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Verordnung
über die Anerkennung
von gymnasialen Maturitätsausweisen
(Maturitäts-Anerkennungsverordnung, MAV)

vom 15. Februar 1995 (Stand am 1. August 2018)

Der Schweizerische Bundesrat,

gestützt auf Artikel 39 Absatz 2 des ETH-Gesetzes vom 4. Oktober 19911
und auf Artikel 60 des Medizinalberufegesetzes vom 23. Juni 20062,3

verordnet:

1SR 414.110

2SR811.11

3 Fassung gemäss Ziff. I der V vom 27. Juni 2018, in Kraft seit 1. Aug. 2018 (AS2018 2669).

1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen

Art. 1 Gegenstand  

Die­se Ver­ord­nung re­gelt die schwei­ze­ri­sche An­er­ken­nung von kan­to­na­len und kan­to­nal an­er­kann­ten gym­na­sia­len Ma­tu­ri­täts­aus­wei­sen.

Art. 2 Wirkung der Anerkennung  

1 Mit der An­er­ken­nung wird fest­ge­stellt, dass die Ma­tu­ri­täts­aus­wei­se gleich­wer­tig sind und den Min­dest­an­for­de­run­gen ent­spre­chen.

2 Die an­er­kann­ten Ma­tu­ri­täts­aus­wei­se gel­ten als Aus­wei­se für die all­ge­mei­ne Hoch­schul­rei­fe.

3 Sie be­rech­ti­gen ins­be­son­de­re zur:

a.
Zu­las­sung an die Eid­ge­nös­si­schen Tech­ni­schen Hoch­schu­len nach Ar­ti­kel 16 des ETH-Ge­set­zes vom 4. Ok­to­ber 1991;
b.
Zu­las­sung zu den eid­ge­nös­si­schen Me­di­zi­nal­prü­fun­gen nach der All­ge­mei­nen Me­di­zi­nal­prü­fungs­ver­ord­nung vom 19. No­vem­ber 19804 und zu den eid­ge­nös­si­schen Prü­fun­gen für Le­bens­mit­tel­che­mi­ke­rin­nen und ‑che­mi­ker nach dem Le­bens­mit­tel­ge­setz vom 9. Ok­to­ber 19925.

4[AS 1982 563, 1995 4367, 1999 2643Ziff. I. AS 2008 6007An­hang 1 Ziff. 1]. Sie­he heu­te: die Prü­fungs­ver­ord­nung MedBG vom 26. Nov. 2008 (SR 811.113.3).

5SR 817.0

2. Abschnitt: Anerkennungsbedingungen

Art. 3 Grundsatz  

Kan­to­na­le so­wie von ei­nem Kan­ton an­er­kann­te Ma­tu­ri­täts­aus­wei­se wer­den im Sin­ne die­ser Ver­ord­nung schwei­ze­risch an­er­kannt, wenn die An­er­ken­nungs­be­din­gun­gen die­ses Ab­schnitts er­füllt sind.

Art. 4 Maturitätsschulen  

Ma­tu­ri­täts­zeug­nis­se wer­den nur an­er­kannt, wenn sie an ei­ner all­ge­mein­bil­den­den Voll­zeit­schu­le der Se­kun­dar­stu­fe II oder an ei­ner all­ge­mein­bil­den­den Voll­zeit- oder Teil­zeit­schu­le für Er­wach­se­ne er­wor­ben wor­den sind.

Art. 5 Bildungsziel  

1 Ziel der Ma­tu­ri­täts­schu­len ist es, Schü­le­rin­nen und Schü­lern im Hin­blick auf ein le­bens­lan­ges Ler­nen grund­le­gen­de Kennt­nis­se zu ver­mit­teln so­wie ih­re geis­ti­ge Of­fen­heit und die Fä­hig­keit zum selb­stän­di­gen Ur­tei­len zu för­dern. Die Schu­len stre­ben ei­ne breit ge­fä­cher­te, aus­ge­wo­ge­ne und ko­hä­ren­te Bil­dung an, nicht aber ei­ne fach­s­pe­zi­fi­sche oder be­ruf­li­che Aus­bil­dung. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler ge­lan­gen zu je­ner per­sön­li­chen Rei­fe, die Vor­aus­set­zung für ein Hoch­schul­stu­di­um ist und die sie auf an­spruchs­vol­le Auf­ga­ben in der Ge­sell­schaft vor­be­rei­tet. Die Schu­len för­dern gleich­zei­tig die In­tel­li­genz, die Wil­lens­kraft, die Sen­si­bi­li­tät in ethi­schen und mu­si­schen Be­lan­gen so­wie die phy­si­schen Fä­hig­kei­ten ih­rer Schü­le­rin­nen und Schü­ler.

2 Ma­tu­ran­din­nen und Ma­tu­ran­den sind fä­hig, sich den Zu­gang zu neu­em Wis­sen zu er­schlies­sen, ih­re Neu­gier, ih­re Vor­stel­lungs­kraft und ih­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons­fä­hig­keit zu ent­fal­ten so­wie al­lein und in Grup­pen zu ar­bei­ten. Sie sind nicht nur ge­wohnt, lo­gisch zu den­ken und zu ab­stra­hie­ren, son­dern ha­ben auch Übung im in­tui­ti­ven, ana­lo­gen und ver­netz­ten Den­ken. Sie ha­ben so­mit Ein­sicht in die Me­tho­dik wis­sen­schaft­li­cher Ar­beit.

3 Ma­tu­ran­din­nen und Ma­tu­ran­den be­herr­schen ei­ne Lan­des­s­pra­che und er­wer­ben sich grund­le­gen­de Kennt­nis­se in an­de­ren na­tio­na­len und frem­den Spra­chen. Sie sind fä­hig, sich klar, tref­fend und ein­fühl­sam zu äus­sern, und ler­nen, Reich­tum und Be­son­der­heit der mit ei­ner Spra­che ver­bun­de­nen Kul­tur zu er­ken­nen.

4 Ma­tu­ran­din­nen und Ma­tu­ran­den fin­den sich in ih­rer na­tür­li­chen, tech­ni­schen, ge­sell­schaft­li­chen und kul­tu­rel­len Um­welt zu­recht, und dies in Be­zug auf die Ge­gen­wart und die Ver­gan­gen­heit, auf schwei­ze­ri­scher und in­ter­na­tio­na­ler Ebe­ne. Sie sind be­reit, Ver­ant­wor­tung ge­gen­über sich selbst, den Mit­menschen, der Ge­sell­schaft und der Na­tur wahr­zu­neh­men.

Art. 6 Dauer  

1 Die Aus­bil­dung bis zur Ma­tu­ri­tät muss ins­ge­samt min­des­tens zwölf Jah­re dau­ern.

2 Min­des­tens die letz­ten vier Jah­re sind nach ei­nem ei­gens für die Vor­be­rei­tung auf die Ma­tu­ri­tät aus­ge­rich­te­ten Lehr­gang zu ge­stal­ten. Ein drei­jäh­ri­ger Lehr­gang ist mög­lich, wenn auf der Se­kun­dar­stu­fe I ei­ne gym­na­sia­le Vor­bil­dung er­folgt ist.

3 An Ma­tu­ri­täts­schu­len für Er­wach­se­ne muss der ei­gens auf die Ma­tu­ri­tät aus­ge­rich­te­te Lehr­gang min­des­tens drei Jah­re dau­ern. Ein an­ge­mes­se­ner Teil die­ses Lehr­gangs muss im Di­rekt­un­ter­richt ab­sol­viert wer­den.

4 Wer­den Schü­le­rin­nen und Schü­ler aus an­dern Schul­ty­pen in den gym­na­sia­len Lehr­gang auf­ge­nom­men, so ha­ben sie in der Re­gel den Un­ter­richt der bei­den letz­ten Jah­re vor der Ma­tu­ri­tät zu be­su­chen.

Art. 7 Lehrkräfte  

1 Im Ma­tu­ri­täts­lehr­gang (Art. 6 Abs. 2 und 3) ist der Un­ter­richt von Lehr­kräf­ten zu er­tei­len, die das Lehr­di­plom für Ma­tu­ri­täts­schu­len er­wor­ben oder ei­ne an­de­re fach­li­che und päd­ago­gi­sche Aus­bil­dung mit glei­chem Ni­veau ab­ge­schlos­sen ha­ben. Für Fä­cher, in de­nen die wis­sen­schaft­li­che Aus­bil­dung an ei­ner uni­ver­si­tär­en Hoch­schu­le mög­lich ist, ist als Ab­schluss ein uni­ver­si­tär­er Mas­ter ver­langt.6

2 Pro­gym­na­sia­ler Un­ter­richt auf der Se­kun­dar­stu­fe I kann auch von Lehr­kräf­ten die­ser Stu­fe er­teilt wer­den, so­fern sie über die ent­spre­chen­de fach­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on ver­fü­gen.

6 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

Art. 8 Lehrpläne  

Die Ma­tu­ri­täts­schu­len un­ter­rich­ten nach Lehr­plä­nen, die vom Kan­ton er­las­sen oder ge­neh­migt sind und sich auf den ge­samtschwei­ze­ri­schen Rah­men­lehr­plan der Kon­fe­renz der kan­to­na­len Er­zie­hungs­di­rek­to­ren ab­stüt­zen.

Art. 9 Maturitätsfächer und weitere obligatorische Fächer 7  

1 Die Ma­tu­ri­täts­fä­cher um­fas­sen:

a.
die Grund­la­gen­fä­cher;
b.
ein Schwer­punkt­fach;
c.
ein Er­gän­zungs­fach;
d.
die Ma­tu­ra­ar­beit.8

2 Die Grund­la­gen­fä­cher sind:9

a.
die Erst­spra­che;
b.
ei­ne zwei­te Lan­des­s­pra­che;
c.
ei­ne drit­te Spra­che (ei­ne drit­te Lan­des­s­pra­che, Eng­lisch oder ei­ne al­te Spra­che);
d.
Ma­the­ma­tik;
e.10
Bio­lo­gie;
f.11
Che­mie;
g.12
Phy­sik;
h.13
Ge­schich­te;
i.14
Geo­gra­fie;
j.15
Bild­ne­ri­sches Ge­stal­ten und/oder Mu­sik.

2bis Die Kan­to­ne kön­nen als wei­te­res Grund­la­gen­fach Phi­lo­so­phie an­bie­ten.16

3 Das Schwer­punkt­fach ist aus den fol­gen­den Fä­chern oder Fä­cher­grup­pen aus­zu­wäh­len:

a.
al­te Spra­chen (La­tein und/oder Grie­chisch);
b.
ei­ne mo­der­ne Spra­che (ei­ne drit­te Lan­des­s­pra­che, Eng­lisch, Spa­nisch oder Rus­sisch);
c.
Phy­sik und An­wen­dun­gen der Ma­the­ma­tik;
d.
Bio­lo­gie und Che­mie;
e.
Wirt­schaft und Recht;
f.
Phi­lo­so­phie/Päd­ago­gik/Psy­cho­lo­gie;
g.
Bild­ne­ri­sches Ge­stal­ten;
h.
Mu­sik.

4 Das Er­gän­zungs­fach ist aus den fol­gen­den Fä­chern aus­zu­wäh­len:

a.
Phy­sik;
b.
Che­mie;
c.
Bio­lo­gie;
d.
An­wen­dun­gen der Ma­the­ma­tik;
dbis.17
In­for­ma­tik;
e.
Ge­schich­te;
f.
Geo­gra­phie;
g.
Phi­lo­so­phie;
h.
Re­li­gi­ons­leh­re;
i.
Wirt­schaft und Recht;
k.
Päd­ago­gik/Psy­cho­lo­gie;
l.
Bild­ne­ri­sches Ge­stal­ten;
m.
Mu­sik;
n.
Sport.

5 Ei­ne Spra­che, die als Grund­la­gen­fach be­legt wird, kann nicht gleich­zei­tig als Schwer­punkt­fach ge­wählt wer­den. Eben­so ist die gleich­zei­ti­ge Wahl ei­nes Fa­ches als Schwer­punkt- und Er­gän­zungs­fach aus­ge­schlos­sen. Die Wahl von Mu­sik oder Bild­ne­ri­schem Ge­stal­ten als Schwer­punkt­fach schliesst die Wahl von Mu­sik, Bild­ne­ri­schem Ge­stal­ten oder Sport als Er­gän­zungs­fach aus.

5bis Als wei­te­re ob­li­ga­to­ri­sche Fä­cher be­le­gen al­le Schü­le­rin­nen und Schü­ler:

a.
In­for­ma­tik;
b.
Wirt­schaft und Recht.18

6 Für die Aus­bil­dungs­an­ge­bo­te der Ma­tu­ri­täts­schu­len in den Grund­la­gen-, Schwer­punkt- und Er­gän­zungs­fä­chern sind die Be­stim­mun­gen der Kan­to­ne mass­ge­bend.

7 Im Grund­la­gen­fach «Zwei­te Lan­des­s­pra­che» müs­sen min­des­tens zwei Spra­chen an­ge­bo­ten wer­den. In mehr­spra­chi­gen Kan­to­nen kann ei­ne zwei­te Kan­tonss­pra­che als «zwei­te Lan­des­s­pra­che» be­stimmt wer­den.

7 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Aug. 2018 (AS2018 2669).

8 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

9 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

10 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

11 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

12 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

13 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

14 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

15 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

16 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

17 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

18 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007 (AS2007 3477). Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Aug. 2018 (AS2018 2669).

Art. 10 Maturaarbeit  

Schü­le­rin­nen und Schü­ler müs­sen al­lein oder in ei­ner Grup­pe ei­ne grös­se­re ei­gen­stän­di­ge schrift­li­che oder schrift­lich kom­men­tier­te Ar­beit er­stel­len und münd­lich prä­sen­tie­ren.

Art. 11 Anteile der Fächer 19  

Der An­teil an der ge­sam­ten Un­ter­richts­zeit für die Ma­tu­ri­täts­fä­cher be­trägt:20

In Pro­zent

a.21
für die Grund­la­gen­fä­cher und die wei­te­ren ob­li­ga­to­ri­schen Fä­cher:22

1.
Spra­chen (Erst­spra­che, zwei­te und drit­te Spra­che)

30–40

2.23
Ma­the­ma­tik, In­for­ma­tik und Na­tur­wis­sen­schaf­ten
(Bio­lo­gie, Che­mie und Phy­sik)

27–37

3.24
Geis­tes- und So­zi­al­wis­sen­schaf­ten (Ge­schich­te, Geo­gra­fie, Wirt­schaft und Recht so­wie al­len­falls Phi­lo­so­phie)

10–20

4.
Kunst (Bild­ne­ri­sches Ge­stal­ten und/oder Mu­sik)

5–10

b.
für den Wahl­be­reich:
Schwer­punkt- und Er­gän­zungs­fach so­wie Ma­tu­ra­ar­beit


15–25

19 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

20 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

21 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

22 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Aug. 2018 (AS2018 2669).

23 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Aug. 2018 (AS2018 2669).

24 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Aug. 2018 (AS2018 2669).

Art. 11a Interdisziplinarität 25  

Je­de Schu­le stellt si­cher, dass die Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit fä­cher­über­grei­fen­den Ar­beits­wei­sen ver­traut sind.

25 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

Art. 12 Dritte Landessprache  

Ne­ben dem An­ge­bot der Lan­des­s­pra­chen im Be­reich der Grund­la­gen- und Schwer­punkt­fä­cher muss auch ei­ne drit­te Lan­des­s­pra­che als Frei­fach an­ge­bo­ten wer­den. Die Kennt­nis und das Ver­ständ­nis der re­gio­na­len und kul­tu­rel­len Be­son­der­hei­ten des Lan­des sind durch ge­eig­ne­te Mass­nah­men zu för­dern.

Art. 13 Rätoromanisch  

Im Kan­ton Grau­bün­den kann die rä­to­ro­ma­ni­sche Spra­che zu­sam­men mit der Un­ter­richtss­pra­che als Erst­spra­che (Art. 9 Abs. 1 Bst. a) be­zeich­net wer­den.

Art. 14 Prüfungsfächer  

1 Ei­ne Ma­tu­ri­täts­prü­fung fin­det in min­des­tens fünf Ma­tu­ri­täts­fä­chern statt. Die Prü­fun­gen sind schrift­lich; es kann zu­sätz­lich münd­lich ge­prüft wer­den.

2 Prü­fungs­fä­cher sind:

a.
die Erst­spra­che;
b.
ei­ne zwei­te Lan­des­s­pra­che oder ei­ne zwei­te Kan­tonss­pra­che nach Ar­ti­kel 9 Ab­satz 7;
c.
Ma­the­ma­tik;
d.
das Schwer­punkt­fach;
e.
ein wei­te­res Fach, für des­sen Wahl die Be­din­gun­gen des Kan­tons mass­ge­bend sind.
Art. 15 Maturitätsnoten und Bewertung der Maturaarbeit  

1 Die Ma­tu­ri­täts­no­ten wer­den ge­setzt:

a.
in den Fä­chern, in de­nen ei­ne Ma­tu­ri­täts­prü­fung statt­fin­det, je zur Hälf­te auf­grund der Leis­tun­gen im letz­ten Aus­bil­dungs­jahr und der Leis­tun­gen an der Ma­tu­ri­täts­prü­fung;
b.
in den üb­ri­gen Fä­chern auf­grund der Leis­tun­gen im letz­ten Aus­bil­dungs­jahr, in dem das Fach un­ter­rich­tet wor­den ist;
c.26
in der Ma­tu­ra­ar­beit auf­grund des Ar­beitspro­zes­ses, der schrift­li­chen Ar­beit und ih­rer münd­li­chen Prä­sen­ta­ti­on.

2 Bei der Be­wer­tung der Ma­tu­ra­ar­beit wer­den die er­brach­ten schrift­li­chen und münd­li­chen Leis­tun­gen be­rück­sich­tigt.

26 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

Art. 16 Bestehensnormen  

1 Die Leis­tun­gen in den Ma­tu­ri­täts­fä­chern wer­den in gan­zen und hal­b­en No­ten aus­ge­drückt. 6 ist die höchs­te, 1 die tiefs­te No­te. No­ten un­ter 4 ste­hen für un­ge­nü­gen­de Leis­tun­gen.

2 Die Ma­tu­ri­tät ist be­stan­den, wenn in den Ma­tu­ri­täts­fä­chern:27

a.
die dop­pel­te Sum­me al­ler No­ten­ab­wei­chun­gen von 4 nach un­ten nicht grös­ser ist als die Sum­me al­ler No­ten­ab­wei­chun­gen von 4 nach oben; und
b.28
nicht mehr als vier No­ten un­ter 4 er­teilt wur­den.

3 Zur Er­lan­gung des Ma­tu­ri­täts­aus­wei­ses sind zwei Ver­su­che zu­läs­sig.

27 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

28 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

Art. 17 Grundkurs in Englisch  

Für Schü­le­rin­nen und Schü­ler, die Eng­lisch nicht als Ma­tu­ri­täts­fach ge­wählt ha­ben, muss ein Grund­kurs in Eng­lisch an­ge­bo­ten wer­den.

3. Abschnitt: Besondere Bestimmungen

Art. 18 Zweisprachige Maturität  

Die von ei­nem Kan­ton nach ei­ge­nen Vor­schrif­ten er­teil­te zwei­spra­chi­ge Ma­tu­ri­tät kann eben­falls an­er­kannt wer­den.

Art. 19 Abweichungen von den Bestimmungen dieser Verordnung 29  

1 Ab­wei­chun­gen von Be­stim­mun­gen die­ser Ver­ord­nung kön­nen be­wil­ligt wer­den:

a.
für die Durch­füh­rung von Schul­ver­su­chen;
b.
für die Schwei­zer­schu­len im Aus­land, so­weit sol­che Ab­wei­chun­gen im Hin­blick auf das Schul­sys­tem des Sitz­lan­des nö­tig sind.

2 Die Ab­wei­chun­gen wer­den be­wil­ligt:

a.
für Schul­ver­su­che: von der Schwei­ze­ri­schen Ma­tu­ri­täts­kom­mis­si­on;
b.
für Schwei­zer­schu­len im Aus­land: vom Eid­ge­nös­si­schen De­par­te­ment für Wirt­schaft, Bil­dung und For­schung (WBF)30 und vom Vor­stand der Schwei­ze­ri­schen Kon­fe­renz der kan­to­na­len Er­zie­hungs­di­rek­to­ren ge­mein­sam.

29 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

30 Die Be­zeich­nung der Ver­wal­tungs­ein­heit wur­de in An­wen­dung von Art. 16 Abs. 3 der Pu­bli­ka­ti­ons­ver­ord­nung vom 17. Nov. 2004 auf den 1. Jan. 2013 an­ge­passt (AS 2004 4937). Die An­pas­sung wur­de im gan­zen Text vor­ge­nom­men.

Art. 20 Maturitätsausweis 31  

1 Der Ma­tu­ri­täts­aus­weis ent­hält:

a.
die Auf­schrift «Schwei­ze­ri­sche Eid­ge­nos­sen­schaft» so­wie die Kan­tons­be­zeich­nung;
b.
den Ver­merk «Ma­tu­ri­täts­aus­weis, aus­ge­stellt nach …»;
c.
den Na­men der Schu­le, die ihn aus­stellt;
d.
den Na­men, Vor­na­men, Hei­mat­ort (für Aus­län­de­rin­nen und Aus­län­der: Staats­­an­ge­hö­rig­keit und Ge­burts­ort) und das Ge­burts­da­tum der In­ha­be­rin oder des In­ha­bers;
e.
die An­ga­ben der Zeit, wäh­rend der die In­ha­be­rin oder der In­ha­ber die Schu­le be­sucht hat;
f.32
die No­ten der Ma­tu­ri­täts­fä­cher;
g.33
das The­ma der Ma­tu­ra­ar­beit;
h.
ge­ge­be­nen­falls einen Hin­weis auf die Zwei­spra­chig­keit der Ma­tu­ri­tät mit An­ga­be der zwei­ten Spra­che;
i.
die Un­ter­schrift der zu­stän­di­gen kan­to­na­len Be­hör­de und der Rek­to­rin oder des Rek­tors der Schu­le.

2 Die No­ten für kan­to­nal vor­ge­schrie­be­ne oder an­de­re be­leg­te Fä­cher kön­nen im Ma­tu­ri­täts­aus­weis eben­falls auf­ge­führt wer­den.

31 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

32 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

33 Fas­sung ge­mä­ss Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

4. Abschnitt: Schweizerische Maturitätskommission

Art. 21  

Auf­ga­ben und Zu­sam­men­set­zung der Schwei­ze­ri­schen Ma­tu­ri­täts­kom­mis­si­on rich­ten sich nach der Ver­wal­tungs­ver­ein­ba­rung vom 16. Ja­nu­ar 1995/15. Fe­bru­ar 199534 zwi­schen dem Schwei­ze­ri­schen Bun­des­rat und der Schwei­ze­ri­schen Kon­fe­renz der kan­to­na­len Er­zie­hungs­di­rek­to­ren.

5. Abschnitt: Verfahren

Art. 22 Zuständigkeit  

1 Der Kan­ton rich­tet sein Ge­such an die Schwei­ze­ri­sche Ma­tu­ri­täts­kom­mis­si­on.

2 Über Ge­su­che ent­schei­det das WBF auf An­trag der Schwei­ze­ri­schen Ma­tu­ri­täts­kom­mis­si­on.

Art. 23 Rechtsschutz  

Ge­gen Ver­fü­gun­gen des WBF kann der ge­such­stel­len­de Kan­ton Be­schwer­de füh­ren. Das Ver­fah­ren rich­tet sich nach den all­ge­mei­nen Be­stim­mun­gen über die Bun­des­ver­wal­tungs­rechts­pfle­ge.

6. Abschnitt: Schlussbestimmungen

Art. 24 Aufhebung bisherigen Rechts  

Die Ver­ord­nung vom 22. Mai 196835 über die An­er­ken­nung von Ma­tu­ri­täts­aus­wei­sen wird auf­ge­ho­ben.

Art. 25 Übergangsbestimmung  

Nach bis­he­ri­gem Recht er­teil­te An­er­ken­nun­gen sind noch acht Jah­re ab In­kraft­tre­ten die­ser Ver­ord­nung gül­tig.

Art. 25a Übergangsbestimmungen für die Änderung vom
27. Juni 2007
36  

1 An­er­ken­nungs­ge­su­che, die vor dem In­kraft­tre­ten der Än­de­rung vom 27. Ju­ni 2007 die­ser Ver­ord­nung ge­mä­ss bis­he­ri­gem Recht ein­ge­reicht wur­den, wer­den ge­stützt auf bis­he­ri­ges Recht be­ur­teilt.

2 Aus­bil­dun­gen, de­ren Ab­schlüs­se ge­mä­ss bis­he­ri­gem Recht an­er­kannt wor­den sind, sind in­nert ei­nem Jahr nach In­kraft­tre­ten der Än­de­rung vom 27. Ju­ni 2007 die­ser Ver­ord­nung an das neue Recht an­zu­pas­sen. Die vor­ge­nom­me­nen Än­de­run­gen sind der Schwei­ze­ri­schen Ma­tu­ri­täts­kom­mis­si­on zur Über­prü­fung ein­zu­rei­chen.

36 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2007, in Kraft seit 1. Aug. 2007 (AS2007 3477).

Art. 25b Übergangsbestimmung zur Änderung vom
27. Juni 2018
37  

In­for­ma­tik muss spä­tes­tens am 1. Au­gust 2022 als wei­te­res ob­li­ga­to­ri­sches Fach ein­ge­führt sein.

37 Ein­ge­fügt durch Ziff. I der V vom 27. Ju­ni 2018, in Kraft seit 1. Aug. 2018 (AS2018 2669).

Art. 26 Inkrafttreten  

Die­se Ver­ord­nung tritt am 1. Au­gust 1995 in Kraft.

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