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Fünfter Titel: Betreibung auf Konkurs

I. Ordentliche Konkursbetreibung

Art. 159321  

I. Or­dent­li­che Kon­kurs­be­trei­bung

A. Kon­kur­san­dro­hung

1. Zeit­punkt

 

Un­ter­liegt der Schuld­ner der Kon­kurs­be­trei­bung, so droht ihm das Be­trei­bungs­amt nach Emp­fang des Fort­set­zungs­be­geh­rens un­ver­züg­lich den Kon­kurs an.

321Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 160  

2. In­halt

 

1 Die Kon­kur­san­dro­hung ent­hält:

1.
die An­ga­ben des Be­trei­bungs­be­geh­rens;
2.
das Da­tum des Zah­lungs­be­fehls;
3.322
die An­zei­ge, dass der Gläu­bi­ger nach Ab­lauf von 20 Ta­gen das Kon­kurs­be­geh­ren stel­len kann;
4.323
die Mit­tei­lung, dass der Schuld­ner, wel­cher die Zu­läs­sig­keit der Kon­kurs­be­trei­bung be­strei­ten will, in­nert zehn Ta­gen bei der Auf­sichts­be­hör­de Be­schwer­de zu füh­ren hat (Art. 17).

2 Der Schuld­ner wird zu­gleich dar­an er­in­nert, dass er be­rech­tigt ist, einen Nach­lass­ver­trag vor­zu­schla­gen.

322Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

323Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 161  

3. Zu­stel­lung

 

1 Für die Zu­stel­lung der Kon­kur­san­dro­hung gilt Ar­ti­kel 72.324

2 Ein Dop­pel der­sel­ben wird dem Gläu­bi­ger zu­ge­stellt, so­bald die Zu­stel­lung an den Schuld­ner er­folgt ist.

3325

324Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

325Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 162  

B. Gü­ter­ver­zeich­nis

1. An­ord­nung

 

Das für die Er­öff­nung des Kon­kur­ses zu­stän­di­ge Ge­richt (Kon­kurs­ge­richt) hat auf Ver­lan­gen des Gläu­bi­gers, so­fern es zu des­sen Si­che­rung ge­bo­ten er­scheint, die Auf­nah­me ei­nes Ver­zeich­nis­ses al­ler Ver­mö­gens­be­stand­tei­le des Schuld­ners (Gü­ter­ver­zeich­nis) an­zu­ord­nen.

Art. 163  

2. Voll­zug

 

1 Das Be­trei­bungs­amt nimmt das Gü­ter­ver­zeich­nis auf. Es darf da­mit erst be­gin­nen, wenn die Kon­kur­san­dro­hung zu­ge­stellt ist; aus­ge­nom­men sind die Fäl­le nach den Ar­ti­keln 83 Ab­satz 1 und 183.326

2 Die Ar­ti­kel 90–92 fin­den ent­spre­chen­de An­wen­dung.

326Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 164327  

3. Wir­kun­gen

a. Pflich­ten des Schuld­ners

 

1 Der Schuld­ner ist bei Straf­fol­ge (Art. 169 StGB328) ver­pflich­tet, da­für zu sor­gen, dass die auf­ge­zeich­ne­ten Ver­mö­gens­stücke er­hal­ten blei­ben oder durch gleich­wer­ti­ge er­setzt wer­den; er darf je­doch da­von so viel ver­brau­chen, als nach dem Er­mes­sen des Be­trei­bungs­be­am­ten zu sei­nem und sei­ner Fa­mi­lie Le­bens­un­ter­halt er­for­der­lich ist.

2 Der Be­trei­bungs­be­am­te macht den Schuld­ner auf sei­ne Pflich­ten und auf die Straf­fol­ge aus­drück­lich auf­merk­sam.

327Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

328SR 311.0

Art. 165  

b. Dau­er

 

1 Die durch das Gü­ter­ver­zeich­nis be­grün­de­te Ver­pflich­tung des Schuld­ners wird vom Be­trei­bungs­be­am­ten auf­ge­ho­ben, wenn sämt­li­che be­trei­ben­de Gläu­bi­ger ein­wil­li­gen.

2 Sie er­lischt von Ge­set­zes we­gen vier Mo­na­te nach der Er­stel­lung des Ver­zeich­nis­ses.329

329Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 166  

C. Kon­kurs­be­geh­ren

1. Frist

 

1 Nach Ab­lauf von 20 Ta­gen seit der Zu­stel­lung der Kon­kur­san­dro­hung kann der Gläu­bi­ger un­ter Vor­le­gung die­ser Ur­kun­de und des Zah­lungs­be­fehls beim Kon­kurs­ge­rich­te das Kon­kurs­be­geh­ren stel­len.

2 Die­ses Recht er­lischt 15 Mo­na­te nach der Zu­stel­lung des Zah­lungs­be­fehls. Ist Rechts­vor­schlag er­ho­ben wor­den, so steht die­se Frist zwi­schen der Ein­lei­tung und der Er­le­di­gung ei­nes da­durch ver­an­lass­ten ge­richt­li­chen Ver­fah­rens still.330

330Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 167  

2. Rück­zug

 

Zieht der Gläu­bi­ger das Kon­kurs­be­geh­ren zu­rück, so kann er es vor Ab­lauf ei­nes Mo­nats nicht er­neu­ern.

Art. 168  

3. Kon­kurs­ver­hand­lung

 

Ist das Kon­kurs­be­geh­ren ge­stellt, so wird den Par­tei­en we­nigs­tens drei Ta­ge vor­her die ge­richt­li­che Ver­hand­lung an­ge­zeigt. Es steht den­sel­ben frei, vor Ge­richt zu er­schei­nen, sei es per­sön­lich, sei es durch Ver­tre­tung.

Art. 169  

4. Haf­tung für die Kon­kurs­kos­ten

 

1 Wer das Kon­kurs­be­geh­ren stellt, haf­tet für die Kos­ten, die bis und mit der Ein­stel­lung des Kon­kur­ses man­gels Ak­ti­ven (Art. 230) oder bis zum Schul­den­ruf (Art. 232) ent­ste­hen.331

2 Das Ge­richt kann von dem Gläu­bi­ger einen ent­spre­chen­den Kos­ten­vor­schuss ver­lan­gen.

331Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 170  

5. Vor­sorg­li­che An­ord­nun­gen

 

Das Ge­richt kann so­fort nach An­brin­gung des Kon­kurs­be­geh­rens die zur Wah­rung der Rech­te der Gläu­bi­ger not­wen­di­gen vor­sorg­li­chen An­ord­nun­gen tref­fen.

Art. 171332  

D. Ent­scheid des Kon­kurs­ge­richts

1. Kon­kurser­öff­nung

 

Das Ge­richt ent­schei­det oh­ne Auf­schub, auch in Ab­we­sen­heit der Par­tei­en. Es spricht die Kon­kurser­öff­nung aus, so­fern nicht ei­ner der in den Ar­ti­keln 172–173a er­wähn­ten Fäl­le vor­liegt.

332Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 172  

2. Ab­wei­sung des Kon­kurs­be­geh­rens

 

Das Ge­richt weist das Kon­kurs­be­geh­ren ab:

1.
wenn die Kon­kur­san­dro­hung von der Auf­sichts­be­hör­de auf­ge­ho­ben ist;
2.333
wenn dem Schuld­ner die Wie­der­her­stel­lung ei­ner Frist (Art. 33 Abs. 4) oder ein nach­träg­li­cher Rechts­vor­schlag (Art. 77) be­wil­ligt wor­den ist;
3.
wenn der Schuld­ner durch Ur­kun­den be­weist, dass die Schuld, Zin­sen und Kos­ten in­be­grif­fen, ge­tilgt ist oder dass der Gläu­bi­ger ihm Stun­dung ge­währt hat.

333Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 173  

3. Aus­set­zung des Ent­schei­des

a. We­gen Ein­stel­lung der Be­trei­bung oder Nich­tig­keits­grün­den

 

1 Wird von der Auf­sichts­be­hör­de in­fol­ge ei­ner Be­schwer­de oder vom Ge­richt ge­mä­ss Ar­ti­kel 85 oder 85a Ab­satz 2 die Ein­stel­lung der Be­trei­bung ver­fügt, so setzt das Ge­richt den Ent­scheid über den Kon­kurs aus.334

2 Fin­det das Ge­richt von sich aus, dass im vor­an­ge­gan­ge­nen Ver­fah­ren ei­ne nich­ti­ge Ver­fü­gung (Art. 22 Abs. 1) er­las­sen wur­de, so setzt es den Ent­scheid eben­falls aus und über­weist den Fall der Auf­sichts­be­hör­de.335

3 Der Be­schluss der Auf­sichts­be­hör­de wird dem Kon­kurs­ge­rich­te mit­ge­teilt. Hier­auf er­folgt das ge­richt­li­che Er­kennt­nis.

334Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

335Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 173a336  

b. We­gen Ein­rei­chung ei­nes Ge­su­ches um Nach­lass- oder Not­stun­dung oder von Am­tes we­gen

 

1 Hat der Schuld­ner oder ein Gläu­bi­ger ein Ge­such um Nach­lass­stun­dung oder um Not­stun­dung ein­ge­reicht, so kann das Ge­richt den Ent­scheid über den Kon­kurs aus­set­zen.337

2 Das Ge­richt kann den Ent­scheid über den Kon­kurs auch von Am­tes we­gen aus­set­zen, wenn An­halts­punk­te für ei­ne un­mit­tel­ba­re Sa­nie­rung oder für das Zu­stan­de­kom­men ei­nes Nach­lass­ver­trags be­ste­hen; es über­weist die Ak­ten dem Nach­lass­ge­richt.338

3339

336Ein­ge­fügt durch Art. 12 des BG vom 28. Sept. 1949 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

337 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

338 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

339 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 173b340  

3bis. Zu­stän­dig­keit der Eid­ge­nös­si­schen Fi­nanz­mark­tauf­sicht

 

1 Be­trifft das Kon­kurs­be­geh­ren einen Schuld­ner, der nach den Fi­nanz­markt­ge­set­zen nach Ar­ti­kel 1 des Fi­nanz­mark­tauf­sichts­ge­set­zes vom 22. Ju­ni 2007341 der Kon­kurs­zu­stän­dig­keit der Eid­ge­nös­si­schen Fi­nanz­mark­tauf­sicht (FIN­MA) un­ter­steht, so über­weist das Kon­kurs­ge­richt die Ak­ten an die FIN­MA. Die­se ver­fährt nach den spe­zi­al­ge­setz­li­chen Re­geln.

2 Der Kon­kurs­zu­stän­dig­keit der FIN­MA un­ter­ste­hen nur Schuld­ner, die über die er­for­der­li­che Be­wil­li­gung der FIN­MA ver­fü­gen.342

340 Ein­ge­fügt durch Ziff. II 1 des BG vom 3. Okt. 2003 (AS 2004 2767; BBl 2002 8060). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 5 des Fi­nan­z­in­sti­tuts­ge­set­zes vom 15. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5247, 2019 4631; BBl 2015 8901).

341 SR 956.1

342Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 17. Dez. 2021 (In­sol­venz und Ein­la­gen­si­che­rung), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2022 732; BBl 2020 6359).

Art. 174343  

4. Wei­ter­zie­hung

 

1 Der Ent­scheid des Kon­kurs­ge­rich­tes kann in­nert zehn Ta­gen mit Be­schwer­de nach der ZPO344 an­ge­foch­ten wer­den. Die Par­tei­en kön­nen da­bei neue Tat­sa­chen gel­tend ma­chen, wenn die­se vor dem ers­tin­stanz­li­chen Ent­scheid ein­ge­tre­ten sind.

2 Die Rechts­mit­tel­in­stanz kann die Kon­kurser­öff­nung auf­he­ben, wenn der Schuld­ner sei­ne Zah­lungs­fä­hig­keit glaub­haft macht und durch Ur­kun­den be­weist, dass in­zwi­schen:

1.
die Schuld, ein­sch­liess­lich der Zin­sen und Kos­ten, ge­tilgt ist;
2.
der ge­schul­de­te Be­trag beim obe­ren Ge­richt zu­han­den des Gläu­bi­gers hin­ter­legt ist; oder
3.
der Gläu­bi­ger auf die Durch­füh­rung des Kon­kur­ses ver­zich­tet.

3 Ge­währt sie der Be­schwer­de auf­schie­ben­de Wir­kung, so trifft sie gleich­zei­tig die zum Schutz der Gläu­bi­ger not­wen­di­gen vor­sorg­li­chen Mass­nah­men.

343 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

344 SR 272

Art. 175  

E. Zeit­punkt der Kon­kurser­öff­nung

 

1 Der Kon­kurs gilt von dem Zeit­punk­te an als er­öff­net, in wel­chem er er­kannt wird.

2 Das Ge­richt stellt die­sen Zeit­punkt im Kon­kur­ser­kennt­nis fest.

Art. 176345  

F. Mit­tei­lung der ge­richt­li­chen Ent­schei­de

 

1 Das Ge­richt teilt dem Be­trei­bungs-, dem Kon­kurs-, dem Han­dels­re­gis­ter- und dem Grund­buchamt un­ver­züg­lich mit:

1.
die Kon­kurser­öff­nung;
2.
den Wi­der­ruf des Kon­kur­ses;
3.
den Schluss des Kon­kur­ses;
4.
Ver­fü­gun­gen, in de­nen es ei­nem Rechts­mit­tel auf­schie­ben­de Wir­kung er­teilt;
5.
vor­sorg­li­che An­ord­nun­gen.

2 Der Kon­kurs ist spä­tes­tens zwei Ta­ge nach Er­öff­nung im Grund­buch an­zu­mer­ken.346

345Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

346 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 19. März 2004 (An­mer­kung des Kon­kur­ses im Grund­buch), in Kraft seit 1. Jan. 2005 (AS 2004 4033; BBl 2003 65016509).

II. Wechselbetreibung

Art. 177  

II. Wech­sel­be­trei­bung

A. Vor­aus­set­zun­gen

 

1 Für For­de­run­gen, die sich auf einen Wech­sel oder Check grün­den, kann, auch wenn sie pfand­ge­si­chert sind, beim Be­trei­bungs­am­te die Wech­sel­be­trei­bung ver­langt wer­den, so­fern der Schuld­ner der Kon­kurs­be­trei­bung un­ter­liegt.

2 Der Wech­sel oder Check ist dem Be­trei­bungs­am­te zu über­ge­ben.

Art. 178  

B. Zah­lungs­be­fehl

 

1 Sind die Vor­aus­set­zun­gen der Wech­sel­be­trei­bung vor­han­den, so stellt das Be­trei­bungs­amt dem Schuld­ner un­ver­züg­lich einen Zah­lungs­be­fehl zu.

2 Der Zah­lungs­be­fehl ent­hält:

1.
die An­ga­ben des Be­trei­bungs­be­geh­rens;
2.347
die Auf­for­de­rung, den Gläu­bi­ger bin­nen fünf Ta­gen für die For­de­rung samt Be­trei­bungs­kos­ten zu be­frie­di­gen;
3.348
die Mit­tei­lung, dass der Schuld­ner Rechts­vor­schlag er­he­ben (Art. 179) oder bei der Auf­sichts­be­hör­de Be­schwer­de we­gen Miss­ach­tung des Ge­set­zes füh­ren kann (Art. 17 und 20);
4.349
den Hin­weis, dass der Gläu­bi­ger das Kon­kurs­be­geh­ren stel­len kann, wenn der Schuld­ner dem Zah­lungs­be­fehl nicht nach­kommt, ob­wohl er kei­nen Rechts­vor­schlag er­ho­ben hat oder sein Rechts­vor­schlag be­sei­tigt wor­den ist (Art. 188).

3 Die Ar­ti­kel 70 und 72 sind an­wend­bar.

347Fas­sung ge­mä­ss Art. 15 Ziff. 4 Schl- und UeB zu den Tit. XXIV–XX­XIII OR, in Kraft seit 1. Ju­li 1937 (AS 53185; BBl 1928I 205, 1932I 217).

348Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

349Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 179350  

C. Rechts­vor­schlag

1. Frist und Form

 

1 Der Schuld­ner kann beim Be­trei­bungs­amt in­nert fünf Ta­gen nach Zu­stel­lung des Zah­lungs­be­fehls schrift­lich Rechts­vor­schlag er­he­ben; da­bei muss er dar­le­gen, dass ei­ne der Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 182 er­füllt ist. Auf Ver­lan­gen be­schei­nigt ihm das Be­trei­bungs­amt die Ein­rei­chung des Rechts­vor­schlags ge­büh­ren­frei.

2 Mit der im Rechts­vor­schlag ge­ge­be­nen Be­grün­dung ver­zich­tet der Schuld­ner nicht auf wei­te­re Ein­re­den nach Ar­ti­kel 182.

3 Ar­ti­kel 33 Ab­satz 4 ist nicht an­wend­bar.

350Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 180  

2. Mit­tei­lung an den Gläu­bi­ger

 

1 Der In­halt des Rechts­vor­schlags wird dem Be­trei­ben­den auf der für ihn be­stimm­ten Aus­fer­ti­gung des Zah­lungs­be­fehls mit­ge­teilt; wur­de ein Rechts­vor­schlag nicht ein­ge­ge­ben, so wird dies in der­sel­ben vor­ge­merkt.

2 Die­se Aus­fer­ti­gung wird dem Be­trei­ben­den so­fort nach Ein­ga­be des Rechts­vor­schlags oder, falls ein sol­cher nicht er­folg­te, un­mit­tel­bar nach Ab­lauf der Ein­ga­be­frist zu­ge­stellt.

Art. 181351  

3. Vor­la­ge an das Ge­richt

 

Das Be­trei­bungs­amt legt den Rechts­vor­schlag un­ver­züg­lich dem Ge­richt des Be­trei­bungs­or­tes vor. Die­ses lädt die Par­tei­en vor und ent­schei­det, auch in ih­rer Ab­we­sen­heit, in­nert zehn Ta­gen nach Er­halt des Rechts­vor­schla­ges.

351Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 182  

4. Be­wil­li­gung

 

Das Ge­richt be­wil­ligt den Rechts­vor­schlag:

1.
wenn durch Ur­kun­den be­wie­sen wird, dass die Schuld an den In­ha­ber des Wech­sels oder Checks be­zahlt oder durch den­sel­ben nach­ge­las­sen oder ge­stun­det ist;
2.
wenn Fäl­schung des Ti­tels glaub­haft ge­macht wird;
3.
wenn ei­ne aus dem Wech­sel­rech­te her­vor­ge­hen­de Ein­re­de be­grün­det er­scheint;
4.352
wenn ei­ne an­de­re nach Ar­ti­kel 1007 OR353 zu­läs­si­ge Ein­re­de gel­tend ge­macht wird, die glaub­haft er­scheint; in die­sem Fal­le muss je­doch die For­de­rungs­s­um­me in Geld oder Wert­schrif­ten hin­ter­legt oder ei­ne gleich­wer­ti­ge Si­cher­heit ge­leis­tet wer­den.

352Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

353SR 220

Art. 183  

5. Ver­wei­ge­rung. Vor­sorg­li­che Mass­nah­men

 

1 Ver­wei­gert das Ge­richt die Be­wil­li­gung des Rechts­vor­schla­ges, so kann es vor­sorg­li­che Mass­nah­men tref­fen, ins­be­son­de­re die Auf­nah­me des Gü­ter­ver­zeich­nis­ses ge­mä­ss den Ar­ti­keln 162–165 an­ord­nen.

2 Das Ge­richt kann nö­ti­gen­falls auch dem Gläu­bi­ger ei­ne Si­cher­heits­leis­tung auf­er­le­gen.354

354Fas­sung ge­mä­ss Art. 15 Ziff. 6 Schl- und UeB zu den Tit. XXIV–XX­XIII OR, in Kraft seit 1. Ju­li 1937 (AS 53185; BBl 1928I 205, 1932I 217).

Art. 184  

6. Er­öff­nung des Ent­schei­des. Kla­ge­frist bei Hin­ter­le­gung

 

1 Der Ent­scheid über die Be­wil­li­gung des Rechts­vor­schlags wird den Par­tei­en so­fort er­öff­net.355

2 Ist der Rechts­vor­schlag nur nach Hin­ter­le­gung des strei­ti­gen Be­tra­ges be­wil­ligt wor­den, so wird der Gläu­bi­ger auf­ge­for­dert, bin­nen zehn Ta­gen die Kla­ge auf Zah­lung an­zu­he­ben. Kommt der Gläu­bi­ger die­ser Auf­for­de­rung nicht nach, so wird die Hin­ter­la­ge zu­rück­ge­ge­ben.

355Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 185356  

7. Rechts­mit­tel

 

Der Ent­scheid über die Be­wil­li­gung des Rechts­vor­schla­ges kann in­nert fünf Ta­gen mit Be­schwer­de nach der ZPO357 an­ge­foch­ten wer­den.

356Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

357 SR 272

Art. 186  

8. Wir­kun­gen des be­wil­lig­ten Rechts­vor­schla­ges

 

Ist der Rechts­vor­schlag be­wil­ligt, so wird die Be­trei­bung ein­ge­stellt; der Gläu­bi­ger hat zur Gel­tend­ma­chung sei­nes An­spruchs den or­dent­li­chen Pro­zess­weg zu be­tre­ten.

Art. 187  

D. Rück­for­de­rungs­kla­ge

 

Wer in­fol­ge der Un­ter­las­sung oder Nicht­be­wil­li­gung ei­nes Rechts­vor­schlags ei­ne Nicht­schuld be­zahlt hat, kann das Rück­for­de­rungs­recht nach Mass­ga­be des Ar­ti­kels 86 aus­üben.

Art. 188  

E. Kon­kurs­be­geh­ren

 

1 Ist ein Rechts­vor­schlag nicht ein­ge­ge­ben, oder ist er be­sei­tigt, nichts­de­sto­we­ni­ger aber dem Zah­lungs­be­feh­le nicht ge­nügt wor­den, so kann der Gläu­bi­ger un­ter Vor­le­gung des For­de­rungs­ti­tels und des Zah­lungs­be­fehls so­wie, ge­ge­be­nen­falls, des Ge­richts­ent­schei­des, das Kon­kurs­be­geh­ren stel­len.

2 Die­ses Recht er­lischt mit Ab­lauf ei­nes Mo­nats seit der Zu­stel­lung des Zah­lungs­be­fehls. Hat der Schuld­ner einen Rechts­vor­schlag ein­ge­ge­ben, so fällt die Zeit zwi­schen der Ein­ga­be des­sel­ben und dem Ent­scheid über des­sen Be­wil­li­gung so­wie, im Fal­le der Be­wil­li­gung, die Zeit zwi­schen der An­he­bung und der ge­richt­li­chen Er­le­di­gung der Kla­ge nicht in Be­rech­nung.

Art. 189358  

F. Ent­scheid des Kon­kurs­ge­richts

 

1 Das Ge­richt zeigt den Par­tei­en Ort, Tag und Stun­de der Ver­hand­lung über das Kon­kurs­be­geh­ren an. Es ent­schei­det, auch in Ab­we­sen­heit der Par­tei­en, in­nert zehn Ta­gen nach Ein­rei­chung des Be­geh­rens.

2 Die Ar­ti­kel 169, 170, 172 Zif­fer 3, 173, 173a, 175 und 176 sind an­wend­bar.

358Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

III. Konkurseröffnung ohne vorgängige Betreibung

Art. 190  

III. Kon­kurser­öff­nung oh­ne vor­gän­gi­ge Be­trei­bung

A. Auf An­trag ei­nes Gläu­bi­gers

 

1 Ein Gläu­bi­ger kann oh­ne vor­gän­gi­ge Be­trei­bung beim Ge­rich­te die Kon­kurser­öff­nung ver­lan­gen:

1.
ge­gen je­den Schuld­ner, des­sen Auf­ent­halts­ort un­be­kannt ist oder der die Flucht er­grif­fen hat, um sich sei­nen Ver­bind­lich­kei­ten zu ent­zie­hen, oder der be­trü­ge­ri­sche Hand­lun­gen zum Nach­tei­le der Gläu­bi­ger be­gan­gen oder zu be­ge­hen ver­sucht oder bei ei­ner Be­trei­bung auf Pfän­dung Be­stand­tei­le sei­nes Ver­mö­gens ver­heim­licht hat;
2.
ge­gen einen der Kon­kurs­be­trei­bung un­ter­lie­gen­den Schuld­ner, der sei­ne Zah­lun­gen ein­ge­stellt hat;
3.359

2 Der Schuld­ner wird, wenn er in der Schweiz wohnt oder in der Schweiz einen Ver­tre­ter hat, mit An­set­zung ei­ner kur­z­en Frist vor Ge­richt ge­la­den und ein­ver­nom­men.

359 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 191360  

B. Auf An­trag des Schuld­ners

 

1 Der Schuld­ner kann die Kon­kurser­öff­nung sel­ber be­an­tra­gen, in­dem er sich beim Ge­richt zah­lungs­un­fä­hig er­klärt.

2 Der Rich­ter er­öff­net den Kon­kurs, wenn kei­ne Aus­sicht auf ei­ne Schul­den­be­rei­ni­gung nach den Ar­ti­keln 333 ff. be­steht.

360Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 192361  

C. Von Am­tes we­gen

 

Der Kon­kurs wird oh­ne vor­gän­gi­ge Be­trei­bung von Am­tes we­gen er­öff­net, wenn es das Ge­setz so vor­sieht.

361 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 193362  

D. Ge­gen ei­ne aus­ge­schla­ge­ne oder über­schul­de­te Erb­schaft

 

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de be­nach­rich­tigt das Kon­kurs­ge­richt, wenn:

1.
al­le Er­ben die Erb­schaft aus­ge­schla­gen ha­ben oder die Aus­schla­gung zu ver­mu­ten ist (Art. 566 ff. und 573 ZGB363);
2.
ei­ne Erb­schaft, für wel­che die amt­li­che Li­qui­da­ti­on ver­langt oder an­ge­ord­net wor­den ist, sich als über­schul­det er­weist (Art. 597 ZGB).

2 In die­sen Fäl­len ord­net das Ge­richt die kon­kur­samt­li­che Li­qui­da­ti­on an.

3 Auch ein Gläu­bi­ger oder ein Er­be kann die kon­kur­samt­li­che Li­qui­da­ti­on ver­lan­gen.

362Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

363SR 210

Art. 194364  

E. Ver­fah­ren

 

1 Die Ar­ti­kel 169, 170 und 173a–176 sind auf die oh­ne vor­gän­gi­ge Be­trei­bung er­folg­ten Kon­kurser­öff­nun­gen an­wend­bar. Bei Kon­kurser­öff­nung nach Ar­ti­kel 192 ist je­doch Ar­ti­kel 169 nicht an­wend­bar.

2 Die Mit­tei­lung an das Han­dels­re­gis­ter­amt (Art. 176) un­ter­bleibt, wenn der Schuld­ner nicht der Kon­kurs­be­trei­bung un­ter­liegt.

364Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

IV. Widerruf des Konkurses

Art. 195  

IV. Wi­der­ruf des Kon­kur­ses

A. Im all­ge­mei­nen

 

1 Das Kon­kurs­ge­richt wi­der­ruft den Kon­kurs und gibt dem Schuld­ner das Ver­fü­gungs­recht über sein Ver­mö­gen zu­rück, wenn:

1.
er nach­weist, dass sämt­li­che For­de­run­gen ge­tilgt sind;
2.
er von je­dem Gläu­bi­ger ei­ne schrift­li­che Er­klä­rung vor­legt, dass die­ser sei­ne Kon­kursein­ga­be zu­rück­zieht; oder
3.
ein Nach­lass­ver­trag zu­stan­de­ge­kom­men ist.365

2 Der Wi­der­ruf des Kon­kur­ses kann vom Ab­lauf der Ein­ga­be­frist an bis zum Schlus­se des Ver­fah­rens ver­fügt wer­den.

3 Der Wi­der­ruf des Kon­kur­ses wird öf­fent­lich be­kannt­ge­macht.

365Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 196366  

B. Bei aus­ge­schla­ge­ner Erb­schaft

 

Die kon­kur­samt­li­che Li­qui­da­ti­on ei­ner aus­ge­schla­ge­nen Erb­schaft wird über­dies ein­ge­stellt, wenn vor Schluss des Ver­fah­rens ein Erb­be­rech­tig­ter den An­tritt der Erb­schaft er­klärt und für die Be­zah­lung der Schul­den hin­rei­chen­de Si­cher­heit leis­tet.

366Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Sechster Titel: Konkursrecht

I. Wirkungen des Konkurses auf das Vermögen des Schuldners

Art. 197  

I. Wir­kun­gen des Kon­kur­ses auf das Ver­mö­gen
des Schuld­ners

A. Kon­kurs­mas­se

1. Im all­ge­mei­nen

 

1 Sämt­li­ches pfänd­ba­re Ver­mö­gen, das dem Schuld­ner zur Zeit der Kon­kurser­öff­nung ge­hört, bil­det, gleich­viel wo es sich be­fin­det, ei­ne ein­zi­ge Mas­se (Kon­kurs­mas­se), die zur ge­mein­sa­men Be­frie­di­gung der Gläu­bi­ger dient.367

2 Ver­mö­gen, das dem Schuld­ner368 vor Schluss des Kon­kurs­ver­fah­rens an­fällt, ge­hört gleich­falls zur Kon­kurs­mas­se.

367Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

368Be­zeich­nung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 198  

2. Pfand­ge­gen­stän­de

 

Ver­mö­gens­stücke, an de­nen Pfand­rech­te haf­ten, wer­den, un­ter Vor­be­halt des den Pfand­gläu­bi­gern ge­si­cher­ten Vor­zugs­rech­tes, zur Kon­kurs­mas­se ge­zo­gen.

Art. 199  

3. Ge­pfän­de­te und ar­res­tier­te Ver­mö­gens­wer­te

 

1 Ge­pfän­de­te Ver­mö­gens­stücke, de­ren Ver­wer­tung im Zeit­punk­te der Kon­kurser­öff­nung noch nicht statt­ge­fun­den hat, und Ar­rest­ge­gen­stän­de fal­len in die Kon­kurs­mas­se.

2 Ge­pfän­de­te Bar­be­trä­ge, ab­ge­lie­fer­te Be­trä­ge bei For­de­rungs- und Ein­kom­mens­pfän­dung so­wie der Er­lös be­reits ver­wer­te­ter Ver­mö­gens­stücke wer­den je­doch nach den Ar­ti­keln 144–150 ver­teilt, so­fern die Fris­ten für den Pfän­dungs­an­schluss (Art. 110 und 111) ab­ge­lau­fen sind; ein Über­schuss fällt in die Kon­kurs­mas­se.369

369Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 200  

4. An­fech­tungs­an­sprü­che

 

Zur Kon­kurs­mas­se ge­hört fer­ner al­les, was nach Mass­ga­be der Ar­ti­kel 214 und 285–292 Ge­gen­stand der An­fech­tungs­kla­ge ist.

Art. 201  

5. In­ha­ber- und Or­dre­pa­pie­re

 

Wenn sich in den Hän­den des Schuld­ners ein In­ha­ber­pa­pier oder ein Or­dre­pa­pier be­fin­det, wel­ches ihm bloss zur Ein­kas­sie­rung oder als De­ckung für ei­ne be­stimmt be­zeich­ne­te künf­ti­ge Zah­lung über­ge­ben oder in­dos­siert wor­den ist, so kann der­je­ni­ge, wel­cher das Pa­pier über­ge­ben oder in­dos­siert hat, die Rück­ga­be des­sel­ben ver­lan­gen.

Art. 202  

6. Er­lös aus frem­den Sa­chen

 

Wenn der Schuld­ner ei­ne frem­de Sa­che ver­kauft und zur Zeit der Kon­kurser­öff­nung den Kauf­preis noch nicht er­hal­ten hat, so kann der bis­he­ri­ge Ei­gen­tü­mer ge­gen Ver­gü­tung des­sen, was der Schuld­ner dar­auf zu for­dern hat, Ab­tre­tung der For­de­rung ge­gen den Käu­fer oder die Her­aus­ga­be des in­zwi­schen von der Kon­kurs­ver­wal­tung ein­ge­zo­ge­nen Kauf­prei­ses ver­lan­gen.

Art. 203  

7. Rück­nah­me­recht des Ver­käu­fers

 

1 Wenn ei­ne Sa­che, wel­che der Schuld­ner ge­kauft und noch nicht be­zahlt hat, an ihn ab­ge­sen­det, aber zur Zeit der Kon­kurser­öff­nung noch nicht in sei­nen Be­sitz über­ge­gan­gen ist, so kann der Ver­käu­fer die Rück­ga­be der­sel­ben ver­lan­gen, so­fern nicht die Kon­kurs­ver­wal­tung den Kauf­preis be­zahlt.

2 Das Rück­nah­me­recht ist je­doch aus­ge­schlos­sen, wenn die Sa­che vor der öf­fent­li­chen Be­kannt­ma­chung des Kon­kur­ses von ei­nem gut­gläu­bi­gen Drit­ten auf Grund ei­nes Fracht­brie­fes, Kon­nos­se­ments oder La­de­schei­nes zu Ei­gen­tum oder Pfand er­wor­ben wor­den ist.

Art. 204  

B. Ver­fü­gungs­un­fä­hig­keit des Schuld­ners

 

1 Rechts­hand­lun­gen, wel­che der Schuld­ner nach der Kon­kurser­öff­nung in Be­zug auf Ver­mö­gens­stücke, die zur Kon­kurs­mas­se ge­hö­ren, vor­nimmt, sind den Kon­kurs­gläu­bi­gern ge­gen­über un­gül­tig.

2 Hat je­doch der Schuld­ner vor der öf­fent­li­chen Be­kannt­ma­chung des Kon­kur­ses einen von ihm aus­ge­stell­ten ei­ge­nen oder einen auf ihn ge­zo­ge­nen Wech­sel bei Ver­fall be­zahlt, so ist die­se Zah­lung gül­tig, so­fern der Wech­sel­in­ha­ber von der Kon­kurser­öff­nung kei­ne Kennt­nis hat­te und im Fal­le der Nicht­zah­lung den wech­sel­recht­li­chen Re­gress ge­gen Drit­te mit Er­folg hät­te aus­üben kön­nen.

Art. 205  

C. Zah­lun­gen an den Schuld­ner

 

1 For­de­run­gen, wel­che zur Kon­kurs­mas­se ge­hö­ren, kön­nen nach Er­öff­nung des Kon­kur­ses nicht mehr durch Zah­lung an den Schuld­ner ge­tilgt wer­den; ei­ne sol­che Zah­lung be­wirkt den Kon­kurs­gläu­bi­gern ge­gen­über nur in­so­weit Be­frei­ung, als das Ge­leis­te­te in die Kon­kurs­mas­se ge­langt ist.

2 Er­folg­te je­doch die Zah­lung vor der öf­fent­li­chen Be­kannt­ma­chung des Kon­kur­ses, so ist der Leis­ten­de von der Schuld­pflicht be­freit, wenn ihm die Er­öff­nung des Kon­kur­ses nicht be­kannt war.

Art. 206370  

D. Be­trei­bun­gen ge­gen den Schuld­ner

 

1 Al­le ge­gen den Schuld­ner hän­gi­gen Be­trei­bun­gen sind auf­ge­ho­ben, und neue Be­trei­bun­gen für For­de­run­gen, die vor der Kon­kurser­öff­nung ent­stan­den sind, kön­nen wäh­rend des Kon­kurs­ver­fah­rens nicht ein­ge­lei­tet wer­den. Aus­ge­nom­men sind Be­trei­bun­gen auf Ver­wer­tung von Pfän­dern, die von Drit­ten be­stellt wor­den sind.

2 Be­trei­bun­gen für For­de­run­gen, die nach der Kon­kurser­öff­nung ent­stan­den sind, wer­den wäh­rend des Kon­kurs­ver­fah­rens durch Pfän­dung oder Pfand­ver­wer­tung fort­ge­setzt.

3 Wäh­rend des Kon­kurs­ver­fah­rens kann der Schuld­ner kei­ne wei­te­re Kon­kurser­öff­nung we­gen Zah­lungs­un­fä­hig­keit be­an­tra­gen (Art. 191).

370Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 207371  

E. Ein­stel­lung von Zi­vil­pro­zes­sen und Ver­wal­tungs­ver­fah­ren

 

1 Mit Aus­nah­me dring­li­cher Fäl­le wer­den Zi­vil­pro­zes­se, in de­nen der Schuld­ner Par­tei ist und die den Be­stand der Kon­kurs­mas­se be­rüh­ren, ein­ge­stellt. Sie kön­nen im or­dent­li­chen Kon­kurs­ver­fah­ren frü­he­s­tens zehn Ta­ge nach der zwei­ten Gläu­bi­ger­ver­samm­lung, im sum­ma­ri­schen Kon­kurs­ver­fah­ren frü­he­s­tens 20 Ta­ge nach der Auf­le­gung des Kol­lo­ka­ti­ons­pla­nes wie­der auf­ge­nom­men wer­den.

2 Un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen kön­nen Ver­wal­tungs­ver­fah­ren ein­ge­stellt wer­den.

3 Wäh­rend der Ein­stel­lung ste­hen die Ver­jäh­rungs- und die Ver­wir­kungs­fris­ten still.

4 Die­se Be­stim­mung be­zieht sich nicht auf Ent­schä­di­gungs­kla­gen we­gen Ehr- und Kör­per­ver­let­zun­gen oder auf fa­mi­li­en­recht­li­che Pro­zes­se.

371Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

II. Wirkungen des Konkurses auf die Rechte der Gläubiger

Art. 208  

II. Wir­kun­gen des Kon­kur­ses auf die Rech­te der Gläu­bi­ger

A. Fäl­lig­keit der Schuld­ver­pflich­tun­gen

 

1 Die Kon­kurser­öff­nung be­wirkt ge­gen­über der Kon­kurs­mas­se die Fäl­lig­keit sämt­li­cher Schuld­ver­pflich­tun­gen des Schuld­ners mit Aus­nah­me der­je­ni­gen, die durch sei­ne Grund­stücke pfand­recht­lich ge­deckt sind. Der Gläu­bi­ger kann ne­ben der Haupt­for­de­rung die Zin­sen bis zum Er­öff­nungs­ta­ge und die Be­trei­bungs­kos­ten gel­tend ma­chen.372

2 Von noch nicht ver­fal­le­nen un­ver­zins­li­chen For­de­run­gen wird der Zwi­schen­zins (Dis­kon­to) zu fünf vom Hun­dert in Ab­zug ge­bracht.

372Fas­sung ge­mä­ss Art. 58 SchlT ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1912 (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367).

Art. 209373  

B. Zin­sen­lauf

 

1 Mit der Er­öff­nung des Kon­kur­ses hört ge­gen­über dem Schuld­ner der Zin­sen­lauf auf.

2 Für pfand­ge­si­cher­te For­de­run­gen läuft je­doch der Zins bis zur Ver­wer­tung wei­ter, so­weit der Pfan­d­er­lös den Be­trag der For­de­rung und des bis zur Kon­kurser­öff­nung auf­ge­lau­fe­nen Zin­ses über­steigt.

373Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 210374  

C. Be­ding­te For­de­run­gen

 

1 For­de­run­gen un­ter auf­schie­ben­der Be­din­gung wer­den im Kon­kurs zum vol­len Be­trag zu­ge­las­sen; der Gläu­bi­ger ist je­doch zum Be­zug des auf ihn ent­fal­len­den An­teils an der Kon­kurs­mas­se nicht be­rech­tigt, so­lan­ge die Be­din­gung nicht er­füllt ist.

2 Für Leib­ren­ten­for­de­run­gen gilt Ar­ti­kel 518 Ab­satz 3 OR375.

374Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

375SR 220

Art. 211  

D. Um­wand­lung von For­de­run­gen

 

1 For­de­run­gen, wel­che nicht ei­ne Geld­zah­lung zum Ge­gen­stan­de ha­ben, wer­den in Geld­for­de­run­gen von ent­spre­chen­dem Wer­te um­ge­wan­delt.

2 Die Kon­kurs­ver­wal­tung hat in­des­sen das Recht, zwei­sei­ti­ge Ver­trä­ge, die zur Zeit der Kon­kurser­öff­nung nicht oder nur teil­wei­se er­füllt sind, an­stel­le des Schuld­ners zu er­fül­len. Der Ver­trags­part­ner kann ver­lan­gen, dass ihm die Er­fül­lung si­cher­ge­stellt wer­de.376

2bis Das Recht der Kon­kurs­ver­wal­tung nach Ab­satz 2 ist je­doch aus­ge­schlos­sen bei Fix­ge­schäf­ten (Art. 108 Ziff. 3 OR377) so­wie bei Fi­nanz­ter­min-, Swap- und Op­ti­ons­ge­schäf­ten, wenn der Wert der ver­trag­li­chen Leis­tun­gen im Zeit­punkt der Kon­kurser­öff­nung auf­grund von Markt- oder Bör­sen­prei­sen be­stimm­bar ist. Kon­kurs­ver­wal­tung und Ver­trags­part­ner ha­ben je das Recht, die Dif­fe­renz zwi­schen dem ver­ein­bar­ten Wert der ver­trag­li­chen Leis­tun­gen und de­ren Markt­wert im Zeit­punkt der Kon­kurser­öff­nung gel­tend zu ma­chen.378

3 Vor­be­hal­ten blei­ben die Be­stim­mun­gen an­de­rer Bun­des­ge­set­ze über die Auf­lö­sung von Ver­trags­ver­hält­nis­sen im Kon­kurs so­wie die Be­stim­mun­gen über den Ei­gen­tums­vor­be­halt (Art. 715 und 716 ZGB379).380

376Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

377 SR 220

378Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

379SR 210

380Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 211a381  

Dbis. Dau­er­schuld­ver­hält­nis­se

 

1 An­sprü­che aus Dau­er­schuld­ver­hält­nis­sen kön­nen ab Kon­kurser­öff­nung als Kon­kurs­for­de­run­gen höchs­tens bis zum nächs­ten mög­li­chen Kün­di­gungs­ter­min oder bis zum En­de der fes­ten Ver­trags­dau­er gel­tend ge­macht wer­den. Der Gläu­bi­ger muss sich all­fäl­li­ge Vor­tei­le, die er für die­se Dau­er er­langt hat, an­rech­nen las­sen.

2 So­weit die Kon­kurs­mas­se die Leis­tun­gen aus dem Dau­er­schuld­ver­hält­nis in An­spruch ge­nom­men hat, gel­ten die ent­spre­chen­den Ge­gen­for­de­run­gen, die nach Kon­kurser­öff­nung ent­stan­den sind, als Mas­se­ver­bind­lich­kei­ten.

3 Vor­be­hal­ten bleibt die Wei­ter­füh­rung ei­nes Ver­trags­ver­hält­nis­ses durch den Schuld­ner per­sön­lich.

381 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 212  

E. Rück­tritts­recht des Ver­käu­fers

 

Ein Ver­käu­fer, wel­cher dem Schuld­ner die ver­kauf­te Sa­che vor der Kon­kurser­öff­nung über­tra­gen hat, kann nicht mehr von dem Ver­tra­ge zu­rück­tre­ten und die über­ge­be­ne Sa­che zu­rück­for­dern, auch wenn er sich dies aus­drück­lich vor­be­hal­ten hat.

Art. 213  

F. Ver­rech­nung

1. Zu­läs­sig­keit

 

1 Ein Gläu­bi­ger kann sei­ne For­de­rung mit ei­ner For­de­rung, wel­che dem Schuld­ner ihm ge­gen­über zu­steht, ver­rech­nen.

2 Die Ver­rech­nung ist je­doch aus­ge­schlos­sen:

1.382
wenn ein Schuld­ner des Kon­kur­si­ten erst nach der Kon­kurser­öff­nung des­sen Gläu­bi­ger wird, es sei denn, er ha­be ei­ne vor­her ein­ge­gan­ge­ne Ver­pflich­tung er­füllt oder ei­ne für die Schuld des Schuld­ners als Pfand haf­ten­de Sa­che ein­ge­löst, an der ihm das Ei­gen­tum oder ein be­schränk­tes ding­li­ches Recht zu­steht (Art. 110 Ziff. 1 OR383);
2.
wenn ein Gläu­bi­ger des Schuld­ners erst nach der Kon­kurser­öff­nung Schuld­ner des­sel­ben oder der Kon­kurs­mas­se wird.
3.384

3 Die Ver­rech­nung mit For­de­run­gen aus In­ha­ber­pa­pie­ren ist zu­läs­sig, wenn und so­weit der Gläu­bi­ger nach­weist, dass er sie in gu­tem Glau­ben vor der Kon­kurser­öff­nung er­wor­ben hat.385

4 Im Kon­kurs ei­ner Kom­man­dit­ge­sell­schaft, ei­ner Ak­ti­en­ge­sell­schaft, ei­ner Kom­man­di­tak­ti­en­ge­sell­schaft, ei­ner Ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung oder ei­ner Ge­nos­sen­schaft kön­nen nicht voll ein­be­zahl­te Be­trä­ge der Kom­man­dit­sum­me oder des Ge­sell­schafts­ka­pi­tals so­wie sta­tu­ta­ri­sche Bei­trä­ge an die Ge­nos­sen­schaft nicht ver­rech­net wer­den.386 387

382Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

383SR 220

384Auf­ge­ho­ben durch Art. 13 des BG vom 28. Sept. 1949 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

385Ein­ge­fügt durch Art. 13 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

386Ur­sprüng­lich Abs. 3.

387Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 214  

2. An­fecht­bar­keit

 

Die Ver­rech­nung ist an­fecht­bar, wenn ein Schuld­ner des Kon­kur­si­ten388 vor der Kon­kurser­öff­nung, aber in Kennt­nis von der Zah­lungs­un­fä­hig­keit des Kon­kur­si­ten, ei­ne For­de­rung an den­sel­ben er­wor­ben hat, um sich oder ei­nem an­dern durch die Ver­rech­nung un­ter Be­ein­träch­ti­gung der Kon­kurs­mas­se einen Vor­teil zu­zu­wen­den.

388Be­zeich­nung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 215  

G. Mit­ver­pflich­tun­gen des Schuld­ners

1. Bürg­schaf­ten

 

1 For­de­run­gen aus Bürg­schaf­ten des Schuld­ners kön­nen im Kon­kur­se gel­tend ge­macht wer­den, auch wenn sie noch nicht fäl­lig sind.

2 Die Kon­kurs­mas­se tritt für den von ihr be­zahl­ten Be­trag in die Rech­te des Gläu­bi­gers ge­gen­über dem Haupt­schuld­ner und den Mit­bür­gen ein (Art. 507 OR389). Wenn je­doch auch über den Haupt­schuld­ner oder einen Mit­bür­gen der Kon­kurs er­öff­net wird, so fin­den die Ar­ti­kel 216 und 217 An­wen­dung.390

389SR 220

390Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 216  

2. Gleich­zei­ti­ger Kon­kurs über meh­re­re Mit­ver­pflich­te­te

 

1 Wenn über meh­re­re Mit­ver­pflich­te­te gleich­zei­tig der Kon­kurs er­öff­net ist, so kann der Gläu­bi­ger in je­dem Kon­kur­se sei­ne For­de­rung im vol­len Be­tra­ge gel­tend ma­chen.

2 Er­ge­ben die Zu­tei­lun­gen aus den ver­schie­de­nen Kon­kurs­mas­sen mehr als den Be­trag der gan­zen For­de­rung, so fällt der Über­schuss nach Mass­ga­be der un­ter den Mit­ver­pflich­te­ten be­ste­hen­den Rück­griffs­rech­te an die Mas­sen zu­rück.

3 So­lan­ge der Ge­samt­be­trag der Zu­tei­lun­gen den vol­len Be­trag der For­de­rung nicht er­reicht, ha­ben die Mas­sen we­gen der ge­leis­te­ten Teil­zah­lun­gen kei­nen Rück­griff ge­gen­ein­an­der.

Art. 217  

3. Teil­zah­lun­gen von Mit­ver­pflich­te­ten

 

1 Ist ein Gläu­bi­ger von ei­nem Mit­ver­pflich­te­ten des Schuld­ners für sei­ne For­de­rung teil­wei­se be­frie­digt wor­den, so wird gleich­wohl im Kon­kur­se des letz­tern die For­de­rung in ih­rem vol­len ur­sprüng­li­chen Be­tra­ge auf­ge­nom­men, gleich­viel, ob der Mit­ver­pflich­te­te ge­gen den Schuld­ner rück­griffs­be­rech­tigt ist oder nicht.

2 Das Recht zur Ein­ga­be der For­de­rung im Kon­kur­se steht dem Gläu­bi­ger und dem Mit­ver­pflich­te­ten zu.

3 Der auf die For­de­rung ent­fal­len­de An­teil an der Kon­kurs­mas­se kommt dem Gläu­bi­ger bis zu sei­ner voll­stän­di­gen Be­frie­di­gung zu. Aus dem Über­schus­se er­hält ein rück­griffs­be­rech­tig­ter Mit­ver­pflich­te­ter den Be­trag, den er bei selb­stän­di­ger Gel­tend­ma­chung des Rück­griffs­rech­tes er­hal­ten wür­de. Der Rest ver­bleibt der Mas­se.

Art. 218  

4. Kon­kurs von Kol­lek­tiv- und Kom­man­dit­ge­sell­schaf­ten und ih­ren Teil­ha­bern

 

1 Wenn über ei­ne Kol­lek­tiv­ge­sell­schaft und einen Teil­ha­ber der­sel­ben gleich­zei­tig der Kon­kurs er­öff­net ist, so kön­nen die Ge­sell­schafts­gläu­bi­ger im Kon­kur­se des Teil­ha­bers nur den im Kon­kur­se der Ge­sell­schaft un­be­zahlt ge­blie­be­nen Rest ih­rer For­de­run­gen gel­tend ma­chen. Hin­sicht­lich der Zah­lung die­ser Rest­schuld durch die ein­zel­nen Ge­sell­schaf­ter gel­ten die Be­stim­mun­gen der Ar­ti­kel 216 und 217.

2 Wenn über einen Teil­ha­ber, nicht aber gleich­zei­tig über die Ge­sell­schaft der Kon­kurs er­öff­net ist, so kön­nen die Ge­sell­schafts­gläu­bi­ger im Kon­kur­se des Teil­ha­bers ih­re For­de­run­gen im vol­len Be­tra­ge gel­tend ma­chen. Der Kon­kurs­mas­se ste­hen die durch Ar­ti­kel 215 der Kon­kurs­mas­se ei­nes Bür­gen ge­währ­ten Rück­griffs­rech­te zu.

3 Die Ab­sät­ze 1 und 2 gel­ten sinn­ge­mä­ss für un­be­schränkt haf­ten­de Teil­ha­ber ei­ner Kom­man­dit­ge­sell­schaft.391

391Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 219  

H. Rang­ord­nung der Gläu­bi­ger

 

1 Die pfand­ge­si­cher­ten For­de­run­gen wer­den aus dem Er­geb­nis­se der Ver­wer­tung der Pfän­der vor­weg be­zahlt.

2 Haf­te­ten meh­re­re Pfän­der für die näm­li­che For­de­rung, so wer­den die dar­aus er­lös­ten Be­trä­ge im Ver­hält­nis­se ih­rer Hö­he zur De­ckung der For­de­rung ver­wen­det.

3 Der Rang der Grund­pfand­gläu­bi­ger und der Um­fang der pfand­recht­li­chen Si­che­rung für Zin­se und an­de­re Ne­ben­for­de­run­gen be­stimmt sich nach den Vor­schrif­ten über das Grund­pfand.392

4 Die nicht pfand­ge­si­cher­ten For­de­run­gen so­wie der un­ge­deck­te Be­trag der pfand­ge­si­cher­ten For­de­run­gen wer­den in fol­gen­der Rang­ord­nung aus dem Er­lös der gan­zen üb­ri­gen Kon­kurs­mas­se ge­deckt:

Ers­te Klas­se

a.393
Die For­de­run­gen von Ar­beit­neh­mern aus dem Ar­beits­ver­hält­nis, die nicht frü­her als sechs Mo­na­te vor der Kon­kurser­öff­nung ent­stan­den oder fäl­lig ge­wor­den sind, höchs­tens je­doch bis zum Be­trag des ge­mä­ss ob­li­ga­to­ri­scher Un­fall­ver­si­che­rung ma­xi­mal ver­si­cher­ten Jah­res­ver­diens­tes.
abis.394
Die Rück­for­de­run­gen von Ar­beit­neh­mern be­tref­fend Kau­tio­nen.
ater.395
Die For­de­run­gen von Ar­beit­neh­mern aus So­zi­al­plä­nen, die nicht frü­her als sechs Mo­na­te vor der Kon­kurser­öff­nung ent­stan­den oder fäl­lig ge­wor­den sind.
b.
Die An­sprü­che der Ver­si­cher­ten nach dem Bun­des­ge­setz vom 20. März 1981396 über die Un­fall­ver­si­che­rung so­wie aus der nicht ob­li­ga­to­ri­schen be­ruf­li­chen Vor­sor­ge und die For­de­run­gen von Per­so­nal­vor­sor­ge­ein­rich­tun­gen ge­gen­über den an­ge­schlos­se­nen Ar­beit­ge­bern.
c.397
Die fa­mi­li­en­recht­li­chen Un­ter­halts- und Un­ter­stüt­zungs­an­sprü­che so­wie die Un­ter­halts­bei­trä­ge nach dem Part­ner­schafts­ge­setz vom 18. Ju­ni 2004398, die in den letz­ten sechs Mo­na­ten vor der Kon­kurser­öff­nung ent­stan­den und durch Geld­zah­lun­gen zu er­fül­len sind.

Zwei­te Klas­se399

a.
Die For­de­run­gen von Per­so­nen, de­ren Ver­mö­gen kraft el­ter­li­cher Ge­walt dem Schuld­ner an­ver­traut war, für al­les, was der­sel­be ih­nen in die­ser Ei­gen­schaft schul­dig ge­wor­den ist. Die­ses Vor­zugs­recht gilt nur dann, wenn der Kon­kurs wäh­rend der el­ter­li­chen Ver­wal­tung oder in­nert ei­nem Jahr nach ih­rem En­de ver­öf­fent­licht wor­den ist.
b.
Die Bei­trags­for­de­run­gen nach dem Bun­des­ge­setz vom 20. De­zem­ber 1946400 über die Al­ters- und Hin­ter­las­se­nen­ver­si­che­rung, dem Bun­des­ge­setz vom 19. Ju­ni 1959401 über die In­va­li­den­ver­si­che­rung, dem Bun­des­ge­setz vom 20. März 1981 über die Un­fall­ver­si­che­rung, dem Er­w­erb­ser­satz­ge­setz vom 25. Sep­tem­ber 1952402 und dem Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rungs­ge­setz vom 25. Ju­ni 1982403.
c.
Die Prä­mi­en- und Kos­ten­be­tei­li­gungs­for­de­run­gen der so­zia­len Kran­ken­ver­si­che­rung.
d.
Die Bei­trä­ge an die Fa­mi­li­en­aus­gleichs­kas­se.
e.404
f.405
Die Ein­la­gen nach Ar­ti­kel 37a des Ban­ken­ge­set­zes vom
8. No­vem­ber 1934406.

Drit­te Klas­se

Al­le üb­ri­gen For­de­run­gen.407

5 Bei den in der ers­ten und zwei­ten Klas­se ge­setz­ten Fris­ten wer­den nicht mit­be­rech­net:

1.
die Dau­er ei­nes vor­aus­ge­gan­ge­nen Nach­lass­ver­fah­rens;
2.
die Dau­er ei­nes Pro­zes­ses über die For­de­rung;
3.
bei der kon­kur­samt­li­chen Li­qui­da­ti­on ei­ner Erb­schaft die Zeit zwi­schen dem To­des­tag und der An­ord­nung der Li­qui­da­ti­on.408

392Fas­sung ge­mä­ss Art. 58 SchlT ZGB, in Kraft seit 1. Jan. 1912 (AS 24 233Art. 60 SchlT ZGB; BBl 1904 IV 1, 1907 VI 367).

393 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010, in Kraft seit 1. Dez. 2010 (AS 2010 4921; BBl 2009 79797989). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

394 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010, in Kraft seit 1. Dez. 2010 (AS 2010 4921; BBl 2009 79797989). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

395 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 18. Ju­ni 2010, in Kraft seit 1. Dez. 2010 (AS 2010 4921; BBl 2009 79797989). Sie­he auch die UeB die­ser Änd. am Schluss des Tex­tes.

396 SR 832.20

397 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 16 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

398 SR 211.231

399 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 24. März 2000, in Kraft seit 1. Jan. 2001 (AS 2000 2531; BBl 1999 91269547).

400 SR 831.10

401 SR 831.20

402 SR 834.1

403 SR 837.0

404 Ein­ge­fügt durch Art. 111 Ziff. 2 des Mehr­wert­steu­er­ge­set­zes vom 12. Ju­ni 2009 (AS 2009 5203; BBl 2008 6885). Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

405 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des BG vom 18. März 2011 (Si­che­rung der Ein­la­gen), in Kraft seit 1. Sept. 2011 (AS 2011 3919; BBl 2010 3993).

406 SR 952.0

407Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

408 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 220  

I. Ver­hält­nis der Rang­klas­sen

 

1 Die Gläu­bi­ger der näm­li­chen Klas­se ha­ben un­ter sich glei­ches Recht.

2 Die Gläu­bi­ger ei­ner nach­fol­gen­den Klas­se ha­ben erst dann An­spruch auf den Er­lös, wenn die Gläu­bi­ger der vor­her­ge­hen­den Klas­se be­frie­digt sind.

Siebenter Titel: Konkursverfahren

I. Feststellung der Konkursmasse und Bestimmung des Verfahrens 409

409Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 221  

I. Fest­stel­lung der Kon­kurs­mas­se und Be­stim­mung des
Ver­fah­rens

A. In­ven­tar­auf­nah­me

 

1 So­fort nach Emp­fang des Kon­kur­ser­kennt­nis­ses schrei­tet das Kon­kur­samt zur Auf­nah­me des In­ven­tars über das zur Kon­kurs­mas­se ge­hö­ren­de Ver­mö­gen und trifft die zur Si­che­rung des­sel­ben er­for­der­li­chen Mass­nah­men.

2410

410Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 222411  

B. Aus­kunfts- und Her­aus­ga­be­pflicht

 

1 Der Schuld­ner ist bei Straf­fol­ge ver­pflich­tet, dem Kon­kur­samt al­le sei­ne Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de an­zu­ge­ben und zur Ver­fü­gung zu stel­len (Art. 163 Ziff. 1 und 323 Ziff. 4 StGB412).

2 Ist der Schuld­ner ge­stor­ben oder flüch­tig, so ob­lie­gen al­len er­wach­se­nen Per­so­nen, die mit ihm in ge­mein­sa­mem Haus­halt ge­lebt ha­ben, un­ter Straf­fol­ge die­sel­ben Pflich­ten (Art. 324 Ziff. 1 StGB).

3 Die nach den Ab­sät­zen 1 und 2 Ver­pflich­te­ten müs­sen dem Be­am­ten auf Ver­lan­gen die Räum­lich­kei­ten und Be­hält­nis­se öff­nen. Der Be­am­te kann nö­ti­gen­falls die Po­li­zei­ge­walt in An­spruch neh­men.

4 Drit­te, die Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de des Schuld­ners ver­wah­ren oder bei de­nen die­ser Gut­ha­ben hat, sind bei Straf­fol­ge im glei­chen Um­fang aus­kunfts- und her­aus­ga­be­pflich­tig wie der Schuld­ner (Art. 324 Ziff. 5 StGB).

5 Be­hör­den sind im glei­chen Um­fang aus­kunfts­pflich­tig wie der Schuld­ner.

6 Das Kon­kur­samt macht die Be­trof­fe­nen auf ih­re Pflich­ten und auf die Straf­fol­gen aus­drück­lich auf­merk­sam.

411Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

412SR 311.0

Art. 223  

C. Si­che­rungs­mass­nah­men

 

1 Ma­ga­zi­ne, Wa­ren­la­ger, Werk­stät­ten, Wirt­schaf­ten u.dgl. sind vom Kon­kur­sam­te so­fort zu schlies­sen und un­ter Sie­gel zu le­gen, falls sie nicht bis zur ers­ten Gläu­bi­ger­ver­samm­lung un­ter ge­nü­gen­der Auf­sicht ver­wal­tet wer­den kön­nen.

2 Ba­res Geld, Wert­pa­pie­re, Ge­schäfts- und Haus­bü­cher so­wie sons­ti­ge Schrif­ten von Be­lang nimmt das Kon­kur­samt in Ver­wah­rung.

3 Al­le üb­ri­gen Ver­mö­gens­stücke sol­len, so­lan­ge sie nicht im In­ven­tar ver­zeich­net sind, un­ter Sie­gel ge­legt sein; die Sie­gel kön­nen nach der Auf­zeich­nung neu an­ge­legt wer­den, wenn das Kon­kur­samt es für nö­tig er­ach­tet.

4 Das Kon­kur­samt sorgt für die Auf­be­wah­rung der Ge­gen­stän­de, die sich aus­ser­halb der vom Schuld­ner be­nütz­ten Räum­lich­kei­ten be­fin­den.

Art. 224  

D. Kom­pe­tenz­stücke

 

Die in Ar­ti­kel 92 be­zeich­ne­ten Ver­mö­gens­tei­le wer­den dem Schuld­ner zur frei­en Ver­fü­gung über­las­sen, aber gleich­wohl im In­ven­tar auf­ge­zeich­net.

Art. 225  

E. Rech­te Drit­ter

1. An Fahr­nis

 

Sa­chen, wel­che als Ei­gen­tum drit­ter Per­so­nen be­zeich­net oder von drit­ten Per­so­nen als ihr Ei­gen­tum be­an­sprucht wer­den, sind un­ter Vor­mer­kung die­ses Um­stan­des gleich­wohl im In­ven­tar auf­zu­zeich­nen.

Art. 226413  

2. An Grund­stücken

 

Die im Grund­buch ein­ge­tra­ge­nen Rech­te Drit­ter an Grund­stücken des Schuld­ners wer­den von Am­tes we­gen im In­ven­tar vor­ge­merkt.

413Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 227  

F. Schät­zung

 

In dem In­ven­tar wird der Schät­zungs­wert je­des Ver­mö­gens­stückes ver­zeich­net.

Art. 228  

G. Er­klä­rung des Schuld­ners zum In­ven­tar

 

1 Das In­ven­tar wird dem Schuld­ner mit der Auf­for­de­rung vor­ge­legt, sich über des­sen Voll­stän­dig­keit und Rich­tig­keit zu er­klä­ren.

2 Die Er­klä­rung des Schuld­ners wird in das In­ven­tar auf­ge­nom­men und ist von ihm zu un­ter­zeich­nen.

Art. 229  

H. Mit­wir­kung und Un­ter­halt des Schuld­ners

 

1 Der Schuld­ner ist bei Straf­fol­ge (Art. 323 Ziff. 5 StGB414) ver­pflich­tet, wäh­rend des Kon­kurs­ver­fah­rens zur Ver­fü­gung der Kon­kurs­ver­wal­tung zu ste­hen; er kann die­ser Pflicht nur durch be­son­de­re Er­laub­nis ent­ho­ben wer­den. Nö­ti­gen­falls wird er mit Hil­fe der Po­li­zei­ge­walt zur Stel­le ge­bracht. Die Kon­kurs­ver­wal­tung macht ihn dar­auf und auf die Straf­fol­ge aus­drück­lich auf­merk­sam.415

2 Die Kon­kurs­ver­wal­tung kann dem Schuld­ner, na­ment­lich wenn sie ihn an­hält, zu ih­rer Ver­fü­gung zu blei­ben, einen bil­li­gen Un­ter­halts­bei­trag ge­wäh­ren.

3 Die Kon­kurs­ver­wal­tung be­stimmt, un­ter wel­chen Be­din­gun­gen und wie lan­ge der Schuld­ner und sei­ne Fa­mi­lie in der bis­he­ri­gen Woh­nung ver­blei­ben dür­fen, so­fern die­se zur Kon­kurs­mas­se ge­hört.416

414SR 311.0

415Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

416Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 230  

I. Ein­stel­lung des Kon­kurs­ver­fah­rens man­gels Ak­ti­ven

1. Im all­ge­mei­nen

 

1 Reicht die Kon­kurs­mas­se vor­aus­sicht­lich nicht aus, um die Kos­ten für ein sum­ma­ri­sches Ver­fah­ren zu de­cken, so ver­fügt das Kon­kurs­ge­richt auf An­trag des Kon­kur­sam­tes die Ein­stel­lung des Kon­kurs­ver­fah­rens.417

2 Das Kon­kur­samt macht die Ein­stel­lung öf­fent­lich be­kannt. In der Pu­bli­ka­ti­on weist es dar­auf hin, dass das Ver­fah­ren ge­schlos­sen wird, wenn nicht in­nert zehn Ta­gen ein Gläu­bi­ger die Durch­füh­rung des Kon­kurs­ver­fah­rens ver­langt und die fest­ge­leg­te Si­cher­heit für den durch die Kon­kurs­mas­se nicht ge­deck­ten Teil der Kos­ten leis­tet.418

3 Nach der Ein­stel­lung des Kon­kurs­ver­fah­rens kann der Schuld­ner wäh­rend zwei Jah­ren auch auf Pfän­dung be­trie­ben wer­den.419

4 Die vor der Kon­kurser­öff­nung ein­ge­lei­te­ten Be­trei­bun­gen le­ben nach der Ein­stel­lung des Kon­kur­ses wie­der auf. Die Zeit zwi­schen der Er­öff­nung und der Ein­stel­lung des Kon­kur­ses wird da­bei für al­le Fris­ten die­ses Ge­set­zes nicht mit­be­rech­net.420

417Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

418Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

419Ein­ge­fügt durch Art. 15 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

420Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 230a421  

2. Bei aus­ge­schla­ge­ner Erb­schaft und bei ju­ris­ti­schen Per­so­nen

 

1 Wird die kon­kur­samt­li­che Li­qui­da­ti­on ei­ner aus­ge­schla­ge­nen Erb­schaft man­gels Ak­ti­ven ein­ge­stellt, so kön­nen die Er­ben die Ab­tre­tung der zum Nach­lass ge­hö­ren­den Ak­ti­ven an die Er­ben­ge­mein­schaft oder an ein­zel­ne Er­ben ver­lan­gen, wenn sie sich be­reit er­klä­ren, die per­sön­li­che Schuld­pflicht für die Pfand­for­de­run­gen und die nicht ge­deck­ten Li­qui­da­ti­ons­kos­ten zu über­neh­men. Macht kei­ner der Er­ben von die­sem Recht Ge­brauch, so kön­nen es die Gläu­bi­ger und nach ih­nen Drit­te, die ein In­ter­es­se gel­tend ma­chen, aus­üben.

2 Be­fin­den sich in der Kon­kurs­mas­se ei­ner ju­ris­ti­schen Per­son ver­pfän­de­te Wer­te und ist der Kon­kurs man­gels Ak­ti­ven ein­ge­stellt wor­den, so kann je­der Pfand­gläu­bi­ger trotz­dem beim Kon­kur­samt die Ver­wer­tung sei­nes Pfan­des ver­lan­gen. Das Amt setzt da­für ei­ne Frist.

3 Kommt kein Ab­tre­tungs­ver­trag im Sin­ne von Ab­satz 1 zu­stan­de und ver­langt kein Gläu­bi­ger frist­ge­mä­ss die Ver­wer­tung sei­nes Pfan­des, so wer­den die Ak­ti­ven nach Ab­zug der Kos­ten mit den dar­auf haf­ten­den Las­ten, je­doch oh­ne die per­sön­li­che Schuld­pflicht, auf den Staat über­tra­gen, wenn die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de die Über­tra­gung nicht ab­lehnt.

4 Lehnt die zu­stän­di­ge kan­to­na­le Be­hör­de die Über­tra­gung ab, so ver­wer­tet das Kon­kur­samt die Ak­ti­ven.

421Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 231422  

K. Sum­ma­ri­sches Kon­kurs­ver­fah­ren

 

1 Das Kon­kur­samt be­an­tragt dem Kon­kurs­ge­richt das sum­ma­ri­sche Ver­fah­ren, wenn es fest­stellt, dass:

1.
aus dem Er­lös der in­ven­ta­ri­sier­ten Ver­mö­gens­wer­te die Kos­ten des or­dent­li­chen Kon­kurs­ver­fah­rens vor­aus­sicht­lich nicht ge­deckt wer­den kön­nen; oder
2.
die Ver­hält­nis­se ein­fach sind.

2 Teilt das Ge­richt die An­sicht des Kon­kur­sam­tes, so wird der Kon­kurs im sum­ma­ri­schen Ver­fah­ren durch­ge­führt, so­fern nicht ein Gläu­bi­ger vor der Ver­tei­lung des Er­lö­ses das or­dent­li­che Ver­fah­ren ver­langt und für die vor­aus­sicht­lich un­ge­deck­ten Kos­ten hin­rei­chen­de Si­cher­heit leis­tet.

3 Das sum­ma­ri­sche Kon­kurs­ver­fah­ren wird nach den Vor­schrif­ten über das or­dent­li­che Ver­fah­ren durch­ge­führt, vor­be­hält­lich fol­gen­der Aus­nah­men:

1.
Gläu­bi­ger­ver­samm­lun­gen wer­den in der Re­gel nicht ein­be­ru­fen. Er­scheint je­doch auf­grund be­son­de­rer Um­stän­de ei­ne An­hö­rung der Gläu­bi­ger als wün­schens­wert, so kann das Kon­kur­samt die­se zu ei­ner Ver­samm­lung ein­la­den oder einen Gläu­bi­ger­be­schluss auf dem Zir­ku­lar­weg her­bei­füh­ren.
2.
Nach Ab­lauf der Ein­ga­be­frist (Art. 232 Abs. 2 Ziff. 2) führt das Kon­kur­samt die Ver­wer­tung durch; es be­rück­sich­tigt da­bei Ar­ti­kel 256 Ab­sät­ze 2–4 und wahrt die In­ter­es­sen der Gläu­bi­ger best­mög­lich. Grund­stücke darf es erst ver­wer­ten, wenn das Las­ten­ver­zeich­nis er­stellt ist.
3.
Das Kon­kur­samt be­zeich­net die Kom­pe­tenz­stücke im In­ven­tar und legt die­ses zu­sam­men mit dem Kol­lo­ka­ti­ons­plan auf.
4.
Die Ver­tei­lungs­lis­te braucht nicht auf­ge­legt zu wer­den.

422Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

II. Schuldenruf 423

423Ursprünglich vor Art. 231.

Art. 232  

II. Schul­den­ruf

A. Öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung

 

1 Das Kon­kur­samt macht die Er­öff­nung des Kon­kur­ses öf­fent­lich be­kannt, so­bald fest­steht, ob die­ser im or­dent­li­chen oder im sum­ma­ri­schen Ver­fah­ren durch­ge­führt wird.424

2 Die Be­kannt­ma­chung ent­hält:

1.
die Be­zeich­nung des Schuld­ners und sei­nes Wohn­or­tes so­wie des Zeit­punk­tes der Kon­kurser­öff­nung;
2.425
die Auf­for­de­rung an die Gläu­bi­ger des Schuld­ners und an al­le, die An­sprü­che auf die in sei­nem Be­sitz be­find­li­chen Ver­mö­gens­stücke ha­ben, ih­re For­de­run­gen oder An­sprü­che samt Be­weis­mit­teln (Schuld­schei­ne, Buch­aus­zü­ge usw.) in­nert ei­nem Mo­nat nach der Be­kannt­ma­chung dem Kon­kur­samt ein­zu­ge­ben;
3.426
die Auf­for­de­rung an die Schuld­ner des Kon­kur­si­ten, sich in­nert der glei­chen Frist beim Kon­kur­samt zu mel­den, so­wie den Hin­weis auf die Straf­fol­ge bei Un­ter­las­sung (Art. 324 Ziff. 2 StGB427);
4.428
die Auf­for­de­rung an Per­so­nen, die Sa­chen des Schuld­ners als Pfand­gläu­bi­ger oder aus an­de­ren Grün­den be­sit­zen, die­se Sa­chen in­nert der glei­chen Frist dem Kon­kur­samt zur Ver­fü­gung zu stel­len, so­wie den Hin­weis auf die Straf­fol­ge bei Un­ter­las­sung (Art. 324 Ziff. 3 StGB) und dar­auf, dass das Vor­zugs­recht er­lischt, wenn die Mel­dung un­ge­recht­fer­tigt un­ter­bleibt;
5.429
die Ein­la­dung zu ei­ner ers­ten Gläu­bi­ger­ver­samm­lung, die spä­tes­tens 20 Ta­ge nach der öf­fent­li­chen Be­kannt­ma­chung statt­fin­den muss und der auch Mit­schuld­ner und Bür­gen des Schuld­ners so­wie Ge­währspflich­ti­ge bei­woh­nen kön­nen;
6.430
den Hin­weis, dass für Be­tei­lig­te, die im Aus­land woh­nen, das Kon­kur­samt als Zu­stel­lungs­ort gilt, so­lan­ge sie nicht einen an­de­ren Zu­stel­lungs­ort in der Schweiz be­zeich­nen.

424Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

425Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

426Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

427SR 311.0

428Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

429Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

430Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 233431  

B. Spe­zi­al­an­zei­ge an die Gläu­bi­ger

 

Je­dem Gläu­bi­ger, des­sen Na­me und Wohn­ort be­kannt sind, stellt das Kon­kur­samt ein Ex­em­plar der Be­kannt­ma­chung mit un­ein­ge­schrie­be­nem Brief zu.

431Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 234432  

C. Be­son­de­re Fäl­le

 

Hat vor der Li­qui­da­ti­on ei­ner aus­ge­schla­ge­nen Erb­schaft oder in ei­nem Nach­lass­ver­fah­ren vor dem Kon­kurs be­reits ein Schul­den­ruf statt­ge­fun­den, so setzt das Kon­kur­samt die Ein­ga­be­frist auf zehn Ta­ge fest und gibt in der Be­kannt­ma­chung an, dass be­reits an­ge­mel­de­te Gläu­bi­ger kei­ne neue Ein­ga­be ma­chen müs­sen.

432Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Die Be­rich­ti­gung der RedK der BVers vom 14. März 2017, pu­bli­ziert am 28. März 2017 be­trifft nur den ita­lie­ni­schen Text (AS 2017 2165).

III. Verwaltung

Art. 235  

III. Ver­wal­tung

A. Ers­te Gläu­bi­ger­ver­samm­lung

1. Kon­sti­tu­ie­rung und Be­schluss­fä­hig­keit

 

1 In der ers­ten Gläu­bi­ger­ver­samm­lung lei­tet ein Kon­kurs­be­am­ter die Ver­hand­lun­gen und bil­det mit zwei von ihm be­zeich­ne­ten Gläu­bi­gern das Bü­ro.

2 Das Bü­ro ent­schei­det über die Zu­las­sung von Per­so­nen, wel­che, oh­ne be­son­ders ein­ge­la­den zu sein, an den Ver­hand­lun­gen teil­neh­men wol­len.

3 Die Ver­samm­lung ist be­schluss­fä­hig, wenn we­nigs­tens der vier­te Teil der be­kann­ten Gläu­bi­ger an­we­send oder ver­tre­ten ist. Sind vier oder we­ni­ger Gläu­bi­ger an­we­send oder ver­tre­ten, so kann gül­tig ver­han­delt wer­den, so­fern die­sel­ben we­nigs­tens die Hälf­te der be­kann­ten Gläu­bi­ger aus­ma­chen.

4 Die Ver­samm­lung be­schliesst mit der ab­so­lu­ten Mehr­heit der stim­men­den Gläu­bi­ger. Bei Stim­men­gleich­heit hat der Vor­sit­zen­de den Sti­chent­scheid. Wird die Be­rech­nung der Stim­men be­an­stan­det, so ent­schei­det das Bü­ro.433

433Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 236434  

2. Be­schlus­s­un­fä­hig­keit

 

Ist die Ver­samm­lung nicht be­schluss­fä­hig, so stellt das Kon­kur­samt dies fest. Es ori­en­tiert die an­we­sen­den Gläu­bi­ger über den Be­stand der Mas­se und ver­wal­tet die­se bis zur zwei­ten Gläu­bi­ger­ver­samm­lung.

434Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 237  

3. Be­fug­nis­se

a. Ein­set­zung von Kon­kurs­ver­wal­tung und Gläu­bi­ge­raus­schuss

 

1 Ist die Gläu­bi­ger­ver­samm­lung be­schluss­fä­hig, so er­stat­tet ihr das Kon­kur­samt Be­richt über die Auf­nah­me des In­ven­tars und den Be­stand der Mas­se.

2 Die Ver­samm­lung ent­schei­det, ob sie das Kon­kur­samt oder ei­ne oder meh­re­re von ihr zu wäh­len­de Per­so­nen als Kon­kurs­ver­wal­tung ein­set­zen wol­le.

3 Im einen wie im an­dern Fall kann die Ver­samm­lung aus ih­rer Mit­te einen Gläu­bi­ge­raus­schuss wäh­len; die­ser hat, so­fern die Ver­samm­lung nichts an­de­res be­schliesst, fol­gen­de Auf­ga­ben:435

1.
Be­auf­sich­ti­gung der Ge­schäfts­füh­rung der Kon­kurs­ver­wal­tung, Be­gut­ach­tung der von die­ser vor­ge­leg­ten Fra­gen, Ein­spruch ge­gen je­de den In­ter­es­sen der Gläu­bi­ger zu­wi­der­lau­fen­de Mass­re­gel;
2.
Er­mäch­ti­gung zur Fort­set­zung des vom Ge­mein­schuld­ner be­trie­be­nen Han­dels oder Ge­wer­bes mit Fest­set­zung der Be­din­gun­gen;
3.
Ge­neh­mi­gung von Rech­nun­gen, Er­mäch­ti­gung zur Füh­rung von Pro­zes­sen so­wie zum Ab­schluss von Ver­glei­chen und Schieds­ver­trä­gen;
4.
Er­he­bung von Wi­der­spruch ge­gen Kon­kurs­for­de­run­gen, wel­che die Ver­wal­tung zu­ge­las­sen hat;
5.
An­ord­nung von Ab­schlags­ver­tei­lun­gen an die Kon­kurs­gläu­bi­ger im Lau­fe des Kon­kurs­ver­fah­rens.

435Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 238  

b. Be­schlüs­se über dring­li­che Fra­gen

 

1 Die Gläu­bi­ger­ver­samm­lung kann über Fra­gen, de­ren Er­le­di­gung kei­nen Auf­schub dul­det, Be­schlüs­se fas­sen, ins­be­son­de­re über die Fort­set­zung des Ge­wer­bes oder Han­dels des Ge­mein­schuld­ners, über die Fra­ge, ob Werk­stät­ten, Ma­ga­zi­ne oder Wirt­schafts­räu­me des Ge­mein­schuld­ners of­fen blei­ben sol­len, über die Fort­set­zung schwe­ben­der Pro­zes­se, über die Vor­nah­me von frei­hän­di­gen Ver­käu­fen436.

2 Wenn der Ge­mein­schuld­ner einen Nach­lass­ver­trag vor­schlägt, kann die Gläu­bi­ger­ver­samm­lung die Ver­wer­tung ein­stel­len.

436Be­zeich­nung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 239  

4. Be­schwer­de

 

1 Ge­gen Be­schlüs­se der Gläu­bi­ger­ver­samm­lung kann in­nert fünf Ta­gen bei der Auf­sichts­be­hör­de Be­schwer­de ge­führt wer­den.437

2 Die Auf­sichts­be­hör­de ent­schei­det in­ner­halb kur­z­er Frist, nach An­hö­rung des Kon­kur­sam­tes und, wenn sie es für zweck­mäs­sig er­ach­tet, des Be­schwer­de­füh­rers und der­je­ni­gen Gläu­bi­ger, die ein­ver­nom­men zu wer­den ver­lan­gen.

437Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 240  

B. Kon­kurs­ver­wal­tung

1. Auf­ga­ben im All­ge­mei­nen

 

Die Kon­kurs­ver­wal­tung hat al­le zur Er­hal­tung und Ver­wer­tung der Mas­se ge­hö­ren­den Ge­schäf­te zu be­sor­gen; sie ver­tritt die Mas­se vor Ge­richt.

Art. 241438  

2. Stel­lung der aus­ser­amt­li­chen Kon­kurs­ver­wal­tung

 

Die Ar­ti­kel 8–11, 13, 14 Ab­satz 2 Zif­fern 1, 2 und 4 so­wie die Ar­ti­kel 17–19, 34 und 35 gel­ten auch für die aus­ser­amt­li­che Kon­kurs­ver­wal­tung.

438Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 242439  

3. Aus­son­de­rung und Ad­mas­sie­rung

 

1 Die Kon­kurs­ver­wal­tung trifft ei­ne Ver­fü­gung über die Her­aus­ga­be von Sa­chen, wel­che von ei­nem Drit­ten be­an­sprucht wer­den.

2 Hält die Kon­kurs­ver­wal­tung den An­spruch für un­be­grün­det, so setzt sie dem Drit­ten ei­ne Frist von 20 Ta­gen, in­nert der er beim Rich­ter am Kon­kur­sort Kla­ge ein­rei­chen kann. Hält er die­se Frist nicht ein, so ist der An­spruch ver­wirkt.

3 Be­an­sprucht die Mas­se be­weg­li­che Sa­chen, die sich im Ge­wahr­sam oder Mit­ge­wahr­sam ei­nes Drit­ten be­fin­den, oder Grund­stücke, die im Grund­buch auf den Na­men ei­nes Drit­ten ein­ge­tra­gen sind, als Ei­gen­tum des Schuld­ners, so muss sie ge­gen den Drit­ten kla­gen.

439Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 242a440  

3a. Her­aus­ga­be kryp­to­ba­sier­ter Ver­mö­gens­wer­te

 

1 Die Kon­kurs­ver­wal­tung trifft ei­ne Ver­fü­gung über die Her­aus­ga­be kryp­to­ba­sier­ter Ver­mö­gens­wer­te, über die der Ge­mein­schuld­ner zum Zeit­punkt der Kon­kurser­öff­nung die Ver­fü­gungs­macht in­ne­hat und die von ei­nem Drit­ten be­an­sprucht wer­den.

2 Der An­spruch ist be­grün­det, wenn der Ge­mein­schuld­ner sich ver­pflich­tet hat, die kryp­to­ba­sier­ten Ver­mö­gens­wer­te für den Drit­ten je­der­zeit be­reit­zu­hal­ten und die­se:

a.
dem Drit­ten in­di­vi­du­ell zu­ge­ord­net sind; oder
b.
ei­ner Ge­mein­schaft zu­ge­ord­net sind und er­sicht­lich ist, wel­cher An­teil am Ge­mein­schafts­ver­mö­gen dem Drit­ten zu­steht.

3 Hält die Kon­kurs­ver­wal­tung den An­spruch für un­be­grün­det, so setzt sie dem Drit­ten ei­ne Frist von 20 Ta­gen, in­nert der er beim Ge­richt am Kon­kur­sort Kla­ge ein­rei­chen kann. Hält er die­se Frist nicht ein, so ist der An­spruch ver­wirkt.

4 Die Kos­ten für die Her­aus­ga­be sind von demje­ni­gen zu über­neh­men, der die­se ver­langt. Die Kon­kurs­ver­wal­tung kann einen ent­spre­chen­den Vor­schuss ver­lan­gen.

440 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

Art. 242b441  

3b. Zu­gang zu Da­ten und de­ren Her­aus­ga­be

 

1 Be­fin­den sich Da­ten in der Ver­fü­gungs­macht der Kon­kurs­mas­se, so kann je­der Drit­te, der ei­ne ge­setz­li­che oder ver­trag­li­che Be­rech­ti­gung an den Da­ten nach­weist, je nach Art der Berechtigung den Zugang zu diesen Daten oder deren Herausgabe aus der Verfügungsmacht der Konkursmasse verlangen.

2 Hält die Kon­kurs­ver­wal­tung den An­spruch für un­be­grün­det, so setzt sie dem Drit­ten ei­ne Frist von 20 Ta­gen, in­nert der er beim Ge­richt am Kon­kur­sort Kla­ge ein­rei­chen kann. Bis zum rechts­kräf­ti­gen Ent­scheid des Ge­richts dür­fen die Da­ten nicht ver­nich­tet oder ver­wer­tet wer­den.

3 Die Kos­ten für den Zu­gang zu den Da­ten oder für de­ren Her­aus­ga­be sind von demje­ni­gen zu über­neh­men, der den Zu­gang ver­langt. Die Kon­kurs­ver­wal­tung kann einen ent­spre­chen­den Vor­schuss ver­lan­gen.

4 Vor­be­hal­ten bleibt das Aus­kunfts­recht nach den Da­ten­schutz­be­stim­mun­gen des Bun­des oder der Kan­to­ne.

441 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 2 des BG vom 25. Sept. 2020 zur An­pas­sung des Bun­des­rechts an Ent­wick­lun­gen der Tech­nik ver­teil­ter elek­tro­ni­scher Re­gis­ter, in Kraft seit 1. Aug. 2021 (AS 2021 33, 399; BBl 2020 233).

Art. 243  

4. For­de­rungs­ein­zug. Not­ver­kauf

 

1 Un­be­strit­te­ne fäl­li­ge Gut­ha­ben der Mas­se wer­den von der Kon­kurs­ver­wal­tung, nö­ti­gen­falls auf dem Be­trei­bungs­we­ge, ein­ge­zo­gen.

2 Die Kon­kurs­ver­wal­tung ver­wer­tet oh­ne Auf­schub Ge­gen­stän­de, die schnel­ler Wert­ver­min­de­rung aus­ge­setzt sind, einen kost­spie­li­gen Un­ter­halt er­for­dern oder un­ver­hält­nis­mäs­sig ho­he Auf­be­wah­rungs­kos­ten ver­ur­sa­chen. Zu­dem kann sie an­ord­nen, dass Wert­pa­pie­re und an­de­re Ge­gen­stän­de, die einen Bör­sen- oder einen Markt­preis ha­ben, so­fort ver­wer­tet wer­den.442

3 Die üb­ri­gen Be­stand­tei­le der Mas­se wer­den ver­wer­tet, nach­dem die zwei­te Gläu­bi­ger­ver­samm­lung statt­ge­fun­den hat.

442Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

IV. Erwahrung der Konkursforderungen. Kollokation der Gläubiger

Art. 244  

IV. Er­wah­rung der Kon­kurs­for­de­run­gen. Kol­lo­ka­ti­on
der Gläu­bi­ger

A. Prü­fung der ein­ge­ge­be­nen For­de­run­gen

 

Nach Ab­lauf der Ein­ga­be­frist prüft die Kon­kurs­ver­wal­tung die ein­ge­ge­be­nen For­de­run­gen und macht die zu ih­rer Er­wah­rung nö­ti­gen Er­he­bun­gen. Sie holt über je­de Kon­kursein­ga­be die Er­klä­rung des Ge­mein­schuld­ners ein.

Art. 245  

B. Ent­scheid

 

Die Kon­kurs­ver­wal­tung ent­schei­det über die An­er­ken­nung der For­de­run­gen. Sie ist hier­bei an die Er­klä­rung des Ge­mein­schuld­ners nicht ge­bun­den.

Art. 246443  

C. Auf­nah­me von Am­tes we­gen

 

Die aus dem Grund­buch er­sicht­li­chen For­de­run­gen wer­den samt dem lau­fen­den Zins in die Kon­kurs­for­de­run­gen auf­ge­nom­men, auch wenn sie nicht ein­ge­ge­ben wor­den sind.

443Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 247444  

D. Kol­lo­ka­ti­ons­plan

1. Er­stel­lung

 

1 In­nert 60 Ta­gen nach Ab­lauf der Ein­ga­be­frist er­stellt die Kon­kurs­ver­wal­tung den Plan für die Rang­ord­nung der Gläu­bi­ger (Kol­lo­ka­ti­ons­plan, Art. 219 und 220).

2 Ge­hört zur Mas­se ein Grund­stück, so er­stellt sie in­nert der glei­chen Frist ein Ver­zeich­nis der dar­auf ru­hen­den Las­ten (Pfand­rech­te, Dienst­bar­kei­ten, Grund­las­ten und vor­ge­merk­te per­sön­li­che Rech­te). Das Las­ten­ver­zeich­nis bil­det Be­stand­teil des Kol­lo­ka­ti­ons­pla­nes.

3 Ist ein Gläu­bi­ge­raus­schuss er­nannt wor­den, so un­ter­brei­tet ihm die Kon­kurs­ver­wal­tung den Kol­lo­ka­ti­ons­plan und das Las­ten­ver­zeich­nis zur Ge­neh­mi­gung; Än­de­run­gen kann der Aus­schuss in­nert zehn Ta­gen an­brin­gen.

4 Die Auf­sichts­be­hör­de kann die Fris­ten die­ses Ar­ti­kels wenn nö­tig ver­län­gern.

444Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 248  

2. Ab­ge­wie­se­ne For­de­run­gen

 

Im Kol­lo­ka­ti­ons­plan wer­den auch die ab­ge­wie­se­nen For­de­run­gen, mit An­ga­be des Ab­wei­sungs­grun­des, vor­ge­merkt.

Art. 249  

3. Auf­la­ge und Spe­zi­al­an­zei­gen

 

1 Der Kol­lo­ka­ti­ons­plan wird beim Kon­kur­sam­te zur Ein­sicht auf­ge­legt.

2 Die Kon­kurs­ver­wal­tung macht die Auf­la­ge445 öf­fent­lich be­kannt.

3 Je­dem Gläu­bi­ger, des­sen For­de­rung ganz oder teil­wei­se ab­ge­wie­sen wor­den ist oder wel­cher nicht den be­an­spruch­ten Rang er­hal­ten hat, wird die Auf­la­ge des Kol­lo­ka­ti­ons­pla­nes und die Ab­wei­sung sei­ner For­de­rung be­son­ders an­ge­zeigt.

445Be­zeich­nung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 250446  

4. Kol­lo­ka­ti­ons­kla­ge

 

1 Ein Gläu­bi­ger, der den Kol­lo­ka­ti­ons­plan an­fech­ten will, weil sei­ne For­de­rung ganz oder teil­wei­se ab­ge­wie­sen oder nicht im be­an­spruch­ten Rang zu­ge­las­sen wor­den ist, muss in­nert 20 Ta­gen nach der öf­fent­li­chen Auf­la­ge des Kol­lo­ka­ti­ons­pla­nes beim Rich­ter am Kon­kur­sort ge­gen die Mas­se kla­gen.

2 Will er die Zu­las­sung ei­nes an­de­ren Gläu­bi­gers oder des­sen Rang be­strei­ten, so muss er die Kla­ge ge­gen den Gläu­bi­ger rich­ten. Heisst der Rich­ter die Kla­ge gut, so dient der Be­trag, um den der An­teil des Be­klag­ten an der Kon­kurs­mas­se her­ab­ge­setzt wird, zur Be­frie­di­gung des Klä­gers bis zur vol­len De­ckung sei­ner For­de­rung ein­sch­liess­lich der Pro­zess­kos­ten. Ein Über­schuss wird nach dem be­rich­tig­ten Kol­lo­ka­ti­ons­plan ver­teilt.

3447

446Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

447Auf­ge­ho­ben durch An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 251  

5. Ver­spä­te­te Kon­kursein­ga­ben

 

1 Ver­spä­te­te Kon­kursein­ga­ben kön­nen bis zum Schlus­se des Kon­kurs­ver­fah­rens an­ge­bracht wer­den.

2 Der Gläu­bi­ger hat sämt­li­che durch die Ver­spä­tung ver­ur­sach­ten Kos­ten zu tra­gen und kann zu ei­nem ent­spre­chen­den Vor­schus­se an­ge­hal­ten wer­den.

3 Auf Ab­schlags­ver­tei­lun­gen, wel­che vor sei­ner An­mel­dung statt­ge­fun­den ha­ben, hat der­sel­be kei­nen An­spruch.

4 Hält die Kon­kurs­ver­wal­tung ei­ne ver­spä­te­te Kon­kursein­ga­be für be­grün­det, so än­dert sie den Kol­lo­ka­ti­ons­plan ab und macht die Ab­än­de­rung öf­fent­lich be­kannt.

5 Der Ar­ti­kel 250 ist an­wend­bar.

V. Verwertung

Art. 252  

V. Ver­wer­tung

A. Zwei­te Gläu­bi­ger­ver­samm­lung

1. Ein­la­dung

 

1 Nach der Auf­la­ge des Kol­lo­ka­ti­ons­pla­nes lädt die Kon­kurs­ver­wal­tung die Gläu­bi­ger, de­ren For­de­run­gen nicht be­reits rechts­kräf­tig ab­ge­wie­sen sind, zu ei­ner zwei­ten Ver­samm­lung ein. Die Ein­la­dung muss min­des­tens 20 Ta­ge vor der Ver­samm­lung ver­schickt wer­den.448

2 Soll in die­ser Ver­samm­lung über einen Nach­lass­ver­trag ver­han­delt wer­den, so wird dies in der Ein­la­dung an­ge­zeigt.449

3 Ein Mit­glied der Kon­kurs­ver­wal­tung führt in der Ver­samm­lung den Vor­sitz. Der Ar­ti­kel 235 Ab­sät­ze 3 und 4 fin­det ent­spre­chen­de An­wen­dung.

448Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

449Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 253  

2. Be­fug­nis­se

 

1 Die Kon­kurs­ver­wal­tung er­stat­tet der Gläu­bi­ger­ver­samm­lung einen um­fas­sen­den Be­richt über den Gang der Ver­wal­tung und über den Stand der Ak­ti­ven und Pas­si­ven.

2 Die Ver­samm­lung be­schliesst über die Be­stä­ti­gung der Kon­kurs­ver­wal­tung und, ge­ge­be­nen Fal­les, des Gläu­bi­ge­raus­schus­ses und ord­net un­be­schränkt al­les Wei­te­re für die Durch­füh­rung des Kon­kur­ses an.

Art. 254450  

3. Be­schlus­s­un­fä­hig­keit

 

Ist die Ver­samm­lung nicht be­schluss­fä­hig, so stellt die Kon­kurs­ver­wal­tung dies fest und ori­en­tiert die an­we­sen­den Gläu­bi­ger über den Stand der Mas­se. Die bis­he­ri­ge Kon­kurs­ver­wal­tung und der Gläu­bi­ge­raus­schuss blei­ben bis zum Schluss des Ver­fah­rens im Amt.

450Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 255451  

B. Wei­te­re Gläu­bi­ger­ver­samm­lun­gen

 

Wei­te­re Gläu­bi­ger­ver­samm­lun­gen wer­den ein­be­ru­fen, wenn ein Vier­tel der Gläu­bi­ger oder der Gläu­bi­ge­raus­schuss es ver­langt oder wenn die Kon­kurs­ver­wal­tung es für not­wen­dig hält.

451Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 255a452  

C. Zir­ku­l­ar­be­schluss

 

1 In drin­gen­den Fäl­len, oder wenn ei­ne Gläu­bi­ger­ver­samm­lung nicht be­schluss­fä­hig ge­we­sen ist, kann die Kon­kurs­ver­wal­tung den Gläu­bi­gern An­trä­ge auf dem Zir­ku­lar­weg stel­len. Ein An­trag ist an­ge­nom­men, wenn die Mehr­heit der Gläu­bi­ger ihm in­nert der an­ge­setz­ten Frist aus­drück­lich oder still­schwei­gend zu­stimmt.

2 Sind der Kon­kurs­ver­wal­tung nicht al­le Gläu­bi­ger be­kannt, so kann sie ih­re An­trä­ge zu­dem öf­fent­lich be­kannt ma­chen.

452Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 256  

D. Ver­wer­tungs­mo­dus

 

1 Die zur Mas­se ge­hö­ren­den Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de wer­den auf An­ord­nung der Kon­kurs­ver­wal­tung öf­fent­lich ver­stei­gert oder, falls die Gläu­bi­ger es be­schlies­sen, frei­hän­dig ver­kauft.

2 Ver­pfän­de­te Ver­mö­gens­stücke dür­fen nur mit Zu­stim­mung der Pfand­gläu­bi­ger an­ders als durch Ver­kauf an öf­fent­li­cher Stei­ge­rung ver­wer­tet wer­den.

3 Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de von be­deu­ten­dem Wert und Grund­stücke dür­fen nur frei­hän­dig ver­kauft wer­den, wenn die Gläu­bi­ger vor­her Ge­le­gen­heit er­hal­ten ha­ben, hö­he­re An­ge­bo­te zu ma­chen.453

4 An­fech­tungs­an­sprü­che nach den Ar­ti­keln 286–288 dür­fen we­der ver­stei­gert noch sonst­wie ver­äus­sert wer­den.454

453Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

454Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 257  

E. Ver­stei­ge­rung

1. Öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung

 

1 Ort, Tag und Stun­de der Stei­ge­rung wer­den öf­fent­lich be­kannt­ge­macht.

2 Sind Grund­stücke zu ver­wer­ten, so er­folgt die Be­kannt­ma­chung min­des­tens einen Mo­nat vor dem Stei­ge­rungs­ta­ge und es wird in der­sel­ben der Tag an­ge­ge­ben, von wel­chem an die Stei­ge­rungs­be­din­gun­gen beim Kon­kur­sam­te zur Ein­sicht auf­ge­legt sein wer­den.

3 Den Grund­pfand­gläu­bi­gern wer­den Ex­em­pla­re der Be­kannt­ma­chung, mit An­ga­be der Schät­zungs­s­um­me, be­son­ders zu­ge­stellt.

Art. 258455  

2. Zu­schlag

 

1 Der Ver­wer­tungs­ge­gen­stand wird nach drei­ma­li­gem Auf­ruf dem Meist­bie­ten­den zu­ge­schla­gen.

2 Für die Ver­wer­tung ei­nes Grund­stücks gilt Ar­ti­kel 142 Ab­sät­ze 1 und 3. Die Gläu­bi­ger kön­nen zu­dem be­schlies­sen, dass für die ers­te Ver­stei­ge­rung ein Min­de­st­an­ge­bot fest­ge­setzt wird.456

455Fas­sung ge­mä­ss Art. 16 des BG vom 28. Sept. 1949, in Kraft seit 1. Fe­br. 1950 (AS 1950 I 57; BBl 1948 I 1218).

456Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 259457  

3. Stei­ge­rungs­be­din­gun­gen

 

Für die Stei­ge­rungs­be­din­gun­gen gel­ten die Ar­ti­kel 128, 129, 132a, 134–137 und 143 sinn­ge­mä­ss. An die Stel­le des Be­trei­bungs­am­tes tritt die Kon­kurs­ver­wal­tung.

457Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 260  

F. Ab­tre­tung von Rechts­an­sprü­chen

 

1 Je­der Gläu­bi­ger ist be­rech­tigt, die Ab­tre­tung der­je­ni­gen Rechts­an­sprü­che der Mas­se zu ver­lan­gen, auf de­ren Gel­tend­ma­chung die Ge­samt­heit der Gläu­bi­ger ver­zich­tet.

2 Das Er­geb­nis dient nach Ab­zug der Kos­ten zur De­ckung der For­de­run­gen der­je­ni­gen Gläu­bi­ger, an wel­che die Ab­tre­tung statt­ge­fun­den hat, nach dem un­ter ih­nen be­ste­hen­den Ran­ge. Der Über­schuss ist an die Mas­se ab­zu­lie­fern.

3 Ver­zich­tet die Ge­samt­heit der Gläu­bi­ger auf die Gel­tend­ma­chung und ver­langt auch kein Gläu­bi­ger die Ab­tre­tung, so kön­nen sol­che An­sprü­che nach Ar­ti­kel 256 ver­wer­tet wer­den.458

458Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

VI. Verteilung

Art. 261  

VI. Ver­tei­lung

A. Ver­tei­lungs­lis­te und Schluss­rech­nung

 

Nach Ein­gang des Er­lö­ses der gan­zen Kon­kurs­mas­se und nach­dem der Kol­lo­ka­ti­ons­plan in Rechts­kraft er­wach­sen ist, stellt die Kon­kurs­ver­wal­tung die Ver­tei­lungs­lis­te und die Schluss­rech­nung auf.

Art. 262459  

B. Ver­fah­rens­kos­ten

 

1 Sämt­li­che Kos­ten für Er­öff­nung und Durch­füh­rung des Kon­kur­ses so­wie für die Auf­nah­me ei­nes Gü­ter­ver­zeich­nis­ses wer­den vor­ab ge­deckt.

2 Aus dem Er­lös von Pfand­ge­gen­stän­den wer­den nur die Kos­ten ih­rer In­ven­tur, Ver­wal­tung und Ver­wer­tung ge­deckt.

459Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 263  

C. Auf­la­ge von Ver­tei­lungs­lis­te und Schluss­rech­nung

 

1 Die Ver­tei­lungs­lis­te und die Schluss­rech­nung wer­den wäh­rend zehn Ta­gen beim Kon­kur­sam­te auf­ge­legt.

2 Die Auf­le­gung wird je­dem Gläu­bi­ger un­ter Bei­fü­gung ei­nes sei­nen An­teil be­tref­fen­den Aus­zu­ges an­ge­zeigt.

Art. 264  

D. Ver­tei­lung

 

1 So­fort nach Ab­lauf der Auf­le­gungs­frist schrei­tet die Kon­kurs­ver­wal­tung zur Ver­tei­lung.

2 Die Be­stim­mun­gen des Ar­ti­kels 150 fin­den ent­spre­chen­de An­wen­dung.

3 Die den For­de­run­gen un­ter auf­schie­ben­der Be­din­gung oder mit un­ge­wis­ser Ver­fall­zeit zu­kom­men­den An­tei­le wer­den bei der De­po­si­ten­an­stalt hin­ter­legt.

Art. 265  

E. Ver­lust­schein

1. In­halt und Wir­kun­gen

 

1 Bei der Ver­tei­lung er­hält je­der Gläu­bi­ger für den un­ge­deckt blei­ben­den Be­trag sei­ner For­de­rung einen Ver­lust­schein. In dem­sel­ben wird an­ge­ge­ben, ob die For­de­rung vom Ge­mein­schuld­ner an­er­kannt oder be­strit­ten wor­den ist. Im ers­te­ren Fal­le gilt der Ver­lust­schein als Schuld­an­er­ken­nung im Sin­ne des Ar­ti­kels 82.

2 Der Ver­lust­schein be­rech­tigt zum Ar­rest und hat die in den Ar­ti­keln 149 Ab­satz 4 und 149a be­zeich­ne­ten Rechts­wir­kun­gen. Je­doch kann ge­stützt auf ihn ei­ne neue Be­trei­bung nur ein­ge­lei­tet wer­den, wenn der Schuld­ner zu neu­em Ver­mö­gen ge­kom­men ist. Als neu­es Ver­mö­gen gel­ten auch Wer­te, über die der Schuld­ner wirt­schaft­lich ver­fügt.460

3461

460Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

461Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, mit Wir­kung seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 265a462  

2. Fest­stel­lung des neu­en Ver­mö­gens

 

1 Er­hebt der Schuld­ner Rechts­vor­schlag mit der Be­grün­dung, er sei nicht zu neu­em Ver­mö­gen ge­kom­men, so legt das Be­trei­bungs­amt den Rechts­vor­schlag dem Rich­ter des Be­trei­bungs­or­tes vor. Die­ser hört
die Par­tei­en an und ent­schei­det; ge­gen den Ent­scheid ist kein Rechts­mit­tel zu­läs­sig.463

2 Der Rich­ter be­wil­ligt den Rechts­vor­schlag, wenn der Schuld­ner sei­ne Ein­kom­mens- und Ver­mö­gens­ver­hält­nis­se dar­legt und glaub­haft macht, dass er nicht zu neu­em Ver­mö­gen ge­kom­men ist.

3 Be­wil­ligt der Rich­ter den Rechts­vor­schlag nicht, so stellt er den Um­fang des neu­en Ver­mö­gens fest (Art. 265 Abs. 2). Ver­mö­gens­wer­te Drit­ter, über die der Schuld­ner wirt­schaft­lich ver­fügt, kann der Rich­ter pfänd­bar er­klä­ren, wenn das Recht des Drit­ten auf ei­ner Hand­lung be­ruht, die der Schuld­ner in der dem Drit­ten er­kenn­ba­ren Ab­sicht vor­ge­nom­men hat, die Bil­dung neu­en Ver­mö­gens zu ver­ei­teln.

4 Der Schuld­ner und der Gläu­bi­ger kön­nen in­nert 20 Ta­gen nach der Er­öff­nung des Ent­schei­des über den Rechts­vor­schlag beim Rich­ter des Be­trei­bungs­or­tes Kla­ge auf Be­strei­tung oder Fest­stel­lung des neu­en Ver­mö­gens ein­rei­chen.464

462Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

463Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

464Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Art. 265b465  

3. Aus­schluss der Kon­kurser­öff­nung auf An­trag des Schuld­ners

 

Wi­der­setzt sich der Schuld­ner ei­ner Be­trei­bung, in­dem er be­strei­tet, neu­es Ver­mö­gen zu be­sit­zen, so kann er wäh­rend der Dau­er die­ser Be­trei­bung nicht selbst die Kon­kurser­öff­nung (Art. 191) be­an­tra­gen.

465Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 266  

F. Ab­schlags­ver­tei­lun­gen

 

1 Ab­schlags­ver­tei­lun­gen kön­nen vor­ge­nom­men wer­den, so­bald die Frist zur An­fech­tung des Kol­lo­ka­ti­ons­pla­nes ab­ge­lau­fen ist.

2 Ar­ti­kel 263 gilt sinn­ge­mä­ss.466

466Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 267  

G. Nicht ein­ge­ge­be­ne For­de­run­gen

 

Die For­de­run­gen der­je­ni­gen Gläu­bi­ger, wel­che am Kon­kur­se nicht teil­ge­nom­men ha­ben, un­ter­lie­gen den­sel­ben Be­schrän­kun­gen wie die­je­ni­gen, für wel­che ein Ver­lust­schein aus­ge­stellt wor­den ist.

VII. Schluss des Konkursverfahrens

Art. 268  

VII. Schluss des Kon­kurs­ver­fah­rens

A. Schluss­be­richt und Ent­scheid des Kon­kurs­ge­rich­tes

 

1 Nach der Ver­tei­lung legt die Kon­kurs­ver­wal­tung dem Kon­kurs­ge­rich­te einen Schluss­be­richt vor.

2 Fin­det das Ge­richt, dass das Kon­kurs­ver­fah­ren voll­stän­dig durch­ge­führt sei, so er­klärt es das­sel­be für ge­schlos­sen.

3 Gibt die Ge­schäfts­füh­rung der Ver­wal­tung dem Ge­rich­te zu Be­mer­kun­gen An­lass, so bringt es die­sel­ben der Auf­sichts­be­hör­de zur Kennt­nis.

4 Das Kon­kur­samt macht den Schluss des Kon­kurs­ver­fah­rens öf­fent­lich be­kannt.

Art. 269  

B. Nach­träg­lich ent­deck­te Ver­mö­gens­wer­te

 

1 Wer­den nach Schluss des Kon­kurs­ver­fah­rens Ver­mö­gens­stücke ent­deckt, wel­che zur Mas­se ge­hör­ten, aber nicht zu der­sel­ben ge­zo­gen wur­den, so nimmt das Kon­kur­samt die­sel­ben in Be­sitz und be­sorgt oh­ne wei­te­re Förm­lich­keit die Ver­wer­tung und die Ver­tei­lung des Er­lö­ses an die zu Ver­lust ge­kom­me­nen Gläu­bi­ger nach de­ren Rang­ord­nung.

2 Auf glei­che Wei­se ver­fährt das Kon­kur­samt mit hin­ter­leg­ten Be­trä­gen, die frei wer­den oder nach zehn Jah­ren nicht be­zo­gen wor­den sind.467

3 Han­delt es sich um einen zwei­fel­haf­ten Rechts­an­spruch, so bringt das Kon­kur­samt den Fall durch öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung oder brief­li­che Mit­tei­lung zur Kennt­nis der Kon­kurs­gläu­bi­ger, und es fin­den die Be­stim­mun­gen des Ar­ti­kels 260 ent­spre­chen­de An­wen­dung.

467Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 270  

C. Frist für die Durch­füh­rung des Kon­kur­ses

 

1 Das Kon­kurs­ver­fah­ren soll in­nert ei­nem Jahr nach der Er­öff­nung des Kon­kur­ses durch­ge­führt sein.468

2 Die­se Frist kann nö­ti­gen­falls durch die Auf­sichts­be­hör­de ver­län­gert wer­den.

468Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Achter Titel: Arrest

Art. 271  

A. Ar­rest­grün­de

 

1 Der Gläu­bi­ger kann für ei­ne fäl­li­ge For­de­rung, so­weit die­se nicht durch ein Pfand ge­deckt ist, Ver­mö­gens­stücke des Schuld­ners, die sich in der Schweiz be­fin­den, mit Ar­rest be­le­gen las­sen:469

1.
wenn der Schuld­ner kei­nen fes­ten Wohn­sitz hat;
2.
wenn der Schuld­ner in der Ab­sicht, sich der Er­fül­lung sei­ner Ver­bind­lich­kei­ten zu ent­zie­hen, Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de bei­sei­te schafft, sich flüch­tig macht oder An­stal­ten zur Flucht trifft;
3.
wenn der Schuld­ner auf der Durch­rei­se be­grif­fen ist oder zu den Per­so­nen ge­hört, wel­che Mes­sen und Märk­te be­su­chen, für For­de­run­gen, die ih­rer Na­tur nach so­fort zu er­fül­len sind;
4.470
wenn der Schuld­ner nicht in der Schweiz wohnt, kein an­de­rer Ar­rest­grund ge­ge­ben ist, die For­de­rung aber einen ge­nü­gen­den Be­zug zur Schweiz auf­weist oder auf ei­ner Schuld­an­er­ken­nung im Sin­ne von Ar­ti­kel 82 Ab­satz 1 be­ruht;
5.471
wenn der Gläu­bi­ger ge­gen den Schuld­ner einen pro­vi­so­ri­schen oder einen de­fi­ni­ti­ven Ver­lust­schein be­sitzt;
6.472
wenn der Gläu­bi­ger ge­gen den Schuld­ner einen de­fi­ni­ti­ven Rechts­öff­nungs­ti­tel be­sitzt.

2 In den un­ter den Zif­fern 1 und 2 ge­nann­ten Fäl­len kann der Ar­rest auch für ei­ne nicht ver­fal­le­ne For­de­rung ver­langt wer­den; der­sel­be be­wirkt ge­gen­über dem Schuld­ner die Fäl­lig­keit der For­de­rung.

3 Im un­ter Ab­satz 1 Zif­fer 6 ge­nann­ten Fall ent­schei­det das Ge­richt bei aus­län­di­schen Ent­schei­den, die nach dem Über­ein­kom­men vom 30. Ok­to­ber 2007473 über die ge­richt­li­che Zu­stän­dig­keit und die An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung von Ent­schei­dun­gen in Zi­vil- und Han­delssa­chen zu voll­stre­cken sind, auch über de­ren Voll­streck­bar­keit.474

469Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

470Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

471Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

472 Ein­ge­fügt durch Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

473SR 0.275.12

474Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 272475  

B. Ar­rest­be­wil­li­gung

 

1 Der Ar­rest wird vom Ge­richt am Be­trei­bungs­ort oder am Ort, wo die Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de sich be­fin­den, be­wil­ligt, wenn der Gläu­bi­ger glaub­haft macht, dass:476

1.
sei­ne For­de­rung be­steht;
2.
ein Ar­rest­grund vor­liegt;
3.
Ver­mö­gens­ge­gen­stän­de vor­han­den sind, die dem Schuld­ner ge­hö­ren.

2 Wohnt der Gläu­bi­ger im Aus­land und be­zeich­net er kei­nen Zu­stel­lungs­ort in der Schweiz, so ist das Be­trei­bungs­amt Zu­stel­lungs­ort.

475Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

476 Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 273477  

C. Haf­tung für Ar­rest­scha­den

 

1 Der Gläu­bi­ger haf­tet so­wohl dem Schuld­ner als auch Drit­ten für den aus ei­nem un­ge­recht­fer­tig­ten Ar­rest er­wach­sen­den Scha­den. Der Rich­ter kann ihn zu ei­ner Si­cher­heits­leis­tung ver­pflich­ten.

2 Die Scha­den­er­satz­kla­ge kann auch beim Rich­ter des Ar­re­stor­tes ein­ge­reicht wer­den.

477Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 274  

D. Ar­rest­be­fehl

 

1 Das Ge­richt be­auf­tragt den Be­trei­bungs­be­am­ten oder einen an­de­ren Be­am­ten oder An­ge­stell­ten mit dem Voll­zug des Ar­res­tes und stellt ihm den Ar­rest­be­fehl zu.478

2 Der Ar­rest­be­fehl ent­hält:

1.
den Na­men und den Wohn­ort des Gläu­bi­gers und sei­nes all­fäl­li­gen Be­voll­mäch­tig­ten und des Schuld­ners;
2.
die An­ga­be der For­de­rung, für wel­che der Ar­rest ge­legt wird;
3.
die An­ga­be des Ar­rest­grun­des;
4.
die An­ga­be der mit Ar­rest zu be­le­gen­den Ge­gen­stän­de;
5.
den Hin­weis auf die Scha­den­er­satz­pflicht des Gläu­bi­gers und, ge­ge­be­nen Fal­les, auf die ihm auf­er­leg­te Si­cher­heits­leis­tung.

478Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 275479  

E. Ar­rest­voll­zug

 

Die Ar­ti­kel 91–109 über die Pfän­dung gel­ten sinn­ge­mä­ss für den Ar­rest­voll­zug.

479Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 276  

F. Ar­re­stur­kun­de

 

1 Der mit dem Voll­zug be­trau­te Be­am­te oder An­ge­stell­te ver­fasst die Ar­re­stur­kun­de, in­dem er auf dem Ar­rest­be­fehl die Vor­nah­me des Ar­res­tes mit An­ga­be der Ar­rest­ge­gen­stän­de und ih­rer Schät­zung be­schei­nigt, und über­mit­telt die­sel­be so­fort dem Be­trei­bungs­amt.

2 Das Be­trei­bungs­amt stellt dem Gläu­bi­ger und dem Schuld­ner so­fort ei­ne Ab­schrift der Ar­re­stur­kun­de zu und be­nach­rich­tigt Drit­te, die durch den Ar­rest in ih­ren Rech­ten be­trof­fen wer­den.480

480Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 277  

G. Si­cher­heits­leis­tung des Schuld­ners

 

Die Ar­rest­ge­gen­stän­de wer­den dem Schuld­ner zur frei­en Ver­fü­gung über­las­sen, so­fern er Si­cher­heit leis­tet, dass im Fal­le der Pfän­dung oder der Kon­kurser­öff­nung die Ar­rest­ge­gen­stän­de oder an ih­rer Stel­le an­de­re Ver­mö­gens­stücke von glei­chem Wer­te vor­han­den sein wer­den. Die Si­cher­heit ist durch Hin­ter­le­gung, durch So­lid­ar­bürg­schaft oder durch ei­ne an­de­re gleich­wer­ti­ge Si­cher­heit zu leis­ten.481

481Fas­sung des Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 278482  

H. Ein­spra­che ge­gen den Ar­rest­be­fehl

 

1 Wer durch einen Ar­rest in sei­nen Rech­ten be­trof­fen ist, kann in­nert zehn Ta­gen, nach­dem er von des­sen An­ord­nung Kennt­nis er­hal­ten hat, beim Ge­richt Ein­spra­che er­he­ben.

2 Das Ge­richt gibt den Be­tei­lig­ten Ge­le­gen­heit zur Stel­lung­nah­me und ent­schei­det oh­ne Ver­zug.

3 Der Ein­spra­cheent­scheid kann mit Be­schwer­de nach der ZPO483 an­ge­foch­ten wer­den. Vor der Rechts­mit­tel­in­stanz kön­nen neue Tat­sa­chen gel­tend ge­macht wer­den.

4 Ein­spra­che und Be­schwer­de hem­men die Wir­kung des Ar­res­tes nicht.

482Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

483 SR 272

Art. 279484  

I. Ar­rest­pro­se­quie­rung

 

1 Hat der Gläu­bi­ger nicht schon vor der Be­wil­li­gung des Ar­res­tes Be­trei­bung ein­ge­lei­tet oder Kla­ge ein­ge­reicht, so muss er dies in­nert zehn Ta­gen nach Zu­stel­lung der Ar­re­stur­kun­de tun.

2 Er­hebt der Schuld­ner Rechts­vor­schlag, so muss der Gläu­bi­ger in­nert zehn Ta­gen, nach­dem ihm das Gläu­bi­ger­dop­pel des Zah­lungs­be­fehls
zu­ge­stellt wor­den ist, Rechts­öff­nung ver­lan­gen oder Kla­ge auf An­er­ken­nung sei­ner For­de­rung ein­rei­chen. Wird er im Rechts­öff­nungs­ver­fah­ren ab­ge­wie­sen, so muss er die Kla­ge in­nert zehn Ta­gen nach Er­öff­nung des Ent­scheids485 ein­rei­chen.486

3 Hat der Schuld­ner kei­nen Rechts­vor­schlag er­ho­ben, so muss der Gläu­bi­ger in­nert 20 Ta­gen, nach­dem ihm das Gläu­bi­ger­dop­pel des Zah­lungs­be­fehls zu­ge­stellt wor­den ist, das Fort­set­zungs­be­geh­ren stel­len. Wird der Rechts­vor­schlag nach­träg­lich be­sei­tigt, so be­ginnt die Frist mit der rechts­kräf­ti­gen Be­sei­ti­gung des Rechts­vor­schlags. Die Be­trei­bung wird, je nach der Per­son des Schuld­ners, auf dem Weg der Pfän­dung oder des Kon­kur­ses fort­ge­setzt.487

4 Hat der Gläu­bi­ger sei­ne For­de­rung oh­ne vor­gän­gi­ge Be­trei­bung ge­richt­lich ein­ge­klagt, so muss er die Be­trei­bung in­nert zehn Ta­gen nach Er­öff­nung des Ent­scheids ein­lei­ten.

5 Die Fris­ten die­ses Ar­ti­kels lau­fen nicht:

1.
wäh­rend des Ein­spra­che­ver­fah­rens und bei Wei­ter­zie­hung des Ein­spra­chen­ent­schei­des;
2.
wäh­rend des Ver­fah­rens auf Voll­streck­bar­er­klä­rung nach dem Über­ein­kom­men vom 30. Ok­to­ber 2007488 über die ge­richt­li­che Zu­stän­dig­keit und die An­er­ken­nung und Voll­stre­ckung von Ent­schei­dun­gen in Zi­vil- und Han­delssa­chen und bei Wei­ter­zie­hung des Ent­schei­des über die Voll­streck­bar­er­klä­rung.489

484Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

485 Be­rich­tigt von der Re­dak­ti­ons­kom­mis­si­on der BVers (Art. 58 Abs. 1 ParlG; SR 171.10).

486 Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

487 Fas­sung ge­mä­ss Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

488SR 0.275.12

489 Ein­ge­fügt durch Art. 3 Ziff. 2 des BB vom 11. Dez. 2009 (Ge­neh­mi­gung und Um­set­zung des Lu­ga­no-Über­eink.), in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 5601; BBl 2009 1777).

Art. 280490  

K. Da­hin­fal­len

 

Der Ar­rest fällt da­hin, wenn der Gläu­bi­ger:

1.
die Fris­ten nach Ar­ti­kel 279 nicht ein­hält;
2.
die Kla­ge oder die Be­trei­bung zu­rück­zieht oder er­lö­schen lässt; oder
3.
mit sei­ner Kla­ge vom Ge­richt end­gül­tig ab­ge­wie­sen wird.

490Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 281  

L. Pro­vi­so­ri­scher Pfän­dungs­an­schluss

 

1 Wer­den nach Aus­stel­lung des Ar­rest­be­fehls die Ar­rest­ge­gen­stän­de von ei­nem an­dern Gläu­bi­ger ge­pfän­det, be­vor der Ar­rest­gläu­bi­ger sel­ber das Pfän­dungs­be­geh­ren stel­len kann, so nimmt der letz­te­re von Rech­tes we­gen pro­vi­so­risch an der Pfän­dung teil.

2 Der Gläu­bi­ger kann die vom Ar­res­te her­rüh­ren­den Kos­ten aus dem Er­lö­se der Ar­rest­ge­gen­stän­de vor­weg­neh­men.

3 Im Üb­ri­gen be­grün­det der Ar­rest kein Vor­zugs­recht.

Neunter Titel: Besondere Bestimmungen über Miete und Pacht

Art. 282491  
 

491Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II Art. 3 des BG vom 15. Dez. 1989 über die Än­de­rung des OR (Mie­te und Pacht), mit Wir­kung seit 1. Ju­li 1990 (AS 1990802, SchlB zu den Tit. VIII und VIIIbis; BBl 1985I 1389).

Art. 283  

Re­ten­ti­ons­ver­zeich­nis

 

1 Ver­mie­ter und Ver­päch­ter von Ge­schäfts­räu­men kön­nen, auch wenn die Be­trei­bung nicht an­ge­ho­ben ist, zur einst­wei­li­gen Wah­rung ih­res Re­ten­ti­ons­rech­tes (Art. 268 ff. und 299c OR492) die Hil­fe des Be­trei­bungs­am­tes in An­spruch neh­men.493

2 Ist Ge­fahr im Ver­zu­ge, so kann die Hil­fe der Po­li­zei oder der Ge­mein­de­be­hör­de nach­ge­sucht wer­den.

3 Das Be­trei­bungs­amt nimmt ein Ver­zeich­nis der dem Re­ten­ti­ons­recht un­ter­lie­gen­den Ge­gen­stän­de auf und setzt dem Gläu­bi­ger ei­ne Frist zur An­he­bung der Be­trei­bung auf Pfand­ver­wer­tung an.

492SR 220

493Be­rei­nigt ge­mä­ss Ziff. II Art. 3 des BG vom 15. Dez. 1989 über die Än­de­rung des OR (Mie­te und Pacht), in Kraft seit 1. Ju­li 1990 (AS 1990802; BBl 1985I 1389, SchlB zu den Tit. VIII und VIIIbis).

Art. 284  

Rück­schaf­fung von Ge­gen­stän­den

 

Wur­den Ge­gen­stän­de heim­lich oder ge­walt­sam fort­ge­schafft, so kön­nen die­sel­ben in den ers­ten zehn Ta­gen nach der Fort­schaf­fung mit Hil­fe der Po­li­zei­ge­walt in die ver­mie­te­ten oder ver­pach­te­ten Räum­lich­kei­ten zu­rück­ge­bracht wer­den. Rech­te gut­gläu­bi­ger Drit­ter blei­ben vor­be­hal­ten. Über strei­ti­ge Fäl­le ent­schei­det der Rich­ter.494

494Fas­sung des drit­ten Sat­zes ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 17 der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vom 19. Dez. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1739; BBl 2006 7221).

Neunter Titel : Besondere Bestimmungen bei Trustverhältnissenbis495

495 Eingefügt durch Art. 3 des BB vom 20. Dez. 2006 über die Genehmigung und Umsetzung des Haager Übereink. über das auf Trusts anzuwendende Recht und über ihre Anerkennung, in Kraft seit 1. Juli 2007 (AS 2007 2849; BBl 2006 551).

Art. 284a  

A. Be­trei­bung für Schul­den ei­nes Trust­ver­mö­gens

 

1 Haf­tet für die Schuld das Ver­mö­gen ei­nes Trusts im Sin­ne von Ka­pi­tel 9a des Bun­des­ge­set­zes vom 18. De­zem­ber 1987496 über das In­ter­na­tio­na­le Pri­vat­recht (IPRG), so ist die Be­trei­bung ge­gen einen Trus­tee als Ver­tre­ter des Trusts zu rich­ten.

2 Be­trei­bungs­ort ist der Sitz des Trusts nach Ar­ti­kel 21 Ab­satz 3 IPRG. Be­fin­det sich der be­zeich­ne­te Ort der Ver­wal­tung nicht in der Schweiz, so ist der Trust an dem Ort zu be­trei­ben, an dem er tat­säch­lich ver­wal­tet wird.

3 Die Be­trei­bung wird auf Kon­kurs fort­ge­setzt. Der Kon­kurs ist auf das Trust­ver­mö­gen be­schränkt.

Art. 284b  

B. Kon­kurs ei­nes Trus­tees

 

Im Kon­kurs ei­nes Trus­tees wird nach Ab­zug sei­ner An­sprü­che ge­gen das Trust­ver­mö­gen die­ses aus der Kon­kurs­mas­se aus­ge­schie­den.

Zehnter Titel: Anfechtung 497

497Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 285  

A. Grund­sät­ze

 

1 Mit der An­fech­tung sol­len Ver­mö­gens­wer­te der Zwangs­voll­stre­ckung zu­ge­führt wer­den, die ihr durch ei­ne Rechts­hand­lung nach den Ar­ti­keln 286–288 ent­zo­gen wor­den sind.499

2 Zur An­fech­tung sind be­rech­tigt:500

1.501
je­der Gläu­bi­ger, der einen pro­vi­so­ri­schen oder de­fi­ni­ti­ven Pfän­dungs­ver­lust­schein er­hal­ten hat;
2.
die Kon­kurs­ver­wal­tung oder, nach Mass­ga­be der Ar­ti­kel 260 und 269 Ab­satz 3, je­der ein­zel­ne Kon­kurs­gläu­bi­ger.

3 Nicht an­fecht­bar sind Rechts­hand­lun­gen, die wäh­rend ei­ner Nach­lass­stun­dung statt­ge­fun­den ha­ben, so­fern sie von ei­nem Nach­lass­ge­richt502 oder von ei­nem Gläu­bi­ge­raus­schuss (Art. 295a) ge­neh­migt wor­den sind.503

4 Nicht an­fecht­bar sind fer­ner an­de­re Ver­bind­lich­kei­ten, die mit Zu­stim­mung des Sach­wal­ters wäh­rend der Stun­dung ein­ge­gan­gen wur­den.504

499Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

500Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

501Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

502 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455). Die Änd. wur­de im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

503 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

504 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 19. Ju­ni 2020 (Ak­ti­en­recht), in Kraft seit 1. Jan. 2023 (AS 2020 4005; 2022 109; BBl 2017 399).

Art. 286  

B. Ar­ten

1. Schen­kungs­an­fech­tung

 

1 An­fecht­bar sind mit Aus­nah­me üb­li­cher Ge­le­gen­heits­ge­schen­ke al­le Schen­kun­gen und un­ent­gelt­li­chen Ver­fü­gun­gen, die der Schuld­ner in­ner­halb des letz­ten Jah­res vor der Pfän­dung oder Kon­kurser­öff­nung vor­ge­nom­men hat.505

2 Den Schen­kun­gen sind gleich­ge­stellt:

1.
Rechts­ge­schäf­te, bei de­nen der Schuld­ner ei­ne Ge­gen­leis­tung an­ge­nom­men hat, die zu sei­ner ei­ge­nen Leis­tung in ei­nem Miss­ver­hält­nis­se steht;
2.506
Rechts­ge­schäf­te, durch die der Schuld­ner für sich oder für einen Drit­ten ei­ne Leib­ren­te, ei­ne Pfrund, ei­ne Nutz­nies­sung oder ein Wohn­recht er­wor­ben hat.

3 Bei der An­fech­tung ei­ner Hand­lung zu­guns­ten ei­ner na­he­ste­hen­den Per­son des Schuld­ners trägt die­se die Be­weis­last da­für, dass kein Miss­ver­hält­nis zwi­schen Leis­tung und Ge­gen­leis­tung vor­liegt. Als na­he­ste­hen­de Per­so­nen gel­ten auch Ge­sell­schaf­ten ei­nes Kon­zerns.507

505Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

506Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

507 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 287  

2. Über­schul­dungs­an­fech­tung

 

1 Die fol­gen­den Rechts­hand­lun­gen sind an­fecht­bar, wenn der Schuld­ner sie in­ner­halb des letz­ten Jah­res vor der Pfän­dung oder Kon­kurser­öff­nung vor­ge­nom­men hat und im Zeit­punkt der Vor­nah­me be­reits über­schul­det war:508

1.509
Be­stel­lung von Si­cher­hei­ten für be­reits be­ste­hen­de Ver­bind­lich­kei­ten, zu de­ren Si­cher­stel­lung der Schuld­ner nicht schon frü­her ver­pflich­tet war;
2.
Til­gung ei­ner Geld­schuld auf an­de­re Wei­se als durch Bar­schaft oder durch an­der­wei­ti­ge üb­li­che Zah­lungs­mit­tel;
3.
Zah­lung ei­ner nicht ver­fal­le­nen Schuld.

2 Die An­fech­tung ist in­des­sen aus­ge­schlos­sen, wenn der Be­güns­tig­te be­weist, dass er die Über­schul­dung des Schuld­ners nicht ge­kannt hat und auch nicht hät­te ken­nen müs­sen.510

3 Die An­fech­tung ist ins­be­son­de­re aus­ge­schlos­sen, wenn Ef­fek­ten, Bu­ch­ef­fek­ten oder an­de­re an ei­nem re­prä­sen­ta­ti­ven Markt ge­han­del­te Fi­nan­z­in­stru­men­te als Si­cher­heit be­stellt wur­den und der Schuld­ner sich be­reits frü­her:

1.
ver­pflich­tet hat, die Si­cher­heit bei Än­de­run­gen im Wert der Si­cher­heit oder im Be­trag der ge­si­cher­ten Ver­bind­lich­keit auf­zu­sto­cken; oder
2.
das Recht ein­räu­men liess, ei­ne Si­cher­heit durch ei­ne Si­cher­heit glei­chen Werts zu er­set­zen.511

508Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

509Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

510Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

511 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des Bu­ch­ef­fek­ten­ge­set­zes vom 3. Okt. 2008, in Kraft seit 1. Jan. 2010 (AS 2009 3577; BBl 2006 9315).

Art. 288512  

3. Ab­sichts­an­fech­tung

 

1 An­fecht­bar sind end­lich al­le Rechts­hand­lun­gen, wel­che der Schuld­ner in­ner­halb der letz­ten fünf Jah­re vor der Pfän­dung oder Kon­kurser­öff­nung in der dem an­dern Tei­le er­kenn­ba­ren Ab­sicht vor­ge­nom­men hat, sei­ne Gläu­bi­ger zu be­nach­tei­li­gen oder ein­zel­ne Gläu­bi­ger zum Nach­teil an­de­rer zu be­güns­ti­gen.

2 Bei der An­fech­tung ei­ner Hand­lung zu­guns­ten ei­ner na­he­ste­hen­den Per­son des Schuld­ners trägt die­se die Be­weis­last da­für, dass sie die Be­nach­tei­li­gungs­ab­sicht nicht er­ken­nen konn­te. Als na­he­ste­hen­de Per­so­nen gel­ten auch Ge­sell­schaf­ten ei­nes Kon­zerns.513

512Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

513 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 288a514  

4. Be­rech­nung der Fris­ten

 

Bei den Fris­ten der Ar­ti­kel 286–288 wer­den nicht mit­be­rech­net:

1.
die Dau­er ei­ner vor­aus­ge­gan­ge­nen Nach­lass­stun­dung;
2.
bei der kon­kur­samt­li­chen Li­qui­da­ti­on ei­ner Erb­schaft die Zeit zwi­schen dem To­des­tag und der An­ord­nung der Li­qui­da­ti­on;
3.
die Dau­er der vor­aus­ge­gan­ge­nen Be­trei­bung.

514 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 21. Ju­ni 2013, in Kraft seit 1. Jan. 2014 (AS 2013 4111; BBl 2010 6455).

Art. 289515  

C. An­fech­tungs­kla­ge

1. Ge­richts­stand

 

Die An­fech­tungs­kla­ge ist beim Rich­ter am Wohn­sitz des Be­klag­ten ein­zu­rei­chen. Hat der Be­klag­te kei­nen Wohn­sitz in der Schweiz, so kann die Kla­ge beim Rich­ter am Ort der Pfän­dung oder des Kon­kur­ses ein­ge­reicht wer­den.

515Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 290516  

2. Pas­siv­le­gi­ti­ma­ti­on

 

Die An­fech­tungs­kla­ge rich­tet sich ge­gen die Per­so­nen, die mit dem Schuld­ner die an­fecht­ba­ren Rechts­ge­schäf­te ab­ge­schlos­sen ha­ben oder von ihm in an­fecht­ba­rer Wei­se be­güns­tigt wor­den sind, so­wie ge­gen ih­re Er­ben oder an­de­re Ge­samt­nach­fol­ger und ge­gen bös­gläu­bi­ge Drit­te. Die Rech­te gut­gläu­bi­ger Drit­ter wer­den durch die An­fech­tungs­kla­ge nicht be­rührt.

516Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

Art. 291  

D. Wir­kung

 

1 Wer durch ei­ne an­fecht­ba­re Rechts­hand­lung Ver­mö­gen des Schuld­ners er­wor­ben hat, ist zur Rück­ga­be des­sel­ben ver­pflich­tet. Die Ge­gen­leis­tung ist zu er­stat­ten, so­weit sie sich noch in den Hän­den des Schuld­ners be­fin­det oder die­ser durch sie be­rei­chert ist. Dar­über hin­aus kann ein An­spruch nur als For­de­rung ge­gen den Schuld­ner gel­tend ge­macht wer­den.

2 Be­stand die an­fecht­ba­re Rechts­hand­lung in der Til­gung ei­ner For­de­rung, so tritt die­sel­be mit der Rück­er­stat­tung des Emp­fan­ge­nen wie­der in Kraft.

3 Der gut­gläu­bi­ge Emp­fän­ger ei­ner Schen­kung ist nur bis zum Be­trag sei­ner Be­rei­che­rung zur Rück­er­stat­tung ver­pflich­tet.

Art. 292517  

E. Ver­jäh­rung

 

1 Das An­fech­tungs­recht ver­jährt:

1.
nach Ab­lauf von drei Jah­ren seit Zu­stel­lung des Pfän­dungs­ver­lust­scheins (Art. 285 Abs. 2 Ziff. 1);
2.
nach Ab­lauf von drei Jah­ren seit der Kon­kurser­öff­nung (Art. 285 Abs. 2 Ziff. 2);
3.
nach Ab­lauf von drei Jah­ren seit Be­stä­ti­gung des Nach­lass­ver­tra­ges mit Ver­mö­gens­ab­tre­tung.

2 Bei der An­er­ken­nung ei­nes aus­län­di­schen Kon­kurs­de­kre­tes wird die Zeit zwi­schen dem An­er­ken­nungs­an­trag und der Pu­bli­ka­ti­on nach Ar­ti­kel 169 IPRG518 nicht mit­be­rech­net.

517Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 15. Ju­ni 2018 (Re­vi­si­on des Ver­jäh­rungs­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2020 (AS 2018 5343; BBl 2014 235).

518 SR 291

Elfter Titel: Nachlassverfahren519

519Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 16. Dez. 1994, in Kraft seit 1. Jan. 1997 (AS 1995 1227; BBl 1991 III 1).

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