Bei grossen Gesetzen wie OR und ZGB kann dies bis zu 30 Sekunden dauern

Verordnung über die Sanktionen bei unzulässigen Wettbewerbsbeschränkungen

vom 12. März 2004 (Stand am 1. Januar 2013)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf Artikel 60 des Kartellgesetzes vom 6. Oktober 19951 (KG),

verordnet:

1. Abschnitt: Allgemeines

Art. 1  

Die­se Ver­ord­nung re­gelt:

a.
die Be­mes­sungs­kri­te­ri­en bei der Ver­hän­gung von Sank­tio­nen ge­mä­ss Ar­ti­kel 49a Ab­satz 1 KG;
b.
die Vor­aus­set­zun­gen und das Ver­fah­ren beim gänz­li­chen oder teil­wei­sen Ver­zicht auf ei­ne Sank­ti­on ge­mä­ss Ar­ti­kel 49a Ab­satz 2 KG;
c.
die Vor­aus­set­zun­gen und das Ver­fah­ren der Mel­dung nach Ar­ti­kel 49a Ab­satz 3 Buch­sta­be a KG.

2. Abschnitt: Sanktionsbemessung

Art. 2 Grundsätze  

1Die Sank­ti­on be­misst sich nach der Dau­er und der Schwe­re des un­zu­läs­si­gen Ver­hal­tens. Der mut­mass­li­che Ge­winn, den das Un­ter­neh­men da­durch er­zielt hat, ist an­ge­mes­sen zu be­rück­sich­ti­gen.

2Bei der Fest­set­zung der Sank­ti­on ist das Prin­zip der Ver­hält­nis­mäs­sig­keit zu be­ach­ten.

Art. 3 Basisbetrag  

Der Ba­sis­be­trag der Sank­ti­on bil­det je nach Schwe­re und Art des Ver­stos­ses bis zu 10 Pro­zent des Um­sat­zes, den das be­tref­fen­de Un­ter­neh­men in den letz­ten drei Ge­schäfts­jah­ren auf den re­le­van­ten Märk­ten in der Schweiz er­zielt hat.

Art. 4 Dauer  

Dau­er­te der Wett­be­werbs­ver­sto­ss zwi­schen ein und fünf Jah­ren, so wird der Ba­sis­be­trag um bis zu 50 Pro­zent er­höht. Dau­er­te der Wett­be­werbs­ver­sto­ss mehr als fünf Jah­re, so wird der Ba­sis­be­trag für je­des zu­sätz­li­che Jahr mit ei­nem Zu­schlag von je bis zu 10 Pro­zent er­höht.

Art. 5 Erschwerende Umstände  

1Bei er­schwe­ren­den Um­stän­den wird der Be­trag nach den Ar­ti­keln 3 und 4 er­höht, ins­be­son­de­re wenn das Un­ter­neh­men:

a.
wie­der­holt ge­gen das Kar­tell­ge­setz ver­stos­sen hat;
b.
mit ei­nem Ver­sto­ss einen Ge­winn er­zielt hat, der nach ob­jek­ti­ver Er­mitt­lung be­son­ders hoch aus­ge­fal­len ist;
c.
die Zu­sam­men­ar­beit mit den Be­hör­den ver­wei­gert oder ver­sucht hat, die Un­ter­su­chun­gen sonst­wie zu be­hin­dern.

2Bei Wett­be­werbs­be­schrän­kun­gen nach Ar­ti­kel 5 Ab­sät­ze 3 und 4 KG wird der Be­trag nach den Ar­ti­keln 3 und 4 zu­sätz­lich er­höht, wenn das Un­ter­neh­men:

a.
zur Wett­be­werbs­be­schrän­kung an­ge­stif­tet oder da­bei ei­ne füh­ren­de Rol­le ge­spielt hat;
b.
zur Durch­set­zung der Wett­be­werb­sa­b­re­de ge­gen­über an­de­ren an der Wett­be­werbs­be­schrän­kung Be­tei­lig­ten Ver­gel­tungs­mass­nah­men an­ge­ord­net oder durch­ge­führt hat.
Art. 6 Mildernde Umstände  

1Bei mil­dern­den Um­stän­den, ins­be­son­de­re wenn das Un­ter­neh­men die Wett­be­werbs­be­schrän­kung nach dem ers­ten Ein­grei­fen des Se­kre­ta­ri­ats der Wett­be­werbs­kom­mis­si­on, spä­tes­tens aber vor der Er­öff­nung ei­nes Ver­fah­rens nach den Ar­ti­keln 26-30 KG be­en­det, wird der Be­trag nach den Ar­ti­keln 3 und 4 ver­min­dert.

2Bei Wett­be­werbs­be­schrän­kun­gen ge­mä­ss Ar­ti­kel 5 Ab­sät­ze 3 und 4 KG wird der Be­trag nach den Ar­ti­keln 3 und 4 ver­min­dert, wenn das Un­ter­neh­men:

a.
da­bei aus­sch­liess­lich ei­ne pas­si­ve Rol­le ge­spielt hat;
b.
Ver­gel­tungs­mass­nah­men, die zur Durch­set­zung der Wett­be­werb­sa­b­re­de ver­ein­bart wa­ren, nicht durch­ge­führt hat.
Art. 7 Maximale Sanktion  

Die Sank­ti­on be­trägt in kei­nem Fall mehr als 10 Pro­zent des in den letz­ten drei Ge­schäfts­jah­ren in der Schweiz er­ziel­ten Um­sat­zes des Un­ter­neh­mens (Art. 49a Abs. 1 KG).

3. Abschnitt: Vollständiger Erlass der Sanktion

Art. 8 Voraussetzungen  

1Die Wett­be­werbs­kom­mis­si­on er­lässt ei­nem Un­ter­neh­men die Sank­ti­on voll­stän­dig, wenn es sei­ne Be­tei­li­gung an ei­ner Wett­be­werbs­be­schrän­kung im Sin­ne von Ar­ti­kel 5 Ab­sät­ze 3 und 4 KG an­zeigt und als Ers­tes:

a.
In­for­ma­tio­nen lie­fert, die es der Wett­be­werbs­be­hör­de er­mög­li­chen, ein kar­tell­recht­li­ches Ver­fah­ren ge­mä­ss Ar­ti­kel 27 KG zu er­öff­nen; oder
b.
Be­weis­mit­tel vor­legt, wel­che der Wett­be­werbs­be­hör­de er­mög­li­chen, einen Wett­be­werbs­ver­sto­ss ge­mä­ss Ar­ti­kel 5 Ab­sät­ze 3 oder 4 KG fest­zu­stel­len.

2Sie er­lässt die Sank­ti­on nur, wenn das Un­ter­neh­men:

a.
kein an­de­res Un­ter­neh­men zur Teil­nah­me an dem Wett­be­werbs­ver­sto­ss ge­zwun­gen hat und nicht die an­stif­ten­de oder füh­ren­de Rol­le im be­tref­fen­den Wett­be­werbs­ver­sto­ss ein­ge­nom­men hat;
b.
der Wett­be­werbs­be­hör­de un­auf­ge­for­dert sämt­li­che in sei­nem Ein­fluss­be­reich lie­gen­den In­for­ma­tio­nen und Be­weis­mit­tel be­tref­fend den Wett­be­werbs­ver­sto­ss vor­legt;
c.
wäh­rend der ge­sam­ten Dau­er des Ver­fah­rens un­un­ter­bro­chen, un­ein­ge­schränkt und oh­ne Ver­zug mit der Wett­be­werbs­be­hör­de zu­sam­men­ar­bei­tet;
d.
sei­ne Be­tei­li­gung am Wett­be­werbs­ver­sto­ss spä­tes­tens zum Zeit­punkt der Selbst­an­zei­ge oder auf ers­te An­ord­nung der Wett­be­werbs­be­hör­de ein­stellt.

3Der Er­lass der Sank­ti­on ge­mä­ss Ab­satz 1 Buch­sta­be a wird nur ge­währt, so­fern die Wett­be­werbs­be­hör­de nicht be­reits über aus­rei­chen­de In­for­ma­tio­nen ver­fügt, um ein Ver­fah­ren nach den Ar­ti­keln 26 und 27 KG be­tref­fend die an­ge­zeig­te Wett­be­werbs­be­schrän­kung zu er­öff­nen.

4Der Er­lass der Sank­ti­on ge­mä­ss Ab­satz 1 Buch­sta­be b wird nur ge­währt, so­fern:

a.
nicht be­reits ein an­de­res Un­ter­neh­men die Vor­aus­set­zun­gen für einen Er­lass ge­mä­ss Ab­satz 1 Buch­sta­be a er­füllt; und
b.
die Wett­be­werbs­be­hör­de nicht be­reits über aus­rei­chen­de Be­weis­mit­tel ver­fügt, um den Wett­be­werbs­ver­sto­ss zu be­wei­sen.
Art. 9 Form und Inhalt der Selbstanzeige  

1Die Selbst­an­zei­ge ent­hält die nö­ti­gen In­for­ma­tio­nen zum an­zei­gen­den Un­ter­neh­men, zur Art des an­ge­zeig­ten Wett­be­werbs­ver­stos­ses, zu den an die­sem Ver­sto­ss be­tei­lig­ten Un­ter­neh­men und zu den be­trof­fe­nen bzw. re­le­van­ten Märk­ten. Die Selbst­an­zei­ge kann auch münd­lich zu Pro­to­koll ge­ge­ben wer­den.

2Das Un­ter­neh­men kann die Selbst­an­zei­ge un­ter Ein­rei­chung der In­for­ma­tio­nen in an­ony­mi­sier­ter Form stel­len. Das Se­kre­ta­ri­at re­gelt die Mo­da­li­tä­ten im Ein­zel­fall im Ein­ver­neh­men mit ei­nem Mit­glied des Prä­si­di­ums der Wett­be­werbs­kom­mis­si­on.

3Das Se­kre­ta­ri­at be­stä­tigt den Ein­gang der Selbst­an­zei­ge un­ter An­ga­be der Ein­gangs­zeit. Es teilt dem an­zei­gen­den Un­ter­neh­men im Ein­ver­neh­men mit ei­nem Mit­glied des Prä­si­di­ums mit:

a.
in­wie­weit es die Vor­aus­set­zun­gen für einen voll­stän­di­gen Er­lass der Sank­ti­on nach Ar­ti­kel 8 Ab­satz 1 als ge­ge­ben er­ach­tet;
b.
wel­che In­for­ma­tio­nen das an­zei­gen­de Un­ter­neh­men zu­sätz­lich ein­zu­rei­chen hat, ins­be­son­de­re um die Vor­aus­set­zun­gen von Ar­ti­kel 8 Ab­satz 1 zu er­fül­len; und
c.
im Fal­le ei­ner an­ony­men Selbst­an­zei­ge, bin­nen wel­cher Frist das Un­ter­neh­men sei­ne Iden­ti­tät of­fen le­gen muss.
Art. 10 Verfahren bei mehreren Selbstanzeigen  

Die Wett­be­werbs­be­hör­de prüft spä­ter ein­ge­gan­ge­ne Selbst­an­zei­gen erst, wenn sie über frü­her ein­ge­gan­ge­ne Selbst­an­zei­gen nach Mass­ga­be von Ar­ti­kel 9 Ab­satz 3 be­fun­den hat.

Art. 11 Entscheid über den vollständigen Erlass der Sanktion  

1Die Wett­be­werbs­kom­mis­si­on ent­schei­det über die Ge­wäh­rung des voll­stän­di­gen Er­las­ses der Sank­ti­on.

2Die Wett­be­werbs­kom­mis­si­on kann von ei­ner Mit­tei­lung des Se­kre­ta­ri­ats ge­mä­ss Ar­ti­kel 9 Ab­satz 3 Buch­sta­be a nur ab­wei­chen, wenn ihr nach­träg­lich Tat­sa­chen be­kannt wer­den, die dem Er­lass der Sank­ti­on ent­ge­gen­ste­hen.

4. Abschnitt: Reduktion der Sanktion

Art. 12 Voraussetzungen  

1Die Wett­be­werbs­kom­mis­si­on re­du­ziert die Sank­ti­on, wenn ein Un­ter­neh­men an ei­nem Ver­fah­ren un­auf­ge­for­dert mit­ge­wirkt und im Zeit­punkt der Vor­la­ge der Be­weis­mit­tel die Teil­nah­me am be­tref­fen­den Wett­be­werbs­ver­sto­ss ein­ge­stellt hat.

2Die Re­duk­ti­on be­trägt bis zu 50 Pro­zent des nach den Ar­ti­keln 3-7 be­rech­ne­ten Sank­ti­ons­be­trags. Mass­ge­bend ist die Wich­tig­keit des Bei­trags des Un­ter­neh­mens zum Ver­fah­rens­er­folg.

3Die Re­duk­ti­on be­trägt bis zu 80 Pro­zent des nach den Ar­ti­keln 3-7 be­rech­ne­ten Sank­ti­ons­be­trags, wenn ein Un­ter­neh­men un­auf­ge­for­dert In­for­ma­tio­nen lie­fert oder Be­weis­mit­tel vor­legt über wei­te­re Wett­be­werbs­ver­stös­se ge­mä­ss Ar­ti­kel 5 Ab­satz 3 oder 4 KG.

Art. 13 Form und Inhalt der Kooperation  

1Das Un­ter­neh­men legt der Wett­be­werbs­be­hör­de die nö­ti­gen In­for­ma­tio­nen zum an­zei­gen­den Un­ter­neh­men, zur Art des an­ge­zeig­ten Wett­be­werbs­ver­stos­ses, zu den an die­sem Ver­sto­ss be­tei­lig­ten Un­ter­neh­men und zu den be­trof­fe­nen bzw. re­le­van­ten Märk­ten vor.

2Das Se­kre­ta­ri­at be­stä­tigt den Ein­gang der Be­weis­mit­tel un­ter An­ga­be der Ein­gangs­zeit.

Art. 14 Entscheid über die Reduktion  

1Die Wett­be­werbs­kom­mis­si­on ent­schei­det dar­über, um wie viel die Sank­ti­on ge­gen das ko­ope­rie­ren­de Un­ter­neh­men re­du­ziert wird.

2Legt das ko­ope­rie­ren­de Un­ter­neh­men der Wett­be­werbs­kom­mis­si­on Be­weis­mit­tel über die Dau­er des Wett­be­werbs­ver­stos­ses vor, von wel­chen die­se kei­ne Kennt­nis hat­te, so be­rech­net sie die Sank­ti­on oh­ne Be­rück­sich­ti­gung die­ses Zeit­rau­mes.

5. Abschnitt: Meldung und Widerspruchsverfahren

Art. 15 Meldung einer möglicherweise unzulässigen Wettbewerbsbeschränkung  

Die Mel­dung ge­mä­ss Ar­ti­kel 49a Ab­satz 3 Buch­sta­be a KG ist in ei­ner der Amtss­pra­chen in drei­fa­cher Aus­fer­ti­gung beim Se­kre­ta­ri­at ein­zu­rei­chen.

Art. 16 Meldeformulare und Erläuterungen  

1Die Wett­be­werbs­kom­mis­si­on um­schreibt die für die Mel­dung er­for­der­li­chen An­ga­ben in ei­nem Mel­de­for­mu­lar. Sie gibt be­kannt, in­wie­weit ei­ne bei ei­ner aus­län­di­schen Be­hör­de ein­ge­reich­te Mel­dung für die Mel­dung in der Schweiz ver­wen­det wer­den kann.

2Sie ver­an­lasst die Ver­öf­fent­li­chung der Mel­de­for­mu­la­re und der Er­läu­te­run­gen im Bun­des­blatt.

Art. 17 Erleichterte Meldung  

Das Se­kre­ta­ri­at und das mel­den­de Un­ter­neh­men kön­nen vor der Mel­dung ei­ner Wett­be­werbs­be­schrän­kung Ein­zel­hei­ten des In­halts der Mel­dung ein­ver­nehm­lich fest­le­gen. Das Se­kre­ta­ri­at kann da­bei das Un­ter­neh­men von der Vor­la­ge von ein­zel­nen An­ga­ben oder Un­ter­la­gen be­frei­en, wenn es der An­sicht ist, dass die­se für die Be­ur­tei­lung des Fal­les nicht not­wen­dig sind.

Art. 18 Bestätigung des Eingangs der Meldung  

Das Se­kre­ta­ri­at be­stä­tigt dem mel­den­den Un­ter­neh­men den Ein­gang der Mel­dung. Sind die An­ga­ben oder Bei­la­gen in ei­nem we­sent­li­chen Punkt un­voll­stän­dig, so for­dert das Se­kre­ta­ri­at das mel­den­de Un­ter­neh­men auf, die Mel­dung zu er­gän­zen.

Art. 19 Widerspruchsverfahren  

Wird dem Un­ter­neh­men in­ner­halb von fünf Mo­na­ten nach Ein­gang der Mel­dung kei­ne Er­öff­nung ei­nes Ver­fah­rens nach den Ar­ti­keln 26-30 KG mit­ge­teilt, so ent­fällt für den ge­mel­de­ten Sach­ver­halt ei­ne Sank­ti­on nach Ar­ti­kel 49a Ab­satz 1 KG.

6. Abschnitt: Inkrafttreten

Art. 20  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. April 2004 in Kraft.

Diese Seite ist durch reCAPTCHA geschützt und die Google Datenschutzrichtlinie und Nutzungsbedingungen gelten.

Feedback
Laden