Bei grossen Gesetzen wie OR und ZGB kann dies bis zu 30 Sekunden dauern

Vierzehnter Abschnitt: Dolmetscher und Übersetzer

Art. 95 Beizug  

1 Wird mit Per­so­nen ver­han­delt, die der Ge­richtss­pra­che nicht mäch­tig sind, so ist nö­ti­gen­falls ein Dol­met­scher bei­zu­zie­hen. Kommt dem Wort­laut ei­ner Aus­sa­ge be­son­de­re Be­deu­tung zu, so ist sie auch in der Fremd­spra­che ins Pro­to­koll auf­zu­neh­men.

2 Zu Ver­hand­lun­gen mit tau­ben oder stum­men Per­so­nen ist ein Dol­met­scher bei­zu­zie­hen, wenn schrift­li­cher Ver­kehr nicht ge­nügt.

3 Zur Über­set­zung fremd­spra­chi­ger Schrift­stücke ist, so­weit not­wen­dig, ein Über­set­zer bei­zu­zie­hen.

Art. 96 Schweigepflicht  

Dol­met­scher und Über­set­zer un­ter­ste­hen dem Amts­ge­heim­nis nach Ar­ti­kel 320 des StGB137.

Art. 97 Straffolgen bei falscher Übersetzung  

Dol­met­scher und Über­set­zer wer­den auf die Straf­fol­gen falscher Über­set­zung auf­merk­sam ge­macht.

Art. 98 Ausstand  

Für Dol­met­scher und Über­set­zer gel­ten sinn­ge­mä­ss die Be­stim­mun­gen über den Aus­stand von Ge­richts­per­so­nen.

Vierzehnter a Abschnitt: Schutz von Verfahrensbeteiligten138

138 Eingefügt durch Ziff. I des BG vom 19. Dez. 2003, in Kraft seit 1. Juni 2004 (AS 20042691; BBl 2003767).

Art. 98a Grundsatz 139  

Be­steht Grund zur An­nah­me, dass ein Zeu­ge, ei­ne Aus­kunfts­per­son, ein Be­schul­dig­ter, ein Sach­ver­stän­di­ger, ein Dol­met­scher oder Über­set­zer (Ver­fah­rens­be­tei­lig­ter) durch die Mit­wir­kung im Ver­fah­ren sich oder sei­ne An­ge­hö­ri­gen nach Ar­ti­kel 75 Buch­sta­be a oder abis ge­fähr­den könn­te, so trifft der Un­ter­su­chungs­rich­ter oder der Ge­richts­prä­si­dent die ge­eig­ne­ten Schutz­mass­nah­men.

139 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 98b Zusicherung der Anonymitätswahrung
1. Voraussetzungen
 

Zeu­gen oder Aus­kunfts­per­so­nen kann auf Ge­such hin oder von Am­tes we­gen ge­gen­über Per­so­nen, die ih­nen Scha­den zu­fü­gen könn­ten, die An­ony­mi­täts­wah­rung zu­ge­si­chert wer­den, wenn:

a.140
Ge­gen­stand des Ver­fah­rens Straf­ta­ten sind, die mit mehr als fünf Jah­ren Frei­heits­s­tra­fe be­droht sind; und
b.141
glaub­haft er­scheint, dass sie durch die Aus­sa­ge sich selbst oder An­ge­hö­ri­ge nach Ar­ti­kel 75 Buch­sta­be a oder abis der ernst­haf­ten Ge­fahr aus­set­zen wür­den, in den straf­recht­lich ge­schütz­ten Rechts­gü­tern schwer be­ein­träch­tigt zu wer­den.

140 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

141 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

Art. 98c 2. Verfahren  

1 Die Zu­si­che­rung der An­ony­mi­täts­wah­rung wird durch den Un­ter­su­chungs­rich­ter oder den Ge­richts­prä­si­den­ten er­teilt. Sie be­darf der Ge­neh­mi­gung durch den Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts.

2 Dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts ist in­nert 30 Ta­gen seit der Zu­si­che­rung ein Ge­such mit sämt­li­chen zur Be­ur­tei­lung der Recht­mäs­sig­keit er­for­der­li­chen Ein­zel­hei­ten ein­zu­rei­chen. Der Prä­si­dent kann zu­sätz­li­che Aus­künf­te und Be­weis­stücke ver­lan­gen.

3 Wird die Ge­neh­mi­gung nicht in­nert 30 Ta­gen ver­langt oder wird sie ver­wei­gert, so dür­fen die un­ter Zu­si­che­rung der An­ony­mi­täts­wah­rung be­reits er­lang­ten Aus­sa­gen im Ver­fah­ren nicht ver­wen­det wer­den; die ent­spre­chen­den Pro­to­kol­le wer­den aus den Strafak­ten ent­fernt, bis zum rechts­kräf­ti­gen Ab­schluss des Ver­fah­rens se­pa­rat un­ter Ver­schluss ge­hal­ten und da­nach ver­nich­tet. Ei­ne Ein­ver­nah­me durch das Ge­richt un­ter Zu­si­che­rung der An­ony­mi­täts­wah­rung ist vor der Er­tei­lung der Ge­neh­mi­gung nicht zu­läs­sig.

4 Ist die Ge­neh­mi­gung durch den Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts er­teilt, so bin­det die Zu­si­che­rung der An­ony­mi­täts­wah­rung un­wi­der­ruf­lich sämt­li­che mit dem Fall be­trau­ten Be­hör­den. Die ge­schütz­te Per­son kann je­doch auf die An­ony­mi­täts­wah­rung ver­zich­ten.

Art. 98d 3. Massnahmen  

1 Um der Zu­si­che­rung der An­ony­mi­täts­wah­rung nach­zu­kom­men, kann der Un­ter­su­chungs­rich­ter oder der Ge­richts­prä­si­dent:

a.
Ein­ver­nah­men in Ab­we­sen­heit der Par­tei­en durch­füh­ren;
b.
die Per­so­na­li­en der ein­zu­ver­neh­men­den Per­son in Ab­we­sen­heit der Par­tei­en fest­stel­len;
c.
die Per­son oh­ne Na­mens­nen­nung ein­ver­neh­men;
d.
Aus­se­hen oder Stim­me der ein­zu­ver­neh­men­den Per­son ver­än­dern oder die­se ab­schir­men;
e.
an­läss­lich der Haupt­ver­hand­lung auf die Be­fra­gung ver­zich­ten und statt­des­sen die Aus­sa­gen ver­le­sen, wel­che die ein­zu­ver­neh­men­de Per­son vor dem Un­ter­su­chungs­rich­ter ge­macht hat;
f.
die Ak­ten­ein­sicht ein­schrän­ken;
g.
in der Haupt­ver­hand­lung statt ei­ner münd­li­chen Be­fra­gung ei­ne schrift­li­che durch­füh­ren.

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter oder der Ge­richts­prä­si­dent be­stimmt, wel­che die­ser Mass­nah­men an­ge­mes­sen und ge­eig­net er­schei­nen, für wel­che Per­so­nen sie gel­ten und für wel­che Dau­er sie ge­trof­fen wer­den; da­bei dür­fen die Rech­te der Ver­tei­di­gung nur so weit be­schränkt wer­den, als dies zum Schutz der ein­zu­ver­neh­men­den Per­son not­wen­dig er­scheint.

3 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter oder der Ge­richts­prä­si­dent, der ei­ne Per­son ein­ver­nimmt, wel­cher die Zu­si­che­rung der An­ony­mi­täts­wah­rung er­teilt wor­den ist, trifft vor­gän­gig die ge­eig­ne­ten Mass­nah­men, um ei­ne Ver­wechs­lung oder ei­ne Ver­tau­schung von Per­so­nen zu ver­hin­dern.

4 An­de­re Un­ter­stüt­zungs- oder Schutz­mass­nah­men zu Guns­ten der ein­zu­ver­neh­men­den Per­son kön­nen an­ge­ord­net wer­den, so­weit sie kei­ne Be­schrän­kung der Par­tei­rech­te nach sich zie­hen.

Fünfzehnter Abschnitt: Verteidiger

Art. 99 Zulassung; Verpflichtung  

1 Als Ver­tei­di­ger kön­nen Schwei­zer­bür­ger auf­tre­ten, die über ein kan­to­na­les An­waltspa­tent ver­fü­gen und im An­walts­re­gis­ter ein­ge­tra­gen sind.142

2 Je­der An­ge­hö­ri­ge der Ar­mee, der ei­nem Trup­pen­kör­per oder ei­ner For­ma­ti­on, für die das Ge­richt zu­stän­dig ist, an­ge­hört und der über ein kan­to­na­les An­waltspa­tent ver­fügt und im An­walts­re­gis­ter ein­ge­tra­gen ist, ist ver­pflich­tet, auf An­ord­nung des Prä­si­den­ten des Ge­richts die amt­li­che Ver­tei­di­gung zu über­neh­men.143

3 Die Mi­li­tär­ge­rich­te er­stel­len jähr­lich ei­ne Lis­te der amt­li­chen Ver­tei­di­ger.

4 In Straf­ver­fah­ren, in de­nen der Sach­ver­halt mit Rück­sicht auf die Lan­des­ver­tei­di­gung oder die Staats­si­cher­heit ge­heim ge­hal­ten wer­den muss, kann der Prä­si­dent des Ge­richts den vom Be­schul­dig­ten bei­ge­zo­ge­nen Ver­tei­di­ger ab­leh­nen. Der Be­schul­dig­te wird auf­ge­for­dert, einen an­dern Ver­tei­di­ger zu be­zeich­nen. Der Ver­tei­di­ger wird vom Prä­si­den­ten des Ge­richts auf die Ge­heim­hal­tungs­vor­schrif­ten der Ar­mee hin­ge­wie­sen.

142 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

143 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Zweites Kapitel: Verfahrensablauf

Erster Abschnitt: Einleitung des Verfahrens

Art. 100 Massnahmen der Truppe  

1 Ist ei­ne der Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit un­ter­lie­gen­de straf­ba­re Hand­lung be­gan­gen wor­den, so hat der am Tat­ort den Be­fehl füh­ren­de Vor­ge­setz­te oder ein von ihm be­zeich­ne­ter ge­eig­ne­ter Of­fi­zier oder Un­ter­of­fi­zier die nö­ti­gen Mass­nah­men zu tref­fen, um die Flucht des Ver­däch­ti­gen zu ver­hin­dern, die Spu­ren der Tat fest­zu­stel­len und den Be­weis zu si­chern. So­weit nö­tig, sind die Or­ga­ne der mi­li­tä­ri­schen oder zi­vi­len Po­li­zei bei­zu­zie­hen.

2 Die ge­trof­fe­nen Mass­nah­men so­wie die we­sent­li­chen Aus­sa­gen des Ver­däch­ti­gen und der üb­ri­gen be­frag­ten Per­so­nen wer­den in ei­nem Pro­to­koll fest­ge­hal­ten.

3 Dem Vor­ge­setz­ten, der für die An­ord­nung der vor­läu­fi­gen Be­weis­auf­nah­me oder der Vor­un­ter­su­chung zu­stän­dig ist, muss oh­ne Ver­zug Be­richt er­stat­tet wer­den.

Art. 101 Zuständigkeit für die Anordnung der vorläufigen Beweisaufnahme und der Voruntersuchung  

1 Bei ei­ner straf­ba­ren Hand­lung, die wäh­rend des Mi­li­tär­diens­tes be­gan­gen wur­de, sind zur An­ord­nung der vor­läu­fi­gen Be­weis­auf­nah­me oder der Vor­un­ter­su­chung zu­stän­dig:

a.
in Schu­len, Lehr­gän­gen und Kur­sen: der Kom­man­dant;
b.
in Trup­pen­diens­ten:
1.
im Ba­tail­lons­ver­band: der Ba­tail­lons­kom­man­dant,
2.
bei klei­ne­ren, selb­stän­dig im Dienst be­find­li­chen For­ma­tio­nen: der be­tref­fen­de Kom­man­dant,
3.
in den üb­ri­gen Fäl­len: der Kom­man­dant der Trup­pe oder des Sta­bes.144

2 Ord­net der Kom­man­dant nach der vom Un­ter­su­chungs­rich­ter durch­ge­führ­ten vor­läu­fi­gen Be­weis­auf­nah­me die Vor­un­ter­su­chung nicht an, liegt aber nach An­sicht des Un­ter­su­chungs­rich­ters ei­ne ge­richt­lich zu ah­nen­de straf­ba­re Hand­lung vor, so legt die­ser den Fall dem Oberau­di­tor vor. Der Oberau­di­tor ent­schei­det end­gül­tig.

3 Für ei­ne aus­ser­halb des Diens­tes be­gan­ge­ne straf­ba­re Hand­lung ist das Eid­ge­nös­si­sche De­par­te­ment für Ver­tei­di­gung, Be­völ­ke­rungs­schutz und Sport oder die von ihm be­zeich­ne­te Dienst­stel­le zur An­ord­nung der vor­läu­fi­gen Be­weis­auf­nah­me oder Vor­un­ter­su­chung zu­stän­dig.

144 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 102 Voraussetzungen und Zweck der vorläufigen Beweisaufnahme  

1 Sind ein­zel­ne Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Vor­un­ter­su­chung nicht er­füllt, so wird ei­ne vor­läu­fi­ge Be­weis­auf­nah­me an­ge­ord­net. Dies gilt vor al­lem, wenn

a.
Be­weis­mit­tel be­schafft oder er­gänzt wer­den müs­sen, ins­be­son­de­re bei un­be­kann­ter Tä­ter­schaft und un­ge­klär­tem oder ver­wi­ckel­tem Sach­ver­halt;
b.
Un­ge­wiss­heit dar­über be­steht, ob ei­ne straf­ba­re Hand­lung dis­zi­pli­na­risch oder mi­li­tär­ge­richt­lich zu er­le­di­gen sei.

2 Bei Tö­tung oder er­heb­li­cher Ver­let­zung von Mi­li­tär- oder Zi­vil­per­so­nen so­wie bei schwe­ren Sach­schä­den ist ei­ne vor­läu­fi­ge Be­weis­auf­nah­me auch dann an­zu­ord­nen, wenn kei­ne straf­ba­re Hand­lung vor­liegt.145

145 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 103 Voraussetzungen und Zweck der Voruntersuchung  

1 Ist ei­ne Per­son ei­ner straf­ba­ren Hand­lung ver­däch­tig und fällt ei­ne dis­zi­pli­na­ri­sche Er­le­di­gung aus­ser Be­tracht, so ist die Vor­un­ter­su­chung an­zu­ord­nen.

2 Die Vor­un­ter­su­chung hat den Zweck fest­zu­stel­len, ob ei­ne straf­ba­re Hand­lung vor­liegt. Es sind al­le Um­stän­de der Tat ab­zu­klä­ren, die für das rich­ter­li­che Ur­teil oder für die Ein­stel­lung des Ver­fah­rens von Be­deu­tung sein kön­nen.

Art. 104 Verfahren bei der vorläufigen Beweisaufnahme  

1 Die vor­läu­fi­ge Be­weis­auf­nah­me ist ein Er­mitt­lungs­ver­fah­ren in den For­men und mit den Mit­teln der Vor­un­ter­su­chung.

2 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter er­stat­tet über den fest­ge­stell­ten Sach­ver­halt so­wie des­sen recht­li­che Wür­di­gung Be­richt und be­an­tragt je nach dem Er­geb­nis der zu­stän­di­gen Stel­le:

a.
ei­ne Vor­un­ter­su­chung an­zu­ord­nen;
b.
die Sa­che dis­zi­pli­na­risch zu er­le­di­gen;
c.
dem Ver­fah­ren kei­ne wei­te­re Fol­ge zu ge­ben.

3 Dem Ge­schä­dig­ten ist vor dem Ab­schluss der vor­läu­fi­gen Be­weis­auf­nah­me Ge­le­gen­heit zu ge­ben, die ge­richt­li­che Be­ur­tei­lung zu ver­lan­gen. Das glei­che Recht steht ihm zu, wenn das Ver­fah­ren nicht ein­ge­lei­tet wird. Ver­langt er die ge­richt­li­che Be­ur­tei­lung, so be­an­tragt der Un­ter­su­chungs­rich­ter die An­ord­nung der Vor­un­ter­su­chung. Wird der An­trag des Un­ter­su­chungs­rich­ters ab­ge­lehnt, so un­ter­brei­tet er die Ak­ten dem Oberau­di­tor zum Ent­scheid ge­mä­ss Ar­ti­kel 101 Ab­satz 2.146

146 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 2 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 23. März 2007 (AS 2008 1607; BBl 2005 7165). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 105 Untersuchungsbefehl  

1 Der Be­fehl zur vor­läu­fi­gen Be­weis­auf­nah­me oder zur Vor­un­ter­su­chung ist schrift­lich zu er­las­sen. In drin­gen­den Fäl­len kann er münd­lich mit so­for­ti­ger schrift­li­cher Be­stä­ti­gung er­teilt wer­den. Dem Un­ter­su­chungs­rich­ter wer­den die Pro­to­kol­le und Be­weis­stücke über­ge­ben.

2 Der Be­fehl hat ei­ne kur­ze Dar­stel­lung des Sach­ver­halts zu ent­hal­ten und Ver­däch­ti­ge oder Be­schul­dig­te ge­nau zu be­zeich­nen.

3 Be­steht Zwei­fel über die Zu­stän­dig­keit, so trifft der Un­ter­su­chungs­rich­ter nur die drin­gen­den Mass­nah­men und lei­tet die Ak­ten an den Oberau­di­tor wei­ter.

Art. 106 und 107147  

147 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

Art. 108 Durchführung des Verfahrens  

1 Die vor­läu­fi­ge Be­weis­auf­nah­me und die Vor­un­ter­su­chung wer­den oh­ne Ver­zug durch­ge­führt.

2 Sie sind nicht öf­fent­lich.

3 Der Ver­däch­ti­ge oder Be­schul­dig­te kann zur Be­fra­gung von Zeu­gen und Sach­ver­stän­di­gen bei­ge­zo­gen wer­den.

Art. 109 Beizug des Verteidigers  

1 Der Be­schul­dig­te kann be­reits in der Vor­un­ter­su­chung einen Ver­tei­di­ger bei­zie­hen. Er ist bei der ers­ten Ein­ver­nah­me auf die­ses Recht hin­zu­wei­sen.

2 Bei schwe­ren An­schul­di­gun­gen oder in ver­wi­ckel­ten Fäl­len be­stellt der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts auf Ge­such des Be­schul­dig­ten oder auf An­trag des Un­ter­su­chungs­rich­ters in der Vor­un­ter­su­chung einen amt­li­chen Ver­tei­di­ger, so­fern der Be­schul­dig­te kei­nen ei­ge­nen Ver­tei­di­ger bei­ge­zo­gen hat. Der Wunsch des Be­schul­dig­ten nach ei­nem be­stimm­ten amt­li­chen Ver­tei­di­ger aus der Lis­te des Ge­richts wird be­rück­sich­tigt, wenn kei­ne wich­ti­gen Grün­de ent­ge­gen­ste­hen.

Art. 110 Rechte des Verteidigers  

1 Der Ver­tei­di­ger hat das Recht, Un­ter­su­chungs­hand­lun­gen zu be­an­tra­gen. So­weit der Zweck der Un­ter­su­chung nicht ge­fähr­det wird, ist ihm auch Ak­ten­ein­sicht und An­we­sen­heit bei der Be­fra­gung von Zeu­gen und Sach­ver­stän­di­gen so­wie bei Au­gen­schei­nen zu ge­stat­ten.

2 Aus­nahms­wei­se kann der Un­ter­su­chungs­rich­ter den Ver­kehr zwi­schen Ver­tei­di­ger und ver­haf­te­tem Be­schul­dig­ten für be­stimm­te Zeit be­schrän­ken oder aus­schlies­sen, wenn es der Zweck der Un­ter­su­chung er­for­dert.

3 Nach Ab­schluss der Vor­un­ter­su­chung steht dem Ver­tei­di­ger un­be­schränk­te Ein­sicht in die Ak­ten zu. Er kann mit dem Be­schul­dig­ten frei ver­keh­ren.

Art. 111 Ausdehnung der Voruntersuchung  

Der Un­ter­su­chungs­rich­ter dehnt nö­ti­gen­falls die Vor­un­ter­su­chung von Am­tes we­gen auf Per­so­nen und straf­ba­re Hand­lun­gen aus, die im Un­ter­su­chungs­be­fehl nicht ge­nannt sind. Der Aus­deh­nungs­ent­scheid ist den Be­trof­fe­nen zu er­öff­nen.

Art. 112 Abschluss der Voruntersuchung 148  

Nach Ab­schluss der Vor­un­ter­su­chung über­mit­telt der Un­ter­su­chungs­rich­ter die Ak­ten dem Au­di­tor zur An­kla­ge­er­he­bung, zur Ein­stel­lung des Ver­fah­rens oder zum Er­lass ei­nes Straf­man­da­tes. Dem Be­schul­dig­ten und dem Ge­schä­dig­ten ist vom Ab­schluss der Vor­un­ter­su­chung Kennt­nis zu ge­ben.

148Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

Art. 113 Ergänzung der Voruntersuchung 149  

Der Au­di­tor, der Be­schul­dig­te so­wie der Ge­schä­dig­te kön­nen in­nert ei­ner vom Un­ter­su­chungs­rich­ter zu be­stim­men­den Frist Er­gän­zung der Vor­un­ter­su­chung ver­lan­gen.

149Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

Art. 114 Anklage; Strafmandat  

1 Er­gibt die Vor­un­ter­su­chung hin­rei­chen­de Ver­dachts­grün­de für ein Ver­bre­chen oder Ver­ge­hen, so er­hebt der Au­di­tor oh­ne Ver­zug An­kla­ge. Er über­mit­telt die Ak­ten mit der An­kla­ge­schrift dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­ge­richts und stellt dem An­ge­klag­ten und der Pri­vat­klä­ger­schaft ei­ne Ko­pie der An­kla­ge­schrift zu. Das Op­fer, das sich nicht als Pri­vat­klä­ger­schaft kon­sti­tu­iert hat, kann ei­ne Ko­pie der An­kla­ge­schrift ver­lan­gen.150

2 Er­ach­tet der Au­di­tor die Vor­aus­set­zun­gen da­für als er­füllt, so er­lässt er ein Straf­man­dat nach Ar­ti­kel 119.

150 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 115 Anklageschrift  

Die An­kla­ge­schrift ent­hält:

a.
die Per­so­na­li­en des An­ge­klag­ten;
b.
die Um­schrei­bung der dem An­ge­klag­ten zur Last ge­leg­ten Tat mit ih­ren ge­setz­li­chen Merk­ma­len;
c.
die ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen, wel­che die Tat mit Stra­fe be­dro­hen;
d.
die An­ga­be der Be­weis­mit­tel;
e.
all­fäl­li­ge Aus­sch­lies­sungs- oder Ab­leh­nungs­be­geh­ren des Au­di­tors.
Art. 116 Einstellung des Verfahrens und Disziplinarstrafe 151  

1 Ist die Sa­che nicht wei­ter zu ver­fol­gen, so stellt der Au­di­tor das Ver­fah­ren ein.

2 Nimmt der Au­di­tor einen im MStG152 vor­ge­se­he­nen leich­ten Fall ei­ner Straf­tat an oder wer­tet er die Tat als blos­sen Dis­zi­pli­nar­feh­ler, so stellt er das Ver­fah­ren ein und ver­hängt ei­ne Dis­zi­pli­nar­stra­fe.153

3 Der Au­di­tor kann al­le Dis­zi­pli­nar­stra­fen aus­spre­chen. Für die An­ge­hö­ri­gen des Grenzwacht­korps bleibt Ar­ti­kel 183 Ab­satz 2 des MStG vor­be­hal­ten; ge­ge­be­nen­falls wird die An­ge­le­gen­heit an die zu­stän­di­ge Stel­le zwecks Er­öff­nung ei­nes Dis­zi­pli­nar­ver­fah­rens über­wie­sen.

4 Die Ein­stel­lungs­ver­fü­gung wird den Per­so­nen und Be­hör­den, die zum Re­kurs be­fugt sind, mit kur­z­er Be­grün­dung schrift­lich er­öff­net. Das Op­fer, das sich nicht als Pri­vat­klä­ger­schaft kon­sti­tu­iert hat, kann ei­ne Ko­pie der Ein­stel­lungs­ver­fü­gung ver­lan­gen.154

4bis Kann die Ein­stel­lungs­ver­fü­gung nicht ord­nungs­ge­mä­ss er­öff­net wer­den, so gilt sie auch oh­ne Ver­öf­fent­li­chung in dem durch den Bund oder den Kan­ton be­zeich­ne­ten Amts­blatt als er­öff­net, wenn:

a.
der Auf­ent­halts­ort des Adres­sa­ten un­be­kannt ist und trotz zu­mut­ba­rer Nach­for­schun­gen nicht er­mit­telt wer­den kann;
b.
ei­ne Zu­stel­lung un­mög­lich ist oder mit aus­ser­or­dent­li­chen Um­trie­ben ver­bun­den wä­re;
c.
der Adres­sat oder sein Rechts­bei­stand mit Wohn­sitz oder ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halts­ort im Aus­land kein Zu­stel­lungs­do­mi­zil in der Schweiz be­zeich­net hat.155

5 Nach Ein­tritt der Rechts­kraft der Ein­stel­lungs­ver­fü­gung über­mit­telt der Au­di­tor die Ak­ten dem Oberau­di­to­rat zur Auf­be­wah­rung. Die­ses sorgt für den Voll­zug der all­fäl­li­gen aus­ge­spro­che­nen Dis­zi­pli­nar­stra­fe.

151 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

152 SR 321.0

153 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

154 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

155 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 26. Sept. 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 3977; BBl 20137057).

Art. 117 Kosten und Entschädigung  

1 Die Kos­ten der ein­ge­stell­ten Un­ter­su­chung trägt der Bund. Der Au­di­tor kann dem dis­zi­pli­na­risch Be­straf­ten re­du­zier­te Kos­ten der Un­ter­su­chung auf­er­le­gen.156

2 Die Kos­ten kön­nen dem Be­schul­dig­ten ganz oder teil­wei­se auf­er­legt wer­den, wenn er die Un­ter­su­chung durch ver­werf­li­ches Ver­hal­ten ver­ur­sacht oder er­schwert hat.

3 So­fern der Be­schul­dig­te, ge­gen den die Un­ter­su­chung ein­ge­stellt wird, das Ver­fah­ren nicht durch ein ver­werf­li­ches oder leicht­fer­ti­ges Ver­hal­ten ver­ur­sacht oder we­sent­lich er­schwert hat, ist ihm auf sein Be­geh­ren vom Au­di­tor zu­zu­spre­chen:

a.
Scha­den­er­satz für Un­ter­su­chungs­haft und an­de­re er­lit­te­ne Nach­tei­le;
b.
bei schwe­rer Ver­let­zung in sei­nen per­sön­li­chen Ver­hält­nis­sen ei­ne an­ge­mes­se­ne Geld­sum­me als Ge­nug­tu­ung;
c.
ei­ne an­ge­mes­se­ne Ent­schä­di­gung für An­walts­kos­ten.

4 Der Ent­scheid über Kos­ten und Ent­schä­di­gung so­wie al­len­falls über die Auf­he­bung be­ste­hen­der Zwangs­mass­nah­men und die Ein­zie­hung von Ge­gen­stän­den und Ver­mö­gens­wer­ten ist in die Ein­stel­lungs­ver­fü­gung auf­zu­neh­men.157

156 Satz ein­ge­fügt durch Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

157 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 118 Rekurs und Disziplinargerichtsbeschwerde 158  

1 Ge­gen Ein­stel­lungs- und Ent­schä­di­gungs­ver­fü­gun­gen kön­nen der Be­schul­dig­te, die Pri­vat­klä­ger­schaft, der Oberau­di­tor und der von ei­ner an­ge­ord­ne­ten Ein­zie­hung be­trof­fe­ne Drit­te Re­kurs an das Mi­li­tär­ge­richt er­he­ben. Die Ar­ti­kel 197 und 199 gel­ten sinn­ge­mä­ss.159

2160

3 Ge­gen ei­ne vom Au­di­tor ver­häng­te Dis­zi­pli­nar­stra­fe kann der Be­straf­te Dis­zi­pli­nar­ge­richts­be­schwer­de nach den Ar­ti­keln 209–213 des MStG161 an den Aus­schuss des zu­stän­di­gen Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts er­he­ben.162

158 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

159 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

160 Auf­ge­ho­ben durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, mit Wir­kung seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

161 SR 321.0

162 Ein­ge­fügt durch Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Zweiter Abschnitt: Strafmandatverfahren

Art. 119 Voraussetzungen  

1 Der Au­di­tor er­lässt ein Straf­man­dat, wenn:

a.
er ei­ne der fol­gen­den Stra­fen für an­ge­mes­sen hält:
1. ei­ne Frei­heits­s­tra­fe von höchs­tens 30 Ta­gen,
2. ei­ne Geld­stra­fe von höchs­tens 30 Ta­ges­sät­zen,
3.163
4. ei­ne Bus­se von höchs­tens 5000 Fran­ken,
5. ei­ne Ver­bin­dung der Stra­fen nach den Zif­fern 1–4; und
b.
der Be­schul­dig­te den Sach­ver­halt ein­ge­stan­den hat oder die­ser an­der­wei­tig aus­rei­chend ge­klärt ist.164
1bis Er kann im Straf­man­dat­ver­fah­ren auch einen Ent­scheid über einen Wi­der­ruf im Sin­ne von Ar­ti­kel 40 MStG165 tref­fen, wenn die be­ding­te oder teil­be­ding­te Stra­fe, zu­sam­men mit der neu­en Stra­fe, nicht hö­her als die in Ab­satz 1 Buch­sta­be a fest­ge­hal­te­nen Straf­mass­gren­zen ist.166

2 Das Straf­man­dat­ver­fah­ren fin­det nicht statt:

a.
bei Ehr­ver­let­zun­gen;
b.167
wenn, un­ter Vor­be­halt von Ab­satz 1bis, über einen Wi­der­ruf (Art. 40 MStG) oder über ei­ne Rück­ver­set­zung (Art. 89 StGB168) zu ent­schei­den ist;
c.169
bei un­be­kann­tem Auf­ent­halt des Be­schul­dig­ten oder wenn die­ser kei­ne Zu­stel­l­adres­se in der Schweiz hat;
d.170
wenn be­strit­te­ne zi­vil­recht­li­che An­sprü­che zu be­ur­tei­len sind;
e.171
wenn ei­ne De­gra­da­ti­on (Art. 35 MStG), ein Aus­schluss aus der Ar­mee (Art. 48 und 49 MStG) oder ei­ne Mass­nah­me nach Ar­ti­kel 47, 50 oder 50b MStG als an­ge­zeigt er­scheint oder ei­ne Lan­des­ver­wei­sung (Art. 49a oder 49abis MStG) in Aus­sicht steht.

163 Auf­ge­ho­ben durch An­hang Ziff. 4 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), mit Wir­kung seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

164 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

165 SR 321.0

166 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

167 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

168 SR 311.0

169 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

170Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

171 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen) (AS 2009 701; BBl 2007 8353). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 7 des BG vom 20. März 2015 (Um­set­zung von Art. 121 Abs. 3–6 BV über die Aus­schaf­fung kri­mi­nel­ler Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der), in Kraft seit 1. Okt. 2016 (AS 2016 2329; BBl 2013 5975).

Art. 120 Form und Inhalt  

Das Straf­man­dat ist schrift­lich aus­zu­fer­ti­gen und kurz zu be­grün­den. Es ent­hält:

a.
die Per­so­na­li­en des An­ge­klag­ten;
b.
den Sach­ver­halt;
c.
die Tat­sa­chen, wel­che die ein­zel­nen Merk­ma­le der straf­ba­ren Hand­lung er­fül­len;
d.
die recht­li­che Wür­di­gung der Tat;
e.
die Grün­de für die Straf­zu­mes­sung;
f.
die Straf­ver­fü­gung;
fbis.172
den Ent­scheid über den Wi­der­ruf (Art. 119 Abs. 1bis) und ei­ne kur­ze Be­grün­dung;
g.
den Ent­scheid über Kos­ten und Ent­schä­di­gung (Art. 151) so­wie über an­er­kann­te zi­vil­recht­li­che An­sprü­che des Ge­schä­dig­ten;
gbis.173
den Ent­scheid über die Auf­he­bung be­ste­hen­der Zwangs­mass­nah­men und die Ein­zie­hung von Ge­gen­stän­den und Ver­mö­gens­wer­ten;
h.
den Hin­weis, dass das Straf­man­dat rechts­kräf­tig wird, so­fern nicht in­nert zehn Ta­gen beim Au­di­tor schrift­lich Ein­spra­che er­ho­ben wird;
i.
das Da­tum so­wie die Un­ter­schrift des Au­di­tors.

172 Ein­ge­fügt durch Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

173 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 121 Eröffnung 174  

1 Das Straf­man­dat wird den Per­so­nen und Be­hör­den, die zur Ein­spra­che be­fugt sind, schrift­lich er­öff­net. Kann es dem Be­straf­ten nicht zu­ge­stellt wer­den, so fin­det das or­dent­li­che Ver­fah­ren statt.

2 Das Op­fer, das sich nicht als Pri­vat­klä­ger­schaft kon­sti­tu­iert hat, kann ei­ne Ko­pie des Straf­man­dats ver­lan­gen.

174 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 122 Einsprache  

1 In­nert zehn Ta­gen nach der Er­öff­nung kön­nen der Be­straf­te, die Pri­vat­klä­ger­schaft, der Oberau­di­tor und der von ei­ner an­ge­ord­ne­ten Ein­zie­hung be­trof­fe­ne Drit­te ge­gen das Straf­man­dat beim Au­di­tor schrift­lich Ein­spra­che er­he­ben.175

2 Wird recht­zei­tig Ein­spra­che er­ho­ben, so fin­det das or­dent­li­che Ver­fah­ren statt. Das Straf­man­dat er­setzt die An­kla­ge­schrift.

3 Rich­tet sich die Ein­spra­che nur ge­gen den Ent­scheid über die Kos­ten, über die Ent­schä­di­gung oder über die Ein­zie­hung von Ge­gen­stän­den und Ver­mö­gens­wer­ten, so muss sie einen be­grün­de­ten An­trag ent­hal­ten. Das Ge­richt ent­schei­det oh­ne Par­teiver­hand­lung.176

175 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

176 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 123 Rechtskraft, Rückzug der Einsprache  

1 Das Straf­man­dat wird zu ei­nem rechts­kräf­ti­gen Ur­teil, wenn kei­ne Ein­spra­che er­ho­ben oder die­se zu­rück­ge­zo­gen wird.

2 Der Rück­zug ist spä­tes­tens bis zu Be­ginn der Haupt­ver­hand­lung mög­lich. Rich­tet sich je­doch die Ein­spra­che nur ge­gen den Ent­scheid über die Kos­ten oder die Ent­schä­di­gung, so ist der Rück­zug bis zum Ent­scheid des Ge­richts mög­lich.

3 Zieht der Be­straf­te die Ein­spra­che zu­rück, so kön­nen ihm die ent­stan­de­nen Ko­sten auf­er­legt wer­den.

Dritter Abschnitt: Vorbereitung der Hauptverhandlung

Art. 124 Ansetzung der Hauptverhandlung  

Nach Ein­gang von An­kla­ge­schrift und Ak­ten be­stimmt der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts oh­ne Ver­zug Ort und Zeit der Haupt­ver­hand­lung. In ver­wi­ckel­ten Fäl­len kann er die Ak­ten ganz oder teil­wei­se bei den Rich­tern zir­ku­lie­ren las­sen.

Art. 125 Vorladung des Angeklagten  

1 In der Re­gel ist der An­ge­klag­te min­des­tens zehn, in Haft­fäl­len min­des­tens fünf Ta­ge vor der Haupt­ver­hand­lung vor­zu­la­den.

2 In der Vor­la­dung sind die Na­men der Rich­ter und des Ge­richts­schrei­bers auf­zu­füh­ren.

Art. 125a Öffentliche Bekanntmachung 177  

1 Die Zu­stel­lung der Vor­la­dung er­folgt durch Ver­öf­fent­li­chung in dem durch den Bund oder den Kan­ton be­zeich­ne­ten Amts­blatt, wenn:

a.
der Auf­ent­halts­ort des An­ge­klag­ten un­be­kannt ist und trotz zu­mut­ba­rer Nach­for­schun­gen nicht er­mit­telt wer­den kann;
b.
ei­ne Zu­stel­lung un­mög­lich ist oder mit aus­ser­or­dent­li­chen Um­trie­ben ver­bun­den wä­re;
c.
der An­ge­klag­te oder sein Rechts­bei­stand mit Wohn­sitz oder ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halts­ort im Aus­land kein Zu­stel­lungs­do­mi­zil in der Schweiz be­zeich­net hat.

2 Die Zu­stel­lung gilt am Tag der Ver­öf­fent­li­chung als er­folgt.

177 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 26. Sept. 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 3977; BBl 20137057).

Art. 126 Ersatzrichter  

Kann das Ge­richt aus den Rich­tern und Er­satz­rich­tern nicht ge­bil­det wer­den, so be­zeich­net der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts aus­ser­or­dent­li­che Er­satz­rich­ter.

Art. 127 Verteidigung  

1 In der Haupt­ver­hand­lung muss der An­ge­klag­te einen Ver­tei­di­ger ha­ben.

2 Hat der An­ge­klag­te kei­nen Ver­tei­di­ger bei­ge­zo­gen und wur­de ihm in der Vor­un­ter­su­chung auch kei­ner von Am­tes we­gen bei­ge­ge­ben, so for­dert ihn der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts auf, in­nert ei­ner be­stimm­ten Frist einen sol­chen zu be­zeich­nen.

3 Be­zeich­net der An­ge­klag­te in­nert die­ser Frist kei­nen Ver­tei­di­ger oder ist sein Ver­tei­di­ger nicht in der La­ge, sein Amt aus­zuü­ben, so er­nennt der Prä­si­dent einen amt­li­chen Ver­tei­di­ger. Der Wunsch des An­ge­klag­ten nach ei­nem be­stimm­ten amt­li­chen Ver­tei­di­ger aus der Lis­te des Ge­richts wird be­rück­sich­tigt, wenn kei­ne wich­ti­gen Grün­de ent­ge­gen­ste­hen.

4 Nach Be­stel­lung des Ver­tei­di­gers setzt der Prä­si­dent dem An­ge­klag­ten ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist, in­nert wel­cher er Ab­leh­nungs­be­geh­ren an­zu­brin­gen und sei­ne Be­weis­mit­tel zu be­zeich­nen hat.

Art. 128 Anordnung von Beweisaufnahmen  

1 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts kann von sich aus die Vor­la­dung von Zeu­gen und Sach­ver­stän­di­gen ver­fü­gen so­wie an­de­re Be­weis­auf­nah­men an­ord­nen.

2 Der Prä­si­dent kann die Vor­la­dung von Zeu­gen und Sach­ver­stän­di­gen so­wie die An­ord­nung von Be­weis­auf­nah­men we­gen Un­er­heb­lich­keit ab­leh­nen. In die­sem Fal­le ist die be­trof­fe­ne Par­tei be­rech­tigt, ihr Be­geh­ren bei Be­ginn der Haupt­ver­hand­lung zu wie­der­ho­len.

3 Der Prä­si­dent er­öff­net sei­ne Ver­fü­gun­gen den Par­tei­en schrift­lich.

Art. 129 Vorgezogene Beweisaufnahmen  

1 Kann ein Be­weis in der Haupt­ver­hand­lung, bei­spiels­wei­se we­gen Krank­heit ei­nes Zeu­gen oder Sach­ver­stän­di­gen, vor­aus­sicht­lich nicht er­ho­ben wer­den oder ist es zweck­mäs­sig, vor der Haupt­ver­hand­lung einen rich­ter­li­chen Au­gen­schein vor­zu­neh­men, so führt der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts die­se Be­weis­auf­nah­me selbst durch oder lässt sie durch einen oder meh­re­re Rich­ter vor­neh­men.

2 Den Par­tei­en ist wenn mög­lich Ge­le­gen­heit zu ge­ben, der Be­weis­auf­nah­me bei­zu­woh­nen. Sind sie nicht er­schie­nen, so ist ih­nen das Pro­to­koll vor der Haupt­ver­hand­lung vor­zu­le­gen.

Vierter Abschnitt: Hauptverhandlung und Urteil

Art. 130 Teilnahme  

1 Die Rich­ter, der Ge­richts­schrei­ber, der Au­di­tor, der An­ge­klag­te und der Ver­tei­di­ger müs­sen der gan­zen Haupt­ver­hand­lung bei­woh­nen.

2 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts kann an­ord­nen, dass sich der An­ge­klag­te aus der Haupt­ver­hand­lung ent­fernt, ins­be­son­de­re wenn die­ser sich un­ge­bühr­lich be­nimmt oder wenn zu be­fürch­ten ist, dass die Kennt­nis ei­nes ärzt­li­chen Gut­ach­tens die­sem zum Nach­teil ge­rei­chen wür­de.

3 Der Prä­si­dent kann aus­nahms­wei­se den An­ge­klag­ten auf des­sen Ge­such hin vom Er­schei­nen be­frei­en oder ihm ge­stat­ten, sich aus der Haupt­ver­hand­lung zu ent­fer­nen.

4 Das or­dent­li­che Ver­fah­ren kann auch dann fort­ge­setzt wer­den, wenn sich der An­ge­klag­te oh­ne Er­laub­nis des Prä­si­den­ten aus der Haupt­ver­hand­lung ent­fern­te.

Art. 131 Ausbleiben des Angeklagten  

1 Bleibt der An­ge­klag­te trotz ord­nungs­ge­mäs­ser Vor­la­dung oh­ne ge­nü­gen­de Ent­schul­di­gung aus, so kann sei­ne Vor­füh­rung an­ge­ord­net wer­den.

2 Kann der An­ge­klag­te nicht vor­ge­führt wer­den oder wird auf sei­ne Vor­füh­rung ver­zich­tet, so wird das Ab­we­sen­heits­ver­fah­ren an­ge­wen­det.

Art. 132 Ausbleiben eines Zeugen  

1 Bleibt ein Zeu­ge trotz ord­nungs­ge­mäs­ser Vor­la­dung aus, so kann sei­ne Vor­füh­rung an­ge­ord­net wer­den. Ist die­se nicht mög­lich, und hält das Ge­richt sein Er­schei­nen für not­wen­dig, so ver­tagt es die Ver­hand­lung auf Kos­ten des Aus­ge­blie­be­nen.

2 Ar­ti­kel 81 fin­det An­wen­dung.

Art. 133 Ausbleiben des Verteidigers oder eines Sachverständigen  

Muss die Ver­hand­lung we­gen nicht ent­schul­dig­ten Aus­blei­bens des Ver­tei­di­gers oder ei­nes Sach­ver­stän­di­gen ver­scho­ben wer­den, so kann ihm das Ge­richt die da­durch ver­ur­sach­ten Kos­ten auf­er­le­gen.

Art. 133a Teilnahme derPrivatklägerschaft und Dritter 178  

1 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts kann die Pri­vat­klä­ger­schaft auf ihr Ge­such hin vom per­sön­li­chen Er­schei­nen dis­pen­sie­ren, wenn ih­re An­we­sen­heit nicht er­for­der­lich ist.

2 Dem von ei­ner be­an­trag­ten Ein­zie­hung be­trof­fe­nen Drit­ten ist das per­sön­li­che Er­schei­nen frei­ge­stellt.

3 Er­scheint die Pri­vat­klä­ger­schaft oder der von ei­ner be­an­trag­ten Ein­zie­hung be­trof­fe­ne Drit­te nicht per­sön­lich, so kann sie oder er sich ver­tre­ten las­sen oder schrift­li­che An­trä­ge stel­len.

178 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 134 Eröffnung der Hauptverhandlung  

1 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts er­öff­net die Haupt­ver­hand­lung.

2 Er gibt die Zu­sam­men­set­zung des Ge­richts be­kannt und stellt die An­we­sen­heit der Par­tei­en fest.

Art. 135 Feststellung der Personalien; Verlesen der Anklageschrift  

1 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts stellt die Per­so­na­li­en des An­ge­klag­ten fest.

2 Die An­kla­ge­schrift wird ver­le­sen, so­fern die Par­tei­en nicht dar­auf ver­zich­ten.

Art. 136 Erledigung von Einsprachen; Unzuständigkeit des Gerichts  

1 Hier­auf ent­schei­det das Ge­richt über Ein­spra­chen ge­gen sei­ne Be­set­zung oder sach­li­che Zu­stän­dig­keit, über Be­geh­ren um Er­gän­zung der Be­weis­mit­tel so­wie über Ver­jäh­rungs­ein­re­den und Vor­fra­gen, wel­che die Mög­lich­keit oder Zu­läs­sig­keit der Durch­füh­rung der Ver­hand­lung be­tref­fen.

2 Das Ge­richt lehnt von Am­tes we­gen sei­ne Zu­stän­dig­keit ab, wenn der Straf­fall nicht der Mi­li­tär­ge­richts­bar­keit un­ter­liegt. Die nach Ar­ti­kel 223 des MStG179 vom Bun­dess­traf­ge­richt ge­trof­fe­nen Ent­schei­dun­gen sind für das Ge­richt und die Par­tei­en ver­bind­lich.180

179 SR 321.0

180 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 12 des Straf­ge­richts­ge­set­zes vom 4. Okt. 2002, in Kraft seit 1. April 2004 (AS 2003 2133; BBl 2001 4202).

Art. 137 Befragung des Angeklagten  

1 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts be­fragt den An­ge­klag­ten über sei­ne per­sön­li­chen und mi­li­tä­ri­schen Ver­hält­nis­se so­wie über die ihm in der An­kla­ge­schrift zur Last ge­leg­te Tat. Er stellt auf Ver­lan­gen ei­nes Rich­ters, des Au­di­tors oder des Ver­tei­di­gers wei­te­re Fra­gen zur Ab­klä­rung des Sach­ver­halts.

2 Ge­steht der An­ge­klag­te die Tat und ist sein Ge­ständ­nis glaub­wür­dig, so kann das Ge­richt mit Zu­stim­mung der Par­tei­en ein ab­ge­kürz­tes Be­weis­ver­fah­ren durch­füh­ren.

Art. 138 Vorlage von Beweisstücken: Einvernahme von Zeugen  

1 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts legt dem Ge­richt die Be­weis­stücke vor und be­fragt die Zeu­gen in der von ihm be­stimm­ten Rei­hen­fol­ge. Vor der Ein­ver­nah­me mahnt er sie zur Wahr­heit und macht sie auf die Straf­fol­gen ei­nes falschen Zeug­nis­ses auf­merk­sam.

2 Nach der Ein­ver­nah­me ei­nes je­den Zeu­gen kön­nen Rich­ter und Par­tei­en wei­te­re Fra­gen zur Ab­klä­rung des Sach­ver­halts stel­len las­sen.

3 Zeu­gen, de­ren Aus­sa­gen sich wi­der­spre­chen, kön­nen ein­an­der ge­gen­über­ge­stellt wer­den.

Art. 139 Widersprüche: Gedächtnislücken  

1 Zur Fest­stel­lung oder Be­he­bung von Wi­der­sprü­chen in den Aus­sa­gen kön­nen Ein­ver­nah­men wie­der­holt oder Pro­to­kol­le der Un­ter­su­chung ganz oder teil­wei­se ver­le­sen wer­den.

2 Er­in­nert sich ein Zeu­ge nicht mehr oder nicht mehr ge­nau an ei­ne Wahr­neh­mung, über die er frü­her be­rich­tet hat, so kön­nen die ent­spre­chen­den Pro­to­kol­le ganz oder teil­wei­se ver­le­sen wer­den.

Art. 140 Befragung von Sachverständigen  

Die Sach­ver­stän­di­gen wer­den in der Re­gel nach den Zeu­gen ein­ver­nom­men.

Art. 141 Verlesen von Beweisurkunden  

1 We­sent­li­che Be­wei­sur­kun­den sind zu ver­le­sen.

2 Die Be­fra­gung von Zeu­gen, Sach­ver­stän­di­gen und Mit­an­ge­klag­ten kann durch das Ver­le­sen der Pro­to­kol­le ih­rer frü­hern Aus­sa­gen er­setzt wer­den, wenn

a.
die Per­son in­zwi­schen ver­stor­ben ist:
b.
ei­ne Vor­la­dung we­gen un­be­kann­ten Auf­ent­halts nicht mög­lich war;
c.
die Ein­ver­nah­me in der Haupt­ver­hand­lung aus an­dern Grün­den nicht statt­fin­den kann;
d.
es sich um Aus­sa­gen han­delt, die für die Ur­teils­fin­dung nicht ent­schei­dend ins Ge­wicht fal­len.
Art. 142 Neue Beweisanträge  

1 Die Par­tei­en kön­nen bis zum Schluss des Be­weis­ver­fah­rens neue Be­weis­an­trä­ge stel­len.

2 Das Ge­richt sorgt je­doch da­für, dass die Ver­hand­lung nicht un­nö­tig ver­län­gert wird.

Art. 143 Unterbrechung oder Verschiebung der Hauptverhandlung  

1 Das Ge­richt kann die Haupt­ver­hand­lung von sich aus oder auf An­trag ei­ner Par­tei für neue Be­weis­auf­nah­men, für die Neu­er­stel­lung oder Er­gän­zung der An­kla­ge­schrift oder aus an­dern wich­ti­gen Grün­den so­wie für die da­durch be­ding­te Vor­be­rei­tung der Par­tei­vor­trä­ge un­ter­bre­chen oder ver­schie­ben.

2 Bei län­ge­rer Un­ter­bre­chung muss die Haupt­ver­hand­lung wie­der­holt wer­den, so­fern die Par­tei­en nicht aus­drück­lich dar­auf ver­zich­ten.

Art. 144 Parteivorträge 181  

1 Nach Ab­schluss des Be­weis­ver­fah­rens stel­len und be­grün­den die Par­tei­en ih­re An­trä­ge. Die Par­tei­vor­trä­ge fin­den in fol­gen­der Rei­hen­fol­ge statt:

a.
Au­di­tor;
b.
Pri­vat­klä­ger­schaft;
c.
Drit­te, die von ei­ner be­an­trag­ten Ein­zie­hung (Art. 51−53 MStG182) be­trof­fen sind;
d.
Ver­tei­di­ger des An­ge­klag­ten.

2 Die Par­tei­en ha­ben das Recht auf einen zwei­ten Par­tei­vor­trag.

3 Der An­ge­klag­te hat nach Ab­schluss der Par­tei­vor­trä­ge das Recht auf das letz­te Wort.

181 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

182 SR 321.0

Art. 145 Urteil  

1 Das Ur­teil lau­tet auf Frei­spruch oder Ver­ur­tei­lung.

2 Er­weist sich die Be­ur­tei­lung aus pro­zess­recht­li­chen Grün­den als un­zu­läs­sig, so wird das Ver­fah­ren ein­ge­stellt.

Art. 146 Urteilsfällung  

1 Über das Er­geb­nis der Be­weis­auf­nah­me ent­schei­det das Ge­richt nach sei­ner frei­en, in der Haupt­ver­hand­lung ge­won­ne­nen Über­zeu­gung.

2 Das Ur­teil wird mit ein­fa­cher Stim­men­mehr­heit ge­fällt. Dies gilt auch für Zwi­schen­ent­schei­de.

3183

183Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 20. März 1992, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 147 Gegenstand des Urteils  

Ge­gen­stand des Ur­teils ist die in der An­kla­ge­schrift be­zeich­ne­te Tat. Bei de­ren Wür­di­gung darf das Ge­richt nur die Er­geb­nis­se der Haupt­ver­hand­lung be­rück­sich­ti­gen.

Art. 148 Änderung des rechtlichen Gesichtspunkts  

1 Das Ge­richt ist an die recht­li­che Be­ur­tei­lung, die der An­kla­ge zu­grun­de liegt, nicht ge­bun­den.

2 Ei­ne Ver­ur­tei­lung auf­grund von Straf­be­stim­mun­gen, die nicht in der An­kla­ge­schrift auf­ge­führt sind, darf nur er­fol­gen, wenn der An­ge­klag­te zu­vor auf die Ver­än­de­rung des recht­li­chen Ge­sichts­punk­tes hin­ge­wie­sen und ihm Ge­le­gen­heit zur Ver­tei­di­gung ge­ge­ben wor­den ist.

3 In glei­cher Wei­se ist vor­zu­ge­hen, wenn in der Haupt­ver­hand­lung Um­stän­de vor­­ge­bracht wer­den, wel­che die Straf­bar­keit er­hö­hen.

Art. 149 Leichter Fall eines Verbrechens oder Vergehens  

1 Nimmt das Ge­richt einen im MStG184 vor­ge­se­he­nen leich­ten Fall ei­ner Straf­tat an oder wer­tet es die Tat als blos­sen Dis­zi­pli­nar­feh­ler, so spricht es den An­ge­klag­ten frei und ver­hängt ei­ne Dis­zi­pli­nar­stra­fe185. Das Ge­richt kann dem dis­zi­pli­na­risch Be­straf­ten re­du­zier­te Kos­ten der Un­ter­su­chung und der Haupt­ver­hand­lung auf­er­le­gen.186

2 Das Ge­richt kann al­le Dis­zi­pli­nar­stra­fen aus­spre­chen. Für die An­ge­hö­ri­gen des Grenzwacht­korps bleibt Ar­ti­kel 183 Ab­satz 2 des MStG vor­be­hal­ten; ge­ge­be­nen­falls wird die An­ge­le­gen­heit an die zu­stän­di­ge Stel­le zwecks Er­öff­nung ei­nes Dis­zi­pli­nar­ver­fah­rens über­wie­sen.187

3 Hat das Ge­richt den An­ge­klag­ten ver­ur­teilt, dis­zi­pli­na­risch be­straft oder frei­ge­spro­chen, so darf über ihn we­gen der glei­chen Tat kei­ne Dis­zi­pli­nar­stra­fe mehr ver­hängt wer­den.

184 SR 321.0

185 Fas­sung ers­ter Satz­ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

186 Zwei­ter Satz ein­ge­fügt durch Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

187 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 150 Sicherheitshaft  

Das Ge­richt kann einen Ver­ur­teil­ten oder einen we­gen Un­zu­rech­nungs­fä­hig­keit frei­ge­spro­che­nen An­ge­klag­ten zur Si­che­rung des Voll­zu­ges ei­ner Frei­heits­s­tra­fe oder Mass­nah­me in Haft set­zen.

Art. 151 Kosten und Entschädigung  

1 Dem Ver­ur­teil­ten wer­den die Kos­ten der Un­ter­su­chung und der Haupt­ver­hand­lung auf­er­legt. Aus be­son­dern Grün­den kann ihm das Ge­richt die Kos­ten ganz oder teil­wei­se er­las­sen.

2 Das Ge­richt be­stimmt, ob und in­wie­weit meh­re­re Ver­ur­teil­te so­li­da­risch haf­ten.

3 Dem Frei­ge­spro­che­nen kön­nen die Kos­ten ganz oder teil­wei­se auf­er­legt wer­den, wenn er das Ver­fah­ren durch ver­werf­li­ches Ver­hal­ten ver­ur­sacht oder er­schwert hat.

4 Die Ver­gü­tun­gen an Rich­ter, An­ge­hö­ri­ge der Mi­li­tär­jus­tiz, Dol­met­scher und Über­set­zer trägt der Bund.188

5 Das Ge­richt ent­schei­det über Ent­schä­di­gungs­be­geh­ren nach den Re­geln von Ar­ti­kel 117 Ab­satz 3.

6 Der Pri­vat­klä­ger­schaft kön­nen nach Ar­ti­kel 165a die Ver­fah­rens­kos­ten auf­er­legt wer­den.189

188 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 18. März 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 4277, 2017 2297; BBl 2014 6955).

189 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 152 Mündliche Urteilseröffnung  

1 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts er­öff­net den Par­tei­en das Ur­teil in öf­fent­li­cher Sit­zung durch Ver­le­sen des Ur­teilss­pruchs und Mit­tei­lung der we­sent­li­chen Ent­schei­dungs­grün­de.

2 Von der Mit­tei­lung der Ent­schei­dungs­grün­de wird so­weit ab­ge­se­hen, als die­se mit Rück­sicht auf die Lan­des­ver­tei­di­gung oder Staats­si­cher­heit ge­heim ge­hal­ten wer­den müs­sen.

3 Der Prä­si­dent un­ter­rich­tet die Par­tei­en über die mög­li­chen Rechts­mit­tel.

Art. 153 Form und Inhalt des Urteils  

1 Das Ur­teil wird schrift­lich aus­ge­fer­tigt. Es ent­hält Ort und Zeit der Ver­hand­lung, die Na­men der Rich­ter, des Ge­richts­schrei­bers, des Au­di­tors, des An­ge­klag­ten und sei­nes Ver­tei­di­gers, die in der An­kla­ge be­zeich­ne­ten straf­ba­ren Hand­lun­gen, die An­trä­ge der Par­tei­en so­wie

a.
bei Ver­ur­tei­lung:
1.
den Sach­ver­halt;
2.
die Tat­sa­chen, wel­che die ein­zel­nen Merk­ma­le der straf­ba­ren Hand­lung er­fül­len;
3.
die Grün­de für die Straf­zu­mes­sung und die Mass­nah­men;
4.
die ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen;
5.
den Ur­teilss­pruch;
b.
bei Frei­spruch:
1.
den Sach­ver­halt;
2.
die Fest­stel­lung, dass die dem An­ge­klag­ten vor­ge­wor­fe­ne Tat nicht er­wie­sen oder nicht straf­bar ist;
3.
die Grün­de für all­fäl­li­ge Mass­nah­men;
4.
den Ur­teilss­pruch;
c.
bei Frei­spruch nach Ar­ti­kel 149:
1.
den Sach­ver­halt;
2.
die Tat­sa­che, wel­che die ein­zel­nen Merk­ma­le des Dis­zi­pli­nar­feh­lers er­fül­len;
3.
die Grün­de für die Zu­mes­sung der Dis­zi­pli­nar­stra­fe;
4.
den Ur­teilss­pruch.

2 Das Ur­teil ent­hält über­dies den be­grün­de­ten Ent­scheid über Kos­ten und Ent­schä­di­gung, al­len­falls über die Auf­he­bung be­ste­hen­der Zwangs­mass­nah­men, über die Ein­zie­hung von Ge­gen­stän­den und Ver­mö­gens­wer­ten und über den zi­vil­recht­li­chen An­spruch der Pri­vat­klä­ger­schaft so­wie ei­ne Rechts­mit­tel­be­leh­rung.190

3 Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts und der Ge­richts­schrei­ber un­ter­zeich­nen das Ur­teil.

4 Re­dak­ti­ons- oder Rech­nungs­feh­ler oder Kanz­lei­ver­se­hen, die kei­nen Ein­fluss auf den Ur­teilss­pruch oder auf den er­heb­li­chen In­halt der Be­grün­dung ha­ben, wer­den von Am­tes we­gen be­rich­tigt.

190 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 154 Zustellung von Urteilsausfertigungen  

1 Ur­teils­aus­fer­ti­gun­gen wer­den dem Ver­tei­di­ger für sich und zu­han­den des Ver­ur­teil­ten oder Frei­ge­spro­che­nen, der Pri­vat­klä­ger­schaft191, dem Au­di­tor, dem Oberau­di­tor und dem Voll­zugs­kan­ton so­wie den vom Bun­des­rat zu be­zeich­nen­den Emp­fän­gern zu­ge­stellt.

2 Ur­teils­aus­fer­ti­gun­gen, die mit Rück­sicht auf die Lan­des­ver­tei­di­gung oder die Staats­si­cher­heit ge­heim zu hal­ten­de Tat­sa­chen ent­hal­ten, wer­den le­dig­lich dem Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ment für Ver­tei­di­gung, Be­völ­ke­rungs­schutz und Sport und dem Oberau­di­tor zu­ge­stellt. Dem Au­di­tor und dem Ver­tei­di­ger wer­den auf Ge­such hin ei­ne Ur­teils­aus­fer­ti­gung zur Ein­sicht­nah­me über­las­sen. Der Ver­ur­teil­te und die Pri­vat­klä­ger­schaft er­hal­ten auf Ge­such hin Ein­sicht in die Ur­teils­aus­fer­ti­gung, die Ge­schä­dig­te je­doch nur so weit, als das Ur­teil sei­ne zi­vil­recht­li­chen An­sprü­che be­trifft oder sich auf de­ren Be­ur­tei­lung aus­wir­ken kann.192

3 Für die öf­fent­li­che Be­kannt­ma­chung des Ur­teils gilt Ar­ti­kel 125a. Es wird nur das Dis­po­si­tiv ver­öf­fent­licht.193

4 Das Op­fer, das sich nicht als Pri­vat­klä­ger­schaft kon­sti­tu­iert hat, kann ei­ne Ko­pie des Ur­teils ver­lan­gen. 194

191 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711). Die­se Änd. wur­de in den in der AS ge­nann­ten Be­stim­mun­gen vor­ge­nom­men.

192Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

193 Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 3 des BG vom 26. Sept. 2014, in Kraft seit 1. Jan. 2016 (AS 2015 3977; BBl 20137057).

194 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Fünfter Abschnitt: Verfahren gegen Abwesende und Wiederaufnahme

Art. 155 Besondere Vorschriften für die Hauptverhandlung und das Urteil  

1 Kann der An­ge­klag­te nicht vor­ge­führt wer­den oder wird auf sei­ne Vor­füh­rung ver­zich­tet (Art. 131 Abs. 2) oder macht er sich ver­hand­lungs­un­fä­hig, so wird oh­ne ihn ver­han­delt.

2 Das Ge­richt ver­schiebt die Haupt­ver­hand­lung, wenn das per­sön­li­che Er­schei­nen des An­ge­klag­ten un­er­läss­lich ist. Es nimmt trotz­dem die un­auf­schieb­ba­ren Be­weis­er­he­bun­gen vor.

3 Das Ur­teil lau­tet auf Ver­ur­tei­lung oder Frei­spruch.

4 Im Ur­teil ist auf die Be­stim­mung der Ar­ti­kel 156 und 157 hin­zu­wei­sen.

Art. 156 Begehren um Aufhebung des Abwesenheitsurteils; Wirkung  

1 Wenn der in Ab­we­sen­heit Ver­ur­teil­te sich stellt oder fest­ge­nom­men wird, so wird ihm das Ab­we­sen­heits­ur­teil mit Be­grün­dung durch die Po­li­zei oder den Un­ter­su­chungs­rich­ter aus­ge­hän­digt. Der Ver­ur­teil­te kann in­nert zehn Ta­gen die Auf­he­bung des Ab­we­sen­heits­ur­teils ver­lan­gen. Das Be­geh­ren kann oh­ne Be­grün­dung schrift­lich oder münd­lich zu Pro­to­koll ge­stellt wer­den. Es ist zu­läs­sig, so­fern die Stra­fe noch nicht ver­jährt ist. In die­sem Fall kann der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­rich­tes195 die Er­gän­zung der Vor­un­ter­su­chung durch den Un­ter­su­chungs­rich­ter an­ord­nen. Die­ser über­weist an­sch­lies­send die Ak­ten dem Au­di­tor.

2 Das Ge­such um Auf­he­bung hemmt den Voll­zug des Ab­we­sen­heits­ur­teils, wenn der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts nichts an­de­res ver­fügt.

3 Nach Auf­he­bung des Ab­we­sen­heits­ur­teils durch das Ge­richt fin­det die Neu­be­ur­tei­lung im or­dent­li­chen Ver­fah­ren statt.

195 Aus­druck ge­mä­ss Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, in Kraft seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859). Die­se Änd. ist im gan­zen Er­lass be­rück­sich­tigt.

Art. 157 Verzicht auf Aufhebung des Abwesenheitsurteils  

1 Ver­zich­tet der in Ab­we­sen­heit Ver­ur­teil­te nach Kennt­nis­nah­me des Ur­teils auf des­sen Auf­he­bung, so hat er dies schrift­lich oder münd­lich zu Pro­to­koll zu er­klä­ren. Der Ver­zicht ist end­gül­tig.

2 Der Ver­zicht auf Auf­he­bung des Ab­we­sen­heits­ur­teils wird an­ge­nom­men, wenn der in Ab­we­sen­heit Ver­ur­teil­te

a.
in­nert zehn Ta­gen seit Aus­hän­di­gung des Ab­we­sen­heits­ur­teils kein Be­geh­ren um Neu­be­ur­tei­lung im or­dent­li­chen Ver­fah­ren stellt;
b.
ei­ner Vor­la­dung des Ge­richts zur Haupt­ver­hand­lung im Wie­der­auf­nah­me­ver­fah­ren un­ent­schul­digt kei­ne Fol­ge leis­tet.
Art. 158 Dispensation im Abwesenheitsverfahren  

1 Ein im Aus­land an­säs­si­ger und in Ab­we­sen­heit ver­ur­teil­ter Schwei­zer, dem es aus wich­ti­gen Grün­den, ins­be­son­de­re fa­mi­li­ärer, ge­sund­heit­li­cher, be­ruf­li­cher oder

fi­nan­zi­el­ler Art nicht mög­lich ist, in die Schweiz zu kom­men, kann die Auf­he­bung des Ab­we­sen­heits­ur­teils und die Neu­be­ur­tei­lung im or­dent­li­chen Ver­fah­ren so­wie die Dis­pen­sa­ti­on von der Teil­nah­me an der Haupt­ver­hand­lung ver­lan­gen, so­lan­ge die Stra­fe nicht ver­jährt ist. Bei­de Be­geh­ren sind zu be­grün­den.

2 Über das Dis­pen­sa­ti­ons­ge­such ent­schei­det der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts end­gül­tig.

3 Bei Ab­leh­nung des Dis­pen­sa­ti­ons­ge­suchs fin­det kei­ne Auf­he­bung des Ab­we­sen­heits­ur­teils und kei­ne Neu­be­ur­tei­lung im or­dent­li­chen Ver­fah­ren statt.

4 Vor­be­hal­ten bleibt die Er­neue­rung der Be­geh­ren aus bis­her nicht gel­tend ge­mach­ten Grün­den oder die Durch­füh­rung des Ver­fah­rens nach Ar­ti­kel 156 bei Ein­rei­se in die Schweiz.

Sechster Abschnitt: Verfahren bei Widerruf oder Rückversetzung 196

196 Fassung gemäss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Korrekturen infolge der Revision des AT MStG und weitere Anpassungen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 159 Hauptverhandlung  

1 Hat das Mi­li­tär­ge­richt oder das Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richt über einen Wi­der­ruf (Art. 40 MStG197) oder ei­ne Rück­ver­set­zung (Art. 89 StGB198) zu ent­schei­den, so ist ei­ne Haupt­ver­hand­lung durch­zu­füh­ren. Ar­ti­kel 119 Ab­satz 1bis bleibt vor­be­hal­ten.199

2 Der Ver­ur­teil­te ist an­zu­hö­ren, der Au­di­tor und der Ver­tei­di­ger stel­len und be­grün­den ih­re An­trä­ge. Der Ver­ur­teil­te hat das letz­te Wort.

3 Die Be­stim­mun­gen über die Haupt­ver­hand­lung und das Ur­teil (Art. 130ff.) gel­ten sinn­ge­mä­ss.

197 SR 321.0

198 SR 311.0

199 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Siebenter Abschnitt: …200

200 Aufgehoben durch Ziff. III des BG vom 3. Okt. 2003, mit Wirkung seit 1. März 2004 (AS 2004 921; BBl 2002 7859).

Art. 160–162  

Achter Abschnitt: Zivilrechtliche Ansprüche

Art. 163 Geltendmachung 201  

1 Die Pri­vat­klä­ger­schaft kann ih­re zi­vil­recht­li­chen An­sprü­che aus ei­ner straf­ba­ren Hand­lung, die von ei­nem Mi­li­tär­ge­richt be­ur­teilt wird, ad­hä­si­ons­wei­se im Straf­ver­fah­ren gel­tend ma­chen, so­weit nicht der Bund für er­lit­te­nen Scha­den ge­stützt auf Ar­ti­kel 135 des Mi­li­tär­ge­set­zes vom 3. Fe­bru­ar 1995202 be­zie­hungs­wei­se auf Ar­ti­kel 3 des Ver­ant­wort­lich­keits­ge­set­zes vom 14. März 1958203 haf­tet.

2 Die Zi­vil­kla­ge wird mit der Er­klä­rung nach Ar­ti­kel 84k Ab­satz 2 Buch­sta­be b rechts­hän­gig.

3 Zieht die Pri­vat­klä­ger­schaft ih­re Zi­vil­kla­ge vor Ab­schluss der ers­tin­stanz­li­chen Haupt­ver­hand­lung zu­rück, so kann sie sie auf dem Zi­vil­weg er­neut gel­tend ma­chen.

201 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

202 SR 510.10

203 SR 170.32

Art. 163a Bezifferung und Begründung 204  

1 Die in der Zi­vil­kla­ge gel­tend ge­mach­te For­de­rung ist nach Mög­lich­keit in der Er­klä­rung nach Ar­ti­kel 84k zu be­zif­fern und, un­ter An­ga­be der an­ge­ru­fe­nen Be­weis­mit­tel, kurz schrift­lich zu be­grün­den.

2 Be­zif­fe­rung und Be­grün­dung ha­ben spä­tes­tens im Par­tei­vor­trag zu er­fol­gen.

204 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 163b Beweiserhebungen 205  

1 Der Un­ter­su­chungs­rich­ter er­hebt die zur Be­ur­tei­lung der Zi­vil­kla­ge er­for­der­li­chen Be­wei­se, so­fern das Ver­fah­ren da­durch nicht we­sent­lich er­wei­tert oder ver­zö­gert wird.

2 Er kann die Er­he­bung von Be­wei­sen, die in ers­ter Li­nie der Durch­set­zung der Zi­vil­kla­ge die­nen, von der Leis­tung ei­nes Kos­ten­vor­schus­ses der Pri­vat­klä­ger­schaft ab­hän­gig ma­chen.

205 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 164 Zuständigkeit undVerfahren 206  

1 Das mit der Strafsa­che be­fass­te Mi­li­tär­ge­richt be­ur­teilt den Zi­vil­an­spruch un­ge­ach­tet des Streit­wer­tes.

2 Dem Be­schul­dig­ten wird spä­tes­tens im ers­tin­stanz­li­chen Haupt­ver­fah­ren Ge­le­gen­heit ge­ge­ben, sich zur Zi­vil­kla­ge zu äus­sern.

3 Das Mi­li­tär­ge­richt kann vor­erst nur im Straf­punkt ur­tei­len und die zi­vil­recht­li­chen An­sprü­che spä­ter be­han­deln.

4 Wür­de die voll­stän­di­ge Be­ur­tei­lung der zi­vil­recht­li­chen An­sprü­che einen un­ver­hält­nis­mäs­si­gen Auf­wand er­for­dern, so kann das Mi­li­tär­ge­richt die An­sprü­che nur dem Grund­satz nach ent­schei­den und die Pri­vat­klä­ger­schaft im Üb­ri­gen an das Zi­vil­ge­richt ver­wei­sen. An­sprü­che von ge­rin­ger Hö­he be­ur­teilt es je­doch nach Mög­lich­keit voll­stän­dig.

5 An­er­kennt der Be­schul­dig­te die Zi­vil­kla­ge, so wird dies im Pro­to­koll und im ver­fah­renser­le­di­gen­den Ent­scheid fest­ge­hal­ten.

206 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 164a Sicherheit für die Ansprüche gegenüber der Privatklägerschaft 207  

1 Die Pri­vat­klä­ger­schaft, mit Aus­nah­me des Op­fers, hat auf An­trag der be­schul­dig­ten Per­son für de­ren mut­mass­li­che, durch die An­trä­ge zum Zi­vil­punkt ver­ur­sach­ten Auf­wen­dun­gen Si­cher­heit zu leis­ten, wenn:

a.
sie kei­nen Wohn­sitz oder Sitz in der Schweiz hat;
b.
sie zah­lungs­un­fä­hig er­scheint, na­ment­lich wenn ge­gen sie der Kon­kurs er­öff­net oder ein Nach­lass­ver­fah­ren im Gang ist oder Ver­lust­schei­ne be­ste­hen;
c.
aus an­de­ren Grün­den ei­ne er­heb­li­che Ge­fähr­dung oder Ver­ei­te­lung des An­spruchs der be­schul­dig­ten Per­son zu be­fürch­ten ist.

2 Der Prä­si­dent des Ge­richts ent­schei­det über den An­trag end­gül­tig. Er be­stimmt die Hö­he der Si­cher­heit und setzt ei­ne Frist zur Leis­tung.

3 Die Si­cher­heit kann in bar oder durch Ga­ran­tie ei­ner in der Schweiz nie­der­ge­las­se­nen Bank oder Ver­si­che­rung ge­leis­tet wer­den.

4 Sie kann nach­träg­lich er­höht, her­ab­ge­setzt oder auf­ge­ho­ben wer­den.

207 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 165 Zulässigkeit der Beurteilung  

Ein zi­vil­recht­li­cher An­spruch wird nur be­ur­teilt, wenn der An­ge­klag­te ver­ur­teilt oder vom Ge­richt dis­zi­pli­na­risch be­straft wird.

Art. 165a Kostentragungspflicht der Privatklägerschaft 208  

1 Der Pri­vat­klä­ger­schaft kön­nen die Ver­fah­rens­kos­ten, die durch ih­re An­trä­ge zum Zi­vil­punkt ver­ur­sacht wor­den sind, auf­er­legt wer­den, wenn:

a.
das Ver­fah­ren ein­ge­stellt oder der An­ge­klag­te frei­ge­spro­chen wird;
b.
die Pri­vat­klä­ger­schaft die Zi­vil­kla­ge vor Ab­schluss der ers­tin­stanz­li­chen Haupt­ver­hand­lung zu­rück­zieht;
c.
die Zi­vil­kla­ge ab­ge­wie­sen oder auf den Zi­vil­weg ver­wie­sen wird.

2 Bei An­trags­de­lik­ten kön­nen die Ver­fah­rens­kos­ten der an­trag­stel­len­den Per­son, so­fern die­se mut­wil­lig oder grob fahr­läs­sig die Ein­lei­tung des Ver­fah­rens be­wirkt oder des­sen Durch­füh­rung er­schwert hat, oder der Pri­vat­klä­ger­schaft auf­er­legt wer­den:

a.
wenn das Ver­fah­ren ein­ge­stellt oder der An­ge­klag­te frei­ge­spro­chen wird; und
b.
so­weit der An­ge­klag­te nicht nach Ar­ti­kel 151 Ab­satz 3 kos­ten­pflich­tig ist.

208 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Drittes Kapitel: Rechtsmittel

Erster Abschnitt: Beschwerde

Art. 166 Zulässigkeit  

1 Die Be­schwer­de ist zu­läs­sig ge­gen Ver­fü­gun­gen, Amts­hand­lun­gen und Ver­sä­um­nis­se des Un­ter­su­chungs­rich­ters so­wie ge­gen Haft‑, Be­schlag­nah­me‑, Durch­­su­chungs­ver­fü­gun­gen der Prä­si­den­ten der Mi­li­tär- und Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te. Ge­gen ver­fah­rens­lei­ten­de Ver­fü­gun­gen kann kei­ne Be­schwer­de er­ho­ben wer­den.

2 Be­schwer­de kann er­he­ben, wer un­mit­tel­bar be­trof­fen ist.

Art. 167 Zuständigkeit  

Es ent­schei­den end­gül­tig:

a.
der Prä­si­dent des zu­stän­di­gen Mi­li­tär­ge­rich­tes über Be­schwer­den ge­gen Haft­ver­fü­gun­gen der Un­ter­su­chungs­rich­ter;
b.
der Oberau­di­tor über Be­schwer­den ge­gen die an­dern Ver­fü­gun­gen der Un­ter­su­chungs­rich­ter;
c.
der Prä­si­dent des zu­stän­di­gen Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts über Be­schwer­den ge­gen Ver­fü­gun­gen der Prä­si­den­ten der Mi­li­tär­ge­rich­te;
d.
der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts über Be­schwer­den ge­gen Ver­fü­gun­gen der Prä­si­den­ten der Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te;
Art. 168 Einreichung; Frist  

1 Die Be­schwer­de ist spä­tes­tens fünf Ta­ge, nach­dem der Be­trof­fe­ne von der an­zu­fech­ten­den Ver­fü­gung oder Amts­hand­lung Kennt­nis er­hal­ten hat, mit schrift­li­cher Be­grün­dung bei der Be­schwer­de­be­hör­de ein­zu­rei­chen. Bei Rechts­ver­wei­ge­rung kann je­der­zeit Be­schwer­de er­ho­ben wer­den.

2 Die Be­schwer­de­be­hör­de holt un­ver­züg­lich die Stel­lung­nah­me des Be­schwer­de­geg­ners ein und ver­an­lasst nö­ti­gen­falls wei­te­re Er­he­bun­gen.

Art. 169 Aufschiebende Wirkung  

Die Be­schwer­de hat nur auf­schie­ben­de Wir­kung, wenn es die Be­schwer­de­be­hör­de an­ord­net.

Art. 170 Beschwerdeentscheid  

Wird die Be­schwer­de gut­ge­heis­sen, so trifft die Be­schwer­de­be­hör­de die er­for­der­li­chen Mass­nah­men. Sie kann na­ment­lich Ver­fü­gun­gen auf­he­ben und dem Be­schwer­de­geg­ner Wei­sun­gen er­tei­len.

Art. 171 Kosten  

Die Kos­ten trägt der Bund. Sie kön­nen dem Be­schwer­de­füh­rer auf­er­legt wer­den, wenn er das Be­schwer­de­ver­fah­ren leicht­fer­tig ver­an­lasst hat.

Zweiter Abschnitt: Appellation

Art. 172 Zulässigkeit  

1 Die Ap­pel­la­ti­on ist zu­läs­sig ge­gen Ur­tei­le der Mi­li­tär­ge­rich­te mit Aus­nah­me der Ab­we­sen­heits­ur­tei­le.

2 Wird le­dig­lich der Ent­scheid über einen zi­vil­recht­li­chen An­spruch, über die Kos­ten und Ent­schä­di­gung oder über die Ein­zie­hung von Ge­gen­stän­den und Ver­mö­gens­wer­ten an­ge­foch­ten, so ist ein­zig der Re­kurs zu­läs­sig.209

3 Die Ap­pel­la­ti­on ist fer­ner zu­läs­sig ge­gen Ent­schei­de der Mi­li­tär­ge­rich­te über einen Wi­der­ruf (Art. 40 MStG210) oder ei­ne Rück­ver­set­zung (Art. 89 StGB211).212

209 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

210 SR 321.0

211 SR 311.0

212 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 173 Legitimation; aufschiebende Wirkung  

1 Die Ap­pel­la­ti­on kann vom An­ge­klag­ten oder sei­nem Ver­tei­di­ger so­wie vom Au­di­tor ein­ge­reicht wer­den. Der Au­di­tor kann auch zu­guns­ten des An­ge­klag­ten ap­pel­lie­ren.

1bis Die Pri­vat­klä­ger­schaft kann ap­pel­lie­ren, wenn sie sich be­reits vor­her am Ver­fah­ren be­tei­ligt hat und so­weit das Ur­teil ih­re zi­vil­recht­li­chen An­sprü­che be­trifft oder sich auf de­ren Be­ur­tei­lung aus­wir­ken kann.213

2 Die Ap­pel­la­ti­on hemmt den Voll­zug des Ur­teils.

213Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 174 Einreichung, Frist  

1 Die Ap­pel­la­ti­on ist in­nert fünf Ta­gen seit der münd­li­chen Er­öff­nung des Ur­teils beim Mi­li­tär­ge­richt schrift­lich oder münd­lich zu er­klä­ren. Sie kann auf einen Teil des Ur­teils be­schränkt wer­den.

2 Das Ge­richt gibt den Par­tei­en von der Ap­pel­la­ti­ons­er­klä­rung Kennt­nis.214

214Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

Art. 175 Rückzug  

1 Die Ap­pel­la­ti­on kann bis zum Schluss des Be­weis­ver­fah­rens schrift­lich oder münd­lich zu Pro­to­koll zu­rück­ge­zo­gen wer­den.

2 Zieht der An­ge­klag­te oder die Pri­vat­klä­ger­schaft die Ap­pel­la­ti­on zu­rück, so trägt er oder sie in der Re­gel die aus sei­nem Rechts­mit­tel er­wach­se­nen Kos­ten.215

3 Die Ab­schrei­bung wird vom Prä­si­den­ten des Ge­richts ver­fügt, bei dem sich die Ak­ten be­fin­den.

215Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

Art. 176 Übermittlung der Akten  

Nach Zu­stel­lung des schrift­lich be­grün­de­ten Ur­teils an die Par­tei­en über­mit­telt der Prä­si­dent des Mi­li­tär­ge­richts die Ak­ten dem Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richt.

Art. 177 Einhaltung der Frist; Verspätung  

Der Prä­si­dent des Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts prüft, ob die Ap­pel­la­ti­on recht­zei­tig ein­ge­reicht wur­de. Nimmt er an, dass sie ver­spä­tet ist, so legt er die Ak­ten dem Ge­richt vor, das hier­über im schrift­li­chen Ver­fah­ren ent­schei­det.

Art. 178 Vorbereitung der Hauptverhandlung  

Der Prä­si­dent des Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richts be­rei­tet die Haupt­ver­hand­lung vor und setzt den Par­tei­en ei­ne an­ge­mes­se­ne Frist für Ab­leh­nungs­be­geh­ren und Be­wei­s­an­trä­ge. Nach Ab­lauf der Frist lässt er die Ak­ten bei den Rich­tern zir­ku­lie­ren. Im üb­ri­gen gel­ten die Ar­ti­kel 124−129 sinn­ge­mä­ss.

Art. 179 Ausbleiben des Angeklagten oder der Privatklägerschaft 216  

1 Kann dem An­ge­klag­ten oder der Pri­vat­klä­ger­schaft die Vor­la­dung zur Haupt­ver­hand­lung nicht zu­ge­stellt wer­den oder bleibt er oder sie, oh­ne vom Er­schei­nen dis­pen­siert zu sein, trotz ord­nungs­ge­mäs­ser Vor­la­dung aus, so ist sei­ne Ap­pel­la­ti­on ei­ne Stun­de nach dem Ver­hand­lungs­ter­min ver­wirkt.217

2 Die Ver­wir­kung wird wi­der­ru­fen, wenn der Säu­mi­ge glaub­haft macht, dass er un­ver­schul­det der Vor­la­dung kei­ne Fol­ge leis­ten konn­te.

3 Das Ge­such um Auf­he­bung der Säum­nis­fol­gen ist in­nert zehn Ta­gen nach Emp­fang der Mit­tei­lung über die Ver­wir­kung der Ap­pel­la­ti­on beim Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richt ein­zu­rei­chen.

4 Kann das Ge­such aus wich­ti­gen Grün­den nicht frist­ge­mä­ss ge­stellt wer­den, so ist es in­ner­halb von zehn Ta­gen seit Weg­fall des Hin­der­nis­ses ein­zu­rei­chen.

216Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

217Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

Art. 180 Vorführung des Angeklagten; Abwesenheitsverfahren  

Hat der Au­di­tor die Ap­pel­la­ti­on er­klärt, und bleibt der An­ge­klag­te trotz ord­nungs­ge­mäs­ser Vor­la­dung oh­ne ge­nü­gen­de Ent­schul­di­gung aus, so kann sei­ne Vor­füh­rung an­ge­ord­net wer­den. Kann er nicht vor­ge­führt wer­den oder wird auf sei­ne Vor­füh­rung ver­zich­tet, so gel­ten die Be­stim­mun­gen über das Ver­fah­ren ge­gen Ab­we­sen­de und die Wie­der­auf­nah­me.

Art. 181 Hauptverhandlung  

1 Das Ge­richt kann nö­ti­gen­falls die Haupt­ver­hand­lung von sich aus oder auf An­trag un­ter­bre­chen oder ver­schie­ben.

2 Bei den Par­tei­vor­trä­gen hat der Ap­pel­lant das ers­te Wort. Ha­ben meh­re­re Par­tei­en ap­pel­liert, so spricht zu­erst der Au­di­tor und zu­letzt der An­ge­klag­te. Je­der Par­tei steht das Recht ei­nes zwei­ten Vor­tra­ges zu. Der An­ge­klag­te hat das letz­te Wort.218

3 Im üb­ri­gen gel­ten für die Haupt­ver­hand­lung vor dem Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richt sinn­ge­mä­ss die Ar­ti­kel 130, 132–134, 135 Ab­satz 1, 136–142, 145–147, 148 Ab­satz 1, 149, 150 und 152–154.

218Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

Art. 182 Entscheidungsbefugnis  

1 Das Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richt ist bei der Neu­be­ur­tei­lung der Strafsa­che in tat­säch­li­cher und recht­li­cher Hin­sicht frei. Es ist an die An­trä­ge der Par­tei­en nicht ge­bun­den.

2 Das Ur­teil darf nicht zu­un­guns­ten des An­ge­klag­ten ab­ge­än­dert wer­den, wenn er al­lein oder in­so­weit der Au­di­tor aus­drück­lich zu sei­nen Guns­ten ap­pel­liert hat.

Art. 183 Kosten; Entschädigung  

1 Wird die Ap­pel­la­ti­on des An­ge­klag­ten im vol­len Um­fang gut­ge­heis­sen, so trägt der Bund die Kos­ten des Ap­pel­la­ti­ons­ver­fah­rens. In den an­dern Fäl­len trifft das Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­richt den Kos­ten­ent­scheid nach sei­nem Er­mes­sen.

2 In glei­cher Wei­se ent­schei­det das Ge­richt über die Zu­spre­chung ei­ner an­ge­mes­se­nen Ent­schä­di­gung für An­walts­kos­ten des An­ge­klag­ten, so­fern die­ser nicht amt­lich ver­tei­digt ist. Hat al­lein die Pri­vat­klä­ger­schaft ap­pel­liert, so kann sie ver­pflich­tet wer­den, der Ge­richts­kas­se Er­satz zu leis­ten.219

2bis Heisst das Ge­richt die Ap­pel­la­ti­on der Pri­vat­klä­ger­schaft ganz oder teil­wei­se gut, so kann es ihr ei­ne Ent­schä­di­gung für die An­walts­kos­ten zu­spre­chen, so­fern sie nicht un­ent­gelt­lich ver­bei­stän­det ist. Der Ver­ur­teil­te kann ver­pflich­tet wer­den, der Ge­richts­kas­se Er­satz zu leis­ten.220

3 Über wei­te­re Ent­schä­di­gungs­be­geh­ren ent­schei­det das Ge­richt nach den Re­geln des Ar­ti­kels 117 Ab­satz 3.

4 Der Pri­vat­klä­ger­schaft kön­nen nach Ar­ti­kel 165a die Ver­fah­rens­kos­ten auf­er­legt wer­den.221

219Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

220Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

221 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Dritter Abschnitt: Kassation

Art. 184 Zulässigkeit  

1 Die Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de kann er­ho­ben wer­den

a.
ge­gen Ur­tei­le und Un­zu­stän­dig­keits­ent­schei­de der Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­­ge­rich­te;
b.222
ge­gen Ent­schei­de der Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te über einen Wi­der­ruf (Art. 40 MStG223) so­wie über ei­ne Rück­ver­set­zung (Art. 89 StGB224);
c.
ge­gen Ab­we­sen­heits­ur­tei­le der Mi­li­tär­ge­rich­te .

2 Für die Fäl­le von Buch­sta­be b gel­ten die Ar­ti­kel 185–194 sinn­ge­mä­ss.

222 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

223 SR 321.0

224 SR 311.0

Art. 185 Kassationsgründe  

1 Die Kas­sa­ti­on ist aus­zu­spre­chen, wenn

a.
das Ge­richt nicht vor­schrifts­ge­mä­ss be­setzt war;
b.
das Ge­richt sei­ne Zu­stän­dig­keit zu Un­recht be­jaht oder ver­neint hat;
c.
wäh­rend der Haupt­ver­hand­lung we­sent­li­che Ver­fah­rens­vor­schrif­ten ver­letzt wor­den sind, so­fern dem Be­schwer­de­füh­rer da­durch ein Rechts­nach­teil ent­stan­den ist;
d.
das Ur­teil ei­ne Ver­let­zung des Straf­ge­set­zes ent­hält;
e.
das Ur­teil kei­ne hin­rei­chen­den Ent­schei­dungs­grün­de ent­hält;
f.
we­sent­li­che tat­säch­li­che Fest­stel­lun­gen des Ur­teils dem Er­geb­nis der Be­weis­ver­fah­ren wi­der­spre­chen.

2 Aus den in den Buch­sta­ben a und c ge­nann­ten Grün­den kann die Kas­sa­ti­on nur be­gehrt wer­den, wenn die Par­tei wäh­rend der Haupt­ver­hand­lung einen ent­spre­chen­den An­trag ge­stellt oder den Man­gel ge­rügt hat.

Art. 186 Legitimation; Fristen  

1 Die Kas­sa­ti­on kann vom An­ge­klag­ten, sei­nem Ver­tei­di­ger und vom Au­di­tor ver­langt wer­den. Hat der Au­di­tor auf die Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de ver­zich­tet, so steht die­ses Recht dem Oberau­di­tor zu.

1bis Die Pri­vat­klä­ger­schaft kann Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de er­he­ben, wenn sie sich be­reits vor­her am Ver­fah­ren be­tei­ligt hat und so­weit das Ur­teil ih­re zi­vil­recht­li­chen An­sprü­che be­trifft oder sich auf de­ren Be­ur­tei­lung aus­wir­ken kann.225

2 Die Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de ist in­nert fünf Ta­gen nach der münd­li­chen Er­öff­nung des Ur­teils schrift­lich beim Ge­richt an­zu­mel­den, das ge­ur­teilt hat.

3 Für den Oberau­di­tor be­ginnt die­se Frist mit dem Ein­gang des Ur­teils. Er kann in­nert der Frist die Ak­ten zur Ein­sicht ver­lan­gen. In die­sem Fall läuft die Frist zur An­mel­dung der Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de neu vom Ein­gang der Ak­ten an.

225Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 187 Schriftenwechsel; Wirkung  

1 Nach Ein­gang der An­mel­dung der Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de setzt der Prä­si­dent des Ge­richts dem Be­schwer­de­füh­rer un­ter Zu­stel­lung des be­grün­de­ten Ur­teils ei­ne Frist von 20 Ta­gen zur schrift­li­chen Be­grün­dung.

2 Nach Ein­gang der Be­grün­dung stellt sie der Prä­si­dent des Ge­richts dem Kas­sa­ti­ons­geg­ner zur Ver­nehm­las­sung in­nert 20 Ta­gen zu. An­sch­lies­send über­mit­telt er die Ak­ten mit den Rechts­schrif­ten und sei­nem all­fäl­li­gen Be­richt dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts.

3 Die Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de hemmt den Voll­zug des Ur­teils.

4 An­mel­dung und Rück­zug der Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de sind dem Oberau­di­tor zu mel­den.

Art. 188 Vorbereitung der Verhandlung  

Der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts setzt die Ak­ten bei den Mit­glie­dern des Ge­richts in Zir­ku­la­ti­on und trifft die für die Ver­hand­lung er­for­der­li­chen An­ord­nun­gen.

Art. 189 Weiterer Schriftenwechsel; Entscheidungsbefugnis  

1 Ei­ne münd­li­che Par­teiver­hand­lung fin­det nicht statt. Hin­ge­gen kann ein wei­te­rer Schrif­ten­wech­sel an­ge­ord­net wer­den.

2 Das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt prüft nur die ge­stell­ten An­trä­ge.

3 Stützt sich die Kas­sa­ti­on auf Ar­ti­kel 185 Ab­satz 1 Buch­sta­ben a, b oder c, so wer­den le­dig­lich die in der Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de auf­ge­führ­ten Tat­sa­chen be­rück­sich­tigt.

4 Bei Kas­sa­ti­ons­be­schwer­den, die sich auf Ar­ti­kel 185 Ab­satz 1 Buch­sta­be d, e oder f stüt­zen, ist das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt nicht an die Be­grün­dung der Kas­sa­ti­ons­­be­schwer­de ge­bun­den.

Art. 190 Beurteilung  

Hält das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt die Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de für be­grün­det, so hebt es das an­ge­foch­te­ne Ur­teil auf.

Art. 191 Rückweisung  

1 Wird das Ur­teil auf­ge­ho­ben, so weist das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt die Sa­che zur Neu­be­ur­tei­lung an die Vor­in­stanz zu­rück.

2 Aus be­son­de­ren Grün­den kann es die Sa­che auch ei­nem an­de­ren Ge­richt glei­cher In­stanz zu­wei­sen.

3 Hebt das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt das Ur­teil in An­wen­dung von Ar­ti­kel 185 Ab­satz 1 Buch­sta­be b auf, so über­weist es die Sa­che der zu­stän­di­gen Be­hör­de.

Art. 192 Neubeurteilung  

1 Der Neu­be­ur­tei­lung ist die recht­li­che Be­grün­dung des Ur­teils des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts zu­grun­de zu le­gen.

2 Das Ge­richt darf nicht zu­un­guns­ten des An­ge­klag­ten ent­schei­den, wenn die­ser die Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de al­lein oder so­weit sie der Au­di­tor oder der Oberau­di­tor aus­drück­lich zu sei­nen Guns­ten ein­ge­reicht hat.

Art. 193 Kosten; Entschädigung 226  

Für Kos­ten und Ent­schä­di­gung gilt sinn­ge­mä­ss Ar­ti­kel 183.

226Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

Art. 194 Eröffnung und Zustellung des Urteils  

1 Den Par­tei­en sind Zeit und Ort der Ur­teils­ver­kün­dung an­zu­zei­gen. Das Er­schei­nen ist ih­nen frei­ge­stellt.

2 Für die Zu­stel­lung des be­grün­de­ten Ur­teils gilt Ar­ti­kel 154.

Vierter Abschnitt: Rekurs

Art. 195 Zulässigkeit 227  

Ge­gen Ent­schei­de der Mi­li­tär- und der Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­te kann, so­fern die Ap­pel­la­ti­on oder die Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de nicht zu­läs­sig ist, Re­kurs an das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt er­ho­ben wer­den, na­ment­lich in fol­gen­den Fäl­len:

a.
Voll­stre­ckung auf­ge­scho­be­ner Stra­fe nach Voll­zug von Mass­nah­men;
b.
Ver­wei­ge­rung der Wie­der­auf­nah­me des Ver­fah­rens;
c.
Ent­scheid über zi­vil­recht­li­che An­sprü­che;
d.
Ent­scheid über Kos­ten­auf­la­ge und Ent­schä­di­gungs­be­geh­ren;
e.
Ein­zie­hung;
f.
An­ord­nung von Haft im An­schluss an die Ur­teilser­öff­nung.

227 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 196 Legitimation 228  

1 Der Re­kurs kann vom An­ge­klag­ten, von sei­nem Ver­tei­di­ger und vom Au­di­tor er­ho­ben wer­den.

2 Die Pri­vat­klä­ger­schaft kann in den Fäl­len von Ar­ti­kel 195 Buch­sta­ben b–e Re­kurs er­he­ben.

3 Der von ei­ner an­ge­ord­ne­ten Ein­zie­hung be­trof­fe­ne Drit­te kann in ei­nem Fall von Ar­ti­kel 195 Buch­sta­be e Re­kurs er­he­ben.

228Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 197 Frist; Verfahren  

1 Der Re­kurs ist in­nert 20 Ta­gen nach der schrift­li­chen Mit­tei­lung des an­ge­foch­te­nen Ent­scheids schrift­lich mit An­trag und Be­grün­dung beim Ge­richt ein­zu­rei­chen, des­sen Ent­scheid an­ge­foch­ten wird. Der Prä­si­dent setzt dem Re­kurs­geg­ner ei­ne Frist von 20 Ta­gen zur Ver­nehm­las­sung. Hier­auf über­mit­telt er die Ak­ten mit den Rechts­schrif­ten und sei­nem all­fäl­li­gen Be­richt dem Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts.

2 Ar­ti­kel 182 gilt sinn­ge­mä­ss. In­des­sen ist das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt bei Re­kur­sen nach Ar­ti­kel 195 Buch­sta­ben e und f an den Ent­scheid über die Be­stra­fung ge­bun­den.

3 Ei­ne münd­li­che Par­teiver­hand­lung fin­det nicht statt. Hin­ge­gen kann ein wei­te­rer Schrif­ten­wech­sel an­ge­ord­net wer­den.

Art. 198 Entscheid  

Wird der Re­kurs gut­ge­heis­sen, kann das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt den Fall zu neu­er Ent­schei­dung an die Vor­in­stanz zu­rück­wei­sen oder in der Sa­che sel­ber ent­schei­den.

Art. 199 Kosten; Entschädigung 229  

Für Kos­ten und Ent­schä­di­gung gilt sinn­ge­mä­ss Ar­ti­kel 183.

229Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

Fünfter Abschnitt: Revision

Art. 200 Revisionsgründe  

1 Die Re­vi­si­on ei­nes rechts­kräf­ti­gen Straf­man­dats oder Ur­teils kann ver­langt wer­den, wenn:

a.
Tat­sa­chen oder Be­weis­mit­tel vor­lie­gen, die dem Rich­ter im frü­he­ren Ver­fah­ren nicht be­kannt wa­ren und die al­lein oder zu­sam­men mit den frü­her fest­ge­stell­ten Tat­sa­chen ge­eig­net sind, Frei­spruch oder er­heb­lich ge­rin­ge­re Be­stra­fung des Ver­ur­teil­ten, Ver­ur­tei­lung ei­nes Frei­ge­spro­che­nen oder Ver­ur­tei­lung we­gen ei­ner schwe­re­ren Straf­tat zu be­wir­ken;
b.
durch ei­ne Straf­tat auf das Er­geb­nis des frü­he­ren Ver­fah­rens ein­ge­wirkt wur­de;
c.
seit Er­lass des frü­he­ren Ur­teils ein neu­es Stra­f­ur­teil aus­ge­spro­chen wur­de, das mit dem frü­he­ren un­ver­ein­bar ist;
d.
der Frei­ge­spro­che­ne nach Er­lass des Ur­teils ein glaub­wür­di­ges Ge­ständ­nis ab­ge­legt hat;
e.
ei­ne Ver­let­zung der Aus­stands­vor­schrif­ten vor­liegt, die frü­her nicht gel­tend ge­macht wer­den konn­te;
f.230
der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof für Men­schen­rech­te in ei­nem end­gül­ti­gen Ur­teil fest­ge­stellt hat, dass die Kon­ven­ti­on vom 4. No­vem­ber 1950231 zum Schut­ze der Men­schen­rech­te und Grund­frei­hei­ten (EMRK) oder die Pro­to­kol­le da­zu ver­letzt wor­den sind, oder den Fall durch ei­ne güt­li­che Ei­ni­gung (Art. 39 EMRK) ab­ge­schlos­sen hat, so­fern ei­ne Ent­schä­di­gung nicht ge­eig­net ist, die Fol­gen der Ver­let­zung aus­zu­glei­chen, und die Re­vi­si­on not­wen­dig ist, um die Ver­let­zung zu be­sei­ti­gen; in die­sem Fall muss das Re­vi­si­ons­ge­such in­nert 90 Ta­gen ein­ge­reicht wer­den, nach­dem das Ur­teil oder die Ent­schei­dung des Ge­richts­hofs end­gül­tig ge­wor­den ist.

2 Nach Ab­lauf der Ver­jäh­rungs­frist ist die Re­vi­si­on zu­un­guns­ten des Be­ur­teil­ten aus­ge­schlos­sen.

230Ein­ge­fügt durch An­hang Ziff. 16 des BG vom 4. Okt. 1991 (AS 1992 288, 337Art. 2 Abs. 1 Bst. i; BBl 1991 II 465). Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 1. Okt. 2021, in Kraft seit 1. Ju­li 2022 (AS 2022 289; BBl 2021300, 889).

231 SR 0.101

Art. 201 Zivilrechtliche Ansprüche  

1 We­gen zi­vil­recht­li­cher An­sprü­che kann um Re­vi­si­on nach­ge­sucht wer­den:

a.
aus den in Ar­ti­kel 200 Buch­sta­ben b–e ge­nann­ten Grün­den;
b.
wenn ent­schei­den­de, dem Ge­richt nicht vor­ge­brach­te Tat­sa­chen oder Be­weis­mit­tel ent­deckt wer­den, die ge­eig­net sind, ei­ne an­de­re Be­ur­tei­lung des zi­vil­recht­li­chen An­spruchs her­bei­zu­füh­ren.

2 Die Re­vi­si­on aus den in Ab­satz 1 Buch­sta­be b ge­nann­ten Grün­den muss in­nert 30 Ta­gen nach ih­rer Ent­de­ckung ver­langt wer­den. Nach Ab­lauf von zehn Jah­ren seit Zu­stel­lung der Ur­teils­aus­fer­ti­gung kann die Re­vi­si­on nicht mehr ver­langt wer­den.

Art. 202 Legitimation  

Die Re­vi­si­on kön­nen be­an­tra­gen:

a.
der Au­di­tor;
b.232 der Ver­ur­teil­te, nach sei­nem Tod sei­ne Ver­wand­ten und Ver­schwä­ger­ten in auf- oder ab­stei­gen­der Li­nie, sei­ne Ge­schwis­ter so­wie der Ehe­gat­te, die ein­ge­tra­ge­ne Part­ne­rin oder der ein­ge­tra­ge­ne Part­ner;
c.
der ge­setz­li­che Ver­tre­ter des Ver­ur­teil­ten;
d.233 die Pri­vat­klä­ger­schaft, wenn sie sich be­reits vor­her am Ver­fah­ren be­tei­ligt hat und so­weit der Ent­scheid ih­re Zi­vil­for­de­run­gen be­trifft oder sich auf de­ren Be­ur­tei­lung aus­wir­ken kann;
e.234
der von ei­ner Ein­zie­hung be­trof­fe­ne Drit­te.

232 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 23 des Part­ner­schafts­ge­set­zes vom 18. Ju­ni 2004, in Kraft seit 1. Jan. 2007 (AS 2005 5685; BBl 2003 1288).

233Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des Op­fer­hil­fe­ge­set­zes vom 4. Okt. 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2465; BBl 1990II 961).

234 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 203 Gesuch; aufschiebende Wirkung  

1 Das Re­vi­si­ons­ge­such ist dem Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt schrift­lich ein­zu­rei­chen.

2 Im Ge­such sind die Grün­de und die Be­weis­mit­tel an­zu­ge­ben.

3 Das Ge­such hemmt den Voll­zug des Ur­teils nur, wenn der Prä­si­dent es ver­fügt.

4235

235Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 20. März 1992, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 204 Amtliche Verteidigung  

Er­scheint das Re­vi­si­ons­ge­such nicht zum vor­ne­he­rein als aus­sichts­los, so kann der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts zur Er­gän­zung des Ge­su­ches und für das wei­te­re Ver­fah­ren einen amt­li­chen Ver­tei­di­ger be­stel­len.

Art. 205 Weitere Abklärungen  

Hält der Prä­si­dent des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts wei­te­re Ab­klä­run­gen für not­wen­dig, so nimmt er die­se selbst vor oder lässt sie durch ein Mit­glied des Ge­richts oder den Un­ter­su­chungs­rich­ter vor­neh­men.

Art. 206 Rechtskraft des angefochtenen Urteils  

Bis zum Ent­scheid über das Re­vi­si­ons­ge­such bleibt das an­ge­foch­te­ne Ur­teil rechts­kräf­tig.

Art. 207 Entscheid; Kosten  

1 Wird das Re­vi­si­ons­ge­such gut­ge­heis­sen, so hebt das Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt das Straf­man­dat oder das Ur­teil auf und weist die Sa­che zur Neu­be­ur­tei­lung an die In­stanz zu­rück, wel­che rechts­kräf­tig ge­ur­teilt hat, aus­ge­nom­men in Fäl­len, in de­nen es nach Ar­ti­kel 198 selbst ent­schie­den hat.

2 Aus be­son­dern Grün­den kann es die Sa­che auch ei­ner an­dern In­stanz glei­cher Stu­fe zu­wei­sen.

3 Wird das Ge­such ab­ge­wie­sen, so kön­nen dem Ge­such­stel­ler die Kos­ten des Ver­fah­rens auf­er­legt wer­den.

Art. 208 Neubeurteilung  

1 Die neue Be­hand­lung des Fal­les er­folgt im or­dent­li­chen Ver­fah­ren.

2 Die vom Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richt als er­heb­lich be­zeich­ne­ten Be­weis­mit­tel müs­sen er­ho­ben wer­den.

Art. 209 Wiedereinsetzung  

1 Wird der Ver­ur­teil­te im wie­der­auf­ge­nom­me­nen Ver­fah­ren ganz oder teil­wei­se frei­ge­spro­chen, so wird er in sei­ne Rech­te nach dem neu­en Ur­teil wie­der ein­ge­setzt. Bus­sen und Kos­ten wer­den ent­spre­chend zu­rück­er­stat­tet. über ei­ne Ent­schä­di­gung wird nach den Re­geln des Ar­ti­kels 117 Ab­satz 3 ent­schie­den.

2 Das Ge­richt kann die Ver­öf­fent­li­chung des Ur­teils an­ord­nen.

Viertes Kapitel: Strafvollzug

Art. 210 Rechtskraft  

Ein Ur­teil wird rechts­kräf­tig, wenn die Frist zur Ein­rei­chung der Ap­pel­la­ti­on oder der Kas­sa­ti­ons­be­schwer­de un­be­nützt ver­stri­chen ist oder das Be­geh­ren zu­rück­ge­zo­gen oder ab­ge­wie­sen wur­de.

Art. 211 Vollzugskanton 236  

1 Als Voll­zugs­kan­ton ist der Kan­ton zu be­zeich­nen, in dem die ver­ur­teil­te Per­son ih­ren Wohn­sitz hat.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt den Voll­zugs­kan­ton für Per­so­nen, die kei­nen Wohn­sitz in der Schweiz ha­ben.

236 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Art. 212 Vollzug der Strafen und Massnahmen 237  

1 Der Voll­zugs­kan­ton voll­zieht die Frei­heits­s­tra­fe, die Geld­stra­fe, die Bus­se und die Mass­nah­men.238 Vor­be­hal­ten bleibt der mi­li­tä­ri­sche Voll­zug der Frei­heits­s­tra­fe nach Ar­ti­kel 34b MStG239.

2 Der Er­trag der Geld­stra­fen und der Bus­sen so­wie der Ein­zie­hung geht an den ein­zie­hen­den Kan­ton. Vor­be­hal­ten bleibt Ar­ti­kel 53 MStG.

237 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

238 Fas­sung ge­mä­ss An­hang Ziff. 4 des BG vom 19. Ju­ni 2015 (Än­de­run­gen des Sank­tio­nen­rechts), in Kraft seit 1. Jan. 2018 (AS 2016 1249; BBl 2012 4721).

239 SR 321.0

Art. 213240  

240Auf­ge­ho­ben durch Ziff. II des BG vom 20. März 1992, mit Wir­kung seit 1. Sept. 1992 (AS 1992 1679; BBl 1991 II 1462, IV 184).

Art. 214 Einzug von Gerichtskosten  

Sind dem Ver­ur­teil­ten Kos­ten auf­er­legt wor­den, so wer­den sie nach den Vor­schrif­ten über die Voll­stre­ckung der Zi­vi­l­ur­tei­le ein­ge­zo­gen. Ei­ne Um­wand­lung in Haft fin­det nicht statt.

Art. 215 Vollzugskosten; Rückgriffsrecht 241  

1 Die Kan­to­ne tra­gen die Kos­ten des Voll­zugs von Stra­fen und Mass­nah­men.

2 Ge­gen den Be­trof­fe­nen steht dem Kan­ton für die Kos­ten des Voll­zugs von Mass­nah­men nach den Ar­ti­keln 56–65 StGB242 ein Rück­griffs­recht zu.243

241Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I 1 des BG vom 22. März 1991, in Kraft seit 1. Jan. 1993 (AS 1992 2392; BBl 1988 II 1333).

242 SR 311.0

243 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. II des BG vom 3. Okt. 2008 (Kor­rek­tu­ren in­fol­ge der Re­vi­si­on des AT MStG und wei­te­re An­pas­sun­gen), in Kraft seit 1. März 2009 (AS 2009 701; BBl 2007 8353).

Fünftes Kapitel: Strafverfahren gegen Ausländer

Art. 216 Genfer Abkommen  

Für Straf­ver­fah­ren, die in Kriegs­zei­ten ge­gen Aus­län­der durch­ge­führt wer­den, blei­ben die vom vor­lie­gen­den Ge­setz ab­wei­chen­den Be­stim­mun­gen der Gen­fer Ab­kom­men über den Schutz der Kriegs­op­fer 244 vor­be­hal­ten.

Art. 217 Abweichung von Strafmindestmassen  

Bei den Ver­bre­chen und Ver­ge­hen von Aus­län­dern, die kei­ne Treue­pflicht ge­gen­über der Schweiz ver­let­zen, ist der Rich­ter nicht an die Straf­min­dest­mas­se des Ge­set­zes ge­bun­den.

Dritter Titel: Schlussbestimmungen

Art. 218 Vollzug  

Der Bun­des­rat er­lässt die Voll­zugs­vor­schrif­ten.

Art. 219 Aufhebung bisherigen Rechts  

Das Bun­des­ge­setz vom 28. Ju­ni 1889 245 über die Mi­li­tär­straf­ge­richts­ord­nung wird auf­ge­ho­ben.

245(BS 3 456. AS 1951 437Ziff. II; 1968 212 Ziff. III]

Art. 220 Übergangsrecht  

1 Beim In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes hän­gi­ge Ver­fah­ren wer­den nach neu­em Recht wei­ter­ge­führt.

2 Recht­zei­tig an­ge­mel­de­te Kas­sa­ti­ons­be­schwer­den gel­ten als Ap­pel­la­ti­ons­er­klä­run­gen und wer­den vom Prä­si­den­ten des Mi­li­tär­kas­sa­ti­ons­ge­richts den zu­stän­di­gen Mi­li­tärap­pel­la­ti­ons­ge­rich­ten über­wie­sen.

3 Die Amts­dau­er der Rich­ter und Er­satz­rich­ter der Mi­li­tär­ge­rich­te, die ih­re Tä­tig­keit un­ter bis­he­ri­gem Recht aus­üb­ten, läuft mit dem In­kraft­tre­ten die­ses Ge­set­zes ab.

Art. 220a Übergangsbestimmungen zur Änderung vom
17. Juni 2016
246  

1 Ver­fah­ren, die bei In­kraft­tre­ten der Än­de­rung vom 17. Ju­ni 2016 hän­gig sind, wer­den nach neu­em Recht fort­ge­führt, so­weit die Be­stim­mun­gen die­ses Ar­ti­kels nichts an­de­res vor­se­hen.

2 Ver­fah­rens­hand­lun­gen, die vor In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung an­ge­ord­net oder durch­ge­führt wor­den sind, be­hal­ten ih­re Gül­tig­keit.

3 Ist bei In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung das Be­weis­ver­fah­ren der ers­tin­stanz­li­chen Haupt­ver­hand­lung be­reits ab­ge­schlos­sen, so wird das ers­tin­stanz­li­che Ver­fah­ren nach bis­he­ri­gem Recht durch­ge­führt.

4 Ist vor In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung ein Ent­scheid ge­fällt wor­den, so wer­den Rechts­mit­tel nach bis­he­ri­gem Recht be­ur­teilt. Wird ein Ver­fah­ren von der Rechts­mit­tel­in­stanz zur neu­en Be­ur­tei­lung zu­rück­ge­wie­sen, so ist neu­es Recht an­wend­bar.

5 Für Ein­spra­chen ge­gen Straf­man­da­te gilt Ab­satz 4 sinn­ge­mä­ss.

6 Für Rechts­mit­tel ge­gen Ent­schei­de, die nach In­kraft­tre­ten die­ser Än­de­rung ge­fällt wer­den, gilt in je­dem Fall neu­es Recht.

246 Ein­ge­fügt durch Ziff. I des BG vom 17. Ju­ni 2016, in Kraft seit 1. Jan. 2019 (AS 2018 3911; BBl 2015 60597711).

Art. 221 Referendum und Inkrafttreten  

1 Die­ses Ge­setz un­ter­steht dem fa­kul­ta­ti­ven Re­fe­ren­dum.

2 Der Bun­des­rat be­stimmt das In­kraft­tre­ten.

Da­tum des In­kraft­tre­tens: 1. Ja­nu­ar 1980247

247BRB vom 11. Ju­li 1979

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