Verordnung
über die Hilfe an Opfer von Straftaten
(Opferhilfeverordnung, OHV)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf das Opferhilfegesetz vom 23. März 20071 (OHG),

verordnet:

1. Abschnitt: Massgebende Einnahmen

Art. 1 Grundsatz und Ausnahmen  

(Art. 6 OHG)

1 Die an­re­chen­ba­ren Ein­nah­men be­stim­men sich nach Ar­ti­kel 11 Ab­sät­ze 1 und 3 des Bun­des­ge­set­zes vom 6. Ok­to­ber 20062 über die Er­gän­zungs­leis­tun­gen zur Al­ters-, Hin­ter­las­se­nen- und In­va­li­den­ver­si­che­rung (ELG) und den da­zu­ge­hö­ren­den Vor­schrif­ten des Bun­des.

2 In Ab­wei­chung von Ab­satz 1 gilt Fol­gen­des:

a.
Zu zwei Drit­teln an­zu­rech­nen sind nach Ab­zug ei­nes Frei­be­trags im Sin­ne von Ar­ti­kel 11 Ab­satz 1 Buch­sta­be a ELG:
1.
die Ein­nah­men nach Ar­ti­kel 11 Ab­satz 1 Buch­sta­ben d–h ELG,
2.
die jähr­li­che Er­gän­zungs­leis­tung nach Ar­ti­kel 9 Ab­satz 1 ELG.
b.
Das Rein­ver­mö­gen ist zu ei­nem Zehn­tel an­zu­rech­nen, so­weit es das Dop­pel­te der mass­ge­ben­den Frei­be­trä­ge nach Ar­ti­kel 11 Ab­satz 1 Buch­sta­be c ELG über­steigt.
c.
Die Hilflo­sen­ent­schä­di­gun­gen der So­zi­al­ver­si­che­run­gen sind nicht an­re­chen­bar.
Art. 2 Mehrpersonenhaushalte  

(Art. 6 OHG)

1 Der Be­trag für den all­ge­mei­nen Le­bens­be­darf für Ehe­paa­re nach Ar­ti­kel 10 Ab­satz 1 Buch­sta­be a Zif­fer 2 ELG3 und die Frei­be­trä­ge nach Ar­ti­kel 11 Ab­satz 1 Buch­sta­be a und c ELG für Ehe­paa­re gel­ten auch für ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaf­ten und an­de­re dau­ern­de Le­bens­ge­mein­schaf­ten.

2 Die an­re­chen­ba­ren Ein­nah­men von Ehe­gat­ten be­zie­hungs­wei­se von ein­ge­tra­ge­nen Part­ne­rin­nen und Part­nern oder von Per­so­nen, die in ei­ner an­de­ren dau­ern­den Le­bens­ge­mein­schaft le­ben, wer­den zu­sam­men­ge­rech­net.

3 Ist die an­spruchs­be­rech­tig­te Per­son min­der­jäh­rig oder be­fin­det sie sich in Aus­bil­dung, so wer­den ih­re an­re­chen­ba­ren Ein­nah­men mit den an­re­chen­ba­ren Ein­nah­men der im glei­chen Haus­halt woh­nen­den El­tern­tei­le zu­sam­men­ge­rech­net.

4 Die Ein­nah­men des im sel­ben Haus­halt woh­nen­den Tä­ters oder der im sel­ben Haus­halt woh­nen­den Tä­te­rin wer­den nicht be­rück­sich­tigt, so­fern die Um­stän­de es recht­fer­ti­gen.

2. Abschnitt: Berechnung von Kostenbeiträgen

Art. 3  

(Art. 16 Bst. b OHG)

Lie­gen die an­re­chen­ba­ren Ein­nah­men der an­spruchs­be­rech­tig­ten Per­son zwi­schen dem dop­pel­ten mass­ge­ben­den Be­trag für den all­ge­mei­nen Le­bens­be­darf (2 x Be­trag ELG4) und dem Vier­fa­chen die­ses Be­trags, so wird der Kos­ten­bei­trag an die Kos­ten für die län­ger­fris­ti­ge Hil­fe Drit­ter (Kos­ten) wie folgt be­rech­net:

3. Abschnitt: Pauschalbeitrag für Leistungen der Beratungsstellen bei fehlender interkantonaler Regelung

Art. 4  

(Art. 18 OHG)

1 Be­steht zwi­schen zwei Kan­to­nen kei­ne Re­ge­lung, so kann der leis­tungs­er­brin­gen­de Kan­ton vom an­dern Kan­ton einen Pau­schal­bei­trag für je­de Per­son ver­lan­gen, die als Op­fer oder als An­ge­hö­ri­ger oder An­ge­hö­ri­ge:

a.
ei­ne Be­ra­tung von min­des­tens 30 Mi­nu­ten, ei­ne an­de­re Hil­fe oder einen Kos­ten­bei­trag für län­ger­fris­ti­ge Hil­fe Drit­ter er­hal­ten hat; und
b.
im Zeit­punkt der Kon­takt­auf­nah­me mit der Be­ra­tungs­stel­le im an­dern Kan­ton zi­vil­recht­li­chen Wohn­sitz hat­te.

2 Der Pau­schal­bei­trag be­trägt 1267 Fran­ken.5 Das Eid­ge­nös­si­sche Jus­tiz- und Po­li­zei­de­par­te­ment (EJPD) legt den Bei­trag al­le fünf Ka­len­der­jah­re neu fest.6 Mass­ge­bend sind da­bei:

a.
die Zahl der Be­ra­tungs­fäl­le ge­mä­ss der letz­ten Op­fer­hil­fes­ta­tis­tik; und
b.
der letzt­jäh­ri­ge Auf­wand al­ler Kan­to­ne für die Be­triebs­kos­ten der Be­ra­tungs­stel­len und für die Kos­ten der So­fort­hil­fe und der län­ger­fris­ti­gen Hil­fe.

3 Die Kan­to­ne lie­fern dem BJ auf An­fra­ge die zur Er­mitt­lung des Auf­wands nö­ti­gen An­ga­ben.

5 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V des EJPD vom 10. Sept. 2024, in Kraft seit 1. Jan. 2025 (AS 2024 537).

6 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Aug. 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2015 (AS 20142775).

4. Abschnitt: Entschädigung durch den Kanton

Art. 5 Anwaltskosten  

(Art. 19 Abs. 3 OHG)

An­walts­kos­ten kön­nen aus­sch­liess­lich als So­fort­hil­fe oder län­ger­fris­ti­ge Hil­fe gel­tend ge­macht wer­den.

Art. 6 Berechnung der Entschädigung  

(Art. 20 Abs. 2 Bst. b OHG)

Lie­gen die an­re­chen­ba­ren Ein­nah­men der an­spruchs­be­rech­tig­ten Per­son zwi­schen dem mass­ge­ben­den Be­trag für den all­ge­mei­nen Le­bens­be­darf (Be­trag ELG7) und dem Vier­fa­chen die­ses Be­trags, so wird die Ent­schä­di­gung wie folgt be­rech­net:

Art. 7 Rückerstattung des Vorschusses  

(Art. 21 OHG)

1 Wird das Ent­schä­di­gungs­ge­such ab­ge­lehnt, so muss die ge­such­stel­len­de Per­son den Vor­schuss zu­rück­er­stat­ten.

2 Ist die Ent­schä­di­gung ge­rin­ger als der Vor­schuss, so muss die Dif­fe­renz zu­rück­er­stat­tet wer­den.

3 Der Kan­ton kann auf die Rück­for­de­rung ver­zich­ten, wenn die­se die ge­such­stel­len­de Per­son in ei­ne schwie­ri­ge La­ge brin­gen wür­de.

5. Abschnitt: Finanzielle Leistungen und Aufgaben des Bundes

Art. 8 Ausbildung  

(Art. 31 OHG)

1 Der Bund un­ter­stützt mit Fi­nanz­hil­fen ge­samtschwei­ze­ri­sche oder min­des­tens für ei­ne gan­ze Sprach­re­gi­on be­stimm­te Aus­bil­dungs­pro­gram­me für:

a.
das Per­so­nal der Be­ra­tungs­stel­len;
b.
das Per­so­nal der Ge­rich­te und der Po­li­zei;
c.
wei­te­re mit der Hil­fe an Op­fer Be­trau­te.

2 Das BJ ge­währt die Aus­bil­dungs­hil­fen im Rah­men der be­wil­lig­ten Kre­di­te in Form von Pau­scha­len; die­se de­cken durch­schnitt­lich höchs­tens zwei Drit­tel der Kos­ten des Aus­bil­dungs­pro­gramms.

Art. 9 Ausserordentliche Ereignisse  

(Art. 32 OHG)

1 Im Fal­le aus­ser­or­dent­li­cher Er­eig­nis­se sorgt das BJ für die not­wen­di­ge Ko­or­di­na­ti­on der Op­fer­hil­fe.

2 Über Ab­gel­tun­gen im Sin­ne von Ar­ti­kel 32 Ab­satz 1 OHG ent­schei­det die Bun­des­ver­samm­lung.

Art. 10 Evaluation  

(Art. 33 OHG)

1 Das BJ be­stimmt Zeit­punkt und Ge­gen­stand der Eva­lua­ti­on so­wie das Vor­ge­hen.

2 Die Kan­to­ne lie­fern dem BJ die für die Eva­lua­ti­on nö­ti­gen An­ga­ben.

Art. 11 Internationale Zusammenarbeit  

Das BJ wirkt als zu­stän­di­ge zen­tra­le Be­hör­de nach Ar­ti­kel 12 des Eu­ro­päi­schen Über­ein­kom­mens vom 24. No­vem­ber 19838 über die Ent­schä­di­gung für Op­fer von Ge­walt­ta­ten.

6. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 12 Aufhebung und Änderung bisherigen Rechts  

1 Die Op­fer­hil­fe­ver­ord­nung vom 18. No­vem­ber 19929 wird auf­ge­ho­ben.

210

9 [AS 19922479, 1997 2824]

10 Die Än­de­rung kann un­ter AS 20081627kon­sul­tiert wer­den.

Art. 13 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Ja­nu­ar 2009 in Kraft.

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