Bei grossen Gesetzen wie OR und ZGB kann dies bis zu 30 Sekunden dauern

Verordnung über die Führung und Aufbewahrung der Geschäftsbücher

vom 24. April 2002 (Stand am 1. Januar 2013)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf Artikel 958f Absatz 4 des Obligationenrechts1,2

verordnet:

1. Abschnitt: Zu führende Bücher

Art. 1  

1Wer buch­füh­rungs­pflich­tig ist, muss ein Haupt­buch und, je nach Art und Um­fang des Ge­schäfts, auch Hilfs­bü­cher füh­ren.

2Das Haupt­buch be­steht aus:

a.
den Kon­ten (sach­lo­gi­sche Glie­de­rung al­ler ver­buch­ten Ge­schäfts­vor­fäl­le), auf de­ren Ba­sis Be­triebs­rech­nung und Bi­lanz er­stellt wer­den;
b.
dem Jour­nal (chro­no­lo­gi­sche Er­fas­sung al­ler ver­buch­ten Ge­schäfts­vor­fäl­le).

3Die Hilfs­bü­cher müs­sen in Er­gän­zung zum Haupt­buch die An­ga­ben ent­hal­ten, die zur Fest­stel­lung der Ver­mö­gens­la­ge des Ge­schäf­tes und der mit dem Ge­schäfts­be­trieb zu­sam­men­hän­gen­den Schuld- und For­de­rungs­ver­hält­nis­se so­wie der Be­triebs­er­geb­nis­se der ein­zel­nen Ge­schäfts­jah­re nö­tig sind. Dar­un­ter fal­len ins­be­son­de­re die Lohn­buch­hal­tung, die De­bi­to­ren- und Kre­di­to­ren­buch­hal­tung so­wie die fort­lau­fen­de Füh­rung der Wa­ren­be­stän­de bzw. der nicht fak­tu­rier­ten Dienst­leis­tun­gen.

2. Abschnitt: Allgemeine Grundsätze

Art. 2 Grundsätze ordnungsgemässer Führung und Aufbewahrung der Bücher  

1Bei der Füh­rung der Ge­schäfts­bü­cher und der Er­fas­sung der Bu­chungs­be­le­ge sind die an­er­kann­ten kauf­män­ni­schen Grund­sät­ze ein­zu­hal­ten (ord­nungs­ge­mäs­se Buch­füh­rung).

2Wer­den die Ge­schäfts­bü­cher elek­tro­nisch oder auf ver­gleich­ba­re Wei­se ge­führt und auf­be­wahrt und die Bu­chungs­be­le­ge elek­tro­nisch oder auf ver­gleich­ba­re Wei­se er­fasst und auf­be­wahrt, so sind die Grund­sät­ze der ord­nungs­ge­mäs­sen Da­ten­ver­ar­bei­tung ein­zu­hal­ten.1

3Die Ord­nungs­mäs­sig­keit der Füh­rung und der Auf­be­wah­rung der Bü­cher rich­tet sich nach den an­er­kann­ten Stan­dards zur Rech­nungs­le­gung, so­fern die Ge­setz­ge­bung, ins­be­son­de­re der 32. Ti­tel des Ob­li­ga­tio­nen­rechts und die­se Ver­ord­nung, nichts an­de­res vor­se­hen.2


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang der V vom 21. Nov. 2012 über die an­er­kann­ten Stan­dards zur Rech­nungs­le­gung, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6709).
2 Fas­sung ge­mä­ss An­hang der V vom 21. Nov. 2012 über die an­er­kann­ten Stan­dards zur Rech­nungs­le­gung, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6709).

Art. 3 Integrität (Echtheit und Unverfälschbarkeit)  

Die Ge­schäfts­bü­cher müs­sen so ge­führt und auf­be­wahrt und die Bu­chungs­be­le­ge müs­sen so er­fasst und auf­be­wahrt wer­den, dass sie nicht ge­än­dert wer­den kön­nen, oh­ne dass sich dies fest­stel­len lässt.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang der V vom 21. Nov. 2012 über die an­er­kann­ten Stan­dards zur Rech­nungs­le­gung, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6709).

Art. 4 Dokumentation  

1Je nach Art und Um­fang des Ge­schäfts sind die Or­ga­ni­sa­ti­on, die Zu­stän­dig­kei­ten, die Ab­läu­fe und Ver­fah­ren und die In­fra­struk­tur (Ma­schi­nen und Pro­gram­me), die bei der Füh­rung und Auf­be­wah­rung der Ge­schäfts­bü­cher zur An­wen­dung ge­kom­men sind, in Ar­beits­an­wei­sun­gen so zu do­ku­men­tie­ren, dass die Ge­schäfts­bü­cher und die Bu­chungs­be­le­ge ver­stan­den wer­den kön­nen.1

2Ar­beits­an­wei­sun­gen sind zu ak­tua­li­sie­ren und nach den glei­chen Grund­sät­zen und gleich lang auf­zu­be­wah­ren wie die Ge­schäfts­bü­cher, die da­nach ge­führt wur­den.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang der V vom 21. Nov. 2012 über die an­er­kann­ten Stan­dards zur Rech­nungs­le­gung, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6709).

3. Abschnitt: Grundsätze für die ordnungsgemässe Aufbewahrung

Art. 5 Allgemeine Sorgfaltspflicht  

Die Ge­schäfts­bü­cher und die Bu­chungs­be­le­ge sind sorg­fäl­tig, ge­ord­net und vor schäd­li­chen Ein­wir­kun­gen ge­schützt auf­zu­be­wah­ren.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang der V vom 21. Nov. 2012 über die an­er­kann­ten Stan­dards zur Rech­nungs­le­gung, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6709).

Art. 6 Verfügbarkeit  

1Die Ge­schäfts­bü­cher und die Bu­chungs­be­le­ge müs­sen so auf­be­wahrt wer­den, dass sie bis zum En­de der Auf­be­wah­rungs­frist von ei­ner be­rech­tig­ten Per­son in­nert an­ge­mes­se­ner Frist ein­ge­se­hen und ge­prüft wer­den kön­nen.1

2So­weit es für die Ein­sicht und die Prü­fung er­for­der­lich ist, sind das ent­spre­chen­de Per­so­nal so­wie die Ge­rä­te oder Hilfs­mit­tel ver­füg­bar zu hal­ten.

3Im Rah­men des Ein­sichts­rechts muss die Mög­lich­keit be­ste­hen, die Ge­schäfts­bü­cher auf Be­geh­ren ei­ner be­rech­tig­ten Per­son auch oh­ne Hilfs­mit­tel les­bar zu ma­chen.


1 Fas­sung ge­mä­ss An­hang der V vom 21. Nov. 2012 über die an­er­kann­ten Stan­dards zur Rech­nungs­le­gung, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2012 6709).

Art. 7 Organisation  

1Ar­chi­vier­te In­for­ma­tio­nen sind von ak­tu­el­len In­for­ma­tio­nen zu tren­nen bzw. so zu kenn­zeich­nen, dass ei­ne Un­ter­schei­dung mög­lich ist. Die Ver­ant­wor­tung für die ar­chi­vier­ten In­for­ma­tio­nen ist klar zu re­geln und zu do­ku­men­tie­ren.

2Auf ar­chi­vier­te Da­ten muss in­nert nütz­li­cher Frist zu­ge­grif­fen wer­den kön­nen.

Art. 8 Archiv  

Die In­for­ma­tio­nen sind sys­te­ma­tisch zu in­ven­ta­ri­sie­ren und vor un­be­fug­tem Zu­griff zu schüt­zen. Zu­grif­fe und Zu­trit­te sind auf­zu­zeich­nen. Die­se Auf­zeich­nun­gen un­ter­lie­gen der­sel­ben Auf­be­wah­rungs­pflicht wie die Da­ten­trä­ger.

4. Abschnitt: Informationsträger

Art. 9 Zulässige Informationsträger  

1Zur Auf­be­wah­rung von Un­ter­la­gen sind zu­läs­sig:

a.
un­ver­än­der­ba­re In­for­ma­ti­ons­trä­ger, na­ment­lich Pa­pier, Bild­trä­ger und un­ver­än­der­ba­re Da­ten­trä­ger;
b.
ver­än­der­ba­re In­for­ma­ti­ons­trä­ger, wenn:
1.
tech­ni­sche Ver­fah­ren zur An­wen­dung kom­men, wel­che die In­te­gri­tät der ge­spei­cher­ten In­for­ma­tio­nen ge­währ­leis­ten (z.B. di­gi­ta­le Si­gna­tur­ver­fah­ren),
2.
der Zeit­punkt der Spei­che­rung der In­for­ma­tio­nen un­ver­fälsch­bar nach­weis­bar ist (z. B. durch «Zeit­stem­pel»),
3.
die zum Zeit­punkt der Spei­che­rung be­ste­hen­den wei­te­ren Vor­schrif­ten über den Ein­satz der be­tref­fen­den tech­ni­schen Ver­fah­ren ein­ge­hal­ten wer­den, und
4.
die Ab­läu­fe und Ver­fah­ren zu de­ren Ein­satz fest­ge­legt und do­ku­men­tiert so­wie die ent­spre­chen­den Hilfs­in­for­ma­tio­nen (wie Pro­to­kol­le und Log fi­les) eben­falls auf­be­wahrt wer­den.

2In­for­ma­ti­ons­trä­ger gel­ten als ver­än­der­bar, wenn die auf ih­nen ge­spei­cher­ten In­for­ma­tio­nen ge­än­dert oder ge­löscht wer­den kön­nen, oh­ne dass die Än­de­rung oder Lö­schung auf dem Da­ten­trä­ger nach­weis­bar ist (wie Ma­gnet­bän­der, ma­gne­ti­sche oder ma­gne­to­op­ti­sche Dis­ket­ten, Fest- oder Wech­sel­plat­ten, so­lid state-Spei­cher).

Art. 10 Überprüfung und Datenmigration  

1Die In­for­ma­ti­ons­trä­ger sind re­gel­mäs­sig auf ih­re In­te­gri­tät und Les­bar­keit zu prü­fen.

2Die Da­ten kön­nen in an­de­re For­ma­te oder auf an­de­re In­for­ma­ti­ons­trä­ger über­tra­gen wer­den (Da­ten­mi­gra­ti­on), wenn si­cher­ge­stellt wird, dass:

a.
die Voll­stän­dig­keit und die Rich­tig­keit der In­for­ma­tio­nen ge­währ­leis­tet blei­ben; und
b.
die Ver­füg­bar­keit und die Les­bar­keit den ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen wei­ter­hin ge­nü­gen.

3Die Über­tra­gung von Da­ten von ei­nem In­for­ma­ti­ons­trä­ger auf einen an­de­ren ist zu pro­to­kol­lie­ren. Das Pro­to­koll ist zu­sam­men mit den In­for­ma­tio­nen auf­zu­be­wah­ren.

5. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 11 Aufhebung bisherigen Rechts  

Die Ver­ord­nung vom 2. Ju­ni 19761 über die Auf­zeich­nung von auf­zu­be­wah­ren­den Un­ter­la­gen wird auf­ge­ho­ben.


1 [AS 1976 1334]

Art. 12 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ju­ni 2002 in Kraft.

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden