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10. Titel: Beweis

1. Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Art. 150 Beweisgegenstand  

1 Ge­gen­stand des Be­wei­ses sind recht­s­er­heb­li­che, strei­ti­ge Tat­sa­chen.

2 Be­weis­ge­gen­stand kön­nen auch Übung, Orts­ge­brauch und, bei ver­mö­gens­recht­li­chen Strei­tig­kei­ten, aus­län­di­sches Recht sein.

Art. 151 Bekannte Tatsachen  

Of­fen­kun­di­ge und ge­richts­no­to­ri­sche Tat­sa­chen so­wie all­ge­mein an­er­kann­te Er­fah­rungs­sät­ze be­dür­fen kei­nes Be­wei­ses.

Art. 152 Recht auf Beweis  

1 Je­de Par­tei hat das Recht, dass das Ge­richt die von ihr form- und frist­ge­recht an­ge­bo­te­nen taug­li­chen Be­weis­mit­tel ab­nimmt.

2 Rechts­wid­rig be­schaff­te Be­weis­mit­tel wer­den nur be­rück­sich­tigt, wenn das In­te­res­se an der Wahr­heits­fin­dung über­wiegt.

Art. 153 Beweiserhebung von Amtes wegen  

1 Das Ge­richt er­hebt von Am­tes we­gen Be­weis, wenn der Sach­ver­halt von Am­tes we­gen fest­zu­stel­len ist.

2 Es kann von Am­tes we­gen Be­weis er­he­ben, wenn an der Rich­tig­keit ei­ner nicht strei­ti­gen Tat­sa­che er­heb­li­che Zwei­fel be­ste­hen.

Art. 154 Beweisverfügung  

Vor der Be­weis­ab­nah­me wer­den die er­for­der­li­chen Be­weis­ver­fü­gun­gen ge­trof­fen. Dar­in wer­den ins­be­son­de­re die zu­ge­las­se­nen Be­weis­mit­tel be­zeich­net und wird be­stimmt, wel­cher Par­tei zu wel­chen Tat­sa­chen der Haupt- oder der Ge­gen­be­weis ob­liegt. Be­weis­ver­fü­gun­gen kön­nen je­der­zeit ab­ge­än­dert oder er­gänzt wer­den.

Art. 155 Beweisabnahme  

1 Die Be­weis­ab­nah­me kann an ei­nes oder meh­re­re der Ge­richts­mit­glie­der de­le­giert wer­den.

2 Aus wich­ti­gen Grün­den kann ei­ne Par­tei die Be­weis­ab­nah­me durch das ur­tei­len­de Ge­richt ver­lan­gen.

3 Die Par­tei­en ha­ben das Recht, an der Be­weis­ab­nah­me teil­zu­neh­men.

Art. 156 Wahrung schutzwürdiger Interessen  

Ge­fähr­det die Be­weis­ab­nah­me die schutz­wür­di­gen In­ter­es­sen ei­ner Par­tei oder Drit­ter, wie ins­be­son­de­re de­ren Ge­schäfts­ge­heim­nis­se, so trifft das Ge­richt die er­for­der­li­chen Mass­nah­men.

Art. 157 Freie Beweiswürdigung  

Das Ge­richt bil­det sich sei­ne Über­zeu­gung nach frei­er Wür­di­gung der Be­wei­se.

Art. 158 Vorsorgliche Beweisführung  

1 Das Ge­richt nimmt je­der­zeit Be­weis ab, wenn:

a.
das Ge­setz einen ent­spre­chen­den An­spruch ge­währt; oder
b.
die ge­such­stel­len­de Par­tei ei­ne Ge­fähr­dung der Be­weis­mit­tel oder ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se glaub­haft macht.

2 An­zu­wen­den sind die Be­stim­mun­gen über die vor­sorg­li­chen Mass­nah­men.

Art. 159 Organe einer juristischen Person  

Ist ei­ne ju­ris­ti­sche Per­son Par­tei, so wer­den ih­re Or­ga­ne im Be­weis­ver­fah­ren wie ei­ne Par­tei be­han­delt.

2. Kapitel: Mitwirkungspflicht und Verweigerungsrecht

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 160 Mitwirkungspflicht  

1 Die Par­tei­en und Drit­te sind zur Mit­wir­kung bei der Be­weis­er­he­bung ver­pflich­tet. Ins­be­son­de­re ha­ben sie:

a.
als Par­tei, als Zeu­gin oder als Zeu­ge wahr­heits­ge­mä­ss aus­zu­sa­gen;
b.55
Ur­kun­den her­aus­zu­ge­ben; aus­ge­nom­men sind Un­ter­la­gen aus dem Ver­kehr ei­ner Par­tei oder ei­ner Dritt­per­son mit ei­ner An­wäl­tin oder ei­nem An­walt, die oder der zur be­rufs­mäs­si­gen Ver­tre­tung be­rech­tigt ist, oder mit ei­ner Pa­ten­t­an­wäl­tin oder ei­nem Pa­tent­an­walt im Sin­ne von Ar­ti­kel 2 des Pa­tent­an­walts­ge­set­zes vom 20. März 200956;
c.
einen Au­gen­schein an Per­son oder Ei­gen­tum durch Sach­ver­stän­di­ge zu dul­den.

2 Über die Mit­wir­kungs­pflicht ei­ner min­der­jäh­ri­gen Per­son ent­schei­det das Ge­richt nach sei­nem Er­mes­sen.57 Es be­rück­sich­tigt da­bei das Kin­des­wohl.

3 Drit­te, die zur Mit­wir­kung ver­pflich­tet sind, ha­ben An­spruch auf ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung.

55 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 4 des BG vom 28. Sept. 2012 über die An­pas­sung von ver­fah­rens­recht­li­chen Be­stim­mun­gen zum an­walt­li­chen Be­rufs­ge­heim­nis, in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2013 847; BBl 2011 8181).

56 SR 935.62

57 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 2 Ziff. 3, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221; AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 161 Aufklärung  

1 Das Ge­richt klärt die Par­tei­en und Drit­te über die Mit­wir­kungs­pflicht, das Ver­wei­ge­rungs­recht und die Säum­nis­fol­gen auf.

2 Un­ter­lässt es die Auf­klä­rung über das Ver­wei­ge­rungs­recht, so darf es die er­ho­be­nen Be­wei­se nicht be­rück­sich­ti­gen, es sei denn, die be­trof­fe­ne Per­son stim­me zu oder die Ver­wei­ge­rung wä­re un­be­rech­tigt ge­we­sen.

Art. 162 Berechtigte Verweigerung der Mitwirkung  

Ver­wei­gert ei­ne Par­tei oder ei­ne drit­te Per­son die Mit­wir­kung be­rech­tig­ter­wei­se, so darf das Ge­richt dar­aus nicht auf die zu be­wei­sen­de Tat­sa­che schlies­sen.

2. Abschnitt: Verweigerungsrecht der Parteien

Art. 163 Verweigerungsrecht  

1 Ei­ne Par­tei kann die Mit­wir­kung ver­wei­gern, wenn sie:

a.
ei­ne ihr im Sin­ne von Ar­ti­kel 165 na­he­ste­hen­de Per­son der Ge­fahr straf­recht­li­cher Ver­fol­gung oder zi­vil­recht­li­cher Ver­ant­wort­lich­keit aus­set­zen wür­de;
b.
sich we­gen Ver­let­zung ei­nes Ge­heim­nis­ses nach Ar­ti­kel 321 des Straf­ge­setz­buchs (StGB)58 straf­bar ma­chen wür­de; aus­ge­nom­men sind die Re­vi­so­rin­nen und Re­vi­so­ren; Ar­ti­kel 166 Ab­satz 1 Buch­sta­be b drit­ter Teil­satz gilt sinn­ge­mä­ss.

2 Die Trä­ge­rin­nen und Trä­ger an­de­rer ge­setz­lich ge­schütz­ter Ge­heim­nis­se kön­nen die Mit­wir­kung ver­wei­gern, wenn sie glaub­haft ma­chen, dass das Ge­heim­hal­tungs­in­ter­es­se das In­ter­es­se an der Wahr­heits­fin­dung über­wiegt.

Art. 164 Unberechtigte Verweigerung  

Ver­wei­gert ei­ne Par­tei die Mit­wir­kung un­be­rech­tig­ter­wei­se, so be­rück­sich­tigt dies das Ge­richt bei der Be­weis­wür­di­gung.

3. Abschnitt: Verweigerungsrecht Dritter

Art. 165 Umfassendes Verweigerungsrecht  

1 Je­de Mit­wir­kung kön­nen ver­wei­gern:

a.
wer mit ei­ner Par­tei ver­hei­ra­tet ist oder war oder ei­ne fak­ti­sche Le­bens­ge­mein­schaft führt;
b.
wer mit ei­ner Par­tei ge­mein­sa­me Kin­der hat;
c.
wer mit ei­ner Par­tei in ge­ra­der Li­nie oder in der Sei­ten­li­nie bis und mit dem drit­ten Grad ver­wandt oder ver­schwä­gert ist;
d.
die Pfle­ge­el­tern, die Pfle­ge­kin­der und die Pfle­ge­ge­schwis­ter ei­ner Par­tei;
e.59
die für ei­ne Par­tei zur Vor­mund­schaft oder zur Bei­stand­schaft ein­ge­setz­te Per­son.

2 Die ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ist der Ehe gleich­ge­stellt.

3 Die Stief­ge­schwis­ter sind den Ge­schwis­tern gleich­ge­stellt.

59 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 2 Ziff. 3, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221; AS 2011 725; BBl 2006 7001).

Art. 166 Beschränktes Verweigerungsrecht  

1 Ei­ne drit­te Per­son kann die Mit­wir­kung ver­wei­gern:

a.
zur Fest­stel­lung von Tat­sa­chen, die sie oder ei­ne ihr im Sin­ne von Ar­ti­kel 165 na­he­ste­hen­de Per­son der Ge­fahr straf­recht­li­cher Ver­fol­gung oder zi­vil­recht­li­cher Ver­ant­wort­lich­keit aus­set­zen wür­de;
b.
so­weit sie sich we­gen Ver­let­zung ei­nes Ge­heim­nis­ses nach Ar­ti­kel 321 StGB60 straf­bar ma­chen wür­de; aus­ge­nom­men sind die Re­vi­so­rin­nen und Re­vi­so­ren; mit Aus­nah­me der An­wäl­tin­nen und An­wäl­te so­wie der Geist­li­chen ha­ben Drit­te je­doch mit­zu­wir­ken, wenn sie ei­ner An­zei­ge­pflicht un­ter­lie­gen oder wenn sie von der Ge­heim­hal­tungs­pflicht ent­bun­den wor­den sind, es sei denn, sie ma­chen glaub­haft, dass das Ge­heim­hal­tungs­in­ter­es­se das In­ter­es­se an der Wahr­heits­fin­dung über­wiegt;
c.
zur Fest­stel­lung von Tat­sa­chen, die ihr als Be­am­tin oder Be­am­ter im Sin­ne von Ar­ti­kel 110 Ab­satz 361 StGB oder als Be­hör­den­mit­glied in ih­rer amt­li­chen Ei­gen­schaft an­ver­traut wor­den sind oder die sie bei Aus­übung ih­res Am­tes wahr­ge­nom­men hat; sie hat aus­zu­sa­gen, wenn sie ei­ner An­zei­ge­pflicht un­ter­liegt oder wenn sie von ih­rer vor­ge­setz­ten Be­hör­de zur Aus­sa­ge er­mäch­tigt wor­den ist;
d.62
wenn sie als Om­buds­per­son, Ehe- oder Fa­mi­li­en­be­ra­te­rin oder -be­ra­ter, Me­dia­to­rin oder Me­dia­tor über Tat­sa­chen aus­sa­gen müss­te, die sie im Rah­men der be­tref­fen­den Tä­tig­keit wahr­ge­nom­men hat;
e.
über die Iden­ti­tät der Au­to­rin oder des Au­tors oder über In­halt und Quel­len ih­rer In­for­ma­tio­nen, wenn sie sich be­ruf­lich oder als Hilfs­per­son mit der Ver­öf­fent­li­chung von In­for­ma­tio­nen im re­dak­tio­nel­len Teil ei­nes pe­ri­odisch er­schei­nen­den Me­di­ums be­fasst.

2 Die Trä­ge­rin­nen und Trä­ger an­de­rer ge­setz­lich ge­schütz­ter Ge­heim­nis­se kön­nen die Mit­wir­kung ver­wei­gern, wenn sie glaub­haft ma­chen, dass das Ge­heim­hal­tungs­in­ter­es­se das In­ter­es­se an der Wahr­heits­fin­dung über­wiegt.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben die be­son­de­ren Be­stim­mun­gen des So­zi­al­ver­si­che­rungs­rechts über die Da­ten­be­kannt­ga­be.

60 SR 311.0

61 Be­rich­tigt von der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers (Art. 58 Abs. 1 ParlG ‒ SR 171.10).

62 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

Art. 167 Unberechtigte Verweigerung  

1 Ver­wei­gert die drit­te Per­son die Mit­wir­kung un­be­rech­tig­ter­wei­se, so kann das Ge­richt:

a.
ei­ne Ord­nungs­bus­se bis zu 1000 Fran­ken an­ord­nen;
b.
die Straf­dro­hung nach Ar­ti­kel 292 StGB63 aus­spre­chen;
c.
die zwangs­wei­se Durch­set­zung an­ord­nen;
d.
die Pro­zess­kos­ten auf­er­le­gen, die durch die Ver­wei­ge­rung ver­ur­sacht wor­den sind.

2 Säum­nis der drit­ten Per­son hat die glei­chen Fol­gen wie de­ren un­be­rech­tig­te Ver­wei­ge­rung der Mit­wir­kung.

3 Die drit­te Per­son kann die ge­richt­li­che An­ord­nung mit Be­schwer­de an­fech­ten.

3. Kapitel: Beweismittel

1. Abschnitt: Zulässige Beweismittel

Art. 168  

1 Als Be­weis­mit­tel sind zu­läs­sig:

a.
Zeug­nis;
b.
Ur­kun­de;
c.
Au­gen­schein;
d.
Gut­ach­ten;
e.
schrift­li­che Aus­kunft;
f.
Par­tei­be­fra­gung und Be­weis­aus­sa­ge.

2 Vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen über Kin­der­be­lan­ge in fa­mi­li­en­recht­li­chen An­ge­le­gen­hei­ten.

2. Abschnitt: Zeugnis

Art. 169 Gegenstand  

Wer nicht Par­tei ist, kann über Tat­sa­chen Zeug­nis ab­le­gen, die er oder sie un­mit­tel­bar wahr­ge­nom­men hat.

Art. 170 Vorladung  

1 Zeu­gin­nen und Zeu­gen wer­den vom Ge­richt vor­ge­la­den.

2 Das Ge­richt kann den Par­tei­en ge­stat­ten, Zeu­gin­nen oder Zeu­gen oh­ne Vor­la­dung mit­zu­brin­gen.

3 Die Be­fra­gung kann am Auf­ent­halts­ort der Zeu­gin oder des Zeu­gen er­fol­gen. Die Par­tei­en sind dar­über recht­zei­tig zu in­for­mie­ren.

Art. 171 Form der Einvernahme  

1 Die Zeu­gin oder der Zeu­ge wird vor der Ein­ver­nah­me zur Wahr­heit er­mahnt; nach Vollen­dung des 14. Al­ters­jah­res wird die Zeu­gin oder der Zeu­ge zu­dem auf die straf­recht­li­chen Fol­gen des falschen Zeug­nis­ses (Art. 307 StGB64) hin­ge­wie­sen.

2 Das Ge­richt be­fragt je­de Zeu­gin und je­den Zeu­gen ein­zeln und in Ab­we­sen­heit der an­dern; vor­be­hal­ten bleibt die Kon­fron­ta­ti­on.

3 Das Zeug­nis ist frei ab­zu­le­gen; das Ge­richt kann die Be­nüt­zung schrift­li­cher Un­ter­la­gen zu­las­sen.

4 Das Ge­richt schliesst Zeu­gin­nen und Zeu­gen von der üb­ri­gen Ver­hand­lung aus, so­lan­ge sie nicht aus dem Zeu­gen­stand ent­las­sen sind.

Art. 172 Inhalt der Einvernahme  

Das Ge­richt be­fragt die Zeu­gin­nen und Zeu­gen über:

a.
ih­re Per­so­na­li­en;
b.
ih­re per­sön­li­chen Be­zie­hun­gen zu den Par­tei­en so­wie über an­de­re Um­stän­de, die für die Glaub­wür­dig­keit der Aus­sa­ge von Be­deu­tung sein kön­nen;
c.
ih­re Wahr­neh­mun­gen zur Sa­che.
Art. 173 Ergänzungsfragen  

Die Par­tei­en kön­nen Er­gän­zungs­fra­gen be­an­tra­gen oder sie mit Be­wil­li­gung des Ge­richts selbst stel­len.

Art. 174 Konfrontation  

Zeu­gin­nen und Zeu­gen kön­nen ein­an­der und den Par­tei­en ge­gen­über­ge­stellt wer­den.

Art. 175 Zeugnis einer sachverständigen Person  

Das Ge­richt kann ei­ner sach­ver­stän­di­gen Zeu­gin oder ei­nem sach­ver­stän­di­gen Zeu­gen auch Fra­gen zur Wür­di­gung des Sach­ver­hal­tes stel­len.

Art. 176 Protokoll  

1 Die Aus­sa­gen wer­den in ih­rem we­sent­li­chen In­halt zu Pro­to­koll ge­nom­men, der Zeu­gin oder dem Zeu­gen vor­ge­le­sen oder zum Le­sen vor­ge­legt und von der Zeu­gin oder dem Zeu­gen un­ter­zeich­net. Zu Pro­to­koll ge­nom­men wer­den auch ab­ge­lehn­te Er­gän­zungs­fra­gen der Par­tei­en, wenn dies ei­ne Par­tei ver­langt.65

2 Die Aus­sa­gen kön­nen zu­sätz­lich auf Ton­band, auf Vi­deo oder mit an­de­ren ge­eig­ne­ten tech­ni­schen Hilfs­mit­teln auf­ge­zeich­net wer­den.

3 Wer­den die Aus­sa­gen wäh­rend ei­ner Ver­hand­lung mit tech­ni­schen Hilfs­mit­teln nach Ab­satz 2 auf­ge­zeich­net, so kann das Ge­richt oder das ein­ver­neh­men­de Ge­richts­mit­glied dar­auf ver­zich­ten, der Zeu­gin oder dem Zeu­gen das Pro­to­koll vor­zu­le­sen oder zum Le­sen vor­zu­le­gen und von der Zeu­gin oder dem Zeu­gen un­ter­zeich­nen zu las­sen. Die Auf­zeich­nun­gen wer­den zu den Ak­ten ge­nom­men und zu­sam­men mit dem Pro­to­koll auf­be­wahrt.66

65 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 28. Sept. 2012 (Pro­to­kol­lie­rungs­vor­schrif­ten), in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2013 851; BBl 2012 57075719).

66 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 1 des BG vom 28. Sept. 2012 (Pro­to­kol­lie­rungs­vor­schrif­ten), in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2013 851; BBl 2012 57075719).

3. Abschnitt: Urkunde

Art. 177 Begriff  

Als Ur­kun­den gel­ten Do­ku­men­te wie Schrift­stücke, Zeich­nun­gen, Plä­ne, Fo­tos, Fil­me, Tonauf­zeich­nun­gen, elek­tro­ni­sche Da­tei­en und der­glei­chen, die ge­eig­net sind, recht­s­er­heb­li­che Tat­sa­chen zu be­wei­sen.

Art. 178 Echtheit  

Die Par­tei, die sich auf ei­ne Ur­kun­de be­ruft, hat de­ren Echt­heit zu be­wei­sen, so­fern die Echt­heit von der an­dern Par­tei be­strit­ten wird; die Be­strei­tung muss aus­rei­chend be­grün­det wer­den.

Art. 179 Beweiskraft öffentlicher Register und Urkunden  

Öf­fent­li­che Re­gis­ter und öf­fent­li­che Ur­kun­den er­brin­gen für die durch sie be­zeug­ten Tat­sa­chen vol­len Be­weis, so­lan­ge nicht die Un­rich­tig­keit ih­res In­halts nach­ge­wie­sen ist.

Art. 180 Einreichung  

1 Die Ur­kun­de kann in Ko­pie ein­ge­reicht wer­den. Das Ge­richt oder ei­ne Par­tei kann die Ein­rei­chung des Ori­gi­nals oder ei­ner amt­lich be­glau­big­ten Ko­pie ver­lan­gen, wenn be­grün­de­te Zwei­fel an der Echt­heit be­ste­hen.

2 Bei um­fang­rei­chen Ur­kun­den ist die für die Be­weis­füh­rung er­heb­li­che Stel­le zu be­zeich­nen.

4. Abschnitt: Augenschein

Art. 181 Durchführung  

1 Das Ge­richt kann zur un­mit­tel­ba­ren Wahr­neh­mung von Tat­sa­chen oder zum bes­se­ren Ver­ständ­nis des Sach­ver­hal­tes auf An­trag ei­ner Par­tei oder von Am­tes we­gen einen Au­gen­schein durch­füh­ren.

2 Es kann Zeu­gin­nen und Zeu­gen so­wie sach­ver­stän­di­ge Per­so­nen zum Au­gen­schein bei­zie­hen.

3 Kann der Ge­gen­stand des Au­gen­scheins oh­ne Nach­teil vor Ge­richt ge­bracht wer­den, ist er ein­zu­rei­chen.

Art. 182 Protokoll  

Über den Au­gen­schein ist Pro­to­koll zu füh­ren. Es wird ge­ge­be­nen­falls mit Plä­nen, Zeich­nun­gen, fo­to­gra­fi­schen und an­dern tech­ni­schen Mit­teln er­gänzt.

5. Abschnitt: Gutachten

Art. 183 Grundsätze  

1 Das Ge­richt kann auf An­trag ei­ner Par­tei oder von Am­tes we­gen bei ei­ner oder meh­re­ren sach­ver­stän­di­gen Per­so­nen ein Gut­ach­ten ein­ho­len. Es hört vor­gän­gig die Par­tei­en an.

2 Für ei­ne sach­ver­stän­di­ge Per­son gel­ten die glei­chen Aus­stands­grün­de wie für die Ge­richts­per­so­nen.

3 Ei­ge­nes Fach­wis­sen hat das Ge­richt of­fen zu le­gen, da­mit die Par­tei­en da­zu Stel­lung neh­men kön­nen.

Art. 184 Rechte und Pflichten der sachverständigen Person  

1 Die sach­ver­stän­di­ge Per­son ist zur Wahr­heit ver­pflich­tet und hat ihr Gut­ach­ten frist­ge­recht ab­zu­lie­fern.

2 Das Ge­richt weist sie auf die Straf­bar­keit ei­nes falschen Gut­ach­tens nach Ar­ti­kel 307 StGB67 und der Ver­let­zung des Amts­ge­heim­nis­ses nach Ar­ti­kel 320 StGB so­wie auf die Fol­gen von Säum­nis und man­gel­haf­ter Auf­trags­er­fül­lung hin.

3 Die sach­ver­stän­di­ge Per­son hat An­spruch auf Ent­schä­di­gung. Der ge­richt­li­che Ent­scheid über die Ent­schä­di­gung ist mit Be­schwer­de an­fecht­bar.

Art. 185 Auftrag  

1 Das Ge­richt in­stru­iert die sach­ver­stän­di­ge Per­son und stellt ihr die ab­zu­klä­ren­den Fra­gen schrift­lich oder münd­lich in der Ver­hand­lung.

2 Es gibt den Par­tei­en Ge­le­gen­heit, sich zur Fra­ge­stel­lung zu äus­sern und Än­de­rungs- oder Er­gän­zungs­an­trä­ge zu stel­len.

3 Es stellt der sach­ver­stän­di­gen Per­son die not­wen­di­gen Ak­ten zur Ver­fü­gung und be­stimmt ei­ne Frist für die Er­stat­tung des Gut­ach­tens.

Art. 186 Abklärungen der sachverständigen Person  

1 Die sach­ver­stän­di­ge Per­son kann mit Zu­stim­mung des Ge­richts ei­ge­ne Ab­klä­run­gen vor­neh­men. Sie hat sie im Gut­ach­ten of­fen­zu­le­gen.

2 Das Ge­richt kann auf An­trag ei­ner Par­tei oder von Am­tes we­gen die Ab­klä­run­gen nach den Re­geln des Be­weis­ver­fah­rens noch­mals vor­neh­men.

Art. 187 Erstattung des Gutachtens  

1 Das Ge­richt kann münd­li­che oder schrift­li­che Er­stat­tung des Gut­ach­tens an­ord­nen. Es kann über­dies an­ord­nen, dass die sach­ver­stän­di­ge Per­son ihr schrift­li­ches Gut­ach­ten in der Ver­hand­lung er­läu­tert.

2 Über ein münd­li­ches Gut­ach­ten ist sinn­ge­mä­ss nach Ar­ti­kel 176 Pro­to­koll zu füh­ren.

3 Sind meh­re­re sach­ver­stän­di­ge Per­so­nen be­auf­tragt, so er­stat­tet je­de von ih­nen ein Gut­ach­ten, so­fern das Ge­richt nichts an­de­res an­ord­net.

4 Das Ge­richt gibt den Par­tei­en Ge­le­gen­heit, ei­ne Er­läu­te­rung des Gut­ach­tens oder Er­gän­zungs­fra­gen zu be­an­tra­gen.

Art. 188 Säumnis und Mängel  

1 Er­stat­tet die sach­ver­stän­di­ge Per­son das Gut­ach­ten nicht frist­ge­mä­ss, so kann das Ge­richt den Auf­trag wi­der­ru­fen und ei­ne an­de­re sach­ver­stän­di­ge Per­son be­auf­tra­gen.

2 Das Ge­richt kann ein un­voll­stän­di­ges, un­kla­res oder nicht ge­hö­rig be­grün­de­tes Gut­ach­ten auf An­trag ei­ner Par­tei oder von Am­tes we­gen er­gän­zen und er­läu­tern las­sen oder ei­ne an­de­re sach­ver­stän­di­ge Per­son bei­zie­hen.

Art. 189 Schiedsgutachten  

1 Die Par­tei­en kön­nen ver­ein­ba­ren, über strei­ti­ge Tat­sa­chen ein Schieds­gut­ach­ten ein­zu­ho­len.

2 Für die Form der Ver­ein­ba­rung gilt Ar­ti­kel 17 Ab­satz 2.

3 Das Schieds­gut­ach­ten bin­det das Ge­richt hin­sicht­lich der dar­in fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen, wenn:

a.
die Par­tei­en über das Rechts­ver­hält­nis frei ver­fü­gen kön­nen;
b.
ge­gen die be­auf­trag­te Per­son kein Aus­stands­grund vor­lag; und
c.
das Schieds­gut­ach­ten oh­ne Be­vor­zu­gung ei­ner Par­tei er­stellt wur­de und nicht of­fen­sicht­lich un­rich­tig ist.

6. Abschnitt: Schriftliche Auskunft

Art. 190  

1 Das Ge­richt kann Amts­stel­len um schrift­li­che Aus­kunft er­su­chen.

2 Es kann von Pri­vat­per­so­nen schrift­li­che Aus­künf­te ein­ho­len, wenn ei­ne Zeu­gen­be­fra­gung nicht er­for­der­lich er­scheint.

7. Abschnitt: Parteibefragung und Beweisaussage

Art. 191 Parteibefragung  

1 Das Ge­richt kann ei­ne oder bei­de Par­tei­en zu den recht­s­er­heb­li­chen Tat­sa­chen be­fra­gen.

2 Die Par­tei­en wer­den vor der Be­fra­gung zur Wahr­heit er­mahnt und dar­auf hin­ge­wie­sen, dass sie mit ei­ner Ord­nungs­bus­se bis zu 2000 Fran­ken und im Wie­der­ho­lungs­fall bis zu 5000 Fran­ken be­straft wer­den kön­nen, wenn sie mut­wil­lig leug­nen.

Art. 192 Beweisaussage  

1 Das Ge­richt kann ei­ne oder bei­de Par­tei­en von Am­tes we­gen zur Be­weis­aus­sa­ge un­ter Straf­dro­hung ver­pflich­ten.

2 Die Par­tei­en wer­den vor der Be­weis­aus­sa­ge zur Wahr­heit er­mahnt und auf die Straf­fol­gen ei­ner Falschaus­sa­ge hin­ge­wie­sen (Art. 306 StGB68).

Art. 193 Protokoll  

Für das Pro­to­koll der Par­tei­be­fra­gung und der Be­weis­aus­sa­ge gilt Ar­ti­kel 176 sinn­ge­mä­ss.

11. Titel: Rechtshilfe zwischen schweizerischen Gerichten

Art. 194 Grundsatz  

1 Die Ge­rich­te sind ge­gen­sei­tig zur Rechts­hil­fe ver­pflich­tet.

2 Sie ver­keh­ren di­rekt mit­ein­an­der69.

69 Die ört­lich zu­stän­di­ge schwei­ze­ri­sche Jus­tiz­be­hör­de für Rechts­hil­feer­su­chen kann über fol­gen­de In­ter­netsei­te er­mit­telt wer­den: www.elor­ge.ad­min.ch

Art. 195 Direkte Prozesshandlungen in einem andern Kanton  

Je­des Ge­richt kann die er­for­der­li­chen Pro­zess­hand­lun­gen auch in ei­nem an­de­ren Kan­ton di­rekt und sel­ber vor­neh­men; es kann ins­be­son­de­re Sit­zun­gen ab­hal­ten und Be­weis er­he­ben.

Art. 196 Rechtshilfe  

1 Das Ge­richt kann um Rechts­hil­fe er­su­chen. Das Rechts­hil­fe­ge­such kann in der Amtss­pra­che des er­su­chen­den oder des er­such­ten Ge­richts ab­ge­fasst wer­den.

2 Das er­such­te Ge­richt in­for­miert das er­su­chen­de Ge­richt und die Par­tei­en über Ort und Zeit der Pro­zess­hand­lung.

3 Das er­such­te Ge­richt kann für sei­ne Aus­la­gen Er­satz ver­lan­gen.

2. Teil: Besondere Bestimmungen

1. Titel: Schlichtungsversuch

1. Kapitel: Geltungsbereich und Schlichtungsbehörde

Art. 197 Grundsatz  

Dem Ent­scheid­ver­fah­ren geht ein Schlich­tungs­ver­such vor ei­ner Schlich­tungs­be­hör­de vor­aus.

Art. 198 Ausnahmen  

Das Schlich­tungs­ver­fah­ren ent­fällt:

a.
im sum­ma­ri­schen Ver­fah­ren;
abis.70
bei Kla­gen we­gen Ge­walt, Dro­hun­gen oder Nach­stel­lun­gen nach Ar­ti­kel 28b ZGB71 oder be­tref­fend ei­ne elek­tro­ni­sche Über­wa­chung nach Ar­ti­kel 28c ZGB;
b.
bei Kla­gen über den Per­so­nen­stand;
bbis.72
bei Kla­gen über den Un­ter­halt des Kin­des und wei­te­re Kin­der­be­lan­ge, wenn vor der Kla­ge ein El­tern­teil die Kin­des­schutz­be­hör­de an­ge­ru­fen hat (Art. 298bund 298dZGB73);
c.
im Schei­dungs­ver­fah­ren;
d.74
im Ver­fah­ren zur Auf­lö­sung und zur Un­gül­ti­g­er­klä­rung der ein­ge­tra­ge­nen Part­ner­schaft;
e.
bei fol­gen­den Kla­gen aus dem SchKG75:
1.
Ab­er­ken­nungs­kla­ge (Art. 83 Abs. 2 SchKG),
2.
Fest­stel­lungs­kla­ge (Art. 85a SchKG),
3.
Wi­der­spruchs­kla­ge (Art. 106–109 SchKG),
4.
An­schluss­kla­ge (Art. 111 SchKG),
5.
Aus­son­de­rungs- und Ad­mas­sie­rungs­kla­ge (Art. 242 SchKG),
6.
Kol­lo­ka­ti­ons­kla­ge (Art. 148 und 250 SchKG),
7.
Kla­ge auf Fest­stel­lung neu­en Ver­mö­gens (Art. 265a SchKG),
8.
Kla­ge auf Rück­schaf­fung von Re­ten­ti­ons­ge­gen­stän­den (Art. 284 SchKG);
f.
bei Strei­tig­kei­ten, für die nach den Ar­ti­keln 5 und 6 die­ses Ge­set­zes ei­ne ein­zi­ge kan­to­na­le In­stanz zu­stän­dig ist;
g.
bei der Haupt­in­ter­ven­ti­on, der Wi­der­kla­ge und der Streit­ver­kün­dungs­kla­ge;
h.
wenn das Ge­richt Frist für ei­ne Kla­ge ge­setzt hat.

70 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 14. Dez. 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).

71 SR 210

72 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

73 SR 210

74 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 25. Sept. 2015 (Ge­werbs­mäs­si­ge Ver­tre­tung im Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3643; BBl 2014 8669).

75 SR 281.1

Art. 199 Verzicht auf das Schlichtungsverfahren  

1 Bei ver­mö­gens­recht­li­chen Strei­tig­kei­ten mit ei­nem Streit­wert von min­des­tens 100 000 Fran­ken kön­nen die Par­tei­en ge­mein­sam auf die Durch­füh­rung des Schlich­tungs­ver­fah­rens ver­zich­ten.

2 Die kla­gen­de Par­tei kann ein­sei­tig auf das Schlich­tungs­ver­fah­ren ver­zich­ten, wenn:

a.
die be­klag­te Par­tei Sitz oder Wohn­sitz im Aus­land hat;
b.
der Auf­ent­halts­ort der be­klag­ten Par­tei un­be­kannt ist;
c.
in Strei­tig­kei­ten nach dem Gleich­stel­lungs­ge­setz vom 24. März 199576.
Art. 200 Paritätische Schlichtungsbehörden  

1 Bei Strei­tig­kei­ten aus Mie­te und Pacht von Wohn- und Ge­schäfts­räu­men be­steht die Schlich­tungs­be­hör­de aus ei­ner vor­sit­zen­den Per­son und ei­ner pa­ri­tä­ti­schen Ver­tre­tung.

2 Bei Strei­tig­kei­ten nach dem Gleich­stel­lungs­ge­setz vom 24. März 199577 be­steht die Schlich­tungs­be­hör­de aus ei­ner vor­sit­zen­den Per­son und ei­ner pa­ri­tä­ti­schen Ver­tre­tung der Ar­beit­ge­ber- und Ar­beit­neh­mer­sei­te und des öf­fent­li­chen und pri­va­ten Be­reichs; die Ge­schlech­ter müs­sen pa­ri­tä­tisch ver­tre­ten sein.

Art. 201 Aufgaben der Schlichtungsbehörde  

1 Die Schlich­tungs­be­hör­de ver­sucht in form­lo­ser Ver­hand­lung, die Par­tei­en zu ver­söh­nen. Dient es der Bei­le­gung des Strei­tes, so kön­nen in einen Ver­gleich auch aus­ser­halb des Ver­fah­rens lie­gen­de Streit­fra­gen zwi­schen den Par­tei­en ein­be­zo­gen wer­den.

2 In den An­ge­le­gen­hei­ten nach Ar­ti­kel 200 ist die Schlich­tungs­be­hör­de auch Rechts­be­ra­tungs­stel­le.

2. Kapitel: Schlichtungsverfahren

Art. 202 Einleitung  

1 Das Ver­fah­ren wird durch das Schlich­tungs­ge­such ein­ge­lei­tet. Die­ses kann in den For­men nach Ar­ti­kel 130 ein­ge­reicht oder münd­lich bei der Schlich­tungs­be­hör­de zu Pro­to­koll ge­ge­ben wer­den.

2 Im Schlich­tungs­ge­such sind die Ge­gen­par­tei, das Rechts­be­geh­ren und der Streit­ge­gen­stand zu be­zeich­nen.

3 Die Schlich­tungs­be­hör­de stellt der Ge­gen­par­tei das Schlich­tungs­ge­such un­ver­züg­lich zu und lädt gleich­zei­tig die Par­tei­en zur Ver­mitt­lung vor.

4 In den An­ge­le­gen­hei­ten nach Ar­ti­kel 200 kann sie, so­weit ein Ur­teils­vor­schlag nach Ar­ti­kel 210 oder ein Ent­scheid nach Ar­ti­kel 212 in Fra­ge kommt, aus­nahms­wei­se einen Schrif­ten­wech­sel durch­füh­ren.

Art. 203 Verhandlung  

1 Die Ver­hand­lung hat in­nert zwei Mo­na­ten seit Ein­gang des Ge­suchs oder nach Ab­schluss des Schrif­ten­wech­sels statt­zu­fin­den.

2 Die Schlich­tungs­be­hör­de lässt sich all­fäl­li­ge Ur­kun­den vor­le­gen und kann einen Au­gen­schein durch­füh­ren. So­weit ein Ur­teils­vor­schlag nach Ar­ti­kel 210 oder ein Ent­scheid nach Ar­ti­kel 212 in Fra­ge kommt, kann sie auch die üb­ri­gen Be­weis­mit­tel ab­neh­men, wenn dies das Ver­fah­ren nicht we­sent­lich ver­zö­gert.

3 Die Ver­hand­lung ist nicht öf­fent­lich. In den An­ge­le­gen­hei­ten nach Ar­ti­kel 200 kann die Schlich­tungs­be­hör­de die Öf­fent­lich­keit ganz oder teil­wei­se zu­las­sen, wenn ein öf­fent­li­ches In­ter­es­se be­steht.

4 Mit Zu­stim­mung der Par­tei­en kann die Schlich­tungs­be­hör­de wei­te­re Ver­hand­lun­gen durch­füh­ren. Das Ver­fah­ren ist spä­tes­tens nach zwölf Mo­na­ten ab­zu­sch­lies­sen.

Art. 204 Persönliches Erscheinen  

1 Die Par­tei­en müs­sen per­sön­lich zur Schlich­tungs­ver­hand­lung er­schei­nen.

2 Sie kön­nen sich von ei­ner Rechts­bei­stän­din, ei­nem Rechts­bei­stand oder ei­ner Ver­trau­ens­per­son be­glei­ten las­sen.

3 Nicht per­sön­lich er­schei­nen muss und sich ver­tre­ten las­sen kann, wer:

a.
aus­ser­kan­to­na­len oder aus­län­di­schen Wohn­sitz hat;
b.
we­gen Krank­heit, Al­ter oder an­de­ren wich­ti­gen Grün­den ver­hin­dert ist;
c.
in Strei­tig­kei­ten nach Ar­ti­kel 243 als Ar­beit­ge­ber be­zie­hungs­wei­se als Ver­si­che­rer ei­ne an­ge­stell­te Per­son oder als Ver­mie­ter die Lie­gen­schafts­ver­wal­tung de­le­giert, so­fern die­se zum Ab­schluss ei­nes Ver­gleichs schrift­lich er­mäch­tigt sind.

4 Die Ge­gen­par­tei ist über die Ver­tre­tung vor­gän­gig zu ori­en­tie­ren.

Art. 205 Vertraulichkeit des Verfahrens  

1 Aus­sa­gen der Par­tei­en dür­fen we­der pro­to­kol­liert noch spä­ter im Ent­scheid­ver­fah­ren ver­wen­det wer­den.

2 Vor­be­hal­ten ist die Ver­wen­dung der Aus­sa­gen im Fal­le ei­nes Ur­teils­vor­schla­ges oder Ent­schei­des der Schlich­tungs­be­hör­de.

Art. 206 Säumnis  

1 Bei Säum­nis der kla­gen­den Par­tei gilt das Schlich­tungs­ge­such als zu­rück­ge­zo­gen; das Ver­fah­ren wird als ge­gen­stands­los ab­ge­schrie­ben.

2 Bei Säum­nis der be­klag­ten Par­tei ver­fährt die Schlich­tungs­be­hör­de, wie wenn kei­ne Ei­ni­gung zu Stan­de ge­kom­men wä­re (Art. 209–212).

3 Bei Säum­nis bei­der Par­tei­en wird das Ver­fah­ren als ge­gen­stands­los ab­ge­schrie­ben.

Art. 207 Kosten des Schlichtungsverfahrens  

1 Die Kos­ten des Schlich­tungs­ver­fah­rens wer­den der kla­gen­den Par­tei auf­er­legt:

a.
wenn sie das Schlich­tungs­ge­such zu­rück­zieht;
b.
wenn das Ver­fah­ren we­gen Säum­nis ab­ge­schrie­ben wird;
c.
bei Er­tei­lung der Kla­ge­be­wil­li­gung.

2 Bei Ein­rei­chung der Kla­ge wer­den die Kos­ten zur Haupt­sa­che ge­schla­gen.

3. Kapitel: Einigung und Klagebewilligung

Art. 208 Einigung der Parteien  

1 Kommt es zu ei­ner Ei­ni­gung, so nimmt die Schlich­tungs­be­hör­de einen Ver­gleich, ei­ne Kla­gean­er­ken­nung oder einen vor­be­halt­lo­sen Kla­ge­rück­zug zu Pro­to­koll und lässt die Par­tei­en die­ses un­ter­zeich­nen. Je­de Par­tei er­hält ein Ex­em­plar des Pro­to­kolls.

2 Ein Ver­gleich, ei­ne Kla­gean­er­ken­nung oder ein vor­be­halt­lo­ser Kla­ge­rück­zug ha­ben die Wir­kung ei­nes rechts­kräf­ti­gen Ent­scheids.

Art. 209 Klagebewilligung  

1 Kommt es zu kei­ner Ei­ni­gung, so hält die Schlich­tungs­be­hör­de dies im Pro­to­koll fest und er­teilt die Kla­ge­be­wil­li­gung:

a.
bei der An­fech­tung von Miet- und Pacht­zins­er­hö­hun­gen: dem Ver­mie­ter oder Ver­päch­ter;
b.
in den üb­ri­gen Fäl­len: der kla­gen­den Par­tei.

2 Die Kla­ge­be­wil­li­gung ent­hält:

a.
die Na­men und Adres­sen der Par­tei­en und all­fäl­li­ger Ver­tre­tun­gen;
b.
das Rechts­be­geh­ren der kla­gen­den Par­tei mit Streit­ge­gen­stand und ei­ne all­fäl­li­ge Wi­der­kla­ge;
c.
das Da­tum der Ein­lei­tung des Schlich­tungs­ver­fah­rens;
d.
die Ver­fü­gung über die Kos­ten des Schlich­tungs­ver­fah­rens;
e.
das Da­tum der Kla­ge­be­wil­li­gung;
f.
die Un­ter­schrift der Schlich­tungs­be­hör­de.

3 Nach Er­öff­nung be­rech­tigt die Kla­ge­be­wil­li­gung wäh­rend drei­er Mo­na­te zur Ein­rei­chung der Kla­ge beim Ge­richt.

4 In Strei­tig­kei­ten aus Mie­te und Pacht von Wohn- und Ge­schäfts­räu­men so­wie aus land­wirt­schaft­li­cher Pacht be­trägt die Kla­ge­frist 30 Ta­ge. Vor­be­hal­ten blei­ben wei­te­re be­son­de­re ge­setz­li­che und ge­richt­li­che Kla­ge­fris­ten.

4. Kapitel: Urteilsvorschlag und Entscheid

Art. 210 Urteilsvorschlag  

1 Die Schlich­tungs­be­hör­de kann den Par­tei­en einen Ur­teils­vor­schlag un­ter­brei­ten in:

a.
Strei­tig­kei­ten nach dem Gleich­stel­lungs­ge­setz vom 24. März 199578;
b.
Strei­tig­kei­ten aus Mie­te und Pacht von Wohn- und Ge­schäfts­räu­men so­wie aus land­wirt­schaft­li­cher Pacht, so­fern die Hin­ter­le­gung von Miet- und Pacht­zin­sen, der Schutz vor miss­bräuch­li­chen Miet- und Pacht­zin­sen, der Kün­di­gungs­schutz oder die Er­stre­ckung des Miet- und Pacht­ver­hält­nis­ses be­trof­fen ist;
c.
den üb­ri­gen ver­mö­gens­recht­li­chen Strei­tig­kei­ten bis zu ei­nem Streit­wert von 5000 Fran­ken.

2 Der Ur­teils­vor­schlag kann ei­ne kur­ze Be­grün­dung ent­hal­ten; im Üb­ri­gen gilt Ar­ti­kel 238 sinn­ge­mä­ss.

Art. 211 Wirkungen  

1 Der Ur­teils­vor­schlag gilt als an­ge­nom­men und hat die Wir­kun­gen ei­nes rechts­kräf­ti­gen Ent­scheids, wenn ihn kei­ne Par­tei in­nert 20 Ta­gen seit der schrift­li­chen Er­öff­nung ab­lehnt. Die Ab­leh­nung be­darf kei­ner Be­grün­dung.

2 Nach Ein­gang der Ab­leh­nung stellt die Schlich­tungs­be­hör­de die Kla­ge­be­wil­li­gung zu:

a.
in den An­ge­le­gen­hei­ten nach Ar­ti­kel 210 Ab­satz 1 Buch­sta­be b: der ab­leh­nen­den Par­tei;
b.
in den üb­ri­gen Fäl­len: der kla­gen­den Par­tei.

3 Wird die Kla­ge in den An­ge­le­gen­hei­ten nach Ar­ti­kel 210 Ab­satz 1 Buch­sta­be b nicht recht­zei­tig ein­ge­reicht, so gilt der Ur­teils­vor­schlag als an­er­kannt und er hat die Wir­kun­gen ei­nes rechts­kräf­ti­gen Ent­schei­des.

4 Die Par­tei­en sind im Ur­teils­vor­schlag auf die Wir­kun­gen nach den Ab­sät­zen 1–3 hin­zu­wei­sen.

Art. 212 Entscheid  

1 Ver­mö­gens­recht­li­che Strei­tig­kei­ten bis zu ei­nem Streit­wert von 2000 Fran­ken kann die Schlich­tungs­be­hör­de ent­schei­den, so­fern die kla­gen­de Par­tei einen ent­spre­chen­den An­trag stellt.

2 Das Ver­fah­ren ist münd­lich.

2. Titel: Mediation

Art. 213 Mediation statt Schlichtungsverfahren  

1 Auf An­trag sämt­li­cher Par­tei­en tritt ei­ne Me­dia­ti­on an die Stel­le des Schlich­tungs­ver­fah­rens.

2 Der An­trag ist im Schlich­tungs­ge­such oder an der Schlich­tungs­ver­hand­lung zu stel­len.

3 Teilt ei­ne Par­tei der Schlich­tungs­be­hör­de das Schei­tern der Me­dia­ti­on mit, so wird die Kla­ge­be­wil­li­gung aus­ge­stellt.

Art. 214 Mediation im Entscheidverfahren  

1 Das Ge­richt kann den Par­tei­en je­der­zeit ei­ne Me­dia­ti­on emp­feh­len.

2 Die Par­tei­en kön­nen dem Ge­richt je­der­zeit ge­mein­sam ei­ne Me­dia­ti­on be­an­tra­gen.

3 Das ge­richt­li­che Ver­fah­ren bleibt bis zum Wi­der­ruf des An­tra­ges durch ei­ne Par­tei oder bis zur Mit­tei­lung der Be­en­di­gung der Me­dia­ti­on sis­tiert.

Art. 215 Organisation und Durchführung der Mediation  

Or­ga­ni­sa­ti­on und Durch­füh­rung der Me­dia­ti­on ist Sa­che der Par­tei­en.

Art. 216 Verhältnis zum gerichtlichen Verfahren  

1 Die Me­dia­ti­on ist von der Schlich­tungs­be­hör­de und vom Ge­richt un­ab­hän­gig und ver­trau­lich.

2 Die Aus­sa­gen der Par­tei­en dür­fen im ge­richt­li­chen Ver­fah­ren nicht ver­wen­det wer­den.

Art. 217 Genehmigung einer Vereinbarung  

Die Par­tei­en kön­nen ge­mein­sam die Ge­neh­mi­gung der in der Me­dia­ti­on er­ziel­ten Ver­ein­ba­rung be­an­tra­gen. Die ge­neh­mig­te Ver­ein­ba­rung hat die Wir­kung ei­nes rechts­kräf­ti­gen Ent­scheids.

Art. 218 Kosten der Mediation  

1 Die Par­tei­en tra­gen die Kos­ten der Me­dia­ti­on.

2 In kin­des­recht­li­chen An­ge­le­gen­hei­ten ha­ben die Par­tei­en An­spruch auf ei­ne un­ent­gelt­li­che Me­dia­ti­on, wenn:79

a.
ih­nen die er­for­der­li­chen Mit­tel feh­len; und
b.
das Ge­richt die Durch­füh­rung ei­ner Me­dia­ti­on emp­fiehlt.

3 Das kan­to­na­le Recht kann wei­te­re Kos­te­ner­leich­te­run­gen vor­se­hen.

79 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 20. März 2015 (Kin­des­un­ter­halt), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2015 4299; BBl 2014 529).

3. Titel: Ordentliches Verfahren

1. Kapitel: Geltungsbereich

Art. 219  

Die Be­stim­mun­gen die­ses Ti­tels gel­ten für das or­dent­li­che Ver­fah­ren so­wie sinn­ge­mä­ss für sämt­li­che an­de­ren Ver­fah­ren, so­weit das Ge­setz nichts an­de­res be­stimmt.

2. Kapitel: Schriftenwechsel und Vorbereitung der Hauptverhandlung

Art. 220 Einleitung  

Das or­dent­li­che Ver­fah­ren wird mit Ein­rei­chung der Kla­ge ein­ge­lei­tet.

Art. 221 Klage  

1 Die Kla­ge ent­hält:

a.
die Be­zeich­nung der Par­tei­en und all­fäl­li­ger Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter;
b.
das Rechts­be­geh­ren;
c.
die An­ga­be des Streit­werts;
d.
die Tat­sa­chen­be­haup­tun­gen;
e.
die Be­zeich­nung der ein­zel­nen Be­weis­mit­tel zu den be­haup­te­ten Tat­sa­chen;
f.
das Da­tum und die Un­ter­schrift.

2 Mit der Kla­ge sind fol­gen­de Bei­la­gen ein­zu­rei­chen:

a.
ei­ne Voll­macht bei Ver­tre­tung;
b.
ge­ge­be­nen­falls die Kla­ge­be­wil­li­gung oder die Er­klä­rung, dass auf das Schlich­tungs­ver­fah­ren ver­zich­tet wer­de;
c.
die ver­füg­ba­ren Ur­kun­den, wel­che als Be­weis­mit­tel die­nen sol­len;
d.
ein Ver­zeich­nis der Be­weis­mit­tel.

3 Die Kla­ge kann ei­ne recht­li­che Be­grün­dung ent­hal­ten.

Art. 222 Klageantwort  

1 Das Ge­richt stellt die Kla­ge der be­klag­ten Par­tei zu und setzt ihr gleich­zei­tig ei­ne Frist zur schrift­li­chen Kla­geant­wort.

2 Für die Kla­geant­wort gilt Ar­ti­kel 221 sinn­ge­mä­ss. Die be­klag­te Par­tei hat dar­zu­le­gen, wel­che Tat­sa­chen­be­haup­tun­gen der kla­gen­den Par­tei im Ein­zel­nen an­er­kannt oder be­strit­ten wer­den.

3 Das Ge­richt kann die be­klag­te Par­tei auf­for­dern, die Kla­geant­wort auf ein­zel­ne Fra­gen oder ein­zel­ne Rechts­be­geh­ren zu be­schrän­ken (Art. 125).

4 Es stellt die Kla­geant­wort der kla­gen­den Par­tei zu.

Art. 223 Versäumte Klageantwort  

1 Bei ver­säum­ter Kla­geant­wort setzt das Ge­richt der be­klag­ten Par­tei ei­ne kur­ze Nach­frist.

2 Nach un­be­nutz­ter Frist trifft das Ge­richt einen En­dent­scheid, so­fern die An­ge­le­gen­heit spruch­reif ist. An­dern­falls lädt es zur Haupt­ver­hand­lung vor.

Art. 224 Widerklage  

1 Die be­klag­te Par­tei kann in der Kla­geant­wort Wi­der­kla­ge er­he­ben, wenn der gel­tend ge­mach­te An­spruch nach der glei­chen Ver­fah­rens­art wie die Haupt­kla­ge zu be­ur­tei­len ist.

2 Über­steigt der Streit­wert der Wi­der­kla­ge die sach­li­che Zu­stän­dig­keit des Ge­richts, so hat die­ses bei­de Kla­gen dem Ge­richt mit der hö­he­ren sach­li­chen Zu­stän­dig­keit zu über­wei­sen.

3 Wird Wi­der­kla­ge er­ho­ben, so setzt das Ge­richt der kla­gen­den Par­tei ei­ne Frist zur schrift­li­chen Ant­wort. Wi­der­kla­ge auf Wi­der­kla­ge ist un­zu­läs­sig.

Art. 225 Zweiter Schriftenwechsel  

Er­for­dern es die Ver­hält­nis­se, so kann das Ge­richt einen zwei­ten Schrif­ten­wech­sel an­ord­nen.

Art. 226 Instruktionsverhandlung  

1 Das Ge­richt kann je­der­zeit In­struk­ti­ons­ver­hand­lun­gen durch­füh­ren.

2 Die In­struk­ti­ons­ver­hand­lung dient der frei­en Er­ör­te­rung des Streit­ge­gen­stan­des, der Er­gän­zung des Sach­ver­hal­tes, dem Ver­such ei­ner Ei­ni­gung und der Vor­be­rei­tung der Haupt­ver­hand­lung.

3 Das Ge­richt kann Be­wei­se ab­neh­men.

Art. 227 Klageänderung  

1 Ei­ne Kla­ge­än­de­rung ist zu­läs­sig, wenn der ge­än­der­te oder neue An­spruch nach der glei­chen Ver­fah­rens­art zu be­ur­tei­len ist und:

a.
mit dem bis­he­ri­gen An­spruch in ei­nem sach­li­chen Zu­sam­men­hang steht;
oder
b.
die Ge­gen­par­tei zu­stimmt.

2 Über­steigt der Streit­wert der ge­än­der­ten Kla­ge die sach­li­che Zu­stän­dig­keit des Ge­richts, so hat die­ses den Pro­zess an das Ge­richt mit der hö­he­ren sach­li­chen Zu­stän­dig­keit zu über­wei­sen.

3 Ei­ne Be­schrän­kung der Kla­ge ist je­der­zeit zu­läs­sig; das an­ge­ru­fe­ne Ge­richt bleibt zu­stän­dig.

3. Kapitel: Hauptverhandlung

Art. 228 Erste Parteivorträge  

1 Nach der Er­öff­nung der Haupt­ver­hand­lung stel­len die Par­tei­en ih­re An­trä­ge und be­grün­den sie.

2 Das Ge­richt gibt ih­nen Ge­le­gen­heit zu Re­plik und Du­plik.

Art. 229 Neue Tatsachen und Beweismittel  

1 In der Haupt­ver­hand­lung wer­den neue Tat­sa­chen und Be­weis­mit­tel nur noch be­rück­sich­tigt, wenn sie oh­ne Ver­zug vor­ge­bracht wer­den und:

a.80
erst nach Ab­schluss des Schrif­ten­wech­sels oder nach der letz­ten In­struk­ti­ons­ver­hand­lung ent­stan­den sind (ech­te No­ven); oder
b.
be­reits vor Ab­schluss des Schrif­ten­wech­sels oder vor der letz­ten In­struk­ti­ons­ver­hand­lung vor­han­den wa­ren, aber trotz zu­mut­ba­rer Sorg­falt nicht vor­her vor­ge­bracht wer­den konn­ten (un­ech­te No­ven).

2 Hat we­der ein zwei­ter Schrif­ten­wech­sel noch ei­ne In­struk­ti­ons­ver­hand­lung statt­ge­fun­den, so kön­nen neue Tat­sa­chen und Be­weis­mit­tel zu Be­ginn der Haupt­ver­hand­lung un­be­schränkt vor­ge­bracht wer­den.

3 Hat das Ge­richt den Sach­ver­halt von Am­tes we­gen ab­zu­klä­ren, so be­rück­sich­tigt es neue Tat­sa­chen und Be­weis­mit­tel bis zur Ur­teils­be­ra­tung.

80 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 25. Sept. 2015 (Ge­werbs­mäs­si­ge Ver­tre­tung im Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3643; BBl 2014 8669).

Art. 230 Klageänderung  

1 Ei­ne Kla­ge­än­de­rung ist in der Haupt­ver­hand­lung nur noch zu­läs­sig, wenn:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 227 Ab­satz 1 ge­ge­ben sind; und
b.81
sie auf neu­en Tat­sa­chen oder Be­weis­mit­teln be­ruht.

2 Ar­ti­kel 227 Ab­sät­ze 2 und 3 ist an­wend­bar.

81 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 25. Sept. 2015 (Ge­werbs­mäs­si­ge Ver­tre­tung im Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3643; BBl 2014 8669).

Art. 231 Beweisabnahme  

Nach den Par­tei­vor­trä­gen nimmt das Ge­richt die Be­wei­se ab.

Art. 232 Schlussvorträge  

1 Nach Ab­schluss der Be­weis­ab­nah­me kön­nen die Par­tei­en zum Be­wei­s­er­geb­nis und zur Sa­che Stel­lung neh­men. Die kla­gen­de Par­tei plä­diert zu­erst. Das Ge­richt gibt Ge­le­gen­heit zu ei­nem zwei­ten Vor­trag.

2 Die Par­tei­en kön­nen ge­mein­sam auf die münd­li­chen Schluss­vor­trä­ge ver­zich­ten und be­an­tra­gen, schrift­li­che Par­tei­vor­trä­ge ein­zu­rei­chen. Das Ge­richt setzt ih­nen da­zu ei­ne Frist.

Art. 233 Verzicht auf die Hauptverhandlung  

Die Par­tei­en kön­nen ge­mein­sam auf die Durch­füh­rung der Haupt­ver­hand­lung ver­zich­ten.

Art. 234 Säumnis an der Hauptverhandlung  

1 Bei Säum­nis ei­ner Par­tei be­rück­sich­tigt das Ge­richt die Ein­ga­ben, die nach Mass­ga­be die­ses Ge­set­zes ein­ge­reicht wor­den sind. Im Üb­ri­gen kann es sei­nem Ent­scheid un­ter Vor­be­halt von Ar­ti­kel 153 die Ak­ten so­wie die Vor­brin­gen der an­we­sen­den Par­tei zu Grun­de le­gen.

2 Bei Säum­nis bei­der Par­tei­en wird das Ver­fah­ren als ge­gen­stands­los ab­ge­schrie­ben. Die Ge­richts­kos­ten wer­den den Par­tei­en je zur Hälf­te auf­er­legt.

4. Kapitel: Protokoll

Art. 235  

1 Das Ge­richt führt über je­de Ver­hand­lung Pro­to­koll. Die­ses ent­hält ins­be­son­de­re:

a.
den Ort und die Zeit der Ver­hand­lung;
b.
die Zu­sam­men­set­zung des Ge­richts;
c.
die An­we­sen­heit der Par­tei­en und ih­rer Ver­tre­tun­gen;
d.
die Rechts­be­geh­ren, An­trä­ge und Pro­zes­s­er­klä­run­gen der Par­tei­en;
e.
die Ver­fü­gun­gen des Ge­richts;
f.
die Un­ter­schrift der pro­to­koll­füh­ren­den Per­son.

2 Aus­füh­run­gen tat­säch­li­cher Na­tur sind dem we­sent­li­chen In­halt nach zu pro­to­kol­lie­ren, so­weit sie nicht in den Schrift­sät­zen der Par­tei­en ent­hal­ten sind. Sie kön­nen zu­sätz­lich auf Ton­band, auf Vi­deo oder mit an­de­ren ge­eig­ne­ten tech­ni­schen Hilfs­mit­teln auf­ge­zeich­net wer­den.

3 Über Ge­su­che um Pro­to­koll­be­rich­ti­gung ent­schei­det das Ge­richt.

5. Kapitel: Entscheid

Art. 236 Endentscheid  

1 Ist das Ver­fah­ren spruch­reif, so wird es durch Sach- oder Nicht­ein­tre­tens­ent­scheid be­en­det.

2 Das Ge­richt ur­teilt durch Mehr­heits­ent­scheid.

3 Auf An­trag der ob­sie­gen­den Par­tei ord­net es Voll­stre­ckungs­mass­nah­men an.

Art. 237 Zwischenentscheid  

1 Das Ge­richt kann einen Zwi­schen­ent­scheid tref­fen, wenn durch ab­wei­chen­de ober­in­stanz­li­che Be­ur­tei­lung so­fort ein En­dent­scheid her­bei­ge­führt und so ein be­deu­ten­der Zeit- oder Kos­ten­auf­wand ge­spart wer­den kann.

2 Der Zwi­schen­ent­scheid ist selbst­stän­dig an­zu­fech­ten; ei­ne spä­te­re An­fech­tung zu­sam­men mit dem En­dent­scheid ist aus­ge­schlos­sen.

Art. 238 Inhalt  

Ein Ent­scheid ent­hält:

a.
die Be­zeich­nung und die Zu­sam­men­set­zung des Ge­richts;
b.
den Ort und das Da­tum des Ent­scheids;
c.
die Be­zeich­nung der Par­tei­en und ih­rer Ver­tre­tung;
d.
das Dis­po­si­tiv (Ur­teils­for­mel);
e.
die An­ga­be der Per­so­nen und Be­hör­den, de­nen der Ent­scheid mit­zu­tei­len ist;
f.
ei­ne Rechts­mit­tel­be­leh­rung, so­fern die Par­tei­en auf die Rechts­mit­tel nicht ver­zich­tet ha­ben;
g.
ge­ge­be­nen­falls die Ent­scheid­grün­de;
h.
die Un­ter­schrift des Ge­richts.
Art. 239 Eröffnung und Begründung  

1 Das Ge­richt kann sei­nen Ent­scheid oh­ne schrift­li­che Be­grün­dung er­öff­nen:

a.
in der Haupt­ver­hand­lung durch Über­ga­be des schrift­li­chen Dis­po­si­tivs an die Par­tei­en mit kur­z­er münd­li­cher Be­grün­dung;
b.
durch Zu­stel­lung des Dis­po­si­tivs an die Par­tei­en.

2 Ei­ne schrift­li­che Be­grün­dung ist nach­zu­lie­fern, wenn ei­ne Par­tei dies in­nert zehn Ta­gen seit der Er­öff­nung des Ent­schei­des ver­langt. Wird kei­ne Be­grün­dung ver­langt, so gilt dies als Ver­zicht auf die An­fech­tung des Ent­schei­des mit Be­ru­fung oder Be­schwer­de.

3 Vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen des Bun­des­ge­richts­ge­set­zes vom 17. Ju­ni 200582 über die Er­öff­nung von Ent­schei­den, die an das Bun­des­ge­richt wei­ter­ge­zo­gen wer­den kön­nen.

Art. 240 Mitteilung und Veröffentlichung des Entscheides  

Sieht das Ge­setz es vor oder dient es der Voll­stre­ckung, so wird der Ent­scheid Be­hör­den und be­trof­fe­nen Drit­ten mit­ge­teilt oder ver­öf­fent­licht.

6. Kapitel: Beendigung des Verfahrens ohne Entscheid

Art. 241 Vergleich, Klageanerkennung, Klagerückzug  

1 Wird ein Ver­gleich, ei­ne Kla­gean­er­ken­nung oder ein Kla­ge­rück­zug dem Ge­richt zu Pro­to­koll ge­ge­ben, so ha­ben die Par­tei­en das Pro­to­koll zu un­ter­zeich­nen.

2 Ein Ver­gleich, ei­ne Kla­gean­er­ken­nung oder ein Kla­ge­rück­zug hat die Wir­kung ei­nes rechts­kräf­ti­gen Ent­schei­des.

3 Das Ge­richt schreibt das Ver­fah­ren ab.

Art. 242 Gegenstandslosigkeit aus anderen Gründen  

En­det das Ver­fah­ren aus an­de­ren Grün­den oh­ne Ent­scheid, so wird es ab­ge­schrie­ben.

4. Titel: Vereinfachtes Verfahren

Art. 243 Geltungsbereich  

1 Das ver­ein­fach­te Ver­fah­ren gilt für ver­mö­gens­recht­li­che Strei­tig­kei­ten bis zu ei­nem Streit­wert von 30 000 Fran­ken.

2 Es gilt oh­ne Rück­sicht auf den Streit­wert bei Strei­tig­kei­ten:83

a.
nach dem Gleich­stel­lungs­ge­setz vom 24. März 199584;
b.85
we­gen Ge­walt, Dro­hun­gen oder Nach­stel­lun­gen nach Ar­ti­kel 28b ZGB86 oder be­tref­fend ei­ne elek­tro­ni­sche Über­wa­chung nach Ar­ti­kel 28c ZGB;
c.
aus Mie­te und Pacht von Wohn- und Ge­schäfts­räu­men so­wie aus land­wirt­schaft­li­cher Pacht, so­fern die Hin­ter­le­gung von Miet- und Pacht­zin­sen, der Schutz vor miss­bräuch­li­chen Miet- und Pacht­zin­sen, der Kün­di­gungs­schutz oder die Er­stre­ckung des Miet- oder Pacht­ver­hält­nis­ses be­trof­fen ist;
d.
zur Durch­set­zung des Aus­kunfts­rechts nach dem Bun­des­ge­setz vom 19. Ju­ni 199287 über den Da­ten­schutz;
e.
nach dem Mit­wir­kungs­ge­setz vom 17. De­zem­ber 199388;
f.
aus Zu­satz­ver­si­che­run­gen zur so­zia­len Kran­ken­ver­si­che­rung nach dem Bun­des­ge­setz vom 18. März 199489 über die Kran­ken­ver­si­che­rung.

3 Es fin­det kei­ne An­wen­dung in Strei­tig­kei­ten vor der ein­zi­gen kan­to­na­len In­stanz nach den Ar­ti­keln 5 und 8 und vor dem Han­dels­ge­richt nach Ar­ti­kel 6.

83 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 14. Dez. 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).

84 SR 151.1

85 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 2 des BG vom 14. Dez. 2018 über die Ver­bes­se­rung des Schut­zes ge­walt­be­trof­fe­ner Per­so­nen, in Kraft seit 1. Ju­li 2020 (AS 2019 2273; BBl 2017 7307).

86 SR 210

87 SR 235.1

88 SR 822.14

89 SR 832.10

Art. 244 Vereinfachte Klage  

1 Die Kla­ge kann in den For­men nach Ar­ti­kel 130 ein­ge­reicht oder münd­lich bei Ge­richt zu Pro­to­koll ge­ge­ben wer­den. Sie ent­hält:

a.
die Be­zeich­nung der Par­tei­en;
b.
das Rechts­be­geh­ren;
c.
die Be­zeich­nung des Streit­ge­gen­stan­des;
d.
wenn nö­tig die An­ga­be des Streit­wer­tes;
e.
das Da­tum und die Un­ter­schrift.

2 Ei­ne Be­grün­dung der Kla­ge ist nicht er­for­der­lich.

3 Als Bei­la­gen sind ein­zu­rei­chen:

a.
ei­ne Voll­macht bei Ver­tre­tung;
b.
die Kla­ge­be­wil­li­gung oder die Er­klä­rung, dass auf das Schlich­tungs­ver­fah­ren ver­zich­tet wer­de;
c.
die ver­füg­ba­ren Ur­kun­den, wel­che als Be­weis­mit­tel die­nen sol­len.
Art. 245 Vorladung zur Verhandlung und Stellungnahme  

1 Ent­hält die Kla­ge kei­ne Be­grün­dung, so stellt das Ge­richt sie der be­klag­ten Par­tei zu und lädt die Par­tei­en zu­gleich zur Ver­hand­lung vor.

2 Ent­hält die Kla­ge ei­ne Be­grün­dung, so setzt das Ge­richt der be­klag­ten Par­tei zu­nächst ei­ne Frist zur schrift­li­chen Stel­lung­nah­me.

Art. 246 Prozessleitende Verfügungen  

1 Das Ge­richt trifft die not­wen­di­gen Ver­fü­gun­gen, da­mit die Streit­sa­che mög­lichst am ers­ten Ter­min er­le­digt wer­den kann.

2 Er­for­dern es die Ver­hält­nis­se, so kann das Ge­richt einen Schrif­ten­wech­sel anord­nen und In­struk­ti­ons­ver­hand­lun­gen durch­füh­ren.

Art. 247 Feststellung des Sachverhaltes  

1 Das Ge­richt wirkt durch ent­spre­chen­de Fra­gen dar­auf hin, dass die Par­tei­en un­ge­nü­gen­de An­ga­ben zum Sach­ver­halt er­gän­zen und die Be­weis­mit­tel be­zeich­nen.

2 Das Ge­richt stellt den Sach­ver­halt von Am­tes we­gen fest:

a.
in den An­ge­le­gen­hei­ten nach Ar­ti­kel 243 Ab­satz 2;
b.
bis zu ei­nem Streit­wert von 30 000 Fran­ken:
1.
in den üb­ri­gen Strei­tig­kei­ten aus Mie­te und Pacht von Wohn- und Ge­schäfts­räu­men so­wie aus land­wirt­schaft­li­cher Pacht,
2.
in den üb­ri­gen ar­beits­recht­li­chen Strei­tig­kei­ten.

5. Titel: Summarisches Verfahren

1. Kapitel: Geltungsbereich

Art. 248 Grundsatz  

Das sum­ma­ri­sche Ver­fah­ren ist an­wend­bar:

a.
in den vom Ge­setz be­stimm­ten Fäl­len;
b.
für den Rechts­schutz in kla­ren Fäl­len;
c.
für das ge­richt­li­che Ver­bot;
d.
für die vor­sorg­li­chen Mass­nah­men;
e.
für die An­ge­le­gen­hei­ten der frei­wil­li­gen Ge­richts­bar­keit.
Art. 249 Zivilgesetzbuch  

Das sum­ma­ri­sche Ver­fah­ren gilt ins­be­son­de­re für fol­gen­de An­ge­le­gen­hei­ten:

a.90
Per­so­nen­recht:
1.
Frist­an­set­zung zur Ge­neh­mi­gung von Rechts­ge­schäf­ten ei­ner min­der­jäh­ri­gen Per­son oder ei­ner Per­son un­ter um­fas­sen­der Bei­stand­schaft (Art. 19a ZGB91),
2.
An­spruch auf Ge­gen­dar­stel­lung (Art. 28l ZGB),
3.
Ver­schol­le­n­er­klä­rung (Art. 35–38 ZGB),
4.
Be­rei­ni­gung ei­ner Ein­tra­gung im Zi­vil­stands­re­gis­ter (Art. 42 ZGB);
b.92
c.
Erbrecht:
1.
Ent­ge­gen­nah­me ei­nes münd­li­chen Tes­ta­men­tes (Art. 507 ZGB),
2.
Si­cher­stel­lung bei Be­er­bung ei­ner ver­schol­le­nen Per­son (Art. 546 ZGB),
3.
Ver­schie­bung der Erb­tei­lung und Si­che­rung der An­sprü­che der Mit­er­bin­nen und Mit­er­ben ge­gen­über zah­lungs­un­fä­hi­gen Er­ben (Art. 604 Abs. 2 und 3 ZGB);
d.
Sa­chen­recht:
1.
Mass­nah­men zur Er­hal­tung des Wer­tes und der Ge­brauchs­fä­hig­keit der Sa­che bei Mit­ei­gen­tum (Art. 647 Abs. 2 Ziff. 1 ZGB),
2.
Ein­tra­gung ding­li­cher Rech­te an Grund­stücken bei aus­ser­or­dent­li­cher Er­sit­zung (Art. 662 ZGB),
3.
Auf­he­bung der Ein­spra­che ge­gen die Ver­fü­gun­gen über ein Stock­werk (Art. 712c Abs. 3 ZGB),
4.
Er­nen­nung und Ab­be­ru­fung des Ver­wal­ters bei Stock­werk­ei­gen­tum (Art. 712q und 712r ZGB),
5.
vor­läu­fi­ge Ein­tra­gung ge­setz­li­cher Grund­pfand­rech­te (Art. 712i, 779d, 779k und 837–839 ZGB),
6.
Frist­an­set­zung zur Si­cher­stel­lung bei Nutz­nies­sung und Ent­zug des Be­sit­zes (Art. 760 und 762 ZGB),
7.
An­ord­nung der Schul­den­li­qui­da­ti­on des Nutz­nies­sungs­ver­mö­gens (Art. 766 ZGB),
8.
Mass­nah­men zu Guns­ten des Pfand­gläu­bi­gers zur Si­che­rung des Grund­pfands (Art. 808 Abs. 1 und 2 so­wie Art. 809–811 ZGB),
9.93
An­ord­nung über die Stell­ver­tre­tung bei Schuld­brief (Art. 850 Abs. 3 ZGB),
10.94
Kraft­los­er­klä­rung von Schuld­brief (Art. 856 und 865 ZGB),
11.
Vor­mer­kung von Ver­fü­gungs­be­schrän­kun­gen und vor­läu­fi­gen Ein­tra­gun­gen im Streit­fall (Art. 960 Abs. 1 Ziff. 1, 961 Abs. 1 Ziff. 1 und 966 Abs. 2 ZGB).

90 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 2 Ziff. 3, in Kraft seit 1. Jan. 2013 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221; AS 2011 725; BBl 2006 7001).

91 SR 210

92 Auf­ge­ho­ben durch An­hang 2 Ziff. 3, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2013 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221; AS 2011 725; BBl 2006 7001).

93 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 3 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

94 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II 3 des BG vom 11. Dez. 2009 (Re­gis­ter-Schuld­brief und wei­te­re Än­de­run­gen im Sa­chen­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2012 (AS 2011 4637; BBl 2007 5283).

Art. 250 Obligationenrecht  

Das sum­ma­ri­sche Ver­fah­ren gilt ins­be­son­de­re für fol­gen­de An­ge­le­gen­hei­ten:

a.
All­ge­mei­ner Teil:
1.
ge­richt­li­che Hin­ter­le­gung ei­ner er­lo­sche­nen Voll­macht (Art. 36 Abs. 1 OR95),
2.
An­set­zung ei­ner an­ge­mes­se­nen Frist zur Si­cher­stel­lung (Art. 83 Abs. 2 OR),
3.
Hin­ter­le­gung und Ver­kauf der ge­schul­de­ten Sa­che bei Gläu­bi­ger­ver­zug (Art. 92 Abs. 2 und 93 Abs. 2 OR),
4.
Er­mäch­ti­gung zur Er­satz­vor­nah­me (Art. 98 OR),
5.
An­set­zung ei­ner Frist zur Ver­trags­er­fül­lung (Art. 107 Abs. 196 OR),
6.
Hin­ter­le­gung ei­nes strei­ti­gen Be­tra­ges (Art. 168 Abs. 1 OR);
b.
Ein­zel­ne Ver­trags­ver­hält­nis­se:
1.
Be­zeich­nung ei­ner sach­ver­stän­di­gen Per­son zur Nach­prü­fung des Ge­schäfts­er­geb­nis­ses oder der Pro­vi­si­ons­ab­rech­nung (Art. 322a Abs. 2 und 322c Abs. 2 OR),
2.
An­set­zung ei­ner Frist zur Si­cher­heits­leis­tung bei Lohn­ge­fähr­dung (Art. 337a OR),
3.
An­set­zung ei­ner Frist bei ver­trags­wid­ri­ger Aus­füh­rung ei­nes Wer­kes (Art. 366 Abs. 2 OR),
4.
Be­zeich­nung ei­ner sach­ver­stän­di­gen Per­son zur Prü­fung ei­nes Wer­kes (Art. 367 OR),
5.
An­set­zung ei­ner Frist zur Her­stel­lung der neu­en Auf­la­ge ei­nes li­te­ra­ri­schen oder künst­le­ri­schen Wer­kes (Art. 383 Abs. 3 OR),
6.
Her­aus­ga­be der beim Se­ques­ter hin­ter­leg­ten Sa­che (Art. 480 OR),
7.
Be­ur­tei­lung der Pfand­de­ckung bei So­lid­ar­bürg­schaft (Art. 496 Abs. 2 OR),
8.
Ein­stel­lung der Be­trei­bung ge­gen den Bür­gen bei Leis­tung von Re­al­­si­cher­heit (Art. 501 Abs. 2 OR),
9.
Si­cher­stel­lung durch den Haupt­schuld­ner und Be­frei­ung von der Bürg­schaft (Art. 506 OR);
c.
Ge­sell­schafts­recht und Han­dels­re­gis­ter:97
1.
vor­läu­fi­ger Ent­zug der Ver­tre­tungs­be­fug­nis (Art. 565 Abs. 2, 603 und 767 Abs. 1 OR),
2.
Be­zeich­nung der ge­mein­sa­men Ver­tre­tung (Art. 690 Abs. 1, 764 Abs. 2, 792 Ziff. 1 und 847 Abs. 4 OR),
3.
Be­stim­mung, Ab­be­ru­fung und Er­set­zung von Li­qui­da­to­ren (Art. 583 Abs. 2, 619, 740, 741, 770, 826 Abs. 2 und 913 OR),
4.
Ver­kauf zu ei­nem Ge­samt­über­nah­me­preis und Art der Ver­äus­se­rung von Grund­stücken (Art. 585 Abs. 3 und 619 OR),
5.
Be­zeich­nung der sach­ver­stän­di­gen Per­son zur Prü­fung der Ge­winn- und Ver­lust­rech­nung und der Bi­lanz der Kom­man­dit­ge­sell­schaft (Art. 600 Abs. 3 OR),
6.98
An­set­zung ei­ner Frist bei un­ge­nü­gen­der An­zahl von Mit­glie­dern oder bei Feh­len von not­wen­di­gen Or­ga­nen (Art. 731b, 819, 908 und 941aOR),
7.99
An­ord­nung der Aus­kunft­s­er­tei­lung an Ak­tio­näre und Gläu­bi­ger ei­ner Ak­ti­en­ge­sell­schaft, an Mit­glie­der ei­ner Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung und an Ge­nos­sen­schaf­ter (Art. 697Abs. 4, 802 Abs. 4, 857 Abs. 3 und 958e OR),
8.
Son­der­prü­fung bei der Ak­ti­en­ge­sell­schaft (Art. 697a–697g OR),
9.
Ein­be­ru­fung der Ge­ne­ral­ver­samm­lung ei­ner Ak­ti­en­ge­sell­schaft oder ei­ner Ge­nos­sen­schaft, Trak­tan­die­rung ei­nes Ver­hand­lungs­ge­gen­stan­des und Ein­be­ru­fung der Ge­sell­schaf­ter­ver­samm­lung ei­ner Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung (Art. 699 Abs. 4, 805 Abs. 5 Ziff. 2 und 881 Abs. 3 OR),
10.
Be­zeich­nung ei­ner Ver­tre­tung der Ge­sell­schaft oder der Ge­nos­sen­schaft bei An­fech­tung von Ge­ne­ral­ver­samm­lungs­be­schlüs­sen durch die Ver­wal­tung (Art. 706a Abs. 2, 808c und 891 Abs. 1 OR),
11.
Er­nen­nung und Ab­be­ru­fung der Re­vi­si­ons­stel­le (Art. 731b OR),
12.
Hin­ter­le­gung von For­de­rungs­bei­trä­gen bei der Li­qui­da­ti­on (Art. 744, 770, 826 Abs. 2 und 913 OR),
13.100
Ab­be­ru­fung der Ver­wal­tung und der Re­vi­si­ons­stel­le der Ge­nos­sen­schaft (Art. 890 Abs. 2 OR),
14.101
Wie­der­ein­tra­gung ei­ner ge­lösch­ten Rechts­ein­heit ins Han­dels­re­gis­ter (Art. 935 OR);
d.
Wert­pa­pi­er­recht:
1.
Kraft­los­er­klä­rung von Wert­pa­pie­ren (Art. 981 OR),
2.
Ver­bot der Be­zah­lung ei­nes Wech­sels und Hin­ter­le­gung des Wech­sel­be­tra­ges (Art. 1072 OR),
3.
Er­lö­schen ei­ner Voll­macht, wel­che die Gläu­bi­ger­ver­samm­lung bei An­lei­hen­sob­li­ga­tio­nen ei­ner Ver­tre­tung er­teilt hat (Art. 1162 Abs. 4 OR),
4.
Ein­be­ru­fung ei­ner Gläu­bi­ger­ver­samm­lung auf Ge­such der An­lei­hens­gläu­bi­ger (Art. 1165 Abs. 3 und 4 OR).

95 SR 220

96 Be­rich­tigt von der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers (Art. 58 Abs. 1 ParlG – SR 171.10).

97 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 17. März 2017 (Han­dels­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 957; BBl 2015 3617).

98 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 25. Sept. 2015 (Ge­werbs­mäs­si­ge Ver­tre­tung im Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3643; BBl 2014 8669).

99 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 25. Sept. 2015 (Ge­werbs­mäs­si­ge Ver­tre­tung im Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3643; BBl 2014 8669).

100 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 25. Sept. 2015 (Ge­werbs­mäs­si­ge Ver­tre­tung im Zwangs­voll­stre­ckungs­ver­fah­ren), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 3643; BBl 2014 8669).

101 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 17. März 2017 (Han­dels­re­gis­ter­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 957; BBl 2015 3617).

Art. 251 Bundesgesetz vom
11. April 1889 über Schuldbetreibung und Konkurs
 

Das sum­ma­ri­sche Ver­fah­ren gilt ins­be­son­de­re für fol­gen­de An­ge­le­gen­hei­ten:

a.
Ent­schei­de, die vom Rechts­öff­nungs-, Kon­kurs-, Ar­rest- und Nach­lass­ge­richt ge­trof­fen wer­den;
b.
Be­wil­li­gung des nach­träg­li­chen Rechts­vor­schla­ges (Art. 77 Abs. 3 SchKG102) und des Rechts­vor­schla­ges in der Wech­sel­be­trei­bung (Art. 181 SchKG);
c.
Auf­he­bung oder Ein­stel­lung der Be­trei­bung (Art. 85 SchKG);
d.
Ent­scheid über das Vor­lie­gen neu­en Ver­mö­gens (Art. 265a Abs. 1–3 SchKG);
e.
An­ord­nung der Gü­ter­tren­nung (Art. 68b SchKG).
Art. 251a Bundesgesetz vom
18. Dezember 1987 über das Internationale Privatrecht
103  

Das sum­ma­ri­sche Ver­fah­ren gilt ins­be­son­de­re für fol­gen­de An­ge­le­gen­hei­ten:

a.
Er­nen­nung und Er­set­zung von Mit­glie­dern des Schieds­ge­richts (Art. 179 Abs. 2–5 IPRG104);
b.
Ab­leh­nung und Ab­be­ru­fung ei­nes Mit­glieds des Schieds­ge­richts (Art. 180a Abs. 2 und Art. 180b Abs. 2 IPRG);
c.
Mit­wir­kung des staat­li­chen Ge­richts bei der Um­set­zung vor­sorg­li­cher Mass­nah­men (Art. 183 Abs. 2 IPRG) und bei der Be­weis­ab­nah­me (Art. 184 Abs. 2 IPRG);
d.
sons­ti­ge Mit­wir­kung des staat­li­chen Ge­richts im Schieds­ver­fah­ren (Art. 185 IPRG);
e.
Mit­wir­kung des staat­li­chen Ge­richts bei aus­län­di­schen Schieds­ver­fah­ren (Art. 185a IPRG);
f.
Hin­ter­le­gung des Schieds­ent­scheids und Aus­stel­lung ei­ner Voll­streck­bar­keits­be­schei­ni­gung (Art. 193 IPRG);
g.
An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung aus­län­di­scher Schieds­ent­schei­de (Art. 194 IPRG).

103 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2020, in Kraft seit 1. Jan. 2021 (AS 2020 4179; BBl 2018 7163).

104 SR 291

2. Kapitel: Verfahren und Entscheid

Art. 252 Gesuch  

1 Das Ver­fah­ren wird durch ein Ge­such ein­ge­lei­tet.

2 Das Ge­such ist in den For­men nach Ar­ti­kel 130 zu stel­len; in ein­fa­chen oder drin­gen­den Fäl­len kann es münd­lich beim Ge­richt zu Pro­to­koll ge­ge­ben wer­den.

Art. 253 Stellungnahme  

Er­scheint das Ge­such nicht of­fen­sicht­lich un­zu­läs­sig oder of­fen­sicht­lich un­be­grün­det, so gibt das Ge­richt der Ge­gen­par­tei Ge­le­gen­heit, münd­lich oder schrift­lich Stel­lung zu neh­men.

Art. 254 Beweismittel  

1 Be­weis ist durch Ur­kun­den zu er­brin­gen.

2 An­de­re Be­weis­mit­tel sind nur zu­läs­sig, wenn:

a.
sie das Ver­fah­ren nicht we­sent­lich ver­zö­gern;
b.
es der Ver­fah­rens­zweck er­for­dert; oder
c.
das Ge­richt den Sach­ver­halt von Am­tes we­gen fest­zu­stel­len hat.
Art. 255 Untersuchungsgrundsatz  

Das Ge­richt stellt den Sach­ver­halt von Am­tes we­gen fest:

a.
wenn es als Kon­kurs- oder Nach­lass­ge­richt zu ent­schei­den hat;
b.
bei An­ord­nun­gen der frei­wil­li­gen Ge­richts­bar­keit.
Art. 256 Entscheid  

1 Das Ge­richt kann auf die Durch­füh­rung ei­ner Ver­hand­lung ver­zich­ten und auf­grund der Ak­ten ent­schei­den, so­fern das Ge­setz nichts an­de­res be­stimmt.

2 Er­weist sich ei­ne An­ord­nung der frei­wil­li­gen Ge­richts­bar­keit im Nach­hin­ein als un­rich­tig, so kann sie von Am­tes we­gen oder auf An­trag auf­ge­ho­ben oder ab­ge­än­dert wer­den, es sei denn, das Ge­setz oder die Rechts­si­cher­heit stän­den ent­ge­gen.

3. Kapitel: Rechtsschutz in klaren Fällen

Art. 257  

1 Das Ge­richt ge­währt Rechts­schutz im sum­ma­ri­schen Ver­fah­ren, wenn:

a.
der Sach­ver­halt un­be­strit­ten oder so­fort be­weis­bar ist; und
b.
die Rechts­la­ge klar ist.

2 Aus­ge­schlos­sen ist die­ser Rechts­schutz, wenn die An­ge­le­gen­heit dem Of­fi­zi­al­grund­satz un­ter­liegt.

3 Kann die­ser Rechts­schutz nicht ge­währt wer­den, so tritt das Ge­richt auf das Ge­such nicht ein.

4. Kapitel: Gerichtliches Verbot

Art. 258 Grundsatz  

1 Wer an ei­nem Grund­stück ding­lich be­rech­tigt ist, kann beim Ge­richt be­an­tra­gen, dass je­de Be­sit­zes­stö­rung zu un­ter­las­sen ist und ei­ne Wi­der­hand­lung auf An­trag mit ei­ner Bus­se bis zu 2000 Fran­ken be­straft wird. Das Ver­bot kann be­fris­tet oder un­be­fris­tet sein.

2 Die ge­such­stel­len­de Per­son hat ihr ding­li­ches Recht mit Ur­kun­den zu be­wei­sen und ei­ne be­ste­hen­de oder dro­hen­de Stö­rung glaub­haft zu ma­chen.

Art. 259 Bekanntmachung  

Das Ver­bot ist öf­fent­lich be­kannt zu ma­chen und auf dem Grund­stück an gut sicht­ba­rer Stel­le an­zu­brin­gen.

Art. 260 Einsprache  

1 Wer das Ver­bot nicht an­er­ken­nen will, hat in­nert 30 Ta­gen seit des­sen Be­kannt­ma­chung und An­brin­gung auf dem Grund­stück beim Ge­richt Ein­spra­che zu er­he­ben. Die Ein­spra­che be­darf kei­ner Be­grün­dung.

2 Die Ein­spra­che macht das Ver­bot ge­gen­über der ein­spre­chen­den Per­son un­wirk­sam. Zur Durch­set­zung des Ver­bo­tes ist beim Ge­richt Kla­ge ein­zu­rei­chen.

5. Kapitel: Vorsorgliche Massnahmen und Schutzschrift

1. Abschnitt: Vorsorgliche Massnahmen

Art. 261 Grundsatz  

1 Das Ge­richt trifft die not­wen­di­gen vor­sorg­li­chen Mass­nah­men, wenn die ge­such­stel­len­de Par­tei glaub­haft macht, dass:

a.
ein ihr zu­ste­hen­der An­spruch ver­letzt ist oder ei­ne Ver­let­zung zu be­fürch­ten ist; und
b.
ihr aus der Ver­let­zung ein nicht leicht wie­der gutz­u­ma­chen­der Nach­teil droht.

2 Leis­tet die Ge­gen­par­tei an­ge­mes­se­ne Si­cher­heit, so kann das Ge­richt von vor­sorg­li­chen Mass­nah­men ab­se­hen.

Art. 262 Inhalt  

Ei­ne vor­sorg­li­che Mass­nah­me kann je­de ge­richt­li­che An­ord­nung sein, die ge­eig­net ist, den dro­hen­den Nach­teil ab­zu­wen­den, ins­be­son­de­re:

a.
ein Ver­bot;
b.
ei­ne An­ord­nung zur Be­sei­ti­gung ei­nes rechts­wid­ri­gen Zu­stands;
c.
ei­ne An­wei­sung an ei­ne Re­gis­ter­be­hör­de oder ei­ne drit­te Per­son;
d.
ei­ne Sach­leis­tung;
e.
die Leis­tung ei­ner Geld­zah­lung in den vom Ge­setz be­stimm­ten Fäl­len.
Art. 263 Massnahmen vor Rechtshängigkeit  

Ist die Kla­ge in der Haupt­sa­che noch nicht rechts­hän­gig, so setzt das Ge­richt der ge­such­stel­len­den Par­tei ei­ne Frist zur Ein­rei­chung der Kla­ge, mit der An­dro­hung, die an­ge­ord­ne­te Mass­nah­me fal­le bei un­ge­nutz­tem Ab­lauf der Frist oh­ne Wei­te­res da­hin.

Art. 264 Sicherheitsleistung und Schadenersatz  

1 Ist ein Scha­den für die Ge­gen­par­tei zu be­fürch­ten, so kann das Ge­richt die Anord­nung vor­sorg­li­cher Mass­nah­men von der Leis­tung ei­ner Si­cher­heit durch die ge­such­stel­len­de Par­tei ab­hän­gig ma­chen.

2 Die ge­such­stel­len­de Par­tei haf­tet für den aus ei­ner un­ge­recht­fer­tig­ten vor­sorg­li­chen Mass­nah­me er­wach­se­nen Scha­den. Be­weist sie je­doch, dass sie ihr Ge­such in gu­ten Treu­en ge­stellt hat, so kann das Ge­richt die Er­satz­pflicht her­ab­set­zen oder gänz­lich von ihr ent­bin­den.

3 Ei­ne ge­leis­te­te Si­cher­heit ist frei­zu­ge­ben, wenn fest­steht, dass kei­ne Scha­den­er­satz­kla­ge er­ho­ben wird; bei Un­ge­wiss­heit setzt das Ge­richt ei­ne Frist zur Kla­ge.

Art. 265 Superprovisorische Massnahmen  

1 Bei be­son­de­rer Dring­lich­keit, ins­be­son­de­re bei Ver­ei­te­lungs­ge­fahr, kann das Ge­richt die vor­sorg­li­che Mass­nah­me so­fort und oh­ne An­hö­rung der Ge­gen­par­tei an­ord­nen.

2 Mit der An­ord­nung lädt das Ge­richt die Par­tei­en zu ei­ner Ver­hand­lung vor, die un­ver­züg­lich statt­zu­fin­den hat, oder setzt der Ge­gen­par­tei ei­ne Frist zur schrift­li­chen Stel­lung­nah­me. Nach An­hö­rung der Ge­gen­par­tei ent­schei­det das Ge­richt un­ver­züg­lich über das Ge­such.

3 Das Ge­richt kann die ge­such­stel­len­de Par­tei von Am­tes we­gen zu ei­ner vor­gän­gi­gen Si­cher­heits­leis­tung ver­pflich­ten.

Art. 266 Massnahmen gegen Medien  

Ge­gen pe­ri­odisch er­schei­nen­de Me­di­en darf das Ge­richt ei­ne vor­sorg­li­che Mass­nah­me nur an­ord­nen, wenn:

a.
die dro­hen­de Rechts­ver­let­zung der ge­such­stel­len­den Par­tei einen be­son­ders schwe­ren Nach­teil ver­ur­sa­chen kann;
b.
of­fen­sicht­lich kein Recht­fer­ti­gungs­grund vor­liegt; und
c.
die Mass­nah­me nicht un­ver­hält­nis­mäs­sig er­scheint.
Art. 267 Vollstreckung  

Das Ge­richt, das die vor­sorg­li­che Mass­nah­me an­ord­net, trifft auch die er­for­der­li­chen Voll­stre­ckungs­mass­nah­men.

Art. 268 Änderung und Aufhebung  

1 Ha­ben sich die Um­stän­de ge­än­dert oder er­wei­sen sich vor­sorg­li­che Mass­nah­men nach­träg­lich als un­ge­recht­fer­tigt, so kön­nen sie ge­än­dert oder auf­ge­ho­ben wer­den.

2 Mit Rechts­kraft des Ent­schei­des in der Haupt­sa­che fal­len die Mass­nah­men von Ge­set­zes we­gen da­hin. Das Ge­richt kann die Wei­ter­gel­tung an­ord­nen, wenn es der Voll­stre­ckung dient oder das Ge­setz dies vor­sieht.

Art. 269 Vorbehalt  

Vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen:

a.
des SchKG105 über si­chern­de Mass­nah­men bei der Voll­stre­ckung von Geld­for­de­run­gen;
b.
des ZGB106 über die erbrecht­li­chen Si­che­rungs­mass­re­geln;
c.
des Pa­tent­ge­set­zes vom 25. Ju­ni 1954107 über die Kla­ge auf Li­zen­zer­tei­lung.

2. Abschnitt: Schutzschrift

Art. 270  

1 Wer Grund zur An­nah­me hat, dass ge­gen ihn oh­ne vor­gän­gi­ge An­hö­rung die An­ord­nung ei­ner su­per­pro­vi­so­ri­schen Mass­nah­me, ei­nes Ar­rests nach den Ar­ti­keln 271–281 SchKG108 oder ei­ner an­de­ren Mass­nah­me be­an­tragt wird, kann sei­nen Stand­punkt vor­sorg­lich in ei­ner Schutz­schrift dar­le­gen.109

2 Die Schutz­schrift wird der Ge­gen­par­tei nur mit­ge­teilt, wenn die­se das ent­spre­chen­de Ver­fah­ren ein­lei­tet.

3 Die Schutz­schrift ist sechs Mo­na­te nach Ein­rei­chung nicht mehr zu be­ach­ten.

108 SR 281.1

109 Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 1 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

6. Titel: Besondere eherechtliche Verfahren

1. Kapitel: Angelegenheiten des summarischen Verfahrens

Art. 271 Geltungsbereich  

Das sum­ma­ri­sche Ver­fah­ren ist un­ter Vor­be­halt der Ar­ti­kel 272 und 273 an­wend­bar für Mass­nah­men zum Schutz der ehe­li­chen Ge­mein­schaft, ins­be­son­de­re für:

a.
die Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 172–179 ZGB110;
b.
die Aus­deh­nung der Ver­tre­tungs­be­fug­nis ei­nes Ehe­gat­ten für die ehe­li­che Ge­mein­schaft (Art. 166 Abs. 2 Ziff. 1 ZGB);
c.
die Er­mäch­ti­gung ei­nes Ehe­gat­ten zur Ver­fü­gung über die Woh­nung der Fa­mi­lie (Art. 169 Abs. 2 ZGB);
d.
die Aus­kunfts­pflicht der Ehe­gat­ten über Ein­kom­men, Ver­mö­gen und Schul­den (Art. 170 Abs. 2 ZGB);
e.
die An­ord­nung der Gü­ter­tren­nung und Wie­der­her­stel­lung des frü­he­ren Gü­ter­stands (Art. 185, 187 Abs. 2, 189 und 191 ZGB);
f.
die Ver­pflich­tung ei­nes Ehe­gat­ten zur Mit­wir­kung bei der Auf­nah­me ei­nes In­ven­tars (Art. 195a ZGB);
g.
die Fest­set­zung von Zah­lungs­fris­ten und Si­cher­heits­leis­tun­gen zwi­schen Ehe­gat­ten aus­ser­halb ei­nes Pro­zes­ses über die gü­ter­recht­li­che Aus­ein­an­der­set­zung (Art. 203 Abs. 2, 218, 235 Abs. 2 und 250 Abs. 2 ZGB);
h.
die Zu­stim­mung ei­nes Ehe­gat­ten zur Aus­schla­gung oder zur An­nah­me ei­ner Erb­schaft (Art. 230 Abs. 2 ZGB);
i.
die An­wei­sung an die Schuld­ner und die Si­cher­stel­lung nach­e­he­li­chen Un­ter­halts aus­ser­halb ei­nes Pro­zes­ses über den nach­e­he­li­chen Un­ter­halt (Art. 132 ZGB).
Art. 272 Untersuchungsgrundsatz  

Das Ge­richt stellt den Sach­ver­halt von Am­tes we­gen fest.

Art. 273 Verfahren  

1 Das Ge­richt führt ei­ne münd­li­che Ver­hand­lung durch. Es kann nur dar­auf ver­zich­ten, wenn der Sach­ver­halt auf­grund der Ein­ga­ben der Par­tei­en klar oder un­be­strit­ten ist.

2 Die Par­tei­en müs­sen per­sön­lich er­schei­nen, so­fern das Ge­richt sie nicht we­gen Krank­heit, Al­ter oder an­de­ren wich­ti­gen Grün­den dis­pen­siert.

3 Das Ge­richt ver­sucht, zwi­schen den Par­tei­en ei­ne Ei­ni­gung her­bei­zu­füh­ren.

2. Kapitel: Scheidungsverfahren

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 274 Einleitung  

Das Schei­dungs­ver­fah­ren wird durch Ein­rei­chung ei­nes ge­mein­sa­men Schei­dungs­be­geh­rens oder ei­ner Schei­dungs­kla­ge ein­ge­lei­tet.

Art. 275 Aufhebung des gemeinsamen Haushalts  

Je­der Ehe­gat­te kann nach Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit für die Dau­er des Schei­dungs­ver­fah­rens den ge­mein­sa­men Haus­halt auf­he­ben.

Art. 276 Vorsorgliche Massnahmen  

1 Das Ge­richt trifft die nö­ti­gen vor­sorg­li­chen Mass­nah­men. Die Be­stim­mun­gen über die Mass­nah­men zum Schutz der ehe­li­chen Ge­mein­schaft sind sinn­ge­mä­ss an­wend­bar.

2 Mass­nah­men, die das Ehe­schutz­ge­richt an­ge­ord­net hat, dau­ern wei­ter. Für die Auf­he­bung oder die Än­de­rung ist das Schei­dungs­ge­richt zu­stän­dig.

3 Das Ge­richt kann vor­sorg­li­che Mass­nah­men auch dann an­ord­nen, wenn die Ehe auf­ge­löst ist, das Ver­fah­ren über die Schei­dungs­fol­gen aber an­dau­ert.

Art. 277 Feststellung des Sachverhalts  

1 Für die gü­ter­recht­li­che Aus­ein­an­der­set­zung und den nach­e­he­li­chen Un­ter­halt gilt der Ver­hand­lungs­grund­satz.

2 Stellt das Ge­richt fest, dass für die Be­ur­tei­lung von ver­mö­gens­recht­li­chen Schei­dungs­fol­gen not­wen­di­ge Ur­kun­den feh­len, so for­dert es die Par­tei­en auf, die­se nach­zu­rei­chen.

3 Im Üb­ri­gen stellt das Ge­richt den Sach­ver­halt von Am­tes we­gen fest.

Art. 278 Persönliches Erscheinen  

Die Par­tei­en müs­sen per­sön­lich zu den Ver­hand­lun­gen er­schei­nen, so­fern das Ge­richt sie nicht we­gen Krank­heit, Al­ter oder an­de­ren wich­ti­gen Grün­den dis­pen­siert.

Art. 279 Genehmigung der Vereinbarung  

1 Das Ge­richt ge­neh­migt die Ver­ein­ba­rung über die Schei­dungs­fol­gen, wenn es sich da­von über­zeugt hat, dass die Ehe­gat­ten sie aus frei­em Wil­len und nach reif­li­cher Über­le­gung ge­schlos­sen ha­ben und sie klar, voll­stän­dig und nicht of­fen­sicht­lich un­an­ge­mes­sen ist; vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen über die be­ruf­li­che Vor­sor­ge.

2 Die Ver­ein­ba­rung ist erst rechts­gül­tig, wenn das Ge­richt sie ge­neh­migt hat. Sie ist in das Dis­po­si­tiv des Ent­scheids auf­zu­neh­men.

Art. 280 Vereinbarung über die berufliche Vorsorge  

1 Das Ge­richt ge­neh­migt ei­ne Ver­ein­ba­rung über den Aus­gleich der An­sprü­che aus der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge, wenn:111

a.112
die Ehe­gat­ten sich über den Aus­gleich und des­sen Durch­füh­rung ge­ei­nigt ha­ben;
b.113
die Ehe­gat­ten ei­ne Be­stä­ti­gung der be­tei­lig­ten Ein­rich­tun­gen der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge über die Durch­führ­bar­keit der ge­trof­fe­nen Re­ge­lung und die Hö­he der Gut­ha­ben oder der Ren­ten vor­le­gen; und
c.
das Ge­richt sich da­von über­zeugt hat, dass die Ver­ein­ba­rung dem Ge­setz ent­spricht.

2 Das Ge­richt teilt den be­tei­lig­ten Ein­rich­tun­gen den rechts­kräf­ti­gen Ent­scheid be­züg­lich der sie be­tref­fen­den Punk­te un­ter Ein­schluss der nö­ti­gen An­ga­ben für die Über­wei­sung des ver­ein­bar­ten Be­tra­ges mit. Der Ent­scheid ist für die Ein­rich­tun­gen ver­bind­lich.

3 Wei­chen die Ehe­gat­ten in ei­ner Ver­ein­ba­rung von der hälf­ti­gen Tei­lung ab oder ver­zich­ten sie dar­in auf den Vor­sor­ge­aus­gleich, so prüft das Ge­richt von Am­tes we­gen, ob ei­ne an­ge­mes­se­ne Al­ters- und In­va­li­den­vor­sor­ge ge­währ­leis­tet bleibt.114

111 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

112 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

113 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

114 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

Art. 281 Fehlende Einigung über den Vorsorgeausgleich 115  

1 Kommt kei­ne Ver­ein­ba­rung zu­stan­de, ste­hen je­doch die mass­ge­bli­chen Gut­ha­ben und Ren­ten fest, so ent­schei­det das Ge­richt nach den Vor­schrif­ten des ZGB116 und des Frei­zü­gig­keits­ge­set­zes vom 17. De­zem­ber 1993117 (FZG) über das Tei­lungs­ver­hält­nis (Art. 122–124e ZGB in Ver­bin­dung mit den Art. 22–22f FZG), legt den zu über­wei­sen­den Be­trag fest und holt bei den be­tei­lig­ten Ein­rich­tun­gen der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge un­ter An­set­zung ei­ner Frist die Be­stä­ti­gung über die Durch­führ­bar­keit der in Aus­sicht ge­nom­me­nen Re­ge­lung ein.118

2 Ar­ti­kel 280 Ab­satz 2 gilt sinn­ge­mä­ss.

3 In den üb­ri­gen Fäl­len, in de­nen kei­ne Ver­ein­ba­rung zu­stan­de kommt, über­weist das Ge­richt bei Rechts­kraft des Ent­schei­des über das Tei­lungs­ver­hält­nis die Streit­sa­che von Am­tes we­gen dem nach dem FZG zu­stän­di­gen Ge­richt und teilt die­sem ins­be­son­de­re mit:119

a.
den Ent­scheid über das Tei­lungs­ver­hält­nis;
b.
das Da­tum der Ehe­schlies­sung und das Da­tum der Ehe­schei­dung;
c.120
die Ein­rich­tun­gen der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge, bei de­nen den Ehe­gat­ten vor­aus­sicht­lich Gut­ha­ben zu­ste­hen, und die Hö­he die­ser Gut­ha­ben;
d.121
die Ein­rich­tun­gen der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge, die den Ehe­gat­ten Ren­ten aus­rich­ten, die Hö­he die­ser Ren­ten und die zu­ge­spro­che­nen Ren­ten­an­tei­le.

115 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

116 SR 210

117 SR 831.42

118 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

119 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

120 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

121 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

Art. 282 Unterhaltsbeiträge  

1 Wer­den durch Ver­ein­ba­rung oder Ent­scheid Un­ter­halts­bei­trä­ge fest­ge­legt, so ist an­zu­ge­ben:

a.
von wel­chem Ein­kom­men und Ver­mö­gen je­des Ehe­gat­ten aus­ge­gan­gen wird;
b.
wie viel für den Ehe­gat­ten und wie viel für je­des Kind be­stimmt ist;
c.
wel­cher Be­trag zur De­ckung des ge­büh­ren­den Un­ter­halts des be­rech­tig­ten Ehe­gat­ten fehlt, wenn ei­ne nach­träg­li­che Er­hö­hung der Ren­te vor­be­hal­ten wird;
d.
ob und in wel­chem Aus­mass die Ren­te den Ver­än­de­run­gen der Le­bens­kos­ten an­ge­passt wird.

2 Wird der Un­ter­halts­bei­trag für den Ehe­gat­ten an­ge­foch­ten, so kann die Rechts­mit­tel­in­stanz auch die nicht an­ge­foch­te­nen Un­ter­halts­bei­trä­ge für die Kin­der neu be­ur­tei­len.

Art. 283 Einheit des Entscheids  

1 Das Ge­richt be­fin­det im Ent­scheid über die Ehe­schei­dung auch über de­ren Fol­gen.

2 Die gü­ter­recht­li­che Aus­ein­an­der­set­zung kann aus wich­ti­gen Grün­den in ein se­pa­ra­tes Ver­fah­ren ver­wie­sen wer­den.

3 Der Aus­gleich von An­sprü­chen aus der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge kann ge­samt­haft in ein se­pa­ra­tes Ver­fah­ren ver­wie­sen wer­den, wenn Vor­sor­gean­sprü­che im Aus­land be­trof­fen sind und über de­ren Aus­gleich ei­ne Ent­schei­dung im be­tref­fen­den Staat er­wirkt wer­den kann. Das Ge­richt kann das se­pa­ra­te Ver­fah­ren aus­set­zen, bis die aus­län­di­sche Ent­schei­dung vor­liegt; es kann be­reits das Tei­lungs­ver­hält­nis fest­le­gen.122

122 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

Art. 284 Änderung rechtskräftig entschiedener Scheidungsfolgen  

1 Die Vor­aus­set­zun­gen und die sach­li­che Zu­stän­dig­keit für ei­ne Än­de­rung des Ent­scheids rich­ten sich nach den Ar­ti­keln 124eAb­satz 2, 129 und 134 ZGB123.124

2 Nicht strei­ti­ge Än­de­run­gen kön­nen die Par­tei­en in ein­fa­cher Schrift­lich­keit ver­ein­ba­ren; vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen des ZGB be­tref­fend Kin­der­be­lan­ge (Art. 134 Abs. 3 ZGB).

3 Für strei­ti­ge Än­de­rungs­ver­fah­ren gel­ten die Vor­schrif­ten über die Schei­dungs­kla­ge sinn­ge­mä­ss.

123 SR 210

124 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Vor­sor­ge­aus­gleich bei Schei­dung), in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 2313; BBl 2013 4887).

2. Abschnitt: Scheidung auf gemeinsames Begehren

Art. 285 Eingabe bei umfassender Einigung  

Die ge­mein­sa­me Ein­ga­be der Ehe­gat­ten ent­hält:

a.
die Na­men und Adres­sen der Ehe­gat­ten so­wie die Be­zeich­nung all­fäl­li­ger Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter;
b.
das ge­mein­sa­me Schei­dungs­be­geh­ren;
c.
die voll­stän­di­ge Ver­ein­ba­rung über die Schei­dungs­fol­gen;
d.
die ge­mein­sa­men An­trä­ge hin­sicht­lich der Kin­der;
e.
die er­for­der­li­chen Be­le­ge;
f.
das Da­tum und die Un­ter­schrif­ten.
Art. 286 Eingabe bei Teileinigung  

1 In der Ein­ga­be ha­ben die Ehe­gat­ten zu be­an­tra­gen, dass das Ge­richt die Schei­dungs­fol­gen be­ur­teilt, über die sie sich nicht ei­nig sind.

2 Je­der Ehe­gat­te kann be­grün­de­te An­trä­ge zu den strei­ti­gen Schei­dungs­fol­gen stel­len.

3 Im Üb­ri­gen gilt Ar­ti­kel 285 sinn­ge­mä­ss.

Art. 287 Anhörung der Parteien 125  

Ist die Ein­ga­be voll­stän­dig, so lädt das Ge­richt die Par­tei­en zur An­hö­rung vor. Die­se rich­tet sich nach den Be­stim­mun­gen des ZGB126.

125 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 25. Sept. 2009 (Be­denk­zeit im Schei­dungs­ver­fah­ren auf ge­mein­sa­mes Be­geh­ren), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 2811861; BBl 2008 19591975).

126 SR 210

Art. 288 Fortsetzung des Verfahrens und Entscheid  

1 Sind die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Schei­dung auf ge­mein­sa­mes Be­geh­ren er­füllt, so spricht das Ge­richt die Schei­dung aus und ge­neh­migt die Ver­ein­ba­rung.

2 Sind Schei­dungs­fol­gen strei­tig ge­blie­ben, so wird das Ver­fah­ren in Be­zug auf die­se kon­tra­dik­to­risch fort­ge­setzt.127 Das Ge­richt kann die Par­tei­rol­len ver­tei­len.

3 Sind die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Schei­dung auf ge­mein­sa­mes Be­geh­ren nicht er­füllt, so weist das Ge­richt das ge­mein­sa­me Schei­dungs­be­geh­ren ab und setzt gleich­zei­tig je­dem Ehe­gat­ten ei­ne Frist zur Ein­rei­chung ei­ner Schei­dungs­kla­ge.128 Das Ver­fah­ren bleibt wäh­rend die­ser Frist rechts­hän­gig und all­fäl­li­ge vor­sorg­li­che Mass­nah­men gel­ten wei­ter.

127 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 25. Sept. 2009 (Be­denk­zeit im Schei­dungs­ver­fah­ren auf ge­mein­sa­mes Be­geh­ren), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 2811861; BBl 2008 19591975).

128 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 25. Sept. 2009 (Be­denk­zeit im Schei­dungs­ver­fah­ren auf ge­mein­sa­mes Be­geh­ren), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 2811861; BBl 2008 19591975).

Art. 289 Rechtsmittel  

Die Schei­dung der Ehe kann nur we­gen Wil­lens­män­geln mit Be­ru­fung an­ge­foch­ten wer­den.

3. Abschnitt: Scheidungsklage

Art. 290 Einreichung der Klage  

Die Schei­dungs­kla­ge kann oh­ne schrift­li­che Be­grün­dung ein­ge­reicht wer­den. Sie ent­hält:

a.
Na­men und Adres­sen der Ehe­gat­ten so­wie die Be­zeich­nung all­fäl­li­ger Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter;
b.
das Rechts­be­geh­ren, die Ehe sei zu schei­den so­wie die Be­zeich­nung des Schei­dungs­grunds (Art. 114 oder 115 ZGB129);
c.
die Rechts­be­geh­ren hin­sicht­lich der ver­mö­gens­recht­li­chen Schei­dungs­fol­gen;
d.
die Rechts­be­geh­ren hin­sicht­lich der Kin­der;
e.
die er­for­der­li­chen Be­le­ge;
f.
das Da­tum und die Un­ter­schrif­ten.
Art. 291 Einigungsverhandlung  

1 Das Ge­richt lädt die Ehe­gat­ten zu ei­ner Ver­hand­lung vor und klärt ab, ob der Schei­dungs­grund ge­ge­ben ist.

2 Steht der Schei­dungs­grund fest, so ver­sucht das Ge­richt zwi­schen den Ehe­gat­ten ei­ne Ei­ni­gung über die Schei­dungs­fol­gen her­bei­zu­füh­ren.

3 Steht der Schei­dungs­grund nicht fest oder kommt kei­ne Ei­ni­gung zu­stan­de, so setzt das Ge­richt der kla­gen­den Par­tei Frist, ei­ne schrift­li­che Kla­ge­be­grün­dung nach­zu­rei­chen. Bei Nicht­ein­hal­ten der Frist wird die Kla­ge als ge­gen­stands­los ab­ge­schrie­ben.

Art. 292 Wechsel zur Scheidung auf gemeinsames Begehren  

1 Das Ver­fah­ren wird nach den Vor­schrif­ten über die Schei­dung auf ge­mein­sa­mes Be­geh­ren fort­ge­setzt, wenn die Ehe­gat­ten:

a.
bei Ein­tritt der Rechts­hän­gig­keit noch nicht seit min­des­tens zwei Jah­ren ge­trennt ge­lebt ha­ben; und
b.
mit der Schei­dung ein­ver­stan­den sind.

2 Steht der gel­tend ge­mach­te Schei­dungs­grund fest, so fin­det kein Wech­sel zur Schei­dung auf ge­mein­sa­mes Be­geh­ren statt.

Art. 293 Klageänderung  

Die Schei­dungs­kla­ge kann bis zum Be­ginn der Ur­teils­be­ra­tung in ei­ne Tren­nungs­kla­ge um­ge­wan­delt wer­den.

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