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Militärstrafprozess
(MStP)

vom 23. März 1979 (Stand am 1. Februar 2020)

Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,

gestützt auf Artikel 20 der Bundesverfassung1,2
nach Einsicht in eine Botschaft des Bundesrates vom 7. März 19773,

beschliesst:

1[BS 1 3]. Der genannten Bestimmung entspricht heute Art. 60 der BV vom 18. April 1999 (SR 101).

2 Fassung gemäss Ziff. V 1 des BG vom 24. März 2000 über die Schaffung und die Anpassung gesetzlicher Grundlagen für die Bearbeitung von Personendaten, in Kraft seit 1. Sept. 2000 (AS 2000 1891; BBl 1999 9005).

3BBl 1977 II 1

Erster Titel: Gerichtsordnung

Erstes Kapitel: Grundsatz

Art. 1 Unabhängigkeit  

Die Un­ab­hän­gig­keit der Mi­li­tär­jus­tiz ist ge­währ­leis­tet.

Zweites Kapitel: Militärjustiz

Art. 2 Einteilung in die Militärjustiz 4  

1 Als Jus­ti­z­of­fi­zie­re kön­nen An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee ein­ge­teilt wer­den, die ein ju­ris­ti­sches Stu­di­um mit ei­nem Li­zen­ti­at oder Mas­ter ei­ner schwei­ze­ri­schen Hoch­schu­le ab­ge­schlos­sen ha­ben oder über ein kan­to­na­les An­waltspa­tent ver­fü­gen.5

2 Für Auf­ga­ben, die kein ju­ris­ti­sches Fach­wis­sen ver­lan­gen, kön­nen auch an­de­re An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee in die Mi­li­tär­jus­tiz ein­ge­teilt wer­den.6

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4 Der Bun­des­rat be­zeich­net Grad und Funk­ti­on der Jus­ti­z­of­fi­zie­re.

5 Er teilt der Mi­li­tär­jus­tiz die er­for­der­li­chen Jus­ti­z­of­fi­zie­re zu.

4 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

5 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

6 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

7 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 38  

8 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 4 Funktionen  

1 Die Ein­tei­lung als Jus­ti­z­of­fi­zier bei der Mi­li­tär­jus­tiz ist Vor­aus­set­zung zur Be­klei­dung der fol­gen­den Funk­tio­nen:9

a.
in der Re­gel des Oberau­di­tors;
b.
sei­nes Stell­ver­tre­ters;
c.
des Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts;
d.
der Prä­si­den­ten der Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te und der Mi­li­tär­ge­rich­te10;
e.
der Au­di­to­ren;
f.
der Un­ter­su­chungs­rich­ter;
g.
der Ge­richts­schrei­ber.

211

3 Ei­ne An­zahl von Jus­ti­z­of­fi­zie­ren steht zur Ver­fü­gung des Bun­des­ra­tes oder des Oberau­di­tors.

9 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

10 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

11 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Drittes Kapitel: Strafbehörden 12

12 Eingefügt durch Anhang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Erster Abschnitt: Strafverfolgungsbehörden13

13 Eingefügt durch Anhang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 4a Untersuchungsrichter  

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter lei­tet die vor­läu­fi­ge Be­weis­auf­nah­me und die Vor­un­ter­su­chung.

2 Die Füh­rung der Un­ter­su­chung er­folgt oh­ne Ein­mi­schung der mi­li­tä­ri­schen Vor­ge­setz­ten des Be­schul­dig­ten oder Ver­däch­ti­gen.

Art. 4b Auditor  

Der Au­di­tor er­lässt die Ein­stel­lungs­ver­fü­gung oder das Straf­man­dat; ge­ge­be­nen­falls er­hebt er An­kla­ge und ver­tritt die An­kla­ge vor Ge­richt.

Art. 4c Zahl und Organisation  

Der Bun­des­rat be­stimmt die Zahl der Un­ter­su­chungs­rich­ter und der Au­di­to­ren so­wie ih­re Or­ga­ni­sa­ti­on un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Sprach­ge­mein­schaf­ten.

1a. Abschnitt: Militärgerichte 14

14 Ursprünglich: Erster Abschnitt.

Art. 5 Sachliche Zuständigkeit  

Die Mi­li­tär­ge­rich­te be­ur­tei­len ers­tin­stanz­lich die der Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit un­ter­wor­fe­nen straf­ba­ren Hand­lun­gen.

Art. 6 Zahl der Gerichte; Sprachen  

1 Der Bun­des­rat be­stimmt die Zahl der Mi­li­tär­ge­rich­te und al­len­falls ih­rer Ab­tei­lun­gen un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Sprach­ge­mein­schaf­ten.15

2 Er re­gelt ih­re Zu­stän­dig­keit. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 31.

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15 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

16 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 7 Wahl der Richter  

1 Die Prä­si­den­ten, Rich­ter und Er­satz­rich­ter wer­den vom Bun­des­rat für ei­ne Amts­dau­er von vier Jah­ren ge­wählt.

2 Als Rich­ter und Er­satz­rich­ter wer­den An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee oder des Grenz­wacht­korps ge­wählt.17

3 An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee be­hal­ten im Üb­ri­gen ih­re mi­li­tä­ri­sche Stel­lung bei.18

17 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

18 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 8 Zusammensetzung  

1 Die Mi­li­tär­ge­rich­te und ih­re Ab­tei­lun­gen wer­den ge­bil­det aus ei­nem Prä­si­den­ten, der den Grad ei­nes Obers­ten oder Oberst­leut­nants be­klei­det, so­wie aus vier Rich­tern und ei­nem Ge­richts­schrei­ber.

2 Als Rich­ter am­ten zwei Of­fi­zie­re so­wie zwei Un­ter­of­fi­zie­re oder An­ge­hö­ri­ge der Mann­schaft.19

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19 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

20 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Zweiter Abschnitt: Militärappellationsgerichte

Art. 9 Sachliche Zuständigkeit  

Die Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te be­han­deln Ap­pel­la­tio­nen ge­gen Ur­tei­le und Ent­schei­de der Mi­li­tär­ge­rich­te (Art. 172).

Art. 10 Zahl der Gerichte; Sprachen  

1 Der Bun­des­rat be­stimmt die Zahl der Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te und al­len­falls ih­rer Ab­tei­lun­gen un­ter Be­rück­sich­ti­gung der Sprach­ge­mein­schaf­ten.21

2 Er re­gelt ih­re Zu­stän­dig­keit.

21 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 11 Wahl der Richter, fachliche Voraussetzungen  

1 Die Prä­si­den­ten, die Rich­ter und Er­satz­rich­ter wer­den vom Bun­des­rat für ei­ne Amts­dau­er von vier Jah­ren ge­wählt.

2 Als Rich­ter und Er­satz­rich­ter wer­den An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee oder des Grenz­wacht­korps ge­wählt. Sie müs­sen in der Re­gel ein ju­ris­ti­sches Stu­di­um mit ei­nem Li­zen­ti­at oder Mas­ter ei­ner schwei­ze­ri­schen Hoch­schu­le ab­ge­schlos­sen ha­ben oder über ein kan­to­na­les An­waltspa­tent ver­fü­gen.22

3 An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee be­hal­ten im Üb­ri­gen ih­re mi­li­tä­ri­sche Stel­lung bei.23

22 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

23 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 12 Zusammensetzung  

1 Die Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te und ih­re Ab­tei­lun­gen wer­den ge­bil­det aus ei­nem Prä­si­den­ten, der den Grad ei­nes Obers­ten oder Oberst­leut­nants be­klei­det, so­wie aus vier Rich­tern und ei­nem Ge­richts­schrei­ber.

2 Als Rich­ter am­ten zwei Of­fi­zie­re so­wie zwei Un­ter­of­fi­zie­re oder An­ge­hö­ri­ge der Mann­schaft.24

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4 Für Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­den nach Ar­ti­kel 209 Ab­satz 1 des Mi­li­tär­straf­ge­set­zes vom 13. Ju­ni 192726 (MStG) bil­det das Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richt einen Aus­schuss, be­ste­hend aus des­sen Prä­si­den­ten, ei­nem Of­fi­zier so­wie ei­nem Un­ter­of­fi­zier oder ei­nem An­ge­hö­ri­gen der Mann­schaft.27

24 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

25 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

26 SR 321.0

27 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Dritter Abschnitt: Militärkassationsgericht

Art. 13 Sachliche Zuständigkeit  

Das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt be­han­delt die Kas­sa­ti­ons­be­schwer­den nach Ar­ti­kel 184, so­wie Re­kur­se nach Ar­ti­kel 195.

Art. 14 Wahl der Richter; fachliche Voraussetzungen  

1 Der Prä­si­dent, die Rich­ter und Er­satz­rich­ter wer­den von der Bun­des­ver­samm­lung für ei­ne Amts­dau­er von vier Jah­ren ge­wählt.

2 Als Rich­ter und Er­satz­rich­ter wer­den An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee oder des Grenz­wacht­korps ge­wählt. Sie müs­sen ein ju­ris­ti­sches Stu­di­um mit ei­nem Li­zen­ti­at oder Mas­ter ei­ner schwei­ze­ri­schen Hoch­schu­le ab­ge­schlos­sen ha­ben oder über ein kan­to­na­les An­waltspa­tent ver­fü­gen. Auch Jus­ti­z­of­fi­zie­re kön­nen zu Rich­tern oder Er­satz­rich­tern ge­wählt wer­den.28

3 An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee be­hal­ten im Üb­ri­gen ih­re mi­li­tä­ri­sche Stel­lung bei.29

28 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

29 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 15 Zusammensetzung  

1 Das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt wird ge­bil­det aus dem Prä­si­den­ten, der den Grad ei­nes Obers­ten be­klei­det, so­wie aus vier Rich­tern und ei­nem Ge­richts­schrei­ber.

2 Als Rich­ter am­ten zwei Of­fi­zie­re so­wie zwei Un­ter­of­fi­zie­re oder An­ge­hö­ri­ge der Mann­schaft. Dem Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt ge­hö­ren fer­ner vier Er­satz­rich­ter an, von de­nen zwei Of­fi­zie­re und zwei Un­ter­of­fi­zie­re oder An­ge­hö­ri­ge der Mann­schaft sind.30

3 Der Prä­si­dent er­nennt aus dem Kreis der or­dent­li­chen Rich­ter einen Of­fi­zier als sei­nen Stell­ver­tre­ter; die­ser ent­schei­det an­stel­le des Prä­si­den­ten ins­be­son­de­re über:

a.
Un­ter­su­chungs- und Si­cher­heits­haft;
b.
Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs;
c.
Über­wa­chung mit tech­ni­schen Über­wa­chungs­ge­rä­ten;
d.
ver­deck­te Er­mitt­lung;
e.
Mass­nah­men zum Schutz der Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten.31

30 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

31 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 15a Eid und Gelübde 32  

Der Prä­si­dent, die Rich­ter und Er­satz­rich­ter leis­ten den Eid oder das Ge­lüb­de vor dem Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt.

32 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 6 des BG vom 13. Dez. 2002 über die Bun­des­ver­samm­lung, in Kraft seit 1. Dez. 2003 (AS 2003 3543; BBl 2001 34675428).

Viertes Kapitel: Oberauditor

Art. 16 Funktion  

1 Der Oberau­di­tor ist für die Ver­wal­tung der Mi­li­tär­jus­tiz un­ter Auf­sicht des Eid­­ge­nös­si­schen De­par­te­ments für Ver­tei­di­gung, Be­völ­ke­rungs­schutz und Sport33 zu­stän­dig.

2 Er über­wacht die Tä­tig­keit der Au­di­to­ren und Un­ter­su­chungs­rich­ter.

3 Er teilt den Ge­rich­ten die Ge­richts­schrei­ber zu.34

33 Be­zeich­nung ge­mä­ss nicht ver­öf­fent­lich­tem BRB vom 19. Dez. 1997. Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

34 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 17 Wahl; Grad  

1 Der Oberau­di­tor und sein Stell­ver­tre­ter wer­den vom Bun­des­rat für ei­ne Amts­dau­er von vier Jah­ren ge­wählt.

2 Der Oberau­di­tor be­klei­det den Grad ei­nes Bri­ga­diers, sein Stell­ver­tre­ter den Grad ei­nes Obers­ten oder Oberst­leut­nants.35

35 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Fünftes Kapitel: Rechtshilfe

Art. 18 Grundsätze  

1 Die mi­li­tä­ri­schen Straf­be­hör­den sind zur ge­gen­sei­ti­gen Rechts­hil­fe ver­pflich­tet.36

2 Eben­so ha­ben die mi­li­tä­ri­schen Straf­be­hör­den und die zi­vi­len Ge­richts-, Straf- und Ver­wal­tungs­be­hör­den von Bund und Kan­to­nen sich ge­gen­sei­tig Rechts­hil­fe zu leis­ten.37

3 Die Or­ga­ne der mi­li­tä­ri­schen und der zi­vi­len Po­li­zei sind ge­gen­über der Mi­li­tär­­jus­tiz und den Trup­pen­kom­man­dan­ten, so­weit die­sen Be­fug­nis­se nach den Ar­ti­keln 100ff. zu­ste­hen, zur Rechts­hil­fe ver­pflich­tet. Sie leis­ten die­se in drin­gen­den Fäl­len auch un­auf­ge­for­dert.

4 In Rechts­hil­fe­sa­chen ver­keh­ren die Be­hör­den di­rekt mit­ein­an­der.

36 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

37 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 19 Kenntnisgabe von Strafakten  

Sind an ei­ner straf­ba­ren Hand­lung ne­ben Per­so­nen, die dem Mi­li­tär­straf­recht un­ter­ste­hen, auch an­de­re Per­so­nen be­tei­ligt, so ge­ben die mi­li­tä­ri­schen und zi­vi­len Straf­be­hör­den von ih­ren Ak­ten ge­gen­sei­tig Kennt­nis.

Art. 20 Zulässigkeit der Rechtshilfe  

Die Rechts­hil­fe soll nur in An­spruch ge­nom­men wer­den, wenn die er­su­chen­de Straf­be­hör­de für die Amts­hand­lung nicht zu­stän­dig ist oder sie nur un­ter er­heb­li­chen Schwie­rig­kei­ten vor­neh­men könn­te.

Art. 21 Streitigkeiten 38  

Strei­tig­kei­ten we­gen Ver­wei­ge­rung der Rechts­hil­fe ent­schei­det das Bun­dess­traf­ge­richt.

38 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2003 2133; BBl 2001 4202).

Art. 22 Vorsorgliche Amtshandlungen militärischer Strafbehörden  

Mi­li­tä­ri­sche Straf­be­hör­den dür­fen vor­sorg­li­che Amts­hand­lun­gen ge­gen­über Per­so­nen, die zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen, oh­ne Be­wil­li­gung der zu­stän­di­gen Straf­be­hör­de nur in drin­gen­den Fäl­len vor­neh­men. Die­ser ist von der Amts­hand­lung Kennt­nis zu ge­ben.

Art. 23 Vorsorgliche Amtshandlungen ziviler Strafbehörden  

Zi­vi­le Straf­be­hör­den dür­fen vor­sorg­li­che Amts­hand­lun­gen ge­gen­über Per­so­nen, die der mi­li­tä­ri­schen Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen, oh­ne Be­wil­li­gung des zu­stän­di­gen Trup­pen­kom­man­dan­ten nur in drin­gen­den Fäl­len vor­neh­men. Die­sem ist von der Amts­hand­lung Kennt­nis zu ge­ben.

Art. 24 Vorladungen ziviler Gerichte an Angehörigen der Armee 39  

1 Wer­den An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee von zi­vi­len Ge­rich­ten vor­ge­la­den, so er­teilt der zu­stän­di­ge Vor­ge­setz­te den er­for­der­li­chen Ur­laub, wenn nicht wich­ti­ge mi­li­tä­ri­sche In­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen.

2 Wird der Ur­laub nicht be­wil­ligt, so ist das Ge­richt un­ver­züg­lich zu be­nach­rich­ti­gen.

3 Vor­be­hal­ten bleibt das zi­vi­le Ver­fah­ren ge­gen Dienst­pflich­ti­ge im Dienst (Art. 222 MStG40).

39 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

40SR 321.0

Art. 25 Unentgeltlichkeit  

Die Rechts­hil­fe wird un­ent­gelt­lich ge­leis­tet. Vor­be­hal­ten bleibt die Ver­gü­tung von be­son­dern Aus­la­gen.

Zweiter Titel: Verfahren

Erstes Kapitel: Allgemeine Bestimmungen

Erster Abschnitt: Gerichtsstand

Art. 26 Grundsatz 41  

1 Die Zu­stän­dig­keit der Straf­be­hör­den rich­tet sich nach der Spra­che des Be­schul­dig­ten oder Ver­däch­ti­gen. Ist die­se Spra­che we­der Deutsch noch Fran­zö­sisch noch Ita­lie­nisch, so be­zeich­net der Oberau­di­tor die zu­stän­di­ge Straf­be­hör­de.

2 Ist der Tä­ter un­be­kannt, so be­stimmt sich die Zu­stän­dig­keit der Straf­be­hör­den nach dem Ort der Be­ge­hung.

3 Ist der Ort der Be­ge­hung nicht be­kannt oder un­be­stimmt, so be­zeich­net der Ober­au­di­tor die zu­stän­di­ge Straf­be­hör­de.

41 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 27–2942  

42 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 30 Gerichtsstand bei mehreren strafbaren Handlungen und bei Mittäterschaft 43  

1 Fal­len meh­re­re straf­ba­re Hand­lun­gen ei­ner Per­son in die Zu­stän­dig­keit ver­schie­de­ner Straf­be­hör­den, so ist der Ge­richts­stand bei der für die schwers­te Tat zu­stän­di­gen Straf­be­hör­de be­grün­det. Sind meh­re­re die­ser Hand­lun­gen als gleich schwer zu be­trach­ten, so ist die Straf­be­hör­de zu­stän­dig, bei der die Vor­un­ter­su­chung zu­erst ein­ge­lei­tet wur­de.

2 Bei Mit­tä­ter­schaft ist die Straf­be­hör­de zu­stän­dig, bei der die Vor­un­ter­su­chung zu­erst ein­ge­lei­tet wur­de.

3 Für An­stif­ter und Ge­hil­fen ist die Straf­be­hör­de des Tä­ters zu­stän­dig.

43 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 31 Besonderer Gerichtsstand 44  

Der Oberau­di­tor kann beim Vor­lie­gen be­son­de­rer Grün­de aus­nahms­wei­se ei­ne an­de­re als die zu­stän­di­ge Straf­be­hör­de mit der Ver­fol­gung und Be­ur­tei­lung ei­nes Straf­fal­les be­auf­tra­gen.

44 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 32 Streitiger Gerichtsstand 45  

Ist der Ge­richts­stand zwi­schen mi­li­tä­ri­schen Straf­be­hör­den strei­tig, so ent­schei­det der Oberau­di­tor end­gül­tig.

45 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Zweiter Abschnitt: Ausstand von Gerichtspersonen

Art. 33 Ausschliessung  

Ein Rich­ter, Au­di­tor, Un­ter­su­chungs­rich­ter oder Ge­richts­schrei­ber darf sein Amt nicht aus­üben, wenn er

a.
in der Sa­che ein per­sön­li­ches In­ter­es­se hat;
b.46
mit ei­ner Par­tei durch Ehe oder ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ver­bun­den ist oder mit ihr ei­ne fak­ti­sche Le­bens­ge­mein­schaft führt;
bbis.47 mit ei­ner Par­tei in ge­ra­der Li­nie oder bis zum drit­ten Gra­de in der Sei­ten­li­nie ver­wandt oder ver­schwä­gert ist;
c.
in der Sa­che schon als Mit­glied ei­ner ad­mi­nis­tra­ti­ven oder rich­ter­li­chen Be­hör­de, als Jus­tiz­be­am­ter, als Rechts­be­ra­ter, Be­voll­mäch­tig­ter oder An­walt ei­ner Par­tei, als Sach­ver­stän­di­ger oder Zeu­ge ge­han­delt hat;
d.48
mit dem An­walt ei­ner Par­tei durch Ehe oder ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft ver­bun­den ist oder ei­ne fak­ti­sche Le­bens­ge­mein­schaft führt;
dbis.49 mit dem An­walt ei­ner Par­tei in ge­ra­der Li­nie oder bis zum zwei­ten Gra­de in der Sei­ten­li­nie ver­wandt oder ver­schwä­gert ist.

46 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

47 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

48 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

49 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 34 Ablehnung  

Ein Rich­ter, Au­di­tor, Un­ter­su­chungs­rich­ter oder Ge­richts­schrei­ber kann von den Par­tei­en ab­ge­lehnt wer­den oder selbst sei­nen Aus­stand ver­lan­gen,

a.
wenn zwi­schen ihm und ei­ner Par­tei be­son­de­re Freund­schaft oder per­sön­­li­che Feind­schaft oder ein be­son­de­res Pflicht- oder Ab­hän­gig­keits­ver­hält­nis be­steht;
b.
wenn er aus an­dern Grün­den in der Sa­che be­fan­gen sein könn­te.
Art. 35 Anzeigepflicht  

Liegt bei ei­ner Ge­richts­per­son ein Aus­stands­grund nach den Ar­ti­keln 33 oder 34 vor, so hat sie die­sen dem Ge­richt mög­lichst früh­zei­tig, je­doch spä­tes­tens nach Er­öff­nung der Haupt­ver­hand­lung an­zu­zei­gen. Bei Ab­leh­nung (Art. 34) hat sie zu er­klä­ren, ob sie selbst ih­ren Aus­stand ver­lan­ge oder die Ab­leh­nung den Par­tei­en an­heim stel­le. Die Par­tei­en er­hal­ten ei­ne kur­ze Frist, um die Ab­leh­nung gel­tend zu ma­chen.

Art. 36 Ausstandsbegehren  

1 Will ei­ne Par­tei den Aus­stand (Art. 33 oder 34) ei­ner Ge­richts­per­son ver­lan­gen, so hat sie so­fort nach Ent­ste­hen oder Be­kannt wer­den des Aus­stands­grun­des dem zu­stän­di­gen Ge­richt ein Aus­stands­be­geh­ren zu stel­len.

2 Die den Aus­stand be­grün­den­den Tat­sa­chen sind im Be­geh­ren glaub­haft zu ma­chen. Die Ge­richts­per­son hat sich zu den vor­ge­brach­ten Aus­stands­grün­den zu äus­sern. Ein wei­te­res Be­weis­ver­fah­ren fin­det nicht statt.

3 Wer ein Aus­stands­be­geh­ren ver­spä­tet ein­reicht, kann ver­pflich­tet wer­den, die da­durch ver­ur­sach­ten Kos­ten zu tra­gen.

Art. 37 Entscheid  

1 Über den Aus­stand ent­schei­det bis zur ers­tin­stanz­li­chen Haupt­ver­hand­lung der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts, nach­her das zu­stän­di­ge Ge­richt.

2 Über den Aus­stand des Oberau­di­tors und sei­nes Stell­ver­tre­ters ent­schei­det der Bun­des­rat.

Dritter Abschnitt: Protokolle

Art. 38 Inhalt und Form  

1 Die Aus­sa­gen ein­ver­nom­me­ner Per­so­nen sind ih­rem we­sent­li­chen In­halt nach zu pro­to­kol­lie­ren, eben­so wich­ti­ge Fra­gen des Un­ter­su­chungs­rich­ters.

2 Am Schluss der Ein­ver­nah­me ist das Pro­to­koll von der ein­ver­nom­me­nen Per­son zu le­sen oder ihr vor­zu­le­sen. Dar­auf ist es mit all­fäl­li­gen Be­rich­ti­gun­gen und Er­gän­zun­gen von ihr, vom Un­ter­su­chungs­rich­ter und vom Pro­to­koll­füh­rer zu un­ter­zeich­nen.

3 Wird die Un­ter­zeich­nung des Pro­to­kolls ver­wei­gert oder kann sie aus an­de­ren Grün­den nicht er­fol­gen, so ist dies un­ter An­ga­be der Grün­de zu ver­mer­ken.

4 In Aus­nah­me­fäl­len kön­nen Aus­sa­gen mit Ein­wil­li­gung al­ler Be­tei­lig­ten nicht nur im Pro­to­koll, son­dern auch auf Ton­trä­gern fest­ge­hal­ten wer­den.

Art. 39 Hauptverhandlung  

1 Das Pro­to­koll über die Haupt­ver­hand­lung muss de­ren Gang und Er­geb­nis­se im We­sent­li­chen wie­der­ge­ben so­wie die im Lau­fe der Ver­hand­lung ge­stell­ten An­trä­ge, er­gan­ge­nen Ent­schei­de und den Ur­teilss­pruch ent­hal­ten.

2 Der Prä­si­dent ord­net von sich aus oder auf An­trag ei­ner Par­tei die voll­stän­di­ge Nie­der­schrift ei­ner Aus­sa­ge an, wenn ih­rem Wort­laut be­son­de­re Be­deu­tung zu­kommt.

3 Das Pro­to­koll der Haupt­ver­hand­lung wird vom Prä­si­den­ten und vom Ge­richts­schrei­ber un­ter­zeich­net. Im Üb­ri­gen gilt Ar­ti­kel 38.

Art. 40 Augenschein und Hausdurchsuchung  

1 Pro­to­kol­le über Au­gen­schei­ne und Haus­durch­su­chun­gen ha­ben de­ren Er­geb­nis ge­nau fest­ge­hal­ten so­wie Ort und Zeit der Durch­füh­rung und die Na­men der Per­so­nen an­zu­ge­ben, die dar­an teil­ge­nom­men ha­ben. Plä­ne, Fo­to­gra­fi­en und Zeich­nun­gen sind, wenn nö­tig, bei­zu­fü­gen.

2 Die Pro­to­kol­le wer­den von dem un­ter­zeich­net, der die Mass­nah­me durch­ge­führt hat.

Art. 41 Beschlagnahme und Verwahrung  

1 Über be­schlag­nahm­te oder ver­wahr­te Ge­gen­stän­de ist ein ge­nau­es Ver­zeich­nis auf­zu­neh­men und den Ak­ten bei­zu­fü­gen.

2 Das Ver­zeich­nis wird von dem un­ter­zeich­net, der die Mass­nah­me durch­ge­führt hat. Der bis­he­ri­ge In­ha­ber der Ge­gen­stän­de oder der nach Ar­ti­kel 66 Ab­satz 4 Bei­ge­zo­ge­ne muss durch Un­ter­schrift be­stä­ti­gen, dass das Ver­zeich­nis voll­stän­dig ist. Er er­hält ein Dop­pel.

Vierter Abschnitt: Entscheide und Akten

Art. 42 Entscheide  

1 Schrift­li­che Ent­schei­de sind zu be­grün­den und müs­sen das Rechts­mit­tel, die Rechts­mit­tel­in­stanz und die Rechts­mit­tel­frist nen­nen.

2 Ent­schei­de und de­ren Voll­zug sind in den Ak­ten fest­zu­hal­ten.

Art. 43 Verwaltung der Akten 50  

1 Das Oberau­di­to­rat be­treibt zur Ver­wal­tung der Ak­ten der Mi­li­tär­jus­tiz ein In­for­ma­ti­ons­sys­tem. Es ent­hält Da­ten von Per­so­nen, die von Un­ter­su­chun­gen oder Ver­fah­ren der Mi­li­tär­jus­tiz be­trof­fen sind, so­wie An­ga­ben über den Stand und die Er­le­di­gung der Un­ter­su­chun­gen und Ver­fah­ren.

2 Die Kanz­lei­en der Mi­li­tär­ge­rich­te ha­ben durch ein Ab­ruf­ver­fah­ren Zu­griff auf die Da­ten.

3 Nach Er­le­di­gung der Strafsa­che wer­den die Ak­ten in der Re­gel wäh­rend fünf Jah­ren beim Oberau­di­to­rat auf­be­wahrt. Da­nach wer­den sie dem Bun­de­sar­chiv über­lie­fert. Das Oberau­di­to­rat kann die ar­chi­vier­ten Ak­ten bei Be­darf zu­rück­ver­lan­gen.

50 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. V 1 des BG vom 24. März 2000 über die Schaf­fung und die An­pas­sung ge­setz­li­cher Grund­la­gen für die Be­ar­bei­tung von Per­so­nen­da­ten, in Kraft seit 1. Sept. 2000 (AS 2000 1891; BBl 1999 9005).

Art. 44 Rückgabe von Belegen  

Zu den Ak­ten ge­nom­me­ne Be­le­ge wer­den dem Be­rech­tig­ten in der Re­gel erst nach rechts­kräf­ti­ger Er­le­di­gung der Strafsa­che ge­gen Emp­fangs­schein zu­rück­ge­ge­ben.

Art. 45 Akteneinsicht  

1 Ge­rich­te und Ver­wal­tungs­be­hör­den kön­nen auf be­grün­de­tes Ge­such hin Ak­ten ei­ner rechts­kräf­tig er­le­dig­ten Strafsa­che ein­se­hen. Pri­vat­per­so­nen kann nur Ein­sicht ge­währt wer­den, wenn sie ein schutz­wür­di­ges In­ter­es­se glaub­haft ma­chen und die­sem kei­ne hö­hern In­ter­es­sen ent­ge­gen­ste­hen.

2 Der Oberau­di­tor ent­schei­det über die Ge­wäh­rung der Ein­sicht und de­ren Um­fang.

Fünfter Abschnitt: Fristen

Art. 46 Berechnung, Wahrung und Erstreckung  

1 Be­rech­net sich die Frist nach Ta­gen, so be­ginnt sie am Ta­ge nach der Mit­tei­lung. Fällt der letz­te Tag auf einen Sams­tag, einen Sonn­tag oder einen am Wohn­ort der Par­tei oder ih­res Ver­tre­ters vom kan­to­na­len Recht an­er­kann­ten Fei­er­tag, so en­digt die Frist am nächs­ten Werk­tag.

2 Schrift­li­che Ein­ga­ben müs­sen spä­tes­tens am letz­ten Tag der Frist an die zu­stän­di­ge Stel­le ge­langt oder der schwei­ze­ri­schen Post über­ge­ben wor­den sein. In Haft­fäl­len ge­nügt die frist­ge­rech­te Über­ga­be an den Ge­fäng­nis­wär­ter, der für die Wei­ter­lei­tung be­sorgt ist.

3 Die Frist gilt auch dann als ge­wahrt, wenn ei­ne Ein­ga­be recht­zei­tig bei ei­ner un­zu­stän­di­gen schwei­ze­ri­schen Dienst- oder Amts­stel­le ein­ge­reicht wur­de. Die Ein­ga­be ist un­ver­züg­lich an die zu­stän­di­ge Stel­le wei­ter­zu­lei­ten.

4 Die vom Ge­setz be­stimm­ten Fris­ten sind nicht er­streck­bar. Rich­ter­lich be­stimm­te Fris­ten kön­nen auf be­grün­de­tes Ge­such hin, das vor Ab­lauf der Frist zu stel­len ist, er­streckt wer­den.

Art. 47 Wiederherstellung  

1 Ei­ne Frist kann wie­der­her­ge­stellt wer­den, wenn sie der Ge­such­stel­ler oder sein Ver­tre­ter un­ver­schul­det nicht ein­hal­ten konn­te.

2 Das be­grün­de­te Ge­such ist in­nert zehn Ta­gen nach Weg­fall des Hin­der­nis­ses schrift­lich un­ter An­ga­be der Be­weis­mit­tel ein­zu­rei­chen. Die ver­säum­te Rechts­hand­lung muss in­ner­halb die­ser Frist nach­ge­holt wer­den.

3 Über das Ge­such ent­schei­det die in der Sa­che zu­stän­di­ge Stel­le.

4 Ge­gen den ab­leh­nen­den Ent­scheid kann in­nert zehn Ta­gen von der schrift­li­chen Mit­tei­lung an Be­schwer­de ge­führt wer­den:

a.
ge­gen Ent­schei­de des Un­ter­su­chungs­rich­ters beim Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­ge­richts;
b.
ge­gen Ent­schei­de des Mi­li­tär­ge­richts oder sei­nes Prä­si­den­ten beim Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richt;
c.
ge­gen Ent­schei­de des Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts oder sei­nes Prä­si­den­ten beim Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt.

Sechster Abschnitt: Öffentlichkeit und Sitzungspolizei

Art. 48 Öffentlichkeit  

1 Die Ver­hand­lun­gen vor den Mi­li­tär­ge­rich­ten sind öf­fent­lich, nicht aber die Be­ra­tun­gen und Ab­stim­mun­gen.

2 Das Ge­richt kann die Öf­fent­lich­keit aus­sch­lies­sen, so­weit ei­ne Ge­fähr­dung der Lan­des­ver­tei­di­gung, der Staats­si­cher­heit, der öf­fent­li­chen Ord­nung oder der Sitt­lich­keit zu be­fürch­ten ist oder das In­ter­es­se ei­nes Be­tei­lig­ten es er­for­dert. Es schliesst die Öf­fent­lich­keit von den Ver­hand­lun­gen aus, wenn über­wie­gen­de In­ter­es­sen des Op­fers dies er­for­dern.51 Das Op­fer ei­ner Straf­tat ge­gen die se­xu­el­le In­te­gri­tät kann ver­lan­gen, dass das Ge­richt die Öf­fent­lich­keit von den Ver­hand­lun­gen aus­sch­liesst.52

3 Das Ur­teil wird öf­fent­lich ver­kün­det.

4 Bild- und Ton­auf­nah­men im Ge­richts­saal sind ver­bo­ten. Das Ge­richt kann Aus­nah­men be­schlies­sen.

51 Fas­sung zwei­ter Satz ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

52 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 2 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 23. März 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2009 (AS 2008 1607; BBl 2005 7165).

Art. 49 Sitzungspolizei  

1 Der Prä­si­dent des Ge­richts sorgt für Ru­he und Ord­nung in der Ver­hand­lung. Er kann Ru­he­stö­rer weg­wei­sen, den Sit­zungs­saal räu­men und Wi­der­setz­li­che bis zum Schluss der Sit­zung in po­li­zei­li­chen Ge­wahr­sam neh­men las­sen.

2 Das Ge­richt kann den­je­ni­gen, der sich in der Sit­zung un­ge­bühr­lich ver­hält oder An­ord­nun­gen des Prä­si­den­ten miss­ach­tet, mit ei­ner Ord­nungs­bus­se bis zu 500 Fran­ken be­stra­fen.53 Dies schliesst ei­ne Ver­fol­gung für Straf­ta­ten nicht aus.

3 Dem Un­ter­su­chungs­rich­ter ste­hen die glei­chen Be­fug­nis­se zu. Er kann ei­ne Ord­nungs­bus­se bis zu 200 Fran­ken ver­hän­gen.54

53 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

54 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 50 Sitzungslokal; Vollzugsorgan  

1 Die Kan­to­ne und Ge­mein­den stel­len den Mi­li­tär­ge­rich­ten an den Sit­zungs­or­ten die er­for­der­li­chen Räu­me un­ent­gelt­lich zur Ver­fü­gung. Be­son­de­re Aus­la­gen wer­den vom Bund er­setzt.

2 Die am Sit­zungs­ort zu­stän­di­ge Po­li­zei­be­hör­de stellt auf Er­su­chen des Prä­si­den­ten des Ge­richts die nö­ti­gen Or­ga­ne für den Voll­zug sei­ner An­ord­nun­gen zur Ver­fü­gung, ins­be­son­de­re für die Vor­füh­rung von An­ge­klag­ten und für die Auf­recht­erhal­tung von Ru­he und Ord­nung.

Siebenter Abschnitt: Einvernahme des Beschuldigten; freies Geleit

Art. 51 Vorladung  

1 Der Be­schul­dig­te wird zur Ein­ver­nah­me in der Re­gel schrift­lich vor­ge­la­den. Er ist auf die ge­setz­li­chen Fol­gen des Aus­blei­bens auf­merk­sam zu ma­chen.

2 Die Vor­la­dung wird durch die Schwei­ze­ri­sche Post, durch einen An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee oder nö­ti­gen­falls durch Ver­mitt­lung ei­ner zi­vi­len Be­hör­de zu­ge­stellt.55

3 Leis­tet der Be­schul­dig­te der Vor­la­dung kei­ne Fol­ge, so kann er vor­ge­führt wer­den. Der Vor­füh­rungs­be­fehl ist in der Re­gel schrift­lich zu er­tei­len.

55 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 9 des Po­st­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 30. April 1997, in Kraft seit 1. Jan. 1998 (AS 1997 2465; BBl 1996 III 1306).

Art. 52 Durchführung  

1 Dem Be­schul­dig­ten wird mit­ge­teilt, wel­cher Tat er be­schul­digt wird. Er wird auf­ge­for­dert, sich über die Be­schul­di­gung aus­zu­spre­chen so­wie Tat­sa­chen und Be­weis­mit­tel zu sei­ner Ver­tei­di­gung an­zu­füh­ren. Zur Er­gän­zung, Er­läu­te­rung oder Be­rich­ti­gung der Aus­sa­ge und zur Be­sei­ti­gung von Wi­der­sprü­chen wer­den ent­spre­chen­de Fra­gen ge­stellt.

2 Die per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se des Be­schul­dig­ten wer­den mit al­ler Sorg­falt ab­ge­klärt.

3 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter geht al­len be­las­ten­den und ent­las­ten­den Um­stän­den mit glei­cher Sorg­falt nach.

4 Auch bei ei­nem Ge­ständ­nis wer­den die nä­hern Um­stän­de und die Be­weg­grün­de der Tat ab­ge­klärt.

5 Zwang, Dro­hung, Ver­spre­chun­gen, un­wah­re An­ga­ben und ver­fäng­li­che Fra­gen sind un­ter­sagt.

6 Wei­gert sich der Be­schul­dig­te aus­zu­sa­gen, so wird das Ver­fah­ren oh­ne Rück­sicht dar­auf wei­ter­ge­führt.

Art. 53 Freies Geleit  

1 Der Prä­si­dent des Ge­richts kann ei­nem lan­des­ab­we­sen­den Be­schul­dig­ten oder ei­nem in Ab­we­sen­heit Ver­ur­teil­ten frei­es Ge­leit er­tei­len. Die­ses kann an be­stimm­te Be­din­gun­gen ge­knüpft wer­den.

2 Das freie Ge­leit er­lischt, wenn der Be­schul­dig­te oder der in Ab­we­sen­heit Ver­ur­teil­te im or­dent­li­chen Ver­fah­ren zu ei­ner un­be­ding­ten Frei­heits­s­tra­fe ver­ur­teilt wird oder die auf­er­leg­ten Be­din­gun­gen nicht er­füllt hat.

3 Auf die­se Rechts­fol­gen ist der Be­schul­dig­te oder Ver­ur­teil­te bei Er­tei­lung des frei­en Ge­leits auf­merk­sam zu ma­chen.

Achter Abschnitt: Anhaltung; Vorläufige Festnahme; Untersuchungs- und Sicherheitshaft 56

56 Fassung gemäss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 54 Allgemeines Anhaltungsrecht 57  

1 Je­de Per­son ist be­rech­tigt, ei­ne an­de­re Per­son an­zu­hal­ten:

a.
die sie bei ei­nem Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen auf fri­scher Tat er­tappt;
b.
die sie un­mit­tel­bar nach Be­ge­hung ei­ner sol­chen Tat an­trifft;
c.
die zur Ver­haf­tung aus­ge­schrie­ben ist.

2 Die an­ge­hal­te­ne Per­son ist un­ver­züg­lich der nächs­ten Trup­pe oder der Po­li­zei zu über­ge­ben. Nach Durch­füh­rung der nö­ti­gen Ab­klä­run­gen ist sie so­fort zu ent­las­sen, so­fern nicht die Vor­aus­set­zun­gen der vor­läu­fi­gen Fest­nah­me er­füllt sind.

57 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 54a Polizeiliche Anhaltung 58  

1 Zi­vi­le und mi­li­tä­ri­sche Po­li­zei­or­ga­ne kön­nen bei Ver­dacht ei­ner straf­ba­ren Hand­lung ei­ne Per­son an­hal­ten, ih­re Iden­ti­tät fest­stel­len und ab­klä­ren, ob nach ihr, nach Fahr­zeu­gen oder nach an­dern Sa­chen, die sich in ih­rem Ge­wahr­sam be­fin­den, ge­fahn­det wird.

2 Zi­vi­le und mi­li­tä­ri­sche Po­li­zei­or­ga­ne ha­ben je­de Per­son an­zu­hal­ten, die in ih­rer Ge­gen­wart ei­ne straf­ba­re Hand­lung ver­übt oder un­mit­tel­bar da­nach an­ge­trof­fen wird. Bei Flucht­ge­fahr kön­nen sie fer­ner Per­so­nen an­hal­ten, wel­che auf Grund ei­ge­ner Wahr­neh­mung, aus­ge­schrie­be­ner Fahn­dun­gen oder glaub­wür­di­ger Mit­tei­lung Drit­ter ei­ner straf­ba­ren Hand­lung ver­däch­tig sind.

3 Die an­ge­hal­te­ne Per­son muss auf Ver­lan­gen ih­re Per­so­na­li­en an­ge­ben, Aus­weis­pa­pie­re vor­le­gen, Sa­chen in ih­rem Ge­wahr­sam vor­zei­gen und zu die­sem Zweck Fahr­zeu­ge und Be­hält­nis­se öff­nen.

4 Zi­vi­le und mi­li­tä­ri­sche Po­li­zei­or­ga­ne kön­nen An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee zur Mit­wir­kung bei der An­hal­tung ei­ner auf fri­scher Tat er­tapp­ten Per­son auf­for­dern.

58 Ein­ge­fügt durch Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 55 Vorläufige Festnahme 59  

1 Vor­ge­setz­te al­ler Stu­fen so­wie zi­vi­le und mi­li­tä­ri­sche Po­li­zei­or­ga­ne kön­nen ei­ne Per­son vor­läu­fig fest­neh­men, wenn sich auf Grund der Er­mitt­lun­gen und nach der Be­fra­gung er­gibt, dass die Vor­aus­set­zun­gen der Un­ter­su­chungs­haft nach Ar­ti­kel 56 vor­lie­gen.

2 Über je­de Fest­nah­me ist un­ver­züg­lich ein Pro­to­koll auf­zu­neh­men. Das Pro­to­koll ent­hält min­des­tens die Per­so­na­li­en der fest­ge­nom­me­nen Per­son und all­fäl­li­ger Aus­kunfts­per­so­nen so­wie Grund, Ort und Zeit der Fest­nah­me.

3 Die fest­ge­nom­me­ne Per­son ist be­rech­tigt, um­ge­hend ih­re An­ge­hö­ri­gen zu be­nach­rich­ti­gen oder be­nach­rich­ti­gen zu las­sen und einen Rechts­bei­stand über die vor­läu­fi­ge Fest­nah­me und de­ren Grün­de zu ori­en­tie­ren.

4 Für die Ent­schä­di­gung für un­zu­läs­si­ge vor­läu­fi­ge Fest­nah­me gilt Ar­ti­kel 117 Ab­satz 3 sinn­ge­mä­ss.

59 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 55a Dauer der vorläufigen Festnahme 60  

1 Die vor­läu­fi­ge Fest­nah­me darf vom Zeit­punkt der An­hal­tung an ge­rech­net 24 Stun­den nicht über­schrei­ten.

2 Er­gibt sich wäh­rend der Dau­er der vor­läu­fi­gen Fest­nah­me, dass de­ren Vor­aus­set­zun­gen nicht mehr er­füllt sind, so ist die be­trof­fe­ne Per­son zu ent­las­sen. An­dern­falls ist sie vor Ab­lauf die­ser Frist vom zu­stän­di­gen mi­li­tä­ri­schen Un­ter­su­chungs­rich­ter per­sön­lich ein­zu­ver­neh­men. Die­ser hat dar­über zu be­fin­den, ob die vor­läu­fi­ge Fest­nah­me auf­ge­ho­ben oder die Per­son in Un­ter­su­chungs­haft ge­setzt wer­den soll.

60 Ein­ge­fügt durch Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 56 Untersuchungs- und Sicherheitshaft  

Ge­gen den Be­schul­dig­ten, ge­gen den die Vor­un­ter­su­chung an­ge­ord­net wur­de, darf ein Haft­be­fehl nur er­las­sen wer­den, wenn er ei­nes Ver­bre­chens oder Ver­ge­hens drin­gend ver­däch­tig ist und Grund zur An­nah­me be­steht:61

a.62
dass er sich der Straf­ver­fol­gung oder der zu er­war­ten­den Sank­ti­on durch Flucht ent­zie­hen wür­de;
b.
dass er Spu­ren der Tat ver­nich­ten, Be­weis­mit­tel bei­sei­te schaf­fen oder ver­än­dern oder Zeu­gen, Mit­be­schul­dig­te oder Aus­kunfts­per­so­nen zu falschen Aus­sa­gen ver­lei­ten oder sonst den Zweck der Un­ter­su­chung ge­fähr­den wür­de oder
c.
dass er, in Frei­heit be­las­sen, sei­ne straf­ba­re Tä­tig­keit fort­set­zen wür­de.

2 Das Op­fer wird über die An­ord­nung und die Auf­he­bung der Un­ter­su­chungs- oder der Si­cher­heits­haft so­wie über ei­ne Flucht des Be­schul­dig­ten ori­en­tiert, es sei denn, es ha­be aus­drück­lich dar­auf ver­zich­tet. Die Ori­en­tie­rung über die Auf­he­bung der Haft kann un­ter­blei­ben, wenn der Be­schul­dig­te da­durch ei­ner ernst­haf­ten Ge­fahr aus­ge­setzt wür­de.63

61 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 7 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

62 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 7 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

63 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 4 des BG vom 26. Sept. 2014 über das In­for­ma­ti­ons­recht des Op­fers, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 1623; BBl 2014 889913).

Art. 57 Haftbefehl  

1 Die Ver­haf­tung des Be­schul­dig­ten er­folgt auf­grund ei­nes schrift­li­chen Haft­be­fehls des Un­ter­su­chungs­rich­ters oder nach Ab­schluss der Vor­un­ter­su­chung des Prä­si­den­ten des zu­stän­di­gen Ge­richts.

2 Der Haft­be­fehl ent­hält:

a.
die Per­so­na­li­en des Be­schul­dig­ten;
b.
die ihm vor­ge­wor­fe­ne straf­ba­re Hand­lung;
c.
den Grund der Ver­haf­tung;
d.
die Rechts­mit­tel­be­leh­rung.

3 Der Haft­be­fehl ist dem Be­schul­di­gen bei der Ver­haf­tung be­kannt zu ge­ben un­ter Aus­hän­di­gung ei­nes Dop­pels ge­gen Emp­fangs­be­stä­ti­gung.

4 Der Ver­haf­te­te ist un­ver­züg­lich dem Rich­ter zu­zu­füh­ren.

Art. 58 Fahndung  

1 Kann der Haft­be­fehl nicht voll­zo­gen wer­den, so wird die Fahn­dung an­ge­ord­net. Der Haft­be­fehl kann öf­fent­lich be­kannt ge­macht wer­den. Da­bei wird an­ge­ge­ben, wem der Ver­haf­te­te zu­zu­füh­ren ist.

2 Die Po­li­zei­or­ga­ne ha­ben bei der Fahn­dung mit­zu­wir­ken.

3 Bei schwe­ren Straf­ta­ten kann die Be­kannt­ga­be durch Pres­se, Ra­dio oder Fern­se­hen an­ge­ord­net wer­den.

Art. 59 Erste Einvernahme; Haftdauer  

1 Der Ver­haf­te­te ist spä­tes­tens am ers­ten Werk­tag, nach dem er dem Rich­ter zu­ge­führt wur­de, über den Ge­gen­stand der Be­schul­di­gung ein­zu­ver­neh­men und auf sein Recht, je­der­zeit ein Haft­ent­las­sungs­ge­such ein­zu­rei­chen, auf­merk­sam zu ma­chen.

2 Die Un­ter­su­chungs­haft darf nicht län­ger als 14 Ta­ge dau­ern. Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts kann je­doch auf be­grün­de­tes Ge­such des Un­ter­su­chungs­rich­ters hin ei­ne oder meh­re­re Haft­ver­län­ge­run­gen von je­weils höchs­tens ei­nem Mo­nat be­wil­li­gen. Haf­ter­stre­ckungs­ver­fü­gun­gen sind dem Ver­haf­te­ten durch Zu­stel­lung ei­nes Dop­pels zu er­öff­nen.

3 So­bald kein Ver­haf­tungs­grund mehr be­steht, ist der Ver­haf­te­te frei­zu­las­sen.

Art. 60 Sicherheitshaft nach der Verurteilung  

Wird ge­gen ein Ur­teil ein Rechts­mit­tel ein­ge­reicht, so ent­schei­det über die Anord­nung oder Fort­dau­er der Si­cher­heits­haft der Prä­si­dent des Ge­richts, wel­ches das Ur­teil ge­fällt hat. Sind die Ak­ten an die Rechts­mit­tel­in­stanz wei­ter­ge­lei­tet, so ent­schei­det de­ren Prä­si­dent.

Art. 61 Freiheitsbeschränkung  

Der Ver­haf­te­te darf in sei­ner Frei­heit nicht wei­ter be­schränkt wer­den, als es der Zweck der Haft oder die Auf­recht­er­hal­tung der Ord­nung im Ge­fäng­nis er­for­dert.

Neunter Abschnitt: Untersuchungsmassnahmen

Art. 62 Anordnung  

Die An­ord­nung von Un­ter­su­chungs­mass­nah­men steht dem Un­ter­su­chungs­rich­ter und, nach Ab­schluss der Vor­un­ter­su­chung, dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­ge­richts oder des Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts zu. Mit der Durch­füh­rung kann die kan­to­na­le ge­richt­li­che Po­li­zei be­auf­tragt wer­den.

Art. 63 Beschlagnahme  

1 Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te, die als Be­weis­mit­tel für die Un­ter­su­chung von Be­deu­tung sind oder der Ein­zie­hung un­ter­lie­gen, sind zu be­schlag­nah­men und zu ver­wah­ren oder in an­de­rer Wei­se si­cher­zu­stel­len.

2 Ge­gen­stän­de und Un­ter­la­gen aus dem Ver­kehr ei­ner Per­son mit ih­rem An­walt dür­fen nicht be­schlag­nahmt wer­den, so­fern die­ser nach dem An­walts­ge­setz vom 23. Ju­ni 200064 zur Ver­tre­tung vor schwei­ze­ri­schen Ge­rich­ten be­rech­tigt ist und im glei­chen Sach­zu­sam­men­hang nicht sel­ber be­schul­digt ist.65

64 SR 935.61

65 Ein­ge­fügt durch Ziff. I 8 des BG vom 28. Sept. 2012 über die An­pas­sung von ver­fah­rens­recht­li­chen Be­stim­mun­gen zum an­walt­li­chen Be­rufs­ge­heim­nis, in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2013 847; BBl 2011 8181).

Art. 64 Herausgabe von beschlagnahmten Gegenständen und Vermögens­werten  

Wer einen mit Be­schlag be­leg­ten Ge­gen­stand oder Ver­mö­gens­wert in sei­nem Ge­wahr­sam hat, ist ver­pflich­tet, die­sen auf Ver­lan­gen her­aus­zu­ge­ben. Ver­wei­gert er die Her­aus­ga­be, so wird er da­zu ge­zwun­gen.

Art. 65 Körperliche Untersuchung, Blutprobe, Abklärung des Geisteszustan­des 66  

1 Zur Ab­klä­rung ei­ner Straf­tat kön­nen ei­ne kör­per­li­che Un­ter­su­chung des Be­schul­dig­ten oder Ver­däch­ti­gen und die Ent­nah­me ei­ner Blut­pro­be durch einen Arzt an­ge­ord­net wer­den.

2 Ge­gen­über ei­nem Drit­ten kön­nen sol­che Mass­nah­men oh­ne sei­ne Ein­wil­li­gung nur aus wich­ti­gen Grün­den an­ge­ord­net wer­den.

3 Zur Ab­klä­rung sei­nes Geis­tes­zu­stan­des kann der Be­schul­dig­te in ei­ne ge­eig­ne­te An­stalt ein­ge­wie­sen wer­den. Der Auf­ent­halt in die­ser An­stalt gilt als Un­ter­su­chungs­haft.

66Ge­mä­ss Ziff. IV 2 des BG vom 23. März 1979 über den Schutz der per­sön­li­chen Ge­heim­sphä­re (AS 1979 1170; BBl 1976 I 529II 1569) er­hiel­ten die ur­sprüng­li­chen Art. 66–70 die Num­mern 65–69.

Art. 66 Durchsuchung von Wohnungen und Personen  

1 Die Durch­su­chung ei­ner Woh­nung, an­de­rer Räu­me oder un­mit­tel­bar zu ei­nem Haus ge­hö­ren­der um­frie­de­ter Lie­gen­schaf­ten kann je­der­zeit an­ge­ord­net wer­den, wenn zu ver­mu­ten ist, dass sich der Be­schul­dig­te oder Ver­däch­ti­ge dar­in ver­bor­gen hält oder dass sich Be­weis­ge­gen­stän­de oder Spu­ren der straf­ba­ren Hand­lung dar­in be­fin­den.

2 Der Be­schul­dig­te oder Ver­däch­ti­ge darf eben­falls durch­sucht wer­den.

3 Zur Nacht­zeit darf die Durch­su­chung nur bei un­mit­tel­ba­rer Ge­fahr vor­ge­nom­men wer­den.

4 Der In­ha­ber der Räu­me oder Ge­gen­stän­de wird zur Durch­su­chung bei­ge­zo­gen. Ist er ab­we­send, so ist bei An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee ein Dienst­ka­me­rad, bei Zi­vil­per­so­nen ein er­wach­se­ner An­ge­hö­ri­ger oder Haus­ge­nos­se bei­zu­zie­hen.67

5 Fin­det die Durch­su­chung bei ei­ner Zi­vil­per­son statt, so ist wenn mög­lich ei­ne Amts­per­son der Ge­mein­de oder des Kan­tons bei­zu­zie­hen.

67 Fas­sung des zwei­ten Sat­zes ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 67 Privat- oder Berufsgeheimnis  

1 Die Durch­su­chung von Schrift­stücken, Bild- und Ton­trä­gern ist mit grös­ster Scho­nung des Pri­vat­ge­heim­nis­ses und un­ter Be­ach­tung des Be­rufs­ge­heim­nis­ses im Sin­ne von Ar­ti­kel 75 Buch­sta­be b durch­zu­füh­ren.

2 Ins­be­son­de­re sol­len sie nur durch­sucht wer­den, wenn an­zu­neh­men ist, dass sich sol­che dar­un­ter be­fin­den, die für die Un­ter­su­chung von Be­deu­tung sind.

3 Dem In­ha­ber von Schrift­stücken, Bild- und Ton­trä­gern ist wenn mög­lich Ge­le­gen­heit zu ge­ben, sich vor der Durch­su­chung über ih­ren In­halt aus­zu­spre­chen. Er­hebt er ge­gen die Durch­su­chung Ein­spruch, so wer­den sie ver­sie­gelt und ver­wahrt. In die­sem Fal­le ent­schei­det über die Zu­läs­sig­keit der Durch­su­chung bis zur Haupt­ver­hand­lung der Prä­si­dent des zu­stän­di­gen Mi­li­tär­ge­richts, im Haupt­ver­fah­ren das Ge­richt. Der Ent­scheid ist end­gül­tig.

Art. 68 Rückgabe oder Verwertung von beschlagnahmten Gegenständen und Vermögenswerten 68  

1Be­schlag­nahm­te Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te sind, so­bald sie für das Straf­ver­fah­ren nicht mehr be­nö­tigt wer­den und so­fern sie nicht der Ein­zie­hung un­ter­lie­gen, dem Be­rech­tig­ten zu­rück­zu­ge­ben.

2 Die nach den Ar­ti­keln 51, 51a und 52 des MStG69 ein­ge­zo­ge­nen Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te, die auf­zu­be­wah­ren, zu ver­wer­ten oder un­brauch­bar zu ma­chen sind, lie­fert der Rich­ter nach rechts­kräf­ti­ger Er­le­di­gung des Fal­les der zu­stän­di­gen Stel­le ab.

3 Die zu­stän­di­ge Stel­le sorgt für die Ver­wer­tung, so­fern in­nert der Frist von Ar­ti­kel 42 Zif­fer 1 des MStG kei­ne An­sprü­che Drit­ter gel­tend ge­macht wor­den sind. Dem Ver­der­ben oder ei­ner ra­schen Wert­ver­min­de­rung aus­ge­setz­te Ge­gen­stän­de und Ver­mö­gens­wer­te wer­den recht­zei­tig ver­wer­tet. Der Er­lös wird wäh­rend der ge­nann­ten Frist zur Ver­fü­gung der an­spruchs­be­rech­tig­ten Drit­ten ge­hal­ten.

4 Sind an­spruchs­be­rech­tig­te Drit­te nicht an­ders zu er­mit­teln, so kann die zu­stän­di­ge Stel­le ei­ne ein­ma­li­ge Aus­schrei­bung im Bun­des­blatt ver­an­las­sen.

68 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 1 des BG vom 21. März 2003, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2006 3389; BBl 19991979).

69 SR 321.0

Art. 69 Autopsie, Exhumierung  

Aus zwin­gen­den Grün­den kön­nen die Au­top­sie, der Auf­schub der Be­stat­tung, die Aus­gra­bung des Leich­nams oder die Öff­nung der Aschenur­ne an­ge­ord­net wer­den.

Zehnter Abschnitt: Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs70

70Eingefügt durch Ziff. IV 3 des BG vom 23. März 1979 über den Schutz der persönlichen Geheimsphäre (AS 1979 1170; BBl 1976 I 529II 1569). Fassung gemäss Anhang 1 Ziff. II 12 der Strafprozessordnung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 70 Voraussetzungen  

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter kann den Post- und den Fern­mel­de­ver­kehr über­wa­chen las­sen, wenn:

a.
der drin­gen­de Ver­dacht be­steht, ei­ne in Ab­satz 2 ge­nann­te Straf­tat sei be­gan­gen wor­den;
b.
die Schwe­re der Straf­tat die Über­wa­chung recht­fer­tigt; und
c.
die bis­he­ri­gen Un­ter­su­chungs­hand­lun­gen er­folg­los ge­blie­ben sind oder die Er­mitt­lun­gen sonst aus­sichts­los wä­ren oder un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wür­den.

2 Die Über­wa­chung kann zur Ver­fol­gung der in den fol­gen­den Ar­ti­keln des MStG71 auf­ge­führ­ten Straf­ta­ten an­ge­ord­net wer­den: Ar­ti­kel 86, 86a, 103 Zif­fer 1, 106 Ab­sät­ze 1 und 2, 108–114a, 115, 116, 121, 130–132, 134 Ab­satz 3, 135 Ab­sät­ze 1, 2 und 4, 137a, 137b, 141, 142, 151a–151d, 155, 156, 160 Ab­sät­ze 1 und 2, 161 Zif­fer 1, 162, 164–169, 169a Zif­fer 1, 170 Ab­satz 1, 171b, 172 und 177.72

3 Wird die Be­ur­tei­lung ei­ner der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen­den Straf­tat der mi­li­tä­ri­schen Ge­richts­bar­keit über­tra­gen, so kann die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs auch zur Ver­fol­gung der in Ar­ti­kel 269 Ab­satz 2 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Ok­to­ber 200773 (StPO) auf­ge­führ­ten Straf­ta­ten an­ge­ord­net wer­den.

71 SR 321.0

72 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 2 Ziff. 4 des BB vom 18. Dez. 2015 über die Ge­neh­mi­gung und die Um­set­zung des In­ter­na­tio­na­len Über­ein­kom­mens zum Schutz al­ler Per­so­nen vor dem Ver­schwin­den­las­sen, in Kraft seit 1. Jan. 2017 (AS 2016 4687; BBl 2014 453).

73 SR 312.0

Art. 70bis Einsatz von besonderen technischen Geräten zur Überwachung des Fernmeldeverkehrs 74  

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter kann den Ein­satz be­son­de­rer tech­ni­scher Ge­rä­te zur Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs an­ord­nen, um Ge­sprä­che mit­zu­hö­ren oder auf­zu­neh­men oder ei­ne Per­son oder Sa­che zu iden­ti­fi­zie­ren oder de­ren Stand­ort zu er­mit­teln, wenn:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen von Ar­ti­kel 70 er­füllt sind;
b.
die bis­he­ri­gen Mass­nah­men zur Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs nach Ar­ti­kel 70 er­folg­los ge­blie­ben sind oder die Über­wa­chung mit die­sen Mass­nah­men aus­sicht­los wä­re oder un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wür­de;
c.
die für den Ein­satz die­ser Ge­rä­te auf­grund des Fern­mel­de­rechts nö­ti­gen Be­wil­li­gun­gen zum Zeit­punkt des Ein­sat­zes vor­lie­gen.

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter führt ei­ne Sta­tis­tik über die­se Über­wa­chun­gen. Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

74 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

Art. 70ter Einsatz von besonderen Informatikprogrammen zur Überwachung des Fernmeldeverkehrs 75  

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter kann das Ein­schleu­sen von be­son­de­ren In­for­ma­tik­pro­gram­men in ein Da­ten­ver­ar­bei­tungs­sys­tem an­ord­nen, um den In­halt der Kom­mu­ni­ka­ti­on und die Rand­da­ten des Fern­mel­de­ver­kehrs in un­ver­schlüs­sel­ter Form ab­zu­fan­gen und aus­zu­lei­ten, wenn:

a.
die Be­din­gun­gen von Ar­ti­kel 70 Ab­sät­ze 1 und 3 er­füllt sind;
b.
es sich um die Ver­fol­gung ei­ner in Ar­ti­kel 73a Ab­satz 1 Buch­sta­be a ge­nann­ten Straf­tat han­delt oder, wenn die Be­ur­tei­lung ei­ner der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen­den straf­ba­ren Hand­lung der mi­li­tä­ri­schen Ge­richts­bar­keit über­tra­gen wor­den ist, es sich um die Ver­fol­gung ei­ner in Ar­ti­kel 286 Ab­satz 2 StPO76 ge­nann­ten Straf­tat han­delt;
c.
die bis­he­ri­gen Mass­nah­men zur Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs nach Ar­ti­kel 70 er­folg­los ge­blie­ben sind oder die Über­wa­chung mit die­sen Mass­nah­men aus­sicht­los wä­re oder un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wür­de.

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter be­zeich­net in der Über­wa­chungs­an­ord­nung:

a.
die ge­wünsch­ten Da­ten­ty­pen; und
b.
die nicht öf­fent­li­chen Räum­lich­kei­ten, in die al­len­falls ein­ge­drun­gen wer­den muss, um be­son­de­re In­for­ma­tik­pro­gram­me in das be­tref­fen­de Da­ten­ver­ar­bei­tungs­sys­tem ein­zu­schleu­sen.

3 Durch Ab­satz 1 nicht ge­deck­te Da­ten, die beim Ein­satz sol­cher In­for­ma­tik­pro­gram­me ge­sam­melt wer­den, sind so­fort zu ver­nich­ten. Durch sol­che Da­ten er­lang­te Er­kennt­nis­se dür­fen nicht ver­wer­tet wer­den.

4 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter führt ei­ne Sta­tis­tik über die­se Über­wa­chun­gen. Der Bun­des­rat re­gelt die Ein­zel­hei­ten.

75 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

76 SR 312.0

Art. 70quater Anforderungen an die besonderen Informatikprogramme zur Überwachung des Fernmeldeverkehrs 77  

1 Es dür­fen nur be­son­de­re In­for­ma­tik­pro­gram­me ein­ge­setzt wer­den, wel­che die Über­wa­chung lücken­los und un­ver­än­der­bar pro­to­kol­lie­ren. Das Pro­to­koll ge­hört zu den Ver­fah­rens­ak­ten.

2 Die Aus­lei­tung aus dem über­wach­ten Da­ten­ver­ar­bei­tungs­sys­tem bis zum zu­stän­di­gen Un­ter­su­chungs­rich­ter er­folgt ge­si­chert.

3 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter stellt si­cher, dass der Quell­co­de über­prüft wer­den kann zwecks Prü­fung, dass das Pro­gramm nur über ge­setz­lich zu­läs­si­ge Funk­tio­nen ver­fügt.

77 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

Art. 70a Gegenstand der Überwachung  

Es dür­fen Post- und Fern­mel­de­ver­kehr fol­gen­der Per­so­nen über­wacht wer­den:78

a.
der be­schul­dig­ten Per­son;
b.
von Dritt­per­so­nen, wenn auf­grund be­stimm­ter Tat­sa­chen an­ge­nom­men wer­den muss, dass:
1.79
die be­schul­dig­te Per­son die Po­st­adres­se oder den Fern­mel­de­dienst der Dritt­per­son be­nutzt, oder
2.
die Dritt­per­son für die be­schul­dig­te Per­son be­stimm­te Mit­tei­lun­gen ent­ge­gen­nimmt oder von die­ser stam­men­de Mit­tei­lun­gen an ei­ne wei­te­re Per­son wei­ter­lei­tet.

78 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

79 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

Art. 70b Schutz von Berufsgeheimnissen 80  

1 Bei der Über­wa­chung ei­ner Per­son, die ei­ner in Ar­ti­kel 75 Buch­sta­be b ge­nann­ten Be­rufs­grup­pe an­ge­hört, sind In­for­ma­tio­nen, die mit dem Ge­gen­stand der Er­mitt­lun­gen und dem Grund, aus dem die­se Per­son über­wacht wird, nicht in Zu­sam­men­hang ste­hen, un­ter der Lei­tung des Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­ge­richts aus­zu­son­dern. Da­bei dür­fen dem Un­ter­su­chungs­rich­ter kei­ne Be­rufs­ge­heim­nis­se zur Kennt­nis ge­lan­gen. Die aus­ge­son­der­ten Da­ten sind so­fort zu ver­nich­ten; sie dür­fen im Straf­ver­fah­ren nicht ver­wen­det wer­den.

2 In­for­ma­tio­nen nach Ab­satz 1 müs­sen nicht vor­gän­gig aus­ge­son­dert wer­den, wenn:

a.
der drin­gen­de Tat­ver­dacht ge­gen die Trä­ge­rin oder den Trä­ger des Be­rufs­ge­heim­nis­ses sel­ber be­steht; und
b.
be­son­de­re Grün­de es er­for­dern.

3 Bei der Über­wa­chung an­de­rer Per­so­nen sind, so­bald fest­steht, dass die­se mit ei­ner in Ar­ti­kel 75 Buch­sta­be b ge­nann­ten Per­son Ver­bin­dung ha­ben, In­for­ma­tio­nen zur Kom­mu­ni­ka­ti­on mit die­ser Per­son ge­mä­ss Ab­satz 1 aus­zu­son­dern. In­for­ma­tio­nen, über wel­che ei­ne in Ar­ti­kel 75 Buch­sta­be b ge­nann­te Per­son das Zeug­nis ver­wei­gern kann, sind aus den Ver­fah­rens­ak­ten aus­zu­son­dern und so­fort zu ver­nich­ten; sie dür­fen im Straf­ver­fah­ren nicht ver­wen­det wer­den.

80 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

Art. 70c Genehmigungspflicht und Rahmenbewilligung  

1 Die Über­wa­chung des Post- und des Fern­mel­de­ver­kehrs be­darf der Ge­neh­mi­gung durch den Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts.

2 Er­ge­ben die Er­mitt­lun­gen, dass die zu über­wa­chen­de Per­son in ra­scher Fol­ge den Fern­mel­de­dienst wech­selt, so kann der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts aus­nahms­wei­se die Über­wa­chung al­ler iden­ti­fi­zier­ten Diens­te be­wil­li­gen, über wel­che die zu über­wa­chen­de Per­son ih­ren Fern­mel­de­ver­kehr ab­wi­ckelt, oh­ne dass je­des Mal ei­ne Ge­neh­mi­gung im Ein­zel­fall nö­tig ist (Rah­men­be­wil­li­gung).81 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter un­ter­brei­tet dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts mo­nat­lich und nach Ab­schluss der Über­wa­chung einen Be­richt zur Ge­neh­mi­gung.

3 Er­for­dert die Über­wa­chung ei­nes Diens­tes im Rah­men ei­ner Rah­men­be­wil­li­gung Vor­keh­ren zum Schutz von Be­rufs­ge­heim­nis­sen und sind die Vor­keh­ren in der Rah­men­be­wil­li­gung nicht ent­hal­ten, so ist die­se ein­zel­ne Über­wa­chung dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts zur Ge­neh­mi­gung zu un­ter­brei­ten.82

81 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

82 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

Art. 70d Teilnehmeridentifikation, Standortermittlung und technische Merkmale des Verkehrs 83  

1 Be­steht der drin­gen­de Ver­dacht, ein Ver­bre­chen oder ein Ver­ge­hen sei be­gan­gen wor­den, und sind die Vor­aus­set­zun­gen nach Ar­ti­kel 70 Ab­satz 1 Buch­sta­ben b und c er­füllt, so kann der Un­ter­su­chungs­rich­ter die Rand­da­ten des Fern­mel­de­ver­kehrs ge­mä­ss Ar­ti­kel 8 Buch­sta­be b des Bun­des­ge­set­zes vom 18. März 201684 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs (BÜPF) und die Rand­da­ten des Post­ver­kehrs ge­mä­ss Ar­ti­kel 19 Ab­satz 1 Buch­sta­be b BÜPF der über­wach­ten Per­son ver­lan­gen.

2 Die An­ord­nung be­darf der Ge­neh­mi­gung durch den Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts.

3 Aus­künf­te nach Ab­satz 1 kön­nen un­ab­hän­gig von der Dau­er der Über­wa­chung und bis 6 Mo­na­te rück­wir­kend ver­langt wer­den.

83 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

84 SR 780.1

Art. 70e Genehmigungsverfahren  

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter reicht dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts in­nert 24 Stun­den seit der An­ord­nung der Über­wa­chung oder der Aus­kunft­s­er­tei­lung fol­gen­de Un­ter­la­gen ein:

a.
die An­ord­nung;
b.
die Be­grün­dung und die für die Ge­neh­mi­gung we­sent­li­chen Ver­fah­rens­ak­ten.

2 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts ent­schei­det mit kur­z­er Be­grün­dung in­nert fünf Ta­gen seit der An­ord­nung der Über­wa­chung oder der Aus­kunft­s­er­tei­lung. Er kann die Ge­neh­mi­gung vor­läu­fig oder mit Auf­la­gen er­tei­len oder ei­ne Er­gän­zung der Ak­ten oder wei­te­re Ab­klä­run­gen ver­lan­gen.

3 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts er­öff­net den Ent­scheid un­ver­züg­lich dem Un­ter­su­chungs­rich­ter so­wie dem Dienst für die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs nach Ar­ti­kel 3 BÜPF85.86

4 Die Ge­neh­mi­gung äus­sert sich aus­drück­lich dar­über:

a.
wel­che Vor­keh­ren zum Schutz von Be­rufs­ge­heim­nis­sen ge­trof­fen wer­den müs­sen;
b.
ob in nicht öf­fent­li­che Räum­lich­kei­ten ein­ge­drun­gen wer­den darf, um be­son­de­re In­for­ma­tik­pro­gram­me zur Über­wa­chung des Fern­mel­de­ver­kehrs in das be­tref­fen­de Da­ten­ver­ar­bei­tungs­sys­tem ein­zu­schleu­sen.87

85 SR 780.1

86 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

87 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

Art. 70f Beendigung der Überwachung  

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter be­en­det die Über­wa­chung un­ver­züg­lich, wenn:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen nicht mehr er­füllt sind; oder
b.
die Ge­neh­mi­gung oder die Ver­län­ge­rung ver­wei­gert wird.

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter teilt dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts im Fall von Ab­satz 1 Buch­sta­be a die Be­en­di­gung der Über­wa­chung mit.

Art. 70g Nicht benötigte Ergebnisse aus genehmigten Überwachungen  

1 Die aus ge­neh­mig­ten Über­wa­chun­gen stam­men­den Auf­zeich­nun­gen, die für das Straf­ver­fah­ren nicht not­wen­dig sind, wer­den von den Ver­fah­rens­ak­ten ge­son­dert auf­be­wahrt und un­mit­tel­bar nach Ab­schluss des Ver­fah­rens ver­nich­tet.

2 Post­sen­dun­gen kön­nen so lan­ge si­cher­ge­stellt wer­den, als dies für das Straf­ver­fah­ren not­wen­dig ist; sie sind den Adres­sa­tin­nen und Adres­sa­ten her­aus­zu­ge­ben, so­bald es der Stand des Ver­fah­rens er­laubt.

Art. 70h Verwertbarkeit von Ergebnissen aus nicht genehmigten Überwachungen  

1 Do­ku­men­te und Da­ten­trä­ger aus nicht ge­neh­mig­ten Über­wa­chun­gen sind so­fort zu ver­nich­ten. Post­sen­dun­gen sind so­fort den Adres­sa­tin­nen und Adres­sa­ten zu­zu­stel­len.

2 Durch die Über­wa­chung ge­won­ne­ne Er­kennt­nis­se dür­fen we­der für die Er­mitt­lung noch zu Be­weis­zwe­cken ver­wen­det wer­den.

Art. 70i Zufallsfunde  

1 Wer­den durch die Über­wa­chung an­de­re Straf­ta­ten als die in der Über­wa­chungs­an­ord­nung auf­ge­führ­ten be­kannt, so kön­nen die Er­kennt­nis­se ge­gen die be­schul­dig­te Per­son ver­wen­det wer­den, wenn zur Ver­fol­gung die­ser straf­ba­ren Hand­lun­gen ei­ne Über­wa­chung hät­te an­ge­ord­net wer­den dür­fen.

2 Er­kennt­nis­se über Straf­ta­ten ei­ner Per­son, die in der An­ord­nung kei­ner Straf­tat be­schul­digt wird, kön­nen ver­wen­det wer­den, wenn die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Über­wa­chung die­ser Per­son er­füllt sind.

3 In den Fäl­len der Ab­sät­ze 1 und 2 ord­net der Un­ter­su­chungs­rich­ter un­ver­züg­lich die Über­wa­chung an und lei­tet das Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren ein.

4 Auf­zeich­nun­gen, die nicht als Zu­falls­fun­de ver­wen­det wer­den dür­fen, sind von den Ver­fah­rens­ak­ten ge­son­dert auf­zu­be­wah­ren und nach Ab­schluss des Ver­fah­rens zu ver­nich­ten.

5 Für die Fahn­dung nach ge­such­ten Per­so­nen dür­fen sämt­li­che Er­kennt­nis­se ei­ner Über­wa­chung ver­wen­det wer­den.

Art. 70j Mitteilung  

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter teilt der über­wach­ten be­schul­dig­ten Per­son und den nach Ar­ti­kel 70a Buch­sta­be b über­wach­ten Dritt­per­so­nen spä­tes­tens mit Ab­schluss der Vor­un­ter­su­chung Grund, Art und Dau­er der Über­wa­chung mit.

2 Die Mit­tei­lung kann mit Zu­stim­mung des Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts auf­ge­scho­ben oder un­ter­las­sen wer­den, wenn:

a.
die Er­kennt­nis­se nicht zu Be­weis­zwe­cken ver­wen­det wer­den; und
b.
der Auf­schub oder das Un­ter­las­sen zum Schut­ze über­wie­gen­der öf­fent­li­cher oder pri­va­ter In­ter­es­sen not­wen­dig ist.
Art. 70k Beschwerde 88  

Per­so­nen, de­ren Post- oder Fern­mel­de­ver­kehr über­wacht wur­de oder die die über­wach­te Po­st­adres­se oder den über­wach­ten Fern­mel­de­dienst mit­be­nutzt ha­ben, kön­nen in­nert zehn Ta­gen nach der Mit­tei­lung beim Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt Be­schwer­de we­gen feh­len­der Rechts­mäs­sig­keit oder Un­ver­hält­nis­mäs­sig­keit füh­ren.

88 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 2 des BG vom 18. März 2016 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, in Kraft seit 1. März 2018 (AS 2018 117; BBl 2013 2683).

Zehnter a Abschnitt: Überwachung mit technischen Überwachungsgeräten89

89 Eingefügt durch Anhang 1 Ziff. II 12 der Strafprozessordnung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 71 Überwachung mit technischen Überwachungsgeräten 90  

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter kann zur Ver­fol­gung der in Ar­ti­kel 70 Ab­satz 2 auf­ge­führ­ten Straf­ta­ten tech­ni­sche Über­wa­chungs­ge­rä­te ein­set­zen.

2 Wird die Be­ur­tei­lung ei­ner der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen­den straf­ba­ren Hand­lung der mi­li­tä­ri­schen Ge­richts­bar­keit über­tra­gen, so kann die Über­wa­chung mit tech­ni­schen Über­wa­chungs­ge­rä­ten auch zur Ver­fol­gung der in Ar­ti­kel 269 Ab­satz 2 StPO91 auf­ge­führ­ten Straf­ta­ten an­ge­ord­net wer­den.

3 Der Ein­satz be­darf der Ge­neh­mi­gung durch den Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts.

90 Ein­ge­fügt durch Ziff. IV 3 des BG vom 23. März 1979 über den Schutz der per­sön­li­chen Ge­heim­sphä­re (AS 1979 1170; BBl 1976 I 529II 1569). Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

91 SR 312.0

Art. 71a Zweck des Einsatzes 92  

Der Un­ter­su­chungs­rich­ter kann tech­ni­sche Über­wa­chungs­ge­rä­te ein­set­zen, um:

a.
das nicht öf­fent­lich ge­spro­che­ne Wort ab­zu­hö­ren oder auf­zu­zeich­nen;
b.
Vor­gän­ge an nicht öf­fent­li­chen oder nicht all­ge­mein zu­gäng­li­chen Or­ten zu be­ob­ach­ten oder auf­zu­zeich­nen;
c.
den Stand­ort von Per­so­nen oder Sa­chen fest­zu­stel­len.

92 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 71b Voraussetzung und Durchführung 93  

1 Der Ein­satz darf nur ge­gen­über der be­schul­dig­ten Per­son an­ge­ord­net wer­den. Räum­lich­kei­ten oder Fahr­zeu­ge von Dritt­per­so­nen dür­fen nur über­wacht wer­den, wenn auf­grund be­stimm­ter Tat­sa­chen an­ge­nom­men wer­den muss, dass sich die be­schul­dig­te Per­son in den Räum­lich­kei­ten auf­hält oder das Fahr­zeug ei­ner Dritt­per­son be­nutzt.

2 Der Ein­satz darf nicht an­ge­ord­net wer­den, um:

a.
zu Be­weis­zwe­cken Vor­gän­ge zu er­fas­sen, an de­nen ei­ne be­schul­dig­te Per­son be­tei­ligt ist, die sich im Frei­heits­ent­zug be­fin­det;
b.
Räum­lich­kei­ten oder Fahr­zeu­ge ei­ner Dritt­per­son zu über­wa­chen, die ei­ner der in Ar­ti­kel 75 Buch­sta­be b ge­nann­ten Be­rufs­grup­pe an­ge­hört.

3 Im Üb­ri­gen rich­tet sich der Ein­satz tech­ni­scher Über­wa­chungs­ge­rä­te nach den Ar­ti­keln 70–70j.

93 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 71c Beschwerde 94  

Be­schul­dig­te Per­so­nen und Per­so­nen, de­ren Räum­lich­kei­ten oder Fahr­zeu­ge über­wacht wur­den, kön­nen in­nert zehn Ta­gen nach der Mit­tei­lung beim Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt Be­schwer­de we­gen feh­len­der Recht­mäs­sig­keit oder Un­ver­hält­nis­mäs­sig­keit füh­ren.

94 Ein­ge­fügt durch An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 7295  

95 Ein­ge­fügt durch Ziff. IV 3 des BG vom 23. März 1979 über den Schutz der per­sön­li­chen Ge­heim­sphä­re (AS 1979 1170; BBl 1976 I 529II 1569). Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 6. Okt. 2000 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2002 (AS 2001 3096; BBl 1998 4241).

Art. 72a96  

96 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 16 des BG vom 4. Okt. 1991 (AS 1992 288; BBl 1991 II 465). Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 6. Okt. 2000 be­tref­fend die Über­wa­chung des Post- und Fern­mel­de­ver­kehrs, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2002 (AS 2001 3096; BBl 1998 4241).

Zehnter b Abschnitt: Verdeckte Ermittlung97

97 Ursprünglich vor Art. 73a. Eingefügt durch Anhang 1 Ziff. II 12 der Strafprozessordnung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 73 Begriff 98  

Ver­deck­te Er­mitt­lung liegt vor, wenn An­ge­hö­ri­ge der Po­li­zei oder Per­so­nen, die vor­über­ge­hend für po­li­zei­li­che Auf­ga­ben an­ge­stellt sind, un­ter Ver­wen­dung ei­ner durch Ur­kun­den ab­ge­si­cher­ten falschen Iden­ti­tät (Le­gen­de) durch täu­schen­des Ver­hal­ten zu Per­so­nen Kon­tak­te knüp­fen mit dem Ziel, ein Ver­trau­ens­ver­hält­nis auf­zu­bau­en und in ein kri­mi­nel­les Um­feld ein­zu­drin­gen, um be­son­ders schwe­re Straf­ta­ten auf­zu­klä­ren.

98 Ein­ge­fügt durch Ziff. IV 3 des BG vom 23. März 1979 über den Schutz der per­sön­li­chen Ge­heim­sphä­re (AS 1979 1170; BBl 1976 I 529II 1569). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 14. Dez. 2012 über die ver­deck­te Er­mitt­lung und Fahn­dung, in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2013 1051; BBl 2012 55915609).

Art. 73a Voraussetzungen  

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter kann ei­ne ver­deck­te Er­mitt­lung an­ord­nen, wenn:

a.
der Ver­dacht be­steht, ei­ne in Ar­ti­kel 70 Ab­satz 2 ge­nann­te Straf­tat sei be­gan­gen wor­den;
b.
die Schwe­re der Straf­tat die ver­deck­te Er­mitt­lung recht­fer­tigt; und
c.
die bis­he­ri­gen Un­ter­su­chungs­hand­lun­gen er­folg­los ge­blie­ben sind oder die Er­mitt­lun­gen sonst aus­sichts­los wä­ren oder un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wür­den.

2 Wird die Be­ur­tei­lung ei­ner der zi­vi­len Ge­richts­bar­keit un­ter­ste­hen­den straf­ba­ren Hand­lung der mi­li­tä­ri­schen Ge­richts­bar­keit über­tra­gen, so kann die Über­wa­chung mit tech­ni­schen Über­wa­chungs­ge­rä­ten auch zur Ver­fol­gung der in Ar­ti­kel 286 Ab­satz 2 StPO99 auf­ge­führ­ten Straf­ta­ten an­ge­ord­net wer­den.

Art. 73b Anforderungen an die eingesetzten Personen  

1 Als ver­deck­te Er­mitt­le­rin­nen oder Er­mitt­ler kön­nen ein­ge­setzt wer­den:

a.
An­ge­hö­ri­ge ei­nes schwei­ze­ri­schen oder aus­län­di­schen Po­li­zei­korps;
b.
Per­so­nen, die vor­über­ge­hend für po­li­zei­li­che Auf­ga­ben an­ge­stellt wer­den, auch wenn sie nicht über ei­ne po­li­zei­li­che Aus­bil­dung ver­fü­gen.

2 Als Füh­rungs­per­so­nen dür­fen nur An­ge­hö­ri­ge ei­nes Po­li­zei­korps ein­ge­setzt wer­den.

3 Wer­den An­ge­hö­ri­ge ei­nes Po­li­zei­korps des Aus­lan­des ein­ge­setzt, so wer­den sie in der Re­gel von ih­rer bis­he­ri­gen Füh­rungs­per­son ge­führt.

Art. 73c Legende und Zusicherung der Anonymität  

1 Die Po­li­zei stat­tet ver­deck­te Er­mitt­le­rin­nen oder Er­mitt­ler mit ei­ner Le­gen­de aus.100

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter kann ver­deck­ten Er­mitt­le­rin­nen oder Er­mitt­lern zu­si­chern, dass ih­re wah­re Iden­ti­tät auch dann nicht preis­ge­ge­ben wird, wenn sie in ei­nem Ge­richts­ver­fah­ren als Aus­kunfts­per­so­nen oder Zeu­gin­nen oder Zeu­gen auf­tre­ten.101

3 Be­ge­hen ver­deck­te Er­mitt­le­rin­nen oder Er­mitt­ler wäh­rend ih­res Ein­sat­zes ei­ne Straf­tat, so ent­schei­det der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts, un­ter wel­cher Iden­ti­tät das Straf­ver­fah­ren ge­führt wird.

100 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 14. Dez. 2012 über die ver­deck­te Er­mitt­lung und Fahn­dung, in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2013 1051; BBl 2012 55915609).

101 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 14. Dez. 2012 über die ver­deck­te Er­mitt­lung und Fahn­dung, in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2013 1051; BBl 2012 55915609).

Art. 73d Genehmigungsverfahren  

1 Der Ein­satz ei­ner ver­deck­ten Er­mitt­le­rin oder ei­nes ver­deck­ten Er­mitt­lers be­darf der Ge­neh­mi­gung durch den Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts.

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter reicht dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts in­nert 24 Stun­den seit der An­ord­nung der ver­deck­ten Er­mitt­lung fol­gen­de Un­ter­la­gen ein:

a.
die An­ord­nung;
b.
die Be­grün­dung und die für die Ge­neh­mi­gung we­sent­li­chen Ver­fah­rens­ak­ten.

3 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts ent­schei­det mit kur­z­er Be­grün­dung in­nert fünf Ta­gen seit der An­ord­nung der ver­deck­ten Er­mitt­lung. Er kann die Ge­neh­mi­gung vor­läu­fig oder mit Auf­la­gen er­tei­len oder ei­ne Er­gän­zung der Ak­ten oder wei­te­re Ab­klä­run­gen ver­lan­gen.

4 Die Ge­neh­mi­gung äus­sert sich aus­drück­lich dar­über, ob es er­laubt ist:

a.
Ur­kun­den zum Auf­bau oder zur Auf­recht­er­hal­tung ei­ner Le­gen­de her­zu­stel­len oder zu ver­än­dern;
b.
die An­ony­mi­tät zu­zu­si­chern;
c.
Per­so­nen ein­zu­set­zen, die über kei­ne po­li­zei­li­che Aus­bil­dung ver­fü­gen.

5 Die Ge­neh­mi­gung wird für höchs­tens zwölf Mo­na­te er­teilt. Sie kann ein- oder mehr­mals um je­weils sechs Mo­na­te ver­län­gert wer­den. Ist ei­ne Ver­län­ge­rung not­wen­dig, so stellt der Un­ter­su­chungs­rich­ter vor Ab­lauf der be­wil­lig­ten Dau­er einen be­grün­de­ten Ver­län­ge­rungs­an­trag.

6 Wird die Ge­neh­mi­gung nicht er­teilt oder wur­de kei­ne Ge­neh­mi­gung ein­ge­holt, so be­en­det der Un­ter­su­chungs­rich­ter den Ein­satz un­ver­züg­lich. Sämt­li­che Auf­zeich­nun­gen sind so­fort zu ver­nich­ten. Durch die ver­deck­te Er­mitt­lung ge­won­ne­ne Er­kennt­nis­se dür­fen we­der für die Er­mitt­lung noch zu Be­weis­zwe­cken ver­wen­det wer­den.

Art. 73e Instruktion vor dem Einsatz  

Der Un­ter­su­chungs­rich­ter in­stru­iert die Füh­rungs­per­son so­wie die ver­deck­te Er­mitt­le­rin oder den ver­deck­ten Er­mitt­ler vor Be­ginn des Ein­sat­zes.

Art. 73f Führungsperson  

1 Die ver­deck­te Er­mitt­le­rin oder der ver­deck­te Er­mitt­ler un­ter­ste­hen wäh­rend des Ein­sat­zes der di­rek­ten Wei­sungs­be­fug­nis der Füh­rungs­per­son. Wäh­rend des Ein­sat­zes er­folgt der Kon­takt zwi­schen dem Un­ter­su­chungs­rich­ter und der ver­deck­ten Er­mitt­le­rin oder dem ver­deck­ten Er­mitt­ler aus­sch­liess­lich über die Füh­rungs­per­son.

2 Die Füh­rungs­per­son hat ins­be­son­de­re fol­gen­de Auf­ga­ben:

a.
Sie in­stru­iert die ver­deck­te Er­mitt­le­rin oder den ver­deck­ten Er­mitt­ler de­tail­liert und fort­lau­fend über Auf­trag und Be­fug­nis­se so­wie über den Um­gang mit der Le­gen­de.
b.
Sie lei­tet und be­treut die ver­deck­te Er­mitt­le­rin oder den ver­deck­ten Er­mitt­ler und be­ur­teilt lau­fend die Ri­si­ko­si­tua­ti­on.
c.
Sie hält münd­li­che Be­rich­te der ver­deck­ten Er­mitt­le­rin oder des ver­deck­ten Er­mitt­lers schrift­lich fest und führt ein voll­stän­di­ges Dos­sier über den Ein­satz.
d.
Sie in­for­miert den Un­ter­su­chungs­rich­ter lau­fend und voll­stän­dig über den Ein­satz.
Art. 73g Pflichten der verdeckten Ermittlerinnen und Ermittler  

1 Ver­deck­te Er­mitt­le­rin­nen und Er­mitt­ler füh­ren ih­ren Ein­satz im Rah­men der In­struk­tio­nen pflicht­ge­mä­ss durch.

2 Sie be­rich­ten der Füh­rungs­per­son lau­fend und voll­stän­dig über ih­re Tä­tig­keit und ih­re Fest­stel­lun­gen.

Art. 73h Mass der zulässigen Einwirkung  

1 Ver­deck­te Er­mitt­le­rin­nen und Er­mitt­ler dür­fen kei­ne all­ge­mei­ne Tat­be­reit­schaft we­cken und die Tat­be­reit­schaft nicht auf schwe­re­re Straf­ta­ten len­ken. Sie ha­ben sich auf die Kon­kre­ti­sie­rung ei­nes vor­han­de­nen Ta­tent­schlus­ses zu be­schrän­ken.

2 Ih­re Tä­tig­keit darf für den Ent­schluss zu ei­ner kon­kre­ten Straf­tat nur von un­ter­ge­ord­ne­ter Be­deu­tung sein.

3 Wenn er­for­der­lich, dür­fen sie zur An­bah­nung des Haupt­ge­schäf­tes Pro­be­käu­fe tä­ti­gen oder ih­re wirt­schaft­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit do­ku­men­tie­ren.

4 Über­schrei­tet ei­ne ver­deck­te Er­mitt­le­rin oder ein ver­deck­ter Er­mitt­ler das Mass der zu­läs­si­gen Ein­wir­kung, so ist dies bei der Zu­mes­sung der Stra­fe für die be­ein­fluss­te Per­son ge­büh­rend zu be­rück­sich­ti­gen oder es ist von ei­ner Stra­fe ab­zu­se­hen.

Art. 73i Einsatz bei der Verfolgung von Delikten gegen das Betäubungsmittelgesetz  

Ver­deck­te Er­mitt­le­rin­nen und Er­mitt­ler sind nicht nach den Ar­ti­keln 19 so­wie 20–22 des Be­täu­bungs­mit­tel­ge­set­zes vom 3. Ok­to­ber 1951102 straf­bar, so­weit sie im Rah­men ei­ner ge­neh­mig­ten ver­deck­ten Er­mitt­lung han­deln.

Art. 73j Vorzeigegeld  

1 Auf An­trag des Un­ter­su­chungs­rich­ters kann der Bund über die Na­tio­nal­bank die für Schein­ge­schäf­te und die Do­ku­men­ta­ti­on der wirt­schaft­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit be­nö­tig­ten Geld­be­trä­ge in der er­for­der­li­chen Men­ge und Art zur Ver­fü­gung stel­len.

2 Der An­trag ist mit ei­ner kur­z­en Sach­ver­halts­dar­stel­lung an das Bun­des­amt für Po­li­zei zu rich­ten.

3 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter trifft die not­wen­di­gen Vor­keh­run­gen zum Schut­ze des zur Ver­fü­gung ge­stell­ten Gel­des.

Art. 73k Zufallsfunde  

1 Er­geb­nis­se aus ei­ner ver­deck­ten Er­mitt­lung, die auf ei­ne an­de­re Straf­tat als die in der An­ord­nung ge­nann­te hin­deu­ten, dür­fen ver­wer­tet wer­den, wenn zur Auf­klä­rung der neu ent­deck­ten Straf­tat ei­ne ver­deck­te Er­mitt­lung hät­te an­ge­ord­net wer­den dür­fen.

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter ord­net un­ver­züg­lich die ver­deck­te Er­mitt­lung an und lei­tet das Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren ein.

Art. 73l Beendigung des Einsatzes  

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter be­en­det den Ein­satz un­ver­züg­lich, wenn:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen nicht mehr er­füllt sind;
b.
die Ge­neh­mi­gung oder die Ver­län­ge­rung ver­wei­gert wird; oder
c.
die ver­deck­te Er­mitt­le­rin oder der ver­deck­te Er­mitt­ler oder die Füh­rungs­per­son In­struk­tio­nen nicht be­folgt oder in an­de­rer Wei­se ih­re Pflich­ten nicht er­füllt, na­ment­lich den Un­ter­su­chungs­rich­ter wis­sent­lich falsch in­for­miert.

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter teilt dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts in den Fäl­len nach Ab­satz 1 Buch­sta­ben a und c die Be­en­di­gung des Ein­sat­zes mit.

3 Bei der Be­en­di­gung ist dar­auf zu ach­ten, dass we­der die ver­deck­te Er­mitt­le­rin oder der ver­deck­te Er­mitt­ler noch in die Er­mitt­lung ein­be­zo­ge­ne Drit­te ei­ner ab­wend­ba­ren Ge­fahr aus­ge­setzt wer­den.

Art. 73m Mitteilung  

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter teilt der be­schul­dig­ten Per­son spä­tes­tens mit Ab­schluss der Vor­un­ter­su­chung mit, dass ge­gen sie ver­deckt er­mit­telt wor­den ist.

2 Die Mit­tei­lung kann mit Zu­stim­mung des Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts auf­ge­scho­ben oder un­ter­las­sen wer­den, wenn:

a.
die Er­kennt­nis­se nicht zu Be­weis­zwe­cken ver­wen­det wer­den; und
b.
der Auf­schub oder die Un­ter­las­sung zum Schut­ze über­wie­gen­der öf­fent­li­cher oder pri­va­ter In­ter­es­sen not­wen­dig ist.
Art. 73n Beschwerde  

Per­so­nen, ge­gen die ver­deckt er­mit­telt wur­de, kön­nen in­nert zehn Ta­gen nach der Mit­tei­lung beim Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt Be­schwer­de we­gen feh­len­der Recht­mäs­sig­keit oder Un­ver­hält­nis­mäs­sig­keit füh­ren.

Zehnter c Abschnitt: Verdeckte Fahndung103

103 Eingefügt durch Ziff. II des BG vom 14. Dez. 2012 über die verdeckte Ermittlung und Fahndung, in Kraft seit 1. Mai 2013 (AS 2013 1051; BBl 2012 55915609).

Art. 73o Begriff  

1 Ver­deck­te Fahn­dung liegt vor, wenn An­ge­hö­ri­ge der Po­li­zei im Rah­men kur­z­er Ein­sät­ze in ei­ner Art und Wei­se, dass ih­re wah­re Iden­ti­tät und Funk­ti­on nicht er­kenn­bar ist, Ver­bre­chen und Ver­ge­hen auf­zu­klä­ren ver­su­chen und da­bei ins­be­son­de­re Schein­ge­schäf­te ab­sch­lies­sen oder den Wil­len zum Ab­schluss vor­täu­schen.

2 Ver­deck­te Fahn­de­rin­nen und Fahn­der wer­den nicht mit ei­ner Le­gen­de im Sin­ne von Ar­ti­kel 73 aus­ge­stat­tet. Ih­re wah­re Iden­ti­tät und Funk­ti­on wird in den Ver­fah­rens­ak­ten und bei Ein­ver­nah­men of­fen­ge­legt.

Art. 73p Voraussetzungen  

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter und, im Er­mitt­lungs­ver­fah­ren, die Po­li­zei kön­nen ei­ne ver­deck­te Fahn­dung an­ord­nen, wenn:

a.
der Ver­dacht be­steht, ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen sei be­gan­gen wor­den; und
b.
die bis­he­ri­gen Er­mitt­lungs- oder Un­ter­su­chungs­hand­lun­gen er­folg­los ge­blie­ben sind oder die Er­mitt­lun­gen sonst aus­sichts­los wä­ren oder un­ver­hält­nis­mäs­sig er­schwert wür­den.

2 Hat ei­ne von der Po­li­zei an­ge­ord­ne­te ver­deck­te Fahn­dung einen Mo­nat ge­dau­ert, so be­darf ih­re Fort­set­zung der Ge­neh­mi­gung durch den Un­ter­su­chungs­rich­ter.

Art.73q Anforderungen an die eingesetzten Personen und Durchführung  

1 Für die An­for­de­run­gen an die ein­ge­setz­ten Per­so­nen gilt Ar­ti­kel 73b sinn­ge­mä­ss. Der Ein­satz von Per­so­nen nach Ar­ti­kel 73b Ab­satz 1 Buch­sta­be b ist aus­ge­schlos­sen.

2 Für Stel­lung, Auf­ga­ben und Pflich­ten der ver­deck­ten Fahn­de­rin­nen und Fahn­der so­wie der Füh­rungs­per­so­nen gel­ten die Ar­ti­kel 73f–73i sinn­ge­mä­ss.

Art. 73r Beendigung und Mitteilung  

1 Die an­ord­nen­de Po­li­zei oder der Un­ter­su­chungs­rich­ter be­en­det die ver­deck­te Fahn­dung un­ver­züg­lich, wenn:

a.
die Vor­aus­set­zun­gen nicht mehr er­füllt sind;
b.
im Fal­le ei­ner An­ord­nung durch die Po­li­zei die Ge­neh­mi­gung der Fort­set­zung durch den Un­ter­su­chungs­rich­ter ver­wei­gert wird; oder
c.
die ver­deck­te Fahn­de­rin oder der ver­deck­te Fahn­der oder die Füh­rungs­per­son In­struk­tio­nen nicht be­folgt oder in an­de­rer Wei­se ih­re Pflich­ten nicht er­füllt, na­ment­lich den Un­ter­su­chungs­rich­ter wis­sent­lich falsch in­for­miert oder die Ziel­per­son in un­zu­läs­si­ger Wei­se zu be­ein­flus­sen ver­sucht.

2 Die Po­li­zei teilt dem Un­ter­su­chungs­rich­ter die Be­en­di­gung der ver­deck­ten Fahn­dung mit.

3 Bei der Be­en­di­gung ist dar­auf zu ach­ten, dass die ver­deck­te Fahn­de­rin oder der ver­deck­te Fahn­der kei­ner ab­wend­ba­ren Ge­fahr aus­ge­setzt wird.

4 Für die Mit­tei­lung der ver­deck­ten Fahn­dung und die Be­schwer­de gel­ten die Ar­ti­kel 73m Ab­satz 1 und 73n sinn­ge­mä­ss.

Elfter Abschnitt : Zeugen und Auskunftspersonen 104105

104Gemäss Ziff. IV 4–5 des BG vom 23. März 1979 über den Schutz der persönlichen Geheimsphäre (AS 1979 1170; BBl 1976 I 529II 1569) erhielten die ursprünglichen Abschnitte 10–14 die Nummern 11-15 und die ursprünglichen Art. 71–218 die Nummern 74–221.

105 Fassung gemäss Anhang 1 Ziff. II 12 der Strafprozessordnung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 74 Zeugnispflicht 106  

Je­der­mann ist ver­pflich­tet, als Zeu­ge vor dem Rich­ter zu er­schei­nen und un­ter Vor­be­halt der nach­fol­gen­den Be­stim­mun­gen Zeug­nis ab­zu­le­gen.

106Ge­mä­ss Ziff. IV 4–5 des BG vom 23. März 1979 über den Schutz der per­sön­li­chen Ge­heim­sphä­re (AS 1979 1170; BBl 1976 I 529II 1569) er­hiel­ten die ur­sprüng­li­chen Ab­schnit­te 10–14 die Nrn. 11-15 und die ur­sprüng­li­chen Art. 71–218 die Nrn. 74–221.

Art. 75 Zeugnisverweigerung  

Das Zeug­nis kön­nen ver­wei­gern:

a.107
Ehe­gat­ten, auch wenn die Ehe ge­schie­den ist, ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin­nen oder Part­ner, auch wenn die ein­ge­tra­ge­ne Part­ner­schaft auf­ge­löst ist, so­wie Per­so­nen, mit de­nen der Be­schul­dig­te oder Ver­däch­ti­ge ei­ne fak­ti­sche Le­bens­ge­mein­schaft führt;
abis.108 Ver­wand­te und Ver­schwä­ger­te in ge­ra­der Li­nie von Be­schul­dig­ten oder Ver­däch­ti­gen, de­ren Ge­schwis­ter, Schwä­ger und Schwä­ge­rin­nen, Pfle­ge- und Stief­kin­der, Pfle­ge- und Stief­el­tern so­wie Stief­ge­schwis­ter;
b.109
Geist­li­che, An­wäl­te, Ver­tei­di­ger, No­ta­re, Pa­ten­t­an­wäl­te, Ärz­te, Zahn­ärz­te, Chi­ro­prak­to­ren, Apo­the­ker, Psy­cho­lo­gen so­wie de­ren be­ruf­li­che Hilfs­per­­so­nen über Ge­heim­nis­se, die ih­nen auf­grund ih­res Be­rufs an­ver­traut wor­den sind oder die sie bei ih­rer Be­rufs­tä­tig­keit wahr­ge­nom­men ha­ben; so­weit sie vom Be­rech­tig­ten von der Ge­heim­hal­tung ent­bun­den wer­den, ha­ben sie aus­zu­sa­gen, wenn nicht das In­ter­es­se an der Ge­heim­hal­tung über­wiegt;
c.110
Per­so­nen, die nach glaub­wür­di­ger An­ga­be sich selbst oder einen un­ter Buch­sta­be a oder abis ge­nann­ten An­ge­hö­ri­gen der Ge­fahr ei­ner straf­recht­li­chen Ver­fol­gung oder ei­nes schwe­ren Nach­teils, ins­be­son­de­re für Eh­re und Ver­mö­gen, aus­set­zen wür­den; Per­so­nen, de­nen nach den Ar­ti­keln 98b–98d die Wah­rung ih­rer An­ony­mi­tät zu­ge­si­chert wor­den ist, kön­nen ih­re Aus­sa­ge nicht un­ter Hin­weis auf die Ge­fahr, iden­ti­fi­ziert zu wer­den, ver­wei­gern.

107 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

108 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

109 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 3 des Ge­sund­heits­be­ru­fe­ge­set­zes vom 30. Sept. 2016, in Kraft seit 1. Fe­br. 2020 (AS 2020 57; BBl 2015 8715).

110 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 76 Hinweis auf Zeugnisverweigerungsrecht  

1 Ist ein Zeu­ge zur Zeug­nis­ver­wei­ge­rung be­rech­tigt, so ist er dar­auf auf­merk­sam zu ma­chen. Dies ist im Pro­to­koll zu ver­mer­ken.

2 Er­klärt sich ein Zeu­ge trotz­dem zur Aus­sa­ge be­reit, so kann er die­se Er­klä­rung noch wäh­rend der Ein­ver­nah­me wi­der­ru­fen. Die be­reits ge­mach­ten Aus­sa­gen blei­ben be­ste­hen.

Art. 77 Dienst- und Amtsgeheimnis  

1 Soll ein Zeu­ge über Tat­sa­chen aus­sa­gen, die un­ter das Dienst­ge­heim­nis (Art. 77 MStG111) fal­len, so hat der Rich­ter vor­erst bei der zu­stän­di­gen Dienst­stel­le die Be­frei­ung von die­ser Pflicht zu er­wir­ken.

2 Ein Be­am­ter darf nur mit Zu­stim­mung sei­ner vor­ge­setz­ten Be­hör­de über ein Amts­ge­heim­nis (Art. 320 StGB112) als Zeu­ge ein­ver­nom­men oder zur Her­aus­ga­be von Amts­ak­ten an­ge­hal­ten wer­den. Im Üb­ri­gen gel­ten das eid­ge­nös­si­sche und das kan­to­na­le Ver­wal­tungs­recht.

Art. 78 Vorladung  

Zeu­gen wer­den in der Re­gel schrift­lich zur Ein­ver­nah­me vor­ge­la­den. Die Vor­la­dung wird durch die Post, durch einen An­ge­hö­ri­gen der Ar­mee oder durch Ver­mitt­lung zi­vi­ler Be­hör­den zu­ge­stellt. Die Zeu­gen sind auf die ge­setz­li­chen Fol­gen des Aus­blei­bens auf­merk­sam zu ma­chen.

Art. 79 Einvernahme  

1 Je­der Zeu­ge ist in Ab­we­sen­heit der an­dern Zeu­gen ein­zu­ver­neh­men. Er kann an­dern Zeu­gen, dem Be­schul­dig­ten oder Ver­däch­ti­gen ge­gen­über­ge­stellt wer­den.

2 Die Zeu­gen sind zur Wahr­heit zu er­mah­nen und auf die Straf­fol­gen ei­nes falschen Zeug­nis­ses auf­merk­sam zu ma­chen. Dies wird im Pro­to­koll ver­merkt.

Art. 80 Persönliche Verhältnisse 113  

Die per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se des Zeu­gen, ins­be­son­de­re sei­ne Be­zie­hun­gen zum Be­schul­dig­ten, Ver­däch­ti­gen oder Ge­schä­dig­ten, sind so weit fest­zu­stel­len, als sie für sei­ne Glaub­wür­dig­keit von Be­deu­tung sein kön­nen.

113 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 81 Ausbleiben von Zeugen  

1 Ein Zeu­ge, der un­ent­schul­digt aus­bleibt, sich oh­ne Er­laub­nis ent­fernt oder sich in die Un­mög­lich­keit ver­setzt, aus­zu­sa­gen, wird mit Ord­nungs­bus­se bis zu 300 Fran­ken be­straft. Er hat auch die Kos­ten zu be­zah­len, die er durch sei­nen Un­ge­hor­sam ver­ur­sacht hat.

2 Er kann über­dies vor­ge­führt wer­den. Der Vor­füh­rungs­be­fehl ist in der Re­gel schrift­lich zu er­tei­len.

3 Bei nach­träg­li­cher ge­nü­gen­der Ent­schul­di­gung wer­den Straf­ver­fü­gung und Kos­ten­auf­la­ge auf­ge­ho­ben.

Art. 82 Widerrechtliche Zeugnisverweigerung  

1 Ver­wei­gert ein Zeu­ge oh­ne ge­setz­li­chen Grund die Aus­sa­ge oder ent­zieht er sich der Zeug­nis­pflicht, so kann er mit Ord­nungs­bus­se bis zu 500 Fran­ken be­straft wer­den. Bei an­dau­ern­der Wei­ge­rung ist ihm un­ter Hin­weis auf Ar­ti­kel 292 StGB114 die Be­stra­fung we­gen Un­ge­hor­sams ge­gen ei­ne amt­li­che Ver­fü­gung mit Bus­se an­zu­dro­hen.115

2 Bleibt der Zeu­ge trotz An­dro­hung bei sei­ner Wei­ge­rung, so wird er bei der zi­vi­len Straf­be­hör­de ver­zeigt.

3 Der Zeu­ge trägt die durch sei­ne Wei­ge­rung ver­ur­sach­ten Kos­ten.

4 Ent­schä­di­gungs­be­geh­ren Drit­ter blei­ben vor­be­hal­ten.

114 SR 311.0

115 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 83 Entschädigung  

Die Zeu­gen ha­ben An­spruch auf Ent­schä­di­gung für Zeit­ver­säum­nis und Rei­se­ko­sten nach den Vor­schrif­ten des Bun­des­ra­tes.

Art. 84 Auskunftsperson  

1 Als Aus­kunfts­per­so­nen und nicht als Zeu­gen wer­den be­fragt:

a.
Per­so­nen, die als Tä­ter oder Teil­neh­mer in Fra­ge kom­men kön­nen;
b.
Per­so­nen, die den Sinn der Zeu­gen­ein­ver­nah­me nicht zu er­fas­sen ver­mö­gen.

2 Aus­kunfts­per­so­nen sind ver­pflich­tet, Vor­la­dun­gen zur Be­fra­gung Fol­ge zu leis­ten. Bei un­ent­schul­dig­tem Aus­blei­ben kön­nen sie vor­ge­führt wer­den. Für Vor­la­dung und Vor­füh­rungs­be­fehl gilt Ar­ti­kel 51.

3 Aus­kunfts­per­so­nen sind nicht zur Aus­sa­ge ver­pflich­tet.

4 Die Be­stim­mun­gen über die Ein­ver­nah­me des Be­schul­dig­ten gel­ten sinn­ge­mä­ss auch für die Aus­kunfts­per­son.

5 Aus­kunfts­per­so­nen kön­nen für Zeit­ver­säum­nis und Rei­se­kos­ten nach den Vor­schrif­ten des Bun­des­ra­tes ent­schä­digt wer­den.

Elfter a Abschnitt: Geschädigter 116

116 Ursprünglich Abschnitt 11bis. Eingefügt durch Anhang Ziff. 2 des Opferhilfegesetzes vom 23. März 2007 (AS 2008 1607; BBl 2005 7165). Fassung gemäss Ziff. I des BG vom 17. Juni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 84a117  

1 Als Ge­schä­dig­ter gilt die Per­son, die durch die Straf­tat in ih­ren Rech­ten un­mit­tel­bar ver­letzt wor­den ist.

2 Die zur Stel­lung ei­nes Straf­an­trags be­rech­tig­te Per­son gilt in je­dem Fall als Ge­schä­dig­ter.

117 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Elfter b Abschnitt: Opfer und ihre Angehörigen 118

118 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 17. Juni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 84abis Begriffe 119  

1 Als Op­fer gilt der Ge­schä­dig­te, der durch die Straf­tat in sei­ner kör­per­li­chen, se­xu­el­len oder psy­chi­schen In­te­gri­tät un­mit­tel­bar be­ein­träch­tigt wor­den ist.

2 Als An­ge­hö­ri­ge des Op­fers gel­ten sei­ne Ehe­gat­tin oder sein Ehe­gat­te, sei­ne Kin­der und sei­ne El­tern so­wie die Per­so­nen, die ihm in ähn­li­cher Wei­se na­he­ste­hen.

119 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 84ater Grundsätze 120  

1 Die Hil­fe an Op­fer von Straf­ta­ten rich­tet sich nach dem Op­fer­hil­fe­ge­setz vom 23. März 2007121 (OHG), so­weit nicht die be­son­de­ren Ver­fah­rens­be­stim­mun­gen des vor­lie­gen­den Ge­set­zes zur An­wen­dung kom­men.

2 Ma­chen die An­ge­hö­ri­gen des Op­fers Zi­vil­an­sprü­che gel­tend, so ste­hen ih­nen die glei­chen Rech­te zu wie dem Op­fer.

120 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

121 SR 312.5

Art. 84b Information des Opfers und Meldung 122  

1 Die Be­hör­de in­for­miert das Op­fer bei der ers­ten Ge­le­gen­heit um­fas­send über sei­ne Rech­te und Pflich­ten im Straf­ver­fah­ren.

2 Sie in­for­miert bei glei­cher Ge­le­gen­heit zu­dem über:

a.
die Adres­sen und die Auf­ga­ben der Op­fer­be­ra­tungs­stel­len;
b.
die Mög­lich­keit, ver­schie­de­ne Op­fer­hil­fe­leis­tun­gen zu be­an­spru­chen;
c.
die Frist für die Ein­rei­chung von Ge­su­chen um Ent­schä­di­gung und Ge­nug­tu­ung;
d.
das Recht nach Ar­ti­kel 92a StGB123, zu ver­lan­gen, über Ent­schei­de und Tat­sa­chen zum Straf- und Mass­nah­men­voll­zug der ver­ur­teil­ten Per­son in­for­miert zu wer­den.

3 Sie mel­det Na­me und Adres­se des Op­fers ei­ner Be­ra­tungs­stel­le, so­fern die­ses da­mit ein­ver­stan­den ist.

4 Ei­ne in der Schweiz wohn­haf­te Per­son, die im Aus­land Op­fer ei­ner Straf­tat ge­wor­den ist, kann sich an ei­ne schwei­ze­ri­sche Ver­tre­tung oder an die mit dem schwei­ze­ri­schen kon­su­la­ri­schen Schutz be­trau­te Stel­le wen­den. Die­se Stel­len in­for­mie­ren das Op­fer und mel­den Na­me und Adres­se des Op­fers ei­ner Be­ra­tungs­stel­le, so­fern es da­mit ein­ver­stan­den ist.

122 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

123 SR 311.0

Art. 84c Persönlichkeitsschutz des Opfers 124  

1 Die Be­hör­den wah­ren die Per­sön­lich­keits­rech­te des Op­fers in al­len Ab­schnit­ten des Straf­ver­fah­rens.

2 Be­hör­den und Pri­va­te dür­fen aus­ser­halb ei­nes öf­fent­li­chen Ge­richts­ver­fah­rens die Iden­ti­tät des Op­fers nur be­kannt ge­ben, wenn dies im In­ter­es­se der Straf­ver­fol­gung not­wen­dig ist oder das Op­fer zu­stimmt.

3 Die Be­hör­den ver­mei­den ei­ne Be­geg­nung des Op­fers mit der be­schul­dig­ten Per­son, wenn das Op­fer dies ver­langt. In die­sem Fall tra­gen sie dem An­spruch der be­schul­dig­ten Per­son auf recht­li­ches Ge­hör in an­de­rer Wei­se Rech­nung. Ei­ne Ge­gen­über­stel­lung kann an­ge­ord­net wer­den, wenn der An­spruch der be­schul­dig­ten Per­son auf recht­li­ches Ge­hör nicht auf an­de­re Wei­se ge­währ­leis­tet wer­den kann oder wenn ein über­wie­gen­des In­ter­es­se der Straf­ver­fol­gung sie zwin­gend er­for­dert.

124 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 84d Opfer von Straftaten gegen die sexuelle Integrität 125  

Das Op­fer von Straf­ta­ten ge­gen die se­xu­el­le In­te­gri­tät kann ver­lan­gen, dass:

a.
es in al­len Ver­fah­rens­sta­di­en von An­ge­hö­ri­gen sei­nes Ge­schlechts ein­ver­nom­men wird;
b.
dem ur­tei­len­den Ge­richt we­nigs­tens ei­ne Per­son sei­nes Ge­schlechts an­ge­hört;
c.
ei­ne all­fäl­li­ge Über­set­zung der Be­fra­gung durch ei­ne Per­son des glei­chen Ge­schlechts er­folgt, wenn dies oh­ne un­ge­bühr­li­che Ver­zö­ge­rung des Ver­fah­rens mög­lich ist;
d.
ei­ne Ge­gen­über­stel­lung ge­gen sei­nen Wil­len nur an­ge­ord­net wird, wenn der An­spruch der be­schul­dig­ten Per­son auf recht­li­ches Ge­hör nicht auf an­de­re Wei­se ge­währ­leis­tet wer­den kann.

125 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. II 10 des Straf­be­hör­den­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes vom 19. März 2010, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 3267; BBl 20088125).

Art. 84e Beistand und Aussageverweigerung 126  

1 Wird das Op­fer als Zeu­ge oder Aus­kunfts­per­son be­fragt, so kann es sich durch ei­ne Ver­trau­ens­per­son be­glei­ten las­sen.

2 Das Op­fer kann sich zu­sätz­lich auch durch einen Rechts­bei­stand be­glei­ten las­sen. So­weit es für die Wah­rung der Rech­te des Op­fers not­wen­dig ist, be­zeich­net der Ge­richts­prä­si­dent einen un­ent­gelt­li­chen Rechts­bei­stand.

3 Es kann die Aus­sa­ge zu Fra­gen ver­wei­gern, die sei­ne In­tim­sphä­re be­tref­fen.

126 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 84f127  

127 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 84g Zivilansprüche 128  

1 Die Haf­tung des Bun­des für er­lit­te­nen Scha­den rich­tet sich nach Ar­ti­kel 135 des Mi­li­tär­ge­set­zes vom 3. Fe­bru­ar 1995129 be­zie­hungs­wei­se nach Ar­ti­kel 3 des Ver­ant­wort­lich­keits­ge­set­zes vom 14. März 1958130.

2 Ist das Op­fer nicht le­gi­ti­miert, zi­vil­recht­li­che An­sprü­che nach Ar­ti­kel 163 vor den Mi­li­tär­ge­rich­ten gel­tend zu ma­chen, oder ver­zich­tet es dar­auf, so ist es auf sei­nen An­trag zur Haupt­ver­hand­lung ein­zu­la­den. Das Er­schei­nen ist ihm frei­ge­stellt, so­weit es nicht als Zeu­ge oder Aus­kunfts­per­son be­tei­ligt ist. Das Op­fer übt in ei­nem sol­chen Fall le­dig­lich In­for­ma­ti­ons­rech­te aus.

128 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

129 SR 510.10

130 SR 170.32

Art. 84h Besondere Massnahmen zum Schutz von Kindern 131  

1 Als Kind im Sin­ne die­ses Ar­ti­kels gilt das Op­fer, das im Zeit­punkt der Ein­ver­nah­me oder Ge­gen­über­stel­lung we­ni­ger als 18 Jah­re alt ist.

2 Die ers­te Ein­ver­nah­me des Kin­des hat so rasch als mög­lich statt­zu­fin­den.

3 Die Be­hör­de kann die Ver­trau­ens­per­son vom Ver­fah­ren aus­sch­lies­sen, wenn die­se einen be­stim­men­den Ein­fluss auf das Kind aus­üben könn­te.

4 Ist er­kenn­bar, dass die Ein­ver­nah­me oder die Ge­gen­über­stel­lung für das Kind zu ei­ner schwe­ren psy­chi­schen Be­las­tung füh­ren könn­te, so gel­ten die fol­gen­den Re­geln:

a.
Ei­ne Ge­gen­über­stel­lung mit der be­schul­dig­ten Per­son darf nur an­ge­ord­net wer­den, wenn das Kind die Ge­gen­über­stel­lung aus­drück­lich ver­langt oder der An­spruch der be­schul­dig­ten Per­son auf recht­li­ches Ge­hör auf an­de­re Wei­se nicht ge­währ­leis­tet wer­den kann.
b.
Das Kind darf wäh­rend des gan­zen Ver­fah­rens nicht mehr als zwei­mal ein­ver­nom­men wer­den.
c.
Ei­ne zwei­te Ein­ver­nah­me fin­det nur statt, wenn die Par­tei­en bei der ers­ten Ein­ver­nah­me ih­re Rech­te nicht aus­üben konn­ten oder dies im In­ter­es­se der Er­mitt­lun­gen oder des Kin­des un­um­gäng­lich ist; so­weit mög­lich er­folgt die Be­fra­gung durch die glei­che Per­son, wel­che die ers­te Ein­ver­nah­me durch­ge­führt hat.
d.
Ein­ver­nah­men wer­den im Bei­sein ei­ner Spe­zia­lis­tin oder ei­nes Spe­zia­lis­ten von ei­ner zu die­sem Zweck aus­ge­bil­de­ten Er­mitt­lungs­be­am­tin oder ei­nem ent­spre­chen­den Er­mitt­lungs­be­am­ten durch­ge­führt; fin­det kei­ne Ge­gen­über­stel­lung statt, so wer­den die Ein­ver­nah­men mit Bild und Ton auf­ge­zeich­net.
e.
Die Par­tei­en üben ih­re Rech­te durch die be­fra­gen­de Per­son aus.
f.
Die be­fra­gen­de Per­son und die Spe­zia­lis­tin oder der Spe­zia­list hal­ten ih­re be­son­de­ren Be­ob­ach­tun­gen in ei­nem Be­richt fest.

131 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Art. 84i Einstellung des Strafverfahrens 132  

1 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de kann das Straf­ver­fah­ren aus­nahms­wei­se ein­stel­len, wenn:

a.
das In­ter­es­se des Kin­des es zwin­gend ver­langt und die­ses ge­gen­über dem In­ter­es­se des Staa­tes an der Straf­ver­fol­gung of­fen­sicht­lich über­wiegt; und
b.
das Kind oder bei Ur­teil­s­un­fä­hig­keit sein ge­setz­li­cher Ver­tre­ter oder sei­ne ge­setz­li­che Ver­tre­te­rin der Ein­stel­lung zu­stimmt.

2 Die zu­stän­di­ge Be­hör­de sorgt bei ei­ner Ein­stel­lung des Ver­fah­rens da­für, dass nö­ti­gen­falls Kin­der­schutz­mass­nah­men an­ge­ord­net wer­den.

132 Fas­sung ge­mä­ss An­hang 1 Ziff. II 12 der Straf­pro­zess­ord­nung vom 5. Okt. 2007, in Kraft seit 1. Jan. 2011 (AS 2010 1881; BBl 2006 1085).

Elfter c Abschnitt: Privatklägerschaft133

133 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 17. Juni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 84j Begriff, Voraussetzungen und Verfahrensrechte  

1 Als Pri­vat­klä­ger­schaft gilt der Ge­schä­dig­te, der aus­drück­lich er­klärt, sich am Straf­ver­fah­ren als Straf- oder Zi­vil­klä­ger zu be­tei­li­gen.

2 Der Straf­an­trag ist die­ser Er­klä­rung gleich­ge­stellt.

3 Die Er­klä­rung ist ge­gen­über dem Un­ter­su­chungs­rich­ter spä­tes­tens bis zum Ab­schluss der Vor­un­ter­su­chung ab­zu­ge­ben.

4 Hat der Ge­schä­dig­te von sich aus kei­ne Er­klä­rung ab­ge­ge­ben, so weist der Un­ter­su­chungs­rich­ter nach Er­öff­nung ei­nes Straf­ver­fah­rens auf die­se Mög­lich­keit hin.

5 Der Pri­vat­klä­ger­schaft ste­hen die Ver­fah­rens­rech­te ei­ner Par­tei zu.

Art. 84k Form und Inhalt der Erklärung  

1 Der Ge­schä­dig­te kann die Er­klä­rung schrift­lich oder münd­lich zu Pro­to­koll ab­ge­ben.

2 In der Er­klä­rung kann der Ge­schä­dig­te ku­mu­la­tiv oder al­ter­na­tiv:

a.
die Ver­fol­gung und Be­stra­fung der für die Straf­tat ver­ant­wort­li­chen Per­son ver­lan­gen (Straf­kla­ge);
b.
ad­hä­si­ons­wei­se pri­vat­recht­li­che An­sprü­che gel­tend ma­chen, die aus der Straf­tat ab­ge­lei­tet wer­den (Zi­vil­kla­ge).
Art. 84l Verzicht und Rückzug  

1 Der Ge­schä­dig­te kann je­der­zeit schrift­lich oder münd­lich zu Pro­to­koll er­klä­ren, er ver­zich­te auf die ihm zu­ste­hen­den Rech­te. Der Ver­zicht ist end­gül­tig.

2 Wird der Ver­zicht nicht aus­drück­lich ein­ge­schränkt, so um­fasst er die Straf- und die Zi­vil­kla­ge.

Art. 84m Rechtsnachfolge  

1 Stirbt der Ge­schä­dig­te, oh­ne auf sei­ne Ver­fah­rens­rech­te als Pri­vat­klä­ger­schaft ver­zich­tet zu ha­ben, so ge­hen sei­ne Rech­te auf die An­ge­hö­ri­gen im Sin­ne von Ar­ti­kel 110 Ab­satz 1 StGB134 in der Rei­hen­fol­ge der Erb­be­rech­ti­gung über.

2 Wer von Ge­set­zes we­gen in die An­sprü­che des Ge­schä­dig­ten ein­ge­tre­ten ist, ist nur zur Zi­vil­kla­ge be­rech­tigt und hat nur je­ne Ver­fah­rens­rech­te, die sich un­mit­tel­bar auf die Durch­set­zung der Zi­vil­kla­ge be­zie­hen.

Art. 84n Stellung  

1 Die Pri­vat­klä­ger­schaft wird als Aus­kunfts­per­son ein­ver­nom­men.

2 Sie ist vor dem Un­ter­su­chungs­rich­ter, vor den Ge­rich­ten so­wie vor der Po­li­zei, die sie im Auf­trag des Un­ter­su­chungs­rich­ters ein­ver­nimmt, zur Aus­sa­ge ver­pflich­tet.

3 Im Üb­ri­gen sind die Be­stim­mun­gen über die Zeu­gen sinn­ge­mä­ss an­wend­bar, mit Aus­nah­me von Ar­ti­kel 82.

Art. 84o Ausschluss der Rechtsmittellegitimation  

Die Pri­vat­klä­ger­schaft kann einen Ent­scheid hin­sicht­lich der aus­ge­spro­che­nen Sank­ti­on nicht an­fech­ten.

Elfter d Abschnitt: Von einer Einziehung betroffener Dritter135

135 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 17. Juni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 84p  

Dem von ei­ner Ein­zie­hung be­trof­fe­nen Drit­ten ste­hen die zur Wah­rung sei­ner In­ter­es­sen er­for­der­li­chen Ver­fah­rens­rech­te ei­ner Par­tei zu, so­weit er durch das Ver­fah­ren in sei­nen Rech­ten un­mit­tel­bar be­trof­fen ist.

Zwölfter Abschnitt: Sachverständige

Art. 85 Sachverständige  

1 Wenn die Ab­klä­rung ei­nes Sach­ver­hal­tes be­son­de­re Kennt­nis­se er­for­dert, kann der Un­ter­su­chungs­rich­ter oder das Ge­richt Sach­ver­stän­di­ge bei­zie­hen. Ih­re Auf­ga­be ist zu um­schrei­ben.

2 Den Sach­ver­stän­di­gen ist Ein­sicht in die Ak­ten zu ge­wäh­ren und das Recht ein­zu­räu­men, Be­weis­auf­nah­men bei­zu­woh­nen und zur Ab­klä­rung des Sach­ver­hal­tes Fra­gen an Zeu­gen und Be­schul­dig­te zu stel­len.

Art. 86 Schweigepflicht  

Die Sach­ver­stän­di­gen un­ter­ste­hen dem Amts­ge­heim­nis nach Ar­ti­kel 320 des StGB136.

Art. 87 Ernennung  

Den Sach­ver­stän­di­gen wird die Er­nen­nung un­ter Hin­weis auf Ar­ti­kel 89 schrift­lich er­öff­net. Sie wer­den auf die Straf­fol­gen falscher Be­gut­ach­tung auf­merk­sam ge­macht.

Art. 88 Ausstand  

Für die Sach­ver­stän­di­gen gel­ten sinn­ge­mä­ss die Be­stim­mun­gen über den Aus­stand von Ge­richts­per­so­nen.

Art. 89 Pflicht zur Annahme des Auftrages  

Der Rich­ter kann den Sach­ver­stän­di­gen nur dann zur An­nah­me des Auf­tra­ges ver­pflich­ten, wenn be­son­de­re Ver­hält­nis­se es er­for­dern. Zeug­nis­ver­wei­ge­rungs­grün­de be­rech­ti­gen je­doch zur Ab­leh­nung des Auf­tra­ges.

Art. 90 Pflichtwidriges Verhalten  

1 Ver­wei­gert ein zur An­nah­me des Auf­tra­ges ver­pflich­te­ter Sach­ver­stän­di­ger oh­ne wich­ti­gen Grund die Er­stat­tung des Gut­ach­tens, lie­fert ein Sach­ver­stän­di­ger das Gut­ach­ten oh­ne hin­rei­chen­de Be­grün­dung nicht oder nicht recht­zei­tig ab oder lei­stet er ei­ner Vor­la­dung un­ent­schul­digt kei­ne Fol­ge, so wer­den ihm die durch sein Ver­hal­ten ent­stan­de­nen Kos­ten auf­er­legt. Er kann über­dies mit ei­ner Ord­nungs­bus­se bis zu 300 Fran­ken be­straft wer­den.

2 Bei nach­träg­li­cher ge­nü­gen­der Ent­schul­di­gung wer­den die­se An­ord­nun­gen auf­ge­ho­ben.

Art. 91 Abgabe des Gutachtens  

Der Rich­ter be­stimmt, ob das Gut­ach­ten schrift­lich oder münd­lich er­stat­tet wer­den soll, und setzt den Ab­ga­be­ter­min fest.

Art. 92 Neue Begutachtung  

Ist ein Gut­ach­ten man­gel­haft oder be­steht zwi­schen meh­re­ren Gut­ach­ten ein Wi­der­spruch, so kann der Rich­ter ei­ne Er­gän­zung des Gut­ach­tens oder ei­ne neue Be­gut­ach­tung durch die glei­chen oder an­de­re Sach­ver­stän­di­ge an­ord­nen.

Art. 93 Entschädigung  

Die Sach­ver­stän­di­gen ha­ben An­spruch auf Ent­schä­di­gung nach den Vor­schrif­ten des Bun­des­ra­tes.

Dreizehnter Abschnitt: Augenschein

Art. 94  

1 Ein Au­gen­schein wird an­ge­ord­net, wenn er zur Ab­klä­rung des Sach­ver­hal­tes bei­tra­gen kann.

2 Den Be­schul­dig­ten ist Ge­le­gen­heit zu ge­ben, dem Au­gen­schein bei­zu­woh­nen. Zeu­gen, Sach­ver­stän­di­ge und Aus­kunfts­per­so­nen kön­nen zum Au­gen­schein vor­ge­la­den und da­bei be­fragt wer­den.

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