den an­de­ren Wech­sel­ver­pflich­te­ten lau­ten. Die­se Per­so­nen kön­nen den Wech­sel wei­ter in­dos­sie­ren.

Art. 1002  

2. Er­for­der­nis­se

 

1 Das In­dos­sa­ment muss un­be­dingt sein. Be­din­gun­gen, von de­nen es ab­hän­gig ge­macht wird, gel­ten als nicht ge­schrie­ben.

2 Ein Tei­lin­dos­sa­ment ist nich­tig.

3 Ein In­dos­sa­ment an den In­ha­ber gilt als Blan­ko­in­dos­sa­ment.

Art. 1003  

3. Form

 

1 Das In­dos­sa­ment muss auf den Wech­sel oder auf ein mit dem Wech­sel ver­bun­de­nes Blatt (An­hang, Al­lon­ge) ge­setzt wer­den. Es muss von dem In­dossan­ten un­ter­schrie­ben wer­den.

2 Das In­dos­sa­ment braucht den In­dos­sa­tar nicht zu be­zeich­nen und kann selbst in der blos­sen Un­ter­schrift des In­dossan­ten be­ste­hen (Blan­ko­in­dos­sa­ment). In die­sem letz­te­ren Fal­le muss das In­dos­sa­ment, um gül­tig zu sein, auf die Rück­sei­te des Wech­sels oder auf den An­hang ge­setzt wer­den.

Art. 1004  

4. Wir­kun­gen

a. Über­tra­gungs­funk­ti­on

 

1 Das In­dos­sa­ment über­trägt al­le Rech­te aus dem Wech­sel.

2 Ist es ein Blan­ko­in­dos­sa­ment, so kann der In­ha­ber

1.
das In­dos­sa­ment mit sei­nem Na­men oder mit dem Na­men ei­nes an­de­ren aus­fül­len;
2.
den Wech­sel durch ein Blan­ko­in­dos­sa­ment oder an ei­ne be­stimm­te Per­son wei­ter in­dos­sie­ren;
3.
den Wech­sel wei­ter be­ge­ben, oh­ne das Blan­ko­in­dos­sa­ment aus­zu­fül­len und oh­ne ihn zu in­dos­sie­ren.
Art. 1005  

b. Ga­ran­tie­funk­ti­on

 

1 Der In­dossant haf­tet man­gels ei­nes ent­ge­gen­ste­hen­den Ver­merks für die An­nah­me und die Zah­lung.

2 Er kann un­ter­sa­gen, dass der Wech­sel wei­ter in­dos­siert wird; in die­sem Fal­le haf­tet er de­nen nicht, an die der Wech­sel wei­ter in­dos­siert wird.

Art. 1006  

c. Le­gi­ti­ma­ti­on des In­ha­bers

 

1 Wer den Wech­sel in Hän­den hat, gilt als recht­mäs­si­ger In­ha­ber, so­fern er sein Recht durch ei­ne un­un­ter­bro­che­ne Rei­he von In­dos­sa­men­ten nach­weist, und zwar auch dann, wenn das letz­te ein Blan­ko­in­dos­sa­ment ist. Aus­ge­stri­che­ne In­dos­sa­men­te gel­ten hie­bei als nicht ge­schrie­ben. Folgt auf ein Blan­ko­in­dos­sa­ment ein wei­te­res In­dos­sa­ment, so wird an­ge­nom­men, dass der Aus­stel­ler die­ses In­dos­sa­ments den Wech­sel durch das Blan­ko­in­dos­sa­ment er­wor­ben hat.

2 Ist der Wech­sel ei­nem frü­he­ren In­ha­ber ir­gend­wie ab­han­den ge­kom­men, so ist der neue In­ha­ber, der sein Recht nach den Vor­schrif­ten des vor­ste­hen­den Ab­sat­zes nach­weist, zur Her­aus­ga­be des Wech­sels nur ver­pflich­tet, wenn er ihn in bö­sem Glau­ben er­wor­ben hat oder ihm beim Er­werb ei­ne gro­be Fahr­läs­sig­keit zur Last fällt.

Art. 1007  

5. Ein­re­den

 

Wer aus dem Wech­sel in An­spruch ge­nom­men wird, kann dem In­ha­ber kei­ne Ein­wen­dun­gen ent­ge­gen­set­zen, die sich auf sei­ne un­mit­tel­ba­ren Be­zie­hun­gen zu dem Aus­stel­ler oder zu ei­nem frü­he­ren In­ha­ber grün­den, es sei denn, dass der In­ha­ber bei dem Er­werb des Wech­sels be­wusst zum Nach­teil des Schuld­ners ge­han­delt hat.

Art. 1008  

6. Voll­macht­sin­dos­sa­ment

 

1 Ent­hält das In­dos­sa­ment den Ver­merk «Wert zur Ein­zie­hung», «zum In­kas­so», «in Pro­ku­ra» oder einen an­de­ren nur ei­ne Be­voll­mäch­ti­gung aus­drücken­den Ver­merk, so kann der In­ha­ber al­le Rech­te aus dem Wech­sel gel­tend ma­chen; aber er kann ihn nur durch ein wei­te­res Voll­macht­sin­dos­sa­ment über­tra­gen.

2 Die Wech­sel­ver­pflich­te­ten kön­nen in die­sem Fal­le dem In­ha­ber nur sol­che Ein­wen­dun­gen ent­ge­gen­set­zen, die ih­nen ge­gen den In­dossan­ten zu­ste­hen.

3 Die in dem Voll­macht­sin­dos­sa­ment ent­hal­te­ne Voll­macht er­lischt we­der mit dem Tod noch mit dem Ein­tritt der Hand­lungs­un­fä­hig­keit des Voll­macht­ge­bers.

Art. 1009  

7. Of­fe­nes Pfandin­dos­sa­ment

 

1 Ent­hält das In­dos­sa­ment den Ver­merk «Wert zur Si­cher­heit», «Wert zum Pfan­de» oder einen an­de­ren ei­ne Ver­pfän­dung aus­drücken­den Ver­merk, so kann der In­ha­ber al­le Rech­te aus dem Wech­sel gel­tend ma­chen; ein von ihm aus­ge­stell­tes In­dos­sa­ment hat aber nur die Wir­kung ei­nes Voll­macht­sin­dos­sa­ments.

2 Die Wech­sel­ver­pflich­te­ten kön­nen dem In­ha­ber kei­ne Ein­wen­dun­gen ent­ge­gen­set­zen, die sich auf ih­re un­mit­tel­ba­ren Be­zie­hun­gen zu dem In­dossan­ten grün­den, es sei denn, dass der In­ha­ber bei dem Er­werb des Wech­sels be­wusst zum Nach­teil des Schuld­ners ge­han­delt hat.

Art. 1010  

8. Nachin­dos­sa­ment

 

1 Ein In­dos­sa­ment nach Ver­fall hat die­sel­ben Wir­kun­gen wie ein In­dos­sa­ment vor Ver­fall. Ist je­doch der Wech­sel erst nach Er­he­bung des Pro­tes­tes man­gels Zah­lung oder nach Ab­lauf der hie­für be­stimm­ten Frist in­dos­siert wor­den, so hat das In­dos­sa­ment nur die Wir­kun­gen ei­ner ge­wöhn­li­chen Ab­tre­tung.

2 Bis zum Be­weis des Ge­gen­teils wird ver­mu­tet, dass ein nicht da­tier­tes In­dos­sa­ment vor Ab­lauf der für die Er­he­bung des Pro­tes­tes be­stimm­ten Frist auf den Wech­sel ge­setzt wor­den ist.

III. Annahme

Art. 1011  

III. An­nah­me

1. Recht zur Vor­le­gung

 

Der Wech­sel kann von dem In­ha­ber oder von je­dem, der den Wech­sel auch nur in Hän­den hat, bis zum Ver­fall dem Be­zo­ge­nen an sei­nem Wohn­or­te zur An­nah­me vor­ge­legt wer­den.

Art. 1012  

2. Ge­bot und Ver­bot der Vor­le­gung

 

1 Der Aus­stel­ler kann in je­dem Wech­sel mit oder oh­ne Be­stim­mung ei­ner Frist vor­schrei­ben, dass der Wech­sel zur An­nah­me vor­ge­legt wer­den muss.

2 Er kann im Wech­sel die Vor­le­gung zur An­nah­me un­ter­sa­gen wenn es sich nicht um einen Wech­sel han­delt, der bei ei­nem Drit­ten oder an ei­nem von dem Wohn­ort des Be­zo­ge­nen ver­schie­de­nen Ort zahl­bar ist oder der auf ei­ne be­stimm­te Zeit nach Sicht lau­tet.

3 Er kann auch vor­schrei­ben, dass der Wech­sel nicht vor ei­nem be­stimm­ten Ta­ge zur An­nah­me vor­ge­legt wer­den darf.

4 Je­der In­dossant kann, wenn nicht der Aus­stel­ler die Vor­le­gung zur An­nah­me un­ter­sagt hat, mit oder oh­ne Be­stim­mung ei­ner Frist vor­schrei­ben, dass der Wech­sel zur An­nah­me vor­ge­legt wer­den muss.

Art. 1013  

3. Pflicht zur Vor­le­gung bei Nach­sicht­wech­seln

 

1 Wech­sel, die auf ei­ne be­stimm­te Zeit nach Sicht lau­ten, müs­sen bin­nen ei­nem Jah­re nach dem Ta­ge der Aus­stel­lung zur An­nah­me vor­ge­legt wer­den.

2 Der Aus­stel­ler kann ei­ne kür­ze­re oder ei­ne län­ge­re Frist be­stim­men.

3 Die In­dossan­ten kön­nen die Vor­le­gungs­fris­ten ab­kür­zen.

Art. 1014  

4. Noch­ma­li­ge Vor­le­gung

 

1 Der Be­zo­ge­ne kann ver­lan­gen, dass ihm der Wech­sel am Ta­ge nach der ers­ten Vor­le­gung noch­mals vor­ge­legt wird. Die Be­tei­lig­ten kön­nen sich dar­auf, dass die­sem Ver­lan­gen nicht ent­spro­chen wor­den ist, nur be­ru­fen, wenn das Ver­lan­gen im Pro­test ver­merkt ist.

2 Der In­ha­ber ist nicht ver­pflich­tet, den zur An­nah­me vor­ge­leg­ten Wech­sel in der Hand des Be­zo­ge­nen zu las­sen.

Art. 1015  

5. Form der An­nah­me

 

1 Die An­nah­me­er­klä­rung wird auf den Wech­sel ge­setzt. Sie wird durch das Wort «an­ge­nom­men» oder ein gleich­be­deu­ten­des Wort aus­ge­drückt; sie ist vom Be­zo­ge­nen zu un­ter­schrei­ben. Die blos­se Un­ter­schrift des Be­zo­ge­nen auf der Vor­der­sei­te des Wech­sels gilt als An­nah­me.

2 Lau­tet der Wech­sel auf ei­ne be­stimm­te Zeit nach Sicht oder ist er in­fol­ge ei­nes be­son­de­ren Ver­merks in­ner­halb ei­ner be­stimm­ten Frist zur An­nah­me vor­zu­le­gen, so muss die An­nah­me­er­klä­rung den Tag be­zeich­nen, an dem sie er­folgt ist, so­fern nicht der In­ha­ber die An­ga­be des Ta­ges der Vor­le­gung ver­langt. Ist kein Tag an­ge­ge­ben, so muss der In­ha­ber, um sei­ne Rück­griffs­rech­te ge­gen die In­dossan­ten und den Aus­stel­ler zu wah­ren, die­se Un­ter­las­sung recht­zei­tig durch einen Pro­test fest­stel­len las­sen.

Art. 1016  

6. Ein­schrän­kun­gen der An­nah­me

 

1 Die An­nah­me muss un­be­dingt sein; der Be­zo­ge­ne kann sie aber auf einen Teil der Wech­sel­sum­me be­schrän­ken.

2 Wenn die An­nah­me­er­klä­rung ir­gend­ei­ne an­de­re Ab­wei­chung von den Be­stim­mun­gen des Wech­sels ent­hält, so gilt die An­nah­me als ver­wei­gert. Der An­neh­men­de haf­tet je­doch nach dem In­hal­te sei­ner An­nah­me­er­klä­rung.

Art. 1017  

7. Do­mi­zi­li­at und Zahl­stel­le

 

1 Hat der Aus­stel­ler im Wech­sel einen von dem Wohn­or­te des Be­zo­ge­nen ver­schie­de­nen Zah­lungs­ort an­ge­ge­ben, oh­ne einen Drit­ten zu be­zeich­nen, bei dem die Zah­lung ge­leis­tet wer­den soll, so kann der Be­zo­ge­ne bei der An­nah­me­er­klä­rung einen Drit­ten be­zeich­nen. Man­gels ei­ner sol­chen Be­zeich­nung wird an­ge­nom­men, dass sich der An­neh­mer ver­pflich­tet hat, selbst am Zah­lungs­or­te zu zah­len.

2 Ist der Wech­sel beim Be­zo­ge­nen selbst zahl­bar, so kann die­ser in der An­nah­me­er­klä­rung ei­ne am Zah­lungs­or­te be­find­li­che Stel­le be­zeich­nen, wo die Zah­lung ge­leis­tet wer­den soll.

Art. 1018  

8. Wir­kung der An­nah­me

a. Im All­ge­mei­nen

 

1 Der Be­zo­ge­ne wird durch die An­nah­me ver­pflich­tet, den Wech­sel bei Ver­fall zu be­zah­len.

2 Man­gels Zah­lung hat der In­ha­ber, auch wenn er der Aus­stel­ler ist, ge­gen den An­neh­mer einen un­mit­tel­ba­ren An­spruch aus dem Wech­sel auf al­les, was auf Grund der Ar­ti­kel 1045 und 1046 ge­for­dert wer­den kann.

Art. 1019  

b. Bei Strei­chung

 

1 Hat der Be­zo­ge­ne die auf den Wech­sel ge­setz­te An­nah­me­er­klä­rung vor der Rück­ga­be des Wech­sels ge­stri­chen, so gilt die An­nah­me als ver­wei­gert. Bis zum Be­weis des Ge­gen­teils wird ver­mu­tet, dass die Strei­chung vor der Rück­ga­be des Wech­sels er­folgt ist.

2 Hat der Be­zo­ge­ne je­doch dem In­ha­ber oder ei­ner Per­son, de­ren Un­ter­schrift sich auf dem Wech­sel be­fin­det, die An­nah­me schrift­lich mit­ge­teilt, so haf­tet er die­sen nach dem In­halt sei­ner An­nah­me­er­klä­rung.

IV. Wechselbürgschaft

Art. 1020  

IV. Wech­sel­bürg­schaft

1. Wech­sel­bür­gen

 

1 Die Zah­lung der Wech­sel­sum­me kann ganz oder teil­wei­se durch Wech­sel­bürg­schaft ge­si­chert wer­den.

2 Die­se Si­cher­heit kann von ei­nem Drit­ten oder auch von ei­ner Per­son ge­leis­tet wer­den, de­ren Un­ter­schrift sich schon auf dem Wech­sel be­fin­det.

Art. 1021  

2. Form

 

1 Die Bürg­schafts­er­klä­rung wird auf den Wech­sel oder auf einen An­hang (Al­lon­ge) ge­setzt.

2 Sie wird durch die Wor­te «als Bür­ge» oder einen gleich­be­deu­ten­den Ver­merk aus­ge­drückt; sie ist von dem Wech­sel­bür­gen zu un­ter­schrei­ben.

3 Die blos­se Un­ter­schrift auf der Vor­der­sei­te des Wech­sels gilt als Bürg­schafts­er­klä­rung, so­weit es sich nicht um die Un­ter­schrift des Be­zo­ge­nen oder des Aus­stel­lers han­delt.

4 In der Er­klä­rung ist an­zu­ge­ben, für wen die Bürg­schaft ge­leis­tet wird; man­gels ei­ner sol­chen An­ga­be gilt sie für den Aus­stel­ler.

Art. 1022  

3. Wir­kun­gen

 

1 Der Wech­sel­bür­ge haf­tet in der glei­chen Wei­se wie der­je­ni­ge, für den er sich ver­bürgt hat.

2 Sei­ne Ver­pflich­tungs­er­klä­rung ist auch gül­tig, wenn die Ver­bind­lich­keit, für die er sich ver­bürgt hat, aus ei­nem an­dern Grund als we­gen ei­nes Form­feh­lers nich­tig ist.

3 Der Wech­sel­bür­ge, der den Wech­sel be­zahlt, er­wirbt die Rech­te aus dem Wech­sel ge­gen den­je­ni­gen, für den er sich ver­bürgt hat, und ge­gen al­le, die die­sem wech­sel­mäs­sig haf­ten.

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